PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Ehren-Kroͤnlin Jungfꝛaͤulicher Heꝛtzen.
Zum Ehrengedaͤchtnuß / Vber dem toͤdtlichen ableiben / Der weilandt Erbaren vnd Tugendtreichen Jungfrawen MARIÆ, Des Ehrenveſten / Wolgeachten vnd Weiſen-Herrn Fabiani Ludowigs / Buͤrgers vnd Wolverordneten StadtSchoͤppens in Groß - Glogaw / Hertzgeliebten Einigen Tochter. Welche am 11. tage Septembris / inſtehenden 1613. Jahres / in wahrem Erkaͤndtniß vnd Bekaͤndtniß jhres Hey - landes vnd Erloͤſers CHRiſti JEſu / zum Guhr / ſanfft vnd Selig entſchlaffen / Vnd den 13. hernach Chriſtlichen zur Erden beſtattet worden. Betrachtet auß Gottes Wort / in der Pfarr Kirchen daſelbſt / in groſſer Volckreicher Verſamlung /
AnnoIn ManV DIVIna Corona. Von Der HanD Vnſers Gottes habẽ wIr DIe reCht feIne Kꝛone.Gedruckt zuGroß Glogaw/ durchJoach. Funck.
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JUDICIUM VERITATIS, de morte filiæ Jairi, Matth. 9.

Non mortua eſt adoleſcen - tula, ſed dormit. ()Das Maͤgdlein iſt nicht Todt / Sondern es ſchlaͤffet. ()
1Chriſtliche Leich-Predigt.

Eingang.

DEr GOTT alles Troſtes / Der allein kraͤfftiglich troͤſten kan in aller Be - truͤbniß / Der verleihe vns allen ſeinen Gna - den vnd TroſtGeiſt / Damit wir vns des Tro - ſtes ſeines Goͤttlichen Worttes nuͤtzlichen erjn - nern moͤchten / AMEN.

ANdaͤchtige / Geliebete in CHRiſto JEſu / Vnſer Hertze iſt betruͤbet / vnd vnſer Augen ſind finſter worden / klaget die betruͤbete Chriſt - liche Gemeine altes Teſtaments / in KlagLie - dern Jeremiæ / am 5. Cap. Welche betruͤbete JammerKlage / Jhr / meine Geliebten / wir alle - ſampt / in dieſen boͤſen betruͤbten Zeitten / wol widerholen koͤnnen / Da vieler frommer Chri -A ijſten2Chriſtliche Leich-Predigt.ſten Hertzen / vber der ZornRutten / ſo vns die Goͤttliche Majeſtat nur von ferne ein wenig weiſet / hertzlich betruͤbet / vnd gleichſam gar be - ſtuͤrtzet ſind. Jnſonderheit aber werden zwei - fels ohne die hochbetruͤbten Eltern dieſer Seli - gen Jungfrawen / derer Leichbegaͤngniß wir jtzo halten / in Jhrem groſſen Hauß vnd Her - tzens Creutze / Damit ſie GOTT / nach ſeinem VaterRath heimſuchet / offt erſeufftzen / ſagen vnd klagen:

Vnſer Hertz iſt betruͤbet / vnd vnſer Augen ſind finſter worden. ()

Denn / ſolte Jhr zartes Vater vnd Mut - ter Hertze nicht hoͤchlich betruͤbet ſein / da GOtt ein vornehmes Stuͤcke von demſelben / Jhre Hertzliebſte / Einige Tochter / durch den zeitlichen Todt hinweg geriſſen? Solten Jhre Augen nicht finſter werden / Sintemal das Vater vnd Mutter Hertze das Waſſer auß den Augen Hauffen weiſe vber die Backen heruͤber jaget? Vnd zwar ſolches Jhr Hauß vnnd Hertzens - Leidt / wird / ohne zweiffel / dardurch vermehret / daß ſie / auß Schuldt der Zeit / ſelbſten bey demLeich -3Chriſtliche Leich-Predigt.Leichbegaͤngniß Jhres lieben Kindes nicht koͤn - nen gegenwertig ſein / vnd anhoͤren den Troſt / deſſen wir vns jtzo auß Goͤttlichem Worte erjn - nern wollen.

Das ſie alſo ſeufftzen vnd wehklagen / kan Jhnen kein Chriſtliches Hertz vor uͤbel halten / Denn es nicht wider GOttes Wort iſt. Wie klaͤglich that Jacob / als er vermeynete / ſein Sohn Joſeph were jaͤmmerlich geſtorben / Ge - neſ. 37. Wie betruͤbt erzeigte ſich dort Jephthah / der Richter im Volcke GOttes / als er ſeiner lie - ben Jungfraw Tochter / die ſein einiges Kindt war / in dieſer Welt beraubet werden ſolte: Er zerreiß ſeine Kleider / vnd fieng jaͤmmerlich an zu ſchreyen: Ach meine Tochter / wie beu - geſtu mich / wie betruͤbeſtu mich / im Buch der Richter / am 11. cap. Aber alleine Chriſten gebuͤhret auch / daß ſie des Trawrens eine maſſe machen / vnd nicht trawren / wie die Heyden / die keine Hoffnung haben / 1. Theſs. 4. Welches ohne zweiffel dieſe Hochbetruͤbte Eltern / weil ſie rechtgleubige Chriſten / vnd Liebhaber Goͤtt - liches Wortes ſind / auch thun werden.

A iijGOtt4Chriſtliche Leich-Predigt.

GOtt der Heilige Geiſt ſtehe Jhnen bey in ſolchem Jhrem Hauß - vnd HertzensCreutze / Vnd weil ſeiner vornembſten aͤmpter eines iſt / daß Er vns der Worte JEſu erjnnere / Johã. 14. Als wolte Er auch ſie erjnnern alle des Troſtes / den ſie zuvor auß GOttes Wort gehoͤret vnd gelernet haben.

Wir aber wollen jtzo bey ſolchem Chriſt - lichen / Volckreichen Leichbegaͤngniß auch etwas Troͤſtliches auß GOttes Wort mit einander be - trachten / Damit aber ſolches mit Nutz ge - ſchehe / So wollen wir zuvor GOtt anruffen / durch ein an - daͤchtiges

Vater vnſer. ()
Textus. 5Chriſtliche Leich-Predigt.

Textus.

Hoͤret jtzo an / Jhr meine Geliebten / nachfolgendes ſchoͤne Troſtſpruͤch - lein / welches vnſere Selige Jungfraw Jhr ſelb - ſten zum Leich-Argument außerkohren / Vnd iſt auffgezeichnet im Buch der Weißheit am 5. cap. mit nach folgenden worten:

Die Gerechten werden Ewig - lich leben / der HERR iſt jhr Lohn / vnd der Hoͤchſte ſorget fuͤr ſie / Darumb wer - den ſie empfangen ein herr - liches Reich / vnd eine ſchoͤne Krone / von der Handt des HERREN. ()

TReffliche ſchoͤne Hertzens-Worte ſind dieſes / Jhr meine Geliebten / welcheallen6Chriſtliche Leich-Predigt.allen rechten Chriſten billich Hertzensluſt vnd Liebe machen folten / auß dieſem elenden Jam - merthal abzuſcheiden / vnd in die Ewige Frewde verſetzet zu werden / daß ſie rieffen vnd ſchryen mit S. Paulo: Τὴν ἐπιϑυμίαν ἔχω εἰς τὸ ἀναλῦσαι, Jch begehre hertzlich auffgeloͤſet zu wer - den / vnd bey meinem HErren CHRiſto z[u] ſei[n] / Philip. 1. Deßgleichen mit Koͤnig David: Wie der Hirſch ſchreyet nach friſchem Waſſer / alſo ſchreyet meine See - le GOtt zu dir / Meine Seele duͤrſtet nach Gott / nach dem lebendigen GOtt / Ach wenn werd ich dahin kommen / das ich ſein Angeſicht ſchawen moͤge? Pſal. 42. Wie denn auch mit der frommen Monica / deß Heiligen alten Kirchen Lehrers Auguſtini Mut - ter: Evolemus hinc, evolemus hinc, Laſſet vns von hinnen baldt in das Ewige Le - ben hienein wandern. Vnd zwar / Jhr meine Geliebten / Warumb ſolten vnd wolten wir nicht ſolch hertzliches Sehnen vnd Verlan -gen7Chriſtliche Leich-Predigt.gen nach dem zukuͤnfftigen Leben haben / Da wir doch ſolche herrliche Schaͤtze / laut vnſers vorgenommenen Spruͤchleins / daſelbſten zu ge - warten haben.

Der Erſte Schatz ſol ſein Vita Æterna, Ein Ewiges / vnver - gaͤngliches Leben. Die Gerechten / ſaget der Geiſt GOttes / werden Ewiglich leben. Das iſt ein herꝛlicher / koͤſtlicher Schatz / der mit keinem Goldt noch Silber / Ja mit der Jrꝛdiſchen Welt nicht zubezahlen iſt. Allhier koͤnnen wir nicht Ewiglich Leben / Sondern / Vnſer Leben wehret ſiebentzig Jahr / ſaget Moſes zu ſeiner zeit / vnd wenns hoch koͤmpt / ſo ſinds achtzig Jahr / vnd wenns koͤſtlich geweſen iſt / ſo iſt es Muͤhe vnd Arbeit geweſen / Pſal. 90. Es kan kein Bruder den andern vom Tode erretten / ſaget David / Pſal. 49. Wir muͤſſen alle ſter - ben / wir ſind Jung oder Alt / Reich oderBArm /8Chriſtliche Leich-Predigt.Arm / Groß oder Klein. Es gehet wie die Chriſtliche Kirche ſinget: Heut iſt ď Menſch ſchoͤn / jung vnd lang / Sieh / Morgen iſt erſchwach vnd kranck / Baldt muß er auch gar ſterben: Gleich wie die Blu - men auff dem Feldt / Alſo muß auch die ſchnoͤde Welt / Jn einem huy verderben. Deßgleichen: Den Reichen hilfft doch nicht ſein Gutt / Den Jungen nicht ſein ſtoltzer Mutt / Er muß auß dieſem Maͤyen: Weñ einer het die gantze Welt / Silber vnd Golt / vnd alles Gelt / Noch muß er an den Reyen. Aber im zukuͤnffti - gen Leben wird man von keinem Sterben mehr wiſſen / Ewig / Ewig / werden die Gerech - ten leben / ſaget vnſer Text.

