PRIMS Full-text transcription (HTML)
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LEJCH SERMON /
Dem weilandt Ehrwuͤrdigen A - chtbaren vnd wolgelahrten Herren Valentino Profio, trewfleiſſigen Archidia - cono, der Kirche GOttes in ſeinem Vater - lande zum Jawer vber die 34 Jahr; Welcher den 14 Januarij, die - ſes 1614 Jahres / ſanfft vnd ſelig im Herren entſchlaffen / vnd darauff den 17 Ianuarij Chriſt - lich vnd ehrlich zur erden beſtattet worden:
Gedruckt in der Fuͤrſtlichen StadtBriegk/ beyCaſparo Sigfried. Jn vorlegungMartin GniſersvndDavid Moͤllers/ bede Buch - haͤndler zu Breßlaw. Anno1614.
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Der Erbaren Tugendtſamen Frawen Vrſulæ: Auch Dem Ehrwuͤrdigen Wolgelehrten Her - ren Joachimo Profio trewſleiſſigen PfarErrn zu Mertzdorff im Fuͤrſtenthum Jawer; Des inn GOttſeligen Herren Valentini Profij &c. hinterlaſſenen Fraw Wittwen / vnd Herren Sohne. Auff jhr begeren / vberſandt; Auch zu Ehren dediciret vnd zugeſchrieben: durch M. Adamum Hentschelium.

Ihr[3]
Jhr Andaͤchtige im Herren /

WJr haben jtzt inn einer anſehnlichen Leich proceſſion allher zu ſeiner Ruheſtadt beleittet / den Weilandt Ehrwuͤrdigen Achtbarn vnd Wolgelahrten Herren Valentinum Profium, wel - cher in die vier-vnd-dreiſſig Jahr / ein trewfleiſſiger Seelen-Sorger dieſer Gemeine / vnd demnach von den Elteſten vnd vornembſten Prieſtern im gantzen Fuͤrſtenthumb / gewieß einer geweſen iſt. Bey ſolcher ſeiner ehrlichen Leichbeſtettung / wollen wir etwas nuͤtzliches / vnd der abgeleibten Perſon gemes vnnd gleichfoͤrmiges / aus Gottes Wort / vor vns nemen; Die heilige Dreyfaltigkeit aber fuͤr allen dingẽ vmb Segen vnd Gedeyen anruffen mit einem glaͤubigen Vater vnſer.

TEXTVS

(ex Geneſioscapite 15. . 15. )Gott ſprach zu Abram / Du ſolt fahren zu deinen Vaͤtern mit Frie - den / vnd in guttem Alter begraben werden.

WArumb Jch / Jhr meine Geliebte / die jetzt abgeleſene Wort / habe zum Funda - ment vnd grunde angeſtelter Leich-SermenA ijvor[4]vor vielen andern wehlen wollen; Mercket / meines erachtens / ein jeglicher vnter euch aus vnnd von ſich ſelber. Denn Einmahl iſts geſchehen Ob defuncti Congruentiam, weil dieſe Wort ſich auff vnſern ſe - ligen Herren Valentinum eigentlich ſchiecken vnnd reimen; So gar / das Jch nicht wuſte / ob in der Bi - blia ein Text zufinden ſey / der ſeiner Perſon gleich - foͤrmiger were. Denn in kuͤrtzen (geliebts Gott)Geneſ. 12. . 8. werden Ewre Liebe / aus meinen ordentlichen Frey -Pſal. 105. 6. tagspredigten / vber das erſte buch Moſis hoͤren / das Abraham vom Nahmen des Herren gepredigt ha - be / vnd ein Knecht Gottes geweſen ſey; vnſer Herr Senior auch. Abraham ſtundt in ſeinem beruff aus / nicht allein viel muͤhe vnd arbeit / ſondern auch viel wiederwertigkeit; vnſer Herr Valentinus auch. A - braham war in ſeinem beruff fleiſſig vnd geduldig; vnſer Herr Senior auch. Abraham wardt zum an - dern mahl ein Eheman / zeugete ſonderlich einen fuͤr - nemen Sohn / den Jſaac; Herr Valentinus auch. Abraham fuhr endlich zu ſeinen Vaͤtern mit frieden / ward in guttem Alter von ſeinem Sohn Abraham begraben; Herr Valentinus auch.

Fuͤrs ander habe Jch zur heuttigen Funuspredigt abgeleſenen Textvor andern gewehlet. Ob hiſtoriæ Cohærentiam, weil ich inn der erklerung des erſten Buches Moſe / gleich heut fruͤhe angefangen habedas[5]das zwoͤlffte Capitel / vnd alſo die geſchicht vom be - ruͤmpten Ertzvater Abraham; von welcher Ge - ſchicht vnd Hiſtoria der abgeleſene Text ein vorneh - mes ſtuͤcke iſt.

Zu geſchweigen jetzt / fuͤrs dritte / das wir aus die - ſem texte eben ſo wol als aus einem andern / koͤnnen in vnſerm Chriſtenthumb nuͤtzlich erbawet werden. Wollen demnach im Nahmen Gottes / folgende Fra - ge daraus beantworten; Nemlich:

Was fuͤr wolthaten Gott an dieſem ort dem Abraham vorheiſſen habe?

Hiruon gar kuͤrtzlich / helffe Gott nuͤtzlich! Amen.

ANlangendt die einige vorgenommene Frage; Was fuͤr gaben vnd wolthaten Gott dem Abraham in vorleſenen wortten verſprochen habe? ſeindt derſelb - ten vornemlich dreyerley.

Die erſte iſt / Vitæ longævitas Langes leben.

