Sehet / das Reich Gottes iſt inwendig in euch.
In das Dritte Buch vom Wahren Chriſtenthumb.
GLeich Wie vnſerVerglei - chung deß Natuͤrli - chen vnd Geiſtlichẽ Lebens. Natuͤrliches Leben ſeine Gradus hat / ſeine Kindheit Man - heit vnd Alter / alſo iſts auch ge - ſchaffen mit vnſerm Geiſtlichen vnd Chriſtlichen Leben. Denn daſſelbe hat ſeinen anfang in derA ijBuſſeVorrede. Buſſe / dadurch der Menſch ſich Taͤglich beſſert / darauff folget eine mehrere Erleuchtigung als das Mittel Alter / durch Goͤtt - licher dinge betrachtung / durchs Gebet / durchs Creutz / durch welches alles die Gaben GOt - tes vermehret werden / Letzlich koͤmpt das vollkomne Alter / ſo da ſtehet in der gentzlichen ver - einigung durch die Liebe wel - ches S. Paulus das vollkom - ne Alter Chriſti nennet / vnd ein vollkomnen. Mann in Chriſto Epheſ. 4. Solche ordnung hab ich in dieſen Dreyen Buͤchern / ſo viel ſich leiden wollen in acht genommen / vnd halte dafuͤr es ſey das gantze Chriſtenthumb (ſo das Bettbuͤchlein dazukompt)Vorrede. kompt) hierin nach Notturfft Beſchrieben / obs gleich nicht al - les vollkommen / oder alſo das nichts deſiderirt werden koͤnne / außgefuͤhret iſt. Das Vierdte Buch aber hab ich dar umb hin - zu thun wollen / das man ſehe / wie die Schrifft / Chriſtus /Es muß alles zu dem eini - gen wie - der kom - men. Menſch / vnd gantze Natur vber - ein ſtimme / vnd wie alles in dem einigen / Ewigen / Lebendigen Vrſprung / welcher GOtt ſelbſt iſt / wieder einflieſſe / vnd zu dem - ſelben leite. Damit du mich aber in dieſem Dritten Buch recht verſteheſt / ſo wiſſe das es dahin gerichtet iſt / wie du das Reich GOttes in dir ſuchenLuc. 17. vnd finden muͤgeſt / welches ſo es geſchehen ſoll / muſtu GOttA iijdeinVorrede. dein gantz Hertz vnnd Seele ge -Gott die gantze Seele zu - ergeben. ben / nicht allein den Verſtandt ſondern auch den Willen / vnnd Hertzliche Liebe / Ihr viel meinen es ſey gar gnug vnd vberfluͤſſig zu jhrem Chriſtenthumb / wenn ſie Chriſtum ergreiffen mit jrem Verſtandt durch Leſen vnd Di - ſputieren / welches jtzo das ge - meine Studium Theologicum iſt / vnd in bloſſer Theoria vnd wiſ - ſenſchafft beſtehet / vnnd beden - cken nicht / dz die ander vorneh - me Krafft der Seelen nemblich der wille vnnd Hertzliche Liebe auch dazu gehoͤre: Beydes mu - ſtu GOtt vnd Chriſto geben / ſo haſtu jhm deine gantze Seele ge - ben / den es iſt ein groſſer vnter - ſcheid vnter dem Verſtande / da -mitVorrede. mit man Chriſtum erkennet vnd vnter dem willen da mit man jn Liebet. Denn wir erkennen Chri - ſtũ / ſo viel wir koͤnnen / wir Lie - ben jhn aber wie er iſt: Chriſtum durch bloſſe wiſſenſchafft erken - nen vnnd nicht Lieb haben iſt nichts nuͤtze: Iſt demnach tau -Chriſtum Lieb habẽ iſt beſſer denn viel von Ihme koͤnnen reden. ſentmahl beſſer Chriſtum Lieb haben den viel von Ihm reden vnd Diſputieren koͤnnen: Der - halben ſollen wir Chriſtum mit vnſerm Verſtande alſo ſuchen / das wir Ihn auch mit Hertzli - chen willen vnnd Wolgefallen Lieben / den auß dem wahren Er - kentniß Chriſti koͤmpt auch die Liebe Chriſti / thun wir dz nicht / ſo finden wir Ihn zwar / aber mit vnſerm groſſen ſchaden /A iiijdennVorrede. denn diß iſt eben das was derMatth. 7. HErr ſagt: Es werden nicht al - le die zu mir ſagen HErr HErr ins Himmelreich kommen. SoZweierley Weg zur Erkent - niß Got - tes. ſind auch zweyerley wege Weiß - heit vnd Erkentniß zu erlangen / der erſte durch viel Leſen vnnd Diſputiren / die heiſſet man Do - ctos, der ander durchs Gebet vnd die Liebe / vnnd die heiſſet man Sanctos, zwiſchen dieſen iſt ein groſſer vnterſcheidt / Jene wo ſie nur Gelehrte vnnd nicht Liebhaber ſind ſtoltz vnd auffge - blaſen / dieſe Niedrig vnd Demuͤ - tig. Durch den erſten weg wirſtu deinen jnwendigen Schatz nicht finden. Durch den andern Weg aber findeſtu denſelben in dir /darauffVorrede. darauff gehet nu diß gantze drit - te Buch.
Wie herrlich / koͤſtlich / vnndDas Reich Gottes iſt in vns. Lieblich iſts nu / das vnſer hoͤch - ſter vnd beſter Schatz das Reich Gottes / nicht ein außwendi - ges / ſondern ein inwendiges Gut iſt / welches wir ſtets bey vns tragen / verborgen fuͤr aller Welt / vnd fuͤr dem Teuffel ſelbſt / welches vns auch weder Welt noch Teuffel nehmen kan / dazu wir auch keiner groſſen Kunſt / Sprachen / oder vieler BuͤcherEin gelaſ - ſen GOtt ergeben Hertz iſt der Weg zur kreff - tigen Er - kentniß GOttes. beduͤrffen / ſondern ein gelaſſen GOtt ergeben Hertz. Laſſet vns demnach fleiß anwendẽ / ein zu - kehren zu dieſem vnſerm inwen - digen verborgenen Himliſchen vnd Ewigen Gut / vnd Reich -A vthumb.Vorrede. thumb. Was ſuchen wir auß - wendig in der Welt / dieweil wir inwendig in vns alles haben vñ das gantze Reich GOttes / mit allen ſeinen Guͤtern? In vn - ſern Hertzen vnnd Seele iſt die rechte Schule des H. Geiſtes /Joh. 4. die rechte Werckſtadt der H. Dreyfaltigkeit / der rechte Tem - pel Gottes / das rechte Bett - Hauß im Geiſt vnd in der War - heit. Denn ob wol GOtt durchGottes Wohnũg in einer erleuchte - ten Seelẽ. ſeine Allgemeine gegenwart / in allen dingen iſt / nit eingeſchloſ - ſẽ / ſondern vnbegre[i]fflicher wei -1. Cor. 6. Eſa. 66. ſe dadurch er Himmel vnd Erde erfuͤllet / ſo iſt er doch ſonderlich vnd eigentlich in des Menſchen erleuchte Seele / darin er wohnet vnd ſeinen ſitz hat / als in ſeinemeignenVorrede. eignen Bilde vnd Gleichheit da Wirckt er ſolche Wercke wie Er ſelbſt iſt / da Antwortet Er im Hertzen allzeit auff vnſer ſeuff - tzẽ. Denn wie iſts muͤglich dz Er ſich dem Jenigen verſagen kan / bey dem Er ſeine Wohnung hat / ja welchen Er ſelbſt beweget vnd treget / denn jhm nichts liebers vñ angenemers iſt den dz Er ſich allen mittheile die jn ſuchen. Da gehoͤret nu eine feine ſtille vñ ru -Ruhe der Seelen in abwen - dung von der Welt. hige Seele zu. Deñ wird aber die Seele ruhig vñ ſtille / weñ ſie ſich von der Welt abwendet. Daher auch die Heyden geſagt haben:
‘Animã noſtrã tùm demùm fieri ſa - pientẽ, cùm quieta & tranquilla ſit. ’ ()Deñ werde vnſer Seele weiſe vñ klug / wen ſie ruhig vñ ſtille wirdDavonVorrede. Davon der H. Cyprianus herr -Cypriani Spruch von der Seelen ruhe. lich redet: Das iſt / ſpricht er / die beſtendige ruhe vnd ſicher - heit / wenn man von den vnge - ſtuͤmmen Sturmwinden dieſer Welt erloͤſet wird / vnd ſeine Au - gen vnd Hertz zu GOtt erhebt von der Erden / vnd ſich mit dem Gemuͤte zu Gott nahet / (mente DEO fit proximus) verſtehet auch das alles was vnter Menſchlichen dingen fuͤr hoch vnnd koͤſtlich gehalten wird / in ſeinem Hertzen vnd Gemuͤt ver - borgen liegt / alſo dz man nichts von der Welt wuͤnſchet vnd be - gert / weil ein ſolch Gemuͤte vber die Welt iſt / vnd mehr iſt als die Welt. O welch ein Himliſcher Schatz iſt dz / von den BandenvndVorrede. vnd Stricken dieſer Welt erloͤ - ſet ſein / welch ein hohes vnnd groſſes Gut / dazu man nicht groſſe Arbeit / vorbitte an hohe Leute / oder viel vmblauffens von noͤten hat / ſondern es iſt ein Gnadengeſchenck Gottes / den gleich wie die Sonne von Ihr ſelbſt ſcheinet / der Tag von jhm ſelbſt leuchtet / der Brunnen von jhm ſelbſt quillet / der Regen von jhm ſelbſt fleuſt vnd feuchtet / al - ſo geuſſet ſich der H. Geiſt in eine ſolche Seele / die ſich von der Welt zu Gott erhebt: In dieſen Worten iſt groſſe Weiß - heit / vnd hierin ſtehet die Sum - ma dieſes dritten Buchs. Als den ereuget ſich offt / wiewol in einem Augenblick / der verbor -geneVorrede. gene Schatz in vnſer Seelen / vñAnblick Gottes beſſer den aller Cre - aturen Lieblig - keit. dieſer Anblick iſt beſſer den Him - mel vnd Erden vnd aller Crea - turen liebligkeit / wie S. Bern - hardus ſagt: Welche Seele ein - mahl recht gelernet hat in ſich ſelbſt ein zukehren / vnd Gottes Angeſicht zu ſuchen / vnd die ge - genwart Gottes in jrem inwen - digen zuſchmeckẽ / ſo weiß ich nit ob dieſelbe Seele / Peinlicher vnd ſchmertzhaffter achte / eine zeit - l[an]g die Helle zu leiden / oder dz ſie nach erkanter vnd empfunde - ner Suͤſſigkeit / dieſer Heiligen vbung / wiederumb außgehen wolle zur wolluſt oder vielmehr zur vnluſt vnd beſchwerung der Welt vnd des Fleiſches / vnd zu der vnerſaͤtlichen begierligkeit /vndVorrede. vnd vnruhe der Sinnen. Hacte - nus Bernbardus. Denn eine ſol - che Seele findet nicht allein das hoͤchſte Gut in jr ſelbſt / wenn ſie zu Gott einkehret / ſondern auch das hoͤchſte Elend in jhr ſelbſt / wenn ſie GOtt verleurt. Sie mercket wol das ſie in GOtt Le -Wer der Welt ab - ſtirbt / Lebt GOtt. bet als in dem Vrſprung des Le - bens / weñ ſie der Welt abſtirbet / vnnd hinwieder je mehr ſie der Welt Lebet / je mehr ſie GOtt abſtirbet. Eine ſolche Seele die der Welt abgeſtorben iſt / Lebet recht in GOtt / vnnd iſt Got - tes luſt vnnd frewde / eine ſuͤſſe vnnd reiffe Wein Trauben / im Weingarten Chriſti wie das hohe Lied Salomonis ſin -Cant. 6. get / die andern WeltſuͤchtigeHertzen /Vorrede. Hertzen / ſind bitter vnreiffeZeichen ei - ner Seelen die der Welt ab - geſtorben Trauben. Die zeichen aber ei - ner ſolchen Seelen / die der Welt Abgeſtorben iſt / ſind dieſe: Weñ ein Menſch / in allen dingen / „ Gottes willen ſeinẽ willen vor - „ zeucht: Die eigne Liebe dempf - „ fet / des Fleiſches begierde toͤd - „ tet / die Wolluſt der Welt fleugt / ſich fuͤr den geringſten Menſchẽ achtet / ſeinen Nechſten nicht leicht richtet vñ vrtheilet / Gott das Vrtheil vnd Gericht befih - let / ſich nicht erhebt / wenn er ge - lobet wird / ſich auch nicht betruͤ - bet wenn er geſcholten wird / al - les geduͤldig leidet vnd vber Nie - mandt klaget / ein Exempel ſol - ches Auffgeopfferten willens haben wir am Koͤnig David2. Reg 18.Vorrede. 2. Reg 18. Als er ſo hefftig be - gerte deß Waſſers zu Trincken aus dem Brunnen zu Bethle - hem / vnd die drey Helden durch die Feinde hindurch riſſen / vnd dem Koͤnige deſſelben Waſſers holeten / goſſe ers aus fuͤr dem Herrn: Das iſt / Er verziehe ſich ſeines eignen willens / weil die drey Helden jhr Leben durch ſeinen willen gewagt hatten. Siehe hierin ſtehet die rechteWorin die voll - kommen - heit ſtehe. vollkommenheit eines Chriſtli - chen Lebens. Denn die vollkom - menheit iſt nicht wie etliche mei - nen / eine hohe groſſe Geiſtliche Himliſche frewde vnd andacht: Sondern ſie iſt die verleugnung deines eignẽ willens / Liebe / Eh - re / vnd erkentniß deiner eignenBNichtig -Vorrede. Nichtigkeit / ein ſtete volbringũg des willens Gottes / in bruͤnfti - ger Liebe des Nechſtẽ / ein hertzli - ches Mitleiden / vñ in Summa eine ſolche Lieb die nichts begert / gedencket / ſuchet / den Gott allein ſo vil in der ſchwacheit dieſes Le - bens muͤglich iſt. darin ſieht auch die rechte Chriſtliche Tugend / die wahre freyheit vnd friede / in Victoria carnis & affectuum, in vberwindung des Fleiſches vnd Fleiſchlichẽ affectẽ. ſolchs wirſtu in dieſen 3. Buch weiter leſen / vñ in der vbũg befinden / dazu ich dir vñ mir die gnade des H. Gei - ſtes wuͤnſche / die alles in vns an - fahen mitteln vñ vollenden muß zu Gottes Ehre / Lob vnnd Preiß / Amen.
