GEliebte in dem Herrn Chriſto / Wir haben aber - mals bey jetztverrichteter Chriſtlicher Begraͤbnuß ei - ner vornehmen Gottſeligen Matronen vnnd Mitt - ſchweſter / von Hof auß ein ſolche Walfart vnd Pro - ceſſion gehalten / bey deren wir vns allerſeits vnſerer Sterblichkeit vnd vergaͤnglichen nichtigen Lebens gnugſam ha - ben zuerinnern: Sind darvff anhero ins Hauſe deß Herrn mit - einander kommen / auß ſeinem H. Wort nicht nur allein Troſt an - zuhoͤren / wider allerhand trawrige Gedancken / ſo ſich darbey zu re - gen pflegen / ſondern auch Gottſeliglich zuvernehmen / weil es je einmal wil geſtorben ſeyn / wie wir vns auch darzu Chriſtlich moͤ - gen vorbereiten.
Wollen demnach den lieben Gott zuforderſt hierbey bitten vnd anruffen / vmb ſeine Gnad / Segen vnd Beyſtand / damit es ja ge - reichen moͤg zu Goͤttliches Namens lob ehr vnd preiß / zu vnſerer aller erbawung vnd beſſeꝛung / ſonderlich aber zu troſt allen betruͤb - ten / trawrigen vnd angefochtenen Hertzen: Solches aber von oben herab zuerlangen / wolle ſich ewre Chriſtliche Lieb mit mir demuͤti - gen / vnd von grund jhres Hertzens beten ein glaubiges andaͤchtiges Vatter vnſer / ꝛc.
ZV Joppen aber war ein Juͤngerin / mit Namen Tabea / welches verdolmetſchet heiſt ein Rehe / die war voll guter Werck vnd Allmoſen die ſie thet. Es begab ſich aber zu derſelbẽ zeit / daß ſie kranck ward vnd ſtarb / da wuſchen ſie dieſelbige vnd legten ſie auff den Soͤller. Nun aber Lydda nahe bey Joppen iſt / da die Juͤnger hoͤreten / daß Petrus daſelbſt war / ſandten ſie zu jhm / vnd ermahneten jhm / daß er ſichs nit lieſſe ver - drieſſen zu jhnen zukommen. Petrus aber ſtund vff vnd kam mit jhnen. Vnd als er darkommen war / fuͤhreten ſie jhn hinauff auff den Soͤller / vnd tratten vmb jn alle Witwen / weyneten / vnd zeigeten jhm die Roͤck vnnd Kleider / welche die Rehe machte / weil ſie bey jnen war. Vnd da Petrus ſie all hinauß getrieben hat kniet er ni - der / betet vnd wand ſich zu dem Leichnam / vnd ſprach: Tabea / ſtehe auff / vnd ſie thet jhre Augen auff / vnd da ſie Petrum ſahe / ſatzte ſie ſich wider. Er aber gab jhr dieHand /5Auß der Apoſtel Geſchicht / am 9. C. Hand / vnd richtet ſie auff / vnd rieff den Heiligen vnd Wittiben / vnnd ſtellet ſie lebendig dar. Vnnd es ward kund durch gantz Joppen / vnd viel wurden glaͤubig an den HERRN.
ANdaͤchtige in dem Herren Chriſto / Es iſt ein ſehr ſchoͤner denckwuͤrdiger Spruch / welchen Koͤnig vnnd Prophet David von der Krafft Goͤttliches Worts in ſeinem 119. Pſalmen mit nachfolgenden Worten vns fuͤrgeſchrieben vnnd hinderlaſſen hat: HERR / ſagt er / wenn dein Wort nicht wehr mein Troſt geweſen / ſo hett ich vergehen muͤſſen in meinem Elend. Gibt darmit Gleichnußweiß zuverſtehen / Wie in einer wolbeſtel - ten ſtattlichen Apotecken allerley vnterſchiedliche / wolriechende / kraͤfftige Sachen vnd Artzneyen bey der Hand zuſeyn pflegen / mit denen man vff den nothfall ohmaͤchtigen oder ſonſt krancken Leu - ten kan bey ſpringen / vnd ſie darmit erquicken vnd erlaben: Alſo ſey auch Gottes Wortein recht vollkommene / wolbeſtelte Geiſtliche Apoteck / auß deren einem jeden nothleidenden Chriſten mit kraͤffti - ger Seelen Artzney vnd Labſall koͤnne gedienet werden. Vnd zwar iſt jhm auch alſo: Denn wo iſt doch jrgend ein Creutz / Noth vnd Truͤbſall / darwider nicht in H. Schrifft vnterſchiedliche Recipe von kraͤfftigen Troſtſpruͤchen gefunden werden? Wie voll Saffts vnd Krafft ſtecket doch allein das liebe Pſalterlein / als welchs deß - wegen nicht vnbillich die kleine Bibel genennet wird? Damit man aber in ſolchen geiſtlichen Apotecken das recht Probatum eſt auch moͤg darbey haben / vnnd die kraͤfftige wuͤrckung der Troſtſpruͤch / als geiſtlicher Artzney / deſto ſcheinbarer vernehmen / ſtehen darin - nen mit ſonderlichem fleiß viel ſchoͤner Hiſtorien hin vnd wider mitA iijvnter -6Chriſtliche Leich Predigt /vnter geſchrieben / bey welchen mit allem luſten zuſehẽ / weſſen man ſich zum lieben Gott vnd ſeinem Wort im leben vnd ſterben ſicher - lich hab zuverſehen. Ein ſolch troͤſtli〈…〉〈…〉 hertzſchoͤne Hiſtory iſt auch die jetztabgeleſene von der frommen Juͤngerin der Tabea zu Jop - pe / welche zwar einsmals nach außgeſtandener ſchweren ſchwach - heit / auch Tods verfahren vnd ſterben muͤſſen / aber von Petro dem Apoſtel durch ein Goͤttliches Wunderwerck wider iſt aufferwecket worden. Woͤllen ſie derhalben / als zuvorſtehender Leichpredigt nit vndienlich / in Gottes Namen zubetrachten fuͤr vns nehmen vnd
Beyde Stuͤck ſollen zu ewrem kraͤfftigen Troſt vnd nuͤtzlichem Vnterricht appliciret vnd gerichtet werden / Darzu dann der liebe Gott Gnad vnd Segen geben woͤlle / vmb Jeſu Chriſti willen / Amen.
ANfaͤnglich lautet die Evangeliſche Legenda von jhr alſo: Zu Joppe aber war ein Juͤngerin / mit Namen Tabea / welches heiſt verdolmetſchet ein Rehe. Jn dieſen Worten gedenckt Lucas dreyerley Vmbſtaͤnde: erſtlich / deß Vatterlands oder Orths da ſie gewohnet / Darnach jhres Na - mens vnd wie ſie geheiſſen[:]zum Dritten jhrer Confeſſion / vnd was zugleich jhr Thun / Handel vnd Wandel geweſen ſey.
Das Vatterland betreffend oder Ort da ſie gewohnet / hat der - ſelb geheiſſen JOPPE, iſt geweſen civitas Paleſtinæ, ein Statt Juͤdiſches Landts / gelegen am Mittelmeer / fuͤnff Meilwegs vonJeru -7Auß der Apoſtel Geſchicht / am 9. C. Jeruſalem / allernechſt bey Lidda / ein ſchoͤne Statt / nicht allein deß ſtattlichen Portus vnd Meerhafens halben / den ſie gehabt / ſondern auch weil ſie etwas hoch gleichfam auff einem Felſen am Meer ge - legen / dannenhero ſie ein trefflich ſchoͤnen Proſpect vnnd luſtiges außſehen biß naher Jeruſalem hinauß gehabt hat / wie Ptolemæus der beruͤhmbte Coſmographus in ſeinen Tabulis ſolches auffge - ſchrieben. Soll hernach vom Keyſer Veſpaſiano, wegen groſſer raͤuberey / ſo drauß iſt gevbt worden / verheret vnd geſchleifft worden ſeyn. Heutigs tags wird ſelbiger Orth vnd deſſen Rudera von den Jnnwohnern / wie die jenige ſchreiben / ſo an ſolchen Enden vnnd Orten geweſen / Japha genannt / zweiffels ohn à pulchritudine ſitus, wegen der ſchoͤnen gelegenheit / ſintemal das Hebraiſehe wort Japha ſo viel heiſt als ſchoͤn vnd huͤbſch ſeyn.