Solchen Schatz kan vns keine Creatur geben. Darumb kamen jene fuͤrtreffliche Philo - ſophi zu kurtz / als ſie den großmaͤchtigen Mo - narchen Alexandrum M. baten: Er woltejhnen9Chriſtliche Leich-Predigt.jhnen Immortalitatem, die Vnſterbligkeit mit - theilen. Wir / die wir an GOtt gleuben / koͤn - nen nicht zu kurtz kommen mit ſolcher Bitte bey GOTT / Er wil vnd kan vns geben Immor - talitatem, Die Vnſterbligkeit / vnd das Ewige Leben.

Der ander Herrliche Schatz / ſo alle Gleubigen / Laut der Wort des Geiſtes GOttes in vnſerm Text / im Ewigen Leben vber - kommen ſollen / iſt: Divinum Præmium, Ein Goͤttlicher Lohn. GOtt der HERR wil vns nicht allein das Ewige Leben geben / Sondern Er wil vns auch Lohn geben im Ewi - gen Leben. Was ſol aber vnſer Lohn ſein? Wenn vns Gott gleich ſonſten Himmel vnd Erden verehrete / ſo weren ſie vns doch nichts nuͤtze ohne GOtt. Wenn wir aber GOtt haben / ſo haben wir alles mit einander / wornach vnſer Seel vnd Hertz wuͤnſchen koͤndten. Wir koͤnnen ſa - gen mit Koͤnig David: HERR / wenn ichB ijnur10Chriſtliche Leich-Predigt.nur dich habe / So frage ich nichts nach Himmel vnd Erden. Wenn mir gleich Leib vnd Seel verſchmacht / So biſt du doch meines Hertzen troſt / vñ mein theil / Pſal. 73. Dieſer HERR wil vns auch vnſer Elendt belohnen / Vnſere Truͤbſall ſol erſetzet werden mit Ewiger Frewd vnnd Herrligkeit / laut des troͤſtlichen Spruͤchleins S. Pauli: Vnſere Truͤbſall / die zeitlich vnd leicht iſt / Schaffet eine Ewige / vnd uͤber alle maß wichtige Herrligkeit / 2. Cor. 4.

Der dritte Schatz / ſo wir der vertroͤſtung abgeleſener worte nach / zukuͤnfftig zugewarten / iſt: Divina Procuratio, Die Vaͤterliche Fuͤrſorge Gottes. Der Hoͤheſte ſorget fuͤr ſie / ſaget vnſer Spruͤch - lein. Das iſt abermal ein Herrlicher Schatz / den wir zukuͤnfftig zugewarten. Zwar in die - ſem Leben ſorget GOTT auch fuͤr vns / Mit vnſern Sorgen iſt wenig / oder ja gar nichts außgericht / wenn GOtt nicht ſorget. Aberdoch11Chriſtliche Leich-Predigt.doch gleichwol hat der Menſch in dieſem Leben noch jmmer zu ſorgen / Da gehets: Was wer - den wir eſſen? Was werden wir trin - cken? Wormit werden wir vns kleiden? Wie vnſere Sorgen CHRIſtus beſchreibet / Matth. 9. Aber im Ewigen Leben werden wir aller Sorgen vberhaben ſein / Der Hoͤchſte wird fuͤr vns ſorgen. Wir werden alldar nicht duͤrffen fuͤr Eſſen ſorgen / vnſere Taffel wird ſchon bereitet ſein / Wir werden mit Abraham / Jſaac / vnd Jacob im Reiche GOttes zu Tiſche ſitzen / laut der Troͤſtlichen Verheiſchung JEſu / Matth. 8. Da wird vns nicht jrgend auffgetra - gen werden Panis lacrymarum, Das Thraͤ - nenBrod / damit vns GOTT offt in dieſem Leben ſpeiſet / Das wir denn klagen vnd ſagen mit David: Cibas nos pane lacrymarum, HERR / du ſpeiſeſt vns mit Thraͤnen - Brod / Pſal. 80. Sondern / Vivus panis Ange - lorum, Vitam præbens electorum, (wie die Kirche ſinget:) Das Brodt des Lebens / das rechte Himmel-Brodt / CHRiſtusB iijJEſus12Chriſtliche Leich-Predigt.JEſus wird vns dargegeben werden / Daran werden wir Ewig Satt vnd Se - lig ſein.

Wir werden vns auch vmb Tranck nicht bekuͤmmern duͤrffen / Keines Jrrdiſchen Trin - ckens werden wir nicht beduͤrffen / Sintemal / nach S. Pauli Spruch / Das Reich Got - tes nicht im Eſſen vnd Trincken beſtehet. Wir werden vns auch nicht befahren duͤrffen / Das vns GOTT traͤncken werde mit groſſem maß voll Thraͤnen / Pſal. 80. Der Creutzbecher / der mit Weine der Truͤb - ſall biß oben an von Gott eingeſchencket / wird auch nicht mehr verhanden ſein / Pſal. 75. Sondern wir werden trincken eitel Vinum læti - tiæ, Den Wein der Ewigen Frewde / Wonne / vnd Herrligkeit. CHRiſtus der HErr wird ſelbſten fuͤr die Himliſche Taffel tret - ten / vnd ſeinen Gaͤſten zuruffen: Comedite & bibite & inebriamini chariſsimi: Eſſet meine Freunde / Trincket meine Lieben / vndwerdet13Chriſtliche Leich-Predigt.werdet truncken / auß dem Hohenlied Salo - monis / am 5. Cap.

Der vierde Schatz / der vns zukuͤnfftig ſol zugeſtellet werden / iſt / laut abge - leſener worte: Regnum Gloriosum, Ein Herrliches Reich. Welches vns zum Troſte dienen ſol: Wir werden verſetzet wer - den / nicht jrgendt in ein Wincklichen / nicht jrgendt in ein armes Doͤrfflin / da weder zu beiſ - ſen noch zu brechen / Sondern in ein Reich / vnd zwar nicht in ein ſchlechtes Weltliches Koͤnig - reich / Sondern in ein Herrliches Reich / welches der HERR der Herrligkeit ſelber be - ſitzet / Jn welchem Frewde die fuͤlle / vnd lieblich Weſen ewiglich iſt / Pſal. 16. Von ſolchem Reich ſaget die Schrifft: Die Heili - gen des Hoͤchſten werden das Reich ein - nehmen / vnd werdens beſitzen jmmer vnd Ewiglich / Dan. 7.

Endlich /14Chriſtliche Leich-Predigt.

Endlich / vnd zum Fuͤnfften / So ſollen wir auch dort empfangen Coronam Pulcherrimam, Eine ſchoͤne Krone von der Handt des HERREN. Was das fuͤr eine Herrliche Krone / werden wir jtzo hoͤren. Das ſind ja Herrlicher fuͤnff Schaͤtze / die wir im zukuͤnfftigen Leben zugewarten / welche vns billich Luſt dahin machen ſolten.

Vnd das iſt alſo der fuͤrnembſte Jnnhalt / dieſes ſchoͤnen TroſtSpruͤchleins / welches vn - ſere Selige Jungfraw / derer Leichbegaͤngniß wir jtzo halten / hertzlich geliebet / Sich darmit auff jhrem SiechBette / biß an jhr Ende / getroͤ - ſtet / vnnd ſelbeſt begehret vnd gebeten / das ich ſolches bey jhrem Chriſtlichen Leichbegaͤngniß in der Gemeine GOttes erklaͤren moͤchte.

Welchem Jhrem Letzten Wunſch vnd Be - gehren nach zuleben / Jch / vormittelſt Goͤttlicher Gnaden / mir vorgenommen / auß abgeleſenem Spruͤchlein kuͤrtzlich dieſen einigen Punct zube - trachten vorzuſtellen.

Nemlich:15Chriſtliche Leich-Predigt.

Nemlich: Was doch der mal eines alle Geiſt - liche Jungfraͤwliche Hertzen / So da wahren Glauben / vnd reines Leben in dieſer Welt gefuͤhret / fuͤr eine Edle Ehren Krone / von der Handt des HERRN empfan - gen ſollen / Vnd mit was fuͤr Eh - renSteinlein ſolche Krone gezie - ret ſein werde?

GOTT gebe ſeine Gnade hierzu von oben herab / AMEN.

CΕΡΓΑΣΙΑ. 16Chriſtliche Leich-Predigt.

ΕΡΓΑΣΙΑ.

BElangende nun / Jhr meine ge - liebeten in CHRiſto / Solche Ehren - Kron / ſo laut vnſers Spruͤchleins / von der Handt des HERREN empfangen werden ſol / als wird von derſelben anfenglich gemeldet: Wem ſie gegeben werden ſolle? Nemlich / nicht jrgendt den Gottloſen / Epicuri - ſchen Veraͤchtern vnd Hellebraͤnden / die ſich eben ſo viel vmb die Krone der Herrligkeit bekuͤm̃ern / als jrgendt der Han beim Æſopo / vmb die koͤſt - liche Perle / ſo er fandt / Nein mit nichten / Solch Heiligthum̃ gehoͤret nicht fuͤr die Saͤw / Matt. 7. Solche Leute werden mit andern Kronen / Nem - lich / mit Helliſchen / Fewrigen SchwefelKro - nen vnd PechKraͤntzen gekroͤnet werden / vom leidigen Teuffel / in der ewigen Verdamniß Sondern allein Die Gerechten / ſaget vnſer Spruch / werden eine ſchoͤne Krone em - pfangen von der Handt des HErren.

Was17Chriſtliche Leich-Predigt.

Wer ſind aber die Gerechten?

Zwar Juſtitiâ legali, was die Gerechtigkeit des Geſetzes anlanget / So kan ſich niemandt ruͤhmen / das er vollkoͤmlich Gerecht ſey fuͤr GOTT / Sintemal kein Menſch dem Geſetze GOTtes voͤlligen Gehorſam leiſten kan / Wir muͤſſen alle bekennen / das es war ſey / was die Schrifft ſaget: Das alle vnſere Gerech - tigkeit fuͤr GOtt ſo ſcheußlich außſehe / tanquam pannus menſtruatæ, wie ein vnflaͤ - tiges Tuch / Eſai. 64. Wir muͤſſen alle ſub - ſcribiren vnter den generalem Aphoriſmum S. Pauli: Sie ſind allzumal Suͤnder / vnd mangeln des Ruhms / den ſie fuͤr GOtt haben ſollen / Rom. 3.

