PRIMS Full-text transcription (HTML)
Mortis Præcipitium. Vomboͤſen ſchnellen Tode / Vnd Vom gutten ſchnellen Tode / Leich / Ehren / Troſt / Warnungs vnd Gedaͤchtnuͤß Predigt /
Bey der Chriſtlichen vnd Volck - reichen Sepultur der Gottliebenden / Erbarn vnd Ehrentugentſamen Frawen Elisabetha ge - bornen Baumin / des Ehꝛwuͤrdigen vnd Wolgelarten H. Adami Heumanni geweſenen Paſtoris vnd Senioris zum Hoff in Mehren Ehlichen Haußfrawen.
Welche Gott Anno 1628. den 23 Junii fruͤhe vmb 6. der halben Vhr zur Olſſen / durch ein ſanfftes Schlaͤglein / zur Vorheiſchenen vnd von jhr geglaubten Seeligkeit abgefodert / vnd hernach den 29. war der Tag der beiden H. Apoſtel Petri vnd Pauli ehr - lichen daſelbſt in die Schloß vnd Stadtkirchen zur Erden beſtattet worden. Gethan durch M. Samuelem Heinnitz Fuͤrſtlichen Olßniſchen Hoff / vnd Stadt Predigern / Superintendenten. Vive Fide & Virtute Deo, abſit crimen & error, Mors bona certa bonis, Mors mala certa malis.
Gedruckt zurOlſſe/ durchJohann Boͤſſemeſſern.1628.

Ad Reverendum, Eximium Et Litera - tissimum virum Dn. Adamum Heumannum olim pastorem & seniorem in Hoff Moravorum compatrem ſuum cariß. [ωξ]αμύϑιομ. O Hominum Genesis peccati è ſtirpe maligna, Exodus à tergo te ſolet atra ſequi. Exodium at vitæ. vita qui cogitat omni, Hic vitæ Genesin commodioris habet. Leviticus codex libamina ſacra recludens Exponet, quonam ſint data thura modo? Si benè, læticiæ Numeri te mille ſequentur: Mille at trîsticiæ ſi male, te Numeri. Deuteros, ô mortalis homo, es poſt fata futurus, Deuteros in Cœlo, Deuteros aut Erebo. Deuteros in cœlo fueris, vereꝙ́ beatus, Ad Jovæ ſi ſit integra vita νόμομ. Integritas & cum deſit, nos integret, almus Christe tuus ſangvis, quem ſitit alta fides. Integer at qui non vitæ eſt, & Numinis oſor, In piceafiet Deuteros ille Styge. O felix igitur tua coſta piißima, Adame, Post Genesin, Genesin credidit illa novam. Poßidet innumeros data poſt thura, Exodiumꝙ́, Læticiæ Numeros, Deuteron atꝙ βίομ.

Samuelis Heinnitz.

Cum Bono Deo. Vom boͤſen ſchnellen Tode / Vnd Vom gutten ſchnellen Tode / Leich / Ehren / Troſt / Warnungs vnd Gedaͤchtnuͤß Predigt. Eingang.

DEr Himliſche Hohe Prieſter vnſer Hertz - lieber Heyland JEſus Chriſtus / der niemandt Rechtfertiget denn die Suͤnder / vnd niemandt Troͤſtet /Luth. Vber das 5. Capit. Geneſ. Tom. x. W. fol. 141. denn die Trawrigen / auch niemandt Lebendig machet / denn die Todten / ſey vnſer Lehr / Liecht / Leben / Schucz / Troſt / Krafft / Safft / Labſal vnd Erquickung / Amen.

ERlauchte / Geliebte vnd theils im Geiſt betruͤbte Chriſten: Cunctis diebus, quibus nunc milito, expecto, donec veniat im -Hiob. 14. . 14. mutatio mea. Ich harꝛe taͤglich / weil ich ſtreite / biß das meine Voraͤnderung komme / ſagt der heylige vñ durchs Creucz wolgeuͤbete Mañ GottesHiobs Ver - aͤnderung. I. Hiob / damit er meinet 1. Immutationem ſuæ ſortis, die Voraͤnderung ſeines boͤſen Zuſtandes / daß weil er vmb ſein Haab vnd Gutt / Rinder vnd Kinder / vnd vmb ſeines Leibes geſundheit kommen / nun warte vnd harꝛe auff er - ſtattung dieſes groſſen Verluſts / welch ſein warten vndA ijharꝛenChriſtliche Leich -harꝛen nicht zuſchanden worden. Denn jhme der Reiche wolthaͤtige GOtt ſein Haab vnd Viehe geduppelt wider gegeben / die Kinder einfach / weil die vorigen bey GOtt leben / vnd darzu Geſundheit vnd langes Leben / wie am ende ſeines Buchs zuſehen. Das heiſt: GOtt gibt / GottPſalm. 68. . 20. nimbt / Gott nimbt / Gott gibt. GOtt leget vns eine Laſt auff / aber er hilfft vns auch / Sela. Pſal. 68.

2.

II. Appropinquationẽ mortis, Den Zunahenden todt / Welcher auch eine groſſe Enderung mit dem MenſchenHiob. 17. . 17. 30. . 23. 42. . 17. macht / von welchem er ſagt im 17. Cap. Mein Athem iſt ſchwach / vnd meine Tage ſind abgekuͤrtzt / daß Grab iſt da. Vnd im 30. Ich weiß du wirſt mich dem Tode vber - antworten / da iſt das beſtimbte Hauß aller Lebendigen. Welches jhm endlich widerfahren / wie geſchrieben ſtehet: Hiob ſtarb alt vnd Lebens ſatt / vnd man ſagt:

Es ſtehe an / kurcz oder lang /
So muſtu an des Todes gang.
Eſt moriendum, quando? aliquando.
3.

III. Eductionem è ſepulchri portis. Außfuͤhrung oder Aufferweckung ſeines Coͤrpers auß dem Grabe. Welches abermal eine Hohe Veraͤnderung iſt / davon er redet imHiob 19. . 25. 26. 19. Cap. Ich weiß das mein Erloͤſer lebet / vnd Er wird mich hernach auß der Erden aufferwecken. Vnd werde darnach mit dieſer meiner Haut vmbgeben werden / vnd werde in meinem Fleiſch GOtt ſehen / denſelben werde ich mir ſehen / vnd meine Augen werden jhn ſchawen vnd kein frembder. Caro quæ fuit ſocia crucis, erit etiam ſocia gloriæ, Vnſer Fleiſch welches mit vns im Creutz gelitten / wird auch mit vns der Ewigen herꝛligkeit genieſſen.

Weil wir denn hier auff Erden vnſers HErꝛen Gottes Kriegsleute ſein / vnd vnter ſeines Sohnes Creucz faͤhnleinZukaͤmpffenvnd EhrenPredigt.Zukaͤmpffen vnd zuſtreitten haben / wider ſeine vnd vnſere Feinde / ſo harꝛen wir / wie der Heylige Hiob, auch taͤglich auff vnſere mutationen vnd aͤnderungen / die mancherley ſein / zur Gnad oder Vngnad / zum ſtehen oder fallen / zum Fried oder Vnfried / zur Geſundheit od Vngeſund - heit / zum Todt oder Leben / wie es dem HErꝛen vnſerem Gerechten vnd Barmherczigen Gott gefaͤllig. Sagen mit Seneca. Omnia ſunt ejusdem ſortis, etſi nondumSeneca. mota, tamen mobilia. Alles was vnter dem Monden / iſt der Verwandlung vnterworffen / iſt es nicht beweget / ſo kan es beweget werden. Ja in dem einer redet / kombt erAccidit in puncto, non ſpera tur in año. naͤher zum Todt / vnd geſchiehet inn einem Punct vnd Augenblick / deſſen er ſich ein ganczes Jahr nicht verſehen.

Wie man deñ nicht vermeinet / daß zu dieſem mahl am vergangenen Freytag / war der 23 Junii, vmb 6. vhr fruͤhe Morgends vnſer lieber Gott ſolte ſchnell kommen vnd die Gottliebende / Erbare vnd Viel-Ehrentugentſame Fraw Eliſabetham gebohrne Baumin / des Ehrwuͤrdigen vnd Wolgelehꝛten H. Adami Heumanni geweſenen Pfarꝛers vnd Senioris zum Hoff in Mehren geliebte Haußehr / ſo vnverzuͤglichen / an einem ſanfften Schlaͤglein / wie man es dafuͤr helt / abfodern.

Ob aber Ihr nu zwar ſehr wol geſchehen / weil ſie ſich zuvor lengſt zum Tode bereittet gehabt: Jedoch geſchiehet hiedurch ſehr wehe dem Lebendigen theil. Denn es iſt dem Ehemann ſein trewes Weib / den Kindern jhre Liebreiche Mutter / dem Nechſten eine gutte freundin / vnd dieſer vnſer Kirchen ein fromb Gliedmaß vñ andaͤchtige Beterin hiemit entzogen / daß den Betruͤbten vnd LeidtragendenEſaiæ 38. . 17. 40. . 1. vmb Troſt bange iſt. Weil denn Gott ſpricht: Troͤſtet / Troͤſtet mein Volck / Redet mit Jeruſalem freundlich /A iijWollenChriſtliche Leich -Wollen wir den Troſt im groſſen Troſtbuche der Heyligen Schrifft ſuchen / vnd damit wir jhn finden vnd Frucht - harlichen gebrauchen moͤgen / Anfaͤnglich mit einander ein Andaͤchtiges kraͤfftiges Vater vnſer beten.

Zum Fundament vnd Grundt dieſer Leich vnd Trawrpredigt nehmen wir dieſe Wort / die in vnſer Litaney ſtehen:

Fuͤr boͤſem ſchnellen Tode / Behuͤt vns lieber HErꝛe GOtt.