Die ander iſt / Mortis tranquillitas Friedliches ende.

Die dritte iſt / Sepulturæ honeſtas Ehrliches be - graͤbniß.

DIe erſie Gutthat dem Abraham von GOtt zugeſaget / iſt / Vitæ longævitas lan - ges leben; Du ſolt / ſpricht Er / in guttem AlterA iijbegra -[6]begraben werden. Solche zuſage hat Gott auch gehalten / vnd iſt Abraham alt worden 175 Jahr. Pſal. [3]3. . 4.Denn des Herren wort iſt warhafftig / vnd was Gott zuſaget / das helt Er gewieß.

Lernet allhie / Jhr meine geliebte / das langes le -Geneſ. 2. . 7. ben vnd hohes Alter eine gabe Gottes ſey. Gott hat dem Menſchen in der Schoͤpffung das leben gege - ben / hat jhm einen lebendigen Athem eingeblaſen; Derſelbte Athem / das Er lange bey vnd in vns bleibe /Deut. 30. . 20. ſtehet allein bey Gott. Gott iſt vnſer leben / vnd vnſer1. Chron. 30 . 12 langes Alter. Jn Gottes hand ſtehet es / JedermanIoh 10. . 12 groß vnd ſtarck zumachen. Gottes auffſehen bewah -Pſal. 129. . 16. ret vnſern Athem. Gottes augen ſahen mich da ich noch vnbereitet war / vnd waren alle tage auff dein Buch geſchrieben die noch werden ſolten / vnd derſel - ben keiner da war. GOtt giebet jederman leben vnd Odem allenthalben / vnd hat gemacht das von einem blutte aller Menſchen Geſchlecht auff dem gantzen Erdboden wohnen / vnd hat ziel geſaͤtzt / zuuor verſe - hen / wie lang vnd weit ſie wohnen ſollen; vnd zwar iſt Er nicht ferre von einem jeglichen vnter vns / dennActor. 17. . 26. 28. in jhm leben / weben vnd ſind wir / ſpricht S. Pau - lus in ſeiner Predigt zu Athen gethan.

Langes leben aber wil Gott noch heutt widerfah - ren laſſen / denen die Abrahams Exempel noch FromPſal. 34. . 13. vnd Gottfuͤrchtig ſind. Wer iſt der lang leben bege -ret /[7]ret / vnd gerne gutte tage hette? Laß vom boͤſen vnnd thue guts. Wol dem der den HErrn fuͤrchtet / vnd auff ſeinen wegen gehet / der HErr wird jhn ſegenen /Pſal. 13. [8.]. 1. 5. 〈…〉〈…〉. das Er ſehe ſeiner Kinder Kinder. Mein Kind vergiß meines Geſetzes nicht / vnd dein hertze behalte meine gebot / denn ſie werden dir langes leben / gutte Jahr vnd friede bringen / genade vnnd trew werden dichProverb. 3, . 1. 2. nicht laſſen.

Jnſonderheit verheiſſet Gott langes leben Fro -Eph. 6. . 2 ex Exod. c 10. . 12. men gehorſamen Kindern. Ehre Vater vnd Mut - ter / das iſt das erſte Gebot das verheiſſung hat / auff das dirs wolgehe / vnd lange lebeſt auff erden. Syr. 3. . 7.Wer ſeinen Vater ehret / der wird deſto lenger leben. Zum klugẽ Sohne Dauidts zum Salomon ſpꝛicht Gott; So du wirſt in meinen wegen wandeln / vnd meine Sitten vnd Gebot halten / wie dein Vater Dauidt gethan hat / ſo wil Jch dir geben ein lan -1. Reg. 3. . 14. ges leben.

Zur Gottes-Furcht gehoͤret ein Andechtiges Ge - bet Er bittet dich vmb langes leben / ſo giebſtu jhm langes leben immer vnnd ewiglich; ruͤhmet DauidtPſal. 21. . 5 von Gott. Vnnd anderswo; Er ruffet mich an / ſoPſal. 91. . 15. wil Jch jhn erhoͤren / Jch wil jhn ſettigen mit langem leben / vnd wil jhm zeigen mein Heil. Welches Da - uidt auch ſelber gethan vnd practiciret hat / in dem Er bettet; HErr mein Gott nihm mich nicht weg inPſal. 1[02]. . 25. der helffte meiner tage.

Zur[8]

Zur Gottſeligkeit gehoͤret auch / das man ſich in euſſerlichen dingen dem Wort Gottes gemeß ver - halte. Alß in eſſen vnd trincken. Mein〈…〉〈…〉 Kind pruͤ - fe was deinem leibe geſund iſt / vnd ſihe was jhm vn - geſund iſt / das gib jhm nicht. Denn allerley dienet nicht jederman / ſo mag auch nicht jederman aller - ley. Vbeꝛfuͤlle dich nicht mit allerley niedlicher Spei - ſe / vnd friß nicht zu gierig. Denn viel freſſen macht kranck / vnd ein vnerſettiger Fraß krieget das grim - men; viel haben ſich zu tode gefreſſen (vnnd geſof -Syr. 38. . 30. fen) wer aber meſſig iſt / der lebet deſto lenger.

Syr. 30. . 25.Trawrigkeit toͤdtet auch viel leute. Von traw -Syr. 38. . 18. ren kompt der todt / vnnd des hertzens trawrigkeit ſchwechet die kraͤffte. Ein froͤlich hertz iſt des Men -Syr. 20. . 23. ſchen leben / vnd ſeine freude iſt ſein langes leben. EinProv. 17. . 22. froͤlich hertz macht das leben luſtig / aber ein betruͤ - bter Muth vertrocknet die gebeine.

