PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Eine Chriſtliche Predigt
BEy der Leich vnd Adelichen Begräbnuß / deß Weyland Edlen Geſtrengen vnd veſten Sigmundt Mar - ſchalcks von vnd zu Ebnet / auff Wildenberg vnd Weingar - tengereuth / ꝛc. ſeligen. Welcher Montags den 13. Iunij diß 1608. Jahrs früe zwiſchen 8. vnd 9. vhrn zu Bamberg / in wa - rer anruffung / erkant: vnd bekantnuß ſeines lieben Herrn vnd einigen Heylands Jeſu Chriſti ſelig eingeſchlaffen / vnd Sontags hernacher den 19. Junij von dannen nacher Mühl - hauſen / Chriſtlichem vñ Adelichem brauch nach / in Volckreicher verſamlung / zur Erden beſtetigt worden / Deſſen Seelen Gott gnedig geruhen / dem Cörper aber am Jüngſten Tage eine fröliche Aufferſtehung zum Ewigen Leben verley - hen wolle / Amen. Gethan / vnd jetzo zu vnterthenigen Eh - ren vnd gefallen der hinterlaſſenen betrübten Fraw Wittiben / vnd gantzen Adelichen Freundſchafft in Druck verfertiget /
Gedruckt zuNürmberg/ durchAbra - ham Wagenmann. M D C VIII.
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DEiñ Edlen Geſtren - gen vnd veſten / Veit Vlrich Marſchalck von Ebnet zu Frenßdorff / ꝛc. Meinem Jnſonders Großgünſtigen Junckern vnd geneigten Förderer / Vnd Denen auch Edlen vnd Ehren vieltungent - reichen Frawen Catharinen Marſchalckin / gebornen Schenckin von Symaw / Frauen Amalien von Kindtsberg vnd Frawen Vrſulen von Wallenfelß / beyde geborne Marſchalckin von Ebnet / Wittiben zu Weingartgereuth / Thurnaw vnd Culmbach / ꝛc. Meinen in gebühr günſtigen Frawen / ſampt vnd ſonders.

GEſtrenger Edler veſter ſon - ders Großgünſtiger Juncker / vnd ge - neigter förderer / Auch Edle Ehrnviel - tugentreiche in gebühr günſtige Fra - wen. Mit beſonderm auch hertzlichem Chriſtlichem betrauren habe ich die verſchienene Tage vermerckt / welcher geſtalt E. G. vnd V. auch E. Ad. T. den Weyland Geſtrengen Edlen vnd veſten Sig - mundt Marſchalck von Ebnet / ꝛc. Deroſel - ben geliebten Junckern vnd Brudern ſeeligen / den der Allmechtige Gott nach ſeinem Vätterlichem[und]alleinA ijweiſen[4]Vorrede.weiſen Rath von dieſem zergenglichem Jam̃erthal zu ſeinen ewigen frewden / vnzweiffenlich / abgefordert / nebenſt andern vielen Chriſtlichen vnnd Gottſeligen Hertzen hohes vnd nidern ſtandes / mit Hertzlichen threnen beklaget / vnd ſind S. Veſt. ſeliger gedächtnuß eines ſolchen betraurens vnd viel höhers wehrt / aber noch tauſentmahl mehr / das S. Veſt. hinterlaſſener Chriſtlicher vñ Adelicher löblicher Name vnd gedächt - nuß gegen allen Chriſt: Gottſeligen vnd Ehrliebenden Leuten gerühmet / vnd deſſen warhafftes Lob / von we - gen S. V. Chriſtlichen vnd beſtendigen Glaubens / Handels vnd Wandels bey allen nachkommen erhal - ten werde.

Wann dann von E. Geſtr. vnd V. auch E. Ad. T. auch wider meinen willen / Ehrngemeltem meinem Großgünſtigem Junckern ſeligen die Leichpredigt zu thun mir G. anbefolen / vnnd nach vorbringnuß der - ſelben / zu S. Veſt. ſeligen Ehren ruhm vnd gedächt - nuß / auff bitt vnd begeren vornehmer anſehenlicher vom Adel vnd Herꝛn / durch E. Geſtr. vnd Veſt: auch E. Ad. T. Großgünſtig bey mir vmb Publication der gethanen Predigt angehalten worden.

Als habe auff deroſelben Großgünſtiges begehren (ob wol ich meinen vnverſtandt vnd einfalt gar wol weiß vnd erkenne) Jedoch vnterdienſtlich denſelben da -mit[5]Vorrede.mit erſcheinen / vnd Ehrngemelten Gottſeligen Jun - ckern / vnd E. Geſtr. vnd Veſt. auch E. Ad T. vor viel - fältige empfangene wolthaten vnterdienſt. vnd ehrn - gebürlich / mit dieſer geringen Dedication danckbar er - zeigen wollen / bey neben dieſelben ſampt vnd ſonders bittend / die wöllen / wie biß anhero / meine Großgün - ſtige Patronen vnd beförderer verbleiben. Das bin ich mit meinem ſchuldigem Gebet / für deroſelbẽ beſtendige langwirige geſundheit vnd glückliche wolfahrt / gegen GOtt dem Allmechtigen zu verbitten vnd dienen / je - derzeit ſchuldiges vnd beſtes fleiſſes vnterdienſtlich vnd Ehrengebührlich ingedenck. Damit dieſelben ſampt - lichen Göttlicher gnediger Protection vnd Wort ſeiner gnaden empfehlendt / Geben Aſpach den 25. Iunij Anno 1608.

E. Geſtr. vnd V. auch Ad. T Jn gebühr Vnterdienſtwilliger vnd gehorſamer Wolfgang Haßfurter Diener am Worte Gottes.

A 3TEX -[6]

TEXTUS. Johan. 8.

Warlich warlich ich ſage euch / ſo jemand mein Wort wird halten / der wird den Todt nicht ſehen ewiglich. ()

EXPLICATIO.

Exordi - um à di - cto Da - vidico Pſal. 119GEliebte in dem HErꝛn Chriſto / Es ſpricht der Königliche Prophet David von dem Edlen vnd thew - ren Schatz Göttliches worts: Herr dein Wort iſt mir lieber denn viel tauſent[ſtuck] Silbers vnd Goldes / wenn dein Wort nicht wehre mein troſt geweſen / ſo wehre ich ver - gangen in allem meinem Elend / aber dein Wort Herr das er - quicket mich. Freylich / liebe Chriſten / was allhie der hocherleuchte König David in gemein von GOttes wort ſagt / das möchte gar wol in ſonderheit von dem jetzt abgehörten Sprüchlein gemeldet werden Freylich ſolte vns diß ſchöne troſtſprüchlein viel / Ja tau - ſentmal lieber ſein / als alles Vngriſche vnd Arabiſche Gold / als al - le Perlen vnd Edelgeſtein / die in der gantzen Welt möchten zufin - den ſein: Sintemal vns darin gezeiget vnd gewieſen wird ein laute - rer Bruñquell / wares Lebendiges troſtes / damit ſich auch ein Chri - ſtenhertz mitten im Todt ſtercken vnd tröſten kan.

Weil es dann ein ſolch köſtlich vnd Edeles Perlen iſt / habe ich daſſelbige mit beſonderm fleiß zu deß verſtorbenen Junckern ſeli - gen / Leichen Argument / S. Veſt. zu ſondern gedächtnuß / der Ade - lichen betrübten Wittib vnd Freundſchafft / vnd vns allen zu vnter - richt vnnd troſt für die Hand nemen wollen / nicht allein darumb / dieweil daſſelbe mit ſeiner Perſon gar fein vber ein ſtim̃et / S. Veſt. daſſelbe Practiciret, vnd ohne allen zweiffel mit der That vnd war - heit an deroſelben erfüllet iſt / wie wir in der application vernemen wollen: Sondern auch weil vns in demſelben / wie jetzt gemelt / ein lebendiger troſt gewieſen wird / damit ſich alle fromme Chriſten Her -tzen[7]tzen in allen jhren nöten vnd anfechtungen / wider die Sünde / ja wi - der die forcht vnd ſchrecken deß zeitlichen vnd ewigen Todtes trö - ſten / lab[en]vnd erquicken können. Jn ſolcher betrachtung wollen wir das abgehörte Sprüchlein für vns nemen / demſelben ein wenig in der forcht GOttes nach dencken / den Safft vnd Krafft herauß preſſen / vnd denſelben vnſern Hertzen appliciren vnd nütz machen. Damit aber ſolches deſto richtiger vnd beſſer beſchehen / vñ in vnſern Hertzen hafften möge / wollen wir es einſchleiſſen in diß einigePropoſi - tio. Pünctlein / vnd ſagen: Welches das Edelſte vnd köſtlichſte Præ - ſervatio vnd Artzney ſey / ſo vns von dem Himliſchen Artzt Chriſto JEſu fürgeſchrieben wird / ſo vns vor dem ewigen Todt ſchützen vnd ſichern kan.

Vnſer lieber Gott gebe vns die gnad ſeines H. Geiſtes darzu / vmb vnſers lieben Herꝛn vnd Heylandes Jeſu Chriſti deß Worts deß ewigen Lebens willen / Amen.

EXEGESIS.

WAs nun das vorgenomene Lehrpünctlein be - langen thut / ſo lautet das Sprüchlein an ſeinen worten alſo: Warlich warlich ich ſage euch / ſo jemand mein Wort wird halten / der wird den Todt nicht ſehen ewiglich.

Von dem weitberühmten Medico Hippocrate iſt bekandt / das derſelbe etliche gewiſſe aphoriſmos geſtellet vnd hinterlaſſen / welche die vernünfftigen Medici noch gebrauchen / vnd darauß ſie bald jhre Prognoſtica nemen können / ob eines Menſchen kranck - heit zum Todt geneigt ſey / oder ob er widerumb geneſen könne: Vnd weil ſie auß natürlichen vrſachen herflieſſen / ſo treffen ſie auch gemeiniglich mit der that vnd warheit vber ein.

Hie aber haben wir einen rechten Geiſtreichen aphoriſmum Spruch vnd vnfehlbare Regel / darin vns gezeigt wird wie wir fürm ewigen Todt / können geſichert ſein. Continet membra

Damit wir aber denſelben deſto beſſer verſtehen mögen / ſo wol -len[8]Quatuor. len wir jhn in ſeine membra reſolviren, deren wir dann vornemb - lich vier darbey zubehertzigen haben.

Zum erſten / wer der Artzt ſey / der alhie auftrit vnd ſich eines ſolchen recepts berühmen darff.

Zum andern / welches das rechte præſervativ ſey / das vns wi - der den ewigen Todt ſichern kan.

Zum dritten / wie wir ſolch Edel præſervativ recht applici - ren vnd vns nutz machen ſollen. Vnd dann

Zum vierdten / was deſſelben operation vnd krefftige wir - ckung ſein ſoll. Dieſe vier vnterſchiedene Pünctlein / laſt vns beym vorgenomenen Troſtſprüchlein inn der furcht GOttes erwegen / vnd darbey zum beſchluß anhören / wie vnſer verſtorbener Juncker ſeliger / jhm ſolch Edel præſervativ appliciret vnd deſſen krefftige wirckung zu ſeinem ewigem heyl geſpüret vnd empfunden habe.

I. Medi - cum. Was das erſte belangt / Nemblich wer der Artzt ſey / der vns ein Edeles vnd bewehrtes Recept wider den zeitlichen vnd ewigen Todt fürſchreibet? So iſt es nicht etwa ein ſchlechter ſterblicher oder leiblicher Artzt / ein bloſſer Menſch / wie Galenus Hippocrates vnd andere. Denn wenn gleich alle Doctores auff einem hauffen ſtunden / ſo könten ſie doch mit all jrer Kunſt nicht ein Recept zuſammen leſen / das für den zeitlichen Todt helffen könte / geſchweige das ſie ein Artzney wider den ewigen Todt fürbringen könten. Denn da heiſt es wie der Poet ſpricht.

Non eſt in Medico ſemper relevetur ut æger,
Interdum docta plus valet arte malum.
Ipſe licet ſacras Epidaurius afferat herbas,
Sanabit nulla vulnera cordis ope.
Kein Doctor hie auff Erden iſt /
Den ſeine Kunſt vom Todt außſchlieſt.

