PRIMS Full-text transcription (HTML)
Pia ad Mortem Præparatio
Das iſt: Einfaltige Predigt / Von Chriſtlicher Vorbereitung zum Tode /
Gehalten zu NiederHansdorff / in der Graffſchafft Glatz / den 8 Novemb. Anno 1615. Bey der Leichbegaͤngnus der Ehrbaren vñ Ehrentugendreichen Frawen Urſulæ, Gebornen Weidnerin / Deß Ehrwirdigen / Ehrenfeſten vnd Wolgelahrten Herrn Danielis Hampergers, getrewen vnd wolverdienten Pfarrers daſelbſt vielgeliebten Hausfrawen / So den 4. Novembris zuvor im HERREN Seliglich eingeſchlaffen /
Pſal. 112. Deß Gerechten wird nimmermehr vergeſſen.

Ingreſſus.

  • Der Vater der Barmhertzigkeit / vnd der Gott alles Troſtes / Der vns troͤſtet in allerley truͤbſalen / ſey mit vns allen / Jnſonderheit mit allen Chriſtlichen Hertzen / die vber der gegenwertigen fuͤrnehmen Leichen / ſo in dieſem GOttes Hauſe fuͤr vnſern Augen ſchwebet / hochbetruͤbet ſein / vnd erfuͤlle an Jhnen die verheiſſung ſeines lieben Soh - nes / vnſers HErren JEſu Chriſti. Selig ſind / die da Leid tragen / Denn die ſollen getroͤſter werden. Amen!

GEliebte / theils hochbetruͤbte / alleſambt außerwehlte vnd andaͤchtige in Chriſto / Wir leſen von dem Heydniſchen Philoſopho, Diogene Cynico, daß er befohlen habe / wann er wuͤrde geſtorben ſein / daß man ſeinen Leib vnbegra - ben ſolte hinwerffen; Alß nun ſeine Freunde fragen / Wem ſie ſeinen Leib ſolten vorwerffen / den Vogeln / oder den wilden Thieren: Antwortet er: Mit nich - ten. Sondern leget mir einen ſtoͤcken zur ſeiten / daß ich ſie hiermit moͤchte wegſcheuchen / Da ſie jhn aber zu rede ſetzen / wie er die Vogel vnd die wilden Thiere wuͤrde wegſcheuchen / weil er kein leben vnd fuͤhlen alß dann haben wuͤrde: Ey / ſagt er / eben darumb / werden mir auch die Vogel / vnd die wilden Thiere / mit jhrem hacken / beiſſen vnd zerreiſſen gar nichts ſchaden koͤnnen. Dieſem Lucianer vnd Spoͤtter ſeind nu nicht vngleich vnſere Epicurer, die bißwei - len freventlich ſprechen: Was frage ich darnach /A ijwennwenn ich werde todt ſein / wie ich begraben werde / werde ichs doch damals nicht empfinden. Aber wie wir ſolche gottloſe reden vnſerer falſchen SaͤwChri - ſten / die da verrahten ein vnglaͤubiges Hertz / welches aus dem Artickel vnſers Chriſtlichen Symboli von der Aufferſtehung vnſers Fleiſches zum Ewigen Le - ben / das lauter geſpoͤtte treibet / ferne von vns ſollen ſein laſſen; vnd ein ehrlich Begraͤbnuͤß vor eine be - ſondere Gabe Gottes halten / vns dieſelbe ſelbſt wuͤn - ſchen / auch Gott herumb hertzlich anruffen vnd bitten: Alſo ſollen wir auch die vnſerigen / die vns hertzlich lieb geweſen / vnd toͤdtlich abgegangen ſein / Ehrlich zur Erden beſtatten / wie wir hierzu vom Sirach an ſeinem 38. cap. gar treulich ermahnet werden. Weil dann dieſer vermahnung der Wirdige / Ehrenveſte vnd Wolgelehrte Herr Daniel Hamperger / der Kir - chen Gottes allhier zu Nieder Hanßdorffen getrewer Prediger vnd Seelſorger / mein grosguͤnſtiger viel - geliebter Herr Gevatter / auch gehorſamlich nachkoͤm - met: Jn dem vnd damit / daß er ſein Ehrentugend - reiches hertzliebſtes Ehemahel / die der bittere Tod / der keines Menſchen ſchonet / an der nechſten Mitwo - che vber vnd wieder alle ſeine vnd der ſeinigen zuver - ſicht ploͤtzlich gewuͤrget / vnd zu einer Leichen gemacht / heute gantz ehrlich zur Erden beſtatten leſſet; vnd wir alleſambt / die wir dieſer fuͤrnehmen Leichbegaͤngnuͤß / aus Chriſtlicher Liebe vnd mit hertzlichem mitleiden beywohnen / durch dieſelbe vnſerer ſterbligkeit erin - nert / vnd auch zugleich ermahnet werden / daß wir vns ſtuͤndlich vnd augenblicklich zu einem ſeligen Sterbeſtuͤndlein ruͤſten vnd ſchicken ſollen / vnd ſol -chesches nicht ſtehet auf vnſern eignen natuͤrlichen kraͤff - ten / Sondern von Gott allein herruͤhret. Demnach ſo wollen wir auch bey Gott dem HErrn durch ein andaͤchtiges Gebete hierumb demuͤttig anhalten. Fallet derhalben nieder auf ewre knie / vnd betet mit hertz vnd mit mund mit mir alſo:

O Ewiger Gott / Himliſcher Vater / ich bit[t]e ꝛc.

Thema Concionis funebris Evangelium Luc. 12. cap.

LAſſet Ewre Lenden vmb - guͤrtet ſein / vnd ewre Lich - ter breñen. Vnd ſeid gleich den Menſchen / die auf jh - ren HErrn warten / wenn er auffbre - chen wird von der Hochzeit / Auf daß / wenn Er koͤmbt / vnd anklopffet / ſie Jhm bald auffthun. Selig ſind die Knechte / die der HErr / ſo Er koͤmbt / wachend findet. Warlich / Jch ſage euch / Er wird ſich auffſchuͤrtzen / vnd wird ſie zu tiſch ſetzen / vnd fuͤr jhnen ge - hen / vnd jhnen dienen.
A iijVnd
Vnd ſo er koͤmbt in der andern Wa - che / vnd in der dritten Wache / vnd wirds alſo finden / Selig ſind dieſe Knechte / Das ſolt jhr aber wiſſen / Wenn ein Haußherr wuͤſte / zu wel - cher ſtunde der Dieb kaͤme / ſo wachet er / vnd ließ nicht in ſein Haußbrechen. Darumb ſeid jhr auch bereit / Denn des Menſchen Sohn wird kommen zu der ſtunde / da jhr nicht meinet.

Exordium.

