Heu! qvantæ exigvâ ſpes tumulantur humo.
Dem Ehrenfeſten vnd Wolbenambten Herren Caſpar Cunerten / Fuͤrnehmen Buͤrgern zum Jawer / Auff der groſſen Kirchgaſſe. So wol ſeiner Hertzlieben Ehefrawen Der Erbaren Tugendreichen Frawen Barbara Vlrichin; Meinen beyderſeits Vielgeliebten H. Gevattern vnd F. Gevatterin / auch / in gebuͤhr / vertrawten Freunde vnd Freundin / Vbergiebet auff jhr begehren / ſchreibet hiermit auch zu folgende Troſtvermahnung. M. Adam Hentschel.
DEr Kunſtreiche vnd deßwegen beruͤmte Mahler Timanthes, Jhr an - daͤchtige meine geliebete / ward erbe - ten auff eine Taffel zuentwerffen vnd abzumahlen die Traurige geſchicht / wie die Iphigenia, des Koͤniges Agamemnonis Tochter / Heidniſchem brauch nach geſchlachtet vnd auffgeopffert worden ſey; Hat demnach der Jung - frawen patruum jhren Vaͤtter vnd naͤchſten Bluts - freund Ulyſſem abgebildet / wie er in einem ſchwar - tzen Trawermantel darbey ſtuͤnde / den Kopff zur Erden hienge vnd ein Tuͤchlin in ſeiner Hand hette / die thraͤnen darmitte abzuwiſchen. Der Jungfrauen Vater aber den Agamemnonem mahlete Timan - thes abe / wie er von ferne ſtuͤnde / ſein Angeſicht in ei - nen Lappen tuches einhuͤlle vnd einwickele: Hier - mitte anzudeuten / das keines Mahlers Kunſt / mit Farb vnd Pinſel abebilden koͤnne / das groſſe Hertze -Pl[i]n. l. 35. c. 10. leid der Eltern / vber dem vnfahl jhrer Kinder.
Wer wolte ſich jetzt auch vnterſtehen eigentlich zube - ſchreiben vnd genungſam zuberichten / wie anweſen - des Vater - vnd Mutterhertz / vber jres aͤltern Soͤhn lins vnverhofftem fruͤhezeitigen Abſterben / geſinnet ſey? Aus jhren Augen fliſſen die Liebesthraͤnen vnd ergiſſen ſich mildiglich; Solte vnd koͤnte man jhnenA ijinsins Hertze ſehen / moͤchte er vor Angſt wol Blutt weinen. Wir wollen vielmehr vns befleißigen / Jhre Thraͤnen ein wenig abzuwiſchen vnd die friſchge - ſchlagene Hertzens wunde / mit dem Troſtpflaſter deß Worts GOttes zuverbinden. Solch mein wolge - meintes vorhaben / damit es auch wolgerahte / ſo helfft mir beten ein glaͤubiges Vater Vnſer.
JHr alleſambt in CHriſto Geliebte theils auch im hertzen betruͤbte / der Grichen Hiſtoricus oder Geſchichtſchreiber Herodotus be - zeuget in ſeinem Fuͤnfften Buche Terpſichore ge -c. 4. nandt / Das aus den Thraciern die Trauſi einen ſolchen gebrauch gehabet / das ſie getrawret vnd geweinet / wenn jhnen ein Kind zur Welt gebohren worden. Deutteten hiermit an / das vielfaltige Elend dieſer Welt / darein der Menſch gebohren wuͤrde. Iob. c. 5. v. 7. Jnmaſſen hiervon auch Job redet; Der Menſch wird zum Vngluͤck geboren / wie die Vogel ſchweben em - por zufliegen. Deßgleichen der alte beruͤhmbte Kir -chenlehrerchenlehrer Auguſtinus: Non à riſu ſed à fletulib 21. de Civit. Dei c. 14. ordimur hanc lucem, eoq̀; qvodammodo neſci - entes prophetamus, qvid malorum ingreſſi ſi - mus. Wie nun dieſelbigen Barbariſchen Voͤlcker die[T]rauſi geweinet haben / wenn ein Menſch gebohren worden; Alſo haben ſie im gegentheil gelachet vnd ſich gefrewet / wenn Jemand bey jhnen geſtorben. Jnnmaſſen auch Salomon ſchreibet in ſeinem Pre - diger: Der Tag deß Todes iſt beſſer denn der Tagc. 7. v. 2. v. 3. der Geburt. Es iſt beſſer ins Klaghauß gehen denn ins Trinckhauß. Der Mann Gottes Job aber ver - haͤlt vnd erzeiget ſich dißfalls gar anders. Als jhm ſeine Zehen Kinder geſund zur Welt gebohren wer - den / iſt er vber ſolchem Eheſegen froͤlich / verrichtet ſein Opfer vnd Gebete vor ſich taͤglich / vnd befiehlet ſie zu gutter Geſundheit vnd langem Leben / dem Al - lerhoͤchſten / der ſie gegeben hatte / trewlich. Da jhm aber ſolche Kinder ſtorben / vnd durch den Todt ge - nommen worden / ward Job hoͤchlich betruͤbet / zerreiß ſein Kleid (wie damahls in groſſem Leide braͤuch - lich war) fiel auff die Erden / betete an vnd thaͤt ſehr klaͤglich. Jnn welchem allen er nicht ſuͤndigte nochIob. 1. v. 5. 20. 22. etwas thoͤrliches that wieder GOtt. Von dieſem Jobo wollen wir zu dieſem mahl lehrnen / wie wir vnd alſo auch die Heutigen Betruͤbten Eltern ſich gebuͤhrlich verhalten ſollen / Gott gebe oder nehme.