Ieſꝰ Chri - ſtus VerꝰSondern da gehöret ein ander Artzt darzu. Wer iſt derſelbe? Es iſt der Himliſche Raphael, der ware Sohn deß LebendigenGottes[9]Gottes / der da mit dem Vatter vnd H. Geiſt wahrer ewiger / All -Deus & Homo. mechtiger vnd vnſterblicher Gott iſt von ewigkeit zu ewigkeit / vnd der da ſelber ſp[ri]cht Exod. 15. Egojehovah medicus tuus, Jch der Herr bin dein Artzt. Dieſer Himliſche Artzt hat Sigel vnd Brieff / zeugnuß vnd beweiß gnug von der gantzen H. Dreyfaltig - keit / das jhm wol zu trawen vnd zu glauben ſey / vnd das er vor ſeine Perſon nicht viel Wort machen darff. Denn GOtt ſein Himli - ſcher Vatter zeuget ſelber von jhm / Deuter. 18. Einen Propheten wil ich jhnen erwecken auß jhren Brüdern / vnd meine Wort in ſei - nen Mund geben / der ſoll zu jhnen reden alles was ich jhme gebieten werde / vnd wer meine Wort nicht hören wird / die er in meinem Na - men reden wird / von dem wil ichs fodern. Vnd Matth. 3. bey der Tauffe diſes Herrn / leſſet ſich GOtt ſein Himliſcher Vatter gleicher geſtalt hören: Das iſt mein lieber Sohn / an dem ich ein wolgefallen habe / den ſolt jhr hören. Vnd Gott der H. Geiſt gibt jhme das zeugnuß Eſaiæ 53. das in ſeinem Mund kein betrug ſey befunden worden. Ja er ſelber tritt auff Proteſtiret kurtz vor diſemIohan. 8. Sprüchlein: Welcher vnter euch kan mich einer Sünde zeihen?

Auß dieſen vnd andern dergleichen zeugnuſſen ſehen wir nun / was wir alhie für einen glaubwürdigen Artzt haben / der da nicht al - lein iſt Verax in dictis, ſondern auch omnipotens in factis, war - hafftig in allen ſeinen worten / vnd Allmechtig in allen ſeinen thaten: Ja er kan vberſchwencklich thun vber alles / das wir bitten vnd ver -Epheſ. 3. ſtehen.

Vom Macedoniſchen König Alexandro M. lieſet man zwar das er ſich einsmals auch an einem[Triumphstag] erboten habe / je - derman zu geben was man nur von jhm bitten wurde / als aber et - liche Philoſophi vnnd Welt weiſe Leute jhne gebeten: Da nobis immortalitatem, er ſoll jhnen ein Kreutlein für den Todt geben / hat er ſeine vermeſſenheit erkandt / das er ſich in ſeinen gedancken ſelbſt betrogen habe. Deſſen dürffen wie hie bey dieſem Herrn kei - ne ſorge haben / das er vns etwas zuſagen vnd nit præſtiren ſolte. BDenn[10]Pſalm. 33.Denn was diſer Herr ſpricht das geſchicht / vnd was[er]zuſagt das helt er gewiß. Daher ſprichter ſelber Matth. 11. Alle ding ſind mir vbergeben von meinem Himliſchen Vatter. Vnd Matth. 28. Mir iſt gegeben aller gewalt im Himel vnd auff Erden. Je wel - cher Medicus auff der gantzen Welt dörffte ſich deſſen ſonſten rüh - men / das er alle gewalt hette? Keiner nicht / denn dieſer allein.

Zu dem / ſo iſt er nicht allein ein warhafftiger vnd Allmechtiger Artzt / der alle ſchäden heylen könne / ſondern er iſt auch willig vnd be - reit vns zu helffen an Leib vnd Seel / wie er denn ſpricht Matth. 11. Kompt her zu mir alle die jhr mühſelig vnd beladen ſeyt / ich wil euch erquicken / bey mir ſollet jhr ruhe finden für ewre Seele.

Vſus. Vermah - nung jhm gern zu Glauben.Ja wer wolte nun dieſem warhafftigem / Allmechtigem / vnd wil - fehrigem Artzt nit glauben geben / bevorauß weil ers ſo hoch betheu - ret vnd ſpricht: Warlich warlich. Welches er allein darumb thut / das er vnſern Glauben vnd vertrawen auff ſeine kräfftige vnnd Allmechtige hülffe ſtercken möge. Je trawen / da heiſts freylich recht wie Tertull. ſpricht: ô beatos & felices, quorum cauſa Deus jurat, ô miſerrimos & in felices, qui nec juranti Deo cre - dunt: O wie vberſelige leut ſind wir / das der Sohn GOttes vmb vnſers Heyls willen ſo hoch ſchweret / O wie vnſelige Leute aber vnd ewig verdampt müſſen alle die jenigen ſein / die dem Herrn nicht glauben geben wöllen. Billich der wegen abermal / dz wir willig vnd gern zu diſem Artzt eylen / vñ vns diſes köſtlichẽ Præſervatifs zu erhal - tung zeitlicher vnd ewiger geſundheit gebrauchen / bevorauß weil er vns alles vmb ſonſt anbeut / vnd ſo gar freundlich zu ſich ruffet / Eſaie 55. vnd ſpricht: Wolan alle die jhr durſtig ſeyt / kommet her zum Waſſer / vnd alle die jhr kein Gelt habt / Kompt / Kaufft ohne Gelt vnd vmb ſonſt. Höret mir doch zu / vnd eſſet das gute / ſo wird ewre Seele in wolluſt fett werden. Vnd das iſt kürtzlich eines / das wir beym vorgenommenen Sprüchlein zu behalten haben.

Zum[11]

Zum andern / welches iſt aber nun das köſtlicheII. Remedi - um. vnd edle præſervatif, das vns der Himliſche Artzt fürſchreibet? Das weiſet vns der Herr mit einem kleinen wörtlein / das heiſſet:Chriſti Verbum. Sein wort. So jemand / ſpricht er / mein Wort wird halten / der wird den Todt nit ſchmecken ewiglich.

Das iſt nun / liebe Chriſten / eine wunderbare vnd aller Men - ſchlichen vernunfft vnbegreiffliche Artzney. Andere Medici weñ die - ſelben jhren Patienten helffen wöllen / ſo nemen ſie darzu allerley Kreuter / vnd machen auß vielen Simplicibus ein Compoſitum, das appliciren ſie jnen / vnd nach dem ſich die Kreuter verwandeln / verwandelt ſich auch die Kranckheit beym Menſchen. Aber dieſer Himliſche Artzt hat nur ein einiges Kreutlein / Nemblich ſein Heilig Wort davon David Pſalm. 107. ſpricht: Er ſandte ſein Wort vnd machte ſie geſund. Wie er denn ſolches mit Exempeln Darge - than hat. Denn durch ein einiges Wörtlein hat er die Blinden ſe - hend / die Lahmen gehend / die Tauben hörend / vnd die SprachloſenMarc. 9. Lucæ 7. Iohan. 11 redend gemacht / Ja die Todten aufferweckt. Darauß wir denn billich die Krafft deß Worts Chriſti erkennen / vnd vns im Leben vnd Todt daran halten ſollen.

Es machet aber der Herr mit dem wörtlein: Mein Wort /Diſcrimẽ inter. einen feinen vnterſchied zwiſchen der Lehre Moſis vnd ſeiner lehre / oder zwiſchen den Geſetz vnd Evangelio. Moſes der Geſetz Predi -1. Verbum Moſis. Deut. 27. ger hat zwar auch ein Wort / aber es iſt ein recht Donnern vnd pli - tzen / das lauter ſchrecken im Menſchen anricht. Denn ſo leſt ſich Moſes hören: Verflucht ſey jederman der nicht helt was im Ge - ſetz deß Herrn geſchrieben ſteht. Nun iſt je vnter vns keiner nit der ſich deſſen rühmen könne / das er das Geſetz erfüllen könte / außge - nommen vnſern Heyland Chriſto Jeſu / müſſen ſich ſonſt alle Men - ſchen Kinder für der Göttlichen Majeſtet bücken vnd mit David bitten: Herr gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht / denn fürPſal. 143. dir iſt kein Lebendiger gerecht. Dagegen aber Jeſus Chriſtus der führet vil ein ander Wort / das dem Hertzen Safft vnd Krafft gibt /B ijder[12]Iohan. 16der ſpricht: Confidite confidite, ſeyt frölich vnd getroſt / ich ha - be den Todt / Teuffel / vnd Hölle vberwunden / jhnen alle jhre macht vnd gewalt genommen / das euch von denſelben kein leyd wider fah - ren kan. Da ſehen wir was für ein groſſer vnterſchied vnter dem Wort Moſis vnd Chriſti iſt. Solcher vnterſchied wird vns in vielen Exempeln H. Schrifft vor Augen geſtelt.

Exemplũ Adæ & Evæ. Geneſi. 3.Nemet vor euch vnſere erſte Eltern Adam vnd Evam / nach dem ſich dieſelben den Teuffel verführen laſſen / vnd ſie GOttes Gebot vbertretten hatten / vnd GOtt ſeine Donnerſt im hören ließ: Adam wo biſt du? Was haſt du gethan? Da lauffen ſie hinter die ſtreuche / vnd wann es in jhrem gefallen geſtanden were / ſo hetten ſie lieber e - wiglich vor Gottesgericht wollen verborgen bleiben. Da aber der Sohn Gottes herfür tritt vnd ſein Wort deß Evangeliums hören leſt: Der Same deß Weibs wird der ſchlangen den Kopff zertret - ten / da werden ſie gleich widerumb Lebendig / vnd heiſt wie Eſaias 38. ſagt: Herr davon lebt man / vnd meines Geiſtes leben ſtehet gar in demſelben.

Davidis 1. Sam. 12.Gleicher weiß haben wir ein Exempel am König David / da ſich derſelbe den böſen Feind vnd ſeines Fleiſches luſt hatte bethören laſ - ſen / vnd mit der Bethſaba Vriæ Weib Ehebruch begangen / vnd der Prophet herfür tritt / vnd jhm in in einem gleichnuß das Geſetz Prediget / da wird jhm darüber ſo angſt vnd bang / das er nicht weiß wo er vor ängſten bleiben ſoll / da ſtellet er ſeine klagen an / Pſalm. 6. Ach Herr ſtraffe mich nicht in deinem zorn / vñ züchtige mich nit in deinem grimm / Ach Herr ſey mir gnedig. Vnd Pſalm. 38. Dei - ne Pfeile ſtecken in mir / vnd deine Hand drucket mich / ꝛc. Da aber der Prophet wider herfür tritt / vnd jm das Evangelium Prediget / vnd ſpricht: Dominus abſtulit peccata tua, der Herr hat dei - ne Sünde von dir genom̃en / da wird er wider freudig vñ getroſt / daPſal. 103. thut er ſich mit ſeinem Lobpſälmlein herfür: Lobe den Herrn mei - ne Seele / vnd was in mir iſt / ſeinen Heyligen Namen: Lobe den Herrn / ꝛc. Der dir alle deine Sünde vergibt / vnd heylet alle deine gebrechen.

Alſo[13]

Alſo / meine liebe Chriſten / haben wir nun noch heutiges Tags kein beſſer præſervatif vnd labſall wider allerley Creutz / anfechtung vnd widerw[er]tigkeit / ja wider den zeitlichen vnd ewigen Todt / alsIohan. 〈…〉〈…〉. das Wort vnſers lieben Herrn JEſu Chriſti / nicht aber deß Teuffels Wort / denn der iſt ein Mörder vnd Lügner / auch nicht vn - ſerer blinden vernunfft Wort vnd eingeben: Sondern das Wort Chriſti / welches das beſte labſall vnſer Seelen iſt.

Welches iſt nun aber das Wort deß Herrn Chriſti? Da2. Verbum Chriſti. hört / ſolches wird vns gezeiget in Gottes Wort beydes Alten vnd Newen Teſtaments: Als zum Exempel für die einfeltigen. Es iſt das Wort CHriſti Geneſ. 3. Der Same deß Weibes wird der Schlangen den Kopf zertretten. Eſaie 61. Der Geiſt deß Herrn iſt vber mir / darumb hat mich der Herr geſalbet. Er hat mich geſand den elenden zu Predigen / die zubrochens Hertzens zu verbin - den / zu Predigen den gefangenen eine erledigung / den gebundenen ei - ne erfönung. Zu Predigen ein gnediges Jahr deß Herrn / vnd einen Tag der rache vnſers Gottes / zu tröſten alle trawrigen. Es iſt das Wort deß Herrn Hoſeæ. 13. Jch wil ſie erlöſen auß der Hölle vnd vom Todt erretten. Todt ich wil dir eine Gifft / Hölle ich wil dir ein Peſtilentz ſein. Jm Newen Teſtament iſt das Wort deß Herrn Matth. 9. das er ſpricht: Die ſtarcken bedürffen deß Artztes nicht ſondern / die Krancken / ich bin kommen die Sünder zur Buſſe zu ruffen / vñ nicht die frommen. Matth. 11. ſpricht er / Kompt her zu mir / alle die jhr mühſelig vnd beladen ſeyt / ich wil euch erqui - cken / bey mir ſolt jhr ruhe finden für ewre Seele.

