PRIMS Full-text transcription (HTML)
Lebens vnd Sterbens Regeln S. Pauli.
Das iſt Ehꝛen-gedechtnuͤs vñ Leichenpꝛedigt
(Vber das Spruͤchlein zun Rom. 14. v. 8. )
Vnſer keiner Lebet jhm ſelber / ꝛc.
Bey anſehlichem Volckreichen vnd Chriſt - lichem Begraͤbnuͤß Des Ehrenveſten Acht - barn / Wolgeachten vnd Wolweiſen Herꝛn Matthæi Steins / geweſenen Buͤrgers vnd Vornehmen Rathmans / auch weyland Buͤrger - meiſters zu Franckſtein / So wol Landrechtſitzers beym Münſterbergiſchen Fuͤrſtenthumb vnnd Franck - ſteiniſchen Weichbildt / ꝛc.
Welcher im Jahr 1624. den 17. Februarij, Sonabendt fuͤr Eſto mihi ſanfft vnnd ſelig verſchieden / vnd nechſt drauff folgenden Freytag / den 23. ſelbigen Monats / in der Pfarꝛkirche daſelbſten / in ſein Ruhebettlein eingelegt vnd zur Erden beſtattet worden:
Gedruckt in der Fuͤrſtl: StadtOlſſe/ BeyJohann Boͤſſemeſſer.1624.
Nemo ſibi vivit noſtrûm & moritur ſibi nemo,
Non fas ſive ſibi vivere ſive mori.
(Deiq́;
Vivimus aſt Domino, Domino morimurque;
Ut vivendo ſumus, Sìc moriendo ſumus.

Der Erbahrn / Ehren vnd Tugendtreichen Fr. Annen Scholtzin / Des in Gott ruhenden Ehrenveſten / Achtbarn / Wolgelehrten vnd Wolweiſen Herꝛen Matthes Steins / geweſenen Rathmans / auch Weyland Buͤrgemeiſters zu Franckſtein / So wol beym Keyſerl: vnd Koͤnigl: Landrecht daſelbſten Aſſeſſoris, &c. hinterlaſſenen Witwe / Meiner in Ehren günſtigen reſpectivè Fraw Gevatterin.

Gnade vnd Fried durch Chriſtum:

ZWo Vrſachen ſeindt es Erbare Ehr vnnd Tugendſame Fraw Gevatterin / ſo wich fuͤrnemlich bewogen dieſe Predigt an jetzo gleichſam poſt feſtũ zum Druck zu vbergeben. Deñ ob wol nicht bald nach dem Begraͤbnuͤß ſolches an mich wordẽ begehret / ſondern allbe - reit ein gutte geraume Zeit verfloſſen / ſeider dieſelbe Ewrem lieben in Gott ruhenden Herꝛen worden gethan vnd gehal - ten: So habe ich doch muͤſſen bedencken / wie der ſelige Herꝛ ein Ehrengedaͤchtnuͤß (wer es nur koͤñt anſtellen?) Weyland mit Trewfleiſſiger Vnterweiſung inn meiner Jugendt bey ſeinem Schulambt / nachmals bey meinem Schuldienſt all - hie gratuita menſa, mit Tiſch guͤtte vnd wolthat / Wie dañ in meinem jetzigen Miniſterio mit Wolgewogenheit vnnd allem guten freundlichẽ willen vielfaltig vmb mich verdienet.

Nachmals habe ich mir auch ſehr wol laſſen ge - fallen Ewre beharꝛliche Liebe / daß das Gedaͤchtnuͤß Ewres ſeligen Herꝛens dieſe Zeit vber bey euch noch nicht erſtorben: ſondern durch ſeine Leichenpredigt daſſelbe nachmals gleich - ſam gedencket zu vernewren vnd zu erfriſchen / nicht alleinA ijnachChriſtliche Leichpredigt.nach dem Exempel der Roͤmiſchen Frawen Anniæ, ſondern[auch] jener Edlen Roͤmerin der Valeriæ, welche von jhrem verſtorbenen Herꝛen vnd Ehemann dem Servio ſagte / etſi aliis mortuus videretur apud ſe tamen adhuc vivere, Das er fuͤr andern zwar geſtorben / aber bey jhr inn jhrem Hertzen noch lebete: Maſſen dann auch jhres Herꝛen nicht wollen vergeſſen jene Hertzogin zu Meylandt Galeatii Ma - riæ hinterbliebene Fraw Witwe / mit Nahmen Bona, ſon - dern nach jhres Herꝛen tode auff jhre Muͤntze ließ bilden den Vogel Phœnix, vnd weil es in der gantzen Welt nur haben ſol einen / vmb den randt her Pregen / Sola facta ſo - lum Deum ſequor, Zum Zeugnuͤß / nach dem ſie geworden wie ein einſamer Vogel auff dem Dache / Pſal. 102. v. 7. Daß Sie inn der Welt auch einſam wolt verbleyben / vnd vnter deſſen jhre Luſt haben am HErꝛen jhrem Gott. Pſal. 37. v. 1. (als die gelehrten leſen / pag. 21. & 23. tom. 3. Symbolorum, quæ ſculptore Ægidio Sadelero, ex muſæo Octavii de Strada Civis Romani 1601. Pragæ typis ſunt excuſa, Item: in Sym - bolis M. Claudii Paradini pag. 296.)

Habe demnach Ewrem begehren deſto lieber wollen ſtatt thun / mit Hertzlichem wuntſche vnd Gebeth / das GOtt der Vater aller Gnaden ſein wolle Ewer Vormundt vnnd Schutzherꝛ / Euch auch benedeyen an Leib vnd Seele / durch JEſum Chriſtum vnſern HErꝛen vnd Heyland. Amen.

Abraham Kirſtenius Pfarꝛ zu Franckſtein.

Votum. Chriſtliche Leichpredigt.

Votum.

VNſer lieber HERR vnd Heyland JEſus Chriſtus / Welcher darumb geſtorben / auch wider Aufferſtanden vnd Lebendig worden / das er vber Tode vnd Lebendige ein HErr ſey / Der verleyhe vns ſeine Gnade / das wir jhme Leben vnd Sterben / vnd in allem vnſerem Handel vnd Wandel / Leyd vnd Frewd / Todt vnnd Leben nicht auff vns ſehen / ſondern eintzig vnd allein / auff ſeinen Gerechten vnnd Heyligen willen / auch denſelben alle wege ſein laſſen den beſten / ſeinem H. Nahmen zu ehren / vnd vnſerer Seelen zur Seligkeit. Amen.

Proloquium.

WArumb wir / Geliebte im HErꝛen auch Leydtragende vñ betruͤbte / in feiner frequentz vnd Verſamlung / mit trawrigen vnd betruͤb - ten Hertzen / an jetzo kommen zuſammen / ſehen E. L. fuͤr Augen: Vnd haben nicht allein mit Chriſtlichen Ceremonien hieher in diß Gotteshauß / zu ſei - nem Ruhebetlein begleytet / Den Weylandt Ehrenveſten / Achtbarn / Wolgelehrten vnd Wolweiſen Herꝛen Matthes Stein / geweſenen Buͤrger / Vornehmen vnnd Eltiſten Rathsherꝛen / ꝛc. Deme Gott nach ſeinem weiſen Willen vnd vberſtandener Schwachheit vnd Kranckheit allergnaͤ - digſt verliehen ein ſaͤuberlichs vnnd ſeligs ende: Sondern ſeindt auch nunmehr willens fuͤr die Hand zunehmen das Wort des HERRN / vnd den betruͤbten Leydtragenden ſaͤmbtlich / den ſchmertzen etlicher maſſen dadurch zulindern.

Denn wie dem Loͤblichen Rathſtul dieſer feine anſehliche Alte / Weiſe vnd erfahrne Herr trefflich wol angeſtanden /A iijVndChriſtliche Leichpredigt.Vnd wie dannhero E. E. Rath vnnd gantze Buͤrgerſchafft dieſe Rathsſaͤule thawre? Wie auch der hinterbliebenen Fraw Witwe / Herꝛen Soͤhnen / Toͤchterlein vnd freunden gleichſam die Kron gefallen võ Haubte / vnd groſſes Traw - ren / Hertzleid vnd Betruͤbnuͤß entſtanden / das iſt am tage? Zugeſchweygen das ich ſelber / wenn ich nicht ein anders fuͤr mir hette / dieſen meinen weylandt geweſenen Herꝛen Præ - ceptor vnd bißhero vorbliebenen groſſen Freunde / mildig - lich koͤndte vnd woͤlte beſaͤufftzen.

Damit aber ſolch vnſer Vorſatz vñ Anſchlag wolgerathe / vnd beſonders gelange dem Hoͤchſten GOtt zu ehren / den betruͤbten / wie gemeldet zu kraͤfftigem Troſte / vnd maͤnnig - lich zur heylſamen Vnterweiſung: als wolle vns Gott der Himliſche Vater hierzu geben ſeines H. Geiſtes Gnade: Maſſen wir jhn dann hierumb demuͤttig erſuchen / vnd nun beten / Pater noſter.

Leichentext auß der Epiſtel S. Pauli an die Roͤmer am 14. Cap. . 8. & 9.

Vnſer keiner Lebet jhm ſelber / vnd keiner Stirbet jhm ſelber. Leben wir / ſo Leben wir dem HErꝛen / Sterben wir / ſo Sterben wir dem HErꝛen. Darumb wir Leben oder ſterben / ſo ſeindt wir des HErꝛen. Denn darumb iſt Chriſtus auch geſtorben vnnd Aufferſtanden / vnd wider Lebendig worden / das Er vber Todte vnd Lebendige HErꝛ ſey.
Exord -Chriſtliche Leichpredigt.

Exordium.

WAnn / Geliebte im HErꝛen / Der H. Geiſt mit wenigem viel wollen begreiffen / vnd fein art - lich doch verbluͤmbter weiſe vermelden / die Gelegenheit vnd den Zuſtandt eines Chriſten / wie einem nach eygenem kopffe keines weges im Chriſtenthumb zu leben gebuͤhre / So hat Er nicht allein gebrauchet klare helle vnnd außgedruckte Worte / vnd geſaget das ſie Gottes knechte / vnd jhꝛe Glieder ſollen begeben zu dienſte der Gerechtigkeit / Rom. 6. v. 23 & 20. Das ſie Chriſten / Actor. 11. v. 26. Vnnd dannhero heiſſeAuguſt. Chriſtiani nomen fruſtra ſortitur qui Christum mi nimè imitatur, Das ſie Gottes kinder vnd den H. Geiſt ſich ſollen laſſen treiben / Rom. 8. v. 24. &c: Sondern ſolches offtmals auch gewieſen inn ſchoͤnen Figuren / Bilden vnnd Geſichten: Jnſonderheit Apocal. 4. v. 8. Da S. Johannes vmb den Stul im Himmel ſiehet Vier Thiere voll Augen fornen vnd hinden / dergleichen faſt auch im Geſicht worden gezeyget Ezechiel dem Propheten / Ezech. 1. verſ. 6. & 18. Item cap. 10. v. 12. & 14.

