PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Sterbender Chriſten Seelen-Schatz
Auß dem Edlen Machtſpruch Chriſti Joh. 3. . 16.
Bey dero Sepultur vnd beſtattung Deß Weiland Ehrenveſten / Wolgelarten vnnd Wolbenambten Herꝛn Michael Morgenbessers Fuͤrſtlichen Lignitſchen wolverdien - ten Herꝛn Ambt-Schreibers in Wohlaw / Am Sontage Palmarum, war der 17. Aprilis / dieſes 1631. Jahres / in Volckreicher Verſamblunge daſelbſten einfeltig erklaͤret vnd betrachtet
Gedruckt zuBreßlaw/ durchGeorgium Baumann.
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Der Erbaren / Ehrenreichen vnd Tugendſamen Frawen DOROTHEÆ, gebohrner Ludwigin / So wol Deme Ehrenveſten / Wolgelarten / vnd Wolbenambten Herren BALTHASARI LANGIO, vornehmen Juris Practico, vnd deß Wohlawiſchen Fuͤrſtenthumbs Landesbeſtallten / wie auch Denen Erbaren / Ehr - vnd Tugendreichen Frawen MARIÆ Langin / Jungfrawen CATHARINÆ vnnd ELISABETÆ, gebornen Morgenbeſſerinnen / So dann JOHANNI, MICHAELI, LUCÆ, den Morgenbeſſern / Gebruͤdern Alß denen Weyland (cum titulo) Herrn MICH. MORGEN - BESSERS hinterlaſſenen Fr. Wittiben / H. Aidman vnd Kindern /

vbergiebet endlichen als ſeinen allerſeits guͤnſtigen Frawen vnd Herꝛen Gefattern vnd Freunden dieſe / auff dero inſtendiges begehren Schrifftlich auffgeſetzte Leich-Sermon M. Ad. Thebesius.

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Eingang.

DJE vnaußſprechliche Liebe GOttes deß Himliſchen Vaters / die da vnendlich hoͤher iſt dennPſal. 103. v. 11. der Himmel / breiter denn die Erde / tieffer denn der Abgrund / lenger denn der Auffgang vnd Niedergang / durchEph. 3. v. 18. welche wir eingewurtzelt vnd gegrůndet werden / inn welcher wir gleich vnter dem Hertzen GOttes als ein Kind in Mutter -Eſ. 46. v. 3. leibe getragen werden / nach welcher er vns auch wiedergebohren hat zu einer le - bendigen Hoffnung / durch JEſum Chri -1. Per. 1. v. 4. ſtum ſeinen lieben Sohn / den Liebhaber Menſchliches Geſchlechtes / durch welches Genade wir gerecht vnd Erben ſein deßTit. 3. v. 7. Ewigen Lebens / in der liebreichen Ge -A ijmeinſchafft[4]Sterbender ChriſtenJoh. 15. v. 26.meinſchafft deß Heiligen Geiſtes / deß eini - gen Hertz-Troͤſters / Sey vnd bleibe mit denen anweſenden Hertzbeleideten / vnd an - deren mitleidenden jam̃rigen Seelen; de - rer Geiſt in aͤngſten iſt / vnd verbleibe vn - ſer trewer Vater heut vnd zu allerzeit / Amen.

ANdaͤchtige / Gottliebende / von GOtt in Chriſto JEſu Geliebete / auch von demſelbten im Geiſt be - truͤb[e]te Klag-vnd Trawer Hertzen / Jſt doch David betruͤbet worden / vnd hat Leide getragen / da der HERR Uſa ſchlug / daß er ſturbe / daß der HErꝛ einen ſolchen2. Sam. 6. v. 7. 8. Rieß gethan hatte / 2. Sam. 6.

Nicht kommet David frembd vnd ſel - tzam fuͤr / daß ein Menſch ſtirbet. Denn Er weiß wol / daß diß der Weg aller Welt1. Reg. 2. v. 3. iſt / wie er ſelber erwehnet / 1. Reg. 2. DasJob. 30. v. 20. beſtimbte Hauß aller Lebendigen / Job. 30. das ſtatutum, daß allen Menſchen geſetztHebr. 9. v. 27. einmal zu ſterben / Hebr. 9. nicht allein denArmen /[5]Seelen Schatz.Armen / ſondern auch den Reichen / den Koͤ - nigen vnd Rath Herꝛn auff Erden / denJob. 3. v. 14. Fůrſten die Gold haben / vnd jhre Haͤuſer voll Silbers ſind / die viel Můhe gehabtRom. 5. v. 12. haben / Job. 3 vnd zwar vmb der Suͤnde1. Cor. 15 v. 55. willen / Rom. 5. welche deß Todes Stachel 1. Cor. 15. Er aber jhr Soldt iſt / Rom. 6. Rom. 6. v. 23.Auch hat David nicht vergeſſen / daß Gott wol ehermals einem trewen Moſi einen gleichtrewen Joſuam zum ſuccesſorn an deß Antecesſoris Ambt vnd Stelle verordnet vnd erwecket habe / vnd demnach nicht e - ben an eine oder die ander Perſon verbun -Pſ. 60. v. 13. den ſey. Er warnet ſelber fůr ſolchem ab -Pſ. 118 v. 8 goͤttiſchen fleiſchlichen Vertrawen auff Menſchen / Pſ. 60. 118. 146. Gleichwol aberPſ. 146. v. 3. iſt das die Vrſach deß trawrens vnd Be - truͤbnůſſes Davids / daß GOtt einen ſol - chen Riß gethan / vnd einen ſolchen Mann / einen Sacerdotem vnd cuſtodem legum Di - vinarum, deſſen man noch wol bedurfft ge - habt / durch den Todt hingeriſſen. Denn Talium virorum ablatio eſt indignationis di -A iijvinæ[6]Sterbender Chriſtenvinæ indicatio. Es giebet groͤſſer Krachen vnd gefahr / wenn ein hoher Baum / alß wenn ein niedriges Straͤuchlein vmbfellet. Wer wil denn Vns verdencken / daß wir auch dieſes Orts heut eine betruͤbte Tod - ten Klage fuͤhren vber dem toͤdlichen Hin - ſcheiden deß Weyland Ehrenveſten / Wol - gelahrten vnd Wolbenambten Herꝛen MICH. MORGENBESSER, geweſe - nen Fuͤrſtlichen Lignitſchen Herꝛn offician - ten / vnd viel Jahr lang wolverdieneten H. Ambts Schreibers allhiero? Denn Gott hat hierdurch vnd an jhme auch einen groſ - ſen Riß gethan. Denn es iſt durch ſolchen Todesfall beſchehen.

Ein trefflicher AmbtsCantzeley-Riß.

Ohn langſt haben wir erfahren muſ - ſen / daß durch gnedige permisſion vnd diſ - poſition deß Allerhoͤchſten GOttes / derPſal. 90. v. 4. die Menſchen ſterben leſt / Pſ. 90. der allge - meine Menſchenwuͤrger der Tod den Her - ren LandeßHaubtman Seiner Geſtr. vonvnſern[7]SeelenSchatz.vnſern Augen vnd Haupten hinweggeriſ - ſen hat. Jetzo vnd jnner eines halben Jah - res friſt fehret GOtt durch den Tod fort / vnd reiſſet heut Acht tage / deß Morgens vmb halb fůnff Vhr abermal ein vornehmb Glied der Fůrſtlichen Cantzeley allhiero auß dem Mittel hinweg / nemlich / obge - dachten Herꝛn Ambtſchreibern / einen ſol - chen Mann der mit ſeinen Conſiliis, experi - entz vnd dexreritaͤt dem Fůrſtlichen Ambt allhiero wol angeſtanden. Solt vnſer Cantzeley hierdurch nicht betrůbet ſeyn? Jacturam oſtendet dies, die zeit wird lehren / was GOtt fůr einen Riß gethan. Vber das iſt durch ſolch ſein Hinſcheiden geſche - hen / Ein ſchmertzlicher Eh-Riß.

Die hinterbliebene betruͤbte einſambe Chriſtliche Wittfraw muß dieſen Hertzblu - tenden EhRiß / nicht ohne wehthun vnd ſchmertzen / nach GOttes willen / zum an - dernmal erfahren. Jhr Hertz iſt betrůbet Jhre Augen ſind finſter worden / denn dieA iiijCron[8]Sterbender ChriſtenThren. 5. v. 16.Cron jhres Haubtes iſt abgefallen / Thren. 5. das Ehliche bandt iſt zuriſſen / das Eh - bett beraubet / der Troͤſter / der Jhre SeeleThren. 1. v. 16. ſolt erquicken / iſt ferne dahin Thren. 1. Jhr Antlitz iſt geſchwollen fůr weinen / vnd jhrJob. 16. v. 16. Augenliede vertunckelt Job. 16. Daß Gott an dero Eh Herrn ſolchen Riß gethan.

Ferners iſt durch dieſen Todeßfall er - gangen Ein ſchwerer Hauß-Riß.

Das Hauß iſt ledig worden vnd gereumet. Die hinterlaſſenen meiſt vnerzogenen Kin - der haben jhren Schutz / auff welchen ſie ſich nechſt GOtt zuverlaſſen gehabt / ver - lohren. Sie ſind nun Waͤyſen / vnd habenThren. 5. v. 3. keinen Vater / Thren. 5. die grundſeule deß Hauſes iſt mit ſplittrigem knacken vnnd praſſeln vmbgefallen. Der Baum / derDan. 4. v. 17. ſchatten gab / iſt vmbgehawen Dan. 4. Geld vnd Gutt iſt etwas. Aber alle dieſe vnd derogleichen ſachen ſtecken im Kaſten. El - tern ſind der beſte HertzensSchatz. Sol - ten ſie denn nicht befugt ſein zu trawren /daß[9]SeelenSchatz.daß GOtt an jhrem lieben Herꝛn Vater ſolchen Riß gethan?

Endtlich iſt durch ſolchen Todeßfall vorgegangen:

Ein harter Hertzens-Riß.

Viel nahe Hertz-Bluts - vnd Muthsver - wandten haben dieſe A vulſionem dero lie - ben Herꝛn Bruders / Collegæ, vnd vertraw - ten Hertzens-Freundes zubetrawren / alß / der da freundlich mit jhnen geweſen / Pſ. 55.Pſal. 55. v. 15. vnd allerſeits Brůderliche / Collegialiſche / vnd andere Freundſchafft Liebe erwieſenOſ. 6. v. 1. vnd erzeiget / denen es Hertzlich wehthut / daß GOtt ſolchen Riß gethan.

Derſelbe trewe GOtt wolle die aller - ſaits geſchlagene Hertz - wunde vnd See -Pſ. 147. v. 3. len-ſpalte wiederumb verbinden / vnd die zerſchelleten Hertzens-Brůche in Gnaden heilen.

Wannen dann auch wir die Kleinmůt - tigen zu troͤſten / 1. Theſſ. 5. vnd die wei -1. Theſſ. 5. v. 14. nenden nicht ohne Troſt zu laſſen nach der Vermahnunge Syrachs cap. 7. ſchuldigSyr. 7. v. 38Bſein:[10]Sterbender Chriſtenſein: Vnd aber ſolches Werck durch eine einfeltige Leich-Sermon bey niedergeſetz - ter Todtenbaar zu deß verſtorbenen Her - ren letztem gebůhrendem Ehrengedaͤcht - nůß von mir Ambts zu verrichten / vnd al - ſo ein heilſames TroſtPflaſter auff den Hertzſchmertz zuelegen / begehret worden: Alß wollen wir den Allerhoͤchſten / ohne deſſen Gnade wir von vns als von vns ſel - ber nichts vermoͤgen / vmb die Gnade vnd Beyſtandt deß Heiligen Geiſtes zufoͤrderſt anruffen / hiemit ſolch vnſer vorhaben ge - reichen moͤge / Jhmbe dem HErꝛen vnſerm GOtt / zu Ehren / den Leidtragenden zu Troſt / vnd ſo dann vns allen zu Erba - wung vnd ſeeligem Troſt im Leben vnd Sterben. Solches derogeſtallt zuerlan - gen / betet mit mir im Geiſt vnd Warheit ein andechtiges vnd glaͤubiges

Vater vnſer / ꝛc. ()
TEX -[11]Seelen Schatz.

TEXTUS.

Joh. 3. . 16.

Alſo hat GOTT die Welt geliebet / daß Er ſei - nen eingebohrnen Sohn gab / auff daß alle die an jhn glaͤuben / nicht verlohren werden / ſondern das ewige Leben haben.

JHr außerwehlten Gottes; Heiligen vnd Geliebten; auch nach deſſen willen an jetzo hoch - betrůbete / Wann Jch dieſenB ijjetzt[12]Sterbender Chriſtenjetzt verleſenen Kern-Spruch / dieſe wich - tige troͤſtliche Centner-Wort deß HErꝛen Chriſti in dero Wuͤrde vnd Hoheit / art vnd beſchaffenheit erwege vnd betrachte / So deucht mich / dieſer Spruch koͤnne gar wol mit einem ſchoͤnen anmutigen Luſtgar - ten compariret oder vergliechen werden / inn welchem allerhand geſunde / wolrie - chende / heilſame Blůmlein vnd Kraͤutlein / ſo wol fruchtbare Baͤwme / wie in den Gaͤrten bey jetziger Frůhlingszeit / mit al - len frewden wachſen. Sehen wir vns nach den Blůmlein vmb? Sihe! allhier gruͤnet vnd bluͤhet das Trifolium Trinita - tis, Heilige Dreyfaltigkeits Kraut vnnd Blůmlein / das Geiſtliche Kleeblat bey dem Werck vnſer Erloͤſung / welches ein opus ad extra ein außwendiges / vnd allen Perſo - nen der Hochheiligen Dreyfaltigkeit ge - meines Werck iſt.

Nemlich: Die ſemper-viva, der Barm - hergigkeit Gottes / das Heyll aller Welt /JESV[13]SeelenSchatz.JESV Chriſti / vnd das origanum vndGal. 4. v. 1. Wolgemutt deß Heiligen Geiſtes.

Der Vater ſendet den Sohn / Gal. 4. leſt ſich das Schwerd auffmachen vber ſei - nen Hirten / vnd den Mann / der jhm am nechſten iſt / Zach. 13. der in ſeinem SchoßZach. 13 v, 7. iſt / Joh. 1. Joh. 1. v. 18.

Der Sohn wird Menſch Joh. 1. trittJoh. 1. v. 14. die Kelter deß Zornes GOttes / Eſ. 63. vndEſ. 63. v. 3. tilget vnſer Vbertrettung vmb ſeinet wil - len / vñ gedencket vnſer Sůnde nicht Eſ. 43. Eſ. 43 v. 25.

Der Heilige Geiſt aber ſondert vnd hei - liget ein Blutstroͤpfflein vnter dem keu - ſchen Hertzen Mariæ, formiret vnd bildet darauß die zarte Menſchheit Chriſti Luc. 1. Luc. 1. v. 31 35.

Sonderlich grůnet vnd blůhet allhier der HErꝛ Chriſtus Als eine ſchoͤne Roſe / mit ſeinem thewren Verdienſt / welches ein recht geiſtlich confortativ vnd Cordial oder Hertzſterckung iſt / gleich wie auß den Ro - ſen man nicht allein Confortativa ſtomacha - lia, ſondern auch Cordialia præpariren kanB iijEs[14]Sterbender ChriſtenEs blůhet allhier / als eine ſchoͤne purpur - farbene Viola oder Veilcke / Chriſtus mitEſ. 63. v. 1. ſeinem Leiden / in ſeinem Purpurrock vnd roͤtlichen Kleidern / Eſ. 63. Es blůhet all -Cant. 2. v. 1. hier / als eine ſchoͤne ſchneeweiſſe Lilien / Chriſtus mit ſeinem vntadelichem Leben / als die rechte Thal Lilien / in Demut vndMatth. 11 v. 29. Sanfftmuth Matth. 11. vnd ſo fortan.

Wie nun einer / der in einem Luſt-Gar - ten etliche vornehmbe Blůmlein abgepflu - cket / vnd als in ein Bůndlein zuſammen ge - leſen vnd gebunden hat / ſagen kan / Hie hab Jch in dem Bůndlein den gantzen Gar - ten: Allſo hat man in dieſem verleſenen Sprůchlein / als im Buͤndlein zuſammen gebunden vnd verfaſſet Nucleum & florem Evangelij, den Geruch vnd Krafft der gan - tzen Heiligen Schrifft / Altes vnd Newes Teſtamentes / ein recht Compendium Theo - logiæ, Parva Biblia, eine Kleine Bibell / wie der ſeelige H. Lutherus dieſen Spruch recht vnd wol genennet hat.

Sehen[15]Seelen-Schatz.

Sehen wir vns denn nach den Baͤu - men in dieſem Luſtgarten vmb? Sihe! ſo iſt allhier zu befinden der Koͤſtliche Oel - baum der Gnaden vnd Barmhertzigkeit GOttes / der all vnſer Seelen Trawrig - keit vnnd ſchmertzen lindert. Hie iſt derJoh. 1. v. 29. edle Palmbaum / Chriſtus / erſtlich mitEſ. 53. v. 4. ſeiner Laſt / da Er vnſer Suͤnde traͤget /Pſ. 110. v. 7. Joh. 1. Eſ. 53. darnach mit ſeinem Wachß -Oſ. 13 v 14. thumb / da er vnter der Laſt deſto hoͤher ſteiget / ſein Haubt empor hebet / Pſal. 110.1. Cor. 15. v. 55. vnd den Todt im Siege verſchlinget / Oſ. 13. 1. Cor. 15. wie der Palmbaum wieder außgruͤnet / ob er gleich biß auff die Wur - tzel abgehawen wird. Vnd endtlich mit ſeinen Frůchten / da er die ſuͤſſe Frucht / die Geiſtliche Datteln deß Glaubens / der Liebe / der Hoffnung / im Leben / im Leiden / im Sterben / die Frůchte der Vergebung der Sůnden / Gerechtigkeit vnd ewigen Seligkeit bringet vnd traͤget / Frůchte dieda[16]Sterbender Chriſtenda ſind lieblich anzuſchawen vnd gut da - von zu eſſen Gen. 3.

Jer. 31. v. 12.Luſtig iſts / wenn die Gaͤrten waͤſſerigSyr. 24. v. 42. Jer. 31. vnd die Brůnlein flieſſen / Syr. 24. Hier fleuſt der liebliche Gnadenbrunn / wel - cher ſich in ſeine Troſtſtroͤme vnd BaͤchleinPſal. 23. v. 3. ergeuſſet vnd außtheilet / die vnſer Seel er - quicken / Pſ. 23. vnnd Hertzlabung wider vnſere Lebens-Creutzes-vnd Todes Hitze geben vnd mittheilen.

Jnn dieſem Luſtgarten verleſenen Sprůchleins haben ſich frohme Chriſten jederzeit hertzlich gern vnd mit frewden ſehen vnd finden laſſen. Vnd theils mit der Hand deß Glaubens vnd Andacht dieſe Blůmlein vnd Kraͤutlein abgepfluckt / vnd dero Kraffts vnd Geruchs troͤſtlich genoſ - ſen / Theils von den Frůchten dieſer Baͤu - me mit luſt geſſen.

Dieſer Geruch vnd Krafft hat auch jhr viele dermaſſen geſterckt vnd erquicket / daß ſie mit fried vnnd frewden hierauff ſind ſchlaffen gangen / vnd alles Leydes / Traw -rigkeit[17]SeelenSchatz.rigkeit vnd Todesangſt drůber vergeſſen haben. Vnter welchen Koͤnigliche Chur - vnd Fůrſtliche / vnd andere Geiſt - vnd Weltliche Perſonen geweſen ſein. Vnter denenſelbten hat ſich nun auch wollen be - finden laſſen vnſer ſeliger Herꝛ Ambts - ſchreiber. Er hat bey Leibesleben luſt zu Gaͤrten vnd Baͤumen / bawen vnd pflan - tzen gehabt / das wůrde auch dieſen Frůh - ling vnd Som̃er / (ſo er hette leben ſollen) ſeine euſſerliche recreation vnd luſt geweſen ſein.

Aber dieſes alles hat Er / wie den lieben Seinigen bewuſt / auff ſeinem Creutzlager beſeit vnd hindangeſetzt / vnd nirgendts hin lieber als in dieſes Luſtgaͤrtlein deß H. Geiſtes / dem Geiſte nach / ſpatzieret.

Denn heut 3. Wochen / als ich jhn be - ſucht / hat er nicht allein die LeichPredigt Jhme zu thun / ſondern auch dieſes jetzt ver - leſene Sprůchlein zu ſeinem Ehrengedaͤcht - nůß zuerklaͤren von mir begehret vnd gebe - ten. Vber das / was fůr Krafft vnd ſafftCEr[18]Sterbender ChriſtenEr in ſeinem Hertzen hierauß empfinde / mit mehrem erwehnet / vnd folgends / wenn ſolches Sprůchlein bey ſeinem Krancke - Bettlein etwas entworffen / gerne gehoͤret. Solches Spruͤchlein wollen wir nun / dem begehren nach / in aller einfallt zuerklaͤrẽ fuͤr vns nehmen / vnd in einem Puͤnctlein Ewer Liebe vortragen

Einen Dreyfachen Seelen-Schatz Sterbender Chriſten.

Welches das beſte Reichthumb vnd edeleſter Schatz ſey / darauff ſich ein Chri - ſten Menſch verlaſſen koͤnne / wie im Leben: alſo auch im Sterben.

Allerliebſter HErꝛ JEſu ſchreibe die - ſe Lection mit fewrigen Buchſtaben inn vn - ſer Hertz / vnd grabe ſie inn vnſern Geiſt vnd Seele ein / durch deinen Goͤttlichen Finger vnd Griffel / den Hei - ligen Geiſt / Amen.

Andaͤch -[19]Seelen-Schatz.

