PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1]
Piorum Fatum.
Das iſt Fromer Chriſten Zuſtandt.
Bey der Sepultur Des Weylandt Ehren - veſten / Wolbenambten vnd Wol - weyſen H. Martini Hanthkens biß ins 10 Jahr Wolverordneten Buͤrgemeiſters in der Fuͤrſtlichen Stadt Olſſen. Welcher nach hart auſsgeſtandener Langwirigen Kranckheit in wahrer Anruf - fung des Ewigen Sohnes GOttes ſanfft vnd ſeelig auff die Bluttrieffenden Wunden JEſu Chꝛiſti ſeines Erloͤſers / den 20. Tag Februar. dieſes 1626. Jahres zur Olſſen zwiſchen 11. vnd 12. Vhr zu Mittage eingeſchlaffen / vnd den 1. Martij / am Sontag Invocavit in der Kirchen zu S. Johannis alda mit Chriſtlichen Ceremo - nien in ſehr groſſer Volckreicher Verſamlung iſt beſtattet worden.
(Seneca:)Effice Tibi mortem crebrâ meditatione familiarem, ut ſi aliquando ſors tulerit, poßis illi ire obviam. ()
Gedruckt zurOlſſen/ durchJoh: Boͤſſemeſſern.1626
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Der Erbahꝛen vnd Vielehꝛentugendtreichen Frawen Ursulæ gebohrner Eckin / Des weylandt Ehrenveſten / Wolweyſen vnd Wolbenambten Herꝛn Martini Hanthkens / Wolverdieneten Buͤrgemeiſters in der Fuͤrſtlichen Stadt Olſſen ſeeligen hinterlaſſenen betrübten Wittiben. So wol Deſſelben H. Aydamen vnd hinterlaſſenen lieben Kindern.

  • Denen Edlen / Ehrenveſten / Hoch vnd Wolgelaͤhrten H. Davidi Schickfuß beyder Rechten Doctori, Vnd H. Johanni Heinnitzen Wolverordneten Fuͤrſt - lichen Muͤnſterbergiſchen Olßniſchen Regiſtratori.;
  • Auch Denen Edlen / Vielehrentugendtreichen Frawen Ursulæ Schickfuſin / Vnd Frawen Barbaræ Heinnitzin.
  • Item: Dem Erbahren vnd Vorſichtigen H. Sebastian
  • Vnd
  • (Hanthke.
  • Der Erbahren / Vielehrentugendtreichen Jungfrawen Catharinæ Hanthkin. Meinen Ingebuͤhr Großguͤnſtigen Frawen vnnd Jungfrawen / Vnd geneygten Herꝛen vnd gutten Freunden.

Dediciret vnd Vbergiebet dieſe ob zwar einfältige / doch in Gottes Wort gegruͤndete Leichſermon auß Wolmeinender trewen affection. Jacobus Scheffrichius Diaconus.

[3]
Cum bono Deo.

DEr Vatter der Barmhertzigkeit / vnd2 Cor. i. v. 3. Gott alles Troſtes / der vns troͤſtet in allem vnſerm Truͤbſal: welcher ſaget beim Pꝛophe - ten Eſaia 51. Cap. Jch / Jch bin Ewer Troͤſter:Eſ. 51. . 12. Der wolle Heut vnd zu jederzeit die MuͤdenJer. 31. v. 25. Seelen erquicken / vnd die Bekuͤmmerten Hertzen mit ſeinem Krafft vnd Safftwort ſaͤttigen; Die Hertz vndApocal. 7. . 17. Augen thraͤnen jhnen abwieſchen; Vnd ſie Troͤſten wie einen ſeine Mutter troͤſtet. Vns aber allenſambt ſeinEſ. 66. v. 13. Geſetz in vnſer Hertz geben vnd in vnſern Sinn ſchꝛeiben / damit wir ſein Volck vnd Er vnſer GOtt ſey / auff dasJer. 31. v. 33. wir Chꝛiſtlich leben vñ Seelig deromal eines ein ſchlaffen moͤgen Amen.

Erlauchte / Geliebte vnnd zum theil Hochbe - truͤbte / vnd dannoch von GOtt geliebete Chriſten / Plu -l. 1. Polit. tarchus ſchreibet von einem Alten Koͤnige in Ponto mit nahmen Dimo, das nach dem er ſehr Reich / Herꝛlich Ge - waltig vnd allzeit Geſundt / hat er ſeinen Philoſophum, der ſtets bey vnd vmb jhn geweſen gefraget: Ob auch ein Menſch was mehꝛes von den Goͤttern / neben dieſen Guͤt - tern / als Reichthumb / Ehr vnd Geſundheit / bitten ſolte vnd koͤndte. Darauff der Philoſophus geantwortet:

Equidom quodnunquam vidi nunc video, quodnun - quam audivi nunc audio. Nam ſanitas divitiæ & ho - nor rariſſimè uni â diis creduntur, & ſi in aliquibus interdum concurrunt, tam brevis eſt illorũ poſſeſſio, ut juſtiorem plorandi, quod iis ſpoliati ſint; quàm gloriandi, quod ea poſſederint, cauſam habeant. ()

Das iſt / was Jch zuvorn nicht geſehen habe / das ſehe ich:A ijWas[4]Chriſtliche Leichpredigt.Horol. Prin. Anton. de Gvevarâl. 3. c. 〈…〉〈…〉& ſeq. edit. Torgenſ. anno 1601. interprete M. Johann. Wãckelio, lib. de Re - publ. Was ich nicht gehoͤret habe / das hoͤre ich jetzundt. Denn Geſundheit / Reichthumb vnd Ehre werden gar ſelten ei - nem Menſchen von den Gottern vertrawet / vnd wann ſie gleich biß weilen in einem Menſchen bey ſammen ſein / ſo iſt doch jhre Beſitzung vnd Nutzung ſo kurtz vñ gering / das ſie mehr zuweinen / weil man derſelben ſo bald berau - bet wird; Als zu Lachen / weil man ſie beſeſſen / Vrſach geben. Auß dieſem wird ohn allen zweiffel Plato ſein tri - plex hominis bonum entlehnet haben / wann er ſaget: Das 1. Gutt deß Menſchen iſt / quando quis nemini quicquam debet, nec pauper eſt, Weñ man niemandt nichts ſchuldig / noch Arm iſt. Das 2. quando quis liber nec ſervus nec captivus eſt, Wann man frey vnd weder ein Knecht noch ein Gefangener iſt. Das 3. quando quis ſanus eſt, Wann man Geſundt iſt.

Das iſt zwar etwas geſaget / aber nicht genung. Denn es iſt zwar an deme das Geſundheit Reichſein / Ehre vnd Herꝛligkeit haben / groſſe Gaben von Gott ſein / aber das beſte / vera Pietas die wahre Gottſeeligkeit / die zu allen dingen nuͤtze iſt / vnd hat die Verheiſchung dieſes vnd deß1. Tim. 4. . 8. zukuͤnfftigen Lebens / 1. Tim. 4. mangelt. Dann 1. was iſt Geſundheit des Leibes / wann nicht Geſundheit der Seelen auch darbey iſt? Was hilfft Geſundheit des Lei - bes / wann ſonſten in gemeinem Leben allerley Elend vndSir. 40. . 1. Jammer mit vnterleufft Sir. 40? Wie lange wehret die Geſundheit / ſo iſt ſie hinweg / weil man Taͤglich Suͤndi -Sir. 38. 15 get / Sir. 38? Zum 2. ſo hilfft auch Reichthumb nichts zur Seeligkeit: Deñ was hilffts den Menſchen / wenn er die gantze Welt gewinne / vnd nehme doch ſchaden an ſeinerMatth. 16. . 26. Seele / Matth. 16. Sintemal der Menſch nicht davõ LebetLuc. 12. . 15. das er viel Guͤtter habe / Luc. 12. Zu dem ſo haben wir auchnichts[5]Chriſtliche Leichpredigt.nichts in die Welt bracht / darumb offenbahr iſt / wir wer -1. Tim. 6. . 7. den auch nichts mit hinauß bringen / 1. Tim. 6? Dieſes hat auch Plato verſtanden / wenn er ſaget: Vix boni ſunt ſubitò admodũ divites fiunt, Die ſind kaum vor gutte Leute zu halten / welche gar zu geſchwinde Reich werden / Jnnmaſſen ſolches Vergangene Zeit mancher redlicher Mann mit Schmertzen hat muͤſſen ſehen vnd erfahren. Zum 3. Was iſt Ehr vnd Herꝛligkeit inn dieſer Welt / nichts anders als groſſe Gefaͤhrligkeit? Welches wol ge - wuſt Kayſer Maximin, welcher ſolche Wort zum Sym - bolo gefuͤhret: Quò major laborioſior. Je hoͤher / je arbeit ſeliger. Vnd Seleucus Koͤnig inn Sprien hat pflegen zu ſagen: Wen jemandt wuͤſte die Gefaͤhrligkeit vnd Beſchwerligkeit / die vnter meiner Koͤniglichẽ Krone ſteckt / er wuͤrde ſie auch nicht außm Kothe auffheben. Dannenhero recht ď Apoſtel vermahnet Rom. 12. TrachtetRom. 12. . 16. nicht nach Hohen dingen: Welches erſcheinet auß den Exempeln. Alexan der Magnus wahr ein geraume ZeitAlardus 1. aur. Alphab. f. 408. ein Geſunder / allzeit Reicher vnd gewaltiger Herr / aber was halff jhn dieſes alles: Vnd ob er gleich auch einen Edelgeſtein in ſeinem Guͤrtel vernehet wiď allerley Gifft bey ſich trug (welchen Edelgeſtein / nach dem er auß India kommen / vnd im Fluß Euphrate Sich gebadet / eine Schlange auß dem Waſſer jhm abgebiſſen / vnd mit ſich ins Waſſer genommen) dannoch muſte er vor der Zeit im 32 Jahr ſeines Alters alles verlaſſen vnd ſterben. Wer aber die wahre Pietet, das Summum bonum, Gott den HErꝛen zum freunde hat: der kan Chriſtlich leben vnnd ſeelig ſterben: Ja er kan jhm auff ſein Grabſtein (mit Ferdinando Nonio Pinciano einem Spanier / welcherThuanus Tom. 1. Hiſtor. l. 6. f. 124. vber 80 Jahr alt worden / vnd im Jahr Chriſti 1552 ge - ſtorben) dieſe Wort hawen laſſen: Maximum Vitæ Bonum Mors. Das groͤſte Gutt des Menſchlichen lebens iſt der Todt.

Dieſes[6]Chriſtliche Leichpredigt.

Dieſes hat auch gar wol inn ſeinem Leben betrachtet vnſer im HErꝛn ſeelig entſchlaffener / vnd noch vor vnſern Augen in ſeinem Sarg eingeſchloſſener Mitbruder / Der Weylandt Ehrenveſte / Wolbenambte vnnd Wolweyſe H. Martinus Hanthke / Wolverdieneter Buͤrgemeiſter bey dieſer Fuͤrſtl: Stadt Olſſen. Denn ob Er zwar auch von GOtt dem HErꝛen mit Zeitlichen Guͤttern / Ehr / vnd ein geraume Zeit mit beſtaͤndiger Geſundheit iſt be - gnadet worden: Dafuͤr er Gott hertzlich gedancket / Hat er doch nicht ſein Datum auff ſolch Zeitliches hinfluͤchtiges ding geſetzet / ſondern vielmehr Gott den HErꝛn geliebet / in ſeinen Geboten gewandelt vnd der wahren Gottſelig - keit ſich beflieſſen. Derowegen billich ſeiner Gerechtigkeit nicht vergeſſen wird / Jhm iſt ein gut Erbe blieben ſambt ſeinen Kindern: ſein Lob wird auch nicht vntergehen ſagtSir. 44. 10. ſeq. Sirach am 44. Cap. Dem nach ſo vor zeiten die Voͤlcker inHorol Prin. Tom. 1. l. 2. c. 20. f. m. 300. Scythiâ Europæâ (welche in montibus Riphæis in hoͤlen wohneten / da ein jeder Familia vnd Geſchlecht zwo hoͤlen hatte / in der einen wahren die Mannes Perſonen / der Vater ſambt ſeinen Soͤhnen vñ Knechten: in der andern die Weibsperſonen / das Weib ſambt jhren Toͤchtern vñ Maͤgden) ein groſſes froͤliches Feſt hielten / weñ jemandt bey jhnen ſtarb (ſonſten pflegten ſie kein Feſt zuhalten des gantzen Jahrs) ſo ſollen wir als Chriſten vielmehr Heut vnſerm ſeeligen H. Buͤrgemeiſter ſein Feſtum Exequiale halten / nicht trawren als die Heyden die keine Hoffnung1. Theſſ. 4. . 13. haben / 1. Theß. 4. Demnach weil E. Chr. L. in ſo groſſer Volckreicher verſamlung dem Seelig verſtorbenen H. Buͤrgemeiſter das geleithe biß hieher zu ſeinem Ruhebet - lein gegeben / vnd dadurch jhre Chriſtliche Condolentz vñ Mitleidẽ bezeuget / kan Jch auch nicht vor / ſondern gleichwie[7]Chriſtliche Leichpredigt.wie Koͤnig David dergleichen ruͤhmete an den Buͤrgern zu Jabes in Gilead / welche Koͤnig Saul ſambt ſeinen Soͤhnen begraben hatten: So muß Jch auch ſolches an Euch meinen lieben Zuhoͤrern ruͤhmen vñ ſagen: Geſeg - net ſeid jhr dem HErꝛen / das jhr ſolche Barmhertzigkeit an Ewerm H. Buͤrgemeiſter gethan habt / vnd jhn in ſo groſſer Volckreicher Verſamlung biß hieher begleytet habt: So thue nun an Euch der HErr Barmhertzigkeit vnd Trew / 2. Sam. 2. Darauff ſoll nun ferner die2. Sam. 2. . 5. ſeqq. Gemeine ſein Lob verkuͤndigen / Sir. 44: welches geſchichtSir. 44. . 15. durch Lehrung vnd Anhoͤrung des Goͤttlichen Worts.

Damit aber die betruͤbeten moͤgen getroͤſtet / vnd wir alle auch alſo moͤgen vnterꝛichtet werden / das wir Chriſt - lich vnnd Gottſelig leben / vnd deromal eines ſeelig ein - ſchlaffen / So wollen wir Gott vmb huͤlff vnd beyſtandt des H. Geiſtes anruffen / Vnd mit einander ſprechen ein glaͤubiges Vater vnſer.

Ewere Chriſtliche Liebe wolle Gott die Ehre geben vnd mit andacht anhoͤren die Woꝛt / die wir jetzundt in der furcht des HErꝛen mit einander betrachten wollen / dieſelben werden geleſen inn der Hebraiſchen Bibel im Anfang des 57. Cap. in der Teutſchen aber am Ende des 56. Capit. des H. Prophetens Eſaiæ, vnd lauten alſo:

TEXTUS.

Der Gerechte kompt vmb / vnd niemandt iſt der es zu Hertzen nehme: Vnd heylige Leute wer - den auffgerafft / vnnd niemandt achtet drauff. Denn die Gerechten werden weg gerafft fuͤr dem Vngluͤck / vnd die richtig fuͤr ſich gewandelt haben kom̃en zum Friede / vnd ruhen in jhren Kammern.
Ex -[8]Chriſtliche Leichpredigt /

EXORDIUM.

ERLauchte / Geliebete / Vnd durchs Creutz wolgeuͤbete Chriſten / Der MenſchGen. 1. 27. nach Gottes Ebenbildt erſchaffen / Geneſ. 1.Tria homi - nis in He - bræo No - mina. hat in der Hebraiſchen Sprache drey ſchoͤne Nahmen. 1. Wird Er geneñet םדא Adam, Wie zuſehen auß dem andern Capittel des Erſten Buchs1. Adam. Moſis, da Moſes ſaget: GOtt brachte alle Thier םדאחGeneſ. 2. . 19. der H. Lutherus hats gegeben zum Menſchen. Nun heiſt aber Adam in der Deutſchen Sprache ſo viel als JrꝛdiſchHomo eſt Adam. oder das von Erden iſt: Sintemal der Menſch ein rechter אדם Jrꝛdiſch iſt. 1. Ratione principii, Wegen des1. Ratione principii. Anfangs vñ ſeines Vrſprungs. Deñ der Erſte MenſchBernhard vixit ſecu - lo poſt C. N. 12. iſt nicht gemacht von Sylber vñ Golt / welches Bernhard rothe vñ weiſſe Erde nennet / noch viel weniger võ Staal vnd Eyſen: ſondern von der Erden / wie Moſes ſolchesGen. 2. . 7. bezeuget / Geneſ. 2. wann er ſpricht: GOtt machte den Menſchen auß einem Erdenkloſs. Dannenhero der Menſch auch in der Lateiniſchen Sprache Homo ab hu - mo von der Erden den Nahmen hat. Davon der fromeBernhard. Abt Bernhardus gar fein geſchrieben: Homo fact eſt in terrâ & de terrâ, non tamen ad terram & propter ter - rã, ſed ad cælum & ꝓpter cælum. Das iſt / der Menſch iſt auff Erden vnd von der Erden gemacht / nicht aber zur Erden vnd wegen der Erden / ſondern zum Himmel vnd2. Ratione Medii. wegen des Himmels. 2. Ratione Medii, So wird der1. Interrâ vivit. Menſch Adam Jrꝛdiſch genennet / wegen des Mittels. Denn 1. Interrâ vivit, Er lebet auff Erden / wie ſolches nicht allein die taͤgliche erfahrung bezeuget / ſondern auchJob. 4. 19. Job am 4. Wann er ſaget: Sie wohnen inn Leymern Haͤuſern / welche auff Erden gegruͤndet ſein. 2. Terramcolit,[9]Chriſtliche Leichpredigt.colit, Er bawet die Erde / damit er moͤge ſein auffenthalt2. Terrã colit davon haben / wie zu leſen Gen. 3. Gott ließ den MenſchẽGen. 3. 23. auß dem Gartten das er das Feldt bawete: Sinthemal von der Erden der Menſch ſeine Speiß / Tranck vñ gantze3. Terrãgerit Nahrung hat. 3. Terrã gerit, Er traͤgt Erde am Halſe /Gen. 3. 19. Darumb GOtt der HErr ſaget / Gen. 3. Du biſt Erde. Dieſes ſehen wir auch ſalvâ veniâ, nicht allein inn den Naͤgeln an Haͤnden vñ Fuͤſſen / welche wañ ſie etwas lang worden / voll Erden ſein: Sondern auch in der Vnſau -Lutherus. berkeit des Leibes / welches der H. Lutherus obſerviret, da er ſaget: Wenn gleich ein Menſch ſich 10. mal nach einander ſaͤuberte vnd wieſche / ſo wuͤrde doch allzeit das Waſſer truͤbe ſein: Damit anzudeuten / das wir Irꝛdiſch vnd vnreine Menſchen ſein. Dannenhero der Poët recht geſchrieben:

Nil niſi terra ſumus, ſed terra nihil niſi fumus Sed nihil est fumus, nos nihil ergo ſumus. Das iſt. Der Menſch iſt hier ein Erden kloß Die Erd iſt nichts denn ein Dampff groß. Der Dampff iſt nichts zu jeder friſt Drumb auch der Menſch gar nichtes iſt.

