DEr Vater der Barmhertzigkeit / Vnd2. Cor. 1. ꝟ 3.Eſa. 51. ꝟ 12. Gott alles Troſtes / welcher am allerbeſten troͤſtenDan. 8. ꝟ 19. kan die betruͤbeten / auffrichten die Niedergeſchlagenen /Eſa. 41. ꝟ 10. ſtaͤrcken die Schwachen / Geſundt machen die Krancken /Luc. 5. ꝟ 15. vnd Erwecken die todten; Der wolle auch gegenwertigeJoh. 11. ꝟ 26. betruͤbete troͤſten / Vns alle mit ſeiner Gnadenhand auff - richten / ſtaͤrcken / bey Geſundtheit Leibes vnd der Seelen erhalten / vnd endlichen ein ſeeliges ende verleyhen / vnd vns alle zum Ewigen leben erwecken. Amen.
ERlauchte / Zum theil betruͤbete / alle - ſambt aber von GOtt geliebete Chriſten / gleich wie die groſſe Welt vielen vnd mancherleyen Veraͤnderungen vñ Abſonderungen vnterworffen; Jn dem jtzundt der Sommer dem Herbſt / baldt der Herbſt dem Winter / vnd der Winter dem Fruͤhling / dieſer aber dem Sommer weichen muß: Baldt iſts Warm / baldt Kalt / baldt Regnets / baldt iſt ſchoͤn Wetter / baldt iſts Tag / baldt Nacht: Alſo hats auch eine beſchaffenheit mit ď kleinen Welt dem menſchẽ / baldt iſt er Kranck / baldt Geſundt: baldt Froͤlich / baldt Trawrig / baldt Schlaͤffet er / baldt wacht er / jetzt gehet er / baldt ſitzt er / ꝛc. Sonderlich aber finden ſich bey jhm drey Separationes vñ Abſonde -Tres homi - nis Separa - tiones. rungen. Die 1. iſt Separatio moleſta, eine beſchwerdte Abſonderung Wenn einer von ſeinem gutten Freunde / vnd Er wieder von jhm ſcheiden muß. Denn obs zwar an dem / das gutte Freunde eine1. Moleſta. Zeitlang bey einander bleiben / Sich mit Lieblichen Geſpraͤchen / ſonderlich / wenn ſie eine geraume Zeit einander nie geſehen haben / erluſtigen; ſo muͤſſen Sie doch endlichen / weil die finſtere Nacht einfellet / einander wieder geſegnen / vnd ein jeglicher in ſeinen orth gehen; Wie ſolches zu ſehen an den rechten Hertzfreunden David vnd Jonathau / I. Sam. 20. Die 2. iſt Separatio moleſtior, eine1. Sam. 20. beſchwertere Abſonderung / wenn die Seele vom Leibe abſcheidet. 2. Moleſtior. A ijGleich[4]Gleich wie nun dieſe Zweene vertrawte Freunde / Leib vnd Seele / eine Lange zeit in gutter Correſpondentz mit einander gelebet / vnd boͤſes vnd guts mit einander anßgeſtanden: Alſo iſt die Trennung durch den todt zumahl ſchmertzlich / nicht allein den Sterbenden / ſondern auch den vberbleibendẽ / weil nach Ariſtotelis meinung ď todtAriſtotel. das aller ſchrecklichſte ding in der Welt iſt. Die 3. iſt Separatio3. Moleſtißi - ma. moleſtiſſima, die aller beſchwereſte Abſonderung / wenn der Menſch ſich von Gott zum Teuffel wendet / verleugnet ſeinen Tauffbundt / vnd Lebet ohne wahre Buſſe in aller Gottloſigkeit / wie Saul, Achito - phel, Judas vñ andere gethan. Vber ſolche Leute ſchreyet Gott weh beim Propheten Hoſea am 7 Cap. Wehe jhnen / das ſie von mirHoſ. 7. ꝟ 13. weichen / ſie muͤſſen verſtoͤret werden. Von dieſen weichet wieder -Hoſ. 9. ꝟ. 2. umb Gott / drumb ſagt Er im 9 Cap. Wehe auch jhnen / weñ Jch von jhnen gewichen bin. Denn da weichet das Licht das alle Menſchen erleuchtet / Joh: 1. Da weichet die Frewde / ohne welcheJoh. 1. ꝟ. 9. lauter Angſt vnd Leidt bey dem Menſchen iſt / Joh: 15. Da weichetJoh. 15. ꝟ 12. das Leben / Joh: 14. vnd folget der Ewige todt.
Vor ſolcher ſchrecklichen Abſonderung ſollen wir vns huͤtten / vnd GOtt bitten / das Er vns mit ſeiner Gnadenhandt halten / leyten vñ fuͤhren wolle! damit wir von jhm nicht weichen / ſondern biß ans ende bey jhm beſtaͤndig bleiben moͤgen. Welches auch vnter andern gethan D. Jacobus Andreæ SS. Theol. D. vnd Profeſſor zuD. Jacobus Andreæ. Apoph. morient. fol. 109. Tuͤbingen / als derſelbte Anno 1590 Kurtz vor ſeinem Tode ge - fraget wurde / wie Er gelebet / vnd wie Er auch nun gedaͤchte zu - ſterben / hat Er geantwortet: A Deo non ſeparatus, Von Gott nicht abgeſondert / vnd hat darauff den Spruch zun Roͤm. am 14. Cap. geſprochen: Leben wir / ſo Leben wir dem HErren /Rom. 14. ꝟ. 8. Sterben wir / ſo ſterben wir dem Herren / darumb wir Leben oder ſterben / ſo ſindt wir des Herren. Auß dieſem Spruch / hat ein gelehrter Mann ein fein Distichon gemacht:
Vivo Tibi, moriorꝙ Tibi dulciſſime Jesu, Mortuus & vivus, ſum maneoꝙ tuus. Das iſt.Vnd[5]Dir wil Jch Lebn HErr JEſu Chriſt /Dir wil Jch ſterbn zu jeder friſt /Von dir ſol mich nicht ſcheidn / O Gott /Weder das Leben noch der Todt.
Vnd jene Gottſelige Fuͤrſtin / Fraw Catharina, Augusti. Churfuͤrſtens zu Sachſen Fr: Mutter ſagte An. 1561. den 6 Junij, Kurtz vor Jhrem ſeeligen Ende: Jch wil an Chriſto vnd ſeinem Verdienſt hangen / wie ein Klaͤtte am Rock / welche ſich eher Zu - reiſſen leſt als abgehet. Eben dieſes hat auch gethan vnſere Seelig verſtorbene Fr. Superintendentin: Gleich wie Sie in der H. Tauffe mit dem Sohn GOttes vereiniget / ein Gliedtmaß der Chriſtlichen kirchen worden / alſo hat ſie auch die Zeit jhres Lebens dahin getrachtet / wie ſie jhrem HErren Chriſto gefallen / bey Jhm beſtaͤndig bleiben / vnd durch Jhn die Seeligkeit erlangen moͤge. Ob ſie nun zwar von jhren lieben Kindern vnd Freunden geſondert / Leib vnd Seele auch getrennet: ſo Lebet ſie doch jtzundt der Seelen nach inn Vnaußſprechlicher Wonne vnd Herꝛligkeit. Der Leib welcher noch vor vnſern Augen / im Sarg eingeſchloſſen / ſtehet / ſol auch alſo baldt in die Erden / die vnſer aller Mutter iſt / geleget werden: Da er wird ruhen von aller Arbeit / vnd warthen auff den froͤlichen Aufferſtehungs tag; Da Er mit der Seele wieder vereiniget / GOTT anſchawen wird ſambt allen Außerwehlten im Ewigen Frewden leben.
Damit aber die Betruͤbten ferner getroͤſtet / vnd wir alle zum ſeeligen Sterbeſtuͤndlein moͤgen angemahnet werden: Wollen wir das Davidiſche Spruͤchlein auß dem 27 Pſalm / welches jhr die Seelige Fr: Superintendentin ſelbſt zum Leichtext erwehlet Zu er - klaͤren vor die Hand nehmen. Weil wir aber darzu beduͤrffen die Gabe des H. Geiſtes / als ruffen wir die Goͤttliche Allmacht an / in einem Glaͤubigen Vater Vnſer.
Pſalm. 27. v. 13. Jch Glaͤube aber doch das Jch ſehen werde das gutt des HErꝛen im Lande der Lebendigen.
ERlauchte / Zum theil Betruͤbete / alleſamb von GOtt geliebte Chriſten / der Wolgeplagte Mann Job ſaget in ſeinem Creutzbuͤchlein am 30. Cap:A iijIch[6]Chriſtliche Leich vndJob. 30. ꝟ. 23.Jch weiß du wirſt mich dem todt Vberantworten / das iſt das beſtimbte Hauß aller Lebendigen.
Jn dieſen Worten erſcheinet / 1. Jobi Pietas, Die Gottſeligkeit des lieben Jobs. Ob er gleich wie andere1. Iobi pietas Menſchen ſein Gebrechligkeit an ſich gehabt / alſo das er auch den Tag ſeiner Geburt verflucht im 3 Cap: dennochJob. 3. ꝟ. 2. ſich wieder recolligiret, alles dem lieben GOtt anheimJob. 13: ꝟ 15. ſtellet / vnd mit vnerſchrockenem Gemuͤth ſagt im 13 Cap. Siehe Er wird mich doch erwuͤrgen / vnd Jch kans nicht erwartten / doch wil Jch meine Wege vor Jhm ſtraffen / Er wird ja mein Heil ſein. Oder wie es in der Lateiniſchẽ Bibel lautet: Etiam ſi occiderit me Dominus, tamen ſperabo in eum, Ob mich gleich der HERR toͤdten wirdt / wil Jch dennoch auff jhn hoffen. Darauff thutJob 19. ꝟ 23. ſeqq. Er ſein ſchoͤnes Bekaͤndtnuͤß im 19 Cap. Jch weiß das mein Erloͤſer lebet / der wird mich hernach auß der Erden aufferwecken / vnd werde darnach mit dieſer meiner haut vmbgeben werden / vnd werde in meinem Fleiſche Gott ſehen: Denſelben werde Jch mir ſehen / meine Augen werden jhn ſehen vnd kein frembder. Eben dieſes ſehen wir auch allhier / deñ ob zwar der liebe Job auß vngedult jhm Gott den HERREN im 21 Verß dieſes 30 Cap: eingebildet als einen grauſamen Tyrannen / wenn er ſaget vnd klaget: Du biſt mir verwandelt in einen grau - ſamen / vnd zeigeſt deinen Gram̃ an mir mit der ſtaͤrcke deiner Hand: Dennoch troͤſtet Er ſich baldt im ange - zogenen 23 Verß / das ſolch ſein Leiden nicht Ewig weh - ren werde: Sondern es werde der Todt vnd die Ewige Herꝛligkeit baldt drauff folgen / wie ſolche Gottſeeligkeit vnd wahre Beſtaͤndigkeit auß ſeinem gantzen Buche ab - zunehmen iſt.
Zum[7]Ehren Predigt.Zum 2. iſt allhier Mortis veritas, Des Todes Gewiß -2. Mortis Ve - ritas. heit / wenn Job ſaget: Jch weiß du wirſt mich dem Todt Vberantworten. Es iſt der alte Bundt / ſaget SirachSir. 14. ꝟ 18. am 14 Cap. Du muſt ſterben / vnd der Autor der EpiſtelHebr. 9. ꝟ. 27. an die Hebreer ſaget am 9. Cap. Es iſt den Menſchen geſetzet ein mahl zu ſterben / darnach aber das Gericht. Quod moreris certum eſt, incertũ quomodo quandoBernhard. ſaget der Alte Lehrer Bernhardus, Der Todt iſt gewiß / aber vngewiß iſt die arth vnd ſtunde des Todes. Vber welche Worte der Gottſeelige Juriſt Joachimus â Beuſt dieſes Diſtichon gemacht:
Mors certa eſt, incerta dies, hora agnita nulli Si ſapis, extremam quamlibet eſſe puta.Das iſt:Das du wirſt Sterben iſt gewießAber die Stundt iſt vngewieß /Drumb denck vielleicht wird jtzt der TodtDich erloͤſen von aller Noth.
Denn es heiſt Accidit in puncto quod non ſperatur in anno, Es geſchicht offt in einem Augenblick / deſſen man ſich das gantze Jahr nicht verſehen hat. Derowegen ſich ein jeder bey Zeiten zum ſeeligen Simeonis ſtuͤndtlein ge - faſt machen ſol / darzu wir vermahnet werden von dem Weiſen Lehrer Sirach am 18 Cap. Spare deine BuſſeSir. 18. ꝟ 22. nicht biß du Kranck wirſt / ſondern beſſere dich weil du noch Suͤndigen kanſt. Verzeuch nicht fromb zu werden / vnd harꝛe nicht mit beſſerung deines Lebens biß an denAugustin. todt. Serò enim, ſagt der Alte Lehrer Auguſtinus, pa - rantur remedia, quando mortis imminent pericula, Das iſt / Es iſt zu lang gewartet / wann man ſich wil zum Tode bereiten / da er ſchon auff der Zunge ſitzt.
A iiijZum[8]Chriſtl: Leich vnd3. Mortis va - rietas. Zum 3. iſt allhier Mortis varietas, Des Todes Vngleich - heit. Wir wiſſen nicht wie der liebe Gott vns dem Tode wird vberantworten / ob es werde geſchehen Natuͤrlicher weiſe / das wir werdẽ auffm Bette bey den vnſrigen / oder in der frembde ſterben. Oder ob wir Gewaltſamer weiſe werdẽ hingeriſſen werden / wie Cain ſeinen Bruder AbelGen. 4. ꝟ. 9. ermordete / Gen. 4. Ehud Eglon, der Moabiter Koͤnig /Jud. 3. ꝟ. 21. Jud. 9. ꝟ. 5. Jud. 3. Abimelech ſeine 70 Bruͤder / Jud. 9. Doeg die1. Sam. 22. ꝟ. 18. 2. Sam. 2. ꝟ. 23. 85 Prieſter / 1. Sam. 22. Abner den Aſahel, 2. Sam. 2. Joab den Abner, 2. Sam. 3. Oder ob es auff andere art vñ weiſe werde geſchehen / das entweder der Menſch ſelbſt Hand2. Sam. 3. ꝟ. 27. an ſich legt / wie Achitophel, 2. Sam. 17. Vnd Judas Matth. 27. Die ſich erhengt haben: Oder das einer mit2. Sam. 17. ꝟ. 23. Saul inn ſein eygen Schwerdt faͤllet vnd ſich erſticht 1. Matth. 27. ꝟ. 5.Sam. 31. mit Rhaziâ ſich zu Tode ſtuͤrtzet / 2. Maccab. 14. Von welchem Auguſtinus geſchrieben: Non fuit vir iſte1. Sam. 31. ꝟ. 4. 2. Mac. 14. ꝟ. 37. eligendæ mortis ſapiens, ſed ferendæ humilitatis im - patiens, Das iſt / Dieſer iſt nicht Weiſe geweſen / jhm einen todt zu erwehlen / ſondern vngedultig die DemuthAuguſtin. vñ Schmach zu tragen. Vor welchem tode vns alle Gott behuͤtten wolle / ein jeder ſol auch denſelben fliehen vnd meiden. Oder der Menſch kan durch einen andern vnfall vmbs Leben kommen / wie Simſon, den das Hauß er -Jud. 16. ꝟ 30 Job. 1. ꝟ. 19. ſchlug Jud. 16. Deßgleichen Jobs Kinder Job. 1. Eutychꝰ der vnter der Predigt ſchlaͤfft vnd vom Soͤller ſich zu todeAct. 20. ꝟ 9. faͤllet / Actor. 20. Oder wenn auff andere art vnd weiſe der Menſch ſtirbt.