Anlangend aber jhren Namen / hat ſie geheiſſen Tabea oder Tabitha / welchs dann ein Syriſch Wort iſt / heiſt auff Deutſch ſo viel als ein Rehe / kan wol ſeyn wie noch heut zu tag etliche Namen uͤblich / die von vnterſchiedlichen Thieren / als Wolff / Loͤw vnd der - gleichen hergenommen ſeyn / daß ſie auch dazumal vmb gewiſſer Vrſachen willen je bißweilen ſolcher Namen ſich gebraucht haben. Vielleicht aber mag ſie auch darumb Rehe genennt worden ſeyn / weil ſie etwan ein gut ſcharpffes Geſicht gehabt / ſintemal ein Rehe vnd Gembs trefflich ſcharpffſichtig ſeyn ſoll / dannenher es auch in Griechiſcher Sprach δορκὰς ἀπὸ τοῦ δέρκειν genennet wird / wie der Ori - ginal Text dieſer Hiſtorien ſolches mit ſich bringt. Der alte Kir - chenlehrer Beda deutets allegoricè vnd verbluͤmbter weiß auff die contemplationes ſpirituales, oder ſcharpffſichtige geiſtliche Ge - dancken jhrer Chriſtlichen Andacht. Aber an dieſem allem iſt ſoviel nit gelegen.
Vernehmet derhalben ferꝛner / was doch dieſer Damæ der Ta - been beruff / thun / handel vñ wandel geweſt ſey / Lucas gedenckt wei - ter nichts / als daß er ſpricht / ſie ſey eine Juͤngerin geweſt / dz iſtnun8Chriſtlich LeichPredigt /nun ſo viel geſagt / ſie ſey geweſen auß der zahl der jenigen frommen Leutlein / ſo an den gecreutzigten vnd vom Todt wider aufferweck - ten Jeſum von Nazareth / geglaͤubt / jhn fuͤr den Heyland der Welt erkannt / vnnd zu deſſen ſeligmachendem Wort vnnd Evangelio / welchs die Apoſteln damals predigten / vnd mit Goͤttlichen Mira - culn beſtaͤttigten / mit groſſem fleiß vnnd Gottſeliger Andacht zu - halten pflegten. Vnd zwar ſo wurden anfangs die glaubige Chri - ſten im Newen Teſtament ehe dann ſie zu Antiochia ſolchen Na - men bekamen / daß man ſie Chriſten hieß / Juͤnger vnd Juͤngerinne genennet. Wann demnach vnſer Evangeliſche Geſchichtſchreiber Lucas ſie eine Juͤngerin nennt / beſchreibt er nicht allein jhre Con - feſſion vnd richtige Glaubens Bekaͤndnuß / ſondern gibt jhr auch darmit den allergroͤſten Rhum vnd Ehrentitul / den ſie auff dieſer Welt hat haben koͤnnen. Dann was iſt ruͤhmlicher vnnd ehrlicher als Chriſti deß herrn glaubiger vnd gehorſamer Schuͤler oder Juͤnger vnd Juͤngerin ſeyn? Jhr ſeyt Chriſti / ſagt Paulus zu ſei -1. Cor. 3. nen Chriſten zu Corintho / Chriſtus aber iſt Gottes / 1. Cor. 3.
Hoͤret aber wie wacker ſie ſolchen jhren ſeligmachenden Glau - ben an Chriſtum den Herren hab ſehen vnnd leuchten laſſen! Vnd ſie war / ſagt die Legenda / voll guter Werck vnd All - moſen / die ſie thaͤt. Das iſt nun abermahls ein ſehr herꝛliches Zeugnuß / mit welchem zuverſtehẽ gegeben wird / daß ſie kein heuch - liſche Maulchriſtin geweſt ſey / keinen todten ſondern recht lebendi -Gal. 5. gen thaͤtigen Glauben / wie jhn Paulus nennt / Gal. 5. vnd Jacob.Iacob. 2. in ſeiner Epiſt. c. 2. gehabt hab. Denn vber das / daß ſie ſich eines ſtil - len / erbaren / eingezogenen / Gottſeligen Wandels beflieſſen / vnd die Apoſtoliſche Predigten von Chriſto jhrem Erloͤſer vnd Selig - macher gern angehoͤrt vnnd jhnen nachgangen / welches ja freylich eytel gute Werck waren / hat ſie auch maͤchtig viel guts gethan / ſo wolden armen / als denen vmbherziehenden Juͤngern vñ Apoſteln: Jnſonderheit wird hernach im Text gedacht der Kleider vnd Roͤck / die ſie gemacht vñ armen glaͤubigen Nachbars Wittiben hat / vmbGottes9Auß der Apoſtel Geſchicht / am 9. C. Gottes willen mitgetheilt. Vnd iſt demnach drauß abzunehmen / daß ſie nicht allein ziemlichen Vermoͤgens / ſondern auch ein gute Naͤtherin / die mit allerhand kuͤnſtlicher WeiberArbeit / wircken / ſticken / vnd dergleichen / vmbgehen koͤnnen / geweſt ſey.
Wer aber dieſe ehrliche Matron noch eins ſo fromb vnd guthaͤ - tig geweſt / ſtehet doch ferꝛner allhie von jhr geſchrieben / daß ſie ſey kranck worden: Es begab ſich / ſagt Lucas / daß ſie kranck ward zu derſelbigen zeit / verſtehe eben damals / da ſie mit ſo vie - len guten Wercken vnd beruͤhmbter vbung der Gottſeligkeit vmb - gieng. Ob nun aber wol jhr Schwachheit in Specie nicht wird beſchrieben / iſt doch leichtlich zuerachten / daß es ein geſchwinde ſcharpffe Schwachheit geweſen / weil ſie dran geſtorben / dann wie der Text ſagt / ſo ſtarbe ſie / ohnzweifflich gantz ſanfft vnd ſelig - lich. Dann die bey geſunden Tagen Gott ſo treuwlich gedienet / vnd mit ſeinem Wort ſich getroͤſtet / wie ſolte die nicht auch in den groͤſten Todtsnoͤthen gedultig vnd willig geweſt ſeyn / Chriſto jrem Herrn zuvolgen? vnd wie ſolt ein boͤſer Todt ſeyn oder geachtet werden / fuͤr dem ein ſo Gottſeliges Leben iſt hergangen / ſagt der alt Kirchenlehrer Auguſtinus.