Matth. 20. deß Menſchen Sohn iſt nicht kommen das er jm dienen laſſe / ſondern das er andern diene / vnd gebe ſein Leben zur er - löſung für viele. Gleicher weiſe wenn wir ein wenig in den Evan - geliſten Johannem ſehen / ſo haben wir da auch die ſchönſten Sprü - che die das Wort deß Herrn ſein. Als Johan. 3. Alſo hat Gott die Welt geliebt / das er ſeinen einigen Sohn gab / auff das alle die an jhn Glauben / nicht verlohren werden / ſondern das ewige LebenB iijhaben.[14]haben. Johan. 5. Warlich warlich ich ſage euch / wer mein Wort höret / vnd glaubet dem / der mich geſand hat / der hat das ewige Le - ben / vnd komt nicht ins gericht / ſondern er iſt vom Todt zum Leben hindurch gedrungen.

Johan. 6. Das iſt der wille deß der mich geſand hat / das / wer den Sohn ſihet vnd glaubet an jhn / habe das ewige Leben / vnd ich wer - de jhn aufferwecken am Jüngſten tag. Johan. 10. Meine Schäf - lein hören meine ſtimm / vnd ich kenne ſie / vnd ich gebe jhnen das e - wige Leben. Johan. 11. Jch bin die Aufferſtehung vnd das Leben / wer an mich glaubet / der wird Leben / ob er gleich ſtürbe / vnd wer da Lebet vnd glaubet an mich / der wird nimmermehr ſterben. Joh. 14. Jch bin der Weg / die warheit vnd das Leben / niemand kompt zum Vatter / denn durch mich. Johan. 17. Vatter ich wil / das wo ich bin / auch alle die ſein / die du mir gegeben haſt / auff das ſie meine herꝛ - ligkeit anſchauen. Das alles / liebe Chriſten / ſind die rechten Sim - plicia die rechten Kreuter auß dem Geiſtlichen Herbario vnd Kreuterbuch der H. Schrifft zuſammen geleſen / die zu dieſem præ - ſervatif gehören / vnd die jhm ein frommer Chriſt billich bey geſun - dem Leibe einſamlen ſoll / damit er dieſelben zur zeit der noth vnd ſon - derlich im letzten Todtesſtündlein ergreiffen vnd zu ſeinem nutz ge - brauchen möge.

Verbum Chriſti non ha - bent.

Von diſem köſtlichẽ præſervatif wiſſen nun die Leut in der Hey - denſchafft im geringſten nichts. Denn ob ſie wol groſſe Bücher de immortalitate animæ, von vnſterbligkeit der Seelen / geſchrie -1. Homines Ethnici. ben / vnd andere damit tröſten wöllen / ſo haben ſie ſich doch ſelbſt in in jhrem ſterbſtündlein damit nicht tröſten können. Daher ſagt Cicero in Thuſc. quæſt: Von deß Platonis Büchlein de im - mortalitate animarum: Neſcio quomodo dum lego aſſen - tior, cum poſuilibrum, & mecum ipſe de immortalitate a - nimarum cæpi cogitare, aſſenſio illa omnis elabitur. Vnd daher lieſet man auch von dem weitberühmten Philoſopho Ari - ſtotele, da er auff ſeinem Todtbette ligt / da tretten ſeine Scholarnvmb[15]vmb jhn her / tröſten jhn / vnd thun jhn diß votum: Qui ſuſcipit animas Philoſophorum ſaſcipiat quoq; animam tuam, der Herr od[er]der GOtt / der aller gelerten Seelen aufnimbt / der neme deinen Geiſt auch zu ſich O wie iſt das ſo ein elender troſt im Todesſtündlein: O wie viel tauſentmal beſſer thut jhm dort der H. Mertirer Stephanus, da jhn die Juden ſteinigen / da hebt er ſei - ne Augen auff / vnd ſihet den Him̃el offen / vnd JEſum zur rechten Gottes ſtehen / dem befihlet er ſeine Seele vnd ſpricht: Herr Je - ſu nimb meinen Geiſt auff. Wo hat der H. Märtirer Stephanus das ſtudiret vnd gelernet / etwa in Schola Philoſophorum? O nein / ſondern in der Schul deß Herrn Chriſti / vnd zwar von dem Exempel ſeines lieben Herrn vnd Meiſters ſelbſten / der be -Pſalm. 〈…〉〈…〉 fihlet auch ſeine Seele GOtt ſeinem Himliſchen Vatter: Vatter in deine Hände befehle ich dir meinen Geiſt / du haſt mich erlöſet Herr / du getrewer Gott. Vnd daher bittet die Chriſtliche Kirche noch heutiges Tages mit dem H. Dionyſio: Domine Ieſu Ver - bum tuum ultimum in cruce, ſit ultimum ſolatium meum in hac luce. Lieber Herr Jeſu / verleyhe das dein letztes Wort ſo du am H. Creutz geſprochen / vnd damit du dein Leben beſchloſſen haſt / auch möge mein letztes Wort ſein / darauff ich ſelig ſterben möge.

Von diſem köſtlichen præſervatif wiſſen die Leute im Jüden -II. Mahume[:]metiſtæ & Iudæi. thumb vnd Türckey nichts. Denn die ſchänden leſtern vnd verfolgen den Herrn Chriſtum vnd ſein Wort / wollen an jhn nicht glau - ben / derowegen ſo können ſie auch auß ſeinem Wort keinen troſt vnd Labſal ſchöpffen / ſondern muß an jhnen bekleiben der Fluch / den ſie auff ſich vnd alle jhre nachkommen geladen / in dem ſie dort in der Paſſion geſchrien / ſein Blut komb vber vns vnd vber vnſere Kin - der. Freylich kompt ſein Blut vber ſie / nicht zum Leben / ſondern zur rache vnd ewigen ſtraff.

Von dieſem köſtlichen vnd edlen præſervatif wiſſen auch dieIII. Papiſtæ. Leute im Bapſtumb nichts. Denn die verfälſchen vnd verkehrenjhm[16]jhm ſein Wort vnd Sacrament / wie können ſie denn deſſen Saft vnd Kraft genieſen?

IV. Epicurri. Von diſem edlen Labſal empfinden auch die Epicuriſche Maul - chriſten nichts. Die ſich zwar deß Worts Gottes mit dem Mun - de rühmen / daſſelbe hören / aber zu einem Ohr ein / zum andern wide - rumb laſſen außgehen / vnd führen darbey ein ſolch Gottloß Leben / als ob ſie nie kein Wort Gottes gehöret hetten. Da heiſts freilich recht: Ceciderunt in profundum ut lapides, & nemo ſcit an illis ſitrequies. Oder wie David Pſalm. 49. ſpricht: Sie fahren jhren Vättern nach vnd ſehen das ewige Liecht nimmermehr.

Derowegen / liebe CHriſten / ſo laſt vns nicht ſchertzen / mitVſu[s]. Warnung CHriſti Wort / ſondern daſſelbe in Ehren halten / vnd weil es ein ſolcher ſchatz iſt / daran vns vnſerer Seelen heyl vnd Selig - keit gelegen / ſo laſt vns wol zuſchauen / das wir daſſelbe rein vnd vn - verſelſcht behalten / auch vnſer Leben Chriſtlich darnach anſtellen / damit nicht an vns erfüllet werde was der Sohn GOttes ſpricht:Iohan. 12. Das Wort / das ſie gehört vnd nicht darnach gethan / das wird am Jüngſten Tag jhr eigener Richter ſein.

Vermal - nung.Laſt vns auch dieſen bericht gebrauchen zur ermahnung / das wir vns bey geſundem Leibe fleiſſig zu Gottes Wort halten / vnd die be -Simile. ſten Troſtſprüche einſamlen / damit wir derſelben zur zeit der noth nützlich gebrauchen mögen. Seind wir doch ſonſt ſo geſchickt / wenn einer einen Leiblichen ſchaden hat / der nicht zu heylen iſt / vnd er höret von einem bewehrten Artzt der jhm helffen könte / traun da ſparet er keine mühe vnd vnkoſten / da es doch recht heiſt wie Syrach 10. Cap. ſpricht: Wenn der Artzt gleich lang an jhm flicket / ſo heiſts doch entlich heute König morgen Todt / vnd wenn der Menſch Todt iſt / ſo freſſen jhn die Schlangen vnd Würme. Ja wie viel tauſentmal mehr ſollen wir vns halten zu diſem Himliſchen vnd be - wehrten Artzt / vnd zu ſeinem köſtlichen præſervatif welches beweh - ret iſt / vnd das nicht allein alle ſchäden heylen / ſondern auch den e - wigen Todt abtreiben kan? Billich das wir vnſere Hertzen ermun - dern vnd ſagen mit David Pſalm. 73. Herr wenn ich nur dichhabe[17]habe ſo frage ich nichts nach Himel vnd Erden / wenn mir gleich Leib vnd Seele verſchmachtet / ſo biſt du doch meines Hertzens troſt vnd mein heyl. Vnd das iſt alſo auch kürtzlich das andere / ſo wir bey dem vorgenom̃enen Sprüchlein zubehalten haben / welches nemblich die köſtliche Artzney ſey ſo vns wider den ewigen Todt ſichern kan.

Zum dritten: Wie ſollen wir nun aber ſolch bewehr -III. Modus applicati - onis. Servare. Quod ve[r -]bum re - quirit. tes præſervatif recht appliciren vnd brauchen / damit es ſeine kräfti - ge operation vnd wirckung bey vns haben möge. Das weiſet vns auch der Herr alhie mit einem kleinen Wörtlein τηρεῖν halten. Welches zwar ein kleines Wörtlein iſt / aber mechtig weit vmb ſich ſi - het. Denn diß Wörtlein / halten / erfodert.

Erſtlich: Eine wahre erkentnuß vnd wiſſenſchafft deß Worts1. Certam verbi con - leſtis no - titiam. Gottes / das man die rechte reine lehre Chriſti von aller jrrigen Ketze - rey vnd Teuffels Lehre recht vnterſcheiden könne / damit einem nicht quid pro quo, böſes für gutes werde beygebracht. Solche wiſſen - ſchafft vnd erkandtnuß aber kompt nicht her ex doctrina Philoſo - phorum, denn die wiſſen davon im geringſten nichts / ſondern man muß dieſelbe Studiren auß dem Geiſtlichen Brünlein Heyliger Göttlicher Schrifft / darin müſſen wir nach der vermahnung Chri -Iohan. 5. ſti fleiſſig nachforſchen / denn darinn finden wir alles was vns zu vnſer Seelen ſeligkeit nützlich iſt. Darumb ermahnet der Apoſtel Paulus nicht ohn vrſach Coloſ. 3. Laſſet das Wort Gottes reichlich vnter euch wohnen in aller weißheit vnd verſtand.

Vors andere / ſo erfordert das Wörtlein halten: Einen feſten2. Firmum aſſenſum & fiduciã, Glauben / beyfal vnd vertrawen auff das Wort / das wir vns darauff feſtiglich verlaſſen / als auff einen Felß / den auch alle Pforten der Höl - len nicht vberweltigen ſollen / denn mit der bloſſen wiſſenſchafft iſt es nit außgericht / die Teuffel wiſſen auch Gottes Wort / es hilfft ſie aber zur Seligkeit im geringſten nichts. Darumb wil von nöten ſein / das man demſelben beyfal vnd glauben gebe. Ja es muß bey ſolchem beyfal auch nicht ſchlecht bleiben / ſondern es gehöret auch die application darzu / das ein jeder die application auff ſich ſelbſt mache / vnd jhm das Wort vom verdienſt Chriſti für ſeine Perſon zueigene / vnd mit Paulo ſage: Galat. 1. Chriſtus me dilexit, Chriſtus hat mich geliebt / vnd ſich für mich in den Todt gegeben. Jtem: Jch bin ein Glied auß deinemCLeib[18]Leib / deß tröſte ich mich von Hertzen / ꝛc. Ein ſolcher Glaub vnd feſt vertrawen / gibt einem Menſchen krafft mitten im Todt.

3. Perſeve - rantiam & cõſtan - tiam. Vors 3. ſo erfordert auch diß Wortlein: Eine beſtendigkeit / das man dabey auch beſtendig bleibe / vnd jhme daſſelbe den Teuffel vnd die Gottloſe Welt nicht auß dem Hertzen reiſſen laſſe.

