Den Edlen / Geſtren - gen vnd Ehrnveſten GEORGEN von Oppen auff Coſſenblat vnd Nichel / HANSEN von Klitzigen auff Leubgel / DITRICHEN von Winterfeldt auff Rießnitz / Erbſaſſen. Jtem. Den Edlen / Ehrnveſten vnd Vielehrntugendſamen Jungen Junckern: Chriſtian / Georgen / Caſparn / Chriſtoffen / Daviden / vnd Jungfern / Catharina / Anna / Eliſabeth / Sophia / Maria / Sabina / Georgen von Op - pen hertzlieben Kindern. Jtem. Den Edlen viel Ehrntugendſamen vnd Chriſtlichen Frawen / Frawen Barbaren Gebornen von Flanſen / vnd Frawen Eliſabeth Gebornen von Oppen. Der Weiland Edlen / Geſtrengen vnd Ehrnveſten Andreſen von Klitzingen / vnd Adam von Eichſteten hinterlaſſenen Witwin.
Vbergibt dieſe Predigt M. Chriſtoph. Treuer.
GOtt vnd der Vater vnſers HEr -2. Cor. 1. ren JEſu Chriſti der Vater der Barm - hertzigkeit vnd GOtt alles troſtes / der vns troͤſtet in allem vnſerm Truͤbſal / der wolle jetzo in dieſem vnſerm großẽ Creutz Truͤbſal vnd Jammer vns zu Troſt vnd Heil mit ſeinem Hochwuͤrdigen H. Geiſt beywohnen / vnnd lebendigen krefftigen Troſt in vnſer Hertz ſprechen / das wir dieſe groſſe Laſt deß HErrn mit Gedult tragen / vnd in gleubiger Hoffnung vnnd erwartung deß zukuͤnfftigen frewdenrei - chen ewigen Lebens vberwinden moͤgen / vnd ſolchs wolle er thun vmb ſeines Ein - gebornen Sohns JEſu Chriſti willen / Amen.
ALs der Koͤnigliche Prophet Da - vid im 80. Pſalm der lieben Chri -Pſal. 80. ſten noth GOTte klagen will / braucht er vnter andern auch die - ſe Pathetiſche wort: Du ſpeiſeſt ſie HERR GOtt Zebaoth mitA ijThrenen -[4]Chriſtliche LeichThrenenbrodt / vnnd Trenckeſt ſie mit groſſem Mas voll Threnen. Solch Threnenbrodt vnnd Threnen dranck hat der HERR Zebaoth nach ſeinem allein weiſen Raht / vnd wie wir nit zwei - feln Vaͤterlichen willen / auch alhie zu Coſſenblat eine zeitlang auffſetzen vnd vortragen laſſen / vnd vnſern lieben Juncker den Edlen / Geſtrengen vnd Ehrnveſten Georgen von Oppen / vnd ſeine lieben Kinder die jetz hinterlaſſenen Waiſen da - mit geſpeiſet vnnd getrencket / das jhre ThrenenPſal. 42. Pſal. 6. faſt Tag vnd Nacht jhre Speiſe / vnd jhr Lager damit genetz worden. Sonderlichen aber hat er jetzo (damit wir vorige Threnen vber die Wei - land Edle Fraw Barbara von Winterfeldt / vnd jhr Hertzliebes Toͤchterlein / ſeeligen / nicht wie - der einewern /) ſo hat er ſag ich jetzo den Thre - nenkelch voll eingeſchenckt / in deme er jhme vn -Heſek. 24. ſerm lieben Juncker / ſeiner Strengkeit hertzliebes Weib vnnd Augenluſt / den hinterlaſſenen Kin - dern jhre hertzliebe Mutter / der Hochbetruͤbten vnd ſchwachen Frawen Mutter jhre einige liebe Tochter / dem einigen Bruder ſeine hertzliebe Schweſter / die Weiland Edle / Vieltugentſame vnd Chriſtliche Fraw / Fraw Anna geborne von Klitzingen nach lang ausgeſtandenem hartem betruͤbten kleglichen Lager nun mehr durch den zeitlichen Todt gar aus den Augen hinweg ge - ruͤcket / vnnd den 19. Aprilis an vnſerm H. Oſter - abend zu Ruhe bracht / derer ſeeliger Coͤrper ja zwar nach bisher in jhrem Hauſe geſtanden. Nun[5]vnd Troſtpredigt. Nun mehr aber aus denſelben inn dieſes vnſer klag vnd trawr Haus bracht worden / denſelben vnſer aller Mutter der Erden zu vberantworten / welchs ohne trawr vnnd klage ja ohne groſſen ſchmertzen nicht wol geſchehen kan / daruͤber wir Anweſenden billich alle ein recht Chriſtli - ches hertzliches mitleiden haben / vnd tragen.
Aber weils vom HErrn geſchehen / vnd ErPſal. 118. der HErr dieſen ſeinen volleingeſchenckten Thre - nenbecher noch in ſeiner Hand hat / ſo wollenPſal. 75. wir vns fuͤr GOtt demuͤtigen / jn fuͤr ein heilſa - men Kelch achten vnd denſelben aus der HandPſal. 116. des HErren nemen / vnnd ſeinen Namen Predi - gen / vnd mit David ſagen / Bonum eſt mihi, Es iſt mir lieb HErr / vnnd jhn darneben bitten / ErPſal. 119. wolle vmb JEſu Chriſti willen durch ſeinen H. Geiſt in ſolchen bittern trunck etwas von dem ſuͤſſen Holtz ſeiner Gnaden vnd Barmhertzig -Exod. 15. Pſal. 19. 119. keit / von dem ſuͤſſen Honigſeim ſeines Worts / werffen / dz es ſuͤſſe werde vnd dz Creutz zuertra - gen ſey / Solche Gnade vnnd Barmhertzigkeit wollen wir im Buch ſuchen / dorinnen von Chri -Pſal. 40. Gen. 3. Apocal. 2. ſto geſchrieben ſtehet / der iſt der Baum des Le - bens / vnd hertzlich anruffen / Er wolle zu hand - lung ſeines Worts / ſeinen Hochwirdigen H. Geiſt geben vnnd verleihen / der durchs Wort krefftigen lebendigen Troſt den betruͤbten ins Hertz ſpreche vnd vmb Chriſti willen erfrewe /Pſal. 9. Pſal. 123. Ach HERR verlas nicht die dich ſuchen / Sey vns gnedig HERR ſey vns gnedig / Erzeige vnsA iijdeine[6]Chriſtliche LeichPſal. 119.deine Gnad vnnd hilff vns / Las deine gnade vn - ſern Troſt ſein. Vnd ſolches von jhm zuerlan - gen / wollen wir miteinander beten vnd ſingen: Vater vnſer der du biſt / etc.
Wir wollen / Geliebten im HErrn bey dieſer Chriſtlichen Adelichen Begrebnis / einen ſchoͤ - nen Text des Buͤchleins (Job fuͤr vns nemen / do Job in ſeinem groſſen Creutz am 19. cap:)alſo ſagt:
Ach / das meine Reden geſchrieben wuͤrden / Ach das ſie in ein Buch geſtellet wuͤr - den / mit einem Eiſern griffel auff Bley / vnd zu ewigem gedechtniß in einen Felß gehawen wuͤrden. Aber ich weiß / das mein Erloͤſer lebet / vnnd Er wird mich hernach aus der Erden aufferwecken / vnnd werde darnach mit dieſer meiner Haut vmbgeben werden / vnnd werde in meinem Fleiſch GOtt ſehen. Denſelben werde ich mir ſehen / vnnd meine Augen werden jhn ſchawen / vnd kein frembder.
Exordium à miſeriis Iobi Regis Idumææ. JSt jemals jemand vnter den heiligen GOttes vnd Chriſten im Creutz vnd Truͤbſal geſteckt / ſo iſts der liebe Job geweſen der Koͤnig in Edom /Denn[7]vnd Troſtpredigt. Denn nachdem in GOtt in ſeinem Hauſe an Kindern vnd Guͤtern reichlich geſegnet / hatte jme 7. Soͤhne vnd 3. Toͤchter / 7000. Schaffe / 3000. Camel / 500. JochIob. 1. Rinder / vnd 500. Eſelin beſcheret / hatte jhn dar zu mit weißheit verſtand vnd Gottesfurcht begnadet / das er herrlicher gehalten ward / denn alle die gegen Morgen wohneten: Verhieng Gott dem Sathan ein groſſes /Permißio Dei vnd gab jhm in ſeine Hand alles was Job vermoͤchte / auch ſeinen Leib biß auffs Leben. Als der Sathan die -Egreßio Sathanæ à facie Do - mine. ſes weg hatte / fuhr er aus vom Angeſicht des HErrn / vnnd verhetzte die aus Reich Arabia / das ſie jhme ein - fielen / vnd Rinder vnd Eſelin wegtrieben / wirfft dar - nach das fewr Gottes ſo vom Himel fiel auff Schaffe vnd Knaben / das ſie alle verbrandt vnd verzehret wur - den / Die Caldeer vberfielen die Camel vnd namen ſie / Das Haus fiel ein vnd erſchlug die Kinder da ſie aſſen vnd truncken / jhn ſelbſt den Job ſchlug er mit ſchweeren von der Fußſolen an bis auff die ſcheitel / das er in der Aſchen ſitzende ſich mit ſcherben ſchabte / Das war die - ſem Koͤnig ein groß Creutz / bedencks jemand / bedencks vmb Gottes willen.
