PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1]
OPTIMUS MULIERUM Ornatus: Beſter Weiber - Schmuck. Eine kurtze Leichpredigt / vber den Spruch des H. Apoſtels Pauli / 1. Tim. 2. Sie wird ſelig werden durch Kinder zeugen / etc. Bey Anſehliger vnd Volckreicher Leichbegaͤngnis / der Edlen vnd Ehrentu - gendſamen Frawen MARTHA geborner Mildin von Lenckersdorff / etc. Des Ehrenvheſten / Achtbarn vnd Wolgelarten Herrn M. JOHANN Mißlers / Churf. Saͤchſiſchen AmptSchoͤſſers zu Arnßhaugk vielgeliebter Ehlicher Haußfrawen / welche den 8. Januarij des 1617. Jahrs / Abends zwiſchen 7. vnd 8. Vhr auff dem Schloß Arnßhaugk in Gott ſelig verſchieden / vnd den 13. Tag hernach Chriſtlich: vnd Ehrlicher weiß zur Erden beſtattet worden: Gehalten in der Pfarrkirchen S. Johannis zur Newſtadt an der Orla / etc.
Gedruckt zuJehna/ beyJohann Weidnern/ Jm JahrM. DC. XVII.
[2]ELEGIA.

Ad Virum Amplißimum, morum dexteritate, eruditâ do - ctriná, politicarumꝙ́ rerum peritiâ ſpectatißimum, Dn. M. JOHANNEM MISLERUM Quæſto - rem in Electorali Arce Arnshaugk, Compatrem & Ami - cum ſuum ut veterem, ita multis nominibus pluri - mùm colendum.

ARcis Arenshagiæ Mislere Amplißime Quæſtor,
Carminis autorem carminis autor amas.
Scribis enim Muſis dignos & Apolline verſus,
Utꝙ Tibi tales det mea Muſa, rogas.
Nec ſatis hoc, dum ſic exoptas carmina: Leſſum
Poſcis apud Marthæ funera mœſta tuæ.
Imò nec hic ſatis est: hæc inter funera ſparſum
Sermonem ſacrâ poſcis ab æde meum.
Quid faciam? Dubito: Curam mens anxia librat,
Quæ fugienda mihi, quæ facienda rear!
Læta daturus eram Tibi carmina! Triſtia poſcis:
Lætum Sermonem! Triſtior ecceplacet.
Sunt hæc, ſunt fatcor votis haud congrua noſtris,
Dum meliora dabo, deteriora petis.
At benè, Jane, petis, quamvis contraria votis:
Sic ratio, tempus, duraꝙ Fata volunt,
Defunctam Vxorem, Quæstor doct. ßime, luges:
Leſſus in hoc luctu ritè canendus erit.
Defunctam triſti curâſti condier urnâ:
Aptus ad hæc ſermo funera triſtis eræt.
Ergò cùm ratio, cùm tempus, fataꝙ́ poſcant
Leſſum & Sermonem, munus utrumꝙ́ cape.
Utꝙ́ Tibi cedo: ſic cedo, & non Tibi cedo:
Noſtra Thalta Tibi, non Tibi cedit Amor.

M. M. L.

1.[1]

Beſter Weiberſchmuck.

TEXTUS.

(Aus der Erſten Epiſtel des H. Apoſtels Pauli an Timoth: am 2. Capitel / im 15. vers. )Sie (das Weib) wird ſelig werden durch Kinder zeugen / So ſie bleiben im Glauben / vnd in der Liebe / vnd in der Heiligung / ſampt der Zucht. ()

EXORDIUM.

WEnn wir bey gegenwerti -Exordium à tempore. gen Leichbegaͤngnuͤs den Zuſtand die - ſes heutigen Tages mit einanderrecht bedencken / moͤgen wir in jetziger ſtunde vber denſelben wol klagen vnd ſagen: O des leidigen Tages! O des vn - gluͤckſeligen Tages! O des trawrigen Tages!

Denn ſolte das nicht ſein Ein leidiger Tag / wel -1. Luctuo - ſo. cher viel vnnd mancherley Leid vnd Schmertzen mit ſich bringt / nicht allein dem ſehr betruͤbten Churf. Gn. Herrn Ampt Schoͤſſer / wegen abſterben ſeines lieben Weibes /A ijSondern2Beſter Weiberſchmuck. Sondern auch vns allerſeirs / die wir mit Jhme / als vn - ſerm lieben Nachbarn vnd guten Freunde / ein Chriſtlich: vnd Nachbarliches mitleiden billich tragen ſollen?

2. Calami - toſo. Solte dann auch dieſer Tag nicht Ein vngluͤckſeli - ger Tag ſeyn / Weil ſich an demſelben viel Vngluͤck vnd Vnfall geheuffet / daß wir jetzt ſolches mit Schmertzen er - fahren muͤſſen / welches alles nach der leng zu erzehlen vn - muͤglich / zu geſchweigen / was auff ſolchen Anfang in kuͤnff - tiger zeit noch fuͤr Vngluͤck kommen mag / weil jmmer ein Vngluͤck ſich zum andern geſellet / vnd auff das andere zu folgen pfleget / welches doch Gott der Allmechtige in Gna - den von vns abwenden wolle.

3. Contra - rio votis publicis & privatis. Solte denn nun diß nicht ein recht Trawriger Tag. ſeyn / Weil dadurch nicht allein bey mehrgedachtem Herrn Ampt Schoͤſſern vnd ſeinem gantzen Hauß / Sondern auch bey vns ſeinet halben groß Betruͤbnuͤß vnd Trawrigkeit verurſachet worden iſt.

Nun haben wir zwart in den Juͤngſthin vorſchiene - nen Weynacht Feyrtagen / in vnſern ordentlichen Feſtpre - digten vielfeltigen Bericht gethan / wie wir vns des New - gebornen Chriſtkindleins von Grund vnſers Hertzen troͤ - ſten vnd frewen ſollen.

Haben auch mit groſſer Verwunderung in ſolchem Weynacht Feyrtagen erfahren / wie durch Gottes gnedige ſchickung ſolche Feyrtage vber vnd in folgenden acht Ta - gen nach angehenden Newen Jahr / kein Menſch / weder Weibs noch Mannes Perſon / weder Jung noch Alt / in dieſer Volckreichen Stadt verſtorben / welches bey Men - ſchen gedencken vmb dieſe zeit zuvor wol niemals erfahren worden iſt.

Aber3Beſter Weiberſchmuck.

Aber es hat nach jetzgenanter Zeit ſich das Blat bald gewendet / vnd vnſere Frewde ſich in Trawrigkeit verkeh - ret / weil mehr vnd wolgedachtes Herrn Ampt Schoͤſſers Ehliche Haußfraw bey ſolchem angehenden Newen Jahr die aller erſte Perſon worden iſt / welche bey dieſer Stadt zum Anfang des Newen Jahrs verſtorben / vnd vorallen andern ins ſchwartze Toden Regiſter hat muͤſſen verzeich - net werden / vnd ſoll nun heut dieſen Tag auff den Gottes - acker in die Erde gelegt vnd begraben werden.

Das mag warlich ein leidiger / vngluͤckſeliger vnnd trawriger Tag ſeyn / daruͤber wir billich zu klagen haben.

Aber gleichwol koͤnnen wir zu vnſerm Troſt an die -4. Solatiis opportuno Cyprian: in Setm: de Mortalita - te. Anno Chriſti 253. ſem heutigen Tag gar wol vnd recht von Jhr ſagen: Non obi[it], ſed abiit: Sie iſt nicht gar verſchieden / ſondern von vns nur eine zeitlang abgeſchieden.

Item: Non amiſſa eſt, ſed præmiſſa: Sie iſt nicht verlohren / noch von vns gar weg geſand / ſondern nur vor - angeſand.

Item: Non ivit occubitum, ſed abiit cubitum, SieJoh: Du - gon Philo - nius de Sci - entia bene moriendi fol. 47. iſt nicht gar vntergangen / Sondern iſt nur ſchlaffen gegan - gen / oder wie die Lateiniſchen Verß lauten:

Illata est cœlo, non est ſublata: Redemta,
Non tibi ademta, nec est capta, ſed apta
Deo.
Sie iſt nicht gar von vns weg kommen /
Sondern in Himmel auffgenommen /
Erloͤſt aus Noht vnd iſt bey GOtt /
A iijWeil4Beſter Weiberſchmuck.
Weil Sie vom Tod nicht iſt gefangen /
Sondern zu Gott mit Frewden gangen.

PROPOSITIO.

WEil denn nun an dieſer ſelig abgeſtorbe - nen Adelichen Matron allerley ſchoͤner Leibes: vnd SeelenSchmuck iſt geſpuͤret vnd befunden worden / vnd wir deßwegen vber jhren toͤdlichen Abgang1. Theſſ. 4. nach Pauli Lehr / nicht wie die Heyden trawren ſollen / die keine Hoffnung haben / Sondern als rechte Chriſten / die ſich mit Gottes Wort allzeit troͤſten / So wollen wir bey jetzigen Leichbegaͤngnuͤß den Spruch Pauli fuͤr vns neh - men / vnd darbey ſagen:

Von dem beſten Weiberſchmuck / der Chriſtlichen Weibs Perſonen am ſchoͤnſten anſtehet / vnd ſie am meiſten zieret: Hierzu woll vns GOtt der Vater ſeines heiligen Geiſtes Gnad vnd Krafft vmb Chriſti willen verleyhen / AMEN.

Confirmatio.

GElangend den fuͤrgenom̃enen Punct / von dem beſten Schmuck Chriſtlicher Wei - bes Perſonen / ſo ſollen wir darbey vor allen dingen wol in acht nehmen / was den ApoſtelOccupatio Dicti Pau - lini. Paulum zu dieſer Lehre von ſolchem Weiber - ſchmuck Anlaß vnd Vrſach gegeben habe / daß er ſo eben an ſeinen Juͤnger Timotheum vber Land etwas hiervon hat ſchreiben wollen. Dieſes koͤnnen wir aus dem vorherge -henden5Beſter Weiberſchmuck. henden Text der Epiſtel Pauli gar fein vernehmen / dieweil in demſelben der Apoſtel In Specie vnd ſonderlich anzeiget / welcher maſſen die Eva vnſer aller Großmutter vorzeiten im Paradeiß am erſten geſuͤndiget / vnd dadurch die Vber - tretung des Goͤttlichen Geſetzes in die Welt eingefuͤhret habe.

Weil denn nun dieſe begangne Suͤnde vnd Vbertre - tung kein Weiberſchmuck noch Zierde / ſondern ein grewli - cher Schandfleck geweſen / dadurch der leidige Teuffel den ſchoͤnen Rock der angebornen Vnſchuldt vnd Gerechtig - keit Evæ außgezogen / vnd jhr dagegen den groben vnd vn - fletigen Suͤndenkittel vber den Halß geworffen vnd ange - zogen hatte / daß auch ſolches Suͤnden Kleid auff alle jhre Kinder / Mannes vnd Weibes Perſonen geerbet iſt / So heite ſein Juͤnger Timotheus / oder ſonſt ein einfeltiger Chriſt hierbey gedencken moͤgen / Es hette das gantze weib - liche Geſchlecht nach ſolchem Fall Eve gar keinen ſchmuck noch Ehrenkleidt mehr vbrig / Sondern muͤſte mit dem vn - fletigen SchandKittel der Suͤnden ohne alle Ehr vnd Er - ſtattung deß vorigen Schmuckes ſich jmmer ſchleppen vnd behengt bleiben / muͤſte auch endlich das Weib / weil ſie zu erſt geſuͤndiget / ewig verdampt ſein.

Aber dieſen Gedancken vorzukommen / vnd zu bege - gnen / lehret allhier S. Paulus von ſonderlichen Gnaden - ſchmuck / des gantzen Weiblichen Geſchlechts / nemlich / daß auch das Weib / das iſt / alle Weiber koͤnnen ſelig werden / durch Kinder zeugen / wenn ſie nur bleiben im Glauben / Liebe / Heiligung ſampt der Zucht.

Wir ſollen aber allhier fleiſſig mercken / welcher maſ -Gemina Textus ϑεωρία. ſen dieſe Wort Pauli muͤſſen verſtanden werden / auff daswir6Beſter Weiberſchmuck. 1. Vocum ſin gularum ex variis interpre - tum ſen - tentiis. wir die rechte Meynung / als lebendige Krafft vnd Safft des H. Geiſtes darinnen empfinden / vnd deſſen genieſſen moͤgen.

Denn gleich wie in der gantzen H. Schrifft kein troͤſt - licher Spruch fuͤr Weibes Perſonen zu finden iſt / als eben dieſer: Alſo iſt auch faſt kein Spruch von Weibern in der Bibel zu finden / welcher auff ſo vngleiche vnd manchfelti - ge Meynung iſt von alten vnd newen Kirchenlehrern ge - deutet vnd gezogen worden.

Vnd iſt faſt kein Woͤrtlein in dieſem Spruch / wel - ches nicht auff ſondere weiſe iſt erkleret vnd außgelegt wor - den.

1. Mulier. Denn Erſtlich haben etliche das Woͤrtlein Mulier, Weib nur von der Eva vnſer erſten Mutter verſtanden / weil Paulus im vorgehenden Text von jhr redet / wie ſie am erſten die Suͤnde in die Welt gebracht habe.

Aber nein / diß Woͤrtlein hat in Pauli Spruch Colle - ctivam Significationem, eine Bedeutung von vielen oder allen Weibern / oder vom gantzen Weiblichen Geſchlecht.

Das bezeugen die drauff folgenden Wort / weil Pau - lus nicht ſetzet das Verbum ſingulare, ἐαν` μείνῃ, ſi manſe - rit, So ſie bleibt / auff das nicht jemand gedencke / er rede nochmals / wie zuvor / von Eva / oder ſonſten einem eintze - len Weibe / Sondern ſetzet das Verbum plurale, ἐαν` μεί - νωσι, ſi manſerint, So ſie (die Weiber) bleiben / per Enal - lagen numeri ſive Syntheſin Grammaticam, wie man in Schulen zu reden pfleget / auff daß jederman drauß ver - nehme / daß er von der Seligkeit vieler oder aller Weiber / oder des gantzen Weiblichen Geſchlechtes / wenn ſie im Glauben bleiben / dieſe Wort wolle verſtanden haben.

Hernach7Beſter Weiberſchmuck.

HErnach haben etliche das Woͤrtlein Salvabitur,2. Salvabi - tur. wird Selig / auff vngleiche Meynung erklaͤret / vnd wol - len / daß es nicht ſoll verſtanden werden / von jnnerlicher Gerechtigkeit des Glaubens / oder von vnſer Verſoͤhnung mit GOtt / wie Paulus ſonſten dieſes Woͤrtlein in ſeinenRom. 4. v. 6. Schrifften brauchet / Sondern von endlicher vnd gantzerEph. 2. v. 8. Erloͤſung der Weiber aus allem Vbel vnd von jhrer voll - kommenen Beſitzung des ewigen Lebens.

Dargegen ſind etliche in dieſer Meynung / es muͤſſe durch diß Wort die jnnerliche Gerechtigkeit vnd Seligkeit jhrer Seelen fuͤr GOtt verſtanden werden / weil Paulus ſa - get: So ſie bleiben im Glauben / anzudeuten ſolche Ge - rechtigkeit / die wir fuͤr GOtt durch den Glauben erlangen. Darwieder verſtehen etliche allhier dieſes Wort von einer euſſerlichen Gerechtigkeit / vnnd Seligkeit / nemlich / von euſſerlichem Ruhm / Lob vnd Preiß der Weiber / weil auch darbey ſtehet: Durch Kinder zeugen / Welches nur ein leiblicher vnd euſſerlicher Ruhm iſt / deßwegen die fruchtba - ren Weiber offt geruͤhmet / vnd von vielen Leuten ſelig ge - preiſt werden / wenn ſie viel Kinder gezeuget haben: Die Vnfruchtbaren aber dargegen wenig geruͤhmt / vnd jhnen offt viel boͤſes nachgeſagt wird.

Es ſind auch etliche / welche dieſes Wort / wird Se - lig / verſtehen von einer ſolchen Seligkeit / die der Menſch wegen ſeines euſſerlichen Beruffs hat / daß einer fuͤr dem andern ſeliger gepreiſt wird / weil er fuͤr andern einen ſonder - lichen oder groͤſſern Beruff / Stand vnd Ampt hat: Alſo werde das Weib Selig gepreiſt wegen des Kinderzengens / weil ſie ſey darzu von GOtt erſchaffen / beruffen vnd ver - ordnet / daß ſie nach ſeinem willen mit jhrem Ehmanne ſolleBKinder8Beſter Weiberſchmuck. Kinder zeugen: Sey derwegen der Weiber Stand vmb ſolches Beruffes willen ein recht ſeliger Stand.

Dieſe vnterſchiedliche Meynung / wenn ſie nur nach den Worten Pauli recht vnterſchieden / vnnd auff dieſelben gedeutet wird / kan inn dieſem Spruch nuͤtzlich gebraucht vnd behalten werden / weil Paulus bey des hier / des Kinder - zeugens / als eines euſſerlichen vnd leiblichen Mittels / vnd auch des Glaubens ſampt ſeinen Fruͤchten / als eines jnner - lichen Mittels bey der Weiber Seligkeit vnterſchiedlich ge -3. Per. dencket / wie wir auch hernach davon hoͤren werden.

So ſind auch etliche KirchenLehrer / welche das Woͤrt - lein διὰ, Per oder Durch auff mancherley weiſe erkleret vnd außgelegt haben. Etliche verſtehen es in gemeiner Bedeu - tung / daß das Weib ſelig gepreiſt werde durch oder von we - gen des Kinder zeugens: Etzliche aber erkleren es durch das Woͤrtlein ἐν oder in, wie es Paulus zum Roͤmern am 4. Rom. 4.Cap. branchet / do er ſaget: Abraham ſey ein Vater al - ler Glaͤubigen worden / δἰ ἀκροβυστίας per præputium, durch die Vorhaut / welches ſo viel heiſt / als ἐν ἀκροβυστία in præputio, oder in der Vorhaut. Alſo wollen ſie auch daß allhier διὰ τῆς τεκνογονίας, per generationem liberorum, durch Kinder zeugen / ſo viel heiſſe / als ἐν τεκνόγονία, In li - berorum generatione, Jn oder bey Kinder zengen / Als durch welches der Weiber Seligkeit nicht verhindert wird / Sondern koͤnnen im Eheſtand eben ſo wol ſelig werden als im Jungfrawen Stande / oder wenn ſie Witwen worden ſind.

Dieſe Außlegung kan wol paſſieren / wenn wir die Wort Pauli fein ſchlecht vnd einfeltig verſtehen / von vn - gleichen / nemlich / euſſer: vnnd jnnerlichen Schmuck derWeibes9Beſter Weiberſchmuck. Weibes Perſonen / darvon auch folgends ſoll Bericht ge - than werden.

Weiter finden ſich etliche / welche das Woͤrtlein τεκνο -4. Libero - rum gene - rationem. γονία, Liberorum generatio, Kinder zeugen / außlegen / als ein ſolches Werck / dadurch die Weiber die wahre fuͤr Gott Seligkeit erlangen ſollen / mit welcher Meynung die Papiſten es halten / weil ſie fuͤrgeben / daß Maͤnner vnnd Weiber durch Kinder zeugen vnd andere dergleichen gute Werck koͤnnen fuͤr Gott gerecht vnd ſelig werden.

Aber auff dieſe jrrige Meynung / wenn wir beym ein - feltigen Verſtand der Woꝛt Pauli bleiben / ſoll nachmals richtiger Beſcheid vnd Antwort erfolgen.

Es haben auch etliche KirchenLehrer die Wort: Si5. Si man - ſerint, &c. manſerint, So ſie bleiben / auff mancherley Meynung gedeutet. Denn ſie nicht alle dieſe Wort Syllepticê, von Weibern oder Weiblichen Geſchlecht / verſtehen / wie wir zuvor angezeigt haben / Sondern nur von Kindern / nem - lich / Si liberi manſerint, So ſie (die Kinder) bleiben. Jn welcher Meynung der H. Chryſoſtomus, Hierony - mus, vnd etliche alte KirchenVaͤter ſind. Vnd iſt diß ein recht grober Jrrthumb der heiligen Vaͤter / weil billich die - ſe Wort / wie man in Schulen redet / De Subjecta Mate - ria, von vorhergehender Materi oder Sachen / davon ei - gentlich geredet wird / ſollen verſtanden werden.

