PRIMS Full-text transcription (HTML)
Das Vierdte Buch vom wahren Chriſtenthumb / Liber Naturæ.
Wie das groſ - ſe Weltbuch der Natur / nach Chriſtlicher Außlegung / von Gott zeuget / vnd zu Gott fuͤhret / wie auch alle Menſchen Gott zu lieben / durch die Creaturen gereitzet / vnd durch jhr eigen Hertz vberzeuget werden.
Matth. 6.Schawet die Lilien auff dem Felde wie ſie wachſen. Pſalm. 94.Der das Ohr gepflantzet hat / ſolt der nit hoͤ - rẽ? Der das Auge gemacht hat ſolt der nit ſ[e]hẽ? Pſalm. 19.Die Himmel erzehlen die Ehre GOttes.
Mit Churf. Saͤchſiſcher Freyheit / etc.
Gedruckt zuMagdeburg/ Durch Joachim Boel / Jn verlegungJohan Francken/ Jm Jahr1610.

Vorrede vber das vierdte Buch.

Die Creaturen ſind Hen - de vnd Botten Gottes / die vns zu GOtt fuͤhren ſollen.

Col. 1.Durch Ihn iſt alles erſchaf - fen / was im Himmel vnd Erden iſt / das ſichtbare vnd vnſichtbare / beyde die Thronen vnd Fuͤrſten - thuͤme / vnd Herrſchafft / vnd O - brigkeiten. Es iſt alles durch Ihn vnd in Ihm Geſchaffen / vnd Er iſt fuͤr allen / vnnd es beſtehet alles in Ihm.
A 2DerVorrede.

DER groſſe Pro -Zween Zeugen Gottes. phet Moſes helt vns im Buch der Schoͤ - pfung fuͤr zwey Ge - waltige Zeugen Gottes. Erſt - lich die groſſe Welt / vnd dann die kleine Welt / dz iſt den Men - ſchen. Von dieſen beyden nimpt die H. Schrifft herrliche Zeug - nuß an vielen Orten / beyde auß der groſſen Welt vnnd auß des Menſchen Hertzen / durch welche vns der Schoͤpffer vnd Erhal - ter aller dinge geoffenbahret / vnnd in vnſer Hertz gebildet wird.

Wollen demnach in dieſem Buch ſodane beyde Zeugniß / Erſtlich der groſſen Welt / dar - nach auch der kleinen Welt ein -fuͤhren /Vorrede. fuͤhren vnd lernen / wie die Crea -Creatu - ren fuͤhrẽ zu GOtt. turen gleichſam als Haͤnde oder Handleiter vnd Botten Gottes ſein / ſo vns Chriſtlicher erklaͤ - rung nach zu GOtt vnd Chriſto fuͤhren.

Achte derwegen vnnoͤtig zu - beweiſen / das auch diß Buch zum wahren Chriſtenthumb ge - hoͤre / wie jhnen etliche moͤchten ein wiedriges Traͤumen laſſen. Wollen ſie aber je beweiß ha -Betrach - tung der Weißhert Gottes in den Crea - turen ge - hoͤrt auch zum Chri - ſtenthum. ben / ſo nehmen ſie denſelben auß obgeſatztem Spruch Col. 1. Vnnd auß dem Exordio deß E - vangelij Johannis / vnd andern ſehr vielen orten Altes vnd Ne - wes Teſtaments. Bedencken auch was der Koͤnigliche Pro - phet David im 19. 104. 139. A iijPſalmVorrede. Pſalm ſinget. Item / was S. Paulus zun Rom. 8. Von der Angſt der Creaturen ſchreibt / vnd 1. Cor. 15. Von der Auffer - ſiehung der Todten. So wer - den ſie mir guͤtlicher vnnd gne - diger ſein / Werdens auch vn - ſerm Erloͤſer JEſu Chriſto zu gut halten / das Er auß demGleichniß Chriſti aus der Natur ge - nommen. groſſen Welibuch der Natur durch ſo viel troͤſtliche Gleich - nuß das wahre Chriſtenthumb / vnnd das Himmeireich erklaͤ - ret / vnnd ſeinen Kindern fuͤr Augen ſtellet. Sie muͤgen auch die H. Sacramenta auff - heben mit jhren Subſtantiali - en, ſo zu zeugen vnnd Siegeln der Gnaden Gottes verord - net / vnnd auß dem groſſenWelt -Vorrede. Welt Buch der Natur genom - men vnnd Geheiliget ſein. So werden jhnen auch Antwor - ten die Heilige Vaͤter / Ambro - ſius, Baſilius, Theodoretus, vnd andere / die von den ſechs Tage - wercken der Schoͤpffung herr - liche Buͤcher geſtellet.

Laſſen demnach denſelben hiemit auffs kuͤrtzeſt / aber mit ſattem grunde geantwortet ſein / vnd ſagen alſo / das ein wahrer Chriſt der Creaturen Gottes gebrauchen ſoll zur er - kentnuß / Lob vnnd Preiß Got -Creaturen ſollen lei - ten zum Lob Got - tes. tes / auff das in allen dingen GOtt gepreiſet werde durch Chriſtum JEſum vnſerm HEr - ren.

Wie vns aber die CreaturenA 4zuVorrede. Wie die Creatu - ren zu Gott fuͤh - ren.zu GOtt fuͤhren / mercke alſo: GOtt thut gleich als ein Lieb - reicher Vater / der ein Kindt zu ſich rufft vnd gewehnet mit ſuͤſ - ſen Worten / wils dann nicht bald kommen / ſo wirfft er jhm ein Apffel oder Birne zu / oder einen ſchoͤnen bundten Rock / wieGen. 37. Iſrael ſeinem Sohn Joſeph / nicht aber darumb / daß das Kindt den Apffel oder ſchoͤn Kleidt ſoll ſo lieb haben / das es an der Gabe hangen vnd kleben bleibe / ſondern es ſoll an der Lie - be deß Vaters hangen / vnd deß Gebers: Alſo leſſets vnſer lieber Vater im Himmel dabey nicht bleiben / das Er vns mit ſo Hold - ſeligen vnd Freundtlichen Wor - ten durch die Propheten vnndApoſtelVorrede. Apoſtel zu ſich ruffet / ſondern gibt vnnd wirfft vns auch noch viel guter Gaben zu / viel Frucht bare zeiten vom Himmel / vnndAct. 14. erfuͤllet vnſer Hertz mit Speiſe vnd Frewde welches eitele Hen - de vnd Botten Gottes ſein / die vns ſollen zu GOtt fuͤhren / vnd vns ſeine Liebe bezeugen / vnnd einbilden / auff das wir den Ge - ber ſelbſt in den Creaturen vnd Gaben empfangen ſollen.

Aber ſiehe nun / wie vbel du thuſt du elender Menſch / das duWeltlie - bende Her tzen klebẽ an den Ga ben vnd vergeſſen deß Ge - bers. an der Gabe kleben bleibeſt / an einer Handt voll Goldt vnnd Silber / Haͤuſer vnnd Ecker / Weltlicher Ehre vnnd Luſt / wel - che doch fuͤr Gottes Augen nit anders ſein denn ein Apffel oderA vBirneVorrede. Birne dadurch dich Gott wil zu jm ziehen vnd locken / vnd wans auch ein Koͤnigreich were. Ja eben darumb hat Gott den Men - ſchen ſo mangelhafft / ſo duͤrfftig / ſo elend Geſchaffen / Nacket vnd Bloß / Hungerig vnnd Durſtig auff dieſe Welt laſſen Geboren werden / auff dz jhn Gott mit ſo vielen Wolthaten / Gaben vnd Geſchencke zu ſich ziehe / auff dz der Menſch Gottes Liebe in al - len dingen ſchmecken muͤge / auff das er in den ſterblichen Creatu - ren den vnſterblichen GOtt fin - den muͤge / auff das der MenſchGott kan mehr ſter - cken vnnd troͤſten als die Cre aturen. lernen ſolle / das der Ewige vn - ſterbliche GOtt baß erfrewen / troͤſten / ſtercken / erhalten koͤnnedannVorrede. dann die vergengliche vnd ſterb - liche Creaturen.

Der groͤſſeſte Botte vnd Legat Gottes aber / vnnd das groͤſſeſte Geſchencke / vnnd die ſterckeſte Handt Gottes / die vns zu GOtt fuͤhren ſoll / iſt Je - ſus Chriſtus Gottes Sohn / In dem iſt alles / vnnd alle fuͤlle / Der ſtrecket ſeine Handt auß in alle Creaturen. Dann alle ding ſind durch Ihn gemacht. Joh. 1. Coloſſ. 1. Hebr. 1.Es beſtehet alles in jhm / Er helt vnd tregt alles.

Darauff fahen wir nun an den erſten Theil dieſes Buchs / nemlich die ſechs Ta - gewerck der Schoͤpffung Got - tes in genere zu beſchreiben /zumVorrede. zum Erkentnuß / Lob vnd Preiß deß Schoͤpffers.

Vom Menſchen aber Inſon - derheit / ſol im andern Theil her - nach folgen. Vnnd damit Nie - mandt zu geſchwinde Vrtheile / wil ich jhn gewieſen haben auff den Beſchluß ſo zu Ende deß Vierdten Buchs iſt angehefftet: Denn ich dieſe meine Schriff - ten nach dem Libris Symbolicis, der Kirchen der Augſpurgiſchen Confeßion vnd nicht anders wil verſtanden ha - ben.

Regi -

Regiſter der Capittel des Vier - ten Buchs.

1.

VOm erſten Tagewerck Gottes von dem Liecht.

2.

Vom andern TageWerck Gottes / von dem Himmel.

3.

Vom dritten Tagewerck Gottes / von der Scheidung der Waſſer von der Erden.

4.

Vom vierdten Tagewerck Gottes / von Sonne / Mond vnd Sternen.

5.

Vom fuͤnfften Tagewercke Gottes / vom Meer vnd Waſſern vnd von den Fruͤchten deß Meeres vnd der Waſſer.

6.

Vom ſechſten Tagewerck Gottes / von den Thieren vnd vom Menſchen.

Regi -Regiſter.

Regiſter deß Andern Theils / deß Vierdten Buchs / vom Menſchen inſonderheit.

1.

Auß der Schoͤpffung aller ding wird ge - ſchloſſen / das GOtt ein Ewiges Weſen ſey ohne anfang vnd ende / das er vnendtlich ſey / eines vnendtlichen Verſtandes vnnd Weißheit.

2.

Auß der Schoͤpffung aller dinge wird geſchloſſen das GOtt das hoͤchſte Gut ſey.

3.

Der Menſch iſt die Edleſte Creatur / weil alle Creaturen dem Menſchen zu dienen ge - ſchaffen ſeyn / der Menſch aber Geſchaffen iſt / GOtt zu dienen.

4.

Das[GOtt] den Menſchen dakumb zu ſei - nem Bilde Geſchaffen / das er ſeine Luſt vnd Wolgefallen an jhm hab.

5.

Das ſich GOtt durch ſeine Liebe vns ſelbſt gebe.

6.

Wie der Menſch dem Ewigen GOtt / ſei - nem Liebhaber verpflichtet ſey.

WelcheRegiſter.

7.

Welche dinge der Seelen dienen welche die Seele entweder er frewen oder lehren.

8.

Wie groß die Obligation ſey / damit der Menſch GOtt verpflichtet.

9.

Das der Menſch GOtt mehr ſchuͤldig iſt fuͤr das jenige / was er in jhm ſelbſt hat / denn fuͤr alles das in der Welt iſt / vnnd wird hie bewieſen die vnſterbligkeit der Seelen.

10.

Wie Weißlich vnnd Kuͤnſtlich GOtt den Menſchen erſchaffen.

11.

Wie hoch der Menſch GOtt verpflichtet ſey wegen ſeiner Liebe / vnd wegen der em - pfangenen Gaben.

12.

Womit der Menſch ſeiner Obligation vnd Verpflichtung gegen GOtt gnug thun koͤnne.

13.

Gottes Liebe iſt in allen ſeinen Wercken / auch in dem wenn Er dem Menſchen ſtrafft.

14.

Wie vnnd auff was weiſe / der Menſch Verpflichtet iſt GOtt zu Lieben.

DasRegiſter.

15.

Das alle Creaturen den Menſchen / vn - auffhoͤrlich ermahnen GOtt zu lieben.

16.

Eine Gemeine Regel vnd Lehre / wie vnd welcher geſtalt / der Menſch GOtt geben ſol was er jhm ſchuͤldig iſt.

17.

Das ein Chriſten Menſch keine entſchuͤl - digung habe / das er GOtt nicht geliebet habe / entweder aus vnuermuͤgen / oder das es zu ſchwere Arbeit ſey.

18.

Das alle Pflicht vnnd Dienſt / ſo der Menſch GOtt ſchuͤldig iſt / dem Menſchen allein zu nutz vnd frommen gereichen.

19.

Vergleichung der zweyerley Dienſte / der Creaturen / gegen dem Menſchen / vnd des Menſchen gegen GOtt.

20.

Durch der Creaturen Dienſt / kan der Menſch Augenſcheinlich ſehen / das GOtt nothwendig alle ding in ſeiner Hand vnd Gewalt habe / vnd erhalte.

21.

Das durch die zweyerley Dienſte / der Cre - aturen vnnd deß Menſchen die gantze Welt Wunderbarlich mit GOtt vnnd Menſchen vereiniget ſey.

DasRegiſter.

22.

Das auß der Erſten Liebe die Wir Gott ſchuͤldig ſein / noch eine andere Liebe gegen dem Menſchen entſpringe.

23.

Auß der Ordnung der Creaturen lernen wir / das der Menſch Gottes Ebenbilde ſey.

24.

Das ein Jeglicher Menſch ſchuͤldig iſt ei - nen Jeglichen andern Menſchen zu Lieben als ſich ſelbſt / vnd das auch dieſelbe Liebe dem Menſchen zu ſeinem eignen beſten ge - reiche.

25.

Dieweil alle Creaturen allen Menſchen ohn vnterlaß dienen / lehren ſie vns daß alle Menſchen ſich vntereinander fuͤr einen Men - ſchen halten ſollen.

26.

Das aus der Einigkeit / welche aus Pflicht der Natur vnter den Menſchen ſein ſoll / ent - ſtehet die hoͤchſte vnuͤberwindlichſte ſter - cke.

27.

Von der Natur / Eigenſchafft vnd Frucht der Liebe.

BDasRegiſter.

28.

Das die erſte Eigenſchafft der Liebe iſt: Das ſie den Liebhaber mit dem geliebten Vereiniget / vnd den Liebenden in das Ge - liebte verwandele.

29.

Es iſt kein ding in der Welt das da Wir - dig ſey vnſer Liebe / ohne das vns wieder Lieben koͤnne / vnd vnſere Liebe koͤnne Ed - ler vnd beſſer machen.

30.

Die erſte Liebe des Menſchen / ſoll billig vor allen andern dingen / GOtt dem HEr - ren als dem Erſten vnd Letztem dem An - fang aller dinge gegeben werden.

31.

Das der Menſch der ſich ſelbſt zu erſt Lie - bet / ſich ſelbſt zu GOtt macht / vnnd zeucht ſich ſelbſt GOtte fuͤr.

32.

Gleich wie die Liebe Gottes / wenn dieſel - bige die Erſte iſt / vnnd den Vorzug hat / die Erſte Wurtzel / Vrſprung vnd Brunnen iſt alles guts: Alſo iſt die eigene Liebe / wenn dieſelbige den Vorzug hat / ein Vrſprung vnd Wurtzel alles boͤſen.

GottesRegiſter.

33.

Gottes Liebe vnd Eigene Liebe / ſind zwo Thuͤren / vnd zwey Liechter / der Erkentniß des Menſchen.

34.

Das alleine Gottes Liebe / wenn ſie die erſte iſt im Menſchen / eine Vrſache iſt der einigkeit vnter den Menſchen: Vnd alleine die eigene Liebe / iſt eine Vrſach deß Zancks vnd vneinigkeit.

35.

Das ein jeglicher aus ſeiner eigenen Liebe erkennen kan / was er GOtt zu thun ſchuͤldig ſey.

36.

Von der Frucht der Liebe Gottes / nem - lich der Frewde in GOtt.

37.

Von der Frucht der eigenen Liebe / das aus derſelben keine wahre Frewde wachſen kan / ſondern eine falſche Frewde / ſo ewige Trawrigkeit gebieret.

38.

Von der endtlichen vnd letzten Frucht / ſo da waͤchſet aus der eigenen Liebe vnnd fal - ſchen Frewde / welche iſt die ewige Traurig - keit vnd ewige Todt.

B 2WieRegiſter.

39.

Wie wir GOtt vnſerm Schoͤpffer alles geben / vnd Ihn allein Ehren ſollen.

40.

Von eigener Ehre / welche der Ehre Got - tes zuwieder iſt / vnnd jhr abgeſagter Feindt.

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Das
1

Das I. Capittel. Vom erſten Tagewerck Gottes / dem Liecht.

Gen. 1. Gott ſprach: Es werdeIn dieſem Capittel werden er zehlet vber zwantzi - cherley Ei genſchaff - ten des Liechtes. liecht. Vnd es ward liecht. Pſalm. 104. Liecht iſt dein Kleid / daß du anhaſt. 1. Joh. 1. Gott iſt ein Liecht / vnd iſt keine Finſterniß in Jhm.

OBwol der Heilige Job ſpricht:Job 38. Welches iſt der Weg / da dasDes Liech tes Vr - ſprung vn begreiff - lich. Liecht wohnet / vnd durch wel - chen Weg theilet ſich das Liecht? Haſtu geſehen die Thor der Finſternis?

Mit welchen Worten der Heili - ge Mann andeutet das nicht wol zu er - kennen / noch zu beſchreiben / was dasB 3Liecht2Vom erſten Tagewerck GottesLiecht ſey vnd das der Vrſprung des Liechts aller vernunfft vnbegreifflich ſey. Dann ob wir gleich durch den Au - genſchein etwas dauon wiſſen: So iſt es doch ein geringes Woͤrtlein / das wirJob 26. dauon vernommen haben / dennoch ſollen wir das geringe Woͤrtlein zu Gottes Ehre gebrauchen.

Was das Liecht ſey.

Sagen demnach alſo: Das Liecht iſt der edelſte / ſubtileſte / reineſte / weiſe - ſte Candor, Schein oder klarheit ſo in der Schoͤpffung von der Finſternis der groſſen Welt geſchieden / in dem der2. Cor. 4. Schoͤpffer das Liecht hat heiſſen her - fuͤr leuchten aus der Finſternis / Dar - durch die Welt erleuchtet / erfrewet / vnterſchiedlich erkant / vnd gantz weiß - lich vnnd wunderlich offenbaret wor - den / Ja dadurch das Liecht des Le - bens / nach etlicher meinung / der groſ - ſen Welt influirt, vnd allen Creaturẽ einverleibet. Auß welchem candore die hoͤchſte claritet vñ diaphanitet in die Globul der Sonnen / als in das rechteTage -3dem Liecht. Tageliecht zuſammen gefaſſet / den Tag zuerleuchten vñ zu regieren. Dar -Jer. 31. Gen. 4. umb auch der Allmechtige Schoͤpffer das Liecht den Tag genennet hat.

Weil nun einem Chriſten gebuͤhret die Creaturen Gottes mit Geiſtlichen Augen alſo anzuſchawen / das er Gott ſeinen Schoͤpffer darin ſehe / vnd aus den Wercken den Werckmeiſter preiſe: So wollen wir vns damit belu - ſtigen / wie das Liecht oder die Sonne ein zeuge Gottes vnd Chriſti ſey.

Schlieſſen demnach alſo: HatWie das Liecht võ Gott zeu - ge. GOtt ſo ein ſchoͤnes anmutiges / er - frewendes / lebendigmachendes / kla - res / hellſcheinendes / glentzendes Liecht geſchaffen / wie viel ein ſchoͤner / herrli - cher / erfrewendes / vñ lebendigmachen - des Liecht muß Er ſelbſt ſeyn? Darumb fraget der Interpres S. Dionyſii, warumb Gott das Liecht zu erſt ge - ſchaffen? vnd antwortet: Quia ab ipſa Diuina luce pluſquam intelligibi - li ſtatim emanat lux omnium ſi -B 4milli -4Vom erſten Tagewerck Gottesmillima Deo. Darumb nennet er Lucem imaginem bonitatis. Dei. vnd ſagt. Lux ſuperintelligibilis ſey in Gott. Lux intelligibilis in En - geln vnd Menſchen / Lux viſibilis in der Sonnen.

Durchs Liecht werden die Crea - turen er - kennet.

Vnd weil Gott das Liecht zu dem Ende geſchaffen / das dardurch alle Creaturen in jhrer eigenen euſſerlichen Form / Geſtalt / Zierligkeit vnnd Lieb - ligkeit erkant / vnd vnterſchieden wer - den: So iſt daraus zuſchlieſſen / daß ein ander verborgenes Liecht ſeyn muͤſ - ſe / dardurch alle innerliche Form vnnd Geſtalt aller Creaturen erkant wer - den. Fuͤr welchem Liecht ſich nichts verbergen kan / es ſey ſo heimlich als es wolle. Vnnd daſſelbige iſt die ewige Weißheit Gottes / welche nach rechter Art des natuͤrlichen erſchaffenenSap. 7. Liechts genant wird Candor æternæ lucis.

Dauon ſagt S. Dionyſius: Gleich wie das geſchaffene Liecht ďſichtbarenWelt /5dem Liecht. Welt / verwaltet / ordnet / regieret / vnd erfuͤllet: Alſo das vberverſtendtliche Liecht Lux ſuperintelligibilis er - fuͤllet vnnd erleuchtet alle Vberhimli - ſche Geiſter mit dem Geiſtlichẽ Liecht / reiniget auch alle Seelen / vnnd gibt jhnen die gemeinſchafft des Liechtes / vertreibet die Finſterniß / theilet mit erſtlich den anfang / eines geringen Liechts / darnach wann ſie das Liecht ſchmecken vnd erkennen / vnd mit groſ - ſer begierde entzuͤndet werden / ergeuſ - ſet ſichs mehr in ſie / nach deme ſie viel vnd groſſe Luſt vnd Liebe darzu ge - winnen vnd wie viel ſie faſſen koͤnnen. Derhalben Lux ſuperintelligibilis vbertrifft alles Liecht / als der erſte Straal vnd vberflieſſendes Liecht vnd erleuchtet alle Geiſter von der fuͤlle ſei - nes Liechtes / vnd begreifft in ſich / als der Vrſprung alles Liechtes / alles Geiſtliche / Engliſche / Vernuͤnfftige vnd Natuͤrliche Liecht / vnnd machet vnſterblich. Dann gleich wie die vn -B 5wiſſen -6Vom erſten Tagewerck Gotteswiſſenheit / die ſo verfuͤhret ſeyn / ſchei - det von dem liecht / alſo die Gegenwart Lucis ſuperintelligibilis des vber - verſtendtlichen liechtes ſamlet / verei - niget / macht vollkommen vnd erledigt von vnwiſſenheit vnd Irꝛthumb alle ſo erleuchtet werden / vnnd wendet ſie zu dem das warhafftig iſt vnd bringet die mancherley Phantaſeyen in eine einige lautere wiſſenſchafft vnnd erfuͤllet ſie mit einem einigen vnnd vereinigendem liechte. Hæc Dionyſius, &c.

Dz Liecht der Sonnẽ zeuget võ Gottes Liebe.

So leuchtet auch aus der Sonnen - liecht eitel reine / innigliche / heiſſe / vnnd bruͤnſtige liebe GOttes. Dann weme hat GOTT die Sonne geſchaffen? Nicht jhm ſelbſt. Er darff keiner Son - nen vnnd keines erſchaffenen liechts. Er iſt ſelbſt dz ewige vnendliche liecht. Darumb hat er vns die Sonne ge - ſchaffen. Sie leuchtet vns / Darumb leuchtet Gottes liebe aus der Sonnen.

Vnd weil die ewige Weißheit Got - tes eine ſolche Sonne vnnd liecht iſt /die7dem Liecht. die vns in allen dingen GOttes liebe vnd guͤte zeiget / ſo wird dieſelbe nach Art vnd Eigenſchafft der natuͤrlichen Sonnen vnd liechts genant / ImagoSap. 7. bonitatis diuinæ.

Das liecht gibt allen dingen ord - nung / Zeit / Ziel / Maß vnnd Vnter - ſcheid / denn ohn das liecht were eitel vnordnung vnnd Confuſion in allen dingen / darumb iſt das liecht ein Bilde der Weißheit Gottes.

Das liecht wendet alle ding zu ſich durch ſeinen glantz vnd ſchoͤnheit / alſo Gottes guͤte zeuget alles nach ſich vnd zu ſich als in den erſten vrſprung da alle ding jre Ruhe finden vñ jre erhaltung.

Sehet wie rein iſt das liecht derLiecht iſt rein vnnd vnbeflckt. Sonnen / vnd kan nicht beflecket wer - den. Vnendlich reiner vnd ſyncerior vnbefleckter iſt Gottes liebe gegen vns. Darumb / weil die Weißheit Gottes ein ſolch vnbefleckt liecht iſt: So wirdSap. 7. ſie nach der art der Sonnen genant / Speculum ſine macula, ein vnbefle - fleckter Spiegel der Goͤttlichen Krafft.

Sehet8Vom erſten Tagewerck Gottes
Liecht fleuſtvber fluͤſſig auß der Sonnen.

Sehet wie das Liecht ſo reichlich / mildiglich / vberfluͤſſig außfleuſſet auß der Sonnen: Alſo gehet Gottes Liebe vberfluͤſſiger ja vnendtlicher weiſe vber vns. Die Sonne iſt vnparteiſch / ſie vergoͤnnet keinem Menſchen jr Liecht: Alſo gehet Gottes Liebe vber alle Welt. Sehet / wie inniglich das Liecht der Sonnen iſt / vnd gehet aus dem in - wendigſten Weſen der Sonnen: Alſo inniglich vnd hertzgruͤndtlich iſt Got - tes Liebe.

Ferner iſt zubetrachten / weil derDas euſ - ſerliche Liecht zeu get von dem inner lichen Liecht. Allmechtige GOtt der groſſen Welt vnnd den Leiblichen dingen ein euſſer - lich Liecht geſchaffen / ob Er dann nit auch ein Geiſtlich innerlich Liecht der Seelen verordnet habe. Dann das iſt je Natuͤrlich zuſchlieſſen: Hat Gott den Leiblichen dingen / oder dem Leibe deß Menſchen ein ſo ſchoͤn Liecht ver - ordnet / ſo hat Er vielmehr ein inner -Was der Seelen Liecht ſey? lich Liecht der Seelen verordnet. Diß Liecht der Seelen iſt Gott ſelbſt / vnſerHerr9dem Liecht. Herr Jeſus Chriſtus / vnd der H. Geiſt / von welchem vnſer Verſtandt durch Gottes erkentnuß im Glauben erleuchtet wird. Mache dich auff /Eſ. 40. 60 werde Liecht / dann dein Liecht kompt / vnd die Herrligkeit des Herrn gehet auff vber dir.

Gleich wie nun die Sonne die Welt erleuchtet: Alſo erleuchtet Chri - ſtus vnſere Seele. Diß iſt das war -Joh. 1. hafftige Liecht / welches alle Menſchen erleuchtet / ſo in dieſe Welt kommen. Darumb wird er von dem Propheten Malachia die Sonne der Gerechtig -Mala. 4. keit genant / vnd GOtt wird von S. Jacobo am 1. genant / ein Vater des Liechts / vnnd der H. Geiſt iſt in einer Fewrflammen im Munde der Apoſtel erſchienen / in Geſtalt Fewriger Zun - gen. Auß dieſem ewigen Liecht kompt nun das Liecht der Gnaden / das Liecht der Weißheit vnd Erkentniß Gottes / das Liecht der Warheit vnnd des Le - bens / das Liecht der Frewde / dz Liechtdeß10Vom erſten Tagewerck Gottesdeß Troſtes / das Liecht der Herrlig - keit Gottes / daß Liecht des Glaubens / vnd aller Chriſtlichen Tugende.

Das Liecht iſt die hoͤchſte Zierde /Dz Liecht iſt die hoͤchſte Zierde der Creaturẽ. Schmuck / vnd Herrligkeit der Creatu - ren / darumb ſtehet geſchrieben: Liecht iſt dein Kleidt / das du anhaſt. Vnd der H. Engel Zierde vnd Schmuck iſt die Klarheit des Herrn. Im ewigen Le -Pſal. 104. Luc. 2. Matth. 13 ben wird der Auſſerwehlten hoͤchſter ſchmuck ſein die Klarheit / vnd Liecht. Die Gerechten werden leuchten wie die Sonne in jhres Vaters Reich /Apoc. 12. welches in der Offenbahrung Johan - nis vorgebildet durch dz Weib mit der Sonnen bekleidet. Ja gleich wie das Liecht die ſchoͤnſte Zierde vnd ſchmuck iſt dieſer vergenglichen Welt: Alſo wird das ewige Liecht die hoͤchſte Zier -Apoc. 21. de vnd Herrligkeit ſein der zukuͤnfftigẽ Welt / deß Himliſchen Jeruſalems.

Je mehr Liechtes / je edler GeſchoͤpffJe mehr Liechts je Edler ge - ſchoͤpff. als wir ſehen an Engeln / an Sonne / Mond vnd Sternẽ / an Edelgeſteinen /an11dem Liecht. an Metallen: Alſo iſt auch die Tugend ein ſchoͤnes Liecht. Vnnd alle Gaben der Außerwehlten werden auß jhnen leuchten im ewigen Leben. Darumb dieſelbe einander vbertreffen werden /1. Cor. 15. wie die Sonne vnnd Sterne einander vbertreffen in jhrer Klarheit.

Das Liecht erfrewet vnd bringetDas Licht erfrewet. Frewde mit ſich / was wird aber das ewige Liecht fuͤr Frewde mit ſich brin - gen / wann der Tag deß ewigen Liechts wird anbrechen? Solte vns das ewige Liecht nicht mehr erfrewen koͤnnen dañ das vergengliche Liecht / welches viel Truͤbſal auff Erden beſcheinen muß?

Das Liecht erwecket die ſchlaf - fenden: Alſo Chriſtus vnſer LiechtDas Licht erwecket. wecket vns auff vom Schlaff der Suͤnden. Wache auff / der duEph. 5. Schleffeſt / ſo wird dich Chriſtus er - leuchten.

Das Liecht zeiget vns den Weg: Al -Das Licht zeiget den Weg. ſo ſpricht Chriſtus vnſer Herr: Ich bin dz Liecht der Welt / wer mir nachfolget /Joh. 8. 12.wird12Vom erſten Tagewerck Gotteswird nicht im Finſtern Wandeln / ſon - dern das Liecht des Lebens haben.

Das Licht fuͤhret mit ſich Le - bens krafft.

Das Liecht fuͤhret mit ſich eine verborgene Lebenskrafft: Alſo iſt Chriſtus vnſer Herr ein ſolch Liecht / in welchem war das Leben / vnnd das Leben iſt das Liecht der Menſchen. Joh. 1. Pſal. 27.Der Herr iſt mein Liecht vnd mein Heil / vnd meines Lebens krafft.

Das Licht ſiehet mã nicht ohn Liecht.

Das Liecht kan man ohn das Liecht nicht ſehen. Alſo kan man GOtt ohn GOtt / ohn Chriſtum ohn den H. Geiſt nicht erkennen. In dei -Pſal. 36. nem Liecht ſehen wir das Liecht.

Das Liecht vertreibet die Fin -Das Licht vertreꝛbet Finſter - nuͤß. ſterniß / vnd die Geiſter der Finſterniß. Alſo vertreibet Gottes Liecht in vns dz iſt Chriſtus den Vnglauben / vnd alle Wercke der Finſterniß / vnnd des Sa - thans / GOtt muß auch in vns ſpre - chen Es werde Liecht / wie im Werck der Schoͤpffung: Darumb ſagtPſal. 18. der 18. Pſalm: Du erleuchteſt meine Leuchte: Der HERRmein13dem Liecht. mein GOtt machet meine Finſternis liecht. Auff das er erſcheine denen / dieLuc. 1. da ſitzen im Finſternis vnd ſchatten des Todes. Ich ſahe einen Engel vonApoc. 18. Himmel herab ſteigen / von welches Klarheit die Erde erleuchtet ward.

Wañ des Tages Liecht hinweg wei -Auſſer dẽ Liecht iſt eitel Fin - ſterniß. chet / ſo gehet die nacht vnd Finſternis an / vnd gehet das finſtere Liecht der Mond auff / als das Nachtliecht: Alſo iſt auſſer Chriſto eitele Finſternis / vnd das rechte Nachtliecht der vernunfft verfinſtert den verſtandt.

Gleich wie nun die jennigen nerriſchDer Son - nen Liecht allen an - dern vor - zuziehen. thun / die mehr von dem Mond er - leuchtet werden wollen als von der Sonnen: Alſo thun die viel nerriſcher / ſo meher wollen erleuchtet werden von der Welt weißheit / als von Chriſto der Goͤttlichen ewigen weißheit. So ner - riſch es iſt / wann einer des Tages bey einem Liecht beſſer ſehen wolte als bey der Sonnen: Alſo nerriſch iſts / wann einer durch die Welt weißheit beſſerCſehen /14Vom erſten Tagewerck Gottesſehen / vñ kluͤger ſein wolte als durch die weißheit GOttes / welche iſt Chriſtus. O Thorheit / wann einer meinet mehr erleuchtet zuwerden durch die Creatur als durch den Schoͤpffer. Wer mich hie recht verſtehet / der hat den anfang zu der Goͤttlichen ewigen HimliſchenPſal. 119. weißheit / Welches der 119. Pſalm ſo embſig ſuchet / vnnd das Buch der Weißheit Salomonis.

Die Son - ne des Himmels zierde.

Die Sonne iſt eine Zierde des Himmels. Alſo Chriſtus der Herr iſt eine Zierde ſeiner Kirchen / vnd des newen Himmels vnd Erden in der zu - kuͤnfftigẽ Herrligkeit / da offenbar wird werden fuͤr aller Außerwehlten AugenCol. 1. Hebr. 1. wie er iſt der Glantz der Herrligkeit ſei - nes Vaters / vnd das Ebenbilde ſeines Goͤttlichen weſens.

Dz Liecht machet ei - ne liebli - che Woh - nung. 1. Tim. 6. Apoc. 21.

Das Liecht gibt vnd machet eine liebliche Wohnung: Alſo wohnet Gott in einem Liecht. Alſo hat er auch das Himliſche Jeruſalem zu einer liebli - chen Wohnung gemacht. Die Stadtbedarff15dem Liecht. bedarff keiner Sonnen vnd Mondes / ſondern die Herrligkeit des Herrn iſt jhr Liecht / vnnd das Lemblein Got - tes erleuchtet ſie.

Das Liecht offenbaret alles: AlſoDz Liecht offenba - ret alles. kan ſich nichts fuͤr dem vnendlichen Liecht Gottes verbergen / was im Himmel vnd Erden iſt auch was in al - len Geiſtern / in allen Seelen des Men -Hebr. 4. ſchen verborgen iſt / alſo / das ſich auch der geringſte gedancken des Menſchli - chen Hertzens fuͤr Gott nicht verber - gen kan. Vnſere vnerkante SuͤndePſal. 90. ſtelleſtu fuͤr dich ins Liecht fuͤr deinem Angeſicht. Du verſteheſt meine ge - dancken von ferne. Die WeißheitPſal. 139. Sap. 7. Gottes gehet durch alle Geiſter / wie ſcharff ſie ſein.

Das Liecht theilet ſich allen Creatu -Dz Liecht theilet ſich mit allen Creaturẽ. ren mit / vñ ergeuſt ſich vber die gantze Welt: Alſo theilet ſich Gott allen Creaturen mit / ſonderlich aber dem Menſchen / vnd iſt ſeine Frewde vnnd luſt den Menſchen gutes thun.

C 2Das16Vom erſten Tagewerck Gottes
Das Licht zeuget võ der ver - klaͤrung vnſerer Leiber.

Das Liecht vnd die Sonne iſt auch endlich ein Zeuge der verklerung vnſers Leibes vnd Seele der Auffer - ſtehung. Es geſchicht zwar die verkle - rung vnſer Seelen zum theil in dieſem Leben durch den H: Geiſt. Nun aber2. Cor. 3. ſpiegelt ſich in vns allen des Herrn klarheit mit auffgedecktem Angeſicht. Vnd wir werden verkleret in daſſelbe Bilde von einer Klarheit in die ander als vom Geiſt des Herren. Aber es iſt nur ein geringer anfang / vnd iſt Gantz vnvolkommen: Dort aber wird Leib vnd Seele verklaͤret werden mit ewiger vnauffhoͤrlicher klarheit vnnd1. Cor. 15. Herrligkeit / wie S. Paulus ſagt: Ein andere klarheit hat die Sonne / eine andere der Mond / eine andere die Sterne: Alſo wirds auch ſein in derDan. 12. Aufferſtehung der Gerechten. Die Lehrer werden leuchten wie deß Him -Matth. 13 mels Glantz / vnd wie die Sternen im - mer vnnd ewiglich. Die Gerechtenwerden17dem Liecht. werden leuchten wie die Sonne in jh - res Vaters Reich.

Deſſen Bild iſt die verklaͤrungVerklaͤ - rung Chri ſti ein bild vnſerer verklaͤ - rung. Chriſti / da ſein Andtlitz leuchtet wie die Sonne / vnd ſein Kleidt weiß wird wie der Schnee. Das war der Himliſche vbernatuͤrliche Candor oder weiſſes Liecht der ewigen Sonnen. Alſo glaͤn -Matth. 17 Exod. 34. tzet vnd leuchtet das Angeſicht Moſe / viel heller denn die Sonne / alſo das es2. Cor. 3. die Kinder Iſrael nicht anſehen kon - ten / vmb der Klarheit willen / vnd daſ - ſelbe daher / weil GOtt mit jhm geredt hatte / vnd war doch Moſe nur wenig Tage bey dem Herrn geweſen. Was wird denn fuͤr eine klarheit auß vns leuchten / wenn wir GOtt ewig wer - den beywohnen / vnd bey jhm ſein alle - zeit. Moſes Angeſicht leuchtet ſchreck - lich / Chriſti Angeſicht aber lieblich in ſeiner verklaͤrung.

Item / Apoc. 1. Leuchtet das An -Apoc. 1. geſicht deſſen / der die ſieben Sternen in ſeiner Handt hatte / wie die Sonne:C 3Vnd18Vom erſten Tagewerck Gottes / etc. Matth. 6. Luc. 11.Vnd alſo wird vns das Ewige Liecht / welches iſt Chriſtus an jenem Tage verklaͤren / das der gantze Leib wird er - leuchtet werden wie der Blitz.

Zum Beſchluß iſt auch zu wiſſen / das der guͤtige Schoͤpffer ein reines ſchoͤnes vnd anmuͤtiges Liecht / allen dingen eingeſchloſſen hab / wie die wiſ - ſen ſo die Natuͤrliche ſeparation ver - ſtehen / vnd die puritet vnnd reinigkeit aller ding / recht Philoſophiſch ſchei - den koͤnnen / von der Impuritet vnnd Finſterniß / vnd alſo koͤnnen alle ding Natuͤrlich perficirt werden in jhre Klarheit / denn das iſt jhre Natuͤrliche verklaͤrung: Vnd ein herrlich Augen - ſcheinlich Zeugniß der verklaͤrung vn - ſer Leiber am Juͤngſten Tage / wenn alle vnſauberkeit von Leib vnd See - le hindan wird geſcheiden ſein.

Das19Vom andern Tagewerck Gottes / etc.

Das II. Capittel. Vom andern Tagewerck Got - tes / dem Himmel. Wie der Himmel ein Zeuge Gottes iſt / vnd der ſchoͤnen Wohnung der Seligen.

Gen. 1. Vnd GOtt ſprach: Es werde eine Feſte zwiſchen dem Waſſer / vnd GOtt nen - net die Feſten Himmel Pſal. 104. Du Welbeſt oben mit Waſſer / Du fehreſt aus den Wolcken als auff einem Wa - gen / vnnd geheſt auff den Fittichen deß Windes. Pſal. 19. Die Himmel erzehlen die Ehre Gottes / vnnd die Feſte verkuͤndigt ſeiner Haͤn - de Werck.
C 4Ob20Vom andern Tagewerck Gottes
Worauß der Hun - mel ge - macht.

OB wol viel diſputiren iſt vn - ter den Theologis vnd Philo - ſophis von der materia vnnd Subſtantz deß Himmels: So wollen wir vns doch daran benuͤgen laſſen /Gen. 1. das GOtt der Herr ſpricht: Sit ex - panſio inter aquas. Es ſey eine Feſte zwiſchen dem Waſſer / Welches im Buch Job erklaͤret wird: ExpandesJob. 37. fortia æthera ſicut ſpeculum fu - ſum. Wirſtu den Himmel mit jhm außbreiten / der Feſte iſt wie ein gegoſ - ſen Spiegell.

Himmel auß Waſ - ſer ge - macht.

Darauß nicht vnfuͤglich konte geſchloſſen werden / das die Feſte zwi - ſchen dem Waſſer / das iſt / der Him - mel aus Waſſer gemacht ſey / welches das Wort Schanaim andeutet. Doch wollen wir hie mit Niemandt zancken vnd ſagen: Das vns die Ord -Was der Himmel ſey. nung der Elemente zuerkennen gibt / das der Himmel ſey das allerbeſten - digſte / reineſte / ſubtileſte / klareſte / lau - terſte Weſen der groſſen Welt / oderder21dem Himmel. der Waſſer vnd Lufft / geſcheiden von aller Elementiſchen grobheit / einHimmel iſt keiner corrupti - on vnter - worffen. durchſcheinendes / klares / vnuergeng - liches Corpus, welches von wegen der reinigkeit keiner corruption vn - terworffen. Denn es iſt von derſel - ben abgeſchieden / darumb kan keine corruption darein fallen / vnnd kan ſich mit der vnreinigkeit nimmermehr vermengen. Dann es ſein zwey con - trariæ Naturæ. Er iſt voller wun - derlicher Kraͤffte alle vntere dinge zu - regieren / vnd durch die Handt deß All - mechtigen geſtellet in die aller Zierlich - ſte vberauß raumeſte forma, der vnbe - greifflichen rotunditet, auff das nitHimmel iſt rund. allein in dieſer Circkel runde die weite expanſion der Lufft auch die Waſſer vnd Erd Kugel beſchloſſen vnd gehal - ten werde / alſo das kein Element von ſeiner ſtatt weichen mag / vmb welcher vrſach willen der Himmel das Firma - ment / oder die Feſte genant wird / ſon - dern / das er auch allen Elementen ſei -C 5nen22Vom andern Tagewerck Gottesnen einfluß durch die runde gleich auß - theilen konte.

Himmel iſt das ſubtileſte Corpus.

Darumb was dz weſen des Him - mels anlangt / ſo ſehet die Erde an / wie ſchwartz / grob / dicke ſie iſt / das nichts groͤbers ſein kan / darnach ſie - he das Waſſer an / wie viel ſubtiler / lauterer / klarer / reiner iſt es dann die Erde. Dann je weniger Erden damit vermiſchet / je reiner es iſt / alſo / das man etliche Elen tieff hinein ſe - hen mag. Siehe den Lufft an / der iſt abermals mehr clarificirt dann das Waſſer / vnd iſt gar durchſichtig vngreifflicher dann das Waſſer / ſo lauter vnd pur / das man gar nichts in jhm ſiehet. Itzt bedencke nun / wie vngleich dieſe corpora gegen einander ſein / die Erde gegen dem Waſſer / vnd das Waſſer gegen dem Lufft / wie ein groſſer vnterſcheid iſt zwiſchen jhnen der ſubſtantz halben? Itzt beden - cke nun das corpus des Himmels: Der iſt vber die Lufft / vnnd dasklar -23dem Himmel. klareſte / lauterſte Weſen. Vnd je rei - ner weſen / je Spiritualiſcher vnnd mehr kraffts da iſt.

Solte nun diß wunderſchoͤne / rei - ne / lautere weſen des Himmels mit al -Der Him - mel ein herrlicher Zeuge Gottes. len ſeinen eigenſchafften nit ein herrli - cher Zeuge Gottes ſein? Quid eſt - lum & totius naturæ decor aliud inquit quidam quàm quoddam ſpeculum, in quo ſummi opificis relucet Magiſterium? Was iſt der Himmel vñ die Zierde der gantzen Cre - atur / ſagt ein alter Schribent / anders dann ein Spiegel / in welchem da leuch - tet der hoͤchſten Werckmeiſters / Mei - ſterſtuͤck?

Dann ſo GOtt der Allmechtige ſo ein reines / lauteres / beſtendiges we -Gott viel reiner vñ ſubtiler als der Himmel. ſen geſchaffen / welches wir doch in dieſer bloͤdigkeit vnſers Verſtandes nicht außgruͤnden koͤnnen / was muß Er dann ſelbſt fuͤr ein reines / laute - res / Ewiges / Geiſtliches / vn - erforſchliches / vnaußdenckliches /vnauß -24Vom andern Tagewerck Gottesvnaußſprechliches Goͤttliches weſen ſein? Vnd ſo Er den Toͤdlichen Cre - aturen ſo einen ſchoͤnen Himmel ge - ſchaffen / in welchem ſie eingeſchloſſen vnnd erhalten werden / Was wird Er dann den vntoͤdtlichen vnſterblichen Creaturen fuͤr ein ſchoͤnes Hauß vnd Wohnung erbawet haben? Wir wiſ -2. Cor. 4. ſen / ſo vnſer Irrdiſch Hauß dieſer Huͤtten zubrochen wird / das wir einen Baw haben / den GOtt erbawet / ein Hauß nicht mit Haͤnden gemacht / dz Ewig iſt im Himmel / vnd wir ſehnen vns auch nach vnſer Wohnung / die vom Himmel iſt.

Groſſe hoͤ he vnnd weite deß Hunmels.

Was bedeutet die groſſe Hoͤhe vnd Weite des Himmels / dagegen die Erde ein Puͤnctlein iſt dann die vn - außdenckliche vnermeßliche groſſeEſa. 55. Gewalt vnd Weißheit Gottes? So viel hoͤher der Himmel iſt dann die Er - de / ſo viel ſind meine Gedancken hoͤher dann ewre Gedancken / vnnd meineWege25dem Himmel. Wege hoͤher dann ewre Wege / da - von im 4. Capittel weitleufftiger.

Was bedeutet die groſſe Circkel - runde des Himmels dann die Ewig - keit Gottes? Dann wie in einem Eir -Runde deß Him - mels. ckel weder anfang noch ende iſt: Alſo iſt auch in Gott weder anfang noch ende.

Was bedeutet die vnaußſprechli - che groſſe rotunditet des Himmels anders dann die Allgegenwart Got - tes? Dann ſo der Himmel alles be -Groſſe ro - tunditet deß Hun - mels. ſchleuſt / vnd mit vnermeßlicher Weite alles helt / hebt vnnd tregt / wie ſolte GOtt nicht alles beſchlieſſen / halten / heben vnnd tragen? Wer miſſet die Waſſer mit der Fauſt / vnd faſſet den Himmel mit Spanne / vnnd begreifft die Erde mit einem Dreyeling / vnndEſa. 40. Wieget die Berge mit einem Gewicht / vnd die Huͤgel mit einer Wage?

In einem Circkel iſt nichts vnten noch oben / ſondern alles zugleich vn - ten vnd oben: Alſo erfuͤllet Gott zu - gleich alles. Er erfuͤllet Himmel vndErden26Vom andern Tagewerck GottesDer Him - mel iſt al - lenthalbẽ oben.Erde / vnd iſt nicht weit von einem jeg - lichen vnter vns / Dann in jhm leben / webẽ / vñ ſind wir. Vnd ob gleich vnterAct. 17. vns auch Menſchen vnd viel ander Creaturen Gottes ſein / wie die runde der Erdẽ bezeuget: So hats doch Gott der Herr alſo geordnet / das allent - halben der Himmel oben iſt / vnd alles muß gegen Himmel vber ſich ſehen / vnd ſtehen / welches die vnermeßliche weite des Circkelrunden Himmels macht. Syrach am 43. ſpricht von der runde des Himmels: Er hat den Him - mel fein rundt gemacht vnd ſeine Hen - de haben jhn außgebreitet.

Was iſt die Feſte des Him̃els andersFeſte deß Himmels. dañ die ewige beſtendige Warheit Got - tes vnd ſeines Worts? Dann wer helt den Himmel / dz er nit falle? Welches ſind die Seulen / die jn Tragen? Oder woran hanget er? Nirgent an dañ am gewalt des Worts Gottes. Die Seu -Job. 26. len des Himmels zittern vnd entſetzen ſich fuͤr ſeinen ſchelten. Er helt ſeinen Stul / vnd bereitet die Wolcken dafuͤr.

Sie -27dem Himmel.

Siehe kan Gottes Wort den Him - mel alſo befeſtigen / vñ Er ſolte dir deineGottes Wort deß Himmels Feſte. zuſage nit halten? Helt vnd tregt Gott den Himmel durch ſein krefftiges Wort / vnd Er ſolte dich nicht koͤnnenHebr. 1. halten / heben vnd tragen?

Es ſol dich aber dieſer vnuergengli - cher Himmel hoͤher fuͤhren zu dem ver -Verbor - gener Himmel. borgenen Himmel / da dz liebliche we - ſen da Frewde iſt die fuͤlle / welches S. Paulus das Paradies vnd den dritten1. Reg. 8. Pſal. 16. 1. Cor. 11. 2. Cor. 12. 1. Thun. 3. Joh. 4. Matth. 13 Himmel nennet / vnd die Herligkeit / in welcher vnſer lieber Herr Jeſus Chri - ſtus auffgenommen / welches der Herr nennet ſeines Vaters Haus / da Er vns die ſtette bereitet / welcher auch genen - net wird aller Himmel Himmel.

Ja esſol dich dieſer vergengliche euſſerliche Himmel in dich ſelbſt fuͤh -Deß Gleu - bigẽ Men - ſchen Hertz iſt Gottes Himmel. ren / in dein eigen Hertz vnnd Seele. Da hat auch Gott ſeinen Himmel / in welchem Er Wohnet: So ſpicht der Hohe vnnd Erhabene / der EwigEſa. 57. wohnet / des Name Heilig iſt:Der28Vom andern Tagewerck GottesDer Ich Wohne in der hoͤhe / vnd im Heiligthumb / vnd in denen / ſo zuſchla - genes vnnd demuͤtiges Geiſtes ſind / auff das Ich erquicke das Hertz der gedemuͤtigten / vnnd den Geiſt des zer - ſchlagenen. Siehe da iſt GOtt mit ſeinem gantzen Reich in dir / wie davon gnugſam im Dritten Buch gemeldet iſt.

Letzlich ſo ſoll dich dieſer euſſerli -Newer Himmel. che Himmel fuͤhren zu dem Newen Himmel / von welchen S. Petrus1. Pet. 3. ſpricht: Wir warten eines newen Himmels vnnd einer newen Erden nach ſeiner Verheiſſung / in welchem Gerechtigkeit wohnet. Denn ob gleich der Himmel alſo pur vnnd rein von GOtt gemacht / das keine cor - ruption vnd verderbung drein fallen kan / dennoch ſo ſind die Himmel fuͤr GOtt nicht rein / ſagt der H. Job am 15. Darumb auch endtlich die Him - mel vergehen werden wie S. Petrus ſagt / vnd der 102. Pſalm ſpricht: DieHim -29dem Himmel. Himmel werden vergehen vnnd alle veralten wie ein Gewandt / ſie werden verwandelt werden wie ein Kleidt / wenn du ſie verwandeln wirſt. Dar - umb ſpricht S. Johannes Ich ſaheApoc. 21. einen newen Himmel vnd eine newe Erde / Dann der Erſte Himmel / vnd die erſte Erde vergieng / vnnd der auff dem Stuel ſaß / ſprach: Siehe / IchEſa. 65. machs alles new. Vnd der Prophet ſpricht: Siehe Ich will einen newen Himmel / vnd eine newe Erde ſchaf - fen / das man der vorigen nicht mehr gedencken ſoll. Was wird das fuͤr ei - ne ſchoͤne Stadt Gottes ſein / dz Him - liſche Jeruſalem / welcher Bawmeiſter iſt GOtt? Wer wils vns ſagen / weilsAct. 11. kein Auge geſehen / kein Ohr gehoͤrt / vnd in keines Menſchen Hertzen kom -1. Cor. 2. men / was GOtt bereitet hat denen / ſo jhn Lieb haben? Darumb der H. Evangeliſt Johannes das newe vndApoc. 21. Himliſche Jeruſalem beſchreibet durch ſolche dinge / ſo aus der NaturDgenom -30Vom andern Tagewerck Gottes / etc. genommen / vnd in der Natur die koͤſt - lichſten ſein / als das er ſagt / die Stadt ſey als ein durchſcheinendt Golt / der grund von Edelgeſteinen / die Thor von Perlen / vnnd ſey voll Liecht / Klarheit vnd Herrligkeit Gottes / die ſie erleuch - tet an ſtatt der Sonnen vnnd deß1. Cor. 15. Liechts. In dieſem newen Himmel wird Gott alles in allem ſein.

Das III. Capittel. Von dem dritten Tagewerck Gottes / nemlich von der ſcheidung der Waſſer von der Erden. Der Erdenkreiß / ſo vnter dem Him - mel mitten in der Welt ſchwebet / iſt ein Zeu - ge der Allmacht vnd Weißheit Gottes / vnd eine Schatzkammer der vber - reichen Mildigkeit deß guͤti - gen Schoͤpffers.

Gen. 1. GOtt ſprach Es ſamle ſich das Waſſer vnter dem Himmel an ſondere oͤrter / das man das Truckene ſehe /Vnd31Vom dritten Tagewerck Gottes / etc. Vnnd Gott nennet das Tru - cken die Erde. Pſal. 104. Die Erde iſt vol guͤter deß HErrn.

DIe Erde iſt die groͤbſte ſchwe - reſte Corporaliſch ſubſtantzWas die Erde ſey der groſſen Welt geſchieden von den Waſſern / vñ geſetzet durch die Gewalt Gottes ins centrum vnd mit - telpunct d groſſen Welt vnbeweglich / zu einem receptacul aller Himliſchen einfluß: Darumb ſie auch wegen der rotunditet deß Himmels in eine run - de Kugel geſetzet / die wirckung des Himmels allenthalben zuempfahen / vñ machet mit dem Waſſer einen glo - bum, vnd beſtehet im Waſſer. Vnd wird dieſe Erd: vnd Waſſer Kugel vom gewalt deß Luffts getragẽ durch krafft deß Allmechtigen Worts / voller leben - diges / verborgenes / vnſichtbares Sa - mens aller jhrer ſichtbaren Gewaͤchſe vnd Fruͤchten.

Da laſt vns nun bedencken / wie diß wunderliche Gebew der ErdenD 2mit32Vom dritten Tagewerck Gottesmit ſeinem grunde vnnd Fundament vns die Allmacht Gottes greifflich fuͤr die Augen ſtelle. Dann worauff ſte - het die Erde? Was ſind jhre Seu - len?

Worauff die Erde ſtehe?

Hie diſputiren die Gelerten / ob die Erde auff dem Waſſer ſtehe / oder ob ſie als das groͤbſte vnnd ſchwereſte Element das vnterſte ſey / vnnd das Fundament deß Waſſers / ita, ut ter - ra ſubſtrata ſit aquis.