GEliebte im HErren / auch hoch - betruͤbte im Hertzen / der Koͤnig Da - vid ſaget Pſal. 80. von den warhaff - tigen Kindern Gottes: Du (lieber Gott) ſpeiſeſt ſie mit Threnenbrot / vnd traͤnckeſt ſie mit groſſem Maß voll Threnen. Ob nu wol diß allen fromen Chri - ſten in dieſem Jammerthal begegnet / die gemeiniglich vnter dem Creutz ſtehen / vnd Threnenbrot eſſen / auch Threnen mit groſſem vnd vollen maß trincken muſſen: So wiederfahre es doch fuͤrnemlich Gott - fuͤrchtigen Eheleuten / die in jhrem Eheſtande / der ein rechter Creutzſtand iſt / mit Leibesfruͤchten begabet werden / die ſie dann in der zucht vnd ermahnung zumHEr -HErren aufferziehen. Wann zwo freye vnd ledige Perſonen mit einander zur Ehe greiffen / ſo fangen ſie es gemeiniglich mit freuden an. Denn da macht man eine Hochzeit / man ſchlachtet vnd baͤcket / ſiedet / ko - chet vnd braͤtet / da laͤdet man ein die nechſte Freund - ſchafft / braucht auch dazu allerley freuden vnd Set - tenſpiel / Da kommet man zuſammen / iſſet / trincket / tantzet / ſpringet / iſt froͤlich vnd gutter dinge / gerade / alß weren zwey newe Eheleute in einen ſolchen Or - den getreten / in welchem ſie in eitel freude vnd won - ne leben wuͤrden. Gleich wie aber Mann vnd Weib / in jhrer Ehe / mit viel vnd mancherley jammer vnd vngluͤck angegrieffen werden: jtzo mit mangel / vnd kummer / bald mit ſchaden vnd abgang in der Wirt - ſchafft vnd Nahrung / zu Hauſe vnd zu Felde / bald mit krancken Kindern / oder daß eines / oder mehr / da - hin ſterben / bald mit Seuchen vnd Kranckheiten / die jhnen ſelbſt / einem oder dem andern / oder beyden zu - gleich angehenget werden / daß ſie mit einander ſitzen muſſen in der Ehe / alß in einem rechten wehe / vnd manchmals zehn mahl lieber todt als lebendig / vnter als vber der Erden ſein wuͤrden: Alſo werden auch Eheleute endlichen / durch den tod mit ſchmertzen von einander getrennet vnd geriſſen / vnd wird jhr Ehe - ſtand / den ſie mit freuden angefangen / mit weinen vnd heulen trauren vnd wehklagen beſchloſſen / daß das jenige / ſo in Witwerſtand geraͤht / ſambt den ar - men Kindern vnd elenden Waͤißlin recht mit Thre - nenbrot wird geſpeiſet / vnd mit groſſem maß voll thre - nen getraͤncket / vnd ſo viel deſto mehr / ſo viel deſto groͤſſer vorhin die liebe in Chriſtlichen Eheleuten ge -gengen einander ſelbſt / vnd auch gegen jhren Kindern ge - weſen iſt. Vnd eben diß groſſe vnd ſchwere Haus - Creutz / hat auch der frome vnd getrewe Gott aus Vaͤterlichem raht vnd willen dem Herrn PfarrErn allhie zugeſchickt / Sintemal er jhm an der nechſten Mitwoch / ſeine HaußEhre / mit deren er eine zeitlang in rechter lieb vnd einigkeit / in der Ehe gelebet / auch durch ſie / mit lieben Kindern iſt geſegnet worden / mit vberaus groſſem hertzleid von der ſeiten hat hin - weg genommen. An welcher dann der gutte Herr verlohren hat ein fromes Eheweib / ſo jhn von hertzen hat geehret / geliebet / ſeiner auch alß eines ſteten Pa - cienten treulich gepfleget vnd gewartet / auch alles in der Wirtſchafft vernuͤnfftig angeſtellet vnd wol ver - ſorget. Die Kinder (deren drey noch zart vnd klein) haben verlohren eine frome Mutter / die ſie hertzlich hat geliebet / vnd ſie zu aller Gottſeligkeit / zucht vnd ehrbarkeit fleiſſig aufferzogen. Das Geſinde hat ver - lohren eine frome Fraw / die ſie nicht allein zur Ar - beit / ſondern auch zu allem gutten hat angewieſen / vnd ſich vmb ſie wol verdienet. Diß Dorff hat ver - lohren eine frome PfarrFraw / ſo dieſe Gemeine mit trewen hat gemeinet / hertzlich fuͤr jhre ſelige wolfahrt zu Gott gebetet / ſich wolthaͤtig gegen den duͤrfftigen erzeiget / iſt auch Jedermaͤnniglich / ſonderlich den Weibesbildern mit allen Chriſtlichen Tugenden vor - gegangen / die S. Paulus in ſeiner 1. Tim. 2. cap. von einem jeden fromen Weibe fodert vnd haben wil. Vnd ich / mein Weib vnd Kinder / haben auch an jhr verlohren eine grosguͤnſtige vnd vielgeliebte Fraw Gevatterin vnd Patin / von deren wir viel wolthatenempfan -empfangen haben / die jhr Gott dort ewiglich vergel - ten vnd bezahlen wolle. Ob vns nun wol der gerech - te Gott durch fruͤzeitige abefoderung dieſer Chriſtli - chen Frawen mit Threnenbrot vnd mit groſſem maß voll threnen gar ernſtlich ſpeiſet vnd traͤncket: So laͤſſets doch der guͤttige GOtt darbey nicht wenden / ſondern er ſpeiſet vnd traͤncket vns auch nebenbey aus ſeinem ſeligmachenden wort / mit allerley leben - digem Troſt ſehr reichlich vnd mildiglich. Denn das wort Gottes zeuget / daß die vnſerigen / ſo Gott vndPſal. 90. ſein Wort geliebet / nicht ohne gefehr dahin ſterben / ſondern allein nach Gottes guttem anaͤdigen willen / der ſie auch viel lieber hat / als ein Mutter jhr Kind /Eſai. 49. Hiob. 14. Matt. 10. zehlet vnſere Monden vnd Tage / Ja auch vnſere Haare auff vnſerm Haͤubte / vnd hat einem jeden ſei - ne zeit beſtimbt / wie lange er leben ſolle / vnd jhm ein ziel geſetzet / das er nicht kan vbergehen / vnd daß die Gerechten weggeraffet werden fuͤrm vngluͤck / kom -Eſa. 57. men zum friede / vnd ruhen in jhren kammern / vnd daß wir auch dermal eins zu jhme ſollen verſamlet wer -Num. 20. 31. 2. Par. [3]4. den. Das wort Gottes zeuget auch / daß der toͤdtliche abgang derer / die vns lieb geweſen / vns zum beſten diene. Denn hierdurch werde vnſer Glaube / der al -1. Pet. 1. Rom. 5. lein an Gottes wort haͤngen ſol / ſo wol auch vnſere hoffnung / die auff linderung vnd abewendung der truͤbſaln wartet / vnd vnſer gehorſam / der Gott in al - lem zu gebote ſtehen ſol / gepruͤfet / vermehret vnd ge - ſtaͤrcket / dadurch werde auch vnſer Gebete wol geuͤ -Eſa. 26. bet vnd geſchaͤrffet / vnd vnſer vertrawen von den mit - teln vnd Creaturen auf GOtt den Allmechtigen2. Cor. 1. Phil. 1. Schoͤpffer gekehret vnd gewendet / vnd wir ſehr ſuͤch -Btigtig gemacht / den vnſrigen nachzuſtreben / vnd zu jhnen zu Chriſto zu gelangen in das Paradiß des Ewigen1. Cor. 10. Lebens. Vber diß zeuget auch das Wort Gottes / daß Gott getrew ſey / der vns nicht verſuche vber vn - ſer vermoͤgen / ſondern mache / daß die verſuchung ſo ein ende gewinne / daß wir ſie koͤnnen ertragen / VndHoſeæ 6. daß vns Gott nicht allein zerreiſſe / ſondern auch hei - le / nicht allein ſchlage / ſondern auch verbinde / vnd wolle vns nach zweyen tagen lebendig machen / vnd am dritten Tage auffrichten / daß wir fuͤr jhm leben ſollen. Ob nu wol dieſer vnd dergleichen Troſt mehr dem Herrn Wittwer / alß einem treflich gelehrtem Manne / viel beſſer bekandt iſt dann mir ſelbſt / der auch deſſelben am hoͤchſten benoͤtiget iſt / ſintemal jhm dieſe tage her ſo zu gemuͤtte geweſen iſt / alß were jhm ein Meſſer in ſein hertz geſtochen / vnd im ſelben vmb - gewendet worden: Weiß ſich auch / wie auch ſeine lie - be Kinder / in ſeinem vnd jhrem leid / fein auffzurich - ten vnd daſſelbe Chriſtlich zu maͤſſigen: Jedoch weil mir vnwuͤrdigen von jhm / aus ſonderlicher affection, dieſe groſſe ehre iſt auffgetragen worden / daß ich / bey dieſer ſeiner lieben Leiche ein LeichSermon thun ſolle: Demnach ſo habe ich auch vorgedachten Troſt jtzo kuͤrtzlich wollen anziehen / Vnd damit auch ferner die leidtragenden Hertzen moͤchten getroͤſtet / wir alle - ſambt auch ſeliglich vnterrichtet werden: So wollen wir / im Namen Gottes / fuͤr die hand nehmen / das verleſene Evangelium, welches an vielen orten am tage S. Martini, ſo auf die kuͤnftige Mitwoch einfellt / verhandelt wird. Vnd nach dem der Sohn Gottes im ſelben / von Chriſtlicher vorbereitung zu dem Juͤng -ſtenſten tage / vnd von den vrſachen derſelben prediget; vnd der Tod eines jeden Menſchen Juͤngſter Tag iſt; Darumb ſo wollen wir auch in der gegenwertigen Predigt / dieſe nachfolgende 2. Punct in der furchte des HErrn mit einander behertzigen / Alßnemlich vnd

