Dem WolEdlen / Geſtrengen vnd Veſten Churt von Reſtorpff auff Schoͤnefeldt vnd Wiſchendoͤrff Erbgeſeſſen / meinem vielguͤnſtigen Junckern. Wie auch Der Edlen viel Ehr vnd Tugendreichen Claræ Mariæ Fineken / deß Edlen Churt von Reſtorpffen vielgeliebten Haußfrawen aus wolmeinenden Gemuͤth vnd Chriſtlichem Hertzen offe - riret vnd vbergiebet dieſe Predigt.
M. Joachimus Schreccius.
TRoͤſtet / Troͤſtet mein Volck / ſpricht ewer Gott / bey dem Evangeliſchen Prophe - ten / Eſaia im 40. cap. v. 1.
Aber wo mit ſol man die Adelichen hochbetruͤbten Elteren vnd Agnaten troͤſten / daß jhre verwundete vnd geſchlagene Hertzen in dieſem ploͤtzlichen Trawr - vnd Todesfall / jhres hertzgeliebten Sohnleins getroͤſtet vnd zu ruhe geſtellet werden? Der beſte Troſt were gedencket jhr zweiffels ohne wenn der trawrige Todesfall nicht ge - ſchehen.
Ja das were wol zu wuͤnſchen / aber von Menſchen nun nicht mehr mag geendert werden.
All dieweil es aber dem gerechten Gott / deſſen Ge - richt gerecht ſeyn / Pſal. 119. Vnd all ſein Thun gerecht iſt / ob es vns gleich anders duͤncket / auff ſolche weiſe ewr liebes Soͤhnlein zu ſich zu foderen / gefallen / Als ohn welches Befehl nichts geſchicht / Thren. 3. cap. v. 37. Dann ſeine Fuͤrſichtigkeit regieret alles. Sap. 14. c. v. 3. Ja die Haar vnſers Haͤuptes ſeynd gezehlet / das keins ohn deß Herrn willen davon fellet / So muͤſt jhr ewerMatt. 10. Hertz auch mit ſchuͤldigen Gehorſam vnd Chriſtliche Ge - dult zuſammen faſſen.
Auff das nun der hochbetruͤbten Adelichen Elteren jhre blutige Hertzwunde mit dem allerbewehrſten Heyl - pflaſter deß Goͤttlichen Worts. Sap. 16. cap. v. 12. welcherA ijalles[4]Troſt vndalles heylet / moͤge verbunden werden / jhr Kummer vnd Jammer dardurch gelindert vnd gemindert.
Als wil ich auch der zu troͤſten erfodert nach erinne - rung des Zuchtlehrers Syrachs cap. 7. v. 37. die Wei - nenden nicht ohn Troſt laſſen / vnd nach dem Exempel Davids 2. Sam. 10. v. 2. 1. Chron. 20. v. 2. Der ſeine Bo - ten ſchickete zum Koͤnige Hanon der Ammoniter vnd ließ jhn troͤſten vber den toͤdlichen Abgang ſeines Vaters / wiewol es vbel von deſſen Raͤthen gedeutet wart / Jtem Chriſti / der die weinende Wittwe nicht ohn Troſt ließ zu Nain / ſondern troͤſtet ſie mit ſeinem freundlichen Munde vnd holdſeligen Lippen / ſagende: Weine nicht Luc. 7. wiederrichten.
Damit aber das Troͤſten mir nicht moͤge gleich gera - ten wie den Kinderen Jacobs / Gen. 37. v. 35. Die jhren bekuͤmmerten Vater wegen Abgangs Joſephs troͤſten wolten / wolte doch ſolch Troſt bey jhm nicht ſafften noch hafften / ſondern ſprach in groſſer Betruͤbniß: Er muſte fuͤr Leid hinvnter fahren in die Gruben zu ſei - nem Sohn.
Als wil ich mich zu Gott wenden / ohn welches Huͤlff vnd Aſsiſtentz nichtes geraten mag / denn wir treffen das kaum ſo auff Erden iſt vnd erfinden ſchwerlich das vnterhanden iſt / wer wil denn Gottes Rath erfahren / es ſey dann das Gott Weißheit gebe / vnd ſende ſeinen heiligen Geiſt auß der hoͤhe. Sap. 9. v. 16.
Darumb wil ich jhn auch Bitlich erſuchen / daß der Mayeſtaͤtiſche Gott durch ſeine Troͤſtung wolle der betruͤbten Seelen erquicken Pſal. 94. v. 19. Durchs Ohrins[5]Vnterrichtungs Predigt. ins Hertz laſſen gehen damit ſie vnd wir den Willen Got - tes in Gedult vollbringen vnd die Verheiſſung empfa - hen / Heb. 10. v. 36.
Betet derohalben in gleubiger Andacht vnd an - dechtigen Glauben das Vater vnſer.
Ewre Liebe wolle aber - mahl GOtt dem HErren die Ehre geben vnd in der Furcht deß HErren ſtehend anhoͤren einen kraͤfftigen vnd mechtigen Vnterrichtungs vnd Troſtſpruch / ſo von den Adelichen hochbetruͤbten Trawr - hertzen / ſelbſt beliebet vnd begehret / wie daſſelbe auffgezeichnet / enthalten im Buch der Weißheit am 4. Cap. vom 7. biß zum 15. Verß. Alſo lautent.
DEr Gerechte ob er gleich zu zei - tig ſtirbet iſt er doch in der Ruhe.
(Denn das Alter iſt ehrlich / nicht das lange lebet oder viel Jahr hat.
Klugheit vnter den Menſchen iſtA iijdas[6]Troſt vnddas rechte grawe Haar / vnd ein vn - beflecket Leben iſt das rechte Alter)
Denn er gefellet Gott wol / vnd iſt jhm lieb / vnd wird weggenom - men aus dem Leben vnter den Suͤn - dern.
Vnd wird hinweg geruͤcket / daß die Boßheit ſeinen Verſtand nicht verkehre / noch falſche Lehre ſeine Seele betriege.
Deñ die boͤſen Exempel verfuͤh - ren vnd verderben einem das gute / vnd die reitzende Luſt verkehret vn - ſchuͤldige Hertzen.
Er iſt bald vollenkommen wor - den / vnd hat viel Jahr erfuͤllet.
Denn ſeine Seele gefelt GOtt / darumb eilet er mit jhm aus dem boͤſen Leben.
ES iſt ein gemein vnnd wahres Sprichwort / Jhr Adeliche / hochbetruͤbte vnd doch von Gott geliebte Trawrher - tzen.
Nulla calamitas ſola. Kein Vngluͤck allein. Dann es beuth ein Vngluͤck dem andern die Hand / vnd wenn eins auffhoͤret / ſo ſtehet das ander ſchon fuͤr der Thuͤr / vnd Gottes Fluth rauſchen daher / das hie eine Tieffe vnd da eine Tieffe brauſen Pſal. 42. Alſo das ein Menſch wol beklagen vnd ſagen mag mit Jobs Freun - de dem Eliphas im 5. cap. v. 7. Er ſey zum Vngluͤck ge - bohren / wie die Vogel empor zum fliehen.
Exempel duͤrffen wir nicht weit ſuchen / an Jobo haben wirs Augenſcheinlich / wie ein Vngluͤck das ander treibet / cap. 1. ſo wol auch am Tobia / der nicht allein im Exilio vnter der Tyranney deß Koͤnigs in Aſſyrien Sennaherips leben muͤſte / ſondern auch wegen ſeiner Liebeswerck daß er die todten Jſraeliten heimlich begrub aller ſeiner Guͤter benommen / dazu mit Blindheit von der Schwalben geſchmeiß beleget / cap. 2. Denn das Ge - richte deß HErren faͤhet vom Hauſe Gottes an / 1. Pet. 4. Vnd was nach ſeinem Nahmen genennet / muß zum fo - derſten Angriff herhalten / Jer. 25. v. 29. Vnd auff die liebſten Kinder leget der liebe Gott gemeiniglich die ſchaͤrffeſten Ruthen / vnd zuͤchtiget ſie / Hebr. 12.
