Denen Edleñ vnd viel Ehr vnd Tugendreichen Frawen: Fr. Catharinen / gebornen Freundin / des weiland Ehrnvheſten / Wolgelarten vnd Wolbenamb[t]en Herrn Peter Fiſchers / Buͤrgers zur Schweidnitz ſeligen / Auch Fr. Roſinen / gebornen Bartin / des wei - land Ehrnvheſten / Wolgelarten vnd Wolbe - nambten Herrn Chriſtophori Vincentii, verordneten Advocati beym Keyſerlichen Mann Rechten der Fuͤrſten - thuͤmer Schweidnitz vnd Jawer / ꝛc. ſeligen / Vnd Fr. Marthen / gebornen Scholtzin / des weiland Ehrnvheſten vnnd Wolbenambten Herrn David Kriegers des aͤltern / auch Buͤrgers daſelbſt / ſeligen / allen nachgelaſſenen Wittiben. Meinen in gebuͤhr guͤnſtigen Frawen vnd Freun - dinnen / ꝛc. Gottes Gnade / reichen vnd kraͤfftigen Troſt in gegenwertigem Betruͤbniß / ſampt aller Wol - fart Leibes vnd der Seelen hiebevorn:
EDle vnd viel Ehr vnd Tugend - reiche Frawen / beſonders liebe Fraw Catharina / wenn ich gedencke an die tieffe Wunden / die GOtt durch den zeitlichẽ Todt ewres lieben Herrn / in ewer Hertz geſchlagen / duͤncket mich anders nicht / als ſehe ich euch in einem Winckel vor mir ſtehen / vnd hoͤrete euch aus dem Propheten Jeremia in ſei -Ierem. 9. nem 9. Cap. ſchmertzlich klagen: Ach daß ich Waſ - ſer gnug hette in meinem Haupt / vnd meine Augen Threnenquelle weren / daß ich Tag vnd Nacht be - weinen moͤchte den toͤdlichen Abgang meines hertz - lieben Ehemannes. Denn wenn zwey hertzliẽbe Eheleute / zwiſchen denen die Eheliche Liebesflam - me recht brennet / durch den Todt von einan der ge - riſſen werden / gibt es nurbey den hinterlaſſenen ein ſehr betruͤbtes Hertz / vnd offt threnende Augen / vnd iſt ſolches nicht bald zu verſchmertzen vnd zu ver -1. Pet. 3. Geneſ. 2. geſſen / ſonderlich bey einer Ehrliebenden Weibes - perſon / die ohne diß ein ſchwach Gefaͤſſe iſt. Denn eine Witwe / was iſt ſie anders / als eine Riebe ohneEpheſ. 5. Glieder? ein Weib ohne Haupt? ein Monden ohne der Sonnenglantz? Jedoch ſollet jhr in ewrem be - truͤbten Zuſtande fuͤrnemlich auff Gott den HErꝛn ſehen / vnd gedencken / daß der nicht geſtorben iſt / ſon - dern noch lebet: Auch ſollet jhr wiſſen / daß Er den Eheſtand geſtifftet / die Eheleute zuſam̃en bracht / vnd macht habe / ſie wiederumb durch den zeitlichenTodtVorrede. Todt zutrennen. Vnd ſolches thut er nicht allein bey ontrewen Eheleuten / die ein ander nicht die Au - gen / geſchweige denn das Hertze / goͤnnen / vnd ein Leben fuͤhren / daß bitterer denn der Todt iſt / ja die - ſelben leſſet Gott der HErr aus groſſer Langmuth offt lange zeit beyſammen / ob ſie doch dermaleins ſei - nen Willen erkennen / vnd in Gottes Furcht bey - ſammen einig jhr Leben anfangen wolten: ſondern es ſcheidet offt Gott der HErr die allerfroͤm̃eſten / die einander hertzlich lieb haben / da eines dem an - dern / wenns muͤglich were / die Haͤnde vnterbreite - te / vnd thete was das an der wil / wenn es jhme nur an den Augen anſehen koͤndte. Solch Elend leſſt nun der liebe Gott euch jtzo / vnd andern frommen Eheleuten auch offt / zu Hauſe vnd Hofe kommen / damit man ſich nicht all zu ſehr auff das jrꝛdiſche verlaſſe / gantz ſein Hertz daran henge / vnd dencke: Wenn ich dich habe / ſo iſt mein Haupt ſchlecht: Jn - gegen / wenn ich dich verliere / ſo iſt alle mein Frew - de vnd Wolfart dahin: Sondern daß man vielmehr vber ſich gedencke / daß die hoͤchſte vnd beſte Trew bey Gott im Himmel ſey. Drumb koͤmpt er alsdenn / nimpt die Perſon / das liebſte Hertz / den treweſten Menſchen / auff den man ſich verleſt / hinweg / damit man bloß mit gantzem vertrawen an jhm hange / der beſſer denn alle Menſchen helffen vnd verſorgen kan / daher Jeremias ſaget am 17. Verflucht ſeyIerem. 17. der / der ſich auff Menſchen verleſſet / vnd hele FleiſchA iijvorVorrede. vor ſeinen Arm. Darnach wil auch Gott der HErꝛ ewre Gedult vnd Gehoꝛſam pruͤfen / ob jhr euch wer - det ſeinen Willen gefallen laſſen / nicht alleine weñ ers macht / daß euch wolgefaͤllet / ſondern wenn er euch angꝛeifft / daß euch die Augẽ daruͤber vbergehen / vnd als denn mit Koͤnig David beten aus dem 146. Pſal. 146.Pſalm: HErr lehre mich thun nach deinem Wol - gefallen. Endlich wil Gott der HErr euch hie - mit den Artickel vom ewigen Leben / gleuben vnd practicirẽ lernen / nemlich daß jhr lernet / ewer hertz - lieber Ehemann ſey nicht mit Leib vnd Seele da - hin / ſondern die Seele lebe noch / vnd daß des verſtor - benen Leib auch wiederumb lebendig werden ſolle /Eſai. 66. wenn aller Gebeine werden gruͤnen wie das Graß / vnd denn darauff erfolgen das ewige Leben / daſelbſt auch die Eheleute / ſo gleubig biß in Todt blieben / mit frewden zuſammen kommen werden. Solchen Troſt nun in ewrem bekuͤmmerten Hertzen etlicher maſſen durch Gottes Gnade zu erwecken / vnd zu ſtercken / vberſende ich euch / neben ewrer lieben Fraw Mutter / vnd denn auch ewrer geliebten Fraw Schwaͤgerin / auff ewer freundliches anhalten die gethane LeichSermon / daraus wollet jhr euch im HErrn auffrichten / ewern willen in Gottes gnaͤ - digen Willen ſtellen / vnd euch alleſampt lernen daraus auch zu einem ſeligen Stuͤndelein bereiten. Hiemit euch / zu ſampt ewren lieben Waͤyßlein / vnd der gantzen vornehmen Freundſchafft / demGottVorrede. Gott alles Troſtes vnd trewen Vater / der der rech -〈…〉〈…〉. Cor. 1. te Vater iſt vber alles / was da Kinder heiſſet / imEpheſ. 3. Him̃el vnd auff Erden / ich hertzlich empfehlen thue. Gegeben zur Schweidnitz auffm Pfarrhofe / am Sontage Cantate / dieſes 1614. Jahres.