Die da halten / das die Erde auffPſal. 24. dem Waſſer ſtehe / haben dieſe Spruͤ - che fuͤr ſich: Super vel ad maria fun - davit eam, & ſuper vel ad fluminaPſal. 136. præponit eam: Er hat jhn an die Meer gegruͤndet / vnd an den Waſſern bereitet. Qui extendit terras ſuper aquas: Der die Erde auffbreitet auff das Waſſer. Vnd der H. Chryſo - ſtomus ſchreibet: Die Erde iſt von GOtt alſo gegruͤndet / das ſie vnter ſich das Waſſer hab.

Die andern / die da wollen / dieErde33von der ſcheidung der WaſſerErde ſey der grund vnnd bodem deß Waſſers / haben dieſen Fundamenta. 1. Weil die Erde das ſchwereſte Ele - ment iſt / ſo habe ſichs zu vnterſt geſetzt / an die vnterſte ſtelle / vnd ſey das cen - trum worden der Welt / da ſie denn Natuͤrlich vnnd vnbeweglich Ruhet / vnd koͤnne von dannen nicht bewogen werden / ohne mit Gewalt / were dem - nach wieder die Natur / vnd ein Wun - derwerck wenn ſie anders wohin fallen ſolte. Dann ein jeglicher ort der auſ - ſerhalb dem Centro iſt / iſt hoͤher denn das centrum, darumb wohin auch die Erde bewogen wuͤrde / ſo muſte ſie vber ſich ſteigen / vnnd muſte demnach die Erde ſo ſie fallen wolte / vber ſich fallen welches vnmuͤglich iſt. Das hab auch der 104. Pſalm andeuten wollen / der du die Erde gruͤndeſt auff jhrem boden / das ſie klebet jmmer vnd ewiglich: Dz iſt die Erde Ruhet im centro vnbe - weglich / darauß ſie nicht fallen kan. Zum andern fuͤhren ſie auch dieſen be -D 3weiß34Vom dritten Tagewerck Gottesweiß / das die Schiffleute durch den Bleywurff vnd Inſtrument den grund vnd die tieffe deß Meers ſuchen vñ fin - den / vñ erkleren die Spruͤche der Pſal - men von der ſcheidung des WaſſersGen. 1. von dem trucken / wie Moſes ſchreibet.

Es ſol vns aber der H. Apoſtel Petrus dieſen ſtreit entſcheiden / da er2. Pct. 3. ſpricht: Die Erde iſt auß den Waſ - ſern / vnd in dem Waſſer / oder durch Waſſer beſtanden (wie es in ſeiner ſprache lautet (durch Gottes Wort. Da bezeuget der H. Apoſtel / dz die Er - de im Waſſer beſtehe / vnd mache alſo mit dem Waſſer einen globum: Das ſie auch im Waſſer vnd durch Waſſer befeſtiget ſey.

Dieſe ſchreckliche groſſe Waſſer vñ Erdkugel woran hanget ſie? Wer tregt ſie? Welches ſind jhre Seulen? Hoͤret was der H. Job ſpricht: Es hanget dieJob. 26. Erde an nichts. Das ſaget er darumb / weil die groſſe vngehewre Waſſer vnd Erdkugel im mittel der Welt ſchwebet / in der Lufft vnter dem Him̃el vnd wirdvon35von der ſcheidung der Waſſer. von der Lufft in d groſſen Expanſion getragen / weil die Erde gleichſam in die Waſſer eingewickelt iſt / wie der 104. Pſalm ſagt: Mit der tieffe deckeſtu es als mit einẽ Kleidt. Vnd weil Lufft vñ Waſſer eine nahe Verwandniß haben dz ſie einander tragen / wie wir ſehen an den Wolcken / was fuͤr eine groſſe Laſt Waſſer dieſelbe in ſich halten / vñ wer - den gleichwol von der Lufft getragen / dz ſie nicht herab fallen. Dann eine ſol - che hebende vnd tragende Krafft iſt derJob. 26. Lufft eigenſchafftẽ / er faſſet dz Waſſer zuſammen in ſeinen Wolcken / vnd die Wolcken zerreiſſen darunter nicht.

Iſts nit ein groß wunder / dz durch die expanſion des Himmels die WeltOrdnung der vier Elemen - ten. alſo befeſtiget / vnd vmbſchloſſen / dz die 4. Elementa alſo zuſammen gehalten / vnd in einander gefuͤgt ſein / das keins zuruͤck weichen kan? Als / dz Ich ein einfeltiges Gleichnuß gebe / in einẽ Ey iſt erſtlich dz klar / in der mitten hanget die runde Kugel deß Dotters / vnndD 4die36Vom dritten Tagewerck Gottesdie beyde ſind mit einẽ Haͤutlein vber - zogen / vnnd außwendig iſts mit einer Schalen befeſtiget / dz nichts weichen kan: Alſo hangen die Element in ein - ander / vnnd eins helt vnd tregt das an - der. Der Himmel befeſtiget alles vnd leſſet nichts von ſeiner ſtatt wei - chen ratione vacui, darumb / das die Natur keine leere ſtatt leidet. Darumb ſchweben die ſchweren Regenwolcken in der Lufft vnd fallen nicht.

Dieſe befeſtigung deß ErdbodensBefeſti - gung der Erden im Waſſer. im Waſſer vnnd durch Waſſer in der mitten vnd centro der groſſen weiten Expanſion der Lufft / iſt ein vberauß groſſer Zeuge der Allmacht Gottes /Job. 38. welche vns der H. Job zu Gemuͤt fuͤh - ret: Wo wareſtu / da Ich die Erde gruͤndet? Weiſtu / wer Ihr das maß geſetzet hat? Vnd wer hat jhr den Eck - ſtein gelegt? Da wir hoͤren / das diß Fundament vnnd grund deß Erdbo - dens keine vernunfft erforſchen mag / ſondern ſolches der Gewalt vnnd All -macht37Von der ſcheidung der Waſſer. macht Gottes zuſchreiben muß. Dañ es iſt gar ein groß vnnd vnbegreifflich wunder / das die groſſe Erd Kugel alſo im Waſſer beſtehet / vnd doch nicht in die Tieffe hinein ſincket / vnd vnterge - het. Davon ſagt der 46. Pſalm. Dar - umb fuͤrchten wir vns nicht / wann gleich die Welt vntergienge / vnnd die Berge mitten ins Meer ſuͤncken / wañ gleich das Meer Wuͤtet vnd Wallet / vnnd von ſeinem vngeſtuͤm die Berge einfielen.

Darauß iſt vnter andern abzuneh - men / was fuͤr ein groß Wunder vnndBefeſti - gung der Erden zeu get von Gottes Weißheit. Gewalt / auch groſſe Weißheit Got - tes ſey / das die Erde alſo feſte gegruͤn - det iſt / vnd befeſtiget im Waſſer. Dar - umb ſpricht die Weißheit Gottes: Da Ich den grund der Erden legt / da warProv. 8. Ich der Werckmeiſter bey jhm / vnd da Er die Berge einſencket.

Diß iſt nun der[Erdboden] / vberDie Erde ein Edles Fruchtba - res Ele - ment. welchen der Allmechtige GOtt den Adam mit ſeine Nachkommen geſetzetD 5hat.38Vom dritten Tagewerck Gotteshat Pſal. 115. Die Erde hat er den Menſchen Kindern geben. Vnnd ob wol die Erde außwendig vngeſtalt / grob / hart / dick / finſter / todt / duͤrr / vnd kalt iſt: So iſt ſie doch inwendig ein Edles lebendiges Element / von dem Schoͤpffer mit vielen Segen / vnauff - hoͤrlicher Fruchtbarkeit vnnd Sam - krefften erfuͤllet / die nimmer ruhen / ſondern als verborgene lebendige aſtra jmmer Arbeiten / vnd keine Ruhe habẽ / biß ſie jre Leibliche Fruͤchte herfuͤr trei - ben / vnd auff dz aller zierlichſte außar - beiten mit Form / proportion, Klei - dung / Geruch Geſchmack / vñ Farben / dadurch ſie dem Menſchen jr inwendi - ge Krafft vnd vermuͤgen anzeigen.

Vernewe - rung der Erdge - wechß.

Da treten die Erdtgewechß herfuͤr auß der Erden / als auß jhrer Schlaff - kammer / vnd haben abgelegt den alten Leib / vnd einen newen angenom̃en / der zart / Jung bluͤhend iſt / dann der alte iſt verfaulet vnd geſtorbẽ. Sie haben den alten Rock außgezogen / vnd ein newesKleidt39von der ſcheidung der Waſſer. Kleidt angelegt / dann das alte war zu - riſſen / verweſet / vngeſtalt / vnnd heß - lich worden / hat die Farbe / geſtalt vnd geruch verloren.

Als dann fahen ſie an durch jhre ſchoͤne vernewerte Geſtalt / vnd EdlenAlloqui - um rerum e terra naſcenti - um. Geruch vnnd Farbe mit vns zureden. Dann dz iſt jre Sprache. Als wollen ſie ſagen: Sehet jr Menſchen Kinder jhr vngleubigen / wir waren Tod / vnd ſind Lebendig worden. Wir haben vnſern alten Leib vñ Kleider abgelegt / vñ ſind newe Creaturen worden. Wir haben vns ernewert in noſtro fonte, in vn - ſerm Vrſprung. Ziehet jr auch ewren alten Menſchen auß / vnd ziehet den ne -Eph. 4. wen Menſchen an. Erinnert euch auch in ewrem ewigen Vrſprung / welcher iſt Gott ewer Schoͤpffer / nach welchẽ jhr Gebildet ſeidt. Vnd ſo jr das thut / werdet jr in dem groſſen Sommer deß Juͤngſten Tages / nach dem jhr ew - ren alten verweßlichen Leib abge - legt / wieder herfuͤr gehen auß derErden40Vom dritten Tagewerck GottesErden / gleich wie wir / mit newen Lei - ber mit ſchoͤnen Kleidern der verkle - rung / welche ſchoͤner leuchten werden dann vnſer Farben / die wir jtzo mit ge - bracht haben. Vnter deſſen / weil jhr in dieſem Elenden Leben wallet / ſorgetMatth. 6. nit fuͤr ewren Leib. Sehet wie ſchoͤn hat vns vnſer Schoͤpffer auffs newe ge - kleidet mit ſo ſchoͤnen Farben / Vnnd hat vns nun ſo viel tauſent Jahr daher ſeit der erſten Schoͤpffung alle Jahr einen newen Leib / vñ ein new Kleid ge - geben zum zeugnis ſeiner guͤtigkeit. Sehet wir geben euch alle vnſere Kreff - te / Dann vnſer Krafft dienet vns nicht ſelbſt / ſondern euch. Wir bluͤhen vns nicht ſelbſt ſondern euch / Ja Gottes guͤtigkeit bluͤet euch in vns / vnd jhr moͤ - get wol ſagen / das Gottes guͤte in vns bluͤhet / vnd euch mit jhren geruch durch vns erquicket.

Erdge - wechßviel faltigeZeu gen Got - tes.

Wer ſiehet nun nicht alhier vnter dẽ Erdgewechſẽ allein viel tauſent Zeu - gẽ der Liebe guͤte / vnd Allmacht Got - tes? Da hatGott zugeruͤſtet eine groſſeApo -41von der ſcheidung der Waſſer. Apoteck / vnd ein groß Kraͤuter Buch gantz Wuͤnderlich vnd vollkoͤmlich ge - ſchrieben. Dz iſt ein Lebendiges Buch / nicht wie man die Kraͤuter in Buͤchern beſchreibt / vnd als einen todten Schat - ten abmahlet / ſondern in Gottes Buch ſind lebendige Buchſtaben / wel - che allen Menſehen / groß vnnd klein / gelert vnd vngelert fuͤr Augen geſtellet werden / allein das ſie nicht von Jeder - man recht geleſen werden koͤnnen / dar - umb dz ſie die ſchoͤne herliche ſignatur der Kraͤuter nicht kennen: Dieſelbe muß man zuuor wiſſen. So kan man dieſe herrliche ſchoͤne lebendige Buch - ſtaben leſen vnd zuſammen ſetzen.

Bedencke allhie die Weißheit vndKraͤuter Zeugen von Got - tes Weiß - heit vnnd guͤtigkeit. guͤtigkeit Gottes. Du wirſt an einem Kraut vnd Bluͤmlein ſonderliche zei - chen finden / welche ſind die Lebendige Handtſchrifft vñ vberſchrifft Gottes / damit er jedes Kraut gezeichnet nach ſeiner verborgenen krafft ſo Kuͤnſtlich / ſo wuͤnderlich / ſo zierlich / dz kein Kuͤnſt - ler wird ſo eigentlich nachmalen koͤnnẽ. Ja mit42Vom dritten Tagewerck GottesJa mit der euſſerlichen Form vnd pro - portion zeigen ſie offt an jre verborge - ne Krafft. Dann eins hat die GeſtaltSignatur der Kraͤu - ter. eines Haupts / ein anders die Geſtalt vnd Signatur der Augen / dz dritte der Zeen / das vierdte der Zungen / das fuͤnffte der Hende vnd Fuͤſſe / dz ſechſte des Hertzens / der Leber / der Blaſen / der Nieren / der Wunden / vnd derglei - chen. Vnd dz liegt da fuͤr deinen Augen allenthalben. So bald du auff einen gruͤnẽ raſen tritteſt / ſo haſtu vnter dei - nen Fuͤſſen deine Speiſe vnd Artzney. Dann in dem allergeringſten Graͤßlein vnd Saͤmlein / welches du gar gering vnnd fuͤr vnnuͤtz achteſt / iſt groͤſſere Weißheit Gottes / Krafft vnnd Wir - ckung als du ergruͤnden kanſt. Dann Gott hat nichts vnnuͤtzes geſchaffen. Darumb ſiehe zu / dz du Gott in ſeinenTauſende theil der Krafft in Kraͤutern noch vner gruͤndet. Wercken nicht verachteſt. Ich ſage dir / es iſt der tauſende theil der Kraͤuter krafft noch nie ergruͤndet.

Wo du nun nicht allein die euſſer - liehe Form vnnd Signatur erkenneſt /ſon -43von der ſcheidung der Waſſer. ſondern die innerliche verborgene form vñ dieſelbe offenbar macheſt durch die Kunſt ď ſcheidung / dz du herauß zieheſt die Krafft / in welcher die rechte ArtzneyScheidũg deroſſentz in kraͤu - tern von den Scha - len heuß - lein. liegt / die Pur lautere Eſſentz vnd hel - les Liecht auß jhrem Schalenhaͤußlein vnd Keſtlein / darein ſie Gott der Herr gelegt hat: So wirſtu erſt die guͤte deß Schoͤpffers ſchmecken in ſeinem Werck / vnd jhn von Hertzen Preiſen / das er den bloͤden elenden Menſchen in ſeinen gepreſten vnnd ſchmertzlichen Kranckheiten ſolche linderung / huͤlffe vnd ſuͤſſigkeit geſchaffen hat.

Siehe / wie hat der guͤtige Schoͤpf -Speiſe der Thier vnd Vogel. fer allen Vogelen vnter dem Himmel allen Thieren / die einen Lebendigen Othem haben / ſo wunderliche manni - cherley Speiſe verordnet / dz ſie zu eſſen haben auff dem Erdbodem. Da ſiche / wie GOtt Speiſe gibt allem Fleiſch. Der Herr leſſet Graß wachſen fuͤr das Viehe / vnnd Saat zu nutz den Menſchen / das er Brot auß der Erdenbringe.44Vom dritten Tagewerck GottesPſal. 104.bringe. Alſo iſt die Erde eine groſſe Schatz: vnd Speiſekammer Gottes / darin ein groſſer Segen vnd Vorraht fuͤr Menſchen vnnd Viehe / daß derPſal. 33. Pſalm wol ſagen mag: Die Erde iſt vollguͤter des Herrn.

Speiſe des Brots

Ein groß wunderwerck der guͤtig - keit Gottes iſt / daß das Brot den gan - tzen Leib ſpeiſet / alſo / das in einem biſſen Brot aller Glieder des gantzen euſſerlichen Leibes ſpeiſe ſein kan / vnd theilet ſich die Krafft eines biſſen Brots aus in den gantzen Leib / da ſonſt alle andere Gewechſe vnd Kreuter ei - tel particular ſeyn / auff diß oder je - nes Glied des Menſchlichen Leibes entweder zur geſundheit / oder die kranckheit zu vertreiben verordnet die offt einem Glied dienen / dem an - dern nicht. Allein das Brot iſt eineBrot iſt ein allge - meine ſpei ſe des gan tzẽ Leibes. vniuerſalſpeiſe / Darumb der ewige Sohn Gottes ſich ſelbſt das lebendige Brot nennet / den gantzen Menſchen an Leib / Seele / vnd geiſt zu ſpeiſen vnd zuerhalten.

Ein45von der ſcheidung der Waſſer.

Ein groß Wunder iſts / das in ei - nem kleinen Samlein ſo ein groß Ge -In einem Sahmen liegt der gantze Bawm verborgẽ. wechß / ja ein groſſer Bawm verborgen liegt mit ſeiner Wurtzel / Stam̃ / Eſten / Blettern / Samen / Fruͤchte / da ein je - der eine ſondere Krafft hat / vnd den Menſchen ſondere Artzney vnd Spei - ſe gibt / ja dz alle Jahr ſolche Samen vnnd Fruͤchte wieder kommen. Das liegt alles in Spiritu ſeminis in dem verborgenen Geiſt deß Samens. Da liegen ſo mannicherley Kreffte / die ſich alſo außtheilen in ſo vielfeltige groſſe / breite / hoͤhe vnd lenge. Mercke hie was ein Spiritus fuͤr Kreffte habe.

Siehe an / wie Graß vnd Kraut /Kleider vnd Bette wachſen auß der Erde. ſo das Viehe vnd Vogel eſſen / deine Speiſe werden durch Milch vñ Fleiſch der Thier / ja wie dein Kleid vnd Bette auß der Erden wechſet / wann Thier vnd Vogelein durch Graß vnd Kraut Geſpeiſet werden / wie dem Schaͤfflein ſeine Wolle wechſet durch gruͤne Wei - de / vnd den Vogelein jhre Federlein.

EInſon -46Vom dritten Tagewerck Gottes

Inſonderheit von Kreutern vnd Beumen zu reden iſt hie vnſer fuͤrneh - men nit / ſonſt koͤnte vom Feigenbaum geſagt werden / wie denſelben der Herr verfluchet hat / von dem Oelbaum vndGen. 8. Oelblat / ſo das Taͤublein Noæ mit in die Archen bracht / vom jmmergruͤnen -Pſal. 92. den Palmbaum. Der Gerechte wird gruͤnẽ wie ein Palmbaum / von Cedern / von Gewuͤrtzen / daraus Moſes das Heilige Rauchwerck machte / von dem Edlen koͤſtlichen Balſam / welcher vns den H. Geiſt fuͤrbildet / vnd die Auffer - ſtehung der Todten / weil er die Todten Coͤrper erhelt / vom Wein vnd Wein - ſtock / vñ von allen andern Gewechſen / davon der H. Geiſt Gleichnuſſen nimpt vnnd einfuͤhret / vns damit das Himmelreich einzubilden.

Frucht - barkeit der Erdẽ. Pſal. 65.

Von der Fruchtbarkeit der Erden ſagt der Pſalm herꝛlich: Du ſucheſt das Land heim vnnd Weſſerſts. Gottes Bruͤnnlein hat Waſſers die fuͤlle. Du macheſt die Erde voll Fruͤchte / die duſchaf -47von der ſcheidung der Waſſer. ſchaffeſt / vnd feuchteſt jre furchen. Du netzeſt ſein gepfluͤgtes / mit Regen ma - cheſtu es weich / vnd Segneſt ſein Ge - wechß. Du kroͤneſt dz Jahr mit deinem Gut / vnd deine Fußſtapffen trieffen võ Fett / das iſt / es bringt ein jeder Monat ſeine eigene Fruͤchte auß der groſſen Speiſekammer Gottes / der guͤtigen Erden herfuͤr.

Die Erde iſt vnfruchtbar wordenErden vmb der Suͤnde willen ver flucht. durch den Fluch deß Allmechtigen. Auß dem Fluch wechſet dz vnkraut / ſo die guten Erdgewechſe verderbet. Ver - flucht ſey der Acker vmb deinent willẽ /Gen. 3. Dorn vñ Diſtel ſol er dir tragen. Dar - umb von Gott die Fruchtbarkeit vnnd Gedeyen zuerbitten / ſonſt hilfft kein Pfluͤgen / kein Seen / kein Bawẽ noch Pflantzen. GOtt muß das Gedeyen darzu geben. Vnd der Pſalm ſpricht:Pſal. 107 Das ein Fruchtbar Land nit tregt vmb der Suͤnde willen derer / die darauff wohnen.

Es ſoll vns aber die wunderliche vn -Zukuͤnff - tige nowe Erde. außſprechliche Fruchtbarkeit ď ErdenE 2erin -48Vom dritten Tagewerck Gotteserinnern der newen Erden / welcher wir warten / darinnen Gerechtig keit woh - net / da der Fluch nicht wird ſein wie in1. Petr. 3. dieſer vergenglichen Erde / die dem Fluch vnterworffen / ſondern da der rechte Segen wird offenbar werden mit vnzehligen ewigen Himliſchen Le - benskrefften / da die newe Erde wird das newe Paradieß ſein voller Himli - ſcher amœnitet, Luſt vnnd Frewde. Da werden wir ſagen. Flores appa - ruerunt in terra noſtra. Die BlumẽCant. 2. ſind herfuͤr kom̃en in vnſerm Lande. O Liebliche Himliſche Frewdenbluͤmlein.

Es iſt auch eine ſonderbare herrli -Berge der Erdẽ zierd. che zierde der Erden / das ſie Gott mit ſo mannicherleyen hohen luſtigen Ber - gen gezieret hat davon ſagt der Pſalm:Pſal. 104. Die Berge gehen hoch herfuͤr / vnd die breiten ſetzen ſich herunter zum ort / den du jhnen gegruͤndet haſt.

Die Berge ſind Gottes Schatz - kam̃er / darin allerley Metall durch die Natur bereitet wird. Dann ſie ſind alsNatuͤr -49von der ſcheidung der Waſſer. Natuͤrliche Diſtillirofen / darin GottBerge ſind Na - tuͤrliche Diſtillir - ofen. alle Metalliſche vñ Mineraliſche ding kochet vñ zeitiget. Vnd ſind in die Ber - ge eingeſchloſſen die vier Elementa / Fewr vnd Dampff / Lufft vnd Dunſt / Waſſer vnd Erde. Vnd die Erde / dar - in die Metalliſchen ding wachſen ſind die Steine / vnnd das Geſtein iſt der Metallen Wurtzel vnd Samen.

Es muͤſſen aber die Berge Natuͤrli - cher weiſe hoch vber der Erden genIn den Bergen werden ſonderlich die Hunli - ſchen influ enttz ge - ſpuͤret. Him̃el ſtehen / weil die Natuͤrliche in - fluentz vnnd einfluß deß Himels vñ der Sternen ſonderlich in den hohen Gebirgen ſeine Wirckung hat in ko - chung vnd zeitigung der Metallen. Ja es lehret die erfahrung dz die kreſſtig - ſten Kraͤuter auff den hohen GebirgenKrefftig - ſte Kreu - ter auff hohen Ge birgen. wachſen von wegen der influentz vnd einfluͤß deß Himmels / auch alſo / das wañ ſolche Kraͤuter von hohen Gebir - gen in die Garten gepflantzet werden / ſo verlieren ſie jhre kreffte. Dann der einfluß deß Himmels entgehet jhnen. E 3Daher50Vom dritten Tagewerck GottesDaher von Hyppocrate geſchrieben iſt / das er alle ſeine Kraͤuter / damit er curirt hat / auff den hohen Gebirgen geſamlet hat.

Daher kompts nun / das etliche Ge - birge wuͤnderliche ſonderliche gewechß bringen / inwendig vñ außwendig / nach dem der einfluß des Himmels iſt. Vnd iſt gewiß / wo etwa eine ſonderliche nutzbare guͤtigkeit vñ einfluß deß Him - mels iſt / vnter ſolchẽ Geſtirn liegt etwa ein ſolcher Berg / ď dieſelb influentz anGott hat ſonderlich die Berge alſo zer - ſtrewet. ſich zeugt. Darumb die Berge nit ohn gefehr hie vñ dahin zuſtrewet liegẽ / wie etwa die Kinder hie vnd dahin Stein - hauffen zuſammen tragen / ſondern durch ſonderbare ordnung vñ außthei - lung Gottes liegen die Berge vnter einer gewiſſen influentz vnd wirckung deß Himels. Darumb ſtehet im Pſal -Pſal. 104 men / dz die Berge hoch herfuͤr gehen / vnnd die breiten ſich dahin ſetzen zum orth / den jhnen Gott gegruͤndet hat.

Berge Gottes.

Hiebey ſollen wir vns erinnern der Berge Gottes / das iſt / des SchutzesGottes51von der ſcheidung der Waſſer. Gottes. Ich hebe meine Augen auff zuPſal. 121. den Bergẽ / võ welehẽ mir huͤlffe kompt: Vnd ď Kirchen Gottes. Laß die Ber - ge den Friede bringen / vnd die HuͤgelEſa. 45. die Gerechtigkeit. Sind zwey ſchoͤne Berge Gottes.

So iſts auch eine ſonderliche groſſeQuelle der Brun - nen. Liebligkeit vnnd zierde der Erden das Gott in den Gruͤnden leſſet Brunnen quellen / das die Waſſer zwiſchen den Bergen hinflieſſen vnd ob wol die be - ſchreibung der Brunnen eigentlich nit hieher ſondern zum fuͤnfften Tage - Werck gehoͤren / ſo ſetzet doch in dieſen 104. Pſalm. Der Koͤnigliche ProphetPſal. 104. Berge vnd Brunnen zuſammen / weil aus den Bergen die Brunnen vnnd Waſſerfluͤß entſpringen / vnd ď Him - mel eine ſonderliche vereinigung hat mit den Bergen vnd Brunnen.

Vom Vrſprung der Brunnen vndVrſprũg der Brun - nen. Waſſerquellẽ / darauß dañ groſſe fluͤſſe werdẽ / ſind viel luſtige diſputationes. Etliche ſchreiben / dz die WaſſerquellenE 4jhren52Vom dritten Tagewerck Gottesjhren ſonderlichen verborgenen Sa - men habẽ / darauß ſie wachſen / wie ein Bawm auß einem Kern / oder auß der Wurtzel / der ſich hernach in viel Zwei - ge außtheilet: Alſo eine Waſſerquelle theilet ſich auß in viel Stroͤme. Man findet auch oͤrther / da vor zeiten / vor etliche hundert Jahren groſſe Waſſer - fluͤß hergefloſſen ſein / die jtzo nit mehr da ſein / vnnd als ein Bawm in ſeiner Wurtzel außgedorret. Die vrſach iſt dieſe / das die Brunnen eine groſſe ver - wandniß haben mit dem Geſtirn. Das hanget alles verborgener vnſichtbarer weiſe an einander als an einer vnſicht - baren kette. Daher kompts / dz wo waſ - ſerreiche quellen ſein / da iſt ein guͤtiges Geſtirn / vñ ein Fruchtbar Land. Wañ aber der Himel ſeine influentz wieder zuruͤck zeugt / vñ die Waſſerſternen nit Wirckẽ / die ſtellæ Aquoſæ & pluvia - les, wie ď Poet ſagt: Hyades ſignum pluviale capellæ: So vertrucknen die Brunnẽ / wie mã ſihet in groſſer duͤrrerzeit:53von der ſcheidung der Waſſer. zeit: Wanns lang nicht regnet / ſo ver - trucknen auch die Waſſerreichſten Quellẽ / ja groſſe Waſſerſtroͤme. Dar - umb iſts eine wunderlich conſonantz vnd verwandnuß des Himmels vnd der Erden. Das hat man leider im Jahre 1601. erfahren / das in Frießland vnd Holland / ſo duͤrre zeit geweſen / weil es ſo lang nicht geregnet / das kein Graß gewachſen / vnnd die Brunnen außgetrucknet / alſo / daß das Viche die Wurtzeln des Graſes aus der Er - den gefreſſen / vnd ſich mit Erde begert zu ſettigen. Darauff gemeiniglich boͤſe zeit erfolget.

Der Prediger Salomonis ſpricht:Eccleſ. 1. Waſſer kommen aus dem Meer. Alle Waſſer lauffen ins Meer / noch wird das Meer nicht voller. An den Ort / da ſie herflieſſen / da flieſſen ſie wieder hin. Ob wol die Waſſer aus dem Meer durch die Erde dringen / vnd dardurch ſich reinigen vnd diſtil - liren von jhrer ſaltzigkeit: Dennoch ſo brechen ſie nicht an allen orten aus /E 5vnd54Vom dritten Tagewerck Gottesvnnd werden nicht Brunnen an allen Orten / ſondern an den Ortern / da Gott wil / da Gott die ſemina fonti - um, vnd influentiam cœleſtem hin - geordnet vnd gelegt hat. Darumb ſte -Pſal. 104. het im Pſalmen: Du leſſeſt Brunnen quellen. Vnd jr außbruch vnd ſtetigerStetigwe render quell der Brunnen em Bild deß ewigẽ Lebens. immerwehrender ausfluß iſt eine groſ - ſe Gabe Gottes / ein groſſes Wunder / vnd ein Bilde deß ewigen Lebens. Per - petui fontes, vitæq; perennis ima - go.

Iſts nicht ein groß Wunder / das man Brunnen ſindet / die ſo heiß Waſ - ſer geben / das man Huͤner vnd Gaͤnſe darin bruͤen kan? Wie viel koͤſtlicheMancher - ley Wun - derliche Brunnen. Artzneyiſche Brunnen ſind hin vnnd wieder / die man thermas, warme Ba - der nennet? So ſind auch Sawrbrun - nen / Saltzbrunnen / bittere Brunnen / vnd dergleichen. Bey den Garamantẽ findet man Brunnen / die des Nachts ſo heiß ſein / das man ſie nit kan anruͤ - ren / vnd des Tages ſo kalt / das mans nicht trincken kan. Alſo hat Gott Artz -neiſche55von der ſcheidung der Waſſer. neiſche Brunnen vnd Speiſebrunnen geſchaffen. Darumb ſpricht der PſalmPſal. 104 ferner: Das alle Thier auff dem Felde trincken / vñ dz Wilt ſeinen durſt leſche.

Es fuͤhret aber der Prophet dar - umb das Wilt ein / denen Gott zu gut die Brunnen geſchaffen / das wir ge - dencken ſollen: Sorget Gott fuͤr das Viehe / vielmehr fuͤr vns. Der Pro - phet Joel ſpricht: Es ſchreyen auch dieJoel. 1. Wilden Thier zu dir / dann die Waſ - ſerbaͤche ſind außgetrucknet / vielmehr ſollẽ wir zu Gott ruffen in vnſer noth.

Vnd weils luſtige Orter ſein / daVoͤglein bey den Brunnen. die Brunnen vnd Baͤchlein flieſſen / ſo ſitzen auch daſelbſt gern die Vogel deß Himmels / vnd ſingen vnter den zwei - gen. Dz iſt eine ſchoͤne Muſica die hat jhnen Gott der Herr im gruͤnen Wal - de zugerichtet / auff das ſein Lob an al - len Orten erſchalle / vnnd die Er - de deſſelben voll werde / auff das auch wir Menſchen von den Cre - aturen lernen ſollen / das alleCrea -56Vom dritten Tagewerck GottesCreaturen / ſonderlich aber der Menſch zu Gottes Lob erſchaffen ſey.

Gnaden - bruñ Chri ſtus.

Hiebey ſollen wir vns auch erin - nern des Gnadenbrunnen / des Heil - brunnen / der lebendigen Quelle / wel -Eſa. 12. che iſt Chriſtus. Ihr werdet mit freu - den Waſſer ſchepffen aus dem Heil -Pſal. 36. brunnen. Bey dir iſt die lebendige Quelle / vnnd in deinem Liecht ſehenEſa. 55. wir das Liecht. Wollan / alle die jhr duͤrſtig ſeyt / kommet her zum Waſ -Apoc. 7. ſer / ꝛc. Das Lemblein Gottes wird ſie fuͤhren zum lebendigen Waſſerbrun - nen / vnnd alle jhre Thraͤnen abwi - ſchen.

Es gibt vns auch offtangezognerPſal. 104. Pſalm / ſo auch herrlich von dieſen dritten Tagewerck GOttes von der Erden zeuget / zu betrachten ſiebenner -Siebene - ley herrli - che Ge - ſchoͤpff Gottes aus der Erden. ley herrliche geſchoͤpff Gottes / ſo aus der Erden kommen / die auch jhre Geiſtliche bedeutung haben. Dann vors erſte redet der H. Prophet von der Erden in gemein / wie ſie Gott ge -gruͤndet57Von der ſcheidung der Waſſer. gruͤndet / mit Waſſer bekleidet / mit Bergen gezieret / mit Brunnen erfuͤl - let vnd geſchmuͤcket: Darnach kompt er ad ſpeciem, auff die Fruͤchte der Erden / der erzehlt er ſiebennerley: 1. Den Thaw / damit Gott die Berge feuchtet / wiewol diß eine Frucht iſt der Morgenroͤte. 2. das Graß / 3. das Brot / 4. den Wein / 5. Oel oder Bal - ſam / 6. die Baumfruͤchte. 7. die Walt - voͤgelein vnnd Thierlein / ſo auff den hohen Bergen wohnen. Denn ſo ſagt der Pſalm:

1. Du feuchteſt die Berge von obenPſal. 104. herab. Du macheſt das Land voll Fruͤchte / die du ſchaffeſt. Man ſiehetWunder - lich hengẽ die Wol - cken vber den Ber - gen. offt mit verwunderung an / wie die Wolcken vber den Bergen hangen / vnd gleichſam die Berge anruͤren vnd bedecken / da die Wolcken gleichſam wie in einem Schlauch die Waſſer halten / wie Job ſagt: Das auch Waſ -Job 38. ſer vber den Bergen ſtehen / da ſiehet man auch wie die Wolcken an denBer -58Vom dritten Tagewerck Gottes /Bergen herſtreichen / vñ ziehen wie einThaw feuchtet die Erde. groß Heer. Da feuchtet Gott die Ber - ge von obẽ herab / ja auch mit dem lieb - lichen Taw: Welcher eine ſondere verwandtniß hat mit den Bergen / vnd da heuffig faͤllet / wie auff dem Hermon im Juͤdiſchen Lande / der immer voller2. Sam. 1. Taw iſt / vnd die Berge Gilboa / dar - auff Jonathan vnnd Saul gefallen. Darumb David ſpricht: Es ſoll weder Regen noch Taw auff ſie fallen.

Thawes Vrſprũg.

Nun iſt des Tawes Vrſprung vñ effect zubetrachtẽ. Ex utero auroræ, auß dem Bauch der Morgenroͤte wird der Taw geboren. Vnd die Morgen - roͤte iſt nichts anders dann ein glantz ď Sonnen der die ſubtilen / hellen / klaren Wolckẽ erleuchtet / vñ dadurch ſchem - mert / gleich als wann man ein Liecht ſetzet hinder ein helles Glaß voll klares Waſſers / ſo gibt das Waſſer einen hellen glantz von ſich / dabey man heller ſehen kan dann vom Liecht ſelber. In demſelben ſubtilen / klaren Wolckẽ wirddurch59von der ſcheidung der Waſſer. durch der Sonnen glantz der Thaw geboren / vnnd fellet auff die Erden: Dauon der Pſalm ein gleichniß nimpt:Pſal. 110. Deine Kinder werden dir geboren wie der Thaw aus der Morgenroͤte.

Etliche ziehens auff die Geburt Chriſti / das gleich wie der glantz der Sonnen / wann er die liechthellen kla - ren Wolcken erleuchtet / die Morgen - roͤte gebieret: Alſo der glantz der Herr - ligkeit / der Sohn Gottes / Chriſtus Je - ſus hat ſich mit der klaren reinen Wol - cken Menſchlicher Natur im Jung - fraͤwlichen Leibe vereinigt / vnnd iſt Menſch worden. Vnd alſo werdẽ noch heutiges Tages durch den Glauben vnd H. Geiſt Gottes Kinder geboren / ja durchs Waſſer der H. Tauffe / vnd den H. Geiſt. Das gehet vnbegreiffli - cher weiſe zu / wie der Thaw aus der Morgenroͤte geboren / ja alſo muͤſſen wir aus Gott geboren werden.

Das iſt nun des Thawes vrſprung:Des taws nutz. Pſal. 104. Sein effect vnnd nutz aber iſt / wie hie der Pſalm ſpricht: Du macheſt dasLand60Vom dritten Tagewerck GottesLand voll Fruͤchte / die du ſchaffeſt. Der Thaw machet die Erde ſehr fruchtbar / erquickt die verwelcketen Bluͤmlein / ſo die Sonnen hitz hat auß - gemattet / wann ſie jhr Haupt nieder - hengen. Vnd ſonderlich iſt der ThawWoraus dz Honig gemacht werde. der Blumen freude vnd leben. Dann wann Blumen vnd der Thaw zuſam - men vereinigt werden / daraus machen die Bienlein jhr Honig. Das wiſſen ſie zu temperiren vnnd zu digeriren. Ja es fellet offt der Hoͤnigtaw auff die Bletter wie vor zeiten das Manna: Alſo wird das Geiſtlich Honig / das Evangelium / aus dem Himmeltaw des H. Geiſtes / vnnd aus der Edlen Blumen / welche iſt Chriſtus / ge - macht. Alſo muͤſſen die Fruͤchte der Erden auch jr Leben vnd Frewde vom Himmel haben. Der Regen erquicket die Wurtzeln / der Thaw die Blumen /Thaw ein Bild des Friedes. der Reiff die Bletter / vnd machet die Kochkreuter milde / ſuͤſſe / vnnd lieb - lich.

In61von der ſcheidung der Waſſer.

In Gottes Wort wird der liebePſal: 133. Friede dem Thaw verglichen. Dann gleich wie der Thaw auß der Morgen - roͤte geboren wird: Alſo muß der Frie - de auß Chriſto kommen / vnd wo auch Chriſtus Lebet / Regieret / Wircket / da iſt eitel Friede. Vnd iſt das Reich Got -Rom. 14. tes / Gerechtigkeit / Friede vnd Frewde im H. Geiſt. Selig ſind die Friedfer - tigen / ſie werden Gottes Kinder heiſ -Math. 5. ſen. Dann ſie ſind auß Gott geboren / wie der Thaw aus der Morgenroͤte. Darumb muͤſſen wir den Friedefuͤr - ſten vmb diß Edles Kleinot / hertzlich anruffen / vnd wie vom Thaw die Er - de Fruchtbar wird / gruͤnet / vnd bluͤet. Alſo bluͤet alles vnter dem Friede.

Letzlich iſt das Woͤrtlein allhie inDz Wort Gottes iſt noch im - mer kreff - tig. acht zunehmen: Du macheſt die Erde voll Fruͤchte / die du ſchaffeſt / daß das Wort des Schoͤpffers Gottes noch krefftig ſey / als Gott ſprach: Die Er - de laß auffgehen Graß / Kraut / Frucht - bare Beume. Auß dem Wort Got -Ftes /62Vom dritten Tagewerck Gottestes / als auß der Wurtzel des Segens Gottes / die nicht faulet / wechſet heutePſal. 65. zu Tage noch alles. Vnd diß Bruͤnn - lein Gottes hat Waſſer die fuͤlle. Die Erde iſt die groſſe Speiſekammer Gottes / da ein groſſer Vorrath iſt fuͤr alle Menſchen vnd Viehe.

2. Du leſſeſt Graß wachſen fuͤrPſal. 104 das Viehe. Mancher moͤchte dencken was iſt das / das der Pſalm vom Graß ſaget? Iſt das ſo ein groß Wunder? O lieber Menſch / das Graß auff demGraß ein herrlich Geſchoͤpff Gottes. Felde iſt ein herrlich Geſchoͤpff vnnd groſſe Wolthat Gottes. Denn wer wolte ſonſt ſo viel tauſent Haͤupter Viehe ernehren? Es muͤſt ja dz Viehe vnd Wild verſchmachten. Welch jam - mer wuͤrde werden / wann Gott einen einigen Sommer kein Graß wachſen ließ? Ja es bezeuget die erfahrung / wann manches duͤrres Jahr einfelt / dz man meinet / es koͤnne das Land ſo viel Viehe nicht tragen oder Weyden: Dennoch muß das Viehe erhalten werden / das man nicht anders denckenkan /63von der ſcheidung der Waſſer. kan / dann was das viel Viehe deß Ta - ges hinweg friſſet / das muͤſſe ja deß Nachtes wieder wachſen. Dann auff den Morgen findet es doch noch etwas wieder / vnd jmmer newes / das wol die Heyden geſagt haben: Et quantum longis carpunt armenta diebus, Exigua tantum gelidus ros nocte reponit. Darumb wir die groſſe Guͤ - tigkeit Gottes ſollen bedencken lernen /Guͤte Got tes in ge - wechs des Graſes. vnd nit / wie jennes einfeltiges Weib - lein / meinen: Die fetten Ochſen vnd Kuͤhe ſtiegen auß dem Meer / wie die fetten Fiſche / wie Pharao in ſeinemGen. 41. Traum geſehen hat. Darumb koͤnnen wir Gott dem Herrn fuͤr das Graß auff dem Felde nit gnugſam dancken / dz doch anzuſehen iſt fuͤr die geringſte Creatur Gottes. Ja die geringſte Wolthat Gottes vbertrifft aller Men - ſchen Danckſagung. Die kleineſte Wolthat Gottes iſt groͤſſer dann aller Menſchen Danckbarkeit.

Sonſt erinnert vns dz Graß auf demDz Graß erinnert der Goͤtt - Felde 1. Der Goͤttlichẽ verſehung. SoF 2dann64Vom dritten Tagewerck Gotteslichen ver - ſehung. Matth. 6. Vnſerer nichtig - keit.dann Gott das Graß auff dem Felde alſo bekleidet / vielmehr vns. 2. Vnſer eitelkeit vnd nichtigkeit. Alles Fleiſch iſt wie Hew / vnd alle ſeine Guͤte wie eine Blume auff dem Felde. 3. MußEſa. 40. das Graß auff dem Felde vnſer troſtVnter - gange der Feinde. Pſal. 37. ſein. Erzuͤrne dich nicht vber die Vbel - theter / vnd ſey nicht Neidiſch vber die Gottloſen. Dann wie dz gruͤne Graß werden ſie abgehawen / vnd wie dz gruͤ - ne Kraut werden ſie verwelcken / etc.

Gottes Wunder im Brot.

3. Vnnd Saat zu nutz den Men - ſchen / dz du Brot aus der Erden brin - geſt / vnnd das Brot deß Menſchen Hertz ſtercke. Auß dieſem einigen Ge - ſchoͤpff Gottes / dem lieben Taͤglichen Brot / haben wir viel vnd groſſe Wol - thatẽ Gottes zuerkennen / vñ zu lernen.

Gott be - weiſet ſich in der Nahrung als ein Vater. Luc. 11.

Erſtlich lerne hie erkennen Got - tes Vater Hertz. Dann ein Vater muß ja ſeine Kinder Speiſen / vnnd thuts gern. Es iſt ſeine Natur. Dann wo iſt ein Vater / den das Kindt vmb ein ſtuͤck Brot bittet / vnd er gebe jhmein65Von der ſcheidung der Waſſer. ein Stein dafuͤr? Auff das wir nun nimmermehr vergeſſen ſollen / das Gott vnſer Vater iſt / darumb hat Er den Menſchen Hungerig vnnd Dur - ſtig Geſchaffen / vnd nicht wie einen Engel / der ohne Speiſe Lebet. Auch vnſer Natuͤrlicher hunger vnnd durſt ſoll vnſer Prediger ſein / vnnd vns zu Gott fuͤhren. Darumb ſo offt du ei - nen biſſen Brot iſſeſt / ſo iſſeſtu deines Himliſchen Vaters Liebe vnd Barm - hertzigkeit.

Fuͤrs ander lerne hie betrachtenAls einen Allmech - tigen HErrn. die wunderliche verſehung Gottes / wie Gott der HErr einem jeden Men - ſchen ſeinen biſſen Brot zutheilet / vnd jhn mit Wolgefallen ſaͤttiget. Lieber GOtt / es iſt ein groß wunder / wann man die menge deß Volcks auff Erden bedencket / es bekompt ja ein jeglicher ſo viel / das er ſatt wird. Gott miſſet ei - nem jeglichen ſein Maͤßlein zu / wie den Juͤden das Himmelbrot. Vnd ein jeg - licher Menſch auff Erden hat ſeinenF 3Segen66Vom dritten Tagewerck GottesHebr. 13.Segen vnd ſein Theil. Gott hat kei - nen vergeſſen noch verſeumet. Es muß einem jeder das ſeine werden.

Als einen Weiſen Speiſe - meiſter.

Fuͤrs dritte lernen wir an dem lie - ben Brot / die groſſe Weißheit Gottes. Dann hie ſtehet: GOtt gibt Saat zu nutz den Menſchen / dz er Brot auß der Erden bringe. Vnſer Brot / dz wir eſ - ſen / iſt erſt ein gruͤn Graß / darauß end - lich das Koͤrnlein wechſet / darauß das Brot kompt welches endtlich in vnſer Fleiſch vnnd Blut verwandelt wird /GOtt ſchaffet noch heu - tiges Ta - ges der Menſchẽ Fleiſch vñ Blut auß der Erden wann wirs eſſen. Da bedencket Gottes wunder / die er an vns thut / vnd lernet hier dz Werck ewer Schoͤpffung ver - ſtehen / wie Gott der HErr noch heute zu Tage deß Menſchen Fleiſch vnnd Blut auß der Erden machet. Iſt das nicht ein groß wunder / das wir ſagenSyr. 41. muͤgen: Die Erde iſt vnſer aller Mut - ter? Darauß formirt Gott durch ſei - ne Allmacht vnſern Leib / Fleiſch vnnd Blut noch heut zu Tage / das wir wolAct. 17. ſagen muͤgen: In Gott Leben / We - ben / vnnd ſein wir. Die wehrendekrafft67von der ſcheidung der Waſſer. Krafft iſt Gottes Wort im Brot. Dar -Matth. 4. umb lebet der Menſch nicht allein vom Brot. Dann nimpt Gott die ernehren - de Krafft vom Brot / ſo verſchwindet vnſer Fleiſch vnd Blut / verwelcket wie eine Blume / verdorret wie Hew.

Zum vierdten ſagt der Pſalm: DaßPſal. 104. Brot ſter - cket das Hertze. das Brot deß Menſchen Hertz ſtercke. Hie haben wir die rechte eigenſchafft deß Brots. Dann aller Speiſe wird die Natur muͤde vnnd vberdruͤſſig / ſo man dieſelbe taͤglich geneuſſet / aber deß lieben Brots nicht. Dz iſt die Vrſach /Brot eine general Speiſe. daß das Brot eine allgemeine general Speiſe iſt / darin aller Speiſe Krafft ligt / vnd darauß alle Speiſe jhre kreff - te nimpt / gleich wie die Sonne ein ge - neral Liecht iſt / darauß alle Sternen jhre kreffte nehmen vnnd empfahen. Darumb hat GOtt dem Brot aller Speiſe eigenſchafften vñ Krafft einge - ſchaffen / auff das die Natur des Men - ſchen mit einem kleinen bißlein Brot koͤnte geſaͤttigt werden. Gleich alsF 4wann68Vom dritten Tagewerck Gotteswann man in ein klein bißlein / oder maſſam vieler Kraͤuter kreffte kan ein - ſchlieſſen: Alſo iſt in einem biſſen Brot die gantze Natur eingeſchloſſen. Dann der Menſch iſt microcoſmus, die kleine Welt / vnnd der gantzen Natur der groſſen Welt Geſchoͤpff vnnd Ei - genſchafft iſt im Menſchen beſchloſſen. In einem biſſen Brots die gantze Natur ein geſchloſ - ſen.Weil nun der Menſch mit einem klei - nen bißlein Brot kan Geſpeiſet wer - den: Derhalben ſo muß in einem biſ - ſen Brot die gantze Natur eingeſchloſ - ſen ſein / dar auß ſonſt der Menſch ge - macht vnnd geſchaffen iſt. Quia ex iiſdem nutrimur, ex quibus con - ſtamus. Summa wir eſſen vnd trin - cken eitel Wunder Gottes / ſeine Lie - be / Weißheit vnd Gerechtigkeit.

Brot er - innert vns Chriſti des rechtẽ Brots des Lebens.

Letzlich erinnert vns das Hertz - ſterckende Brot deß Brots deß Le - bens / welches iſt Chriſtus. Ich bin das Brot deß Lebens / wer an michJoh. 6. gleubt / dem wird nimmermehr hun - gern / vnd wer zu mir kompt / dem wirdnim -69von der ſcheidung der Waſſer. nimmermehr duͤrſten. In dieſem Brot deß Lebens ſind alle kreffte Himmels vnd Erden / ja Gottes kraͤffte zuſam - men verfaſſet. Dann es hat Gott wolgefallen / das in jhm alle fuͤlle woh -Epeſ. 1. Joh. 1. nen ſolte / vnd das wir von ſeiner fuͤlle alles nehmen ſollen Gnade vmb Gna - de / vnd durch jhn mit aller Gottes fuͤl - le ſollen erfuͤllet werden. Selig iſt derEpeſ. 3. Menſche / der von dieſem Brot iſſet. Ob wir gleich von dem Irrdiſchen Brot eſſen / ſo muͤſſen wir doch endlich Sterben. Wer aber von dem Brot des Lebens JEſu Chriſto iſſet / wird nim - mermehr ſterben.

4. Vnd das der Wein erfrewe desPſaſ. 104 Wein er - frewet dz Hertz. Menſchen Hertz. Durch diß herrlich Geſchoͤpff Gottes erinnert vns Gott der Herr vieler Guͤtigkeit / ſo Er vns zubezeigen luſt hat / das wir ſeine Freundligkeit darauß erkennen ſollen.

Erſtlich hat Gott den Trawrigen Betruͤbten Hertzen zu gut den Wein geſchaffen. Gib Wein zutrinckenProu. 13.F 5den70Vom dritten Tagewerck Gottesden Trawrigen / dz ſie jhres Leides ver - geſſen. Da hoͤren wir die Leutſeligkeit vnd Freundligkeit Gottes / wie Er wil den Trawrigẽ Menſchen auch Natuͤr -Der Heili - ge Geiſt troͤſtet die traurige Seele. lich erfrewen: Die trawrige Seele aber erfrewet vnd troͤſtet Er vbernatuͤrlich mit dem frewdenwein deß H. Geiſtes / vnd Himliſchen troſtes / der da herquil - let aus dem Lebendigẽ Weinſtock wel - cher iſt Chriſtus. Von dieſẽ WeiſſagtCant. 2. dz hohe Lied Salomonis: Mein freund fuͤhret mich in ſeinen Weinkeller / Er labet mich mit Epffeln vnd erquicket mich mit Blumen. Dieſen Wein habẽEſa. 12. die H. Propheten getruncken: Eſaias ſpricht: Ich frewe mich vnd bin froͤlichPſal. 34. 63 in Gott meinem Heil. Vnnd David erfrewet ſich auch im Herrn.

Wein ſter cket die Krancken

Fuͤrs ander hat Gott den Krancken den Wein zur ſterckung geſchaffen. Dañ im Wein iſt ein ſolcher Spiritus, welcher eine Natuͤrliche werme vñ ſter - cke den Lebens Geiſterlein im Hertzen gibt. Da ſehen wir abermal die Guͤtig -keit71von der ſcheidung der Waſſer. keit Gottes / vñ ſeine veterliche vorſor - ge. Dabey wir vns auch erinnern ſollen wie Gott vnſer krancken Seelen ei - nen ſuͤſſen Wein geſchaffen / nemlich das Edle Traubenblut aus dem ver - wundetẽ lebendigẽ Weinſtock / welcher iſt Chriſtus. Er wird ſein Kleid im weinGen. 49. waſchen / vnd ſeinen Mantel im Trau - benblut.

Endtlich hat Gott auch alten LeutẽWein er - quicket die Alten. den Wein zu gut geſchaffen / derer Liechtlein jhres Lebens wil verleſchen / auff das ſie es damit wieder ein wenig anzuͤnden vñ erhalten. Dabey wir vns erinnern ſollen des Geiſtlichen Alters der Kirchen / die alt vnd ſchwach wird / gleich wie ein Natuͤrlicher Menſch / dẽ das Geſicht vergehet / das Gehoͤr ab - nimpt / die Kreffte verleſchen: Alſo verliſchet der Glaube / erkaltet die Liebe / verſchwindet die Hoff - nung / vnnd nimpt der Geiſtliche Leib der Chriſtlichen Kirchen jmmer mehr vnnd mehr ab. Wann deßMen -72Vom dritten Tagewerck GottesLuc. 18.Menſchen Sohn kommen wird mein - ſtu auch / das Er werde Glauben fin -Eſa. 40. den? Eſa. 40. Hat Gott durch den Propheten verheiſſen den Gleubigen newe Kreffte zugeben wie den Adlern / vnd wolle ſie heben vnd tragen biß ins Alter / biß ſie graw werden. Wann ſiePſal. 92. gleich Alt werden / ſo werden ſie doch Fruchtbar vnd friſch ſein.

Pſal. 104

5. Vnnd das ſeine Geſtalt ſchoͤn werde vom Oele. Diß iſt von demBalſam erfriſchet deß Lei - bes[kreff - te]. koͤſtlichen Juͤdiſchen Balſam oder Nardenwaſſer zuuerſtehen / damit die Juͤden vnnd Orientaliſchen Voͤlcker ſich Geſalbet / wann ſie haben wollen froͤlich ſein / vnnd wann ſie jhre Gaͤſte haben wollen herrlich Tractiren / ha - ben ſie dieſelbe damit beſtrichen / da - von alle kreffte des Leibes erfriſchet ſein / vnd der Menſch gebluͤet wie eine Roſe. Davon ſagt David: Du Sal -Pſal. 23. Matt. 26. beſt mein Haupt mit Oele. Alſo iſt der Herr Chriſtus in Simonis Hau - ſe als ein liebſter Gaſt Geſalbet wor -den /73von der ſcheidung der Waſſer. den / vnnd dem andern Simoni dem Phariſeer / wirffts der Herr fuͤr. IchLuc. 17. bin in dein Hauß kommen / du haſt mein Haupt nicht mit Oele Geſalbet / dieſe aber hat meine Fuͤſſe mit Bal - ſam oder mit Salben Geſalbet. Ja dieſer Balſam iſt ſo krefftig / das er die todten Coͤrper viel hundert Jahr vn - verweßlich erhelt / wie zur zeit Keyſers Auguſti / deß groſſen Alexandri Leich - nam gefunden in Egypten / welcher drey hundert Jahr im Grab gelegen / vnd noch ſo friſch geweſt / als wann er geſtern geſtorben. Wir werden dabey erinnert des rechten Frewdenoͤls / mit welchem der Sohn Gottes nach ſei - ner Menſchlichen Natur ohn alle maſ - ſe Geſalbet. Darumb hat dich OPſal. 45. Gott / dein Gott Geſalbet mit Frew - denoͤl vber deine mitgenoſſen. VnndJoh. 1. von ſeinem Geiſt haben wir nun auch alle empfangen / welches iſt die Sal - bung / die vns alles lehret / als S. Jo - hannes ſpricht. Davon wird vnſere1. Joh. 2.Seele74Vom dritten Tagewerck GottesSeele ſchoͤn fuͤr Gott / mit Gaben deß1. Cor. 15. H. Geiſtes gezieret / wann nun das ſterbliche anziehen wird die vnſterblig - keit / vnd die vnehre die Herrligkeit.

Pſal. 104.