ANdaͤchtige / Gottergebene / tailß Leidtragende / tailß mitleidende / ge - liebte Chriſten / Es iſt der gemeine Lauff vnd brauch in der Welt / daß ein Haußva - ter vnd Haußmutter (wann es jhnen Gott in Friedenszeiten goͤnnet) auff ein Schaͤtz - lein ſinnen vnd bedacht ſein / damit nicht al - lein ſich ſelbſt auffn Noth - vnd Ehren-fall / ſondern auch nach dem Tode jhre Kinder zu vorſehen vnd zu verſorgen. Vnd gehet zwar ſolches wol hin / kan es auch vnſer HErr GOTT wol leiden / wann man nur nicht das Hertze dran hencket / Pſ. 62. dennPſ. 62. v. 11. es heiſſet jrꝛdiſch geſinnet ſein / Phil. 3. das heiſt / nur nach deme / das auff Erden iſt /Phil. 3. v. 19. trachten. Col. 3. Schaͤtze ſamlen in den letz -Col. 3. v 2. ten Tagen / Jac. 5. die die Motten vnd der Roſt freſſen / da die Diebe nachgraben vndJac. 5. v. 〈…〉〈…〉 ſtelen / Matth. 6. Das heiſt auff den vnge -Matth. 6. v. 19. wiſſen vnd vergaͤnglichen Reichthumb hof -1. Tim. 6. v. 17. fen / 1. Tim. 6. auffs Zeitliche gekrůmmet ſein / wie das Weib / Luc. 13. das iſt eineLuc. 13. v. 10.C ijWur -[20]Sterbender Chriſten1. Tim. 6. v. 10.Wurtzel alles Vbels / 1. Tim. 6. Dadurch die Seele an guten Wercken Vnfruchtbar wird / wie die Erde / da es Gold - vnd Sil - ber-Gruben hat gemeiniglich vnfruchtbar iſt. Vnd hilfft doch alles gutt nichts amProv. 11. v. 4. Tage deß Zorns / Prov. 11. auch koͤnnen wir nichts mitnehmen. Denn wenn der Menſch Gold zuſammen bringet wie Erden / vnd ſamlet Kleider / wie Leimen / ſo wird ersJob. 27. v. 16. 19. wol bereiten / aber wenn er ſich leget / wird ers nicht mit raffen / Job. 27. Der HERR Chriſtus aber ſaget vns in abgeleſenem Sprůchlein gar von einem anderen vor - nehmberen Reichthumb inn GOtt / vnd Seelen Schatz frohmer glaͤubigen Chriſt - Hertzen / darauff ſie ſich verlaſſen koͤnnen wie im Leben / alſo auch im Sterben / wennJon. 4. v. 7. alle andere Dinge / inn welchen die Verwe - ſung / wie in Jonæ Kůrbiß / rumoret / ein ende nehmen.

Solcher SeelenSchatz iſt vornemlich Dreyfach:

Der Erſte iſt:

Deß[21]SeelenSchatz.

Deß Himmliſchen Vaters Lieb vndI. Gutt /

Alſo lauten die Wort Chriſti: Alſo hat GOtt die Welt geliebet. Hier halt ſtille / Chriſtliches Hertz / vnd betrachte in deiner Andacht / was das fůr ein Schatz ſey! Denn in GOtt vnd ſeiner Liebe iſt al - les / was eine glaͤubige Seele jhr wůnſchen kan. Sie iſt das ewige Leben / vnd die ewige Ruhe / denn das Ewige Leben iſt nichts anders / denn die ewige Liebe.

So bedencke nun / dieſe Liebe iſt Erſtlich. GOttes Liebe /

Deſſen HErꝛen / der die Liebe ſelber iſt /1. Joh. 4 v. 17. 1. Joh. 4. was kan fůr ein groͤſſer Schatz ſein? Weltlicher Herꝛen Gunſt vnd Liebe wird hoch vnd fuͤr einen Schatz gehalten. Aber es iſt alles nichts / gegen deme / was der HErꝛe Chriſtus ſagt / GOtt habe die Welt geliebet. Herꝛen Gunſt vnd Liebe iſt wandelbar. Welchen man heut gen Himmel erhebt / den ſtoͤſſet man MorgenC iijin[22]Sterbender Chriſtenin Abgrund der Hoͤllen. GOtt iſts allei - ne / bey welchem keine verenderung nochJac. 1. v. 17. wechſel iſt deß Liechts oder Finſternůß / Jac. 1. Das iſt meine Frewde daß ich mich zu GOtt halte / vnd meine Zuverſicht ſetze auff den HERRN HERRN. HERR / wenn ich nur dich habe / ſo frag ich nichts nach Himmel vnd Erden / wenn mir gleich Leib vnd Seele verſchmacht / ſo biſtu doch GOtt allezeit meines Hertzens Troſt vndPſal 73. v. 25. 28. mein Theil / ſaget Aſſaph Pſ 73. Durch die Liebe vereiniget vns GOTT mit jhm /1. Cor. 6. v. 17. durch die Liebe zeucht Er vns zu Jhm / vnd machet vns einen Geiſt mit Jhm / 1. Cor. 6. daß es alſo heiſſet / Amans & res amata fiunt unum. Alſo ſind wir in der Gemeinſchafft mit GOtt / vnd koͤnnen gleich alß zum Ey - genthumb die Heilige Dreyfaltigkeit jnnen haben vnd beſitzen.

Wo nun GOtt vnd ſolche ſeine Liebe vnd Gemeinſchafft iſt / da iſt der rechte SeelenSchatz / το βάθος πλούτου, die groſſe tief -Rom. 11. v. 33. fe deß Reichthumbs / Rom. 11. Denn GOttiſt[23]SeelenSchatz.iſt das τὸ πᾶν. GOtt iſts gar. Begehreſt du Weißheit / welche ein groß Schatz iſt /Sap. 7. v. 9. gegen welche alles Goldt wie geringer Sand / vnd Silber wie Kot zu rechnen iſt / Sap 7. Nirgend wirſtu ſie beſſer finden /Pſal. 51. v. 8. als in der Liebe GOttes / Das iſt die heim - liche Weißheit der Chriſten / Pſ. 51. Begeh - reſtu Troſt / Luſt / vnd Hertzensfrewde? die kanſtu nicht haben inn jrꝛdiſchen Din - gen / inn Wieſen oder Aeckern / Geld oder Gutt / ſondern allein in GOttes Liebe. Denn dadurch theilet GOtt ſeine Lebens - Krafft vnnd wahrhafftigen beſtendigen Troſt mit. Vnſere Seele iſt alſo geſchaf - fen / daß ſie deß hoͤchſten Guttes begierig vnd fehig iſt / wenn ſie das nicht erlanget / ſo kan ſie nicht zu jhrer Ruhe kommen. Sie kan aber nicht zur ruhe kommen / ſie werde denn zuvor geſaͤttiget. Geſaͤttiget aber kan ſie nicht werden mit den Creaturen / denn die ſind ein vnvollkommen Gutt / ſie aber iſt edeler als die Creaturen. Dar - umb muß ſie GOtt ſelber mit ſich ſelber vndC iiijſeiner[24]Sterbender ChriſtenApoc. 1. v. 8. 11.ſeiner Liebe ſaͤttigen / als das A vnd O, der Anfang vnd Ende jhrer Begierde.

Dieſe Liebe iſt vors Ander.

Eine Hertzens-Liebe.

Welches der HErꝛ Chriſtus mit dem Woͤrtlein Alſo andeutet.

Eine Hertzens-Liebe iſt Vaters-Lie -Pſ. 103. v. 13. be. Solt ein Vater nicht das Hertz zu ſei - nem Sohne haben? Pſ. 103. Aber was iſt das gegen der Hertzens Liebe deſſen / der der rechte Vater iſt vber alles das KinderEph. 3. v. 15. heiſt im Himmel vnd auff Erden / Ep. 3. Er hat eine rechte Vater Liebe / Jſt nicht E - phraim mein thewrer Sohn vnnd mein trawtes Kind? Denn ich denck noch wol daran / was ich jhm geredet habe / darumb bricht mir mein Hertz gegen jhm / daß ichJer. 31. v, 20. mich ſein erbarmen muß / ſpricht der HErꝛ. Jer. 31. Seine Barmhertzigkeit iſt zu bruͤn - ſtig / daß Er nicht thun wil nach ſeinemOſ. 11. grim̃igen Zorn / Oſ. 11. Seine Luſt iſt / daß Er vns gutts thun ſol Jer. 32. Bey dieſemVater[25]Seelen-Schatz.Vater findet man das ϖλαγχνίζομαι vnd jam -Marc. 8. v. 2. mern Marc. 8. die viſcera miſericordiæ Luc. 1. Wann vns ſchon Vater vnd Mutter ver -Luc. 1. v. 78. leſt / ſo nimbt vns doch der HErr an Pſ. 27. Pſ. 27. v. 10.Darumb nennet Paulus die Liebe GOttes einen ůberſchwenglichen Reichthumb ſei -Eph. 2. v. 7. ner Gnade / Eph. 2.

Eine groſſe Hertzens Liebe / iſt Mutter -Eſ. 49. v. 15. Liebe / Eſ. 49. Ach wie thut eineMutter mit jrem Kinde / ſie hebt vnd leget es / ſie ſpeiſet vnd trencket es / ſie windelt vñ trucknet es / Sie verterbet jhre Ruhe / daß nur das Kind ruhe / gehets dem Kinde vbel / ſo wil die Mutter vor Leide ſterbẽ. Wie oft drůckt ſie es an jhr holdſeligs Hertz! wie offt ſpielet ſie mit jhrem Hertzen Kindlein! Aber die Lie - be GOttes vbertrifft weit die Můtterli - che Storgas. Es haben ſich wol ehemaln ſolche Faͤlle begeben / daß die barmhertzig - ſten Weiber jhre Kinder ſelbſt gekocht ha - ben Thren. 4. Wie in der Belagerung der Stadt Samaria 2. Reg. 6. vnd hernach zu Jeruſalem geſchehen iſt.

DGOtt[26]Sterbender Chriſten

GOTT aber iſt die Liebe ſelbſt / dieGen. 21. v. 16. Barmhertzigkeit ſelbſt. Agar kan nicht ſe - hen jhres Sohnes Jſmaels ſterben / Gen. 21. Vielweniger hat der Himliſche Vater ſe - hen koͤnnen vnſer als ſeiner Kinder ewiges Sterben / vnd Verterben.

Die Mutter fuͤr Salomonis Richter - ſtuel wil ſich ehe deß Kindes begeben als1 Reg. 3. v. 26. daſſelbige theilen laſſen / 1. Reg. 3. GOtt a - ber hat ſich nicht allein ſeines Sohnes be - geben / ſondern auch denſelben toͤdten vnd wůrgen laſſen / nur daß dem armen Menſch - lichen Geſchlecht moͤchte gerahten vnd ge - holffen werden / ſo tieff hat die Liebe Gott im Hertzen gelegen.

Eine groſſe Hertzens Liebe iſt Braͤuti - gams-Liebe. Jacob dienet vmb ſeine Rahel Vierzehen Jahr / deß Tages verſchmachtet er fůr Hitz / vnd deß Nachts fuͤr froſt / vnd kam kein Schlaff in ſeine Augen / vnd dauch - te jhn doch als weren es nur eintzele Tage /Gen. 29. v. 20. Gen. 29. Ach! ein Chriſtlicher Ehſtand iſt eine vnauffloͤßliche Freundſchafft / vnd ſtar -cke[27]Seelen Schatz.cke grundfeſt ſonderbahrer Trewe / Eccl. 4. Aber alles iſt in Gott weit ſtaͤrcker. Sei -Eccl. 4. v. 10. ne Liebe iſt ſtarck wie der Tod / vnd eine Flamme deß HErren / daß auch viel Stroͤ - me nicht koͤnnen dieſelbige außleſchen oder erſeuffen / Cant. 8.

Ein Mann iſt ſchwerlich zu bereden /Cant 8. v. 6. 7. daß er ſein Weibwider zu ſich nim̃et / wenn ſiein Ehbruch gelebet hat. Du aber / ſpricht der HErꝛ / haſt mit vielen Bulern gehuret / doch kom̃ wieder zu Mir Jer. 2. BillichJer. 2. v. 1 ſaget Moſes, Wie hat Er die Leute ſo lieb! Deut. 33 v. 3.Deut. 33. Billich ſaget die Schrifft / Seine Barmhertzigkeit habe kein ende / Thren. 3. Thren. 3. v. 22.Sie ſey ſo groß als Er ſelber iſt. Syr. 2. ErSyr. 2. v. 21. ſey ein GOTT der Liebe vnd Troſtes / 2. Cor. 13. 2. Cor. 13 v. 11.

Dieſe Liebe iſt vors Dritte. Eine beſtendige Bundes-Liebe.

Davon Paulus ſaget / der feſte Grund Got - tes beſtehet vnd hat diß Siegel / der HErꝛ kennet die ſeinen / 2. Tim. 2. Jn der Welt2. Tim. 2. v. 19. findet man auch biß weilen MenſchenLiebe /D ijVer -[28]Sterbender ChriſtenVerbůndnůß vnnd Freundſchafft; Aber man hat ſich nicht vngezweiffelt darauff zuverlaſſen. Homines fallere & falli poſ - ſunt. Job hatte viel Freunde / weil es jhm wol gieng / hernach klaget er / Meine Brů - der gehen veraͤchtlich fůr mir ůber wie ein Bach / wie die Waſſerſtroͤme fůrůber flieſ -Job. 6. v. 15. ſen / in ſeinem Bůchlein / cap. 6. Chriſtus wird von allen ſeinen Apoſteln verlaſſen /Matt. 26. v. 56. Matth. 26. Ach! ein getrewer Freund auff Erden iſt ein koͤſtlicher Schatz. Geld vnd Gutt iſt nicht ſo ein gutter Schatz als ein gutter Freund. Ein trewer Freund iſtSyr. 6. v. 15. 16. ein Troſt deß Lebens / Syr. 6. Das Hertz fre - wet ſich der Salben vnd Reuchwercks / a - ber ein Freund iſt lieblicher / vmb RathsProv. 27. v. 9. willen der Seelen / Prov. 27. Dahero die Alten fein geſagt / Freunde in der Noth / Freunde im Tod / Freunde hinter dem - cken / das ſind drey ſtarcke Bruͤcken. Aber wieviel ſind ſolcher Freunde zu finden? Wol dem / deß Huͤlffe der GOtt Jacob iſt!Pſ. 146. v. 5. ſagt David / Pſ. 146. Denn Er hat erfah -ren[29]SeelenSchatz.ren / daß gutt ſey auff den HErꝛen Ver - trawen / vnd ſich nicht verlaſſen auff Fůr - ſten / wie er bekennet / Pſ. 118. GOTT iſtPſ. 118. v. 9. der beſte vnd beſtendigſte Freund. Sei - ne Liebe iſt eine beſtendige Bundes Liebe / durch ein pactum Salis oder Saltz Bundt Aydlich auffgerichtet / mit dieſen Worten: Jch habe geſchworen / daß Jch nicht vber dich zuͤrnen noch dich ſchelten wil. Denn es ſollen wol Berge weichen / vnd Huͤgel hinfallen / Aber meine Gnade ſol nicht von dir weichen / vnd der Bund meines Friedes ſol nicht hinfallen / ſpricht der HERR dein Erbarmer / Eſ. 54. Darumb wie vns GottEſ. 54. v. 10. geliebet hat fůr der Zeit / ehe der Welt Grund geleget worden / Epheſ. 1. AlſoEph. 1. v. 4. liebet Er vns auch noch inn der Zeit / Mal. Mal. 1. v. 2.1. Alſo wird Er vns auch lieben nach der Zeit / biß ans ende / vnd in alle Ewigkeit /Joh. 13. v. 1. Joh. 13.

Dieſe Liebe iſt vors Vierde

Ein vnverdiente Liebe.

Wir haben es nicht etwa vmb vnſernD iijHEr -[30]Sterbender ChriſtenHErꝛen GOtt ſo wol verdienet / daß Er vns zu lieben Vrſach bekom̃en. Denn der Text ſaget / GOtt habe die Welt geliebet. Hier entſpringet eine groſſe Vngleichheit. Freylich heiſts / Ut ameris, amabilis eſto. Man kans wol ſo machen / daß man der Leute Gunſt vnd Liebe davon bringe. A - ber das hat die Welt nicht gethan. Sie1. Joh. 5. v. 19. hat im argen gelegen / 1. Joh. 5. Sie iſt das geweſen / das ſie noch iſt / ein Stall voller Vnſauberkeit vnd Vnreinigkeit / ein hauffen ſolcher Leute / derer Tichten vnd trachtenGen. 6. v. 5. von Jugend auff boͤſe geweſen / Gen. 6. vñ 8. Gen. 8. v. 21.Gottes Feinde / die von jhm abtrůnnig vnd rebelliſch worden / Eſ. 1. gleich einem Eh -Eſ. 1. v. 2. brecheriſchen Weibe / das mit andern buh -Ier. 2. v. 1. let / Jer. 2. da der beſte wie ein Dorn / vndMich. 7. v. 4. der redlichſte wie eine Hecke geweſen /Eph. 2. v. 4. Mich. 7. todt in Sůnden / Eph. 2. mangeln - de deß Ruhmes / den ſie an GOTT habenRom. 3. v. 23. ſollen / Rom. 3.

Noch hat GOTT die Welt geliebet. Denn ſeine Liebe geſchicht auß lauter Gůt -te.[31]SeelenSchatz.te. Die Liebe Gottes gegen vns geſchicht auß Liebe / vnd hat keine andere Vrſach v - ber oder auſſer ſich. Denn darinn ſtehet die Liebe / nicht daß wir GOtt geliebet haben / ſondern daß Er vns geliebet hat / ſtehet ge - ſchrieben / 1. Joh. 4. 1. Joh. 4. v. 10.

Wie? Jſt es denn nicht wieder GOt - tes Gerechtigkeit / daß Er die boͤſe Welt lie - bet / die Er in die Helle ſtůrtzen ſolte? Ja freylich iſt Er ein gerechter GOtt / Deut. Deut. 32 v. 4.32 Ein eyvriger GOTT / Exod. 20. Aber auch ein barmhertziger vnd gnediger Gott /Ex. 20. v. 5. von groſſer Gnad vnd Trew / Ex. 34. Deſ -Ex. 34. v. 6. ſen Barmhertzigkeit vber alle Welt gehet / Syr. 18. wahrhafftig klaget vns die Gerech -Syr. 18. v. 12. tigkeit GOttes im Geſetz vnd Gewiſſen an. Aber die Barmhertzigkeit Gottes abſolvi - ret vns im Evangelio. Alles in Chriſto vnd vmb Chriſti willen. Jn Chriſto iſt Gůtte vnd Trewe einander begegnet / vnd hat ſich Gerechtigkeit vnd Friede gekuͤſſet /Pſ. 85. v. 11. Pſ. 85. wie es Bernhardus ſchoͤn allegoriſiret Denn Chriſtus hat durch ſeine Menſch -D iiijwerdung[32]Sterbender Chriſtenwerdung / Leyden vnd Sterben der Ge - rechtigkeit GOttes genug gethan / vnnd doch auch durch ſeinen Todt die Menſchen erloͤſet / auff daß der Barmhertzigkeit ein genůgen geſchehe. Alſo haben ſich in Chri - ſto gekůſſet vnd gehertzet die Gerechtigkeit vnd Barmhertzigkeit Gottes / daß es nun heiſſet / wie Auguſtinus ſaget / Diſplicentes amati ſumus, ut eſſet unde placeremus. Gott hat vns geliebet / da wir Jhm nicht gefie - len / auff daß wir jhme gefallen moͤchten.

Dieſe Liebe iſt fůrs Fůnffte /

Eine Univerſal - vnd allgemeine Liebe.

Der Text ſagt / Er hat die Welt ge - liebet / das iſt die Menſchen in der Welt. Nicht aber nur etliche hat Er geliebet / daß Welt ſo viel heiſſe / als etliche auß aller Welt oder auß allem Geſchlechte der Welt / wie etliche fuͤrgegeben. Denn welchen hette wol GOtt koͤnnen außſchlieſſen? Totum genus humanum eſt una corrupta maſſa. GOtt ſchmeltzet vns alle in einen Klumpen. Wir ſind in Adam alle gleich boͤſe / eine ver -gifftete[33]SeelenSchatz.gifftete Maſſa vnd Teig / daran kein parti - cul gutt iſt / Alle vntůchtig vnd abomina - biles Pſ. 14 vnd demnach von Natur kei -Pſ. 14. v. 2 ner beſſer als der ander: Denn wer wil ei - nen reinen finden da keiner rein iſt? Job. Job. 14 v. 4.14. wenn GOtt alle Menſchen wegen der Suͤnde von ſich in die ewige Verdamnuͤß verſtoſſen / ſo hette niemand klagen důrf - fen / Es thete GOtt vnrecht. Aber Gott hat niemand abſolutè reprobiret / abgeſon - dert vnd gleichſam außgemeetzet / daß Er ſich deſſelben keines weges erbarmen / den Sohn nicht geben / die Seligkeit nicht goͤn - nen wolle / Sondern Er hat alles beſchloſ - ſen vnter den Vnglauben / auff daß Er ſich aller erbarme / Rom. 11. Er wil nicht daß je -Rom. 11 v. 32. mand verlohren werde / 2. Pet. 3. Er wil2. Petr. 3. v. 9. nicht den Todt deß Sůnders / ſondern daß er ſich bekehre / vnd lebe Ez 18. vnd 33. ErEzech. 18 v. 23. c. 33. v. 11 wil daß allen Menſchen geholffen werde / vnd ſie zum Erkendtnůß der Warheit kom - men / 1. Tim. 2. O gelobet ſey das liebreiche1. Tim. 2. v. 4.EGnaden -[34]Sterbender ChriſtenGnaden Hertz vnſers GOttes jmmer vnd Ewiglich!

Dieſen SeelenSchatz nun der Liebe GOttes / mein Chriſt / laß ſein

Deinen GlaubensSchildt.

Einmal in tentatione indignitatis, wenn dir der Sathan fuͤrwirfft / du ſeyeſt nicht wuͤrdig der Liebe Gottes / denn du ſeyeſt ein groſſer Sůnder / Ja du habeſt vmb der Suͤnden willen dich der Liebe GOTtes nichts anzunehmben vnnd zu getroͤſten. Hier halt entgegen dieſen Spruch Chriſti: Alſo hat GOtt die Welt geliebet. Die Liebe GOttes iſt eine vnverdiente Liebe. Dencke an die Verheiſchungen Gottes / da GOtt ohne vnterſcheidt allen Menſchen / die es begehren / Gnade / Vergebung der Sůnden vnd das ewige Leben zuſaget / da wird keiner Wuͤrd - oder Vnwůrdigkeit gedacht / ſondern der HERR ſaget / Wer mein Wort helt / vnd gleubet deme der mich geſand hat / der hat das ewige Leben / vnd kommet nicht ins Gerichte / ſondern iſt vomTode[35]Seelen-Schatz.Tode zum Leben hindurch gedrungen / Joh. Joh. 5. v. 24.5. Ach! ſolte GOtt der Menſchen Wůrd - vnd Vnwůrdigkeit haben anſehen ſollen / ſo hette Er nie keinen Sůnder zu Gnaden auff - vnd angenomben. Was fůr Wůr - digkeit hatten vnſere erſte Eltern / daß ſie GOtt auß dem Reich deß Teuffels vnd der Hellen / dahinein ſie einen grewlichen Mord - ſprung nicht allein fůr jhre Perſonen ge - than / ſondern auch das gantze Menſchliche Geſchlechte geſtuͤrtzet / errettet / mit der troͤſtlichen Verheiſchung deß Weibes Sa - mens erquicket / vnd zu Gnaden angenom - men hat? weren Sie nicht deß ewigen To - des werth geweſen? Was fůr Wůrdigkeit hatten Petrus, Paulus, Zachæus vnd andere? ſind doch in die Liebe GOttes auffgenom - men worden. Denn gleich wie die Medici, wie auch Chirurgi vnd Wundaͤrtzte / an den gefaͤhrlichſten Kranckheiten vnnd groͤſſe - ſten Schaͤden jhre beſte Kunſt beweiſen: Alſo hat GOtt an den vnwůrdigſten groͤ -E ijſten[36]Sterbender Chriſtenſten Sůndern ſeine Lieb bewieſen / wenn ſie nur Gnade begehret haben.