WOlan wir ſehen vnnd lernen bey dieſem erſten Stuͤck vnſe -I. rer fuͤrgenommenen Hiſtorien / wir war doch ſey / was Sy -Syrach. 40. rach ſagt / c. 40. Es ſey ein elend jaͤmmerlich Ding / vmb aller Menſchen Leben von Mutterleib an / biß ſie in die Erde begra - ben werden / die vnſer aller Mutter iſt / da iſt jmmer Sorg / Forcht / Hoffnung / vnd zuletzt der Tod / ſo wol bey dem der in hohen Ehren ſitzt / als bey dẽ geringſten vff Erden / ſo wol bey dem der Seiden vnd ein Kron tregt / als bey dem der ein groben Kittel an hat. Freylich / freylich iſt kein Menſch nit / der den Tod nicht ſehe / ſteht im 89. Pſ. Pſal. 89. Der Todt der iſt zu allen Menſchen durchgedrungen ſagt Pau -Blus der10Chriſtlich Leich Predigt /Rom. 5. lus der Apoſtel Rom. 5. vnnd iſt in Warheit je ein elender Handel / daß weder feſte Staͤtt / noch Jugendt / noch Reichthumb / noch Frombkeit oder jrꝛgend etwas wider den Todt vnnd deſſen Macht vns ſchuͤtzen vnd erretten kan. Joppe war ein ſchoͤne Statt / befe - ſtiget auff der einen Seiten mit dem groſſen tieffen Meer / auff der andern ſeiten mit ſtarcken Mauwren vnnd Paſteyen / noch kompt der Todt hinein vnd rafft hinweg dieſe fromme Juͤngerin / von der wir predigen. Naim war ſeinem Nahmen nach je ſo ein luſtiges Staͤttlein / noch ließ ſich der Todt auch drin finden / vnd nam einerLuc. 7. frommen Wittiben daſelbſten jhren einigen Sohn / Luc. 7. MagIerem. 9. wol heiſſen / wie dort Jerem. am 9. cap. die von Jeruſalem kla - gen / der Todt ſey zu jhren Fenſtern hinein gefallen vnd in jhre Pal -Apoc. 6. laͤſt koͤmmen. Ach er kan mit ſeinen Pfeilen Apoc. 6. vber hohe G[ꝛ]aͤ - ben vnd Mawren hinuͤber ſpringen. Vnd das erkandt gar wol je -Fulgoſius lib. 7. ner Koͤnig auß Perſien der Hormiſda, als der vom Keyſer Con - ſtantio zu Rohm vmbher gefuͤhrt vnnd gefragt wurde / wie jhm die Statt vnd deren Herꝛligkeit gefiel / gab er gar hoͤflich zur Antwort / er muͤſſe geſtehen / daß ſie andere Staͤtt vnd Oerter der Welt in vie - lem vber treffe / gleichwol aber ſehe er ſo viel / daß die Leut allda auch ſterben / gab damit zuverſtehen / es ſey kein Statt in der Welt ſo ſchoͤn / feſt / herꝛlich / vnd Volckreich / die ſich deß Todts vnd ſeines Regiments erwehren koͤnne. Gleich wie aber kein Orth in der gan - tzen Welt iſt / der da Freyheit hett wider den Todt / alſo iſt auch kein Menſch weß Standts / Ehren vnd Wuͤrden er auch ſey / der deßwe - gen privilegirt wer oder jrꝛgendt einen Vortheil hette. Alte Leuth haben zwar fuͤr andern feine Erfahrung / Verſtand / Weißheit vnd Anſehen / dannenher auch die Heyden erkandt / daß man ſie ehren ſoll / aber der Todt macht jhnen ſehr wenig Reverentz / fragt im ge -Syr. 41. ringſten nicht darnach wie alt einer ſey / oder wie lang er gelebet hab. Reiche Leuth / die in groſſen Ehren ſitzen / vnd alles vollauff haben / achtet gemeinglich die Welt fuͤr die allerſeligſte: Nun haben zwar die Reichen ein mechtigen groſſen Vortheil fuͤr den Armen / dannes heiſt11Auß der Apoſtel Geſchicht / am 9. C. es heiſt / Gelt regirt die Welt / aber der Todt kehrt ſich mit ſeinem Regiment gar nicht dran / Jhr Silber vnd Golt / ſagt der Prophet Zephanias am 1. cap. wird ſie nicht erretten am Tag deß ZornsZeph. 3. deß Herrn. Je bißweilen kompt der Todt vnnd ſchreibt auch an der groſſen Herꝛn vnd Fuͤrſten Thuͤr / heut Koͤnig / morgen todt / Syr. 10. Staͤrck vermag auch in der Welt viel: war nit SimſonSyr. 10. ein ſtarcker Held / er zerriß einen lebendigen Loͤwen mit ſeinen Haͤn - den / ſchlug 1000. Mann mit eines todten Eſels Kinbacken zu todt / hub die zwey Statthor zu Gaza auß / vnd trug ſie auff einen Berg / im Buch der Richter am 14. 15. 16. noch war er dem Todt zu -Iud. 14. 15. 16. ſchwach. Aſahel ein Bruder deß beruͤmbten Kriegs Fuͤrſten Joabs / war ſo hurtig zulauffen / vnnd ſo ſchnell vnd gerad auff ſeinen Fuͤſ - ſen wie ein Rehe auffm Feld / noch kondt er dem Tod nicht entlauf - fen / 2. Samuel. 2. Solte etwas dem Tod vberlegen vnd jhm zuge -2. Sam. 2. ſchwind ſeyn / wolt ich meynen / junge Leut wuͤrdens ſeyn koͤnnen / die frey friſch vnd ſchoͤn wie Milch vnnd Blut außſehen / ſo iſt es aber auch nichts / denn wie die Erfahrung bezeugt / traͤgt man je ſo viel Kaͤlber Haͤut / zum Marck als Kuͤh Haͤut. O es iſt ein liederlichs Ding vm̃ ein huͤbſches Bluͤmlein! Heut bluͤets / iſt ſchoͤn von Farb / vnd gutes Geruchs / auff den Abend iſt es welck / vergeht vnnd wird weggeworffen / Pſalm 103. Vnd wie ſolt doch etwas einen SiegelPſal. 103. vnd Brieff wider den zeitlichen Todt geben koͤnnen / da doch auch der allerfroͤmmeſten vnnd heiligſten von jhm nicht geſchont wird / wie hie vnſer H. Tabeæ Exempel bezeuget! Jnſumma weder der Reichen noch der Armen / thut ſich der Todt erbarmen / Koͤnigli - cher Scepter vnd Bettelſtab muͤſſen mit einander an deß Todtes - trab. Dem Reichen hilfft nicht ſein groſſes Gut / den Jungen nicht ſein ſtoltzer Muth / ſie muͤſſen auß dieſem Meyen / wann einer ſchon hett die gantze Welt / Silbeꝛ Golt vnd alles Gelt / noch muß er an den Reygen. Koͤm̃et alles her von der Suͤnden / als die da iſt deß Todtes Stachel / vnnd wie Paulus abermals ſagt zun Roͤm. 5.Rom. 5. ſo iſt der Todt zu allen Menſchen durchgedrungen / darumb weilB ijſie all12Chriſtliche Leich Predigt /Rom. 6. ſie all geſuͤndiget haben / der Suͤnden Sold iſt der Todt / Rom. 6. drumb ſo bleibt es auch bey dem alten Bund: Menſch du muſt ſter -Syr. 14. ben / Syr. 14. Dieſes iſt nun wol ein bekandte Lehr / aber weil ſie ſo ſtarck durch alle Staͤnde vnd Alter hindurch geht / ſoll ſie bey zeiten einem jeden Gedancken machen / weil es je einmal ſoll vñ wil geſtor - ben ſeyn / wie vnd welcher geſtalt daſſelbig ſeliglich geſchehen moͤg.
II. Wer nun fuͤrs ander / ſolch groſſe Kunſt zulernen begehrt / der kan ſie auß dieſer Evangeliſchen Hiſtori von der H. Tabea gar kurtz faſſen vnd vberkom̃en. Sie iſt 1. geweſen ein Juͤngerin Chriſti / dem - ſelben hat ſie mit wahrem ſeligmachenden Glauben in jhr Hertz ge - faſt / vnd ſeines bittern Leyden vñ Steꝛbens / ſich ſtetigs getꝛoͤſtet / die - ſen jhren Glauben hat ſie vors 2. auß den Apoſtoliſchen Predigten vnd Wunderwercken krefftiglich geſtercket / vñ darbey einen Gottſe - ligen Wandel gefuͤhret / vielfaͤltiger Gutthaͤtigkeit vnnd Allmoſen gegen die Armen ſich beflieſſen / dieſelbige hat ſie mit Roͤcken vnnd Kleydeꝛchen / ſo ſie ſelbſt gemacht / je bißweilen bedacht vnd verehret / auff ſolchen ſo herꝛlichen Glauben / der mit eytel guten Wercken als lieblichen Fruͤchten an jr geleuchtet / hat ſie jhr zeitliches bawfelliges Leben wol vnnd ſeliglich geendet. Wiltu nun mein liebſter Chriſt auch einmal ſo beſchloſſen / ſelig ſterben vnd von hinnen ſcheiden / ſo erzeige dich dergleichen.