Aber Juſtitiâ fidei, Die Gerechtigkeit / ſo aus dem Glauben kommet / betreffendt / So ſind alle die Jenigen Gerecht fuͤr GOtt / Die mit wahrem Glauben ergreiffen die Gerech - tigkeit JEſu / welche er mit ſeinem Thun vnd Leiden nicht Jhm / ſondern Vns / er -C ijworben18Chriſtliche Leich-Predigt.worben hat. Solche Gerechtigkeit wird ge - nennet Juſtitia imputativa, Die zugerechnete Gerechtigkeit / Weil ſie nicht auß vns oder vnſern Wercken herruͤhret / Sondern vmb JEſu Verdienſts willen zugerechnet wird. Solche gerechte Leute / ſo den Glauben haben an JEſum / vnd denſelben an Tag geben durch ein reines vn - beflecktes Leben vnd Wandel / werden in Heili - ger Schrifft genennet Jungfrawen / Dar - umb / das ſie Jhr Hertz vnd Liebe nicht auff die Welt / vnd was drinnen iſt / Fleiſchesluſt / Au - genluſt / vnd Hoffertiges Leben / 1. Johan. cap. 2. Sondern allein auff JEſum / jhren HErren vnd Braͤutigam werffen / vnd ſagen wie das Heilige Funfftzehnjaͤhrige Jungfraͤwlein Agnes: Po - ſuit Sponſus meus ſignum in facie mea, ut nul - lum præter ipſum amatorem admittam, Mein HertzBraͤuttigam JEſus CHRi - ſtus hat mich vnter meinem Angeſichte gezeichnet / mit dem zeichen des Heiligen Creutzes / Bey welchem ich niemand an - ders / den jhn allein lieb haben kan vndſoll.19Chriſtliche Leich-Predigt.ſoll. Ambroſ. Tom. 3. oper. Serm. 90. Von ſol - chen Hertzen ſchreibet S. Johannes: Dieſe ſinds / die mit Weibeꝛn nicht befleckt ſind / Denn ſie ſind Jungfrawen / vnd folgen dem Lamb nach / wo es hingehet / Apoc. 3. Dieſe empfangen nun die Krone von der Handt des HErren.

Was iſts aber fuͤr eine Krone?

Jſt es jrgendt Koͤnig Pharaonis Krone? von welcher Joſephus ſchreibet / lib. 2. antiquit. cap. 7. Daß ſie Moſi in ſeiner Kindheit / da er drey Jahr ſeines alters geweſen / auffgeſetzt wor - den / welche er vom Haͤupte genommen / vnd mit Fuͤſſen getretten? Oder iſts Koͤnig Davids Krone / welche einen gantzen Centner Goldes ge - wogen / vnd mit vielen Edlen Steinen verſetzt ge - weſen / die er auffgeſetzet im Triumph zu Rabba / 1. Paral. 29? Nein mit nichten. Mit ſolchen vnd dergleichen Jrꝛdiſchen Kronen were einem Men - ſchen nach dem Tode nichts gedienet / Sintemal doch Goldt vnd Gelt bleibet in der Welt: Son -C iijdern /20Chriſtliche Leich-Predigt.dern / Es iſt die Krone der ewigen Selig - keit / welche genennet wird in Heiliger Schrifft 1. Corona incorruptibilis, die vnverweßliche Krone / 1. Cor. 9. Darumb das keiner / der ein - mal mit dieſer Krone gekroͤnet wird / in Ewigkeit die Verweſung mehr ſehẽ darff. 2. Corona juſti - tiæ, Die Krone der Gerechtigkeit / Die - weil alleine die Gerechten darmit gekroͤnet werdẽ ſollen. Darvon ſchreibet S. Paulus: Bonum certamen certavi, curſum conſumavi, fidem ſer - vavi. Ideò repoſita eſt mihi corona juſtitię, quam dabit mihi Dominus in illa die juſtus judex; Jch habe einen gutten Kampff gekaͤmpf - fet / Jch habe meinen Lauff vollendet / Jch habe Glauben gehalten: Nun mehr iſt mir beygeleget die Krone der Gerechtig - keit / welche mir an jenem Tage geben wird der gerechte Richter JEſus CHri - ſtus / Nicht aber alleine mir / Sondern auch allen / die ſeine Erſcheinung lieb ha - ben / 2. Tim. 4. 3. Corona Vitæ, Die Kronedes21Chriſtliche Leich-Predigt.des Lebens / Darumb das alle / die dieſe Krone empfangen werden / Ewig leben ſollen. Mit die - ſem Nahmen nennet ſie JEſus ſelbſten / wenn Er ſaget: Eſto fidelis usq; ad mortem, & dabo tibi coronam vitæ; Sey getꝛew biß in den Tod / ſo wil ich dir die Krone des Lebens geben / Apocal. 2. 4. Corona immarceſſibilis gloriæ: Die vnverwelckliche Krone der Herrlig - keit / Dieweil alle ſo ſolche Krone erlangen / in E - wiger / vnauffhoͤrlicher Herrligkeit ſein ſollen. Alſo nennet ſie S. Petrus / da er ſaget: Wenn der Ertzhirt erſcheinen wird / ſo werdet jhr empfahen die vnverwelckliche Krone der Herrligkeit / 1. Petr. 5. Jn Summa / Die Krone / ſo die Gerechten von der Handt des HErren empfangen ſollen / iſt nichts anders / denn Ewige Frewde / Wonne / vñ Herrligkeit / So ſie nach dieſem Leben em - pfangen werden.

Jn ſolche Kroue aber ſind verfaſſetetliche22Chriſtliche Leich-Predigt.etliche herrliche Edle Steinlein / derer wir zu dieſem mahl nur drey kuͤrtzlich beſehen wollen.

Das erſte Edle Steinlin in der Kron der Gerechten iſt Perpetua Sani - tas, Ewigwehrende Geſundtheit.

Was dieſes fuͤr ein Edles thun ſey / verſte - het niemandts / denn der zuvor eine lange zeit ge - ſiechet vnd gekrancket hat. Allhier in dem La - zareth dieſer Welt iſt der Menſch allerley Seelen vnd Leibes Kranckheit vnterworffen: Von der Seelen Kranckheit ſtehet geſchrieben: Das gantze Haͤupt iſt kranck / das gantze Hertz iſt matt / von der Fußſolen an / biß auff die Scheitel / iſt nichts geſundes an Ihnen / Sondern nur eitel Wunden / Striemen / vnd Eyterbeulen / die nicht gehefftet noch verbunden / noch mit oͤhle gelindert ſind / Eſaiæ c. 1. Von ſolcher hat man jtzt geſungen im Leichgange: Durch Adams Fall iſt gantz verderbt / Menſchlich Natur vnd Weſen /Daſſelb23Chriſtliche Leich-Predigt.Daſſelb Gifft iſt auff vns geerbt / Das wir nicht kondten geneſen: Ohn Gottes Troſt / der vns erloͤſt / hat von dem groſ - ſen ſchaden / Darein die Schlang Evam bezwang / Gottes Zorn auff ſich zu laden.

Die Leibliche Kranckheit anlangendt / als ſaget S. Paulus / das wir an vns tragen ϑνητὸν καὶ φϑαρτὸν σῶμα. Einen toͤdlichen vnd verweß - lichen Leib / 1. Cor. 15. Ach einen elenden Leib / Wie viel Kranckheit iſt er vnterworffen? Wir haben faſt ſo viel Glieder am Menſchlichen Lei - be / als Tage im Jahre ſind / vnd iſt doch nicht das kleineſte oder geringſte vnter jhnen / das ein ſonderlich Privilegium ſanitatis hette / vnd von aller Kranckheit vnd Anſtoß befreyet ſey.

Dort aber / ſo baldt wir die Kron der Ge - rechten empfangen werden / Da werden wir ſein ἰσάγγελοι, Gleich wie die Engel GOttes / Matth. 22. Gleich wie dieſelben keiner Kranck - heit vnterworffen ſein / Sondern allezeit friſch vnd geſundt bleiben: Alſo werden wir auch in jenem Leben keine Kranckheit mehr außſtehenDduͤrffen /24Chriſtliche Leich-Predigt.duͤrffen / Das Edele Steinlin Perpetua ſanitas wird gut ſein wider alle Kranckheit vnd Gebre - chen. Es wird da nicht mehr heiſſen / ſaget S. Auguſtinus: Viſita ægrotum: Gehe hin zu dieſem oder jenem Patienten / vnd beſuche jhn / quia ibi erit ſanitas æterna, Denn da wer - den wir ewig friſch / geſundt / vnd froͤlich ſein. Welches denn vns allen / die wir ſchwache ſieche Leiber haben / kraͤfftigen Hertzens Troſt geben kan.

Das ander Edle Steinlin iſt Indigentiæ Nullitas. Ohne Mangel. Wenn wir dieſe Ehren Kron von der Handt des HERREN empfangen werden / So wird kein Mangel mehr verhanden ſein an jrgendt etwas. Der Hoͤchſte wird fuͤr vns ſorgen. Wir werden haben Frewde die fuͤlle / vnd liebliches Weſen zur Rechten GOttes Ewiglich / Pſal. 16. Weil wir in dieſer Sterb - ligkeit noch jm̃er den elenden Madenſack an vns tragen / als mangelt vns nichts / deñ alles was wirbeduͤrffen.25Chriſtliche Leich-Predigt.beduͤrffend. Einem mangelt Eſſen vnd Trincken / dem andern Kleider vnd Schuch / dem dritten Wonung vñ Herberge. Jm Ewigen Leben aber werden wir das alles vollauff haben. Eſſen vnd Trincken belangendt / So haben wir zuvor ge - hoͤret auß den Worten JESV: Das wir mit Abraham / Jſaac / vnnd Jacob zu Tiſche ſitzen / vnd Taffel halten ſollen im Reiche GOttes / Matth. 8. Kleider vnnd Schuch ſollen vns auch nicht mangeln: GOtt wil vns ſelber kleiden / Nicht in ſchlechte Kleider / ſondeꝛn in Prieſterlichen Braut - ſchmuck / Eſai. 61. Er wil vns geduppelt an - legen / vnten ein Schneeweiſſes Kleidt / Stolam innocentiæ Jesu Christi; Das Schnee - weiſſe Kleidt tragen die Heiligen GOTTes im Himmel / Wie man von Jhnen ſinget / ex Apo - cal. 7. Iſti ſunt qui venerunt ex magna tribula - tione, & laverunt ſtolas ſuas in ſangvine agni, modô coronantur; Dieſe ſinds / die da kom - men ſind auß groſſer Truͤbſal / vnd habenD ijjhre26Chriſtliche Leich-Predigt.jhre Kleider gewaſchen / vnd haben jhre Kleider helle gemachet im Blutte des Lambs / jtzo werden ſie gekroͤnet.

