PRIMS Full-text transcription (HTML)
Das Dritte Buch vom wahren Chriſtenthumb / vom In - wendigen Menſchen.
Wie GOtt den hoͤchſten Schatz: ſein Reich in des Menſchen Hertz ge - leget hat / als einen verborgenen Schatz im Acker: Als ein Goͤttliches Liecht der Seelen / vnd wie daſſelbe in vns zu erwecken vnd zu ſuchen.
(Luc. 17.)
Sehet / das Reich Gottes iſt inwendig in euch.
(Matth. 7.)Die Pforte iſt eng der Weg iſt ſchmal der zum Leben fuͤhret vnd wenig ſind die jn finden.
(Bernhard. )Chriſtum ſequendo citius appræhendes quam legendo. ()
Mit Churf. Saͤchſiſcher Freyheit / etc.
Gedruckt zuMagdeburg/ DurchJoachim Boel/ Jn verlegungJohan Francken/ Jm Jahr1610.

Das Dritte Buch vom Wahren Chriſtenthumb / vom In - nern Menſchen / vnd von ſeinem in - wendigen Schatz.

Vorrede.

In das Dritte Buch vom Wahren Chriſtenthumb.

GLeich Wie vnſerVerglei - chung deß Natuͤrli - chen vnd Geiſtlichẽ Lebens. Natuͤrliches Leben ſeine Gradus hat / ſeine Kindheit Man - heit vnd Alter / alſo iſts auch ge - ſchaffen mit vnſerm Geiſtlichen vnd Chriſtlichen Leben. Denn daſſelbe hat ſeinen anfang in derA ijBuſſeVorrede. Buſſe / dadurch der Menſch ſich Taͤglich beſſert / darauff folget eine mehrere Erleuchtigung als das Mittel Alter / durch Goͤtt - licher dinge betrachtung / durchs Gebet / durchs Creutz / durch welches alles die Gaben GOt - tes vermehret werden / Letzlich koͤmpt das vollkomne Alter / ſo da ſtehet in der gentzlichen ver - einigung durch die Liebe wel - ches S. Paulus das vollkom - ne Alter Chriſti nennet / vnd ein vollkomnen. Mann in Chriſto Epheſ. 4. Solche ordnung hab ich in dieſen Dreyen Buͤchern / ſo viel ſich leiden wollen in acht genommen / vnd halte dafuͤr es ſey das gantze Chriſtenthumb (ſo das Bettbuͤchlein dazukompt)Vorrede. kompt) hierin nach Notturfft Beſchrieben / obs gleich nicht al - les vollkommen / oder alſo das nichts deſiderirt werden koͤnne / außgefuͤhret iſt. Das Vierdte Buch aber hab ich dar umb hin - zu thun wollen / das man ſehe / wie die Schrifft / Chriſtus /Es muß alles zu dem eini - gen wie - der kom - men. Menſch / vnd gantze Natur vber - ein ſtimme / vnd wie alles in dem einigen / Ewigen / Lebendigen Vrſprung / welcher GOtt ſelbſt iſt / wieder einflieſſe / vnd zu dem - ſelben leite. Damit du mich aber in dieſem Dritten Buch recht verſteheſt / ſo wiſſe das es dahin gerichtet iſt / wie du das Reich GOttes in dir ſuchenLuc. 17. vnd finden muͤgeſt / welches ſo es geſchehen ſoll / muſtu GOttA iijdeinVorrede. dein gantz Hertz vnnd Seele ge -Gott die gantze Seele zu - ergeben. ben / nicht allein den Verſtandt ſondern auch den Willen / vnnd Hertzliche Liebe / Ihr viel meinen es ſey gar gnug vnd vberfluͤſſig zu jhrem Chriſtenthumb / wenn ſie Chriſtum ergreiffen mit jrem Verſtandt durch Leſen vnd Di - ſputieren / welches jtzo das ge - meine Studium Theologicum iſt / vnd in bloſſer Theoria vnd wiſ - ſenſchafft beſtehet / vnnd beden - cken nicht / dz die ander vorneh - me Krafft der Seelen nemblich der wille vnnd Hertzliche Liebe auch dazu gehoͤre: Beydes mu - ſtu GOtt vnd Chriſto geben / ſo haſtu jhm deine gantze Seele ge - ben / den es iſt ein groſſer vnter - ſcheid vnter dem Verſtande / da -mitVorrede. mit man Chriſtum erkennet vnd vnter dem willen da mit man jn Liebet. Denn wir erkennen Chri - ſtũ / ſo viel wir koͤnnen / wir Lie - ben jhn aber wie er iſt: Chriſtum durch bloſſe wiſſenſchafft erken - nen vnnd nicht Lieb haben iſt nichts nuͤtze: Iſt demnach tau -Chriſtum Lieb habẽ iſt beſſer denn viel von Ihme koͤnnen reden. ſentmahl beſſer Chriſtum Lieb haben den viel von Ihm reden vnd Diſputieren koͤnnen: Der - halben ſollen wir Chriſtum mit vnſerm Verſtande alſo ſuchen / das wir Ihn auch mit Hertzli - chen willen vnnd Wolgefallen Lieben / den auß dem wahren Er - kentniß Chriſti koͤmpt auch die Liebe Chriſti / thun wir dz nicht / ſo finden wir Ihn zwar / aber mit vnſerm groſſen ſchaden /A iiijdennVorrede. denn diß iſt eben das was derMatth. 7. HErr ſagt: Es werden nicht al - le die zu mir ſagen HErr HErr ins Himmelreich kommen. SoZweierley Weg zur Erkent - niß Got - tes. ſind auch zweyerley wege Weiß - heit vnd Erkentniß zu erlangen / der erſte durch viel Leſen vnnd Diſputiren / die heiſſet man Do - ctos, der ander durchs Gebet vnd die Liebe / vnnd die heiſſet man Sanctos, zwiſchen dieſen iſt ein groſſer vnterſcheidt / Jene wo ſie nur Gelehrte vnnd nicht Liebhaber ſind ſtoltz vnd auffge - blaſen / dieſe Niedrig vnd Demuͤ - tig. Durch den erſten weg wirſtu deinen jnwendigen Schatz nicht finden. Durch den andern Weg aber findeſtu denſelben in dir /darauffVorrede. darauff gehet nu diß gantze drit - te Buch.

Wie herrlich / koͤſtlich / vnndDas Reich Gottes iſt in vns. Lieblich iſts nu / das vnſer hoͤch - ſter vnd beſter Schatz das Reich Gottes / nicht ein außwendi - ges / ſondern ein inwendiges Gut iſt / welches wir ſtets bey vns tragen / verborgen fuͤr aller Welt / vnd fuͤr dem Teuffel ſelbſt / welches vns auch weder Welt noch Teuffel nehmen kan / dazu wir auch keiner groſſen Kunſt / Sprachen / oder vieler BuͤcherEin gelaſ - ſen GOtt ergeben Hertz iſt der Weg zur kreff - tigen Er - kentniß GOttes. beduͤrffen / ſondern ein gelaſſen GOtt ergeben Hertz. Laſſet vns demnach fleiß anwendẽ / ein zu - kehren zu dieſem vnſerm inwen - digen verborgenen Himliſchen vnd Ewigen Gut / vnd Reich -A vthumb.Vorrede. thumb. Was ſuchen wir auß - wendig in der Welt / dieweil wir inwendig in vns alles haben vñ das gantze Reich GOttes / mit allen ſeinen Guͤtern? In vn - ſern Hertzen vnnd Seele iſt die rechte Schule des H. Geiſtes /Joh. 4. die rechte Werckſtadt der H. Dreyfaltigkeit / der rechte Tem - pel Gottes / das rechte Bett - Hauß im Geiſt vnd in der War - heit. Denn ob wol GOtt durchGottes Wohnũg in einer erleuchte - ten Seelẽ. ſeine Allgemeine gegenwart / in allen dingen iſt / nit eingeſchloſ - ſẽ / ſondern vnbegre[i]fflicher wei -1. Cor. 6. Eſa. 66. ſe dadurch er Himmel vnd Erde erfuͤllet / ſo iſt er doch ſonderlich vnd eigentlich in des Menſchen erleuchte Seele / darin er wohnet vnd ſeinen ſitz hat / als in ſeinemeignenVorrede. eignen Bilde vnd Gleichheit da Wirckt er ſolche Wercke wie Er ſelbſt iſt / da Antwortet Er im Hertzen allzeit auff vnſer ſeuff - tzẽ. Denn wie iſts muͤglich dz Er ſich dem Jenigen verſagen kan / bey dem Er ſeine Wohnung hat / ja welchen Er ſelbſt beweget vnd treget / denn jhm nichts liebers vñ angenemers iſt den dz Er ſich allen mittheile die jn ſuchen. Da gehoͤret nu eine feine ſtille vñ ru -Ruhe der Seelen in abwen - dung von der Welt. hige Seele zu. Deñ wird aber die Seele ruhig vñ ſtille / weñ ſie ſich von der Welt abwendet. Daher auch die Heyden geſagt haben:

Animã noſtrã tùm demùm fieri ſa - pientẽ, cùm quieta & tranquilla ſit. ()

Deñ werde vnſer Seele weiſe vñ klug / wen ſie ruhig vñ ſtille wirdDavonVorrede. Davon der H. Cyprianus herr -Cypriani Spruch von der Seelen ruhe. lich redet: Das iſt / ſpricht er / die beſtendige ruhe vnd ſicher - heit / wenn man von den vnge - ſtuͤmmen Sturmwinden dieſer Welt erloͤſet wird / vnd ſeine Au - gen vnd Hertz zu GOtt erhebt von der Erden / vnd ſich mit dem Gemuͤte zu Gott nahet / (mente DEO fit proximus) verſtehet auch das alles was vnter Menſchlichen dingen fuͤr hoch vnnd koͤſtlich gehalten wird / in ſeinem Hertzen vnd Gemuͤt ver - borgen liegt / alſo dz man nichts von der Welt wuͤnſchet vnd be - gert / weil ein ſolch Gemuͤte vber die Welt iſt / vnd mehr iſt als die Welt. O welch ein Himliſcher Schatz iſt dz / von den BandenvndVorrede. vnd Stricken dieſer Welt erloͤ - ſet ſein / welch ein hohes vnnd groſſes Gut / dazu man nicht groſſe Arbeit / vorbitte an hohe Leute / oder viel vmblauffens von noͤten hat / ſondern es iſt ein Gnadengeſchenck Gottes / den gleich wie die Sonne von Ihr ſelbſt ſcheinet / der Tag von jhm ſelbſt leuchtet / der Brunnen von jhm ſelbſt quillet / der Regen von jhm ſelbſt fleuſt vnd feuchtet / al - ſo geuſſet ſich der H. Geiſt in eine ſolche Seele / die ſich von der Welt zu Gott erhebt: In dieſen Worten iſt groſſe Weiß - heit / vnd hierin ſtehet die Sum - ma dieſes dritten Buchs. Als den ereuget ſich offt / wiewol in einem Augenblick / der verbor -geneVorrede. gene Schatz in vnſer Seelen / vñAnblick Gottes beſſer den aller Cre - aturen Lieblig - keit. dieſer Anblick iſt beſſer den Him - mel vnd Erden vnd aller Crea - turen liebligkeit / wie S. Bern - hardus ſagt: Welche Seele ein - mahl recht gelernet hat in ſich ſelbſt ein zukehren / vnd Gottes Angeſicht zu ſuchen / vnd die ge - genwart Gottes in jrem inwen - digen zuſchmeckẽ / ſo weiß ich nit ob dieſelbe Seele / Peinlicher vnd ſchmertzhaffter achte / eine zeit - l[an]g die Helle zu leiden / oder dz ſie nach erkanter vnd empfunde - ner Suͤſſigkeit / dieſer Heiligen vbung / wiederumb außgehen wolle zur wolluſt oder vielmehr zur vnluſt vnd beſchwerung der Welt vnd des Fleiſches / vnd zu der vnerſaͤtlichen begierligkeit /vndVorrede. vnd vnruhe der Sinnen. Hacte - nus Bernbardus. Denn eine ſol - che Seele findet nicht allein das hoͤchſte Gut in jr ſelbſt / wenn ſie zu Gott einkehret / ſondern auch das hoͤchſte Elend in jhr ſelbſt / wenn ſie GOtt verleurt. Sie mercket wol das ſie in GOtt Le -Wer der Welt ab - ſtirbt / Lebt GOtt. bet als in dem Vrſprung des Le - bens / weñ ſie der Welt abſtirbet / vnnd hinwieder je mehr ſie der Welt Lebet / je mehr ſie GOtt abſtirbet. Eine ſolche Seele die der Welt abgeſtorben iſt / Lebet recht in GOtt / vnnd iſt Got - tes luſt vnnd frewde / eine ſuͤſſe vnnd reiffe Wein Trauben / im Weingarten Chriſti wie das hohe Lied Salomonis ſin -Cant. 6. get / die andern WeltſuͤchtigeHertzen /Vorrede. Hertzen / ſind bitter vnreiffeZeichen ei - ner Seelen die der Welt ab - geſtorben Trauben. Die zeichen aber ei - ner ſolchen Seelen / die der Welt Abgeſtorben iſt / ſind dieſe: Weñ ein Menſch / in allen dingen / Gottes willen ſeinẽ willen vor - zeucht: Die eigne Liebe dempf - fet / des Fleiſches begierde toͤd - tet / die Wolluſt der Welt fleugt / ſich fuͤr den geringſten Menſchẽ achtet / ſeinen Nechſten nicht leicht richtet vñ vrtheilet / Gott das Vrtheil vnd Gericht befih - let / ſich nicht erhebt / wenn er ge - lobet wird / ſich auch nicht betruͤ - bet wenn er geſcholten wird / al - les geduͤldig leidet vnd vber Nie - mandt klaget / ein Exempel ſol - ches Auffgeopfferten willens haben wir am Koͤnig David2. Reg 18.Vorrede. 2. Reg 18. Als er ſo hefftig be - gerte deß Waſſers zu Trincken aus dem Brunnen zu Bethle - hem / vnd die drey Helden durch die Feinde hindurch riſſen / vnd dem Koͤnige deſſelben Waſſers holeten / goſſe ers aus fuͤr dem Herrn: Das iſt / Er verziehe ſich ſeines eignen willens / weil die drey Helden jhr Leben durch ſeinen willen gewagt hatten. Siehe hierin ſtehet die rechteWorin die voll - kommen - heit ſtehe. vollkommenheit eines Chriſtli - chen Lebens. Denn die vollkom - menheit iſt nicht wie etliche mei - nen / eine hohe groſſe Geiſtliche Himliſche frewde vnd andacht: Sondern ſie iſt die verleugnung deines eignẽ willens / Liebe / Eh - re / vnd erkentniß deiner eignenBNichtig -Vorrede. Nichtigkeit / ein ſtete volbringũg des willens Gottes / in bruͤnfti - ger Liebe des Nechſtẽ / ein hertzli - ches Mitleiden / vñ in Summa eine ſolche Lieb die nichts begert / gedencket / ſuchet / den Gott allein ſo vil in der ſchwacheit dieſes Le - bens muͤglich iſt. darin ſieht auch die rechte Chriſtliche Tugend / die wahre freyheit vnd friede / in Victoria carnis & affectuum, in vberwindung des Fleiſches vnd Fleiſchlichẽ affectẽ. ſolchs wirſtu in dieſen 3. Buch weiter leſen / vñ in der vbũg befinden / dazu ich dir vñ mir die gnade des H. Gei - ſtes wuͤnſche / die alles in vns an - fahen mitteln vñ vollenden muß zu Gottes Ehre / Lob vnnd Preiß / Amen.

Regiſter

Regiſter der Capittel dieſes dritten Buchs.

1. VOn dem groſſen inwendigen Schatz eines erleuchten Menſchen.

2. Durch was Mittel ein Menſch zu ſeinem inwendigen Schatz kommen ſol / nemlich durch den waren lebendigen Glau - ben / vnd durch einkehren in ſich ſelbſt.

3. Im Glauben iſt der gantze Schatz des inwendigen Menſchen / nemlich / GOtt / Chriſtus / heiliger Geiſt / vnnd das Reich Gottes.

4. Wie eine glenbige Seele / Gott inwendig in jhr ſelbſt ſuchen ſoll / vnd von der ſchoͤn - heit vnd Seligkeit der Seelen / ſo mit Gott vereiniget.

5. Wie ein Menſch in GOtt kan gezogen werden / Item was Geiſtliche Armut ſey / vnd von den graden der Demut.

6. Wie ſich das hoͤchſte ewige Gut offt inB ijvnſerRegiſter. vnſer Seelen ereuget in einem Augenblick / vnd wo die Stadt Gottes ſey in der Seele.

7. Von der Seelen wirdigkeit / von wahrer Rewe / vom gnedigen willen vñ erbarmung GOttes.

8. Gottes Beruff iſt hertzlich vnd gruͤnd - lich / vnd leitet vns zu jhm ſelbſt.

9. Wie der wahre Glaube das Hertz reini - ge / von den Creaturen / von boͤſen zunei - gungen vnd von vngedult / dagegen aber gedult pflantzet im Creutz.

10. Wie das natuͤrliche Liecht in vns muͤſſe vnter gehen / vnd das GnadenLiecht muͤſſe auffgehen.

11. Gott iſt allein der Seelen Liecht: vnnd leuchtet von innen heraus / durch Chriſtli - che Tugende / gegen den Neheſten / ſonder - lich in Richten vnd Vrtheilen.

12. Ein Chriſt ſol zum wenigſten des Tages ein mal / von allen euſſerlichen dingen ſich abwenden / vnd in den grund ſeines Hertzens einkehren / vnd was er dauon fuͤr nutz hat.

13. Wenn die Liebe der Creaturen außgehet ſo gehet GOttes Liebe ein / vnd von den herrlichen wirckungen vnnd effecten / der Goͤttlichen Liebe in vns.

EineRegiſter.

14. Eine Chriſtliche Seele die eine wohnung Gottes ſein ſol / muß mit groſſer gedult be - reitet werden / vnd die liebe Gottes behal - ten / vnd was die Liebe ſey vnd wircke.

15. Das Jeſus Chriſtus das ewige Wort des Vaters in den Gleubigen Hertzen ſein werck verrichte / durch inwendiges emſprechen vnd reden / vnd wie ſolches durch Mittel der Liebe geſchehe / auch wie er ſich in der Demut offenbaret vnd zu erkennen gibt.

16. Wie der H. Geiſt empfangen werde / vnnd wie er vnuerhindert in vnſer Seelen wircke.

17. Wobey man mercken kan / daß der heilige Geiſt in vnſer Seelen ſey.

18. Die Welt mit jhrer kurtzweile treibet aus den H. Geiſt / vnd fuͤhret ein den Weltgeiſt / welcher die Seele jhrer hoͤchſten vnd edelen Ruhe beraubet.

19. Von dem inwendigen Gebet des Hertzens / vnd vom rechtem verſtand des Vater vn - ſers.

20. Die Demut muß in dem grund des Her - tzens gelegt werden / darauff alle werck des Menſchen muͤſſen erbawet werden / oder es fellet alles zu grund was der Menſch in ſei - nem gantzen Leben erbawet hat / vnnd wieB iijdurchRegiſter. durch Demut der Sathan vberwunden wer - de / wie in der Demut wahre Buſſe ſey / wie Demut das Creutz williglich trage vnnd in Ruhe erhalte.

21. Ein Menſch ſol ſeine luſt vnd freude nicht haben an den Gaben / ſondern an GOtt ſelbſt / vnd von verleugnung ſein ſelbſt.

22. Wie vnſere Wercke Gott wolgefallen / wie wir bey Gott gnade erlangen muͤgen vñ gerecht werden / auch wie ein Menſch ſeiner Gaben ſo er von Gott empfangen / leichtlich mißbrauchen / vnd die Seele ſchendlich befle - cken kan / vnd wie er ſeiner Gaben recht ge - brauchen ſol.

23. Von dem Geheimnis des Creutzes / wie wir dardurch zu Gott gezogen werden.

Das
[1]

Das I. Capittel. Von dem groſſen inwendigen Schatz eines erleuchten Menſchen.

1. Cor. 6. Wiſſet Ihr nicht das ewer Leib ein Tempel iſt des H. Geiſtes der in euch iſt / welchen Ihr habt von Gott. ()

DAs die Gleubigen Hertzen Wohnung ſind der H. Drey - faltigkeit / bezeuget die Heilige Schrifft an vielen orten als Leuitici 26. Eſ. 44. Joel. 2. Joh. 14. am 17 Rom. 15. 1. Cor. 2. am 3. am 13. 2. Cor. 6. Gal. 2. Epheſ. 3. am 4. Col. 3 1. Joh. 4. Wer iſt aber vnter den Chriſten der dieſen Schatz in jhm er - kennet / groß achtet / vnd ſuchet? Auff das nun ein wahrer Chriſt / ſeine eigne Himliſche vnd Geiſtliche Dignitet vñB iiijWir -2Von dem groſſen inwendigen SchatzWenig er - kennen jh - ren in - wendigen Schatz.Wirdigkeit erkennen lerne / vnnd ſei - nen hoͤchſten Schatz in jhm ſelbſt ſu - che vnd finde / wird in dieſem Dritten Buch genugſame anleitung geben. Darzu iſt auch zuuor im Erſten Buch im 5. Capittel das Fundament gele - get / Nemblich wie Gottes Wort muͤſ - ſe im Menſchen / durch den Glauben Lebendig werden. Im andern Buch aber von 27. Biß auffs 34. Capittel / wie ſich GOtt / der Liebhabenden Seelen zuerkennen gebe / als die hoͤch - ſte Liebe / Guͤtigkeit / Schoͤnheit / Hei - ligkeit vnd Weißheit / etc.

Zu erkent - niß des innerlichẽ Schatzs gehoͤret ruhe der Seelen.

Weil aber ſolcher groſſer Schatz im Hertzen nicht kan erkandt vnd ge - ſucht werden / ohne einen ſtillen vnd innerlichen Sabbath des Hertzens / da der H. Geiſt inwendig Lehret / durch betrachtung des Worts / da Er erleuchtet / Lebendig machet / da der1. Cor. 2. Geiſt alles erforſchet auch die Tieffe der Gottheit / ſo iſt von noͤten zu wiſ - ſen / wie das Hertz in einen ſolchen ſtil -len3eines erlenchten Menſchen. len Sabbath zu bringen / darzu im an - dern Buch in dem Tractetlein vom Gebet abermahl der grundt gelegt iſt: Hie aber in dieſem dritten Buch wirds weiter außgefuͤhret nemlich / wie der verborgene Schatz vnnd Perle imMatth. 13. Acker des Hertzens zu ſuchen / durch einkehren in ſich ſelbſt / ja in GOtt / denn das iſt der innerliche HertzenAct. 15. Sabbath / eines ſolchen Hertzen / ſo durch den Glauben gereiniget / vnnd durch den Heiligen Geiſt erleuchtet iſt. Aus dieſem Schatz des Geiſtes /Woher die wahre Goͤttliche Weißheit. vnd des Reiches Gottes / ſo im Gleu - bigen Hertzen verborgen ligt / iſt alle Weißheit entſprungen / der hocher - lenchten Maͤnner Gottes ſo je gelebet haben / auch der H. Propheten vnnd Apoſteln. Dieſe Perle iſt zu ſuchen / dieſer Acker iſt zu Bawen / dieſe Gabe des Geiſtes vnd gnade Gottes iſt zu - erwecken als ein Fuͤncklein Fewr ſo man auffbleſet wie S. Paulus ſagt. 2. Tim. 1.Damit du aber im eingang dieſesB vBuchs /4Von dem groſſen inwendigen SchatzBuchs / welches gar auff den In - nern Menſchen gerichtet iſt / einen einfeltigen / doch Gruͤndtlichen Be - richt haben muͤgeſt / wie die Kinder GOttes vom euſſern Menſchen ab - zufuͤhren / zu dem Innern / das iſt / in den grund des Hertzens / denſel -Wie man zum grũd des Her - tzens ge - fuͤhrt wer - de. ben zuerforſchen / zu erkennen / zu reinigen / zu endern / vnnd in dem - ſelben jhrem Hertzen grunde / Got - tes vnnd des Himmelreichs wahr zunehmen / wil ich davon in dieſem erſten Capittel einen einfeltigen Be - richt in genere vnnd ſpecie thun / vnnd dann in folgenden des Geiſt - reichen Mannes Johannis Tau - leri Theologiam einfuͤhren / deſ - ſen Wort ich auch in dieſem Buch / ſo viel immer muͤglich / vnnd vn - ſer itzige zierliche Deutſche ſprach erleiden will behalten hab. Da - von mercket nuhn folgenden Be - richt: Weil die gantze HeiligeSchrifft5eines erleuchten Menſchen. Schrifft auff das Hertz des Men - ſchen ſiehet vnnd dringet ſo iſt dieTauleri Theolo - gia gerich - tet auff dẽ inwendi - gen Men - ſchen. gantze Theologia des Tauleri, auff den inwendigen Menſchen gerich - tet / vnnd auff den innern grund des Hertzens oder der Seele. Daher ſagt er ſo offt von innern grunde / das man GOTT vnnd das Reich Gottes in demſelben lauter haben / ſuchen vnnd finden muͤſſe. Das iſt: Was die Heilige Schrifft vnd recht - meſſige erklaͤrung der Schrifft auß - wendig handelt / das ſoll im Hertzen grunde / in That vnd Warheit alſo be - funden werden. Darzu iſt von noͤten das einkeren zu ſeinem eignen grunde. Vnnd je mehr man nun von derJe weiter von der Welt / je neher zu GOtt. Welt außgehet in ſich ſelbſt / je mehr gehet man zu GOTT ein in ſeinen ewigen Vrſprung. Vnnd je mehr daſſelb ein Wahrer Chriſt thut / je mehr ſich das Reich GOttes vnnd verborgene Schatz in jhm ereuget. Wer6Von dem groſſen inwendigen Schatz /Wer nun dieſe inwendige Frucht desHohe Ga - ben gelten nichts oh - ne die in - wendige frucht des Geiſtes. Geiſtes / oder des Newen Menſchen nicht davon bringet / der wird fuͤr GOtt wenig gelten mit ſeiner hohen Profeſſion / ſondern iſt vnter dem Vr - theil des Herren begriffen / Matth. 7. Herr haben wir nicht in deinem Nahmen Geweiſſaget. Denn fuͤr GOtt gilt nichts euſſerliches / ſondern das innerliche / nicht was in Buchſta -Notitia li - teræ & Spiritus ben beſtehet / ſondern was aus dem Geiſt gehet vnnd im Geiſt beſtehet. Darumb iſt (wie auch in der Vorre - de vermeldet) ein groſſer vnterſcheidt / vnter einem Weltgelerten vnd Got - tesgelerten / oder vnter einem Gelehr - ten vnnd Heiligen / der Gelerte lernetVnter - ſcheid ei - nes Geler - ten vnd Heiligen. von auſſen auß dem Buchſtaben / der Heilige lernet auß GOtt: Inwen - dig / aus dem H. Geiſt / aus der Sal - bung die vns alles lehret / der Gelehr -1. Joh. 2. te hat ſeine Kunſt in Worten / der Hei -1. Cor. 4. lige in der Krafft. Denn das Reich Gottes ſtehet nicht in Worten ſon -dern7eines erleuchten Menſchen. dern in der Krafft. Damit wir aber nicht in genere bleiben / ſondern in ſpecie den einfeltigen zu jhrem grund helffen / biß ſie es beſſer begreiffen koͤn - nen / ſo ſollen ſie acht haben auff die fuͤnff Hauptſtuͤck jhres Catechiſmi / wie dieſelbe nicht auſſer jhnen ſondern in jhnen ſein muͤſſen. Vnd erſtlich:Das euſ - ſerliche vñ inner - liche muß vberem - kommen. Du gleubeſt / GOtt habe ſein Geſetz geben auff dem Berge Sina / in zwo Steinern Taffeln geſchrieben / vnnd das Geſetz ſey der H. Wille Gottes nach dem du Leben ſolt / Du gleubeſt recht. Es iſt dir aber nicht nuͤtze / wennJerem. 31. GOtt mit dem Finger ſeines Geiſtes das Geſetz nicht in dein Hertz ſchrei - bet / vnd ſeinen Goͤttlichen Willen in dir ſelbſt vollbringet. Soll aber GOtt ſolches thun vnnd zu dieſem ſeinem Edelen Werck in dir gelangen ſo mu - ſtu Ihm / weil du nun ein Chriſt worden biſt / dein gantz Hertz geben / vnd Ihm deinen willen Auffopffern / jtzo geſchicht ſein wille in dir. Vnndweil8Von dem groſſen inwendigen SchatzGott das gantze Hertz zu - geben.weil diß ein hohes vnnd edeles Werck Gottes in vns iſt / ſo bittet der Koͤnig - liche Prophet David ſo embſig dar - umb / ſonderlich im 119. Pſalm / (denn dahin gehet dieſer gantze lange Pſalm) daß jhn Gott nach ſeinem Geſetz vnd Zeugnis / leiten / fuͤhren / lehren wolte / damit diß hohe heilige Werck Gottes in jhm nicht moͤge verhindert werden. 1. Cor. 3.Ferner / du gleubeſt Chriſtus ſey deine Gerechtigkeit / Leben vnnd Seligkeit / du gleubeſt recht / deñ es kan kein ander grund gelegt werdẽ / deñ welcher gelegtAct. 14. iſt Jeſus Chriſtus: Vnd iſt in keinẽ an - dern Heil / iſt auch kein ander Name dẽ Menſchẽ gegeben / darin ſie ſollen ſelig werden: Aber du muſt Chriſtum in dir haben / dz iſt inwendig mit dem[Glau - ben] faſſen / daß er dein eigen werde / mit ſeiner Perſon vnd mit ſeinem Ampt. Siehe weñ nun Chriſtus dein iſt / ſo iſtChriſtus wird vn - ſer durch den Glau - ben. alles dein wz Gottes iſt / vñ wen er tau - ſent Him̃elreich hette / vnd aber tauſent Him̃el voll Gerechtigkeit vñ Seligkeit / ſo iſts alles dein. Deñ Chriſtus mit ſei -ner9eines erleuchten Menſchen. ner Gerechtigkeit iſt mehr vnd groͤſſer / denn tauſeut Himmel voll Gerechtig - keit vnd Seligkeit. Vnd ſo ſchadet dir auch deine Suͤnde nit / vnd wenn tau - ſent Welt voller Suͤnde auff deinem Halſe lege / alſo muſtu den Schatz in dir haben / nit auſſer dir: Sehet das Reich Gottes iſt inwendig in euch: Das iſtLuc. 17. Gerechtigkeit / Friede vñ Freude im H.Rom. 14. Geiſt. Du gleubeſt das Chriſtus das ewige Wort des Vaters iſt / das wahreJoh. 1. Liecht vnnd Leben der Menſchen / DuChriſtus muß in vns reden leuchten vnd Lebẽ. gleube[ſ]t recht / Siehe aber zu / daß diß Wort in dir rede / daß diß Liecht in dir leuchte / daß diß Leben in dir lebe: oder es iſt dir nichts nuͤtze / du muſt dieſen Schatz in dir habẽ: Du muſt mit Chri - ſto durch den Glauben vereiniget ſein. Du gleubeſt vnd weiſſeſt / das ein koͤſt -Pſal. 92. lich ding ſey beten / dem Herrn dan -Der Hei - lige Gerſt muß in vns ſeuff - tzen. Rom. 8. Zach. 12. eken / vnd deinen Namen loben du aller - hoͤheſter / du gleubeſt recht: Wenn aber Chriſtuͤs nit in dir betet / vñ der heilige Geiſt in dir ſeufftzet / welcher iſt ein Geiſt der Gnaden vnnd Gebetes /vnd10Von dem groſſen inwendigen Schatz /vnd du im rechten Tempel des Gei -Joh. 4. ſtes vnd Warheit in grund deines Her - tzens nicht Beteſt / wird dirs nicht viel nuͤtzen. Du gleubeſt das dir in der Tauffe vergebung der Suͤndẽ gegeben werde / die Newe Geburth / die Kindt - ſchafft Gottes: Du gleubeſt recht aber wenn du die Frucht der Tauffe dieDie wah - re Buſſe. Newe Geburt / die Salbung des Gei - ſtes / die wahre erleuchtigung / nichtin dir haſt / was wird dirs helffen? Du gleubeſt dz du im euſſerlichen Sacra - ment des Abendmals / den wahren we -Matt. 26. ſentlichen Leib vnd Blut Chriſti em - pfeheſt: Du gleubeſt recht / Lautes derGeiſtliche nieſſung Chriſti muß beim H. Abend - mal ſem. Wort des Herren: Aber iſt die inner - liche Geiſtliche nieſſung nicht dabey / ſo wirſtu nicht allein keinen nutz vnnd frucht davon bringen / ſondern vber das noch dz Gericht Eſſen vnd Trin - cken. Du gleubeſt Chriſtus ſey das1. Cor. 11. Geſchlachte vñ Auffgeopfferte Lemb - lein Gottes am Creutz / Du gleubeſt recht: Iſt Er aber nicht deine Taͤg -liche11eines erleuchten Menſchen. liche innerliche Speiſe / was wird er dir Nuͤtzen. Alſo ſieheſtu / wie dein Schatz in dir zu ſuchen / in dir ſein mus / nicht auſſer dir.

