BARTHOLOMÆO NI - GRINO ECCLESIÆ BANCA - nanæ & Mechvvicianæ PaſtoriVigilantiſsimo, Præsbij - terij Bregenſis Seniori digniſsimo. Sororio & compatri amando, honorando.
M. Nathanaël Tileſius, P. L. C. Eccleſiar: Liberi Baronat: Milicen - ſis Pastor & Superintendens.
Den Edlen vielehr vnnd Tugendreichen / Jungfraw Annæ Chriſolden / Jungfraw Vrſulæ / vnnd Jungfraw Barbaræ / Geſchwiſtern / gebornen Roͤhrin / Des Edlen / Geſtrengen / Ehrnveſten / auch wolbenam - bten Herrn Georg von Rohr vnnd Stein auff Malerdorff / Deutſch Breyl / vnd Mechwitz / viel - geliebten Toͤchtern / Meinen lieben Pfarkin - dern vnnd trewhertzigen gutten goͤnnerin.
Gnade vnd Barmhertzigkeit von GOtt dem Vater alles gutten / ſampt meinem gebet / vnd Chriſtlichen bereitwilligen dienſten zuuor.
EDle vielehren Tugendtreiche Jungfrawen / Es hat vnſer lie - ber Herr GOtt / in dem wir le - ben / weben vnd ſein / nach ſeinem Vaͤ -Act. 17. terlichen wolgefallen / Weiland die Ed - le vielehren Tugendtreiche Fraw Bar - baram geborne Panwitzin ewr hertzgẽ -A ijliebte[4]liebte Fraw Mutter / AnnoChriſti 1606. den 22. Septemb. zu Glatz von dieſem Jammerthal in die ewige Himelfrew - de ſeliglich abgefordert. Bey derſelbten Chriſtlichen Sepultur zu Mechwitz habe ich als des orts vorordneter Pfarrer eine ſermon aus Gottes Wort mit Goͤtt - licher vorleihung gehalten. Wann ich dann lengſt vormercket / das fuͤrnehmer Perſonen / ſo wol den Jungfern darin ein gefallen geſchehe / Wann dieſelbte Predigt gedruckt wuͤrde / hab ich zue Chriſtlicher gedechtnuͤs ewer geliebten ſeligen Fraw Mutter ſie in offentliches Liecht kommen laſſen / vnd wiel euch die - ſelbte hiemit vnterdinſtlich vber geben haben / bittende / jhr wollet euch meine in dem Herrn gethane Arbeit goͤnſtig ge - fallen laſſen. Worinnen ich ferner den Jungfrawen / ſampt derſelbten Herren Vater vnd Fraw Stiffmutter angene -me[5]me vnnd ehrengebuͤrende dinſte leiſten koͤndte / erbitte ich mich jeder zeit bereit willig. Befehle die Jungfrawen ſampt derſelbten Adelichen vorwandten inn GOttes des Allmechtigen troſtreiche gnaden vnd ſchutz. Geben zu Bangken am tage Andreæ des Apoſtels dieſes 1610. Jahrs.
Ewer Edl. Ehrentugend. Trewer vorbitter zu Gott. Bartholomæus Schwartz Pfarrer zu Bangkaw vnd Mechwitz.
Votũfa - tũ lugen - tibus fa - ctum. 2. Cor. 1.Der Vater der Barmhertzigkeit vnd GOtt alles Troſts / der vns troͤſtet inn allen vnſern truͤb - ſaln / ſey heute mit allen leidtragenden vnd betruͤb - ten hertzen / vnd erfuͤlle an jhnen ſeines lieben Soh -Mat. 5. nes vorheiſchung / Selig ſind / die da leid tra - gen / denn ſie ſollen getroͤſtet werden / Amen.
Paraſce - ve conci - onis ha - bet col - lationem ſummi a - moris cõ iunctione matri - moniali. Gen. 2. Syr. 41.GLeich wie in dieſem leben / keine hoͤhere Freund - ſchafft vnd vorbindnus nicht kan gegeben wer - den / als vnder Eheleuten zwiſchen Man vnd Weib. Wie denn dieſen hoͤchſten grad der liebe / vnder den Menſchen Gott ſelber aus ſetzet. Darumb wird ein Man ſeinen Vater vnd ſeine Mutter verlaſſen / vnd an ſeinem Weibe hangen / vnd ſie werden ſein ein Fleiſch. Vnnd Syrach ſaget am 41. Capitel / Ein Freund kompt zum andern in der noth / aber Man vnd Weib viel mehr. Eben alſo kan kein hoͤ - her ſchmertz nicht geſaget werden / Als wan Ehe -& ſum - mi me - roris e - iuſdem diſsidio. leute / welche in liblicher einigkeit bey einander gele - bet haben / durch den bittern Todt getrennet werdẽ.
Da heiſts.
Adam verſchliefs / vnd fuͤhlete es nicht / da jhmProto - plaſta e〈…〉〈…〉 ſte ſuæ evulſionẽ in ſtatu innocen - tie non ſenſit. quã nune maritt c〈…〉〈…〉 cordolio experi - untur. Gott in die Seyten grieff / vnnd eine Rieben bey dem hertzen weg nam / denn er war damals noch im ſtande ſeiner vnſchuldt: Aber wir nicht da vn - ſer Natur durch die ſuͤnde verterbet iſt / empfinden wir Gottes Hand / wann er einem Ehegnoſſen / eine Riebe aus der Seyten weg reiſt / oder ein ſtuͤcke vom hertzen weg nimbt. Doctor Paulus Eberus der ho - hen Schuel zu Wittenberg Profeſſor vnd Pfar - rer allda / hat in der klage / da jhm ſeine liebe Hauß - fraw mit tode verfallen / geſaget. Wann mir mei - ne liebe Kinderlein geſtorben ſein / ſo habe ich ſchmer - tzen gefuͤhlet / als wann man mir eine Hand oder Fuß abloͤſete. Aber im abſterben meines Weibes / da ſchmertzet vnd tobet es / Als wañ man mir Rie - ben aus dem Leibe / vnnd das halbe theil aus dem hertzen heraus rieſſe. Ach ſcheiden thut ja wehe bey fromen Eheleuten.
