EDle viel Ehr vnd Tugentreiche Frawen vnd Jungfrawe / auch Edle Geſtrenge vnd Ehrnveſte Junckern / Demnach E. Tugentſ. vnnd Geſt. einstheils freundlich von mir bege - ret / die bey deroſelben reſpectivè hertzlieben Sohns / Bruͤdern vnnd S[chw] agern / Hans Ernſt vonJaß -[5]Jaßmund Seliger leichbegengniß / durch Gottes gnad von mir gehaltene Predigt / zu Papir zu brin - gen / vnd jhnen durch den druck mitzutheilen / da - mit ſie auch von denen ewres mittels / ſo Alter vnd ſchwacheit / oder auch anderer geſchaͤffte halben / der Leichbeſtetigung nicht Perſoͤhnlich beywohnen koͤnnen / moͤchte geleſen werden. Als habe E. Tug. vnd Geſt. ich auch dieſen Chriſtlichen dienſt nicht verſagen wollen / der gentzlichen hoffnung / ſie werden in nachleſung dieſer Predigt / auß GOt - tes wort finden / woran ſie ſich in dieſem traurfall jhres Lieben Sohns / Bruͤdern vnd Schwagern ſchoͤn werden troͤſten / vnnd zu frieden geben koͤn - nen: Vnnd alſo dieſen meinen Troſt: vnd Ehren dienſt jhnen guͤnſtiglich belieben vnnd gefallen laſſen.
So habe ich auch daneben mich darumb dieſer arbeit nicht vngerne vnternommen / weil ich in glaubwirdige erfahrung gekommen / daß von dieſer meiner Predigt vngleich geurtheilet werde / in dem etliche der meinung ſein ſollen / daß ich et - was zu ſcharff darinnen geweſen / andere aber et - liche meiner Wort in vngleichem verſtand auffge - nommen. Weil ich aber deſſen gewiß bin / daß ich wider GOttes Wort nichts geredet / mich auch aller beſcheidenheit beflieſſen / vnd was ich auß an -A iijderen[6]deren Schrifften angezogen / ohn alle acerbitet. gethan: So habe ich demnach / was ich gepre - diget / aller GOttes vnd friedtliebenden vrtheil zu vnterwerffen / kein bedencken tragen wollen: Sondern wuͤnſche nochmals von dem lieben Gott daß er durch ſeine gnad / E. Tug. vnd Geſt: auch vns alle in der einmahl erkanten Goͤttlichen War - heit / in welcher auch deren / die vns ſonſt zu wider ſein / eigenem zeugniß nach / wir den grund der Se - ligkeit haben / beſtendig erhalten / vnd das ende ſol - ches vnſers glaubens / die ewige vnd froͤliche Se - ligkeit / auß gnaden geben vnd beſcheren wolle / vmb CHriſti JEſu ſeines allerliebſten Sohns / vnſers Hochverdienten Erloͤſers vnd Seligmachers wil - len / Amen. Datum Guͤſtrow den 1. Decemb. Anno 1616.
Lucas Backmeiſter D.
GEliebte vnd andechtige in CHRiſto JEſu dem HErrn / Bey dem GeiſtreichemEſa. 40. Evangeliſchen Propheten Eſaia am 40. Ca - pittel leſen wir / daß er eine Stimme / ohne zweiffel GOTtes Stimme gehoͤret habe / die zu jhm geſaget / Predige / Wie nun darauffder[8]der Prophet gefraget / was ſol ich Predigen? Habe er dieſe ant - wort bekommen. Alles Fleiſch iſt Hew / vnnd alle ſeine guͤte wie eine Blume auff dem Felde / daß Hew verdorret / die Blu - me verwelcket / denn des HERrn Geiſt bleſet darein. Mit welchen worten GOtt der HErr alle Menſchen nicht allein jhrer ſterbligkeit erinnern / ſondern auch den Propheten ermanen wol - len / offtmals davon zu Predigen / vnd ſeine Zuhoͤrer zuunterrich - ten: Vnnd zwar hat der allein weiſe vnd guͤtige GOtt ſolches nicht ohn vrſache gethan. Denn jhm nicht vnwiſſend / in wasPſal. 103. groſſer ſicherheit wir Menſchen dahin gehen / wie wir ſo weinig daran gedencken was fuͤr ein gemaͤchte wir ſind / ja wie ſelten wirPſal. 39. vns erinnern daß wir nur Staub ſind: Vnd das vnſer Leben ein ziel hat / vnnd wir davon muͤſſen. Daher wir den auffs Kerbholtz jmmer hin ſuͤndigen / gedencken / wir haben lange zeit2. Pet. 3. zu Leben vnd Buſſe zu thun. Weil nun aber GOTtes wille nicht iſt das jemand verloren werde / Sondern das ſich derEzech. 33. Suͤnder bekehre vnnd ſelig werde / So leſt er vns nicht allein offtmals von dem ende vnnd fluͤchtigkeit vnſers. Lebens Predi - gen: Auff das wir dadurch erinnert / bey zeiten vmbkehren vnd buſſe thun / ſondern damit wirs in der that erfahren / daß es nicht nur vergebliche Wort ſein / ſo ſtellet er vns reales conciones offtmals fuͤr Augen / Prediget vns mit teglichen exempeln, daß alles Fleiſch Hew ſey / vnd alle ſeine guͤte / wie eine Blume auff dem Felde / Daß iſt / daß der Todt vber alle Menſchen herrſche vnd niemandt fuͤr jhm ſicher ſey.
Alſo haben von anbeginne der Welt / nicht alleine die Ar - men / ſondern auch die Reichen / nicht alleine die Alten / ſondern auch die Jungen / nicht ſchlechte vnnd einfeltige / ſondern auch gewaltige / weiſe vnd Vornehme Leute / den wegk alles Fleiſches dahin gehn / daß iſt ſterben muͤſſen. Vnd das noch heutiges Tages es mit dem Menſchen alſo beſchaffen vnnd bewandt ſey / haben wir auch bey vns leider mehr Exempel, dennman[9]man hette hoffen oder gedencken koͤnnen / denn ob wol dieſen vergangenen Sommer der Todt zimblich vnter gemei - nen Leuten graſſieret / an den Pocken bald dieſen / bald jennen / in zimblicher anzahl dahin genommen / ſo hat ſich doch der grew - liche Menſchen Feindt / daran nicht erſettigen laſſen / er hat auch ſein Heil bey vnſerm Hoffe zu verſuchen ſich vnternommen / vnd vnlengſt fuͤr vier Wochen einen ſtarcken eingriff / nicht al - lein in die Fuͤrſtliche Rathſtube gethan / vnd auß dem Collegio der Fuͤrſtlichen Herrn Raͤthe / ein anſehnliches fuͤrnehmes Glied - maß / nemblich den Weiland Edlen / Geſtrengen vnnd Ehren - veſten Hans Ernſt von Jaßmund / Fuͤrſtl. Meckel - burgiſchen geheimen Rath / auff Cammin, Roͤddelin vnd Moͤl - lenbeke Erbgeſeſſen / herauß geriſſen: Sondern auch vnſers Hochloͤblichen Gnedigen Fuͤrſten vnnd Herrn Ehebette nicht verſchonet / im dem er fuͤr weinig Tagen daſſelbig jemmerlich ſpolijert, vnnd vnſere fromme loͤbliche Fuͤrſtin / GOtt ſey es in ewigkeit geklaget / vnſerm gnedigen Fuͤrſten vnnd Herrn an der ſeite hinwegk genommen / ja J. F. G. gleichſam das Hertze2. Cor. 1. auß dem Leibe geriſſen. GOtt vnnd der Vatter alles troſts vnd barmhertzigkeit / der vns troͤſtet in all vnſerm truͤbſahl / vnnd1. Cor. 10. niemand leſt verſuchen vber ſein vermuͤgen / der wolle auch J. F. G. in dieſem Kreutzſtercken vnd erhalten / vnd ſchaffen das auch dieſe verſuchung ſolch ein ende moͤge gewinnen / daß J. F. G. es koͤnne geduͤldig ertragen.