Wollen demnach aus Jobs abgeleſenem Spruche miteinander erwegen vnd betrachten / folgende Drey Stuͤcke.
A iijDasHelffe GOtt vnd der Vater alles Troſtes / das ſol - ches vns allen zur lehre vnd vnterricht / den heutigen Hochbetruͤbten Eltern aber zu kraͤfftigem Himmeli - ſchen Troſte gereichen vnd gelangen moͤge / Amen.
BElangend das Erſte vorgenommene Jobi domeſticam benedictionem, Jobs ſeine Hausfrewde vnd Gluͤckſeligkeit; So war Job ein vornehmer Mann vnd wie etliche wollen /[e]in Koͤnig der Jdumeër / ein Reicher Mann an Guͤt -de bono pa - tientiæ, to - mo ſecun - do, pag. 319. Editionis Pamelia - næ. tern vnd Kindern; Er war dives in Cenſu domi - nus & in liberis pater ditior; ſchreibet Cyprianus von jhm. An Haab vnd Guͤttern hatte er vnter an - derm 7000 Schaffe; 3000 Cameël; 500 Joch Kinder; 500 Eſel. An Kindern hatte er Sieben Soͤhne vnd Drey Toͤchter. Welchen Reichen Hauß - vnd Eheſegen Job vor eine ſonderliche Gabe vnd Wolthat Gottes billich erkandte vnd ſprach: Der HErr hats gegeben. Dieſemnach erkennet auch Jhr Chriſtlichen Eheleute / das ewer Hauß: vnd Eheſe - gen in gemein / eine Gabe vnd Wolthat Gottes ſey / Der HErr hats gegeben / ſpricht Job. Johannesderder Taͤuffer ſagte zu ſeinen Juͤngern; Ein Menſch kan jhm ſelber nichts nehmen / es werde jhm dann gegeben vom Himmel; beym Evangeliſten Johan - ne. Vnd S. Paulus; Was haſtu Menſch das duIoh 3. v. 27. 1. Cor. 4. v. 7. nicht empfangen haſt: So du es aber empfangen haſt / was ruͤhmeſt du dich denn? als der es nicht empfangen hette. Vnd S. Jacobus: Alle guttec. 1. v. 17. Gaben vnd alle volkommene Gaben / kommen von oben herab vom Vater deß Lichts. Gott giebt vns dar reichlich allerley zugeniſſen / 1. Thim. 6. v. 17.