Denn da werden durch dieſe Thiere / voll Augen hindenVide Com̃en - tarior. D. Hoe in Apo - calypſir - tom. 2. vnd fornen nicht allein verſtanden / die Pꝛediger vnd Lehꝛer / ſo gleichſam ſtehen im Kirchen himmel vnnd offentlich den Nahmen GOttes außbreyten / wie ſie ſollen haben gebuͤhr - liche Inſpection vnd Auffſicht / fleiſſig zuſehen an allen orten vnd enden / damit es ordentlich vnd zierlich zugehe / 1. Cor. 14. v. 40. Quàm circumſpecti debeant, eſſe qui officium habent prædicandi, als Hugo redet ſup. Apoc. 4. Sondern der H. Geiſt hat hiemit gehabet ein Auge in gemein auff alle vnd jede Menſchen Gottes / ſo da ſein ſollen vollkommen vnd zu allen gutten Wercken geſchicket / wie Paulus redet / 2. Timoth. 3. v. 17. oder auff alle Heylige / ſo Gott den HErꝛenſollenChriſtliche Leichpredigt.ſollen heyligen in jhren Hertzen / wie ſie genennet werden / Eph. 1. v. 5. Col. 1. 22. Vnd Petrus das Woͤrtlein (Heylig) außleget: 1. Pet. 3. 15. Vnd ſchreibet Greg. Mag. in Ezechiel. lib. 1. hom. 6. 1072. lit. c. per quatuor animalia perfectos omnes ſignificari.

Es wird aber von den Thieren gemeldet / daß ſie geweſen voller Augen hinden vnnd fornen / Nicht zu dem ende / das Chriſten ſein ſolten hoffertige Leute / ſich behengen mit eytel geſpiegeltem vnd geaͤugeltem ſeydenem Zeuge / vnd einher ſtutzen / tanquã cauda pavonis, als der Prechtige ſchwantz am Pfawen / ſo auch voller Augen iſt: Deñ Gott den hoffer - tigen zu allen Zeiten widerſtehet / Demuͤttigen dagegen aber giebet Gnade / 1. Pet. 5. 5.

1.

Sondern 1. Propter pœnitentiam inſtituendam, Das iſt / das Chriſten fein ſollen dencken vnnd ſehen hinter ſich / was ſie inn vorigen Zeiten gethan vnd begangen / vnd jhnen hertzlich vñ ſchmertzlichen laſſen leid ſein: Das ſie auch denn nachmals ſollen Augen haben vornen / vnd fuͤr andern Newen Mißhandlungẽ ſich fein fleiſſig huͤtten vñ vorſehen / memores præteritorum peccatorum & caventes ſibi in futurum.

2.

2. Propter ſententiã extremi judicii perpendendam. Das iſt / das ſie auch fein ſollen erwegen / quæ Deus fecit vel facturus eſt in fine mundi, Wie vnſer HErꝛe Gott ſeinen Sohn geſendet / das man durch jhn ſolle Leben: Vnd wie Er dermal eines die jenigen werde Richten vnnd Ver - dammen / die jhn nicht wollen annehmen / Joh. 1. v. 11. noch an ſeinen Nahmen glauben. Joh. 3. v. 18.

3.

3. Propter Scripturam tàm veteris quàm novi teſta - menti legendam, Vnd iſt geweſen ein bedeutung / wann die Thier geweſen voller Augen hinden vnd vornen / das dieChriſtenChriſtliche Leichpredigt.Chriſten in der Schrifft fein fleiſſig ſollen forſchen / Ioh. 5. 39. Habere cognitionem Veteris & novi teſtamenti, Vnd auß dem Schatz jhres Hertzens / Nicht allein ſollen koͤnnen herfuͤr bringen Newes / das iſt / die Lehr auß den Schrifften der Evangeliſten vñ Apoſtel: ſondern auch Altes / das iſt / die Lehr auß Moſe, den Pſalmen vñ Propheten / Matth. 13. 52.

4. Propter charitatem erga Deum & proximum4. excrcendam. Das iſt / das ein Chriſt nicht allein ſolle ſehẽ auff ſich ſelber / ſondern auch auff GOtt den HErꝛen im Himmel / vnd auff ſeinen nechſten der inn der Welt neben jhm lebt / vnd das der ein Luͤgner / der da ſaget ich liebe Gott / vnd neben bey ſeinen Bruder haſſet / 1. Joh. 4. 19. Wie die Gloſſa ſuᵱ Apoc. 4. ſolches alles hiervõ fein deutet vñ anzeucht.

5. Propter circumſpectionem in omnibus actionibus5. habendam. Vnd deutet dann in gemeine / Sanctorum actionem ab omni parte debere eſſe circumſpectam, bona deſiderabiliter ꝓvidentem mala ſolerter caventẽ, Das iſt / das Chriſten fein Fuͤrſichtig ſollen wandeln / nicht als die Vnweiſen / ſondern als die Weiſen vnnd Klugen / Wie Paulus redet / Eph. 5. 15. Vnd Greg. Mag. ſuᵱ Ezcchie - lem lib. 1. hom. 7. 1077. lit. A. & B. ſolches erklaͤret vnd außleget: Auch wol zuſehen / das ſie nicht jrgendt gebahren vnd verfahren / wie es jhnen geliebet / ſondern viel mehr in allem jhrem Handel vnnd Wandel ſich richten / nach jhme ſeiner Ehre vnd ſeinem willen.

Wann dann vnſer verleſenes Spruͤchlein / hierzu vns weiſet vnd giebet gar ſchoͤnen Vnterꝛicht vnd feine Regeln: auch dem ſeligen Herꝛen Matthæo geweſen wie ein Symbolũ vnd taͤglich Reimlein: Als wollen wir ſolche Lebens vnd Sterbens Regeln S. Pauli / ein wenig inn Gottes - furcht erwegen / vnd anhoͤren.

BPropo -Chriſtliche Leichpredigt.
Propoſi-tio.

Propoſitio.

Was dieſe Regeln S. Pauli bringen mit ſich / vnd von einem fodern oder haben wollen: Oder: Wie ſich einer nach Anweiſung derſelben / beydes im Leben vñ ſterben ſolle vnd muͤſſe verhalten / damit es dem Hoͤchſten im Him - mel gefalle / Er auch Todt vnd Lebendig ſein vnd bleyben koͤnne des HErꝛen.

Votum.

Das Verleyhe vns allen GOtt der Himliſche Vater / bereite vns auch zur Andacht / vnd erhebe vber vns das Licht ſeines Antlitzs / vnd ſey vns freundlich / Amen.

Tractatio.

ANdaͤchtige / im HErꝛen geliebte / zum theyl auch Leydtragende vñ betruͤbte / ꝛc. Gar ein ſchoͤnes Denck vnd Merckwuͤrdiges Spruͤchlein hat gefuͤhret vnnd gebrauchet Ignatius, ſo anfangs geweſen ein Schuͤller vnd Zuhoͤrer S. Johannis des Evangeliſten / nachmals zu Rom vnter dem Kayſer Trajano fuͤrgeworffen wordẽ den LewenIgnatius Epiſtola 7. vnd gegeben einen Maͤrterer / vnd Epiſtola 7. geſprochen / Chriſtianiſmus totus nihil eſt aliud quàm fides in Deum & charitas in proximum. Das von einem Chriſten nicht werden erfodert viel Mirackel / Zeichen vnd Wunder / auch nicht vielfaltige vnd vnzaͤhlige ſtuͤcke / ſondern nur nach zwo Regeln zweyerley / Nemlich (1.) an Gott den HErꝛen glau -Vide Arndii libr. 1. Chriſtia - niſmi cap. 41. p. 446. ben / vnd dann (2.) den Nechſten lieben als ſich ſelber / vnd das man einen wahren Chriſten an nichts nicht koͤnne beſſer erkonnen als an dem Glauben / ſo durch die Liebe iſt thaͤtig / τὸ ὅλον ποίσις εἰς θεὸν, ſaget Er in ſeinem Aphoriſmo, το ἀγάπ〈…〉〈…〉 προς τὸ ὁμόφυλον. Dann das dieſes recht ſchoͤn vnd wol gut geredet ſey / iſt zu ſehẽ auß der Lehre des HErꝛenſelberChriſtliche Leichpredigt.ſelber Matth. 22. v. 37. S. Pauli, Gal. 5. v. 6. S. Jacobi, Iac. 2. v. 17. welche trawen auch nichts anders / ſondern Glaub vnd Liebe von einem rechten Chriſten fodern vnnd haben wollen. Es leſt es aber der H. Geiſt allhier in vnſerm Spruͤchlein nicht bleyben bey 2. Regeln / ſondern ſchreibet gleichſam mehr vor vnd giebet derſelben wol Vier.

Erſtlich / Sibi non vivendum, Das im Chriſten -I. Regula. thumb einer nicht muͤſſe Leben jhm ſelber / vnd vermeinen / das man (1) eher vnd mehr moͤge ſuchen eygene ehr vnd ge - winn als Gottes des HErꝛn im Himmel / (2) Nur auff ſich ſelbſt ſehen vnd dem Fleiſche guͤttlich thun / (3) dagegen nach dem Nechſten vnd Neben menſchen in der Welt nichts nicht fragen.

Denn ſo ſtehet im Text / Keiner Lebet jhm ſelber / gleich wie auch 2. Cor. 5. v. 15. Wir halten / daß ſo einer fuͤr alle ge - ſtorben / ſo ſind ſie alle geſtorben / vnd Er iſt darumb fuͤr ſie alle geſtorben / auff das die ſo da Leben / hinfort nicht jhnen ſelbſt leben / ſondern dem der fuͤr ſie geſtorben vnd Aufferſtanden iſt.

Es wil aber S. Paulus mit dieſer Regel nicht haben / das einer nicht ſolte acht geben auff ſich vñ die ſeinen / jhme auch ſelber wenig oder nichts gutts thun / ſondern es alles ſolle laſſen ſchlaffen / vnd lieber kaum halb ſatt eſſen vñ trincken / als in ſeinem Standt fleiſſig ſein / vnd nachmals in ſeinem thun ſich erweiſen froͤlich: Nein / wie alſo / wer ſich vñ die ſeinen nicht bedencket der iſt aͤrger als ein Heyde / vnd hat den Glauben verleugnet. 1. Timoth. 5. v. 8. Vnd wer jhm ſelber Schaden thut / den heiſt man billich ein Ertzboͤſewicht / Proverb. 24. v. 8. Sondern wenn Palus ſaget / keiner lebet jhm ſelber / ſo verbeut er hiermit dreyerley.

