PRIMS Full-text transcription (HTML)
Das Vierdte Buch vom wahren Chriſtenthumb / Liber Naturæ.
Wie das groſ - ſe Weltbuch der Natur / nach Chriſtlicher Außlegung / von Gott zeuget / vnd zu Gott fuͤhret / wie auch alle Menſchen Gott zu lieben / durch die Creaturen gereitzet / vnd durch jhr eigen Hertz vberzeuget werden.
Matth. 6.Schawet die Lilien auff dem Felde wie ſie wachſen. Pſalm. 94.Der das Ohr gepflantzet hat / ſolt der nit hoͤ - rẽ? Der das Auge gemacht hat ſolt der nit ſ[e]hẽ? Pſalm. 19.Die Himmel erzehlen die Ehre GOttes.
Mit Churf. Saͤchſiſcher Freyheit / etc.
Gedruckt zuMagdeburg/ Durch Joachim Boel / Jn verlegungJohan Francken/ Jm Jahr1610.

Vorrede vber das vierdte Buch.

Die Creaturen ſind Hen - de vnd Botten Gottes / die vns zu GOtt fuͤhren ſollen.

Col. 1.Durch Ihn iſt alles erſchaf - fen / was im Himmel vnd Erden iſt / das ſichtbare vnd vnſichtbare / beyde die Thronen vnd Fuͤrſten - thuͤme / vnd Herrſchafft / vnd O - brigkeiten. Es iſt alles durch Ihn vnd in Ihm Geſchaffen / vnd Er iſt fuͤr allen / vnnd es beſtehet alles in Ihm.
A 2DerVorrede.

DER groſſe Pro -Zween Zeugen Gottes. phet Moſes helt vns im Buch der Schoͤ - pfung fuͤr zwey Ge - waltige Zeugen Gottes. Erſt - lich die groſſe Welt / vnd dann die kleine Welt / dz iſt den Men - ſchen. Von dieſen beyden nimpt die H. Schrifft herrliche Zeug - nuß an vielen Orten / beyde auß der groſſen Welt vnnd auß des Menſchen Hertzen / durch welche vns der Schoͤpffer vnd Erhal - ter aller dinge geoffenbahret / vnnd in vnſer Hertz gebildet wird.

Wollen demnach in dieſem Buch ſodane beyde Zeugniß / Erſtlich der groſſen Welt / dar - nach auch der kleinen Welt ein -fuͤhren /Vorrede. fuͤhren vnd lernen / wie die Crea -Creatu - ren fuͤhrẽ zu GOtt. turen gleichſam als Haͤnde oder Handleiter vnd Botten Gottes ſein / ſo vns Chriſtlicher erklaͤ - rung nach zu GOtt vnd Chriſto fuͤhren.

Achte derwegen vnnoͤtig zu - beweiſen / das auch diß Buch zum wahren Chriſtenthumb ge - hoͤre / wie jhnen etliche moͤchten ein wiedriges Traͤumen laſſen. Wollen ſie aber je beweiß ha -Betrach - tung der Weißhert Gottes in den Crea - turen ge - hoͤrt auch zum Chri - ſtenthum. ben / ſo nehmen ſie denſelben auß obgeſatztem Spruch Col. 1. Vnnd auß dem Exordio deß E - vangelij Johannis / vnd andern ſehr vielen orten Altes vnd Ne - wes Teſtaments. Bedencken auch was der Koͤnigliche Pro - phet David im 19. 104. 139. A iijPſalmVorrede. Pſalm ſinget. Item / was S. Paulus zun Rom. 8. Von der Angſt der Creaturen ſchreibt / vnd 1. Cor. 15. Von der Auffer - ſiehung der Todten. So wer - den ſie mir guͤtlicher vnnd gne - diger ſein / Werdens auch vn - ſerm Erloͤſer JEſu Chriſto zu gut halten / das Er auß demGleichniß Chriſti aus der Natur ge - nommen. groſſen Welibuch der Natur durch ſo viel troͤſtliche Gleich - nuß das wahre Chriſtenthumb / vnnd das Himmeireich erklaͤ - ret / vnnd ſeinen Kindern fuͤr Augen ſtellet. Sie muͤgen auch die H. Sacramenta auff - heben mit jhren Subſtantiali - en, ſo zu zeugen vnnd Siegeln der Gnaden Gottes verord - net / vnnd auß dem groſſenWelt -Vorrede. Welt Buch der Natur genom - men vnnd Geheiliget ſein. So werden jhnen auch Antwor - ten die Heilige Vaͤter / Ambro - ſius, Baſilius, Theodoretus, vnd andere / die von den ſechs Tage - wercken der Schoͤpffung herr - liche Buͤcher geſtellet.

Laſſen demnach denſelben hiemit auffs kuͤrtzeſt / aber mit ſattem grunde geantwortet ſein / vnd ſagen alſo / das ein wahrer Chriſt der Creaturen Gottes gebrauchen ſoll zur er - kentnuß / Lob vnnd Preiß Got -Creaturen ſollen lei - ten zum Lob Got - tes. tes / auff das in allen dingen GOtt gepreiſet werde durch Chriſtum JEſum vnſerm HEr - ren.

Wie vns aber die CreaturenA 4zuVorrede. Wie die Creatu - ren zu Gott fuͤh - ren.zu GOtt fuͤhren / mercke alſo: GOtt thut gleich als ein Lieb - reicher Vater / der ein Kindt zu ſich rufft vnd gewehnet mit ſuͤſ - ſen Worten / wils dann nicht bald kommen / ſo wirfft er jhm ein Apffel oder Birne zu / oder einen ſchoͤnen bundten Rock / wieGen. 37. Iſrael ſeinem Sohn Joſeph / nicht aber darumb / daß das Kindt den Apffel oder ſchoͤn Kleidt ſoll ſo lieb haben / das es an der Gabe hangen vnd kleben bleibe / ſondern es ſoll an der Lie - be deß Vaters hangen / vnd deß Gebers: Alſo leſſets vnſer lieber Vater im Himmel dabey nicht bleiben / das Er vns mit ſo Hold - ſeligen vnd Freundtlichen Wor - ten durch die Propheten vnndApoſtelVorrede. Apoſtel zu ſich ruffet / ſondern gibt vnnd wirfft vns auch noch viel guter Gaben zu / viel Frucht bare zeiten vom Himmel / vnndAct. 14. erfuͤllet vnſer Hertz mit Speiſe vnd Frewde welches eitele Hen - de vnd Botten Gottes ſein / die vns ſollen zu GOtt fuͤhren / vnd vns ſeine Liebe bezeugen / vnnd einbilden / auff das wir den Ge - ber ſelbſt in den Creaturen vnd Gaben empfangen ſollen.

Aber ſiehe nun / wie vbel du thuſt du elender Menſch / das duWeltlie - bende Her tzen klebẽ an den Ga ben vnd vergeſſen deß Ge - bers. an der Gabe kleben bleibeſt / an einer Handt voll Goldt vnnd Silber / Haͤuſer vnnd Ecker / Weltlicher Ehre vnnd Luſt / wel - che doch fuͤr Gottes Augen nit anders ſein denn ein Apffel oderA vBirneVorrede. Birne dadurch dich Gott wil zu jm ziehen vnd locken / vnd wans auch ein Koͤnigreich were. Ja eben darumb hat Gott den Men - ſchen ſo mangelhafft / ſo duͤrfftig / ſo elend Geſchaffen / Nacket vnd Bloß / Hungerig vnnd Durſtig auff dieſe Welt laſſen Geboren werden / auff dz jhn Gott mit ſo vielen Wolthaten / Gaben vnd Geſchencke zu ſich ziehe / auff dz der Menſch Gottes Liebe in al - len dingen ſchmecken muͤge / auff das er in den ſterblichen Creatu - ren den vnſterblichen GOtt fin - den muͤge / auff das der MenſchGott kan mehr ſter - cken vnnd troͤſten als die Cre aturen. lernen ſolle / das der Ewige vn - ſterbliche GOtt baß erfrewen / troͤſten / ſtercken / erhalten koͤnnedannVorrede. dann die vergengliche vnd ſterb - liche Creaturen.

Der groͤſſeſte Botte vnd Legat Gottes aber / vnnd das groͤſſeſte Geſchencke / vnnd die ſterckeſte Handt Gottes / die vns zu GOtt fuͤhren ſoll / iſt Je - ſus Chriſtus Gottes Sohn / In dem iſt alles / vnnd alle fuͤlle / Der ſtrecket ſeine Handt auß in alle Creaturen. Dann alle ding ſind durch Ihn gemacht. Joh. 1. Coloſſ. 1. Hebr. 1.Es beſtehet alles in jhm / Er helt vnd tregt alles.

Darauff fahen wir nun an den erſten Theil dieſes Buchs / nemlich die ſechs Ta - gewerck der Schoͤpffung Got - tes in genere zu beſchreiben /zumVorrede. zum Erkentnuß / Lob vnd Preiß deß Schoͤpffers.

Vom Menſchen aber Inſon - derheit / ſol im andern Theil her - nach folgen. Vnnd damit Nie - mandt zu geſchwinde Vrtheile / wil ich jhn gewieſen haben auff den Beſchluß ſo zu Ende deß Vierdten Buchs iſt angehefftet: Denn ich dieſe meine Schriff - ten nach dem Libris Symbolicis, der Kirchen der Augſpurgiſchen Confeßion vnd nicht anders wil verſtanden ha - ben.

Regi -

Regiſter der Capittel des Vier - ten Buchs.

1.

VOm erſten Tagewerck Gottes von dem Liecht.

2.

Vom andern TageWerck Gottes / von dem Himmel.

3.

Vom dritten Tagewerck Gottes / von der Scheidung der Waſſer von der Erden.

4.

Vom vierdten Tagewerck Gottes / von Sonne / Mond vnd Sternen.

5.

Vom fuͤnfften Tagewercke Gottes / vom Meer vnd Waſſern vnd von den Fruͤchten deß Meeres vnd der Waſſer.

6.

Vom ſechſten Tagewerck Gottes / von den Thieren vnd vom Menſchen.

Regi -Regiſter.

Regiſter deß Andern Theils / deß Vierdten Buchs / vom Menſchen inſonderheit.

1.

Auß der Schoͤpffung aller ding wird ge - ſchloſſen / das GOtt ein Ewiges Weſen ſey ohne anfang vnd ende / das er vnendtlich ſey / eines vnendtlichen Verſtandes vnnd Weißheit.

2.

Auß der Schoͤpffung aller dinge wird geſchloſſen das GOtt das hoͤchſte Gut ſey.

3.

Der Menſch iſt die Edleſte Creatur / weil alle Creaturen dem Menſchen zu dienen ge - ſchaffen ſeyn / der Menſch aber Geſchaffen iſt / GOtt zu dienen.

4.

Das[GOtt] den Menſchen dakumb zu ſei - nem Bilde Geſchaffen / das er ſeine Luſt vnd Wolgefallen an jhm hab.

5.

Das ſich GOtt durch ſeine Liebe vns ſelbſt gebe.

6.

Wie der Menſch dem Ewigen GOtt / ſei - nem Liebhaber verpflichtet ſey.

WelcheRegiſter.

7.

Welche dinge der Seelen dienen welche die Seele entweder er frewen oder lehren.

8.

Wie groß die Obligation ſey / damit der Menſch GOtt verpflichtet.

9.

Das der Menſch GOtt mehr ſchuͤldig iſt fuͤr das jenige / was er in jhm ſelbſt hat / denn fuͤr alles das in der Welt iſt / vnnd wird hie bewieſen die vnſterbligkeit der Seelen.

10.

Wie Weißlich vnnd Kuͤnſtlich GOtt den Menſchen erſchaffen.

11.

Wie hoch der Menſch GOtt verpflichtet ſey wegen ſeiner Liebe / vnd wegen der em - pfangenen Gaben.

12.

Womit der Menſch ſeiner Obligation vnd Verpflichtung gegen GOtt gnug thun koͤnne.

13.

Gottes Liebe iſt in allen ſeinen Wercken / auch in dem wenn Er dem Menſchen ſtrafft.

14.

Wie vnnd auff was weiſe / der Menſch Verpflichtet iſt GOtt zu Lieben.

DasRegiſter.

15.

Das alle Creaturen den Menſchen / vn - auffhoͤrlich ermahnen GOtt zu lieben.

16.

Eine Gemeine Regel vnd Lehre / wie vnd welcher geſtalt / der Menſch GOtt geben ſol was er jhm ſchuͤldig iſt.

17.

Das ein Chriſten Menſch keine entſchuͤl - digung habe / das er GOtt nicht geliebet habe / entweder aus vnuermuͤgen / oder das es zu ſchwere Arbeit ſey.

18.

Das alle Pflicht vnnd Dienſt / ſo der Menſch GOtt ſchuͤldig iſt / dem Menſchen allein zu nutz vnd frommen gereichen.

19.

Vergleichung der zweyerley Dienſte / der Creaturen / gegen dem Menſchen / vnd des Menſchen gegen GOtt.

20.

Durch der Creaturen Dienſt / kan der Menſch Augenſcheinlich ſehen / das GOtt nothwendig alle ding in ſeiner Hand vnd Gewalt habe / vnd erhalte.

21.

Das durch die zweyerley Dienſte / der Cre - aturen vnnd deß Menſchen die gantze Welt Wunderbarlich mit GOtt vnnd Menſchen vereiniget ſey.

DasRegiſter.

22.

Das auß der Erſten Liebe die Wir Gott ſchuͤldig ſein / noch eine andere Liebe gegen dem Menſchen entſpringe.

23.

Auß der Ordnung der Creaturen lernen wir / das der Menſch Gottes Ebenbilde ſey.

24.

Das ein Jeglicher Menſch ſchuͤldig iſt ei - nen Jeglichen andern Menſchen zu Lieben als ſich ſelbſt / vnd das auch dieſelbe Liebe dem Menſchen zu ſeinem eignen beſten ge - reiche.

25.

Dieweil alle Creaturen allen Menſchen ohn vnterlaß dienen / lehren ſie vns daß alle Menſchen ſich vntereinander fuͤr einen Men - ſchen halten ſollen.

26.

Das aus der Einigkeit / welche aus Pflicht der Natur vnter den Menſchen ſein ſoll / ent - ſtehet die hoͤchſte vnuͤberwindlichſte ſter - cke.

27.

Von der Natur / Eigenſchafft vnd Frucht der Liebe.

BDasRegiſter.

28.

Das die erſte Eigenſchafft der Liebe iſt: Das ſie den Liebhaber mit dem geliebten Vereiniget / vnd den Liebenden in das Ge - liebte verwandele.

29.

Es iſt kein ding in der Welt das da Wir - dig ſey vnſer Liebe / ohne das vns wieder Lieben koͤnne / vnd vnſere Liebe koͤnne Ed - ler vnd beſſer machen.

30.