Dieſemnach O Menſch / wann du dein vermoͤgen an Seel vnd Leib / an Haab vnd Guͤttern anſieheſt / es ſey gleich viel oder wenig / ſo gedencke allezeit / Der HErr hats gegeben / es iſt vertrawet Gutt / Du haſts nur verwaltungsweiſe jnnen; Derent wegen du deſſen auch nicht nach deinem gutbeduͤncken / Son - dern nach deines Oberſten Lehens Herrn ſeinem wil - len vnd wolgefallen ſolleſt gebrauchen. Es faͤhret mancher Hausvater vnbeſonnen heraus vnd ſpricht; Jſts doch das meine / Jch habe es ererbet / Jch habe es erworben / mag demnach auch darmitte vmbgehen wie Jch wil. Aber nein / mein Menſch / es iſt nicht das deine / Sondern der HErr hats gegeben. Es koͤmpt alles von Gott / Gluͤck vnd Vngluͤck / LebenSyr. 11. v. 14. vnd Todt / Armuth vnd Reichthumb. Es iſt mein was vnter allen Himmeln iſt / ſpricht GOTT beymc. 41. v. 2. v. 1. Job. Vnd im 24. Pſalm: Die Erde iſt deß HErrenvndvnd was dariñen iſt, der Erdbodem vnd was darauffc. 2. v. 9. wohnet. Vnd beym Propheten Haggæo. Mein iſt beyde Silber vnd Gold. Wiltu nu GOttes Gnad vnd Hulde nicht verſchuͤtten / auch nicht ſchlechten / ſondern in verbleibung der beſſerung / ewigen Zorn auff dich laden / ſo gebrauche der Gaben GOttes recht. Thue davon gutts dem Naͤchſten Menſchen vor deinem Ende / vnd reiche dem Armen nach dei -Sir. 14. v. 13. nem vermoͤgen; Denn wenn du todt biſt / ſo haſtu ausgezehret / Vnd huͤtte dich das du dich an ſolchem vertraweten Gutt nicht all zu groſſer kargheit / Oder aber durch vnnuͤtzen vberfluß nicht vergreiffeſt. Wie nu insgemein allen Hausſegen der HErr giebet / Alſo auch den Eheſegen inſonderheit. Der HErr hats gegeben / ſpricht Job / vnd verſtehet darunter ſeine Zehen Kinder. Jſt demnach Kinder im Eheſtands zeugen nicht bloß ein Werck der Natur / ſondern der HErr hats gegeben / der machet Eheleute fruchtbar durch ſeinen Goͤttlichen Seegen / welchen er einmahlGen. 1. v. 28. vber die Eheleute geſprochen hat. Seyd fruchtbar vnd mehret euch / vnd erfuͤllet die Erde. Das ſein eitel verba realia, wie ſie Lutherus nennet. Kinder ſind eine Gabe deß HErren / vnd Leibesfrucht iſt einPſ. 127. v. 4. geſchencke / ſpricht David. Vnd abermahl ruͤhmet David vnter andern Wercken der Barmhertzigkeit Gottes auch dieſes / das er die vnfruchtbaren zu einerPſ. 113. v. 9. froͤlichen KinderMutter mache. Dieſe Lehre gilt vns Eltern inſonderheit alſo vnd dergeſtalt; Weil Kinder der HErr giebt / wie jetzt erwieſen; Sollen demnach Eltern zum fleißigſten drauff bedacht ſein /damitdamit jhre Kinder recht erzogen / vnd wieder zuge - fuͤhret werden moͤgen dem HErrn der die Kinder ge - geben hat. Sonderlich ſollen Eltern jhren Kindern mit guttem Exempel vorgehen; Sintemal es vmb die Kinder ein zart ding iſt / koͤnnen leichte deß boͤſen gewonen / dazu ſie denn auch von Natur geneigt ſein.
Wann nu Eltern boͤſe Exempel geben / denen folgen die Kinder gemeiniglich hernach; gedencken / hats doch mein Vater / meine Mutter gethan / iſts jhnen recht geweſen / warumb ſolte mirs vnrecht ſein? Demnach Gott das Blutt der vbelgeaͤrgerten vnd verfuͤhreten Kinder / am groſſen Tage ſeines Gerichts fordern wird von den Haͤnden jhrer Eltern / wie auch von allen andern die ſie vom gutten verleitet vnd ab - gewieſen haben von dem Heiligen Bunde / Welchen die Kinder durch jhre Paten mit GOtte / vnd GOtt mit jhnen im Sacrament der Heiligen Tauffe ge - macht haben. Weil auch der HErr Kinder giebet / Der HErr giebet Jederman Leben vnd Athem / vndAct. 