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Bernhardus. Sit hæc mea prima cura, Ut te quær am mente pura.
Σ〈…〉〈…〉 ϑεῷ. Denen Edlen / Geſtrengen / Ehrenveſten / Wolbenambten Herren: Herrn Heinrichen von Bocksdorff / ꝛc. Wittbern. Herrn Goͤrgen von Doͤbſchuͤtz / auff Schadewaldaw / ꝛc. Herrn Heinrichen von Doͤbſchuͤtz / auff Newen Kemnitz / ꝛc. Vnd Seiner Edlen Geſtrengigheiten viel Ehrentugendreichen Adelichen Haußfrawen: Der auch Edlen / vnd Nahmhafften Frawen / Annæ / gebornen Vchtritzin / von der Steinkirche / ꝛc. Frawen auff Newen Kemnitz / etc. Sampt allen dero hertzlieben Adelichen Kindern / Jungen Junckern / vnd Jungfrawen / ſampt vnd ſonderlichen: Meinen großguͤnſtigen Herrn Patronen / Frawen vnd Jungfrawen / Foͤrderern vnd Foͤrderinnen: Gottes Gnade / vnd reichen Segen zu Leib vnd Seele / durch Chriſtum vnſern Einigen Mitt - ler vnd Seligmacher erworben / zuvor.
EDle / Beſtrenge Herren / So wol auch Edle / viel Ehrentugendreiche Frawen / vñ Jungfrawen: Was der Allmaͤchtige / Ewige / vnd Warhafftige / Heylige / vnd Gerechte Gott inn ſeinem Wort gar klaͤrlich ſaget: Honorantes me honorabo; Contem - nentes me eruntignobiles. 1. Sam. 2. Wer mich Ehret / den wil ich auch Ehꝛen: Wer aber mich Verachtet / ſol wider Verachtet werdẽ: Das ſol billich von allen Menſchen / ſie ſeynd auch gleich weß Standes / vnd Landes ſie wollen / in gute acht genommen werden.
Inſonderheit aber gibet vns im Lateiniſchen das wort Ignobiles ein groſſes nachdencken: Als wolte die Heylige Schrifft ſagen: Die ſeind fuͤr Gott Nobiles / recht Edel / Ehrenveſt / Hoch vnd Wolgeachtet / vnd aller Ehren werth / wel - che Ihnen Gottes Ehre fuͤr allen dingen trew - lich laſſen angelegen ſein / ſein Heyliges Woꝛt nach aller moͤgligkeit foͤrdern / vnd ſeinen Heyligen Namen mit ernſt anruffen / ehren / ruͤhmen vnd preyſen.
Contra ſunt Ignobiles Die jehnigen aber / ſo Gott laͤſtern / vñ ſeine Ehre nichts achten / Die ſeind fuͤr Gott Vnedel / vnd Vnwerth: Vnd wo ſie in ſolcher Sicherheit / vnd Vnbußfertigkeitdahindahin gehen / ſollen ſie auch aus Ihrem zeitlichen Ehrenſtande / biß in die vnterſte Helle hienunter geſtoſſen werden. Luc. 10. v. 15.
Nu koͤnnen wir aber Gott vnſerm HErren keine groͤſſere Ehre erzeigen / als wenn wir an ſei - nen lieben Sohn Jeſum Chriſtum glaͤuben / den - ſelben fuͤr vnſern Einigen Mittler / Heyland vnd Seligmacher erkennen / ſein allerheyligſtes / vn - ſchuͤldiges Leyden / Sterben vnd Blutvergieſſen danckbarlich ruͤhmen / vnd vns deſſelben zur Ver - gebung vnſerer Suͤnden / vnd Ewiger Seligkeit hertzlich troͤſten. Das gereichet Gott dem Him - meliſchen Vater ſelbſt zu Ehren / als der vns ſei - nen Hertzliebſten Sohn zu einem Seligmacher aus groſſer Liebe geſchencket hat: Auff das ſie alle den Sohn ehren / wie ſie den Vater ehꝛen. Ioh. 5. 23. Denn / darinne wird mein Vater ge - ehret (ſpricht der HErr Chriſtus) das jhr viel Frucht bringet / vnd werdet meine Juͤnger. Ioh. 15. 8.
Gleich wie im gegentheil die Verachtung / Schmach vnd Laͤſterung / ſo dem Ewigen Soh - ne Gottes / vnd ſeinem allerheyligſten Leyden wi - derfehret / dem Himmeliſchen Vater ſelbeſt zur Schmach / hoͤchſter Vnehre / vnd Verachtung gelanget: Wie vnſer HErr ſaget: Qui non ho -A iijnoratnorat Filium, non honorat Patrem, qui miſit eum. (Ioh. 5. 23.) Wer den Sohn nicht Ehret / der Ehret auch den Vater nicht / der jhn ge - ſand hat. Vnd Lucæ 10. 16. Wer mich Verach - tet / der Verachtet den / der mich geſand hat. Wer mich aber liebet / den wird mein Vater auch lieben / Darumb das er mich liebet. Ioh. 14. v. 23. & 16. v. 27.
Daher ſinget die Chriſtliche Kirche:
Zu dem Ende / nemlich zur Ehre Gottes / vnd ſeines lieben Sohnes Jeſn Chriſti / wie auch zu Ehren / vnd danck ſeiner Heyligen Paſſion / vnd vnſchuͤldigen Leydens / habe ich dieſen Text / nem - lich / die Sieben wort Chriſti / in Juͤngſter Leich - Predigt der weyland Edlen / Wolbenahmten / VielEhrentugendtreichen Frawen Catharinæ / Bocksdorffin / geborner Doͤbſchuͤtzin (ſeligen) vor mich genommen / vnd nach der zeit gelegen - heit kuͤrtzlich erklaͤret.
EwrenEwren E. E. E. Geſtrengheiten aber / ſampt denen auch Edelen Viel Ehrentugendtreichen Frawen vnd Jungfrawen / wie obgemeldet / ha - be ich ſolche in Demuth dediciren / vnd zuſchrei - ben wollen: Weil ſie Ihnen von Rechts wegen ſine omni exceptione gebuͤret: Mir auch wol wiſſend / vnd Gott lob Land - vnd Stad kuͤndig / das dieſelben beſondere Liebhaber Goͤttliches Wortes / fautores Miniſterii / vnd trewe befoͤrde - rer der Ehren Gottes / vnd ſeiner lieben Kirchen ſeind. Das Adeliche Frawenzimmer deſſen von Doͤbſchuͤtz auch allewege dahin gefliſſen / das ſie / nechſt der Ehre / vnd Lob Gottes / auch Ihren Adelichen Standt mit wahrer Gottes Furcht / vngeferbtem Glauben / Adelicher Zucht / vnd loͤb - lichen Tugenden ſchmuͤcken vnd zieren / vnd da - mit Ihre Ehren Schilde von tage zu tage be - ruͤhmter vnd anſehenlicher machen.
Vnd weil die Edlen von Doͤbſchuͤtz in dero wol angeſtammeten Vhralten Adelichen Wap - pen ein gruͤnes Bladt im weiſſen Felde mit allen Ehren fuͤhren: Als habe ich ſolches dißmal nicht hoͤher ehren koͤñen / als das ich (juxta Bernhardũ) die Septẽ folia vitis noſtræ ſemper virentia, das iſt / Die Sieben gruͤnende Bletter vnſers Lebendi - gen Weinſtocks Jeſu Chriſti (Ioh. 15. 1. ) zu Chriſt -licherlicher erinnerung hinzu gethan / Dieweil E. E. E. G. vnd Adeliche Tugenden ſich auch mit Mundt vnd Hertzen zu Ihres / vnd vnſers Erloͤſers Jeſu Chriſti Seligmachenden Worte bekennen. Wel - ches deñ Ihnen / vñ Ihrem Adelichem Geſchlech - te nicht allein hie fuͤr dieſer Welt: Sondern auch dort fuͤr allen Außerwehlten / ja fuͤr Gott ſelber die hoͤchſte Ehre ſein / vnd bleiben wird: Laut deß Zeugnuͤß Chriſti / Matth. 10. 32 : Wer mich bekennet fuͤr den Menſchen / den wil ich auch bekennen fuͤr meinem Himeliſchen Vater. Wer ſich aber Meiner / vnd meiner Worte ſchemet / vnd mich verleugnet / des wird ſich des Menſchen Sohn auch ſchemen / vnd jhn verleugnen / wenn er kommen wird in ſeiner Herrligkeit / vnd ſeines Vaters / vnd der Hey - ligen Engel. Luc. 9. v. 26. Fuͤr ſolchen ſchemen / vnd laͤugnen behuͤte vns Gott allezumal: Vnd erhalte hiergegen E. E. E. G. vnd Adeliche Tu - genden in rechter erkentnuͤß vnd bekentnuͤß Jeſu Chriſti beſtendig biß an den letzten Seufftzer / zur Ewigen Ehre / Frewde vnd Herrligkeit.