Denn gleich wie es ſonſt mit Leiblichen Artzneyen bewand / wennSimile. der Menſch ein träncklein oder anders braucht / vnd der Magen behelt es nicht bey ſich / ſondern gibts (mit Reverentz zumelden) widerumb von ſich / ſo kan es auch keine wirckung haben: Alſo iſt es auch mit dieſem Geiſtlichen præſervatif mit dem Wort deß Herrn Chriſti be - wandt / wenn daſſelbe gleich gehöret / aber im Hertzen nicht bewahret wird / ſo kan es keine krafft vnd wirckung von ſich geben. Daher ſpricht Chriſtus Luce am 11. Selig ſind die Gottes Wort hören vnd bewah - ren. Vnd Matth. 24. Vermahnet der Herr CHriſtus ſelber: Wer beharret biß ans ende / der wird ſelig werden. Vnd Apocal. 2. wird geſagt: Biß getrew biß in den Todt / ſo wil ich dir die Krone deß4. Veram Vitæ e - mendati - onem. Lebens geben. Jn Summa Chriſti Wort halten heiſt / ſein Leben in verbeſſerung darnach anſtellen / es laſſen im Hertzen Wurtzeln / vnd viel guter Früchte bringen beydes gegen GOtt vnd dem Nechſten. Wie Jacob 1. Spricht: Seyt thäter deß Worts vnd nicht hörer allein / da - mit jhr euch ſelbſten betrieget. Denn ſo jemand iſt ein hörer deß worts vnd nicht ein thäter / der iſt gleich einem Mann der ſein leiblich Ange - ſicht im Spigel beſchauet / denn nach dem er ſich beſchauet hat / gehet er von ſtund an darvon / vnd vergiſſet wie er geſtalt war.

Adhorta - tio. Dieweil es aber ohne beſondern kampff nicht abgehet / wenn das Wort Chriſti ſoll im Hertzen bewahret werden / Sintemal der böſe Feind der Teuffel vmb vns hergehet wie ein brüllender Löw / vnd wir tragen den Edlen ſchatz Göttliches Worts in Jrꝛdiſchen Gefäſen / ſo wil demnach neben einem Hertzlichen vnd andächtigen Gebet / bey ei - nem Chriſten eine gute vorſichtigkeit zum höchſten von nöten ſein /IV. Effectus. Nõ vide - bit mor - tem in æ - ternum. wenn er anders diſes ſchatzes nicht wil beraubet werden.

Zum vierdten vnd letzten / welches iſt nun aber die kräfftige operation vnd wirckung / die man auß diſem köſtlichen præ - ſervatif empfindet? Der Herr ſpricht / es könne den Todt vertrei - ben. Diß / meine geliebte / iſt nun ein ſolcher effectus der alle ſchätze die -[ſer][19]ſer Welt weit vbertreffen thut. Dann was wehre vns damit geholf - ſen geweſen / wenn vns gleich der Sohn Gottes die zuſage gethan het - te: So jemand mein Wort wird halten / der ſoll zu groſſen ehren er - haben werden / er ſoll ein König / Fürſt / oder ſonſt groſſer Herr ſein / oder / der ſoll ſo vnd ſo viel Rittergüter einnemen ꝛc. Nichts / denn ſie können doch den Menſchen vom Todt nicht erretten / ja Sophan der Prophet ſpricht. 1. Cap. Jhr Silber vnd Gold wird ſie nicht erretten am Tag deß zorns deß Herrn. Darumb weiſet vns der Herr viel einen ſeligern nutz / den wir darvon haben ſollen / ſo wir ſein Wort halten: Nemblich: So jemand mein Wort wird halten / der wird den Todt nicht ſehen ewiglich.

Allhie möchte nun ein einfeltiges Hertz gedencken: Das iſt mir ei -Sed qu〈…〉〈…〉 - ritur. ne ſeltzame rede / ſpricht man doch ſonſt im gemeinen Sprichwort: Contra vim mortis non herba vireſcit in hortis, wider deß Tod - tes kraft / hilft keines gewächſes noch Kreutleins Saft. So bezeuget auch der augenſchein gantz vnd gar das widerſpiel: Haben doch Abra - ham / Jſaac / vnd Jacob eben ſo wol ſterben muſten / als Caiphas / Pila -Reſpon - detur[di]〈…〉〈…〉- pliciter, 1. tus / Judas / vnd andere Gottloſe Menſchen? Darauff geliebte iſt zu - wiſſen.

Erſtlich / das freilich in keiner Jrꝛdiſchen Apotecken einig Recept befunden werde / das wider den Todt helffen kan. Aber in der Geiſtli - chen Apotecken da wird ein præſervatif gefunden / das heiſt / Chriſti Wort / das vns wider den Todt ſchützen / vnd vom Todt erretten kan.

Es ſollen aber auch E. L. wiſſen / das zweyerley Todt ſey. Ein Leib -2. Mors du - plex. licher vñ ein Geiſtlicher Todt. Der Leibliche Todt iſt / da Leib vnd Seel ſich von einander ſcheiden muß. Der Geiſtliche Todt aber / da Leib vnd ſeel zugleich ewiger vnaußſprechlicher Pein müſſen vnterworffen ſein.

Was den zeitlichen Todt belangt / ſo kan freilich demſelben kein1. Mors corpora - lis & tem - poranea, Menſch entfliehen / er ſchütze ſich auch ſo hoch als er jmmer wölle. Deñ gleich wie wir in Adam alle geſündigt haben / alſo müſſen wir auch mit jhme alle deß Todtes ſterben. Denn da heiſt es wie Rom. 5. ſteht. Durch einen Menſchen iſt die Sünde kommen in die Welt / vñ durch die Sünde der Todt / der iſt zu allen Menſchen hindurch gedrungen / ſintemal ſie alle geſündiget haben. Vnd Hebræ. 9. Allen Menſchen iſt geſetzt einmal zu ſterben / vnd hernacher das Jüngſte Gericht. Da -C ijher[20]her pflegt man auch im alten Verſicul zu ſagen: Mors ſervat legem, tollit cum paupereregem.

Der Todt erhelt das rechte recht / Erwürgt den Herꝛen ſampt
dem Knecht /
Ergreift ſo bald ein Edelman / als einen armen Bawersman.

Aber Chriſtglaubigen Hertzen muß ſolcher Todt kein verluſt ſein / ſondern ein gewiß / ja ein lieblicher ſchlaff zur ewigen Glori vnd Herꝛ - ligkeit. Daher ſehen wir auch wie freudig vñ getroſt die Heiligen Got - tes zum Todt geweſen ſein. Chryſoſt. nimbt für ſich die Heiligen Gottes Eliam / Eliſeum / Petrum / Paulum / vnd andere / verwundert ſich vber jhnen vnd ſpricht: Sancti mortuos excitabant & tamen ipſi mori deſiderabant, Jſt nicht das ein wunder vber alle wunder / ſpricht er / die heiligen Propheten vnd Apoſtel haben Todten aufer -1. Reg. 19. Philip. 1. weckt / vnd haben ſie doch keine ſtund begeren zu Leben. Denn Elias ſpricht: Herr nimb meine Seele hin / ich bin nicht beſſer denn mei - ne Vätter. Paulus gleicher geſtalt ſpricht: Jch begere aufgelöſt zu werden / vnd bey meinem Herrn Chriſto zu ſein. Ja woher entſteht in den H. Gottes eine ſolche freudigkeit? Kompt es etwa her auß na - türlichen kräften? Nein / denn Fleiſch vnd Blut entſetzt ſich für dem zeitlichen Todt / ſondern daher kompt ſolche freudigkeit / dieweil die H. Gottes gar wol gewuſt / das es jhnen ein gewins ſey / vnd nicht mehr thue / als das er jhnen die Thur auſſthue zum ewigen Leben. Denn Chriſtus hat dem Todt ſeine macht genommen / das Leben vnd ein vn - vergenglich weſen ans Liecht gebracht / ſpricht Paulus 2. Timoth. 1.

II. Mors ſpi - ritualis & æterna. Dagegen aber der ewige Todt iſt eine vnaußſprechliche Marter deren alle Gottloß vnd vnglaubige mit den verdampten geiſtern in e - wigkeit werden müſſen vnterworffen ſein / wie davon Eſaiæ 66. ge - ſchrieben ſtehet: Jr Wurm wird nim̃ermehr ſterben / jhr Fewer wird nimmermehr verleſchen / ſondern ſie werden allem Fleiſch müſſen ein e - wiger grewel ſein. Vnd vber ſolcher marter werden ſie ſchreien winſeln vnd wehklagen wie Apocal. 6. ſteht: O Jhr Berge fallet vber vns / O jhr hügel decket vns für dem anblick deß der auff dem Stul ſitzt / vnd für dem zorn deß Lambs / denn ſein erſchröcklicher tag iſt kommen wer mag für jhm beſtehen? Für dieſem erſchröcklichen Todt vnd vnauß - ſprechlichen Höllenpein ſollen die glaubigen vnd auſſerwehlten KinderGolles[21]Gottes gantz vnd gar geſichert ſein / vnd ſoll heiſſen wie Rom. 8. ſteht: Es iſt nichts verdamlichs an denen die in Chriſto Jeſu ſind.

Vnd ſo[v]iel ſey kürtzlich zu erklärung dieſes ſchönen Troſtſprüch - leins geſagt. Weitleuftigere außführung gehört an einen andern Ort.

ENCOMIUM DEFUNCTI.

WAs nun ferner belangt / vnſern in Gott verſtorbe - nen vnd ruhenden Junckern / den Weyland Edlen Geſtren - gen vnd Veſten Sigmund Marſchalck von vnd zu Ebnet auff Wildenberg vnd Weingartsgereuth / ꝛc. Seligen / den GOtt der Allmechtige nach ſeinem vnerforſchlichen / jedoch allein Weyſen Raht / vnd gnedigen willen von dieſem zergänglichen Jam̃erthal durch den zeitlichen Todt / vnzweiffenlich zu ſeinem ewigen frewden Leben ab - gefordert hat / wie wir jhme denn auch jetzo den letzten Chriſtlichen eh - rendienſt geleiſtet / vnd das geleit anhero zu ſeinem ruhbettlein gegeben haben / ſo iſt Gott lob / S. Veſt. der Adelichen verſamlung vnd an - weſenden Freundſchaft / wie ſonſten auch faſt menniglich / beſſer be - kandt / nicht allein wegen der Adelichen ankunfft / ſondern auch wegen ſeiner Gottſeligkeit vnd Gottſeligen Adelichen aufrichtigen Lebens vnd wandels / als das er meines præconij bedürftig were: Erkenne mich auch viel zu wenig / vntüchtig vnd gering darzu / das vor dieſer an - ſehenlichen verſamlung ich S. Veſt. Lobſprüch gnugſam für bringen ſolte. Dieweil vns aber jedoch der H. Geiſt vermahnet durch den weiſen man Syrach 44. Vnd ſpricht: Laſſet vns loben die berühmten Leute / die einen ehrlichen Namen hinter ſich gelaſſen haben / Vnd der Geiſt Gottes ſpricht ſelber Apocal. 14. Selig ſind die Todten die im Herrn ſterben von nun an / ja der Geiſt ſpricht / ſie ruhen von jhrer Arbeit / vnd jhre werck folgen jhnen nach. So erkenne ich mich / für vielfeltige von S. V. mir bewieſene gut vnd wolthaten / ſchuldig vnd pflichtig / zu ſeligem hinterlaſſenen Ruhm / lob / vnd gedächtnuß etwas zugedencken. Sage vnd rede demnach mit warheit von S. Veſt. al - hie öffentlich vor Gott vnd dieſer Chriſtlichen Gemein / das vnſer ver - ſtorbener Juncker ſeliger / eben der rechten Auſſerwehlten GottſeligenCommẽ - datur de - functus. Hertzen eins geweſen / welches den jetzt erklereten Spruch Chriſti recht vnd mit der that practiciret, vnd dem nach auſſer allem zweiffel / war -C iijhaftig[22]haftig an jhm erfüllet worden ſey. Mache mir auch keinen zweifel / Chriſtliche gemüther / ſo dieſen Gottſeligen Junckern ein wenig ge -In genere 1. à generis proſapia. kandt biß an ſein ende / vnd ohne falſch judiciren vnd richten wollen / die ſolten wir hierinnen beyfall geben. Muß aber zu förderſt ewer L. ein wenig erzehlen den curſum vitæ, vnd wie es mit ſeiner Adelichen ankunfft / ſtudien, digniteten vnd Ehrnſtändten beſchaffen geweſen ſey / ſo viel mir in der kurtz angezeigt worden.

Es iſt aber vnſer verſtorbener Juncker ſeliger geborn auß einem vhralten / vornehmen Adelichen geſchlecht der Marſchalck von Ebnet / vnd zwar von Chriſtlichen vnd Gottſeligen Eltern. Sein JunckerParentes. Vatter ſeliger iſt geweſen / der Weyland Edel vnd Veſt Wolf Chri - ſtof Marſchalck von Ebnet / Fürſt. Würtzburg. Amptman zu Rawenegk vnd Pramberg / ꝛc. Ein verſtendiger vnd erfahrner Mann / welcher dann auch in wichtigen ſo wol Politiſchen als Kriegs ſachen / vom Stift Würtzburg oft iſt gebraucht worden. Sein Fraw Mut -Annꝰ na - tivitatis. 1564. die 5. Decẽ - bris. ter aber ſeligen / iſt geweſen die Weyland Edle vnd Ehrntugentreiche Fraw Barbara ein geborne von Lichtenſtein. Von dieſen Chriſtlichẽ Adelichen Eltern iſt vnſer verſtorbener Juncker / neben noch andern ſechs geſchwiſtern / geborn worden / deren noch drey am Leben / als. Der geſtreng Edel vñ Veſt Veit Vlrich Marſchalck von Ebnet zu Frenß - dorff / der dem Vaterland: Fürſten vnd Herꝛn / auch Adelicher Ritter vnd gantzen Freundſchaft / ſich mit ſonderm lob Räthlich vnd dinſtlich iſt. Dann die Edlen vnd viel tugentreichen Frawen Amalei von Kindsberg / vnd Vrſula von Wallenfelß / beyde geborne Marſchal - ckin von Ebnet / Wittiben zu Thurnaw vnd Culmbach / ꝛc. Wel - chen GOtt der Allmechtige beſtendige gute geſundheit vnd langes Le - ben verleyhen wölle.