1. VOn dem groſſen inwendigen Schatz eines erleuchten Menſchen.
2. Durch was Mittel ein Menſch zu ſeinem inwendigen Schatz kommen ſol / nemlich durch den waren lebendigen Glau - ben / vnd durch einkehren in ſich ſelbſt.
3. Im Glauben iſt der gantze Schatz des inwendigen Menſchen / nemlich / GOtt / Chriſtus / heiliger Geiſt / vnnd das Reich Gottes.
4. Wie eine glenbige Seele / Gott inwendig in jhr ſelbſt ſuchen ſoll / vnd von der ſchoͤn - heit vnd Seligkeit der Seelen / ſo mit Gott vereiniget.
5. Wie ein Menſch in GOtt kan gezogen werden / Item was Geiſtliche Armut ſey / vnd von den graden der Demut.
6. Wie ſich das hoͤchſte ewige Gut offt inB ijvnſerRegiſter. vnſer Seelen ereuget in einem Augenblick / vnd wo die Stadt Gottes ſey in der Seele.
7. Von der Seelen wirdigkeit / von wahrer Rewe / vom gnedigen willen vñ erbarmung GOttes.
8. Gottes Beruff iſt hertzlich vnd gruͤnd - lich / vnd leitet vns zu jhm ſelbſt.
9. Wie der wahre Glaube das Hertz reini - ge / von den Creaturen / von boͤſen zunei - gungen vnd von vngedult / dagegen aber gedult pflantzet im Creutz.
10. Wie das natuͤrliche Liecht in vns muͤſſe vnter gehen / vnd das GnadenLiecht muͤſſe auffgehen.
11. Gott iſt allein der Seelen Liecht: vnnd leuchtet von innen heraus / durch Chriſtli - che Tugende / gegen den Neheſten / ſonder - lich in Richten vnd Vrtheilen.
12. Ein Chriſt ſol zum wenigſten des Tages ein mal / von allen euſſerlichen dingen ſich abwenden / vnd in den grund ſeines Hertzens einkehren / vnd was er dauon fuͤr nutz hat.
13. Wenn die Liebe der Creaturen außgehet ſo gehet GOttes Liebe ein / vnd von den herrlichen wirckungen vnnd effecten / der Goͤttlichen Liebe in vns.
EineRegiſter.14. Eine Chriſtliche Seele die eine wohnung Gottes ſein ſol / muß mit groſſer gedult be - reitet werden / vnd die liebe Gottes behal - ten / vnd was die Liebe ſey vnd wircke.
15. Das Jeſus Chriſtus das ewige Wort des Vaters in den Gleubigen Hertzen ſein werck verrichte / durch inwendiges emſprechen vnd reden / vnd wie ſolches durch Mittel der Liebe geſchehe / auch wie er ſich in der Demut offenbaret vnd zu erkennen gibt.
16. Wie der H. Geiſt empfangen werde / vnnd wie er vnuerhindert in vnſer Seelen wircke.
17. Wobey man mercken kan / daß der heilige Geiſt in vnſer Seelen ſey.
18. Die Welt mit jhrer kurtzweile treibet aus den H. Geiſt / vnd fuͤhret ein den Weltgeiſt / welcher die Seele jhrer hoͤchſten vnd edelen Ruhe beraubet.
19. Von dem inwendigen Gebet des Hertzens / vnd vom rechtem verſtand des Vater vn - ſers.
20. Die Demut muß in dem grund des Her - tzens gelegt werden / darauff alle werck des Menſchen muͤſſen erbawet werden / oder es fellet alles zu grund was der Menſch in ſei - nem gantzen Leben erbawet hat / vnnd wieB iijdurchRegiſter. durch Demut der Sathan vberwunden wer - de / wie in der Demut wahre Buſſe ſey / wie Demut das Creutz williglich trage vnnd in Ruhe erhalte.
21. Ein Menſch ſol ſeine luſt vnd freude nicht haben an den Gaben / ſondern an GOtt ſelbſt / vnd von verleugnung ſein ſelbſt.
22. Wie vnſere Wercke Gott wolgefallen / wie wir bey Gott gnade erlangen muͤgen vñ gerecht werden / auch wie ein Menſch ſeiner Gaben ſo er von Gott empfangen / leichtlich mißbrauchen / vnd die Seele ſchendlich befle - cken kan / vnd wie er ſeiner Gaben recht ge - brauchen ſol.
23. Von dem Geheimnis des Creutzes / wie wir dardurch zu Gott gezogen werden.
DAs die Gleubigen Hertzen Wohnung ſind der H. Drey - faltigkeit / bezeuget die Heilige Schrifft an vielen orten als Leuitici 26. Eſ. 44. Joel. 2. Joh. 14. am 17 Rom. 15. 1. Cor. 2. am 3. am 13. 2. Cor. 6. Gal. 2. Epheſ. 3. am 4. Col. 3 1. Joh. 4. Wer iſt aber vnter den Chriſten der dieſen Schatz in jhm er - kennet / groß achtet / vnd ſuchet? Auff das nun ein wahrer Chriſt / ſeine eigne Himliſche vnd Geiſtliche Dignitet vñB iiijWir -2Von dem groſſen inwendigen SchatzWenig er - kennen jh - ren in - wendigen Schatz.Wirdigkeit erkennen lerne / vnnd ſei - nen hoͤchſten Schatz in jhm ſelbſt ſu - che vnd finde / wird in dieſem Dritten Buch genugſame anleitung geben. Darzu iſt auch zuuor im Erſten Buch im 5. Capittel das Fundament gele - get / Nemblich wie Gottes Wort muͤſ - ſe im Menſchen / durch den Glauben Lebendig werden. Im andern Buch aber von 27. Biß auffs 34. Capittel / wie ſich GOtt / der Liebhabenden Seelen zuerkennen gebe / als die hoͤch - ſte Liebe / Guͤtigkeit / Schoͤnheit / Hei - ligkeit vnd Weißheit / etc.
Weil aber ſolcher groſſer Schatz im Hertzen nicht kan erkandt vnd ge - ſucht werden / ohne einen ſtillen vnd innerlichen Sabbath des Hertzens / da der H. Geiſt inwendig Lehret / durch betrachtung des Worts / da Er erleuchtet / Lebendig machet / da der1. Cor. 2. Geiſt alles erforſchet auch die Tieffe der Gottheit / ſo iſt von noͤten zu wiſ - ſen / wie das Hertz in einen ſolchen ſtil -len3eines erlenchten Menſchen. len Sabbath zu bringen / darzu im an - dern Buch in dem Tractetlein vom Gebet abermahl der grundt gelegt iſt: Hie aber in dieſem dritten Buch wirds weiter außgefuͤhret nemlich / wie der verborgene Schatz vnnd Perle imMatth. 13. Acker des Hertzens zu ſuchen / durch einkehren in ſich ſelbſt / ja in GOtt / denn das iſt der innerliche HertzenAct. 15. Sabbath / eines ſolchen Hertzen / ſo durch den Glauben gereiniget / vnnd durch den Heiligen Geiſt erleuchtet iſt. Aus dieſem Schatz des Geiſtes /Woher die wahre Goͤttliche Weißheit. vnd des Reiches Gottes / ſo im Gleu - bigen Hertzen verborgen ligt / iſt alle Weißheit entſprungen / der hocher - lenchten Maͤnner Gottes ſo je gelebet haben / auch der H. Propheten vnnd Apoſteln. Dieſe Perle iſt zu ſuchen / dieſer Acker iſt zu Bawen / dieſe Gabe des Geiſtes vnd gnade Gottes iſt zu - erwecken als ein Fuͤncklein Fewr ſo man auffbleſet wie S. Paulus ſagt. 2. Tim. 1.Damit du aber im eingang dieſesB vBuchs /4Von dem groſſen inwendigen SchatzBuchs / welches gar auff den In - nern Menſchen gerichtet iſt / einen einfeltigen / doch Gruͤndtlichen Be - richt haben muͤgeſt / wie die Kinder GOttes vom euſſern Menſchen ab - zufuͤhren / zu dem Innern / das iſt / in den grund des Hertzens / denſel -Wie man zum grũd des Her - tzens ge - fuͤhrt wer - de. ben zuerforſchen / zu erkennen / zu reinigen / zu endern / vnnd in dem - ſelben jhrem Hertzen grunde / Got - tes vnnd des Himmelreichs wahr zunehmen / wil ich davon in dieſem erſten Capittel einen einfeltigen Be - richt in genere vnnd ſpecie thun / vnnd dann in folgenden des Geiſt - reichen Mannes Johannis Tau - leri Theologiam einfuͤhren / deſ - ſen Wort ich auch in dieſem Buch / ſo viel immer muͤglich / vnnd vn - ſer itzige zierliche Deutſche ſprach erleiden will behalten hab. Da - von mercket nuhn folgenden Be - richt: Weil die gantze HeiligeSchrifft5eines erleuchten Menſchen. Schrifft auff das Hertz des Men - ſchen ſiehet vnnd dringet ſo iſt dieTauleri Theolo - gia gerich - tet auff dẽ inwendi - gen Men - ſchen. gantze Theologia des Tauleri, auff den inwendigen Menſchen gerich - tet / vnnd auff den innern grund des Hertzens oder der Seele. Daher ſagt er ſo offt von innern grunde / das man GOTT vnnd das Reich Gottes in demſelben lauter haben / ſuchen vnnd finden muͤſſe. Das iſt: Was die Heilige Schrifft vnd recht - meſſige erklaͤrung der Schrifft auß - wendig handelt / das ſoll im Hertzen grunde / in That vnd Warheit alſo be - funden werden. Darzu iſt von noͤten das einkeren zu ſeinem eignen grunde. Vnnd je mehr man nun von derJe weiter von der Welt / je neher zu GOtt. Welt außgehet in ſich ſelbſt / je mehr gehet man zu GOTT ein in ſeinen ewigen Vrſprung. Vnnd je mehr daſſelb ein Wahrer Chriſt thut / je mehr ſich das Reich GOttes vnnd verborgene Schatz in jhm ereuget. Wer6Von dem groſſen inwendigen Schatz /Wer nun dieſe inwendige Frucht desHohe Ga - ben gelten nichts oh - ne die in - wendige frucht des Geiſtes. Geiſtes / oder des Newen Menſchen nicht davon bringet / der wird fuͤr GOtt wenig gelten mit ſeiner hohen Profeſſion / ſondern iſt vnter dem Vr - theil des Herren begriffen / Matth. 7. Herr haben wir nicht in deinem Nahmen Geweiſſaget. Denn fuͤr GOtt gilt nichts euſſerliches / ſondern das innerliche / nicht was in Buchſta -Notitia li - teræ & Spiritus ben beſtehet / ſondern was aus dem Geiſt gehet vnnd im Geiſt beſtehet. Darumb iſt (wie auch in der Vorre - de vermeldet) ein groſſer vnterſcheidt / vnter einem Weltgelerten vnd Got - tesgelerten / oder vnter einem Gelehr - ten vnnd Heiligen / der Gelerte lernetVnter - ſcheid ei - nes Geler - ten vnd Heiligen. von auſſen auß dem Buchſtaben / der Heilige lernet auß GOtt: Inwen - dig / aus dem H. Geiſt / aus der Sal - bung die vns alles lehret / der Gelehr -1. Joh. 2. te hat ſeine Kunſt in Worten / der Hei -1. Cor. 4. lige in der Krafft. Denn das Reich Gottes ſtehet nicht in Worten ſon -dern7eines erleuchten Menſchen. dern in der Krafft. Damit wir aber nicht in genere bleiben / ſondern in ſpecie den einfeltigen zu jhrem grund helffen / biß ſie es beſſer begreiffen koͤn - nen / ſo ſollen ſie acht haben auff die fuͤnff Hauptſtuͤck jhres Catechiſmi / wie dieſelbe nicht auſſer jhnen ſondern in jhnen ſein muͤſſen. Vnd erſtlich:Das euſ - ſerliche vñ inner - liche muß vberem - kommen. Du gleubeſt / GOtt habe ſein Geſetz geben auff dem Berge Sina / in zwo Steinern Taffeln geſchrieben / vnnd das Geſetz ſey der H. Wille Gottes nach dem du Leben ſolt / Du gleubeſt recht. Es iſt dir aber nicht nuͤtze / wennJerem. 31. GOtt mit dem Finger ſeines Geiſtes das Geſetz nicht in dein Hertz ſchrei - bet / vnd ſeinen Goͤttlichen Willen in dir ſelbſt vollbringet. Soll aber GOtt ſolches thun vnnd zu dieſem ſeinem Edelen Werck in dir gelangen ſo mu - ſtu Ihm / weil du nun ein Chriſt worden biſt / dein gantz Hertz geben / vnd Ihm deinen willen Auffopffern / jtzo geſchicht ſein wille in dir. Vnndweil8Von dem groſſen inwendigen SchatzGott das gantze Hertz zu - geben.weil diß ein hohes vnnd edeles Werck Gottes in vns iſt / ſo bittet der Koͤnig - liche Prophet David ſo embſig dar - umb / ſonderlich im 119. Pſalm / (denn dahin gehet dieſer gantze lange Pſalm) daß jhn Gott nach ſeinem Geſetz vnd Zeugnis / leiten / fuͤhren / lehren wolte / damit diß hohe heilige Werck Gottes in jhm nicht moͤge verhindert werden. 1. Cor. 3.Ferner / du gleubeſt Chriſtus ſey deine Gerechtigkeit / Leben vnnd Seligkeit / du gleubeſt recht / deñ es kan kein ander grund gelegt werdẽ / deñ welcher gelegtAct. 14. iſt Jeſus Chriſtus: Vnd iſt in keinẽ an - dern Heil / iſt auch kein ander Name dẽ Menſchẽ gegeben / darin ſie ſollen ſelig werden: Aber du muſt Chriſtum in dir haben / dz iſt inwendig mit dem[Glau - ben] faſſen / daß er dein eigen werde / mit ſeiner Perſon vnd mit ſeinem Ampt. Siehe weñ nun Chriſtus dein iſt / ſo iſtChriſtus wird vn - ſer durch den Glau - ben. alles dein wz Gottes iſt / vñ wen er tau - ſent Him̃elreich hette / vnd aber tauſent Him̃el voll Gerechtigkeit vñ Seligkeit / ſo iſts alles dein. Deñ Chriſtus mit ſei -ner9eines erleuchten Menſchen. ner Gerechtigkeit iſt mehr vnd groͤſſer / denn tauſeut Himmel voll Gerechtig - keit vnd Seligkeit. Vnd ſo ſchadet dir auch deine Suͤnde nit / vnd wenn tau - ſent Welt voller Suͤnde auff deinem Halſe lege / alſo muſtu den Schatz in dir haben / nit auſſer dir: Sehet das Reich Gottes iſt inwendig in euch: Das iſtLuc. 17. Gerechtigkeit / Friede vñ Freude im H.Rom. 14. Geiſt. Du gleubeſt das Chriſtus das ewige Wort des Vaters iſt / das wahreJoh. 1. Liecht vnnd Leben der Menſchen / DuChriſtus muß in vns reden leuchten vnd Lebẽ. gleube[ſ]t recht / Siehe aber zu / daß diß Wort in dir rede / daß diß Liecht in dir leuchte / daß diß Leben in dir lebe: oder es iſt dir nichts nuͤtze / du muſt dieſen Schatz in dir habẽ: Du muſt mit Chri - ſto durch den Glauben vereiniget ſein. Du gleubeſt vnd weiſſeſt / das ein koͤſt -Pſal. 92. lich ding ſey beten / dem Herrn dan -Der Hei - lige Gerſt muß in vns ſeuff - tzen. Rom. 8. Zach. 12. eken / vnd deinen Namen loben du aller - hoͤheſter / du gleubeſt recht: Wenn aber Chriſtuͤs nit in dir betet / vñ der heilige Geiſt in dir ſeufftzet / welcher iſt ein Geiſt der Gnaden vnnd Gebetes /vnd10Von dem groſſen inwendigen Schatz /vnd du im rechten Tempel des Gei -Joh. 4. ſtes vnd Warheit in grund deines Her - tzens nicht Beteſt / wird dirs nicht viel nuͤtzen. Du gleubeſt das dir in der Tauffe vergebung der Suͤndẽ gegeben werde / die Newe Geburth / die Kindt - ſchafft Gottes: Du gleubeſt recht aber wenn du die Frucht der Tauffe dieDie wah - re Buſſe. Newe Geburt / die Salbung des Gei - ſtes / die wahre erleuchtigung / nichtin dir haſt / was wird dirs helffen? Du gleubeſt dz du im euſſerlichen Sacra - ment des Abendmals / den wahren we -Matt. 26. ſentlichen Leib vnd Blut Chriſti em - pfeheſt: Du gleubeſt recht / Lautes derGeiſtliche nieſſung Chriſti muß beim H. Abend - mal ſem. Wort des Herren: Aber iſt die inner - liche Geiſtliche nieſſung nicht dabey / ſo wirſtu nicht allein keinen nutz vnnd frucht davon bringen / ſondern vber das noch dz Gericht Eſſen vnd Trin - cken. Du gleubeſt Chriſtus ſey das1. Cor. 11. Geſchlachte vñ Auffgeopfferte Lemb - lein Gottes am Creutz / Du gleubeſt recht: Iſt Er aber nicht deine Taͤg -liche11eines erleuchten Menſchen. liche innerliche Speiſe / was wird er dir Nuͤtzen. Alſo ſieheſtu / wie dein Schatz in dir zu ſuchen / in dir ſein mus / nicht auſſer dir.