Ich aber / als der wenigſte / habe gleich hiemit mein danckbares Gemuͤt gegen Ewere E. E. E. Geſtr. vnd Adeliche Tugenden zu erkennen gebenwollen /wollen / fuͤr die erzeigete Ehre / Gunſt / vñ geneigte Foͤrderung / ſo mir / vnwuͤrdig / vnd den meinen vnverdienet / von denen ſelben eine gute zeit hero widerfahren / vñ bewieſen / welche ich die zeit mei - nes lebens in kein vergeſſen ſtellen / ſondern auch hiedurch viel mehr fuͤr jedermaͤnniglichen ruͤhm - lich / auch denck - vnd danckwuͤrdig machen wol - len. Dienſtfreundlich bittende dieſelben geruhen großguͤnſtig ſolches in guter affection von meiner wenigen Perſon zuvermercken / vnd anzunemen: Auch meine / vnd der meinigen groſſe vnd geneig - te fautores vnd promotores / in kuͤnfftig zuverblei - ben.
Der ſelig entſchlaffenen wegen / ſey diß ein vn - ſterblich Gedaͤchtnuͤß / vnd immerwerendes mo - numentum: Das ſie in wahren Glauben auff das thewre Wort / Blut vnd Todt Chriſti / ſelig von hinnen geſchieden iſt. Darumb es auch dem be - truͤbten Herrn Wittber / (dem von Bocksdorff) deſto troͤſtlicher / vnd annehmlicher ſein wird. Vnd weil die gantze Adeliche loͤbliche Freundt - ſchafft von Geſchwiſtern / vnd andern Ahnver - wandten nicht alle gegenwertig ſein koͤnnen / Als haben ſie ſich hierinne zuerſehen / wie die Ihrige Chriſtlich zur Erden beſtattet. Vnd weil wir alle ſterblich / kan vns auch allen dieſe allerheyl - ſamſte Edele Sterbekunſt zu SeligmachenderBLehre /Lehre / vnd Troſt wol dienſtlich ſein. Als ich deñ gar nicht zweiffele / Gott werde ſeine Gnade ver - leyhen / das dieſe meine wolgemeinete Schrifft / vnd Arbeit in dem HErren / nicht werde vergeb - lich ſein bey allen denen / die Chriſtum lieb haben / vnd Gott in ehren halten.
Der Allgewaltige Gott vnd Vater bewahre Ewere E. E. E. G. vnd Adeliche Tugenden fuͤr allem vnfall Leibes vnd der Seelen / Guttes vnd Ehren: Vnd erhalte ſie lange zeit bey guter be - ſtendiger Leibes geſundheit / vnd erwuͤndſchtem Adelichem wolſtand. Verleyhe auch / wenn es ein mal zum ſterben koͤmpt / das ſie ſich dieſer Sie - ben Bletter / darauff die Wort Chriſti geſchrie - ben / fruchtbarlich vnd ſeliglich gebrauchen moͤ - gen / ſo wird Ihr Lob vnd Ehre auch grunen im Ewigen Leben / vñ jmmerwehrender Seligkeit. Dahin vns Gott allen verhelffen wolle / durch das bittere Leyden Jeſu Chriſti / Amen.
Geben zu Greyffenberg am Tage S. Catharinæ. Anno 1618.
E. E. E. Geſtr. Williger Wolgangus Silber P.
GEliebete / vnd Außerwehlte in dem HErren / Alle from̃e Hertzen / die dem HEr - ren Chriſto zu Ehren die Marterwochen all - hie recht celebriren / vnd halten / haben auch mit demſelben dreyerley Tage zugewarten: Der Erſte iſt der ſchwereſte / aber der kuͤrtzeſte / nemlich / der liebe Creutztag. Der Andere iſt linder / vnd leich - ter / nemlich / der ſelige Ruhetag. Der Dritte iſt der froͤ - lichſte / vnd dazu auch der lengſte / nemlich / der froͤliche lange gewuͤndſchte Oſtertag der kuͤnfftigen Aufferſte - hung von den Todten / vnd darauff folgenden Ewigen Lebens.
Der liebe Creutztag fehet ſich mit vns an / wenn wir geboren werden / vnd weret biß wir wider von hin - nen ſcheiden. Da heiſſet es immer Dolor & Labor: Allhie in dieſem Jammerthal / iſt muͤhe vnd arbeit vberall / auch wenn dirß wol gelinget. Ingreſſus flebilis; progreſſus debilis; egreſſus horribilis. Oder wie der Poet ſaget:
Das iſt:
Aber from̃e Chriſten nehmen jhr Creutz auff ſich / vnd tragen es jhrem HErren Chriſto mit aller gedult nach.
Der Andere Tag folget dem ſeligen abſchiede aus dieſem Jammerthal / vnd iſt der ſanffte Ruhetag: Da heiſſets wie der Geiſt des HErrn bezeuget / in der Hey - ligen Offenbahrung S. Johannis am 14. Cap. Selig ſind die Toden / die im HErren ſterben von nu an: Denn der Geiſt ſpricht / das ſie ruhen von aller jhrer Arbeit / vnd jhre Wercke fol - gen jhnen nach. Vnd wie man ſinget:
Denn das wird der Dritte Tag ſein / nemlich / der froͤliche Oſtertag / davon Eſaias der Prophet am 26. ſaget: Deine Toden werden leben / vnd mit jhren Leichnam auff - erſtehen. Wachet auff / vnd ruͤhmet die jhr lieget vnter der Erden: Ewre Gebeine ſollen grunen wie Graß / cap. 66. Ich wil ewere Graͤber auffthun / vnd wil euch mein Volck aus demſelbigen her - auß holen: Vnd wil meinen Geiſt in euch geben / das jhr wieder leben ſollet: Ich rede es / vnd thue es auch / ſpricht der HErr HErr / Ezech. 37. Denn Er macht vns lebendig nach zweyen Tagen / Er wird vns am dritten Tage auffrichten / das wir fuͤr Ihm leben werden / Spricht der Prophet Oſeas am 6. cap. Das wird ein froͤlicher Tag ſein / ein Tag des jauchtzens / vnd frolockens / Eſa. 65.
Den Erſten / vnd ſchwereſten Tag hat nun ſelig vberwunden / die weyland Edle / viel Ehrentugentreiche Fraw Catharina Bocksdorffin / geborne Doͤbſchuͤtzin / ꝛc. Welche am vergangenen Sontage Acht tage / den 1. AprilisAprilis ſanfft vnd ſelig von dieſem Jammerthal abge - ſchieden: Da nu alle jhr Truͤbſal vnd Elend iſt kommen zu einem ſeligen Endt.
Itzo helt ſie jhren erwuͤnſchten vnd ſanfften Ruhe - tag / wenn ſie in jhr Faullbethlein geſencket / vnd ohne alles leid raſten / vñ ruhen wird biß an den lieben Juͤng - ſten Tag.
Dann wird jhrer / vnd vnſer aller Dritter tag ange - hen / da ſie mit allen Glaͤubigen zum ſeligen Ewigen le - ben durch Chriſtum wird widerumb erwecket werden.
Damit wir nu nicht trawrig ſein / wie die Heyden / die keine Hoffnung haben: Sondern viel mehr auch vnſern Creutztag mit gedult tragen / darneben zur ſeli - gen ruhe / vns gefaſt machen / vnd bereiten moͤgen / wol - len wir bey dieſer Adelichen Chriſtlichen Verſamlung eine Predigt aus Gottes Wort anhoͤren: Zuvor aber Gott vmb ſeine Gnade vnd Beyſtandt des Heyligen Geiſtes anruffen / ꝛc.
Den ich auff dißmal zu vorſtehender Adelichen Leich - vnd Troſtpredigt erwehlet habe / Seind dieDie Sieben wort Chriſti: Wie ſie von den H. Vier Euangeliſten auffgezeich - net / vnd aus denſelbigẽ in gewiſſe ord - nung zuſam - men getragẽ / vnd verfaſſet ſind. Sieben Wort / die vnſer lieber HErr Jeſus Chriſtus am Stamm des H. Creutzes geredet hat:
Das Erſte Wort.
Sprach er zu Gott ſeinem Himeliſchen Vater:
Vater / vergib jhnen / denn ſie wiſſen nicht was ſie thun. Lucæ 23. v. 34.B iijDas
Das Andere Wort Sprach Er zu ſeiner Mutter:
‘Weib / Sihe / das iſt dein Sohn. (Ioh. 19. v. 26.) ’ ()Vnd zu S. Johanni ſprach Er:
‘Sihe / Das iſt deine Mutter. v. 27. ’ ()Das Dritte Wort Sprach er zu dem Schecher zur Rechten Handt:
Warlich ich ſage dir / Heute wirſtu bey mir im Paradyß ſein. (Lucæ 23. v. 43.)
Das Vierdte Wort Sprach er zu Gott ſeinem Himliſchen VaterMarc 15. 34. Eli, Eli, lama - aſabthani. mit lauter Stimme:
Mein Gott / mein Gott / Warumb haſtu mich verlaſſen.
Das Fuͤnffte Wort Sprach er:
‘Mich duͤrſtet. (Ioh. 19. v. 28.) ’ ()Das Sechſte Wort Sprach er:
‘Es iſt vollbracht. (Ibidem. ) v. 30. ’ ()Das Siebende WortLucæ 23. 46. Sprach er widerumb zu ſeinem Himliſchen Vater:
Vater / in deine Haͤnde befehl ich dir meinen Geiſt.
Vnd als er das geſaget / neiget er das Haͤupt / vnd verſchied.
AlſoAlſo iſt Chriſtus fuͤr vns biß zum Tode gehorſamPhilip. 2. v. 8. worden / Ja zum Tode des Creutzes. Dafuͤr Ihme lob vnd danck geſaget ſey immer vnd ewiglich / Amen.
