PRIMS Full-text transcription (HTML)
Septem folia ſem per virentia, quæ vitis noſtra in crucem elevata emiſit. Die Sieben Wortt / die vnſer lieber HERR Jeſus Chriſtus / als der Lebendige Weinſtock / am Stamme des Hey - ligen Creutzes außgeſprochen / vnd geredet hat: Darinnen die rechte Edle Sterbekunſt gewieſen / vnd gelehret wird.
In einer Adelichen Leichenpredigt kuͤrtzlich erklaͤret: Zu Ehren dem allerheyligſten Leyden Jeſu Chriſti: Zu Lehr vnd Troſt allen Sterbenden: Vnd zu vnſterblichem Gedaͤchtnuͤß
Der weyland Edlen / Wolbenambten / viel Ehrentugentreichen Frawen Catharinæ Bocks - dorffin / gebohrnen Doͤbſchuͤtzin / ꝛc. Deß auch Edlen / Geſtren - gen / Ehrenveſten vnd Wolbenahmbten Junckern Heinrichs von Bocksdorff / Ehelichen Haußfrawen: Welche in Greyf - fenberg am Sontag Iudica (1. Aprilis, h. 11.) ſelig verſtorben: Vnd Dienſtags nach Palmarum daſelbſt Chriſtlich / vnd Adelich zur Erden beſtattet worden. Gehalten in der Pfarrkirchen zu Greyffenberg / Durch Wolgangum Silber / Paſtorem daſelbſten. Anno: VIVIt ChrIſtVs ReDeMptor noſter.
ZuGoͤrlitzgedruckt / beyJohann Rhambaw.

Taͤglich Gebeth vnd Seufftzen eines Bußfertigen Chriſtlichen Hertzens:

Ne, quæſo, more judicis,
Quid egerim, quid dixerim,
Quid cogitarim, pondera:
Peccata ſed mea omnia
Tuo cruore deleas.
O HErr ich bitt gehe ins Gericht
Mit mir Suͤndigen Menſchen nicht:
Sih ja in deim Gericht nicht an
Was ich Suͤndliches hab gethan /
In Gedancken / Worten / Werck vnd That /
Sondern erzeig mir dieſe Gnad /
Tilge aus mein Suͤnd vnd Miſſethat /
Durch dein Verdienſt / Leiden vnd Todt /
Erwirb mir gunſt / vnd gnad bey Gott /
Hilff mir ins Leben aus dem Todt.
Bernhardus. Sit hæc mea prima cura, Ut te quær am mente pura.

Σ〈…〉〈…〉 ϑεῷ. Denen Edlen / Geſtrengen / Ehrenveſten / Wolbenambten Herren: Herrn Heinrichen von Bocksdorff / ꝛc. Wittbern. Herrn Goͤrgen von Doͤbſchuͤtz / auff Schadewaldaw / ꝛc. Herrn Heinrichen von Doͤbſchuͤtz / auff Newen Kemnitz / ꝛc. Vnd Seiner Edlen Geſtrengigheiten viel Ehrentugendreichen Adelichen Haußfrawen: Der auch Edlen / vnd Nahmhafften Frawen / Annæ / gebornen Vchtritzin / von der Steinkirche / ꝛc. Frawen auff Newen Kemnitz / etc. Sampt allen dero hertzlieben Adelichen Kindern / Jungen Junckern / vnd Jungfrawen / ſampt vnd ſonderlichen: Meinen großguͤnſtigen Herrn Patronen / Frawen vnd Jungfrawen / Foͤrderern vnd Foͤrderinnen: Gottes Gnade / vnd reichen Segen zu Leib vnd Seele / durch Chriſtum vnſern Einigen Mitt - ler vnd Seligmacher erworben / zuvor.

A ijEdle /

EDle / Beſtrenge Herren / So wol auch Edle / viel Ehrentugendreiche Frawen / vñ Jungfrawen: Was der Allmaͤchtige / Ewige / vnd Warhafftige / Heylige / vnd Gerechte Gott inn ſeinem Wort gar klaͤrlich ſaget: Honorantes me honorabo; Contem - nentes me eruntignobiles. 1. Sam. 2. Wer mich Ehret / den wil ich auch Ehꝛen: Wer aber mich Verachtet / ſol wider Verachtet werdẽ: Das ſol billich von allen Menſchen / ſie ſeynd auch gleich weß Standes / vnd Landes ſie wollen / in gute acht genommen werden.

Inſonderheit aber gibet vns im Lateiniſchen das wort Ignobiles ein groſſes nachdencken: Als wolte die Heylige Schrifft ſagen: Die ſeind fuͤr Gott Nobiles / recht Edel / Ehrenveſt / Hoch vnd Wolgeachtet / vnd aller Ehren werth / wel - che Ihnen Gottes Ehre fuͤr allen dingen trew - lich laſſen angelegen ſein / ſein Heyliges Woꝛt nach aller moͤgligkeit foͤrdern / vnd ſeinen Heyligen Namen mit ernſt anruffen / ehren / ruͤhmen vnd preyſen.

Contra ſunt Ignobiles Die jehnigen aber / ſo Gott laͤſtern / vñ ſeine Ehre nichts achten / Die ſeind fuͤr Gott Vnedel / vnd Vnwerth: Vnd wo ſie in ſolcher Sicherheit / vnd Vnbußfertigkeitdahindahin gehen / ſollen ſie auch aus Ihrem zeitlichen Ehrenſtande / biß in die vnterſte Helle hienunter geſtoſſen werden. Luc. 10. v. 15.

Nu koͤnnen wir aber Gott vnſerm HErren keine groͤſſere Ehre erzeigen / als wenn wir an ſei - nen lieben Sohn Jeſum Chriſtum glaͤuben / den - ſelben fuͤr vnſern Einigen Mittler / Heyland vnd Seligmacher erkennen / ſein allerheyligſtes / vn - ſchuͤldiges Leyden / Sterben vnd Blutvergieſſen danckbarlich ruͤhmen / vnd vns deſſelben zur Ver - gebung vnſerer Suͤnden / vnd Ewiger Seligkeit hertzlich troͤſten. Das gereichet Gott dem Him - meliſchen Vater ſelbſt zu Ehren / als der vns ſei - nen Hertzliebſten Sohn zu einem Seligmacher aus groſſer Liebe geſchencket hat: Auff das ſie alle den Sohn ehren / wie ſie den Vater ehꝛen. Ioh. 5. 23. Denn / darinne wird mein Vater ge - ehret (ſpricht der HErr Chriſtus) das jhr viel Frucht bringet / vnd werdet meine Juͤnger. Ioh. 15. 8.

Gleich wie im gegentheil die Verachtung / Schmach vnd Laͤſterung / ſo dem Ewigen Soh - ne Gottes / vnd ſeinem allerheyligſten Leyden wi - derfehret / dem Himmeliſchen Vater ſelbeſt zur Schmach / hoͤchſter Vnehre / vnd Verachtung gelanget: Wie vnſer HErr ſaget: Qui non ho -A iijnoratnorat Filium, non honorat Patrem, qui miſit eum. (Ioh. 5. 23.) Wer den Sohn nicht Ehret / der Ehret auch den Vater nicht / der jhn ge - ſand hat. Vnd Lucæ 10. 16. Wer mich Verach - tet / der Verachtet den / der mich geſand hat. Wer mich aber liebet / den wird mein Vater auch lieben / Darumb das er mich liebet. Ioh. 14. v. 23. & 16. v. 27.

Daher ſinget die Chriſtliche Kirche:

Wer Gottes Marter in Ehren hat /
Vnd offt gedenckt der Sieben wort /
Deß wil Gott eben pflegen:
Wol hie auff Erden mit ſeiner genad /
Vnd dort in dem Ewigen Leben.

Zu dem Ende / nemlich zur Ehre Gottes / vnd ſeines lieben Sohnes Jeſn Chriſti / wie auch zu Ehren / vnd danck ſeiner Heyligen Paſſion / vnd vnſchuͤldigen Leydens / habe ich dieſen Text / nem - lich / die Sieben wort Chriſti / in Juͤngſter Leich - Predigt der weyland Edlen / Wolbenahmten / VielEhrentugendtreichen Frawen Catharinæ / Bocksdorffin / geborner Doͤbſchuͤtzin (ſeligen) vor mich genommen / vnd nach der zeit gelegen - heit kuͤrtzlich erklaͤret.

Ewren

Ewren E. E. E. Geſtrengheiten aber / ſampt denen auch Edelen Viel Ehrentugendtreichen Frawen vnd Jungfrawen / wie obgemeldet / ha - be ich ſolche in Demuth dediciren / vnd zuſchrei - ben wollen: Weil ſie Ihnen von Rechts wegen ſine omni exceptione gebuͤret: Mir auch wol wiſſend / vnd Gott lob Land - vnd Stad kuͤndig / das dieſelben beſondere Liebhaber Goͤttliches Wortes / fautores Miniſterii / vnd trewe befoͤrde - rer der Ehren Gottes / vnd ſeiner lieben Kirchen ſeind. Das Adeliche Frawenzimmer deſſen von Doͤbſchuͤtz auch allewege dahin gefliſſen / das ſie / nechſt der Ehre / vnd Lob Gottes / auch Ihren Adelichen Standt mit wahrer Gottes Furcht / vngeferbtem Glauben / Adelicher Zucht / vnd loͤb - lichen Tugenden ſchmuͤcken vnd zieren / vnd da - mit Ihre Ehren Schilde von tage zu tage be - ruͤhmter vnd anſehenlicher machen.

Vnd weil die Edlen von Doͤbſchuͤtz in dero wol angeſtammeten Vhralten Adelichen Wap - pen ein gruͤnes Bladt im weiſſen Felde mit allen Ehren fuͤhren: Als habe ich ſolches dißmal nicht hoͤher ehren koͤñen / als das ich (juxta Bernhardũ) die Septẽ folia vitis noſtræ ſemper virentia, das iſt / Die Sieben gruͤnende Bletter vnſers Lebendi - gen Weinſtocks Jeſu Chriſti (Ioh. 15. 1. ) zu Chriſt -licherlicher erinnerung hinzu gethan / Dieweil E. E. E. G. vnd Adeliche Tugenden ſich auch mit Mundt vnd Hertzen zu Ihres / vnd vnſers Erloͤſers Jeſu Chriſti Seligmachenden Worte bekennen. Wel - ches deñ Ihnen / vñ Ihrem Adelichem Geſchlech - te nicht allein hie fuͤr dieſer Welt: Sondern auch dort fuͤr allen Außerwehlten / ja fuͤr Gott ſelber die hoͤchſte Ehre ſein / vnd bleiben wird: Laut deß Zeugnuͤß Chriſti / Matth. 10. 32 : Wer mich bekennet fuͤr den Menſchen / den wil ich auch bekennen fuͤr meinem Himeliſchen Vater. Wer ſich aber Meiner / vnd meiner Worte ſchemet / vnd mich verleugnet / des wird ſich des Menſchen Sohn auch ſchemen / vnd jhn verleugnen / wenn er kommen wird in ſeiner Herrligkeit / vnd ſeines Vaters / vnd der Hey - ligen Engel. Luc. 9. v. 26. Fuͤr ſolchen ſchemen / vnd laͤugnen behuͤte vns Gott allezumal: Vnd erhalte hiergegen E. E. E. G. vnd Adeliche Tu - genden in rechter erkentnuͤß vnd bekentnuͤß Jeſu Chriſti beſtendig biß an den letzten Seufftzer / zur Ewigen Ehre / Frewde vnd Herrligkeit.