3. Ratione finis, Wegen des Endes / davon Gott der3. Ratione finis. HErr ſaget / Geneſ. 3. Du biſt Erde / vnd ſolſt zur ErdenGen. 3. 19. werden. Vnd der Poët ſaget: Et redit ad nihilum, qui fuit ante nihil. Der Menſch weil er nichts iſt / ſo wird er wieder zu nichts. Dannenhero wird der MenſchPſ. 2. . 9. im 2 Pſalm genennet olla, ein Topff / welcher Topff zu - bricht vnd von M. Terentio, Bulla ein Waſſerblaſſe:Terentius Æſchylus. Von Æſchylo umbra fumi, ein Schatten des Rauchs. Das iſt der eine Nahme.

Zum II. Wird der Menſch genennet〈…〉〈…〉 EgenusII. Enoſch. miſer elend / welches Wort David brauchet im 8 Pſalm:Pſal. 8. . 5.BWas[10]Chriſtliche Leichpredigt.Was iſt der〈…〉〈…〉 H. Lutherus hats gegeben der MenſchTalis eſt. das du ſein gedenckeſt. Der Menſch iſt ein rechter Enoſch. 1. Naſcendo. 1. Naſcendo, Wann er gebohren wird / welches ElendSap. 7. . 4. das Newgebohrne Kindt mit ſeinem Weinen andeutet /Auguſtin vixit ſec. 5. davon Sap. 7. Weinen iſt auch gleich wie der Andern mein erſte Stimme geweſen. Das alſo nach des H. Auguſtini meinung ein jeder Kindt ein Prophet iſt ſeines Zukuͤnff - tigen Jammers inn der Welt ſeine Wort lauten alſo: Puer qui naſcitur â ploratu incipit, nec ridere poteſt, ſed ſtatim natus plorat, & fit Propheta ſuæ calamitatis, Das iſt. Das Newgebohrne Kindt hebt ſein Leben mit Weinen an / vnd kan nicht Lachen / ſondern es Weinet bald / vnd wird alſo ein Prophet ſeines eigenen Elends. Die Alten haben gutte Gedancken bey ſolchem Weinen gehabt vnd geſagt / das ſie mit jhrem A. E. Adam vnd Evam anklagten / dannenhero recht geſagt wird / Clama - bunt E. & A. quotquot naſcuntur ab Evâ. Alle New - gebohrne Kinder klagen an vnſer erſte Eltern / wegen der Vbertrettung mit jhrem E. vnd A. So beuth auch garManlius. offt des Lebens Ende vnſerm Anfang die Hand / wie der Poët Manlius geſchrieben:

Naſcendo morimur finisꝙ́ ab origine pendet. ()

Das iſt: Leben vnd Todt ſind nicht weit von einander /1. In Matre. ſondern eines hanget am andern. Nun iſt aber Jammer vnd Elend bey vnſer Geburt. 1. In Matre bey der MutterGen. 3. 16. die mit Schmertzen muß jhr Kindt gebaͤhren. Geneſ. 3. Da jhr Leben gewiß inn einem Seidenen faden haͤnget. 2. In Infante. 2. In Infante, beym Kinde / welches ohne Kleidung vndJob. 1. 20. Waffen / nackent vnd bloß in die Welt geboren wird / wie3. Inpro - pinquis. Job ſaget am 1. Cap. Jch bin nacket von meiner Mutter Leibe kommen. 3. Inpropinquis, bey den Verwandten /ſonder -[11]Chriſtliche Leichpredigt.ſonderlich wann Mutter vnnd Kindt zu gleich auff dem Platze todt bleiben / wie ſolches widerfuhr dem Gottſeligẽ Kayſer Carolo V. Dem inn Kindes noͤthen ſein liebſtes Gemahl die Iſabella vntergieng: Deßwegen Jhm ein ſolch Troſt diſtichon zugeſchickt worden:

Carole cur defles Iſabellam, curve requiris Vivit, non obiit, reddita ſponſa DEI. Das iſt:O Kayſer Carll Wein nicht ſo ſehr Vmb Jſabell ſie iſt nicht mehr Todt / ſondern ſie Lebt Ewiglich Bey GOtt / als ein Braut Seeliglich.

Zum II. Vivendo, Jſt der Menſch ein rechter Enoſch,II. Vivendo. im Leben / davon Sirach 40. Es iſt ein Elend Jaͤmmerlich ding vmb aller Menſchen Leben. Denn der Menſch iſtSir. 40. . 1. gar ein gebrechlich Creatur nach dem Fall / das recht Au -Auguſtin. guſtinus geſchrieben: Fragiliores ſumus, quàm ſi vitrei eſſemus, wir ſind gebꝛaͤchlicher denn Glaͤſer. So iſt auch vnſer gantzes Leben nur lauter Muͤheſeligkeit / wie neben Gottes Wort / auch Bernhardus bezeuget / da er ſaget:Bernhard. Diuturna vitæ hujus peregrinatio eſt quotidiana la - borum & dolorum cumulatio. Das iſt / vnſers Lebens Pilgerſchafft iſt nichts anders als ein taͤgliche Haͤuffung aller Muͤhe vnd Schmertzen.

Zum III. Moriendo, im Sterben: Davõ Sirach ſagtIII. Moriendo am 14 Cap. Es iſt der alte Bundt du muſt ſterben; VndSir. 14. 18. Heb. 9. Es iſt dem Menſchẽ geſetzt einmal zuſterbẽ. Ach esHeb. 9. v 27. iſt in warheit ein elend ding / das eine ſo herꝛliche Creatur Gottes ſol zur kalten Leichen werdẽ / davon jederman ein Abſchew hat auch die beſten Freunde! Das auch der aller ſchoͤneſte Menſch ſol vnter der Erden verfaulen vnd denSir. 10. 13. Schlangen vnd Wuͤrmen zutheil werden. Sir. 10. Dero - wegen ſollen ſolches taͤglich bedencken alle Menſchen / wieAuguſtin. ſolches auch Auguſtin einem jeglichem zu gemuͤtte fuͤhꝛetB ijvnd[12]Chriſtliche Leichpredigt.vnd ſpricht: Ingreſſus tuus, ô homo, flebilis, ꝓgreſſus debilis, egreſſus horribilis. O lieber Menſch bedencke deines Lebens Eingang / welcher Klaͤglich iſt / bedencke deinen Vortgang / welcher duͤrfftig iſt / bedencke deinenPetrus Lo - tichius, II. Außgang / welcher Schrecklich iſt. Hieher gehoͤret auch was jener feine Poët geſchrieben hat:

Nil præter Lachrymas hæc & ſuſpiria vita eſt, Quæ ſi fine bono clauditur acta, ſat eſt. Das iſt:Vnſer Leben iſt Angſt vnd Noth Wer wol beſchleuſt der iſt bey GOtt. Das iſt der ander Nahme.

III. Iſch. Der III. Nahme iſt〈…〉〈…〉 Vir ein Mann / davon ſagetExod. 33. . 11. der H. Geiſt / Exod. 33. Der HErꝛ redet mit Moſe von Angeſicht zu Angeſicht / wie ein Mañ mit ſeinem freunde redet. Alhier wird der Menſch ein Mann genennet; Jn der Lateiniſchen Sprache kommet das Wort Vir, nachCice. l. 2. Tuſc. & tq; ſt. Ciceronis meinung / her â Virtute von der Tugendt vnd ſaget Cicero, das eines Mannes vornembſte Tngendt ſolle ſein Fortitudo Hertzhafftigkeit vñ Staͤrcke: Dabey wir vns erinnern ſollen das ein jeder Menſch / Mañ vnd Weibes Perſonen ſollen Starck im HErꝛen ſein / das ſiePſ. 18. . 1. mit David ſagen koͤnnen / auß dem 18. Pſalm. Hertzlich lieb hab ich Dich / HErꝛ meine Staͤrcke / mein Felß / mein Burgk ꝛc. Sollen jhre Mannhafftigkeit vnd Staͤrcke1. In cruce ſehen laſſen. 1. In Cruce, Jm Creutze / das ſie nicht vnge - duldig darunter ſein / ſondern ſich in das liebe Creutz wiſ -Sir. 2. . 1. ſen zu ſchicken / wie Sirach ſagt am 2. Cap. Mein Kindt wiltu GOttes Diener ſein ſo ſchicke dich zur Anfechtung. 2. In ora - tione2. In oratione, im lieben Gebet. Sie ſollen nicht zweiffelnJac. 1. . 6. ſondern im Glauben betten wie Jacob befiehlet / 1. Cap.3. In actio - ne. 3. In actione, in allem thun vnd vornehmen: Vnd ſolchesnach[13]Chriſtliche Leichpredigt /nach des H. Geiſtes Vermahnung im 37. Pſalm: Hoffe auff den HErꝛen vnd thue guttes: Bleibe im Lande vndPſ. 37. . 3. . 37. Nehre dich redlich. Jtem. Bleibe from vñ halte dich recht /4. In Morte. denn ſolchen wirds zu letzte wolgehen. 4. In Morte, Jm letzten Todesſtuͤndlein / da der letzte ſchritt noch zuverꝛich - ten iſt / da ſol man nicht weichen / deñ die von mir weichen / ſaget Gott / im 73 Pſalm. Werden vmbkommen: wederPſ. 73. . 27. zur rechten noch zur lincken: Sondern ſich Einig vnd al - lein an den Gecreutzigten Chriſtum halten / vnd mit der rechten Glaubens Handt ſein Bluttiges Verdienſt er - greiffen vnd ſagen / Eſa. 53. Durch ſeine Wunden bin ichEſ. 53. . 5. geheylet.

Von dieſen dreyen Worten redet auch / ob zwar tunckeler weiſſe / vnſer abgeleſener Text. Denn 1. ſo wird das Wort〈…〉〈…〉 angedeutet durch das Woͤrtlein kompt vmb. Denn was da vmbkompt vnd verdirbet / das muß Jrꝛdiſch vñ Vergaͤnglich ſein. Das 2. Wort〈…〉〈…〉 ſtehet in den Worten / werden weg gerafft vor dem Vngluͤck: Deñ Creutz vñ Elend auch den heyligen Kindern Gottes nicht mangelt. Das 3. Wort〈…〉〈…〉 wird genommen auß den Worten / die richtig vor ſich gewandelt haben. Denn richtig vnd Gottſelig wandeln / ſtehet allen Menſchen zu / woferꝛn ſie anders wollen Seelig werden.

Rationes cur præ - ſens textus explicetur. Jch habe aber abgeleſene Wort zum Leich themate Zuerklaͤren vor mich genom̃en. 1. Propter Temporis & funerationis convenientiam, Weil ſich dieſelben gar1. Propter tẽ - poris & fu - nerationis convenien - tiam. wol auff die Zeit vnd Begraͤbnuͤß ſchicken. Denn Heutte haben wir im Sontags Evangelio gehoͤret wie Chriſtus vom Teuffel drey ſchwere Anfechtungen hat muͤſſen auß ſtehen: Jn vnſerm Text wird daſſelbe von allen wahren Chriſti Gliedmaſſen geſaget. Darnach ſchickt Er ſich auchB iijauff[14]Chriſtliche Leichpredigt.auff eine Chꝛiſtliche Leichpꝛedigt: Deñ in derſelben pfleget man gerne den Locum communem Von dem Elend der Menſchen / von der Sterbligkeit vnd Kindern Gottes2. Propter de functiæqui pollentiã. ſeeligkeit zu handeln / welches alles wir auch alhier haben. 2. Propter defuncti æquipollentiã, So raͤumet ſich auch ſolcher Text wol auff vnſern Seelig entſchlaffenen Mit - bruder / welcher auch Vir Juſtus, nicht allein wegen ſeiner Perſon / ſondern auch wegen ſeines Ampts geweſen: Der taͤglichen mit der lieben Juſtitz vmbgangen / vnd dieſelbe geliebet vnd geuͤbet. Dannenhero recht die ſo im Welt - lichen Regiment ſitzen Sacerdotes Juſtitiæ, Prieſter der Gerechtigkeit genennet werden. Jch wil hier nichts ſagen von ſeinem Chriſtlichen leben vnnd Seeligen abſcheidt: Welches alles auch gar fein auß abgeleſenen Spruͤchlein3. p. p. mœſto - rũ & aliorũ conſonan - tiam. koͤndte dargethan vnd die Vbereinſtimmung klaͤrlich er - wieſen werden. 3. Propter mœſtorum & aliorũ conſo - nantiam, So reumet ſich auch gegenwertiger Spruch auff die Leydetragenden / welche kraͤfftig allhier getroͤſtet / vnd die andern / welche zu einem heyligen Leben vñ ſeligen ende anermahnet werden. Jch wil aber durch verleyhung Goͤttlicher gnaden auß ſolchem Spruͤchlein E. C. L. nurPropoſitio. ein eintziges Stuͤcklein vorhalten vnd ſagen: De Piorum Fato, Von Fromer Chriſten Zuſtandt vnd Gelegenheit im Leben vnd nach dem Tode.

Et mentem & lingvam Tu Rege Christe meam. Das iſt. O HErre Chriſt Regiere mich Das mein Gmuͤth vnd Zung lobe dich.

Ε῎κθεσις.

Cie. de Fa - to. Euſ. l. 6. de præpar. EvãgelicâVorzeiten vnter den Philoſophis iſt ein groſſe Diſputation von dem Fato geweſen / welche man beym Cicerone vnd Euſebio leſen mag. Sonſten weiß mandas[15]Chriſtliche Leichpredigt.das viererley Fatum ſein. 1. Jſt Fatum Theologicum,Fatũ qua - druplex. Dadurch nichts anders gemeinet wird als die Goͤttliche Providentz vnd Verſehung. Dannenhero man recht ſaget: Omnia fiunt Fato, Alles kompt von GOtt her. 2. Jſt Fatum Aſtronomicum, Dadurch werden verſtan - den die influentz vnd Einfluͤſſe / der Geſtirn in die jnner - ſten Ereaturen. 3. Jſt Phyſicum, Diß iſt cauſarum ſe - cundarũ cum primâ cohæſio, Da jmmer eines auß dem andern kompt / Vnd die Cauſæ ſecundæ cum primâPhil. Dial. l. 1. c. 13. fol. 70. Verknuͤpfft vnd Verbunden ſein. Der H. Philippus in Dialecticis ſaget das diß Natuͤrliche Fatum, nichts an - ders ſey als die Cauſa vnd Vrſach eines Dinges / Item cauſarũ ſeries & ordo. 4. Jſt Fatum Stoicum, dadurch wirdt gemeinet die vnvermeidliche Noth / da ein ding auß Noth ſo vñ nicht anders geſchehen muß. Dieſer meinung haben vor zeiten beygeflichtet / Democritus, Empedocles Vnd alle Stoici. Von welchem Fato, der H. Auguſti -Auguſtin. nus recht ſaget: Si cor tuum non eſſet fatuum, non cre - deres fatum, Das iſt wenn du nicht ein Naͤrꝛiſches Hertz haͤtteſt / ſo wuͤrdeſtu ſolch Fatum nicht auff vnd annemen. Vnd Zeno Citticus der Philoſoph, als ſein Diebiſcher Knecht die Vrſach ſeines Diebſtahles mit dieſem Fato wolte bemaͤnteln / ſagende: Fato furat ſum, Jch hab auß noth muͤſſen ſtehlen: Antwortet er jhm recht: Ergo fato virgis cædendus es, Derowegen muſtu auch auß Noth geſtaͤupet werden. Die Poẽten brauchen das Wort Fatũ einmal pro Naturâ, vor die Natur / wie zu leſen beym

Virgilio: Num quia nec Fato meritâ nec morte peribat. (Æneid, l. 4.)

Er kam boͤßlich vmb ſein Leben / vnd hatte den Todt nicht verſchuldet. Darnach pro morte vor den Todt: Alſo ſaget man Fato functus eſt, Er iſt geſtorben.

Allhier[16]Chriſtliche Leichpredigt.

Dicti ἀνά - λυσις in - tria Membra. Allhier wird das Wort Fatum nicht gebraucht / Aſtro - nomicè vnd Stoicè, ſondern Theologicè, Phyſicè vnd Poëticè, vor die Goͤttliche Verſehung / von der Gott - loſen vnd fromen Art / Zuſtandt vnd Gelegenheit / ſo wol im Leben als nach dem Tode. Damit aber abgeleſenes Spruͤchlein deutlich moͤge erklaͤret werden / ſo ſollen wir auff 3. Puͤnctlein gutte achtung geben. Das 1. iſt Piorũ deſcriptio, Die Beſchreibung der fromen. 2. Horum in vita conditio, Jhr Zuſtandt im Leben. 3. Felicitatis horum poſt mortem conſideratio, Die Betrachtung jhrer Gluͤckſeligkeit nach dem Tode.