Syr. 30 . 26.Eifer vnd zorn verkuͤrtzen auch das leben / vnd ſorge macht alt vor der zeit. Einem froͤlichen hertzen ſchmecket alles wol / was er iſſet.

Wer demnach langes leben begeret / der ſey From vnnd Gottfuͤrchtig: folge dem heiligen Ertzt Vater Abraham im glauben vnd im leben: Solche Gott -1. Tim. [6]. . 6. ſeligkeit iſt ein groſſer gewin / iſt zu allen dingen nuͤ -1. Tim. 4. . 8. tze / vnd hat die verheiſſung beyde dieſes vnd des zu - kuͤnfftigen lebens.

Darge -[9]

Dargegen aber die blutgirigen vnd falſchen ſol -Pſal. 55. . 24. len jhr leben nicht zur helffte bringen; Wer ſeinen Vater vnd Mutter flucht / oder vngehorſam iſt / des leuchte (verſtehet des lebens leuchte) wird verleſchen. Sey nicht zu Gottloſe / vnd narre nicht / auff dasPro[v]erb. 20. . 20. du nicht ſterbeſt zur vnzeit. Eccl 7. . 18.

Moͤchte aber allhie jemandt gedencken; Lieber wie ſchiecken vnnd reimen ſich gleich wol ſolche ver - heiſſungen vom langen leben der Fromen / vnd dann auch die draͤwungen vom kurtzen leben der Gottlo - ſen / mit der Erfahrung? Welche traun offentlich das wiederſpiel giebet / vnd bezeuget offt vnd viel / das frome leutte / Jung dahin ſterben / macher boͤſe Bube aber lebet lange / iſt in keiner gefahr des todes / Son - dern ſtehet feſt wie ein Pallaſt. Wornach auch JobPſal. 37. . 4. mit verwunderung fraget vnd ſaget; Warumb le -Iob. 21. . 7. 18. ben die Gottloſen / werden alt / vnd nehmen zu mit Guͤtteꝛn / ſie weꝛden alt bey gutten tagen / vnd erſchꝛe - cken kaum einen augenblick fuͤr der hellen? Antwort; Der gemeinen Ordnung Gottes nach bleibets dar - bey: Die Furchte des Herren mehret die tage / AberProv. 10. . 27. die Jahre der Gottloſen werden verkuͤrtzt. Wenn a - ber ſolcher Ordnung Gottes zu wider / die Gottlo - ſenlange leben / die Fromen aber baldt ſterben; Als dann hat Gott mit beiden etwas ſonderliches vor. Vnd zwar den Gottloſen friſtet er das leben / damitBſie[10]ſie zeit vnd raum zur Buſſe haben / vnd doch ein - mahl in ſich ſelber ſchlagen vnd gedencken moͤchten; Sihe ſo vnd ſo lange haſtu gelebet / ſo alt biſtu / haſt aber dein leben zumahl vbel zubracht. Gott wirdts inn die leng leiden nicht /Schaw das dich nicht erhaſch Gottes Gericht;

Es iſt genug das du die vergangene zeit des le -[1]. Pet. 4. . 3. bens zubracht haſt in vnzucht / luͤſten / trunckenheit / freſſerey / ſaufferey ꝛc. Sonſten heuffeſt du dir ſelbeſt nach deinem verſtockten vnbußfertigen hertzen / den zorn auff den tag des zorns; Vnnd heiſſet als dann;Rom. 2. . 5 Deine verdamniß iſt gantz recht / die Suͤnder vonEſa. 65. . 20. hundert Jahren ſollen verflucht ſein.

Was aber Fromer leutte fruͤhzeittigen todt an -Sap. 4. . 7. 10. langet / redet dauon ſonderlich das buch der Weiß - heit ſehr troͤſtlich / vnd ſpricht; Der Gerechte ob er gleich zu zeitlich ſtirbet / ſo iſt er doch in der ruhe / ſeine Seele gefellet Gott wol / vnd iſt jhm lieb / da -〈…〉〈…〉1. rumb eilet Er mit jhm aus dem leben / vnd wird weg genommen vnter den Suͤndern / das die boßheit ſei - nen verſtandt nicht verkehre / noch falſche Lehre ſeine〈…〉〈…〉2. Seele betriege. Denn die boͤſen Exempel verfuͤhren / vnd verterben einem das gutte / vnd die reizende luſt23. verkehret vnſchuldige hertzen. Er iſt bald volkom -24. men worden / vnd hat viel Jahr erfuͤllet / denn ſeine Seel gefelt Gott / darumb eilet er mit jhm aus dem boͤſen leben.

Endtlich[11]

Endtlich haben bey dieſer erſten Goͤttlichen wol - that dem Abraham verheiſſen / Sonderlich wir Pre - diger in vnſern beſchwerlichen Kirchendinſten / vns deſſen zu troͤſten; Das die zahl vnſer Monden ſtehe bey Gott. Das vnſere zeit ſtehe in Gottes haͤnden:Iob 14. . [5]. Koͤnnen demnach vnter vnſer vielfaltigen wiederwer -Pſal. 3[1]. . 16. tigkeit getroſt ſein / vnd mit Dauid ſagen; Auff GottPſal. 56. . 12. hoffe ich / vnnd fuͤrchte mich nicht / was koͤnnen mirPſal. 27. . 1. 3. Menſchen thun. Vnd abermahl; Der HERR iſt mein licht vnd mein heil / fuͤr wem ſolte ich mich fuͤrch - ten? Der HErr iſt meines lebens krafft / fuͤr wem ſolte mir grawen? Wenn ſich ſchon ein Heer wider mich leget / ſo fuͤrchtet ſich doch mein hertz nicht / wenn ſich Krieg wieder mich erhebet / ſo verlaſſe ich mich auff jhn. Allein Glauben glaubenwil von noͤthen ſein. Genug von der erſten Wolthat dem Abraham in abgeleſenen wortten verheiſſen.