  • Erſtlich die Lehre des Sohnes Gottes
    Propoſi - tio.
    von Chriſtlicher vorbereitung zum Tode.
  • Darnach die vrſachen / die vns zu ſolcher Chriſtlichen vorbereitung billich rei - tzen vnd treiben ſollen.

Vnd hierzu wolle mir vnd euch der Ewige Sohn Gottes ſelbſt / in deſſen haͤnden vnſer leben vnd ſter - ben ſtehet / durch ſeinen Heiligen Geiſt / ſeine gnade mildiglich verleihen / Amen.

De Primo.

WAS das Erſte vnſerer fuͤrgenomme - nen Predigt anlanget / Nemlich die Lehre des Sohnes Gottes / von Chriſtlicher vor - bereitung zum Tode / So redet Chriſtus alſo: Laſ - ſet vmbguͤrtet ſein ewer Lenden / vnd eure Lich - ter brennen. Vnd ſeid gleich den Menſchen / die da warten auf Jhren HERRN / Wenn Er auffbrechen wird von der Hochzeit / auf daß / wann Er koͤmbt vnd anklopffet / ſie Jhm bald auffthun. Selig ſind die Knechte / die der HERR / ſo Er koͤmbt / wachende findet. Alhie vergleichet der Sohn Gottes das Ewige leben einer Hochzeit / vndB ijzwarzwar wegen der vnausſprechlichen vnd vnauffhoͤrli - chen freude vnd wonne / die da iſt im Ewigen Leben / Gleich wie es auch auff einer Hochzeit gemeiniglich froͤlich vnd luſtig pfleget zuzugehen. Sich ſelbſt aber vergleichet alhie Chriſtus einem HErren / der durch ſeine allmechtige Himmelfarth / in die Freudenhoch - zeit des Ewigen lebens iſt eingegangen / vnd vns Chri - ſten den Knechten / die wir vns / zu ſeiner wiederkunfft von der Hochzeit / ſollen Chriſtlich ruͤſten vnd ſchi - cken / vnd Chriſtum vnſern HErrn empfangen vnd annehmen / auff daß wir von jhm im Tode mit der Seelen / am Juͤngſten tage aber / mit Leib vnd Seele zugleich zur Freudenhochzeit des ewigen lebens moͤch - ten eingefuͤhret werden / nach der ſchoͤnen vnd hoch - troͤſtlichen verheiſſung / Joan 14. Jn meines Vaters Hauſe ſind viel wohnungen / Wo aber das nicht we - re / ſo ſage ich doch / daß ich hingehe / euch die ſtette zu bereiten / vnd ob ich hingehe / euch die ſtette zu be - reiten / wil ich doch wiederkommen / vnd euch zu mir nehmen / auf daß jhr ſeid wo ich bin. Vnd 1. Theſ. 4. Der HErr wird mit einem Feldgeſchrey vnd ſtimme des ErtzEngels / vnd mit der Poſaunen Gottes her - nieder kommen vom Himmel / vnd die Todten in Chriſto werden aufferſtehen zu erſt. Darnach wir / die wir leben vnd vberbleiben / werden zugleich mit denſelbigen hingezuckt werden in den Wolcken / dem HERREN entgegen in der Lufft / vnd werden alſo bey dem HErrn ſein allezeit. Gleich wie aber eines groſſen Herrens / der auff eine Hochzeit oder ſtatlich Pancket gezogen iſt / getrewe Knechte / ſo da - heime blieben ſein / vnd den Herrn / wenn er wieder -koͤmbt /koͤmbt / einlaſſen ſollen / des Nachts jhre Kleider muſ - ſen anbehalten / muſſen auch Lichter brennen / vnd auff den Herrn da er gleich verzeucht / mit geduld warten / muſſen jhm auch bald auffthun wann er an - klopffet / derenthalben auch nicht ſchlaffen / ſondern fuͤr vnd fuͤr wachen: Alſo fodert auch der Sohn Gottes von vns / in vnſer Chriſtlichen vorbereitung zum tode / Da Chriſtus Geiſtlich zu vns koͤmbt / vnd vns von dieſem zeitlichen leben hinweg nimbt / Fuͤnfferley. Alß zum Erſten / lumbos præcinctos, vmbguͤrteteI. Lenden. Die Papiſten geben fuͤr / daß Chriſtus mit dieſen worten / Laſſet vmbguͤrtet ſein ewre Lenden / den Eheſtand verbitte / vnd hergegen gebitte / daß wir Gott ſtete Jungfrawſchafft globen vnd halten ſollen. Aber weil der Eheſtand ein Goͤttlicher Stand iſt / in welchem alle Patriarchen / viel Propheten vnd Apo - ſtel / die Gott gefallen / gelebet haben / vnd weil auch S. Paulus 1. Tim. 4. die lehren Teufelslehren nennet / ſo die Ehe verbitten / ſo kan auch dieſe Auslegung den worten Chriſti / ohne Gottsleſterung / nicht zugeeig - net werden. Sondern wie durch das woͤrtlein Len - den / in der heiligen Schrifft die natuͤrliche GeburtGen. 46. cap. des Menſchen bedeutet wird / vnd wie der brauch / bey den Morgenlaͤndern iſt / die lange Kleider tragen / daß ſie ſich pflegen vmb jhre Lenden zu guͤrten / vnd jhre Kleider auffzuſchuͤrtzen / auf daß ſie zum lauffen vnd zu allen Geſchaͤfften jhres beruffs deſto geſchick - ter ſein moͤchten: Alſo gebeut auch alhie Chriſtus / daß wir die Suͤnden / luͤſte vnd begierde vnſer alten Geburt / durch ware rew vnd leid vnſers Hertzens binden / zwingen vnd toͤdten / vnd vns durch den glau -B iijbenben an den HErrn Chriſtum / der newen Geburt ſol - len theilhafftig machen: Daß wir auch hierauff im Glauben vnſers Beruffs wol abewarten / vnd die wercke deſſelben mit gebuͤhrlichen embſigen trewen verrichten ſollen. Denn wie es vnmoͤglich / daß ein Menſch ohne den Glauben Gott dem HErrn gefal - len ſolle / Heb. 11. Ja wie auch alles / was nicht aus dem Glauben koͤmbt / Suͤnde iſt / Rom. 14. Alſo muſſen wir auch mit gleubigen Hertzen vnſerm beruff fuͤrſtehen / darinnen vnſere Geſchaͤffte fleiſſig vnd treulich volbringen / wollen wir anders / daß vnſer thun Gott dem HErrn lieb vnd angenehme ſein ſolle / Wie S. Paulus ermahnet / da er zun Coloſ. 3. ſchrei - bet: Alles was jhr thut / mit worten oder mit wer - cken / das thut im Namen vnſers HErrn Jeſu Chri - ſti / das iſt / im glauben an JEſum Chriſtum / durch welches Namen vnd Verdienſt jhr allein vnſerm HErrn Gott wolgefaͤllig ſeid.