Nun redet Paulus nicht von Kindern Explicitè, deut - lich oder eigentlich / ſondern implicitè oder verbluͤmbter Weiſe / nemlich im Wort τεκνογονία, id eſt, Kinderzeu - gung oder Kinder Geburt / welches Wort / wie auch die Schuͤler wiſſen / kein plurale nomen iſt / vnnd ſich zum Manſerint oder bleiben gar nicht ſchickt noch reumet.

B ijDaruͤmb10Beſter Weiberſchmuck.

Darumb kan diß Wort / So ſie bleiben / nicht gedeu - tet werden auff die Kinder / gleich als wann das Weib koͤn - te nicht ſelig werden / es ſey denn daß jhre Kinder im Chriſt - lichen Glauben / oder wie vorgedachter S. Hieronymus haben wil / im Jungfrawſtand / jhr lebenlang bleiben / So aber die Kinder abfallen / ſo muͤſſen jhre Muͤtter mit jhnen zugleich verdampt vnnd verlohren werden / welches warlich ein grober Jrꝛthumb iſt.

Refutatio erroris ve - terum Pa - trum. Habac. 2.Denn wenn deme alſo ſeyn ſolte / wuͤrden die Weiber nicht zugleicher Weiſe / wie die Maͤnner jhres Glaubens leben / Wie der Prophet Habacuc in ſeiner offenen Land - Taffel bezeuget / welche Er wegen aller fuͤr vber gehender Weibes Perſonen / eben ſo wol als wegen der Mannes - Perſonen / nach Gottes Befehl auff freye Landſtraſſen im Juͤdiſchen Land zum ewigen Gedaͤchtnuͤß vnſer fuͤr Gott wahren Gerechtigkeit des Glaubens / hat auffrichten laſ - ſen / darauff wieder alle Werckheiligen / derer vnter den Juͤ - diſchen Phariſeern vnnd Schrifftgelehrten zur zeit Chriſti vnd der Apoſtel ſehr viel waren / dieſe Wort ſind geſchrie -Rom. 1. ben geweſen: Juſtus ſuâ fide vivet: Der Gerechte wirdGalat. 3. ſeines Glaubens leben / Sondern das iſt Pauli Mey -Hebr. 10. nung / Das Weib wird ſelig durch Kine er zeugen / ſo ſie (die Weiber oder Muͤtter) bleiben im Glauben / Liebe / etc.

2. Rerum per partes. Weil dann dieſer Spruch Pauli von den Gelehrten auff ſo viel vnd mancherley Weiſe erklaͤret wird / ſo wollen wir bey der einfeltigen vnd ſchlechten Meynung des Apo - ſtels bleiben / vnnd bey dieſem Spruch zweyerley Stuͤck betrachten:

1. Quid,11Beſter Weiberſchmuck.
  • 1. Quid, Welches der Chriſtlichen Weiber be - ſter Schmuck ſey?
  • 2. Quotuplex, Wie mancherley ſolcher Weiber - ſchmuck ſey?

Vom Erſten.

DJeſes iſt eine ſehr begueme / vnd fuͤr allePrima pars Concionis De Ornatu mulierum. Chriſtliche Weibes Perſonen anmuhtige Frage / weil ſonſten die Weiber von Natur geneigt vnd be - gierig ſind zu allerley ſchoͤnen Leibesſchmuck vnd huͤbſchen1. νομιζο - μένῳ, pu - tativo, ſivè extrinſe - cus appa - rente. Kleydern / darinnen ſie ſich offt gerne ſehen laſſen / vnnd herꝛlich damit prangen.

Vnd hierzu iſt nicht allein bey jhnen groſſe Begierde / ſondern ſie ſind auch / wie der Poet ſaget: ἐν ἀγλάϊαν ζηλή - μονες, Ob pulcritudinem æmulatrices, eifferig vnnd nei -Muſæus de Ero & Le - andro. diſch wegen Schoͤnheit jhres Leibes / vnnd jhrer Kleider / weil es jmmer eine der andern mit allerley newen Trachten vnd ſchoͤnen Muſtern wil zuvor thun.

Denn gleich wie das Weib am erſten vorzeiten im Pa -Gen. 3. radeiß geſuͤndiget / vnnd durch die Suͤnde jhres beſten Schmuckes vom Teuffel iſt beraubet worden: Alſo haben die Weiber noch heutiges Tages faſt alle dieſe Art / daß wo Sie nicht den jnnerlichen vnd Geiſtlichen Schmuck jhrer Seelen haben / ſie dennoch ſich bemuͤhen / daß ſie den euſ - ſerlichen Kleider Schmuck vnd koͤſtliche Trachten haben moͤgen.

Deßwegen wir von der Edlen Roͤmerin Lollia Pau -Apud Ro - manos. Plinius l. 9. c. 3. lina leſen / daß ſie gehabt hat einen ſehr ſchoͤnen Ornat vndB iijSchmuck12Beſter Weiberſchmuck. Schmuck von Smaragden vnd Edelgeſteinen / alſo kuͤnſt - lich vnter einander geſetzt / daß er zehenmal hundert Tau - ſent Guͤlden werth geweſen.

Vnnd ſind beyn Roͤmiſchen Weibern die koͤſtlichen Perlein zu jhrem Pracht ſo ſehr gemein geweſen / daß davon Plinius ſchreibet: Elenchos (uniones) digitis ſuſpende - re, & binos ac ternos auribus, fœminarum gloria eſt: Es iſt den Weibern eine ſonderliche Ehr / wenn ſie lenglich - te Perlen an Fingern / vnnd zwo oder drey an Ohren tra - gen.

Apud Ae - gyptios:So hat die Egyptiſche Koͤnigin Cleopatra, zwo koͤſt - liche Perlen an jhren Ohren getragen / vnter welchen eine jegliche anderthalb Tonnen Goldes / wie gemelter Plinius ſchreibet / ſoll werth geweſen ſeyn.

Apud Ju - dæos: Gen. 24. Exod. 34.So leſen wir in der heiligen Schrifft / wie darinnen gedacht wird allerley Schmuckes der Weiber / nemlich / das zu Abraham vnd Moſis zeiten / die Weiber jhre Guͤldene Spangen an jhren Stirnen / vnd Ringe an jhren Ohren / vnd Armbender an jhren Henden / ingleichen Silberne vnd Guͤldene Geſchmeide vnd Kleider getragen haben.

Zu Gideons Zeiten waren bey den Jſmaelitern vnd Midianitern im Brauch Guͤldene Stirnband / Spangen / Kethen vnd Scharlach Kleyder.

Eſa. 3. Joſ. 8.Zu Eſaie Zeiten / waren beyn Weibern gemein / nicht allein jetzt gedachter Schmuck vnd Geſchmeide / ſondern auch koͤſtliche Schuhe / Heffte / Kettlein / Armſpangen / Hauben / Flittern / Gebreme / Schnuͤrlein / Bieſemoͤpffel / Ringe / Haarband / Feyer Kleider / Mentel / Schleyer / Beutel / Spiegel / Koller / Borten / Kittel / Guͤrteln / Kraußhaar vnd dergleichen.

Zu13Beſter Weiberſchmuck.

Zu Daniels Zeiten war im Koͤnigreich der PerſerApud Per - ſas Eſth. 2. beyn Weibern der Schmuck ſo hoch geſtiegen / daß die Hoff Weiber / ehe ſie zum Koͤnig gelaſſen werden / ein gantz Jahr lang zu jhrem Schmuck haben muͤſten / nemlich ſechs Monden mit Balſam vnnd Myrrhen / vnnd andere ſechs Monden / mit guter Specereyen / wie im Buch Eſther da - von geſchrieben ſtehet.

Zu des Apoſtels Petri vnnd Pauli Zeiten / waren beyApud po - pulos pro - miſcuos tempore Apoſtolo - rum. etlichen Weibern gemein / Haarflechten / Guͤldene Gehen - ge / vnd koͤſtliche Kleyder / deßgleichen Haarzoͤpffe / Gold / Perlen / vnnd koͤſtlich Gewandt / mit welchen auch domals die Juͤdiſche Koͤnigin Bernice / geprangt hat / welchen Pracht der Evangeliſt Lucas ϖολλμὺ φανσασίαν, Allerley1. Petr. 3. 1. Tim. 2. Actor. 25. Prov. 11. Joſephus l. 20. An - tiq. Jud. cap. 5. Phantaſey vnd Narꝛenwerck genennet hat. Vnd zwart nicht vnbillich. Denn wie der weiſe Koͤnig Salomon ſa - get: Ein ſchoͤn Weib ohne Zucht / (dergleichen ermelte vnzuͤchtige Koͤnigin war / welche Blutſchande mit jhrem Vettern Herode / vnnd Ehebruch mit andern Ehemaͤn - nern getrieben hat) iſt wie eine Saw mit einem Guͤlde - nen Haarbande.

Weil denn dieſes nicht iſt der rechte Weiberſchmuck / ſo fragen wir nicht vnbillich / welches dann der Weiber be - ſter Schmuck ſey?

Mit einem Wort zu reden / iſt der Weiber beſter vnd2. Vero ſive Chriſtiano qui expli - catur. groͤſter Schmuck Jhre Seligkeit / darvon hier Paulus ſpricht: Das Weib wird ſelig / etc.

Denn gleich wie vor zeiten der ſchreckliche Verluſt vn -1. Compa - ratione op - poſitorum. ſer Seligkeit im Paradeiß iſt bey vnſern Erſten Eltern das aller ſchendlichſte Kleyd geweſen / welches jhnen der Teuf - fel durch die Suͤnd angezogen hat: Alſo iſt dargegen dasaller -14Beſter Weiberſchmuck. allerſchoͤnſte Mannes vnd Weibes Kleyd jhre Seligkeit / welches iſt das Kleyd des Heils / vnd der Rock der Gerech -Eſai. 61. tigkeit / damit vns Chriſtus ſelbſt geſchmuͤckt vnnd bekley - det hat.

2. Teſtimo:Dieſes Kleyd hat vns zwart der Apoſtel Petrus auch beſchrieben / da er von Weibern alſo ſaget: Der Weiber1. Petr. 3. Schmuck ſoll nicht. ſeyn außwendig (nur ein leiblicher Schmuck) mit Haarflechten / Gold vmbhengen / oder Kleyder anlegen / ſondern der verborgene Menſch des Hertzens / vnverruͤckt / mit ſanfftem vnd ſtillen Geiſte / etc. Damit anzudeuten / einen ſolchen ſeligen Menſchen / der nicht allein durch den Glauben fuͤr GOtt ſelig iſt / Sondern auch fuͤr den Menſchen habe rechten Schmuck des Glaubens / als allerley Goͤttliche Gaben vnd Fruͤchte des H. Geiſtes / ꝛc.

Aber Paulus hat in vorgenommenen Spruch ſolchen Schmuck an Weibes Perſonen noch deutlicher vnd eigent - licher angezeuget / vnnd denſelben vns dargethan / weil er3. Diſtin - ctione vo - cis Salvari, quæ acci - pitur. ſpricht: Das Weib / wird ſelig / etc anzuzeugen / daß die Seligkeit der Weiber beſter vnnd ſchoͤnſter Schmuck ſey / mit welchen ſie fuͤr Gott vnd Menſchen wol vnd ehr - lich beſtehen koͤnnen.

Vel Speci - alirer, de Imputatio - ne Juſticiæ coram Deo. Wir ſollen aber allhier mercken / daß dieſes Wort Se - ligkeit in heiliger Schrifft gebraucht wird auff Zweyer - ley Weiſe / nemlich / Specialiter, Jn Sonderheit / vnd Generaliter, Jn Gemein:

〈…〉〈…〉Jn Sonderheit wirds gebraucht / De Imputati - va Juſtitiá, von zugerechneter Gerechtigkeit, vnd Se - ligkeit fuͤr Gott / welche wir allein durch den Glauben an Chriſtum haben / Darvon ſpricht Petrus im offentlichenConcilio15Beſter Weiberſchmuck. Concilio zu Jeruſalem: Wir glaͤuben durch die Gna -Act. 15. 16. de des HErren Jeſu Chriſti ſelig zu werden / gleicher weiſe wie auch vnſer Vaͤter. Vnd eben dieſes Glau - bens Bekaͤndnuͤß hat Petrus fuͤr dem Raht zu Jeruſalem gethan / nemlich / Es iſt in keinem andern Heyl / iſt auch kein ander Name den Menſchen gegeben / darinnen wir ſollen ſelig werden / etc.

Vnd da Paulus von ſeinem Wirt in der Stadt Phi - lippen gefragt wurde / mit dieſen Worten: Was ſoll ich thun / daß ich ſelig werde / gab Er jhme zur Antwort: Glaͤube an den HErren JEſum / ſo wirſtu vnnd dein Hauß ſelig.

Vnd das iſt die Seligkeit / das iſt / vns zugerechne - te Gerechtigkeit die Paulus faſt in allen ſeinen Epiſteln /Rom. 3, 4. ſonderlich aber in der Epiſtel an die Roͤmer vnd Galater mitGal. 1, 3. vnwidertreiblichen Argumenten vnd Gruͤnden dargethan vnd bewieſen hat / nemlich / daß wir nicht durch deß Geſetzes Werck / die wir thun oder gethan haben (Tit. 3.) ſondernTit. 3. allein durch den Glauben an JEſum Chriſtum ge - recht vnd ſelig werden.

Deßwegen er dieſe Heupt Lehre vnd Schlußrede zun Roͤm: am 3. Cap. mit dieſen Worten ſetzet: Wir haltenRom. 3. (λογιζόμεϑα, collectis certis rationibus & argumentis ſtatuimus. ) daß der Menſch Gerecht vnd Selig wer - de / Allein / durch den Glauben / ohne des Geſetzes Werck / etc. Vnd ob zwart das Woͤrtlin / ALLEJN / nicht außdruͤcklich inn der Original Sprach zu finden iſt / deßwegen der Gottloſe Jeſuit Johannes Decumanus,Joh. Decu - manus con tra Polyc: Leiſerum Prag: Con: 1. pag. 29. wieder Herꝛn D. Luthern grewlich donnert / vnnd ſolches Woͤrtleins Zuſatz nennet einen Lutheriſchen / vermeſſenen /CGotts -16Beſter Weiberſchmuck. Gottsdiebiſchen / Schrifft verfelſchiſchen / zeitlicher vnnd ewiger / helliſchen Fewers ſtraffmeſſigen Frevel / dennoch ſo iſt diß Woͤrtlein in claro ſenſu, in klarem vnnd liechtem Verſtandt der H. Schrifft feſt gegruͤndet / wenn Paulus ſich ſelbſt erklaͤret vnnd ſpricht: οὐκ ἐαν` μὴ, non niſi ṕer fi -Galat. 2. dem, Nicht / es ſey denn durch den Glauben / das iſt / nur allein durch den Glauben.

Vnd donnern die Papiſten mit dem Woͤrtlein Allein / nicht ſchlecht wider Herꝛn D. Luthers Deutſche Bibel / darin diß Woͤrtlein ſtehet / Sondern auch wieder jhr eigne Bibeln / derer eines theils vor D. Luthers zeiten im Bab - ſihumb ſind verdeutſcht worden / darinnen eben das Woͤrt - lein ALLEJN in gedachtem Spruch vnd Capitel Pauli / ſo gut als in D. Luthers Deutſcher Bibel zu finden iſt / wie deſſen etliche Exemplar (GOTT lob) noch in Deutſch - land vorhanden / vnnd die Papiſten ſelber dadurch muͤſſen ſchamrot vnd zu ſchanden gemacht werden.

Alſo wird durch die Seligkeit offtmals in H. Schrifft verſtanden die ware Gerechtigkeit fuͤr Gott / die wir allein / wie angezeigt / durch den Glauben an JEſum Chriſtum er - langen.

II. Jn Gemein aber wird diß Wort Seligkeit gebrauchtVel Gene - raliter de ornatu Im - putativæ Juſticiæ. De Ornatu Juſtitiæ univerſo, von allem Ornat vnnd Schmuck der zugerechneten Gerechtigkeit des Glaubens / welchen Schmuck GOTT der H. Geiſt nicht allein in glaͤubigen Chriſten ſchaffet vnnd wircket / Sondern auch vnter jhnen nach ſeinem Wolgefallen / vnd nach dem Maß1. Cor. 12. jhres Glaubens zu jhrer Leibs vnd Seelen Wolfahrt auß - theilet.

Zu17Beſter Weiberſchmuck.

Zu ſolchem Schmuck der waren Gerechtigkeit gehoͤ - ren allerley Kleynod vnd Schaͤtze der Chriſtlichen Kirchen / vmb derer willen / wir Chriſten in der H. Schrifft / auch fuͤr ſelige Leute offt geruͤhmet vnd gepreiſt werden / als:

1. Gottes Huld vnnd Gnade / die wir zum Anfang / Mittel vnd Ende vnſer Seligkeit beduͤrffen / vnd dieſelbe von der Fuͤlle vnd Vollkommenheit des HErꝛn Chriſti em - pfahen / davon auch Paulus ſpricht: Aus Gnaden ſeydEpheſ. 2. jhr ſelig worden. Vnnd abermals: Jſtes aus Gna -Rom. 11. den / ſo iſts nicht aus Verdienſt der Werck / ſonſten wuͤrde Gnade nicht Gnade ſeyn.

2. Es gehoͤrt hierzu Liebe des Goͤttlichen Wortes / vnnd deſſelbigen fleiſſiges Angehoͤr / daraus der Glaube[k]oͤmpt / davon Chriſtus ſpricht: Selig ſind die GottesLuc. 11. Wort hoͤren vnd bewaren: Vnnd S. Jacob ſpricht:Jacob. 1. Nemet das Wort an mit Sanfftmuth / welches kan ewre Seelen ſelig machen.

3. So gehoͤret auch hierzu Geiſtliche Wiedergeburt / in der heiligen Tauffe / daß ein Chriſt auff die heilige Drey - faltigkeit getaufft wird / vnd dadurch die ware Seligkeit er - langet / davon Paulus ſpricht: GOtt macht vns ſeligTit. 3. nach ſeiner groſſen Barmhertzigkeit / durch das Bad der Wiedergeburt / vnd Ernewerung des H. Geiſtes. Vnd Chriſtus ſpricht ſelber: Wer gleubet vnd getaufftMarc. 16. wird / der wird ſelig.

4. Es gehoͤrt auch darzu Gottes Namen / daß wir Kin -Gal. 3. der Gottes vnd Chriſten genennet werden / welches Pau - lus anzeiget / vnnd ſpricht: Jhr ſeyd allzumal Kinder GOTTES durch den Glauben an CHRJSTO JESV.

C ijEs18Beſter Weiberſchmuck.

5. Es gehoͤren auch zu ſolchem Ornat der zugerechneten Gerechtigkeit Gute Werck / als Fruͤchte des Glaubens vnd der Gerechtigkeit. Dergleichen ſind vnſers Glaubens Bekendnuͤß / Rom. 10. vnſer Gebet / Joel 2. Die Werck der Chriſtlichen Liebe / welche CHriſtus erzehlet / als Sanfftmuth / Friedfertigkeit / Barmhertzigkeit / Matth. 5.

6. Endlich gehoͤrt hierzu Creutz vnd Leiden / welches wir vmb Chriſti Willen dulden vnd außſtehen muͤſſen / da -Matth. 5. von Chriſtus ſaget: Selig ſind / die Geiſtlich Arm ſind / die Leid tragen / vnnd vmb der Gerechtigkeit willenJacob 5. Verfolgung leiden / Zugleicher weiſe / wie auch der Apo - ſtel Jacob ſpricht: Sihe / wir preiſen auch ſelig / die erduldet haben / ſonderlich welche haben die Anfech - tung erduldet. Vnd der weiſe Mann Syrach erzehlt 10. Sirach. 25.Stuͤck / vmb welcher willen der Menſch fuͤr ſelig kan geruͤh - met vnd gepreiſet werden.

4. Diverſa vocum ac - ceptione, Salvari & Juſtificari. Weil denn das Wort Seligkeit / wie angezeugt / Zweyerley Bedeutung hat / Eine Sondere vnnd Ge - meine Bedeutung / ſo ſollen wir hier nach beyden Bedeu - tungen wol in acht nehmen / vnnd lernen den Vnterſcheid dieſer zweyer Woͤrtlein Salvari & Juſtificari, Selig vnd Gerecht werden.