4. Vitæ finis & beati - tas. Zum 4. iſt alhier Vitæ finis & beatitas, Vnſers Lebens End vnd Seeligkeit: Weñ Job ſaget / das iſt das beſtim̃te Hauß aller Lebendigen. Wenn der Menſch lange in ſei - nem Welt Hauſe gewohnet / ſo muß er daſſelbige raͤumennach[9]Ehren Predigt.nach dem Sprichwort / weß das Hauß / dergehe hinauß. Piorũ du - plex post mortem domus. Da hat ein Gottſeeliger Menſch zwey andere Haͤuſer / darein er Zeucht.
Das 1. iſt / Domus tenebricoſa, Das finſtere Grab -1. Tenebri - coſa. hauß / darein vnſer Leib geleget wirdt. Davon ſagt Job am 17 Cap. Wenn Jch gleich lange harꝛe / ſo iſt doch die Helle mein Hauß / vnd im Finſternuͤß iſt mein Bette ge -Job 17. ꝟ 13. macht. Da er dann nach art der H. Schrifft durch die Helle das Grab verſtehet. Dieſes Hauß iſt finſter / denn vnſer Augen ſind durch den todt geſchloſſen das wir nicht ſehen koͤnnen. Es iſt finſter wegen der Schwartzen vnd finſtern tieffen Erden darinnen kein Licht iſt. HiervonEſa. 26. ꝟ. 23. ſaget auch GOTT beym Propheten Eſaiâ am 26 Cap. Gehe hin mein Volck in eine Kammer / vnd ſchleuß die Thuͤr nach dir zu / Verbirge dich ein klein Augenblick biß der Zoꝛn voruͤber gehe. Vnd im 56 Cap. Die GerechtenEſa. 56. in fine. werden weg gerafft vor dem Vngluͤck / vnd die Richtig vor ſich gewandelt haben / kom̃en zum Friede / vnd ruhen in jhren Kammern.
Das 2. iſt / Domus glorioſa, Das herꝛliche Himmel -2. Glorioſa. Hauß / dahin kom̃t die Seele der Außerwehleten. Dieſes wird in vnſerm Spruche genennet / Terra viventium, Das Land der Lebendigen. Denn daſelbſt iſt ipſa vita, das Leben ſelbſt GOtt: Es iſt vita Angelica, das Eng - liſche Leben / vita electorum æterna, das Ewige leben der Außerwehleten. Da wird kein Leid noch Geſchrey /Apoc. 21. ꝟ. 4. noch Schmertzen ſein. Apocal. 21. Es ſein aber dieſe ab - geleſene Davidiſche Wort nichts anders als ein Geiſt - licher Abrieß vnd Landtafel des Ewigen lebens. Wenn wir gerne wiſſen wollen / waß vor eine Beſchaffenheit in dieſem oder jenem weit abgelegenen Lande ſey: ſo pflegenBwir[10]Chriſtl: Leich vndwir die Mappen anzuſehen. Hier habẽ wir einen feinen abrieß vnd Contrafactur des Ewigen lebens. Demnach ſo laſſet vns ſolches Spruͤchlin in der Furcht des HErꝛen ein wenig betrachten / vnd auß demſelben diß einige Lehr - Puͤnctlein abhandeln / welches heiſt Efficaciſſimũ pio - rum ſub cruce & morte ſolatium, Der aller kraͤfftigſte Troſt / den die Fromen in Noth vnd Todt haben ſollen. Welches wir in diß Leich latein faſſen wollen:
Das iſt:Terra viventiumSolamen morientium.Das ſchoͤn Land der LebendigenSol ſein ein Troſt der Sterbenden.
Der Ewige Sohn GOttes / welcher mit ſeinem Tode das Ewige leben vns erworben hat: Der verleyhe zum Lehren vnd Anhoͤren ſeine Gnade / das wir nicht allein Chriſtlich lebẽ / ſondern auch dermal eines Seelig ſterben vnd ins Land der Lebendigen eingehen moͤgen. Amen.
DEr 27 Pſalm / auß welchem vnſer Spruͤchlein ge - nommen / kan gar wol genennet werden / Inex - pugnabile viventium contra mundum & diabolum munimentum, & ſalutare morientiũ aſylum, Das iſt der Lebendigen Menſchen vnuͤberwindliche Paſtey vnd Feſtung wieder den Teuffel vnd die Welt: Vnd dann auch eine ſichere Freyſtadt / dahin die ſterbenden in jhrer letzten Noth hinfliehen koͤnnen. Sintemal in demſelben gar fein vnſer Chriſtenthumb nach dem Eingang / Fort - gang vnd Außgang vns wird vorgebildet. Denn 1. So haben wir vitæ Chriſtianæ exordium, Den Anfangvnſers[11]Ehren Predigt.vnſers Chriſtlichen lebens in dem Anfang des Pſalms / wann David ſagt. Der HERR iſt mein Liecht vñ meinꝟ. 1. Heil / fuͤr wehme ſolte ich mich fuͤrchten? Der HERR iſt meines Lebens krafft / fuͤr wehme ſolte mir grawen? Deñ Gott der HERR iſt vnſer Liecht Heil vnd Lebens krafft in noſtrâ generatione, wenn wir in dieſe Welt gebohren werden / da muß Er das beſte bey der Geburth thun / wie Koͤnig David ſolches bekennet im 22 Pſalm /Pſal. 22. ꝟ 9. wenn Er ſaget: Du haſt mich auß meiner Mutter leibe gezogen. Auch ſolches mit Danck ruͤhmet im 139 Pſalm:Pſ. 139. ꝟ 14. Jch dancke dir Gott / das ich ſo wunderlich gemacht bin / vnd das erkennet meine Seele wol. Darnach iſt Er auch vnſer Liecht / Heil vnd Lebens krafft in noſtrâ regene - ratione in vnſer Wiedergeburth / wenn wir durch die Heil. Tauffe von Suͤnden abgewaſchen / mit GOtt ver - ſoͤhnet / vnd vnſer Nahme ins Buch des Lebens einge - ſchrieben wirdt: Wie deßwegen Chriſtus ſeine Juͤnger ſich frewen heiſſet / Luc. 10. Frewet Euch / ſpricht Er / dasLuc. 10. ꝟ. 20. Ewer Nahmen im Him̃el geſchrieben ſein. Zum 2. haben wir vitæ Chriſtianæ medium, das mittel vnſers Chriſt - lichen lebens / welches wir habẽ im mittel dieſes Pſalms / da Koͤnig David ſetzet den Syllogiſmum practicum: Mein Hertz helt dir fuͤr dein Wort jhr ſolt mein Antlitz ſuchen: Darumb ſuche ich auch HERR dein Antlitz. Dieſen Syllogiſmum vnd Schlußrede ſollen wir reſol - viren vnd practiciren die gantze Zeit vnſers Lebens.
Majorem propoſitionem haben wir in Gottes wort: Das / wer GOtt anruffet / der ſol erhoͤret vnd erꝛettet werden / im 50 Pſalm: Ruffe mich an zur Zeit der noth /Pſ. 50. ꝟ. 15. ſo wil ich dich erꝛetten / vnd du ſolſt mich Preiſen. Oder wie hier David redet / Jhr ſolt mein Antlitz ſuchen.
B ijDarauff[12]Chriſtl: LeichDarauff ſubſumiret David vnd alle Chriſtglaͤubige: Jch HERR ſuche dein Antlitz: Mein Hertz helt dir ſolch dein Wort fuͤr: Ergò, ſo wirſtu mich erhoͤren: Ja du muſt mir / laut deiner Zuſage / helffen vnd auß allen Noͤthen erꝛetten. Hæc vis Deo grata eſt, Dieſe gewaltTertullian. vnd Zwang iſt Gott lieb vnd angenehm / ſagt Tertullia - nus. Da halten wir den lieben Gott mit ſeinem eigenenGeneſ. 32. ꝟ. 27. Wort / vnd ſagen mit dem Patriarchen Jacob Geneſ. 32. HErr / Jch laſſe dich nicht du ſegneſt mich denn.
O wolte GOtt wir hielten ſteiff vnd feſt vnſern trewen Heyland Chriſtum / ſo wuͤrden wir auch mehr huͤlff vnd Erꝛettung ſpuͤren. Sintemal der Sohn GOttes doch endlichen ſich muß erbitten vnd gleichſam vberwinden laſſen / das Er auch wie dort zu dem Cananeiſchen Weib -Matth. 15. ꝟ. 28. lein Matth. 15. ſaget: O Weib dein Glaube iſt groß / dir geſchehe wie du wilt. Zum 3. haben wir vitæ noſtræ & Pſalmi exodium, Den Außgang vnſers Lebens: Weñ im beſchluß des Pſalms David ſaget: Jch glaͤube / doch das Jch ſehen werde das gutt des HERREN im Lan - de der Lebendigen. Dahin ziehlet nun vnſer gantzes Chriſtenthum̃ / wie wir deromal eines ſollen zu Gott ins Ewige leben kommen.
Es werden vns aber in dieſen verleſenen Worten vor - gehalten dreyerley. Das 1. iſt Subjectum, Wer die jenigen ſein / oder wie ſie ſollen qualificiret vnd geart -1. Subjectũ tet ſein / die da ſollen zu GOTT inn Himmel kommen. 2. Objectũ. Das 2. iſt Objectum, wohin die Außerwehleten Kinder GOttes kommen / Nemlich ins Landt der Lebendigen. 3. Adjũctũ. Das 3. iſt Adjunctum, Was nemlich die Heiligen Got - tes im Lande der Lebendigen zu gewartten haben.
Das[13]vnd Ehren Predigt.Das 1. Welches wir hier zu betrachten haben / iſt das1. Subjectũ. Subjectum, welche werden ſein die Einwohner des Him - liſchen Jeruſalems. Dieſe beſchreibet vns der Koͤnigliche Prophet David gar fein in ſeiner eigenen Perſon / wenn Er ſaget: Jch glaͤube aber doch das ich ſehẽ werde. Mit welchen Worten Er andeutet / das die Einwohner des Himliſchẽ Jeruſalems vñ Landes der Lebendigẽ ſollenSint 1. Davides. ſein. 1. Davides, welche auch mit Koͤnig David koͤnnen ſagen: Jch aber. Jtem / Das ich ſehẽ werde. Das Wort / Ego, Jch / welches zweymal hier geſetzet wirdt / muͤſſen wir wol ponderiren vnd erwegen: Denn daſſelbe heltDavid Eſt 1. Imago mi - ſeriæ. vns vor in der Perſon Davids. 1. Imaginem miſeriæ, ein Bildtnuͤß des Elends. Koͤnig David klaget in dieſem 27 Pſalm hefftig vber ſeine Feinde / denn Er baldt im 2. Verß ſich der huͤlffe Gottes wieder ſeine Feinde troͤſtet:Pſ. 27. ꝟ. 2. Darumb ſo die boͤſen meine Wiederſacher vnd Feinde an mich wollen mein Fleiſch zufreſſen / muͤſſen ſie anlauffen vnd fallen. Vnd im folgenden Verß: Wenn ſich ſchonꝟ. 3. ein Heer wieder mich leget / ſo fuͤrchtet ſich dennoch mein Hertze nicht / Wenn ſich Krieg wieder mich erhebet / ſo verlaſſe Jch mich auff Jhn / Dergleichen wiederholet er im 5 vnd 6 Verß / vnd im 7. bittet Er Gott vmb Schutz vnd Erꝛettung von allen ſeinen Feinden / in maſſen auch geſchicht im 9. 10. 11. vñ 12. Verß. Von ſolchem Elendtꝟ. 9. 10. 11. 12. redet David auch an andern orten / als im 6 Pſalm klaget Er: Jch ſchwemme mein Bette die gantze Nacht / vndPſal. 6. ꝟ. 6. netze mit meinẽ Thꝛaͤnen mein Lager. Jtem / im 38 Pſal:Pſ. 38. ꝟ. 18. Jch bin zu Leiden gemacht / vnd mein ſchmertz iſt jmmerPſ. 40. ꝟ. 18. fuͤr mir. Deßgleichen im 40 Pſalm: Jch bin Arm vndDavid mi - 1. (ſer. Ob Saulũ ᵱſequentẽ. Elendt. Vnd ſolches thut Er nicht ohn Vrſach / denn er hatte 1. Saulum perſequentem, den Tyrannen SaulB iijder[14]Chriſtl: Leich vndder Jhn verfolgete / wie Er wegen ſolcher vnbillichen1. Sam. 24. ꝟ. 15. Verfolgung den Koͤnig Saul ſelbſt anredete / 1. Sam. 24. Wem jageſtu nach einem todten Hunde / einem einigen Floch? Baldt wolt jhn Saul mit ſeinem Spieß an die1. Sam. 18. ꝟ. 11. Wandt ſpieſſen / wie zu leſen 1. Sam. 18. Baldt jaget Er jhm nach vnd wolte jhn durchauß todt habeu / Jnmaſſen denn der liebe David 10 Jahr in dem elenden Exilio hat2. Ob Filium affligentẽ. muͤſſen herumb terminiren. Zum 2. hatte Er Filium affligentem ſeinen eigenen Sohn Abſolon / der jhm nach Leib vnd Leben trachtete: Denn Er ſtahl das Hertz der2. Sam. 15. ꝟ. 6. Maͤnner in Jſrael / 2. Sam. 15. vnd verjaget den Vater von Land vnd Leuten. O wie betruͤbt gieng doch der liebe Vater den Oelberg hinan! Wie weinete Er vnd hatte ſein Haupt verhuͤllet ſam̃t allem Volck das bey jhm war! 2. Sam. 15. ꝟ. 31.Wie ſeufftzete Er zu Gott / 2. Sam. 15. HERR mache den Rathſchlag Achitophels zur Narꝛheit! Vnd ob gleich das Gottloſe Kindt in einer Eichen hangendt mit dreyen Spieſſen durchſtochen wahr / hat ſich doch der liebe Vater nicht drob erfrewet / ſondern hertzlich betruͤbet vnd ge -2. Sam. 18. ꝟ. 14. ꝟ. 33. ſaget / 2. Sam. 18. Mein Sohn Abſolon / mein Sohn / mein Sohn / wolte GOTT Jch ſolte fuͤr dich ſterben / O Abſolon mein Sohn / mein Sohn.