Noch hette ſolchs fein koͤnnen gelindert werden / wenn er nur jemand gehabt der jhn mit trewen gemei - net / vnd jhn getroͤſtet / Aber da war niemand. Sein eigen Weib ſchalt vnnd leſtert jhn in ſeinem groſſen Creutz / Helſtu noch feſt an deiner froͤmkeit / ſagt ſie / Ja ſegne GOtt / vnd ſtirb / als wolte ſie ſagen: Ja lobe vnd diene GOtt / vnd geh druͤber zu grunde. Vnnd ob wol ſeine drey Freunde / Eliphas von Theman / Bildadvon[8]Chriſtliche Leichvon Suah / vnd Zophar von Naema jn zu klagen vnd zu troͤſten kamen / vnd da ſie jhn von ferne ſahen / jhre ſtimm erhuben / weineten / jhre Kleider zuriſſen / vnnd Erden auff jhr Heupt ſtreweten ſo ſaſſen ſie doch 7. Tage vnd 7. Nacht ſtilſchweigend bey jhm auff der Er - den / vnd redeten nichts mit jm / davon ward er warlich wenig getroͤſtet / vnd do ſie hernach anfiengen zu reden / betruͤbten ſie jhn mit jhrer vermeinten klugheit mehr / als ſie jhn troͤſten ſolten / geben fuͤr / es geſchehe jme eben recht / er habe jmmer groſſe froͤmkeit vnd Gottes furcht fuͤr gegeben. Nun ſehe man wol aus der ſtraffe / wie from er geweſen / dadurch das ſchwere Creutz Jobs noch 10. mal ſchwerer wird / das / wo jhn GOtt nicht erhalten / es v[nm]uͤglich geweſen / das er ein Augenblick hette leben koͤnnen.
Cæuſæ hu - jus narra - tionis. Dieſes wird nun lieben Chriſten darumb zum ein - gang dieſer Leichpredigt alſo gemeldet / das wir einenI. muth ſchoͤpffen vnd vns Troͤſten / wir ſeins nicht alleine1. Pet. 5. die im Creutz ſtecken / wiſſet / ſagt S. Petrus / das eben dieſelben leiden vber ewre Bruͤder in der Welt gehen / Ach wie viel ſind jrer die neben vns im Creutz ſtecken /II. Ja ob gleich vnſer Creutz vnd Leiden offt ſchwer gieng / ſo gehen doch vber vnſere Mit Chriſten in der Welt noch viel ſchwerere vnnd groͤſſere / Stecken ſie aber mit vns im gleichem oder groͤſſerm Creutz / ſo werden ſie freylich mit vnd fuͤr vns beten.
III. Vber das geſchichts auch darumb das wir lernen ſollen / wie ſie ſich in jrem Creutz gehalten / das wir auch ſo thun / Sie haben ja zwar jr Creutz geklaget daſſelbebeweinet /[9]vnd Troſtpredigt. beweinet / vnnd darob getrawret / Aber doch ſich auch wieder getroͤſtet / Jn maſſen denn Jobs gantzes BuchSumma to - tius libri Iob. nichts anders iſt als eine jaͤmmerliche klage vber ſ[ei]n Creutz vnd Elend / vnd denn auch wieder ein Troſt / das es werde ein ende nemen vnd was beſſers drauff folgen. Vnd alſo klagt auch Job in angehoͤrtem ſpruch vberPropoſitio concionis. ſein Creutz / Troͤſtet ſich aber wieder vnd ſpricht: Jch weiß das mein Erloͤſer lebet. Vnd alſo ſollen wir auch thun / Denn alles was geſchrieben iſt / iſt vns zur LehrRom. 15. fuͤrgeſchrieben. Wollen derwegen 2. Stuͤcklein han - deln.
I. Die Jaͤmerliche klage Jobs / Ach / das meine Re -Diſpoſitio. den geſchrieben wuͤrden / Ach das ſie in ein Buch ge -I. ſtelt wuͤrden.
II. Den ſchoͤnen Troſt / Jch weiß das mein ErloͤſerII. lebt.
Dabey wir auch etwas von vnſerer ſeeligen Fraw Anna Chriſtlichen Leben vnnd ſterben ſagen wollen / Darzu vns GOtt gnad vnd Geiſt verleihe vmb JE - ſu Chriſti willen. Amen.
SO fehet nun Job ſeine Jaͤmmerliche1. Exclama - ti[o]. klage an ab exclamatione vnd ſagt: Ach: Ach will er ſagen / wie groß iſt mein Creutz / groͤſſerBals[10]Chriſtliche Leichals dz es kan mit Threnen beweinet werdẽ / wolt Gott /Ierem. 9. ich koͤnt es beweinen / wolt GOtt meine Augen weren Threnenquellen / das ichs Tag vnnd Nacht beweinen moͤchte / ſo wolt ich vielleicht etwas linderung vnnd Troſt an meinem Hertzen haben / Aber da iſt in mei - nem Heupt kein Waſſer mehr / in meinen Augen keine Threnen / es iſt durch mein groſſes Hauß Creutz vnd die επιχαιξεκακίαν durch das frolocken ſo meine Freunde druͤber haben alles verdorret vnd eingetrucknet / das ichPſal. 22. auch nicht mehr reden kan / meine Zunge klebt an mei - nem Gaumen / ich mus es beym ſeufftzen bleiben laſſen / Es wil nichts mehr raus als der truckene ſeufftzen Ach / Vnnd zwar was ſoll ich auch viel reden[?]Darff ich doch ſchier meinen Mund nicht mehr auffthun / darff ich doch nichts ſicher reden / es wird mir alles zum erg - ſten gedeutet / Es duͤrffte einer ſchier allemal einen Schreiber wenn einer was reden ſolte / einen Notarii / einen Bildhawer die es auffſchrieben / einzeichneten / eingrieben / domit einem ſein Reden nicht alſo verkeret vnd vbel gedeutet koͤnte werden.
II. Votum. Auff dieſe exclamationem thut er nun fuͤrs Ander ein votum vnd wunſch / Ach / ſagt er / das meine Reden geſchrieben wuͤrden / dz ſie in ein Buch geſtelt wuͤrden / mit einem Eiſern griffel auff Bley / vnd zu ewigem ge - dechtniß in einen Felß gehawen wuͤrden. Ja wer wils thun? Wer nimpt ſich betruͤbter / bedrengeter / verlaſſe - ner / Krancker Leute an? Quis dabit, ſteht im Lateini - ſchen Text / Ut ſcribantur, inſculpentur, incidantur ſermones mei?
Was[11]vnd Troſtpredigt.Was meinet denn Job wol fuͤr Reden? Er mei -Sermones Iobi. net alle ſeine Reden / vnnd jaͤmmerliche klagen / ſeufftzen vnnd geſchrey / die jhme ſein ſchweres Creutz a[uf]ge - druͤckt / vnd von ſeinen Freunden alſo verkeret vnd vbel - gedeutet worden / Als jhme im erſten Capitel ſeineIob. 1. Knechte immer eine vngluͤcks botſchafft nach der an -I. In Cruce domeſticæ. 1. 2. 3. 4. 5. dern brachten / vnnd der letzte berichtet / wie der Wind auff die vier ecken des Hauſes geſtoſſen / vnnd jhme alle ſeine Kinder erſchlagen / da ſagt der Text: Da ſtundt Job auff / vnd zureiß ſein Kleid / vnd raufft ſein Heupt / vnd fiel auff die Erden / vnd Betet an vnd ſprach: Jch bin nacket von meiner Mutter Leibe kommen / nacket werd ich wieder dahin fahren / Der HERR hats gege - ben / Der HERR hats genommen / der Name des HERREN ſey gelobet / vnnd gibt jhme der heilige Geiſt dabey diß zeugniß: Jn dieſem allen ſuͤndiget Job nicht / vnd thet nichts thoͤrlichs wieder GOtt.