Ob nun wol ſolche exempel von der Welt / wie von der Kuhe das Thor / wie man im ſprichwort ſaget / angeſehen wer - den / vnd mancher ſein geſpoͤt damit / ſonderlich wen fuͤhrneme Leute ſterben / vnnd mehr den geringe Leute beklaget werden / trei - bet / vnd ſaget des Keyſers Koch auch ſterben muſſe / etc. Zu dem was teglich vnd offt geſchicht / nicht groß geachtet wird / ſo lehret vns doch GOttes Wort viel anders / den daſſelbige zei - get vns an / daß wen der Todt fuͤrnehme Leute im GeiſtlichenBoder[10]oder Weltlichen Stande angreiffet / vnnd dieſelbige hinweg〈…〉〈…〉 nimpt / daß man jhres getrewen Rahts / huͤlffe vnnd beyſtandt nicht mehr zu gebrauchen hat / ſo ſey es fuͤr ein Landt / Stadt / Kirche nicht aller dinges guth / ſondern es ſein vorbotten eines be - vorſtehenden groſſen Vngluͤckes / ja es ſey ein gewiß zeichen des Zornes GOttes: Wie den GOtt der HErr den Buͤrgern zuEſaiæ[3]. Juda vnnd Jeruſalem drewet / daß er in ſeinem Zorn von jhnen wolle hinwegk nehmen / allen vorrath an ſtarcken Kriegsleuten / Propheten / Richtern / Raͤthen / etc.
Weil den nun es ſich auch bey vns anſehen leſſet / das Gott nicht gahr wol mit vns zu frieden ſein muͤſſe / aldieweil er ne - ben vnſerer frommen vnd lieben Landtsmutter / einen getrewen / vnd Gottſeligen Fuͤrſtlichen Rath auffgefoddert / vnd wir daher nicht vngewiß / wo ſonſten GOttes Wort wahr bleiben ſol / vns einer groſſen enderung / vngluͤcks vnd gefahr zubeſorgen haben. So habe ich demnach zu dieſer Adelichen Leichpredigt / die abge - leſene klage vnd warnungs Wort / des Propheten Eſaiæ zu erkle - ren fuͤr mir nehmen wollen: Ob veleicht vnſere Hertzen dadurch moͤchten erweichet werden / GOtt vmb abwendung ſeines zorns demuͤtiglich in die Arm zu fallen / vnd die gefaſſete Rute auffzu - halten.
Dieſelbe aber fuͤglich abzuhandeln / wolle E. L. jhre Chriſt - liche andacht auff folgendes ſtuͤcklein wenden. Was es doch auff ſich habe / wen auß einem Regiment / Gottſ[e]- lige fuͤrnehme Leute / die da Alters halben noch groſſen nutzen hetten ſchaffen koͤnnen / durch den Todt hinwegk genommen vnnd abgefoddert wer - den. Nemblich / daß GOtt der Welt / damit zur buſſe vnd nachdencken des bevorſtehenden vngluͤ - ckes leuten vnd warnen: Jhnen aber das vngluͤcknicht[11]nicht guͤnnen / ſondern ſie zuvor zu rechtem friede vnd ruhe bringen wolle.
Bereitet ewre Hertzen zu fleiſſiger auffmerckung / vnd bittet mit mir den lieben GOTT / daß er vns dazu ſeines H. Geiſtes gnad verleihen wolle / Amen.
SO viel nun vnſer fuͤrgenommenes Stuͤcklein betreffen thut / was nemblich GOtt damit meine / wenn er Gottſe - lige fromme anſehnliche Leute auß einem Regiment zei - tig hinwegk nimmet: So muſſen wir dem Text nach dieſe vie - rerley betrachten.
Erſtlich das Subjectum, oder von welchen Leuten alhie der Prophet redet / vnd wie er dieſelben beſchreibet. Nemblich das er von Gerechten / Heiligen vnd Richtigen Leuten rede.
Darnach Caſum vel fortunam, was jhnen widerfahre / Nemblich das ſie wie andere Menſchen vmbkommen vnd ſterben.
Zum dritten Mundi judicium, was die Welt davon vr - theile / Nemblich ſie achtet es nicht.
Zum vierten vnd letzten DEi Conſilium, was GOtt da - mit meine: Nemblich er wil die ſichern warnen / vnd zugleich die abſterbenden vnd betruͤbten troͤſten.
Daß erſte belangend / von welchen Leuten alhie der1. Von wel - chen Leuten alhie der Prophet rede. Prophet rede / vnd wie er dieſelben beſchreibe: So gebrau - chet er zu jhrer beſchreibung drey Epitheta oder Ehren titul / Nemblich / daß er rede von Gerechten / heiligen vnnd richtigen: Nicht von vngerechten / vnheiligen / vnnd vnrichtigen Leuten. Den damit weder Gott im Himel noch den Menſchen auff Er - den gedienet iſt: Darumb die H. ſchrifft ſolcher in Ehren auch weinig gedencket: Sondern jhr gedechtniß kompt ſampt jhnenPſal. 9.B ijvmb.[12]vmb / ſagt David / An gerechten heiligen vnnd auffrichtigen Leuten aber hat GOtt einen ſonderlichen gefallen: Darumb nimpt er ſich derſelben auch Vaͤterlich an / in gluͤck vnd vngluͤck / im Leben vnd Sterben.
1. Von Ge - rechten. Eph. 2. Pſ. 143. Pſ. 32.Er nennet ſie aber fuͤrs erſte Gerechte / nicht als konten ſie an vnd von ſich ſelbſt gerecht ſein: Denn alle Menſchen / auch die allerheiligſten Patriarchen / Propheten vnnd Apoſtel / ſind Suͤnder / vnd von Natur Kinder des zorns: Fuͤr dir ſagt Da - vid im 143. Pſalm / wird kein lebendiger gerecht / vnd vmb ver - gebung der Suͤnden muͤſſen alle heiligen bitten / Ja alle Men - ſchen muͤſſen beten / Vergib vns vnſere ſchuldt. Sondern der Prophet nennet die Chriſten vnnd gleubige Kinder GOttes ge - recht / wegen des HErrn JEſu CHriſti.
Er iſt gerecht vnnd hat das gantze geſetze erfuͤllet / mit thun vnd leiden / wer ſich des troͤſtet / dem wird ſeine vnſchuldt vnd ge -Jer. 23. rechtigkeit geſchencket vnd zugeeigenet: Vnnd darumb wird CHRJſtus genennet vnſere Gerechtigkeit Jerem. 23. MeinEſa. 53. Knecht der gerechte wird durch ſein erkendnuß viel gereche1. Cor. 1. machen ſagt Eſaias. Vnd CHriſtus iſt vns von GOtt gema - chet zur Gerechtigkeit ſpricht Paulus. 1. Cor. 1. Wer nun warhafftig an Chriſtum gleubet / vnd mit Paulo ſich troͤſtet vnd ſaget / Es iſt gewißlich wahr vnd ein tewres wehrtes Wort / daß JEſus Chriſtus in die Welt gekommen iſt / die armen Suͤnder ſelig / daß iſt / gerecht zu machen / vnter welchen ich der fuͤrnemeſte1. Tim. 1. bin / aber mir iſt barmhertzigkeit wider fahren. 1. Timoth. 1. Der iſt gewißlich fuͤr GOtt Gerecht / vnd kan dieſen titul mit Ehren fuͤhren.
Darnach nennet er ſie Heilige Leute: Nicht aber von Natur / oder von vnd auß Mutter Leibe an: Wie der Wieder - teufferiſche Geiſt ſchwermet / denen auch etliche andere heutigsBe〈…〉〈…〉 a parte Tags folgen: Da ſie ſchreiben das die heiligen / auch heiligeKin -[13]Kinder zeugen / Daß iſt / wie es andere erkleren / daß von2. Reſp. ad coll. Mom. pag. 102. Chriſten auch Chriſten Kinder geboren werden: Dann die ſchrifft hell vnd klar zeuget / was vom Fleiſch gebohren wird das iſtIn colloq. altero cont. D. Hoe. pag. 79. Fleiſch. Joh. 3. vnnd Joh. am 1 ſtehet geſchrieben: Er gab macht Gottes Kinder zu werden die an ſeinen Nahmen gleuben / welche nicht von dem Gebluͤte / noch von dem willen des Fleiſches /Joh: 3. Joh. 1. noch von dem willen eines Mannes / ſondern von GOtt gebohren ſind. Damit auch der alte Kirchenlehrer Auguſtinus vber - einſtimmet / wen er ſchreibet: Quid reſpondebitis quareEpiſt. 26. ad Marcel - linum. Chriſtianis non Chriſtianus naſcatur: niſi quia non facit generatio, ſed regeneratio Chriſtianos. Daß iſt / Was wolt jhr antworten / warumb von Chriſtlichen Eltern nicht ein Chriſten Kindt geboren werde / ohn allein daß das Chriſten - thumb nicht koͤmme von der Leiblichen Geburt / ſondern von der Chriſtlichen Wiedergeburt. Sondern daher ſind ſie vnd wer - den Heilige genennet.