Denn bißweilen heiſſen dieſe zwey Woͤrtlein ſchlecht ſo viel als Salvum ſeu juſtum fieri, Selig vnd Gerecht werden / vnnd das geſchicht allein durch den Glauben / wie oben gnug iſt angezeugt worden.

Bißweilen aber heiſſen Sie ſo viel als Salvum ſeu Juſtum declarari, fuͤr Selig vnd Gerecht erklaͤret / geruͤh - met vnd gepreiſt werden / welches geſchicht durch vielerley Mittel vnnd auff mancherley Weiſe / bevorauß aber durchviel19Beſter Weiberſchmuck. viel euſſerliche Mittel / als das wir ſelig gepreiſt werden we - gen vnſers Beruffes zu Gott / Apoc. 19. Wegen Meidung der Gottloſen / Pſal. 1. Wegen Meidung der Ergernuͤß an Chriſto / Matth. 11. Wegen Auffnehmung vnd Liebe trew - er Prediger / Galat. 4. Wegen Leſung Goͤttliches Worts / Apoc. 1. Wegen frommer vnd gehorſamer Kinder / Pſ. 127. Wegen Annehmung des Duͤrfftigen / Pſal: 41. Wegen Erſcheinung Chriſti / Luc. 11. Wegen zeitlicher Wolfahrt vnd guten Gluͤck / deſſen auch bißweilen nach Gottes willen die Gottloſen wegen der Frommen / vnnd daß ſie dadurch moͤgen zu Gott bekehrt werden / zu geniſſen haben / Pſ. 144. Alſo wenn Paulus ſpricht: Wir werden gerecht vnd ſe -5. Solutio - ne ἐναν - τιοφανεί - ας in di - ctis Pauli & Jacobi. lig werden durch den Glauben / ohne Werck / etc. Der Apoſtel Jacob aber ſaget: Durch die Werck / etc. So kan ſolches aus dem angezeigeten Vnterſchiedt dieſer Zweyer Wort garfein erkleret vnd verſtanden werden. Denn Pau - lus braucht die angezeigten Woͤrtlein in jhrer erſten Bedeu -Rom. 3. tung / wenn er ſpricht: Wir werden gerecht durch denGal. 2. Glauben / nemlich / jnnerlich fuͤr Gott / deſſen Augen auffJac. 1. 2. den Glauben ſehen / Jerem. 5. vnd ohne Glauben kan nie -Heb. 11. mand zu jhm kommen noch jhme gefallen. Jacob aber braucht dieſe Woͤrtlein in der andern Bedeutung / als wenn er ſpricht: Wir werden gerecht durch die Werck / nem - lich euſſerlich fuͤr den Menſchen / weil die jnnerliche Ge - rechtigkeit / die wir allein durch den Glauben erlangen / durch die Werck euſſerlich offenbahrt / erklert / dargethan vnnd erwieſen wird / Vnd das bezeugen auch die Exem - pel.

Abraham iſt nach Moſis vnd Pauli Lehr gerecht fuͤr6. Exem - plis V. & N. T. Gott / durch den Glauben: Wie auch der fromme Maͤr -C iijterer20Beſter Weiberſchmuck. terer Victor genant aus der Stadt Maſſilia buͤrtig / der vn - ter dem Roͤm. Kaͤyſer Maximiano lenger als vor dreyze - hen halb hundert Jahren mit einem Muͤlſtein zerquetſchet worden iſt / ſolchs bezeuget mit dieſen Worten:

Credidit & nudæ Fidei Confeßio Sola, Plenam ad Juſticiæ & Meriti reputata coronam est: ()

V. H. in Gen. 15. parte 2. Medit. 32.Von welchen Verſen zu vnſern Zeiten ein fuͤrnehmer Poet vnnd Geiſtreicher Theologus geſchrieben hat / daß er von dieſem Articul der Chriſtlichen Gerechtigkeit ſeine Lebetage keine beſſere Verß gehoͤrt habe.

Aber nach des Apoſtels Jacobi Lehr / iſt Abraham durch die Werck gerecht fuͤr den Menſchen / das iſt / fuͤr Ge - recht vnd Selig von Jederman erkant vnnd gehalten wor -Jacob. 2. den / weil er ſeinen Sohn Jſaac auff dem Altar geopffert hat. Alſo iſt die H. Jungfraw Maria fuͤr GOtt gerecht vnnd ſelig durch den Glauben / wie jhre Mume Eliſabeth außdruͤcklich zu jhr ſaget: Selig biſtu / die du geglaͤu - bet haſt. Sie wird aber auch noch ſelig erkleret / geruͤmet vnd gepreiſt fuͤr den Menſchen / vmb etlicher anderer Vr - ſachen willen / nemlich / daß ſie Chriſtum in jhrem Leib ge - tragen / Jhn mit jhren Bruͤſten geſeuget / ſein Wort gehoͤ - ret / Luc. 11. vnd ſich fuͤr Gott gedemuͤtiget hat / Luc. 1. Da - von ſie ſelber ſpricht: Sihe / von nun an / werden mich ſelig preiſen alle Kindes Kind.

Darumb gleich wie vorzeiten des heiligen Jungfrawen Marie beſter Schmuck geweſen iſt / jhre Seligkeit fuͤr Gott im Himmel vnnd fuͤr den Menſchen auff Erden: Alſo iſt auch noch heutiges Tages aller Chriſtlicher Weiber beſter Schmuck / jhre Seligkeit / wenn ſie beydes durch den Glau - ben fuͤr GOtt gerecht / vnd wegen der Fruͤchte des Glau -bens21Beſter Weiberſchmuck. bens vnd ander guten Gaben fuͤr den Menſchen fuͤr ſelig ge - preiſt werden.

Vom Andern.

Wie mancherley iſt ſolcher Weiberſchmuck? Secunda Pars Con - cionis de vero orna - tu mulie - rũ, qui du - plex eſt.

DAs koͤnnen wir aus jetzt angezeigter ge - meiner Beſchreibung der Seligkeit gar leicht ver - nemen / weil Paulus hier In ſpecie vnd ſonderlich anzeiget / durch was Mittel die Weibes Perſonen jhren Schmuck / die Seligkeit / erlangen / nemlich durch Kin - der zeugen / ſo ſie bleiben im Glauben / Liebe / Heili - gung ſampt der Zucht.

Jn dieſen Worten wird von Paulo angezeigt / zwey - erley Weiberſchmuck:

  • 1. Leiblicher
  • 2. Geiſtlicher Schmuck.

Der Erſte Weiber Schmuck / iſt ein Leiblicher1. Corporalis Hic conſi - deratur. Schmuck / der den Leib betrifft / vnd iſt doch nicht Orna - tus curæ, ein Schmuck / von Sorg / Kunſt / Arbeit herruͤ - rend / als von kuͤnſtlicher Arbeit der Goldſchmid / Seiden - ſtuͤcker / Poſamenemacher / Schneider / oder ſonſt derglei - chen Handwerck / Denn ſolchen Schmuck weder Eſaias am 3. noch Paulus 2. Tim. 2. noch Petrus 1. Epiſt. 3. cap. keines Weges fuͤr den rechten Schmuck erkennen wollen / Sondern iſt Ornatus naturæ, ein Schmuck von GOtt durch die Natur verehret vnnd gegeben / nemlich τεκνογονία, Kinder zeugen / davon ſagt Paulus / daß dadurch das Weib ſelig werde.

Dieſe22Beſter Weiberſchmuck.

ἀρνητι - κῶς, quo - ad effectũ ſalutis a - pud Deum. Dieſe Wort aber / wie auch obgedacht / muͤſſen nicht alſo verſtanden werden / gleich als wenn die Weiber durch Ehliche Werck oder Kinder zeugen die ewige Seligkeit fuͤr Gott erlangen koͤnten. Nein keines Weges.

1.Denn ſo dieſe Meynung hier gelten ſolte / muͤſten viel ſeltzame vnd vngereumbte Ding hierauß folgen.

Die Vrſach iſt offenbar. Denn wenn diß das Mit - tel zur Weiber Seligkeit ſeyn ſolte / ſo muͤſten vnfruchtbare WeibsPerſonen nicht ſelig werden / ſondern alle verdampt2. ſeyn. Ja / die Weiber die viel Kinder gezeuget hetten / muͤſten viel ſeliger ſeyn / vnd ehe in Himmel kommen / als andere / die wenig Kinder geborn haben.

Aber das iſt weit gefeilet / wie wir aus dem Exempel der Sara vnd Rahab zu Jericho gar leicht zu vernemen ha -Gen. 21. ben. Denn Sara Abrahams Weib iſt von Jugend auff Vnfruchtbar geweſen / biß ins neuntzigſte Jar jhres Alters / da ſie jhren Sohn Jſaac gebohrn hat / welcher ein einiges Kind war.

Dargegen Rahab zu Jericho / des Salma Weib / hat Boas vnnd etliche andere Kinder geborn / wie aus dem er - ſten Buch der Chroniken am 2. Cap. zu ſehen iſt. Vnnd dennoch wird in der Epiſtel an die Hebr: eine ſo wol als die andere fuͤr ſelig geruͤmet vnd gepreiſt.

Darumb koͤmpt die jnnerliche Seligkeit fuͤr GOtt nicht von leiblicher Geburt her.

3.Vber das / wenn die Weiber / durch jhr Kinder zeu - gen die Seligkeit fuͤr GOtt erlangen koͤnten / ſo muͤſten recht glaͤubige Chriſten ſeyn GOTtes Kinder / nur vom Fleiſch vnnd Blut gebohrn / weil ſie jhre Kindſchafft fuͤr GOTT nur durch leibliche Geburt erlangten / da dochChriſtus23Beſter Weiberſchmuck. Chriſtus ſpricht: Was vom Fleiſch geborn wird / dasJohan. 3. iſt Fleiſch.

Aber wenn wir rechtglaͤubige Kinder GOTtes ſeyn wollen / muͤſſen wir nicht nur die Leibliche Geburt / ſondern die Geiſtliche Wiedergeburt haben / darvon Johannes ſpricht: Wie viel jhn auffnamen / denen gab er machtJohan. 1. GOTtes Kinder zu werden / die an ſeinen Namen gleuben / welche nicht von dem Gebluͤt / noch von dem Willen des Fleiſches / ſondern von Gott geborn ſind.

Darumb koͤnnen die Weiber jhre Seligkeit fuͤr Gott nicht durch jhre leibliche Geburt vnnd Kinder zeugen er - langen.

Solten ſie aber dadurch fuͤr GOtt ſelig werden / ſo4. muͤſten auch aller Juͤden / Tuͤrcken vnd vnglaͤubiger Hey - den Weiber dadurch ſelig werden. Aber nicht alſo / Denn wer nicht glaͤubet / wie ſolche vnglaͤubige Weiber / der iſt ſchon gerichtet / vber einem ſolchen Menſchen bleibet derJohan. 3. Zorn Gottes / vnd muß ewig verdampt ſeyn. Marc. 11.

Werden demnach die Weiber durch leiblich Kinderzeu -ϑετικῶς, quoad ho - mines. gen nicht die ware Seligkeit fuͤr Gott erlangen / ſondern die Seligkeit / durch jhr Kinderzeugen / davon Paulus hier re - det / iſt nur ein leiblicher Schmuck / Zierd / Ehr vnd Herꝛ - ligkeit / fuͤr den Menſchen in der Welt / dargegen weltleuff - tiger weiſe die Vnfruchtbarn nicht ſo hoch vnd fuͤrtrefflich geachtet werden / wie die Jenigen / welche mit Kinderzeu - gen die Welt vnd Chriſtliche Kirche beſetzen vnnd vermeh - ren helffen.

Denn wie der 127. Pſalm ſaget: Kinder ſind eine Gabe des Herren / vnd Leibesfrucht iſt ein Ge -Dſchenck.24Beſter Weiberſchmuck. Pſal. 127.ſchenck. Vnd Salomon ſaget: Der alten Krone ſindProv. 17. Kindeskinder / vnnd der Kinder Ehre ſind jhre El - tern.

Deßwegen der Roͤmer Pomponius geſagt: Maxima ornamenta eſſe matronis liberos, Daß Kinder der Wei - ber groͤſter Schmuck ſey. Derhalben auch die Heydniſchen Weiber vorzeiten mit jhren Kindern ſehr gepranget haben. Pomponi - us Ruffus in Collect. libro. Val. Max. l. 4. c. 4.Jnſonderheit ſchreibet Valerius Maximus von der Edlen Roͤmerin Cornelia, wie dieſelbe mit Tiberio Graccho jh - rem Ehemann viel Kinder gezeuget habe. Vnnd als auff eine Zeit eine reiche Fraw zu jhr kam / vnd jhr allerley koͤſt - liche Kleyder vnd Kleynodien zeigete / hat jhr die Cornelia dargegen jhre Kinder gezeigt vnd geſagt: Hæc ſunt mea ornamenta, Dieſe meine Kinder ſind meine beſten Kley - nod / vnd liebſten Haußſchaͤtze.

Alex. ab Alex. Ge - nial. dier. l. 4. c. 8.Darumb haben vorzeiten die Spartaner Dreyerley Straffen auff Weiber nehmen verordnet.

Die Erſte dem / der kein Weib nam: Die Andere dem / der da ſpat freyete: Die letzte vnd ſchwerſte dem / der ein boͤß Weib nam. Es iſt bey jhnen auch dieſer Brauch geweſen / daß wer drey Kinder gehabt / der iſt frohn vnnd wachfrey geweſen. Wer aber vier Kinder gehabt / der iſt von Schoß / Schatzung / vnd allerley Buͤrgerlicher Be - ſchwerung befreyt geweſen.

So haben auch die Roͤmer / denen die viel Kinder ge - habt / in jhren Reichstagen die beſten Dienſte vnd Empter angeboten vnd auffgetragen.

Die Perſer haben vorzeiten ſolchen Leuten groſſe Ver - ehrung gethan. Vnd iſt bey jhren Koͤnigen braͤuchlich ge - weſen / daß wenn ſie in eine Stadt jhren Einzug gehalten /haben25Beſter Weiberſchmuck. haben ſie einem jedern Weibe zur Kinderzucht einen Du - caten / Schwangern Weibern aber einen Doppel Duca - ten verehret.

Es muß aber durch Kinderzeugen allhier nicht nur verſtanden werden / die Leibliche Geburt der Kinder / ſon - dern zugleich jhre fleiſſige Wartung vnd rechte Aufferzie -Nicol; Her - man in ſei - nem Ge - ſang von der keuſchen Suſanna. hung in der Zucht vnd Vermahnung zum Herren / wie wir von der keuſchen Suſanna ſingen:

Mit Fleiß zu Gottes Ehren /
Zog ſie jhr Kinderlein /
Vnd gab jhn gute Lehre /
Jhr Hauß regiert ſie fein.

Denn wo gute Kinderzucht vnterlaſſen wird / do wird eine Stadt oder Gemeinde durch viel Kinder zeugen nicht ge - beſſert / ſondern je lenger je mehr geergert.

WEnn aber Kinder recht erzogen werden / zu aller Gottesfurcht Chriſtlichen Tugenden / erbarn Leben vnd Wandel / ſo gereicht ſolches nicht allein den Eltern / ſon - dern auch der gantzen Stadt vnnd Gemeinde zu groſſem Nutz / gutem Auffnehmen / vnd teglicher Beſſerung / wie ſolches Sirach bezeuget mit dieſen Worten:Kinder zeu -Sirach. 41. gen / vnnd Stadt beſſern / macht ein ewig Gedecht -Plato l. 6. nuͤß.de Legibus Juvenal: 14. Sat.

Vnd der weiſe Heyd Plato ſpricht:

Oportet paren - tes gignere & educare liberos, qui vitam tanquam lam - padem tradant poſteris, ut ſemper ſint aliqui colentes Deum juxtà ipſius legem, atque ſic perpetuitati huma - naturæ conſulitur:
Es iſt notwendig / daß Eltern zeu - gen vnd aufferziehen jhre Kinder / durch welche das Leben /D ijals26Beſter Weiberſchmuck. als ein Liecht bey den Nachkoͤmlingen fortgebracht werde / auff daß allezeit etliche ſeyn moͤgen / die Gottdienen / nach ſeinem Geſetz / vnnd dadurch wird die Menſchliche Natur auff die Nachkommenden befoͤrdert / vnd erhalten.

Vnnd der Poet Juvenalis ſaget von Eltern:

Gratum est, quòd Patriæ civem populoꝙ́ de - diſti, Sifacis, ut Patriæ ſit idoneus, utilis armis, Vtilis & bellorum, & pacis rebus agendis:
Jhr Eltern viel dem Vaterland /
Gutes erzeugt in ewrem Stand /
Wenn jhr ewr Kinder ziehet fein /
Daß ſie dem Lande nuͤtzlich ſeyn /
Zum Ackerbaw / zum Fried vnd Streit /
Zum Handwerck / Handel vnd Arbeit.

Darumb iſt diß nicht ein geringer Leibesſchmuck der Wei - ber / wenn ſie Kinder zeugen / vnnd ſie zu allem guten er - ziehen.

2. Spiritualis, qui quin - tuplex. Der Andere Weibetſchmuck / iſt ein Geiſtlicher Schmuck / der jhre Seele betrifft / vnd wird vns von Pau - lo hier angezeigt mit folgenden Worten: So ſie bleiben im Glauben / vnd in der Liebe / vnd in der Heiligung ſampt der Zucht.

Hier zeigt Paulus an Fuͤnfferley Geiſtlichen See - len Schmuck der Weiber / als nemlich iſt:

1. Fides. 1. Fides, Glaube / daß ſie in rechtſchaffener Erkendnißjhrer27Beſter Weiberſchmuck. jhrer Suͤnden ſich Gottes Gnaden vnnd Barmhertzigkeit troͤſten / vnd all jhr Vertrawen auff Chriſtum / als den ei - nigen Suͤnden Treger ſetzen / daß ſie ſo wol als die Man - nesperſonen / durch ſein Verdienſt Vergebung der Suͤn - den empfahen / vnd das ewige Leben haben ſollen / Gal. 3.

Dieſer Glaub als fuͤr Gott das einige Mittel zu jhrer Seligkeit / iſt jhnen hochnotwendig.

Denn wer wil zu Gott kommen vnd ſelig werden / der muß an jhn glaͤuben / Hebr. 11. Denn wie Auguſtinus ſa -Auguſt. in Enchirid. ad Lauren: get: Via, quâ itur ad Deum fides eſt: Der Weg / auff welchen man zu Gott koͤmpt / iſt der Glaube.

Es ſollen aber die Weiber auch zu Gott kommen vnd1. Pet. 3. ſelig werden / weil ſie ſind Miterben der Gnaden des Le - bens.

Darumb iſt der ware Glaube als das einige Mittel zu jhrer Seligkeit jhnen hochnothwendig.

2. Charitas, Liebe / daß ſie ſollen Gott den Her -2. Chatitas ren nach der Erſten Taffel ſeiner Gebot / vnd von Gottes wegen jhren Nechſten nach der Andern Taffel hertzlich lieb haben / ſonderlich ſollen ſie Ehrengebuͤrlich jhre Ehemaͤn - ner / Eltern / Kinder / Blutsverwandten vnd Glaubensge - noſſen / lieben vnnd jhnen gerne dienen. Denn wer einen rechten Glauben hat / der muß denſelben durch die Werck der Chriſtlichen Liebe darthun vnd beweiſen / wie Paulus ſchreibet: Der Glaub iſt thetig durch die Liebe. Galat. 5. Hebr. 11.

Sie ſollen aber / wie vorgedacht / rechtſchaffenen Chriſtlichen Glauben haben / ohne welchen Niemand Gott gefallen kan.

Darumb ſollen ſie jhren Glauben durch die Liebe gegen Gott / vnd jhrem Nechſten darthun vnd beweiſen.

D iij3. San -28Beſter Weiberſchmuck.

3. Sancti - tas. 3. Sanctitas, Heiligung / daß ſie ſich befleiſſigen heiliger Wort / Werck / vnd Gedancken.

Denn wer Gott den Herrn ſehen vnd ſelig wer -Hebr. 12. den wil / der muß heilig ſeyn / davon Paulus ſaget: JagetMatth. 5. nach der Heiligung / ohne welche niemand den Her - ren ſehen kan. Vnnd Chriſtus ſpricht: Selig ſind / die reines Hertzens ſind / denn ſie werden GOTT ſchawen.