GEliebte Chriſten / Gottes Haußgenoſſen /Gen. 2. 19. Die Erſte wahre Catholiſche Kirche des Newen Teſtaments / hat jederzeit viel vom lieben Gebet gehaltẽ / (wie nichts minder die Kirch im Alten Teſtament)Joh. 4. 23. denn das ich jeczo geſchweige / wie die Heyligen Apoſtel in primo Seculo, im erſten hunderten Jahr im Geiſt vnd in der Warheit gebetet / vnd jhre Zuhoͤrer darzu hoͤchlich ver -Euſ. lib. 3. c. 35. mahnet / ſo iſt auß den Kirchen Hiſtorien bekant im andern Seculo, der H. Polycarpus, ein Juͤnger des EvangeliſtenJrenæus lib. 3. c. 3. Johannis, vnd trewer Biſchoff zu Smyrna in klein Aſia /Rom. 1. 9. welcher ohn vnterlaß / wie der H. Apoſtel Paulus, ſeiner Zuhoͤrer gedacht / vnd ſie allezeit in ſeinem Gebete gehabt /Euſe. lib. 5. c. 15. Auch damals da jhn ſeine Feinde geſucht vnd funden / den - ſelben eine Mahlzeit vber ſeinem Tiſche gegeben / er aber vnter jhrem eſſen vnd trincken / hergegen mit groſſer de - votion zu Gott geſeuffczet vnd gebetet. Vnd als man jhn auff den Holczhauffen zu verbrennen geleget / hat er / derHiſt. Magd Cẽt. 2. p. 32. 86. Jaͤhrige graͤiß vnd rechter weiſſer Schwan zu gutter leczte noch ein Schwanen geſaͤnglein oder gebete nach demandernvnd EhrenPredigt.andern gethan. Vnd Irenæus gedencket der Supplica -Irenæus. tionen vnd Gebete / die man damahls gethan. JuſtinusJuſtinus. ſeczet die capita precum, was man Gott im Gebet fuͤr getragen / vnd von jhm haben wollen / wie man jhm auch gedancket habe / quod nati ſimus, quod valetudini con - ſultum ſit, quod ſpecies rerum conſerventur, quod vices annuæ benè ſuccedant, quod immortalitatem ſperare ac impetrare liceat. Das vns GOtt hat laſſen gebohren werden / geſunden Leib gegeben / daß Er ſeine ge - ſchoͤpff erhelt / gutt Jahr gewitter gibt / vnd wir die vnſterb - ligkeit hoffen vnd erlangen koͤnnen. Tertullianus, der im dritten Seculo gelebet / der Affricaniſche tapffere BiſchoffTertullia - nus in Apo logetico. c. 30. & 39. ſaget: Wir bitten fuͤr die feinde / fuͤr die Verfolger / bitten jederzeit fuͤr die Keyſer / daß jhn Gott gebe vitã; illis pro - lixam, imperiũ ſecurũ, domum tutã;, exercitus fortes, ſenatum fidelem, populum probũ orbem quietem, & quæcunq̀; hominis & Cæſaris vota ſunt. Jtem. Ora - mus pro Imperatorib. pro miniſtris eorũ & poteſtatib. pro ſtatu Seculi, pro rerũ quiete, pro mora finis. Vnd Cyprian: ſpꝛicht: Wir thun vnſer offentliches vñ gemeines gebet / nicht fuͤr einen Menſchẽ allein / ſondern fuͤr das gantze Volck. So ſiehet man auch beym Cypriano, Juſtino vndCyprian. in Epiſt. Tertulliano, die groſſe Andacht vnd Ehrerbietung im ge - bet der lieben Chriſten / welche darzu auffgeſtanden / gegen Himmel geſehen / die Hende auffgehaben od außgebreitet / mit entbloͤſſetem Haupt / oder nieder gefallen auff jhre knie oder gar auffs Angeſicht. Der Prieſter hat angefangen ſie zuermahnen vñ geſungen od geſprochen. Surſum corda. Erhebet ewre Herczen in die Hoͤhe. Vnd das Volck hat geantwortet. Habemus ad Dominum. Wir haben dem HERREN vnſere Sachen oder Noth fuͤrzutragen. ZuChriſtliche Leich -Zu welcher Zeit oder hernach bey den Griechiſchen KirchenΑιζανεία à λίτομ〈…〉〈…〉 Supplico, Obſecro. vnd andern / die Litania oder Supplication (deñ Litania in der Griechiſchen Sprach / heiſt ſo viel als eine Suppli - catio, eine Vnterthaͤnigſte / mit einem Fußfall gethane Demuͤttige bitt) zu Gott auffkommen / die wir noch heute beten oder ſingen / Welche gleich eine Erklaͤrung iſt des Heiligen Vater vnſers / vnd Summariſcher begrieff aller Staͤnde notturfft / darinn vmb abwendung des boͤſen vnd zuwendung des gutten gebeten wirdt.

In dieſe ſchoͤne Supplication vnd Obſecration oder Gebet zu Gott miſchet gegentheil die Anruffung der Hey - ligen mit ein / hat auch Litaneyen zur Jungfraw Maria / jnſonderheit / zu den H. Engeln: Aber / weil es heiſt: Du ſolt anbeten Gott deinen HErꝛen vnd jhm alleine dienen / ſo behalten / lieben vnd vben wir vnſere Alte Catholiſche Litaney, auß welcher wir jetzo dieſe Worte vorleſen. Fuͤr boͤſem ſchnellen tode / behuͤte vns lieber HErꝛe Gott / darbey wir zubetrachten haben einen boͤſen ſchnellen todt / vnd wer vns darfuͤr behuͤtte / vnd einen gutten ſchnel - len todt / vnd wer vns denſelben zuſchicke.

Die Medici, wenn ſie jhre Sachen kurcz faſſen wollen / ſo machen ſie Aphoriſmos, daß iſt determinationes, Schlußreden vnd kurtze Außſpruͤche: Dieſen wil Ich jetzo nachfolgen / vnd die Lehr vom boͤſen vnd ſchnellen tode in dieſe drey Aphoriſmos oder Schlußreden faſſen.

Der Erſte heiſt. A Deo mors ſubitanea quibusdam immittitur. Der ſchnelle / gehlinge todt / wird von Gott etlichen Menſchen zu geſchickt.

II. Jlla mala malis. Derſelbe iſt den boͤſen boͤß.

III. Jlla bona bonis. Derſelbe iſt den gutten gutt.

Dißvnd EhrenPredigt.

Diß iſt vns Zu wiſſen ſehr noͤhtig / weil vns verborgen / ob wir auch ſchnell an Kranckheit / wie dieſe vnſere frome Mitſchweſter / oder an andern ploͤczlichen vnfall / oder aber langſamer weiſe vorſcheiden werden. Richtet demnach hierauff ewer gehoͤr vñ Andacht. Chriſtus / der des TodesEzech. 37. . 12. vnd Lebens / Grabes vnd Hellen ſchluͤſſel hat / inn deſſenApocal. 1. . 18. Hand vnſer Loß iſt / Lehre vns durch ſeinen Lehrmeiſter den H. Geiſt / daß es ohn Nucz nicht ablauffe. Amen.

Pſalm. 31. . 16.

1. Aphorismus.

A Deo mors ſubitanea quibusdam immittitur. GOTT ſchicket etlichen Menſchen einen ſchnellen Todt zu.

DAs dem alſo ſey / Singen wir in vnſer Lita - ney nicht alſo: Fuͤrm ſchnellen Todt / behuͤtte vns liber Herre GOtt / Denn man weiß daß GOtt bißweilen ſchnelle kompt / auch wol bey ſeinen Fromglaͤubigen / die da bereitet ſeind: Sondern / Fuͤrm boͤſen ſchnellen tode / da man Vnbereitet iſt / vnd noch nicht wahre Buſſe gethan. Deñ dencket jhm nach / M. G. Wir werden zwar auff einerley weiſe auff dieſe Welt ge - bohren / wir werden aber nicht alle auff einerley weiſe von dem Allmaͤchtigen auß dieſer Welt abgefodert. Denn et - liche Menſchen leſſet vnſer HErre GOtt ein Hohes alter erꝛeichen / alſo daß ſie des Lebens (wie die Schrifft pfleget zu reden) ſatt werden / vnd die Natuͤrliche kraͤfften jhresGen. 25. . 8: Leibes alſo nach vnd nach abnehmen / daß ſie letzlich wie ein Liecht außleſchen / daß kein Oel / Wachs oder VnſchlichtBmehrChriſtliche Leich -mehr hat: Oder wie ein Alter Baum / der viel Jahr ge - ſtanden vnd keine krafft mehr hat / fuͤr ſich ſelbſt vmbfaͤllet. Etlichen ſchickt GOtt (auch wol etwa in jhrer bluͤhenden Jugend) ſchwere vnd toͤdliche Kranckheiten zu / daß ſie vor der Zeit dieſes Leben verlaſſen muͤſſen / ob ſie wol ſonſten Alters halben / noch viel Jahr hetten leben moͤgen. Etliche erfodert Gott auß dieſem Leben gancz ſchnell vnd vnvor - ſehens / wie Elihu Jobs freund ſagte: Ploͤtzlich muͤſſen die Leute ſterben: alſo daß ſie in einer Viertel / halben oderJob. 34. . 20. gantzen ſtunden oder nach wenig ſtunden friſch vnd geſundt vnd bald todt ſeind. Deñ auff manchen felt weß ſchweres / das jhn bald zerquetſcht vnd toͤdtet / mancher ertrinckt vn - verſehens / mancher verdirbt im Fewr / mancher wird ploͤcz - lich erſchoſſen oder erſtochen / mancher faͤllet ſich zu tode / manchen erſchlaͤgt in einem Augenblick dz Wetter / manchẽ ruͤhrt die Hand Gottes oder der Schlag / vnd wer kan alle Vnvorſehene gehlinge Todes faͤlle erzehlen / die einem Menſchen widerfahren moͤgen.

Hugo de animæ clauſtro lib. 2. Drey Todes boten.

Daher ſaget Hugo, daß drey Boten des Todes wehren. Caſus Infirmitas & Senectus. Der Vnvorſehene Faal / des Leibes Kranckheit / vnd das kalte Alter. Caſus dubia, Infirmitas gravia, Senectus certa denunciat. Caſus denunciat mortem latentem. Infirmitas apparentem Senectus præſentem. Das iſt: Der Fall verkuͤndiget vngewiſſe Zweiffelhafftige ding: Die Kranckheit ſchwere ding / das Alter (das ſchwere Malter) gewiſſe ding. DerWegen ſeines Todes weiß der Menſch 4ley nicht. 1. 2. 3. 4. Fall zeiget den verborgenen todt / die Kranckheit den bald erſcheinenden / das Alter den gegenwertigen. Niemandt weiß quo ſtatu, in welchem Zuſtande / gutten oder boͤſen / quo loco, in welchem orte / quo tempore, zu welcher Zeit / & quo modo, vnd auff welche art vñ weiſe er ſterbenwerde.vnd EhrenPredigt.werde. Der liebe Gott hat jhm vorbehalten / daß Muſter vnd Manier vnſers Todes / darumb weiſtu nicht lieber Menſch / ob du eben auff deinem Siechbettlein eines Na - tuͤrlichen ſachten todes ſterben werdeſt / od ob es gewaltſam werde mit dir zugehen / wie mit dem fromen Abel den ſein Leiblicher Bruder Cain jaͤmmerlich ermordete. Geneſ. 4. Gen. 4. 8.Wie mit Abner vnd Amaſa, die von Joab vnredlich er - ſtochen worden. 1. Sam. 3. vñ 20. Wie mit Koͤnig Belfazer,1. Sam. 3. . 27. den ſeine eigene Hoff Officirer Gadatas vnd Gobryas er - mordeten / wie Xenophon ſchreibet / Vnd im Propheten1. Sam. 20. . 10. Daniel geſagt wird / daß der Chaldeer Koͤnig Belſazer desDan. 5. 30 Nachts getoͤdtet worden ſey. Oder ob du ſonſt vmbkom̃en /Xenophon lib. 7. de pædia Cyri. vnd eines fuͤr den Menſchlichen Augen vnvorſehen jehen Todes ſterben werdeſt / wie der frome Heli võ Seſſel herab den Halß ab vnd zu tode gefallen. 1. Sam. 4. Vnd der1. Sam. 4. . 18. Eutychus in der Mitnaͤchtigen Predigt des H. Apoſtels Pauli im ſchlaff zum fenſter hinauß zu tode gefallen. Act. 20. Act. 20. 9.Oder ob du in des Nachrichters hand kom̃eſt vnd Gerichtet werdeſt vmb der lieben Warheit vnd Gerechtigkeit willen / wie der H. Johannes der Taͤuffer / die H. Apoſtel mehren - theils / vnzehlich viel tauſent Heylige Maͤrterer erfahren. Item / Die es gleich wol verſchuldet / doch ſich durch ernſt -Luc. 23. . 42. 43. liche Buſſe zum HErꝛen bekehret / wie der Bußfaͤrtige Schaͤcher zur rechten ſeiten des Creutzes JEſu Chriſti.