So viel ſeind der wort dieſes vnſers Textes auff dißmal. δ. Τ. ϑ.
GEliebte vñ Andaͤchtige in dem HErrn〈…〉〈…〉 Crux morientis facta eſt cathedra docentis: Hat der alte Gottſeliche Lehrer Auguſtinus wol vnd Chriſtlich geſaget:
Newlicher zeit / Dominica Iuda / eben den Sontag / da dieſe Gottſelige Matron / die Edle / Wolbenahmbte / viel Ehrentugendreiche Fraw Catharina Bocksdorffin / ge - borne Doͤbſchuͤtzin / ꝛc. allhier geſegnet / Da haben wir in Chriſtlicher vnſerer Kirchverſamlung gehoͤret den Spruch / welchen der Mund Goͤttlicher Warheit / Chriſtus vnſer Seligmacher mit doppeltem Eyde ver - ſieglet / da er ſaget / Johan. 8: Warlich / Warlich ſage ich euch / So jemand mein Wort wird halten / der wird den Todt nicht ſehen Ewiglich.
Da redet er aber nicht vom zeitlichen Tode / ſondern vom Ewigen / der auch der Seelen todt / oder der andere todt genennet wird: Da nicht alleine der Leib ſtirbet / ſondern auch die vnſterbliche Seele in jhren Suͤnden alſo verdirbt / das ſie Ewiglich von Gott abgeſchieden / mit allen Gottloſen im Ewigen finſternuͤß ſein vnd blei -benben muß. Solchen Todt ſollen die glaͤubigen Kinder Gottes nicht ſehen / ſondern durch den Todt ins Leben dringen: Ja auch der zeitliche Todt ſol jhnen in war - heit nicht ein Todt / ſondern nur ein Schlaff ſein / das ſie durch denſelben hindurch dringen in das Ewige Le - ben. 1. Joh. 5.
Nu heiſſet aber Chriſti Wort halten / nicht nur im leben daſſelbige hoͤren / vnd fuͤr wahr halten: Sondern auch in Todes noth ſich mit glaͤubigem hertzen daran halten / vnd nach der Lehre vnd Exempel Chriſti ſich alſo verhaltẽ / das man / wie Er / das leben ſelig beſchlieſ - ſen / vnd im glauben zu Gott von hinnen ſcheiden moͤge.
Da haben wir nu keine beſſere Form / noch inſtru - ction / als ſeine eigene wort / die er am Stamm des H. Creutzes geredet hat / darinne gewißlich die hoͤheſte Weißheit verborgen ſtecket. Man helt viel von der Sieben Heydniſchen Griechen Weiſen worten / das groſſe Weißheit in denſelbigen verborgen ſey: Je wie viel mehr Weißheit muß in deß worten ſtecken / der die Ewige Weißheit ſelber iſt / Ja in dem alle Schaͤtze deß Erkentnuͤß vnd Weißheit verborgen liegen? Wie S. Paulus von vnſerm HErren Chriſto ſchreibet vnd ruͤh - met. Col. 2.
D. Bernhardus nennet dieſe Sieben wort Chriſti / Septem folia ſemper virentia, quæ vitis noſtra in crucem ele - vata emiſit. Sieben gruͤne Bletter / die in jhrem vigore / ſafft vnd krafft immer friſch bleiben / vnd grunen / Wel - che der Edle Weinſtock Joh. 15. als er an Pfal des Creu - tzes angefuͤget / außgeſtoſſen / etc.
Weil denn nu dieſe ſelige Edle Fraw / ꝛc. in jhren Le - bezeiten auch eine Liebhaberin des Creutzes Chriſti / ſei - nes Wortes / vnd ſeiner H. Paſſion geweſen / die dem HErren Chriſto das Creutz / wie Simon von Cyrene / geduͤltig nachgetragen: Die auch in jhrem wolange -ſtam -ſtammeten / Vhralten Adelichen Schildt / vnd Wappen / derer von Doͤbſchuͤtz / ein ſchoͤn gruͤnes Bladt in weiſem Felde fuͤhret: Als werden ſich dieſe Septem folia virentia nicht vbel dazu ſchicken / ſolches damit Geiſtlicher weiſe zu zieren: Weil es auch die Zeit der H. Marterwochen alſo mit bringet von dieſer materia zureden / da auff ein jedes Bladt ein beſonders wort Chriſti / ſo er am Creutz geredet / geſchrieben.
Solche wollen wir in dieſer Leichpredigt fuͤr vnsPropoſitio. nemen / vnd ordentlich nacheinander tractiren: Darauß die ἐυϑανασιαν / oder Edle Sterbekunſt ſtudieren / welche ein jeder Chriſt / Edel oder vnEdel in ſeinem Leben wol lernen ſol / auff das er dieſelbe auch in agone / vnd letzter Todeßnoth ſelig practiciren moͤge.
Bereitet vnnd ſchicket ewre Hertzen zur Andacht. Der Ewige Sohn Gottes gebe vns krafft vnd ſafft hie - zu aus ſeinen H. Fuͤnff Wunden / durch ſeinen Blutigen Schweiß / vnd bitteren Todeßkampff / hochgelobet vñ gepreiſet in alle Ewigkeit / Amen.
Stehet das Erſte holdſelige wort Chriſti / da er ſa - get: Vater / vergib jhnen / denn ſie wiſſen nicht / was ſie thun. Das iſt Verbum interceſſionis Chriſti apud Patrem: Ein Vorbitt wort / Ein gut wort / das Chriſtus vor das gantze Menſchliche geſchlecht bey ſeinem Him - liſchen Vater einleget / damit er daſſelbe gleich vom Gal - gen erbeten / da ſie jhn doch dagegen hienan gebracht.
Sihe / lieber Menſch / mein vnd dein Erloͤſer Jeſus Chriſtus hette mit ſeiner eigenen Noth damals genug zuſchaffen gehabt: Noch vergiſſet er ſeiner / vnd geden - cket vnſer: Leſſet das ſeine Erſte ſorge ſein / das ſeineCFeindeFeinde vñ Creutziger mit Gott moͤchten verſoͤhnet wer - den. Das laſſet mir eine Sanfftmuth vnd Freundlig - keit ſein: Ja daran preyſet er ſeine Liebe vnd Holdſe - ligkeit gegen vns / das er fuͤr vns geſtorben / da wir noch Suͤnder / vnd ſeine Feinde waren. Rom. 5.
Die lerne das erſte Stuͤck der Edlen Sterbekunſt von deinem Erloͤſer vnd Seligmacher:
1. Wenn Gott vber dich gebeut / vnd wirfft dich auffs Siechbette / du weiſſeſt nicht / ob du deß Laͤgers moͤchteſt auff kommen / oder von deiner Kranckheit ge - neſen: Oder auch wol gar druͤber bleiben vnd eingehen: So dencke flugs: Wie ſteheſtu mit deinem Neheſten? Haſtu auch jemand beleidiget? Oder biſtu von jeman - den beleidiget worden? Haſtu auch jrgend einen Zorn vnd Wiederwillen auff jemand? Oder / haſtu auch ab - gebeten / dem / den du beleidigeſt? Oder / der dir zu wider geweſen / von Hertzen grund verziehen vnd vergeben? Denn das iſt noͤtig / vnd Chriſtlich. Das lehret dich Chriſtus im Vater vnſer / in der Fuͤnfften Bitte: Vnd ver - gib vns vnſer Schuld / als wir vergebẽ vnſern Schuͤldigern / Matth. 6. & 18. Syrach ſagt am 28. cap. Vergib deinem Neheſten / was er dir zu Leide gethan hat / vnd bitte denn / ſo werden dir deine Suͤnde auch vergeben. Ein Menſch helt gegen dem andern den Zorn / vnd wil bey dem HErren Gnade ſuchen. Er iſt vnbarm - hertzig gegen ſeines gleichen / vnd wil fuͤr ſeine Suͤnde bitten: Er iſt nur Fleiſch vnd Blut / vnd helt den Zorn / Wer wil denn jhm ſei - ne Suͤnden vergeben. Gedencke an das Ende / vnd laß die Feind - ſchafft fahren / die den Todt vnd das Verderben bringet.
Bilde dir ein das Exempel deines lieben HErren Jeſu Chriſti: Wie viel Vntrew hat der erfahren von ſei - nen Juͤngern? Viel ſchmach vnd ſpott / ſtreich vnd ſchle - ge von ſeinen Feinden? Noch vergiſſet ers alles / vnd bit - tet fuͤr ſie. Wie auch Stephanus fuͤr die ſo jhn ſteinig - ten. Actor. 7. vnd verzeyhets jhnen. Wie Joſeph ſeinenBruͤ -Bruͤdern / die doch ſehr vbel an jhme gehandelt hatten. Gen. 50.
2. Bedencke in deinem Hertzen / Wie offt du wie - der Gott geſuͤndiget / wiſſentlich vñ vnwiſſentlich: Haſt Chriſtum auch helffen Creutzigen / In dem du mit dei - nen Suͤnden ein Vrſach biſt ſeines Leidens / Marter vnd Todes: Darumb bete mit Manaſſe: Ich habe geſuͤndiget / O HErre / vnd meiner Suͤnden iſt mehr / denn des Sandes am Meer. Darumb beuge ich die Knye meines Hertzens / vnd bitte dich HErr vmb Gnade. Ich bitte / vnd flehe / vergib mir / O HErr vergib mirs / laß mich nicht in meinen Suͤnden verderben / vnd laß die Straffe nicht Ewiglich auff mir bleiben. Seufftze mit dem verlohrnen Sohne: Vater / Ich habe geſuͤndiget im Hi - mel vnd fuͤr dir / vnd bin fort nicht mehr werth / das ich dein Kindt heiſſe. Ich ſprach / Ich wil dem HErren meine Vbertrettung bekennen / Da vergabſtu mir die Miſſethat meiner Suͤnden / Sela. Dafuͤr werden dich alle Heyligen bitten zur rechten zeit. Pſal. 32.