Es ſollen aber die Weibes Perſonen ſo wol als die Maͤnner / Gott den Herrn ſchawen / weil ſie eben ſo wol als die Maͤnner / ſind in JEſu Chriſto / eines Standes /Galat. 3. vnnd einerley Wuͤrden / wie Paulus ſaget: Hie iſt kein Mann noch Weib / denn jhr ſeyd allzumal einer in Chriſto JEſu. Welches auch Chriſtus bey ſeiner Auf - ferſtehung gnug bewieſen hat / weil er gar nicht nur allein den Mannes Perſonen / ſondern auch den Weibs Perſo - nen am H. Oſtertage erſchienen / Vnd zwart iſt er MarieMarc. 16. Magdalene am Oſtertag fuͤr allen anderen am erſten er - ſchienen.

Darumb weil ſie Gott ſchen ſollen / wil jhnen gebuͤh - ren / daß ſie ſich der Heiligung befleiſſigen / ſonderlich weil1. Theſſ. 4. Paulus ſchreibet: Das iſt der Wille Gottes ewer Hei -1. Petr. 1. ligung / daß jhr meidet die Hurerey / vnd ein jeglicher vnter euch wiſſe ſein Faß zubehalten / in Heiligung vnd Ehren / nicht in der Luſt ſeuche wie die Heyden / die von Gott nicht wiſſen. Vnd Petrus ſpricht: Hal - tet euch nach dem / der euch beruffen hat / vnd heilig iſt. Seyd auch jhr beilig in allem ewren Wandel. Lev. 11. 19. 20.Denn es ſtehet geſchrieben: Jhr ſolt heilig ſeyn / denn ich bin heilig.

4. Tem -29Beſter Weiberſchmuck.

4. Temperantia, Zucht vnd Meſſigkeit / daß4. Σω - φροσυν´η ſie ſich zuͤchtig vnnd meſſig halten in Eſſen vnnd Trincken / Sitten vnd Gebaͤrden / in Leid vnd Frewd / Schimpff vnd Ernſt / davon die Chriſtliche Kirche ſinget aus dem ſechſten Gebot Gottes.

Dein Ehe ſolt du bewaren rein /
Daß auch dein Hertz kein ander mein /
Vnd halten keuſch das Leben dein /
Mit Zucht vnd Meſſigkeit fein.

Sonderlich iſt die Keuſcheit an jhnen zu ruͤhmen / ohne wel - che aller Schmuck des Weiblichen Geſchlechts hinfellig vnd verlohren iſt. Denn wie ein geſchnitztes Menſchen - bild / wenn es ohne Heupt oder Kopff iſt / kein rechte Geſtalt noch Schoͤnheit hat: Alſo ſpricht der Griechiſche PoetIn Epigr. Græcorum Bacchylides, Wenn ein Weib ohn dieſe Heupt Tugend / das iſt / ohn Keuſcheit iſt / ſo hat ſie all jhr Schoͤnheit / Ehr vnd Schmuck verloren / weil in allen Stenden die Keuſch - heit ein jede Weibs Perſon am meiſten ſchmuͤcket / Sie iſt bey armen Weibern zu vielen Guten eine gute Befoͤrde - rung / bey Reichen ein Wolſtand / bey Vbelgeſtalten ein ſchoͤnes Kleid / vnd bey Schoͤnen ein zwiefacher Schmuck / vnd Herꝛligkeit / davon auch jhr Weiber ſelbſt / aus NielasNicolaus Herman. Hermans Geſangbuͤchlein zu ſingen pfleget:

Kein Schmuck beſſer kan zieren /
Ein Weib / denn Zucht vnd Ehr /
Wird ſie’s einmal verlieren /
So kriegt ſies nimmermehr.
Vnd30Beſter Weiberſchmuck.

Vnd wo dieſe Tugend bey Eheleuten nicht iſt / wird offt - mals ex conjugio conjurgium, aus dem Ehſtand ein We - heſtand vnd Haderſtand. Vnd iſt noch das allerſchrecklich - ſte / das Paulus ſaget / Daß die Vnzuͤchtigen / als Hurer vnd Ehebrecher ſollen das Reich Gottes nicht erer - ben / ſondern Gott ſelber werde ſie richten / Hebr. 13.

Darumb ſollen Weibes Perſonen ſich guter Zucht / Meſſigkeit vnd Keuſcheit befleiſſigen.

5. Conſtan tia. 5. Perseverantia, Beſtendigkeit / daß ſie in al - len obangezeigten Stuͤcken beſtendig bleiben / welches auch Paulus allhier anzeiget mit dem Woͤrtlein: Si manſe -Matt. 10, 24 rint, So ſie bleiben. Denn wie Chriſtus ſpricht: WerApoc. 2. beharret biß ans Ende / der wird ſelig. Vnnd aber - mals: Sey getrew biß an den Tod / ſo wil ich dir die Krone des Lebens geben.

Deßwegen Iſidorus ſaget: Salus incipientibus pro - mittitur, perſeverantibus datur, Leben vnnd Seligkeit wird zwart denen zugeſagt / die wol anfahen / aber die ewige Belohnung erlangen die / welehe biß aus Ende behar - ren.

Daraus iſt offenbar / daß der Geiſtliche Seelenſchmuck der Weiber in Gemein ſey die Seligkeit / inſonderheit aber der Glaube an Chriſtium / vnd des Glaubens Fruͤchte / als Liebe / Heiligung / vnd Zucht / zu welchen Fruͤchten gehoͤrt die Beſtenoigkeit / welche bey allen Chriſtlichen Tugen - den vnd guten Wercken / den letzten Preiß vnd him - liſche Ehrenkron / erhelt vnnd da - von treget.

APPLI -31Beſter Weiberſchmuck.

Applicatio.

I. Lehr.

BEy dieſem jetzt erklaͤreten Spruch Pauli ſollen wir lernen vnnd behalten Dreyerley / nem - lich:

I. Commendationem Matrimonii, Lob vnd Preiß1. De laude conjugii reſpectu. des heiligen Eheſtandes / Weil dieſer Stand ein ſeliger vnd Gott wolgefelliger Stand iſt / wie wir ſolches aus vie - len Vrſachen koͤnnen vernehmen / fuͤrnemlich aber aus den Perſonen / die ſich bey vnd in dieſem Stand befinden / wel - che auch Paulus in ſeinem Spruch anzeiget.

Denn der Eheſtand iſt ein ſeliger Stand:

1. Propter Deum Autorem, wegen Gottes als des1. DEI. Stiffters dieſes Standes / vnd Brunnquell aller Se - ligkeit.

Denn was Gott ordnet / ſpricht David / das iſtPſal. 111. loͤblich vnd herrlich / vnd ſeine Gerechtigkeit bleibet ewiglich.

Nun hat Gott vorzeiten im Paradeiß dieſen Stand vor allen andern Stenden geſtifftet vnd eingeſetzt / davon auch das Wort Eheſtand in Deutſcher Sprach ſeinen Namen hat / weil es iſt der ehiſte vnnd erſte Stand in der Welt.

Darumb iſt es ein loͤblicher vnd herrlicher Stand.

2. Propter Conjuges, wegen der Perſonen / als Mann2. Conju - gum. vnnd Weib / welche nach GOTtes Ordnung in dieſemGeneſ. 3. Stand mit einander leben ſollen / vnd von Paulo geruͤhmet, werden.

EDenn32Beſter Weiberſchmuck.

Denn ob gleich das Weib am erſten geſuͤndiget / vnnd nachmals beyde Mann vnnd Weib durch die Suͤnde von Gott abgefallen ſind / dennoch wird das Weib geruͤhmet /1. Tim. 2. daß ſie koͤnne in jhrem Stande ſelig werden / Vnd weil ſie kan ſelig werden / eiwie viel mehr wird der Mann die Se - ligkeit auch erlangen koͤnnen / weil er nicht (wie das Weib) am erſten geſuͤndiget / ſondern durch das Weib iſt verfuͤhrt vnd betrogen worden? Sonderlich muß er auch darumb gepreiſet werden / weil Gott der Herr jhn ſo wol als das Weib zum Ehlichen Kinder zeugen erſchaffen vnd verord - net hat.

Darumb weil Paulus hier das Weib wegen des Ehe - ſtandes vnd Kinderzeugens ruͤhmet / ſo muß der Ehemann wegen deſſelben ſo wol als das Weib geruͤhmet werden.

3. Libero - rum. 3. Propter Liberos, wegen der Kinder / die im Ehſtan - de erzeuget vnd geborn werden.

Denn ſo die Eltern / als der Baum wegen jhres Stan - des geruͤhmet werden / ſo muͤſſen auch die Fruͤchte wegen dieſes Standes geruͤhmet werden.

Darumb wenn Paulus ſpricht / daß das Weib ſelig werde durch Kinder zengen / ſo werden hierdurch nicht allein GOtt / als der Stiffter des heiligen Eheſtandes / ſondern auch die Eheleute / welche GOTT in dieſen Stand ver - ordnet hat / vnnd die Kinder / die in ſolchem Stande ge - zeugt werden / Ja der Ehſtand ſelbſt geruͤhmet vnnd ge - preiſet.

4. Cæliba - tus, aut di - ſparis jugi. Daraus muß auch diß erfolgen / daß die jenigen elende Leute ſind / welche wenn ſie die Gab der Keuſcheit nicht ha - ben / ſich entweder des Eheſtandes gar enthalten / oder in boͤſe Heyrath ſich einlaſſen.

Denn33Beſter Weiberſchmuck.

Denn von denen / die ſich des Ehſtandes gar enthalten /Geneſ. 2. ſaget Gott ſelber: Es iſt nicht gut daß der Menſch al -Eccleſ. 4. lein ſey. Vnd der Prediger Salomon ſaget: Es iſt je beſſer / zwey denn eins / denn ſie genieſſen doch jhrer Arbeit. Fellet jhr einer / ſo hilfft jhm ſein Geſell auff. Wehe aber dem / der allein iſt. Wenn er fellet / ſo iſt keiner da / der jhm auffhuͤlffet. Vnd Paulus ſpricht: Es iſt beſſer freyen / denn brunſt leiden. Dargegen1. Cor. 7. aber von denen / die vbel freyen / ſpricht der Koͤnig Salo - mon: Es iſt beſſer im Winckel auff dem Dach / oderProv. 21, 25. in einem wuͤſten Lande wonen / denn bey einem zen - ckiſchen vnd zornigen Weibe.

Das hat auch der weiſe Heyd Ariſtoteles bekennet / weil er ſaget: Quibus matrimonium infelix contigit,Ariſtoteles l. 1. Rheto - ric. cap. 5. hi penè pluſquam dimidiâ beatitudinis ſuæ parte pri - vati ſunt: Welche Eheleute eine boͤſe Ehe mit einander haben / die muͤſſen jhrer Gluͤckſeligkeit in der Welt mehr als vber die helffte beraubet ſeyn / ebener maſſen / wie wir Deut - ſchen im Sprichwort ſagen: Ein boͤß Weib iſt ein recht Fegfewr oder halbe Helle[a]uff Erden. Deßwegen je -Ovenus in Epigr. ner Engellendiſche Poet aus dem wort Uxor ein Weib / (per Anagramma reſoluto X in CS) das wort Orcus,Prov. 30. die Hell / gemacht hat. Vnnd die Walonen pflegen zu ſagen:

Non est feliciter natus, qui non est feliciter maritatus.
Der iſt zur Welt vbel geborn /
Der mit eim boͤſen Weib iſt verworren.
E ijKoͤnnen34Beſter Weiberſchmuck.

Koͤnnen derhalben ſolcher Vrſachen / vmb welcher willen der Eheſtand als ein ſeliger vnd Gott wolgefelliger Stand geruͤhmet wird / viel angezogen werden / wenn es hier von Noͤthen were / vnd die zeit zu erzehlen es leiden wolte.

2. De Matro - nalibus or - namentis, quæ ſunt. II. Speculum Matronalium Virtutum, Spiegel al - lerley Weiblicher Tugenden / welche Paulus im fuͤrge - nommenen Spruch fein kurtz zuſam̃en gefaſſet hat. Denn ob es zwart an dem iſt / daß man in gemeinem Sprichwort ſaget: Es gehoͤrt viel zu einem frommen Weibe / den - noch werden die fuͤrnembſten Stuͤck / welche Chriſtlichen Weibesbildern wol anſtehen / hier gleich als in einem ſchoͤ - nen Spiegel vns fuͤr Augen geſtellet / daß wenn Chriſtliche Weibs Perſonen ſich in ſolchem Spiegel recht beſchawen / koͤnnen ſie gar leicht daraus vernehmen / wie vnnd welcher maſſen jhr gantzer Schmuck vnnd Wolſtand beſchaffen ſeyn ſoll.

Wiltu nun / liebes Ehweib / in dieſem Spiegel PauliVel Prima - ria. dich beſpiegeln vnd wol beſchawen / wolan / ſo beſihe vor al - len dingen / wie du durch den Glauben fuͤr Gott gerecht vnd ſelig biſt / weil Paulus befohle[n]〈…〉〈…〉/ daß wir vns verſuchen2 Cor. 13. vnd pruͤffen ſollen / ob wir im Glauben ſind? Denn das iſtEſai. 61. der erſte vnd fuͤrnembſte Schmuck / nach welchem du dichApoc. 3. am meiſten vmbſchen vnd trachten ſolleſt / davon der Engel ſaget: Jch rathe dir / das du Gold von mir keuffeſt / das mit Fewer durchleutert iſt / daß du reich werdeſt / vnd weiſſe Kleider / daß du dich anthuſt / vnd nicht of - fenbart werde die Schande deiner Bloͤſſe.

VelSecun - daria. Haſtu denn dieſen groͤſten vnd beſten Schmuck durch den Glauben / nemlich das Kleyd des Heyls / vnd den Rock der Gerechtigkeit / mit welchem dich dein Herr vnd Hey -land35Beſter Weiberſchmuck. land JEſus Chriſtus bekleidet hat / Wol an / ſo wird ſich auch dein Special / vnd ſonderbarer Schmuck beydes an deinem Leib vnd an deiner Seelen gar leicht befinden.

Vnd allhier beſihe nun ferner / ob du haſt den Leibli -Corporis. chen Weiberſchmuck / nicht etwa von vergenglichem Gold oder Silber / oder Perlein / Sammet vnd Seiden / denn diß iſt ein elender euſſerlicher Schmuck / Sondern von dei - nem Leib durch Gottes gnedigen Segen / nemlich / geſun - de / zuͤchtige / fromme / vnd gehorſame Kinder.

Fuͤr ſolche Gabe dancke Gott deinem Herren / der ſie dir aus deinem Fleiſch vnnd Blut durch ſeinen reichen Segen beſcheret hat.

Beſihe auch weiter deinen Geiſtlichen Schmuck / vndAnimæ. bedencke dich wol / wie du an GOTT deinen Herren1. recht glaͤubeſt / Jhn vber alle Ding fuͤrchteſt / liebeſt vnnd vertraweſt. Bitte auch GOtt / daß Er dich im Glauben von Tag zu Tag wachſen vnd zunemen laſſen wolle / auff1. Petr. 1. daß du das Ende deß Glaubens / nemlich deiner Seelen Heyl vnd Seligkeit davon bringen moͤgeſt.

Bedencke noch weiter / wie du nicht allein Gott / ſon -2. dern auch deinen Ehemann / Eltern vnd Kinder / Bluts - verwandten / vnnd in gemein deinen Nechſten recht lieben ſolteſt. Bitte auch Gott den Herren / daß er das Fewr der Chriſtlichen Liebe durch ſeinen H. Geiſt in deinem Her - tzen anzuͤnden / Vnd daſſelbe je lenger je bruͤnſtiger in dir brennen vnnd leuchten laſſe / auff daß dein Gluͤck durch die Chriſtliche Liebe gegen Jederman recht thetig vnd krefftig ſeyn moͤge / Weil bey Verbleibung ſolcher gegen dem Ne - heſten ſchuldiger Liebe in deinem Hertzen / die Liebe gegen GOTT keinen rechten noch beſtendigen Grund habenE iijkan /36Beſter Weiberſchmuck. kan / wie der Apoſtel Johannes lehret in ſeiner 1. Epiſtel am 3. vnd 4. Cap.

3.Beſinne dich auch / ob vnnd wie du dich in der Heili - gung erzeigeſt / vnnd habe gute Achtung drauff / ob deine Gedancken / Wort vnd Werck von gutem oder boͤſem Geiſt regieret vnnd getrieben werden. O warlich / da wird ſich bey dir allerley grober vnd groſſer Mangel befinden. Bit - te derhalben Gott den Herrn / daß Er dir durch ſeinen H. Geiſt heiligen Muth / guten Raht / vnd rechte Werck ſchaf - fen / vnd ſeine gnedige Huͤlffe zu deiner Heiligung / wider - fahren laſſen wolle.

4.Schaw auch an / wie du dich der Zucht vnd Meſſigkeit befleiſſigeſt in allen deinen Worten vnd Wercken / in dei - nem Leben vnd Wandel / vnd laß allzeit ab vom boͤſen / vnd thue dargegen das gute.

Folge dem Exempel der heiligen Weiber / derer aus dem Alten Teſtament vnſer liebe Vorfahren XII. erzehlet / vnd Sie allen Chriſtlichen Weibern zum Ehrenſpiegel fuͤr - geſtellet haben / als nemlich ſind / EVA des Mannes Ge - huͤlffin / Gen. 3. SARA die Geſegnete / Geneſ. 16. RE - BECCA die Gehorſame / Geneſ. 32. RACHEL die Holdſelige / Geneſ. 29. LEA die Gedultige / Geneſ. 30. JAEL die Redliche / Judic. 4. RUTH die Guͤtige / Ruth. am 1. cap. MICHAL die Getrewe / 1. Sam. 19. ABI - GAIL die Vernuͤnfftige / 1. Samuel. 25. JUDITH die Meſſige / Jud. 13. ESTHER die Sanfftmuͤtige / Eſth. 5. vnd SUSANNA die Keuſche / Dan. 13.

Alſo haſtu im Newen Teſtament an der Jungfrawen MARIA dergleichen Ehrenſpiegel des Glaubens / Luc. 1. An ELISABETH der Gaben des H. Geiſtes / Luc. 1. ander37Beſter Weiberſchmuck. der Prophetin HANNA des Gottesdienſts / Luc. 2. an MARIAMAGDALENA der Bußfertigkeit / Luc. 7. am Blutfluͤſſigen Weib der Gedult im Glauben / Matt. 9. am Cananeiſchen Weib der Vberwindung ſchwerer An - fechtung / Matth. 15. Am Samaritiſchen Weib der Be - foͤrderung Chriſtliches Glaubens / Joh. 4. an MARIA vnd jhrer Schweſter der Gaſtbefreyung / Joh. 11. Luc. 10. an der Witwen zu Jeruſalem des Allmoſens / Luc. 21. an der Purpurkraͤmerin LYDIA der Gottesfurcht / Act. 16. an TABEA, LOIDE vnnd EUNICE allerley guter Werck / Acto. 8. 2. 2. Tim. 1. Jn derer Fußſtapffen ſoltu treten / jhnen nachfolgen / Vnd die Wort Petri bedencken / der da ſaget: Alſo haben ſich vorzeiten die heiligen1. Petr. 3. Weiber geſchmuͤckt / die jhre Hoffnung auff GOTT ſatzten / vnd jhren Maͤnnern vnterthan waren / wie die Sara Abraham gehorſam war / vnd hieß jhn ei - nen HErrn / welcher Toͤchter jhr worden ſeyd / ſo jhr wolthut / das iſt / euch guter Werck befleiſſiget.

Mache aber nicht nur den Anfang zum guten / ſondern5. fahre in demſelben taͤglich fort / vnd bleibe darinnen biß an dein ſeliges End / ſo wirſt du nicht allein die Kron der Ge - rechtigkeit / 2. Timoth. 4. Sondern auch die Kron des Le - bens / Jac. 1. Apoc. 2. der ewigen Ehr vnd Herrligkeit da - von bringen / 1. Pet. 5.