II.

Zum andern fodert Chriſtus von vns in vnſerer heilſamen vorbereitung zum tode / Cereos ardentes, brennende Lichter. Hier kommen abermals vnſere Wiederſacher mit jhren falſchen Gloſſen auffgezo - gen / vnd tichten / daß Chriſtus hie anordne / daß man geweyhete Kertzen in der Kirchen ſolle auffſtecken / ſolle dieſelben in Proceſſionib. herumb tragen / ſolle ſie auch den Sterbenden in die Haͤnde geben / daß ſie jhnen[le]uchten moͤchten in das Ewige Leben. Ob nu wol zu der Apoſtel zeit / in Chriſtlichen verſamlungen / auch Lichter ſein gebrennet worden: So iſt doch ſol - ches geſchehen nicht des tages / ſondern des nachts / da die Chriſten jhre zuſammenkunfften mehren theilshiel -hielten / vnd da Gottes Wort predigten vnd hoͤreten / weil ſie am tage fuͤr den Hohenprieſtern / den Phari - ſæern vnd Schrifftgelehrten / die jhnen nach leib vnd leben ſtunden / vbel durfften zuſammen gehen. Vnd damals haben auch die Chriſten von den Proceſsio - nibus, vnd vmbtragung der Kertzen (die viel hundert Jahre hernach erſt ſein auffkommen) gar nichts ge - wuſt / haben auch denen / die in letzten zuͤgen gelegen / keine Geweihete Kertzen vnd Lichter eingehalten: Sondern man hat allein die Leute vnterweiſet / daß ſie Chriſtum / das Himliſche Licht / das erleuchtet alle Menſchen / die in dieſe Weld kommen / auf we - gen vnd ſtegen in jhren hertzen ſtets herumb tragen ſolten. Dieſen ſolten ſie auch in Todesnoͤhten in jhr hertzen wol einfaſſen / vnd darinnen treulich bewah - ren / So wuͤrde jhnen ſolch Licht in jhrem abſterben ſcheinen vnd den weg weiſen zum Ewigen Leben / wel - ches auch Chriſtus meinet / Joan. 14. Jch bin der Weg / die Warheit vnd das Leben. Niemand koͤmbt zum Vater / denn allein durch mich. Darumb ſihet auch Chriſtus mit dieſem wort / Laſſet eure Lichter brennen / keines weges auf die geweiheten waͤchſenen Lichte der Papiſten / ſondern viel mehr auf vnſer Geiſt - lich Licht / vnd wil von vns haben / daß wir vnſerm Naͤheſten in dieſem leben ein guttes Exempel geben ſollen. Denn gleich wie ein Licht / das des nachts in einem Hauſe aufgeſtecket iſt / nicht jhm ſelbſt leuchtet / ſondern den Menſchen / ſo im ſelben hauſe zugegen: Alſo befihlet auch der Sohn Gottes allhie / daß wir in dieſer finſtern Weld vnſern Glauben in vnſern hertzen nicht ſollen verborgen halten / ſondern ſollenden -denſelben herfuͤr ſcheinen / vnd andere Leute vnſere Tugenden ſehen laſſen: Alß vnſere ware Furchte vnd Liebe Gottes / vnſer vertrawen vnd zuverſicht auf Gottes verheiſſung / vnſere Hoffnung / vnſer De - muth vnd Geduld / vnſere Anruffung vnd Danckſa - gung Gottes / vnſer freudiges Bekentnuͤß der Goͤtt - lichen Warheit / vnſer luſt vnd liebe zu Gottes Wort vnd den H. Hochwirdigen Sacramenten / vnſere Ehr vnd gehorſam gegen vnſern Eltern vnd Herrſchafft / vnſer Sanfftmut vnd Barmhertzigkeit gegen Freun - den vnd Feinden / vnſer Nuͤchternkeit vnd Maͤſſigkeit / Zucht vnd Keuſchheit / vnd vnſer Eheliche Liebe vnd Trewe / vnſer Gerechtigkeit im handel vnd wandel / auch vnſere Wolthaͤtigkeit gegen dem Armut / vnſere Warheit vnd Verſchwiegenheit / vnd der gleichen Tu - genden mehr. Alſo ſollen die Prædicanten bey jh - ren Zuhoͤrern / die Regenten bey jhren Vnterthanen / Haußvaͤter vnd Haußmuͤtter bey jhren Kindern vnd Geſinde / vnd in Summa ein jedweder Chriſt bey ſei - nen Mit - vnd NebenChriſten ſein Licht brennen vnd ſcheinen laſſen / vnd ſol ſein gantzes leben alſo allein anſtellen / daß Gottes Ehre vnd des Naͤheſten beſſe - rung vnd Seligkeit moͤchte gefoͤdert werden / nach der vermahnung Chriſti Matth. 5. cap. Laſſet ewer Licht leuchten fuͤr den Leuten / auf daß ſie eure gut - te wercke ſehen / vnd euren Vater im Him̃el preiſen. Item S. Petri 1. Ep. 2. Lieben Bruͤder fuͤhret einen gutten wandel vnter den Heiden / auf daß die / ſo von euch affterreden / alß von Vbelthaͤtern / eure gutte wercke ſehen / vnd Gott preiſen / wenns nu an den tag kommen wird.

Zum

Zum dritten fodert Chriſtus von vns / in vnſererIII. rechtſchaffenen zubereitung zum tode / Animos Do - minum patienter expectantes, Gemuͤtter / die mit geduld auf den HErrn warten / Denn weil der Sohn Gottes nicht einen jeden Menſchen / wenn er jhn ins Siechbette hat geleget / bald ſterben leſſet / Sondern manchen Menſchen lange leſſet ſiechen vnd krancken / vnd viel vnd groſſe ſchmertzen ausſtehen / ehe Er jhn durch den Tod aufloͤſet vnd hinweg nimbt / Vnd thut ſolches nicht allein darumb / daß Er am beſten weis / wie Er einen jeden Menſchen durch Kranckhei - ten / vnd durch den tod hinrichten ſol: Sondern daß auch die Suͤnden / durch langwierige kranckheiten / an jhme hie zeitlich moͤchten geſtraffet / vnd er hier - durch zur Buſſe gefodert vnd gebracht werden / vnd ſeiner dort ewiglich verſchonet bleiben. Demnach daß auch eines ChriſtenMenſchens Glaube / Geduld vnd beſtaͤndigkeit moͤchte wol geprobiret / vnd andern Leu - ten auch bekandt gemacht werden. Jtem / Daß er auch im gebete wol verſuchet / vnd jhme diß gegenwer - tige leben moͤchte erleidet / vnd eine hertzliche begierde nach dem zukuͤnfftigen ewigen leben angezuͤndet wer - den. Vnd endlichen / daß die Gottloſen ſich moͤchten an jhm ſpiegeln / vnd moͤchten gedencken / Sihe / ge - ſchicht das am gruͤnen Holtze / was wil am duͤrren werden. Vnd moͤchten alſo / durch ſein Exempel zur bekehrung vnd beſſerung gelocket werden / vnd dem ewigen verdamniß entrinnen: Demnach ſo ſollen wir auch in langwierigen kranckheiten nicht vngedul - dig werden / wieder den HErrn murren / viel weniger von dem HErrn gar abfallen vnd verzweifeln. Son -Cderndern wir ſollen vnſere Seele mit geduld faſſen / Gott gehorchen / auff jhn hoffen vnd warten / von einer Morgenwache biß zu der andern. Denn ſo der HErr verzeucht / ſo harre auff jhn. Denn er wird gewiß - lich kommen / vnd nicht auſſen bleiben.