Endlich vnd zum 5. Weil ſie auß antreib des heiligen Gei - ſtes / ſich heiliger Wercke / Wort / geberde vnd gedancken befleiſſi - gen. Denn vnheiligen Gottloſen wercken abdancken / dem leidigen SchandSatan den Stuhl fuͤr die Thuͤr ſetzen / damit ſie nicht den heiligen Geiſt / den Geiſt der heiligung in jhnen betruͤ -[1]. Theſ. 4. ben / von jhnen verjagen / vnnd an ſeine ſtath den Helliſchen GeiſtHebr. 12 den leidigen Satan bekommen. Denn diß iſt GOTtes wille vnſer heiligung / 1. Theſſal. 4. ohne welche niemand GOTT ſehen wird / Hebr. 12.
3 Von Rich - tigen Leuten.Zum dritten werden die gleubigen alhie Richtige Leute genennet / die Richtig fuͤr ſich wandeln. Verſtehet dadurch die jenigen erſtlich / ſo in der lehre vnd Chriſtlichem glauben richtig / nicht wende heucken / oder Wetterwendiſch ſein wie ſie CHriſtusMatth. 13. nennet / Matth. 13. oder ſich wegen oder wiegen laſſen von al - lerley Windt der Lehre Epheſ. 4. oder auch Neutraliſten ſein /Eph. 4. die es mit keinem theil halten wollen / ſondern lauren vnnd ſehen welches theil vberhandt behalten werde / Halten mit jhrer Con - feſsion hinder dem Berge / wie ein beruͤmbter Calviniſcher leh -Simlerus in Orat de Vit. & o - bitu Mar - tyris. rer Martinus Bucerus, ſeinem Collegæ zu Straßburg Petro Martyri gerathen / daß er in der Lehre vom heiligen Abendmal obſcuris & ambiguis formulis loquendi, daß iſt / dunckele vnnd zweiffelhafftige arth zu Reden gebrauchen ſolte / damit ein jglicher ſeine meinung ſo bald nicht vernehmen / vnnd ſich etwanAthan. o - rat. 1. cont. Arianos pag. 121. 122, & 130. edit. Com - melianæ. daran ſtoſſen moͤchte. Wie den auch der Ketzer Arius mit der - gleichen Practiken / den Loͤblichen Keyſer Conſtantinum beruͤ - cket vnd verleitet hat. Nein / von ſolchen Leuten redet alhie der Prophet nicht / Sondern von auffrichtigen Leuten / die da wiſ - ſen was ſie gleuben / ſind bereit rechenſchafft zu geben jhres glau - bens / wie Petrus ermahnet 1. Pet. 3. bekennen CHriſtum mit1. Pet. 3. freydigkeit Epheſ. 6. Schewen keine gefahr / wie dort von demEph. 6. Eleazar vnd den ſieben Bruͤdern. 1. Maccab. 6. vnd 7. Item von den Apoſteln in der Apoſtel geſchichte am 5. Capittel zu le -ſen:[15]ſen: Vnnd welcher geſtaldt ſich des Keyſers Conſtantij Hoff -Sozemenus lib, 1. cap. 6 diener etliche bezeiget.
Darnach ſind das auch Richtige Leute / die da ſo viel Menſchlich iſt / vnſtrefflich in jhrem Leben wandelen / ſehen auff die Geſcheffte jhres beruffes / daß ſie trewlich vnnd fleiſſig ver - richtet werden / helffen zu gemeinem beſten / zu verhuͤtung vnluſt / vneinigkeit / trennung / vnfriede / in Kirchen vnd Weltlichen Re - giment fleiſſig rathen / wen ſie vermercken das andere nicht auff richtigen Wegen wandeln / Joſephi von Arimathia exempel fol -Luc. 2[3]. gen Luc. 23. vnd in ſchedliche gefehrliche Rathſchlege vnd Hen - del nicht willigen: Jn ſumma / Richtige Leute ſind dieſe / die da vben eine gute Ritterſchafft / bewahren glauben / vnd gutes ge -1. Tim.[1]. wiſſen / 1. Tim. 1. Sehet L. Chriſten / daß ſind die Leute / da - von alhie der Prophet redet: Diß ſind gahr ſtatliche Encomia vnd Ehren titul / deren die Chriſten ſein wollen. Wer darnach in dieſen Leben trachtet / daß er dieſe Ehren titul / nicht allein im Leben erlangen vnd mit warheit haben kan / ſondern ſie auch mit auß der Welt bringet / der wird gewißlich fuͤr GOtt wolbeſte - hen / vnd die dreyfache Krone der Ehren / der Gerechtigkeit / vnd des ewigen Lebens empfahen. Wer aber dieſelbe von hinnen nicht mit bringet / ſondern ein vngerechter / vnreiner / vnauffrich - tiger / fuͤr GOtt erſcheinen wird / denn wird Chriſtus dort nicht kennen Matth. 7 Ja er wird ſich ſeiner ſchemen / vnnd fuͤr dieMath. 7. Ehren Krone einen ſcheußlichen Pechkrantz auffſetzen. Jn Summa aller Keyſer / Koͤnige / Fuͤrſten / Herrn / vom Adel / Doctorn, vnd anderer Ehren titul / daß man ſie Durchleuchti - ge / Großmechtige / Hochgeborne / Edle / Geſtrenge / Hochgelar - te / Ernveſte / etc. nennet / gelten nur in dieſem Leben Denn in jenem Leben wird kein vnderſcheid der Staͤnde vnd Perſonen mehr ſein / Aber der Chriſten jtz erklerete titul gelten fuͤr der Mayeſtet Gottes zum ewigen leben.
Laſſet vns fortfahren / vnnd zum andern vernehmen /Wie[16]2. Wie es den Ge - rechten vnd heili - gen Leu - te ergehe.Wie es dieſen Gerechten / heiligen / vnnd richtigen Leuten ergehe: Denn moͤchte jemandt ſagen: Solcher Leute ſein weinig zu finden / wehren demnach ſolche Leute wol wert / daß ſie lange lebeten / damit ſie nicht allein den jhrigen lan - ge vorſtehen / ſondern auch andern Leuten dienen / rathen vnnd helffen / ja auch zu zeiten einem gantzem Lande dienen koͤnten? Gen. 5.Sie weren werth / das ſie Mathuſalems Alter / wen die Welt noch ſo lange ſtehen ſolte / erreichen moͤchten.
Ja freylich weren ſie es werth liebe Chriſten / denn wir wolPſal. 12. heutiges Tages mit David klagen moͤgen: Ach HErr die hei - ligen haben abgenommen / vnnd der gleubigen ſind weinig vnter den Menſchen Kindern / Einer redet mit dem andern vnnuͤtze din - ge vnd heucheln / vnd lehren auß vneinigem Hertzen: Derowe - gen dann vmb ſolcher Leute langes leben wol zu bitten. Aber wie gehets mit jhnen? Was wider fahret jhnen? Der Prophet antwortet vnd ſpricht / Sie kommen vmb / Daß iſt / ſie muͤſſen ſterben / vnd in die Erden verſcharret / vnd von Wuͤrmen verzehret werden / eben wie alle andere Menſchen: Denn diß heiſt alhie / vmbkommen. Ja ſpricht er weiter ſie werden auff vnd wegk geraffet: Daß iſt ſie muſſen offtmals in jhren be - ſten Jahren davon / wen ſie noch Alters halben hetten lange leben moͤgen / wenn ſie noch GOTt / ſeiner Kirchen / vnnd gemeinem Vaterlandt / nuͤtzlich hetten dienen koͤnnen.