DEr Warhafftige Weg ein - zukehren zu ſeinem inwendi -Weg ein - zukeren zum in - wendigen Schatz iſt der Glau - be. gen Schatz vnnd hoͤchſtem Gut / iſt der wahre Lebendige Glaube. Wiewol nun derſelbe im erſten vnd andern Buch gnugſam mit ſeiner Krafft vnd eigenſchafft / wie er allein Chriſto anhanget / vnd ſich al - lein auff denſelben gruͤndet erklaͤret iſt / ſo iſt doch von demſelben noch einesChoch12Durch was Mittel ein Menſchhoch in acht zunehmen / Nemlich das jenige was vns jtzo zu vnſerm vorneh - men dienet. Iſt demnach des wah - ren Lebendigẽ Glaubens eigenſchafft / Gott von gantzem Hertzen getrewlich anhangen / ſeine gantze zuuerſicht auff Gott ſetzen / jme von Hertzen vertraw - en / ſich jhm gantz ergeben / ſeiner Barmhertzigkeit ſich laſſen mit GOtt ſich vereinigen / Eines mit GOtt ſein vnd bleiben / allein in Gott ruhen vnd ſeinen innerlichen Sabbath halten / Gott allein laſſen ſein hoͤchſte Begiet - de / wunſch vnd verlangen / luſt vnnd frewde ſein / alle Creaturen außge - ſchloſſen / nichts wuͤnſchen / nichts be - geren denn Gott allein als das hoͤchſte ewige / vnendliche vollkommene Gut / dz alles Gut iſt / ohne welches kein wa - res Gut ſein kan im Him̃el vnd Erden in zeit vnd Ewigkeit / vnd das alles inGlaubens eygen - ſchafft. Heb. 12. vnd durch Chriſtum JEſum vnſern Herrn: Welcher iſt der anfenger vnd vollender des Glaubens. Dieſer Glau - be iſts der vns zu vnſerm inwendigenSchatz13zu ſeinem inwendigen Schatz kom̃en ſol /Schatz vnd hoͤchſten Gut fuͤhret. Des nemet ein Exempel an David: Derſelb hatte eben einen ſolchen Glauben / als er ſprach: Herr weñ ich nur dich ha -Pſal. 73. be / ſo frage ich nichts nach Him̃el vnd Erden: Einen ſolchẽ Glauben bewieſe Maria Lazari Schweſter / da ſie ſichLuc. 10. ſetzte zu den Fuͤſſen des Herren vnd ſein Wort hoͤrete: Deñ dieſer Glaube macht vñ Wircket den rechten Hertzen Sabbath / in Gott zu ruhen / in welchẽGlaube machet dẽ Hertzen Sabbath. inwendigen Sabbath ſich Gott offen - bahret. Darumb ſprach der Herr zu Martha: Martha Martha / du haſt vil zuſchaffen / Eins iſt noth: Marta hat dz beſte theil erwehlet / dz wird nit von jhrLuc. 10. genommen werden / welches iſt aber dz beſte theil? Ohn zweiffel Gott allein in Chriſto JEſu: Denn durch dieſenDer beſte S[ch]hatz GOtt in Chriſto. Glauben welcher Gott allein im Her - tzẽ ſtatt vñ raum gibt / erwehlet man dz beſte theil / durch dieſen Glauben beſitzt GOtt des Menſchen Hertz / vnndEph[e]ſ 3. wohnet Chriſtus in vns / ſampt demJoh. 14.C ijH. Geiſt /14Durch was Mittel ein MenſchH. Geiſt / vnd die Heilige Dreyfal - tigkeit / das iſt das beſte Theil ſo einAuß dem wahren Glauben fleuſt alle Tugend. Menſch erwehlen kan / das iſt die See - ligkeit vnd ewige Leben. In dieſem ei - nigen iſt alles begriffen was zum wah - ren Chriſtenthumb gehoͤret / daraus „ fleuſſet die Liebe vnnd alle Tugendt. „ Denn wer Gleubet der Liebet / wer „ Liebet der Hoffet / wer Hoffet der iſt „ Geduͤldig / wer geduͤldig iſt / iſt Sanfft - muͤtig / wer Sanfftmuͤtig iſt / iſt De - muͤtig / wer Demuͤtig iſt der fuͤrchtet GOtt / wer GOtt fuͤrchtet der Be - tet / der Creutziget ſein Fleiſch verleug - net ſich ſelbſt / haſſet ſein eigen Leben / verſchmehet die Welt. DerentwegenGlaub iſt der Sieg vber die Welt. S. Johannes 1. am 5. Den Glau - ben nennet den Sieg vber die Welt. Auff diß einige Ein / wieſe der Herr den Reichen Juͤngling / Luce 18. wel - cher jhn fraget: Guter Meiſter was muß ich thun das ich das Ewige Leben Erbe / vnd da jhn der Herr auffs Ge - ſetz wieſe / ſprach er / das hab ich allesgehal -15zu ſeinem inwendigen Schatz kom̃en ſoll /gehalten von Jugend auff / der Herr Antwortet es feilet dir noch eins. Ver -vnum eſt neceſſa - rium. kauffe alles was du haſt vnd folge mir ſo wirſtu einen Schatz im Himmel ha - ben. Da Lehret jhn der Herr das ei - nige / Nemlich das beſte Theil erweh - len durch den Glauben / vnd in ſeinen Vrſprung einkehren in GOtt durch den innerlichen Sabbath des Her - tzens. Auß dieſem einigen Quillet her - aus das gantze Chriſtliche Leben / vndWahre Tugendt muß auß Liebe vnd freyheit des Gei - ſtes ge - ſchehen. alle Gebot ſo man erdencken kan von jhm ſelbſt als Waſſer auß einem Brũ - nen / nicht aus Noth oder Geſetz / ſon - dern auß Liebe vnd Freyheit des Gei - ſtes. Denn GOtt Wircket ſolches alles ſelbſt in vns / nach ſeinem Wol - gefallen / vnd was er ſelbſt in vns nicht Wircket / das erkennet er nicht fuͤr das ſeine. Darumb bedarff man hie kei - nes drang Geſetzes Gebots oder Ver - bots / denn der Glaube thut alles was zu thun iſt auß freyem Geiſt: Das iſt: Er leſſet ſich GOtt / der alles außC iijgnaden16Durch was Mittel ein MenſchEſa. 55.Gnaden in vns Wirckt / vnd das iſts auch dauon Eſaias Predigt / das wir zum Herrn kommen ſollen / jme zuhoͤ - ren / vnd vmbſonſt keuffen / beyde Wein vnd Milch. So iſt nun daß das Mit - tel zu vnſerm inwendigen Schatz zu kommen / nemlich der Glaube / der GOtt einen ſtillen Sabbath helt / vnd den Menſchen machet einkehren in ſich ſelbſt. Denn gleich wie des Him - mels Lauff darumb der aller Edelſte vnnd vollkomneſte iſt / daß er ſtets in ſich ſelbſt wiederkehret / in ſeinen Vr -Redeun - dum ad principi - um. ſprung aus welchem ſein lauff ſeinen anfang genommen hat: Alſo iſt des Menſchen lauff der aller Edelſte vnd vollkomneſte / wenn er wiederkehret in ſeinen Vrſprung welcher iſt GOtt. Das kan aber nicht geſchehen denn wenn ein Menſch in ſich ſelbſt gehet mit allen ſeinen Kraͤfften / vnd ſeinem Verſtand / Willen vnnd Gedechtnis erlediget von der Welt / vnnd von allen Fleiſchlichen dingen / vnnd ſeineSeele17zu ſeinem inwendigen Schatz kom̃en ſol /Seele mit allen jhren Begierden zu GOtt wendet durch den H. Geiſt /Von der Welt zu ruhen / ſoll Gott in vns Wir - cken. ruhet vnnd feyret von der Welt durch einen ſtillen Sabbath: Als denn fehet GOtt an in jhm zu Wircken / denn auff dieſen Hertzen Sabbath wartet GOtt vnd iſt ſein hoͤchſte frewde / daß er ſein Werck in vns Wircken muͤge. Denn GOtt iſt ſo Jach nach vnsGott iſt Begierig vnſers Heils. vnnd eilet ſo ſehr / vnnd thut nicht an - ders als ob Ihm ſein Goͤttlich weſen wolte zubrechen vnnd zu nichte wer - den an jhm ſelbſt / daß Er vns offen - bare / allen Abgrund ſeiner Gott - heit / vnnd die fuͤlle ſeines weſens vnd ſeiner Natur. Da eilet GOtt zu das er vnſer eigen ſey / gleich wie er ſein ei - gen iſt / nicht mag der Menſch GOtt Liebers thun den ruhig ſein vnd dieſenIm demuͤ[-]tigen vnd ruhigem Hertzen Wircket GOtt. Sabbath halten. GOtt bedarff nicht mehr zu ſeinem Werck / denn das man jm ein demuͤtig vnd ruhig Hertze gebe / ſo wircket er ſolche Werck in der SeeleC iiijdazu18Durch was Mittel ein Menſchdazu kein Menſch kommen kan / die ewige Weißheit Gottes iſt ſo zart in jhrem Werck / dz ſie nicht leiden mag / das da eine Creatur zuſehe. So viel nun die Seele ruhet in GOtt / ſo viel ruhet GOtt in jhr: Ruhet ſie gantz in GOtt ſo ruhet auch GOtt gantz in jr. Brauchſtu aber deinen eignen willen deinen Verſtand / Gedechtnis vnnd Begierde / nach deinem gefallen / ſo kã ſie GOtt nicht brauchen noch ſein Werck in jhr haben / Denn wenn zweySoll Gott in vns Wircken muͤſſẽ wir ruhen. eins ſollen werden / ſo muß das eine ru - hen vnnd leiden / das ander muß Wir - cken / Nun iſt aber GOtt eine vnend - liche ſtetigwirckende Krafft / vnnd merus actus, vñ ruhet nicht / ſondern Wircket in dir wo fern er zu ſeinem Wercke kommen kan / vnd du jhn nicht hinderſt / welches durch dis Gleichniß beſſer kan verſtanden werden: Wenn dein Auge ſehen ſol / vnd ein Bilde em - pfahen ſo muß es bloß vnnd ledig ſein aller Bilde vnd Formen / denn ſo es einBilde19zu ſeinem inwendegen Schatz kom̃en ſol. Bilde vnnd Formen in jhm hette / ſo koͤnte es nicht ſehen / oder ein Bilde faſſen / alſo auch die Seele mit jhren Kraͤfften / Verſtandt / Willen / Ge - dechtnis / Begierde / koͤnnen GOtt nit faſſen / wenn ſie voll ſein der Welt vnd der Irrdiſchen dinge. Gleich wie das Ohr leer ſein muß von allem Getoͤhn / wenn es ſol ein gut Seytenſpiel hoͤren / alſo auch deine Seele muß leer ſein von der Welt / ſoll ſie Gottes Liebligkeit hoͤren. Je mehr ſich nun die Seele abzeuget von Irrdiſchen dingen / je Himliſcher ſie wird / je mehr ſie ſich ď Fleiſchlichen luͤſte entſchlegt / je mehr ſie theilhafftig wird Goͤttlicher Na - tur.