Vber dieſes ſchoͤne weiſſe Kleidt wird Er vns auch anlegen den ſchoͤnen rothen Rock der Gerechtigkeit / ſo gefaͤrbet im rothen Weinbeerſafft des Bluttes JEſu / Von welchem Vater Jacob auff ſeinem Todt Bette Propheceyet / Geneſ. 49. Jn ſolchem Habit werden wir GOTT zugefuͤhret werden / darin - nen werden wir Jhm wolgefallen / als eine Braut jhrem liebhabenden Braͤutigam. GOtt wird vns empfangen / vnd ſagen: Euge ſerve bone, famula fidelis, intra in gaudium Domini: Ey du getrewer Knecht / du getrewe Magd / Gehe ein zu deines HERRen Frewde. Neben dieſer Kleidung wird Er vns auch Schuhen / vnd anlegen die Stiefeln des Friedes / Epheſ. 6. Wir werden ſitzen in ſtoltzer Ruhe / Eſai. 32. Vmb Wohnung vnd Herberge werden wir vns auch nicht bekuͤm̃ernduͤrffen /27Chriſtliche Leich-Predigt.duͤrffen / Wir ſollen kommen in domum patris Jesu, in JEſu Vatern Hauß. Daſelbſten ſind vnſere Wohnungen / Ja multæ manſiones, Viel bleibende ſtaͤtte durch CHRiſtum bereitet. Denn ſo ſaget Er ſelbſten: In domo patris mei manſiones multæ ſunt; In meines Vaters Hauſe ſind viel Wohnungen. Vnd wenns nicht ſo were / ſo wolt ich ſa - gen: Jch gehe hin / Euch die ſtaͤtte zu be - reiten. Vnd ob ich ſchon hingehe / euch die ſtaͤtte zubereiten / ſo wil ich doch wider - kommen / vnd euch zu mir nehmen / auff das jhr ſeid / wo ich bin. Johan. 14.

Jn dieſer Welt haben wir keine bleibende ſtatt / Hebr. 13. Haben wir etwas Eigenes / So wiſſen wir nicht wie lange wir es haben / Baldt nimpts Fewers oder Waſſers noth dahin / Baldt jaget vns Sterbens oder Peſtilentz gefahr he - rauß: Aber JEſu Vatern Hauß iſt feſte gebawet: Kein Feindt kan es zerſtoͤren: Waſſer vnd Fewer kan es nicht verzeh -D iijren:28Chriſtliche Leich-Predigt.ren: Wer ein mal darein koͤmmet / der wird in Ewigkeit nicht außziehen duͤrf - fen. Mit dieſem ſollen ſich troͤſten nicht alleine arme Leutlin / die jtzo gegen dem Winter nicht wiſſen / wo ſie jrgendt in dem kalten Gewitter Wohnung oder Herberge mit den Jhrigen haben moͤchten: Sondern wir alle miteinander / wenn wir ſehen / das vns GOTT jrgendt mit Peſt / oder andern Plagen heimſuchen wolle / daß wir doch deßwegen nicht zagen / vnd gedencken / GOtt werde vns gantz vnd gar ohne Herberge laſſen: Nein mit nichten. Der Hoͤchſte ſorget fuͤr vns / ꝛc.

Vnd ob wir gleich auch allhier keine blei - bende ſtelle haben / ſolten von einem Ort zum an - dern außziehen / vnd keine ſichere ſtaͤtte antreffen koͤndten / Ja wenn wir gleich auch im Tode die Welt gar reumen muͤſten: Ey ſo laſſet vns deß troͤſten / Das in domo patris Jesu, In JEſu Vatern Hauß bleibende Wohnung ſey / auß welcher wir in Ewigkeit nicht wer - den weichen duͤrffen.

Das29Chriſtliche Leich-Predigt.

Das dritte Edle Steinlin heiſſet Sapientiæ Intforitas, Voll - kommene Weißheit.

Jn dieſem Leben verſtehen wir nichts be - ſtaͤndiges von Weltlichen Sachen / Schweige dann / daß wir vns in Geiſtliche recht ſchicken ſolten. Naturalis homo non percipit ea, quæ ſunt Spiritus Dei; Der natuͤrliche Menſch vernimpt nichts von dem das des Gei - ſtes GOttes iſt / Es iſt jhm eine Thor - heit / vnd kans nicht verſtehen / 1. Cor. 2.

Wir muͤſſen alle klagen vber vnſere ange - borne Blindheit / mit dem Heidniſchen Poëten Lucretio:

O cœcas hominum mentes, ô pectora cœca, Qualibus in tenebris vitæ, quantisq́; periclis Degitur hoc ævi, quodcunque eſt. O wie ſind doch aller Menſchen Her - tzen ſo gantz vnd gar verblendet / So lan - ge wir leben / ſo wehret nur eitel Finſter - niß vnd Gefahr in vns.
Socrates30Chriſtliche Leich-Predigt.

Socrates der Heide / der zu ſeiner zeit vor den weiſeſten gehalten ward / ſagte: Se nihil ſcire, præter id, quôd nihil ſciret; Er wiſſe noch verſtehe nichts / denn nur dieſes / das er nichts verſtehe. Dieſes / Er habe es auß Ernſt oder auß Ehrgeitz geredet / ſo iſt es doch die lautere Warheit. Vnſer wiſſen vnd verſtehen in dieſem Leben / iſts etwas / ſo iſt es doch nur Stuͤck vnd Flickwerck / 1. Cor. 13. Aber wenn vns vnſer ſchoͤnes Ehren Kroͤnlein im zu - kuͤnfftigen Leben wird auffgeſetzet werden / So wird daran befunden werden das Edele Stein - lein Sapientiæ integritas; Vollkommene Weißheit. Wir werden alles verſtehen / Wir werden ſein docti à Deo, Gelehret von GOtt / Eſai. 53. Das Land wird vol - ler Erkendtniß des HERREN ſein / Eſai. 11.

Troͤſtet euch deſſen jhr einfaͤltigen Leute in ewrer albarkeit: Bleibet gerne in dieſem Leben A. B. C. Schuͤller / in Geiſtlichen Sachen / JmEwigen31Chriſtliche Leich-Predigt.Ewigen Leben werdet jhr die Schaͤtze der Weiß - heit haben / Da werdet jhr gelehrter vnd ver - ſtaͤndiger ſein / als alle ewre Lehrer vnd Lehrmei - ſter in dieſem Leben / jemals geweſen ſind.

Vnd ſo viel kuͤrtzlich vnd in einfalt von dieſer Edlen / Himliſchen Ehren - Kron. Laſſet vns nach derſelben hertzlich trach - ten. Leuffet vnd rennet man doch nach zeitlichem Gutt / Reichthumb / vnnd Ehre / welche doch nichts im Tode nuͤtze ſein / Von welchem die Chriſtliche Kirche mit Warheit ſinget / vnd ſa - get: Weltlich Ehr / vnd zeitlich Gutt / Wolluſt vnd aller Vbermuth / Jſt eben wie ein Graß: Aller Pracht vnd ſtoltzer Ruhm / Vergeht wie ein Wieſenblum: Ja / warumb wolten wir nicht viel mehr vns be - muͤhen vmb die Himliſche Ehren Kron / mit wel - cher wir oberzelete vnd andere herrliche Schaͤtze vberkommen ſollen.

O Menſch bedenck eben das /
Vnd verſorge dich noch baß.
EHerr32Chriſtliche Leich-Predigt.

Herr Je ſu / Hilff das wirs bedencken / vnd in ſolcher Betrach - tung getrew ſein / biß in Todt / Auff das wir ſolche Edle EhrenKron mit allen Gerechten erlangen vnd vberkommen moͤgen.

AMEN.

Sequi -33Chriſtliche Leich-Predigt.

Sequitur DE VITA AC FELICI OBITU VIRGINIS defunctæ. Vom Chꝛiſtlichen Leben / vnd ſeligem Abſterben / dieſer nun mehr in GOTT ruhenden Jungfrawen.

BElangende nun / Andaͤch - tige Chriſten Hertzen / dieſerer vnſe - rer Seligen Mit-Schweſter / Der weylandt Erbaren / EhrenTugentreichen Jung - frawen / Mariae Ludwigin / Wandel vnnd Abſchied / Alß ſollen Ewre Liebe anfenglichen wiſſen / daß ſie eines Ehrlichen Herkommens / vnd von Frommen Chriſtlichen Eltern gezeuget worden iſt.

E ijIhr34Chriſtliche Leich-Predigt.

Jhr Herr Vater iſt der Ehrenveſte / Wol - geachte / vnd Weiſe Herr Fabian Ludowig / Vornehmer Buͤrger vnd StadtSchoͤppe in GroßGlogaw / ꝛc.

Jhre Fraw Mutter iſt die Erbare / Tugend - ſame Fraw Eliſabeth / Des Ehrenveſten vnd Wolbenambten Herrn Matthei Neubers / weylandt Buͤrgers vnnd Handelßmannes in GroßGlogaw / hinterlaſſene Tochter.

Von dieſen jhren Eltern iſt ſie von Jugendt auff zum Heiligen Catechiſmo / zu GOTtes Wort / vnd denn allen Chriſtlichen Jungfraͤw - lichen Tugenden gehalten worden / Nach ver - manung S. Pauli: Jhr Eltern ziehet ewre Kinder auff in der Zucht vnd Vermah - nung zum HERREN / Epheſ. 6.