Weil dann der algewaltige Gott / welcher imAEquum eſt mari - tum piũ ſidelis cõ tugis obi cum lu - gere. Himel vnd Erden das Regiment hat vnd helt / den Edlen / Geſtrengen / Wolehrenveſten / vnd Wolbe - benambten Herrn Georg von Rohr vnd Stein / auff deutſch Breyl / Heidelberg / vnd Herrſchafftdieſes[8]dieſes orts auch der gleichen jetzt (wie denn zuuor zwir inn kurtzer zeit durch abſterben zweyer Toͤch - terlein auch geſchehen) hertzlich betruͤbet / nach de - me er ſeinen trewen Ehegnoſſen / Weiland die Ed - le / viel Ehrentugendreiche Fraw Barbaram / ge - borne Panwitzin / ſeine hertzgliebte Haußfraw / mit welcher er einen rechten Gottgefelligen / fridlichen / vnd fruchtbaren Eheſtand beſeſſen / durch den zeit - lichen Todt abgefodert hat. Als iſt wol zu erachten wie hertzlich vnnd ſchmertzlich S. G. vber ſolchem abgang betruͤbet worden ſein: Das ſie auch jetztlibro. 4. Confeſ - ſionum. von jhr wol koͤndten ſagen / was in Auguſtino ſte - het. Et ideo horrori erat mihi Vita, quia nole - bam dimidius viuere. Er begehre nicht lengerAt ille luctus mo derã - dus eſt ad benepla - c〈…〉〈…〉 ũ Dei. zu leben als ein halber Menſch. Doch werden S. G. auch das leidt / vnd die trawrigkeit zu Meſſigen wiſſen / vnd mit den leidt einnehmenden Kindern vnd Freundſchafft / auff Gottes gerechten vnd al - ler heilſambſten willen ſchen / deñ es heiſt nach demPſal. 90. 90. Pſalm / du leſſeſt die Menſchen ſterben / vnnd wie der Apoſtel Paulus Rom: 14. ſchreibet. Vn - ſer keiner lebet jhm ſelber / vnſer keiner ſtirbet jhm ſelber. Leben wir / ſo leben wir dem Herren / ſterben wir / ſo ſterben wir dem Herren / darumb wir leben oder wir ſterben / ſo ſind wir des Herrn.
& letum humana - rum mi -Beyneben / das man betrachte wie der Todt derChriſten[9]Chriſten Menſchen nicht ſchedlich ſey / Sondernſeriarã cata - ſtrophẽ. den aller gewuͤnſchten tauſch vnnd vorwechſelung mit jhnen thue / Der ſuͤnden zur heiligkeit / der ſchwachheit zur krafft / der Kranckheit zur geſund - heit / des ſtreits zur ruhe / des leids zur frewde / des Todes zum leben / des vorgenglichen zum ewigen: Jn welcher meinung / S. Paulus Philip: 1. Das ſterben des Gottſeligen Menſchen gewin nennet. Damit nun dieſes bey dieſer Adelichen Leichbe -Philip. 〈…〉〈…〉 gengnus in Gottes furchte erwogen / vnd ferner was lehrhafftes vnd troͤſtliches gehandelt werden moͤge / welches zu lob vnnd preis des Goͤttlichen Namens / zu ſterckung vnſers glaubens / vund zu bereitung eines ſeligen ſterbſtuͤndlens gereiche / wol - len wir den ewigen vnd guͤttigen Gott im namen ſeines lieben Sohnes / vnſers Herren vnnd Hey - landes Jheſu Chriſti vmb regierung vnd beyſtand des heiligen Geiſtes demuͤttig anruffen / vnd mit einander ein andechtiges Vater vnſer beten.
Vnd des Herrn Wort geſchach zu mir vnd ſprach / du Menſchenkind / ſie -Bhe[10]he / Jch wil dir deiner Augen luſt neh - men durch eine plage. Aber du ſolt nicht klagen noch weinen / Noch eine threne laſſen / heimlich magſtu ſeufftzen / aber keine todten klage fuͤhren. Son - dern du ſolt deinen Schmuck anlegen / vnd deine Schuch anziehen / du ſolt dei - nen Mund nicht vorhuͤllen / vnnd nicht das traur Brod eſſen / vnnd da ich des morgens fruͤe zum Volcke redet / ſtarb mir zu abend mein Weib / vnd ich thet des andern morgens / wie mir befohlen war.
Exordi - um cõti[-]net præ - ſentis thematis occaſio - nem. Es iſt zu gleich eine rechte wunderbare vnnd auch eine rechte trawrige Hiſtoria / die wir haben hoͤren ableſen / da GOtt der Herr ſeinem Diener vnnd Legaten dem Propheten anmeldet / wie er durch eine ſonderliche plage ſein liebes Eheweib / die er ſein augen luſt nennet / hinweg nemen wolle.
Vnd wie der Prophet des wegen keine offentli - che klage / ſondern alleine heimliches ſeufftzen ha - ben ſolle.
Man ſol aber hiebey wiſſen / das eines Gott hiefuͤr[11]fuͤr nimpt / Das ander aber wil angedeutet vnnd vorſtanden haben. Sein Volck die Juden wah - ren jhrer vielfaltigen ſuͤnden vnnd erſchroͤcklichen vngehorſams halben reiff vnnd vberſtendig zur ſtraffe worden / denen wil Gott hiemit fuͤrbilden / wie man in kuͤnfftig mit jhnen werde vmbgehen / wie ſie ohne alle erbarmung wuͤrden erwuͤrget vñ getoͤdtet werden / Denn dieſen gebrauch hat Gott zu jeder zeit gehalten / wann er ſein Volck jhrer ſuͤnden halben hat heimſuchen wollen / Haben die Propheten die zukuͤnfftige Straffen / durch ge - wiſſe zeichen vnd geberde muͤſſen abbilden.
Wie die Jſraeliten ſollen inn der Aßyrier Ge - fengnus gerahten / Da muſte jhnen der Prophet Eſaias nackend vnd barfuß Predigen / vnnd jhnenEſai. 10. dadurch jhre entbloͤſung vnnd beraubung andeu - ten. Da ſie in das Babyloniſche Gefengnus kom - men ſolten / da muſte Ieremias jhnen am Joch / das er am Halſe getragen / welches man ſonſten den Ochſen zum ziehen vnnd arbeiten anhenget / Predigen / vnnd vorkuͤndigen / wie ſie ſolten vnter das Joch Nebucadnezars des Koͤniges zu BabelIerem: 21. gebracht werden.
Der Prophet Ezechiel muſte die Haar am Bart vnd Kopff abnehmen / vnd fuͤr allem Vol - cke dieſelbigen theilen / vnd mit einer Wagen innB ijvier[12]vier theil abwegen / das eine theil mit Fewer vor - brennen / das andere mit dem Schwerdt zuſtre - wen / vnd hin vnd wider ſchlagen / das dritte innEzech: 5 Wind werffen / das vierde vnd letzte theil aber ſol - te er im Zippel des Mantels behalten.
Allhier mus er in ſeinem vnuorſehnen Hauß - creutz als ein Wittber ohne klegliche geberde ſeine Bußpredigten vorrichten. Das thet nu GOtt durch die Propheten den Leuten gleich mit theti - ger vnd ſichtiger handlung / das vngluͤck / vnnd Creutz zu entwerffen / vnd fuͤr zu halten.