B ij1. Pro -Chriſtliche Leichpredigt.
1.

I. Propriam gloriam venari, oder eygene ehre / daß einer nicht ſolle eygner Ehre geitzig ſein / Galat. 5. v. 26. Sondern dencken an das exempel Chriſti / welcher Joh. 8. v. 50. geſaget / Jch ſuche nicht meine ehre; Jtem / an den befehl S. Pauli / 1. Cor. 10. v. 31. Jhr eſſet oder trincket / oder was jhr thut / ſo thut es alles zu Gottes ehre. Nemo illorum ſibi vivit & nomo ſibi moritur, quia ſuam gloriam nec vivendo nec moriendo quæſierunt. ſchreibet Greg. Mag. ſup. Ezechiel. lib. 2. bomil. 22. tomo 2. 1218. lit. A. & B. Vnd nach jhme Lyra: Nemo ergo noſtrum ſibi vivit, id eſt, ad propriam gloriam, quia tota vita hominis ad Christi gloriam eſt ordinanda.

2.

II. Voluptates carnis ſectari, Das iſt Fleiſchliche begirde / das einer den Fleiſchlichẽ luͤſten / ſo wider die Seele ſtreitten / nit ſolle nachhaͤngen / ſondern / ſich derſelbẽ enthalten / 1. Pet. 2. v. 22. ſich auch die boͤſen Fleiſchlichen luͤſte vñ begierden nicht laſſen regieren vnd treiben / ſondern ſeinen Leib betaͤuben vñ zaͤhmen / 1. Cor. 9. v. 27. das Fleiſch Creutzigẽ ſamht den luͤſten vnd begierden / Galat. 5. v. 24. Durch den Geiſt des Fleiſches geſchaͤffte toͤdten. Rom. 8. v. 13. Vnd deſſelben Wercke nicht vollhringen / Gal. 5. v. 16. Nemo noſtrũ ſibi vivit, quod eſt quando (nõ) ſectatur voluptates, lehret vnd ſaget Hugo.

3.

III. Proximum aſpernari, Verachtung des Nechſten / das einer nicht nur ſolle auff ſich ſehen / vnd des Nechſten da - neben vergeſſen / gutt Terentianiſch ſein vnd ſagen / Proxi - mus egomet mihi, ein jeder fuͤr ſich / Gott fuͤr vns allen: Oder wie Cato:

Si fueris felix ſemper tibi proximus eſto.
Geht dirs wol thu dir[da]s beſt /
Du ſolt dir ſelber ſein der Nechſt.

Sondern das man vielmehr der Heyligen Notturffe ſich ſolle annehmen / Rom. 12. v. 13. anziehen hertzliches mitleydenvndChriſtliche Leichpredigt.vnd erdarmen / Col. 3. v. 12. Vnd bey leibe das Hertz fuͤr dem Bruder nicht verſchlieſſen / 1. Joh. 3. v. 17. Sondern wahr - nehmen das gebot Chriſti / Matth. 22. v. 39. vnd den Nechſten lieben als ſich ſelber; Ja dem Exempel des HErꝛen nach - gehen / der ſich vnſer vnwuͤrdigen vnd boͤſen Menſchen auch annimpt / vnd im Leben vnd Sterben vnſer HERR iſt. Nemo noſtrum ſibi vivit, ſchreibet Chryſoſtomus Tom. 4. pag. 109. col. 1. ſup. 14. Caput epiſlolæ ad Rom. Liberi non ſumus, Dominum habemꝰ, qui nos & vivere vult & mori non vult: per hæc autem demonſtrat, quod majorem noſtri curam habeat quam nos ipſi.

So wil nun S. Paulus ſo viel / daß man (1) ſolle befoͤdern Gottes ehre / vnd beim Chriſtenthumb nicht ruhm ſuchen bey den Leuthen / Syr. 1. v. 36. (2) Daß man auch der Suͤnde nicht ſolle nachhaͤngen vñ ſie laſſen herꝛſchen / Rom. 6. v. 12. (3) Jnſonderheit aber / das man anďn die es beduͤrffen / wo Menſchlich vñ moͤglich rathen vnd helffen / Matth. 7. v. 12.

Bedencket es demnach / Andaͤchtiger / vnd erkenne es /Applica tio. 1. wie weit man fehle / wenn es mit den Menſchen heiſſet / wie Phil. 2. v. 21. Sie ſuchen alle das jhre / nicht das Chriſti JEſu iſt? Wenn man eygene ehre vnd ſchande / eygen nutz vnd ſchaden wil hoͤher achten vnd anſchlagen / denn Gottes lob vnd ſchmach / Chriſti verluſt vnd fromen? Vnd wenn man in einer Summa alles wil richten dahin / das man geſehen werde bey den Leuten / Matth. 6. v. 5.

Diß erkenne vnd ſage / wie Greg. Magnus: Reſtat ergo utIn Eze - chielem libr. 2. hom. 22. tom. 2. 1218. ſive in verbi miniſterio fatigemur: ſive indigentibus noſtra largiamur: ſive per abſtinentiam carnem dome - mus: ſive Zelo moveamur: ſive per patientiã a liquando leniter prava toleremus, ut nõ noſtro ſed Domini ZeloB iijfaciamus,Chriſtliche Leichpredigt.faciamus, ne in his quæ agimus, nobis potius quam Domino miniſtremus. Weñ wir lieben Bruͤder / Predigẽ vnd Lehren / mittheylen vnd geben / den Leib betaͤuben vnd zehmen / Zoͤrnen vnd eyfern / dulden vnd leyden / ſo laß es vns alles thun vñ richten / zum Preiß vñ Lobe des Hoͤchſten.

Applica - tio 2.

Siehe auch hiebey ferꝛner / wie es vmb die ſtehe / ſo da thun was ſie geluͤſtet / vnd dem boͤſen eingebẽ des Fleiſches folgen; ja ſich laſſen fuͤhren gleichſam gebunden an ſtricken / 2. Timoth. 2. v. 25. Von einer Vntugendt vnd Suͤnde in die andere / Pſal. 69. v. 29. Vnd nicht wollen dencken das ſie ſollen jm̃er im ſtreit ſein / Hiob. 7. v. 1. Vnd das man muͤſſe eingehẽ auff dem ſchmalen ſteige durch die enge Pforte / Matth. 7. 13.

Diß ſiehe / vnd ſage / mit Bernhardo: Monſtroſa res eſt gradus ſummus & animus infimus; ſedes prima & vita ima. Gib mir mein GOtt gnade / der Suͤnde zuwider ſtreben vnd zu bedencken / wie es ſich gar nicht reime / durch Chriſtum erlanget haben die Freyheit / vnd doch wollen ein Knecht der Suͤnden ſein / Joh. 8. v. 34. & 35.

[A]pplica - tio 3.

Ja hiebey lerne / wer dieſe ſein / ſo da Leben ohne Bruderliche liebe / vnd des Armen ſich nicht erbarmen; ja esLibr. 2. de ira cap. 7. wol machen / wie Seneca redet von Heyden / Alter in alterius exitium levi ducitur compendio: felicem odio habent, infe - licem contemnunt: Majore gravantur, minori ſunt graves, Das iſt / die nach anderer Leuth vngluͤck trachten auff jhrem Lager / vnd ſich nehren mit anderer ſchaden / Pſalm. 14. v. 4. oder wenn der Gottloſe den Gerechten verfortheylt / wie Habacuc redet / Cap. 1. v. 4.

Chryſoſt hom. 12. ad po - pul.

Diß lerne vnd huͤtte dich: ab ape diſce charitatẽ, ſaget Chryſoſtomus, ſicut illa circumvolat omnia prata, ut promtum alteri præparet menſam: ſic tu homo, ſivepecu -Chriſtliche Leichpredigt.pecunias congreges, in alios extraneos expende: ſive doctrinæ verba habeas ne defodias ſed apponas indigẽ - tibꝰ in mediù: ſive aliud peculiare habeas, indigen - tibus laborum tuorum utilis fias, Das iſt / Schawe an die Biene / vnd wie dieſelbe eintraͤgt / nicht fuͤr ſich alleine / ſondern allermeiſt fuͤr andere; Alſo lerne auch thun / vnd haſtu Geldt vnd Guͤtter oder auch was anders / ſo komme darmit auch andern zuhuͤlffe: Denn wenn einer gleich hette der gantzen Welt guͤtter / ſchluͤſſe aber ſein Hertz zu fuͤr dem duͤrfftigen Bruder / ſo iſt es jhm mehr Schaͤdlich denn nuͤtz - lich / 1. Joh. 3. v. 17. Je mehr einer von Gott bekommen / je mehr iſt er andern ſchuldig. Vnd abermal ſagt Chryſo - ſtomus: Judex tunc noſtrã & proximorum ſalutem requiret à nobis: tom. 5. libr. 3. adverſus vituperat. vit. monaſt.

II. Die andere Regel / So S. Paulus vorſchreibt /II. Regula. heiſſet Sibi non moriendum, daß einer jhme ſelber auch nicht ſolle Sterben / (1) Vnd vnter dem Creutze auß vnge - dultigem Hertzen heraußfahꝛen vnd fuͤhren Eliæ Reimlein / HErꝛ nim meine Seele von mir / 3. Reg. 19. v. 5. (2) Weniger aber / daß einer an ſich ſelber ſolle Handlegen / ein Moͤrder werden ſeines Leibes vnd Lebens / oder ſonſt daſſelbe muth - willig verwahrloſen / ſchlagen in die Schantze vnd ſein eygen Fleiſch haſſen / Epheſ. 5. v. 29. Sondern / (3) daß ein jeder ſolle wol zuſehen / wann Zeit vnd ſtunde verhanden / da mit ſein Seele ſterbe des Todes der Gerechten / Num. 23. v. 10.

Denn ſo redet Paulus ferꝛner / keiner Stirbet jhm ſelber / Vnd verbeut hiemit nicht die Buſſe / daß einer nicht ſolle abſterben jhm ſelber / gleichſam auffs Newe anfa - hen Geiſtlich vnd Chriſtlich zu leben: Vnd als duͤrffte ſich einer nicht dafuͤr halten / das er der Suͤnden todt (oder ab - geſtorben) vnd Leben ſolle in Chriſto JEſu: Denn daß hatErChriſtliche Leichpredigt.Er vielmehr befohlen / Rom. 6. v. 11. Sondern S. Paulus meinet hiermit gar ein anders / vnd vnterſaget oder verbeut widerumb dreyerley.