Ewer EhrenTugenden trewer Seelſorger Henoch Barthiſius.
GEliebte vnd Andaͤchtige in Chriſto dem HErrn / Dem hocherleuchten vnd geiſtreichen Propheten Eſaiæ wird von der Goͤttlichẽ Ma -Eſai. 40. jeſtet in ſeinem 40. Capitel zu predigen anbefohlen: Al - les Fleiſch iſt Hew / vnd alle ſeine Guͤte wie eine Blume auff dem Felde. Das Hew verdorret / die Blume ver - welcket / Denn deß HErrn Geiſt blaͤſet darein.
Durch deß HErrn Wind wird allhier der natuͤrlichePhilip. 1. Todt verſtanden / welcher iſt / eine auffloͤſung deß LeibesIerem. 11. vnd der Seelen / der HErr iſt die vrſach vnſers LebensIob. 54. vnd Todes / der hat den Menſchen ſein Ziel geſtecket. DerPſalm. 139. hat alle ſeine tage (wie lange er leben ſol) auff ſein BuchPſalm. 90. geſchrieben / der leſſet nun ſeinen Wind blaſen / vnd ruſſt: Kom̃ wieder du Menſchenkind. Denn wie der Wind iſt velox & fortis, ſtarck vnd ſchnell / der ſo geſchwinde daher gehet / daß jhn niemand auffhalten vnd verhindern kan: Alſo leſt ſich der Todt von keinem Menſchen / er ſey jungoderChriſtliche Leichpredigt.oder alt / Reich oder Arm / ſchwach oder ſtarck / auffhal - ten. Wenn einer gleich ſo ſtarck als Simſon / ſo ſchoͤn als Abſolon / ja ſo alt als Mathuſalem were / ſo ſchleget jhm der Tod doch endlich ſein Ortband an: Et mortuus eſt,Geneſ. 5. Er iſt geſtorben. Ja wie der Wind iſt inviſibilis, daßEccleſ. 11. man den Wind nicht ſehen noch greiffen kan / woher er komme vnd wohin er fehret / man weiß ſeinẽ Weg nicht /Iohan. 3. ſaget Salomon: Alſo koͤnnen wir den Todt auch nicht ſehen vnd greiffen / woher er komme / viel weniger ſeine Fußſtapffen wiſſen / wohin er fehret. Dieſes HErrn Wind nun der machts vnd ſchaffts / daß wir Menſchen alſo wie das Hew vnd Blumen verdorren vñ verwelcken. Diß ſehen nun wir auch betruͤbet vor Augen / an dem weiland Ehrnvheſten / Wolgelarten vnd Wolbenamten Herrn Peter Fiſchern ſeligen / welchen auch der Wind deß HErrn / das iſt der natuͤrliche Tod / nach Gottes vn - wandelbarem Rath vnd Willen angehaucht vñ angebla - ſen / daß er / als eine Blume vnd junger Mann vnter vn - ſer Buͤrgerſchafft / in ſeinem beſten Alter abgefallen vnd verwelcket iſt / vnd Gott der HErr ſeine gegenwertige hochbetruͤbte liebe Haußfraw / vnd im Eheſtande liebe be - ſcherete Kinderlein / hiemit in trawrigen Wittiben vnnd Waͤyſenſtand geſetzt hat. Deſſen verblichenen Coͤrper wir auch nun zu ſeinem Ruhebettlein allhero begleitet / darinn er der froͤlichen Aufferſtehung am juͤngſten Tage erwarten ſol. Weil aber dem in Gott felig verſtorbenen zu Ehren vnd Gedaͤchtniß / vnd den Betruͤbten vnd Leid - tragenden zu Troſt / auch vns allen zu heilſamen Vnter - richt / eine LeichSermon zuthun / freundlich bey mir an - gehalten worden. Als habe ich es vorhin ſehr betruͤbten zu verwiedern bedencken getragen. Damit nun ſolcheBfrucht -Ehriſtliche Leichpredigt.fruchtbarlich verrichtet werde / wollen wir vns zuvor fuͤr der Goͤttlichen Majeſtet demuͤtigen / vnd mit einander be - ten ein andechtiges Vater vnſer.
GEliebte vnd andechtige in Chriſto dem HErrn / dieſes Hertzgebetlein des Koͤniglichen Prophe - ten Davids hat auch geſprochen vnd gebraucht vnſer lieber HErr vnd Heyland Jeſus Chriſtus / do er jetzt am Stamme deß Creutzes ſein heiliges gebenedeites Haupt geneiget / vnd ſeinen Geiſt auffgeben wollen / wel - ches Er auch ſonder zweiffels dem Koͤniglichen Prophe - ten David abgeborget / vnd mit lauter Stimme geſchrie -Luc. 23 hen: Vater in deine Hende befehlich dir meinen Geiſt Der liebe Stephanus / do er jetzt niederkniet vmb des Namens Chriſti willen / hebet er ſeine Hende auff genAct. 7. Him̃el / vnd beſchleuſt ſein Leb̃e HErr Jeſu nim meinen Geiſt auff. Dieſem loͤblichẽ Exempel haben auch gefol - get die lieben Apoſtel vnd Maͤrterer. Vom Apoſtel An - drea leſen wir / do man denſelben ans Creutz gehefftet / vnd ſeine Zuhoͤrer den Landpfleger gebeten / das er jhnen doch den frommen Mann wiedergeben wolte / do hat Andreas Gott den HErrn hertzlich angeruffen / Er wolle ja nicht verſtaten / daß er wieder lebendig vom Creutze komme / ſondern ſpricht: Nim mich auff HErr Chri -ſte / duChriſtliche Leichpredigt.ſte / du frommer Meiſter / den ich hertzlich lieb habe / den ich auch recht erkant habe / an den ich mich auch feſte hal - te / vnd nichts liebers als dich zuſehen begehre / nim auff HErr Chriſte meinen Geiſt vnd laß jn dir zu trewẽ haͤn - den befohlen ſeyn. Von dem Dionyſio liſſet man / das diß ſein ſteter Seufftzer ſol geweſen ſeyn: O Domine Jeſu tuum ultimum verbum in cruce, ſit ultimum meum verbum in hac luce. Ach HErr JEſu / am Creutze das letzte wort dein / Laß auch mein letzten Seuff - tzer ſeyn. Vnd zwar wie kan ein Menſch / der nun jetzo abdruͤcken vnd die Welt geſegnen ſol / beſſer beten / vnd darauff ſeliger ſterben? Daher denn auch der fromme alte Herman ſinget:
Dieſes hat nun auch practiciret vnd ſich dieſes Hertzgebetleins gebraucht / der in Gott ſelige Herr Peter Fiſcher / welcher offt vnd viel mit gleubiger hertzlicher Andacht in ſeinen todesnoͤten geſprochen: In manus tu - as commendo ſpiritum meum, redemiſti me Jeho - va Deus veritatis. Jn deine Haͤnde befehl ich dir mei - nen Geiſt / ꝛc. Darumb denn auch ſeine betruͤbte Wittib - be ſein ſuſpirium vnd Hertzensſeufftzer zur Leichpredigt zu nemen vnd zu erkleren / freundlich gebeten hat. So wollen wir auch bey dieſen ſchoͤnen worten verbleiben /B ijvndChriſtliche Leichpredigt.vnd E. L. in der furcht Gottes diß einige ſtuͤcklein erklaͤ - ren vnd fuͤrtragen:
GEliebte vnd Andaͤchtige in Chriſto dem HErrn / Bey vns Chriſten iſt noch heutiges tages der Brauch / daß wir beydes alten vñ jungen / nach dem Tode einẽ weiſſen Sterbkittel anziehen / zum zeugniß vnd beweiß / daß ſie auff Chriſti Vnſchuld vñ Gerechtig - keit jhr Leben ſelig beſchloſſen / vnd nunmehr zu gewarten haben das rechte weiſſe Ehrenkleid / damit angethan wer -Apocal. 7. den / die fuͤr dem Throne des Lammes ſtehen / vnd demſel - ben auff den dienſt warten / vnd das der HErr einmal dasEſai. 25. huͤllen werde wegthun / damit alle Voͤlcker verhuͤllet ſeyn / Wie denn billich Eltern / Ehegatten vnd gute Freunde / wenn ſie jhren verſtorbenen weiſſe Sterbkittel anziehen / ſolche Chriſtliche Gedancken darbey ſollen faſſen lernen: Mein lieber Sohn / liebe Tochter / lieber Ehemañ / liebes Weib / jetzt laſſe ich dir ein ſchneeweiſſes Kleid anlegen / zum zeugniß / daß dich der HErr Jeſus von deinen Suͤn - den gewaſchen vnd gereiniget / vnd mit dem ſchneeweiſſenEſai. 61. Kleide ſeines Heils / vnd mit dem Rocke der Gerechtig - keit dich geſchmuͤcket vnd gezieret hat / in ſolcher weiſſen zierde ſende ich dich zur Ruhe Gottes / vnd bin gewiß / daß ich dich am juͤngſten Tage vnter allen Außerwehlten in ſolchem weiſſen Ehrenkleide mit Frewden wiederumb ſe - hen werde. Jn ſolcher Betrachtung haben jhnen vielfrom -Chriſtliche Leichpredigt.frommer Chriſten jhre Sterbekittel bey zeiten machen vnd zubereiten laſſen / vnd dieſelben mit ſich gefuͤhret / darbey des Sterbeſtuͤndleins vnd anderer Chriſtlichen Andacht ſich zu erinnern / Wie denn jene vorneme FrawF. P. V. S. Herrenſtandes in dieſen Landen / do ſie auff eine zeit ins warme Bad verreiſen wollen / jhrer Jungfrawen einer aus dem Frawenzimmer ernſtlich anbefohlen / deß Ster - bekittels ja nicht zu vergeſſen. Dieſes iſt nun zwar gar ein feiner Chriſtlicher Gebrauch / vnd erwecket bey Chriſtgleubigen Hertzen viel guter Andacht: Jedoch muß das weiſſe leibliche Kleid / vnd der angezogene Sterbekittel am Leibe / in der Erden mit verfaulen vnd vermodern. Koͤnig David aber / der zeiget vnſerer Seelen allhier in dieſen worten viel ein anders vnnd beſſers / darinn vnd dadurch ſie am beſten kan verwaret ſeyn vnd bleiben / biß ſie am juͤngſten Tage / wiederumb mit dem Leibe vereiniget werde / vnd vollkoͤm̃lich zur ewi - gen Frewde eingehe / darumb wir auch diß einige Stuͤck - lein in der furcht Gottes zubetrachtẽ vns fuͤrgenommen: darumb ein jeder Chriſt diß Hertzgebetlein Davids ſol laſſen ſeines Hertzens ſuſpirium vnd ſeufftzer ſeyn / vnd jhme gleich zu ſeinem geiſtlichen Sterbkittel zulegen vnd zu rathe halten.
So ſol es nun ein jeder Chriſt thun / Ratione ani -I. mæ, quæ nobiliſſima, von wegen des lieben Seelichens / als eines edlen vnd thewren Schatzes / daß da wol muß verſorget vnd verwaret werden. Die nennet allhier Da - vid ſeinen Geiſt. Was iſt aber nun des Menſchen Geiſt? Wir leſen Geneſ. am 2. daß Gott den Menſchen ausGeneſ. 2. zwey ſtuͤcken habe formiret vnd zuſammen geſetzt: Eines iſt der Leib / das ander iſt die Seel. Den Leib hat Gott derB iijHErrChriſtliche Leichpredigt.HErr gebildet aus einem Erdenkloß: Die Seele aber hat er jme inſonderheit eingeblaſen / daraus denn klaͤrlich zuvernehmen / das der Leib ein jrrdiſches / die Seele a - ber ein geiſtliches Weſen iſt / vnd do der Leib wieder zur Erden werden muß / davon er genommen / ſo bleibet dochGeneſ. 3. die Seele vnſterblich: Sintemal ſie ein geiſtliches We - ſen iſt / wie Chriſtus ſaget Matth. am 10. Fuͤrchtet euch nicht fuͤr denen die den Leib toͤdten / die Seele koͤnnen ſie nicht toͤdten. Vnd Salomon Eccleſ. am 12. ſaget: DerEccleſ. 