Gleich wie nun vnſer Juncker ſeliger von frommen Gottſeligen Eltern erzeugt worden / alſo iſt er auch von denſelben zur H. Tauffe ge - bracht / alda von ſeinen Sünden gereiniget worden / vnd iſt der Wey -Patrinus. land Edel vnd Veſt Sigmund Fuchs von vnd zu Rugheim ſeliger / ſein Taufftodt geweſen. Von deſſen Weyland hinterlaſſener Fraw Wittib / die auch Edlen vnd Ehrntugenthaften Frawen Anaſtaſien Fuchſin gebornen Förtſchin zu Aſpach ſeligen / vnſer verſtorbenrr Jun - cker ſeliger auß ſonderlicher affection zum Erben aller jhrer verlaſſen -ſchafft[23]ſchafft eingeſetzt worden iſt. Hernacher iſt er auch von Jugent auff in al - ler Gottſeligkeit vnd Adelichen tugenden / neben den ſtudijs aufferzo - gen / darin er[d]enn / ohne Ruhm / biß an ſein ende täglich zugenom̃en / vnd dieſelbe ſcheinbarlich vñ in der that von ſich ſpüren vnd ſehen laſſen. Educatio.

Denn ob wolln ehrnermelte beyde ſeine liebe Eltern Todtes ver - ſchieden / als er kaum 6. Jahr alt geweſen / iſt er doch von ſeiner L. Mut - ter ſeligen Brudern / Weyland Herꝛn Michel von Lichtenſtein Dombprobſt zu Bamberg nacher Würtzburg in die Schul / vnd nach etlich wenig Jahren nach Maintz zum ſtudiren verſchickt worden / an welchen beyden Orten er alſo fleiſſig ſtudiret vñ ſo weit profecirt, das jederman vnd fürnemlich ſeine præceptores ſich ob ſeinem Inge -3. ab inge - nij ſagaci - tate. nio verwundert / vnnd dahero auch von gedachtem ſeinem H. Vet - tern dem H. Dombprobſt / vor andern ſeinen Freunden ſehr geliebt worden. Als aber ermelter Herꝛ Dombprobſt Anno 1575. verſtor - ben / iſt er / vnſer Juncker ſeliger / neben ſeinen Brüdern vnd andern be - freundten von Meintz abgefodert / vnd nacher Dillingen verſchickt / al - da er biß Anno 77. verharret / vnd ferner von dannen nacher Jngol - ſtadt kommen: Auff dieſen beyden Vniverſiteten hat er nicht allein ſeine ſtudia humaniora fleiſſig continuiret, ſondern auch ſeine La - teiniſche Sprache alſo begrieffen / das er dieſelbe nit allein expeditè vnd congruè geredt / ſondern auch eine ſolche elegantem Epiſtolam Latinè ſchreiben können / das viel gelehrte Leute / vnd vnter andern der alte Herꝛ Camerarius vnd andere mehr ſich verwundert / vnd ohne ſchew geſagt / das jhnen dergleichen alſo ex tempore zu thun / ſchwer fallen würde.

Anno 1581. Jſt S. V. nacher Franckreich verreiſet / nit allein3. à ſtudio - rum per - fectione & multâ experien - tia. das Land zubeſehen / ſondern auch die Sprachen zulernen / vnd die ſtu - dia ferner zu Continuiren: Wie er dann die Sprachen dermaſſen gelernet vnd begriffen / das er auch noch an jetzo in ſeinem Alter mit ei - nem expedite Frantzöſiſch hat converſiren können: So hat er auch ſeine ſtudia ſo pertexiret, das kein Hiſtoricus in Lateiniſcher vnd Frantzöſiſcher Sprach zu finden geweſen / den er nit durch leſſen / vndReyſen. was er geleſen / jhme zu nutz machen vnd von ſolchen diſcurriren kön -In Fran - ckreich. nen. S. V. haben auch in den 3. Jahren / ſo ſie in Franckreich geweſen nicht allein gantz Franckreich durch reiſet / ſondern auch Engelandt /vnd[24]Engel - landt.vnd in ſolchen viel ſachen / ſo ſonſten nicht jederman zuſehen vergün - ſtigt / erfahren vnd geſehen. Von dannen iſt S. Veſt. wider in Fran -Italiam. ckreich / vnd ferner durch die Provintz auff dem Meer in Italiam ge - ſchifft / alda er ſolche Sprachen auch alſo begriffen das er nicht allein dieſelben verſtanden / ſondern auch die notturft in derſelben vorbringen können.

Es iſt auch vnſer Juncker ſeliger gentzlich entſchloſſen geweſen fer - ners ſich zu verſuchen vnd zu Reyſen nach Conſtantinopel / vnd nach dem H. Land / wie er ſich denn albereit mit etlichen vom Adel dahin ver - glichen / ſo hernacher ſolche Reyß vollendet / als er aber ſchon in pro - cinctu geweſen / wird er von ſeinen Vormunden / wegen abſterbung Weyland Georgen Marſchalcken ſeines Juncker Vatters Brudern4. Ab offici - orũ dig - nitate. ſeligen in Teutſchland erfodert. Da ſind S. Veſt alſo balden von dem damals regirenden Biſchoffen zu Bamberg Erneſto / zu einem Fürſtlichen Raht beſtelt vnd ultrò erfodert / jhme auch darneben das Ampt Wachenrodt / ſo ſein Vatter Georg Marſchalck ſeligen zuvornRaht zu Bam - berg. verſehen / anvertrawet worden. Vnd hat ſich ofterwenter vnſer lie - ber Juncker ſeliger in ſolchen dienſt beſtallungen alſo verhalten / das er von ſeinen Herꝛn Collegis, deren theils noch im Leben / ein ehrliches zeugnuß / vnd das lob geben / das er aufrichtig / ehrlich vnd redlich ohne reſpect ſich zu beſchützen der armen vnd bedrangten / vnd ſonſten als verhalten / das menniglich mit jhme gantz wol zu frieden geweſen. Alſo das ermelter Herꝛ Biſchoff / da S. F. Gn nur noch wenig Tag im Leben blieben / jhne zu einem Landrichter deß Stifts Bamberg verord - nen wöllen / Jnmaſſen S. F. Gn. dann ſich albereit mit einem Capi - tul derentwegen gentzlich verglichen gehabt.

Als aber hochermelter Herꝛ Biſchoff Ernſt / löblicher gedächtnuß / Todtes ve[r]ſchieden / vnd der folgende Biſchoff Neidhart viel ein an - ders Regiment / als in dieſen Landen / herkommen / anſtellete / Ehr - liche Leute / die da rund herauß ſagen dürffen was jhnen vmbs Hertz / in einem ſchlechten reſpect bey jhme wahren / vnd er vnſer Gottſeliger Juncker vermerckte / wormit er der reformation halben ſchwanger gieng / damit er ſich ja frembder Sünden nicht theilhaftig machen - chte / hater ſeinen Rahtsdienſt ultrò wider aufgekündigt / vnangeſehen jhme ſolches viel ſeiner Collegen, auch fürneme Herꝛn deß Capitulswider -[25]widerrathen. Darauf hat er ſich auff ſein gut Weingartsgereuth be - geben / alda / ob er wol zu anderer Herꝛn dienſten zu kommen gute gele - genheit gehab[t]/ Privatim gelebt / vnd ſeiner Haußhaltung abgewar - tet / auch darneben ſein Ampt Wachenrodt / (ſo er nicht aufkünden / noch jhm aufgekündigt werden können / weiln jhme ſolches als ein Pfandſchilling auff gewieſe Jahr verſchrieben geweſen) alſo verſehen / das jhme ſeine Ampts vnterthanen / nach abtretung deſſen / vor den Fürſtlichen Commiſſarijs ein ſolch zeugnuß geben / darüber ſich die - ſelben höchlichen verwundert / auch ſolches jhrem Herꝛn zu rühmen / öffentlich ſich verlauten laſſen.

Seinen Eheſtand betreffendt / hat ſich vnſer Gottſeliger Juncker5. à coningij fælicitate. coningi - um pr[i]us. Anno 1590. Durch ſchickung GOttes deß Allmechtigen vereheliget mit der Weyland Edlen vnd Ehrn vieltugentreichen Jungfraw An - naſtaſien geborne von Helmſtadt / Weyland Geſtrengen Edlen vnd Veſten Hanſen Philipſen von Helmſtadt zu / ꝛc. Deß geweſenen Marſchalcks vnd fürnemen Geheimen Rahts zu Heydelberg / Ehe - leiblichen Tochter ſeligen / mit derſelben eben am Tag Catharina zu Aſpach ſein Adelichen beylager gehalten / vnd biß ins fünffte Jahr eine Chriſtliche vnd gantz friedliche Ehe beſeſſen / vnd zwey Kinder als einen Sohn vnd Tochter erzeugt / ſo beyde noch am Leben ſind / vnd denen von Gott ich von Hertzen gute geſundheit vnd langes Leben wünſchen thue. Vnd kan mir / Ehrngeliebte ſeine liebe Haußfraw ſelig wegen jh - rer ſonderlichen Gottſeligkeit vnd andern viel Adelichen tugenten von den Adelichen befreunden nicht gnugſam gerühmet werden / vnd wie ſie ſich nie mit einem wörtlein oder geberden zu zorn habe können bewe - gen laſſen. Welches dann billich jhr zum lob alhie gedacht wird

Nach abſterben ſeiner jetzt Ehrnermelter lieben Haußfrawen ſe - ligen / hat er ſich nach Amberg zu dem jetzigen regirenden Churfürſten / Dem Durchleuchtigſten / Hochgebornen Fürſten vnd Herꝛn / HerꝛnChurfürſt von Hey - delberg. Hertzog Frid[e]rich. Friderich Pfaltzgrafen bey Rhein / ꝛc. Begeben / vnd von jhr. Churf. Gn. ſehr lieb vnd wehrt gehalten worden: Jnmaſſen S. Churf. Gn. Dann jhne in wichtigen ſachen / die Land vnd Leut betroffen / zum Commiſſario gebraucht / vnd von denſelben / ſo lang er ſich bey jhrer Churf. Gn. zu Amberg vnd Heydelberg auffgehalten / hoch reſpectirt vnd vor viel andern herfür gezogen worden.

DAls[26]

Coniugi - um poſte - rius. Als er aber befunden / das ſeiner guter gelegenheit nicht ſein wolle / in dielenge von Hauß zu bleiben / vnd aber Hauß zu halten ohne eine ehrliebende Haußfraw ſehr ſchwer / als hat er ſich Anno 97. mit der Edlen vnd Ehrn viel tugentreichen Jungfraw Catharina geborne Schenckin / deß Weyland Edlen vnd Veſten Adam Vlrich Schen - cken von Symaw zu Birbaum / Fürſtlicher Bamb ꝛc. Raht vnd Hauptman zu Stadt Chronach ſeligen Tochter verheyraht / mit der - ſelben eben am H. Newen Jar deß 1598. Jars zu Weingartsgereuth beylager gehalten / vnd mit derſelben gleichfals biß ins zehende Jar eine Chriſtliche friedſame Ehe beſeſſen / ob wol bißweilen das liebe Hauß - creutz nie auſſen geblieben iſt. Vnd muß alhie abermals mit höchſter warheit meines wiſſens / vnd der Adelichen Freundſchaft ſelbſt gegebe - nen zeugnuß / jhr Ad. T. zum guten Exempel gedencken / wie fromb / Gottſelig vnd mit Ehrngebührender trewpfleg vnd wart dieſelbe ſich gegen jhrem Hertzlieben Junckern / auch biß in Todt verhalten / vnd ob Gott will auch ſolches derſelben vergolten / vnd vnbelohnet nit blei - ben wird / ꝛc. Jn wehrender Ehe hat er mit ſeiner hertzlieben Ehegemah - lin erzeugt 5. Kinder / als zwen Söhne vnd drey Töchter / welche auch noch am Leben ſind / vnd nun nach ſeinem ſeligen abſchied / mit jrer hertz - lieben betrübtem Fraw Mutter als kleine vnerzogene Waißlein hin - terlaſſen worden. Der fromme Gott / als der rechte Vatter / ſchützer vnd ſchirmer der Witwen / vnd Waiſen / wölle ſich jhrer gnedig an - nemen / vnd gute Freund beſcheren / die ſie mit trewen mainen / als wie jr lieber Vatter ſeliger andern gedienet vnd mit trewen gemeint / damit ſie zu aller Gottſeligkeit vnd Adelichen tugenten mögen erzogen wer - den / vnd in die löbliche Fußſtapffen jres lieben Vattern ſeligen tretten / vnd darin nachfolgen mögen.