Als aber hernach Sathan den Job ſelbſten ſo jaͤm -II. In propria corporis cruc[e]. merlich ſchlug / vnd dabey wenig troſt befand / wird er vngeduͤltig / das er auch den Tag ſeiner geburt verflucht vnd ſagt: Der tag muͤſſe verloren ſein darinnen ich ge - boren bin / worumb bin ich nicht geſtorben von Mutter - Leibe an[?]Worumb bin ich nicht vmbkommen da ich aus dem Leibe kam[?]Worumb hat man mich auff den Schos geſetzt[?]Worumb bin ich mit Bruͤſten geſeu - get[?]Ach hette man mir nur das nicht gethan / ſo lege ich doch nun vnd were ſtille / vnd hette ruhe.
Ach was iſt Menſchliches Leben / der Menſch vomIob. 14. Weibe geboren / lebt kurtze zeit / vnd iſt voll vnruhe / vnd GOtt thut noch ſeine Augen vber ſolchen auff / das er jhn fuͤr ſich ins gericht ziehe.
B ijDoran[12]Chriſtliche LeichExemplum humanæ impætien - tia. Doran wir freylich ein Exempel Menſchlicher vngedult vnterm lieben Creutz haben / vnnd ſehen / das auch frome heilige Leute ſtraucheln vnd fallen koͤnnen / Salomo ſetzt des Tages eine gewiſſe zahl ſolches ſtrauchelns / vnd ſagt: Iuſtus cadit ſepties, Ein gerech -Prov. 24. Matth. 18. Pſal. 19. ter felt ſieben mal Chriſtus 70. mal 7. mal / Im 19. Pſalm ſagt der heilige Geiſt es koͤnne niemand wiſſen wie offt er fehle. Vngeachtet aber das Job ſolchen fallIob. 13. Iob. 27. vnd vngedult erkennet / wieder auffſteht vnnd in ſeiner froͤmkeit verharret wie er denn am 13 ſagt: Wenn du mich ſchon erwuͤrgeſt / nach dennoch will ich auff dich hoffen / vnd am 27. So war als GOtt lebt / ſo lange mein Othem in mir iſt / vnd das ſchnauben meiner Na - ſen biß das mein ende koͤmpt / will ich nicht weichen von meiner froͤmkeit. Noch dennoch konte ers ſeinen freun - den nirgend zu danck machen / die ruͤcken jhme immer ſeine Suͤnde vnnd vngedult auff / vnnd gebens ſeinen Suͤnden ſchuld / das er ſo hefftig angegriffen werde /Iob. 18. wie denn kurtz vor dieſem Capitel Bildad von Suah / jhn mit dieſen worten angehet: Wiltu fuͤr boßheit ber - ſten / Meinſtu das vmb deinet willen die Erde verlaſſenLutheri Gloſſa. Iobus optat ſermonum ſuorum per petuita - tem. werde / vnd der Felß von ſeinem ort verſetzt werde? Als wolt er ſagen / Gott wirds mit dir nicht anders machen als mit allen andern / vnnd ſeine weiſe nicht laſſen vmb deinet willen / Darauff ſagt nun Job / Ach das meine Reden geſchrieben / geſtellet vnd gehawen wuͤrden / nicht nur auff Papier / ſondern in ein Buch auff Bley / mit einem Eiſern griffel zum ewigen gedechtniß / Gleich wie vorzeiten die Rechte vnd Statuta in tabulas æneas geſchrieben vnd gegraben worden / das ſie haben wehrenſollen /[13]vnd Troſtpredigt. ſollen / vnnd ſchreibt Joſephus von Adam das er derIoſephus. vrſachen halben zwo ſteinerne columnas oder Seulen auffgerichtet / dorauff er die Erſchaffung / fall vnd de〈…〉〈…〉 heiſſung geſchrieben / welche biß zur Suͤndflut ſollen geſtanden haben / wie denn eben ſolcher wehrung hal - ben GOtt ſein Geſetz in zwo ſteinern Taffeln mit ſei -Exod. 31. Cauſæ per - petuitatis. nem Finger geſchrieben. Vmb ſolches gedechtnis wil - len wuͤnſcht auch Job das ſeine Reden auffgezeichnet wurden.
I. Darumb / Auff das die gantze poſteritas. AlleI. Ut poſteri - tas judicet interipſum & amicos. nachkommen ſonderlich aber alle Chriſten zwiſchen jhme vnd ſeinen Freunden vrteilen koͤnnen / wie vnbil - lich ſie mit jhme vmbgangen / vnd wie vnrecht ſie jhme gethan haben.
II. Sollen ſolche Reden ein zeugniß ſein ſeinesII. Ut ſint te - ſtimonium doloris ſui & judicij divini. groſſen ſchmertzens / vnnd vntreglichen Goͤttlichen ge - richts / ſo er in dieſem Leben auch vber die Gleubigen / vnd frommen / jre hinterſtelligen Suͤnde vnd teglichen felle zu ſtraffen / ergehen laſſe.
III. Das er damit ſein gut gewiſſen fuͤr allerIII. Ut inno - centiam co - ram mun - do teſtetur. 1. Cor. 4. Iob. 29. Welt bezeuge / das ob er wol fuͤr GOtt ein Suͤnder / doch jhme fuͤr der Welt nichts bewuſt ſey / Denn im 29. Capitel ſagt er: Jch errettet den Armen der da ſchrey / vnd den Waiſen / der keinen helffer hatte / der ſe - gen das der verderben ſolte / kam vber Mich / vnnd ich erfrewet das hertz der Witwen / Gerechtigkeit war mein Kleid / das ich anzog wie einen Rock / vnnd meinB iijRecht[14]Chriſtliche LeichRecht war mein Fuͤrſtlicher Hut / Jch war des blinden Auge vnd des Lamen Fuß / Jch war ein Vater der Ar - men / vnd welche ſache ich nicht wuſte die erforſchet ich.
Vnd dieſes ſeines wunſches iſt Job gewehret wor -Iobus voti compos fa - ctus. Pſal. 4. den / vnd ſind ſeine Reden in die Bibel geſchrieben wor - den / das alle Nachkommen ſehen koͤnnen / wie wunder - barlich GOtt ſeine heiligen fuͤhre vnnd ſie vnterm Creutz troͤſte vnd erhalte / ja GOtt ſelbſt gibt jme beym Propheten Heſekiel ein herrlich zeugniß / das er / NoahHeſek. 14. vnnd Daniel ſehr fuͤrtreffliche heiligen geweſen / ſo fuͤr allen andern wol Beten koͤnnen.
I. Das GOtt auch ſeine liebſten Kinder / die groͤ -Lehren. ſten heiligen vnd Chriſten mit dem groͤſten Creutz bele -I. Deus one - rat etiam ſuos cruce. ge / Vnd damit wir jtzo von dem hohen groſſen Geiſt - lichen Leiden / vnnd von andern inwendigen vnnd aus - wendigem Creutz nichts ſagen / davon Paulus 2. Cor. 7. redet / Allenthalben waren wir in Truͤbſal / Auswen -I. Crux de - meſtica. Maxima. dig ſtreit / inwendig furcht / darzu Jobs freunde / das iſt / falſche Bruͤder weidlich helffen: So iſt das liebe Hauß Creutz ein groſſes Creutz. Einmal / wenn vnsI. In nobis ipſis. GOtt ſelbſt mit Kranckheit vnnd Creutz Heimſucht / an vnſern eigenen Leiben / wie alhie den Job / wie den Armen Menſchen am teich Siloah / der 38. Jahr aldaIob. 2. Io. 5. Luc. 13. Marci 5. gelegen / das arme Weiblin / ſo gantzer 18. Jahr den Geiſt der Kranckheit gehabt / das Weiblin ſo 12 Jahr gekrancket vnnd faſt alle jhre haab mit den Ertzten zu - bracht.
Ach[15]vnd Troſtpredigt.Ach wie manche Threnen werden da vergoſſen / daruͤber wir endlich des Todes ſein muͤſſen. DarnachII. In noſtris. iſt ſolch Creutz noch viel groͤſſer / wenn wir an den vn - ſern ſehen / das dieſelben Krancken / Sterben / oder ſonſt in vngluͤck ſtecken / wenn man von ſeinem lieben Ehe - gatten gute nacht nimpt / vnd ſicht dieſelben ſampt den lieben Kindern dahin ſterben / Warlich / ſolche paſsio - nes treffen das hertz / Da vergeuſt Abraham ThrenenGen. 23. Gen. 37. Gen. 35 Ioan. 11. Luc 7. Syr. 38. vber Saram / Jſaac vber Jacob / Jacob vber Rahel vnd Joſeph / Martha vnnd Maria vber jhren Bruder Lazarum / die Witwin zu Nain vber jhren Sohn.
Vnnd hieran thun wir auch nicht vnrecht / der hei - lige Geiſt leſt vns ſolche Threnen zu / Mein Kind / ſagt Syrach / wenn dir einer ſtirbt ſo beklag jhn / als ſey dir groß leid geſchehen / vnd verhuͤlle ſeinen Leib gebuͤrlicher weiſe vnd beſtatte jhn ehrlich zum Grabe / Du ſolt bit - terlich weinen vnd hertzlich betruͤbt ſein / vnd Leide tra - gen. Vnd zwar weres doch ſchier v[n]moͤglich / dz man in ſolchen fellen nicht ſolte weinen vnd Threnen laſſen / ſonderlich wenn ſich Eheleut ſcheiden / die ein Hertz vnd ein Leib geweſen.