Alß aber vnſer HERR GOtt dieſen Sommer Jhr liebes Vaterlandt mit der Peſt - Rutten / nach ſeinem Willen heimgeſuchet / hat ſie die Gefahr geflohen / vnd ſich nebenſt Jhren Hertzgeliebten Eltern allhieher nach dem Guhr begeben. Welche Flucht der Gefahr Jhnen keinEhr -35Chriſtliche Leich-Predigt.Ehrliches / Chriſtliches Hertze vor uͤbel halten kan / weil ſolches nicht wider GOTT noch ſein Wort iſt. Sintemal der Heilige Geiſt ſelbſten ſaget in Heiliger Schrifft: Qui periculum a - mat, peribit in eo, Wer Gefahr liebet / der wird darinnen vmbkommen. Darzu ſo leſen wir von CHRiſto JEſu ſelbſten / in der E - vangeliſchen Hiſtorien / daß Er offte der Gefahr entflohen / wenn man Jhm nach Leib vnd Leben geſtanden / Vnd nicht eher ſterben wollen / biß das ſeine Stunde verhanden ſey.

Die zeit weil ſie ſich allhier auffgehalten / hat ſie ſich fleiſſig zur Kirchen vnd anhoͤrung Goͤttliches Worts gehalten / Keine Predigt noch Fruͤh-Capitel muttwillig verſeumet / wie Jhr maͤnniglichen vnter dieſer Gemeine mit Warheit wird nachruͤhmen koͤnnen.

Jhre Kranckheit vnd Niederlage belangen - de / Alß iſt ſie noch bey gehendem Leibe eine zeit - lang nie recht geſundt geweſen / Wie Jhr dann auch / weil ſie ſich allhier zum Guhr auffgehal - ten / von den Herren Medicis etlich mahl medi -E iijcamenta36Chriſtliche Leich-Predigt.camenta vnd Artzney geben worden. Jedoch hat ſie ſich nie gaͤntzlich eingeleget ins SiechBette / biß nechſten Freytags (war der 6. Septembris,) gegen Abendt. Jn jhrer Niederlage hat ſie ſich mit vielen ſchoͤnen Spruͤchen auß Gottes Wort / Sonderlich aber Montags vnd Dienſtags / zu troͤſten wiſſen. Mittwochs fruͤhe gegen dem Tage / als ſie gemercket / das ſie GOtt auß die - ſem Leben abfordern wuͤrde / hat ſie ſich nach - folgender Spruͤchlein erjnnert / vnd ſich darmit getroͤſtet: Kan auch ein Weib jhres Kind - leins vergeſſen / das ſie ſich nicht erbar - me vber den Sohn jhres Leibes. Vnd ob ſie deſſelben vergeſſe / wil ich doch dein nicht vergeſſen. Denn ſihe: Jn meine Haͤnde hab ich dich gezeichnet / Eſaiæ am 49. Capit. Item: So war / als ich lebe / ſpricht GOtt der HERR / Jch habe keinen gefallen am Tode des Gottloſen / Sondern das er ſich bekehre / vnd lebe / Ezech. cap. 33. Jtem: Die Angſt meinesHertzens38[37]Chriſtliche Leich-Predigt.Hertzens iſt groß / Fuͤhre mich auß mei - nen Noͤthen / Sihe an meinen Jammer vnd Elendt / vnd vergib mir alle meine Suͤnde / Pſal. 25. Item: Eines bitte ich vom HERREN / das hette ich gerne / das ich im Hauſe des HERRN blei - ben moͤge mein Lebenlang / zu ſchawen die ſchoͤnen Gottesdienſte des HER - REN / vnd ſeinen Tempel zubeſuchen / Pſal. 27.

Jn ſonderheit aber hat ſie Jhres Hertzens Luſt gehabt an dem ſchoͤnen TroſtSpruch im Buch der Weißheit am Fuͤnfften Capitel: Die Gerechten werden Ewiglich leben / vnd der HERR iſt jhr Lohn / vnd der Hoͤchſte ſorget fuͤr ſie / Darumb werden ſie empfan - gen ein Herrliches Reich / vnd eine ſchoͤne Krone von der Handtdes38Chriſtliche Leich-Predigt.des HERREN. Solchen Spruch hat ſie nicht allein offt widerholet / Sondern auch / kurtz fuͤr jhrem Ende / Jhre Hertzgeliebten Eltern gebeten / Wenn ja GOTT der Allmaͤch - tige vber ſie gebiete / ſo wolten ſie Jhr denſelben in der Leich-Sermon erklaͤren laſſen. Welches Jhr hertzliches Begehren auch jtzo (ſo viel Gott Gnade verliehen) zu Wercke geſetzet worden.

Neben erjnnerung ſolcher vnd dergleichen ſchoͤnen Hertzens Spruͤchlein hat ſie auch fleiſſig zu GOTT geſeufftzet / Sonderlich aber nachfol - gende Gebetlein (welche man mit Herren Lu - thero wol StoßSeufftzerlin nennen moͤchte) geſprochen.

Alß da ſind:

I.
HErr JEſu Chriſte hie liege ich /
Wedr Arm noch Bein kanregẽ ich /
Meine Seel verlanget / vnd ſehnet ſich /
Mit Frewden anzuſchawen dich /
Jn deine fuͤnff Wunden ſchließ ich mich /
Jn deine Hertzwunde ſchwing ich mich /
Darinne40[39]Chriſtliche Leich-Predigt.
Darin wohne vnd bleibe ich ſicherlich.
Das gieb mir hie zu dieſer friſt /
Du verwundtes Hertze JEſu Chriſt.
II.
O Ewiger Heylandt JEſu Chriſt /
Wach vber vns zu aller friſt /
Das vns nicht ſchadt des Feindes Liſt /
Weil du der rechte Helffer biſt.
III.
HErr JEſu Chriſt eile zum Gericht /
Laß ſehn dein freundlich Angeſicht /
Hole dein Braut in deins Vatern Hauß
Vnd machs mit Welt vnd Teuffel auß.
IV.
HERR GOtt erbarme dich mein /
vmb deines lieben Sohnes JEſu
CHRiſti willen /
Amen.
FEndlichen /41[40]Chriſtliche Leich-Predigt.

Endlichen / vnd zu Letzt / Hat ſie Jhre liebe Fraw Mutter zu Jhr geruffen / vnd ſie vnter - richtende gebeten / wie ſie es nach Jhrem toͤdt - lichen Abgange mit etlichen jhren Sachen ma - chen ſolte: Welches jhr Begehren zu vollbrin - gen / jhre Eltern jhr verſprochen / vnd auch zu halten geſonnen. Nachmals hat ſie mit auffge - habenen Haͤnden gebeten / Jhre liebe Eltern wol - ten ſich nicht ſo betruͤben vnd aͤngſten Jhrent - halben / Sie ſehe / das es GOtt alſo ha - ben wolle / vnd das ſie eine Braut des HErren CHRiſti ſein ſolle / Sie wolte gerne ſterben.

Hernach bedancket ſie ſich fleiſſig gegen Jhre liebe Fraw Mutter / Jhrer Muͤtterlichen Fuͤrſorge / ſo ſie die zeit jhres Lebens fuͤr ſie ge - tragen / Jn dem Sie ſie zur Gottesfurcht / Zucht vnd Erbarkeit erzogen / vnd geſegnete ſie alſo: Liebe Mutter / Hermet vnd gremet euch nicht alſo meinethalben / Die Welt wird jmmer aͤrger / dort iſt viel ein beſſer Le - ben als hier / vnd es wird nicht lange an -ſtehen /42[41]Chriſtliche Leich-Predigt.ſtehen / ſo werdet Jhr zu mir kommen / in das Ewige Leben / Da wird Frewde ſein die fuͤlle / vnd liebliches Weſen zur Rech - ten GOttes Ewiglich.

Deßgleichen that ſie auch gegen Jhrem lieben Herrn Vater / vnd geſegnet Jhn mit ge - meldten worten / vnd darbiettung jhrer Handt / Bittet darneben: Wo ſie die zeit jhres Lebens / Sie / als jhre liebe Eltern / mit Worten oder mit Wercken erzuͤrnet / Sie woltens jhr vmb des HERREN CHRiſti willen verzeihen vnd vergeben. Letzlichen fenget ſie an zu Beten mit jhrem Herrn Vater:

HErr JEſu Chriſt dein letztes Wort /
Das du redſt an dem Schaͤdelort /
Laß ſein mein Letztes an meinem Endt /
Weñ ſich mein Seel vom Leib abwendt.
Vnd wenn ich nicht mehr reden kan /
So ſihe mein Letztes Seufftzen an.

Hierauff verſchied ſie alßbaldt Augen - blicklich ſanfft vnd ſeuberlich / Geſchach am Mitt -F ijwoch43[42]Chriſtliche Leich-Predigt.woch (war der 11. September /) Moꝛgens fruͤhe / zwiſchen 5. vnd 6. vhr / Jhres gantzen alters 16. Jahr / 45. Wochen / vnd 3. Tage.

Nu vnſere Selige Mitſchwe - ſter iſt auß dieſem Leben dahin / Aber nicht in ein aͤrgers / Sondern (weil ſie in wahrem Glauben an JEſum den Heylandt der Welt abgeſchieden) wein in ein Beſſeres. Das troͤſtliche Hertzen - Spruͤchlein / ſo auff jhr eigen begehren / bey jhrem Leichbegengniß erklaͤret worden / wird nu mehr an jhr erfuͤllet / Sie lebet Ewig / Sie wird in Ewigkeit keiner Sterbligkeit nicht mehr vnterworffen:

Jhre Seele lebt ohn alle Klag /
Der Leib ſchlaͤfft biß an juͤngſten tag /
An welchem Gott Jhn verklaͤren /
Vnd ewiger Frewd wird gewehren.

Der HERR iſt jhr Lohn: Jhr zeitliches Creutz vnd Leiden wird jhr er - ſetzet mit Ewiger / vnd vber alle maſſe wichtigerHerr -44[43]Chriſtliche Leich-Predigt.Herrligkeit. Der Hoͤchſte ſorget fuͤr ſie: Jhre jtzo Hochbetruͤbete Eltern duͤrffen nicht mehr fuͤr ſie ſorgen / GOtt der HERR ſorget fuͤr ſie dermaſſen / daß ſie in Ewig - keit keinen Mangel mehr klagen wird. Sie iſt verſetzet in ein Herrliches Reich / vnd empfenget eine ſchoͤne Krone von der Handt des HERREN. Welche Krone ſie fuͤr keine andere gebe / wenn man gleich alle Welt Kronen vber einen Hauffen ſchmaͤltzete.