Alſo ſaget auch der Engel zum Tobia cap. 12. v. 13. Weil[8]Troſt vndWeil du Gott lieb wareſt / ſo muͤſſeſtu nicht ohn Anfechtung bleiben.
Exempla koͤnten wir bey des aus der Schrifft vnd Hiſtorien vielfeltig einfuͤhren / weñ wir es in augenſchein - licher Erfahrung hetten / auch an der hochbetruͤbten Ade - lichen Freundſchafft der von Reſtorffen.
Dann (anders mit vnterlauffendes Vngluͤck zu geſchweigen) ſo hat der Renter mit dem fahlen Pferde. Apoc. 6. v. 8. Jhnen ein zweyfachtes vnnd gedobbeltes Trawren gemacht.
Jn dem ſie jhren wollſeligen vnd wollverdienten Herren Vater ein loͤbliches vnd chrliches Begrebnuß zu bereiten / kompt der getrewe Gott rupffet vnd rapffet Pſal. 90. aus dieſem Jammer vnd Thraͤnenthal Pſal. 84. Jhr hertzgeliebtes Soͤhnlein Guͤnter Reſtorpff / vnd erzeiget jhnen dabey gar ein hartes. Pſal 60. Jn dem jhr edles Soͤhnlein / durch einen vnvorfichtigen Buͤchſen - ſchuß / ſo von einem andern Elff-Jaͤhrigen Knaben ge - ſchehen / aus dieſem Leben fodert.
Dem auch an jtzo in dieſer Kirchen / neben dem wolverdieneten Herren Großvater ſein Grab vnd Ruhe - bettlein bereitet iſt.
Wie wir nun in voriger Stunde dem Herren Großvater ſeinen letzten Ehrendienſt in anhoͤrung Goͤtt - liches Wortes bewieſen / Alſo wollen wir auch / dem wol - ſeeligen edlen Knaͤbelein jtzo nachthun.
Damit aber die betruͤbte Adeliche Hertzen Troſt empfinden muͤgen / ſo wollen wir aus Jſraels Heylbrun -nen /[9]Vnterrichtungs Predigt. nen / ſo Waſſers die fuͤlle / Pſalm. 68. ſchepffen / Troſt vnd Labwaſſer ſuchen / vnd durch Gottes Gnaden euch vberreichen in einem einigen ſtuͤcklein.
WArumb doch der fromme Gott mit den kleinen Kin - dern bißweilen ſo gar balt aus dieſer Welt eylet / vnd ſie hinweg nimpt.
Den gebrauch dieſes zum Glauben vnnd Leben wollen wir in wenig Regulen zeigen.
DAß jhr nun alle / die jhr aus deß Herren Creutz Be - cher / ſo mit ſtarcken Wein voll eingeſchencket / ge - druncken Pſal. 75. v. 8. moͤget aus des heiligen Geiſtes Troſtbecher trincken / vnd voller Troſt werdet / deſſen ihr begierich vnd begerich / So ſchicke Herr Jeſu deinen Troſtgeiſt aus der Hoͤhe / vnnd theile vns allen denſelben mit vmb deines troͤſtlichen Nahmens willen / Amen.
ES ſpricht der Gott aller Welt Eſa. 54. v. 5. durch den Meiſter vnd Schreiber des Buchs der Weiß - heit in verleſenen Worten von gerechten Leuten / wes Standes oder Landes die auch ſeyn / wenn ſie fruͤhe zeitig vnſer Vernunfft nach durch den grimmigen Todt weggerapffet werden / vnd dargegen inutilia pondera terræ vnnuͤtze Brodwuͤrme vnd alte Suͤndenknechte /Bdenen[10]Troſt vnddenen das Gluͤck eben warm ſcheinet / leben leſt / Da doch jene ein langes Leben / nach vnſer Vernunfft zu vrthei - len / wuͤrdig geweſen wehren / das ſolches nicht ohngefehr geſchehe / wie deß Epicuri diſcipul vnd Nachfolger / cap. 2 darfuͤr halten / ſondern Gott der MenſchenHuͤter / Job. 7. v. 20. habe ſeine erhebliche motiven, die auch zum theil allhier ſpecificirt werden.
Daß ſie aber bißweilen durch gantz ploͤtzliche / vn - freundliche vnangenehme Mittel / als wenn ſie Gottes Feinde geweſen wehren / weggerapffet werden; Da koͤn - nen wir deß wunderbahren Eſa. 9. vnd verborgen Gottes Eſa. 45. verborgen Rath / Sap. 9. v. 17. mit vnſeren ver - finſterten Hertzen / Rom. 1. vnd eitel Gedancken Pſal. 94. v. 11. nicht erforſchen: Deñ ſeine Gedancken vnd Wege ſeyn ſo viel hoͤher als vnſere / ſo viel der Himmel hoͤher iſt denn die Erde / Eſa. 55.
Ach Exclamiret Paulus Rom. 11. Wie gar vnbe - greifflich ſeynd ſeine Gerichte / vnd vnerforſchlich ſeine Wege / Ach wie ſeynd ſeine Gedancken ſo ſehr tieff / ein Toͤrichter glaͤubet es nicht / vnd ein Nar achtet ſolches nicht Pſal. 92. v. 17.
Wir muͤſſen Gott freylaſſen / wie er ſeines Nah - mens Ehre vnd ſein Reich vnd Willen / vnd durch was Mittel des Todes oder Lebens / an vns vnd den vnſerigen wolle befoderen.
Es verſtehet aber der Geiſt Gottes durch den Ge - rechten allhier einen ſolchen Menſchen der durch den Glauben an Chriſtum Jeſum / der vnſer Gerechtigkeitgenen -[11]Vnterrichtungs Predigt. genennet wird / Jer. 23. vnd vns von Gott dem Vater zur Gerechtigkeit gemachet 1. Cor. 1. gerecht iſt / der nur ein Bundgenoſſener Gottes in der heiligen Tauffe gewor - den iſt / vnd hat den Bund eines guten Gewiſſens mit Gott geſtifftet 1. Pet. 3. v. 21. vnd in der heilige Tauffe Chriſtum angezogen / Gal. 3. v. 27. der iſt gerecht / vnd Chriſtus wohnet auch in jhren Hertzen durch den Glau - ben / wie Paulus ſeinen Epheſern wuͤnſchet Eph. 3. v. 27.
Ein ſolcher gerechter Menſch / ob er gleich fruͤhe - zeitig / oder wie der Text lautet / zu zeitig ſtirbet / ſo iſt er doch in der Ruhe.
Darin dann die erſte Motive enthalten / warumb Gott ſeine Liebſten bald vnd offt im anfang jhres Le - bens / da ſie kaum die Welt angeſehen / Ja etzliche in der rechten zarten Bluͤhte / etzliche im beſten Alter durch den zeitlichen Todt wegnehme / nemblich /
1. Requietis adoptio, Das Gott die ſeinigen aus der Vnruhe / ſo ſie von auſſen / wegen der boͤſen Welt ſo gantz im Argen lieget / 1. Joh. 5. derer Fuͤrſt der Sathan iſt / Johan. 14. Jnnerlich wegen jhres Fleiſches vnd Bluts / ſo die glaͤubigen Kinder Gottes noch an ſich tra - gen in dieſer Welt / wie S. Paulus daruͤber klaget 2. Cor. 7. v. 5. Da er in Macedonien gekommen / ſein Fleiſch kein ruhe gehabt / ſondern er ſey allenthalben in Truͤbſaal geweſen / außwendig habe er Streit / inwendig habe er Furcht / vnd alſo gedobbeltes Beſchwernuß vnd Wieder - wertigkeit zur voller genuͤge entfunden.
Die nun / nach vnſer Vernunfft Vrtheil / in derB ijJugend[12]Troſt vndJugend der Natur das Geluͤbte bezahlen / daß jhre See - le von jhrem Leibe abgeſondert / vnd alſo eine auffloͤſung der Natuͤrlichen vereinigung geſchicht / durch welche die beyden als Gaſt vnd Herberge von einander geſondert / das heiſt hie die Schrifft / Sterben.