Von Adam leſen wir zwar / das ers nicht gefuͤlet /Adamus non deflet ereptionem coſtæ ex la - bore. viel weniger beweinet da jhme GOtt ein ſtuͤck aus der ſeiten nam / vnnd das Hertz oͤffnet / Aber heut zu Tag Nach dem jaͤmmerlichen Suͤndenfall iſt es viel zu ſchmertzlich / weñ Gottes Hand einem eine Ribben aus der Seiten oder ein ſtuͤck vom hertzen reiſt / es kan ohne Threnen nicht wol abgehen / ja je edler die NaturenGeneroſæ Naturæ. ſind / je groͤſſer vnd ſehnlicher iſt die Lieb vnd Neigung gegen den jhren.
Doch[16]Chriſtliche LeichDoch gleichwol geſchichts auch offtmals / das entweder in ploͤtzlichen vnverſehenen faͤllen / oder auch in langwirigem Creutz / die Threnen bey den trawrigen gar ausbleiben vnd vertrocknen / vnnd iſt als denn das Creutz auch viel ſchwerer / wie alhie bey Job / der ſchreietIephtha. Iudic. 11. nur Ach. Von Jephtah leſen wir im Buch der Rich - ter / als er ein geluͤbde gethan / wenn GOtt die Kinder Ammon in ſeine Hende gebe / vnd er mit frieden wieder zu Hauß keme / ſo wolt er dem HErrn zum Brand - opffer geben / was jhme zu ſeiner Haußthuͤr heraus entgegen gienge. Vnd als jme ſeine einige Tochter fuͤr freuden mit Paucken vnnd Reigen am erſten entgegen kommen / vergiſſt er aller Threnen / zureiſt ſein Kleid / vnd feht ſchlecht an / Ach / Meine Tochter wie beugeſtu mich / vnnd betruͤbeſt mich / Leſt ſich faſt anſehen / als ſey er zur Erden geſuncken / vnnd keine Threnen laſſen koͤnnen.
Heſek. 24.Dem Propheten Heſekiel wird verboten ſein Weib / ſeine Augenluſt zu beweinen / als ſie geſtorben / Aber dieſes hatte nun ſeine ſonderliche deutung / GOtt wolte den Babyloniern der Juͤden Tempel vbergeben / vnd mit jhnen / jhren Weibern vnd Kindern Jaͤmmer - lich laſſen vmbgehen / doruͤber ſie doch nicht ſolten mu - cken / Jch ſchweige denn weinen duͤrffen.
Pſammeni - tus Rex Aegypti. Herod. lib. 3.Herodotus gedenckt eines Koͤniges in Aegypten / mit Namen Pſammenitus / Als der von Cambyſe der Perſen Monarchen gefangen / vnnd ſehen muͤſſen / wie ſeine Koͤnigliche Kinder Sohn vnd Tochter / vnd ſeineGemahlin[17]vnd Troſtpredigt. Gemahlin vnter andern gefangenen hingefuͤret vnnd gerichtet worden / hab er ſtill geſeſſen vnd die Augen nie - dergeſchlagen / vnnd ſich nichts beweget / Als aber h[er -]nach ſeiner alten freunde einer zu gleicher ſchlachtbanck gefuͤrt worden / hab er angefangen ſein Heupt zu reuf - fen vnnd zu ſchlagen vnnd jaͤmmerlich zu weinen / Als dieſes der Tyrann geſehen / hat er fragen laſſen warumb er jetzund weine / da er doch zuvor vber Weib vnd Kin - der nicht geweinet? darauff hab er geantwortet / eines andern Creutz laſſe ſich wol beweinen / Aber domeſtica mala eſſe majora lachrimis. HaußCreutz an den ſeinigen ſey viel zu groß denn das mans beweinen koͤnne.
Plinius gedenckt im 10. Capitel ſeines 35. BuchsPlinius lib. 35. cap. 10. des Timanthis kunſtreichen gemehldes / do er des Koͤ - nigs Agamemnonis Tochter die Iphigeniam abge - mahlet / wie die im Krieg fuͤr Troja in gegenwart jhrer Eltern geſchlachtet vnd geopffert werden ſolt / Da ſteht jhr Vetter Ulyſses gar trawrig dabey / vnnd hengt den Kopff vnter ſich / Der Vater aber hellt den trawr - mantel fuͤrs Angeſicht / damit der Maler hat anzeigen wollen / Man koͤnne des Vaters Trawrigkeit vnnd Hertzleid nicht malen / noch mit farben ausſtreichen. Freylich iſt HaußCreutz ein groß Creutz.
Nechſt dieſem Creutz iſt ein ſchweer Creutz nichtII. Deſertio a - micorum. Pſal. 69. allein deſertio amicorum, wenn wir von denen ver - laſſen werden / die vns troͤſtlich vnnd huͤlfflich ſein ſol - ten / daruͤber David klagt: Vater vnd Mutter verlaſ -Cſen mich[18]Chriſtliche LeichPſal. 27. Pſal. 31. III. 〈…〉〈…〉πιχαι - ρεκακ〈…〉〈…〉 α. Pſal. 71. Pſal. 35. Pſal. 137.ſen mich / Jch bin frembd worden meinẽ Bruͤdern / Jch bin vnbekand meiner Mutter Kindern / Mein iſt ver - geſſen wie eines Todten. Sondern wenn ſie vnſer auch noch ſpotten / vnnd ſich vnſers elendes frewen vnnd ſprechen / GOtt hat jhn verlaſſen / da / da / das ſehen wir gerne / wie ſich Babel vnd Edom vber die Jſraeli - ten freweten do ſie gefangen waren / vnnd hieſſen ſie in jhrem Heulen froͤlich ſein / vnd ein Liedlein von Sion ſingen / wie hie Jobs Weib vnd freunde theten / Ja ſeg - ne GOtt vnd ſtirb druͤber. Ach das thut trefflich weh / das treibt Threnen aus / das treibt manches Ach aus. Dieſe ἐπιχαιρεκακία dieſer Schadenfro iſt ein recht Teuffeliſch laſter / dafuͤr ſich alle Chriſten huͤten / vnndPſal. 94. betruͤbte Leute nicht mehr betruͤben ſollen / denen aber die es thun wird GOtt jhr vnrecht vergelten.
Guter Raht.Jn ſolchem Creutz iſt kein beſſer Raht / denn I. Ve - ra pœnitentia, ware Buſſe vnd bekehrung zu Gott dieI. Vera pœni - tentia. I. da ſteht in contritione & Fide, das du dich erſtlich dei - ner Suͤnden erinnerſt vnd wiſſeſt / Meruiſti, & plura meruiſti, du haſts verdienet / vnd wol mehr verdienet /II. Pſal. 130. Pſal. 73. vnd darnach bey Gott in Chriſto JEſu gnade ſucheſt / bitteſt / vñ dich derer troͤſteſt / Ob bey vns iſt der Suͤndẽ viel / bey GOtt iſt viel mehr gnaden / Wenn ich nur dich HERR habe / ſo frag ich nichts nach Himmel vnd Erden.