1.

I. In crucc fremere, Das iſt Vngedult vnter dem Creutze / das man in Vngluͤck vnd Leyden den Mundt ſolle inn Staub ſtecken / Thren. 3. v. 29. Wider den HErꝛen im Himmel nicht murꝛen / vnd wem der HErr ein Laſt auff - legt / Pſal. 68. v. 20. bald lieber wollen todt ſein den lebẽ / Tob. 3. v. 6. oder wuͤntſchen erhangen zu ſein / Hiob. 7. v. 15. ſondern das man die Seele ſolle in gedult faſſen / Luc. 21. v. 19. Vnd dencken / das man zu leiden gemacht ſey / Pſal. 38. v. 18. Ja das es nichts verſchlage / ſondern denen ſo Gott lieben alle dinge gereichen zum beſten / Rom. 8. v. 28. Nunquam non & ſalutis & correctionis noſtræ curã habet, ſchreibet hiebey Chryſoſtomus: Vnd Hieronymus, Adventus ChristiChryſ. tom. 4. p. 109. Hieron. ſup. cap. 14. Rom. tomo 8. p. 187. & vivos inveniet & mortuos ſuſcitabit: nihil ergò re - fert, utrum te reſuſcitet, an vivum inveniat, tantum la - bora ut coram eo juſtus appareas, Wie es am Juͤngſten tage keinem wird ſchaden das er geſtorben: alſo verſchlegets auch nicht / weñ du gleich muſt ſchreyẽ mit Paulo / Jch ſterbe / (das iſt Jch leyde) taͤglich / 1. Cor. 15. v. 32. Er wird dich von dem Leibe des todes (das iſt jammers) wol erꝛetten / Rom. 7. v. 25. Vnd maͤchtig genug darthun / das Er ein HErr ſey / Nicht allein vber Lebendige / ſondern auch vber die todten.

2.

2. Seſe occidere, Das iſt / Es hat S. Paulus auch da - mit verbotten eygne vñ mutwillige verkuͤrtzung des Lebene / das man auch mit dem Natuͤrlichen Leiblichen leben / nach gebuͤrlicher art vnd weiſe ſolle ſchoͤn thun / vnd es halten fuͤr ein edle Gabe Gottes.

Wahr iſt es / ein Chriſt ſoll ſich nicht ſtellen wie Xerxes der Koͤnig in Perſien / da er doꝛt ſein Kriegsheer anſahe vndweinete /Chriſtliche Leichpredigt.weinete / daß vber 100. Jahr kein eintzig Menſch von jhnen wuͤrde Leben vnd noch vbrig ſein / vnd da es jhme nicht ſo ſehꝛ zuthun wahꝛ vmb andre als vmb ſein eigen Leben ſelber / wie Valerius Maximus ſchreibet / Mihi in ſpecie aliena, reLibr. 9. cap. 13. p. 510. vera ſuam conditionem deploraſſe videtur, opum magnitudine, quam altiore animi ſenſu felicior.

Es ſoll aber auch einer ſein Leben nicht haſſen / jhme ſelber Sterben vnnd helffen abe / ſondern warten biß der HErr den Feyerabendt / wird geben laſſen den Schaff - ner / Matth: 20. v. 8. Nemo ſibi moritur, ſicut occidentes ſe ex deſperatione, ſchreibet hie aber Hugo fol. 61.

3. Sine fide & pœnitentia decedere, Verſtockung vnd3. beharꝛliche endliche Vnbuſſe / das ein jeder ſolle Buſſe thun / vnd dem Evangelio glauben / Marc. 1. v. 15. Vnd wol zuſehẽ / das er nicht ſterbe in ſeinen Suͤnden / ſondern daneben das jhme keiner ſelber ſtirbt / vnd daß es nicht zu thun ſey vmb den Menſchen alleine / ſo inn Suͤnden verdirbet / ſondern vmb GOtt den HErꝛen ſelber / als welcher vmb deſſelben willen gelitten vnd wider aufferſtanden vom tode. Deus vitam noſtram divitias ſuas & mortem damnũ æſtimat: nõ enim tantùm modo nobis ipſis morimur, ſed ſi mo - rimur Domino morimur: mortem vero hìc eam quæ ex fide eſt vocat. ſchreibet Chryſoſtomus.

Chryſ.

Jſt derowegen das andere / daß man jhme ſelber nicht ſterbe / Sondern (1) daß Artmuth / Vngluͤck / Todt vnd Kranckheit komme vom HErꝛen / Syr. 11. v. 14. Vnd daß man dannhero den heylſamen Kelch gern ſolte trincken / Pſ. 16. 13. (2) auch ſeines Leibes vñ Lebens warten / Rom[1]3. 24. (3) Vnd ſich huͤtten fuͤr einem boͤſen tode / damit die Seele nicht geſchleudert werde mit der Schleuder / ſondern werde eingebunden im Buͤndtlein der Lebendigen beim HErꝛen / 1. Sam. 25. v. 29.

CAberChriſtliche Leichpredigt.
Applica - tio. 1.

Aber da ſiehe fromer Glaͤubiger / wie es gehet? Wie ſich die Menſchen im Vngluͤck offt gremen vnd haͤr - men / Ja mit Angſt vnnd Schmertzen / vnd nicht dencken / das es herkommen vom HErꝛen jhrem Vater / vnd das Er ſie Zuͤchtige als Kinder / Hebr. 12. v. 5. Sondern offt lieber wollen hundert Elen tieff vnter der Erden ſein / auch wuͤnt - ſchen das alle Waſſer vber jhnen nur giengen zuſammen.

Nein / du nicht alſo / ſondern alles was dir widerfaͤhret das leide gerne / vñ ſey gedultig in allerley vngluͤck / Syr. 2. v. 4. Keiner ſtirbet jhm ſelber / ſondern alles Vngluͤck koͤm̃t nach Gottes willen / Amos 3. v. 5. Man trincket den Kelch ſo da einſchencket der Himliſche Vater / Joh. 18. v. 11. Vnnd ſoll dafuͤr nicht fliehen / ſondern Angſt vnd Noth ſollen wir vns willig laſſen antreffen vnd finden / wie David der Pſal. 119. v. 143. ſaget: Tribulatio & anguſtia me invenerunt. Auguſt. ſup Pſ. 60Denn ſaget Auguſtinus, Flagellum Dei ignorantem erudit, ſuperbum humiliat, torpentem excitat inno - centem coronat, nolentem compellit. (1) Die Noth vnd Anfaͤchtung lehret beten vñ auffs Wort mercken / Eſ. 26. v. 20. & 28. v. 19. (2) machet fein Demuͤttig / Pſal. 119. v. 71. (3) munter vnd wider ſehendt / wie die ſcharffe beiſſende vnd bittere Galle den lieben Tobiam, Tob. 11. v. 15. (4) Erlanget die Kron im Ewigen leben / 2. Tim. 2. v. 5. (5) Schaffet bey vngehorſamen einen geneygten willen / das ſie ſagen / HErꝛ was wiltu / wie beym Saulo / Actor. 9. v. 6.

Applica - tio 2.

Lerne auch nachmals / wie du mit deinem Leib vñ Leben Chriſtlich ſolt vmbgehen; Vnd ſey nicht wie die jenigẽ / ſo jhnen ſterben ſelber / Das iſt / mit freſſen vnd ſauffen / mit Zorn vnd Vnzucht / mit Geitz vnd Sorge / mit Stehlen vnd Rauben / Ja wol offt mals mit Strick / Waſſer vnnd Eiſen gewalt thun / vnd den Faden jhres Lebens reiſſen abe / Eſa. 38. . 12.

NichtChriſtliche Leichpredigt.

Nicht aber wollen dencken / (1) Daß man ſolle Leben meſſig / Tit. 2. v. 13. (2) Das man Sorge vnd Anligen ſolle werffen auͤff den HErꝛen / Pſalm. 55. v. 23. (3) Daß es Gott der HERR alleine ſey / ſo die Menſchen ſoll laſſen ſterben / Pſalm. 90. v. 4. (4) Ja das die Verzagten vnd Weichlinge dermal eines ſollen keinen theyl haben am Reiche Gottes / 1. Corinth. 6. v. 10. Apocal. 22. v. 14. Vetat nobis DominansCicero libr. 1. Tuſcul. #ſtion. ille in nobis Deus injuſſu hinc nos ſuo demigrare, ſagte auch der Heyde.

Huͤtte dich vber diß alles fuͤr Halßſtarꝛigkeit /Applica - tio 2. vnd endlicher Vnbuſſe / dencke vielmehr an das Spruͤchlein das nicht die Seelen der Gottloſen vnd boͤſen / ſondern die Gerechten vnd fromen in Gottes hand ſein / vnd von keiner qual koͤnnen werden geruͤhret / Sap. 3. v. 1. Vnd ſey bey Leibe nicht wie die jenigẽ / ſo da meinen es ſey nur vmb ſie zuthun / wann ſie gleich ohne Buſſe vnd Rew dahin fahren: Nein / ſie Sterben jhnen nicht ſelber / ſondern ſie machen auch ein Hertzleyd im Himmel / vnd betruͤben den HErꝛen / ſo wider Aufferſtanden vnd jhnen mit bracht das Leben / 2. Tim. 1. v: 10. Gleich wie dagegen vber einem Suͤnder ſo da Buſſe thut im Himmel iſt groſſe frewde / Luc. 15. v. 11. Vnd ſchreihet dannhero Macarius, Quemadmodum gaudiũ eſt in cælo,Homilia 15. edit. Græcæ pag. 183. ſ. lati - p. 101. ut inꝗt Dominꝰ, ſuᵱ uno peccatore pœnitentiã agente; ita triſtitia multa eſt & luctus in cælo propter unam ani - mam ab æterna vita cadentem.

Drumb / O Suͤnder / ſiehe weiter als auff dich ſelber / vnd huͤtte dich: Deñ du betruͤbeſt Gott im Himmel / vnd Vrſacheſt den Teuffel zum Laͤſtern / daß er mit ſeinem Helliſchen Heer darff aufftretten vnd ſagen: Jch habe mich nicht duͤrffen laſſen Schlagen / Geiſſeln / vnd Creutzigen /C ijwenigerChriſtliche Leichpredigt.weniger mein Blut vergieſſen vñ ſterben / vnd ſiehe ich habe gleichwol derer ſo ſehr viel die mir dienen: Weiſe mir / CHRISTE, Was du haſt / da du doch darumb gelittenCyprian libr. de opere & eleemo - ſyn. vnd geſtorben / ꝛc. Wie dann Cyprianus hievon gehabet gar feine gedancken / vnd ſolche Laͤſterung vñ Hohngeſpraͤch des Teuffels nach der lenge beſchrieben.