Oder ob du in Kindesbanden vñ noͤten an einem KindeGeneſ. 35. . 19. ſterben werdeſt / wie die liebe Rahel an der geburt Benja - min. Gen. 35. Item / Pinehas Weib. 1. Sam. 4. C. Oder ob1. Sam. 4. . 20. du ſterben werdeſt an der Peſtilentz / wie die 70000 Mann zu Koͤnig Davids Zeiten in Iſrael an der Peſtilencz in 3. 2. Sam. 24. . 15.Tagen geſtorben ſind. 2. Sam. 24. Oder am Schlage vnd1. Sam. 25. . 37. Gottes gewalt / wie der Landjuncker Nabal. 1. Sam. 25. A ijValen -Chriſtliche Leich -Zving. lib. 18. Theat. vitæ. h. Valentinianus der Keyſer / Franciſcus Petrarcha der ge - lehrte Mañ / Georgius Fronsbergius der tapffere Kriegs held / vnd andere. Vnd weil die exempla, derer die am Schlage geſchwind dahin ſterben / nicht ſeltzam ſein / Zeig Ich auch kuͤrczlich an / waß diß fuͤr eine Kranckheit ſey. Wir Deutſchen nennen ſie den Schlag / vielleicht darumb / daß wie ein vnvornuͤnfftiges Viehe / wenn es durch den Fleiſcher vor den Kopff geſchlagen wird / jaͤhling zur Erden ſincket vñ darnieder faͤllet: alſo auch dieſe Kranckheit einenWas der Schlag ſey. Menſchen ſinckend vñ fallend machet: Oder den tropffen / welches gar propriè geredet iſt. Denn eygentlich darvon zu reden / iſt auch dieſe Kranckheit nicht anders / wie die Medici lehren / denn ein Tropffe oder geſamleter zeher Schleim / der ſich im Hirn verhaͤlt / vnd nicht kan digeriret vnd verzehret werden / ſondern hengt ſich an / wie ein zeher Pichiger ruß in der Fewrmaur / vnd wenn denn etwa ein aͤuſſerliche Vrſache / als vbermeſſige bewegung / haͤfftiger Zorn / oder ein Vnordentliche vberſchuͤttung mit Speiß vnd Tranck darzu kompt / wird er hiedurch auffgeloͤſet od abgelediget / vnd wo er hinfellet / da verleget er den Spiritib. vnd Odem jhren Gang vnd vervrſacht Laͤhme vnd hinder - nuͤß der bewegung. Deñ faͤllet er auff die Zunge / ſo nimbt er dem Menſchen entweder die Sprache gar / oder macht jhn Lallend vnd Stamlend. Faͤllet er auff die Bruſt vnd Hercz / ſo erſtickt er den Menſchen bald. Trifft er die Lincke ſeiten gegen dem Hertzen / ſo macht er auch offt inn wenig Stunden vnd Tagen ein ende. Am leidlichſten aber iſt er / wenn er auff die rechte ſeiten geraͤht. Deñ bey ſolchen (weñ ſonderlich das Alter nicht zu gar groß / vnd die Natur noch ein wenig ſtarck iſt) iſt eine Hoffnung der reſtitution vnd widerbringung der geſundheit / oder treibens eine gutte Zeit / wie die erfahrung zeiget.

Mitvnd EhrenPredigt.

Mit dieſer ploͤtzlichen Kranckheit werden gemeiniglich vberfallen fuͤnfferley Leute. Erſtlich Alte Leute. DennWelche der Schlag ge - meiniglich treffe. wenn die Natur nachlaͤſſet / vnd das Hirn gern erkaltet / vnd nimmer die vhrigen Feuchtigkeiten durch den Mund /1. Alte. Naſen oder die Natur expelliren vnd vertreiben / oder ſonſt verzehren kan / ſo legen ſie ſich an / werden je lenger je ſtaͤrcker / dicker / groͤſſer vnd ſchwerer / biß ſie endlich fallen.

Darnach groſſe Herꝛen / die viel ſorgen vñ Angſt haben /2. Groſſe Herꝛen. wenig oder nichts ſchlaffen / vnd keine richtige Diet halten.

Zum dritten / Gelehrte Leute / die groſſe Kopffarbeit3. Gelehꝛ - te leute. haben / vnd mit ſchweren Gedancken beladen ſein / auch zu gantzen oder halben Naͤchten lucubriren vnd ſtudiren.

Zum vierdten / Hochbekuͤmmerte Leute / die durch jhren4. Hoch - bekuͤm̃er - te. vnnachlaͤßlichen Harm jhꝛ Hirn außtrocknen vnd abmat - ten / das es nachmalhs nicht viel vertragen kan / vnd da ſie die Natur jrgendt mit Labung oder einem Trunck zu ſtatten kommen wollen / ſchadet ſolches dem Haupt bald / vnd laͤſſet viel Feuchtigkeit hinderſich / welche wenn man ſonderlich keine rechte ruhe haben kan / hernach ſich daſelbſt ſo lange verhaͤlt / biß ſie dermal eins fallend wirdt.

Endlich zum fuͤnfften. Die Aſoti vñ vnmaͤſſigen Leute /5. Vnmaͤſ - ſige. die ſich Tag vnd Nacht / mit vielen Speiſen vnd ſtarckem getraͤncke vberfuͤllen / dadurch nicht allein jhr Leib beſchwe - ret wird / ſondern auch der Kopff mit ſolchem Dampff / der ſo lang vber einem hauffen ligt / biß er die Natur vber - waͤltiget / daß Gewaͤlb eindruͤckt / vnd dem Menſchen den gar auß machet; Da denn bey dieſen vnd andern die vor -Schlags vorboten. boten gemeiniglich ſein / das taͤgliche vnd vielfaltige ſauſſen fuͤr den Ohren / vnd der Schwindel im Haupt. Denn wo dieſe zwene Gaͤſte einziehen / koͤmpt der dritte hald / oder ja nicht lange hernach.

B iijWeilChriſtliche Leich -

Weil jhr deñ hierauß verſtehet / daß zwar die Menſchen auff einerley weiſe an die Welt geboren werden / aber nicht auff einerley weiſe oder art verſcheiden vñ ſterben / ſondern auch manche gar gehling vñ ſchnelle / welches man ſich nicht verſehen / ſo bekuͤmmern wir vns nicht vnbillich / waß fuͤrGeiſtliche Vrſachen des ſchnel len todes. I. Vrſachen die H. Schriefft hiervon ſeczet / (denn von den aͤuſſerlichen Leiblichen habt jhr jetzo weß vernohmen.

Die Erſte vnd Haupt vrſach iſt die Suͤnde / davon derRoman. 5. . 12. Apoſtel ſaget: Durch einen Menſchen iſt die Suͤnde kom - men in die Welt / vnd der Todt durch die Suͤnde / vnd iſt alſo der Todt zu allen Menſchen durchgedrungen / dieweilPſalm. 90. . 7. 8. ſie alle geſuͤndiget haben: Vnd Moſes: Das macht dein Zorn / daß wir ſo vergehen / vnd dein Grim / daß wir ſo ploͤczlich dahin muͤſſen / denn vnſer Miſſethat ſtelleſtu fuͤr2. Sam. 18. . 14. dich / vnſer vnerkandte Suͤnde ins Liecht fuͤr deinem Ange - ſichte. Wie Joab den Abſolon mit dreyen Spiſſen durch - ſtach / alſo die Suͤnde den Menſchen / mit dem Spieß des Natuͤrlichen todes / mit dem Spieß des Geiſtlichen todes / vnd mit dem Spieß des Ewigen todes. Von dem Geiſt - lichen vnd Ewigen tode / erloͤſet vns alle / die wir an Ihn glaͤuben vnſer Heyland Chriſtus / vnd macht vns den Na - tuͤrlichen Zeitlichen todt zum memorial vnd Gedaͤchtnuͤß vnſers hochſchaͤdlichen Suͤndenfals / zum ſanfften Schlaff vnd Eingang ins Ewige lehen. Denn

Was lebt / das ſtirbt durch Adams noth.
Was ſtirbt / das lebt durch Chriſti todt.
11. Offenba - rung der Macht Gottes. 1.

Die andere Vrſach iſt / das Gott ſeine Macht vñ ſtaͤrcke ſehen laſſe / der ploͤtzlich mit dem Menſchen koͤnne Feyer - abendt machen / auff daß wir jhn fuͤrchten lernen / denn Er toͤdtet vnd machet Lebendig / fuͤhret in die Helle vnd wider1. Sam. 2. v. 6. herauß. 1. Sam. 2. Vnd es kommet alles von Gott / ſagetSyrachvnd EhrenPredigt.Syrach am 11. Cap. Gluͤck vnd Vngluͤck / Leben vnd todt /Syr. 11. 5. Armuth vnd Reichthumb. Auch nicht Vermeſſen ſein in2. Geſundheit vnd gutten Tagen. Denn ruͤhme dich nicht / des Morgenden tages / ſagt Salomon, du weiſſeſt nicht / waß heute ſich begeben mag / Proverb. 27. Vnd der ApoſtelProv. 27. . 1. Jacob / Wolan die jhr nu ſaget: Heut oder Morgen wol - len wir gehen in die / oder die Stadt / vnd wollen ein Jahr da liegen vnd Handthieren vnd gewinnen / die jhr nichtJacob. 4. . 13. 14. wiſſet / waß Morgen ſein wird. Deñ waß iſt Ewer leben? ein Dampff iſts / der eine kleine Zeit waͤhret / darnach aber verſchwindet er: dafuͤr jhr ſagen ſolt: So der HErꝛ will / vnd wir leben / wollen wir diß oder daß thun. Nun aber ruͤhmet jhr euch in ewrem Hochmuth. Vnd der PredigerEccleſ. 9. . 12. Salomon ſagt im 9. Cap. Der Menſch weiß ſeine Zeit nicht / ſondern wie die Fiſche gefangen werden / mit einem ſchaͤdlichen Hamen / vnd wie die Vogel mit einem Strick gefangen werden / ſo werden auch die Menſchen beruckt zur boͤſen Zeit / wenn ſie ploͤczlich vber ſie faͤlt. Inmaſſen es jene Galileer / erfahren / von welchen Chriſto verkuͤndiget ward. Lucæ am 13 Cap. Das Pilatus jhr Blut ſambt jhremLuc. 13. v. 1. vermiſchet hette / vnd die Achtzehen Perſonen / auff welche der Thurm zu Siloha fiel vnd erſchlug ſie / wie man auch ſchreibet / daß in dieſem Jahr / den $$\frac{8}{18}$$ tag Januarii, der Kirchthurm zu Geildorff in Seeland vnter der Predigt / da viel Volcks beyſamen geweſen eingefallen / vnd ohn die beſchaͤdigten 148. Perſonen erſchlagen / welche gewiß ſich damals als ſie in die Kirch gegangen ſich deſſen keines weges verſehen haben.