DJe ander Gutthat die GOtt dem Abraham an dieſem Ort zugeſaget / auch gehalten / iſt Mortis tranquillitas ein ſanfftes / ruhiges vnnd Friedliches Ende. Du ſolt fahren mit frieden / ſpricht Gott allhie: Vnd anders wo / du ſolt in einemGeneſ 25. 2. 8. ruhigen Alter begraben werden. Welches denn zu - verſtehen iſt / Einmahl von der euſſerlichen leiblichen ruhe / das Abraham im Alter an ſeinem leibe ſonder -B ijlich[12]lich nicht empfunden hat die vielfaltigen leibes be - ſchwerungen / die ſich ſonſten Natuͤrlicher weiſe im Alter hauffig finden: Alſo das die Huͤtter des hau - ſes / das iſt / die haͤnde zittern; Das die Starcken / das iſt / die Schenckel ſich kruͤmmen; Die Muͤllen wollen nicht mehr mahlen / ꝛc. Wie ſolcher maͤngel des Menſchlichen Alters viel erzehlet / vnd mit arti -cap. 12. gen verbluͤmbten wortten beſchrieben hat / Salomon in ſeinem Prediger. Solche ſchwachheiten vnd ge - brechen hat Abraham inn ſeinem Alter ſonderlich nicht gehabt. GOtt hat jhm gegeben vegetam & Ceruinam ſenectutem, hat jhn dermaſſen geſter - cket / das er nicht allein im hunderſten Jahr ſeines Al -Gen. 21. . 5 ters den Jſaac von der Sara / ſondern auch zwey vndGen. 25. . 1 viertzig Jahr hernach / noch andere Kinder mehr mitDeuter. 34. . 7. der Cethura gezeuget hat. Allermaſſen wie auch von Moſe geſchrieben ſtehet / das Er alt geweſen ſey 120 Jahr / ſeine augen waren nicht tunckel worden / vndIoſuæ 14. . 11 ſeine krafft war nicht verfallen. Caleb ſpricht auch / Jch bin heut fuͤnff-vnd-Achtzig Jahr alt / vnd bin noch heuttiges tages ſo ſtarck / als ich war des tages / da mich Moſe ausſandte / wie meine krafft war da - zumahl / alſo iſt ſie auch jtzt.

Neben ſolcher euſſerlichen leiblichen ruhe / ſollen dieſe wort (im friede fahren) auch verſtanden werden / von dem innerlichen Geiſtlichen Friede desHertzens /[13]Hertzens / das Abraham an den verſprochenen ge - benedeiten Weibes Samen / an den Meſſiam war - hafftig gegleubet / ſich deſſen im Geiſt getroͤſtet / vnd auff denſelbigen mit Friede vnd Frewde von hinnen gefahren iſt. Jnmaſſen ſeinen glauben Chriſtus ſelbſt ruͤhmet / vnd ſaget; Abraham war froh / das er mei -Iohan 8. . 56. nen tag ſehen ſolte / vnd er ſahe jhn / vnd frewete ſich.

Eine ſolche Friedefarth vnd guttes ruhiges Al - ter / koͤnnen wir Menſchen noch heut erlangen. Dennob zwar das liebe Alter ins gemein allerley leibes beſchwerungen auff ſich hat; Alſo wurden JſaacsGeneſ. 27. . 1. augen tunckel zu ſehen. Der alte Barſillaj bekante auch ſeines alters ſchwachheiten vor dem Koͤnige Dauid / vnd ſprach; Jch bin heut achtzig Jahr alt /2. Samuel. 19. . 35. wie ſolt ich kennen was gutt oder boͤſe iſt? Oder ſchmecken was ich eſſe vnd trincke? Oder hoͤren was die Saͤnger vnd Saͤngerin ſingen? Achia der Pro -1. Reg. 14. . 4. phet konte auch nicht ſehen / denn ſeine augen ſtarre - ten fuͤr Alter. Desgleichen geſchicht noch heut / ſo bald einer etliche wenig Jahr vber ſeine krafft Jahr / vber ſeinen ἀκμήν kompt / nimmet er zuſehendes abe / vnd wir Prediger ſolches am meiſten erfahren. Deſ - ſen alles aber vngeachtet / koͤnnen wir gleichwol noch heutt eine Friedefartt vnd guttes ruhiges Alter ha - ben / wenn wir nemlich vnſere Jugendt wol anlegen / vnd vns bey zeiten einen gutten Schatz auffs kuͤnff -B iijtige[14]tige Alter ſamblen. Keinen groͤſſern Schatz aber koͤn - nen wir nimmermehr ſamblen / als wann wiꝛ von Ju -Tob. 4. . 6 gent auff Gottfuͤrchtig ſein. Dein lebenlang habe Gott fuͤr augen vnd im hertzen / vnd huͤtte dich / das du in keine Suͤnde willigeſt / vnd thuſt wieder Got -Eccl 12. . 1 tes gebott. Gedencke an deinen Schoͤpffer in deiner Jugendt / ehe denn die boͤſen tage kommen / vnd die Jahr herzutretten / da du wirſt ſagen ſie gefallen mir nicht.