II. Nova obe - dientia. Rom. 8.Darauff denn folget Nova obedientia, das du vnterm Creutze Gotte gehorſam ſeiſt vnd dich troͤſteſt / das denen die Gott lieben alle ding zum beſten dienen /Tam[19]vnd Troſtpredigt. Tam bonus eſt Deus, ſagt S. Auguſt. Ut non aliquodAuguſtinus malum fieri permittat, niſi melius ex eo facere velit, GOtt iſt ſo from / das er auch nichts boͤſes geſchehen leſt / es ſey denn das Er was guts vnd viel beſſers drausI. In Sancta patientia. Iob. 1. zu machen weiß. Dieſer Gehorſam ſteht nun ein mal in ſancta patientia in heiliger gedult / das du das Creutz mit gedult trageſt vnd außwarteſt vnd mit Job ſageſt / Sicut Domino placuit, wie es dem HERREN ge -II. In bona conſ[c]ientia Iob. 19. fallen / ſo iſts geſchehen. Darnach ſo ſiehet er In bona conſcientia, in einem guten gewiſſen / das du dich fuͤr Suͤnden huͤteſt vnnd mit Job ſagen moͤgeſt / Ach das meine Reden zu ewigem gedechtniß geſchrieben wuͤr -III. Spiritus ſancti Aßi - ſtentia Zachar. 12 den. Nihil tàm exhilarat nos quam conſcientia pu - ra & ſpes bona ſagt Nazianzenus. Dabey wird ſich findẽ III. Et ſpiritus Sancti Aſsiſtentia des H. Geiſtes Troſt vnd beyſtand. Dieſer wird genent Spiritus Gra - tiæ & precum, Ein Geiſt der gnaden vnd des Gebets. I. Spiritus Gratiæ. Rom. 8.I. Heiſt Er ein Geiſt der Gnaden / der vns Goͤttlicher gnaden verſichert / das wir Kinder ſein / Sind wir denn Kinder ſo ſind wir auch Erben / nemlich / erben GottesII. Spiritus precum. Gal. 4. vnd Miterben Chriſti / dz doch je im Creutz ein herrlicher troſt iſt. II. Wird Er genent ein Geiſt des Gebets der vnſerere Hertzen zu einem Chriſtlichen gebet erwe - cket vnd auffmuntert / weil jr Kinder ſeid / ſagt S. Pau - lus hat GOtt geſand den Geiſt ſeines Sohns in ewre Hertzen der ſchreiet Abba lieber Vater / erweckt vns nu GOtt der heilige Geiſt ſelbſt zum Gebet / vnd ſchreyet in vns / ſo wird freylich ſolch gebet auch erhoͤrt werden / darinnen abermal groſſer troſt ſtehet. Vnnd endlich wird kommen:
C ijIV. Dei[20]Chriſtliche LeichIV. Dei omni - potentia. VI. Dei omnipotentia, GOttes Allmacht / I. In liberatione ex malo, Jn Erloͤſung von allemI. In libera - tione ex malo. vbel Leibes vnd der Seelen / Vnd II. In retributione omnis boni, Col. 3. Wiſſet das jhr von dem HErrn empfahen werdet die vergebung des Erbes. Dieſes faſſet der 91. Pſalm beydes zuſamen / vnd ſagt / Jch binII. In tribula - tione omnis boni. bey jhm in der noth / Jch will jhn raus reiſſen vnnd zu ehren machen. Denn wird vnſer Mund voll lachens / vnnd vnſere Zunge voll ruͤhmens ſein / do wird man ſa - gen: Der HERR hat groſſes an vns gethan / desCol. 3. Pſal. 91. Pſal. 126. ſind wir froͤlich / die mit Threnen ſeen / werden mit freu - den erndten / Sie gehen vnd weinen vnnd tragen edlen ſamen / vnnd kommen mit freuden vnnd bringen jhre Garben. Aber wir wollen nun zum andern Stuͤck - lein ſchreiten / vnd hoͤren wie ſich Job in ſeinem Creutz troͤſtet. Vnd jetzo ſo viel vom Erſten.
NV was Troͤſtet ſich denn Job? Es hat Job bißher in groſſem Creutz geſteckt / alſo das ſichs auch hat anſehen laſſen als ob jhme GOtt ſelbſt feind were / Derowegen er auch keinen Threnen mehr laſſen koͤnnen. Aber nu findet ſich wie -Jch weiß. der etwas Troſt / Jch weis / ſagt er / Mit freuden redet er dieſes wort / Jch weis / wie wir / wenn wir etwas guts wiſſen mit freuden pflegen zu frolocken / Jch weißwoll[21]vnd Troſtpredigt. woll was ich weiß / Jch weiß etwas. Ja wenn ich das nicht wiſſen ſolte / ſo wers geſchehen / Alſo ſagt Job auch: Jch weiß. Ey lieber Job was iſts das du weiſſt[?]Sags vns / das wirs auch wiſſen vnd vns damit troͤſten moͤgen. Jch weiß einen Erloͤſer. Das wer gut lieber Job wenn du einen Erloͤſer wuͤſteſt / der dich aus dem groſſen Creutz erloͤſen koͤnte / Ja ſagt er / Jch weiß einen.
Lieber Job / woher weiſtus / wer iſt er? Was troͤ -I. Unde? Ex ſoriptu - ra. ſtu dich ſein? Was ich von meinem Erloͤſer weiß / das weiß ich aus Goͤttlichen verheiſſungen der Schrifft do wird ein Weibs Sam verheiſſen / ein Sam AbrahamsGen. 3. 12. 21. 22. 26. 28. in Jſaac vnd Jacob / den weiß ICH / an den Gleub ich / den halte ich fuͤr meinen Erloͤſer / oder wie es im He - braiſcher heiliger ſprache lautet fuͤr meinen Goel / fuͤrICH. Verba noti - tiæ apud Ebræos no - ticiam & conſequen - tem fiduci am ſignifi - cant. meinen Gut vnd Blut Recher / der ſoll meine ſache wol zu rechte bringen. Sihet alſo Job in dieſem Woͤrtlein auff den brauch des Alten Teſtaments / wenn einer aldo vmb ſein gut oder vmb ſein Leben kam / ſo muſte ſein freundt ſolches rechen / kam er vmbs gut / ſo bracht ers durch recht wieder an ſich / ward er erwuͤrget ſo rechete er ſein Blud wie Levit. 25. Vnd Num. 35. zu ſehen / Ei - nen ſolchen Erloͤſer weiß ich / ſagt Job / fragſtu wer derLevit. 25. iſt / Er heiſt JEſus Chriſt / der HERR Zebaoth / vndNum. 35. iſt kein ander GOtt / der wird mich retten / vnnd dasII. Quis? Ieſus Chri - ſtus. Chriſtus ho - mo factus. Feld behalten wieder den grewlichen Menſchen Moͤr - der den Teuffel / vnd mir all mein verloren gut wieder - geben. Vnnd damit Er ſolches deſto fuͤglicher thue / wird Er Menſch / mein Bludfreundt vnd nechſter ver - wanter werden.
C iijEya[22]Chriſtliche LeichIII. Quid. Eya Job / wie wenn dir denn dieſer Erloͤſer ſtuͤr - be? Wie denn lieber Job? Wo denn naus? Mein Er - loͤſer lebt / ſagt Job / Mit welchem woͤrtlein Job das gantze werck der Erloͤſung / nicht allein ſeiner / ſondernRedempti - onis opus. Redemptor vivit. Redempti vivent & Ego Redem ptus vivam. des gantzẽ Menſchlichen geſchlechts faſſet / vnd lehret / ob gleich dieſer Goel dieſer Erloͤſer / vber dem werck ſei - ner Erloͤſung werde leiden vnnd ſterben / ſo werde Er doch wieder aufferſtehen vnnd leben / Lebt nun Er der Goel der Erloͤſer / ſo werden auch ſeine Erloͤſeten le - ben / Vnd weil ich vnter die Erloͤſeten gehoͤre / ſo werde ich auch leben / darumb ob ich gleich ſterbe vnnd in die Erde gelegt werde / muß alldo wieder zu Erden werdẽ / verfaulen vnd vermodern / ligt nichts dran / Jch weiß wol / was ich weiß / Jch weis das mein Erloͤſer lebet.
MICH AVS DER ERDEN AVFVVE - CKEN. 1. Th. 4.Dieſer mein Erloͤſer / wird MICH / Mich ſag ich wird Er aufferwecken / vnnd wird mich aus der Er - den / aus dem ſtaub / wens die wuͤrm alles werden durch - freſſen vnnd zu ſtaub gemacht haben / aufferwecken / durch ſeine froͤliche Stimm vnnd Feldgeſchrey / durch die Stimm des ErtzEngels vnnd Poſaune GOttes /Eſa. 26. Heſek 37. da werd ich aufferſtehen / vnnd werden meine Gebeine aus meinem Ruhbetlein vnd Schlaffkaͤmmerlein wie - der zuſamen lauffen / adern vnd fleiſch bekommen / vnd werde mit dieſer meiner Haut vmbgeben werden / Aber nicht mehr ſo gebrechlich wie jetzunder / do die Haut auffgebrochen / vnnd alles an fleiſch vnnd Haut voller1. Cor. 15 loͤcher vnd ſchweeren iſt / ſondern clarificiert vnd Herr - lich / das verweßliche muß anziehen dz vnverweßliche /vnnd[23]vnd Troſtpredigt. vnd wie wir getragen habẽ dz Bilde des jrdiſchen / Alſo werden wir auch tragen das Bilde des Himliſchen. Solches aber wird geſchehen hernach noviſsime an. 1. Cor. 15. Credo Re - ſurrectio - nem Car - nis. Juͤngſten tage / Der erſtling Chriſtus / darnach die Chriſtum angehoͤren wenn Er kommen wird / das heiſt nun / Jch gleube eine Aufferſtehung deß Fleiſches / vnd eben dieſes meines fleiſches.
Ja lieber Job / wenns aber hernach wieder giengeCredo vi - tam æter - nam. wie jetzt? oder wuͤrde erger? wie den? Nein / Jch gleu - be nicht alleine eine aufferſtehung des fleiſches / ſondern auch ein ewiges Leben.