III. Die dritte Regel / ſo nun weiter hierauffIII. Regula. folget / heiſſet Domino vivendum, Das man ſolle Leben dem HErꝛn / vnd (1) bey Leibe ſich nicht vnterfangen anders einher zugehen / deñ nach ſeinem Wort vnd willen / ſondern das ein jeder das Geſetz des HErꝛen ſolle ſein laſſen ſeinen fuͤſſen eine Leuchte vñ ein Licht auff dem Wege / Pſ. 119. v. 105. (2) beſonders der Welt auch abſterben vnd ſuchen was dro - ben / Col. 3. v. 1. Jtem (3) embſig vnd fleiſſig beten / vnd weil dieſes nicht jrgend ſein Menſchenwercke / ſondern eine Gabe vnnd Gnade Gottes / das ein jeder GOtt den Himliſchen Vater darumb ſolle anruffen vnd ſeufftzen / Da quod jubes & quod vis jube, Schaffe in mir Gott ein rein vnd New Hertze / Pſalm. 51. v. 11. Denn wenn Paulus im Text wil haben / das man ſolle Leben dem HErꝛn / ſo befiehlet Er gleichfals dreyerley.

1.

1. Secundum legem ambulare, Das man im gantzen Leben ſolle auff Gottes worte ſehẽ / vnd in ſolchen Statuten vnd Geboten des HErꝛen wandeln / auch bey Leibe davon nicht weichen / weder zur rechten noch zur lincken / Eſa. 30. v. 21. ſondern des HErꝛn Zeugnuͤß halten fuͤr trewe vñ heylſame Rathsleute / Pſal. 119. v. 24. Denn ſo verſtehets Ambroſius, vnd hat in com. ſup. 14. Rom. tomo 5. pag. 334. geſchrieben: Sibi viveret aliquis, ſi non ageret ſub lege: at qui freno legis gubernatur non ſibi utiq; vivit ſed Deo qui legem dedit, ut ſecundum voluntatem ejus vivat. Das iſt /DerChriſtliche Leichpredigt.Der wuͤrde jhm ſelber Leben / der nicht wolte Leben nach dem Geſetze: Wer aber das Geſetz des HErꝛen ſein leſt ſeinen Zuchtmeiſter / vnd ſich helt im Zaume / der Lebt nicht jhme ſelber / ſondern dem HErꝛen / der das Geſetz gegeben / das man auß demſelben ſolle erkennen ſeinen willen / vnd nach - mals darnach Leben: Gleichesfalles lieſet man in der Gloſſa: Qui lege frenatur nõ ſibi ſed Deo qui legem dedit vivit: ſi lex non eſſet ſibi quisq; viveret.

2. Mundum & terrena repudiare, Das ein Chriſt ſein2. Hertz vnd Gemuͤth an die Welt vnd an das Jrꝛdiſche nicht ſolle laſſen anwachſen / ſondern es davõ reiſſen abe / vnd hin - auff knuͤpffen an den Him̃el: abſterbẽ ſeines Fleiſches luͤſten / dem Geitz / der Hoffart / der Wolluſt / dem Zorn / der Laͤſte -Vide Arndii libr. 1. Chriſti - aniſmi. p. 86, 87. 106. & 107. rung / dem Wucher / der Sorge der Nahrung: Dagegen nehmen an ſich das Leben Chriſti / das iſt / Demuth / Sanfftmuth / Gedult / Liebe / Freundligkeit / Gehorſam / Barmhertzigkeit / Gerechtigkeit / Warheit / Reinigkeit / Heyligkeit: ꝛc. Vnd Jn Summa / ſein wie ein gutter Kauffman / der Einpacket vnnd reyſet in andere Lande: Alſo ſaget Macarius homil. 24. pag. græca 316. latina 174. muß ein Chriſt auch ſein / ſeine gedancken nehmen zuſamen / vnd nicht Jrꝛdiſch geſinnet ſein / ſondern ſeinen Wandel haben im Himmel / Philip. 3. v. 20. Denn ſo redet hievon Greg. Mag. Sibi ſancti non vivunt, quia per omne quod agunt ad lucra ſpititualia anhelant, atq; orando præ - dicando ſanctis operibꝰ inſiſtendo, cæleſtis patriæ cives multiplicare deſiderant.

3. Pro auxilio Spiritus ſancti ſupplicare, Das iſt /3. Fleiſſige Anruffung vnd Hertzlich gebete / vmb Regierung vnd Fuͤhrung des H. Geiſtes / das Gott nicht allein gebe das wollen / ſondern auch dz vermoͤgen vñ verbringẽ / Rom. 7. v. 19. C iijVndChriſtliche Leichpredigt.Vnd weil niemandt ohn jhn weß thun kan / Johan. 15. v. 5. weder nach dem Wort Gottes leben / noch ſich ſelber vnd die Welt verſchmaͤhen / ſondern von oben herab muß werden gegeben / Johan. 3. v. 27. Das man dannher Demuͤttig ſolle bitten / Es wolle Gott das gute Werck nicht allein anfahen / ſondern auch volfuͤhren / biß auff den Tag JEſu Chriſti. Phil. 1. v. 6. Vnd ſelber inn vns verbringen / was wir nicht vermoͤgen. Deñ eben alſo redet von dieſem befehl S. Pauli Hugo: Nemo ſibi vivit, h. e. non habet à ſe quod vivat ſpiritualiter, ſed à gratia Dei.

Vernehmen alſo vom dritten / Das ein Chriſt nicht muſſe (1.) Leben nach dem eingeben ſeines Fleiſches / ſondern nach der Anweiſung Goͤttliches Worts: Vnd (2) beſonders das Himliſche vnd Ewige / dieſem Weltlichen vñ Vergaͤnglichen weit vorziehen: auch fleiſſig beten / (3) Vnd weil es nicht ein Werck des Natuͤrlichen Menſchen / anhal - ten vmb Himliſche erlaͤuchtigung vnd fuͤhrung / wie David Pſal. 119. v. 32. Viam mandatorum tuorum curram cum dilataveris cor meum, HErꝛ weñ du mein Hertz troͤſteſt / ſo lauffe ich den Weg deiner Gebote: Jtem / wie Cant. 1. v. 3. Zeuch mich dir nach ſo lauffen wir.

Es findet ſich aber allhier ein groſſer mangel / vnd ſind leyder jhrer viel / ſo dem HErꝛen durchauß nicht Leben; ſondern ſein Wort haben vnd nicht achten / hoͤren vnd nicht darnach Leben / annehmen vnd nur glauben ein zeitlang / da es doch darumb gegeben / das es ſein ſolle vnſers Lebens eintzige Richtſchnur!

O wie viel ſind derer / welche nur Jrꝛdiſch vnd Fleiſchlich geſinnt / vnd dem Weltlichen gar zu ſehr ergeben ſein / auch vnſerm HErꝛen Gott ſeinen Himmel vnd Geiſt -lichChriſtliche Leichpredigt.lich weſen wil laſſen zu frieden / vnd mit welchen es; freylich gehet wie geſchrieben Macarius, wann er geſprochen: TerræMacar. hom. 5. habitatores & filii hujus ſeculi ſimiles ſunt frumento in cribrum hujus terræ conjecto: quemadmodum enim triticum in cribro ejus qui tractat illud alliditur & agi - tatum in ipſo aſſiduè vertitur: ita princeps nequitiæ cunctos homines rebꝰ terrenis occupatos tenet, & ejus - modi occupationibus eos agitat, turbat, & commovet, efficitq; ut vanis cogitationibus illidantur, & ç. Das iſt / Die jetzigen Weltleuth ſeind in der Welt wie daß Getraide im Siebe: Denn wie der Weitzen im Siebe hin vnnd her wird geworffen / alſo handelt der Fuͤrſt dieſer Welt jtzo mit den Menſchenkindern / leſt jhnen keine ruhe / ſondern treibet vnd ſchmeiſſet ſie bald auff dieſes / bald auff jenes / damit ſie ja deß Himliſchen nur gar moͤchten vergeſſen / vnd ſichtet ſie recht wie den Weitzen / Luc. 22. v. 31.

O wie viel ſind auch derer / ſo da nicht meinen / Das man ein Heylig Leben muͤſſe erbitten vom Himmel / ſondern dencken / dem HErꝛen Leben / wachſe inn eygenem Fleiſch vnd Blute / vnd dannhero nichts finden / weil ſie bey Gott nichts geſucht han / da es doch heiſſet / Bittet ſo werdet jhr nehmen / Matth. 7. v. 7.

Nein trawen / ſo wil es S. Paulus nicht haben. Applica - tio. 1.Lebe demnach dem HErꝛen / vnd richte fuͤr allen dingen alle deine Sachen nach Gottes wort / Syr. 9. v. 22. Vnd Lebe bey Leibe nicht deines eygenen Willens / ſondern in all deinem Thun vnd Vornehmen zeuch Gottes Wort zu rathe / vnd richte nach demſelbigen deine Gaͤnge / ſo werden ſie ſein vn - ſtraͤfflich / Pſal. 119. v. 9. τđ ϑε〈…〉〈…〉 λόγ〈…〉〈…〉 ϑε〈…〉〈…〉 δςὶ: καὶ λόγ〈…〉〈…〉Macar. hom. 46. τđ κόσμđ κόσμ〈…〉〈…〉 δςὶ: Verbum Dei Deus eſt, & Mundi verbum mundus eſt, GOttes Wort iſt Gott ſelber / derWeltChriſtliche Leichpredigt.Welt Worte iſt Welt / vnd redet nur võ argen / 1. Joh. 5. 19.

Applica - tio 2.