Das II. Capittel. Durch was Mittel ein Menſch zu ſei - nem inwendigen Schatz kommen ſoll / nem - lich durch den wahren Lebendigen Glau - ben / vnnd durch einkehren in ſich ſelbſt.

Eſa. 46. Ihr vbertreter gehet in Ewer Hertz. ()

DEr Warhafftige Weg ein - zukehren zu ſeinem inwendi -Weg ein - zukeren zum in - wendigen Schatz iſt der Glau - be. gen Schatz vnnd hoͤchſtem Gut / iſt der wahre Lebendige Glaube. Wiewol nun derſelbe im erſten vnd andern Buch gnugſam mit ſeiner Krafft vnd eigenſchafft / wie er allein Chriſto anhanget / vnd ſich al - lein auff denſelben gruͤndet erklaͤret iſt / ſo iſt doch von demſelben noch einesChoch12Durch was Mittel ein Menſchhoch in acht zunehmen / Nemlich das jenige was vns jtzo zu vnſerm vorneh - men dienet. Iſt demnach des wah - ren Lebendigẽ Glaubens eigenſchafft / Gott von gantzem Hertzen getrewlich anhangen / ſeine gantze zuuerſicht auff Gott ſetzen / jme von Hertzen vertraw - en / ſich jhm gantz ergeben / ſeiner Barmhertzigkeit ſich laſſen mit GOtt ſich vereinigen / Eines mit GOtt ſein vnd bleiben / allein in Gott ruhen vnd ſeinen innerlichen Sabbath halten / Gott allein laſſen ſein hoͤchſte Begiet - de / wunſch vnd verlangen / luſt vnnd frewde ſein / alle Creaturen außge - ſchloſſen / nichts wuͤnſchen / nichts be - geren denn Gott allein als das hoͤchſte ewige / vnendliche vollkommene Gut / dz alles Gut iſt / ohne welches kein wa - res Gut ſein kan im Him̃el vnd Erden in zeit vnd Ewigkeit / vnd das alles inGlaubens eygen - ſchafft. Heb. 12. vnd durch Chriſtum JEſum vnſern Herrn: Welcher iſt der anfenger vnd vollender des Glaubens. Dieſer Glau - be iſts der vns zu vnſerm inwendigenSchatz13zu ſeinem inwendigen Schatz kom̃en ſol /Schatz vnd hoͤchſten Gut fuͤhret. Des nemet ein Exempel an David: Derſelb hatte eben einen ſolchen Glauben / als er ſprach: Herr weñ ich nur dich ha -Pſal. 73. be / ſo frage ich nichts nach Him̃el vnd Erden: Einen ſolchẽ Glauben bewieſe Maria Lazari Schweſter / da ſie ſichLuc. 10. ſetzte zu den Fuͤſſen des Herren vnd ſein Wort hoͤrete: Deñ dieſer Glaube macht vñ Wircket den rechten Hertzen Sabbath / in Gott zu ruhen / in welchẽGlaube machet dẽ Hertzen Sabbath. inwendigen Sabbath ſich Gott offen - bahret. Darumb ſprach der Herr zu Martha: Martha Martha / du haſt vil zuſchaffen / Eins iſt noth: Marta hat dz beſte theil erwehlet / dz wird nit von jhrLuc. 10. genommen werden / welches iſt aber dz beſte theil? Ohn zweiffel Gott allein in Chriſto JEſu: Denn durch dieſenDer beſte S[ch]hatz GOtt in Chriſto. Glauben welcher Gott allein im Her - tzẽ ſtatt vñ raum gibt / erwehlet man dz beſte theil / durch dieſen Glauben beſitzt GOtt des Menſchen Hertz / vnndEph[e]ſ 3. wohnet Chriſtus in vns / ſampt demJoh. 14.C ijH. Geiſt /14Durch was Mittel ein MenſchH. Geiſt / vnd die Heilige Dreyfal - tigkeit / das iſt das beſte Theil ſo einAuß dem wahren Glauben fleuſt alle Tugend. Menſch erwehlen kan / das iſt die See - ligkeit vnd ewige Leben. In dieſem ei - nigen iſt alles begriffen was zum wah - ren Chriſtenthumb gehoͤret / daraus fleuſſet die Liebe vnnd alle Tugendt. Denn wer Gleubet der Liebet / wer Liebet der Hoffet / wer Hoffet der iſt Geduͤldig / wer geduͤldig iſt / iſt Sanfft - muͤtig / wer Sanfftmuͤtig iſt / iſt De - muͤtig / wer Demuͤtig iſt der fuͤrchtet GOtt / wer GOtt fuͤrchtet der Be - tet / der Creutziget ſein Fleiſch verleug - net ſich ſelbſt / haſſet ſein eigen Leben / verſchmehet die Welt. DerentwegenGlaub iſt der Sieg vber die Welt. S. Johannes 1. am 5. Den Glau - ben nennet den Sieg vber die Welt. Auff diß einige Ein / wieſe der Herr den Reichen Juͤngling / Luce 18. wel - cher jhn fraget: Guter Meiſter was muß ich thun das ich das Ewige Leben Erbe / vnd da jhn der Herr auffs Ge - ſetz wieſe / ſprach er / das hab ich allesgehal -15zu ſeinem inwendigen Schatz kom̃en ſoll /gehalten von Jugend auff / der Herr Antwortet es feilet dir noch eins. Ver -vnum eſt neceſſa - rium. kauffe alles was du haſt vnd folge mir ſo wirſtu einen Schatz im Himmel ha - ben. Da Lehret jhn der Herr das ei - nige / Nemlich das beſte Theil erweh - len durch den Glauben / vnd in ſeinen Vrſprung einkehren in GOtt durch den innerlichen Sabbath des Her - tzens. Auß dieſem einigen Quillet her - aus das gantze Chriſtliche Leben / vndWahre Tugendt muß auß Liebe vnd freyheit des Gei - ſtes ge - ſchehen. alle Gebot ſo man erdencken kan von jhm ſelbſt als Waſſer auß einem Brũ - nen / nicht aus Noth oder Geſetz / ſon - dern auß Liebe vnd Freyheit des Gei - ſtes. Denn GOtt Wircket ſolches alles ſelbſt in vns / nach ſeinem Wol - gefallen / vnd was er ſelbſt in vns nicht Wircket / das erkennet er nicht fuͤr das ſeine. Darumb bedarff man hie kei - nes drang Geſetzes Gebots oder Ver - bots / denn der Glaube thut alles was zu thun iſt auß freyem Geiſt: Das iſt: Er leſſet ſich GOtt / der alles außC iijgnaden16Durch was Mittel ein MenſchEſa. 55.Gnaden in vns Wirckt / vnd das iſts auch dauon Eſaias Predigt / das wir zum Herrn kommen ſollen / jme zuhoͤ - ren / vnd vmbſonſt keuffen / beyde Wein vnd Milch. So iſt nun daß das Mit - tel zu vnſerm inwendigen Schatz zu kommen / nemlich der Glaube / der GOtt einen ſtillen Sabbath helt / vnd den Menſchen machet einkehren in ſich ſelbſt. Denn gleich wie des Him - mels Lauff darumb der aller Edelſte vnnd vollkomneſte iſt / daß er ſtets in ſich ſelbſt wiederkehret / in ſeinen Vr -Redeun - dum ad principi - um. ſprung aus welchem ſein lauff ſeinen anfang genommen hat: Alſo iſt des Menſchen lauff der aller Edelſte vnd vollkomneſte / wenn er wiederkehret in ſeinen Vrſprung welcher iſt GOtt. Das kan aber nicht geſchehen denn wenn ein Menſch in ſich ſelbſt gehet mit allen ſeinen Kraͤfften / vnd ſeinem Verſtand / Willen vnnd Gedechtnis erlediget von der Welt / vnnd von allen Fleiſchlichen dingen / vnnd ſeineSeele17zu ſeinem inwendigen Schatz kom̃en ſol /Seele mit allen jhren Begierden zu GOtt wendet durch den H. Geiſt /Von der Welt zu ruhen / ſoll Gott in vns Wir - cken. ruhet vnnd feyret von der Welt durch einen ſtillen Sabbath: Als denn fehet GOtt an in jhm zu Wircken / denn auff dieſen Hertzen Sabbath wartet GOtt vnd iſt ſein hoͤchſte frewde / daß er ſein Werck in vns Wircken muͤge. Denn GOtt iſt ſo Jach nach vnsGott iſt Begierig vnſers Heils. vnnd eilet ſo ſehr / vnnd thut nicht an - ders als ob Ihm ſein Goͤttlich weſen wolte zubrechen vnnd zu nichte wer - den an jhm ſelbſt / daß Er vns offen - bare / allen Abgrund ſeiner Gott - heit / vnnd die fuͤlle ſeines weſens vnd ſeiner Natur. Da eilet GOtt zu das er vnſer eigen ſey / gleich wie er ſein ei - gen iſt / nicht mag der Menſch GOtt Liebers thun den ruhig ſein vnd dieſenIm demuͤ[-]tigen vnd ruhigem Hertzen Wircket GOtt. Sabbath halten. GOtt bedarff nicht mehr zu ſeinem Werck / denn das man jm ein demuͤtig vnd ruhig Hertze gebe / ſo wircket er ſolche Werck in der SeeleC iiijdazu18Durch was Mittel ein Menſchdazu kein Menſch kommen kan / die ewige Weißheit Gottes iſt ſo zart in jhrem Werck / dz ſie nicht leiden mag / das da eine Creatur zuſehe. So viel nun die Seele ruhet in GOtt / ſo viel ruhet GOtt in jhr: Ruhet ſie gantz in GOtt ſo ruhet auch GOtt gantz in jr. Brauchſtu aber deinen eignen willen deinen Verſtand / Gedechtnis vnnd Begierde / nach deinem gefallen / ſo kã ſie GOtt nicht brauchen noch ſein Werck in jhr haben / Denn wenn zweySoll Gott in vns Wircken muͤſſẽ wir ruhen. eins ſollen werden / ſo muß das eine ru - hen vnnd leiden / das ander muß Wir - cken / Nun iſt aber GOtt eine vnend - liche ſtetigwirckende Krafft / vnnd merus actus, vñ ruhet nicht / ſondern Wircket in dir wo fern er zu ſeinem Wercke kommen kan / vnd du jhn nicht hinderſt / welches durch dis Gleichniß beſſer kan verſtanden werden: Wenn dein Auge ſehen ſol / vnd ein Bilde em - pfahen ſo muß es bloß vnnd ledig ſein aller Bilde vnd Formen / denn ſo es einBilde19zu ſeinem inwendegen Schatz kom̃en ſol. Bilde vnnd Formen in jhm hette / ſo koͤnte es nicht ſehen / oder ein Bilde faſſen / alſo auch die Seele mit jhren Kraͤfften / Verſtandt / Willen / Ge - dechtnis / Begierde / koͤnnen GOtt nit faſſen / wenn ſie voll ſein der Welt vnd der Irrdiſchen dinge. Gleich wie das Ohr leer ſein muß von allem Getoͤhn / wenn es ſol ein gut Seytenſpiel hoͤren / alſo auch deine Seele muß leer ſein von der Welt / ſoll ſie Gottes Liebligkeit hoͤren. Je mehr ſich nun die Seele abzeuget von Irrdiſchen dingen / je Himliſcher ſie wird / je mehr ſie ſich ď Fleiſchlichen luͤſte entſchlegt / je mehr ſie theilhafftig wird Goͤttlicher Na - tur.

Die Natur leidet keine leere ſtatt / ſie erfuͤllet alle ding mit jhr ſelbſt / esDie Seele ſo leer iſt von der Welt Lie - be iſt Got - tes Werck - ſtatt. muͤſte ehe die Natur brechen / ehe etwas leeres in jhr ſein vnd bleiben ſolte / vnd durch diß Principium vnnd Mittel ſeind groſſe Kuͤnſte erfunden worden: Alſo wenn der Menſch ſein Hertz garC vauß -20Durch was Mittel ein Menſchaußleeret von der Welt Liebe / eignen willen / Luͤſten vnd Begierden / vnd ſte - het dieſes alles ledig / ſo kans Gott nit laſſen / Er muß die leere ſtatt mit ſeiner Goͤttlichen Gnade / Liebe Weißheit vnd Erkentnis erfuͤllen. Wiltu aber voll ſein dieſer Welt / ſo biſtu leer der Himliſchen dingen. Da AbrahamGen. 12. außgieng aus ſeinem Vaterlande / vnnd von ſeiner Freundtſchafft auß Gottes befehl / da ward er von GOtt erleuchtet. Vnſere Fleiſchliche affe - cten, eigen Liebe / eigen Wille / eigen Weißheit / eigen Ehre / eigen Luſt ſind vnſer nechſte Freunde / Es thut dem Fleiſch wehe dieſelbe zu verlaſſen / vnnd von jhnen außzugehen. Aber wie dem allen / ſo iſt diß der anfang /Wie man alles ver - laſſen vnd verkeuffẽ ſoll. zu dem verborgenen Schatz vnnd zu der Koͤſtlichen Perle / im Acker / wie vnſer Herr Matth. 13. ſagt / ein Menſch verkauffte alles / das er die Perle finden moͤchte / was iſt das an - ders denn das der Herr ſagt / wervmb21zu ſeinem inwendigen Schatz kom̃en ſol /vmb meinet willen leſſet Vater vnnd Mutter / Bruͤder / Schweſter / Haͤuſer Ecker / der wirds Hundertfaͤltig fin -Marc. 10. den / vnnd darzu das ewige Leben / vn - ſere Fleiſchliche affecten, Wille / vndFleiſchli - che affe - cten Will vnd Luͤſte zuverlaſſẽ. Luͤſte / ſind vnſere Bruͤder vnnd Schweſter die wir laſſen ſollen / gleich wie die Jungfrawe Maria eine reine vnbefleckete Jungfraw war / (vnnd bleibt in Ewigkeit) als ſie Chri - ſtum Leiblich empfieng alſo vnſereLuc. 1. Seele / ſoll ſein wie eine vnbeflecke - te Jungfraw / das iſt / ſie ſoll nichtApoc. 14. mit der Welt Liebe beflecket ſein / ſo wird ſie Chriſtum Geiſtlich empfan - gen / ſo hat ſie den hoͤchſten Schatz in Ihr / ſo iſt ſie des Koͤniges Toch - ter inwendig Geſchmuͤcket / vnndPſal. 45. tregt jhren Schatz in Ihr verbor - gen / iſt ſie aber mit der Welt vermehlet / wie kan ſie mit GOTT vermehlet werden? Es ſpricht vn - ſer HERR / Ich bin kommenein22Durch was Mittel ein Menſchein Fewr anzuzuͤnden / vnd wolte GottLuc. 12. es Brennete ſchon / wolte Gott das inFewr der Goͤttlichẽ Liebe ſoll vnſers Flerſches luͤſte ver - zehren. dem Fewr der Goͤttlichẽ Liebe / alle vn - ſere affecten, Fleiſchlicher wille vnnd luͤſte Verbrenneten / das allein Gottes Wille vnnd Wolgefallen in vns voll - bracht wuͤrde. Er ſpricht jhr ſollet nicht meinen das ich kommen hin frie - de zu bringen / ſondern Krieg vnnd Schwerdt / wolte GOtt es wuͤrden durch den Geiſt Gottes / alle Fleiſchli - che Sinne vnd Begierde / getoͤdtet vnd erwuͤrget auff das GOtt in vns Leben vnnd Wircken muͤge. So dich aber dein Ampt vnd Beruff hindert das du nicht in dein Hertz gehen kanſt ſoltu al - lezeit bey Tage oder Nacht ein Staͤt - lein ſuchen / oder ein zeit erwehlen ein - zukehren in den grund deines Her - tzens / auff was weiſe du kanſt vnnd magſt / vnd mit S. Auguſtino ſagen: Ach lieber Herr ich will ein geding mit dir machen / ich wil recht in mir ſterben / auff das du in mir Lebeſt / ichwill23zu ſeinem inwendigen Schatz kom̃en ſol. will ſelber gantz in mir ſchwiegen / auff das du in mir redeſt / ich will auch ſel - ber in mir ruhen / auff das du in mir Wirckeſt.

Das III. Capittel. Im Glauben iſt der gantze Schatz des inwendigen Menſchen / nemlich / GOtt / Chriſtus / Heiliger Geiſt / vnnd das Reich Gottes.

Epheſ. 3 GOtt gebe euch Krafft nach dem Reichthumb ſeiner Herrligkeit ſtarck zu werden durch ſeinen Geiſt / an dem inwendigen Menſchen / vnd Chriſtum zu wohnen durch den Glauben in ewren Her - tzen / vnd durch die Liebe ein - gewurtzelt vnnd gegruͤndet werden. ()

EInes Chriſten vornemſte werck vnnd ſorge ſoll ſein das er den Glauben wol lerne verſtehenvnd24Im Glauben iſt der gantze Schatzvnd vben / deñ im Glauben iſt Chriſtus vnd das gantze Reich Gottes / vnd alle Seligkeit / darumb auch die Epiſtel an die Hebreer am 11. Den Glau - ben nennet eine Hypoſtaſin, eine Subſtantz vnnd Weſen. Denn das gantze Geiſtliche Weſen vnnd Leben beſtehet im Glauben / nicht in einer bloſſen wiſſenſchafft / nicht in einem ſchein vnnd ſchattenwerck / ſondern in Lebendiger Thetiger Krafft. Summa der Glaube bringet alle Seligkeit vnnd benimbt alle Vn - ſeligkeit. Darumb bald im anfang vnſers Chriſtenthumbs in Primo limine Eccleſiæ, in der Heiligen Tauffe / dadurch wir als durch eine Thuͤr in die Chriſtenheit eingehen / der Glaube forne an ſtehet: Wer da Gleubet vnnd getaufft wird / der wird Selig. Vnnd S. Pau - lus Rom. 10. Das iſt das Wort des Glaubens / ſo wir Predigen / denn ſo du mit deinem Hertzen gleu -beſt /25der inwendigen Menſchen /beſt / ſo biſtu Gerecht / etc. Wir koͤn - nen aber den Glauben nicht beſſer ver - ſtehen vnnd vben lernen / denn durch ſeine Eigenſchafften: Derer wollen wir achte nacheinander hoͤren. Der Erſte iſt / die Geiſtliche freyheit / von Suͤnden Todt Teuffel vnnd Hell / Fluch des Geſetzes / von allen Mo - ſaiſchen Figuͤrlichen Ceremonien / vnnd von allen Menſchen Satzun - gen / vnd Geboten. Denn gleich wie der Seelen keine groͤſſere Pla - ge vnnd Angſt wiederfahren mag / vnnd keine groͤſſere Seelen Pein ſein kan / denn wenn ſie leiden muß die Fewrige Pfeile des Teuffels vnnd die Tyranney des Antichriſts / da - durch die Gewiſſen mit Menſchen Gebotten Gefangen / Beſtrickt / vnd Geaͤngſtet werden / alſo iſt hinwie - der keine groͤſſere Ruhe / Friede / Troſt vnnd Frewde der Seelen / denn die Warhafftige Freyheit des Gewiſſens / von der Gewaltdes26Im Glauben iſt der gantze Schatzdes Teuffels vnd der Suͤnden / vnnd von allen Menſchen ſatzungen / welche freyheit des gewiſſens / Warhafftig nichts anders iſt / deñ der wahre Selig - machende Glaube. Vrſach / der glau - be ergreifft Chriſtum den Sohn Got - tes / mit allen ſeinen Himliſchen gna - den Schaͤtzen / ſonderlich die Verſoͤh - nung mit GOtt / Vergebung der Suͤnden / den Heiligen Geiſt / vnd al - les was Gottes iſt / vnd das ewige Le - ben. Da koͤnnen weder Suͤnde Tod / Teuffel / Hell oder Welt einem ſol - chem Menſchen ſchaden / denn er hat Chriſtum in jhm vnnd bey jhm Woh - nend / der ſeine Gerechtigkeit iſt wieder die Suͤnde / ſein Leben wieder den Tod / ſeine ſtercke wieder den Teuffel / ſein Himmelreich / wieder die Helle / ſein Sieg wieder die Welt / ſein Se - gen wieder aller Welt Fluch / ſeine Seligkeit / wieder alle Vnſeligkeit die - ſer Welt / ſeine Freyheit / wieder alle Menſchen ſatzungen / welches derHerr27des inwendigen Menſchen /Herr Joh. 8. mit dem Kurtzen ſpruͤchlein begreiffet / ſo euch der Sohn frey machet / ſo ſeid jhr recht frey. Alſo iſt Chriſtus dem Glauben alles / vnd Er darff nichts mehr zur Seligkeit den Chriſtum allein. Derwegen gibt der Glaube der Seelen vnd Gewiſſen / ru - he friede / freyheit / vnnd vertreibt alle furcht angſt vnd ſchrecken / vnd macht das Hertz in GOtt getroſt vnd frew - dig.

2. So vereiniget der Glaube vn - ſere Seele mit Chriſto / als eine Braut mit jhrem Breutigam. Oſe. 2. Ich will mich mit dir verloben in ewigkeit. Ja im Glauben will ich mich mit dir vertrawen. Alß dann haben dieſe bey - de jhre Guͤter miteinander gemein: Auch jhr Creutz vnd Leidt. Denn was Chriſtus hat / wird der Gleubigen Seelen eigen / vnd was die Seele hat / wird Chriſti eigen. Nun hat aber Chriſtus alle Himliſche vnnd Ewige1. Cor. 1. Guͤter / Weißheit / Gerechtigkeit /DHei -28Im Glauben iſt der gantze SchatzHeiligung Erloͤſung vnnd alle Selig - keit vnd ewiges Leben / Ja Er iſt das ewige Leben ſelbſt / das wird alles der Seelen eigen Gut. Vnſer Seele hat dagegen Suͤnde / Vnreinigkeit / Jammer / Elond / Fluch vnnd Todt / das wird Chriſti eigen. Ille noſtram miſeriam facit ſuam. Vnſer E - lend helt Er fuͤr ſein Elend. Seine Guͤter ſchenckt er vns / vnſer Armuth vnd Elend nimpt Er an ſich. Die - weil aber Chriſti Guͤter ewig ſein / vn - uͤberwindlich / Ja Allmaͤchtig ſo vber - winden / verſchlingen vnnd vertil - gen ſie / alle vnſere Suͤnde vnnd den Todt. Denn Chriſti ewige vnuͤber - windtliche Gerechtigkeit iſt der Suͤn - den zu ſtarck / das ſie muß weichen / verſchlungen vnnd vertilget wer - den / alſo wird vnſere Seele frey von Suͤnden vnd dagegen mit Chriſti Ge - rechtigkeit bekleidet / das iſt ein ſchoͤ -Eſa. 61. ner vnnd wuͤnderlicher Wechſel / fuͤr Suͤnde / Tod / Fluch / Verdamniß /bekom -29des inwendigen Menſchen /bekommen Gerechtigkeit / Leben / Se - gen vnd Seligkeit. Demnach iſts vn - muͤglich das die Suͤnde einen Gleubi - gen verdammen kan / denn die Suͤnd ſind in Chriſto verſchlungen / erwuͤrget vnd getoͤdtet. Der Tod iſt verſchlun - gen in den Sieg / iſt der Tod verſchlun -1. Cor. 15. gen / ſo iſt auch die Suͤnde verſchlungen vnd getilget.

3. Daraus folget fuͤrs dritte / das der Glaube / vnſere Seelen vnnd Ge - wiſſen / verſichert vnd gewiß machet / ď ewigen Seligkeit. Ich bin gewiß ſagt S. Paulus / dz vns nichts ſcheiden kanRoͤm. 8. von der Liebe Gottes. Sihe ich lege in Zion ein koͤſtlichen Eekſtein / wer gleu -Eſa. 28. bet fleuget nicht. Ich will mit euch einẽ ewigen Bund machen. Meine gnade ſol nit von dir weichen / vnd der BundEſ. 55. 54 des friedes ſoll nicht hinfallen ſpricht der Herr dein Erbarmer.

4. Darauß folget nun der Sieg des Glaubens / vber Suͤnde Todt Teuf - fel Helle vnnd Welt. 1. Joh. 5. D ijAlles30Im Glauben iſt der gantze Schatzalles was von GOtt geboren iſt / vber - windet die Welt: Wer iſt aber der die Welt vberwindet ohn der da gleubet das JEſus Gottes Sohn iſt. Da - zugleich des Glaubens Vrſprung an -Joh. 6. gedeutet wird: Das er nicht auß eig - nen Natuͤrlichen Menſchlichen kreff -Pſal. 110. ten gewircket werde / ſondern der glaub iſt Gottes Werck in vns / vnd die Newe Geburt iſt ein Goͤttlich vber Natuͤr - lich Werck. Deine Kinder werden dir Geboren / wie der Taw / auß der Morgenroͤthe: Weil nun Dieſe Newgeburt vber die Natur iſt / ſo kan Ihr auch die gantze Welt nicht ſcha - den / denn ob gleich ein Chriſt der Welt Fluch ſein muß / ſo iſt er doch in Chri - ſto / ein Sieges Fuͤrſt / gantz vnuͤber -Rom. 8. windlich. In dem vberwinden wir alles / vmb deß willen der vns geliebet hat.

5. Darauß folget des Glaubens Herrligkeit / dieſelbe iſt zweyfach / eine Geiſtliche / verborgene / die andere diezukuͤnff -31des inwendigen Menſchen /zukuͤnfftige ſichtbahrliche offenbahr - liche Herrligkeit / im ewigen Leben. Beyder Herrligkeiten Chriſti macht vns der Glaube theilhafftig. Chriſti herrligkeit ſtehet in ſeinem Koͤnigreich vnd Hohen Prieſterthumb / Er hat vns aber auch zu Prieſtern vnnd Koͤnigen gemacht fuͤr GOtt / welches S. Pe - trus nicht hoch gnug ruͤhmen kan. IhrApoc. 5. 1. Petri. 2. ſeid das auſſerwehlte Geſchlecht / das Heilige Volck / das Volck deß Eigen - thumb / das Koͤnigliche Prieſterthumb Die herrligkeit aber des Koͤnigreichs Chriſti / iſt das es ein ewig Reich iſt / vñ alle ſeine Guͤter ſein ewig / ewige Gna - de / ewige Gerechtigkeit / ewiger Troſt / ewig Leben / ewige Frewde / ewiger Frie - de / ewige Seligkeit. Was wer vns mit einem Weltlichen Koͤnige gedie - net / die Guͤter der Weltlichen Reiche vergehen mit der Welt / vnd der Welt - lichen Herrn Gnade ſtirbt mit jhnen. Chriſtus aber iſt Ewig / vnnd ſeine Gnade Gerechtigkeit vnd Heil. Dar -D iijumb32Im Glauben iſt der gantze Schatzumb ſtehet nun das Geiſtliche Koͤnig - reich eines Chriſten darin / das er durch den Glauben vber alles erhoben iſt / Geiſtlicher weiſe / das jhm kein ding ſchaden kan zur Seligkeit / Er iſt ein Herr vber alles daſſelbe. Ja es muͤſſen Ihm alle ding vnterworffen ſein / vnd helffen zur Seligkeit / dennRom. 8. denen ſo GOtt lieben muͤſſen alle ding zum beſten gedeyen. Es ſey Leben / Sterben / Tod / Teuffel / Hell / Welt. Das iſt gar eine hohe herrliche geiſt - liche Herrſchafft / vnd Koͤnigliche wuͤr - digkeit / da kein ding ſo gut oder ſo boͤ - ſe iſt / es muß einem Gleubigen die - nen zur Seligkeit / weil er Chriſtum hat vnnd beſitzt / vnnd Chriſtus jhn / Alſo darff ein Chriſt nichts mehr zur Seligkeit / denn Chriſtum allein durch den Glauben / Chriſtus iſt mir gnug - ſam. Das laß mir eine Koͤſtliche Freyheit ſein / vnnd Gewalt der Chri - ſten nach dem inwendigen Menſchen / denn das iſt gewiß das kein euſſerlichding33des inwendigen Menſchen /ding / auſſer Gottes Wort vnnd be - fehl / einen Chriſten kan from oder ſelig machen / Sintemal die froͤmmig - keit / Seligkeit Freyheit der Chriſten / ſind nicht euſſerliche Leibliche ding / gleich wie auch jhre Gebrechen / Ge - fengniß vnnd Elend / nicht euſſerlich ſein / darumb hilfft auch der Seelen kein euſſerlich Leiblich ding / von Menſchen erdacht. Ja was hilfft das der Seelen / wenn der Leib gleich frey / friſch vnnd geſund iſt / Trincket vnnd Iſſet / etc. Wiederumb was ſchadet das der Seelen / wenn der Leib Gefangen / Kranck vnnd Matt iſt / Hungert vnnd Duͤrſtet / Leidet / etc. Dieſe ding gehen alle die Seele nicht an / ſie frey zumachen oder Ge - fangen / from oder boͤſe zu machen. Summa der Gleubigen Seelen / ſcha - det nichts euſſerlichs / ſie bleibet in jh - rer Edelen Koͤniglichen Freyheit vnnd Herrſchafft. Alſo kan auchD iiijkein34Im Glauben iſt der gantze Schatzkein euſſerlich ding der Seelen an jh - rem Geiſtlichem Prieſterthumb ſcha - den oder hindern. Denn jhre Opffer / Gebet / Seufftzen andacht geſchehen Geiſtlich im Glauben / ohne hinde - rung aller euſſerlichen ding / es ſey Zeit / Ort / Speiſe / Kleidung / Kirche Tem - pel. Hinwieder / hilffts auch der See - len nicht / wenn gleich alle euſſerliche dinge auff einem hauffen da ſtuͤnden / Heiligen / Kleider / Kirchen / auch das Leibliche Faſten / muͤndlich Beten / vnd alle euſſerliche Werck. Es muß ein anders ſein das die Seele from machet / vnd frey. Denn es kan auch ein boͤſer Menſch / ein Gleißner vnnd Heuchler / erzehlte euſſerliche Werck thun / hilfft jm aber nichts an der See - len / denn es hat die Seele keinander ding / weder im Himmel noch auff Er - den / darin ſie Lebe / from / frey / ſelig vnd froͤlich ſein koͤnne denn Chriſtum / in welchem die Seele ruhet durch denJoh. 14. Glauben. Ich bin der Weg die War -heit35des inwendigen Menſchen /heit vnd das Leben: Kompt zu mir /Matt. 11. ſo werdet jr ruhe finden fuͤr ewre See - le. Wenn der Glaube den Herrn JEſum hat / ſo darff er keines dinges mehr / er hat an Chriſto alles vnnd ge - nug: Speiſe / Frewde / Friede / Liecht Kunſt / Gerechtigkeit / Warheit / Weißheit / Freyheit / Troſt / Selig - keit / Leben erhoͤrung des Gebetes vnd alles. Alles / vnd in allem Chri - ſtus. Muß man aber mit euſſerlichenCol. 3. Ceremonien, vmb guter Zucht vnnd Ordnung willen vmbgehen / wolan / den reinen iſt alles rein. Tit. 1. Ihr ſeid rein / vmb des Worts willen / Alſo kan die Seele nichts beflecken / denn der Vnglaube / vnd ſeine Fruͤchte.

6. Es ernewert auch der Glaube den gantzen Menſchen / Wirckt in jhm Liebe / vnd alle Chriſtliche Tugende / vnd Werck der Barmhertzigkeit nicht das er damit etwas bey GOtt verdie - ne / ſondern das er danckbar ſey. Opf -Pſal. 50. fere GOtt Danck / vnnd bezahle demD vhoͤch -36Im Glauben iſt der gantze SchatzHoͤchſten deine Geluͤbte. Da fehet denn der Glaube das Newe Leben an im Menſchen / vnd Gottes Wort Le - bendig zumachen / denn im Glauben iſt die gantze Heilige Schrifft begriffen / wie nun Gottes Wort iſt / Heilig / Warhafftig / Gerecht / Lebendig / Geiſtlich / frey / vnnd alles guten voll / Alſo machet es auch die ſo es im wah - ren Glauben annehmen / Heilig / Ge - recht / Lebendig / Warhafftig / Frey / Kinder Gottes vnd alles gutem voll.