I. MEMBRUM. De Piorum deſcriptione. Von Der Fromen Beſchreibung.

I. MembrumI. SOl bey dieſem Spꝛuͤchlein gemerckt werdẽ Piorũ deſcriptio, Der Fromen Beſchreibung. Das 56 Capittel Eſaiæ, auß welchem (nach der Teutſchen Verſion) vnſer Spruͤchlein genommen / troͤſtet die Heyden die zur Chriſtlichen Kirchen kom̃en / vnd ver - mahnet Sie zur Beſtaͤndigkeit. Darnach ſtraffet ſie die Gottloſen Juden / welche ſehr Vndanckbar gegen Gott vnd ſeine Diener wahren / vnd draͤwet jhnen deßwegen der trewen Lehrer Wegnehmung vnd des Landes Ver - wuͤſtung vnd Verheerung. Es werden vns aber ſolche Frome Leuthe / die Er wil wegnehmen / beſchrieben auff dreyerley weyſe.

Pii ſunt Juſti. 1. Werden ſie genennet Juſti, Gerechte: Der Gerechte kompt vmb. Zweymal wird das Wort Gerechte hiergeſetzet /[17]Chriſtliche Leichpredigt.geſetzet / nicht ohne Vrſach: Sondern damit anzudeuten /Juſtitia du - plex ᵱſonæ & facti. das Zweyerley Gerechtigkeit ſey. 1. Juſtitia perſonæ, Gerechtigkeit der Perſon; Weñ der Menſch wegen ſeiner Perſon gerecht iſt: Alſo iſt ein gerechter Mann geweſen Noha, von dem Gott ſaget Gen. 7. Dich hab Jch gerechtGen. 7. v. 1. erſehen fuͤr mir zu dieſer Zeit: Deßgleichen Loth mit den ſeinigen / Gen. 18. 2. Jſt Juſtitia facti, Gerechtigkeit derGeneſ. 18. . 23. That: Wann der Menſch ein gerechtes Werck vnd That begangen. Alſo wird Phineas, ein gerechter Mañ wegen ſeines Eyvers Num. 25. genennet: Joſias, das er die Ab -Num. 25. . 8. goͤtterey getilget / 2. Reg. 23. Alſo ſein auch die Heyden /2. Reg. 23. v. 4. ſeqq. ob ſie gleich wegen jhrer Perſon Gottloß / (deñ ſie keinen wahren Glauben an Chriſtum gehabt / davon Paulus Roman. 14. Was nicht auß dem Glauben gehet / das iſtRom. 14. . 23. Suͤnde /) dennoch wegen einer Loͤblichen That vor gerecht gehalten worden: Als Cambyſes Koͤnig in Perſen / da er Siſannem oder Siſamenem, wie jhn andere nennen / den Vngerechten Richter ſchinden / vnd mit ſeiner Haut den Richterſtul hat vberziehen vnnd ſeinen des Vngerechten Richters Sohn Otanem drauff ſetzen laſſen.

Es moͤchte aber hier einer einwenden vnd ſagen: WieObjectio. ſaget man hier von den Gerechten / bezeuget doch Gottes Wort im 14 Pſalm / das alleſamb abgewichen vnd keinerPſal. 14. 3. ſey der guttes thue auch nicht einer. Jtem / Das all vnſer Tichten vñ Trachten / nur boͤſſe ſey von jugend auff / Gen. 6. Gen. 6. v. 5.Das all vnſer Gerechtigkeit ſey gleich wie ein VnflaͤtigEſ. 64. v. 6. kleidt / Eſa. 64? Darauff iſt zu antwortẽ das fuͤnfferley Ge -Solutio Juſtitia qntuplex rechtigkeit ſey / 1. Jſt Juſtitia Concreata ſeu originalis, Ein angeſchaffene Gerechtigkeit / davon Paulus Epheſ. 4.1. Cõcrea - ta ſeu ori - ginalis. ſpricht. Das der Menſch nach GOtt geſchaffen ſey / inn rechtſchaffener Heyligkeit vnd Gerechtigkeit. Vnd dieſeEph. 4. v 23.CGerech -[18]Chriſtliche Leichpredigt.Gerechtigkeit haben wir alle in Adam verlohren / das wir nun nach dem Fall auff dieſe Art vnd Weyſe nicht gerecht2. Ethica & Legalis. ſein / wie die obẽ erzehlete Spruͤche bezeugẽ. 2. Jſt Juſtitia Ethica & Legalis, Ein ſolche Gerechtigkeit die auß demRom. 10. . 5. Geſetze herkom̃et / wie Paul redet zun Roͤm: am 10 Cap. Alſo wird auch der Heyde Ariſtides juſtus oder Gerecht genennet / darumb weil er ſich aller ſchoͤnen Tugenden vñ3. Imputata ſeu Evan. gelica. Erbarkeit beflieſſen hat. 3. Jſt Juſtitia imputata ſeu Evãgelica, Ein Zugerechnete Evangeliſche Gerechtig - keit / welche vns Chriſtus der HErr durch ſeine Gnung - thuung erworben hat. Dannenhero wird Er genennet Jehovah Juſtitia noſtra, Der HErꝛ der vnſer Gerechtig -Jer. 23. v. 8. keit iſt / Jer. 23. Welcher vns võ ſeinem Himliſchen Vater1. Cor. 1. v. 30. gemacht iſt zur Gerechtigkeit / 1. Cor. 1. Dieſe Gerechtigkeit wird dem Menſchẽ mitgetheilet durch den Glaubẽ Rom. 4. Rom. 4. v. 16.Dañenhero Paulus ſchreibet Rom. 4. Abraham hat GottRom. 4. v. 3. geglaͤubet / vnd das iſt Jhm zur Gerechtigkeit gerechnet worden. 4. Jſt Inchoata, Ein angefangene Gerechtig -4. Inchoata keit / wann wir mit wahrem Glauben Chriſti Verdienſt ergreiffen / daſſelbe vns zueygnen / vor den Leuthen vnſer Liecht leuchten laſſen / das ſie vnſer gute Wercke ſehen vndMatth. 5. v. 16. der Vater im Himmel gepreyſet werde. Matth. 5. AuffJacob. 1. v. 25. dieſen Schlag redet Jacobus vnd ſaget Cap. 1. Factores Verbi juſtificantur, Die Thaͤter des Worts werden Gerecht vnd Seelig: Das iſt / ſie geben mit jhren gutten Wercken an Tag das ſie wahren Glauben / welcher nie - maln ohne frucht iſt / an Chriſtum haben / durch welchen ſie5. Juſtitia cõ - ſummata. das Ewige leben erlangen. 5. Jſt Juſtitia Conſummata, Ein vollendete oder vollkommene Gerechtigkeit / die iſt Zukuͤnfftig im Ewigen leben / vnd wirdt angehen / wennMatth. 25. v. 35. die fromen werden hoͤren die froͤliche Stim / Matth. 25. Venite[19]Chriſtliche Leichpredigt.Venite benedicti, Kompt her Jhr geſegneten: Darauff. 46. deñ folgen wird & ibunt juſti in vitam æternã, Vnd die Gerechten werden eingehen ins Ewige leben. Derowegẽ iſt niemandt allhier in dieſer Welt gerecht / Concreatè ſeu originaliter & cõſummatè ſeu æternaliter, Das iſt weď auff die Erſte weyſe / deñ ſolche Gerechtigkeit iſt verlohren / noch auff die anď / deñ ſolche habẽ wir in Spe vñ hoffnung / nicht aber in Re in ď that: in Futuro vñ zukuͤnfftig / nicht in præſenti oder gegenwertig. Sondern wir ſein gerecht / 1. Imputativè zugerechneter weiſe / das wir mit Johanne auß ſeiner 1. Epiſtel am 1. Cap. ſagen koͤnnen: Das Blut1. Joh. 1. v. 8. Jeſu Chriſti des Sohns Gottes waͤſchet mich rein Von meinen Suͤnden. Jtem: C. 3. Daran haben wir er -1. Johan. 3. . 16. kandt die Liebe / das Er ſein Leben fuͤr vns gelaſſen hat. Vnd mit dem H. Luthero: Tu es mea Juſtitia, EgoLutherus. ſum tuũ peccatum. Du biſt meine Gerechtigkeit / Jch bin deine Suͤnde: Welche Wort Er mit groſſen rothen Buchſtaben in ſein Pſalterium, das Er ſtets bey Handen gehabt / vnd Año 1528. zu Wittenberg gedruckt / geſchrieben. Demnach iſt keine Verdamnuͤß in ſolchen Gerechten die in Chriſto JEſu ſein / Rom. 8. 2. Inchoa -Rom. 8. 1 tivè & Ethicè, Wann wir allhier von Tag zu Tag / je mehr vnnd mehr / vns aller ſchoͤnen GOtt wolgefaͤlligen Thugenden befleiſſigen / vnd vor Suͤnden vns huͤtten. Welche Gerechtigkeit aber gantz Vnvolkommen iſt / vnd das Ewige leben nicht erwerben kan. Denn weñ wir gleich alles gethan habẽ / was wir habẽ thun ſollen / ſo muͤſſen wir ſprechen: Wir ſindt vnnuͤtze Knechte / wir haben gethan / was wir zuthun ſchuldig wahren / Luc. 17. Vnd mit Pau -Luc. 17. . 10. lo / Rom. 7. Jn meinem Fleiſche wohnet nichts guttes / dasRom. 7. . 19. wollen habe Jch wol / aber verbringen das gutte finde Ich nicht.

C ijAlſo[20]Chriſtliche Leichpredigt.

Juſti In Eccleſiâ. Alſo ſein Juſti oder Gerechten / 1. In Eccleſiâ, Jn der Chriſtlichen Kirchen Trewe Lehrer vnd Prediger die jhr2. Tim. 4. . 2. Ampt trewlich außrichten nach S. Pauli Vermahnung / 2. Tim. 4. Predige das Wort / halte an / es ſey zu rechter Zeit oder zur vnzeit / Straffe / drewe / ermahne mit aller gedult vñ lehre: Die jhre ſtim̃e erheben wie eine Poſaune vnd verkuͤndigen dem Volck Gottes jhr Vbertrettung /Eſ. 58. . 1. vnd dem Hauſe Jacob jhre Suͤnde / Eſa. 58. Welche be - teuben jhren Leib vnd zaͤhmen jhn / damit ſie nicht andern1. Cor. 9. . 27. Predigen vnd ſelbſt verwerfflich werden. 1. Cor. 9. Welche ſich befleiſſigẽ eines vntadelhafftigen Lebens vñ wandels /1. Sam. 12. . 3. damit ſie mit dem Pꝛophetẽ Samuel ſagen koͤñen / 1. Sam. 12. Siehe hie bin ich / Antwortet wider mich fuͤr dem HErꝛen vnd ſeinem geſalbeten / ob Jch jemandts Ochſen oder Eſel genommen habe? ob Jch jemandt gewalt oder vnrecht ge - than habe? ob Jch von jemands Hand ein Geſchenck ge - nommen habe / vnd mir die Augen blenden laſſen? So wil ichs jhm wider geben. Hieher gehoͤren die Præceptores mit jhren Schuͤllern vnd alle die dem Geiſtlichen ſtande Verwandt vnd Zugethan ſein.

2. Inpolitiâ. Zum II. Sein Gerechte In Politiâ, Jn gemeinemSap. 1. . 1. Welt Regiement alle frome Obrigkeit vñ Vnterthanen: wie darzu vermahnet das Buch der Weißheit am 1. Cap.2. Chr. 19. . 6. Habt Gerechtigkeit lieb jhr Regenten auff Erden. Vnd Koͤnig Joſaphat vermahnet ſeine Richter / 2. Chron. 19. vnd ſpricht. Sehet zu was jhr thut / deñ jhr haltet das Gericht nicht den Menſchen / ſondern dem HErꝛen; Vnd Er iſt mit Euch im Gerichte. Dannenhero werden die ſo imPſal. 82. . 6. Weltlichen Regiement ſitzen Goͤtter geneñet im 82 Pſal: Vnd Homerus nennet ſie Jovis ac deorum filios, JovisIliad. β. vnd der Goͤtter Soͤhne: welche allezeit ſollen ein helles vñwachendes[21]Chriſtliche Leichpredigt.wachendes Auge auff die Religion vnd Juſtitiam haben: Dieſes anzudeuten / haben vor Zeiten die Aegyptier die Obrigkeit Hieroglyphicè abgemahlet in einem ScepterXenophon l. 8. pædag. Cyri. mit einem Auge. Vnd ſo jrgendt eine Zeit geweſen / da ſolch wachendes Auge von noͤthen / ſo iſts gewiß gegenwer - tige letzte Zeit / da nun mehr die zws Saͤulen der Regie - ment vnd der Welt als Religio & Juſtitia, die Religion vnd Gerechtigkeit eben Bawfaͤllig worden / vnd bey meh - lichen anfahen zuſincken: Das es das anſehen gewinnet / als wenn es in kuͤrtzen mit den Regiementen in der Welt eine ſolche beſchaffenheit haben wolte / als vor Zeiten mit dem Goͤtzenhauß Dagons, welches in einen hauffen fiel /Jud. 16. . 29. ſeq. da Simſon die beyden Saͤulen vmbriß / Jud. 16. Demnach koͤndte gar wol an manchem ort heutiges tages des AltenHorolPrin. l. 3. c. 1. f. m. 445. Philoſophi Nigidii Figuli Apologus gebꝛaucht werden / welcher geſaget: Vor Zeiten war die Jungfraw Juſtitia, weil die Leuthe from vnnd gehorſam / auff Erden: Aber jetzundt hat ſie ſich hinauff in Himmel gefloͤhet / vnd hat jhren ort zwiſchen der Wage vnnd dem Lewen den Him - liſchẽ zeichen. Gleichwol aber ſind noch viel frome Regen - ten vnd Richter in der Welt / welche mehr Rempublicam vnd den gemeinen Nutzen / als jhr eygene vnd der jhrigen wolfahrt anſehen / gleich wie Kayſer Alexander Severus, deñ als derſelbe / darumb das er etliche ſeine Blutsfreunde auß der Stadt Rom wegen jhrer Verbrechung gejaget / von den ſeinigẽ daruͤber zu rede geſetzet wurde / Antwortet Er: His charior eſt mihi tota Reſpublica, Jch habe den gemeinen Nutz lieber als alle ſolche meine Freunde.

Derowegen ſol die Obrigkeit / damit ſie auch mit fug vnd recht den Tittel Juſti vñ eines Gerechten fuͤhren moͤge wol erwegen vñ betrachten den Spruch Sirachs am 20. c. Sir. 20. 31C iijGeſchenck[22]Chriſtliche Leichpredigt.Geſchenck vnnd Gaben blenden die Weyſen / vnd legen jhnen einen Zaum ins Maul das ſie nicht ſtraffen koͤnnen. Sie ſollen keine Perſon anſehen / noch Golt lieber habenExod. 18. . 21. deñ Gott: Sondern nach der Vermahnung Jethro an Moſen Exod. 18. ſollen ſie redliche Leuthe ſein / die GOtt fuͤrchten / Warhafftig / vnd dem Geitze feind ſein.

III. In Oe - conomiâ. III. In Oeconomiâ, Jm Haußweſen ſollen gerechte Leuthe ſein / wie in gemein alle vermahnet Koͤnig DavidPſ. 4. . 5. im 4. Pſalm: Opffert Gerechtigkeit vnd hoffet auff den HErꝛen: So wird auch ein jeder ſagen koͤnnen auß demPſ. 18. 20. 18 Pſalm: Der HErꝛ thut mir wol nach meiner Gerech - tigkeit: Er vergilt mir nach der Reinigkeit meiner Haͤnde. Aber hier eraͤuget ſich auch ein groſſer defect vnd mangel bey Mañ vnd Weib / Eltern vnd Kindern / Freunden vndMatth. 24. v. 12. Verwandten / nach der Weiſſagung Chriſti / Matth. 24. Wenn die Vngerechtigkeit wird vberhandt nehmen / ſo wird die Liebe in vieler Menſchen hertzen erkalten. Her - gegen aber / welcher Gerechtigkeit liebet vnnd vbet / der wird ſein wie ein Baum gepflantzet an den WaſſerbaͤchenPſ. 1. v. 3. der ſeine Frucht dringet zu ſeiner Zeit / vnd ſeine BlaͤtterPſ. 92. v. 12. werden nicht verwelcken / Pſalm. 1. Da wirds heiſſen 92. Pſalm. Juſtus ut palma florebit, Der Gerechte wirdt gruͤnen wie ein Palmbaum / Er wirdt wachſen wie ein Ceder auffm Libanon. So viel vom Erſten Tittel.