Nachmahls gewehne dich auch zum andern / Vnd lerne dich von der Welt ſondern abe vnd außgehen / Apocal. 18. v. 5. Vnd dencke an deines HErꝛn Chriſti rede / das du von der Welt erwehlet / Johan. 15. v. 16. Vnd zwar zu dem ende / das du ſolſt hingehen / vnd bringen Ewig blei - bende Fruͤchte / Johan. 15. v. 19. Heule derowegen in der Welt nicht mit den Woͤlfen / ſondern wo dein Schatz iſt / da laſſe auch dein Hertz ſein / Matth. 6. v. 21. Suche das Ewige fuͤr das Jrꝛdiſche / nicht Ehre fuͤr den Menſchen / ſonďn wie dein Name im Him̃el moͤge groß ſein / Luc. 10. v. 10. Strebe nicht nach Reichtumb dieſes lebens / ſondern ſiehe wie du dort moͤgeſt erlangen volle gnuͤge / Joh. 10. v. 11. Vnd die Reichen Guͤtter des Ewigen Hauſes / Pſal. 36. v. 9. Trachte auch keines weges nach Gunſt vnd frewde bey den Leuten / Sondern nach Friede vnnd Frewde des Geiſtes / Gal. 5. v. 23. Denn wo viel begierden dieſer Welt ſein / da iſt weder Ruhe noch Friede / ſondern gehet wie mit dem Weitzen Koͤrnlein im Siebe: Vnd was wuͤrde dich die Welt helffen mit alle jhrer Her&rrligkeit / Anſehen vnnd Ehre / mit allen jhren Reichthuͤmern vnd Guͤttern / mit alle jhrer Frewde / Augenluſt / Fleiſchesluſt vnnd Hoffertigem weſen / 1. Joh. 2. v. 16? Haben wir doch keine bleybende ſtette / Hebr. 13. v. 14. ſondern vnſer wandel iſt im Him̃el / Phil. 3. 20. Vnnd da man nach dem Fleiſch Lebet muß man Sterben / Rom. 8. v. 6. Seind derowegen ſelige Hertzen / denen Gott gibet die Gnade / das ſie keine Weltliche ehꝛe / Reichthumb / Frewde vnnd Wolluſt begehren. Domino adhærere bonum, Pſalm. 73. v. 28.

WeilChriſtliche Leichpredigt.

Weil aber auch zu dieſem allem / einem MenſchenApplica - tio. 3. muß gegeben werden Gnade vom Himmel / vnd niemandt Tuͤchtig von ſich ſelber / 2. Corinth. 3. v. 5. Sondern der HErꝛ ſelber vnſer Leuchte muß erleuchten / Pſalm. 18. v. 29. So ſchreye dann gen Hummel vmb huͤlffe: HErr es iſt dein Werck / du wolleſt es ſtaͤrcken / Pſal. 68. v. 29. Suͤndigen kan ich wol von mir ſelber / aber mich ſelber kan ich nicht ge - recht machen / verlieren kan ich mich wol ſelber / aber ſelber kan ich mich findẽ wider / Toͤdten kan ich mich wol auch ſelber (durch Suͤnde / Epheſ. 2. v. 5.) aber nicht ſelber wider machen lebendig: O GOtt mein Vater komme mir dero - wegen zuvor mit deiner Gnade / vnd wie du mich wiltMacar. hom. 15. haben / ſo bereite vnd Schmuͤcke mich. Sine gratia Dei im - poſſibile eſt quempiam Deo ſervire, Fleiſch hat ſich nichts zu ruͤhmen / es iſt eitel Gnade.

IV. Die Vierdte vnd letzte Regel heiſſet numehrIV. Regula. endlich / Domino moriendum, Daß man dem HErꝛen nicht allein ſolle Leben / ſondern auch ſterben / Vnd (1) ſich nicht wegern / wenn ſich einſtelt nuncius mortis, des Todes Poſtbott / vns heiſſet vnſer Haͤußlein beſtellen / Eſa. 38. v. 1. Vnd den Weg aller Welt gehen: Joſ. 23. v. 14. 3. Reg. 2. v. 2. Oder auch / wenn wir vmb ſeines Namens willen ſolten weß leyden / Actor. 9. v. 16. geachtet vnd erwuͤrget werden / wie die Schlacheſchaffe / Pſalm. 44. v. 23. Daß man / meine ich / als dann ſich nicht ſolle wegern / Sondern (2) der Seelen fuͤr aden dingen warnehmen / vnnd Sie befehlen dem trewen Schoͤpffer in ſeine Haͤnde / 1. Pet. 4. v. 19. (3) Vber diß auch nicht meinen daß es werde gar auß ſein / ſondern feſt glaͤu - ben / daß nach dieſem Leben werde angehen ein anders vndDvielChriſtliche Leichpredigt.viel ein beſſers / Joh. 5. v. 28. 1. Corinth. 15. v. 43. Vnd alſo Chriſtus ein HErr ſey des Lebens vnd todes / Apoc. 1. v. 18.

Denn diß hat der H. Geiſt gemeinet / wann Er ſaget / daß man dem HErꝛen auch ſolle ſterben: Hat wie vorhin / alſo auch jetzo vnter vnnd neben andern / hiermit befohlen dreyerley.

1. Mortem libenter ſuſtinere, Das iſt / Willig ſein zum Tode / vnd zu ſagen / O Todt / wie wol thuſtu / Syr. 41. v. 3. Nicht allein / wenn er kompt auff das Siechbett / vnd einen abmaͤrgelt vnd wuͤrget zu Hauſe: Sondern weñ man auch den Halß ſoll hinrecken dem Hencker / Vnd Chriſti Lehr vnterſchreiben vnd beſigeln mit eygnem Blute. Deñ ſo er - klaͤret dieſe Apoſtoliſche rede / der dritte Biſchoff zu Halber -Haymo. ſtadt Haymo, ſo im Jahr Chriſti 853. daſelbſt begraben / wenn er vber das 14. Capitel der Epiſtel an die Roͤmer ge - ſchrieben / Martyres non ſibi moriebantur ſed Domino, quia non propter ſuam malitiam perimebantur, ſed pro Dei notitia & confeſſione fidei.

2.

2. Animam Deo reverenter & ardenter vovere, Das iſt / das man als dann bedencken ſolle die Seele / vnd wañ es kompt zum ſcheiden / dieſelbe als ein edeles Kleinoth vbergeben vñ befehlen dem trewen Gott zu ſeinen haͤnden: Oder das man ſolte ſagen / wie S. Stephanus, Actor. 7. v. 60. HERR JEſu nihm meinen Geiſt auff / vnd GOtt den HErꝛn mit dem tode preiſen wie der liebe Petrus / Joh. 21. 19. Sancti ſibi minimè moriuntur, quia in conſpectu homi -Greg. M. tom. 2. N. 1218. num Deum ſua morte glorificant, ad quem pervenire etiam moriendo feſtinant, ſaget vñ ſchreibet Greg. Magn.

3.

3. Spem reſurrectionis fidenter tenere, Das man mitten im Tode / ſolle glauben vnd ſagen wie Hiob 19. v. 25. JchChriſtliche Leichpredigt.Jch weiß das mein Erloͤſer lebet / ꝛc. Vnd bey leibe nicht meinen / das es nun vmb Leib / Leben vñ Seel gantz gethan vnnd geſchehen ſey / Sondern gaͤntzlich dafuͤr halten / das Chriſtus ein HErr ſey / vber Todte vnd Lebendige / vnd am Juͤngſten tage alle Menſchen gar gewiß werde auffwecken auß den Graͤbern / theyls zur Aufferſtehung des Lebens / theyls auch zur Aufferſtehung des Gerichts / Johan. 5. v. 29. Vnd das alsdañ ein jeglicher werde empfahen nach dem er gehandelt bey Leibes leben / es ſey gutt oder boͤſe / 2. Cor. 5. v. 10. Denn ſo redet hievon Ambroſius vnd ſaget. Qui moriturAmbros, tom. 5. pag. 334. ſup. 14. c. Rom. ſimili modo Deo moritur: ipſo enim judice aut coro - nabitur aut condemnabitur. Item, Lyra: Moritur Domino, eo enim judice vel dam natur vel coronatur.

Vnd dieſes iſt dann das Vierdte vnd letzte / daß man (1) im Tode ſeinen Willen ſoll vnterwerffen GOttes Willen / (2) Nicht ſo ſehr auff den Leib ſehen / als auff die Seele; Vnd (3) ſich troͤſten / das Leib vñ Seel ſollen wider kommen zuſammen / vnd die doͤrꝛen Gebein wie Graß gruͤ - nen / Eſa. 66. v. 14.

Muͤſſen derowegen dieſe mit Gott dem HErꝛenApplica - tio. 1. nicht wol dꝛan ſein / ſo da vngedultig ſein / weñ ſie Krancken / Murꝛen vnd ſawer ſehen / wenn daß Jrꝛdiſche Haͤußlein jhrer Huͤtten vñ jhꝛes Leibes ſoll werdẽ zerbrochẽ / 2. Cor. 5. v. 1. Ja die da nicht dran wollen / wenn ſie werden ſollen des HErꝛen Chriſti Maͤrterer vnd Zeugen / Johan. 15. v. 27. Wenn man ſie wil in Bahn thun / Joh. 16. v. 2. Wenn man an ſie wil Handlegen / ſie verfolgen vnd Vberantworten in Gefaͤngnuͤſſe / Luc. 21. v. 12. Wenn man ſie wil fuͤhren fuͤr die Rahthaͤuſer vnd Staͤupen / Marc. 13. v. 9. Wenn man ſie wil toͤdten / Matth. 24. v. 9.

D iijDieChriſtliche Leichpredigt.

Die da / meine ich nicht dran wollen / ſondern ſich vmbſehen / vnd die Hand vom Pfluge wieder nehmen abe / Luc. 9. v. 62. Traun da heiſt es / 2. Pet. 2. v. 21. Es wehre jhnen beſſer das ſie den Weg der Warheit niemals hetten erkeñet / denn daß ſie jhn erkennet / vnd ſich kehren von den heyligen Geboten die jhnen gegeben.

Lerne demnach dem HErꝛen ſterben / vnd dein Leben auch nicht biß an den todt lieben / Apoc. 12. v. 11. ſondern wenn dich Gott heiſſet von hinnen Wandern / ſo ſage mit Paulo / Phil. 1. v. 21. Mors mihi lucrum, Danck habe mein HErr JEſu / Es iſt mir gar nicht zuwider / ſondern meine Luſt vnd frewde / Jch weiß das ſterben mein gewinn iſt / vnd das ich im Tode mehr gewinne / dañ verliehre. Ja wann auch gleich ſolte vber dich kommen / das wilde Blut - durſtige Thiere / Pſal. 74. v. 19. So leide / vnd laß nicht allein fahren / Haͤuſer / Bruͤder / Schweſter / Vater / Mutter / Weib / Kinder / vnd Acker / ſondern auch dein eygen Blut / Leib vnd Leben / vnd dencke / das es der HErr im Himmel hundertfaͤltig wird vergelten / Matth. 19. v. 29. Denn wir ſollen nicht allein an Chriſtum glaͤuben / ſondern auch vmb ſeinet willen leiden / Phil. 1. v. 29. Vnd je hoͤher das Waſſer in der Suͤndfluth wuchſe / je naͤher kam Noha vnd die Arche an den Himmel / Gen. 8. VndHomil. 1. de Divi - te & paup. Chryſoſtomus hat geſchrieben: Niſi tentatio nec corona; niſi certamina nec brabea, niſi ſtadia nec honores; niſi tribulatio nec remiſſio; niſi hyems nec æſtas. Was fuͤrchten wir vns doch ſehr fuͤr dem Tode / der vns doch nur ein Eingang iſt in das Ewige leben / ſchreibet H. Lutherus vber vnſer Spruͤchlein. Denn ſo lange wir inn dieſem Madenſack wohnen / ſeind wir frembdlinge in des TeufelsHerberge;Chriſtliche Leichpredigt.Herberge; ſo bald wir aber auß dieſem Leben kommen / fah - ren wir gen Himmel in vnſer Ewiges Vaterlandt.