Ich aber / als der wenigſte / habe gleich hiemit mein danckbares Gemuͤt gegen Ewere E. E. E. Geſtr. vnd Adeliche Tugenden zu erkennen gebenwollen /wollen / fuͤr die erzeigete Ehre / Gunſt / vñ geneigte Foͤrderung / ſo mir / vnwuͤrdig / vnd den meinen vnverdienet / von denen ſelben eine gute zeit hero widerfahren / vñ bewieſen / welche ich die zeit mei - nes lebens in kein vergeſſen ſtellen / ſondern auch hiedurch viel mehr fuͤr jedermaͤnniglichen ruͤhm - lich / auch denck - vnd danckwuͤrdig machen wol - len. Dienſtfreundlich bittende dieſelben geruhen großguͤnſtig ſolches in guter affection von meiner wenigen Perſon zuvermercken / vnd anzunemen: Auch meine / vnd der meinigen groſſe vnd geneig - te fautores vnd promotores / in kuͤnfftig zuverblei - ben.

Der ſelig entſchlaffenen wegen / ſey diß ein vn - ſterblich Gedaͤchtnuͤß / vnd immerwerendes mo - numentum: Das ſie in wahren Glauben auff das thewre Wort / Blut vnd Todt Chriſti / ſelig von hinnen geſchieden iſt. Darumb es auch dem be - truͤbten Herrn Wittber / (dem von Bocksdorff) deſto troͤſtlicher / vnd annehmlicher ſein wird. Vnd weil die gantze Adeliche loͤbliche Freundt - ſchafft von Geſchwiſtern / vnd andern Ahnver - wandten nicht alle gegenwertig ſein koͤnnen / Als haben ſie ſich hierinne zuerſehen / wie die Ihrige Chriſtlich zur Erden beſtattet. Vnd weil wir alle ſterblich / kan vns auch allen dieſe allerheyl - ſamſte Edele Sterbekunſt zu SeligmachenderBLehre /Lehre / vnd Troſt wol dienſtlich ſein. Als ich deñ gar nicht zweiffele / Gott werde ſeine Gnade ver - leyhen / das dieſe meine wolgemeinete Schrifft / vnd Arbeit in dem HErren / nicht werde vergeb - lich ſein bey allen denen / die Chriſtum lieb haben / vnd Gott in ehren halten.

Der Allgewaltige Gott vnd Vater bewahre Ewere E. E. E. G. vnd Adeliche Tugenden fuͤr allem vnfall Leibes vnd der Seelen / Guttes vnd Ehren: Vnd erhalte ſie lange zeit bey guter be - ſtendiger Leibes geſundheit / vnd erwuͤndſchtem Adelichem wolſtand. Verleyhe auch / wenn es ein mal zum ſterben koͤmpt / das ſie ſich dieſer Sie - ben Bletter / darauff die Wort Chriſti geſchrie - ben / fruchtbarlich vnd ſeliglich gebrauchen moͤ - gen / ſo wird Ihr Lob vnd Ehre auch grunen im Ewigen Leben / vñ jmmerwehrender Seligkeit. Dahin vns Gott allen verhelffen wolle / durch das bittere Leyden Jeſu Chriſti / Amen.

Geben zu Greyffenberg am Tage S. Catharinæ. Anno 1618.

E. E. E. Geſtr. Williger Wolgangus Silber P.

Eingang zur Predigt / vor dem Gebet:

  • Der GOtt alles Troſtes / vnd der Vater aller Barm - hertzigkeit / wohne vns bey mit ſeinem Goͤttlichen Troſt / in krafft des Heyligen Geiſtes / durch Chri - ſtum vnſer Erloͤſern vnd Seligmacher / Amen.

GEliebete / vnd Außerwehlte in dem HErren / Alle from̃e Hertzen / die dem HEr - ren Chriſto zu Ehren die Marterwochen all - hie recht celebriren / vnd halten / haben auch mit demſelben dreyerley Tage zugewarten: Der Erſte iſt der ſchwereſte / aber der kuͤrtzeſte / nemlich / der liebe Creutztag. Der Andere iſt linder / vnd leich - ter / nemlich / der ſelige Ruhetag. Der Dritte iſt der froͤ - lichſte / vnd dazu auch der lengſte / nemlich / der froͤliche lange gewuͤndſchte Oſtertag der kuͤnfftigen Aufferſte - hung von den Todten / vnd darauff folgenden Ewigen Lebens.

Der liebe Creutztag fehet ſich mit vns an / wenn wir geboren werden / vnd weret biß wir wider von hin - nen ſcheiden. Da heiſſet es immer Dolor & Labor: Allhie in dieſem Jammerthal / iſt muͤhe vnd arbeit vberall / auch wenn dirß wol gelinget. Ingreſſus flebilis; progreſſus debilis; egreſſus horribilis. Oder wie der Poet ſaget:

Principium vitæ dolor est; dolor exitus ingens:
Et medium dolor est: vivere quis cupiat?

Das iſt:

Schmertzlich iſt vnſer Anfang:
Schmertzlich iſt vnſer Außgang:
Voll ſchmertz iſts Mittel vnd Fortgang /
Wer wolt denn wuͤndſchn zu leben lang?
B ijAber

Aber from̃e Chriſten nehmen jhr Creutz auff ſich / vnd tragen es jhrem HErren Chriſto mit aller gedult nach.

Der Andere Tag folget dem ſeligen abſchiede aus dieſem Jammerthal / vnd iſt der ſanffte Ruhetag: Da heiſſets wie der Geiſt des HErrn bezeuget / in der Hey - ligen Offenbahrung S. Johannis am 14. Cap. Selig ſind die Toden / die im HErren ſterben von nu an: Denn der Geiſt ſpricht / das ſie ruhen von aller jhrer Arbeit / vnd jhre Wercke fol - gen jhnen nach. Vnd wie man ſinget:

Wenn man zum Grab vns gibt das geleit /
Vnd ins Ruhbethlein treget:
Endet ſich all vnſer duͤrfftigkeit /
Alle Angſt wird drein geleget:
Da raſten wir ohn alles leid /
Biß koͤmpt die Stund der Seligkeit /
Da vns der HErr wird wecken.

Denn das wird der Dritte Tag ſein / nemlich / der froͤliche Oſtertag / davon Eſaias der Prophet am 26. ſaget: Deine Toden werden leben / vnd mit jhren Leichnam auff - erſtehen. Wachet auff / vnd ruͤhmet die jhr lieget vnter der Erden: Ewre Gebeine ſollen grunen wie Graß / cap. 66. Ich wil ewere Graͤber auffthun / vnd wil euch mein Volck aus demſelbigen her - auß holen: Vnd wil meinen Geiſt in euch geben / das jhr wieder leben ſollet: Ich rede es / vnd thue es auch / ſpricht der HErr HErr / Ezech. 37. Denn Er macht vns lebendig nach zweyen Tagen / Er wird vns am dritten Tage auffrichten / das wir fuͤr Ihm leben werden / Spricht der Prophet Oſeas am 6. cap. Das wird ein froͤlicher Tag ſein / ein Tag des jauchtzens / vnd frolockens / Eſa. 65.

Den Erſten / vnd ſchwereſten Tag hat nun ſelig vberwunden / die weyland Edle / viel Ehrentugentreiche Fraw Catharina Bocksdorffin / geborne Doͤbſchuͤtzin / ꝛc. Welche am vergangenen Sontage Acht tage / den 1. AprilisAprilis ſanfft vnd ſelig von dieſem Jammerthal abge - ſchieden: Da nu alle jhr Truͤbſal vnd Elend iſt kommen zu einem ſeligen Endt.

Itzo helt ſie jhren erwuͤnſchten vnd ſanfften Ruhe - tag / wenn ſie in jhr Faullbethlein geſencket / vnd ohne alles leid raſten / vñ ruhen wird biß an den lieben Juͤng - ſten Tag.

Dann wird jhrer / vnd vnſer aller Dritter tag ange - hen / da ſie mit allen Glaͤubigen zum ſeligen Ewigen le - ben durch Chriſtum wird widerumb erwecket werden.

Damit wir nu nicht trawrig ſein / wie die Heyden / die keine Hoffnung haben: Sondern viel mehr auch vnſern Creutztag mit gedult tragen / darneben zur ſeli - gen ruhe / vns gefaſt machen / vnd bereiten moͤgen / wol - len wir bey dieſer Adelichen Chriſtlichen Verſamlung eine Predigt aus Gottes Wort anhoͤren: Zuvor aber Gott vmb ſeine Gnade vnd Beyſtandt des Heyligen Geiſtes anruffen / ꝛc.

Canatur: Von allem uͤbel vns erloͤß / ꝛc.
Cum oratione Dominica: Pater noſter, &c.

Der Text /

TEXTVS.

Den ich auff dißmal zu vorſtehender Adelichen Leich - vnd Troſtpredigt erwehlet habe / Seind dieDie Sieben wort Chriſti: Wie ſie von den H. Vier Euangeliſten auffgezeich - net / vnd aus denſelbigẽ in gewiſſe ord - nung zuſam - men getragẽ / vnd verfaſſet ſind. Sieben Wort / die vnſer lieber HErr Jeſus Chriſtus am Stamm des H. Creutzes geredet hat:

Das Erſte Wort.

Sprach er zu Gott ſeinem Himeliſchen Vater:

Vater / vergib jhnen / denn ſie wiſſen nicht was ſie thun. Lucæ 23. v. 34.
B iijDas

Das Andere Wort Sprach Er zu ſeiner Mutter:

Weib / Sihe / das iſt dein Sohn. (Ioh. 19. v. 26.) ()

Vnd zu S. Johanni ſprach Er:

Sihe / Das iſt deine Mutter. v. 27. ()
Lucæ 23. v. 43

Das Dritte Wort Sprach er zu dem Schecher zur Rechten Handt:

Warlich ich ſage dir / Heute wirſtu bey mir im Paradyß ſein. (Lucæ 23. v. 43.)
Matts. 27. v. 46.