7. Ob nun wol der Seligmachende Glaube iſt ein Vberwinder vnd Sieg vber Welt vnd Teuffel / dennoch hatRoͤm. 8. Er auch die art / das er ſich Jederman zum Knechte macht durch die Liebe / weil jm Gott vmbſonſt Chriſtum vnd alles mit jhm geſchencket hat / alſo das er zu ſeiner Seligkeit nichts mehr be - duͤrffe von allem das in der Welt iſt / das jhn auch nichts von Gottes Liebe ſcheiden kan / auch nichts iſt / in der Welt das jhm ſchaden kan. Darumbgeden -37des inwendigen Menſchen /gedencket er alſo / ich wil auß ſchuͤldiger Danckbarkeit meinem lieben GOtt zu Ehren / meinem Nechſten wieder al - ſo werden wie mir Chriſtus worden iſt. Alle meine Gaben / Weißheit / Verſtandt / Reichthumb / Troſt / ſoll wieder meines Nechſten werden / gleich wie Chriſti Guͤter mein worden ſeyn.

8. Iſt deß Glaubens art / das er allesRoͤm. 5. Creutz lindert / vnd vberwindet / vnnd ſich deß Creutzes ruͤhmet. Denn in Chriſto haben wir ja viel mehr Guͤter / denn wir in der Welt laſſen muͤſſen: In Chriſto haben wir viel groͤſſer Eh - re / ob vns gleich alle Menſchen ver - achten. In Chriſto haben wir ja viel groͤſſere Liebe / ob vns gleich die gantze Welt haſſet. In Chriſto haben wir ja viel mehr Segen / ob vns gleich alle Welt verfluchet. In Chriſto haben wir viel mehr Frewde / wenn vns gleich alle Welt BetruͤbetVnd38Wie eine Gleubige SeeleVnnd wens muͤglich were / das vnſer Leib tauſent mahl in der Welt erwuͤr - get vnd getoͤdtet wuͤrde / ſo bleibet doch Chriſtus vnſer Herr / vnſer Ewiges Leben / welches Leben ja vnendtlich beſſer iſt denn vnſer zeitliches Leben.

Das IIII. Capittel. Wie eine Gleubige Seele / Gott / in - wendig in jhr ſelbſt ſuchen ſoll / vnd von der Schoͤnheit vnd Seligkeit der Seelen ſo mit GOtt vereiniget iſt.

(Joh. 17)Ich hab jhnen deinen Namen kundt gethan / auff das die Liebe damit du mich Liebeſt ſey in jhnen / vnnd ich in jhnen.

GOTT wird auff zweyerleyZweyer - ley weiſe GOtt zu - ſuchen. weiſe geſucht: Die eine iſt außwendig / die ander inwen - dig. Die erſte geſchicht in Wirckender weiſe / ſo der Menſch GOtt ſuchet / dieander39Gott in jhr ſelbſt ſuchen ſoll /ander in leidender weiſe / ſo der Menſch von GOtt geſucht wird. Die auß - wendige ſuchung geſchicht durch man - cherley vbung der Chriſtlichen Werck / mit Faſten Beten / Stilligkeit Sanfft - muth / wie deñ ein Chriſten Menſch võ GOtt angetrieben oder durch Gott - fuͤrchtige Leute / gefuͤhret wird. Die ander geſchicht / wenn der Menſch ein - gehet in den grund ſeines Hertzens / vñ daſelbſt warnimt deß Reichs Gottes / welches in vns iſt Luc. 17. Denn ſo das Reich Gottes in vns iſt ſo iſt GOtt ſelbſt in vns mit aller ſeiner Guͤte: Daſelbſt iſt GOtt der Seelen neher vnnd inwendiger / denn die Seele jhrGott der Seelen ne - her als die Seele jhr ſelbſt. ſelbſt iſt. Daſelbſt muß der grund der Seelen erſucht werden / welches alſo geſchicht: Wenn ein Menſch in lei - dender weiſe in allen außwendigen vnd inwendigen dingen / mit jhr handeln leſſet / wie es GOtt gefellet / vnd leſſet ſich GOtt gantz / leſſet ſich allein an Gottes willen benuͤgen / wie jhn GOttGott ſich ergeben.haben40Wie eine Gleubige Seelehaben will Arm oder Reich / Froͤlich oder Trawrig / Geiſtreich oder Troſt - los / denn dadurch wird das Hertz ge - reiniget von den Creaturen / vnnd von allem dem dz die Sinne vnd Ver - nunfft von auſſen haben eingetragen / was nicht GOtt ſelbſt iſt. Wenn die Seele alſo endtbloͤſſet wird von allen Vernuͤnfftigen Sinnlichen / Creatur - lichen dingen / das Gott nicht ſelbſt iſt / ſo kompt man in den grundt / da man GOtt lauter findet / mit ſeinem Liecht vnnd Weſen. Summa es muß allesWie der rechte grund zu - finden. gelaſſen ſein / wenn du dieſen grundt finden wilt. Vnnd die denſelben finden / werden die Allerlieblichſten Menſchen / kommen auch vber die Natur / denn ſie kleben nicht mehr an denn Creaturen / wie die Natuͤrlichen Menſchen / ſondern ſind in GOtt / vnnd mit GOtt vereiniget vnd Gott mit jhnen.

Welches die ſchoͤn - ſte Seele.

Wer nun eine ſolche Seele ſehen koͤnte / der ſehe die allerſchoͤnſte Crea -tur41Gott in jhr ſelbſt ſuchen ſoll /tur / vnnd das Goͤttliche Liecht in jhr leuchten / denn ſie iſt mit Gott verei - niget / vnnd iſt Goͤttlich nicht von Na - tur / ſondern auß gnaden / vnd eine ſol - che Seele begert nichts in zeit vnnd ewigkeit denn Gott allein / ja bloß vnd lauter begert ſie Gott allein / vnd nich - tes des jhren / weder im Geiſt oder Na - tur. Vnd hinwieder wer eine Seele ſe - hen koͤnte / die mit aller jhrer Liebe an den Creaturen hengt / an des Fleiſches - luſt / Augenluſt vnnd hoffertigem Le - ben / vnnd hette mit jhrer Liebe der Cre - aturen Form vnd Bilde in ſich gezogen vnd ſich damit vereiniget / das were ein grewlich Monſtrum vnd Vngeheur / aller Heiligen Augen / vnnd ſcheußli - cher vnnd grewlicher als der Teuffel ſelbſt. Vnd weil nun an jenem Tage1. Cor. 4. eines jeden Menſchen Hertz vnnd Ge - wiſſen wird offenbar vnnd das inwen - dige Auge auffgethan werden / da - mit eine jede Seele ſich ſelbſt erken - net / ſo wird als denn eine ſolchevnrei -42Wie eine Gleubige Seele /vnreine Seele / jhren verborgenenWoher der Ver - dampten Leidt vnd der Seli - ligẽ frewd Grewel ſehen / vnd wird vnd muß den - ſelben ewig ſehen ohne Ende / vnd allen Jammer Hertzleidt Angſt vnnd Pein in jr ſelbſt haben / aber die lauter Goͤtt - liche Seele wird GOtt vnd das Reich Gottes in jhr ſelbſt anſchawen / vnnd wird GOtt ewiglich ſehen in ſeinem Weſen / als GOtt / vnnd daſſelb in jhr ſelbſt / vnd wird alſo alle jhre Seligkeit in jhr ſelbſt haben / vnd beſitzen vmb der vereinigung willen mit GOtt. Wer nun dieſe vereinigung der Seelen mit GOtt verſtehet vnnd betrachtet / der wird verſtehen was S. Paulus Roͤm. 8 ſpricht / das vns weder hohes noch tieffes kan von der Liebe Gottes ſchei - den: Alſo auch / wens muͤglich were / das eine ſolche Goͤttliche Seele in der Hellen were / ſo hette ſie doch dz Reich Gottes vnd jhre Seligkeit in jhr ſelbſt. Vnd wens muͤglich were das ein Ver - dampter / Ja der Teuffel ſelbſt im Pa - radies vnnd im Himmel were / ſo het -te er43Gott in jhr ſelbſt ſuchen ſol /te er doch ſeine Helle vnd Pein in jhm ſelbſt.

Das V. Capittel. Wie ein Menſch kan in GOtt gezo - gen werden / Item was Geiſtliche Armuth ſey vnd von dem Graden vnd Staf - feln der Demuth.

Luc. 18. Wer ſich ſelbſt ernidri - get der wird erhoͤhet werden. ()

VIel Menſchen ſuchen viel Mittel mit GOtt vereiniget zu werden / mit außwendigem Leſen vnnd anderer andacht: Aber in Warheit iſt neheſt dem waren Lebendi -Demuth der Weg zur erkent niß Got - tes. gen Glauben welcher das Hertz reini - get von der Creatur Liebe wie droben gelehrt / vnd im folgenden achten Ca - pittel weiter erklaͤret wird / kein beſſer vnd leichter Weg darzu / denn die wah - re gruͤndliche Demuth / dieſelbe aber muß nicht ſtehen in Worten / oder euſ - ſerlichen Schein / ſondern im grundeWas da ſey hertz - liche De - muth. des Hertzens / das der Menſch war -Ehafftig44Wie ein Menſchhafftig ſich fuͤr nichts halte / in allen dingen / es ſey in Geiſtlichen oder Na - tuͤrlichen gaben / alſo das er inwendig recht Geiſtlich arm ſey / vnd daß er keinMatt. 5. ding in der Welt ſo lieb habe / es ſey Gut / Ehre / Leib oder Seele / Frewde vnd Ruhe / weñ GOtt ein anders von jhm haben wolte / daß er nicht alles gern williglich vnnd froͤlich GOtt zu Lob vnd Liebe / nach ſeinem Goͤttlichen Vaͤterlichen willen / verlaſſe: Ja wenn er auch der Hellen Pein leiden ſolt / daß er ſich deſſelben wol werth achte / denn willen Gottes Lobe / vnd laſſe jhm den - ſelben wolgefallen. Diß iſt die wahreGeiſtliche Armuth. Geiſtliche Armuth / die bereit iſt / alle ding durch GOtt froͤlich vnnd willig zulaſſen / vnd zu leiden / wie es der liebe GOtt will / wie vnſer Herr JeſusMatth. 26 thet / da er bereit war / denn willen Gottes zu leiden vnnd zu thun / ein Fluch vnnd Wurm zu werden / vnndPhil. 2. den Todt des Creutzes zu leiden / darumb hat jhn auch GOtt erhoͤhet. Wer45kan in Gott gezogen werden. Wer nun eine ſolche erniedrigung des Hertzens hat / der iſt recht GeiſtlichEuſſerli - cher Reich thumb hindert an jhm ſelbſt nit Geiſtliche Armuth. arm / vnnd wenn er gleich ein Koͤnig - reich hette ſo verhinderts jn doch nicht an der Goͤttlichen einigkeit / das iſt der rechte Elende vnd Arme der da ſchrei - et / wie im 34. Pſalm geſchrieben iſt / da dieſer Elender rieff hoͤrets der Herr. Vnd wenn dieſer Elende Menſch vber hundert tauſent Meil - weges / wens muͤglich were / von Gott abweſend were / GOtt muͤſte jhn zu ſich ziehen / wegen ſeiner vberſchweng - lichen erbarmung vnd guͤtigkeit. DennReich - thumb Goͤtlicher gnade ver ſenckt ſich in des Menſchen Elende. der Reichthumb Goͤttlicher gnade ver - ſencket ſich in des Menſchen Elende / vnnd kan ſich fuͤr demſelben nicht ver - bergen / ſo wenig als ein Vater Hertz ſich fuͤr ſeinem Elenden Kinde verber - gen kan. Derhalben als das Ca - naneiſche Weiblein / ſich ſo vnwerthMatt. 15. hielt in jhrem Hertzen als ein Hund / ja als ein Huͤndlein / da ward ſie vom Herren Gewuͤrdiget ſeiner huͤlffe. E ijDenn46Wie ein MenſchDenn es kompt Niemandt zu der Le -Erkent - niß ſeines nichts vñ vnwirdig - keit iſt der Weg zur Lebendi - gen War - heit. Act. 5. bendigen warheit / denn durch dieſen Weg / nemlich durch erkentniß ſeines eigen nicht. Wer dieſen grund verſte - het / dem iſt nicht vnlieb ſeine verach - tung Schmach vnnd Creutz / ſondern hat daſſelbe lieb vnnd frewet ſich der Truͤbſall / mit den H. Apoſteln / auff das ſich GOtt mit ſeiner Herrligkeit in ſein Elende ſencke. Darumb iſt nun kein beſſer Weg / dadurch man zuStuffen vnd Gra - dus der Demuth. Gott vnd in Gott gezogen werde / den gruͤndliche Demuth des Hertzens / vnd Geiſtliche Weſendtliche Armuth des Geiſtes. Solches iſt fein Abgebildet1. Reg. 10. in dem Guͤldenen Thron oder Stull Salomonis / welcher ſechs Gradus oder Stuffen hatte auff welchen man hinnauff ſteig / vnnd auff der ſiebenden findet man Sedem & Thronum pa - cis. Alſo ſind ſechs Grad der De - muth wenn man dieſelbe auffſteiget / ſo findet man den Himliſchen Frieden - Koͤnig Salomon in ſeinem Thron /vnd47kan in Gott gezogen werden. vnd den rechten Frieden des Hertzens: Der erſte Grad iſt ſich in ſeinem Her - tzen geringer halten denn ander Leut / vnnd gerne gering ſein. 2. Niemandt verachten oder richten / ſondern allzeit auff ſich ſelbſt ſehen: Quicquid agant alii, ſis memor ipſe tui. 3. Angebor - ne Ehr fliehen vnd meiden / vnd wann man dieſelbe haben muß darob Traw - ren. 4. Verachtung geduͤldig leiden / Ja ſich darob Frewen. 5. Mit gerin - gen Leuten gerne vmbgehen vnnd ſich nicht beſſer achten denn ſie / Ja ſich fuͤr den Elendeſten Menſchen vnnd groͤſten Suͤnder halten. 6. Gerne vnd willig Gehorſam ſein / nicht allein den groſſen / ſondern auch den gering - ſten. Durch dieſe Staffeln ſteigen wir auff biß zu dem ſiebenden in dem Thron Salomonis / vnnd zu wahren Friede. Eſt humilis via, ſed excel - ſa Patria, ſagt Auguſtinus: Si Patriam deſideras, viam hanc ambules.

E iijDas48Wie ſich das hoͤchſte Ewige Gut

Das VI. Capittel. Wie ſich das hoͤchſte Ewige Gut offt in vnſer Seelen ereuget in einem Augen - blick / vnd wo die ſtatt vnd ſitz Got - tes ſey in der Seele.

Cant. 6. Wo iſt dein Freundt hingangen / O du ſchoͤnſte vnter den Weibern? ()

VNſer Freund iſt allzeit bey vns / aber er leſt ſich nicht allzeit mer -Gott iſt anzeit bey vns / aber wir mer - ckens nit allezeit. cken ohne wenn das Hertz ſtille iſt / wenn alle Sinne hinein gekehret ſein / zu Ruhe gebracht vnd in Gott ge - ſamlet ſein / wenn im Verſtandt kein Irrdiſch Liecht ſcheinet / ſondern die Thiriſche Weißheit vntergangen iſt / vnd in eine Nacht oder Goͤttliche Fin - ſterniß verwandelt iſt / ſo gehet denn dz Goͤttliche Liecht auff vnnd gibt einen Blick vnd Strahl von ſich / vnd ſchei - net in der Finſterniß / das iſt dz dunckel darin der Herr wohnet / vnd die Nacht in welcher der wille ſchlefft vnnd mitGott49offt in vnſer Seelen ereuget. Gott vereiniget iſt / darin das Gedecht - niß vergeſſen hat / der Welt vnnd der Zeit / ſo bewegt als in einẽ AugenblickOffenba - rung Got tes in der Seelen. das Goͤttliche Liecht den Verſtandt / die Himliſche begierde den willen / vnd die Ewige Frewde das Gedechtniß / vnnd es kans doch weder Verſtandt / Wille oder Gedechtniß begreiffen / noch behalten / denn es bleibet nicht in den Kraͤfften der Seelen / ſondern iſt verborgen im innerſten grunde / vnnd weſen der Seelen. Es kan aber wol er - wecket werden durchs Wort / dz wir im Hertzen ruffen mit der heiligen Moni - ca, Evolemus evolemus, ad æterna gaudia. Daher kommen alle ſeufftzen der heiligen / die auch vnaußſprechlich ſein. Als S. Paulus dieſe Suͤſſig - keit geſchmecket hatte ſprach er /Roͤm. 8. Ich bin gewiß das vns weder Leben noch Todt / noch einige Creatur ſchei - den kan / von der Liebe Gottes: Ver - ſtehe damit mich Gott liebet die ich in mir empfunden hab. Daher S. Au - guſtinus ſpricht: Ich befinde offt einebewe -50Wie ſich das hoͤchſte Ewige Gutbewegung in mir / wenn dieſelbe immerVor - ſchmack des ewigẽ Lebens. in mir bliebe / ſo koͤnte dieſelbe nichts anders ſein denn das ewige Leben. Dieſe iſts die vnſere Seele gern wolt fuͤllen vnd nach ſich ziehen / vnnd dar - auß lernen wir ſchmecken was das ewi - ge Leben ſey / denn ſolcher Liebligkeit vnnd Frewde wird die Seele ewig voll ſein / daher die liebhabende Seele imCant. 5. hohen Lied Salamonis ſpricht: Ani - ma mea lique facta eſt: Meine See - le iſt gar zufloſſen vnnd zuſchmoltzen / Das iſt: Meine Seele Jammert vnd Seufftzet immer darnach / das ſie die - ſen jhren lieblichen Breutigam moͤcht finden / vnd ſich in ſeiner Liebe ſaͤttigen /Der Seelẽ Adel in der verei - nigung mit Chri - ſto. jhren rechten Himliſchen Adel wieder erlangen / welcher ſtehet in der vereini - gung mit Chriſto / das ſie nicht jhr Luſt vnnd Fewde am nichtigen vergengli - chen / viel weniger an der Suͤnden vnd Fleiſches Luſt haben muͤge. Von die - ſem Adel der Seelen wiſſen nicht viel Leute / auch die Weiſen vnd klugen die -ſer51offt in vnſer Seelen ereuget. ſer Welt nicht. Die / ſo von der See - len vnd jhren Kraͤfften geſchrieben ha - ben / ſind nie auff den rechten grund kommen: Chriſtus iſt der Seelen rech -Chriſtus der Seelẽ Krafft. te Krafft / jhr Verſtandt / jhr Wille / jr Gedechtniß / das iſt jhr Liecht im Ver - ſtandt / jhr Luſt im Willen / jre Frewde im Gedechtnis / alſo iſt auch Chriſtus die rechte heiligung zierde vnd ſchmuck der Seelen / das ein Menſch wegen dieſer Liebe Chriſti die ſie empfindet / nicht mag ſuͤndigen / wie S. Joh. 1. am 3. ſagt: Wer in jhm bleibet ſuͤndi - det nicht / vnd wer auß GOtt geboren iſt der thut nicht Suͤnde / denn ſein Same bleibet in Ihm vnd kan nicht ſuͤndigen / Ja auß dieſer Liebe Chri - ſti entſpringet offt eine Frewde vnnd Wonne / wenn du vmb Chriſti willenAct. 5. Creutz vnnd Schmach leiden ſolt / als denn wird leiden die hoͤchſte Frewde. Vnnd die entſpringet im grund deiner Seelen auß Gott / den GOtt hat jhm ſelbſt im Menſchen eine ſtatt geheili -E vget52Von der Seelen Wirdigkeit /Gottes ſtatt in der Seelẽ.get vnnd alſo gefreyet vnnd geeignet / daß weder Engel noch Menſch noch keine Creatur darin kommen kan / das iſt das Edle lautere weſen der Seele / dieſelbe ſtatt will der ewige GOtt jhm ſelber allein haben / vnnd will ſie auch mit keinem andern gemein haben. Denn der ewige GOtt wohnet mit groſſer luſt in der reinen lautern See - le / wie er ſpricht: Meine luſt iſt bey denProv. 8. Menſchen Kindern / vnd was das fuͤr eine luſt ſey / kan niemand außſpre - chen / denn der es empfindet / vnnd kan doch niemand vollkoͤmlich dauon redẽ.

Das VII. Capittel. Von der Seelen Wirdigkeit / von wahrer Rewe / vnd vom gnedigen willen vnd erbarmung Gottes.

Eſa. 56. Matth 21. Mein Haus iſt ein Betthaus. ()
Hoͤchſte wirde der Seelen.

DEr Seelen Wirdigkeit iſt / daß ſie ein Haus vnd wohnung Gottes iſt /darin53von wahrer Rewe etc. darin GOtt lieber wohnet denn im Himmel vnd Erden / vnd die gleubige Seele hat mehr GOttes in jhm denn alle Himmel / vnd alle Leibliche Tem - pel / vnnd alles das GOtt je geſchaf - fen hat / denn das Hertz vnd wolgefal - len GOttes iſt in der Seele / mit aller ſeiner Gnade vnnd Liebe / mit allem ſeinem luſt vnnd wolgefallen. Denn durch alle Creaturen ſuchet GOTT nichts anders / denn wie er die Seele des Menſchen Ehre / wirdige / vnnd ſelig mache. Vnd weil GOtt mit al -Wo Gott eigentlich wohne. ler ſeiner Liebe vnd Meinung auff die Seele gekehret iſt / ſo iſt Gott eigent - licher in der Seele denn in den Him - meln / oder in allen Leiblichen Tem - peln. Denn GOtt wircket alle ſeine Werck in der Seelen / vnnd gibt ſie der Seelen. Die Seele iſt Edler denn alle Creaturen. GOtt hat ſie aber darumb ſo Edel gemacht auff daß er ſich der Seelẽ geben moͤchte / deñ ſo er jr etwasanders54Von der Seelen Wirdigkeit /anders gebe denn ſich ſelbſt / das achtet ſie nicht / vnd iſt jhr viel zu geringe. Es ſpricht S. Paulus wir ſeind von E -Epheſ. 1. wigkeit her erwehlet in dem Sohn Gottes / vnnd darumb ſollen wir nim - mer ruhen biß wir darzu kommen das wir das werden / das wir ewiglich in jhm geweſen ſein / vnnd weil die Seele ſoll ein Geſponß ſein des Sohns Got -Die Seele Gottes Geſponß. tes / ſo iſt nichtes vnter allen Creaturen das GOtt ſo lieb hat als die Seele / vnd darumb iſt Gottes Sohn außgan - gen von dem Allerhoͤchſten / auff das Er hole ſeine Freundin / die jhm der Vater ewiglich vermehlet hatte / das Er ſie wiederbrechte in das Allerhoͤch - ſte daraus ſie kommen iſt.

In Gott all vnſer luſt vnnd genuͤgde.

Darumb ſolte nun der Menſch hinwieder alle ſeine luſt vnnd genuͤgte an Gott haben vnd ſuchen / weil Gott ſo eine vberaus groſſe Liebe hat zu des Menſchen Seele / ſolte demnach dem Menſchen leid ſein / das er an jrgendt einer Creatur mit ſeiner Luſt vnndFrewde55Von wahrer Rew / etc. Frewde hangen wolte / als allein an GOtt / denn das iſt GOtt zuwieder. Es iſt ſolche eine Liebligkeit vnd ſchoͤn -Gottes ſchoͤnheit. heit in Gott / moͤchte jhn vnſer Seele nur ein Augenblick ſehen von ferne / wie in einer Wolcken / ſie kehrete ſich nicht von GOtt vmb alle dieſe Welt. Dar - umb ſolte es nun dem Menſchen leidt ſein / das er ſeine Seele die GOtt ſo lieb hat an eine Creatur hangen ſolte / denn hiemit thut er GOtt zuwieder. Daruͤber ſolte man trawren / vnd das iſt die rechte wahre Rewe / Leid daruͤberWas rech te Rewe ſey. haben / ſo man gethan was Gott zu - wieder iſt: So man GOtt nicht allen Creaturen vorgezogen / ſo man Gottes Ehre nicht in allen dingen geſucht / jhn vber alles geliebet / ſondern die Creatu - ren / vnd ſich ſelbſt. Ein jeder CreaturEin iegli - Creatur liebet Got mehr als ſich / auff gewiſſe inaſſe. liebet GOtt von Natur mehr denn ſich ſelbſt / in dem ſie Gottes Gebot außrichtet / vnd ſich ſelbſt daruͤber ver - zehret / allein der Elende Suͤndet liebet ſich mehr denn GOtt. Darumb wenndu56Von der Seelen Wirdigkeitdu Rewe vnd Leid haſt vmb deinen eig - nen ſchaden / vnd nicht viel mehr daß du wieder GOtt gethan / vnnd jhn er - zuͤrnet vñ entehret haſt / ſo haſtu noch keine wahre Rewe. Vnd wenn gleich weder Helle noch Himmel were / ſoll dir nicht deſto minder leid ſeyn / daß du wieder GOtt gethan / vnnd jhn erzuͤrnet haſt. Denn Gott iſt dir Him - mel genung / ſo iſt dir auch ſein Zorn Helle genung. Haſt du aber ſolche Rewe / wie jetzo beſchrieben / vnd wah - ren Glauben an Chriſtum / jetzo ver - gibt dir GOtt von Hertzen alles was du wieder jhn gethan haſt / denn es iſt GOtt eine groͤſſere Ehre / daß er die Suͤnde vergebe / denn daß er ſie ſtraf - fe. Denn die gerechtigkeit zwingt auch GOtt darzu / daß er barmhertzig ſeyn muß / denn er iſt vnſer Vater vnd wir ſeine Kinder. So er denn vnſer Vater iſt / ſo vollbringt er ſeinen Veterlichen willen an vns / beydes nach ſeiner Ge - rechtigkeit vnd nach ſeiner Barmher -tzig -57von wahrer Rewe / etc. tzigkeit. Vnd ſo ſollen wir vns auch in dem willen vnſers Vaters ergeben / denn weme der wille GOttes freund - lich ſchmecket / deme gefellet alles wolWem Got tes wille gefelt / dem gefelt al - les / lieb vnd leid. was GOtt thut / beydes nach ſeiner Gerechtigkeit vnd nach ſeiner Barm - hertzigkeit. Einen recht liebhabenden Menſchen gefellet alles das wol / was GOtt thut vnd will / Es ſey lieb oder leid in jhm ſelber vnd an allen Creatu - ren / iſt es GOttes wille / ſo laß es auch deinen willen ſeyn. Ich will lieber in der Helle ſeyn vnd GOtt haben / denn im Himmel vnd Gott nicht haben.

Das58Gottes Beruff

Das VIII. Capittel. Gottes Beruff iſt hertzlich vnd gruͤnd - lich / vnd leitet vns zu zu jhm ſelbſt.

Pſalm. 50. GOtt rufft Himmel vnd Erde daß er ſein Volck richte. 2. Tim. 1. GOtt hat vns beruffen / mit einem hei - ligen beruff. ()

GOtt der Himliſche VaterGottes verlangen nach vns. rufft vns mit allem daß er iſt / daß er hat vnd daß er vermag / das alles ruffet / leitet vnd locket vns zu zu jhm / vnd in jhn. Denn Gott hat ſo ein warhafftiges vnnd bruͤnſtiges ver - langen nach vns / als ob alle ſein weſen vnd Seligkeit an vns gelegen wehre / Sintemal alles das er geſchaffen hat im Himmel vnd Erde / mit aller ſeiner Weißheit vnd guͤte / vnnd alles was er jederzeit wircket vnd thut / daß thut er / vnd hat alles darumb gethan / daß ervns59iſt hertzlich vnd gruͤndlich. vns dadurch rieffe vnd luͤde in vnſern Vrſprung / vnd wieder brechte in ſich /Alle Wort vnd heili - ge Werck Gottes leiten vns zu jhm. vnd alle ſeine Wort vnnd Werck ſind ein lauter ruffen zu vnſerm Vrſprung / daß Er die Seele wiederbring / das ſie ſeine Stimme hoͤren ſoll vnd jhn lieb haben / gleich wie ſie zuuor des Sa - thans ſtimme gehoͤrt / vnd von ſeiner Liebe abgewichen.

Er hat vns aber beruffen / an ſei - nen Lieben Sohn zu gleuben / vnd die - ſelben Fußſtapffen nachzufolgen / in Sanfftmuth vnnd Gedult / denn da - durch ruffet vnd zeuhet Er vns in ſich ſelbſt / wie er den Eliam Rieff / vnd fuͤr jhm vber gieng im Fewr / vnd ſtarckem1. Reg. 19. Winde der die Felſen zureiß / aber im ſanfften Sauſſen war vnnd kam der Herr / alſo ſencket Er ſich in ein ſtilles / ſanfftmuͤtiges demuͤtiges Hertz. Gleich wie der Koͤnig Ahaſverus dieEſter. 15. Eſther vmbfieng / da ſie fuͤr jhm nieder ſanck / alſo geſchicht auch den Men - ſchen / wenn er an allen ſeinen KrefftenFvnd60Gottes Beruffvnd vermuͤgen verzagt / vnnd nieder - ſincket in ſein eigen Nicht. Wenn er denn von den Armen der Goͤttlichen Krafft nicht erhalten wird / ſo deneht jhn / er muͤſſe zu einem lautern Nicht werden / als den duͤncket den Men - ſchen / er ſey geringer in alle ſeinem Verſtande / vnnd vermuͤgen / den alle Creaturen. So nun vnſer Him̃el vndGott der ſich ſo hoch ge - ſetzt hat ſiehet in vnſer nie - driges. Gnaden Koͤnig das ſiehet / ſo ſtaͤrcket Er die bloͤde vnd demuͤtige Seele vnd gibt jhr ſeinen Goͤttlichen Kuß / daß ruͤhret her / von der gruͤndlichen wah - ren Demuth / denn je nidriger je hoͤher / denn Gottes hoheit ſiehet eigentlich in das tieffe Thal der MenſchlichenEuſſerli - che ver - achtung ſordert er - kentniß vnſerer nichtig - keit. demuth. So du aber von auſſen / we - gen deiner niedrigkeit verachtet wirſt / ſo wirſtu noch tieffer in dein Nicht ge - ſencket / als denn wird es mit dir gar gut. Denn darin wird der Geiſt des Friedes geborn / der alle VernunfftPhilip. 4. vbertrifft. Darumb ruffet dichGott61iſt hertzlich vnd gruͤndlich. GOtt wunderlich durch mancherley Creutz vnd Verachtung / das er dichWohin al les Creutz gemeinet. bereite / denn du muſt in der Warheit vnnd That bereitet werden / wirder in GOtt einzukehren / vnnd Er zu dir vnnd in dich / welches denn nicht ge - ſchicht mit Gedancken / oder mit Wor - ten / ſondern durch viel leiden / denn das ein Menſch offt gedencket vnnd redet von der Demuth / wird Er darumb nicht demuͤtig / vnnd hilfft jhm gar nicht wenn er nicht vnterge - drucket wird vnter die Menſchen vnnd verſchmehet wird. Deß - gleichen wenn du offt vnnd viel re - deſt von der Gedult / iſt doch nich -Alles in der Krafft tes / du werdeſt denn ſtarck angefoch - ten / von allen Creaturen / ſonſt iſt es gantz nichts / vnnd erlangeſt nicht das Weſen der Tugend / ſondern es fellet alles wieder ab / wie es ein vnnd zugefallen iſt. Dar - umb were billich / das du einenF ijſolchen62Gottes Beruffſolchen Menſchen der dich ſchmehet vñ durchechtet / einen ſonderlichen Lie - bedienſt erzeigeſt / denn dieſe zwo Edele Tugend / Sanfftmuth vnnd Gedult / muͤſſen durch groſſe bittere / harte / wie - derwertigkeit erſtritten werden. Denn wo du kein wiederwertigkeit hetteſt / wie wolteſtu dieſe Edele Tugend in vbung vnd erfahrung bringen. Denn die Sanfftmuth gehet auff den inwen - digen grund des Gemuͤtes / welchen du vielleicht nie gepruͤffet noch erforſchet haſt / die Gedult aber auff den außwen - digen Menſchen / welcher mit Chriſto hinauß gehen / vñ ſeine ſchmach tragen muß. Vnnd ſo vergleichet man ſich dem Vnſchuͤldigen Heiligen Leben vnſers Herrn Jeſu Chriſti / dadurch Lebet Chriſtus in dir / vnnd ſein bitter Leiden vnd Sterben iſt in dir.