II. Sancti. Zum II. Werden die fromen allhier genennet Sancti, Heylige Leute. Jn der Hebraiſchẽ Sprache lautets / Viri miſericordiæ, Barmhertzige Leuthe: Denn wo rechte Barmhertzigkeit iſt / da iſt auch Heyligkeit / vñ widerumb. Jm Hebraiſchen ſtehet dz Wort〈…〉〈…〉 das heiſt nicht allein Barmhertzig / ſondern auch Wolthaͤtig vñ Freygebig ſein. welche Tugenden alle bey Heyligen Leuthen anzutreffen. Es[23]Chriſtliche Leichpredigt.Es iſt aber zu wiſſen das zweyerley Heyligkeit ſey. 1. JſtDuplex Sanctitas Sanctitas Eſſentialis & infinita, Eine weſentliche vnd1. Eſſentialis & infinita. Vnendliche Heyligkeit. Alſo iſt einig vnnd allein GOtt Heylig / wie Jhn die H. Engel ruͤhmen / Eſa. 6. Heylig /Eſ. 6. v. 4. Heylig / Heylig iſt GOtt der HErr Zebaoth. Ja Er iſt der Sanctitas Sanctorũ, der Allerheyligſte / Dan. 9. 2. IſtDan. 9. v 24. Sanctus accidentalis & acquiſita, Eine Zufaͤllige vnd2. Acciden talis & ac - ꝗſita. anders woher genommene Heyligkeit: Davon Levit. 19. Gott ſaget: Jhr ſolt Heylig ſein / denn Jch bin Heylig. Lev. 19. v 2.Alſo werden allhier die fromen Heylig genennet / welche zwar an vnd vor ſich ſelbſt von Natur vnrein / in Suͤnden empfangen vnd gebohren / Pſal. 51. Vnd die angeſchaffenePſ. 51. . 5. Heyligkeit verlohꝛen: Dennoch werdẽ ſie durch Chriſtum geheyliget / welcher ſich vor vns geheyliget / Joh. 17. vnd ſichJoh. 17. v 19. vor ſeine gemeine dahin gegeben / auff das Er ſie Heylige / Epheſ. 5. Der H. Geiſt verbittet vns auch bey dem Him -Eph. 5. v 26. liſchen Vater mit vnaußſprechlichen Seufftzen / Rom. 8.Roman. 8. verſ. 26. daher wir die geheyligtẽ in Chriſto geneñet werdẽ / 1. Cor. 1. 1. Cor. 1. v 2.Vnd Auguſtinus ſaget gar fein: Sanct ſum, nõ ſancti -Auguſtin. ficans me ipſum, ſed ſanctificatus ſangvine Christi, Das iſt. Jch bin Heylig / nicht das Jch mich ſelbſt heylige /Sanctifica - tionis Me - dium. ſondern Jch bin geheyliget durch Chriſti blut: Zu welcher Heyligung gehoͤret. I. Medium, Das Mittel / als da iſt. 1. Dei gratia, Gottes gnade / davon Paulus Epheſ. 2. 1. Dei gratia. Auß Gnaden ſeidt jhr ſeelig worden durch den Glauben /Eph. 2. v. 8. vnd daſſelbe nicht auß Euch / Gottes gabe iſt es / nicht auß den Wercken / das ſich nicht jemandt ruͤhme. 2. Christi2. Chriſti Meritum, Meritum, Das Verdienſt Chriſti / welcher iſt die Ver - ſoͤhnung nicht allein voꝛ vnſere / ſondern auch vor ď gantzen welt Suͤnde. 1. Ioh. 2. 3. Verbũ, welches alles heylet / Sap. 16.1. Joh. 2. v 2. 3. Verbum Sap. 16. v 12. durch welches wir geheyliget werden / als durch das Wortder[24]Chriſtliche Leichpredigt.Johan. 17. v. 17.der Warheit / wie Chriſtus ſeufftzet / Johan. 17. Heyliger4. Sacra - menta, Vater Heylige ſie in deiner Warheit / dein Wort iſt die Warheit. 4. Sacramenta, Welche ſein Siegel der Ge -Rom. 4. v. 11. rechtigkeit / Rom. 4. Derowegen ſolche Mittel niemandtII. Inſtru - mentum. verachten ſoll. Zum II. Gehoͤret zu ſolcher Heyligung Inſtrumentum, das Jnſtrument Werckzeug / welches iſt der wahre Glaube / welcher ſolche Mittel ergreifft / wieAct. 15 v. 19. Petrus bezeuget / Actor. 15. Er reiniget jhre Hertzen durch den Glauben. Vnd alſo gefallen wir Gott wol als Hey - lige Leuthe. Das iſt auch der Ander Tittel.

III. Viri am bulatorii. Zum III. Werden die fromen in vnſerm Text genennet Viri ambulatorii, Wandersleuthe: Die richtig vor ſich gewandelt haben. Vnſer Leben iſt nichts anders als ein Pilgramſchafft / ſaget vor Pharao der PatriarchGeneſ. 47. v. 9. Jacob. Gen. 47. Deßwegen werden wir Pilger vñ BuͤrgerPſ. 39. v. 14. genennet im 39 Pſalm: Denn wir haben keine bleybendeHebr. 13. v. 14. Stadt / ſondern die Zukuͤnfftige ſuchen wir / zun Heb. 13. Phil. 3. v. 20Vnſer πολίτευμα oder Wandel iſt im Himmel / Phil. 3. Auguſtin. Dañenhero recht ſaget der Alte Lehrer Auguſtin: Quid eſt diu hîc vivere, niſi ad finem currere, Was iſt hierMatth. 7. v. 13. lange Leben / denn allzeit zum Ende lauffen. Es ſein aberDuplexvia zwene Wege derer Chriſtus gedencket / Matth. 7. Der 1. iſt1. Anguſta & piorum. Via anguſta & piorum, Der Enge vnd Schmale Weg der Fromen / welcher zum Ewigen leben leytet vnd fuͤhꝛet. 1. Tenebrico ſa. Vnd dieſer iſt. 1. Via tenebricoſa, Ein finſterer Weg / wegen des mancherley Creutzes vnd Jammers / ſo auffPſ. 23. v. 4. demſelben frome Chriſten muͤſſen außſtehen / darumb2. Lucida. neñet jhn David im 23 Pſal: ein Finſterthal. 2. Lucida,Pſ. 27. v. 1. Ein lichter Weg / Sinthemal auff ſolchem Wege iſt derJoh. 1. v. 9. HErr mein Licht / Pſal. 27. Das Licht ſo in die Welt kom -Mal. 4. v. 2. men iſt / Joh. 1. Die Sonne der Gerechtigkeit / Malach. 4. Dieſes[25]Chriſtliche Leichpredigt /Dieſes Liecht treibet die truͤben Creutzwolcken abe / vnd leſtTob. 3 v. 22 nach dem Vngewitter wider die Sonne ſcheinen / Tob. 3. Pſ. 97. v. 11.Das es heiſt wie David redet im 97 Pſalm / dem Gerech - ten muß das Licht jmmer wider auffgehen / vnd Frewde3. Sancta. den fromen Hertzen. 3. Sancta, Ein heyliger Weg / wie er genennet wird Eſaiæ 35. da der Prophet ſaget: Es wirdEſ. 35. v. 8. daſelbſt eine Bahne ſein / vnd ein Weg / welcher der Hey - lige Weg heiſſen wirdt: das kein Vnreiner drauff gehenPſal. 119. v. 27. wirdt. Koͤnig David im 119 Pſal: neñet jhn Viam man - datorum, den Weg der Befehlich oder Geboten Gottes. v. 30.Jtem: Viam veritatis, den Weg der Warheit: Welchen Weg zu lauffen einer den ander anmahnen ſol vnd ſagen auß dem Prophetẽ Eſaiâ am 2. cap. Kompt laſt vns auffEſa. 2. v. 3. den Berg des HErꝛen gehen / zum Hauſe des GOttes Jacob / das er vns Lehre ſeine Wege / vnd wir wandeln auff ſeinen Stegen. 4. Beata, Ein ſeeliger Weg / den4. Beata. Er iſt der Weg zum Leben / da Frewde die fuͤlle vnd Lieb - lich Weſen iſt jmmer vñ Ewiglich / Pſal. 16. Damit nun einPſalm. 16. v. 11. jeder dieſen Weg wol gehen / vnd endlich das ende ſeiner Seelenſeligkeit erlangen moͤge / ſo ſol er zuſehen / damit Er nicht wancke / ſehe ſich nicht mit Loths Weibe vmb nachGen. 19. v. 26. den Zeitlichen guͤttern / Geneſ. 19. oder mit den Kindern Jſrael nach den Aegyptiſchen Fleiſchtoͤpffen der verderb -Exod. 16. v. 3. lichen wolluſt / Exod. 16. ſondern gehe in wahrem Glauben vnd Chꝛiſtlicher gedult foꝛt / ergreiffe den Stab des Goͤtt - lichen worts / Pſal. 23. Lehne ſich an den Eckſtein Chꝛiſtum /Pſ. 23. v. 4. Pſalm. 118. habe bey ſich die H. Engel zu gefaͤrthen / die jhnPſalm. 118. v. 22. auff Wege vnd Stege begleyten / Pſal. 91. Vnd ſehe an diePſ. 91. v. 11. Exempel der Alten / Sir. 2. So wird Er wol fort kommen /Sir. 2. v. 11. vnd Seeliglichen anlenden.

DDer[26]Chriſtliche Leichpredigt.

II. Via augu - ſta & impio rum. Der II. Weg iſt Via auguſta ſeu impiorum, Der weite vñ breite Weg der Gottloſen / welcher wol gebaͤhnet zur Verdamnuͤß fuͤhret / vnd ſindt viel die darauff wan -Matth. 7. . 13. deln / wie Chriſtus bezeuget / Matth. 7. Dieſer Weg iſt 1. Ingreſſu jucunda, Jm Eingang lieblich / Sinthemal1. Ingreſſu jucunda. der Satan ſich verſtellet in einẽ Engel des Lichts / 2. Cor. 11.2. Cor. 11. . 14. machet die Suͤnde klein / gering vnd ſuͤſſe: wenn er ſie aber2. Progreſſu anguſtiis plena. vber redet / vnd in ſein Helliſches Netze gebracht / ſo iſt er 2. Progreſſu anguſtiis plena, Jm Fortgang Angſthaff - tig / da bloͤſt der Teuffel entweder jhnen die Suͤnde auff /Gen. 4. v. 13. Matth. 27. . 3. wie Cain / Gen. 4. vnd Judœ / Matth. 27. oder aber leſt ſie mit groſſer Muͤhe vnd Arbeit die Helle verdienen / in dem ſie Tag vnd Nacht auff Blut lauren / Prov. 1. vnd ein elen -Prov. 1. v. 11. des angſthafftiges Leben fuͤhren / biß ſo lange ſolcher jhr3. Egreſſu horrenda. Weg wirdt 3. Egreſſu horrenda, Jm Außgang ſchreck - lich / denn weil ſie gehen auff einem Pflaſter des Ende derSir. 21. v. 11. Hellen abgrundt iſt / Sir. 21. ſo werden ſie ploͤtzlich zu nichte / Sie gehen vnter vnd nehmen ein ende mit Schrecken imPſalm. 73. . 19. 73 Pſalm: Wie es der Poët recht gegeben:

Vitaꝙ́ cum gemitu fugit indignata ſubumbras. ()

Demnach ſol ein jeder Franciſci Petrarchæ diſtichon wol in acht nehmen / da er alſo ſchreibet.

Heu malè diſcedit, qui vitam in crimine finit, Orandus DEus est, det benè poſſe mori. Das iſt. Ach wie gar vbel der Menſch ſtirbt Welcher in ſeiner Suͤnd verdirbt / Drumb ruffe GOtt ein jeder an Das Er jhn Seelig ſterben lahn.

So viel vom Erſten Stuͤck.

II. MEMB. [27]Chriſtliche Leichpredigt.

II. MEMBRUM. De Piorum in Vitâ Conditione. Von Der Fromen Zuſtandt im Leben.

HJervon berichtet vnſer Text alſo: Der Gerechte kompt vmb / vnnd niemandt iſt der es zu hertzen nehme: Vnd Heylige Leute werdẽ auffgerafft / vnd niemandt achtet drauff: Denn die Gerechten werden weggerafft / ꝛc.

Jn dieſen Worten wird vns der Fromen Zuſtandt imPiorum in vitâ condi - tionis du - plex re - ſpectus. Leben auff zweyerley weyſe vorgehalten. 1. Ratione ſui, Wie er an vnd vor ſich ſelbſt betrachtet wird. 2. Ratione Impii, Wie jhn der Gottloſe anſtehet vnd Behertziget.

I. Wird er betrachtet / Ratione ſui, An vnd vor ſich1. Ratione ſui. ſelbſt / vnd ſolches geſchicht auff zweyerley weyſe. 1. Jſt er Conditio doloroſa, Ein Schmertzlicher Zuſtandt: Diß1. Conditio doloroſa. nehme ich auß dem Wort vmbkommen / Der Ge - rechte kompt vmb / ſaget der Prophet. Vmbkom̃en iſt nicht Lieblich / ſondern gantz ſchmertzlich / theils dem derda vmbkom̃et / theils auch den nahen Anverwandten / welche muͤſſen ſehen das jhr Freund vmbkommet. Nun kom̃enPii pereũt. aber die fromen vmb auff zweyerley Art. 1. In vitæ cur -1. Invitæ curriculo. riculo, Jn jhrem Leben / vnd ſolches geſchicht. 1. Quò ad1. Quò adfa - cultates. facultates, Was betrifft Zeitliches vermoͤgen / da kan ein fromer Menſch / der ohne diß ein wenig hat im 37 Pſalm /Pſ. 37. v. 16. bald vmb ſein Hauß vnd Hoff / ja vmb all das ſeinige mit Job Cap. 1. kommen: Welches auch Sirach 34 bezeuget /Job. 1. v. 14. ſeqq. weñ er ſpricht: Der Arme hat nichts deñ ein wenig brodts /Sir. 34. 25.D ijwer[28]Chriſtliche Leichpredigt.wer jhn drumb bringet der iſt ein Moͤrder. Da muß der Frome ein Armer Lazarus in der Welt ſein / der vor desLuc. 16. . 20. Reichen Thuͤr liegt / Luc. 16. Vnd wann er gleich etwas von Zeitlichen guͤttern hat / ſo heiſt es / Matth. 13. Wer et -Matth. 13. . 2. was hat / von dem wird genommen werden / daß / was er hat. Welches biß anhero zum theyl iſt geſchehen durch die Conſuſion der Muͤntzen / theyls geſchichts auch heutiges Tages durch Krieg / Verfolgung vnd andern Vnfall.

Matth. 19. . 29.Aber da iſt der Troſt darbey den Chꝛiſtus ſetzet Matth. 19. Wer verleſſet Haͤuſer oder Bruder oder Schweſter oder Vater oder Mutter / oder Weib oder Kinder / oder Ecker vmb meines Nahmens willen / der wirds hundert faͤltig nehmen vnnd das Ewige leben ererben. Zu dem ſo iſt Chriſtus vnſer HErꝛ vnd Vorgaͤnger auch willig arm in der Welt geweſen / das Er auch nicht ein raͤumlein gehabt /Matth. 8. . 20. da Er ſein Haupt hette koͤnnen ſanfft legen / Matth. 8. Darumb kan noch ſol es der Juͤnger beſſer haben als ſein2. quò ad ex - iſtimatio - nem. Meyſter. 2. Quò ad exiſtimationem, So kommen die Fromen vmb wegen jhres gutten Nahmens / Ehr vnnd Glimpffs: Sie muͤſſen verachtete Liechtlein ſein vor denJob. 12. 5. Luc. 12. . 32. gedancken der ſtoltzen / Job. 12. eine kleine Heerde / Luc. 12. Sie muͤſſen ſein ϖεικαθάρματα καὶ ϖειψήματα τοῦ κόσμου, ein1. Cor. 4. . 18. Fluch der Welt vnd ein Fegopffer aller Leuthe / 1. Cor. 4. oder wie es eygentlich in der Grichiſchen Sprache lautet / ein Außkehricht / vnd ſolch vntuͤchtig ding / das man nicht wuͤrdiget mit der Hand auffzuheben / ſondern mit dem Fuſſe vortſtoͤſſet. Vnd gleich wie vor Zeiten die Spanier den Jndianern / welche man ἀνθρωποφάγους Menſchẽfreſſer nennet / eine ſolche abſchew wahren: Daß ob ſie gleich ſonſten alle Menſchen freſſen / dennoch auß groſſem Haß die todten Spanier nicht freſſen wolten: Alſo ſein gewißauch[29]Chriſtliche Leichpredigt.auch die Fromen der Gottloſen Welt ein abſchew. AberChryſoſto - mus. es bleibet darbey was Chryſoſtom geſchriebẽ: Me lius eſt rideri in mundo, quàm plorare in inferno, Es iſt beſſer in der Welt veracht vnd verlacht ſein / als mit den Gott - loſen Ewig in der Hellen ſchreyen vnd heulen. 3. Quò ad3. Quò ad ſu - ſtentatio - nem. ſuſtentationem, Wegen jhrer Auffenthaltung kom̃en auch die Fromen im Leben vmb. Denn man ſaget recht in der Schulen: Sublatâ causâ tollitur effect, Weil die fromen offt jhꝛer Nahrung in der Welt beraubet werden: So muß nothwendig drauff folgen mangel an Speiß / Tranck vñ anderer Vnterhaltung. Davon ſaget Job amJob. 24. . 10. 24. Cap: Den Nackenden laſſen ſie ohne Kleider gehen / vnd dem Hungerigen nehmen ſie die Garben. Solches beſtaͤttiget der Apoſtel / 1. Cor. 4. wann er ſpricht: Biß auff1. Cor. 4. . 11. dieſe Stunde leyden wir Hunger vnnd Durſt / vnd ſindt Nacket vnd werden geſchlagen / vnd haben keine gewiſſe ſtaͤdte / Arbeiten vnd Wircken mit vnſern eygen Haͤnden.

Vor Eines.

Zum II. Kom̃en die Fromen vmb in ultimo Vitæ termi -II. In ultimo Vitæ ter - mino. no, Jm Ende jhres Lebens im tode. Vnd ſolches geſchicht auff zweyerley weyſe. 1. Κατὰ δόκησιν, Vermeineter weyſe vor den Gottloſen / denn vor jhnen als Vnverſtaͤndigen1. Κατὰ δό - κησιν. wird der Fromen abſcheidt vor ein Pein geachtet / vnd jhꝛe hinfarth vor ein verderben / aber ſie ſindt im friede / Sap. 3.Sap. 3. . 2. 2. Κατ᾽ ἀλήθειαν, in der Warheit: Wañ man der fromen2. Κατ᾽ ἀλή - θειαν. Todt anſtehet / da ſie muͤſſen zu Staub / Aſchen vñ Erden werden / Gen. 3. Sir. 10. So viel vom Erſten Zuſtandt der Fromen im Leben.