6. à naturæ & officio - rum prompti - tudine & bonitate. Jn wehrender dieſer Ehe ſind dem verſtorbenen Junckern ſeligen viel ſtadtliche fürneme dienſte vnd Commiſſiones von Chur: Vnd Fürſten angebotten vnd aufgetragen worden / er hat aber darfür gehal - ten / das bey dieſer böſen Welt vnd gefährlichen leuften diß am aller be - ſten ſey.

Non ſit alterius qui ſuus eſſe poteſt.
Derentwegen ſolche recuſiret vnd zu Hauſe ſeines Haußhaltens
vnd ſtudirens abgewartet.
Darne -[27]

Darneben aber ſeinen freunden / der Adelichen Ritterſchafft / auch bißweilen auf erfoderung Fürſten vnd Herꝛn frey / gutwillig dienſt ge - leiſt / vnd denſelben zu vnterthenigen gefallen Reyſen gethan / ſo viel er ſeines beſchwer[li]chen Lebens halben hat thuen können. Vnd wird jh - me von Fürſten vnd Herꝛn / vnd denen vom Adel Arm vnd Reich das zeugnuß gegeben das er ein ehrlicher / aufrichtiger / redlicher / ja auch ein verſtendiger gelehrter vnd fürtreflicher vom Adel geweſen / vnd da es nit were wider Gott geweſen / ſeinem Vatterland / freunden / vnd ehrlichen Leuten in dieſem Leben / noch ſehr wol hette können nützlich vnd dienſt - lich ſein. Jnmaſſen denn der Hochwürdige Fürſt vnd Herꝛ / Herꝛ Philip jetztger regirender Biſchof zu Bamberg jne nit allein bey ſei - nen Lebzeiten lieb vnd wehrt gehabt / vnd mit allen gnad[en]gewogen ge - weſen / ſondern auch nach ſeinem ſeligen abſterben / ein gnediges Chriſt - liches mit leiden getragen / vnd erkläret ſeiner hinterlaſſenen Wittib Kinder vnd Freundſchaft nach vermögen alle gnad zu erweiſen. Seht / das habe ich dem verſtorbenen Junckern ſeliger billich zu gedächtnuß von ſeinem Adlichen Ehrnſtand / Leben vnd Wandel ein wenig erin - nern ſollen.

Nun wöllen wir ſchließlichen ad applicationem ſchreiten vndInſpeci〈…〉〈…〉 defunc〈…〉〈…〉 commen - datur. auß jetzt gethanen bericht erweiſen das demnach vnſer Juncker ſeliger den Spruch Chriſti mit der that erfüllet vnd practiciret vnd demnach an jhm auch gewißlich war worden ſey: Warlich warlich ich ſage euch / ſo jemand mein Wort wird halten / der wird den Todt nicht ſehen e - wiglich. Solches iſt war ſchlieſſe vnd ſage es:

Erſtlich: Wegen ſeiner Gottſeligkeit / darin er erzogen / vnd da -1. Ratione rel[i]gioſæ pietatis & vitæ inte - gritatis. Pietas cõ - ſpicitur. ran er ſich in ſeinem gantzen Leben mit allem ernſt beflieſſen / auch wegen ſeines Chriſtlichen Erbarn Adelichen Lebens vnd Wandels damit er ſeine Gottſeligkeit in vielen ſtücken erwieſen hat. Denn vnter andern ſtudijs hat er jhm von Jugent auf die liebe Bibel laſſen befohlen ſein / dieſelbe ſtetigs auch noch biß an ſein ende fleiſſig ſtudirt vnd mit frucht geleſen / das er ſeinen Glauben darauß gründen vnd bey der erkandten Hellen warheit Göttliches Worts Faßhalten können / vnd in ſeinem1. Ex dilig[e]-[o]pieta〈…〉〈…〉 ſtudio. Glauben vnd gewiſſen diß fals rein geblieben iſt. Dann er auch neben der Bibel / allerley gute vnd nützliche Bücher / ſo darüber geſchrieben worden / ſo fleiſſig geleſen / das er die fundamenta Theologiæ rechtD ijer -[28]In lectio - ne Bibli - orum. erkündigt / vnd wol gewuſt was ſchwartz / was weiß / was recht / vnrecht / was Gottes Wort gemeß vnd demſelben zu wider geweſen iſt.

Vnd ob wol mancher (ſo deß Gottſeligen Junckern Hertz vnd gemüth nicht recht erkant vnd verſtanden) jhme möchte ſchuld gegeben oder darfür gehalten / als ob er in einem oder andern Articul vnſer Chriſtlichen reinen Evangeliſchen Augſpurgiſchen Confeſſion, vnd der Chriſtlichen Apologia Ketzeriſcher vñ Jrꝛiger meinung anhengig /Et colla - tione ſen - tentiarũ. ſo muß ich jhme doch mit höchſter warheit / vnd zeugnuß meines gewiſ - ſens / nach ſagen / das ich es nie an jhme ſpüren können. Zwar das ge - ſtehe ich / das gleich wie er ſonſten gern von allerley ſachen pflegen zu diſcurriren, alſo hat er auch hertzlich gern vnd mit allem luſt / ſonder - lich mit verſtendigen leuten vnd Theologis, von religions ſachen vnd ſtrittigen articuln diſputiret, placidiſſimè conferiret, was pro & contra geſchrieben worden / gern geleſen / ſein Iudicium drüber ge - geben / vnd manchem das oppoſitum rechtſchaffen halten können / vnd wol zur Schule geführet / der gleich ſich gelehrt bedunckt hat. Aber gewißlich alles nicht darumb / das er irꝛige vnd falſche meinung ver - thädigen wolte / ſondern das er in der rechten warheit deſto mehr Con - fortiret werden / vnd derſelben deſto lieber beyfall geben möchte. Jn Summa ich kan S. Veſt mit warheit das zeugnuß geben / das dieſel - be eine ſolche Gottſelige Seele geweſen / wie ſie David Pſalm. 1. be - ſchreibet: Wol dem der nicht wandelt im Raht der Gottloſen / noch trit auff den Weg der Sünder / noch ſitzt da die Spötter ſitzen: Son - dern hat luſt zum Geſetz deß Herrn / vnd redet von ſeinem Geſetz Tag vnd Nacht. Freilich hat der fromme Juncker in der Bibel vnd Geſetz deß Herrn / auch andern nützlichen Büchern geleſen vnd meditiret Tag vnd Nacht / ſo oft dieſelben nicht haben ruhen vnd ſchlaffen können / Haben müſſen Bücher vnd Licht vorhanden ſein. Vnd ſolte ein opuſculum vnd Newes Buch vom Geſetz deß Herꝛn geſchrieben worden ſein / vnd er ſolte es nicht kaufft vnd geleſen haben /2. In attenta ve[r]bi di - vini auſ - cultatio - ne. er hette / ſage ich abermal / es für eine verachtung GOttes vnd ſeines Worts / vnd für eine groſſe Sünd gehalten.

Gleich wie nun S. Veſt. Jren gröſten luſt an meditation vnd leſen Göttlichen Worts gehabt: Alſo auch haben dieſelben jhre Gott - ſeligkeit vnd Glauben damit gnugſam erwieſen / das ſie Gottes Wortfleiſſig /[29]fleiſſig / gern vnd mit andacht beſucht vnd gehört: Auch die hochwür -Et 3. Sacramẽ - torum de - vota uſur - patione. Pietas de - claratur. digen Sacramenta oft / vnd zum wenigſten im Jahr 2. oder 3. mal / mit höchſter andacht gebraucht. Jnmaſſen der Herꝛ Pfarꝛherr diß Orts S. Veſ. Hertzliches lob vnd zeugnuß gibt / vnd nit gnugſam mit Exempeln erzehlen können / mit was Gottſeligkeit vnd Chriſtlicher andacht ſolches geſchehen ſey.

So iſt auch das kein geringes ſtück ſeiner Gottſeligkeit geweſen / das er auch faſt ſtets eine feine Hauß Kirchen gehalten / vnd wo nicht1. Erga do - meſticos. ein præceptor vorhanden / ſo im Hauß die Predigt verrichtet / ſeint S. Veſt ſelbſten Pfarꝛherr geweſen / vnd nicht allein die Sontags Predigten geleſen / Sondern auch je zu Winters zeiten alle Abend nach dem Abend Eſſen / dem gantzen Haußgeſind eine gantze Predigt auß dem Syrach vorgeleſe / darneben das Gebet ſprechen vnd thun laſ - ſen / vnd hat vnter ſolchem Gottſeligen werck deß Geſinds keines et - was anders thun dürffen. O wolte Gott es geſchehe in vielen / ja in allen Häuſern / es würde bißweilen auch beſſer vnd Gottſeliger bey manchem zugehen / als ſonſt zu geſchehen pflegt / da man GO[t]tes Worts vnd deß Gebets wenig achtet: Wo ſind aber die neune die es thun?

Jch wil jetzunder geſchweigen was das für ein ſtück ſeiner Gottſelig -2. Erga Ec - cleſiæ mi - niſtros. keit geweſen / das er die Diener Göttliches Worts ſo hertzlich gelibt / ge - ehret / gefördert / vnd denſelben nach ſeinem höchſten vermögen hülflich / räthlich vnd guthertzig erſchienen in worten vnd wercken. Ohne was er ſonſten bey beförderung Kirchen vnd Schulen gethan. Ach ich vor meine Perſon / kan dem frommen Junckern vnd allen den ſeinigen / nimmermehr gnugſam verdancken / was liebes vnd gutes / nun bey 11. oder 12. Jaren er mir gethan / gegönt vñ gewünſcht. Geſchweige was andern meinen Herꝛn Brüdern in der Nachtbarſchaft geſchehen iſt / die es denn auch nicht gungſam rühmen können. Ach / Gottbelohne es jhme mit ewigen frewden / vnd ſeiner hinterlaſſenen Wittib / Kindern vnd Kindskindern hie zeitlich vnd dort ewiglich / Amen. 3. Erga pau peres & egenos.

Es iſt auch kein geringes ſtück ſeines Glaubens vnd Gottſeligkeit geweſen / das er ſich ſo guthertzig gegen dem lieben Armut erwieſen / in dem er demſelben ſtetigs mit milter Handreichung zu ſteuer kom̃en / vnd Jährlich eine zimliche Summa getreydt / auch bißweilen etwas anD iijGelt[30]Gelt auf das liebe Armut / beydes in hiehiſcher vnd andern benachbar - ten / vnd ſonderlich in meiner anbefohlenen Pfarꝛ Aſpach / angewen - det. Würde auch demſelben gütig noch viel mehr gutes gethan haben / wenn er länger am Leben hette bleiben ſollen.

Wie denn darzu allbereit / mit erbawung eines Newen armen Hauſes zu Weingartsreuth ein guter anfang gemacht worden / darin er zwo Armſelige vnd gebrechliche Perſonen täglich auß ſeiner Kirchen ernehren / auch ins künftig ſtiftung darzu thun wöllen / davon ſie jhr ge - bührende vnterhaltung hetten haben können. Gott erwecke noch viel ſolcher formmer Hertzen / die ſich der Armen erbarmen / vnd erbarme ſich jhrer hin wider auch vmb ſeines lieben Sohns JEſu Chriſti n illen / Amen.

Vitæ in -[t]egritas. Ferner hat vnſer verſtorbener Juncker ſeliger / neben der Gottſelig - keit / auch ein Chriſtlich Erbar Leben geführet / iſt ein recht Adelich Teutſch ehrlich / aufrichtig geblüt vnd gemüth geweſen / alſo das man1. Erga De -[u]m. jhm mit allen ehren nachrühmen kan / das er ſey geweſen: Integer Vi - ſceleriſq; purus. Fromb vnd gerecht. Gegen Gott iſt er nit Gott - loß geweſen / ſondern / wie jetzt gemelt / ſeinen Namen geehret / gefürch - tet / ſein wort geliebt / auch ſein Leben Chriſtlich darnach angeſtellet / al - ſo das (ob er wol als ein Menſch ſeine geringe mängel mag gehabt ha - ben) man jhm doch keiner euſſerlichen vnd öffentlichen Sünden zeihen / oder mit warheit nach ſagen kan / ſondern er könte wol jetzt ſagen: Ec - ce adſum?