Zum 3. hatte Er auch Conſcientiam mordentem, einen nagenden Wurm im Gewiſſen wegen ſeiner Miß - handlung vñ Suͤnden: wie zu ſehen auß dem 25 Pſalm:Pſ. 25. ꝟ. 17. Die Angſt meines hertzens / ſpricht er / iſt groß / fuͤhre mich auß meinen Noͤhten / Siehe an meinen Jammer vnd Elendt / vnd vergieb mir alle meine Suͤnde. Vnd imPſalm. 130. ꝟ. 1. 130 Pſalm: Auß der Tieffen ruffe Jch HErr zu dir / vnd an andern orten mehr. Wie nu der elende vñ geaͤngſtete David ins Land der Lebendigen eingangen: Alſo muͤſſenwir[15]Ehren Predigt.wir alle durch viel Truͤbſal ins Reich GOttes eingehen. Actor. 14. welches beſtaͤtiget der Apoſtel Paulus / wennAct. 14. ꝟ 22 er ſaget 2. Tim. 3. Alle die Gottſelig lebẽ wollen in Chriſto2. Tim. 3. ꝟ. 12. JEſu / muͤſſen Verfolgung leiden. Vnd mit vns heiſts auch: Unusquisq; ſuos Saulos habet atq̀; Doegos. Ein jeder fromer Chriſt hat ſeinen Verfolger Saul vnd blutduͤrſtigen Doeg. Wir ſind hier auff der Teñen Atad, das heiſt ein Dornſtrauch / Gen. 50. Da wir võ den Angſt -Gen. 50. ꝟ. 10. dornen vnd Creutz-dieſteln allenthalben geſtochen / eine ſehr groſſe vñ bittere Klage gegen dem Jordan des todes vber halten. Das es heiſt auß dem Hohen Lied Salomo - nis am 2 Cap. Wie ein Roſe vnter den Dornen / ſo iſtCant. 2. ꝟ. 2. mein freund vnter den Toͤchtern. Vnd auß dem Prophe -Ezech. 2. ꝟ. 6. ten Ezechiel am 2 Capit: Du Menſchen kindt / du biſt vnter ſtachlichen Dornen / vnd wohneſt vnter den Scor - pionen. Die Außerwehleten Kinder GOttes ſein zu Bochim Jud. 2. im Weinen vnd Klagen thal. Hîc interJud. 2. ꝟ. 4. 5. lachrymas ſedet & ſuſpiria Cæſar. Hier iſt der Keyſer Auguſtus zwiſchen dem Seufftzenden vnd Trieffaͤugigen Virgilio vnd Horatio. Vnd gehet vns nicht viel beſſer als dem Gilimer der Wenden Koͤnig / welcher / nach demCentur. 6. ſeine Reſtdentz Stadt Carthago von Belliſario KaiſersMagd. c. 1. f. 851. ſeq: Juſtiniani Feldt Oberſten eingenommen / vberwunden / vnd auff den Berg Papuam ſambt den ſeinigen geflohen war: Bath er von ſeinem Feinde Pharâ, der jhn in ab - weſen Belliſarii vnten am Berge belagert hatte / dreyer - ley / ein Brodt / den Hunger zuſtillen / eine Harffen / die Melancholey zu vertreiben / vnd einen Schwam / ſeine naſſe Augen damit zu truͤcknen. Dann wir ſindt auch auff dem Angſtberge / da wir nicht allein des lieben taͤg - lichen vñ Himmelbꝛodts neben Davids Harffen / ſondernauch[16]Chriſtliche Leichauch eines Schwammes / damit vnſer Augen zutrocknen / benoͤtiget ſein.
Gleich wie es den fromen in der Welt vbel; alſo gehets den Gottloſen wol / ſie ſindt trotzig vnd breiten ſich außPſalm. 37. ꝟ. 35. wie ein Lorberbaum / im 37 Pſalm. Sie ſindt in keiner gefahr des Todes / ſondern ſtehen feſt wie ein Pallaſt / ſie ſindt nicht in vngluͤck wie andere Leute / vnd werden nichtPſalm. 73. ꝟ. 4. ſeq. wie andere Menſchen geplaget im 73 Pſalm. Sie neh - men zu / verſuchen GOtt / vnd es gehet jhnen alles wolMal. 3. ꝟ 15. hinauß / wie Malachias bezeuget im 3 Cap. Auß welchem jhrem Zuſtande man ſchlieſſen kan / das ſie nicht GottesAuguſtin. Kinder ſein vnd in Him̃el gehoͤren. Deßwegen gar recht vnd wol S. Auguſtinus geſchloſſen: Succeſſus humanæ felicitatis eſt indicium æternæ damnationis. Das iſt. Wenn es dem Menſchen jmmer auff der Welt wolgehet / iſts eine anzeigung der Ewigen Verdammung. Denn gleich wie ein Waſſer das nicht beweget / ſtinckent wirdt / alſo auch ein Menſch der ohne Creutz iſt: Non facilè eſt æquâ commoda mente pati, Das iſt / Es muͤſſen ſtarcke Beine ſein / die gutte Tage tragen fein. Da es David2. Sam. 11. ꝟ. 4. 17. wolgieng / ward er ein Moͤrder vñ Ehebrecher / 2. Sam. 11. Aber da Er voller Creutz / Angſt vnd Noth wahr / machte Er die ſchoͤneſten Pſalmen; nach dem bekañten Verßlein: Wo nicht Creutz vnd Schmertzen: Da gehet das Gebet nicht von Hertzen. Jch wil hier geſchweigen / das die Gottloſen in ſolchem jhrem Gluͤcklichen Zuſtande nach Gott vnd nach ſeinem Wort nichts fragen / ſondern blei - ben in jhrer Gottloſtgkeit biß an den Tag jhres todes.
Zum 2. haben wir auch an dem Jch des lieben Davids Speculum pœnitentiæ, Einen Rechten Bußſpiegel. Ob nun wol David zehen Monat inn ſeiner Vnbuß -fertig -[17]vnd Ehren Predigt.fertigkeit verharꝛet: Hat Er doch entlichen / nach dem jhm ſein Hoffprediger Nathan das Geſetz geſchaͤrffet / vnd vnerſchrocken vnter Augen geſaget / 2. Sam. 12. Du2. Sam. 12. ꝟ. 7. biſt der Mann des todes / Sich nicht vber jhn erzuͤrnet / vnd von ſeinem Ampt geſetzt / Sondern ſeine Suͤnde erkandt vnd geſaget: Jch habe geſuͤndiget wieder denꝟ. 13. HERREN / vnd hat vnter andern auch den ſchoͤnen 51 Pſalm gemacht. GOtt ſey mir Gnaͤdig nach deinerPſalm. 51. Guͤtte / vnd Tilge alle meine Suͤnde nach deiner groſſen Barmhertzigkeit. Darauff hat Er auch die froͤliche Stim̃ Nathans gehoͤret: Der HERR hat deine Suͤnde weg - genommen / du wirſt nicht ſterben. Wollen wir nun mit David auch ins Land der Lebendigen kommen / ſo muͤſſen wir vnſere Suͤnde berewen vnd erkennen / wie ſolches GOtt von vns erfodert / Eſa. 1. Waſchet Euch / reinigetEſa. 1. ꝟ. 16. Euch / thut Ewer boͤſes Weſen von meinen Augen / Laſſt vom boͤſen ab / Lernet gutts thun / vnd trachtet nach recht. Vnd Zach. 1. Kehret Euch zur mir / ſpricht der HERR /Zach. 1. ꝟ 2. ſo wil Ich mich zu Euch kehren. Jſt alſo die Buſſe nichts anders als Pœnitenda non admittere, & admiſſa de - flere, wie Auguſtinus redet / das boͤſe nicht mehr thun /Augustin. ſondern die Suͤnde berewen. Pœnitentia eſt quaſi punientia, quia homo punit in ſe id quod malè com - miſit, ſagt Jſidorus, Der Buſſe thut / ſtraffet an jhmJſidorus. daß / was Er vbels gethan hat.
Zum 3. Zeiget auch allhier David in ſeiner Perſon /3. Imago pa - tientiæ. Imaginem patientiæ, Ein bilde der gedult: Wo wahre Erkaͤndtnuͤß der Suͤnden / da iſt auch gedult im Creutz vnd Wiederwertigkeit / wie Er ſelbſt im Beſchluß des Pſalms bezeuget / wenn Er ſpricht: Harꝛe des HErꝛen / Sey getroſt vnd vnverzagt / vnd harꝛe des HERREN. CVnd[18]Chriſtl: LeichPſal. 42. ꝟ 5.Vnd im 42 Pſalm: Was betruͤbeſtu dich meine Seele / vnd biſt ſo vnruhig in mir[?]Harꝛe auff Gott / denn Jch werde Jhm noch dancken / das Er mir huͤlfft mit ſeinemPſ. 116. ꝟ. 7. Angeſicht. Vnd im 116 Pſalm: Sey nun wieder zu - frieden meine Seele / denn der HERR thut dir gutts.
Wenn wir mit David wollen ins Reich der Seelig - keit eingehen / muͤſſen wir auch alles was vns GOtt zu - ſchicket mit gedult ertragen: Denn gedult weil es einThren. 3. ꝟ. 26. koͤſtlich ding iſt / in Klagliedern Jeremiæ am 3 Cap. SoHebr. 10. ꝟ. 36. wird vns dieſelbe commendiret vñ befohlen / zun Heb. 10. Gedult iſt Euch noth. Vnd ſolche Tugendt hat vns Chriſtus gelehret / welcher / als Er geſtraffet vnd gemar -Eſa. 53. ꝟ. 7. tert wahr / That Er ſeinen Mundt nicht auff / Eſa. 53. Ergò omnia gravia & amara patienter ferenda ſunt. Darumb ſollen wir alles was vns ſchwer vñ bitter iſt mitLactãtius. gedult tragen / ſagt Lactantius; in betrachtung das nachRoman. 8. ꝟ. 18. S. Pauli auſſage zun Roͤmern am 8 Cap. Dieſer Zeit leiden nicht werth der Herꝛligkeit / die an den Kindern Gottes ſol offenbahret werden.
Zum 4. Haben wir auch an David Imaginem con - ſtantiæ, Ein Bilde der Beſtaͤndigkeit. Eben der David ſaget hier. Jch glaͤube aber doch / der zuvor in dieſemꝟ. 4. Pſalm geſeufftzet: Eins bitte Jch vom HERREN / das hette Jch gerne / das Jch im Hauſe des HERREN moͤge bleiben mein Lebenlang / nicht nur eine Zeitlang / ſondern biß an mein ende. Gleich wie der liebe Job auff dieſen Gottſeeligen vorſatz hatte bey Gott außzuthauren /Job. 27. ꝟ. 5. da er ſaget im 27 Cap. Biß das mein ende kompt / wil ich nicht weichen von meiner Froͤmgkeit: Eben diß Pro - poſitum muͤſſen wir auch haben / darzu wir ermahnetwerden /[19]vnd Ehren Predigt.werden / Apocal. 2. Sey getrew biß in den todt / ſo wil IchApocal. 2. ꝟ. 11. dir die Crone des Lebens geben. Currite ut apprehen - datis, Lauffet alſo nach dem Kleinoth des Ewigen lebens das jhrs ergreiffet / vermahnet S. Paulus 1. Cor. 9. Vnd1. Cor. 9. ꝟ. 25. der Ewige Sohn GOttes ſaget Matth. 10. Wer beharꝛetMatth. 10. ꝟ. 22. biß ans ende / der ſol Seelig werden. Inter omnes virtu - tes ſola coronatur perſeverantia, vnter allen Tugenden wirdt einig vnd allein die Beſtaͤndigkeit gekroͤnet / ſagt Bernhardus.
Bitte demnach O fromer Chriſt / das Wollen von dei - nem HERREN / bey Jhm beſtaͤndig zu verbleiben / ſo wird Er dir auch das Vollbringen geben / wie S. Paulus bezeuget zun Phil. am 2 Cap. Gott iſts der in euch wircket /Phil. 2. ꝟ 13. beyde das wollen vnd das thun / nach ſeinem wolgefallen.
Das vnſere Seelig verſtorbene Fr: Superintendentin auch eine ſey geweſen / die hier mit dem lieben David jhren Angſt vnd Nothſtandt gehabt / taͤglichen jhre Suͤnden be - rewet / im Creutz vnd Wiederwertigkeit gedultig geweſen / vnd biß an jhr ſeelig ende bey jhrem Erloͤſer JEſu Chriſto Standthafftig Fuß gehalten / iſt vns allen wol bewuſt. Denn ſolches ja genungſam̃ bezeuget jhr taͤglicher Kirch - gang / jnbruͤnſtiges Gebeth / ſtetter brauch des H. Abendt - mals / Chriſtliche GOtt-wolgefaͤllige Tugenden / Jhr Lager vnd Kranckheit / vnd entlichen das ſeelige Ende: Jn dem ſie mit dem lieben Simeone ſanfft vnd in frieden eingeſchlaffen / Luc. 2. Derowegen kein zweifel das ſie auchLuc. 2. ꝟ 29. mit dem lieben David ins Landt der Lebendigen kom̃en / dahin wir zu gelangen / alleſambt ein ſehnlich vnd hertzlich verlangen haben.
Zum II. Die Buͤrger des Himliſchen Jeruſalems vnd2. Credentes. Landes der Lebendigen muͤſſen ſein Credentes, GlaͤubigeC ijLeute.[20]Chriſtliche LeichLeuthe. Denn alſo ſaget David inn vnſerm Spruͤchlein: Jch glaͤube aber doch / ꝛc. Qui credit habebit vitam æternam, Wer da Glaͤubet / der wird haben das EwigeJoh. 3. ꝟ. 16. leben / ſaget Chriſtus Joh. 3. Vnd Gott ſaget beym Pro -Hab. 2. ꝟ. 4. pheten Habacuc am 2 Cap. Der Gerechte wirdt ſeines Glaubens leben. Das dieſen Seeligmachenden Glauben Koͤnig David gehabt / bezeuget nicht allein dieſer / ſondernPſ. 42. ꝟ 1. 2. alle Pſalmen: ſonderlich der 42 Pſalm: Wie der Hirſch ſchreyet nach friſchem Waſſer / alſo ſchreyet meine Seele GOtt zu dir / meine Seele duͤrſtet nach GOtt / nach dem Lebendigen GOtt / wenn werde Jch dahin kommen / dasPſ. 116. ꝟ 10. Jch Gottes Angeſicht ſchawe. Im 116 Pſal: Jch glaͤube /Pſ. 119. ꝟ 66. ꝟ. 94. darumb rede ich. Jtem / im 119 Pſal: ſaget er: Jch glaͤube deinen Geboten. Jtem / Jch bin dein / hielff mir. Weil aber der Glaube auß dem Wort GOTTes kompt / wieRom. 10. ꝟ. 18. S. Paulus bezeuget zun Roͤm. 10. So ſollen wir fleiſſig vnd Andaͤchtig Gottes Wort hoͤren / vnſere Hertzens luſt an dem Tempel des HERREN haben / vnd mit DavidPſ. 27. ꝟ. 4. ſagen auß dieſem 27 Pſalm: Eines bitte ich vom HErꝛen / Das hette Jch gerne / das Jch im Hauſe des HERREN bleiben moͤge mein Lebenlang Zuſchawen die Schoͤnen GOttes dienſt des HERREN / vnd ſeinen Tempel zuPſalm. 84. ꝟ. 1. ſeq. beſuchen. Jtem / auß dem 84 Pſalm: Wie Lieblich ſindt deine Wohnungen / HERR Zebaoth / meine Seele ver - langet vñ ſehnet ſich nach den Vorhoͤfen des HERREN. ꝟ. 11.Jtem: Ein Tag in deinen Vorhoͤfen iſt beſſer / denn ſonſt tauſent: Jch wil lieber der Thuͤr huͤtten in meines Gottes Hauſe / denn lange wohnen inn der Gottloſen Huͤtten. Auch GOTT hertzlich anruffen / vmb Erhaltung ſeines Goͤttlichen Wortes / Vnd mit dem fromen ProphetenJer. 15. ꝟ 16. Jeremiâ am 15 Cap. ſeufftzen: Jn des enthalt vns deinWort /[21]vnd Ehren Predigt.Wort / wenn wirs kriegen / denn daſſelbige dein Wort iſt vnſers Hertzens Frewde vnd Troſt / vnd mit den lieben Juͤngern Luc. am 24 Cap. ſeufftzen:
Vespera jam venit, nobiſcum Christe maneto, Extringvi lucem ne patiare tuam.Das iſt:Ach bleib bey vns HErr JEſu Chriſt /Weil es nun Abendt worden iſt.Dein Wort / O HErr / das Ewig LichtLaß ja bey vns außleſchen nicht.Jn dieſer Letzten betruͤbten ZeitVerley vns auch BeſtaͤndigkeitDas wir dein Wort vnd SacramentRein behalten biß an vnſer endt.