Gen. 3. v. 19. Sir. 10. v. 9.D〈…〉〈…〉 II. Jſt Conditio calamitoſa, Ein ElenderII. Conditio calamitoſa Zuſtandt / davon vnſer Text ſaget. Heylige Leuthe werden weg gerafft. Jtem / Die Gerechten werdenD ijweg[30]Chriſtliche Leichpredigt.weg gerafft. Obs zwar GOtt der HErr allzeit mit den fromen gutt vnd wol meinet / wie Paulus bezeuget / wannRoman. 8. . 28. er ſpricht / Rom. 8. Wir wiſſen das denen die Gott lieben alle ding zum beſten dienen: Dennoch gehets ohne Elend /Duplex Ablatio. Jammer vnd Noth nicht abe / wenn Gott der HErr die fromen auff vnd weg rafft: Welches geſchicht. 1. Wenn1. Eloco cer - to. Er ſie von einem ort weg nimpt vnd in einen andern ver - ſetzt. Alſo wurde Abraham genom̃en auß Ur in Chaldæâ,Geneſ. 12. . 1. vnd ins Land Canaan verſetzt / Gen. 12. da Er viel vngluͤckGeneſ. 39. . 1. muſte außſtehen. Joſeph wurde mit gewalt genommen vnd in Aegyptenlandt gebracht / Gen. 39. Moſes wurde inExod. 4. . 19. Midian weg gerafft vnd inn Aegypten geſetzt. Exod. 4. Daniel vnd ſeine Geſellen wurden auß Judæa auffgerafftDan. 1. v. 6. vnd gen Babel gefuͤhret / Dan. 1. So leſts noch heutiges Tages GOtt der HErr geſchehen / das mancher fromer Menſch verfolget / von einem Ort in den andern geſetzet2. Emundo. wirdt / welches dañ ohne Elend nicht abgehet. 2. Wann Er ſie gar auß dieſem Leben hinweg nimpt / denn weil dieHeb. 11. . 37. Gottloſe Welt ſolcher fromer Leute nicht werth iſt Heb. 11. Sie auch nur aͤngſtet vñ quelet / ſo nimpt Er ſie in ſeinem Zorn hinweg. Alſo nach dem die Gottloſen Sodomiter des gerechten Loths Seele von Tag zu Tage mit jhren2. Pet. 2. . 8. vngerechten Wercken queleten / 2. Pet. 2. fuͤhrete jhn GottGen. 19. . 17. der HErr nicht allein auß Sodom, Gen. 19. ſondern hat jhn entlichen auch gar von hinnen weg genom̃en. Ebener maſſen / nach dem der Gottloſe Koͤnig Achab mit ſeiner Jeſabel den fromen Propheten Eliam marterten / kam Gott vñ raffte jhn hinweg / vnd ließ jhn in einem fewrigen2. Reg. 2. . 11. Wagen gen Himmel fuͤhren / 2. Reg. 2. Diß iſt nun zumal ein jaͤmmerlicher / elender Zuſtandt / nicht allein wegen der fromen / die alſo weg gerafft werden: Sondern viel mehꝛwegen[31]Chriſtliche Leichpredigt.wegen der Gerechtẽ ſo vbrig bleyben. Darumb Koͤn. Da -Pſalm. 34. v. 20. vid recht ſaget im Pſal. 34. Der Gerechte muß viel leydẽ. Vnd der H. Lutherus hat pflegen zu ſagen / ChriſtianusLutherus. Crucianus, Ein Chriſt iſt ein rechter Creutztraͤger.

So viel vom Andern.

Der III. Jſt Conditio Laborioſa, Ein muͤheſeeligerIII. Conditio Laborioſa. Zuſtandt / davon der Tert: Die richtig vor ſich ge - wandelt haben. Jn dieſen Worten werden die fromen vergliechen einem Wandersmann / welcher von einem ort in den andern Wandern vnd lauffen muß. Dannenhero ſaget Job am 7. Cap. Dies noſtri ut Mercenarii, vnſerJob 7. v. 1. Tage ſein wie eines Wandermanns / welcher von einem ort in den andern lauffen muß: Das alſo ſein Thun vnd Wandel beſtehet im Lauffen / Arbeit / vnd Muͤheſeligkeit. Ach inn Warheit / ein Wandersmann vnd Tageloͤhner muͤſſen viel außſtehen / bald des Tages verſchmachten ſie vor hitze / vnd des Nachts vor froſt / vnd kompt gar offt kein Schlaff in jhre Augen / wie der muͤheſame Jacob vor ſei -Gen. 31. v. 40. nem vngerechten Schweher vater Laban bekeñet / Gen. 31. Diß hat kurtz gefaſſet Moſes im Pſalm. 90, wenn er ſpricht:Pſal. 90. v. 11. Vnſer Leben / weñs koͤſtlich geweſen / ſo iſts dolor & labor, Muͤhe vnd Arbeit: Welche Wort der H. BernhardusBernhard. alſo erklaͤret: Duo nobis in hæreditatem reliꝗt Vetus ille Adam, qui fugit â facie Dei, Laborem & dolorẽ, Laborem in Actione, dolorem in paſſione. Das iſt: Zweyerley hat vns zur Erbſchafft hinterlaſſen der Alte Adam / welcher flohe vor dem Antlitz Gottes / Arbeit vnd Schmertzen: Arbeit im Thun: Schmertzen aber im Leydẽ. Gregorius qui vixit ſec. 6.Vnd Gregorius ſaget: Vita noſtra naviganti ſimilis eſt, is qui navigat, ſive ſtet, ſive ſedeat, ſemper vadit. Das iſt: Vnſer Leben iſt einem Schiffenden gleich:Denn[32]Chriſtliche Leichpredigt.Denn der da Schiffet / er ſtehet ſitzet / ſo faͤhꝛet er jmmerDuplex ambulatio forth: So gehets auch mit vnſerm Muͤheſeligen leben: je lenger wir Leben / je naͤher wir dem Tode kommen. 1. Injuſta. Weil aber zweyerley Menſchen inn der Welt ſein / ſo ſein auch zweyerley Wandel. 1. Jſt Ambulatio injuſta, Ein vnrichtige boͤſe Wandelung / da die Weltkinder wandeln im Rath der Gottloſen / vnd tretten auff den Weg derPſal. 1. v. 1. Suͤnder / vnd ſitzen da die Spoͤtter ſitzen / Pſal. 1. WelcheSir. 21. v. 11. gehen auff dem Hellen vnd Verdamnuͤß wege / Sir. 21. derPſ. 1. v. 6. aber nicht lange wehret / ſondern vergehet / Pſal. 1. 2. Jſt2. Juſta. Ambulatio juſta, Ein richtige Wandelung der fromen /Gen. 17. v. 1. zu welcher Gott der HErꝛ den Abꝛaham ermahnet / Gen. 17. Jch bin der Allmaͤchtige GOtt / wandele vor mir vnd ſey from. Diß iſt nichts anders / als wandeln fuͤr GOtt imPſ. 56. v. 13. Liecht der Lebendigen / wie David ſolches erklaͤret im 56. Pſ. Pſ. 25. v. 21.Schlecht vnd recht wandeln im Pſalm. 25. Alſo wandelte richtig Job / welchem von Gott ſelbſt das Zeugnuͤß gegebẽJob. 1. v. 8. wird / Job. 1. Es iſt ſeines gleichen nicht im Lande / Schlecht vnd recht Gottfuͤrchtig vñ meidet dz boͤſe. Das iſt dz Erſte.

II. Ratione Impii. Zum II. Wird vns der Fromen Zuſtandt im Leben auch allhier vorgehaltẽ Ratione Impii, wie jhn der Gott -1. Hi non at - tendunt. loſe anſiehet vnd betrachtet. Davon meldet der Prophet zweyerley. 1. Impii non attendunt, Die Gottloſen neh - mens nicht zu Hertzen. Jm Hebraiſchen lautets: Super cor non ponunt, Sie legens nicht auffs Hertze / das iſt / Sie forſchen nicht nach den Vrſachen / warumb Gott der HErr mit den fromen ſo procedire, vnd ſie ſo bald weg raffe; Sie dencken der Sachen nicht ſo weit nach: Da ſie1. Dei Iram doch billich betrachten ſolten: 1. Dei Iram, Gottes Zorn. Eſ. 64. v. 9.Deñ Er zuͤrnet vmb der Suͤnde willen / Eſa. 64. Weil nun die Gottloſen von jhren Suͤndẽ nicht ablaſſen / ſo leſt auchGott[33]Chriſtliche Leichpredigt.Gott von ſeinem Zorn nicht abe / wie Eſaiæ am 5. geſagetEſa. 5. v. 25. wirdt: Jn dem leſt ſein Zorn noch nicht abe: ſondern reiſt die fromen einen nach dem andern weg / welches bezeugetProv. 28. v. 2. Salomon in Spruͤchwoͤrtern am 28. Capit. Vmb des Landes Suͤnde willen / werden viel Veraͤnderungen der Furſtenthuͤmber: Aber vmb der Leuthe willen / die ver - ſtaͤndig vnd vernuͤnfftig ſindt / bleyben ſie lange. 2. Ho -2. Hominum ingratitu - dinem. minum ingratitudinem, Sie ſolten auch betrachten der Menſchen Vndanckbarkeit: Denn wegen der Vndanck - barkeit wird den Gottloſen das Liecht genommen / Iob. 38. Job 38. v. 15.Da ſolten ſie zuruͤck dencken / wie ſie Gott dem HErꝛen ſo Vndanckbar vor ſolche hohe Gaben vñ Schaͤtze geweſen / in dem Er jhnen zwar trewe Seelſorger / Gottſelige Re - genten vñ andere verſtaͤndige Gottliebende leute gegeben / aber haben dieſelben verachtet vnd mit Fuͤſſen getretten: Derowegen der Gerechte Gott genoͤtiget worden / ſolche ſeine Schaͤtze im Grim wider weg zu nehmen. Demnach ſolten ſie ſolche Suͤnde erkennen / vnd mit Michiâ amMich 7. v. 9. 7. Cap. ſagen: Wir wollen des HErꝛen Zorn tragen / deñ wir haben wider Ihn geſuͤndiget; biß Er vnſer ſache außfuͤhre vñ ans Licht bringe. Sie ſolten auch bedencken / daß das Gericht Gottes vom Hauſe des HErꝛen ſich an - fahe / 1. Pet. 4. Vnd das Er von ſeinem Heyligthumb zu1. Pet. 4. v. 17. ſchlahen anhebe / Ezech. 9. Vnd in betrachtung deſſen ſa -Ez. 9. v. 6. gen auß Lucâ am 23. Cap. Geſchicht das am gruͤnen HoltzLuc. 23. v 32 was wil am duͤrꝛen werden. Zum II. Impii negligunt. II. Negligũt. Niemandt achtet drauff / die Gottloſen verachten ſolches: Deñ ob ſie wol ſehen des weyſen Ende / ſo mercken ſie doch nicht / was der HErr vber jhn bedenckt / Sap. 4. Ob gleichSap. 4. v. 17. Gott der HErr weidlich auff ſeine frome Kinder ſchmeiſt: Reiſt ſie auch hinweg / ſo fragen ſie doch nichts darnach: Sondern ſind entweder ſicher vnd ſagen Sap. 2. Wolher /Sap. 2. v. 6.ENun[34]Chriſtliche Leichpredigt.Nun laſt vns Wol leben / weils da iſt / vnd vnſers Leibes brauchen / weil er Jung iſt / ꝛc. Oder aber frewen ſich noch wol darzu als die rechten ἐπιχαιρέκακοι vnd Schadenfro /Pſ. 35. v. 21. ſagende auß dem 35 Pſalm: Da da / das ſehen wir gerne. Oder doͤrffen noch wol Gottslaͤſterlicher weyſe ſagen: Nun hat jhn der Teuffel auch geholet. O der GottloſenQuadru - plex Judæor. Privile - gium. verꝛuchten Welt! O der Vnartigen boͤſen Weltkinder! Gleich wie vor Zeiten die Juden ſich verlieſſen auff 4. Privilegia vnd ruͤhmeten. 1. Τόπον, den Ort / das ſie das gelobte Land Canaan jnn hetten / welches von MilchExod. 3. v. 8. vnd Honig floß. Exod. 3. 2. Νόμον, das Geſetz Moſis / welches jhnen der HERR mit Donner vnd Blitz auffmExod. 19. v. 16. c. 20. v. 1. ſeqq. Berg Sinai gegeben / Exod. 19. 20. 3. Λαὸν, das ſie Gottes Volck vnd Eygenthumb wehren. Jerem. 31. 4. Ναὸν, den Tempel zu Jeruſalem / Darumb ſchreyen ſie / Jerem. 7. Jer. 31. v. 33.Hier iſt des HErꝛn Tempel / hier iſt des HErꝛn Tempel. c. 7. v. 4.Alſo ſein auch viel vnter den Chriſten die ſich verlaſſen auff jhr guttes Land / auff Gottes wort / welches ſie doch nicht halten / ſondern verachten; Das ſie an ſtatt der Juden zum Volck Gottes angenommen / vnd das ſie in der Chriſtlichen Kirchen ſein. Aber gleich wie vor Zeiten dieſer Vorzug die Juden nichts geholffen / weil ſie gantz Gottloß geweſen / ſondern worden außgerottet vnd ver - derbet: Alſo wird auch heutiges Tages die Gottloſen Weltkinder nichts helffen / wann ſie gleich auff erzehlete Privilegia auch trotzen / denn Gott die lenge der boͤſen Welt nicht mehr zuſehen wirdt.

Jn betrachtung deſſen / moͤchte wol ein fromer MenſchPſal. 12. v. 1. ſeufftzen mit David im Pſal. 12. Hilff HErr die Heyligen haben abgenommen / vnd der Glaͤubigen iſt wenig vnterPſal. 14. v. 3. den Menſchenkindern: Vnd auß dem 14. Pſalm: Sieſind[35]Chriſtliche Leichpredigt /ſindt alle abgewichen vnnd alleſamb Vntuͤchtig worden / da iſt keiner der guts thue / auch nicht einer. Das man auch gar wol von dieſer letzten Grundtſuppe der WeltHorol. prin. l. 1. c. 2. f. 10. ſagen koͤndte / was jener Buͤrger zu Nolâ in Campanien, als der Cenſor Romanus dahin kam vnd begehrete von demſelben / als damaln ſeinem Wirthe: er ſolte hingehen vnd alle frome vnnd redliche Leuthe zu Nolâ zuſammen ruffen: welches er gethan / vnd iſt zu den Graͤbern der ver - ſtorbenen fromen Leuthe gangen / vnnd jhnen zu dreyen mahlen geruffet vnd geſaget: Jhr fromen Buͤrger / es leſt Euch der Roͤmiſche Cenſor befehlen / das jhr bald ſolt zu jhm kommen / deñ er hat etwas an ſtatt des Roͤmiſchen Raths Euch anzu befehlen: Weil aber niemandt hat kom - men wollen: iſt entlichen der Cenſor ſelbſt mit gangen / vnd hat doch wollen ſehen / was die Vrſach ſolches auſſen bleybens: Als er aber vermercket das der Buͤrger den verſtorbenen geruffen / hat er jhn vor einen Thoren ge - halten / vnd geſaget: Er ſolte nicht die Todten / ſondern die Lebendigẽ beruffen: Darauff antwortete der Buͤrger: Jch weiß keinen fromen Mann mehr inn der Stadt der da lebete / denn Sylla der Tyranniſche Roͤmer hat alle laſſen hinrichten: Diß ſage Jch koͤndte man gar wol auch ſagen von der boͤſen Welt / in welcher wenig Leuthe ge - funden werden / die da recht from vnd Gottfuͤrchtig ſein. Gleichwol aber hat der liebe GOtt noch ſeine 7000. dere Knie ſich nicht fuͤr Baal gebeuget haben / 2. Reg. 19. 2. Reg. 19. v. 18.Welche Er erhalten wolle / vnd neben jhnen auch andere erwecken vnd durch ſeinen Geiſt regieren / das ſie wandeln auff ebener bahn.

Vnd ſo viel auch von dem Andern Stuͤcke.

CijIII. MEMB. [36]Chriſtliche Leichpredigt.

III. MEMBRUM. De Felicitatis piorum poſt Mortem Conſideratione. Das iſt. Von der Fromen Gluͤckſeligkeit nach dem Tode.

VOn der Fromen Gluͤckſeligkeit / nach dem Tode / meldet der Pꝛophet alſo: Die Gerechten wer - den weg gerafft fuͤr dem Vngluͤck: Vnd die richtig / vor ſich gewandelt haben kom̃en zum Friede / vnd ruhen in jhren Kammern.

Jn welchen Worten der H. Geiſt / durch den Prophe -I. A malis li - beratio. ten dreyerley Gluͤckſeligkeit der Fromen nach dem Tode vns fuͤr helt. Die 1. Jſt Amalis liberatio, Erloͤſung vom Vngluͤck oder Vbel. Nun werden aber die Auſſer -Duplex malum. wehleten Kinder Gottes im Tode Erloͤſet von zweyerley1. Culpæ. Vbel. Das 1. Jſt Malum culpæ, Das Suͤnden Vbel / davon Petrus meldet in ſeiner erſten Epiſtel am 4. Cap.1. Pet. 4. v. 2. Wer am Fleiſch leydet / der hoͤret auff zu ſuͤndigen. Nun leydet der Menſch im Fleiſche / nicht allein im Leben / wañ er mit vielem Creutz von GOtt anheim geſuchet wirdt: Sondern allermeiſt im Tode / wañ der Suͤndliche Adam2. Malum pœnæ gantz zerſtoͤꝛet vnd jhm alle Macht zu ſuͤndigen benommen wird. Das 2. Jſt Malũ pœnæ, Das Straff oder Creutz Vbel / davon Amos. am 3. Jſt auch ein Vngluͤck in derAmos. 3. . 7. Stadt / das der HErꝛ nicht thue: Deñ weil vnter ſeinen Knechten keiner ohne Tadel iſt / vnd Gott der HErꝛ auchJob 4. v. 18. in ſeinen Boten Thorheit findet Job. 4. Auch kein Menſch1. Reg. 8. . 46. iſt der nicht ſuͤndiget / 1. Reg. 8. So pfleget auch GOtt derHErr[37]Chriſtliche Leichpredigt.HErr ſeine liebe Kinder mit Creutze zu belegen: Von welchem ſie nach dem Tode befreyet ſein. Daſſelbe aber iſt zweyerley / 1. Malum præſens, Ein gegenwertiges Vbel /1. Malum præſens. welches im Leben jhr Taͤglicher Gaſt iſt / daruͤber David klaget im 38. Pſalm: Jch bin zu Leyden gemacht vñ meinPſal. 38. . 18. Schmertz iſt jm̃er vor mir: Deß wegen war er muͤde von Seufftzen; Er ſchwemmete ſein Bette die gantze Nacht / vnd netzete mit ſeinen Thraͤnen ſein Lager im 6. Pſalm:Pſ. 6. . 6. Es gehet Fromen Chriſten / wie dem lieben Job. Cap. 1. Job. 1. . 16. 17. 18.Da geſaget wird: Da dieſer noch redete / kam ein ander: Ein boͤſer Vngluͤckſeliger Bothe kompt haldt auff den andern: Ein Vngluͤck vnd Jammer / beuth dem andern die Hand. Da ſitzet ein fromer Chriſt mit dem Kayſer Auguſto, zwiſchen dem Tieffſeufftzenden Horatio, vnd Trieffaͤugiegen Virgilio, davon der Poët ſaget:

Hîc inter lacrymas ſedet & ſuſpiria Cæſar,Mich. Sachs Kayſ. Chron. part. 1. f. 16.Das iſt:Hier ſitzt Kayſer Auguſtus Reich / Zwiſchen Weinen vnd Seufftzn zu gleich.