12. Staub muß wieder in die Erde kommen wie er geweſen iſt / vnd der Geiſt wieder zu Gott / der jhn gegeben hat. So ſehen wir nun hierauß klerlich / daß der Geiſt des Menſchen viel koͤſtlicher vnd viel beſſer iſt / als der Leib vnnd ein ſolch edles vnd fuͤrtrefflich Geſchoͤpff des all - maͤchtigen Gottes / daß es nicht außzuſprechen. Denn ob ſie wol ein ſolch ſubtiles vnd zartes Creatuͤrlein iſt / daß man ſie weder mit den Augen ſehen / noch mit den Haͤn - den greiffen kan / ſo ſihet man doch jhre großmaͤchtige Werck / die ſie mit dichten vnd ſpeculiren / mit außſiñung vnd erfindung guter Kuͤnſte / mit zehlen vnd rechnen / uͤbet vnd treibet / ſo lange ſie in deß Menſchen Leibe reſi - diret, vnd jhren auffenthalt hat. Sie iſt wie ein gewal - tiger Koͤnig / der dem Leibe vnd ſeinen Gliedmaſſen / Au - gen vnd Ohren / Haͤnden vnd Fuͤſſen befiehlet / was ſie thun oder laſſen ſollen / wie Ariſtoteles ſaget: Anima naturaliter dominatur corpori, ſicut Dominus ſer - vo, Die Seele herrſchet natuͤrlicher weiſe vber den Leib / wie ein Herr vber den Knecht / ſo lang auch dieſer Koͤnig regiret / ſo iſt der Leib wie ein ſchoͤnes wolgebawetes Schloͤßlein: So bald aber dieſer Koͤnig außzeucht / iſt der Leib wie ein leeres wuͤſtes Hauß / darinne Thuͤr vndFenſter /Chriſtliche Leich Predigt.Fenſter / Kuͤche vnd Keller vber einen hauffen gegangen ſeyn / Ja er iſt gar wie ein abgehawener Baum im Wal - de / vnd kan weder Hand noch Finger regen / weder ſehen noch hoͤren / weder riechẽ noch ſchmecken / man hawe oder ſteche auff jhn zu wie man wolle / ſo fuͤhlet er doch nichts im geringſten. Der heilige Bernhardus, wenn er geden - cket an dieſelbigen herrlichen Wercke der Seelen / ver - gleicht er ſie dem Him̃el / wie ſeine wort lauten: Cœlum eſt ſancta anima, habens intellectum Solem, Lunam fidem, aſtra virtutes. Die heilige Seele iſt der Him - mel / dieſes Himmels Sonne iſt Vernunfft vnd Ver - ſtand / der Monde iſt der Glaube / die Sternen ſind die herrlichen Tugenden. Weil es denn nun an dem / daß die Seele iſt ein ſolch edles geſchoͤpff des liebẽ Gottes / in - æſtimabilis Theſaurus, das beſte theil am Menſchen / vnd ein ſolch edles Kleynod / daß man nicht hoch genung ſchaͤtzen kan / vnd ein jeder Eine Seele zu verſorgen hat / ſo wil auch einem jedern Chriſten obliegen vnd gebuͤren / daß er auch ſeiner lieben Seelen gar wol war neme / vnd allezeit mehr fuͤr dieſelbe ſorge / als fuͤr ſeinen Leib / vnd jh - me zu hertzen ſuͤhre / was Chriſtus ſaget / Matthæi am 16. Was huͤlffe es einen Menſchen / ſo er die gantze Welt ge -Matth. 16. wuͤnne / vnd ſoll zu letzt ſchaden an ſeiner Seelen nemen? Hat nun einer ſeiner Seelen fleiſſig wahr genommen / hat er ſie mit dem geiſtlichen Proviant Goͤttliches worts vnd der heiligen Sacramenten wol verſorget / hat er ſie mit warem Glauben an Chꝛiſtum gereiniget / von denHebr. 9. todten Wercken / ſo wird er deſſen am jůngſten Tage reichlich genieſſen: Dargegen aber / leſſet jhm einer das zeitliche mehr angelegen ſeyn / vnd hat daruͤber ſeiner ar - men Seelen vergeſſen / vnd ſich nicht bekuͤmmert / wo die -ſelbeChriſtliche Leichpredigt.ſelbe reſidiren ſol / wenn es an ein ſcheiden gehet / O der wird zumal ein ſchweres zu verantworten haben. Daher Auguſtinus ſaget: Mirabilis hæc miſeria eſt inter ho - mines, cùm moritur homo ſecundùm corpus, con - veniunt & plorant amici: cùm autem moritur ſe - cundùm animam, nullus dolet. Es iſt ja ein wunder - bares Elend vnter den Menſchen / wenn einer an ſeinem Leibe ſtirbet vnd todt iſt / ſo kommen die Freunde zuſam - men / vnd beweinen jhn: wenn er aber an ſeiner Seelen todt iſt / ſo beklaget jhn niemands. Drumb jhr Chriſten - hertzẽ ſeyd vermanet / daß jhr ja ewrer Seelen / als des edel - ſten vnd beſten Kleynods / fleiſſig war nemet / vnd dieſen Schatz wider den helliſchen Raubvogel wol verwahret / Denn Chryſoſtomus ſaget / der Teufel ſey ein rechter Wildſchuͤtz / qui non captat feras, ſed quærit homi - num animas, der nicht nach Lewen vnd Baͤren trachtet / ſondern nach der Menſchen Seelen ſtellet. Drumb ge - dencke Chriſtliches Hertz / an die worte der Engel / da ſieGeneſ. 19. zu Loth ſagten: Salva animam tuam, Errette deine See - le: weil doch die Welt hie iſt ein recht Sodom / darinnen das rechte Suͤndenfewer brennet vnd vmb ſich friſſet / wie Gott bey dem Propheten Jeremia ſaget am 23. cap. Ierem. 23.Sie ſind alle fuͤr mir / gleich wie Sodoma / jhre Buͤrger wie Gomorrha / darinne auffgehet das rechte Zornfewer / daß Gott Suͤnde vnd Laſter ſtraffet vnd heimſuchet mit allerley Landplagen / vnd bald vollend wird angehen das letzte rechte Fewr / da die Welt wird liechter lohe brennen / vnd mit allen jhren Wercken vergehen / drumb Salva ani - mam tuam, errette deine Seele / vnd laß diß deine hoͤch - ſte vnd vornehme Sorge ſeyn / wie du dein armes See - lichen wol moͤchteſt anbringen / vnd dahin ſenden / daGott /Chriſtliche Leichpredigt.Gott / als das bonum deſideratum, bonum dulce, bo - num æternum, das gewuͤnſchte / ſuͤſſe / ſelige / ewige Gut iſt / vnd dem HErrn auffzuheben geben / der es verwahren vnd wiedergeben kan. Wer wolle nun nicht mit Koͤnig David beten: In manus tuas commendo ſpiritum meum, Jn deine Haͤnde befehl ich meinen Geiſt.