3. Troͤſte dich auch von Hertzen dieſer Fuͤrbitte / vñtewren Verdienſtes deines Heylandes Jeſu Chriſti / vnd bitte Gott vmb verzeihung aller deiner wiſſentlich - vnd vnwiſſentlicher Suͤnden. Delicta enim quis intelli - git? Pſal. 19. Wer kan mercken / wie offt er fehlet? Verzeyhe mir die verborgene fehle. Gedenck auch nicht der Suͤnden meiner Jugend / vnd meiner Vbertrettung: Gedencke aber mein / nach deiner groſſen Barmhertzigkeit / vmb deiner Guͤte willen. Pſal. 25. Ja vmb der Vorbitte deines lieben Sohnes Jeſu Chri - ſti willen / vergib mir alle meine Suͤnde: Denn dieſes Bladt grunet noch jmmer fort / vnd ſeine krafft / ſafft / vnd voͤlligen vigorem erweiſet es noch taͤglich an allen Bußfertigen Suͤndern: Denn Chriſtus ſitzet zur Rechten Hand Gottes / vnd vertritt vns. Rom. 8. Er iſt der Ewige hohe Prieſter / der ein vnvergenglich Prieſterthumb hat: Daher er auch ſelig machen kan jmmerdar / die durch jhn zu Gott komen / vnd le - bet jmmerdar / vnd bittet fuͤr ſie. Wie die Epiſtel an die He - breer am 7. bezeuget.
Stehet das liebreiche wort Chriſti / da er zu ſeiner Mutter ſaget: Weib / ſihe / das iſt dein Sohn. Vnd zu S. Johanni: Sihe / das iſt deine Mutter.
Das iſt Verbum Gratitudinis erga Matrem, & amoris erga diſcipulum. Ein Denck - vnd Danckwort gegen ſei - ne liebe Mutter / vnd gegen ſeinem lieben getrewen Juͤn - ger Johanni. Zu troſt allen armen Wittben vnd Wai - ſen / das der HErr Jeſus auch noch an ſie gedencke / jhr Jammer vnd Elend anſehe: Deñ diß wort grunet noch jmmer / da der Pſalm auch ſaget: Tibi derelictus eſt pau - per, pupillo tu eris adjutor. Pſal. 10. Die Armen / HErr / be - fehlens dir / Du biſt der Waiſen helffer. Der ein Vater iſt der Waiſen / vnd ein Richter der Witben. Pſal. 68.
Zum Exempel auch allen frommen Kindern / das ſie jhre Eltern lieben / vnd ehren biß in den todt.
Wie auch zur Lehre allen Vormuͤnden / vnd Vorſte - hern der Kirchen. Denn der HErre Chriſtus machet allhie ſein Teſtament / vnd beſcheidet ſeiner lieben Mut - ter Johannem zu einem Sohne: Johannem aber ord - net er jhr zu einem Vormuͤnden / vnd Vorſteher / fuͤr ſei - nem ſeligen Ende.
Dardurch werden wir erinnert der Bottſchafft / welche der Prophet dem Koͤnig Hißkiæ anheym brach - te / Eſa: 38. Diſpone domui tuæ, quia morieris: Beſchicke dein Hauß / denn du wirſt ſterben / vnd nicht lebendig bleiben. Da ſol ein jeder darauff bedacht ſein / Wie er auch die Seinen vor ſeinem ende vnd abſterben verſorge.
Nu ſind aber die Menſchen vngleich in ſolchem fall: Manches hat viel Kinder / ꝛc. Manches niemand. Man - ches viel Guͤter vnd Pahrſchafft: Manches nichts / oder je gar wenig. Da muß ſich ein jedes nach ſeiner gelegen - heie richten: Hat dir Gott etwas beſcheret / vñ haſt nie -mand /mand / bedencke Kirchen vñ Schulen / arme Leute / Ho - ſpital / ꝛc. Gedencke an deß frommen Tobiæ Regel / die er ſeinem Sohne gab: Haſtu viel / ſo gib reichlich / haſtu aber wenig / ſo gib doch das wenige mit trewem Hertzen. Denn du kanſt nichts in deinem Sterben mit nemen / vnd deine Herrligkeit wird dir nicht nachfahren. Pſal. 49. Ordneſt vnd gibſt du was Chriſto / vnd ſeinen Gliedern / Er wirds ruͤhmen am Juͤngſten Tage oͤffentlich. Matth. 25. Haſt du viel Kinder / aber wenig darzu: Verleſſeſt eine arme Mari - am / vnd duͤrfftigen Johannem vnter dem Creutze: Be - fihl ſie Gott / der iſt jhr oͤbriſter Vormuͤnde / der Moſen im Kaͤſtlein erhielte / Vnd die Wittbe zu Zarpath in der Tewrung ernehret. Denn der HErr iſt es / der Witt - ben vnd Waiſen verſorget / vñ behuͤtet die Frembdlinge. Pſal. 146.
Biſtu ein verordneter Vormuͤnd / oder naher Freũd / folge dem Exempel Johannis / nim dich armer Witt - ben vnd Waiſen trewlich an / dencke du haſt auch Kin - der / hente oder morgen moͤchten ſie auch dergleichen bedoͤrffen: Wie du nun wilt / das man dir / vnd den dei - nen thun ſol / alſo thue du andern auch. Halt dich ge - gen die Waiſen wie ein Vater / vnd gegen jhre Mutter wie ein Haußherr / So wirſtu ſein wie ein Sohn deß al - lerhoͤheſten / vñ er wird dich lieber haben / denn dich dei - ne Mutter hat. Syr. 4. Ja ein reiner / vnd vnbefleckter Gottesdienſt fuͤr Gott dem Vater / iſt der die Waiſen / vnd Wittben in jhrem Truͤbſal beſuchen / vnd ſich von der Welt vnbefleckt behalten. Iacobi 1.
Sonderlich aber gibet der HErr Chriſtus ein fein Exempel den Collatoribus / oder Vorſtehern der Kirchẽ / derer typus vnd vorbilde iſt Maria vnter dem Creutze Chriſti / als eine troſtloſe vnnd verlaſſene / uͤber die alle Wetter gehen / vnd der ein Schwerdt durch jhre Seele dringet / die befihlet der HErre Chriſtus einem trewenC iijPfle -Pfleger / Johanni dem H. Apoſteln vnd Euangeliſten / der ſich auch Ihrer gantz trewlich annam. Alſo / wer das Ius patronatus / oder gewalt / vnd oberhand hat / die Kirchen / vnd derſelben Empter zubeſtellen / der befehle ſie trewen Menſchen / vnd brauche ſein Kirchlehen zu Gottes Ehren / vnd erbawung der Kirchen / mit darſtel - lung tuͤchtiger Perſonen: Vnd die es trewlich in jhrem Ampte meinen / vñ wol fuͤrſtehen / ſollen billich von den - ſelben fuͤr andern geehret / vnd gefoͤrdert werden. Denn Reges erunt tutores, & principes nutritores tui: Ihre Koͤnige ſollen deine Pfleger / vnd jhre Fuͤrſten deine Nehrer / oder Seug - ammen ſein. Eſa. 49. So ruͤhmet Ambroſius den fromen Keyſer Theodoſium in ſeiner Leichpredigt: Dilexi virum, quia cum corpore ſolveretur, magis ſolicitus erat de ſalute Eccleſiæ, quàm de proprii corporis incolumitate: Ich ha - be den HErren lieb gehabt / ſpricht er / denn als er jtzt ſter - ben ſolte / war er viel mehr vmb der Kirchen wolfahrt bekuͤmmert / als vmb ſeine eigene geſundheit.
Sehet / alſo grunen ſolcher Leute Bletter / vnd ver - welcken nicht / wenn ſie gleich alt werden / werden ſie dennoch bluͤen / fruchtbar vñ friſch ſein / als die gepflan - zet ſind in Vorhoͤfen des HErren / das ſie verkuͤndigen ſeine Wercke. Pſal. 92.
Stehet das Gnadenreiche wort Chriſti:
‘Hodie mecum eris in Paradyſo: Heute wirſtu bey mir im Paradyß ſein. ’ ()Das iſt Verbum reſerationis Paradyſi: Der rechte Him - melſchluͤſſel / zu troſt allen Bußfertigen Suͤndern / auch in agone / wenn ſie noch in den letzten Todeßzuͤgen recht - ſchaffene ware Buſſe thun.