Endlichen / Leſt Gott auch ſeine Macht ſehen / in dem3. mancher ſo ploͤczlichen vmb ſein liebes Leben kompt vnd da - hin ſtirbt / auff das wir vnſer Geſundheit / Leib vnd LebeninChriſtliche Leich -in gutter acht haben / vnd nicht ſelbſt vrſach geben zu einem ſchnellen tode / durch vumaͤſſiges / Veneriſches / Bachiſches weſen / durch gauchen / boßhafftigen vnd ſehr grimmigen Zorn / durch vnordentlichen Hader / Zanck / Außfoderungen vnd Kaͤmpffen / durch Vorwicz vnd beliebung der gefahrAuguſtin. vnd andern Vrſachen / in betrachtung / daß vnſer LebenEſaiæ 38. v. 12. gebraͤchlicher denn ein Glaß / vnd leichtlicher reiſt als eines Webers faden / da er ſolches am wenigſten verſiehet / ja wie ein brennend Liecht / kan leicht võ Wind außgeleſchet oder mit der Hand außgedruckt werden / alſo auch vnſer Lebens - liecht / wie in den Exempeln zuſehen. Fabius Prætor erſtickt an einem Haar / daß er in einer Milch geſſen: SophoclesJoan. Ra - viſ. Text. offic. f. 514. erwuͤrget an einem Weinbeerlein. Spurius Safferus an einem weichen Ey. Adrianus Papa an einer Fliege. Go -Poly. Virg. lib. 8. duinus Cantianorum Comes an einem biſſen Brods / ſo jhm in die vnrechte Kaͤhle kommen. Einen vngehorſamenRadev. c. 76. Propheten zurieß ein Lew. 1. Reg. 13. Zwene Baͤhren zu -1. Reg. 13. . 24. riſſen 42. muthwillige Knaben von Bethel. 2. Reg. 2. Ein Werckſtuͤck traff im herunter fallen einen fromen tapfferenHemerol. Sil. fol. 194. Doctorem Medicinæ H. Johannem Muſeliũ zu Breß - law in ſeinem eygenen Hauſe dermaſſen auff ſein Haubt / daß er ſtracks des todes wardt. Mancher kompt vnvor -Mortem repentinã; inferentia multa ſunt. hofft vmb ſein Leben / durch einen ſtoſſenden Ochſen / tolles Pferd / raſenden Hund / vnd andern Vnfall. Darumb

Semper agas cautè, & Christum ut te dirigat ores:
Neſcit enim præſens, quid ferat, hora, ſequens.
Sieh ſtets dich fuͤr / vnd Chriſtum bitt /
Das Er Regier dein Glaubn vnd Sitt.
Denn jetzige Stunde weiß nicht.
Was dir in kuͤnfftiger geſchicht.
11. Apho -vnd EhrenPredigt.

II. Aphorismus.

Mors ſubitanea mala malis. Der Schnelle todt iſt boͤſe den böſen.

COnvertantur impii in infernũ, omnes gentes, quæ obliviſcuntur Deum. Ach daß die Gottloſen muͤſtenPſalm. 9. . 18. zur Helle gekehret werden / Alle Heiden die Gottes ver - geſſen ſagt David im 9. Pſalm. Vnd zeiget an / waß den Gottloſen endlich werde zutheil werden / nemlich ſie wuͤr - den eines boͤſen Todes ſterben / vnd zur Hellen fahren / ja welches auch die Gottloſen ſein / nemlich die Gottes ver - geſſen / oder der furcht Gottes / wie es der Chaldæus auß - leget / oder derer Religion vnd Glaub boͤß / vnd jhr Leben vnd Wandel auch boͤß iſt / vnd als GOTtes vnd ſeines Wortes Veraͤchter / auff jhꝛem eygenen Suͤndlichen / vnd nicht auff GOttes wegen Wandeln. Die ſind Gottloß / vnd wo nicht zuvor ernſte Buſſe geſchiehet / ſterben ſie eines boͤſen todes / er ſey langſam oder ſchnell / auff welchen nichts anders folget / als aͤuſſerſte Finſternuͤß / daß ſie GOttes herꝛligkeit nicht ſehen. Eſa 26. Die Helle. Pſal. 49. Prov. 5. Eſaiæ 26. & 5. c. Job 21. Eſa. 5. Baruch. 3. Heulen vñ Zehnklappen. Matth. 22. Proverb. 5. Pſalm. 49. Job. 2. Baruch. 3.Vnd der vnſterbliche Wurm vñ vnaußleſchliches Ewiges fewr. Eſa. 66. Matth. 3. Olympius, Cerinthus vnd Arius, Sturben eines ploͤczlichen ſchnellen Todes / den man nichtMatth. 22. . 13. Eſaiæ 66. . 24. anders als einen boͤſen todt nennen kan / weil jhre Religion jrꝛig vnd Gottslaͤſterlich war. Denn Olympius, welcher die H. Dreyfaltigkeit laͤugnete vnd ſchmaͤhete / ward imSabel. lib. 5. c. 4. Wetter mit einem dreyfachẽ Donnerkeil ſchrecklich zu tode geſchlagen. Cerinthus, als er zu Epheſo in der BadſtubePaul. Diac. in Anaſtaſij hiſt. ſaß / vnd ſeine gewoͤhnliche Laͤſterungen wieder den Sohn Gottes vnd den H. Geiſt außſchuͤtte / ward er mit ſeinemEuſ. lib. 7. c. 20.CAnhangChriſtliche Leich -Anhang / durch einfall der Badſtuben ſchnell erdruckt / vndTheod. lib. 1. c. 14. jhm das perpetuum ſilentium aufferleget. Vnd Arius der Chriſti Gottheit verlaͤugnete / ſtarb auch gehling / da er durch einen Stulgang ſein eingeweide außgeſchuͤttet hatte. Wer wolte nun hier nicht ſagen / bey dieſen Reczern vnd jrꝛigen Leuten: Auffboͤſe Lehr / iſt gefolget ein boͤſer todt.

Alſo koͤnnen wir auch Vrtheilen / vom hoͤſen Leben vnd Wandel der Menſchen / daß die jenigen / die darinn ſchnell ertapt werden / ehe ernſte Buſſe geſchehen / eines boͤſen ſchnellen todes ſterben. Wie die vnzuͤchtigen SodomiterGen. 19. vnd Gomorꝛiter / welche der fewrige Schweffelregen eilendNum. 16. vberfiel vnd verzehrete. Wie die Rebellen Core, Dathan, vnd Abyron, die gehling von der Erden verſchlungen worden mit jhren Conſorten vnd Verwandten. WieExod. 14. Koͤnig Pharao Cenchres, der in ſeiner Boßheit vnd vn - ablaͤſſiger Tyranney mit ſeinem Heer vom Waſſer des ro - ten Meeres ploͤczlichen vberꝛauſchet vnd erſaͤuffet wardt. Euſ. lib. 5.Wie Lucius Verus, der in der vierdten Verfolgung der Chriſtlichen Kirchen / ſo viel Blut der Heyligen vergoſſen / vnd ploͤczlich am Schlag da jhn Gottes hand recht geruͤh - ret / darnieder geſuncken vñ ſeinen Mordgeiſt auffgegeben. Paul. Diac. Wie Attila der Hunnen Koͤnig / ein grewlicher Bluthund /Naucler. als er mit der Honoria Hochzeit hielte (ob er gleich zuvor viel Weiber hatte) vnd ſich mit Tranck vbernommen / des Nachtes / da er auff dem ruͤcken lag / vnd das Blut jhm auß der Naſen haͤuffig im Mundt floß / ploͤczlich in ſeinem eygenen Blute erſticken muſte. Geſchweige anderer mehr / von welchen man ſaget: Sicut vixit ita morixit. (pro mortuus eſt.) Wie er gelebet / ſo iſt er geſtorben. Endlichen die auſſer jhrem ordentlichen Beruff / nicht auff Gottes / ſondern des Teuffels wegen vom Todt eylend vberꝛaſchetwerden /vnd EhrenPredigt.werden / ſterben auch eines boͤſen ſchnellen todes / als da der Iſraelitiſche Mann / als andere fuͤr der Thuͤr der HuͤttenNum. 25. C. 6. 7. des Stiffts weineten / mit einer Midianitin in Vnzucht Beylag / vnd Moſen vnd die gantze Gemeine zuſehen ließ / Den Pinehas ſambt ſeiner Vettel durchſtach. Der Vn - barmhertzige verſoffene Nabal, von welchem ſtehet: Da er1. Sam. 25. . 37. ſtarb ſein Hertz in ſeinem Leibe / daß es ward wie ein ſtein. Der vngehorſam Sohn Abſolon der an einer Eychen mit ſeinen krauſpen Harꝛen hangend / geſchwind von Joab mit2. Sam. 18. . 10. 14. dreyen Spieſſen durchſtochen wardt. Jener Diebiſche /Vera hiſt. rauberiſche Krippenreutter / dem im Vogtlande die Baw - ren auffwarteten / vnd jhn ertapten. Da er nu jhnen ent - wiſchen wolte / vnd ſich vber eine blancke ſchwang / ſchlug ein Bawr mit der Radehaw jhn auff den Kopff / vnd ſprach: Ich habe gehoͤret / der Krug gehe ſo lange zum Waſſer / biß er zubreche. Der geſchlagene antwortet / hier liegen dieTrag. f. 33. Scherben / der Teuffel hole ſie. Diß wahren ſeine leczte Wort / vnd ſtarb eines ſehr boͤſen ſchnellen todes. So be - gab ſich auch zur Zeit an einem ort / daß am H. Pfingſtage vnter der Predigt etliche außſpaciren ſich zu Baden / da denn bald fuͤr der andern Angeſicht einer erſoff / wie auch jener Knab / der ohne bewilligung des Præceptoris vnter der Predigt / auß der Stadt gieng / ſtieg auff einen Baum fiel herunter vnd brach gehling das Genick. Dieſe wahren auſſer dem Ordentlichen Chriſtlichen beruff / nicht auff Gottes wegen. Da es deñ heiſt / wie der Baum (Menſch)Eccleſ. 9. . 12. 11. . 3. faͤllet / er falle gegen Mittag (das iſt im Glauben vñ Buß - faͤrtigkeit) oder gegen Mitternacht (in Vnglauben Vn - bußfaͤrtigkeit vnd auff verbotenen boͤſen Wegen) da wird er liegen. Qualem te invenio, talem te judico. Wie Gott den Menſchen im leczten Sterbſtuͤndlein findet / alſoC ijwirdChriſtliche Leich -Marci 16. . 16. Gal. 5. v. 6. Matth. 10. . 22.wird er jhn darnach richten. Wer glaubt (der Glaube aber iſt durch die Liebe thaͤtig) vnd verharꝛet biß ans ende / der wird ſelig. Wer aber nicht glaͤubet / der wird verdampt werden.