Zum andern ſoll auch diß Hertzgebetlein Davids /II. eines jeden Chriſtenhertzens Seufftzer ſeyn / vnd daſſelbe ein jeder jme gleich zum geiſtlichen Sterbekittel zulegen / Ratione manus Dei, quæ potentiſsima, von wegen der gewaltigen Hand Gottes / gleich als eines[s]eligen / ſichern vnd herꝛlichen Kaͤſtleins / darein wir durch dieſes Stoßgebetlein / das edele Seelichen / den lieben Schatz / ſchicken vnd verwahren / Dann ſo ſpricht David: In manus tuas, oder / in manum tuam, wie es in der heili - gen Sprache lautet: Jn deine Hand befehle ich meinen Geiſt. Von dieſem herrlichen vnd ſeligen Seelenkaͤſt - lein vnd geiſtlichen Sterbekittel / wiſſen die Schuͤler des weiſen Heyden Ariſtotelis gar nichts / drumb als ſie jren Præcptorem troͤſten wolten / ſprachen ſie: Qui ſuſcipit animas Philoſophorum, ſuſcipiat etiam tuam, Der auffnimpt die Seelẽ der weiſen Leute / der neme auch deine Seele zu ſich. O die elenden vnd blinden Leute / der ſelige Ort iſt jnen gantz verborgen vnd verſchloſſen geweſt. Py - thagoras der weiſe Mañ hat auch eine μετεμϋύχωσιν ein - gefuͤret / vnd fuͤrgegeben / die Seele fuͤhre in andere Leiber der Menſchen vnd des Viehes / vnd dieſen ſeligen Ort / da das Seelichen am beſten verwaret iſt in ſeiner / thoͤrichtenCVer -Chriſtliche Leichpredigt.Vernunfft nicht funden. Jm Babſthumb hat man die Seelẽ der verſtorbenẽ / Mariæ matri gratiæ & miſericor - diæ befolen: Aber die Beſchuͤtzerin iſt viel zu ſchwach. Koͤ - nig David hats recht vom Geiſte Gottes ſtudieret / wohin wir das liebe Seelichen ſchicken ſollen / in die Hand Got - tes / oder in die Haͤnde Jeſu Chriſti. Je was wird durch die Hand Gottes verſtanden? Nicht die Zorn Hand / ſon - dern die Gnaden Hand / ja ſeine vnd ſeines Sohnes vn - endliche Macht vnd Gewalt vber Himmel vnd Erden /Iob. 12. davon Job ſaget am 12. Jn ſeiner Hand iſt die Seele al - les deß / daß da lebet. Vnd im 35. Pſalm ſaget David:Pſal. 35. Vnſere Zeit ſtehet in ſeinen Haͤnden. Maͤchtig iſt gewe -Iudic. 3. ſen die Hand Samgars / im Buch der Richter am 3. cap. damit er einen Ochſenſtecken gefaſſet / ſechshundert Phi - liſter erſchlagen / vnd damit Jſrael erloͤſet hat. MaͤchtigIudic. 15. vnd Starck iſt geweſen die Hand Simſons / der damit ei - nes Eſelskinnbacken ergriffen / vnd tauſendt Philiſter er - leget: Aber die Hand Gottes des HErrn / iſt die rechte gewaltige Hand / die iſt manus creatrix, die Hand / diePſal 119. vns gemacht vnd bereitet hat / Pſal. 119. Die iſt manusPſal. 23. ductrix, die rechte fuͤhrende Hand / Pſal. 23. Die iſt ma - nus ſervatrix, die rechte Hand / darbey der HErr vnsPſal. 37. helt / Pſal. 37. Die iſt manus ſanatrix, die Hand / dieIob. 5. vns heilet / Job am 5. Die iſt manus adjutrix, die rech -Pſal. 20. Hand / die vns hilfft gewaltiglich / Pſal. 20. Jſt manus,Pſal. 89. conſervatrix, die Hand / die vns erhelt vnd ſtercket / Pſal. 89. Jſt manus immutatrix, die Hand des Hoͤchſten /Pſal. 77. die alles endern kan / Pſal. 77. Jſt manus liberatrix, die Hand / damit er vns aus der Noth heraus reiſſen / vnd zuPſal. 91. Ehren machen kan / Pſal. 91. Die iſt manus reſuſcita - trix, die Hand / damit er vns am juͤngſten Tage wird ausvnſernChriſtliche Leichpredigt.vnſern Graͤbern herfuͤr holen / Ezech. 37. Jn dieſe HandEzech. 37. Gottes ſchicken wir nun vnſere Seelichen / durch dieſes Gebet vnd letzten Seufftzer vnſers Hertzens / do iſt ſie auch wol verwaret / vnd hat ſich vom Teuffel vnd ſeinen Schuppen keiner Gefahr zubeſorgen / wie das Buch der Weißheit ſaget am 3. Der Gerechten Seelen ſind in Gottes Hand / vnd keine Qual ruͤhret ſie an. Lutherus der ſelige Mañ / hat offt pflegen zu ſagen: Jch wolte nicht gerne / daß meine Seele in meiner Hand ſtuͤnde / ſonſt het - te ſie der Teuffel lengſt / ja wol in einem Augenblick / wie ein Geyer ein junges Huͤnlein / weggeriſſen / aber aus der Hand Chriſti / deme ich meine Seele befohlen habe / wird ſie weder Teuffel noch ſonſt jemands reiſſen / wie er ſa - get Johan. 10. Daher deñ dieſer Ort in heiliger Schrifft mit vielen andern ſchoͤnen Namen vns beſchrieben wird: Jm Buch Samuel. am 25. wird er genant Faſciculus vi -1. Sam. 2[5]. ventium, das Buͤndlein der Lebendigen / damit anzuzei - gen / daß Gott der HErr die Seelen ſeiner Gleubigen / wie ein Schatz / in ein fein ſauber Tuͤchlein einbinde / ein - huͤlle vñ in guter verwahrung habe / Jm 27. Pſalm nen -Pſalm. 27. nets David das Land der Lebendigen. Jm newen Teſta -Luc. 16. ment wirds genant / Luc. am 16. die Schoß Abrahæ. Deñ wie ein Kind nirgend beſſer ruhet als in ſeiner Mut - ter Schoß / vnd darinnen ſeine groͤſte Luſt vnd Frewde hat: Alſo haben die Seelen der Gleubigen nirgend keine beſſere vnd beſtendigere Ruhe / als in der ſanfften Schoß jhres Himliſchen Vaters. Lucæ am 23. wird es genant das Paradiß / das iſt ja zumal troͤſtlich / daß wenn wir von hinnen ſcheiden / vnd vns niederlegen / vnd wir mit Da - vid vnſer Seele in Gottes Haͤnde befehlen / ſo ſind die hei - ligen Engel da / nemen vnſer Seelichen / hebens heer vndC ijheiligChriſtliche Leichpredigt.heilig auff / vnd tragens in die Schoß des Himliſchen Vaters / in das Paradiß / da wird es eingebundẽ vnd ver - wahret wie ein guͤlden Ey oder edele Perle / biß der Sohn Gottes ſeine werthe Schaͤtzlein am juͤngſten Tage wird ans Tagelicht bringen / vnd aller Welt mit Ehren z[u]eig - nen. Ach allhier muß doch die liebe Seele ſeyn wie eine rechte Vnruhe / weil ſie in vnſerm Leibe auff dieſer Welt wonet / ſie muß ſich martern vnd plagen mit der Suͤn - den: Sie muß ſtreiten mit Furcht / Sorge vnd Angſt / wenn euſſerlich Vngluͤcke den Leib betreffen wil Es heiſt vnd bleibet jmmer bey dem / wie der Apoſtel ſaget / in der2. Corint 7. andern an die Corinther am ſiebenden: Jnwendig furcht vnd außwendig Streit. Jn der Hand Gottes aber ſeynd die lieben Seelen der Gleubigen gar ſorge loß / welches jhnen die hoͤchſte Frewde bringet. Thuts vns doch wol vnd ſanfft auff dieſer Welt / vnd frewen vns von Hertzen / wenn ſich bißweilen die groſſen Sorgen legen / die vns eine zeitlang gedruckt haben / do ſind wir gleich als weren wir new geboren: Je ſolten nun die lieben Seelen der Gleubigen in der Hand Gottes nicht Frewden voll ſeyn / da alle Angſt vnd Sorge zum Grunde auffgehaben iſt /Eſa. 35. nach des Propheten Eſaiæ worten im 35. Frewd vnnd Wonne wird ſie greiffen / Dolor autem & gemitus fu - gient, Schmertzen aber vnd Seufftzen werden denn weg muͤſſen. Je wer wolte ſich denn vber den toͤdtlichen Ab - gang der ſeinigen / die ſelig im HErrn ſterben / ſo hoch be - kuͤmmern / vnd jhnen dieſe Ruhe vnd Herrligkeit nicht goͤnnen? Wer ſolte auch nicht der mutwilligen Suͤn - den feind vnd gram werden / vnd ſich befleiſſigen / zu uͤben eine gute Ritterſchafft / zu behalten den Glauben vnd gu -1. Timot. 1. tes Gewiſſen / 1. Timoth. 1. Auff daß er auch ſeine liebeSeeleChriſtliche Leich Predigt.Seele dem HErrn in feine trewe Haͤnde befehlen koͤnne? Wer wolte ſich nun fuͤr dem Tode zu ſehr entſetzen / vnd jhm dafuͤr grawen laſſen? Wer wolte nicht mit JEſu Chriſto vnd mit David diß laſſen ſeines Hertzen Seuff - tzer ſeyn: In manus tuas commendo ſpiritum me - um, Jn deine Hende befehle ich dir meinen Geiſt / du haſt mich er loͤſet / HErr du trewer Gott.