III. Speculum Maritalium Virtutum, Einen Spie -3. De Mari - talibus Or -〈…〉〈…〉 enentis. gel allerley Tugenden an Chriſtlichen Mannesper - ſonen. Denn ob zwart der Apoſtel in vnſerm fuͤrgenom - menen Spruch eigentlich redet von euſſerlichen vnd jnner - lichen WeiberSchmuck / Vnd aber zwiſchen Mannes vnd Weibes Perſonen ein groſſer Vnterſcheid iſt / wegen jhreseuſſer -38Beſter Weiberſchmuck. euſſerlichen vnnd leiblichen Schmuckes / weil derſelbe zum theil wegen der Natur / zum theil wegen Laͤndlicher Sitten ſehr vngleich iſt: Dennoch iſt vnd ſoll der jnnerliche vnnd Geiſtliche Schmuck bey Maͤnnern ſo wol als bey Wei - bern / vnnd wiederumb beyn Weibern ſo wol als beyn Maͤnnern einerley vnd gleichfoͤrmig ſeyn.

Darumb ſoll auch bey Chriſtlichen Mannes Perſonen ſeyn rechtſchaffener Glaube / Liebe / Heiligung / Zucht vnd Beſtendigkeit.

Philip. 4.Denn darvon ſaget Paulus alſo: Lieben Bruͤder / was warhafftig iſt / was erbar / was gerecht / was keuſch / was lieblich / was wol lautet: Jſt etwa eine Tugend / iſt etwa ein Lob / dem dencket nach / welches jhr auch gelernet / vnd empfangen vnnd gehoͤrt vnnd geſehen habt an mir. Das thut / ſo wird der Herr des Friedens mit Euch ſeyn.

Vnd warumb wolten Mannes Perſonen dieſen Tu - gendſpiegel nicht eben ſo wol als WeibsPerſonen anneh - men / vnd ſich offt darinnen beſchawen?

Plutarch. de præce - ptis conju - gum, Er〈…〉〈…〉 ſ. in Apopht. Socratis. Denn ſo der weiſe Philoſophus Socrates ſeine Schuͤ - ler vermahnet hat / daß ſie ſich ſolten in Glaͤſſernen vnd an - dern Spiegeln offt beſchawen / Zu dem Ende / auff daß wenn ſie fein vnnd ſchoͤn an Geſtalt weren / ſolten ſie ſich auch feiner ſchoͤner Sitten befleiſſigen / damit beydes die Schoͤnheit jhrer euſſerlichen Geſtalt vnd guten Sitten fein miteinander moͤchten vbereinſtimmen: Dargegen aber wenn ſie am Leib vngeſtalt vnnd garſtig weren / ſolten ſie nicht durch boͤſe Sitten jhre boͤſe Geſtalt aͤrger vnd ſchend - licher machen: Ey ſo wil vns Chriſten viel mehr gebuͤren / deß wir im Spiegel Goͤttliches Worts den Schmuck desverbor -39Beſter Weiberſchmuck. verborgenen Menſchens recht anſchawen / welcher nach1. Petr. 3. Petri Lehr ſeyn ſoll vnverruͤckt / mit ſanfftem vnd ſtillemJac. 1. Geiſte / beſonders ſollen wir nach des Apoſtels Jacobi Lehr / durchſchawen in das vollkommene Geſetz der Freyheit / daß wir darinnen beharꝛen moͤgen. Denn das iſt koͤſtlich nicht nur fuͤr den Menſchen / wie Sotrates vnd andere Heyden gemeinet haben / ſondern auch fuͤr GOTT ſelber / wie Pe - trus abermals in ſeiner erſten Epiſtel bezeuget. Jnſonder - heit ſollen alle Chriſtliche Ehemaͤnner rechtſchaffene Liebe haben / vnd dieſelbe mit dem Werck beweiſen / gegen jhre von GOTT beſcherte Ehegemahlin / auff daß ſie dieſelbe hertzlich gut meinen / lieben vnd ehren / Dieweil jhre Wei - ber nicht allein im ewigen Leben zugleich mit jhnen der ewi - gen Seligkeit ſollen theilhafftig ſeyn / ſondern auch im zeit - lichen Leben neben jhnen Gottes Werckzeug ſeyn in Kin - derzeugen / dem Manne Erben gebaͤhren / ſein Geſchlecht vermehren / vnnd muͤſſen darbey groſſe Gefahr / Angſt / Schmertzen vnd Beſchwerungen im gebaͤhren vnd andern außſtehen / Sollen auch derſelben gerne verſchonen / vnd jhre Schwachheit mit Sanfftmuth vertragen / welches S. Petrns den Ehemaͤnnern zu Gemuͤth fuͤhret / vnd ſie ernſt - lich jhres Ampts erjnnert mit dieſen Worten: Jhr Maͤn -1. Petr. 3. ner wohnet bey ewren Weibern mit Vernunfft / vnd gebet dem Weibiſchen als dem ſchwechſten Werck - zeug ſeine Ehre / als Miterben der Gnad des Lebens. Vnd ſolches hat auch obgedachter Philoſophus Socrates fuͤr recht vnd billich erkand.

Denn als auff eine Zeit ſein Freund Alcibiades zu jhmGell. l. 1. c. 17. Eraſm. in Apoph. Socrat. kam / vnd bey jhm anhielte / er ſolte doch der Xantippæ ſei - nem waͤſchhafftigen vnd zaͤnckſuͤchtigen Weibe nicht ſo vielFzu gut40Beſter Weiberſchmuck. zu gut halten / ſondern ſie wegen jhres teglichen Pelfferns vnd Zanckens mit derben Puͤffen wol abſchmieren / daß ſie ein ander mal jhr vnnuͤtz Maul halten vnd ſchweigen ſolte / ſing er an vnnd fragte Alcibiadem / Ob er auch koͤnte das ſchnattern ſeiner Genſe vnd teglich klochtzen ſeiner Huͤner im Hauſe leiden / dagab Alcibiades zur Antwort / das kan ich wol leiden / denn meine Genſe vnd Huͤner legen mir gu - te Eyer / vnd geben fette Braten / Ja ſagte Socrates / So bringt mir mein ſchwetzhafftig Weib feine Kinder / darumb ſoll ich billich mit jhr Gedult tragen.

Conſola-tionesII. Troſt.

1. Ex libe - rorum pro creatione & educa - tione. I. Wege[n] Chriſtlicher Kinder / bey welchen zwart die Eltern / ſonderlichen die Muͤtter im Eheſtande allerley Schwachheit / Gebrechligkeit / Kranckheit vnd Beſchwe - rung außſtehen vnd dulden muͤſſen. Welches alles jhnen eine ſchwere Laſt iſt / dennoch aber ſind jhnen die Kinder eine hertzliche Luſt vnnd groſſe Frewde / nicht nur allein / wenn ſie auff die Welt geborn ſind / Johan. 16. Sondern auch vnd befoͤderſt / wenn ſie wol erzogen werden.

Denn wenn das Weib durch Kinder zeugen fuͤr ſe - lig gepreiſt wird / ſo folgt daraus / daß ſie auch in denen Dingen die zum Kinder zeugen gehoͤren / muͤſſe fuͤr ſelig gepreiſt werden / als nemlich / wenn ein Weib in zuͤchtigem Ehebett jhre Kinder empfehet / oder mit denſelben ſchwan - ger gehet / oder ſie auff die Welt gebuͤhret / ſie ſtillet vnnd ſeuget / ſie waͤſchet vnd badet / oder ſonſt jhrer pfleget vnnd wartet:

Vielmehr wird ſie ſelig gepreiſt / wenn die Mutter jhre Kinder / ſo ſie erwachſen / fleiſſig zur Schulen vnd Kirchenhelt /41Beſter Weiberſchmuck. helt / im Catechiſmo vnnd GOttes Wort vnterweiſet / be - vorauß ſie in der Zucht vnnd Vermahnung zum Her - ren erzeuget / daß ſein heiliger Name durch die Frucht jhres Leibes gepreiſet / ſein Reich gemehret / vnd ſein Will / wie im Himmel alſo auch auff Erden vollbracht / vnd ſon - ſten viel andere gute Werck verrichtet werden.

Denn diß alles zum Kinder zeugen zum theil gehoͤret / zum theil bey demſelben erfordert wird / vnnd darauff fol - gen ſoll.

Nun iſt aber aus des Apoſtels Worten offenbar vnnd vnleugbar / daß das Weib durch ſolch Kinder zeugen fuͤr ſe - lig gepreiſt wird.

Darumb muß auch das Weib in obgenandten Stuͤ - cken / die zum Kinder zeugen gehoͤren / billich fuͤr ſelig ge - preiſt werden / wenn ſie nemlich nach S. Pauli Lehr / blei - bet im Glauben / Liebe / Heiligung ſampt der Zucht / wel - ches Chriſtlichen Weibern nicht ein geringer Troſt iſt.

Deſſen haben wir ein ſchoͤn Exempel in den HiſtorienExemplum Vitus vnd Geſchichten der Angſpurgiſchen Confeſſion. VVinshei: Prof. VVit: in oratione Funeb: de Phil. Me - lanth. Item D. Nic. Sel. nec. in o - rat. de Au - guſtana Confeſſ.

Denn als Kaͤyſer Carol der Fuͤnffte im Jahr Chriſti 1530. nach ſeiner in der Stadt Bononien empfangenen Kroͤnung / aus Jtalien in Deutſchland zum domals auß - geſchriebenen auff den 8. Tag Aprilis Reichßtag / gen Augſpurg reiſete / vnd allda dem Kaͤyſer der Proteſtiren - den Staͤnde Confeſſion vnd Glaubens Bekaͤndnuͤß ſolte vberantwortet werden / Da iſt auff Befehl des frommen Gottsfuͤrchtigen vnd Loͤblichen Churfuͤrſten zu Sachſen / JOHANN Fridrichs / zuvor vnnd ehe der Reichs - Tag angegangen / ein Synodus vnnd ZuſammenkunfftF ijvieler42Beſter Weiberſchmuck. vieler fuͤrtrefflicher Theologen in der Stadt Torgaw ge - halten worden.

Bey ſolchem Synodo iſt nicht wenig Sorg vnnd Be - kuͤmmernuͤß fuͤrgefallen / theils wegen des Kaͤyſerlichen Bundes mit dem Romiſchen Babſt / theils wegen der Pa - piſten grewlicher Drewung / daß ſie die Lutheriſche Reli - gion im Roͤm: Reich zu Grund außrotten vnnd vertilgen wolten. Jn dieſem gefehrlichen Zuſtand hat D. Luther aus dem 45. Pſalm ſeinen ſchoͤnen vnd frewdigen Geſang geſtellet: Ein feſte Burg iſt vnſer Gott. Vnd haben ſich die andern anweſenden Theologen neben jhme vergli - chen wegen eines Formulars / welches von den fuͤrnemſten Haͤupt Stuͤcken jhrer Chriſtlichen Lehre im vorſtehenden Reichstage dem Kaͤyſer ſolte vberantwortet werden.

Jn ſolcher Handlung aber / welche domals im Pfarꝛ - Hauſe zu Torgaw iſt gehalten worden / iſt Philippus Me - lanchthon wegen eines frembden Botens aus der Stuben abgefodert worden. Da er aber widerumb hat in die Stub gehen wollen / wird er gewar / daß des Pfarrers / vnnd der Diaconen Weiber vnnd Kinder in einer Stuben darneben beyſammen ſind / vnnd iſt ſonderlich eine Mutter vnter jh - nen / die ein wenig Zugemuͤß zur MittagsMalzeit einge - ſchnitten / vnd zwey kleine Kinder bey ſich gehabt / eines an jhrer Bruſt liegend / daß ſie geſtillet / das ander fuͤr jhr ſte - hend / welches gebetet hat. Solches hat Philippus mit groſſer Verwunderung vnnd Luſt angeſehen / gehoͤret vnnd drauff geſaget: O tres ſanctos & Deo gratos labores: O wie ſind das drey heilige vnd Gott wolgefellige Ar - beiten. Hierauff iſt er mit froͤlichen Hertzen vnd Ange - ſicht zu den andern Theologen wider in die Stuben gegan -gen /43Beſter Weiberſchmuck. gen / daſelbſt hat jhn D. Luther gefragt mit dieſen Wor - ten: Lieber Philippe / was iſt euch gutes wiederfahren / daß jhr trawrig hienauß gienget / vnd aber jetzt ſo froͤlich wieder herein kommet? Philippus antwortet jhme vnnd ſpricht: Lieben Herren: Laſt vns nicht trawrig ſeyn. Jch hab jetzt geſehen etliche Helden / die fuͤr vns ſtreiten / vnd alle Macht vnd Gewalt vnſer Feinde von vns zu ruͤck treiben werden. Do hat D. Luther jhn gefragt: Welches denn die tapffe - ren Helden vnnd Kriegs Soldaten weren? Drauff hat er geannvortet: Das ſind vnſerer Pfarrer: vnd Diaconen Weiber vnd Kinder / derer Gebet ich jetzt hab gehoͤret / die wird Gott im Himmel auch erhoͤren / vnd vns / wie wir hof -Pſal. 8. fen / in Noͤthen nicht verlaſſen. Diſt iſt als eine gar gute Zeitung damals von allen Theologen wol auffgenommen / vnnd alſo noch vor dem Augſpurgiſchen Reichstage dieſer Synodus gluͤcklich beſchloſſen worden.

Wenn denn nun Chriſtliche Weiber im Glauben vnd deſſelben guten Fruͤchten beſtendig bleiben / ſo iſts gewiß / daß ſie Gott dem Herren durch den Glauben wolge - fallen.

Denn gleich wie es vnmuͤglich iſt / ohne Glauben Gott gefallen / weil das / was nicht aus dem Glauben iſt / VonHeb. 11. Paulo Suͤnd genennet wird: Alſo vnd dargegen ſind alleRom. 14. Weiberwerck / Ob ſie gleich vnrein vnd jhnen offt beſchwer - lich ſind / dennoch wenn ſie im Glauben geſchehen / GOtt dem Herren lieber vnd angenehmer / als aller MoͤnchMatth. 13. vnnd Cloſterfrawen vermeinte gute Wercke / weil dieſelben verdorbenen Pflantzen / vnnd ſolche Wercke ſind / die nicht in Gott gethan werden / Johan. 3. ſondern Gott vnnd ſei - nem Wort ſtrack zu wider ſind / Deßwegen ſie mit denſel -F iijben44Beſter Weiberſchmuck. ben Gott dem Herrn vergeblich dienen / Matth. 15. Luth. tom. 1. Germ. pag. 314.Vnd theten viel beſſer / daß ſie die Saͤw huͤteten im Eheli - chen Stande / als daß ſie / wie D. Luther ſchreibet / ſich mit ſolchen von Gott nicht befohlenen Wercken martern vnd plagen.

So aber eine oder die andere Weibes Perſon wegen jhres Leibes Vnfruchtbar iſt / ſollen ſie daruͤber nicht ver - zagen / ſondern gedencken / daß es Gottes Wille alſo ſey / vnd gewiß glaͤuben / daß jhnen jhre Vnfruchtbarkeit nicht ſchaͤdlich ſeyn werde / wenn ſie nur im Glauben beſtendig bleiben werden.

2. Ex vero Multerum ornatu. 2. Wegen des Geiſtlichen Schmucks / deſſen Chriſt - liche Weiber ſich billich zu troͤſten vnnd zu frewen haben. Eſai. 61.Denn ſo ſich ein Braͤutigam frewet / in Prieſterlichen Schmuck gezieret / vnd eine Braut in jhrem Geſchmeide pranget / Je wie viel mehr ſollen ſich Chriſtliche Weibes - Perſonen troͤſten vnd frewen / nicht allein wegen jhres Leib - lichen Schmuckes / als jhrer Kinder / die ſie zeugen / Son - dern auch wegen jhres Geiſtlichen Schmuckes / nemlich / jhrer Seligkeit / als des Kleides des Heils / vnnd Rockes Jhrer Gerechtigkeit / die wir durch den Glauben erlan - gen.

Denn was kan ſeliger ſeyn / als ſolcher vnſer Glaube /Heb. 11. Matth. 5. Hebr. 12. dadurch wir Gott gefallen? Was kan auch ſchoͤner ſeyn / als die Chriſtliche Liebe / dadurch wir das Licht vnſers Glau - bens fuͤr den Menſchen leuchten laſſen?

Galat. 5. 1. Cor. 9.Was kan herꝛlicher ſeyn / als vnſer Heiligung / darin - nen wir Gott von Angeſicht zu Angeſicht ſehen werden?

Was kan koͤſtlicher ſeyn als die Zucht / dadurch die ſo Chriſtum angehoͤren / jhr Fleiſch ſampt den boͤſen Luͤſtenerrutzi -45Beſter Weiberſchmuck. creutzigen / jhren Leib beteuben vnd zaͤhmen / daß ſie nicht verwerfflich werden? Was kan auch wehr: vnnd daut - hafftiger ſeyn als die Beſtendigkeit / dadurch wir zu vnſerMat. 10, 24. zeitlichen vnd ewigen Wolfahrt / fuͤr Gott wol vnd mit al - len Ehren beſtehen?

Vnd diß ſey auch zum Troſt geſagt.

III. Warnung.

I. Wider die Gottloſen Heyden / welche das Weibli -Dehorta - tio contra 1. Ethnicos che Geſchlecht gar ſchimpfflich halten / vnd vbel mit jhnen vmbgehen / wie in allen alten vnd newen Hiſtorien der Hey - den ſolches gnug zu befinden iſt.

Vnnd das ſehen wir auch aus etlichen Spruͤchen der Heyden / als daß der Philoſophus, Secundus genant / of - fentlichen geſchrieben vnnd geſaget: Das Weib ſey des Menſchen Schande / eine ewige Sorge vnd Vnruh / ein vnauffhoͤrlicher Streit / ein teglicher Schade / ein gifftig Thier / ꝛc.

Vnd der Philoſophus Diogenes, als er vff eine ZeitLaert, in Vitis Phi - loſoph. an einem Bawm etliche auffgehenckte Weiber ſahe / hat ge - wuͤndſchet / daß alle Baͤwme ſo fruchtbar ſeyn / vnd ſolcheEraſm. in Apophth. Hengelbirn tragen ſolten.

Eben alſo hat der Heydniſche Poet Euripides viel ſchendliches Dinges von Weibern geſchrieben / wiewol et - liche ſagen / daß er ſich gegen dieſelben viel anders in Toro, als in Choro ſoll erzeigt haben.

Aber wer kan alles erzehlen / was fuͤr ſchendlich Ding die Heyden vom weiblichen Geſchlecht geredt vnd geſchrie - ben haben?

Darge -46Beſter Weiberſchmuck.

Dargegen redet allhier der heilige Geiſt von Weibes - Perſonen auff viel ein andere Weiſe / weil er ſie ſelig prei - ſet. Daraus ein jeder vernuͤnfftiger Menſch jhme dieſe SchlußRede gar leichtlich nehmen vnnd behalten kan / nemlich:

Welche Gott der H. Geiſt fuͤr ſelig ruͤhmet / die ſollen wir Menſchen nicht verachten vnd verdammen.

Nun ruͤhmet der H. Geiſt die WeibsPerſonen / ſo ſie im Glauben bleiben / fuͤr ſelig.

Deßwegen ſollen wir nach der Heyden Exempel ſie nicht verachten noch verdammen / viel weniger jhnen jhre Seligkeit gar abſprechen.

2. Jeſuiti - cos mona - chos vaga - bundos. 2. Wider Papiſten vnd Jeſuiten / welche aus Pauli Worten auff folgende weiß araumentiren vnd ſchlieſſen:

Wenn das Weib durch Kinder zeugen ſelig wird / ſo werden wir auch durch gute Werck ſelig werden / weil Kin - der zeugen fuͤr ein gut Werck gehalten wird:

Nun iſt diß vnleugbar / was Paulus ſagt von der Wei - ber Seligkeit durch Kinder zeugen.

Muß demnach draus folgen / daß wir auch durch gute Werck koͤnnen ſelig werden.

Allhier ſollen wir vns erjnnern / was wir oben geſagt haben / was hier (durch Kinder zeugen Selig werden) heiſſe. Es heiſt nicht ſo viel / als die jnnerliche fuͤr GOtt Seligkeit vnd Gerechtigkeit erlangen / denn das were wider Pauli Lehr / der offt in ſeinen Epiſteln bezeuget / daß wir ſe - lig vnd gerecht werden / durch den Glauben ohne zuthun der Werck / ꝛc.

Sondern es heiſt ſo viel / als weger Kinder zeugen gepreiſt oder geruͤhmet werden / welches durch viel vnndmancher -47Beſter Weiberſchmuck. mancherley Mittel / wie auch oben iſt angezeigt / geſchehen kan.

Vber das / ſo ſpricht hier Paulus nicht ſchlecht / daß das Weib durch Kinder zeugen ſelig werde.