Denn das Wort des HErren iſt vnſer Hoͤchſter Schatz vnd Troſt / welches erkandte David in ſeiner Angſt / da Er ſaget im 119 Pſalm: Dein Wort iſt meinem MundePſal. 119. ꝟ. 103. ſuͤſſer deñ Honig. Deßgleichen ſagt Er in dieſem Pſalm: Wo dein Geſetz nicht wehre mein Troſt geweſen / ſo wehreꝟ. 92. Jch vergangen in meinem elendt. Gleich wie nun das Auge iſt das Licht des Leibes Matth. 6. Alſo iſt der GlaubeMatth. 6. ꝟ. 22. das Licht der Seelen / wie Chryſoſtomus redet: SicutChryſoſt: lampas illuminat totam domum, ſic fides animam. Das iſt / Gleich wie ein Liecht erleuchtet ein Hauß: Alſo der Glaube die Seele des Menſchen. Der Glaube aber / leſt ſich ſehen durch gutte Wercke / wie der Apoſtel JacobusJacob. 2. ꝟ. 17. am 2 Cap. ſaget: Der Glaube / wenn er nicht Wercke hat / ſo iſt er todt an jhm ſelber. Gleich wie die liebe Soñe jhre ſtrahlen Licht vnd Waͤrme von ſich giebet: Alſo auch der Glaube / darumb ſollen wir vnſer Licht leuchten laſſen vor den Menſchen / auff das ſie vnſere gutte Wercke ſehen /Matt. 5. ꝟ 16 Jac. 2. ꝟ. 18. Matth. 5. Vnd der H. Apoſtel Jacobus ſaget am 2 Cap. C iijZeige[22]Chriſtliche LeichZeige mir deinen Glauben mit deinen Wercken. Solchen Glauben aber ſollen wir ſcheinen vñ leuchten laſſen / nicht allein in vnſerm Leben / das wir mit der rechten Glaubens hand ergreiffen den HErꝛen JEſum mit ſeinem bluttigen Verdienſt: Sondern auch vñ allermeiſt im tode ſollen wirPſal. 31. ꝟ. 5. GOtt vnſere Seele befehlen / wie David im 31 Pſalm: Jn deine Haͤnde befehle ich dir meinen Geiſt / du haſt michAct. 7. ꝟ 60. erloͤſet HErr du trewer Gott. Vnd Stephanus Actor. 7. Luc. 23. ꝟ. 46.HErr JEſu / nihm meinen Geiſt auff. Ja wie Chriſtus ſelber / Luc. 23. Vater inn deine Haͤnde befehle Ich dir meinen Geiſt.
Dieſen Glauben haben viel frome Chriſten im Leben vnd ſterben ſehen laſſen / ſonderlich erjnnert vns der heu -Thuanus Tom. 1. l. 21. fol. 419. tige 21 Tag Septembr. Des Loͤblichen Keyſers Caroli V. Chriſtmilder gedaͤchtnuͤß / welcher an dieſem tage An. 1558. in Hiſpanien nicht weit võ Toleto in einem Kloſter Juſtus genandt / (nach dem Er 2 Jahr zuvor den Chur vñ Fuͤrſten das Roͤmiſche Keyſerthumb reſigniret vnd abgetretten / welches Er in die 37. vnd ſeine Erbkoͤnigreiche in die 40. Jahr wol regieret hatte / im 59 Jahr ſeines Alters / nach dem Er zuvor die Wort S. Bernhardi wiederholet:
Chriſtus hat auff zweyerley Recht das Himmelreich; Ein mahl als ein Eingeborner Sohn des Himliſchen Vaters: Alſo behelt Ers vor Sich / vnd giebts keinem Menſchen. Nachmaln als ein Heyland der Welt / der es den Men - ſchen mit ſeinem Leiden vñ Verdienſt erworben / auff dieſe weiſe begehre ich das Himmelreich: Vnd hat darnach ein Crucifix genommen / in ſein Hertz gedruckt / vnd geſaget: Auff den gecreutzigten HERREN JEſum ſtelle Ich alle meine Zuverſicht: mit Jhm wil Ich leben vnd ſterben /) nicht auff die gutten Wercke / die hier nichts koͤnnen vndver -[23]vnd Ehren Predigt.vermoͤgen: Denn der Glaub ſtehet JEſum Chriſtum an / der hat gnug fuͤr vns alle gethan / Er iſt der mitler woꝛden: Sondern auff Chriſti blut vnd todt ſeelig eingeſchlaffen. Wie dann auch eine ſolche glaͤubige Chriſtin vnſere Fraw Superintendentin geweſen: Sie hat recht geglaͤubet / Chriſtlich gelebet / vnd iſt Seeliglich geſtorben. Darumb iſt ſie auch nicht mehr ein Gaͤſtin vñ frembdlinge / ſondernEph. 2. ꝟ 19. eine Buͤrgerin mit den Heyligen im Him̃el zun Epheſ. am 2. Capitel.
Zum III. Die Einwohner des Himliſchen JeruſalemsIII. Sine Videntes. muͤſſen ſein Videntes, Seher oder Schawer / davon ſaget allhier David / das Jch ſehen werde. Vor Zeiten in Jſrael / wenn man gieng Gott zu fragen / Sprach man / Kompt laſt vns zum Seher gehen / denn die man jtzt Pro - pheten heiſt / die hieß man vor Zeiten Seher / ſtehet ge - ſchrieben 1. Sam. 9. Ein ſolcher Seher oder Prophet des1. Sam. 9. ꝟ. 9. HErꝛen iſt auch David geweſen / welche Propheceyung im New. Teſtament nicht ſo vblich wie im Alten Teſtament / wie ſolches bezeuget die Epiſtel an die Hebreer am 1. Cap.Hebr. 1. ꝟ 1. ſeq. Nach dem vor Zeiten GOtt manchmal vnd mancherley weiſe geredt hat zu den Vaͤtern durch die Propheten / hat Er am Letzten inn dieſen Tagen zu vns geredt durch den Sohn. Ob wir nun gleich auff dieſe arth vnd weiſe nicht Seher ſein / ſo ſollen wir doch Gott auff andere art ſehen. Es iſt aber Viererley anſchawen Gottes. 1. Naturalis perQuadru - plex DEI viſio. 1. Naturalis per Crea - turam. Creaturam, Ein Natuͤrlich anſehen durch das geſchoͤpffe. Solches anſchawen oder Erkaͤndtnuͤß Gottes haben auch die Heyden auß dem Werck der Erſchoͤpffung vnd Crea - turen gehabt / davon S. Paulus weitlaͤufftig redet in der Epiſtel an die Roͤm. am 1 Cap. Das man weiß / das GottRoman. 1. ꝟ. 19. ſeq. ſey / iſt den Heyden offenbahret: Denn Gott hat es jhnenoffen -[24]Chriſtl: Leichoffenbahret damit / das Gottes vnſichtbares weſen / das iſt ſein Ewige krafft vnd Gottheit wird erſehen / ſo man das warnimpt an den Wercken / nemlich an der Schoͤpffung2. Specularis ꝑ viſionem ſpecificam. der Welt. 2. Specularis per viſionem Specificam, Eine ſonderliche Anſchawung / welche geſchehen durch eine gewiſſe form vñ geſtalt den H. Propheten vnd Maͤnnern Gottes. Alſo haben Gott vor Zeiten in Engliſcher geſtaltGen. 18. ꝟ. 3. geſehen Abraham / Geneſ. 18. in Mannes geſtalt Jacob / mit welchem Er faſt zwo ſtunden biß die Morgenroͤth an - gebrochen gerungen / vnd endlich die ſchoͤnen Wort vonGeneſ. 32. ꝟ. 24. ſeqq. jhm gehoͤret: Du haſt mit Gott vñ Menſchen gekaͤmpfet / vnd biſt obgelegen / Gen. 32. Moſes ſahe Gott im fewrigenExo. 3. ꝟ. 2. Puſch / Exod. 3. welcher brandt vnd doch nicht verzehret wahr. Die Kinder Jſrael in der Wuͤſten ſahen Ihn des Tages in der Wolcken / des Nachts aber in der fewrigenExod. 13. ꝟ. 21. Saͤule / Exod. 13. Welches Clemens Alexandrinus alſoClemens Alexand. außleget / das er durch die Wolcken ſaͤule verſtehet Gottes Barmhertzigkeit / durch die Fewer ſaͤule aber / deſſelbenEſa. 6. ꝟ. 1. ſeqq. Strenge Gerechtigkeit. Der Prophet Eſaias am 6 Cap. Siehet GOTT den HErꝛen ſitzen auff einem Hohen er - habenen Stul / vnd ſein Saum fuͤllet den Tempel. Sera -Matheſ. in Vitâ Christi part. 1. fol. 5. phim ſtunden vber Jhm / die lobeten GOtt vnd ſprachen: Heylig / Heylig / Heylig iſt GOtt der HErr Zebaoth / alle Land ſeindt ſeiner Ehren voll. Dieſes Geſchicht hat der Prophet gehabt 800 Jahr vor Chriſti geburth / wie Herꝛ Matheſius ſchreibet. Solche Geſichte haben gehabt Jeremias, Ezechiel, Daniel, vnd S. Johannes in ſeiner Offenbahrung.
3. Spiritualis per fidem ſalvificam, Ein Geiſtliches anſchawen durch wahren Glauben. Auff dieſe arth vnd weiſe / haben ſchon im Alten Teſtament die Heyl: Gottesden[25]vnd Ehren Predigt.den Zukuͤnfftigen Meſſiam geſehen / wie Chriſtus von dem Patriarchen Abraham zeuget Joh. 8. Abraham wahr fro /Joh. 8. ꝟ. 56. das er meinen tag ſehen ſolt / vnd ſahe jhn vñ frewete ſich. Alſo ſahe jhn auff ſeinem Todtbette der Patriarch Jacob /Geneſ. 49. ꝟ. 18. da Er ſagte Geneſ. 49. HERR Jch warte auff dein Heil / vnd andere neben jhnen. 4. Cæleſtis per gloriam. 4. Cæleſtis per gloriam. Das Himliſche anſchawen inn der Ewigen Herꝛligkeit / davon David ſaget im 17 Pſalm? Jch aber wil ſchawen dein Antlitz in Gerechtigkeit; Jch wil ſatt werden / wennPſ. 17. ꝟ. 15. Jch erwache nach deinem Bilde. Vnd hier inn vnſerm Spruͤchlein: Jch aber glaube doch das Jch ſehen werde / das gutt des HERREN im Lande der Leben - digen. Andere ſprechen es alſo auß vnd ſagen / das dreyer - ley anſchawen Gottes ſey. Das 1. iſt Viſio matutina per1. Viſio ma tutina per Scripturã. Seripturam, Das Morgen anſehẽ durch die H. Schrifft / davon Chriſtus Joh. 5. ſaget: Suchet in der Schrifft / deñ dieſelbe iſt die von mir Zeuget. Das 2. iſt Viſio veſper -Joh. 5. ꝟ. 39. tina per Creaturam, Das Abendt anſchawen durch die2. Viſio veſper tina per Creaturã. Creatur. Deñ gleich wie es gegen abendt / weñ die Sonne Vntergehet finſterer iſt als am Morgen vnd Mittag: Alſo haben zwar die Heyden auch GOtt geſehen inn den Creaturen / vnd auß dem Buche der Natur erkennet / aber ſolch Erkaͤndtnuͤß iſt ſehr tunckel vnd finſter. Das 3. iſt3. Viſio meri - diana per gloriam. Viſio meridiana per gloriam, Das Mittags anſchawen durch die Herꝛligkeit GOttes droben im Himmel / denn gleich wie im Mittage die Sonne am helleſten ſcheinet / das man am aller beſten vnd gewiſſeſten ſehen kan: alſo werden wir dort im Ewigen leben Gott ſchawen / wie Er ſelber iſt. Von dieſem herꝛlichen anſchawen im Ewigen leben / redet hier Koͤnig David. Darumb wann wir wol - len auch Kinder Gottes vñ Erben des Ewigen lebens ſeinDvnd[26]Chriſtl: LeichVideamus hîc Deum. vnd bleiben / muͤſſen wir hier zuvor in dieſer Sterbligkeit GOtt anſchawen. 1. Per Verbum & Sacramentum,1. Per Verbũ & Sacra - mentum. durchs Wort vnd H. Sacrament. Wir muͤſſen mit der Himliſchen Braudt ein ſehnlich verlangen haben nach der Stim̃ vnſers Braͤutigam̃s / welche ſchallet in der Chriſt - lichen Kirchen / vnd deßwegen auß dem Hohen Lied Salo -Cantic. 2. ꝟ. 14. monis am 2 Cap. ſagen: Laß mich hoͤren deine Stimme / denn deine Stim̃ iſt ſuͤſſe / vnd deine geſtalt Lieblich / vndEſa. 2. ꝟ. 3. eines ſol das ander auß dem Propheten Eſaiâ am 2 Cap. anreden: Kom̃t laſt vns auff den Berg des HErren gehen / zum Hauſe des GOttes Jacob / das Er vns Lehre ſeine Wege / vnd wir Wandeln auff ſeinen Steigen. So muͤſſen wir auch vnſern Tauffbundt wol in acht nehmen / denſelben nicht brechen / ſondern GOtt mit ſtettem vnd wuͤrdigem gebrauch des H. Abendtmahls anhangen vnd2. Per pium ſuſpirium ac deſide - rium. Jhn fuͤrchten. 2. Per pium ſuſpirium ac deſiderium, durch ein Gottſelig ſehnen vñ verlangen nach dem Ewigẽ frewden leben. Darzu vns Chriſtus vermahnet Matth. 6. Trachtet am erſten nach dem Reich Gottes. Jtem: WoMatth. 6. ꝟ. 33. ꝟ. 21. Ewer Schatz / da iſt auch Ewer Hertz. Vnd S. Paulus zun Col. 3. Trachtet nach dem das droben iſt / nicht nach dem was auff Erdẽ iſt. Welches hat Koͤnig David practi -Col. 3. ꝟ. 2. ciret im 42 Pſal: Wie der Hirſch ſchreyet nach friſchemPſalm. 42 ꝟ. 1. ſeq. Waſſer / ſo ſchꝛeyet meine Seele Gott zu dir; meine Seele duͤrſtet nach GOtt / nach dem Lebendigen GOtt / wenn werde ich dahin kommen / das ich Gottes angeſicht ſchawe. Pſ. 121. ꝟ. 1.Vnd im 121 Pſalm: Jch hebe meine Augen auff zu den Bergen / von welchen mir huͤlffe kompt. Vnd S. PaulusPhil. 1. ꝟ 23 ſaget zun Phil. am 1 Cap. Jch habe luſt abzuſcheiden vndAuguſtin. bey Chriſto zu ſein. S. Auguſtinus hat offt geſeufftzet: O Domine Jeſu da moriar, ut Te videam. O HERR /Laß[27]vnd Ehren Predigt.Laß mich ſterben / damit ich dich ſehen moͤge. Welche Wort auch offt vor ſeinem ſeeligen Ende Doctor Staupitz ge -D. Staupitz brauchet. H. Lutherus hat pflegen zuſagen: Qui moriD. Luther. deſiderat, vivus ſanctus eſt. Wer gerne ſtirbt / iſt ein Lebendiger Heyliger. 3. Per beneficium, Durch die3. Per beneſi - cium. Wolthat ſehen wir GOtt. Weil Chriſtus iſt der rechte Bonifacius, der alles wol gemacht / Marc: am 7 Cap: SoMarc: 7. ꝟ. 36. ſollen wir jhm auch im Wolthun nachfolgen / wie wir ver - mahnet werden / zun Hebr. 13. Wohlzuthun vnd mitzu -Hebr. 13. ꝟ. 16. theilen vergeſſet nicht / denn ſolche Opffer gefallen Gott wol. Wenn wir dem Armen geben / ſo geben wir Chriſto Matth. 25. Vnd alſo weñ wir einen Nothleidenden ſehen /Matth 25. ſo ſehen wir auch Chriſtum: Wie ſolches das Exempel des Heyligen Biſchoffs Martini bezeuget: Deñ als derſelbigeS. Martin. einem armen Menſchen ſeinen halben Rock oder Mantel Sich damit zu bekleiden gegeben; Jſt jhm Chriſtus im Traum nachmaln erſchienen / vnd das jhm ſelbſt ſolches wiederfahren geruͤhmet. Wenn wir nun alſo allhier Gott ſchawen / ſo werden wir jhn auch dort im Ewigen lebenIn Vitâ æternâ erit I. Viſio vera. ſehen / welches wird ſein: 1. Viſio vera, Ein recht an - ſchawen. Vnſer ſchawen allhier iſt mehr ein Finſternuͤß vnd Blindheit / als ein helles anſchawen: Da heiſt es Eſ. 9. das Volck ſo im finſtern iſt. Hier ſehen wir durch einenEſa. 9. ꝟ. 1. Spiegel in einem dunckeln Wort / dort aber võ Angeſicht zu Angeſicht / 1. Corinth. 13. Zum 2. Viſio mera, Ein1. Cor. 13. ꝟ. 12. reines vollkommenes anſchawen. Solch anſchawen wirdt2. Viſio mera. durch die finſtere Nacht nicht gehindert werden / denn da wird keine Nacht ſein / in der Offenbahrung Joh. am 21.Apoc. 21. ꝟ. 25. C. 22. ꝟ. 5. vnd 22 Cap. Es wird auch daſſelbige nicht Zerſtoͤhren jrgendt ein Leid oder Trawrigkeit / deñ daſelbſt wird kein Leidt noch Geſchrey / noch Schmertzen ſein. Apocal. 21. Apoc. 21. ꝟ. 4.D ijSondern[28]Chriſtliche LeichSondern es wird ein recht herꝛlich froͤlich anſchawen ſein. Wie froͤlich wahr der Patriarch Jacob / da Er GOtt inn angenommener geſtalt ſahe / Das Er vor frewden ſagete /Geneſ. 32. ꝟ. 30. Geneſ. 32. Vidi Dominum de facie ad faciem & ſalva facta eſt anima mea, Jch habe den HERREN von Angeſicht zu Angeſicht geſehen / vnd meine Seele iſt ge - neſen. Petrus wuſte vor frewden nicht was er ſagen ſolte / da Er neben dem Verklaͤrten HERREN Chriſto auchMatth. 17. ꝟ. 4. Moſen vnd Eliam ſahe / Sprach er Matth. 17. HERR / hier iſt gutt ſein / Laſſt vns drey Huͤtten bawen / dir eine / Moſi eine / vnd Eliæ eine / die Hoͤchſte frewde der lieben Juͤnger vnd anderer Fromen wahr / wann ſie Chriſtum mit Leiblichen vnd Geiſtlichen Augen / als Er inn dem Stande der Niedriegung wahr / anſchaweten. Aber viel tauſent mal mehr Frewdiger werden wir ſein / wenn wir GOtt im Ewigen leben nach ſeinem jnnerlichen Weſen3. Viſio per - petuæ. ſehen werden. Zum 3. Viſio perpetua, Ein Ewiges anſchawen wird es ſein. Ob wir gleich eine Zeitlang hier etwas ſehen / ſo muͤſſen wir doch entlich im tode auffhoͤren zuſehen. Dort aber wird ſolches anſchawen ſein ohn ende vnd auff hoͤren.