Wenn wir alſo vns der Gottſeligkeit von Ju - gendt auff beſleiſſigen / als dann bringen wir ein guttes ruhiges gewiſſen ins Alter / vnd koͤnnen dar - durch alle beſchwerungen des krancken muͤhſeligen Alters vns ſelbeſt fein miltern vnd leichtern / koͤnnen mit frewden erwarten der auffloͤſung vnſerer leiber:Luc. 2. . 29 Ja wir koͤnnen der geſtalt mit dem alten Simeon von hertzen wuͤnſchen / Gott wolle ſeinen Diener in frie - de fahren laſſen.

Jm gegentheil aber / welche jhre Jugent vbel vndSapient. 2. . 6. boͤßlich zubracht haben / haben ſich vnter einander auffgemuntert / vnnd geſprochen; Wolher nu laſſet vns wol leben weils da iſt / laſſet vns vnſers leibes brauchen weil er Jung iſt / wir wollen vns mit dem7. beſten Wein vnd Salben fuͤllen / laſſet vns die May -8. en blumen nicht verſeumen / laſſet vns Kraͤntze tragen[9]. von jungen Roſen ehe ſie welck werden / vnſer keinerlaſſe[15]laſſe jhm fehlen mit prangen / das man allenthalben ſpuͤren moͤge / wo wir froͤlich geweſen ſindt / wir ha - ben doch nicht mehr dauon denn das. Solche leutt bringen mit ſich in jhr Alter ein boͤſes vnruhiges ge - wiſſen / die delicta Iuventutis, die Suͤnde jhrer Ju - gent wachen als dann auff / quelen vnnd aͤngſtigen ſie viel hefftiger / als all das jenige / was ſonſten Al - ters halben jhnen am Leibe immermehr mag be - ſchwerlich ſein.

Sonderlich beſtehet eine rechtruhige Hinne - fahrt aus dieſem leben; Einmahl in recté creden -Iohan. [5]. . 29. do, wenn wir Abrahams exempel nach / an denen gleuben den GOtt geſandt hat. Wer an den gleu -Iohan. 5. . 24. bet / der hat das ewige leben / vnd koͤmmet nicht ins gerichte / ſondern er iſt vom tode zum leben hindurch gedrungen. Fuͤrs ander beſtehet eine ſolche Friede - fahrt in pié vivendo, das wir vben eine gutte Rit -1. Tim. 〈…〉〈…〉: . 8. terſchafft / haben den glauben vnnd gutt gewiſſen. Das wir einen gutten Kampff kaͤmpffen / vnſern2 Tim. 4. . 〈…〉〈…〉. lauff vollenden vnd glauben halten.

Weil aber ſolches in vnſerm vermoͤgen nicht ſte -2. Theß. 3. . 2. het; der Glaube iſt nicht jedermans ding; Son -Iohan 6. . 44. dern eine gabe Gottes. So ſindt wir auch ſonſten von vns ſelber / alß von vns ſelber nicht tuͤchtig et - was zudencken / ſondern das wir tuͤchtig ſind / das2. Cor. 3. . 5. iſt von GOtt: Derentwegen ſollen wir vns fleiſſighalten[16]halten zu den ordentlichen Mitteln / dadurch Gott der heilige Geiſt rechten glauben vnnd GottſeligesPſal. 1. . 2. leben inn vnſern Hertzen wuͤrcken wil. Als da iſt /Col. 3. . 16 Verbj ſtudium, habe deine luſt am Geſetz des Her -Rom. 10. . 18. ren / vnd rede von ſeinem geſetze tag vnd nacht. Laſ - ſet Gottes Wortt vnter euch reichlich wonen in al - ler weißheit. Denn der glaube kompt aus der Pre - digt / das predigen aber durchs wortt Gottes. Das1. Tim. 3. . 17. Wort macht auch das ein Menſch Gottes ſey vol - kommen / zu allen gutten wercken geſchickt. Dar - zu denn auch kommen ſoll Precum exercitium, das wir beyneben fleiſſig beten / vnd mit den Apo -Luc. 17. . 5. ſteln ſprechen / HERR ſtaͤrcke vns den glauben;Marc. 9. . 24. vnd mit jenem Vater; Jch gleube lieber HErr / hilffPſal 17. . 5. meinem vnglauben. Mit dem Propheten Dauid / Herr erhalte meinen gang auff deinen Fußſteigen /Pſal. 143 . 10. das meine tritte nicht gleitten. HERR lehre mich thun nach deinem wolgefallen / dein gutter Geiſt ſuͤhre mich auff ebener bahn.

Werden wir vnns der geſtalt vmb eine ſelige Friedefahrt bekuͤmmern vnnd annemen; Als dann wirdt GOtt vnns gewißlich keine Fehlbitte thunLuc. 11. . 13. laſſen. Der Vater im Himmel wirdt den heiligenIacob. 1. . 5. Geiſt geben / denen die jhn bietten. So jemanden vnter euch Weißheit mangelt / der biette von Gott / der da giebet einfaltiglich jederman / vnd ruckts nie -manden[17]manden auff / ſo wird ſie jhm gegeben werden / er biet - te aber im glauben vnd zweiffele nicht.

Gnug auch vom andern.

DJe dritte Wolthat / dem Abraham von Gott verheiſſen / iſt Sepulturæ honeſtas ein ehrli - ches Begrebnis; Du ſolt in guttem Alter be - graben werden. Welches denn auch geſchehen / vnd haben jhn ſeine Soͤhne Jſaac vnd Jſmael ehr -Geneſ. 25. . 9. lich begraben.

Dieſe wolthat goͤnnet Gott auch vns noch heut / wir koͤnnen ohne alle Krieges vnd Peſt gefahr nicht allein offentlich vnnd ehrlich begraben / Sondern auch vnſern vorhin verſtorbenen verwandten vnd Bluts-Freunden ahn jhre Seite / vnd gleichſam in ein gemach / in ein Kaͤmmerlein geleget werden.