Das Vierdte Wort Sprach er zu Gott ſeinem Himliſchen VaterMarc 15. 34. Eli, Eli, lama - aſabthani. mit lauter Stimme:

Mein Gott / mein Gott / Warumb haſtu mich verlaſſen.

Das Fuͤnffte Wort Sprach er:

Mich duͤrſtet. (Ioh. 19. v. 28.) ()

Das Sechſte Wort Sprach er:

Es iſt vollbracht. (Ibidem. ) v. 30. ()

Das Siebende WortLucæ 23. 46. Sprach er widerumb zu ſeinem Himliſchen Vater:

Vater / in deine Haͤnde befehl ich dir meinen Geiſt.
Ioh. 19. v. 30.

Vnd als er das geſaget / neiget er das Haͤupt / vnd verſchied.

Alſo

Alſo iſt Chriſtus fuͤr vns biß zum Tode gehorſamPhilip. 2. v. 8. worden / Ja zum Tode des Creutzes. Dafuͤr Ihme lob vnd danck geſaget ſey immer vnd ewiglich / Amen.

So viel ſeind der wort dieſes vnſers Textes auff dißmal. δ. Τ. ϑ.

CONCIO.

GEliebte vñ Andaͤchtige in dem HErrn〈…〉〈…〉 Crux morientis facta eſt cathedra docentis: Hat der alte Gottſeliche Lehrer Auguſtinus wol vnd Chriſtlich geſaget:

Das Creutz daran Chriſtus geſtorben /
Iſt zur Cantzel vnd Predigſtuel worden:
Darauff er vns vnterwieſen /
Wie wirs Leben Chriſtlich ſollen ſchlieſſen.

Newlicher zeit / Dominica Iuda / eben den Sontag / da dieſe Gottſelige Matron / die Edle / Wolbenahmbte / viel Ehrentugendreiche Fraw Catharina Bocksdorffin / ge - borne Doͤbſchuͤtzin / ꝛc. allhier geſegnet / Da haben wir in Chriſtlicher vnſerer Kirchverſamlung gehoͤret den Spruch / welchen der Mund Goͤttlicher Warheit / Chriſtus vnſer Seligmacher mit doppeltem Eyde ver - ſieglet / da er ſaget / Johan. 8: Warlich / Warlich ſage ich euch / So jemand mein Wort wird halten / der wird den Todt nicht ſehen Ewiglich.

Da redet er aber nicht vom zeitlichen Tode / ſondern vom Ewigen / der auch der Seelen todt / oder der andere todt genennet wird: Da nicht alleine der Leib ſtirbet / ſondern auch die vnſterbliche Seele in jhren Suͤnden alſo verdirbt / das ſie Ewiglich von Gott abgeſchieden / mit allen Gottloſen im Ewigen finſternuͤß ſein vnd blei -benben muß. Solchen Todt ſollen die glaͤubigen Kinder Gottes nicht ſehen / ſondern durch den Todt ins Leben dringen: Ja auch der zeitliche Todt ſol jhnen in war - heit nicht ein Todt / ſondern nur ein Schlaff ſein / das ſie durch denſelben hindurch dringen in das Ewige Le - ben. 1. Joh. 5.

Nu heiſſet aber Chriſti Wort halten / nicht nur im leben daſſelbige hoͤren / vnd fuͤr wahr halten: Sondern auch in Todes noth ſich mit glaͤubigem hertzen daran halten / vnd nach der Lehre vnd Exempel Chriſti ſich alſo verhaltẽ / das man / wie Er / das leben ſelig beſchlieſ - ſen / vnd im glauben zu Gott von hinnen ſcheiden moͤge.

Da haben wir nu keine beſſere Form / noch inſtru - ction / als ſeine eigene wort / die er am Stamm des H. Creutzes geredet hat / darinne gewißlich die hoͤheſte Weißheit verborgen ſtecket. Man helt viel von der Sieben Heydniſchen Griechen Weiſen worten / das groſſe Weißheit in denſelbigen verborgen ſey: Je wie viel mehr Weißheit muß in deß worten ſtecken / der die Ewige Weißheit ſelber iſt / Ja in dem alle Schaͤtze deß Erkentnuͤß vnd Weißheit verborgen liegen? Wie S. Paulus von vnſerm HErren Chriſto ſchreibet vnd ruͤh - met. Col. 2.

D. Bernhardus nennet dieſe Sieben wort Chriſti / Septem folia ſemper virentia, quæ vitis noſtra in crucem ele - vata emiſit. Sieben gruͤne Bletter / die in jhrem vigore / ſafft vnd krafft immer friſch bleiben / vnd grunen / Wel - che der Edle Weinſtock Joh. 15. als er an Pfal des Creu - tzes angefuͤget / außgeſtoſſen / etc.

Weil denn nu dieſe ſelige Edle Fraw / ꝛc. in jhren Le - bezeiten auch eine Liebhaberin des Creutzes Chriſti / ſei - nes Wortes / vnd ſeiner H. Paſſion geweſen / die dem HErren Chriſto das Creutz / wie Simon von Cyrene / geduͤltig nachgetragen: Die auch in jhrem wolange -ſtam -ſtammeten / Vhralten Adelichen Schildt / vnd Wappen / derer von Doͤbſchuͤtz / ein ſchoͤn gruͤnes Bladt in weiſem Felde fuͤhret: Als werden ſich dieſe Septem folia virentia nicht vbel dazu ſchicken / ſolches damit Geiſtlicher weiſe zu zieren: Weil es auch die Zeit der H. Marterwochen alſo mit bringet von dieſer materia zureden / da auff ein jedes Bladt ein beſonders wort Chriſti / ſo er am Creutz geredet / geſchrieben.

Solche wollen wir in dieſer Leichpredigt fuͤr vnsPropoſitio. nemen / vnd ordentlich nacheinander tractiren: Darauß die ἐυϑανασιαν / oder Edle Sterbekunſt ſtudieren / welche ein jeder Chriſt / Edel oder vnEdel in ſeinem Leben wol lernen ſol / auff das er dieſelbe auch in agone / vnd letzter Todeßnoth ſelig practiciren moͤge.

Bereitet vnnd ſchicket ewre Hertzen zur Andacht. Der Ewige Sohn Gottes gebe vns krafft vnd ſafft hie - zu aus ſeinen H. Fuͤnff Wunden / durch ſeinen Blutigen Schweiß / vnd bitteren Todeßkampff / hochgelobet vñ gepreiſet in alle Ewigkeit / Amen.

Auff dem I. Bladt.

Stehet das Erſte holdſelige wort Chriſti / da er ſa - get: Vater / vergib jhnen / denn ſie wiſſen nicht / was ſie thun. Das iſt Verbum interceſſionis Chriſti apud Patrem: Ein Vorbitt wort / Ein gut wort / das Chriſtus vor das gantze Menſchliche geſchlecht bey ſeinem Him - liſchen Vater einleget / damit er daſſelbe gleich vom Gal - gen erbeten / da ſie jhn doch dagegen hienan gebracht.

Sihe / lieber Menſch / mein vnd dein Erloͤſer Jeſus Chriſtus hette mit ſeiner eigenen Noth damals genug zuſchaffen gehabt: Noch vergiſſet er ſeiner / vnd geden - cket vnſer: Leſſet das ſeine Erſte ſorge ſein / das ſeineCFeindeFeinde vñ Creutziger mit Gott moͤchten verſoͤhnet wer - den. Das laſſet mir eine Sanfftmuth vnd Freundlig - keit ſein: Ja daran preyſet er ſeine Liebe vnd Holdſe - ligkeit gegen vns / das er fuͤr vns geſtorben / da wir noch Suͤnder / vnd ſeine Feinde waren. Rom. 5.

Die lerne das erſte Stuͤck der Edlen Sterbekunſt von deinem Erloͤſer vnd Seligmacher:

1. Wenn Gott vber dich gebeut / vnd wirfft dich auffs Siechbette / du weiſſeſt nicht / ob du deß Laͤgers moͤchteſt auff kommen / oder von deiner Kranckheit ge - neſen: Oder auch wol gar druͤber bleiben vnd eingehen: So dencke flugs: Wie ſteheſtu mit deinem Neheſten? Haſtu auch jemand beleidiget? Oder biſtu von jeman - den beleidiget worden? Haſtu auch jrgend einen Zorn vnd Wiederwillen auff jemand? Oder / haſtu auch ab - gebeten / dem / den du beleidigeſt? Oder / der dir zu wider geweſen / von Hertzen grund verziehen vnd vergeben? Denn das iſt noͤtig / vnd Chriſtlich. Das lehret dich Chriſtus im Vater vnſer / in der Fuͤnfften Bitte: Vnd ver - gib vns vnſer Schuld / als wir vergebẽ vnſern Schuͤldigern / Matth. 6. & 18. Syrach ſagt am 28. cap. Vergib deinem Neheſten / was er dir zu Leide gethan hat / vnd bitte denn / ſo werden dir deine Suͤnde auch vergeben. Ein Menſch helt gegen dem andern den Zorn / vnd wil bey dem HErren Gnade ſuchen. Er iſt vnbarm - hertzig gegen ſeines gleichen / vnd wil fuͤr ſeine Suͤnde bitten: Er iſt nur Fleiſch vnd Blut / vnd helt den Zorn / Wer wil denn jhm ſei - ne Suͤnden vergeben. Gedencke an das Ende / vnd laß die Feind - ſchafft fahren / die den Todt vnd das Verderben bringet.

Bilde dir ein das Exempel deines lieben HErren Jeſu Chriſti: Wie viel Vntrew hat der erfahren von ſei - nen Juͤngern? Viel ſchmach vnd ſpott / ſtreich vnd ſchle - ge von ſeinen Feinden? Noch vergiſſet ers alles / vnd bit - tet fuͤr ſie. Wie auch Stephanus fuͤr die ſo jhn ſteinig - ten. Actor. 7. vnd verzeyhets jhnen. Wie Joſeph ſeinenBruͤ -Bruͤdern / die doch ſehr vbel an jhme gehandelt hatten. Gen. 50.

2. Bedencke in deinem Hertzen / Wie offt du wie - der Gott geſuͤndiget / wiſſentlich vñ vnwiſſentlich: Haſt Chriſtum auch helffen Creutzigen / In dem du mit dei - nen Suͤnden ein Vrſach biſt ſeines Leidens / Marter vnd Todes: Darumb bete mit Manaſſe: Ich habe geſuͤndiget / O HErre / vnd meiner Suͤnden iſt mehr / denn des Sandes am Meer. Darumb beuge ich die Knye meines Hertzens / vnd bitte dich HErr vmb Gnade. Ich bitte / vnd flehe / vergib mir / O HErr vergib mirs / laß mich nicht in meinen Suͤnden verderben / vnd laß die Straffe nicht Ewiglich auff mir bleiben. Seufftze mit dem verlohrnen Sohne: Vater / Ich habe geſuͤndiget im Hi - mel vnd fuͤr dir / vnd bin fort nicht mehr werth / das ich dein Kindt heiſſe. Ich ſprach / Ich wil dem HErren meine Vbertrettung bekennen / Da vergabſtu mir die Miſſethat meiner Suͤnden / Sela. Dafuͤr werden dich alle Heyligen bitten zur rechten zeit. Pſal. 32.