Solch ewig leben ſteht nun in der lieblichen frew -Vita æterna quid. 1. Ioan. 3. 1. Tim. 6. I. II. Duplex le - ctio. denreichen anſchawung Gottes / do werden wir jhn ſe - hen wie Er iſt / in ſeiner Majeſtet vnd Herrligkeit / da - hin jetzt niemand kommen kan / davon Job alhie ſagt / vnd werde in meinem Fleiſche GOtt ſehen / Vnd wer - de meinen Goel / meinen Erloͤſer / auch in meinem ange - nomenen vnnd zur Rechten Gottes erhabenem fleiſche ſehen / den werd ich MIR ſehen / Quem Ego Mihi vi - debo, Mir zu Troſt vnnd Heil / vnnd jhme zu ewigenMIR. Ehren / Vnd meine Augen werden jhn ſchawer / An dem lieblichen anblick Goͤttlichs Angeſichts der - maſſen erluͤſtigen vnnd erfrewen / das Mir das Hertz fuͤr frewden wird huͤpffen / vnnd werde mit froͤlicher Stimm ſampt allen Engeln vnnd Auſſerwelten / ohn auffhoͤrn vnnd vnterlaß das Sanctus, Sanctus, San - ctus, Heilig / Heilig / Heilig iſt GOTT / der HERREſa. 6. Zebaoth ſingen / Denn da iſt Freude die fuͤlle /vnd[24]Chriſtliche LeichPſal. 16. 1. Cor. 2. Eſa. 64. 1. Io. 4.vnd lieblich weſen zu ſeiner Rechten ewiglich / welchs zwar wie Paulus aus Eſaia ſpricht / kein Auge geſe - hen / kein Ohr gehoͤret / vnnd in keines Menſchen Hertz kommen / Aber doch gewiß denen von GOtt bereitet iſt / die jhn lieben / Ach darumb ſo laſt vns lieben / denn Er hat vns erſt geliebet.
KEIN FREM - DER. Solchs aber wird keinem frembden wiederfaren / kein frembder wird jhn ſchawen / die das nicht wiſſen / was Job weiß / das vnſer Erloͤſer lebt / die werden von dieſem lieblichen anblick / vnd anſchawen GOttes aus - geſchloſſen ſein / vnd do ſie jhn ja ſehen werden / ſo wer - den ſie jhn doch nicht anders als einen ſtrengen Richter ſehen / davon ſie plagen vnnd pein haben werden / alſo / das ſie lieber wolten ſie duͤrfften jhn nicht ſehen. 2. 2. Th. 1.Thim. 1.
Wenn nun der HERR JEſus wird offenbart werden / vom Himmel ſampt den Engeln ſeiner krafft / vnnd mit Fewerflammen Rach zugeben vber die / ſo GOtt nicht erkennen / vnd vber die / ſo nicht gehorſam ſind / dem Evangelio vnſers HERRn JEſu Chriſti / welche werden pein leiden / das ewige verderben / von dem Angeſicht des HERREN / vnnd von ſeiner Herrlichen macht.
Troſt Lehr.Vnnd alſo ſehen wir fein an des wolgeplagten Mannes des Jobs Exempel / weſſen wir vns in vn - ſerm Creutz troͤſten ſollen / Wir haben einen Erloͤſer der heiſt Jeſus / der Lebt / der will vns auch / ob wir gleichſterben[25]vnd Troſtpredigt. ſterben wieder auffwecken vnd Lebend machen / das wir ſollen bey GOtt ſein / vnd jme in ewiger vnausſprech - licher freude beywonen / vnd anſchawen / alſo das dieſer zeit leiden nicht wehrt iſt der Herrligkeit die an vns ſollRom. 8. offenbaret werden. Kans denn nu ja nicht anders ſein wir muͤſſen alhier Creutz vnd vngluͤck haben / Mag ich vngluͤck nicht wiederſtan. Nu wolan / es iſt zeitlich / das zeitliche muß verſchwinden / das ewige gut / macht rechten muth / dabey ich bleib / wag Gut vnd Leib / Gott hilff nur vberwinden / Ach GOtt hilff vberwinden. Vnſere liebe ſeelige Fraw Anna von Oppen hat vber - wunden / Es ſtehet nun jhr ſeelgen fuͤr dem Stuel Got - tes vnnd ſinget / Victoria, Victoria, Todt wo iſt dein1. Cor. 15. ſtachel Hell wo iſt dein ſieg. GOtt ſey danck der vns den ſieg gegeben hat durch vnſern HERRN JEſum Chriſtum. Jhr Seelgen iſt in Abrahams ſchos / imLuc. 16. 2. Cor. 5. Luc. 23. Apocal. 21 Himmel / Solcher Himmel heiſt das Paradieß we - gen der ſchoͤnen liebligkeit ſo alda iſt / wie es S. Johan - nes Apocal 21. beſchreibet / das es eine Stadt ſey von lauterm Golde vnnd Edelſteinen / vnnd fleuſt ein ſtrom Lebendiges waſſers vom ſtuel Gottes mitten durch die Gaſſen / vnd ſteht auff beyden ſeiten Holtz des Lebens / das tregt zwoͤlfferley fruͤchte / vnnd bringt alle MonatSap. 3. Pſal. 31. Pſal. 27. Ehr. 12. Apocal. 21. Ioan. 14. Apoc. 6. 7. Luc. 16. Pſal. 16. newe fruͤchte / Es heiſt dieſes da jhr Seelgen iſt des HErren Hand / das Land der Lebendigen / das Himli - ſche Jeruſalem / das newe Jeruſalem / das Haus des Himliſchen Vaters / der Tempel / Altar vnnd Stuel Gottes / vnd die ewigen Huͤtten. Allda es GOtt ſihet / von Angeſicht / Lobet vnd Preiſet jhn / vnnd wird allda ſeines langwirigen Creutzes vnd Truͤbſals ergetzet / vndDmit[26]Chriſtliche Leichmit der Kronen des Lebens gezieret. Nun hat ſiesApocal. 2. erfahren / was Job alhie gegleubet / vnd gewuſt / das ſein Erloͤſer lebt / darauff des Leibes froͤliche Aufferſtehung folgen wird. Deſſen wir vns billich vber jhren Toͤdt - lichen abgang troͤſten vnd vnſer trawren meßigen.
Deſcriptio vitæ. Nativitas. DAmit wir aber auch ſonſten jhres Chriſtlichen Lebens vnnd wandels moͤgen be - richt haben / ſo iſt vnſere ſeelige Fraw in dieſe Welt geboren / im 1567. Jahre / Mitwoch vor Pfing - ſten / nun mehr kuͤnfftig vor 39. Jahren / do gleich der Gothiſche Krieg ſich geendet / vnd die Stad Gotha vñ Fehſtung Grimmenſtein auffgegeben geweſen / vnd iſt aus einem ehrlichen / Adelichen vnnd beruͤhmten ge - ſchlecht / derer von Klitzing vnnd Flanſen geboren / jhrParentes. Andreas à Klitzing. Pater. lieber Vater iſt geweſen der Edel / Geſtreng vnd Ehrn - fehſt Andres von Klitzing auff Newendorff vnd Pin - now ein beruͤhmbter Kriegsman / welcher nachdem er ſich in ſeiner Jugendt in vielen Kriegen wol verſucht vnd keinen zug verſeſſen / iſt er endlich Anno 1551. vorBellũ Mag dehurgicũ. Magdeburg Ritmeiſter geweſen / vñ domals viel tapf - fere vorneme Leute geworben / dorunter noch eine hohe Perſon in der Nachbarſchafft am Leben FolgendesLiberatio cap[t]iva - rum Prin - cipum. Jahr Anno 1552. Jn welchem Jahr die gefangenen Chur vñ Fuͤrſt / Hertzog Johan Fridrich võ Sachſen Churfuͤrſt / vnd Landgraff Philips von Heſſen / jhrer fuͤnffjaͤrigen ſchweren Gefengniß wieder erledigt wor -den[27]vnd Troſtpredigt. den / vnd er / Andres von Klitzing domals albereit 50. Jahr alt geweſen / hat er ſich mit der jetzigen Hochbe - truͤbten Fraw Barbara von Flanſen / Georgen vonBarbara à Flanß. Mutter. Flanſen Churfurſtlichen Brandenburgiſchen〈…〉〈…〉 off - Marſchalcks vnd Heuptmans zu Koͤpnig / vnnd Fraw Vrſulen von Arnimb / Tochter / in Eheſtand begeben / vnd mit derſelben in wehrender ehe 4. Kinder / Hanſen / Georgen / Vrſulen vnd Annen gezeuget / von welchen George vnd Vrſula gar klein ge[ſt]orben / vnd nun nach abſterbung vnſerer ſeeligen Fraw Annen Hans von Klitzing allein vbrig / Gott geb lange. Jſt alſo wie ge - meldet vnſere ſeelige Fraw A[n]na aus eigem alten Ade - lichen geſchlecht geboren / Derer Aynen von Vater her ſind Klitzinge / Rixinge / O〈…〉〈…〉 irne vnnd Jrkendorff /Familia. von der Mutter her / Flanſen / Arnimb / Wuͤlßdorff vnd Bredow.