Daß nun dieſem alſo ſey / bezeuget hin vnnd wider GOttes Wort vnnd die tegliche erfahrung. Wir ſterben alle des To -2. Sam. 12. des / vnd wie das Waſſer in die Erden verſchleiffet / alſo fahren wir davon / ſagt die weiſe frawe von Jehoa zu David jm andernEzech. 21 Buch Samuelis am 14. Capitt. vnd Ezechielis am 21. Capit - tel ſpricht der HErr / HErr / ich wil in dir außrotten beyde Gerech - te vnd Vngerechte: Denn Menſchen iſt geſetzet einmahl zu ſter -ben[17]ben: ſagt der Schriebent der Epiſtel an die Hebrœer am 9. Cap.Geb. 9. Es ſtirbet nicht allein der Brudermoͤrder Cain / ſondern auch der fromme Abell vnnd Seth. Es ſtirbet nicht allein Pharao / ſondern auch Moſes. Nicht allein Saul / ſondern auch David. Nicht allein Judas / ſondern auch Petrus. Zu dem / ſo eilet GOtt offtmals mit den ſeinen auß dieſem boͤſen leben / wie im Buch der Weißheit am 4. Capittel geſchrieben ſtehet. VnndSapient. [4]. Plato auch ſaget: Dij, quos maximi faciunt, celerius vita abſolvunt. GOtt leſt ſeine freunde die er lieb vnnd werth hat / bald ſterben: Schicket jhnen offtmals ein vnvermutliches vn - gluͤcke vber den Hals / leſt ſie Gottloſen Tyrannen in die Hende gerathen: Daß ſie entweder vmb jhr leben gebracht werden / wie Abel vnnd Johannes der Teuffer / in jhren jungen Jahren alſo vmbgekommen ſein / oder ſich etwan zu Tode gremen muͤſſen / wie viel Exempel außweiſen. Ob nun wol ſolches vor vnſern Augen etwas ſeltzam ſcheinet / ſo muͤſſen wir doch vns hiebey er -Pſal. 4. innern was David ſagt Pſal. 4. GOTt fuͤhret ſeine heiligen wunderlich / vnd jhm ſeine weiſe / rath vnd willen vngetadelt laſ - ſen. Er weiß wol was vns am beſten iſt / vnd gebraucht an vns keine arge liſt / daß ſolln wir jhm kuͤhnlich vnd gewiß vertrawen. Denn wir wiſſen ja / daß wen wir lange leben / ſo leben wir dem HERRn / ſterben wir vber lang oder kurtz / ſo ſterben wir demRom. 14. HErrn / darumb wir leben oder ſterben / ſo ſind wir des HErrn Rom. 14.
Allein wil diß hiebey in acht zunehmen ſein / weil der Pro - phet ſaget / Gott rafft die ſeinen hinwegk / Daß iſt / reiſſet ſie offt - mals mit den Haren geſchwinde in jhren beſten Jahren dahin / daß wir nicht gleich ſein den jenigen davon Auguſtinus ſagt / Qui florem juventutis diabolo, feces ſenectutis DEO conſecrant. Daß iſt / welche jhre ſchoͤne bluͤende Jugendt dem Teuffel auff opffern / wil GOtt mit den heffen des alters nicht zu frieden ſein / ſo moͤge ers laſſen / Daß iſt / die in jhrer jugendtCſich[18]ſich weinig vmb GOtt / ſein Wort vnd die wahre Gottſeligkeit bekuͤmmern / vnnd die Buſſe biß jns Alter ſparen / Daß iſt ſehr mißlich. Rechte Chriſten ſollen einen jeden Tag fuͤr jhren letzſten Tag halten: Damit wen Gott ſie auch wegraffen wolte / ſie wir - dig vnd bereit muͤgen erfunden werden / zu ſtehen fuͤr des Men -Luc. 21. ſchen Sohn Luc. 21. Daher der Poet ſchon ſaget:
‘Vive velut cras ſis moriturus, & ante tribunal Chriſti, ſit vitæ norma probanda tuæ. ’ ()Lieber Menſch lebe ja alſo / als wen du Morgen ſter - ben / vnnd fuͤr CHRJſti Richtſtuel ſtehen / vnnd deines thuens rede vnnd antwordt geben ſolteſt. Wenn das viele bedaͤch - ten / wuͤrde es offtmals wol beſſer daher gehen / jhrer viel wuͤr - den nicht ſo friſch dahin ſuͤndigen.
3. Was die Welt von den ge - rechten vnd heili - gen Leu - ten vr - theile.Wann den nun alſo GOtt mit den ſeinen handelt / daß ſie vmbkommen vnd vnvermutlich hinwegk geraffet werden / was iſt doch den / welches das dritte in vnſerm Text iſt / Mundi ju - dicium davon? Was vrtheilet vnd dencket die Welt davon? Eſaias ſpricht: Niemandt iſt der es zu Hertzen nehme / Niemandt achtet drauff / Als wolt er ſagen / die Welt iſt gemeiniglich ſo Blindt / Toll vnd Toͤricht / daß man kein nach - dencken machet / was etwan der gemeine nutz durch abgang ſol - cher Leute fuͤr groſſen ſchaden erleide / vnnd was man an jhnen verlohren habe / vnnd kan wol ſein / daß wie der Prophete dieſe traurige klage gehalten / daß veleicht der Koͤnig Hiſkia damals ge - ſtorben / vnter welchem der Prophet gelebet / oder aber da jhm auß ſeiner Toͤdtlichen Kranckheit auffgeholffen worden / daß doch andere Gottſelige verſtendige Raͤthe / vnd vmb das Koͤnig - reiche Juda wolverdienete Leute / jhren abſcheidt auß dieſer Welt genommen haben.
Aber lieber GOtt was ſol man viel ſagen? Es gehet noch auff den heutigen Tag alſo daher: Dann ob wir ſchon Got - tes werck fuͤr Augen ſehen / wie er offtmals in einer Stadt / ineinem[19]einem Lande heilige Leute einpacke vnd hinweg reume / in aller - ley Stendẽ vnd Regimenten / ſo ſind doch jhrer weinig welche auff des HErren thun achtung geben / vnd ſeiner Hende werck beden - cken / wie David auch im 28. Pſalm daruͤber klaget / etliche trei -Pſal. 2[8]. ben jhr geſpoͤt damit: Duͤrffen wol ſagen / Jſt kuntz hin / ſo kompt Betz wider / was iſt den mehr / wann der Mann geſtorben iſt? Es iſt darumb kein Land außgeſtorben? Es wird ja darumb das Land nicht vntergehen? Es ſein noch mehr Leute in der Welt? Andere meinen es ſey natuͤrlich / daß wan ein Menſche von ei - nem harten fluß / oder von einer hitzigen Kranckheit wird ange - griffen / daß er als den ſterben muͤſſe / als wen nicht auch natuͤrli - che werck von groſſem vngluͤck / vnnd verenderung vns erinnern konten? Wie ſolches ja die natuͤrlichen Finſternuͤſſen der Son - nen vnd Monden gnugſam bekrefftigen. Derowegen lehret vns der Prophet hiemit / daß wir nicht hirin ſollen der Welt gleich werden / ſondern erkennen lernen / daß eine groſſe wolthat GOttes / vnd ein tewres wehrtes Kleinot vnnd herrlicher ſchatz ſey / wen GOtt einem Lande / Stadt / Kirchen / oder Hauß / o - der auch einem gantzem geſchlechte / gerechte / heilige vnd richtige Prediger / Regenten / Haußvaͤter gibet: Denn ſo lange ſolche Leute leben vnd rathen / muß es daſelbſt wolgehen / vnd da ſchon die boͤſe ſuͤndhaffte Welt ein groß vngluͤcke verdienet / ſo ſchonet doch GOtt ſolcher boͤßhafftiger Leute vmb der Gerechten / hei - ligen vnd auffrichtigen willen / die bey vnd vnter jhnen wohnen / vmb welcher willen er die ſtraffe auffzeucht / ja den Gottloſen noch alles gutes thut / ob ſie dadurch zur Buſſe gereitzet / vnd der kuͤnff - tigen ſtraffe entlauffen moͤchten. Exempel haben wir an den Patriarchen fuͤr der Sindtfluth: Denn ſo lange dieſelben lebe - ten / konte GOTT die arge boͤſe Welt mit der Sindfluth nicht verderben / ſondern muͤſte ſolche ſtraffe 120. Jahr auffhalten Geneſ. 6. vnd im 19. Capit. da der Engel Loth treibet das er ey -Gen. 6. len ſol / ſagt er außdruͤcklich / er koͤnne an der vertilgung SodomœGen. 18.vnd[20]vnd Gomorrœ nichtes thun / biß er hinwegk ſey / wie den zuvor im 18. Capit. GOtt ſich erbeut vmb Abrahams willen der So -Gen 19. domiter Land zuverſchonen / wen nur zehen Gerechte darin wuͤr - den gefunden werden. Vmb Loths willen ſchonet er der StadtGen. 30. Zoar. Der Abgoͤttiſche Laban muß bekennen / GOtt habe jhnGen. 41. vmb Jacobs willen geſegnet. Vmb des gerechten heiligen vnd auffrichtigen Joſephs willen / thut GOtt wol dem gantzen Koͤ - nigreich Aegypti / vrſache iſt dieſe: Denn GOtt kan vnd wil ſol - che gerechte vnd heilige / ſo jhn fuͤrchten / lieben / anruffen / vnd nach ſeinen Geboten richtig fuͤr ſich wandeln / mit nichten verlaſ - ſen / Er kan vnd wil jhnen nichts verſagen / es muß alles Amen vnd ja ſein / was ſie fuͤr ſich begehren vnd beduͤrffen / oder fuͤr an - dere bitten vnd ſuchen: Wie den im andern Buch Moyſis amExodi. 20. 20 Cap geſchrieben ſtehet / daß Gott wol thue / alle denen die jhn lieben / auch in tauſent glidden: Vnd David ſaget im 34 Pſalm:Pſal. 34. Wen die Gerechten ſchreien ſo hoͤret der HErre / vnd abermahlPſal. 145. im 145. Pſalm. Der HErre thut was die Gottfuͤrchtigen be - gehren / vnd erhoͤret jhr ſchreyen / vnd hilfft jhnen.