Die Natur leidet keine leere ſtatt / ſie erfuͤllet alle ding mit jhr ſelbſt / esDie Seele ſo leer iſt von der Welt Lie - be iſt Got - tes Werck - ſtatt. muͤſte ehe die Natur brechen / ehe etwas leeres in jhr ſein vnd bleiben ſolte / vnd durch diß Principium vnnd Mittel ſeind groſſe Kuͤnſte erfunden worden: Alſo wenn der Menſch ſein Hertz garC vauß -20Durch was Mittel ein Menſchaußleeret von der Welt Liebe / eignen willen / Luͤſten vnd Begierden / vnd ſte - het dieſes alles ledig / ſo kans Gott nit laſſen / Er muß die leere ſtatt mit ſeiner Goͤttlichen Gnade / Liebe Weißheit vnd Erkentnis erfuͤllen. Wiltu aber voll ſein dieſer Welt / ſo biſtu leer der Himliſchen dingen. Da AbrahamGen. 12. außgieng aus ſeinem Vaterlande / vnnd von ſeiner Freundtſchafft auß Gottes befehl / da ward er von GOtt erleuchtet. Vnſere Fleiſchliche affe - cten, eigen Liebe / eigen Wille / eigen Weißheit / eigen Ehre / eigen Luſt ſind vnſer nechſte Freunde / Es thut dem Fleiſch wehe dieſelbe zu verlaſſen / vnnd von jhnen außzugehen. Aber wie dem allen / ſo iſt diß der anfang /Wie man alles ver - laſſen vnd verkeuffẽ ſoll. zu dem verborgenen Schatz vnnd zu der Koͤſtlichen Perle / im Acker / wie vnſer Herr Matth. 13. ſagt / ein Menſch verkauffte alles / das er die Perle finden moͤchte / was iſt das an - ders denn das der Herr ſagt / wervmb21zu ſeinem inwendigen Schatz kom̃en ſol /vmb meinet willen leſſet Vater vnnd Mutter / Bruͤder / Schweſter / Haͤuſer Ecker / der wirds Hundertfaͤltig fin -Marc. 10. den / vnnd darzu das ewige Leben / vn - ſere Fleiſchliche affecten, Wille / vndFleiſchli - che affe - cten Will vnd Luͤſte zuverlaſſẽ. Luͤſte / ſind vnſere Bruͤder vnnd Schweſter die wir laſſen ſollen / gleich wie die Jungfrawe Maria eine reine vnbefleckete Jungfraw war / (vnnd bleibt in Ewigkeit) als ſie Chri - ſtum Leiblich empfieng alſo vnſereLuc. 1. Seele / ſoll ſein wie eine vnbeflecke - te Jungfraw / das iſt / ſie ſoll nichtApoc. 14. mit der Welt Liebe beflecket ſein / ſo wird ſie Chriſtum Geiſtlich empfan - gen / ſo hat ſie den hoͤchſten Schatz in Ihr / ſo iſt ſie des Koͤniges Toch - ter inwendig Geſchmuͤcket / vnndPſal. 45. tregt jhren Schatz in Ihr verbor - gen / iſt ſie aber mit der Welt vermehlet / wie kan ſie mit GOTT vermehlet werden? Es ſpricht vn - ſer HERR / Ich bin kommenein22Durch was Mittel ein Menſchein Fewr anzuzuͤnden / vnd wolte GottLuc. 12. es Brennete ſchon / wolte Gott das inFewr der Goͤttlichẽ Liebe ſoll vnſers Flerſches luͤſte ver - zehren. dem Fewr der Goͤttlichẽ Liebe / alle vn - ſere affecten, Fleiſchlicher wille vnnd luͤſte Verbrenneten / das allein Gottes Wille vnnd Wolgefallen in vns voll - bracht wuͤrde. Er ſpricht jhr ſollet nicht meinen das ich kommen hin frie - de zu bringen / ſondern Krieg vnnd Schwerdt / wolte GOtt es wuͤrden durch den Geiſt Gottes / alle Fleiſchli - che Sinne vnd Begierde / getoͤdtet vnd erwuͤrget auff das GOtt in vns Leben vnnd Wircken muͤge. So dich aber dein Ampt vnd Beruff hindert das du nicht in dein Hertz gehen kanſt ſoltu al - lezeit bey Tage oder Nacht ein Staͤt - lein ſuchen / oder ein zeit erwehlen ein - zukehren in den grund deines Her - tzens / auff was weiſe du kanſt vnnd magſt / vnd mit S. Auguſtino ſagen: Ach lieber Herr ich will ein geding mit dir machen / ich wil recht in mir ſterben / auff das du in mir Lebeſt / ichwill23zu ſeinem inwendigen Schatz kom̃en ſol. will ſelber gantz in mir ſchwiegen / auff das du in mir redeſt / ich will auch ſel - ber in mir ruhen / auff das du in mir Wirckeſt.
EInes Chriſten vornemſte werck vnnd ſorge ſoll ſein das er den Glauben wol lerne verſtehenvnd24Im Glauben iſt der gantze Schatzvnd vben / deñ im Glauben iſt Chriſtus vnd das gantze Reich Gottes / vnd alle Seligkeit / darumb auch die Epiſtel an die Hebreer am 11. Den Glau - ben nennet eine Hypoſtaſin, eine Subſtantz vnnd Weſen. Denn das gantze Geiſtliche Weſen vnnd Leben beſtehet im Glauben / nicht in einer bloſſen wiſſenſchafft / nicht in einem ſchein vnnd ſchattenwerck / ſondern in Lebendiger Thetiger Krafft. Summa der Glaube bringet alle Seligkeit vnnd benimbt alle Vn - ſeligkeit. Darumb bald im anfang vnſers Chriſtenthumbs in Primo limine Eccleſiæ, in der Heiligen Tauffe / dadurch wir als durch eine Thuͤr in die Chriſtenheit eingehen / der Glaube forne an ſtehet: Wer da Gleubet vnnd getaufft wird / der wird Selig. Vnnd S. Pau - lus Rom. 10. Das iſt das Wort des Glaubens / ſo wir Predigen / denn ſo du mit deinem Hertzen gleu -beſt /25der inwendigen Menſchen /beſt / ſo biſtu Gerecht / etc. Wir koͤn - nen aber den Glauben nicht beſſer ver - ſtehen vnnd vben lernen / denn durch ſeine Eigenſchafften: Derer wollen wir achte nacheinander hoͤren. Der Erſte iſt / die Geiſtliche freyheit / von Suͤnden Todt Teuffel vnnd Hell / Fluch des Geſetzes / von allen Mo - ſaiſchen Figuͤrlichen Ceremonien / vnnd von allen Menſchen Satzun - gen / vnd Geboten. Denn gleich wie der Seelen keine groͤſſere Pla - ge vnnd Angſt wiederfahren mag / vnnd keine groͤſſere Seelen Pein ſein kan / denn wenn ſie leiden muß die Fewrige Pfeile des Teuffels vnnd die Tyranney des Antichriſts / da - durch die Gewiſſen mit Menſchen Gebotten Gefangen / Beſtrickt / vnd Geaͤngſtet werden / alſo iſt hinwie - der keine groͤſſere Ruhe / Friede / Troſt vnnd Frewde der Seelen / denn die Warhafftige Freyheit des Gewiſſens / von der Gewaltdes26Im Glauben iſt der gantze Schatzdes Teuffels vnd der Suͤnden / vnnd von allen Menſchen ſatzungen / welche freyheit des gewiſſens / Warhafftig nichts anders iſt / deñ der wahre Selig - machende Glaube. Vrſach / der glau - be ergreifft Chriſtum den Sohn Got - tes / mit allen ſeinen Himliſchen gna - den Schaͤtzen / ſonderlich die Verſoͤh - nung mit GOtt / Vergebung der Suͤnden / den Heiligen Geiſt / vnd al - les was Gottes iſt / vnd das ewige Le - ben. Da koͤnnen weder Suͤnde Tod / Teuffel / Hell oder Welt einem ſol - chem Menſchen ſchaden / denn er hat Chriſtum in jhm vnnd bey jhm Woh - nend / der ſeine Gerechtigkeit iſt wieder die Suͤnde / ſein Leben wieder den Tod / ſeine ſtercke wieder den Teuffel / ſein Himmelreich / wieder die Helle / ſein Sieg wieder die Welt / ſein Se - gen wieder aller Welt Fluch / ſeine Seligkeit / wieder alle Vnſeligkeit die - ſer Welt / ſeine Freyheit / wieder alle Menſchen ſatzungen / welches derHerr27des inwendigen Menſchen /Herr Joh. 8. mit dem Kurtzen ſpruͤchlein begreiffet / ſo euch der Sohn frey machet / ſo ſeid jhr recht frey. Alſo iſt Chriſtus dem Glauben alles / vnd Er darff nichts mehr zur Seligkeit den Chriſtum allein. Derwegen gibt der Glaube der Seelen vnd Gewiſſen / ru - he friede / freyheit / vnnd vertreibt alle furcht angſt vnd ſchrecken / vnd macht das Hertz in GOtt getroſt vnd frew - dig.
2. So vereiniget der Glaube vn - ſere Seele mit Chriſto / als eine Braut mit jhrem Breutigam. Oſe. 2. Ich will mich mit dir verloben in ewigkeit. Ja im Glauben will ich mich mit dir vertrawen. Alß dann haben dieſe bey - de jhre Guͤter miteinander gemein: Auch jhr Creutz vnd Leidt. Denn was Chriſtus hat / wird der Gleubigen Seelen eigen / vnd was die Seele hat / wird Chriſti eigen. Nun hat aber Chriſtus alle Himliſche vnnd Ewige1. Cor. 1. Guͤter / Weißheit / Gerechtigkeit /DHei -28Im Glauben iſt der gantze SchatzHeiligung Erloͤſung vnnd alle Selig - keit vnd ewiges Leben / Ja Er iſt das ewige Leben ſelbſt / das wird alles der Seelen eigen Gut. Vnſer Seele hat dagegen Suͤnde / Vnreinigkeit / Jammer / Elond / Fluch vnnd Todt / das wird Chriſti eigen. Ille noſtram miſeriam facit ſuam. Vnſer E - lend helt Er fuͤr ſein Elend. Seine Guͤter ſchenckt er vns / vnſer Armuth vnd Elend nimpt Er an ſich. Die - weil aber Chriſti Guͤter ewig ſein / vn - uͤberwindlich / Ja Allmaͤchtig ſo vber - winden / verſchlingen vnnd vertil - gen ſie / alle vnſere Suͤnde vnnd den Todt. Denn Chriſti ewige vnuͤber - windtliche Gerechtigkeit iſt der Suͤn - den zu ſtarck / das ſie muß weichen / verſchlungen vnnd vertilget wer - den / alſo wird vnſere Seele frey von Suͤnden vnd dagegen mit Chriſti Ge - rechtigkeit bekleidet / das iſt ein ſchoͤ -Eſa. 61. ner vnnd wuͤnderlicher Wechſel / fuͤr Suͤnde / Tod / Fluch / Verdamniß /bekom -29des inwendigen Menſchen /bekommen Gerechtigkeit / Leben / Se - gen vnd Seligkeit. Demnach iſts vn - muͤglich das die Suͤnde einen Gleubi - gen verdammen kan / denn die Suͤnd ſind in Chriſto verſchlungen / erwuͤrget vnd getoͤdtet. Der Tod iſt verſchlun - gen in den Sieg / iſt der Tod verſchlun -1. Cor. 15. gen / ſo iſt auch die Suͤnde verſchlungen vnd getilget.
3. Daraus folget fuͤrs dritte / das der Glaube / vnſere Seelen vnnd Ge - wiſſen / verſichert vnd gewiß machet / ď ewigen Seligkeit. Ich bin gewiß ſagt S. Paulus / dz vns nichts ſcheiden kanRoͤm. 8. von der Liebe Gottes. Sihe ich lege in Zion ein koͤſtlichen Eekſtein / wer gleu -Eſa. 28. bet fleuget nicht. Ich will mit euch einẽ ewigen Bund machen. Meine gnade ſol nit von dir weichen / vnd der BundEſ. 55. 54 des friedes ſoll nicht hinfallen ſpricht der Herr dein Erbarmer.
4. Darauß folget nun der Sieg des Glaubens / vber Suͤnde Todt Teuf - fel Helle vnnd Welt. 1. Joh. 5. D ijAlles30Im Glauben iſt der gantze Schatzalles was von GOtt geboren iſt / vber - windet die Welt: Wer iſt aber der die Welt vberwindet ohn der da gleubet das JEſus Gottes Sohn iſt. Da - zugleich des Glaubens Vrſprung an -Joh. 6. gedeutet wird: Das er nicht auß eig - nen Natuͤrlichen Menſchlichen kreff -Pſal. 110. ten gewircket werde / ſondern der glaub iſt Gottes Werck in vns / vnd die Newe Geburt iſt ein Goͤttlich vber Natuͤr - lich Werck. Deine Kinder werden dir Geboren / wie der Taw / auß der Morgenroͤthe: Weil nun Dieſe Newgeburt vber die Natur iſt / ſo kan Ihr auch die gantze Welt nicht ſcha - den / denn ob gleich ein Chriſt der Welt Fluch ſein muß / ſo iſt er doch in Chri - ſto / ein Sieges Fuͤrſt / gantz vnuͤber -Rom. 8. windlich. In dem vberwinden wir alles / vmb deß willen der vns geliebet hat.