2. Erga ſu -[p]eriores. Gegen hohen Potentaten / von denen er wegen ſeines hohen vnd fürtreflichen verſtandes lieb vnd wehrt gehalten vnd zu vornemen dien - ſten erfodert worden / hat er ſich gehorſam / wilfahrig vnd bereit erzeigt / vnd alſo verhalten / das man jedesmals auf jhm ein gnedig Aug gehabt.

3. Erga con - auguine -〈…〉〈…〉 s, fratres[&]ſoro -[r]es. Gegen ſeinen Geſchwiſtern vnd Blutsf[r]eunden hat er ſich ſo freundlich vnd friedlich erwieſen / das ſie jhme alle zeugnuß geben / das jhres wiſſens / jhre leb tag keines mit jhme oder er mit jhnen ein viertel ſtund vneins geweſen / haben ſich Gelts / vnd Guts halben auch nie mit einander geuneiniget. Welches denn warlich zum beſondern lob billich gedacht wird.

4. Erga æ -[q]uales. Gegen der Adelichen Ritterſchaft vnd andern guten Herrn vnd freunden hat er ſich / nach vermögen / auff begehren vnd erfodern hülf -lich /[31]lich / dienſthaft vnd beyſtendig / auch mit gutem verſtendigen Raht oft alſo erwieſen / das man ſich ſeiner verwundern vnd jetzt zu deß wegen deſto mehr beklagen möchte vnd ſolte / das jr viel / ſo ſeiner hochbedürftig wahren ſein[e]r ſo bald entberen müſſen.

Gegen vor Ehrngemelten ſeiner beyden hertzlieben Ehegemahlen5. Erga uxo - res. hat er ſich in wehrender Ehe alſo erwieſen / das ſie jedesmals eine Chriſt - liche freundliche vnd friedſame ehe / vnd gutes Haußweſen gehabt / das jhme auch die jetzige hinterlaſſene betrübte Witwe das zeugnuß gibt / jhr hertzlieber Juncker ſeliger habe jhr ſolche ehre erzeigt / der ſie nie be - gert / nichts würdig erkant / auch jhme nicht gnug verdancken könne auch wegen ſeines verluſts jetzo deſto hertzlicher von jhrer Ad. T. be - trauret wird.

Geben ſeinen lieben Kindern / die er warlich hertzlich geliebt / hat6. Erga libe - ros. er ſich alſo verhalten / das man auch in der ſtraf ein recht Vätterliches Hertz / vnd lauter wolmeinendt gemüth bey jhm ſpüren können. Wie oft habe ich von jhm ſelbſten gehört / das er geſagt / Ach wann ich nur von Gott ſolte ſo ſelig ſein / das ich erlebte / biß meine Kinder ein wenig / vnd nur zwen erzogen würden / das ſie keiner Vormunden bedürf - ten / ꝛc. Mundus enim in maligno poſitus.

Gegen ſeinen lieben Vnterthanen hat er ſich warlich ſanftmütig /7. Erga ſub ditos. gütig vnd gelind erzeiget / dieſelben mit einiger vnbillicher beſchwerung oder ſtraf nit belegt / auch nie kein Pfennig oder Gülden ſtraf / wo es je ſein müſſen / zu ſich genommen oder an ſeinen nutz gewendet / wie er jh - nen denn auch / ſo viel Jar ich jhn kant / die Jährliche Türckenſteuer er - laſſen vnd geſchenckt. Welches ſonſt auch nit bey vielen zugeſchehen pflegt.

Jn Summa gegen allen ſeinen benachbarten Edel vnd vnedel hat8. Erga vic nos. er ſich / ſo viel müglich / friedlich vnd einträchtig erwieſen / ehe was mit glimpf vnd guten worten / als mit vielen ſtreiten vnd rechten / auch mit verzeihung ſeines rechtens / beygelegt. Auch manche ſtritige mit beſtem glimpf können helffen vergleichen. Wie er ſich denn gegen menniglich geneigt vnd günſtig auch oft ſo demütig gegen geringen Perſonen er - zeigt / das man auch weder jn worten noch wercken einigen Hoffart o - der vbermuth hat an jhm ſpüren vnd mercken können.

Vnd[32]

Vnd das ich das dabey gedencke / ſo hat er ſich allzeit beflieſſen / das er mit leichtfertigen vnd berüchtigten Leuten nicht zuſchaffen gehabt / ſondern ſich jhrer geeuſſert wo er gekont / auch nicht gern böß / leichtfer - tig Geſind vnd Diener in ſeinem Hauß gelitten.

Weil denn dieſem allem / wie erzehlt / in höchſter warheit alſo / ſo ſchlieſſe vnd ſage ich ja recht vnd billich von vnſerm verſtorbenen Jun - ckern ſeligen / das er dieſen Spruch Chriſti: Warlich warlich ꝛc. Recht practiciren, vnd die ſequela ohne zweifel erfüllet worden ſey. Vor eins.

II. Ratione patientiæ declarati - onis. Zum andern ſage ich es auch billich von jhm: Wegen der groſſen gedult ſo er in ſeinem Leben / vnd ſonderlich in ſeinem langwürigen ſchweren Creutz von ſich ſpüren laſſen. Denn vnter andern heiſt vns ja GOttes Wort / auch das wir im Creutz / Kranckheit vnd allem leyden ſollen geduldig ſein / nicht wider GOtt murren / ſondern ſagen mit Michea 7. Iram Domini portabo, ich wil den zorn deß Herrn gern tragen / denn ich habe jhm geſündiget / vnd mit dem lieben David Pſalm. 119. Herr es iſt mir gut das du mich gedemütiget haſt / auf das ich deine gerechtigkeit erkennen lerne.

Nun hat aber vnſer verſtorbener Juncker ſeliger in ſeiner Kranck - heit eine ſolche gedult erwieſen / das man mir davon kaum gnugſam ſa - gen können. Ja auch ſeine liebe Haußfraw vnd andere ſo vmb jhn ge - weſen / darzu vermahnet / vnd vmb gedult vnd mitleiden gebeten. Auch Gott mit ſehnlichen ſeuftzern darumb ſtets angeruffen / vnd ſeinen wil - len in Gottes alle zeit ergeben.

Vnd ob wol es bißweilen / wegen deß groſſen ſchmertzens kein wun - der geweſen were / das er vngeduldig worden / ſonderlich weil es in die länge gewehret / ſo hat er doch keinen vngedultigen Othem / geſchweige ein vngedultiges wort von ſich kommen laſſen. Weil denn dem aber - mal alſo / das vnſer Juncker Gottſeliger eine ſolche gedult er wieſen / als iſt abermal kein zweifel Gott habe jhn in allen gnaden angeſehen / vnd an jhm laſſen war werden die tröſtliche ſequelam: Er wird den Todt nit ſchmecken ewiglich.

3. Ratione ardẽtiſſi - preca - tionis. Zum Dritten. Schlieſſe ich ſolches noch mehr vnd ſtercker / wegen ſeines fleiſſigen vnd jnniglichen ſeufftzens vnd Gebets / ſo der ver - ſtorbene Juncker nicht allein bey geſunden leib ſtetigs mit allem fleißzu[33]zu GOtt verrichtet / wie ich jhm deßen warhafftig zeugnuß geben kan / das er hertzlich gern vnd ſehr ſle[i]ßig Gebett / ſondern auch in ſei - ner ga[n]tzen Kranckheit vber ſtets vnd ohn vnterlaß he[r]tzlich zu GOtt geſeufftzet vnd gebetet tag vnd nacht / vnd ſeine Hände / Augen / Hertz vnd Gemüht ſtetigs gen Himmel erhaben geweſen.

Jch wil jetzo geſchweigen vieler frommer Chriſten / ſo beydes publicè in vnterſchiedenen Chriſtlichen Kirchen vnd Gemeindten ſo woln auch privatim in jhren Haußkirchen vnd Schulen fleißig für jhne zu Gott gebeten / jnmaſſen denn ſolches S. V. zu thun offt vnd von Hertzen begehrt vnd geſucht haben. Vnd ich kan mit Warheit ſagen / das er mir in vielen Jahren nit ein einiges ſchreiben zugeſchickt / darin er mich des lieben Gebets nicht erinnert hette / für ſich vnd die ſeinigen fleißig zu beten: Sonderlich pro remiſſione peccatorum & corde novo atq; pœnitenti, vmb vergebung der Sünden / vnd wahres bußfertiges Hertz vnd newen Geiſt / ꝛc.

Zwey vnterſchiedene Schreiben hat er kurtz vorruckter zeit / an ſeinen lieben Brudern Juncker Veit Vlrich Marſchalcken von E - bnet zu Frenßdorff abgehen laſſen / darin er ſein Chriſtliches Gottſe - liges Gemüht gnugſam an Tag geben / mit folgenden Worten:

CHariſſime Frater, quam obſtupui obnuncium Compatris mei Aben - bergeri Sic itur ad aſtra: Plane me pungunt hæc nova & mediante Deo omnem in poſterum curam mundanam deſeram, ijsque omnibus poſthabitis ſollicitus ero deſalute animæ: En quid ſtetit quam citó cecidi〈…〉〈…〉 Scribe propter Deum quo genere mortis occubu erit: credo ſuffocatione: Sed quoniam morbus rot dierum intervallis illum non enecaverit, miror omnia humana remedia nil effeciſſe. Scribe ſi ſana ei mens fuit usq; ad extremum: an afflictiones & dolores magnos pertulerit? (deinde) Scis vxorem meam partur proximam cui etiam vix domo exire licet: ſcis me ad diem Mercurij ad Cœnam Domini. quod diutius differre non vo - lo: nam videmus quam citò multa cadant inter pocula ſupremaq; labra. (Et paulò poſt) Orandum eſtre vera & vigilandum: quia neſermus ne - que diem neque horam. &c.

Vnd in einem andern Schreiben.

POſt reditum Norib erga volui tibi ſcribere me in dies peius h[a]bere, & jam tumor ventrem quoq; occupat: & niſi Deus meliora dabit quis ſcit an acidulas viſitare liceat. Uxor intrinſecus ſe cruciat, ego doleo,Eſed[34]ſed miſericordia Deinos adjuvet, juſtus eſt Dominus & juſta ſua judicia, peccavimus enim, cur non ſuſciperemus caſtigationes Domini qui re ve - ra ſunt clementiſſimæ, & quarum ego indignus ſum, potius dignus majo - ribus, ſed miſereatur mei ſecundum magnam miſericordiam ſuam ad a - nimi & corporis ſalutem vel ad beneplacitum ejus, cui me totũ ſubmitto.

Vor ſeinem abreiſen von Hauß hat er mir diß Schreiben hinterlaſſen / darin vnter andern dieſe Wort ſtehen:

Dabantur 26. Maij. Scimus neq; Medicum neq; medicinam ſine numinis divini adjutorio nihil eſſe nihil valere, & nullius adminiculi; attamen quoniam temerariè media negligere non eſt pium, utemur ecce Medicis & medicinis præſcri - ptis: Tu Domine Ieſu Chriſte interventu precum piorum da incremen - tum, tu Paſtor & Eccleſiæ antiſtes tuo exemplo & privatis & publicis nos adiuvaprecibus. Hæcà veſtra Eccleſia expetere non audeo, quoniam mihi ibi non eſt imperium: attamen tanquam frater in Chriſto & tibi a - micus hociure à te poſtulo, etiam ratione veteris con junctionis, quæ mi - hi cum illâ interceſſit tanquam membrum efflagito.

Welches denn zumal hertzliche bewegungen ſein / darauß S. V. ſteiffes vertrauen vnd hoffnung zum lieben Gebet gnugſamb zuer - kennen iſt. Das heiſt ja freilich Gottes Wort halten / im Gebett vnd Flehen zu Gottanhal[t]en Tag vnd Nacht. Denn dieſer Gottſelige Juncker hat wol verſtanden / was das liebe Gebet der Glaub[i]gen für einen krefftigen nachdruck habe / vnnd ſolches auß den hertzlichen er - mahnungen / tröſtlichen verheiſſungen vnd ſchönen Exempeln ſo hin vnd wider in Gottes Wort zubefinden ſein. Matth. 26. ſpricht der Herꝛ Chriſtus ſelbſt / Wachet vnd betet / auf das jhr nicht in anfech - tung fallet. Pſalm. 145. Der Herꝛ iſt nahe allen die jhn anruffen / al - len die jhn mit ernſt anruffen. ꝛc. Matth. 18. ſpricht Chriſtus: Wo zween vnter euch eins werden auf Erden / warumb es iſt das ſie bitten wollen / das ſol jhnen wiederfahren von meinem Vatter im Him̃el. Jacob 5. ſpricht: Das Gebett des Gerechten vermag viel / wenn esExemplũ Eliæ. ernſtlich iſt. Elias war ein Menſch gleich wie wir / vnd betet ein Ge - bet das es nicht regnen ſolte / vnd es regnete nicht auf Erden. ꝛc.