Virgilius ſchreibet das die Koͤnigin Dido nicht genung - ſam habe koͤñen anſehen den ſchoͤnen Trojaniſchen Fuͤrſten Æneam, wann Er alſo ſpricht: Expleri mentem neꝗt, ardeſcitq̀; tuendo. Das iſt: Sie hat ſich nicht ſatt ſehen koͤnnen / ſondern je mehr Sie jhn hat angeſehen / je mehr Sie begehret jhn weiter an zuſehen: Aber ſolch anſehenAuguſtin. hat baldt ein ende genommen. Ibi, ſagt Auguſtinus, Deum videbimus ſine tædio, amabimus ſine modo, gaudebimus ſine termino. Das iſt / im Himmel werden wir GOtt anſchawen ohn aͤckel / Lieben ohne maſſe / vnsfrewen[29]vnd Ehren Predigt.frewen ohne auffhoͤren. Vnd dieſes anſchawen wird vnſer Hoͤchſte Kunſt vnd Wiſſenſchafft ſein / wie H. LutherusB. Luther. ſaget: Deum ſemel vidiſſe eſt omnia didiciſſe. Weñ wir Gott nur einmahl werden angeſehen haben / ſo werdẽ wir alles wiſſen vnd verſtehen. Hier iſt vnſer Wiſſen vnd Weiſſagen Stuͤckwerck / aber wenn dort das Vollkommen angehen / wirdt das Stuͤckwerck auffhoͤren / 1. Cor. 13. Da1. Cor. 13. ꝟ. 9. ſeq. werden wir alle von GOtt gelehret ſein / Eſa. 54. Vnd Joh. 6. Ja es wird ſolch anſchawen vnſere Hoͤchſte frewdeEſ. 54. ꝟ. 13. vnd Wonne ſein. Semel videre Deum omnia ſuporabitJoh. 6. ꝟ 45. mundi gaudia. Einen Augenblick GOtt im Ewigen leben anſchawen / wird alle Welt frewde vbertreffen / ſagt Herꝛ Lutherus.
Wer wolte nicht ein hertzlich verlangen haben nach ſolchem Himliſchen anſchawen / vnd mit frewden ſagen / auß dem 45 Pſalm: mit Bedâ: Deſidero videre RegemPſalm. 45. Beda Ve - nerabilis obiit anno CHR. 738. ætæt. 72. ipſo die Aſcẽſionis. meũ in ſplendore ſuo. Jch habe ein hertzliches verlangen den Koͤnig zu ſehen in ſeinem ſchmuck vñ glantze. O quàm beatus ero, cum fuero admiſſus advidendum claritaté tuam ſagt Auguſtinus. O wie ſeelig werde ich ſein / wenn Ich GOttes Klarheit vnd Herꝛligkeit anſchawen werde. O wol Euch / wol mir / weñ wir auch zu ſolchem herꝛlichen anſchawen kommen werden! Troͤſtet Euch jhr elendenAuguſtin. vnd betruͤbeten / die jhr hier in dieſer Welt nichts den lau - ter Angſt / Noth vnd Jammer / ſambt dem Todt anſehen muͤſſet. Es wird baldt beſſer werden: ſaget vnter deſſen / wie bin ich doch ſo hertzlich fro / das mein Schatz iſt das A, vnd O, der Anfang vnd das Ende: Er wird mich doch zu ſeinem Preiß auffnehmen in das Paradeiß / des klopff ich in die Hende. Amen. Amen. Kom̃ du ſchoͤne Frewden - Crone / bleib nicht lange / deiner warte ich mit verlangen. D iijWenn[30]Chriſtl: LeichWenn man fraget / welches das vornehmbſte Geſchlecht auff Erden ſey / ſo ſaget man der Kotwitzer Geſchlecht. Denn der Menſch iſt erſtlich von Koth vñ Erden gemacht worden / von dem wir alle berkommen / muͤſſen auch alleGen. 3. ꝟ 19. wiederumb zu Koth / Aſchen vnd Erden werden / Geneſ. 3. Sir. 10. ꝟ. 9.Sir. 10. Wann man aber fraget / welches das Tauerhaff - tigſte Geſchlecht ſein wirdt / ſagt man der Seer oď Seher. Denn weñ alle familiæ vnd geſchlechte auff Erden werden vntergangen ſein / wirdt dieſes Geſchlecht im Himmel wehren in Ewigkeit: Denn die Außerwehleten GOttes werden GOtt anſchawen von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Nun wehre zu wuͤntſchen / das wir alle mit einander in dieſem recht Adelichen geſchlecht ſein vñ bleiben moͤchten: Aber die wenigſten vnter den Menſchen werdẽ ſeelig wer -Matth. 20. ꝟ. 16. den vnd Gott anſchawen / wie Chriſtus bezeuget Matth. 20. Viel ſind Beruffen / aber wenig ſind Außerwehlet. Das aber vnſere Fr. Superintẽdentin der Seelen nach jtzundt Gott im Ewigen leben anſchawe iſt kein zweifel: Sinte - mal / Sie GOtt jhren HERREN durchs Wort vnd H. Sacramenta ſtets geſehen / ein hertzliches verlangen baldt nach jhres ſeeligen Herꝛen tode nach dem Ewigen frewden leben gehabt / auch durch jhre wolthat gegen arme vnd duͤrfftige ſolches genungſam̃ an tag gegeben. Deß - wegen Preiſen wir ſie billich vor ſeelig / vnd wuͤntſchen / das wir jhr alle baldt nachfolgen / vnd auß dieſem Angſtthal moͤgen kommen zu GOtt inn ſeinen Frewdenſaal. Vnd das iſt das erſte / welches wir hier mercken ſollen.
II. Objectum. Das II. Welches wir zu bedencken haben iſt Objectum, Wohin deñ die fromen nach dieſem Leben kommen. Koͤnig David neñets hier das Land der Lebendigen / wañ er ſaget. Ich[31]vnd Ehren Predigt.Jch glaͤube doch das ich ſehen werde / das gutt des HErꝛen im Lande der Lebendigen. Dieſem Lande der Lebendigen wirdt vom Propheten Eſaiâ am 26 Cap.Eſ. 26. ꝟ 22. entgegen geſetzet / das Landt der todten / wenn Er ſaget: Wachet auff vnd ruͤhmet die jhr liegt vnter der Erden / deñ dein Thaw iſt ein Thaw des gruͤnen Feldes / aber das Landt der todten wirſtu ſtuͤrtzen. Wir treffen in GOttes Wort 9 mahl an die Wort / Landt der Lebendigen / alsJob. 28. ꝟ 52 Pſalm. 27. Pſalm. 52. Pſalm. 116. Pſal. 142. Job 28. im 27 Pſalm hier im 52. 116. vnd 142 Pſalmen. Beym Propheten Eſaiâ am 38. vnd 53 Cap. Beym Pro - pheten Jeremiâ am 11 Cap. Beym Ezech: am 26 Cap. Welche Spruͤche / wenn wir ſie recht betrachten / ſo findenEſ. 38. & 53.Jerem. 11. wir viererley Landt der Lebendigen in der Bibel. Das 1.Ezech. 26. iſt: Terra viventium ſupercilioſa, Ein ſtoltz Landt der1. Terra vi - ventium ſuperci - lioſa. Lebendigen / darinnen hoffertige Leuthe wohnen / davon ſaget Job am 28 Cap. Die Weißheit wird nicht funden im Lande der Lebendigen / das iſt bey den ſtoltzen vñ hoffer - tigen Leuthen. Das 2 iſt: Terra viventium gratioſa, Das Gnadenreiche Landt der Lebendigen in der Chriſt -Job 28. ꝟ 13. lichen Kirche / da GOttes Huldt / Gnad vnd Liebe iſt. 2. Terra vi - ventium gratioſa. Hiervon redet der Koͤnig Hiskias Eſ. 38. Jch ſprach / Nun muß ich nicht mehr ſehen den HERREN im Lande der Lebendigen / das iſt inn ſeinem Tempel vnd Wohnung.
Das 3 iſt: Terra viventium calamitoſa, Das Elende3. Calami - toſa. Kummerhafftige Landt der Lebendigen inn dieſer Welt. Davon redet David im 52 Pſalm: GOtt wird dich auß dem Lande der Lebendigen außrotten: Vnd im 142 Pſal:Pſ. 52. ꝟ. 5. HERR / Du biſt mein Theil im Lande der Lebendigen /Pſ. 142. ꝟ 6. das iſt in dieſer Angſthafften Welt. Eſa. 53. Er / der HErꝛEſ. 53. ꝟ. 8. Chriſtus iſt auß dem Lande der Lebendigen gerieſſen / da Er vmb die Miſſethat meines Volckes geplaget wahr. Jerem. [32]Chriſtl: LeichJer. 11. ꝟ. 19.Jerem. 11 Cap. ſagen die Vndanckbahren Zuhoͤꝛer vnter - einander: Kom̃t laſſt vns den Baum mit ſeinen Fruͤchten verterben / vnd jhn auß dem Lande der Lebendigen auß - rotten / das ſeines Nahmens nimmermehr gedacht werde. Ezech. 26. ꝟ. 21.Vnd Ezechiel. am 26. ſaget GOtt von der Praͤchtigen Stadt Tyro: Jch wil dich du Zarte im Lande der Leben - digen zum Schrecken machen / das du nichts mehr ſeyeſt. Wenn wir aber diß elende muͤheſeelige Leben / davon in angezogenen oꝛten geredet wirdt / recht anſchawen / befindẽ wir / das es mehr ſey / Terra morientium, Ein Landt der Sterbenden / als der Lebendigen / Sintemahl wir mit1. Cor. 15. ꝟ. 32. S. Paulo taͤglich ſagen muͤſſen / 1. Corinth. 15. quotidie4. Glorioſa. morior, Jch ſterbe taͤglich. Das 4 iſt: Terra viventium glorioſa, Das herꝛliche Landt der Lebendigen drobenPſ. 116. ꝟ. 9. im Himmel. Hiervon redet David im 116 Pſalm: Jch wil Wandeln vor dem HErren im Lande der Leben - digen / vnd allhier in vnſerm Spruͤchlein: Jch glaͤubePſ. 27. ꝟ. 13. aber doch das Jch ſehen werde / das gutt des HErren im Lande der Lebendigen.