Wie ſolchem Sterben alle Menſchen vnterworf - fen / Gerechte vnd Vngerechte / Alt vnd Junge Heb. 9. v. 27. Der Todt iſt zu allen Menſchen hindurch gedrun - gen / dieweil ſie alle geſuͤndiget haben / Rom. 5. v. 12. Es iſt der alte Bund / Menſch du muſt ſterben / Syr. 14. Ja nichts gewiſſers als der Todt / aber nichts vngewiſſers fuͤr vnſeren Augen / als die Zeit / Ort / Arth vnd Weiſe / nach dem gemeinen Verſchlein:
Mors certa eſt incerta dies, hora agnita nulli. Die Ruhe aber / darzu die Gerechten / die von jhren Le - ben in dieſer Welt mit Gott durch den Glauben an Chri - ſtum in jhren gewiſſen Ruhe vnd Friede gehabt / Rom. 5. v. 1. durch den Todt vnd Sterben gelangen / iſt zweyer - ley.
I. Temporalis, da die Leiber ruhen in jhren Grabſte - ten vnd Schlaffkammern ceſſando à laboribus ſuis, Apoc. 14. v. 13. Je eher nun ein Menſch ſtirbt / je eher er zu Ruhe befodert wird.
Sap. 3.II. Æterna, der Seelen nach / da ruhen die See - len in der Hand Gottes / Nach aufferweckung deß Leibes werden ſie ruhen dem Leibe vnd der Seelen nach bey Gott im Himmel / da ſie einen Sabbath nach dem an - dern haben vnd feyren werden ewiglich / Eſa. 66. v. 26.
Die[13]Vnterrichtungs Predigt.Die 2. Motive, iſt Ætatis perfectæ perfectio, daß ſie ein ehrliches Alter erreichet vnd vollkommen worden ſeynd.
Dann das vollkommen Alter beſtehet nicht in vie - len Jahren vnd grawen Haren / da auch die Gottloſen vnnd Suͤnden Knechte Eſa. 65. v. 20. ſo von hundert Jahren Knaben genennet / ſondern wie der Text zeiget / beſtehet die vollkommenheit deß Alters.
I. In ſapientia, Klugheit vnter den Menſchen iſt das rechte grawe Haar / vnd ein vnbeflecket Leben / iſt das rechte Alter. Ariſtoteles 1. Eth. 1. machet einen vnterſcheid vnter die Kinder am Verſtande vnd alt von Jahren / vnd vnter die Kinder an Jahren vnd alt am Verſtande.
Dieſe Klugheit beruhet vnd beſtehet in der Gott - ſeligkeit die zu allen dingen nutz iſt / vnd hat Verheiſſung zu dieſem vnd zukuͤnfftigen Leben. 1. Tim. 4. Wie auch nichts wenigers in Erkentnuß Gottes / dañ Gott kennen iſt ein vollkommen Gerechtigkeit / vnd ſeine Macht wiſ - ſen / iſt eine Wurtzel deß ewigen Lebens / Sap. 15. v. 3.
2. So beſtehet das vollkommen Alter / in vitainculpata, Jn einem reinen vnbefleckten Leben / ſo bald wir Chriſtum angezogen in der Tauffe / Gal. 3. v. 27. ſeynd wir vollkommen vnd koͤnnen ſeelig ſterben / dahin ſiehet S. Paulus in ſeiner Vermahnung 1. Cor. 14. v. 20. Wenn er anhelt bey den Erwachſenen vnd Viel - jaͤhrigen / ſie ſollen Kinder werden / nicht an der Ver - ſtaͤndnuß / ſondern an der Boßheit / an dem Verſtaͤnd -B iijnuß[14]Troſt vndnuß aber ſollen ſie vollkommen ſeyn. Luth. helts darfuͤr / das ein Kind vnter 7. Jahren ſterbe am allerfroͤhlichſten vnd leichteſten ohne furcht deß Todes. Chriſtus der Her - tzog deß Lebens vnd der Seeligkeit / Hebr. 2. v. 11. ſaget zum Nicodemo Joh. 3. daß wir muͤſſen vmbkehren / vnd den Kindern gleich werden muͤſſen / wo wir ins Reich Gottes wollen kommen.
Die 3. Motive iſt Dei dilectio & oblectatio, Got - tes ſeine Liebe vnd Beluͤſtigung die er an den kleinen Kin - deren hat / Marc. 10. Darumb befielt er / man ſol ſie die Kinderlein zu jhm kommen laſſen. Allhier im 10. Verſch wird geſagt / daß er Gott wolgefalle / vnd jhm lieb ſey / vnd bald darauff im 14. Verſch / ſeine Seele gefalle Gott / vnd S. Joh. ſpricht mit frewden. 1. Joh. 3. v. 1. Sehet welch eine Liebe hat vns der Vater erzeiget / daß wir Gottes Kinder ſollen heiſſen.
Ja Gott wuͤrdiget ſeine Chriſten der hohen Eh - ren / daß er ſie ſeine Kinder nennet / Joh. 1. v. 12. Wie viel Chriſtum Jeſum auffnahmen / denen hat er macht gege - ben Gottes Kinder zu werden die an ſeinen Nahmen gleuben.
Liebet nun Gott die Kinder / vnd jhre Seele gefel - let jhm / ſo muͤſſen ſie auch den Glauben an Chriſtum ha - ben in jhren Hertzen / als ohn welchen niemand Gott ge - fallen mag. Hebr. 11. v. 6. Rom. 14. v. 27. Die Augen deß Herren ſehen nach dem Glauben / Jer. 5. v. 3. ſo iſt es gewiß daß jhnen Gott der Liebhaber deß Lebens Sap. 12. v. 1. in der Tauffe / wenn ſie zu Erben vnd MiterbenGottes[15]Vnterrichtungs Predigt. Gottes ſeines Reiches auffgenommen werden / zugleich den Glauben ſchencken.
Ob nun wol die art vnd wirckung deß Glaubens in vnd bey den Kinderen vnſer Vernunfft vnwiſſend / ſo iſt ſie doch darumb fuͤr Gott nicht vnmuͤglich / Zach. 8. Als der vberſchwencklich mehr thun kan als wir verſtehen koͤnnen. Eph. 3. Hat der Hoͤheſt aus dem Munde der jun - gen Kinder vnd Seugelingen jhm ein Lob zubereitet / ſo muͤſſen ſie auch glaͤubig ſeyn / wie denn auch Chriſtus ſel - ber bezeuget / wann er ſagt. Matth. 18. v. 6. Die an mich glaͤuben; vnd mag nicht hinderen das deß Glaubens or - dinar mittel das gehoͤr Goͤttliches Worts ſey / dey den Erwachſenen / die jhre Vernunfft vnd Sinn gebrauchen koͤnnen.
So glaͤuben wir doch vnd bekennen das Gott extraordinariè auch bey den Kinderlein in Mutterlei - be verſchloſſen / den Glauben wircken koͤnne. Dann glaͤu - ben iſt nicht ein werck der Vernunfft / ſondern der gnaden Gottes. Derohalben wird von Paulo 2. Theſ. 3. v. 3. geſaget: Das der Glaube nicht jedermans ding ſey.
Ob nun zwar wol leibliche Elteren aus natuͤrlicher Zuneygung jhre Kinder hertzlich lieben vnd erkennen ſie als Gaben vnd Geſchenck Gottes / Pſal. 127. v. 3. ſo iſt doch Gottes Liebe weit hoͤher / als der Elteren Liebe.