5. Darauß folget des Glaubens Herrligkeit / dieſelbe iſt zweyfach / eine Geiſtliche / verborgene / die andere diezukuͤnff -31des inwendigen Menſchen /zukuͤnfftige ſichtbahrliche offenbahr - liche Herrligkeit / im ewigen Leben. Beyder Herrligkeiten Chriſti macht vns der Glaube theilhafftig. Chriſti herrligkeit ſtehet in ſeinem Koͤnigreich vnd Hohen Prieſterthumb / Er hat vns aber auch zu Prieſtern vnnd Koͤnigen gemacht fuͤr GOtt / welches S. Pe - trus nicht hoch gnug ruͤhmen kan. IhrApoc. 5. 1. Petri. 2. ſeid das auſſerwehlte Geſchlecht / das Heilige Volck / das Volck deß Eigen - thumb / das Koͤnigliche Prieſterthumb Die herrligkeit aber des Koͤnigreichs Chriſti / iſt das es ein ewig Reich iſt / vñ alle ſeine Guͤter ſein ewig / ewige Gna - de / ewige Gerechtigkeit / ewiger Troſt / ewig Leben / ewige Frewde / ewiger Frie - de / ewige Seligkeit. Was wer vns mit einem Weltlichen Koͤnige gedie - net / die Guͤter der Weltlichen Reiche vergehen mit der Welt / vnd der Welt - lichen Herrn Gnade ſtirbt mit jhnen. Chriſtus aber iſt Ewig / vnnd ſeine Gnade Gerechtigkeit vnd Heil. Dar -D iijumb32Im Glauben iſt der gantze Schatzumb ſtehet nun das Geiſtliche Koͤnig - reich eines Chriſten darin / das er durch den Glauben vber alles erhoben iſt / Geiſtlicher weiſe / das jhm kein ding ſchaden kan zur Seligkeit / Er iſt ein Herr vber alles daſſelbe. Ja es muͤſſen Ihm alle ding vnterworffen ſein / vnd helffen zur Seligkeit / dennRom. 8. denen ſo GOtt lieben muͤſſen alle ding zum beſten gedeyen. Es ſey Leben / Sterben / Tod / Teuffel / Hell / Welt. Das iſt gar eine hohe herrliche geiſt - liche Herrſchafft / vnd Koͤnigliche wuͤr - digkeit / da kein ding ſo gut oder ſo boͤ - ſe iſt / es muß einem Gleubigen die - nen zur Seligkeit / weil er Chriſtum hat vnnd beſitzt / vnnd Chriſtus jhn / Alſo darff ein Chriſt nichts mehr zur Seligkeit / denn Chriſtum allein durch den Glauben / Chriſtus iſt mir gnug - ſam. Das laß mir eine Koͤſtliche Freyheit ſein / vnnd Gewalt der Chri - ſten nach dem inwendigen Menſchen / denn das iſt gewiß das kein euſſerlichding33des inwendigen Menſchen /ding / auſſer Gottes Wort vnnd be - fehl / einen Chriſten kan from oder ſelig machen / Sintemal die froͤmmig - keit / Seligkeit Freyheit der Chriſten / ſind nicht euſſerliche Leibliche ding / gleich wie auch jhre Gebrechen / Ge - fengniß vnnd Elend / nicht euſſerlich ſein / darumb hilfft auch der Seelen kein euſſerlich Leiblich ding / von Menſchen erdacht. Ja was hilfft das der Seelen / wenn der Leib gleich frey / friſch vnnd geſund iſt / Trincket vnnd Iſſet / etc. Wiederumb was ſchadet das der Seelen / wenn der Leib Gefangen / Kranck vnnd Matt iſt / Hungert vnnd Duͤrſtet / Leidet / etc. Dieſe ding gehen alle die Seele nicht an / ſie frey zumachen oder Ge - fangen / from oder boͤſe zu machen. Summa der Gleubigen Seelen / ſcha - det nichts euſſerlichs / ſie bleibet in jh - rer Edelen Koͤniglichen Freyheit vnnd Herrſchafft. Alſo kan auchD iiijkein34Im Glauben iſt der gantze Schatzkein euſſerlich ding der Seelen an jh - rem Geiſtlichem Prieſterthumb ſcha - den oder hindern. Denn jhre Opffer / Gebet / Seufftzen andacht geſchehen Geiſtlich im Glauben / ohne hinde - rung aller euſſerlichen ding / es ſey Zeit / Ort / Speiſe / Kleidung / Kirche Tem - pel. Hinwieder / hilffts auch der See - len nicht / wenn gleich alle euſſerliche dinge auff einem hauffen da ſtuͤnden / Heiligen / Kleider / Kirchen / auch das Leibliche Faſten / muͤndlich Beten / vnd alle euſſerliche Werck. Es muß ein anders ſein das die Seele from machet / vnd frey. Denn es kan auch ein boͤſer Menſch / ein Gleißner vnnd Heuchler / erzehlte euſſerliche Werck thun / hilfft jm aber nichts an der See - len / denn es hat die Seele keinander ding / weder im Himmel noch auff Er - den / darin ſie Lebe / from / frey / ſelig vnd froͤlich ſein koͤnne denn Chriſtum / in welchem die Seele ruhet durch denJoh. 14. Glauben. Ich bin der Weg die War -heit35des inwendigen Menſchen /heit vnd das Leben: Kompt zu mir /Matt. 11. ſo werdet jr ruhe finden fuͤr ewre See - le. Wenn der Glaube den Herrn JEſum hat / ſo darff er keines dinges mehr / er hat an Chriſto alles vnnd ge - nug: Speiſe / Frewde / Friede / Liecht Kunſt / Gerechtigkeit / Warheit / Weißheit / Freyheit / Troſt / Selig - keit / Leben erhoͤrung des Gebetes vnd alles. Alles / vnd in allem Chri - ſtus. Muß man aber mit euſſerlichenCol. 3. Ceremonien, vmb guter Zucht vnnd Ordnung willen vmbgehen / wolan / den reinen iſt alles rein. Tit. 1. Ihr ſeid rein / vmb des Worts willen / Alſo kan die Seele nichts beflecken / denn der Vnglaube / vnd ſeine Fruͤchte.
6. Es ernewert auch der Glaube den gantzen Menſchen / Wirckt in jhm Liebe / vnd alle Chriſtliche Tugende / vnd Werck der Barmhertzigkeit nicht das er damit etwas bey GOtt verdie - ne / ſondern das er danckbar ſey. Opf -Pſal. 50. fere GOtt Danck / vnnd bezahle demD vhoͤch -36Im Glauben iſt der gantze SchatzHoͤchſten deine Geluͤbte. Da fehet denn der Glaube das Newe Leben an im Menſchen / vnd Gottes Wort Le - bendig zumachen / denn im Glauben iſt die gantze Heilige Schrifft begriffen / wie nun Gottes Wort iſt / Heilig / Warhafftig / Gerecht / Lebendig / Geiſtlich / frey / vnnd alles guten voll / Alſo machet es auch die ſo es im wah - ren Glauben annehmen / Heilig / Ge - recht / Lebendig / Warhafftig / Frey / Kinder Gottes vnd alles gutem voll.
7. Ob nun wol der Seligmachende Glaube iſt ein Vberwinder vnd Sieg vber Welt vnd Teuffel / dennoch hatRoͤm. 8. Er auch die art / das er ſich Jederman zum Knechte macht durch die Liebe / weil jm Gott vmbſonſt Chriſtum vnd alles mit jhm geſchencket hat / alſo das er zu ſeiner Seligkeit nichts mehr be - duͤrffe von allem das in der Welt iſt / das jhn auch nichts von Gottes Liebe ſcheiden kan / auch nichts iſt / in der Welt das jhm ſchaden kan. Darumbgeden -37des inwendigen Menſchen /gedencket er alſo / ich wil auß ſchuͤldiger Danckbarkeit meinem lieben GOtt zu Ehren / meinem Nechſten wieder al - ſo werden wie mir Chriſtus worden iſt. Alle meine Gaben / Weißheit / Verſtandt / Reichthumb / Troſt / ſoll wieder meines Nechſten werden / gleich wie Chriſti Guͤter mein worden ſeyn.
8. Iſt deß Glaubens art / das er allesRoͤm. 5. Creutz lindert / vnd vberwindet / vnnd ſich deß Creutzes ruͤhmet. Denn in Chriſto haben wir ja viel mehr Guͤter / denn wir in der Welt laſſen muͤſſen: In Chriſto haben wir viel groͤſſer Eh - re / ob vns gleich alle Menſchen ver - achten. In Chriſto haben wir ja viel groͤſſere Liebe / ob vns gleich die gantze Welt haſſet. In Chriſto haben wir ja viel mehr Segen / ob vns gleich alle Welt verfluchet. In Chriſto haben wir viel mehr Frewde / wenn vns gleich alle Welt BetruͤbetVnd38Wie eine Gleubige SeeleVnnd wens muͤglich were / das vnſer Leib tauſent mahl in der Welt erwuͤr - get vnd getoͤdtet wuͤrde / ſo bleibet doch Chriſtus vnſer Herr / vnſer Ewiges Leben / welches Leben ja vnendtlich beſſer iſt denn vnſer zeitliches Leben.
GOTT wird auff zweyerleyZweyer - ley weiſe GOtt zu - ſuchen. weiſe geſucht: Die eine iſt außwendig / die ander inwen - dig. Die erſte geſchicht in Wirckender weiſe / ſo der Menſch GOtt ſuchet / dieander39Gott in jhr ſelbſt ſuchen ſoll /ander in leidender weiſe / ſo der Menſch von GOtt geſucht wird. Die auß - wendige ſuchung geſchicht durch man - cherley vbung der Chriſtlichen Werck / mit Faſten Beten / Stilligkeit Sanfft - muth / wie deñ ein Chriſten Menſch võ GOtt angetrieben oder durch Gott - fuͤrchtige Leute / gefuͤhret wird. Die ander geſchicht / wenn der Menſch ein - gehet in den grund ſeines Hertzens / vñ daſelbſt warnimt deß Reichs Gottes / welches in vns iſt Luc. 17. Denn ſo das Reich Gottes in vns iſt ſo iſt GOtt ſelbſt in vns mit aller ſeiner Guͤte: Daſelbſt iſt GOtt der Seelen neher vnnd inwendiger / denn die Seele jhrGott der Seelen ne - her als die Seele jhr ſelbſt. ſelbſt iſt. Daſelbſt muß der grund der Seelen erſucht werden / welches alſo geſchicht: Wenn ein Menſch in lei - dender weiſe in allen außwendigen vnd inwendigen dingen / mit jhr handeln leſſet / wie es GOtt gefellet / vnd leſſet ſich GOtt gantz / leſſet ſich allein an Gottes willen benuͤgen / wie jhn GOttGott ſich ergeben.haben40Wie eine Gleubige Seelehaben will Arm oder Reich / Froͤlich oder Trawrig / Geiſtreich oder Troſt - los / denn dadurch wird das Hertz ge - reiniget von den Creaturen / vnnd von allem dem dz die Sinne vnd Ver - nunfft von auſſen haben eingetragen / was nicht GOtt ſelbſt iſt. Wenn die Seele alſo endtbloͤſſet wird von allen Vernuͤnfftigen Sinnlichen / Creatur - lichen dingen / das Gott nicht ſelbſt iſt / ſo kompt man in den grundt / da man GOtt lauter findet / mit ſeinem Liecht vnnd Weſen. Summa es muß allesWie der rechte grund zu - finden. gelaſſen ſein / wenn du dieſen grundt finden wilt. Vnnd die denſelben finden / werden die Allerlieblichſten Menſchen / kommen auch vber die Natur / denn ſie kleben nicht mehr an denn Creaturen / wie die Natuͤrlichen Menſchen / ſondern ſind in GOtt / vnnd mit GOtt vereiniget vnd Gott mit jhnen.
Wer nun eine ſolche Seele ſehen koͤnte / der ſehe die allerſchoͤnſte Crea -tur41Gott in jhr ſelbſt ſuchen ſoll /tur / vnnd das Goͤttliche Liecht in jhr leuchten / denn ſie iſt mit Gott verei - niget / vnnd iſt Goͤttlich nicht von Na - tur / ſondern auß gnaden / vnd eine ſol - che Seele begert nichts in zeit vnnd ewigkeit denn Gott allein / ja bloß vnd lauter begert ſie Gott allein / vnd nich - tes des jhren / weder im Geiſt oder Na - tur. Vnd hinwieder wer eine Seele ſe - hen koͤnte / die mit aller jhrer Liebe an den Creaturen hengt / an des Fleiſches - luſt / Augenluſt vnnd hoffertigem Le - ben / vnnd hette mit jhrer Liebe der Cre - aturen Form vnd Bilde in ſich gezogen vnd ſich damit vereiniget / das were ein grewlich Monſtrum vnd Vngeheur / aller Heiligen Augen / vnnd ſcheußli - cher vnnd grewlicher als der Teuffel ſelbſt. Vnd weil nun an jenem Tage1. Cor. 4. eines jeden Menſchen Hertz vnnd Ge - wiſſen wird offenbar vnnd das inwen - dige Auge auffgethan werden / da - mit eine jede Seele ſich ſelbſt erken - net / ſo wird als denn eine ſolchevnrei -42Wie eine Gleubige Seele /vnreine Seele / jhren verborgenenWoher der Ver - dampten Leidt vnd der Seli - ligẽ frewd Grewel ſehen / vnd wird vnd muß den - ſelben ewig ſehen ohne Ende / vnd allen Jammer Hertzleidt Angſt vnnd Pein in jr ſelbſt haben / aber die lauter Goͤtt - liche Seele wird GOtt vnd das Reich Gottes in jhr ſelbſt anſchawen / vnnd wird GOtt ewiglich ſehen in ſeinem Weſen / als GOtt / vnnd daſſelb in jhr ſelbſt / vnd wird alſo alle jhre Seligkeit in jhr ſelbſt haben / vnd beſitzen vmb der vereinigung willen mit GOtt. Wer nun dieſe vereinigung der Seelen mit GOtt verſtehet vnnd betrachtet / der wird verſtehen was S. Paulus Roͤm. 8 ſpricht / das vns weder hohes noch tieffes kan von der Liebe Gottes ſchei - den: Alſo auch / wens muͤglich were / das eine ſolche Goͤttliche Seele in der Hellen were / ſo hette ſie doch dz Reich Gottes vnd jhre Seligkeit in jhr ſelbſt. Vnd wens muͤglich were das ein Ver - dampter / Ja der Teuffel ſelbſt im Pa - radies vnnd im Himmel were / ſo het -te er43Gott in jhr ſelbſt ſuchen ſol /te er doch ſeine Helle vnd Pein in jhm ſelbſt.