Das II. Jſt Malum futurum, Das zukuͤnfftige Vn -2. Malum ſu - turum. gluͤck. GOtt der HErꝛ machets wie ein fleiſſiger Hauß - wirth / weñ er ſiehet das jrgendt ein Vngewitter vorhan - den / ſo eylet er bey zeiten mit ſeinen Garben in der ErndteSimile â Patre ſa - milias. in die Scheunen: Alſo thut auch der liebe Gott / Er eylet vor dem Vngluͤck / mit ſeinen Weitzenkoͤrnlein inn die Himliſche Scheune der Seelen nach / wie Er ſolches ver - heiſchet / Job. 5. Du wirſt im Alter zu Grabe kommen / wieJob. 5. . 26. Garben ein gefuͤhꝛet werden zu ſeiner Zeit: Oder Er thut wie ein fromer Vater / wenn er ſtehet das ſich ein Tumult im Hauß eraͤugen wil; So eylet Er mit ſeinen Kindern zur Kammer zu / vnd leget ſie zu Bette. Alſo thut auch vnſer Himliſche vater / weil Er ſiehet das ein groß Vnge -E iijwitter[38]Chriſtliche Leichpredigt.witter vor der Thuͤr / ſo nimpt Er ſeine liebe Kinder beyEſ. 26. . 23. der Hand vnd ſaget / Eſa. 26. Gehe hin mein Volck in eine Kam̃er vnd ſchleuß die Thuͤr nach dir zu: Verbirge dich ein klein Augenblick biß der Zorn fuͤruͤber gehe. So wol nun denen geſchicht die der liebe GOtt bey zeiten alſo vor dem Vngluͤck weg gerafft / So vbel geſchicht denen ſo vber bleyben / dieſelben ruffen auch jhren verſtorbenen mit ſchmertzen nach / gleich wie Carol Magnus ſeinem freund Rolando nachrieff:

Tu Patriam repetis, tristi nos orbe relinquis, Te tenet aula nitens, nos lachrymoſa dies. Das iſt. Du biſt jetzundt ins Himmelsſaal Vns leſtu in dem Jammerthal.

Vnd ſolches geſchicht nicht vnbillichen: Denn frome Chriſten wiſſen theils auß Gottes wort / theils auß der Natur vnd Erfahrung / das wañ Gott ſeine liebe Kinder weg nimpt / ſo pfleget gemeiniglich ein groß Jammer vnd Elend darauff zu erfolgen: Sintemal die Außerwehleten Kinder Gottes weil ſie Leben mit jhrem Gebet das Vn -Eſ. 39. . 8. gluͤck auffhalten / wie an Hiskiâ Eſa. 39. zu ſehen / der da ſeufftzet: Es ſey nur Friede weil Jch lebe. Vnd der HerrLutherus. Lutherus ſaget: Weil Jch lebe / wird wol kein Krieg in Deutſchland kom̃en / denn Jch ſolches gewiß bey meinem Gott mit dem Gebet erhalten wil: Aber wenn Jch werde todt ſein / ſo moͤgen andere auch nach mir Beten.

Wenn nun ſolche Leuthe hinweg ſein / vnd Gott ſucht vnter den Menſchen / ob jemandt ſich eine Mawer mache vnd wider den Rieß ſtehe gegen Jhm fuͤr das Land das Ers nicht verderbe: Er aber keinen findet; ſo ſchuͤttet Er ſeinen Zorn vber die Welt / vnd mit dem Fewer ſeines Grimmes macht Er jhrer ein ende / wie zu leſen Ezech. 22. Wie[39]Chriſtliche Leichpredigt.Wie ſolches die Exempel auß Gottes Wort vnd auß denEzech. 22. . 30. ſeq. Profan Hiſtorien beweyſen. Da Noha inn die Archen gieng da kam die Suͤndflut / Gen. 7. Da Loth auß SodomGeneſ. 7. . 17. gieng / fiel das Fewer vom Him̃el vnd verzehret Sodom /Geneſ. 19. . 25. Gomorꝛha vnd die gantze gegendt / Gen. 19. Da Joſeph in Aegyptenland ſtarb / kam ein groſſe Dienſtbarkeit auff die Kinder Jſrael / Gen. 40. Exod. 1. Da die Kinder Jſrael außGeneſ. 40. . 26. Exod. 1. . 9. ſeq. Aegyptenland gefuͤhret worden: erſoff Koͤnig Pharao im rothen Meer / Exod. 14. Nach dem todt des Prophetẽ Eliſæ kamen die Moabiter vnd verwuͤſteten das Land / 2. Reg. 13. Exod. 14. . 28.Da Auguſtinus ſtarb / ward ſeine Biſchoffliche Stadt2. Reg. 13. . 20. Hippon võ den feinden eingenom̃en. Da der H. Luther ſtarb kam der Deutſche Krieg. So wiſſen wir auch alle mit einander / waß auff das Seelige ableiben / Des Weyland Durchlauchten Hochgeborhnen Fuͤrſten vnnd Herꝛen / Herꝛen Carll dieſes Nahmens des Andern / des H. Roͤ -Obiit anno 1617. d. 28. Januar. ipſo die Caroli Magni. miſchen Reichs Fuͤrſten / Hertzogen zu Muͤnſterberg inn Schleſien zur Olſſen / Grafen zu Glatz / Herꝛen auff Sternberg vnd Jaiſchwitz vnnd Metziebor / Roͤm: Kayſ: auch zu Hungern vnd Boͤhmen Koͤnigl: Mayeſtet Raths vnd Oberhauptmans inn Ober vnnd Nieder Schleſien / vnſers Weylandt Gnaͤdigen nun aber ſeeligen Himmel - Fuͤrſtens / Chriſtmilder Gedaͤchtnuͤß / dieſe vergangene Zeit her biß ins Neundte Jahr / vor Jam̃er vnd Hertzen - leydt / nicht allein in vnſerm Vaterlande Schleſien / ſon - dern auch inn andern Laͤndern / ja im gantzen Roͤmiſchen Reich erfolget / alſo das recht Leontius Biſchoff zu Ale - xandriâ geſchrieben: Hac nive lique factâ multum erit luti. Das iſt: Wann dieſer weiſſe Schnee zugehen wirdt / ſo wird Kotticht werden. Jch meine ja / es iſt Kotticht allenthalben genung worden. Der Gnedige Gott wollehinfuͤhro[40]Chriſtliche Leichpredigt.hinfuͤhro alles Vngluͤck von vns vnd dem H. Roͤmiſchen Reich gaͤntzlich abwendẽ. Dieſes beweyſet auch die Natur vnd Erfahrung. Weñ die Schwalben vnd Stoͤrche weg ziehen / ſo folget darauff der alte vñ kalte Winter: Wenn man ein Liecht außleſchet / ſo folget Finſternuͤß drauff. Nun ſindt aber Gottſeelige Regenten ein rechtes Liecht. 2. Sam. 21. . 17.Alſo war Koͤnig David genennet / 2. Sam. 21. Das Liecht inMatth. 5. . 14. Jſrael. Die Apoſtel vñ Prediger werden genennet / Lux Mundi, ein Liecht der Welt / Matth. 5. Vnd in gemein ein jeder fromer Chriſt wird genennet ein Liecht im HEr -Eph. 5. . 8. ren / Epheſ. 5. Wann nun ein ſolches Liecht außgehet / ſo muß nothwendiger weyſe Finſternuͤß folgen: Wo aber Finſternuͤß iſt / da iſt keine frewde / ſondern Angſt vnndIob. 5. v. 12. Noth / Tob. 5. Ein ſolches Liecht im HErꝛn iſt auch geweſen vnſer geliebter Mithruder inn Chriſto / Weylandt / Der Ehrenveſte / Wolbenambte vnnd Wolweyſe H. Martin Hanthke Buͤrgemeiſter allhier: Welcher ein Voꝛnehmes Gliedmaß in der Buͤrgerſchafft geweſen. Helffe Gott / das auff ſolche Außleſchung vnd Wegraffung nicht auch ein groß Finſternuͤß in gemeinem Stadt Regiement vnd ſonſten in der Welt / wie leyder Gott vor Augen / folgen moͤchte. Derowegen ein jeder hertzlichen Gott den HErꝛn vmb abwendung aller Land vnd Stadtplagen taͤglichen anruffen / Vnd das auch GOtt der HErr eine taugliche Perſon / welche Gottfuͤrchtig / dem Geitze feind vñ gerecht / zu ſeiner Zeit ſelbſt durch mittel einſetzen wolle / jnbruͤnſtig bitten ſoll.

Auß welchem allem erſcheinet / wie frome Chriſten GOtt dem HERRN ſo lieb ſein / denn ſeine Heyligen ſind in Gnaden vnd Barmhertzigkeit; Vnd Er hat ein auffſehen auff ſeine Außerwehleten / ſtehet im Buch derWeiß -[41]Chriſtliche Leichpredigt.Weißheit am 3. Cap. Darumb wer ſie antaſtet / der taſtetSap. 3. . 9. Gottes Augapffel an / Zach. 2. Demnach ein jeder zuſehenZach. 2. . 9. ſol / das er auch inn der Zahl ſolcher fromen Leuthe ſey: Vnd ſich fleiſſig huͤtten ſol / das Er ſich in einem Gott - ſeeligen Menſchen nicht vergreiffe: Denn wer Euch ver - achtet / der verachtet mich ſaget Chriſtus / Luc. 10. So vielLuc. 10. . 16. von der Erſten Gluͤckſeligkeit nach dem Tode.

Die II. Iſt Pacis fruitio, Genieſſung des Friedens:II. Pacis fru - itio. Sie kom̃en zum Friede / ſagt vnſer Text: Die Gott - loſen haben keinen Frieden ſaget Gott beym ProphetenEſ. 57. 21. Eſaiâ am 57 Cap. weder hier Zeitlich noch dort Ewiglich. Triplex piorum Pax in mundo. Hergegen aber haben die fromen zwar auch hier in dieſer Welt jhren dreyfachen Frieden. 1. Haben ſie Pacem ſupernam, den Frieden mit GOtt / davon der Apoſtel1. Pax ſuper - na. Paulus ſaget / Rom. 5. Nun wir ſind Gerecht wordẽ durch den Glauben / ſo haben wir Friede mit Gott durch vnſernRom. 5. . 1. HErꝛen JEſum Chriſtum. Vnd David ſaget / Pſal. 119. Pſ. 119. v 1. 65Groſſen Frieden haben / die dein Geſetz lieb haben. 2. Pacẽ2. Interna internam, Den jnnerlichen Frieden im Gewiſſen / das ſie ſagen koͤnnen mit David im 32. Pſalm: Wol dem diePſ. 32. v. 1. Vbertrettung vergeben ſindt / dem die Suͤnde bedeckt iſt. Vnd mit Paulo / 1. Cor. 4. Jch bin mir wol nichts bewuſt. 1. Cor. 4. v. 4.3. Pacem externam, Den Euſſerlichen Frieden mit der3. Externa. Welt / ſo viel an jhnen iſt: Sie ſuchen Fried / vnd jagen jhm nach / Pſal. 34: Sie halten Friede / ob gleich die Welt /Pſ. 34. v. 15. weñ ſie reden / Krieg anfaͤhet im 120. Pſalm: So viel anPſ. 120. v. 8. jhnen iſt / ſo haben ſie mit allen Menſchen friede / Rom. 12. Rom. 12. v. 17.Der beſte Friede aber folget nach dem Tode / davon hierIn Cælo pax ſempi - terna. Eſaias redet / welcher iſt Pax ſempiterna, der Ewige friede. Davon zu leſen Eſ. 32: Der Gerechtigkeit nutz wird Ewige Stille vnd Sicherheit ſein / das mein Volck in HaͤuſernEſ. 32. v. 17. ſeq. Fdes[42]Chriſtliche Leichpredigt.des Friedens wohnen wird / in Sichern wohnungen vnd ſtoltzer ruhe. Hier iſt ein fromer Chriſt in militiâ, imJob. 7. . 1. Streitt / Job. 7. Dort aber wird er in Requie & Pace, in Ruhe vnnd Frieden ſein. Da wird Abel nicht ſeinenGen. 4. . 9. Cain haben / der jhn erſchlagen wirdt / Gen. 4. Da werdenGen. 19. 16 die Sodomiter den fromen Loth nicht mehꝛ plagẽ / Gen. 19. Da wird Jacob keinen Eſau haben / vor dem er wird fliehẽGen. 28. . 10. muſſen / Gen. 28. Da wird Moſes nicht ſeinen PharaonemEx. 5. ſeqq. 1. Sam. 18. ſeqq. haben / Exod. 5. David ſeinen Saul. 1. Sam. 18. Elias ſeine Baalspfaffen vnd Jeſabel / 1. Reg. 18. Chriſtus vnnd die Apoſtel die Phariſeer / Sadduceer vñ Gottloſen Juden:1. Reg. 18. ſeqq. Die Fromen werden als dann von keinem Tyrannen vndMatth. 22. & 26. Verfolger mehr wiſſen: Sinthemal das Reich GOttes nicht wird ſein Eſſen vnd Trincken; Sondern frewde vndRom. 14. . 16. ſeq. Friede im Heyligen Geiſt / Rom. 14.

III. Dulciſſima in ſepul - chro recre - atio. Die III. Vnd letzte Gluͤckſeligkeit wird ſein Dulciſſima in ſepulchro recreatio, Die liebliche Ruhe im Grabe / davon die letzten Woꝛt in vnſerm Spꝛuͤchlein alſo lauten: Vnd ruhen in jhren Kammern. Der Menſch hatTria homi - nis in mun - do cubilia. in dieſer Welt drey Kammern. Die 1. Jſt Uterus Ma - ternus, Der Muͤtterliche Leib. Dieſe Kammer iſt / 1. Cu -1. Uterus Maternus. bile opacum, Ein finſter Kammer / von welcher Salo -. cubile. 1. opacum. mona, die Maccabeiſche Mutter zu jhrem ſiebenden vnd letzten Sohne ſagete / 2. Maccab. 7. Du mein liebes Kind2. Mac. 7. . 27. das ich 9. Monden vnter meinem Hertzen getragen habe. 2. Miracu - loſum. 2. Cubile Miraculoſum, Ein Wunderbahre Kammer. Wunderbahr iſt ſolche Kammer / Wenn wir das Kindt in Mutterleibe anſehen / welches eine Zeitlang darinnen1. Forma - tione. ſchwehet vnd lebet. 1. Formatione, Jn der formirung vñ Zubereittung: Welches Wunder mit Danckbarem hertzẽPſ. 139. 14. erkandte Koͤnig David / wenn Er ſpricht im 139 Pſalm:Jch[43]Chriſtliche Leichpredigt.Jch dancke dir Gott / das Jch wunderbarlich gemacht bin / vnd diß erkennet meine Seele wol. 2. Suſtentatione,2. Suſtenta - tione. Jn der Erhaltung / davon Job am 10. ſaget: Leben vnd Wolthat haſtu an mir gethan / vnd dein Auffſehen be -Job. 10. v. 12 wahret meinen Odem. Ach in Warheit ein groſſes wun - der / das ein ſolch zart Mutterkindt in Mutterleibe erhal - ten wirdt: Wie bald wehre es geſchehen / das es durch ein gifftig Luͤfftlein / welches die Mutter auffgefangen / hin gerichtet wuͤrde? Wie bald koͤndte es durch einen ploͤtzlichẽ fall der Mutter / wie offt geſchicht / erdruckt werden? Aber die Hand des HErꝛen erhelt es. Darnach wann wir hier Phyſicè vnd natuͤrlichen wolten von ſeiner alimentation vnd Nahrung reden / ſo wuͤrden wir vns nicht gnungſam daruͤber verwundern koͤnnen. 3. Eductione, Jnn der3. Eductione geburt; Wañ nun das liebe Wuͤrmlein zur Welt geboren wirdt / da muͤſſen Gottes haͤnde das beſte darbey thun / wie David bekennet im 22. Pſalm: Du haſt mich auß meinerPſ. 22. . 9. Mutterleibe gezogen. Derowegen die Alten recht geſaget: Wann man Gott dem HErꝛen ſeine Haͤnde kuͤſſen wil / ſo ſol man ein Newgebohren Kindt kuͤſſen / denn daſelbſt triefft man gewiß GOttes Allmaͤchtige haͤnde an. Man wundert ſich / wie Jonas drey Tag vnd Nacht im Bauche des Walfiſches ſey erhalten / vnd folgends friſch vnd ge - ſundt wider auffs Land kommen / Jon. 2. Alſo ſollen wirJon. 2. . 1. & 11. vns auch vber der geburt des Kindes verwundern / Sinte - mal Auguſtinus recht geſchrieben: Wenn alle hundertAuguſtin. Jahr ein Kindt zur Welt geboren wuͤrde; ſo wuͤrde jeder - man mit verwunderung davon ſagen / aber miracula aſſi - duitate vileſcunt, weil ſolche Mirakel alle tage geſchehen / ſo achtet man ſie nicht. Jn Summa: Deus mirabilis in operib ſuis, Gott iſt wunderbarlich in ſeinen wercken im 139. Pſalm. Das iſt die Erſte Kammer.