6. Das die Beume des Herrn voll ſafftes ſtehen / die Cedern Libanon / die der Herr gepflantzet hat. An den Beu -An den Beumen ſind viel wunder zubeden - cken. men haben wir viel Natuͤrliche wunder zubedencken / deren zwey in dieſem Spruͤchlein beſchrieben ſein. 1. Dz ſie voll Safftes ſtehen / vnd daſſelb zu ge - wiſſer zeit im Fruͤling / da ſie im Winter ſtehen als wann ſie Todt weren. Auß welchẽ Safft hernach die gruͤnen Blet - ter werden / vnd dañ die Fruͤchte. Wel - ches hoch zuuerwundern iſt. Dann welcher Kuͤnſtler koͤnte auß einem Safft / auß einem Baum einen Apffel formiren / oder auß einem Safft deß Weinſtocks eine Traube machen? Die Bircken gebẽ im Fruͤling ſo eine menge Saffts / dz mans herauß zapffen kan / als auß einem Faß. In India Oc - cidentali iſt eine Inſel / dareinkein75von der ſcheidung der Waſſer. kein Brunnen vnd kein Waſſer zu trin - cken iſt / Aber ein Baum gibt ſo viel Waſſer / das aus den Blettern trenf - felt / das damit die gantze Inſel ge - trencket wird. 2. Stehet hie / derBeume wachſen aus dem krefftigen Wort Got tes. Herr hab ſie gepflantzet / verſtehe / durchs Wort in der erſten Schoͤpf - fung / vnd dadurch wachſen noch heute zu Tage newe Beume / ob man gleich die Alten mit der Wurtzel außreutet. Dann die Erde behelt dieſen Segen ſo lang ſie wehret. Vnd iſt Gottes Wort der allererſte Same aller Erden ge - wechs. Es erinnern vns auch die Beu -Beume ein Spie - gel der Liebe. me mit jhren Fruͤchten der liebe Got - tes. Dann wie ſie herfuͤr geben das al - lerbeſte / was ſie haben / hetten ſie es beſſer / ſo geben ſie es beſſer ohn allen neid: Alſo ſollẽ wir auch vnter einander geſinnet ſein gegen Gott vnd Menſchẽ /Pſal. 92. als fruchtbare Beume / Pflantzen des Herrn zu Lobe vnd Preiß Got -Eſa. 61. tes. Letzlich werden wir auch dabey erinnert des Baums des LebensApoc. 22.mit76Vom dritten Tagewerck Gottesmit ſeinen Edlen Fruͤchten / welcher iſt Chriſtus crucifixus. Wer von dieſer Frucht iſſet / wird ewig Leben.

7. Die Siebende Frucht der Er -Die Voͤge - lein zeugẽ von Got - tes vor - ſorge. den / oder damit GOtt die Erde zieret / ſind die Waltvogelein / wie wol ſie jh - ren Vrſprung auß dem Waſſer haben ſo niſten ſie doch auff Beumẽ vermeh - ren ſich den Menſchẽ zum beſten vñ zur Speiſe / vnd die Thierlein / ſo auff den hohen Bergen wohnen. Daſelbſt ni - ſten die Vogel / vnd die Reyger woh - nen auff den Dannen. Die hohe Ber - ge ſind der Gemſen zuflucht / vnd die Steinkluffte der Caninichen. WeiſtuJob. 39. die zeit / wann die Gemſen auff den Felſen geberen? Wer hat das Wildt ſo frey gehen laſſen / vnnd die Bande des Wildes auffgeloͤſet? Denen Ich das Feldt zum Hauſe gegeben hab / vnd die Wuͤſte zur wohnung. Der Storch fleucht hoch / vnnd verlachet Roß vnnd Mann. Fleucht der Ha - bicht durch deinen Verſtandt? Fleuchtder77von der ſcheidung der Waſſer. der Adeler auß deinem befehl ſo hoch / vnd macht ſein Neſt in die hoͤhe?

Da ſollen wir lernen / das GottDie Erde iſt vol der guͤte deß HErrn. den Erdbodem nicht leer haben will / ſondern die Wilden Wuͤſten voller Vogel vnnd Thier geſchaffen / da ſie jhre wohnung haben / auff das Gottes guͤtigkeit gegen dem Menſchen erkant werde / ſein Reichthumb an der menge der Creaturen / vnd ſeine Allmacht in ſeinen Wercken / ſeine Weißheit aber in ſo vielen eigenſchafften vnd nutzbar - keiten der mannicherleyen Thiere. Al - le Thiere im Walde ſind mein / vnd allPſal. 50. Viehe auff den Bergen / da ſie bey tau - ſent gehen. Ich kenne alle Vogel auff den Bergen / vnnd allerley Thier auff dem Felde iſt fuͤr mir. Wo mich hun - gerte / wolte ich dir nichts dauon ſagen. Dann der Erdbodem iſt mein / vnd al - les was drinnen iſt. Meinſtu / das Ich Ochſenfleiſch eſſen wolle / oder Bocks - blut trincken? Was iſt dann deine Speiſe / lieber Gott? Was ſind dieGrech -78Vom vierdten Tagewerck Gottesrechten Opffer? Opffere Gott danck / vnnd bezahle dem Hoͤchſten deine Ge - luͤbde. Vnd ruffe mich an in der Zeit der Noth / ſo will Ich dich erretten / vnd du ſolt mich preiſen.

Das IIII. Capittel. Von dem vierdten Tagewerck Gottes von der Sonnen / Mond vnd Sternen deß Himmels.

Gen. 1. Es werden Liechter an der Feſte deß Himmels / vnd ſcheiden Tag vnd Nacht / vnd geben Zeichen / Zeiten / Ta - ge / vnnd Jahre. Pſal. 104. Du macheß den Mond das Jahr darnach zutheilen / Die Sonne weiß jhren Nie - dergang. Syrach. 44. Die Sonne iſt ein Wunderwerck deß Hoͤchſten. Es muß eingroſ -79von der Sonnen deß Himmels. groſſer HERR ſein / der ſie gemacht / vnnd hat ſie heiſſen ſo ſchnell lauffen.

DIe Sternen ſind Himliſche Coͤrper vnnd Liechter / einerWas die Sternen ſein. Himliſchen eſſentz, durchs Allmechtige Wort Gottes an die Fe -1. Cor. 15. ſte deß Himmels geſetzet / die Erden zuerleuchten / Tag vnd Nacht zuſchei -Gen. 1. den / zu geben Zeichen / Zeiten / Tage vnd Jahre / vnd den gantzen HimmelSyr. 43. zu zieren: Vnnd geben Naturzeichen / Zornzeichen / vnd Gnadenzeichen.

Nun ſpricht Gott der Herr: ErhebtEſa. 40. Pſal. 146. Gott wil das wir die Augen ſollen gen Himmel erheben. ewre Augen in die hoͤhe / vnd ſehet / wer dieſe ding geſchaffen hat / der das Heer nach der Zahl herauß fuͤhret / vnd nen - net ſie alle mit Namen. Iſt derwegen billich / das wir nach Gottes befehl die hoͤhe deß Himmels anſchawen / vnnd die Allmacht vnnd Weißheit deß Schoͤpffers darauß erkennen. DannPſal. 19. die Himmel erzehlen die EhreG 2Got -80Vom vierdten Tagewerck GottesGottes / vnnd die Feſte verkuͤndigt ſei - ner Haͤnde Werck.

Es iſt aber an den Sternen hochGroͤſſe der Son - nen vnd deß Mon - des. zuuerwundern / erſtlich die groͤſſe / dar - nach der lauff / vnd dann die wirckung. D. Baſilius Magnus in ſeiner ſechſtẽ Homilia vber die ſechs Tagewerck Gottes ſchreibet von der groͤſſe ďSon - nen vnd Mondes alſo: Ich halte es da - fuͤr / dz Sonne vnd Mond nit darumb allein groſſe Liechter von Gott durch Moſen genennet ſein / dz ſie die andern kleinen Sternen mit ď groͤſſe vbertref - fen / ſondern darumb / dz ſie ſo groß ſein in jhrem vmb fang / das ſie den gantzen Himmel mit jhrem Liecht nit allein er - fuͤllen koͤnnen / ſondern auch die Erde vnnd das Meer. Dann Sonne vnd Mond werden allezeit in gleicher groͤſ - ſe geſehen / im Auffgang vnd Nieder - gang. Das iſt ein heller beweiß / das dieſe Coͤrper einer vngleublichen groͤſſe ſein muͤſſen / weil die breite deß Erden - kreiß nichts hindert / das ſie koͤnnen anallen81von der Sonnen deß Himmels. allen orten gleich groß geſehen werden. Biß daher Baſilius.

Bedencke nun hie diß groß Wun -Gleich - nuß der Sonnen groͤſſe zu - erklaͤren gemeint. derwerck / wann du auff Erden ſolteſt ſehen herumb lauffen eine Fewrige Ku - gel / die groͤſſer were dann der groͤſte vñ hoͤchſte Berg in der Welt / oder ſeheſt fuͤr dir vber deinem Haupt in der Lufft ſchweben die aller groͤſſeſte Stadt / ſo in der Welt iſt / vnd were eitel Liecht vnd Klarheit durch vnd durch / wuͤrde - ſtu dich nit verwundern / ja dafuͤr ent - ſetzen vnd verſtummen? Nun iſt aber die Sonne hundert vnd ſechs vnd ſech - tzig mahl groͤſſer dann der Erdenkreiß. Da bedencke nun / was fuͤr einen groſ - ſen vnaußdencklichen raum die Son - ne allein am Himmel einnimpt / nicht allein mit jhrer groͤſſe / ſondern viel - mehr mit jhrem lauff. Ja der aller - kleineſte Stern in Sphæra octavaDer klein - ſte Stern groͤſſer den der Erdbo - dem. an der Feſte deß Himmels iſt ſo groß / das er etliche hundert Teutſcher Meilweges in ſich in der runde be -G 3ſchleuſ -82Vom vierdten Tagewerck Gottesſchleuſſet / vnd groͤſſer iſt dann der gan - tze Erdenkreiß. Vnd ſind ſolcher Ster - nen viel tauſent mahl tauſent am Himmel / die mit vnſern Augen nicht muͤgen erſehen werden. Bedencke nun die groͤſſe des Himmels / wie viel tau - ſent mahl tauſent muß er groͤſſer ſein dann die Erde? Dann ein jeder Pla - net hat ſeinen eignen Himmel vnnd Circkel / in welchem er leuffet / jmmer einer vber dem andern / vnd hoͤher dann der ander. Bedencke nun die groͤſſe ei - nes jeden Planeten / vnd den vmbkreiß vnnd Circkel eines jeden / in welchem ſolche groſſe Coͤrper lauffen / die viel groͤſſer ſind dann der Erdbodem.

Groͤſſe des Him - mels vn - begreiff - lich.

Hie muß Menſchliche Vernunfft auffhoͤren zudencken. Es iſt die hoͤhe vnd groͤſſe deß Himmels vnaußdenck - lich / vnd aller Vernunfft vnbegreiff - lich / darumb / auff das vns die groſſe Barmhertzigkeit Gottes wol einge - bildet wuͤrde / wird dieſelbe im Pſalm auß der Natur nach der hoͤhe des Him -mels83von der Sonnen deß Himmels. mels beſchrieben: So hoch der Him -Pſal. 103. mel vber der Erden iſt / leſſet Gott ſei - ne Gnade walten / vber alle / die jhnGroͤſſe deß Him - mels ein Bild der groſſen Barmher tzigkeit Gottes. fuͤrchten. So fern der Abend iſt vom Morgen loſſet Er vnſere Vbertret - tung von vns ſein. Die Erde iſt viel zu klein die Barmhertzigkeit Gottes mit jhrem vmbkreiß vorzubilden / wiewol ſie auch voll Guͤter des Herrn iſt. Darumb zeiget vns der H. Geiſt die hoͤhe vnnd groͤſſe des Himmels / dar -Pſal. 33. an ſo viel groſſe Coͤrper der Sternen hangen / die groͤſſer ſind dann der Er - denkreiß / Da ein jeder voll Guͤter deß Herrn iſt. Dann die Sternen ſind viel groͤſſere. Schatzkammern Gottes dann die Erde. Auß welchen theſauris vnnd wunderlichen Schaͤ - tzen Gott der Allmechtige ſo viel Se - gen vnd Guͤter herfuͤr bringt / das ſie nicht alle zuzehlen / vnnd koͤnnen auch den tauſenden theil nicht beſchrieben werden. Davon hernach weiter.

G 4Es84Vom vierdten Tagewerck Gottes
Die Ster - nen haltẽ jhren ge - wiſſen Lauff.

Es iſt aber nicht allein die Gewal - tige groͤſſe der Himliſchen Coͤrper ein groß Wunder / vnd Zeugnuß der vn - außſprechlichen Gewalt Gottes / ſon - dern auch jhr beſtendiger vnd gewiſſer Lauff. Bedencke / wie Wunderlich das ſey / das ſolche grawſame erſchreckliche groſſe Coͤrper nicht allein an der Feſte des Himmels hangen / ſondern das ſie auch daran lauffen / vnd was fuͤr eine vnermeßliche weite vnnd raum / ſolche groſſe Coͤrper zu jhrem Lauff haben muͤſſen / ſonderlich weil ein jeder ſeinen eigenen Himel vnd Circkel hat / ſeinen ſonderlichẽ abgemeſſenẽ weg an Him - mel / welchen er wieder Gottes ordnũg nit vberſchreitet / damit keiner den an - dern hindern. Darum̃ wol David ſagt:Pſal. 136. Qui fecit cœlos in intelligentia, der den Himel ordentlich gemacht hat. Dz muß fuͤrwar eine groſſe Weißheit ſein / ſo ein groſſes Heer der Sternen alle in jhrer ordnung vnnd eignem Lauff her - auß fuͤhren / vñ mit Namen zunennen. Hie85von der Sonnen des Himmels. Hie iſt ein groß geheimnuͤß verborgen / vnnd dauon etwas angedeutet in der Offenbarung Johannis / das einApoc. 8. Stern vom Himmel gefallen / vnnd deſſelben Stern Name heiſſet Wer - mut.

Hoch iſts zuuerwundern / das ſol -Sternen haben jre bewegũg in jhnen ſelbſt. che groſſe Liechthelle Kugeln jhre le - bendige bewegung in jhnen ſelbſt ha - ben / alſo / daß ſie nicht ein Augenblick natuͤrlicher weiſe koͤnnen ſtill ſtehen / auch nicht ruhen / ſondern immer fort vnd fort jre vnauffhoͤrliche bewegung vnd arbeit treiben. Dann ſo das ge - ſchehe / ſo wuͤrde die gantze ordnung des Himmels turbirt vnd verwirret. Ja die Sternen verloͤren als dann jhr leben / wann ſie jhre bewegung nicht hetten / vnnd weren als weren ſie todt / wie ein Menſch / der keine bewegung hat durch den lebendigen Othem. Alſo ruhet kein Sternlein am Himmel. Es bewegt vnd reget ſich alles mit ſol - cher geſchwindigkeit / dz es kein MenſchG 5be -86Vom vierdten Tagewerck Gottes. begreiffen kan. Dann die Sonne / ob ſie gleich vber hundert mahl groͤſſer iſt dann der Erdenkreiß / noch leuffet ſie alle Tage vmb den Himel vom Auff - gang biß zum Niedergang / da ſie doch / wann ſie auff der Erd Kugel / deß Er - denkreiß vmblauffen ſolte / muͤſte ſie al - le ſtunde zwey hundert / vnd fuͤnff vnd zwantzig Meilweges lauffen. Da be - dencke / was die Erde ſey gegen die hoͤ - he vnnd runde deß vnbegreifflichen Himmels.

Iſt nun der einigen Sonnen lauff ein ſolch groß wunder / was wollen wir dann ſagen von der vnzehligen menge der Sternen / welche alle jhre bewe - gung vnd lauff haben? Wer da moͤch - te nur eine viertel ſtunde aller Sternen bewegung am Himmel ſehen / wie ſie ſich regen / bewegen vñ gehen / der wuͤr - de von groſſen wundern zuſagen wiſſẽ / wie lebendig der gantze Himmel were.

Die Ster - nen ſollen vns fuͤh -

Es ſol vns aber der lauff der Ster - nen / vnd jhre groſſe menge hoͤher fuͤh -ren /87von der Sonnen deß Himmels. ren / nemlich zu den vnſichtbaren hoch -ren zu be - trachtung der Engel leuchtenden Sternen / den H. Engeln / den Himliſchen Geiſtern / wie vns ſol - ches bezeuget die Offenbarung Jo -Apoc. 1. hannis / da der Sohn Gottes ſich fuͤr - bildet / dz er in ſeiner Handt ſiebẽ Ster - nen hat. Vnd dz ſind die ſieben Geiſter oder Engel in alle Land außgeſandt. Mit welcher Figur die rechte wahre vbernatuͤrliche Aſtronomia tectè be - ſchrieben wird: Davon wir auch leſen im Buch Jobs: Wo wareſtu / da michJob. 38. die Morgenſternen lobeten / vnd jauch - tzeten alle Kinder Gottes? Da vns gleichfals der H. Job von den Sternẽ hoͤher fuͤhret / nemlich zu den H. En - geln. Dann ſo Gott eine ſo groſſe men - ge vnd Heer der Sternen erſchaffen / was wird dann fuͤr eine menge ſein der Himliſchen Herrſcharen / die Gott ohn vnterlaß Loben? Es Loben jhn SonnePſal. 148. vnd Mond / vñ alle leuchtende Sternẽ.

Was vns aber der guͤtige vnd allein Weiſe Gott fuͤr groſſe Wolthaten er -zeigt /88Vom vierdten Tagewerck Gotteszeigt / durch den lauff der Sonnen vnd Monden / vnd wie wir derſelben auch geiſtlich gebrauchen ſollen / wollen wir zu letzt ſparen / denn jetzo eilen wir die drey Punct von den Sternen / nem - lich / die groͤſſe den lauff vnnd die wir - ckung Summariè zu erzehlen.

Wirckũg der Ster - nen.

Von der Wirckung aber der Ster - nen ſollet jhr wiſſen / daß ſie groſſe Schatzkammern ſeyn Gottes des All - mechtigen / aus welchen Er wuͤnder - lich ſeine zeitlichen Guͤter vnd Gaben außtheilet / beyde dem Menſchen / vnd dann auch der groſſen Welt. Vnnd allhiero muß ich einfuͤhrẽ die meinung des vortrefflichen Teutſchen Philoſo - phi Philippi Paracelſi: Wie er die Aſtronomiam verſtehet / vnd wofuͤr er dieſelbe helt: Vnd laſſe das Vrtheil vnd Iudicium dem Chriſtlichen Leſer. Das iſt aber ſeine meynung: Das in den Sternen alle natuͤrliche Weiß - heit / Kunſt vnnd geſchickligkeit begrif - fen ſey / die ein Menſch auff Erden er -finden89von der Sonnen des Himmels. finden vnd vben mag. Daher kommen ſpricht er / die groſſen Kuͤnſtler vnd na - tuͤrlichen Meiſter in allerley Kuͤnſten vnd Inuentionen. Dann die Natur treibet die gemuͤter ſolcher Leute / den Kuͤnſten mit hefftigem nachſinnen vñ arbeiten obzuliegen / auff das Gottes wercke offenbar / vnd herfuͤr gebracht werden zu GOttes ehren / vnnd dem Menſchen zu nutz. Dann ſo hats Gott geordnet / vnnd in den Himmel ſolche natuͤrliche Schetze gelegt / als in ſeine verborgene theſauros, auff daß er zu ſeiner zeit ſolches alles an Tag vnd ans Liecht brechte durch den Menſchen. Vnd theilet dieſelbe aus wen / wo / wie / vnd wem er will.

Vnnd auff dieſe weiſe / nemlich /Wie die Himmel Gottes Ehre er - zehlen. Pſal. 19. durch die wunderliche operation vnd im preſſion erzehlen auch die Himmel die Ehre Gottes / vnnd die Feſte ver - kuͤndet ſeiner Hende Wercke. Wel - ches / ſagt er / nicht allein geſchicht durch die groͤſſe des Himmels / durchdie90Vom vierdten Tagewerck Gottesdie ordnung vnnd gewiſſen lauff der Sternen / ſondern vornemlich durch jhre wirckung. Daher ſind die Inuen - tores rerum entſprungen / nicht / daß ſie Inuentores ſein / ſondern Werck - zeuge / durch welche der Himmel ſeine von Gott eingepflantzte wirckung voll - bracht / vñ aus den verborgenen Schaͤ - tzen Gottes die Kuͤnſte ans Liecht her - fuͤr getrieben / gleich wie ein Baum zu ſeiner zeit ſeine Frucht gibt. Dann alſo ſolt jhr auch die Sternen in jhren wir - ckungen verſtehen / vnnd nicht anders. Sie haben jhre zeit in herfuͤrbringung jrer Fruͤchte. Vnnd wer nun ein guter Aſtronomus iſt / ď ſich mehr auff die Sternen verſtehet / dann auff die Re - chenkunſt / der weiß wo / wie / vnd wann ein ſolcher Baum am Him̃el bluͤet / vñ ſeine Frucht geben wird. Siehe alſo er - zehlen die Himmel die Ehre Gottes / vñ die Feſte verkuͤndigt ſeiner hende werck.

Siehe welch ein groſſer error iſts nun / daß man Menſchen hat geſetzet zuInuen -91von der Sonnen des Himmels. Inuentoribus rerum, da ſie nurMenſchen ſind nur Werckzeu ge. Werckzeuge ſeyn / So iſts auch der Himmel nicht fuͤr ſich ſelbſten ſondern es ſind nuͤr theſauri Gottes / Schatz - kaſten am Himmel / in welche GOtt der oberſte Schatzmeiſter vnd Herr ſeine Schaͤtze gelegt hat. Theilet ſie auch hernach aus denen / ſo es werth ſeyn / vnnd die Er dazu verſehen hat. Siehe alſo kommen alle gute Gaben /Jac. 1. vnnd alle vollkommene Gaben auch mediatè von oben herab / vom Vater des Liechts. Alle Weißheit iſt vonSyr. 1. Gott / vnnd iſt bey jhm ewiglich. Er theilet ſie aber mit mediatè oder na - tuͤrlicher weiſe / oder Immediatè vber - natuͤrlicher weiſe.

Daher kompt nun alle natuͤrli -Woher die natuͤr - liche Weiß heit kom - me. che Weißheit / daher kompt verſtandt in allen natuͤrlichen dingen / Weltliche gerechtigkeit / Kunſt der Artzney. Da - her kom̃en artige Poeten / liebliche Mu - ſici, kluge Redener / kuͤnſtliche Werck - meiſter in allerley Arbeit / im Holtz / in Metallen / in Steinen. Daher kom -men92Vom vierdten Tagewerck Gottesmen Weltliche Regenten / Kriegsleu - te / vnnd in ſumma / daher kommen ei - nem jeden ſeine natuͤrliche Gaben / wie ſie jhm GOtt außtheilet. Die aber GOtt der Herr mit dem Geiſt der Weißheit vbernatuͤrlicher weiſe erfuͤl - let / als die Kuͤnſtler des Alten Teſta - ments / als die klugen Regenten vnnd Kriegshelden derer in der Schrifft ge - dacht wird / dahin auch Salomons Weißheit gehoͤrt: Die haben mit dem natuͤrlichen Himmel nichts zu thun. Daher kompts / daß ein jeder Menſch natuͤrlich begeret ein ding zu wiſſen vnnd zu erforſchen. Vnd iſt manchem ſo bang darnach / hat ein ſolch hitzig begierde nach Kuͤnſten / daß er nicht dafuͤr ruhen kan. Dann gleicher wei - ſe als der Leib des Menſchen aus denDes Men ſchen Sin ne vnnd Gedanckẽ haben jre Speiſe võ Geſturn. vnterſten Elementen geſpeiſet vnd er - halten wird / nemlich aus der Erden vnd Waſſer / vnd kan ohn dieſelbe nicht leben: Alſo die Sinne / Gedancken / vnnd Geiſt des Menſchen haben jhreSpeiſe93von der Sonnen des Himmels. Speiſe vom Geſtirn. Dann alle Sin - reiche Menſchen haben jhren einfluß vnd einfelle vom Geſtirn / vñ iſt gleich - ſam jhre Speiſe. Welches eine gewal - tige Proba iſt der Aſtronomiæ. Dann ſolte der Menſch von den vntern Ele - menten nur als ein Viehe geſpeiſet werden / vnd ſeine Sinne vnd Gedan - cken ſolten nicht jhre Speiſe auch ha - ben?

Vnd ſo dann zu dieſem natuͤrli - chen Liecht die erleuchtigung von oben herab kompt durch den H. Geiſt vnd Wiedergeburt / jetzo erreichen die na - tuͤrliche Gaben einen viel hoͤhern Grad zu jhrer vollkommenheit. Die bekom - men dann einen newen Himmel / der ſie viel hoͤher inclinirt.

Die nun aus der NewengeburtNewge - burt er - hebt hoͤ - her als die natur. ſeyn / aus Gott geborn / derer Himmel vñ inclinatio iſt Gott ſelbſt / vñ die H. Engel ſind jhre Sternen / wie Apoca - lipſis bezeuget. Die haben mit den na - tuͤrlichen Himmel nichts zuthun. SieHſind94Vom vierdten Tagewerck Gottesſind vber denſelben / vnnd jhre Wercke haben ein hoͤhern Vrſprung / nemlich aus Gott ſelbſt. Solche Leute ſind ge - weſen die H. Ertzvaͤter vnnd Prophe - ten / wie vom Joſeph / Daniel / vnnd Salomon geſchrieben iſt / daß jhre Weißheit vbertroffen hab alle Weiß - heit AEgypti vnd in Perſia, vnd gan - tzen Orient. Dann dieſe haben nur die natuͤrliche Weißheit des natuͤrlichen Himmels gehabt: Moſes aber / Jo - ſeph / Daniel / David / Salomo ha - ben vber dieſelbe auch die vbernatuͤrli - che Weißheit gebabt. Die H. ApoſtelAct. 3[.] ſind mit dem H. Geiſt / mit Liecht vnd Krafft aus der hoͤhe angezogen. Dann ſie ſolten nicht natuͤrliche Weißheit vnd Kunſt verkuͤndigen / vnd natuͤrli - che Meiſter vnnd Liechter der Welt ſeyn / ſondern ſie ſollen die Himliſche ewige Weißheit verkuͤndigẽ / welche die1. Cor. 2. Weiſen dieſer Welt nit erkant haben.

Diß iſt obgedachtes Philoſophi meynung / welche auff des Authorisver -95von der Sonnen deß Himmels. verantwortung vnnd beweiß beruhen mag. Ob wir nun wol die vnuuͤtze weiſ - ſagerey der Aſtrologen verwerffen / ſonderlich ſo in Indiuiduo determi - natè vnd definitè geſchicht / So ſind doch andere noͤtige Puncten dieſer Kunſt in acht zunehmen. 1. Die Ord - nung vnd reuolution der zeit. 2. Die natuͤrlichen vnnd vnnatuͤrlichen Zei - chen des Himmels. 3. Die natuͤrlichen vnnd vnnatuͤrlichen Wirckungen des Himmels. Von jedem wollen wir gar kurtzen Bericht thun. Erſtlich iſt noͤ - tig zu wiſſen / das durch den wunderli - chen Lauff des Himmels / die zeit der Welt gantz weißlich / von dem allein weiſen Schoͤpffer geordnet iſt / daraus Gottes wuͤnderliche Verſehung / Re - gierung vñ weißheit klerlich abzunemẽ. Sonderlich wenn wir durch weißliche erforſchung ď zeit / die gleichſtim̃igkeit der Propheten / mit den Hiſtorien vnd der Natur Augenſcheinlich ſpuͤren. Als die Jare der Welt mit jrẽ Seculis,H 2die96Vom vierdten Tagewerck Gottes. die ætates mundi, die zeit der Monar - chien / die ſiebentzig Jaͤhrige Babyloni - ſche Gefengnis / die ſiebentzig Jahrwo - chen Danielis / die zeit des Meſſiæ / die periodos regnorum, die zeit des Antichriſts im Daniele vnd Apoca - lypſi, vnnd dergleichen / welches alles die verſehung Gottes / vnd wuͤnderli - che Regierung vnd Weißheit gewaltig bezeuget vnd beſtetiget. Vñ ob wol vn - ſer lieber Herr Chriſtus Act. 1. ſpricht: Es gebuͤrt euch nicht zu wiſſen Zeit oder Stunde / welche der Vater ſeiner macht fuͤrbehalten hat / ſo redet doch der Herr von ſolcher zeit / derer wiſſenſchaft / weder zu der Apoſtelampt noch erbawung der Kirchen vnd fort - pflantzũg des Evangelij / noͤtig vñ nuͤtz - lich iſt: Auch das man Chriſto zu auff - richtung ſeines Reichs / weder zeit noch ort ſetzen ſol / er weiß / wie / wo / vñ wann er ſein Reich / vnnd Kirche pflantzen wolle / wir ſollen nur ſeine Zeugen ſeinvnd97von der Sonnen deß Himmels. vnnd vnſer Ampt thun / vnnd jhm zeit vnd ſtunde befehlen. Zu dem verſtun - den auch die jenigen das Reich Chriſti dazumahl noch nicht recht / den ſie ver - ſtundens vom Irrdiſchen Weltlichen Reich / welches der Herr ſtraffet.

Was ſonſten zeit vnnd ſtunde in Weltlichen Geſchefften anlanget die fuͤget / ordnet / ſchickt vnnd gibt GOtt auch / wenn wir fleiſſig Beten / vnd dem Herrn vnſere Wege befehlen / ſo wird ers wol machen / wie die Hiſtoria des Knechtes Abrahams bezeuget / da er Betet / Gott wolt jhm heute begeg - nen.

Zum andern iſt zu wiſſen / das der Himmel vnnd die gantze Natur / jhre Natuͤrliche Zeichen haben / vnd nichts thun ohne Zeichen. Daher auch der Herr Chriſtus ein Argument nimpt / auß den allgemeinen Natuͤrlichen Zei - chen des Himmels / ſo durch die erfah - rung in gemeinem Leben beſtetiget ſein. Matth. 16. vnd Luc. 12. DadurchH 3Er98Vom vierdten Tagewerck Gottes. er die Juden hoͤher fuͤhren / vnd jhnen vrſach geben will / auch die Zeichen des Meſſiæ in acht zu nemen / vnd zu iudi - ciren. Denn alſo ſchleuſt er: Des A - bends ſprecht jhr / Es wird ein ſchoͤner Tag werden / denn der Himmel iſt roht / vnd des Morgens ſprecht jhr / Es wird ein Vngewitter ſeyn / denn der Himmel iſt roht vnd truͤbe. Ir Heuch - ler des Himmels geſtalt koͤnnet jhrvr - theilen / koͤnnet jr denn die zeichen dieſer zeit nicht auch vrtheilen. Das iſt des Herrn Schluß:

Si attenditis ad ſigna natura - lia, & ex facie Cœli de tempeſtate rectè concluditis, cur non magis ad ſigna præſentis temporis atten - ditis, & Meſſiæ tempus adeſſe iudi - catis?

So jhr aus der geſtalt des Him - mels vom Gewitter recht vrtheilen koͤnnet / warumb vrtheilet jhr nicht viel mehr aus den jetzigen Zeichen / die zeit des gegenwertigen Meſſiæ?

Vnd99von der Sonnen des Himmels.

Vnd Lucæ 12. Wenn jhr eine Wol - cke ſehet auffgehen vom Abend / ſo ſprecht jhr bald / es kompt ein Regen / vnd es geſchicht alſo / vnd wenn jhr ſe - het den Sudwind wehen / ſo ſprecht jr / Es wird heiß: Vnnd es geſchicht alſo: Ihr Heuchler / die geſtalt des Him - mels vnnd Erden koͤnnet jhr pruͤffen / wie pruͤffet jhr aber dieſe zeit nicht? Schleuſt derwegen der Herr alſo: Sicut ex ſignis naturalibus rectè concluditis de tempeſtate, quia ſe - quitur effectus, Ita ex ſignis & mi - raculis quæ cernitis, rectè de Meſ - ſia, debebatis concludere. Gleich wie jhr aus den Zeichen des Himmels recht ſchlieſſet vnd vrtheilet von vnge - witter: Alſo ſoltet jhr viel mehr / aus den Zeichen vnd wunderwercken / ſo jr jetzo fuͤr Augen ſehet / von der gegen - wart des Meſſiæ vrtheilen. Aber jhr ſeid Heuchler / eins ſehet jhr / das ander wollet jr nicht ſehen / da doch viel mehr angelegen iſt. Ergo Chriſtus appro - bat ſigna naturalia.

H 4Es100Vom vierdten Tagewerck Gottes

Es gibt aber auch der Himmel ſei - ne vnnatuͤrliche warnungs Zeichen. Denn vnſer lieber Gott ſtrafft nicht ploͤtzlich / ſondern warnet zuuor durch Zeichen / wie in allen groſſen Landt - ſtraffen zu ſehen / darumb dieſelbe mit nichten / auß ſicherheit zuuerachten / ſondern als vorbotẽ kuͤnfftiger Straf - fe anzuſchawen ſind. Es hat ſich aber ein gleubiger Chriſt / fuͤr denſelben nicht zu fuͤrchten / wie Gott der Herr Jeremiæ am 10. gebeut / ſondern er ſol wiſſen / das er vnter dem Schirm des hoͤchſten vnd Schatten des Allmechti - gen ſicher iſt / vnnd in Chriſto vber die Natur herrſchet.

Zum dritten / von den Wirckun - gen des Himmels / ſol man wiſſen: Erſtlich von den vbernatuͤrlichen / das nicht der Himmel vnd Geſtirn etwas thun / von ſich ſelbſt / vnnd ſo boͤſe ſein fuͤr vnd auß ſich ſelbſt / als ſie die Aſtro - logi machen / ſondern die Suͤnde / La - ſter vnd Boßheit der Menſchen ſinddie101von der Sonnen des Himmels. die Vrſachen / das Gott die Creatu - ren zur Rache ruffet / vnd zur Straffe gebraucht / wieder die Gottloſen. Deñ alſo Straffte Gott der Herr die Suͤnde der erſten Welt / mit einem viertzigtaͤgigen Regen / darauß die Suͤndtfluth ward / vnnd die Boßheit der Sodomiter vervrſachet den Few - rigen Schweffel Regen. Alſo werden ſolcher Plagen Taͤglich viel vervrſa - chet / nemlich vnnatuͤrliche Hitze vnd Kaͤlte / vnnatuͤrliche naͤſſe vnd duͤrre / vnnatuͤrliche Donner / Hagel vnnd Fewr / viel Geſchmeiß vnnd Gifft in der Lufft / welche als das Fewr zu So - dom vom Himmel fallen. Diß aber alles ſol den Kindern Gottes nicht ſchaden / wenn ſie in Gottes furcht vnd im Glauben Leben / gleich wie die E - gyptiſchen Plagen den Kindern Iſra - el nicht ſchadeten. Denn das iſt die meinung des 121. Pfalms: Der Herr iſt dein Schatten vber deiner rechten Handt / dz dich des Tages die SonneH 5nicht102Vom vierdten Tagewerck Gottesnit ſteche / noch der Mond deß Nachts. Welcher ſpruch nit ſo einfeltig zuuer - ſtehẽ iſt / als dz man ſich fuͤr der bloſſen hitze vnnd kaͤlte der Sonnen vnnd des Monden bewahren ſolle / Sondern es iſt zuuerſtehen von den Plagen / Straf - fen / vnnd vnnatuͤrlichen ſchedlichen wirckungẽ ſo Gott durchs Geſtirn / als durch ſeine Ruhten / vbet / vnd außgeuſ - ſet vber die boßheit der Welt / wieder welche Plagen vnd Straffen wir fleiſ - ſig Beten muͤſſen / wie vns der Pſalm ermahnet / vnd vnſer Augen auffheben zu den Bergen von welchen vns huͤlf - fe kompt / das wir durch huͤlffe deß Allmechtigen denſelben entfliehen muͤ - gen / denn allein durch Buſſe vnd Ge - bet ſolche Straffen vnd Plagen muͤſ - ſen abgewendet werden. Vnd alſo le - gen auch etliche den Text auß Apoc. 16 Da die Engel jhre Schalen vnnd die letzten Plagen der Welt außgieſſen.

Wie nun vnſer lieber Gott / das Firmament vnnd Sternen zur Rachevnd103von der Sonnen des Himmels. vnnd Straffe gebraucht / alſo braucht ers auch zu Huͤlffe / vnnd zum Schutz vnd Rettung der frommen vnd Gleu - bigen / wie Judic. am 5. ſtehet / vom Himmel ward wieder ſie Geſtritten / die Sterne in den Luͤfften ſtritten wie - der Siſſera. So iſt bekandt die Hi - ſtoria vom Keyſer Theodoſio / wie ein Windt vnnd Wetter ſeine Feinde ge - ſchlagen / dauon der Poet ſagt.

O nimium dilecte Deo, cui militat æther Et coniurati veniunt ad prælia venti.

Von den Natuͤrlichen Wir - ckungen aber deß Himmels ſollet jhr mercken / daß das Firmament / der groſſen Welt vnnd dem euſſerlichen Leben deß Menſchen / Taͤglich vnnd ohne vnterlaß ſeine Fruͤchte gibt / hie laß dich die Heydniſchen Scriben - ten nicht jrren mit jhren Diſci - peln / etc.

Damit104Vom vierdten Tagewerck Gottes

Damit ich aber wieder auff die Wirckung vnd operation des Natuͤr - lichen Himmels komme / ſo vollbringet er dieſelbe nicht allein im MenſchenHimmel gibt ohn vnterlaß der Welt ſeine Fruͤchte. mit herfuͤrtreibung aller Natuͤrlichen Weißheit / ſondern er gibt der groſſen Welt / vnd dem euſſerlichen Leben deß Menſchen Taͤglich vnd ohn vnterlaß ſeine Fruͤchte. Hie laß dich die Heyd - niſchen Seribenten mit jhren Diſci - pulen nicht jrren / ſondern wiſſe / das alle meteora, wie ſie hernach folgen / Fruͤchte vnnd Wirckungen der Ster - nen ſein.

Erſtlich bringen die Sternen her -Sternen bringen herfuͤr die Wolcken. Syr. 43. fuͤr die Wolcken / dauon Syrach ſagt: Durch Gottes Gebot werden auffge - than ſeine Schaͤtze / vnd die Wolcken fliehen wie die Vogel. In ſeiner macht hat Er die Wolcken geſetzt.

Nebel.

Zur andern zeit bringen ſie herfuͤr die Nebel / ſo durchs Geſtirn gewir - cket / vnnd von der Erden auffgezogenJerem. 10 werden. So bald der Herr ſeineStim -105von der Sonnen des Himmels. Stimme hoͤren leſſet / ſo iſt groß Waſ - ſer am Himmel / vnd zeucht die Nebel auff vom ende der Erden / denſelben ſtrewet Er auß wie Aſche. Er bede -Pſal. 147. cket auch offt den Himmel damit. Der Herr bedecket das Angeſicht ſeinesJob. 26. Stuels / vnd breitet ſeinen Nebel dar - uͤber.

Zu ſeiner zeit bringen ſie herfuͤrSchnee. den Schnee. GOtt der Herr ma - chet durch ſein Gebot den Schnee fal -Syr. 43. len. Er ſpricht zum Schnee / ſo iſt erJob. 37. bald da / vnd zum Platzregen / ſo iſt er daPſal. 148. mit macht.

Darnach bringen ſie herfuͤr dieKaͤlte. Job. 37. 38 Kaͤlte vnd Froſt. Vom Mittag kompt das Wetter / vnnd von Mitternacht Kaͤlte / von Othem Gottes kompt der Froſt.

Darnach bringen ſie herfuͤr dasEyſt. Job. 38. Eyß. Außwes Leibe iſt das Eyß gan - gen? Vnd wer hat den Reiffen vnter dem Himmel gezeuget?

Zur andern zeit bringen ſie herfuͤrHagel106Vom vierdten Tagewerck GottesHagel. Job. 38.Hagel vnd Schnee. Biſtu gangen zu den Schaͤtzen deß Schnees? Oder ha - ſtu geſehen den Schatz oder Vrſprung des Hagels? Die Ich bereitet hab auff den Tag deß Streits vñ Kriegs. Gott ruͤſtet auch die Creatur zur Rache wie - der ſeine Feinde. Die Creatur / ſo dirSap. 16. als dem Schoͤpffer dienet / iſt hefftig zur Plage vber die vngerechten / vnnd thut gemach zur Wollthat vber die / ſo dir trawen. Die geſchoß der Bli -Sap. 5. tzen werden gleich zutreffen / vnd werdẽ auß den Wolcken als von einem hart geſpanneten Bogen fahren zum Ziel. Vnd wird dicker Hagel fallen auß dem Zorn der Donnerſchlege. Ich will vber Gog vñ Magog Regnen laſſen Platz -Exod. 19. Joſ. 10. regen vnd Hagelſteine. Dergleichen leſen wir im Moſe vnd Joſua.

Zu ſeiner zeit bringẽ ſie herfuͤr Fewr -Fewrflam men / Blitz Donner. Job. 37. 38 flammen vnnd Hitz / Donner / Blitz / Donnerſchlag. Kanſtu deinen Don - ner in den Wolcken hoch herfuͤhren? Kanſtu die Blitzen außlaſſen / das ſiehin -107von der Sonnen des Himmels. hinfahren vnd ſprechen: Hie ſind wir? Fewr gehet fuͤr jhm her / vnd zuͤndet an vmbher ſeine Feinde. Seine Blitzen leuchten auff den Erdboden / das Erdt - reich ſiehets / vnd erſchrickt. Berge zu - ſchmeltzen wie Wachs fuͤr dem HerrnPſalm 97. fuͤr dem Herrſcher deß gantzen Erd - bodems. Syr. 43. Die Sonne ma - chets heiſſer denn viel Ofen / vnd bren - net die Berge / vnd bleſet eitel hitze von ſich: Da wird die Sonne beſchrieben als ein Fewr das alle ding zeitiget vnd kochet. Wo wolte man ſonſt ein ſolch Fewr nehmen / das die Welt erwerme - te / vnd alles in ſeine maturitet brech - te / vnd reiff machet.

Zur andern zeit bringen ſie den Re -Regen. gen / ohn welchen dz Erdtreich nit gruͤ - nen kan. Der Herr wird ſeinẽ Schatz auffthun am Himmel / das Er deinemDeut. 28. Lande Regen gebe zu ſeiner zeit. Da hoͤren wir / das GOTT allein den Schluͤſſel zu dieſer Schatzkaſten habe / das Er Regen herfuͤr gebe / wannPſal. 147. Er will / vnnd wann wir Ihm denRegen108Vom vierdten Tagewerck GottesRegen abbitten. Er allein hat dieJer. 14 Tropffen deß Regens gezehlt. Sind auch vn ter den Heyden Goͤtter / die Regen machen koͤnnen? Oder geben die Himmel Regen / wann du nichtProv. 3. wilt? Durch ſeine Weißheit ſind die Tieffen auffgebrochen / vnd die Wol -Job. 38. cken trieffen mit Thaw. Wer iſt deß Regens Vater? Wer hat die Tropf -Levit. 25. fen deß Thaws gezeuget? Werdet jhr in meinen Geboten wandeln / ſo wil ich euch Regen geben zu ſeiner zeit / vnd das Land ſol ſein Gewechß geben / vnd die Beume auff dem Felde ſollen vollJer. 5. Fruͤchte werden. Laſt vns doch Gott fuͤrchten / der vns fruͤh vnd ſpath Re - gen gibt zu ſeiner zeit / vñ vns die Ernd -Malach. 3 te Jaͤhrlich behuͤt. Ich wil die Fen - ſter deß Himmels auffthun / vnd Se - gen herab ſchuͤtten die fuͤlle. KanſtuJob. 38. die Waſſerſchleuche am Himmel ver - ſtopffen?

Regenbo - gen. Syr. 43.

Darnach den Regenbogen. Sie - he an den Regenbogen / vnd Lobe den /der109von der Sonnen deß Himmels. der jhn gemacht hat. Faſt ſchon iſt er in ſeinem ſchein. Den Himmel vmb - gibt Er mit ſeiner Klarheit. Die Hand deß Allerhoͤchſten hat jhn gemacht / vnnd außgeſpannet. Er leuchtet gar Lieblich in ſeinen Wolcken. Der Re -Syr. 50. Pſal. 69. Gen. 9. genbogen iſt Gottes Zeuge in den Wolcken / ein Gnadenzeichen / ein Siegel des Bundes Gottes mit den Menſchen / vñ allen Lebendigen Thie - ren auffgerichtet. Ein Regenbogen iſtApo. 4. 10 vmb den Stuel Gottes wie ein Smaragd.

Zu ſeiner zeit den Thaw. DerThaw. Syr. 18. Prov. 19. Oſeæ. 14. Thaw erfrewet das Graß / kuͤhlet die Hitz. Vom Thaw bluͤen die Roſen / vñ ſeine Wurtzel ſchlahen vmb ſie auß. Seine Junge Zweyge breiten ſich weit auß. Der Himmel hat euch ſeinen Thaw verhalten / vnd die Erde jhr ge -Haggai. 1. wechß. Meel Thaw iſt eine groſſe Straffe. Ich ſchlage euch mit duͤrre /Joel. 1. Meel Thaw / vnnd Hagel an allerHaggai. 2 ewer Arbeit. Davon leſen wirDeut. 28.Iauch110Vom vierdten Tagewerck Gottesauch im Moſe vnnd dem ProphetenAmos 4. Amos.

Zu ſeiner zeit bringen ſie herfuͤrWind. Job. 28. den Wind. Gott hat dem Wind ſeine gewicht gemacht / vnd dem Waſſer ſei - ne gewiſſe maſſe geſetzet. Der denPſal. 134. Wind herfuͤr bringet auß ſeinẽ Him - liſchen Othem / auß ſeinen Schaͤtzen. Der Herr hat aber dieſe ſeine Schaͤtze der Winden gar wol geordnet / vnd die - ſelbe an die heimliche oͤrter der vier Eckẽ d Welt gelegt. Vber dieſe Schaͤ -Creaturen thun alles auß Got - tes befchl. tze der Winde hat Gott der Herr ſeine Schatzmeiſter verordnet / aber alſo / dz ſie nicht fuͤr ſich ſelbſt / ſondern auß ſei - nem befehl die Winden muͤſſen außlaſ - ſen / vñ herfuͤr bringen. Vnd auff dieſe weiſe iſt von allen ſolchen Natuͤrlichen Schaͤtzen deß Himmels zuhalten. AußZachar. 6. welchem grunde der Prophet Gleich - niß weiſe redet von den vier Wagen / welche der Engel außlegt von den vier Winden vnter dem Himmel. Welches der Prophet nach Prophetiſcher artGeiſt -111von der Sonnen deß Himmels. Geiſtlich gebraucht. Dergleichen le - ſen wir in der Offenbarung dz Johan -Apoc. 7. nes ſahe die vier Engel ſtehen auff den vier Ecken der Erden / auff das kein Wind vber die Erde wehe / noch vber dz Meer / noch vber einen Baum. Wel - ches der Evangeliſt auß der NaturMatth. 13 nimpt / vnd zur Prophetiſchen Weiſ - ſagung gebrauchet. Er wird ſeine En - gel ſenden vnnd wird verſamlen ſeine Außerwehlten von den vier Winden / vom Ende der Erden.

Die vier Winde haben in derNamen der vier Winde. Schrifft jhre beſondere Namen. Vom Morgen kompt der Oſtwind / heiß vnd trucken / durch welchen Gott den grundExod. 14. Oſeæ 13. deß roten Meers getrucknet. Der Herr wird einen Oſtwind von der Wuͤſte herauff bringen / vnd wird die Brunn - quellen außtrucken. Der Sudwindt kompt vom Mittag warm vnd feucht. Sind deine Kleider nicht warm / wann das Land durchwehet wird vomJob. 37. Mittags Winde? Wann jhr ſe -Luc. 12. het den Mittagswindt wehen / ſoI 2ſprecht112Vom vierdten Tagewerck Gottesſprecht jhr / es wird bald Regen. Vnd es geſchicht alſo. Der Weſtwindt kompt von der Sonnen Niedergang /Exod. 10. kalt vnd feucht. Da wendet der Herr einen ſehr ſtarcken Weſtwind / vnd hub die Hewſchrecken auff / vnnd warff ſie ins Meer. Der Nordwindt kompt vonSyr. 43. Mitternacht / iſt kalt vnd trucken. So der kalte Nordtwindt wehet / ſo wird auß dem Waſſer ein heller Chriſtall.

Fruͤchte des Him - mels.

Diß ſind nun dieſe Fruͤchte deß Himmels / ſo Gott der Herr auß ſei - nen Schaͤtzen zu ſeiner zeit herfuͤrbrin - get / vnd koͤnnen die vntern Elementa derſelben gantz nicht entrahten. Dar - umb hat es der getrewe Schoͤpffer alſo verordnet / das die vntern der obern kreffte vnd einfluß empfahen muͤſſen. Gantze Natur henget an emander.Vnd hanget die gantze Natur an ein - ander als an einer Ketten / wie ſolche auream catenam Naturæ, & Pro - videntiæ divinæ der Prophet Oſe -Oſeæ. 2. as beſchreibet: Ich wil den Himmel erhoͤren / ſpricht der Herr / vnnd derHim -113von der Sonnen deß Himmels. Himmel ſoll die Erde erhoͤren. Vnd die Erde ſol Korn / Moſt / vnd Oel er - hoͤren / vnnd dieſelben Iſrael erhoͤren. Hie redet Gott der Herr von der gantz Weiſen ordnung der Natur / vnnd fehet von oben an / à prima cauſa. Ich wil den Himmel erhoͤren / das iſt / wann in groſſer duͤrrer zeit der Him - mel vor Hitze brennet / vnd die Ster - nen jhre Wirckung nicht haben / das ſie Fruchtbare zeiten geben koͤnnen / da wil Ich den Himmel erhoͤren / vnnd denſelben mit Wolcken bedecken / vnnd die Sternen jhre Natuͤrliche Wir - ckung vollbringen laſſen. Dann wann Sonn vnd Mond verfinſtert werden / geben ſie vnnatuͤrlich Wetter. Vnd der Himmel ſol die Erde erhoͤren / das iſt / die andere ordnung der Natur. DañVnterſten kraͤfte der Erden hangen an den obern kraͤfften deß Him - mels. die vnterſten kraͤffte der Erden hangen alle an den obern kraͤfften des Him - mels. Wann der Himmel in ſeiner Wirckung verhindert wird / vnd nicht guͤtig iſt / ſo kan auff Erden nichtsI 3wach -114Vom vierdten Tagewerck Gotteswachſen. So rufft die Erde in jhrer Angſt vnd durch dieſelbe den Himmel an in duͤrrer zeit / wann ſie jhren Mund auffthut / von einander ſpaltet / vnnd nach dem Regen duͤrſtet. Vnd die Er - de ſol Korn / Moſt / vnd Oel erhoͤren. Das iſt / die Erdtgewechſe muͤſſen auß der Erden jhre gruͤnende Krafft vnnd Safft ſaugen / vñ an ſich ziehen. Wañ dann die Erde ohn Safft iſt / ſo wollen die Gewechſe gern trincken haben von jhrer Mutter / das iſt / von der Erden / wie ein Kindt nach der Mutter ſchrei - et / wanns duͤrſtig iſt.

Wolthatẽ ſo Gott durch den lauff der Sonnen vnd deß Monds erzeiget.

Nun laſſet vns auch die Woltha - ten / ſo vns Gott der Herr durch den lauff der Sonnen vnd Monde erzeiget hat / ein wenig in der furcht Gottes betrachten vnnd dabey erinnern / wie wir dieſelbe Leiblich vnnd Geiſtlich gebrauchen ſollen.

Job. 38.

Es ſpricht Gott der Herr zu Job / mit welchem Er domals ſelbſt geredt: Haſtu geſehen die Thuͤr d Finſterniß? Wei -115von der Sonnen deß Himmels. Weiſtu den Weg / da dz Liecht wohnet? Kanſtu die Bande der ſieben Sternen zuſammen binden / oder dz band des O - rions auffloͤſen? Kanſtu den Morgen - ſtern herfuͤr bringen zu ſeiner zeit / oder den Wagen am Himmel vber ſeine Kinder fuͤhren? Weiſtu / wie der Him - mel zu regieren iſt? Oder kanſtu jhn Meiſtern auff Erden? Kanſtu den Donner in Wolcken hoch herfuͤhren / vnnd die Blitzen außlaſſen / vnnd die Waſſerſchleuche am Himmel ver - ſtopffen? Mit dieſen Wotten gibt derGottes Weißheit vnd Ge - walt er - ſcheinet auß der Natur. liebe GOtt ſeine Großmechtige Ge - walt vnnd Weißheit zuuernehmen / alſo / das kein Menſch ſeine Weißheit ergruͤnden / vnnd die Vrſachen ſeiner Wercke außdencken / viel weniger nachthun kan. Dann ein Menſch nicht ein gruͤnes Graͤßlein machen kan / ich geſchweige dann Liecht oder Finſterniß. Muͤſſen jhm demnach die Ehre geben / vnſern Mund zuhalten /I 4vnd116Vom vierdten Tagewerck Gottesvnnd vns fuͤr ſeiner Allmacht demuͤti - gen / GOtt in ſeinen Wercken Loben vnnd Preiſen / als David thut /Pſal. 104. da Er ſpricht: Du macheſt den Mon - den das Jahr darnach zutheilen. Die Sonne weiß jhren Niedergang. Hie kompt der Prophet auff diß vierdte Tagewerck / da Gott ſprach: Es wer -Gen. 1. den Liechter an der Feſte deß Himmels vnd ſcheiden Tag vnd Nacht / vnd ge - ben Zeichen / Zeiten / Tage vnd Jahre. Vnd Gott machte zwey groſſe Liech - ter / ein groß Liecht / das den Tag Re - giere / vnnd ein klein Liecht / das die Nacht Regiere / vnd dazu Sternen.

Liecht des Monden.

Man hat ſich nun billich hoch zu - uerwundern vber das Liecht des Mon - den / das es ab vnd zu nimpt / vnd ſeine gewiſſe zeit helt / vnd iſt als wanns garNutz deß zu vnd ab nehmens im Mond. verloſchen were am Himmel: Bald nimpt es wieder zu / vnd wechſet / vnd wird groͤſſer wie ander Gewechß. Das hat der liebe Gott darumb alſo geord - net / auff dz man nach dem Monſcheindas117von der Sonnen deß Himmels. das Jahr theilen / vnd die zeiten gewiß vnterſcheiden koͤnnen / vnd die Weltli - chen Geſcheffte ordentlich vnter Menſchlicher Geſelſchafft koͤnnen ver - richtet vnd entſchieden werden. Ohn welche gewiſſe vnterſchiedene Mon - den vnnd Tage keine richtige ordnung in der Kirchen Gottes / in den Weltli - chen Regimenten vnd Gerichten / auch im Haußſtandt ſein koͤnte. Was wuͤr - de das fuͤr eine grewliche Finſternuß / vnordnung vnd confuſio in der Welt in allen Staͤnden geben / wann kein vn - terſcheidt der Monden / Wochen vnd Tage weren?

Darumb lernet nun hie die Weiß -Nach dem Mond werden die zeiten außgethei let. heit Gottes erkennen in dem gewiſſen Lauff deß Monden / vnnd abtheilung der Zeiten. Das allerweiſeſte / das in allen Staͤnden iſt / iſt gute ordnung halten / vnd die rechte zeit treffen. Wer das thun kan / der mag ſich billig fuͤr ei - nen guten Regenten vnnd Haußvater achten. Dann es iſt alles an der ZeitI 5gele -118Vom vierdten Tagewerck Gottes. gelegen. Was zur vnzeit geſchicht / ver -Sap. 11. derbet alles. Dann Gott hat alle ding in gewiſſe zeit / Maß vnd Gewicht be - ſchloſſen. Vnd bringt ein jegliche rech - te zeit jhren Segen vnnd GluͤcklichenEccleſ. 3. fortgang mit. Es hat alles ſeine zeit / vnd alles vornehmen vnter dem Him - mel ſeine ſtunde. Wol dem / ders tref - fen kan. Da muß man Gott vmbit - ten.