Nun / ſolche Herrligkeit goͤn - nen vnd wuͤnſchen wir jhr von Hertzen: Gott verleihe jrem entſchlaffenem Leich - nam in der Erden eine ſanffte Ruhe / biß das er mit der Seelen vereiniget / in dergleichen Herrligkeit verſetzet werde. GOtt troͤſte auch die betruͤbeten Eltern / vnd bewahre ſie fuͤr aller Gefahr Leibes vnd der Seelen. Er gebe Jhnen ein gedulti -F iijtiges45[44]Chriſtliche Leich-Predigt.tiges Jobs Hertze / Das ſie mit demſelben (dem alle ſeine Kinder auff ein mahl durch den Todt entruͤcket worden) ſagen moͤgen: Sicut Domino placuit, ita factum eſt; Sit nomen Domini benedictum; Wie es dem HERREN gefallen / ſo iſt es geſchehen / Der Nahme des HERREN ſey gelobet.

Gratiarum actio loco parentum defunctæ.

Vater vnſer / ꝛc. ()
Epicedia46[45]

Epicedia IN IMMATURUM LUCTUOSU[M]Q. Obitum Virginis, Pietatis & caſtitatis laude olim con - ſpicuæ, MARIÆ, VIRI ORNATISSIMI ET Prudentiſs: Dn. Fabiani Ludovici, Civis & Scabini Glogoviens. Filiæ unicæ, ſuaviſsimæ, atque oculi - tus amatæ.

I.

OCcidit, heu, dilecta patri, ſuaviſsima matri
Filia, cui ſubitò Fata tulêre necem.
Hanc commendavit pietas: ornavit honeſtas,
Summa cum veræ laude pudicitiæ.
Talis erat, cujus perpes poſt funera Virtus
Vivet, in æternos haud moritura dies.
Moribus47[46]
Moribus ut ſanctis arriſit utriq; Parenti:
Sic oculis placuit, Chriſte Benigne, tuis.
Hinc placida variis ærumnis morte ſoluta
Commodè in amplexus incidit illa tuos.
ACh / wie gar eilend vñ geſchwind
Verbleicht das fromme / liebe
Kindt /
Jungfraw Maria Ludwigin /
Die / wie ein Bluͤmlein / faͤlt dahin.
Jhr Tugendt ſchoͤn / vnd Erbarkeit /
Zucht / Keuſchheit / vnd Gottſeligkeit /
Gewiß in Ewigkeit nicht ſtirbt /
Wañ ſchon das fleiſch im Grab verdirbt.
Vnd wie ſie hier fruͤh vnd auch ſpat /
Jhrn lieben Eltern gfallen hat:
So gfiel ſie auch / HErr JEſu CHriſt /
Dir in dein Augn zu aller friſt.
Drumb48[47]
Drumb namſt du ſie in deine Hend /
Durch ein vernuͤnfftig / ſelig End.
Jtzt ſchwebt ſie in den Armen dein /
Als ein Hertzliebes Braͤutelein.

In perpetuam pientiſſimæ & pudiciſſimæ Virginis Mariæ Ludowigianæ, memoriam, parentumq́; mœſtiſſimorum ſolatium, M. CHRISTOPHORUS QVARTUS, Vratislav: Auguſtanæ Glogovienſium Eccleſiæ Miniſter & Paſtor inſerebat.

II.

QVid ſit homo; noſtræ tota experientia vitæ,
Clariùs & nobis pagina ſacra refert.
Bullâ nil leviùs: fumo inconſtantiùs haud quid,
Umbra abit: heu ſubitò ſic homo natus obit.
Naſcitur ad certas Homo (res miſerabilis) Horas,
Mox mala perpeſſus plurima tranſit humus.
Bulla quid ergò tumet? fumus quid lumina lædit?
Et corpus ludit vana quid umbra ſuum?
Omnia quæ fiunt vano vana undique Mundo:
Et celeri lapſu, quæ viguêre, cadunt.
Quæ ſit cauſa mali tanti miramur? Adami
In Natos labis ſemina Sæva ſuos.
GQuæ49[48]
Quæ niſi ſalvantis precioſo ſangvine Christi
Sanari; atque fide ſalvificante queunt.
Hinc juſtis æterna poli jam ſede parata eſt
Vita: quibus Dominus grande βραβειο῀ν erit:
Et patriam illorum qui præſidet æthere, curam
Mente fovet: Regnum magnificumq́; ferent.
Quid plura? his dextrâ Jovæ formoſa corona
Reſtat inauditis condecorata bonis.
His æterna Salus erit absque timore: videbunt
Sanaq́; ſecurâ corpora mente Deum.
Plena dabit circùm quos ſufficientia rerum,
Non, mihi crede, ulla deſtituenturope.
Perfecta hos Jovæ faciet Sapientia claros,
Nullus inexhauſti finis eritq́; boni.
Res patet exemplo, tantò manifeſtiùs: Eheu
Quantò nos docuit nos Ludoica mori.
Felix, quæ dedicit teneris ſapuiſſe ſub annis,
Denaſci Natam ſe meminitq́ue Deo,
Quæ verè experta eſt poſt mille pericula, vitâ
Nil breviùs; Mundo vaniùs eſſe nihil.
Ergò ſibi rectè poſtrema Mortis in Hora
Conſuluit; ſummum quæſiit illa bonum.
Ut, memor innatæ labis, nec peſte nec orco
Victa, fide Christi vinceret una ſui.
En ſibi propoſitam, verbo mediante, coronam
Cœlitibus gemmis quæ decorata gerit.
Inde luis pœnam non ampliùs illa timebit:
Neſciet illa pati, neſciet illa mori.
Vivet50[49]
Vivet at æternos, nullam paſſura ruinam,
O anima æternùm commemoranda, dies.
Fac Homo Luduiciæ Conſulta ſequare Mariæ:
Sic eadem vitâ cœlite dona feres.
Siſte pius lacrymas Ludoice, piiſſima Natæ
O genetrix fletus ſiſte, quod oro, tuos.
Has geminate preces: facta eſt divina voluntas
Hac Duce, monſtratam noſtis ad aſtra viam.

Autore M. MELCHIORE REDLICHIO, Archi-Diacono Gorenſi.

III. Dn. FABIANUS LUDOVICUS, Vir Ampliſs. & Prudentiſs. Civis apud Glogovienſes honoratiſs. Parens mœſtiſs. MARIAM, Virginem pudiciſs. & lectiſs. Filiam unicam, uniceq́; dilectam, in ſinu JESU CHRISTI Sponſi ſui pulcherrimi & potentiſs. quieſcentem nunc, mœrens Alloquitur.

FIlia chara, mihi Jovæ conceſſa favore,
Immatura tuæ defleo fata necis.
G 2Lugeo;51[50]
Lugeo; nec ſolus: Mecum dolet unica proles,
Luget &, heu, noſtras docta Camæna vices,
Luget & in thalamo Genitrix chariſsima, Gnatæ
Baſia baſiolis eſſe negata ſuis,
Mœſtaq́; nunc mœſto ſimul acclamare Marito,
Atque tuam mortem flere miſella ſolet,
Et quoties lacrymas me mittere cernit, & ipſa
Continuò lacrymis oſcula blanda rigat.
Oſcula blanda rigat: Gnatam deplorat ademptam,
Hinc tener aſſiduis funditur imber aquis.
Heu nobis miſeris, ô ferrea viſcera Parcæ
Quæ tibi tam ſubitò rupit avara colum.
Heu mihi quàm varios te ſuſtinuiſſe labores
Quàm varias memini te toleraſſe vices,
Quæ, dum lumen adhuc placidè vitale colebas,
Una malis noſtris dulce levamen eras.
Quàm ſtudioſè Deum coluiſti pectore ſancto?
Qualibus officiis es venerata pios?
Quamq́; fuit dulcis tibi ſedula cura Parentis?
Quàm tuus in nobis fidus inhæſit amor?
Blandiciis noſtram ſolata es deniq́; mentem,
Dura meas quoties ſors foret ante fores,
Mutaſti ſubitò vitam cum morte, tuumq́ue
Nunc datur inculto triſte cadaver humo.
At tua mens roſeo Chriſti conſperſa cruore
Ætherei felix in Patris arce viget,
Inq́; ſacrâ patriæ cœleſtis obambulat aulâ
Spirat ubi ambroſias aura facrata roſas;
Illic52[51]
Illic lætitiæ fons eſt uberrimus; illic
Omnibus Elyſius rebus abundat ager
Illic cum ſanctis reliquis verſaris in ævum
O bona pars animæ, caſta Maria, meæ,
Ah egone cupiam ſine te traducere vitam?
Ah egone poſſim te ſine luce frui?
O utinam tumulo tecum ſepelirer in uno:
Quàm vellem cineri jam comes eſſe tuo:
Sed quid me tanto juvat indulgere dolori?
Siſto meos fletus: ſpe mea damna levo:
Nunc ego, ne dicar contrarius eſſe Tonantis
Forte voluntati, luctibus addo modum.
Luctibus addo modum, tibi ne turbare quietem
Aut manes videar lædere velle pios.
Nil dolor aut luctus, nil illacrymantia proſunt
Lumina; nil fletus promovet iſte meus,
Mortua nil gemitus, nil & ſuſpiria curas
Nec facit ad manes noſtra querela tuos.
Luctibus an noſtris revocaberis inclyta Gnata?
An referes noſtro victa dolore pedem?
Tempus erit, cum te cœleſti luce receptam
Rurſus in æternâ luce videbo palam.
Tempus erit, cum tu dulcis memor usq́; Parentis
Adduces niveas ad mea colla manus.
Tempus erit, cum tu mea lux, mea Gnata, meum cor,
Rurſus in amplexus ibis amica meos:
Tum demum veteres ambo renovabimus ignes,
Tu mihi jungêris, jungar & ipſe tibi:
G 3Tum53[52]
Tum demum tecum lætabor, & oſcula ſemper
Læta coruſcanti lætus ab ore feram
Quod ſupereſt, tumulo tua molliter oſſa quieſcant,
Donec noſtra Salus te revocabit humo.
Interea Salve: Chariſſima Filia Salve:
Salve perpetuùm, perpetuumq́; vale.