3. Troͤſte dich auch von Hertzen dieſer Fuͤrbitte / vñtewren Verdienſtes deines Heylandes Jeſu Chriſti / vnd bitte Gott vmb verzeihung aller deiner wiſſentlich - vnd vnwiſſentlicher Suͤnden. Delicta enim quis intelli - git? Pſal. 19. Wer kan mercken / wie offt er fehlet? Verzeyhe mir die verborgene fehle. Gedenck auch nicht der Suͤnden meiner Jugend / vnd meiner Vbertrettung: Gedencke aber mein / nach deiner groſſen Barmhertzigkeit / vmb deiner Guͤte willen. Pſal. 25. Ja vmb der Vorbitte deines lieben Sohnes Jeſu Chri - ſti willen / vergib mir alle meine Suͤnde: Denn dieſes Bladt grunet noch jmmer fort / vnd ſeine krafft / ſafft / vnd voͤlligen vigorem erweiſet es noch taͤglich an allen Bußfertigen Suͤndern: Denn Chriſtus ſitzet zur Rechten Hand Gottes / vnd vertritt vns. Rom. 8. Er iſt der Ewige hohe Prieſter / der ein vnvergenglich Prieſterthumb hat: Daher er auch ſelig machen kan jmmerdar / die durch jhn zu Gott komen / vnd le - bet jmmerdar / vnd bittet fuͤr ſie. Wie die Epiſtel an die He - breer am 7. bezeuget.

Auff dem II. Bladt.

Stehet das liebreiche wort Chriſti / da er zu ſeiner Mutter ſaget: Weib / ſihe / das iſt dein Sohn. Vnd zu S. Johanni: Sihe / das iſt deine Mutter.

Das iſt Verbum Gratitudinis erga Matrem, & amoris erga diſcipulum. Ein Denck - vnd Danckwort gegen ſei - ne liebe Mutter / vnd gegen ſeinem lieben getrewen Juͤn - ger Johanni. Zu troſt allen armen Wittben vnd Wai - ſen / das der HErr Jeſus auch noch an ſie gedencke / jhr Jammer vnd Elend anſehe: Deñ diß wort grunet noch jmmer / da der Pſalm auch ſaget: Tibi derelictus eſt pau - per, pupillo tu eris adjutor. Pſal. 10. Die Armen / HErr / be - fehlens dir / Du biſt der Waiſen helffer. Der ein Vater iſt der Waiſen / vnd ein Richter der Witben. Pſal. 68.

Zum Exempel auch allen frommen Kindern / das ſie jhre Eltern lieben / vnd ehren biß in den todt.

Wie auch zur Lehre allen Vormuͤnden / vnd Vorſte - hern der Kirchen. Denn der HErre Chriſtus machet allhie ſein Teſtament / vnd beſcheidet ſeiner lieben Mut - ter Johannem zu einem Sohne: Johannem aber ord - net er jhr zu einem Vormuͤnden / vnd Vorſteher / fuͤr ſei - nem ſeligen Ende.

Dardurch werden wir erinnert der Bottſchafft / welche der Prophet dem Koͤnig Hißkiæ anheym brach - te / Eſa: 38. Diſpone domui tuæ, quia morieris: Beſchicke dein Hauß / denn du wirſt ſterben / vnd nicht lebendig bleiben. Da ſol ein jeder darauff bedacht ſein / Wie er auch die Seinen vor ſeinem ende vnd abſterben verſorge.

Nu ſind aber die Menſchen vngleich in ſolchem fall: Manches hat viel Kinder / ꝛc. Manches niemand. Man - ches viel Guͤter vnd Pahrſchafft: Manches nichts / oder je gar wenig. Da muß ſich ein jedes nach ſeiner gelegen - heie richten: Hat dir Gott etwas beſcheret / vñ haſt nie -mand /mand / bedencke Kirchen vñ Schulen / arme Leute / Ho - ſpital / ꝛc. Gedencke an deß frommen Tobiæ Regel / die er ſeinem Sohne gab: Haſtu viel / ſo gib reichlich / haſtu aber wenig / ſo gib doch das wenige mit trewem Hertzen. Denn du kanſt nichts in deinem Sterben mit nemen / vnd deine Herrligkeit wird dir nicht nachfahren. Pſal. 49. Ordneſt vnd gibſt du was Chriſto / vnd ſeinen Gliedern / Er wirds ruͤhmen am Juͤngſten Tage oͤffentlich. Matth. 25. Haſt du viel Kinder / aber wenig darzu: Verleſſeſt eine arme Mari - am / vnd duͤrfftigen Johannem vnter dem Creutze: Be - fihl ſie Gott / der iſt jhr oͤbriſter Vormuͤnde / der Moſen im Kaͤſtlein erhielte / Vnd die Wittbe zu Zarpath in der Tewrung ernehret. Denn der HErr iſt es / der Witt - ben vnd Waiſen verſorget / vñ behuͤtet die Frembdlinge. Pſal. 146.

Biſtu ein verordneter Vormuͤnd / oder naher Freũd / folge dem Exempel Johannis / nim dich armer Witt - ben vnd Waiſen trewlich an / dencke du haſt auch Kin - der / hente oder morgen moͤchten ſie auch dergleichen bedoͤrffen: Wie du nun wilt / das man dir / vnd den dei - nen thun ſol / alſo thue du andern auch. Halt dich ge - gen die Waiſen wie ein Vater / vnd gegen jhre Mutter wie ein Haußherr / So wirſtu ſein wie ein Sohn deß al - lerhoͤheſten / vñ er wird dich lieber haben / denn dich dei - ne Mutter hat. Syr. 4. Ja ein reiner / vnd vnbefleckter Gottesdienſt fuͤr Gott dem Vater / iſt der die Waiſen / vnd Wittben in jhrem Truͤbſal beſuchen / vnd ſich von der Welt vnbefleckt behalten. Iacobi 1.

Sonderlich aber gibet der HErr Chriſtus ein fein Exempel den Collatoribus / oder Vorſtehern der Kirchẽ / derer typus vnd vorbilde iſt Maria vnter dem Creutze Chriſti / als eine troſtloſe vnnd verlaſſene / uͤber die alle Wetter gehen / vnd der ein Schwerdt durch jhre Seele dringet / die befihlet der HErre Chriſtus einem trewenC iijPfle -Pfleger / Johanni dem H. Apoſteln vnd Euangeliſten / der ſich auch Ihrer gantz trewlich annam. Alſo / wer das Ius patronatus / oder gewalt / vnd oberhand hat / die Kirchen / vnd derſelben Empter zubeſtellen / der befehle ſie trewen Menſchen / vnd brauche ſein Kirchlehen zu Gottes Ehren / vnd erbawung der Kirchen / mit darſtel - lung tuͤchtiger Perſonen: Vnd die es trewlich in jhrem Ampte meinen / vñ wol fuͤrſtehen / ſollen billich von den - ſelben fuͤr andern geehret / vnd gefoͤrdert werden. Denn Reges erunt tutores, & principes nutritores tui: Ihre Koͤnige ſollen deine Pfleger / vnd jhre Fuͤrſten deine Nehrer / oder Seug - ammen ſein. Eſa. 49. So ruͤhmet Ambroſius den fromen Keyſer Theodoſium in ſeiner Leichpredigt: Dilexi virum, quia cum corpore ſolveretur, magis ſolicitus erat de ſalute Eccleſiæ, quàm de proprii corporis incolumitate: Ich ha - be den HErren lieb gehabt / ſpricht er / denn als er jtzt ſter - ben ſolte / war er viel mehr vmb der Kirchen wolfahrt bekuͤmmert / als vmb ſeine eigene geſundheit.

Sehet / alſo grunen ſolcher Leute Bletter / vnd ver - welcken nicht / wenn ſie gleich alt werden / werden ſie dennoch bluͤen / fruchtbar vñ friſch ſein / als die gepflan - zet ſind in Vorhoͤfen des HErren / das ſie verkuͤndigen ſeine Wercke. Pſal. 92.

Auff dem III. Bladt.

Stehet das Gnadenreiche wort Chriſti:

Hodie mecum eris in Paradyſo: Heute wirſtu bey mir im Paradyß ſein. ()

Das iſt Verbum reſerationis Paradyſi: Der rechte Him - melſchluͤſſel / zu troſt allen Bußfertigen Suͤndern / auch in agone / wenn ſie noch in den letzten Todeßzuͤgen recht - ſchaffene ware Buſſe thun.

Denn

Denn ſehet / Wer iſt der / zu welchem der HErr Chriſtus das wort redet? Ein Schecher / ein Vbelthaͤt - ter / ein Moͤrder / vnd boͤſer Bube / der wol ſein lebetage nicht viel guttes geſtifftet. Er bleibet aber nicht in ſei - nen Suͤnden / vnd boßhafftigen Hertzen / ſondern be - keret ſich noch auff der letzten hinfarth: Erkennet vnd bekennet ſeine Suͤnden / leſſet jhm dieſelbigen hertzlich leid ſein: Glaͤubet an den HErren Chriſtum / helt jhn fuͤr Gerecht / der nichts vngeſchicktes gehandelt / dazu fuͤr einen ſolchen Koͤnig / der ein Himliſches Ewiges Reich habe: Vnd bittet / das jhm daſſelbe auch zu theil werde. Beweiſet auch ſeinen Glauben mit guten Fruͤch - ten / In dem er ſeinen Mitgeſellen wegen ſeiner Gottes - leſterung ſtraffet / vnd beharret in ſeinem glauben / be - kentnuͤß vnd gutem vorſatz beſtendig: Da hoͤret er aus dem holdſeligẽ Munde Chriſti das hochtroͤſtliche wort der Gnaden: Amen, hodie mecum eris in Paradyſo: War - lich / ich ſage dir / Heute wirſtu bey mir im Paradyß ſein. Das heiſſet: Gratia exuberat ſuper delictum: Rom. 5. Wo aber die Suͤnde maͤchtig worden iſt / da iſt doch die Gnade viel maͤchtiger worden.