Verende - rung des Monds nuͤtzet den Creatu - ren.

Die andere Vrſach / warumb Gott das Liecht des Monden wandelbar ge - ſchaffen / das es ab vnd zunimpt / iſt das durch ſolche verenderung die vntere dinge vnd Creaturen regieret wuͤrden. Dann alle Monden hat man durchs gantze Jahr faſt etwas newes. Dieſer Mond bringt diß / der ander einander. Eine andere Gabe Gottes bringt der Mertz / eine andere der Mey / eine an - dere der Brachmonat / eine andere der Hewmonat / eine andere der Herbſt - monat / eine andere der Augſtmonat. Es hat ein jeder Monat ſeine eigeneErd -119von der Sonnen deß Himmels. Erdtgewechſe / ſeine eigene Kraͤuter /Ein jeder Monat hat ſeine eigene Fruͤchte. ſeine eigene Fruͤchte / ſeine eigene Fiſch / ſeine eigene Vogel / ſein eigen Wetter / ſeine eigene Winde / etc. Summa es iſt ſo eine weiſe ordnung Gottes / man kans nicht gnug außdencken.

Es gibt vns auch d Koͤnigliche Pro - phet mit dieſen Worten / die Sonne weiß jhren niedergang / zubetrachtenPſal. 104. den geſchwinden lauff der Sonnen / da - durch die Tage vnterſchieden / verlen - gert / vnd verkuͤrtzet werden / wie auch der Sonnen lauff vnterſcheidet die vier Jahrzeiten / den Fruͤling / den Som - mer / den Herbſt / vnd Winter. Wel - ches alles dem Menſchen zu ſonderm nutz gereichet.

Da haben ſich nun alle Menſchẽ bil -Gewiſſer lauff der Sonnen. lig zuuerwundern vber dem gewiſſen lauff der Sonnẽ / daraus auch die Hey - den erkant habẽ / es muͤſſe ein Gott ſein / ein ewiges Gemuͤt / voller Weißheit / dz ſolchen gewiſſen lauff der Sonnen ge - ordnet. Dañ die Sonne helt jren lauffgewiß /120Vom vierdten Tagewerck Gottes. gewiß / vnnd gehet nicht weiter / oder vber das Ziel / das jhr Gott geſetzt hat / nicht hoͤher / nicht niedriger. Sie hat jhren gewiſſen Weg am Himmel / wel - chen man nennet viam Solis & line - am Ecclipticam. In dem Wege blei - bet ſie gewiß. Sie gehet nicht weiter gegen Mittag dañ in den erſten Punct deß Himliſchen Steinbocks. Da ma - chet ſie den Fruͤling vnnd Sommer. Da kehret ſie wieder. Sie gehet nicht weiter gegen Mitternacht dann in den erſten Punct deß Krebß. Da machet ſie den Winter. Da kehret ſie wie - der. Vnd das helt ſie ſo gewiß / das es nicht vmb eine Minuten feilet. Wann ſie die Zwoͤlff Himliſche Zeichen ein - mahl durchlauffen hat / ſo iſts ein Sola - riſch Jahr: Wann aber der Mond Zwoͤlffmahl dieſelbe durchlauffen / ſo machts ein Lunariſch Jahr.

Sonnen lauff ma - chet das Jahr.

Das iſt nun der Sonnen jhr Jaͤhrli - cher lauff / dadurch ſie dz Jahr machet. Ihr taͤglicher lauff aber / dadurch ſieden121von der Sonnen des Himmels. den Tag machet / iſt der geſchwindig - keit / das es keine Menſchliche Sinne außrechnen koͤnnen. Dann alle vier vnd zwantzig ſtunde vmbleufft ſie den gantzen Himmel. Dencket nun / wel - che eine groͤſſe des Himmels ſey / dage - gen die Erde wie ein Punct zurechnen. Sie leufft alle Jahr drey hundert vnd ſechtzig grad. Ein Gradus aber hat am Himmel fuͤnff hundert vnd ſiebentzig mahl tauſendt fuͤnffhundert vnd ein vñ achtzig Meilwegs. Hie iſt kein Menſch / der die außrechnen kan.

Wer wolt ſich nun daruͤber nit billigSonne die groͤſte vnd ſchoͤn ſte Crea - tur. verwundern / vnnd die Weißheit deß Schoͤpffers preiſen? Ja dadurch ſind auch die Heyden bewogen worden / die Sonne fuͤr einen Gott anzubeten / weils die groͤſte vnd ſchoͤneſte Creatur iſt / die mit jhrem Liecht die Welt er - leuchtet / vnnd mit jhrem lauff vnnd Krafft alles Regieret. Aber das iſt Menſchliche Blindheit vnnd Thor - heit. Dann die Creaturen ja ſind wieein122Vom vierdten Tagewerck Gottesein Spiegel Gottes / daraus wir den Schoͤpffer ſollen erkennen lernen / wieSyr. 43. Syrach ſagt: Sehet die Soñe an / wie groß vnd ſchoͤn iſt ſie. Es muß ein groſ - ſer Herr ſein / der ſie gemacht hat. Von einem Indianiſchen Koͤnige lie - ſet man / als er hat hoͤren Predigen von Chriſto vnſern Herren das Er vmb vnſer Suͤnde willen geſtorben / vnd das man an jhn gleuben muͤſſe / hat Er geſagt: Ey ſolte ich an den gleuben / der geſtorben iſt? Vielmehr gleube ich an die Sonne / die iſt noch nie geſtorben. Da ſehet jhr Menſchliche blindheit. Derwegen / auff das der Menſch durch die groͤſſe / vnd durch die ſchoͤn - heit der Sonnen nicht bewogen wuͤr -Deut. 4. de / befiehlt Gott / vnd ſpricht: Huͤte dich / das du dein Hertz nicht auffhe - beſt / vnd ſeheſt die Sonne vnnd Mond an / vnnd beteſt ſie an. Dann die hat GOtt der Herr geſchaffen zum dienſt aller Voͤlcker vnter dem Him - mel.

So123von der Sonnen des Himmels.

So ſollen wir auch nicht meinen /Sonne iſt viel groͤſ - ſer als ſie ſcheinet. daß die Sonne / Mond / vnd Sternen nur allein in der groͤſſe geſchaffen ſind / wie ſie von vns geſehen werden. Dann es ſind gewaltige groſſe Liechter vnnd Coͤrper wie oben vermeidet. Vnnd iſt der Mond vnd die andern Sternen zwar kleiner dann die Erde / Aber die Sonne / ſagen die Mathematici / ſey hundert vnd ſechs vnnd ſechtzig mal groͤſſer dann die Erde / welches ſie aus gewiſſen augenſcheinlichen beweiſun - gen / welche ſie demonſtrationes heiſ - ſen / bewehren koͤnnen. Das vns aberWar - umb die Sonne ſo klein ſchei - ne. die Sonne ſo klein ſcheinet / machet die gewaltige vnmaͤßliche hoͤhe / vnnd die geſchwindigkeit jres lauffs / wie der augenſchein bezeuget / je hoͤher vnnd weiter etwas iſt je kleiner ſcheinet es. Aber dz laſſen wir den gelerten Stern - kuͤndigern. Ob jhrs gleich nicht verſte - hen koͤnnet / ſo lernet euch doch daruͤber verwundern.

Hiebey aber iſt erſtlich zubetrach -ten124Vom vierdten Tagewerck GottesAus dem Lauff der Sonnen erſcheinet Gottes Weißheit vnnd All - macht.ten die Allmacht vnd Weißheit Got - tes. Wie weißlich vnnd zierlich hats Gott gemacht / daß er dem Tage ſeine Zierde vnnd Liecht gemacht hat die Sonne / vnd der Nacht jhr Liecht den Mond. Dann Liecht iſt die hoͤchſte Zierde vnd Schoͤnheit aller ding. Wir verwundern vns / wann einer etwa ein ſchoͤn Haus bawet / vnd es zieret mit Bildern / Gemelden / ſchoͤnẽ leuch - tenden Farben / vielmehr ſollen wir vns verwundern vber das gewaltige Gebew des Himmels / welches mit ſo groſſen ſchoͤnen / vnd vielen Liechtern gezieret iſt. Dann Liecht iſt die hoͤheſte Zierde aller Creaturen.

Vors ander iſt ſeine Weißheit auch darin zuerkennen / das / wie derPſal. 146. H. Prophet ſagt / Er zehlet die Ster - nen / vnnd nennet ſie alle mit namen. Groß iſt der Herr / groß iſt ſeine macht / vnnd ſeiner Weißheit iſt kein Zahl. Weil wir nun das wiſſen / ſo ſollen wir auch Gott in allen dingendas125von der Sonnen deß Himmels. das Lob der Weißheit geben / ob Er vns gleich befiehlt zuthun vnd zugleu - ben / das wir nicht begreiffen koͤnnen / ja dz vns Nerriſch daucht ſein. Dann1. Cor. 2. die Goͤttliche thorheit iſt kluͤger dann aller Menſchen Weißheit.

Vors dritte ſo lehret vns auch Sonn vnd Mond mit jhrem gewiſſenLauff der Sonnen vñ Mond zeuget võ Gottes Warheit. lauff betrachten die Warheit Gottes / vnd gewißheit ſeiner verheiſſung. Dañ wie gewiß hat GOtt zu jederzeit ſeine verheiſſung erfuͤllet? In der ſendung deß Meſſiæ / in den verenderungen der Monarchien vnd Keyſerthumen / vnd andern Erloͤſungen deß Menſchlichen Geſchlechtes. Daher Er ſpricht: Wann mein Ordnung auffhoͤrt mitJerem. 33 Tag vnd Nacht / ſo ſol mein Bund mit David auch auffhoͤren / das iſt / ſo ge - wiß ſol Meſſias von Ihm kommen / ſo gewiß Sonn vnd Mond ſein.

Vors vierdte ſind Sonne vnndVerfinſte - rung der Sonnen vnd deß Mond / wann ſie verfinſtert werden / auch Spiegel des Zorns Gottes / vndKZei -126Vom vierdten Tagewerck Gottes. Zeichen deß Juͤngſten Tags / vnnd groſſer verenderungen der Welt Buß - Predigten / dadurch vns Gott vnſer Suͤnde erinnert.

Wiewol nun die FinſterniſſenObs Na - tuͤrliche Finſter - niſſen ſein werden / Vie vom Juͤngſten Tage zeu - gen. der groſſen Himliſchen Liechter Na - tuͤrliche Vrſachen haben / alſo das auch etliche Theologen die Finſter - niß der Sonnen vnnd Monden / ſo Zeichen deß Juͤngſten Tages ſein ſollen / nicht von Natuͤrlichen ſon - dern Vbernatuͤrlichen Finſterniſſen verſtehen / wie die Sonnen Finſter - niß geweſen im Leiden vnſers Herrn / vnnd die Egyptiſche Finſterniß / wel - ches wir denn nicht in abrede ſein wollen / das kurtz vor dem Ende der Welt ſolche vbernatuͤrliche Finſter - niß ſein werden / alſo das auch die Stern vom Himmel fallen werden: So hindert doch nichts das auch die Natuͤrlichen Finſterniſſen nicht ſol - ten Zeichen ſein / die vns den Juͤng -ſten127von der Sonnen des Himmels. ſten Tag verkuͤndigen / denn alle Fin - ſterniß ſind wieder die Natur vnndAlle Fin - ſterniſſen wieder die Natur. Eygenſchafft der Himliſchen Liech - ter / denn zu Liechter ſind ſie Geſchaſ - fen / das ſie Leuchten ſollen: Wenn nun jhr Liecht verhindert wird / das iſt wieder jhre Natur / vnnd iſt jhr lei - den / welches auch die Heyden verſtan - den vnnd geſagt: Defectus Solis, lunæq; labores. Denn vnſer Herr ſpricht die Kraͤffte deßMatth. 25 Himmels werden ſich bewegen / die Sterne aber ſind die Kraͤffte deß Himmels / denn ſie geben alle Kraͤff - te vnnd Wirckung deß Himmels / durch Ihren lauff: Sie gehen frey am Himmel in jhrer Krafft / wie der Menſch / derſelbe iſt mit den Fuͤſſen nicht an die Erde gebun - den / wenn er keine Krafft hat / fellet er / alſo werden auch die Kraͤffte des Himmels geſchwe - chet werden. Die FinſterniſſeK 2ver -128Vom vierdten Tagewerck GottesFinſter - niſſen ver - kuͤndigen vnd brin - gen aller - ley Jam - mer. Rom. 8.verkuͤndigen vñ bringen allerley Jam - mer auff Erden / Hunger / Krieg vnd Peſtilenttz / welches alles die Menſchen verurſachen / Denn alle Creaturen vnd die gantze Natur engſtet ſich / vnd hat jhr Leiden vnd Angſt. Welches Leiden der groſſen Welt hernach auch ein Microcoſmo, das iſt im Men - ſchen vollbracht wird. Was dem Menſchen wiederfahren ſol / das leidet zuuor die Natur vnd die groſſe Welt / denn aller Creaturen leiden / gutes vnd boͤſes iſt auff den Menſchen gerichtet / als auff ein Centrum darein alle Li - nien deß Circkels zuſammen ſchieſ - ſen? Denn was der Menſch verſchul -Was der Menſch verſchul - det muß zuuor die Natur lei - den. det das muß zuuor die Natur leiden: Je groͤſſer Suͤnde der Menſchen / je mehr die Creaturen leiden / vnnd ſich engſten. Rom. 8. Weil nun die Boß - heit der Menſchen jmmer groͤſſer wird / kan die Welt die ſchwere Laſt der Suͤnden nicht mehr tragen / ſie muß vergehen. Die Boßheit ſteigetgen129Vom vierdten Tagewerck Gottesgen Himmel / vnnd fellet hernach als ein Gifft wieder herab auff den Men - ſchen das iſt ſeine Straffe. Vnnd ſoApoc. 16. gieſſen die Engel jhre Schalen auß / auff Meer vnnd Trucken / auff Men - ſchen vnd Viehe vnd alle Gewechſe.

Wenn der Sonne jhr Liecht ver - hindert wird / dz empfinden alle Ster - nen ja alle Creaturen / die jhre Krafft von der Sonnen haben. Darumb ſpricht vnſer Herr: Es werden auch Zeichen an den Sternen geſche -Luc. 21 hen / ſie werden auch jhre Angſt leiden vnnd haben / darumb ſie auch endtlichFinſter - niß der Sonnen ſchwechet die Ster - ne. vom Himmel fallen werden / denn das Liecht iſt jhr Leben / iſt nun jhr Leben geſchwecht / ſo muͤſſen ſie fallen / wie ein Menſch der kein Krafft mehr hat zu Bodem fellet. Sternen ſind Liech - ter vnd das Liecht ſchwebet Natuͤrlich gern oben in der hoͤhe / wenn aber jhr Liecht geſchwechet wird / ſo muß jhr globus fallen / ja ſo muß das gantze groſſe Gebew deß Himmels fallen /K 3wenn130Vom vierdten Tagewerck Gotteswenn ſeine Kraͤffte bewogen werden / vnd verzehret ſein / wie ein Krafftloſer Menſch zu boden fellet.

Wenn man nun eine FinſterniſſeFinſter - niß ver - kuͤndigen das eine groſſe boßheit auff Erdẽ volbracht der Sonnen vnd Monden anſchawet ſol man gedencken / es ſey eine verhin - derung jhrer Natuͤrlichen Wirckung vnd Kraͤffte / denn es iſt wieder jhre Natur / vnd verkuͤndigen vns eine groſ - ſe vollbrachte Boßheit auff Erden / vñ deroſelben Straffe. Job. 20. Der Himmel wird ſeine Boßheit eroͤffnen / vnd die Erde wird ſich wieder jn ſetzen. Wie die Finſterniß im leiden Chriſti verkuͤndiget der gantzen Welt den Tod Chriſti / vnd groſſe Boßheit vnd Leſte - rung wieder Chriſtum / Denn Sonne vnd Mond ſind gleich als Spiegel der groſſen Welt / darin man der Menſchẽ Boßheit vnd zukuͤnfftige Straffe / an - ſchawen ſol / vnnd die Suͤnde ſo genGen. 18. Himmel geſtiegen / iſt / wie dz Geſchrey zu Sodom / ſohinnauff kam fuͤr Gott. Alle Sonnen Finſterniß bedeuten eininwen -131von der Sonnen deß Himmels. inwendige Finſterniß deß VnglaubensFinſter - niß bedeu[-]ten inner - liche Fin - ſterniß deß Vn - glaubens. in den Hertzen der Menſchen / daſſelbe verkuͤndiget vns der Himmel gleich als ſpreche er zu vns: Sehet jhrs jhr Menſchen / ſo ſeidt jhr inwendig in ew - ren Hertzen: Vnnd wenn der Him - mel alſo Brennet / vnnd die Sonne Blutroht iſt / wil er zu vns ſagen: Se - het jhrs ſo werde ich einmahl im Fewr vergehen. Auff dieſe weiſe Reden alle Element mit vns / verkuͤndigen vns vnſere Boßheit vnd Straffen. Was iſt der ſchreckliche Donner anders /Donner Gottes Stimme. denn eine Gewaltige Stimme deß Himmels / dafuͤr die Erde Zittert / da - durch vns Gottwarnet. Was iſt dz Erdtbebem anders denn eine ſchreck - liche Sprache der Erden / die jhren Mund auffthut vnnd groſſe verende - rung verkuͤndiget. Alſo auch die Reiſ - ſenden vnnd Tobenden Sturmwinde / vnd Brauſen deß Meers.

Zum Fuͤnfften ſollen wir auch an Sonne / Mond vnd Sternen GottesK 4guͤtig -132Vom vierdten Tagewerck GottesSonn Mond vñ Sternen zeugen võ Gottes guͤte.guͤtigkeit erkennen / das ein Ewiges Liecht iſt / das vns erleuchtet / troͤſtet / erfrewet. Denn weil ſonſt Gott vn - ſichtbar vnnd vnbegreifflich iſt / ſollen wir auß den ſchoͤnẽ Natuͤrlichen Liech - tern ſeine Natur erkennen lernen. Dañ durch die lieblichen Liechtern wil Er vns reitzen Ihn zu lieben. Wie man das Liecht lieb hat als die ſchoͤnſte Cre - atur: Alſo ſollen wir Gott / das ewige Liecht / hertzlich lieb haben / vns zu jhm wenden / vnnd vor der Finſterniß der Suͤnde abkehren / vnd im Liecht wan - deln. Dann was hat das Liecht fuͤr2. Cor. 6. gemeinſchafft mit der Finſternuß / vnd die Gerechtigkeit mit der Vngerech - tigkeit? Oder was hat Chriſtus das wahre Liecht fuͤr Gemeinſchafft mit dem Belial.

Letzlich haben wir auch eine Geiſt -Chriſtus die Geiſt - liche Son - ne. Mala. 4. Joh. 1. liche vnd Ewige Sonne / welche iſt die Sonne der Gerechtigkeit Chriſtus Jeſus. Die ſcheinet mit jhrem Gna - den Liecht allen Menſchen / vnnd ver -goͤnnet133von der Sonnen des Himmels. goͤnnet keinem Menſchen jhr Liecht. Wie die natuͤrliche Sonne allen Men - ſchen ſcheinet: Alſo beut ſich Chriſtus in ſeinem Wort Jederman an. IchJoh. 12. bin das Liecht der Welt / wer mir nach - folget / wandelt nicht in Finſterniß / ſondern wird das Liecht deß Lebens haben.

Das V. Capittel. Von dem Fuͤnfften Tagewerck Got - tes / vom Meer vnd Waſſern / vnd von den Fruͤchten deß Meers vnnd der Waſſer.

Gen. 1. Vnnd Gott ſprach: Es errege ſich das Waſſer / mit Lebenden vnnd Webenden Thieren / vnd mit Gevogel / das auff Erden vnter der Fe - ſte des Himmels fleucht. Vñ Gott ſprach: Seidt Frucht - bar vnd mehret euch / vnd er - fuͤllet das Waſſer im Meer. K 5Pſal.134Vom fuͤnfften Tagewerck GottesPſal. 104. Das Meer / das ſo groß vnd weit iſt / da Wim - melts ohn Zahl beyde groſſe vnd kleine Thiere.
Was das Waſſer ſey 1

DAs Waſſer iſt ein feuchtes flieſſendes / vnd netzendes Ele - ment / geſchieden von den an - dern Elementen / nemlich von der Er - den / von der Lufft / vnd von dem Fir - mament oder Fewr / das es ſey ein ſon - derlich feuchtes vnnd flieſſendes Ele - ment / groͤſſer dann die Erde / mit ſon - derlichen Samen begabet / geſchieden von den Samenkraͤfften der andern Elementen / zu geberen ſonderliche Fruͤchte. Vnnd begreifft in ſich die primam Materiam, oder Samen der Vogel / der Fiſch / der Steinen / der Gemmen / der Metallen / Minera - lien / vnd Saltzen.

Was bey dem Waſ - ſer zube - dencken.

Es iſt aber fuͤr allen dingen bey dieſem Element deß Waſſers erſtlich zubedencken ſeine ſtette vnnd orth /dar -135vom Meer vnd Waſſern. darnach wie es ſeine Fruͤchte gebieret / derer vnzehlig viel ſein / vnnd dann wie es ſeine Zweyge vnnd Fruͤchte als ein Waſſerbaum außtheile durch die gantze globul der Erden / beydes an Waſſerfluͤſſen / Mineralien vnd Me - tallen.

Belangent nun ſeine ſtette vndOrt deß Waſſers. orth / ſo iſt es geſetzt in die vntere glo - bul, alſo / das es in der Erden ſeine grawſame Hoͤlen vnnd concavitet habe / darin es liegt. Vnnd iſt verord - net / das es tragen muß mit ſampt der Erden den Menſchen / das er auff jhm Wandern mag / vnnd ſein ge - brauchen. Vnd gehet rings / vmb die globul der Erden / vnnd fellet nicht auß ſeiner ſtett / alſo / das der Theil der vnter vns iſt / gleich ſo wol vber ſich ſtehet / als wir / vnd doch vn - ter ſich hengt. Vnd iſt ſo Wunderbar - lich Geſchaffen / dz die concauitet vñ Grubẽ des rechtẽ Elementi, daes ſeinCen -136Vom fuͤnfften Tagewerck GottesCentrum hat / vnd ſeine Exatation, gar ohn Bodem iſt / alſo / das es von der Erden kein haltnuß hat / darauff es ſte - he / ſondern frey wie ein Ey in jhm ſelbſt ſtehet / vnd nicht auß der Schalen fellet / alſo hat das Elementũ aquæ ne ſolche wunderbarliche enthaltnuͤß auch / vnnd iſt ein groß Wunderwerck Gottes.

Fruͤchte deswaſ - ſers.

Es gebieret aber das Elementum aquæ ſeine Fruͤchte in der Erden zu gleicher weiſe als die Erdtfruͤchte jh - ren Samen vnnd Wurtzel in der Er - den haben / Aber im Lufft perfect vnd reiff werden. Dann die Erde treibts herauß / vnd bleibet nicht in der Erden / ſondern es ſcheidet ſich von der Er - den. Alſo gehet auch vom Waſſer auß ſein Gewechß / Metallen / Mineralien / Salia, gemmæ, lapides, alles von der Mutter des Elements aquæ in eine andere Matricem, das iſt / in die Erde / da vollendets ſeine operation, vnnd hat aber ſeine Wurtzel im Waſſer / wieBeume /137vom Meer vnd Waſſern. Beum vnd Kreuter jhre Wurtzel in der Erden. Vnd aber auff Erden werden ſie perfect vnd gehen in jhre vltimam materiam, welches dann in der Lufft geſchicht: Alſo geſchichts in der Er - den / was vom Waſſer wechſet.

Darumb laß dich nicht irren dieMetallẽ / Minera - lien / Edel - geſtein ſind Fruͤch te des Waſſers. Philoſophos, welche ſolche Waſſer - fruͤchte / Metallen vnd Mineralien / Gemmen vnd Steinen / der Erden zu - ſchreiben. Dann es ſind nicht Fruͤchte der Erden / ob ſie wol in der Erden wachſen / wie in der Schrifft ſtehet /Exod. 6. Job. 28. ſondern ſie haben jhren Samen vnnd Wurtzel im Waſſer. Dann gleich als es vnrecht were / wann du ſagen wol - teſt: Die Beume vnd Kreuter wachſen aus der Lufft / weil ſie vber der Erden im Lufft wachſen. Dann jhre Wurtzel werden in der Erden gefunden / weil ſie von der Erden jhren vrſprung neh - men / vnd wachſen in jhre vollkommen - heit in der Lufft: Alſo iſt vnrecht / das man helt Mineralia vnnd Metallenwach -138Vom fuͤnfften Tagewerck Gotteswachſen aus der Erden / dieweil ſie in der Erden wachſen.

Was ein Element ſey?

Darumb muſtu zuuor lernen / vnnd wiſſen / was ein Element ſey / nemlich ein brunnen vnd vrſprung ſonderlicher vnterſchiedlichen Samen vñ Kraͤfften / die ſonderlicher vnterſchiedliche Fruͤch - te bringen / ein jedes Element nach ſeiner art / wie es von Gott begabet iſt mit ſonderlichen verborgenen leben - digen Samkrefften nach ſeiner art.

Erdfruͤch - te. Gen. 1.

Die Erde iſt von Gott begabet mit den Samkrefften / der Beume / Kreuter / Blumen vñ Graſes / das ſind die Fruͤchte der Erden vnd weiter nit / wie Gott der Herr ſprach / die Erde laß auffgehen / Graß vnnd Kraut vnd Fruchtbare Beume. Siehe welch ein groſſer vnterſcheid iſt zwiſchen dieſen Erdgewechſen / ſo man Vegetabilia nennet / vnd vnter den Metallen: Deñ ein jedes hat ſeinen ſondern Vrſprung vnd Element.

Alſo wiſſen die wahren Philoſo -phi139vom Meer vnd Waſſern. phi das die gewechß der Mineralien vnd Metallen alle Waſſer ſein / vnd jhre Primam materiam im Waſſer haben. Alſo muſtu recht erkennen vnnd vnterſcheiden die Element mit ihren Fruͤchten / auff das die wunderwercke Gottes erkennet vnd ergruͤndet wer - den.

Darumb fol nun dieſelbe Philo -Was die beſte Phi - loſophia? ſophia ſtatt haben / vñ fortgepflantzet werden / welche da allein die Wercke Gottes zuerkennen gibt / welche ein je - der Menſch aus ſchuldiger danckbar - leit vnd Liebe Gottes zuerkennen ſchul - dig iſt / auff das er wiſſe / was ſein Schoͤpffer ſeinentwegen geſchaffen hab. Darum̃ ſehen die Logiſchen arti - ſten zu / daß ſie nicht jhr Lebtag mit vnnoͤtigen Subtiliteten vmbgehen vnd der Werck Gottes vergeſſen.

Sihe aber hie / vnd bedencke dieWunder - bare ver - wantnuͤß der Ele - ment. Wunderbarliche Freundtſchafft / ver - wandnus vnnd einigkeit der Elemen - ten / wie eines ſeine Fruͤchte in desan -140Vom fuͤnfften Tagewerck Gottesandern Schoß gebieret / vnnd dem Menſchen zu nutz herfuͤr treibet. Wel - che manche ſchoͤne Fruͤcht gebieret das Firmament in der Lufft / vnd gibt vns herab durch die. Lufft / Regen vnnd Thaw / liebliche werme vnd kuͤle / vnd warme Winde vnd dergleichen? Die Erde treibet jhre Fruͤchteherfuͤr in den Lufft / da gruͤnen / bluͤen / vnnd reiffen ſie / denen gibt die Lufft jhre Frucht / vnd vmbfehet ſie gleich in jren Armen vnnd Fluͤgeln / daß jhr Leben in jhnen nicht erſticke vnnd ſterbe. Dann ohn die Lufft erſticken vnd ſterben ſie.

Darumb nimpt die Lufft die Erd - gewechs auff in jhren Schoß vnnd er - zeucht ſie aus Liebe / obs wol frembde Kinder ſeyn. Vnd die Erde vnnd das Waſſer nehmen die Fruͤchte der Lufft wieder auff / nemlich / jhr Lebenskrafft / ſo ſie verborgener weiſe mit ſich fuͤh -Lufft durchge - het alle E - lement. ret. Dann ſie durchgehet alle Element / vnd gibt jhnen das Leben. Dann ohn Lufft brennet kein Fewer / ſondern er -leſchet.141Vom Meer vnd Waſſern. leſchet. Ohn Lufft faulet vnd ſtirbet dz Waſſer / vnd alle Erdgewechs erſticket. Alſo gebieret das Waſſer ſeine Fruͤchte in dem bauch vnd ſchoß der Erden. Da theilet ſie dieſelben den Menſchen mit auff manche Wunderliche art als ein Baum ſeine Fruͤchte immer einem Lan - de vnd Volck mehr dann dem andern. Vñ fuͤr allen dingen gibt das Element aquæ herfuͤr die Waſſerfluͤſſe / dieſem Lande den Rein / dem andern die Do - naw / dem dritten die Elbe dem vierdten den Nilum: welche alle nicht fuͤr ſichFluͤſſe ſind gleich als Eſte des Waſſers. ſelbſt das Element aquæ ſein / ſondern nur als Eſte vnd Zweige eines groſſen wunderbarlichen Lebendigen Baums / welcher auch viel kleiner Eſte vnd Zweige hat / welche ſein die Kleinen Waſſer. Vnd gleich als an einem Zweige eines Groſſen Fruchtbaren Baums viel Fruͤchte hangen: Alſo hangen an dem Aſt vnd Zweige des Waſſer Baums des Elementi aquæ / nemlich an dem Rein vnd Do -Lnaw /142Vom fuͤnfften Tagewerck Gottesnaw / vnnd andern groſſen vnd kleinen Waſſern viel herrlicher vnd mancher - ley Fruͤchte. Vnnd alſo gehet heraus aus dem Element aquæ bald ein flieſ - ſender Bach / bald ein Brunnen / wie dann die Zweige vnd Eſte des Baums durch die gantze Erde außgetheilet ſein / vnnd iſt doch alles ein Baum / ein Vr - ſprung / eine Wurtzel võ einem Stam̃ / vnd alle Beche / Stroͤme / vnd Brun - nen / ſo da ſind in der gantzen globul der Erden / ſind Eſte dieſes Stammes von dieſem Baum.

Dz Meer iſt aller Waſſer Mutter.

Alſo ſind nun alle Waſſerſtroͤme vnd Beche eine Frucht jres Elements / aber das Element ſelbſt nicht. In mari extraneo iſt das Element / aus dem ſie alle wachſen / vnd in das ſie wiederEccleſ. 1. muͤſſen / wie geſchrieben ſtehet: Alle Waſſer flieſſen ins Meer / vnnd das Meer wird doch nicht voͤller. An dem ort / da ſie herflieſſen / flieſſen ſie wieder hin. Warumb aber das Meer nicht voller wird / vnd warumb es geſaltzen / wirſtu bey einem fuͤrtrefflichen Teut -ſchen143vom Meer vnd Waſſern. ſchen Philoſopho gruͤndlichen be - ſcheid finden / weil nicht allein alle Saltzwaſſer ins Meer flieſſen / ſondern auch das Meer ſelbſt die ſemina ſa - lium in ſich hat. Dann es iſt doch gar zu Elende / was etliche von den vr - ſachen der Saltzigkeit des Meers ſchreiben / welches wir den Phyſicis befehlen: Vnd dauon hernacher weiter Bericht folgen wird.

Wie nun von den WaſſerfluͤſſenFruͤchte dieſes Ele - ments des Waſſers. geredt iſt welche da ſein Eſte vnd Zwei - ge des Elementi aquæ. Alſo ſollet jhr auch verſtehen von den Metallen / von den Mineralien / von Golt / Silber / Kupffer / Eyſen / Zinn / Bley / auch von Edelgeſteinen / Schmaragden / Sa - phieren / Corallẽ / Granaten / ꝛc. Itein von den Saltzen / Alaun / Victriel / Item von den Brunnen / ſawer / ſuͤſſe / kalt / warm / ꝛc. Item von den Stein - kluͤfften vnnd Bruͤchen / vnnd der - gleichen: Derer aller außtheilung durch die gantze Erde gehet aus dem Element Waſſer. Vnd dieſe alle habẽL 2jhren144Vom fuͤnfften Tagewerck Gottesjhren Samen / primam materiam, Wurtzel / vnd Stam̃ in den Waſſern. Vnd iſt nicht anders zuuerſtehen dann wie aus der Erden mancherley vnter - ſchiedliche Beume wachſen / da ein jder ſeine eigene Frucht hat: Alſo iſts mit dem Element Waſſer auch: Dz treibet herfuͤr ſeine Beume vnd metalliſche Fruͤchte in die Erdgenge vnd Kluͤffte. Vnd ſo bald ſie in die Erde kommen / ſo geſchicht die Coagulatio vnd herte vnd wird ein metalliſcher oder mine - raliſcher Baum geboren / der ſeine Eſte weit außbreitet in der Erden / alſo / das ſich ein Aſt offt vber zwantzig / viertzig / ſechtzig / ja mehr Meilweges erſtrecket. So dañ die Fruͤchte gar außgeſchuͤttet ſo dorret derſelbe Baum / vñ ſtirbet ab in jm ſelbſt / vnd verlieren ſich die Berg - werck / gehen in jr endſchafft vnd Con - ſummation, damit alle geſchoͤpffe be - ſchlieſſen. Vnter deſſen ereuget ſich an einem andern ort ein newes / wie dann der allein weiſe Schoͤpffer alles in ſeine zeit vnd ende verordnet hat.

Bedencke145vom Meer vnd Waſſern.

Bedencke nun hie / lobe / vnd preiſeWunder in den Fruͤchten des Waſ - ſers. die Weißheit / guͤtigkeit / vnd Allmacht deines Schoͤpffers wie wunderlich Er dieſe Waſſer Fruͤchte geſchaffen / wie weißlich er dieſelbe vnterſchieden / wie guͤtig vnd milde er dieſelbe außtheilet / wie groſſe liebligkeit vnd anmuͤtigkeit Er denſelben eingepflantzet / nicht allein was Golt vnd Silber anlanget ſondern auch die Corallen / Perlen / Achſtein /Warumb GOtt die Edelge - ſtein laſſe wachſen. Ambra / vñ die Edelgeſtein / welche alle nit vmb hoffart vnd pracht willen ge - ſchaffẽ / ſondern vmb d geſundheit wil - len der Menſchen / vñ dadurch die wun -Exod. 28. Ezech. 28. Apoc. 21. Eſa 54. der Gotes zuerforſchen. Bedencke was die zwoͤlff Edelgeſteine in des Hohen - prieſters Kleinot bedeuten / was Gott d Allmechtige dadurch wollen fuͤrbilden. Welche mancherley wunderliche ar - ten der Waſſer Brunnen gibt Gott der Herr. Es ſind Steinbrunnen / Saltzbrunnen / warme Waſſer / die al - le Artzneiſche Kreffte in ſich fuͤhren. Gleich wie die Erde gibt mancherley art der ſawren / ſuͤſſen / bittern Fruͤchte:L 3Alſo146Vom fuͤnfften Tagewerck GottesAlſo gibt die das Waſſer auch.

Belangent die Thier / Vogel / vnd Fiſch / ſo aus dem Meer kommen / de -Frucht - barkeit des Meers. ren iſt vnzehlig viel. Dann Gott hat eine ſonderliche groſſe fœcunditet, vñ Fruchtbarkeit dem Meer eingeſchaf - fen / das es erfuͤllet werde mit Lebendi - gen Thieren / weil es ſo weit vnnd groß iſt / vnd der Menſch ſeine Speiſe habe. Dann auß der groſſen Speiſekam - mer deß Meers gehen zu ſeiner zeit herfuͤr die menge der Fiſche / vnnd ge - ben ſich aus den verborgenen oͤrtern an den Tag / alſo / das ein jeder Mond ſeine eigene Fiſcherndte hat. Son - ſten ſind die Fiſche im Meer mit ſol - cher art vnnd eigenſchafft begabt / das ſie nicht koͤnnen gefangen werden / wo jhre zeit nicht iſt.

Dz Meer helt ſeine ordnung.

Vnd hiebey iſt ſonderlich zumer - cken / daß das Meer / vnnd alles was drinnen iſt / ſeine võ Gott eingepflantz - te ordnung / zeit / vnnd bewegung hat / gleich wie alle andere Element. AmHim -147vom Meer vnd Waſſern. Himmel ſind die aſtra, die jhre ord - nung / zeit vnd bewegungen / jhre ortus & occaſus haben. In der Erden ha - ben alle jhre Fruͤchte / jhre ordnung / zeit vnd bewegungen / vnd kommen zu jhrer gewiſſen zeit herfuͤr. Alſo iſt die Erde in perpetuo motu, Da ruhet nichts / biß alle jhre Fruͤchte herauß ſeindt. Auff dieſe weiſe geſchicht die bewegung der Erden / nicht / wie etli - che geſagt / das die Erde vmblauffe. Alſo hat das Meer auch ſeine innatas leges, motus, das es nicht allein fuͤr ſich ſelbſt ſich bewegt / ab vnnd zufleuſ - ſet / vnnd reciprociret, ſondern trei - bet alle feine Fruͤchte durch ſeine ver - borgene innerliche Lebendige bewe - gungen zu ſeiner zeit / vnnd in ſeiner ordnung herfuͤr / alſo / das nichts im Meer kan vnd muß verborgen bleiben. Es muß ſich den Menſchen in die Haͤnde geben.

Es iſt viel diſputirens von derL 4bewe -148Vom fuͤnfften Tagewerck GottesVon der reciproca tion deß Meers.bewegung / ab vñ zulauffen des Meers. Etliche ſchreibens der Sonnen zu / et - liche dem Mond / nach dem der Mond ab vnd zunimpt. Aber wer den mo - tum totius Naturæ verſtehet / vnnd was ein Element ſey / was es fuͤr eine Lebendige angeborne eingepflantzte vniverſaliſche vnnd particulariſche bewegende Krafft habe / motum na - turalem intrinſecum proprium, da - durch es ſich ſelbſt bewegt / vnnd alles was es in ſich begreifft / herfuͤr treibet / der verſtehet die bewegung deß Meers am beſten.

Alle Ele - ment ha - ben jhr Leben vñ bewegũg.

Dann wie ſolte Gott der Herr allen Elementen jhr Leben vnd Bewe - gungen vniuerſaliter & particulari - ter eingeſchaffen haben / vnd ſolte daß Meer nicht vielmehr / daß ſo groß vnd weit iſt / mit einem Lebendigen Geiſt vnd Bewegung begabt haben / ſondern ſolt es Tod ohn bewegungen Geſchaf - fen haben? Hat er dem Himmel ſeine aſtra gegeben / die jhre gewiſſe zeit hal -ten /149vom Meer vnd Waſſern. ten / der Lufft jhre Bewegungen / der Erden jhre gewiſſe zeit zu gruͤnen vnnd zu bluͤen / vnnd jhre Fruͤchte herfuͤr zu - treiben / So hat Er vielmehr dem groſ - ſen weiten Meer / da ſonderlich Gottes Wunder erkant werden / auch ſeine be - wegungen / innatas leges temporis & ordinis gegeben. Vnnd das ſind die Aſtra inviſibilia maris, die das Meer treiben. Daher bewegen ſich alle Waſſer / daher flieſſen vnd lauffen ſie ohn auffenthalt / daher ſind ſie Fruchtbar / daher leufft das Meer taͤg - lich einmal ab vnnd zu / daher bewegt ſich vnnd waͤchſet das Mittelmeer / nimpt ab vnnd zu / wiewol nicht ſo Au - genſcheinlich / daher leufft der Eury - pus, vnnd die Waſſer in Euboëa alle Tage ſiebenmahl auff vnd ab / vnd hat ja der Eurypus mit ſeinem lauff deß - fals keine vergleichung mit dem Mond / wiewol die verwantniß des Himmels ſonderlich der Waſſerſter - nen mit dem Meer nicht verleugnetL 5wird /150Vom fuͤnfften Tagewerck Gotteswird / Aber in viel anderm verſtande.

Man muß hie vnterſcheiden inter concordantiam & cauſam. DannMond iſt eygentlich nicht die vrſach der bewe - gung des Meers. ob wol der Mond eine Concordantz vnd vergleichung hat mit dem ab vnd zulauffen des Meers: So wil dar - umb nicht ſimpliciter folgen / das dieſer groſſen Wunderlichen bewe - gungen deß Meers der Mond allein Vrſach ſey: Sondern das folget dar - aus / daß das Meer eine ſolche Na - tuͤrliche / verborgene eingepflantzte bewegliche Krafft habe / oder eine bewegende Vrſach / ſo ſich mit den obern motibus vergleichet. Dann wann keine vergleichungen der obern vnnd vntern Kreffte weren / koͤnte keine bewegung geſchehen. Nehmet deſſen Exempel an viel geringen din - gen: Wer wendet den Magneten nach dem polo? Wer wendet das Solſequium & Calendulam nach der Sonnen? Thuts nicht der in - wendige Motor? Vnnd ſo der erle -ſchet /151vom Meer vnd Waſſern. ſchet / ſo wendet ſichs nicht mehr / ſon - dern iſt Todt. Derwegen muß ei - nes jeden dinges / ſonderlich eines je - den Elementes Vrſpruͤngliche / Le - bendige / bewegliche Krafft in jhm ſelbſt ſein / vnd nicht in einem andern. Der verwandniß halber / ſo die Ele - ment haben / vnd ſonderlich der Mond mit den Waſſern iſt kein ſtreit.

Roſellus de hoc negotio ſic ſcribit: Albumaſar certo experi - mento invenit: Fluxum & re - fluxum maris, non ſemper ſequi curſum lunæ: Ideo dicit aquas duplici affectas virtute, Cœleſti & Elementarl. Elementari qui - dem deorſum, cœleſti vero, re - gulari æſtu, ex Sex, horis in Sex, horas moveri: Aliàs vero aliter, pro illorum virtutis proportione atq; menſura.

VVilhelmus Anoponymus hanc profert rationẽ: Cũ mare ad occi -den -152Vom fuͤnfften Tagewerck Gottesdentem uſq; venit, duas refluxio - nes ibi facit, quarum altera ad Au - ſtrum altera ad Septentrionem ver - git, latera terræ ſequentes. Simili - ter in oriente facit duas, ad prædi - cta loca vergentes. Cum igitur il - la occidentalis refluxio, & hæco - rientalis ad Septentrionem ver - gentes, ſibi occurrunt, ex repercuſ - ſione ingurgitatur retrò mare, fitq; famoſa illa acceſſio maris & receſ - ſio Oceani. Similiter aliæ duæ in alio capite terræ, ſibi ſunt occur - rentes. Sunt tamen, qui dicunt, montes mari ſubditos, cauſſam eſſe acceſſionis & receſſionis Oceani. Cum enim ad ipſos montes perve - nit, retro cadit atq; ingurgitatur, impleturq; retrò alueus, ſed ante expletur, cum iterum revertitur expletur retrò, ſed ante impletur. Alii dicunt ortũ & occaſum lunæ huius rei cauſſam eſſe, unde bis in die naturali, nec amplius contin -git,153vom Meer vnd Waſſern. git, Sed quia non eadem hora, lu - na quotidie oritur, vel occidit, di - verſis horis fit fluxus maris. Alii dicunt: Calore & Spiritu, à fun - do maris exeunte, aſcendere mare. Hæc Anoponymus.

Es iſt auch daher abzunehmen /Das Meer hat ſei - nen gewiſ - ſen termi - num. das Gott der Herr dem Meer dieſe wunderliche bewegungen eingepflan - tzet habe / weil daſſelbe nicht allein ſeine gewiſſe zeit vnd ſtunden hab / ſondern es vberſchreitet auch ſein gewiſſes ziel / vnd terminum auff dem Lande nicht. Dann es hat einen gewiſſen termi - num, da es Natuͤrlich wiederkehret / vnnd zuruͤck weichet. Daraus abzu - nehmen / dz es ein gewiſſes eingeſchaff - tes Geſetz vnnd ordnung habe von Gott / wie weit es außlauffen ſoll.

So iſt auch ſein inwendiger Mo -Inwendi - ger Motor des Me - ers. tor daran wol zumercken / das es in jm ſelbſt mitten auff der Tieffe ſich von innen herauß erhebt / vnd aus der Tief - fe in die hoͤhe ſteiget / vnd ſich auff beu -met154Vom fuͤnfften Tagewerck Gottesmet / gleich als wanns von einem in - nern Spiritu vnnd æſtu auffgetrieben werde / wie das Waſſer / wanns vom Fewer ſeudet. Vnd weil man Augen - ſcheinlich mercket / daß es von innen herauff getrieben wird / iſt Franciſcus Valeſius endlich auff die meynung ge - rahten / das in den hoͤlen der Erden duͤnſte wachſen / ſo das Meer auff - ſchwellen / vnd dieſelben ſollen ſein die nechſten vrſachen der bewegungen des Meers nach ſeiner meynung. Die duͤn - ſten aber ſagt er machen die obern Ge - ſtirn / vnnd wann derſelbe ſtarcke dunſt heraus ſey / ſo ſolle ſich das Meer wie - derſetzen. Wo das war iſt / ſo haben die Phyſici dem Monden allzu groſſe Arbeit auffgelegt / nicht allein das Meer auff vnnd abzufuͤhren / ſondern auch noch die dunſten im Meer zuma - chen. Dann was wolte er mit dem Eurypo allein zuthun haben? Wo wolten auch die andere Waſſer blei - ben / ſo die zeit nicht halten / wie dasMeer /155vom Meer vnd Waſſern. Meer / ſondern zu wiederwertige zeit reciprociren? Wer bewegt dieſelben / vnnd fuͤhret ſie an jhren Ort? Was treibet die Brunnen aus der Er - den?

Darumb iſt nun nicht allein die Aſtronomia cœli zu erkennen / ſon - dern auch der andern Element / nemlich Aſtronomia aëris, terræ, & maris, vnd dann die conſonantia, harmo - nia, & cognatio derſelben vnterein - ander. Daher kommen auch die Pro -Progno - ſtica des vngewit - ters. gnoſtica, vnd natuͤrliche Weiſſagun - gen des Vngewitters / das etliche Meerthierlein ſeyn / ſo vngeſtuͤm vnnd ſturm auff dem Meer verkuͤndigen. Das machet jhre corcordantia vnd harmonia cum aſtris cœleſtibus. Etliche verkuͤndigen Vngewitter auff dem Lande / wie etliche vnter den Vo - geln ſeyn. Solcher wunder der Natur ſind viel / derer der H. Baſilius in ſei - ner ſiebenden Oration vber die ſechs Tagewerck Gottes gedencket.

Laſt156Vom fuͤnfften Tagewerck Gottes
Gottes Allmacht vnd Weiß heit am Meer.

Laſt vns nun ferner Gottes All - macht / Weißheit / vnnd Wunder auß dem Meer erkennen lernen / vnnd was es Geiſtlich bedeute. GOtt der Herr ſpricht zu Job: Wer hat das MeerJob. 38. mit ſeinen Thuͤren verſchloſſen / da es herauß brach / wie aus Mutter Leibe? Da Ichs mit Wolcken kleidet / vnd im tunckel einwickelt wie in Windeln. Da Ich jhm den lauff brach mit mei - nem Tham / vnd ſetzet jhm Riegel vnd Thuͤr / vnd ſprach: Bißher ſoltu kom - men / vnd nicht weiter. Hie ſollen ſich legen deine ſtoltze Waͤllen. Biſtu in den grund deß Meers kommen / vnnd haſt in den Fußſtapffen der Tieffen ge - wandelt? Mit dieſen denckwuͤrdigen Worten wil der Allmechtige GOtt vns zu gemuͤte fuͤhren ſeine groſſe vn - außſprechliche Gewalt / die wir aus dem groſſen weiten vnd erſchrecklichen Meer erkennen ſollen. Darnon Nie - mandt beſſer reden kan / dann der es ge - ſehen hat. Es iſt freilich ein großWun -157vom Meer vnd Waſſern. wunder / das Gott mit ſeinem WortKeine ge - walt koͤn - te dem Meer we - ren wenns Gott nit thete. als mit einer Thuͤr / Riegel / vñ Tham̃ das Meer verſchloſſen hat / da ſonſt auff Erden keine gewalt were / die das Meer halten koͤnte / wanns durch Got - tes Ordnung nicht wieder zu ruͤck lief - fe. Darumb iſt das ab vnd zulauffen des Meers ein vberaus groß Wunder - werck. Denn es fleuget das Waſſer vnd das Meer gleichſam fuͤr der Erde / nemlich fuͤr dem gewalt vnd krafft des Worts Gottes / da doch GOtt dem Meer geboten hat: Dardurch wendet ſichs vnd fleuget vnnd zureiſſet fuͤr der Erden als der Jordan fuͤr dem Gna - denſtuel / vnnd das rote Meer zureiſſe / vnd flohe fuͤr dem Herrn / wie der 114. Pſalm ſagt. Vnd der 33. Pſalm: Er helt das Waſſer im Meer zuſam - men / als in einem Schlauch: Vnnd Syrach 43. Durch ſein Wort wehret er dem Meer daß es nicht außreiſſe / vnd hat die Inſulen drein geſaͤet. So iſt auch diß ein groß wunder daß dasMMeer158Vom fuͤnfften Tagewerck GottesMeer hoͤher iſt dann die Erde / denn als man verſucht hat eine Schiffart zu machen / aus dem Nilo ins Rote Meer / hat ſich befunden daß das rote Meer drey Elen hoͤher iſt als der Nilus vnd Egypten.

Es iſt auch denckwirdig / das Gott der Herr hie ſpricht: Er habe das Meer mit Wolcken bekleidet / vnnd in Tunckel eingewickelt wie in Windeln. Dann Gott der Herr bedecket offt das Meer mit Wolcken / wann ſich die Wellen des Meers in den Himmel erheben / vnd die dicken Wolcken auff dem Meer daher ziehen / das dauon tunckel vnnd finſter wird / alſo / das Wolcken vnnd Meer ein ding ſeyn. Da ſiehet man dann die rechten groſ - ſen wunder vnd gewalt Gottes / dafuͤr man zittern vnnd erſchrecken muß / wiePſal. 107 im Pſalm daſſelbe abgemahlet vnd be - ſchrieben wird.

Von dieſem vierdten Tagewerck Gottes dem Meer zeugen auch herr -lich159Vom Meer vnd Waſſern. lich dieſe Worte Davids / da er ſpricht:Pſal. 104. Das Meer / das ſo groß vnd weit iſt / da wimmelts ohn Zahl beyde kleine vnd groſſe Thier / Daſelbſt gehen die Schiffe / da ſind Walfiſche / die du gemacht haſt / daß ſie drinnen ſcher - tzen.

Vnd halten vns dieſelbe vier Ei - genſchafften des Meers fuͤr / 1. die groſſe vnd weite des Meers / 2. die vn - zehliche menge der Meerfiſche / vnnd Meerwunder / 3. die Schiffarten / 4. die Wallſiſche inſonderheit. Die muͤſſen wir wol behertzigen.

Vnd erſtlich ſollen wir vns billichDes Meer grauſame groͤſſe. verwundern vber der grauſamen groͤſ - ſe des Meers. Dann wann wir beden - cken / wie eine mechtige groſſe menge Waſſers alle Tage ins Meer fleuſſet von allen Orten der Welt / vnnd wird doch dauon nicht voller / obs gleich ſo viel hundert Jahr geweh - ret. Ja wanns gleich bißweilen ſeine Wellen erhebt biß an denM 2Him -160Vom fuͤnfften Tagewerck GottesHimmel vber alle Berge: So ſetzet ſichs doch wieder / vnd bleibet in ſei - nem Circkel. So muͤſſen wir dabey Gottes Allmacht greiffen vnnd ſe -Dz Meer aller Waſ - ſer Todt. hen. Ein Deutſcher Philoſophus ſchreibet das Meer ſey aller Waſſer Todt / Wann ſie ins Meer kommen / ſo ſterben ſie drinnen / vnnd verweſen wie die Menſchlichen Leiber in der Er - den. Daher werde das Meer nicht voller. Dann es iſt eine gewaltige putrefactio vnd feule im Meerwaſ - ſer. Vnd ſo bald ſuͤß Waſſer ins Meer kompt / wirds ſaltzig / vnd ſtirbet gleich - ſam / vnd iſt ein todtes Waſſer gegen einem Lebendigen ſuͤſſen Waſſer zu - rechnen. Vnnd daher kompts / daßEin jeg - lich Waſ - ſer fuͤhret ein ver - borgen Saltz. das Meer ſaltzig iſt. Dann die letzte materia aller ding iſt Saltz. Vnnd es iſt kein Waſſer ſo rein vnd lauter / es fuͤhret ein verborgen Saltz mit ſich. Das kompt dann alles im Meer zu - ſammen / vnnd durch die feulung im Meer wird das Saltz offenbar. Vnndwegen161vom Meer vnd Waſſern. wegen des Saltzes leidet das Meer keinen Todten / ſondern es wirfft alle Cadauera auß / es ſein Menſchen oder Thier.

Aneponymus ſchreibet: Mare, torridæ Zonæ ſuppoſitum eſt, & calore ſpiſſatur, fitq; ſalſum, aqua enim per calorẽ tranſit in Sal. Item: calor qui plurimus eſt in fundo maris, terram ſubiacentem incen - dit, quæ terra incenſa mari ad - mixta, facit mare ſalſum.

Wann man aber die groſſe vnnd weite des Meers will bedencken / ſoInſulen im Meer. muß man die Inſulen des Meers betrachten. Das iſt ein groß wun - der / das mitten im Meer ſo groſſe / gewaltige Volckreiche Lender vnnd Koͤnigreiche liegen / ſo viel / als wann ſie ins Meer gepflantzet oder geſaͤet weren. Da man ſich billich verwun - dern muß erſtlich vber den Grund vnd Boden der Inſulen / worauff ſie ſte - hen muͤſſen / daß ſie das Meer nichtM 3abwe -162Vom fuͤnfften Tagewerck GottesInſulen ſind ge - meinlich mit groſ - ſen Stein - felſen vm̃ - geben.abweſchet / vnnd hinweg floͤtzet. Es ſind aber die Inſulen gemeiniglich mit hohen gewaltigen groſſen Stein - felſen vnnd Klippen vmbgeben / die aus dem Meer gewachſen ſeyn. Dar - auff meinen etliche / ſtehen ſie auch. So iſt ſich auch zu verwundern vber die Fruchtbarkeit der Inſulen / vber den Ackerbaw vnnd lieblichen Fruͤch - te / die drinnen wachſen / ja vber die Menſchen vnnd Voͤlcker / die drinnen wohnen / wo ſie doch da anfenglichEs woh - nen ſo viel Menſchẽ im Meer als auff der Erdẽ. hinein kommen ſeyn. Dann es woh - nen ja ſo viel Menſchen im Meer als auff der Erden. Da laſt vns GOTtes wunder bedencken. Die - weil das Meer groͤſſer iſt dann die Er - de / ſo hat GOTT nicht gewolt / das ſo ein groß theil der Welt ohne Men - ſchen ſein ſolte. Darumb hat er die Inſulen mitten ins Meer geſenckt vnd gegruͤndet / auff das alle Wolthaten vnd gaben Gottes in dem Meer offen - bar wuͤrden. Vnd hat auch den Leuten /ſo im163vom Meer vnd Waſſern. ſo im Meer wohnen / ſein Goͤttlich Wort vnd Evangelium geoffenbaret / vnd predigen laſſen durch die H. Apo - ſtel. Vnd hat Meer vñ trucken bewegt / nach dem kom̃en iſt aller Heyden troſt.