Zum Andern / in tentatione parti - cularitatis, wenn dir Satan die Ge - faͤhrlichen Gedancken ins Hertze giebet / GOTT habe dich auß ſeiner Liebe außge - ſchloſſen / wer wiſſe / ob dein Nahme im Buch deß Lebens geſchrieben ſtehe? So troͤſte dich / daß die Liebe Gottes univer - ſal vnd allgemeine iſt. GOtt hat die Welt geliebet. Nun biſtu ja auch ein Stůck der Welt / vnd gehoͤreſt zu den Menſchen / die in der Welt leben. Darumb haſtu je dich auch in die Liebe GOttes einzuſchlieſſen. Die Sonne leuchtet nicht nur einem oder dem andern Menſchẽ / ſondern dem gantzen Menſchlichen Geſchlecht: Alſo auch die hell - leuchtende GnadenSonne der allgemeinen Liebe GOttes. Jnmaſſen der H. Apoſtel Paulus ſaget / Es iſt erſchienen die heilſame Gnade GOttes (nicht allerley ſondern /)Tit. 2. v. 11. allen Menſchen / Tit. 2. Gleich wie alle Menſchen im Finſternůß vnd Schat -ten[37]SeelenSchatz.ten deß Todes geſeſſen haben / Alſo iſt jhnenϖᾶσιν ἀν - θρώποις, helſt nicht allerley Menſchen allen die Gnade GOttes / ſie zuerleuchten / erſchienen / Luc. 1. Daß aber der mehrer - theil der Menſchen verdammet wird / iſt nicht GOtte / ſondern den Menſchen ſelb - ſten / vnd dero Vnglauben / welcher die an - dern Sůnden alle beyſammen helt / zuzu - meſſen. Denn GOtt hat vns nicht geſetzt zum Zorn / ſondern die Seligkeit zu beſitzen 1. Theſſ. 5. Sage demnach getroſt mit Pau -1. Theſ. 5. v 9. lo / Wer wil vns ſcheiden von der LiebeRom. 8. v. 35. Gottes? Rom. 8. vnd mit Simſons Mut - ter / wenn der HErꝛ luſt hette vns zu toͤd - ten / ſo hette Er vns nicht ſolches alles er - zeiget / noch vns ſolches hoͤren laſſen / wie jetzt geſchehen iſt / Judic. 13. Jud. 13. v. 23.

Dieſen Seelen Schatz der Liebe Got - tes laß / O mein Chriſt / ferner ſein

Deine BeteKunſt.

Wenn deine Vnwuͤrdigkeit dein Gebet vnd Vertrawen wollen niederlegen / ſo dringe du auff die Liebe GOttes / daß ſie eine Hertzens Liebe iſt. Du haſt nicht mitE iijeinem[38]Sterbender Chriſteneinem Feinde / ſondern mit einem liebrei - chen HertzensFreunde zu reden. Jhr ha - bet nicht einen Knechtlichen Geiſt empfan - gen / daß jhr euch abermal fůrchten muſtet / ſondern jhr habet einen Kindtlichen Geiſt empfangen / durch welchen wir ruffen / Ab -Rom. 8. v. 15. ba / lieber Vater / ſchreibt Paulus Rom. 8.

Ahaſverus reckete ſeinen gůldenen Sce - pter gegen Eſther, als ſie zu jhm hineinEſth. 5. v. 2. gieng innwendig inn den Hoff / Eſther. 5. woEſth. 4. v. 11. Er das nicht gethan / hette ſie ſtracks Ge - botes ſterben můſſen / Eſth. 4. Die Liebe GOttes iſt der gůldene GnadenScepter / den GOtt zu vns neiget / daß wir fůr ſeinen Gnadenthron tretten moͤgen / die wir ſonſt fůr ſeiner Majeſtat erſchrecken muſten. Die Liebe Gottes macht vns wůrdig zum Ge - bet. Jſt das Fundament vnd Grund vn - ſers Gebets vnd deſſen erhoͤrung. Wel - cher iſt vnter Euch / ſo jhn ſein Sohn vmbs Brod bittet / der jhm einen Stein biete?Matth. 7. v. 9. ſagt Chriſtus Matth. 7. Solte denn das trewe Vater Hertz Gottes ſeinen Kindernetwas[39]Seelen-Schatz.etwas im Gebet verſagen? Jſt doch ohne das ſeine Luſt / wenn Er vns gutts thun ſol / Jer. 32. Solte Er es nicht viel mehrIer. 32. v. 39. thun / wenn wir Jhn darumb bitten? Schaffet doch die geringe vnnd ſchlechte Liebe / die wir zu GOtt tragen / ſo viel / daß wir bereit ſein zu thun was Jhm lieb iſt vnnd wolgefellet? Solte nicht die groſſe vberſchwengliche Liebe / welche GOtt zu vns traͤgt / ſo viel ſchaffen / daß Er bereit vnd willig ſey / zu thun / was wir von Jhm bitten? Der HERR thut was die Gott - fůrchtigen begehren / ſagt David / Pſ. 145. Pſ. 145. v. 19.Solches aber anders nicht / alß auß lauter Vaͤterlicher vnd Hertzlicher Liebe. Denn Er iſt freundlich der Seelen die nach Jhm fraget / Thren. 3. Auff ſolche Liebe GottesEſ. 64. v. 15. 16. grůndet ſich Eſaias mit ſeinem Gebet / vnd ſpricht / deine groſſe Hertzliche Barmher - tzigkeit helt ſich hart gegen mir / Biſtu doch vnſer Vater / von alters her iſt das dein Nahme Eſ. 64.

E iiijDieſe[40]Sterbender Chriſten

Dieſe Liebe GOttes / O Chriſtliche Seele / laß vors Dritte ſein

Deinen Creutz-Troſt.

Wenn der Satan / vnter groſſem Creutz vnd Vnglůck dich bereden wil / GOtt muſ - ſe dich nicht lieb haben / ſonſt wuͤrde Er dich ja inn ſolchen Noͤten vnd ſo lange nicht ſtecken laſſen. Er ſey dir verwandelt inJob. 30. v. 21, einen grauſamen Job. 30. wolle dich weder ſehen noch hoͤren: An welchem Angſtkarn viel groſſer Heiligen haben ziehen muſſen / alſo / daß Job vnd Jeremias jhren Geburts -Iob. 3. v. 2. 3. & ſeqq. tag verfluchen / Job. 3. Jer. 20. Daß Aſſaph ſich nicht mehr an die Barmhertzigkeit Got -Jer. 20. v. 14. tes halten kan / vnd klaget / hat denn Gott vergeſſen gnedig zu ſeyn / vnd ſeine Barm -Pſ. 77. v. 10. hertzigkeit fůr Zorn verſchloſſen? Pſ. 77. daß der frome David ſchreyen muß / Ach HERR / wie lang wiltu mein ſo gar ver -Pſ. 13. v. 1. 2. geſſen? Pſ. 13. So troͤſte dich der Liebe Gottes. Es iſt ja eine Vaters-Liebe. Wo iſt nun ein Sohn / den der Vater nicht zůch -tiget?[41]SeelenSchatz.tiget / Heb. 12. Vnd ob der Vater zůchti -Heb. 12. v. 7. get vnd zuſchlaͤget / æqua tamen ſemper mens eſt & amica voluntas, ſo hat Er doch ſeine Liebe gegen dem Kinde nicht wegge - worffen. Worauß dann vnfehlbar zu ſchlieſſen / daß auch das Creutz ein Liebezei - chen Gottes ſey. Correctio ipſa paterna eſt & indicium paterni erga nos animi, ſagt Au - guſtinus. Er ſtrafft die Er nicht wil ver - lieren. Warumb ſtrafft Er den David / da Er gantz Jſrael vnd Juda zehlen ließ / vnd iſt bald mit der ſcharffen Peſtilentz - Rutten hinter jhme her? 2. Sam. 24. 2. Sam. 24 v. 15.

Auguſtum aber den Roͤm. Rayſer / der auch alle Welt ſchaͤtzen vnd zehlen leſt / ver - ſchonet Er mit der Straffe? Traun hier mag keine andere Vrſach angezogen wer - den als die Liebe GOttes / davon geſchrie - ben ſtehet / welche ich lieb habe die ſtraffe vnd zuͤchtige Jch / Apoc. 3. Man findet Jo -Apoc. 3. v. 19. ſephs Becher / darauß Er getruncken vnd geweiſſaget / in deß liebſten Bruders Ben - jamins Sacke / Gen. 44. Ein Gaͤrtner be -Gen. 44. v. 12.Fſchnettelt /[42]Sterbender Chriſtenſchnettelt / ſchuͤttelt auch vnd ſchlaͤget mit Knůtteln die gutten vnd fruchtbaren Baͤu - me / er hawet ſie aber nicht gar vmb / die Vn - fruchtbaren leſſet Er wachſen wie ſie wol - len / biß er ſie endtlich vmbhaͤwet. Ein Medicus giebet denen purgirende bittere Artzneyen / welche Er zn voriger Geſund - heit zu bringen verhoffet. Jſt ein boͤſe Zei - chen / wenn er einem Patienten geben leſſet was er haben wil. Welchen GOtt vnge - ſtrafft leſſet / das iſt die haͤrteſte Straff. Nulla pœna, quanta pœna! Seit jhr ohne Zůchtigung / ſo ſeit jhr Baſtart / vnd nichtHeb. 12. v. 8. Kinder Heb. 12. Das erkante jener Heilige Mann / vnd nennete vnſer Creutz Amaras ſagittas ex dulci manu DEI, Liebeſchlaͤge Gottes / von denen man wol ſagen mag / die Schlaͤge deß Liebhabers meinen esProv. 27. v. 6. recht gut Prov. 27. Exod. 15. leſen wir / daßExod. 15. v. 7. die Kinder Jſrael gen Marah kommen / vnd weiln Sie in Dreyen Tagen in der Wůſten kein Waſſer gehabt / vnd důrſtig worden / deß Waſſers aber in Marah nicht trinckenkoͤnnen /[43]Seelen Schatz.koͤnnen / habe GOtt dem Moſi einen Baum gezeiget / den Er ins Waſſer geleget / daß es ſuͤſſe vnd zu trincken lieblich worden. Die Liebe GOttes iſt diß Suͤßholtz / das vnſerem Creutz ſeine amaritiem vnd Bit - terkeit benimmet / vnd es ſuͤß machet. Gleich wie ein Fewerfuͤncklein / ins Waſſer getau - chet / außgeleſchet wird: Alſo alle vnſer Creutzfewer in dem vnerſchoͤpfflichen Gna - den-Strom der Liebe Gottes. O dero - wegen kůſſe das Vaͤterliche ZuchtRůttlein / verwirff die Zůchtigung deß HErꝛen nicht Prov. 3. vnd ſage dem Teuffel zu trotz / mitProv. 3. v. 11. dem lieben Job / ob mich der HErꝛ ſchon toͤdten wůrd / wil Jch doch auff Jhn hof - fen / wie es in der Lateiniſchen verſion lau - tet / Job 13. ſprich mit David / HERR /Job. 13. v. 15. Jch hoffe drauff / daß du ſo gnedig biſt / mein Hertz frewet ſich daß du ſo gerne hilf - feſt / auß Pſ. 13. Laß dir an GOttes GnadePſ. 13. v 6. vnd Liebe genuͤgen / wie S. Paulus 2. Cor. 12. 2. Cor. 12 v. 9.

Vber das / laß dieſe Liebe Gottes ſein /

F ijDeine[44]Sterbender Chriſten

Deine Lebens-Regull /

Jnn ůbung deines waren Chriſtenthumbs / daß du dich fůr muth willigen Sůnden ler - neſthůtten vñ vorſehen. Die Liebe Gottes iſt zwar eine beſtendige Bundes Liebe / A - ber ſie kan durch muthwillige Sůnden ver - ſchertzet werden. Es ſaget zwar Paulus / der feſte Grund Gottes beſtehet / vnd hat diß Siegel / der HERR kennet die ſeinen / welches iſt die Notitia activa, da ſie GOtt hertzlich liebet / vnd ſich jhrer trewlich an - nimmet: Dieſe Liebe Gottes beſtehet als ein feſter Grund vnbeweglich; Aber es ſte - het dabey / Es trete ab von der Vngerech - tigkeit / wer den Nahmen Chriſti nennet /2. Tim. 2. v. 19. 2. Tim. 2. Es iſt zwar an deme / daß vns we - der Tod noch Leben / weder Engel noch Fuͤrſtenthumb noch Gewalt / weder gegen - wertiges noch zukůnfftiges / weder hohesRom. 8. v. 39. noch tieffes / noch keine andere Creatur ſcheiden mag von der Liebe Gottes Rom. 8. Aber doch můſſen wir vns fuͤrſehen / daßwir[45]SeelenSchatz.wir nicht durch muthwillige Sůnden vnd fleiſchliche Sicherheit von dieſer Liebe Gottes in Chriſto vns ſelbſt abreiſſen vnd abſchneiden / ſondern muſſen ſchaffen / daß wir ſelig werden / mit furcht vnd zittern / Phil. 2. Denn wer da ſtehet / mag wol zu -Phil. 2. v. 12. ſehen / daß er nicht falle / 1. Cor. 10. wir ge -1. Cor. 10. v. 12. hen hie auff eitelen hohen ſpitzen / vnd wan - deln vnter den Stricken / Syr. 9. Es ſagetSyr. 9. v. 20. zwar Paulus / iſt die Suͤnde maͤchtig wor - den / ſuperabundavit & gratia, ſo iſt die Gna - de noch viel maͤchtiger worden / Rom. 5. Rom. 5. v. 20.Aber Er ſpricht ſtracks drauff cap. 6. Sol -Rom. 6. v. 1. len wir denn in der Sůnde beharren / auff daß die Gnade deſto maͤchtiger werde? Das ſey ferne! Es iſt erſchienen die heilſa - me Gnade Gottes allen Menſchen / vnd iſt alſo die Liebe Gottes eine allgemeine Liebe Tit. 2. Es ſtehet aber dabey / vnd zuͤchtigetTit. 2. v. 11. 12. vns / daß wir ſollen verleugnen das Vn - goͤttliche Leben / vnd die Weltlichen Lůſte / vnd zůchtig gerecht vnd Gottſelig leben in dieſer Welt. Ach! Das Fewer hat dieF iijart /[46]Sterbender Chriſtenart / daß es erwaͤrmet vnd anzuͤndet. Sol - te denn das Fewer der Goͤttlichen Liebe nicht auch vnſer Hertzen erwaͤrmen zur Gottſeligkeit? der Sonnenglantz kan die Erde fruchtbar machen / ſolte vns denn der Gnadenglantz der Liebe Gottes nicht auch fruchtbar machen zu gutten Wercken? Die Sonne kan mit jhren Stralen einen Wie - derſchein machen: Alſo wo die Liebe Got - tes im Hertzen auffgehet / ſo macht ſie inn vns einen Stral der Gegenliebe auffſchieſ - ſen / auß welcher Gegenliebe der Haß der Sůnden entſpringet. O ſeelig ſind wir / wenn wir inn der Liebe GOttes bleiben / die Er zu vns traͤget! O heilig ſind wir / wenn wir in der Liebe GOttes bleiben / die wir zu Jhm tragen! wenn wir dem edlen Salben Geruch der Liebe Gottes nachlauf - fen / wenn wir vns das liebliche ſanffte Fe - wer Flaͤmmlein der liebe Gottes zu wahrer Gottſeligkeit laſſen entzuͤnden / wenn wir auff dieſer Hutt ſtehen Tag vnd Nacht / vnd dieſen Seelen-Schatz embſig vnd fleiſ -ſig[47]SeelenSchatz.ſig bewahren / dafuͤr ſorge tragen / vnd be - ten. O wieviel Tauſend Menſchen werden ewig verlohren / welche ſich vnter dieſe lieb - reiche GnadenFlůgel Gottes nicht wollen ſamblen laſſen!

Endlich / laß auch / O Chriſten Hertz / dieſe Liebe Gottes ſein

Deinen Sterbe-Kittel /

Wenn es mit dir ſo weit kommen wird / daßJoſ. 23. v. 14. du nun den weg aller Welt gehen / vnd die - ſes Jammerleben wirſt geſegnen ſollen / wenn die kalten Angſt-Tropffen wie Er - bſen auff deiner Stirne ſtehen werden / vnd der Satan ſeine ſchreckliche Mord Klawen dir zeigen vnd an dir verſuchen wird. Fůr welchem Anblick vnd Bitterkeit deß To - des die Natur erſchrickt / Syr. 41. Wolan!Syr. 41. v. 1. ſo dencke zu gutter letzt an dieſes Troſt - Sprůchlein / GOtt hat die Welt geliebet. Klebe daran mit feſtem Glauben. Wicke - le deine Seele inn die Liebe Gottes / denn es iſt eine Mutterliebe. Haſtu jemaln ge -F iiijſehen /[48]Sterbender Chriſtenſehen / wie es eine Mutter macht mit jhrem Hertzwuͤrmlein / wie ſie es auff jhre Schoß leget / an jhre Bruſt drůcket / vnd wenn es in dero Armen entſchlaffen / fein leiſe auff ſein Bettlein niederleget? Eben alſo macht es mit vns ſeinen Kindern das trewe lieb - reiche Mutter Hertze Gottes. Er troͤſtetEſ. 66. v. 13. vns / wie einen ſeine Mutter troͤſtet / Eſ. 66. Wir liegen Jhm in den Armen ſeiner Můt - terlichen Liebe / wir liegen vnter ſeinem Hertzen / vnd werden von Jhm getragen imEſ. 46. v. 3. Leibe Eſ. 46. wann wir ſchreyen in vnſern aͤngſten / ſo ſtillet er vns mit ſeiner Mut - ter Liebe / vnd wenn wir in ſeinen Armen einſchlaffen / ſo legt er vns in vnſer Schlaff - Bettlein / vnd leſſet vns in ſeiner Liebe vnd Gnade ſanffte ruhen. Die Liebe GOttes iſt das Troſtwaſſer / das vns GOtt in vn -Eſ. 30. v. 20. ſern Todesaͤngſten gibet / Eſ. 30. wann vn - ſere Seele in Todesnoͤthen nach GOtt důr -Pſ. 143. v. 7. ſtet / wie ein důrre Land / Pſ. 143. vnd wir ſchreyen nach friſchem Waſſer / wie derPſ. 42. v. 2 Hirſch Pſal. 42. ſo haben wir kein beſſerLabe -[49]Seelen-Schatz.Labetruͤncklein / als an den friſchen Waſſer - Stroͤmen der Liebe GOttes. Die Liebe GOttes iſt das heilſame Oele / das vnſer Gewiſſens Wunden vnd Beulen lindert / Eſ. 1. diß Oele durchdringet / daß die Ge -Eſ. 1. v. 6. beine froͤlich werden / die in TodesnoͤthenPſ. 51. v. 10. zerſchlagen ſind / Pſ. 51. Die Liebe Gottes iſt der fewrige Wagen / welchen Gott Eliæ ſendet / da eine glaͤubige Seele mit frewden2. Reg. 2 v. 11. auffſitzet / vnd gen Himmel fehret.

Die Liebe Gottes iſt der feſte Ancker vnſerer Seelen / darauff ſich vnſere Seele grůnden kan / wenn ſie im Tode / als ein Schifflein von den vngeſtůmen Meeres - wellen / hin vnd her geworffen wird. Die Liebe GOttes iſt fewrig / vnd eine ſolche Flamme / die auch viel Waſſer nicht moͤgen außleſchen / noch die Stroͤme erſeuffen Can -Cant. 8. v. 7. tic. 8. Der groſſe Wunder Prophet Elias ließ ſo viel Waſſer auff ſein zugerichtet Brandopffer vnd auffs Holtz gieſſen / daß das Waſſer vmb den Altar her lieff / vnd die Grube auch voll Waſſers ward. DaGaber[50]Sterbender Chriſtenaber das Fewer deß HErꝛen herab fiel / fraß es Brandopffer / Holtz / Stein / vnd Erden / vnd lecket auch das Waſſer auff in1. Reg. 18 v. 35. 38. der Gruben / 1. Reg. 18. Alſo verſchlinget das Fewer der Liebe Gottes / wenn es in vnſer Hertz fellet / alles Angſt - vnd Todes - waſſer. Ach derowegen / liebes Chriſten - Hertz / haſtu in der Liebe GOttes wider Sůnde vnd Teuffel geſtritten / haſtu in der Liebe Gottes dein Creutz ertragen vnd gelitten / haſtu in der Liebe Gottes gebetet / in der Liebe Gottes gelebet / Ey ſo fuͤrchte dich auch nicht zu ſterben in dieſer Liebe Gotttes.

Erinnere dich / daß die Liebe GOttes ſey eine Bundes Liebe / die nimmermehr auffhoͤret / auch im Tode nicht.

Als Abraham ſein Opffer zertheilet hatte / auff GOttes Befehl / vnd nun die Sonne vntergangen vnd finſter worden war / Jhn auch ſchrecken vnd groſſe Fin - ſternůß vberfiele / Sihe! da rauchete ein Ofen / vnd eine FewerFlamme fuhr zwi -ſchen[51]Seelen-Schatz.ſchen den Stuͤcken hin Gen. 15. DadurchGen. 15. v. 10. 12. 17. machte GOtt einen Bund mit Abraham. Denn das war vor Zeiten der brauch / wel - che Bůndtnuͤß auffrichteten / giengen per diſſectas hoſtias, durch die getheileten O - pfferſtůcke hin / zum Warzeichen / daß der Bund ſolte feſte ſein / wie zu leſen Jer. 34. Al -Ier. 34. v. 18. 19. ſo du liebe Seele / wenn dir in Todes AngſtMargi - nal. B. Luteri. die Troſt Sonne wil vntergehen / vnd dich ſchrecken deß Gewiſſens vnd Finſternůß / der Hoͤllen vberfallen / ſo gedencke an dieſe FewerFlamme der Bundes-Liebe Gottes / Sie wird gewiß auch in deiner Seelen er - ſcheinen / du wirſt in derſelbigen einſchlaf fen vnd aufferſtehen / du wirſt in derſelbi - gen ewig Leben. Denn das ewige Leben iſt nichts anders / als die ewige Liebe. Du wirſt ſonſt in deinem Sterben nichts mit -Pſal. 49. v. 8. nehmen / wol dir in alle Ewigkeit / wenn du dieſen edelſten Reichthumb vnd Seelen - Schatz der Liebe GOttes mit von hinnen nimmeſt! dieſen Schatz wirſtu ewig be - halten.

G ijDer[52]Sterbender Chriſten

II. Der II. vornehme Reichthumb in Gott vnd Seelen Schatz fromer gleubiger ChriſtHertzen / darauff ſie ſich verlaſſen koͤnnen / wie im Leben: alſo auch im Ster - ben / iſt:

Deß HErꝛen Chriſti Verdienſt vnd Blutt.