Hat nun das Gebet einer eintzeln Perſon eine ſolche Krafft ge - habt / das es den Himmel auf vnd zugeſchloſſen / wie viel mehr wird Gott der Herꝛ das Gebet ſo viel frommer Hertzen / vnd des verſtorbe - nen Junckern hertzliche Seufftzen vnerhöret nicht gelaſſen haben. [Und][35]Vnd ob gleich ſein vnd vnſer Gebet nicht iſt erhört / vnſerm wunſch nach / ad corporis ſanitatem zur geſundheit des Leibs / vnd das der Gottſe[lige]Juncker den ſeinen zum beſten / noch lenger bey vns geblie - ben wehꝛe: Welches vns freylich (wo es nicht Gottes ſonderbarer Raht / jhn zu ſich zu nemen / geweſen) noch zu wünſchen: So iſts doch gewißlich erhört worden ad animæ ſalutem, zu ſeiner ewigen Seelen ſeligkeit / vnd heiſt freylich abermal: Er wird den Todt nicht ſchmecken ewiglich.

Entlichen ſchlieſſe vnd ſage ich / das diſer Spruch gentzlich vnnd4. Ratione piæ & placid〈…〉〈…〉 emigrati - onis. vnzweifenlich an jhme; füllet ſey: Wegen des Chriſtlichẽn ſanfften / Vernünfftigen / vnd recht Gottſeligen Abſchieds / den er von diſer Welt / nach außgeſtandenem Creutze vnd langwirigen Schmertzen / genommen hat. Denn nach dem ſich ſein ſeliges Ende herbey gena - het / hat er ſich / wie zuvorn allewege / in den gnedigen willen Gottes mit höchſter gedult ergeben / mit ſietigem ſenfftzern vnd Gebet zum ſeligen Abſchied gleichſam præpariret / auch aller zeitlichen vnd welt - lichen ſachen gantz vnd gar entſchlagen / vñ mit lauter Geiſtlichen vnd Himliſchen gedancken vmbgangen. Am Sontag zuvorn ehe den S. Veſt folgenden Tages ſeliglich entſchlaffen / als heute Achttage / hat das Gottſelige Hertz von freyen gemüth vnd auß lauter andacht ſeine Liebe Haußfraw gefragt / was man für ein Evangelium habe? Vnd da jhme dieſelbe geantwortet: Es ſey das Evangelium vom ver - lornen Schaf vnd Groſchen / hat er alſo balden ſeine Händ zuſam̃en geleget / ſein Hertz / Augen vnd Gemüth gehn Himmel auffgehoben / vnd geſagt: Ach Herr Jeſu ſey dirs Lob vnd Danck geſagt / das du daß verlorne Schäflein vnd Groſchen wider funden / du wirſt mich heute auch als dein armes verlornen Schäflein ſuchen vnnd finden / vnd auff dein H. Achſellegen. Auch ferner dieſe Wort hinzu gethan: Jch bin ſo von Hertzen darob erfrewet / als mich etwas in meinem gantzen Kreiſten erfrewet hat / das ich das gehört / Ob Gott wil / hat er mich heute auch geſucht / vnd als ſein verlohren Schäfflein gefun - den. Vnd ſolche Gottſelige rede hat der fromme Juncker denſelben Tag vber etlich mal von ſich ſelbſt angefangen zu wiederholen / vnd ſich hertzlich damit ge[tr]öſt[e]t / daß andere Chriſtliche Adelsperſonen / ſo ſolches zu vnterſchiedenen malen von jhm vernommen ſich höchlichE ijdarob[36]darob verwundert. Vnd dergleichen Gottſelige Wort hat er kurtz zu - vor von Culmbach auß an Herꝛn Johan Wülcker Pfarrheꝛrn zu Lo - nerſtad geſchrieben / nach dem er ſeinen betrübten zuſtand vormeldet / folget in Schreiben: Hæc & millies in infinitum majora com - merui: Sed quid faciam niſi recurrere filius perditus implora - re auxilia patris: Deus ergo mei miſereatur: Tu pro me unâ cum Eccleſia tua & parvulis infantibus funde preces. Spero in miſericordiâ Dei: Deus etiam reſpiciet preces veſtras ad bene - placitum ſui: Jch habe nicht allein diß / ſondern tauſentmal mehre[r]s wol verdienet / aber ich wil mit dem verlornen Sohne vmb kehren / vnd Gott meinen Himliſchen Vatter vmb Hülff vnd Gnad bitten. Gott wird ſich meiner annehmen vnd erbarmen ꝛc.

Vitæ exi - tus. Darauß freylich gnugſam zu ſpüren ſein feſtes vertrawen auf Gott vnd ſein H. Wort / auff ſeine Gnad vnd Barmhertzigkeit vnd wie gantz vnd gar er ſeine Hoffnung alleine zu jhme geſtellet. Derſelbe fromme Gott hat jhn auch in ſolcher ſeiner beſtendigen Hoffnung nit laſſen zu ſchanden werden / ſondern bald folgends Montags ſein Ge - bet vnd Seufftzer erhöret / vnd S. Veſt. ſeliger vmb 8. vhr zu früe / als dieſelben zuvorn eine feine leichterung ankommen / auffm Bett zu ſitzen begeꝛt vnd geſagt / wie ſie gar fein vnd ſanfft ruheten / vnd gar keinen Schmertzen fühleten / bald gleich zuſehens gantz[ſ]anfft / ſtil /Annus æ - tatis. mit guter Vernunfft / auch ohne empfindung einiges Todes ſchmer - tzens / einſchlaffen laſſen / vñ alſo von dem langwirigen außgeſtandẽ groſſen Schmertzen / im 44 Jahr ſeines Alters gentzlich in gnaden er - loͤſet / vnd ohne zweifel an S. Veſt. folgents gantz wahr gemacht das thewer Wort: Warlich Warlich ich ſage euch / ſo jemand mein wort wird halten / der wirdt den Tod nicht ſchmecken ewiglich.

Wuͤnſchen demnach S. Veſt. hiermit eine ſanffte vund ſehlige ruhe / der Adelichen betrübten Wittib vnd gantzen Freundſchafft von Gott beſtendigen Troſt / vnd entlichen jhnen vnd vns allen auch zur zeit vnſers Sterbſtündleins eine Friedſame vnd Selige heimfahrt / vnd am zukünfftigen Jüngſten tag mit allen Außerwehlten eine frö -[liche]Aufferſtehung zum ewigen Leben. Die verleyhe vnd gebe vns[a]llen mit gnaden Gott Vatter / Sohn vnd H. Geiſt / hoch - gelobet in alle Ewigkeit / Amen / Amen / Amen.

[Appen -][37]

Appendix

Extract auß etlichen ſchreiben / ſo vnſer verſtorbener Juncker ſeliger kurtz verruckter zeit zu vnterſchiedenen mahlen abgehen laſ - ſen / darauß ſein Chriſtliches Gottſeliges Hertz gnugſam ver - ſtanden / vnd dadurch vorgethaner Bericht con - firmiret wird. Ex Autographo.

REVERENDO IOHAN - ni Wolckero Pastori In LONERSTAD AMICO SU[O]INTEGER - RIMO Et Venerando.

REverende & integerrime paſtor amice vene - rande, quod nobis reliquum fecit & nuptiarum ſolen - nitas & frequens amicorum præſentia id partim tibi Communicamus: ijsfuere ad ſanitatem quam tibi vo - tis meis à Deo expeto, oro & flagito. Tu pro eo quo nos proſeque - ris amore noli delaſſarier preces pro nob. fundere. Vt ni nuper filio - lam illam juvit parentis fides ad reſuſcitationem: Ita confido me tuis tuæq; Eccleſiæ precibus quoq; â miſericorde Deo conſecuturũ reſuſ - citationem à Peccatis in vitam novam, & fidem veram frugiferamq;: Vale & me meosq; ama.

Vnd in einem andern ſchreiben an vorbemelten Herrn Pfar - rern / vnd faſt gleichen worten auch an mich.

CHariſſime in Dn. & Pater & fiater: Si qua in re tibi potero eſſe vſui & commodo, audacter poſtula, prò viribus te tuebor: Et non de ero ſtudijs tuis: Novi proximum eſſe diligendum, modò face - rem, & me Deus dignum iudicaret qui ſuis poſſem eſſe auxilio: NilE 3peto[38]peto à te nil exigo niſi preces in renovationem mei ut ex terra Ægyp - tiaca ſervitutis peccatorũ in terram promiſſionis vitæ regeneratæ trans - ponar. Vxor partui eſt vicina neſcio quid metuit. Rogo iterum Ora pro nobis ut ſit nebis coi pœnitens, & vitæ emendandæ ſincerum pro - poſitum: Vt Deus etiam nobis ſtabili providentia in æternam ſalu - tem conſervet Et reſiduum Vitæ in vera fide & charitate erga proxi - mum tranſigamus & ita Deus à nobis omnibus laudetur: Cui ſit ho - nor & gloria in ſecula ſeculorum Amen. Vale amantiſſime vir.

Ad Eundem.

NIl habeo quod à te requiram, niſi ut pro ea charitate qua me com - plecteris aſſiduè precibus apud miſericordem Deum inſies, ut me vera fide, agnitione peccatorum vera. vera pœnitentia benedicat: Plurimum enim proborum preces valent, & ego illi opus habeo me - mor illiusdicti: Ieſus a reſpiciens ſidem illorum ſanauit paralyticum de tecto demiſſum. De cæteris noli eſſe ſolicitus, imo volo ut quæ ſunt in[me]a poteſtate ſint & tua: nec certè deerit ſpeto occaſio quin opere ſim meam erga te charitatem〈…〉〈…〉 n onſtratuius, non ore: Memor: Filioline diligamus ore ſed opere: Iterum dice, imo velo, ut hæc ſint plano animo tuo certa me te in æternum non deſerturum, id eſt, quam diu vixero.

Jn einem andern ſchreiben ſtehen diſe Wort.

ORa pro me, ut Deus mihi det pro infinita miſericordia ſua cor mundum, cor pœnitens, & ut miſereatur Deus miſerrimi pec - catoris, qui illum tot meis & infinitis transgreſſionibus offendi, faci - endo mala, negligendo bona. Item ut me in vera fide confirmet, me & uxorem meam gravidam in numerum filiorum Dei vna cum familia mea recipiat: Nil petimus oramus & rogamus, niſi miſericor - diam Dei & cordis ſinceritatem, ut exuto veteri homine novum in ſanctitate vitæ & charitate proximi ad beneplacitum Domini indua - mus. Vale vir amantiſſime. Vale, & nos ama: & pro nobis ora.

Letzlichen / als obangedeut S. Veſt. im abreiſen auch an mich ge - ſchrieben / haben dieſelben auch dergleichen an Herꝛn Wol - ckerum dergleichen Wort gebraucht.

A Mantiſſime & Chariſſime VVolckere. Non potui non literas has ad te e〈…〉〈…〉 arare mæroris licet plenas, ut te ſocium precum imòut[39]ut preces tuas expetam: Filia mihi eſt in Frensdorff, quæ graviſſimo quodam morbo laborat. Et morbus in dies ſe auget. Ego ratione tu - morum pedum meorum multoties & ſæpius conſului medicos: Con - ſulunt ambo ut eamus ad acidulas. Faxit Deus ut bene cedat iter: Conſtituimus Deo volente obedire illorum placitis. Te igiturrogo ut preces pro nobis fundas, certèſpero omnia in miſericordia Dei, & multum & tuæ Eccleſiæ & tuarum precum maximus ſum æſtimator: Siergo me (licet indignum membrum) amas, habe & me & filiolam commendatam morbus meus etiã ingraveſcit, jam venter intumeſcit. Deo omnia commendo & committo, quem ſubditus oro, ut omnia ce - dant in ſolius ſui nominis gloriã & animæ noſtræ ſalutem. Interim nos vera fide & conſtantia armet ut humiliſſimè obediamus. Vale aman - tiſſime frater, & quotidie pro nobis manè & Veſperi preces funde. Eleemoſynæ non deerunt. vtinam a. correſipiſcens faceret & offi - ciũ debitum: Age in Domino ſperemus, Fiat miſericordia ſuper nos quemadmodum ſperavimus in eum: In illo vivamus & moriamur ut eſt beneplacitum ei: Vale & nos ama & precibus adjuva.

FINIS.

[figure]

About this transcription

TextEine Christliche Predigt
Author Wolfgang Haßfurter
Extent39 images; 11881 tokens; 3729 types; 81008 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationEine Christliche Predigt BEy der Leich vnd Adelichen Begräbnuß/ deß Weyland Edlen Gestrengen vnd vesten Sigmundt Marschacks von vnd zu Ebnet/ auff Wildenberg vnd Weingartengereuth/ etc. Wolfgang Haßfurter. . 39 Abraham WagenmannNürnberg1608.

Identification

Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 O 15/11 / 508113

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • dta@bbaw.de
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