Die erſte Liebe des Menſchen / ſoll billig vor allen andern dingen / GOtt dem HEr - ren als dem Erſten vnd Letztem dem An - fang aller dinge gegeben werden.

31.

Das der Menſch der ſich ſelbſt zu erſt Lie - bet / ſich ſelbſt zu GOtt macht / vnnd zeucht ſich ſelbſt GOtte fuͤr.

32.

Gleich wie die Liebe Gottes / wenn dieſel - bige die Erſte iſt / vnnd den Vorzug hat / die Erſte Wurtzel / Vrſprung vnd Brunnen iſt alles guts: Alſo iſt die eigene Liebe / wenn dieſelbige den Vorzug hat / ein Vrſprung vnd Wurtzel alles boͤſen.

GottesRegiſter.

33.

Gottes Liebe vnd Eigene Liebe / ſind zwo Thuͤren / vnd zwey Liechter / der Erkentniß des Menſchen.

34.

Das alleine Gottes Liebe / wenn ſie die erſte iſt im Menſchen / eine Vrſache iſt der einigkeit vnter den Menſchen: Vnd alleine die eigene Liebe / iſt eine Vrſach deß Zancks vnd vneinigkeit.

35.

Das ein jeglicher aus ſeiner eigenen Liebe erkennen kan / was er GOtt zu thun ſchuͤldig ſey.

36.

Von der Frucht der Liebe Gottes / nem - lich der Frewde in GOtt.

37.

Von der Frucht der eigenen Liebe / das aus derſelben keine wahre Frewde wachſen kan / ſondern eine falſche Frewde / ſo ewige Trawrigkeit gebieret.

38.

Von der endtlichen vnd letzten Frucht / ſo da waͤchſet aus der eigenen Liebe vnnd fal - ſchen Frewde / welche iſt die ewige Traurig - keit vnd ewige Todt.

B 2WieRegiſter.

39.

Wie wir GOtt vnſerm Schoͤpffer alles geben / vnd Ihn allein Ehren ſollen.

40.

Von eigener Ehre / welche der Ehre Got - tes zuwieder iſt / vnnd jhr abgeſagter Feindt.

[figure]
Das
1

Das I. Capittel. Vom erſten Tagewerck Gottes / dem Liecht.

Gen. 1. Gott ſprach: Es werdeIn dieſem Capittel werden er zehlet vber zwantzi - cherley Ei genſchaff - ten des Liechtes. liecht. Vnd es ward liecht. Pſalm. 104. Liecht iſt dein Kleid / daß du anhaſt. 1. Joh. 1. Gott iſt ein Liecht / vnd iſt keine Finſterniß in Jhm.

OBwol der Heilige Job ſpricht:Job 38. Welches iſt der Weg / da dasDes Liech tes Vr - ſprung vn begreiff - lich. Liecht wohnet / vnd durch wel - chen Weg theilet ſich das Liecht? Haſtu geſehen die Thor der Finſternis?

Mit welchen Worten der Heili - ge Mann andeutet das nicht wol zu er - kennen / noch zu beſchreiben / was dasB 3Liecht2Vom erſten Tagewerck GottesLiecht ſey vnd das der Vrſprung des Liechts aller vernunfft vnbegreifflich ſey. Dann ob wir gleich durch den Au - genſchein etwas dauon wiſſen: So iſt es doch ein geringes Woͤrtlein / das wirJob 26. dauon vernommen haben / dennoch ſollen wir das geringe Woͤrtlein zu Gottes Ehre gebrauchen.

Was das Liecht ſey.

Sagen demnach alſo: Das Liecht iſt der edelſte / ſubtileſte / reineſte / weiſe - ſte Candor, Schein oder klarheit ſo in der Schoͤpffung von der Finſternis der groſſen Welt geſchieden / in dem der2. Cor. 4. Schoͤpffer das Liecht hat heiſſen her - fuͤr leuchten aus der Finſternis / Dar - durch die Welt erleuchtet / erfrewet / vnterſchiedlich erkant / vnd gantz weiß - lich vnnd wunderlich offenbaret wor - den / Ja dadurch das Liecht des Le - bens / nach etlicher meinung / der groſ - ſen Welt influirt, vnd allen Creaturẽ einverleibet. Auß welchem candore die hoͤchſte claritet vñ diaphanitet in die Globul der Sonnen / als in das rechteTage -3dem Liecht. Tageliecht zuſammen gefaſſet / den Tag zuerleuchten vñ zu regieren. Dar -Jer. 31. Gen. 4. umb auch der Allmechtige Schoͤpffer das Liecht den Tag genennet hat.

Weil nun einem Chriſten gebuͤhret die Creaturen Gottes mit Geiſtlichen Augen alſo anzuſchawen / das er Gott ſeinen Schoͤpffer darin ſehe / vnd aus den Wercken den Werckmeiſter preiſe: So wollen wir vns damit belu - ſtigen / wie das Liecht oder die Sonne ein zeuge Gottes vnd Chriſti ſey.

Schlieſſen demnach alſo: HatWie das Liecht võ Gott zeu - ge. GOtt ſo ein ſchoͤnes anmutiges / er - frewendes / lebendigmachendes / kla - res / hellſcheinendes / glentzendes Liecht geſchaffen / wie viel ein ſchoͤner / herrli - cher / erfrewendes / vñ lebendigmachen - des Liecht muß Er ſelbſt ſeyn? Darumb fraget der Interpres S. Dionyſii, warumb Gott das Liecht zu erſt ge - ſchaffen? vnd antwortet: Quia ab ipſa Diuina luce pluſquam intelligibi - li ſtatim emanat lux omnium ſi -B 4milli -4Vom erſten Tagewerck Gottesmillima Deo. Darumb nennet er Lucem imaginem bonitatis. Dei. vnd ſagt. Lux ſuperintelligibilis ſey in Gott. Lux intelligibilis in En - geln vnd Menſchen / Lux viſibilis in der Sonnen.

Durchs Liecht werden die Crea - turen er - kennet.

Vnd weil Gott das Liecht zu dem Ende geſchaffen / das dardurch alle Creaturen in jhrer eigenen euſſerlichen Form / Geſtalt / Zierligkeit vnnd Lieb - ligkeit erkant / vnd vnterſchieden wer - den: So iſt daraus zuſchlieſſen / daß ein ander verborgenes Liecht ſeyn muͤſ - ſe / dardurch alle innerliche Form vnnd Geſtalt aller Creaturen erkant wer - den. Fuͤr welchem Liecht ſich nichts verbergen kan / es ſey ſo heimlich als es wolle. Vnnd daſſelbige iſt die ewige Weißheit Gottes / welche nach rechter Art des natuͤrlichen erſchaffenenSap. 7. Liechts genant wird Candor æternæ lucis.

Dauon ſagt S. Dionyſius: Gleich wie das geſchaffene Liecht ďſichtbarenWelt /5dem Liecht. Welt / verwaltet / ordnet / regieret / vnd erfuͤllet: Alſo das vberverſtendtliche Liecht Lux ſuperintelligibilis er - fuͤllet vnnd erleuchtet alle Vberhimli - ſche Geiſter mit dem Geiſtlichẽ Liecht / reiniget auch alle Seelen / vnnd gibt jhnen die gemeinſchafft des Liechtes / vertreibet die Finſterniß / theilet mit erſtlich den anfang / eines geringen Liechts / darnach wann ſie das Liecht ſchmecken vnd erkennen / vnd mit groſ - ſer begierde entzuͤndet werden / ergeuſ - ſet ſichs mehr in ſie / nach deme ſie viel vnd groſſe Luſt vnd Liebe darzu ge - winnen vnd wie viel ſie faſſen koͤnnen. Derhalben Lux ſuperintelligibilis vbertrifft alles Liecht / als der erſte Straal vnd vberflieſſendes Liecht vnd erleuchtet alle Geiſter von der fuͤlle ſei - nes Liechtes / vnd begreifft in ſich / als der Vrſprung alles Liechtes / alles Geiſtliche / Engliſche / Vernuͤnfftige vnd Natuͤrliche Liecht / vnnd machet vnſterblich. Dann gleich wie die vn -B 5wiſſen -6Vom erſten Tagewerck Gotteswiſſenheit / die ſo verfuͤhret ſeyn / ſchei - det von dem liecht / alſo die Gegenwart Lucis ſuperintelligibilis des vber - verſtendtlichen liechtes ſamlet / verei - niget / macht vollkommen vnd erledigt von vnwiſſenheit vnd Irꝛthumb alle ſo erleuchtet werden / vnnd wendet ſie zu dem das warhafftig iſt vnd bringet die mancherley Phantaſeyen in eine einige lautere wiſſenſchafft vnnd erfuͤllet ſie mit einem einigen vnnd vereinigendem liechte. Hæc Dionyſius, &c.

Dz Liecht der Sonnẽ zeuget võ Gottes Liebe.

So leuchtet auch aus der Sonnen - liecht eitel reine / innigliche / heiſſe / vnnd bruͤnſtige liebe GOttes. Dann weme hat GOTT die Sonne geſchaffen? Nicht jhm ſelbſt. Er darff keiner Son - nen vnnd keines erſchaffenen liechts. Er iſt ſelbſt dz ewige vnendliche liecht. Darumb hat er vns die Sonne ge - ſchaffen. Sie leuchtet vns / Darumb leuchtet Gottes liebe aus der Sonnen.

Vnd weil die ewige Weißheit Got - tes eine ſolche Sonne vnnd liecht iſt /die7dem Liecht. die vns in allen dingen GOttes liebe vnd guͤte zeiget / ſo wird dieſelbe nach Art vnd Eigenſchafft der natuͤrlichen Sonnen vnd liechts genant / ImagoSap. 7. bonitatis diuinæ.

Das liecht gibt allen dingen ord - nung / Zeit / Ziel / Maß vnnd Vnter - ſcheid / denn ohn das liecht were eitel vnordnung vnnd Confuſion in allen dingen / darumb iſt das liecht ein Bilde der Weißheit Gottes.

Das liecht wendet alle ding zu ſich durch ſeinen glantz vnd ſchoͤnheit / alſo Gottes guͤte zeuget alles nach ſich vnd zu ſich als in den erſten vrſprung da alle ding jre Ruhe finden vñ jre erhaltung.

Sehet wie rein iſt das liecht derLiecht iſt rein vnnd vnbeflckt. Sonnen / vnd kan nicht beflecket wer - den. Vnendlich reiner vnd ſyncerior vnbefleckter iſt Gottes liebe gegen vns. Darumb / weil die Weißheit Gottes ein ſolch vnbefleckt liecht iſt: So wirdSap. 7. ſie nach der art der Sonnen genant / Speculum ſine macula, ein vnbefle - fleckter Spiegel der Goͤttlichen Krafft.

Sehet8Vom erſten Tagewerck Gottes
Liecht fleuſtvber fluͤſſig auß der Sonnen.

Sehet wie das Liecht ſo reichlich / mildiglich / vberfluͤſſig außfleuſſet auß der Sonnen: Alſo gehet Gottes Liebe vberfluͤſſiger ja vnendtlicher weiſe vber vns. Die Sonne iſt vnparteiſch / ſie vergoͤnnet keinem Menſchen jr Liecht: Alſo gehet Gottes Liebe vber alle Welt. Sehet / wie inniglich das Liecht der Sonnen iſt / vnd gehet aus dem in - wendigſten Weſen der Sonnen: Alſo inniglich vnd hertzgruͤndtlich iſt Got - tes Liebe.

Ferner iſt zubetrachten / weil derDas euſ - ſerliche Liecht zeu get von dem inner lichen Liecht. Allmechtige GOtt der groſſen Welt vnnd den Leiblichen dingen ein euſſer - lich Liecht geſchaffen / ob Er dann nit auch ein Geiſtlich innerlich Liecht der Seelen verordnet habe. Dann das iſt je Natuͤrlich zuſchlieſſen: Hat Gott den Leiblichen dingen / oder dem Leibe deß Menſchen ein ſo ſchoͤn Liecht ver - ordnet / ſo hat Er vielmehr ein inner -Was der Seelen Liecht ſey? lich Liecht der Seelen verordnet. Diß Liecht der Seelen iſt Gott ſelbſt / vnſerHerr9dem Liecht. Herr Jeſus Chriſtus / vnd der H. Geiſt / von welchem vnſer Verſtandt durch Gottes erkentnuß im Glauben erleuchtet wird. Mache dich auff /Eſ. 40. 60 werde Liecht / dann dein Liecht kompt / vnd die Herrligkeit des Herrn gehet auff vber dir.

Gleich wie nun die Sonne die Welt erleuchtet: Alſo erleuchtet Chri - ſtus vnſere Seele. Diß iſt das war -Joh. 1. hafftige Liecht / welches alle Menſchen erleuchtet / ſo in dieſe Welt kommen. Darumb wird er von dem Propheten Malachia die Sonne der Gerechtig -Mala. 4. keit genant / vnd GOtt wird von S. Jacobo am 1. genant / ein Vater des Liechts / vnnd der H. Geiſt iſt in einer Fewrflammen im Munde der Apoſtel erſchienen / in Geſtalt Fewriger Zun - gen. Auß dieſem ewigen Liecht kompt nun das Liecht der Gnaden / das Liecht der Weißheit vnd Erkentniß Gottes / das Liecht der Warheit vnnd des Le - bens / das Liecht der Frewde / dz Liechtdeß10Vom erſten Tagewerck Gottesdeß Troſtes / das Liecht der Herrlig - keit Gottes / daß Liecht des Glaubens / vnd aller Chriſtlichen Tugende.

Das Liecht iſt die hoͤchſte Zierde /Dz Liecht iſt die hoͤchſte Zierde der Creaturẽ. Schmuck / vnd Herrligkeit der Creatu - ren / darumb ſtehet geſchrieben: Liecht iſt dein Kleidt / das du anhaſt. Vnd der H. Engel Zierde vnd Schmuck iſt die Klarheit des Herrn. Im ewigen Le -Pſal. 104. Luc. 2. Matth. 13 ben wird der Auſſerwehlten hoͤchſter ſchmuck ſein die Klarheit / vnd Liecht. Die Gerechten werden leuchten wie die Sonne in jhres Vaters Reich /Apoc. 12. welches in der Offenbahrung Johan - nis vorgebildet durch dz Weib mit der Sonnen bekleidet. Ja gleich wie das Liecht die ſchoͤnſte Zierde vnd ſchmuck iſt dieſer vergenglichen Welt: Alſo wird das ewige Liecht die hoͤchſte Zier -Apoc. 21. de vnd Herrligkeit ſein der zukuͤnfftigẽ Welt / deß Himliſchen Jeruſalems.