Denn ſo lauten die Wort Chriſti: Alſo hat Gott die Welt geliebet / daß Er ſeinen eingebornen Sohn gab. Dieſen Seelen - Schatz deſto beſſer zu erkennen / laſſet vns behertzigen / Erſtlich

Deß Gebers Hoheit /

Wer vns ſolchen Schatz gegeben. Der Text ſagt / GOTT / der nemblich / der es in ſeinen Haͤnden hat. Denn weil in die - ſem Schatz das ewige Leben ſtehet / ſo ver - mag je keine Creatur / weder im Himmel noch auff Erden / ſolches zu geben. Welt - liche Herꝛen koͤñen weltliche Schaͤtze / Geld vnd Gut / Doͤrffer vnd Gůtter geben. Sal - manaſſer der Koͤnig zu Aſſyrien verehretdem[53]SeelenSchatz.dem fromen Tobiæ Zehen Pfund Silber /Tob. 1. v. 16. Tob. 1. welches er fůr einen jrꝛdiſchen Schatz helt in ſeinem Exſilio. Weltliche Hiſtorien vnterlaſſen wir anzuziehen. A - ber dieſen Schatz kan kein Potentat geben; Gleich wie jener groſſe Koͤnig den Philoſo - phis nicht konte immortalitatem oder dieAlex. M. Vnſterbligkeit / auff dero begehren / geben. Denn die Weltlichen Herꝛen haben dieſen Schatz ſelber nicht fůr ſich / als ein eigen - thůmbliches Gutt / ſondern můſſen warten / biß es jhnen der HERR gibet. Wo wa - reſtu / da Jch die Erde grůndet? oder wor - auff ſtehen jhre Fůſſe? Wer hat jhr den Eckſtein geleget? ſagt Gott zu Job / Job 38. Hat niemand der Welt den EckſteinIob. 38. v. 4. 6. geleget / ohne GOTT; Wieviel weniger wird jemand den Eckſtein der Seligkeit JEſum Chriſtum / wie Er genennet wirdPſal. 118. v. 22. Pſ. 118. Matth. 21. den Grundtſtein derMatt. 21. v. 42. Chriſtlichen Kirchen / wie Er genennet wird / Eſ. 28. 1. Pet. 2. ohne vnd auſſer GottEſ. 28. v. 16. geleget haben? Was vnterfengt man ſich1. Pet. 2. v. 6.G iijdenn[54]Sterbender Chriſtendenn / auff Gottes Stuel zu ſitzen / vnd ex plenitudine poteſtatis, vmbs Geldt / den Schatz der Seligkeit den Menſchen zu verſprechen? daß du verdammet werdeſt mit deinem Gelde / meineſtu GOttes Gabe werde durchs Geld erlanget? ſagt Petrus zuAct. 8. v. 20. Simon Act. 8. Was ruffet man denn die verſtorbenen Heiligen an / daß ſie vns / mit jhrem Verdienſt / dieſen Schatz bey GOtt erwerben ſollen? da doch Paulus ſaget / daß wir die Erloͤſung haben durch Sein (deß HErꝛen Chriſti) Blut / nemlich die Vergebung der Sůnde / nach dem Reich -Eph. 1. v. 7. thum ſeiner Gnade / Eph. 1. Gott allein iſt der Geber dieſes Schatzes. Vber das / laſ - ſet vns behertzigen

Der Gabe Wuͤrdigkeit.

Was vns denn GOtt fůr einen Schatz gegeben? Der Text ſaget / Seinen Sohn. Was koͤnt fůr eine groͤſſere Gabe zu finden ſein? Groſſe Gaben hat vns GOTT im Werck der Schoͤpffung außgetheilet / daEr[55]SeelenSchatz.Er dem Menſchen die Herꝛſchafft ůber alleGen. 1. v. 28. Creaturen eingereumet / Gen. 1. Sap. 9. AberSap. 9. v. 2. dieſe Gabe iſt nach dem Suͤndenfall dem Fluch vnd Eitelkeit vnterworffen / vnd dem Menſchen zimlich geringert worden / daß der Acker verflucht worden / Gen. 3. Gen. 3. v. 17.Die Himmel wie ein Kleid veralten / Pſ. 102. Pſa. 102 v. 27.Alle Creaturen aber ſich ſehnen vnd aͤng - ſten / frey zu werden von dem Dienſt deß vergenglichen Weſens / Rom. 8. DarumbRom. 8. v. 21. dieſelbe Gabe faſt nichts zu rechnen / gegen deme / daß vns GOtt ſeinen Sohn gege - ben. Denn das iſt

Eine Hertzens-Gabe.

Er gibt vns nicht einen adoptivum o - der Chůr-Sohn / ſondern ſeinen Sohn / von deme Er ſelber ſagt / du biſt mein Sohn / Heute (das iſt / von Ewigkeit her)Pſal. 2. v. 7. hab Jch dich gezeuget / Pſ 2. Himmel vnd Erden / Sonn vnd Mond / Engel vnd Menſchen hat Gott nicht gezeuget / ſondern gemacht vnd erſchaffen. Den Sohn aberG iiijhat[56]Sterbender Chriſtenhat Er auß ſeinem Weſen gezeuget; Wie der Vater das Leben hat in jhm ſelbſt: Al - ſo hat Er dem Sohne gegeben / das LebenIoh. 5. v. 26. zu haben in Jhm ſelber / Joh. 5. Alles wasJoh. 16. v. 15. der Vater hat / das iſt deß Sohnes Joh. 16. Denn diß zeugen geſchicht ohne Zeit vnd bewegung. Denn das iſt die Ewigkeit / oder das Ewige Heute / daß der Sohn ge - zeuget iſt / gezeuget wird / vnd wird gezeu - get werden / ſagt der ſeelige Mann Gottes / vnſer lieber Vater Lutherus. Nicht gie - bet vns GOtt der Himliſche Vater auß vie - len einen Sohn / ſondern ſeinen einigen oder eingebohrnen Sohn / einen rechten Her - tzens Sohn / der da iſt die Frewd vnd CronEſai. 42. v. 1. ſeines Hertzens / ſein Außerwehlter / an wel - chem ſeine Seele wolgefallen hat / Eſ. 42. Seinen lieben Sohn / an welchem Er wol -Matt. 3. v. 17. gefallen hat / Matth. 3. vnd 17. der auß ſei -cap. 17. v. 5. nem Hertzen entſproſſen iſt. Alſo theilet Er gleichſamb das Hertze mit vns / vnd giebet vns das liebſte Stuͤck außm Himmel.

Dieſe Gabe iſt auch ferner:

Eine[57]Seelen Schatz.

Eine Gnaden-Gabe.

Der Text ſagt / GOtt habe die Welt alſo geliebet / daß Er ſeinen Sohn gegeben. Es iſt ein LiebesGeſchenck. Wer wolte Gott einiger Vngerechtigkeit beſchuldiget haben / wenn Er dem gantzen Menſchli - chen Geſchlecht mitgefahren hette / wie den gefallenen Engeln / ſo geſuͤndiget haben / welche Er mit Ketten der Finſternuͤß zur Hellen verſtoſſen vnd vbergeben / daß ſie zum Gerichte behalten werden / 2. Pet. 2. 2. Pet. 2 v. 4.Zum Gerichte deß groſſen Tages mit ewi -Ep. Jud. v. 6. gen Banden im Finſternůß / wie Judas in ſeiner Epiſtel redet. Daß Er nun aber ſolchen Zorn gegen vns nicht ſehen laſſen / ſondern ſeinen Sohn zur Erloͤſung gege - ben / das iſt je lauter Gnad vnd Liebe / wie der Apoſtel Paulus ſaget / wir werden oh - ne Verdienſt gerecht / auß ſeiner (GOttes deß HErꝛen) Gnade / durch die Erloͤſung / ſo durch Chriſtum JEſum geſchehen iſt /Rom. 3. v. 24. Rom. 3. Es ſind zwar alle Gaben Gottes GnadenGaben / alle Wercke voll Liebe vndHGnade /[58]Sterbender ChriſtenGnade / es iſt Gottes Natur / daß Er ſich wegen deß ůberſchwenglichẽ Reichthumbs ſeiner Liebe vnd Gnade muß außgieſſen / als ein bonum ſui communicativum; Aber kein hoͤher Zeugnuͤß vnd Pfand ſeiner Liebe iſt zubefinden / als das GnadenGeſchenck ſeines Sohnes / hierůber hat GOTT die Breite vnd die Lenge / die Tieffe vnd die Hoͤhe ſeiner Liebe offenbahret / vnd zuer -Eph. 3. v. 18. kennen gegeben / Eph. 3. Denn ſo er ſeines eigenen Sohnes nicht verſchonet hat / ſon - dern fůr vns alle dahin gegeben / wie ſolt Er vns mit Jhm nicht alles ſchencken[?]Rom. 8. v. 32.Rom. 8. Das bekennet der Apoſtel Johan - nes / vnd ſpricht / daran iſt erſchienen die Liebe Gottes gegen vns / daß GOTT ſei - nen eingebohrnen Sohn geſand hat in die Welt / daß wir durch Jhn leben ſollen / 1. 1. Ioh. 4. v. 9.Joh. 4. Dieſe Liebe Gottes iſt vnmoͤglich mit Gedancken zuerreichen. Man ſagt / die Zwey Stůck auff Erden ſein mit kei - nen Worten außzuſprechen / die Liebe der Eltern gegen jhre Kinder / vnd der ſchmer -tzen[59]SeelenSchatz.tzen deroſelbten ůber dem Vnfall jhrer Kin - der. Wer wolt ſich denn vnterſtehen mit Worten außzuſprechen die Liebe / welche der Him̃liſche Vater gegen ſeinem Sohne tre - get / vnd ſo auch die Liebe die Er gegen Menſchlichem Geſchlechte traͤget / in dem / daß er vns ſeinen lieben Sohn gegebẽ hat?

Dieſe Gabe endlich iſt:

Eine Wunder-Gabe.

Jſts nicht ein Wunder! ſagt ein Alter Lehrer / daß vns GOtt geliebet hat / non - dum exſiſtentes, da wir noch nichts waren /Eph. 1. v. 4. ehe der Welt Grund geleget war / Eph. 1. Aber das iſt viel ein groͤſſer Wunder / ſpricht Er / daß Er vns geliebet hat / etiam reſiſtentes, da wir abtrůnnig vnd feindſelig waren. Darumb preyſet GOtt ſeine Lie - be gegen vns / daß Chriſtus fuͤr vns geſtor - ben iſt / da wir noch Suͤnder vnd FeindeRom. 5 v. 9. 10. waren / ſaget Paulus Rom. 5. Dieſe Wun - dergabe deutet Chriſtus an mit dem Woͤrt - lein / Alſo. Als wolt Er ſagen / Sinne doch nach / O Menſch / bedencke es / wasH ijtes[60]Sterbender Chriſtendas fuͤr ein Liebe ſey / daß die Feinde Got - tes moͤchten in Himmel kommen / muß der Sohn GOttes vom Himmel auff Erden kommen. Ut ſervum redimat non parcit Fi - lio; ſagt Bernhardus, daß der ſůndhafftige Knecht erloͤſet wuͤrde / ſchonet GOtt ſeines eigenen Sohnes nicht / daß der Knecht nicht geſtrafft werde / muß der Sohn die Straffe leiden / daß der Knecht nicht ewig ſterbe / muß der Sohn am Creutze ſterben. Freylich iſts eine Wundergabe! Denn GOtt hat ſeinen Sohn nicht gegeben vnd geſendet ins Paradiß / ſondern in die ſchnoͤ - de arge Welt / nicht in die Frewde / ſon - dern ins Leid / nicht in die Wolluſt / ſon - dern ins Creutz / nicht in Weltliche Ehre / ſondern in Spott vnd Verachtung / Er iſtEſai. 53. v. 3. geweſen der allerverachteſte vnd vnwer - theſte / voller Schmertzen vnd Kranckheit /Pſal. 22. v. 7. Eſ. 53. Gleich einem zuquetſchten Blut -Joh. 3. v. 14. wůrmlein / Pſ. 22. gleich einem verfluchten Wurm / wie Er durch die eherne Schlange gebildet worden / Joh. 3.

Solchen[61]Seelen-Schatz.

Solchen Schatz / vnd was vns GOtt an ſeinem Sohne gegeben / noch eigentlicher zu verſtehen / laſſet vns betrachten

3. Der Gabe Nutzbarkeit.

Worzu vns denn GOtt ſeinen Sohn gegeben / oder was vns dieſer Schatz nůtze ſein ſolle. Davon ſagt nun vnſer Text / auff daß alle / die an Jhn gleuben nicht ſol - len verlohren werden / ſondern das ewige Leben haben. Wird alſo durch dieſe ho - he Gabe / da vns GOtt ſeinen Sohn gege - ben / Ein Dreyfaches Geſchencke in Chriſto vns auß - vnd mitgetheilet.

Erſtlich donum juſtitiæ, die Gerecht - machung. Nicht eine omnimoda pecca - ti expulſio & juſtitiæ habitualis infuſio, nicht eine gaͤntzliche Außleſchung aller Sůnden in der Rechtfertigung / vnd Eingieſſung der Gerechtigkeit / Liebe vnd anderer qua - liteten / davon die Schrifft nichts weiß: Sondern daß GOtt der HErꝛ auß lauter Gnaden / vmb ſeines lieben Sohnes Chri -H iijſti[62]Sterbender Chriſtenſti vnd deſſen thewren Verdienſtes willen vns gerecht machet / das iſt / von Sůnden loß ſpricht / vnd die Gerechtigkeit ChriſtiRom. 3. v. 24. ſchencket / Rom. 3. Gal. 2. Denn ChriſtusGal. 2. v. 16. iſt vns gemacht von GOtt zur Gerechtig - keit / 1. Cor. 1. Der von keiner Sůnde wu -1. Cor. 1. v. 30. ſte / iſt fuͤr vns zur Sůnde gemacht / auff daß wir wůrden in Jhme die Gerechtig -2. Cor. 5. v. 21. keit / die fůr GOtt gilt / 2. Cor. 5. welches geſchicht / wenn wir durch Jhn / vnd vmb ſeinet willen fůr GOTT gerecht geachtet werden. Solches recht zuverſtehen / muß in Antitheſi gar wol erwogen werden / was Satan durch Adamßfall auß vns gemacht habe. Er hat vns nemlich das ſchoͤne Kleid der Gerechtigkeit außgezogen / vnd auß Gerechten Sůnder gemacht. Was diß fuͤr ein klaͤglich Jammer ſey / verſtehet nie - mand / als der da weiß / was Sůnde ſey. denn Sůnde iſt ein Werck deß Teuffels /1. Joh. 3. v. 8. 1. Joh. 3. Die Sůnde iſt die Scheidewand / ſo vns vnd vnſern GOtt voneinander ſchei -Eſai. 59. v. 2. det / Eſaiæ 59. die Suͤnde beſudelt vndbeflecket[63]SeelenSchatz.beflecket vns / daß wir außſehen wie ein Newgeboren Kind / deſſen Nabel nicht ver - ſchnitten / vnd das nicht mit Waſſer geba - det iſt / Ezech. 16. Die Sůnde iſt ein ſcharffEze. 16. v. 4. Schwerdt / welches verwundet / daß Nie - mand (auſſer Chriſto) heilen kan / Syr. 21.Syr. 21. v. 4. daß auch die SůndenWunden anfangen fůr GOtt zu eytern / zu faulen vnd zu ſtin - cken / Pſ. 38. aͤrger als ein faul todt AaßPſal. 38. v. 6. ſtincken mag / wie Chryſoſtomus redet. Wie nun der Geſtanck eines faulen Menſchlichen Coͤrpers vntraͤglich vnd vnleidlich iſt: Al - ſo bringet die Sůnde / als ein Grewel / auß dem ſtinckenden Pfuel deß Abgrundes / ei - nen ſolchen Helliſchen Geſtanck mit / als wůrde ein Menſch bey Leibes leben allbe - reit mit dem Geſtanck der Hoͤllen gequelet. Wer ein Aaß anrůhret / der ward vnrein / Lev. 11. Alſo macht vns die Sůnde vn -Levit. 11. v. 24. rein / daß vnſer beſte Gerechtigkeit außſihet wie ein befleckt oder vnfletig Kleid / Eſ. 64. Eſaiæ 64. v. 6.

Alſo hat vns nun Satan durch Adamß - fall zugericht / dieſer Auſſatz Adams han -H iiijget[64]Sterbender Chriſtenget vns an vnd vnſerm Samen ewiglich / wie der Auſſatz Naͤhmans dem Gehaſi, 2. 2 Reg. 5. v. 27.Reg. 5. Diß macht / daß wir in zerriſſenen Kleidern einhergehen / wie die Auſſetzigen /Levit. 13. v. 45. Lev. 13. Ja daß wir gar nackt vnd bloß ſind Apoc. 3. Sintemal vns der HoͤlliſcheApoc. 3. v. 18. Moͤrder der Teuffel das Kleid der Gerech - tigkeit in Adam außgezogen / wie gebildet /Lucæ 10. v. 18. Luc. 10. Vnd wie das Natůrliche Gifft alßbald den gantzen Leib / Marck vnd Bei - ne durchdringet / vnd nichts geſundes im Menſchen leſſet. Alſo hat diß HoͤllenGifft der Sůnden vnſere Leibes - vnd Seelen - Kraͤffte durchauß verderbet vnd vergiff - tet / daß von der Fußſohlen an biß auff dieEſaiæ 1. v. 6. Scheitel nichts geſundes an vns iſt / Eſ. 1.

Dieſes ůbel hinwegzunehmben / vnd die Gerechtigkeit Menſchlichem Geſchlecht wieder zubringen / hat vns nun GOtt ſei - nen Sohn gegeben / der hat all vnſere Sůn -Eſai. 53. v. 4. de auff ſich genomben / Eſ. 53. als das vn - ſchuldige Laͤmblein GOttes getragen vndJohan. 1. v. 29. hinweggetragen / Joh. 1. Alſo die Reini -gung[65]SeelenSchatz.gung vnſerer Sůnden gemacht durch ſichHebr. 1. v. 3. ſelbſt / Hebr. 1. vnd durch ſein Blut / als dasMich. 7. v. 1. rechte Gnadenmeer / Mich. 7. vns von Sůn - den gewaſchen / Ap. 1. Hierauff iſt nun dieApoc. 1. v. 6. Gerechtigkeit wiederbracht worden / nach dem dem uͤbertretten gewehret / die SůndeDanie. 9. v. 24. zugeſiegelt / vñ die Miſſethat verſoͤnet wor - den / Dan. 9. Alſo ſind wir / nit durch die ein - gegoſſene Gerechtigkeit vnd Liebe / ſondernRom. 5 v. 9. durch Chriſti Blut gerecht wordẽ wie Paulꝰ ſagt / Rom. 5. auff Zweierley weiſe / theilßImputa - tio priva - tiva & po ſitiva. imputatione negatâ, wie man in Schulen re - det / daß vnſere Bluttrothe Suͤnden ſchnee - weiß / Ja weiſſer denn Wolle worden / Eſ. 1.Eſai. 1. v. 18. vnd vns demnach nicht imputirt vnd zuge - rechnet werden / gleich als wenn wir keine Sůnde / hettentheilß imputatione affirmatâ,Eph. 5. v. 27. daß wir fůr GOTT vnbefleckt erſcheinen moͤgen / Eph. 5. vnd vns die Gerechtigkeit Chriſti imputirt vnd zngerechnet wird / als wenn ſie vnſer ſelbſt eygen were. Denn wo die Sůnde hinweg genommen / da folget hierauff vollkommene Gerechtigkeit / dero -Jgeſtallt /[66]Sterbender Chriſtengeſtalt / daß ein Chriſt mit Bernhardo ſa - gen kan / juſtum me dixerim, ſed Chriſti juſti - tiã. Jch kan ſagen / Jch ſey gerecht / Aber durch die Gerechtigkeit JEſu Chriſti.

Das ander Geſchencke / das vns GOtt durch die hohe Gabe der Sendung ſeines Sohnes / in Chriſto / mit - vnd außgethei - let / iſt donum gratiæ, Die Verſoͤhnung vnd Herꝛlichmachung. Vmb der Sůn - den willen ſind wir alle von Natur KinderEph. 2. v. 3. deß Zornes / Eph. 2. Denn GOtt zuͤrnet v - ber die Sůnde. O wie ein ſchrecklich Ding iſt es vmb den Zorn Gottes! wenn diß Fe - wer angehet / ſo brennet es biß in die vnter -Deut. 32. v. 22. ſte Helle / Deut. 32.

Wie zu ſehen in den hohen Anfechtungen / wenn GOtt nur ein wenig ſeinen Zorn ſe - hen vnd blicken leſſet / da winſelt man mit David / HERR deine Hand drůcket mich /Pſal. 38. v. 3. Pſ. 38. Solches Vbel hinweg zu nehmen hat vns GOtt ſeinen Sohn gegeben / der hat durch ſein vergoſſenes thewres Bluttdie[67]Seelen-Schatz.die fewrige Glutt deß Goͤttlichen ZornesEſai. 63. v. 3. außgeleſchet. Er hat die Kelter alleine getretten / Eſ. 63. Nemblich die Kelter deß Weins / deß grimmigen Zornes deß All - mechtigen / wie es erklaͤret wird / Apoc. 19. Apo. 19. v. 15.Darinnen hat Er gefunden alle Heerlinge der Sůnden / Eſ. 5. vnd ſie mit gekeltert /Eſai. 5. v. 2. vnd vns dadurch vom zukůnfftigen Zorn erloͤſet / 1. Theſſ. 1. Nicht allein von der1. Theſ. 1. v. 10. Schuld / wie etliche die Frucht deß Lei - dens Chriſti halbieren / ſondern auch von der Pein. Denn der Zorn GOttes iſt die hoͤchſte Pein vnd Straffe der Sůnden. Alſo hat vns GOtt mit Jhm ſelber verſoͤh -2. Cor. 5 v. 18. net durch JEſum Chriſt / 2. Cor. 5. Denn weil GOtt erzůrnet war / konte nichts / das auſſerhalb der Gottheit war / weder En - gel noch Menſch / GOttes Zorn ſtillen. GOtt tilget die Sůnde vmb ſein ſelbſt wil - len / Eſ. 43. Eſai. 43. v. 25.