Vnd der Exempel ſind viel mehr in H. ſchrifft / darumb wirs wol ſollen zu Hertzen nehmen / wen ſolche Leute durch den Tod weggenõmen werdẽ / vnd vns nicht nach newen Regimentẽ / noch nach newen Raͤhten / nach newen Lehrern verlangen laſſen. Mann weiß was man hat / man weiß nicht was man wider be - kommen kan / vnd wie es zu Rehabeams zeiten gieng / vnd was die1. Reg. 12. enderung dem Koͤnigreiche Juda vnd Jſrael fuͤr frommen brach - te / erfuhr der Koͤnig vnd ſein gantzes Koͤnigreiche mit vnwider - bringlichem ſchaden. GOtt behuͤte vns in gnaden / vnd wende al - les zum beſten.
4. Was GOttWas mag nun aber zum vierten vnd letzten wol Conſi - lium DEI ſein? Was mag GOTt wol damit meinen wen er ſolche gerechte / heilige auffrichtige Leute / da ſie doch nochnicht[21]nicht ſo ein groß Alter auff ſich haben / auß einem Regimentemit ab - forderũg der ge - rechten vnd hei - ligen leu - te meine. vnd gemeine hinwegk niemet. Den da ſagt mancher / vnd zwar nicht vnrecht / Ey es iſt ſchad / daß der junge Menſche ſchon faulen ſol / er war dennoch beſcheiden / freundlich / refolut in ſachen die zu ſeiner expedition gehoͤreten / er lies die Leute nicht zwey / drey mehr mahl vergeblich auffwarten / er gab jeden guten beſcherdt / er ging nicht zur Hinderthuͤr hinauß / wen er ſahe das zur Vor - dernthuͤr jemands herein kem / der jhn ſprechen wolte / er war nicht geitzig / der den parteien die jhn zuſprechen hetten mehr nach den Henden / den nach dem Munde ſahe: Mann ſolte ſolcher Leute viel in ein Land kauffen.
Hierauff antwortet der Prophete rundt vnd ſaget: Ja es iſt nicht ohn / es dieneten ſolche Leute wol lange in der Welt / ſie konten wol viel guts thun / vnd viel boͤſes: verhindern helffen / Aber GOTtes gedancken ſind nicht wie vnſer gedancken / vnd ſeine Wege / ſind nicht wie vnſere wege. Eſaiæ am 55. ſondernEſa. 55 er thut offt ſein werck auff eine andere weiſe / Eſaiœ am 28. Eſa. 28.Daß iſt / damit er der Welt rathe vnd diene / leſt er es offtmal v - ber die ſeinen gehen. Vnd bedencket demnach hiemit / daß er die Gerechten / heiligen vnd auffrichtigen Leute hinwegk nimpt / bey - des der Welt / vnd den der abgeſtorbenen nutz vnd beſten. Der Welt zwar / daß er jhr hiemit das bevorſtehende vngluͤck pro - gnoſticiere. Denn abſterbenden aber / daß er jhnen das vor - handene vngluͤcke nicht guͤnne / ſondern ſie zu friede vnnd ruhe bringe.
Denn ſo viel die Prognoſticatión betreffen thut / ſagt der Prophet / ſie werden weggeraffet fuͤr dem vngluͤck. 1. Er wil die Gott - loſe Welt damit warnen.Den einmahl gewiß / daß wo ſolche Leute vorhin gehen / da folget bald das vngluͤck hauffenweiß hernach. Der es nicht glauben wil / ſchlage nur die Bibel auff / er wirts heuff[i]g gnug finden. Den ſo bald Lamech der Gottſelige Altvater die Welt geſegnete / vndC iijNoach[22]Gen. 7.Noach auß der erſten Welt in die Archen gieng / kam die Sinde -Gen. 19. flut / vnd nam die gantze Welt hin. So bald Loth nun auß Sodoma ging / fellet das Fewr vom Himel herab / vnd verzehret in grundt fuͤnff Koͤnigliche Staͤte. So bald Joſeph mit ſei - nem frommen Koͤnige Pharao in Aegypten verſtorben / nahmen allerhandt beſchwerung bey den Kindern Jacobs vberhandt / ſie werden von tage zu tage mehr gedrucket vnd geplaget. Da die Apoſtel alle biß auff Johannem weggeraffet / vnd die Chriſten auß Jeruſalem gen Pella geflogen wahren / da ging das vn - gluͤck zu Jeruſalem an. Dergleichen Exempel koͤnnen mehr auß andern Hiſtorien angezogen werden / wan es die zeit leiden wolte.
Was mag doch wol aber die vrſache ſein: Hoͤret lieben Chriſten / diß iſt die vrſache / daß nemblich ſolche heilige gerechte vnd richtige Leute ſind mit jhrem Gebete vnd vernunfftigen rath -Ezech. 22. ſchlegen / trewer arbeidt / etc. ſtuͤtzen der Welt / ja Mauren vnd Bruſtwehren dadurch vielen vngluͤck gewehret wird / wie Ezech. 22. zuleſen. Wann die hinwegk ſein / ſo gehets gemeinlich vber einen hauffen.
Darumb ſey man in ſolchen fellen nicht ſicher / man nehme ſie als trewhertzige warnungen GOttes an / man thue Buſſe /[A]ct. 9. man ſey nicht hartneckig / den durum erit contra ſtimulum calcitrare. Es iſt ſchwer wider den Stachel zu lecken / GOtt gebe vns gnad / das wir auch dieſe zeit vnſerer heimſuchung moͤ - gen erkennen / vnd das dieſer eingriff an vnſerm Hoffe / vns auch muͤge ein Bußglock zum ernſten eifferigen Gebet / zu wahrer buß vnd bekehrung / zu vnverfelſcheter liebe kegen GOtt vnd ſein reines Wort ſein / alsdan haben wir ja GOttes Wort / vnd zu - ſage / daß er ſich wenden wolle von ſeinem zorn wie Jerem. 18. geſchrieben ſtehet: Ploͤtzlich rede ich wider ein Volck vnd Koͤ - nigreich / daß ichs außrotten / zerbrechen vnd verderben wil / woſichs[23]ſichs aber bekehret von ſeiner boͤßheit / ſo ſol mich auch gerewenJere[m]. 11. 2. das vngluͤck / daß ich jhm gedacht zu thun.
So viel nun aber die rechten Heiligen vnd Richtigen LeuteSeinen lieben Kindern das kuͤnfftige vngluͤck nicht guͤnnen. Sondern ſie erſtlich fuͤr dem vngluͤck wegk - raffet. an jhm ſelbſt belanget: ſo ſagt der Prophete / daß GOtt jhnen es auch zum beſten meine / vnd ſetzet dreyerley nutz den ſie haben werden / von dieſen wegraffen.
Der erſte nutz iſt / daß er jhnen das vngluͤck nicht guͤnnet / wel - ches er vber die Gottloſe Welt verhenget hat / drum ruͤcket er ſie dẽ vngluͤck auß den Augen. Wie von dem Gottſeligen Koͤnige Jo - ſia im andern Buch der Koͤnige am 22. ſtehet / Jch wil dich zu deinen Vaͤtern ſamlen / daß du mit frieden in dein Grab ver - ſamlet werdeſt / vnd deine Augen nicht ſehen alle das vngluͤck das ich vber dieſe Stete bringen wil. Vnnd ſolches bezeuget auch GOTt der HERR ſelbeſt Eſai. am 25. Capit da er ſpricht: Gehe hin mein Volck in deine Kammer / vnd ſchleuß die Thuͤre2. Reg. 22. nach dir zu / verbirge dich ein klein augenblick / biß der zorn vber - gehet. Eſa. 25.