Denn ob ſchon ſo hoch vnd viel nicht daran ge - legen / wie vnd wohin einer begraben werde / ſon - derlich im Nothfall / wenns der zuſtandt vnd gele - genheit der zeit vnnd des Orths nicht leiden wil; Da heiſſet es / Facilis jactura ſepulchrj, vnd iſt ja die erde des HErren / vnd was drinnen iſt: JedochPſal. 24. . 1. wenn wirs haben koͤnnen / koͤnnen nicht allein ehr - lich begraben / Sondern auch zu den vnſern geleget werden / ſollen wirs alß eine beſondere begnadung Gottes danckbarlich gebrauchen. Abraham wardtCbegra -[18]Geneſ. 2[5]. 10.begraben mit Sara ſeinem Weibe. Jacob vnd Jo -Gen. 47. . 30 ſeph wollen auch nicht in Egypten / ſondern im Lan -Gen. 49. . 29. de Canaan bey jhren vor-Eltern begraben ſein. Der alte Tobias bindet ſeinem Sohne Teſtaments wei -Gen. 50. . 25. ſe ein / vnd ſaget; Wenn Gott wirdt meine SeeleTob. 4. . [3]. 5. wegnehmen / ſo begrabe meinen leib / vnd wenn dei - ne Mutter geſtorben iſt / ſo begrabe ſie neben mich.

Hergegen wenn einer zu Friedenszeitten in ſeiner Vaͤter grab nicht kommen koͤntte / iſts fuͤr eine ſon - derliche Straffe vnnd vngluͤck gerechnet worden. 2. Macc 5. . 10.Alſo ſtehet geſchrieben von dem Jaſon / Er habe nicht gluͤcke gehabt / das er inn ſeinem Vaterlande were begraben worden. Vom Koͤnige JoiakimIerem. 22. . 19. ſpricht Gott ſelber / Er ſol wie ein Eſel begraben / vnd hinaus geworffen werden fuͤr die Thor Jeru -2. Reg. 13. . 22. ſalem. Dem Propheten / der dem Munde Gottes vngehorſam geweſen war / draͤwet Gott / ſein Leich - nam ſolle nicht in ſeiner Vaͤter grab kommen.

Vns aber goͤnnet Gott ſolche wolthat noch heut; Derentwegen wirs auch danckbarlich gebrauchen / vnd die vnſern ehrlich zur erde beſtatten ſollen; Ein - mal in teſtimonium pietatis zum offentlichen zeug - nis jhres vnter vnns gefuͤhrten Chriſtlichen lebens vnd wandels. Sepulturæ officium, honeſtæ vitæ teſtimonium.

Ein ehrlich begraͤbnis iſt auch ein Teſtimoniumdilecti -[19]dilectionis ein offentlich zeugniß der hertzlichen lie - be / die wir zu vnſern verſtorbenen getragen haben. Wenn wir etwas von vnſern Eltern oder gutte[n]Freunden ererbet haben / es ſey ein Buch / ein Kleidt / ein Ring / das halten wir trawn hoch / hebens mit allem fleiß auff / gedencken jhrer darbey offt vnnd viel / tantó nobis eſt charius, quantó major ergaAuguſtin. lib 1 de Ci[vi]tate DEI c. 1[3]. illos affectus; Wieviel mehr ſollen wir die Leichnam der verſtorbenen / in jhren graͤbern ehrlich vnd wol verwahren / alles aus hertzlicher liebe gegen ſie. Be - weiſe auch an den Todten deine wolthat / deine liebe. Syr. 7. . 17.

Endtlich iſt ein ehrlich begraͤbnis auch ein of - fentlich Teſtimonium Reſurrectionis, das wir die Aufferſtehung der todten am Juͤngſten tage vnge - zweiffelt gleuben / vnnd gewiß ſein / was jtzt geſeet wirdt verweßlich / das werde aufferſtehen vnuer - weßlich; Was geſeet wirdt inn vnehre / das werde aufferſtehen inn herrligkeit; Was geſeet wirdt inn ſchwachheit / das werde aufferſtehen in krafft; Was jtzt geſeet wirdt ein Natuͤrlicher Leib / das werde aufferſtehen ein Geiſtlicher leib. Wie S. Paulus redet in ſeinem herrlichen vnnd recht Apoſtoliſchen1. Cor. 1[5]. . 41. 44. tractat denen Er von der Aufferſtehung der todten geſchrieben hat.

Vnd dieſes ſey kuͤrtzlich genung geſaget von den dreyerley wolthaten / die GOtt in abgeleſenem textC ijdem[20]dem Ertzt Vater Abraham verheiſſen hat: Auch welcher geſtalt wir noch heutt dieſelbte von GOtt erlangen vnd haben koͤnnen.

Folgen hierauff die Perſonalia, von vnſerm ſeli - gen Herrn Seniore, dem wir jtzt den letzten Ehren - dinſt zu ſeinem Ruhebetlein geleiſten / allermaſſen wie ſolche ſchrifftlich mir vberantwortet worden.