Weil aber in dieſem fuͤrbild von dem rechten hertzen ſchmertzen eines Ehemannes geredet wird / welchen er hat in ableibung ſeines trewen Ehege - noſſens / vnnd wie geduldig hierin er ſich vorhal - ten ſolle / Wollen wir bey dieſer trawrigen zuſam -Propoſi - tio bimẽ - bris 1. Calami - tas qua Ezechul exerce - tur inopi nata cõ - iugis morte. menkunfft / es vnſer Begraͤbnus Latein ſein laſ - ſen / vnd die gantze Handlung richten in zwey ſtuͤcke.
I. Wollen wir hoͤren von dem ſchweren Haus - creutze des Propheten Ezechielis mit vnuorhoff - tem abſterben ſeines lieben Eheweibes.
II. Wie ſich Ezechiel in ſolchem zu geſtan - denem vngluͤck vorhalten habe.
2. Qualẽ ſe in hoc in fortu - nio pre - buerit. Wann wir dieſe beyde ſtuͤcke durch Goͤttliche vorleihung richtig werden gehandelt haben / woln wir auch von der Adelichen Vhralten Ankunfft /Chriſt -[13]Chriſtlichem vorhaltnus / vnnd ſeligem abſchiede / dieſer Adelichen Leiche warhafftigen bericht thun. Gott gebe im hoͤren / vnd lehren ſeine gnade / Amen.
ALs vns der heilige Geiſt Ezechielis ſchweresImproui - ſa Ezech ielis Pro phetæ ca lamitas quinq́; ex ponitur cirtum - ſtantijs. 1. Circũ - ſtãtia ha - bot cauſã Efficien - tẽ Deũ. Haußcreutz mit vnuorſehner toͤdlicher abfor - derung ſeines Eheweibes erzehlen wil / faſſet er es fuͤrnemblichen inn fuͤnff vmbſtende. Erſtlich vor - meldet er / Wie dem Propheten das Haußcreutze zu geſchickt habe der Herr. Deñ alſo ſtehet im text.
Vnd des Herrn Wort geſchach zu mir / vnd ſprach: du Menſchenkind / Siehe ich wil dir deinen Augenluſt nehmen. Es iſt der Herre Zebaoth der gebittende HErr vber alle Creaturen / der zu der Menſchen leib vnd le - ben recht vnnd macht hat / von welchem Moſes Pſal: 90. der du die Menſchen leſt ſterben / vnndPſal: 90. ſprichſt / kompt wider Menſchenkinder / der vber todte vnd lebendige Herr iſt / der die Schluͤſſel derRom. 14. Hellen vnd des Todes hat. Dieſer Herr ſaget desApo: 1. Propheten Ezechiels Weib das leben ab / Wie ers auch thet dem Koͤnige Hiskiæ / als er durch den Propheten Eſaiam jhm liß anſagen. BeſchickeB iijdein[14]9. Reg: 20.dein Hauß / denn du wirſt ſterben / vnnd nicht le -Cuius perpendi deb〈…〉〈…〉 1. Iuſticia morie peccaiũ puniens. bendig bleiben / 2. Reg. 20. Bey dieſes Herren verordnung allhie ſol man bedencken. Erſtlich ſei - ne gerechtigkeit / wie hefftig er der ſuͤnden feind ſey / vnd dieſelbigen / heim zu ſuchen / neben andern ſtraf - fen / auch brauche den Todt / mit welchem er vnter den ſuͤndhafftigen Menſchen jaͤmmerlichen rumo - ren leſſet / das er jtzt hie wuͤrget / bald dorte. Laut des vrtels / welches auff des Menſchen fall vonGeneſ 2. Gott ergangen Geneſ: 2. von dem Baum des er - kentnis guttes vnd boͤſes ſoltu nicht eſſen / denn wel - ches tages du dauon iſſeſt / wirſtu des todes ſterben. Syr: 25.Syrach 25. vmb der ſuͤnde willen muͤſſen wir alleRom: 6. ſterben. Rom: 6. der Todt iſt der ſuͤnden ſolt / Ja es ſolte bey dem zeitlichen tod nicht bleiben / ſondern esApo: 20. ſolte der andere todt / Apocal: 20. der iſt der ewige / auff die ſuͤnde erfolgẽ / wie dauon S. Paulus ſchrei -Rom: 5. bet Rom: 5. das vrtel iſt komen aus einer ſuͤnde zur vordamnuͤs.
2. Poten - tia, qua homines vniuerſos morti ſubijcit: Amos 9.Zum andern haben wir hie zu betrachten Gottes Allmechtigkeit / das jhm kein Menſch auff Erden an Geſchlechte ſo hoch / im vormoͤgen ſo reich / am vorſtande ſo geſchickt ſey / welchen er mit dem Tode nicht erreichen koͤnne Amos 9. vnnd wann ſie ſich gleich in die Helle vergruͤben / ſol ſie doch meine hand von dannen holen / vnd wenn ſie gen Himel fuͤhren /wil[15]wil ich ſie doch herunter ſtoſſen / vnd wann ſie ſich gleich vorſteckten oben auff dem Berge Charmel / wil ich ſie doch daſelbſt ſuchen vnd herab holen / vnd wann ſie ſich fuͤr meinen Augen vorbuͤrgen im grunde des Meers / ſo wil ich doch den Schlangen befehlen / die ſie daſelbſt ſtechen ſollen. Vnd wañ ſie fuͤr jhren Feinden hin gefangen giengen / ſo wil ich doch dem Schwerd befehlen / das ſie es daſelbſt er - wuͤrgen ſol / daruon ſingen wir.
Pharao dauchte er wehre ein mechtiger Koͤnig in Egypten / leſterte Gottes Maieſtet vnnd ſagte zu Moſe Exod: 5. Wer iſt der Herr / des ſtim̃e ich hoͤ -Exod: 5. ren muͤſſe / vnd Jſrael ziehen laſſen / Jch weis nichts von dem Herrn. Aber er erfuhr / vñ erkandte Got -3. Bonitas, qua pio[s]procellis ærumnd - rũiacta - tos morte ſalutari cupit reptos tes macht / da er im rohten Mehr erſauffen muſte.
Zum dritten erkennen wir hiraus die ſondere guͤt - te vñ gnade Gottes / das er die fromẽ / welche von dẽ Sturmwinden der zeitlichen truͤbſeligkeit inn der Welt hin vñ wider geſchlagen werden / durch einenſeligen[16]ſeligen todt erloͤſet haben / wil das ſie zum friedeSap: 4. kommen Sap. 4. der gerechte ob er gleich zu zeit - lich ſtirbet / iſt er doch in der ruhe. Jn der meinungSyr: 41 ſchreibet Syrach cap. 41. O Todt wie wol thuſtu dem duͤrfftigen / der da ſchwach vnd alt iſt / der in allen ſorgen ſteckt / vnd nichts beſſers zu hoffen vñ zu gewarten hat. Das iſt nu der erſte vmbſtand / wer dem Propheten Ezechiel ſein Haußereutze zu geſchicket habe / nemblich Gott der HErre.