Wie viel beſſer war es Joſeph / daß er nicht ſo Alt ward als ſein Vater Jacob / ſondern auch von GOtt hingeraffet ward / damit er die grewliche beſchwerung / damit der nachkommende Tyranniſche Pharao / ſeine vnd ſeiner Kinder Kinder / belegete / nicht erlebete? Denn Kinderlein zu Bethlehem war es ja frey - lich beſſer / daß ſie in jhren jungen Jahren vom Herode vmbge - bracht wuͤrden / den wan ſie die grewliche verwuͤſtung der Stadt Jeruſalem vnd des Tempels hetten erleben ſollen. Muß alſo denen die GOtt lieben alles zum beſten dienen. Wie Paulus ſagt: zu den Roͤmern am 8 Capittel. Er weiß die ſeinen auß desRom. 8. anfechtung vnd noth wol zu erretten / wie abermahl geſchrieben2. Pet. 3. ſtehet in der ander Epiſtel Petri am 3. Capittel: Diß iſt ein trefflicher ſchoͤner troſt / in abſterben der vnſerigen / ja wen es mit vns ſelbſt an ein treffen gehen ſol. Den wir hoͤren ja wie gar guth es GOtt alsdan mit vns meine: Nemblich er guͤnnet vnsnichts[24]nichts boͤſes. Sondern er zeiget ſich wie ein lieber Vater / gegen ſeine lieben Kinder in Fewrs oder Waſſers noth bezeigen pffegt. Den da ſihet er fuͤrnemblich darauff / das er ſeine liebe Kinder er - retten moͤge / das vbrige / wens ja nicht anders ſein kan / ſchlegt er in die ſchantze / wen er nur die Kinder retten vnd dauon bringen kan. Eben alſo wen der zorn Gottes anbrinnet / ſo ſihet ſich vn - ſer Himliſcher Vater gemeiniglich nach ſeinen lieben Kindern vmb / raffet ſie durch den Todt hinweg / das ſie des Jammers auch nicht ſehen muͤſſen: Den vbrigen hauffen / leſt er durch die Reuter lauffen / vnd ſie treffn was ſie wol verſchuldet haben.
2. Zum Friede.Der ander nutz iſt / das ſie auß dem vnfriede dieſes Lebens / zum friede ſollen gebracht werden / den ſpricht alhie vnſer Pro -Pſal. 90. phet / Sie kommen zum Friede / Den was iſt doch dieſes Leben? Labor & dolor, Muͤhe vnd arbeit / Pſal. 90. Jn -2. Cor. 5. wendig furcht / außwendig ſtreit / 2. Cor. 5. Den aber kommen ſie zum Friede / vnd zum rechten beſtendigen Friede / das ſie mit Dauid getroſt vnd froͤlich ſagen: Sey nur zu frieden meinePſ. 116. Seele / den der HErr thut dir gutes / Pſal. 116.
3. Zur Ruhe bringet.Der dritte nutz iſt / das ſie ruhen werden in jhren Kammern. Vnd dieſer nutz gehet fuͤrnemblich den Leib an / wie der vorige die Seele. Denn wen der Leib in dieſem Leben mit vieler arbeit / mit langer Kranckheit abgemattet iſt / ſo ſol er in ſeinem grabe / in ſeinem Schlaffkaͤmmerlein fein ruhen vnd ſchlaffen / als in einem ſanfftem Faulbettelein / biß er auff den froͤlichen Morgen des Juͤngſten Tages widerumb aufferwecket / mit trefflicher klarheit / vnaußſprechlicher herrligkeit / vnd ſeliger vnſterbligkeit vmbgeben / vnd mit ſeinem lieben Seelichen wider - umb copulieret, vnnd in die ewige frewde vnd ſeligkeit ver - ſetzet wird.
An dieſen Troſt ſollen wir vns alle halten / vnd ſonderlich die vmb dieſen ſeligen Junckern bekuͤmmert ſein: Er hat zwar inſeinen[25]ſeinen beſten Jahren muͤſſen vmbkommen / vnnd weggeraffet werden. Es iſt aber vns zur warnung / jhm zum beſten geſche - hen / vns ſtehet das vngluͤck noch fuͤr (GOtt wende es) Er iſt dafuͤr gefreyet / Wir liegen im ſtreit vnd widerſtreben / Er iſt im friede / wir ſein in ſtetiger vnruhe / muͤhe vnd arbeidt / Er iſt in der ruhe.
Mit dieſem Wiſchtuͤchlein / wiſchet ab Jhr ſeine betruͤbte Mutter / Bruͤder / Schweſter / Schwaͤger / Freunde / vnd ver - wandte / ewre heiſſe Threnen / guͤnnet jhm die Ehre / fried vnd ruhe / die jhm GOtt jtzt geguͤnnet hat / Troͤſtet euch hiemit vn - ter einander / alß das jhr auch mit jhm nach GOTtes willen zu dieſem ſeligen friede / vnnd gewuͤnſcheter ruhe gelangen werdet. Vnd ſo viel von vnſerm fuͤrgenommen Text.
SO viel nun des Verſtorbenen S. Junckern Perſohn belangen thut / Ob wol von vielen fuͤr eine Heucheley geachtet wird / daß von demſelben viel geſagt / es auch wol von vielen mißgebrauchet wird: Weil es aber in der Chriſt - lichen Kirchen alzeit der gebrauch geweſen / daß man wolverdien - ter Leute bey jhrem letzten in Ehren gedencket / inmaſſen ſolchs auch auß dem alten Kirchen Lehrer Auguſtino zu ſehen / da er ſaget: Daß was bey den Begrebnuͤſſen verrichtet wird / ſeinlib. de Cura pr〈…〉〈…〉 mortuis Tom. 4. pag. 214. nicht mortuorum ſubſidia, ſed vivorum ſolatia, Daß iſt / daß damit den Verſtorbenen zwar wenig gedienet / denn nachge - bliebenen aber gleichwol ſolches zum troſt gemeinet ſey / ſo wol - len wir dem Chriſtlichem altem gebrauch nach / vnſerm ſeligen Junckern auch hiemit ſeine letzte Ehre thun / vnd darin vnſerm Text / ſo viel muͤglich / folgen.
Wie nun in demſelbigen der heilige Geiſt den gleubigen dreyDſchoͤne[26]ſchoͤne titul gibt / damit er ſie ruͤhmet / vnnd die billich ein jeglicher Chriſt an ſich haben ſol / ſo hoffe ich auch niemandt es mir verden - cken werde / daß ich dieſelbige / wie ich dan mit warheit / niemand zu liebe oder zu leid wol thun kan / auff vnſern S. Junckern ap - plicire.
Engel Rein wil vnd kan ich jhn nicht machen / denn er ein Menſche / in Suͤnden empfangen vnd geboren: Aber doch kan ich jhn mit gutem fueg vnter die Chriſten / davon vnſer Prophet geredet / wol rechnen.
Denn ob er wol Vhralten Adel: vnd Ritterlichen geſchlechts vnd ſtatliches herkommens geweſen / auß dem Lande zu Ruͤgen / wie den ſein Vater / der Weiland Edle / Geſtrenge vnd Ehrnve - ſte / Chriſtoff von Jaßmund / Fuͤrſtlicher Mecklenburgi - ſche Hoffmarſchalck zu Schwerin / vnd Heuptman zum Golt - berge geweſen / zugleich auch fuͤrnehme Kriegs aͤmpter alhie in Meckelnburg bedienet: Deſſen Bruder / vnſers ſeligen Jun - ckern Vettern / auch alle fuͤrnehme Leute geweſen / Wie den Heinrich von Jaßmund / Koͤnig Heinrich dem andern in Franckreich von Jugend auff gantz ruͤhmlich gedienet / auch endlich fuͤr einen Obriſten daſelbſt beſtellet worden: Der ſeine andere Bruͤder daſelbſt auch wol angebracht / vnd zu Kriegs - aͤmptern befuͤrdert / da ſie auch mehrentheils jhr Leben geendi - get / vnd in den Frantzoͤſiſchen Kriegen auffgangen.
Die Mutter aber / ſo noch jtzo nach Gottes willen im Leben / vnd mit bittern Threnen dieſes jhres ſehr lieben Sohns vnzeiti - gen abgang / beklaget vnd beweinet: Jſt die Edle viel Ehr vnd Tugentreiche Fraw / Jlſe Bugenhagen / des auch Ed - len / Geſtrengen vnd Ehrnveſten / Andreas Bugenhagen / Fuͤrſtlichen Pommeriſchen Erbmarſchalcks / vnnd Fuͤrſtlichen Meckelnburgiſchen Schweriniſchen Theils Hoffmarſchalcks vnd Heuetman auff Fuͤrſtenberg / zur Nering vnd Broch Erd -geſeſ -[27]geſeſſen / vnd der Edlen Ehr vnd Vieltugentſamen Margreta von Bredowen Eheleiblichen Tochter: Dahero jhm wegen der Schwert linien / Die Krakevitzen / Die Barnekowen / vnd die vom Rade / Die von der Lancken / vnd die von der Oſten / Die Wakenitzen / vnd Pretzen.