Weil denn dem alſo; ſo ſey jedermann gewarnet / daß er allezeit alſo glaͤube / alſo lebe / vnd alſo auff Gottes wegen gehe: Damit ſo er ploͤczlich ſtuͤrbe / man nicht ſagen doͤrffe. Er hat einen boͤſen ſchnellen todt: Sondern viel mehr / erVerfuͤhriſch Gleichnuͤß. hat einen gutten ſchnellen todt. Es hat die Welt zwar ein Gleichnuͤß vnd ſaget / es ſey mit der Menſchen leben vnd ſterben / gleich wie mit einem Buͤchſenſchuͤtzen. Denn wie dieſem ſein langes Ziehlen zum treffen nichts helffe / es ſey deñ daß er wol abdruͤcke; alſo lieg es auch nicht an dem / wie ein Menſch gelebet habe / ſondern allein alles dꝛan / das er wol ſterbe. Mit dieſen gedancken hindern viel Menſchen in jhnen ſelbſten die Buſſe / vnd geben ſich willig in groſſe gefahr / darinnen ſie auch des mehrentheils jaͤmmerlich verderben. Denn ob es wol wahr iſt / daß wol abdruͤcken zum ſterben das beſte thut / ſo iſt doch darneben auch wahr / daß wer gewiß halten vnd abdruͤcken ſolte / der muͤſſe auch friſche geſunde Augen vnd gewiſſe Haͤnde haben / ſtaͤtt hal - ten / nicht zittern oder hin vñ wider gauckeln: Alſo wer wol abdruͤcken vnd Selig ſterben wil / der muß ſehende ſelige Augen haben / die den / Scopum vitæ noſtræ, Zweck vnd Ziel vnſers Lebens Chriſtum recht ſehen / vnd ein ſolches Hercz daß im Glauben nicht wancket. Denn hier triefft mans nicht ohne wahn / wie je bißweilen einer vnvorſehens in die Scheiben gaͤuckelt / ſondern es wil gar ein ſtaͤtes hercz haben / daß den Zweck ſehe / dꝛauff fleiſſig Ziele vñ abdꝛucke. Ob aber nu wol Gott ein ſolches hertz vnd Glauben einem Menſchen auch am letzten ende geben kan / ſo gehet er dochgemei -vnd EhrenPredigt.gemeiniglich die gemeine bahn / welche iſt die Predigt Goͤtt - liches Worts vnd der Brauch des Hochwuͤrdigen Sacra - ments / denn hiedurch wil GOtt kraͤfftig ſein / vnd den Glauben im Herczen wircken vnd erhalten. Darumb wer da wil am letzten ende gewiſſe Haͤnde vñ ſtaͤtte Augen habẽ / der halte ſich bey zeit auff die rechte bahn / vnd laſſe ſich den Teuffel nicht taͤuſchen oder blenden. Deñ bey einem boͤſen Gewiſſen vnnd Fuͤrſacz kan kein rechter Glaube ſtallen. Selig ſterben iſt die leczte Schancz / wer die vielmahl ver - ſpielet vmb den iſt es geſchehen. Macht man ſich doch zu - vor gefaſſet / wann eine Stadt ſol belagert werden / damit man ſich retten moͤge. Warumb wolten wir vns nicht in Zeiten / wieder den Koͤnig des Schreckens den todt gefaſtJob. 18. . 14. machen / auff daß wenn er dermahl eines vnſern Leib ſtuͤr - men wird / wir jhm mit geſamleten waffen auß der Ruͤſt - kammer der H. Schrifft begegnen vnd zu ſchanden machen koͤnnen. Muͤſſen nicht eben warten biß vns der Graͤßliche todt mit der Hand an ſeinen reyen fuͤhret: O nein das we -Auguſtin. re zu lange geharꝛet / Sero parantur remedia, cum mortis imminent pericula, ſaget Auguſtinus. Es iſt leicht zu lange gewarttet / mit Geiſtlicher vñ Leiblicher Arczney / weñ man ſchon mit dem tode ringet: Sondern alle Abendt / wenn wir vnſere Kleider ablegen / ſollen wir vns Chriſtlich per ſalutarem pœnitentiam erjnnern / daß wir auch vber kurcz dieſe faͤllige Huͤtten vnd Tabernackel des Leibes ab - legen muͤſſen / vnd ſollen vns deſto ernſter zu Gott bekehꝛen. Auguſtin. Tuus certè ultimus dies longè abeſſe non poteſt, ad hunc te præpara. Qualis enim exieris de vita hac, ta - lis redderis illi vitæ, ſagt Auguſtinus. Dein letzter Tag / kan nicht ferne ſein / darumb ſo ſchicke dich zu demſelben. Denn wie du von dieſer Welt abſcheideſt / alſo wirſtu imC iijandernChriſtliche Leich -andern Leben præſentiret werden. Mit welcher Sach du ſchlaffen geheſt / mit der wirſtu auffſtehen.

III. Aphorismus.

Mors ſubitanea bona bonis. Ein ſchneller Todt iſt gutt den gutten.

WEil jhr nun gehoͤret / daß ein boͤſer ſchneller todt ſey / weñ der Todt einen Menſchen ploͤtzlichen hinricht / welchen er in boͤſer falſcher Lehr / lauter Vnglauben / boͤſen Leben vnd Wandel / vnd auff des Sa - tans vnd nicht auff Gottes wegen findet vnd antriefft / ſo koͤñt jhꝛ im gegentheil leicht ſchlieſſen / daß ein gutter ſchnel - ler todt ſey / wenn der todt einen Menſchen gehling oder geſchwinde erwuͤrget oder hinricht / welchen er in gutter rei - ner Religion / wahꝛem Glauben / gutten Leben vñ Wandel vnd in rechter Bußfaͤrtigkeit auff Gottes wegen / wol be - reit / findet vnd antriefft. Da nicht auff den ſchnellen vnd bißweilen abſchewlichen todt / ſondern auff den gutten fuͤr - hergehenden Glauben vñ Wandel zuſehen iſt. Johannes der Apoſtel vñ Evangeliſt ſol ſchnell am Schlage geſtorben ſein / wer wolte ſeinen ſchnellen todt fuͤr einen boͤſen vnſe - ligen todt ſchelten / deſſen Glaub vnd Leben vnſtraͤfflich geweſen? So hat auch ſein Juͤnger Polycarpus Biſchoff zu Smyrna jhm dergleichen todt / wie auch Lutherus, ge - wuͤntſchet.

Index Chr: Bucholz. fol. 683. Theat. Zving. lib. 181 Poſtilla Schlüſſelb.

Der frome Churfuͤrſt zu Brandeburg Hertzog Joachi - mus der ander ward auch durch ein ſanfftes Schlaͤglein / Anno 1571. den 3. Januarii, auffm Schloß Koͤpnik ab - gefodert. Vnd Hertzog Chriſtoff von Mechelburg ſtarb eylend / in dem Ihre Fuͤrſtl: Gn. geprauſtet oder genieſet / haben ſie jhren Geiſt auffgegeben vnd geſprochen JEſus.

Nicolausvnd EhrenPredigt.

Nicolaus Haußman ein fromer Prediger zu Freyburg ward vnter ſeiner Sermon auff dem Pꝛedigſtul võ Schlag troffen / daß er ſchnell zu boden ſanck vnd ſtarb.

Doctor Johannes Heß. Zu Breßlaw / ward auch auff der Cantzel vom Schlage geruͤhret vnd ſtarb bald darnach. Wie gleichfals M. Johannes Mattheſius Pfarherr imCalend. Hond. f. 571. Joachimsthal / nach dem er jhm ſelbſt die Leich Predig ge - than von der Wittwen Sohn zu Nain / erfahren. Item. Doctor Ziegler. Doctor Medler. Doctor Schnepff. Doctor Weller. Doctor Emilius. Doctor Lauterbach zu Pirn. M. Nicolaus Specht, & ç.

Doctor Johann Schneidewein ein fromer Juriſt ward zu Zerbſt des Morgends im Bette todt gefunden / Vnd H. Berent Bꝛoetzen Buͤrgermeiſter zu Braunßweig ſtarb vnter der Predig in der Kirchen. Vnd H. Chriſtoff Raab Buͤrgermeiſter zu Koͤnigsberg geſegnete auch ploͤtzlich.

Bey ſolchen vnd andern Exempeln fromer Leute ſchnel - len todes ſollen wir bedencken.

1. Daß ſie dem HErꝛen geſtorben. Denn S. Paulus ſaget / Wir Leben oder ſterben / ſo ſind wir des HErꝛen. Viererley bedencken bey fromeꝛ Leuthe ſchnellen tode. 1. Rom. 14. . 8.Er redet aber in dieſen Worten nicht von allen Menſchen / die ſich Chriſten nennen / vñ ſich des Chriſtlichen nahmens ohne grundt der Warheit ruͤhmen. Denn ſolche Leute / wo ſie nicht Chriſtliche Buſſe fuͤr jhrem ende thun / ſindt nicht des HErꝛen / ſie Leben gleich oder ſterben: Sondern er redet von jhm ſelbſt vnd allen rechten Chriſten / vnd wil ſagen: Ein rechter Chriſt / wo er ſtehet oder gehet / da iſt er des HERREN: Er Schlaſſe oder Wache / ſo iſt er des HERREN: Er Eſſe oder Trincke / ſo iſt er des HErꝛen: Er ſey daheim bey den ſeinen / oder drauſſen vnter den frembden / ſo iſt er des HErꝛen: Er ſey in ſeinem Beruffbemuͤhet /Chriſtliche Leich -bemuͤhet / oder ſuche ehrliche ergeczung vnd ruhe / ſo iſt er des HErꝛen: Er Lebe in Gottgefaͤlliger Froͤligkeit / oder aber ſtecke in Angſt vnd Todesnoͤten / oder ſterbe auch gar / ſo iſt er doch des HErꝛn. Des HErꝛen aber ſein / iſt nichtsRom. 8. . 17. anders als in Gottes Gnad ſein / Kinder Gottes / Bruͤder vnd Schweſtern Chriſti / Erben Gottes vnd Miterben Chriſti / wir ſind Geſund oder Kranck / Lebendig oder todt. Darumb / wenn frome Chriſten des jaͤhen Todes ſterben / ob gleich derſelbe eine ſchreckliche Larven vñ anſehen hette / ſollen wir doch nicht gedencken / das hiedurch ſolchẽ Chriſten einiger ſchade an jhrer Seelenſeligkeit widerfahre. DennJohan. 10. . 28. Rom. 8. . 35. meine Schaͤfflein / ſpricht Chriſtus / wird mir niemandt auß meiner Hand reiſſen. Vnd S. Paulus. Wer wil vns ſcheiden von der Liebe Gottes? Truͤbſal oder Angſt? oder Verfolgung? od Hunger? oder bloͤſſe? oder Faͤhrlig - keit? oder Schwerdt? ꝛc. Ich bin gewiß daß weder todt noch leben / weder Engel noch Fuͤrſtenthumb / noch gewalt / weder Gegenwertiges noch Zukuͤnfftiges / weder Hohes noch Tieffes / noch keine andere Creatur / mag vns ſcheiden von der Liebe GOttes / die inn Chriſto JEſu iſt vnſerm HErꝛen: Vnd hieher gehoͤren die alten Verßlein.

E. Bernh.
Juſti mors ſubita, quam præceßit bona vita
Non aufert merita, ſi moriatur ita.
Das iſt: Dem Gerechten ſein Todt nicht ſchadt /
Wenn er Chriſtlich lebt fruͤh vnd ſpatt.
2.

2. Bedencken / daß jhnen Gott mit dem ſchnellen tode ein Vortheil gethan / vnd ſonderbare Wolthat erzeyget. Denn ſolche wol offte nicht wiſſen / wie jhnen geſchehe / ſchmecken des Todes bitterkeit nicht / vnd darff jhnen hie - durch beſſer gehen / als denen / die lange auff dem Siechbette liegen / groſſe Wehetage vnd Schmerczen empfinden / vndallerleyvnd EhrenPredigt.allerley Kampff mit jhrem eygenen Fleiſch / Welt vnd dem Teuffel außſtehen muͤſſen / der ſie offt / wider Gott in vn - gedult zu murꝛen vñ viel boͤſe Woꝛte außzuſtoſſen beweget / wie vielen widerfahren. Vnd weil mans fuͤr eine ſonder - liche Gnade Gottes helt / wenn das Kindlein auß ſeiner Mutterleibe ſchnell gebohren / vnd der ſchmertzen / die etwa andere leiden muͤſſen / bald entbunden wird / warumb wolt mans denn nicht auch hie fuͤr eine Gnade halten? Wenn GOtt einen Menſchen des Todeskampff / den offt etliche fuͤhlen muͤſſen / vberhebet vnd befreyet? vnd ein ſolch ende beſcheret / daß ehe denn ers gewahr wird / hin iſt vnd ſeine ſterbliche Huͤtten abgeleget hat / ſonderlich wenn vns ſein recht gefuͤhrtes Chriſtenthumb bekandt iſt / daß er Selig geſtorben. Diß nañte Victorinus Strigelius einen Reut - teriſchen todt / Vnd wuntſchte jhm einen Reutteriſchen ſchnellen todt. Iſt es doch leidlicher bald erſauffen / als ſich lange mit Armen / Haͤnden vnd Fuͤſſen wehren / vnd doch erſauffen muͤſſen. Wie der Poët Ovidius geſchrieben.