Wie ſie aber nach jhrer heiligen vnd ſeeligen Tauf -Virtutes. fe von Jugend auff zu allen Chriſtlichen Tugenden gewehnet vnd gezogen worden / Alſo haben auch dieſel - ben in jhrem gantzem leben herfuͤr geleuchtet / beydes gegen Gott vnd Menſchen.
GOtt hat ſie von Jugend auff / ſo viel Menſchli -I. Erga Deũ. cher ſchwacheit muͤglich / fuͤr Augen gehabt vnnd ge - furchtet / derwegen ſie auch Lobs vnnd Ehren werth ge - weſen / wie Salomo ſagt: Lieblich vnnd ſchoͤn ſein iſtProv. 31. Syrach. 1. nichts / Ein Weib das den HERREN furchtet ſoll man loben. Die furcht des HERREN iſt der weißheit anfang / vnd iſt im Hertzengrund allem bey den gleubigen / vnnd wohnet allein bey den auser - welten Weibern. GOttesfurcht aber begr〈…〉〈…〉 fft allePietas. Tugenden vnnd gute Werck der erſten Taffel. NachD ijwelcher[28]Chriſtliche Leichwelcher ſie GOtt nach ſeinem weſen vnnd willen er - kand / jn gefuͤrchtet / geliebet / vertrawet / ſeinen Namen in allen noͤten / ſonderlich in jhrem groſſen langwirigen Creutz angeruffen / vnd mit gedult ſeiner huͤlffe gewar - tet / das wort gerne gehoͤret / das Sacrament gebraucht /Templum Coſſenbla - tenſe pul - chrum. neben jhrem lieben Junckern dieſes ſchoͤne Kirchlein dergeſtalt gezieret vnd geſchmuͤckt / vnd ſich dorinnen zum Gottesdienſt vnd Altar gehalten / auch hertzlichen gerne geſehen dz faſten Predigten / Catechiſmus vbun - gen vnnd Betſtunden dorinnen angerichtet worden / welchs jhr ein Gottfuͤrchtig hertz anzeigt.
II. Erga homi - nes. Gegen Menſchen hat ſie ſich alſo verhalten / das ſie fuͤr jhre Perſon zuͤchtig vnnd keuſch / gegen andere Chriſtlich vnnd Erbar / gegen hoͤhere demuͤtig / gegenI. Erga ſe - ipſam. II. Erga alios. III. Erga Ma ritum. Nuptiæ. jhres gleichen freundlich gegen nidrige vnnd jhre Vn - terthanen guͤnſtig vnd gutthetig erzeiget.
Jhren lieben Junckern / (welcher mit jr am newen Jarſtag Anno 83. als ſie ins 16. Jahr jhres alters gangen auff dem Churf: Haus Coͤln an der Sprew Hochzeit gehalten / vnnd nun mehr biß ins 24. Jahr mit jhr in einem friedlichen eheſtand gelebt) jederzeit in groſſen ehren gehalten / von hertzen geliebt / vnd alle trew bewieſen / jhn niemals mit willen erzuͤrnet / wie wir dergleichen von der Ennia vnd Tarentiana leſen / die jhre Menner niemals erzuͤrnet / da doch die Ennia 43. Jahr / vnnd die Terentiana 25. Jahr mit jhren EheMennern im Eheſtande gelebt / vnnd ich halte wenn jhr lieber Juncker jhr ſelbſten jetzo zeugniß gebenſolte /[29]vnd Troſtpredigt. ſolte / ſo wuͤrde er ſagen / wie Clodius Hilarius võ ſeiner Iulia Priſca geſaget / vnnd jhr auch zu Rom ein ſolch Epitaphium ſetzen laſſen: Nihil unquam peccavit niſi quod mortua eſt, Jch weiß jhr nichts ſchuldt zu geben / denn das ſie durch den Todt von mir geſchei - den.
Nechſt jhren lieben Junckern hat ſie jhr nichtsIV. Erga libe - ros. mehr angelegen ſein laſſen / als jhre liebe Kinder / derer ſie jhrem lieben Juncker 14. zur Welt geboren / 7. Soͤhne vnd 7. Toͤchter / dieſelben ſemptlich zur Got - tesfurch / vnnd inſonderheit die Toͤchter zur Haußhal - tung / vnnd die Soͤhne zum ſtudieren gehalten / wie jh -Dn. Fride - ricus Lind - ner. Dn. Geor - gius Groër. præcepto - res nen denn vnterſchiedlichen feine Præceptores beydes in der hohen Schul / vnnd auch daheimen gehalten worden / vnter welchen noch 11. Kinder leben / 3. aber mit Tode verbliehen / Hans Ernſt der erſte Sohn vnd eltiſte Kind / welcher den 27. Octob. Anno 83. geboren nur 16. Wochen alt worden vnd Anno 84. verſtorben. Henrich Andreß welcher den 26. Julij Anno 92. gebo - ren iſt auch vber ein halb Jahr nicht alt worden wel - chen hernach die eltiſte Tochter Fraw Barbara von Winterfeldt dẽ 27. Martij dieſes 1606. Jars gefolget / denen Gott eine froͤliche aufferſtehung / vnd den Leben - digen geſundheit / langes Leben vnd ware Gottesfurcht verleihen wolle / das der Vater in ſeinem Creutz vnnd betruͤbniß ehre vnd freude an jnen haben moͤge. Jſt alſo / was die Kinderzucht anlangt / vnſere ſeelige Fraw derer Weiber eins geweſen davõ David im 128. Pſalm.Pſal. 128. ſagt: Dein Weib wird ſein wie ein fruchtbar Wein -D iijſtock[30]Chriſtliche Leichſtock vmb dein Hauß herumb / deine Kinder wie die Oelzweige vmb deinen Tiſch her / Sihe / alſo wird geſegnet der Mann / der den HERREN fuͤrchtet.
V. Sedulitas in Oecono - mia. Horti Coſ - ſenblaten ſes ad ſue - vum amæ - nißimi. Pſal. 34. Syrach. 26 Prov. 31.Jn jhrer Haußhaltung iſt ſie eine fl[e]ißige Hauß - mutter geweſen / die das jhre zu raht / vnd jhre diener vnd geſinde zur Arbeit gehalten / vmb jhr Hauß herumb v - beraus ſchoͤn Obſt / Wein / Wuͤrtz / vnd Luſtgarten zu - richten laſſen / die jhr zu ewigen ehren mit luſt vnnd ver - wunderung anzuſchawen. Sie iſt mit Wolle / Flachs / vnnd Viehezucht vmbgangen / vnnd jhrer Haͤußlichen naarung dermaſſen obgelegen / das ſie dadurch GOtt reichlich geſegnet / vnnd ſie keinen mangel gehabt an irgend einem gut / Ein Heußlich Weib iſt[i]hrem Man eine frewde / ſagt Syrach vnd Salomon ſpricht Sie geht mit Wolle vnd Flachs vmb / vnd arbeitet gerne.
VI. Beneficen - tia erga bene meri - tos. Sie hat auch jhren trewen Dienern jhre dienſte nicht vnvergolten gelaſſen / wie ſie denn noch wenig ſtunden vor jhrem ſeeligen ende jhrer Dienerm / ſo jhrer in jhrer langwirigen Kranckheit trewlich gewartet / eingedenck zu ſein / gebeten / Nu / was den geringſten in Chriſti namen guts geſchieht / das will Er reichlich ver -Matth. 25. gelten.
Ob ſie aber nun wol auch eben ſo wol als andere Leute mit Suͤnden beladen vnnd jhre maͤngel gehabt /Eccleſ. 7. denn es wird bey Salomons Regel wol bleiben / Es iſt kein Menſch auff Erden / der guts thue vnnd nichtProv. 30. Suͤndige / die Reichen ſo wol als die Armen / daherSalomon[31]vnd Troſtpredigt. Salomon betet / Armut vnd Reichthumb gib mir nit / Las mich aber mein beſcheiden theil dahin nemen: So hat ſie doch allzeit gegen GOtt ein Bußfertig Hertz getragen / mit allen heiligen vmb vergebung der Suͤn - den gebeten / vnnd ſich derer in Chriſto hertzlich gefre - wet / vnnd ſo viel muͤglichen ſich jederman mit gutem Exempel vorzugehen befliſſen.