VIel Menſchen ſuchen viel Mittel mit GOtt vereiniget zu werden / mit außwendigem Leſen vnnd anderer andacht: Aber in Warheit iſt neheſt dem waren Lebendi -Demuth der Weg zur erkent niß Got - tes. gen Glauben welcher das Hertz reini - get von der Creatur Liebe wie droben gelehrt / vnd im folgenden achten Ca - pittel weiter erklaͤret wird / kein beſſer vnd leichter Weg darzu / denn die wah - re gruͤndliche Demuth / dieſelbe aber muß nicht ſtehen in Worten / oder euſ - ſerlichen Schein / ſondern im grundeWas da ſey hertz - liche De - muth. des Hertzens / das der Menſch war -Ehafftig44Wie ein Menſchhafftig ſich fuͤr nichts halte / in allen dingen / es ſey in Geiſtlichen oder Na - tuͤrlichen gaben / alſo das er inwendig recht Geiſtlich arm ſey / vnd daß er keinMatt. 5. ding in der Welt ſo lieb habe / es ſey Gut / Ehre / Leib oder Seele / Frewde vnd Ruhe / weñ GOtt ein anders von jhm haben wolte / daß er nicht alles gern williglich vnnd froͤlich GOtt zu Lob vnd Liebe / nach ſeinem Goͤttlichen Vaͤterlichen willen / verlaſſe: Ja wenn er auch der Hellen Pein leiden ſolt / daß er ſich deſſelben wol werth achte / denn willen Gottes Lobe / vnd laſſe jhm den - ſelben wolgefallen. Diß iſt die wahreGeiſtliche Armuth. Geiſtliche Armuth / die bereit iſt / alle ding durch GOtt froͤlich vnnd willig zulaſſen / vnd zu leiden / wie es der liebe GOtt will / wie vnſer Herr JeſusMatth. 26 thet / da er bereit war / denn willen Gottes zu leiden vnnd zu thun / ein Fluch vnnd Wurm zu werden / vnndPhil. 2. den Todt des Creutzes zu leiden / darumb hat jhn auch GOtt erhoͤhet. Wer45kan in Gott gezogen werden. Wer nun eine ſolche erniedrigung des Hertzens hat / der iſt recht GeiſtlichEuſſerli - cher Reich thumb hindert an jhm ſelbſt nit Geiſtliche Armuth. arm / vnnd wenn er gleich ein Koͤnig - reich hette ſo verhinderts jn doch nicht an der Goͤttlichen einigkeit / das iſt der rechte Elende vnd Arme der da ſchrei - et / wie im 34. Pſalm geſchrieben iſt / da dieſer Elender rieff hoͤrets der Herr. Vnd wenn dieſer Elende Menſch vber hundert tauſent Meil - weges / wens muͤglich were / von Gott abweſend were / GOtt muͤſte jhn zu ſich ziehen / wegen ſeiner vberſchweng - lichen erbarmung vnd guͤtigkeit. DennReich - thumb Goͤtlicher gnade ver ſenckt ſich in des Menſchen Elende. der Reichthumb Goͤttlicher gnade ver - ſencket ſich in des Menſchen Elende / vnnd kan ſich fuͤr demſelben nicht ver - bergen / ſo wenig als ein Vater Hertz ſich fuͤr ſeinem Elenden Kinde verber - gen kan. Derhalben als das Ca - naneiſche Weiblein / ſich ſo vnwerthMatt. 15. hielt in jhrem Hertzen als ein Hund / ja als ein Huͤndlein / da ward ſie vom Herren Gewuͤrdiget ſeiner huͤlffe. E ijDenn46Wie ein MenſchDenn es kompt Niemandt zu der Le -Erkent - niß ſeines nichts vñ vnwirdig - keit iſt der Weg zur Lebendi - gen War - heit. Act. 5. bendigen warheit / denn durch dieſen Weg / nemlich durch erkentniß ſeines eigen nicht. Wer dieſen grund verſte - het / dem iſt nicht vnlieb ſeine verach - tung Schmach vnnd Creutz / ſondern hat daſſelbe lieb vnnd frewet ſich der Truͤbſall / mit den H. Apoſteln / auff das ſich GOtt mit ſeiner Herrligkeit in ſein Elende ſencke. Darumb iſt nun kein beſſer Weg / dadurch man zuStuffen vnd Gra - dus der Demuth. Gott vnd in Gott gezogen werde / den gruͤndliche Demuth des Hertzens / vnd Geiſtliche Weſendtliche Armuth des Geiſtes. Solches iſt fein Abgebildet1. Reg. 10. in dem Guͤldenen Thron oder Stull Salomonis / welcher ſechs Gradus oder Stuffen hatte auff welchen man hinnauff ſteig / vnnd auff der ſiebenden findet man Sedem & Thronum pa - cis. Alſo ſind ſechs Grad der De - muth wenn man dieſelbe auffſteiget / ſo findet man den Himliſchen Frieden - Koͤnig Salomon in ſeinem Thron /vnd47kan in Gott gezogen werden. vnd den rechten Frieden des Hertzens: Der erſte Grad iſt ſich in ſeinem Her - tzen geringer halten denn ander Leut / vnnd gerne gering ſein. 2. Niemandt verachten oder richten / ſondern allzeit auff ſich ſelbſt ſehen: Quicquid agant alii, ſis memor ipſe tui. 3. Angebor - ne Ehr fliehen vnd meiden / vnd wann man dieſelbe haben muß darob Traw - ren. 4. Verachtung geduͤldig leiden / Ja ſich darob Frewen. 5. Mit gerin - gen Leuten gerne vmbgehen vnnd ſich nicht beſſer achten denn ſie / Ja ſich fuͤr den Elendeſten Menſchen vnnd groͤſten Suͤnder halten. 6. Gerne vnd willig Gehorſam ſein / nicht allein den groſſen / ſondern auch den gering - ſten. Durch dieſe Staffeln ſteigen wir auff biß zu dem ſiebenden in dem Thron Salomonis / vnnd zu wahren Friede. Eſt humilis via, ſed excel - ſa Patria, ſagt Auguſtinus: Si Patriam deſideras, viam hanc ambules.
VNſer Freund iſt allzeit bey vns / aber er leſt ſich nicht allzeit mer -Gott iſt anzeit bey vns / aber wir mer - ckens nit allezeit. cken ohne wenn das Hertz ſtille iſt / wenn alle Sinne hinein gekehret ſein / zu Ruhe gebracht vnd in Gott ge - ſamlet ſein / wenn im Verſtandt kein Irrdiſch Liecht ſcheinet / ſondern die Thiriſche Weißheit vntergangen iſt / vnd in eine Nacht oder Goͤttliche Fin - ſterniß verwandelt iſt / ſo gehet denn dz Goͤttliche Liecht auff vnnd gibt einen Blick vnd Strahl von ſich / vnd ſchei - net in der Finſterniß / das iſt dz dunckel darin der Herr wohnet / vnd die Nacht in welcher der wille ſchlefft vnnd mitGott49offt in vnſer Seelen ereuget. Gott vereiniget iſt / darin das Gedecht - niß vergeſſen hat / der Welt vnnd der Zeit / ſo bewegt als in einẽ AugenblickOffenba - rung Got tes in der Seelen. das Goͤttliche Liecht den Verſtandt / die Himliſche begierde den willen / vnd die Ewige Frewde das Gedechtniß / vnnd es kans doch weder Verſtandt / Wille oder Gedechtniß begreiffen / noch behalten / denn es bleibet nicht in den Kraͤfften der Seelen / ſondern iſt verborgen im innerſten grunde / vnnd weſen der Seelen. Es kan aber wol er - wecket werden durchs Wort / dz wir im Hertzen ruffen mit der heiligen Moni - ca, Evolemus evolemus, ad æterna gaudia. Daher kommen alle ſeufftzen der heiligen / die auch vnaußſprechlich ſein. Als S. Paulus dieſe Suͤſſig - keit geſchmecket hatte ſprach er /Roͤm. 8. Ich bin gewiß das vns weder Leben noch Todt / noch einige Creatur ſchei - den kan / von der Liebe Gottes: Ver - ſtehe damit mich Gott liebet die ich in mir empfunden hab. Daher S. Au - guſtinus ſpricht: Ich befinde offt einebewe -50Wie ſich das hoͤchſte Ewige Gutbewegung in mir / wenn dieſelbe immerVor - ſchmack des ewigẽ Lebens. in mir bliebe / ſo koͤnte dieſelbe nichts anders ſein denn das ewige Leben. Dieſe iſts die vnſere Seele gern wolt fuͤllen vnd nach ſich ziehen / vnnd dar - auß lernen wir ſchmecken was das ewi - ge Leben ſey / denn ſolcher Liebligkeit vnnd Frewde wird die Seele ewig voll ſein / daher die liebhabende Seele imCant. 5. hohen Lied Salamonis ſpricht: Ani - ma mea lique facta eſt: Meine See - le iſt gar zufloſſen vnnd zuſchmoltzen / Das iſt: Meine Seele Jammert vnd Seufftzet immer darnach / das ſie die - ſen jhren lieblichen Breutigam moͤcht finden / vnd ſich in ſeiner Liebe ſaͤttigen /Der Seelẽ Adel in der verei - nigung mit Chri - ſto. jhren rechten Himliſchen Adel wieder erlangen / welcher ſtehet in der vereini - gung mit Chriſto / das ſie nicht jhr Luſt vnnd Fewde am nichtigen vergengli - chen / viel weniger an der Suͤnden vnd Fleiſches Luſt haben muͤge. Von die - ſem Adel der Seelen wiſſen nicht viel Leute / auch die Weiſen vnd klugen die -ſer51offt in vnſer Seelen ereuget. ſer Welt nicht. Die / ſo von der See - len vnd jhren Kraͤfften geſchrieben ha - ben / ſind nie auff den rechten grund kommen: Chriſtus iſt der Seelen rech -Chriſtus der Seelẽ Krafft. te Krafft / jhr Verſtandt / jhr Wille / jr Gedechtniß / das iſt jhr Liecht im Ver - ſtandt / jhr Luſt im Willen / jre Frewde im Gedechtnis / alſo iſt auch Chriſtus die rechte heiligung zierde vnd ſchmuck der Seelen / das ein Menſch wegen dieſer Liebe Chriſti die ſie empfindet / nicht mag ſuͤndigen / wie S. Joh. 1. am 3. ſagt: Wer in jhm bleibet ſuͤndi - det nicht / vnd wer auß GOtt geboren iſt der thut nicht Suͤnde / denn ſein Same bleibet in Ihm vnd kan nicht ſuͤndigen / Ja auß dieſer Liebe Chri - ſti entſpringet offt eine Frewde vnnd Wonne / wenn du vmb Chriſti willenAct. 5. Creutz vnnd Schmach leiden ſolt / als denn wird leiden die hoͤchſte Frewde. Vnnd die entſpringet im grund deiner Seelen auß Gott / den GOtt hat jhm ſelbſt im Menſchen eine ſtatt geheili -E vget52Von der Seelen Wirdigkeit /Gottes ſtatt in der Seelẽ.get vnnd alſo gefreyet vnnd geeignet / daß weder Engel noch Menſch noch keine Creatur darin kommen kan / das iſt das Edle lautere weſen der Seele / dieſelbe ſtatt will der ewige GOtt jhm ſelber allein haben / vnnd will ſie auch mit keinem andern gemein haben. Denn der ewige GOtt wohnet mit groſſer luſt in der reinen lautern See - le / wie er ſpricht: Meine luſt iſt bey denProv. 8. Menſchen Kindern / vnd was das fuͤr eine luſt ſey / kan niemand außſpre - chen / denn der es empfindet / vnnd kan doch niemand vollkoͤmlich dauon redẽ.
DEr Seelen Wirdigkeit iſt / daß ſie ein Haus vnd wohnung Gottes iſt /darin53von wahrer Rewe etc. darin GOtt lieber wohnet denn im Himmel vnd Erden / vnd die gleubige Seele hat mehr GOttes in jhm denn alle Himmel / vnd alle Leibliche Tem - pel / vnnd alles das GOtt je geſchaf - fen hat / denn das Hertz vnd wolgefal - len GOttes iſt in der Seele / mit aller ſeiner Gnade vnnd Liebe / mit allem ſeinem luſt vnnd wolgefallen. Denn durch alle Creaturen ſuchet GOTT nichts anders / denn wie er die Seele des Menſchen Ehre / wirdige / vnnd ſelig mache. Vnd weil GOtt mit al -Wo Gott eigentlich wohne. ler ſeiner Liebe vnd Meinung auff die Seele gekehret iſt / ſo iſt Gott eigent - licher in der Seele denn in den Him - meln / oder in allen Leiblichen Tem - peln. Denn GOtt wircket alle ſeine Werck in der Seelen / vnnd gibt ſie der Seelen. Die Seele iſt Edler denn alle Creaturen. GOtt hat ſie aber darumb ſo Edel gemacht auff daß er ſich der Seelẽ geben moͤchte / deñ ſo er jr etwasanders54Von der Seelen Wirdigkeit /anders gebe denn ſich ſelbſt / das achtet ſie nicht / vnd iſt jhr viel zu geringe. Es ſpricht S. Paulus wir ſeind von E -Epheſ. 1. wigkeit her erwehlet in dem Sohn Gottes / vnnd darumb ſollen wir nim - mer ruhen biß wir darzu kommen das wir das werden / das wir ewiglich in jhm geweſen ſein / vnnd weil die Seele ſoll ein Geſponß ſein des Sohns Got -Die Seele Gottes Geſponß. tes / ſo iſt nichtes vnter allen Creaturen das GOtt ſo lieb hat als die Seele / vnd darumb iſt Gottes Sohn außgan - gen von dem Allerhoͤchſten / auff das Er hole ſeine Freundin / die jhm der Vater ewiglich vermehlet hatte / das Er ſie wiederbrechte in das Allerhoͤch - ſte daraus ſie kommen iſt.