Daſelbſt wird Gott das Leben ſelbſt ſein / wie ChriſtusJoh. 14. ꝟ 6. ſaget Joh. 14. Jch bin der Weg / die Warheit vnd das Leben. Da wird ſein das Engliſche vnd recht Himliſche leben der Außerwehleten Kinder Gottes. Dieſes Landt der Lebendigen hat hin vnd wieder in Gottes Wort ſchoͤne Nahmen vnd Ehrentittel / als das es vnter andern genen -Sap. 3. ꝟ. 1. net wird Gottes handt im Buch der Weißheit am 3 Cap.Eſ. 49. ꝟ. 17. Darein vns der Liebe Gott gezeichnet Eſa. 49. das wir einMal. 3. ꝟ 16. Denckzedel ſein in ſeiner Handt / Mal. 3. Darumb koͤnnen wir vns troͤſten / das wenn GOtt ſeine Handt anſiehet / das Er vnſer in Gnaden jngedenck iſt / das Er vns auchmit[33]vnd Ehren Predigt.mit ſeiner ſtarcken Handt beſchuͤtze / wie Er ſaget Joh. 10. Johan. 10. ꝟ. 28.Meine Schafe wird niemandt auß meiner Hand reiſſen. Davon pflegen wir auch zu ſingen:
Es wird genennet die Schoß Abrahœ / Luc. 16. Da geſagetLuc. 16. ꝟ. 22. wirdt / das die H. Engel Lazari Seele haben getragen in Abrahams Schoß. Hierauff ziehlet GOtt der HERR / wenn Er durch Johannem in ſeiner Offenbahrung am 14Apoc. 14. ꝟ. 13. Cap. ſaget: Seelig ſindt die todten die im HErren ſterben von nun an / Ja der Geiſt ſpricht / das ſie ruhen von aller jhrer arbeit / deñ jhre Wercke folgen jhnen nach. O wie wol ruhet ein Kranck kindt inn der Mutter ſchoß! Alſo wie wol wird vns ſein / wenn wir auß dieſem Angſt - thal gerieſſen / in der Schoß GOttes werden raſten vnd ruhen / da wirdt vns GOTT leythen zu den Lebendigen Waſſerbrunnen / vnd GOtt wirdt abwieſchen alle vnſere Thraͤnen von vnſern Augen. Apocal. 7. vnd 21 Cap. DasApocal. 7. ꝟ 17. C. 21. ꝟ. 4. Landt der Lebendigẽ wird genennet das Himliſche Para - dieß / da Chriſtus zu dem Schecher ſaget Luc. 23. Cap.Luc. 23. ꝟ. 43. Heute wirſtu mit mir im Paradieß ſein. Welches gar troͤſtlich iſt / ob wir gleich mit vnſern erſten Eltern Adam vnd Evâ, wegen vnſer Suͤnden vñ Vbertrettung auß dem jrꝛdiſchen Paradieß gejaget / ſo hat vns doch Chriſtus mit ſeinem todt das Himliſche Paradieß vnd Luſtgarten des Ewigen lebens geoͤffnet. Es wird auch genennet / Gaudiũ Domini, des HERREN frewde / Matth. 25. Da ChriſtusMatth. 25. ꝟ. 21.Eſaget:[34]Chriſtliche Leichſaget: Ey du fromer vnd getrewer Knecht / du biſt vber wenigem getrew geweſen / Jch wil dich vber viel ſetzen /Joh. 16. ꝟ 33. gehe ein zu deines HErꝛen frewde. Hier heiſt es Joh. 16. Jn der Welt habt jhr Angſt: aber doꝛt wird lauter frewde ſein / Deſſen Sich auch troͤſtete der frome Churfuͤrſt zuMauritius Herberg. Tom. 1. Con. ſun. fol. 441. Sachſen Mauritius, weñ Er kurtz vor ſeinem ende ſagete: In mundo triſtitia, in Cælo lætitia, Jn der Welt habe Jch nur Angſt gehabt: Aber im Him̃el werde Ich frewde haben. Da wird es ferner heiſſen Joh. 16. Ewer hertz ſol ſich frewen / vnd Ewere frewde ſol niemandt von EuchJoh. 16. ꝟ 23. nehmen.
Jn dieſem Landt der Lebendigen iſt auch vnſere ſeelige Fraw Superintendentin: Sie darff nicht mehr klagen vber jhre Angſt vnd Schmertzen: Denn Sie ſiehet jetzt GOtt mit froͤlichen Augen vnd Hertzen. Sie ruhet von aller jhrer Arbeit in der Hand vnd Schoß des HErren / Sie erquicket ſich im Himliſchen Luſtgartten / vnd jhre Seele frewet ſich in dem Lebendigen Gott. Gott helffe vns allen zu ſeiner Zeit ſeeliglich hinnach. Vnd das iſt auch das Ander.
III. Adjunctũ. Das III. Welches wir allhier in gutte obacht nehmen ſollen / iſt Adjunctum, was wir denn im Lande der Leben - digen antreffen werden. Denn es heiſt ignoti nulla cu - pido, wenn wir nach etwas ein verlangen tragen ſollen / ſo muͤſſen wir zuvor wiſſen / was es vor ein ort oder Landt ſey / dahin wir vns ſehnen ſollen. Hiervon berichtet vns David mit zwar wenig aber ſehr Nachdencklichen woꝛten: Jch glaͤube aber das Ich ſehen werde das gutt des HERREN im Lande der Lebendigen.
Es[35]vnd Ehren Predigt.Es haben vor Zeiten vnd noch heutiges Tages gelehrte Leuthe viel diſputiret de Summo Bono, von dem Hoͤch - ſten gutt: Hier haben wir das rechte Hoͤchſte gutt / darnach wir taͤglich trachten ſollen. Es wird aber im Ewigen lebeIn Vitâ æ - ternâ erit. 1. Bonũ Do - minij. ſein. 1. Bonum Dominii, Das gutt des HERREN / oder gutte Herꝛſchafft. Matth. 19. ſtehet / niemandt iſt gutt denn der einige Gott. Dieſer gutte Gott iſt der Jehovah oder HErr / wie Amos ſagt am 9 Cap. Er heiſſet HErr. Matth. 19. ꝟ 17.Vnd Judith ſpricht im 9 Cap. Du heiſſeſt billich HErr. Vnter dieſem HERREN iſt gutt wohnen / denn Er iſtAmos 9. ꝟ 6. der aller ſchoͤneſte vnter den Menſchen kindern / Pſalm. 45. Jud. 9. ꝟ 10.Schoͤner denn Saul vnd Abſolon: Alexander M. vndPſal. 45. ꝟ 2. Xerxes, welche beyde Koͤnige die aller ſchoͤneſten Perſonen inn jhren Laͤndern vnd Herꝛſchafften geweſen. Vnter jhm iſt gutt wohnen / deñ Er iſt der aller Sanfftmuͤttigſte /Matth. 11. ꝟ. 29. wie Er ſelber bezeuget / Matth. 11. Lernet von mir / denn Jch bin Sanfftmuͤttig vnd von Hertzen Demuͤttig.
Jener Herr erzuͤrnete ſich baldt / da ſein Buͤrger von ſeiner Stadt ſagete: Dieſe Stadt ſtehet von auſſen wie Jeruſalem / jnwendig aber wie Bethlehem, vnd ſagte im Zorn zu jhm: Gefelt dir nicht mein Bethlehem / ſo ſuche dir ein Jeruſalem / vnd muſte alſo von ſtundt an die Stadt reumen. Aber doꝛt wird es heiſſen wie Chꝛiſtusſaget Ioh. 6. Joh. 6. ꝟ 37.Wer zu mir kompt / den wil Jch nicht hinauß ſtoſſen. Wehe dem Lande dariñen kein Koͤnig / ſondern ein Anar - chia, vnd alles bundt vber Ecke gehet / wie die Exempel der Kinder Jſrael bezeugen / wenn Sie keinen Regenten hatten / welches ſonderlich auch auß dem Buch der RichterJud. 2. ꝟ. 18. 19. am 2 Cap. zu ſehen! Hier aber iſt der HErr aller Herꝛen / vnd Koͤnig aller Koͤnige. 1. Tim. 6. Wehe dem Lande / des1. Tim. 6. ꝟ. 15. Koͤnig ein kindt iſt / ſtehet im Pꝛediger Salom: am 10 Cap. Pred. 10. ꝟ. 16.E ijAber[36]Chriſtl: LeichAber wol dieſem Lande / denn daſelbſt wohnet Sapientia Patris, Der HERR Chriſtus / der vns gemacht iſt zur1. Cor. 1. ꝟ. 30. Weißheit / 1. Corinth. 1. Wehe dem Lande / da ein Armer Ohnmaͤchtiger Koͤnig iſt / der ſeinen Vnterthanen nicht helffen kan! Aber hier iſt der Allmaͤchtige Gott / Gen. 17. Gen. 17. ꝟ 1.Deſſen iſt beydes Sylber vnd Goldt / Hag. am 2 Cap.Hag. 2. ꝟ. 9. Wehe dem Lande das einen Tyranniſchẽ Nimrod, Blut - duͤrſtigen Saul vnd Gottloſen Herodem hatt! Aber hier iſt der Gnaͤdige Gott / welcher die Leute hertzlich Lieb hat /Deut. 33. ꝟ. 3. Prov. 8. ꝟ. 31. Deut. 33. vñ deſſen luſt bey den Menſchẽ kindern iſt Prov. 8. Wehe dem Lande des Koͤnig luſt zu Krieg vnd Vnfrieden hat / denn da heiſt es wie der Poët ſaget: Quicquid de - lirant Reges plectuntur Achivi, Weñ ſich groſſe Herꝛen raͤuffen / muͤſſen die armen Vnterthanen die haar darzuEſa. 9. ꝟ. 6. geben! Aber hier iſt der rechte Friedefuͤrſt / Eſa. 9. welcher durch S. Paulum trewlich vns alle ermahnet zun Roͤm.Rom. 12. ꝟ. 17. am 12 Cap. Jſts moͤglich / ſo viel an Euch iſt / ſo habt mit allen Menſchen friede. Zum 2. Wirdt auch im Lande2. Bonũ Do - micilij. der Lebendigen ſein / Bonum Domicilii, Eine gutte Wohnung. Die Maͤnner der Stadt Jericho ſprachen zu2. Reg. 2. ꝟ. 19. Eliſâ, 2. Reg. 2. Siehe es iſt gutt wohnen in dieſer Stadt / wie mein Herꝛ ſiehet: aber es iſt boͤſe Waſſer vnd das Land vnfruchtbar. Aber im Himmel wirdts gutt wohnen ſein / daſelbſt wird keine Bitterkeit vnd Lands vnfruchtbarkeitI. Domiciliũ Spacioſum ſein. Es wird aber dieſe Wohnung ſein 1. Domicilium Spacioſum, Eine weite Herberg / darinnen wir alle wer - den raum haben koͤnnen. Denn Joh. 14. ſaget Chriſtus /Joh. 14. ꝟ 2. Jn meines Vaters Hauſe ſein viel Wohnungen. Jn derApoc. 21. Offenbahrung Johannis am 21 Capit. wird Vns dieſe Wohnung vnd Stadt GOttes beſchrieben / das ſie habe hohe vnd groſſe Mawren / 12 Thor / auff den Thoren zwoͤlffEngel /[37]vnd Ehren Predigt.Engel / vnd ſein Nahmen geſchrieben / welche ſein die 12. ꝟ 16. ſeq. Geſchlecht der Kinder Jſrael. Jtem: Die Stadt lieget Vierecket / vnd jhre Lenge iſt ſo groß als jhre breitte / vnd helt im Maß zwoͤlff tauſent Feldtweges. Welches ver - bluͤmbter weiſe geredet iſt / das nemlich alle die ſollen ins Ewige leben kommen / welche ſich bekennen zu der Lehr Chriſti vnd der 12 Apoſteln.
Vnter andern Mirackeln die im Tempel Salomonis geſchehen / wird auch dieſes gemeldet / wenn gleich ſo viel Juden im Tempel geweſen / das ſie ſtehendt einander ge - druckt / ſo haben ſie doch alle raum gehabt / wann ſie auff die Erden nieder gefallen vñ neben einander liegendt gebetet. Drumb werden wir alle im Himmel raum haben. Aber zu beſorgen iſt / das die Helle fuͤller denn der Himmel ſein wirdt. Zum 2. Domicilium ſpecioſum, wirdt es auch2. Specioſum. eine herꝛliche vnd ſchoͤne Wohnung ſein. Denn das iſt die ſchoͤne Stadt Gottes / Pſal. 46. die von lauterm GoldePſ. 46. ꝟ. 4. iſt / gleich dem reinen Glaſe / Apocal. 21. Die gruͤnde derApocal. 21. ꝟ. 18. Mawren vñ der Stadt ſein geſchmuͤckt mit allerley Edel - geſteine. Darumb wirdts recht ſein eine Liebliche Woh - nung im 84 Pſalm. Zum 3. Wirdts ſein Domicilium3. Pacificum. pacificum, Eine Friedfertige wohnung: Davon ſaget GOtt beym Propheten Eſaiâ am 32 Cap. Mein VolckEſ. 32. ꝟ. 18. wird in Haͤuſern des Friedens wohnen / in Sicherer woh - nung vñ ſtoltzer ruhe. Da werden wir Friedfertige Nach - barn haben / derer wir vns mehr werden koͤnnen getroͤſten als dort Themiſtocles, als Er ſein Vorwergk verkauffen wolte / Lobete er ſolches vnter andern auch das es gutte Nachbarn hette. Da wird vns kein feind mehr bekriegen / noch Saul vñ Antiochꝰ betruͤben koͤñen. Zum 4 iſts Do -4. Minimè ruinoſum. miciliũ minimè ruinoſum, Dieſes Hauß vñ WohnungE iijwirdt[38]Chriſtliche LeichJud. 16. ꝟ. 30.wirdt nicht einfallen wie Dagons Tempel / Jud. 16. oderJob. 1. ꝟ. 19. Jobs Hauß Job. 1. vnd entlich alle vnſere Haͤuſer / ſondern wird Ewig dauren vnd ſtehen. Deñ es iſt ein Ewig hauß2. Cor. 5. ꝟ 1. von GOtt erbawet / wie S. Paulus bezeuget 2. Corinth. 5. Vnd ob gleich entlichen werden Himmel vnd Erden ver -Luc. 21. ꝟ. 33. gehen / Luc. 21. ſo wird doch diß Hauß in Ewigkeit beſtehen.
3. Bonũ Ani - mæ & cor - poris no - stri. Zum III. Wirdt auch alldar ſein Bonum animæ & Corporis noſtri, Das gutt vnſer Seelen vnd Leibes. Hier haben wir eine Seele vnd Verſtandt / welcher wenig faſſen vñ mercken kan: Sintemal der natuͤrliche Menſch nichts vernimbt vom Geiſt Gottes / es iſt jhm eine Thor - heit vñ kan es nicht erkennen / wie S. Paulus ſaget 1. Cor. 2. 1. Cor. 2. ꝟ. 14.Wir ſindt hier im Lande der Vergeſſenheit; So iſt auch vnſer Leib voller Kranckheit / beſchwerde vnd vnflats / dasB. Luther. auch Herꝛ Lutherus geſaget: Wehre doch der Menſch nichts denn (ſalvâ veniâ) lauter koth vnd vnflat / wenn die Seele in jhm nicht ſo ſchoͤne wehre. Wir werdẽ ſolches jnne / wenn die Seele auß dem Leibe gefahren / vnd der todte Leib darlieget. Aber dort werden die Lehrer leuchten wie des Him̃els glantz. Vnd die ſo viel zur GerechtigkeitDan. 12. ꝟ 3. weiſen wie die Sterne jmmer vñ Ewiglich. Dan. 12. VndMatth. 13. ꝟ. 43. Chriſtus ſaget Matth. 13. Die Gerechten werden leuchten wie die Sonne in jhres Vaters Reich. Damit vberein1. Cor. 15. ꝟ. 45. ſeq. ſtimmet S. Paulus in der 1. Corinth. 15. Es wirdt geſeet Verweßlich / vnd wird aufferſtehen Vnverweßlich: Es wirdt geſeet in Vnehre / vnd wird Aufferſtehen in krafft:ꝟ. 41. ſeq. Es wird geſeet ein natuͤrlicher Leib / vnd wird aufferſtehen ein Geiſtlicher Leib. Vnd zuvorn ſagt er: Ein ander Klarheit hat die Soñe / ein ander Klarheit hat der Mond / ein ander Klarheit haben die Sterne / deñ ein Stern vber - triefft den andern nach der Klarheit / alſo auch die Auffer - ſtehung der todten.