Je mehr Liechtes / je edler GeſchoͤpffJe mehr Liechts je Edler ge - ſchoͤpff. als wir ſehen an Engeln / an Sonne / Mond vnd Sternẽ / an Edelgeſteinen /an11dem Liecht. an Metallen: Alſo iſt auch die Tugend ein ſchoͤnes Liecht. Vnnd alle Gaben der Außerwehlten werden auß jhnen leuchten im ewigen Leben. Darumb dieſelbe einander vbertreffen werden /1. Cor. 15. wie die Sonne vnnd Sterne einander vbertreffen in jhrer Klarheit.

Das Liecht erfrewet vnd bringetDas Licht erfrewet. Frewde mit ſich / was wird aber das ewige Liecht fuͤr Frewde mit ſich brin - gen / wann der Tag deß ewigen Liechts wird anbrechen? Solte vns das ewige Liecht nicht mehr erfrewen koͤnnen dañ das vergengliche Liecht / welches viel Truͤbſal auff Erden beſcheinen muß?

Das Liecht erwecket die ſchlaf - fenden: Alſo Chriſtus vnſer LiechtDas Licht erwecket. wecket vns auff vom Schlaff der Suͤnden. Wache auff / der duEph. 5. Schleffeſt / ſo wird dich Chriſtus er - leuchten.

Das Liecht zeiget vns den Weg: Al -Das Licht zeiget den Weg. ſo ſpricht Chriſtus vnſer Herr: Ich bin dz Liecht der Welt / wer mir nachfolget /Joh. 8. 12.wird12Vom erſten Tagewerck Gotteswird nicht im Finſtern Wandeln / ſon - dern das Liecht des Lebens haben.

Das Licht fuͤhret mit ſich Le - bens krafft.

Das Liecht fuͤhret mit ſich eine verborgene Lebenskrafft: Alſo iſt Chriſtus vnſer Herr ein ſolch Liecht / in welchem war das Leben / vnnd das Leben iſt das Liecht der Menſchen. Joh. 1. Pſal. 27.Der Herr iſt mein Liecht vnd mein Heil / vnd meines Lebens krafft.

Das Licht ſiehet mã nicht ohn Liecht.

Das Liecht kan man ohn das Liecht nicht ſehen. Alſo kan man GOtt ohn GOtt / ohn Chriſtum ohn den H. Geiſt nicht erkennen. In dei -Pſal. 36. nem Liecht ſehen wir das Liecht.

Das Liecht vertreibet die Fin -Das Licht vertreꝛbet Finſter - nuͤß. ſterniß / vnd die Geiſter der Finſterniß. Alſo vertreibet Gottes Liecht in vns dz iſt Chriſtus den Vnglauben / vnd alle Wercke der Finſterniß / vnnd des Sa - thans / GOtt muß auch in vns ſpre - chen Es werde Liecht / wie im Werck der Schoͤpffung: Darumb ſagtPſal. 18. der 18. Pſalm: Du erleuchteſt meine Leuchte: Der HERRmein13dem Liecht. mein GOtt machet meine Finſternis liecht. Auff das er erſcheine denen / dieLuc. 1. da ſitzen im Finſternis vnd ſchatten des Todes. Ich ſahe einen Engel vonApoc. 18. Himmel herab ſteigen / von welches Klarheit die Erde erleuchtet ward.

Wañ des Tages Liecht hinweg wei -Auſſer dẽ Liecht iſt eitel Fin - ſterniß. chet / ſo gehet die nacht vnd Finſternis an / vnd gehet das finſtere Liecht der Mond auff / als das Nachtliecht: Alſo iſt auſſer Chriſto eitele Finſternis / vnd das rechte Nachtliecht der vernunfft verfinſtert den verſtandt.

Gleich wie nun die jennigen nerriſchDer Son - nen Liecht allen an - dern vor - zuziehen. thun / die mehr von dem Mond er - leuchtet werden wollen als von der Sonnen: Alſo thun die viel nerriſcher / ſo meher wollen erleuchtet werden von der Welt weißheit / als von Chriſto der Goͤttlichen ewigen weißheit. So ner - riſch es iſt / wann einer des Tages bey einem Liecht beſſer ſehen wolte als bey der Sonnen: Alſo nerriſch iſts / wann einer durch die Welt weißheit beſſerCſehen /14Vom erſten Tagewerck Gottesſehen / vñ kluͤger ſein wolte als durch die weißheit GOttes / welche iſt Chriſtus. O Thorheit / wann einer meinet mehr erleuchtet zuwerden durch die Creatur als durch den Schoͤpffer. Wer mich hie recht verſtehet / der hat den anfang zu der Goͤttlichen ewigen HimliſchenPſal. 119. weißheit / Welches der 119. Pſalm ſo embſig ſuchet / vnnd das Buch der Weißheit Salomonis.

Die Son - ne des Himmels zierde.

Die Sonne iſt eine Zierde des Himmels. Alſo Chriſtus der Herr iſt eine Zierde ſeiner Kirchen / vnd des newen Himmels vnd Erden in der zu - kuͤnfftigẽ Herrligkeit / da offenbar wird werden fuͤr aller Außerwehlten AugenCol. 1. Hebr. 1. wie er iſt der Glantz der Herrligkeit ſei - nes Vaters / vnd das Ebenbilde ſeines Goͤttlichen weſens.

Dz Liecht machet ei - ne liebli - che Woh - nung. 1. Tim. 6. Apoc. 21.

Das Liecht gibt vnd machet eine liebliche Wohnung: Alſo wohnet Gott in einem Liecht. Alſo hat er auch das Himliſche Jeruſalem zu einer liebli - chen Wohnung gemacht. Die Stadtbedarff15dem Liecht. bedarff keiner Sonnen vnd Mondes / ſondern die Herrligkeit des Herrn iſt jhr Liecht / vnnd das Lemblein Got - tes erleuchtet ſie.

Das Liecht offenbaret alles: AlſoDz Liecht offenba - ret alles. kan ſich nichts fuͤr dem vnendlichen Liecht Gottes verbergen / was im Himmel vnd Erden iſt auch was in al - len Geiſtern / in allen Seelen des Men -Hebr. 4. ſchen verborgen iſt / alſo / das ſich auch der geringſte gedancken des Menſchli - chen Hertzens fuͤr Gott nicht verber - gen kan. Vnſere vnerkante SuͤndePſal. 90. ſtelleſtu fuͤr dich ins Liecht fuͤr deinem Angeſicht. Du verſteheſt meine ge - dancken von ferne. Die WeißheitPſal. 139. Sap. 7. Gottes gehet durch alle Geiſter / wie ſcharff ſie ſein.

Das Liecht theilet ſich allen Creatu -Dz Liecht theilet ſich mit allen Creaturẽ. ren mit / vñ ergeuſt ſich vber die gantze Welt: Alſo theilet ſich Gott allen Creaturen mit / ſonderlich aber dem Menſchen / vnd iſt ſeine Frewde vnnd luſt den Menſchen gutes thun.

C 2Das16Vom erſten Tagewerck Gottes
Das Licht zeuget võ der ver - klaͤrung vnſerer Leiber.

Das Liecht vnd die Sonne iſt auch endlich ein Zeuge der verklerung vnſers Leibes vnd Seele der Auffer - ſtehung. Es geſchicht zwar die verkle - rung vnſer Seelen zum theil in dieſem Leben durch den H: Geiſt. Nun aber2. Cor. 3. ſpiegelt ſich in vns allen des Herrn klarheit mit auffgedecktem Angeſicht. Vnd wir werden verkleret in daſſelbe Bilde von einer Klarheit in die ander als vom Geiſt des Herren. Aber es iſt nur ein geringer anfang / vnd iſt Gantz vnvolkommen: Dort aber wird Leib vnd Seele verklaͤret werden mit ewiger vnauffhoͤrlicher klarheit vnnd1. Cor. 15. Herrligkeit / wie S. Paulus ſagt: Ein andere klarheit hat die Sonne / eine andere der Mond / eine andere die Sterne: Alſo wirds auch ſein in derDan. 12. Aufferſtehung der Gerechten. Die Lehrer werden leuchten wie deß Him -Matth. 13 mels Glantz / vnd wie die Sternen im - mer vnnd ewiglich. Die Gerechtenwerden17dem Liecht. werden leuchten wie die Sonne in jh - res Vaters Reich.

Deſſen Bild iſt die verklaͤrungVerklaͤ - rung Chri ſti ein bild vnſerer verklaͤ - rung. Chriſti / da ſein Andtlitz leuchtet wie die Sonne / vnd ſein Kleidt weiß wird wie der Schnee. Das war der Himliſche vbernatuͤrliche Candor oder weiſſes Liecht der ewigen Sonnen. Alſo glaͤn -Matth. 17 Exod. 34. tzet vnd leuchtet das Angeſicht Moſe / viel heller denn die Sonne / alſo das es2. Cor. 3. die Kinder Iſrael nicht anſehen kon - ten / vmb der Klarheit willen / vnd daſ - ſelbe daher / weil GOtt mit jhm geredt hatte / vnd war doch Moſe nur wenig Tage bey dem Herrn geweſen. Was wird denn fuͤr eine klarheit auß vns leuchten / wenn wir GOtt ewig wer - den beywohnen / vnd bey jhm ſein alle - zeit. Moſes Angeſicht leuchtet ſchreck - lich / Chriſti Angeſicht aber lieblich in ſeiner verklaͤrung.

Item / Apoc. 1. Leuchtet das An -Apoc. 1. geſicht deſſen / der die ſieben Sternen in ſeiner Handt hatte / wie die Sonne:C 3Vnd18Vom erſten Tagewerck Gottes / etc. Matth. 6. Luc. 11.Vnd alſo wird vns das Ewige Liecht / welches iſt Chriſtus an jenem Tage verklaͤren / das der gantze Leib wird er - leuchtet werden wie der Blitz.

Zum Beſchluß iſt auch zu wiſſen / das der guͤtige Schoͤpffer ein reines ſchoͤnes vnd anmuͤtiges Liecht / allen dingen eingeſchloſſen hab / wie die wiſ - ſen ſo die Natuͤrliche ſeparation ver - ſtehen / vnd die puritet vnnd reinigkeit aller ding / recht Philoſophiſch ſchei - den koͤnnen / von der Impuritet vnnd Finſterniß / vnd alſo koͤnnen alle ding Natuͤrlich perficirt werden in jhre Klarheit / denn das iſt jhre Natuͤrliche verklaͤrung: Vnd ein herrlich Augen - ſcheinlich Zeugniß der verklaͤrung vn - ſer Leiber am Juͤngſten Tage / wenn alle vnſauberkeit von Leib vnd See - le hindan wird geſcheiden ſein.

Das19Vom andern Tagewerck Gottes / etc.

Das II. Capittel. Vom andern Tagewerck Got - tes / dem Himmel. Wie der Himmel ein Zeuge Gottes iſt / vnd der ſchoͤnen Wohnung der Seligen.

Gen. 1. Vnd GOtt ſprach: Es werde eine Feſte zwiſchen dem Waſſer / vnd GOtt nen - net die Feſten Himmel Pſal. 104. Du Welbeſt oben mit Waſſer / Du fehreſt aus den Wolcken als auff einem Wa - gen / vnnd geheſt auff den Fittichen deß Windes. Pſal. 19. Die Himmel erzehlen die Ehre Gottes / vnnd die Feſte verkuͤndigt ſeiner Haͤn - de Werck.
C 4Ob20Vom andern Tagewerck Gottes
Worauß der Hun - mel ge - macht.

OB wol viel diſputiren iſt vn - ter den Theologis vnd Philo - ſophis von der materia vnnd Subſtantz deß Himmels: So wollen wir vns doch daran benuͤgen laſſen /Gen. 1. das GOtt der Herr ſpricht: Sit ex - panſio inter aquas. Es ſey eine Feſte zwiſchen dem Waſſer / Welches im Buch Job erklaͤret wird: ExpandesJob. 37. fortia æthera ſicut ſpeculum fu - ſum. Wirſtu den Himmel mit jhm außbreiten / der Feſte iſt wie ein gegoſ - ſen Spiegell.

Himmel auß Waſ - ſer ge - macht.

Darauß nicht vnfuͤglich konte geſchloſſen werden / das die Feſte zwi - ſchen dem Waſſer / das iſt / der Him - mel aus Waſſer gemacht ſey / welches das Wort Schanaim andeutet. Doch wollen wir hie mit Niemandt zancken vnd ſagen: Das vns die Ord -Was der Himmel ſey. nung der Elemente zuerkennen gibt / das der Himmel ſey das allerbeſten - digſte / reineſte / ſubtileſte / klareſte / lau - terſte Weſen der groſſen Welt / oderder21dem Himmel. der Waſſer vnd Lufft / geſcheiden von aller Elementiſchen grobheit / einHimmel iſt keiner corrupti - on vnter - worffen. durchſcheinendes / klares / vnuergeng - liches Corpus, welches von wegen der reinigkeit keiner corruption vn - terworffen. Denn es iſt von derſel - ben abgeſchieden / darumb kan keine corruption darein fallen / vnnd kan ſich mit der vnreinigkeit nimmermehr vermengen. Dann es ſein zwey con - trariæ Naturæ. Er iſt voller wun - derlicher Kraͤffte alle vntere dinge zu - regieren / vnd durch die Handt deß All - mechtigen geſtellet in die aller Zierlich - ſte vberauß raumeſte forma, der vnbe - greifflichen rotunditet, auff das nitHimmel iſt rund. allein in dieſer Circkel runde die weite expanſion der Lufft auch die Waſſer vnd Erd Kugel beſchloſſen vnd gehal - ten werde / alſo das kein Element von ſeiner ſtatt weichen mag / vmb welcher vrſach willen der Himmel das Firma - ment / oder die Feſte genant wird / ſon - dern / das er auch allen Elementen ſei -C 5nen22Vom andern Tagewerck Gottesnen einfluß durch die runde gleich auß - theilen konte.

Himmel iſt das ſubtileſte Corpus.

Darumb was dz weſen des Him - mels anlangt / ſo ſehet die Erde an / wie ſchwartz / grob / dicke ſie iſt / das nichts groͤbers ſein kan / darnach ſie - he das Waſſer an / wie viel ſubtiler / lauterer / klarer / reiner iſt es dann die Erde. Dann je weniger Erden damit vermiſchet / je reiner es iſt / alſo / das man etliche Elen tieff hinein ſe - hen mag. Siehe den Lufft an / der iſt abermals mehr clarificirt dann das Waſſer / vnd iſt gar durchſichtig vngreifflicher dann das Waſſer / ſo lauter vnd pur / das man gar nichts in jhm ſiehet. Itzt bedencke nun / wie vngleich dieſe corpora gegen einander ſein / die Erde gegen dem Waſſer / vnd das Waſſer gegen dem Lufft / wie ein groſſer vnterſcheid iſt zwiſchen jhnen der ſubſtantz halben? Itzt beden - cke nun das corpus des Himmels: Der iſt vber die Lufft / vnnd dasklar -23dem Himmel. klareſte / lauterſte Weſen. Vnd je rei - ner weſen / je Spiritualiſcher vnnd mehr kraffts da iſt.