PAVLVS GRYPHIVS, Auguſtanæ Glogov. Eccl: in æde Parœciali D. Nicol: ſacrâ Diaconus, Condolentiæ piæ ergò deproperab.

IV.

SPem præter, at non auſpicium, neque
Juſtum Dei nutum cadit alea;
Vitalis auræ ſpiritali
fomite cui ſuper eſt poteſtas
Non ullus in terrâ locus à Deo
non ulla morborum ſpecies rapit.
Quocunq́; morbo, vi, locoq́ue
dulce piis animis moriri.
Fluctus amaros exilii pio
Maria Ludo Vicit; & entheâ
ornata Justorum coronâ
Jhova tuo in gremio triumphat.

M. JOAN. BRACHMANUS Scholæ Guranæ R.

Nænia54[53]

V. Nænia AD TUMULUM Mariæ Ludoviciæ, Virginis Venustate, Modestia, Pietate Præstantissimæ, Majori Cordis Adfectu, Qvam Versus Profectu Decantata à M. Valentino Preibiſio.

ET heu! Chimeræ tela vagæignea
Triſtis Megeræ ſpicula noxia
Glogovienses dum fatigant,
Et violenta venena ſpirant.
Dum Morta ſpargit funera, funera,
Virumq́; ſquallent ſtrata cadavera:
Exæſtuant dum turbulentâ
Peſtis & eluvie plateæ.
Dum55[54]
Dum ſede repens tartareâ lues
Mergit cruentis omnia fletibus
Mæſtosq́; teſtatur dolores
Attonito Gloga muta curſu.
Ludwice veſtris Persephone quoque
Induxit atrum luminibus diem
Tuæq́; devotum Mariæ
Inſecuit Libitina crinem.
Hinc luctuoſus prociduam nimis
Defles ruinam, non ita ſub Jove
Exaret æſtivo ipſa arena
Humoruti Tibi ſucculentus.
Mater ſuperſtes falcem inamabilem
Clothûs avarę conſpiciens, tremit:
OVita ubi noſtra! ô Maria
Spes ubi noſtra decusq́;! clamat.
Prô! diriorum corda phrenetica
Mortis ſororum, quid furitis? bonis
Parentibus talem invidetis
Et rapitis rapidæ ungulâ uncâ
Cur Filiam? cur? quam Charitum Trias
Morum beavit gratiâ amabili,
Cujusq́; formæ afflavit altum
Luminibusq́; genisq́; honorem.
Qua56[55]
Qua ſuavior non ipſa Suavitas
Fuit, Venustas ipſa venuſtior,
Virtutis & morum decore
Ipſa Diana magis decora.
O Flos venuſtis nobilior roſis
Quo tendis? annon rebus in aſperis
Levare quaſſatos parentumq́ue
Exhilarare animos volebas?
Spondebat iſtud Frontis alacritas
Spondebat Oris gratia liquidi
Spondebat ut ne cuncta ſtringam
Corporis omne tui venuſtum.
At ecce! ut umbram dicere vix licet
Quæ Vita vulgò viſa adamabilis!
Vix umbra tam cedit repentè
Quam tibi quam citò vita ceſſit.
O Fata rarò dexterâ! cœlitus
Cœloq́; natas impete tam cito
Quid cogitis vix occupatum
Linquere morte animas cubile?
Ingrata Cornix, Cervaq́; deviis
Sylvis oberrans vivere pluribus
Seclis poteſt, Serpens vetuſta
Pro cute robora prima ſumit.
HAt57[56]
At triſte fatum cuilibet: omnium
Verſatur Urna ſerius ocyus
Sors exitura, & nos in almam
Læticiæ impoſitura Cymbam.
Et quis reſiſtat judicio Patris
Quis Judicis ſummi? ergo ſuperſtites
Lugere fas, finemq́; fas eſt
Ponere lugubribusquerellis.
Dei Charis quos diligit, illicò
Transfert ab umbra in lumina, ne diu
Hosjactet ærumnoſa vitæ
Cymba notis agitata crebris.
Ludwice, Jovæ ſi ſapis, ut ſapis
Ex intimo te ſubjice pectore
Mæroris & fluctus doloris
Vera Fides Pietas; vincat.
Maria vivis Sede poli benè,
Te nulla ſors, non ulla lues premet:
Amore ſed Christi frueris
Sangvine cujus eras redemta
Semota curis tota beatior
Æterna cœlo gaudia percipis
Vexare Alecto nec Megæra
Tisiphone neq; triſtis Ate
Terrere58[57]
Terrere riphæis celer à jugis
Arctoq́; ſpirans non Boreas poteſt
Turbare te nunquam perurens
Ac Hyperiona luce terras.
Tu ſumme rerum Conditor & Pater
Irâ remotâ, peſtiferam luem
Averte in immanes Gelonas
In Scythicas Arabasve turmas.
Juva pios, ſeu tartareæ exſpuant
Ignes Erynnes; ſeu exitium creet
Pluto piis aut Mundus auri
Blanditiis homines laceſſat.
Nos uſtulatos igne tuæ Deus
Iræ fovendos lumine gratiæ
Vultu ſalutari fluentis
Aſſere, ne miſerè cadamus.
Sic fronte lætâ templa ſubibimus
Nec deſituro viſcera gaudio
Quando fruentur, concinemus
Voce, Deum celebrante, grates.
H 2Chri -59[58]
Christo Redemtori
ET
ÆVITER. MEMOR.
S.
MARIA LUDOVICIA
Dn.
FABIANI LUDOVICI
Viri Prudentissimi
Civis et Scabini
Reip. Glogov.
Primarii,
Nec Non
ELISABETHÆ NEUBERIÆ
Fæminæ Præstantiss.
FILIA
UT
Unica
Ita
Dilectissima
VIRGO
Pietatis Sanctitate
Morum Svavitate
Formæ Venustate
Commendatissima
Glogo -60[59]
GLOGOVIÆ
Indole Eximia, Mente Præclara
Ann.
M. DC. xcvii.
Nata
GURAVIÆ
Pio Obitu, Placido Abitu
iii. Id. Sept.
M. DC. cxiii.
Denata
Summi Imp. Voluntate
Tristia Lætis
Adversa Prosperis
Terrena Cælestibus
Caduca Æternis
Commutavit
Adeoqve
QVam Pietas, Virtus, Morumque Beavit Ho -
nestas
Mente Polos, Terram Carne MARIA Tenet.

Cælicolis Sociata Animis Agit Ipsa Triumphum Hîc, Ubi Sunt Meriti CHRISTE Brabeîa Tui. Cui HOS TIT. ET HOC MONUMENTUM P. P. M. VALENTINUS PREIBISIUS, Scholæ Glogov. Auguſt. Pro-Rector.

H 3Epita -61[60]

VI. Epitaphium.

HIc FABIANI olim LUDOVICI civis in
urbe
GLOGOVIA cara atque unica Nata cubo.
Nomen erat MARIÆ mihi, plurima ſemper amara
Sunt lata, ut vixi (ſcis bone Chriſte) mihi
Quondam MATHÆI NEUBERI civis ibidem
Filia honorati, digni & amore VIRI
HELIS ABETHA mihi genitrix ſuaviſſima in orbe
Terreno, lucem, numine dante, dedit.
Aſt mihi nunc aliam lucem Deus altero in orbe
Ob precium Chriſti, poſt mea fata, dedit.
Mater quid mœres? pater ô quid amateq́; luges?
Amplectar gaudens vos meliore loco.
Tempus enim veniet, quo vos revidebo parentes
Nunc ſatis, Angelici me decus eſſe chori.

PETRUS TINTZMAN.

VII. Defuncta loquitur.

NUNC ſuperata mihi gravis eſt fortuna fe -
rendo
Mens cœlo vivit libera, fama ſolo
Gratior62[61]
Gratior hac igitur ſit nulla corolla corollâ
Vivo, quod Vivo, carne ſoluta, Deo.

Manibus lectiſſimæ Virginis Mariæ Ludwigiæ adjiciebam MARTINVS HENTSCHELIVS.

VIII. Dialogus. PIE IN CHRISTO Defunctæ MARIÆ LUDWIGINÆ Cum Viatore, Tranſeunte de Vita & Morte.

VIATOR.
VIrgo puellarum decus exemplumq́; piarum
Dic mihi viventis vita quid hæc hominis?
DEFUNCTA.
Eſt ſimilis Fumo, curſori, Naviculæq́ue
Pertenui Filo, Gramini & umbræ aquilæ.
Non eſt diſſimilis Palmo, Flori, atque fluenti
Undæ: inſtar Bullæ, carceris & Tuguri.
VIATOR.
Dic virgo alma ſoror, quid mors & Mortis Imago?
Atque tuo Cippo plurima Serta dabo.
De -63[62]
DEFUNCTA.
Eſt Somnus placidus, Brevis Occultatio, Vivus
Faſciculus, Patriæ Ingreſſio, Carnis Iter
Pauperis inſuper eſt Tiguri Deſtructio, præſtans
Denique Paule, lucrum Diſſolviq́; Tuum.
VIATOR.
O Virgo optata eſt hæc permutatio Sortis!
Mortua namq́; Solo, nata Sed ecce polo
Tu tua viciſti Maria, etiam Sponſa triumphas
Cum Chriſto Sponſo laurea ſerta gerens.
Angelicas inter turmas benè vive valeque
Hoc tibi quod curſum eſt, hoc mihi reſtat iter.

BARTHOL. WIDERIANUS Cant. Gur. apponebat.

Προσ Φώνησις. FILIÆ DEFUNCTÆ, ad Parentes mœſtiſſimos, amicosq́; lugentes.