DennDenn ſehet / Wer iſt der / zu welchem der HErr Chriſtus das wort redet? Ein Schecher / ein Vbelthaͤt - ter / ein Moͤrder / vnd boͤſer Bube / der wol ſein lebetage nicht viel guttes geſtifftet. Er bleibet aber nicht in ſei - nen Suͤnden / vnd boßhafftigen Hertzen / ſondern be - keret ſich noch auff der letzten hinfarth: Erkennet vnd bekennet ſeine Suͤnden / leſſet jhm dieſelbigen hertzlich leid ſein: Glaͤubet an den HErren Chriſtum / helt jhn fuͤr Gerecht / der nichts vngeſchicktes gehandelt / dazu fuͤr einen ſolchen Koͤnig / der ein Himliſches Ewiges Reich habe: Vnd bittet / das jhm daſſelbe auch zu theil werde. Beweiſet auch ſeinen Glauben mit guten Fruͤch - ten / In dem er ſeinen Mitgeſellen wegen ſeiner Gottes - leſterung ſtraffet / vnd beharret in ſeinem glauben / be - kentnuͤß vnd gutem vorſatz beſtendig: Da hoͤret er aus dem holdſeligẽ Munde Chriſti das hochtroͤſtliche wort der Gnaden: Amen, hodie mecum eris in Paradyſo: War - lich / ich ſage dir / Heute wirſtu bey mir im Paradyß ſein. Das heiſſet: Gratia exuberat ſuper delictum: Rom. 5. Wo aber die Suͤnde maͤchtig worden iſt / da iſt doch die Gnade viel maͤchtiger worden.
Diß Bladt grunet noch heutiges Tages / vnd hat ſeine krafft in aller Bußfertigen Suͤnder hertzen. Denn Chriſtus ſaget Iohan. 12. Wenn ich erhoͤhet werde von der Er - den / ſo wil ich ſie alle zu mir ziehen. Kompt her zu mir alle / die jhr muͤheſelig vnd beladen ſeyd / Ich wil euch erquicken / Matth. 11. da ſollet jhr ruhe finden fuͤr ewre Seelen. Denn wer zu mir koͤm - met / den werde ich nicht hienauß ſtoſſen. Ioh. 16. Des troͤſte dich du Bußfertiger Suͤnder / Spare aber deine Buſſe nicht biß du kranck wirſt / vnd warte nicht mit beſſerung deines Lebens biß in den todt: Sondern beſſere dich / weil du noch ſuͤndigen kanſt. Vnd wenn dich deine Suͤnden anfechten auff deinem Siechbette / ſo verzage nicht: Sondern ſprich mit S. Auguſtino: Turbabor, ſed non perturbabor, quia vulnerum Chriſti recordabor.
Troͤſte dich / wenn du von hinnen ſcheiden ſolt / vnd dieſe Irrdiſche Huͤtten verlaſſen / das du weiſt / wo du hin ſolſt: Wenn du an Chriſtum glaͤubeſt / ſo ſolt du bey Ihm in Paradyß ſein.
Troͤſte dich der kraͤfftigen Vorbitte deines lieben HErren Jeſu Chriſti / Ioh. 17. Vater / Ich wil / das / wo ich bin / auch die bey mir ſein / die du mir gegeben haſt / auff das ſie meine Herrligkeit ſehen.
Thue nur nicht / wie der Boͤſewicht / zur lincken ge - richt / der thaͤt mit den Juͤden prangen / verachter / hoͤnet / vnd ſpottet jhnen zugefallen den HErren Chriſtum: Zu dem wird dieſes wort nicht geſaget: Wie denn kein Gottloſer veraͤchter ſolches hoͤren wird nimmermehr / ſondern viel mehr das ſchreckliche Diſcedite / Matth. 7. Weichet alle von mir jhr Vbelthaͤter / ich kenne ewer nicht.
Du aber bete / vnd ſeufftze ohn vnterlaß mit allen Bußfertigen Hertzen: Ach HErr du trewer Gott / ſihe mich armen Suͤnder auch an / mit den Augen deiner Barmhertzigkeit / wie du angeſehẽ haſt Mariam Mag - dalenam die groſſe Suͤnderin im Convivio / den lieben Petrum / der dich verleugnet in atrio / vnd den Schecher / der ſich zu dir bekeret in erucis patibulo. O verleihe mir / du Barmhertziger Gott / das ich auch meine Suͤnden hertzlich beweine / dich in wahrem Glauben voͤlliglich liebe / vnd dort im Ewigen leben dich froͤlich anſchawe / das verleihe mir HErre Jeſu vmb deines allerheylig - ſten Leidens vnd Sterbens willen / Amen.
WoWo du alſo von hertzen beteſt / vnd mit dem Sche - cher der gnaden Gottes begereſt / ſo wird es auch geſche - hen / wenn du heut oder morgen ſterben ſolleſt / das dir dein HErr Jeſus ins Ohre ſchreye: Confide, hodie me - cum eris in Paradyſo: Sey getroſt / fuͤrchte denTodt nicht / heute ſoltu bey mir im Paradyß ſein. O des gnadenrei - chen holdſeligen wortes! Denn ohne vnſer Verdienſt werden wir gerecht / aus ſeiner Gnade / durch die Erloͤ - ſung / ſo durch Chriſtum Jeſum geſchehen iſt / welchen Gott hat fuͤrgeſtellet zu einem Gnadenſtuel durch den Glauben in ſeinem Blut. Rom. 3.
Alſo wird dir diß Blaͤdtlein grunen ins Ewige Le - ben / ins Himliſche Paradyß.
Stehet nu das Hertzbrechende klaͤgliche wort:
‘Eli, Eli, Lama aſabthani. ’ ()Das iſt verdolmetſchet:
Mein Gott / mein Gott / warumb haſtu mich verlaſſen.
Diß iſt Verbum ploratûs, & lamentationis: vel deſertionis gratiæ divinæ: Ein recht Klagelied / davon die Alten ge - ſaget haben: Chriſtus præ dolore clamavit, ut ab æternis ululatibus nos ſervaret: Chriſtus hat fuͤr groſſen ſchmer - tzen geheulet / vnd ſein JammerLiedlein geſungen / da - mit er vns vom Ewigen Jam̃er / Heulen vnd Zeenklap - pen erloͤſe.
Denn er da / als ein Sterbender / Seelzagender Menſch / warhafftig an ſeiner H. Seele / vnd zartem Leibe / innerlich vñeuſſerlich gefuͤhlet den ſchrecklichen / ernſthafften / fewerbrennenden Zorn Gottes wiederDdiedie Suͤnde der gantzen Welt / das jhm / (requieſcente verbo) weil die Gottheit in jhm geruhet / nicht anderſt zu muth geweſen / als einem Menſchen / der in groͤſten aͤngſten / vnd hoͤheſten anfechtungen iſt / da er nicht anderſt be - findet noch empfindet / als wenn er von Gott / vnd allen Creaturen verlaſſen were. Vnd iſt doch nicht verlaſſen / ſondern warhafftig erhalten / vnd wider getroͤſtet wor - den. Darumb nennet er auch Gott / Seinen Gott / vn - angeſehen / er mit der Anfechtung gerungen / als wenn jhn Gott verlaſſen. Daher ein alter Lehrer recht vnd fein geſaget: Hæc non ſunt verba deſperantis, ſed revera lu - ctantis cum horroribus mortis & inferni in cruce. Diß ſeind nicht wort eines / der da an Gottes Gnade vnnd Huͤlffe verzweiffelt: Sondern der warhafftigin euſſer - ſten noͤten kempffet mit furcht vnd ſchrecken des Todes vnd der Helken. Das denn vnſerm Erloͤſer warhaff - tig alſo begegnet / vnd widerfahren.
Hie lerne / lieber Chriſt / vnd mercke / Wenn du noch ſo from / glaͤubig / vnd Gottfuͤrchtig / ſo werden doch al - lerdings die anfechtungen in Todeßnoͤten nicht auſſen bleiben: Denn / da feyret der Teuffel nicht / das Gewiſ - ſen ſelbſt machet dem Menſchen bange / vnd die Helle ſperret jhren Rachen weit auff / vnd ſchrecket den ſuͤndi - gen Menſchen / als ob ſie jhn einiger nicht wolte ver - ſchlingen: Gott ſelbſt helt zu weilen inne / verbirget ſich gleichſam zur zeit der noth / vnd leſſet den Menſchen ein wenig zappeln / vnd ſich in ſolchem Kampff engſten. Aber / lerne du ſolche Anfechtungen vberwinden / mit wahren Glauben / vnd feſten Vertrawen auff deinen Heyland Jeſum Chriſtum / der hat ſie dir zu gute ſchon alle vberwunden / in Ihme ſoltu ſiegen / vnd vmb ſeinet willen in Ewigkeit nicht verlaſſen werden.
Glaube gewiß / Gott ſey dein Gott / auch mitten in der groͤſten noth / vnd ſey ein trewer Gott / der dich nichtlaſſelaſſe verſuchẽ vber dein vermoͤgen / ſondern werde ſchaf - fen / das die verſuchung ſo ein ende gewinne / das du es magſt ertragen. 1. Corinth. 10.
Sage mit S. Paulo / Rom. 8: Si Deus pro nobis, quis contra nos? So denn Gott fuͤr vns iſt / wer mag wider vns ſein? Der auch ſeines einigen Sohnes nicht verſchonet hat / ſondern den - ſelben fuͤr vns alle dahin gegeben / Wie ſolt er vns denn mit jhme nicht alles ſchencken? Wer wil die Außerwehlten Gottes beſchuͤl - digen? Gott iſt hie / der gerecht machet. Wer wil ſie verdammenẽ Chriſtus iſt hie / der geſtorben iſt / Ja viel mehr / der auch aufferwe - cket iſt / welcher iſt zur Rechten Gottes / vnd vertritt vns. Darumb bin ich gewiß / das weder Todt noch Leben / weder hohes noch tief - fes / noch keine Creatur mich mag ſcheiden von der Liebe Gottes / die da iſt in Chriſto Jeſu vnſerm HErren.