Darumb ſolte nun der Menſch hinwieder alle ſeine luſt vnnd genuͤgte an Gott haben vnd ſuchen / weil Gott ſo eine vberaus groſſe Liebe hat zu des Menſchen Seele / ſolte demnach dem Menſchen leid ſein / das er an jrgendt einer Creatur mit ſeiner Luſt vnndFrewde55Von wahrer Rew / etc. Frewde hangen wolte / als allein an GOtt / denn das iſt GOtt zuwieder. Es iſt ſolche eine Liebligkeit vnd ſchoͤn -Gottes ſchoͤnheit. heit in Gott / moͤchte jhn vnſer Seele nur ein Augenblick ſehen von ferne / wie in einer Wolcken / ſie kehrete ſich nicht von GOtt vmb alle dieſe Welt. Dar - umb ſolte es nun dem Menſchen leidt ſein / das er ſeine Seele die GOtt ſo lieb hat an eine Creatur hangen ſolte / denn hiemit thut er GOtt zuwieder. Daruͤber ſolte man trawren / vnd das iſt die rechte wahre Rewe / Leid daruͤberWas rech te Rewe ſey. haben / ſo man gethan was Gott zu - wieder iſt: So man GOtt nicht allen Creaturen vorgezogen / ſo man Gottes Ehre nicht in allen dingen geſucht / jhn vber alles geliebet / ſondern die Creatu - ren / vnd ſich ſelbſt. Ein jeder CreaturEin iegli - Creatur liebet Got mehr als ſich / auff gewiſſe inaſſe. liebet GOtt von Natur mehr denn ſich ſelbſt / in dem ſie Gottes Gebot außrichtet / vnd ſich ſelbſt daruͤber ver - zehret / allein der Elende Suͤndet liebet ſich mehr denn GOtt. Darumb wenndu56Von der Seelen Wirdigkeitdu Rewe vnd Leid haſt vmb deinen eig - nen ſchaden / vnd nicht viel mehr daß du wieder GOtt gethan / vnnd jhn er - zuͤrnet vñ entehret haſt / ſo haſtu noch keine wahre Rewe. Vnd wenn gleich weder Helle noch Himmel were / ſoll dir nicht deſto minder leid ſeyn / daß du wieder GOtt gethan / vnnd jhn erzuͤrnet haſt. Denn Gott iſt dir Him - mel genung / ſo iſt dir auch ſein Zorn Helle genung. Haſt du aber ſolche Rewe / wie jetzo beſchrieben / vnd wah - ren Glauben an Chriſtum / jetzo ver - gibt dir GOtt von Hertzen alles was du wieder jhn gethan haſt / denn es iſt GOtt eine groͤſſere Ehre / daß er die Suͤnde vergebe / denn daß er ſie ſtraf - fe. Denn die gerechtigkeit zwingt auch GOtt darzu / daß er barmhertzig ſeyn muß / denn er iſt vnſer Vater vnd wir ſeine Kinder. So er denn vnſer Vater iſt / ſo vollbringt er ſeinen Veterlichen willen an vns / beydes nach ſeiner Ge - rechtigkeit vnd nach ſeiner Barmher -tzig -57von wahrer Rewe / etc. tzigkeit. Vnd ſo ſollen wir vns auch in dem willen vnſers Vaters ergeben / denn weme der wille GOttes freund - lich ſchmecket / deme gefellet alles wolWem Got tes wille gefelt / dem gefelt al - les / lieb vnd leid. was GOtt thut / beydes nach ſeiner Gerechtigkeit vnd nach ſeiner Barm - hertzigkeit. Einen recht liebhabenden Menſchen gefellet alles das wol / was GOtt thut vnd will / Es ſey lieb oder leid in jhm ſelber vnd an allen Creatu - ren / iſt es GOttes wille / ſo laß es auch deinen willen ſeyn. Ich will lieber in „ der Helle ſeyn vnd GOtt haben / „ denn im Himmel vnd Gott „ nicht haben.
GOtt der Himliſche VaterGottes verlangen nach vns. rufft vns mit allem daß er iſt / daß er hat vnd daß er vermag / das alles ruffet / leitet vnd locket vns zu zu jhm / vnd in jhn. Denn Gott hat ſo ein warhafftiges vnnd bruͤnſtiges ver - langen nach vns / als ob alle ſein weſen vnd Seligkeit an vns gelegen wehre / Sintemal alles das er geſchaffen hat im Himmel vnd Erde / mit aller ſeiner Weißheit vnd guͤte / vnnd alles was er jederzeit wircket vnd thut / daß thut er / vnd hat alles darumb gethan / daß ervns59iſt hertzlich vnd gruͤndlich. vns dadurch rieffe vnd luͤde in vnſern Vrſprung / vnd wieder brechte in ſich /Alle Wort vnd heili - ge Werck Gottes leiten vns zu jhm. vnd alle ſeine Wort vnnd Werck ſind ein lauter ruffen zu vnſerm Vrſprung / daß Er die Seele wiederbring / das ſie ſeine Stimme hoͤren ſoll vnd jhn lieb haben / gleich wie ſie zuuor des Sa - thans ſtimme gehoͤrt / vnd von ſeiner Liebe abgewichen.
Er hat vns aber beruffen / an ſei - nen Lieben Sohn zu gleuben / vnd die - ſelben Fußſtapffen nachzufolgen / in Sanfftmuth vnnd Gedult / denn da - durch ruffet vnd zeuhet Er vns in ſich ſelbſt / wie er den Eliam Rieff / vnd fuͤr jhm vber gieng im Fewr / vnd ſtarckem1. Reg. 19. Winde der die Felſen zureiß / aber im ſanfften Sauſſen war vnnd kam der Herr / alſo ſencket Er ſich in ein ſtilles / ſanfftmuͤtiges demuͤtiges Hertz. Gleich wie der Koͤnig Ahaſverus dieEſter. 15. Eſther vmbfieng / da ſie fuͤr jhm nieder ſanck / alſo geſchicht auch den Men - ſchen / wenn er an allen ſeinen KrefftenFvnd60Gottes Beruffvnd vermuͤgen verzagt / vnnd nieder - ſincket in ſein eigen Nicht. Wenn er denn von den Armen der Goͤttlichen Krafft nicht erhalten wird / ſo deneht jhn / er muͤſſe zu einem lautern Nicht werden / als den duͤncket den Men - ſchen / er ſey geringer in alle ſeinem Verſtande / vnnd vermuͤgen / den alle Creaturen. So nun vnſer Him̃el vndGott der ſich ſo hoch ge - ſetzt hat ſiehet in vnſer nie - driges. Gnaden Koͤnig das ſiehet / ſo ſtaͤrcket Er die bloͤde vnd demuͤtige Seele vnd gibt jhr ſeinen Goͤttlichen Kuß / daß ruͤhret her / von der gruͤndlichen wah - ren Demuth / denn je nidriger je hoͤher / denn Gottes hoheit ſiehet eigentlich in das tieffe Thal der MenſchlichenEuſſerli - che ver - achtung ſordert er - kentniß vnſerer nichtig - keit. demuth. So du aber von auſſen / we - gen deiner niedrigkeit verachtet wirſt / ſo wirſtu noch tieffer in dein Nicht ge - ſencket / als denn wird es mit dir gar gut. Denn darin wird der Geiſt des Friedes geborn / der alle VernunfftPhilip. 4. vbertrifft. Darumb ruffet dichGott61iſt hertzlich vnd gruͤndlich. GOtt wunderlich durch mancherley Creutz vnd Verachtung / das er dichWohin al les Creutz gemeinet. bereite / denn du muſt in der Warheit vnnd That bereitet werden / wirder in GOtt einzukehren / vnnd Er zu dir vnnd in dich / welches denn nicht ge - ſchicht mit Gedancken / oder mit Wor - ten / ſondern durch viel leiden / denn das ein Menſch offt gedencket vnnd redet von der Demuth / wird Er darumb nicht demuͤtig / vnnd hilfft jhm gar nicht wenn er nicht vnterge - drucket wird vnter die Menſchen vnnd verſchmehet wird. Deß - gleichen wenn du offt vnnd viel re - deſt von der Gedult / iſt doch nich -Alles in der Krafft tes / du werdeſt denn ſtarck angefoch - ten / von allen Creaturen / ſonſt iſt es gantz nichts / vnnd erlangeſt nicht das Weſen der Tugend / ſondern es fellet alles wieder ab / wie es ein vnnd zugefallen iſt. Dar - umb were billich / das du einenF ijſolchen62Gottes Beruffſolchen Menſchen der dich ſchmehet vñ durchechtet / einen ſonderlichen Lie - bedienſt erzeigeſt / denn dieſe zwo Edele Tugend / Sanfftmuth vnnd Gedult / muͤſſen durch groſſe bittere / harte / wie - derwertigkeit erſtritten werden. Denn wo du kein wiederwertigkeit hetteſt / wie wolteſtu dieſe Edele Tugend in vbung vnd erfahrung bringen. Denn die Sanfftmuth gehet auff den inwen - digen grund des Gemuͤtes / welchen du vielleicht nie gepruͤffet noch erforſchet haſt / die Gedult aber auff den außwen - digen Menſchen / welcher mit Chriſto hinauß gehen / vñ ſeine ſchmach tragen muß. Vnnd ſo vergleichet man ſich dem Vnſchuͤldigen Heiligen Leben vnſers Herrn Jeſu Chriſti / dadurch Lebet Chriſtus in dir / vnnd ſein bitter Leiden vnd Sterben iſt in dir.
So iſt auch eine art des innerli - chen Beruffs Gottes / wenn GOtt ſeine Liebe im Menſchen anzuͤndet / denn dadurch gibt er ſich dem Men -ſchen63iſt hertzlich vnd gruͤndlich. ſchen ſelbſt / weil er ſelbſt iſt die Liebe / denn es iſt ja ſo vnmuͤglich / das der1. Joh. 4. Menſch GOtt habe ohne die Liebe / ſo vnmuͤglich es iſt / das der Menſch lebe ohne Seele. Denn dz Chriſtus durch den Glauben in vnſerm Hertzen woh - net / wird durch die Liebe bezeuget vnndEph. 3. offenbahr. Es kan aber dieſe Liebe Gottes in vns nicht raum oder ſtatt finden / wo die Welt Liebe nicht außge - trieben / vnd GOtt nicht lauter gemei - net wird in allen dingen. Darumb ſehe ein jglicher Menſch offt in ſeinen inwendigen grund / vnnd erforſche daGrund zu pruͤfen was am hoͤchſten geliebet werde. mit fleiß / was in jhm am allermeiſten geliebet vnd gemeinet werde / obs Gott ſey / oder er ſelber / oder die Creaturen / Lebendig oder Tod / was da allermeiſt beſitzt ſein Hertz vnd Seele / vnnd war - auff dein begierde vnnd luſt hafftet. Denn iſt dein grund etwas anders das da gemeinet vnd geliebet wird / das nit warhafftig vnd lauter Gott iſt / vnnd deſſen Gott nicht eine wahre VrſachF iijiſt / ſo64Gottes Beruffiſt / ſo kompt GOTT nicht in deine Seele / vnd weineteſt du ſo viel Zeher ſo viel Tropffen im Meer ſind / es hilfft dich nicht / vnnd muſt jhn ent - beren in ewigkeit. O jhr Armen Menſchen womit gehet jhr vmb? Wie laſſet jhr euch die liſtige Natur alſoCreatur Liebe ſoll nicht die innerſte ſtete der Seelen be - ſitzen. betriegen / durch die Creatur Liebe / die euch ſo heimlich vnnd verborgen beſitzt / an der innerſten ſtete ewer See - le / da GOTT allein ſitzen ſolt. Denn darumb ſind wir in der Welt / das wir durch abſterben vnſers wil - lens / vnnd durch abſagen der Welt vnnd Creaturen wieder in GOTT vnnd zu GOTT kommen / mit GOTT vereiniget werden / das wir am Ende wieder zu vnſerm Vr - ſprung kommen / vnnd wie der Leib in die Erde begraben wird / alſo die Seele in die grundloſe Gottheit / vnd ſo wir das hie verſeumen / ſo iſts ewig - lich verſeumet / denn mit wem du dich Freweſt / vnd mit weme du dich Betruͤ -beſt /65iſt hertzlich vnd gruͤndlich. beſt / mit deme ſoltu Geurtheilet wer - den. Ein ding ſoltu wiſſen vnd zuDie Seele ſo von der Creatur - liebe ledig erfuͤllet Gott. Hertzen nehmen / nemlich dieſes: Wereſtu allein ledig der Bilde der Creaturen / du wuͤrdeſt GOtt ohn vn - terlaß haben vnnd beſitzen / denn er moͤchte ſich nicht enthalten / weder im Himmel noch Erde / Er muͤſte in dich kehren / er muͤſte deine Seele erfuͤllen / ſo er ſie ledig fuͤnde. Darumb kehre es vnnd wende es wie du wilt / ſo lang die Creaturen in dir ſein / ſo lang muſtu Gottes entbehren / denn ſo viel ein Menſch Raſt vnd Ruhe in den Crea - turen / vnd in allen dingen nimpt / das Gott nicht ſelbſt iſt / ſo viel ſcheidet er ſich von GOtt. Wie ein hart Creutz nun daſſelbe ſey / ſo man alſo tragẽ muß iſt wol zudencken. Aber nicht mit wol ſein / ſondern mit Creutz er - folget man Gott.