Vmb der Sůnden willen ſind wir alle von Natur vnter dem Fluch / denn das Ge -Deut. 27 v. 26. ſetz verflucht / allein vmb der Suͤnden wil -[J ij]len.[68]Sterbender Chriſtenlen. Auff ſolchen Fluch folget die Anklage deß Gewiſſens / welches iſt die Hand -Col. 2. v. 14. ſchrifft / ſo wider vns iſt / Col. 3. Ein vnver - werfflicher Zeuge vnd Richter / der wider vns auffſtehet. Welchem Gericht / inn vns ſelbſt / wir nicht entfliehen koͤnnen / fuͤr wel - chem Gericht wir vns ſelbſt beklagen / vber - zeugen / verdammen vnd ſtraffen muſſen. Solches Vbel hinweg zu nehmben hat vns Gott ſeinen Sohn gegeben / der hat vns er - loͤſet von dem Fluch deß Geſetzes / da Er einGal. 3. v. 13. Fluch fůr vns worden / Gal. 3. Nicht allein von der Culpa vnd Schuldt deß Geſetzes / ſondern auch von der Pœna oder Straff / (denn der Fluch deß Geſetzes iſt eben die Straff vnnd Exſecution ůber begangene Schuldt) hat vns Chriſtus erloͤſet. Er hat vns geſchencket alle Sůnde / vnd auß - getilget die Handſchrifft ſo wider vns war / welche durch Satzung entſtunde / vnd vns entgegen war / vnd hat ſie auß dem MittelCol. 2. v. 14. gethan / vnd ans Creutz gehefftet / Col. 2. Alſo ſind wir nun GOtt verſoͤhnet durchden[69]Seelen-Schatz.den Tod ſeines Sohnes / da wir noch Fein - de waren / Rom. 5. Denn GOTT war inRom. 5. v. 10. Chriſto / vnd verſoͤhnet die Welt mit JhmCol. 1. v. 20 ſelber / vnd rechnet jhnen jhre Sůnde nicht zu / Col. 1. 2. Cor. 5. Alſo haben haben wir2. Cor. 5 v. 19. nun Friede mit GOtt / durch vnſern HEr -Rom. 5. v. 1. ren JEſum Chriſt / Rom. 5. Vnd wie vns Satan durch den klaͤglichen Sůndenfall gemacht zu ZornKindern / vnd verfluchten: Alſo hat vns GOtt durch die ſendung ſei - nes Sohnes gemacht zu Kindern GOttesJoh. 1. v. 12. Joh. 1. 1. Joh. 3. zu Bundes-Kindern vnd Geſegneten / Act. 3. Sind wir nun Kin -1. Joh. 3. v. 1. der / ſo ſind wir auch Erben / nemlich / Got -Acto. 3. v. 25. tes Erben vnd Mit Erben Chriſti / ſagt S. Paulus / Rom. 8. Rom. 8. v. 17.

Das Dritte Geſchencke / daß vns Gott durch die hohe Gabe der Sendung ſeines Sohnes / in demſelbigen ſeinem Sohne Chriſto / auß-vnd mitgetheilet / iſt Donum gloriæ Die Seligmachung; Vmb der Suͤnden willen ſtackten wir alle / in denJ iijKlawen[70]Sterbender ChriſtenKlawen deß Satans / in ſeiner Hand vnd Dienſtbarkeit / als arme Gefangene vnter einem Tyrannen in ewiger Gefengnůß / vn -Col. 1. v. 13. ter der Obrigkeit der Finſternuͤß / Col. 1. aͤrger als vnter dem Aegyptiſchen PharaoExod. 1. v. 11. die Kinder Jſrael / Exod. 1. Deut. 26. Vmb der Sůnden willen ſtecketen wir in derDeut. 26. v. 6. Hoͤllen Rachen / vnd gehoͤreten in den Pfuhl / der mit Schwefel vnd Fewer brennet / wel -Apo. 21. v. 8. ches iſt der ander Todt / Apoc. 21. Hette vns GOtt nicht ſeinen Sohn gegeben / ſo hetten wir ewiglich muſſen verlohren vnd ver - dammet ſein. Denn Gott hatte diß Wort ſeiner vnwandelbahren Warheit auß ſei - nem Munde gehen laſſen; welches Tages der erſte Menſch vom verbotenen Baum eſſen wuͤrde / ſolle er deß Todes ſterben /Gen. 2. v. 17. Gen. 2. Krafft ſolcher Drewung GOttes hette das gantze Menſchliche Geſchlecht vn - ter der Laſt deß ewigen Todes muſſen lie - gen bleiben. Darumb vnd zur hinweg - nehmung ſolches Vbels / hat GOtt ſeinen Sohn gegeben / die Straffe von vns ge -nomben /[71]Seelen Schatz.nomben / vnd auff Jhn geleget / Eſ. 53. DerEſai. 53. v. 5. hat ſein Leben zur Bezahlung gegeben vor viele / Marc. 10. fuͤr alle / 1. Tim. 2. Der hatMar. 10 v. 45. vns errettet von der Obrigkeit der Finſter - nuͤß / Col. 1. deß Teuffels Werck zerſtoͤret /1. Tim. 2. v. 6. 1. Johann. 3. als der Schlangentretter /Col. 1. v. 13 Gen. 3. Vnd von der Hellen vnd ewigen To -1. Ioh. 3 v. 8. de erloͤſet / 1. Cor. 15. Hergegen hat Er vns verſetzt in ſein Gnadenreich / den HeiligenGen. 3. v. 15. Geiſt erworben vnd zu wegen gebracht /1. Cor. 15 v. 54. wie Er vertroͤſtet / Joh. 16. Vnd an ſtatt deß ewigen Todes / das Leben vnd vnver -Ioh. 16. v. 7. gaͤngliches Weſen / das iſt / die ewige Se - ligkeit wiederbracht / 2. Tim. 1. wie Johan -2. Tim. 1 v. 10 nes ſagt / GOtt hat vns das ewige Leben gegeben / vnd ſolches Leben iſt inn ſeinem1. Ioh. 5 v. 11. Sohne / in ſeiner Canonica oder erſten E - piſtel am 5. cap.

Alles dieſes faſſet der HErꝛ in dieſem Sprůchlein artig zuſammen / vnd die hin - wegnehmung deß Vbels zwar verſtehet Er mit den Woͤrtlein / nicht verlohren wer - den / die Wiederbringung deß gutten abermit[72]Sterbender Chriſtenmit den Worten / das ewige Leben haben. Denn wo die Suͤnde hinweggenommen iſt / da iſt kein Zorn Gottes / kein Fluch deß Ge - ſetzes / kein Anklag deß Gewiſſens / kein Ge - walt deß Teuffels / kein Verdamnůß / ſon - dern Gerechtigkeit / Gnade / Segen / Frew - digkeit deß Gewiſſens / Einwohnung deß Heiligen Geiſtes / vnd ewige Seligkeit. Wie der H. Lutherus in vnſern Cathechiſ - mo ſaget / Wo Vergebung der Sůnden iſt / da iſt auch Leben vnnd Seligkeit. Auß welchem allem zur genuͤge abzunehmen vnd zu verſtehen / daß Chriſtus mit ſeinem Ver - dienſt der rechte SeelenSchatz ſey eines fromen ChriſtenMenſchen.

O ein reicher Schatz! Dadurch vnſe - re Seelen erloͤſet ſind. Was kan ein Menſch - in der gantzen Welt / geben / damit er ſeine Seele loͤſe? ſaget der Sohn GOttes /Marc. 8. v. 37. Marc 8. Die Seele kan mit keinem zeitlichen Schatz geloͤſet werden. Es koſtet zu vielPſal. 49. v. 9. eine Seele zuerloͤſen / daß mans muß anſte - hen laſſen ewiglich / Pſ. 49. Wer etwas loͤ -ſen[73]SeelenSchatz.ſen wil / der muß gleichen werth dafůr ge - ben. Nun iſt zwiſchen den zeitlichen Gůt - tern vnd vnſer Seelen kein proportion oder vergleichung. Denn alles Gutt / Silber vnd Gold / iſt vergaͤnglich / die Seele aber vnvergaͤnglich vnd ewig / wie kan die vn - ſterbliche Seele mit ſterblichem Gut geloͤſet werden? Es heiſſet / wie wir ſingen:

Reichthumb vnd zeitlich Gutt /
Das wehret nur ein kleine Zeit /
Vnd hilfft doch nichts zur Seligkeit.

Chriſtus hat das hoͤchſte gutt dafůr einſetzen muſſen / wie S. Petrus lehret / 1. Petr. 1. Vnnd vnſer Lutheriſcher Ca -1. Petr. 1 v. 18. thechiſmus in der Außlegung deß Andern Articulß bekennet. Zu deme / ſo leſt ſich GOtt auch mit keinem Gelde verſoͤhnen. welche Chriſtum nicht haben / von denen heiſſet es / wehe euch Reichen! Jhr habet ewren Troſt dahin / Luc. 6. Jhr SilberLuc. 6. v 42. vnd Gold wird ſie nicht erretten am TageEzec. 7. v. 19. deß Zornes deß HErꝛen / ſtehet geſchrieben Ezech. 7. Zeph. 1. hilfft es doch nicht wi -Zeph. 1 v. 18.Kder[74]Sterbender ChriſtenSyr. 5. v. 10.der den zeitlichen Todt / noch wenn die An - fechtungen kommen / wie Syrach ſagt / c. 5. Solte es denn wider das geſtrenge Ge - richte GOttes / vnnd den ewigen Todt helffen?

Wer aber dieſen SeelenSchatz / Chri - ſtum mit ſeinem Verdienſt hat / der hat Erſtlich:

Einen reichen Kirchen-Schatz.

Fellet etwa ein Mangel fůr der Gerech - tigkeit halber / drůcket vns die Suͤnde / wiePſal. 38. v. 5. eine ſchwere Laſt / Pſ. 38. Sind wir Zehen Tauſendt Pfund ſchuldig / vnd haben nichtMatt. 18 v. 24. zubezahlen / wie der Knecht Matth. 18. Wie wir denn die Schuld nicht leugnen koͤnnen / ſintemal vns vnſer eygen Gewiſſen vber -1. Ioh. 1. v. 10. zeuget / 1. Joh. 1. Denn wir ſind allzumal Sůnder / vnd mangeln deß Ruhms / denRom. 3. v. 23. wir an GOtt haben ſolten / Rom. 3. O ſo důrffen wir nicht Ablaß haben auß dem vermeinten KirchenSchatze / da Chriſti vnd der Heiligen Verdienſt zuſammen ver -wahret[75]SeelenSchatz.wahret werden / wie Babel vorgiebet. Denn wer hat jemalß befohlen auß Chriſti vnd der Heiligen Verdienſt einen Schatz zu ſamblen? Wir baben Schatzes genug an Chriſto / auff welchen der Himliſche Va - ter all vnſer Sůnde geworffen / Eſ. 53. AußEſai. 53. v. 4. dieſem Schatz vnd von ſeiner Fůlle haben wir zunehmen Gnade vmb Gnade / Joh. 1. Iohan. 1 v. 17.Er wil vnſer Sůnde hinter ſich zurůcke werffen / Eſ. 38. inn die Tieffe deß MeeresEſai. 38 v. 17. verſencken / Mich. 7. Nemlich in das rotheMich. 7 v. 19 Meer deß thewrbaren Blutvergieſſens JEſu Chriſti / vnd ſie ſo ferne von ſich ſein laſſen / wie der Oſt vom Abend / Pſ. 103. Pſal. 103 v. 12.

Fellet etwa ein mangel fůr vnſer gut - ten Wercke halber? Klaget vns das Ge - ſetze an / verklaget vns Moſes mit ſeiner ſchweren Sprach vnd ſchweren Zungen Exod. 4. donnert vns an mit ſeinem Male -Eod. 4. v. 10. dictus, Deut. 27. vnd zubricht vnſer Ge -Deut. 27 v. 28 beine / wie ein Loͤwe / Eſ. 38. O ſo laſt vns Zuflucht nehmen zu dieſem Schatz / vndEſai. 38 v. 13.K ijvnſern[76]Sterbender Chriſtenvnſern Mangel mit dem HErꝛen Chriſto erſetzen.

Rom. 10. v. 4.
Das gantze Geſetz hat Er erfůllt / Damit ſeines Vatern Zorn geſtillt / Der vber vns gieng alle.

Galat. 3. v. 13.alſo / daß Er obedientiâ activâ abgeſtattet / an vnſer ſtatt / was das Geſetze von vns er -Matt. 5. v. 18. fordert / Matth. 5. vnd obedientiâ paſſivâ den Rucken dargeſtreckt vnter den ſtecken vndEſai. 9. v. 4. Stab deß Treibers Eſ. 9. Daß nun nichts verdamliches iſt an denen / ſo in ChriſtoRom. 8. v. 1. JEſu ſein / Rom. 8. vnd wir das Geſetz nicht anſehen důrffen / wie es inn vnſer Hertz iſt eingeſchrieben / ſondern wie es durch CHRJSTVM erfuͤllet / vnd mit Jhme am Stam̃ deß Creutzes iſt angehen - cket. Jn ſolchem Troſt ſagt der alte Kir - chen Lehrer / Ego, quod mihi deeſt, audacter uſurpo ex vulneribus DOMINI. Ach! Es koͤnnen die Glaͤubigen mit jhren Wercken die Seligkeit eben ſo wenig verdienen / als andere Menſchen / die / jhres Vnglaubenshalber[77]Seelen-Schatz.halber / verſtoſſen ſind. Was haſt du O Menſch / das du nicht empfangen haſt? ſa - get Paulus / 1 Cor. 4. Chriſtus thuts allei -1. Cor. 4. v. 7. ne / der fůr vns ſein Fleiſch / Joh 6. Sein Le - ben / Matth. 20. Sein Blutt / Col. 1. Ja ſichJohan. 6 v. 51. ſelbſt / 1. Tim. 2. Zur Erloͤſung dargegebenMat. 20. v. 28. hat. Vmb deſſen willen / auß Gnaden / ſchencket es GOtt beyden / ſo wol dem derCol. 1. v. 14. Fůnff Hundert / als deme / der nur funfftzig1. Tim. 2. v. 6. groſchen ſchuldig iſt / da ſie nicht zu zahlen haben / Luc. 7. Denn Chriſtus iſt ein ſol -Luc. 7. v. 42 cher Schatz / mit welchem vns alles ge - ſchenckt vnd gegeben iſt / Rom. 8. Omnia habemus in Chriſto, & omnia in nobis Chri -Rom. 8 v. 32. stus, ſagt ſehr ſchoͤn Ambroſius. Wir ha - ben alles in Chriſto / vnd Chriſtus iſt al - les inn Vns.

Wie man nun aber einen jrꝛdiſchen Schatz fleiſſig auffzuheben / vnd zu ver - wahren pfleget; nicht aber vnnůtzlich ver - ſchwendet. Alſo muß auch dieſer Edele Seelen - vnd Kirchen Schatz Christus vonK iijden[78]Sterbender Chriſtenden frommen Glaͤubigen wol verwahret werden / welches geſchicht im Glauben / durch ein heiliges Gottſeliges Leben. Die taͤgliche Buſſe iſt das Gefaͤſſe / darinnen dieſer Schatz verwahret wird. Sie iſt die gůldene Gelte / darinnen dieſer Schatz /Hebr. 9. v. 4. wie vor Zeiten das Himmelbrod / Hebr. 9. wird auffgehaben. Denn der Schatz iſt herꝛlich vnd heilig / darumb muß das Ge - faͤſſe auch heilig ſein / Ein thewres Kleinot gehoͤret nicht in Kott vnd Vnflat. Es iſt zwar nichts Verdambliches an denen ſo da ſind in Chriſto JEſu (durch den Glau - ben) Es ſteht aber dabey / die nicht nach dem Fleiſche wandeln / ſondern nach dem Geiſt / (durch ein heiliges bußfertiges Le -Rom. 8. v. 1. ben) Rom. 8. Denn Chriſtus hat vns ver - ſoͤhnet mit dem Leibe ſeines Fleiſches durch den Tod / auff daß Er vns darſtellet heilig / vnd vnſtraͤfflich / vnd ohne Tadel fůr JhmCol. 1. v. 22. 23. ſelbſt / Col. 1. Er hat vnſer Suͤnde ſelbſt geopffert an ſeinem Leibe auff dem Holtz / vnd die Gerechtigkeit / Gnade GOttes vndewige[79]SeelenSchatz.ewige Seligkeit erworben / nicht daß wir nun auff ſolche genugthuung Chriſti friſch ſuͤndigen / vnd ins Kerbholtz ſchneiden ſol - len / Sondern daß wir der Sůnden abge - ſtorben der Gerechtigkeit leben / wie ge - ſchrieben ſtehet / 1. Pet. 2. 1. Petr. 2 v. 24.

Ein edler Schatz vnd thewres Klei - not iſt Geſundheit deß Leibes. Aber die - ſer Schatz wil fleiſſig verwahret ſein durch gutte diæt vnd Meſſigkeit / ſonſt kan er leichtlich verſchertzet werden. O Chriſten - Menſch / biſtu geſund worden an deiner Seelen von dem Auſſatz vnnd gifftigen Kranckheit der Suͤnden? Ey ſo ſihe zu / ſůndige fort nicht mehr / daß dir nicht et - was aͤrgers widerfahre / wie Chriſtus ſa -Joh. 5. v. 14. get zu dem Krancken / welchen Er curiret Joh. 5.

Ein edler Schatz vnd thewres Klei - not iſt groſſer Herꝛen Gunſt vnd Liebe / A - ber dieſer Schatz wil fleiſſig auffgehoben vnd nicht gemißbraucht ſein. Hat dich Chriſtus geliebet / vnd ſich ſelbſt fůr dichK iiijdahin[80]Sterbender ChriſtenGal. 2. v. 20.dahin gegeben / Gal. 2. zur Gabe vnd O - pffer / Eph. 5. Da du ein Sůnder vnd Got -Eph. 5. v. 2. tes Feind geweſen? Rom. 5. Ey ſo ſihe zu /Rom. 5. v. 8. daß du ſolchen Schatz durch muthwillige Sůnden nicht verſchertzeſt / oder mit Fůſ - ſen tretteſt / vnd das Blutt deß Teſtaments vnrein achteſt / durch welches du geheiliget biſt / wie die Epiſtel an die Hebreer ver -Heb. 10. v. 29. mahnet / cap. 10. Ach! wir tragen ohne das dieſen Schatz (Chriſtum) inn jrꝛdiſchen Ge -2. Cor. 4. v. 7. faͤſſen / 2. Cor. 4. die von jhnen ſelbſt / als von jhnen ſelbſt / nicht tůchtig ſind dieſen Him̃liſchen Schatz zu bewahren. Jnn vn - fletigen vnd vnreinen Gefaͤſſen / die nicht wůrdig ſind / dieſen Himliſchen Schatz zu tragen vnd zu bewahren. Wenn der Schatz das Gefaͤße nicht ſelber bewahrete / ſo were es lang zubrochen. Welche Vndanckbar - keit iſt denn / eine muthwillige vnd vorſetz - liche Schuld nach der andern machen / vnd ohne alle rechte Buſſe (denn ich rede von den Vnbußfertigen) dieſes Schatzes / nemb - lich der Bezahlung Chriſti / mißbrauchenwollen[?][81]Seelen-Schatz.wollen? Welche Thorheit iſt / deſſen Ver - dienſt zum Fundament eines vnbußferti - gen Gottloſen Lebens machen wollen / der doch die Suͤnde außzutilgen ſein Le - ben dargegeben hat? Jſts nicht ſchande / dieſen Seelen-vnd KirchenSchatz in ein vnbußfertiges Hertz / als in ein Schand - Gefaͤß zu legen oder im Kott der Sůnden zu verwahren? Da doch Alexander ſeinen Homerum in Darii Guͤldenem vnd mit vie - len Edelgeſteinen verſetzten Kaͤſtlein bey - zulegen vnd zuverwahren jhme hat belie - ben laſſen. Ach! was iſt das fuͤr ein Schatz gegen Chriſto vnd ſeinem Verdienſt? denn wer dieſen SeelenSchatz hat / der hat fůrs Andere:

Einen thewren Glaubens-Schatz /

Jn allen Noͤthen. Leget dir GOTT eine Creutz-Laſt auff deine Lenden / Pſ. 66. ver -Pſal. 66. v. 11. bawet vnd vmbgiebet Er dich mit Gall vnd muͤhe? Thren. 3. daß dir vmb TroſtThre. 3. v. 5. bange iſt / Eſ. 38. Vnd dich důncket deinEſai. 38. v. 17. Jammer vnnd Leiden ſchwerer ſein dennLSand[82]Sterbender ChriſtenJob. 6. v. 1.Sand am Meer / Job. 6. O ſo halt dich mit wahrem Glauben an das thewre VerdienſtPſal. 55. v. 23. Chriſti / wirff dein Anliegen auff Jhn / Pſ. 55. wie ein Kind auff ſeine Eltern. Chriſtus iſt das rechte Remedium Calamitatum, denn Er hat das Creutz-Joch ſelber getragen. Chriſti Creutze iſt das rechte Cordial vnd Hertzſterckung fůr alle muͤhſelige vnd be -Matt. 11. v. 28. ladene Gewiſſen / Matth. 11. Denn da Er wol kont Frewde haben / erduldet Er dasHebr. 12. v. 2. Creutz / Hebr. 12. Alſo hat Er durch ſein Creutz aller Glaͤubigen Creutz geweihet vnd geheiliget.

Ein rechtes kůhl vnd Labetrůncklein in groſſem Durſt vnd Mattigkeit / iſt nicht mit Gelde zu bezahlen. Biſtu gekrencket vnd geengſtet / hellig vnd durſtig / matt vnd Krafftloß? ſihe / dein Glaube hat an Chriſto eine lebendige Brunn - vnd Troſt -Pſal. 36. v. 10. Quelle / Pſ. 36. ſitzeſtu im finſtern? Chri -Mich. 7. v. 8. ſtus iſt dein Liecht / Mich. 7. Jſt dir Huͤlffe vonnoͤthen? Chriſtus iſt dein Krafft vndPſal. 25. v. 2. Staͤrcke / Pſ. 27.

Koͤmpt[83]Seelen Schatz.