Ovid. de ponto.
Mitiùs ille perit, ſubita qui mergitur unda,
Quam ſua qui tumidis brachia laßat aquis.

O wie offt erfaͤhret man / daß Menſchen von Wettern erſchlagen werden; Welches denen ſo inn Bußfaͤrtigkeit gelebet vñ from geweſen an jhrer Seelen vnſchaͤdlichen iſt. Deñ zu dem daß man weiß / Gott ſelber hole vns wie Eliã; im Wetter weg / ſo iſt ja auch das wahr / daß ein Menſch als dann etwan viel Herczlichere ſaͤuffczer zu Gott habe deñ ſonſten. Denn es muͤſſen auch boͤſe Buben bekennen / daß wenn ſich Gott alſo ſchrecklichen in Wolcken hoͤren leſt / Er jhnen eine Furcht einjage / wie ſie denn damals anſahen from vnd andaͤchtig zu werden. Viel mehr aber beten vnd ruffen zu Gott zu ſolcher Zeit / die wahre Chriſten ſind / be -DfehlenChriſtliche Leich -fehlen ſich mit Leib vnd Seele in ſeine Haͤnde / vnd da Er ſie in ſolcher Andacht vnd herczlichem Gebet hinnimbt / wie ſolten ſie nicht Selig vnd wol ſterben?

3. Bedencken / daß GOtt den Menſchen den Todt zu - ſende nach ſeinem Willen / bißweilen einen der jhn lange quelet / bißweilen einen der bald mit jhm faͤrtig wird oder Fewrabend macht / oder auff andere art vnd weiſe. Julius Cæſar als er den Tag zuvor / ehe er erſtochen ward / diſpu - tiren hoͤrete / waß fuͤr ein todt der beſte wehre / hat er geant - wortet ein ploͤczlicher todt / vnd des man ſich nicht verſehen hette / darumb das er ohne groſſe vñ lange ſchmerczen were. Daß wehre wol geſagt / wenn er Erkaͤndtnuͤß der wahren Religion gehabt hette. Wann wir GOtt bitten / daß Er vns fuͤr einem ploͤtzlichen tode behuͤtten wolle / das ſollen wir verſtehen võ dem tode / der die vberfaͤlt / die in jhren ſuͤndẽ / Gottloſen weſen / Boßheit vnd Vngehorſam wider Gott ſterben vnd verderben. Deñ vnſere gedancken ſollen Gott nichts fuͤrſchreiben / wie Er vns auß dieſer Welt abfodern ſolle. Es iſt den rechten Chriſten eben eins / ob ſie ploͤczlich oder allgemach ſterben / denn ſie ſein Kinder Gottes vnd ſeiner Barmherczigkeit fuͤr vnd fuͤr. Doch halt ich dafuͤr / daß es Gott nicht mißgefalle / weñ du bitteſt / Er wolle dich bey ſeines H. Namens Anruffung vnd guttem bedacht / die Welt geſegnen laſſen / wie wir deñ im Liede: HErꝛ JEſu Chriſt / Ich weiß gar wol das ich einmal muß ſterben / ꝛc. Alſo ſingen:

Rans ſein / ſo gieb durch deine Hand /
Mir ein Vernuͤnffriges ende /
Das ich mein Seel fein mit Verſtandt /
Befehl in deine Haͤnde /
Vnd ſo im Glauben ſanfft vnd fro /
Auff meinem Bettlein oder ſtro /
Auß dieſem elend fahre.
4. End -vnd EhrenPredigt.

4. Endlichen bedencken / daß ein jeder Menſch / der fuͤr1. Cor. 15. . 31. 2. Cor. 6. . 9. Vnſeliger Todes gefahr wil geſichert ſein / zuvor ſolle ſter - ben / ehe er ſterbe / daß ich ſagen mag:

Tu moriâre priùs, ſic mors tibi nulla nocebit.

O Menſch Stirb zuvor / ehe du ſtirbſt /
Alſo im Todt du nicht verdirbſt.
Stirb der boͤſn Luſt vnd dieſer Welt /
Dein Datum gen Himmel ſey geſtelt.
Vnd ein ander:
Qui moritur priùs, ac moritur, non ille profectó
Cum moritur moritur, ſed moriens oritur.
M. E.
Item: Vive piè, quicunꝙ́ mori feliciter optas,
Utꝙ́ piè poßis vivere, diſce mori.
N. C.

Wie jhm einer Bettet / ſo wird er ruhen vnd ſchlaffen /Der Menſch ſol jhm wol Brtten. ſagt man. Drumb O ſterblicher Menſch / ſo Bette dir wol. Dein vnd mein Vnterbette ſey Gottes gnad vnd Barm -1. herczigkeit / drauff man ſanfft vnd weich lieget. Dein vnd2. mein Oberbette ſey Gottes protection, Schucz vñ ſchirm / dadurch man fuͤrm Teuffel vnd der boͤſen Welt wol ver - wahret wirdt. Dein vnd mein Hauptkuͤſſen ſey Gottes3 Wort vnd ſeine Evangeliſche troͤſtliche Spruͤche vnd ver - heiſchungen / welche dein vnd mein Glaube wol faſſe vnd darauff ruhe; Wie der Menſch gemeiniglich ein Haupt - kuͤſſen hat; Alſo ein HErꝛ / ein Glaub / ein Tauff. Eph. 4. Eph. 4. . 5.Deine vnd meine weiſſe vnd warme Nacht oder Schlaff -4. haube ſey / ein Schneeweiſſes reines gewiſſen / welches einProver. 15. . 15. taͤglich wolleben / Proverb. 15. Dein vnd mein Leylach / ſey5. ein Zeichen deines vnd meines Sterbekittels. Denn man wickelt vnd leget den Todten nicht in Bette / ſondern in ein Leylach oder Leimetes Hembde. Dein vnd mein Huͤltzern6. Bette ſey ein Bild deines vnd meines Huͤlczern bettes oderD iijSarcks /Chriſtliche Leich - vnd EhrenPredigt.Sarcks / darein man legt Hohes / Mitlern vnd Nieder - ſtandes Perſonen. Vnd iſt keiner ſo ſtarck / der nicht kehm7. in den Sarck. Vnd zu leczte / weil man auch in der Schlaffkammer gerne ein Nachtliecht helt / So ſey dein vnd mein Liecht / neben Gottes Wort in der Welt / welche die Finſternuͤß mehr liebet als das Liecht / ein gutter wan -Joh. 3. 19. del vnd ſtaͤte Bußfaͤrtigkeit. Davon Chriſtus ſaget: Sic luceat lux veſtra. Laſſet Ewr Liecht leuchten fuͤr denMatth. 5. . 16. Leuten / daß ſie ewre gutte Werck ſehen / vnd ewren Vater im Himmel preiſen. In Summa ein jeder bitte Gott / daß Er jhn laſſe ſein / nicht allein einen Mann fuͤr der Er - baren Welt / ſondern im Angeſichte JEſu Chriſti fuͤr jhm Gerecht / vnd endlich einen Erben des Ewigen lebens. Vnd mitler Zeit jhn erhalte bey der reinen Religion vnd2 T. im. 1. . 13. Fuͤrbild der heylſamen Wort / gebe ein ruhig Gewiſſen / ein noͤhtiges Creucz vnd eine Mannliche gedult / das iſt Hertz vnd Mundt / ſo Gottes ehre preiſe ſeine Schwach - heit erkenne / vnd ſeinen Nechſten liebe / biß an die leczte Stunde / Amen. Wer diß begehret / ſpreche mit mir abermal Amen.

Commendatio defunctæ.

ANlangende numehr vnſere in Chriſto ſanfft vnd Seelig entſchlaffene vor vnſeren Augen noch ſtehende liebe Mitſchweſter / Die Weyland Ehr - Vieltugendreiche Fraw Elisabetham geborne Baumin: Des Ehrwuͤrdigen vnd Wolgelahrten Herꝛen Adami Heumanni geweſenen Pfarꝛers vnd Senioris zum Hoff in Maͤhren / geweſene Ehliche Haußfraw / derer wir zum leczten Valet vnd Ehrendienſt / den Ihrigen zum Troſt /vndChriſtliches EhrenZeugnuͤß.vnd denn vns allen zur ſeeligen noͤhtigen erjnnerung der Muͤheſeligkeit vñ Sterbligkeit / das geleite hieher zu jhꝛem verordneten Ruhebettlein gegeben haben / ſo iſt es mit der - ſelben Ehꝛlichen Ankunfft / Aufferziehung / Leben / Wandel / Chriſtenthumb / Kranckheit / vnd Seeligem Abſchiede be - ſchaffen / wie folget: Als man geſchrieben 1582. Iſt ob - bemelte vnſere liebe Mitſchweſter inn Chriſto / am Tage Eliſabeth war der 19. Novembr. Zum Heydenpieltſch in Maͤhren von Ehrliebenden Eltern auff dieſe Welt er - zeuget vnd gebohren worden.

Ihr Herꝛ Vater iſt geweſen / Der Weyland Achbare / Ehrwuͤrdige vnd Wolgelahrte Herꝛ Caſparus Baum / geweſener Hoffprediger / Pfarꝛer vnd Superin - tendens zu Sternberg. Ihre Fraw Mutter aber / Die Erbare Viel-Ehrentugendreiche Fraw Maria geborne Hentznerin, Des auch Achbahren / Ehrwuͤrdigen vnd Wolgelahrten Herꝛen Johannis Hentzneri, der Herꝛ - ſchafft Sternberg geweſenen Superintendentis vnd erſten Evangeliſchen Predigers alldar Eheleibliche nachgelaſſene Tochter.

Von dieſen Ehrliebenden Eltern nun iſt dieſe vnſere Seelige jeczo in Gottruhende Mitſchweſter entſproſſen / welche Eltern ſie dann als bald den 21. deſſelben Monats Novembris dem HERRN Chriſto / durch das Hoch - wuͤrdige Sacrament der heyligen Tauffe haben inſeriren vnd einverleiben laſſen; Alldar Ihr dañ der Ehrwuͤrdige vnd Wolgelahrte Herꝛ Jacobus Neugebawer / damals ge - weſener Pfarꝛer vñ Senior zum Hoff piæ memoriæ dieſes Votum, dardurch Er jhr Gottes ſegen vnd ſeelige Wol - fahrt wuͤntſchet geſchrieben:

D iijExChriſtliche EhrenZengnuͤß.
Extet ut æternùm noſtri in te pignus amoris
Dona, ſacro Christi ſangvine lota, cape
Creſce, fidemꝙ́ datam, nec pro te falle Tonanti,
Et matrem referas & pietate patrem.
Merces ſic quondam cœlo te magna manebit
Nimirum Christi parta cruce ſalus.
Das iſt alſo Verdeutſcht:
Ein Eindaͤnck Gab geben jetzt wir /
Das Blut Chriſti / nimbs hin zu dir;
Fahr forth / den Glauben als ein Gab
Darzu ein gutt Gewiſſen hab /
Den Vater vnd die Mutter dein
Laß dir ein Tugendtſpiegel ſein /
So haſtu Lebn vnd Seeligkeit /
Durch Chriſti todt / dir dort bereit.