Singe mit der Chriſtlichen Kirchen: Mitten in dem Todt anficht / vns der Hellen Rachen / Wer wil vns aus ſolcher noth / frey vnd ledig machen? Das thuſtu HErr alleine.
Mitten in der Hellen angſt / vnſer Suͤnd vns treiben / Wo ſol - len wir deñ fliehen hin / da wir moͤgen bleiben? Zu dir HErr Chriſt alleine: Vergoſſen iſt dein tewres Blut / das gnug fuͤr die Suͤnde thut: Heyliger HErre Gott / Heyliger ſtarcker Gott / Heyliger Barmhertziger Heyland / du Ewiger Gott / Laß vns nicht verſin - cken / in des bittern Todeß noth: Laß vns nicht verzagen / fuͤr der tieffen Hellen glutt: Laß vns nicht entfallen von des rechten Glau - bens troſt / Kyrie eleyſon.
Bete vnd ſeufftze in deinem Hertzen: Wenn ich nun komm in Sterbenß noth / vnd ringen werde mit dem Todt / etc. So komm o HErr Chriſt mir behend / zu hilff an meinem letzten Endt / ꝛc. So wirſt du befinden / das auch dieſes Bladt noch grune / vnd ſeinen vigorem / krafft vnd ſafft habe. Denn dein HErr Chriſtus ſpricht: Laß dir an meiner Ge - nade gnuͤgen / denn meine krafft iſt in den Schwachen maͤchtig. 2. Cor. 9. Ich erwehle dich / vnd verwerffe dich nicht. Fuͤrchte dich nicht / Ich bin mit dir. Weiche nicht / denn ich bin dein Gott /D ijIchIch ſtercke dich / Ich helffe dir auch / Ich erhalte dich durch die Rechte Handt meiner Gerechtigkeit. Vnd ob ich dich ein kleinen Augenblick verlaſſe / ſo wil ich doch mit Ewiger gnade mich dein erbarmen / ſpricht der HErr dein Erloͤſer. Eſaiæ 54. v. 8. & 41. v. 10. & 43. v. 1. 2. &c.
Stehet das gar ſehnliche wort des lechtzenden abgematteten HErren Chriſti:
Sitio: Mich duͤrſtet.
Diß iſt Verbum Sitis, non tàm corporalis, quàm ſpiritualis. Wie ſchmachtig aber diß Blaͤttlein anzuſehen / wie duͤrf - tig / ſchwach vnd welckende es da am duͤrren Creutzbau - me hanget / ſo hat es doch ſeine verborgene krafft / vigo - rem vnd ſafft: In dem es dem HErren Chriſto nicht ſo ſehr vmb den leiblichen Durſt zuthun / als vmb den Geiſtlichen: Wiewol er / natuͤrlicher weiſe davon zu re - den / auch an ſeinem leiblichen kraͤfften dermaſſen auß - gemergelt / das jhm wol Durſt / vnd groſſe Mattigkeit zugehangen / In dem Ihme ſein H. Blut aus allen A - dern gar entgangen / das er im 22. Pſalm daruͤber kla - get vnd ſaget: Ich bin außgeſchuͤtt wie Waſſer / alle meine Ge - beine haben ſich zertrennet: Mein Hertz iſt in meinem Leibe wie zerſchmoltzen Wachß. Meine kraͤffte ſind vertrockenet wie eine Scherbe / Meine Zunge klebet an meinem Gaumen / ꝛc.
Jedoch / iſt ſein Geiſtlicher Durſt noch viel heffti - ger geweſen / nemlich / nach vnſerer Seligkeit / nach wel - cher Ihme auch noch heute verlanget. Darumb er - fuͤlle ſein Verlangen / vnd ſettige ſeinen Durſt. Nicht mit Gallen vnd Eſſig / wie jhn die Juͤden / vnd Kriegß - knechte getrencket. Pſal. 69. Ioh. 19. Vnd wie noch heute thun alle Gottloſe Veraͤchter vnd Laͤſterer: Sondernmitmit hertzlichen verlangen nach Ihme / vnd ſeinen tew - ren Verdienſt: Sage vnd ſeufftze mit David Pſal. 25: Nach dir HErr verlanget mich / mein Gott ich hoffe auff dich. Ja / Wie der Hirſch ſchreyet nach friſchem Waſſer / So ſchreyet meine Seele Gott zu dir. (Pſal. 42.) Meine Seele duͤrſtet nach Gott / nach dem Lebendigen Gott / Wenn werde ich dahin kom̃en / das ich Gottes Angeſicht ſchawe? So antwortet dir dein HErr Chriſtus / Matthæi am 5. Capitel: Selig ſind / die da hungert / vnd duͤrſtet nach der Gerechtigkeit / denn ſie ſollen ſatt werden: Sie ſollen Gott ſchawen / im Lande der Lebendigen. Sie ſollen erquicket werden / ſolche Gnadenhungerige vnd Geiſtdurſti - ge / vnd ſollen Ruhe finden fuͤr jhre Seelen. Matth. 11.
Beſcheret dir Gott auch ein gutes Truͤncklein / da - mit du dich leiblich in deiner Kranckheit vnd Mattig - keit laben kanſt / ſo dencke an deinen liebẽ HErrn Jeſum Chriſtum / dem iſt es ſo gut nicht worden in ſeiner euſſer - ſten noth vnd mattigkeit / Er hat ein ſauern Effig vñ bit - ter Gallen koſten muͤſſen. Dancke du derwegen Gott fuͤr ſeine Wolthat / vnd brauche es nuͤtzlich / vnd nicht vberſchwenglich: Trinck vnd jß / Gottes vnd des Armen nicht vergiß. So wird dirß Gott vergelten in der auff - erſtehung der Gerechten. Luc. 14. Ja er wird dirß ver - gelten an deiner Seelen / das du wirſt truncken werden von den reichen Guͤtern ſeines Hauſes. Pſal. 36. Vnd dort im Ewigen Leben / da ſeine Knechte ſollen trinckẽ / vnd fuͤr guten Muth jauchzen / die Gottloſen aber ewig ſchmachten vnd duͤrſten / dazu fuͤr hertzleid ſchreyen / vnd fuͤr jammer ſeufftzen. Wie Eſaias im 65. capitel weiſſaget.
Muſtu aber ein bitteres Truͤncklin thun / vnd wird dir dein Labſall verſaltzen / wie es denn offt in dieſer boͤ - ſen vnd argen Welt pfleget zugeſchehen / das die / ſo ei - nen im Creutze troͤſten / vnd laben ſollen / offt Entzian vnd bittere Gallen mit ſauren Eſſig bringen / wie desD iijliebenlieben Hiobs / vnd Tobiæ Freunde: So laß dichs nicht verdriſſen / dencke an deinen HErren Chriſtum / der hat dirs geweyhet / vnd geheyliget / das dirs nicht ſchaden ſol: Er hat dich vom Helliſchen Schwefeltranck / vnd des Ewigen Todes bitterkeit errettet / vnd erloͤſet. Dem - nach erinnere dich hiebey / wie die Kirche ſinget:
Dencke wie Moſes dort in der Wuͤſten den gezeige - ten Baum nam / vnd legete jhn in das bittere Waſſer / ſo wurde es ſuͤſſe: Exodi 15. Alſo laß den HErren Chri - ſtum deinen Suͤßbaum ſein / lege ſein Leyden / ſeine Ge - dult / ſeinen Gehorſam / Demuth vnd Sanfftmuth in dein bitteres Creutz / vnd Angſttruͤncklein / ſo wird dirs auch deſto ſuͤſſer / leidlicher vnd traͤglicher werden / das du jhm ein Becherlein zu gefallen außtrincken / vnd be - ſcheid thun kanſt.
Saget der Chriſtliche Poet.
Stehet das froͤliche wort Chriſti: Conſummatum eſt: Es iſt vollbracht.
DasDas iſt Vox tripudii, & exultationis, ob perfectum opus Redemptionis. Ein rechtes Frewdenwort / zubezeugen die gnugſame Vollbringung vnſer Erloͤſung / vnd der - ſelben Vollkommenheit: Die reiche vberfluͤſſige be - zahlung fuͤr vnſere Suͤnde / Ja nicht allein fuͤr die Vn - ſere / ſondern auch fuͤr der gantzen Welt. 1. Ioh. 2. Da nu die gantze Summa der Rantzion / oder Lytri / voͤllig er - leget iſt.