Die Natur der wilden Thier leſt nicht anders zu / als daß ſie auch jhre Jungen lieben / da iſt kein Loͤwe ſo grimmich / kein Wolff ſo freſſig / daß er ſeine Jungen nicht lieben ſolte / aber Gottes Liebe vbertrifft alles / Dañſolte[16]Troſt vndſolte der ſie nicht viel mehr lieb haben / der ſie mit eigener Hand formiret vnd gebildet / Pſ. 13. v. 14. Ja aus Mut - ter Leibe gezogen vnd zur Welt gebracht / Pſal. 22. v. 10. Hat er ſie doch in ſeinen Gnadenbund mit eingeſchloſſen vnd geſagt zu Abraham / Jch wil dein vnd deines Samens Gott nach dir ſeyn. S. Petrus ſpricht. Act. 2. v. 39. Ewer vnd ewer Kinder iſt die Verheiſſung.
Ja er foviret, nutriret vnd erhelt ſie durch die rechte Hand ſeiner Gerechtigkeit / Er decket ſie in ſeiner Huͤtten zur boͤſen zeit / Er verbirget ſich heimlich in ſei - nem Gezelt / Pſal. 27. vnd das noch mehr iſt / Chriſtus als der gantzen Welt / vornemblich aber der glaͤubigen Heyland / 1. Tim. 4. v. 10. hat ſie auch mit ſeinem Blut ſehr tewr erkaufft / vnd die Seeligkeit zu wege gebracht / das auch jhnen das Himmelreich zu gehoͤret / Marc. 10. Ja im ſtande ſeiner Niedrigung / hertzet vnd ſchertzet er mit jhnen auffs lieblichſte / vnd befehlet / man ſol ſie die Kinderlein zu jhm bringen / ob er ſie gleich bißweilen leſſet in Jammer vnd Noth gerathen / ſo iſt der Herr doch bey jhnen / Pſal. 91.
Die 4. Motive iſt / utilitatis in liberos redun - dantis refectio. Der groſſe Nutz / den die Kinder darvon haben das es jhnen zum beſten geſchehe.
Dann den jenigen die Gott lieben / muſſen alle - ding zum beſten kommen. Rom. 8. Alſo meldet auch all - hier der Text im 10. 11. vnd 12. Verſch.
Daß er aus dieſem Leben werde wegge - nommen vnter den Suͤndern / vnd wird hinge -ruͤcket[17]Vnterrichtungs Predigt. ruͤcket daß die Boßheit ſeinen Verſtandt nicht verkehre / noch falſche Lehre ſeine Seele be - triege.
Dann die boͤſen Exempel verfuͤhren vnd verderben einem das gute / vnd die reitzende Luſt / verkehret vnſchuͤldige Hertzen.
Darinnen drey vornehme Nutzbarkeiten gezeiget werden / die alle ſo in der zeit von Gott aus dieſer Welt abgefodert werden / davon haben.
I. Est liberatio ex malo hoſpitio & peſſimo conſor - tio. Er wird vnter den Suͤndern / das iſt Gottloſen / ſo nach niemand fragen / vnd in allen jhren Tuͤcken vnnd Stuͤcken halten ſie Gott fuͤr nichts / hingeruͤcket. Pſ. 10. v. 4. ſprechen noch wol mit den ſicheren Veraͤchteren / der Herꝛ ſiehet es nicht / der Gott Jacob achtet es nicht / Pſal. 94. v. 7. kommet laſt vns den Gerechten vberwel - tigen. Sap. 2.
Damit nun die lieben Kinder / wenn ſie erwach - ſen / nicht mit in das vnordentliche Weſen lauffen. 1. Pet. 4. Vnd durch die Boßheit der Welt vberweltiget werden / ſo ruͤcket ſie der Herꝛ hinweg / damit die Boßheit jhren Verſtand nicht verkehre / vnd auff den weiten vnd breiten Weg / ſo zu der Verdamnuß fuͤhret / geraten moͤ - gen / Matth. 7. vnd alſo ſampt den Gottloſen ewig ver - dammet werden / 1. Cor. 11. So eylet Gott gleichſam mit jhnen hinweg aus dieſer boͤſen Welt vnd boͤſer Geſel - ſchafft / die bald das B Moll anſtimmet / wil ſolches nichts verfangen / ſo ſchlagen ſie das B Dur auff / Inco -Cniren[18]Troſt vndniren eben hart vnd ſcharff / damit ſie den Gerechten nur ſtets plagen muͤgen.
Die Suͤnde damit vnd darinnen ſich die Suͤnden - knechte beluͤſtigen / alle zu erzehlen iſt eine wahre Vn - muͤglicheit. Wie grewlich vnd abſchewlich dieſelben ſeynd / ſo haben ſie doch alle jhre Patronos, wiſſen ſie gantz wol zu bementelen / Alſo das Hoffart jhnen muß ei - ne renlicheit ſeyn / fuͤr Gott aber iſt ein ſtoltz Hertz ein grewel. Prov. 16. Geitz muß jhnen ſparſamkeit ſeyn oder heiſſen / da ſie doch iſt eine Wurtzel alles vbels 1. Tim. 6. Calumnien vnd Leſterungen ſeynd jhnen angewohnte Sprichwoͤrter / vnverſchaͤmte gaͤrſtige Rede / ſeynd jhnen Poſſen vnnd Kurtzweile / da doch von einem jedern vn - nuͤtzen Worte ſol rechenſchafft gegeben werden / Matt 12. vnd verdirbt boͤß Geſprech / gute Sitten / 1. Cor. 15. v. 33. Freſſen vnd Sauffen das heiſt bey jhnen / ſich mit ſeinen Freunden ergetzen. Trotz einem der hie wieder dieſe Laͤ - ſter vnd Laͤſterhafftigen reden duͤrffe / vnd ſie nicht als Tugent billige? Geſchicht es von gewiſſenshabenden Ampts Perſohnen / ſo muͤſſen ſie bald hoͤren / was dem Loth geſagt wart Gen. 19. v. 9. Du biſt ein Froͤmbd - ling allhier / vnd wilt vns reformiren, wir wol - len dich baß plagen / dann jene / Sap. 2.
Daß aber das Leben Boͤß allhier genant wird / ge - ſchicht ſolches wegen der vielfaͤltigen boͤſen Zufaͤllen bey dem Leben der Menſchen / dann wie die Zeit boͤß genen - net / Eph. 5. cap. wegen der verboͤſerten Menſchen / ſo darinnen leben / alſo auch das Leben.
Durch[19]Vnterrichtungs Predigt.Durch ſolch boͤß Leben / vnd ergerlich Exempel werden viel vnſchuͤldige Hertzen verfuͤhret / vnd an dem guten verderbet all dieweil das Tichten vnd Trachten Menſchliches Hertzens mehr zum boͤſen / als zum guten von Jugend auff geneiget iſt / Weil dann nun auff ſolcheGen. 6. v. 8. Suͤnden vnfeilbar erfolgen Gottes Straffen / denn wer boͤß iſt bleibet nicht fuͤr jhm / Pſ. 5. v. 1. vnd bekommen entlich zu lohn / Blix / Fewr vnd Schweffel. Pſ. 11. v. 6. Als entnimpt Gott der Herꝛ die kleinen Kinder durch ei - nen fruͤhezeitlichen Todt / damit ſie nicht darinnen gerah - ten / vnd der Seelen nach ewig verderben.
Jn Betrachtung dieſes reichen Nutzes ſo kan alle Trawrigkeit / ſo aus dem Tode der Kinder entſtehet / mit Gedult vberwunden werden.
Die 2. Nuͤtzbarigkeit iſt conſervatio præhære - ticorum fallacijs, die verwarung fuͤr falſcher Ketzer vnd Schwetzer Verfuͤhrung / dz falſche Lehre jhre See - le nicht betriege. Dann der argliſtige Belial / der aller getauffter Kinder Gottes abgeſagter Feind durch ſeine Schreyer vnd Speyer vervhrſachet / vnd fuͤhret ein aller - hand kraͤfftigen Jrthumb in dieſen letzten Zeiten / alſo wo es muͤglich / auch die Außerwehleten verfuͤhret wuͤrden. Mat. 24. Luc. 21. Marc. 13. v. 32. Worinne deñ nit ſchlech - ter dinge geleuchnet wird / daß auch die Außerwehleten nicht ſolten in Jrthumb fallen / dañ ein ſolches ſtreitet wieder die heilige Schrifft vnd hellen Exempla. Als Aarons / Exod. 32. v. 21. Davids / 1. Sam. 12. v. 9. Pſ. 51. v. 11. ſoͤndern daß ſie der Herꝛ in ſolchen Jrthumb nichtC ijſtecken[20]Troſt vndſtecken laſſe / daß ſie darinnen ſterben vnd verderben / be - ſondern allergnedigſt wieder außfuͤhre / fuͤr den Außganck jhres zeitlichen Lebens.