Hagg. 2.

Vors ander ſollen wir vns billich verwundern vber die groſſen menge der Meerthier. Dann man ſchreibet / dasGroſſe menge der Meer - thier. ja ſo viel vnd ſo mancherley Thier im Meer ſein als auff Erden. Sonderlich iſt das hoch zu verwundern / das zu ge - wiſſer zeit die groſſe menge der Fiſche ſich aus der tieffen herfuͤr thun / vnnd bey groſſen hauffen als eine Herde Schaffe ſehen leſſet / vnnd ſich den Menſchen in die Hende gibt / vnnd zur Speiſe darbeut. Ja das Meer iſt eine groſſe wunderbare Speiſekam -Dz Meer iſt Gottes groſſe Speiſe - kammer. mer GOttes / daraus er den groͤſten theil der Welt ſpeiſet / ja daraus die E - delſten Fruͤchte vnnd Gewuͤrtz kom - men. Daher kommen die Perlen der Agſtein / Electrum, die Corallen / Ouidius:

M 4Sic164Vom fuͤnfften Tagewerck Gottes.
Sic & Coralium, quàm primum concipit auras, Tempore dureſcit, mollis fuit herba ſub undis.
Schiffart.

Zum dritten muͤſſen wir die Schif - farten betrachten. Das Gott der er - ſte erfinder der Schiffart ſey bezeuget die Hiſtoria Noæ. Dann Er hat demſelben befohlen das wunderliche Schiff der Archen zu bawen / vnd mit Pech inwendig vnnd außwendig zu be -Gen. 6. gieſſen. Vnd iſt denckwirdig / das ge - ſchrieben iſt / GOtt hab die Thuͤr hin - ter jhm zugeſchloſſen / ſo bald Noa vnd die ſeinen in den Kaſten gangen. Hier -Sap. 14. vber gibt vns das Buch der Weißheit eine feine Erklerung: Das Schiff iſt erfunden Nahrung zu ſuchen / vnd der Meiſter hats mit Kunſt zu bereitet / Aber deine vorſichtigkeit / O Vater / Regieret es. Dann du im Meer We - ge gibſt / vnd mitten vnter den Waͤllen ſichern lauff / damit du beweiſeſt / wie du an allen Enden helffen kanſt / ob auch Jemandt ohn Schiffe ſich ins Meer gebe. Doch weil du nicht wilt /das165vom Meer vnd Waſſern. das es ledig liege / was du durch deine Weißheit geſchaffen haſt / geſchichts / das die Menſchen jhr Leben auch ei - nem geringen Holtz vertrawen / vnnd behalten werden im Schiff / damit ſie durch deß Meers Wellen fahren. Dann auch vor Alters / da die hoch - muͤtigen Rieſen vmbracht worden / flohen die / an welcher Hoffnung bleib die Welt zumehren / in ein Schiff / welches deine Handt regieret. Vnd lieſſen alſo der Welt Samen hinter ſich. Dann ſolch Holtz iſt Segens wol wehrt / damit man recht handelt.

Von den Wunderlichen vnd vn -Magnet hilfft viol in Schif - farten. erhoͤrten Schiffarten / ſo bey Men - ſchen gedencken in die aller weiteſten Orter gegen Abend vnnd Morgen ge - ſchehen / wird Wunder geſchrieben / das man auch dieſelben Buͤcher ohn groſſe verwunderung nicht leſen kan. Vnnd dieſelben groſſen weiten Schif - farten vnd gewaltige Thaten werden zuwege gebracht durch Kunſt vnndM 5huͤlffe166Vom fuͤnfften Tagewerck Gotteshuͤlffe deß Magneten / welches ſonſt ein vnachtbarer Stein iſt / vnnd kan doch auff dem Meer ſo groſſe dinge außrich - ten / vnd den Schiffleuten den rechten gewiſſen Weg zeigen / wie ſie jhr Schiffart regieren ſollen. Ohn wel - chen Magneten die Schiffleute auff dem Meer nicht wuͤſten / wo ſie weren / oder wohin ſie ſolten. Dann der Magnet wendet ſich allwege gegen Mitternacht auß eingepflantzter Him - liſcher eigenſchafft. Daraus haben ſie jhre nachrichtung. Von denſel - ben wunderlichen Schiffarten / vnnd was fuͤr Laͤnder vnd Inſulen / Voͤlcker vnnd Koͤnigreiche dadurch erfunden / ſind viel Buͤcher geſchrieben / hie zu lang zu erzehlen.

Wallfi - ſche.

Letzlich gedencket David in ſon - derheit der Wallfiſche / da er ſpricht:Pſal. 104. Da ſind Wallfiſche / das ſie drinnen ſchertzen. Dieſer Fiſch ſtellet vns ſonderlich die groſſe vnnd ſchreckliche Gewalt Gottes fuͤr die Augen:Dazu167vom Meer vnd Waſſern. Dazu dann auch Gott der Herr ſelbſt das Exempel deß Wallfiſches einfuͤhret / da Er zu Job alſo redet: Seine Knochen ſind feſte wie Ertz /Job. 40. ſeine Gebeine ſind wie Eyſerne Ste - be / Er iſt der anfang der Wege Got - tes / Er ſchlucket in ſich den Strom / vnnd achtets nicht groß / vnnd leſſet ſich duͤncken / Er wolle den Jordan mit ſeinem Munde außſchepffen. Sein Naſen glentzet wie ein Liecht / ſeine Augen ſind wie die Augen der Morgenroͤte. Auß ſeiner Naſen gehet ein Rauch wie von heiſſen Keſ - ſeln. Wann Er ſich erhebt / ſo ent - ſetzen ſich die Starcken / vnnd wann Er daher bricht / ſo iſt keine Gnade da. Er macht / daß das tieffe Meer ſeudet wie ein Topff / vnd ruͤhrets vn - ter einander / wie man eine Salbe menget.

Auß dieſem allen ſollen wir nunGottes Alimacht erſcheinet auß deß Meers groͤſſe. Eſa. 40. erkennen lernen / Gottes Allmacht in der groͤſſe deß Moers. Wermiſſet168Vom fuͤnfften Tagewerck Gottesmiſſet die Waſſer mit ſeiner Fauſt? Pſal. 135.(Vnſer Gott im Him̃el kan thun was Er wil / im Himmel vnd auff Erden / im Meer vnd in allen Tieffen) Got - tes Weißheit in den groſſen Wundern deß Meers / Gottes guͤtigkeit in den mannicherleyẽ Geſchoͤpffen / Guͤtern vnd Gaben deß Meers / Gottes Reich - thumb in der groſſen menge der Thier im Meer / vnnd Ihn in allen ſeinen Wercken Loben / Ehren / vnd Preiſen.

Zweyer - ley Meer.

So haben wir vns auch hiebey zuerinnern / das wir in Gottes Wort zweyerley Meer haben: Ein Angſt -Angſt - meer die - ſes Le - bens. meer / oder ein Meer der Truͤbſal / vnd ein Gnadenmeer. Die Welt vnd vn - ſer Elendes Leben iſt nichts anders dann ein vngeſtuͤmes Meer. Dann gleich wie das Meer nimmer ſtille iſt / ſondern allezeit mit Winden vnnd Waͤllen bewogen wird: Alſo iſt die Welt auch / vnd vnſer Leben. Wann man meinet / man wil die beſte Ruhe haben / ehe man ſichs verſiehet / komptein169vom Meer vnd Waſſern. ein Sturmwind / der das gantze Leben / Leib / vnnd Seele vnruhig macht. Gleich wie auch das Meer ab vnd zu - fleuſt / vnd nimmer ſtille ſtehet. Bald fleuſſets zuruͤck / bald kompts wieder / vnd iſt in perpetuo motu: Alſo iſts mit dem zeitlichẽ auch / Bald kompts / bald fehrets wieder hin / vnnd iſt in ſte - tem ab vnnd zufluß. Vnnd wie des Meers Fluxus & refluxus, ab vnnd zufluß eine verborgene Vrſach hat: Alſo kompt alle verenderung deß Menſchlichen zuſtandes aus verbor - genem Rath Gottes / Wie der Pro -Eſa. 51. Jerem 31. Pſal. 107. Syr. 11. phet ſagt: Ego Dominus, qui con - turbo mare. Wann Er ſprach / vnd einen Sturmwind erregt. Es kompt alles von Gott / Gluͤck vnd Vngluͤck / Armuth vnd Reichthumb / Leben vnd Todt. Wie wir auch ſehen / das alle ſuͤſſe Waſſer / wann ſie ins Meer flieſ - ſen / ſo werden ſie bitter vnnd ſaltzig: Alſo alle Suͤſſigkeit / Liebligkeit / Herr - ligkeit / Wolluſt / Ehre / Reichthumbdieſer170Vom fuͤnfften Tagewerck Gottesdieſer Welt / obs einem Menſchen noch ſo ſuͤſſe Waſſer iſt / wirds jhm doch endtlich bitter vnd ſaltzig. Vnnd die ſich allzu ſehr darauff verlaſſen / verlieren jhren ſuͤſſeſten Himliſchen Troſt / vnnd erſauffen in der bitterkeit der Furcht vnnd Trawrigkeit dieſer Welt. Wie auch im Meer ſind groſſe Sandtberge / dahinein offt die Schiffe zu ſtuͤcken lauffen: Alſo lauf - fen viel Leut hinein mit vollem Sie - gel in den Geitz / vnnd Sandichen Reichthumb / das ſie darinnen ſtecken bleiben / vnnd nicht koͤnnen loß kom - men / biß ſie erſauffen. Gleich wie auch das Meer alle Todte Coͤr - per außwirfft / vnnd keinen behelt: Alſo ſpeyet vns endtlich die Welt auß. Sie kan vnd wil vns die len - ge nicht behalten / Darumb ſollen wir bey zeit einen ſichern Hafen vnnd Anfuhrt ſuchen am Lande der Leben - digen. Wie man auch auff demMeer171vom Meer vnd Waſſern. Meer ohn den Magnet jrre fuͤhret / vnd keinen gewiſſen Weg treffen kan / vnnd der Magnet ſich allzeit gegen Himmel wendet: Alſo iſt vnſer Mag - net Chriſtus Jeſus vnſer Herr / der vnſere Hertzen zu ſich wendet / vnnd zeucht gegen Himmel / auff das wir nicht jrre fuͤhren auff dieſem Meer der Welt. Wie auch eine vngleubliche Tieffe deß Meers iſt / die kein Menſch ergruͤnden kan / wie Job ſagt: BiſtuJob. 38. in die Tieffe deß Meers kommen / vnnd haſt in den Fußſtapffen der Tieffen gewandelt? Alſo iſt eine vn - gleubliche Tieffe vnſer Suͤnde / vn - ſers Jammers vnnd Elendes. Auß der Tieffe ruffe Jeh Herr zu dir. Pſal. 130. Pſal. 42.Item / Deine Fluht rauſchet daher / das hie eine Tieffe / vnnd da eine Tieffe brauſet. Alle deine Waſ - ſerwogen vnnd Waͤllen gehen vber mich. Alſo haben wir nichts dann ein Angſtmeer / vnnd ein Meer der Truͤbſal.

Wie -172Vom fuͤnfften Tagewerck Gottes

Wieder dieſes Tieffe Meer vnſerGnaden - meer. Suͤnde / Jammers vnd Elendes haben wir nun das Gnadenmeer / vnd vierer - ley Troſt: Der erſte Troſt iſt / das Gott dawieder die groſſe Tieffe ſeiner Gnaden vnd Barmhertzigkeit eroͤffnet hat / als der Prophet ſpricht: Er wirdMicha. 7. ſich vnſer erbarmen / vnd vnſere Suͤn - de in die Tieffe deß Meers werffen / vnnd wie die Egypter alle im Roten Meer erſoffen: Alſo ſollen alle vnſereExod. 14. Suͤnde in dem Blutroten Meer deß Bluts Chriſti erſauffen / vnd ſol keine vberbleiben. Dann iſt das Suͤnden - meer grundtloß vnd tieff / ſo iſt Gottes Gnade / vnnd Chriſti verdienſt noch tieffer vnd grundtloſer.

Gott hat die groͤſtẽ Wunder im Meer gethan.

Der ander Troſt iſt / das GOtt allwege die groͤſten Wunder vnd Er - loͤſung im Waſſer gethan hat / vnd das der Herr Chriſtus allwege ſeinen Juͤngern / da ſie noth litten auff demMatt. 14. Meer / zu huͤlff kommen ſey / als da der Herr in der Nacht auff dem Meerwan -173vom Meer vnd Waſſern. wandelt / vnnd dem ſinckenden Petro die Handt reichete: Alſo erſcheinet Chriſtus nicht lieber dann auff dem Meer der Truͤbſal / da Offenbaret Er ſich im Creutze / da leſſet Er ſeine Gegenwart / Huͤlffe / vnnd Troſt ſe - hen / vnd bezeiget ſich als ein Noth - helffer. Wann du durchs WaſſerEſai. 43. geheſt / wil Ich bey dir ſein / das dich die Fluth nicht erſeuffe. Es ſol dich das Waſſer der Truͤbſal nicht vber - weltigen.

Der dritte Troſt wird vom Pro -Zach. 14. pheten mit dieſen Worten beſchrie - ben: Zu der Zeit werden friſche Waſ - ſer aus Jeruſalem ins Meer flieſſen gegen Morgen vnd Mittag. Vnnd der Prophet ſiehet ein Geſicht / dasEzech. 47 aus dem Tempel neben dem Altar ein Waſſer flieſſe ins Meer / vnnd von einem Meer ins ander / vnnd dauon werden die Waſſer im Meer geſundt / ja alles was darin Lebet vnnd Webet / dahin dieſe Stroͤme kommen / das ſollNLeben.174Vom fuͤnfften Tagewerck Gottes / etc. Leben. Bedeut das Gottes Gnaden vnnd Troſtbruͤnlein durch ſeinen H. Geiſt vberflieſſen werden in verkuͤndi - gung deß Evangelij / vnnd werde das bittere Meer des Creutzes aller betruͤb - ten Hertzen Suͤſſe vnnd gut machen / daß dz liebe Creutz ein heylſam Waſſer deß Lebens / nicht ein Todtes bitter Meer ſein ſol / Daher David ſpricht:Pſal. 94. Ich hatte viel bekuͤmmerniß in mei - nem Hertzen / Aber deine Troͤſtung erquickten meine Seele.

Der vierdte Troſt wieder das vn - geſtuͤme Meer dieſer Welt ſtehet inPſal. 65. dieſen Worten: Der du ſtilleſt das brauſen des Meers / das brauſen ſeiner Waͤllen / wann ſie ſich erheben / vnnd das Toben der Voͤlcker / wann die Voͤlcker vnruhig werden / Blutduͤr - ſtig / vnnd brauſen wie ein vngeſtuͤm Meer. Iſt allenthalben furcht vnnd ſchrecken fuͤr Krieg vnd Verwuͤſtung / ſo kans Gott mit einem Wort ſtillen / wie der Herr Chriſtus / da Er Windvnd175Vom ſechſten Tagewerck Gottes / etc. vnd Meer bedrawet. Herr die Waſ -Matth. 8. ſerwogen brauſen ſehr / vnd ſind groß / Aber der Herr iſt noch groͤſſer in der hoͤhe.

Das VI. Capittel. Von dem ſechſten Tagewerck Got - tes / von den Thieren.

Gen. 1. Die Erde bringe herfuͤr Lebendige Thier / Viehe vnd Gewuͤrme / ein jegliches nach ſeiner Art. Pſal. 104. Die Jungen Lewen Bruͤl - len nach dem Raub / vnd ju - chen jhre Speiſe von Gott.

ESruͤhmet ſich Salomo / das erSap. 14. wiſſe die Art der Zahmen vnd Wilden Thier / vnd ſaget / das der Geiſt der Weißheit jhn ſolches ge - lehrt habe. Darauß abzunehmen / dasErkent - niß der Thier ein groſſes ſtuͤck na - tuͤrlicher Weißheit. ſolche gruͤndliche erkantnuß aller Thie - re ein ſonderes ſtuͤck der natuͤrlichen Weißheit ſey. Derhalben / da GOttN 2der176Vom ſechſten Tagewerck Gottesder Allmechtige gemacht hatte von der Erden allerley Thiere auff dem Felde / vnnd allerley Vogel vnter dem Him - mel / brachte Er ſie zu dem Men - ſchen / das er ſehe / wie Er ſie nenne - te. Dann wie der Menſch allerley Lebendige Thiere nennen wuͤrde / ſoGen. 2. ſolten ſie heiſſen. Vnnd der Menſch gab einem jeglichen Viehe vnnd Vo - gel vnter dem Himmel / vnnd Thier auff dem Felde ſeinen Namen.

Hie hat nun der Menſch muͤſſenDie Weiß heit deß Adams in Bena - mung der Thier. ſeine Angeſchaffene Weißheit her - fuͤr ans Liecht bringen zu Ehren ſei - nes Schoͤpffers / vnnd erſtlich in den mancherleyen Lebendigen Thieren anſchawen die Weißheit vnnd All - macht Gottes / wie GOTT der Herr ein jedes Thier vñ Vogel vn - ter dem Him̃el mit ſonderlicher vnter - ſchiedlicher geſtalt / Form / Figur / Pro - portion, Bildnuͤſſen / Farben / vñ der - gleichẽ geſchaffen. Welche merckz eichẽvnd177von den Thieren. vnd ſignatur Adam aus eingeſchaff - ner Weißheit alle wol verſtanden / nemlich / die Phyſiognomiam aller lebendigen Thieren / daraus er jhre eingepflantzte Art / Natur / vnd Eigen - ſchafft erkant / vnd dieſelbe jhrer vn - terſchiedlichen art nach mit jhrem ei - gentlichen natuͤrlichen Namen genen - net / welcher Name eines jeden Thiers Art / Natur / vnd Eigenſchafft in ſich begriffen hat. Darumb er auch ſeine Evam nennet Maͤnnin / darumb / das ſie vom Manne genommen iſt. Sol -Gen. 2. ches erkante vnd wuſte Adam / ob gleich Gott der Allmechtige hatte laſſen ei - nen tieffen Schlaff auff jhn fallen / da Er die Evam aus ſeiner Riebe erbawe -Gen. 3. te. Hernach nennete er ſie Evam / darumb / daß ſie eine Mutter ſolte ſein aller Lebendigen.

Aus den Thieren wird er - kennet Gottes Allmacht vnd Weiß heit.

Solche Eigenſchafften der Thiere helt vns GOttes Wort fuͤr / die All - macht vnnd Weißheit Gottes daraus zu erkennen / vnnd ſtellet ſie vns auchN 3fuͤr178Vom ſechſten Tagewerck GottesJob. 12.fuͤr vnſere Augen wie dem Adam. Dann ſo ſtehet geſchrieben: Frage das Viehe / daß wird dich lehren / vnnd die Vogel vnter dem Himmel werden dirs ſagen / Oder rede mit der Erden / die wird dichs lehren / vnd die Fiſche im Meer werden dirs erzehlen. Der H.Job. 39. Job fuͤhret vns auch in den groſſen Thiergarten / vnnd ſtellet vns an den Thieren ſolche Wercke GOttes fuͤr Augen / darob wir vns alle verwundernJerem. 8. muͤſſen. Der H. Prophet Jeremias weiſet vns auff die Tuͤrteltaube / Storch / vnd Schwalben / die jhre zeitEſa. 1. wiſſen wieder zu kommen / Eſaias wei - ſet vns auff die Ochſen vnnd Eſel / diePſal. 147. Job. 39. jhren Herren kennen. David vnnd Job auff die jungen Raben / die denPſal. 58. Herren anruffen. Item David zeiget vns die Ottern oder aſpidos, vnnd Schlangen / die jhre Ohren ver -Eſa. 59. ſtopffen. Eſaias ſagt von den Baſiliſ - cken vnd Schlangeneyern / vnd Jere -Thren. 4. mias von den Drachen / die jhren jun -gen179von den Thieren. gen jhre Bruͤſte reichen. Der StraußEſa. 43. Thren. 4. wohnet in der Wildnuͤß / vnnd iſt vn - barmhertzig gegen ſeine Jungen. Das Hohelied Salomonis ſinget von ei -Cant. 2. nem jungen Rehe / Taube vnnd Tuͤr - teltaube / Item von den Fuͤchſen /Pſal. 42. David von dem Hirſch / der nachPſal. 22. friſchem Waſſer duͤrſtet / vnnd von der Hinden / die fruͤh gejagt wird. Sa -Prov. 6. lomo weiſet vns auff die Emſe. Da -Pſal. 103. vid zeiget vns die ernewerung oder verjuͤngerung des Adelers / wie auch Eſaias: Alſo die auff den HerrenEſa. 40. hoffen / Habacuc vnd Jeremias ſagenHabac. 1. Jerem. 5. von den Wolffen / Pardeln vnd Lewen zur ſtraffe.

Im Newen Teſtament zeiget vns der Herr die Sperling / der kei -Matt. 10. ne auff die Erden fellet ohn Gottes willen. Er ſagt auch von der klugheit der Schlangen / vnnd einfalt der Tau - ben / Item von der Kluckhenne / die jh -Matt. 83. re Kuͤglein verſamlet vnter jhre Fluͤ - gel / Item vom Adeler / der nachN 4dem180Vom ſechſten Tagewerck GottesMatt. 15.dem fleugt / Item von Huͤndlein / welches die Broſamlein aufflieſet / ſo von ſeines Herren Tiſche fallen /Joh. 10. Item die Schaͤfflein Chriſti werden mit jhren Eigenſchafften beſchrieben. Luc. 11.Es gedencket auch der Herr einer Schlangen vnnd Scorpion / die kein Vater ſeinem Kinde gibt fuͤr ein Fiſch / oder fuͤr ein Ey.

Eſa. 53.

Allhie lerne bedencken / warumb dein Herr vnd Erloͤſer einem Lemb - lein verglichen / nemlich / von wegen ſeiner gedult vnd Sanfftmuht: War - umb der H. Geiſt in Taubengeſtalt vber Chriſtum erſchienen / Dann die Taube iſt einfeltig ohn Galle. GleichEſa. 38. wie Hißkia ſagt: Ich girret wie eine Taube: Alſo ſeufftzet der H. Geiſt in den Gleubigen: Warumb die vierEzech. 1. Apoc. 4. Thier im Ezechiel / vnd in der Offen - barung Johannis die geſtalt haben eines Menſchen / eines Ochſen / einesVier Tier in Ezechie - le von Jo - Lewen / eines Adelers. Dann dadurch ſind die vier hohen Amptwercke Chri -ſti be -181von den Thieren. ſti bedeutet: Seine Menſchwerdung /hanne wz ſie bedeu - ten. ſein Opffer / ſeine Aufferſtehung vnnd ſeine Himmelfahrt. Von der Lewin ſagt man daß ſie jhre Jungen todt ge - bere / vnnd mit einem ſtarcken geſchrey erwecke vnd lebendig mache: Alſo wer - den wir alle Geiſtlich todt geboren / nemlich todt in Suͤnden: Aber der Lewe vom Stamm Juda / der vber - wunden hat / machet vns durch ſein ſtarckes geſchrey ſeines heiligen Wor - tes Geiſtlich lebendig. Vnd am juͤng - ſten Tage / wird ſeine Stimme er - ſchallen / dadurch alle Todten werden Lebendig werden / vnnd aus den Graͤ - bern herfuͤr gehen.

Laſſet vns auch allhie betrachten die wunderliche verſehung Gottes / da - durch Er alle Creaturen erhelt / erneh - ret / vnnd fuͤr ſie ſorget. Es ſpricht derPſal. 65. H. David: Du erhoͤreſt Gebet / dar - umb kompt alles Fleiſch zu dir. Erhoͤ - re vns nach deiner wuͤnderlichen Ge - rechtigkeit / Gott vnſer Heyl / der duN 5biſt182Vom ſechſten Tagewerck Gottesbiſt die zuuerſicht aller auff Erden / vnd ferne am Meer. Du macheſt froͤlich was da Webet / beyde des Morgens vnd des Abends. Gottes Bruͤnlein hat Waſſer die fuͤlle.

Mit dieſem troͤſtlichen Spruͤchlein preiſet der H. Prophet die Vaͤterliche Barmhertzigkeit Gottes / das Er ſich vber alles Fleiſch erbarme / vnd wie erPſal. 36. am andern Orte ſagt: Herr / du hilffſt beyde Menſchen vnd Viehe. Darumb wir jhn auch getroſt anruffen ſollen / vnd durch vnſer Gebet zu jm kommen. Gott er - barmet ſich vber alle Thier.Vnnd erinnert der Prophet durch das Wort Fleiſch / Gott den Herrn vnſer duͤrfftigkeit / vnſers hungers vnnd dur - ſtes / vnd aller Menſchlichen bloͤdigkeit / vber welche ſich Gott wolle erharmen /Eſa. 40. vns aber vnſer nichtigkeit: Alles Fleiſch iſt wie Hew / etc. Darnach ſo troͤſtet vns der Prophet / das kein Menſch bey GOtt ſo verachtet vnnd verlaſſen ſey / auff welchen Gott nicht ein gnediges Auge hette. Dann erſpricht:183von den Thieren. ſpricht: Gott ſey eine zuuerſicht aller / die auff Erden ſind / vnnd ferne am Meer. GOtt hat alle Menſchen in ſeine Vaͤterliche vorſorge eingeſchloſ - ſen / ſie ſein / wo ſie wollen / auff Erden / oder auff dem Meer. So ſpricht er auch: GOtt mache froͤlich alles / was da Lebe / beyde deß Morgens vnnd Abends / das iſt Gott ſpeiſet vnd ſaͤtti - get alles / was Lebet / vnd dadurch ma - chet ers froͤlich / wie auch S. PaulusAct. 14. ſagt: GOtt erfuͤllet mit Speiſe vnnd Frewde vnſer Hertz. Ach wie iſt das eine groſſe Gabe / wann Gott gibt ſei - ne Speiſe mit Frewden zu genieſſen / das man deß Morgens mit Frewden / vnnd Gottes Lob den Tag vnnd ſeine Arbeit anfehet / vnnd deß Abends ſeine Ruhe mit Danckſagung. Letzlich ſe - tzet er Vrſach hinan / vnd ſpricht: Got - tes Bruͤnnlein hat Waſſer die fuͤlle. der Brunn der Guͤtigkeit / Liebe / Mil - digkeit Gottes ergeuſſet ſich in alle Creaturen / das jederman / ja alleCrea -184Vom ſechſten Tagewerck GottesCreaturen jhre Lebens vnd Frewden - troͤpfflein darauß ſchoͤpffen.

GOTT Speiſet alle Thier.

Es zeuget auch hievon der 104. Pſalm / da er alſo ſpricht: Es wartet alles auff dich / das du jhnen Speiſe gebeſt zu ſeiner zeit. Wie ſo dann lie - ber David? Verſtehen dann die Vn - uernuͤnfftigen Thier / das ſie GOtt Speiſet vnnd Ernehret? Wann die Jungen Lewen nach dem Raub Bruͤl - len / ſo ſuchen ſie jre Speiſe von Gott /Rom. 8. das iſt: GOtt ſiehet auch an die Angſt der Natur / vnd das engſtigliche ſehnen vnd harren der Natur / dadurch auch Gott als ein Erhalter der Natur bewogen wird. Dann wann die Na - tur noth leidet / ſo bewegets den Erhal - ter der Natur. Vnnd das iſt der vn - nernuͤnfftigen Creaturen anruffen / vnd das iſt jhr Worten / wie hie ſtehet. Nun bedencke man / wie vnzehlich viel vnnd mancherley Creaturen in der Lufft / auff Erden / vnd im Meer ſein. Denen allen hat GOtt nicht alleinSpeiſe185von den Thieren. Speiſe zur Notturfft / vnd zur Frewde vnnd Wolgefallen Geſchaffen / ſon -Ein jegli - ches Thier hat ſeine ſonderba - re Speiſe. dern auch einem jeden ſonderliche Speiſe nach ſeiner Art vnnd Eigen - ſchafft / vnd das allesdurch ſeine Vaͤ - terliche vorſorge. Vnd hat alſo keines einigen Thierleins vergeſſen / wie ſolt Er doch des Menſchen / ſeines Bildes / vergeſſen haben / vnnd vergeſſen koͤn - nen? Es ſind ja mehr Thierlein auff Erden / in der Lufft / im Meer / im Wal - de / vielmehr dann Menſchen auff Er - den ſein / noch hat Er auch deß gering - ſten Thierleins nicht vergeſſen / wie ſolt Er doch koͤnnen eines Menſchen vergeſſen? Wie ſolt doch Gott deſſen vergeſſen koͤnnen / der in jhm Lebet / Webet / vnd iſt / der von Gottes Krafft vnd Othem Lebet? In Gott aber Le -Act. 17. ben / Weben vnnd ſein alle Menſchen. Darumb iſt nicht muͤglich / das GOtt eines Menſchen ſoll vergeſſen. Wie ſolt doch Gott deß vergeſſen koͤnnen / das durch ſeine Krafft erhalten wird? Er186Vom ſechſten Tagewerck GottesHebre. 1.Er helt vñ tregt alles durch ſein Kreff - tiges Wort. Wie ſolt Er deſſen ver - geſſen koͤnnen / das ſeine Handt ge -Eſa. 64. macht hat? Wir ſind Thon / du vnſer Toͤpffer / vnd wir alle ſein deiner Hen - de Werck. Wie ſolt GOtt deſſen vergeſſen / den Er durch den Todt ſei - nes Sohns hat erloͤſen laſſen? Wie ſolt Er deren vergeſſen / die Er mit ſei - nem H. Geiſt verſiegelt hat? GOtt muſte ſeiner ſelbſt vergeſſen / wann Er ſolt vnſer vergeſſen. Darumb war - ten wir Herr auff dich / das du vns Speiſe gebeſt.

Pſal. 104.

Ferner ſpricht angezogener Pſalm: Wann du jhnen gibſt / ſo ſamlen ſie. Gott hat allen Thie ren einge - pflantzet die art Speiſe zu - ſuchen.Wann du deine Handt auffthuſt / ſo werden ſie mit Guͤte geſaͤttiget / Hie iſt beſchriebẽ erſtlich die erhaltende Krafft der Creaturen / das Gott einer jeden Creatur eingenaturet vnnd einge - pflantzet hat die erhaltung vnnd die Art Speiſe zu ſuchen. Das hat Gott darumb gethan / auff das Er erquickevnd187von drn Thieren. vnd erfrewe mit Speiſe alles / was da lebet / das Gottes guͤtigkeit offenbar werde / wie Er ein erfrewender Gott ſey / ein liebhaber des Lebens / der ſeine Creaturen nicht allein ſchaffe / ſondernGott er - frewet alles. auch erfrewe. Erfrewet nun Gott al - les / was lebet / vnd webet / Ach ſo wird Er vns ja nicht zur immerwehrender Traurigkeit erſchaffen haben / ſon - dern auch bißweilen ein Tiſchfreud - lein in der furcht des Herren vergoͤn - nen. Wird ja nicht immer mit vnsPſal. 90. zuͤrnen / ſondern wie David ſpricht: Erfrewe vns nun wieder / nach dem du vns ſo lang plageſt / vnnd nach dem wir ſo lang vngluͤck leiden / Vnnd der Herr vnſer Gott ſey vns freund - lich / d freundliche vñ Leutſelige Gott / ja hat Er vns doch zugeſagt / das ſeine Knechte eſſen / vnd fuͤr freuden jauch -Eſa. 66. tzen werden. So wird vns auch hie zu betrachten gegeben die reiche Mil - digkeit GOTtes / daß er ſeine Crea - turen nicht kerglich ſpeiſe / ſondernmil -188Vom ſechſten Tagewerck GottesMildiglich vnd vberfluͤſſig / ja alſo / das ſeine Fußſtapffen von Fett trieffen. Welches wir Augenſcheinlich ſehen / das alle Creaturen jhre zeit haben / wann ſie GOtt Mildiglich Geſpeiſet vnd Gemeſtet hat / wann die Voͤgelein in der Lufft Feiſte ſein / die Thier im Wald Gemeſtet ſein / das Viehe auff dem Felde / die Schaffe auff den Awẽ / die Fiſche im Meer in jhrer Feiſtigkeit gehen / da trieffen Gottes Fußſtapffen von Fett. Das iſt alles jhre zeit / wann ſie Gott in vnſere Haͤnde gibt. Sehet / das iſt die Vorſichtigkeit des Weiſen Hauß Vaters. Das iſt ein kluger Schaffener. So ſorget Gott fuͤr ſei - ne hungerigen Kinder.

Endlich ſpricht auch derſelbe Pſalm:Pſal. 104 Verbirgeſtu dein Andtlitz / ſo erſchre - cken ſie. Du nimpſt weg jhren Othem / ſo vergehen ſie / vnd werden wieder zu Staub. Du leſſeſt aus deinen Othem / ſo werden ſie Geſchaffen / vnnd Erne - werſt die Geſtalt der Erden. Hie hoͤrenwir /189von den Thieren. wir / was vnſer vnnd aller CreaturenGottes Othem al ler Crea - turen Le - ben. Leben iſt / nemlich GOttes Othem / das iſt Gottes Geiſt / vnnd Lebendig - machende vnnd erhaltende Krafft / die in allen dingen iſt. Wie das Buch der Weißheit ſpricht: Du Liebhaber desSap. 11. Lebens / vnnd dein vnuergenglicher Geiſt iſt in allen / das iſt / deine erhal - tende lebendigmachende Krafft / dar - durch in der erſten Schoͤpffung nicht allein alles geſchaffen / ſondern auff den heutigen Tag erhalten wird. DerPſal. 33. Himmel iſt durchs Wort des Her - ren gemacht / vnnd alle ſeine Heer durch den Geiſt ſeines Mundes. Vnd eben dieſe lebendigmachende Krafft Gottes iſt das Wort / dardurch Gott alles geſchaffen hat. Diß Wort / ſo GOTT geredt hat / iſt nicht ver - ſchwunden / oder ein bloſſer Schall ge - weſen / ſondern iſt das Leben worden aller Creaturen / alſo / daß es von den geſchoͤpffen GOTtes nicht ge - wichen / ſondern dabey geblieben /OVnd190Vom ſechſten Tagewerck GottesVnd iſt eben die erhaltende Krafft al -Hebre. 1. ler dinge / davon S. Paulus ſpricht: Der Herr helt vnnd tregt alles durch ſein krefftiges Wort. Wie ein Schatten am Baum hanget: Alſo hanget vnſer Leben an Gott.

Gottes Wort ee - helt alles.

Wann nun Gott von den Crea - turen diß ſein Lebenswort vnd Krafft wieder hinweg nimpt / ſo vergehen ſie / vnd werden wieder zu Staub fallen wieder in jhr eigen Nicht. Iſt gleich alß einer den Kern wegnehme / vnnd ließ einem die Huͤlfe. Wie ein Faß zu - fellt / wann die reiffen abgehawen: Al - ſo / das Gefaͤß aller Creaturen zerfelltKom. 11. ohn Gottes Wort. Gottes iſt die gan - tze Welt voll. Gott der da iſt vber euch alle durch euch alle / vnnd in euch alle /Pſal. 45. Deut. 30. der iſt vnſer Leben / vnnd vnſers Lebens Krafft. Ich bin dein Leben / vnnd deiner Tage Lenge. Gleich alß wann einer eine Warhaffte Lebens - Krafft empfindet aus GOttes Wort / wann man traurig iſt: (wie ſolches inmeinen191von den Thieren. meinen Außlegungen vber dem Pſal - ter an vielen Orten erkleret iſt) Alſo iſt eine ſolche Lebenskrafft in allen Creaturen / vnnd das iſt das Wort der Schoͤpffung: Wird daſſelbe weggenommen / das iſt aller Creatu - ren Todt. Diß Wort iſt auch der Segen vnnd vermehrung aller Crea - turen / dardurch GOTT die geſtalt der Erden Jaͤhrlich ernewert in wie - derbringung Jaͤhrlicher Fruͤchte vnnd Thiere / das GOTT durch die er - newerung aller dinge gleichſam Jaͤhr - lich eine newe Welt ſchaffet. SoGen. 8. lang die Erde ſtehet / ſoll nicht auff - hoͤren Samen vnnd Erde / Froſt vnnd Hitze / Sommer vnnd Winter / Tag vnnd Nacht. Von dem Segen Noæ eſſen wir noch alle Heut zu Tage.

Daraus lernen wir nun dieGottes verſehung beruhet auff drey - en Stuͤckẽ. wunderliche allgemeine Verſehung GOTTES vber alle Creaturen. Dieſelbe ſtehet vornemlich in dreyenO 2dingen.192Vom ſechſten Tagewerck Gottesdingen. Erſtlich in der WiſſenſchafftActor. 17. GOttes. GOTT ſind alle ſeine Wege von Ewigkeit her bekant gewe -Gott ſie - het alles. Gen. 16. ſen. Durch dieſe ſeine vnbegreiffli - che vnendliche Weißheit weiß / ſiehet / vnnd hoͤret er alles. Darumb Er in der Schrifft genant wird der ſehendeHebr. 5. vnnd lebendige. Alſo iſt keine Creatur fuͤr jhm verborgen / ſondern alle ding ſind bloß / lauter / vnd offenbar fuͤr ſei - nen Augen. So iſt Er auch der rechte lebendige / nicht allein / daß er von E - wigkeit zu Ewigkeit von jhm ſelbſt le - bet / ſondern auch / daß er alle ding le - bendig machet.

Gott ſor - get fuͤr al - les.

Vors ander beruhet dieſe Lehr auff der vaͤterlichen guͤte Gottes / da - durch er fuͤr alle ding ſorget / auch fuͤr die Vogel vnter dem Himmel. Ja Er leſt auch die Sonne auffgehen vber gute vnd boͤſe. Welche groſſeMatth. 6. vnehr thun wir nun an dieſem vnſern allergnedigſten Vater / wann wir an ſeiner verſehung zweyffeln / ob er auchfuͤr193von den Thieren. fuͤr vns ſorge / weil Er auch fuͤr dieMißtraw en thut Gott groſ ſe vnehre an. geringſten Creaturen ſorget / ja auch fuͤr die boͤſen. Diß iſt vns ſonderlich ein groſſer troſt im Creutz vnnd Truͤb - ſal / weil wir wiſſen / das nichts in der Welt geſchicht ohn Gottes ordnung vnd verſehung / daß wir lernen geduͤl - tig ſeyn / vnnd nicht wieder GOTT murren / ſondern gleuben / Er ſorge fuͤr vns / vnnd hab ſolches alles nach ſeinem vnerforſchlichen Raht vnnd Gericht zu vnſerm beſten / vnnd zu ſei - nen Ehren vber vns vorſehen. In derMich. 7. Schrifft wirds genant des Her - ren Zorn / ꝛc. Kompt auch gluͤck / Ehre vnnd Gnade / wollan es kompt vom Herren / dem dancke / vnd ſa - ge mit Job: Der Herr hats gege -Job. 2. ben / der Herr hats genommen. Dieſer heilige Mann dancket GOtt dem Herren ſo wol fuͤr ſein Creutz / als fuͤr ſein gluͤck / vnd rechnet ſich mit Paulo der Truͤbſal wirdig. Plus nocent proſpera quä aduerſa.

O 3End -194Vom ſechſten Tagewerck Gottes
Gott re - gieret al - les.

Endlich beruhet dieſe Lehr von der allgemeinen verſehung GOTtes v - ber alle Creaturen auff GOTTES Allmacht / dardurch Er allgewertig iſt bey allen Creaturen / dieſelbe er - helt vnnd regieret / aller MenſchenPſal. 33. Hertz in ſeiner Hand hat / daß Er ſie lencken vnnd beugen kan / wie Er will / wie wir ein kluͤmplein Wachs mit vn - ſern Fingern formieren. Derhalben wir vns alle fuͤr ſeiner Goͤttlichen ge - genwart / Angeſicht / Augen / Ge - walt fuͤrchten vnnd ſchewen ſollen in Gedancken / Worten vnnd Wercken / Dann wir ſind in GOTtes Hand / wie der Thon in der Hand des Toͤ -Jerem. 18. pffers. Gehe hinab in des Toͤpffers Haus / vnnd als ich hinab kam / ſiehe / da arbeitet er eben auff der Scheibe / vnnd der Topff mißreht jhm in ſeinen Henden. Da zubrach er jhn / vnd machte einen andern / ꝛc. Alſo ob vns Gott gleich zubricht / er kan vns wieder machen.

Ferner195von den Thieren.

Ferner haben wir hie den Troſt /Gottes verſehũg gehet ſon - derlich auff die Gleubigẽ. weil GOTT alles gegenwertig alles erhelt vnnd regieret / das Er durch eine ſonderliche verſehung ein ſonderlich Auge hab auff die ſei - nen / ſo genaw / das ohn ſeinen wil -Matt. 10. len nicht ein Haͤrlein von jhrem Haupt fallen kan. So erhelt Er vns / vnd behuͤtet vns mitten vnter vn - ſern Feinden / wie es David in denPſal. 23. 27. 121. Pſalmen bezeuget.

So haben wir hie auch den Troſt / das / wann wir offt in vnſerGott weiß rath wo keine huͤlffe iſt. Truͤbſal weder Huͤlff noch Rath wiſ - ſen / vnnd keine Mittel der Huͤlffe ſe - hen / das wir vns damit troͤſten / das der GOtt / der das Creutz verſehenJer. 32. vnnd verhengt hat / der wird auch Rath ſinden / der groß von Rath vnd mechtig von That iſt. Commen -Pſal. 37. da Domino viam tuam, Wie Abra -Gen. 22. ham / da er ſeinen Sohn Opffern ſol - te / ließ er GOtt Rahten / wie er ſeineRom. 4. Hebr. 1. zuſage vnd verheiſſung erfuͤllen wolte.

O 4Letz -196Vom ſechſten Tagew erck Gottes
Gottes vorſehũg wircket Glauben / Hoffnũg vnd Ge - dult.

Letzlich erwecket die verſehung Gottes in vnſern Hertzen Glauben / Hoffnung vnd Gedult. Nehmet ein Exempel an David / an Job / an Chri - ſto vnſerm Herrn ſelbſt. Er wuſte / das von Gott vorſehen war / Er ſolte ſterben / Darumb war Er in ſeinem gantzen leiden geduͤldig biß in den Tod / vnd biß jhn Gott wieder aufferweckte. Alſo that David auch der erlitte zehen Jaͤhriges Elend / erduldete hohn vnnd ſpott / Armuth vnd verachtung. Dann Er wuſte / was Gott vber jhn vorſehenPſal. 3. hatte / wie er ſpricht: Du biſt der Schildt fuͤr mich / der mich zu Ehren ſetzet / vnnd mein Haupt auffrichtet. 1. Sam. 2.Wollen mit dieſem Spruch beſchlieſ - ſen: Der Herr macht Arm vnnd Reich / Er toͤdtet vnd macht lebendig / Er erniedriget vnnd erhoͤhet / Er fuͤhret in die Helle / vnd wieder herauß.

Zum197von den Thieren.

Zum Beſchluß muͤſſen wir auch nothwendig etwas vom letzten Ge - ſchoͤpff Gottes / nemblich vom Men - ſchen reden: Von der vortreffligkeit Menſchlicher Natur / vnnd das der Menſch die ſchoͤnſte Creatur ſey / an welcher GOtt ſeine groͤſte Luſt haben wollen Prov. 8. Weil alle ding vmb deß Menſchen willen geſchaffen / ja der Menſch das Ende iſt aller geſchaffenen ding / ſo iſt daraus leichtlich abzuneh - men / das der Menſch die vortrefflich -Der Menſch iſt die klei - ne Welt / vnd ein be griff der groſſen Welt. ſte vnd ſchoͤnſte Creatur ſey / ja weil er iſt die kleine Welt vnd aller Creaturen Beſchluß / vnd Epitome / ſo folget not - wendig das er aller dinge vollkommen - heit in ſich begreiffe. Denn es gibts die Vernunfft daß das jenige vortreff - licher vnd vollkomner ſey / das da iſt der andern ding Ende / vnnd derſelben vollkommenheit. Schoͤn ſind die Blumen / vnd die gruͤnen Awen vnnd Wieſen / ſo mit mancherley Bluͤmlein vnd Gewechß gezieret ſein / Luſtig ſindO 5die198Vom ſechſten Tagewerck Gottesdie Beume anzuſehen / in jhrer Bluͤet vnd mit jhren Fruͤchten vnd die Waͤl - der / ſo damit geſchmuͤcket ſein: Schoͤn iſt der Himmel mit Sonne vñ Mond / vnnd ſo vnzehlig vielen leuchtenden Sternlein gezieret / aber weil ſolche ſchoͤnheit alle vmb deß Menſchen wil - len geſchaffen / ſo muß freilich der Menſch viel ſchoͤner vñ herrlicher ſein / das auch der Sonnen ſchoͤnheit mit demſelben nicht zuuergleichen. Denn gleich wie deß geringſten BluͤmleinsMatth. 6. ſchoͤnheit vbertrifft die ſchoͤnheit vnnd geſchmuck deß Koͤniges Salomons / auch in ſeiner groſſen herrligkeit / wie vnſer lieber Herr ſpricht. Alſo vber - trifft die ſchoͤnheit vnd artige Geſtalt deß Menſchen nicht allein Salomons euſſerliche herrligkeit / ſondern auch al - ler Blumen auff dem Felde / ja auch die ſchoͤnheit der Sonnen am Himmel: Sonderlich wenn man die Seele deß Menſchen betrachtet. Denn es kan auch der Seelen ſchoͤnheit / auß derſchoͤ -199von den Thieren. ſchoͤnen Geſtalt Menſchliches Leibes erkant werden / weil der Leib iſt ein Hauß vnnd Wohnung der Seelen. Derwegen weil das Hauß ſo ſchoͤn iſt /Die Seele deß Men - ſchen die ſchoͤnſte Creatur. welches wir Augenſcheinlich ſehen / wenn wir einen ſchoͤnen Wolgeſtalten Menſchen anſchawen / wie ſchoͤn wird den ſein die Seele ſo im ſelben Hauſe Wohnet? Denn einem ſchoͤnen Gaſt / hat auch d Schoͤpffer ein ſchoͤn Hauß erbawet. Wir ſehen auch dz eine ſchoͤ - ne Geſtalt eines ſchoͤnen Menſchen / aller Augen auff ſich wendet / welche Krafft doch der euſſerliche Leib / von der einwohnenden Seelen erlanget. Es kan auch die ſchoͤnheit Menſchlicher Natur / bewieſen werden von dem ort / in welchen d Schoͤpffer den Menſchẽ geſetzt hat / nemlich von dem Paradiß / welches iſt ein Garte aller Luſt vnnd Frewde / dagegen dieſe jtzige Welt mit jhrer ſchoͤnheit nichts zu achten. Der - wegen ſo der ort dahin der Menſch von GOTT geſetzt war / ſchoͤn vnnd lieblich iſt / wie viel ſchoͤnervnd200Vom ſechſten Tagewerck Gottesvnd Lieblicher muß der ſein / vmb deß - willen derſelbe orth geſchaffen vnd ge - pflantzt iſt. Man kan auch die wuͤr - digkeit der Menſchlichen Natur dar - auß abnehmen / weil die Heiligen En - gel zu dienſt vnnd wacht der Menſchen von Gott geordnet ſein. Ja es erſchei - net ſolches vornemblich / aus deß Men - ſchen Schoͤpffung. Denn er iſt auß ſonderlichem Rath Gottes / der Hoch - gelobeten Dreyfaltigkeit geſchaffen / denn GOtt ſprach / laſſet vns Men - ſchen machen / ein Bild das vns gleichDie vor - trefflig - keit des Menſchen wird be - wieſen auß dem Rath - ſchlag Gottes. ſey. Nu iſts zwar ein groſſes / auß ſon - derlichẽ Rath Gottes geſchaffen ſein / aber ein viel groͤſſers iſts / nach dẽ Bil - de deß Schoͤpffers der H. Dreyfal - tigkeit gemacht ſein. GOtt hat ge - ſchaffen die Elementa / den Himmel / die Stern / die Sonne / den Mond / vnd die gantze groſſe Welt / aber er ſprach vnd es geſchach / da es aber kam zu deß Menſchen Schaffung / als zu dem al - ler groͤſten vnnd herrlichſten WerckGot -201von den Thieren. Gottes / da ward geſagt: Laſt vns Menſchen machen. O wie ein Hei - liger Rathſchlag / O wie groſſe wuͤr - digkeit vnd vortreffligkeit / vnnd Adel hat die Menſchliche Natur / daruͤber man ſich billig verwunderen muß. Sonne / Mond vnd Sterne / vnnd die gantze Welt iſt / ohne Berathſchla - gung / wiewol nicht ohne ſonderliche Weißheit vnnd Allmacht geſchaffen / der Menſch aber beyde mit ſonderba - rem Rath vnnd Goͤttlicher Weißheit. Es war von noͤtẽ einer groſſen Berath - ſchlagung / da etwas groſſes zu ma - chen war / nemblich der Menſch wel - cher ein Bilde vnd Gleichniß ſein ſol - te deß Schoͤpffers. Alle Creaturen ſeindt nur Gottes Spuͤr vnnd Fuß - ſtapffen / der Menſch aber iſt Gottes Bilde / welcher den Schoͤpffer ſolt fuͤr Augen ſtellen. Die H. Dreyfaltig -Menſch ſol Gott repræſen - tiren. keit ſpricht nicht / laß vns Menſchen machen ein Bilde das gleich ſey der Sonnen / oder dem Monden / oderdenEn -202Vom ſechſten Tagewerck GottesEngeln / ſondern ein Bilde das vns gleich ſey / auff das vnſer Bilde im Menſchen außgedruckt werde.

Darumb bedencke nun die ſchoͤn - heit der Menſchlichen Seelen / die da tregt das Bilde vnnd Gleichniß Got - tes. Bedencke welch eine ſchoͤnheit ſey der Goͤttlichen Majeſtet / ſo wirſtu erkennen die ſchoͤnheit vnd wirdigkeit der Menſchlichen Seelen vnd Natur. Denn wer wolte dieſelbe Creatur nicht fuͤr die ſchoͤnſte halten welche nach vnd auß ſonderm Rathſchlag Gottes ge - macht iſt / welche auch nach dem Bilde deß hoͤchſten vnd allerſchoͤnſten Kuͤnſt - lers iſt Gebildet / vnd jhrem Schoͤpffer gleich iſt? Daraus gnugſam zuerken - nen / wie fleiſſig der Menſch ſich huͤten ſol fuͤr aller vnſauberkeit / daß er das ſchoͤne Bilde Gottes deß Schoͤpffers nicht beflecke / weil ſolche befleckung nicht geſchehen kan / ohne groſſe ver - achtung deß Schoͤpffers / vnd beleidi - gung der hohen Majeſtet Gottes. Denn203von den Thieren. Denn weil Gott den Menſchen durchGottes Bilde iſt die hoͤch - ſte Ehre vnd Wuͤr - digkeit des Men - ſchen. ſein Bilde / in die hoͤchſte Ehre vnnd Wuͤrdigkeit geſetzt / vnnd zum hoͤchſten Adel erhaben / iſts dem Menſchen eine groſſe ſchande / das er ſich durch Fleiſchliche vnreinigkeit ſeiner Eh - ren vnnd Wirden entſetzet. Es iſt ein groſſes Lob / wenn ein Bilde von dem hoͤchſten vnnd groͤſten Kuͤnſtler gemacht iſt / vnnd wenn ein ſolch Bilde verſtandt hette / es thete ſeinem Kuͤnſtler nichts zuwieder / damit es nur ſeine ſchoͤnheit behielte zu Lob ſeines Kuͤnſtlers / vnnd Werckmei - ſters. Gedenckeſtu denn nicht O Menſch / wer dich zu einem ſolchen ſchoͤnen Bilde Gottes gemacht / war - umb beraubeſtu denn deinen Kuͤnſt - ler der dich ſo ſchoͤn gemacht hat ſeines Lobes / vnd befleckeſt dich mit vnreinig - keit? Es hat auch Plato recht geſagt / das die Tugend vnnd Gottſelig - keit / ſey der Seelen Schoͤnheitwenn204Vom ſechſten Tagewerck Gotteswenn wir aber bedencken die Vereini - gung vnſer Seelen mit GOtt vnnd Chriſto vnnd die Gerechtigkeit Chriſti damit vnſere Seele als mit einem Kleidt deß Heils vnnd mit dem RockEſa. 61. der Gerechtigkeit bekleidet iſt / ſo ver - ſtehen wir die rechte jnnerliche ſchoͤn - heit vnſer Seelen. Denn vnſere See -Chriſtus iſt vnſer Seelen ſchoͤnheit. le hat alle jhre ſchoͤnheit von Chriſto JEſu: Vnnd wer wolte den jenigen nicht fuͤr ſchoͤn halten / der ſeine ſchoͤn - heit von dem der die vnendtliche ſchoͤn - heit ſelbſt iſt / empfenget / welcher mit der vnendtlichen ſchoͤnheit vereiniget / vnd mit derſelben ein Geiſt worden iſt. Ezech. 6.Daher der Prophet Ezechiel ſpricht / dein Ruhm erſchall vnter die Heyden deiner ſchoͤnheit halben / welche gantz vollkommen war durch den Schmuck den ich an dich geleget hatte: Perfecta eras in decore meo. In meinem Schmuck wareſtu ſchoͤn. Vnd ſo die Kinder jhrer Eltern ſchoͤnheit erlan - gen / durch die Natuͤrliche Geburt / wieſolte205von den Thieren. ſolte vnſer Seele / durch die Geiſtliche wiedergeburt nit die Geiſtliche ſchoͤn - heit durch jhn haben vnnd von jhm er - ben / wer wolte auch nicht ſagen / daß dieſelbe die ſchoͤnſte Creatur ſey / wel - che jhm der Sohn Gottes zu ſeiner Braut erwehlet hat / vnnd mit ſeinem Goͤttlichen Liecht vnnd Schmuck zieret / daher auch billich die gleubige Seele eine Koͤnigin genant wird / vndPſal. 45. des Koͤnigs Tochter inwendig ſchoͤn geſchmuͤcket mit guͤldenen Stuͤcken. Vnnd ſo ein vnedles Weib / einem Edlen vermehlet / Edel wird / vñ auffs allerſchoͤnſte geſchmuͤcket werden kan / wie ſolte vnſer Seele nicht ſchoͤn vnnd Edel werden / welche mit dem aller E - delſten vnd ſchoͤnſten Breutigam ver - mehlet wird. Derwegen / der heilige Ireneus gar weißlich geſagt hat: Gloriam hominis eſſe Deum, ope - rationum vero Dei, & omnis ſa - pientiæ eius & virtutis, receptacu - lum eſſe hominem: Das iſt / GOttPſey206Vom ſechſten Tagewerck Gottesſey des Menſchen Herrligkeit vnnd Schoͤnheit / der Menſch aber ſey ein Gefeß vnd Werckzeug / der Wercke / Weißheit / vnnd der Krafft GOttes. Gott des Menſchen Herrlich - keit.Vnd ſo Gott der allerſchoͤnſte / in des Menſchen. Seelen am allerliebſten wohnet / vnnd dieſelbe zu ſeinem Tem - pel geheiliget hat / daß ſie ſein ſolle ein wohnung des Vaters / eine Braut - kammer des Sohns des allerhoͤchſten Breutigams / vnd ein Tempel des hei - ligen Geiſtes / ſo folget vnwiederleg - lich / daß die Seele ſehr ſchoͤn ſeyn muß / vnd die ſchoͤnſte vnter allen Creaturen /Ezech. 16. vnd ſo Gott im Ezechiele ſagt. Daß er vnſer Seele ſchmuͤcke / alſo dz ſie ſchoͤnDer aller - ſchoͤnſte Gott gibt vnſer See - len den al - leeſchoͤnſtẽ Schmuck. ſey in ſeinem ſchmuck: Hilff Gott was wird dz fuͤr ein vberaus ſchoͤn ſchmuck ſeyn / was werden das fuͤr ſchoͤne Edel - geſteine ſeyn / fuͤr kleinodien / fuͤr guͤl - dene Kronen / welche ſo ein gewaltiger / herrlicher reicher vnd ſchoͤner Breuti - gam ſeiner Braut gibt? Oder wuͤnder - lichen gnade vnd freundligkeit Gottesgegen207von den Thieren. gegen vnſer Seele / O der groſſen Schoͤnheit? Wenn ſie mit Leiblichen Augen koͤnte erſehen werden / wie wuͤr - de ſie vns zu ſich ziehen? Dieſe Schoͤn - heit wird immer vermehret durchs Ge - bet / vnd tegliche Geſpraͤch mit Gott / alſo das wir von einer Klarheit in die2. Cor. 3. ander verkleret werden / als vom Geiſt des Herren. Denn ſo Moſes Angeſicht glentzet von dem Geſpraͤch / ſo Er mit Gott nur wenig Tage hielte. Solte nicht vnſere See - le / die ohne vnterlaß mit Gott redet / viel mehr vnd groͤſſere Geiſtliche Klar - heit vnd Schoͤnheit empfahen: Dauon weiter im folgenden andern Theil / dieſes Vierdten Buchs vom Menſchen inſonder - heit.