Nein / Sondern ſetzet darzu: Si manſerint in fide, So ſie im Glauben bleiben / damit anzuzeigen / daß er nicht meinet Mulierem per opera ſalvandam, Ein Weib / die durch jhre Werck ſoll ſelig werden / wie die Papiſten es auß - legen / vnd doch damit nicht beſtehen koͤnnen: Sondern Mulierem per fidem jam ſalvatam, Ein ſolches Weib / die durch den Glauben allbereit iſt ſelig worden / vnd forthin im Glauben bleiben ſoll.

Denn worinnen einer bleiben ſoll / darinnen muß er zu - vor ſein / ſonſten kan er darinnen nicht bleiben / wenn er noch nicht drinnen iſt.

Nun ſoll ein Weib / bey der Kinderzucht / im Glauben bleiben.

Darumb muß ſie zuvor im Glauben ſeyn / vnd weil ſie glaͤubig iſt / muß ſie vermoͤge Goͤttliches Worts durch den Glauben fuͤr Gott gerecht ſeyn.

3. Wider die Papiſtiſchen Moͤnch / Nonnen vnd3. Clauſtra - les mona - chos utri - uſq́; ſexus. andere Cloſter Leute / welche nach der Encratiten vnd Tatianer Meynung fuͤrgeben / daß die jenigen / welche im Eheſtand leben vnd Kinder zeugen / nicht nach dem Geiſt / ſondern nach dem Fleiſch leben.

Vnnd dieſes hat der Roͤm: Bapſt Syricius mit demSyricius in Decretal: Ep. 4 ad Hiſp. Spruch Pauli zun Roͤm: am 8. Cap. beweiſen wollen: Qui in carne ſunt, Deo placere non poſſunt: Die im Fleiſch leben / koͤnnen Gott nicht gefallen / Deßwegen auch ſolche Cloſter Leute auſſer der Eheleben / vnd vmb ſolchesGjhres48Beſter Weiberſchmuck. jhres Ehe: vnd Ehrloſen Lebens Willen / wenn ſie gleich Vnzucht vnd Hurerey treiben / ſich viel ſeliger achten alsFranc. Co - ſterus in Enchiri de cælib. Sac. p. 455. An - dr. Fricius l. 4. de Ec - cleſ. die Jenigen / ſo ſich in Chriſtlichen Eheſtand begeben / wie ſolches der Jeſuit Evſterus bezeuget / Ja Albertus Pighius ſpricht: Es ſey beſſer es hab ein Geiſtlicher Mann 100. loſe Vetteln / mit welchen er Vnzucht treibet / denn daß er ein Ehlich Weib habe.

Aber das iſt eine falſche vnd jrrige Lehr.

Denn im Fleiſch leben heiſt hier nicht ſo viel als im Eheſtand leben / ſonſten koͤnten Ehleute / nach laut vnd in - halt der Lehr Pauli nicht ſelig werden / Sondern heiſt ſo viel / wie es Paulus im gemelten 8. Capitel beydes in / vor vnd nachgehenden Worten erkleret hat / als Secundum carnem ambulare, aut vivere, nach dem Fleiſch wandeln oder leben / oder wie es D. Luther gedeutſchet hat / Fleiſch - lich geſinnet ſeyn / das iſt / ſeinen Fleiſchlichen Luͤſten vnd Begierden nachhangen / die Werck des Fleiſches thun / vnd dem Geiſt Gottes wider dieſelbe keinen Gehorſam noch fol - ge leiſten.

Clemens Alex. lib. 3. Stromat. Deßwegen der alte Kirchen Lehrer Clemens dieſen Spruch fein erklaͤret / weil er ſpricht: Paulum etiam con - jugatis dicere: Vos non eſtis in carne, ſed in Spiritu: Paulus ſage auch zun Ehleuten / Jr lebet nicht im Fleiſch / ſondern im Geiſt. Denn wo bey einem Menſchen die Fruͤchte des Geiſtes ſind / da lebet ein ſolcher Menſch nicht im Fleiſch / ſondern im Geiſt.

Nun befinden ſich bey Chriſtlichen Eheweibern die Fruͤcht des Geiſtes / als da ſind / Glaube / Liebe / Heiligung / Zucht / ꝛc. wie ſie auch Paulus erzehlet / Gal. 5. c.

Darumb leben ſie nicht im Fleiſch / ſondern im Geiſt.

Jſt49Beſter Weiberſchmuck.

Jſt derowegen der Ehſtand kein Fleiſchlicher Stand / wie die Papiſten laͤſtern / ſondern ein GOTT wolgefelli - ger Stand.

Denn in welchem Stande ein Menſch kan GOTT dem Herren dienen / vnnd Selig werden / der muß nicht ein Fleiſchlicher / ſondern GOTT wolgefelliger Stand ſeyn.

Jm Eheſtand aber koͤnnen die Menſchen GOTT dienen vnd Selig werden / wie S. Paulus allhier mit ſei - nem Spruch bezeuget.

Darumb muß der Ehſtand fuͤr Gott kein Fleiſchlicher oder jhme mißfelliger Stand ſeyn.

Vnd wie iſts muͤglich / daß es ein ſolcher Fleiſchlicher Stand ſeyn ſolte / wie die Papiſten lehren?

Denn was GOtt ſelbſt geſtifftet hat / vnd noch erhelt / das kan jhme nicht vbel gefallen / ſonſten wuͤrde ers niemals geſtifftet haben / noch jetziger Zeit erhalten.

Er hat aber den Ehſtand ſelbſt geſtifftet / wie die heilige Schrifft bezeuget / vnd hat auch dieſen Stand noch biß zu vnſern Zeiten erhalten / wider alle Hurer / Ehbrecher / vnd vnzuͤchtige Leute / die er vor zeiten gerichtet hat / vnd noch richten wil / Hebr. 13.

Darumb jhme ſolcher Stand als ſein Ordnung nicht vbel gefellet / vnd wird alle Veraͤchter deſſelben / vnter wel - chen die Papiſtiſchen Moͤnche vnd Nonnen nicht die Ge - ringſten ſind / (Weil ſie durch jhre Teuffels Lehre die Ehe1. Tim. 4. verbieten / vnd hierzu andere Leute bereden wollen /) nicht vngeſtrafft laſſen.

4. Summa / wir ſollen gewarnet ſeyn wider alle Spoͤt -4. Empe - ctas inju - rios in mu - liebrem ſexum. ter vnd Ehrenſchender / die das Weibliche GeſchlechtG ijentwe -50Beſter Weiberſchmuck. Verbis. entweder mit Worten oder Wercken verunehren. Denn vnter dieſen Geſellen ſind etliche / welche das weibliche Ge - ſchlecht mit ergerlichen Worten vnd falſcher Lehr vernneh - ren vnnd ſchenden / wie obgedachte Heyden vnnd PapiſtenEpiphan: in Severia - nis. thun. Vnnd Epiphanius ſchreibet / daß die Kaͤtzer Seve - riani genent / gelehrt haben / daß die Weiber ſeyn Opus Satanæ, ebener maſſen wie auch die Archontici mit etli - chen Principiis vnd vermeinten Gruͤnden haben beweiſen wollen / Darumb ſie auch fuͤrgeben haben / das im Ehſtand leben / ſo viel ſey / als dem Sathan dienen. Vnnd vnter dieſe Kaͤtzeriſche Geſellſchafft gehoͤret auch der Gottloſe Mann / welcher vnvermeldet ſeines Nahmens im Jahr Chriſti 1595. etliche Theſes hat in offenen Druck laſſen außgehen / darinnen er mit 50. Vrſachen aus H. Schrifft hat beweiſen vnd darthun wollen / nicht allein / daß die Wei - ber keine Menſchen ſein / Sondern auch / daß ſie Chriſtum nichts angehoͤren / (Theſ. 21. 27. 30. ) noch ſelig werden koͤnnen / Theſ. 25. 37. 40.

Aber das iſt eine oͤffentliche vnd grewliche Gottesleſte - rung / kan aber aus dem Spruch Pauli gar leichtlich wider - leget werden / weil Paulus darinnen das lautere contra - rium oder Wiederſpiel lehret / nemlich / daß das Weib1. Petr. 3. SELJG werde / ꝛc. Vnd Petrus ſpricht / daß ſie ſind Miterben der Gnaden / Vnd eben darauß koͤnnen wir auch die vbrigen Zwey Stuͤck beweiſen / nemlich / daß Sie deßwegen rechte Menſchen ſind / vnd Chriſtum angehoͤren.

Denn wer fuͤr GOtt durch den Glauben ſelig werden ſoll / der muß ein Menſch ſeyn / weil Gott der Herr die Seligkeit nicht den Helliſchen Geiſtern / noch vnvernuͤnff -tigen51Beſter Weiberſchmuck. tigen Creaturen / Sondern denen Menſchen / die an Jhn glaͤuben / verſprochen vnd zugeſagt hat.

Er muß auch Chriſtum angehoͤren / weil in keinem an - dern Heyl / auch kein ander Namen den Menſchen gege - ben iſt / als der Namen JESV / darinnen wir Selig werden / Actor. 4.

Nun ſollen aber die Weiber ſelig werden / wenn ſie im Glauben bleiben / wie Paulus ſolches lehret.

Darumb muͤſſen Sie rechte Menſchen ſeyn / vnd den HErrn Chriſtum angehoͤren.

Es ſind auch etliche Ehrenſchender der Weibs Perſo -Factis. nen / welche dieſelben verunehren vnd ſchenden / mit jhren boͤſen Thaten vnd ſchendlichen Wercken / als mit Hurerey / Ehebruch / Vnzucht vnd dergleichen.

Aber wider ſolche Leute ſaget Paulus nicht einmal ſon - dern offtmal: Die ſolches thun / werden das ReichGalat. 5. 1. Cor. 6. Gottes nicht ererben.

Nun aber thun ſolche Ehrenſchender ſolche Stuͤck / wenn ſie ſampt jhren Kuplerinnen / wider Pauli Lehr / blei - ben nicht im Glauben / ſondern in Vnglauben / nicht in Chriſtlicher Liebe / ſondern in Fleiſchlicher Brunſt / nicht in Heiligung / ſondern in Vnreinigkeit / nicht in Zucht / ſon - dern in Vnzucht / vnd in der Luſtſeuche / wie die Heyden / die von Gott nichts wiſſen.

Darumb werden ſolche Leute das Reich Gottes nicht ererben / noch ſelig werden / Sondern mit allen vnſaubern1. Theſſ. 4. Geiſtern ewige Helliſche Pein vnd Qual leiden muͤſſen.

Vnd ſo viel ſey auch zur Warnung ge - ſagt / ꝛc.

G iijENCO. 52Beſter Weiberſchmuck.

Encomium Defunctæ Nobilis Matronæ.

BElangend nun die Edle / Ehrentugendſa - me Fraw Martha Mißlerin / geborne Mildin von Leuckersdorff / iſt dieſelbe im Jahr Chriſti 1576. zur Sittaw in Oberlaußnitz geborn.

Parentes. Jhr Vater iſt geweſen der Edle / Ehrenveſte vnd Hochweiſe Herr Jochim von Milda / vff Eybaw vnd Leuckersdorff Erbgeſeſſen / Weiland der vorgemeldten Koͤniglichen Stadt Sittaw wolverdienter Buͤrgermei - ſter / ein fuͤrnehmer anſchliger vnd auffrichtiger Mann.

Jhre Mutter iſt geweſen Fraw Martha geborne Schmiedin von Goͤrlitz / deren Vater Herr Jochim Schmied der Eltere der Stadt Goͤrlitz Buͤrgermeiſter ge - weſen / Altes / Ehrliches / mit ſonderbarer Adelsbefreyung Gewapnetes Geſchlechts / darein viel Ehrlicher Fuͤrneh - mer Leute / nicht allein aus Breßlaw / Goͤrlitz vnd Sittaw / Sondern auch an andern Orten mit Verheyratungen vnd ſonſten ſich befreundet.

Educatio. Von gemeldten jhren fuͤrnehmen Eltern iſt Sie von Jugend auff mit fleiſſiger Vnterweiſung vnd Exempeln / zur GOttesfurcht / Tugenden vnd allen guten erzogen / auch deßwegen / vnd damit ſie ſchreiben / leſen / neen / vnd dergleichen / deſto fuͤglicher lernen vnd begreiffen moͤchte / ins Jungfrawen Cloſter Marienthal. bey Oſtritz (zwi - ſchen Goͤrlitz vnnd Sittaw gelegen) verſchicket worden / darinnen Sie biß ins fuͤnffte Jahr verharret / vnd zur Præ -ceptorin,53Beſter Weiberſchmuck. ceptorin, die domalige Priorin, gehabt hat. Als Sie aber aus dem Cloſter wiederumb nach Sittaw abgeholet worden / Vnd bald nach ſolcher Zeit / Jhren lieben Herrn Vatern durch toͤdtlichen Abgang / verlohren / Jhre Fraw Mutter auch ſich anderweit mit dem Ehrenvehſten vnnd Hochweiſen Herrn Johann Schreibern / auch Buͤrger - meiſtern obgedachter Stadt Sittaw verehliget / da iſt Sie von demſelben in allem guten ferner vnd Ehrlich erzogen /Matrimo - nii vota duplicia. Primum. vnd im Novembri des 1591. Jahres / nemlich im funffze - henden Jahre Jhres Alters / dem Edlen vnd Ehrenveſten Nickeln von Lanckiſch / Erbſaſſen vff Hoͤrnitz / Ehlich vertrawet worden.

Mit deme hat Sie dreyzehen Jahr vnd drey Monat / nemlich biß in Februarium des 1605. Jahres / eine fried - liche vnnd Gottſelige Ehe beſeſſen / Auch Zeit wehrendes Eheſtandes in Jhrer Haußhaltung / Leben vnnd Wandel Gottes gnedigen Segen vnd gluͤckliche Wolfahrt reichlich geſpuͤret vnd befunden.

Vnnd ob Sie zwart nach Toͤdlichem Abgang JhresSecundum jetzt bemelten Erſten Herren / im Witwenſtande zuverblei - ben / auch denſelben / wo es GOTT gefellig / durch ſelige Hinfart bald zu folgen / im Vorſatz vnd Wundſch gehabt: Dennoch iſt aus vielfeltiger Jhrer ſelbſt eigenen gethaner Bekaͤndnuͤß offenbar vnd erſcheinlich / weil Sie im ange - henden Jhrem Witwenſtande Jhr den nunmehro an jhren Todes verblichenen Leib angezogenen weiſſen Sterb Kit - tel verfertigen laſſen / vnnd denſelben von ſolcher Zeit an biß dahero / vor Jhr liebſtes Kleyd gehalten / geehret vnd verwahret:

Daß54Beſter Weiberſchmuck.

Daß ſie jhren vorbemelten Fuͤrſatz / auſſer der Ehe in Witwenſtande zu verbleiben / vff Gutachten verſtendiger Leute / nach Erſchung vnd Ehrlicher Freundſchafft Stiff - tung / mit jhrem nunmehr hinterlaſſenen andern Herꝛen vnnd Ehemann / dem anweſenden hochbetruͤbten Newen Witwer / dieſer hiehiſchen Gegend Ampt Schoͤſſern Herrn M. Johann Mißlern / gewiß nicht ohne ſonderbahre GOttes Verſehung geendert / vnd denſelben vff vorge - henden einſtimmigen Raht vnd willigen Conſens Jhrer Geſchwiſter / fuͤrnehmer Freunde vnd Vormuͤnden / Mon - tags den 3. Decemb: Newes Calenders Anno 1607. (nach dem Sie 2. Jahr 9. Monat in Witwenſtande gelebet) in der Stadt Sittaw geehliget / Denſelben von Hertzen ge - liebet / vnd in jhren beyderſeits / 9. Jahr 1. Monat vnd 5. Liberi ex u〈…〉〈…〉 roq; ma - trimonio. Tage werenden Eheſtand jederzeit gebuͤrlich reſpecctirt vnd geehret.

Gleich wie ſie aber mit jhrem Erſten Herrn / zeit weh - rendes Eheſtandes / ſieben Kinder erzeuget / deren viere der Allmaͤchtige GOtt zeitlich wider abgefodert: Drey aber als zweene abweſende Soͤhne / vnd gegenwertige bekuͤm - merte Tochter Martha noch am Leben: Alſo vnd gleicher Weiſe hat ſie mit jhrem andern Herrn / Jhren jetzt betruͤb - ten vnd hochbekuͤmmerten nachgelaſſenen lieben Ehegat - ten / auch ſieben Kinder / nemlich zwey Soͤhnlein vnd drey Toͤchterlein / ſo noch am Leben / vnd zwey vor newliger Zeit verſtorbene Toͤchterlein / erzeuget.

Was nun ferner jhre Chriſtliche Tugenden anlanget / damit ſie iſt begabet vnd gezieret geweſen / hat vnter andern an jhr vorgeleuchtet.

1. Ware55Beſter Weiberſchmuck.

1. Ware Gottſeligkeit / in dem ſie Gott vnd ſein Wort hertzlich lieb gehabt / Daſſelbe gerne vnnd mit fleiß in der Kirchen vnd zu Hauß angehoͤret / offt vnd fleiſſig gebetet / geleſen vnd geſungen.

2. Jſt auch bey Jhr geweſen Rechte Liebe gegen Jhrem Ehemann / weiln ſie nicht allein Jhren vorigen / Sondern auch fuͤrnemlich Jhren jetzigen Herren beſonder Lieb ge - habt / Auch zu Erweiſung jhrer ſonderbaren Eheligen Lie - be vnd Trewe / Demſelben von der Sittaw nach Loͤbaw / als domahligen gemeldter Stadt Loͤbaw Syndico vnnd Rahtsverwandten / eifferig vnd mit ſonderlicher Affection / folgends von Loͤbaw aus Schleſien anhero vff 29. groſſer Meilweges / an vnbekandten Ort / vnd zu gantz frembden vnbekandten Leuten / willig vnd gerne gefolget. Aller - maſſen dann fuͤrnemlich zu Ende des 1609. Jahres / als Vorermeldter / Jhr nunmehr auch hinterlaſſener lieber Herr / mit Verenderung ſeiner Dienſtbeſtallung vmbge - gangen / nechſt Gott / mit ferner niemand / als Jhr ſeiner lieben Haußfrawen conſilia communicieret, fragende / Ob auch vff zutragende Begebenheit / Sie mit verlaſſung jhrer Geſchwiſter vnd fuͤrnehmer Freundſchafft / Jhme an frembde Ort folgen koͤnte? Sie vnd mit ſonderbaren an - mutigem Hertzen vnd Worten ſich erkleret: Sie hette ſich in Lieb jhme einmal ergeben / Sie wolte Sein ſeyn vnd blei - ben / vnnd jhn nicht verlaſſen / weil ſie lebte / Jhme auch (wenns Gott gefellig / vnd von Noͤthen) in euſſerſte Armut willigſt folgen.

3. Bey Jhr iſt auch geweſen rechtſchaffene Liebe gegenErga Libe - ros. jhre Kinder / in dem Sie jhre hertzliche Kinder zu allem guten ermahnet / vnd aufferziehen helffen / hat jhr auch garHnicht56Beſter Weiberſchmuck. nicht verdrießlich ſeyn laſſen / in Erſter vnd Ander Ehe / mit Erzeugung Viertzehen Kinder / manchen ſawren Tritt zu thun / vnd endlich gleichſam darbey jhr Leben im beſten Alter zuzuſetzen.

Vnnd was wollen wir ferner ſagen von jhren andern Tugenden / ſonderlich:

Erga Alios ſive proxi - mum. 1. Von jhrer Sanfftmuth oder Gedult / derer ſie nach der Regel des H. Apoſtels Pauli ſich befliſſen hat / nemlich /Heb. 10. Gedult iſt Euch noth / daß jhr Gottes Willen thut /2. Cor. 1. vnd ſeine Verheiſſung erlanger.

2. Von jhrer Freundligkeit vnd Leutſeligkeit / die an allen jhren Worten / Wercken vnd Geberden / allzeit wie ein helles Liecht geleuchtet vnd geſchienen hat.

3. Von jhrer Auffrichtigkeit vnd Ehrlichem Gemuͤ - te / deſſen ſie ſich auch befliſſen / nach dem Exempel Pauli / do2. Cor. 1. er ſpricht: Vnſer Ruhm iſt / nemlich das Zeugnuͤß vn - ſers Gewiſſens / daß wir in Einfeltigkeit vnd Goͤtt - licher Lauterkeit / nicht in Fleiſchlicher Weißheit / ſondern in der Gnade Gottes auff der Welt gewan - delt haben.