Es moͤchte aber ein Chriſtliches Hertze ſagen: Ja ich hoͤre vnd vernehme gar wol / wie wol ein gleubiger Menſch durch dieſen letzten Hertzens Seufftzer im Glau - ben gethan / ſeine Seele verſorgen vnnd verſchicken kan: Wer weiß aber / ob auch mein Gebet vnd Seufftzer Gott annehmen / vnd jhme gefallen moͤchte? So weiſet vns Koͤnig David noch ferner vrſach / worumb mir diß Hertzgebetlein lieben / vnd vnſers Hertzen Seufftzer ſollen ſeyn laſſen:
Zum dritten / Ratione redemptionis, quæ preti -III. oſiſſima, Von wegen der thewren Erloͤſung Chriſti deß Sohnes Gottes / das es jhn nicht Silber vnd Gold / ſon - dern ſein Roſinfarbes Blut gekoſtet hat / vnſere Seele zu erloͤſen / darfuͤr er ſeine Reiche Blutguͤlden am Stamme deß Creutzes hat legen vnd zahlen muͤſſen. Was nun ei - nen ſawer wird / viel koſtet / vnd ſchwer ankoͤmpt / warlich das helt er hoch / bewarets wol / vnd leſts nicht leichte in andere Haͤnde gerathen: Hat nun Chriſtus mein vnd dei - ne Seele ſo thewer erloͤſt / koſt jhn ſein bitter Leiden vnd Sterben / ſo wird er auch dieſelbe hoch halten / vnd gernC iijinChriſtliche Leichpredigt.in ſeinen Haͤnden bewaren / wie Paulus ſagt / an die Co -1, Cor. 6. rinth. am 6. Jhr ſeyd nicht ewer ſelbſt / deñ jhr ſeyd tewer1. Petri 2. erkaufft. Ja Petrus nennet vns / Cap. 2. von wegen ſol - cher tewren Erloͤſung / des HErrn Chriſti Eigenthumb / drumb ſaget David allhier: Redemiſti me, du haſt mich erloͤſet. Vatablus hat in ſeiner Verſion vor das Præt. Hebr. das Futurum geſetzt: Redimes me, das iſt ein trefflich Glaubenswort / welches nun ein jeglich Chriſt - lich Hertz jm auch durch den Glauben appliciren / zueige -Actor. 20. nen vnd ſprechen kan: Je du frommer Gott / du haſt das beſte bey mir gethan / du haſt mich erloͤſt mit deinem eige - nen Blut / darumb / das du deinen lieben Sohn / vns zum Mitler verordnet / verheiſchen vnd geſand haſt / O du frommer Immanuel Chriſte / Tu redemiſti me, Du biſt aus bruͤnſtiger Liebe gegen mir in diß Jammerthal kom - men / Du haſt mich als ein verjrretes Schaͤflein geſucht im Oelgarten / daß dir daruͤber die blutigen Schweiß - troͤpfflein an deinem zarten allerheiligſten Leibe herauß gedrungen: Du biſt mir nachgegangen / in dem Pallaſt des Hohenprieſters / fuͤr das peinliche Halßgerichte Pi - lati / vnd haſt daſelbſt deine Blutguͤlden / meine Seele zu loͤſen / reichlich dargeleget: Du biſt hernach auff das ho - he Holtz deß Creutzes geklettert / vnd daſelbſt deine heilige fuͤnff Wunden empfangen / vnd haſt alſo mit deinem vollkommenen Gehorſam biß in Todt / mich vom Fluch des Geſetzes erloͤſet / Gal. 4. Du haſt die Straffe derGalat. 4. Suͤnden auff dich Genommen vnd erlitten: Tu redemi -Eſa. 53. ſti me, du biſt vmb vnſer Suͤnde willen geſtorben / vndRom. 4. vmb vnſer Gerechtigkeit willen wieder aufferſtanden:Hebr. 9. Tu redemiſti me, du haſt mir eine ewige E[rl]oͤſung er - worben. Haſtu das an mir armen Suͤnder gethan? AchwerChriſtliche Leichpredigt.wer wolte dann an deiner Liebe zweiffeln? wo ſolte ich wol einen beſſern Patron vnd Schutzherren meiner Seelen finden? Salvaſti perditum ſalvabis redemptum, haſtu meine Seele koͤnnen erretten / da ſie verlohren war / vnd da wir noch Suͤnder waren? Wie viel mehr wirſtu ſie er - halten / nach dem du ſie mit deinem vnſchuldigen BlutRom. 5. erkaufft haſt? Drumb befehl ich ſie dir in deine Hende: Tu redemiſti me, du haſt ſie erloͤſet / dn kanſt vnd wirſt ſie / als dein thewres erarnetes Gut / wol wiſſen zu bewa - ren / vnd ſie dir aus deinen Haͤnden nicht reiſſen laſſen:Iohan. 10.