Solte nun diß wunderſchoͤne / rei - ne / lautere weſen des Himmels mit al -Der Him - mel ein herrlicher Zeuge Gottes. len ſeinen eigenſchafften nit ein herrli - cher Zeuge Gottes ſein? Quid eſt - lum & totius naturæ decor aliud inquit quidam quàm quoddam ſpeculum, in quo ſummi opificis relucet Magiſterium? Was iſt der Himmel vñ die Zierde der gantzen Cre - atur / ſagt ein alter Schribent / anders dann ein Spiegel / in welchem da leuch - tet der hoͤchſten Werckmeiſters / Mei - ſterſtuͤck?

Dann ſo GOtt der Allmechtige ſo ein reines / lauteres / beſtendiges we -Gott viel reiner vñ ſubtiler als der Himmel. ſen geſchaffen / welches wir doch in dieſer bloͤdigkeit vnſers Verſtandes nicht außgruͤnden koͤnnen / was muß Er dann ſelbſt fuͤr ein reines / laute - res / Ewiges / Geiſtliches / vn - erforſchliches / vnaußdenckliches /vnauß -24Vom andern Tagewerck Gottesvnaußſprechliches Goͤttliches weſen ſein? Vnd ſo Er den Toͤdlichen Cre - aturen ſo einen ſchoͤnen Himmel ge - ſchaffen / in welchem ſie eingeſchloſſen vnnd erhalten werden / Was wird Er dann den vntoͤdtlichen vnſterblichen Creaturen fuͤr ein ſchoͤnes Hauß vnd Wohnung erbawet haben? Wir wiſ -2. Cor. 4. ſen / ſo vnſer Irrdiſch Hauß dieſer Huͤtten zubrochen wird / das wir einen Baw haben / den GOtt erbawet / ein Hauß nicht mit Haͤnden gemacht / dz Ewig iſt im Himmel / vnd wir ſehnen vns auch nach vnſer Wohnung / die vom Himmel iſt.

Groſſe hoͤ he vnnd weite deß Hunmels.

Was bedeutet die groſſe Hoͤhe vnd Weite des Himmels / dagegen die Erde ein Puͤnctlein iſt dann die vn - außdenckliche vnermeßliche groſſeEſa. 55. Gewalt vnd Weißheit Gottes? So viel hoͤher der Himmel iſt dann die Er - de / ſo viel ſind meine Gedancken hoͤher dann ewre Gedancken / vnnd meineWege25dem Himmel. Wege hoͤher dann ewre Wege / da - von im 4. Capittel weitleufftiger.

Was bedeutet die groſſe Circkel - runde des Himmels dann die Ewig - keit Gottes? Dann wie in einem Eir -Runde deß Him - mels. ckel weder anfang noch ende iſt: Alſo iſt auch in Gott weder anfang noch ende.

Was bedeutet die vnaußſprechli - che groſſe rotunditet des Himmels anders dann die Allgegenwart Got - tes? Dann ſo der Himmel alles be -Groſſe ro - tunditet deß Hun - mels. ſchleuſt / vnd mit vnermeßlicher Weite alles helt / hebt vnnd tregt / wie ſolte GOtt nicht alles beſchlieſſen / halten / heben vnnd tragen? Wer miſſet die Waſſer mit der Fauſt / vnd faſſet den Himmel mit Spanne / vnnd begreifft die Erde mit einem Dreyeling / vnndEſa. 40. Wieget die Berge mit einem Gewicht / vnd die Huͤgel mit einer Wage?

In einem Circkel iſt nichts vnten noch oben / ſondern alles zugleich vn - ten vnd oben: Alſo erfuͤllet Gott zu - gleich alles. Er erfuͤllet Himmel vndErden26Vom andern Tagewerck GottesDer Him - mel iſt al - lenthalbẽ oben.Erde / vnd iſt nicht weit von einem jeg - lichen vnter vns / Dann in jhm leben / webẽ / vñ ſind wir. Vnd ob gleich vnterAct. 17. vns auch Menſchen vnd viel ander Creaturen Gottes ſein / wie die runde der Erdẽ bezeuget: So hats doch Gott der Herr alſo geordnet / das allent - halben der Himmel oben iſt / vnd alles muß gegen Himmel vber ſich ſehen / vnd ſtehen / welches die vnermeßliche weite des Circkelrunden Himmels macht. Syrach am 43. ſpricht von der runde des Himmels: Er hat den Him - mel fein rundt gemacht vnd ſeine Hen - de haben jhn außgebreitet.

Was iſt die Feſte des Him̃els andersFeſte deß Himmels. dañ die ewige beſtendige Warheit Got - tes vnd ſeines Worts? Dann wer helt den Himmel / dz er nit falle? Welches ſind die Seulen / die jn Tragen? Oder woran hanget er? Nirgent an dañ am gewalt des Worts Gottes. Die Seu -Job. 26. len des Himmels zittern vnd entſetzen ſich fuͤr ſeinen ſchelten. Er helt ſeinen Stul / vnd bereitet die Wolcken dafuͤr.

Sie -27dem Himmel.

Siehe kan Gottes Wort den Him - mel alſo befeſtigen / vñ Er ſolte dir deineGottes Wort deß Himmels Feſte. zuſage nit halten? Helt vnd tregt Gott den Himmel durch ſein krefftiges Wort / vnd Er ſolte dich nicht koͤnnenHebr. 1. halten / heben vnd tragen?

Es ſol dich aber dieſer vnuergengli - cher Himmel hoͤher fuͤhren zu dem ver -Verbor - gener Himmel. borgenen Himmel / da dz liebliche we - ſen da Frewde iſt die fuͤlle / welches S. Paulus das Paradies vnd den dritten1. Reg. 8. Pſal. 16. 1. Cor. 11. 2. Cor. 12. 1. Thun. 3. Joh. 4. Matth. 13 Himmel nennet / vnd die Herligkeit / in welcher vnſer lieber Herr Jeſus Chri - ſtus auffgenommen / welches der Herr nennet ſeines Vaters Haus / da Er vns die ſtette bereitet / welcher auch genen - net wird aller Himmel Himmel.

Ja esſol dich dieſer vergengliche euſſerliche Himmel in dich ſelbſt fuͤh -Deß Gleu - bigẽ Men - ſchen Hertz iſt Gottes Himmel. ren / in dein eigen Hertz vnnd Seele. Da hat auch Gott ſeinen Himmel / in welchem Er Wohnet: So ſpicht der Hohe vnnd Erhabene / der EwigEſa. 57. wohnet / des Name Heilig iſt:Der28Vom andern Tagewerck GottesDer Ich Wohne in der hoͤhe / vnd im Heiligthumb / vnd in denen / ſo zuſchla - genes vnnd demuͤtiges Geiſtes ſind / auff das Ich erquicke das Hertz der gedemuͤtigten / vnnd den Geiſt des zer - ſchlagenen. Siehe da iſt GOtt mit ſeinem gantzen Reich in dir / wie davon gnugſam im Dritten Buch gemeldet iſt.

Letzlich ſo ſoll dich dieſer euſſerli -Newer Himmel. che Himmel fuͤhren zu dem Newen Himmel / von welchen S. Petrus1. Pet. 3. ſpricht: Wir warten eines newen Himmels vnnd einer newen Erden nach ſeiner Verheiſſung / in welchem Gerechtigkeit wohnet. Denn ob gleich der Himmel alſo pur vnnd rein von GOtt gemacht / das keine cor - ruption vnd verderbung drein fallen kan / dennoch ſo ſind die Himmel fuͤr GOtt nicht rein / ſagt der H. Job am 15. Darumb auch endtlich die Him - mel vergehen werden wie S. Petrus ſagt / vnd der 102. Pſalm ſpricht: DieHim -29dem Himmel. Himmel werden vergehen vnnd alle veralten wie ein Gewandt / ſie werden verwandelt werden wie ein Kleidt / wenn du ſie verwandeln wirſt. Dar - umb ſpricht S. Johannes Ich ſaheApoc. 21. einen newen Himmel vnd eine newe Erde / Dann der Erſte Himmel / vnd die erſte Erde vergieng / vnnd der auff dem Stuel ſaß / ſprach: Siehe / IchEſa. 65. machs alles new. Vnd der Prophet ſpricht: Siehe Ich will einen newen Himmel / vnd eine newe Erde ſchaf - fen / das man der vorigen nicht mehr gedencken ſoll. Was wird das fuͤr ei - ne ſchoͤne Stadt Gottes ſein / dz Him - liſche Jeruſalem / welcher Bawmeiſter iſt GOtt? Wer wils vns ſagen / weilsAct. 11. kein Auge geſehen / kein Ohr gehoͤrt / vnd in keines Menſchen Hertzen kom -1. Cor. 2. men / was GOtt bereitet hat denen / ſo jhn Lieb haben? Darumb der H. Evangeliſt Johannes das newe vndApoc. 21. Himliſche Jeruſalem beſchreibet durch ſolche dinge / ſo aus der NaturDgenom -30Vom andern Tagewerck Gottes / etc. genommen / vnd in der Natur die koͤſt - lichſten ſein / als das er ſagt / die Stadt ſey als ein durchſcheinendt Golt / der grund von Edelgeſteinen / die Thor von Perlen / vnnd ſey voll Liecht / Klarheit vnd Herrligkeit Gottes / die ſie erleuch - tet an ſtatt der Sonnen vnnd deß1. Cor. 15. Liechts. In dieſem newen Himmel wird Gott alles in allem ſein.

Das III. Capittel. Von dem dritten Tagewerck Gottes / nemlich von der ſcheidung der Waſſer von der Erden. Der Erdenkreiß / ſo vnter dem Him - mel mitten in der Welt ſchwebet / iſt ein Zeu - ge der Allmacht vnd Weißheit Gottes / vnd eine Schatzkammer der vber - reichen Mildigkeit deß guͤti - gen Schoͤpffers.

Gen. 1. GOtt ſprach Es ſamle ſich das Waſſer vnter dem Himmel an ſondere oͤrter / das man das Truckene ſehe /Vnd31Vom dritten Tagewerck Gottes / etc. Vnnd Gott nennet das Tru - cken die Erde. Pſal. 104. Die Erde iſt vol guͤter deß HErrn.

DIe Erde iſt die groͤbſte ſchwe - reſte Corporaliſch ſubſtantzWas die Erde ſey der groſſen Welt geſchieden von den Waſſern / vñ geſetzet durch die Gewalt Gottes ins centrum vnd mit - telpunct d groſſen Welt vnbeweglich / zu einem receptacul aller Himliſchen einfluß: Darumb ſie auch wegen der rotunditet deß Himmels in eine run - de Kugel geſetzet / die wirckung des Himmels allenthalben zuempfahen / vñ machet mit dem Waſſer einen glo - bum, vnd beſtehet im Waſſer. Vnd wird dieſe Erd: vnd Waſſer Kugel vom gewalt deß Luffts getragẽ durch krafft deß Allmechtigen Worts / voller leben - diges / verborgenes / vnſichtbares Sa - mens aller jhrer ſichtbaren Gewaͤchſe vnd Fruͤchten.

Da laſt vns nun bedencken / wie diß wunderliche Gebew der ErdenD 2mit32Vom dritten Tagewerck Gottesmit ſeinem grunde vnnd Fundament vns die Allmacht Gottes greifflich fuͤr die Augen ſtelle. Dann worauff ſte - het die Erde? Was ſind jhre Seu - len?

Worauff die Erde ſtehe?

Hie diſputiren die Gelerten / ob die Erde auff dem Waſſer ſtehe / oder ob ſie als das groͤbſte vnnd ſchwereſte Element das vnterſte ſey / vnnd das Fundament deß Waſſers / ita, ut ter - ra ſubſtrata ſit aquis.

Die da halten / das die Erde auffPſal. 24. dem Waſſer ſtehe / haben dieſe Spruͤ - che fuͤr ſich: Super vel ad maria fun - davit eam, & ſuper vel ad fluminaPſal. 136. præponit eam: Er hat jhn an die Meer gegruͤndet / vnd an den Waſſern bereitet. Qui extendit terras ſuper aquas: Der die Erde auffbreitet auff das Waſſer. Vnd der H. Chryſo - ſtomus ſchreibet: Die Erde iſt von GOtt alſo gegruͤndet / das ſie vnter ſich das Waſſer hab.

Die andern / die da wollen / dieErde33von der ſcheidung der WaſſerErde ſey der grund vnnd bodem deß Waſſers / haben dieſen Fundamenta. 1. Weil die Erde das ſchwereſte Ele - ment iſt / ſo habe ſichs zu vnterſt geſetzt / an die vnterſte ſtelle / vnd ſey das cen - trum worden der Welt / da ſie denn Natuͤrlich vnnd vnbeweglich Ruhet / vnd koͤnne von dannen nicht bewogen werden / ohne mit Gewalt / were dem - nach wieder die Natur / vnd ein Wun - derwerck wenn ſie anders wohin fallen ſolte. Dann ein jeglicher ort der auſ - ſerhalb dem Centro iſt / iſt hoͤher denn das centrum, darumb wohin auch die Erde bewogen wuͤrde / ſo muſte ſie vber ſich ſteigen / vnnd muſte demnach die Erde ſo ſie fallen wolte / vber ſich fallen welches vnmuͤglich iſt. Das hab auch der 104. Pſalm andeuten wollen / der du die Erde gruͤndeſt auff jhrem boden / das ſie klebet jmmer vnd ewiglich: Dz iſt die Erde Ruhet im centro vnbe - weglich / darauß ſie nicht fallen kan. Zum andern fuͤhren ſie auch dieſen be -D 3weiß34Vom dritten Tagewerck Gottesweiß / das die Schiffleute durch den Bleywurff vnd Inſtrument den grund vnd die tieffe deß Meers ſuchen vñ fin - den / vñ erkleren die Spruͤche der Pſal - men von der ſcheidung des WaſſersGen. 1. von dem trucken / wie Moſes ſchreibet.

Es ſol vns aber der H. Apoſtel Petrus dieſen ſtreit entſcheiden / da er2. Pct. 3. ſpricht: Die Erde iſt auß den Waſ - ſern / vnd in dem Waſſer / oder durch Waſſer beſtanden (wie es in ſeiner ſprache lautet (durch Gottes Wort. Da bezeuget der H. Apoſtel / dz die Er - de im Waſſer beſtehe / vnd mache alſo mit dem Waſſer einen globum: Das ſie auch im Waſſer vnd durch Waſſer befeſtiget ſey.