P 2Der208Aus der Schoͤpffung wird geſchloſſen

Der Ander Theil des vierdten Buchs / Von dem Menſchen in - ſonderheit. Das I. Capittel. Aus der Schoͤpffung aller ding wird geſchloſſen / das Gott ein ewiges Weſen ſey ohn Anfang vnd Ende / daß er vnendlich ſey / daß Er Allmechtig ſey / daß Er eines vnendlichen Verſtandes vnd Weißheit ſey.

Jerem. 32. Siehe / du haſt Him - mel vnd Erde gemacht durch deine groſſe Krafft / vnnd durch deinen außgeſtrecktenArm /209das Gott ein ewiges Weſen ſey. Arm / vnnd iſt fuͤr dir kein ding vnmuͤglich. HERR Zebaoth iſt dein Name / groß von Rath / vnd mechtig von That. Sap. 1. Gott hat alles geſchaffen / daß es ein Weſen ſein ſolte.

GOTT iſt ein Vrſprung desGott ein Vrſprung alles We - ſens vnnd Lebens der Crea - turen. Weſens vnnd Lebens aller Creaturen / vnd hat denſelben allen jhr Weſen vnd Leben gegeben vñ erſchaffen. Derbalben ſo iſt er vor dem Anfang aller Creaturen geweſen / ein ewiges Weſen vnd Leben. Dann ſonſt hette Er nicht das Weſen vnnd Leben allen Creaturen geben koͤnnen. Dar - aus folget nun daß Gott das ewige Leben ſelbſt iſt. Inſonderheit aber wird aus des Menſchen Gemuͤt vnnd Ge - dancken geſchloſſen / daß Gott vnend - lich iſt. Dann es begreifft des Men -Gott iſt vnendlich. ſchen gemuͤt im Augenblick Himmel vnd Erde. Die Sonne hat zwar ſo ei -P 3nen210Aus der Schoͤpffung wird geſchloſſennen geſchwinden lauff / dz ſie den groſ - ſen Himmel in vier vnd zwantzig ſtun - den vmbleufft: Deß Menſchen Ge - muͤt aber thuts im Augenblick / vnd be - greifft alle Creaturen in ſich. Dar - auß folget nun / das GOtt vielmehr alle ding begreifft vnd beſchleuſſet / vnd dennoch vnendtlich iſt.

Was Gott iſt / das iſt er Weſend - lich.

Was nun GOtt iſt / das iſt Er Weſendtlich / Er iſt vnendtlich / Dar - umb iſt Er ein vnendtlich Weſen / vnd iſt auch ein vnendtlich Leben. Dann ſein Weſen vnnd Leben ſind nicht ge - ſchieden. Weil aber Gott auch deß Menſchen Seele mit verſtandt vnnd Weißheit geſchmuͤcket hat: So muß Er vielmehr einer vnermeßlichen Weißheit vnd verſtandes ſein. Vnnd nach dem alles in GOtt Weſendtlich vñ Ewig iſt / ſo muß auch ſein verſtandt vnd Weißheit Ewig vnnd vnendtlich ſein. Dann ſeine Weißheit iſt nicht geſchieden von ſeinem vnendtlichen Weſen / Sintemal alles in Gott diehoͤch -211das Gott ein ewiges Weſen ſey. hoͤchſte vnzertrenliche Einigkeit iſt. Derhalben ſo muß ſeine Weißheit ja ſo wol vnendlich vnd Ewig ſein als ſein Weſen vnd ſein Leben.

Weil nun ſeine Weißheit EwigGottes Weißheit Ewig. vnd vnendlich iſt / ſo hat Er auch alles von Ewigkeit her gewuſt. Vnd gleich wie ſein Weſen vnwandelbar iſt / vnd vnbeweglich / vnd bedarfft nicht von ei - nem zum andern bewegt werden: Alſo iſt auch ſein verſtandt: Derſelbe darff nit von einer Creatur zur andern lauf - fen / vnd einen diſcurs halten / wie wir Menſchen in vnſerm verſtande. Dar - umb verſtehet vnd weiß Gott alle ding auff einmal zugleich / vnnd iſt in ſei - nem verſtande weder vergangnes noch zukuͤnfftiges / ſondern alles ein gegenwertiges. Dann wie Gott nichts bedarff zu ſeinem Weſen: Alſo bedarff er auch keiner Creatur zu ſeinem verſtande. Dann wie Er von Ihm ſelbſt iſt: Alſo verſtehet Er auch von Ihm ſelbſt. P 4Vnd212Aus der Schoͤpffung wird geſchloſſenVnd wie Er alles in ſeinem vnendli - chen Weſen beſchleuſt: Alſo begreifft Er alles mit ſeinem vnendlichen ver -GOTT weiß al - les. ſtande zugleich auff einmal. Darumb iſt ihm vnuerborgen / wieviel Sand im Meer / wieviel Tropffen im Regen / Darumb kan kein Vogel / kein Haar von vnſerm Haupt fallen ohn jhn. Er weiß die Tage der Welt / alle ſtun - den vnnd Augenblick der zeit / vnnd jhre enderung / vnnd iſt jhm nichts ver - borgen / was in der zeit vnter dem Himmel beſchloſſen iſt. Dann das durch ſeine Allmacht erſchaffen iſt / das iſt in ſeinen vnendlichen Verſtan - de begriffen / Auch alle Wort vnnd Gedancken der Menſchen / vnnd alle jhre Wercke.

Gottes macht vn - endlich.

Alſo iſts auch mit ſeiner Macht vnnd Gewalt: Wie ſein Weſen / ſein Leben / ſeine Weißheit vnendlich vnnd ewig iſt: Alſo auch ſeine Macht vnnd Gewalt. Vnd gleich wie man nichts zu ſeinem Weſen thun kan: Alſoauch213das Gott ein ewiges Weſen ſey. auch nicht zu ſeiner Allmacht. Vnd gleich wie man ſein vnendtliches We - ſen nicht kan theilen: Alſo kan man auch nichts von ſeiner Allmacht hin - weg nehmen. Vnnd weil auch ſeine Gewalt keine Creatur hindern kan / darumb iſt Er Allmechtig. Vnd das alles darumb / weil ſein Weſen / Leben / Weißheit / Gewalt nicht koͤnnen ge - ſchieden werden.

Das II. Capittel. Auß der Schoͤpffung aller ding wird geſchloſſen / das Gott das hoͤchſte Gut ſey.

Roͤm. 11. Von Ihm / in Ihm / durch Ihn ſind alle ding.

WAnn alles Gut / ſo im Him -Gott das hoͤchſte Gut. mel vnnd Erden / vnnd allen Creaturen iſt / in einem eini - gen iſt / ſo iſt derſelbe das hoͤchſte Gut / vnd alles Gut. In Gott dem Schoͤpf - fer aller dinge iſt alles Gut / ſo in allenP 5Ge -214Auß der Schoͤpffung wird geſchloſſenGeſchoͤpffen vnnd Creaturen iſt / im Himmel vnnd Erde. Dann es ent -Roͤm. 11. ſpringt alles auß Ihm / Dann von Ihm / in Ihm / durch Ihn ſind alle ding. Darumb iſt GOtt das hoͤchſte Gut / vnd alles Gut.

Aller Cre - aturen Gut in Gott.

Was in allen dingen ſtuͤckweiſe particulariter iſt / das iſt in Gott vni - uerſaliter, gantz vngetheilt / vnd gantz vollkommen. Darumb wer ſich zu den Creaturen wendet / vnnd an denſelben hangen bleibet / der wendet ſich zu dem vnvollkommenen Stuͤckwerck / iſt alle - zeit Arm / Duͤrfftig / Mangelhafft / vnd vnruhig. Wer ſich aber von gan - tzem Hertzen zu Gott wendet / der wen - det ſich zum hoͤchſten vollkommenen Gut / vnd erlanget daſſelbe auch / ja er erlangt in demſelben ſeine hoͤchſte voll - kommenheit / iſt allezeit Reich in Gott / ruhig vnnd ſeelig. Hanget aber ein Menſch den Creaturen an / ſo wird er nimmer in denſelben das vollkommene hoͤchſte Gut erlangen. Derhalben ſindalle215Der Menſch iſt die / etc. alle die / ſo die Welt lieb haben / vnru - hig vnd vnſelig in jhrem Leben / vnd in jhrem Tode. Dann ſie haben nicht das vollkommene Gut / darin die See - le ruhet.

Das III. Capittel. Der Menſch iſt die Edelſte Creatur / weil alle Creaturen dem Menſchen zu dienen geſchaffen ſind: Der Menſch aber iſt geſchaffen Gott zu dienen.

Pſal. 100. Erkennet / das der HErr Gott iſt. Er hat vns gemacht vnd nicht wir ſelbſt zu ſeinem Volck / vnnd zu Schaffen ſeiner Weide.

ALLe Creaturen / wiewol ſie wun -Alle Crea - turen ſein zuͤ dienſt deß Men - ſchen er - ſchaffen. derlich vnterſchieden ſein / ſind ſie doch zu einem einigen Ende vñ Ziel verordnet / nemlich dem Men - ſchen zu dienen. Dan wir ſehen / wie die oberſten Coͤrper in die vntern Wirckẽ. Die Elementa geben den Fruͤchten jreNah -216Der Menſch iſt dieNahrung / die Fruͤchte den Thieren / die Thiere dem Menſchen. Alſo er - helt eines das ander. Eins hilfft dem andern. Die obern Kraͤffte dienen den vntern / vnnd gehen alle in einer ſchoͤnen conſonantz vnd ordnung zu einem einigen Ende / in eine Einigkeit vnd Freundtſchafft deß Menſchen.

Der Menſch die Edle - ſte Crea - tur.

Darauß erkennet man / das der Menſch die Edelſte Creatur ſey / weil alle Creaturen dem einigen Menſchen zu dienen von dem Schoͤpffer aller ding verordnet ſein. Dadurch wirſtu aber / liebor Menſch / ermahnet vnnd gelehrt dem einigen GOtt zu dienen / vnd zwar mit allem vermuͤgen / gleich wie dir die Creaturen mit jhrem gan - tzen vnnd hoͤchſtem vermuͤgen dienen. Ja dadurch wirſtu ermahnet dich zu dem zuwenden / der dir alle Creaturen zum dienſte verordnet hat.

Der Crea - turen Werck ru - hen im Menſchẽ.

Wann die Creaturen alle jhr vermuͤgen dem Menſchen gegeben ha - ben / das der Menſch jhr genieſſen / vonden217Edelſte Creatur. den obern biß auff die vnterſten: So haben ſie jhr ende vnd hoͤchſtes Ziel er - teichet / vnd ruhen alle jhre Wercke in dem einigen Menſchen / als in dem hoͤchſten vnnd Edelſten Geſchoͤpff. Siehe / alſo ſol der Menſch mit allen ſeinen Wercken in dem einigen GOtt ruhen / vnnd all ſein vermuͤgen dahin wenden / dem einigen GOtt zu dienen / wie alle Creaturen all jhr vermuͤgen anwenden dem einigen Menſchen zu dienen. Dann weil alle Creaturen keine ruhe haben / ſondern eilen der al - ler Edleſten Creatur vnter jhnen zu die - nen: So were es wieder die gantze Natur / vnd wieder alle Creaturen / das der Menſch / der die Edleſte Creatur iſt / nicht ſolte dem einigen GOtt dienen / als einem / der viel hoͤ - her vnd Edler iſt dann der Menſch.

Das218Warumb Gott den Menſchen

Das IIII. Capittel. Das GOtt den Menſchen darumb zu ſeinem Bilde geſchaffen / das Er ſeine Luſt vnd Wolgefallen an jhm habe.

Proverb. 8. Meine Luſt an den Menſchenkindern / Pſal. 104. Der HErr hat Wolgefallen an ſeinen Wercken.
Gott lie - bet ſein Werck.

EIn jeglicher Werckmeiſter trei - bet ſein Werck / vnd hat an dem - ſelben ein Wolgefallen. Dann hette er an demſelben ſein Wolgefal - len nicht / ſondern haſſet es / ſo wuͤrde ers nicht machen. GOtt ſahe alles /Gen. 1. was Er gemacht hatte / vnnd ſiehe da / es war alles ſehr Gut. Weil aber Gott ſeinen Wolgefallen hatte an ſeinen Wercken / die Er doch nicht nach ſei - nem Bilde geſchaffen: So hat Er vielmehr am Menſchen ſeinen Wol - gefallen / welchen Er nach ſeinem Bil - de geſchaffen.

Dann219zu ſeinem Ebenbilde Geſchaffen.

Dann je gleicher einem etwasGottes groͤſte Luſt am Menſchẽ. iſt / je groͤſſern Wolgefallen er daran hat. Dann ein Vater erfrewet ſich mehr vber ſeinem Kinde / das ſeines Weſens iſt dann vber ſeinem Werck / als / ſo er etwa ein Hauß bawet.

Dieweil nun der hoͤchſte Wol - gefalle Gottes iſt an dem Werck vnnd Bilde / das Ihm gleich iſt: Vnd aber vnter allen ſeinen Creaturen keiner ſein Bilde war / darumb ſchuff Er den Menſchen zu ſeinem Bilde / auff das Er ſeinen hoͤchſten Wolgefallen am Menſchen haben moͤchte.

Vors ander / weil vnter gleichenDer Menſch ſol ſich zu Gott hal - ten / weil er zu ſei - nem Bild erſchaffen. eine ſocietet vnd Geſelſchafft entſte - het / dann natuͤrlich gleiches zu gleichẽ ſich Geſellet: Vnnd aber Gott dem Menſchen zu ſeinem Gleichnuß ge - ſchaffen: So iſt vernuͤnfftig darauß abzunehmen / dz Gott an der ſocietet, vnnd Geſelſchafft deß Menſchen habe einen Wolgefallen gehabt / alſo / das der Menſch ſich zu Gott halten / ſich zu Im Geſellẽ / mit Gott Gemeinſchafftvnd220Warumb Gott den Menſchenvnd ſeine Luſt am Herrn haben ſol - le / gleich wie Gott ſeinen Wolgefal - len am Menſchen als an ſeinem Bil - de hat.

Gott hat auß Liebe den Men - ſchen zu ſeinem Bild er - ſchaffen.

Vors dritte / weil Gott die hoͤch - ſte Liebe iſt / ſo hat Er ſich gern mitthei - len wollen mit allen ſeinen Guͤtern. Solte Er ſich aber mittheilen / ſo muͤ - ſte Er ſeines gleichen haben / der jhn auffnehme. Dann ein Gleiches nimpt ſeines gleichen an / vnnd nicht ein vn - gleiches. So konte Er auch mit kei - ner Creatur gemeinſchafft haben ohn mit der / ſo jhm am neheſten verwandt / vnd derſelben vnd keiner andern koͤnte Er auch ſich ſelbſt / vnd ſeine liebe mit - theilen. So wolte Er ſich auch einer ſolchen Creatur mittheilen / die jhn da - fuͤr mit reiner Hertzlicher gegenliebe auffnehmen / vnnd wieder lieben koͤnte. Darumb hat Er den Menſchen nach ſeinem Bilde geſchaffen / welches vor - nemblich ſtehet in der vollkommenen Liebe.

Zum221zu ſemem Ebenbilde Geſchaffen.

Zum vierdten / Es iſt Natuͤrlich /Gottes Guͤter auß Liebe anzuneh - men. dz zwiſchen einem Geber vnd Nehmer eine Liebe entſtehe / die da entſpringt aus dem Geber zu dem Nehmenden / vnd hinwieder auß dem Nehmer zum Gebenden / vnnd alſo iſt da ein auß - gang der Liebe von einem zum andern. Darumb ſol der Menſch in groſſer Liebe Gottes Guͤter / ja GOtt ſelbſt empfahen / weil ſich Ihm Gott mit allen ſeinen Guͤtern auß groſſer Liebe gibt.

Das V. Capittel. Das ſich GOtt durch ſeine Liebe vns ſelbſt gibt.

1. Joh. 4. GOtt iſt die Liebe.

GLeich wie ein Menſch durchGott gibt ſich ſelbſt vns aus Liebe. ſeine Liebe / damit er Gott Lie - bet / ſich Gott gantz ergibt: Al - ſo gibt ſich Gott vns ſelbſt durch ſeine Liebe / damit Er vns liebet. Dann ſeine Liebe iſt vollkommen / Darumb gibtQEr222GOtt gibt ſich vns ſelbſtEr ſich vns gantz vnd gar durch ſeine Liebe / derwegen hats nicht anders ſein koͤnnen / Er hat vns muͤſſen nach ſeiner groſſen Liebe ſeinen Sohn geben. Dañ die aller hoͤheſte Liebe im hoͤchſten Grad gibt ſich dem Geliebten ſelbſt. GOtt hat vns geliebet im hoͤchſten Grad / Darumb hat Er ſich vns ſelbſt gegeben / vnd daſſelbe in ſeinem Lieben Sohn.

Menſch - werdung Chriſti dz hoͤchſte Werck der Liebe Gottes.

Auß dieſem grundt koͤmpt die Menſchwerdung Leiden vnd Todt des Sohns Gottes. Darumb iſt das die aller herrlichſte / lieblichſte / vñ troͤßlich - ſte conſequentz der Himliſchen Dia - lecticæ: Alſo hat Gott die Welt gelie -Joh. 3. bet / das Er ſeinen Eingebornen Sohn gab / das iſt: Gott hat die Welt auffs hoͤchſtegeliebet / Darumb hat Er jhrGottes Liebe der vrſprung deß Ewi - gen Le - bens. Joh. 3. ſeinen Sohn gegeben. Ferner / die Ewige Liebe iſt ein Vrſprung deß Ewigen Lebens: Die Ewige Liebe Gottes aber iſt in vnd durch Chriſtum zu vns kommen / Darumb haben wirin223durch ſeine Liebe. in Chriſto das Ewige Leben. Darumb ſchleuſſet der Herr ſelbſt alſo: Auff das alle / die an jhn gleuben / nicht verloren werden / ſondern das Ewige Leben haben.

Das VI. Capittel. Wie der Menſch dem Ewigen GOtt ſeinem Liebhaber verpflichtet ſey.

1. Joh. 4. Laſſet vns Ihn Lie - ben / Dann Er hat vns erſt geliebet.

ALLe Wolthaten ſtehẽ in dreyen: In dem Geber / in dem Nehmer vnd in der Gabe. Dieweil nunDer Menſch iſt Gott am hoͤch - ſten ver - pflichtet. aus dem geben vnnd nehmen eine Na - tuͤrliche verpflichtung vnnd obligati - on endtſtehet zwiſchen dem Geber vnd Nehmer: So lernet allhie der Menſch erkennen / wie hoch er GOTT ver - pflichtet ſey / nemlich ſo hoch / ſo viel er von GOtt empfangen hat. Nun hat er alles von GOtt empfangen /Q 2vnd224Wie der Menſch dem ewigen Gott /vnnd kan deſſen nicht gerahten / Dar - umb iſt er Gott auffs hoͤchſte verpflich - tet.

Dieweil aber der Menſch von Gott Leib vnd Seele hat / ſo hat Gott auch alle Creaturen dahin verordnet / das ſie dem Menſchen an Leib vnnd Seele dienen ſollen. Dem Leibe dienen die Elementa / vnd alles was in denſel - ben iſt / ohne welche der Leib nicht Le - ben koͤnte.

Vor dieſe Wolthaten / ſo d Schoͤpf -Aller Cre - aturen Wolthatẽ fuͤhren zu Gott. fer durch die Creaturen dem Menſchen leiſtet / iſt der Menſch ſeinem Schoͤpf - fer auffs hoͤchſte verpflichtet / Dar - umb ruffet die gantze Creatur dem Menſchen zu: Nim hin die Wol - thaten deines Schoͤpffers / die Er dir durch vns gibt. Diene vnd Dancke jm taͤglich dafuͤr. Der Himmel ſpricht: Ich gebe dir dein Tageliecht zu Arbei - ten / vnd die Finſternuß zum Schlaff vnd Ruhe. Ich gebe dir den lieblichen Fruͤling / den warmen Sommer / den Fruchtbaren Herbſt / vnnd den kaltenWin -225ſeinem Liebhaber verpflichtet ſey. Winter alles zu deinem beſten. Die Lufft ſpricht: Ich gebe dir den Othem / vnd die wuͤnderliche Art der mancher - ley Vogel. Das Waſſer ſpricht: Ich gebe dir deinen Tranck / reinige dich / vnnd gebe dir mancherley Arth der Fi - ſche. Die Erde ſpricht: Ich trage dich / ich nehre dich / gebe dir Brodt / Wein / vnd Fleiſch. Siehe / wie Lieb dich der hat / der dich geſchaffen hat / vnd mich dir zu gut gemacht. So viel Wolthat du empfeheſt / ſo viel biſtu mit Danck verpflichtet dem Schoͤpffer.

Das VII. Capittel. Welche dinge der Seelen dienen wel - che die Seele entweder erfrewen / oder Lehren.

Job. 12. Frage das Viehe / das wird dichs lehren / vnnd die Vogel vnter dem Himmel werden dirs ſagen / Oder re - de mit der Erden / die wird dichs lehren.
Q 3Nicht226Welche ding der Seelen dienen
Die Welt erſchaffen zũ dienſt deß Lei - bes vnd Lehr der Seelen.

NIcht allein aber iſt die Welt dem Menſchen zu dienſt ſeines Leibes geſchaffẽ / ſondern viel - mehr zur Lehr ſeiner Seelen. Dann es iſt keine Creatur / die dem Menſchen nicht etwas ſonderliches Lehre / oder auß welchem der Menſch nicht eine ſonderliche Lehre ſchoͤpffen koͤnte zu ſei - nem beſten / daher alle Creaturen dem Menſchen dienen / zur Lehr vnnd zur Frewde / wir wollen erſtlich ſehen / wie die Creaturen dem Menſchen zur Frewde dienen.

Allein der Menſch iſt alſo von GottAllein der Menſch frewet ſich deſſen was er hat. geſchaffen / das er ſich deſſen frewe / was er hat / das koͤnnen andere Crea - turen nicht thun / denn ſie verſtehen jhr eigen Gut nicht / Golt vñ Silber frew - en ſich nicht jhres habenden Guts / denn ſie haben deß keinen verſtandt: Weils nun der Menſch verſtehet / ſo frewet er ſich das Gott jhm zu gute / ſo ſchoͤne Creaturen geſchaffẽ hat / iſt nun das nicht ein groß Wunder vnd Guͤ - tigkeit deß Schoͤpffers / das alles wasdie227vnd die Seele erfrewen. die Creaturen haben / des Menſchen Freude ſein ſolle / vñ nit der Creaturen ſelbſt / denn Gott hat den Creaturen all jhre Freude genommen / vber jrem gut / auff dz ſie der Menſch allein habe / alle Freude ſo das Waſſer haben ſolte / wegen ſeiner Suͤſſigkeit / Klarheit / vndAlle freu - de der Cre - aturen iſt im Men - ſchen. einwohnenden gute / die hat das Waſ - ſer nicht / ſondern der Menſch: Vnd alle Freude ſo eine Roſe haben ſolte wegen jhres geruchs / die hat ſie ſelbſt nicht / ſondern der Menſch: Vnd alle Freude ſo die Sonne haben ſolte / wegẽ jhrer Schoͤnheit vnd Liechts / das hat der Menſch / daher iſt offenbar das alle Freude die die Creaturen an jnen ſelbſt haben ſolten / die hat der Menſch vñ nit ſie ſelbſt / ja der Menſch hette keine Freude wenn die Creaturen nit weren / denn er wuſte nicht / das er die Edleſte Creatur were / wenn keine andere Ge - ſchoͤpff weren aus den vergleichungen aber anderer dinge / verſtehet d Menſch wol / dz er die Edleſte Natur habe vn -Q 4ter228Welche ding der Seelen dienenter allen / vnd darumb verſtehet er auch wol / das jhn Gott vber alle Creatu -Aus ver - gleichung mit an - dern Cre - aturen er - kennet der Menſch ſeine Wir - de. ren liebe / dann aus lauter guͤte hat Gott den Menſchẽ vber andere Crea - turen ſo erhaben / vnnd allen vorgezo - gen / Es beſehe nur der Menſch die Statur ſeines Leibes / vnd halte ſie ge - gen andere Creaturen / ſo wird er ſei - nen Adel fuͤr den andern wol erkennen / denn alle andere Thier ſehen vnter - werts auff die Erde / allein der Menſch hat ein auffgericht Angeſicht gen Himmel / vnd man ſiehets wie wol es dem Menſchen anſtehet / wenn er gen Himmel ſiehet / ja der Menſch beſehe ſeine Seele / ſo wird er ſeinen Adel vber alle Creaturen wol erkennen / denn die Seele des Menſchen iſt nach Gottes Bilde geſchaffen / vnd ſonſt keine ſicht - bare Creatur mehr / wenn nun der Menſch ſich ſelbſt recht erkennet / das iſt eine groſſe Weißheit / ſich ſelbſt aber nicht erkennen / iſt die hoͤchſte Thor - heit / Wie nun alle Creaturen demMen -229vnd die Seele erfrewen. Menſchen zur freude erſchaffen / alſoDer mẽſch iſt nicht erſchaffen zu dieſem Leben. auch zur Lehr / denn der Menſch ſiehet ja wol aus dem Creaturen / daß ſein endliches hoͤchſtes Gut / nicht ſiehe in jrrdiſchen vnd greifflichen dingen / vnd in beluͤſtigung des Leibes / als in Eſ - ſen / Trincken / Wolluſt / denn daſſelbe haben die Thiere auch / daher ſolte ja der Menſch erkennen / daß er ander Guͤter haben muͤſſe / welche vbertref - fen / die / ſo auch den Thieren gemein ſeyen / Sintemal der Menſch das Viehe weit vbertrifft / derwegen muß ja in dem nicht die hoͤchſte gluͤckſelig - keit ſeyn / das auch andere Thier habẽ / als eſſen trincken / ꝛc. Darumb muß ein Edler eſſen / trincken vnnd freude ſeyn / dauon die Thiere nicht wiſſen weil der Menſch Edler iſt denn alle Thiere / ja der Menſch hat den meiſtenMeiſten Theil der Weißhen hat der Menſch auß den Creaturẽ. theil der Weißheit aus den Creaturen erlernet / denn die Kunſt der Artzney entſpringt ja aus den Creaturen / die Aſtronomiam lernet man aus demQ 5Geſtirn /230Welche ding der Seelen dienen / etc. Geſtirn / die Muſicam, haben die Phi - loſophi auß dem klange der Metallen erfunden vnd ſo fort: Derowegen die gantze Creatur dem Menſchen zur Frewde vnd zur Lehr geſchaffen / dero - wegen ſo folget / weil der Menſch ſo viel Guttahten aus den Geſchoͤpffen Gottes empfehet / zu ſeines Leibes nutz vnnd zur Lehr ſeiner Seelen / das er Gott vor allen Creaturẽ zum hoͤchſten verpflichtet iſt / denn er empfehet von allen Creaturẽ Wolthaten / dieſe Ob - ligation iſt in allen Creaturen geſchrie - ben / vnd dieſe Obligation iſt das erſte Band / damit der Menſch Gott ver - bunden iſt / vnnd ſo iſt der Menſch Gottes ſchuͤldener / das iſt die Wurtzel vnnd Fundament / der Obligation der Menſchen gegen GOtt.

Das VIII. Capittel. Wie groß die Obligation ſey / damit der Menſch Gott verpflichtet.

Pſal. 92. Wie ſind deine Werckſo groß231Wie groß die Obligation ſey / etc. ſo groß / deine Gedancken ſind ſo ſehr tieff: Ein Narre achtets nicht / vnd ein Thoͤ - richter gleubets nicht.

SO groß iſt die Obligation / ſo groß vnd ſo viel der empfange -Aller Cre - aturen Wolthatẽ machen den Men - ſchen Gott verpflich - tet. nen Wolthaten ſind / ſo groß vnd viel iſt der Menſch Gott verpflich - tet / ſo viel die gantze Welt vnnd alle Creaturen wehrt ſind / denn ſie ſind ja vmb deß Menſchen willen geſchaffen / alles was Himmel / Erde / Lufft vnnd Waſſer fuͤr Guͤter haben / dafuͤr iſt der Menſch Gott ſchuͤldig vnnd ver - pflichtet / denn ſie ſelbſt verſtehen jhr Gut nicht / genieſſen auch nicht ſelbſt / ſondern der Menſch / darumb iſt ja der Menſch dafuͤr GOtt verpflichtet / iſt gleich als weñ in einem Hauſe eitel vn - uerſtendige Kinder wehren / die jhre Guͤter nicht verſtuͤnden / denen ein Koͤnig alle ſeine Guͤter ſchenckte / Sie aber verſtuͤndens nicht / es wehre aber ein verſtendiger drunter / wehre nunder232Wie groß die Obligation ſeyDer mẽſch ſchuͤldig Gott zu dancken vor aller Crearuren Gut.der nicht ſchuͤldig dem Koͤnige zu dan - cken / wegen der andern alle / oder es wuͤrde dem einigen alle ſchuld gegeben / vnnd die vndanckbarkeit zugerechnet / Alſo iſt die Welt auch / die Creaturen ſind vnuerſtendige vnmuͤndige Kinder. die verſtehen jhr eigen gut nicht / weils nun der Menſch verſtehet / ſo iſt er ja ſchuͤldig ſolches zu erkennen / Gott zu dancken / vnnd der andern wort zu hal - ten / vnnd wenn das nicht geſchicht / ſo wuͤrde die vndanckbarkeit dem Men - ſchẽ allein zugerechnet / darumb iſt der Menſch ſchuͤldig fuͤr alle Creaturen Gott zu dancken.

Alle Crea - turen ha - ben jhr Gut vmb des Men - ſchen willẽ empfan - gen.

Zu dem ſo habens die Creaturen nit jhrer ſelbſt wegen empfangen / was ſie haben / ſondern vmb des Menſchẽ wil - len / ſolte denn der Menſch dafuͤr Gott nicht verpflichtet ſeyn / vnd je edler vnd edler die Creaturen ſeyn / je mehr vnnd mehr der Menſch GOtt darfuͤr ver - pflichtet iſt / wann nun der Menſch nit mehr empfangen hette / denn die gut -thaten233damit der Menſch Gott verpflichtet. thaten der Creaturen / ſo were er doch Gott mehr denn gnugſchuͤldig.

Das IX. Capittel. Daß der Menſch Gott mehr ſchuͤldig iſt fuͤr das jenige / was er in Ihm ſelbſt hat / denn fuͤr alles das in der Welt iſt / vnd wird hie bewieſen die vnſterblig - keit der Seelen.

Sap. 11. Du Liebhaber des Le - bens / vnd dein vnuergengli - cher Geiſt iſt in allen. Gen. 9. Ewre Furcht ſey vber alle Thier. Sap. 2. Gott hat den Menſchen geſchaffen zum e - wigen Leben / vnd hat jhn ge - gemacht zum Bilde daß er gleich ſein ſoll wie er iſt.

WEil der Menſch erkennet / daß er die edleſte Creatur iſt vnter allen / ſo iſt er Gott vielmehr fuͤr ſich ſelbſt ſchuͤldig vnd verpflichtet /denn234Der Menſch iſt Gott ſchuͤldigdenn fuͤr die gantze Welt / denn weil al - les vmb des Menſchen willen geſchaf - fen / ſo muß ja der Menſche mehr wehrt ſein denn die gantze Welt vnnd alleDer mẽſch mehr wehrt als die gantze Walt. Creaturen / denn obwol viel herrliche Creaturen in der Welt ſein / als die Elementa / die Himliſchen Coͤrper / vnnd ſonderlich die Sonne / dennoch weil ſie alle vmb deß Menſchen willen geſchaffen ſein / vnnd jhm dienen / ſo iſt leicht zuerachten daß des Menſchen na - tur hoͤher ſein muß / weil jhm ſo viel herrliche / groſſe / gewaltige / mechtige Creaturen dienẽ / durch dieſen jrẽ dienſt aber lehren vns die gewaltigen vnnd herrlichen Creaturen GOttes / das im Menſchen etwas vntoͤdliches / vn -Der Crea - turẽ dienſt zeuget võ der vn - ſterblig - keit der Sealen. ſterbliches vnnd Ewiges ſein muͤſſe / denn es ſind je auch die Himliſchen Coͤrper der Corruption nit vnterworf - fen / ſondern wehren immer ohn abne - men / wie ſolte nun das zugehen daß die Creaturen / ſo da ſo herrlich ſein das ſie keiner Corruption vnd zerſtoͤrung vn -terworf -235was er in jhm ſelhſt hat. terworffen / dem Menſchen dienẽ ſolten wenn nichts vnſterbliches vnd ewiges im Menſchen wehre? Derhalben ſo muß im Menſchen etwas vnſterbliches ſein / dieſes aber iſt nicht der Leib / weil derſelbe ſtirbet / darumb muß etwas an - ders im Menſchen ſein / das vnſterblich iſt / welchs die Seele genant wird / dar -Dem ge - dienet wird iſt groͤſſer als der da dienet. umb weil der der da dienet nicht groͤſſer ſein kan vnd muß / denn dem er dienet / derhalben ſo muß im Menſchen etwas ſein das groͤſſer herrlicher / vnuergeng - licher / vnſterblicher iſt / denn alle Him - liſche Coͤrper / ſonſt wehre es gar eine wiederwertige ordnung / ja es wehre keine ordnung vñ gantz vmbgekert / vñ were wieder die gantze Natur wenn die Himliſchen Coͤrper / die nach jhrer art vntoͤdlichẽ ſein / einem toͤdlichen Men - ſchen dienen muͤſten / in dem keine vn - ſterbliche Seele wehre / dieweil dieSeele ſol ſich nicht hengen an irdiſche dinge. Seel nun vnſterblich iſt. So ſol ſie auch keine gemeinſchafft haben mit den toͤdlichen dingen / ſo vnter demHimmel236Der Menſch iſt Gott ſchuͤldig / etc. Himmel beſchloſſen ſein / denn es kan doch kein toͤdtlich ding ſich vereinigen mit einem vnſterblichen / darumb ſollen allein die vnſterblichen dinge / mit der Seele vereinigt ſein / vornemlich aber Gott: Mit dem Leibe deß Menſchen haben alle toͤdtliche ding Gemein - ſchafft / denn der Leib geneuſt jhr / aber mit der Seele / ſol allein der vnſterbli - che GOtt Gemeinſchafft haben / alſo iſt vnd ſol Gott allein als der Koͤnig in der Seel deß Menſchen ſeinen Sitz haben: Siehe alſo iſt die Seel imDie Seele ſol ſein Gottes Stuel. Menſchen Gottes Stuel / das iſt der hoͤchſte Adel deß Menſchen / zu welchẽ Gott keine Creatur in der Welt erha - ben: Alſo iſt die Gleubige Seele deß Menſchen Gottes Bilde vnnd Woh - nunge / hoͤher kan keine Creatur ge - wuͤrdiget werden / Darumb iſt der Menſch vber alle Creaturen / derwe - gen der Menſch Gott mehr ſchuͤldig fuͤr das ſo in jhm iſt / denn fuͤr alles was in der Welt iſt.

Das237Wie Weißlich vnd Kuͤnſtlich / etc.

Das X. Capittel. Wie Weißlich vnd Kuͤnſtlich GOtt den Menſchen erſchaffen.

Pſal. 104. Du haſt es alles Weißlich geordnet.

ES ſeindt drey vnterſchiedtlicheDreyerley Staͤnde im Men - ſchen. Staͤnde im Menſchen / als ein Natuͤrlich Reich: Der vnterſte Standt iſt die nehrende Krafft / das ſind die Ackerleute / Kauffleute / Ar -Nehrende Krafft im Menſchẽ. beidts Leute / die dem Leibe die Speiſe Kuͤnſtlich im Magen bereiten / kochen / zurichten / Appetit machen / an ſich zie - hen / behalten / vnd generiren / außtrei - ben / Subtil machen / Kuͤnſtlicher denn keine Kuͤnſtler. Dieſe vnterſten Kraͤffte dienen den oͤbern / vnnd Arbeiten ohn vnterlaß Tag vnd Nacht / auff das die obern erhalten werden / dann wann eins ſeine Arbeit nicht thut / ſo erliegt das gantze Werck / vnd die obern Kreff - te werden geſchwecht / dieſe KraͤffteRaber238Wie Weißlich vnd Kuͤnſtlichaber ſind mit dem Leib verbunden / vnd faſt Leiblich / darumb ſind ſie vnedler denn die obern.

Darauff folget der ander StandtSinnliche Kraͤffte. das ſind die Sinnlichen Kraͤffte / vnd ſind Edler denn die vntern / als ſehen / hoͤren / ſchmecken / riechen / fuͤhlen vnnd vnter denſelbigen iſt eines Edler denn das ander / das ſehen iſt Edler denn das hoͤren / denn wir koͤnnen weiter ſe - hen den hoͤren / das Gehoͤr vbertrifft den geſchmack / denn wir koͤnnen wei - ter hoͤren denn ſchmecken / der geruch vbertrifft den geſchmack / denn wir koͤn - nen weiter riechen denn ſchmecken / al - ſo vbertrifft das Gehoͤr den Geruch / denn wir koͤnnen weiter hoͤren denn rie - chen / Das fuͤhlen aber iſt das vnterſte vnd durch den gantzen Leib außgeſtre - wet.

Die Ver - nunfft.

Der Oberſte vnd Edelſte Standt iſt die Vernunfft / der Wille vnd Ge - dechtniß / vnd iſt der Regimentſtandt / denn dieſer Regiert die andern alle vndhaben239Gott den Menſchen erſchaffen. haben jhre vnterſchiedene Empter / vnnd ſind nicht Leiblich / ſondern gantz Geiſtlich / darumb auch gantz Edel ge - ſchwinde vñ Subtiel / vnd die kan Nie - mandt zwingen wie die vnterſten / denn wer kan den willen zwingen / ein ge -Der wille kan nicht gezwungẽ werden. zwungener wille / iſt kein wille / denn der wille iſt gantz frey leſſet ſich nicht zwin - gen / denn was er wil das wil er frey / diß ſind die Rahthern im Menſchen / ſo Beſchlieſſen vnd Exequiren / der O - berſte Standt im Menſchen / iſt nun mit vielen Tugenden Geſchmuͤcket die ſein Kleidt ſein / als mit der Gerechtig - keit iſt Geſchmuͤcket der wille / der Ver - ſtandt mit der Weißheit / das Gedecht - nuß mit beredtſamkeit / vnd mit andern vielen mehr / das iſt die Obrigkeit im Menſchen / vnnd das Natuͤrliche Reich / ſo Gott dem Menſchen eingepflantzet hat.

R 2Das240Wie hoch der Menſch

Das XI. Capittel. Wie hoch der Menſch Gott verpflich - tet ſey / wegen ſeiner Liebe / vnd wegen der empfangenen Gaben.

1. Cor. 4. Was haſtu Menſch dz du nicht empfangen haſt?
Zweyer - ley Gabẽ vmb wel - cher wil - len der Menſch Gott ver - pflichtet.

ZWeyerley allgemeine Gabẽ ſind / dafuͤr der Menſch Gott hoch ver - pflichtet iſt / die eine iſt greifflich vnd ſichtbarlich vñ iſt die gantze Welt / die ander verborgen vnd vnſichtbar vñ iſt Gottes Liebe / die Liebe iſt die erſte Gabe Gottes / weil ſie aber vnſichtbar iſt / ſo wird ſie fuͤr keine Gabe geachtet / vnnd iſt doch das Fundament vnndDie Liebe Gottes al ler Gaben Vrſprũg. Wurtzel aller Gaben / denn alle Gaben entſpringen auß dieſer Wurtzel vnnd Brunnen / vnd ſind nichts anders den zeichen der Liebe / in welchẽ die vnſicht - bare Liebe leuchtet / der Menſch aber iſt ſo Nerriſch / vnd achtet das ſichtba - re ding fuͤr eine groſſe Gabe / vnnddencket241Gott verpflichtet ſey. dencket nicht / das die verborgene Liebe ſo drunter iſt / viel groͤſſer vnd herrli - cher ſey / denn gleich wie der Rauch ein gewiß zeichen iſt deß Fewrs / alſo die Gaben Gottes ſind ein gewiß zeichen ſeiner Liebe / denn wenn er vns nicht hette geliebet / ſo hette er vns auch nichts gegebẽ. Derwegen ſeind die Ga - ben Gottes / ein Weg vnd / eine LeiterGaben zeugen von Got - tes Liebe. zu Gott zukommen / vnd Gott zufindẽ / ſo groß nun die Gabe iſt / ſo groß iſt Gottes Liebe / weil nun Gott die gantze Welt vñ alle Creaturen vmb deß Men - ſchen willen geſchaffen / iſt leicht zuden - cken / wie groß Gottes Liebe gegen dem Menſchen ſey / denn vmb deß Menſchẽ willen Liebet er die Creaturen / ja in al - len Creaturen Liebet er nichts denn den Menſchen / vnd weil er den Menſchen vber alle Creaturẽ erhoben vñ gezieret / darumb ſo liebet er auch den Menſchen vber alle Geſchoͤpff / dieweil auch die Liebe Gottes iſt die aller reineſte / War - hafftigſte / ſicherſte / vngefelſchete /R 3hoͤch -242Wie hoch der MenſchGottes Liebe die groͤſte Ga be.hoͤchſte / milteſte / Gabe / denn er den Menſchen nicht vmb etwas geliebet dz er nutz von jhm hette / ſondern auß lau - terer Goͤttlicher guͤte / iſt er dem Men - ſchen zuuor kommen / vnnd jhn lauter vmbſonſt geliebet / freywillig vngezwũ - gen / So iſt auch der Menſch Gott vielmehr ſchuͤldig fuͤr ſeine hertzliche Liebe / deñ fuͤr alle andere Gaben / weil Gottes Liebe beſſer iſt / denn alle Crea - turen / Derwegen in allen dingen zwey - erley zubetrachten. Die Liebe die vor - her gehet / vnd denn die Gabe die viel geringer iſt denn die Liebe / denn die Lie - be iſt ſo Edel / wie der ſelber iſt / der daNicht hoͤ - hers denn Gottes. Liebe. Liebet / vnd weil nichts hoͤhers vnd beſ - ſers iſt denn Gott / ſo iſt auch nichts Edlers vnd beſſers denn Gottes Lie - be. Derwegen iſt der Menſch Gott hoͤ - her verpflichtet fuͤr ſeine Liebe / denn fuͤr ſeine Gaben / vnd weil aus vnuer - meidtlicher noth der Menſch Gottes Wolthaten genieſſen muß / er koͤnte ſonſt nicht ein Augenblick Leben / dar -auß243Gott verpflichtet ſey. auß erfolget deñ eine vnuermeidtliche Obligation / vnd weil Niemandt denn Gott allein / dem Menſchen geben kan ſein Leben vnd Othem / ſo iſt auch der Menſch Gott vber alle ding dafuͤr ver - pflichtet.

Das XII. Capittel. Womit der Menſch ſeiner Obligation vnd verpflichtung gegen Gott gnug thun koͤnne.

Pſ. 18. Hertzlich Lieb hab ich dich HErr: HErr meine ſtercke.

ALLdieweil Gott den MenſchenDurch die Liebe kan der Menſch ſeiner pflicht gnug thun. freywillig / vngezwungen / alles guts thut / vnnd jhme damit den Menſchen verpflichtet gemacht hat / ſo folget nothwendig das etwas im Menſchen ſein muͤſſe / das er Gott wie - der zu geben ſchuͤldig ſey / vnnd daſſel - bige muß eine ſolche Gabe ſein / die nit auſſer dem Menſchen iſt / das ſie jhm Jemandt wehren vnnd endtwenden koͤnte wieder ſeinen willen / dennR 4alles244Womit der Menſch ſeiner Obligationalles was auſſer den Menſchen iſt / kan jhm genommen werden wieder ſeinen willen / derwegen iſts nicht warhafftig ſein / vnd kan auch mit ſolchen euſſerli - chen dingen GOtt keine ſchuͤldige danckbare ehr anthun. Denn ſein Leib vnd Leben kan jhm genommen werden wieder ſeinen willen / vnd derwegen iſt daſſelbige nicht in ſeiner gewalt / weil nun Gott ſein hoͤchſtes vnd beſtes dem Menſchen vmbſonſt gibt / nemlich ſei - ne Liebe ſo iſt der Menſch pflichtig daſ -Im Men - ſchẽ nichts hoͤhers denn die Liebe. Des Men ſchen gan - tzer ſchatz ſeine Lie - be. ſelbe wiederumb zuthun / Es iſt aber im Menſchen nichts beſſers / hoͤhers Ed - lers denn ſeine Liebe / dieſelbe iſt der gantze Schatz des Menſchen / weme er ſeine Liebe gibt / dem gibt er ſich ſelbſt / Wem ſol nun d Menſch dieſen Schatz billicher geben / denn Gott allein / voll - koͤmlich vber alle ding / aus natuͤrli - chen Recht vnd Obligation / auff daß Liebe mit Liebe vergolten werde / alſo wie GOtt ſeine hoͤchſte Liebe / dem Menſchen gibt im hoͤchſten Grad:Alſo245gegen Gott gnug thun koͤnne. Alſo der Menſch hinwieder Gott ſeine Liebe ſchuͤldig iſt / im hoͤchſten Grad / von gantzem Hertzen vnd Seele / vnd allen Krefften / welches vns die ver - nunfft / vnd die Natur lehret / denn die vernunfft lehret vns ja / das wer da im hoͤchſten Grad liebet / der ſolle vnd muͤſ - ſe auch im hoͤchſten Grad wiederumb geliebet werden / oder man iſt nit wehrt der bezeigten Liebe / vnd diß iſt die hoͤch - ſie klage Gottes vber den Menſchen / Siehe wie lieb habe ich euch vñ jr wol - let mich nicht wieder lieben. Wie nunHoͤchſte wiedergel - tung Got - tes Liebe. die hoͤchſte Wolthat Gottes ſeine Lie - be iſt / alſo iſt die hoͤchſte wiedergeltung des Menſchen Liebe / ſonſt begert Gott nichts / ſo iſt auch die Liebe an jr ſelbſt / lieblich / anmuͤtig / angenehm / ſuͤſſe vnnd holdſelig / vnnd iſt ohne die Liebe nichts angenehme / vnd lieblich / denn was iſt Furcht ohne Liebe / Ehre ohne Liebe / oder alle gaben? Die Liebe iſt al - lezeit angenem / ſie gefellet allezeit wol / kein Reicher vnnd Gewaltiger / derR 5ſon -246Womit der Menſch / etc. ſonſten alles hat iſt jemals geweſen / der eines Menſchen Liebe vnnd Gunſt verworffen hette / denn er wil ja gerne von Jederman geliebet werden / AlſoGott ver - ſchmehet keines Lie be. auch Gott / weil er der hoͤchſte / Reich - ſte / Gewaltigſte iſt / ſo verſchmehet er doch keines Menſchen Liebe / ſondern iſt jhm angenehm / vnd dieweil nun die Liebe der hoͤchſte Schatz des Menſchen iſt / ſo iſt er billig dieſelbe Gott ſchuͤldig / weil auch GOTT ſeinen hoͤchſten Schatz / nemlich ſeine Liebe dem Men - ſchen gegeben hat. Diß Capittel iſt nicht alſo zuuerſtehen / als das die Liebe nach dem Fall in vnſern eigenen Kraͤff - ten ſtehe / oder das wir durch die Liebe vnſerer pflicht gegẽ Gott koͤnten gnug thun / oder die Liebe vnnd Wolthaten Gottes dadurch vergelten / ſondern wir werden nur erinnert vnnd vberzeu - get in vnſerm Gewiſſen / das wir Gott wieder zu Lieben ſchuͤldig ſein / nicht al - lein Gottes Wort. Sondern dz Liecht der Natur vberzeuget vns.

Das247Gottes Liebe iſt / etc.

Das XIII. Capittel. Gottes Liebe iſt in allen ſeinen Wer - cken / auch in dem wenn er den Men - ſchen ſtrafft.

Sap. 12. Du Gewaltiger Herr - ſcher Richteſt mit Gelindig - keit / vnd Regiereſt vns mit eitel verſchonen.

WIr haben zuuor gehoͤrt / dasZuͤchti - gung ruͤhrt auch auß der Liebe her. Gottes Liebe ſey eine Anfen - gerin / vnd eine Wurtzel aller Werck vnd Wolthaten Gottes gegen dem Menſchen / dieweil aber dem alſo / vnd aber die zuͤchtigung / ſo Gott dem Menſchen zuſchicket / auch Gottes Werck iſt / ſo kan daſſelbige nicht ohne Gottes Liebe ſein / denn aller Werck Gottes Anfang iſt die Liebe / hette er nicht geliebet / ſo hette er kein Werck gethan / wil nun der Menſch Gottes Liebe Antworten / ſo muß er auch die Zuͤchtigung in der Liebe auffnehmen. Derwegen / ſo GOtt zuͤrnet vberden248Gottes Liebe iſt. den Menſchen / ſol der Menſch nichtStraffe mit Lieb auffzuneh men. wieder zuͤrnen / denn GOtt hat das nit verurſachet / ſondern der Menſch / wenn Gott den Menſchen ſtrafft vnd ſchildt / ſol der Menſch Gott nicht wie - der ſchelten / ſondern wie Gott in der ſtraffe ſeine Liebe behelt / ſo ſol der Menſch in auffnehmen der ſtraff auch ſeine Liebe behalten gegen Gott / dar - umb wenn Gott den Menſchen richtet / ſo ſol der Menſch Gott nicht wieder richten / denn er findet in Gott keine vr - ſach deß Richtens / wie Gott wol am Menſchen findet / vnd das iſt die rechte Liebe die der Menſch Gott ſchuͤldig iſt / vnd das iſt jhre rechte Proba / darumb wiewol der Menſch Gott dem Herrn nicht kan gleiche Liebe bezeigen / denn Gottes Liebe gegen dem Menſchen iſt vnendtlich / deß Menſchen Liebe iſt ent -Gott kan nicht gnug ge - liebet wer den. lich vnnd vnvollkommen / ja wenn der Menſch ſchon ſelbſt zu eitel Liebe wuͤr - de mit Leib vnd Seele / ſo wehre es doch nichts gegen Gottes Liebe / doch gleich -wol249in allen ſeinen Wercken. wol ſol der Menſch / von gantzem Her - tzen vñ von allen Kraͤfften / ſich befleiſ - ſigen / das er Taͤglich zum hoͤchſten Grad der Liebe kommen muͤge / vnd dz iſt er Gott ſchuͤldig / das ſeine Liebe ſey Heilig / Zuͤchtig / rein ohne Falſch / vnd nicht muͤde werde / im Creutz nit auff - hoͤre / wie Gottes Liebe auch im Creutz nicht auffhoͤret / ſondern iſt hertzlich / Bruͤnſtig / rein / ohne Heuchley / jm̃er - werendt / denn es wehre ja eine groſſe ſchande dem Menſchen / daß er Gott fuͤr ſeine allerheiligſte / reineſte / hertz - lichſte Liebe gebe / eine vnreine Liebe / ei - ne falſche Liebe / eine heuchel Liebe / da doch daſſelbe keine Creatur thut / die viel vnedler iſt den der Menſch.

Das XIV. Capittel. Wie vnd auff was weiſe / der Menſch verpflichtet iſt Gott zu Lieben.

Cant. 8. Wenn einer all ſein Gut in ſeinem Hauſe / vmbdie250Wie der Menſch verpflichtet ſeydie Liebe geben wolte ſo guͤl - te es alles nichts.

DIeweil wir nun gehandelt ha - ben / von denen dingẽ inſonder - heit / die der Menſch Gott ſchuͤl - dig iſt vñ dieſelbige gantze erkentniß ge - gruͤndet iſt in der obligation oder ver - pflichtung / ſo da herruͤret auß dem ge - ben vnd nehmen / ſintemal eine Natuͤr - liche verpflichtung entſtehet / zwiſchenZwiſchen Gott vnd Menſchẽ iſteine na - tuͤrliche verpflich - tung einem Geber vñ Nehmer / den dieſelbige Obligation / iſt das Fundament / Vr - ſprung / ja ein vnaußleſchliches na - tuͤrliches Liecht / dabey erkant mag werden / was der Menſch Gott ſchuͤldig ſey / vnd dieweil Gott allein alles gibt / der menſch aber alles von Gott vmb - ſonſt empfehet / ja ſo Gott nichts gebe / ſo empfienge der menſch nichts / derwe - gẽ auch keine obligatiõ ſein koͤnte / ja es koͤnte keine gewiſſe maſſe / keine ordnũg vñ weiſe ſein / was ď Menſch Gott wi - der zu gebẽ ſchuͤldig were / ſo entſprin - get demnach auß dem vorigẽ grunde /die251Gott zu Lieben. die ordnung vñ weiſe / wie der Menſch Gott wider zugeben ſchuͤldig iſt was er empfangen hat / gleich wie nun die erſte gabe / ſo der Menſch von Gott empfan - gen hat iſt Gottes liebe / deñ Gott hat dẽGottes erſte gabe die Liebe. Menſchẽ geliebet / in dem er jn geſchaf - fen / derhalben iſt der Menſch ſchuͤldig Gott wider zu liebẽ / wz ď Menſch guts hat das hat er von Gott / darumb das jhn Gott geliebet hat / vnd der Menſch hat nichts von jm ſelbſt noch etwas võ einem andern vrſpruͤnglich / darumb iſt er auch niemandes anders ſo hoch zu lieben verpflichtet / als Gott / ja er iſtDarumb ſol der Menſch auch Gott zum hoͤch ſten liebẽ. jhm ſelbſt nichts verpflichtet / deñ er hat nichts von jm ſelbſt / ſondern alles von Gott / darauß folget / das der Menſch ſeine Erſte vnd hoͤchſte liebe Gott gebẽ ſol / vnd nicht jm ſelbſt / vnd dieweil er alles allein von Gott hat / ſo ſol er ſeine gantze vollkommene liebe Gott geben / vñ nit ein theil derſelbigẽ einem anderẽ / deñ er hat võ keinẽ andern die aller erſte vnd hoͤchſte liebe / ſondern võ Gott dar -rumb252Alle Creaturen ermahnenumb ſol auch hinwieder ſeine hoͤchſte Liebe / GOttes ſein / ja dieweil der Menſch ohn vnterlaß vnd Augenblick - lich von GOTT erhalten wird / vnnd vnauffhoͤrliche Wolthaten von GOTT empfehet / vnd ohne Gott nicht leben kan / ja dieweil es Gott ver - ordnet hat / das alle Creaturen demDer mẽſch ſol Gott ohn vnter laß lieben. Menſchen dienen muͤſſen / ohne vnnd auſſer welchen der Menſch nicht ein Augenblick leben koͤnte / ſo folget / das auch der Menſch vollkoͤmlich / ohn vn - terlaß vnauffhoͤrlich / alle Augenblick Gott ſchuͤldig iſt zu lieben / vnd das iſt die Weiſe / Art vnd Maſſe / der pflicht - ſchuͤldigen liebe Gottes.