IV.

Zum Vierden fodert auch der Sohn Gottes von vns in vnſerer Chriſtlichen vorbereitung zum Tode / Corda, pulſanti Domino ſtatim aperientia, Her - tzen die dem anklopfenden HErrn bald aufthun. Deñ damit wir / mit bußfertigen vnd gleubigen hertzen / vns der newen Geburt moͤchten habhafft machen / moͤchten auch vnſerm beruff recht Chriſtlich fuͤrſtehen / jeder - maͤnniglich ein guttes Exempel geben / vnd mit geduld auff den HErren harren / deſſelben auch ſeliglich er - harren: So gebeut vns alhie Chriſtus / wenn er ſei - ne gnaͤdige Anklopffung bey vns haͤlt / offenbaret vns[d]urch die Predigt des Geſetzes vnſere Suͤnden / vnd den zorn Gottes dawieder / weiſet vns auch / durch die Predigt des H. Evangelii zu Chriſto / bey dem wir al - lein vergebung vnſerer Suͤnden / vnd verſoͤhnung mit Gott erlangen / vermahnet vns auch zu aller Gott - ſeligkeit / vnd ſuchet vns heim mit kranckheiten / vnd mit anderm Creutz vnd vngluͤck / daß wir vnſere Oh - ren dagegen nicht verſtopffen / noch vnſere Hertzen verſtocken ſollen / Sondern ſollen vnſere Ohren vnd Hertzen von ſtund an oͤffnen / vnd ſeine gnaͤdige Anklopffung vns zu rew vnd leid vber vnſere Suͤn - den / zum glauben an den Sohn Gottes / vnd zu einem heiligen wandel bringen laſſen. Wir ſollen auch das Creutz / alß des HErrn ſanfftes Joch vnd leichte Laſt willig vnd gerne auff vns nehmen / daſſelbe dem Soh -nene Gottes gehorſamlich nachtragen / ſollen auch feſte gleuben / daß vns das liebe Creutz gutt vnd ſeliglichPſal. 119. Pſal. 68. ſey / vnd daß vns der HErr daſſelbe werde helffen tragen vnd vberwinden. Wenn auch der HErr mit dem Todeshammer bey vns anklopffet / vnd heiſſet vns ſterben / vnd dieſe Weld geſegnen: So ſollen wir jhm alsbald auffthun / vnd vnſere Seelen in ſeine allmaͤchtige bewahrung demuͤttig entfehlen. Sollen derhalben hertzlich alſo beten: HErr JEſu / ich befeh -Pſal. 31. le meinen Geiſt in deine Haͤnde / Du haſt mich erloͤſet du trewer Gott / dir lebe ich / dir ſterbe ich / dein bin ich todt vnd lebendig Amen. Zu dieſer gehorſamen auf - thuung locket vns der Sohn Gottes Apoc. 3. mit angehengter lieblichen verheiſſung / vnd ſpricht: Si - he / Jch ſtehe fuͤr der Thuͤre / vnd klopffe an / ſo je - mand meine ſtimme hoͤren wird / vnd die Thuͤre auff - thun / zu dem werde ich eingehen / vnd das Abend - mahl mit jhm halten / vnd er mit mir.

Zum fuͤnfften vnd letzten fodert auch Chriſtus vonV. vns in vnſerer waren vorbereitung zum tode / Conti - nuam vigilantiam, ſtetes wachen. Sollen vns der - halben der ſicherheit nicht ergeben / auff daß wir vn - ſern Himliſchen Braͤutigam JEſum Chriſtum zu vn - ſerm ewigen verterben nicht verſchlaffen / Sondern wir ſollen dem ſchlaffe der ſicherheit wiederſtand thun / oder ja davon auffwachen / ſollen in ſteter furchte Gottes leben / vns fuͤr vnd fuͤr an Gottes wort ſteiff vnd feſte halten / demſelben vns allezeit glaͤubig vnd gehorſam erzeigen / auch im glauben vnd gehorſam austauren / vnd im gebete biß an vnſer letzten ſeufftzer andaͤchtig ſein vnd bleiben / Wie Chriſtus gebeutC ijMatth. Matth. 24. Wachet / denn jhr wiſſet nicht welche ſtunde ewer HErr kommen wird. Sehet / alſo ſol - len wir vns zu dem Tode / nach der heilſamen Inſtru - ction des Sohnes Gottes Chriſtlich vor vnd zube - reiten / vnd ſollen alſo bereit ſein / nicht allein in der erſten vnd vierden wache / das iſt / in der Kindheit vnd vnſerm hohen alter / da ein Chriſt zum ſterben gemei - niglich am allergeſchickſten iſt: Sondern auch in der andern vnd dritten wache / das iſt / in vnſer Jugend vnd Manbaren Jahren / wenn wir natuͤrlicher weiſe vngerne ſterben / vnd noch lenger begehren zu leben / vnd demnach zum Tode vbel geſchickt ſein. Weil wir vns aber aus vnſern eigenen vermoͤgen vnd kraͤfften alſo zum Tode nicht koͤnnen zubereiten / Sondern dieſelbe zubereitung allein von dem Sohn Gottes herkoͤmmet: Darumb ſo ſollen wir jhn auch demuͤt - tiglich hierumb anruffen / vnd mit hertz vnd mund zu jhm alſo beten: Lieber HErr JEſu Chriſte / der du von mir haben wilſt / daß ich gegen deiner Zukunfft mit dem tode zu mir / vmb meine Lenden ſolle vmbguͤr - tet ſein / mein Licht brennen laſſen / auf dich warten / dir / wenn du anklopffeſt / bald aufthun / vnd ſtets wa - chen / das iſt / Daß ich ſolle bußfertig / glaͤubig / from / im Creutz vnd leiden geduldig / dir in allem gehorſam / vnd fuͤr vnd fuͤr wacker ſein: Ach / lieber HErr / wir - cke in mir ſelbſt aus gnaden vnd barmhertzigkeit / durch deinen Heiligen Geiſt dieſe Chriſtliche bereitſchafft / auf daß ich dich in meinem Sterbeſtuͤndlein mit froͤli - chem gewiſſen empfangen vnd annehmen / vnd von dir hinwiederumb mit freuden empfangen vnd auffge - nommen werde / Amen!

De

De Secundo.