Herr Valentinus Profe / iſt Weilandt geboren worden Anno 1545 von dem Erbarn vnnd Wol - weiſen Herrn Valentino Profen / Buͤrgern vnnd des Raths allhier / vnnd ſeiner lieben Hauswirten Frawen Anna geborner Girlachen; von welchen ſeinen lieben Eltern / vnd dann ſeinem Herrn Vet - ter M. Joachimo Girlachen / beſtalten ordinario Phyſico dieſes orths / Er beides hier vnd anderswo / inn etlichen vnterſchiedenen Schulen vnd Univer - ſiteten zum ſtudieren gehalten; Welchem Er auch mit hoͤchſtem fleiß obgelegen; Bies er von einem E. Rath allhier Anno 1570 von der Leipzichen Univerſitet herein zu einem Baccalaureo inn die Schule vocirt worden / darinnen Er ein Jahr lang laboriret; Darauff er alsbald im Jahr 1571 or - dentlicher weiſe zum Diaconat dieſer Kirchen / von einem E. Wolweiſen Rath / iſt beruffen vnd ange - nommen worden; Jn welchem Er auch vber die 34Jahr[21]Jhar trewlich vnd fleiſſig der Kirchen vnd gemeinem Almoß hat helffen fuͤrſtehen; Vber gutten vnd nuͤtz - lichen Ordnungen mit gebuͤrendem ernſt vnd Eif - fer ſteiff vnnd feſte / ohn alles ahnſehen der Perſo - nen / gehalten / wie jhme menntglich deſſen zeugnis geben kan vnd muß; Hat auch etlich mahl / da Gott jhme ſeine Herrn Collegen ahn der Seiten abge - fodert / durch Gottes huͤlffe das Ampt / mit groſſer muͤhe / gantz alleine verſorget. Ahn ſeiner verord - neten Beſuldung iſt Er vergnuͤget / vnd niemanden beſchwerlichen geweſen; Vnd ob er ſchon an andere vornehme Orthe / zu Eilff vnterſchiedenen mahlen / iſt vociret worden / hat er doch ſeine erſte Vocation nicht verlaſſen / ſondern allhier bey ſeinen lieben Landsleuten / Gott vnd ſeiner Kirchen / nach deme jhm der Allmechtige Gott gnade verliehen / bieß an ſein Alter dienen wollen.

Bieß er ſolches ampt endlich Anno 1605 Do - minica 10 Trinitat: numehr fuͤr Jahren / wegen groſſer leibes ſchmertzen vnd ſchwachheit ſelber gut - willig vbergeben. Da er dann die vbrige zeit ſeines lebens daher / mit leſen / beten vnd ſingen / zu hauß vnd in der Kirchen / darein er ſich tragen laſſen / zu - bracht; Auch beides ſeine zuhoͤrer / ſo wol die ſeini - gen zu hauß fuͤr falnſcher vnd irriger Lehre / treulich vnd fleiſſig gewarnet.

C iijIm[22]

Jm Jahr 1574 hat er ſich zum Erſtenmahl in den heiligen Eheſtandt begeben / mit der tugentſa - men Jungfrawn Barbara / Caſpar Johnes Buͤr - gers allhir nach gelaſſenen Tochter / mit der er inn die Eilff Jahr ein Chriſtliche Ehe beſeſſen / da jhme dann auch Gott etliche Kinderlein beſcheret / aber zur zeit der geburt bald wieder zu ſich genommen.

Jm Jahr 1585 hat Er ſich zum andernmahl vorehlichet / mit der jtzt hochbetruͤbten Witwen / der dazu mahles Tugentſamen Jungfrawen Vrſula / Baltzer Beers allhier Tochter / mit welcher Er vber die 28 Jahr / in gerugſamer Ehe gelebet / da - rin jhn Gott mit zweien Soͤhnen geſegnet / deren einen / vnd zwar den Juͤngſten er albereitts Anno 1595 wiederumb durch den zeitlichen todt zu ſich genommen; Den andern aber noch bey leben erhelt / ſo lang er wil.

Sein euſſerliches leben vnd wandel anbelanget / ſo hat Er ſich fuͤr einen Menſchen / vnd alſo einen armen Suͤnder erkennet / das Miſerere mej Deus, mit dem heiligen Dauid teglich repetiret, vnd von hertzen gebeten / wofern Er / auſſer ſeinem Ampte / jemanden zuewieder vnd zu nahe geweſen / man wol - te es jhme aus Chriſtlicher liebe verzeihen / derglei - chen Er auch gethan.

Sonſten iſt Er auffrichtig / demuͤtig / allem Ehr -geitz /[23]geitz / ſtoltz / hoffarth / Geitz vnnd vienanzerey von hertzen feind geweſen; vnnd ſich mit ſeinen Herren Collegis, wie dann auch mit jederman in lieb / fried vnd Einigkeit gar wol vertragen.

Es hat aber Gott der Herr / gedachten vnſern lieben Mittbruder / die zeit ſeiner Wahlfahrt / bald von Jugendt auff / mit mancherley ſchweren vnd ſchmertzlichen kranckheiten anheimgeſucht; in wel - chen er auch im Glauben vnd gedult / ſich willig Jhm vntergeben / vnd mit hoͤchſtem verlangen vnd wunſchen (wie maͤnniglich bewuſt) auff ſein Sterb vnd hinfahrts ſtuͤndlein gehoffet vnd geharret / bis entlich der gnaͤdige Gott jhm daſſelbige gezweiget / vnd dieſe woche am nehren Dinſtage / zu nacht / drey viertel auff zehen vhr / inn / mit / vnd vnter dem Ge - bet des heiligen Vater vnſers / aus dieſem Jam - merthal durch ein ſanfftes Ende abgefodert hatt / im 69 Jahr ſeines Alters.

Nun gnade Gott dieſem vnſerm ſeligen Herren Valentino; ſampt allen die von hinnen geſchieden ſein / vnd gebe auch vns nach ſeiner zuſage vnd vn - ſer hoffnung; Allhie zwar / langes leben / Friedliches Ende / Ehrliches Begraͤbniß; Dortt aber / das Ewige ſelige leben in Chriſto Je - ſu / Amen.