Das XV. Capittel. Das alle Creaturen den Menſchen / vnauffhoͤrlich ermahnen Gott zu lieben

Proverb. 8. Ruffet nit die Weiß - heit / vnd die Klarheit leßt ſichhoͤren /253den Menſchen Gott zu lieben. hoͤren / oͤffentlich am Wege vnd an der Straſſen.

NIcht allein aber ruffet vnnd ſchreyet / die jmmerwehrendeGOttes Liebe rei - tzet wie - der zulie - ben. vnauffhoͤrliche Liebe Gottes vnnd ermahent den Menſchen / Gott wieder zu lieben / auß gantzem Hertzen / wie Er jmmer kan / Sintemal Gott den Menſchen Erſtlich geliebet voll - koͤmlich / ja vnter allen Creaturen der Welt / hat Gott den Menſchen am hoͤchſten geliebet / ja in der gantzen Welt hat Er den Menſchen nur allein geliebet / dieweil Er alle Creaturen vmb des Menſchen willen geſchaffen hat / darauß den folget / das Gott den Menſchen einig vnnd allein in der Welt geliebet hat / nicht alleine ſage ich ermahnet dieſe immerwehrende Liebe Gottes den Menſchen ſeinen Schoͤ - pffer zu lieben / ſondern auch alle Crea -Alle Cre - aturen ver mahnen zur Liebe Gottes turen vñ die gantze Welt / rufft dẽ Men - ſchen vnauffhoͤrlich zu / das Er GottSliebe /254Alle Creaturen ermahnenAlle Crea - turen ver - mahnen zur Liebe Gottes.liebe / vnd das Alſo: Denn allo Cre - aturen vnd die gantze Welt / erzeigen alle jhre dienſte dem Menſchen / auß Gottes befehl / ſo hoch vnnd gut ſie vermuͤgen / oder auß allem jhrem ver - moͤgen / vnnd was ſie liebes vnd gutes vermuͤgen / geben ſie dem Menſchen / vnd das hat jhnen Gott gebotten / da - mit ermahnen ſie nun den Menſchen / das er hinwieder daß beſte das er hat / vnd vermag / Gott jhrem Schoͤpffer / wieder gebe / aus dem Fundament der natuͤrlichen Obligation / das beſte aber das der Menſch hat / iſt die Liebe / dar - umb ſchreyen alle Creaturen / der Menſch ſolle doch ſeinen Liebhaber / wieder Lieben / ſo freywillig vnd gerne / Als die Creaturen dem Menſchen die - nen aus Gottes Gebot.

Der Crea - turen dienſt nit falſch dar - umb ſol auch vn - ſere Liebe nit falſch ſem.

Vnd weil die Creaturen dem Men - ſchen keine falſche dienſte erzeigen / ſon - dern Warhafftige / ohne alle Heuche - ley vnd betriegerey / denn Gott hat kei - ne falſche vnd betriegliche dienſte denCrea -255den Menſchen Gott zu lieben. Creaturen eingeſchaffen / derhalben ſo iſt auch der Menſch ſchuͤldig / ſeinem Schoͤpffer keine falſche Liebe zubezei - gen / ſondern eine reine vngeferbte Liebe ohne Heucheley / vnd wie die Creaturẽ aus allen Kraͤfften dem Menſchen die - nen / Alſo iſt der Menſch ſchuͤldig aus allen Kraͤfften Gott zu Lieben / ja Tag vnnd Nacht / wie die Creaturen dem Menſchen Tag vñ Nacht dienen. Wie auch die Creaturen dem Menſchen al -Gott allei ne zu die - nen. leine dienen / alſo ſol auch der Menſch Gott alleine dienen / vnd keinem ande - ren / denn die Creaturen ſind zu nichts anders geſchaffen / vñ haben keinen an - dern Intent zu dienen / alſo auch der Menſch ſol ſeinen gantzen Willen vnd Intent dahin richten / das er Gott die - ne. Wie aber auch der Creaturẽ dienſt / dem Menſchen angenehm iſt / vñ er hat ſein Wolgefallen daran / alſo auch Gott am dienſt des Menſchen / vnd der aller angenehmeſte Gottesdienſt des Menſchen iſt die Liebe / ſo ſie außS 2dem256Eine gemeine Regel vnd Lehredem Glauben an Chriſtum vnd frey - willigem Geiſt gehet / nichts aber iſt freyer vnd vngezwungener / deñ die Lie - be / das ermahnen vns nun alle Crea - turen / Erſtlich Gott aus allen Kraͤff - ten lieben. 2. Willig gerne. 3. Von gan - tzem Hertzen ohne heucheley / vnd zum 4. Gott alleine vnd keinen andern.

Das XVI. Capittel. Eine gemeine Regel vnnd Lehre / wie vnd welcher geſtalt / der Menſch Gott ge - ben ſol / was er jhm ſchuͤldig iſt.

Cant. 5. Mein Freund komme in ſeinen Garten / vnnd eſſe ſeiner edlen Fruͤchte.

DEr Menſch iſt ſchuͤldig / ebe - ner maſſen GOtt zu lieben /Creaturen〈…〉〈…〉 lehr〈…〉〈…〉 ſter. gleich wie die Creaturen von Gott geordnet ſind dem Menſchen zu dienen / vnnd hat alſo Gott die Cre - aturen zu vnſern Schulmeiſtern vnndPræce -257was der Menſch Gott ſchuͤldig iſt. Præceptores verordnet / ſehet einem Baum an / ď gibt nit allein ſeine Fruͤch - te dem Menſchen / ſondern er gibt ſie jhm auch wolreiffe / zeitig ſuͤſſe / Gut wolſchmeckend / vollkommen vnd an - genehm / ſonſt nehme ſie der Menſch nicht an / wenn ſie vnzeitig / bitter ver - dorben weren / vnd ſo hetten die Beu - me vergeblich gearbeitet / alſo ſol der Menſch Gott nicht allein ſeine dienſte bezeigen / alß Liebe / Furcht / Ehre / ſondern es ſol auch eine wolreiffe / voll - kommene ſuͤſſe angenehme Frucht ſein / ſie wird aber lieblich vnd angenehme durch Chriſtum vnnd in Chriſto durch den heiligen Geiſt / der alle gute Fruͤch - te in vns Wircket. Vnnd daran ſol er hoͤchſtes vermuͤgens Arbeiten / mit ſeinem glauben vnd Gebet das ſeine Frucht angenehme ſey / gleich wie ein Baum aus allen Kraͤfften / durch die vier Jahrzeiten daran Arbeitet / das ſeine Frucht angenehme vnnd lieblich ſey dem Menſchen / den Gott wil ſoS 3we -258Eine gemeine Regel vnd Lehrewenig eine Bittere / faule vnreiffe Frucht vom Menſchen haben / als der Menſch von einem Baume / oder alle Arbeit des Menſchen iſt verloren / vnd wie die Beume dem Menſchen dienen ohn allen betrug vnd liſt / ſondern in hoͤchſter einfalt / wiſſen ſelbſt nit was ſie machen / vnnd jhre Natur iſt / das ſie den Menſchen erfrewen / vnnd der Menſch ſeine Luſt / an Beumen / Blu -Die Liebe ſol ſem einfeltig vnd nicht eigennuͤ - tzig. men vnnd Thieren ſehe / Alſo ſol der Menſch auß lauter einfalt / ohn allẽ ei - gen nutz vnd verdinſt / ohn allen betrug vnnd liſt / ohn alle eigen Ehr Gott dienen aus reinem Hertzen gutem Ge - wiſſen / vñ vngeferbeten Glauben / nur das Er ſeinẽ Schoͤpffer erfrewe. Vnd das iſt die allgemeine Regel vnnd Lehre auß der Natur wie vnd welcher geſtalt der Menſch Gott dienen ſol / nemlich das Er nicht auffhoͤren ſol / bis ſo lange ſeine Frucht Gott angenehme ſey / vnd alſo kan der Menſch auß der Natur er - kennen / das aller ertichteter Gottes -dienſt /259was der Menſch Gott ſchuͤldig iſt. dienſt / auch alles was liſt vnnd betrug iſt / Gott nicht gefalle / ſondern bey jhme alß eine verdorbene Frucht ſo gantz bitter / vnd verwerfflich ſey.

Das XVII. Capittel. Das ein Chriſten Menſch keine ent - ſchuͤldigung habe / das er Gott nicht ge - hebet habe / entweder auß vnuer - muͤgen / oder das es zu ſchwe - re Arbeit ſey.

Sap. 13. Hahen ſie ſo viel muͤ - gen erkennen dz ſie die Crea - tur hoch achteten / warumb haben ſie nicht viel ehe den HErrn derſelben funden. 1. Joh. 4. Dz iſt die Liebe zu Gott dz wir ſeine Gebot halten / vñ ſeine Gebot ſind nit ſchwer.

GOtt hat allen Menſchen einen willen eingeſchaffen / vnnd in demſelbigen die Liebe / den kein Menſch iſt ohne Willẽ vñ ohne Liebe / vnnd kan auch kein Wille ohne LiebeS 4ſein /260Das ein Chriſten Menſchſein / denn was ich Liebe das wil ich /Die Na - tur lehret Gott lie - ben. vnd was ich wil das Liebe ich / vnd was ich nicht wil das Liebe ich nicht / vnnd aber der Menſch auch von Natur ver - ſtehen kan / daß er das allerbeſte lieben ſol / vnd weil Gott das allerbeſte vnnd hoͤchſte Gut iſt / ſo erkennet ď Menſch Natuͤrlich / das er GOtt zu Lieben ſchuͤldig iſt verſtehet auch die Vrſach warumb er Gott lieben ſolle / nemlich weil er von GOtt alles hat / daher die Natuͤrliche Obligation entſpringet / derhalben ſo iſt nun kein Menſch ent -Kein Menſch entſchuͤldi get das er Gott nit geliebet. ſchuͤldiget / das er Gott nicht geliebet hat / denn ſo die Huͤndlein vnnd vnuer - nuͤnfftige Thiere / die lieben / ſo jhnen guts thun / ſolt denn der Menſch allein ſo grob ſein / das er den hoͤchſten Wol - thaͤter nicht lieben ſolte. Ferner dieweilRom. 12. die Liebe ſo Lieblich iſt / das ſie nicht muͤde wird / das jhr die Arbeidt nicht ſchwer wird / vnd keine Trawrigkeit vñ Schmertzen in der Liebe ſein kan / ſonſt were es nicht Liebe / ſondern Haß / ja eskan261keine entſchuͤldigung habe / etc. kan kein vberdruß in der Liebe ſein / ſonſt hoͤret ſie auff / ja die Liebe treibet hinweg allen Schmertzen / Pein vnnd Angſt / ja die Liebe macht alle ArbeitLiebe machet al les leicht. leichter / ob ſie noch ſo ſchwer iſt / denn Lieben iſt Suͤſſe / Anmuͤtig / voll Frew - de vnd Wonne / derhalben iſt hie kein Menſch entſchuͤldiget ſondern wir wer - den alle vberzeuget / dz wir Gott zu Lie - ben ſchuͤldig ſein / auch mit Luſt vnnd Frewden / weil die Liebe iſt dz allerſuͤſ - ſeſte / Lieblichſte vñ Anmuͤtigſte Werck dz ein Menſch thun kan / vñ daraus er - kennen wir Gottes Freundligkeit / dz er den Menſchen nicht hat wollen ver - pflichten / zu einem vntreglichen ſchwe - ren ſchmertzhafften Gottesdienſt / da - uon der Menſch kranck / matt vnd muͤ - de wuͤrde / ſondern zu einem Lieblichen ſuͤſſen Gottesdienſt / welcher allein in Gottes Liebe ſtehet / vnnd iſt derwegen ſchließlich kein Menſch entſchuͤldigt / wenn er Gott nicht Liebet. Diß Capit - tel iſt nit alſo zuuerſtehen / als koͤnte derS 5Menſch262Alle pflicht vnd dienſtMenſch von Natur nach dem Fall auß eignen Kraͤfften Gott Lieben / ſondern / es vberzeuget vns nur in vnſerm Her - tzen vnd Gewiſſen / das ein Menſch er - ger ſey denn ein vnuernuͤnfftig Thier / wenn er Gott ſeinen Liebhaber nit Lie - bet / vnd was der Liebe art ſey / auff das wir als Chriſten dadurch erwecket wer - den / die Freundligkeit vnnd Suͤſſigkeit der Liebe zuerkennen / vnnd dieſelbe zu vben / dazu vns nicht allein Gottes Wort / ſondern auch die Natur erma - net vnd vberzeuget.

Das XVIII. Capittel. Das alle Pflicht vnnd Dienſt / ſo der Menſch Gott ſchuͤldig iſt / dem Men - ſchen allein zu nutz vnd from - men gereichen.

Pſal. 19. Auch wird dein Knecht durch deine Gebot erfrewet vñ wer ſie helt der hat groſſẽ Lohn.

DIeweil nun droben im erſten vnnd andern Capittel / vnwie - erſprechlich bewieſen iſt / dasGott263gereicht dem Menſchen zum nutz. Gott ein vnendlich vollkommen vber - fluͤſſig gut ſey / vnd keines andern din -Gott darff kei - nes Men - ſchen dien - ſtes. ges beduͤrfftig denn er hat alle vollkom - menheit in jhm ſelbſt / vnd iſt vnmuͤg - lich dz jhm etwas mangelen ſolte / oder einiges andern dienſtes beduͤrffte / nutz oder frommen dauon habe / derhalben ſo darff GOtt keines Menſchen dien - ſies / dienet er aber Gott / ſo kompts dem Menſchen zu nutz vnd zu merckli - chem frommen / vnd damit aller Crea - turen dienſt nicht vergeblich ſey / die - weil jhr Gott auch nicht bedarff / So muß all jhr dienſt / dem Menſchen zu gut vnd nutz gereichen. Alſo kompt nũDer Crea - turẽ dienſt vnd der dienſt / ſo der Menſch Gott lei - ſtetkoͤmpt jhm ſelber zu gut. aller Creaturen dienſt / ſo wol auch deß Menſchen Gottesdienſt / Niemandts anders denn dem Menſchen ſelbſt zu groſſem nutz vnnd frommen / vnd dar - umb ſol auch der Menſch deſto fleiſſi - ger / vnd von gantzem Hertzen vnd allen Kraͤfften Gott dienen / denn es iſt ſein eigen frommen / Gott hat nichts dar - von / ſondern Er iſt dem Menſchenſo guͤ -264Alle pflicht vnd dienſt / etc. ſo guͤtig / das Er jhm den Weg der Lie - be gezeiget hat / auff das Er dadurch viel guts auß dem Brunnen des ewi - gen guts Schoͤpffen muͤge / wenn Er Gott Hertzlich liebet / O der vber - ſchwencklichen guͤtigkeit Gottes ge - gen dem Menſchen / das er nichts zu ſeinem eigenen nutz vnnd frommen geſchaffen vnnd verordnet hat / ſon - dern alles zu nutz des Menſchen / auch wenn er Gott dienet vnnd jhn liebet / ſo viel guts wird nun der Menſch aus dem Ewigen gute ſchoͤpffen ſo viel er daſſelbe liebet. Diß Capittel iſt nicht ſo zuuerſtehen als koͤnte der Menſch GOtt dem Herrn etwas abver - dienen / ſondern Gott belohnet aus Gnaden alle froͤmmigkeit vnd Gottes Furcht in dieſem vñ jenẽ Leben: So iſts aber zuverſtehen / biſtu from / ſo hat GOtt keine nutz dauon ſondern du ſelbſt / GOtt darff deiner nicht / biſtu boͤſe / ſo hat Gott keinen Schaden da - von ſondern du ſelbſt. Ipſa etenimvir -265Vergleichung der zweyerley dienſte / etc. virtus ſibimet pulcherrima mer - ces: Ipſum etiam vitium ſibimet deterrima pœna.

Das XIX. Capittel. Vergleichung der zweyerley dienſte der Creaturen / gegen dem Menſchen / vnd deß Menſchen gegen GOTT.

Prov. 3. Mein Kindt laß die Weißheit nicht von deinen Augen weichen / ſo wirſtu Gluͤckſelig vnnd Klug ſein: Das wird deiner Seelen Le - ben ſein.

DIeweil nun zweyerley dienſte ſein / der Menſchendienſt der Creaturen / vnnd der Gottes - dienſt deß Menſchen / alle beyde aber dem Menſchen zu nutz kommen / So muͤſſen wir ſehen / worin ſich dieſebeyde266Vergleichung der zweyerley dienſtebeyde dienſte miteinander vergleichen / vnd worin ſie vnterſcheiden ſind.

Der mẽſch kan der Creaturen dienſt nit belohnen.

Der Menſch kan der Creaturen dienſt nicht belohnen / denn er hat nicht womit / weil alles was er hat Gottes iſt / vnnd iſt auch nicht von noͤten / weil aller Creaturen guͤtigkeit / ein Auß - fluß iſt aus GOtt / darumb nicht den Creaturen die liebe vnnd der danck ge - buͤrt / ſondern GOtt dem Vrſprung vnnd Außfluß alles guts / der Menſch bedarff zwar teglich der Creaturen dienſt zu ſeinem Leben vnnd Notturfft aber darumb ſol er nicht die Creatu - ren lieben / ſondern den Schoͤpffer / dann GOTT macht durch die Creaturen jhm den Menſchen ver -Die Crea - turen be - geren nit ſie zu lie - ben. pflichtet der Creaturen dienſt macht daß der Menſch lebet / vnnd ohne jhren dienſt koͤnte der Menſch nicht eine Stunde leben / aber dardurch will GOtt den Menſchen reitzen / daß er hinwieder Gott diene / vnd Gott liebe /dann267der Creaturen. dann was hilfft leben durch huͤlff der Creaturen / wenn man auch nicht Gotte lebet? Darumb will GOtt ſo viel zu vns ſagen: Siehe du lebeſt durch der Creaturen dienſt / vnnd haſt durch ſie das natuͤrliche Leben / auff daß du an jhnen lernen ſolteſt / mir zu dienen vnnd mir zu leben. Denn ſo bald der Creaturen dienſt auffhoͤret / vnd der Menſch nicht mehr jhrer huͤlff gebraucht / als des Luffts vnnd A - thems / ꝛc. So bald ſtirbt der Menſch / vnd verleurt ſein natuͤrliches Leben / Alſo ſo bald der Menſch auffhoͤretWenn der Menſch auffhoͤrt Gott zu dienen ver leurt er ſein feli - ges Lebẽ. GOTT zu dienen vnnd zu leben in Chriſto / ſo ſtirbet er GOTT ab vnd iſt lebendig todt / Vnnd gleich wie es dem Menſchen nichts nuͤtze iſt / das er lebe / wenn er auch nicht Gott - ſelig lebe / alſo iſts jhm auch nichts nuͤ - tze / daß jhm die Creaturen dienen wenn er auch nicht Gott dienet / vnnd gleich wie es beſſer vnnd groͤſſer iſtGott -268Vergleichung der zweyerley dienſteGottſelig Leben / denn Natuͤrlich Le - ben / Alſo iſts viel beſſer vnnd groͤſſer / daß der Menſch Gott diene / denn das jhm alle Creaturen dienen / ja der Menſch der Gott nicht dienet / iſt nicht wehrt das jhm eine einige Creatur die - ne / dann gleich wie die Creaturen dar - umb Leben / das ſie dem Menſchen die - nen / Alſo Lebet der Menſch darumb das er Gott diene / Derwegen dienenAlle Crea - turen die - nen dem Menſchen das er Gott wie - der diene. alle Creaturen dem Menſchen dar - umb / auff das der Menſch Gott wie - der dienen ſol / vnd wenn das nicht ge - ſchicht / ſo iſt aller Creaturen dienſt vergeblich geſchehen / vnnd verloren / vnnd ſo hat dann ein Menſch alle Cre - aturen die jhm gedienet haben ſchendt - lich betrogen / vnnd derſelben Miß - braucht / wie es nun verordnet iſt / das alle Creaturen dem Menſchen dienen zum natuͤrlichen Leben / Alſo hat Gott dem Menſchen dadurch lehren wol - len / das er ſchuͤldig ſey GOtt zu die - nen / vnnd Gottſelig zu Leben. Siehedas269Durch der Creaturen dienſt / etc. das iſt / die vergleichung / der zweyer - ley dienſte / der Creaturen gegen dem Menſchen / vnd der Menſchen gegen GOtt.

Das XX. Capittel. Durch der Creaturen dienſt / kan der Menſch augenſcheinlich ſehen / das Gott notwendig alle ding in ſeiner Hand vnd gewalt habe / vnd erhalte.

Sap. 11. Wie koͤnte etwas blei - ben / wann du nicht wolteſt? Oder wie koͤnte erhalten werden / daß du nicht geruf - fen hetteſt?

DIeweil der Menſch ohne der Creaturen dienſt nicht ein Au -Des Crea - turẽ dienſt zeugt von Gott. genblick leben kan / vnnd aber die edleſte Creatur iſt / vnd die andern geſchoͤpff viel geringer ſind / ſo folget daraus / daß ein Gott ſein muͤſſe der auch die Creaturen erhalte / denn wenn niemandt were der ſie erhielte / ſo wereTſie270Durch der Creaturen dienſtſie beſſer vnd Edler als der Menſch / weil der Menſch jhrer bedarff / ſie aber keines erhalters beduͤrfften / weil ſie aber viel geringer ſind denn ď Menſch / der Menſch aber eines erhalters be - darff / ſo muß folgen / das ſie vielmehr eines erhalters beduͤrffen / denn ſo der Menſch die Edelſte Creatur eines er -Die erhal - tung der Creaturẽ zeuget võ Gott. halters bedarff / vielmehr beduͤrffen die geringern Creaturen eines erhalters. Dieweil aber der Menſch die Edelſte Creatur die andern Geſchoͤpff nicht erhelt / ſondern wird vielmehr durch ſie erhalten im natuͤrlichen Leben / ſo muß folgen / das noch eine Edlere / Natur ſein muͤſſe denn der Menſch / dadurch die Creaturen erhalten werden vmb des Menſchen willen: Denn eben der / der die Creaturen erhelt / der erhelt auch Conſequenter durch die Crea - turen den Menſchen / vnnd das kan niemandt anders ſein / denn der / von welchem der Menſch vnnd alle Creaturen jhren Vrſprung haben / denn von dem etwas ſeinen Vrſprunghat271ſiehet der Menſch Gottes Gewalt. hat / von dem wirdts auch erhalten / Darumb ſo erhelt nun Gott alle Cre -Gott iſt Schoͤpfer vnd erhal ter der Creaturẽ. aturen vmb des Menſchen willen / denn Menſchen aber vmb ſeinent wil - len / alſo erkennet nun der Menſch auß ſeiner erhaltung / das ein erhalter aller dinge ſein muͤſſe.

Das XXI. Capittel. Das durch die zweyerley dienſte / der Creaturen vnd des Menſchen / die gantze Welt wunderbarlich mit Gott vnd Menſchen vereiniget ſey.

Jer. 10. Aber HErr dir iſt nie - mandt gleich / Du biſt groß vnd dein Natur iſt groß vnd kanſts mit der That be - weiſen / wer ſolt dich nicht fuͤrchten du Koͤnig der Hey - den. Mala. 1. Bin Ich ewer Vater wo iſt meine Ehre / bin ich ewer HErr wo iſt meine furcht.
T 2Siehe272Das durch die zweyerley dienſte
Aller Cre - aturẽ ver - einigung mit dem Menſchen

SIehe doch welche eine wun - derliche Ordnung / vnnd ver - einigung ſey der gantzen Crea - ture mit Gott durch die zweyerley dien - ſte. Deñ alle Creaturẽ dienen dẽ Men - ſchen vñ ſind vmb des Menſchẽ willen geſchaffen / vñ durch jren dienſt ſind ſie mit dem Menſchen verbunden vnnd vereinigt vnnd alſo verbindet der dienſt der Creaturen dieſelben mit dem Men - ſchen / der Menſch aber wird verbun - den mit GOtt durch ſeinen Gottes - dienſt / aus liebe hat GOtt anfenglich alles dem Menſchen zu gut verordnet / vnd aus lauter Liebe zeuhet Gott den Menſchen zu ſich. Darumb hats Gott alſo geordnet das alle Creaturen dem Menſchen dienen / vnnd jhn lie - ben / wenn nun der Menſch GOTT nicht wieder dienet vnd liebet / ſo iſt al -Alles ge - reicht dem Menſchen zu nutz / auch ſein Gottes - dienſt. ler Creaturen dienſt vnd liebe nichtig vñ vergeblich. Da ſol nun der Menſch erkennen das beyde dienſte der Creatu - ren dienſt vnd der Gottesdienſt / zu desMen -273die gantze Welt mit Gott vereinigt ſey. Menſchen nutz vñ frommen gereiche / denn die Creaturen haben keinen nutz daruon / daß ſie dem Menſchen dienen / der nutz iſt des Menſchen / allein daß die Creaturen dardurch edler werden / ſo je eine die ander in jhrem dienſt vber - trifft / denn je krefftiger eine Creatur den Menſchen erhelt / je edler ſie iſt / Alſo auch je embſiger ein Menſch Gott dienet / je edler er iſt / vnd je mehr nutz vnnd frommen er daruon hat. Dann GOtt hat keinen Nutz von des Menſchen dienſt / allein der Menſch empfehet den nutz / Siehe nun / wie durch dieſe beyde dienſte / die Creatu - ren mit dem Menſchen vnd ď Menſch mit GOTT verbunden iſt / O wolte Gott daß das band der einigkeit vnd trewen dienſtes des Menſchen gegen Gott / ſo feſt vnnd vnauffloͤßlich were / als der Creaturen dienſt gegen dem Menſchen / denn daſſelbe Band reiſt nicht / GOtt hats zu feſte verbunden / daß die Creaturen dem MenſchenT 3dienen274Das durch die zweyerley dienſte / etc. dienen muͤſſen ohn vnterlaß / alſo dasDer Menſch dienet Gott nit ſo embſig als die Creaturen jhme die - nen. ſie nichts anders koͤnnen / denn dem Menſchen dienen / aber der Elende Menſch zureiſſet das Band ſeines Gottesdienſt vnd Liebe offt vnnd viel vnd macht ſich in dem geringer / denn alle Creaturen / da er doch Edler iſt / ſtehets nun fein / das die vntern Crea - turen dem Menſchen dienen / als jh - rem Herrn / wie viel ſchoͤner ſtehets / vnd wie viel edler iſts / das der Menſch Gott diene / iſt der Leibliche euſſerliche dienſt der Creaturen ſchoͤn / wie viel ſchoͤner iſt der innerliche Geiſtliche Gottesdienſt der in der Seele iſt / denn ſo viel beſſer die Seele iſt / denn der Leib / ſo viel beſſer vnd edler iſt auch der Seelen dienſt denn des Leibes / alſo werden durch den Menſchen vnd ſei - nen Gottesdienſt / alle Creaturen mit Gott verbunden / vnd in der Liebe vol - lendet auff das ſie nicht vergeb - lich geſchaffen ſein.

Das275Auß der erſten Liebe / etc.

Das XXII. Capittel. Das auß der erſten Liebe die wir Gott ſchuͤldig ſein / noch eine andere Liebe ge - gen dem Menſchen entſpringe.

1. Joh. 4. Diß Gebot haben wir von jhm das wer Gott Liebet dz er auch ſeinen Bruder Lie - be.

DIeweil wir droben bewieſen haben / das der Menſch ſeineDer Menſch ſol ſeine Liebe keinem an dern als Gott ge - ben. gantze Liebe vollkoͤmlich Gotte ſchuͤldig iſt / vnd das die Liebe die erſte Pflicht ſey ſo Gott gebuͤre. So folget / das es vnrecht ſey vnd wieder die Ge - rechtigkeit / dieſelbige Liebe einem an - dern geben / denn dieweil GOtt dem Menſchen ſeine vollkommene Liebe ſchencket / So iſt der Menſch ſolchs GOtte wieder ſchuͤldig / nicht das er ſeine Liebe theile / vnnd GOTT die helffte vnnd einem andern die helffte gebe / Denn ob wol dieT 4Crea -276Aus der erſten LiebeCreaturen dem Menſchen guts thun /Die Crea - turẽ thun eigentlich dem Men ſchen nichts zu gut / ſon - dern Gott durch die Creaturẽ. ſo thun ſie es doch nicht / ſondern Gott durch ſie / der ſie erhelt / vnd dem Men - ſchen zudienen verordnet hat: Vnnd derwegen dieweil auch der Menſch ei - ne Creatur iſt / von Gott verordnet an - dern neben Menſchen zudienen / ſo fol - get darauß das er jhm ſelbſt nichts zu - ſchreiben ſol / ſo er andern etwas guts erzeiget / ſondern Gotte / ſol auch dafuͤr weder Liebe noch Ehre begehren / denn das gebuͤrt allein Gotte / dieweil aber der Menſch Gott ſchuͤldig iſt zu Lieben vber alles / ſo muß er auch zugleich das jenige mit Lieben / was Gott an allen ſeinen Creaturen am liebſten hat / oder er iſt mit ſeiner Liebe Gott zu wie - der / vnd koͤnte mit Gott nicht eins ſein. Warumb der Mẽſch ſemen Nechſten lieben ſol.Nun aber liebet Gott vber alle ſeine Creaturen den Menſchen / darumb auch der Menſch nach Gottes Bilde geſchaffen iſt / derhalben ſo iſt auch der / ſo Gott liebet / ſchuͤldig den Menſchen als der nach Gottes Bilde geſchaffeniſt zu277entſpringet eine andere Liebe. iſt zu lieben / derwegen ſo kan der nicht recht GOtt lieben / der ſein Bilde im Menſchen nicht liebet / denn nechſt Gott ſol die Liebe in ſeinem Ebenbilde Ruhen / das aber der Menſch Gottes Bilde ſey / ſaget vnnd rufft die gantze Creatur.

Das XXIII. Capittel. Auß der Ordnung der Creaturen ler - nen wir / das der Menſch Gottes Eben - bilde ſey.

Gen. 1. Gott ſprach laſſet vns Menſchen machen ein Bilde das vns gleich ſey.

ES iſt eine gewiſſe Ordnunge inIn den Creaturẽ gewiſſe Ordnung den Creaturen / vnnd viel vnter - ſchiedtliche Grad / dadurch ſie Gott etzlicher maſſen nachfolgen vnd nachoͤhmen / eine mehr die ander min - der / Die Lebendigen Creaturen / vnnd die empfindtlichen oder fuͤhlenden Cre -T 5aturen278Auß Ordnung der Creaturen lernẽ wiraturen oͤhmen Gott mehr nach / denn die vnempfindlichen / die vernuͤnfftigen mehr denn die vnuernuͤnfftigen / der - wegen weil wir Augenſcheinlich ſehen / das eine Ordnung vnd Gradus in den Creaturen ſind / da jmmer eine GOtt mehr nachoͤhmet denn die ander / von der geringſten Creatur / biß zu der Edelſten / der Menſch aber die Edelſte Creatur iſt / derhalben ſo muß auch imIm Men - ſchen das Ende al - ler Creatu ren. Menſchen ſein / der hoͤchſte Grad GOtt gleich zu ſein / denn im Men - ſchen iſt das Ende aller Creaturen / derwegen muß auch der Menſch an - fenglich ein vollkommen Gleichnis oder Ebenbilde Gottes geweſen ſein / denn ſonſt were die Ordnung der Cre - aturen vergeblich / da jmmer eine die ander in der nachoͤhmung Gottes vbertrifft / denn Gott hat in allen Cre - aturen ein Zeichen eingebildet oderIn Crea - turis ve - ſtigia DEI. ein Fußſtapffen / daraus man den Schoͤpffer ſpuͤren mag / gleich als man ein Siegel in Wachs drucket /Alſo279das der Menſch Gottes Ebenbilde ſey. Alſo hat Gott etwas in allen Creatu - ren gelaſſen / daran man ſeine Fuß - ſtapffen ſpuͤren mag / wiewol vnvoll - kommen: Im Menſchen aber hat er anfenglich ſein gantze Siegel rein auß - gedruckt / das man ſein Bilde gantz ſie - het / welches man nicht ſiehet in an - dern Creaturen / ſondern etwas dar - von / darumb lehret vns nun die Ord - nung der Creaturen / das der Menſch nach Gottes Ebenbilde / gantz vnnd vollkommen geſchaffen ſey / dieweil aber GOtt Geiſtlich iſt / vnd ein ver - ſtendiges Gemuͤte / Gerecht vnd Hei - lig. Derwegen muß auch ſein Bilde im Menſchen alſo ſein / daraus folget / das der Menſch muß eine Geiſtliche Seel vnd ein verſtendig Gemuͤt ha - ben / darin anfenglich Gottes Ebenbilde geleuch - tet.

Das280Ein jeglicher Menſch iſt ſchuͤldig

Das XXIIII. Capittel. Das ein jeglicher Menſch ſchuͤldig iſt / einen jeglichen andern Menſchen zu lieben als ſich ſelbſt / vnd das auch dieſelbe Lie - be dem Menſchen zu ſeinem eig - nem beſten gereiche.

1. Joh. 4. Wer nicht Lieb hat / der kennet Gott nicht denn Gott iſt die Liebe.

DIeweil alle Menſchen nachWarumb ſich alle Menſchẽ Lieben ſollen. Gottes Bilde geſchaffen vnd GOtt aus Hertzlicher Liebe gern wolt durch ſeinẽ H. Geiſt ſein Bil - de in allen Menſchen ernewren: Vnd ſo viel an jhm iſt / durch Chriſtum ſelig machen. Derwegen / ſo ſollen ſich alle Menſchen vntereinander lieben als ſich ſelbſt / als die ſo einer Natur vnnd eines Geſchlechts ſein / vnnd ſol ein jeglicher den andern achten vnnd hal - ten als ſich ſelbſt / nicht als ſey er weit von dem andern vnterſchei - den / denn es iſt ein allgemeiner Gottvon281den andern Menſchen zu lieben. von dem alle Menſchen jhr Leben vnd Weſen empfangen haben. Derwegen was ein Menſch jm ſelbs wil vnd wuͤn - ſchet / ſol er dem andern auch wuͤnſchẽ / damit dem kein leidt geſchehe / ſo Gott zu ſeinem Bilde geſchaffen / vnd durch Chriſtum hat Erloͤſen laſſen. Dar - umb ſol auch vnter den Menſchen / dasAlle Men - ſchen zu lieben weil ſie nach Got - tes Bilde geſchaf - fen. ſterckeſte Band der Einigkeit vnd deß Friedes ſein / vnd alle Menſchen ſollen ſein als ein Menſch / denn ſie ſind alle nach dem Bilde Gottes geſchaffen / vnd haben einen Erloͤſer vnd Heyland. Vñ gleich wie die erſte Liebe rechts we - gen dem Schoͤpffer gebuͤrt / alſo gebuͤrt aus recht der Natur die ander Liebe / dem der nach Gottes Bilde geſchaffen. Dann dieweil der Menſch vornemlich nach ſeiner Seelen zu Gottes Bilde geſchaffen / ſo folget / das ein jeder Menſch / eines andern Seele ſo lieb haben ſol als ſeine eigene Seele / alſoZwey Band der Liebe im Menſchẽ. ſeind zwey Bande der Liebe im Men - ſchen / durchs erſte iſt er mit Gott ver -bun -282Ein jeglicher Menſch iſt ſchuͤldigbunden / durchs ander mit ſeinem neh - ſten / vnd das ander entſpringt aus dem erſten / denn were das erſte nicht / ſo were auch das ander nicht / dann be - dencke die wuͤnderliche ordnung: Gott hat die Menſchen anfenglich geliebet / vnd liebet ſie vnauff hoͤrlich / die Crea - turen aber offenbahren die vnauffhoͤr - liche liebe Gottes / mit jhrem teglichen dienſt gegen die Menſchen / alſo zeuhet Gott die Menſchen nach ſich durch ſei - ne Liebe / vnd vberzeuget ſie damit / daß ſie jn hinwieder ſchuͤldig ſind zu lieben / vnnd will nun das auch die Menſchen ſich vntereinander vnauffhoͤrlich liebẽ nach ſeinem Exempel / vnd darumb hat er allen anfenglich ſein Bilde einge -Die Liebe der Men - ſchẽ koͤmt jhnen zum beſten. pflantzet. Die Liebe aber der Menſchen gereicht jhnen ſelbſt zu jhrem eigenen frommen vnd beſten / Sintemal drobẽ erwieſen iſt / dz die erſte Liebe des Men - ſchen ſo Gott gebuͤrt vnd der Gottes - dienſt / allein dem Menſchen zum beſten gereiche / So folget notwendig / daß dieander283den andern Menſchen zu lieben. ander Liebe ſo den Menſchen gebuͤrt / auch allein dem Menſchen zum beſten gereichen muͤſſe / denn die andere Liebe folget aus der erſten / denn daß die Menſchen GOttes Bilde ſeyn / das iſt ja der Menſchen nutz vnd from - men / vnd nicht Gottes. Vnnd dieweil Gott vnd die Menſchen lieben / die er - ſte pflicht iſt / die ein Menſch thun ſoll / ſo folget daraus daß dieſelbe Liebe ſein muß / das vornembſte Hauptgut des Menſchen / was nun ein Menſch fuͤr gut / frommen vnnd nutzen haben ſoll / daß muß eine Wurtzel haben / daraus es entſpringet / dieſelbe Wurtzel iſt nun die Liebe / was nun aus derſelbigen nit entſpringet / das kan kein warhafftg gut vnd frommen des Menſchen ſeyn / darauß folget nun ſo viel zunimpt die Liebe Gottes vnnd des Neheſten / ſo viel nimpt auch zu des Men - ſchen Hauptgut.

Das284Alle Menſchen

Das XXV. Capittel. Dieweil alle Creaturen allen Menſchen ohn vnterlaß dienen / lehren ſie vns das alle Men - ſchen ſich vnteremander fuͤr einen Menſchen halten ſollen.

Mal. 2. Haben wir nicht alle ei - nen Vater / vnd hat vns nit alle ein GOtt geſchaffen? warumb verachtet denn einer den andern.

GOtt hat die Creaturen alſoCreaturen dienen al - lẽ ohn vn - terſcheid. verordnet / daß ſie allen Men - ſchen ohn vnterſcheid dienen / vnd ſo viel an jhnen iſt / dienen ſie kei - nem mehr oder minder denn dem an - dern / das Fewer brennet den Armen als den Reichen / alſo alle Creaturen / ſie machen keinen vnterſcheid / achten keinen groͤſſer denn den andern / vnter - ſcheiden keinen Buͤrger oder Bawern / die Erde dienet dem Bawern ſo wol als dem Edelman / alſo Lufft / Waſſer / Brunne vnnd Thier / vnnd das ſiehetman285ſollen ſich fuͤr einen Menſchen halten. man fuͤrnemlich an der Sonnen / der ſchoͤnſten Creatur / die dienet allen Menſchen gleich / warumb geſchicht das nun / dz alle Creaturen dem Men - ſchen ohn vnterſcheid dienen nach Gottes willen vñ ordnung? Darumb / das Gott will / das alle Menſchen ſich vntereinander halten ſollen fuͤr einen Menſchen / ja darumb hat Gott allen Creaturen gebotten dem Menſchen zu dienen / vnnd den Menſchen zu eh - ren weil der Menſch nach Gottes Bil - de geſchaffen iſt / darumb ſoll auch derDer Crea - turẽ dienſt mit danck ſagung anzuneh - men. Menſch mit danckſagung / der Crea - turen dienſt auffnehmen / ſonſt iſt er nicht wehrt / daß jhm einige Creatur diene. Denn was meineſtu lieber Menſch / warumb GOtt verordnet hat / daß dir ſo viel herrlicher Creatu - ren dienen / derer die gantze Welt voll iſt / warumb hats GOtt geordnet dir zu dienen? Ohne zweiffel darumb daß du erkennen ſolt / du ſeyeſt GOttes Bilde vnd ſolt leben als Gottes Bilde /Vvnd286Alle Menſchenvnd wereſtu nicht nach Gottes Bilde geſchaffen ſo dencke nur nicht / das dir einige Creatur dienen wuͤrde / dieweil nun die vnuernuͤnfftigen Creaturen dir darumb dienen / vnnd dich ehren das duDem Mẽ - ſchen die - nen die Creaturen weil er nach Got - tes Bilde geſchaffẽ. nach Gottes Bilde geſchaffen / viel - mehr ſoltu deinen nechſten dienen vnd jhn ehren / weil er auch nach Gottes Bilde geſchaffen / darumb lehren dich die Creaturen / warumb du deinem nechſten dienen vnnd jhn lieben ſolt / vnnd wie alle Menſchen jhnen einWie den Creaturen alle Men - ſchen ein Menſch ſein / alſo auch dei - ner liebe. Menſch ſein alſo dir auch / Schließlich weil die Menſchen / der gemeinſchafft vnd der liebe eines einigẽ Gottes theil - hafftig ſein / der da ewig lebt vnd ein jg - licher Menſch nach des einigen Got - tes Ebenbilde geſchaffen / vnd iſt eine allgemeine liebe GOttes gegen alle Menſchen / weil er jhnen allen ſein Bilde anfenglich gebẽ / ſo ſind auch die wolthaten Gottes allgemein / iſt auch eine allgemeine notturfft aller Men - ſchen / ſo alle Gottes beduͤrffen / ſeindt auch alle gleich verpflichtet GOtt zulieben /287ſollen ſich fuͤr einen Menſchen halten. lieben / wegẽ empfangener allgemeiner wolthaten / auch einem einigen Herrn ſchuͤldig alle zu dienen / Item eine all - gemeine erhaltung aller Menſchen / ja eine allgemeine Natur / ein allgemei - ner Name daß wir Menſchen ſein vnd heiſſen / denen auch alle Creaturen ohn anſehen der Perſonen / vnd ohn vnter - ſcheid dienen / auch alle einem Ende dem Tode vnterworffen ſein / ſo ſollen alle Menſchen vntereinander ſich fuͤr einen Menſchen achten / vnd vnterein - ander die groͤſſeſte einigkeit vnd friede halten / vnd aus dieſem allen entſpringtZweyfa - che Bruͤ - derſchafft der Men - ſchen. die zweyfache Bruͤderſchafft der Menſchen / Erſtlich eine allgemeine Bruͤderſchafft / weil wir alle Gottes Creaturen ſein / vñ das weſen von Gott haben wie alle andere Creaturen / zum anderen eine ſonderliche nehere Bruͤ - derſchafft vñ verwandnuͤß dadurch die Menſchen von andern Creaturẽ vnter - ſcheiden werden / denn ſie alle nach dem Bilde Gotts geſchaffen / diß lehret vnsV 2alſo288Aus der einigkeitalſo die Natur aus dem Artickel der Schoͤpffung: Aber das Evangelium lehret vns eine viel hoͤhere Bruͤder - ſchafft in Chriſto Jeſu / da wir alle eins ſeind in Chriſto / da wir alle vnter - einander Glieder ſeyn / vnter einem Haupt: Von welchem der Geiſtliche Leib Chriſti alle fuͤlle empfehet.

Das XXVI. Capittel. Das aus der Einigkeit / welche aus Pflicht der Natur vnter den Menſchen ſein ſol / entſtehet die hoͤchſte vnuͤberwind - ligſte Stercke.

Eph. 4 Seid fleiſſig zu halten die Einigkeit des Geiſtes / durch das band des friedes.
Aus der einigkeit die hoͤch - ſte ſtercke.

DIeweil die hoͤchſte Staͤrcke aus der einigkeit koͤmpt die Schwachheit aber aus der Spaltung / ſo folget / das je groͤſſer Einigkeit iſt / je groͤſſer iſt die ſtraͤrcke /damit289entſtehet die hoͤchſte ſtercke. damit aber die Einigkeit vnter den Chriſten groß werde / ſo muß dieſelbe jhren vrſprung nehmen aus der Einig - keit mit Gott / je mehr nun ein Chriſten Menſch mit GOtt vereinigt iſt durch die Liebe / je groͤſſer auch die Einigkeit vnter den Chriſten wird: Deñ wer mit Gott nicht vereinigt iſt durch die Lie - be / oder wer Gott hertzlich liebet / der wird auch mit ſeinem Negſten nicht vnuereinigt bleiben / denn es iſt vn - muͤglich das einer ſolt GOtt lieben / vnnd ſolte denſelben haſſen / welchen Gott ſo hertzlich liebet / ja je mehr er Gott liebet / je mehr wird er auch den - ſelben lieben / den GOtt liebet / je mehr nun ein Menſch den andern liebet / je mehr er wird mit jhm vereinigt: Dieſe Einigkeit wird ſo lang wehren / ſo lang die Liebe wehret / die Liebe aber kan vnd muß immer wehren / ſo bleibt die Ei -Einigkeit entſpringt aus der Liebe. nigkeit auch / vnnd je mehr die Liebe zu - nimpt / je ſtercker die Einigkeit wird / daraus entſtehet deñ eine vnuͤberwind -V 3liche290Auß der Einigkeitliche ſtercke / vnnd hie ſiehet man auß - druͤcklich / wenn die Menſchen GOtt lieben / daher lieben ſie ſich auch vnter - einander ſelbſt / vnnd durch dieſe Liebe werden ſie ſtarck vnd vnuͤberwindlich / weñ aber die Menſchen allein auff ſich ſehen / vnd nicht Gott anſchawen / ſon - dern ein jeder auff ſich alleine ſiehet / ſo werden ſie zertheilet / werdẽ getrennet / vnd werden gar ſchwach / derhalben iſt die Einigkeit ein groſſes Gut der Men - ſchen / vñ jre groͤſte ſtercke / vnd ſo lange die Einigkeit wehret / ſo lange wehret dzIn der Einigkeit beſtehet der Men - ſchen ſter - cke. Gut der Menſchen / deß koͤnnen ſie alle genieſſen / wenn ſie ſich aber trennen / ſo kan keiner deß Gemeinen guten genieſ - ſen / ſondern verleurts ein jeglicher in - ſonderheit / dz ſie alle in gemein hetten behalten muͤgen / wenn nun die Men - ſchen die Einigkeit erhielten vnnd ſie weren darin ſtandthafftig ſo koͤnte ſie keine Gewalt verderben / ein ſolches groſſes Gut / koͤmpt auß der Liebe Got - tes vnnd deß Menſchen / alſo ſind wirnun291entſtehet die hoͤchſte ſtercke. nun bißher von den vnterſten CreaturẽCreaturẽ Gottes Leitern. hinnauff geſtiegen / als an einer Leiter zu Gott / zu Gottes Erkentniß zu ſeiner Liebe als zum hoͤchſten Gute / hoͤchſter Weißheit / hoͤchſtes Gewalt / zum hoͤchſten Anfang / aller ding / vnd haben vns die Creaturen vberzeuget / das wir verpflichtet ſein Gott zu lieben / dar - nach ſeind wir wieder herunter geſtie - gen von dem Schoͤpffer / zu den Crea - turen / von der Liebe deß Schoͤpffers / zur Liebe des Menſchen / daß iſt das Natuͤrliche auff vnd abſteigen.

Das XXVII. Capittel. Von der Natur / Eigenſchafft vnnd Frucht der Liebe.

Luc. 11. Schawe drauff das nit das Liecht in dir Finſterniß ſey.

DAs iſt gewiß das wir nichtsNichts iſt vnſer als die Liebe. haben das Warhafftig vnſer vnd in vnſer Gewalt iſt / denn die Liebe: Derhalben iſt die guteV 4Liebe /292Von der Natur / EigenſchafftLiebe / vnſer einiger Schatz vnſer gan - tzes Gut / vnnd die boͤſe Liebe iſt vnſer gantzes vbel / denn dieweil wir nichts haben / das Warhafftig vnſer iſt denn die Liebe / ſo folget daraus: Iſt die Lie - be nicht gut / ſo iſt alle das nicht gut / das wir haben. Derwegen ſo die Liebe gut iſt / ſo ſind wir gut vnnd from / iſt aber eine boͤſe Liebe in vns / ſo ſind wir auch boͤſe / denn alleine die Liebe bewei - ſet das der Menſche gut oder boͤſe ſey vnd wie nichts beſſers in vns ſein kan /Nichts beſſers als gute Liebe / nichts vbelers als boͤſe Liebe. denn gute Liebe / alſo kan nichts vbelers im Menſchen ſein / denn boͤſe Liebe / vnnd weil wir nichts haben / das recht vnſer iſt / denn die Liebe / derhalben wenn wir Jemandt vnſere Liebe ge - ben / ſo haben wir jhn alle das vnſere gegeben / vnnd wenn wir auch vnſere Liebe verlorn haben / das iſt / auff boͤſe ding gewant / ſo haben wir alles ver - loͤrn was wir haben / das iſt / vns ſelbſt / denn verlieren wir aber vnſere Liebe / wenn wir ſie deme geben / dem ſie nichtgebuͤrt /293vnd frucht der Liebe. gebuͤrt / vnd weil vnſer gantzes Gut iſt die gute Liebe vnd vnſer hoͤchſtes vbel / die boͤſe Liebe / ſo folget daraus / das die Tugend nichts anders ſey / denn dieTugend nichts an - ders als gute Lie - be. gute Liebe vnnd die Laſter ſein die boͤſe Liebe / derhalben wer die Eigenſchafft der Liebe recht kennet / der kennet ſein hoͤchſtes Gut recht / vnnd kennet auch ſein hoͤchſtes vbel.

Das XXVIII. Capittel. Das die erſte Eigenſchafft der Liebe iſt: Das ſie den Liebhaber mit dem ge - liebten vereimgt / vnd den Lieben - den in das geliebte ver - wandelt.

1. Joh. 4. GOtt iſt die Liebe vnnd wer in der Liebe bleibet der bleibet in Gott vnd Gott in jhm.

DIe vrſache warumb die LiebeLiebe ver - einiget. ich mit dem geliebten verei - nigt iſt dieſe / denn der LiebeV 5Natur294Die erſte Eigenſchafft der Liebe iſtNatur vnd Weſen iſt / daß ſie ſich ſelbſt mittheilet / außtheilet vnnd ſchenckt / darumb leſt ſich die rechte Liebe nicht halten / ſie gibt ſich ſelbſt / vnd theilet ſich ſelbſt mit / vnd dieweil die Liebe nit kan gezwungen werden / denn es kan niemandt einen zwingen zu Lieben /Liebe thei let ſich mit. derhalben iſt ſie eine freywillige Gabe / die ſich ſelbſt / von jr ſelbſt gibt vnd mit - theilet / was nun einem andern gegeben iſt / das iſt in ſeiner Gewalt / derhalben ſo iſt nun die Liebe deſſen / dem ſie ge - geben wird / vnd wird deſſen eigen / den man Liebet / dieweil nun der Menſch nichts mehr eigens hat / denn ſeine Lie - be / derhalben / wem er ſeine Liebe gibt / dem gibt er ſich ſelbſt / vnnd auff dieſe weiſe wird der Liebende mit dem Ge - liebten vereinigt / vnnd wird ein dingVerwãde - lung deß Liebendẽ ins Ge - liebte iſt Lieblich. mit jhm / vnnd auß zweyen eins / vnd eins ins ander verwandelt / vnnd dieſe verwandelung iſt nicht genoͤtiget noch gezwungen / hat nit Pein oder Furcht / ſondern iſt Freywillig / Lieblich vnndSuͤſſe295ſich dem Liebhaber mittheilen. Suͤſſe / vnd verwandelt den Liebenden / in das Geliebte / alſo das die Liebe jh - ren Namen von dem Geliebten be - kompt / denn ſo man Irrdiſch ding Lie - bet / ſo heiſts eine Irrdiſche Liebe / liebet man etwas todtes / ſo heiſts eine Todte Liebe / liebet man Viehiſch ding / ſo heiſts eine Viehiſche Liebe / liebet man Menſchen / ſo heiſts eine Menſchen Liebe / liebet man GOtt / ſo heiſts eine Goͤttliche Liebe / alſo kan der Menſch verwandelt werden durch die Liebe / in edler vnd vnedler ding / von jhr ſelbſt vñ Freywillig. Weil es auch offenbar iſt /Liebe ver - wandelt den willẽ. das auch die Liebe den Willen verwan - delt / eine jegliche verwandelung aber geſchehen ſol / in ein beſſers vnd edlers / derwegen ſollen wir vnſere Liebe nicht geben einem geringern / ſondern dem aller Edleſten / Hoͤchſten vnd Wuͤrdig - ſten / nemlich GOtt alleine / ſonſt wird vnſer Liebe vnd Wille vnedel vnd nich - tig / denn das lehret vns die Natur Sintemal allewege die geringen dinge der Natur / in edlers vnd beſſers ver -wan -296Die erſte Eigenſchafft der Liebe iſt / etc. wandelt werden / denn die Elementa als da ſein / Erde / Waſſer / Lufft / wer - den in Kraͤuter vnd Baͤume verwan - delt / die Kraͤuter aber in die Natur der Thiere / die Thier aber in Menſchen Fleiſch vnd Blut / alſo ſol vnſer wille in vnſerer Liebe in Gott verwandeltEin jegli - ches wird in etwas edlers ver wandelt. werden / ſonſt were es wieder die gantze Natur / darumb ſchreyet vnd rufft die gantze Natur das Gott / das erſte vnnd beſte vnd Edleſte ſey / das von vns ſol geliebet werden / weil er beſſer iſt denn alle Creaturen.

Das XXIX. Capittel. Es iſt kein ding in der Welt das da Wuͤrdig ſey vnſer Liebe / ohne das vns wieder lieben koͤnne / vnnd vnſers Liebe koͤnne Edler vnnd beſſer machen.

1. Joh. 4. Lieben Kindlein habt nicht Lieb die Welt / noch was in der Welt iſt.
Die -297Es iſt kein ding in der Welt / etc.