Zum[39]vnd Ehren Predigt.Zum IV. Wirdt im Landt der Lebendigen ſein Bonum4. Bonũ cæle - stis gaudij. cæleſtis gaudii, Das Gutt der Himliſchen frewde. Da wirdt ſein Frewde die fuͤlle / vnd Lieblich weſen zu der rech - ten GOttes jmmer vnd Ewiglich im 16 Pſalm: WelchePſ. 16. ꝟ. 11 frewde nicht wird beſtehen in jrꝛdiſchem eſſen vñ trincken:Roman. 14. ꝟ. 16. ſeq. Deñ S. Paulus ſaget zun Roͤm. am 14 Cap. Das Reich Gottes iſt nicht Eſſen vnd Trincken / ſondern Frewde vnd Friede im H. Geiſt. Sie wirdt auch nicht beſtehen in Zeit - licher Luſt vnd Ergetzligkeit / deñ davon ſaget Salomon inProv. 14. ꝟ. 13. Spruͤchwoͤrtern am 14 Cap. Nach der frewde kom̃t leidt.
Weil nun dem alſo das wir eine ſo groſſe Herꝛligkeit im Himmel haben werden / ſollen wir vns allezeit bey dem Sichthahren Him̃el der Ewigen frewde erjnnern: VndCælũ aſpi - ciamus. das Landt der Lebendigen betrachten. 1. In luce, Wañs vns noch wolgehet / entweder / wenn offentlich der liebe1. In Luce. GOtt das Jahr kroͤnet mit ſeiner Guͤttigkeit / das ſeine Fußſtapffen trieffen von fett im 65 Pſalm / vnd vns einPſal. 65. ꝟ 11. Gnaͤdiges Jahr des HERREN leſt Predigen / Eſa. 61:Eſa. 61. ꝟ. 2. oder einem vnd dem andern viel gutts erzeiget / das er Danckbarlich mit dem Patriarchen Jacob Gen. 32. beken -Geneſ: 32. ꝟ. 10. nen muß: HERR / Jch bin zu gering aller Barmhertzig - keit / vnd aller trewe die du an deinem Knechte gethan haſt: So ſol ein fromer Chriſt mit dem alten Lehꝛer AuguſtinoAuguſtin. ſchlieſſen vnd ſagen: Si tanta nobis exhibes in carcere, quid fiet in Palatio. Das iſt: O lieber GOtt / erzeygeſt du vns ſo viel gutts hier im Gefaͤngnuͤß vñ Thraͤnenthal / was wird wol dort geſchehen im Himliſchen Pallaſt vnd Brautſaal. Zum 2. Betrachte das Landt der Leben -2. Sub cruce. digen / Sub cruce, wenn es dir vbel gehet. Der Him̃el iſt nicht jm̃er mit truͤben Wolcken vberzogen / ſondern es heiſt poſt nubila Phœbꝰ, wie Sara Raguels tochter ſagte Tob. 3. Tob. 3. ꝟ. 22.Nach[40]Chriſtl: LeichNach dem Vngewitter leſſt du die Soñe wieder ſcheinen / vnd nach dem Heulen vnd Weinen vberſchuͤtteſt du vns mit frewden. Non erit æternum, quod nos premit undiq; Fatum, Das Vngluͤck das vns hier druͤcket / wird nicht Ewiglich wehren. Sonderlich ſollen wir vns deſſen troͤſten in Verfolgungen: Wann man vns Verfolget in einer Stadt / ſo ſollen wir in die andere fliehẽ / wie ChꝛiſtusMatth. 10. ꝟ. 23. lehret Matth. 10. Vnd wenn man die fromen nicht mehr wil auff dem Erdtboden dulden / ſo wirdt ſie GOtt innS. Baſilius. Himmel auffnehmen. Deſſen ſich auch troͤſtet der H. Baſi - lius, da jhm das exilium angekuͤndiget / ſagte Er mit vn - erſchrockenem Munde. Si terra nos non capiet, cælum recipiet, Das iſt / wil vns nicht mehr die Erde beher - briegen / ſo wird vns Gott in Himmel auff vñ annehmen. B. Luther. Vnd H. Lutherus als Er gefraget wurde / wo Er doch entlichen bleiben wolte / ſagte Er: Vel ſub Cælo, vel in Cælo, Entweder vnter oder im Himmel. Es wirdt doch entlichen der Juͤngſte tag kommen / da wir auff vnſer Marterwoche werden den froͤlichen Oſtertag haben. Mit1. Theſſ. 4. ꝟ. 8. dieſen Worten troͤſtet euch / ſage ich mit S. Paulo 1 Theſ. 4. 3. In nece. Endtlich zum 3. In nece, Im tode ſiehe den Himmel an / wie Stephanus, welcher ſaget Act. 7. Ich ſehe den Him̃elActor. 7. offen. H. Philip: Melanchthon, als er kurtz vor ſeinemD. Philip. Melancht. Ende gefraget wurde / was er begehrete / ſagte er Cælum, den Him̃el. Darnach ſollen wir auch trachten / vnd nicht allein im Leben / wañ wir geſundtofft den Him̃el anſchawẽ /An. 1614. ſondern auch im Tode / wie jener vom Adel / welcher vor etlichen Jahren geſtorben / jhm drey mal / ehe er ſtarb / ließ das Fenſter auffmachen / das er noch eins kondte den Him̃el anſehen / da bey er ſich ohn allen zweifel dieſer Himliſchen Wohnung / davõ jtzundt meldung geſchehen / erjnnert hat. Welches[41]Chriſtlich-EhrenZeugnuͤß.Welches gutt des HERREN auch vnſere ſeelige Fraw Superintẽdentin der Seele nach erlanget hat. Sie iſt in einer ſehr weiten ſchoͤnen Friedlichen vnd inn Ewigkeit wehrenden Wohnung. Hier hat man Sie auß jhrem Pfarꝛhofe getragen / wie Sie jhr baldt nach jhres ſeeligen Ehemannes todte Propheceyet / das ſie nicht wuͤrde doͤrffen außziehen / ſondern man wuͤrde ſie muͤſſen herauß tragen / aber inn der Himliſchen Wohnung wirdt Sie Ewiglich bleiben. O wie Glaͤntzet vnd Scheinet ſie als die Sonne! O wie ſehr frewet Sie ſich! Sie iſt nun von allem Leidt vnd Todt weg genommen / Vnd hat Ewige frewdt vnd Seeligkeit vberkommen. Dahin verhelffe vns allen auch dermal eines JEſus Chriſtus / Amen.
WAß nun anbelanget vnſere inn Gottſeelig verſtorbene Fr: Superintendentin, So wird von keinem vernuͤnfftigen Menſchen mit guttem fug vngleich vermercket werden koͤnnen / das wir an jtzo zu gutter Letzte / auch jhr / wie andern verdienten Perſonen in dieſer Stelle beſchehen / Jhr Gebuͤhrendes Ehrenlob geziemmiger maſ - ſen ertheilen / vnd võ jhrer Ehrlichen Ankunfſt / Heyrath / gefuͤhrten Leben vnd Wandel / So wohl außgeſtandener Leibes Schwachheit vnd darauff erfolgten ſeeligen Todt / auffs kuͤrtzeſte als moͤglich etwas vormelden / ſo wir gutter Ordnung halben durch 6 vnterſchiedene Tage / die Sie in jhrem Lebenslauff in dieſer Welt gehalten / numehr ver - richten wollen.
FJhr[42]Chriſtlich Ehren-Zeugnuͤß.Jhr Erſter Tag iſt geweſen der Dies Genera - tionis & Regenerationis, Der Tag jhrer Natuͤrlichen Geburth vnd Geiſtlichen Wiedergeburt / da Sie im Jahr nach Chriſti vnſers Erloͤſers vñ Seeligmachers Menſch - werdung 1577. den 13 Octobr. damals am Tage Bern - hardi, baldt nach 4. der halben Vhr / des Morgens inn der Kayſerlichen Stadt Franckenſtein von vhraltem Ge - ſchlechts Fuͤrnehmben vnd Wohlgeſehenen Eltern / derer Vorfahren in Linea aſcendenti, ſo wohl die jenigen ſo jhnen mit Blutsfreundtſchafft oď naher Schwaͤgerſchafft Zugethan vnd Verwandt / von Vndencklichen Jahren hero daſelbſten das Regiment vorwaltet / Vornehmbe Ehre naͤmpter mit ſonderm jhrem Lob vñ Ruhm bedienet / vnd nach der Lenge anzufuͤhren vnnoͤttig erachtet wirdt / entſproſſen vnd erziehlet worden.
Jhr Herꝛ Vater iſt geweſen / der Weylandt Ehrenveſte / Wolweiſe vnd Wolbenambte Herꝛ Johann Thiler / Regierender Buͤrgermeiſter / vnd des Muͤnſter - bergiſchen Fuͤrſtenthumbs vñ Franckenſteiniſchen Weich - bildes verordneter Landtrechtſitzer.
Jhre Fr: Mutter aber / die Weylandt Erbare Viel-Ehr vñ Tugendtreiche Fraw Margaretha geborne Zinſin / Herꝛen Johann Zinſens geweſenen Raths ver - wandten daſelbſten Hertzliebſte Tochter. Ob es nun wohl vor der Welt nicht ein geringer Ruhm / ſondern vor eine ſonderbare Ehre gehalten wird / vnd auch in Warheit iſt / von Ehrlichen vornehmben vnd Vntadelhafften Eltern herkommen vnd gebohren werden / So iſt dochſolche ehr - liche anſehliche Geburth / ohne die Geiſtliche Wieder - geburth nichtes / vnd macht dieſelbe niemanden ſeelig.
Dero -[43]Chriſtlich EhrenZeugnuͤß.Derohalben deñ jhre hertzliebe Eltern ſolche jhre Tochter / durch das Seeligmachende Waſſerbadt der Heil. Tauffe dem HErren Chriſto folgenden Tages einverleiben vnd in der Chriſtglaͤubigen Standt vnd Geſchlecht ein - ſchreiben laſſen. Da Sie dañ ſo baldt Sie ein wenig zum Verſtande kommen / anfangs zu Hauſe inn aller Gottes - furcht vñ Chriſtlichen Tugenden; volgends aber auff dem Pfarꝛhofe bey damaligen Pfarꝛern / Herꝛen Franciſco Waltern, biß Sie inn etwas erwachſen vnd von jhren ge - liebten Eltern zur Wirthſchafft vnd anderer Haͤußlichen Nahrung angeleytet werden koͤnnen / daſelbſten auffer - zogen worden.
Der ander Tag jhres Lebens iſt geweſen / Dies Fortunæ & Honoris, Jhr Gluͤcks vnd Ehren Tag. Denn als Sie in das 16 Jahr jhres Alters eingeſchritten / hat Sie GOtt der Allmaͤchtige in den Heiligen Ehe vnd rechten Ehrenſtandt eingeſetzet / Jn deme ſie nach Gottes ſonderbahrer Schickung vnd Providentz, mit rath vnd willen jhrer vielgeliebten Eltern vnd Genehmhabung der beyderſeits zugethanen Freundtſchafft / Anno 1593. den 22. Febr. gehewrathet / Den Weylandt Wohl-Ehrwuͤr - digen Achtbaren vñ Hochgelahrten Herꝛn M. Samuelem Heinnitz, Fuͤrſtl: Muͤnſterbergiſchen Olßniſchen Hoff: vnd Stadt-Predigern allhier / dieſes Olßniſchen Fuͤrſten - thumbs Wolverdienten Superintendenten, auch eines Ehrwuͤrdigen Conſiſtorii Adſeſſorem primarium, da - mals aber der Kirchen Gottes zu Franckſtein verordneten Paſtorem, mit welchem Sie in Ehlicher liebe vnd Trew / So wol turturum Concordia gelebet in die 43 Jahr / 3. Wochen vnd 1. Tag / vnd jnnſtehender Ehe vnd rechtem Benedicter Orden von Gott beyſamen mit 6 Leibsfruͤch -F ijten[44]Chriſtlich Ehren Zeugnuͤß.ten geſegnet worden / als nehmblich mit 3 Soͤhnen vnd 3. Toͤchtern / von welchen 2 Soͤhne neben einer Tochter vnd 10. Kindeskindern noch im Leben / vnd Jhr der Fraw Mutter vnd Groſsmutter abſterben mit ſchmertzen an - ſchawen muͤſſen. Ein Sohn aber vnd zwey Toͤchter neben 5 Encklichen vor jhr vber verhoffen Ordine Mortalitatis turbato, durch den Zeitlichen todt hingeraffet worden.
Der dritte Tag Jhres Lebens iſt geweſen / Dies Laboris, Ihr Arbeittag / darinnen Sie inn jhrem Beruff nicht leichtlich muͤſſig ſich erfinden laſſen / ſondern die vom Koͤnig Salomone am 31 Cap. ſeiner Spruͤch - woͤrter nach der lenge auffgeſetzte Beſchreibung / eines Tugendtſamben muͤheſamben Weibes ſo viel an jhr moͤg - lich erfuͤllen wollen. Dannenhero Sie dann recht nach jhrem Nahmen Margaretha / ein koͤſtliche Perle geweſen / darauff ſich jhr Herr verlaſſen koͤnnen / in deme Sie ſich nicht geſchewet / mit den Haͤnden zu arbeiten / jhre Laͤnden zu Guͤrtten / vnd feſt außzuſtrecken jhre arme. Vnd weil Sie wie oben gemeldet von Jugendt auff / von jhren hertz - lieben Eltern darzu angeleitet worden: So iſt Sie auch eine Zierde jhres Hauſes vnd fleiſſige Nahrhaffte Hauß - mutter biß an jhr Ende geblieben / ſo in Auffziehung jhrer Kinder / in gebuͤhrender Obacht vnd Warttung Ihres Herꝛens / inn Zuſammenhaltung vnd Vormehrung des jhrigen / ſo wohl in Verſorgung der armen Krancken vnd Duͤrfftigen / die Sie mildiglich geſpeiſet vnd getraͤncket / keine muͤhe noch arbeit ſparen laſſen.
Der Vierde Tag jhres Lebens iſt nun / Dies Lucis, Der Tag des Lichtes / da Sie auch zum Erkendt - nuͤß des Sohnes GOttes kommen iſt / der Sie tuͤchtig ge -macht[45]Chriſtlich EhrenZeugnuͤß.macht hat zum Erbtheil der Heiligen im Liecht. Hat je - mandt allhier gerne GOttes Wort / ſo die Seelen ſeelig macht / angehoͤret / Sich fleiſſig zu den Predigten / Fruͤhe - Leſen vñ Veſperlectionen mit andacht gefunden / ſo hat es gewißlichen wie jedermann vnvorborgen / vnſere ſeelige Fraw Superintendentin gethan / welche jhre Seeligkeit zuſuchen / vnd nach derſelben zuringen jhr Warlich hoch - angelegen ſein laſſen / vnd dieſelbe zu erlangen vor das ſchwereſte Hoͤchſte vnd Nothwendigſte jederzeit geachtet / vnd derohalben ſich keines weges vor Engelrein gehalten / ſondern in Erkendt: vnd bekendt nuͤß jhrer Suͤnden / mit wahrem Glauben vnterſchiedliche mahl das H. Abendt - m[a]hl Jaͤhrlichen empfangen / vor groben Suͤnden ſich ge - huͤttet / die H. Bibel neben andern Gottſeeligen Buͤchern fleißig geleſen / vnd ſo weit durch jhren Fleiß vnd andacht kom̃en / das Sie jhr hierdurch allerhand ſchoͤner Spruͤche / Hiſtorien vñ Exempel einen Vorꝛath zuſam̃en colligiret, mit welcher Sie ſich beydes im Leben vnd ſterben kraͤfftig - lich troͤſten vnd erquicken koͤnnen. Wie Sie dann auch mit jedermaͤnniglich Friedlich vnd Eintraͤchtig gelebet / der Demuth ſich beflieſſen / vnd andere Chriſtliche Tugen - den mehr von ſich leuchten laſſen.