Vnd wer kan alle jhre Tugenden erzehlen / weil dieſel - be vnzehlich ſind.

Speclalia ornamen - ta in textu Paulino, ut ſuna Corporis bona. Sonderlich iſt bey jhr geweſen der ſchoͤne Schmuck / welchen der Apoſtel Paulus an Chriſtlichen Weibes Per - ſonen ruͤhmet.

Denn es iſt Erſtlich an jhr geweſen:

Leiblicher Schmuck / nicht nur wegen Sammet vnd Seiden / Gold vnd Silber / Perlen vnd Edlen Geſtei - nen / an welchẽ ſie gleichwol zu jrem euſſerlichen Schmuck / ſo viel ſich Standtes vnd Ehren wegen hat geziehmen wol -len /57Beſter Weiberſchmuck. len / durch Gottes gnedige Beſcherung keinen Mangel be - funden / Sondern auch wegen jhrer leiblichen Kinder / de - rer ſie in vnterſchiedener Ehe mit zwey jhren Ehgatten an der Zahl (wie obgedacht) viertzehen gezeuget hat. Welches warlich nicht ein geringer Leibesſchmuck iſt.

Neben ſolchem Schmucke iſt bey Jhr geweſen /Animi bo - na. Geiſtlicher Seelen Schmuck / mit welchem ſie jnnerlich in jhrem Hertzen iſt geſchmuͤcket geweſen.

Denn es iſt bey Jhr geweſen rechtſchaffener Chriſtli - cher Glaube / weil ſie auff GOtt all jhr Vertrawen geſe - tzet / vnd ſich getroͤſtet des thewren Verdienſts Chriſti vnd trewen Beyſtandes des H. Geiſtes in aller Not / Creutz vnd Wiederwertigkeit.

Bey Jhr iſt geweſen rechte Liebe / weil ſie GOtt vnd jhren Nechſten mit vngeferbter Chriſtlicher Liebe gedienet hat.

Bey Jhr iſt geweſen rechte Heiligung / nach der Er - ſten vnd Andern Taffel der Goͤttlichen Gebot / weil ſie ſich heiliger Wort / heiliger Werck / vnd heiliger Gedancken be - fliſſen hat.

Bey Jhr iſt geweſen rechte Zucht vnd Meſſigkeit / weil ſie vber derſelben feſt vnd ſteiff gehalten / in Frewd vnd Leid / Schimpff vnd Ernſt / Sitten vnd Geberden / Reden vnd Wercken.

Endlich iſt auch bey Jhr geweſen rechte Beſtendig - keit / weil ſie in allem ſolchen guten beſtendig blieben / vnd nunmehr die Cron des Lebens vnd der Herrligkeit darvon gebracht hat.

Sonſten Jhr Leben belanget / hat bey Jhr / ſo wol alsCrucis bo - na peren - niter mu - tabilia. bey jhrem Herren / dem ſehr betruͤbten Witwer / ſich ſteterH ijWaͤchſel58Beſter Weiberſchmuck. Waͤchſel des Gluͤcks vnd Vngluͤcks befunden / wie wir fol - ches ſelbſt bißher gnug erfahren haben.

1.Denn wir haben Frewde gehabt / wegen ſeiner in die - ſer Stadt Ankunfft / nemlich vor vier Jahren / weil wir nach ſolcher Ankunfft hertzlich verlangen getragen.

Aber Leid vnd Trawrigkeit iſt drauff erfolget / weil wir bey ſeiner Ankunfft erfahren / was maſſen Er faſt in die 29. Meilweges mit ſeinem ſchwachen Weib vnd kleinen vner - zogenen Kindern / in gar boͤſem vnd rauchen Wetter / mit - ten im Winter ſeinen Anzug hieher hat anſtellen muͤſſen.

2.Frewde haben wir gehabt wegen ſeiner Geſundheit / weil Er gleichwol mit geſunden Leib ſolche ſchwere Raͤyſe verrichtet / vnd drauff ohne Schaden vnd Gluͤcklich mit den Seinen hier ankommen iſt. Doch iſt Trawrigkeit bald erfolget / weil ſie alle allhier bey angeſtelter jhrer Haußhal - tung / wenig geſunde Tage vnd Stunder. gehabt / ſondern bißweilen der Herr AmptSchoͤſſer / bißweilen ſeine nun - mehr ſelige Haußfraw / bißweilen die Kinder / bißweilen das Geſinde kranck worden / vnd darnieder gelegen ſind.

3.Frewde haben wir gehabt wegen ſeiner Kinder / weil jhme Gott allhier 4. Kinder jnnerhalb 4. Jahren im Ehe - ſtand beſcheret hat.

Aber Trawrigkeit iſt darauff erfolget / weil von ſol - chen Kindern zwey / vnd zwart bald nacheinander / nemlich in einem halben Jahr durch den zeitlichen Todt verſchieden ſind.

Frewde iſt geweſen wegen ſeines Juͤngſten Sohnes / welchen Gott der Herr beyden Eltern / Mitwochs vor 4. Wochen in jhren Eheſtand beſcheret / vnd ſie beyde hoch er - frewet hat: Aber Trawrigkeit iſt nach ſolcher kurtzen Frewdvnd59Beſter Weiberſchmuck. vnd Zeit erfolget / weil dieſes Kindes liebe Mutter in jhren Sechswochen geſtorben / vnd iſt Jhr lieber Haußherr als ein betruͤbter Witwer: Die kleine Kinder aber als trawri - ge Weißlein / von jhr in dieſer Welt hinterlaſſen worden.

Was aber Jhren ſeligen Abſchied anbelanget / Jſt diß das fuͤrnembſte vnd beſte an Jhr geweſen / daß ſie ſich bey guter geraumer Zeit zu ſolchem jhren Abſchied gefaſt vnd bereit gemacht / Jn dem ſie jhre Suͤnde bekennet / an Gott feſt gegleubet / Jhn vmb vergebung aller Suͤnden angeruf - fen / ſich mit Gottes Wort getroͤſtet / das H. Sacrament am Sontage vor fuͤnff Wochen in dieſer Kirchen empfan - gen / vnd jhren Glauben kraͤfftiglich damit geſtercket hat.

Sie hat auch offt vnd viel gewuͤndſchet / vnd Gott den Herrn darumb gebeten / daß er jhr Zweyerley an jhrem jetzten Ende beſcheren wolle:

Erſtlich / daß Gott ſie wolle nicht lange Bettrieß vnd kranck auff jhrem Lager darnieder liegen laſſen.

Fuͤrs Ander daß Er jhr ein vernuͤnfftiges / ſeliges vnd froͤliches Sterbſtuͤndlein beſcheren wolle.

Beydes ſolches wundſches iſt ſie durch Goͤttliche Gna -Mors. de am Juͤngſt verſchiener Mitwoch gewehret worden / da ſie Gott im 41. Jahr jhres Alters von dieſer Welt abgefo - dert hat / denn ſie iſt nicht vber anderthalb Tage lang kranck gelegen.

So iſt Sie auch mit guter Vernunfft in Gegenwart vieler vmbſtehenden Perſonen / doch in Abweſen jhres lie - ben Herrn / der wegen ſeiner Amptsgeſchaͤfft an frembden Orten ſich mitler weil hat auffhalten muͤſſen / ohne alle leib - liche Regung vnd Bewegung / ſo ſanfft vnd ſtille verſchie -H iijden /60Beſter Weiberſchmuck. den / das man kaum hat ſpuͤren koͤnnen / wenn jhr der Odem vnd die Seel iſt außgangen.

Votum. Der Ewige vnd Allmaͤchtige Gott / der Va - ter alles Troſtes vnd Barmhertzigkeit / wolle den hinterlaſ - ſenen hochbetruͤbten jhren lieben Ehegatten vnd derſelben Kinder / vnd jhre gantze / beydes an vnd abweſenden Freund - ſchafft / ſampt allen den jenigen / die jhret wegen jetzt betruͤbt vnd trawrig ſind / durch Krafft ſeines heiligen Geiſtes troͤ - ſten / vnd jhnen allerſeits mit ſeinem reichen Segen bey - wohnen.

Wir wuͤndſchen auch der ſelig abgeſtorbenen Frawen AmptSchoͤſſerin eine ſanffte Ruhe / vnter der Erden nach dem Leibe / der Seelen aber kraͤfftigen Troſt in der Hand des Herrn:

Vns aber allerſeits wahres Erkaͤndnuͤß vnſer Suͤn - den / Gottes Huld vnd Gnade / Beſſerung vnſers Lebens / vnd zu ſeiner Zeit nach Gottes gnaͤdigem Willen ein ſeli - ges Ende / vnd neben Jhr am Juͤngſten Tage eine froͤliche Aufferſtehung zum ewigen Leben. Dazu vns behuͤlfflich ſeyn wolle Gott Vater / Sohn vnd heiliger Geiſt / die Hochgelobte Dreyfaltigkeit in Ewigkeit /

AMEN.

Syno -[61]

Synoptica Anacephalæoſis præcipuarum Partium præcedentia Concionis.

  • Concio est τετραμερὴς
    • Exordium ſumtum à Tempore luctuoſo, calamitoſo, votis contrarijs ſed ſolatijs opportuno.
    • Propoſitio: De optimo ornatu mulierum ex dicto Pauli.
      • Conſirm. in qua est
          • θεωρία
            • Vocum ſingularum 1. Mulier. 2. Salvabitur. 3. Per. 4. Liberorum gene - rationem. 5. Si manſerint, &c.
              • Rerum: de mul. ornatu qui eſt vel
                • νομιζόμενος apud 1. Rom inos. 2. Ægyptios. 3. Judæos. 4. Per - ſas. 5. συγχρόνους Apoſtolorum.
                  • Verus cujus not.
                      • ὄνομα διττὸν: ſalvabitur, quo ſignifi - cantur vel
                        • Speciatim juſticia imputativa, quæ est per ſolam fidem.
                        • Generatins ornatus juſtitiæ varius. Nota diſtinctionens vocum Salva - ri ac juſtiſicari.
                      • Species ornatus
                          • Corporalis τεχνογονία, qui ornatus conſidera - tur
                            • αρνητικῶς coram Deo.
                            • ϑετικῶς coram hominibus.
                          • Spiritualis qui est quin - tuplex:
                            • Fides.
                            • Charitas.
                            • Sauctitas.
                            • Caſtitas.
                            • Perſeverantia.
          • [πρᾶξις] in uſu
              • διδασκαλικῷ de
                • Enconomio matrimonij.
                • Matronalibus virtutibus.
                • Maritalibus virtutibus.
              • παραμυϑητικῷ ex
                • Liberorum Procreatione & Educa - tione.
                • Vero Mulierum ornatu.
              • ἀποτρεπτικῷ contra
                • Ethnîcos ὑπερόπτας muliebris ſexus.
                • Jeſuitas ἐργοδικαίους.
                • Monachos Encratiſtas.
                • Chriſtianos quoſdam petulantes ὑβρι -[στὰς] mulierum.
    • Concluſio cum connexo defunctæ matronæ Encomio.
62

Sententiæ Memorabiles Sanctorum Patrum de vero Mulierum ornatu.

(Tertulliani in Libro de Cultu Fœminarum. )TEmpora Chriſtianorum, ſemper & nunc vel maximè, non auro ſed ferro tranſiguntur: Stolæ Marty - rum præparantur: Angelis bajulis ſuſtinen - tur. Prodite jam, Mulieres medicamentis & ornamentis inſtructæ Apoſtolorum, ſu - meutes de ſimplicitate candorem; de pudi - citia ruborem, depictæ oculos Verecundia, & Spiritus Taciturnitate, inferentes in au - res Sermonem Dei, annectentes cervicibns jugum Chriſti. Caput Maritis ſubjicite & ſatis ornatæ eritis. Manus lanis occupate; pedes domi figite, & plus quam in auro pla - cebunt. Veſtite vos ſerico probitatis, Byſ - ſyno ſanctitatis, purpura pudicitiæ. Taliter pigmentatæ, Deum habebitis amatorem.
Cypriani63
(Cypriani in Libro ad Virgines. )Fœminæ manus Deo inferunt, quando id, quod ille formavit, reformare & transfi - gurare contendunt, neſcientes quia opus Dei eſt, omne quod naſcitur; Diaboli quod - cunq; mutatur.
(Gregori Nazianzeni adverſus Mulieres ambitioſiùs ſeſe ornantes & excolentes. )Mulierum Ornamentum eſt: Morum probitate & elegantia florere; Domi utplu - rimum manere; Colloquium cum divinis oraculis habere: Fuſo ac lanæ operam da - re (hoc enim Fœminarum munus eſt) An - cillis opera mandare; ſervos vitare; labiis, oculis, genis vinculum injicere; pedem li - mine non admodum frequenter efferre; pudicis quidem omnibus Mulieribus de - lectari, cæterum eo duntaxat viro conten - tam vivere, qui tibi legitimo matrimonio virgineam zonam ſolvit.
IAugu -64
(Auguſtini in Epiſtola 73. ad Peſ - ſidenium. )Verus ornatus maximè Chriſtianorum & Chriſtianarum non tantum nullus fucus mendax, verum ne auri quidem veſtisq̀ue pompa, ſed Mores boni ſunt.

SEQVUNTUR In obitum piè defunctæ Ma - tronæ amici quæ conſcripſerunt Epicedia.

I.

DUm reducem mundo ſanus novus incoat annum,
Et gelido octavum pandit ab axe diem:
Ecce Tui cordis pars altera, Jane, ſub umbras
Rapta uxor, mortis præpete falce cadit.
Isꝙ́ dolor tantò gravius tibi pectora torquet,
Quod, Te abſente, ſuum finiit illa diem.
Namꝙ gerendarum dum multa negocia rerum
Te Phylireæ urbis viſere tecta jubent;
Filio -65
Filiotoꝙ́ recens Tua chara puerpera nato,
Per menſem nixu debilitata cubat;
Nuncius heu rapido miſſus pede, vulnerat aures,
Defunctam uxorem fata ſubiſſe domi.
O dolor! ô luctus! ô duræ ſtamina parca,
Quæ prece vel precio ſolvere nemo potest.
Sic Martha ad mortem conjux! At morte peremta
Vivit apud Superos illa redemta choros.
Tranſiit è partu in portum, mundoꝙ́ relicto
Aetheriæ ſedis limina celſa terit.
Tu verò, hoc miſero Quæſtor triſtißime caſu,
Siſte animum: Luctum diſcute: Lætus ova.
Nam Deus, elapſo qui tot mala ſuſtulit anno,
Anno reſtituet tempora læta novo.
Dumꝙ́ crucem placidè perfers, quam ferre neceſſe est,
Donabit votis uberiora Tuis.

M. Melchior Lehen Paſtor & Superintendens Eccleſiæ Neo - ſtadienſis ad Orilam, moris, a - moris & honoris ergò appo - ſuit.

II. MANES Nobiliſſ. & pudiciſſ. Matronæ piè defun - ctæ alloquuntur mœſtiſsimum relictum Maritum.

I 2Dulcis66
DUlcis amabilior Conjux mihi lumine vitæ,
Hîc degenda mihi dum data vita fuit.
Deſine jam noſtrum lacrymis urgere ſepulchrum,
Deſine, nec fletu teꝙ́ tuosꝙ́preme.
Namꝙ́ Deus, toties ad quem pia vota profudi,
Commendans illi meꝙ́ animamꝙ meam,
Ereptam terris ſuperâ me ſede locavit,
Vera ubi perpetuo gaudia fonte fluunt.
Non hîc morbus edax, non ærumnoſa ſenectus,
Non dolor, & quicquid corpora vexat, adest:
Sed cit haræ cantusꝙ́ vigent, & turba piorum
Aſpectu fruitur colloquioꝙ́ Dei.
His ego juncta choris, Chriſtiꝙ amplexibus hærens,
Mille voluptates, gaudia mille fero.
At Tu juſſa Dei diſcas reverenter habere,
Utꝙ facis, ſummo Te quoꝙ ſubde Deo.
Quæcunꝙ ille ſuis immittit, amore Paterno
Mittit, & arbitrio cuncta modoꝙ́ regit.
Te cohibe, fletumꝙ́ inhibe, gemitusꝙ́ ſequaces,
Ne lacrymis violes gaudia noſtra tuis.
Quin potius noſtros, communia pignora, natos
Reſpice, quos fidei nunc ego trado tuæ.
Hos cura, Matrisꝙ́ Pater pia munia comple,
Namꝙ́ tuis humeris omne recumbit onus.
Et quoties dederis tua flentibus oſcula, dicas:
Sit matri tellus uon oneroſa tuæ.
Et benè habet, Deus, ille Deus, quem ſemper honoras,
Vos longùm in Terris pro bonitate teget.
Jamꝙ́67
Jamꝙ́ vale, pietas ſatis est tua cognita nobis,
Feciſti magno funus honore mihi.

Ετεομηνοημερόςιχον ἐπιταφικόν.

MIsLerI ConIVnX præCLaro eX ſang VIne CretA,
bIs qVateR Vt Ian Vs LVCet ab aXe, perIT:
HoC IgItVr ſaXo reCVbant nVnC MoLLIter oſſA,
ſpIrItVs eXCeLſo VIVIt oVatqVè throno.

Debitæ συμπαϑείας χάριν fund. Petrus Zahnius Lipſ. Med. D. Poliater.

III.

TRiſtia ſat perfers, omni vir dignus bonore,
Fata, tui ſpectans triſtia conjugii.
Extrà converſans ſolus, dum munere honeſto
Fungeris, exoptas ritè redire domum.
Interea uxori, quod non ſperaveris unquam,
Indixit caræ frigida Morta diem.
Te reducem haud vidit: tibi blandi pig nora lecti
Eunomiâ expirans collacrymante, dedit.
O dolor, ô lacrymæ! ſit & hic Marpeſia cautes,
Qui tua non poterit Fata ſiniſtra queri.
Sed quid & ho[c]? Dominus fecit facietꝙ́ futura,
Blanda fovet clemens, improba fata regit.
En tecum rigidas palmas protendimus omnes,
Te ſervet forti dexteritate DEUS.
I 3Quo,68
Quo, quæcunꝙ tuis humeris es ſub cruce paſſus,
Cogeris indignus dura maligna pati;
Hæc patiare equidem, ſed commoda blanda ſequantur,
Ac bona, quæ neſcis, Sponte det ipſe DEUS.

M. Chriſtiernus Keil S. S. Theol. Baccalaureus Paſtor in oppido Triptis ex condolentia ſcribebat.

IV.

DUm tibi mors rapuit Martham, clarißime Quæſtor,
Condoleo, & meditor te conſolantia verba.
Est grave, ſed forſan vulnus ſanabile tantum:
Accipe ſpectatis pollentes viribus herbas.
Harum prima Dei est ſapientis certæ voluntas,
Quo ſine non cadit in terram paſſerculus unus.
Altera, digna viro forte patientia virtus.
Tertia, ſanctorum ſors, exemplumꝙ́ virorum.
Quarta, decus famæ, ſine labeꝙ́ vita peracta,
Condecorat natos quoniam bona famæ parentum.
Quinta est æternæ cœleſtis gloria vitæ,
Quâ gaudet matres inter tua Martha beatas.
Sexta futurorum pollet ſpes læta bonorum.
poterunt herbæ junctæ lenire dolorem,
Et ſanare ferum vuluus virtute potenti.
Te, precor; Omnipotens ſervet cum prole JEHOVA.

Debitæ σομπαϑείας ἕνεκα adpoſuit M. Silveſter Haberlandus Brunſuicenſis, Eccleſiæ Neoſtad. ad Orilam Diac.

Uxorem69

V.