Damit dichs aber auch nicht ſchwer ankomme /Applica - tio. 3. ſo muſtu nicht ſehen auff das Sichtbare / ſondern auff das Vnſichtbare / 2. Corinth. 4. v. 17. Wie Gott werde ſchaffen / einen Newen Himmel vnnd ein New Erde / Apocal. 21. v. 1. Vnd dann ſprechen / Wachet auff vnd ruͤhmet die jhr liget vnter der Erdẽ / vnd wie dazumal alſo balde die todten wer - den leben vñ mit jhꝛen Leichnam auffſtehen / Eſ. 26. v. 20. & 25. Denn da heiſt es nicht wie Sap. 2. v. 2. Wenn ein Menſch dahin iſt / ſo iſt es auß mit jhme / ohn gefaͤhr ſeind wir ge - bohren / vnd fahren wider dahin / als wehren wir nicht ge - weſen: Sondern das eingeſeete Weitzenkoͤrnlein ſol bringẽ viel fruͤchte / 1. Johan. 12. v. 25. Die Todten knochen werden wider bekommen einen lebendigen Odem / Ezech. 37. v. 6. Vnd dz Sterbliche die Vnſterbligkeit anziehen / 1. Cor. 15. 54. Trawen / da heiſt es Reſurrectio mortuorum fiducia Chriſtianorum, wer an die froͤliche Aufferſtehung dencket / der kan ſich fuͤrm Tode nicht fuͤrchten / wie Tertullianus ſaget: Vnd dagegen / tolle ſpem reſurrectionis & reſoluta eſt obſervantur omnis pietatis, Thaͤte die Aufferſtehung derSup c. 12. Matthæi todten / ſo wuͤrde niemandt wollen from ſein / wie geſchrie - ben Chryſoſtomus.

Ja dieſes einige wil auch nun noch hoͤchlichenApplica - tio. 2. not ſein / das deine Seele wol ableibe / vnd komme inn des HErꝛen frewde / Matth. 25. v. 21. Von den Engeln werde getragen in die Schoß Abrahæ, Luc. 16. v. 22. in die Woh - nung des Himliſchen Vaters / Joh. 14. v. 2. Vnd das du fur dieſelbe bey Zeite wol Sorgeſt: Animus divina origineSeneca in Svaſo - ria 6. hauſtus, ſagte auch der Heide / vinculis exſolutus ad ſedes ſuas & cognata ſidera recurret.

D iijEsChriſtliche Leichpredigt.

Es leſt ſich aber da nicht machen / das man mit Hadriano wolte die Seele anreden vnd ſagen.

Animula vagula, blandula
Hoſpes comesꝙ́ corporis
Quæ nunc abibis in loca?
Pallida, rigida, nudula,
Nec ut ſoles dabis jocos.
ACh Seele liebe Seele mein /
Wo wirſtu nun ſolln kehren ein / ꝛc.

Nein / Nein: Es wehre vbel verſorget: ſondern reinige (1) fuͤr allen dingen Gewiſſen vnd Seele von allen Todtenwercken durch das Blut JEſu Chriſti / Hobr. 9. v. 14. (2) Schmuͤcke ſie auch im Leben mit allerley ſchoͤnen Tugen - den / beſonders mit Glauben / deſſen ende der Seelen ſelig - keit ſein wirdt / 1. Hebr. 1. v. 9. (3) Vnd gieb nachmals dem HErꝛen gutte Worte vnd bete / HERR JEſu / Nihm meinen Geiſt auff / wie David Pſalm. 31. v. 6. Der HErr Chriſtus / Luc. 23. v. 46. S. Stephanus, Actor. 7. v. 60.

Denn ſo iſts wol vnd gutt beſtellet / vnd kan nachmals dem Leibe nicht gehen vbel / ſondern wenn beyde werden kommen zuſammen / wird ſein frewd vnd wonne die fuͤlle / Pſalm. 16. v. 11. Ja ſolch Lieblich weſen / das kein Auge geſehen hat / vnnd kein Ohr gehoͤret hat / auch inn keines Menſchen hertze jemals iſt kommen. Eſa. 64. v. 4. 1. Cor. 2. v. 9.

Vnd diß verhelffe vns auß Gnaden / Gott Vater / Sohn / vnd H. Geiſt / die Hochgebenedeyte Dreyfaltigkeit / Dem Heyligen Goͤttlichen Nahmen zu Ehren. AMEN.

Perſo -Chriſtliche Leichpredigt.

Perſonalia.

WAs nun noch vbrig / vnd anreichet des Verſtorbenen ſeligen Herꝛen Teſtimonium vnd Zeuguuͤß / dadurch wir ſeiner in allen ehren ſollen gedencken / So iſt gedachter Ehrenveſte / Achtbare / Wolgelehrte vnnd Wolweiſe Herr Matthæus Stein / geweſener Vornehmer Buͤrger vnnd Rathmann / auch Weylandt Buͤrgermeiſter vnd Beyſitzer des Koͤniglichen Landrechts allhier / ꝛc. Seiner Ankunfft halben gebohren vnd erzeuget worden / auß einem Keuſchen vnd Zuͤchtigen Ehebett / vnd herkommen von Chriſtlichen Ehrlichen fromen Eltern / Zu Wanſen im Fuͤrſten - thumb Grotkaw gelegen / vnd zu dem Breßliſchen Biſchoffthumb gehoͤrig / als man gezehlet nach der Geburt des HErꝛen 1557.

Sein Vater iſt geweſen / Der Erbare vnd Vor - ſichtige Herꝛ Hanß Stein / Tuchſcherer vnd Stadtſchoͤppe daſelbſten. Seine Mutter aber / Fraw Margaretha Waderin / beyde Chriſtliche vnd Ehrliebende Biderleuth.

Vnd nach dem Er wie andere Evæ Kinder inn Suͤnden empfangen vnd gebohren worden / haben gedachte ſeine liebe Eltern folgendt fuͤr allen dingen alsbald befoͤdert zur Heyl. Tauff / vnd jhn laſſen einverleiben dem HErꝛen Chriſto / allda er dann auch ſeinen Nahmen empfangen / vnd geheiſſen worden Matthæus.

Es habens auch die Eltern hiebey nicht laſſen bleyben / ſondern gedacht an die Vermahnung S. Pauli / das man die Kinder in der Zucht ſolle auffziehen / Eph. 6. v. 4. Vnd von Kindesbeinen an jhn gewehnet zum Gebet vnndallemChriſtliche Leichpredigt.allen gutten: Jnſonderheit fleiſſig gehalten zur Schule / da Er dann ſeine inclination zum Studiren gar ſtarck laſſen mercken / vnd durch ſeinen vngeſparten fleiß gemachet vnnd von ſich gegeben ein gutte Hoffnung.

Nach dem er alſo in Patria Schola beharſchet / vnd nun hoͤhere Information vnd vnterweiſung jhme geweſen von noͤten / als iſt er Anno 1572. ohn gefaͤhr im 15. Jahr ſeines Alters / Zu Continuirung ſeiner Studien inn die Schule kommen zur Neyſſe / vnd da verblieben biß in das ander Jahr.

Von dannen iſt er gezogen inn die Vngriſchen Bergſtaͤdte nach der Schemnitz / vnd alldar in die Schule gegangen ein Jahr lang.

Weil es aber wegen der Tuͤrcken taͤglichem Einfallen daſelbſten zubleyben nicht geweſen gar ſicher; Vnd aber da - zumahl zur Jglaw inn Maͤhren gehabet eine beruͤhmbte Schule; als iſt Er auß Vngern gereiſet in Maͤhren / vnd ſeines Studirens ein Zeitlang abgewarttet zur Jglaw.

Von dannen hat Er ſich nachmals auffgemacht ins Land Ob der Enß / in Steyermarck / vnd endlich auff die Schule nach Regenſpurgk: Hat aber mit jhme nicht geheiſſen / Lapis ſœpe volutatus non obducitur muſco, Das iſt / ein Stein den man offt fort waltzet / der beraſet nicht: Sondern wie fleiſſig vnſer Herꝛ Stein / allenhalben geweſen / vnd wie tapffer er beraſet / weiſen die feinen Teſti - monia, ſo jhme an dieſen Orten / nicht ohn ruhm ertheylet ſein.

Als Er aber nunmehr auff dieſe Particular vnd trivial Schulen verſiret vnd zubracht vber 7. Jahr lang / auch ſeine fundamenta liberalium artium richtig geleget /VndChriſtliches EhrenZeugnuͤß.Vnd nun ferner auff ſolchẽ grundt zuſetzen war dz gebewde: So iſt er An. 1579. gezogen auff die Hohe Schul nach Straßburg / daſelbſten Jnſonderheit empfunden vnd vermercket des lieben Gottes vnd gutter Leut befoͤderung / in deme er von Einem Edlen vnd Hochweiſen Rath vnd den verordneten Vorſtehern der Schulen erlanget ein Stipen - dium vnd in dem Collegio Wilhelmitarum vnterhalten worden 6. Jahr: Hat dazumahl koͤnnen hoͤren vortreffliche Hochgelehrte Leute / H. D. Johannem Pappum den Theo - logum, vnd H. Johannem Sturmium, den beruͤhmten Rhetorem vnd Oratorem, & ç.

Nach verflieſſung ſolcher Zeit / iſt Er A ° 1585. widerkom̃en in ſein Vaterland vñ nach Hauſe: Jſt aber nicht lange ge - blieben / ſondern Anno 1586. alſo bald wider auffgeweſt vnd nach Roſtock auff die Univerſitet im Lande Mechelburg ge - zogen / alldar ſtudiret biß in das ander Jahr / vnd von dañen Anno 1588. wider kommen in ſein Heimath.

Wie Er nun faſt ein Jahꝛlang geweſen zu Hauſe / kom̃en zu ſeinen verſtaͤndigen Jahren / vnd Luſt gewonnen ſich ein zulaſſen in den H. Eheſtandt: als hat er auff gethanes Gebet vnd mit rath der ſeinigen / im Nahmen GOttes ge - nommen zur Ehe / die Tugendſame Fr: Gertrudis Scalin, Des Erbahrn H. Blaſien Pitſches Beckers vnd Buͤrgers daſelbſt zu Wanſen hinterlaſſene Wittib / mit derſelben in Friedſamer Ehe gelebet / ohn gefaͤhr 5. Viertel Jahrlang / auch in ſolchem wehꝛenden Eheſtandt einen Sohn gezeuget / mit Namen Johañes, welcher noch allhier bey vns am lebẽ / vnd den Gott zu ſambt den ſeinen wolle troͤſten vnd ſegnen.