Diß Bladt grunet noch heutiges Tages / vnd hat ſeine krafft in aller Bußfertigen Suͤnder hertzen. Denn Chriſtus ſaget Iohan. 12. Wenn ich erhoͤhet werde von der Er - den / ſo wil ich ſie alle zu mir ziehen. Kompt her zu mir alle / die jhr muͤheſelig vnd beladen ſeyd / Ich wil euch erquicken / Matth. 11. da ſollet jhr ruhe finden fuͤr ewre Seelen. Denn wer zu mir koͤm - met / den werde ich nicht hienauß ſtoſſen. Ioh. 16. Des troͤſte dich du Bußfertiger Suͤnder / Spare aber deine Buſſe nicht biß du kranck wirſt / vnd warte nicht mit beſſerung deines Lebens biß in den todt: Sondern beſſere dich / weil du noch ſuͤndigen kanſt. Vnd wenn dich deine Suͤnden anfechten auff deinem Siechbette / ſo verzage nicht: Sondern ſprich mit S. Auguſtino: Turbabor, ſed non perturbabor, quia vulnerum Chriſti recordabor.

Mein Suͤnd werden mich krencken ſehr /
Mein Gewiſſen wird mich nagen:
Denn jhr ſind viel wie Sandt am Meer /
Doch wil ich nicht verzagen:
Gedencken wil ich an dein Todt /
HErr Jeſu / vnd dein Wunden roth /
Die werden mich erhalten.

Troͤſte dich / wenn du von hinnen ſcheiden ſolt / vnd dieſe Irrdiſche Huͤtten verlaſſen / das du weiſt / wo du hin ſolſt: Wenn du an Chriſtum glaͤubeſt / ſo ſolt du bey Ihm in Paradyß ſein.

Troͤſte dich der kraͤfftigen Vorbitte deines lieben HErren Jeſu Chriſti / Ioh. 17. Vater / Ich wil / das / wo ich bin / auch die bey mir ſein / die du mir gegeben haſt / auff das ſie meine Herrligkeit ſehen.

Thue nur nicht / wie der Boͤſewicht / zur lincken ge - richt / der thaͤt mit den Juͤden prangen / verachter / hoͤnet / vnd ſpottet jhnen zugefallen den HErren Chriſtum: Zu dem wird dieſes wort nicht geſaget: Wie denn kein Gottloſer veraͤchter ſolches hoͤren wird nimmermehr / ſondern viel mehr das ſchreckliche Diſcedite / Matth. 7. Weichet alle von mir jhr Vbelthaͤter / ich kenne ewer nicht.

Du aber bete / vnd ſeufftze ohn vnterlaß mit allen Bußfertigen Hertzen: Ach HErr du trewer Gott / ſihe mich armen Suͤnder auch an / mit den Augen deiner Barmhertzigkeit / wie du angeſehẽ haſt Mariam Mag - dalenam die groſſe Suͤnderin im Convivio / den lieben Petrum / der dich verleugnet in atrio / vnd den Schecher / der ſich zu dir bekeret in erucis patibulo. O verleihe mir / du Barmhertziger Gott / das ich auch meine Suͤnden hertzlich beweine / dich in wahrem Glauben voͤlliglich liebe / vnd dort im Ewigen leben dich froͤlich anſchawe / das verleihe mir HErre Jeſu vmb deines allerheylig - ſten Leidens vnd Sterbens willen / Amen.

Wo

Wo du alſo von hertzen beteſt / vnd mit dem Sche - cher der gnaden Gottes begereſt / ſo wird es auch geſche - hen / wenn du heut oder morgen ſterben ſolleſt / das dir dein HErr Jeſus ins Ohre ſchreye: Confide, hodie me - cum eris in Paradyſo: Sey getroſt / fuͤrchte denTodt nicht / heute ſoltu bey mir im Paradyß ſein. O des gnadenrei - chen holdſeligen wortes! Denn ohne vnſer Verdienſt werden wir gerecht / aus ſeiner Gnade / durch die Erloͤ - ſung / ſo durch Chriſtum Jeſum geſchehen iſt / welchen Gott hat fuͤrgeſtellet zu einem Gnadenſtuel durch den Glauben in ſeinem Blut. Rom. 3.

Alſo wird dir diß Blaͤdtlein grunen ins Ewige Le - ben / ins Himliſche Paradyß.

Auff dem IV. Bladt.

Stehet nu das Hertzbrechende klaͤgliche wort:

Eli, Eli, Lama aſabthani. ()

Das iſt verdolmetſchet:

Mein Gott / mein Gott / warumb haſtu mich verlaſſen.

Diß iſt Verbum ploratûs, & lamentationis: vel deſertionis gratiæ divinæ: Ein recht Klagelied / davon die Alten ge - ſaget haben: Chriſtus præ dolore clamavit, ut ab æternis ululatibus nos ſervaret: Chriſtus hat fuͤr groſſen ſchmer - tzen geheulet / vnd ſein JammerLiedlein geſungen / da - mit er vns vom Ewigen Jam̃er / Heulen vnd Zeenklap - pen erloͤſe.

Denn er da / als ein Sterbender / Seelzagender Menſch / warhafftig an ſeiner H. Seele / vnd zartem Leibe / innerlich vñeuſſerlich gefuͤhlet den ſchrecklichen / ernſthafften / fewerbrennenden Zorn Gottes wiederDdiedie Suͤnde der gantzen Welt / das jhm / (requieſcente verbo) weil die Gottheit in jhm geruhet / nicht anderſt zu muth geweſen / als einem Menſchen / der in groͤſten aͤngſten / vnd hoͤheſten anfechtungen iſt / da er nicht anderſt be - findet noch empfindet / als wenn er von Gott / vnd allen Creaturen verlaſſen were. Vnd iſt doch nicht verlaſſen / ſondern warhafftig erhalten / vnd wider getroͤſtet wor - den. Darumb nennet er auch Gott / Seinen Gott / vn - angeſehen / er mit der Anfechtung gerungen / als wenn jhn Gott verlaſſen. Daher ein alter Lehrer recht vnd fein geſaget: Hæc non ſunt verba deſperantis, ſed revera lu - ctantis cum horroribus mortis & inferni in cruce. Diß ſeind nicht wort eines / der da an Gottes Gnade vnnd Huͤlffe verzweiffelt: Sondern der warhafftigin euſſer - ſten noͤten kempffet mit furcht vnd ſchrecken des Todes vnd der Helken. Das denn vnſerm Erloͤſer warhaff - tig alſo begegnet / vnd widerfahren.

Hie lerne / lieber Chriſt / vnd mercke / Wenn du noch ſo from / glaͤubig / vnd Gottfuͤrchtig / ſo werden doch al - lerdings die anfechtungen in Todeßnoͤten nicht auſſen bleiben: Denn / da feyret der Teuffel nicht / das Gewiſ - ſen ſelbſt machet dem Menſchen bange / vnd die Helle ſperret jhren Rachen weit auff / vnd ſchrecket den ſuͤndi - gen Menſchen / als ob ſie jhn einiger nicht wolte ver - ſchlingen: Gott ſelbſt helt zu weilen inne / verbirget ſich gleichſam zur zeit der noth / vnd leſſet den Menſchen ein wenig zappeln / vnd ſich in ſolchem Kampff engſten. Aber / lerne du ſolche Anfechtungen vberwinden / mit wahren Glauben / vnd feſten Vertrawen auff deinen Heyland Jeſum Chriſtum / der hat ſie dir zu gute ſchon alle vberwunden / in Ihme ſoltu ſiegen / vnd vmb ſeinet willen in Ewigkeit nicht verlaſſen werden.

Glaube gewiß / Gott ſey dein Gott / auch mitten in der groͤſten noth / vnd ſey ein trewer Gott / der dich nichtlaſſelaſſe verſuchẽ vber dein vermoͤgen / ſondern werde ſchaf - fen / das die verſuchung ſo ein ende gewinne / das du es magſt ertragen. 1. Corinth. 10.

Sage mit S. Paulo / Rom. 8: Si Deus pro nobis, quis contra nos? So denn Gott fuͤr vns iſt / wer mag wider vns ſein? Der auch ſeines einigen Sohnes nicht verſchonet hat / ſondern den - ſelben fuͤr vns alle dahin gegeben / Wie ſolt er vns denn mit jhme nicht alles ſchencken? Wer wil die Außerwehlten Gottes beſchuͤl - digen? Gott iſt hie / der gerecht machet. Wer wil ſie verdammenẽ Chriſtus iſt hie / der geſtorben iſt / Ja viel mehr / der auch aufferwe - cket iſt / welcher iſt zur Rechten Gottes / vnd vertritt vns. Darumb bin ich gewiß / das weder Todt noch Leben / weder hohes noch tief - fes / noch keine Creatur mich mag ſcheiden von der Liebe Gottes / die da iſt in Chriſto Jeſu vnſerm HErren.

Singe mit der Chriſtlichen Kirchen: Mitten in dem Todt anficht / vns der Hellen Rachen / Wer wil vns aus ſolcher noth / frey vnd ledig machen? Das thuſtu HErr alleine.

Mitten in der Hellen angſt / vnſer Suͤnd vns treiben / Wo ſol - len wir deñ fliehen hin / da wir moͤgen bleiben? Zu dir HErr Chriſt alleine: Vergoſſen iſt dein tewres Blut / das gnug fuͤr die Suͤnde thut: Heyliger HErre Gott / Heyliger ſtarcker Gott / Heyliger Barmhertziger Heyland / du Ewiger Gott / Laß vns nicht verſin - cken / in des bittern Todeß noth: Laß vns nicht verzagen / fuͤr der tieffen Hellen glutt: Laß vns nicht entfallen von des rechten Glau - bens troſt / Kyrie eleyſon.

Bete vnd ſeufftze in deinem Hertzen: Wenn ich nun komm in Sterbenß noth / vnd ringen werde mit dem Todt / etc. So komm o HErr Chriſt mir behend / zu hilff an meinem letzten Endt / ꝛc. So wirſt du befinden / das auch dieſes Bladt noch grune / vnd ſeinen vigorem / krafft vnd ſafft habe. Denn dein HErr Chriſtus ſpricht: Laß dir an meiner Ge - nade gnuͤgen / denn meine krafft iſt in den Schwachen maͤchtig. 2. Cor. 9. Ich erwehle dich / vnd verwerffe dich nicht. Fuͤrchte dich nicht / Ich bin mit dir. Weiche nicht / denn ich bin dein Gott /D ijIchIch ſtercke dich / Ich helffe dir auch / Ich erhalte dich durch die Rechte Handt meiner Gerechtigkeit. Vnd ob ich dich ein kleinen Augenblick verlaſſe / ſo wil ich doch mit Ewiger gnade mich dein erbarmen / ſpricht der HErr dein Erloͤſer. Eſaiæ 54. v. 8. & 41. v. 10. & 43. v. 1. 2. &c.

Auff dem V. Bladt.

Stehet das gar ſehnliche wort des lechtzenden abgematteten HErren Chriſti:

Sitio: Mich duͤrſtet.