17. v. 26. & 28. hat gemacht das von einem Blutt aller Menſchen Geſchlecht auff dem gantzen Erdbodem wohnen; Jm HErren leben weben vnd ſind wir / ſpricht Pau - lus in ſeiner Predigt zu Athen gethan. Deß HErren auffſehen bewahret vnſere Kinder in Mutterleibe. Iob. 10. v. 12. Der HERR zeucht die Kinder aus Mutterleibe;Pſ. 22. v. 10. Derentwegen denn auch / dieſer HErr gutten fug vnd recht hat das ſeine wieder abzufordern / wann vnd wie er wil. Gleich wie Gott allein hat das Jus do - nationis das Gebe Recht / Alſo hat er auch das Jus repetitionis das Nehme Recht. GOTT laͤſſet dieBMenſchenPſ. 90. v. 4. Menſchen ſterben vnd ſpricht / kompt wieder Men - ſchen Kinder. Gott giebet Eltern Kinder vnter an - derm auch / das Eltern jhre Frewde an den Kindern eine zeitlang haben ſollen. Hirzwiſchen aber begiebet der HErr ſich darumb nicht bald ſeines Dominii, Er verzeihet ſich ſeines Eigenthumbs nicht balde gaͤntzlich; Sondern er behaͤlt jhme das Nehmerecht allezeit vnd billich zuvorn. Auff welchen fall wir auch vnſere Kinder jhme ſollen geduldig vnd willig folgen laſſen / Sonderlich weil noch dazu was vom Himmel faͤllet / niemanden ſchadet. Thun wirs nu ſo iſts recht vnd gutt / vnd hat GOtt einen beſondern gefallen dran / wenn wir vns vnter ſeine gewaltige1. Pet. 5. v. 6. Hand demuͤttigen / wie Petrus redet. Thun wirs aber nicht / ſo machen wir nur vbel aͤrger; vnd wuͤrde Gott vns als dann auch auffruͤcken vnd ſagen koͤn -Matth. 20. v. 15. nen: Habe ich nicht macht mit dem meinen zuthun / was ich wil? Oder ſieheſtu darumb ſcheël / das Jch ſo guͤttig bin? Das Jch der deinen beſtes ſuche? Vnd thaͤte hierzwiſchen Gott gleichwol was er ein - mahl vber die vnſern beſchloſſen / vnd wuͤrde ſeinen willen vnſers vnwillens halben nicht endern. Vnd das iſt alſo das Erſte vorgenommene / Nehmlich Jobi domeſtica benedictio, Jobs ſein Haus: vnd Eheſegen oder groſſe Gluͤckſeligkeit.
Folget vors Ander / Jobi domeſtica af - flictio, Jobs ſein Haus: vnd EheCreutz oder Traw - rigkeit / welches ſich hauffenweiſe bey jhme befindet / Sonderlich hat er an einem Tage vier trawrige po - ſten nacheinander erfahren vnd anhoͤren muſſen. DieDie erſte war Boum & Aſinarum abactio; Es fielen die aus dem Reiche Arabia dem Job ins Land trieben jhm ſein Kind Viehe vnd Eſel von der Weide hinweg / ſchlugen auch ſein Geſinde die Huͤtter mit der ſchaͤrffe des Schwerts / das nur ein einiger davon kam / ders dem Job anſagete. Da dieſer Bothe noch nicht außgeredet hatts / kam die andere trawrige poſt / Nemlich Ovium combuſtio, Das Feuer Got - tes fiel vom Himmel / vnd verbrandte dem Job ſeine Schaffe ſampt den SchaffHirten / darvon abermal nur ein einiger entran vnd darvon kam / ders dem Job angeſaget. Welcher / da er noch redet / kam die dritte traurige poſt vnd zeitung / Nemlich Camelorum direptio. Die Chaldeer machten drey ſpitzen vberfie - len Jobs Cameel / nehmen ſie weg vnd ſchlugen noch darzu die Huͤtter mit der ſchaͤrffe des Schwerts alſo das abermal nur ein einiger entran vnd davon kam / ders dem Job anſagete. Welcher da er noch redete / kam die Vierde vnd zwar die allertrawrigſte vnd erbaͤrmlichſte Poſt / Omnium liberorum oppreſ - ſio, Das Jobs Zehen Kinder ſaſſen in jhres Erſtge - bornen oder Elteſten Bruders Hauſe beyſammen / aſſen vnd truncken in froͤligkeit; ſiehe / da erreget Sathan aus Gottes permi ſs vnd verhaͤngnuͤs / einen Sturmwind / der kam aus der Wuͤſten daher geprau - ſet / faſſete die Vier Ecken deß Hauſes / warffs vber einen hauffen / vnd zerquetſchet