Sihe mit zu vor allen dingen / daß du ſeyeſt ein Juͤnger oder Juͤn - gerin Chriſti / das iſt / halt dich an den lebendigẽ Son Gottes Jeſum Chriſtum deinen Eꝛloͤſer vnd Grund der Seligkeit / dann auſſer jmAct. 4. iſt doch kein Heyl zufinden / Act. 4. faſſet mit wahrem Glauben / deñ durch den Glauben an jn / werdẽ wir rechte Chriſten vñ Kinder Got -Gal. 3. tes / Gal. 3. vnnd dieweil ſolch Glaub auß dem Gehoͤr GoͤttlichenIoh. 1. Worts herkompt / ſo bleibe auch bey demſelbigen vñ richte dich dar - nach / dann meine Schaͤflein hoͤren meine Stim̃ / ſagt er ſelbſt Joh.Ioh. 10. am 10. vnd abermals / ſo jhr bleiben werdet an meiner Rede / ſo ſeytIoh. 8. jhr meine rechte Juͤnger / Joh. 8. Befleiſſige dich aber auch deinen Glauben mit den Wercken zubeweiſen / liebe Gott vñ deinen Nech -ſten /13Auß der Apoſtel Geſchicht / am 9. C. ſten / thue guts dem Duͤrfftigen vnd Armen / laſſet ewer Liecht leuch - ten fuͤr den Leuten / rufft Chriſtus Matt. am 5. auff daß ſie ewre gu -Matth. 5. te Werck ſehen / vñ ewren Vatter im Himmel preiſen: Hat gar nit die Meynung / wie Baͤpſtiſche Leut vns fuͤrwerffen / gute Werck zu - thun ſey vnſer Lehr nach verbotten / oder ja vnvonnoͤthen: Nein / wir ſind zu guten Wercken geſchaffen / vnd ob wir wol durch dieſelbige den Himmel nit verdienen koͤñen / jedoch weil ſie Gott gebotten vnd haben wil / ſind wir ſie zuthun ſchuldig / was auch rechte Juͤnger vñ glaͤubige Chriſten ſeyn / die erzeigen ſich darinnen durch Gottes Geiſt willig / ſie beweiſen jhren Glauben mit den Wercken / vnd ſind gleich den guten Baͤumen / die ſich on gute Fꝛuͤchte nit finden laſſen. Mercket aber allhie gar wol / was es fuͤr gute Werck ſeyn muͤſſen / daꝛauß der rechte ſeligmachende Glaub eines Juͤngeꝛn oder Juͤnge - rin Chriſti erkandt werde. Bey vielen Leuten ſo im Bapſtumb vffer - zogen / iſt die Einfalt oder vielmehr Aberglauben ſo groß / daß ſie meynen / wann ſie auff dieſen oder jenen Tag faſten / hie oder da ei - nem verſtorbenen Heiligen zu ehrn Wallfahrt halten / oder aber ein Marien Bild / zum Gottes Dieuſt in der Kirchen auffgeſtelt / kley - den / mit ſtattlichen Roͤck vñ Pateꝛnoſteꝛn behencken / das ſeyn ſolche gute Werck / mit welchen ſie fuͤr allen andern Ablaß verdienen koͤn - nen. Jſt aber alles nichts. Tabea war voll guter Werck / vnder an - dern Allmoſen theilt ſie auch Roͤck vñ Kleyder auß / aber ſie behenget nit damit ſtum̃e Goͤtzen vnd Bilder / ſonder lebendige Bilder / arme duͤrfftige verlaſſene Wittiben / darinnen ſollen wir jhr volgen. Ach es iſt vns in den 10. Gebotten Gottes gnugſam fuͤꝛgeſchrieben / was fuͤr gute Werck wir thun ſollen / vn vonnoͤthen / daß wir ſelbſt vns eygne erdichten vnnd mehr auffladen / es wird doch mit Menſchen Wercken vergeblich dem lieben Gott gedienet / wie Chriſtus ſelbſtMatth. 15. gar nachdencklich redet Matt. am 15. Menſch / es iſt dir geſagt / wasMich. 6. gut iſt / vnd was der Herꝛ von dir fordert / nemblich Gottes Wort halten / vnd lieb uͤben / vnnd demuͤtig ſeyn fuͤr deinem Gott. O wiewol ſtirbt ſichs / wo man alſo ſein Chriſtenthumb ſehen leſt / vollB iijguter14Chriſtliche Leich Predigt /guter Werck iſt vnd in dem Lauff der Gottſeligkeit dahin fehret? Vnmuͤglich iſt daß ſolche Nachfolger Tabeæ ſolten vbel oder vnſe - lig ſterben. Muͤſſen ſie ſchon als arme Suͤnder / vnd Adams Kinder die bitterkeit deß zeitlichen Todts vñ vorbotten deſſelben / allerhand beſchwerliche ſchwacheiten ſchmecken vnnd außſiehen / ſind ſie doch wol zu frieden / laſſen es jnen ein vrſach vnd anlaß ſeyn zur buß vndIohan. 14. beſſerung / vberwinden alles in dem der geſagt / Joh. 14. Confidite ego vici mundum, Seyt getroſt / ich hab die Welt vberwunden / ſie ſind auch willig vnnd bereit durch Todt vnd Leben Chriſto jhrem Herrn zu folgen / denn Chriſtus iſt jhr leben / ſterben jhr gewinn /Philip. 2. wie Paulus der Apoſtel ſie gelehret / Philip. 2. ja ſie ſehnen ſich vnd tragen ein hertzlich verlangen zum ewigen ſeligen Leben / als dem rechten Vatterland / vnter deß halten ſie ſich feſt an das ſtarcke Re -Iohan. 8. cipe, Johan. am 8. vffgeſchrieben / Warlich / warlich ich ſage euch / ſo jemand mein Wort wirdt halten / der wird den Todt nicht ſehen ewiglich. Sehet ja mit zu / jhr mein Geliebte / daß jhr euch bey zeiten hierzu accommodirt vnd gefaſt machet / laſſet allezeit ewere Lenden vmbguͤrtet ſeyn / vnnd ewere Liechter brennen / ſeyt gleich den Men - ſchen die vff jhre Herren warten / wenn er vff brechen wirdt von der Hochzeit / vff daß wenn er kommet vnd anklopfft / ſie jhm bald auff - thun / Selig ſind die Knechte / die der Herr / ſo er kompt / wachend findet / Warlich ich ſage euch / er wird ſich auffſchuͤrtzen / vnnd wird ſie zu Tiſch ſetzen / vnd fuͤr jhnen gehen vnd jhnen dienen / vnd ſo er kompt in der andern vnd dritten Wach / vnd wirds alſo finden / ſeligLuc. 12. ſind dieſe Knechte! Luc. 12. Laſſet vns aber nun ſchreiten zum vbri - gen Stuͤck vnſer Evangeliſchen Legenda vnd vernehmen was ſich mit der frommen Gottſeligen verſtorbenen Tabea in jhrem Todt hab begeben vnd zugetragen.
DJeweil ſie war ein Gottsfuͤrchtig gutthaͤtiges Menſch geweſen / als wird ver meldet / daß die Naͤchbarn vnd gute Freundinne / denen ſie im leben gedienet / ſich jhrer hinwi - der auch im todt haben trewlich angenommen.
1. Vnd Erſtlichen zwar / haben ſie jhren Leichnam Juͤdiſchem brauch nach gewaſchen / vnd in gebuͤrlicher verhuͤllung hinauff vff den Soͤller / das iſt / in ein ander Obergemach geleget / zu dem end damit ſie jhn etwa balſamiren / vnd folgends ehrlich zur Erden be - ſtatten moͤchten. 2. Demnach ſie aber bey ſolchem trawrigen Zu - ſtand ſich erinnern / daß Petrus der Apoſtel in der naͤh zu Lidda iſt / da er dann fuͤr wenig Tagen einen krancken Mann / den Eneam / welcher in die 8. Jahr lahm vnd kranck vff ſeinem Beth gelegen / in dem Namen Jeſu geſund gemacht / gerahten ſie in die Gedancken / hab Gott jenes durch Petrum den groſſen Apoſtel gethan / ſo wer - de er auch hie helffen koͤnnen / vnd durch jn / in Chriſti namen krafft vnd macht / dieſe jhr verſtorbene Schweſter vnd Gutthaͤterin wider aufferwecken vnd lebendig machen. Geben jm darauff durch zween Juͤnger oder Glaubensgenoſſen bitweiß zuerkeñen / er wil ſichs nit laſſen verdrieſſen zu jhnen zukommen. 3. Vnd zwar ſo kompt auch der gute Petrus macht ſich nirgent ſo thewer vnd breit / wie ſein ver - meynter Succeſſor vnd StulErb zu Rom: vnd nachdem er die ver - ſtorbene Schweſter nit allein geſehen / ſonder auch zweiffelsohn mit vilen ſeufftzen gehoͤret / wie kleglich anweſend Wittibe vñ Nachbarn ſie beweinet / deßgleichen mit der zeugung der Juͤngerin Roͤck vnnd Kleydeꝛlein / ſo ſie von jr als Chriſtliche Allmoſen empfaͤngen / gebet - ten / daß er jnen aller ſeyts nit allein zu troſt / ſondern auch zubekraͤff - tigung ſeiner Lehr vnd Predigt vom gecreutzigten Jeſu / im Nah - men deſſelbigen dieſe jhre Gutthaͤterin wider lebendig woͤlte darſtel - len vnd reſtituiren / iſt er willig vnd bereit jnen zuwillfahren. 