Dieſe ſchreckliche groſſe Waſſer vñ Erdkugel woran hanget ſie? Wer tregt ſie? Welches ſind jhre Seulen? Hoͤret was der H. Job ſpricht: Es hanget dieJob. 26. Erde an nichts. Das ſaget er darumb / weil die groſſe vngehewre Waſſer vnd Erdkugel im mittel der Welt ſchwebet / in der Lufft vnter dem Him̃el vnd wirdvon35von der ſcheidung der Waſſer. von der Lufft in d groſſen Expanſion getragen / weil die Erde gleichſam in die Waſſer eingewickelt iſt / wie der 104. Pſalm ſagt: Mit der tieffe deckeſtu es als mit einẽ Kleidt. Vnd weil Lufft vñ Waſſer eine nahe Verwandniß haben dz ſie einander tragen / wie wir ſehen an den Wolcken / was fuͤr eine groſſe Laſt Waſſer dieſelbe in ſich halten / vñ wer - den gleichwol von der Lufft getragen / dz ſie nicht herab fallen. Dann eine ſol - che hebende vnd tragende Krafft iſt derJob. 26. Lufft eigenſchafftẽ / er faſſet dz Waſſer zuſammen in ſeinen Wolcken / vnd die Wolcken zerreiſſen darunter nicht.

Iſts nit ein groß wunder / dz durch die expanſion des Himmels die WeltOrdnung der vier Elemen - ten. alſo befeſtiget / vnd vmbſchloſſen / dz die 4. Elementa alſo zuſammen gehalten / vnd in einander gefuͤgt ſein / das keins zuruͤck weichen kan? Als / dz Ich ein einfeltiges Gleichnuß gebe / in einẽ Ey iſt erſtlich dz klar / in der mitten hanget die runde Kugel deß Dotters / vnndD 4die36Vom dritten Tagewerck Gottesdie beyde ſind mit einẽ Haͤutlein vber - zogen / vnnd außwendig iſts mit einer Schalen befeſtiget / dz nichts weichen kan: Alſo hangen die Element in ein - ander / vnnd eins helt vnd tregt das an - der. Der Himmel befeſtiget alles vnd leſſet nichts von ſeiner ſtatt wei - chen ratione vacui, darumb / das die Natur keine leere ſtatt leidet. Darumb ſchweben die ſchweren Regenwolcken in der Lufft vnd fallen nicht.

Dieſe befeſtigung deß ErdbodensBefeſti - gung der Erden im Waſſer. im Waſſer vnnd durch Waſſer in der mitten vnd centro der groſſen weiten Expanſion der Lufft / iſt ein vberauß groſſer Zeuge der Allmacht Gottes /Job. 38. welche vns der H. Job zu Gemuͤt fuͤh - ret: Wo wareſtu / da Ich die Erde gruͤndet? Weiſtu / wer Ihr das maß geſetzet hat? Vnd wer hat jhr den Eck - ſtein gelegt? Da wir hoͤren / das diß Fundament vnnd grund deß Erdbo - dens keine vernunfft erforſchen mag / ſondern ſolches der Gewalt vnnd All -macht37Von der ſcheidung der Waſſer. macht Gottes zuſchreiben muß. Dañ es iſt gar ein groß vnnd vnbegreifflich wunder / das die groſſe Erd Kugel alſo im Waſſer beſtehet / vnd doch nicht in die Tieffe hinein ſincket / vnd vnterge - het. Davon ſagt der 46. Pſalm. Dar - umb fuͤrchten wir vns nicht / wann gleich die Welt vntergienge / vnnd die Berge mitten ins Meer ſuͤncken / wañ gleich das Meer Wuͤtet vnd Wallet / vnnd von ſeinem vngeſtuͤm die Berge einfielen.

Darauß iſt vnter andern abzuneh - men / was fuͤr ein groß Wunder vnndBefeſti - gung der Erden zeu get von Gottes Weißheit. Gewalt / auch groſſe Weißheit Got - tes ſey / das die Erde alſo feſte gegruͤn - det iſt / vnd befeſtiget im Waſſer. Dar - umb ſpricht die Weißheit Gottes: Da Ich den grund der Erden legt / da warProv. 8. Ich der Werckmeiſter bey jhm / vnd da Er die Berge einſencket.

Diß iſt nun der[Erdboden] / vberDie Erde ein Edles Fruchtba - res Ele - ment. welchen der Allmechtige GOtt den Adam mit ſeine Nachkommen geſetzetD 5hat.38Vom dritten Tagewerck Gotteshat Pſal. 115. Die Erde hat er den Menſchen Kindern geben. Vnnd ob wol die Erde außwendig vngeſtalt / grob / hart / dick / finſter / todt / duͤrr / vnd kalt iſt: So iſt ſie doch inwendig ein Edles lebendiges Element / von dem Schoͤpffer mit vielen Segen / vnauff - hoͤrlicher Fruchtbarkeit vnnd Sam - krefften erfuͤllet / die nimmer ruhen / ſondern als verborgene lebendige aſtra jmmer Arbeiten / vnd keine Ruhe habẽ / biß ſie jre Leibliche Fruͤchte herfuͤr trei - ben / vnd auff dz aller zierlichſte außar - beiten mit Form / proportion, Klei - dung / Geruch Geſchmack / vñ Farben / dadurch ſie dem Menſchen jr inwendi - ge Krafft vnd vermuͤgen anzeigen.

Vernewe - rung der Erdge - wechß.

Da treten die Erdtgewechß herfuͤr auß der Erden / als auß jhrer Schlaff - kammer / vnd haben abgelegt den alten Leib / vnd einen newen angenom̃en / der zart / Jung bluͤhend iſt / dann der alte iſt verfaulet vnd geſtorbẽ. Sie haben den alten Rock außgezogen / vnd ein newesKleidt39von der ſcheidung der Waſſer. Kleidt angelegt / dann das alte war zu - riſſen / verweſet / vngeſtalt / vnnd heß - lich worden / hat die Farbe / geſtalt vnd geruch verloren.

Als dann fahen ſie an durch jhre ſchoͤne vernewerte Geſtalt / vnd EdlenAlloqui - um rerum e terra naſcenti - um. Geruch vnnd Farbe mit vns zureden. Dann dz iſt jre Sprache. Als wollen ſie ſagen: Sehet jr Menſchen Kinder jhr vngleubigen / wir waren Tod / vnd ſind Lebendig worden. Wir haben vnſern alten Leib vñ Kleider abgelegt / vñ ſind newe Creaturen worden. Wir haben vns ernewert in noſtro fonte, in vn - ſerm Vrſprung. Ziehet jr auch ewren alten Menſchen auß / vnd ziehet den ne -Eph. 4. wen Menſchen an. Erinnert euch auch in ewrem ewigen Vrſprung / welcher iſt Gott ewer Schoͤpffer / nach welchẽ jhr Gebildet ſeidt. Vnd ſo jr das thut / werdet jr in dem groſſen Sommer deß Juͤngſten Tages / nach dem jhr ew - ren alten verweßlichen Leib abge - legt / wieder herfuͤr gehen auß derErden40Vom dritten Tagewerck GottesErden / gleich wie wir / mit newen Lei - ber mit ſchoͤnen Kleidern der verkle - rung / welche ſchoͤner leuchten werden dann vnſer Farben / die wir jtzo mit ge - bracht haben. Vnter deſſen / weil jhr in dieſem Elenden Leben wallet / ſorgetMatth. 6. nit fuͤr ewren Leib. Sehet wie ſchoͤn hat vns vnſer Schoͤpffer auffs newe ge - kleidet mit ſo ſchoͤnen Farben / Vnnd hat vns nun ſo viel tauſent Jahr daher ſeit der erſten Schoͤpffung alle Jahr einen newen Leib / vñ ein new Kleid ge - geben zum zeugnis ſeiner guͤtigkeit. Sehet wir geben euch alle vnſere Kreff - te / Dann vnſer Krafft dienet vns nicht ſelbſt / ſondern euch. Wir bluͤhen vns nicht ſelbſt ſondern euch / Ja Gottes guͤtigkeit bluͤet euch in vns / vnd jhr moͤ - get wol ſagen / das Gottes guͤte in vns bluͤhet / vnd euch mit jhren geruch durch vns erquicket.

Erdge - wechßviel faltigeZeu gen Got - tes.

Wer ſiehet nun nicht alhier vnter dẽ Erdgewechſẽ allein viel tauſent Zeu - gẽ der Liebe guͤte / vnd Allmacht Got - tes? Da hatGott zugeruͤſtet eine groſſeApo -41von der ſcheidung der Waſſer. Apoteck / vnd ein groß Kraͤuter Buch gantz Wuͤnderlich vnd vollkoͤmlich ge - ſchrieben. Dz iſt ein Lebendiges Buch / nicht wie man die Kraͤuter in Buͤchern beſchreibt / vnd als einen todten Schat - ten abmahlet / ſondern in Gottes Buch ſind lebendige Buchſtaben / wel - che allen Menſehen / groß vnnd klein / gelert vnd vngelert fuͤr Augen geſtellet werden / allein das ſie nicht von Jeder - man recht geleſen werden koͤnnen / dar - umb dz ſie die ſchoͤne herliche ſignatur der Kraͤuter nicht kennen: Dieſelbe muß man zuuor wiſſen. So kan man dieſe herrliche ſchoͤne lebendige Buch - ſtaben leſen vnd zuſammen ſetzen.

Bedencke allhie die Weißheit vndKraͤuter Zeugen von Got - tes Weiß - heit vnnd guͤtigkeit. guͤtigkeit Gottes. Du wirſt an einem Kraut vnd Bluͤmlein ſonderliche zei - chen finden / welche ſind die Lebendige Handtſchrifft vñ vberſchrifft Gottes / damit er jedes Kraut gezeichnet nach ſeiner verborgenen krafft ſo Kuͤnſtlich / ſo wuͤnderlich / ſo zierlich / dz kein Kuͤnſt - ler wird ſo eigentlich nachmalen koͤnnẽ. Ja mit42Vom dritten Tagewerck GottesJa mit der euſſerlichen Form vnd pro - portion zeigen ſie offt an jre verborge - ne Krafft. Dann eins hat die GeſtaltSignatur der Kraͤu - ter. eines Haupts / ein anders die Geſtalt vnd Signatur der Augen / dz dritte der Zeen / das vierdte der Zungen / das fuͤnffte der Hende vnd Fuͤſſe / dz ſechſte des Hertzens / der Leber / der Blaſen / der Nieren / der Wunden / vnd derglei - chen. Vnd dz liegt da fuͤr deinen Augen allenthalben. So bald du auff einen gruͤnẽ raſen tritteſt / ſo haſtu vnter dei - nen Fuͤſſen deine Speiſe vnd Artzney. Dann in dem allergeringſten Graͤßlein vnd Saͤmlein / welches du gar gering vnnd fuͤr vnnuͤtz achteſt / iſt groͤſſere Weißheit Gottes / Krafft vnnd Wir - ckung als du ergruͤnden kanſt. Dann Gott hat nichts vnnuͤtzes geſchaffen. Darumb ſiehe zu / dz du Gott in ſeinenTauſende theil der Krafft in Kraͤutern noch vner gruͤndet. Wercken nicht verachteſt. Ich ſage dir / es iſt der tauſende theil der Kraͤuter krafft noch nie ergruͤndet.

Wo du nun nicht allein die euſſer - liehe Form vnnd Signatur erkenneſt /ſon -43von der ſcheidung der Waſſer. ſondern die innerliche verborgene form vñ dieſelbe offenbar macheſt durch die Kunſt ď ſcheidung / dz du herauß zieheſt die Krafft / in welcher die rechte ArtzneyScheidũg deroſſentz in kraͤu - tern von den Scha - len heuß - lein. liegt / die Pur lautere Eſſentz vnd hel - les Liecht auß jhrem Schalenhaͤußlein vnd Keſtlein / darein ſie Gott der Herr gelegt hat: So wirſtu erſt die guͤte deß Schoͤpffers ſchmecken in ſeinem Werck / vnd jhn von Hertzen Preiſen / das er den bloͤden elenden Menſchen in ſeinen gepreſten vnnd ſchmertzlichen Kranckheiten ſolche linderung / huͤlffe vnd ſuͤſſigkeit geſchaffen hat.

Siehe / wie hat der guͤtige Schoͤpf -Speiſe der Thier vnd Vogel. fer allen Vogelen vnter dem Himmel allen Thieren / die einen Lebendigen Othem haben / ſo wunderliche manni - cherley Speiſe verordnet / dz ſie zu eſſen haben auff dem Erdbodem. Da ſiche / wie GOtt Speiſe gibt allem Fleiſch. Der Herr leſſet Graß wachſen fuͤr das Viehe / vnnd Saat zu nutz den Menſchen / das er Brot auß der Erdenbringe.44Vom dritten Tagewerck GottesPſal. 104.bringe. Alſo iſt die Erde eine groſſe Schatz: vnd Speiſekammer Gottes / darin ein groſſer Segen vnd Vorraht fuͤr Menſchen vnnd Viehe / daß derPſal. 33. Pſalm wol ſagen mag: Die Erde iſt vollguͤter des Herrn.

Speiſe des Brots

Ein groß wunderwerck der guͤtig - keit Gottes iſt / daß das Brot den gan - tzen Leib ſpeiſet / alſo / das in einem biſſen Brot aller Glieder des gantzen euſſerlichen Leibes ſpeiſe ſein kan / vnd theilet ſich die Krafft eines biſſen Brots aus in den gantzen Leib / da ſonſt alle andere Gewechſe vnd Kreuter ei - tel particular ſeyn / auff diß oder je - nes Glied des Menſchlichen Leibes entweder zur geſundheit / oder die kranckheit zu vertreiben verordnet die offt einem Glied dienen / dem an - dern nicht. Allein das Brot iſt eineBrot iſt ein allge - meine ſpei ſe des gan tzẽ Leibes. vniuerſalſpeiſe / Darumb der ewige Sohn Gottes ſich ſelbſt das lebendige Brot nennet / den gantzen Menſchen an Leib / Seele / vnd geiſt zu ſpeiſen vnd zuerhalten.

Ein45von der ſcheidung der Waſſer.

Ein groß Wunder iſts / das in ei - nem kleinen Samlein ſo ein groß Ge -In einem Sahmen liegt der gantze Bawm verborgẽ. wechß / ja ein groſſer Bawm verborgen liegt mit ſeiner Wurtzel / Stam̃ / Eſten / Blettern / Samen / Fruͤchte / da ein je - der eine ſondere Krafft hat / vnd den Menſchen ſondere Artzney vnd Spei - ſe gibt / ja dz alle Jahr ſolche Samen vnnd Fruͤchte wieder kommen. Das liegt alles in Spiritu ſeminis in dem verborgenen Geiſt deß Samens. Da liegen ſo mannicherley Kreffte / die ſich alſo außtheilen in ſo vielfeltige groſſe / breite / hoͤhe vnd lenge. Mercke hie was ein Spiritus fuͤr Kreffte habe.