Der 5. Tag jhres Lebens iſt / Dies Crucis, der Creutztag geweſen / welchen Sie auch erfahren muͤſſen / dann ob Sie ſchon von GOtt dem Allmaͤchtigen ſo weit begabet vnd begnadet worden / daß Sie die Zeit jhres Lebens jhr gebuͤhrendes außkommen gehabt / vnd in das elende Exilium nicht gerahten doͤrffen / viel weniger von Hauß vnd Hoff / wie viel andern ehrlichen Prieſterfrawen neben jhren Herꝛen durch Gottes vorhaͤngnuͤß / die Jahre hero wiederfahꝛen gejaget worden. So iſt Sie doch vielemF iijCreutz[46]Chriſtlich EhrenZeugnuͤß.Creutz / Vngluͤck vnd Wiederwertigkeit vnterworffen ge - weſen / ſo inn die 6. Sterbelaͤufften durch ſonderbahren Goͤttlichen Schutz neben Jhrem ſeeligen Herꝛen außge - ſtanden / vnd dariñ zum theil jhre liebe Kinder vñ Kinds - kinder vntergehen ſehen muͤſſen. Sie hat erlebet / das vor 3 Jahren von jhren Blutsfreunden vñ nahen Schwaͤger - lichen vorwandten an jung vñ alt jnnerhalb Fuͤnff viertel Jahren 25 Perſonen durch Peſt vnd andere Kranckheiten vnverſehens hingerafft / vnd ſie faſt alleine auß den aͤlteſten jhres Geſchlechtes vbrig vorblieben / welches Sie nicht in wenigen Kummer vnd Hertzeleid geſetzet / vnd ſelbigen bey hieſieger allgemeinen Pluͤnderung 1634. da Sie vmb ein groſſes Stuͤck an allerhandt Zeitlichen von jhren Eltern Ererbten vnd biß auff ſelbige Zeit zuſammen gehaltenen vnd durch Gottes Segen erlangten Vermoͤgens kom̃en / vnd jaͤmmerlich deſſen beraubet worden / nicht wenig vor - mehret / am allermeiſten aber / als Sie jhres lieben Ehe - Herꝛens vñ vnſers geweſenen trewen Superintendentens ſeeligen abſterben mit ſchmertzen vor einem halben Jahr erlebet / vnd inn den betruͤbeten Wittiben ſtandt geſetzet worden.
Der 6 vnd Letzte Tag jhres Lebens / kan ge - nennet werden / Dies morbi & mortis, Der Tag jhrer Kranckheit vnd Todes / da denn Ew. L. zu berichten / das Sie von vielen Jahren hero mit harter Geſchwulſt an Schenckeln von Gott dem HErren anheim geſucht worden / welcher Sie doch durch Meßigkeit vnd richtige gehaltene diætam, ſo wohl brauchung der ordentlichen Artzney mittel nechſt Goͤttlicher huͤlffe ſo lange Zeit / auch vber jhr ſelbſt eigenes verhoffen geſtewret / biß endtlichen / wegen vieler dieſe 3 Jahr vber außgeſtandenen Kuͤmmer -nuͤſſen[47]Chriſtlich EhrenZeugnuͤß.nuͤſſen dieſelbe vberhandt genommen / vnd weiter die ver - ſuchten Artzney mittel nichts fruchten wollen. Dahero Sie dann / weil Sie ohne diß nach jhrem Herꝛen nicht lange zu leben; ſondern jhm eheſtes hernach zufolgen jn - niglich gewuͤnſchet / auch allezeit mit todes gedancken vmb - gegangen / der mœror animi aber hefftig von Tag zu Tag bey jhr zugenommen / den 8 abgewichenen Monats Julij ſich darnieder legen muͤſſen. Vnd ob Sie zwar biß weilen vmbgangen / auch die Kirche / wann es jhr moͤglich beſucht / ſo hat doch die geſchwulſt jmmer hefftiger bey jhr ſich ereig - net / Derohalben denn Sie jhr baldt nichts anders ein - gebildet / denn das Sie GOtt gnaͤdiglich entbinden vnd mit jhr den lieben Feyerabendt auff dieſer Welt machen werde / hat darauff / wiewol Sie mit groſſer Mattigkeit behafft geweſen / den 9 Auguſti ſich mit GOtt verſoͤhnet / jhre Suͤnden hertzlich berewet / allen Menſchen williglich verziehen / vnd darauff das H. Abendtmahl inn wahrer andacht in hieſtger Dreßkammer empfangen / vnd ſich zu einem ſeeligen Abſchiedt præpariret vnd geſchicket.
Jnn wehrender Kranckheit iſt meiſtentheiles jhre Zeit mit ſeufftzen vnd wuͤntſchen vmb ein ſeeliges Ende von jhr zugebracht worden / vnd hat ſie ſich zu jhrem lieben Herꝛen zukommen vber die maſſen geſehnet vnd gefrewet / ſonder - lich als ſie 7 tage vor jhrem Ende einsmahls einen Traum gehabt / wie jhr Seel: Herꝛ / durch einen ſchoͤnen Juͤngling jhr einen Crantz ſchicken thaͤte. Weil ſie wegen Schwach - heit nicht viel Worte machẽ koͤnnen / hat ſie kurtzer Stoß - Gebetlein ſich gebrauchet / welche vnnoͤtig allhier nach der lenge zuerzehlen. Sonderlich ſind võ jhr offters geſprochẽ worden die Wort auß dem 25 Pſalm:Die Angſt meines Hertzens iſt groß / fuͤhre mich auß allen meinen Noͤthen.
Item.[48]Chriſtlich EhrenZeugnuͤß.Jtem:Auß dem 73. HERR / wann Jch nur dich habe / ſo frage ich nichts nach Himmel vnd Erden / ob mir gleich Leib vnd Seel vorſchmacht / ſo biſtu doch GOtt allezeit meines Hertzen troſt vnd mein theil.Jn gleichen:‘HERR / Jch laſſe dich nicht / Du ſegneſt mich denn. ’ ()
So wol:O JEſu Chriſt du Hoͤchſtes Gutt Jch bitt dich durch dein Tewres blutt / Mache mir deinem Kinde das Ende gutt.
Wie denn auch auß dem 130 Pſalm. Vnd ob es wehrt biß in die Nacht / vnd wieder an den Morgen: So ſol mein Hertz an GOttes Macht ver - zweifflen nicht noch ſorgen /vnd viel andere Troſtſpruͤche vnd Gebete mehr.
Den 9. dieſes hat Sie ſich vmb das Begraͤbnuͤß bekuͤm - mert vnd daſſelbige beſtellet / auch jhr einen Sterbekittel / weil Sie den vorigen ſo Sie von vielen Jahren hero inn Vorꝛath gehabt / inn der Pluͤnderung verlohren / bereiten laſſen.
Den 11. als nechſten Donnerſtags 8 tage iſt Sie ploͤtzlich ſo gefaͤhrlichen des Morgends Kranck worden / das man nicht vormeinet Sie ſelbigen Tag noch vberleben wuͤrde / Maſſen deñ Sie jhre Kinder vnd Kindskinder geſegnet / vnd das Sie es bey jhres Herꝛen / als jhres Vaters vnd Groſs-Vaters geſprochenen Seegen vnd gethanenen er - jnnerung allerdings bewenden lieſſe / angedeutet. Es iſt aber damals das von Gott beſtimbte Sterbſtuͤndlein nicht vorhanden geweſen: Sondern allererſt den 15 dieſes als nechſten Montag jhr wiederfahren. Deñ als ſie die vorige Nacht gantz vbel geruhet / haben die Leibes kraͤfften auffden[49]Chriſtlich-EhrenZeugnuͤß.den Tag je mehr vnd mehr abgenommen / vnd hat ſich das liebe Sterbſtuͤndlein numehr herzu genahet / da Sie dann nicht allein zu Beten vnd jhr vorzuleſen begehret: ſondern auch noch zu gutter Letzte ſelbſten vnter andern geſprochen:
JEſu mein Hertz hat Wunden tieffBrauch du ein Samaritter grieff /Jm Flaͤſchlein deiner offnen Seit /Jſt Oel vnd Wein vor mich bereit /Dein Blut vnd Waſſer floͤß mir ein /fuͤhr mich zur Chriſten Herberg fein /An Leib vnd Seele pflege mein /Dir wil Jch Ewig Danckbar ſein.
Vnd iſt nachmals am nechſten Montag wie gemeldet / zu Abendts vmb ¾ auff 6 Vhr / vnter dem Gebeth:
OHerre GOtt in meiner Noth / Jch ruff zu dir / du huͤlffeſt mir / ꝛc.
Vnter dem Vater vnſer / vnd als jhr inn die Ohren geſprochen: Herr Jeſu / Jch befehle dir meinen Geiſt in deine Haͤnde / du haſt mich Erloͤſet du getrewer Gott / ꝛc. Sanfft vnd ſtille / vnd nach dem Sie jhre Augen ſelber zu - zugethan / bey vielen Thraͤnen vnd Seufftzen jhrer noch Lebenden Kinder vnd Kindeskinder im HERREN ent - ſchlaffen / vnd auß jhren vnd aller Menſchen Augen hin - geruckt worden / hierdurcher erfuͤllende / waß jhr ſeeliger Eheherꝛ in ſeiner hinterlaſſenen Vaͤterlichẽ diſpoſition, daß nehmblichen nach ſeinem ableiben / jhr todt nicht ferne ſein werde / gleichſam̃ gepropheceyet / vnd jhr nnmehr nach jhres Hertzens jnnigen Wuntſch gezweiget worden.
GJhr[50]Chriſtlich EhrenZeugnuͤß.AVß welchem abzunehmen iſt / das Vnſere ſeelige Fr. Superintendentin ein ſonderliches Fatũ in dieſer Welt gehabt: Jn dem Sie nicht allein von recht Chriſtlichen Eltern erzeuget vnd gebohren / in aller Pietet vnd Gottesfurcht võ jhnen aufferzogen / einen gewuͤntſch - ten Eheſtandt gehabt / nicht lange im elenden Witwen - ſtande geblieben / ſondern jhrem Herꝛen baldt nach ge - folget / wie man auch ſonſten Exempel hat das GOtt die Eheleuthe entweder auff einmahl oder bald nach einander hat laſſen ſterben / wie wir Exempel in dieſer vnſer Fuͤrſtl:Chytræus in Chron. Saxon. l. 22 fol. 646. Stadt haben / auch die Hiſtorien beweiſen. Anno 1554. den 21 Febr. iſt zu Weymar verſchieden Fr. Sibylla Chur - fuͤrſtens zu Sachſen Johann Friedrichs hertzliebſte Ge - mahlin: Darauff als baldt den 11 Tag hernach Jhr Herꝛ der Churfuͤrſt auch gefolget.
Eberus in Cal. f. 84. & 97. Jm Jahr Chriſti 1568 ſtarb in Preuſſen den 20 Martii, Albertus Hertzog in Pꝛeuſſen vñ Marggraff zu Bꝛanden - burg. Deme folgete wenig Tage darnach ſeine liebſte Ge - mahlin Fraw Anna-Maria gebohrne Hertzogin zu Braunſchweig.
Meteranus part. 2. l. 26. f. 340. Eine ſonderliche Hiſtorien erzehlet Meteranus, das Anno 1605. vor 31 Jahren zu Delfft in Hollandt zwey Eheleute geſtorben / vnter welchen der Mann 103 Jahr / das Weib aber 99 Jahr alt geweſen / Dieſe haben im Eheſtande gelebet 75 Jahr. Der Mañ ſtarb vor / daraufffolgete[51]Chriſtlich EhrenZeugnuͤß.folgete auch das Weib inn der dritten Stunde nach jhres Mannes todt. Vnd weil dieſes ein rarum exemplum hat die Obrigkeit deſſelben Orts ſie beyde laſſen ehrlichen begraben auß dem gemeinen Fiſco, da man mit allen Glocken geleuthet / vnd iſt ein ſehr groſſe menge Volcks mit zu Grabe gangen. Eben alſo hat vnſer ſeelige Mit - ſchweſter nur ein halbes Jahr vnd 1. Tag jhrem Herꝛen nach gelebet: Vnd hat alſo GOtt jhr den Wuntſch ge - zweiget / da Sie bald zu jhrem Herꝛen zukom̃en geſeufftzet nach dem Außſpruch des Herren Chriſti / Matth. 6. Matth. 6. ꝟ. 21.Wo Ewer ſchatz / da iſt auch Ewer hertz. Es heiſt je lenger je lieber: je groͤſſer die Eheliche liebe / je groͤſſer iſt auch nachmaln das leidt / wenn Eheleuthe die ein geraume zeit in Fried vñ Einigkeit bey einander gelebet / durch den todt getrennet werden. Lehret vns doch ſolches vnter andern das Turteltaͤublein / wenn es ſeinen Ehegatten verlohꝛen / ſo iſts gantz betruͤbt / ſetzet ſich auff keinen gruͤnen Baum / Trinckt auch kein klar Waſſer / ſondern truͤbt daſſelbe vor ehe es trincket.
Darnach wieder faͤhret auch vnſer Fraw Superinten - dentin dieſe Gluͤckſeligkeit / das Sie neben jhren lieben Herꝛen geleget vnd gleichſam̃ in ein Grab mit jhm kompt: Welches auch wieder fahren der Wittwen Judith, von welcher im Buͤchlein Judith am 16 Cap. geſaget wirdt:Judith. 16. ꝟ. 28. Vnd Judith ſtarb zu Bethulia, vnd man begrub ſie bey jhrem Mann Manaſſe. Gleich wie Sie im Leben bey - einander friedlich gewohnet / ſo ſein ſie auch jtzundt im tode vngeſchieden / vnd werden recht am baldt herzu nahenden Juͤngſten tage mit der Seel vereiniget werden / vnd inn Ewigkeit GOttes Antlitz anſchawen. Dieſe Seeligkeit goͤnnen wir jhr von Hertzen / vnd wuͤntſchen alleſamb /das[52]Chriſtlich EhrenZeugnuͤß.das wir Chriſtlich vnd wol Leben / endlich Seelig ſterben / vnd am Tage der Erſcheinung des Sohnes GOttes zum Ewigen leben mit jhr moͤgen Aufferwecket werden.
Laſſen Sie derowegen hier Ruhen vnd Schlaffen / vnd gehen anheimb vnſere Straſſen: Schicken vns auch mit allem fleiß / denn der Todt kompt vns gleicher weiß.
Das helff vns Chriſtus vnſer Troſt / der vns mit ſeim Blut hat Erlöſt / vons Teuffels gewalt vnd Ewiger Pein / Jhm ſey Lob / Preiß vnd Ehr allein. Amen.
Hierauff wollen wir nun zum Beſchluß vnſer Hertzen vnd Gemuͤtter zu Gott erheben / vnd mit einander alſo Seufftzen vnd Bethen.
‘ACh GOtt wie viel Angſt Creutz vnd Noth / begegnet mir ehe denn der Todt: ꝛc. ’ ()CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
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