Innerli - cher Be - ruff Got - tes durch empfin - dung ſei - ner Liebe.

So iſt auch eine art des innerli - chen Beruffs Gottes / wenn GOtt ſeine Liebe im Menſchen anzuͤndet / denn dadurch gibt er ſich dem Men -ſchen63iſt hertzlich vnd gruͤndlich. ſchen ſelbſt / weil er ſelbſt iſt die Liebe / denn es iſt ja ſo vnmuͤglich / das der1. Joh. 4. Menſch GOtt habe ohne die Liebe / ſo vnmuͤglich es iſt / das der Menſch lebe ohne Seele. Denn dz Chriſtus durch den Glauben in vnſerm Hertzen woh - net / wird durch die Liebe bezeuget vnndEph. 3. offenbahr. Es kan aber dieſe Liebe Gottes in vns nicht raum oder ſtatt finden / wo die Welt Liebe nicht außge - trieben / vnd GOtt nicht lauter gemei - net wird in allen dingen. Darumb ſehe ein jglicher Menſch offt in ſeinen inwendigen grund / vnnd erforſche daGrund zu pruͤfen was am hoͤchſten geliebet werde. mit fleiß / was in jhm am allermeiſten geliebet vnd gemeinet werde / obs Gott ſey / oder er ſelber / oder die Creaturen / Lebendig oder Tod / was da allermeiſt beſitzt ſein Hertz vnd Seele / vnnd war - auff dein begierde vnnd luſt hafftet. Denn iſt dein grund etwas anders das da gemeinet vnd geliebet wird / das nit warhafftig vnd lauter Gott iſt / vnnd deſſen Gott nicht eine wahre VrſachF iijiſt / ſo64Gottes Beruffiſt / ſo kompt GOTT nicht in deine Seele / vnd weineteſt du ſo viel Zeher ſo viel Tropffen im Meer ſind / es hilfft dich nicht / vnnd muſt jhn ent - beren in ewigkeit. O jhr Armen Menſchen womit gehet jhr vmb? Wie laſſet jhr euch die liſtige Natur alſoCreatur Liebe ſoll nicht die innerſte ſtete der Seelen be - ſitzen. betriegen / durch die Creatur Liebe / die euch ſo heimlich vnnd verborgen beſitzt / an der innerſten ſtete ewer See - le / da GOTT allein ſitzen ſolt. Denn darumb ſind wir in der Welt / das wir durch abſterben vnſers wil - lens / vnnd durch abſagen der Welt vnnd Creaturen wieder in GOTT vnnd zu GOTT kommen / mit GOTT vereiniget werden / das wir am Ende wieder zu vnſerm Vr - ſprung kommen / vnnd wie der Leib in die Erde begraben wird / alſo die Seele in die grundloſe Gottheit / vnd ſo wir das hie verſeumen / ſo iſts ewig - lich verſeumet / denn mit wem du dich Freweſt / vnd mit weme du dich Betruͤ -beſt /65iſt hertzlich vnd gruͤndlich. beſt / mit deme ſoltu Geurtheilet wer - den. Ein ding ſoltu wiſſen vnd zuDie Seele ſo von der Creatur - liebe ledig erfuͤllet Gott. Hertzen nehmen / nemlich dieſes: Wereſtu allein ledig der Bilde der Creaturen / du wuͤrdeſt GOtt ohn vn - terlaß haben vnnd beſitzen / denn er moͤchte ſich nicht enthalten / weder im Himmel noch Erde / Er muͤſte in dich kehren / er muͤſte deine Seele erfuͤllen / ſo er ſie ledig fuͤnde. Darumb kehre es vnnd wende es wie du wilt / ſo lang die Creaturen in dir ſein / ſo lang muſtu Gottes entbehren / denn ſo viel ein Menſch Raſt vnd Ruhe in den Crea - turen / vnd in allen dingen nimpt / das Gott nicht ſelbſt iſt / ſo viel ſcheidet er ſich von GOtt. Wie ein hart Creutz nun daſſelbe ſey / ſo man alſo tragẽ muß iſt wol zudencken. Aber nicht mit wol ſein / ſondern mit Creutz er - folget man Gott.

F iiijDas66Wie der wahre Glaube das Hertz

Das IX. Capittel. Wie der wahre Lebendige Glaube das Hertz reiniget von den Creaturen / von boͤſen zuneigungen vnd von Vngedult: Dage - gen aber Liebe vnd Gedult pflan - tzet im Creutz.

Act. 15. GOtt reiniget jhre Her - tzen durch den glauben. ()

DES glaubens eigenſchafftWovon das Hertz durch den Glauben gereiniget werde. iſt dz er das Hertz reinige. Nun mercke wovon ſoll er das Hertz reinigen? Antwort: Von der Welt / vnnd aller zuneigungen deſſen / was Irrdiſch / eitell / nichtig / vnnd vergeng - lich iſt / vnd von allen da die Natur mit voller luſt vnd genuͤgte an hafftet vnd drauff Ruhet / es ſey Reichthumb / Eh - re oder Wolluſt / denn der Glaube han - get allein am vnſichtbahren / vnd Ewi - gen / vnnd ſo die hinderniſſen hinweg ſind ſo folget die vereinigung / denn ein gleiches vereiniget ſich mit ſeinem glei - chen / vnd nicht mit einem vngleichen. Mercke67reiniget von den Creaturen /Mercke aber dz Gott eine lauter Wir - ckung iſt / vnd wo Er eine leere ſtatt fin - det / da Wircket Er auß Erbarmung ſolche Werck / deren das Elende Hertz / das ſein begert vnnd jhm anhanget / Nottuͤrfftig iſt. Daher iſts kommen /Warumb dem Glau ben die huͤlff wirt zugeſchrie ben. Matth. 15 das der Herr ſprach zu den Elenden Leuten im Evangelio: Dein Glaube hat dir geholffen: Nicht das es des Glaubens vermuͤgen were / ſondern daß der Glaube das Hertz ſelbſt gereini - get hatte / das er Gott gantz ergeben / vnd in Gott gezogen / vnd daſſelbe leer gemacht von allen dingen die nicht Gott ſein / auff das GOtt darin Wir - cken vnd ſein Werckſtat haben muͤge. Darumb konte vnſer Herr zu Na -Marc. 6. zareth kein wunder thun / weil Er ſolcheWie das zuverſte - hen das Chriſtus zu Naza - reth keine wunder thun kon - te. Hertzen nicht fandt in welchen ſeine Goͤttliche Krafft Wircken moͤchte. Denn ſol GOtt ein / ſo muß die Crea - tur auß. Eins iſt hie des andern hinde - rung / es kan kein Hertz Gottes huͤlff ſo ſehr vnnd hertzlich begeren / GOttF vhuͤlffe68Wie der wahre Glaube das Hertzhuͤlffe jhm tauſentmal lieber / wenn jhm nur das Hertz gruͤndlich anhan - get / vnd ſich jhm gantz ergibt. Denn wie Gott ein ſolch Hertz williglich er - fuͤllet / mit Liecht / Troſt / Gnade vnd Krafft / alſo wird auch ein ſolch Hertz leicht vber ſich gezogen / alſo daß dem Fewer nicht ſo leicht iſt zubrennen / vnnd einem Vogel zu flichen / als ei -Ledig ge - muͤt gehet auff in Gott. nem ledigen gemuͤte auffzugehen in GOTT. Daſelbſt findet denn GOtt ſeine rechte Werckſtatt / zu wir - cken ſolche ding daran er ein wolgefal - len hat / wie er ein ſolch wolgefallen hatte / an Chriſto vnſerm Her - ren / darumb das GOTT allein in jhm wirckte ohne hindernuͤß. Denn es gefallen GOTT die Wercke nicht / derer er nicht ein Anfang vnndGott alle - zeit bereit in vns zu wircken. Ende iſt. Vnnd weil GOTT ſo eine groſſe Liebe hat zu dem Men - ſchen in jhm zu wircken / weil daſſelbe ſeine Natur iſt / ſo wartet er allezeitauff69reiniget von den Creaturen. auff vns / vnnd iſt mehr bereit dem Menſchen zu geben / denn der Menſch bereit iſt / von GOTT zu begeren. Darumb ſo verſeume dieſe zeit nicht / denn nach dieſer zeit / wird ein jeder empfangen wie er gelebet hat / vnnd worzu ſein Hertz geneiget geweſt / es ſey boͤſes oder gutes: GOTT oder die Creatur. Vnnd wenn nach der zeit alle Heiligen GOTtes / fuͤr einenDiß Lebẽ iſt die zeit der bekeh - rung zu Gott / vnd abwen - dung võ irrdiſchen. Menſchen beketen vnd Blut weine - ten / wuͤrde es jhm doch gar nicht helf - fen / jhm wird weder zu noch abge - legt / ſondern worzu er ſein Hertz geneiget / vnnd womit er daſſel - be vereiniget hat / das wird jhm blei - ben.

Gleich wie nun der wahre leben - dige Glaube das Hertz reiniget von der Welt Liebe / ſo reiniget er daſſelbe auch von den vnordentlichen affecten, vñ neigungen / als vom zorn / vngedult / vnd pflantzet dagegen ſanfftmut vndGedult70Wie der wahre Glaube das HertzGedult gegen den Nechſten. Denn anders kan Gott nicht Wircken in den Gleubigen Hertzen / denn was ſeine Natur iſt. Nun iſt GOtt nichts an - ders denn Liebe / Sanfftmuth vnd Ge - dult / als wir ſehen an vnſerm HerrnWahrer Liebe ei - genſchafft JEſu Chriſto. Die Liebe Gottes aber gehet vber alle Menſchen / vnnd erbarmet ſich vber alle / darumb Wirckt Er auch eine ſolche Liebe in den Gleu - bigen / die Niemandt außſchleuſt in dieſer zeit / weder Feind noch Freund / vnnd iſt allezeit vereiniget mit allen Menſchen / gleich als mit GOtt. Es Frewet ſich auch die Liebe / alles des guten / das GOtt dem Menſchen gibt / vnnd der mannicherleyen Gaben der Glieder Chriſti / vnnd dienet denſelben mit Ehrerbietung. Denn gleich wie denn Edelſten Gliedern / alle andere Glieder dienen / als die Handt dienet dem Haupt / den Augen / dem Hertzen: Alſo ſoll eine ſolche vereinigung ſein der Glieder des Geiſtlichen LeibesChriſti.71reiniget von den Creaturen /Chriſti. Vnd weñ wir vnter deſſelbenVereini - gung der Geiſtlichẽ Glieder am Leibe Chriſti. wiſſen ein Edeler Glied den wir vns ſelbſt erkennen / dz ſolten wir viel lieber haben denn vns ſelbſt / vnnd ſolten vns deſſen ſo viel mehr frewen / ſo viel mehr daſſelb von ſeinem Edelen Haͤupte Jeſu Chriſto Gaben empfangen hat / Denn ſolches iſt ein gemein Gut eines gemeinen Leibes / ſo herab fleuſſet von vnſerm allgemeinen Haupt Chriſto / vnd deſſelben kan man nicht genieſſen denn durch die Liebe / denn die Liebe machets vnſer eigen / vnd alles was ich in GOtt liebe / das iſt mein vnd genieſ - ſe deſſelben. Alle Gaben ſo GOtt ei - nem frommen Menſchen mittheilet /Alles gu - te in Gott zulieben. die ſind ſo wol mein als daſſelbe / wenn ich ſie in GOtt Liebe / denn die Liebe machets vnſer eigen. Ja wenn ein Menſch ſeiner empfangenen Gaben halben ſich nicht erhebet / als es denn ſein ſoll / ſondern ſich vnd ſeine Gaben / fuͤr klein vnd nichtes helt. Ich Liebe ſie aber in GOtt / ſo ſeind ſie eigentli -cher72Wie der wahre Glaube das Hertzcher mein denn ſein. Vnd alſo werde ich Geiſtlich reich in GOtt. Vnnd theilhafftig aller Guͤter im Himmel vnd Erden / vnd in allen Gottes Freun - den. In dem einigen Heupt Jeſu Chriſto. Es muß wircklich vnd weſent - lich alles in mich flieſſẽ / daß diß Heupt in ſeinen Gliedern hat / in Himmel vnd Erden / in Engeln vnnd Menſchen. Aus der Liebe ge - dult.Aus ſolcher innerlichen Liebe quillet auch heraus die gedult / dardurch man alles Creutz williglich auffnimpt als eine bereitung zu ſondern hohen gnadẽCreutz be - reitet alle - zeit zurſon derbaren guade. Gottes / denn kein Crentz iſt es bringet eine ſondere gnade mit ſich / daher ein heiliger Mann ſagt: GOtt gruͤſſe dich lauter bitter Leyden voller gnade / denn S. Petrus ſpricht: So jhr vmb Chriſti1. Epiſt. 2. willen das vbel vertraget vnnd leidet das vnrecht / das iſt gnade bey Gott.

Vnd vmb der Liebe des CreutzesWoher freude in Truͤbſal. Chriſti willen / ſein Creutz williglich tragen / bringet dem Hertzen endlich groſſe freude / vnd friede: Darumb werin73reiniget von den Creaturen. in ſeinem außwendigen oder inwendi - gen Creutz geduͤltig leidet / ohne klage / ob gleich ſein Hertz ſehr verwundet wird / vnd er leidet das zu liebe den hei - ligen Wunden Chriſti / denſelben wer - den ſeine Wunden vnnd Schmertzen / innigliche freude bringen. Denn wer ſich GOtt alſo im Creutze leſſet / deme wird GOtt endlich ſelbſt zu troſt vnnd zum Friede. Vnnd dieſer Friede iſt ein recht Goͤttlich Kleinot vnnd Suͤſſig -Friede des Hertzens ſo GOtt gantz ge - laſſen. keit / ſo der inwendige Menſch ſchme - cket / von welchem Friede niemand ſa - gen / oder denſelben verſtehen kan / denn der jhn ſelbſt hat / vnd das iſt der Friede der hoͤher iſt denn alle Vernunfft / daruon S. Paulus ſagt / Phil. 4.

Das74Wie das Liecht in vns muß vntergehen

Das X. Capittel. Wie das natuͤrliche Liecht in vns muß vntergehen / vnd das Gnadenliecht auffgehen.

2. Cor. 4. Gott der da hieß das Liecht herfuͤr leuchten aus der Finſterniß hat einen hel - len ſchein in vnſer Hertz ge - ben. ()
Vnter - ſcheidt des natuͤrlichẽ vnd Gna - denliechts

DAs natuͤrliche Liecht vnd das Gnadenliecht zu vnterſchei - den / iſt zu mercken / der vnter - ſcheidt der Seelen vnnd jhrer Kreffte: Nemlich der vernuͤnfftigen Krafft vnd des Willens / vnd der ſinnlichen Kraͤff - te: Vnnd dann der lauteren bloſſen Subſtantz vnnd Weſen der Seele. Dauon im 20. Capittel weiter in den erſten / als in den kraͤfften der Seelen / Vernunfft / Willen vnnd Sinnen iſt das natuͤrliche Liecht. Vnnd ſo lange dieſelbe des Menſchen Seele gefangenhal -75vnd das Gnaden Liecht auffgehen. halten / kan das Gnaden Liecht / die lauter bloſſe Seele nicht erleuchten / darumb wo das Gnadenliecht ſoll ſcheinen / da muß das Natuͤrliche Liecht vntergehen / denn die erleuchtigung desDas Na - tuͤrliche Liecht muß vn - ter gehen / ſoll das Gnaden - Liecht ſcheinen. Gnaden Liechtes iſt vber alle Sinne vnd Vernunfft. Ja es wird durch die Natuͤrlichen Sinne vnnd Fleiſchliche Vernunfft verhindert. Da ſieheſtu was der Natuͤrliche Menſch / in Goͤtt - lichen dingen vermag? lauter nichts. Wie aber das Gnaden Liecht gemei - ner ordnung nach in der Seelen auff - gehet / da mercke: GOtt hat ein Gna - den Wort das leſt Er verkuͤndigen:Joh. 6. Vnd wircket durch daſſelbe / vnd daſ - ſelbe Wort iſt Geiſt vnnd Leben / wie - wol nun GOtt in allen dingen iſt mit ſeiner Gewalt / Wirckung vnd Leben / ſo hat Er doch nirgend ſeine eigne Werckſtatt ſeine Gnade zu Wircken /Die Seele Gottes Werck - ſtat. vnd das Gnaden Liecht anzuzuͤnden / denn in der Seele des Menſchen. Dar - umb das Goͤttliche Liecht / vnd erleuch -Gtigung76Wie das Liecht in vns muß vntergehentigung der Seelen / nirgend anders her - kompt / oder kommen kan / weder auß Sinnen noch Vernunfft / noch auß al - len andern Natuͤrlichen krefften / als allein auß der wirckung der Gnaden Gottes / in der Seele des Menſchen. Hierauß fleuſſet aller Troſt vnd Friede der Seelen / alle Warheit / Weißheit / vnd Leben / diß beſtehet ewiglich / denn es iſt das ewige Gut der Seelen: Alles andere aber was von auſſen die Sinne vnd Vernunfft begreiffen / dz verdirbet alles / als ein thummes Korn / vñ leſſet keine Frucht hinter ſich. Diß iſt allein der Seelen Gut / nemlich die vereim - gung Gottes / vnd ſeine Gnadenwir - ckung. Derſelben koͤnnen andere Crea - turen nit theilhafftig ſein / in denen das Bilde Gottes nit iſt / deñ ſein Bilde al -Ernewe - rung deß Bildes Gottes im Men - ſchen. lein zieret vñ ſchmuͤcket Gott mit Liecht Weißheit / vñ Gnade / aus dieſe Liecht kommen der Seelen jhre rechte Geiſt - liche kraͤffte wieder / nemlich Verſtand Weißheit vnd Erkentniß / die ſie zuuornicht77vnd das Gnaden Liecht auffgehen. nicht gewuſt / auch im willen / ein ge - ſchmack der Goͤttlichen Liebe / ſo zart vnd lieblich / dz einer ſolchen erlenchten Seele / alles verdreuſt vnd zuwieder iſt / was nicht Goͤttlich iſt. Viel guter be - wegung vnnd antreibung ſpuͤret man / die du wol merckeſt / das ſie von innen auß deinem Hertzen kommen / vnd von keiner Creatur. Es mag wol die Crea - tur einen bewegen zur luſt / verwunde - rung vnd Frewde / aber das kompt von auſſen. Der vnterſcheid aber iſt hie wol zumercken / das der innerſte grund der Seele / vber alle Sinne vñ Vernunfft / durch diß Gnaden Liecht beruͤret wird / vnd je mehr du ledig biſt von außwen - digen Creaturen / je oͤffter vnd lauterer diß geſchicht / das du Liecht vnnd Warheit empfindeſt: Auß dieſemErkent - niß der Warheit koͤmpt auß dem Goͤttlichẽ Liecht. Liecht gehet nun die Erkentniß der Warheit / vnnd wenn man dieſen grund verleſſet / vnnd ſich in die auß - wendigen Phantaſeyen begibt / da - her kompt Irrthumb. Denn WarheitG ijiſt in -78Wie das Liecht in vns muß vntergeheniſt inwendig im grund der Seelen / vnd nicht außwendig. Auß dieſem Liecht der Seelen ſteiget offt auff ein ſolcher heller ſchein vnd glantz / das iſt: Eine ſolche erkentniß / das der Menſch offt mehr weiß vnd erkennet / denn jhm Je - mand lehren kan. Vnnd welcher Menſch deß Goͤttlichen Liechtes in jhm gewar wird ein Augenblick / der wird alſo getroͤſtet vnnd erfrewet / das dieſelbe Wonne vnd Frewde vbertrif - fet Tauſentmal / alle Wonne / Frewde vnd Troſt / die alle Welt mit einander leiſten mag / doch iſt diß alles in den ni - derſten krefften der Seelen. Auß die - ſem Fundament / hat der Koͤnigliche Prophet Dauid geredt / Pſalm. 119. Du macheſt mich mit deinem Gebot Weiſer denn meine Feinde / denn es iſt ewiglich mein Schatz / ich bin Gelerter denn alle meine Lehrer / ich bin kluͤger denn die Alten / denn ich halte deinen befehl / dein Wort macht mich klug / darumb haſſe ich alle falſche Wege. Vnd79vnd das Gnaden Liecht auffgehen. Vnd auff dieſen grund iſt derſelbe gan - tze lange Pſalm erbawet / das in jhm moͤge das Goͤttliche Liecht leuchten / das in jhm moͤge das Goͤttliche Wort reden / das er moͤge dieſen Schatz in jmDas Goͤlt liche Licht bringet verachtũg deß zeitli - chen. durch Gottes furcht vnnd erhaltung der Gebot Gottes bewahren / oder ja nicht verlieren. Darumb iſt jm dz Ed - le Wort vnnd Geſetz Gottes / lieber denn viel tauſent ſtuͤck Goldes vnnd Silber. Summa wenn die Seele diß hohe Gut in jhr befindet / vnnd dieſen Himliſchen Schatz / ſo achtet ſie aller Welt Gut vnd Herrligkeit fuͤr KothEccleſ. 1. vnnd ſagt mit Koͤnig Salomon / es iſt alles eitel. Weil nun diß Liecht nicht leuchten kan in den Gottloſen / denn was hat das Liecht fuͤr gemeinſchafft2. Cor. 6. mit der Finſterniß / vnd aber diß Liecht der hoͤchſte Schatz der Seelen iſt / ſo bittet der liebe David ſo hefftig / ſo fleiſſig / ſo embſig im 119. Pſalm (mit ſolcher Geiſtlicher Eloquentz vnnd copia, daruͤber man ſich zuuer -G iijwun -80Wie das Liecht in vns muß vntergehenwundern) das jhn Gott woͤlle fuͤr Fin -Finſter - niß der Suͤnden dempfet das Gna - den Liecht ſterniß der Suͤnden bewahren / vnd in ſeiner Furcht erhalten. Ja es iſt diß Gnaden Liecht ſo vberſchwenglich gut vnnd groß / das es auch offt als ein Stral in der Gottloſen Hertzẽ ſchlegt / vñ ſie warnet fuͤr jrem verderben / wel - ches nirgend anders herkoͤmpt / dennJoh. 1. von dieſer Erleuchtigung. Alſo ſcheinet diß Liecht offt in der Finſterniß / aber die Finſterniß koͤnnen es nicht begreiffen. Warumb aber diß Liecht / den innerſtẽ / grund der Seelen beruͤhre / iſt dieſe Vr - ſach / dz die krefftederSeelen zerſtrewet ſein in die euſſerliche Sinne / da keine Ruhe iſt. Denn daſelbſt iſt keineEccle. 1. Ruhe / da das Ohr alle ding hoͤren will / da das Auge alle ding ſehen / das Hertz alle ding bedencken will:In euſſer - lichen ſin - nen keine ruhe. Denn das iſt eine vnruhige / vnd zer - ſtrewete Seele mit jhren krefften: Diß Liecht aber ſuchet vnnd begehret / einen ſtillen Sabbath des Hertzens / auffdas81vnd das Gnaden Liecht auffgehen. das der Menſch von innen Erleuchtet werde / das ſeine Sinne / Vernunfft / Verſtandt / Wille vnd Gedechtnis / von innen auß dem grund der Seelen / Erleuchtet werden. Da hoͤret der Menſch anders als zuuor / ſiehet an - ders als zuuor / redet anders als zuuor / denn daſſelbe ſind denn nicht ſchlech - te gemeine Wort / ſondern kraͤfftige Wort des Geiſtes / da ſchawet die Er - leuchte Seele im Geiſt die Herrlich - keit Gottes / vnnd ſeufftzet nach jhm vnd ſpricht: Ach Gott du biſt meinen Augen der aller ſchoͤnſte: Meinem Munde der aller ſuͤſſete / meinen Oh - ren der allerlieblichſte / meinem Her - tzen der allerliebſte: So iſt denn des Menſchen thun nicht ſein / ſondern es iſt Gottes Werck in vns / vnnd ſo viel GOtt Edler iſt denn alle Creaturen / ſo viel iſt auch Gottes Werck Edler denn der Menſchen / darmnb liegt auch vnſere Seligkeit nicht an vnſernG iiijWer -82Gott iſt allein der Seelen Liecht. Wercken / ſondern an Gottes gnade: Alſo iſt auch vnſere Seele viel ſeliger / durch Gottes Werck / wenn ſie Gott leidet / vnd in jhr Wircken leſſet / denn wenn ſie jhr eigen Werck thut / denn alſo thut die Seele nichts ohne Gott vnd auſſer Gott in allen Wercken.

Das XI. Capittel. GOtt iſt allein der Seelen Liecht / vnd leuchtet von innen herauß / in Chriſtlichen Tugenden vnnd Wercken / gegen dem Nechſten ſonderlich in Richten vnd Vrtheilen.

1. Joh. 4. GOtt iſt ein Liecht vnnd iſt kein Finſternuͤß in Ihm. ()
Gottes Luſt die Menſchen zuerleuͤch - ten.

GOtt iſt das hoͤchſte / lauterſte / reineſte / ſubtileſie / klaͤreſte vnd ſchoͤnſte Liecht vnnd hat eine Vnmaͤßliche Liebe zu deß Menſchen Seele / ſie zuerleuchten / vnnd ſichmit83vnd leuchtet von innen heraus. mit jhr zuvereinigen / wird aber verhin - dert durch die Finſterniß / welche die Menſchen mehr lieben dann dz Liecht. Joh. 1.Die Finſterniß aber der Seelen / iſt die Liebe dieſer Welt / vnd die eigne Liebe / dieſelbe hindert GOtt / vnd ſein Ede - les Goͤttliches Werck im Menſchen / ſol nun die Seele das Goͤttliche Liecht empfahen / ſo muß ſie ſich nicht ſelbſtWas deß Menſchen Fin ſter - niß. mit den Creaturẽ verfinſtern / mit geitz / mit zorn / mit eigner Liebe / mit Hoffart mit Fleiſches luſt / denn ſolches iſt die Finſterniß / darin der Gott dieſer Welt1. Cor. 4. herrſchet / darumb muß der Menſch ab - laſſen / von allem dem das Gott nicht ſelbſt iſt / von jhm ſelber / vnd von allen Creaturen / denn das heiſſet abſagenLuc. 14. allen deme das er hat. Einem ſolchen Menſchen ſchmecket allein Gott vnnd Niemandt anders / vnd derſelbe wird in der Warheit erleuchtet / vnd ſo er mit der Welt muß vmbgehen / brauchet erWie man mit den Creaturẽ ſol vmb - gehen. alles in demuͤtiger furcht / vnnd behelt den grund ſeiner Seelen rein von denG vCrea -84Gott iſt allein der Seelen LiechtWie man mit den Creaturẽ ſol vmb - gehen.Creaturen vnd von der Welt. So er - leuchtet denn Gott von innen / denn es muß alles von innẽ aus / herfuͤr quellen aus Gott. Diß innerliche Liecht leuch - tet denn außwendig in den Wercken / vnd was du denn thuſt / oder redeſt / oder leideſt / iſt nicht dein oder der Natur / ſondern deines Gottes / deme du dich gelaſſen haſt. Denn ſage mir / weſſen iſt das Werck / der es thut / oder der es leidet? Es iſt freylich deſſen der es thut. Das gute in vns iſt Gottes.Womit dich Gott nun beweget. Es ſey heilige begierde / gute meinung / Gebet oder Danckbarkeit / ſo iſt es alles ſein vnd nicht dein: Darumb laß GOtt in dir wircken / vnd ſeinen willen in dir ha - ben / alſo thuſtu alles in jhm durch jhn / vnd er in dir: alſo muß alles in Gott ge -Johan. 3. Die gute Wercke muͤſſen in Gott ge - than wer - den. hen / vnd in Gott geſchehen / daß wir in jhm loben / beten / vnd alles thun: Vnd das allergeringſte von Gott gethan iſt beſſer denn aller Creaturen Werck. Daher kommen die rechte Tugende / denn die Tugend iſt nicht ein Tugend /ſie85vnd leuchtet von innen heraus. ſie komme denn von GOtt oder durch GOtt / oder gehet zu GOtt vnnd in Gott. Je groͤſſer aber die luſt der Cre - aturen / vnd die Welt Liebe in dir iſt / je ferner dir Gott iſt / je neher dir aber Gott iſt / im innern grunde deiner See - len. Je mehr ſeine Liebe vñ Barmher - tzigkeit gegen dem Nechſten in deinen Wercken herfuͤr leuchtet. Denn vnſer lieber Herr ſpricht: Ich bin dasJoh. 8. Liecht der Welt / darumb ſollen wir hafften an der wahren Liebe vnſers Hauptes / ſo werden wir erleuchtet in Chriſto. Denn alle vnſere Wercke allein Liecht ſein / die auß Gott gehen /Wercke der Liebe. vnnd ſollen Leuchten in der Finſterniß vnſers Nechſten / in Gedult in Sanfft - muth / in Demuth / in Troͤſten vnnd Mittleiden / in beſſerung / vnnd ſonder - lich in Gedultmuͤtiger ſtraffe / vnnd Vrtheil. Denn von vbermuͤtigem Vr - theil des Menſchen vber ſeinen Nech -Vbermuͤ - tigen Vr - theils ſcha de. ſten / entſtehet ein eigen wolgefalle ſein ſelbſt / vnnd auffgeblaſene Hoffart /ver -86Gott iſt allein der Seelen Liecht /verachtung vnd vernichtung des Ne - heſtẽ / daſſelbe iſt eine boͤſe Wurtzel vie - ler Suͤnde / vnd des Teuffels ſelbſt / der aus dem Samenderhoffart gewachſen: vnd daſelbſt iſt der heilige Geiſt nit mit ſeinem Liecht / wo er aber iſt / da vrthei - let er den Menſchen nit ehe / denn aus hoher Notturfft / mit groſſer gelindig - keit vnd erwartet der zeit vnd Ortes / da es ſich wol fuͤget / auff daß man nicht zehen Wunden ſchlahe / ehe man eine heilet: Man ſol auch den Menſchen in ſeinem Vrtheilen / nicht verkleinern vnd vernichten in keines andern Men - ſchen Hertzen / es ſey Geiſtlich oder Weltlich / ſondern es ſol gehen aus ei - ner lautern Liebe / Freundligkeit vnnd Sanfftmuht / ſo bleibet der Menſch ſelbſt in Demut vnd Armut ſeines Gei - ſtes / vnd wandelt ſeinem Herrn nach / wird ſanfftmuͤtig als ein Lemblein / ge - gen die ſo jhn zu wieder ſeyn. Die vr - theilenden Menſchen aber ſind als die Schlangen / ſo die alte Schlange derTeuffel87vnd leuchtet von innen heraus. Teuffel außgebruͤtet / dieſelbe ſchleicht vnnd geuſt jhren Gifft in ſie / daſſelbe gieſſen ſie denn wieder aus / mit verklei - nerung vnd vernichtung des Neheſten. Sie erkennen vnnd ſehen nicht wer ſie ſelber ſeyn / vnd wollen andere richten. O Menſch nim dieſes deines[falſchen] grundes war / vnd richte dich ſelbſt vnd ſonſt niemand. Denn das falſche na -Deß Na - tuͤrlichen Liechtes Wercke. tuͤrliche Liecht betreuget dich / vñ ſchei - net außwendig in Hoffart / vnd eignem wolgefallen / in eignem Ruhm vnd Vr - theil anderer Menſchen. Darumb wiſſe daß diß nicht iſt GOttes Liecht in dir / ſondern des Sathans Finſterniß. Aber das warhaffte Goͤttliche Liecht / das erniedriget ſich vnd helt ſich klein / vnd gering in allen dingen: Es pranget nit euſſerlich / ſondern es ſuchet den inwen - digen grund daraus es geboren iſt / nemlich Gott / da eilet es wieder zu mit allen Krefften / vnnd duͤncket ſich der geringſte / ſchnoͤdeſte / krenckeſte / vnnd Blindeſte / denn es iſt etwas beſſers da /das88Gott iſt allein der Seelen Liecht / etc. das iſt Gottes vnnd nicht ſein. Dar -Richte dich ſelbſt umb ſiehe fuͤr allen dingen / auff dich felbſt / vnd nicht auff ander Leute / ſon - derlich auff jhre Suͤnde / damit du nit ſelbſt in mißfallen vnnd bitterkeit deß Gemuͤtes / deinen Nechſten Vrthei - leſt / denn daſſelbe thut ſo groſſen ſcha - den in deß Menſchen Seele / das es zu - erbarmen iſt. Darumb kehre dich da - von ſo lieb als dir GOtt ſelbſt iſt / vnd kehre dich zu dir ſelbſt / vñ beſiehe ob du die Gebrechẽ / nit auch in dir findeſt / dzWie ande - rer Gebre chen anzu - ſehen. du ſie entweder in vergangner zeit ge - habt / oder jetzo habeſt. Findeſtu ſie in dir ſo gedenck dz es Gott alſo gefuͤget hat / dz du dieſelbe an einẽ andern ſicheſt dz du dadurch kom̃en ſolleſt zum erkent - niß vnd rewe deſſelben / vnd beſſerung deines Lebens / als denn bitte fuͤr denſel - ben das jhm Gott erkentniß vnd beſſe - tung verleihe / nach ſeinen willen. Alſo wird ein gut Hertz gebeſſert von ander Leut Gebrechen / vñ fuͤr allem mißfal - len vnd Vrtheil deß Nechſten behuͤte.