oder erſchlug die Kin - der alle Zehen zugleich vnd auff ein mahl. Jactura rei familiaris Jobo infligitur, numeroſæ ſobolis Orbitas ei irrogatur; dives in Cenſu dominusB 2inCyprianus loco anté allegato. in liberis pater ditior, nec dominus repentè nec pater eſt. O Frewde! O Gluͤckſeligkeit! wie ſchnel vnd bald biſtu verkehret in eitel Trawrigkeit! Hie lernen wir abermahl / wie kurtz zuvorhin auch / das wir vber das vnſere nicht Herren / ſondern nur Hauß - halter / vnd alſo Verwalter eines frembden Guttes ſein / ſintemahl Gott vns von vnſer Verwaltung vnd Haußhaltung / alle Stunden vnd Augenblick / ab - ſetzen kan. Biſtu jung / friſch vnd geſund / O wie bald vnd leichte kan ein geringes Feberlein dich anſtoſſen / ſo wird deine ſchoͤne verzehret wie von Motten. Pſ. 39. v. 12. Biſtu Reich vnd vermoͤgend; wie bald kan es ge - ſchehen / das einem durch Krieg / durch Fewer / durch Waſſer / durch einen einigen Donnerſchlag / all das ſeine kan entzogen / vñ er zum Armen Manne gemacht werden. Es iſt dem HErrn gar leichte einen ReichenSir. 11. v. 13. Arm zu machen. So ſeumet trawen der Tod auchSir. 11. v. 12. nicht. Jm Sterben aber nehmen wir nichts mite /Pſ. 49. v. 18. vnſere Herrligkeit faͤhret vns nicht nach. Wir muſſenSir. 11 v. 20. alles andern laſſen vnd ſterben. Derentwegen ſeyRom. 11. v. 21. nicht ſtoltz / ſondern fuͤrchte dich / denn es kan vor Abends wol anders werden / weder es am MorgenSir. 18. v. 28. war / vnd ſolches alles geſchicht balde vor GOtt. Sonderlich werden wir bey dieſem Andern vorge - nommenen Lehrſtuͤcke / nehmlich bey Jobs ſeinem Hauß - oder EheCreutze vnd Trawrigkeit gelehret / Daß das alte Deutſche Sprichwort / Eheſtand Weh - ſtand (leider) gar zu ein wahres wort ſey. Es meinen zwar manchmahl newe vnerfahrne Eheleute / das gleich wie der Eheſtand mit pfeiffen / mit tantzen /angefangenangefangen wird / Alſo werde auch forthin alles im Eheſtande glat vnd eben ausgehen / Sie wollen al - lezeit treflich gutt Leben bey einander haben / da werde kein Creutz / kein anſtoͤßlin ſein; aber ſie koͤnnen jhr Ehebette kaum recht beſchreiten das liebe Creutz giebet alsbald dritten Mann / vnd leget ſich mit jh - nen ins Brautbette. Jm Stande der Vnſchuld war der Eheſtand ein rechter Frewdenſtand. Frewde hatten die erſten Eheleute vber ſich / an Gott jhrem Schoͤpffer der ſie geſchaffen / Jhnen ein lebendigen Athem in jhre Naſen eingeblaſen / vnd alſo den Men - ſchen zu einer lebendigen Seele gemacht hatte; hatte jhnen auch gewalt gegeben zu herſchen vber die Vo -Gen. 1. & 2. gel vnter dem Himmel / vber die Fiſche im Meer / vber alles Vieh vnd Gewuͤrme das auff Erden kreucht; Ja den gantzen Erdbodem ſolten ſie zum Heyraths - gutt jhnen vnterthan machen. Frewde hatten dieGen. 2. v. 8. & 3. v. 6. erſten Eheleute vmb vnd neben ſich / an dem Para - deiß vnd ſchoͤnen Luſtgarten Eeden / welchen Gott ſelber gepflantzet hatte / in welchem alles lieblich anzuſchawen vnd luſtig zu eſſen war. Frewde hatten die erſten Eheleute in vnd an ſich ſelbſt / in dem ſie zu GOttes Ebenbilde geſchaffen waren. Laſſet vns Menſchen machen / ein Bilde das vns gleich ſey /Gen. 1. v. 26. 27. ſpricht Gott. GOtt ſchuff den Menſchen jhme zum Bilde / zum Bilde Gottes ſchuff er jhn. GOtt hat den Menſchen geſchaffen zum Ewigen Leben / vndSap. 