Der Herr Lutherus, als er mit ſchweren Gedancken beladen / hat er nicht lange vor ſeinem Abſchiede aus die - ſer Welt gefchrieben diefe wort: Ipſe viderit ubi ani - ma mea manſura ſit, qui pro ea ſollicitus fuit, ut vi - tam potiùs poſuerit, ſeu animam propriam, ut me - am redimeret, Der HErr wird wol wiſſen / wo meine Seele bleiben ſol / der ſie geliebet / vnd fuͤr ſie geſorget hat / daß er ſein Leben / ja ſeine eigene Seele dahin gege - ben / damit er meine erloͤſe. Wer wolte denn nun lieber Chriſt / nicht abermal mit David diß laſſẽ ſeines Hertzens Seufftzer ſeyn / vnd jhm gleich als ein geiſtliches Sterbe - kittlein zu rathe halten: In manus tuas commendoſpiri -Chriſtliche Leichpredigt.ſpiritum meum, Jn deine Haͤnde befehl ich mei - nen Geiſt / du haſt mich erloͤſet / HErr du trewer Gott.
IV. Zum viedren / ſol auch diß Gebetlein Davids / eines jeden Chriſten Hertzens Seufftzer ſeyn / Ratione verita - tis Dei, quæ fideliſſima, von wegen der Trew vnd War - heit Gottes / daß David ſpricht: Du biſt ein getrewer Gott. Er nennet jhn Deum veritatis & fidelitatis, Ei -Rom. 3. Pſal. 33. nen Gott der Warheit / der trewlich helt / was er einmal verſprochen vnd zugeſaget hat / daher der hocherleuchte Apoſtel Paulus die ſchoͤne Troſtworte auch gebrauchet /1. Cor. 10. in der 1. Corinth. 10. da er ſpricht: Gott iſt getrew. Nun hat dieſer trewer Gott zugeſagt / Johan. 8. War -Iohan. 8. lich warlich ich ſage euch / Wer mein Wort helt / der wird den Todt nicht ſehen ewiglich. Johannis am 3.Iohan. 3. hat er verheiſchen / das alle die an jhn gleuben / nicht ſol - len verlohꝛen werden / ſondern das ewige Leben haben. So wird er auch ſein Wort trewlich halten / vnd an ſei - nen Gleubigen ſeine Zuſage reichlich erfuͤllen. Denn Himmel vnd Erden muͤſſen vergehen / ehe ſeine krefftigeLuc. 21. Wort vergehen ſollen / Luc. 21. Darumb kan ein Chriſt mit David auch ſagen: Du biſt mein getrewer Gott / HErr Chriſte / du haſt mir verheiſchen / du wolleſt mich deines tewren Verdienſtes / Gehorſams / Bluts vnd To - des / deiner Aufferſtehung vnd Himmelfahrt / laſſen theil -Pſal. 103. Eſa. 61. Marc. 9. hafftig werden / mir meine Suͤnde vergeben / mich mit deiner Vnſchuld vnd Gerechtigkeit bekleiden. Nun ich gleube / lieber HErr / hilff vnd ſtercke meinen ſchwachenGlau -Chriſtliche Leichpredigt.Glauben / nim dich meiner Seelen an / vnd laß ſie dir in deine allmaͤchtige Haͤnde befohlen ſeyn / du wirſt es thun du trewer Gott / du ſtarcker HErre Zebaoth / deß bin ich gewiß / wie der Apoſtel in ſeiner andern an Timoth.2. Tim. 1. am erſten außſaget: Jch weiß an wen ich gleube / vnd bins gewiß / daß er mir meine Beylage bewaren wird / biß an jenen Tag. Wer wolte denn aber nicht / dieſen Her - tzensſeufftzer Koͤnig Davids lieb vnd werth halten: In manus tuas commendo ſpiritum meum, Jn deine Haͤnde befehle ich meinen Geiſt? Wolan Chriſtgleubige Seele / ſo habe nun diß Stoſtgebetlein Koͤnig Davids lieb / laß es deines Hertzens Gebet vñ Seufftzer ſeyn Mor - gens vnd Abends. Nim deiner Seelen wol war / faſſe es als dein geiſtliches Sterbekittlein / an dein Hertz / vnd le - ge es dir zu handen / koͤmpt denn das Stuͤndlein herbey / vnd es ſol geſchieden ſeyn / ſo zeuch es / Chriſtliches Hertz / im Glauben an / vnd ſprich: O trewer Gott / wenn ich nicht mehr reden kan / ſo nim dieſen meinẽ letzten Seuff - tzer an: In manus tuas commendo ſpiritum meum, Jn deine Haͤnde befehl ich meinen Geiſt / du haſt mich erloͤſet / HErr du trewer Gott. O wie ſelig wird dein lie - bes Seelichen fahren / wie wol wird es verſorget ſeyn / vnd gluͤcklich ankommen / in Gottes Hand / in das Him - liſche Vaterland / wie wir auch in dem ſchoͤnen Grabe - liede ſingen:
EBen diß ſchoͤne Hertzgebetlein Davids / hat auch geliebet / vnd gleich als einen geiſtlichen Sterbekittel angeleget / vnd damit dieſe Welt ge - ſegnet / der Weyland Ehrnveſte / Wolgelarte vnd Wol - benamte Herr Peter Fiſcher / geweſener Buͤrger allhier / ꝛc. Dem wir jetzo zu ſeinem Ruhebettlein den letzten Ehren - dienſt erzeiget. Was ſeine ankunfft anlanget / iſt er aus einem alten loͤblichen Geſchlechte / bey dieſer Stadt vnd Gemeine geboren 1581. den 28. Januarii. Sein Vater iſt geweſen / Herr Leonhart Fiſcher / Buͤrger vnd Fleiſch - hacker allhier / ꝛc. Seine Mutter Fraw Catharina / deß Ehrnvheſten vnd Wolweiſen Herrn Peter Scholtzens / Buͤrgers vnd des Raths allhier ſeligen Tochter. Sol - cher ſeiner lieben Eltern / iſt er als bald in ſeiner jugend / als ſeines lieben Vatern / in ſeinen Geburtsjahren / Sei - ner Mutter aber hernach / im tauſent fuͤnffhundert vier vnd achtzigſten Jahre / durch den zeitlichen Todt beraubet vnd vorweiſet worden. Hernach von ſeinem Herrn Großvatern Herrn Peter Scholtzen / dem Eltern ſeligen auffgenommen / vnd von jhme / ſeinem Herrn Aidman - ne / dem Ehrnveſten / Wolweiſen vnd Wolbenambten Herrn / Hans Zeuchnern / zum Hainaw / damals Schul - meiſtern / hernach des Fuͤrſtlichen Weichbildes Hoff - richtern vnd des Raths daſelbſt / ꝛc. zur information vnd inſpection vbergeben worden / bey welchem er / vnd beyſeinerChriſtliche Leichpredigt.