SIccine largifluo luctu fædatis ocellos?
Sic rigat imbre genas, ô dulcia pectora, fletus?
Sic ne decet querulos ad ſydera tollere luctus?
Implere & tremulis faciles ululatibus auras?
Sic lacerare comas, ſic fas lacerareq́; vultus?
Sic palmis palmas, ſic pectora plangere pugnis?
Siccine continuos curis mordacibus uri
Soles? 64[63]
Soles? Languore ambiguo palleſcere vultus?
Haud decet; haud lacryma mœſtæ, haud ſuſpiria pro -
Non gemitus dias me nunc revocabit ad auras.
(ſunt:
Idcircò triſti de corde revellite curas,
Siſtite funebres lacrymas, gemitumq́;, doloremq́ue,
Et miſerum admoto propellite pollice luctum.
Congaudete animis latis. Non me impia namq́ue
Tartara habent, triſtesq́; umbræ, non luridus Orcus:
Non colo ſomniferæ ſqualentia flumina lethes
Non Phlegetontææ mihi dant habitacla paludes,
Non Styx, non Acheron mœſtus: non triſtis Erinnys,
Non ſævæ Eumenides, non atrox janitor Orci
Cerberus, haud Stygius Pluto, haud Proſerpina duris
Jam premit hanc animam flagris: Sed amæna piorum
Concilia, atque polum latum colo, ſumq́; beatus:
Nunc fruor & ſuperûm felix felicibus arvis.
Cor micat, exultant trepidis præcordia fibris,
Et placidam mentem nunc gaudia mille pererrant,
Gaudia perpetuis nusquam pereuntia ſeclis.
Vos Syrtes, & amara pericla ſaloq́;, ſoloq́ue
Exagitant, dubiæ mentes anguntq́; Charybdes.
Ergò quid vario premitis præcordia luctu?
Quid veſtras triſti laceratis tormine mentes?
Eja, agitote: dolor valeat, ſuſpiria, planctus,
Et lacrymæ valeant, valeat miſerabilis angor:
Exiccate genas, atque os, ſuſpendite luctum.
Det tria Neſtoreæ vos ſecla videre ſenectæ
Jova; & finitis, queîs vita referta, periclis,
IVos65[64]
Vos ſalvos celſo cives tranſcribat Olympo,
Atque inter ſanctos proceres, ſanctumq́; Senatum
Collocet, ut ſitis ſacræ pars ſacra coronæ:
Tunc nos nulla dies diſſolvet, ſecula nulla.
Sed vocor. Interea fidiſsima corda valete.

Versio.

ACh Hertzallerliebſt Eltern mein /
Was thut Jhr ſo betruͤbet ſein?
Was hilfft doch Ewer Hertzenleidt /
Welches Euch wegnimpt alle Frewdt?
Was iſt Ewr Heulen / Angſt vnd Klag /
Welches Jhr treibet Nacht vnd Tag?
Hoͤrt auff zu weinen vnd klagen /
Thut nicht als wolt Jhr verzagen:
Thut weg alln Kummer vnd Sorgen /
Die in Euch liegen verborgen.
Denn Jhr damit nichts außrichtet /
Vnd auch mich nicht widerbringet.
Sondern vber meinem Abſcheidt /
Sollet Jhr haben groſſe Frewdt:
Denn Jch ſelig geſtorben bin /
Vnd gantz froͤlich gefahrn dahin.
Jch bin jtzt in dem Hoͤchſten Saal
Vnter der Heilgen Leute zahl.
Mein66[65]
Mein Seel darff keines Trawrens nu /
Bey GOTT iſt ſie in ſanffter Ruh.
Sie iſt froͤlich / vnd gutter ding /
Vnd mit den Heilgen Engeln ſingt.
Sie iſt in groſſer Wonn vnd Frewdt /
Welch wird wehren zu ewigr zeit.
Jch bin erloͤſt von allr Gefahr /
Vnd aller boͤſen Menſchen Schar /
Darinnen Jhr noch jtzundt ſchwebt /
Vnd in groſſer Betruͤbniß lebt.
Derhalben nicht bekuͤmmert ſeid /
Jn ſolcher Klag vnd groſſem Leidt.
Sondern viel mehr euch frewen thut
Mit friſchem vnd froͤlichem Muth.
Letzlich geb Euch GOtt langes Lebn /
Auff dieſer (wie wol trawrigr) Erdn:
Vnd wenn Jhr nun erloͤſet ſeid /
Von allr Gefahr / vnd groſſem Leid /
So woll Euch GOtt nach dieſem Lebn /
Den Himmel zubeſitzen gebn:
Da wir denn werdn in Ewigkeit
Bleiben in Frewd vnd Herrligkeit.

MICHAEL EDERVS, Scholæ Glog. Auguſt. alumnus.

I 2Maria67[66]

X. MARIA LUDOVIGIANA, Virgo pietate & variis virtutum floſculis ornatiſs. Dn. FABIANI LUDOVICI, Viri Clariſs. & Præſtantiſs. Civis Glogovienſ: Spectatiſs. Filia, uti unica, ita deſideratiſs. Conſpectu & complexu JESU CHRISTI Sponſi ſui dulciſſimo nunc fruens & Parenti mœſtiſs. ad tempus breve valedicens, Loqvitur.

SIſte precor lacrymas, Pater ô chariſſime, dulcis
Nec nimium Gnatæ triſtia fata dole.
Quid maceras etenim Genitor dulciſsime mentem?
Quod Deus immittit, pellere nemo poteſt.
Eſt licitus luctus: ſed fas quoque ponere luctum:
Sit gravis & luctus ſic modus ergò tui
Quod placuit Superis, id te perferre neceſſe eſt,
Abſtulit illa Deus, quæ dedit ante: feras
Neſcis divini verbi ſolatia certa?
Fallere num quenquam pagina ſacra poteſt?
Mors homini juſto non eſt damnoſa, nihilq́ue
Defuncti in juſti funere, juris habet.
Quippe mori juſto per Chriſtum non datur ulli,
Quem veluti grato fata ſopore premunt.
Sic68[67]
Sic labor, & curæ, ſic cordis vulnera ceſſant,
Sic finem capiunt, triſtia quæq́; ſuum.
Quis non pro lacrymis exoptet gaudia tantis?
Quis non pro terris cœlica regna petat?
Morte ſoluta quidem mens eſt à corpore, membris
Nec vigor eſt, paucos qui fuit ante dies.
Spiritus æthereo tamen eſt ſuſceptus olympo,
Vivit & hîc multò liberiore modo.
Donec ut è terris revocabit corpora Chriſtus,
Atq; iterum cinget, carnibus, oſſa, ſuis.
Et tunc pelle ſuâ cunctos circundabit artus
Aurea, perpetuæ, tempora, pacis, agam.
Ergò valete boni, chariq́; valete parentes:
Vivite felices, vos rogo. Dico vale.

PAVLVS, Pauli F. GRYPHIVS, Scholæ Glog. Auguſt. Alumnus F.

XI. Rede der Selig abgeſchiedenen Jung - frawen / zu jhren Hertzgeliebten Eltern vnd Brudern.

O Jhr Hertzliebſten Eltern mein /
Vnd Du / O einigs Bruͤderlein /
Was weinet vnd was trawret Jhr?
Das es GOTT ſo geſchickt mit mir.
I 3Vor69[68]
Vor Ewren Augen bin ich Todt /
Meine Seel aber lebt in GOTT /
Mein Leib / als im Ruh Kaͤmmerlein /
Jn die Erd iſt geſchloſſen ein /
Am Juͤngſten Tag wird aufferſtehn /
Vereinigt mit der Seel eingehn /
Jn ewige Frewd / vnd Herrligkeit /
So mir mein Braͤutigam bereit.
Mein Braͤutigam iſt CHRiſt der Herr /
Welcher da wird auffſetzen mir /
Ein ſchoͤne Kron / zwar nicht von Goldt /
Sondern von eitel GOttes Huldt.
Darinnen ſind drey Steinelein /
So gutt ſein vor all Truͤbſall mein.
Ewig Geſundheit heiſt das ein /
Dient fuͤr die Vngeſundheit mein.
Das andr / Ohn Mangel / Sorgen vertreibt /
So Jhr fuͤhrt in dem jrrdiſchn Leib.
Das dritte / Vollkommen Weißheit /
Jſt gutt fuͤr die Vnwiſſenheit.
Bedenckts: Das mag ja Frewde ſein /
O Jhr Hertzliebſten Hertzen mein.
Weltlicher Frewd Jch nicht begehr /
Die vergenglich / Sondern viel mehr /
Wuͤnſch Jch das Jhr nach dieſer zeit /
Selbſt ſeht / vnd gnieſſet meiner Frewd.

GREGORIVS WENDELER Gorlicius.

Quot70[69]

XII.

QVot mala te, Genitor, quot te, Matercula, cingunt:
Quot nunc ærumnis vos Deus almus agit.
Singula quæ facili & tranquille pectore fertis;
Ponitis in fidum ſpemq́;, fidemq́; Deum.
Cùm rapit aſt charam vobisq́; mihiq́; Sororem
Mors triſtis, vobis triſtia corda facit:
Hinc gemitis, fremitis, lacrymisq́; rigatis ocellos,
Et premitis curâ pectora veſtra gravi.
Sed dùm ſunt vanæ lacrymæ, dùm fletus inanis,
Siſtite, cum Jobo talia dicta date:
Ipſe dedit Dominus: rapuit Dominusq́; Supremus:
Magna Deo nunc ſit gloria, laus & honor.

Defunctæ Virginis Frater chariſſimus MATTHÆUS LUDOWICUS.

XIII. Precatiuncula. mœſtiſsimæ Matris poſt uberrimum luctum & angorem, fletum & mœrorem, tandem pii Jobi patientiam à Chriſto expetentis.

JESV / Du groſſer Schmertzen Man /
Schreib in mein Hertz Jobs Spruͤchlin an:
GOtt gabs / GOtt nams / GOtt ſey gepreiſt:
Was Jhm gefellt / an mir beweiſt.
AMEN.

About this transcription

TextEhren-Krönlin Jungfräulicher Hertzen
Author Martin Etner
Extent71 images; 8350 tokens; 3789 types; 57858 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationEhren-Krönlin Jungfräulicher Hertzen Zum Ehrengedächtnuß/ Vber dem tödtlichen ableiben/ Der weilandt Erbaren vnd Tugendtreichen Jungfrawen Mariae Martin Etner. . 71 Joach. FunckGlogau1613.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 O 717/16 / 510585

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ImprintBerlin 2019-12-10T09:35:52Z
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