2. v. 23. hat jhn gemacht zum Bilde / das er gleich ſein ſol / wie er iſt. Solch Ebenbild Gottes hat an den erſten Eheleuten vor dem Suͤndenfall / mit groſſer Herrlig -B iijkeitkeit geleuchtet / nicht allein an deß Menſchen ſeinem Leibe / mit ſchoͤner Geſtalt / mit ziehrlicher propor - tion, mit gutter Geſundheit vnd aller volkommen - heit; ſondern auch an deß Menſchen ſeiner Seele / dieEpheſ. 4. v. 24. nach GOtt geſchaffen war / in rechtſchaffener Ge - rechtigkeit vnd Herrligkeit. Dieſer Frewdenſtand aber der Erſten Eheleute / ward vmb der Paradiß Suͤnde willen / zum Trawerſtande; alle dieſe Luſt vnd Frewde / haben Adam vnd Eva jhnen vnd allen jhren Nachkommen / in einer einigen Schantze ver - ſpielet. Daher nun freylich keine Ehe ohne Wehe /Plautus in Ciſtellar. keine Frewd ohne Leid iſt; Amor & melle & felle fœcundiſſimus. Daher nu iſts (leider) kommen / das auch die Allerheiligſten Eheleute viel Wehe in jhrer Ehe haben erfahren vnd ausſtehen muſſen; Sonder - lich wann Gott jhre holdſelige liebe Kinderlin ſter - ben laͤſſet. Beym Propheten Jona am 4. oder letz - ten Cap. leſen wir / Als Jonas der Stadt Ninive auff Gottes befehl Buſſe geprediget vnd geſprochen hatte / Es ſind noch Viertzig Tage hin / ſo wird Ni - nive vntergehen / ſey er nach vollendeter ſolcher Bußpredigt zur Stadt hinaus gegangen / habe ſich gegen Morgenwerts der Stadt geſetzt / von ferne / zu ſehen / obs der Stadt auch alſo ergehen wuͤrde / wie GOtt durch jhn hatte drewen laſſen. Jn deme Jonas alda ſitzet / vnd auff den Außgang wartet / ſticht der Sonnen Hitze / ſo in denſelbigen Morgen - laͤndern groß war / jhnen haͤfftig / vnd dermaſſen auff den Kopff / das er gantz matt vnd krafftloß druͤber ward. Was geſchicht? Gott ließ ploͤtzlich vnd wun -derlichderlich einen Kuͤrbiß vber Jonam daher wachſen / der mit ſeinen breiten Blaͤttern dem Jona ſchatten genung wieder der Sonnen Hitze gab; deſſen ſich auch Jonas hoͤchlich erfrewete; Aber die Frewde wehret nicht lange? Dann als Jonas vermeinete / Schatten vnd Luſt erſt recht vnd am beſten zu ha - ben / verſchaffete Gott einen Wurm / der ſtach den Kuͤrbiß / das er verdorrete. Woruͤber der Prophet vngeduldig ward / wuͤnſchte lieber Tod zu ſein denn zu Leben. Gott aber lachete gleich des Jonæ vnge - duld vnd ſprach: Meineſtu Jona das du billich zuͤrneſt vmb den Kuͤrbiß? Jonas antwortete dem HErrn; Ja billich zuͤrne ich biß an den Tod. Vnd der HErr ſprach: Dich jammert des Kuͤrbiß den du doch nicht gezeuget haſt / daran du nicht gearbeitet / den du nicht erzogen haſt / welcher in einer Nacht ward vnd in einer Nacht wieder vertarb; ſolte denn mich nicht jam̃ern / Ninive der groſſen Stad / in wel - cher mehr denn Hundert vnd Zwantzig Tauſend Menſchen ſind die nicht wiſſen vnterſcheid was recht oder linck iſt.
Alſo vnd gleicher geſtalt / jhr meine geliebete / ge - hets noch heute bey tage zu in allen Staͤnden ſonder - lich aber im Haußſtande / da giebet Gott manchen Eltern einen ſchoͤnen luſtigen Kuͤrbiß ein holdſeliges Kind Sohn oder Tochter / daran die Eltern jhres Hertzens freude vnd wonne ſehen; Aber wenn Vater vnd Mutter an ſolchen jhren Ehepflaͤntzlin vñ Oel - zweiglin vermeinen jhre groͤſſeſte luſt zu haben leſſet Gott den Todtenwurm vber ſie kom̃en / dieſelbte ſte - chen / alſo das ſie darvon verdorren / ſterben / ja in derErde vol -lends gar von Wuͤrmen gefreſſen werden. Wenn nun Kinder ſo leichte vnd ſo balde dahin Sterben / das thut Eltern das rechte gebrandte Hertzeleid an / vnd je edler die Natur der Eltern iſt / je groͤſſer / je inbruͤn - ſtiger iſt auch jhre affection vnd zuneigung gegen jhre Kinder / vnd ê contrario auch das Leid vber dem vnfahl