Wann nun der gerechte Gott der Hertzen vnd Nieren pruͤffet / Pſalm 7. v. 12. Die zarten Kinderlein in jhrer Bluͤhet hinweg nimpt / ſo geſchicht es jhnen je zum beſten / damit ſie nicht verfuͤhret / vnd vmb jhre Seelig - keit gebracht werden. Vnd ob er ſie gleich zuvor in einen oder andern Leibesfall gerahten leſt / daß bald einer mit dem Schwert auffgerieben / ein ander vnvorſehender weiſe geſchoſſẽ / der dritte im Waſſer ertrencke / den vierten durch einen klaͤglichen Fall das zeitlich Leben abgekuͤrtzet / ſo kleidet er ſie nur in ſeine Hoffart / vnd ſchadet jhnen das Mittel deß Todes an der Seelen gar nicht / wenn ſie mit Chriſto muͤſſen Schmertze leyden / damit ſie auch ne - ben jhm zur Herꝛligkeit erhaben werden. Rom. 8. v. 17.
Die 3. Nuͤtzbarigkeit iſt mortificatio carnalis concupiſcentiæ. Die Toͤdtung der Fleiſchlichen boͤſen Begierden / daß die reitzende Luſt / ſo vnſchuͤldige Hertzen verkehret v. 12. gedempffet / vnd nicht lichter Lohn auß - ſchlage vnnd brennen werde. Sintemahl wir alle ein ſuͤndhafftig vnd boͤß Fleiſch vnd Blut an vns tragen / wie S. Paulus Rom. 7. v. 18. bezeuget. Denn vnſer Be - gierde vnd verlangen ſtehet nach Fleiſches Luſt / Augen Luſt vnd hoffertigen Leben / 1. Johan. 2. Das Fleiſch ge - luͤſtet jmmerdar wieder den Geiſt / Gal. 5. Wir werden von vnſer eigen Luſt gereitzet vnd gelocket zu ſuͤndigen / Jacob. 1. Jn der Tauffe zwar / da wir Vergebung derSuͤn -[21]Vnterrichtungs Predigt. Suͤnden empfangen / wird die Erbſuͤnde vnd wirckliche Suͤnde bey den erwachſenen formaliter hinweg genom - men / wen wir an Chriſtum glaͤuben / vnd durch jhn ver - gebung der Suͤnden empfangen / Actor. 2. &. 10. Wir haben die Erloͤſung durch ſein Blut / nemblich die verge - bung der Suͤnden / Eph. 1. Coloſſ. 1. Sie bleibet aber in vns Materialiter, als daß wir taͤglich dar wieder zu ſtrei - ten / vnd fort zu fahren mit der Heiligung in der Furcht Gottes / 2. Cor. 7. So iſt es doch lauter Vnvollkommen - heit vnd nur Stuͤckwerck. 1. Cor. 13. Es bleibet doch ἄντιςρατενόμενος νόμος, das wiederſtreitende Geſetz in vnſerm Gemuͤhte / vnd nimpt vns gefangen in der Suͤn - den Geſetz / welches iſt in vnſern Gliedern / Rom. 7.
O wie wol thut nun der trewer Kinder Freundt / der Fuͤrſt deß Lebens / Act. 3. v. 15. Daß er die Kinder -Johan. 4. v. 11. lein leſt ſterben / ehe dann ſie verſtehen den vnterſchied / was Linck oder Recht iſt / dann wer geſtorben / der iſt ge - rechtfertiget von Suͤnden. Rom. 6. v. 8.
Daß aber die kleinen Kinderlein vmb der ErbſuͤndeDubij ſo - lutio. willen ſo jhnen angebohren / dem zeitlichen Tode muſſen vnterworffen ſeyn / da ſie doch in der Tauffe Vergebung der Suͤnden empfangen haben / vnd von Gott warhaff - tiglich von allen jhren Blutſchulden gereiniget / alſo das nichts verdamliches an den glaͤubigen Kindern Gottes bleibet / Rom. 8. So iſt zuwiſſen das gleichwol der zuge - deckete Erbſchade noch jmmerdar in dem Menſchen ſte - cke / ſo lange wir hie das Elende bauwen / wie dann Au - guſtinus ſagt: de Fide & oper: cap. 20. AccipimusC 3re -[22]Troſt vndremiſsionem peccatorum, non ut peccare liceat, ſed ut peccare non noceat. Oder wie er ſonſt redet. Peccatum tranſit reatu, manet actu. Oder / Tolli - tur peccatum non ut amplius non inſit, ſed neim - putetur & radix ſemper manet. Jſt ſo viel geſaget / Wir erlangen Vergebung der Suͤnden / nicht daß vns zu ſuͤndigen erlaubet wuͤrde / beſondern ſo wir ſuͤndigen wuͤr - den / daß vns ſolches der Seelen nach nicht ſol ſchedlich ſeyn / darumb die ewige Straffe der Suͤnden wird auff - gehoben / vnd bleibet doch in Menſchlichen Fleiſch / die Wurtzel der Suͤnden.
Als muß bey der Erbſuͤnde viererley attendiret vnd in acht genommen werden
Das 1. nun / als iſt der Suͤnden Schuldt vnnd Straffe / wird ſolche durch Chriſti Gnugthuhung auff - gehoben.
Fuͤrs 2. Die Heerſchafft der Suͤnden / daß die Suͤnde nicht mehr kraͤfftig dominire vnd regiere vber den Menſchen / ſondern der Menſch der Suͤnden Zuͤgelfuͤhret /[23]Vnterrichtungs Predigt. fuͤhret / ſolches wird auffgehoben durch die Vernewerung deß Geiſtes vnd die Wiedergeburt.
Das 3[.]als die Empfindung der Suͤnde / durch den zeitlichen Todt.
Fuͤrs 4. Die Wurtzel / durch die Eineſſcherung vnd Verweſung Menſchlichen Leibes / wie auch durch die froͤliche Aufferſtehung / daß wir den Engeln alsdann werden gleich ſeyn / errettet von der Verderbung deß Flei - ſches / vnd Gott ſchawen von Angeſicht zu Angeſicht 1. Corinth. 13.
Jn Betrachtung dieſes / daß die kleine Kinderlein getaufft / vnnd in der Tauffe den ſchoͤnen Rock vnnd Schmuck der Gerechtigkeit Chriſti angezogen / daß ſie glaͤubig worden ſeynd / Gott gefellig / mit dem ſie einen ewigen Bund gemacht vnd auffgerichtet / mit jhren vn - muͤndigen Zungen Gott geruͤhmet / Pſalm 8. Der ſich mit jhnen verlobet / Oſeæ 2. v. 19. Der ſie auch durch den Todt heimgeholet.
So kan ſich ein Chriſtliches Vater vnnd Mutter Hertz gantz wol zu frieden geben / wie lieb ihn auch jhre Kinder geweſen. Den ſie jo durch den zeitlichen Todt aller Noth entgangen ſeynd / vnd von allem vbel erloͤſet / damit ſie ſich ſonſten hetten plagen vnd tragen muͤſſen / in dieſen gefaͤhrlichen vnd beſchwerlichen Dienſthauſe der Welt.