DES glaubens eigenſchafftWovon das Hertz durch den Glauben gereiniget werde. iſt dz er das Hertz reinige. Nun mercke wovon ſoll er das Hertz reinigen? Antwort: Von der Welt / vnnd aller zuneigungen deſſen / was Irrdiſch / eitell / nichtig / vnnd vergeng - lich iſt / vnd von allen da die Natur mit voller luſt vnd genuͤgte an hafftet vnd drauff Ruhet / es ſey Reichthumb / Eh - re oder Wolluſt / denn der Glaube han - get allein am vnſichtbahren / vnd Ewi - gen / vnnd ſo die hinderniſſen hinweg ſind ſo folget die vereinigung / denn ein gleiches vereiniget ſich mit ſeinem glei - chen / vnd nicht mit einem vngleichen. Mercke67reiniget von den Creaturen /Mercke aber dz Gott eine lauter Wir - ckung iſt / vnd wo Er eine leere ſtatt fin - det / da Wircket Er auß Erbarmung ſolche Werck / deren das Elende Hertz / das ſein begert vnnd jhm anhanget / Nottuͤrfftig iſt. Daher iſts kommen /Warumb dem Glau ben die huͤlff wirt zugeſchrie ben. Matth. 15 das der Herr ſprach zu den Elenden Leuten im Evangelio: Dein Glaube hat dir geholffen: Nicht das es des Glaubens vermuͤgen were / ſondern daß der Glaube das Hertz ſelbſt gereini - get hatte / das er Gott gantz ergeben / vnd in Gott gezogen / vnd daſſelbe leer gemacht von allen dingen die nicht Gott ſein / auff das GOtt darin Wir - cken vnd ſein Werckſtat haben muͤge. Darumb konte vnſer Herr zu Na -Marc. 6. zareth kein wunder thun / weil Er ſolcheWie das zuverſte - hen das Chriſtus zu Naza - reth keine wunder thun kon - te. Hertzen nicht fandt in welchen ſeine Goͤttliche Krafft Wircken moͤchte. Denn ſol GOtt ein / ſo muß die Crea - tur auß. Eins iſt hie des andern hinde - rung / es kan kein Hertz Gottes huͤlff ſo ſehr vnnd hertzlich begeren / GOttF vhuͤlffe68Wie der wahre Glaube das Hertzhuͤlffe jhm tauſentmal lieber / wenn jhm nur das Hertz gruͤndlich anhan - get / vnd ſich jhm gantz ergibt. Denn wie Gott ein ſolch Hertz williglich er - fuͤllet / mit Liecht / Troſt / Gnade vnd Krafft / alſo wird auch ein ſolch Hertz leicht vber ſich gezogen / alſo daß dem Fewer nicht ſo leicht iſt zubrennen / vnnd einem Vogel zu flichen / als ei -Ledig ge - muͤt gehet auff in Gott. nem ledigen gemuͤte auffzugehen in GOTT. Daſelbſt findet denn GOtt ſeine rechte Werckſtatt / zu wir - cken ſolche ding daran er ein wolgefal - len hat / wie er ein ſolch wolgefallen hatte / an Chriſto vnſerm Her - ren / darumb das GOTT allein in jhm wirckte ohne hindernuͤß. Denn es gefallen GOTT die Wercke nicht / derer er nicht ein Anfang vnndGott alle - zeit bereit in vns zu wircken. Ende iſt. Vnnd weil GOTT ſo eine groſſe Liebe hat zu dem Men - ſchen in jhm zu wircken / weil daſſelbe ſeine Natur iſt / ſo wartet er allezeitauff69reiniget von den Creaturen. auff vns / vnnd iſt mehr bereit dem Menſchen zu geben / denn der Menſch bereit iſt / von GOTT zu begeren. Darumb ſo verſeume dieſe zeit nicht / denn nach dieſer zeit / wird ein jeder empfangen wie er gelebet hat / vnnd worzu ſein Hertz geneiget geweſt / es ſey boͤſes oder gutes: GOTT oder die Creatur. Vnnd wenn nach der zeit alle Heiligen GOTtes / fuͤr einenDiß Lebẽ iſt die zeit der bekeh - rung zu Gott / vnd abwen - dung võ irrdiſchen. Menſchen beketen vnd Blut weine - ten / wuͤrde es jhm doch gar nicht helf - fen / jhm wird weder zu noch abge - legt / ſondern worzu er ſein Hertz geneiget / vnnd womit er daſſel - be vereiniget hat / das wird jhm blei - ben.
Gleich wie nun der wahre leben - dige Glaube das Hertz reiniget von der Welt Liebe / ſo reiniget er daſſelbe auch von den vnordentlichen affecten, vñ neigungen / als vom zorn / vngedult / vnd pflantzet dagegen ſanfftmut vndGedult70Wie der wahre Glaube das HertzGedult gegen den Nechſten. Denn anders kan Gott nicht Wircken in den Gleubigen Hertzen / denn was ſeine Natur iſt. Nun iſt GOtt nichts an - ders denn Liebe / Sanfftmuth vnd Ge - dult / als wir ſehen an vnſerm HerrnWahrer Liebe ei - genſchafft JEſu Chriſto. Die Liebe Gottes aber gehet vber alle Menſchen / vnnd erbarmet ſich vber alle / darumb Wirckt Er auch eine ſolche Liebe in den Gleu - bigen / die Niemandt außſchleuſt in dieſer zeit / weder Feind noch Freund / vnnd iſt allezeit vereiniget mit allen Menſchen / gleich als mit GOtt. Es Frewet ſich auch die Liebe / alles des guten / das GOtt dem Menſchen gibt / vnnd der mannicherleyen Gaben der Glieder Chriſti / vnnd dienet denſelben mit Ehrerbietung. Denn gleich wie denn Edelſten Gliedern / alle andere Glieder dienen / als die Handt dienet dem Haupt / den Augen / dem Hertzen: Alſo ſoll eine ſolche vereinigung ſein der Glieder des Geiſtlichen LeibesChriſti.71reiniget von den Creaturen /Chriſti. Vnd weñ wir vnter deſſelbenVereini - gung der Geiſtlichẽ Glieder am Leibe Chriſti. wiſſen ein Edeler Glied den wir vns ſelbſt erkennen / dz ſolten wir viel lieber haben denn vns ſelbſt / vnnd ſolten vns deſſen ſo viel mehr frewen / ſo viel mehr daſſelb von ſeinem Edelen Haͤupte Jeſu Chriſto Gaben empfangen hat / Denn ſolches iſt ein gemein Gut eines gemeinen Leibes / ſo herab fleuſſet von vnſerm allgemeinen Haupt Chriſto / vnd deſſelben kan man nicht genieſſen denn durch die Liebe / denn die Liebe machets vnſer eigen / vnd alles was ich in GOtt liebe / das iſt mein vnd genieſ - ſe deſſelben. Alle Gaben ſo GOtt ei - nem frommen Menſchen mittheilet /Alles gu - te in Gott zulieben. die ſind ſo wol mein als daſſelbe / wenn ich ſie in GOtt Liebe / denn die Liebe machets vnſer eigen. Ja wenn ein Menſch ſeiner empfangenen Gaben halben ſich nicht erhebet / als es denn ſein ſoll / ſondern ſich vnd ſeine Gaben / fuͤr klein vnd nichtes helt. Ich Liebe ſie aber in GOtt / ſo ſeind ſie eigentli -cher72Wie der wahre Glaube das Hertzcher mein denn ſein. Vnd alſo werde ich Geiſtlich reich in GOtt. Vnnd theilhafftig aller Guͤter im Himmel vnd Erden / vnd in allen Gottes Freun - den. In dem einigen Heupt Jeſu Chriſto. Es muß wircklich vnd weſent - lich alles in mich flieſſẽ / daß diß Heupt in ſeinen Gliedern hat / in Himmel vnd Erden / in Engeln vnnd Menſchen. Aus der Liebe ge - dult.Aus ſolcher innerlichen Liebe quillet auch heraus die gedult / dardurch man alles Creutz williglich auffnimpt als eine bereitung zu ſondern hohen gnadẽCreutz be - reitet alle - zeit zurſon derbaren guade. Gottes / denn kein Crentz iſt es bringet eine ſondere gnade mit ſich / daher ein heiliger Mann ſagt: GOtt gruͤſſe dich lauter bitter Leyden voller gnade / denn S. Petrus ſpricht: So jhr vmb Chriſti1. Epiſt. 2. willen das vbel vertraget vnnd leidet das vnrecht / das iſt gnade bey Gott.
Vnd vmb der Liebe des CreutzesWoher freude in Truͤbſal. Chriſti willen / ſein Creutz williglich tragen / bringet dem Hertzen endlich groſſe freude / vnd friede: Darumb werin73reiniget von den Creaturen. in ſeinem außwendigen oder inwendi - gen Creutz geduͤltig leidet / ohne klage / ob gleich ſein Hertz ſehr verwundet wird / vnd er leidet das zu liebe den hei - ligen Wunden Chriſti / denſelben wer - den ſeine Wunden vnnd Schmertzen / innigliche freude bringen. Denn wer ſich GOtt alſo im Creutze leſſet / deme wird GOtt endlich ſelbſt zu troſt vnnd zum Friede. Vnnd dieſer Friede iſt ein recht Goͤttlich Kleinot vnnd Suͤſſig -Friede des Hertzens ſo GOtt gantz ge - laſſen. keit / ſo der inwendige Menſch ſchme - cket / von welchem Friede niemand ſa - gen / oder denſelben verſtehen kan / denn der jhn ſelbſt hat / vnd das iſt der Friede der hoͤher iſt denn alle Vernunfft / daruon S. Paulus ſagt / Phil. 4.
DAs natuͤrliche Liecht vnd das Gnadenliecht zu vnterſchei - den / iſt zu mercken / der vnter - ſcheidt der Seelen vnnd jhrer Kreffte: Nemlich der vernuͤnfftigen Krafft vnd des Willens / vnd der ſinnlichen Kraͤff - te: Vnnd dann der lauteren bloſſen Subſtantz vnnd Weſen der Seele. Dauon im 20. Capittel weiter in den erſten / als in den kraͤfften der Seelen / Vernunfft / Willen vnnd Sinnen iſt das natuͤrliche Liecht. Vnnd ſo lange dieſelbe des Menſchen Seele gefangenhal -75vnd das Gnaden Liecht auffgehen. halten / kan das Gnaden Liecht / die lauter bloſſe Seele nicht erleuchten / darumb wo das Gnadenliecht ſoll ſcheinen / da muß das Natuͤrliche Liecht vntergehen / denn die erleuchtigung desDas Na - tuͤrliche Liecht muß vn - ter gehen / ſoll das Gnaden - Liecht ſcheinen. Gnaden Liechtes iſt vber alle Sinne vnd Vernunfft. Ja es wird durch die Natuͤrlichen Sinne vnnd Fleiſchliche Vernunfft verhindert. Da ſieheſtu was der Natuͤrliche Menſch / in Goͤtt - lichen dingen vermag? lauter nichts. Wie aber das Gnaden Liecht gemei - ner ordnung nach in der Seelen auff - gehet / da mercke: GOtt hat ein Gna - den Wort das leſt Er verkuͤndigen:Joh. 6. Vnd wircket durch daſſelbe / vnd daſ - ſelbe Wort iſt Geiſt vnnd Leben / wie - wol nun GOtt in allen dingen iſt mit ſeiner Gewalt / Wirckung vnd Leben / ſo hat Er doch nirgend ſeine eigne Werckſtatt ſeine Gnade zu Wircken /Die Seele Gottes Werck - ſtat. vnd das Gnaden Liecht anzuzuͤnden / denn in der Seele des Menſchen. Dar - umb das Goͤttliche Liecht / vnd erleuch -Gtigung76Wie das Liecht in vns muß vntergehentigung der Seelen / nirgend anders her - kompt / oder kommen kan / weder auß Sinnen noch Vernunfft / noch auß al - len andern Natuͤrlichen krefften / als allein auß der wirckung der Gnaden Gottes / in der Seele des Menſchen. Hierauß fleuſſet aller Troſt vnd Friede der Seelen / alle Warheit / Weißheit / vnd Leben / diß beſtehet ewiglich / denn es iſt das ewige Gut der Seelen: Alles andere aber was von auſſen die Sinne vnd Vernunfft begreiffen / dz verdirbet alles / als ein thummes Korn / vñ leſſet keine Frucht hinter ſich. Diß iſt allein der Seelen Gut / nemlich die vereim - gung Gottes / vnd ſeine Gnadenwir - ckung. Derſelben koͤnnen andere Crea - turen nit theilhafftig ſein / in denen das Bilde Gottes nit iſt / deñ ſein Bilde al -Ernewe - rung deß Bildes Gottes im Men - ſchen. lein zieret vñ ſchmuͤcket Gott mit Liecht Weißheit / vñ Gnade / aus dieſe Liecht kommen der Seelen jhre rechte Geiſt - liche kraͤffte wieder / nemlich Verſtand Weißheit vnd Erkentniß / die ſie zuuornicht77vnd das Gnaden Liecht auffgehen. nicht gewuſt / auch im willen / ein ge - ſchmack der Goͤttlichen Liebe / ſo zart vnd lieblich / dz einer ſolchen erlenchten Seele / alles verdreuſt vnd zuwieder iſt / was nicht Goͤttlich iſt. Viel guter be - wegung vnnd antreibung ſpuͤret man / die du wol merckeſt / das ſie von innen auß deinem Hertzen kommen / vnd von keiner Creatur. Es mag wol die Crea - tur einen bewegen zur luſt / verwunde - rung vnd Frewde / aber das kompt von auſſen. Der vnterſcheid aber iſt hie wol zumercken / das der innerſte grund der Seele / vber alle Sinne vñ Vernunfft / durch diß Gnaden Liecht beruͤret wird / vnd je mehr du ledig biſt von außwen - digen Creaturen / je oͤffter vnd lauterer diß geſchicht / das du Liecht vnnd Warheit empfindeſt: Auß dieſemErkent - niß der Warheit koͤmpt auß dem Goͤttlichẽ Liecht. Liecht gehet nun die Erkentniß der Warheit / vnnd wenn man dieſen grund verleſſet / vnnd ſich in die auß - wendigen Phantaſeyen begibt / da - her kompt Irrthumb. Denn WarheitG ijiſt in -78Wie das Liecht in vns muß vntergeheniſt inwendig im grund der Seelen / vnd nicht außwendig. Auß dieſem Liecht der Seelen ſteiget offt auff ein ſolcher heller ſchein vnd glantz / das iſt: Eine ſolche erkentniß / das der Menſch offt mehr weiß vnd erkennet / denn jhm Je - mand lehren kan. Vnnd welcher Menſch deß Goͤttlichen Liechtes in jhm gewar wird ein Augenblick / der wird alſo getroͤſtet vnnd erfrewet / das dieſelbe Wonne vnd Frewde vbertrif - fet Tauſentmal / alle Wonne / Frewde vnd Troſt / die alle Welt mit einander leiſten mag / doch iſt diß alles in den