jhrer Kinder. O Job du hochbekuͤm - mertes VaterHertz! wer wil dein Zehenfaches Kin - derleid ermeſſen vnd außſprechen? Offte lieffen El - tern / (ſo zu reden) durch ein Fewer / wenn ſie jhren Kin - dern / die ſie auff dem SterbeBettlin ſich aͤngſtigen ſehen / rahten vnd helffen koͤnten. O mein Soͤhnlin Andreas! Andreas mein Soͤhnlin! wolte Gott wir ſolten fuͤr dich Sterben! ſagen die heutigen Eltern2. Sam. 18. v. 13. mit dem Koͤnige David. Jnmaſſen ſie denn deſſen auch nicht zuverdencken; Denn Kinderleid bringet Hertzeleid / was da hertzet das ſchmertzet / was liebet das betruͤbet. Allein wil gleichwol gebuͤhren / das im trawren gebuͤhrliche maſſe gehalten / vnd nicht vberſchrieten werde. Damit aber ſolche maſſe in Trauren deſto leichter koͤnne gehalten werden; ſo laſ - ſet vns zum dritten vnd letzten auch beſehen / Jobi pa - tientiam & gratiarum actionem: Jobs ſeine Ge - duld vnd danckbarkeit. Er ſpricht vnter ſeinem Cent - nerſchweren Creutze alſo; Der HErr hats genom - men / der Nahme des HErren ſey gelobet. Job wu - ſte gar wol das die Araber ſein Rind Viehe ſambt den Eſelin weggetrieben hatten; Job wuſte gar wol daß das Fewer vom Himmel ſeine Schafe ſambt den Schaff Hirten zu Pulver vnd Aſchen verbrand hat -te; Jobte; Job wuſte gar wol / das die Chaͤldeer ſeine Came - el genommen / vnd entfuͤhret hatten; Job wuſte gar wol / das der Sathan erreget hatte den Sturmwind dardurch das Hauß darinnen Jobs Kinder beyſam - men waren / vber einen hauffen geworffen ward / vnd die Kinder alle Zehen jaͤm̃erlich erſchlagen worden; Es wuſte aber Job auch gar wol vnd beyneben / das weder die Araber noch die Chaldeer / ja der Teuffel ſelbſt nichts vberall vermocht hetten / wenns Gott nicht verſtattet vnd zugelaſſen; GOTT hatts auffs Sathans anbringen vber den Job permitti - ret vnd verhangen; Gott hatt auch metas ſtatuiret / ziel vnd maß geſtecket / wie weit Sathan vnd Men - ſchen ſich am Job vergreiffen ſolten; Gott hats auch ad ſalutares fines dirigiret alles zu einem gutten ende gerichtet vnd gebracht. Diabolus expecta vit imprecationem, ſed audivit gratiarum actionem. Derentwegen dann auch Job nicht ſpricht; der Teu - fel hat mir dieß ſpiel zugerichtet; Die Chaldeer vnd Araber haben mir dieſen ſchaden gethan; Nein / die Ehre wil jhnen Job nicht geben / Sondern ſiehet auf Gott. Bricht demnach mit dieſen treflichen worten heraus vnd ſaget: Der HErr hats genommen / der Nahme des HErren ſey gelobet. O herrliche worte! O denckwuͤrdige worte! O ſeltzame worte! Wenn einem Menſchen etwas vngerades wiederfehret vnd er wil bloß gaffen auf die euſerlichen mittel / dardurch er ſeines erachtens in ſolch vngluͤck gerahten iſt / So lange kan der Menſch ſich nimmermehr rechtſchaffen zur geduld ſchicken / vnd ſein Hertze zu frieden geben /CErEr bleibet vngeduldig / vnd klaget entweder ſeine ſelbſt eigene vnvorſichtigkeit / das er ſein Kind nicht genungſam in acht genommen / ſondern verwarloſet habe; Oder klaget vber andere Leute / durch derer ſchuld ſein Kind am Leben verkuͤrtzet worden ſey / ꝛc. Aber nein / Gott muß es verſtatten vnd zulaſſen / ſon - ſten geſchehe es nicht. Wann wir alſo in noht vnd Tod ſtracks auff Gott ſehen / vnd beyneben glaͤuben / Gott meine es mit den ſeinen / auch mitten vnter der ſtraffe nicht boͤſe / Sondern Vaͤterlich gutt; Derge - ſtalt kan die Geduld vnter dem Creutze geſtaͤrcket vnd beſtaͤndiger Troſt in vnſern Hertzen geſchafft werden. Auff dieſen HErrn ſollen die heutigen be - truͤbten