Fuͤhrte doch Gott der Herr aus Egypten / Exod. 12. v. 17. nicht alleine Mannbahre vnd betagte Leute / die der ſchweren Dienſtlaſt vberdruͤſſig waren /ſon -[24]Troſt vndſondern auch die jungen Kinder / damit ſie nicht / wie jhre Elteren mit allerley Aufflagen gequelet wuͤrden; Alſo thut auch der getrewer Gott mit vnſeren Kinderen / an welchen wir bey Lebens zeiten viel Creutz vnd Vn - gluͤck ſehen muͤſſen / vnnd jhnen doch nicht helffen moͤ - gen.
Liegen ſie dar nieder / ſo wolten wir gerne an jhre Staͤth ſeyn / jhre Schwacheit vnd Gebrechligkeiten ehe ſelber an vnſern Leibern tragen / daß ſie davon entfreyet. Sterben ſie denn gar dahin / ſo ringen vnd winden wir mit dem Ertzvater Jacob vnſere Haͤnde / Gen. 37. v. 35. Wollen mit David nicht eſſen / 2. Sam. 12. Wollen vns kaum troͤſten laſſen / ſprechen noch wol mit David / O ſolte ich fuͤr das Kind geſtorben ſeyn / 2. Sam. 18. Wol - len vns mit der Naitiſchen Wittwe gar zu todte weinen. Lucæ 7.
Aber gemach weil ſie zur Ruhe durch den zeitlichen Todt befodert / vnd allen zeitlichen Vngluͤck entgangen / ſo ſprechen wir billich mit dem Hiob / der Nahme deß Herren ſey gelo - bet. cap. 1.
ALLes was Gott der Herr thut / iſt alles recht vnd koͤſtlich gut / ob es gleich Menſchlich Vernunfft anders duͤncket. Grund dieſer Regul haben wir im erſten Buch Moſi am 1. bey Erſchaffung Himmels vnd der Erden vnnd aller Creaturen / das zu einem jedern Werck / wens vollfuͤhret / dieſer Lobſpruch angehenget / Es war alles ſehr gut.
Alſo ruͤhmet auch den Herren / als einen Woll - macher das glaͤubige Heuffelein / Luc. 7. Er habe alles wollgemacht.
Dann getrew iſt Gott vnd kein boͤſes an jhm / ge - recht vnd from iſt er / Deut. 32. v. 4. der Herꝛ lehret recht vnd thut kein Arges. Soph. 3. v. 5.
Nun leſſet Gott die Menſchen ſterben / Pſalm 90. als derer jhr Leben in Gottes Hand ſtehet / Pſal. 33. So iſt es jo ein gerechtes vnd koͤſtliches Werck / weil es Gott gethan / der ein Herꝛ deß Lebens vnd deß Todes iſt. Nicht zwar / das Gott ein vnmittelbahrer Helffer zum vnvor - ſichtigen Todtſchlage / ſondern daß er ſeine Gnadenhand ein klein Augenblick abgezogen / Eſa. 54. vnd dieſen oderDeinen[26]Troſt vndeinen andern Fall geſchehen laſſen / durch ſolch Mittel zur Seeligkeit die Menſchen zu befoderen / vnd ſeines Nah - mens Ehre hierbey zu zeigen / auch in den Suͤnden Wer - cken die der Herr williget noch billiget / ſondern zuleſt / vnd ganß heylſamlichen zum guten Ende / zu dirigiren weiß. Dann bey einem jedern Suͤnden Werck findet ſich zweyerley. 1. Actus, Die Handelung an jhr ſel - ber / vnd dann auch fuͤrs 2. Vitiositas, Die Vntugend vnd daß Vnrecht.
Die Handlung fuͤr ſich iſt nicht ohne Gottes Re - gierung als der alle Ding regieret / Sap. 14. v. 3.
Die Vitiositas vnd daß Vnrecht bey der Handlung vnd was wieder Gott vnd ſein Gebott leuffet / ſolches kompt einig vnd allein von dem Sathan vnd ver - kehrten Willen deß Menſchen her / zum Exempel. Wañ ein Dieb die Hand außſtrecket zu ſtehlen / ſo iſt das Hand - außſtrecken an ſich ſelbſt eine natuͤrliche Bewegung / die von Gott herruͤhret / daß Stehlen aber vnd Zugreiffen / wieder das Gebott Gottes / nach deß Negſten Gut / darzu die Hand außgeſtrecket wird / iſt boͤß / darumb auch Gott daſſelbe nicht haben wil.
Mittlerweil aber ſo erhelt Gott die Natur / vnd leſt jhr jhre Bewegung / damit er ſie begabet / vnd iſt be - dacht / wie ſolches zum heylſamen guten Ende wiederumb moͤge dirigiret werden / Nach dem Außſpruch Auguſti - ni: Gott hette ein boͤſes zugelaſſen wann ers nicht zu ei - nem guten Ende zu dirigiren gewuͤſtet.
Exempel zu dieſer Regul gibt eins vor alle KoͤnigDavid[27]Vnterrichtungs Predigt. David mit ſeinem ſchweren Fall / da er ſich vnzeitiger weiſe veramoriret, an der Berſebeœ deß Vriœ Weib / daß er auch ein Moͤrder an derſelben geworden / Gott dirigiret es aber als daß jhm der Natur nach / auch in den boͤſen vornehmen ſuſtentiret, motum agendi largiret in membris corporis, Aber ſo gantz heylſamlich zu ſei - nen Ehren dieſe boͤſe That / vnd dem David zum ewigen Heyll / in dem er jhn zur Erkentenuß durch den Prophe - ten Nathan gebracht / daß er ſich fuͤr einen Mann deß Todtes bekant / fuͤr Gott vnd der Welt Bußfertig ge - worden iſt. 2. Sam. 12.
WAs von dem Sathan vnnd Menſchen boͤſes ge - than / das dirigiret Gott wieder deß Sathans vnd der boͤſen Menſchen willen zu einem guten Ende.
Beym Hiob am 5. v. 11. ſagt Eliphas / Er machet zu nichte die Anſchlege der Liſtigen / das es jhre Hand nicht außfuͤhren kan / Er faͤhet die Weiſen in jhre Liſtigkeit vnd ſtuͤrtzet der Verkehrten Rath.
Exempli Gratia, Gott leſt zu / das Vnſchuͤldige getoͤdtet werden / vnd ſie zur Seeligkeit befodert / andere Epicuriſche alte Suͤndenknechte leſt er dahin gehen / vberſchuͤttet ſie mit euſſerlichen Wollthaten / ſetzet ſie in reiche Schmaltzgruben / da ſie einen herꝛlichen Ackerbaw /D ijfrucht -[28]Troſt vndfruchtbahre Awen vnd koͤſtliche Viehezucht haben / vnd dabey in guten friede ſitzen.
Wil ſie gleichſam durch ſolche Guͤtigkeit bekeh - ren / daß ſie nicht jhres Gottes vnd jhrer eigene Seelig - keit vergeſſen moͤgen / ſondern durch ſolche trawrige Exempel der frommen vnd gerechten Kinder Gottes / be - kehret / vnd aus dem Schlaff der Sicherheit auffmunte - ren werden / die ſich nicht haben beneficijs wollen flecti - ren laſſen / daß ſie aliorum Exemplis zur Bekehrung gebracht werden. Dann geſchicht ſolches am gruͤnen Holtz / Luc. 23. was wil dann den duͤrren hellbrenden wiederfahren.
Verſchonet Gott ſeiner Natuͤrlichen Zweigen nicht / Luc. 23. Er wird vielweniger der Gottloſen ſcho - nen. Eine Probe vnd Exempel bey dieſer Regul / gibt vns der geduͤltiger Creutztraͤger Hiob / dem der Herr nicht allein ſein Haab vnd Gut ſampt ſeinen Kinderen haͤtte nehmen laſſen / beſondern auch durch den Sathan an ſeinem Leibe angegriffen / daß er keinem Menſchen ehnlich / Solches alles aber iſt wieder den willen deß Sa - thans zum herꝛlichen gewuͤnſcheten Ende von Gott dem Herren dirigiret worden.