4. Da - mit er aber doch ohne hinderung ſein Gebett / welches das beſte hier - bey thun muſte / verrichten moͤchte / ſonſten auch nit in dem veꝛdacht gezogen wuͤrde / als wolt er hierdurch jhm ſelbſt groſſen applau -ſum vnd16Chriſtliche Leich Predigt /ſum vnd Ruhm beym gemeynen Volck ſuchen / treibt er alle andere anweſende Perſonen auß dem Gemach oder Soͤller hinauß / fellet darnach auff ſeine Knie / vnd nach dem er innbruͤnſtiglich den lieben Gott gebetten / daß er zu rettung vnd Ehr Jeſu Chriſti ſeins lie - ben Sohns / vnd beſtetigung deß Worts / ſo ſie von jhm taͤglich pre - digen / gegenwertige verſtorbene Schweſter wider woͤlt lebendig machen / ſteht er endlich auff / vnd weil er nicht zweiffelt / ſein Gebet ſey erhoͤret / wendet er ſich zu dem Todten Leichnam vnnd ſpricht / Tabea ſtehe auff / verfuhr hierinn wie Chriſtus hiebevor auch gethan vnd gered hatte / bey vfferweckung deß Juͤnglings zu Naim /Luc. 7. Luc. 7. vnd Jairi Toͤchterleins Matth. 9. zur anzeig daß derſelbMatth. 9. jetzo auch werde zugegen ſeyn / vnd kraͤfftiglich mitwuͤrcken / damit ſein Wort durch diß vnd andere folgende Miracul vnd Zeichen be -Marc. 16. kraͤfftiget werde / wie Chriſtus ſelbſt verheiſſen hatte / Marc. 16. 5. Vnd zwar ſo geſchicht auch alsbald gewaltiglich was Petrus hie von Gott gebeten / vnd in Chriſti Nahmen geredt vnd befoh - len; Dann wieder Text ſagt / that ſie / die Tabea jhre Augen auff / ſihet Petrum an / richt ſich auff vnnd ſetzt ſich wider nieder / welches alles klare judicia vnnd anzeigungen deß Lebens waren / damit aber die andern / ſo drauſſen auffwarteten vnnd ernſt - lich ohn allen zweiffel / auff jhren Knien liegend / mit gebetet hatten / ſolches auch wiſſen moͤchtẽ / gibt jr Petrus die Hand / richtet ſie vol - lendts auff / rieff den Heilgen vnnd Wittiben hinein / auff daß er ſie jhnen / jhrer geſchehenen Bitt nach / lebendig darſtelle / wie auch ge - ſchehen. War gewißlich ein ſehr groſſes Wunderwerck vnnd Zeichen / durch welches nicht allein die trawrige Hertzen anweſen - der Heiligen / das iſt Juͤnger / vnnd Juͤngerinnen erfrewet / ſonder auch viel andere glaͤubig worden / vnd zu Chriſto ſich bekehret: vnd dahin hat auch Gott zuforderſt geſehen / ſintemal diß der rech - te nutz iſt / aller Goͤttlichen Wunderwerck / daß ſie dem Glauben die -Ioh. 20. nen ſollen / wie Joh. am 20. cap. bezeuget / diß alles / ſagt er / verſteheChriſt17Auß der Apoſtel Geſchicht / am 9. C. Chriſti Zeichen vnd Wunderwerck / ſeynd geſchrieben / daß jr glau - bet / Jeſus ſey Chriſt der Sohn Gottes / vnnd daß jhr durch den Glauben das Leben habt in ſeinem Nahmen.
WOlan die Hauptlehr dieſes andern Stuͤcks / ſo ſich vff ge -I. genwertigen Orth vnd Gelegenheit ſchicket / iſt dieſe: Ob wol alle Menſchen / auch die aller froͤmbſte vnnd heiligſte ſterben muͤſſen / daß ſie doch dermal eins mit jren hin gelegten Leich - namen wider ſollen aufferſtehen vnd leben. Deſſen gibt vns hie die aufferweckte Tabea / ein recht außbuͤndig lebendiges Exempel. Nur allein muͤſſet jr euch berichten laſſen / wann wir vnd welcher geſtalt / ſolch verheiſſene vnnd in Gottes Wort gewiß zugeſagte Aufferſte - hung oder lebendigmachung erfolgen ſoll. Viel Leut / wann ſie die - ſe vnnd dergleiche Evangeliſche Wunderwerck von aufferweckten Leuten in den Predigten hoͤren / dencken ſie flugs / ja wann das noch geſcheh / wann Chriſtus auch jetzunder durch ſeine Lehrer vnd Pre - diger / mir meinen hertzlieben verſtorbenen Ehegatten / mein lieben Vatter / Mutter / Bruder / Schweſter / Sohn oder Tochter / ꝛc. wi - der lebendig maͤcht vnnd aufferweckete / ſo ſolte mir die Chriſtliche Evangeliſche Lehr noch eins ſo lieb vnnd werth ſeyn! Solche aber ſollen wiſſen / es hab Gott nirgend in ſeinem Wort verheiſſen / daß er dero geſtalt durch ſeine Diener jmmer vnd allweg wolt Tod - ten laſſen aufferwecken / ſondern weil die Predigt von dem gecreu - tzigten Jeſu in aller Welt bey Juden vnnd Griechen ein thoͤrichte vnd aͤrgerliche Lehr ſcheinete / thet nicht allein Chriſtus ſelbſten als der wahre Meſſias zur zeit ſeines Predigampts / auß ergner Krafft ſolch Goͤttliche Wunderwerck / ſondern er gab auch ſeinen Juͤn - gern ſolch gab Wunder zuthun vnd Todten auffzuerwecken in ſei - nem Namen / zu dem End / damit alſo im Anfang neuwes Teſta - ments die vnglaͤubige auß Juͤden vnd Heyden deſto ehe dardurch v - berzeuget vnnd dem Evangelio von Chriſto[z]u glaͤuben gewonnenCwuͤrden.18Chriſtlich Leich Predigt /wuͤrden. Demnach aber ſolch Apoſtel zeit laͤngſt voruͤber / vnnd die Chriſtliche Lehr beyds durch jhre auffgeſchriebene Predigten vnd Wunder gnugſam bekraͤfftiget worden iſt / hat das Donum mira - culorum oder Apoſtoliſche Gab Wunder zuthun / fuͤrlaͤngſt vff -Auguſtin. gehoͤrt / vñ were der jenige ſelbſt ein Prodigium vnd wunder ſeltzam Menſch / wie Auguſtinus redet / der heutigs tags neuwe Miraculn zu beſtaͤtigung Chriſtlicher Lehr haben wolte. Sind Chriſti vnd ſei - ner Juͤnger Wunderwerck zurſelben zeit gnugſame Zeugnuß ge - weſt jhrer Lehr / zu der vnnd keiner andern wir vns bekennen / War - vmb ſollen ſie denn jetzo auch nicht gnugſam ſeyn? Ob nun aber wol dem alſo / daß Gott heutigs tags nicht mehr ſolcher geſtalt laͤſt Todten aufferwecken / wie zur Apoſtel zeit / bleibt er doch in ſeinen verheiſſungen / da er ſagt / was wir in Chriſti Namen / vnd nach ſei - nem willen bitten werden / daß vns daſſelbige ſoll widerfahren / ge -Iohan. 16. wiß vnd warhafftig: dann wie offtmals geſchichts / daß er vff from -1. Iohan. 5. mer Leuth ernſtes Gebett einen todtkrancken Menſchen / an deſſen laͤngerm leben kein Menſchliche hoffnung mehr iſt / gleichſam mit - ten auß dem Rachen deß Todts herauß reiſſet / vnd denſelben nach ſeinem heiligen willen vns vnd ſeiner Kirchen zum beſten noch laͤn - ger leben laͤſſet? Sonderlich aber wird er ſeine Verheiſſung von der allgemeinen vfferſtehung der Todten am ende der Welt durch den groſſen Wundermann Chriſtum Jeſum ſeinen lieben Sohn vnd Richter aller Welt kraͤfftiglich erfuͤllen vnd wahr machen / nach derIohan. 