DIeweil vnſer Liebe iſt die Edle - ſte vnd Wuͤrdigſte Gabe / vndDz nichts zu lieben welches vnwirdi - ger iſt. verwandelt vnſern Willen / in die Natur vnd Art des Geliebten / alſo daß das jenige das wir zu allererſt lie - ben / Herrſchet vber vnſern Willen / vnd weil es weder billig noch recht iſt / das ein geringer vnd vnwuͤrdiger ding / habe die Herrſchafft eines Edelern / vnſer Wille aber Geiſtlich iſt / vnd den - noch Edeler / denn alles was Leiblich iſt / derhalben ſo iſt kein Leiblich ding Wuͤrdig vnſere Liebe / derwegen / we - der vnſer eigen Leib / weder die Thiere / weder Gold noch Silber / weder Soñ noch Mond / weder Baͤume oder Ele - menta / oder Haͤuſer oder Ecker / ſind wirdig vnſer freyen Liebe. Weil es aber recht vnd billig iſt / das was Ede - ler / hoͤher vnd beſſer iſt / Herrſche vber ein vnedlers vnnd geringers / GOtt aber der hoͤchſte vnd edelſte iſt / derhal -Gott al - lein vnſe - ter Liebe wirdig. ben iſt Gott allein wuͤrdig / das er von vns geliebet werde / vnd alſo erzwingt /die298Es iſt kein ding in der Welt / etc. die Art vnd Eigenſchafft der Liebe / das Gott allein von vns geliebet werde im hoͤchſten Grad vnd ſonſt nichts: Fer - ner / weil es vnbillig iſt / dz jenige lieben von dem man nicht kan wieder geliebet werden / welches auch nicht verſtehet / was die Liebe ſey / nemlich des Men - ſchen hoͤchſter Schatz / derhalben ſol - len wir vnſere Liebe nicht den TodtenCreaturẽ koͤnnen vns nicht wieder Lieben. Creaturen geben / die vns nicht allein nicht wieder Lieben koͤnnen / ſondern verderben vnſer Liebe / machen dieſelbe Irrdiſch / Viehiſch / vnd zu einer Tod - ten Liebe / weil vns aber GOtt vber alle Creaturen Liebet / billig ſollen wir denſelben wieder vber alle Creaturen lieben / denn Er verderbet vnſere liebe nicht / ſondern macht ſie Edel vnd gibt vns die aller edelſte liebe wieder / welche vnſere liebe weit vbertrifft / denn ſei - ne liebe iſt Ewig vnd vner - ſchaffen.

Das299Die erſte Liebe des Menſchen

Das XXX. Capittel. Die erſte Liebe des Menſchen / ſol bil - lig vor allen andern dingen / Gott dem HErrn als dem Erſten vnd Letzten / dem Anfang aller dinge geben werden.

Deut. 32. Trewe iſt Gott vnnd kein boͤſes an Ihm: Gerecht vnd from iſt Er: Die verker - te boͤſe Art fellet von Ihm ab.

DIe gantze Natur bezeuget ne -Gott ge - buͤrt die erſte vnd hoͤchſte Liebe. ben dem Gewiſſen des Men - ſchen / das Gott dem Herrn / die erſte vnnd hoͤchſte Liebe gebuͤre. 1. Weil Er das hoͤchſte ewige Gut iſt. 2. Weil der Menſch vnd alle Creaturen auß GOtt jhren Vrſprung haben. 3. Weil Gottes Guͤte vñ Liebe / durch alle Creaturen / zu dem Menſchen gelanget vnd einfleuſt / derhalben ſo hat Gottes Liebe / von Rechts vñ der Natur wegẽ /auch300Die erſte Liebe des Menſchenauch wegen natuͤrlicher Obligation / billig den vorzug / vnd den erſten ſitz im Menſchen / deñ es iſt ja nichts ſo Wir - dig vnſere Liebe / als Gott ſelbſt / vnnd das iſt die erſte / rechte / Warhafftige / billigſte / gerechteſte / ordentlichſte Lie - be / vnd die erſte Gerechtigkeit in vns / vnnd die Rectitudo vnſers Willens / wenn aber die eigene Liebe / den vorzug hat / vnd der Menſch iſt ſelbſt das ding / das der Menſch erſt vnnd am meiſtenEigene Liebe ei - ne vnor - dentliche Liebe. Liebet / ſo iſts / nach Recht der Natur / eine vnordentliche / vngerechte / fal - ſche / vnrechtmeſſige Liebe / wieder Gott / vnnd die Ordnung der Natur / vnnd iſt die erſte Vngerechtigkeit im Menſchen / die erſte Vnordnung / die erſte Beleidigung Gottes / das erſte Vbel vnd Laſter / derhalben wenn ich mir die erſte Liebe gebe / die nicht mir / ſondern Gott gebuͤrt / ſo thu ich Gott zum hoͤchſten vnrecht / vnnd lege Ihm die hoͤchſte verachtung an / vnnd dar - umb wenn ich mich erſt Liebe vnd nichtGott /301ſol billig Gott gegeben werden. Gott / das iſt auff zweyerley weiſe wie - der Gott / Erſtlich / das ich Gott nicht ſo Wirdig achte / vnd ſo lieb vnd hoch als mich ſelbſt. Zum andern / ſo neh - me ich Gott dem Herrn / das ſo jm gebuͤrt vor allen Creaturen / vnnd gebs ſeinem Geſchoͤpff / welches das hoͤchſte vnrecht iſt / vñ wieder die gantze Natur.

Das XXXI. Capittel. Das der Menſch der ſich ſelbſt zu erſt liebet / ſich ſelbſt zu GOtt macht vnnd zeucht ſich ſelbſt Gotte fuͤr.

Dan. 9. Du HErr biſt Gerecht / wir aber muͤſſen vns ſchemẽ. Pſal. 115. Nicht vns HErr nicht vns / ſondern deinẽ Na - men gib die Ehre.

DIeweil Gott iſt / der Anfang vnd Ende alles dinges / ſo ge - buͤrt jhm billig die Erſte Liebe des Menſchen / vnd wenn nun der Menſch ſich ſelbſt / oder etwas andersXerſt302Der Menſch der ſich erſt liebeterſt liebet denn Gott / ſo macht er dasEigne Liebe ma chet Got - tes Fem - de. jenige / oder auch ſich ſelbſt zu Gott / welches die groͤſſeſte Feindtſchafft gegẽ Gott iſt / in dem der Menſch ſich / oder etwas anders / hoͤher / werther vñ lieber helt denn Gott / vnd weil die Liebe ver - wandelt wird in das Geliebte / ſo wird dadurch der Menſch gar von Gott ab - gewendet / vnnd dieweil der Menſch zu allererſt ſich ſelbſt liebet / ſo liebet er den alle ding vmb ſein ſelbſt willen / vnd in jm ſelbſt / da er ſonſt alle ding vmb Got - tes willen / vnd in Gott lieben ſolte / alſoEigne Liebe ſetzt ſich an Gottes ſtatt. hat der Menſch ſein gantz Hertz vnnd Fundament ſeiner Liebe in jm ſelbſt / dz er billig in Gott haben ſolte / vnd weil d Menſch ſich ſelbſt liebet / ſo folget er auch allein ſeinem willen vnd nit Got - tes Willen / denn auß eigener Liebe ent - ſtehet auch eigener Wille vnnd eigene Ehre vnnd Ruhm / ſo nimpt denn der Menſch was Gottes iſt / vnd gibts jhm ſelbſt / gleich als weñ einer einem Koͤni - ge ſeine Krone nehme / vnd ſetzt ſie jhm ſelbſt auff / ſo wil denn der Menſch ſelbſtGott303zeucht ſich ſelbſt Gott fuͤr. Gott vnd Koͤnig ſein / vnd fehet ein ei - gen Reich an wieder Gott / vnd ſtreitet / jmmer wieder Gott / alſo macht die ei - gene Liebe / das der Menſch Gottes abgeſagter Feindt wird.

Das XXXII. Capittel. Gleich wie die Liebe Gottes / wenn die - ſelbige die erſte iſt. / vnd den vorzug hat / die erſte Wurtzel / Vrſprung vnd Brunnen iſt / alles guts: Alſo iſt die eigene Liebe / wenn dieſelbige den vorzug hat / ein Vr - ſprung vnd Wurtzel alles boͤſen.

Oſe. 13. O Iſrael dein Heil ſie - het allein bey mir / du aber bringſt dich in alles vngluͤck.

DIe Liebe iſt ein Vrſach allerDie Liebe ein Vr - ſach aller dinge. dinge / vnnd durch die Liebe ge - ſchehen alle ding / vnnd dieweil dieſe zwo Liebe / Gottes vnd die eigene Liebe / abgeſagte Feinde miteinander ſein / ſo muß eine ſehr gut ſein / vnnd die andere ſehr boͤſe / weil aber die Liebe Gottes ſol billig die erſte ſein / ſo folgetX 2dar -304Die Liebe GottesDie Liebe Gottes ei - ne Wur - tzel alles guten.daraus / das dieſelbe alleine ſehr gut ſey / denn die Liebe Gottes iſt ein Goͤtt - licher Same in vns / daraus alles gu - tes wechſet / vnnd kan aus der Goͤttli - chen Liebe nichts boͤſes wachſen: Denn die liebe vereiniget ſich mit dem gelieb - ten / das iſt mit GOtt / dem hoͤchſten Gut / ſie bleibet vnnd ruhet in GOtt vnnd Gott in jhr: Sie frewet ſich in Gott / vnnd Gott in jhr / denn freude wird aus der liebe geboren: Pſal. 18. Sie breitet ſich aus vber alle Men - ſchen / vnnd theilet ſich jederman mit gleich wie Gott.

Gottes liebe be - darff kei - ner Crea - tur.

Ja die liebe Gottes bedarff keiner Creaturen denn ſie hat an Gott alle jhre genuͤge / jhre hoͤchſte liebe vnnd freude. Gleich wie nun aus GOttes liebe / nichts boͤſes in vns wach -Eigne lie - be eine Wurtzel alles boͤ - ſen. ſen kan / ſondern alles gutes / Alſo iſt die eigene liebe / die Wurtzel alles boͤ - ſen in vns / daher alles boͤſe enſpringt / daher kompt alle Vngerechtigkeit / Suͤnd / Laſter / Blindheit / vnwiſ -ſenheit /305ein Vrſprung alles gutes. ſenheit / ſchmertzen / vnnd ſo macht der Menſch ſeinen willen zum falſchen Gott / vnd wie der rechte wahrer Gott iſt ein Vrſprung alles guten / ſo iſt der falſche Gott / des Menſchen ei - gener wille / ein Vrſprung alles boͤſen / vnnd weil die Creatur / ſo man zu erſt liebet aus nichts gemacht iſt vnd nicht in jhm hat / eine beſtendigkeit / vnndCreaturẽ vnbeſten - dig. gewißheit / ſondern eilet allezeit zu ſeinem nicht von Natur / vnd iſt allezeit Nottuͤrfftig / vnd aber die liebe auch verwandelt wird in das geliebte / ſo kan der Menſch in jhm ſelſt / keine beſten - digkeit vnd gewißheit haben / ſondern wancket allezeit / hin vnnd her / iſt im - mer duͤrfftig / kan nimmer Ruhe / denn er hat ſich durch die liebe in das vor - gengliche verwandelt / vnnd weil die Creatur in jhr ſelbſt iſt nichtigkeit vnnd eitelkeit / ſo verwandelt ſich der Menſch auch ſelbſt in ſolche nichtigkeit vnd eitelkeit / vnd weil der Menſch der Creaturen bedarff / ſo liebet er ſie auchX 3wegen306Die Liebe GottesDarumb auch die vnordent - liche Liebe der Crea - turen gibt keine wah re Ruhe.wegen ſeiner duͤrfftigkeit vnd iſt jhnen vnterworffen / vnd weil die Creaturen verderben / verwandelt werden vnd vergehen / ſo iſt der Menſch in ſtetigen ſorgen vnd Engſten / der ſie liebet / alſo macht die eigene liebe / ſo ſie im Men - ſchen die Erſte iſt / alle Menſchen zu Gotts feinden / vnd erfuͤllet den Men - ſchen mit allerley vbel / vnd macht jhn vnterworffig den Creaturen / vnnd gleich wie Gottes liebe macht den wil - len des Menſchen allgemein / vñ mittei - lig allen / alſo macht die eigene liebe / den willen des Menſchẽ vnmittheilig / dz ſie niemand geneigt / ſondern macht den willen vngerecht / boͤſe / verkert / Hoffertig Geitzig. etc. Vnnd wie die Liebe Gottes / den willen macht Ruhig / friedſam / lieblich / alſo macht die eigene Liebe den willen des Menſchen vnru - hig / vnfriedſamvnfreundlich / die Liebe Gottes macht den willen frey / das er an nichts gebunden iſt / aber die Crea - tur Liebe macht den willen des Men -ſchen307ein Vrſprung alles gutes. ſchen vnfrey / allen Creaturen zum Knecht vnterworffen / die Liebe GottesCreaturen Liebe macht vns zu Knechten. macht den willen des Menſchen / feſt / gewiß / beſtẽdig in Gott / aber die eigene Liebe / macht den Menſchen vngewiß / vnbeſtendig / wanderdelbar / die Liebe Gottes macht den[Menſchen] gelinde / ſtarck / Reich eigene Liebe macht denn Menſchen ſtoͤrrig / ſchwach / Arm / die Lieb Gottes macht den Menſchen al - len angenehem / die eigene Liebe / macht den Menſchen jederman zu wider / ge - heſſig vnd feindſelig.

Das XXXIII. Capittel. Gottes Liebe / vnd eigene Liebe / ſind zwo Thuͤren / vnd Zwey Lichter / der Er - kentniß des Menſchen.

Rom. 8. Fleiſchlich geſinnet ſein / iſt eine Feindtſchafft wieder Gott.
X 4Weil308Gottes Liebe vnd eigne Liebe

WEil nun von derſelben zwey -Auß Got - tes vnd der Crea - tur Liebe ent - ſpringt al les un Menſchẽ. erley Liebe alles geſchicht / al - les kompt / alles Regirt wird / was deß Menſchen wille thut / vnnd ſind ein Vrſprung aller anderen Lie - be / ſo folget / das an jhnen hangen / alle Erkentniß anderer dinge / es ſey guts oder boͤſes / denn Gottes Liebe iſt ein Anfang zu erkennen alles was gut iſt am Menſchen / vnd eigene Liebe iſt ein Vrſprung zu erkennen alles was boͤſe iſt am Menſchen / vnnd wer Gottes Liebe nicht kennet oder weiß / der weiß auch nicht das gute / ſo im Menſchen iſt / vnd wer ſeine eigene Liebe nicht ken - net / der kennet alles das boͤſe nicht ſo im Menſchen iſt / denn wer die Wurtzel vnnd Vrſprung des guten vnd boͤſen nicht kennet / der weiß nicht was boͤſeGottes Liebe iſt ein Liecht. oder gut iſt: Die Liebe Gottes iſt ein erleuchtendes Liecht / darumb gibt ſie zu erkennen ſich ſelbſt / vnd ſein gegen - theil nemlich die eigene Liebe: Vnnd die eigene Liebe iſt eine Finſternuß dieden3092. Liechter der erkentniß des Menſchẽ. den Menſchen verblendet / das ſie ſich ſelbſt nicht ſehen noch erkennen koͤn - nen / was gut oder boͤſe iſt / in jhm ſelbſt: Alſo haben wir zwey Wurtzeln / alles gutes vnd boͤſes / vnnd zwey Thuͤren zu denſelbigen / wer dieſelbe nicht weiß / der kennet auch die zwey Staͤdte nit / Nemlich die Stadt der boͤſen vñ guten. Dann dieweil der Menſch zwey theil hat / Leib vnnd Seele / daher entſtehen zweyerley vnterſchiedtliche Liebe: Ei - ne wegen der Seele / die ander wegen des Leibes: Auß der Seele entſprin - get die Liebe der hoheit oder fuͤrtreff - ligkeit: Auß dem Leibe entſpringet / die Liebe der Wolluſt: Derhalben / wer zu erſt ſich ſelbſt liebet / der liebet alſo balde ſeine eigene Ehre vnd Hoheit / oder liebet die Wolluſt des Fleiſches / vnd dieſe zwey ding liebet er / als zwey ſeiner groſſen hohen Guͤter / vnnd auß dieſer zweyfachen Liebe wachſen dar - nach viel andere / Nemlich alles was zu erhaltung eigener Ehre vnnd desX 5Leibes310Gottes Liebe vnd eigne Liebe / etc. Leibes Wolluſt dienet / alle die ding muͤſſen denn nothwendig geliebet wer - den / vmb der eignen Ehre vnd Wolluſt willen / daher koͤmpt die liebe des Gel - des vñ Reichthumbs / die liebe d KunſtAuß eig - ner Liebe entſprin - gen drey Laſter. vnd Digniteten / welche alle die eigene Ehre erhalten / derhalben entſpringen auß der eigenen Liebe 3. andere / welche da ſind drey Laſter. 1. Hoffart / welche iſt die Liebe der eigenen Ehre / vnd fuͤr - treffligkeit. 2. Wolluſt vnd Fraß / wel - che ſind die Liebe der Fleiſchlichen Wolluſt. Vnd dañ zum 3. Der Geitz welcher iſt eine vnoͤrdentliche Liebe der zeitlichen dinge / vnd des Geldes. Wer nun die eigene Ehre lieb hat / der iſt alle dem jenigen Feind / was die eigene Liebe zerſtoͤren kan / daher kompt der Zorn vnd Rachgier: Daher entſprin - get auch der Neid / welcher iſt ein Haß deß guten ſo eines andern iſt / welches vnſere eigene Ehre kan verkleinern / daher entſpringet auch die Faulheit vnnd meydung der Arbeit / die derFleiſch -311Gottes Liebe eine Vrſache / etc. Fleiſchlichen Wolluſt zu wieder iſt / vnnd alſo kommen alle Laſter auß der eigenen Liebe.

Das XXXIIII. Capittel. Das alleine Gottes Liebe / wenn ſie die Erſte iſt im Menſchen / eine Vrſache iſt der Einigkeit vnter den Menſchen: Vnnd alleme die eigene Liebe iſt eine Vrſach deß Zancks vnd vneinig - keit.

Col. 3. Vor allen dingen ziehet an die Liebe welcher iſt das Bandt der vollkommenheit.

WEnn ein einiges Gut von al - len Menſchen gleich geliebetGottes Liebe eine Vrſach der Einig keit. wuͤrde / ſo were alle Liebe der Menſchen gleichfoͤrmig vnd eintrech - tig / vnd ſo muͤſten nothwendig dieſel - ben Liebhaber vntereinander eins ſein / denn ſie hetten alle eine Liebe / wenn nũ alle Menſchẽ Gott gleiche lieb hetten /ſo312Gottes Liebe eine Vrſache / etc. ſo muͤſten ſie nothwendig einia ſein / vnd ſich vntereinander lieben / So we - re Gottes Liebe eine Vrſach der Ei - nigkeit vnter den Menſchen / weil aber das nicht geſchicht / ſondern ein jeder liebet ſich ſelbſt vnnd ſeinen eigenen Willen / ſo wird die Liebe getrennet: Vnd wer ſeine eigene Ehre liebet vnd ſuchet / der liebet eines andern Ehre nicht / ſondern haſſet ſie / daher entſte -Vneinig - keit auß eigner Lie be. het die vneinigkeit vnter den Menſchẽ / denn ein jeder zeucht ſeine eigene Ehre andern fuͤr / vnnd wer ſeinen eigenen Willen / vnd ſeine eigene Ehre liebet / der macht ſich zum Gotte: Alſo ſind ſo viel Goͤtzen in der Welt / ſo viel ei - gene Ehre vnnd Liebe / daher kompt denn Zanck / Haß / Neid / Krieg / denn ein jeder wil ſeine eigene Ehre verthei - digen / alſo iſt die eigene Liebe / alleine ei - ne Wurtzel aller vneinigkeit in der Welt / Gottes Liebe aber ein Vr - ſprung alles Friedes vnd Einigkeit.

Das313Ein jeglicher erkent auß ſeiner Liebe / etc.

Das XXXV. Capittel. Das ein jeglicher auß ſeiner eigenen Liebe erkennen kan / was er Gott zu thun ſchuͤldig ſey.

1. Tim. 1. Die Heuptſumma des Gebots iſt: Liebe von reinem Hertzen / von gutem Gewiſ - ſen / vnnd von vngeferbten Glauben.

EIn jeder Menſch kan nicht beſ - ſer vberzeuget werden / dennDas groͤ - ſte Zeug - niß koͤmpt auß des Menſchẽ Gewiſſen. durch ſich ſelbſt / vnd iſt dz aller gewiſſeſte beweiß / was aus des Men - ſchen eigenem Gewiſſen kompt / vnnd wenn er in jhm ſelbſt ſiehet / als in ei - nem Spiegel was er thun ſol / ſo darff er nichts mehr zum beweiß denn ſich ſelbſt / vnnd keine andere zeugen: Nun iſt droben erwieſen / das auß natuͤrli - chem Rechte / GOtt fuͤr allen anderen dingen ſol geliebet werden / vnnd wer ſich ſelbſt fuͤr allen andern dingen lie -bet /314Ein jeglicher erkent auß ſeiner Liebebet / der macht ſich ſelbſt zum Abgott: Wenn einer nun wiſſen wil / was er Gott ſol geben / ſo ſehe er an / was er jhm wolt geben: Weil du dich aber fuͤr allen dingen / wilt geliebet haben / ſo lerne hie / das du daſſelbe Gott zu - thun ſchuͤldig biſt / ſo ſetze nun GOtt an deine Stadt / vnnd nicht dich ſelbſt an Gottes Stadt / vnnd gib jhm die erſte Liebe fuͤr allen die du dir gibſt:Gottes Willen zu folgen. Denn erſtlich liebeſtu deinen eigenen Willen vnnd folgeſt jhm / das kehre vmb / weil du Gott fuͤr allen dingen lie - ben ſolt / ſo Liebe auch ſeinen Willen / vnnd folge Ihm vnd keinem andern. 2. So liebeſtu deine eigene Ehre /Gottes Ehre zu - befordern vnd zuver theidigen vnnd wolteſt / das Jederman dieſelbe huͤlffe erhalten vnd befordern / ſiehe / dz thue Gott dem Herrn vnd bitte dz alle Menſchen ſeine Ehre beforderen / vnd groß machen. 3. Hinwieder / wie du deinen Feindt biſt / vnnd mit jhnen zuͤrneſt / die deine Ehre verkleinern / ſo ſoltu billig alle denen Feindt ſein /die315was er Gott zuthun ſchuͤldig ſey. die Gottes Ehre verhindern. 4. Weil du dich ſelbſt liebeſt / ſo liebeſtu dein ei - gen Lob / wilt auch von Jederman ger - ne gelobet ſein / das Jederman von dir guts Rede / daſſelbige biſtu Gott auch ſchuͤldig / vnnd ſolt wuͤnſchen / das ErGottes Lob zu - preiſen. von Jederman gelobt vnnd gepreiſet werde / vnd das kein Menſch auff Er - den ſeinen Namen vnchre / denn die - weil ich mir ſolches goͤnne / Tauſene - mal mehr ſol ichs GOtt goͤnnen. 5. Du wilt das dir Jederman glaube / vnnd dich kein Menſch fuͤr einen Luͤg -Gott zu - gleuben. ner halte / das ſoltu auch wuͤnſchen das es deinem lieben Gott geſchehe / vnnd alle Menſchen auff Ihn trawen / alſo iſt offenbar / das ein jeglicher Menſch in jhm ſelbſt tregt einen klaren vnbe - trieglichen Spiegel / darin er ſehen kan / was er GOTT zu thun ſchuͤl - dig iſt / wann er nemlich ſich von der Stadt vnnd Stuel GOTT es he - rab ſetzet / vnnd GOTT daſelbſt ſitzen leſt / vnnd diß iſt ſo eingewiß316Von der Frucht der Liebe Gottesgewiß Zeugniß / das alle Menſchen ohne Schrifft vnnd Buͤcher vberzeu - get.

Das XXXVI. Capittel. Von der Frucht der Liebe Gottes / Nemlich der Frewde in Gott.

Pſal. 5. Froͤlich laß ſein in dir / die deinen Namen lieben.

ALLer ding Ende iſt jhre Frucht. Frucht der beydẽ Liebe.Vnterſchiedtliche Samen aber bringen vnterſchiedtliche Fruͤch - te. Weil nun im Menſchen zwey vn - terſchiedtliche Samen oder Wurtzeln ſein / nemlich Gottes Liebe vnd eigne Liebe / ſo iſt auff zu mercken / was ein jeder Same fuͤr Frucht bringe. Vnd weil dieſe zwey Samen im Menſchen wiedereinander ſein / ſo folget draus / das ſie auch wiederwertige Fruͤchte bringen Alles was der Menſch thut / deſſen Ende vnnd Frucht iſt entwederFrew -317nemlich der Frewde in Gott. Frewde oder Trawrigkeit / das iſt deß Menſchen Gewin oder Frucht in al - ler ſeiner Arbeit. Weil nun die Frew - de eine gute Frucht iſt / lieblich vnd an -Frewde koͤmpt auß einem guten Sa - men. genehme / derwegen ſo muß dieſelbe auß einem guten Samen vnnd guten Wurtzel herſprieſſen / vnnd weil die Trawrigkeit eine boͤſe Frucht iſt / der - wegen ſo muß ſie auch von einem boͤ - ſen Samen herkommen / vnd demnach ſo iſts gewiß / das die wahre Frewde da -Wahre Frewde koͤmpt võ Gottes Liebe. durch wir vns in dieſem Leben in Gott Frewen / herkommet vnnd entſpreuſſet von der herrlichen Liebe Gottes: Vnd die Trawrigreit vnnd Pein des Ge - wiſſens von der eignen Liebe. Denn wo keine Liebe iſt / da kan auch keine Frewde ſein / denn die Frewde wird aus der Liebe geborn. Wie aber die Lie - be iſt / ſo muß auch nothwendig die Frewde ſein. Iſt nun die Liebe Goͤtt - lich / ſo iſt auch die Frewde Goͤttlich: Iſt die Liebe Irrdiſch vnd hanget am Irrdiſchen / ſo iſt die Frewde IrrdiſchYhan -318Von der Frucht der Liebe Gotteshanget die Liebe GOtt allezeit an / ſoDie Frew - de in Gott iſt ein vor ſchmack des ewigẽ Lebens. wird ſie ſich allezeit in Gott erfrewẽ / vñ das iſt ein Vorſchmack des ewigen Le - bens. Were die Liebe vollkom̃en in dieſẽ Leben / ſo were es auch eine vollkomne Frewde. Weil ſie aber in jenem Leben wird vollkommen ſein / ſo wird auch im ewigen Leben vollkomne Frewde ſein vñ wie wir Gott ewig leben werdẽ / ſo wird auch die Frewde ewig ſein / vnd wie die Liebe dort wird vollkom̃en ſein / ſo wird ſie auch haben allezeit ein vollkommen Gut / dem nichts gebriſt / das da iſt vn - ſterblich / vnendlich / vnwandelbar / vn - mangelhafftig. Derwegen ſo wird auch die Liebe ſein vnſterblich / ewig / beſtendig / warhafftig / vnbeweglich / le - bendig / vnbreſthafftig. Weil nun dieWie die Liebe alſo auch die Frewde. Liebe in jenem Leben wird ſein rein / vn - beflecket / Goͤttlich / ſo wird auch die Frucht alſo ſein / nemlich eine reine Goͤttliche / vnbefleckte Frewde / die aller beſte vnd koͤſtlichſte Frewde vnd wird in ſich begreiffen die hoͤchſte Liebligkeit / den hoͤchſten Friede / die hoͤchſte Ruhedeß319nemlich der Frewde in Gott. deß Hertzens / das froͤlichſte Jauchtzen vnd Jubilieren der Seelen / die hoͤchſte ſuͤſſigkeit vñ gnugſamkeit / vñ ſaͤttigũg im hoͤchſten Grad / vnd dz ſeligſte Lebẽ / ja dz ewige Leben. Denn dz ewige LebẽEwige Le ben iſt ewige Frewde. iſt nichts anders denn ewige Frewde / davon die Gleubige liebhabende Seele bißweilen ein kleines fuͤncklein empfin - det vñ ein kleines troͤpfflein ſchmecket / davon dz hohe Lied Salomonis ſinget: Mein Freundt fuͤhret mich in ſeinen Weinkeller / er Labet mich mit Epffeln vnd erquicket mich mit Blumen. Vnd im 100. Pſ. Jauchtzet dem Herrn alle Welt: Vnd abermal wol dem Volck dz Jauchtzen kan. Wer nu dieſe frewde hat d hat alles was er wuͤnſchen vñ be - gehren mag / vnnd vber dieſelbe kan er nichts mehr wuͤnſchen. Vñ weil dieſel - be frewde entſpringt auß d waren Liebe Gottes / ſo aus dem Glaubẽ an vnſern Herrn Jeſum Chriſtũ kompt / ſo folget wo wir diß hohe gut habẽ wollen vñ ein troͤpfflein davon ſchmeckẽ wollẽ in dieſẽ leben: Ja wenn wir in vns ein lebendigY 2Zeug320Von der Frucht der Liebe GottesZeugniß haben wollen deß Ewigen Le - bens das wir im Glauben nach der ei - nigen Liebe Gottes trachten / vnd vns derſelben ergeben. Dahero S. PaulusEphe. 3. ſagt: Chriſtum lieb haben iſt beſſer deñ alles wiſſen. Vñ weil dieſe Liebe in vnsDer Schatz deß ewigẽ Lebens iſt in vns. iſt / vnd nit auſſer vns / wiewol vnuoll - kommen ſo folget dz wir dieſen Schatz in vnſer Seele habẽ / vñ beduͤrffẽ nichts außwendiges dazu weder Golt noch Silber / weder Ehre noch Wuͤrde / we - der Kunſt noch Hoheit / weder Spra - chen noch Anſehen / weder Speiſe noch Tranck / noch etwas Zeitliches / ſon -In Got - tes Lieb alles be - griffen. dern in der einigen Liebe Gottes / iſt dz alles begriffen: Vnnd weil die Liebe dort wird vollkommen vnd ewig ſein / ſo wird auch ewiger Friede vnd Frew - de ſein. Vnd dieſen Schatz vnd Reich - thumb wird der Menſch haben in jhm ſelbſt vnnd wird jhme denſelben nie - mand ſtelen koͤnnen / vnd er wird auch ſeine Frewde ſtets in jhm ſelber haben / dazu er weder Golt noch Silber be -darff /321nemlich der Frewde in Gott. darff / weder Ehre noch euſſerliche Herrligkeit. Denn Gottes Liebe iſt jm alle Herrligkeit. Vñ dieſen Reichthum̃ weiß vnd kennet niemandt denn der jn hat. Wer jhn aber in jhm ſelber hat / der wird nichtes außwendiges begeren / wird niemand etwas vergoͤnnen / denn er iſt voll vnd ſatt ſeines eigenen gutes /Gottes Liebe bringt al - les mit ſich. ſeiner eigen Frewde / vnd begert nichts denn die Liebe Gottes / darin ſein Frew - de vnd Leben iſt: Vnd ſolches Scha - tzes anfang koͤnnen alle Gleubige ha - ben / denn Gottes Liebe wird dadurch nicht geringert / ſondern mehret ſich vnd theilet ſich vnendtlich auß / vnnd hindert darin kein Gleubiger den an - dern / ſondern machen vielmehr ſolche Gaben in jhnen wachſen vnnd zuneh - men. Denn je mehr ein Menſch Gott liebet / je mehr er ſich in Gott erfrewet: Vnd wie Gott ſeine Liebe dem Men - ſchen außtheilet ſo theilet er auch ſeine Frewde auß / ſo offenbaret ſich auch Gott ſeinen Liebhabern / nach deme ſie jhn lieben: Vnd ſo hat Gottes LiebeY 3vnd322Von der Frucht der Liebe Gottes / etc. vnd Frewde / vnnd Erkentniß in allenKeinr hin dert den andern in Gottes Liebe. Menſchen jhre Gradus / vnnd hindert hierin keiner den andern / daraus abzu - nehmen wie groß die ewige Frewde im Ewigen Leben ſein wird / weil GOtt ſeine Liebe vnd Frewde in alle Auſſer -1. Cor. 15. welte gantz außgieſſen / vnnd ſie damit erfuͤllen wird / wenn er wird alles in al - len ſein.

Das XXXVII. Capittel. Von der Frucht der eigenen Liebe / das auß derſelben keme wahre Frewde wachſen kan / ſondern eine falſche Frewde / ſo ewige Trawrigkeit Ge - bieret.

Jacob. 4. Seidt Elend / vnnd tragt Leidt / vnd Weinet / ewr Lachen verkehre ſich in Wei - nen / vnnd ewre Frewde in Trawrigkeit.

GLeich wie auß der Warhaffti - gen Goͤttlichen Liebe / War - hafftige / Goͤttliche Frewde fol -get:323Von der Fruchtget: Alſo aus der falſchen eigenen Liebe kompt her eine falſche vnd nich -Auß eig - ner Liebe koͤmpt nichtige frewde. tige Frewde. Dann die eigene Liebe liebet jhren eignen willen / jr eigen Lob / jhre eigene Ehre / jhre eigene Wolluſt / vnd alle Luͤſte des Fleiſches. Vnd dem - nach liebet die falſche Liebe alles / was da dienet eigene Ehre vnnd Wolluſt zuerhalten / als zeitlich Gut vnd Reich - thumb / Wuͤrde vnd Gunſt / vnd der - gleichen. Weil aber ſolches alles vnbe -Der grũd eigner Lie be iſt vn - beſtendig. ſtendig / vnd bald verloren werden kan / ſo muß ſich der Menſch immer fuͤrch - ten vnd Sorgen / wie ers erhalte / vnd dagegen muß er daſſelbe haſſen vnnd neiden / welches jhm ſein Gut / daran er mit ſeiner Liebe hanget / verderben vnnd nehmen kan. Derwegen fol - get darauß / das er ſich nicht recht in ſeiner eigenen Liebe frewen kan /Frewde auß eig - ner Liebe wird end - lich in Trawrig - keit ver - wandelt. ſondern dieſelbe Frewde iſt mit Furcht vnnd Trawrigkeit vermiſchet / vnnd wird endtlich in Trawrigkeit ver - wandelt. Darumb iſts eine falſcheY 4vnd324Von der Fruchtvnd nichtige Frewde. Dann wie der Same iſt / ſo iſt auch die Frucht.

Wir haben aber droben bewieſen / das die eigene Liebe vnordentlich iſt / vnbillig / falſch / vnrein / verderbt / voller Laſter / boßhafftig / ſchendtlich / wiederEigne Liebe em Wurtzel aller Vn - tugend. die gantze Natur vnnd Crcatur / vnnd demnach ein Wurtzel aller Vntugend vnd alles boͤſen / ein Gifft / ein Todt / Finſterniß / Irrthumb / Blindheit / Luͤ - gen / vnd Wurtzel aller Luͤgen / vnd die erſte Vngerechtigkeit. Derhalben ſo Gebieret auch ein ſolcher boͤſer Sa - me eine boͤſe Frucht / nemlich eine fal - ſche Frewde / eine vnreine Boßhaff - tige / ſchendtliche Frewde wieder Gott vnd denn Neheſten / vnnd Frewet ſich wieder GOtt vnd alle Gerechtigkeit. Frewet ſich in allen Laſtern vnd Suͤn - den / in aller verachtung Gottes / vnd iſt Gott zum hoͤchſten zuwieder. Vnd kan nichts Verdamlichers dem Men - ſchen ſein / dann ſich wieder GOtt in aller Boßheit Frewen vnd Beluſtigen. Dann325der eigenen Liebe. Dann iſt es boͤſe etwas lieben wieder Gott / viel erger iſts / ſich frewen deſ - ſen / das wieder GOtt iſt. Dann ſol -Frewde auß eig - ner Liebe iſt auſſer Gott / oh - ne Gott / wieder Gott. che Frewde iſt wieder die gantze Natur vnd alle Creaturen auſſer GOtt / ohn GOtt wieder GOtt. Darauß dann nichts anders werden kan dann der ewige Todt / die ewige Trawrigkeit vnd Finſternuß.

Denn gleich wie die Goͤttliche Frewde den Menſchen jmmer neher vnd neher zu vnd in Gott fuͤhret: AlſoFleiſchli - che frewde fuͤhret võ Gott abe. die Fleiſchliche Frewde fuͤhret den Menſchen jmmer weiter vnnd weiter von Gott. Die Goͤttliche Frewde vermehret die Goͤttliche Freundt - ſchafft: Die falſche Frewde vermeh - ret die Feindtſchafft wieder GOtt. Die Goͤttliche Frewde ſaͤttiget vnnd befeſtiget den Willen in Gottes Liebe / vnd macht das Gewiſſen Frewdig / Froͤlich / Suͤſſe vnd Holdſelig / aber die Fleiſchliche Frewde macht das Hertz vnd Willen vnbeſtendig / vnruhig / bit -Y 5ter /326von der Fruchtter / vnnd feindſelig. Die Goͤttliche Freude kan man haben ohn arbeit / vn - koſten / vnd ohn anderer Leute HuͤlffeVerglei - chũg Goͤtt licher vnd Fleiſchli - cher freu - de. vnd ſchade: Aber die Fleiſchliche freu - de kan man nicht haben dann mit groſ - ſer muͤhe vnd arbeit / vnkoſten / mit an - derer Leut ſchaden vnd verderben / vnd mit vieles zeitlichen dinges vorraht vnd vberfluß. Die Goͤttliche freude machet / vermehret / vnnd erhelt Friede vnd Freundſchafft / einigkeit vnnd al - les gutes vnter den Menſchen: Die falſche Freude machet vnfriede / Feindſchafft / Vneinigkeit / vnd ſtiff - tet viel Verderben vnnd Vngluͤck. Aus der Goͤttlichen Freude kan nichts boͤſes kommen / vnnd keine ergerniß / Aber aus der falſchen Freude kan nichts erwachſen dann alles boͤſe vnnd viel ergernuͤß. Die Goͤttliche freude erwecket den Menſchen zu allem guten: Die falſche freude erwecket den Men - ſchen zu allem boͤſen. De Goͤttliche Freude iſt lebendig / heilſam / loͤblich /lieblich /327der eigenen Liebe. lieblich / herrlich / ehrlich: Die Fleiſch - liche Liebe vnnd freude iſt ſchendlich / Laſterhafftig / Vnehrlich. Die Goͤtt - liche Freude iſt Gott dem Herrn angenehme vnd wolgefellig: Die fal - ſche freude haſſet Gott der Herr auffs hoͤchſte. Die Goͤttliche freude vermehret die Goͤttliche begierde / vnd machet verlangen nach Gott vnd al - lem guten: Die falſche freude vermeh - ret die begierde alles boͤſen. Die Goͤtt - liche freude erleuchtet das Hertz vnnd Verſtand / erfuͤllets mit Weißheit / vnnd Goͤttlicher erkantnuͤß: Aber die falſche freude verfinſtert vnd verblen - det den Verſtandt / vnnd erfuͤllet das Hertz mit aller thorheit vnnd eitelkeit. Die Goͤttliche Freude iſt warhafftig / betreugt niemand: Die Fleiſchliche Freude iſt luͤgenhafftig / vnnd nichts dann lauter betrug vnd verfuͤhrung.

Das328Die letzte Frucht eigener Liebe

Das XXXVIII. Capittel. Von der endtlichen vnd letzten Frucht / ſo da wechſet auß der eigenen Liebe vnd falſchen Frewde / welche iſt die ewi - ge Trawrigkeit vnd ewige Todt.

Roͤm. 8. So Ihr nach dem Fleiſch lebet / ſo werdet Ihr ſterben.

DRoben iſt angezeigt / das außAuß eig - ner Liebe koͤmpt ewige Trawrig - keit. der Goͤttlichen ewigen Liebe wachſe vnnd entſpringe ewige Frewde. Darauß folget / wo die Liebe Gottes nicht iſt / da kan auch nicht ſein die ewige Frewde / vnd alle das gute / ſo zu der ewigen Frewde gehoͤret / ſondern da iſt vnd muß ſein eine ewige Berau - bung aller Frewde vnnd alles guten. Vnnd darumb kan daſelbſt nichts an - ders ſein dann eitel Trawrigkeit vnndHoͤchſter ſchmertz in der ver - dampten Seclen. Hertzleidt. Dann die Seele des Men - ſchen wird dann in ſich ſelbſt gekehret werden / vnd in jr ſelbſt befinden / dz ſie des Ewigen vnd hoͤchſten Gutes Be -rau -329iſt ewige Trawrigkeit vnd ewiger Todt. raubet iſt / dazu ſie nimmermehr in Ewigkeit wieder kommen kan / vnnd daſſelbe durch jhre eigene ſchuldt. Vnd ob ſie wol ſolches Sehnlich vnnd mit groſſem Heulen begehren wird / wird ſie es doch nimmermehr in ewigkeit erlangen. Darauß nichts dann Hertz - leidt / Angſt vnd Pein inwendig in der Seelen entſtehen kan.

Vnnd weil der Menſch nim - mer in ewigkeit der SchmertzlichenVerdam - ten werdẽ wuͤnſchen zu nicht zu werden Rewe vber das verlorne Gut loß wer - den kan / ſo wird er immer wuͤnſchen / das er gar zu nicht wuͤrde / das er nichts mehr were / welches dann auch nim - mermehr geſchehen kan / ſondern muß alſo bleiben / vnnd die Verdamniß in ewigkeit leiden. Darauß nichts an - ders werden kan dann ein ewiger Haß ſein ſelbſt / vnnd das ein Ver - dampter ſich ſelbſt Ewig verfluchen muß / ſonderlich weil er ſehen wird ſei - ne ſchande / ſeine heßligkeit / ſeine ab - ſchewligkeit / dadurch er ſich ſelbſtnicht330Wie wir Gott alles gebennicht wird ertragen / dulden / vnd leiden koͤnnen / vnd wirds doch in ewigkeit er - tragen maͤſſen. Alſo wird an ſtat der eignen liebe kommen eigner Haß vnd Vermaledeyung.

Das XXXIX. Capittel. Wie wir Gott vnſerm Schoͤpffer al - les geben / vnd jhn allein ehren ſollen.

Pſal. 95. Kompt / laſt vns anbe - ten / vnd knien / vnd nieder - fallen fuͤr dem HERRN / der vns gemacht hat.
Alle Ehre Gott dem Schoͤpfer zu geben.

WEil wir wiſſen / das GOtt vnſer Schoͤpffer / Erhalter / vnd Liebhaber / ja vnſer Va - ter iſt / weme wolten wir dann billicher alle Ehre vnnd Ehrerbietung geben dann vnſerm Schoͤpffer vnd Erhal - ter? Wen wolten wir billicher anruf - fen / bitten / flehen / ehren / loben / vnnd preiſen / dann denſelbẽ / der vns geſchaf -fen331vnd jhn allein ehren ſollen. fen hat? Wem wolten wir vertrawen? Auff wen wolten wir vnſere Hoffnung ſetzen? Wen wolten wir billicher lie - ben? In weme wolten wir vns billi - cher frewen? An weme wolten wir vn - ſern hoͤchſten wolgefallen haben / vnnd vnſern hoͤchſten troſt? Wen wolten wir anders lieben dann den / der vns zu ſeinem Bilde geſchaffen? Wen wol - ten wir ehren dann den / der vns ſo hoch vber alle Creaturen geehret hat? Wem wolten wir doch vns gantz erge - ben dann deme / der ſich vns gantz ge - geben durch ſeine Liebe / der vns alſo geſchaffen / daß wir mit jhm ewig le - ben / vnd bey jhm ewig bleiben ſollen / vnd vns mit jhm ewig frewen ſollen? Wen wolten wir doch billicher lieben vnd ehren dann den / der vns zu ſeinen Kindern angenommen / vnd ſich vns zum Vater gegeben hat?

Darumb bedencke O Menſch / war -Warumb vns Gott zu ver - umb dich GOtt zu einem vernuͤnff -tigen332Wie wir Gott alles gebennuͤnfftigẽ Menſchẽ erſchaffẽ?tigen Menſchen geſchaffen hat / daß du jhm nemlich alle deine Sinne vnd Seelenkreffte geben ſolt. Derwegen weil dich Gott alſo geſchaffen / daß du lieben kanſt / ſo ſoltu Gott lieben / weil du etwas erkennen kanſt / ſo ſoltu Gott erkennen / weil du etwas fuͤrchten kanſt / ſo ſoltu Gott fuͤrchten / weil du etwas ehren kanſt / ſo ſoltu GOtt eh - ren / weil du beten kanſt / ſo ſoltu Gott anbeten / vnd weil du loben vnd preiſen kanſt / ſoltu Gott loben vnnd preiſen / vnnd weil du dich verwundern kanſt / ſoltu dich vber deinen Schoͤpffer vnd Vater verwundern / vnd weil du gleu - ben / vertrawen / vnd hoffen kanſt / ſol - tu Gott gleuben / vertrawen / vnd auff jhn hoffen. Vnnd weil du dich frewen vnnd beluͤſtigen kanſt / ſoltu dich in Gott frewen vnd beluͤſtigen. Vnnd weil in Gott alles iſt / vnd Er vermag alles vnendlicher weiſe / ſo kanſtu alles bey Gott vnnd in Gott finden / vnnd thun / was dein Hertz wuͤnſchet / ſo du deine luſt an Gott haſt.

Daraus333vnd jhn allein ehren ſollen.

Daraus folget dann die rechte war - hafftige Ehre Gottes. Dann werWomit man Gott ehret. Gott liebet / der ehret Ihn: Wer jhn aber nicht liebet / der vnehret jhn. Wer Gott fuͤrchtet / der ehret jhn / vnnd wer jhn nicht fuͤrchret / vnehret jhn. Alſo iſts mit allen Tugenden vnnd Laſtern. Mit gehorſam Ehret man Gott / mit vngehorſam vnehret man Ihn. Alſo iſts mit dem Glauben / mit Hoffnung / mit Lob vnd Preiß / mit Danckbarkeit.

Daraus iſt nun offenbar / das nichts beſſers / herrlichers / loͤblichers / ehrli - chers / nuͤtzlichers dem Menſchen iſt dann Gott Ehren / vnd nichts ſchend - lichers / abſchewlichers / grewlichers iſt dann Gott vnehren.

Das XXXX. Capittel. Von eigener Ehre / welche der Ehre Gottes zuwieder iſt / vnd jhr abgeſag - ter Feindt.

Pſal. 115. Nicht vns HErr / nitZvns334Eigene Ehrevns / ſondern deinem Namen gib die Ehre.
Eigene Eh re ſtreitet wieder Gott vnd die gantze Natur.

WAnn ein Menſch nicht in al - len dingen Gottes Ehre ſu - chet / dieſelbe hilfft außbrei - ten vnd vermehren / ſo handelt er nicht als ein Geſchoͤpff vnnd Creatur Got - tes / noch als ein Werck ſeiner Hende / ſondern er handelt wieder Gott / wieder die gantze Ordnung der Creaturen / die Gott zu ſeinen Ehren geſchaffen. Viel erger aber handelt ein Menſch / wann er alles thut zu ſeinen eigenen Ehren / zu ſeinem eignen Lob / jhm einen groſſẽ Namen zumachen / vnd denſelben auß - zubreiten. Dann dadurch Raubet der Menſch Gott ſeine Ehre / die jhme al - lein gebuͤhret / vnnd ſetzet ſich auff den Stuel Gottes als Lucifer / vnd da muß er herunter geſtuͤrtzet werden / dadurch wird er ein hefftiger Feind Gottes. Ein ſolcher Menſch erfuͤllet ſein Hertz mit eigener Ehre vnd Ruhm / darnach er Tag vnd Nacht trachtet / vnd ver -trei -335iſt Gott zuwieder. treibet alſo Gottes Ehre auß ſeinem Hertzen. Dann ſein Hertz ſoll der Eh - ren Gottes voll ſein / ſo iſts voll ſeiner eigener Ehre / vnnd findet demnach Gottes Ehr keine ſtatt vnnd raum in deſſelben Menſchen Hertzen.

Nicht allein aber hat er ſein eigenEigne Eh re erfuͤllet auch ande rer Men - ſchẽ Hertz mit Gifft. Hertz alſo vergifftet / ſondern er wil auch anderer Leute Hertzen (welche ſollen ſein ein Sitz vnd Hauß der Eh - re Gottes) mit ſeiner eigenen Ehre er - fuͤllen / das er von jhnen hoch gehalten werde. Vnd alſo vertreibet er Gott võ ſeinẽ Stuel / auß der Menſchen Her - tzen / vnd ſetzet ſich ſelbſt mit ſeiner Eh - re hinnein. Wie koͤnte nun ein groͤſſer Feindt Gottes ſein? Darumb wiltu kein Feindt Gottes ſein / ſo ſiehe zu / dz du bald aus deinem Hertzen außtilgeſt vnd toͤdteſt die eigene Liebe vnd eigene Ehre. Darumb muſtu dich ſelbſt haſſẽ vnd verleugnen / wiltu Gottes Freund ſein. Dann durch eigene Liebe vnnd Ehre wirſtu Gottes Feind. Dadurch wird ein ſolcher Menſch aus dem Him -Z ijmel336Eigene Ehre iſt Gott zuwieder. mel verſtoſſen / das iſt / von Gott vnnd ſeinẽ Angeſicht ins ewige verderben / in die ewige ſchmach vñ ſchand. Dz iſt die Frucht / ſo auß d eignen Ehre wechſet.

Darumb gehe wieder zuruͤck / thueWieder - kehr zur Buſſe. Buſſe / gleube an Chriſtum / vnd lebe in jm als eine newe Creatur: So wird Er dich fuͤr den ſeinẽ erkennen. Zu den an - dern / die nit Buſſe gethã / ſondern nach dem Fleiſch gelebt in Adã / ja im Teuf - fel / zu den wird er ſagen: Ich hab euch noch nie erkant / weichet alle von mir jr Vbelthaͤter. So iſt auch die eigene Eh - re d Liebe Chriſti gar zuwieder vñ ver - tilget ſie auß deinem Hertzen / darumb weil vnſer hoͤchſtes Gut iſt / vnſere hoͤchſte Weißheit vnd Kunſt die Liebe Chriſti: So laß die eigene Ehre vnnd Welt Liebe von deinen Hertzen außge - hen auff dz die Liebe Chriſti eingehe / deñ ſie koͤnnẽ nit beyeinander ſtehen: Vnd in der Liebe Chriſti wird vnſer wares Chriſtenthumb vollendet / mit welcher Gott vnſer Seelen ewiglich wolle er - frewen ſaͤtigen vnd erfuͤllen Amen.

Beſchluß337Beſchluß.

Beſchluß.

DIeſe 4. Buͤcher haben darum̃ den Titel vom wahren Chri - ſtenthumb / dieweil der wahre Glaube an vnſern Herrn Jeſum Chriſtum / vnnd die Gerechtigkeit des Glaubens / dz Fundament ſein / darauß das gantze Chriſtliche Leben herflieſſen ſol. Demnach hab ich nit den Heyden geſchrieben ſondern den Chriſten / die zwar den Chriſtlichen Glauben ange - nommen / aber gantz vnchriſtlich Lebẽ / vnd die krafft des Glaubens verleugnẽ oder nit vorſtehen wollen. Ich hab nit geſchrieben den vngleubigen / ſondern den Gleubigen / nit den luſtificandis, ſondern den Iuſtificatis. Darumb das gantze Werck / von taͤglicher Buſſe / vñ Chriſtlicher liebe / nit anders verſtandẽ werden ſol / denn prælucente fide in Chriſtũ, & præſuppoſita fide, dz iſt dz der Glaube fuͤrleuchte / vnd dz Fun - dament ſey / damit niemand gedenck / dz allhiero vnſerm Fleiſchlichen freyen willen / oder guten Wercken etwas zu -Z iijgeſchrie -338Beſchluß. geſchriebẽ werde / mit nichten / ſondern weil du ein Chriſt biſt / vñ mit dem Geiſt Gottes geſalbet / ſo ſoltu Chriſtum laſ - ſen in dir Leben / in dir Herrſchen / vnd den H. Geiſt dich Regieren / damit dein Chriſtenthumb nit heucheley ſey / ſo ſol auch der ander Theil des 4. Buchs nit alſo verſtanden werden / das wir auß Fleiſchlichẽ freyen willen / koͤnten Gott lieben / denn die Liebe iſt ein Frucht des H. Geiſtes / ſondern dahin gehet der - ſelbe Theil / das wir neben dem Wort Gottes vñ dem Buch der H. Schrifft / auch koͤnnen vberzeuget werden in vn - ſern Hertzen vnd Gewiſſen / auß dem Buch der Natur / vnd aus dem Licht d Natur / das wir Gott zulieben ſchuͤldig ſein / wegen ſeiner groſſen Liebe die Er vns durch alle Creaturen erzeiget vnd beweiſet / vnd ſolch Argument aus der Natur vberzeuget alle Menſchẽ / er ſey Heyde oder Chriſt / Gleubig oder Vn - gleubig / vnd kans auch kein Menſch wiederlegen. Gott erzeigt vnd beweiſet vns durch alle Creaturẽ ſeine Liebe / vñwir339Beſchluß. wir nehmen ſeine Wolthaten an / dar - umb machẽ wir vns verpflichtet vnſern Liebhaber wieder zu Lieben: Ja dar - umb ruffet vnd reitzet vns Gott durch alle Creaturen zu ſeiner Liebe / welcher alle Menſchen in gemeinem Leben ge - nieſſen / boͤſe vnd gute. Darumb frey - lich auch Gottes Liebe auß dem Buch der Natur zuerkennen / vñ koͤnnen auch damit die Heyden vberzeuget werden / Groß ſind die Wercke des Herrr / ſagt der 111. Pſalm. Wer jhr achtet der hat eitel Luſt dran: vnd der 92. Du leſ - ſeſt mich froͤlich ſingen võ deinẽ Wer - cken vnd ich ruͤhme die Geſchaͤfft dei - ner Hende. Wie koͤnnen ſie aber beſſer geruͤhmet werden / deñ auff ſolche wei - ſe. GOtt geb vns Verſtandt vnnd Weißheit das wirs erkennen / vnnd GOtt in allen ſeinen Wercken Preiſen hie vnd dort ewiglich AMEN.

Errata[340]

Errata in das Vierdte Buch.

FOl. 16 Im. 3 poſt Seele adde im f. 19 l. 10 poſt wolleſt / adde es. Ibid. l. 11 pro auß / liß auff. f. 20 l. 18 liß Schamaim. f. 23 l. 15. pro der liß des. f. 26 l. 25 liß breitet. f. 27 l. 7 liß vergenglicher. f. 34 l. 21 liß Er. f. 39 l 17 pro erinnert / liß ernewert. f. 66 l. 3 liß Jeden Ibid. l. vlt. pro wehrende / liß Nehrende. f. 84 l. ult liß nennen. f. 85 l. 2 poſt vnd adde / iſt. f. 97 l. 3 pro Jenigen liß Juͤnger. f. 101 l. 2 pro ruffet / liß ruͤſtet. f. 104 l. 1 dele lineas vndecim, biß auffs Wort / ſondern. f. 105 l. 7 pro Nebel / liß Wolcken. f. 110 l. 17 pro auß ſeinem Himliſchen Othem / liß auß Heimli - chen Ortern. f. 113 l. 3 poſt dieſelben adde ſollen. f. 121 l. 13 liß diß. f. 122 l. 17 liß betro - gen. f. 128 l. 8 pro ein liß im. f. 157 l. 12 pro doch / liß durch. f. 170 l. 10 liß ſtecken. f. 192 l. 3 pro Wege / liß Wercke. f. 195. l. 2 dele al - les. f. 210 l. 8 pro dennoch / liß demnach. f. 211 l. 10 poſt einem adde / Ort. f. 216 l. ult. poſt gemeſſen adde kan. f. 218 l. 10 pro treibet / liß liebet. f. 252 l. 2 pro Gottes / liß Gott. Ibid. l. vlt. pro klarheit / liß klagheit. f. 255 l. 16 poſt intent / adde / den dem Menſchen. f. 271 l. 15 pro Natur / liß Name. f. 289 l. 8 dele nicht. f. 291 l. 5 liß hoͤchſter. f. 300 l. 7. poſt Ge - rechtigkeit adde æquitatis debiti & gratitudinis.

ENDE.

About this transcription

TextVom wahren Christenthumb
Author Johann Arndt
Extent364 images; 50128 tokens; 7039 types; 331740 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationVom wahren Christenthumb Das Vierdte Buch. Liber Naturae. Wie das grosse Weltbuch der Natur/ nach Christlicher Außlegung/ von Gott zeuget/ vnd zu Gott führet [...] Johann Arndt. . [10] Bl., 339 S. FranckeBoelMagdeburg1610.

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