NACH dem wir mit einander die Leh - re des Sohnes Gottes von Chriſtlicher vor - bereitung zum Tode betrachtet / Wollen wir nu auch beim Andern Punet die vrſachen mit ein - ander erwegen / die vns billich zu ſolcher vorbereitung reitzen vnd treiben ſollen. Vnter denſelben aber iſt die Erſte Beatitudo noſtra, quæ in hac pia præ -1. paratione unicè conſiſtit, Vnſere Seligkeit / die auf ſolcher Chriſtlichen zubereitung allein ſtehet vnd beruhet / wie Chriſtus bezeuget in vnſerm Evangeli - ſchen Text / vnd ſaget: Selig ſind die Knechte / die der HERR / wenn Er koͤmbt / wachend findet. Die Weldkinder haben von der Seligkeit eines Men - ſchen viel vñ mancherley vnterſchiedliche meinungen. Denn etliche halten fuͤr ſelig ſein / wenn man friſch vnd geſund ſey / Etliche wenn man weiſe vnd hochge - lehrt ſey / Etliche wenn man reich ſey / vnd viel geldes vnd gutts habe / Etliche wenn man groß oder gewaltig vnd herrlich ſey / Etliche wenn man ſtets in freud vnd wolluſt lebe. Ob nu wol dieſe vnd dergleichen ding mehr die Weld fuͤr eine Seligkeit achtet: So iſt es doch nur eine Jrrdiſche vnd ſchnell dahin rauſchende ſeligkeit / vnd hilfft gar nichts zu der ewigen Seligkeit. Darumb wird dieſe Seligkeit auch den Gottloſen mit - getheilet. Allein aber zum Tode Chriſtlich bereit ſein / das macht ſelig. Denn gleich wie ſolches Chriſtus zwier allhie auſſaget / vnd warhafftig iſt / Ja die War - heit ſelber: Alſo iſt auch dieſe Seligkeit gewiß / vnd frome Chriſten haben ſie hie in der hoffnung / vndC iijwerdenwerden ſie dort mit der that ererben / vnd ewiglich be - ſitzen. Deſſen troͤſte dich / du f[ro]mes Hertz / daß du zu einem ſeligen Sterbeſtuͤndlein allzeit bereit biſt. Wenn du nu gleich kranck / alber / einfaltig / arm vnd duͤrfftig / ſchwach vnd gering / veracht vnd elend / auch voll Creutzes vnd jammers biſt / ſo laß doch diß deine hoͤchſte freude vnd wonne ſein / daß du ſelig biſt / haſt einen gnedigen Gott im Himmel / vnd biſt ein Kind der Ewigen Seligkeit. Kanſt derhalben froͤlich vnd getroſt ſprechen in deinem Creutz vnd vngluͤck: Weñ ich nur dich habe / lieber Gott / Pſal. 73. ſo frage ich nichts nach Himmel vnd Erden. ꝛc.

2.

Die Andere vrſache / die vns zu Chriſtlicher vorbereitung zum Tode reitzen vnd treiben ſol / iſt Ampliſsima remuneratio, Die vberſchwengliche groſſe Belohnung / ſo wir zu gewarten haben. Vnd davon prediget Chriſtus allhier / vnd ſpricht: Jch ſa - ge euch / der HErr wird ſolche wachende Knechte zu Tiſch ſetzen / vnd vor jhnen gehen / vnd jhnen dienen. Gleich wie ein Koͤnig oder groſſer Fuͤrſt / wenn er ei - nen trewen Diener hat / der bey jhm guttes vnd boͤſes leidet vnd austauret / ſich danckbar gegen jhm erzei - get / hilfft jhm offt zu einer ſtattlichen Heyraht / oder macht jhm eine herrliche Hochzeit / giebet jhm auch die Ober ſtelle ein / Ja darff jhm wol ſelbſt auff den dienſt warten / jhm Speiſe vnd Tranck aufftragen / vnd jhme hierauf ein Schloß oder Dorff ſchencken / vnd jhn zu einem groſſen Herren machen: Alſo wil jhm auch der Sohn Gottes / der groſſe Koͤnig aller Koͤnige / vnd HErr aller Herren / nicht vergeblich dienen laſ - ſen / Sondern er wil auch denen / ſo jhre Lenden vmb -guͤr -guͤrtet gehalten / Jhre Lichter brennen laſſen / vnd auf den HErrn geduldig gewartet / vnd jhm jhre Dienſte trewlich geleiſtet / groſſe belohnung mittheilen. Denn er wil alle thraͤnen von jhren Augen abwiſchen / vnd ſie der Himliſchen Hochzeit theilhafftig machen / Mit Abraham / Jſaac vnd Jacob zu Tiſche ſetzen / ſich von angeſichte zu angeſichte jhnen anzuſchawen geben / ſie mit groſſer Weißheit / Gerechtigkeit vnd Heiligkeit / Freude vnd Wonne / Glori vnd Herrligkeit ſchmuͤ - cken vnd zieren / vnd ſie machen zu groſſen Koͤnigen vnd Koͤniginnen im Himmel / die mit Chriſto herrſchen vnd regieren ſollen ewiglich. Denn wie ſolches hin vnd wieder der Heilige Geiſt bezeuget / vnd ſonderlich A poc. 21. Matth. 8. 22. & A poc. 22. cap. Alſo deutets auch der Sohn Gottes alhier nicht allein an / ſondern betheurets auch mit einem hohen Eyde / den er bey ſich ſelbſt ſchweret / daß wir an dieſer reichen Be - lohnung keinen zweiffel tragen doͤrffen. Hieran ſol - len wir auch ſtets gedencken / auf daß wir in vnſer Chriſtlichen vorbereitung zu dem Tode / deſto embſi - ger ſein moͤchten / moͤchten auch nebenbey in allem Creutz vnd leiden deſto geduldiger ſein / angeſehen / daß dieſer zeit leiden nicht werth ſey der Herrligkeit / ſo an jenem Tage an vns ſol offenbaret werden.

Die dritte vrſache / vmb welcher willen wir zum3. Tode ſtets geſchickt vnd bereit ſein ſollen / iſt Gravis noſtra periclitatio, vnſere groſſe gefaͤhrligkeit / in der wir ſchweben / die er vns dann in folgendem gleich - niß darſtellet / vnd ſpricht: Das ſolt jhr aber wiſſen / wenn ein Hausherr wuͤſte / zu welcher ſtunde der Dieb keme / ſo wachet er / vnd ließ jhn nicht in ſeinHaußHauß brechen. Hie erinnert vns Chriſtus / daß der Satanas / der rechte Seelendieb vnd Moͤrder / Tag vnd Nacht darnach tichte vnd trachte / wie er vns des ewigen Lebens / vnd der ewigen Seligkeit moͤchte be - rauben / vnd moͤchte vns dem ewigen Tode vnd ewigen verdamnuͤs vnterwerffen. Darumb ermahnet er vns auch / daß wir dawieder ſtets wachen ſollen. Denn pflegen wir nicht allein vnſere Kaſten vnd Kammern mit feſten Schloͤſſern / vnd vnſere Haͤuſer mit ſtarcken hoͤltzern vnd eyſern Riegeln zu verwahren / Sondern auch zu gantzen naͤchten zu wachen / wenn ſich Diebe vnd Schaͤlcke wittern / vnd zu vns einbrechen wollen / auf daß wir fuͤr jhnen vnſere jrrdiſche guͤtter behalten moͤchten. Jtem / muſſen die Kriegsknechte / die auf die Wache beſtellet ſein / ſich des ſchlaffes enthalten / vnd ohne vnterlaß wachen / auf daß nicht ploͤtzlich jhr KriegsOberſter moͤchte vber ſie kommen / ſie ſchlaf - fend antreffen / vnd ſie jhres halſes / leibes vnd lebens muͤſten verfallen ſein: Ach wie viel tauſendmal mehr ſollen wir die ſicherheit fliehen vnd meiden / vnd jtzo vnd allezeit in der furchte des HErrn leben / bußfer - tig / glaͤubig / from vnd alle ſtunden vnd augenblick wacker ſein / auf daß wir von dem Sathan der Him - liſchen Guͤtter / vnd des Ewigen Lebens nicht moͤchten verluͤſtig gemacht werden. Wann einer gleich biß - weilen vmb die jrrdiſchen Guͤtter koͤmbt / So kan er doch durch Gottes ſegen dieſelben offters wiederumb erlangen. So weñ auch gleich ein fromer Chriſt das zeitliche leben bißweilen muß im ſtiche laſſen: So hat er doch dafuͤr das ewige leben zu gewarten. Aber wer einmal die Himliſchen Guͤtter vnd das Ewige Lebenver -verſchertzet vnd verleuret / vmb denſelben iſts ewiglich geſungen vnd geſchehen. Beſſer aber nie gebohren / alß in ewigkeit verdammet ſein vnd verlohren.