Wie auch nicht wenigers das boͤſe Beginnen der Bruͤder Joſephs die jhren Bruder verkaufften den Jſmaeliten / damit ſie ſeinen Traum moͤchten vnwahr machen. Welches Werck der Allerhoͤheſte wieder In - tention der Bruͤder Joſephs / dem frommen Jacob vnd ſemptlichen Bruͤderen zum beſten dirigirte, damit derfrom -[29]Vnterrichtungs Predigt. fromme Jacob in der groſſen Tewrung nebenſt den Sei - nigen koͤnte ernehret werden / vnd gebrauchet Gott der Herr allhier der Suͤnden der Bruͤder Joſephs dem frommen Jacob zum beſten.
Es ſey aber ferne daß Gott die Boßheit der Bruͤ - der Joſephs gewolt approbativè ſondern permiſsi - vè, Jſt alſo (wie auch alle andere Vnthaten) dieſes ge - ſchehen nicht ohne vnd wieder Gottes willen der zulaſſun - ge / aber nicht von Gott geordenet / vielweiniger gebilli - get noch gewilliget.
Dann ein mercklicher Vnterſchied iſt / etwas wollen ſimpliciter, vnnd etwas wollen conditiona - liter.
GOtt wil gar kein boͤſes abſolutè oder volun - tate decreti ſeiner ordenung nach / ſondern conditio - nalitèr was er wil mit Bedingung / daß geſchicht nicht allewege / Sintemahl die Bedingung von vns Men - ſchen nicht attendiret, vielweiniger allezeit von vns Menſchen erfuͤllet werden.
Darumb denn nicht alle ding gehen vnd geſchehen wie es Gott haben wil voluntate decreti, ſondern gehet offtmahles viel anders vnd wieder ſeinen willen volun - tate permiſsionis, nach dem willen der Zulaſſunge.
Welches der Allmechtige Gott / wann er nach ſei - ner vnentlichen Allmacht hette handeln wollen / in einen Augenblick hette hinderen koͤnnen / daß alſo das vbel nicht geſchehen.
Dieweil aber Gott es zugelaſſen nach dem ver -D iijkehrten[30]Troſt vndkehrten willen der Menſchen / ſo hat er doch darumb das boͤſe an jhn ſelbſt nicht gewolt / ſondern allein die Zulaſ - ſung ohn billigung vnd bewilligung.
ERgerliche Exempla geben Anlaß frommen vnd Gott wolgefaͤlligen Hertzen zu allen boͤſen Grund dieſer Regul gibt Paulus / 1. Corinth. 15. Boͤß Geſpraͤch verderben gute Sitten / Jtem / Vnſer Text: v. 12. Boͤſe Exempla verfuͤhren vnd ver - derben einem das gute / vnd die reitzende Luſt verkehret vnſchuͤldige Hertzen. Exempel bey die - ſer Regul geben vns die Weiber Salomonis / die deß allerweiſeſten vnter Menſchen zu ſeiner Zeit auff Erden / Hertze zum boͤſen geneiget haben / 1. Reg. 11. v. 3. So wird auch geleſen von dem Gottloſen Koͤnig Jrroboam / daß er gantz Jſrael habe ſuͤndigen gemacht / 1. Reg. 15. v. 26. Nach dem gemeinem Sprichwort: Ein reudich Schaff kan die gantze Herde anzuͤnden. Dahero auch Syrach im 9. vermahnet v. 23. Man ſolle ſich zu from - men Leuten geſellen.
Gleiches conſilium wird auch in den Sprich - woͤrtern Salomonis am 1. cap. v. 10. Wann geſagt wird / wann die boͤſen Buben einen locken / ſo ſol man jhnen nicht folgen.
GOtt bringet durch den zeitlichen Todt die glaͤu - bigen Chriſten zur ſeeligen vnnd gewuͤnſcheten Ruhe / vnd errettet ſie von aller gefahr.
Dieſer Regul Grund gibt der Evangeliſt Johan im 14. ſeiner heimlichen Offenbahrunge v. 13. Wenn er ſagt: Seelig ſind die Todten die im Herren ſterben / von nun an / Sie ruhen von jhrer Arbeit / Jm Buch der Weißheit am 3. v. 1. Der Gerechten Seelen ſind in Gottes Hand / vnd keine Quale ruͤhret ſie an.
Fuͤr den Vnverſtendigen werden ſie angeſehen als ſtuͤrben ſie / vnd jhr Abſcheid wird fuͤr eine Peine ge - rechnet / vnd jhr Hinfart fuͤr ein Verderben / aber ſie ſind im Friede.
Krafft der gewißheit dieſer Regul ſpricht der ver - lebte vnd Gott wolgefaͤllige Simeon Lucæ 2. Herr nun leſtu deinen Diener im Friede fahren.
Hiob ſpricht auch im 7. cap. v. 7. Deß Menſchen Leben iſt voller Vnruhe.
Wann nun der allerweiſe Gott die vnſerigen in der zarten Jugend hinweg nimpt vnd ſie zur ruhe brin - get / ſo kan man ſich gantz wol mit Hiob zu frieden ſtellen / wenn man betrachtet / das diß gegenwertige Leben / wegen vielfaͤltiger Truͤbſaal kein Leben recht iſt /dann[32]Troſt vnddann niemand lebet alſo / wie er wol ſolte oder gerne wolte.
Werden alſo verſichert auch an dieſen Ort die Adelichen trawrige Elteren / das jhr Soͤhnlein nun allererſt das rechte Leben habe angefangen / vnnd ein Hoffdiener beym Himliſchen Hoff geworden.
Wart doch Jacob froͤlich da er dieſe Poſt bekam von ſeinem Sohne Joſeph. Gen. 45. daß er noch lebete. Wie vielmehr ſolt jhr euch im Herren frewen vber dieſe gewiſſe Poſt aus Gottes Worte / die ich euch auch bringe auß dem Marco. 5. v. 39. daß ewer vielgeliebtes Soͤhn - lein / Guͤntert Reſtorpff lebet / vnd nicht in Egypten Lande an Koͤnig Pharaonis Hoffe / ſondern im Lande der Lebendigen am Hoffe deß Allerhoͤheſten lebet vnnd ſchwebet / deſſelbigen Seele in Gottes Hand vnd Schutz Sap. 3. v. 1. ruhet / dahin wir auch alle vnſer Datum richten / daß wir dahin zu ſeiner zeit / weñs Gott gefaͤllig vnd vns beſtimmet / trachten.
EJn ſchleuniger vnd gewaltſamer Todt / iſt keinem Gerechten vnd Glaͤubigen ſchaͤdlich / ſondern viel - mehr heylſam.
Den Grund dieſer Regul finden wir beym Hiob / im 14. v. 1. Darin bezeuget: Daß der Menſch vom Wei -be[33]Vnterrichtungs Predigt. be gebohren eine kurtze zeit lebe / vnd voller Vnruhe / ge - hen auff wie eine Bluhme / vnd falle abe / fliehe wie ein Schatten vnnd bleibe nicht. Der Koͤnig David im 144. Pſalm / Vergleicht das Leben deß Menſchen dem Waſſerſtrome / ſo ſchnelle dahin flieſſe.
Wenn man nun von denen die ſchnelles vnd ploͤtz - liches Todes fahren / daß ſie entweder ſich zu tode fallen / oder von andern vnvervhrſachet / getoͤdtet werden / oder in Fewr oder Waſſers Noth gerahten / vnd darin vmb - kommen / wolte vbel dijudiciren vnnd das Zungen Ge - richte hegen / wie die Juden von den Galilæern thaten / die zu Siloha vom Thurm erſchlagen / als das ſie fuͤr allen anderen Galilæern Suͤnder geweſen wehren / die - weil ſie das erlitten / Luc. 13. v. 1. ſo muͤſte man alle Menſchen vervrtheilen. Alldieweil vnſere Tage nur eine Handebreit fuͤr dem Herren ſind. Pſalm 39. verſ. 7.