ſeiner Fraw Mutter Schweſter / jetzo Herrn David Krieges des Eltern / ſeligen nachgelaſſenen Wittib / vor - blieben / vom 1587. biß ins 1594. Jahr Nach des wolge - dachten Herren Zeuchners Tode aber / ſich wiederumb zu ſeinem Herrn Großvatern allhero begeben / vnd ſeine fundamenta artium ſo geleget / das er hernach auff ſei - ner Præceptorum Rath vnd Gutachten 1601. nach Franckfurt auff die Vniverſitet, vnd von dannen nach Wittenberg gezogen. Als aber 1604. ſein lieber Herr Großvater todes vorblichen / hat er ſich wiederumb hie - rein in patriam begebẽ / vnd der Haußhaltung angemaſt / biß er 1606. ſich Ehlichen verſprochen / mit der Edlen viel Ehrentugentreichen damals Jungfrawen Cathari - nen / des Edlen / Ehrnveſten Herrn Eraſmi Freundes auff Hohengirßdorff / ꝛc. nachgelaſſenen Tochter / jetzo ſeiner hinterlaſſenen hochbetruͤbten Wittben / ꝛc. Mit derſelben hat er eine freundliche / friedliche Ehe beſeſſen biß ins ach - te Jahr / durch Gottes ſegen mit jhr gezeuget vier Kin - derlein / davon noch ein Soͤhnlein vnd zwey Toͤchter - lein / ſo lange Gott wil / beym Leben ſeyn / welche er Vaͤter - lichen geliebet / vnd allbereit zur Gottſeligkeit angewie - ſen. Jn ſeinem Leben hat er ſich ſonſt / wie jederman wiſ - ſend / Chriſtlichen verhalten / zur anhoͤrung Goͤttliches Wortes ſich fleiſſig funden / vnd ſeinen Glauben offt vnd viel geſtercket / wie denn auch gar newlich oͤffentlich bey der Kirchen geſchehen / mit dem Sacrament des waren Leibes vnd Blutes Jeſu Chriſti. Mit ſeinem Nech - ſten hat er friedlich gelebet / auffrichtig gewandelt / ſich dienſthafftig gegen jhme erzeiget / vnd das jenige / was jh - me befohlen vnd auffgetragen worden / nach vermoͤgen trewlich verrichtet / vnd ſich darbey ſeines Symboli erin -D ijnert /Chriſtliche LeichPredigt.1 Tim. 1.nert / aus der 1. an Timoth. 1. Fide & bona conſcien - tia. Seine Gebrechen vnd Maͤngel / die bey Men - ſchenkindern mit vnterlauffen / wollẽ wir mit dem Man - tel der Chriſtlichen Liebe zudecken / vnd mit ins Grab verſcharren laſſen: Sintemal auch der Gerechte desProv. 24. Tages ſiebenmal fellet / Proverb. 24. Als jhn aber Gott der HErr am nehren Sontage acht tage / mit einem har - ten Feber angegriffen / hat er zwar verordnete Mittel ge - braucht: Jedoch hat die Kranckheit hefftig vberhand ge - nommen / das er harte gefehrliche Paroxiſmos außge - ſtanden / die jhm den natuͤrlichen Schlaff verſtoͤret / vnd dadurch die Kraͤffte dermaſſen abgemattet worden / das er ſeinen Feyrabend wol vermerckt / vnd ſich dem Willen Gottes geduͤldig ergeben / vnd als er am nehern Freytage zu Abend / in groſſe Schwachheit eingefallen / hat man jhm ſeine liebe Kinderlein vom Schlaffe auffwecken vnd zubringen muͤſſen / welche er gehertzet / ſich mit jhnen ge - letzet / ſampt der Mutter geſegnet / Gottes Vaͤterlichen Vorſorge entpfohlen / ſich vmb ſein Begraͤbnuͤß bekuͤm - mert / vnnd in ſeiner Schwachheit den Troſt aus den Spruͤchen Goͤttliches Worts / von damals anweſenden meinem Herrn. Collega, mit gleubigem Hertzen freudig angenommen / vnd aus denſelben offt vnd viel wiederho - let / die Wort vnd das Stoßgebetlein Koͤnig Davids: In manus tuas commendo ſpiritum meum, redemi - ſti me Jehova Deus veritatis, Biß jhm GOtt der HErr am nehren Sontage fruͤe zwiſchẽ vier vnd fuͤnffen / durch einen ſanfften vnd ſeligen Todt abgefodert / vnd ein vernuͤnfftiges Chriſtliches Ende verliehen hat / ſeines Alters im 34. Jahre. Ob nun zwar gegenwertiger hochbetruͤbten Wittben Hertz / durch ſolchen zeitlichenTodes -Chriſtliche Leichpredigt.Todesfall jhres lieben Ehemannes hoͤchlichen verwun - det / vnd die vnerzogenen Kinderlein / gar zeitlich jhren lieben Vater verlohren / ſo ſollen ſie doch deſſen ſich troͤ - ſten / das Gott der HErr ein Vater der Wittben vnd Waͤyſen genennet wird / Pſalm. 68. Vnd was DavidPſal. 68. ruͤhmet im 27 Pſalm: Vater vñ Mutter verlaſſen mich /Pſal. 146. aber der HErꝛ nimpt mich auff: vnd ſollet wiſſen / daß esPſal. 27. nach dem Willen deß allmaͤchtigen Gottes geſchehen / vnd daß ewers lieben Ehemannes / Vatern / vnd Freun - des Seele in deſſen Hand / deme er ſie befohlen / gar wol verwahret ſey / Nemlich in der Hand Gottes / eingebun - den ins Buͤndlein der Lebendigen / wohne im Lande der Lebendigen / ruhe in der Schoß des Himliſchen Va - ters / gewandert ſey ins Paradeiß / in die Stadt Gottes / vnd ins Himmliſche Jeruſalem / da alle Ehegatten / El - tern vnd Kinder / dermaleins einander mit Frewden wie - derumb ſehen werden: O ſelig iſt der Todt / deme / der al - ſo ſtuͤrbet in Gott. Derſelbe vnſterbliche / ewige Gott / verleihe ſeinem Coͤrper / den wir nun der Erden / vnſer aller Mutter / befehlen wollen / eine ſanffte Ruhe / am juͤngſten Tage eine froͤliche Aufferſtehung / troͤſte auch durch ſeinen H. Geiſt / die hochbetruͤbte Fraw Wittib / vornehme Leidtragende Freundſchafft / verſorge / als ein barmhertziger Vater / die vnerzogenen Kinderlein / vnd gebe vns allen / wenn vnſer Zeigerlein wird außgelauf - fen ſeyn / ein ſeliges Ende / vmb Chriſti ſeines aller - liebſten Sohnes vnſers trewen Erloͤſers willen / Amen.
Cognato ſuo deſideratiſsimo P. I. Conrad.
Declarab. pium adfect. Amico meo ſyn - cero & hoſpiti ſuaviſsimo, jam piè in Chriſto denato, Caſpar Hermannus Paſtor in Berttels - dorff / olim σαύτροφος.
F. denato hoſpiti conviva Georgius Fridericus ab Abſchatz.
Caſpar à Ieresleven.
Ioachimus à Niemitz.
à Caſparo Partheno Olſnenſi, Jurium Studioſo. FINIS.
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