5. zuſag / Johan. am 5. c. Warlich warlich ich ſage euch / es koͤmpt die Stund / in welcher alle die in den Graͤbern ſind / werden ſeine ſtimb hoͤren vnd herfuͤr gehen: Dieſer zukuͤnfftige vfferſtehung der Tod - ten verſichert vns gantz herꝛlich wider alle zweiffelhafftige Gedan - cken / ſo einem derwegen entſtehen moͤgen / das jetzige Apoſtoliſche Exempel der vfferweckten Tabeæ / dann iſt Chriſto damals muͤg - lich geweſen beyd ſelbſt vnd dann auch durch den dienſt ſeiner Apo - ſtel einen vnnd den andern verſtorbenen Menſchen wider lebendig zumachen / wie ſolt er dann ſolches nicht koͤnnen am Juͤngſten tag /wenn19Auß der Apoſtel Geſchicht / am 9. C. wenn er mit groſſer Krafft vnnd Herꝛligkeit wirdt widerkommen? Warlich ſo leicht vnſer einem iſt einen ſchlaffenden Menſchen vff - zuwecken / je ſo leicht / ja viel viel leichter wirdt jhm als dann ſeyn in einem huy alle Toden auß dem ferreo ſomno, oder tieffen Toden - ſchlaff vffzuwecken / vñ mit jren Leibern auß dem Staub der Erden herfuͤr zubringẽ. Wie auch hie S. Petrus die vfferweckte Tabeam jhren guten Freunden mit frewden wider hat zugeſtellt: Alſo vnnd mit weit groͤſſerer frewde wird Chriſtus auch am Juͤngſten tag ſei - nen Außerwehlten jhnen durch den Todt hinweg genommene lieb - ſte Freunde wider zuſtellen / nicht zu einem jrꝛdiſchen bawfaͤlligen ſuͤndlichen Leben / wie hie Tabea wider in das zeitliche muͤheſelige Leben reſtituirt worden iſt / ſondern in das ewige ſelige beſtaͤndige Frewdenleben / nit mit verweßlichen ſterblichen Coͤrpern / wie dann vmb deßwegen Tabea vnd andere damals vfferweckte dermals eins wider ſterben muͤſſen / ſondern mit vnverweßlichen clarificirten Lei -[1]. Cor. 15. bern / da wird vnſer Wandel im Himmel ſeyn / von dannen wir auch warten deß Heylands Jeſu Chriſti / deß herrn / welcher vnſern nichtigen Leib verklaͤren wird / daß er aͤhnlich werde ſeinem verklaͤr - ten Leib / nach der wuͤrckung / damit er kan auch alleding jhm vnter - thaͤnig machen / ſchreibt Paulus in der Epiſt. an die Philipp. am 3. Phil. 3. O der groſſen Frewd vnd Herꝛligkeit / die vns alsdenn an Leib vnd Seel wirdt widerfahren! Noch mehr guter Gedancken aber gibt vns das Exempel dieſer vfferweckten Tabeæ / Dann wie bey dieſer handelung dem Apoſtel Petro von den armen Wittweiberchen / die Roͤck vnd Kleyder / welche ſie gemacht vnd jhnen vmb Gottes wil - len gegeben / gezeiget / vnd geruͤhmet wurden: Alſo werden auch am Juͤngſtentag bey der allgemeinen aufferſtehung der Todten / vnd druff angeſtelltem groſſen Gericht / alle Gottſelige Armen herfuͤr tretten / vnd gegen Chriſtum den herrn ruͤhmen vnd zeugen von den vielfaltigen Gutthaten / ſo jhnen fromme reiche Leut vmb ſei - net willen in dieſer Welt gethan haben. O deß herꝛlichen Zeugnuß mit welchem ſie die Reichen in die ewige Huͤtten werden helffen vff -C ijnemmen20Chriſtlich Leich Predigt /Luc. 16. nemmen vnd einfuͤhren! Luc. 16. Laſſet euch dieſe HauptLehr vnd ſchoͤnen herꝛlichen GlaubensArticul / von der aufferſtehung der Todten / vnd wie es darmit zugehen werde / dienen:
I. Zu einem erwuͤntſchten Troſt / wider den zeitlichen Todt / daß jr euch ja fuͤr demſelben nit allzuſehr fuͤrchtet / ſonder willig vnd bereit ſeyet zuſterben / wann vnd wie Gott will / denn der Todt mach ſich an vns wie er woͤll / kan er vns doch im Bauch vnnd Staub der Erden nicht behalten / ſondern muß vnſere Leiber an dem Juͤngſten Tag wider herauß geben / dann Chriſtus vnſer Heyland / vnd Her - tzog deß Lebens / hat jhm all ſein krafft vnd macht genommen / daß er nunmehr nur ein Thuͤr vnnd Eingang zum ewigen Leben ſeyn muß / vnd eben darvmb hat vns auch Chriſtus nach ſeiner Auffer - ſtehung ſo troͤſtlich zugeruffen / Confidite ego vici mundum / Seyt froͤlich vnnd getroſt / ich hab die Welt vberwunden / Joh. 16.Ioh. 16. vnd abermals / ich leb / daꝛumb ſolt jr auch leben / Joh. 14. Wer woltIoh. 14. dann nun nicht ſagen / der Tod iſt verſchlungen im Sieg / Tod wo1. Cor. 15. iſt dein Stachel? Hel[t]wo iſt den Sieg / Gott aber ſey danck / der vns den Sieg gibt / durch vnſern Herren Jeſum Chriſt / 1. Cor. 15.
II. Zur warnung / wider die rohe vnd ſichere Gedancken der jenigen ſo auff gut Epicuriſch meynen / wann der Menſch dahin ſterb / ſo ſey es gar auß mit jhm: Ohngefehr / ſagen ſie / ſeynd wir ge -Sap. 2. bohren / vngefehr fahren wir wider dahin / als weren wir nie geweſt / laſſet vns demnach wol leben / ſprechen ſie / weils da iſt / vnnd vnſers Leibes brauchen / weil er jung iſt / wir wollen vns mit dem beſten Wein vnd Salben fuͤllen / laſt vns die Meyenblumen nicht verſaͤu - men / laſt vns Kraͤntze tragen von jungen Roſen / ehe ſie welck wer - den / vnſer keiner laß jhm fehlen mit prangen / daß man allenthal - ben ſpuͤrẽ moͤge / wo wir froͤlich geweſen ſind / wir haben doch nichts mehr davon denn das / Sap. 2. Jſt das alte Liedlein Epicuri / wel - ches auch ſo gelautet / Ede, bibe, lude, poſt mortem nulla volu - ptas. Aber hoͤret was drauff folget / in gedachtem Buͤchlein derWeiß -21Auß der Apoſtel Geſchicht / am 9. C. Weißheit! Solches ſchlahen ſie an vnd fehlen / denn jr Boßheit hat ſie verblendet / daß ſie Gottes heimlich Gericht nicht erkennen / ꝛc.
III. Laſſets euch auch dienen zur Vermahnung / weil nicht allein die Tabea nach jhrem Todt ein guten Nahmen hinder ſich gelaſſen / ſondern auch am juͤngſten Tag jhrer vnd anderer from - mer Leut Gutthaͤtigkeit wird geruͤhmet werden / daß ein jeder alldie - weil er noch lebet / gleicher Gutthaͤtigkeit vnd Nahmens ſich befleiſ - ſige: Ein guter Nahm / iſt doch koͤſtlicher vnd beſſer als Silber vndProu. 22. Gold. Solches Gerechten wird nimmermehr vergeſſen / Pſal. 112. Syr. 42. Sein Gedaͤchtnuß das bleibt im Segen / Proverb. 10. O wie wolPſal. 112. lautets noch auff den heutigen Tag / von dem frommen alten To -Prouerb. 10. bia / daß er nicht allein ſelbſt den Armen viel guts gethan / ſondern auch ſeinen Sohn darzu ſo trewlich vermahnet! Tob. 4. Von dei -Tob. 4. nen Guͤtern hilff den Armen / ſo wird dich Gott wider gnedig anſe - hen / wo du kanſt / da hilff dem Duͤrfftigen / haſt du viel / ſo gib reich - lich / haſtu wenig / ſo gib doch das wenig mit trewem Hertzen. Wie herꝛlich aber wird es allererſt lauten an dem juͤngſten Tag / wenn er ſolch fromme gutthaͤtige Leut alſo anreden wird: Kommet her / jhr geſegnete meines Vatters / vnd ererbet das Reich / das euch bereit iſt von anbegin der Welt / denn ich bin hungerig / durſtig / nacket gewe - ſen / vnd jhr habt mich geſpeiſet / gedrenckt / vnd gekleydet / vnd wann ſie ſagen werden / wo dann ſolches von jhnen geſchehen / wird er ant - worten: Warlich ich ſage euch / was jhr gethan habt / einem vnder dieſen meinen geringſten Bruͤdern / das habt jhr mir gethan. Matt.Matth. 25. 25. Wehe hergegen als dann den Gottloſen Scharꝛhanſen / Geitz - haͤlſen / vnd vnbarmhertzigen reichen / die jhr Gelt vnd Gut lieber ge - habt als Chriſtum ſelbſt / vnd deſſen nothleidende duͤrfftige Bruͤder vnd Schweſtern! Die werden nicht allein hie ein verfluchten Nah - men vnd Gedaͤchtnuß hinder ſich laſſen / ja jhr Nahm muß vertil - get werden / dann er taugt nit / Syr. 42. ſondern auch dort allererſtSyr. 42. ein vnbarmhertziges Vrtheil erfahren / wann ſie zur lincken vnderC iijdie ſtin -22Chriſtliche Leich Predigt /die ſtinckende Boͤck / auß dem Fluch zum Verdamnuß gewieſen / die arme ſtuͤmper vnnd pluͤmper / welche ſie hie in dieſem Leben nicht vber ein Achſel angeſehen noch die Broſamen jhres Tiſches jhnen gegoͤnnet hetten / zur rechten Chꝛiſti deß groſſen Richters in Himm - liſcher Frewd vnd Herꝛligkeit ſehen werden! Gott geb es ja gne - diglich zuerkenen / allen vnbarmhertzigen Leuten / damit ſie von ſol - chen vnchriſtlichen Affect bey zeiten abſtehẽ / in der Tabeæ Fußſtap - pen tretten / vnd durch die Werck der Lieb vnd Barmhertzigkeit / als warhafftige Juͤnger vnd Juͤngerin Chriſti ſich erzeigen vnd bewei - ſen / denn dieſe Werck ſeynd vnd bleiben deß nechſten Knecht / dabey wir den Glauben mercken.