Diß iſt Verbum Sitis, non tàm corporalis, quàm ſpiritualis. Wie ſchmachtig aber diß Blaͤttlein anzuſehen / wie duͤrf - tig / ſchwach vnd welckende es da am duͤrren Creutzbau - me hanget / ſo hat es doch ſeine verborgene krafft / vigo - rem vnd ſafft: In dem es dem HErren Chriſto nicht ſo ſehr vmb den leiblichen Durſt zuthun / als vmb den Geiſtlichen: Wiewol er / natuͤrlicher weiſe davon zu re - den / auch an ſeinem leiblichen kraͤfften dermaſſen auß - gemergelt / das jhm wol Durſt / vnd groſſe Mattigkeit zugehangen / In dem Ihme ſein H. Blut aus allen A - dern gar entgangen / das er im 22. Pſalm daruͤber kla - get vnd ſaget: Ich bin außgeſchuͤtt wie Waſſer / alle meine Ge - beine haben ſich zertrennet: Mein Hertz iſt in meinem Leibe wie zerſchmoltzen Wachß. Meine kraͤffte ſind vertrockenet wie eine Scherbe / Meine Zunge klebet an meinem Gaumen / ꝛc.

Jedoch / iſt ſein Geiſtlicher Durſt noch viel heffti - ger geweſen / nemlich / nach vnſerer Seligkeit / nach wel - cher Ihme auch noch heute verlanget. Darumb er - fuͤlle ſein Verlangen / vnd ſettige ſeinen Durſt. Nicht mit Gallen vnd Eſſig / wie jhn die Juͤden / vnd Kriegß - knechte getrencket. Pſal. 69. Ioh. 19. Vnd wie noch heute thun alle Gottloſe Veraͤchter vnd Laͤſterer: Sondernmitmit hertzlichen verlangen nach Ihme / vnd ſeinen tew - ren Verdienſt: Sage vnd ſeufftze mit David Pſal. 25: Nach dir HErr verlanget mich / mein Gott ich hoffe auff dich. Ja / Wie der Hirſch ſchreyet nach friſchem Waſſer / So ſchreyet meine Seele Gott zu dir. (Pſal. 42.) Meine Seele duͤrſtet nach Gott / nach dem Lebendigen Gott / Wenn werde ich dahin kom̃en / das ich Gottes Angeſicht ſchawe? So antwortet dir dein HErr Chriſtus / Matthæi am 5. Capitel: Selig ſind / die da hungert / vnd duͤrſtet nach der Gerechtigkeit / denn ſie ſollen ſatt werden: Sie ſollen Gott ſchawen / im Lande der Lebendigen. Sie ſollen erquicket werden / ſolche Gnadenhungerige vnd Geiſtdurſti - ge / vnd ſollen Ruhe finden fuͤr jhre Seelen. Matth. 11.

Beſcheret dir Gott auch ein gutes Truͤncklein / da - mit du dich leiblich in deiner Kranckheit vnd Mattig - keit laben kanſt / ſo dencke an deinen liebẽ HErrn Jeſum Chriſtum / dem iſt es ſo gut nicht worden in ſeiner euſſer - ſten noth vnd mattigkeit / Er hat ein ſauern Effig vñ bit - ter Gallen koſten muͤſſen. Dancke du derwegen Gott fuͤr ſeine Wolthat / vnd brauche es nuͤtzlich / vnd nicht vberſchwenglich: Trinck vnd / Gottes vnd des Armen nicht vergiß. So wird dirß Gott vergelten in der auff - erſtehung der Gerechten. Luc. 14. Ja er wird dirß ver - gelten an deiner Seelen / das du wirſt truncken werden von den reichen Guͤtern ſeines Hauſes. Pſal. 36. Vnd dort im Ewigen Leben / da ſeine Knechte ſollen trinckẽ / vnd fuͤr guten Muth jauchzen / die Gottloſen aber ewig ſchmachten vnd duͤrſten / dazu fuͤr hertzleid ſchreyen / vnd fuͤr jammer ſeufftzen. Wie Eſaias im 65. capitel weiſſaget.

Muſtu aber ein bitteres Truͤncklin thun / vnd wird dir dein Labſall verſaltzen / wie es denn offt in dieſer boͤ - ſen vnd argen Welt pfleget zugeſchehen / das die / ſo ei - nen im Creutze troͤſten / vnd laben ſollen / offt Entzian vnd bittere Gallen mit ſauren Eſſig bringen / wie desD iijliebenlieben Hiobs / vnd Tobiæ Freunde: So laß dichs nicht verdriſſen / dencke an deinen HErren Chriſtum / der hat dirs geweyhet / vnd geheyliget / das dirs nicht ſchaden ſol: Er hat dich vom Helliſchen Schwefeltranck / vnd des Ewigen Todes bitterkeit errettet / vnd erloͤſet. Dem - nach erinnere dich hiebey / wie die Kirche ſinget:

Iſt euch das Creutz bitter vnd ſchwer /
Gedenckt wie heyß die Helle wer /
Darein die Welt thut rennen:
Mit Leib vnd Seel muß leiden ſein /
Ohn vnterlaß die Ewige pein /
Vnd mag doch nicht verbrennen.

Dencke wie Moſes dort in der Wuͤſten den gezeige - ten Baum nam / vnd legete jhn in das bittere Waſſer / ſo wurde es ſuͤſſe: Exodi 15. Alſo laß den HErren Chri - ſtum deinen Suͤßbaum ſein / lege ſein Leyden / ſeine Ge - dult / ſeinen Gehorſam / Demuth vnd Sanfftmuth in dein bitteres Creutz / vnd Angſttruͤncklein / ſo wird dirs auch deſto ſuͤſſer / leidlicher vnd traͤglicher werden / das du jhm ein Becherlein zu gefallen außtrincken / vnd be - ſcheid thun kanſt.

Vulneribus Chriſti quisquis ſuæ vulnera jungit,
Ille poteſt cunctis fortior eſſe malis.

Saget der Chriſtliche Poet.

Wer in des HErren Chriſti Wundn /
Sein Wunden legt zu aller Stundn:
Der iſt in allem Creutz getroſt /
Gerecht / muthig / ſelig / erloſt.

Auff dem VI. Bladt.

Stehet das froͤliche wort Chriſti: Conſummatum eſt: Es iſt vollbracht.

Das

Das iſt Vox tripudii, & exultationis, ob perfectum opus Redemptionis. Ein rechtes Frewdenwort / zubezeugen die gnugſame Vollbringung vnſer Erloͤſung / vnd der - ſelben Vollkommenheit: Die reiche vberfluͤſſige be - zahlung fuͤr vnſere Suͤnde / Ja nicht allein fuͤr die Vn - ſere / ſondern auch fuͤr der gantzen Welt. 1. Ioh. 2. Da nu die gantze Summa der Rantzion / oder Lytri / voͤllig er - leget iſt.

Diß Blaͤdtlein grunet noch heute / vnd jmmer fort: Denn /

Das gantze Geſetz hat er erfuͤllt /
Damit ſeins Vaters Zorn geſtillt /
Der vber vns gieng alle.
Vnd alſo muſt es erfuͤllet ſein /
Durch den / der es kund halten:
So lerne jtzt ein jeder Chriſt /
Des Glaubens recht geſtalte:
Nicht mehr denn lieber HErre mein /
Dein Todt ſol mir das Leben ſein /
Du haſt fuͤr mich bezahlet.

Da dencke nun: Wie es mit Chriſto / vnd ſeinem Leyden zum ende gelauffen / Alſo wird es auch ein mal mit dir vnd deinem Creutz / Kranckheit / Leyden vnd Noth zu ende lauffen. Dancke derhalben deinem lie - ben Gott / Wenn er dich ſo weit gebracht / das du nunſi - heſt / dein Stuͤndlein ſey verhanden / du ſolt aus dieſer boͤſen Welt abſcheiden / das du froͤlich ſingeſt / das Con - ſummatum eſt. Vnd ſageſt mit jenem fromen Chriſten: O wie hertzlich gerne wil ich ſterben / vnd aus dieſer boͤ - ſen Herbrige wandern / Ich dancke meinem liebẽ Gott / der mich biß dahero im Glauben / vnd guten Gewiſſen erhalten / das ich nu meinen Lauff vollendet / vnd einen guten Kampff gekaͤmpffet habe: Nunc ibo ex conſpectu peccatorum in contubernium angelorum: Nu wil ich aus der Suͤnder Geſellſchafft gehen zur Engeliſchen Ge -mein -meinſchafft / da wird mein Jammer / Truͤbſall vñ Elend / kommen zu einem Seligen endt. Hinfort iſt mir bey - geleget die Krone der Gerechtigkeit / was wil ich mehr? Mors mihi lucrum: Der Todt iſt mir kein ſchaden / ſon - dern ein groſſer nutz vnd frommen.

Der Todt iſt vns ein groſſer gewinn /
Die Suͤnd er in vns ſterbet /
All Noth vnd Jammer nimpt er hin /
Von Adam angeerbet:
Forthin nagt vns kein Hertzeleid /
Das Gſetz macht vns kein Trawrigkeit /
Das Gewiſſen bleibt zufrieden.

Wer wolte jhm deñ nicht wuͤndſchen Auffgeloͤſet zu werden / vnd bey ſeinem lieben HErren Jeſu Chriſto zu ſein? Sintemal wir leben / oder ſterben / ſo ſeind / vnd bleiben wir des HErren. Rom. 14. Philip. 1.

Auff dem VII. vnd letzten Bladt.

Stehet nu das ſchoͤne letzte Wort vnſers HErrn Chriſti:

Pater in manus tuas commendo Spiritum meum. Vater in deine Haͤnde befehl ich dir weinen Geiſt.

Das iſt Verbum exſpirationis beatiſſimæ: Das allerſelig - ſte Sterbens wort / damit der liebe HERR Chriſtus ſanfft vnd ſelig abgedrucket / die Seele ſeinem Himli - ſchen Vater befohlen / das Haͤnpt geneiget / vnd ſaͤuber - lich verſchieden. Davon die Kirche ſinget: Vita in ligno moritur.

Es

Es grunet aber diß Bladt noch fort / vnd iſt in ſei - nem vigore / vnd voͤlliger krafft / das alle fromme Chri - ſten hiemit jhnen ſanffte betten / ſolches zu jrem Haͤupt - kuͤſſen legen / vnd darauff ſelig einſchlaffen / wenn ſie nach S. Petri Lehre jhre Seele dem trewen Schoͤpffer in gutẽ Wercken befehlen. 1. Pet. 4. Vnd mit David ſa - gen ex Pſal. 31. In deine Haͤnde befehle ich meinen Geiſt / du haſt mich erloͤſet HErr du trewer Gott.

Wie jhm denn ſolchen Abſchiedt der GOttſelige fromme Lehrer Diony ſius gewuͤnſchet / das er fuͤr ſeinem Ende viel vnd offt geſeufftzet: O Domine Ieſu Chriſte, ultimum verbum tuum in cruce, ſit ultimum verbum me - um in hac luce: & cum amplius fari non poſſum, exaudi fi - nale cordis mei deſiderium.