Weilen aber Ihr obgemelter lieber Herꝛ Vatter nach Gottes willen gar Zeitlich als im 31 Jahr ſeines alters mit Tode verfahren / iſt Sie damal jrgendt im 5. Jahre jhres Alters zu einem Wayſelein worden; Von jhrer lieben Mutter aber Maria als einer fromen Wittiben / ſo Maͤgd - lein Schul zu Sternberg gehalten / zu aller Gottſeligkeit / erzogen worden: Vnd hernachmals als Sie das 14. Jahr erꝛeichet / Ihr: Fuͤrſtl: Gn: Der Durchlauchten Hoch - gebornen Fuͤrſtin vnd Frawen / Frawen Elisabeth - Magdalenen gebornen Herczogin in Schleſien zur Liegnitz vñ Briegk / vnſerer genaͤdigen Fuͤrſtin vñ Landes - Mutter allhero nach der Olſſen gegeben worden; Da Sie denn auch eine Zeitlang trewlich / fleiſſig / Tugentſam vnd Ehrbarlich ſich verhalten: Weiln Sie aber damahles Kranck woꝛden vñ in ſchwere Melancoley / derer ſie offt hatmuͤſſenChriſtlich EhrenZeagnuͤß.muͤſſen gewaͤrtig ſein / gerathen / Iſt ſie wider nach Stern - berg zu jhrer Fraw Mutter abgefodert worden; Vnd in deme Sie alſo das 16. Jahr erꝛeichet / iſt Sie dem Ehren - veſten vnd Wolgeachten Herꝛen Caſparo Henneman Forſtmeiſtern zu Sternberg verlobet vnd Ehelichen ver - trawet worden. In dieſer jhrer erſten Ehe hat Sie ge - ſeſſen ein Jahr vnd etliche Wochen / vnd gezeuget mit da - mals jhrem Herꝛen einen einigen Sohn Caſparum, ſo auch allhier zur Olſſen ſeelig von hinnen geſchieden.

Nach dem Sie aber nach abſterben jhres erſten Herꝛens ein genuͤge Zeit in jhrem Wittwenſtande eingezogen / ſtill vnd Gottsfuͤrchtig gelebet / hat Sie im 18. Jahre damals jhres Alters / mit ratification Ihrer genaͤdigen Fuͤrſtlichẽ Obrigkeit allhier zur Olſſen / auch mit Conſens vnd be - willigung der jhrigen / Anno 1601. den 15. Octobris zum andern mahl gefreyet / vnd zur Ehe genommen / Den Ehr - wuͤrdigen vnd Wolgelahrten Herꝛen Adamum Heuma - num, damals Pfarꝛern zur Domſtadt in Maͤhren / an jtzo Buͤrgern zur Olſſen. Mit dieſem jhꝛem hinterlaſſenen an jeczo betruͤbeten Ehemanne hat Sie geſeſſen vnd gelebet in der Ehe 26. Jahr 36. wochen vnd 4. Tage / hat mit jhme erzeuget 11. Kinder: Als 5. Soͤhne / vnd 6. Toͤchter / derer Soͤhne drey / vnd ein Toͤchterlein mit tode verbliechen vnd voran gegangen / Zwen Soͤhne / aber noch vnd 5. Toͤchter / ſo lange Gott wil / am leben ſindt. In dieſem jhꝛem andern Eheſtande hat Sie ſich Chꝛiſtlich / Tugentſam vnd ehrlich verhalten; Vor allen dingen jhr die Gottſeligkeit laſſen angelegen ſein: Ihꝛe Kinderlein zum lieben Gebet / Pſal - men vnd Woꝛte Gottes / auch Tugendt vnd Erbarkeit / Arbeitſamkeit vñ Haußhalten gezogen; auch jhren Herꝛn reſpectiret vñ geehret. Daß alſo ein Spiegel aller Gott -ſeligkeitChriſtliches EhrenZeugnuͤß.ſeligkeit vñ Tugendt in jhr geleuchtet; Sie hat mit Maria ſo zu den Fuͤſſen des HErꝛen Chriſti geſeſſen / jhr auch das beſte erwehlet / Gottes Wort gerne vnd fleiſſig gehoͤret / ge - leſen / gelernet vnd darnach gelebet. Vnd weil Sie von Jugendt auff in Schola pieratis erzogen / vnd mit der Milch jhrer Mutter gleichſam alles gutte eingeſogen / hat Sie die H. Bibel wol durch leſen / vnd jhr faſt alle Pſalmen gemein vnd bekandt gemacht / auch Lateiniſche Spruͤchlein wiſſen zu recitiren vnd verſtehen koͤnnen. Die Geſaͤnge in figurali cantu jhr ſehr nuͤcze gemacht / vnd offters ſich darmit ſehr getroͤſtet vñ erfrewet; In welchen Gottſeligẽ vbungen allen / Sie dañ biß in jhr ſeeliges ende vorblieben; Ja auch gefahr Leibes vnd Lebens vmb GOttes Wortes willen außgeſtandẽ / darumb ins Elend ſam̃t jhꝛen Kinder - lein verjaget vnd vertrieben worden / Wie Sie dann auch Anno 1622. Von Vngern vnd Scytiſchen Barbariſchen Voͤlckern; in dem ſie mit jhren Haaren an die Handhabe der Thuͤre gebunden / vnd biß die Gemaͤcher vnd Kaſten erbrochen vnd außgepluͤndert worden / vorbleibendt / viel erdulden muͤſſen / aber durch Gottes ſchucz jhr weder am Leibe noch Ehren waß ſchaden zugeſuͤget worden; Vnd ob zwar weil Sie auch nicht Engelrein geweſen / faſt in jhꝛem ganczen Leben / vnd ſonderlich in jhꝛem jetzigem Exilio Sie vom Satan harte angefochten worden / hat Sie doch alle - zeit durch jhr jnbruͤnſtig Gebet / deſſelben fewrige Pfeil zu - nichte gemacht vnd außgeleſchet alſo / daß ſie vberwunden / vnd eine rechte Kaͤmpfferin vñ Siegerin worden / vnd das Ehrenkraͤnczlein der Himliſchen frewde darvon gebracht.

Ihre Kranckheit hin vnd heimfarth auß dieſer Welt betreffende; So hat Sie zwar die Zeit jhres Lebens zum offtern groß Hauptweh empfunden / alſo / das Sie / wo esGottesChriſtliches EhrenZeugnuͤß.Gottes wille geweſen / gerne hette wollen abſcheiden / vnd weil Sie Anno 1626. den 11. Januarij, allhier inn dieſer Kirchen zur Veſperpredigt mit dem halben Schlag be - ruͤhret worden / alſo / daß Sie kuͤmmerlich anheimb kom - men koͤnnen / vnd in die 10. Wochen vnd druͤber vor Todt faſt gelegen / in groſſer gedult das liebe Creutze getragen / hat Sie nach dieſem niemals zu jhren Leibeskraͤfften vnd voͤlligen Geſundheit koͤnnen gebracht werden / ſondern in die drittehalb Jahr allezeit hinlege geweſen; bey gehenden. Leibe abgenommen / alſo / daß Ihr das Gedaͤchtnuͤß ſehr abgeleget / vnd Sie bloͤdes verſtandes worden. Ihr Kum - mer vnd Sorgen iſt nichts geweſen / denn nur zur Kirchen gehen / Beten / Leſen vnd Singen / ſo wol des Morgens / Tages vnd Abendts. In dieſem jhrem Zuſtande hat der boͤſe Feind jhr traͤfflich zugeſetzet / wie Sie denn zum oͤff - tern deſſen ſich gegen jhrem Herꝛn vñ Kinderlein beklaget / aber / Gott lob / nichts außgerichtet; Ja Sie hat Chriſto gelebet vnd taͤglich jhme maͤhlichen geſtorben / biß entlich GOtt jhr Gebet erhoͤret vnd Sie wollen erledigen.

Vor wenig Wochen hat Sie zu jhrem Herꝛen des Morgens / als Sie in jhrem Bettlein ſitzende / wie Sie allzeit zuthun gewohnet / vor die jhrigen vnd alle Staͤnde jhr Gebet zu GOtt gethan / geſprochen: O mein lieber Herꝛ / bittet doch den HERRN JEſum Chriſtum / daß Er mich wolle außſpannen / dieweil Ich auff dieſer Welt nichts mehr nuͤtze bin / auch wegen Schwachheit nichts ver - bringen noch ſchaffen kan. Weil denn nun jhr Stuͤnd - lein heebey kommen / ſo jhꝛ vnd niemanden bewuſt geweſen / Hat Sie ſich faſt in die 6. Wochen zuvor zu dem Hoch - wuͤrdigen Sacrament vnd Nieſſung des Leibes vñ Bluts JEſu Chriſti gehalten / ja auch hernacher dieſe Zeit vber /EjaChriſtliches EhrenZeugnuͤß.ja denſelbten Tag vor jhrem Abſchiede / in die Stuͤblein / Gemaͤcher vnd Winckel verfuͤget / Laut geleſen / geſaͤufftzet vnd Gebettet; Den Tag zuvor in die Veſper gegangen / ſich hernach in den Hoff geſeczet / Ihr Fuͤrſtl. Gn. Gebet - buͤchlein / So jhr Genaͤdigſt mit ertheilet worden / genom - men / vnd den 31. Pſalmen klar vnd deutlich geſungen; In dich hab Ich gehoffet HErr / Hilff das Ich nicht zuſchanden werd / Noch Ewiglich zu ſpotte / ꝛc. Darauff geſprochen den 38. Bußpſalmen: Ach GOtt / Straff mich nicht in deinem Zorn / ꝛc. Den 51. GOtt ſey mir Gnaͤdig nach deiner Guͤtte / ꝛc. Den 27. Der HErr iſt mein Liecht / ꝛc. Den 121. Ich hebe meine Augen auff zu den Bergen / ꝛc. Item / Daß Gebetlein: Ach Gott wie manches Herczeleid begegnet mir zu dieſer Zeit / der ſchmale Weg iſt truͤbſal vol / den Ich zum Himmel wandeln ſol. Item / Geſaͤuffczet: Es iſt doch ja die leczte Zeit / darvon der HErr hat Propheceyt. Item / Lebe Ich / ſo Lebe Ich meinem Gott / Sterbe Ich / ſo hoͤrt auff all mein Noth.