UXorem tibi dilectam, quæ fulſit honore
Fœmineo, heu properè ſuſtulit atra dies.
Stemmate nobilium prognatam, & ſanguine claram
Mildenum eripuit livida Parca tibi,
Mislere Aonidum fax, ſervantißime legum
Quæſtor amande bonis, atꝙ timende malis.
Perpetuus ſic ergo tuæ ſopor occupat artus
Conjugis, in tumuloꝙ́ illius oſſa cubant.
Nec querulas voces; tua nec ſuſpiria curat,
Parvula nec ſoboles, quòd gemat, aure capit.
Sed placidam in manibus Domini ſortita quietem
In cœlo vivit pectore læta Deo.
Namꝙ́ fide in Chriſtum conſtans, & amore benigna,
Sancta animoꝙ́ manens, mente modeſta fuit.
Inde coruſcavit quaſi lampas in ædibus ardens,
Et partu natas edidit atꝙ mares.
Abſenti moriens hæc ornamenta reliquit,
Credidit hæc cordi pignora cara tuo.
Hæc matris monumenta ſuæ, & ſimulacra paternæ
Longo eſſent jußit tempore viva domus.
Euge modus deſider io ſit deniꝙ, mœſtis
Nec nimium indulge geſtibus & lacrymis.
Clare vir aliua tuos percußit dextra penates,
Hos quoꝙ ſanabit provida cura DEI.

Cum lugente lugens M. Michael Pharetratus P. L. Eccleſiæ VVeitanæ Paſtor.

Luctibus70

VI.

LUctibus indulges abreptâ conjuge letho,
Quæſtor, & exclamas: Nobilis uxor abest.
Heu mea vita jacet, mea lux extincta, Voluptas
Heu mea diſperiit. Quò fugiam? quid agam?
Clare, doles meritò ſurreptâ conjuge, Quæſtor,
Orpheus amiſſà planxit ut Eurydice.
Nam domui decus ablatum, capitiꝙ́ corona:
Dimidia ablata est pars animæꝙ́ tua.
Coſta tuo lateri ſubtracta, comesꝙ́ fidelis,
Menſa caret Dominâ, pignora matre carent.
Dulcibus heu Vitis prægnans exaruit uvis:
Hortulus ante nitens, vite jacente, riget.
Ut pia Sara ſuum coluit reverenter Abramum:
Sic tua te coluit Martha marita Virum
Non ea Xantippe rixoſa, Michalꝙ́ ſuperbæ:
Sed proba Penelope, fida Rachelꝙ́ fuit.
Nunc ſine Regina Rex, vir ſine conjuge vivis:
In vacuo recubant membra relicta toro.
Pignora quæ genuit, tecum non educat Uxor:
Deſtituit puerum, qui modò natus erat.
Ante dies ſenii cadit, heu, florentibus annis:
Quo procul, heu, peregrè tempore, Quæſtor, abes.
Non licuit notas audire & reddere voces,
Non vale dicentis continuiſſe manum.
Liquiſti ſanum diſcedens, lucis egentem
Adſpectas rediens, os gelidumꝙ́ foves.
Ergò doles meritò lugens, ut turtur ademtâ
Compare per ramos nocte dieꝙ́ gemit.
Sed71
Sed moderare graves luctus; modus eſto querelis,
Qui Sophiæ memori pectore condis opes.
Sors eadem Patres tetigit, quos JOVA probavit,
Excellens Virtus quos ſuper aſtra tulit.
Sara ſuum liquit viduum defuncta maritum:
Conjuge quâ felix, clarus Abramus erat.
Caſta Rachelpartu moritur, dilecta Jacobo:
Deſtituit puerum, deſtituitꝙ́ virum.
Dura pio Lotho rapiunt quoꝙ fata maritam.
Orpheus Eurydicen condidit orbus humo.
Hos habuiſſe mali ſocios, ſit corde levamen,
Quos ſimili viduos conditione vides.
Quæ bona dat Dominus, repetit quo tempore viſum est
Seriùs aut citiùs: nemo inhibere potest.
Uxorem dederat tibi JOVA, recepit eandem,
Ergò velle Dei, fit quoꝙ velle tuum.
Mortua Martha jacet: ſed non est mortua Martha:
Perfruitur vitâ perpete, plena fide.
Per meritum Chriſti ſperans cœleſtia regna
Cepit, læta tuo Chriſte mori merito.
Martha imitata ſolo Martham pietate, ſororem
Lazare ſancte tuam, plaudit ovatꝙ polo.
In regno & menſa Chriſti comeditꝙ bibitꝙ,
Ambroſiam & nectar, quo ſine morte viget.
Adſpicit æternum Numen, compellat & audit,
Laudibus extollit: triſte nihilꝙ́ timet.
Læta canit, ſpectat genios, auditꝙ canentes:
Grata Deo, demto fine beata manet.
Ergò feras obitum patienti pectore Marthæ:
Inꝙ́ DEUM curas conjice, ſpemꝙ́ fove.
KSi mala72
Si mala mente feres æquâ, tua damna levabit;
Servabitꝙ́ diu te, ſobolemꝙ́ DEUS.
Infert damna DEUS, compenſat damna ſed idem:
Post data damna pits commoda magna refert:
Teſtis ut est Jobus celebris pietate. Supremus
Non ope deſtituet teꝙ tuosꝙ́ Pater.

M. Michael Hartmannus P. L. Paſtor in Weltwitz.

VII. Πάϑος & lamentabilis valedictio.

ESt abitus, reditusꝙ́ dies: ſeduterꝙ́ laborat
Dißimili greſſu, dißimiliꝙ́ vice;
Quæſtor Mislerus peregrè cum conjuge tranſit,
Ille ſolum Phylires, ſed petit illa potum.
Quæſtor abit lætus, quia ſana puerpera nutrit,
Triſte puerperio matre carente gemit.
Quæſtor Arenshagii mœrore ſubintrat in arcem,
Ad ſuperas conjux tranſit ab arce domus.
Sic iter ac æther disjungunt corpora bina,
Unanimi ſemper bina ligata fide.
Hinc videas lacrymas, & in imo corde dolores,
Quos conjunx proprio ſentit uterꝙ́ ſuo.
Siccine me linquis, moribunda puerpera clamat,
O amor atꝙ meum dulce, marite, decus!
Cogit iter, cogunt illuſtria Principis acta,
Saxo potens jußit, talia Quæſtor ait.
Quæſtor ait famâ perceptâ: Siccine conjunx
Deſeris abſentem me ſobolemꝙ́ tuam?
Cogit73
Cogit iter, cogunt cœleſtia Numinis arva,
Jova potens jußit, Misleriana vocat:
Expirans abeo, reditum promitto reſurgens,
Quid lacrymis opus est? ponit utrumꝙ́ Deus:
Ergo vale dilecte mihi, dilecte marite,
Quem mihi viſendum vita futura dabit.
Pignora cara mei gnati, gnatæꝙ́ valete,
Vos ſatis afflictos veſtra relinquo parens,
Gandentes iterum vos morte ſoluta videbo,
Inꝙ meo molli læta fovebo ſinu.
Quid moror? Hora necis nunc inſtat, ad æthera tendo,
Terꝙ́ quaterꝙ́ domus Mis leriana Vale.

M. Joachimus Leuthier P. C. Eccleſiæ Drebanæ Parochus.

VIII.

SAxonici Mislere Ducis celeberrime Quæſtor,
Vox vetus & multo teſte probata venit.
Uunumquemꝙ́ ſuam Spartam decet exornare,
Veraꝙ́ laus homini est in ſtatione mori.
Exornat Paſtor Spærtam, ſi ritè docebit;
Et Collega Scholæ, ſi leget atꝙ reget.
Ipſe Magiſtratus ſi cum candore gubernat,
Miles ſi pugnat ſub duce pro patriâ.
Occonomus ſi mandatas ſibi tractat opellas,
Conjux ſi paret, progeniemꝙ́ parit.
Inde ſuam Spar tam recte ſua Quisquis agendo,
Ornat & in propriâ ſe ſtatione tenet.
Inde docendo, gubernando, pugnando, operando,
Et pariendo mori maxima laus homini est.
K 2Hæc74
Hæc non ficta Poetarum, ſed vera loquuntur
Dicta Prophetarum, conſcia dicta Tibi.
Quæ Mislere tuâ defunctâ munere vitæ
Conjuge, Chriſtianâ pende bilance domi.
Nec Tibi multiplica fruſtrà ſuſpiria luctus:
Si quem fata necant, nil pia vota juvant.
Sed magis ex animo fidæ gratare maritæ,
Ipſa quod emenſis ſuccubat officiis.
Quippe ſuam Spartam Tua Martha fideliter omni
Ornavit veſtri tempore conjugii.
Fœminei ſpeculum retulit lauda bile ſexus
Miſniacas inter gloria magna nurus.
Paruit ut monitis, ſic ſe luſtrum ante paravit
Ad nos è patrio Te lare fida ſequi.
Heic peperit ſexus utriusꝙ, juvante Jehovâ,
Pignora digna ſolo, pignora digna polo.
Heic, inquam, peperit, partusꝙ́ negocia conſtans,
Traxit ad extremum mortis agona ſuæ.
Qui ſic cunꝙ ſuâ Spartâ & defungitur ævo,
Et terrâ & cœlo teſte beatus homo est.

Johannes Rudinger P. L. Eccleſiæ Langendembacen - ſis Paſtor.

IX.

OMnibus ex æquo moriendum, & tem -
pore certo
Stare cuiꝙ́ diem, pagina ſacra refert.
Est75
Est numerata dies ortus, numerataꝙ́ mortis,
Naſcimur & morimur, fata regente Deo.
Naſcimur in mundum, quò denaſcamur ibi -
dem,
Naturæ & ſolvat debita quisꝙ́ ſuæ.
Quæ Protoplaſtæ meruerunt crimine tetro,
In nos deduxit pœna ſevera Dei.
Ultio peccatis hominum ſancita tremendis,
Corporis hac cuivis morte ferenda venit.
Christus ab æternâ verùm nos morte re -
demit,
Post obitum donans regna videre poli.
In quibus & pietas viget & pax aurea, nec
non
Cœlica ſunt cunctis gaudia parta piis.
Omnis abest morbus, contentio, cura laborve,
Queis mundo immundo vita caduca ſcatet.
Ergò quis haud cuperet cum Paulo ſolvier,
Maturè æternâ proſperitate frui?
(atq;
Nam qui longævi traducunt Neſtoris annos,
Cernere quæ nolunt, peſſima quæq; ſolent.
K 3At76
At ſi cui citius Lacheſis ſua ſtamina rumpat,
Ocyor ad cœlum tranſitus uſq; patet.
Cur igitur nimiùm doleas, Ampliſſime Quæ -
ſtor,
Uxorem rapuit quod Tibi Parca tuam?
Non etenim amiſſa est, verùm præmiſſa, ſe -
quemur,
Ad ſuper as ædes tempore quisq; ſuo.
Molliter oſſa cubent Marthae, mens in -
colat aſtra,
Tempora detꝙ tibi proſperiora Deus.

M. Timotheus Lautenichleger, Scholæ Neuſtadienſis Rector συμπαϑείας[ἔνεκα] appoſuit.

X.

QUæſtoris tegitur Misleri hoc marmore Conjunx,
Hac fecit quæſtus è Pietate graves.
Cœleſtis vitæ quærebat gaudia: Vivit
Spiritus in cœlo, famaꝙ́ vernat humi.
Curando vitam ſobolis, diſpendie vitæ
1. Tim. 2. v. 15.
Paſſa est: at parta est ſic pariendo SALUS.
En ſic lucratur veræ pietatis alumna:
Non agit in partas infera meßis opes.

Chriſtophorus Hartmannus Neoſtadien ſis ſcholæ patriæ Conrector.

ANTI -77

XI. ANTIDOTUM MORTIS VERBO CON - fidere Christi.

QUem premit inſtanter, quem morbus ſonticus urget,
Nec miſer antidotum, quo relevetur, habet:
Serò adhibet membris nequicquam Pæonis artes,
Pectore præcepit ni prius æntidotum.
Antidotum, quo non aliud præſentius ullum,
Diſcutere est morbos, atꝙ fugare necem.
Quodnam hoc antidotum? rata verba recondere Chriſti
Imis pectoribus non titubante fide.
Hoc ſibi conſuluit benè Chriſto fœmina freta,
In Chriſto placidè quæ tumulata cubat.
Ergo dehinc morbi immunis, curæꝙ́ necisꝙ́
Antidoto tali præmedicata viget.
Dum fuit in vita hæc, primaria fœmina fulſit
Inter matronas conſpicienda pias.
Dotibus haud modicis cordati pectoris aucta,
Dum fuit in terris non inhonora fuit.
In ſorte excels[a]comis, lautáꝙ́ modeſtè
Re uſa, fuit generis lausꝙ́ decusꝙ́ ſui.
Arbiter æthereus cui lucis perpetis uſum
Indulſit, ſuperis inſeruitꝙ́ piis.

Nicolaus Bretengering Scholæ Neuſtadienſis ad Orilam Cantor, σομπα ϑείας ergò F.

Paro -78

XII.

Parodia 9. lib. 3. Horat.

Q.
Donec viva aderas mihi,
Nec fato celeri munera corporis
Et cœlo & tumulo dabas,
Proh lautâ vigui lætior in domo.
C.
Donec non aliam magis
Vitam egi, nec eram pars pia cœlitum
Mortis ſubdita legibus
Terrenâ vigui triſtior in domo.
Q.
Me jam triſticiæ premunt,
Nati matre carent, me viduum dolent,
Et vel jam metuo mori
parcant animæ fata ſuperſtiti.
C.
Me terræ tumulus tegit,
Sed cœli fruitur mens mea gaudiis,
Et jam non metuo mori,
Nec tangunt animam fata ſuperſtitem.
Q.
Quid, ſi membra reſumeres,
Et diducta prius reppeteres jugum,
Si79
Si motus precibus tua
Nutu cunctipotens fata recluderet.
C.
Quamvis tu mihi charior
Es mundo: & ſoboles dulcis: & horrido
Fato fortior eſt DEUS;
Cœlo vivere amem, cœlo habitẽ libens.

ALIUD.

IN mundo Naſci res eſt ſolennis, & hoc eſt
Quod conjux nato teq̀; domumq̀; beat.
At neq; denaſci res eſt inſueta, proinde
Non mirum conjux quod tua morte
abiit.
Scilicet æternis ſic Dia potentia fatis
Conſtituit: Talis conditionis homo eſt.
Sed benè qui mundo denaſcitur, ille pro -
fectò
Vitam perpetuam morte renatus adit.

Johannes Fidler Ludi Neu - ſtadienſis Collega.

LInci -80

XIII.

INcidit (heu) triſtis caſus, qui pectora noſtra
Implevit luctu mœſticiaꝙ́ gravi.
Dum pia, dum celebris virtutum fœmina
donis
Et mihi dilectæ matris amanda loco;
Funere ſublata est, & terræ ſede relictâ
Inviſit ſuperum, regna beata, domos.
O quã te memorem decus irreparabile ſexus
Fœminei! ô quis te ſit celebrare modus?
Te genus & pietas, pudor & mens conſcia
recti
Et niveus candor ſimplicitasꝙ́ probant.
Si genus enumerem, non est ignobile, ſed quod
Patria præcipuis annumerare ſolet,
Mildius huic pater est Zittae, quo
clarior alter
Vix fuit, ac de ſe nomen habere dedit,
Qui notus paßim & celebris, jurisꝙ́ colendi
Inſignis cultor, juſticiæꝙ́ fuit.
De81
De Quæſtore meo Domino quid dicere ceſſo,
Fœdere conjugii cui ſociata fuit?
Juſticiæ hic cultor, rigidi ſervator honeſti,
Arte ſuà clarus, conſiliisꝙ́ potens,
Cujus fama volat multas cantata per urbes,
Quem præſens ætas, quemꝙ́ futura colet.
Sed quid quæſo genus refero, quid nobile ſtem -
Laudis ubi propriæ copia tanta patet.
(ma?
Non ſimulatrici facio præconia voce,
Vidi oculis præſens, auribus ipſe bibi.
Namq; erat inprimis veræ pietatis amatrix,
Quæ corde ex toto novit amare Deum.
Pectora præterea nive candidiora gerebat,
Nullus in his fucus, non dolus ullus erat.
Non in corde aliud, quàm linguâ ferre ſolebat
Juncta ſed hæc ſemper convenienter erant.
Inſuper humana atq; affabilis, omnibus æqua,
Sunt teſtes multi, res ſine teſte patet.
Sed Tu Pieridum decus, ô dignißime Quæ -
ſton,
Fautor & ô cordis pars peramica mei.
L 2Deſine82
Deſine triſtari & ſuavem lugere maritam,
Non etenim tangit jam dolor ullus eam.
Sicut enim horrendàjam veniente procellâ
Mox loca feſtinans tuta viator adit,
Et dulcem nactus portum, quas nubila fun -
Securo lætus pectore ridet aquas:
(dunt,
Sic quos extremo ſeclo benè munere vitæ
Defunctos aufert mors, loca tuta petunt.
Præreptiꝙ́ malis, quæ ſunt metuenda per orbẽ
Omnibus æquali conditione viris,
Plaudentes animis; regione ſub ætheris alti
Humanæ ſpernunt conditionis onus.
Multis ergò modis hora fœlicißima nunc est,
Quæ triſti hoc ævo morte ſoluta jacet,
Inq; ſuâ recubans, multâ cum pace, cubili
Adventum expectat, maxime Christe,
tuum.

Dn. Quæſtoris & defunctæ in Chriſto matronæ liberorum Pædagogus Henricus Cæſar Smalcaldenſis.

Dic,83

XIV.

DIc, ubi nunc illa est muliebris gratia
formæ,
Quam celebraverunt Ethnica ſe -
cla? fuit.
Dic, ubi nunc Helenæ rarum jubar, atque ve -
nuſtas,
(fuit.
Quam commendârunt ſcripta profana?
Dic, ubi nunc Delilæ est aliarumquè inclyta
forma,
(fuit.
Biblica commemorant quam monumenta?
En tibi pompoſi ornatus orisꝙ́ decori
In Zephyrum & cineres gloria vana perit:
Vix minimaꝙ́ ſui laudem, partẽꝙ́ relinquit
Non ullam in mundo: morte ſepulta jacet.
Teſtis enim est Salomon, quod amœnæ gratia
Cenſetur caßà vilior eſſe nuce.
(formæ
At, quæcunq; colit ſincero pectore verum
Fœmina, cœleſti plena timore, Deum;
Quæq; verecundo veneratur honore maritũ,
Officiiꝙ́ facit munia recta ſui.
L 3Nec84
Nec non in vario vitæ diſcrimine prolem
Maternâ curâ fovit & erudiit.
Et protexit eam, veluti gallina ſub alis
Implumes pullos excipit atꝙ tegit;
Cui quoꝙ post legem ſacrataꝙ́ juſſa Jehovae
Res prior in ſancto pectore nulla placet.
Talis, ait, Salomon, celebrari jure meretur
Fœmina, digna poli ſidera ad alta vehi.
Talis er at noſtri Quaestoris amabilis
Uxor,
Virtutum exemplar, fœmineumꝙ́ jubar.
Hæc matronarum longè clarißima lampas,
Hoc decus, Veneres, hoc diadema
placet.
His tribus ut chariſin ſemper comitata ſole -
bat
Chara placere Deo, chara placere Viro.
Digna igitur cujus laudes deprædicet omni
Hæc præſens ætas, poſteritasꝙ́ die.
Quæ licet in vivis deſiverit eſſe ſuperſtes,
Et membra in cineres morte ſoluta fluant.
Hoc85
Hoc tamen ornatu famâꝙ́ & laude celebris
Vivet apudquè Homines, vivet apudque
deum.
Neſcia quippe mori longum ſine fine perævum
Inclyta Justorum fama decusq; viget.

Nicolaus Vögler N.

Finis.
[86]

Gedruckt zu Jehna /

[figure]

Bey Johann Weidnern / Jm Jahr / 1617.

About this transcription

TextOptimus mulierum ornatus: Bester Weiber-Schmuck. Eine kurtze Leichpredigt/ vber den Spruch des H. Apostels Pauli/ 1. tim. 2. Sie wird selig werden durch Kinder zeugen/ etc. Bey Ansehliger vnd Volckreicher Leichbegängnis/ der Edlen vnd Ehrentugendsamen Frawen Martha geborner Mildin von Lenckersdorff
Author Melchior Lehen
Extent88 images; 17239 tokens; 5723 types; 120568 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationOptimus mulierum ornatus: Bester Weiber-Schmuck. Eine kurtze Leichpredigt/ vber den Spruch des H. Apostels Pauli/ 1. tim. 2. Sie wird selig werden durch Kinder zeugen/ etc. Bey Ansehliger vnd Volckreicher Leichbegängnis/ der Edlen vnd Ehrentugendsamen Frawen Martha geborner Mildin von Lenckersdorff Melchior Lehen. . 88 Johann WeidnerJena1617.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 S 119/16 / 523541

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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