Hilff O HErr Chriſt / dein letztes Wort /
Sey auch mein Troſt in Todeßnott /
Vnd wenn ich nimmer reden kan /
So nim mein letzten Seufftzen an.

Sehet / Ihr meine Geliebten / wie wolten wir eine beſſere Sterbekunſt habẽ / als die vns vnſer lieber HErr vnd Seligmacher Jeſus Chriſtus ſelber gelehret / vnd mit ſeinem eigenen Exempel probiret / confirmiret vnd beſtettiget hat. Woldenen / die ſich derſelbigen gebrau - chen / vnd ſolchem Exempel nachfolgen / die werden ge - wiß ſelig von hinnen fahren / vnd dort wol antreffen: Denn jhre Seelen gelangen in Gottes Handt / vnd kei - ne Qual ruͤhret ſie an. Fuͤr den Vnverſtendigen zwar / werden ſie angeſehen / als ſtuͤrben ſie / vnd jhr Abſchiedt wird fuͤr ein Pein gerechnet / vnd jhre Hinfahrt fuͤr ein Verderben: Aber ſie ſind im friede: Sie werden weg - gerafft fuͤr dem Vngluͤck / vñ ruhen in jhren Kammern: Biß ſie einmal der HErre Jeſus wird aufferwecken / vñ mit ſich einfuͤhren zum Ewigen Leben.

EDeſſen

Deſſen haben ſich nu auch zu troͤſten in dieſem fall die Adeliche Freundſchafft / ſampt dem betruͤbeten Her - ren Wittber / uͤber den toͤdlichen abgang der ſelig im HErren entſchlaffenen Edlen / Tugendreichen / Chriſt - ſeligen Frawen Catharinæ / gebornen Doͤbſchuͤtzin / ꝛc. welche auch jhre Seele dem trewen Schoͤpffer in gut - ten Wercken / als jhrem lieben Gott / vnd Erloͤſer Jeſu Chriſto zu trewen Haͤnden befohlen / von deme ſie auch dieſelbe an jenem Tage / ſampt der froͤlichen aufferwe - ckung jhres Leibes zum Ewigen Leben hinwiderumb gaͤntzlich vnd gewiß zugewarten.

Wann ſie dann nu jhren laufft Adelich vollendet / Ihr leben Chriſtlich gefuͤhret / vñ jhr erwuͤndſchtes En - de ſeliglich beſchloſſen: Als iſt auch billich / das wir jhrer Adelichen Ankunfft / vnd loͤblich gefuͤhrten Wan - dels noch zu guter letzt in allen Ehren gedencken / vnd fuͤr dieſer Chriſtlichen / Adelichen / Gottſeligen Verſam - lung erwehnen.

Denn ſie durch Gottes ſchickung / vnd Vaͤterliche verleihung eines ſehr Alten / Adelichen / loͤblichen Ge - ſchlechts / vnd Ankunfft / derer Edlen / Wolbenambten von Doͤbſchuͤtz / aus dem Hauſe Schadewaldaw.

Ihr HErr Vater iſt geweſen / der Edle / Geſtrenge / Ehrenveſte / Wolbenambte Herr Frantz von Doͤb - ſchuͤtz / aus dem Hauſe Schadewaldaw / auff Newen Kemnitz: Numehr ſeliger vnd Chriſtlicher gedaͤcht - nuͤß.

Ihre Fraw Mutter / ſelige / die Edle / VielEhrentu - gendreiche / Wolbenambte Fraw Magdalena / geborne Metzeradin / aus dem Hauſe klein Budiſſin / in Ober Laußnitz.

Ihres Herren Vatern Fraw Mutter / eine geborne Vchtritzin / aus dem Hauſe Steinkirch.

Ihrer

Ihrer Fraw Mutter Mutter / eine geborne Vchtri - tzin / aus dem Hauſe Schweta.

Vnd wie folgends die Adelichen Geſchlechter nach einander gehen / vnd in jhrer ordnung folgen: Als /

Derer von Seydlitz / aus dem Hauſe Duppelwu - da.

Derer von Haugwitz / aus dem Hauſe Gauſſig.

Derer von Girßdorff / aus dem Hauſe Mall - ſchwitz.

Derer von Loͤben / aus dem Hauſe Griſſendorff / in Nieder Laußnitz.

Derer Adeliche Wappen / alle vnd jede / ſie mit ehren auff jhrem Sarck vnd Leichtuch (wie vor augen) fuͤr jederman fuͤhret / darauß jhre Acht Ahnen / von wel - chen ſie Ihren Adelichen Standt / vnd Ankunfft vnta - delich darzuthun / wol zuſehen / vnd zuvermercken.

Von dieſem Vhralten loͤblichen Geſchlechte / vnd vorermelten Chriſtlichen WolAdelichen Eltern iſt nu mehrgedachte ſelige Fraw Catharina geboren: Vmb das Jahr Chriſti 1555. Auch alſo bald durch die Hey - lige Tauffe dem HErren Jeſu Chriſto / als dem Edlen Stamm vnd Baum des Lebens incorporiret / vnd ein - verleibet worden. Da ſie denn jhren ſchoͤnen Chriſten Namen Catharina (à puritate dictum) empfangen. Den ſie auch mit Gott vnd Ehren / in der that vnd warheit / als eine Chriſtin gefuͤhret: In dem ſie durch das tewre Blut Chriſti von allen jhren Suͤnden gereiniget / vnd durch die krafft des Heiligen Geiſtes / den reinen vnge - felſchten Seligmachenden Glauben an Jeſum Chri - ſtum gehabt / vnd biß an jhr ſeliges Ende ſolchen rein vnd richtig / vermittelſt Goͤttlicher gnaden / bewahret hat.

Denn ſie von Kind auff von jhren lieben Gottſeli - gen Eltern zum lieben Gebete vnd Catechiſmo / zur Pre -E ijdigtdigt Goͤttliches Wortes / vnd Hochwuͤrdigen Abend - mahl des HErren / fleiſſig angehalten / in aller Gottes - furcht / Adelicher Zucht vnd Tugenden / mit Vermah - nung zum HErren trewlich aufferzogen worden. In maſſen ſolches durch jhr gantzes leben durch ſich Ade - lich vnd wol erwieſen.

In Ihrem Adelichen Jungfrawſtande hat ſie ſich zuͤchtig / tugendreich / vnd froͤmlich verhalten / vnd eine lange zeit gute Wirtſchafft vnd Haußhaltung geler - net.

In den Heyligen Eheſtand hat ſie ſich durch Got - tes ſchickung begeben mit jhrem lieben Junckern / dem auch Edlen / Geſtrengen / Ehrenveſten vnd Wolbenam - ten Herrn Heinrich von Bocksdorff / ꝛc. im Jahr Chri - ſti 1605. vnd mit jhme in Chriſtlicher friedlicher Ehe gelebet biß ins 13. Jahr. In welchem jhrem Eheſtan - de ſie Gott auch mit einer Leibesfrucht geſegnet Anno 1606. welche aber todt auff die Welt kommen / vnd den 8. tag Maij / war Montags nach Exaudi / hiehero auff die - ſen Kirchhoff / wie das Leichſteinlein noch außweiſet / Chriſtlich zur Erden beſtattet worden: Dahin auch itzo / nebẽ daſſelbige / Ihrer / als der Fraw Mutter Leich - nam / ſol geleget werden.

Ihr gantz Leben / Wandel vnd Chriſtenthumb an - langende / hat ſie jhren Adelſtand / vnd loͤbliche Ehren - ſchilde / die ſie / (wie vor gedacht) als eine Adeliche Matron von jhren acht Ahnen hero / jtzo auff jhrem Sarck vnd Leichtuch fuͤhret / auch mit Adelichen Tugenden / zeit jhres Lebens / ſonderlich geſchmuͤcket vnd gezuͤret:

I. Auditione & meditatione Verbidivini: Mit fleiſſi - gem gehoͤre / vnd betrachtung Goͤttliches wortes: Wie ſie denn keine Predigt / weil ſie bey der Stadt geweſen / vnd noch zu weg vnd ſteg gehenkoͤnnen / leichtlich ver -ſeumetſeumet hat / ſondern ſich embſig vnd andechtig dazu gẽ - funden. Davon der Erſte Pſalmen ſeine verheiſchung thut: Wol dem Menſchen / ſo da luſt hat zum Geſetze des HEr - ren / der iſt wie ein Bawm gepflantzet an die Waſſerbeche / das er ſeine Frucht bringe zu ſeiner zeit / vnd ſeine Bletter verwelcken nicht / vnd was er macht / das gereth wol. N B. Wie ein See - bladt im friſchen Waſſer immer grunet / vnd friſch blei - bet / alſo wird auch eines ſolchen Menſchen Hertz / vnd Glaube immer gruͤn / vnd friſch behalten / durch krafft des wortes Gottes / zum Ewigen Leben.

II. Fide in Chriſtum: Durch waren Glauben an den Ewigen Sohn Gottes / welcher aus dem gehoͤr Goͤttliches Wortes herkoͤmmet. Rom. 10. vnd iſt die tu - gendt / die fuͤr Gott angenem / vnd wolgefellig macht: Nicht zwar als ein werck / oder eigen verdienſt: ſed pro - pter objectum, quod comprehendit: Sondern vmb des HErren Chriſti willen / den der wahre Glaube ergreif - fet vnd faſſet.

III. Uſu Sacramentorum: Mit fleiſſigem gebrauch der Heyligen Sacramenten / ſonderlich der Abſolution vnd Hochwuͤrdigen Abendmahls / dardurch der Glau - be maͤchtiglich geſtercket / ja gleichſam geneeret vnnd erhalten wird. Dazu ſie ſich denn bey geſunden lebe - tagen offt gefunden / Auch in werender Leibes ſchwach - heit zu Hauſe vnterſchiedliche mal communiciret: Wie ſonderlich noch den letzten Tag vor jhrem ſeligen Ab - ſchiede / da ſie das Heylige Abendmahl vnd Abſolution mit gebuͤrlicher reverentz empfangen.

IV. Ardentiprecatione: Mit hertzlichem innbruͤn - ſtigem Gebeth / darinne ſie vnnachlaͤſſig / vnd ſtets an - gehalten: Vnd weiſens jhre Bettbuͤchlein / wie fleiſſigE iijſieſie dieſelben taͤglich gebrauchet / vnd jhr ſolche wol be - randt gemacht.

V. Amore Conjugali: Mit Ehelicher lieb vñ trew: In dem ſie jhren Junckern vnd Ehemann hertzlich ge - liebet / mit allen trewen gemeinet / ſich friedlich / freund - lich / vnd wol mit jhm begangen vnd vertragen / wie je - derman wiſſend.