Diß Blaͤdtlein grunet noch heute / vnd jmmer fort: Denn /
Da dencke nun: Wie es mit Chriſto / vnd ſeinem Leyden zum ende gelauffen / Alſo wird es auch ein mal mit dir vnd deinem Creutz / Kranckheit / Leyden vnd Noth zu ende lauffen. Dancke derhalben deinem lie - ben Gott / Wenn er dich ſo weit gebracht / das du nunſi - heſt / dein Stuͤndlein ſey verhanden / du ſolt aus dieſer boͤſen Welt abſcheiden / das du froͤlich ſingeſt / das Con - ſummatum eſt. Vnd ſageſt mit jenem fromen Chriſten: O wie hertzlich gerne wil ich ſterben / vnd aus dieſer boͤ - ſen Herbrige wandern / Ich dancke meinem liebẽ Gott / der mich biß dahero im Glauben / vnd guten Gewiſſen erhalten / das ich nu meinen Lauff vollendet / vnd einen guten Kampff gekaͤmpffet habe: Nunc ibo ex conſpectu peccatorum in contubernium angelorum: Nu wil ich aus der Suͤnder Geſellſchafft gehen zur Engeliſchen Ge -mein -meinſchafft / da wird mein Jammer / Truͤbſall vñ Elend / kommen zu einem Seligen endt. Hinfort iſt mir bey - geleget die Krone der Gerechtigkeit / was wil ich mehr? Mors mihi lucrum: Der Todt iſt mir kein ſchaden / ſon - dern ein groſſer nutz vnd frommen.
Wer wolte jhm deñ nicht wuͤndſchen Auffgeloͤſet zu werden / vnd bey ſeinem lieben HErren Jeſu Chriſto zu ſein? Sintemal wir leben / oder ſterben / ſo ſeind / vnd bleiben wir des HErren. Rom. 14. Philip. 1.
Stehet nu das ſchoͤne letzte Wort vnſers HErrn Chriſti:
Pater in manus tuas commendo Spiritum meum. Vater in deine Haͤnde befehl ich dir weinen Geiſt.
Das iſt Verbum exſpirationis beatiſſimæ: Das allerſelig - ſte Sterbens wort / damit der liebe HERR Chriſtus ſanfft vnd ſelig abgedrucket / die Seele ſeinem Himli - ſchen Vater befohlen / das Haͤnpt geneiget / vnd ſaͤuber - lich verſchieden. Davon die Kirche ſinget: Vita in ligno moritur.
EsEs grunet aber diß Bladt noch fort / vnd iſt in ſei - nem vigore / vnd voͤlliger krafft / das alle fromme Chri - ſten hiemit jhnen ſanffte betten / ſolches zu jrem Haͤupt - kuͤſſen legen / vnd darauff ſelig einſchlaffen / wenn ſie nach S. Petri Lehre jhre Seele dem trewen Schoͤpffer in gutẽ Wercken befehlen. 1. Pet. 4. Vnd mit David ſa - gen ex Pſal. 31. In deine Haͤnde befehle ich meinen Geiſt / du haſt mich erloͤſet HErr du trewer Gott.
Wie jhm denn ſolchen Abſchiedt der GOttſelige fromme Lehrer Diony ſius gewuͤnſchet / das er fuͤr ſeinem Ende viel vnd offt geſeufftzet: O Domine Ieſu Chriſte, ultimum verbum tuum in cruce, ſit ultimum verbum me - um in hac luce: & cum amplius fari non poſſum, exaudi fi - nale cordis mei deſiderium.
Sehet / Ihr meine Geliebten / wie wolten wir eine beſſere Sterbekunſt habẽ / als die vns vnſer lieber HErr vnd Seligmacher Jeſus Chriſtus ſelber gelehret / vnd mit ſeinem eigenen Exempel probiret / confirmiret vnd beſtettiget hat. Woldenen / die ſich derſelbigen gebrau - chen / vnd ſolchem Exempel nachfolgen / die werden ge - wiß ſelig von hinnen fahren / vnd dort wol antreffen: Denn jhre Seelen gelangen in Gottes Handt / vnd kei - ne Qual ruͤhret ſie an. Fuͤr den Vnverſtendigen zwar / werden ſie angeſehen / als ſtuͤrben ſie / vnd jhr Abſchiedt wird fuͤr ein Pein gerechnet / vnd jhre Hinfahrt fuͤr ein Verderben: Aber ſie ſind im friede: Sie werden weg - gerafft fuͤr dem Vngluͤck / vñ ruhen in jhren Kammern: Biß ſie einmal der HErre Jeſus wird aufferwecken / vñ mit ſich einfuͤhren zum Ewigen Leben.
EDeſſenDeſſen haben ſich nu auch zu troͤſten in dieſem fall die Adeliche Freundſchafft / ſampt dem betruͤbeten Her - ren Wittber / uͤber den toͤdlichen abgang der ſelig im HErren entſchlaffenen Edlen / Tugendreichen / Chriſt - ſeligen Frawen Catharinæ / gebornen Doͤbſchuͤtzin / ꝛc. welche auch jhre Seele dem trewen Schoͤpffer in gut - ten Wercken / als jhrem lieben Gott / vnd Erloͤſer Jeſu Chriſto zu trewen Haͤnden befohlen / von deme ſie auch dieſelbe an jenem Tage / ſampt der froͤlichen aufferwe - ckung jhres Leibes zum Ewigen Leben hinwiderumb gaͤntzlich vnd gewiß zugewarten.
Wann ſie dann nu jhren laufft Adelich vollendet / Ihr leben Chriſtlich gefuͤhret / vñ jhr erwuͤndſchtes En - de ſeliglich beſchloſſen: Als iſt auch billich / das wir jhrer Adelichen Ankunfft / vnd loͤblich gefuͤhrten Wan - dels noch zu guter letzt in allen Ehren gedencken / vnd fuͤr dieſer Chriſtlichen / Adelichen / Gottſeligen Verſam - lung erwehnen.
Denn ſie durch Gottes ſchickung / vnd Vaͤterliche verleihung eines ſehr Alten / Adelichen / loͤblichen Ge - ſchlechts / vnd Ankunfft / derer Edlen / Wolbenambten von Doͤbſchuͤtz / aus dem Hauſe Schadewaldaw.
Ihr HErr Vater iſt geweſen / der Edle / Geſtrenge / Ehrenveſte / Wolbenambte Herr Frantz von Doͤb - ſchuͤtz / aus dem Hauſe Schadewaldaw / auff Newen Kemnitz: Numehr ſeliger vnd Chriſtlicher gedaͤcht - nuͤß.
Ihre Fraw Mutter / ſelige / die Edle / VielEhrentu - gendreiche / Wolbenambte Fraw Magdalena / geborne Metzeradin / aus dem Hauſe klein Budiſſin / in Ober Laußnitz.
Ihres Herren Vatern Fraw Mutter / eine geborne Vchtritzin / aus dem Hauſe Steinkirch.
IhrerIhrer Fraw Mutter Mutter / eine geborne Vchtri - tzin / aus dem Hauſe Schweta.
Vnd wie folgends die Adelichen Geſchlechter nach einander gehen / vnd in jhrer ordnung folgen: Als /
Derer von Seydlitz / aus dem Hauſe Duppelwu - da.
Derer von Haugwitz / aus dem Hauſe Gauſſig.
Derer von Girßdorff / aus dem Hauſe Mall - ſchwitz.
Derer von Loͤben / aus dem Hauſe Griſſendorff / in Nieder Laußnitz.
Derer Adeliche Wappen / alle vnd jede / ſie mit ehren auff jhrem Sarck vnd Leichtuch (wie vor augen) fuͤr jederman fuͤhret / darauß jhre Acht Ahnen / von wel - chen ſie Ihren Adelichen Standt / vnd Ankunfft vnta - delich darzuthun / wol zuſehen / vnd zuvermercken.
Von dieſem Vhralten loͤblichen Geſchlechte / vnd vorermelten Chriſtlichen WolAdelichen Eltern iſt nu mehrgedachte ſelige Fraw Catharina geboren: Vmb das Jahr Chriſti 1555. Auch alſo bald durch die Hey - lige Tauffe dem HErren Jeſu Chriſto / als dem Edlen Stamm vnd Baum des Lebens incorporiret / vnd ein - verleibet worden. Da ſie denn jhren ſchoͤnen Chriſten Namen Catharina (à puritate dictum) empfangen. Den ſie auch mit Gott vnd Ehren / in der that vnd warheit / als eine Chriſtin gefuͤhret: In dem ſie durch das tewre Blut Chriſti von allen jhren Suͤnden gereiniget / vnd durch die krafft des Heiligen Geiſtes / den reinen vnge - felſchten Seligmachenden Glauben an Jeſum Chri - ſtum gehabt / vnd biß an jhr ſeliges Ende ſolchen rein vnd richtig / vermittelſt Goͤttlicher gnaden / bewahret hat.
Denn ſie von Kind auff von jhren lieben Gottſeli - gen Eltern zum lieben Gebete vnd Catechiſmo / zur Pre -E ijdigtdigt Goͤttliches Wortes / vnd Hochwuͤrdigen Abend - mahl des HErren / fleiſſig angehalten / in aller Gottes - furcht / Adelicher Zucht vnd Tugenden / mit Vermah - nung zum HErren trewlich aufferzogen worden. In maſſen ſolches durch jhr gantzes leben durch ſich Ade - lich vnd wol erwieſen.
In Ihrem Adelichen Jungfrawſtande hat ſie ſich zuͤchtig / tugendreich / vnd froͤmlich verhalten / vnd eine lange zeit gute Wirtſchafft vnd Haußhaltung geler - net.