Pſ. 139. v. 14.
F ijDie[44]Chriſtliche Leichpredigt.

II. Mundus. Die II. Jſt Mundus die Welt / in welche der Menſch bald nach der geburth kompt / dieſe iſt 1. Cubile inquietũ,1. Cubile in - quietum. Ein vnruhige Kammer / denn die Gottloſe Welt iſt wie ein vngeſtuͤm Meer das nicht ſtill ſein kan / Eſa. 37. SieEſ. 37. v 20. kuͤndiget vns die Herberge offt auff / das wir von einem in den andern Orth ziehen muͤſſen. Darumb braucht jener an ſtatt des Symboli: Nihil in Mundo ſtabile, Es iſt2. Impurum. nichts beſtaͤndiges in der Welt. 2. Impurũ, Ein vnreine1. Johan. 5. . 19. Kammer / Sintemal die Welt im argen liegt / 1. Johan. 5. Sie iſt nach des H. Lutheri meinung / Stabulum peſſ -Lutherus. morum hominnm, Ein Stall voller vnreinen boͤſer Menſchen: Denn wo wil man einen reinen finden / daJob 14. 4. kein reiner iſt / ſaget Job. 14. 3. Finitum, Vergaͤnglich /3. Finitum. gleich wie ſie einen Anfang hat / alſo wird ſie auch jhr endeAriſtoteles. nehmen: welches wol zu mercken iſt wider den Ariſtote - lem, der da vorgegeben / weil die Welt rundt / ſo muͤſſe ſie weder Anfang noch Ende haben. Aber das Widerſpiel zeyget vns Gottes woꝛt / nicht allein im anfang der Bibel /Gen. 1. . 1. 1. Cor. 11. . 11. Gen. 1. ſondern auch Paulus 1. Cor. 11. da er außdruͤcklichen des ende der Welt gedencket: Vnd Petrus ſaget in ſeiner2. Pet. 3. . 10. 2. Epiſtel am 3. Cap. Die Himmel werden mit groſſem krachen zergehen / vnd die Element vor hitze zuſchmeltzen. Demnach weil die Welt vergaͤnglich / ſo ſollen wir vns nicht ſetzen feſte / auch auff diß bald hin fluͤchtige vnſer datũnicht ſetzen / welches die Weltkinder thun.

III. Tumulus. Die III. Jſt Tumulus, Das Grab / von welcher Kammer hier eygentlich der Prophet redet / Vnd ſie ruhen inn jhren Kammern. Dieſe Kammer iſt1. Cu bile de - ſiderabile. 1. Cubile deſiderabile, Ein Saͤhnliche Kammer / dar -Sir. 41. v. 4. nach ein jeder / ſonderlich der in allen Sorgen ſteckt / Sir. 41.Job 3. v. 22. ein groß verlangen hat / wie Job am 3. Cap. bezeuget:Die[45]Chriſtliche Leichpredigt.Die betruͤbeten Hertzen / ſpricht Er / frewen ſich / das ſie das Grab bekommen: Alſo ſaͤhnete ſich darnach der Pro -1. Reg. 19. . 4. phet Elias, 1. Reg. 19. vnd ſagte: HErꝛ es iſt genung / nihm meine Seele von mir / vnnd Paulus zun Philippern. Philip. 1. . 23.1. Cupio diſſolvi, Jch habe Luſt abzuſcheyden / vnd bey1. Chriſto zu ſein Ach wer wolte nicht / wann er math vnd muͤde / jhm die ruhe wuͤntſchen? Wer ſaͤhnet ſich nicht des Abendts nach dem weichen Bette? 2. Jſt es Delectabile2. Delecta - bile. Ein liebliche Kam̃er / davon Sirach am 41 Cap. O Todt / wie wol thuſtu dem doͤrfftigen / ꝛc. Wie wol iſt dem ab -Sir. 41. v. 3. gematteten im Bette / wie frewen ſich vnſer Kinderlein / wenn ſie Schlaͤffrig / das man ſie in jhr Bethlein leget? Welches wol verſtanden haben die jenigen / die inn jhrem Leben gern mit Staͤrbe vnd Grabe gedancken ſein vmb -Severus Imper. gangen. Kayſer Severus gieng offt in ſein Grab vñ ſagte Tu virum capies, quem totus mundus capere nequit, Das iſt / Du wirſt dermal eines den Mann beherbergen / welchen die gantze Welt nicht beherbrigen kan. Vnd die Conſtantinopolitaniſchen Kayſer / wann ſie zum KayſerImpp. Con - ſtantinopo litani. gekroͤnet wurden / da kamen die Steinmetzen mit mancher - ley Steinen / vnd fragten den Newen Kayſer / welchen Stein ſie jhm ſolten zum Grabe nehmen: Vnd nach dem Er ſolches angedeutet / iſt jhm als bald das Grab verfer - tiget worden. Der Loͤbliche Kayſer Maximilianus I. hatMaxim. I. fuͤnff Jahr vor ſeinem Tode ſeinen Sarch allzeit mit ſich / auch biß weilen auff ď jagt / gefuͤhret. Kayſer Matthias II.Matthias II. hat jhm bey ſeinem Leben ein Grabzelt laſſen præpariren vnd machen. Vnd ſolches iſt nicht ohn Vrſach geſchehen: Denn damit haben ſie ſich nicht allein jhꝛer Sterbligkeit erjnnert / ſondernauch jhre begierde vñ luſt nach dem tode vnd ſeeligem ableiben an tag gegeben. Derowegen werF iijſolche[46]Chriſtliche Leichpredigt /ſolche Hohe vnd groſſe Leuthe inn der Welt gethan / das ſollen wir alle miteinander auch thun / Vnd wann es ge - ſchicht: So werden wir deromal eines nicht ſterben / ſon - dern nur einſchlaffen / da wird es heiſſen / cum morimur, orimur, Wann wir hier im Tode vntergehen / ſo werdenSimile. wir in jener Welt der Seelen nach auffgehen. Gleich wie die liebe Sonne / wañ ſie an einem Ort vntergehet / ſo ge - het ſie am andern Ort wider auff. Jn dieſe Kammer ſol - len wir gedencken / ſo offt wir mit dem lieben David hier das Deprofundis, Auß der tieffen ruffe ich HErꝛ zu dir /Pſ. 130. . 1. im 130. Pſalm. Intoniren: Vnd dabey dieſe gutte Ge - dancken haben: Es wird die Zeit kommen da ich dem Leibe nach werde in mein Sanfftes Ruhe vnd Liebliches Faul - bette des Grabes geleget werden / da werde ich wol Ruhen vnd Schlaffen ohn alle Angſt / Sorgen vnd Noth / biß an den Juͤngſten tag / da mich mein HERR Chriſtus wirdJoh. 11. 43. Aufferwecken gleich wie den Lazarum / Joh. 11. vnd ſagen: Exi foràs kom herfuͤr: Wann die liebliche Morgen roͤthePſ. 126. v. 1. ſeq. wird herein brechen: Da werden wir ſein wie die Traͤu - menden: Deñ wird vnſer Mundt voll Lachens / vnd vnſerVerſ. 4. Zunge voll ruͤhmens ſein: Vnd die wir hier mit ThꝛaͤnenVerſ. 5. geſeet / werden mit frewden Erndten: Vnd nach dem wir hingangen vnd geweinet / werden wir als dann edlen Sahmen tragen / mit frewden kommen vnnd bringen vnſere Garben.

Vnd ſo viel ſey geſaget von vnſerm vorgenommenen Lehrpunct. Wir dancken dem fromen huͤlffreichen Gott vor ſeine Gnad vnnd Beyſtandt / das wir ſein Wort ge - lehret vnd angehoͤret haben: Denſelben ruffen wir alle Hertzlich vnnd jnnbruͤnſtiglich an: Er wolle vns ferꝛner durch ſeinen gutten Geiſt regieren vnd fuͤhren auff ebenerbahn /[47]Chriſtliche Leichpredigt.bahn / das wir allzeit Gerecht vnd Heylig vor Jhm er - funden werden: richtig wandeln auff dem eynigen vnd ſchmalen Steg vnnd Weg welcher zum Leben fuͤhret: Vnd ob gleich hier inn dieſem Leben viel Schmertzen / Jammer vnd Muͤheſeligkeit iſt: Wir mit gedult ſolches alles ertragen / die Gottloſen nichts achten: ſondern der - mal eines ſanfft vnd ſeelig laſſen einſchlaffen / damit wir von allem Vbel erloͤſet / Zu dem Ewigen frieden vnd ins Himliſche frewden leben kom̃en moͤgen: Darzu verhelffe vns allen ſamb die Heyl. Hochgelobte Dreyfaltigkeit / GOtt Vater / GOtt Sohn / GOtt H. Geiſt / Ein wahrer Gott hochgelobet vnd geliebet in Ewigkeit: Wer das mit mir begehret der ſpreche Amen: O HErre JEſu Chriſte / AMEN.

Elogium defuncti.

WAs nun zum Beſchluß betrifft / vnſers ſeelig ver - ſtorbenen H. Bũrgermeiſters Ehrliche Ankunfft / Educa - tion, Chriſtlichen Wandel vnd Seeligen Abſcheid verhelt ſichs mit dem ſelben kuͤrtzlich alſo.

Es iſt vnſer nunmehr inn Gott ruhender Herꝛ Buͤrge - meiſter: Der Weyland / Ehrenveſte / Wolweyſe vnd Wolbenambte Herr Martin Hanthke / Jn der Kayſerlichen Stadt Franckenſtein / von Ehꝛlichen Chꝛiſtlichen Eltern als Hanſen Hanthke / vnd Barba - ra gebohrner Mildin beyden Jnwohnern daſelbſten Jhm Jahr nach Chriſti Geburt / 1572. Am Tag Martini Erzeuget vñ Gebohren woꝛ[-]den / welche jhn nach Chriſti Befehl zu wahrer Gottesfurcht / gutten Sitten vnd Kuͤnſten / ſo lange als ſie gelebet aufferzogen vñ zur Schu - len fleiſſig gehalten / als aber ſie nach mahls verſtorben / iſt er auff be -foͤrde -[48]Chriſtliches EhrenZeugnuͤß.foͤrderung H. Caſparis Tileri, Der Schulen zu Franckſtein Rectoris, deſſen Fleis vnd Trew gegen Ihme / vnd andern ſeinen Condiſcipulis, Er gar offt vnd danckbar commendirete vnd ruͤhmete / zu des Fuͤrſten - thumbs Muͤnſterberg vnd Franckenſteiniſchen Weich bildes damahls verordneten Landes Hauptmans / Weyland / Herꝛ Siegmundt von Burghauß auff Stoltz Guͤrßdorff / ꝛc. dreyen Soͤhnen kommen / mit welchen Er nach Breßlaw gezogen / vnd daſelbſten in die Zwey Jahr Famuliret vnd auffgewartet: Nach dem ſie aber weiter inn frembde Lande gezogen / vnd Er dimittiret worden / auch nicht Sumptus gehabt ſeine angefangene Studia zu Continuiren, Jſt er im 18. Jahr ſeines Alters / An. 1589. Allhero nach der Olſſen kommen / vnd bey Weyland Herꝛ Hanſen Ecken / ſeinem nachmals geweſenen Schweher / ſich in Dienſt begeben / folgendes in die zwey Jahr zu Hoffe bey dem Wein - keller auffge wartet; Auch ſonſten in einem vnddem andern vnbeſchwe - ret ſich gebrauchen laſſen.

Nachmals Anno 1593. Als Weyland J. F. G. Hertzog Carll / Vnſer im Leben allezeit Gnaͤdiger Fuͤrſt vnd Herꝛ / Hochmil - deſter Gedaͤchtnuͤß / ſeine Thaͤtigkeit vnd trewen Fleiß verſpuͤꝛet / haben J. F. G. jhme die Inſpection der Fürſtlichen Hofekuͤchen anvertrawet / bey welcher Küchen er ein Jahꝛ damals verblieben vnd folgendes von jetzt gedachter J. F. G. zu dero Kammerdiener gnaͤdigſt auffgenom̃en woꝛden. Jn dem nun ein Jahr abermals verlauffen / vnd eine Ende - rung bey der Küchen angeſtellet woꝛden / iſt jhme zum andernmal die Auffſicht bey der F. Küchen anbefohlen / vnd nachmals das voͤllige Fürſtl: Küchenmeiſter Ampt anffgetragen woꝛden / ſo er biß an das 21. Jahr trewfleiſſig vnd embſig verꝛichtet / das J. F. Gn. allerſeits ein genaͤdiges belieben daran gehabt / vnd allewege mit beſonderen Gnaden gegen jhme gewogen geweſen. An. 1616. haben Hochgedachte J. F. G. Hochmildeſter angedencken jhn in dieſer Stadt zu einem Bürgemeiſter erkohꝛen / da er denn in bey ſein J. J. F. F. G. G. Hertzog Heinrich Wentzels vnd Hertzog Carll Friedriches zu Münſterberg gebruͤderer / vnſerer genaͤdigen Fuͤrſten vnd Herꝛen / den 9 Martii den gebühꝛenden Ampts Eydt geleyſtet / dieſes nun angenommene Bürgemeiſterampt / wie er ſolches in wehrender Regierung mit gebührender trew vnd fleiß nach dem Pfunde ſo jhme Gott gegeben / Jn die 10. Jahr weniger 2. wochen drey Tage bey ſolchen eingefallenen ſchweren KummerhafftenZeiten[49]Chriſtliches EhrenZeugnuͤß.Zeiten verwaltet / wie er dieſer Stadt nutz vnd auffnehmen gemeinet vnd geſucht / wie er manches Menſchen zoꝛn / wann er waß Ampts halben verꝛichten ſollen / nichts geachtet / vnd ſo viel moͤglich jederman zu Recht vnd Gerechtigkeit verholffen: iſt vnnoͤtig hier zu erzehlen / es weiſens auß die Haͤndel vnnd Ordnungen / es bezeugens die Gebewde vnd Anrichtungen der Wirthſchafften / vnd iſt eines vnd das ander noch in vieler Leute friſchem Gedaͤchtniß.

Seinen Eheſtand betreffende / hat Er ſich in den ſelben begeben / Anno 1597. Vnd den 15 Novemb. Seine Hochtzeit gehalten / mit des Weylandt Ehrenveſten vnd Wolbenambten Herꝛen Hanſen Eckens Fuͤrſtl: Münſterbergiſchen Olßniſchen Hoffedieners Eheleib - lichen Tochter / der Erbahren / Tugendtſamen Jungfrawen Vrſula / Nunmehꝛ Hochbetrübten hinterlaſſenen Wittiben / Mit welcher er durch Gottes gnad in der Ehe geſeſſen 28 Jahr 15 Wochen / vnd von demſelben geſegnet woꝛden mit 6 Kindern / als 2 Soͤhnen vnd 4 Toͤch - tern / davon eine Tochter das Liecht dieſer Welt nicht geſchen / vnd ein Sohn Johannes jhme voran auß dieſer Welt Anno 1615. gegangen / Ein Sohn vnd drey Toͤchter aber noch am Leben / welche Gott ſegnen / vnd vnter ſeinem Schutz vnd ſchirm ferꝛner gnaͤdiglich erhalten wolle.

Jn ſeinem Chriſtenthumb hat er ſich jederzeit zu der reinen Evan - geliſchen Lutheriſchen Religion vnnd vngeaͤnderten Augſpurgiſchen Confeſſion bekennet / die Pꝛedigten / Fruͤhe vnd Veſper leſen / wann er nicht daran verhindert woꝛden / fleiſſig beſuchet / ſich zum Nachtmahl des Herren gehalten / Fried vnd Einigkeit geliebet / ſich trew vnd Barmhertzig gegen dem Armuth erzeyget / Vnnd Jn Summa / den ſeinigen ſo weit vorgeſtanden vnd vorſorget / daß ſie jhme werden zu dancken / vnd wie gutt vnd trewlich er es mit jhnen gemeinet / von tag zu tag mehr zuerkennen Vrſach haben. Vber dieſes / ob er zwar nicht Engeltein geweſen / ſondern ſeine Fehler vnd Gebrechen / wie andere Adams vnd Evæ kinder an ſich empfunden / ſo hat er doch ſolche erken - net / Gott vmb[verzeihun]g derſelben gebeten / vor groͤblichen Sünden ſich gehuͤttet / vnd ſo viel inn dieſer Sterbligkeit wegen Menſchlich er Schwachh[eit]geſchehen koͤnnen / gegen Gott vnd ſeinem Nechſten ſo weit verhalten / das er vngezweyfelt wirdt ſein ein Gliedmaß des Himmelreiche / Vnd der hochbetrübten Fraw Wittiben vnd Kindern einen ehrlichen Naymen hinterlaſſen haben. Vorgeſtern FreytagsGſindt[50]Chriſtliches EhrenZeugnuͤß.ſindt es gleich 26 Wochen geweſen / als jhn zum erſten mal ein Feber angeſtoſſen / weil er aber von Jugendt auff in gutter Geſundtheit ſich befunden / vnd ein hartes wol außſtehen koͤnnen; hat er anfangs ſolchs nicht ſonderlich geachtet: Als aber zum dritten mal der Paroxyſmus ſich hefftig angelaſſen / iſt er raths woꝛden / des Medici Cur ſich zu vn - ter geben: Maſſen er dann darauff H. D. Christophorum Albertum zu ſich erfodert / vnd die geoꝛdnete Medicamenta gebꝛauchet / welcher denn neben H. D. Georgio Rumbaum Fürſtl: Muͤnſterbergiſchen Leib vnd Hofe Medico, ſo letzlich 14 Tage vor ſeinem ſeeligen hintritt auch mit einrathen helffen / allen moͤglichen Fleiß angewendet / jhn zu voriger Geſundtheit zubringen: Es hat aber / vnangeſehen bißweilen ſich wol angelaſſen / keinen beſtandt gehabt / ſondern alles vnd jedes / wie man nun am beſten abmeſſen kan / zu einem Sterbſtuͤndlein ſich geſchicket. Vnd weil es mit des Menſchen Leben alſo beſchaffen / das jhme nie - mandts was beſtaͤndiges einbilden kan / Jedermaͤnniglich auch die Todeszeichen an ſeinem Leibe fuͤhret / vnd ſtuͤndlichen der Gnaͤdigen entbindung gewarten muß / hat er auch mit ſeinem Gott vnd dem Nechſten ſich verſoͤhnen wollen: den 2. Decembr. an einem Dienſtag in die Kirchen fuͤhren laſſen / ſeine Suͤnde Gott bekennet vmb Ver - zeyhung derſelben gebethen: Darauff das H. Nachtmahl empfangen / vnd im vbꝛiegen ſich Gott dem Allmaͤchtigen befohlen / auch hiermit er nicht vnbeſtalter ſachen von hinnen ſcheiden moͤchte / eine diſpoſitiorẽ paternam inter liberos auffgerichtet vnd vollzogen. Am vergangenen Mariæ Lichtmeß iſt jhm ein hefftiger Catharr gefallen / ſo jhm anfangs die Spꝛache benom̃en / in einer halben ſtunde aber dieſelbe ſichwider ge - funden: da jhme dann vom H. Superintendenten vnd meiner wenigen Perſon ein vnd anď Troſt iſt zu geſpꝛochen woꝛdẽ / vnd ob er auff Chꝛi - ſtum ſanfft vnd ſelig einſchlaffen wolle / welches er mit ja beantwortet.