VI. Humanitate & Humilitate: Das ſie ſich freund - lich vnd demuͤtig in worten / geberden / vnd wercken gegen maͤnniglich / nach Ehren vnd Standes gebuͤhr / erzeigen konte. Daher ſie auch von den loͤblichen Herr - ſchafften J. J. Gn. Gn. ꝛc. jederzeit / ſo wol auch von an - dern vornehmen / vñ hohen Adelsperſonen aller Ehren werth gehalten worden / das ſie ſie gerne vmb ſich ge - habt / vnd in conviviis zu vornehmen verrichtungen ge - brauchet haben.

VII. Beneficentia & caritate erga proximum: Mit Chriſtlicher liebe / vnd gutthaͤttigkeit gegen den Nech - ſten / das ſie jederman gerne / nach vermoͤgen / gedienet / auch den Armen willige handreichung gethan / vnd ſich gutthaͤttig erzeiget.

VIII. Studio pietatis, & patientiæ: Mit aller Gedult vnd Gottſeligkeit: In dem ſie ſich bey guter Vernunfft vieler ſchoͤner Spruͤche / Gebeth vnd Geſaͤnge befliſſen / jhr dieſelber bekandt gemachet (wie mir denn derſelben etliche auffgezeichnet wordẽ) die ſie auch in jhrer kranck - heit nachgeſprochen / wenn mans jhr nur angefangen hat. Dardurch ſie jhre Seele mit gedult gefaſſet / das liebe von Gott auffgelegte Creutz mit ſtiller ſanfftmuth gehorſamlich getragen.

Ihr

Ihr Symbolum / vnd vornehmbſtes Reymlein war:

Ich weiß nichts beſſers im Himel noch auff Erden /
Denn das wir durch Jeſum Chriſtum ſelig werden.

Ihr Liecht des Glaubens hat ſie laſſen leuchten fuͤr den Menſchen / nach der vermahnung Chriſti Matth. 5. cap. vnd ſolches immer angezuͤndet / nutriret vnd con - firmiret mit den aller ſchoͤneſten Spruͤchen:

Iohan. 3. Alſo hat Gott die Welt geliebet / ꝛc.
Matth. 11. Kommet her zu mir alle / die jhr muͤheſelig / ꝛc.
Iohan. 11. Ich bin die Aufferſtehung vnd das Leben / ꝛc.
Hiob. 19. Ich weiß das mein Erloͤſer lebet / ꝛc.

Sich deſſen auch vielfaͤltig mit ſchoͤnen Geſaͤngen erinnert:

Allein zu dir HErr Jeſu Chriſt / mein hoffnung ſteht auff
Erden / ꝛc. Item:
Ich ruff zu dir HErr Jeſu Chriſt / Ich bitt erhoͤr mein
klagen / ꝛc.
Aus tieffer Noth ſchrey ich zu dir / ꝛc.
Wenn mein Stuͤndlein verhanden iſt / ꝛc.

Auch jhre Stoßgebetlein / vnd andaͤchtige Seuffzer dahin gerichtet:

O HErre Gott / in meiner noth / Ruff ich zu dir / ꝛc.

Item:

HErr Jeſu Chriſt wahr Menſch vnd Gott / ꝛc.
Ich armer Menſch gar nichts bin / Gottes Sohn allein / ꝛc.

Item:

HErr Jeſu Chriſt du hoͤchſtes Gutt / ꝛc.

Sonderlich iſt jhr ſehr gelaͤufftig / vñ gemein geweſen das Gebeth:

O Jeſu Gottes Laͤmblein / Ich leb oder ſterb ſo bin ich dein / ꝛc.

Item:

O Heyliger Geiſt erleuchte mich /
Komm in mein Hertz vnd troͤſte mich:
Auff
Auff Jeſum Chriſtum weiſe mich /
Im rechten Glauben ſtaͤrcke mich:
Biß an das End erhalte mich /
Auff das ich leb vnd ſterb ſeliglich /
Amen.
Die Heylig Dreyfaltigkeit wohn vns bey /
Vnd laß vns nicht verderben:
Mache vns aller Suͤnden frey /
Vnd hilff vns ſelig ſterben:
Fuͤr dem Teuffel vns bewahr /
Halt vns bey feſtem Glauben / ꝛc.

Ihre Kranckheit belangende:

Iſt ſie faſt laͤnger als ein Jahr mit derſelben be - hafftet geweſen: Das ſie in Melancholiam vnd Schwer - muth gerahten / zuletzt auch gar in Oblivionem / das ſie ein ding gleich vntern Haͤnden vergeſſen. Demnach ſich endlich gar innen gehalten / vnd nirgendt außkom - men. Hat jhr aber zu Hauſe fuͤrleſen / vnd fuͤrbeten laſſen: Sonderlich die Hiſtoriam der Heiligen Paſſion Chriſti / vnnd jhre bekandte Gebetlein / daraus ſie ſich getroͤſtet / vnd dabey jhre Andacht gehabt hat.

Ihr lieber Juncker / vnd Haußwirth hat groſſe gedult mit jhr gehabt / Vnd weil er ſelbſt nicht ſtets hat koͤnnen zu Hauſe ſein / hat er Ihrer auffs fleiſſigſte war - ten laſſen / vnd fuͤr ſie trewlich geſorget. Wie das alles Haußgeſinde / ſampt den Nachtbarn / vnd andern / ſo darumb wiſſenſchafft tragen / bezeugen muͤſſen.

Am neheſten Sonnabend / war der 31. Martij / hat ſie wolbedaͤchtig Confitiret vnd Communiciret / in bey - ſein Ihres Herrn Bradern / des Edlen Geſtrengen / ꝛc. Juncker Heinrichs von Doͤbſchuͤtz / anff Newen Kem -nitz. nitz. Gegen Abendt iſt jhr die Sprach entfallen. Nach Mitternacht gar toͤdtlich Kranck worden. Sontag Iudica, 1. Aprilis / nach der Amptspredigt / da man noch in der Kirchen vor ſie gebeten / Ein viertel Stunde vor Eylffen / an der halben Vhr / iſt ſie Hemiplexiâ / am hal - ben Schlage / der jhr die lincke ſeitten beruͤhret / ſanfft vnd ſelig eingeſchlaffen / vnd jhren Geiſt auffgegeben: In gegenwart jhres lieben Junckern / des von Bocks - dorff / ꝛc. Herrn Doct. Mich. Cruſii Medici / Vnd jhres Haußgeſindleins. Ihres Alters Drey vnd Sechzig Jahr. Iſt eben das Clima Heroicum / darinnen viel vortreffliche Leute / von Mannes vnd Weibes Perſo - nen / jhren terminum vitæ gehabt / vnd dieſes Jammer - thal nach Gottes willen geſegenet.

Wir wuͤndſchen nu jhrem Leichnam die Selige Ru - he / der Seelen aber die Ewige Frewde: Leib vnd See - len aber / ſampt vns allen / an jenem Tage eine froͤliche wieder zuſammenkunfft im Ewigen Leben vnd Selig - keit: Welches der HErr Jeſus geben wolle / Ihr / vnd vns allen / vmb ſeines Heyligen bitteren Leydens / Ster - bens / Anfferſtehung vnd Himmelfahrt willen: Hochgelobet vnd gepreyſet in alle Ewigkeit /

Amen / Amen.

δ. Τ. ϑ. ε. υ. α.

GDanck -

Danckſagung

Fuͤr das Leyden Chriſti.
DIeſu Chriſte / wahrer Gott /
Wie ſehe ich dich in ſolcher nott?
Das du da hengſt in groſſem hohn /
Vnd tregſt von Dorꝛnen eine Kron
Auff deinem Haͤupt: Das rothe Blut
Dir durch dein Antlitz flieſſen thut.
Wie das dein Seit geoͤffnet iſt /
Vnd dir durchgrabn ſind Haͤnd vnd Fuͤß?
Weß iſt die Schuldt? O wahres Liecht /
Vnd wer hat dich ſo zugericht?
Ich bin ſchuldig: Mein Miſſethat
Dich an das Creutz geſchlagen hat.
O wehe der Schlaͤg / vnd Wunden roth /
O groſſe Schmach / O bitter Todt:
O groſſe Lieb vnd Freundligkeit /
Das der Gerechte alſo leidt:
Der HErr der ſtirbt fuͤr ſeine Knecht /
Vnſchuͤldig / wieder alles Recht.
HERR Chriſte / Wie vergelt ich dir
Die Lieb / die du erzeigeſt mir?
Du neigſt dein Haͤupt / beuttſt mir dein Kuß /
Vnd tregſt zu mir noch ſolche luſt /
Das du außſtreckſt die Arme dein /
Wilt mich dein Kind jtzt ſchlieſſen drein.
Dein
Dein Hertz / ſehe ich / iſt gegen mir
Voll Vaͤterlicher Liebs begier.
Ich ſchrey zu dir mit Hertz vnd Mundt /
Mach mich an meiner Seel geſundt.
Vertritt mich bey dem Vater dein /
Errett mich von der Hellen pein.
Mein Suͤnd / welch ſind wie Roſin roth /
Wie vnrein Tuch / vnd lautter Koth /
Mach weiß wie Schnee: Vnd waſch ſie rein
Von mir / durch dein Blutßtroͤpfſelein.
Das ich dir / mit dein Engeln gleich /
Danckſagen moͤg in deinem Reich.
Das hilff mir O HErr Jeſu Chriſt /
Der du mein Troſt vnd Heyland biſt /
Amen / Amen /
Amen.

ChrIstVs IesVs fortItVDo et spes Mea.

Finis. δ. Τ. ϑ. ε. υ. α.

About this transcription

TextSeptem folia sem per virentia, quæ vitis nostra in crucem elevata emisit. Die Sieben Wortt/ die vnser lieber HERR Jesus Christus/ als der Lebendige Weinstock/ am Stamme des Heyligen Creutzes außgesprochen/ vnd geredet hat: Darinnen die rechte Edle Sterbekunst gewiesen/ vnd gelehret wird.
Author Wolffgang Silber
Extent43 images; 9246 tokens; 2982 types; 62576 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationSeptem folia sem per virentia, quæ vitis nostra in crucem elevata emisit. Die Sieben Wortt/ die vnser lieber HERR Jesus Christus/ als der Lebendige Weinstock/ am Stamme des Heyligen Creutzes außgesprochen/ vnd geredet hat: Darinnen die rechte Edle Sterbekunst gewiesen/ vnd gelehret wird. In einer Adelichen Leichenpredigt kürtzlich erkläret: Zu Ehren dem allerheyligsten Leyden Jesu Christi: Zu Lehr vnd Trost allen Sterbenden: Vnd zu vnsterblichem Gedächtnüß Der weyland Edlen/ Wolbenambten/ viel Ehrentugentreichen Frawen Catharinæ Bocksdor Wolffgang Silber. . 43 Johann RhambawGörlitz1618.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 O 565/17 / 509925

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Schwabacher

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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