Sequun -[24]

Sequuntur THRENODIÆ ALIQVOT, IN OBI - TVM VIRI REVERENDI ET PRAE - clari, Dn Valentini Profii, Orthodoxæ doctrinæ in Eccleſia patria Iaurana Miniſtri fideliſsimi, anni Miniſterij Eccleſiaſtici XXXIIII; AEtat. ſuæ Lxix; Anni veró CHRI - STI M. DC. XIV, xiiii die M. Ianuarij. ab Amicis conſcriptæ.

I.

QVi deſiderio carpitur anxio
Devincti populi: Commoditatibus,
Vt ſortis validi ſuppeditant dies,
Ferventi ſtudio pervigil excubat:
Haud ſolers aliter, pro grege, PROFIVS,
Quem natale ſolum iunxerat, & fides
Alté ſidereis orbibus addita,
Indefeſſus erat, cum gemitu & prece:
Legem & Iuſticiam per populum palàm
Fidus præco tulit ſedulò & integrè;
Teſtatus ſolidum caſibus aſperis
IOVAM præſidium & læticiam in nece.
Dein, fractus trepidis mille laboribus,
[E]xhauſtus gravibus mille doloribus,
Fato ſub Patriæ ceſsit amoribus,
Adſertus nitido cœlicolis Choro.
En, quàm Thariadæ conſimilis Seni,
Qui Numen, reprobis parceret Accolis
Expug -[25]
Expugnat precibus: Tunc ſtabilem ob fidem
Largam (ad vota) capit munificentiam.
PROFI ſancte Vale: Perpetuùm ſinu
Blando Thariadæ gaudia, honoribus
Lætis percipias: Atterat æſtuans
Non te mole labor, non dolor inſolens.

Amico optatiſsimo M. Tobias Henckell Paſtor Eccleſia Dei in Dambßdorff dedicat.

II. TVMVLVS VIRO REVERENDO, ET IN CHRI - ſto pie defuncto Dn. Valentino Profio in Eccleſia Iaurana Seniori digniſs: Erectus

OSsa Valentini tumulo ſunt condita ProfI
Dogmatis adſertor quiqueLuthere, tui.
In patriâ docuit Myſtes ultraquefidelis
Annos triginta; ſi numerare velis.
Hic orthodoxæ doctrinæ ſemina ſparſit
Voce, Fide ſtabili, dum ſupereſſe datur.
Christo, commendans animam, cui nititur uni,
Namqueredemta fuit ſangvine Christe tuo.
DVitam[26]
Vitam venturi ſecli, revocanda ſepulcro;
Judicis exſpectans, membra repoſta, diem.

A Joachimo Wethmano Jaurano P. L.

III.

INter eos, ſi quem referam, quos durior urſit
Sors, iuſti arbitrio conſilioq́ueDEI.
En, procul, Affinis, dubio, dilecte caducam
Cum traheres vitam, tu numerandus eras.
Namq̂uequot & quantos curciatus atq́uedolores
Morborum tuleris corpore, cuiq́uepatet.
Hos, obitus Eratris velox, inopinaq́uefata
Auxerunt miris, Vir Reverende, modis.
Semper at exemplo IOBI patientis, acerbæ
Vim poteras æquo pectore ferre crucis.
Immemor haud dicti, quod diuus Apoſtolus affert:
Cum Chriſto patiens cælica ſceptra geram.
Nunc liber curis, morbis, cruciatibus, ipsa
Arce beatorum gaudia magna capis.
Aureus ut Phœbus tua mens jam fulget in alto,
Corpus terra tegit, ſed quoq́uereddet idem.
Quapropter, coram mundo, quem faſsus IESVM:
Hunc nunc in cœlis aſseris, ante Patrem.

Jacobus Malleolus Can - tor Jauravien: Affini ſuo di - lecto condd. fac.

IIII. Eheu[27]

IIII.

EHeu quàm fragili pendent mortalia caſu,
Quàm ſubito motu, quæ viguêre, ruunt:
Ducite lugentes funebria Carmina Muſæ
Lugubri veſtras cingite fronde comas.
Occidit eximius, ſed felix, Profius ille
Profius æthere[æ]ſidus amorquegregis.
Decidit ut magnis ſucciſa fragoribus arbor;
Sic cadit, ingenti non ſine clade, bonus.
Fortunate Senex, Tua molliter oſsa quieſcant;
Te vigor æternùm non abolendus, alit.
Jamqueſubobſcuros olim ſcrutata receſsus,
Mens pia, ſtelligerum vertice volvit opus.
Hunc quia Te coluit, quia Te conſtanter amavit
Salvator, gremio, ſuscipe Chriſte, tuo.
Interea ſalve mens arce beata polorum;
Mollia ſed molli membra tegantur humo.

Obſervantiæ & honoris ergò ſcribebat Gregorius Wernerus Aurimontanus, Impubb. â Kheul in Martinsdorff nunc temporis Præceptor.

About this transcription

TextLejch Sermon/ Dem weilandt Ehrwürdigen Achtbaren vnd wolgelahrten Herren Valentino Profio, trewfleissigen Archidiacono
Author Adam Hentschel
Extent27 images; 4919 tokens; 2140 types; 32992 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationLejch Sermon/ Dem weilandt Ehrwürdigen Achtbaren vnd wolgelahrten Herren Valentino Profio, trewfleissigen Archidiacono Adam Hentschel. . 27 Casparus SigfriedBrieg1614.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 N 369/5 / 395595

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ImprintBerlin 2019-12-10T09:35:39Z
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