Von der Spinſeiten aber:
Die Bugenhagen / vnd Bredowen / Die Buͤlowen / vnd Hahnen / Die Noſſentinen / vnd Reßſtorff / Die Baſſevitzen / vnd Gonowen / Zum neheſten verwant geweſen vnd zugehoͤret / vnd ſolchs alles fuͤr der Welt ein groß anſehen hat: So hat doch vnſerm S. Junckern ſolches alles zur ſeligkeit nichts helffen moͤgen / in be -Hans Ernſt von Jaß - mund - iſt gebo - ren anne 1575. trachtung ſeiner Suͤndlichen empfengniß vnd geburt. Derowe - gen er den von ſeinen lieben Eltern / balt nach ſeiner Leiblichen ge - burt / Anno 1575. da er zum Goltberge geboren / neben ſeinem jtzt auch S: Bruder Vlrich Sigißmundt / mit dem er Zwilling geweſen / in beyſein etzlicher Hertzogen von Pommern vnd Me - ckelnburgk / welche den Gevattern ſtand in gnaden verrichtet / dem HErrn Chriſto in der heiligen Tauffe zugefuͤhret / vnd durch das Badt der Widergeburt / in den Bundt Gottes auffgenom - men / vnd der vnſchult vnd gerechtigkeit Chriſti theilhafftig ge - worden: Sich auch derſelben die gantze zeit ſeines Lebens getroͤ - ſtet / vnd ſich mit wahrem glauben daran einig vnd allein gehal - ten: Derowegen er auch zu den Gerechten / davon der Prophet in vnſerm Spruͤchlein vns Predigen laſſen / mit gehoͤret.
Er kan ferner vnd zum andern mit warheit auch vnter die Heiligen Leute gezehlet werden / denn ob man wol von ſeinerD ijange -[28]angeborner Heiligkeit nicht kan ſagen: Sintemahl der WeiſeProv. 20. Mann Salomon ſpricht / wer kan ſagen / ich bin rein: Jn den Sprichwoͤrtern am 20. Capittel: Jedoch weil wie zuvor in erklerung des Texts erwehnet worden / daß der Prophet dieſe heiligen Leute in ſeiner ſprache nennet Viros miſericordia - rum, Menner der barmhertzigkeit / kan ſolchs auch gar fein auff vnſern S. Junckern accommodieret werden. Denn er ein Vir miſericordiarum ein heiliger Mann / oder ein Mann der barmhertzigkeit geweſen / Paſsivè vnnd activè, Daß iſt / wan wir betrachten / was GOTt an jhme gutes gethan / vnd wie er ſelbſt hernach ſich verhalten habe. Denn ja GOtt der HErr an jhm groſſe barmhertzigkeit bewieſen / in dem er jhn nicht allein von Chriſtlichen vnd Gottſeligen Eltern hat laſſen geboren wer - den / von welchen er neben ſeinen Schweſtern derer ſechs vnd Bruͤdern derer mit jhm fuͤnff geweſen (aber etliche von jhnen ſchon in jhren jungen Jahren geſtorben / die andere von dem lie - ben GOtt / ein jglicher nach ſeiner gelegenheit ſtatlich vnd reich - lich verſorget) in wahrer GOTtes furcht vnd zu allen guten er - zogen / auch ein zeithero alhie zu Guͤſtrow / hernach zum Stral - ſunde zur Schulen gehalten worden / ſondern auch hernach / wie er zu Jahren gekoͤmen / jhn mit gutem vorſtand / geſchickligkeit vnd andern gaben gezieret / daß er ſo wol bey ſeinen ebenbuͤrtigen / als auch Hohes ſtandes Perſohnen gunſt vnd gnad erlanget / vnd dadurch / gleich wie ſein viel geliebter Bruder / der auch Elde / Ge - ſtrenge vnd Ehrenveſte Hans Chriſtoff von Jaßmund / dem Weiland Durchleuchtigen; Hochgebornen Fuͤrſten vnd Herrn / Herrn Carolo Hertzogen zu Mecklenburgk / etc. Chriſt - milden andenckens / vnd noch an jtzo dem auch Durchleuchti - gen / Hochgebornen Fuͤrſten vnd Herrn / Herrn Adolpff Frie - derichen / Hertzogen zu Mecklenburgk / etc. vnſerm gnedigen Fuͤrſten vnd Herrn / in Rathsbeſtellung trewlich gedienet / alſoauch[29]auch vnſer S. Juncker von dem auch Durchleuchtigen Hochge - boren Fuͤrſten vnd Herrn / Herrn Hans Albrechten Her - tzogen zu Meckelnburgk / etc. vnſerm auch gnedigen Fuͤrſten vnd Herrn / zu geheimen Raͤthsdienſten in J. F G. Ampt vnd Cantz - ley ſachen fuͤr 4. Jahren gnedig erfoddert vnd gezogen worden. Welchs den traun ein Dienſt der gnad vnd barmhertzigkeit Got - tes iſt / den was haſtu Menſch das du nicht empfangen haſt / ſagt Paulus 1. Cor. 3〈…〉〈…〉. Jn ſolchem Ampt hat ſich vnſer S. Juncker1. Cor. 3〈…〉〈…〉. Hans Ernſt von Jaßmund dermaſſen beſcheidentlich / vernunfftig / vnd in ſachen ſo jhm committieret verſchwiegen vnd vnverdroſſen bezeiget / daß vnſer gnediger Fuͤrſt vnd Herr an ſeinen dienſten vnd expedition ein gnediges gefallen / ſeine Herrn Collegæ die Fuͤrſtlichen Herrn Raͤthe / auch allezeit mit jhm / vnd er hinwieder mit jhnen gar gute correſpondentz ge - halten: Jnmaſſen den J. F. G. zu vnderſchiedlichen mahlen in ſeiner Kranckheit jhn Perſoͤhnlich beſuchet / vnd gnedig zuge - ſprochen haben / wie auch nichts weiniger von ſeinen. Herrn Col - legis geſchehen.
Wie nun der liebe GOTt an jhme dieſe wolthat vnd gnad bezeiget / ſo hat er ſich auch hinwieder ſchuͤldig erkant / ſich als ei - nen. Virum miſericordiarum als einen heiligen Mann / vnd Man der barmhertzigkeit zubezeigen. Jnmaſſen den jhm das gezeugniß von mir mit warheit kan gegeben werden / daß er das heilige Predigampt geliebet / geehret / vnd gerne gehoͤret / demſel - ben mit allen guten vorſchub gethan / wie mir ſolchs wol bewuſt / vnd viel erfahren haben / die auch zweiffels jhn ſolchs mit danck - barkeit wol gedencken vnd ruͤhmen werden.
Jnſonderheit iſt er ein Vir miſericordiarum ein heiliger Mann darin geweſen / in dem er Kindliche vnd Bruͤderliche liebe / Ehr vnd trewe geuͤbet vnd bewieſen / kegen ſeine Hertzliebe / jtzo aber hochbetruͤbte alte Mutter / wie auch ſeine vielgeliebte Bruͤ -D iijder[30]der vnd Schweſtern / Denn wie trewlich er denſelben gerathen / ſeiner lieben Mutter / in dero alter die Haußhaltung viel Jahr / ehe er zu Hoff gekommen / vorgeſtanden / ſeines Brudern ſtu - dia, wie derſelbe in Italia peregrinieret, vortſetzen helffen / auch ſeinen vielgeliebten Schweſtern / theils in jhrem betruͤbten Wit - wenſtande / theils da ſie ſonſten ſeines guten Rahts benoͤtiget / ge - dienet / auch ſonſten wie freundlich vnnd friedlich er mit jhnen ſemptlich gelebet / gedencken ſie jtzo offt / vnd mit vielen Threnen / ja ſagen wol / ſie haben keinen Bruder / ſondern wol etwas mehr an jhm verlohren. Wer wolte jhm derohalben auch dieſen ruhm der heiligen Kinder GOTtes abſchneiden / den ob er wol auch ſeine Menſchliche gebrechen gehabt: Weil wir aber imDom. 26. poſt. Trin. geſtrigen Evangelio gehoͤret / daß der HERR CHriſtus an je - nem groſſen Tage ſeines Juͤngſten Gerichts keiner Suͤnde ſei - ner heiligen gedencken wil / ſo wollen wir auch vnſers Junckern fehle ſchlaffen laſſen / weil ſie der HErr CHriſtus mit dem Mantel ſeiner vnſchult vnd heiligkeit bedecket hat.
Endlich vnnd zum beſchluß wird jhm auch der ruhm billig gegeben / daß er Richtig fuͤr ſich gewandelt habe. Denn jhm ein jglicher der mit jhm vmbgangen das gezeugniß geben muß / daß er Jederman mit gebuͤren der beſcheidenheit rich - tig vnteraugen gangen / ſeines beruffs vnd ampts geſcheffte / nach vermoͤgen trewlich vnnd fleiſſig verrichtet / auch zu gemeinem friede / wolſtand vnd beſten alzeit gerathen.