Hat auch gegen Abendt mit jhren Kinderlein vnd Eydam die Abendmahlzeit gehalten / gutte Nacht gegeben vnd iſt ſchlaffen gegangen. In dem Sie aber angefangen / jhrem brauch nach / zubeten / hat Sie eine groſſe bewegung vmbs Hertze vñ gantzen Leib angeſtoſſen / angefangen zuſchnieben vnd ſtarck Athem zuholen; Weil Sie aber befraget waß Ihr wehre / ob Sie etwas wolte? Hat Sie geantwortet vnd geſaget: Nichts; Vnd weil Sie einen Roſenkrancz gehabet / denſelben auß den Haͤnden hat fallen laſſen / iſt Sie weiter gefraget worden / wo er ſey? Spricht Sie:SieChriſtliches EhrenZeugnuͤß.Sie hette jhn der Suſannæ gegeben. Darauff Sie denn einen Paroxismum erlitten / ſo ſonderes Zweiffels der Schlag geweſen. In dieſem iſt ein Liecht võ jhren Kinder - lein auffgeſchlagen worden / welche ſambt jhrem Herꝛen vnd Eydam jhr zugeſpꝛochen vnd allerley ſchoͤne Gebetlein vnd Spruͤche jhr eingehalten / hat aber damahles hartte Athem geholet / daß man alſo vermeinet es ſolte ein natuͤr - licher Schlaff ſein vnd beſſerung wie andermahl auch ge - ſchehen war / darnach folgen. Als es nun Tag worden vnd der Zeyger 5. geſchlagen / wahr ein Freytag / der 23. Junii, hat Sie jhr Herꝛ mit einem gutten Moꝛgen begruͤſſet / weil Sie aber kein Zeichen von ſich gegeben / hat Er Ihr den gecreutzigten Chriſtum eingebildet / inn die Ohren den Morgenſegen geſprochen; Iſt drauff als bald zum Gloͤck - ner gegangen / eine Vorbitt fuͤr Sie zuthun beſtellet / vnd nach dieſem in die Apotecken ein wenig Condit, vnd deß Waſſers Lilii convallii in Wein gebrandt / ſo fuͤr den Schlag gebraucht wird / zuholen / Als er aber kompt vñ jhr ein Loͤffel einfloͤſſet / Iſt Sie ſchon von Chriſto JEſu dem Brunn des Lebens mit Lebendigem Waſſer Joh: 4. Cap. getraͤncket vñ erquicket worden / vnd durch den Himliſchen Poſaun klang / als man vmb 6. Vhr gleich ins Gebete angefangen zu leutten / nach deme ſie 45. Jahr / 30. wochen vnd 4. Tage alt worden / auß dieſer Streithahren in die Himliſche Triumphirende kirche ohne alle bewegung eines einigen Gliedemaſſes ſanfft / Seelig vnd ſtille abgefodert worden / hat jhren Geiſt auff gegeben vñ jhre Seele jhrem Erczhirtten Chriſto JEſu inn ſeine Allmaͤchtige Haͤnde befohlen.

Diß iſt nu vnſer Gottſeligen Mit Chꝛiſtin vnd Matronen von Gott vorliehenes Curriculum vñ Lebens -E ijlaͤufftleinChriſtliches EhrenZeugnuͤß.laͤufftlein. Darauß iſt verſtanden / daß ſie recht geglaͤubet / Chriſtlich gelebet vñ ſelig verſtorben. Welche eine fleiſſige Kirchgaͤngerin / Andaͤchtige Zuhoͤrerin / vnd jnnbruͤnſtige Beterin ſie geweſen / iſt Euch bekandt / wie ſie denn / wenn das Fruͤhegebet des Morgendes auß geweſen / Sie noch verharꝛet / vnd ſo Herczlich vnd laut gebetet / daß man in der Kirchen jhre Wort hoͤren koͤnnen. Gott erwecke nu in vnſer Kirche an jhre ſtatt andere zu dergleichen Gottſelig - keit / Andacht vnd Gebet.

Daß ſie aber verſchieden / damals / als man es vielleicht nicht vormeinent / ſo habt jhr in dieſer Predigt vernom - men / daß auch Hochbekuͤmmerte leute / die durch jhren vn - nachlaͤßlichen Harm jhr Hirn außtrocknen vnd abmatten / leicht durch den Schlag koͤnnen geruͤhret werden / Nu hat aber ſie in jhrem vielfaltigen Creutz groſſen Harm gehabt / dadurch jhr Haubt dermaſſen geſchwaͤchet worden / daß / wie geſagt / ſie fuͤr 2. Jahren hier in der Kirchen vom halbẽ Schlag getroffen worden; Vnd weil er gerne widerkom̃t am vergangenen Freytag das garauß / dem Zeitlichen leben nach mit jhr gemachet hat. O wie ein ſanffter todt iſt diß jhr geweſen / daß ſie ſonder Zweiffel die Todes ſchmerczen nicht gefuͤhlet. O welch ein ſeliger todt / der ſie in wahrem Chriſtenthumb nicht vnbereitet angetroffen / vñ alles jhꝛes Jammers ein guttes ende gemacht. Ihr hinderlaſſener Herꝛ vñ Kinder aber / ſchweben noch allhier im Betruͤbnuͤß Not vnd gefahr / welche wir dem Allmaͤchtigen vñ Barm - herczigen Gott / damit Er ſie reichlich troͤſte / wol verſorge / gewaltiglich ſchuͤcze / vnd mit Geiſtlichen vñ Leiblichen guͤt - tern an Seel vnd Leib jeder zeit Segne vnd Benedeye / Trewlich vertrawen vnd befehlen.

Laſſen

Laſſen nun hier dieſe Elisabeth ſchlaffen / vnd gehen anheim vnſer ſtraſſen: Schicken vns auch mit allem fleiß / denn der Todt kompt vngleicher weiß. Daß helff vns Ehriſtus vnſer Troſt; Der vns durch ſein Blut hat erloͤſt:

Vons Teuffels gewalt vnd Ewiger pein /
Ihm ſey Lob / Preiß vnd Ehr allein.

AMEN.

Epigramma hoc ê Nomine Elisabethæ, Jovæ requiem notante depromptum

ARbor cui vitæ requies, cui vulnera JEſu Sunt cordi: requie hunc ſummus Jöva (beat. Elisabetha tibi hîc requies qui ſolus Jöva, Terequie æternâ, â morte, beavit ovans.

Te, amice non poſtreme, tuosque,
ob abitum conjugis, matris dilectißimæ,
lugentes quo dammodo conſolandi
gratiâ properabundus fundebam

Adamus Mahner Uratisl. Artium lib: Magiſter.

E 2Baumia
BAUMIA grande decus Matronarum ivit ad astra,
Heumanni fuerat quæ ſociata toro.
Illa Redemptorem vero dilexit amore,
Ivit & in nutus obſequioſa Viri.
Cetera tangam; Fuit inculpabilis illa:
Sed fuit. in terram mox ſolüenda jacet:
Rursùs in extremâ ſed corpore lampade ſurget,
Ut videat, celi qui regit aſtra, Deum.
Diſcite, quæ formâ meliore valetis in orbe,
Quod mors non Ulli parcere ſæva ſciat.

Fraw Baumin der Matronen zier

Getroffen hat des Lebens Thuͤr /
Welch Herꝛn Heumann vertrawet war /
Der jetzt betruͤbet gantz vnd gar.
Chriſtum Sie gliebet jnniglich /
Welcher vohr vns gegeben ſich /
Darnach hat Sie auch Ihrem Herꝛn
Gefolget / nach all ſeim begehrn.
Daß ich das ander nicht beruͤhr /
Hat Sie gelebet / glaube mir /
Das Sie niemandt wird tadeln koͤnn.
Aber waß hilffts? Sie iſt von hinn /
Zu Erden muß Sie werden nun /
Wie all Menſchen in einer Summ:
Am Juͤngſtn Tag abr gehen herfuͤr /
Auff daß Sie ſehe fuͤr vnd fuͤr
Den VATER / der in einem Liecht
Thut wohnen / welchs man ſiehet nicht
In dieſer Welt / biß nach der Zeit /
Da angehn wird die Ewigkeit.
Die Ihr nun ſeit ſtarck vnd geſundt /
Vornehmbt jetzundt zu dieſer ſtundt /
Das
Das Euch der Todt auch wuͤrgen kan /
Welcher wegreumet Weib vnd Mann.
Wol dem der dieſes wol bedenckt /
Vnd Sich von Suͤndn zu Chriſto lenckt /
Der wird ein Erb der Seeligkeit /
Die allen fromen iſt bereit.

Ex adfectu compatiente ità p. Joan. Jungfern Olſnéô-Sil. V. J. Studioſus.

NUnc Philomela tacet, reſonat, miſerabilis Echo,
Quapropter, triſtes pectore fundo preces,
Fundo preces; audi DEus, & qui vota precantum
Exaudis; Famulum Chriſte tuere tuum.
Elisabetha quies, requies mea, dulce levamen,
Linquens terrenam, ceſſit ad aſtm, domum.
Hìnc dolor & luctus nobis, hinc terror & error
Langventes vires evacuâre meas.
Elisabetha meum cor, cur Iſabella beasti
Me miſerum? miſeris ſis quod amara tuis.
Eſt dolor, & labor eſt, morboſam ducere vitam,
Fixa ſtet in Foribus, Mors, & in inſidiis.
Qui tamen in Domino moritur; moritur benè; certè &
Ille mihi ſanctus ſicꝙ́ beatus homo est.
Quid gravibus ſtudtis igitur, quid inanibus angor
Curis; fit Morti cum data certa dies.
Hora mori datur, eſt non ſed modùs, omnibus unus,
Conductum ſalvum qui benè vivit habet.
Elisabetha quies, requies quæ vera fuisti
Nobis, ſit requies oſſibus opto tuis.
Opto tibi requiem; nobiſcum Christe maneto
jam; benè vivere da, da benè, Christe mori.
Da benè Christe mori, tandem cum ſurgite dices,
Lætitiæ æternos da ſine ſine dies.
  • Mors
    • Bona, Bonis, melïor optima
    • Mala, Malis, pejor peſſima.
All

ALl Frewd an jetzo hat ein endt /

Groß Hertzeleid ſich zu vns wendt.
Allein zu GOTT ich ruff vnd ſchrey
Der mir in Noͤten ſtehet bey.
Dieweil mein Ruh mein Troſt vnd Zier
ELISABETH ſich ſchiedt von mir.
Drumb mein Leben in Trawrigkeit
Verſetzet iſt zu dieſer Zeit.
Der bleiche Todt ein ſchnoͤder Gaſt
Leſt niemandt weder ruh noch raſt.
Doch wer in Chriſto faͤhrt dahin
Seelig bleibt wol ſein Hertz vnd Sinn.
Warumb ſolln wir dann Trawren han
Bald kombt der Todt klopt bey vns an.
Die Stundt vns zwar verborgen iſt
So wol des Todes art vnd Liſt.
Dieweil denn nun Elisabeth
An der Ich ruh vnd frewde hett.
Von mir ſich hat hier abgetrendt
Vnd jhre Seel gen Himmel gſaͤndt.
So ſchlaff jhr Leib / vnd habe ruh
Im Grab gar ſanfft / biß kompt herzu.
Der Juͤngſte Tag; HERR JEſu Chriſt
Da du vns Aufferwecken wirſt.
HERR Laß Sie froͤlich Aufferſtehn
Vnd Hilff daß wir mit Ihr eingehn /
Ins Himmelreich zur Herꝛligkeit
Dich Lobn vnd Liebn in Ewigkeit.

AMEN. Adam Heuman maritus lugens f.

About this transcription

TextMortis Præcipitium. Vom bösen schnellen Tode/ Vnd Vom gutten schnellen Tode/ Leich/ Ehren/ Trost/ Warnungs vnd Gedächtnüß Predigt/ Bey der Christlichen vnd Volckreichen Sepultur der Gottliebenden/ Erbarn vnd Ehrentugentsamen Frawen Elisabetha ge- bornen Baumin/ des Ehrwürdigen vnd Wolgelarten H. Adami Heumanni gewesenen Pastoris vnd Senioris zum Hoff in Mehren Ehlichen Haußfrawen
Author Samuel Heinnitz
Extent40 images; 10013 tokens; 3592 types; 67011 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationMortis Præcipitium. Vom bösen schnellen Tode/ Vnd Vom gutten schnellen Tode/ Leich/ Ehren/ Trost/ Warnungs vnd Gedächtnüß Predigt/ Bey der Christlichen vnd Volckreichen Sepultur der Gottliebenden/ Erbarn vnd Ehrentugentsamen Frawen Elisabetha ge- bornen Baumin/ des Ehrwürdigen vnd Wolgelarten H. Adami Heumanni gewesenen Pastoris vnd Senioris zum Hoff in Mehren Ehlichen Haußfrawen Samuel Heinnitz. . 40 Johann BössemesserOels1628.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 O 394/20 / 509393

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
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