〈…〉〈…〉. Circũ - ſtãtia ex primit ip ſã calami tatẽ, obi - tũ inſpe - ratũ ama bilißimæ comugis quæ fuit deſideri - um ocu - lorum. Syrach: 26.Zum andern berichtet der Text / was Ezechie - lis Creutz geweſen ſey / GOTT ſpricht zn jhm: Jch wil dir deiner Augenluſt nehmen. Jn Schulen nennet man ein ſolche rede orationẽ periphraſticam / wenn etwas artlich beſchrieben wird. Vnd wil Gott zum Propheten ſo viel ſagen: Jch wil dir dein Weib ſterben laſſen / an welcher du deiner Augenluſt vnnd frewde ſieheſt. Wird alſo Ezechielis Weib der Tugentſamen Ehefrawen ei - ne geweſen ſein / von welchen Syrach am 26. ſchrei - bet: Wol dem der ein Tugendtſam Weib hat / des lebet er noch eins ſo lange / Ein heuslich Weib iſt jhrem Manne eine frewde / vnd macht jhm ein fein ruhig leben. Ein Tugentſam Weib iſt ein edle ga - be / vnd wird dem gegeben der Gott fuͤrchtet / Er ſey reich oder arm / ſo iſts jhm ein troſt / vnd macht jhn allzeit froͤlich.
Ezechielis[17]Ezechiels Weib / wird nit geweſẽ ſein eine ſpoͤt - tiſche Michal / welche den Dauid jhren Eheman verlachte beim Gottesdienſt / 2. Sam: 6. Nicht2.[S]am: 6. ein ſtoltze Vaſti, welche jhrem Gemahl vnnd Koͤ - nige Ahaſuero zu gehorſamen ſich wegerte / Eſt. 1.Eſt:[1]. nicht ein plagende Dina, welche jhren Eheman den creutztragenden Job noch effete mit ſeiner gedult vnd hoffnung / Job. 2. nicht ein gebeiſſige Xantip -Iob: 2. pe, von welcher Gellius lib. 1. cap: 17. ſchreibet. Gellius lib. 1. cap: 17.Xantippe Socratis Philoſophi uxor moroſa ad - modum fuiſſe fertur, & iurgioſa, i[r]arumq;, & moleſtiarum muliebrium per diem perq́; mor - tem ſcatebat, Das iſt / von Xantippe des Philo - ſophi Socratis Eheweib wird geſagt / das ſie ei - genſinnig vnnd zenckiſch geweſen ſey / des zornes vnnd anderer Weiblicher beſchwerung tag vnnd nacht vberfluͤſſig: Sondern Ezechielis Weib iſt geweſen eine rechte Euphraſia. Dann wie Plini - us lib. 25. cap: 2. von dem kraut Euphrosyno ſchreibet / in vinum deiectum animi curas pel - lit & hilaritatem inducit. Das iſt / ſo mans in Wein leget / vortreibets die ſorgen des gemuͤts / vnd bringet froͤligkeit. Alſo hat ſich Ezechielis Weib auch beflieſſen die engſtigliche hertz ſorgen jhrem Ehemanne zu lindern / vnd herkegen jhmalle luſt vnd frewde zu ſchaffen.
Zum dritten erzehlet der tert das Mittel / wel -3. Circũ ſtantia cauſamCches[18]inſtrumẽ talẽ re - cenſet, qua ex - tinctaſit uxor E - zechielis, nimirum plagam. ches GOtt habe gebraucht zu toͤdlichem abgang Ezechielis Weib / durch eine plage. Hie wol - len etliche verſtehen die erſchroͤckliche ſeuche der P[e]- ſtilentze / welche / weil ſie von der Gifft mit hitziger entzuͤndung entſtehe / innerliche ſchmertzen erwecken ſolle / mit einnehmung des arcis Palladis oder ge - hirnes / dauon die inficirten, wie die erfahrung giebet / wol gar in die irre gerahten. Etliche vorſte - hen hie ſonſten eine ſchmertzliche Kranckheit / Wie Plinius lib. 30. cap: 7. Die grimmige Kranckheit Ileos beſchreibet. Der Ehegnoſſen vnnd Kinder Kranckheit brechen denen / welche ſie angehen / dasGen: 31. hertze. Wie Geneſ: 21. ſtehet / Da der Agar jhr Sohn Iſmael in der Wuͤſten kranck worden / ha - be ſie jhn vnter einen Baum geworffen / ſey hin gegangen / vnnd habe ſich geſetzt kegen vber von ferne eines Bogenſchuſſes weit / vnd geſagt. Jch kan nicht zuſehn des Knabens ſterben. Manchem trewen Ehegnoſſen moͤchte das hertz im Leibe bre - chen / wenn es ſehen ſol / wie das andere / durch die Kranckheit abgezehret vnd geſchwecht wird.
4 Circũ - ſtãtia re - fert qui - bus geſti - bus Eze - chiel fu - nus ſuum excipere debeat? Zum vierden wird hie Ezechieli geſagt / was fuͤr geberden er gegen ſeiner Leiche gebrauchen ſol / dauon ſtehet im text / wie folget. Aber du ſolt nicht klagen noch weinen / noch einethrene[19]threne laſſen / Heimlich magſtu ſeuff -prohibe - tur de - flere de - natam coniugẽ. tzen / Aber keine todten klage fuͤhren / ſondern du ſolt deinen ſchmuck anlegen / vnnd deine Schuch anziehen / du ſolt deinen Mund nicht vorhuͤllen / vnnd nicht das trawer Brod eſſen.
Die ſumma dieſer worte iſt / das Ezechiel keine offentliche klage vber ſeinem vorſtorbenem Weibe fuͤhren ſolle. Es ſcheinet aber die verbott Gottes nicht alleine ſtreiten wider die Natur des Menſchen / welche zum mitleiden inn des nechſten vngluͤcklichem zuſtand geſchaffen iſt: Sondern es ſtreitet auch wider dieſes / was Syrach cap. 38. be - fihlet. Mein Kind wenn einer ſtuͤrbet / ſo beweine jhn / vnd klage jhn / als ſey dir gros leidt geſchehen. Ibidem du ſolt bitterlich weinen vnd hertzlich be - truͤbet ſein / vnd leide tragen.