Die vierde vnd letzte vrſache / die vns zu Chriſtli -4. cher vorbereitung zum Tode ſol erwecken / iſt Mortis incertitudo, die vngewisheit des Todes / davon Chriſtus im beſchluß vnſers Textes alſo ſaget: Da - rumb ſeid jhr auch bereit / denn des Menſchen Sohn wird kommen zu der ſtunde / da jhr nicht meinet. Wir armen Menſchen ſind alleſambt durch die Suͤn - de ſterblich worden / vnd haben nichts gewiſſers zu gewarten / als den Tod / nichts vngewiſſers aber / als die ſtunde / ſtelle vnd weiſe des Todes / wir wiſſen nicht / ob vns Gott in vnſer Jugend / oder in vnſern Man - baren Jahren / oder in vnſerm hohen Alter / daheim / oder auffm Felde / oder auff der Reiſe / oder in der frembde werde abfodern. Wir wiſſen auch nicht / ob vns GOtt werde lange ſiechen vnd krancken laſſen / oder ploͤtzlich durch den Tod vberfallen vnd hinreiſſen. Weil denn deme alſo / vnd der Sohn Gottes alhie be - zeuget / daß Er kommen wolle zu der ſtunde / da wir nicht gemeinet hetten / vnd der Menſch am Juͤngſten tage alſo wird gerichtet werden / wie er im tode iſt an - getroffen worden. So ſollen wir auch dieſes wol zu hertzen nehmen / vnd in ſteter bereitſchafft ſitzen / auf daß / wir ſterben / wenn / wo vnd wie wir wollen / wir im HErren moͤchten ſterben / vnd es einen ſeligen zuſtand vmb vns moͤchte gewinnen / ha - ben vnd behalten in alle ewige Ewigkeit.

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DPerſo

Perſonalia.

BEtreffend nu vnſere vor augen habende Leiche / Die Ehrbare / Vielehrentugendreiche F. Urſulam, H. Daniel Hampergers Pfar - rers alhier zu Nieder Hansdorff / Weiland Ehliche Haußfraw / ꝛc. Jſt dieſelbe A. C. 1573. den fuͤnff - ten tag Decembris von H. Matthes Weidnern vor - nemen Buͤrgern in Glatz / vnd F. Urſula Habelin ſeiner Hausfrawen / beiden gutten ehrlichen Bider - leuten geboren: Hernach von jhrer F. Mutter in al - len Jungfraͤwlichen Tugenden erzogen / biß ſie im zwantzigſten Jahre jhres Alters An. 1593. den 27. Novembris (an welchem Tage jhr Vater ſeligen 10 Jahr zuvor zur Erden beſtattet / wie in der Hoch - zeit mercklich gedacht) obgemeldten Herrn Dani - eln / damals Conrectorn der Schulen zu Glatz / ver - ehlichet worden: Mit welchem ſie in rechtſchaffner liebe vnd einigkeit 22. Jahre weniger 3 Wochen / in der Ehe geſeſſen / in derſelben 6. Kinder 4. Soͤhne vnd 2. Toͤchter / die aus Gottes gnaden noch alle am le - ben / erzeuget / wolte Gott auch erzogen! Deren 2. Soͤhne in der Frembde / vnd ſonder zweifel von ſol - chem jhrem vnbeſorgetem klaͤglichen Todesfalle / noch zur zeit / nichts wiſſen. Gott wolle ſie beide an - vnd abweſende troͤſten / allerſeits ſegnen / vnd einer fro - men Mutter frome Kinder ſein laſſen!

Derſelben Namen / hat jhr lieber Herr Vater inD. M. Jo. Volkm. Sup. Carn. einem Sendebriefe an einen alten Schulfreund / der ſeinen Ehſtaͤndlichen Segen / vnd andere beſchaffen - heit zu wiſſen begeret / in dieſe Verßlein eingeſchloſſen:

Sunt
Sunt nati, primùm Sigmundus, dein Leonhartus,
Hinc etiam Daniel, Timotheusꝙ, mihi.
His ſucceßerunt Suſanna, Rebecca ſorores.
Quos omnes ſervet cura paterna Dei!

Wiewol ſich nu Ehrengemeldte Fraw mehren - theils jhres Lebens mit vngeſundheit vnd kranckheit ſchleppen muſſen / iſt ſie doch jhr Climacter Wech - ſel-ſtuffen - oder SterbeJahr / nemlich das 42. an welchem ſie noch / da es Gotte gefallen / 4 Wochen vnd 3 Tage hette zu arbeiten gehabt / ſonderlich ſehr ſchwer ankommen: Da ſie ſolch Haubtwehe den ver - gangnen Sommer vber / des Nachts gemeiniglich / vnd dermaſſen ſchmertzlich empfunden / daß ſie zu Gott vmb erloͤſung vnd entbindung offt hertzlich ge - ſeufftzet vnd geruffen.

Weil aber dieſe vngeſunde Herbeſtzeit vber bey den Leuten ſich viel Fluͤſſe eraͤugnet / Jſt jhr / alß ſie den 26. Octob. in groſſem vnd reſolvirendem Mit - tagswinde in die Stadt gefahren / ein mechtiger Fluß auf die Bruſt gefallen / Daß Natura opitulans ei - nen hefftigen huſten erregt / der ſie mit zuſchlagender vbernatuͤrlicher brennender hitze dermaſſen erſchuͤt - tert / daß dadurch alle Gliedmaſſen zu groſſen wehe - tagen / angſt vnd ſchmertzen zubereitet worden. Ob Sie nu wol durch ſolche bemuͤhung / vermittelß etli - cher Artzneyen / viel Koder von der Bruſt geworffen / iſt doch die Natur endlich zuſchwach worden / vnd der kranckheit vnterlegen.