II. Endlich vnnd zum Beſchluß lernen wir bey erklaͤrter Hiſto - rien ins gemein / wie wir auch vnſerer Verſtorbenen halben vns ſol - len gebaren vnnd mit jhnen vmbgehen. Wie gehoͤrt hielten die zu Joppe mit der verſchiedenen Tabea dieſen Proceß / Erſtlich wu - ſchen ſie deroſelben Coͤrper / damit ſie jhn / Juͤdiſchem brauch nach / deſto fuͤglicher balſamiren vnd ſalben moͤchten / darnach trugen ſie denſelbigen vff den Soͤller als ſie jhn gebuͤrender maſſen bekleydet vnd verhuͤllet / woͤllen jhn denn ſtehen laſſen / biß ſo lang auch andere gute Freunde zuſammen kommen / vnnd ſie ehrlich helffen zur Er - den beſtatten / vber diß alles aber ſind ſie ſehr betruͤbt / bezeugen auch jhre hertzliche Trawrigkeit mit vielem weinen vnnd thraͤnen. Ob nunwol wir Chriſten nicht eben an die Juͤdiſche Ceremonien / ſo ſie bey jhren Begraͤbnuſſen gehabt / gebunden ſeyn / bringt jedoch die natuͤrliche billichkeit vnd Chriſtliche gebuͤhr mit ſich / daß man vn - ſere verſtorbene / gleubige Bruͤder vnd Schweſter / ehrlich begrabe / das iſt / ſie nicht flugs / wann ſie verſchieden / wie ein Viehaaß / hin - auß ſchleppen / ſondern zuvor erkalten laß / nach gelegenheit deß Standts verhuͤlle: Jener Koͤnig Saladinus ließ vff einem langen Spieß ein ſtuͤcklein Thuch fuͤr ſich hertragen vñ offentlich vnderm KriegsVolck außruffen / das vnd nichts mehr / bring er von dieſer Welt: ſo kan ja auch einem Chriſten nicht verwieſen werden / wanner bey23Auß der Apoſtel Geſchicht / am 9. C. er bey ehrlicher Begraͤbnuß / die ſeinige trawret vnd beweinet / Ein Kuh die trawꝛet vnd beſchreyet ja jr Kalb / wenns von jr genommen / ſolt einer dann nicht weynen / wenn jhm ſeine liebſte Freund durch den Todt werden weggerucket? Nur allein wilhierinn Chriſtliche maß vnd beſcheidenheit in acht genommen ſeyn / propter ſpem re - ſurrectionis, eben deßwegen / daß ſie nit verlohren / ſondern wir der - mal eins wider zu jhnen kommen werden / 2. Sam. 12. Vnd hievon2. Sam. 12. hat der thewre Apoſtel Paulus ein ſchoͤne Lehr fuͤrgeſchrieben / 1. 1. Theſſ. 4. Theſſ. 4. Wir woͤllen euch / ſagt er / liebe Bruͤder / nit verhalten / von denen die da ſchlaffen / auff daß jr nicht trawrig ſeyt wie die andern / die kein Hoffnung haben / denn ſo wir glauben / daß Jeſus geſtorben vnd aufferſtanden iſt: Alſo wird Gott auch / die da entſchlaffen ſind / durch Jeſum mit jm fuͤhren. Aber von dieſer Lehr wird zu an - derer zeit mehr fuͤrgebracht.
Dißmals habt jhr gehoͤrt die vhralte troſtreich Evangeliſche Legend von der Juͤngerin Chriſti Tabea / ſo zu Joppe einsmal ſe - liglich geſtorben / vnd durch Goͤttliches Wunderwerck vom Apo - ſtel Petro wider iſt zum leben erwecket worden. Habt darbey gehoͤrt nicht allein die trawrige beſchreibung Menſchlicher Sterbligkeit / ſondern auch den herꝛlichen maͤchtigen Troſt von der ſeligen froͤli - chen aufferſtehung aller Glaͤubigen / Deßgleichen / wie wir vns die zeit vnſers Lebens vber Chriſtlich haben zuerzeigen / damit wir auch endlich mit der Tabea ſelig von hiñen ſcheiden / vñ am Juͤngſtentag mit frewden wider vfferſtehen moͤgen. Hilff O Herꝛ Jeſu Chriſte / du getrewer Heyland / daß wir zu ſolchem ende dieſe vnd alle andere Chriſtliche Predigten / hoͤren vnd appliciren moͤgen / Amen.
ANlangend nun vnſere verſtorbene vnd in Gott ſelig ruhende Mittſchweſter / weyland die erbare vnnd tugendtſame Fraw Suſann Biegerm / geweſene Fuͤrſtliche Hofapoteckerin all - hie / Ob wir wol dieſelbige nit eben in allem mit der Tabea oder an -dern24Chriſtliche Leich Predigt /dern groſſen Heiligen vergleichen ſollen / jedoch weil ſie ein glaͤubi - ge Gottsfuͤrchtige Juͤngerin geweſen / iſt billich / wie wir jren Leich - nam ehrlich jetzunder haben in ſein Ruhbettelein geleget / vñ begra - ben / daß wir auch jhrer nunmehr ehrlich gedencken / vnd ein Chriſt - lich Zeugnuß mittheilen.
Sie iſt in dieſe Welt geboren worden im Jahr Chriſti 1581. von vornehmen Gottſeligen Evangeliſchen Eltern. Dann jhr Vatter iſt geweſen der Ehrnveſt vnd vorachtbar Hans Bieger / erſtlichen Landſchreiber zu Keyſerslautern / hernach aber Amptmann zu Moͤrchingen. Jhre Mutter war Brigitta Biegerin / gebohrne Sollgerin zu Sollgerhofen / auch eines fuͤrnehmen Geſchlechts vnd Herkommens. Sie iſt aber dieſer jhrer lieben Eltern / die ſie in jhrer Kindheit durch die H. Tauff Chriſto dem Herrn / zur lie - ben Tochter vnd Juͤngerin alsbald zugefuͤhret / ſehr fruͤe durch den zeitlichen todt beraubet worden / drumb ſie ſich dann zu jhrer vor - nehmen Verwand - vnd Freundſchafft begeben muͤſſen / bey deren ſie aber in ſteiffer Diſciplin zur Gottesfurcht vnd andern Chriſtli -Thren. 3. chen Tugenden iſt angewieſen worden. O es iſt ein koͤſtlich ding ei - nem Menſchen / daß er das Joch in ſeiner Jugend trage / ſagt Jere - mias der Prophet in ſeinen Klagliedern c. 3.