Das89Ein Chriſt ſol in den grund / etc.

Das XII. Capittel. Ein Chriſt ſol zum wenigſten des Ta - ges einmal / von allen euſſerlichen dingen ſich abwenden / vnd in den grund ſeines Her - tzens einkeren: Vnd was er davon fuͤr groſſen nutz hat.

Pſal. 116. Sey wieder zufrieden meine Seele / oder kehre wie - der in deine Ruhe / denn der HErr thut dir guts. ()

DIE Seele der Menſchen ſoDie Seele muß mit dem einen vereiniget werden. ſich in den euſſern dingen ſo weit außbreitet vnd den Crea - turen allein anhanget / iſt gar verirret wie ein verirret Schaff. Daran legt nun GOtt der Herr alle ſeinenPſal. 119. fleiß / das Er eine ſolche Seele wie - der ſamle / dieſelbe von den Creaturen erledige / in ſich ſelbſt einkehre / auff das Er ſein Edeles Goͤttliches Werck in jhr vollbringen moͤge / daher der H. Koͤnig -90Ein Chriſt ſol in den grundKoͤnigliche Prophet David ſeinen langen 119. Pſalm mit dem Wort be - ſchleuſſet: Ich bin wie ein verirret Schaff / ſuche deinen Knecht. Welcher Beſchluß einem Fleiſchlichen Men - ſchen nerriſch deucht / aber einem Gott Weiſen zeigt er das gantze Werck der Erleuchtigung / vnd Himliſcher weiß - heit. Denn die Seele des MenſchenWie die Seele zu Gott na - he. iſt geſetzt zwiſchen Zeit vnd Ewigkeit / wendet ſie ſich zuderzeit / ſo vergiſſet ſie der Ewigkeit / vnd werden jhr alle ding ferne / die GOtt zu gehoͤren: Wendet ſie ſich aber zu der Ewigkeit / ſo vergiſ - ſet ſie der Creaturen / erlanget jhre Freyheit vnd wird Gott nahe. So zeu - het ſie GOtt zu ſich vnnd das iſt ſeine hoͤchſte freude / daß er ſein Werck in des Menſchen Seele haben mag / da empfindet denn die Seele jhre rechte Ruhe / jhre rechte Speiſe / jhr rechtes Leben / die Fruͤchte der Salbung / da - uon du ein Chriſt genennet biſt. Siehe ſolte nun ein wahrer Chriſt nicht teg -lich91ſeines Hertzens einkehren. lich zum wenigſten einmal / dieſe Him - liſche Seelen Speiſe / welche GOtt ſelber iſt / genieſſen? Der Seelen jhre rechte Ruhe geben / vnd jhr rechtes wa - res Leben? Verſtuͤndeſtu das / du wuͤr - deſt tauſentmal mehr lauffen nach dem Ewigen als nach dem Zeitlichen. Vnnd wenn du denn gleich ein gantzCreaturen ſchaden nicht weñ ſie nicht dz Hertz Ge - fangen halten. Koͤnigreich hetteſt / wie David / es wuͤrde dir nicht ſchaden / wuͤrde dich auch nicht hindern oder auffhalten. Denn die Creaturen ſchaden dir nichts wenn ſie nur die Seele nicht gefan - gen halten / oder wie der Pſalm ſaget / wenn du dein Hertz nicht dran hengeſt:Pſal. 62. Denn daſſelbe ſol allein an Gott han - gen. Auß dieſem grunde ſpricht Da - vid im 73. Pſalm / Herr wenn ich nur dich habe / ſo frage ich nichtes nach Himmel vnd Erde. Wenn dieſe ſuͤſſe begierde / vnd Liebe Gottes / die Seele beruͤhret / ſo vergeſſen ſolche Gottlie - bende Seelen in ſolcher ſuͤſſen Liebe Gottes / alles leiden / achtens klein vndHgering92Ein Chriſt ſol in den grund /gering / bekuͤmmern ſich nicht ob man ſie Liebe oder Haſſe / denn ſie haben ſteten friede / in GOtt mit allen Crea - turen / mit Feinden vnd Freunden / vnd dieſen Menſchen iſt allezeit des Her - ren Chriſti Joch ſuͤſſe / denn ſie ſind inMatth. 11. Chriſto vnd Chriſtus in jhnen / Chri - ſtus treget ſein Joch in jhnen / vnnd ſie in Chriſto: Seine buͤrde macht er jhnen leicht / denn er tregt ſie in jhnen / vnd ſie in jhm. Darumb ſagen ſie mitPhil. 4. S. Paulo / wir vermoͤgen alles in Chriſto. Siehe nun wie hoch noͤtig einen Chriſten iſt / vnd wie heilſam vnd nuͤtzlich / Taͤglich zum wenigſten ein - mal einkehren in ſein eigen Hertz / in GOtt vnd Chriſtum / vmb der Ruhe willen ſeiner Edlen Seele / vmb deßGott goͤn net das zeitliche / wenn nur das Hertz jhm an - hanget. rechten gebrauchs willen deß zeitli - chen / welches zeitliche dir Gott woll goͤnnet vnd erlaubt / ſo du in Demuth vnnd Gottes furcht wandelſt / vnnd in Gott taͤglich wieder einkehreſt. Ja auch vmb deines Armuts willen / denneine93ſeines Hertzens einkehren. eine ſolche Seele verleſſet Gott nicht / es muͤſten jhr ehe alle Creaturen die - nen / vnnd endtlich vmb deines taͤgli - chen Creutzes vnd Buͤrde willen / das es dir in Chriſto ſuͤſſe vnnd leicht wer - de: So erinnert dich ſolches der Geiſt Gottes der in dir iſt / das du wuͤnſcheſt vnd ſeufftzeſt das du GOtt lauter allein lieben muͤgeſt / vnd wenn du daran verhindert wirſt / ſo iſt dirs leidt / vnnd das iſt denn der rechte in - nerliche beruff deß Heiligen Geiſtes / oder das anklopffen deines Breuti -Apoc. 3. gams an die Thuͤr deines Hertzens / zum Lebendigen zeugniß / das dein Hertz / ſoll ſeine eigner thalamus vnnd Brautkammer ſein.

H ijDas94Weñ die Liebe der Creaturen außgehet /

Das XIII. Capittel. Wenn die Liebe der Creaturen außge - het / ſo gehet Gottes Liebe ein vnd von den herrlichen wirckungen vnd affecten der Goͤttlichen Liebe in vns.

1. Joh. 2. So Jemand die Welt Lieb hat / in dem iſt die Liebe des Vaters nicht. ()

SO der Menſch Gottes will fe - hig werden / ſeine Wohnung vnd Tempel ſein / ſo muß er die Welt Liebe außziehen / vnd ſich in der Goͤttlichen Liebe vben. Denn er kanWelt Lie - be muß außgehen ſol Gottes Liebe ein - gehen. zur lautern Goͤttlichen Liebe nicht kommen / er laß denn die Liebe der Welt fahren vnnd vereinige ſich mit Got - tes Liebe. GOtt muß vns aber mit ſeiner Goͤttlichen Liebe beruͤren / ſollen wir mit jhm recht gruͤndlich vereiniget werden / gleich wie ein Magnetſtein / das Eyſen beruͤhret vnnd nach ſich zeuhet.

Nun95ſo gehet Gottes Liebe ein.

Nun iſt Gottes Liebe gegen die Menſchliche Seele ſo groß / das ſieGottes Liebe iſt allgemein vberall leuchtet vnnd ſcheinet / groͤſſer denn die Sonne am Himmel / ja gegen die Sonne zurechnen / als wenn der groſſe Himmel / vberall lauter Sonne were / vnd hat alſo der Ewige GOtt der die Liebe ſelber iſt keine ſchuldt / aber ſein Liecht vnnd Gaben werden von dem Menſchen verhindert. Denn ſo er kompt mit ſeiner Milden ZartenWodurch Gottes wirckung verhin - dert wer - de. vnnd Edelen Liebe / ſo findet Er der Menſchen Hertz voll Welt Liebe / vnd voll boͤſer Geiſter / das iſt voll Hoffart / Geitz vnd Wolluſt / Haß vnnd Neid / vnnd voll boͤſer Gedancken / als denn muß der guͤtige GOtt mit ſeiner Liebe vnd Gnade / wider zuruͤck kehren / denn deß Menſchen Seele iſt allbereit durch den Magneten dieſer Welt / ja mit dem Helliſchen Magneten beruͤhret / wel - cher jhn nicht zu dem Himmel ſondern zu der Hellen zeuhet / da doch der liebe GOtt bereit iſt / als die Sonne amH iijHim -96Weñ die Liebe der Creaturen außgehet /Him̃el allezeit zugeben ſeinen Gnaden - ſchein einem jglichen Menſchen / wenn er ſein Hertz frey lauter vnnd rein be - halten koͤnte / von der Creatur Liebe. Darumb iſt die ſchult vnſer vnnd nicht Gottes. Dawieder dienet nun die bewahrung vñ cuſtodia fuͤr der Welt Liebe. Die bekerung von der Welt zu dem Lebendigen Gott / vnd ein emb - ſig Gebet / das wir die Goͤttliche Lie - be die vns mit GOtt vereiniget ſuchen in Chriſto / vnnd an die Thuͤr ſeiner Heiligen Wunden klopffen / in jm vn - ſer Seligkeit ſuchẽ / ſo wird er vns auff - thun vnd eingehen laſſen / in die Liebe der vereinigung mit GOtt / dadurch nahet der Menſch zu Gott vnd verleſ - ſet die Welt / ſo beruͤhret jhn denn Gott mit ſeiner Liebe / vnnd erfrewet jhn je mehr vnd mehr. Denn ſolte dich derGott er - frewet beſſer als die Crea - turen. liebliche GOtt nicht baß ergetzen moͤgen / denn die Elende Nottuͤrffti - ge vnnd verderbte Creatur.

Der Menſch der nun Gott Liebhat /97ſo gehet Gottes Liebe ein. hat / wird von allen Heiligen vnnd von allen Engeln / vnmeſſiglich ſehr gelie - bet / alſo das alle Liebe die man erden - cken kan / dieſer Liebe nicht gleich iſt. Vnnd wenn ich GOtt liebe / ſo ha - ben mich alle lieb die im Himmel ſein / vber alle maſſe vnnd vber alle Liebe auff Erden. Denn das iſt ein vn - gleich ding was die wollen vnnd wuͤn - ſchen vnd Lieben ſo im Himmel ſein / vnnd was die wuͤnſchen ſo auff Erden ſein. Ja alle Heilige vnnd alle En - gel haben an vnſer Gottes furcht vnd guten Wercken / eine ſolche groſſe Frewde / die kein Mund außſprechen kan / denn ſie haben GOtt vnauß - ſprechlich Lieb / alſo das ſeine Ehre jhnen lieber iſt denn jhre ſeligkeit.

Dieſer Liebe Gottes zeichen aberDie Crea - turen mit furcht vñ demuth zugebrau - chen. iſt / das ſie der Creaturen mit furcht vnd Demuth gebrauchet. Denn Gott beruͤhret den Menſchen alſo mit furcht vnnd Demuth Tag vnnd Nacht / erH iiijEſſe98Weñ die Liebe der Creaturen außgehet /Eſſe oder Trincke / dz er alles in Kindt - licher furcht gebrauchet. Darauff folget denn ein heimlich ſeufftzen vnnd jammern nach Chriſto / vnnd nach der Erloͤſung von dieſer Welt / weil der Menſch in ſeiner verderbten Natur ſo viel Suͤnde vnnd Vnflath verborgen findet / die Gottes Liecht vnnd GnadeSeufftzen zu Chriſto in jhm hindert / daruͤber ſeufftzet er mit S. Paulo Roͤm 7. Ich Elender Menſch / wer wil mich erloͤſen / von dem Leibe dieſes Todes. Vnnd eben darumb muß man ſeufftzen vmb Gna - de / damit man geſtercket werde / dieſen Jammer deſto baß zu tragen / damit man nicht zu Kranck werde in dieſem Elende. Darumb haben alle Heiligen gejammert vnnd geſeufftzet / wegen der angebornen eitelkeit / vnd Fleiſchlichen Liebe / denn ohne zweiffel mag kein Menſch der Goͤttlichen Gnade em - pfindtlich ſein / deſſen Hertz mit den Creaturen beſeſſen iſt. Denn wer GOtt ſuchet / vnnd ſuchet etwas mitjhm99ſo gehet Gottes Liebe ein. jhm er findet jn nicht. Wer aber Gott allein ſuchet in der Warheit der findetGOtt al - leine zuſu - chen. GOtt / vnd alles was Gottes iſt vnnd was GOtt je geben vnnd leiſten kan. Denn wer nichts anders ſuchet noch meinet den lauter GOtt / deme entde - cket GOtt / vnnd giebet jhm alles das Er verborgen hat in ſeinem Goͤttli - chen Hertzen / das es jhm ſo eigen iſt / als es Gottes eigen iſt.

Das XIIII. Capittel. Eine jede Chriſtliche Seele / die eine Wohnung Gottes ſein wil / muß mit groſſer Gedult bereitet werden / vnd die Liebe Gottes behalten vnd was die Liebe ſey vnd wircke.

Eſa. 53. Chriſtus iſt wie ein Laͤmlein das zur Schlacht - banck gefuͤhret wird. ()

WEr ſein Hertz recht will berei - ten das er mit Chriſto verei - niget bleibe / der muß ChriſtiH vSinn100Eine Chriſtliche SeeleSãfftmut vñ gedult gehoͤrt zu den warẽ Liebha - bern.Sinn vnd gemuͤte haben / vnd muß ein Lemblein ſein wie er iſt / das iſt geduͤltig vnd ſanfftmuͤtig wie Chriſtus. Ma - che es nun wie du wolleſt / wende dich hin vnnd her / du muſt ein Schefflein vnnd ein Lemblein ſeyn / wiltu deinem Herren nachfolgen. Dein Herr ſpricht Matth. 10. Siehe ich ſende euch wie Schaffe mitten vnter die Woͤlffe. Darumb mache es wie du wilt du muſt vnter die Woͤlffe / die werden dich zauſen / mit liſt vmb dich hergehen / vnd zerreiſſen. Darwieder haſtu aber keinen beſſern Sieg dennWillig leyden iſt der Sieg im Creutz. die gedult: Die Stilligkeit / Sanfft - mut vnd williges leiden / wie du ſolches an dem Lemblein GOttes ſieheſt. Gleich wie nun GOtt einen wolge - fallen hat an Chriſto / dem Sanfftmuͤ - tigen Lemblein / alſo gefellet jhm dei - ne gedult wol / vnd er will deine gedult exercieren vnnd vben. Darumb laſſe dich ſeinem willen / in was weiſe vnnd wege er dich auch vben will / durchwem101muß mit gedult bereitet werden. wem vnd zu welcher zeit / Es ſey durch ſich ſelbſt oder durch Menſchen / oder durch den Feind / oder durch alle Crea - turen / im Himmel vnd Erden / durch Scheltwort oder Verachtung oder was es ſey / daß du als denn ſtille ſchweigeſt vnd leideſt. Siehe ſo kompt denn der getrewe Hirte / vnnd ſuchet diß Schefflein / vnnd tregets auff ſei - nem Ruͤcken / vnnd ſo wird eine ſolche Seele vber alle Creaturen gefuͤhret zu GOtt / denn Chriſtus fuͤhret nir - gend anders hin den zum Vater. Koͤmpt aber das blinde Fleiſchliche vr - theil vnnd ſpricht / warumb wiltu dich alſo verachten vnnd vnterdrucken laſ - ſen / ſo laß die Sanfftmut antworten vnnd nicht die Rache / vnnd ſiehe an das Vorbilde des gecreutzigten Lemb - leins GOttes. Siehe zu das du ein Lemblein bleibeſt / das iſt: Die gedult vñ Sanfftmut behalteſt: Vnd fuͤr allẽ dingen die Liebe Gottes / deñ bey demZorn /102Eine Chriſtliche SeeleWas Lie - be Gottes ſey?Zorn / kan die Liebe nicht ſtehen. O du gleubiges Hertz / lerne was Liebe ſey. Du meineſt das ſey Liebe / wenn du in - wendig groſſe ſuͤſſigkeit vnd Liebligkeit empfindeſt: Nein / dz iſt die Liebe nicht in jhrem Weſen / ſondern es iſt nur ein ſchein wie von Fewer / vnd ein Bluͤet oder gloſt der Liebe / das Weſen aber der Liebe iſt / wenn man ſich GOtt al - ſo leſſet / auffopffert / vnd ſeinem wil -Job. 1. len ergibt / das man alles auffnimpt als von GOtt ſelbſt / wie Job den verluſt ſeiner Kinder / Guͤter / Geſundtheit / vnnd Ehre / als von der Handt des Herren auffnam vnd GOtt preiſet. 2. Reg. 16Alſo auch der Koͤnig David die ſchelt - wort Simci auffnam / als vom Her - ren / vnd blieb in der Liebe vnd Gedult ohne alle Rache / ſo bleibet das Weſen / die Flamme der grund vnnd quelle der Liebe rein vnd vnbeweglich / vnd iſt mit GOtt wol zufrieden / er mache es mit jhm wie er wolle / nach ſeinem willen. Vnnd ſo jhn auch GOtt mit Chriſtoin103muß mit Gedult bereitet werdenin die Helle fuͤhren wolte / ſo were jhm daſelbſt wol vnnd Ruhet in dem willen Gottes / welcher Niemandt verdirbet oder verderben leſſet. In dieſer Liebe iſt groſſer Friede deß Hertzens / wenn man nemlich in Gott alles Lieb hat /In Got - tes Liebe vnd Ge - dult iſt des Her - tzens frie - de. auch das Creutz / es ſey was es ſey / auch die Feinde / denn die ware Liebe ſchleuſ - ſet niemand auß hie in dieſer zeit / vñ iſt allezeit vereiniget in GOtt mit allen Menſchen. Niemand gleubets welche ſtilligkeit vnnd ruhe dieſe Liebe dem Hertzen bringt / denn da ruhet man in GOtt ſelbſt.

Das XV. Capittel. Das Jeſus Chriſtus dz Ewige Wort deß Vaters in den Gleubigen Hertzen ſein Werck verrichte / durch inwendiges einſpre - chen vnnd reden / vnd wie ſolches durch Mittel der Liebe geſchehe auch wie er ſich in der Demuth offenba - ret vnd zu erkennen gibt.

2 Cor. 13. 104Chriſtus verrichtet ſein Werck2. Cor. 13. Pruͤffet euch ſelbſt / ob Jeſus Chriſtus in euch ſey. ()
Gottes in wendiger Troſt.

GLeich wie man des boͤſen Fein - des einſprechen vnnd einrau - nen offt wieder ſeinen willen leiden muß: Alſo empfindet eine gleu - bige Seele hinwieder auch den Goͤtt - lichen Troſt ſo das ewige Wort in vns redet. Dauon Taulerus ſagt: Wiſſet daß das ewige Wort vns alſo vnauß - ſprechlich nahe iſt / inwendig in vn - ſerm grunde / daß der Menſch jhmeGott iſt vns neher als wir vns ſelbſt. ſelber noch ſein eigen Natur vnnd ge - dancken / noch alles das man ſagen vnd verſtehen kan / nicht ſo nahe vnnd ſo inwendig iſt / als das ewige Wort im Menſchen iſt / vnnd ſpricht ohn vn - terlas in dem Menſchen / vnnd der Menſch hoͤret das alles nicht wegen groſſer Thaubheit ſeines Hertzens / welche vom Teuffel herruͤhret. Denn der boͤſe Feind erteubet den Menſchen durch ſein Einraunen / durch Weltliebevnd105in den gleubigen Hertzen. vnnd durch alles das / ſo an der Welt hanget. Denn der Teuffel verſuchetGen. 3. auch jtzo alle Menſchen / durch alles was der Natur Liebkoſet / vnd ſchmei - chelt / wie er die Evam verſuchte / alſo thut er noch teglich / durch / Gut / Ehr / Freundſchafft / durch dein eigẽ Natur / oder was er dir einbildet / durch lieb vnnd gunſt der Creaturen / dardurch treibet er ſein Einraunen. Denn erTeuffels einraunẽ. iſt allezeit bey dem Menſchen / vnnd mercket worzu der Menſch luſt hat / inwendig vnd außwendig mit lieb oder leid / damit ficht er jhn an / vnd bildets jhm ins Hertz / daß er darfuͤr / was GOTT durch ſeinen H. Geiſt vnnd Wort in jhm redet / nicht hoͤren kan. Solchem Teuffliſchen einſprechen muſtu wiederſtreben. Denn ſo viel du deine inwendige Ohren dazu leiheſt / ſo viel biſtu allbereit vberwunden / Kehre - ſtu dich aber ſchnelle zu deinem Her - tzen / vnnd wendeſt deine Ohren ab / ſo haſtu vberwunden. Gleich wie nundie106Chriſtus verrichtet ſein Werckdie Liebe vnd Freundtſchafft zwiſchen frommen Menſchen / ein geſpreche machet vnnd verurſachet vnter jhnen ſelbſt: Alſo ſo du GOtt hertzlich lieb haſt / wirſtu ſeine ſtimme in dir hoͤren /Joh. 14. denn wer mich Liebet ſpricht der Herr der wird mein Wort hoͤren / nicht al -GOtt re - det zu vns euſſerlich vnd inner lich. lein in euſſerlichen verſamlungen der Kirchen / ſondern in den rechten Tem - pel deß Hertzens. Denn wens daſelbſt nicht gehoͤret wird / wird das außwen - dige nicht viel Frucht ſchaffen. Dar - umb iſt nun daran gelegen / dz du Gott Liebeſt / auff das du jhn hoͤreſt in dei - nem Hertzen mit deiner Seele reden.

Wiltu aber wiſſen ſagt S. Gre - gorius / ob du GOtt liebeſt / ſo mercke ob du auch alles Creutz vnnd Leiden / Truͤbſal and Elende / mit Gedult von Gott auffnimpſt / ohne alle Vngedult in Worten vnd Wercken / oder Geber -Gedult ein zeichen der Liebe. den: Thuſtu das / ſo iſt kein zweiffel du Liebeſt Gott: Iſts anders ſo Liebeſtu GOtt nicht rein / ſondern liebeſt mehrdas107in den gleubigen Hertzen. das deine denn GOtt / wiewol nichtes dein iſt / als deine Suͤnde / das ander iſt Gottes / darumb ſiehe zu / das du dieDie Ga - ben nicht mehr als Gott zu - lieben. Gaben nicht mehr liebeſt / als GOtt ſelbſt. Wirſtu jhn nun hertzlich Lieb haben / ſo wirſtu manches ſuͤſſes Wort in deinem Hertzen von jhm haben vnd hoͤren: Denn Er ſpricht ja / wer michJoh. 14. Liebet dem wil Ich mich offenbaren / Dieſe offenbahrung geſchicht durch eroͤffnung des Verſtendtniß / durch er - leuchtigung deß Hertzens / durch denn Geiſt der Weißheit deß Erkentniß / der ſtercke / krafft / verſtandes vnnd furchtEſat. 11. Gottes: Sonderlich aber durch eroͤff - nung der inwendigen Augen / damitEpheſ. 1. du Chriſtum ſieheſt vnd kenneſt. Wie aber der Teuffel durch ſein einraunen die inwendigen Ohren verſtopffet / wie oben vermeldet / alſo verblendet er auch die inwendigen Augen / mit eigner Liebe / mit der Liebe der Welt / vnd der Creaturen / vnd durch deine inwendige vnd außwendige Hoffart / denn gleichJwie108Chriſtus verrichtet ſein Werckwie du in Hertzlicher vnnd inniglicher Liebe Chriſtum muſt hoͤren in dir redẽ / alſo muſtu Chriſtum recht ſehen ler - nen im Glauben / vnnd in der wahren Demuth / dadurch dein Hertz gereini - get vnd gelautert wird / von dem Hof - fertigen Leben. Denn es ſagt der HerrMatth. 5. nicht ohne Vrſach / Selig ſind die rei - nes Hertzens ſind / ſie werden GOtt ſehen. Darumb leſſet GOtt ſo manchCreutz fuͤ - ret zur Demuth. hart vnnd ſchwer Creutz auff dich fal - len / das du in den grund der lautern Demuth verſincken ſolt / welches alles dir zum beſten geſchicht / vnnd iſt dir tauſentmal beſſer denn das du in gu - ten froͤlichen Tagen / vnnd groſſer Herrligkeit Lebeſt. Laſſe auff dich fallen Himmel vnnd Erde / ja alle Teuffel in der Helle davon wird dir das beſte theil werden / denn es verſen - cket dich in die lautere Demut / dar - ein du Chriſtum recht ſehen lerneſt. Siehe Chriſtus iſt GOtt der allerhoͤ - heſt vnd gewaltigeſt / der Himmel vndErden109in den gleubigen Hertzen. Erden gemacht / vnnd wieder zu nicht machen konte / vnd hat doch ſo viel lei -Chriſti Leiden. den wollen / vnnd gleichſam zu nicht werden wollen / wegen ſeiner armen Creatur. Darumb ſcheme dich du Toͤdtlicher Menſch / das du die Hof - fart vnnd eitel Ehre / vnnd ander Leut Vrtheil haſt in dein Hertz kom - men laſſen: Vnterwirffe dich aberVnter Chriſti Creutz ſol - len wir vns beu - gen. dem Creutz wo es auch herkompt / inwendig vnnd außwendig / vnnd beu - ge dein Hoffertiges Gemuͤte vnter die Dorne Krone Chriſti vnnd folge nach dem Gecreutzigten GOtt / mit niedrigem Gemuͤte in warer verkleine - rung dein ſelbſt inwendig vnnd auß - wendig / vnnd wende fleiß an das du dich mit geduͤldigem Leiden / vnnd Demuͤtigem Wandel in ſein Heiliges Leiden Verbildeſt / ſo wirſtu Chriſtum recht ſehen vnnd erkennen lernen. Denn was iſts / das du an das Heilige Leiden deines Herren gedenckeſt / inJ ijeiner110Chriſtus verrichtet ſein Werckeiner erloͤſchener blinden Liebe / bringeſtChriſti Leiden in vbung zu - bringen. aber Chriſti Leiden nicht in die vbung / ſondern leſſeſts nur ein bloſſen gedan - cken hangen / vnnd wilt im geringſten deiner Hoffart / Ehre / vnd Gemachs nicht entberen: So wirſtu Chriſtum nimmermehr recht ſehen koͤnnen / noch ſeine Wirckung in dir empfinden. Den gleich wie die Sonne vnd der Himmel in der tieffe der Erden Wircken / alſo Chriſtus in der tieffe der Demuth / wie er deñ auch ſelber in ſeiner Niedrigkeit / die hoͤchſten Wercke gewircket hat. Demuth eigen - ſchafft.Das iſt aber die lauterkeit der De - muth / das ein Menſch von jhm nichts halte / noch von alle deme / das er ge - than hat / oder hinfort thun mag / denn iſt etwas gutes in deinem Wercke / das iſt Gottes vnd nicht deß Menſchen.

In dieſen grund der Demuth mu - ſtu kommen / ſoltu die ſelige Augen ha - ben die Chriſtum ſehen / denn den klei - nen demuͤtigen Menſchen offenbar et der Himliſche Vater die Geheimnißvon111in den gleubigen Hertzen. von Chriſto / vnd die verborgene Weiß -Pſal. 51. heit / vnnd verbirget ſie den groſſen klu - gen vnd Weiſen dieſer Welt. DennMatth. 11 in dieſſer bloſſen niedrigkeit vnd klein -1. Cor. 1. heit iſt allein das Verſtendtniß vnd Er - kentniß der bloſſen lautern Goͤttlichen Warheit / da das weſen der Ewigen Seligkeit inne verborgen liegt. Da - ſelbſt offenbaret ſich die hoheit derGottes hoheit of - fenbaret vnſere nichtig - keit. Mayeſtet Gottes / vnd je mehr die ho - heit Gottes dem Menſchen offenba - ret wird / je mehr wird jhm bekant ſeine nichtigkeit / vnnd daran ſol man erken - nen die Warheit des Goͤttlichen ein - leuchtens / den dieſelbe verſencket einen Menſchen immer tieffer in ſein eigen nichtigkeit / auff das der Menſch nichtEigner Liebe ſcha den. ſey ein liebhaber ſein ſelbſt / denn daher iſt alle Finſterniß / Blindheit vnd Irr - thumb kommen. Welche aber das rechte Goͤttliche Liecht empfinden / dem duͤrſtet immer nach Leiden vnnd verkleinerung jhr ſelbſt / vnd nachzufol - gen der Lehre vnnd Exempel jhresJ iijHerrn112Chriſtus verrichtet ſein WerckHerrn Jeſu Chriſti / wie denn ein ſol - cher durſt der Gottſeligkeit im 119. Pſalm beſchrieben iſt / denn der Heili -Ohne Gottſelig keit kein wares Goͤttli - chesliecht. ge Koͤnig David wol verſtanden / das ohne dieſelbe kein Goͤttliches Liecht vñ Weißheit / auch kein divinũ reſpon - ſum, kein Goͤttliche Antwort vnnd alloquium, oder einſprechen / in deß Menſchen Seele einleuchten kan / vnd das iſt der rechte verſtandt deſſelben langen Pſalms.

Dieſe niedrigkeit vnd demuth deß Menſchlichen Gemuͤtes / iſt die rechte Werckſtatt Gottes / darin GOtt al -Die Seele voll Got - tes / der Leib voll Leidens. les Wircket mit ſeiner Gnade: Ei - nem ſolchen Gottfuͤrchtigen Men - ſchen bleibet allezeit eine Seele voll Gottes / vnnd ein Leichnam voll Lei - dens / denn er ſich auch alles dinges vn - wirdig achtet / brauchet alles mit furcht / nicht zur wolluſt / ſondern iſt als ein Knecht / der fuͤr ſeines Herren Tiſche ſtehet / vnd jhn anſiehet / was er wolle von jhm gethan haben / denſel -ben113in den gleubigen Hertzen. ben leſſet der Herr nimmermehr oh - ne Gnade vnd freundlich Geſprech.

Das XVI. Capittel. Wie der Heilige Geiſt empfangen werde / vnd wie er vnuerhindert in vnſer Seelen Wircke.