Derhalben / alß ſie biß auf dies Decretorios nu - meri ſeptenarii & novenarii gelegen hat ſie den 4. Novemb. bald nach mitternacht / jhren lieben HerrnD ijgebe -gebeten / mit jhr aufzuſtehen / vnd in der Kammer her - umb zu gehen / da ſie aber nicht lang bleiben wollen / ſondern hinaus auf den Saal begeret / ſich noch mehr zu erkuͤhlen / weil ſie nur ſehr groſſe hitze gehabt. Von dannen ſie bald auf erinnerung / Naͤchtliche lufft ſon - derlich Krancken vngeſund were / hinab gefuͤhret wor - den (Denn ſie keine nacht in jhrer kranckheit auſſer jh - rem Ehbette bleiben wollen) da hat ſie angefangen jh - ren lieben Herrn zu geſegnen / mit anzeigung / wie mit groſſer liebe vnd trewe ſie jhme in jhrem 22. Jaͤhrigen Ehſtande beygewohnet / helffen beten vnd arbeiten / mit groſſer muͤh vnd arbeit liebe Kinder gebohren / vnd etlicher maſſen erziehen helffen / auch ſonſt jhme das ſeine helffen zu rahte halten ꝛc. Der jhr denn drumb gedancket / vnd ſie alsbald ermahnet: Wie ſie in jh - rem leben jhren Himliſchen Eheman JEſum Chri - ſtum geliebet / vnd auch Demſelben trew geweſen / alſo wolle ſie es auch noch jtzo thun / vnd biß an jhr ſe - liges Ende mit ſtarckem feſtem Glauben Demſelben anhangen / vnd auf Jhn vnd ſeine theure Erloͤſung / da es auf dißmal ja Gott alſo gefaͤllig / froͤlich vnd ſe - liglich einſchlaffen. Drauf ſie geſagt: JEſus Chri - ſtus iſt meine Hoffnung vnd meine Seligkeit! Vnd alß der Spruch Eſa. 53. jhr zu behertzigen angezo - gen worden. Fuͤrwar Er trug vnſer kranckheit / vnd lud auf Sich vnſere ſchmertzen / iſt ſie in folgenden worten jmmer fort gefahren / ſo lang ſie vor ſchwach - heit gekondt / wie Jhr denn das cap. wol bekandt / vnd in jhrem ſiechen leben offt ſehr troͤſtlichen geweſen. Weil ſie auch das H. Pſalterium ſehr geliebet / vnd viel Pſalmen außwendig gekondt / die ſie offt desnachts /nachts / in jhren groſſen Haubtſchmertzen / im Bette ſitzend / neben andern Gebeten geſprochen. Zog jhr lieber Ehman / etliche Spruͤche daraus an / alß ſon - derlich Pſal. 22. HERR ſey nicht fern von mir! Denn Angſt iſt nahe / vnd iſt hie kein Helffer. Vnd ſagte: Liebes Hertz / Jhr ſeid jmmer gern vmb mich geweſen / Jch habe euch auch geholffen vnd gutts ge - than / wo ich gekondt. Weil euch aber jetzo ſolche Noht betrifft / daraus ich euch nicht helffen kan / O ſo ruffet vmb allmaͤchtigen Beyſtand an euren lieben Braͤutigam JEſum Chriſtum / Ewer Recht vnd ew - er Licht bleibe bey eurem heiligen Manne / Deut. 33. Darnach Pſal. 69. Verbirge / HERR / dein Ange - ſicht nicht von deiner Magd! Denn mir iſt Angſt. Erhoͤre mich eilend! Mache Dich zu meiner Seelen vnd erloͤſe ſie! Pſ. 31. Jn deine Haͤnde befehl ich ꝛc. Drauf begehrte ſie / daß jhr etwas troͤſtliches geleſen wuͤrde. Da ward jhr geleſen das allerheiligſte vnd hochandaͤchtigſte PaſſionGebet vnſers HErrn vnd Heylandes JEſu Chriſti / nemlich das 17. cap. Joh. vnd wenn ein troͤſtlich Spruch vorlieffe / was erkleret. Da der tag anbrach / danckte ſie Gott / der ſie deſſel - ben Licht erleben laſſen. Vnd alß etliche Frawen von Glatz zu jhr kommen / ward ſie durch jhre zukunfft wie erfrewet / ſtellet ſich friſch / vnd machte jhrem lieben Herrn groſſe hoffnung kuͤnfftiger geſundheit. Alß auth nach Mittage ich ſelbſt ankam / vnd jhr troͤſtlich zuſprach / danckte ſie mir zwar freundlich / aber ſehr ſchwaͤchlich / daran zu mercken / daß mit dem abwei - chenden tage auch jhr leben ausgehen wuͤrde: Wie denn nach meinem abſchiede die Todesangſt jmmerD iijſolſol herzu gedrungen ſein. Da es auch gar nacht wor - den / hat ſie (welches wunderlich) gefraget / Wie viel es an der Vhr were: hat man jhr geantwortet / es were gerade Sieben (Denn vmb die ſiebende ſtunde hats wollen beſſer mit jhr werden / wie das heutige Evangelium von des Koͤnigiſchen Sohne redet) Drauf hat ſie jmmer Heilſtaͤdte geſuchet / bald vom Bette aufn Stul / bald vom Stule aufs Bette wol - len getragen werden. Vnter deß / wie ſie aufm Stu - le geſeſſen / hat man an jhr den toͤdtlichen kalten angſt - ſchweiß vermercket / vnd mit jhr aufs Bette geeilet: vnd alß jhr weinender Herr ſich zu jhr geneiget / jhr troͤſtlich zuzuſprechen / iſt ſie aufgefahren / ſein Haͤubt mit beyden haͤnden genommen vnd gedruckt / alßbald nieder geſuncken / jhr Haͤubt auf die rechte ſeite genei - get / vnd entſchlaffen / vmb zeigers 8 vor Mitternacht; eben an dem tage / vnd faſt auch ſtunde / da jhr lieber Herr vor 54. Jahren geboren worden.

Diß iſt alſo die Summariſche Beſchreibung des kurtzlagerhafftigen vnd ſeligen Todes dieſer Gottlie - benden Matronen. Sie hat bey jhrem leben Gott offt gebeten / Er wolle ſie vor jhrem Ende nicht in ein langwieriges Lager gerahten laſſen. Er hat ſie gnaͤ - diglich erhoͤret / vnd ſein wort an jhr erfuͤllet / daß er durch den H. Propheten vnd Koͤnig David auffzeich - nen laſſen / da er Pſal. 145. ſpricht: Der HErr thut was die Gottfuͤrchtigen begehren / vnd hoͤret jhr ſchreyen / vnd hilfft jhnen.

Aus dieſem bericht / desgleichen auch aus dem was ich im Eingange dieſer meiner gethanen Leichpredigt / vorgebracht / vernehmen E. L. daß dieſe vnſere Chriſt -licheliche Leiche in jhrem wandel alhier auf Erden / auch ſtets Chriſtlich ſey zum Tode bereitet geweſen. De - rowegen iſt ſie auch vor jhrem abſterben in der hoff - nung ſchon ſelig geweſen / vnd iſt nu mehr / nach jh - rem abſterben / auch mit der that nach der Seelen ſe - lig worden / hat gemeinſchafft an der Himliſchen Hochzeit / ergetzet ſich an derſelben / vnd wird am Juͤngſten tage mit der that nach Seele vnd Leib zu - gleich / ſelig werden / vnd ſich an der Himliſchen Hoch - zeit ewiglich erluͤſtigen vnd erfrewen. Dieſe Selig - keit vnd Herrligkeit ſollen nu der hochbetruͤbte Herr Wittwer / die lieben Kinder / vnd die gantze leidtragen - de Freundſchafft in der furchte Gottes betrachten / vnd in ſolcher betrachtung jhr trauren Chriſtlich maͤſ - ſigen vnd vberwinden. Vnd ſie / vnd wir alle vnter einander / ſollen vns auch nach der inſtruction vn - ſers jtzt verhandelten Textes / vnd nachm Exempel dieſer vnſerer vielgeliebten Mitſchweſter in Chriſto / Chriſtlich zum Tode bereiten / auf daß wir auch am Juͤngſten Tage gleicher Seligkeit vnd Herrligkeit moͤchten theilhafftig werden / vnd moͤchten zu den vn - ſerigen / die der bittere Tod mit ſchmertzen von vns ge - trennet vnd abgeriſſen / mit groſſen freuden kommen / vnd freudenreiche Gemeinſchafft mit einander haben vnd behalten jmmer vnd ewiglich. Das verhelffe vns ſaͤmbtlich vnd ſonderlich Chriſtus Jeſus / Gottes vnd der Jungfrawen Mariæ Sohn / der vns allein ſol - che Seligkeit vnd Herrligkeit erworben hat / vmb ſeines allerheiligſten Namens Eh - re willen Amen.

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Gedruckt zur Lignitz durch Nicolaum Schneider.

About this transcription

TextPia ad Mortem Praeparatio Das ist: Einfaltige Predigt/ Von Christlicher Vorbereitung zum Tode
Author Elias Origanus
Extent31 images; 6827 tokens; 2187 types; 46511 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationPia ad Mortem Praeparatio Das ist: Einfaltige Predigt/ Von Christlicher Vorbereitung zum Tode Gehalten zu NiederHansdorff/ in der Graffschafft Glatz/ den 8 Novemb. Anno 1615. Bey der Leichbegängnus der Ehrbaren vnd Ehrentugendreichen Frawen Ursulae, Gebornen Weidnerin Elias Origanus. . 31 Nicolaus SchneiderLiegnitz1615.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 O 394 / 509377

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:35:48Z
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ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 4 O 394 / 509377
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