Jm 30. Jahr jhres Alters / welches jetzo vngefehr vmb die ſechs Jahr ſeyn / iſt ſie durch ſchickung GOttes deß Allmaͤchtigen vnd vff rath jhrer Schwaͤgerſchafft bey der ſie damals geweſen / an den Ehrngeachten Simon Muͤller ſ. damals Schultheſen zu Odern - heim verehelichet worden / hat jhn aber nicht lang gehabt / ſintemal er vber drey viertel Jahr nach der vermaͤhlung nicht gelebt / vnd ha - ben ſich alſo die Cananeiſche Waſſerkruͤg / mit Waſſer der Truͤb - ſalen biß oben an gefuͤllet / weydlich in jhrem kurtzen Eheſtand ge - funden. Weil ſie aber ſo fruͤh in den elenden Wittibenſtand gerah - ten / als hat ſie ſich wider wie zuvor zu jhrer lieben Schweſter vnnd Schwagern H. Albrecht Helbachen ſ. geweſenen Superintenden - ten zum Johannesberg begeben / war bey deſſelben Ehrwuͤrde deſtolieber /25Auß der Apoſtel Geſchicht / am 9. C. lieber / dieweil ſie vnter vielfaltigen truͤbſeligen Gedancken von jhm als einem beruͤmbten eyfrigen Theologo vnd Prediger deſto mehr vnd reichlicher auß Gottes Wort ſich koͤndt troͤſten vnd vnterrich - ten laſſen.
Nach jetztgedachten Herꝛn Superintend, jhres lieben Schwa - gers ſ. todt / iſt ſie kommen zu der Fraw Graͤvin zu Wechtersbach / bey dero Gnaden dañ ſie eine zeitlang fuͤr ein Cammerfraw vnter - thenig auffgewartet / ſo lang biß daß ſie im verfloſſenen Jahr 1616. den 24. Auguſti von der Durchleuchtigen Hochgebornen Fuͤrſtin vnd Frawen / Fraw Eleonora Landgraͤvin zu Heſſen / ꝛc. gebornen Hertzogin zu Wuͤrtenberg / ꝛc. Fuͤrſtlicher Wittib / vnſerer gnaͤdi - gen Fuͤrſtin vnd Frawen / zu einer Hofapoteckerin allhie gnaͤdig iſt beſtellt vnd angenommen worden. Ob es nun wol ein ſehr geringe zeit iſt / ſo ſie hier geweſen / hat ſie ſich doch alſo verhalten / in jhrem Beruff vnd Wandel / beyd gegen jre F. G. vnd jederman / daß man gnaͤdig vnd wol mit jhr zufrieden geweſen / vnd ſie vngern verloren.
Jhr vornembſter rhum / den ſie hinderlaſſen / iſt dieſer / daß ſie ge - weſen iſt ein Juͤngerin Chriſti / an den hat ſie von Hertzen geglaubt / vnd als ein arme bußfertige Suͤnderin all jhr vertrawen vff jhn ge - ſetzt / bey geſunden vnd krancken Tagen / im leben vnd auch im ſter - ben. Vnd dieſer jhr Glaub iſt wegen vieles Creutzes vnd Braſts ein recht geuͤbter lebendiger Glaub geweſen / den ſie mit allerhand gu - ten Wercken / als ſchoͤnen fruͤchten der Buß hat gezieret vnd leuch - ten laſſen. Ach die anfechtung lehret vffs Wort mercken / vñ macht die beſte Chriſten / Eſai. 28. Sie war getrew vnd gutthaͤtig / hat wil -Eſai. 28. lig vnd gern ſo wol den armen Patienten als andern / auß der Hof - apotecken mitgetheilt / was Fuͤrſtliche Mildigkeit darzu gnaͤdig deputirt vnd verordnet.
Gottes Wort hat ſie lieb gehabt / daſſelbige gern vnd fleiſſig ge - hoͤrt vnd verſtaͤndiglich darauß wider allerhand Menſchentand / vñ Jrꝛthumb zureden wiſſen. Sonderlich aber iſt es jr liebſt vñ beſte A - poteck gewoꝛden / in jrer ſchwachheit mit welcher ſie vor etlichẽ Wo -Dchen26Chriſtliche Leich Predigt /chen nach Gottes willen iſt angegriffen worden / vmb ſo viel deſto mehr / dieweil die verſtopffungen in jrer Schwachheit ſo beſchaffen waren / daß ſie jrꝛdiſche medicament vñ Artzneyen nit wol hat brau - chet oder bey ſich behalten koͤñen. Darumb ſie denn auch zeitlich in derſelben ſchwachheit / deß H. hochwuͤrdigẽ Abendmals ſich gebꝛau - chen / vnd in demſelben vermittelſt Brod vnd Wein / den waren Leib vnd das ware Blut Jeſu Chriſti jres einigen Erloͤſers zu ſterckung jhres ſchwachen Glaubens / vnd betruͤbten Hertzens / andechtiglich empfangen / nach dem ſie zuvor gegen den lieben Gott fuͤr ein arme Suͤnderin ſich erkand vnd bekand / vnd darvff die tꝛoͤſtliche Abſolu - tion angehoͤret hatte. Als ſie auch Gott fuͤr ſolchen erwuͤntſchten Troſt vnd geiſtliche Artzney von Hertzen gedancket / erkleret ſie ſich richtig dahin / ſie ſey nun bereit / willig vnnd gern zuſterben / wann Gott woͤll / denn es ſey doch nichts vff dieſer Welt / als lauter Cꝛeutz / Truͤbſal vnd Vnluſt / hat auch vmb ein ſeliges End vnd Erloͤſung vnter Chriſtlicher gedult vñ vielfeltigen uͤbungen Gottſeliger buß - fertiger Gedancken / mit inſtendigem ſeufftzen vnd betten bey Chri - ſto Jeſu jhrem Herrn vnnd Heyland ſo lang angehalten / vnd mit dem Cananeiſchen Weiblein / jhr miſerere / Herr erbarm dich mein / widerholet / biß daß ſie vorgeſtern Sambſtags gegẽ mor - gen vmb 6. Vhr durch ein ſanfftes ſeliges End / (als ſie die vergan - gene Nacht / noch vielfeltig jhr vorbetten laſſen / vnnd vnder andern auch dieſe herꝛliche Wort: Herr Jeſu dir leb ich / dir ſterb ich / dein bin vnd bleib ich / todt vnd lebendig / mit groſſem Ernſt nachgebettet vnd druff geſprochen / dabey ſol es auch bleiben) wie ein ſchlaffender iſt eingeſchlaffen vnd von dieſer Welt geſchieden / nach dem ſie 36. Jahr in derſelben gelebet. Wolan wir haben ſie nun auch auff jren Soͤller / das iſt / in jhr Ruhe Kaͤmmerlein / zu jhrem lieben Bruder ſ. deren ſie zween allhie gehabt / aber alle beyd nach Gottes willen / fuͤr jhr auch ſelig geſtorben / hingeleget.
Wo nemen wir nun aber einen Petrum / der vns ſolch entſchlaffe - ne Schweſter vnd fromme Matron / wider aufferweckt vnd leben -dig27Auß der Apoſtel Geſchicht / am 9. C. dig mach? Dißmals / liebe Chriſten / werden wir wol einen ſolchen nicht haben koͤnnen: Aber jhr vnd vnſer Herr Jeſus Chriſtus der groſſe Hertzog deß Lebens vnd Herr der herꝛligkeit der lebet noch / der wird am juͤngſten Tag / ſie vnnd alle vnſere MittBruͤder vnd Schweſtern / ſo vor vns hingezogen vnnd ſchlaffen gangen / gantz herꝛlich wider aufferwecken / ſie mit frewden vns wider zuſtellen vnd mit ſich nehmen in die ewige Frewd vnnd Seeligkeit / da ſols dann heiſſen / Jch wil ſchawen / Herr dein Andlitz in Gerechtigkeit / ich wil ſaat werden / wann ich erwach nach deinem Bild / Pſ. 17. Der -Pſal. 17. ſelbig vnſer groſſe Gott woͤll jhr der verſtorbenen Mittſchweſter ſe - ligen an jenem Tag ein froͤliche aufferſtehung verleyhen / vns auch vnter deſſen auff ſeinen Wegen leiten vnd fuͤhꝛen / daß wir jm gehoꝛ - ſamlich als rechtſchaffene Juͤnger vnd Juͤngerin voll Glaubens vnd guter Werck / durch Creutz vnd Truͤbſal moͤgen nachvolgen / ſeliglich von hinnen ſcheiden / vnd dermal eins mit jhm in die ewige Frewd eingehen / jhm ſampt dem Vatter vnd dem H. Geiſt / ſey lob vnd danck geſagt / jmmer vnd in alle Ewigkeit / Amen.
ANNO, &c. A VIta DeVICta eſt Mors tVa! FINIS.
Fol. 10. lin 13. liß pfahlen. Fel. 12. l. 20. liß beſchlieſſen. lin. 25. liß haſſe jhn. Fol. 15. l. 24. liß darzeigung. Fol. 16. l. 19. liß indicia, Fol. 17. l. 11. liß wann / wie.
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