Siehe an / wie Graß vnd Kraut /Kleider vnd Bette wachſen auß der Erde. ſo das Viehe vnd Vogel eſſen / deine Speiſe werden durch Milch vñ Fleiſch der Thier / ja wie dein Kleid vnd Bette auß der Erden wechſet / wann Thier vnd Vogelein durch Graß vnd Kraut Geſpeiſet werden / wie dem Schaͤfflein ſeine Wolle wechſet durch gruͤne Wei - de / vnd den Vogelein jhre Federlein.

EInſon -46Vom dritten Tagewerck Gottes

Inſonderheit von Kreutern vnd Beumen zu reden iſt hie vnſer fuͤrneh - men nit / ſonſt koͤnte vom Feigenbaum geſagt werden / wie denſelben der Herr verfluchet hat / von dem Oelbaum vndGen. 8. Oelblat / ſo das Taͤublein Noæ mit in die Archen bracht / vom jmmergruͤnen -Pſal. 92. den Palmbaum. Der Gerechte wird gruͤnẽ wie ein Palmbaum / von Cedern / von Gewuͤrtzen / daraus Moſes das Heilige Rauchwerck machte / von dem Edlen koͤſtlichen Balſam / welcher vns den H. Geiſt fuͤrbildet / vnd die Auffer - ſtehung der Todten / weil er die Todten Coͤrper erhelt / vom Wein vnd Wein - ſtock / vñ von allen andern Gewechſen / davon der H. Geiſt Gleichnuſſen nimpt vnnd einfuͤhret / vns damit das Himmelreich einzubilden.

Frucht - barkeit der Erdẽ. Pſal. 65.

Von der Fruchtbarkeit der Erden ſagt der Pſalm herꝛlich: Du ſucheſt das Land heim vnnd Weſſerſts. Gottes Bruͤnnlein hat Waſſers die fuͤlle. Du macheſt die Erde voll Fruͤchte / die duſchaf -47von der ſcheidung der Waſſer. ſchaffeſt / vnd feuchteſt jre furchen. Du netzeſt ſein gepfluͤgtes / mit Regen ma - cheſtu es weich / vnd Segneſt ſein Ge - wechß. Du kroͤneſt dz Jahr mit deinem Gut / vnd deine Fußſtapffen trieffen võ Fett / das iſt / es bringt ein jeder Monat ſeine eigene Fruͤchte auß der groſſen Speiſekammer Gottes / der guͤtigen Erden herfuͤr.

Die Erde iſt vnfruchtbar wordenErden vmb der Suͤnde willen ver flucht. durch den Fluch deß Allmechtigen. Auß dem Fluch wechſet dz vnkraut / ſo die guten Erdgewechſe verderbet. Ver - flucht ſey der Acker vmb deinent willẽ /Gen. 3. Dorn vñ Diſtel ſol er dir tragen. Dar - umb von Gott die Fruchtbarkeit vnnd Gedeyen zuerbitten / ſonſt hilfft kein Pfluͤgen / kein Seen / kein Bawẽ noch Pflantzen. GOtt muß das Gedeyen darzu geben. Vnd der Pſalm ſpricht:Pſal. 107 Das ein Fruchtbar Land nit tregt vmb der Suͤnde willen derer / die darauff wohnen.

Es ſoll vns aber die wunderliche vn -Zukuͤnff - tige nowe Erde. außſprechliche Fruchtbarkeit ď ErdenE 2erin -48Vom dritten Tagewerck Gotteserinnern der newen Erden / welcher wir warten / darinnen Gerechtig keit woh - net / da der Fluch nicht wird ſein wie in1. Petr. 3. dieſer vergenglichen Erde / die dem Fluch vnterworffen / ſondern da der rechte Segen wird offenbar werden mit vnzehligen ewigen Himliſchen Le - benskrefften / da die newe Erde wird das newe Paradieß ſein voller Himli - ſcher amœnitet, Luſt vnnd Frewde. Da werden wir ſagen. Flores appa - ruerunt in terra noſtra. Die BlumẽCant. 2. ſind herfuͤr kom̃en in vnſerm Lande. O Liebliche Himliſche Frewdenbluͤmlein.

Es iſt auch eine ſonderbare herrli -Berge der Erdẽ zierd. che zierde der Erden / das ſie Gott mit ſo mannicherleyen hohen luſtigen Ber - gen gezieret hat davon ſagt der Pſalm:Pſal. 104. Die Berge gehen hoch herfuͤr / vnd die breiten ſetzen ſich herunter zum ort / den du jhnen gegruͤndet haſt.

Die Berge ſind Gottes Schatz - kam̃er / darin allerley Metall durch die Natur bereitet wird. Dann ſie ſind alsNatuͤr -49von der ſcheidung der Waſſer. Natuͤrliche Diſtillirofen / darin GottBerge ſind Na - tuͤrliche Diſtillir - ofen. alle Metalliſche vñ Mineraliſche ding kochet vñ zeitiget. Vnd ſind in die Ber - ge eingeſchloſſen die vier Elementa / Fewr vnd Dampff / Lufft vnd Dunſt / Waſſer vnd Erde. Vnd die Erde / dar - in die Metalliſchen ding wachſen ſind die Steine / vnnd das Geſtein iſt der Metallen Wurtzel vnd Samen.

Es muͤſſen aber die Berge Natuͤrli - cher weiſe hoch vber der Erden genIn den Bergen werden ſonderlich die Hunli - ſchen influ enttz ge - ſpuͤret. Him̃el ſtehen / weil die Natuͤrliche in - fluentz vnnd einfluß deß Himels vñ der Sternen ſonderlich in den hohen Gebirgen ſeine Wirckung hat in ko - chung vnd zeitigung der Metallen. Ja es lehret die erfahrung dz die kreſſtig - ſten Kraͤuter auff den hohen GebirgenKrefftig - ſte Kreu - ter auff hohen Ge birgen. wachſen von wegen der influentz vnd einfluͤß deß Himmels / auch alſo / das wañ ſolche Kraͤuter von hohen Gebir - gen in die Garten gepflantzet werden / ſo verlieren ſie jhre kreffte. Dann der einfluß deß Himmels entgehet jhnen. E 3Daher50Vom dritten Tagewerck GottesDaher von Hyppocrate geſchrieben iſt / das er alle ſeine Kraͤuter / damit er curirt hat / auff den hohen Gebirgen geſamlet hat.

Daher kompts nun / das etliche Ge - birge wuͤnderliche ſonderliche gewechß bringen / inwendig vñ außwendig / nach dem der einfluß des Himmels iſt. Vnd iſt gewiß / wo etwa eine ſonderliche nutzbare guͤtigkeit vñ einfluß deß Him - mels iſt / vnter ſolchẽ Geſtirn liegt etwa ein ſolcher Berg / ď dieſelb influentz anGott hat ſonderlich die Berge alſo zer - ſtrewet. ſich zeugt. Darumb die Berge nit ohn gefehr hie vñ dahin zuſtrewet liegẽ / wie etwa die Kinder hie vnd dahin Stein - hauffen zuſammen tragen / ſondern durch ſonderbare ordnung vñ außthei - lung Gottes liegen die Berge vnter einer gewiſſen influentz vnd wirckung deß Himels. Darumb ſtehet im Pſal -Pſal. 104 men / dz die Berge hoch herfuͤr gehen / vnnd die breiten ſich dahin ſetzen zum orth / den jhnen Gott gegruͤndet hat.

Berge Gottes.

Hiebey ſollen wir vns erinnern der Berge Gottes / das iſt / des SchutzesGottes51von der ſcheidung der Waſſer. Gottes. Ich hebe meine Augen auff zuPſal. 121. den Bergẽ / võ welehẽ mir huͤlffe kompt: Vnd ď Kirchen Gottes. Laß die Ber - ge den Friede bringen / vnd die HuͤgelEſa. 45. die Gerechtigkeit. Sind zwey ſchoͤne Berge Gottes.

So iſts auch eine ſonderliche groſſeQuelle der Brun - nen. Liebligkeit vnnd zierde der Erden das Gott in den Gruͤnden leſſet Brunnen quellen / das die Waſſer zwiſchen den Bergen hinflieſſen vnd ob wol die be - ſchreibung der Brunnen eigentlich nit hieher ſondern zum fuͤnfften Tage - Werck gehoͤren / ſo ſetzet doch in dieſen 104. Pſalm. Der Koͤnigliche ProphetPſal. 104. Berge vnd Brunnen zuſammen / weil aus den Bergen die Brunnen vnnd Waſſerfluͤß entſpringen / vnd ď Him - mel eine ſonderliche vereinigung hat mit den Bergen vnd Brunnen.

Vom Vrſprung der Brunnen vndVrſprũg der Brun - nen. Waſſerquellẽ / darauß dañ groſſe fluͤſſe werdẽ / ſind viel luſtige diſputationes. Etliche ſchreiben / dz die WaſſerquellenE 4jhren52Vom dritten Tagewerck Gottesjhren ſonderlichen verborgenen Sa - men habẽ / darauß ſie wachſen / wie ein Bawm auß einem Kern / oder auß der Wurtzel / der ſich hernach in viel Zwei - ge außtheilet: Alſo eine Waſſerquelle theilet ſich auß in viel Stroͤme. Man findet auch oͤrther / da vor zeiten / vor etliche hundert Jahren groſſe Waſſer - fluͤß hergefloſſen ſein / die jtzo nit mehr da ſein / vnnd als ein Bawm in ſeiner Wurtzel außgedorret. Die vrſach iſt dieſe / das die Brunnen eine groſſe ver - wandniß haben mit dem Geſtirn. Das hanget alles verborgener vnſichtbarer weiſe an einander als an einer vnſicht - baren kette. Daher kompts / dz wo waſ - ſerreiche quellen ſein / da iſt ein guͤtiges Geſtirn / vñ ein Fruchtbar Land. Wañ aber der Himel ſeine influentz wieder zuruͤck zeugt / vñ die Waſſerſternen nit Wirckẽ / die ſtellæ Aquoſæ & pluvia - les, wie ď Poet ſagt: Hyades ſignum pluviale capellæ: So vertrucknen die Brunnẽ / wie mã ſihet in groſſer duͤrrerzeit:53von der ſcheidung der Waſſer. zeit: Wanns lang nicht regnet / ſo ver - trucknen auch die Waſſerreichſten Quellẽ / ja groſſe Waſſerſtroͤme. Dar - umb iſts eine wunderlich conſonantz vnd verwandnuß des Himmels vnd der Erden. Das hat man leider im Jahre 1601. erfahren / das in Frießland vnd Holland / ſo duͤrre zeit geweſen / weil es ſo lang nicht geregnet / das kein Graß gewachſen / vnnd die Brunnen außgetrucknet / alſo / daß das Viche die Wurtzeln des Graſes aus der Er - den gefreſſen / vnd ſich mit Erde begert zu ſettigen. Darauff gemeiniglich boͤſe zeit erfolget.

Der Prediger Salomonis ſpricht:Eccleſ. 1. Waſſer kommen aus dem Meer. Alle Waſſer lauffen ins Meer / noch wird das Meer nicht voller. An den Ort / da ſie herflieſſen / da flieſſen ſie wieder hin. Ob wol die Waſſer aus dem Meer durch die Erde dringen / vnd dardurch ſich reinigen vnd diſtil - liren von jhrer ſaltzigkeit: Dennoch ſo brechen ſie nicht an allen orten aus /E 5vnd54Vom dritten Tagewerck Gottesvnnd werden nicht Brunnen an allen Orten / ſondern an den Ortern / da Gott wil / da Gott die ſemina fonti - um, vnd influentiam cœleſtem hin - geordnet vnd gelegt hat. Darumb ſte -Pſal. 104. het im Pſalmen: Du leſſeſt Brunnen quellen. Vnd jr außbruch vnd ſtetigerStetigwe render quell der Brunnen em Bild deß ewigẽ Lebens. immerwehrender ausfluß iſt eine groſ - ſe Gabe Gottes / ein groſſes Wunder / vnd ein Bilde deß ewigen Lebens. Per - petui fontes, vitæq; perennis ima - go.

Iſts nicht ein groß Wunder / das man Brunnen ſindet / die ſo heiß Waſ - ſer geben / das man Huͤner vnd Gaͤnſe darin bruͤen kan? Wie viel koͤſtlicheMancher - ley Wun - derliche Brunnen. Artzneyiſche Brunnen ſind hin vnnd wieder / die man thermas, warme Ba - der nennet? So ſind auch Sawrbrun - nen / Saltzbrunnen / bittere Brunnen / vnd dergleichen. Bey den Garamantẽ findet man Brunnen / die des Nachts ſo heiß ſein / das man ſie nit kan anruͤ - ren / vnd des Tages ſo kalt / das mans nicht trincken kan. Alſo hat Gott Artz -neiſche55von der ſcheidung der Waſſer. neiſche Brunnen vnd Speiſebrunnen geſchaffen. Darumb ſpricht der PſalmPſal. 104 ferner: Das alle Thier auff dem Felde trincken / vñ dz Wilt ſeinen durſt leſche.

Es fuͤhret aber der Prophet dar - umb das Wilt ein / denen Gott zu gut die Brunnen geſchaffen / das wir ge - dencken ſollen: Sorget Gott fuͤr das Viehe / vielmehr fuͤr vns. Der Pro - phet Joel ſpricht: Es ſchreyen auch dieJoel. 1. Wilden Thier zu dir / dann die Waſ - ſerbaͤche ſind außgetrucknet / vielmehr ſollẽ wir zu Gott ruffen in vnſer noth.

Vnd weils luſtige Orter ſein / daVoͤglein bey den Brunnen. die Brunnen vnd Baͤchlein flieſſen / ſo ſitzen auch daſelbſt gern die Vogel deß Himmels / vnd ſingen vnter den zwei - gen. Dz iſt eine ſchoͤne Muſica die hat jhnen Gott der Herr im gruͤnen Wal - de zugerichtet / auff das ſein Lob an al - len Orten erſchalle / vnnd die Er - de deſſelben voll werde / auff das auch wir Menſchen von den Cre - aturen lernen ſollen / das alleCrea -56Vom dritten Tagewerck GottesCreaturen / ſonderlich aber der Menſch zu Gottes Lob erſchaffen ſey.

Gnaden - bruñ Chri ſtus.

Hiebey ſollen wir vns auch erin - nern des Gnadenbrunnen / des Heil - brunnen / der lebendigen Quelle / wel -Eſa. 12. che iſt Chriſtus. Ihr werdet mit freu - den Waſſer ſchepffen aus dem Heil -Pſal. 36. brunnen. Bey dir iſt die lebendige Quelle / vnnd in deinem Liecht ſehenEſa. 55. wir das Liecht. Wollan / alle die jhr duͤrſtig ſeyt / kommet her zum Waſ -Apoc. 7. ſer / ꝛc. Das Lemblein Gottes wird ſie fuͤhren zum lebendigen Waſſerbrun - nen / vnnd alle jhre Thraͤnen abwi - ſchen.