Als er aber etwas verſtaͤndlicher reden koͤnnen / hat er an geordnet / das bey der Veſper Pꝛedigt man vor jhn bitten ſolle / vnd damals jedermaͤnniglich den er auſſerhalb ſeines Ampts erzuͤrnet haben möchte / vmb die verzeyhung erſuchen laſſen / Maſſen er auch in ſeinem Hertzen gethan. Von Weynachten an biß zu ſei nem Tode / hat er jhm allezeit des Abendts etliche ſtunden ſingen vnd beten laſſen / vnd weil jhme die Zeit lang woꝛden / ſolche inn Gottes furcht vertrieben / wie er dann auch gar offt Gott gebeten / Er wolle es mit jhme ſchicken / wie es guttvnd[51]Chriſtliches EhrenZeugnuͤß.vnd ſeelig jhme ſein moͤchte. Am vorgangenen Mitwoch 8. Tage zu Nacht hat er wol geruhet vnd geſchlaffen / vnd als er erwachet / Gott gedancket / der jhme vor ſeinem ende noch eine ſolche gutte Nacht be - ſcheret / Sinthemal jhm getraͤumet / wie er im Himmel geweſen / vnd man zu jhme geſaget / er ſolte nur bleyben / es wehre ſo gutt droben. Vnd ſich darauff vmb den Sarch vnd Sterbeküttel bekuͤmmert.

Jn wehꝛender ſeiner Kranckheit hat er wie meinem H. Collegæ vnd mir weil wir jhn beſucht / wiſſentlich / alle wege ſeinen willen in Gottes willen geſtellet / ſich mit vnterſchiedlichen Sprüchen getroͤſtet / Maſſen dann er in den 3. Hauptſpꝛuͤchen ein ſonderes belieben getragen: Als

  • GOtt ſey mir armen Suͤnder genedig. Luc. 18. . 14. ()
  • Jtem:
    Das Blut JEſu Chriſti des Sohnes Gottes / machet vns rein / ꝛc. 1. Joh. 1. 8.
  • Jtem:Heut wirſtu mit mir im Paradiß ſein. Luc. 23. . 43. ()

Von Geſaͤngen ſein jhm die Liebeſten geweſen:

  • HErr JEſu Chriſt war Menſch vnd Gott / ꝛc. ()
  • Jtem:Hertzlich thut mich verlangen nach einem ſeeligen ()
  • Jtem:Jch hab mein Sach Gott heim geſtellt. ()
  • (Endt. ()

Vnd viel andere mehr / ſo man vmb geliebter kuͤrtze willen zu erzeh - len vnterleſt.

Donnerſtags zu Nacht iſt er jmmer Schwaͤcher worden / nichts geſchlaffen / vnd da man am Freytag als den 20. Febr. des morgends frühe in die Kirche geleutet / hat er jhm laſſen vorbeten.

  • HErr GOtt biß du mein Zuverſicht / ꝛc. ()
  • Jtem:HErr der du biſt meins Lebens Licht / ꝛc. ()
  • Jtem:O HErre Gott in meiner Noth / ꝛc. ()

Welche ſo viel wegen ſchwachheit moͤglich er zu gleich mit gebeten.

Vmb 7. Vhr iſt jhm darauff die Sprache entfallen / da er dann die Augen gegen Himmel erhaben / vnd als ich abermals erfodert worden / vnd jhm das Gleichnuͤß der Tauben / ſo in einen Steinrietz ſich ver - krichen thaͤt / wenn ein Vngewitter herfuͤr bricht / eingehalten: Das er auch an jtzo weil dz Vngewitter des Todes bey jhm einbꝛechen wolte /G ijſich[52]Chriſtliches Ehren Zeugnuͤßſich in die Wunden ſeines Erloͤſers JEſu Chriſti einſchlieſſen vnd ver - bergen ſolte / hat er vnterſchiedlich mal mit ſeinem Haͤupt geneygt.

Folgendes hat er gantz ſtill gelegen / biß vmb 3 Viertel[und]12 Vhr / Da er dann letzlich Sanfft vnd Seelig ſeinen Geiſt auff gegeben / vnd zu der Ewigen Ruhe die wir als Chriſten hoffen vnd gewiß gewarten ſollen / gelanget.

Seines Alters 53 Jahr 14 Wochen. Seines Eheſtandes 28 Jahꝛ 15 Wochen. Vnd ſeiner Dienſte bey dem Fuͤrſtlichen Muͤnſterber - giſchen Olßniſchen Hauſe vnd gemeiner Stadt / 37. Jahr.

Was nun durch ſolchen Toͤdlichen Abgang / vnſers im HErꝛen Seelig eingeſchlaffenen H. Buͤrgemerſters / die hinterlaſſene Fraw Witwe ſamb jhren H. Aydamen / Kindern / vnd Freunden / vor Schmertzen vnd Hertzenleid vberkom̃en / kan man leichtlich abnehmen. Denn ſo es Schmertzlich wehe thut / wann einem ein Wunde in Leib gehawen wirdt: Noch ſchmertzlicher / wenn ein Schnit ins Hertze ge - than wirdt: Am allerſchmertzlichſten aber wenn das halbe Hertz wird auß dem Leibe geriſſen: Hergegen die ander Helffte gantz Blutig vnnd Vnverbunden alſo im Leibe gelaſſen wirdt: Alſo thuts auch wehe / wann einem ein gutter Freundt ſtirbet / noch weher wann einem Vatter ein liebes Kindt ſtirbet: Am aller weheſten aber wenn einem fromen Ehegatten ſein lieber Mann oder Weib als das halbe Hertz / durch den Todt weggeriſſen wirdt. Darumb iſt nicht Wunder das die Fraw Witwe jetzo mit Schmertzen klaget vnd ſaget / auß demEzech. 24. . 25. Propheten Ezech. am 24. Cap. Gott hat mir weg genommen meine Macht vnd Troſt: Die Luſt meiner Augen vñ meines Hertzen wunſch. Jch bin nun ein Elende vnd Troſtloſe Witwe vber welche alle WetterEſ. 54. . 11. gehen werden / Eſaiæ. 54. Der HErꝛ hat mich vol Jammers gemachtThren. 1. . 12. am Tage ſeines grimmigen Zoꝛnes / Thren. 1. Welches wol verſtan - den der feine Poẽt Stigelius da er ſchreibet:

Non dolor eſt major, quàm cum violentia mortis
Unanimi ſolvit corda ligata fide.
Das iſt gewiß der groͤſte Schmertz /
Wenn der Todt trennt zwey liebe Hertz.

Ebener maſſen klagen auch die H. Aydamen vñ hinterlaſſenen Kinder; wir haben verlohren vnſern Schutz / vnſern Rathgeber / vnſern Vater /der[53]Chriſtliches EhrenZeugnuͤß.der vns ernehret / zu dem wir nechſt Gott in allen vorfallenden gelegen - heiten / vnſern recurs vnd Zuflucht hatten: Die Kron iſt vns nun vonThren. 5. . 16. vnſerm Haupt gefallen: O wehe das wir ſo geſuͤndiget haben. Thren. 5.

Wie dem allen aber ſo ſollen ſie nicht Trawꝛen wie die Heyden dieMœſti per - pendant. keine Hoffnung haben / ſondern ſollen bedencken. i. Paternã DEi volun - tatem, Den Vaͤterlichen willen des fromen Gottes: Sintemal vnſer1. Paternã Dei volun tatem. Leben vñ todt in Gottes Hand ſtehet / darumb leſſet Gott die Menſchen ſterben / vnd ſpꝛicht kompt wider jhꝛ Menſchen Kinder im 90. Pſalm. Pſ. 90. . 4.So hat auch vnſer Leben ein Ziel / welches niemandt vberſchreiten kan im 39. Pſalm. Demnach wenn der wille GOttes an denn vnſrigenPſ. 39. . 6. geſchehen Matth. 6. Luc. 11. So ſollen wir mit Job. c. 1. ſagen: DerMatth. 6. . 10. Luc. 11. v. 3. Job. 1. . 21. HErꝛ hats gegeben / der HErꝛ hats genom̃en: Der Name des HErꝛen ſey gelobet vnnd gepꝛeyſet. Dannenhero Auguſtinus recht ſaget: Ali - quando DEI voluntas eſt ut ſanus ſis, aliqvando ut ægrotes, aliqvandoAuguſtin. ut moriaris. Das iſt: Gottes wille iſt bißweilen / dieſer das du geſund ſeyſt / bißweilen das du kranckeſt / bißweilen auch das du gar ſterbeſt. Nun iſt auch allhier der wille Gottes geſchehen: Derowegen ſie jhren willen in den Willen Gottes ſtellen vnd ſetzen ſollen.

Zum ii. ſollen ſie in acht nehmen / Vitæ hujus calamitatem & fra -II. Vitæ hujus cala - mitatem & fragilitatẽ. gilitatem, Des Lebens Jam̃er vnd Gebꝛechlichkeit. Jacob beſchꝛeibet vnſer Leben kurtz vnd gut Gen. 47. Wenig vnd boͤſe / ſagt er / iſt mein Le - ben. Job. 10. Nennets ein kurtzes Leben. Sir. 40. Ein jaͤmmerlich Leben:Gen. 47 . 9 Damit vber ein ſtimmet Auguſtinus wann er ſpꝛicht: Vita noſtra bre -Job 10. 20 Sir. 40. v. 1. vis est & ipſa brevitas ſemper in certa. Vnſer Leben iſt kurtz / vnd dieAuguſtin. kürtze vnſers Lebens iſt allzeit vngewiß. So Lebt auch kein Menſch derPſ. 89. v. 49. den Todt nicht ſehe / ſagt der 89. Pſalm. Welches auch Philemon,Philemon. der Heyde verſtanden da er ſaget: ὁβίος ἀληθῶς οὐβίος ἀλλὰ ξυμ - φορὰ, das iſt: Das Leben iſt in Warheit kein Leben / ſondern ein ſtets wehrent elendt. Demnach weil Er auch ein gebꝛechlicher Menſch ge - weſen / ſo hat er auch müſſen endlichen den Todes weg gehen.

Zum iii. Sollen ſie betrachten Defuncti beatitatom, Des ver -III. Defuncti beatitatẽ. ſtoꝛbenen Seeligkeit. Weil er auß der Sterbligkeit gegangen / ſo iſt er in die Ewige Vnſterbligkeit der Seelen eingangen. Seine Seele lebet nun bey Gott im Paradiß / Luc. 23. in Abꝛahams ſchoß / da ſieLuc. 23 43 keine qual mehꝛ anrühꝛet / Luc. 16. Sein Leib wird gar fein in der ErdenLuc. 16. v. 22.ruhen[54]Chriſtliches EhrenZeugnuͤß.ruhen biß an Juͤngſten tag; Er nehme nicht die gantze Welt / vnd kaͤhme wider inn das Jammerthal. Drumb goͤnnet jhm doch ſolche Herꝛligkeit vnd Seeligkeit.

IV. Divi - nam procu rãtionem. Zum iv. Sollen ſie behertzigen Divinã procumtionem, Die Goͤtt - liche Verſoꝛgung. Es moͤchten die betrübten einwenden vnd ſagen: Ja vnſerm Ehemann / Vater vnd Freunde iſt wol geſchehen / aber vns geſchicht gantz wehe / die wir ſo verlaſſen ſein? Da ſollen ſie wiſſenPſ. 68. . 5. auß Gottes Woꝛt den Troſt / auß dem 68 Pſalm: Da ſich GOtt nennet ein Richter der Witwen vnnd Vater der Wayſen. Der iſtEſ. 54. . 4. nun in des Mannes ſtelle getretten / vnd ſaget zu der Fraw Witwe auß dem Pꝛopheten Eſaiâ am 54. Cap. Jch bin dein Mann / HErꝛ Zebaoth heiſt mein Nahme. Zu den hinterlaſſenen Kindern vnndPſ. 103. . 13. Freunden aber ſaget Gott auß dem 103 Pſalm: Wie ſich ein VaterJer. 31, 20. vber Kinder erbarmet: ſo wil Jch mich auch (ſo ferꝛn jhꝛ inn meinen Gebothen wandeln werdet) vber Euch erbarmen. Jtem: Auß Jer. 31. Mein Hertz bꝛicht mir / das Jch mich Ewer erbarmen muß. Dero - wegen kan dieſer Vater die ſeinigen am aller beſten verſorgen.

V. Beatã emi - grationem & in Cœlo converſa - tionem. Zum v. Vnd entlichen ſollen ſie inn acht nehmen beatam emigra - tionem & in cœlo converſationem, daß ſie jhm werden heut oder Morgen nachfahren: Denn er kompt nicht zu jhnen / ſondern ſie werden zu jhm kommen / wie David bekennet / 2. Sam. 12. Darumb Tertullianus recht ſaget: Cur fles ſi reverſurum credis, Warumb2. Sam. 12. . 23. weineſtu / wenn du Glaͤubeſt daß du werdeſt wider zu jhm kommen / Vnd daß er an jenem Tage wird mit Frewdeu wider AufferwecketTertullia - n vixit ſe - culo poſt C. N. 3. werden zum Ewigen Leben: Da die Außerwehleten Kinder Gottes einander wider ſehen werden / vnd mit einem Munde Gott den Herren Loben / Rühmen vnd Preyſen in alle Ewige Ewigkeit. Welchen Troſt der trewe Gott in der betruͤbten Hertzen verſiegeln / vnd dem Verſtorbenen ein ſanffte Ruhe inn der Erden / der Seelen die Ewige Frewde inn Abrahams Schoß verleyhen wolle: Vns aber alleſamb durch ſeinen gutten Geiſt leyten vnd fuͤhꝛen / damit wir Chꝛiſtlich Leben / vnd deromal eines ſanfft vnd ſeelig ein - ſchlaffen moͤgen. Amen.

Hier -[55]

Hierauff wollen wir nun zu dem fro - men Gott vnſere Hertzen vnd Gemuͤther erheben / vnd mit einander alſo ſprechen.

O Lieber HErꝛe JEſu Chriſt
Die Welt iſt voller Trug vnd Liſt:
Die Fromen muͤſſen leyden Noth
Welche Wandeln in deim Geboth.
Sie kommen vmb vnd werden baldt
Von Gott genommen auß der Welt.
Vnd ob du ſie ſchon Zorniglich
Wegrafft / dennoch nicht beſſert ſich
Die boͤſe Welt / ſondern allzeit
Hat ſie daran jhr groͤſte Frewd.
O Fromer vnd Getrewer HErꝛ
Weil der Welt End nicht mehr iſt ferꝛ:
So bitten wir du wolſt vns all
Allhier in dieſem Jammerthal
Mit gnaͤdign Augen ſchawen an
Vnd vns Leithen auff rechter Bahn:
Das wir das Creutz geduldiglich
Tragen / vnd Leben Wuͤrdiglich:
Dein Heyligs Wort vnd Sacrament
Erhalt vnter vns biß an End.
Wenn du aber im Zorn die Welt
Heimſuchen wolſt wie dirs gefelt:
So[56]
So bitten wir demuͤttiglich
O Trewer GOtt von Hertzen dich /
Du wolſt entwedr ſolch Hertzenleid
Von vns wenden / oder bey Zeit
Vns durch ein ſanfftes Seeligs End
Hinnehmen / das wir ſolch Elend
Nicht ſehn doͤrffen / ſondern im Grab
Ein jeder ſeine Ruhe hab /
Vnd endlich in deim Himmelreich
Ruͤhmen vnd Loben dich zu gleich.
AMEN.
Vater vnſer der du biſt im Himmel / ꝛc. ()

About this transcription

TextPiorum fatum
Author Jakob Scheffrich
Extent56 images; 16314 tokens; 4427 types; 105011 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationPiorum fatum Das ist Fromer Christen Zustandt. Bey der Sepultur. Des Weylandt Ehrenvesten/ Wolbenambten vnd Wolweysen H. Martini Hanthkens Jakob Scheffrich. . 56 Joh. BössemesserOels1626.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 O 1128/5 / 511793

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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Editorial principles

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:35:57Z
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ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 4 O 1128/5 / 511793
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