Eſa. 44. Ich wil Waſſer gieſſen auff die duͤrſtige / vñ Stroͤme auff die duͤrre. ()

WEnn es gienge wie zu Eliæ zeiten / dz es drey Jahr vnd 3. 1. Reg. 18.Monden nicht Regnete / vnd man weder Pfluͤgẽ noch Seaͤn kunte / vnd es keme denn ein ſanffter / ſuͤſſer / vnd Fruchtbarer Regen / davon alles Erdreich erquicket wuͤrde / vnnd aber eines Menſchen Acker wuͤrde nicht befeuchtet / ſondern bliebe allein tru - cken vnnd duͤrre / der moͤchte wol von Vngluͤck ſagen / ja von Gottes Vn - gnade vnd blutige Thraͤnen Weinen:J iiijTau -114Wie der Heilige GeiſtTauſentmal mehr aber moͤgen dieEmpfin - dung des H. Gei - ſtes. jenigen heiſſe vnnd blutige Thraͤnen Weinen / welche den Heiligen Geiſt in dem grunde jhres Hertzens nicht empfinden / ſondern Glaubloß vnnd Liebeloß bleibẽ / als ein duͤrrer Steinig - ter Acker / der auch des vberſchweng - lichen Tonſtes des H. Geiſtes nicht theilhafftig worden / die ſchuldt aber iſt nicht Gottes / der ſich erbeut ſeinen Heiligen Geiſt vber alles Fleiſch auß - zugieſſen / ſondern des Menſchen der den grund ſeines Hertzens nicht berei - tet. Die groͤſte bereitung aber den H.Das Hertz zu GOtt bereiten. Geiſt zu empfahen iſt / wenn das Hertz von der Welt durch den Glauben vnd Gebet zu GOtt gewendet wird / wie der Apoſtel Hertz am Pfingſtage / wens außgeleeret wird von den Creaturen: Ach fuͤnde GOtt ein ſolches leeres Hertz / Er goͤſſe den H. Geiſt mit allen ſeinen Gaben hinein / iſt aber das Hertz der Welt voll / ſo kans nicht voll Got - tes vnnd voll Geiſtes werden. SollGOtt115in vnſer Seelen Wircke. GOtt ein ſo muß die Creatur herauß. Gleicher weiſe wie es in der Natur iſt /Welt Lie - be hin - dert Got - tes Wir - ckung in vns. die Natur leidet keine leere oder ledige ſtatt / ſie erfuͤllets / oder die Natur muß brechen vnd zerfallen / vnd were etwas leere oder ledig auff Erden / der Him - mel zeuge es entweď zu ſich / oder neig - te ſich Kraͤfftiglich herunter / vnnd er - fuͤllets mit jhm ſelber. Darumb laß dein Hertz ja nicht an den CreaturenDas Hertz ſol allein Gott an - hangen. hangen / weder außwendig noch in - wendig / weder an deiner eignen Liebe / noch an deinem eignen Willen / ſon - dern lauter an GOtt / ſo haſtu das al - ler groͤſte vnnd nuͤtzlichſte Werck voll - bracht / vnd laß dich ja deine eigne Lie - be vnd Luſt nicht hindern / denn ſolches iſt gleich als wenn ein groſſer Meiſter ein gros Werck anfienge vnnd es keme ein Kind vnd verderbets jhm alles. So iſt der Menſch / wenn er jhm zueignet was Gottes iſt / vnnd ſeine Luſt vnnd Frewde darinnen ſuchet / denn ſo ver - derbet er dem H. Geiſt ſein Werck /J vvnnd116Wie der Heilige Geiſtvnd treiben ſein eigen Werck / vnd mei - net denn es ſey alles Gottes Werck in jhm / vnd iſt doch ſein eigen Werck vndLuc. 17. gutduͤnckel: Wir wiſſen aber daß wir in alle vnſerm thun vnnuͤtze Knechte ſeyn / vnnd ein vnnuͤtzer Knecht thut vnnuͤtze Wercke. So viel nun als GOtt beſſer iſt denn alle Creaturen / ſo viel iſt auch ſein Werck beſſer / denn aller Menſchen Werck / vnnd Men - ſchenſatzung. Darumb ſol Gott eigent - lich vñ Adelich in dir wircken / ſo iſt von noͤten daß du jhm ſtatt vnd raum ge - beſt / vnd das deine affecten ruhen / vndSoll Gott reden ſo muß alles in vns ſchweigen. du Gott leideſt: Soll Gott in dir reden ſo muͤſſen alle ding in dir ſchweigen. Darumb lieber Menſch / Es iſt nicht alles GOttes Werck / was in dir wircket / ſondern es iſt deines Fleiſches vnd Blutes Werck. Siehe zu daß du vnterſcheiden lerneſt / vnnd nicht des Teuffels Wercke GOtt zuſchreibeſt. Wiltu aber daß der H. Geiſt in dir wir - cken ſol / ſo muſtu dieſe zwey Regeln inacht117in vnſer Seelen Wircke. acht nehmen. 1. Muſtu dein Hertz von der Welt / vnd den Creaturen / vnd von dir ſelbſt vnd von allem deinen willen vnd affecten abwenden / vnd abziehen / ſo bleibet des H. Geiſtes Werck vnge - hindert in dir. 2. Daß du alle Zufaͤlle des Creutzes vnd Truͤbſals wo ſie auch herkommen / vnd was es ſey inwendig oder außwendig / als von GOtt dir zugeſchicket ohne alle Mittel anneh - meſt / vnd nicht anders annehmeſt / als daß dich GOTT dardurch bereiten will / zu jhm ſelber vnnd zu ſeinen groſ - ſen Gaben. Wenn du nun in einem Goͤttlichen Werck biſt / vnnd es keme dir dein liebſter Freundt / vnnd betruͤ - bete dich mit harten Scheltworten / vnnd du nemeſt das alles mit gedult an / in ſchweigen vnnd leyden / ſo wiſſe daß es des heiligen Geiſtes Werck iſt in dir / dardurch er dich zu ſei - nem Gaben wol bereiten will. SoBoͤſe Ge - dancken ſchaden nicht. aber der boͤſe Geiſt / dir boͤſe Gedan - cken eingibt / ſo wiſſe daß ſie dir nichtmoͤgen118Wobey man mercken kan /moͤgen ſchaden / denn ſie geſchehen wieder deinen willen. So du auch mit deinen euſſerlichen Ampts Wercken muſt vmbgehen / ſo ſoltu alles in der Liebe thun zu Gottes Lobe vnd Ehre / vnd des Neheſten nutz / ſo thuſtu es in GOtt vnd in dem Heiligen Geiſte.

Das XVII. Capittel. Wobey man mercken kan / das der H. Geiſt in vnſer Seelen ſey.

Joh. 16. Der H. Geiſt wird die Welt ſtraffen. ()

WEnn der Heilige Geiſt in vnſe -Werck deß Heili - gen Gei - ſtes in der Seelen. re Seele kompt / das iſt: Sei - ne gegenwart durch ſeine Wer - cke erzeigt / ſo ſtraffet er alles in vns was nicht Goͤttlich iſt vnnd was die Welt iſt: Als Augenluſt / Fleiſches - luſt / vnnd Hoffertiges Leben / vnd er - wecket dawieder einen verdruß in vns. Vnd wer daſſelbe Welt Leben / in jhme hat / ohne inwendige ſtraffe / des Heili -gen119das der H. Geiſt in vnſer Seelen ſey. gen Geiſtes / der ſol wiſſen das der H. Geiſt noch nicht in den grund ſeiner Seelen kommen iſt / denn es iſt des H. Geiſtes art / das er den Menſchen zu allen zeiten ermahnet / treibet / locket vnd zeuget in ein geordnet Leben / das thut er allen denen / die ſein warten vnd jhm ſtatt geben. So ſtrafft der Heili - ge Geiſt die Suͤnden im Menſchen. Die Suͤnde aber iſt alles was wiederSuͤnde iſt vngehor - ſam wie - der Gott. Gottes heiligen Willen geſchicht / nemlich der Vngehorſam wieder GOtt / dieſe heimliche verborgene Suͤnde offenbaret vnnd ſtraffet der Heilige Geiſt / wenn er zu dem Men - ſchen kompt / darauß entſtehet ein in - wendig Hertzeleidt / Trawrigkeit / Angſt vnd Pein der Seelen / ja offt ei - ne Helliſche Pein / davon die Welt - Menſchen / ſo nach der Natur LebenSeelen - angſt / vñ Goͤttliche Trawrig - keit. wenig wiſſen / das iſt der Wareſten Zeichen eins der gegenwart des Hei - ligen Geiſtes. Die aber auſſer ſol - cher Goͤttlichen Trawrigkeit ſein / vndhaben120Wobey man mercken kanhaben an allem jhren thun vnd laſſen / keine Traurigkeit / ſondern eitel Luſt vnd Wolgefallen / die ſind in einem ge - fehrlichen Stande ohne Geiſt Gottes: Hiebey mercke nun das ander Zeichen / des gegenwertigen H. Geiſtes. Das dritte Zeichen iſt / wenn er vns allen Ruhm vnſers eignen Verdienſtes vnd Gerechtigkeit benimpt / vnd fuͤr Got - tes Gerichte verwelcket machet wie ei - ne Blume welche abfellet / vnnd wie Hew ſo verdorret / wenn der Geiſt desVnſere Gerechtig keit in Chriſto. Herren drein bleſet Eſa. 40. Denn der Geiſt Chriſti / zeiget vns allein dem feſten / vnbefleckten / vnnd vnbewegli - chen grund / der Gerechtigkeit vnd ver - dienſtes Jeſu Chriſti / vnd der Barm - hertzigkeit Gottes. Denn wehe aller vnſer Gerechtigkeit ſagt S. Auguſti - nus / ſo ſie ohne Barmhertzigkeit vonEſa. 64. Gott ſol geurtheilet werden. Denn al - le vnſere Gerechtigkeit iſt wie Vnflat fuͤr Gottes Augen. Das vierdte Zeichẽ der gegenwart des H. Geiſtes iſt / wennein121das der H. Geiſt in vnſer Seelen ſey. ein Menſch ſeinen Nechſten mit erbar - mender Liebe / mit allen ſeinen Gebre - chen tregt / vnd nit leicht vrtheilet oder richtet. Denn ſolch hochmuͤtig richten iſt ein Same vnnd Wurtzel des Teuf - fels / das iſt: Hoffart vnnd verſchme - hung des Nechſten / vnd ein wolgefal - len an jhm ſelbſt / welches alles eine an - zeigung iſt daß der Heilige Geiſt nicht da iſt. Wo aber derſelbe iſt beweiſet erWie man des nehe - ſten gebre chen ſtraf - fen ſoll. ſich vnter andern alſo: 1. Er ſtraffet wens hohe noth iſt: 2. Er wartet der ſtunde / vnd ort da es ſich wol fuͤget zu ſtraffen als man an Chriſto ſiehet. 3. Er ſtraffet nit mit allzuharten Wor - ten / ſondern mit Erbarmung. 4. Ver - achtet er den Neheſten nicht noch ver - kleinert jhn in eines andern Hertzen / ſondern er thut alles in lauter Liebe vnd Sanfftmuth. Siehe das mercke / ſo bleibeſtu in wahrer Demuth / vnd in der Gnade des H. Geiſtes / vnd dieſelbe in dir.

Das122Die Welt mit jhrer kurtzweil

Das XVIII. Capittel. Die Welt mit jhrer Kurtzweil treibet aus den H. Geiſt / vnd fuͤhret ein den Welt - Geiſt / welcher die Seele jhrer Edelen vnd hoͤchſten ruhe beraubet.

1. Petr. 2. Enthaltet euch von den Fleiſchlichen Luͤſten wel - che wieder die Seele ſtrei - ten. ()
Dieſer Welt freu - de.

DIE Weltkinder ſuchen Luſt vnd Freude dieſer Welt / die Kinder Gottes aber fuͤrchten ſich darfuͤr / als fuͤr der Lockſpeiſe des Teuffels / dardurch ſie von GOtt jh - rem hoͤchſten Gut abgeriſſen werden. Wiltu nun dieſen Edlen Schatz in dei - nem Hertzen behalten / ſo huͤte dich fuͤr den vrſachen vnd gelegenheiten / dar - durch du dieſes hoͤchſten Gutes berau - bet wirſt: Neinlich fuͤr der Geſellſchafft vnd Kurtzweil der Welt / ſo ſie treiben in Worten vnnd Wercken / Ja fuͤr al -lem123treibet auß den H. Geiſt. lem Werck darin Gottes Lob vnnd Ehre nicht iſt. Muſtu aber ja noth - halben wieder deinen willen darbeyWie man ſich in der Welt Ge - ſellſchafft ſol verhal ten. ſein / ſo ſiehe zu / das du allezeit bey dir ſelbſt bleibeſt mit einem waren einke - ren in dein Hertz zu GOtt / ſo behelſtu allezeit den Heiligen Geiſt / Friede vnd Frewde wo du dich hinkehreſt. Vnd ſo mag dir die Welt mit jhrer Vppigkeit nicht ſchaden. Alſo war die Koͤni - gin Eſther inwendig von Hertzen de - muͤtig / ob ſie wol außwendig mit Koͤ - niglichem ſchmuck gezieret war. Alſo war David klein in ſeinem Hertzen in ſeinem groſſen Reichthumb: Joſeph hatte ein keuſches Hertz in dem wollu - ſtigen Hauſe ſeines Herren: Alſo gibt der H. Geiſt allezeit den ſeinenGottes furcht be - waret fuͤr der Welt Vppig - keit. die Goͤttliche furcht / die ſie fuͤr der Welt vnnd jhrer Vppigkeit behuͤtet / auff das ſie den innerlichen Geiſtlichen Friede nicht verlieren / noch die Ruhe jhrer Seelen. Diß iſt die furcht Got - tes die der Weißheit anfang iſt. Dar -Pſal. 111. Syr. 1.Kumb124Die Welt mit jhrer kurtzweileWahre beſtendi - ge freude in Gott.umb keyret ſich ein Gottfuͤrchtig Hertz nicht zur Welt / ſondern wendet ſich voͤder Welt zu Gott / vnd ſuchet ſeine Luſt / Ruhe / Friede vnd Frewde allein in Gott. Denn das iſt die Frucht derWas wa - re Rewe ſey. waren Rewe / nemlich ein abkehren von allen dem das nicht lauter GOtt iſt / oder deſſen des GOtt nicht eine Vrſach iſt. Vnd ein wares zukehren zu dem lautern vnnd waren Gut wel - ches GOtt iſt vnd heiſt. Denn ſo wir das nicht gethan haben / ſondern vnſer Leben in der Welt Vppigkeit verzeh - ret haben / das ſol vns vnſer Lebetag gerewen. So aber ein Menſch daſſelbeGottes Augen ſe - hen auff den Glau - ben. thut / vnnd were er noch ſo ein groſſer Suͤnder geweſt / ſo frewet ſich GOtt vber jhn / vnnd wil nicht anſehen ſeine Suͤnde / ſondern ſeinen Glauben / wie er begehret gegen Gott zu ſein / von grund ſeines Hertzens. So eine groſſe begierde hat GOtt zu deß Menſchen Heil / welchem doch ſo offt wieder - ſtanden wird / damit das ſie ſich zurWelt125treibet auß den H. Geiſt. Welt von Gott abwen den / vñ treiben alſo mit Gewalt Gott auß jhrem Her - tzen / ď ſie doch mit ſeiner ſuͤſſen gegen - wart begehret zubeſitzen / darumb ſo muß ein Menſch der Welt abſterben /Mundo morien - dum vt DEO poſ - ſimus vi - vere. will er Gotte leben: Dabey befindet ſichs / dz der meiſte theil der Welt Got - tes Feinde ſey. Ach wie ſind wir Gott ſo manchen Todt ſchuͤldig / biß die boͤſe Natur ſterbe / inwendig vnd außwen - dig / biß das ein Goͤttlich Adelich Leben folge. Dieſe Toͤdtung geſchicht durchDz Creutz iſt vnſerer vergiff - ten Natur Artzney. mancherley Creutz vnnd Anfechtung inwendig vnnd außwendig / welche vn - ſer vergifften Natur Artzney ſind / die - ſelbe von jhrer boͤſen Gifft zuheilen / auff das ein Goͤttlich Leben in vns an - gefangen werde / darumb dieſelbe An - fechtung hoch noͤtig vnd nuͤtzlich ſein / vnd wenn ſie vberhin weren vnnd auß - geſtanden / ſolten wir ſie billig alle wie - derruffen / vnnd bitten das ſie moͤchten wiederkommen / auff daß das boͤſe in vns getoͤdtet / vnnd Gottes Werck inK ijvns126Die Welt mit jhrer kurtzweile / etc. vns gepflantzet wuͤrde. So lerneſtu das aller Edelſte Werck / nemlich der Welt abſterben in Liebe vnd Leidt / vnd daſſelb in einem ſtillſchweigen vnnd hoffen / heimlich / inwendig / ohne alle klage: Denn die alſo klagen mit vnge -Vngeduͤl - tiges kla - gen im Creutz iſt ein Zeichẽ das man der Welt noch nicht abgeſtor - ben. dult / die bezeugen das ſie der Welt nit wollen abſterben / das iſt / das ſie wenig gutes in jhnen haben / vnd wenig Goͤtt - liches Liechtes in jhrer Seele. Denn GOtt kan im Menſchen nicht leben / ſo er nicht der Welt abſtirbet / Sinte - mal je mehr man der verderbten Na - tur lebet vnnd jhrer Luſt / je weniger man GOtt lebet vnd ſeinen Willen: Vnd je weniger man der Natur lebet vnnd jhrer Luſt / je mehr man GOtt lebet vnd ſeinen Willen: Summa / je mehr jhr dem Geiſt wollet leben / je mehr jhr der Natur vnd dem Fleiſch muͤſſet ſterben.

Das127Vom Gebet deß Hertzens / etc.

Das XIX. Capittel. Vom inwendigen Gebet deß Her - tzens / vnd vom rechten verſtand deß Vater vnſer.

Roͤm. 8. Wir haben einen Kind - lichen Geiſt empfangen / durch welchen wir ruffen Abba lieber Vater. ()

GLeich wie GOtt groſſe ding in den demuͤtigen Hertzen Wir -Gebet iſt eine Wir - ckung deß H. Gei - ſtes. cket / alſo auch der Heilige Geiſt / das Kindtliche Gebet. Denn ohne den H. Geiſt geſchicht kein wa - res Gebet / denn der Heilige Geiſt ruffet vnd ſeufftzet in vnſer Seele / vndRoͤm. 8. iſt vnſer Seelen ſprache vnd geſchrey /Gal. 4. ja vnſer Leben. Denn gleich wie die Seele das Leben iſt vnſers Leibes / alſoDer Hei - lige Geiſt iſt vnſerer Seelen Le ben. lebet die Seele von dem Heiligen Geiſt / vnnd er iſt vnſer Seelen Leben. Nun iſt aber der Heilige Geiſt ein zeu - ge der Goͤttlichen Kindtſchafft / vnndK iijder128Vom Gebet deß Hertzensder Himliſchen geburt auß Gott / wer dieſelbe recht weis zugebrauchen / im Glauben an Chriſtum / in der Liebe deß H. Geiſtes / auff die guͤtigkeit deß Milden vnd Ewigen Vaters / der wird groſſe Himliſche Guͤter von jhm erbit - ten. Denn vnſer Gott iſt ſo guͤtig vndGott iſt leichtzuer - bitten. freundtlich / wer es recht verſtuͤnde / er bete jhm alles ab / denn er iſt gantz leicht zuerbitten von ſeinen Kindern / die ſich gruͤndlich zu Ihm kehren. Aber diß gruͤndliche zukehren zu Gott / das muß GOTT ſelber wircken. Darumb ſollen jhn ſeine Kinder taͤg - lich bitten. Daher kompt das rech - te inwendige Gebet deß Hertzens / durch die rechte zuneigung zu GOtt. Inwendi - ges Ge - bet.Diß inwendige Gebet durchdringet die Himmel / in dem man den Liebli - chen Fußſtapffen vnſers Herrn JEſu Chriſti nachfolget auß groſſer Liebe / nicht auß zwa[n]g wie Simon von Cyrene / den man zwingen muſte dem Herrn ſein Creutznach129vnd vom verſtandt deß Vater vnſer. nach zueragen. Denn ſo Barmhertzig iſt GOtt / das Er nicht warten mag biß vir jhn bitten. Er gehet vns ent - gegen vnnd bittet vns / das wir ſeine Fre[un]de ſein wollen / denn Er begeret von[vn]s das wir wollen das Er vns vergoe / vnnd wie Er thut / das wir auch[alſo]vnſern Neheſten thun. Se - lig iſt er dieſe Liebe Gottes erkennetChriſti Gebet. vnnd erſtehet / vnnd dieſelbe in dem Gecretzigten Chriſto recht lernet an - ſchawe / derſelbe Betet in ſeinem Hertzen[m]ehr denn alle außwendige Stimm auff Erden. Warhafftig ein ein[ige]r Gedancke / vnnd durch - ſchwang durch die Wunden vnſers Herrn JEſu Chriſti / im Glau - ben Lieb[e][vn]d Andacht / iſt GOtt lie - ber denn[alle]Orgeln / Glocken / Geſen - ge vnd M[usic]vnd Seitenſpiel.

E[in]Chriſt ſoll in ſeinem gan - tzen Leben auß Liebe alles thun /Alles aus Liebe zu - thun. vnnd ſich in den Gecreutzigten Chriſtum[ver]bilden: Was moͤchteK iiijeinem130Vom Gebet deß Hertzens /einem ſolchem Gehorſamen Kinde GOtt verſagen / das er jhm nicht ge - be: Darumb auff das wir wiſſen moͤchten wie wir ſollen bitten / hat vns vnſer Herr das Vater vnſer gel[e]hret / daſſelbe iſt ſo Edel vnnd Koͤſtli[c]h mit ſeinen Guͤtern / das wir nichtes[K]oͤſtli - chers vnd Edelers bitten koͤnne[n]Deñ ſonſt wuͤſten wir nicht was[wi]r fuͤr groſſe Guͤter bitten ſolten. [D]enn iſt nicht Gottes Reich ein vber gr[o]s Gut:Gottes Reich iſt er ſelbſt. Nun iſt GOtt ſelbſt ſein Reic[h]/ vnnd in denſelben Reich / reichet er in alle vernuͤnfftige Creaturen / vnd[d]arumb iſt das vmb welches wir bit[te]n war - hafftig GOtt ſelbſt / mit al[le]m ſeinen Reichthumb. In denſelb[en]Reich wird ja GOtt vnſer Vater vnnd be - weiſet ſeine Vaͤterliche T[re]w / vnnd Liebe in deme / das er in vns[ſ]ein Reich erbawet / auff das er in vn[s]ſtatt vnnd raum finde zu Wircken[ſe]in Edeles Werck / das iſt die Heil[ig]ung ſeinesNamens /131vnd vom verſtandt des Vater vnſer. Namens / das er groß vnnd herrlich in vns erkandt werde.

In dieſem ſeinem Reich in vns / Wircket er auch ſeinen Edelen willen / ohne alle hinderniß / alſo geſchicht ſein Wille auff Erden das iſt in vns / als ein Himmel / das iſt in jhm ſelber. Alſo ſieheſtu was vns GOtt geben will / wenn wir Beten / nemlich ſich ſelbſt / Er beut dem Menſchen nichts weniger denn ſich ſelbſt / wie er zu AbrahamGen. 15 ſagt / Ich bin dein Schildt / vnnd dein ſehr groſſer Lohn. So gibt vns vnſer Vater auch das Taͤgliche Brodt / das iſt / er gibt vns alle ſeine Creaturen zu Dienſte / vnd in denſelben ſeine Guͤtig - keit vnnd Mildigkeit. Denn ein recht GOtt ergeben Hertz / dar in GOtt ſeinen Willen wircket / iſt faͤhig aller Gaben Gottes / vnnd aller Tugenden die GOtt je gab oder geben will. Denn GOtt wil noch kan vns wegen ſeiner groſſen Liebe vnnd Erbarmung nichts verſagen / was vns nuͤtze vnd noth iſtK vLeib -132Vom Gebet des HertzensLeiblich vnnd Geiſtlich als deme beym beſten bewuſt vnnd bekant iſt vnſer E - lende. Darumb hat er vns auch zu er - kennen gegeben / vnſer Elend vnd Suͤn - de / vmb vnſers beſten willen / vnd geleh - ret / wie ſich der Menſch fuͤr Gott de - muͤtigen ſolle / vnnd ſich fuͤr Gottes Fuͤſſe legen / vnd ſprechen: Vergib vns vnſer Schuld / als wir[vnſern] Schuͤldi - gern vergeben / denn ſo barmhertzig iſt Gott / daß er vns die Vergebung an - beut / vnd lehret vns wie wir von Her - tzen begeren vnnd wollen ſollen / daß er vns vergebe / anzudeuten / Er ſey aus grundloſer Liebe vnd gnade / ehe vnd mehr zu vergeben geneigt als wir jhn geneigt ſein zu bitten: Ja auff daß er vns auch lehre daß ſeine Liebe von vns erfordere vnſerm Nechſten alſo auch zu thun / vnnd ein ſolch Hertz gegen jhm zu haben / wie er gegen vns. Denn ein wahres Kindt Gottes ſchleuſſet niemand aus / aus ſeiner liebe / noch aus der Liebe Gottes: Ja die Kinder Got -tes133vnd vom verſtandt des Vater vnſer. tes werden alſo ſanfftmuͤtig vnnd guͤ -Wahre Sanfft - muht vnd Guͤtig - keit. tig / moͤchten ſie das Edle Reich GOt - tes / allen Menſchen mittheilen / das wehre jhre Freude / vnd moͤchten ſie alle Menſchen ſelig machen ſie theten es gerne. Aus ſolcher Erkentnis vnnd abbittung der Suͤnden / erkennet der Menſch / daß er auſſer Gott vñ ſeinem Reich / Troſtloß Arin vnnd Elend iſt wegen der groſſen Schwachheit vnnd gebrechligkeit der Natur / darumb hat vns der Herr ferner befohlen zu bitten / daß vns GOTT nicht wolte laſſen fallen in Verſuchung / dardurch vns der boͤſe Feind von Got - tes Reich / Heiligem Willen vnd Hei - ligen Namen abzufuͤhren vnterſtehet / ſondern daß er vns von dem Boͤſen erloͤſen wolle / das iſt von vnſerm eignẽ willen / der boͤſen hochverderbte Natur / welche in vns das Reich / vnnd willenGott al - lem ge - buͤrt Eh - re / Krafft vnd Herr - ligkeit. Gottes hindert / vnd die Ehre ſo allein dem Namen GOTTES gebuͤhret. Denn134Vom Gebet deß Hertzens / etc. Denn das Reich iſt ſein / vnnd ſol ſein bleiben / die Krafft iſt ſein vnnd bleibet ſein / die Herrligkeit iſt auch ſein / vnnd ſoll vnnd wird in Ewigkeit allein ſein bleiben. Vnnd in dem wir ſie jhm al - lein geben / in dem bleibet ſie vns auch. Geben wir ſie jhm nicht allein / ſo ver - lieren wir ſein Reich Krafft vnd Herr - ligkeit / denn wir Heiligen ſeinen Na - men nicht recht / thun auch ſeinen Willen nicht recht: So bleiben wir denn auch auſſer ſeinem Reich / haben keine vergebung der Suͤnden / vnd keine Erloͤſung von al - lem boͤſen.

Das135Die Demuth muß in den grund / etc.

Das XX. Capittel. Die Demuth muß in den grund deß Hertzens geleget werden / darauff alle Werck deß Menſchen muͤſſen erbawet werden / oder es fellet alles zu grunde was der Menſch in ſeinem gantzen Leben erbawet hat / vnd wie durch Demuth der Sathan vberwunden werde: Wie in der Demuth wahre Buſſe ſey: Wie Demuth das Creutz williglich trage vnd das Hertz in Ruhe erhalte.

1. Petri 5. Haltet feſt an der Demuth. ()

DAs Werck das beſtehen ſoll /Demuth ein grund aller gutẽ Werck. muß auff den grund der De - muth erbawet werden / denn der Menſch vermag von jhm ſelbſt nichts. Darumb wenn du etwas an - fahen wilt / ſo falle nieder fuͤr dem Brunnen der vberflieſſenden Gnade Gottes vnd bitte Ihn demuͤtiglich das ſein Goͤttliche Ehre / Lob vnd Preiß in deinem Wercke moͤge geſuchet wer -den /136Die Demut muß in den Grundden / denn auſſer Gottes gnade iſt al -Auſſer Gottes gnade al - les ſuͤnde. les dein thun Suͤnde vnd Verdamnis. Wer nun diß thun kan / vnd allem des liebſten willens GOttes warten / in der ſtille in hoͤchſter Demuth / vnnd ſei - ne eigen Nichtigkeit anſehen: Sich in hoͤchſter Liebe Gott ergebẽ kan / in dem - ſelben wircket Gott ſolche Wercke die nicht außzuſprechẽ ſeyn / wie im gegen - theil die leidige Hoffart alle ding fuͤr Gott vnwerth vnnd zu einem grewel machet / vnd alle Wercke des Menſchẽ verderbet vnd beſtecket / vnd zu grundeHoffart verderbet auch die beſten Werck. reiſſet. Darumb haben wir viel mehr vrſach vns zu demuͤtigen / denn zu ſtol - tzieren / denn wir ſind ja erſtlich kommẽ aus einem lautern Nicht / vnnd werden wieder zu einem lautern Nicht / vnnd ſind weniger denn ein Schatte der ver - ſchwindet. Wir befinden auch die groſ - ſe vergifftung vnnd verderbung vnſerGruͤnde vnd vr - ſachen der Demut. Natur / daß wir alle zu groſſen Suͤndẽ geneiget ſein. Deñ ſo vns Gottes gna - de vnd Barmhertzigkeit nicht erhielte /ſo fie -137des Hertzens gelegt werden. ſo fielen wir teglich in die allergroͤſſeſtẽ Suͤnde / vnd in die ewige Verdamnis / wuͤrden allen Teuffeln in der Helle ewig zu theil: So kanſtu auch den boͤ - ſen Geiſt nicht beſſer vberwinden / denn durch Demuht / denn der boͤſe Geiſt iſt hoffertig vnnd will nicht mit hoffart vberwunden ſeyn / ſondern mit Demuht: Durch Hoffart wird er ge - ſtercket / denn die Hoffart iſt eine Wuͤr - tzel des Sathans. Wenn du dich aber[i]n lauterer Demuht zu Gott wendeſt / von allen Suͤnden / jtzo vberwindeſtu den Teuffel / daß er mit ſchanden da -[u]on fliehen muß. Es iſt ein erberm - lich ding / daß ſich ein Menſch alſo vom Teuffel vberwinden leſſet / da doch ein Chriſt iſt mit GOTTES Wort / Geiſt vnd Krafft geruͤſtet. Es iſt gleich als weñ ein wolgeruͤſter Man ſich niederlegte fuͤr einer Fliegen / vñ lieſſe ſich zu tode ſtechen vnd beiſſen. Denn bey den Demuͤtigen iſt die gna - de Gottes ſo ſtarck vnd mechtig / dz einMenſch138Die Demuth muß in den grundMenſch dadurch warhafftig den Sa - than vberwinden kan / wenn er jhm Maͤnnlich durch Gottes Krafft vnnd Gnade wiederſtehet / vnnd ſo kan jhm auch der Sathan nichtes angewin -Dem Teuf fel zu wie - derſtrebẽ. nen. Denn warhafftig ſo jhr dem boͤ - ſen Feinde nicht habt wiederſtanden / vnnd jhn durch Gottes Krafft vber - wunden / ſondern euch vberwinden laſ - ſen / ſo werdet jhr der Teuffel ſpott ſein an jenem Tage in Ewigkeit / das jhr dem Sathan gefolget habt: Alſo ler - net die Frucht vnd Gnade der DemutDemuͤtig Hertz duͤr ſtet nach Gott. verſtehen. So wird auch in den De - muͤtigen Seelen erwecket ein ſtetiger hunger vnnd durſt nach Gottes Gna - de / denn das iſt der Demuth eigen - ſchafft / vnd ſo kans denn GOtt nicht laſſen / Er muß dieſen hunger ſaͤttigen. Er kan jhn aber nirgendt mit ſaͤttigen / denn mit jhm ſelber / denn es kan in Ewigkeit der Hunger vnnd Durſt der Seelen nicht geſaͤttiget vnd geleſchet werden / denn mit GOtt ſelber. Solcheinen139deß Hertzens geleget werden. einen hefftigen durſt hat die erleuchtete Seele in jhr nach GOtt. In dieſer Demuth iſt gegruͤndet die wahre Buſ -Wahre Rewe koͤmpt her aus der Demut ſe / da der Menſch von Hertzen die Suͤnde berewet / ſeine grundtloſe vn - reinigkeit / verborgene boßheit / vnnd abgruͤndtliche verderbung ſeines Her - tzens ſiehet / vnnd im Glauben ſich an Gottes vnuerdiente Gnade helt / vnd fehet an Gott Hertzlich zu Lieben / ſich dem Willen Gottes zu laſſen / vnd ſich jhm gantz zu ergeben / alſo das was Gott wil / das wil er auch. Einem ſolchen Menſchen vergibt Gott Mil - diglich / wil auch von deſſelben Suͤnde nicht wiſſen / ſondern wil ſie vergeſſen / vnd nicht mehr gedencken. Denn er hat ſich von Suͤnden zu Gott bekeret / ſo hat ſich auch Gott zu jhme gekeh - ret / vnnd wil ſeine Suͤnde nicht mehr wiſſen. So nimpt auch die wahre Demuth alles Creutz von Gott wil - liglich auff / als ein ſolch Mittel / da - durch vns Gott zu vielen gnaden be -Lreitet /140Die Demut muß in den Grund / etc. reitet / vnd nimpt es nicht auff als von Menſchen / es komme her wo es wolle / ſondern lauter allein von Gott vnnd ſpricht: Biß willkommen mein lieber Freundt / ob ich mich deiner gleich hie nicht verſehen hette / ſo kompſtu mir doch nicht zur vnzeit / GOtt wil einen Heiligen auß mir machen vnnd einen gelaſſenen Menſchen. Letzlich ſoIn demuͤ - tigem Her tzen warer friede. behelt die wahre Demuth den Men - ſchen allezeit im Friede / auch im groſ - ſen gluͤck vnnd vngluͤck / in den gaben Gottes. Er gebe oder nehme / ſo bleibet er gleich / vnd nimpt alle ding von Gott gleich / lieb vnd leidt / ſawr vnnd ſuͤſſe. Alſo fehet denn Gottes gnade an groſ - ſe ding zu wircken in den demuͤtigen / denn zuuor haben ſie jhre eigne Wercke gethan / auß jhnen ſelbſt / aber nu tregt ſie Gott vnd wircket alle jhre Wer - cke ja ſeine Wercke in jnen / vnd durch ſie.