Hiebey iſt zu wiſſen / wenn Gott hie dem Pro - pheten verbiete ſein verſtorbenes Eheweib zu kla - gen / ſo wolle er nicht in gemeine das leidt vber den verſtorbenen einzunemen gemeinet haben / ſondern es hat hie (wie oben auch vormeldet) eine andeu - tung ſein ſollen / das man bey dem beuorſtehenden vngluͤck oder Babyloniſchen Gefengnuͤs / welches die Juden mit jhren ſuͤnden vordienet hatten / auchC ijkein[20]kein mitleiden mit jhnen haben wuͤrde. Ja es wuͤr - den ſich die ſpoͤttiſchen Babylonier jhres elendesThren: 2. erfrewen. Wie es Thren: 2. der Prophet Ieremias verkuͤndiget hatte. Alle / die fuͤruͤber gehen / klap - pen mit Henden / Pfeiffen dich an / vnnd ſchuͤtteln den Kopf vber den Toͤchtern Jeruſalem. Denn ſo handelt Gott / ex lege & pæna talionis / nach dem Geſetze gleicher ſchuldt vnnd ſtraffe / das / wer ſeine ſuͤnde nicht beweinen vnd berewen wil / deme ſol auch ſein vngluͤck hinwider nicht beiammertThren: 1. vnd beklaget werden. Wie Thren: 1. Gott ſeinem Volcke anſagen leſſet. Sie weinet des nachts / das jhr die threnen vber die Backen lauffen / Es iſt niemand vnter allen jhren Freunden / der ſie troͤſte[t]alle jhre nechſten verachten ſie / vnd ſind jhre fein - de worden.
〈…〉〈…〉. Et ul - tima eir - cumſtan - tia notat tempus obitus. 〈…〉〈…〉eſperã. Die fuͤnffte vnd letzte vmbſtende allhie iſt die zeit / zu welcher Ezechielis Eheweib verſtorben iſt / Vnd da ich des morgens fruͤ zum Vol - cke redete / ſtarb mir zu abẽd mein Weib.
Der Todt leſt jhm keine gewiſſe zeit fuͤrſchrei - ben / hie kompt er des abendts / zu einem andern des morgens / zu dieſem vmb den Mittag / zu ie - nem vmb Mitternacht / vnd iſt den Menſchen die ſtunde ſeines todes verborgen. Wie Iſaac zu ſeinemGen: 27. Sohne Eſau hieuon redet / Gen: 27. Siehe / ich binalt /[21]alt / vñ weis nicht / wenn ich ſterben ſol. Vnd Eccleſ: 9. der Menſch weis ſeine zeit nicht / ſondern wie die Fiſche gefangen werden mit einem ſchedlichen Ha - men / vñ wie die Vogel mit einem Stricke gefangen werden / ſo werden auch die Menſchen beruͤcket zur boͤſen zeit / wenn ſie ploͤtzlich vber ſie felt. Sollen de - rowegen alle Menſchen S. Auguſtini vormahnung lib. de ſpiritu & anima cap: 51. ingedenck ſein / der alſo ſchreibet / Certum eſt, quia morieris, incertũ, quomodo vel quando, vel ubi, quoniam mors ubiꝙ́ te expectat, & tu ſi ſapiens eris, ubiq́; eam expectabis. Das iſt / es iſt gewies / das du ſterben ſolſt / es iſt aber vngewiß / wie / wenn oder wo / denn der Todt wartet auff dich allenthalben / vnd du / ſo du weiſe biſt / wirſt jhn allenthalben erwarten.
Hieraus lernen wir. Erſtlich / wie eilendts GOtt durch den Todt vber den Menſchen ge - bitten koͤnne / Es iſt jhme nur vmb ein wort o - der wincken zn thun / ſo lieget der Menſch kranck vnnd todt darunter. Ezechielis Weib wird ohne zweiffel die zeit im Hauſe friſch vnnd geſund ge - weſen ſein / vnd ſich einer ſolchen plotzen todes ſtun - de nicht haben verſehen. Da aber Gott zu jhrem Ehemanne allhie ſaget / Er wolle ſie weg nemen / kan ſie lenger nit leben / der Menſch iſt an ſeinẽ lebẽ / wie Ionæ Kuͤrbis / der lieblich daher wuchs / aber / da Gott den Wurm darin verſchaffte / vertarb er /C iijIonæ[22]Ionæ 4.Ionæ 4. So leichte gehet vnſer leben auch dahin / vnd wie der Koͤnig Hiskias in ſeinem Gebett vnd danckſagung redet Eſ: 38. Meine zeit iſt dahin / vñ von mir auffgereumet / wie eines Hirten Huͤtte / vnd reiſſe mein leben ab / wie ein Weber. Auff ſol - chen eilenden todes fall ſiehet der Prophet Iere -Ierem: 9. mias, da er am 9. cap: ſaget. Der Todt iſt zu vn - ſern Fenſtern herein gefallen / der Todt komme nu fruͤ oder ſpat / plotz oder langſam / ſo bringet erIob 14. mit das geſteckte ziel von Gott / Iob 14. Er hat ſei - ne beſtimbte zeit / die zahl ſeiner Monden ſtehet bey dir / du haſt ein ziel geſetzet / das wird er nicht vber - gehen.
Derhalben wir vns ſtets zu einem ſeligen en - de bereiten ſollen / Wie vns darzu der Herr Chri - ſtus vormahnet Luc. 12. Drumb ſeyd jhr auch be - reitet / denn des Menſchen Sohn wird kommen zu der ſtunde / da jhr nicht meinet.
2. Vxor marito ſit dele - ctabilis. Zum andern lernen hieraus alle frome vnd tu - gendſame Eheweiber / das ſie jhren Ehemennern / wie allhie Ezechielis Weib gethan / ein augenluſt ſein ſollen.
Der Roͤmer Varro ſaget / im Latein werde mulier à mollitie von der lindigkeit genennet. Mu - lier, quaſi mollis aër, das ein Weib dem Eheman - ne ſey eine linde vnnd lieblich lufft / wie die ſanfftenWind -[23]Windlein ſind Fauonij oder Zephyri vmb den Fruͤling / oder Eteſiæ vmb die warmen Hundts - tage. Ein Eheweib ſol nicht ein Hertzkrenckerin ſein / Sondern des Mannes troſt / vnnd frewde / Syrach 26. Ein ſolch Ehelich leben vnd wolver -Syrach: 26. haltnus der Eheweiber / gefelt Gott wol / bringet lob in der Welt / vermehret die nahrung / vnd leſ - ſet ein ruhmliches gedechtnus hinder ſich.
Zum dritten lernen wir allhie / weil Ezechie -3. Morbi a〈…〉〈…〉 rbi et agon dif - ficilis n〈…〉〈…〉 ſemper iræ diui - ne ſigna ſunt. lis Weib / durch eine plage jhr leben endet / das ſchmertzliche Kranckheiten / vnd eine ſchwere todes angſt bey gleubigen vnnd fromen Menſchen nicht allezeit ein zeichen Goͤttliches zorns ſey / wie man offte hoͤret vorkehrete vrtel der Menſchen / vber krancken vnd ſterbenden Leuten / welche ſprachlos oder ſonſt in groſſer angſt liegen / als ſolte Gott in vngnaden ſie alſo heimſuchen. Es ſaget einmahl der Sohn Gottes / vnd beſtetigets mit doppeltemIob: 3. Eyde / Joan 8. Warlich warlich ſage ich euch / ſo jemand mein Wort wird halten / der wird den todt nicht ſehen ewiglich. Dieſe ſeine zuſage machet er war an allen Gottſeligen Menſchen bey jhrem ſter - ben. Vnnd ob wol von auſſen die ſchmertzen des Coͤrpers ſich erzeigen / iſt doch die Seele durch den heiligen Geiſt getroͤſtet vnd geſtercket / frewdig / vnd vnuer zagt. Prouerb: 14. Der gerechte iſt in ſeinẽProuer: 1[4]. todt getroſt / ſo viel vom erſten ſtuͤcke.