Nach abſterben dieſes ſeines lieben Weibes iſt Er ein Widwer bliebẽ biß in dz Zehende Jahr; Vnd in ſolchem ſeinem Widwenſtande An. 1595. von E. E. vnd WolweiſenERathChriſtliches EhrenZeugnuͤß.Rath dieſer Stadt allhier Vociret vnd Beruffen worden / zum Baccalaureatu hieſiger vnſer Schulen: auch ſolch ſein Schulambt bedienet 7. Jahr. Mit was fuͤr trew aber vnd fleiſſe / wiſſen ſeine geweſene Schuͤller vnd Gott am beſten: Τοῖς παισὶ χρήσιμα εἰπε! μεγάλη χάρις ἀυτω.

Jn tragendem ſolchem ſeinem Schuldienſt / hat er ſich zum andern mahl gewendet zur Ehe / vnd jhme Ehelichen laſſen Vertrawen / Die Ehrenthugendſame Fraw Evam Schwiederin / des Ehrenveſten H. Hanß Barchſches Buͤrgers allhter hinterbliebene Witwe / mit der - ſelben auch in Chꝛiſtlicher Friedlicher Ehe gelebet biß in das vierde Jahꝛ / vnd gezeuget 2. Sohne davon noch einer / mit Nahmen Matthæus bey Leben; GOtt ſey nun ſein Vormuͤnd vnd gebe Gluͤcke vnd Segen zu ſeinem Studiren.

Nach dem aber auff dieſes der vnverdaͤwliche pulvis Scholæ vnd Schulſtaub / dem ſeligen Herꝛn Stein auch in die lenge nicht wollen arten vnd bekommen: Als hat Er bey E. E. Rath vmb dimiſſion vnd Loß - laſſung von ſeinem Schulampt freundlich angeſuchet vnnd gebeten: Solche auch nicht allein erlanget / ſondern hierauff auſſer der Stadt zu Vlberßdorff beygewohnet / ſeinem Gutt vnnd Landwirthſchafft / vnd ſich darauff ein Zeitlang der bey der Schule verlohrnen Kraͤfften erholet / vnd ergetzet.

Es hat aber vnſer HErꝛ Gott den ſeligen Herꝛen Stein nicht haben wollen auff dem Dorffe / ſondern auß jhme gemachet einen koͤſtlichen Eckſtein. Denn nach deme Anno 1611. Herꝛ M. Johannes Scultetus Rector Scholæ, zum Diaconat gen Reichenbach in ſein patriam von hinnen worden beruffen / auch von ſeinem Rectoratu gezogen abe / vnd bey damaliger vacantz auff anſuchung E E. Raths allhier / auff ein interim, biß man einen Newen Rectorem der Schulen widerumb koͤnte vorſtellen / der ſelige Herꝛ Stein in der Schule ſich laſſen gebrauchen zu einem Prorectore vnd Inſpectore: Als hat es ſich Troffen / daß er bey vor - gegangener Rathßwahl / auß der Schulen vnverſehens gefodert worden ins Rathhaus / Vnd nicht allein damals alſo bald verordnet worden zu einem Rathmann / Sondẽrn auch folgends auff nechſten Georgi im Keyſerlichen vnd Koͤniglichen gehaltenen Landrecht /beyChriſtliches EhrenZeugnuͤß.bey demſelben zu einem Aſeſſor vnd beyſitzer. Wer GOtt ehret den ehret Er wider. 1. Sam. 2. v. 30.

Hierauff nun als er abermal in Witwerſtand biß in das zehende Jahr gelebt / iſt er Anno 1613. Widerumb geſchritten zur dritten Ehe / vnd geheyratet die Ehrentugendſame Jungfraw Annam, deß Er - baren Wolgeachten Herꝛ Baltzer Scholtzens / geweſnen Buͤrgers vnnd Weinſchenckens allhier vielgelibte Tochter / vnd nunmehr anweſende hin - terbliebne Leidtragende Fraw Witwe / vnnd hat mit derſelben in gutter friedlicher Ehe gelebet biß in das 11. Jahr / Auch mit Jhr gezeuget eine Tochter mit Nahmen Anna ſo noch am Leben / vnnd deſſen ſich auch der frome GOtt zu ſampt der Mutter wolle Vaͤterlich annehmen / Troͤſten / Segnen vnd behuͤtten.

Es hat es auch GOtt mit dem ſeeligen Herꝛen Stein in dieſem Stand nicht laſſen verbleiben / ſondern Anno 1616. Durch Oꝛdent - liche Wahl jhn geſetzet zu einem Buͤrgermeiſter / auch verliehen Gnade / daß er daſſelbe / doch nicht ohn groſſe Muͤhe vñ Sorge / als die damaligen weß ſchwirigen Zeiten trawen haben wolten / beſcheidentlich vnd loͤblich koͤnnen verwalten biß in das dritte Jahr.

Weil Er aber zu Ende deß 1617. Jahres von GOtt an - gegriffen worden mir einer gefaͤhrlichen Kranckheit / auch dannhero faſt ein gantz Jahr muͤſſen ſiechen / als hat er fleiſſig angehalten das Buͤrger - meiſter Ambts in kuͤnfftig jhn zu vberheben; Maſſen dan auch geſchehen iſt / vnd Er ſeider dato zu richtiger Geſundtheit niemals moͤgen kom̃en / vngeachtet / daß Er alle Mittel / als das Warme bad vnd andere ge - nommen zuhuͤlffe.

Seine Trew / Muͤhe / Fleiß / Freundligkeit / Demuth / vnd Sorgfaͤltigkeit bey ſochen ſeinem anſehlichen vnd ſchweren aͤmptern / wird meines erachtens der gantzen Stadt vnd maͤnniglichen wol bekant ſein: Gewiß iſt er ein Dienſthaffter gelehrter Mann geweſen / beſonders ſo erfahꝛen in der Lateiniſchen vnd Griechiſchen Sprache / daß Er ſich mit gebohrnen Griechen zu reden nicht duͤrffen ſchemen: So wird es auch niemandt ſein in abrede / das wir Warlichen dannhero verlohꝛen / nicht waß geringes / ſondern bonum publicum, einen ſolchen Mann / an deme waß geweſen gelegen / vnd auff deſſen Todesfall man billich nunfraget /Chriſtliches EhrenZeugnuͤß.fraget / wo wollen wir einen andern Herꝛen Stein finden? GOtt erſetze die ſtelle mit einem fromen weyſen vnd redlichen trewen Manne!

Was anlanget ſein Chriſtenthumb / ſo koͤnnen wir mit Warheit ſagen / daß Er in der Religion geweſen richtig / auch wenn Er ſeithero Schwachheit halben nur darzu koͤnnen kommen / gegeben einen fleiſſigen Kirchgaͤnger / einen embſigen gutten Better / auch einen Sorg - faͤltigen Chriſtlichen Haußvater / der andern vorgegangen mit guttem Exempel, & c.

Sein Kranckheit iſt geweſen weß langwirig / alſo das Er wegen Geſchwulſt kurtzen Athems / ꝛc: Ein zimliche Zeit nicht koͤnnen kommen in das Rathhauß: Hat ſich aber fein geduldig erwieſen / vnd ſelber auß GOttes wort wiſſen zutroͤſten / daß aber nach der lenge anzu - melden jtzt nicht Not iſt auch nicht ſein kan.

Vnd nach dem Er 6. Tage fuͤr ſeinem ſeligen Ende wel - ches war der 11. Februarii oder Sonntag Sexageſima gantz Lagerhafft worden / auch vermercket / daß ſeine Zeit nun würde dahin ſein; Als hat Er folgenden Dinſtag ſich mit GOtt vnd Menſchen verſoͤhnet vnd com - municiret, nicht ohn ſondere Reverentz vnd Andacht: Sich nachmals in aller gedult Gottes willen ergeben vnd befohlen.

Auff den Freytag nach dieſem / als die Schwachheit ſtuͤndlich worden groͤſſer / Jhme auch gegen Abendt war entfallen die Sprache vnd kein voꝛnemliche antwoꝛt mehꝛ geben moͤgen; da hat er zwar gelegen gantz ſtelle / doch als man Jhme vorgeleſen / Jnſonderheit Jhn erinnert ſeines Sprüchleins: Sum tuus & vivus tuus & Sum Christe ſepulius, Da hat Er mit groſſen Hertzens Seufftzer geweiſet auff ſein Ohre / auch geneiget mit dem Haͤupte.

Als nu darauff angebꝛochen der Moꝛgen vnd am Sonn - abendt frühe kommen nach 6 Vhr / auch worden gefraget / Ob Er noch was verſtuͤnde / hat Er ſolches mit auffhebung ſeiner rechten Hand be - antwortet vnd verjaet: Vnd nachmals mitten vnter den worten / HErꝛ nun nim meinen Geiſt auff / ſein Leben beſchloſſen / als Er ſeines Alters geweſen im 67. Jahre.

Der Trewe Barmhertzige Gott Troͤſte die betruͤbten / laſſe auch ſeinen Coͤrper im Schlafftaͤmmerlein wol Ruhen / verleihe der Seelen die Ewige Frewde vnd dem Leibe ein Froͤliche Aufferſtehung zum Ewigen Leben / AMEN / AMEN.

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TextLebens und Sterbens Regeln S. Pauli. Das ist Ehren-gedechtnüs vnd Leichenpredigt Vber das Sprüchlein zun Rom. 14. v. 8. Vnser keiner Lebet ihm selber/ etc. Bey ansehlichem Volckreichen vnd Christlichem Gebräbnüß Des Ehrenvesten Achtbarn/ Wolgeachten vnd Wolweisen Herrn Matthaei Steins
Author Abraham Kirsten
Extent37 images; 9446 tokens; 3201 types; 61450 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationLebens und Sterbens Regeln S. Pauli. Das ist Ehren-gedechtnüs vnd Leichenpredigt Vber das Sprüchlein zun Rom. 14. v. 8. Vnser keiner Lebet ihm selber/ etc. Bey ansehlichem Volckreichen vnd Christlichem Gebräbnüß Des Ehrenvesten Achtbarn/ Wolgeachten vnd Wolweisen Herrn Matthaei Steins Abraham Kirsten. . 37 Johann BössemesserOels1624.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 O 103 / 508451

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LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
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