Das141Ein Menſch ſol ſeine luſt nit haben / etc.

Das XXI. Capittel. Ein Menſch ſol ſeine Luſt vnd Frewde nicht haben an den Gaben ſondern an Gott ſelbſt / vnd von verleugnung ſein ſelbſt.

Pſal. 32. Frewet euch deß HEr - ren / ſeidt froͤlich jhr Gerech - ten / vnd ruͤhmet alle jr from - men. ()

DIE wahre Liebe Gottes ſu - chet vnd meinet Gott lauterEigen - ſchafft der waren Lie be Gottes. allein in allen dingen vñ nicht ſich ſelbſt / beluͤſtiget ſich allein in Gott / in dem hoͤchſten Ewigen vnerſchaffenẽ gute / vñ nit in den Creaturen / vnd ſol - ches innerlich im grund der Seelen / da dz Reich Gottes iſt. Deñ die Seele hat vber die natuͤrlichen Kreffte / ſo dem Leibe das Leben vnd bewegung geben / ein verborgenes innerliches / bloſſes / lauteres weſen / welches mit der zeit vñ mit der Welt nichts zuthun hat / da iſt der ſitz vñ die ſtatt Gottes / abgeſchiedẽL ijvon142Ein Menſch ſol ſeine luſt nicht habenvon allen euſſerlichen Irrdiſchen din - gen / da wircket der H. Geiſt ſeine Ga - ben / vnnd treibet dieſelbe auß in die Kreffte der Seelẽ / in Weißheit / Ver - ſtandt / Sprachen vnnd Erkentniß. Darein fellet denn die Liſtige Natur /Luſt ſoll nicht ſein in den Ga ben. vnd erfrewet ſich der Gaben mehr als Gottes / befleckets mit eigenen Wol - gefallen vnnd Luſt / liebet die Gaben mehr als den der ſie geben hat / welches eine falſche betriegliche frewde vnd lie - be iſt. Denn die Gaben Gottes ſind nicht Gott ſelbſt / darumb ſol deine Luſt allein in Gott ſein vnnd nicht in den Gaben / wenn ein Menſch die Gaben empfangen hat / ſo ruhet er darin vnnd hat ſeine Luſt darin / es ſey was es wolle / eine Erkentniß / Liecht / oder ſuͤſſigkeit Gottes / ſo meinet er es ſey alles genug / aber mit nichten / es mangelt noch viel / denn das iſt noch nicht Gott ſelbſt. Denn wir ſind zuGOtt ſelbſt ei -[ni]g zu lie -[b]en. vnmeſſigen groſſen dingen geſchaffen vnd beruffen / nemlich Gottes ſelbſtentheil -143an den Gaben ſondern an Gott ſelbſt. theilhafftig zu werden. Darumb nimpt das Gott hoͤchlich fuͤr vbel / das wir vns an kleinen dingen benuͤgen laſ - ſen / denn er iſt nichts ſo willig vnd be - reit vns zu geben / als ſich ſelbſt / vnnd das in hoͤchſter Edelſter weiſe. Vnnd wenn ers beſſer hette denn ſich ſelbſt / ſo gebe ers vns / darumb weil wir Got - tes begierde ſein / denn Gott begeret nichts ſo hoch als vns / derwegen ſol Gott hinwieder vnſer hoͤchſte begierde ſein. Demnach ſollen wir nicht in den Gaben Ruhen / ſondern in Gott / vnd ſollen vns nirgend an begnuͤgen laſſen denn an Gott ſelbſt. Denn welche Gabe were demſelbẽ zu groß zugeben /Gott gibt ſich vns ſelbſt. der ſich ſelbſt gentzlich geben hat vnnd geben wil? Die boͤſe Natur aber iſt al - ſo ſehr auff ſich ſelbſt geneigt / mit eig - ner Liebe vnd Ehre / das ſie jhr allezeit zueignet das jhr nicht gebuͤret / vnnd darin Luſt vnnd Frewde ſuchet / das doch ein frembd Gut iſt / vnnd im Au - genblick kan wieder genommen wer -L iijden /144Ein Menſch ſol ſeine luſt nicht habenJon. 4.den / wie der Kuͤrbis Jonæ: Beflecket auch die guten gaben Gottes / vnnd hindert GOtt an ſeinen Wercken. Tieffe ver derbung Menſchli - ches Her - tzens.Denn die Elende Menſchliche Natur iſt durch die Erbſuͤnde / alſo hoch vnnd tieff durch vnnd durch vergifftet / das der tauſende Menſch die verborgene boßheit / ſeines Hertzens nicht erken - net oder verſtehet / wie der 19. Pſalm ſpricht: Vnnd wegen ſolcher vergiff - tigung liebet ſich der Menſch mehr denn GOtt / ſeine Engel vnd was Er je geſchaffen hat. Dieſen tieffen Ab - grundt der verderbung Menſchlicher Natur / koͤnnen alle Gelehrte Leute nicht gnugſam außreden / koſtet dem - nach viel muͤhe dieſen falſchen grundt / im Hertzen vmbzuſtoſſen vnnd außzu - reuten. Denn diß iſt die rechte Ab -Sich ſelbſt ver - leugnen iſt ſehr ſchwer. negatio vnd verleugnung ſein ſelbſt / davon vns vnſer Herr Predigt / wollen wir anders ſeine Juͤnger ſein vnnd kan ehe ein Menſch alles zeitli - che verlaſſen / Golt / Silber / Heuſervnd145an den Gaben ſondern an GOtt ſelbſt. vnd Schloͤſſer / denn er ſich ſelbſt ver - laſſen vnnd verleugnen kan / ſo tieff iſt diß Gifft eingewurtzelt in die Natur. Zu dieſer verleugnung muß vns Gott durch mancherley Creutz zwingen / vnnd alles Creutz iſt zu dieſem Ende gerichtet / vnnd was denn alſo dem Menſchen wiederſtehet euſſerlich vnd innerlich / Leiblich oder Geiſtlich / iſt von GOtt hiezu verordnet / ja von GOtt Ewiglich da - zu verſehen.

L iiijDas146Wie vnſer Werck Gott gefallen

Das XXII. Capittel. Wie vnſer Werck Gott gefallen / wie wir bey GOtt Gnade erlangen moͤgen / vnd gerecht werden / auch wie ein Menſch ſeiner Gaben / ſo er von Gott empfangen. / leicht - lich Mißbrauchen / vnd ſeine Seele ſchend - lich beflecken kan / vnd wie er ſeiner Gaben recht gebrau - chen ſoll.

Pſal. 37. Habe deine Luſt an dem HErrn / der wird dir ge - ben was dein Hertz wuͤn - ſchet. ()
Auſſer der Gnaden Gottes ge ſchicht kem gut Werck.

WEil der Menſch von Natur iſt vnter Gottes Zorn / ſo ſind auch alle ſeine Natuͤrliche Wercke / vnter Gottes Zorn / Er thue denn auch ſo hohe Wercke fuͤr der Welt / als er immer wolle / denn er kan auſſer der Gnaden Gottes / nichts thun das Gott Wolgefalle / iſt er aber in Gnaden / ſo ſind alle ſeine Wercke inGna -147vnd wie wir fuͤr jhm Gerecht werden. Gnaden / vnnd gefallen GOtt wol / denn Gottes gnade wircket dieſelbe in jhm.

Darauß folget nun das du mit S.1. Cor. 15. Paulo / alle deine Gaben / der gnaden Gottes ſolt zuſchreiben / vnnd nicht dirIn Wer - cken iſt nicht die Gerechtig keit zuſu - chen. ſelbſt / auch nicht darin deine Gerech - tigkeit vnd Seligkeit ſuchen. Denn hette ein Menſch alle die Marter gelit - ten / die alle Heiligen gelitten haben / vnnd alles gethan / das alle Chriſten je gethan haben / oder immer thun moͤgen biß ans Ende der Welt: Vnnd wenn du dich alle Tage lieſſeſt toͤdten / vnnd wieder Lebendig machen / vnd Steine vnd Dorne Eſſeſt / hiemit koͤnteſtu kei - ne Gnade erlangen auß dir ſelbſt / ſon - dern ſencke dich durch den Glauben in die tieffeſte grundtloſeſte Barmhertzig - keit Gottes in Chriſto / mit einem De - muͤtigen gelaſſenen willen vnter Gott / vnd alle Creaturen / ſo wird dirs Chri - ſtus allein geben auß groſſer Mildig - keit / vnd freyer reiner Liebe vnd Barm -L vhertzig -148Wie vnſer Werck Gott gefallenLuc. 17.hertzigkeit / wie vnſer lieber Herr ſpricht: So jhr alles thut ſo ſprechet / wir ſind vnnuͤtze Knechte geweſen. Ach Barmhertziger GOtt / wie iſt vnſer Gerechtigkeit aus vns ſelbſt / ſo ein arm ſchnoͤde ding fuͤr den Au -Eſa. 64. gen GOttes / Ein Vnflat / wie Eſa. außſagt. Denn alle Wercke die alle Menſchen vnnd Creaturen wircken oder wircken moͤgen / biß an das EndeSicher - ſter Weg zur Selig - keit. der Welt / die tuͤgen alle zu vnſer Ge - rechtigkeit lauter nichts. Gehe aber durch die ſicherſte Pforte in das Er - be / vnnd opffere Chriſti vnſchuͤldi - ges Leyden / fuͤr dein verſchuldes Ley - den / ſeine vnſchuͤldige Gedancken fuͤr deine ſchuͤldige gedancken / ſeine Heilige Wort fuͤr deine ſchuͤldige Wort / vnnd alſo alle ſeine Wercke / ſeine Armut / Gedult / Sanfftmut vnd Liebe / fuͤr alles das / ſo dir gebuͤhrt auß - wendig vnd inwendig / vnnd ſiehe alle - zeit Chriſtum an ſo du bey GOtt wiltLuc. 15. gnade haben / vnnd kehre zu jhm wieder149vnd wie wir fuͤr jhm gerecht werden. der verlorne Sohn thut / ſo wird erChriſtus wird ſich vmb vn - ſert willen nicht en - dern. dich mit Freuden auffnehmen. Er wird ohne zweyffel ſein weſen / nach ſeiner gewoͤhnlicher guͤtigkeit / vmb deiner Suͤnde willen / ſo ſie dir leid ſeyn / nicht endern. Es iſt doch ſein eigner milder Schatz / den er allen anbent aus lauter guͤte / vnd iſt jhm ein geringes dir deine Schuld zu verge - ben / wenn du jhm daſſelbe nur ge - traweſt. Denn ſeine Hand iſt nichtEſa. 50. verkuͤrtzet / daß ſie dir nicht helffen koͤnte. Vnd ſo viel Armer vnd Elen -So viel Armer in dir / ſo viel Reicher in Chriſto. der du in deinen ſelbſt Augen fuͤr jhn koͤmpſt ſo viel mehr du jhm angeneh - mer biſt / vnnd er dich von ſeinem gut ſelbſt herrlich begaben vnnd Reich machen will / denn gleich wie ein Tro - pffen gegen dem Meer / alſo ſind aller Menſchen Suͤnde gegen der grundlo - ſen guͤte Gottes. So du nun in gna - den biſt / ſo ſind alle deine Wercke in gnaden / vnnd alles was GOtt gefelletdas150Wie vnſer Werck GOtt gefallendas gefellet jhm in ſeinem eingebornen Sohn / vnd alles was Gott lieb hat / das hat er lieb / in ſeinem eingebornenIſt die Perſon in Gnaden bey Gott ſo gefallẽ jhm die Wercke. Sohn / darumb ſol der Menſch alſo leben / das er eins ſey durch den Glau - ben mit dem eingebornen Sohn Got - tes / ſo iſt er vnd alles das ſein / bey Gott in Gnaden. Hie muſtu aber mercken / ſo dir Gott als ſeinem gnaden Kinde Gaben gibt / daß du dich nicht in den - ſelben ſolt beluͤſtigen / ſondern allein an Gott deinen Vater: Am HerrnPſalm 37. ſoltu / wie der Pſalm ſagt / deine Luſt haben / vnnd nicht an deinen Gaben / nicht ſoltu deine Luſt vnd ergetzung ſu - chen in den Gaben / ſondern allein in Gottes Lob vnnd Ehr / das allein ſein Goͤttlicher wille in dir / vnd durch dich moͤchte vollbracht werden / vnd in allen Creaturen. Gleich wie ein Waſſer außfleuſſet vnnd wieder einfleuſſet in ſeinen Vrſprung: Alſo trage deineGaben ſind Gott wieder zu zuſchreibẽ Gaben wieder in jhren Vrſprung / in GOtt / darauß ſie gefloſſen ſein. Dar -umb151vnd wie wir fuͤr jhm Gerecht werden. umb wiltu nu deiner Gaben recht ge - brauchen / ſo mercke folgende Regel: Wenn du alle Goͤttliche Gaben het - teſt / im Himmel vnd Erden / vnd aller Heiligen gute Werck / ſo bald du dich dar in beluͤſtigeſt / vnnd deine eigen Luſt vnnd Frewde darin ſucheſt / ſo bald iſt diß Gut alles beflecket / mit Vntu - gendt vnd Abgoͤtterey. Denn du ſolt an keinem dinge Luſt Ruhe vnd Frew - de haben / weder im Himmel noch Er - den / denn bloß vnd lauter an Gott al - lein / vnd ſo du das thuſt / ſo iſt GOtt ſelbſt deine Frewde / Luſt / Ruhe / genuͤg - te / Schatz / Reichthumb / auffenthalt innerlich vnnd euſſerlich / welches tau - ſentmal beſſer iſt / denn alle deine Ga - ben. Auff dieſe weiſe wirſtu Wirdig ein Werckzeug vnd Gefaͤß zu ſein der Gnaden gaben Gottes / denn Gott wilHofferti - ge ſind des Teuf - fels Werck zeuge. nicht durch Hoffertige Geiſter Wir - cken / denn dieſelbe ſind Werckzeuge vnd Glieder des Lucifers / den Demuͤ - tigen aber gibt er gnade / ſagt S. Pe -1. Petri. 5.trus /152Wie vnſer Werck Gott gefallentrus / darin legt er ſeinen Schatz. Die inwendige Hoffart iſt die groſſe Wur - tzel aller Vntugend / dardurch beſitzet der Teuffel die ſtadt / die allein der ewige GOtt / mit ſeiner gnade beſitzen ſolte. Gleich wie ein Weinſtock / auß -Schoͤnes gleichnis. wendig vngeſtalt / vnnd vnanſehnlich iſt / vnnd wenn er dem Menſchen nicht bekant were / wuͤrde es jhm deuchten / er were nirgend nuͤtze vnnd gut zu / denn ins Fewer: Aber in dieſem deinen Holtz / ſind die lebendigen Adern dar - aus die Edelſte Suͤſſigkeit entſpringt: Alſo ſind alle Goͤttliche Leute / durch welche GOtt wircket / außwendig als ein ſchwartz verdorben vnnuͤtz Holtz denn ſie ſind demuͤtig / vnachtbar / we - der von groſſen Worten / noch euſſerli - chen Scheinwercken: Aber inwendig ſind ſie die lebendigen Adern / da jhr Theil GOtt ſelbſt iſt. Welche aber mit jhren gaben ſtoltzieren / vnd mit jh - rer milden Almoſen prangen / machenFen -153vnd wie wir fuͤr jhm gerecht werden. Fenſter vnd Altar in die Kirchen / vnndAlle gute Wercke ſollen in wahrer Demut geſchehẽ. zeichnen dieſelbe mit Schilt vnd Wa - pen / vnnd wollen das es alle Men - ſchen wiſſen / darin haben ſie jhren Lohn hinweg / vnnd damit hat der Menſch alle ſeine Werck verderbet. Iſt auch nerriſch / daß ſie laſſen fuͤr ſich bitten mit groſſem Schein / denn die Allmoſen ſo aus demuͤtigen einfel - tigen Gott ergebenen Hertzen gegeben werden / bitten mehr denn alle Men - ſchen / denen die Allmoſen wiſſent vnd bekant ſeyn / daß ſie zum Schein geben ſeyn. Wiltu nun das alle deine Wer - cke tuͤglich vnnd nicht Wurmſtichig ſein ſollen / ſo mercke dieſe vier Regeln /Vier Re - geln der wahren Demut. Erſtlich daß du von allen deinen Wer - cken nichts halteſt / nicht dich ſucheſt vnd meineſt / ſondern GOTT allein. 2. Soltu ein demuͤtig Gemuͤt haben vnter Gott / vnd alle menſchen / in dem kleineſten ſo wol als in dem groͤſten / dich ſol duͤncken alle Menſchen ſind gerechter denn du.

3. Soltu154Wie vnſer Werck Gott gefallen

3. Soltu alle dein thun fuͤr vnnuͤtz vnd fuͤr nichtig halten. 4. Das du dich immer fuͤrchteſt / fuͤr dem verborgenen Vrtheil Gottes / nicht zwar als ein zweiffeler ſondern als ein Liebhaber Gottes / wie ſich ein Freund fuͤrchtet / das ſein Freund nicht mit jhm zuͤrne. Wer in dieſen 4. ſtuͤcken ſein Werck nit thut / der verdirbet alle ſeine Wer - cke / vnd wenn ſie lauter Gold weren / vnd thet er auch ſo viel Wercke / als die gantze Welt thun kan. Wer aber ſei - ne Werck alſo thut / der iſt ein rechter guter Baum / an welchem allein die rechte Frucht hanget / die andern ſind alle Wurmſtichig vnd ein fauler Apf - fel. Auch ſoltu wiſſen das nie ſo einWas dem Neheſten zu nutz ge - ſchicht ge - felt Gott wol. klein oder gering Werck vnnd Ampt iſt / ſo es dem Nechſten zu nutz ge - ſchicht / es iſt Gott angenehme. Vnnd wer ſein Pfundt nicht anleget dem Menſchen damit zudienen / der muß ſchwere Rechnung dafuͤr geben / denn darumb hat ers von Gott empfangen /als155vnd wie wir fuͤr jhm Gerecht werden. als eine Gabe das ers wieder geben ſol / ſeinem Neheſten zu nutz / denn es iſt nie ſo ein klein Werck vnd Kuͤnſtlein es kompt von GOtt vnnd iſt dem Men - ſchẽ zu nutz gegeben: Darumb ſagt vn - ſer Herr / Johannis am dritten / vonWelche Wercke in Gott ge - than ſind. den Wercken die in GOtt gethan ſein / das ſind die ſo im Glauben in Hertzlicher Liebe / zu Gottes Ehren / auß reiner lauter meinung / ohne alle eigne Ehre vnd nutz dem Neheſten zum beſten gethan werden / wie einem jeden ſolches ſein gewiſſen lehret. Darumb hab acht / was dich zu deinem Werck jagt oder treibet / damit du dein eigen Werck nicht verderbeſt. So du aber mit deinen gaben deinem NeheſtenMatt. 25. nicht dienen wilt / ſo wirdt dirs gehen wie jenem faulen Knecht / der ſoin Pfundt vergraben hatte / der Herr aber der es jm gegeben / nams jhm wie - der vnd gabs einen andern der es beſſer zugebrauchen wuſte / Alſo bleibeſtu leer / beydes der Gaben vnd der Gna -Mden156Wie vnſer Werck Gott gefallenden dazu. So iſts auch groſſe Thor - heit / ſich eines dinges vnternehmen / das jhm GOtt nicht gegeben hat / oder davon zierliche Reden fuͤhren / das man nie geuͤbet oder erfahren hat / vnd wenn man auch fuͤrgebe / das die H. Dreyfaltigkeit ſolches wirckete / ſo hal - te nichts davon / er habs denn erfahren vnnd geuͤbet inwendig vnd außwen - dig.

Schein - Wercke gefallen Gott nit.

So ſoltu auch wiſſen das alle Werck die ein Menſch thut die nur zum ſchein dienen / oder das man geſe - hen vnd groß gehalten werde / das alle dieſe Wercke GOtt nicht gefallen / wie groß oder hoch dieſelbe auch ſeindt oder ſcheinen / denn wer deß Wercks eine Vrſach iſt / oder wer die Geburt gebieret / deß iſt ſie / vnd keines andern / darumb iſt der ein Heuchler vnnd Gleißner der in allen dingen ſich ſelbſt meinet / vnnd iſt gleich als ein vberguͤl - det Werck / dz inwendig nichts taugt / vnd ſo man das vberguͤldete abſchabet /ſo iſt157vnd wie wir fuͤr jhm gerecht werden. ſo iſt das da bleibet nichts werth / alſo iſt in ſolchen Heuchelwercken / keine reine Liebe vnd Ehre Gottes / ſondern eine Blinde Fleiſchliche Liebe / die der Ehrſuͤchtigen Natur / luſtig vnnd lieb - lich iſt.

Auch ſoltu wiſſen das alle guteAlles in Gott zu - richten. Wercke / die der Menſch in etwas an - ders richtet denn in GOtt / eitel Luͤ - gen ſein vnd Abgoͤtterey. Denn alle ding ſind denen ein Abgott / deß GOtt nicht ein Ende iſt. Darumb muͤgen wir wol Gaben gebrauchen / aber nicht dran hangen mit Luſt / denn ſolches ohne Abgoͤtterey nicht ge - ſchehen kan.

M ijDas158Vom Geheimniß des Creutzes /

Das XXIII. Capittel. Vom Geheimniß deß Creutzes / wie wir dadurch zu GOtt gezogen werden.

Matt. 10. Wer nicht ſein Creutz auff ſich nimpt / vnnd folget mir nach / der iſt meiner nicht werth. ()
Alle ware Chriſten ſind Creutz traͤger.

ALLe die wahre Juͤnger / Liebha - ber vnd nachfolger Chriſti ſein wollen / die muͤſſen jhr Creutz tra - gen in dieſer zeit / es ſey welcherley es wolle / denn fleuget man eines ſo fellet man ins ander. Fleug wohin du wol - leſt / vnd thu was du wolleſt / es muß ge - litten ſein. Es iſt ſo klein oder großGOTT hilfft tra - gen. Creutz nicht / GOtt leget ſeine Hand vnter vnd tregt die Buͤrde am ſchwere - ſten theil / dadurch wird der Menſch ſo froͤlich / vnnd jhm das Creutz ſo leicht gemacht / das jhm nicht duͤncket das er je gelitten hab / ſo bald aber Gott vnterder159wie wir dadurch zu Gott gezogen werdẽ. der Buͤrden weg gehet / ſo bleibet die Buͤrde des Leidens in jhrer ſchwerheit vnd bitterkeit / darumb hat der Sohn Gottes Chriſtus Jeſus das ſchwere - ſte Creutz getragen in der aller ſchwere - ſten Weiß / vnd haben es jm alle nach - getragen / die ſeine liebſte Freunde ge - weſt ſein. Denn Niemandt das mitGroſſes Gut im leiden ver borgen. Worten außſprechen mag / wie ein vnaußſprechlich gut im Leiden verbor - gen iſt / denn Gott auß lauter Liebe vnd Trewe / das Creutz auffleget / auffRoͤm. 8. das er dadurch ſeine Freunde zu ſich ziehe / Chriſto gleich mache / vnd das ſie jhrer Seligkeit nicht beraubet werden. Es ſollen dich aber lehren dein Creutz recht tragen / die H. Fuͤnff Wunden vnſers Herrn Jeſu Chriſti: Dieſel - ben ſollen dein Lehr vnd Creutzbuͤch -Chriſti Wunden vnſer Creutz - Buch. lein ſein: Als die Wunden ſeiner Hei - ligen Fuͤſſe / ſollen dich lehren meiden vnd leiden: Meiden / alle Luſt: Leiden / alles was vber dich kompt / inwendig vnd außwendig / dieſe beyde Kraͤffte /M iijſauge160Vom Geheimnis des Creutzesſauge auß den Wunden der Fuͤſſe Chri - ſti. Die Heiligen Wunden ſeiner Mil - den Haͤnde ſollen dich lehren ſchwei - gen / vnd alle zeitliche dinge verachten. Die Wunde ſeiner H. Seiten / ſoll dich lehren dich ſelbſt verleugnen / vnd allein in Chriſto alle deines Hertzens Luſt vnd Wonne ſuchen. Der Heilige bloſſe Leichnam deines Herrn am Creutz ſol dich lehren entbloͤſſen von allen Creaturen. Denn gleich wie vn - ſer Herr bloß ans Creutz geſchlagen ward / das nicht ein Faͤdenlein an ſei - nem Leibe bliebe / vnd ſeine Kleider wur - den darzu verſpielet fuͤr ſeinen Goͤttli - chen Augen / alſo ſoltu wiſſen in der Warheit / ſoltu zu deiner vollkommen - heit kommen / ſo muſtu alſo bloß wer - den / alles deſſen das Gott nicht iſt / das du einen Fadem an dir nicht behalteſt / vnnd daſſelb muß dennoch fuͤr deinen Augen verſpielet werden / vernichtet / vnd von allẽ Menſchen fuͤr ein geſpoͤtt vnd Thorheit vnnd Ketzerey geachtetvnd161wie wir dadurch zu Gott gezogen werdẽ. vnd geſchetzet werdẽ. Es fellet nicht ſoAlles Creutz iſt zuuor ver - ſehen. klein auff vns / Es iſt alles von Gott zu - uor angeſehen / das es alſo ſein ſol vnd nicht anders / vnd dafuͤr ſoll man Gott dancken. Deñ Gott verhengt das aller groͤſſeſte vnd ſchwereſte leiden / vber die ſo jm Lieb ſein / der boͤſe Feind legt dem Menſchen auch viel heimliche vnd ver - borgene Stricke / das er jhn in guten Tagen ſtuͤrtze: Darumb wil vnſerDer Teuf - fel verfuͤrt durch gu - te Tage / Gott legt Creutz auf auß Liebe. lieber GOtt / ſeine Auſſerwehlten aus groſſer Liebe vnnd Erbarmung in dieſer Zeit / ohne vnterlaß Creutzigen / in mancher verborgener frembder wei - ſe / die vns offt vnbekandt iſt / vnnd will jhnen keinerley ding in dieſer Welt laſſen zu Lieb werden / auff das die boͤſen Geiſter keine Gewalt vber ſie haben / ſie zubetriegen / vnnd von GOTT abzufuͤhren. O wuͤſten wir / wie das Creutz vns zu GOTT fuͤhrete / vnnd was groſſe Ehre drauff folgen wuͤrde / vnnd wie behende es den boͤſen Geiſt von vnsM iiijtriebe /162Vom Geheimniß des Creutzestriebe / wir lieffen viel Meileweges dem Creutz entgegen. Denn Leiden vnnd Creutz iſt ſo Edel vnd nuͤtze / das vnſer lieber GOtt alle ſeine Freunde ohne Leiden nicht laſſen will.

Verſtuͤnden wir den Adel des Creutzes / wir achteten vns deſſelben Vnwirdig / ſo eine groſſe gnade Got - tes iſt es / Chriſti Bilde gleich werden. Chriſtus hat der Welt nie gefallen / darumb hat jhn die Welt verſchmehet:Gal. 1. Vnter tauſendt Chriſten aber findet man kaum einen / der zu dieſer vollkom - menheit kommen iſt / das er der Welt nicht begehre zu gefallen. Denn werDer Welt vnd jhm ſelbſt ab - ſterben. der Welt gefallen wil / kan Gott nicht gefallen / vnd wer der Welt voll iſt / der iſt Gottes leer / denn ſo viel ein Menſch der Welt vnd jhm ſelbſt ſtirbt vnd auß - gehet / alſo viel gehet vnſer Herr GOtt wieder ein / der das Leben iſt. Kein Menſch gefellet Gott beſſer / denn an dem Gott ſeinen willen voll - bringet. Were ein Koͤnig deme ichgerne163wie wir dadurch zu Gott gezogen werdẽ. gerne wolte gefallen / vnd ich wuͤſte ge - wiß das ich denſelben baß gefiele / in ei - nem grawen Rock / denn in einem an - dern wie gut er auch were / ſo iſt kein zweiffel / mir were das grawe Kleidt luſtiger vnnd lieber denn kein ander / es were ſo gut als es wolle. Alſo weil du weiſt / das dein Creutz Gottes Wolge - fallen iſt / ſo ſolle dirs lieber ſein denn gute Tage. Wiltu recht wiſſen / obVnter - ſcheid des Leidens vmb vns ſelbſt vnd vmb Got - tes willen. dein leiden Gottes ſey oder dein / das ſoltu daran mercken: Leideſtu vmb dein ſelbſt willen / in welcher weiſe es ſey / das leiden thut dir wehe vnd iſt dir ſchwer zutragen: Leideſtu aber vmb GOtt allein / das Leiden thut dir nicht wehe / vnnd iſt dir auch nicht ſchwer / denn GOtt tregt die Laſt / Leget dir nu GOtt einen Centner auff vnnd tregt jhn ſelbſt / ſo mehr legte er Hundert auff / als nur einen / denn daſelbſt ma - chet GOtt die Laſt leicht / vnnd dasMatth. 11. Joch ſuͤſſe. Darumb lege auff lieber GOtt was du wilt / vnnd wie viel duM vwilt164Vom Geheimniß des Creutzeswilt / vnd hilff tragen / ſo trage ichs nit ſondern du. So muſtu auch lernen / das alle rechtſchaffene gaben GOttes muͤſſen durch Leyden kommen / kom - men ſie aber fuͤr dem Leiden / ſo muͤſſen ſie doch mit dem Leyden bewehret wer - den. Vnd dieweil das Leyden der See - len ſehr nuͤtze vnd fruchtbar iſt / darumb hat GOtt allen ſeinen lieben Heiligen vnd Freunden / vnd ſonderlich ſeinem Eingebornen Sohn groß Leyden hie in dieſer Zeit auffgeleget / darumb ſo leidet auch vmb Gottes willen / von wegen derſelben Fruchtbarkeit. DieGott ſol man ſich gantz er - geben. Gottſeligen Leute ergeben ſich GOtt gantz vnd gar / vnnd nehmen ſuͤſſe vnnd ſawr zu gleich von jhm an / ſo muͤſſen ſie in der Demuth bleiben / denn die Helliſchen Hunde laſſen nicht ab / ſon - dern verſuchen allezeit / ob ſie den Menſchen von der Gottſeligkeit ab - reiſſen moͤgen. Der Himliſcher Va - ter ſandte ſeinen Eingebornen Sohn / in Menſchlicher Natur zu leyden / ſowolten165wie wir dadurch zu Gott gezogen werdẽ. wolten wir gerne alle Leyden fliehen / aber ich ſage euch fuͤrwar / wollen wir den ſicherſten Weg gehen vnd durch - brechen / ſo mag es nicht anders ſeyn / wir muͤſſen den wahren Bilde vnſers Herren Jeſu Chriſti in etwas durch Leyden nachfolgen. Alle Ley - den eines Chriſten ſie ſind ſo gering als ſie wollen / kommen von GOtt vnd auß ſeiner vnaußſprechlichen Liebe / vnd gereichen dem Menſchen zu nutz. Es iſt nimmer ſo ein klein Leyden auff dich kommen / Gott hat es zuuor ewig - lich angeſehen / vnd das geliebet jhm / vnnd hat ſein wolgefallen dran. WennNichts ohne Got tes willen. alle Teuffel die in der Helle ſein / vnnd alle Menſchen die auff Erden ſind / zu ſammen geſchworen hetten / ſie koͤnten alle einem gleubigen Menſchen vnnd einem geliebten Gottes nicht ſchaden / vnd je mehr ſie ſich befleiſſigen jhm zu ſchaden / je mehr er erhoͤhet wird von Gott / vnnd wenn ein ſolcher Menſch gleich in die Helle gezogen wuͤrde / ſomuſte166Vom Geheimniß des Creutzesmuſte er doch darinnen / GOtt / ſein Himmelreich vnd Seligkeit haben.