Koͤmpt es endtlich mit dir dahin / daß du auff deinem Sichbette liegen / vnd die Schmertzen vnd Stachel deß Todes fůh - len muſt / daß dir der kalte bittere Angſt -1. Cor. 15 v. 55. Schweiß miltiglich außbricht / die Augen nicht mehr ſehen / die Ohren nicht mehr hoͤ - ren wollen? O da ergreiff mit wahrem fe - ſtem Glauben den rechten Glaubensſchatz Chriſtum Jeſum, mit ſeinem Verdienſt vnd Wolthaten / als den rechten Todes Wůr - ger / der den Tod im Siege verſchlungen / Eſ. 25. vnnd dadurch vnaußſprechliche /Eſai. 25 v. 8. Herꝛliche / vnd ewige Frewde zuwegen bracht 1. Petr. 1. Kein Gold noch Silber1. Pet. 1 v. 9. noch thewrer Schatz inn der welt konte vns vom Tode erloͤſen / oder eine Stelle im Himmel erkauffen. Chriſtus hat es ge - than mit dem thewren Schatz ſeines Ro - ſinfarben Blutes. Dannenhero ſagt Au - guſtinus. Nihil tàm amarum, quod morte CHRISTI non ſanetur. Tota ſpes mea eſt in morte Domini mei. Das iſt / Nichts iſt ſo bitter im Tode / das nicht durch Chri -L ijſti[84]Sterbender Chriſtenſti Todt durchſuͤſſet wůrde. Alle meine Hoffnung beſtehet im Tode meines HEr - ren. Wenn man gleich einem Sterbenden viel Pfundt Goldes vnd andere Clinodia fůrlegte; ſo wůrden ſie jhme doch in den harten Todeßzůgen nichts nuͤtzen. Dieſer Glaubens Schatz Chriſtus muß es thun / welchen GOtt vns verehret / vnd in den Todt gegeben hat. Auß dieſem Schatz nehmen wir das rechte Antidotum Mortis, die rechte SeelenArtzney wider die Furcht deß Todes. Fuͤrchten wir vns fůr der Sůnde / die ſich ſonderlich in Todes Pein findet? Chriſtus iſt vnſer Gerechtigkeit /Jere. 23. v. 6. Jer. 23. Erſchrecken wir fůrm Tode ſelb - ſten? Chriſtus iſt dem Tode eine GifftOſeæ 13. v. 14. worden / Oſ. 13. Er hat den vnverſchulde - ten Todt gelidten / daß vns der verſchulde - te Todt nicht ſchaden moͤchte. Vnd wie Auguſtinus abermal ſaget / Hoc egit mors Domini, ne mors amplius timeretur. Deß HErꝛen Chriſti Todt hat diß zu wege ge - bracht / daß man ſich fuͤrm Tode nicht mehrzu[85]Seelen-Schatz.zu fůrchten habe. Gleich wie eine Mut - ter eine bittere herbe Artzney / die dem Kin - de zu ſtarck ſelbſt einnimpt / vnd darnach das Kind trencket vnd nehret / daß jhme die Krafft der Artzney zur Wirckung bey - gebracht werde: Allſo hat Chriſtus die bittere TodesArtzney vnſerthalben zu ſich genomben / iſt fůr vns geſtorben / daß ſein Todt vns / als eine Artzney zu nutze komme / ſo fern wir vns nur durch wahren Glauben an ſeine Brůſte / Wort vnd Sacramenta / halten / vnd darauß Troſt / Leben / Krafft vnd Safft ſaugen. Drumb wir auch nicht fůr den Schmertzen deß Todes erzittern ſollen. Denn Chriſtus iſt vnſer Ergetzung / durch ſein Mitleiden / Hebr. 4. Nicht duͤrf -Hebr. 4. v. 15. fen wir vns entſetzen fuͤr der Verweſung: Denn Chriſtus iſt vnſer Aufferſtehung /Ioh. 11. v. 25. Joh. 11. Vns darff nicht grawen fuͤr demIohan. 3. v. 18. ſtrengen Gerichte GOttes / denn Chriſtus iſt vnſer Heiligung. Wer an Jhn glaͤu - bet / der wird nicht gericht / Joh. 3. Wir koͤn - nen mit frewden ſingen:

L iijJch[86]Sterbender Chriſten
Jch bin ein Glied an deinem Leib /
Deß Troͤſt ich mich von Hertzen /
Von dir ich vngeſcheiden bleib /
Jn Todeßnoͤthen vnd Schmertzen.
Ob ich ſchon ſterb ſo ſterb / ich dir /
Ein ewigs Leben haſtu mir /
Mit deinem Todt erworben.

Wol nun deme in alle Ewigkeit / der den hat / welcher der Schatz Jacobs iſt /ere. 10. v. 16. Jer. 10. Deme GOtt einen ſolchen SchatzGen. 43. 〈…〉〈…〉v. 22. (deß Himliſchen Joſephs) in ſein Hertz ge - geben / Gen. 43. Vnd mit allerley Geiſtli - chem Segen in Him̃liſchen Gůttern durch Chriſtum geſegnet hat! Eph. 1. Der hatEph. 1. v. 3. eine reiche FundGrube / darauß Er die tewrbareſten Schaͤtze nehmen kan. Der kan viel beſſer / als jener Heidniſche Philoſo - phus, der in der Fewersbrunſt nichts auß - truge / ſagen / Omnia mea mecum porto, Wann ich Chriſtum habe / ſo hab ich alles. Syr. 43. v. 30.Denn Er iſts gar / Syr. 43. Er kan ſagen Pars mea Dominus, wann ich nur Dich ha - be / HErꝛ JESV (Tantum TE) ſo fragJch[87]SeelenSchatz.Jch nichts nach Himmel vnd Erden (denn quid mihi cœlum & terra ſine Te? Ob mir gleich Leib vnd Seele verſchmacht: ſo biſt du doch GOTT allezeit meines Hertzens - Troſt vnd mein Theil / Pſ. 73. Du erfreweſtPſa. 73. v. 25. 26. mein Hertz / Ob jene gleich viel Wein vnd Korn (vnd Weltliche Schaͤtze) haben / Pſ. 4. Pſal. 4. v. 8.

Ach ja! Wer Chriſtum (durch den Glau -
ben) im Hertzen hat /
Derſelb iſt beyd an Leib vnd Seele ge -
neſen /
Vnd reich genug in dieſer Welt geweſen.
Vnd hat auch den beſten Schatz erfundẽ.
vnd uͤberwunden.

Der III. vornehmbe Reichthumb inIII. GOtt vnd Seelen Schatz fromer gleubi - ger Chriſt-Hertzen / darauff ſie ſich verlaſ - ſen koͤnnen / ſo im Leben / ſo im Sterben / Jſt Deß Heiligen Geiſtes Werck vnd Muth.

Denn ſo lauten die Wort Chriſti: Auff daß alle die an Jhn (den Sohn GOttes) glaͤuben / nicht verlohren werden / ſonderndas[88]Sterbender Chriſtendas ewige Leben haben. Er ſpricht / die da gleuben. Denn dieſe ſinds / die dieſes edlen SeelenSchatzes fehig vnd theilhaff - tig werden. Der Glaube einig vnd allei - ne hat dieſe eygenſchafft / daß er die Liebe Gottes / vnd in derſelbigen Chriſtum / vnd in Chriſto alle Him̃liſche Schaͤtz vnd Gůt - ter kan ergreiffen. Durch den Glauben er - langen wir Vergebung der Sůnden / ActActo. 10. v. 43. 10. die Gerechtigkeit / die fůr GOtt gilt /Rom. 3. v. 22. 25. Rom. 3. den Friede mit GOtt dem HEr - ꝛen / Rom. 5. Den υἱοθεοίαν oder Kundſchafft /Rom. 5. v. 1. Gal. 3. Die Einwohnung deß HERrenGal. 3. v. 26. Chriſti inn vnſern Hertzen / Eph. 3. Ja end - lich / das Leben vnd die ewige Seligkeit /Eph. 3. v. 17. Marc. 16. Wo der Glaube iſt / da ſind alleMar. 16. v. 16. Himliſche Schaͤtze. Hier laſt vns ein we - nig ſtille ſtehen / vnd betrachten Erſtlich:

Deß Glaubens Art vnd Wirckung /

Der Glaube faſſet in ſich nicht alleine die Notitiam vnd Wiſſenſchafft / von GOtt / ſeinem Weſen vnd Willen / von Chriſtoſeiner[89]SeelenSchatz.ſeiner Perſon / Ambt vnd Wolthaten / wel - che Wiſſenſchafft vnd Erkentnůß vorher - gehen muß / daß man wiſſe / an welchen man gleube / wie S. Paulus 2. Tim. 1. 2. Tim. 1. v. 12.

Auch faſſet der Glaube nicht allein inn ſich den Aſſenſum oder Beyfall / vnd Bey - pflichtung / da man deme / was vns im ge - offenbarten Worte Gottes wird fuͤrgehal - ten voͤlligen Glauben zuſtellet / vnd ſeine Vernunfft vnter dem Gehorſamb Chriſti2 Cor. 10. v. 5. gefangen nimbt / 2. Cor. 10. welche Bey - pflichtung eine κρᾶσις, temperament vnnd Vereinigung deß Worts vnd Glaubens / Hebr. 4. in ſeiner Sprache genennet wird. Hebr. 4 v. 2.

Sondern es faſſet auch der Glaube inn ſich die Fiduciam, das Vertrawen vnnd gleubige Zuverſicht / daß man die Evange - liſche Verheiſchung von der Gnaden GOt - tes vnd Vergebung der Sůnden mit wah - rem Glauben ergreiffe / die Wolthaten Chriſti jhme zueigne vnd applicire / vnd ge - wiß ſey / GOtt werde vnd wolle auch vns deroſelbten auß Gnaden theilhafftig ma -Mchen.[90]Sterbender Chriſtenchen. Vmb dieſer Vrſach willen wird der1. Cor. 3. v. 5. Glaube genennet ein Vertrawen / 2. Cor. 3. Eine ϖληροφορία oder volliger Glaube / Hebr.Heb. 10. v. 22. 10. Eine hypoſtaſis, Ein gewiſſer Bey -Heb. 11. v. 1. ſtandt / Vertrawen vnd Zuverſicht / die fe - ſten Grund hat / Hebr. 11. Dadurch man / als durch eine Hand / ergreiffet das Wort Chriſti / nemblich / das Evangelium / vnd durchs Wort die Gnade vnnd Verdienſt Chriſti / vnd durch Chriſtum GOtt vnd ſeine Gnade. Denn wer an Chriſtum glaͤu - bet / der glaͤubet nicht an Jhn / ſondern anIoh. 12. v. 44. den / der Jhn geſand hat / Joh. 12. Der Glau - be der Chriſtum faſſet / der faſſet zugleich auch den Vater. Denn durch den Glauben an Chriſtum haben wir eine παῤῥησίαν vnd Frewdigkeit vnd Zugang (zum Vater)Eph. 3. v. 12. inn aller Zuverſicht / wie geſchrieben ſtehet / Eph. 3. Dieſer Glaube nun / Ratione genui -juſtificat nos Fi - des, non in prædi - camento Qualita -[t]is, ſed ni & principalis objecti, wegen deſſen daß er ein Seligmachender Glaube iſt / der ſich an Chriſtum / als ſeinen Principal / helt / hat dieſe art vnd Wirckung / daß er vns zu Kin -dern[91]SeelenSchatz.dern GOttes machet / Joh. 1. Daß er vns /Relatio - nis. die wir tod waren in Sůnden / lebendig machet / Eph. 2. daß wir in Chriſto ſein /Ioh. 1. v. 12. vnd Chriſtus in vns / Joh. 15. Daß wirEph. 2. v. 5. nicht verlohren werden / ſondern das ewi - ge Leben haben. Ioha. 15. v. 4.

Laſt vns aber auch fuͤrs andere betrachten /

Deß Glaubens Vrſprung /

Denn der wahre Seligmachende Glau - be iſt nicht ein Werck Natůrlicher Menſch - licher Kraͤffte / ſondern deß Heiligen Gei - ſtes. Der Glaube iſt nicht jedermans Ding / ſtehet geſchrieben / 2. Theſſ. 3. GOtt wir -2. The. 3 v. 3. cket den Glauben / ſchreibet S. Paulus /Col. 2. v. 12. Col. 2. Solchen Glauben wircket der Hei - lige Geiſt / durch die von Jhm ſelbſt dazu verordnete Mittel / Wort vnd Sacramen - ta. Wenn man das Wort deß Evangelij von Chriſto fleiſſig hoͤret vnd lieſet / ſo wil Gott durch ſolch Goͤttlich Liecht das Liecht deß Glaubens im Hertzen anzůnden vnd er - halten / wie Paulus lehret / 2. Cor. 4. GOtt2. Gor. 4. v. 6.M ij(ſpricht[92]Sterbender Chriſten(ſpricht Er) der da hieß das Liecht auß der Finſternůß herfůr leuchten / der hat einen hellen Schein inn vnſer Hertz gegeben / daß durch vns entſtuͤnde die Erleuchtigung von der Erkentnůß der Klarheit GOttes in dem Angeſichte JESV Chriſti. Das iſt / Gleich wie GOtt in der erſten Schoͤ - pffung das Natůrliche Liecht deß Tages erſchaffen / durchs Wort / in Krafft deß Heiligen Geiſtes: Alſo zůndet Er noch - maln das Liecht deß Glaubens in vnſern Hertzen an. Denn der Glaube koͤmpt auß der Predigt / das Predigen aber durch dasRom. 10. v. 17. Wort GOttes / Rom. 10. Dannhero wirdGal. 3. v. 2. es genennet die Predigt vom Glauben / Gal. 3. das Geſetz deß Glaubens / Rom. 3. Da -Rom. 3. v. 27. durch der Heilige Geiſt den Glauben in vn - ſern Hertzen wircken wil.

Jngleichem / Wer die Heiligen Sacra - menta nach Chriſti Ordnung gebrauchet / in demſelbigen wil der Heilige Geiſt den Glauben vermehren vnd erhalten. Denn Sie ſeind Verbum viſibile, das ſichtbareWort /[93]Seelen-Schatz.Wort / vnd alſo auch ein Mittel deß Glau - bens. Sie ſeind deß Glaubens Nahrung. Denn wie das Fewer verleſchet / wenn man nicht Holtz anleget / wie ein Liecht außle - ſchet / wenn es kein Oel mehr hat: Alſo verliſchet das Liecht deß Glaubens / ohne den Gebrauch der Sacramenten. Die Tauffe iſt je ein Bad der Wiedergeburt /Tit. 3. v. 5. Tit 3. Joh. 3. Demnach iſt ſie ein Werck - zeug vnd Mittel / durch welches der Heili -Ioh〈…〉〈…〉. 3. v. 5. ge Geiſt die Widergeburt vnd Glauben inn vns nicht nur bezeichnet / ſondern kraͤfftig - lich wircket / weil die Wiedergeburt ohne den Glauben nicht mag ſtatt haben. Dar - umb die Tauffe auch nicht allein ſchlecht Waſſer / ſondern ein ſolches Waſſer iſt / wel - ches in GOttes Wort verfaſſet vnnd mit demſelbigen / als mit dem ſeligen Mittel / dadurch der Heilige Geiſt den Glauben inn den Hertzen der Menſchen zu jhrer Wieder - geburt vnd Seligkeit wircket / verbunden iſt. Alſo das Heilige Abendmal / vnd der heilſame Gebrauch deß warhafftigen Lei -M iijbes[94]Sterbender Chriſtenbes vnd Bluttes Chriſti / hat je vnter an - dern dieſen vornehmen Nutz / daß dadurch die Verheiſchung deß Evangelij von gne - diger Vergebung der Sůnden verſiegelt / vnd alſo vnſer Glaube geſtercket werde / weiln wir denſelbigen Leib empfangen / welcher fůr vns in den Todt gegeben / vnd daſſelbige Blut trincken / welches fůr vnſe - re Sůnde vergoſſen.

Auß welchem allem vnſchwer abzuneh - men / was der H. Geiſt / mit ſeinem Werck / da Er in vns den Glauben anzůndet / fůr ein Seelenſchatz ſey eines fromen Chriſten - Menſchen. Ein ſolcher Schatz nembli - chen / ohne welchen der edele Schatz der Lie - be GOttes deß Vaters / vnd deß Verdien - ſtes JEſu Chriſti ſeines Sohnes / vns nichts nůtze were. Was hůlffe es vns / ob wir ſchon hoͤreten / daß GOtt die Welt alſo geliebet / daß Er jhr ſeinen eingebohrnen Sohn gegeben: Wenn wir nicht mit dem Apoſtel Paulo ſagen koͤnten / Chriſtns hat mich geliebet / vnd ſein Leben fůr mich ge -geben:[95]Seelen-Schatz.geben: Gal. 2. Alſo koͤnten wir aber nichtGal. 2. v. 20. ſagen / dieſe troͤſtliche Subſumbtion koͤnten wir nicht machen / ohne den Heiligen Geiſt vnd ſein Werck / den wahren Glauben. Denn wir wůrden jmmer zweiffeln / ob vns auch ſolches angienge. Der da aber zweif - felt / der iſt gleich den Meeres Wellen / Sol - cher Menſch empfenget nichts / Jac. 1. WerIacob. 1. v. 6. nicht glaͤubet / der bleibet nicht / Eſ. 7. Ach!Eſai. 7. v. 9. was vernichten vns denn dieſen Schatz die jenigen / welche den Zweiffel loben / vnd mit dem Roͤcklein der Tugendt / der Furchte Gottes vnd Demut / vmbhůllen vnd auß / ſchmůcken wollen? Die Schrifft lehret gar anders / daß man ohne Zweiffel / wie Pau - lus ſagt Phil. 2. in groſſer Gewißheit / 1. Phil. 2. v. 14.Theſſ. 1 v. 5. Ja gar auffs allergewiſſeſte /1. The. 1. v. 5. Rom. 4. ſagen ſolle: Certus ſum, Jch bin ge - wiß / daß weder Todt noch Leben / wederRom. 4 v. 21. Engel noch Fuͤrſtenthumb / noch Gewalt / weder Gegenwertiges noch Zukůnfftiges / weder Hohes noch Tieffes / noch kein ande - re Creatur mag vns ſcheiden von der LiebeM iiijGottes /[96]Sterbender ChriſtenRom. 8. v. 38. 39.Gottes / die in Chriſto JEſu iſt vnſerm HErꝛen / Rom. 8. Wer glaͤubet der fleuchtEſai. 28. v. 16. nicht / Eſ. 28. Der Glaube hanget an Gott / wie ein Kind an ſeiner Mutter Brůſten / der Glaube hoffet auff GOtt / Er werdeRom. 9. v. 33. vns nicht laſſen zu Schanden werdẽ / Rom. 9 Der Glaube ſagt / Non commovebor, Jch werde nicht fallen / ſondern Ewig bleiben /Pſa. 125. v. 1. wie der Berg Sion / Pſ: 125. O deß groſ - ſen Schatzes! Ein vergrabener SchatzSyr. 20. v. 32. wozu iſt der nůtze? ſaget Syrach / cap. 20. Ein ſolcher verborgener Schatz were vns auch die Liebe GOttes / vnd das Verdienſt Chriſti / wann vns nicht der Heilige Geiſt / durch den Glauben / ſolchen Schatz zeigete / applicirete vnd zueignete.

Derowegen / lieber Chriſt / laß dieſen SeelenSchatz ſein /

Deine Geiſtliche Schatz - vnd Růſt - Kammer /

Wider allerhand Anfechtungen. Setzet dir der Satan zu / vnd wil dir den Glaubennehmen:[97]Seelen Schatz.nehmen: Wie er denn dieſe Art hat / daß / gleich wie die Hewſchrecken den Graͤßlein vnd Bluͤmlein nur das Hertz Blaͤttlein ab - freſſen / auff daß hernacher nichtes grůnesExo. 10. v. 15. mehr wachſen koͤnne: Alſo Er zufoͤrderſt nach dem Hertzblaͤtlein deß Glaubens greif - fet: So habe deine Zuflucht zum Heiligen Geiſt / vnd zu deſſen officin vnd Werckſtat / da Gottes Wort gelehret / vnd die Hoch - wuͤrdigen Sacramenta außgeſpendet wer - den / allda nehre vnd ſtercke deinen Glau - ben. Dieſer Schatz iſt vnerſchoͤpfflich. Laß dich den Teuffel nicht vberreden als koͤnteſt du glaͤuben / wenn du gleich nicht GOttes Wort hoͤreſt. Denn von dem Gehoͤr vnd Erforſchung deß Worts muß man in der Schulen deß Heiligen Geiſtes den Anfang machen. Diß iſt das Mittel / dadurch wir zum Glauben / vnd auß dem Glauben zu wůrcklicher empfindung der Krafft deß Glaubens gebracht werden / darbey ſich auch denn das internum alloquium vnd Einſpruch deß Heiligen Geiſtes erzeiget. NKommet[98]Sterbender ChriſtenKommet hierauff der Satan / vnd braucht einen andern Mordgrieff / wirffet dir die Schwachheit deines Glaubens fůr / vnd wil dir hierdurch die Seligkeit abſprechen? So troͤſte dich / daß ein ſchwacher Glaube eben ſo wol ein Werck deß Heiligen Geiſtes ſey / als ein ſtarcker Glaube. Darumb wer - de dich GOtt nicht verwerffen. Wir glaͤu - ben nach der Wirckung ſeiner maͤchtigenEph. 1. v. 19. Staͤrcke ſaget Paulus Eph. 1. Es ſtehet ja nicht in vnſern Kraͤfften / allezeit ſo ſtarck zu gleuben / als wir wollen. Gott der Hei - lige Geiſt hat einem jeden außgetheilet dasRom. 12. v. 3. Maß deß Glaubens / Rom. 12. Auch das kleine Liechtlein vnd glimmende Toͤchtlein / das deſiderium gratiæ vnd primus gradus fi - dei, der kleine Anfang deß Glaubens vnd Hertzliche ſehnen nach einem groͤſſerm Glau - ben koͤmbt eben ſo wol von GOtt / als der groſſe Fewerbrennende Fůrſtliche Muth vnd HeldenGlaube. Das trewe Mutter - Hertze Gottes wil das ſchwache vnvermoͤ - gende Kindlein nicht wegwerffen. DerHim̃li -[99]SeelenSchatz.Him̃liſche Gaͤrtner der Heilige Geiſt wil die ſchwachen Baͤumlein vnd Staͤm̃lein nicht außrotten vnd wegwerffen.

Es gefiel zwar dem HErꝛen Chriſto / da ſich Petrus auß einem HeldenGlauben ins Meer gab: Da er aber anfieng ſchwach zu werden / zu zweiffeln vnd zu ſincken / warff Jhn darumb der HERR Chriſtus nicht gar ins Waſſer / ſondern recket ſeine Hand auß / ergreiff jhn vnd halff jhm / Matth. 14. Denn ob ſchon der Gerechte fel -Mat. 14 v. 30. let / wird er dennoch nicht weggeworffen / denn der HErꝛ erhelt jhn bey der Hand / Pſ. 37. Auß ſolchem Grunde ſagt Paulus /Pſal. 37. v. 24 den Schwachen im Glauben nehmet auff / denn Gott hat jhn auffgenomben / Rom. 14. Rom. 14. v. 1. 3.Auß ſolchem Grunde ſagt der HErꝛ Chri - ſtus in vnſerm Text / alle / die an Jhn glaͤu - ben / ſollen nicht verlohren werden / ſon - dern das Ewige Leben haben: Nicht al - lein die / ſo einen HeldenGlauben haben / ſondern auch die Schwachglaͤubigen. Deñ nicht eben darumb / weil der Glaube ſtarckN ijiſt /[100]Sterbender Chriſteniſt / ergreiffet Er Chriſtum / vnd in Chri - ſto Vergebung der Suͤnden / vnd das ewi - ge Leben / ſondern darumb daß es ein rech - ter Glaube iſt / da denn ein klein Menſch e - ben ſo wol ein Menſch iſt / als ein groſſer Mann / Vnd ein klein Kind eine Perle oder Ring eben ſo wol halten kan / als ein groß Mann; Denn der ſtarcke Glaube hat kei - nen andern Grund / als der ſchwache Glau - be. Sie beruhen beyde auff einem Felſen / nur daß der Starckgleubige Chriſtum fe - ſter helt / als der Schwachgleubige. Aber Gottes Krafft iſt in den Schwachen maͤch -2. Cor. 12. v. 9. 10. tig / 2. Cor. 12. Je ſchwaͤcher wir inn vnsPſal. 18. v. 36. ſind / je ſtaͤrcker ſind wir in Chriſto / Pſ. 18. Doch daß du dieſes groſſen Troſtes nicht mißbraucheſt / ſondern wenn du Schwach - heit deß Glaubens fuͤhleſt vnd empfindeſt / mit den Apoſteln ſeufftzeſt / HERR ſterckeLuc. 17. v. 5. vns den Glauben / Luc. 17.

Laß mich dein ſein vnd bleiben / O trewer
GOtt vnd HErꝛ /
Von[101]Seelen-Schatz.
Von dir laß mich nichts treiben / den Glau -
ben in mir mehr /
O HErꝛ laß mich nicht wancken / gib mir
Beſtendigkeit /
Dafůr wil ich Dir dancken / Jnn alle E -
wigkeit.