Es gibt vns auch offtangezognerPſal. 104. Pſalm / ſo auch herrlich von dieſen dritten Tagewerck GOttes von der Erden zeuget / zu betrachten ſiebenner -Siebene - ley herrli - che Ge - ſchoͤpff Gottes aus der Erden. ley herrliche geſchoͤpff Gottes / ſo aus der Erden kommen / die auch jhre Geiſtliche bedeutung haben. Dann vors erſte redet der H. Prophet von der Erden in gemein / wie ſie Gott ge -gruͤndet57Von der ſcheidung der Waſſer. gruͤndet / mit Waſſer bekleidet / mit Bergen gezieret / mit Brunnen erfuͤl - let vnd geſchmuͤcket: Darnach kompt er ad ſpeciem, auff die Fruͤchte der Erden / der erzehlt er ſiebennerley: 1. Den Thaw / damit Gott die Berge feuchtet / wiewol diß eine Frucht iſt der Morgenroͤte. 2. das Graß / 3. das Brot / 4. den Wein / 5. Oel oder Bal - ſam / 6. die Baumfruͤchte. 7. die Walt - voͤgelein vnnd Thierlein / ſo auff den hohen Bergen wohnen. Denn ſo ſagt der Pſalm:

1. Du feuchteſt die Berge von obenPſal. 104. herab. Du macheſt das Land voll Fruͤchte / die du ſchaffeſt. Man ſiehetWunder - lich hengẽ die Wol - cken vber den Ber - gen. offt mit verwunderung an / wie die Wolcken vber den Bergen hangen / vnd gleichſam die Berge anruͤren vnd bedecken / da die Wolcken gleichſam wie in einem Schlauch die Waſſer halten / wie Job ſagt: Das auch Waſ -Job 38. ſer vber den Bergen ſtehen / da ſiehet man auch wie die Wolcken an denBer -58Vom dritten Tagewerck Gottes /Bergen herſtreichen / vñ ziehen wie einThaw feuchtet die Erde. groß Heer. Da feuchtet Gott die Ber - ge von obẽ herab / ja auch mit dem lieb - lichen Taw: Welcher eine ſondere verwandtniß hat mit den Bergen / vnd da heuffig faͤllet / wie auff dem Hermon im Juͤdiſchen Lande / der immer voller2. Sam. 1. Taw iſt / vnd die Berge Gilboa / dar - auff Jonathan vnnd Saul gefallen. Darumb David ſpricht: Es ſoll weder Regen noch Taw auff ſie fallen.

Thawes Vrſprũg.

Nun iſt des Tawes Vrſprung vñ effect zubetrachtẽ. Ex utero auroræ, auß dem Bauch der Morgenroͤte wird der Taw geboren. Vnd die Morgen - roͤte iſt nichts anders dann ein glantz ď Sonnen der die ſubtilen / hellen / klaren Wolckẽ erleuchtet / vñ dadurch ſchem - mert / gleich als wann man ein Liecht ſetzet hinder ein helles Glaß voll klares Waſſers / ſo gibt das Waſſer einen hellen glantz von ſich / dabey man heller ſehen kan dann vom Liecht ſelber. In demſelben ſubtilen / klaren Wolckẽ wirddurch59von der ſcheidung der Waſſer. durch der Sonnen glantz der Thaw geboren / vnnd fellet auff die Erden: Dauon der Pſalm ein gleichniß nimpt:Pſal. 110. Deine Kinder werden dir geboren wie der Thaw aus der Morgenroͤte.

Etliche ziehens auff die Geburt Chriſti / das gleich wie der glantz der Sonnen / wann er die liechthellen kla - ren Wolcken erleuchtet / die Morgen - roͤte gebieret: Alſo der glantz der Herr - ligkeit / der Sohn Gottes / Chriſtus Je - ſus hat ſich mit der klaren reinen Wol - cken Menſchlicher Natur im Jung - fraͤwlichen Leibe vereinigt / vnnd iſt Menſch worden. Vnd alſo werdẽ noch heutiges Tages durch den Glauben vnd H. Geiſt Gottes Kinder geboren / ja durchs Waſſer der H. Tauffe / vnd den H. Geiſt. Das gehet vnbegreiffli - cher weiſe zu / wie der Thaw aus der Morgenroͤte geboren / ja alſo muͤſſen wir aus Gott geboren werden.

Das iſt nun des Thawes vrſprung:Des taws nutz. Pſal. 104. Sein effect vnnd nutz aber iſt / wie hie der Pſalm ſpricht: Du macheſt dasLand60Vom dritten Tagewerck GottesLand voll Fruͤchte / die du ſchaffeſt. Der Thaw machet die Erde ſehr fruchtbar / erquickt die verwelcketen Bluͤmlein / ſo die Sonnen hitz hat auß - gemattet / wann ſie jhr Haupt nieder - hengen. Vnd ſonderlich iſt der ThawWoraus dz Honig gemacht werde. der Blumen freude vnd leben. Dann wann Blumen vnd der Thaw zuſam - men vereinigt werden / daraus machen die Bienlein jhr Honig. Das wiſſen ſie zu temperiren vnnd zu digeriren. Ja es fellet offt der Hoͤnigtaw auff die Bletter wie vor zeiten das Manna: Alſo wird das Geiſtlich Honig / das Evangelium / aus dem Himmeltaw des H. Geiſtes / vnnd aus der Edlen Blumen / welche iſt Chriſtus / ge - macht. Alſo muͤſſen die Fruͤchte der Erden auch jr Leben vnd Frewde vom Himmel haben. Der Regen erquicket die Wurtzeln / der Thaw die Blumen /Thaw ein Bild des Friedes. der Reiff die Bletter / vnd machet die Kochkreuter milde / ſuͤſſe / vnnd lieb - lich.

In61von der ſcheidung der Waſſer.

In Gottes Wort wird der liebePſal: 133. Friede dem Thaw verglichen. Dann gleich wie der Thaw auß der Morgen - roͤte geboren wird: Alſo muß der Frie - de auß Chriſto kommen / vnd wo auch Chriſtus Lebet / Regieret / Wircket / da iſt eitel Friede. Vnd iſt das Reich Got -Rom. 14. tes / Gerechtigkeit / Friede vnd Frewde im H. Geiſt. Selig ſind die Friedfer - tigen / ſie werden Gottes Kinder heiſ -Math. 5. ſen. Dann ſie ſind auß Gott geboren / wie der Thaw aus der Morgenroͤte. Darumb muͤſſen wir den Friedefuͤr - ſten vmb diß Edles Kleinot / hertzlich anruffen / vnd wie vom Thaw die Er - de Fruchtbar wird / gruͤnet / vnd bluͤet. Alſo bluͤet alles vnter dem Friede.

Letzlich iſt das Woͤrtlein allhie inDz Wort Gottes iſt noch im - mer kreff - tig. acht zunehmen: Du macheſt die Erde voll Fruͤchte / die du ſchaffeſt / daß das Wort des Schoͤpffers Gottes noch krefftig ſey / als Gott ſprach: Die Er - de laß auffgehen Graß / Kraut / Frucht - bare Beume. Auß dem Wort Got -Ftes /62Vom dritten Tagewerck Gottestes / als auß der Wurtzel des Segens Gottes / die nicht faulet / wechſet heutePſal. 65. zu Tage noch alles. Vnd diß Bruͤnn - lein Gottes hat Waſſer die fuͤlle. Die Erde iſt die groſſe Speiſekammer Gottes / da ein groſſer Vorrath iſt fuͤr alle Menſchen vnd Viehe.

2. Du leſſeſt Graß wachſen fuͤrPſal. 104 das Viehe. Mancher moͤchte dencken was iſt das / das der Pſalm vom Graß ſaget? Iſt das ſo ein groß Wunder? O lieber Menſch / das Graß auff demGraß ein herrlich Geſchoͤpff Gottes. Felde iſt ein herrlich Geſchoͤpff vnnd groſſe Wolthat Gottes. Denn wer wolte ſonſt ſo viel tauſent Haͤupter Viehe ernehren? Es muͤſt ja dz Viehe vnd Wild verſchmachten. Welch jam - mer wuͤrde werden / wann Gott einen einigen Sommer kein Graß wachſen ließ? Ja es bezeuget die erfahrung / wann manches duͤrres Jahr einfelt / dz man meinet / es koͤnne das Land ſo viel Viehe nicht tragen oder Weyden: Dennoch muß das Viehe erhalten werden / das man nicht anders denckenkan /63von der ſcheidung der Waſſer. kan / dann was das viel Viehe deß Ta - ges hinweg friſſet / das muͤſſe ja deß Nachtes wieder wachſen. Dann auff den Morgen findet es doch noch etwas wieder / vnd jmmer newes / das wol die Heyden geſagt haben: Et quantum longis carpunt armenta diebus, Exigua tantum gelidus ros nocte reponit. Darumb wir die groſſe Guͤ - tigkeit Gottes ſollen bedencken lernen /Guͤte Got tes in ge - wechs des Graſes. vnd nit / wie jennes einfeltiges Weib - lein / meinen: Die fetten Ochſen vnd Kuͤhe ſtiegen auß dem Meer / wie die fetten Fiſche / wie Pharao in ſeinemGen. 41. Traum geſehen hat. Darumb koͤnnen wir Gott dem Herrn fuͤr das Graß auff dem Felde nit gnugſam dancken / dz doch anzuſehen iſt fuͤr die geringſte Creatur Gottes. Ja die geringſte Wolthat Gottes vbertrifft aller Men - ſchen Danckſagung. Die kleineſte Wolthat Gottes iſt groͤſſer dann aller Menſchen Danckbarkeit.

Sonſt erinnert vns dz Graß auf demDz Graß erinnert der Goͤtt - Felde 1. Der Goͤttlichẽ verſehung. SoF 2dann64Vom dritten Tagewerck Gotteslichen ver - ſehung. Matth. 6. Vnſerer nichtig - keit.dann Gott das Graß auff dem Felde alſo bekleidet / vielmehr vns. 2. Vnſer eitelkeit vnd nichtigkeit. Alles Fleiſch iſt wie Hew / vnd alle ſeine Guͤte wie eine Blume auff dem Felde. 3. MußEſa. 40. das Graß auff dem Felde vnſer troſtVnter - gange der Feinde. Pſal. 37. ſein. Erzuͤrne dich nicht vber die Vbel - theter / vnd ſey nicht Neidiſch vber die Gottloſen. Dann wie dz gruͤne Graß werden ſie abgehawen / vnd wie dz gruͤ - ne Kraut werden ſie verwelcken / etc.

Gottes Wunder im Brot.

3. Vnnd Saat zu nutz den Men - ſchen / dz du Brot aus der Erden brin - geſt / vnnd das Brot deß Menſchen Hertz ſtercke. Auß dieſem einigen Ge - ſchoͤpff Gottes / dem lieben Taͤglichen Brot / haben wir viel vnd groſſe Wol - thatẽ Gottes zuerkennen / vñ zu lernen.

Gott be - weiſet ſich in der Nahrung als ein Vater. Luc. 11.

Erſtlich lerne hie erkennen Got - tes Vater Hertz. Dann ein Vater muß ja ſeine Kinder Speiſen / vnnd thuts gern. Es iſt ſeine Natur. Dann wo iſt ein Vater / den das Kindt vmb ein ſtuͤck Brot bittet / vnd er gebe jhmein65Von der ſcheidung der Waſſer. ein Stein dafuͤr? Auff das wir nun nimmermehr vergeſſen ſollen / das Gott vnſer Vater iſt / darumb hat Er den Menſchen Hungerig vnnd Dur - ſtig Geſchaffen / vnd nicht wie einen Engel / der ohne Speiſe Lebet. Auch vnſer Natuͤrlicher hunger vnnd durſt ſoll vnſer Prediger ſein / vnnd vns zu Gott fuͤhren. Darumb ſo offt du ei - nen biſſen Brot iſſeſt / ſo iſſeſtu deines Himliſchen Vaters Liebe vnd Barm - hertzigkeit.

Fuͤrs ander lerne hie betrachtenAls einen Allmech - tigen HErrn. die wunderliche verſehung Gottes / wie Gott der HErr einem jeden Men - ſchen ſeinen biſſen Brot zutheilet / vnd jhn mit Wolgefallen ſaͤttiget. Lieber GOtt / es iſt ein groß wunder / wann man die menge deß Volcks auff Erden bedencket / es bekompt ja ein jeglicher ſo viel / das er ſatt wird. Gott miſſet ei - nem jeglichen ſein Maͤßlein zu / wie den Juͤden das Himmelbrot. Vnd ein jeg - licher Menſch auff Erden hat ſeinenF 3Segen66Vom dritten Tagewerck GottesHebr. 13.Segen vnd ſein Theil. Gott hat kei - nen vergeſſen noch verſeumet. Es muß einem jeder das ſeine werden.

Als einen Weiſen Speiſe - meiſter.

Fuͤrs dritte lernen wir an dem lie - ben Brot / die groſſe Weißheit Gottes. Dann hie ſtehet: GOtt gibt Saat zu nutz den Menſchen / dz er Brot auß der Erden bringe. Vnſer Brot / dz wir eſ - ſen / iſt erſt ein gruͤn Graß / darauß end - lich das Koͤrnlein wechſet / darauß das Brot kompt welches endtlich in vnſer Fleiſch vnnd Blut verwandelt wird /GOtt ſchaffet noch heu - tiges Ta - ges der Menſchẽ Fleiſch vñ Blut auß der Erden wann wirs eſſen. Da bedencket Gottes wunder / die er an vns thut / vnd lernet hier dz Werck ewer Schoͤpffung ver - ſtehen / wie Gott der HErr noch heute zu Tage deß Menſchen Fleiſch vnnd Blut auß der Erden machet. Iſt das nicht ein groß wunder / das wir ſagenSyr. 41. muͤgen: Die Erde iſt vnſer aller Mut - ter? Darauß formirt Gott durch ſei - ne Allmacht vnſern Leib / Fleiſch vnnd Blut noch heut zu Tage / das wir wolAct. 17. ſagen muͤgen: In Gott Leben / We - ben / vnnd ſein wir. Die wehrendekrafft67von der ſcheidung der Waſſer. Krafft iſt Gottes Wort im Brot. Dar -Matth. 4. umb lebet der Menſch nicht allein vom Brot. Dann nimpt Gott die ernehren - de Krafft vom Brot / ſo verſchwindet vnſer Fleiſch vnd Blut / verwelcket wie eine Blume / verdorret wie Hew.