Jnſonderheit iſt er in glaubens vnd religions ſachen rich - tig / auffrichtig vnd beſtendig geweſen / hat darin nicht geſchieffelt oder hinder dem Berge gehalten / ſondern ſich frey zu GOTtes Wort / vnd der vngeenderten Augſpurgiſchen Confeſsion, vnd ſeinem Lutheriſchen Catechiſmo bekennet. Denn weil er von Jugend auff mit fuͤrnehmen Theologis, ſonderlich zu Witten - berg mit D. Hunnio vnd D. Geſnero bey den ſeligen con -ver -[31]verſieret vnd mit jhnen von Theologiſchen ſachen viel con - ferieret, vnd den grundt Goͤttlicher warheit wol gefaſſet / iſt er auch bey ſolcher erkanten vnd bekanten warheit beſtendig alwege geblieben / vnd ſolches bekentniß offentlich bekand / es auch / ſo viel an jhm / verthediget. Woran er den loͤblich / Chriſtlich / vnd wol gethan. Denn ob wol die lehre / daher er ſich allwege be - kant / heutigs Tags von den Calviniſten die ſich an jtzo die Re - formirten nennen / nicht wil guth geherſſen werden / ſo werden ſie doch in jhrem eigenen gewiſſen numehr / Gott lob / ſo weit ge - trieben / daß ſie in offentlichen ſchrifften bekennen muͤſſen / der Lutheriſchen Kirchen lehr vnd bekentniß von der wahren weſent - lichen kegenwart des Leibs vnnd Bluts Chriſti im H Abendt - mahl ſtoſſe nicht vmb die ſubſtantz vnnd fundament einiges artikels der religion, ſondern nur ein Heuptſtuͤck der Philoſophey, das nemblich ein Leib allein an einem orth zugleich ſein koͤnne. Wie Perkinſus ſchreibet in ſeinem deutſchen Catechiſmo am 724. blat. So be - kennen ja die Pfaͤltzer ſelbſt in jhrer trewhertzigen vermahnung am 27. blat. Daß wir Lutheriſchen den grund der ſeligkeit vnver - ruͤcklich behalten / vnd das ſie vns nicht zu verdammen begeren pag. 56. Vnd andere jhres mittels ſchleiben vnverholen / daßJacobus Adami in der vorrede ſeiner Chriſtli - chen ant - wort an einen E: Rath von Dantzig. wir in vnſerer lehre wol kuͤnnen ſelig werden: Darumb ſie ſich den auch vmb vnſere Bruͤderſchafft ſo hoch bemuͤhen. Welchs ſie traun nuͤmmer mehr thu[n][w]uͤrden / wen ſie eigendlich in jhrem Hertzen des gewiß wehren / daß vnſer bekentniß vnd lehre GOt - tes Wort zu wider / vnd vnſer Ceremonien Teuffeliſch vnd Ab - goͤttiſch jhrm vorgebẽ nach / wehren. Jſt demnach dieſes wie vnſer gegentheil ſelbſt geſtehet / alſo / daß wir nemblich in vnſer lehre koͤn - nen ſelig werden / vnd aber nur ein einziger weg iſt zur ſeligkeit / ſo kan man ja mit gutem gewiſſen von demſelben nicht abſichen / wo fern man nicht an der ſeligkeit wil Schiffbruch leiden: Jnmaſ - ſen auch vnſer ſeliger Juncker Hans Ernſt von Jaßmunddabey[32]dabey beſtendig biß an ſein ſeliges ende geblieben / auch ſich dazu / wie ich drey Tage zuvor zu jhm erfoddert / bekennet.
Denn ſo balt ich zu jhm gekommen / hat er als balt nur ge - ſagt / daß er fuͤr ſechs Wochen zu Roͤddelin bey ſeinem alten Pa - ſtorn das H. Abendmahl gebrauchet / ſich auch damit in dieſer ſeiner ſchwacheit troͤſtete. Vnd wie ich jhm darauff den Spruch des alten Kirchvaters Jrenœi zu gemuͤt gefuͤhret / Corpora noſtra Euchariſtiam percipientia jam non ſunt corrupti - bilia: ſpem reſurrectionis Vivam habentia. Daß iſt / vn - ſere Leibe koͤnnen im Grabe nicht bleiben / ſondern werden gewiß - lich am Juͤngſten Tage zum ewigen Leben wider Aufferſtehen. Weil ſie des Lebendigmachenden Leibs vnd Bluts des HERrn Chriſti im H Abendmahl durch wahren glauben vnd hoffnung ſind theilhafftig geworden: Hat er ſich daruͤber ſehr erfrewet vnd geſagt / daß iſt doch troͤſtlich vnd ſchoͤn. Vnd wie wir da - her vrſach bekoͤmen mit einander vom heiligen Abendmal zu re - den / vnd ſonderlich von der Calviniſten meinung / die da fuͤrge - ben vnd lehren / daß vnſer glaub ſich in den Himmel erſchwingen / vnd den Leib CHriſti / der allein droben im Himmel / vnnd nicht mehr hie vnten auff Erden iſt / daſelbſt ergreiffen / vnd den ver - dienſt CHriſti jhm zueignen muͤſſe. Da ſagt er ſelbſt darauff /‘” Wie wen den eins glaube ſo ſchwach were / daß er” nicht konte den Himmel erreichen / wie wuͤrde den” ein ſolcher Menſch das Abendtmahl halten? ’ ()” Sehr wolgeredet: Derowegẽ hirauß anderer mehr ſchoͤner redẽ / von der kegenwart des Herrn Chriſti auch nach ſeiner angenom - menen Menſchlichen Natur bey ſeinen gleubigen zugeſchweigen / vnſchwer abzunehmen / welches glaubens vnd bekentniß der S. Juncker geweſen. Er hatte auch ohn allen zweiffel mit dem cibo immortalitatis, Daß iſt / mit der ſpeiſe der vnſterbligkeit wie Cyprianus redet / oder wie Irenæus ſagt / pignore noſtræ ſalutis & reſurrectionis, mit dem pfande vnſerer ſeligkeit vndauff -[33]Aufferſtehung / daß iſt mit dem H. Sacrament des Leibs vnnd Bluts CHriſti / fuͤr ſeinem letzten ſich gern widerumb geſtercket vnd erquicket / wen nicht die Kranckheit vber hoffnung vberhand genommen. Er hat ſich aber die letzten Stunde fuͤr ſeinem ab - ſchiede / an dẽ HErrn Chriſtum vnd deſſelben heiliges vnd tewres verdienſt ſteiff vnd feſt mit wahrem glauben gehalten / auch offt - mals / da jhm die ſprache beginnete etwas beſchwerlich zu wer - den / wann jhm von mir oder anderen vmbſtehenden fuͤrnehmen Leuten / von ſeinen Herrn Collegis, fuͤr gebetet / vnnd troͤſtliche Spruͤche zugeſprochen / dieſelbe alzeit mit Ja bekrefftiget / vnd iſt alſo den abgewichenen 26. Octobris ſeines alters im 41. Jahr / ſeliglich in dem HErrn entſchlaffen / fuͤr vielem vngluͤck hinwegk geraffet vnnd zu friede gebracht / der Leib wird auch ruhen in ſei - nem Kaͤmerlein / in welches er jtzt ſol geſetzet werden / biß an den lieben Juͤngſten Tagk. Wir die wir noch vbrig ſein / muͤſſen mit gedult erwarten / was GOtt vber vns verhenget hat. Wir wollen jhn aber von grund vnſers Hertzen demuͤtig anruffen vnd bitten / er wolle ſich vnſer liebes Vaterland in gnaden laſſen be - fohlen ſein / vnſers gnedigen Fuͤrſten vnnd Herrn / in J. F. G. hochbetruͤbten Witwenſtande troſt / der Jungen Fraͤw: vnnd Herrlein Vater ſein / vns fuͤr allem vbel vnnd gefahr bewahren / alles vngluͤck kehren / vnd nach ſeinem gnedigen willen wenden: Die noch vbrigen Herrn Raͤthe mit ſeinem heiligen Geiſt in al - lem gutem regieren vnd erhalten / vnd auch vns wen vnſer Stuͤn - delein kommen wird / ein ſeliges ende beſcheren / vnd mit gnaden auß dieſem Jammerthal zu ſich nehmen in den Himmel. Amen. Hilff O HERR JESV CHriſte / Amen. Sprecht hierauff ein andechtigs Vater vnſer.
Eilhardus Lubinus.
CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
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