Qualem in hoc in fortunio ſe præ - bet Eze - chiel? Facit,[ſe]- cut Do - minus præce - perat. WJe hat ſich Ezechiel inn ſeinem zu geſtan - denem vngluͤcke / da Gott jhme ſein augen - troſt vnnd liebes Eheweib mit einer plage weg nimpt? Der text beſaget von jhm: Vnnd ich thet des andern morgens / wie mir be - fohlen war.
Ezechiel iſt nicht vngeberdig bey ſeinem Creu - tze / Er redet vnd murret nicht wider Gott / ſon - dern leſt jhm Gottes willen gefallen / Vnnd ohnerecordã - do zweiffel hat er durch folgende erinnerung ſein hertz befridiget.
〈…〉〈…〉. Volũ - tatis di - uinæ, cui nemo re - luctari debet. Erſtlichen / das er bedencket / das kein Menſch dem willen Gottes ſich widerſetzen koͤnne. Er weis gar wol / wenn jhm Gott ſein liebes Eheweib len - ger hette wollen leben laſſen / das die plage / welche ſie getoͤdtet / hette leichtlichen koͤnnen wider wen - det werdẽ: Aber er hoͤrets / das es wom Herrn alſo geordnet ſey / der mache / wie es jhm gefalle / Er ge - be / vnd neme widerumb das ſeinige. Auff ſolchen willen Gottes / der allzeit der beſte / iſt zu ſehen / leh -Hieron. ret D. Hieronymus, der ſo ſchreibet: Raptus eſt filius carus, rapta eſt coniux cara, dolet, credo. Quis autem rapuit, is, qui dedit. Dat autem iurerepe -[25]repetundo / Das iſt / du klageſt es mir / ein lieber Sohn genommen worden / es iſt mir genommen worden ein liebes Weib. Es ſchmertzet / das gleube ich / wer hats aber genommen? Der ſie gegeben hat. Er gibt ſie aber mit dem recht / das er macht ſie abzufodern habe.
Zum andern Ezechiel bedencket / das ſeines2. Status felicis ad quem re - cepta cſ - ſet con - iux. Weibes abſterben jhr zu keinem ſchaden gereiche. Er weis / das ſie geſtorben ſey des todes der gerech - ten / Num: 23. Vnd das jhre Seele ſey eingebun - den in buͤndlein der lebendigen / 1. Sam: 25. mit demNum: 23. leibe aber das ſie weg gerafft ſey fuͤr dem vngluͤck /1. Sam: 25 ſey kommen zum friede / vnnd ruhe inn jhren Kam - mern / Eſa: 56. vnd das nicht mehr als jhr elend ab -Eſa: 56. geſtorben ſey.
Zum dritten hat Ezechiel bey ſeines Weibes3. Cõiun - ctionis in Vita be - ata. todt betrachtet / das ſie jhme vnuerlohren ſey / ſon - dern wie Ambroſius lib. de exciſ: fra. ſchreibet. Non amitti ſed præmitti videntur, quos non abſumtura Mors ſed æternitas receptura eſt. Die ſelig verſtorben ſein / ſind nicht verlohren / ſon - dern voran geſchickt / Welche der Todt nicht ver - zehren / ſondern die wahre ewigkeit auffnemen wird / vnnd wie ſich Koͤnig Dauid vber ſeinem verſtorbenen Soͤhnlein troͤſtete 2. Sam: 12. Jch2. Sam: 12. werde wol zu jhme fahren / es kommet aber nichtDwider[26]wider zu mir. Welches troſts wir vnns auch er - innern / wenn wir vnſere lieben Eltern / trewe Ehe - gnoſſen / gehorſame Kinder / oder liebe freunde vnd bekandte Gott hie folgen laſſen / das wir im ewi - gen leben in vnausſprechlicher frewde vnd wonne zuſammen kommen werden / da an den Kindern Gottes die ehre recht angehen / vnd der herrliche ſchmuck vnnd klarheit Seelen vnnd des Leibes vns wird erteilet werden.
Doctri - na. Con - inges ca - ſus fata - les pati - enter fe - rant. Mich: 7.Aus dieſem andern ſtuͤcke lernen alle Chriſt - liche Eheleute / wenn Gott durch den Todt vn - ter jhnen eine trennung machet / wie ſie geduldig / nach Ezechielis Exempel / Gottes willen ſich vn - ter werffen ſollen. Vnd mit dem Propheten Mi - cha cap: 7. ſagen. Jch wil des Herrn zorn tragen / denn ich habe wider jhn geſuͤndiget / mit erinnerũg / das GOtt der den Ehegatten aus ſonderlicher verſchung zu gefuͤget / auch nach ſeinem gnedi - gen willen / abzufodern macht gehabt habe / 2. 2. Sam: 25.Sam: 15. ſaget Dauid / Er machs mit mir / wie es jhm wolgefellet / vnd Job. 1. der Herr hats gege - ben / der HErr hats genommen / der nahme des Herrn ſey gelobet.
Alſo wird auch S. G. der Herr Rohr / als gegenwertiger hochbetruͤbter Wittiber / mit den ſeinigen inn dieſem Haußkuͤmmernus / den gne -digen[27]digen willen Gottes / als den beſten / erkennen / vnd weil der ewige Gott ſeinen trewen gehuͤlffen Gen: 3. ſeine Haußehre / Pſal: 68. ſeine Geſellin vnndMal: 2. das Weib ſeines bundes Mal: 2. An welcher er auch troſt / luſt / vnd frewde gehabt / ſeliglichen abgefodert / gewiß ſchlieſſen / das es ſo ergangen / wie es Gott / zu der verſtorbenen ſeligkeit erſehen vnd haben wollen / genug auch vom andern ſtuͤcke.
So viel nu die eingeſarchte Adeliche LeichePerſona - lia, quæ indicant defunctã benè. belanget / weil nechſt der Seligmachenden erkent - nuͤs Gottes / an einem Menſchen / jrrdiſchen ver - zug nach / geruͤhmet werden dieſe fuͤnff ſtuͤcke.
So wollen wir nu ferner anhoͤren wie dieſe fuͤnff gluͤckſeligkeiten die verſtorbene Chriſtliche vnd Adeliche Perſon / durch Gottes mitteilung auch erlanget habe.