Es hat ſie aber vnſer lieber GOtt auch mitAdverſa valeludo. ſchwacheit heimgeſucht / vnnd hat ſich dieſe jhre letzte Kranckheit wol zwey Jahr lang her bey jhr befunden / vnd vornemer Artzte Raht vnd Cur gebraucht / iſt aberMorbus ul - timus. mehrertheils noch dabey vmbgangen / vnd jrer Hauß - haltung gewartet / wie dann auch noch jetzo ein Jahr auff jhrer lieben ſeeligen Tochter Hochzeit geſchehen / biß ſie endlich nicht lange nach dem Newen Jahr / ſich zu lager begeben / vnd ſolch jhr Lager durch verſoͤnung mit GOtt / vnd empfahung des H[.]Abendmals ange - fangen / mit vermeldung das ſie numehr einer groſſen buͤrden ledig / gerne wo es GOtte alſo gefellig / dieſe Welt geſegnen wolle / Sind aber darneben allerley ordentliche mittel gebraucht / vnnd hat jhr lieber Jun - cker ſich keiner vnkoſten tauren laſſen / vnnd anfengli -D. Iacobus Copius Me - dicus Lub - benenſis. chen Herrn Iacobum Copium, des Nieder Laußnitz - ſchen Marggraffthumbs beſtelten Medicum, zu Luͤb - ben zum oͤfftern fordern laſſen / vnnd do derſelbe ſeiner eigenen Leibsſchwacheit halben nich mehr kommen koͤnnen / Doctorem SAMUELEM SCHAR -D. Samuel Scharla - chius. LACHIUM gebraucht / welcher auch biß zu jhrerſeeligen[32]Chriſtliche Leichſeeligen entbindung auffgewartet / vnnd haben beyde Medici jhrer beruͤmbten geſchickligkeit nach an jhnen nichts erwinden laſſen.
Augmen - tum Mor - bi. Als ſich aber nach abſterben jhrer Hertzlieben Tochter Fraw Barbara von Winterfelt ſeeligen die Kranckheit mercklichen gemehret / vnd ſie den Tag deß Begrebniß vnnd folgende Nacht in groſſer ohnmacht zubracht / hat ſie ſich zum ſeelig abſcheide bereitet / vnd jhre Seele wie die Edle Fraw von Eichſtet vnd Do - ctor Scharlach / ſo die gantze Nacht bey jhr gewachet / gehoͤret / zum offtern in Gottes Hende befohlen / vnndPſal. 130. den Pſalm Aus tieffer noth / etc. ex profundis gebetet / vnd den verß / Vnd ob es wehrt biß in die Nacht / etc. offt wiederholet / Jtem ein ander Gebetlein: O GOt - tes Lamb HERR JEſu Chriſt / der du fuͤr mich ge - ſtorben biſt.
Da ſie nu des folgenden Tages ſich etwas beſſer befunden / geſagt: Ach lieber GOtt wie gern wer ich dieſe Nacht meiner lieben Tochter vnnd Tochter KindDie viridi. gefolget / Nun / ich will dem lieben GOtt auswarten / der rechte Erloͤſer wird nicht lange auſſenbleiben. Do jhr am Gruͤnen Donnerſtag in beyſein jhrer Fraw Mutter die Paßion vorgeleſen worden / vnnd vnter an - dern das Gebet Chrrſti im Garten / Vater iſts muͤg - lich ſo vberhebe mich dieſes Kelchs / doch nicht mein ſondern dein wille geſchehe / hat ſie mit gefaltenen Hen - den drauff angefangen / darumb bitt ich GOtt auch / darauff von jhrem lieben Juncker begert / das gegenMorgen[33]vnd Troſtpredigt. Morgen der Pfarrer zu jhr gefordert wuͤrde mit ver - meldung / wie ſie mit nieſſung des Leibs vnnd Bluts Chriſti ſich gelagert / alſo wolte ſie auch damit j[hr]la - ger beſchlieſſen / Vnd do ſie jhr lieber Juncker getroͤſtet zu jme geſaget / Jch bekuͤmmer mich nicht / Es muß ge - ſcheiden ſein / wenn Gott wil / vnd jme dorauff jre rechte Hand damit ſie ſich jhme vor 24. Jahren verlobet vnd vertrawet zu guter nacht geboten. Morgens Char -Die Domi - nicæ paßio - nis. freytags fruͤe zu jhrem lieben Juncker geſchicket / vnnd jn mit dieſen Chriſtlichen worten gebeten / Mein aller - liebſter Juncker / Jch bitt euch vmb Gottes willen / do ich euch erzuͤrnet / jhr wollet mirs vergeben / jhr wiſſet / do jhr mich genommen / war ich ſehr Jung / vnnd zu rechnen noch faſt ein Kind / vnnd kan ohne Menſch - liche gebrechen nicht abgangen ſein / do ich doch mit willen euch niemals gern erzuͤrnet hette. Wie nun die - ſe abbit von vnd wieder zu hertzen gangen / will ich jetzo nicht ruͤren. Darauff ſie jhre Beicht gethan vnnd das H. Abendmal mi[t]Chriſtlicher andacht Gebet vnnd Danckſagung empfangen / vnd darauff jhre lieben Ade - lichen Kinder / Soͤhne vnd Toͤchter jhrem lieben Jun - ckern befohlen. Vnd als ſie nach dieſem jhre liebe alte Krancke Mutter in jhrer ſchwacheit vnd Trawrigkeit ſehen in der Stuben auff vnd niedergehen / hat ſie jhrer hertzlich gejammert vnd zu jrem Junckern angefangen / Ach hertzlieber Juncker / was wird doch die liebe alte Mutter fuͤr Creutz vnnd hertzenleid erleben vnd ausſte - hen muͤſſen? Ach GOtt erbarm dich. Vnd hierauff ſich wieder zum Gebet gekeret / vnd gebeten / Man wol - le bey Gott fuͤr ſie bitten / das jhr Gott gedult verleihenEwolle /[34]Chriſtliche Leichwolle / wie ſie denn biß in jhren letzten ſeufftzen geduͤltig vnd bey guter vernunfft blieben / jhre Seele Gott be - fohlen / vnd Gotte biß in jhr letztes reden / gedancket.
Die Para - ſ〈…〉〈…〉 eves. Als nun am Oſterabend fruͤe jhr Sterbſtuͤndlein herzu nahete / hat ſie zu den Anweſenden geſagt / Mein Erloͤſer wird bald kommen / Jch wil euch wills GOtt bald geſegnen / Als auch damals einer die Thuͤr auffge - than / vnnd ſie gefraget / wer da wer / ſie auch deſſen be - richt bekõmen hat ſie geantwortet / Ach ich wolte mein Erloͤſer keme. Jn ſolchem groſſen verlangen nach jrem Erloͤſer / hat ſie Gott / nach dem ſie gute nacht gegeben / auch Jungfer Eliſabeth von Eichſteten zu ſich erfor - dert / vnnd gebeten jhrem lieben Junckern / Frawen / Schweſtern / alle ſemptlichen gute nacht vnd alles guts zu vermelden / vnd jhr Seelgen in Gottes Hand befoh - len / zwiſchen 11. vnd 12. zu Mittage von jhrer langwiri -Mors. gen Kranckheit durch einen ſanfften Tod gnatz gnedig - lich entbunden / vnnd jhr liebes Seelgen in die ewige Freude auffgenommen.
Jſt alſo am H. Oſterabend / an welchem Chriſtus ſeine ruhe im Grab gehalten / auch zur ruhe kommen / vnd ruhet nu vnnd ſchlefft jhr Coͤrper in Chriſto / nach ausgeſtandener ſchwerer Todes arbeit friedlich vnnd ſanffte / Aus welchem ſchlaff jn Gott zum ewigen leben erwecken / vnnd mit Leib vnnd Seel drein fuͤhren wird.
Auff dieſe Reiſe wollen wir vns nun auch gefaſt machen / vnter des wolle Gott vnſern betruͤbten lieben Junckern Georgen von Oppen in ſeinem angehen -den[35]vnd Troſtpredigt. den alter / ſchwacheit vnd Creutz nicht verlaſſen / wie er denn ſeine lieben Chriſten mit dieſen worten troͤſtet /Eſa. 46. Jch wil euch tragen biß ins Alter / vnnd biß jhr Graw werdet / Jch wills thun / Jch will heben / Tragen vnd erretten. Wolle auch ſelbſt bey den lieben Kindern / Mutterſtadt verwalten / wie Er auch troͤſtet / vnd wenn eine Mutter jhres Kindes vergeſſe / ſagt Er / Eſaia 49. Eſa. 49.So wil ich doch dein nicht vergeſſen Wolle auch dem lieben Junckern vnd Kindern / der lieben Fraw Groß - Mutter / dem lieben Bruder / vnd Adelichen Freund - ſchafft gedult verleihen / der troͤſtlichen zuverſicht / Gott ſey getrew / Er werde jhnen nicht mehr aufflegen1. Cor. 10. denn ſie ertragen koͤnnen / Dieſem vnſerm HEr - ren Gott / Vater / Sohn / vnd H. Geiſte / ſey Lob / Ehr vnd Preiß in alle Ewig - keit / Amen.
ENDE.
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