Setzet dir die Welt zu / vnd wil dich dieſes SeelenSchatzes berauben / mit groſ - ſem Creutz vnd Verfolgung / wenn ſie dir den Růcken kehret / oder mit Liſt vnd Ver - ſuchung / vnd du bildeſt dir ein / du werdeſt vielleicht muſſen vnterliegen?

Ey ſo gehe in dieſe Geiſtliche Schatz - vnd Růſt Kammer / ergreiff den Schildt deß Glaubens / Eph. 6. ſchuͤtze dich damit /Eph. 6. v. 16. als ein Geiſtlicher Rittersman / 2. Tim. 2.2. Tim. 2. v. 3. denn vnſer Glaube iſt der Sieg / der die Welt ůberwindet / 1. Joh. 5. Jnn dieſer1. Ioh. 5 v. 4. Ruͤſt - vnd SchatzKammer wirſtu finden die Schnur Rahabs / damit ſie die Kund - ſchaffer durchs Fenſter vber die Stadt - Mawren hernieder gelaſſen / daß ſie nichtIoſ. 2. v. 15. ergrieffen wůrden / Joſ. 2. Die Welt iſt dasN iijJericho /[102]Sterbender ChriſtenJericho / das vns gleichſam gefangen hal - ten wil / vnd nachſtellet. Aber der Glau - be iſt das rechte Seil / dadurch wir der Welt vnd dero hinterliſt entfliehen koͤnnen. Simſon hatte ſeine Krafft in Haaren. Da jhm Delila die Locken ſeines Haares abſchu - re / fieng ſie an jhn zu zwingen / denn ſeineJudi. 16. v. 9. Krafft war von jhm gewiechen / Judic. 16. Alſo haben alle Chriſten jhre Staͤrcke in den Haaren / die auß jhrem Haupte Chriſto wachſen. Den Glaͤubigen iſt alles moͤglich /Mar. 9. v. 23. Marc. 9. Aber wenn wir vns die Delilam, die Welt / die Haar abſcheren / vnd durch dero vnnachleßliche Verſuchung die Glau - bensſtercke nemen laſſen / ſo iſt vnſer Krafft dahin / vnd kan vns eine ſchwache Delila, ein geringes Creutz vnd Anfechtung zwin - gen vnd vberwinden / wie man zur zeit der Verfolgung ſihet. Ein rechter Glaube ſi - het auff GOtt / hanget an GOtt / ruhet inn GOtt / hoffet auff GOtt / vnd leidet ſich drůber in der Welt. O jhr Creutz - vnd GlaubensKaͤmpffer / das iſt nicht ewerChriſten -[103]SeelenSchatz.Chriſtenthumb / daß jhr nichts leidet / oder vnterm Creutz vnd Leiden die Růſtung deß Glaubens wegwerffet. Sondern das iſt ewer Chriſtenthumb / daß jhr viel leidet / vnd vnter vielem Creutz vnd Verfolgun - gen einhergehet in der Krafft GOttes / durch Chriſtum / vnd im Sieg deß Glau - bens. Denn das heiſt ein Chriſt / ein Fluch in der Welt / Aber ein Siegß Fůrſt in Chri - ſto / vnd vberwindlicher HErꝛ vber Welt vnd alles Vngluͤck. Wir vberwinden weit / vmb deß willen / der vns geliebet hat / Rom. 8. Es muß gelitten vnd geſtritten /Rom. 8. v. 37. Aber auch vberwunden ſein / in Chriſto vnd durch Chriſtum.

Dieſen SeelenSchatz / lieber Chriſt / laß auch ferner ſein:

Dein gůldenes Kleinodt /

Daß du an deinen Halß henckeſt / zum ewigen Memorial der Danckbarkeit / vnd daß du dich fuͤr Suͤnden huͤtteſt. Biſtu durch den Glauben auß GOtt gebohren /N iiij1. Joh. [104]Sterbender Chriſten1. Joh. 1. v. 13.1 Joh. 1. ſo wandelſtu auch in Kindlichem Gehorſam gegen GOtt / vnd thuſt nicht1. Joh 3. v. 9. Sůnde / 1. Joh. 3. Denn wie der Samen iſt / ſo iſt auch die Frucht.

Acto. 15. v. 9.Durch den Glauben werden vnſere Her - tzen gereiniget / Act. 15. wie reimet ſich das / wenn man ſich mit dieſem edlen Kleinot im Kot der Sůnden wil ſůhlen? Sieg iſt ein gůlden Kleinot. Wer wolt nicht lieber ſie - gen / als vnterliegen? Nun aber iſt der Glaube / wie obgedacht / der Sieg / der die Welt vberwunden hat. Wie ruͤhmet man ſich denn deß Glaubens? Wie pranget man denn mit dieſem Kleinot? Da man noch taͤglich von der Welt / vnd dero Fleiſches luſt / Augenluſt / vnd Hoffertigem Leben / welches von der Welt vnd inn der Welt /1. Joh. 2. v. 26. vnd inn vns ſelber iſt / 1. Joh. 2. ſich vberwin - den leſſet. Einer Saw ſtehet ein Gůlden Haarband vbel an / wie Salomon redet /Prov. 11. v. 22. Prov. 11. Ein guͤlden Halßgeſchmeide ſte - het ſehr vbel an einer Perſon / die im Leim vnd Kott arbeitet. Eben ſo ůbel ſtehet es /ſich[105]Seelen-Schatz.ſich deß Glaubens růhmen / vnd in muth - willigen Sůnden weltzen vnd vertieffen wollen. Wie ſol Chriſtus in dem Hertzen wohnen (welches geſchicht durch den Glau - ben / Eph. 3.) wo Er nicht auch in vns le -Eph. 3 y. 17. bet (welches geſchicht durch Liebe / Sanfft - muth / Gedult / Demut) Gal. 2. wie ſol daGal. 2. v. 20. der Heilige Geiſt ſein Werck haben vnd v - ben? wo der Fuͤrſt dieſer Welt ſein WerckEph. 2. v. 2. hat / Eph. 2. Vnd wo keine Frůchte deß Gei - ſtes ſich eraͤugen / Gal. 5. Deß KoͤnigesGal. 5. v. 22. Tochter / (die Chriſtliche Kirche vnd eine jede glaͤubige Seele) iſt nicht allein gantz herꝛlich innwendig / durch die VnſchuldtEſai. 61. v. 10. Chriſti / Eſ. 61. Sondern ſie iſt auch mit gůldenen Stůcken gekleidet / Pſ 45. DasPſal. 45 v. 14 iſt / mit ſchoͤnen Tugenden / vnd außwendig glaͤntzenden gutten Wercken gezieret. Darumb bittet die Braut JEſu / Setze mich wie ein Siegel auff dein Hertz / Cant. 8Cant. 8. v. 6. Das thut der Heilige Geiſt durch das Si - gnaculum oder Siegel deß Glaubens / vnd imprimiret / oder drůcket vns ein / characte -Orem[106]Sterbender Chriſtenrem Chriſti die Mahlzeichen deß HErꝛen Chriſti / welche ſind nicht allein die Gleich -Gal. 6. v. 17. foͤrmigkeit im Creutz vnd Leyden / ſondern auch die aͤhnligkeit im heiligen Leben / Gal. 6. Dieſer Character vnd Mahlzeichen Chri - ſti iſt ein gůldenes Kleinot an vnſerm Lei - be. Wie reimet er ſich aber zu dem Cha - ractere beſtiæ, zu dem Mahlzeichen deß Thieres / deß Thieriſchen vnd animaliſchenApo. 16. v. 2. Menſchens? Apoc. 16.

Endtlich / laß auch dieſen Seelenſchatz / das Werck deß Heiligen Geiſtes in dir / O Chriſten Menſch / ſein

Deine Sterbens-Kunſt.

Wann der letzte Kampff wird ange - hen / vnd Satanas ſich bemůhen / das kleine Toͤchtlein deß Glaubens vollendts außzu - blaſen / O da ſihe wol zu / daß dir nicht wieMat. 25. v. 8. den thoͤrichten Jungfrawen die Lampe deß Glaubens verleſchen moͤge / Matth. 25. Gi - deons Soldaten muſten brennende FackelnJudic. 6. & 7. in jrꝛdenen Krůglein vnd Toͤpffen haben / zum Schrecken den Midianitern / Judic. 6. vnd[107]SeelenSchatz.vnd 7. Dieſe brennende Fackel iſt der Glau - be. Wenn das Krůglein deines Leibes / O Menſch / wird zubrochen werden / ſo wird dir alleine der Glaube durch die Fin - ſterniß deß Todes hindurch leuchten / vnd die Hoͤlliſchen Midianiter / die Teuffel ſchrecken. Enoch ward durch den Glau - ben weggenomben / daß er den Todt nicht ſehe / Hebr. 11. Darumb wer mit Enoch wilHeb. 11 v. 5. Himmelfarth halten / vnd das ewige LebenGen. 5. v. 24 erlangen / der muß es thun durch den Glau - ben. Durch den Glauben muſſen wir durch das Angſt Meer deß Todes gehen / wie die Kinder Jſrael durchs rothe Meer / Ex. 14. Eox. 14 v 22.Der Glaube iſt der Polus-Stern / der vns in vnſer Todes Schiffart / vnter den Wel - len der Anfechtungen den gewuͤnſchten Port deß ewigen Lebens / welches iſt das Ende vnſers Glaubens / 1. Pet. 1. zeiget vnd1. Petr. 1. v. 9. weiſet. Der Glaube iſt die rechte perſpectiv durch den finſtern Thal deß Todes hin - durch zuſehen.

Jn Hiſtorien lieſet man / wie jhrer vielO ijoffters[108]Sterbender Chriſtenoffters groſſe Schaͤtze mit ins Grab ge - nomben. Aber damit haben ſie jhre geaͤng - ſte Hertzen im Tode nicht erfriſchen noch ſich davon loßkaͤuffen koͤnnen. Der Glau -Prov. 14. v. 32. be allein macht im Tode getroſt / Prov. 14 Darumb wird er dem Golde vergliechen. Denn wie das Gold im Erdreich nicht ver - roſtet / im Fewer nicht wird verzehret / wenns gleich 20. Tage im Fewer ſchmel - tzet / kan man doch nichts mercken / daß ab - geſchmeltzet ſey. Alſo vertirbet der Glau - be nicht im Ofen deß Elendes / ſondern wird nur probiret / vnd deſto bewehrter gemacht / da ſaget man mit David / Ob ich ſchon wan - dert im finſtern (Todes -) Thal / fuͤrcht ichPſal. 23. v. 4. doch kein Vnglůck / auß dem Pſ. 23. Gleich wie die Sonne / ob ſie gleich ſcheinet vnter - gehen; dennoch jm̃er jhren Lauff helt: Alſo ob ſchon der Glaube vnter die Berge deß Creutzes vnd Todes vntergehet / leſſet Er doch ſeine helle Stralen mitten in der Fin - ſternůß deß Todes herfůr ſcheinen / vnd vns den Weg zum Ewigen Leben vorleuchten.

Der[109]Seelen Schatz.

Der Glaube iſt der Schleu der Stein Davids / damit eine gleubige Seele den Hoͤlliſchen Goliath den Teuffel / wenn er ſich im Sterbeſtuͤndlein mit ſeiner Macht herfůr thut / zu Bodem werffen kan. Wie gebildet iſt / 1. Sam. 17. Der Glaube iſt die1. Sa. 17. v. 49. Poſaune / mit welcher wir die Mauren Je - richo / das Reich deß Teuffels vnd dieſer Welt / als mit einem gewaltigen Mawer - brecher / vmblaſen vnd darnieder werffenIoh. 6. v. 20. koͤnnen / wie gebildet iſt / Joſ. 6. Durch den Glauben eſſen wir das verborgene Manna,Exo. 16 v. 17. wie die Jſraeliter Ex. 16. Durch den Glau - ben erlangen wir einen Vorſchmack deß e - wigen Lebens / vnd ſchmecken allbereit dieHebr. 6 v. 5. Kraͤffte der zukůnfftigen Welt / Hebr. 6. vnd erlangen endtlich die ewige Seligkeit /Joha. 2 v. 40 Joh. 6. Habac. 2. Hab. 2. v. 4.

O Gelobet ſey GOtt vnd der Vater vnſers HErꝛen JEſu Chriſti / der vns ge -Eph. 1. v. 3. ſegnet hat mit allerley Geiſtlichem Segen in Himliſchen Gůttern durch Chriſtum im Heiligen Geiſt vnd Glauben / der verwah -O iijre[110]Leben vnd Abſchiedre ſelber inn vnſern Hertzen ſolchen edelen Seelenſchatz /

Laſſe vns in ſeiner Liebe /
Vnd Erkendtnuͤß nehmen zu /
Daß wir im Glauben bleiben /
Vnd dienen im Geiſt Jhme ſo /
Daß wir hie moͤgen ſchmecken /
Sein Suͤſſigkeit im Hertzen /

Daß wir vmb dieſes Schatzes willen alles Zeitliche fůr Koth / achtenim zeitlichen To - de gern verlaſſen / vnd mit dieſem Reich - thumb an jenem Tage fůr GOtt mit Eh - ren vnd Frewden erſcheinen / vnd ja nicht verlohren / Sondern ewig Selig werden moͤgen / Amen.

DEFUNCTI MEMORIA.

BEtreffend nun inſonderheit die noch fuͤr vnſern Augen alldar ſtehende Chriſtliche Leiche / den Weyland Ehren - veſten / Wolgelahrten vnd Wolbenambten Herꝛn Michael Morgenbeſſern / geweſenen wolverdienten Fůrſtlichen LignitſchenHerꝛn[111]H: Michael Morgenbeſſers.Herꝛn Ambts-Schreibern bey dieſer Stad Wohlaw / vnd was zu ſeinem gebuͤhren - den letzten Ehren Gedaͤchtnůß von ſeinem Chriſtlichen Leben vnd Abſchied kuͤrtzli - chen nur zuvormelden: So verhelt ſichs mit demſelbigen alſo;

Er iſt von Chriſtlichen Eltern in die - ſe Welt entſproſſen vnd gebohren / Anno 1573. den 9. Jun[i]ſt. vet. vnd folgends den 10. ejusd. in der Pfarr Kirchen zum Brieg durch die ſelige heilige Waſſer Tauff dem Herren Chriſto zugetragen worden

Sein lieber Vater iſt geweſen / der Wey land Ehrenveſte vnd Mannhaffte Herr Michael Morgenbeſſer / Bůrger vnd Be - cker in der loͤblichen Fůrſtlichen Stadt Brieg / vnd endlich Jhrer F. Gn. Weiland Hertzog Joachim Fridriches / Thum - Probſts zu Magdeburgk / Hertzogs in Schleſien zur Liegnitz vnd Brieg / Lobſe - ligſten Angedenckens / auff dero Fůrſtli - chem Hauſe zum Brieg verordneter Wach - meiſter.

O iiijSeine[112]Leben vnd Abſchied

Seine liebe Mutter iſt geweſen / Fraw Catharina Koͤrberin / von der Freyſtadt bůrtig.

Von dieſen ſeinen lieben Eltern iſt er von Jugendt auff Chriſtlich vnd in der Furchte GOttes aufferzogen / vnd mit de - nen herobeykommenden Jahren zur Schu - len vnd ſtudiren fleiſſig gehalten worden.

Anno 1589. den 9. oder 10. Octob. iſt Jhmbe ſeine liebe Mutter mit Tode abgan - gen / darauff Er alſo bald An. 1590. den 8. Januarij, im 17 Jahr ſeines Alters / von ſei - nem lieben Vater / durch befoͤrderung Wei - land Herꝛn D. Andreæ Sartorij, vornehm - ben JurisConſulti vnd Practici zu Franck - furt an der Oder / von Briege auß gegen Franckfurt verſchicket worden / Alldar er bald einen Herren D. Heinricum Volcerum, vornemben Practicum daſelbſten / ůberkom - ben / bey deme er Drittehalb Jahr vor ei - nen Amanuenſem gedienet. Nach dieſem iſt er zum Herren D. Andrea Sartorio gezo - gen / deme er gleichesfalles 1. Jahr vor ei -nen[113]H. Michael Morgenbeſſers.nen Amanuenſem gedienet. Hernacher / alß er ſchon geſehen / daß von der Feder al - leine ſich zu nehren ſchwer ſein wuͤrde / wann einer nicht zum wenigſten aliqualem JU - RIS ſcientiam haben ſolte: So hat er fer - ner / fůr ſich ſelbſt / bey der Univerſitet zu Franckfurt an der Oder noch anderthalb Jahr ſich auffgehalten / daſelbſten deß bene - ficij communis menſæ ſich gebrauchet / die ſumptus aber mit ſchreiben bey vornehm - ben Practicis vnd andern gutten Leuten in der Practic verdienet / vnd alſo dem ſtudio Juris, ſo viel moͤglich / abgewartet.

Nach dieſem haben Hochgedacht J. F. Gn. Hertzog Joachimb Fridrich jhn mit einem Stipendio 3. Jahr lang / Jaͤhrlich von 30. Thalern begnadet. Dieſe 3. Jahr hat er zu Wittenberg gelebet / vnd dem ſtudio JURIS ferner obgelegen. Hat alſo auff Univerſiteten zubracht 8. Jahr.

An. 1598. zu ende deß Monats No - vembr. iſt er von Wittenberg zu Hauſe gen Brieg gelanget. Folgends An. 1599. Pim[114]Leben vnd Abſchiedtim Monat Jauuario iſt er in jhrer Fůrſtl. Gn. dienſte kommen / vnd durch befoͤrde - rung Herren Landeß-Haubtmans / Herꝛen Hanſen von Noſtitz / Chriſtſeliger Ge - daͤchtnuͤß / zum Cantzeliſten allhiero zu Wohlaw angenomben worden / allda er biß Johann. Bapt. 1603. in ſolchem Dienſt vorblieben. Folgendts iſt er zu Joh. Bapt. Anni 1603 von Jhrer flůrſtlichen Gnaden / der Fůrſtl. Wittiben / zum AmbtSchrei - ber allhero verordnet vnd beſtellet worden. Welchen Dienſt er biß dato / vnd alſo ůber 28. Jahr bedienet. Wie er ſich in ſolchem allenthalben vorhalten / traͤget man keine Schew / daß ein jeder / der Warheit zu ſtewr / wie jhmbe hierumben bewuſt / ſagen mag. Gewiß iſts / daß er groſſe Můhe vnd faſt Herculeos labores, wie man im Sprich - wort ſagt / zu exantliren gehabt / vnd ſich in dieſem Ambts Joch recht můde gezogen / wie maͤnniglich bewuſt.

Seinen Ehſtandt betreffend / darein hat er ſich begeben / An. 1611. im MonatFebru -[115]H. Michael Morgenbeſſers.Februario, oder Manne Faſtnacht / da er denn mit Weiland Herrn Lucas Rein - hardts / vornehmen Bůrgers zum Brieg geliebeten ehlichen Tochter / Jungfrawen Barbara, gebohrner Reinhartin / ſich eheli - chen vertrawet vnd Hochzeit gehalten hat.

Mit dero hat er eine Fried - vnd freund - liche Ehe beſeſſen / biß An. 1624. vmb Mi - chaelis / da Sie GOtt der Allmechtige / im Kindbette / durch den zeitlichen Tod von ſeiner S[e]ite vnd Hertzen / nicht ohne ſplitt - riges Hertz-praſſeln / weggerieſſen vnd ge - nommen hat.

Jn wehrendem Ehſtande hat ſie Gott mich Acht lebendigen Kindern / als Drey Soͤhnen / vnd Fůnff Toͤchtern begabet / davon Zwey Toͤchterlein bald in der Ju - gend verſtorben / die 3. Soͤhne vnd 3. Toͤch - ter aber / ſo an jetzo betrůbet zuentgegen / ſind noch durch GOttes Gnade am Leben / welche GOtt / der rechte Waiſen Vater / an Vaters ſtatt / ſelber verſorgen / vnd zu ſei -P ijnen[116]Leben vnd Abſchiedtnen Ehren wolle laſſen auffwachſen vnd er - zogen werden.

Hernacher hat er / nach Chriſtlich ge - fuͤhretem Wittiber-ſtand / anderweit ſich in Ehſtandt eingelaſſen / vnd mit dero Er - baren WolEhrentugendreichen Frawen Dorotheen / gebohrner Ludwigen / Wei - land deß Ehrenveſten / Wolweiſen vnnd Wolbenambten Herꝛn Caſpar Schmiedes / Bůrgers vñ verordneten Schoͤppenſtuels Verwandten / auch biß in das 9. Jahr trew - en Vorſtehern deß Hoſpitals zur Lignitz / Seligen / hinterlaſſenen Chriſtlichen Gott - liebenden Wittiben / verheurathet / vnd den 1. Decembr. 1626. allhiero zu Woh - law ehelichen vertrawen laſſen vnd Hoch - zeit gehalten.

Was fuͤr eine Chriſtliche / Fried - vnd Liebreiche ruhige Ehe / vnd dabey vor eine Exemplariſche loͤbliche Hauß - vnd Kinder - Zucht / mehrgedachter Herꝛ Morgenbeſſer / Seliger / in ſolchem ſeinem andern Ehſtan -de[117]H. Michael Morgenbeſſers.de gefůhret / iſt faſt maͤnniglichen dieſer vnd anderer Orten bekant / vnd allhiero mit mehrem anzufuͤhren gantz vnnoͤtig.

Demnach aber der Selig verſtorbene bey ſeinem můhſeligen langwirigen Dien - ſte (denn es heiſſet honores habent labores) vnd ziemlichen Alter die merckliche Abneh - mung ſeiner vorigen Gemuͤths - vnd Leibes - Kraͤfften / mit allerhandt Beſchwerden / vnd ſonderlich einem Catarrho etzliche Zeit vber geſpůret / vnd ſich dannenhero bald nach ſeiner elteſten Tochter vollnbrachten Hochzeit in die ordentliche curam deß Herꝛn Doctoris Medici allhiero begeben / welcher es dann bey Tag vnd Nacht an ſeinem ver - moͤglichſten Fleiß vnd trewem Rath nicht ermangeln laſſen: Haben jhm faſt alle Kraͤfften / je lenger je mehr / Ja wie ſeine ei - gene Wort geweſen / von einer zur andern Virtelſtund / mercklich entſincken wollen / alſo / daß er hierůber inn euſſerſte Mattig - keit ohne einige andere empfindliche Be - ſchwerd vnd Schmertzen gerathen / zuvorP iijſeinen[118]Leben vnd Abſchiedſeinen letzten willen vnd Teſtament auff - gerichtet / vnd ſich bey dieſer ſeiner Nieder - lage / zum offtern / alle Tage / durch aller - hand ſchoͤne Troſtſpruͤche / Chriſtliche Ge - ſpraͤche vnd Geſaͤnge / ſo jhme theilß ſelbſt eingefallen / theilß auff ſein innſtendiges be - gehren / gehalten / vorgeleſen oder geſungen worden / auffgerichtet vnd getroͤſtet. Dar - unter denn vornemblich geweſen / von Spruͤchen:

(Rom. 8.)
Jſt GOtt fůr vns / wer mag wider vns ſein?
(Johan. 3.)Alſo hat GOtt die Welt geliebet: (Pſal. 73)HERR / wenn ich nur Dich habe: (Pſal. 13.)
HErꝛ / wie lang wiltu mein ſo gar ver - geſſen?
(Pſal. 51.)
GOtt ſey mir gnedig / nach deiner Gůtte. HErꝛ JEſu Chriſti dir leben wir: HERR nimb von vns / was vns wendet von Dir / HERR gib vns / was vns kehret zu dir ꝛc.