Die Edle / viel ehrentugendreiche Fraw Barbara / geborne Panwitzin / Welche jetzo fuͤr augen / Vnnd der Erden / die aller vnſer Mutter iſt / biß zur ſichtbaren zukunfft JHEſu CHriſti vertrawet wird / Jſt eines alten loͤbli -D ijchen[28]chen Geſchlechts der Panwitzen / Welches den ruhm hat / das es ſich im Kaͤyſerlichen / Koͤnigli - chen / vnd groſſer Herren Hoͤfen / ſo wol in Krie - gen / wol vnd lieblich erwieſen / aus dieſem Ade - lichem Geſchlechte / iſt bemelte Gottſelige Fraw geboren.
Jhr Herr Vater iſt geweſen Weyland der Edle / Geſtrenge / Ehrenueſte / vnnd Wolbe - nambte Herr Hans von Panwitz / von Mech - witz / auff Pogerell / Altzenaw / Newdeck / vnd des Fuͤrſtlichen Burglehns zu Muͤnſterberg / Roͤm: Kaͤy: Mitt Rath / vnnd Landes Hauptman der Graffſchafft Glotz.
Jhre Fraw Mutter Die Edle viel Eh - rentugendreiche Fraw Chryſolda, geborne Poge - rellin / außm Hauſe Wuͤntzenberg / vnnd Poge - rell / welche Anno 1595. Seliglich im Herrn geſtorben / vnd zu Pogerel begraben worden.
Jhres Herrn Vatern Mutter / Fraw Barbara geborne Ottweinin vom Zigenhalß.
Jhres Herrn Vatern Vaters Mutter iſt gewe - ſen / Fraw Salome, geborne Reideboͤrgin aus dem Hauſe Roſenaw in dem Ober Hoffe.
Jhres Herren Vatern Mutter Mutter aber / Fraw Agnes / geborne Reidebuͤrgin / aus dem Hauſe Lorentzberg.
Jhrer[29]Jhrer Fraw Mutter Mutter iſt geweſen Fraw Margaretha / geborne Promnitzin / aus dem Hauſe Laſſendorff.
Jhrer Fraw Mutter Vatern Mutter iſt ge - weſen / eine geborne Kolnitzſchin.
Jhrer Fraw Mutter Mutter Mutter / eine geborne Reidebuͤrgin / aus dem Hauſe Lortzen - dorff im Namsliſchen.
Von dieſen loͤblichen Eltern / iſt dieſe Adeliche Fraw / Anno 1578. Nach GOttes willen auff dieſe Welt geboren / vnd von derſelbigen alsbald dem Herren Chriſto zugetragen / vnnd durch die heilige Tauſſe demſelbten / vnnd der Chriſtlichen Kirchen einuorleibet worden / nachmals von jh - nen Chriſtlich vnd Gottfuͤrchtig in gutten Ade - lichen Sitten / vnd Tugenden / die ſich bey jhrem leben dañ erzeiget / aufferzogen worden.
Als ſie nu der liebe Gott in den heiligen Ehe - ſtand beruffen / vnnd jhr den Edlen / Geſtrengen / Ehrenueſten / vnd Wolbenambten Herrn Georg von Rohr vnd Steyn / dieſes Kirchſpiels Herr - ſchafft / zu jhrem Eheman / mit rath vnd zu laſ - ſen jhrer geliebten Bruͤdern / Herren Vetter / vnd Vormuͤnden beſcheret / mit dem ſie Anno 97. den 5. May / auffm Fuͤrſtlichen Hauſe zu Muͤnſter -D iijberg[30]berg Ehelich vertrawet worden / hat ſie ſolche ga - be Gottes erkennet / vnd gros geachtet / vnnd in hertzlicher zucht / trew / ehr / vnd liebe / mit jhrem Hertzallerliebſten Herren ſo friedlich / vnnd in ſo lieblicher einigkeit gelebet / das es vielen Chriſten hertzlich wolgefallen / Alle zeit hat ſie ſich in ehe - licher furcht vnnd gehorſam / auff jhn gewendet / vnd ſeiner wolfart gepfleget / vnd gewartet. Kon - te ſich gewaltig bekuͤmmern / wann er geferli - che Reyſen verrichten muſte. Wie ſie denn auch des meiſten theils vrſach / das der Herr S. G. das muͤheſame Zahlampt inn Vngern auffgege - ben / Jnn ſumma / ſie hielte ſich alſo / wie einem Chriſtlichen Tugendſamen Weibe / die jhrem Manne eine frewde ſein ſol / gebuͤhret / vnnd zu - ſtehet.
Jnn ſolcher wehrender Ehe / darinnen ſie ge - ſeſſen 9. Jahr 4. Monden 5. Tage / hat der guͤt - tige GOtt ſie / vnnd jhren hertzlieben Herren / auch geſegnet / vnd jhnen 5. Kinderlein vnd Toͤch - terlein beſcheret. Zwey hat der liebe GOtt wider zu ſich / in die ewige frewde genommen / als Bar - baram Anno 1604. den 15. Aprilis, vnnd An - nam Mariam Anno 1605. ætatis 3. Jahr / 12. Wochen / die allhier in dieſer Kirchen ruhen / in jh - rem Ruhebetlin. Die andern drey wolle der rechteweiſen[31]waiſen Vater auch verſorgen / welche ſie auch zum Gebet vnd aller Gottesfurcht / vnd andern Ade - lichen tugenden / ſo jung ſie ſein / wol gewehnet / vnd angelaſſen. Gleich wie ſie nu in jhrem Hau - ſe kegen jhrem lieben Eheman ein rechte Haußeh - re geweſen / wie jhr deſſen der Herr S. G. auch ſelbſten gut zeugnus giebet: Alſo iſt ſie viel mehr in der Kirchen / vnd kegen dem lieben Gott vnd Hey - land JHeſu Chriſto ein rechte bekennerin geweſen.
Dann ſie hat jhre hoͤchſte frewde vnd hertzen - luſt gehabt an GOttes Wort vnnd Chriſtlichen Predigten / ſo ſie nur gekoͤnt / dieſelbten beſucht / das heilige Abendmal des HErrn offtmals ge - braucht / daheime in der Schrifft geleſen / fleiſſig mit den Kindern zu morgendts / abendts / fuͤr vnd nach Tiſche / mit ſonderer andacht gebetet / vnnd eine feine Chriſtliche Haußzucht gefuͤhret / das es menniglichen im hertzen wolgefallen.
Welches billich allen ſol ein vermahnung vnd denckwuͤrdig exempel ſein / auch dergleichen Chriſt - liche Haußzucht bein Kindern vnnd Haußgeſinde anzuſtellen. Vñ deſſen hat man auch ruhm bey Gott vnd Menſchen. Gegen den Dienern des Goͤttlichen Worts iſt ſie gutthetig / vnd ehrerbittig geweſen.