Aller Glaͤubigen Todt iſt werth gehalten fuͤr dem Herren Pſalm 116. v. 15. Er geſchehe gleich ſchnell oder langſam fuͤr der Welt / ſo iſt er fuͤr Gottes Ge - richt nicht ſchaͤdlich / ſondern werth / hoch vnd tewr ge - achtet.
Darumb auch nicht gebeten wird in der Gemein fuͤr einen ſchnellen Todt / ſondern fuͤr einen boͤſen ſchnel - ſen Todt / daß vns Gott behuͤten vnd bewahren ſol.
EDenn[34]Troſt vndDenn Gott weiß es je am beſten / deſſen willen wir alle an vns wollen vollenbracht haben / welcher Todt vns vnd den vnſerigen nutzlich vnd ſeelig / vnd zu ſeines Nahmens Ehre / befoderlich.
Exempel bey dieſer Regul ſind klar vnd offenbahr an groſſen Heyligen vnd Kindern Gottes / ſo ſich bege - ben vnd zugetragen / welche nichts minders bey Gott in Gnaden als andere Heyligen / ſo auff andere arth vnd weiſe Todes verfahren ſind.
Als die zehen Kinder Jobs / cap. 1. Abel der von ſeinem eigenen Bruder erſchlagen / Gen. 4. Jonathan Sauls Sohn der elendiglich im Streit iſt vmbkommen / 1. Sam. 19.
Dann hier recht vom Auguſtino geſagt wird: A Deo non reſpicitur qualitas mortis, ſed qualitas perſonæ qualis is qui exeat. Bernhardi: Ubi bona vita præceſsit, mors ſubita non nocet, Das iſt / Gott ſiehet nicht an die arth vnd weiſe deß Todes / ſon - dern die arth der Menſchen. Wor nun ein gut Leben vorhergangen / ſo ſchadet kein ſchleuniger Todt.
Alſo kan auch nicht ſchaͤdlich geweſen ſeyn der Seelen nach / dem kleinen zarten Adelichen Knaͤbelein / Guͤntert Reſtorpffen / der ſchleunige vnd vnvorſehenBuͤch -[35]Vnterrichtungs Predigt. Buͤchſenſchuß / ſondern zur Seeligkeit befoderlich / als weicher gerechtfertiget iſt von Suͤnden / in dem er geſtor - ben / Rom. 6. v. 8.
Deſſen zarten verblichenen Coͤrper der allerhoͤgſt in Ruhe biß an den froͤlichen Juͤngſten Tag die Seele in ewiger Frewde vnd Wonne erhalten wolle / vnd ſie alsdann vnauffloͤßlich wiederumb vereinbahren vnd ver - einigen wolle zur ſtetswehrenden Herꝛligkeit / vmb Chri - ſu Jeſu willen / Amen.
BElangendt deß Wollſeligen Adelichen Knaͤbe - leins / Guͤnter Reſtorpffen Geburt vnd An - kunfft / ſo iſt er von Recht vnd Echt Adelichen vnd Chriſtlichen Elteren im Jahr nach Chriſti Geburt 1625. den 20. Novembris ſo geweſen 23. Sontag nach Tri - nitatis in dieſe Welt gebohren / balt den 4. Tag deſſel - ben Monatz Chriſto vnd ſeiner Kirchen durch die heilige Tauffe einverleibet / da ein ewiger Bund von Gott mit jhm auffgerichtet / Oſ. 2. v. 19. vnd ſein Nahm in die Hand deß Herren iſt verzeichenet worden.
Es hat aber denſelben nicht moͤgen von deß Todes Bitterigkeit entfreyen / Nobilitas ſanguinis, die Hoheit oder Adelheit deß Gebluͤtes / vielweiniger TeneritasE 2ætatis,[36]Troſt vndætatis, die Zartheit ſeiner Jugend / zugeſchweigen Pro - bitas vitæ, daß jhn hette moͤgen ſicheren / Beſon - deren er hat muͤſſen den Weg aller Welt gehen. 1. Reg. 2. verſ. 2.
Vnangeſehen daß er von ſo hoch vornehmen Ade - lichen Elteren / altes Geſchlechts / wie der gantzen Ehr - bahren Welt bekant / vnd zuvor die Ahnen wegen der Schwert Linien bey Parentation deß S. Herren Groß - vaters erzehlet / vnd vnnoͤtig / weil bey derſeits Vhralter Adelicher Stam wol bekandt / daß man darvon viel di - centes machen / denn es nuͤtzet vnd troͤſtet nicht.
Darumb wir vns nach vermahnung Pauli der er - zehlung deß Schlecht Regiſters die kein ende haben / vnd bringen fragen auff / mehr denn beſſerung zu Gott im Glauben / vns vor dißmahl enthalten. 1. Tim. 1. v. 4. Denn der iſt allein ein rechter Edellman / der ſeine Tu - gend beweiſen kan.
Das Leben vnd Wandel betreffent deß Wollſeli - gen vnd in Gott ruhenden Adelichen Knaͤbleins Guͤn - tert Retſtorpffs / ſo mag wegen der zarten Kindheit darvon nicht viel geredt werden / Denn ein Kindt thut wie ein Kindt / vnd hat Kindiſch Anſchlege.
So wol auch deßwegen / daß die Wunden in den hochbetruͤbten Adelichen Elteren nicht moͤge vernewertwer -[37]Vnterrichtungs Predigt. werden / was ſein Geberde vnnd Geſpraͤch zum Guten vielmahls geweſen / ohn allein daß denn ein Notabile an ſo einen kleinen Kinde / daß er nach erinnerung Syrachs im 6. cap. v. 6. gerne jederman freundlich geweſen.
Darumb auch aus freundlichen Gemuͤhte vnnd holdſeliger Affection den 7. Martij vmb 3. Vhr nach Mittage / ſich zu einem andern Adelichen Knaben / ſo zu gaſte von einem andern vom Adel vnd Freunde mitge - bracht / in der Kammer geſellet / der ohn gefaͤhr von einer andern Adeliche Perſohn mit auff den Hoff gebracht / gantz erbarmlich vnd vnvormuthlich geſchoſſen.
Nachdem daß Wollſelige edle Knaͤblein Guͤntert Retſtorpff den Schuß ſchon hinweg / hat er ſeinen Ganck zur Kammer betrawret / vnd zu ſeinen jtzt hochbe - truͤbten Adelichen Elteren geſprochen: Ach were ich ar - mer Suͤnder doch aus der Kammer geblieben.
Sich alſo erkennet fuͤr einen armen Suͤnder / vnd ſich fuͤr Gott gedemuͤtiget / alſo daß er ſich willich vnd ger - ne / weil die Wunde toͤdlich / zum Tode bereitet / vnd nach 12. Stunden / weil alle Menſchliche Mittel zu helf - fen / vergebens geweſen / aus dieſem Leben / als ein zartes Bluͤmlein verwelcket / gegen 3. Vhr deß Morgens / vnd erhaben zur ewigen Herꝛligkeit. Jſt alſo das gantze Alter deſſelbigen Knabens nuͤr 6. Jahr 15. Wochen 3. Tage 11. Stunde.
E iijDero -[38]Troſt vndDerowegen die Adelichen hochbetruͤbten Elteren / ſolches jhr Soͤhnlein nicht verlohren / ſondern im Reiche Gottes bey Chriſto haben / dahin vns auch alleſampt ver - helffen wolle / Chriſtus Jeſus / vnd mittlerweile ſtercken / troͤſten / bey Geſundheit erhalten / Gedult verleyhen / allen denen ſo durch dieſen Fall moͤchten betruͤbet ſeyn / vnd ſie auff andere weiſe in gnaden wiederumb erfrewen / beydes zu dieſem vnnd zum ewigen Leben erhalten vmb ſeines hochgebenedeyten Nahmens willen / Amen.
Helffet mir darauff beten ein glaͤubiges Vater vnſer / ꝛc.
FINIS.
Gedruckt zu Luͤbeck / Durch Valtin Schmalhertz.
Jm Jahr / M. DC. XXXII.
CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
Dieses Werk steht unter der „Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz“ (CC BY-SA).