Zum vierdten ſagt der Pſalm: DaßPſal. 104. Brot ſter - cket das Hertze. das Brot deß Menſchen Hertz ſtercke. Hie haben wir die rechte eigenſchafft deß Brots. Dann aller Speiſe wird die Natur muͤde vnnd vberdruͤſſig / ſo man dieſelbe taͤglich geneuſſet / aber deß lieben Brots nicht. Dz iſt die Vrſach /Brot eine general Speiſe. daß das Brot eine allgemeine general Speiſe iſt / darin aller Speiſe Krafft ligt / vnd darauß alle Speiſe jhre kreff - te nimpt / gleich wie die Sonne ein ge - neral Liecht iſt / darauß alle Sternen jhre kreffte nehmen vnnd empfahen. Darumb hat GOtt dem Brot aller Speiſe eigenſchafften vñ Krafft einge - ſchaffen / auff das die Natur des Men - ſchen mit einem kleinen bißlein Brot koͤnte geſaͤttigt werden. Gleich alsF 4wann68Vom dritten Tagewerck Gotteswann man in ein klein bißlein / oder maſſam vieler Kraͤuter kreffte kan ein - ſchlieſſen: Alſo iſt in einem biſſen Brot die gantze Natur eingeſchloſſen. Dann der Menſch iſt microcoſmus, die kleine Welt / vnnd der gantzen Natur der groſſen Welt Geſchoͤpff vnnd Ei - genſchafft iſt im Menſchen beſchloſſen. In einem biſſen Brots die gantze Natur ein geſchloſ - ſen.Weil nun der Menſch mit einem klei - nen bißlein Brot kan Geſpeiſet wer - den: Derhalben ſo muß in einem biſ - ſen Brot die gantze Natur eingeſchloſ - ſen ſein / dar auß ſonſt der Menſch ge - macht vnnd geſchaffen iſt. Quia ex iiſdem nutrimur, ex quibus con - ſtamus. Summa wir eſſen vnd trin - cken eitel Wunder Gottes / ſeine Lie - be / Weißheit vnd Gerechtigkeit.

Brot er - innert vns Chriſti des rechtẽ Brots des Lebens.

Letzlich erinnert vns das Hertz - ſterckende Brot deß Brots deß Le - bens / welches iſt Chriſtus. Ich bin das Brot deß Lebens / wer an michJoh. 6. gleubt / dem wird nimmermehr hun - gern / vnd wer zu mir kompt / dem wirdnim -69von der ſcheidung der Waſſer. nimmermehr duͤrſten. In dieſem Brot deß Lebens ſind alle kreffte Himmels vnd Erden / ja Gottes kraͤffte zuſam - men verfaſſet. Dann es hat Gott wolgefallen / das in jhm alle fuͤlle woh -Epeſ. 1. Joh. 1. nen ſolte / vnd das wir von ſeiner fuͤlle alles nehmen ſollen Gnade vmb Gna - de / vnd durch jhn mit aller Gottes fuͤl - le ſollen erfuͤllet werden. Selig iſt derEpeſ. 3. Menſche / der von dieſem Brot iſſet. Ob wir gleich von dem Irrdiſchen Brot eſſen / ſo muͤſſen wir doch endlich Sterben. Wer aber von dem Brot des Lebens JEſu Chriſto iſſet / wird nim - mermehr ſterben.

4. Vnd das der Wein erfrewe desPſaſ. 104 Wein er - frewet dz Hertz. Menſchen Hertz. Durch diß herrlich Geſchoͤpff Gottes erinnert vns Gott der Herr vieler Guͤtigkeit / ſo Er vns zubezeigen luſt hat / das wir ſeine Freundligkeit darauß erkennen ſollen.

Erſtlich hat Gott den Trawrigen Betruͤbten Hertzen zu gut den Wein geſchaffen. Gib Wein zutrinckenProu. 13.F 5den70Vom dritten Tagewerck Gottesden Trawrigen / dz ſie jhres Leides ver - geſſen. Da hoͤren wir die Leutſeligkeit vnd Freundligkeit Gottes / wie Er wil den Trawrigẽ Menſchen auch Natuͤr -Der Heili - ge Geiſt troͤſtet die traurige Seele. lich erfrewen: Die trawrige Seele aber erfrewet vnd troͤſtet Er vbernatuͤrlich mit dem frewdenwein deß H. Geiſtes / vnd Himliſchen troſtes / der da herquil - let aus dem Lebendigẽ Weinſtock wel - cher iſt Chriſtus. Von dieſẽ WeiſſagtCant. 2. dz hohe Lied Salomonis: Mein freund fuͤhret mich in ſeinen Weinkeller / Er labet mich mit Epffeln vnd erquicket mich mit Blumen. Dieſen Wein habẽEſa. 12. die H. Propheten getruncken: Eſaias ſpricht: Ich frewe mich vnd bin froͤlichPſal. 34. 63 in Gott meinem Heil. Vnnd David erfrewet ſich auch im Herrn.

Wein ſter cket die Krancken

Fuͤrs ander hat Gott den Krancken den Wein zur ſterckung geſchaffen. Dañ im Wein iſt ein ſolcher Spiritus, welcher eine Natuͤrliche werme vñ ſter - cke den Lebens Geiſterlein im Hertzen gibt. Da ſehen wir abermal die Guͤtig -keit71von der ſcheidung der Waſſer. keit Gottes / vñ ſeine veterliche vorſor - ge. Dabey wir vns auch erinnern ſollen wie Gott vnſer krancken Seelen ei - nen ſuͤſſen Wein geſchaffen / nemlich das Edle Traubenblut aus dem ver - wundetẽ lebendigẽ Weinſtock / welcher iſt Chriſtus. Er wird ſein Kleid im weinGen. 49. waſchen / vnd ſeinen Mantel im Trau - benblut.

Endtlich hat Gott auch alten LeutẽWein er - quicket die Alten. den Wein zu gut geſchaffen / derer Liechtlein jhres Lebens wil verleſchen / auff das ſie es damit wieder ein wenig anzuͤnden vñ erhalten. Dabey wir vns erinnern ſollen des Geiſtlichen Alters der Kirchen / die alt vnd ſchwach wird / gleich wie ein Natuͤrlicher Menſch / dẽ das Geſicht vergehet / das Gehoͤr ab - nimpt / die Kreffte verleſchen: Alſo verliſchet der Glaube / erkaltet die Liebe / verſchwindet die Hoff - nung / vnnd nimpt der Geiſtliche Leib der Chriſtlichen Kirchen jmmer mehr vnnd mehr ab. Wann deßMen -72Vom dritten Tagewerck GottesLuc. 18.Menſchen Sohn kommen wird mein - ſtu auch / das Er werde Glauben fin -Eſa. 40. den? Eſa. 40. Hat Gott durch den Propheten verheiſſen den Gleubigen newe Kreffte zugeben wie den Adlern / vnd wolle ſie heben vnd tragen biß ins Alter / biß ſie graw werden. Wann ſiePſal. 92. gleich Alt werden / ſo werden ſie doch Fruchtbar vnd friſch ſein.

Pſal. 104

5. Vnnd das ſeine Geſtalt ſchoͤn werde vom Oele. Diß iſt von demBalſam erfriſchet deß Lei - bes[kreff - te]. koͤſtlichen Juͤdiſchen Balſam oder Nardenwaſſer zuuerſtehen / damit die Juͤden vnnd Orientaliſchen Voͤlcker ſich Geſalbet / wann ſie haben wollen froͤlich ſein / vnnd wann ſie jhre Gaͤſte haben wollen herrlich Tractiren / ha - ben ſie dieſelbe damit beſtrichen / da - von alle kreffte des Leibes erfriſchet ſein / vnd der Menſch gebluͤet wie eine Roſe. Davon ſagt David: Du Sal -Pſal. 23. Matt. 26. beſt mein Haupt mit Oele. Alſo iſt der Herr Chriſtus in Simonis Hau - ſe als ein liebſter Gaſt Geſalbet wor -den /73von der ſcheidung der Waſſer. den / vnnd dem andern Simoni dem Phariſeer / wirffts der Herr fuͤr. IchLuc. 17. bin in dein Hauß kommen / du haſt mein Haupt nicht mit Oele Geſalbet / dieſe aber hat meine Fuͤſſe mit Bal - ſam oder mit Salben Geſalbet. Ja dieſer Balſam iſt ſo krefftig / das er die todten Coͤrper viel hundert Jahr vn - verweßlich erhelt / wie zur zeit Keyſers Auguſti / deß groſſen Alexandri Leich - nam gefunden in Egypten / welcher drey hundert Jahr im Grab gelegen / vnd noch ſo friſch geweſt / als wann er geſtern geſtorben. Wir werden dabey erinnert des rechten Frewdenoͤls / mit welchem der Sohn Gottes nach ſei - ner Menſchlichen Natur ohn alle maſ - ſe Geſalbet. Darumb hat dich OPſal. 45. Gott / dein Gott Geſalbet mit Frew - denoͤl vber deine mitgenoſſen. VnndJoh. 1. von ſeinem Geiſt haben wir nun auch alle empfangen / welches iſt die Sal - bung / die vns alles lehret / als S. Jo - hannes ſpricht. Davon wird vnſere1. Joh. 2.Seele74Vom dritten Tagewerck GottesSeele ſchoͤn fuͤr Gott / mit Gaben deß1. Cor. 15. H. Geiſtes gezieret / wann nun das ſterbliche anziehen wird die vnſterblig - keit / vnd die vnehre die Herrligkeit.

Pſal. 104.

6. Das die Beume des Herrn voll ſafftes ſtehen / die Cedern Libanon / die der Herr gepflantzet hat. An den Beu -An den Beumen ſind viel wunder zubeden - cken. men haben wir viel Natuͤrliche wunder zubedencken / deren zwey in dieſem Spruͤchlein beſchrieben ſein. 1. Dz ſie voll Safftes ſtehen / vnd daſſelb zu ge - wiſſer zeit im Fruͤling / da ſie im Winter ſtehen als wann ſie Todt weren. Auß welchẽ Safft hernach die gruͤnen Blet - ter werden / vnd dañ die Fruͤchte. Wel - ches hoch zuuerwundern iſt. Dann welcher Kuͤnſtler koͤnte auß einem Safft / auß einem Baum einen Apffel formiren / oder auß einem Safft deß Weinſtocks eine Traube machen? Die Bircken gebẽ im Fruͤling ſo eine menge Saffts / dz mans herauß zapffen kan / als auß einem Faß. In India Oc - cidentali iſt eine Inſel / dareinkein75von der ſcheidung der Waſſer. kein Brunnen vnd kein Waſſer zu trin - cken iſt / Aber ein Baum gibt ſo viel Waſſer / das aus den Blettern trenf - felt / das damit die gantze Inſel ge - trencket wird. 2. Stehet hie / derBeume wachſen aus dem krefftigen Wort Got tes. Herr hab ſie gepflantzet / verſtehe / durchs Wort in der erſten Schoͤpf - fung / vnd dadurch wachſen noch heute zu Tage newe Beume / ob man gleich die Alten mit der Wurtzel außreutet. Dann die Erde behelt dieſen Segen ſo lang ſie wehret. Vnd iſt Gottes Wort der allererſte Same aller Erden ge - wechs. Es erinnern vns auch die Beu -Beume ein Spie - gel der Liebe. me mit jhren Fruͤchten der liebe Got - tes. Dann wie ſie herfuͤr geben das al - lerbeſte / was ſie haben / hetten ſie es beſſer / ſo geben ſie es beſſer ohn allen neid: Alſo ſollẽ wir auch vnter einander geſinnet ſein gegen Gott vnd Menſchẽ /Pſal. 92. als fruchtbare Beume / Pflantzen des Herrn zu Lobe vnd Preiß Got -Eſa. 61. tes. Letzlich werden wir auch dabey erinnert des Baums des LebensApoc. 22.mit76Vom dritten Tagewerck Gottesmit ſeinen Edlen Fruͤchten / welcher iſt Chriſtus crucifixus. Wer von dieſer Frucht iſſet / wird ewig Leben.

7. Die Siebende Frucht der Er -Die Voͤge - lein zeugẽ von Got - tes vor - ſorge. den / oder damit GOtt die Erde zieret / ſind die Waltvogelein / wie wol ſie jh - ren Vrſprung auß dem Waſſer haben ſo niſten ſie doch auff Beumẽ vermeh - ren ſich den Menſchẽ zum beſten vñ zur Speiſe / vnd die Thierlein / ſo auff den hohen Bergen wohnen. Daſelbſt ni - ſten die Vogel / vnd die Reyger woh - nen auff den Dannen. Die hohe Ber - ge ſind der Gemſen zuflucht / vnd die Steinkluffte der Caninichen. WeiſtuJob. 39. die zeit / wann die Gemſen auff den Felſen geberen? Wer hat das Wildt ſo frey gehen laſſen / vnnd die Bande des Wildes auffgeloͤſet? Denen Ich das Feldt zum Hauſe gegeben hab / vnd die Wuͤſte zur wohnung. Der Storch fleucht hoch / vnnd verlachet Roß vnnd Mann. Fleucht der Ha - bicht durch deinen Verſtandt? Fleuchtder77von der ſcheidung der Waſſer. der Adeler auß deinem befehl ſo hoch / vnd macht ſein Neſt in die hoͤhe?

Da ſollen wir lernen / das GottDie Erde iſt vol der guͤte deß HErrn. den Erdbodem nicht leer haben will / ſondern die Wilden Wuͤſten voller Vogel vnnd Thier geſchaffen / da ſie jhre wohnung haben / auff das Gottes guͤtigkeit gegen dem Menſchen erkant werde / ſein Reichthumb an der menge der Creaturen / vnd ſeine Allmacht in ſeinen Wercken / ſeine Weißheit aber in ſo vielen eigenſchafften vnd nutzbar - keiten der mannicherleyen Thiere. Al - le Thiere im Walde ſind mein / vnd allPſal. 50. Viehe auff den Bergen / da ſie bey tau - ſent gehen. Ich kenne alle Vogel auff den Bergen / vnnd allerley Thier auff dem Felde iſt fuͤr mir. Wo mich hun - gerte / wolte ich dir nichts dauon ſagen. Dann der Erdbodem iſt mein / vnd al - les was drinnen iſt. Meinſtu / das Ich Ochſenfleiſch eſſen wolle / oder Bocks - blut trincken? Was iſt dann deine Speiſe / lieber Gott? Was ſind dieGrech -78Vom vierdten Tagewerck Gottesrechten Opffer? Opffere Gott danck / vnnd bezahle dem Hoͤchſten deine Ge - luͤbde. Vnd ruffe mich an in der Zeit der Noth / ſo will Ich dich erretten / vnd du ſolt mich preiſen.

Das IIII. Capittel. Von dem vierdten Tagewerck Gottes von der Sonnen / Mond vnd Sternen deß Himmels.

Gen. 1. Es werden Liechter an der Feſte deß Himmels / vnd ſcheiden Tag vnd Nacht / vnd geben Zeichen / Zeiten / Ta - ge / vnnd Jahre. Pſal. 104. Du macheß den Mond das Jahr darnach zutheilen / Die Sonne weiß jhren Nie - dergang. Syrach. 44. Die Sonne iſt ein Wunderwerck deß Hoͤchſten. Es muß eingroſ -79von der Sonnen deß Himmels. groſſer HERR ſein / der</