In den Heyligen Eheſtand hat ſie ſich durch Got - tes ſchickung begeben mit jhrem lieben Junckern / dem auch Edlen / Geſtrengen / Ehrenveſten vnd Wolbenam - ten Herrn Heinrich von Bocksdorff / ꝛc. im Jahr Chri - ſti 1605. vnd mit jhme in Chriſtlicher friedlicher Ehe gelebet biß ins 13. Jahr. In welchem jhrem Eheſtan - de ſie Gott auch mit einer Leibesfrucht geſegnet Anno 1606. welche aber todt auff die Welt kommen / vnd den 8. tag Maij / war Montags nach Exaudi / hiehero auff die - ſen Kirchhoff / wie das Leichſteinlein noch außweiſet / Chriſtlich zur Erden beſtattet worden: Dahin auch itzo / nebẽ daſſelbige / Ihrer / als der Fraw Mutter Leich - nam / ſol geleget werden.
Ihr gantz Leben / Wandel vnd Chriſtenthumb an - langende / hat ſie jhren Adelſtand / vnd loͤbliche Ehren - ſchilde / die ſie / (wie vor gedacht) als eine Adeliche Matron von jhren acht Ahnen hero / jtzo auff jhrem Sarck vnd Leichtuch fuͤhret / auch mit Adelichen Tugenden / zeit jhres Lebens / ſonderlich geſchmuͤcket vnd gezuͤret:
I. Auditione & meditatione Verbidivini: Mit fleiſſi - gem gehoͤre / vnd betrachtung Goͤttliches wortes: Wie ſie denn keine Predigt / weil ſie bey der Stadt geweſen / vnd noch zu weg vnd ſteg gehenkoͤnnen / leichtlich ver -ſeumetſeumet hat / ſondern ſich embſig vnd andechtig dazu gẽ - funden. Davon der Erſte Pſalmen ſeine verheiſchung thut: Wol dem Menſchen / ſo da luſt hat zum Geſetze des HEr - ren / der iſt wie ein Bawm gepflantzet an die Waſſerbeche / das er ſeine Frucht bringe zu ſeiner zeit / vnd ſeine Bletter verwelcken nicht / vnd was er macht / das gereth wol. N B. Wie ein See - bladt im friſchen Waſſer immer grunet / vnd friſch blei - bet / alſo wird auch eines ſolchen Menſchen Hertz / vnd Glaube immer gruͤn / vnd friſch behalten / durch krafft des wortes Gottes / zum Ewigen Leben.
II. Fide in Chriſtum: Durch waren Glauben an den Ewigen Sohn Gottes / welcher aus dem gehoͤr Goͤttliches Wortes herkoͤmmet. Rom. 10. vnd iſt die tu - gendt / die fuͤr Gott angenem / vnd wolgefellig macht: Nicht zwar als ein werck / oder eigen verdienſt: ſed pro - pter objectum, quod comprehendit: Sondern vmb des HErren Chriſti willen / den der wahre Glaube ergreif - fet vnd faſſet.
III. Uſu Sacramentorum: Mit fleiſſigem gebrauch der Heyligen Sacramenten / ſonderlich der Abſolution vnd Hochwuͤrdigen Abendmahls / dardurch der Glau - be maͤchtiglich geſtercket / ja gleichſam geneeret vnnd erhalten wird. Dazu ſie ſich denn bey geſunden lebe - tagen offt gefunden / Auch in werender Leibes ſchwach - heit zu Hauſe vnterſchiedliche mal communiciret: Wie ſonderlich noch den letzten Tag vor jhrem ſeligen Ab - ſchiede / da ſie das Heylige Abendmahl vnd Abſolution mit gebuͤrlicher reverentz empfangen.
IV. Ardentiprecatione: Mit hertzlichem innbruͤn - ſtigem Gebeth / darinne ſie vnnachlaͤſſig / vnd ſtets an - gehalten: Vnd weiſens jhre Bettbuͤchlein / wie fleiſſigE iijſieſie dieſelben taͤglich gebrauchet / vnd jhr ſolche wol be - randt gemacht.
V. Amore Conjugali: Mit Ehelicher lieb vñ trew: In dem ſie jhren Junckern vnd Ehemann hertzlich ge - liebet / mit allen trewen gemeinet / ſich friedlich / freund - lich / vnd wol mit jhm begangen vnd vertragen / wie je - derman wiſſend.
VI. Humanitate & Humilitate: Das ſie ſich freund - lich vnd demuͤtig in worten / geberden / vnd wercken gegen maͤnniglich / nach Ehren vnd Standes gebuͤhr / erzeigen konte. Daher ſie auch von den loͤblichen Herr - ſchafften J. J. Gn. Gn. ꝛc. jederzeit / ſo wol auch von an - dern vornehmen / vñ hohen Adelsperſonen aller Ehren werth gehalten worden / das ſie ſie gerne vmb ſich ge - habt / vnd in conviviis zu vornehmen verrichtungen ge - brauchet haben.
VII. Beneficentia & caritate erga proximum: Mit Chriſtlicher liebe / vnd gutthaͤttigkeit gegen den Nech - ſten / das ſie jederman gerne / nach vermoͤgen / gedienet / auch den Armen willige handreichung gethan / vnd ſich gutthaͤttig erzeiget.
VIII. Studio pietatis, & patientiæ: Mit aller Gedult vnd Gottſeligkeit: In dem ſie ſich bey guter Vernunfft vieler ſchoͤner Spruͤche / Gebeth vnd Geſaͤnge befliſſen / jhr dieſelber bekandt gemachet (wie mir denn derſelben etliche auffgezeichnet wordẽ) die ſie auch in jhrer kranck - heit nachgeſprochen / wenn mans jhr nur angefangen hat. Dardurch ſie jhre Seele mit gedult gefaſſet / das liebe von Gott auffgelegte Creutz mit ſtiller ſanfftmuth gehorſamlich getragen.
IhrIhr Symbolum / vnd vornehmbſtes Reymlein war:
Ihr Liecht des Glaubens hat ſie laſſen leuchten fuͤr den Menſchen / nach der vermahnung Chriſti Matth. 5. cap. vnd ſolches immer angezuͤndet / nutriret vnd con - firmiret mit den aller ſchoͤneſten Spruͤchen:
Sich deſſen auch vielfaͤltig mit ſchoͤnen Geſaͤngen erinnert:
Auch jhre Stoßgebetlein / vnd andaͤchtige Seuffzer dahin gerichtet:
Item:
Item:
Sonderlich iſt jhr ſehr gelaͤufftig / vñ gemein geweſen das Gebeth:
Item:
Ihre Kranckheit belangende:
Iſt ſie faſt laͤnger als ein Jahr mit derſelben be - hafftet geweſen: Das ſie in Melancholiam vnd Schwer - muth gerahten / zuletzt auch gar in Oblivionem / das ſie ein ding gleich vntern Haͤnden vergeſſen. Demnach ſich endlich gar innen gehalten / vnd nirgendt außkom - men. Hat jhr aber zu Hauſe fuͤrleſen / vnd fuͤrbeten laſſen: Sonderlich die Hiſtoriam der Heiligen Paſſion Chriſti / vnnd jhre bekandte Gebetlein / daraus ſie ſich getroͤſtet / vnd dabey jhre Andacht gehabt hat.
Ihr lieber Juncker / vnd Haußwirth hat groſſe gedult mit jhr gehabt / Vnd weil er ſelbſt nicht ſtets hat koͤnnen zu Hauſe ſein / hat er Ihrer auffs fleiſſigſte war - ten laſſen / vnd fuͤr ſie trewlich geſorget. Wie das alles Haußgeſinde / ſampt den Nachtbarn / vnd andern / ſo darumb wiſſenſchafft tragen / bezeugen muͤſſen.
Am neheſten Sonnabend / war der 31. Martij / hat ſie wolbedaͤchtig Confitiret vnd Communiciret / in bey - ſein Ihres Herrn Bradern / des Edlen Geſtrengen / ꝛc. Juncker Heinrichs von Doͤbſchuͤtz / anff Newen Kem -nitz. nitz. Gegen Abendt iſt jhr die Sprach entfallen. Nach Mitternacht gar toͤdtlich Kranck worden. Sontag Iudica, 1. Aprilis / nach der Amptspredigt / da man noch in der Kirchen vor ſie gebeten / Ein viertel Stunde vor Eylffen / an der halben Vhr / iſt ſie Hemiplexiâ / am hal - ben Schlage / der jhr die lincke ſeitten beruͤhret / ſanfft vnd ſelig eingeſchlaffen / vnd jhren Geiſt auffgegeben: In gegenwart jhres lieben Junckern / des von Bocks - dorff / ꝛc. Herrn Doct. Mich. Cruſii Medici / Vnd jhres Haußgeſindleins. Ihres Alters Drey vnd Sechzig Jahr. Iſt eben das Clima Heroicum / darinnen viel vortreffliche Leute / von Mannes vnd Weibes Perſo - nen / jhren terminum vitæ gehabt / vnd dieſes Jammer - thal nach Gottes willen geſegenet.
Wir wuͤndſchen nu jhrem Leichnam die Selige Ru - he / der Seelen aber die Ewige Frewde: Leib vnd See - len aber / ſampt vns allen / an jenem Tage eine froͤliche wieder zuſammenkunfft im Ewigen Leben vnd Selig - keit: Welches der HErr Jeſus geben wolle / Ihr / vnd vns allen / vmb ſeines Heyligen bitteren Leydens / Ster - bens / Anfferſtehung vnd Himmelfahrt willen: Hochgelobet vnd gepreyſet in alle Ewigkeit /
Amen / Amen.
δ. Τ. ϑ. ε. υ. α.
ChrIstVs IesVs fortItVDo et spes Mea.
Finis. δ. Τ. ϑ. ε. υ. α.
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Schwabacher
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