Die Jaͤger welche einen Hirſch im Thiergarten Hetzen / wenn ſie ſe - hen das der Hirſch zu muͤde iſt / weil ſie wiſſen das ſie ſeiner im Garten gewiß ſein / halten die Hunde ein wenig / vnd laſſen den Hirſch im Thiergarten ein wenig ſpatzieren gehen / das er etwas dadurch geſtercket werde / damit er das Jagen darnach deſto baß außſtehen moͤge: Alſo thut GOtt dem Men - ſchen auch / wenn er ſiehet das jhn dasAnfech - tung Ja - get zu GOtt. Jagen wil zu viel werden / vnd die An - fechtung zu groß iſt / ſo helt er ein we - nig auff / Troͤſtet / Labet vnd erquicket den Menſchen / das jhm deucht er hab ſeine noth nugantz vnnd gar vberwun - den / diß iſt darnach ein ſterckung zu ei - ner newen Jagt / vnd wenn der Hirſch am wenigſten drauff gedencket / ſo ſind jhm die Hunde wieder auff den Halſe / vnd ſetzen jhm mehr zu denn zuuor / vnd das thut GOtt auß groſſer Trewevnd167wie wir dadurch zu Gott gezogen werdẽ. vnnd Liebe denn durch die Anfechtung wird der Menſch zu GOtt gejagt / mit begierlichen durſt vnd froͤlichem Her - tzen / als zu dem Brunnen da alle Wonne Friede vnnd Frewde iſt / alſo das jhm der Trunck den er bekompt auff den durſt / deſto ſuͤſſer / luſtiger vnd angenehmer werde / hie in dieſer zeit / darnach im Ewigen Leben / da man den ſuͤſſen Brunnen Trincken wird mit voller Luſt / auß ſeinem eignen Vrſprunge / das iſt auß dem Vaͤterli - chen Hertzen / das koͤnnen die klugen dieſer Welt nicht begreiffen / die hie - von nichts wiſſen / was der H. Geiſt fuͤr Wunder wircket in ſeinen Heili - gen. GOtt thut wie ein kluger Hauß - Vater / der viel gutes Edles WeinsGott han delt mit vns durchs Creutz als ein Vater. hat / gehet hinweg leget ſich ſchlaffen / ſo gehen denn ſeine Kinder hin vnnd Trincken deß guten Weins ſo viel das ſie Truncken werden / vnnd wenn der Hauß Vater auffſtehet vnnd das ge - wahr wird / ſo machet er eine Ruhtevnnd168Vom Geheimniß des Creutzesvnd ſteupet die Kinder wol / daß ſie dar - nach ſo traurig werden / ſo froͤlich ſie zuuor geweſen / vnd gibt jhnen darnach ſo viel Waſſer zu trincken / daß ſie da - uon wieder nuͤchtern werden: Alſo thut GOTT ſeinen außerwehlten Kin - dern / er thut gleich als wenn er ent - ſchlaffen were / vnd leſſet ſeine Kinder zuuor ſeinen ſuͤſſen Wein trincken / mit vollem Munde vnd gantzem luſt / wie ſie es begeren / aber wenn er ſiehet daß es jhnen zu viel vnnd nicht nuͤtz - lich ſein will / ſo enthenget er jhnen den guten Wein / vnnd machet ſie ſo trau - rig / ſo froͤlich als ſie zuuor geweſen ſein / damit ſie nach jhm duͤrſten vnd erDas ge - ringſte koͤnnen wir aus eignen Krefften nicht lei - den. ſie zu jhm bringe / vnnd das ſie ſehen was ſie ſind / vnd was ſie aus eignen Krefften vermuͤgen / wenn GOtt ſeine Gnade von jhnen abzeugt / vnnd daß ſie gedemuͤtiget werden / da ſie zuuor gedechten / ſie wolten wol mehr leyden vmb GOTtes willen / ſo ſehen ſiedaß169wie wir dadurch zu Gott gezogen werdẽ. daß ſie nichtes vermoͤgen vnnd daß ſie nicht nur ein klein Werck / oder Wercklein vmb Gottes willen leyden / vnnd vertragen moͤgen. Wir ſehen wie vns Chriſtus fuͤrgangen iſt / in Armut / Elend / Verſchmehung / biß in den Todt / alſo muͤſſen wir denſel - ben Weg auch gehen / wollen wir an - ders mit jhm in den Himmel kom - men. Da vns GOTT ſonſt nicht kan demuͤtigen / ſo leſſet er vns offt in Schande vnnd Truͤbſal fallen / daß es fuͤr Jederman erbermlich iſt / auff daß wir in vns ſelbſten geniedriget werden / denn in der Anfechtung ler - net der Menſch ſich ſelbſt erkennen wer er iſt / oder was er iſt. Denn man - cher Menſch iſt in dieſer Welt ver - dorben / deme nichts anders gefei - let denn die Anfechtung. Wenn du es recht bedechteſt / ſolteſtu dich von Hertzen frewen / vnnd dich vn - wirdig duͤncken / daß man dich ver - ſchmehete / vnnd dir leyden anthete /daß170Vom Geheimnis des Creutzes. das du es vmb Gottes willen / leiden ſolleſt. Denn weme Gott die Ehre vnd die Seligkeit goͤnnet / dz er dz Kleidt deß Leidens vmb ſeinet willen hie in dieſer Zeit an jhm tragen ſol / es ſeyAlles Creutz ein Zeichen der Liebe. außwendig oder inwendig / das iſt ein lauter Zeichen der Liebe Gottes / vnd fuͤhret den Menſchen zu ſeinem eignen grunde / das er ſich ſelbſt fuͤr nichts helt / mehr denn jhn Jemandt halten mag. Welcher Menſch vnſerm Herrn Jeſu Chriſto nachfolgen wil / der muß der Natur vnnd jhrer verkehrter Luſt Vrlaub geben. Man findet der Leu - te viel / die GOtt gerne nachfolgten ohne Leiden vnd Arbeit / vnd dieſelben ſuchen in jhnen ſelbſt Troſt / Friede vnd Frewde / da wird denn nichts aus. Chriſtus muſte Leiden vnd ſterben vndLuc. 24. alſo in ſeine Herrligkeit eingehen / demſelben Hertzog vnſers Lebens / ſollen wir allezeit nachfolgen / der vns daß Panier / des bittern Leidens / ſo trewlich hat fuͤrgetragen / mit ſo groſ -ſer171wie wir dadurch zu Gott gezogen werdẽ. ſer Gedult / inwendig vnd außwendig. Darumb ſollen alle wahre nachfolger Chriſti demuͤtiglich auff ſich nehmen /Alles Ge - duͤldig auffzuneh men. das Creutz jhres Leidens / vnd daſſelbe Geduͤltig vnnd froͤlich tragen vmb Chriſti willen / wovon es auch her - kompt / es ſey verſchuldet oder vnuer - ſchuldet / inwendig oder außwendig / ſo gehet er mit Chriſto durch Leiden in die Herrligkeit. Wir ſehen ja das mancher Menſch der Welt dienet / vñ nachfolget vmb ein wenig vergeng - licher Ehre vnd Ruhms willen / vnnd ſich froͤlich ſein ſelbſt vorzeihet vnnd was er hat / vnd waget ſich in ein frem - des Landt vnnd Krieg vmb zeitlicher Ehre vnnd Gutes willen / ſolten wir vmb die Ewige Kron / nicht deſto willi - ger Fechten vnd Streiten. Es iſt im Creutz ein groſſer Sieg / wie du an dei - nem Herrn Chriſto ſieheſt. GOtt iſt auch im Creutz / denn Gott gibt ſich dem Menſchen ja ſo wol durch harte ſchwere Anfechtungen / als durchNSuͤſ -172Vom Geheimnis deß CreutzesSuͤſſigkeit vnnd Guͤtigkeit / im Creutz iſt Gottes Wolgefallen mehr denn in guten Wegen: Denn ſo wenig dasDz Creutz iſt das Saitz vn - ſers Flei - ſches. Fleiſch behalten werden mag ohne Saltz das es nicht faul werde / ſo wenig moͤchte der Menſch Gott Wollgefal - ten / ohne Leiden vnnd Anfechtungen. Ja je mehr der Menſch durchs Creutz geſencket wird / in den grund der wah - ren Demuth / je mehr er geſencket wird in den grund deß Goͤttlichen weſens / denn wenn ſich der Menſch recht gruͤndtlich Demuͤtiget / ſo kan ſich GOTT nicht enthalten wegen ſei - ner groſſen Guͤtigkeit / er muß ſich ſen - cken vnnd gieſſen in den Demuͤtigen Menſchen. Darumb braucht GottWarumb der Menſch muß Ge - demuͤtiget werden. mancherley Mittel den Menſchen zu demuͤtigen / vnnd in das erkentniß ſei - ner Nichtigkeit zu bringen / auff das er deß Menſchen willen zu nicht mache / das er GOtt diene ohne eignen wil - len / welches denn Gott ſonderlich Lieb iſt. Es iſt auch offenbar auß vielenExem -173wie wir dadurch zu Gott gezogen werdẽExempeln der Heiligen / da ſie mit harten Anfechtungen geplagt gewe - ſen / vnnd nicht haben koͤnnen erloͤſet werden / das ſie ſich gentzlich vnnd gruͤndtlich dem Willen Gottes er - geben / vnnd ſeiner gnedigen Verſe - hung / vnnd ſich gentzlich verleugnet / vnnd Auffgeopffert / alſo das ſie ſich ergeben / zeit jhres Lebens ſolch Creutz zutragen / wo es GOTT gefiele / vnnd dadurch ſind ſie bald erloͤſet / nemlich durch eine ſolche Demuth vnnd Gehorſam vnnd Auffopfferung jhres eignen willens. Denn da hat Gott erlangt im Menſchen was er wolte / nemlich die verleugnung ſein ſelbſt / vmb welcher willen / der Menſch dz Creutz leiden muſte. Letzlich haſtu auch aus dem lieben Creutz dieſe Lehr /Niemand beleidiget vns als wir ſelber. das du wiſſen ſolt / das dich Niemandt beleidigen kan / wo du dich nit ſelbſt be - leidigeſt / durch vngedult vnnd zorn / du jrreſt wenn du meineſt / du ſeyſt von dieſem oder jenem beleidiget / dennN 2was174Vom Geheimniß deß Creutzes / etc. was kan dich ander Leut ſpott oder ver - achtung / oder verleumbdung beleidi - gen / wenn du in der ſtille ruhig / vnnd geduͤldig bleibeſt. Gleub mir die gan - tze Welt kan dich nicht beleidigen / weñ du ohne Vngedult vnd Zorn bleibeſt. Schweig ſtille als ein Todter im Gra - be / vnd ſiehe was die die gantze Welt thun kan: Warlich ſie thut nichts an - ders / denn das ſie dir eine Krone berei - tet deines Lobes bey Gott. O welche ſchoͤne drey Gradus hat die Gedult / in welchen der rechte Sieg ſtehet: 1. Lei - den ohne murmeln. 2. Nicht allein Truͤbſal leiden / ſondern dieſelben vmb der Liebe Chriſti willen begeren. 3. Sich in der Truͤbſal frewen. Das iſt der Allermechtigſte vnd ſterckeſte Sieg.

Drey175

Drey Gebet aus dem Betbuͤchlein Johannis Arndts / zum Beſchluß des dritten Buchs mit angehenget.

Das Erſte / Vmb die Ruhe der Seelen in Chriſto.

ACH du ewiger vnd einiger Fridefuͤrſt / Herr Jeſu Chri - ſte / du aller ſeligſte vnnd hoͤchſte Ruhe / aller gleubigen Seelen / du haſt geſagt / kompt zu mir / ſo werdet jhr ruhe finden fuͤr ewre Seele / in der Welt habt jhr Angſt / in mir habt jhr friede. Ach wie offt habe ich ruhe ge - ſucht / in dieſer Welt / vnnd im zeitli - chen / habe ſie aber nicht funden / denn es kan die vnſterbliche Seele nicht ge - ſettiget noch geſtillet noch geſenffti - get werden / denn mit vnſterblichen dingen / nemlich mit dir / vnnd in dirN iijO du176Das Erſte GebetO du vnſterblicher Gott / wo du nicht biſt / da iſt keine ruhe der Seelen / denn alles zeitliche eilet zum vntergang / vnnd verſchleiſſet wie ein Kleidt / die Erde veraltet wie ein Gewandt / ſie verwandelt ſich / vnnd du vnwandel - barer GOTT / wirſt ſie verwandeln / wie ſolte denn meine vnſterbliche See - le / in den ſterblichen wandelbaren fluͤchtigen dingen / ruhe finden? Denn gleich wie du lieber GOTT / vnſer Schoͤpffer vnd Vater / in keiner Crea - tur ruhen wolteſt / ohne in dem Men - ſchen / (denn als du den Menſchen geſchaffen hatteſt / ruheteſtu von dei - nem Wercken) alſo kan des Menſchen Seele in keiner Creatur ruhen / denn allein in dir OGOTT / Meine Seele kan nicht geſettiget werden denn allein mit dir OGOTT / der du alles gut biſt. Darumb hungert vnd duͤrſtet meine Seele nach dir / vnd kan nicht ehe ruhen / noch geſettigetwerden /177vmb die Ruhe der Seelen in Chriſtowerden / ſie habe dich denn ſelbſt. Der - halben du mein Herr Chriſte woll geſagt haſt / Wem da duͤrſtet der kom - me zu mir. Du biſt meiner Seelen Vrſprung / darumb kan ſie nirgend ruhen denn in dir. Darumb ruffe meine Seele vnnd ſprich zu jhr / kom̃ meine Taube / meine Taube in den Steinritzen / vnnd Felßloͤchern / das ſind deine Wunden Herr Jeſu / O du Felß des Heyls / in welchen mei - ne Seele ruhet. Denn auch dein lie - ber Apoſtel Thomas nicht ehe ruhen konte / er hette denn ſeine Hand gelegt in deine Wundenmahl / das ſind vn - ſere Heilbrunnen / vnſere Friedebrun - nen / vnſere Liebebrunnen. Ach mein Herr Jeſu / wie bruͤnſtig iſt deine Liebe / wie rein iſt ſie ohne allen Falſch / wie vollkommen / wie vnbefleckt: Wie groß / wie hoch / wie tieff / wie Hertzgruͤndlich? Ach laß meine Seele in dieſer deiner Liebe ruhen / in dei -N iiijnem178Das Erſte Gebetdeinem Hertzen in welchem kein falſch noch betrug iſt / da ruhet ſie ohne furcht / ſanfft vnd ſicher. Ach laß alle meine Sinne ruhen in dir / daß ich dich in mir hoͤre freundlich reden / das meine Augen dich anſchawen / O du hoͤchſte Schoͤnheit / das meine Ohren dich hoͤren / O du hoͤchſte Lieb - lichkeit / das mein Mund dich ſchmecke / O du hoͤchſte Suͤſſigkeit / daß ich von dir empfinde den Edlen geruch / des Le - bens / O du edle Blume des Paradi - ſes / das meine Arme dich mit Liebe vmbfahen / O du lieblichſter Breuti - gam / das mein Hertze in dir jauchtze / O meine Freude / mein wille dein al - lein mit verlangen begere: O meines Hertzens einige begierde / mein ver - ſtand dich allein erkenne / O du ewige Weißheit / alle meine affecten vnnd begierden in dir allein muͤgen ruhen / O Jeſu meine Liebe / mein Friede / meine Freude. Nim weg aus mei - nem Hertzen alles was du nicht ſel -ber179vmb die Ruhe der Seelen in Chriſto. ber biſt. Du biſt mein Reichthumb in meiner Armuth / du biſt meine Ehre in meiner verachtung / du biſt mein Lob vnd Ruhm wieder alle verleumbdung / du biſt meine ſtaͤrcke in meiner ſchwach - heit / du biſt mein Leben in meinem Todt / Ach wie ſolte ich nicht in dir ruhen / biſtu mir doch alles / du biſt meine Gerechtigkeit wieder meine Suͤnde / meine Weißheit wieder meine Thorheit / meine Erloͤſung wieder mei - ne Verdamniß / meine Heiligung wie - der meine Vnreinigkeit. Kom zu mir vnnd ſtille mein Hertz / halt in mir dei - nen Sabbath / Laß mich hoͤren was du in mir Redeſt / laß mich empfinden das du in mir Lebeſt / O mein Leben / wie du mich Liebeſt / O meine Liebe wie du mich Troͤſteſt / erquickeſt / erfreweſt / vñ erleuchteſt / O mein Troſt / meine Er - quickung / meine Frewde / vnnd mein Liecht. Laß mich dir ein gantzes Hertz geben / dieweil du mir dein gantzes Hertz gegeben haſt / laß mich von mirN vſelbſt180Das ander Gebetſelbſt ausgehen / auff das du zu mir ein geheſt / laß mich mein Hertz außlehren von der Welt / auff das du mich mit Himliſchen Gaben erfuͤlleſt. O Jeſu meines Hertzens Ruhe / du Heiliger Sabbath meiner Seelen / bringe mich in die Ruhe der ewigen Seligkeit / da Frewde iſt die fuͤlle vnd Lieblich weſen zu deiner Rechten Ewiglich.

Das Ander Gebet vnd Danck - ſagung fuͤr die Geiſtliche vermaͤh - lung Chriſti mit vnſer Seelen.

ACHHerr Jeſu Chriſte / du ſchoͤnſter vnter den Menſchen Kindern / du Holdſeliger Breut - gam vnſer Seelen / du haſt geſagt / ich wil mich mit dir verloben in ewigkeit / ich wil mich mit dir vertrawen im Ge - richt vnd Gerechtigkeit / ja im Glau - ben wil ich mich mit dir verloben / vnnd du ſolt den Herrn erkennen / ich Dan - cke dir von Hertzen fuͤr deine Inbruͤn - ſtige / Hertzliche / Heilige vnd reine Lie -be / da -181fuͤr die Geiſtliche vermaͤhlung / etc. be / damit du mich allezeit geliebet haſt / du haſt deine Liebe bewieſen in deiner Heiligen Menſchwerdung / da du Menſchliche Natur / das iſt Menſchli - chen Leib vnd Seele / in Einigkeit der Perſon angenommen / vnd mit deiner Ewigen Gottheit vnzertrenlich vnnd vnauffloͤßlich in Ewigkeit / dir vereini - get / Ach welch eine Troͤſtliche / Liebli - che vnd Holdſelige vereinigung iſt dz? Das Gott Menſch / vñ Menſch Gott iſt / was koͤnte doch Freundlicher vnnd Leutſeliger ſein? Damit haſtu bezeu - get / das du dich alſo mit mir vnd allen Gleubigen vereinigen wolleſt / das wir mit dir ein Leib / ein Fleiſch vnd Bein / ein Geiſt vñ Hertz werden ſollen. Da - zu haſtu verordnet die H. Tauffe / vnd dadurch dich mit mir vereiniget / ver - mehlet vnnd verbunden / das ſie mir ſey ein Bund eines guten Gewiſſens mit dir. Vnnd weil du deine Zar - te Edele / Menſchliche Natur die du angenommen / Geheiliget haſt /das182Das Ander Gebetdas ſie Engelrein iſt / ja mehr denn En - gelrein / ohne Suͤnde / ohne Mackel / lauter vnd vnbeflecket / So haſtu vns in der H. Tauffe / weil du dich mit vns vermaͤhlen wolleſt / auch gereiniget durchs Waſſerbadt im Wort / vnnd haſt dir zugerichtet eine Gemeine die Heilich ſey / die nicht habe einen fle - cken oder runtzelen / ſondern das ſie Heilig ſey vnd vnſtrefflig / So rein vnd vollkommen rein / haſtu vns mit dei - nem Blut gewaſchen / denn deine Rei - nigung iſt vollkommen / das kein Suͤn - denfleck iſt vberblieben / haſt vns auch mit dir durch den Heiligen Geiſt ver - einiget / vnd zu einem Leibe verbunden / vñ vereinigeſt vns auch mit dir durchs Heilige Nachtmahl / durch nieſſung deines Heiligen Fleiſches vnd Blutes / damit du dich vns gar zu eigen gibeſt / dein Leben / deinen Geiſt / dein Fleiſch vnnd Blut / Ja deine Gottheit vnnd Menſchheit iſt vnſer / der gantze Chri - ſtus iſt vnſer eigen / vnd du wilt in vnsſein /183fuͤr die Geiſtliche vermaͤhlung / etc. ſein / vnd wir ſollen in dir ſein. Du haſt auß groſſer Liebe / deinen H. Leib vnd Blut / fuͤr vns Geopffert am Creutz / weil du vns einmal Lieb gewunnen / ſo haſtu ſo eine beſtendige Liebe gegen vns / dz ſie ſtercker iſt den der Tod / dein Eyffer iſt feſt wie die Helle / jhre Gluth iſt Fewrig / vnd eine Flamme des Her - ren / das auch viel Waſſer nicht muͤgen dieſe Liebe außleſchen / noch die Stroͤ - me erſeuffen vnnd wenn einer alles Gut in ſeinem Hauſe / vmb dieſe Liebe geben wolte / ſo were es alles nichts. Ach mein Freund wie freudig iſt dein Hertz / wie Wacker deine Liebe. Das iſt die Stimme meines Freundes / Siehe er kompt / vnnd huͤpffet auff den Bergen / vnd ſpringt auff den Huͤ - geln / mein Freund iſt gleich wie ein Re - he / oder Junger Hirſch / mein Freund iſt weiß vnd roth / Außerkohrn vnter viel Tauſenden / ſein Haͤupt iſt wie das feinſte Golt / ſeine Backen wie die wachſenden Wuͤrttzgaͤrtelein / ſeineLippen184Das ander GebetLippen ſind wie Roſen / die mit flieſſen - der Myrren trieffen / ſeine Haͤnde ſind wie die Guͤldene Ringe voller Tuͤr - ckiß / ſein Leib iſt wie Elphenbein mit Saphieren geſchmuͤcket / ſeine Beine ſind wie Marmel Seulen gegruͤndet auff Guͤldenen Fuͤſſen. Ach du aller ſchoͤnſter Breutgam / enttzuͤnde eine Hertzliche innigliche Bruͤnſtige gegen Liebe in mir / kuͤſſe mich mit dem Kuß deines Mundes / Erquicke mich mit Blumen deines Edelen Lebendigen Geruchs / Labe mich mit Epffeln dei - ner Liebligkeit / lege deine Lincke Handt vnter mein Heupt / vnnd deine Rechte Handt Hertze mich: Ach kom mein Freund in meinen Garten / vñ deiner Edlen Fruͤchte. Setze mich wie ein Siegel auff dein Hertz / vnnd wie ein Siegel auff deinen Arm / nim weg auß meinem Hertzen alles was deine Liebe in mir hindert / entkleide meine Seele von aller Creatur vnnd Welt Liebe / mache ſie bloß vnnd lauter von allenIrr -185fuͤr die Geiſtliche vermaͤhlung / etc. Irrdiſchen dingen / das du dich allein mit jhr vermaͤhlen vnnd vereinigen kanſt / das du ſie allein haben vnd be - ſitzen muͤgeſt / vnnd kein ander mit dir / du ſchoͤnſter Hoherprieſter im Heili - gen Schmuck / eine Jungfraw muſtu zur Gemahlin haben / die nicht mit der Welt / vnnd mit frembder Liebe / beflecket iſt / Eine ſolche Seele nim - ſtu gantz an / vnnd fie nimpt dich gantz an / Eine ſolche Seele haſtu Tauſend - mal lieber / denn ein lieber Bule / ſei - nen Bulen Lieb hat. Vber einer ſol - ehe Seelen Freweſtu dich Tauſend - mal mehr / denn ſich ein Breutgam Frewet ſeiner Braut / einer ſolchen Seelen Offenbareſtu dich / vnnd dein gantzes Hertz: Wer dich Hertzlich Liebet / dem Offenbareſtu dich Hertz - lich. Ach meine Seele vergiß der gantzen Welt / vnnd wende dich gantz zu deinem Breutgam / ſo wird er Luſt an deiner Schoͤne haben / ſo wird er ſich mit dir recht verei -nigen /186Das ander Gebetnigen / vnd du wirſt den Herren erkennen / Er hat dir ja ſeine liebe gantz gegeben / vnnd dardurch ſich mit dir gantz vereiniget. Daß du dich aber mit jm nit gantz vereinigen kanſt / dz macht daß du jhm deine liebe nicht gantz ge - geben haſt. Ach wie gehet dieſer liebſte Breutigam vmbher vnnd ſuchet eine liebhabende Seele / eine reine Jung - fraw / mit welcher er ſich vermehlen moͤchte. Ach er hat ſolche heilige gleu - bige Seelen ſo lieb / daß er tauſent Himmel verlieſſe / vnnd wohnete in ei - ner ſolchen liebhabenden Seele / mit derſelben nimpt er alles gleich gluͤck vnnd vngluͤck / Leben vnnd Todt. [Er] nimpt einer ſolchen Seelen Creutz auff ſich / vnd tregts / als wer es ſein eigen / er leidet mit jhr / er arbeitet mit jhr / trauret mit jhr / weinet mit jhr / Er fuh - ret ſie durch Creutz vnd Truͤbſal / durch Helle vnd Todt mit ſich / vnd ſo wenig als Creutz vnnd Todt / jhme ſeine Menſchliche Natur nehmen / von jhmtren -189fuͤr die Geiſtliche vermaͤhlung / etc. trennen vnnd abreiſſen koͤnnen / ſo we - nig koͤnnen auch alle Tr[]bſal / weder Schwerdt noch Hunger / weder En - gel noch Fuͤrſtenthumb / weder hohes noch tieffes / weder gegenwertiges noch zukuͤnfftiges / weder Leben noch Todt / jhme eine ſolche Seele nehmen vnnd von jhm ſcheiden / denn er hat ſich mit denſelben in Ewigkeit verlobet. Ach hilff Herr Jeſu / das wir das erken - nen / dieſe hohe Himmel Gemaͤhl - ſchafft / vnd Koͤnigliche Ewige Ver - einigung recht bedencken / vnd mit dir Ewig verlobet / vermaͤhlet vnnd verei - niget bleiben Amen.

Das Dritte Gebet / vmb ver - ſchmehung der Welt.

ACH mein Hertzlieber Herr JEſu Chriſte / du Herr der Herrligkeit / wie hab ich dieſe Elende vergengliche Welt / ſo Lieb ge - habt? Ach was hab ich ſo ſehr gelie - bet? Eine Blume die verwelcket /OHew /190Das dritte GebetHew das verdorret / Ach wie hab ich meine Liebe vnd mein Hertz / an ſo ein nichtiges vnd fluͤchtiges gehenckt / wie hab ich doch einen Schatten der nichts iſt / ſo ſehr geliebet / wie hab ich mir dar - umb ſo viel vergeblicher Vnruhe ge - macht / ſo viel Schmertzen / ſo viel Sorgen vnnd Gramen? Was kan doch meiner vnſterblichen Seelen / ein ſterblich ding helffen? Wo iſt alle Herrligkeit Salomonis? Sie iſt als eine Blume verwelcket / wo iſt ſeine Ehre / wenn jhn GOtt nicht Ehren wirdt? GOtt Ehren iſt die rechte Ehre / wer mich Ehret den wil ich wie - der Ehren. Welchen nun GOtt nicht Ehret an jenem Tage / wer wil jhn Ehren? Die Ehre dieſer Welt fehret Niemandt nach. Aber wer GOtt Ehret / deß Ehre wird Ewig bleiben. In Menſchen Augen groß ſein iſt nichts / vnnd wehret eine kleine zeit / aber fuͤr GOtt groß ſein / das iſt Gottfuͤrchtig ſein / das wehret Ewig -lich /191vmb verſchmehung der Welt. lich / was hilfft nun groſſe Ehre auff Erden / wenn man fuͤr GOtt nicht ge - ehret iſt? Wie ſagt der Engel Ga - briel / zum Propheten Daniel: Du lieber Mann / du biſt bey GOtt lieb vnd wehrt / Ach mein GOtt laß mich nach dieſer Ehre trachten / das ich dir lieb ſein muͤge / vnd nicht nach der Eh - re dieſer Welt / was ſchadets fuͤr der Welt verachtet vnd verſchmehet wer - den / wenn man von GOtt geehret wird. Laß mich O Herr Chriſte mit dir / hie deine Schmach tragen / auff das ich dort deiner Herrligkeit theilhafftig werde. Gib mir das ich deine Schmach O Herr Chriſte / groͤſſer achte denn alle Schetze Egypti ja der gantzen Welt. Ach was kan mir auch aller Welt Reichthumb helf - fen / wenn ich ſterben ſoll? Werde ich auch etwas mitnehmen? Darumb O mein GOtt vnd Herr laß mich den Ewigen Reichthumb behalten / welchen ich nimmermehr verlierenO ijkan /192Das dritte Gebetkan / Nemlich dich ſelbſt / deine Gnade vnnd Barmhertzigkeit / deinen Heili - gen verdienſt O Herr JEſu / ver - gebung der Suͤnden / den H. Geiſt vnd Ewig Leben. Bleibet doch ſonſt alles in der Welt / vnnd vergehet mit der Welt / was wird michs denn helf - fen wenn ich aller Welt Gut hette / was wird mirs denn ſchaden wenn ich nichts gehabt habe? Im Himmel iſt mir auffgehoben / das Ewige / vnuer - gengliche / vnuerwelckliche / vnd vnbe - fleckte Erbe. Ach was iſt auch alle Luſt dieſer Welt vnnd deß toͤdtlichen Fleiſches? Iſts nicht der verbottene Baum / davon wir den Tod eſſen / Iſts nicht lauter Gifft? Bringts nicht Gre - men / Schmertzen Rewe / boͤſe Gewiſ - ſen / vnd einem nagenden W[u]rm / wei - nen vnd heulen? Wie ſagen die ver - dampten Sap. 5. Was hilfft vns nun der Pracht / Reichthumb vnnd Hohmut / Iſts doch alles dahin ge - fahren wie ein Schatte / wie ein Ge -ſchrey193vmb verſchmehung der Welt. ſchrey das fuͤrvber fehret / Ach mein Herr JEſu Chriſte: Laß mich meine Luſt an dir haben / ſo wird mei - ne Luſt ewig bleiben / laß mich meine Frewde an dir haben / ſo wird meine Frewde Ewig ſein / Laß mich meine Eh - re an dir haben / ſo wird meine Ehre E - wig ſein / laß mich meinen Reichthumb an dir haben / ſo iſt mein Reichthumb Ewig / laß mich meine Herrligkeit an dir haben / ſo iſt meine Herrligkeit Ewig. Ach mein Herr JEſu Chriſte / in dir hab ich Tauſentmal mehr Guͤter / denn ich in der Welt laſ - ſen muß / In dir hab ich viel groͤſſere Ehre / ob ich gleich von allen Men - ſchen verachtet werde / In dir hab ich viel groͤſſer Liebe / ob mich gleich die gantze Welt haſſet / In dir hab ich viel mehr Segen / ob mich gleich die gantze Welt verfluchet / In dir hab ich viel groͤſſer Frewde / ob mich gleich die gan - tze Welt Betruͤbet. Summa in dirO iijhab194Das dritte Gebet / etc. hab ich alles vnd du biſt mir alles / vnd wanns muͤglich wehre das mein Leib Tauſentmahl erwuͤrget wuͤrde / So bleibeſtu doch Herr Chriſte / mein Leben / mein[]ewiges Le - ben vnd mein Ewiges Heil.

Finis tertii libri.

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Erra -[195]

Errata deß dritten Buchs:

FOl. 43. lin. 15. fuͤr achten / liß neunden. fol. 53. lin. 3. pro jhm / liß jhr. fol. 59. lin. 10. pro dieſelben / liß deſſelben. fol. 71. lin. 1. liß denſelben. Ibid. lin. 17. liß deſſelben. fol. 74. lin. 15. pro 20. liß 21. fol. 79. lin. 6. pro erhaltung / liß haltung. fol. 87. lin. vlt. dele es. ſol. 102. lin. 8. liß Glaſt. fol. 114. lin. 8. pro tonſtes / liß troſtes. fol. 116. lin. 1. liß treibet. fol. 131. lin. 7. pro ein / liß im. fol. 168. lin. 13. pro enthenget / liß entzeu - get. Ibid. lin. 22. liß gedachten.

About this transcription

TextVom wahren Christenthumb
Author Johann Arndt
Extent220 images; 30038 tokens; 4584 types; 194057 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationVom wahren Christenthumb Das Dritte Buch: vom Jnwendigen Menchen. Wie GOtt den höchsten Schatz: sein Reich in des Menschen Hertz geleget hat/ als einen verborgenen Schatz im Acker: Als ein Göttliches Liecht der Seelen/ vnd wie dasselbe in vns zu erwecken vnd zu suchen Johann Arndt. . [11] Bl, 194 [i.e. 192] S., [1] Bl. FranckeBöelMagdeburg1610.

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Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Berlin SBB-PK, Es 7516-3/4

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Erbauungsliteratur; Gebrauchsliteratur; Andachtsbuch; core; ready; china

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  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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