Eltern auch ſehen vnd ſagen: Der HERR hats gegeben der HErr hats genommen / der Name des HERrn ſey gelobet. Denn ja / der wolthaͤtige Gott Jhrem Hauſe Frewde vnd gluͤckſeligkeit auch wiederfahren laſſen / Jn dem Er dem Ehrenfeſten / Wolbenamten Herrn Caſpar Cunerten / Buͤrgern auf der groſſen Kirchgaſſen; vnd ſeiner Ehefrawen / Der Ehrbaren / Tugendtreichen Frawen Barbaræ Vlri - chin / An. 1619. am 14. Decemb. dieſen erſten Sohn gegeben / denen ſie bald nach der Geburt zum Sacra - ment der H. Tauffe geſchickt / daſelbſt er aus Waſſer vnd Geiſt wiedergebohren vnd mit dem Namen An - dreas ins Buch des Lebens eingeſchrieben worden. Woruͤber dañ die Eltern ſich mit dem Job hoͤchlich erfrewet / auch gehoffet / jhr Soͤhnlein wuͤrde kuͤnff - tig vnd mit der zeit ein rechter Andreas / wie mit dem Namen / alſo auch in der that werden. Solche jhreEhefrewdeEhefrewde aber vnd Gluͤckſeligkeit / iſt jhnen / wie dem Job / zur Trawrigkeit worden. Dann / in deme die Eltern hoffen / an ſolchem Erſtgebornen / jhre Au - genluſt vnd Hertzensfrewde zu haben / (Jnmaſſen dann Kinder fantes, in dem Alter am Holdſeligſten am zuthaͤtigſten ſein) Siehe / ſo koͤmbt der Todten - wurm / ſtichts / das es verdorret / ſein Seelichen wird durch ein ſeliges Todtenſchlaͤflin von jhme genom - men / an der naͤchſten Mitwoch halb zwey vmb Ve - ſperzeit / ſeines Alters zwey Jahr vnd 24. Wochen.
Wer wolte die Eltern verdencken / Das ſie hieruͤber mit dem Job hoͤchlich betruͤbet ſein? Jedoch wer - den ſie als Chriſten ſich auch mit dem Job troͤſten laſſen. Bedencket / wer euch euer Kind genommen? Eben der HErr / ders euch gegeben hat; Wer wolte aber dem HERren ein Kind verſagen? Spraͤcht demnach / Sit nomen Domini benedictum, Der Nahme des HErren ſey gelobet. Bedencket weiter durch waſerley mittel der HErr ewer Kind genom - men habe? nicht auff ſchroͤckliche weiſe / wie Jobs Kinder jaͤmmerlich erſchlagen vnd zerquetſchet wor - den; auch nicht wie die Kinder zu Bethlehem vom Herode geſebelt worden; Sondern ewer Soͤhnli - chen iſt an einer Natuͤrlichen Kranckheit geſtorben / wie andre Menſchenkinder eine zeitlang ſiechen oder krancken vnd endlich verſchieden. Sprecht derent wegen: Sit nomen Domini benedictum, Der Nahme des HErren ſey gelobet. Bedencket weiter wie Gott dem Job ſeiner Kinder verluſt reichlichen erſtattet / vnd zehen andere gegeben hat; Hatte ſieC ijjhmjhm auch doppelt wieder gegeben / wie andere Haab vnd Gutt / Aber die vor des Vaters Augen erſchla - g[e]ne Kinder / lebeten vor Gott: Alſo kan Gott euch b[e]truͤbten Eltern / in ewrem Eheſtande anderwerts wol wieder ſegenen; Dann Ja GOtt iſt noch heute Reich / Als er geweſen Ewigleich.
Jnmaſſen auch / der verſtorbene ewer Sohn nicht geſtorben iſt / ſonder er ſchlaͤfft dem Leibe nach ſein Seelichen lebet vor Gott / da jhme ewig wol iſt; Da - hin auch jhr bekuͤmmerte Eltern zu ſeiner zeit kom - men / Ewer Soͤhnlin mit frewden wiederſehen vnd euch mit jhme erluſtigen werdet; nicht nur 2. Jahr vnd 24. Wochen / ſondern in alle Ewigkeit. Sprecht demnach: Sit nomen Domini benedictum, Der Nahme des HERren ſey gelobet. Ob auch ſolches ewerm Fleiſche ſchwer eingehet / ja ohne traͤnen nicht zugehet; ſo ſaget doch / ſo gutt jhr koͤnnet: Der HErr hats gegeben / der HErr hats genommen / Der Nahme des HErren ſey gelobet / Amen.
CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Schwabacher
Dieses Werk steht unter der „Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz“ (CC BY-SA).