Von Geſaͤngen:

HErꝛ JEſu Chriſt / Jch weiß gar wol:HErꝛ[119]H Michael Morgenbeſſers.HErꝛ Jeſu Chriſt / war Menſch vñ Gott: Was mein Gott wil / das gſcheh allzeit. vnd derogleichen.

Nach deme aber die Mattigkeit vber - hand genommen / vnd man jhn etwa we - gen ſeines Auffkommens getroͤſtet / hat er allezeit die ſeinigen vermahnet / anders nicht zu beten / als wie es jhme gut vnd ſe - liglichen ſein / vnd zu GOttes Ehr vnd Ruhm geraichen moͤge. Auch vnter an - dern / vnd zwar wenig Tage fůr ſeinem Ab - ſchiede / ſich im Bett auffgerichtet / vnd mit auffgehabenen Haͤnden vnd heller klarer Stimme / alß zuvorn allerhand Chriſtliche Geſpraͤche bey ſeinem Bettlein vorgegan - gen / innbruͤnſtig gebetet:

Lieber HERR JESV / Jch bit - te dich demůttiglich / du wolleſt mir armen Sůnder gnaͤdig vnd barmher - tzig ſein / vnnd mich nicht verlaſſen / vmb deines vnſchuldigen Leidens willen.
P iiijDa[120]Leben vnd Abſchiedt

Da jhm nun auch die Sprache etwas ſchwerer worden / vnd nicht ſonderlich viel geredet / als warumb man jhn befraget / hat er doch viel ſchoͤner Seufftzer vnnd Troſt-Sprůchlein / wenn man zumahl ge - betet vnd geſungen / ſich erinnert / vnd ſelb - te offt wiederholet / beſonders:

HERR JEſu / kans ſein / ſo gib durch deine Hand / mir ein vernůnfftigs Ende ꝛc.

Deſſen er dann auch heut Acht Tage fruͤh vmb 5. der halben Vhr / war der 6. A - prilis von ſeinem GOtt iſt gewehret wor - den / in dem er vnter ſtetwehrendem ſeuff - tzen / vermittelſt Chriſtlicher Gedult / gleich als man angefangen zu ſingen: Wenn mein Stůndlein verhanden iſt / vnd ſol hinfah - ren meine Straſſenꝛc. Sein Leben auff das bittere Leyden vnd Sterben ſeines Erloͤ - ſers JESV Chriſti / ſanfft vnd ſelig be - ſchloſſen / Alß er ſeinen gantzen Lebens - Lauff auff 57. Jahr / 42. Wochen / 5. Tage / gebracht / vnd in der erſten Ehe 13. Jahr / 18. Wochen / 4. Tage: Jm Wittwerſtan -de /[121]H Michael Morgenbeſſers.de / 2. Jahr / 9. Wochen / 1. Tag: Jnn der andern Ehe 4. Jahr 17. Wochen 4. Tag / ſtill vnd friedlich / wie maͤnniglich bewuſt / gelebet / vnd dann bey hieſigem Ambte fůr einen Cantzeliſten vnd AmbtSchreiber zu - ſammen biß ins Drey vnd dreyſſigſte Jahr trewlich vnd auffrichtig gedienet.

Deſſen Seelen nun der Barmhertzige GOtt in Gnaden walten / dem Leibe aber in ſeinem Schlaffkaͤmmerlein eine ſanffte Ruhe / vnd am Jůngſten Tage eine froͤliche Aufferſtehung zum ewigen Leben geben vnd verleihen wolle.

O du GOtt alles Troſtes erquicke auß deinem TroſtBecher die hinterbliebene weinende Wittibe / vnd verwaiſete Kin - der / denen als meiſtentheils noch vnerzo genen jhr lieber Vater noch gar zu frůh durch den Todt entfallen. Laß ſie deinen Vaͤterlichen gnedigen Willen in Gehor - ſam vnd gelaſſener ſchuldiger Demut auff - vnd annehmben. Vnd hilff daß Sie from̃Qſein /[122]Leben vnd Abſchiedtſein / vnd dich fůrchten vnd fuͤr Augen ha - ben / jhr Lebenlang.

Zum Beſchluß / iſt noch ůbrig ſeines Chriſtenthumbs zuerwehnen. Davon deñ nun ſeine fleiſſige beſuchung vnd anhoͤrung vnſerer ſo wol Wochen - als Sontaͤglichen Predigten / vnd die haͤußliche diſciplin vnd Kinderzucht / ſo viel ſelber zeugen / daß er von der Gottſeligkeit vnd Gebete viel ge - halten. Geſtaltſamb ſeine geliebete Hauß - Fraw / die Chriſtliche Wittib / hiervon am allerbeſten zeugen koͤnte / welche jhm / als das Geſichte tunckel zu werden ange - fangen vnd faſt taͤglich je mehr vnd mehr abgeleget / offtmaln etliche Stund nach ein - ander / Abends vnd Morgens / geleſen vñ laut gebetet / dero er mit Andacht gleich - ſam nachgeſprochen vnd mit geſeufftzet hat. Sonſt / was ſeine Relligion vnd Gottes - dienſt betrifft / iſt hiervon viel Wort zu ma - chen / meines erachtens nicht noͤtig. Sin - temal dieſelbige jederman hier vnd anderß - wo bewuſt vnd bekand. Denn er iſt keinNeutra -[123]H: Michael Morgenbeſſers.Neutralis geweſen. Hat ſeine Relligion nicht heimlich / ſondern offentlich gefůhret. Sein Glaubens-Bekaͤntnůß gegen meiner Per - ſon auff ſeinem Siechbette iſt dieſes gewe - ſen: Er troͤſte ſich einig vnd allein der Lie - be GOttes / derer er auch in ſeinem Hertzen fůr ſeine Perſon vergewiſſert ſey / vnd daß jhme Gott ſeinen Sohn Chriſtum JEſum zum Heylandt geſchencket / frewe er ſich hertzlich / vnd dancke GOtt / der jhm durch den heiligen Geiſt / vermittelſt Wortes vñ Sacramenten / den Glauben gegeben / ſol - ches zu faſſen vnd jhme zu appliciren. Weil er ſich ſo feſt an den HErꝛen CHRJſtum durch den Glauben gehalten / ſo zweiffeln wir nicht / er habe auch in Chriſto durch den Glauben das erlanget / was vns Chri - ſtus erworben / Nemlich / Vergebung der Suͤnden / Gerechtigkeit vnd ewige Selig - keit / Vnd reden jhn billich zu gutter letzt / in ſeinem Sarck alldar verſchloſſen / alſo an:

Gehe hin / du abgemuͤdeter Fůrſtlicher officiant, in deine Ruhe. Du haſt / gleichQ ijwie[124]Leben vnd Abſchiedtwie Similis Adriani HoffRath offt begeh - ret deines AmbtßJoches loß zu ſein / vnd ein Chriſtliches privat-Leben im Alter zu fuͤh - ren. Jetzo wirſtu deſſen gewehret / nicht aber in dieſem / ſondern in jenem Leben. Dein Leben iſt Můhe / Sorg / vnd Arbeit geweſen. Jetzo biſtu davon befreiet vnd erloͤſet. Deine Augen werden manch Vn - glůck nicht ſehen / das noch vber die letzte Welt ergehen wird. Wir ſind noch allhier im Jammerthal.

Troͤſte vns der HErꝛ JEſus in den Tagen deß Truͤbſals vnd der Angſt / inn dieſer letzten Welt Neige / vnd bringe vns dermaleins alleſambt in den Ewigen Frewden Saal. Amen. O Amen. Thue ſolches / Hertzlieber HErꝛ JEſu / Amen.

VIRI[125]

Víri CL. & Conſult. Michaelis Morgenbesseri, tumulo.

SIc igitur tamdem tamdem dimitti -
tur aullâ,
Cui vitam, ſtudiumq́; omne, o -
peramq; de dit!
Ah! ſatis eſt, plus ter-denos hoc muneris annos
Piſtrino incluſum ſuſtinuiſſe ſuo!
Nunc ergò rude donandus, poſt tanta laborum
Penſa, ſuo demum funere liber abit.
Quàmq́; animi requiem toties & corporis
optat,
Morgenbeſſerus, nunc ſine fine capit.
Q 3O fauſtam[126]
O fauſtam mortem! vitam hoc quæ fœnore
penſat,
Ceſſet ut heic, ibi nos ut ſine fine beet.

adjecit operâ extempor. M. ADAMUS THEBESIUS Paſtor & Senior VVoL.

COlluſtro quoties Morgenbeſſere tabellâ
Pictâ Te, toties fata gemiſco tuâ.
Neſtoreos Tu dignûs eras vixiſſe per annos,
Et magis in terris conſuluiſſe Bonis.
Sed lachrymandûs abis, comitatur Te vigor æqui,
Nominis hîc tantum gloria parta manet.

Applorabat Balthasar Schubart D.

QUo Te ſum vivum, PRATER, complexus amore
Hoc, jam defunctum proſequor in tumulo:
Hoc fraternus amor poſſit, pietasq́; dolorq́;
affectus linquam triſtia ſigna mei.
Eheu crudelis, nulla eſt clementia mortis,
Quod ſimili juvenes lege, Senesq́; rapit,
Ambo[127]
Ambo nos teneris fratres adolevimus annis,
nunc fugis adſpectum, frater amice, meum.
Solus ego maneo, rerum diſcrimina cernens
Tu repetis patriam, frater amice, tuam,
Heu mihi, quam impare ſorte rapit, mors cuncta pro -
fanans,
Quando etiam Sanctis imminet illa viris,
Sed quid ego contra, cœleſtia numina dico:
Te DEUS ætheream, jusſit adire viam.
Vive DEO, MORGENBESSERE, quieſceq́; buſto,
mox erit illa dies, quâ ſequar ipſe ſenex.

Charisſimo ſtudiorum olim Socio, in teſtimonium condolentiæ, veteris amicitiæ, A ffinitatis opta - tiſſimæ, fraternitatis conjunctiſſimæ, amico & fraterno pectore apponebat M. JOHAN. PARICIUS, Breslæ quæ Metropolis eſt Sileſiæ, ad Templum Divæ Mariæ Magd. â Sacris concionibꝰ.

POrtum nauta, tremens Neptuni in fluctibus, optat:
Ponere laſſatus vultꝙ́ viator onus.
Neuter at attingit, pro velle ſcopum: niſi Jova,
Horum almis Zepbyris, ipſe ſecundet iter.
Q 4Vita,[128]
Vita, quid est aliud; quam velificatio? quamꝙ́
Turbidum iter; variat quod phyſis, atꝙ́ DEUS?
Ah quot cordivoræ, laſſant heîc pectora curæ!
Quotcorpus laſſant tesqua, labore merô!
Optio niljuvat heîc: juvat heic & nil labor omnis:
Omnia nam, ad nutum ſtantꝙ́, caduntꝙ́ DEI.
Exemplar vitæ, MORGENBESSERIUS hujus
Exhibet: in curis quam, inꝙ́ labore habuit.
Undecies per tres annos, tulit officij æſtum,
Wolaviæ: Lygij Curia ubi alma Ducis.
Novit, qui novit, quid Præfectura requirat
Curarum: ut cunctis perbenè geſta ſiet.
Sœpius hinc, inter petiit tot mille labores,
Ut ſe dimitti, Duxꝙ́ Deusꝙ́ velit.
Ante ſuam metam, obtinuit tamen heîc nihil: ejus
Præſcia fluxerunt ordine fata ſuô.
Et tamen ad votum; tamen atꝙ́ optabile votum:
Ut vix, ſi licitum tunc, licitaſſet ea.
Primam nam Natam, Genero jungit ſapienti:
Pro reliquis Natis, cui data cura fuit.
Diſceſſum petit officiô, de Principe: votum
Obtinet: & votum dirigit ipſe DEUS:
Officium ut dum deponit, deponat & ipſam
Vitam; omnes curas ſicꝙ́ utriusꝙ́ ſimul.
Laſſatus[129]
Laſſatus curis, agitatus mole laborum,
Æternum portum, Numine dante petit.
Heîc onus, & quicquid terrenæ molis, in orbe
Depoſuit: liber ſcandit ad alta DEI.
Corpus tumba tegit: diſcurrit fama per orbem:
Per Chriſtum, in cœlô ſpiritus ipſus ovat.

Ut ſic reverà Morgenbeſſerius, ipſò Nomine tunc fuerit; omine nuncq́, cluat! Ad aram Mnemoſynes, adfectionis erga defunctum, ſympathias erga lugentes, erg ò, L. Mq́; hæc conſecrat, Gotfried Crätſchmair.

I.

TOta, labor, mea vita fuit, mea vitaq́; cura,
Neſcio quid fuerint ocia, quidvè quies.
Muneris, ac oneris ſatur, imis nunc ubi votis
Impetro ab Illuſtri Principe egoq́; rudem,
Ut de mundana reliqvum qvod fortè qviete
In cultum ferrem numinis, omne pium:
Ecce aliter viſum eſt, benè qvi facit omnia, Iovæ
Æternam dum me ſuſcipit ad reqviem.
RIſte[130]
Iſte meis abitus triſtisq́; apparet, & aſper,
Et quis non triſtem dixerit eſſe ſuis?
Nimirum quando ſobolem mors ſeparat atra
A patre impubem, à conjuge funus heram.
Quid tum? ſtat ſua cuiq́; dies, & terminus, à quo
Nemo auro, formà, vi prece liber erit.
Mundanis præſtant æterna, humana valete
Ocia! me reficit nunc magis illa quies.
In terris cultus mihi qvi fuit hiſce negatus,
Perpetuò in cœlis continuandus erit,
Angelicos inter cœtus. Ea Sancta catetva
Cœli animam vehet ad ſplendida tecta meam.
Quos autem rupto, percuſſit, fœdere, fletu,
Et volet, & poterit lætificare DEUS,
Et quos orbatos utroq́; parente reliqui,
Curabit patriâ ſedulitate pater.

Sancta hæc COLLEGÆ ſui moribundi, ſuſpiria, in memoriam, & honorem paulò poſt piè defuncti, hæredumq́; mœſtiſſimorum ſolatium, metricis hiſce lineolis annotare uti debuit, ità voluit Collugens, HENRICUS SCHIDEL Bud. L. Illuſt. Cur. Wol. per annos 21. ab epiſtolis, & ibidem civis.

II. Judi -[131]

II.

JUdicium qui ſœpè tulit, qui ſemper & æquum,
In cauſis, omni dexteritate bonis:
judicio, juſti, juſto ſe judicis offert,
Judica, ait, ſervum, Chriſte benigne, tuum:
Et ſic in Domino obdormit, vixiſſet ut annos
Octo & luſtra decem luce oriente, ſuo.
O verè fauſtos, ô hîc, illicꝙ́ beatos!
Qui non formidant ſiſtere ſe ante DEUM.

III.

RObora magnanimi dictis efferre Leonis,
Res vana eſt, per ſe ſunt ea nota ſatis.
Et quid opus fuerat poſt funera carmine longo
Collegæ laudes commemorare mei?
Quâ virtute, fide, quâ ſedulitateq́; juſſa
Fecerit: illuſtris curia teſtis erit.
Ejus volve libros, hos aſpice, perlege, cenſe,
Quod culpes folium non fore, jure, reor.
Si in vivis Noſtitz, ſi Niebelſchüzius eſſent,
Eſſet & iſtius teſtis uterq́; rei
Laſcivi occiſo ſed ceu quandoq́; Leoni
Inſultant Lepores, quem metuére prius:
Sic fieri poſſet, Morgenbeſſeria ſævo
Rodere ut auderet dente quis acta, malus:
Presſio ſed leporis, quod neſcit obeſſe Leoni,
Lingva hoc prava bono neicit obeſſe viro.
R 2Si[132]
Si modò nullius ſceleris ſibi conſeia mens eſt.
Mendax, vel nullo, fama, labore cadit.
Et Morgenbeſſer malefacti quî reus eſſet,
Quo vis promiſit qui MELIORA die?

DialogiſmusJOANNIS,MICHAELIS,&LUCAE,MORGENBESSERORUM. Trigæ puerorum florentiſſimorum, ſuper obitu, Deſideratisſimi Parentis, Dn. Michaelis Morgenbeſſeri, &c. luctuoſisſimæ.

Joann.
FRatres defunctum mecum lugete Parentem
Cui curæ ac cordi noſtra erat usꝙ́ſalus.
Spes reditus nobis ſupereſt haud ulla, qvis annis
Inteneris nobis adferet alter opem?
Mich:
Fata Patris ploro. Qvis enim tàm ferreus unqvam
Ut Patris immemorem ſe gerat ille ſui?
Aqvo nimîrum vitalem duximus ortum,
Qvovis ſuppeditat quiꝙ́ alimenta die.
Verùm adjutorem, quem quæram, neſcio, certum,
In patriâ hac nobis rarus amicus adeſt.
Lucas:
Et mea jure madent calidis quoꝙ́ lumina guttis,
Patris ob interitum JAN MICHAELꝙ́, mei.
Namꝙ́,[133]
Namꝙ́ meos natu minimus contemplor ut annos,
Conatum in ſtudiis inſpicioꝙ́ bonnm:
cecidit pater ante diem mihi, cujus habebam
Pluris conſilium, ac qvas mihi liqvit opes.
Sed quid luctu agitur? Lacheſin ſuſpiria diram
Nulla movent, nobis reddat ut illa patrem.
Invoco ſiꝙ́ hominum præſenti tempore amores,
Frigent, & falſi his ſemper adeſt aliqvíd.
Ergò Deum precibus conemur flectere noſtris,
Suppleat extincti ut Patris, amore, locum.
Conſilio noſtrisꝙ́ bono tutoribus adſit,
Ut benè præſint fortunæ animiꝙ́ bonis.
I. & M Rité mones dictis his feſtivißime frater,
Parendum monitis, quis neget eſſe tuis?
Mente ſed en unum devotâ hoc addimus ambo,
Et tu nobiscum corde vovebis idem.
Vivant Tutores longos fœliciter annos,
Quæꝙ́ aliâs nobis ſangvine juncta cohors!

introductus à Præcedentium Authore.

Vir conſultisſimus, MICHAEL MORGENBeSSERUS, Ducatus Wolav. Protonotarius emeritus; nuper in morbo ad Suos in modum hune anagrammaticum: Lubens, moriar. ſic gemes? (e nominis angelici in i græcum commutatô).

R 3Dimidi -[134]
DImidium cordis, omnis curæq́; levamen,
UXOR, plus oculis ſemper amata meis;
Et Tu, cùi gazam, cùm Natam, credidi amicam,
Clare GENER; deînceps Patris habende locô;
Sic quoque Tu, noſtri melioris nominis Hæres,
Hactenus & menſæ pulchra corona meæ:
Ut facies morbi eſt, verè mihi vita peracta eſt:
Mox in communem cogar abire Locum.
Eſto. LUBENS MORIAR, ſat longô tempore vixi:
Inſtar convivæ nunc ſatur ibo domum.
Nempe domum Patris, multa eſt ubi manſio nobis
Fraternò CHRISTI ſangvine parta DEI.
Et tu, chara mei, quam dixi, portio cordis,
SIC (fieri video) poſt mea fata GEMES?
Sed parcé hoc facias, tum me, tum tempora cernens.
Felix, in tutum cuî licet eſſe Polum!

aurito quaſi teste DANIELE EITHNERO, VVolavio, Scholæpatriæ Moderatore

Ara honoris piis DN. MORGENBESSERI optumè merti ac emeriti Manibus

AOnidum Themidosꝙ́ decus, cui Svada loquelam
Astræa ingenium, pectus Apollo dabat,
Occidit. ab fuerat Pylij digniſſimus ævo
MORGENBESSERUS cœlica regna petens.
Eheu[135]
Flete hunc Pierides mecum, fle terra Wolana
Et clarum meritis & pietate Virum.
Eheu te miſeram! ter denos tresꝙ per annos
Conſilio auxilium qui tulit, ecce cadit!
Astô felicem ter, terdeciesꝙ́ beatam!
Conſilio auxilium ſi ferat huîc ſimilis.

Obſervantiæ æternaturæ ergò poſita à JOHANNE SELIGERO. Jeſu Sangvine Iuſtus, Salvor 1. Joh. 1. 7. Nam: In ſolo Jeſu Salus Act. 4. 12. & 14. 11.

Vivit poſt funer a Virtus! Ergò MaliVole

DEnte leoninâ famam quid rodere tentas
Morgenbeſſeri, illam interiisſe, putans?
Vivit adhuc multis, victuraq; gloria famæ,
Morgenbeſſeri nomina dum fuerint.

juſti ſpes in ſilentio.

MORGENBESSERI Germanus amabile nomen
Si videat, melius cras fore ſemper ait.
Sed non fit melior lacrimoſa Tragœdia belli,
Incluta Germanis, turgida clade, ruit.
Vidit ut hanc rerum faciem, vaſtamꝙ́ ruinam,
Totꝙ́pericla domi, totꝙ́pericla foris;
Patre[136]
Parte ſuâ voluit MORGENBESSERUS adire
Deteriore Solum, ſed meliore Polum.
Et verè-factus MORGENBESSERUS. at omen
Nominis, hac rerum turbine, qvisꝙ́ vovet.
Spes ſumenda igitur mẽlior. meliora ſequentur.
Quæ ſi terra negat, non tamen astra negant.

BEATIS MANIBUS MORGENBESSERIANIS Epigramma hoc L. M. Q. conſecrat WOLGANGUS STIRIUS.

CRedimus in Media servari morte beatos;
Auxilium quoniam fert in agone DEUS;
Credidit hoc MORGENBESSERUS obiitq́ beatus,
Nunc ſervatorem, re facieq́; videt.

condolentiæ ergò ſcribebat THEODORUS PARICiUs Wratislavia-Sileſius

About this transcription

TextSterbender Christen Seelen-Schatz Auß dem Edlen Machtspruch Christi Joh. 3. v. 16. Bey dero Sepultur vnd bestattung Deß Weiland Ehrenvesten/ Wolgelarten vnnd Wolbenambten Herrn Michael Morgenbessers
Author Adam Thebesius
Extent136 images; 20319 tokens; 5504 types; 132225 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationSterbender Christen Seelen-Schatz Auß dem Edlen Machtspruch Christi Joh. 3. v. 16. Bey dero Sepultur vnd bestattung Deß Weiland Ehrenvesten/ Wolgelarten vnnd Wolbenambten Herrn Michael Morgenbessers Adam Thebesius. . 136 Georgius BaumannBreslau1631.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 S 121/17 / 523586

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

Editorial statement

Editorial principles

Publication information

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:36:04Z
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