War nicht hoffertig / wie ſie denn auch nicht / inn einem kuͤpffern / ſondern hoͤltzenen Sarck hatwollen[32]wollen begraben werden. Vnnd iſt das die erſte bitte geweſt / die ſie fuͤr jhrem ende inn der letzten beſuchung an den Herrn S. G. hat gelangen laſſen.
Sie ſahe gerne jhre Vnterthane bey jhr / lib - te dieſelbigen / vnnd reichte den armen die milde Hand / thet jhnen allerley huͤlffe / vnd handreich - ung / ſahe gerne / Das ſie ſich vnter jhr auff - richtig vnd wol nehreten. War herkegen von den - ſelbten hin widerumb geliebet / vnnd mit trewen gemeinet / wie ſie jhr dann das leben gerne wuͤr - den gegoͤnnet haben / Wie ſie denn fleiſſig fuͤr ſie gebeten / wenn es Gottes wille geweſen wehre / das ſie Gott hette erhalten moͤgen. Ja es haben jhre alte Vnterthanen zu Newdeck / vnd Hayns - dorff / wie ſie zu Glotz gelegen / jhr nicht vergeſ - ſen koͤnnen / ſondern ſie teglich beſucht / vnnd jhr hertzliches mitleiden jhr zu erkennen geben. Jn der Haußhaltung war ſie vorſichtig / ſorgfeltig vnd fleiſſig / beugte vielem vnrath fuͤr / vnd hielt alſo in der furchte Gottes / vnnd nach dem es jhr be - ruff erforderte / viel zuſammen / was der Allmech - tige Gott jhr vnd jhrem lieben Herren beſcheret.
Jnn ſumina / ſie war mit vielen ſchoͤnen Tu - genden gezieret / Gottfuͤrchtig war ſie wie Sara, weiſe vnd verſtendig / wie Abigail, holtſelig vndfreund -[33]freundlich wie Rachel / keuſch vnd zuͤchtig / wie die Suſa[n]na / milde / wie die Tabea / warhafftig vnd verſchwiegen wie Judith / das ſie alſo wol mag allen Chriſtlichen Matronen zu einem Weiber - ſpiegel vorgeſtellet werden / jhren Fußſtapffen hie - rin nach zu folgen. Vnnd wird billich / wie Salo - mon ſelbſt bezeuget / ein ſolches Weib geruͤhmet / von den fruͤchten jhrer hende / vnnd jhrer Werck gelobet in den Thoren / Prouerb: 31. das iſt in locoPro. [31]. publico.
Vnnd wie wol nu Menſchliche ſchwachheiten / auch bißweilen moͤgen vnter gelauffen ſein / wie wir deñ alle Menſchen ſuͤnder ſind / vnd niemands Engelrein iſt. So hat ſie doch ſolche in jhrem Ge - bete vnd Beichte dem lieben Gott offtmals hertz - lich vnnd ſchmertzlich geklaget / welche jhr auch / wegen der volkommenen genugthuung CHriſti jhres Erloͤſers ſind vergeben worden.
Wie ſie ſich auch ſonſten bey geſunden tagen der Gottſeligkeit beflieſſen. Alſo hat ſie ſich auch in jhrer Kranckheit / wie ein Gottſelige Chriſtin erzeiget. Der liebe Gott hat ſie auch mit mancher - ley Creutz / kummer vnd leibes beſchwerung / nach ſeinem gnedigen willen Vaͤterlich heimgeſucht.
Alſo / das ſie die Jahr vber nicht viel geſund ge - weſen / ſondern jmmer ſich beklaget / von SpeiſenEnicht[34]nicht viel zu ſich nemen koͤnnen / hat ſehr abgenom - men / vnnd jhre leibes krefften bey mehlichen ver - lohren.
Welches denn dem Herrn S. G. groſſen kum - mer geben / weil er ſonderlich vormercket / das die Plitiſis vnnd Lungenſucht aus vielen indicijs bey jhr zugeſchlagen / da auch andere symptomata mit darzukommen / als das Fieber / damit ſie ſtets beleget worden / vnnd keiner beſſerung zu hoffen geweſen / hat ſie auch neben dem Himliſchen Artzt / den ſie ernſtlich mit Glauben vnd Gebet geſucht / die ordenlichen mittel / als neben dem warmen Ba - de / der Medicorum rath zu Breßlaw / vnnd an - derswo / trewlich gebraucht / doch allzeit demuͤt - tig / inn gedult jhren willen in Gottes willen er - geben.
Weil jhr auch ein beſchriener Medicus zu Glatz / der Ehrenveſte / Achbar vnnd Hochgelarte Herr Doctor Henneman bekand / welchen ſie zuuor auch conſuliret, hat ſie immer zu demſelbten ſich geſehnet / vnnd vermeinet / Er wuͤrde jhr / nechſt GOtt / zur geſundheit verhelffen.
Wie ſie denn auch fuͤr etlichen Wochen ſich zu bemeltem Herrn Doctorn vnnd Medico inn die Chur begeben / vnd fuͤhren laſſen. Aber der ge -trewe[35]trewe GOtt hat jhr auff einen andern modum helffen wollen / denn die medicamenta nichts aus gerichtet haben.
Wie ſie nu ſelbſt befunden / das ſie ſchwerlich auffkommen wuͤrde / hat ſie ſich zur ſeligen heim - fart geruͤſtet / vnd zwar gewuͤnſchet / daheime zu Breyle / bey jhren lieben Kindern / vnd Vntertha - nen jhr ende vnd leben zubeſchlieſſen.
Aber weil man ſie aus groſſer ſchwachheit heim zu bringen nicht vermocht / hat man ſie zu Glatz vorbleiben laſſen muͤſſen.
Da nu die leibes ſchwachheit immer zu genom - men / hat ſie ſich zu Gottes Wort / welches denn warhafftigen vnd krefftigen troſt giebet gerichtet / den Achbarn Ehrwuͤrdigen vnd wolgelarten Her - ren Georgium Zeutſchnerum Paſtorem zu Glatz fordern laſſen / der ſie deñ aus Goͤttlichem wort ge - troͤſtet / denſelbigen troſt hat ſie auch mit frewden angenommen / vnnd inn jhr hertz geſchloſſen. Wie jhr vnter anderm vom nutz des Creutzes fuͤr ge - halten worden / das es den frommen doch zum beſten gereichen vnd dienen muſte / ob wirs gleich bisweilen dafuͤr nicht hielten / hat ſie mit auffge - habenen gefaltenen Henden drauff zur antwort ge - ben. O das helffe mir auch die heilige Dreyfaltig - keit / vnd da man jhr vom verdinſt Jheſu ChriſtiE ijmeldung[36]meldung gethan / vnd ſie drauff gewieſen / hat ſie beſcheidentlich geantwortet.
Jch glaube feſtiglich / das mich Jheſus Chriſtus von ſuͤnden / vnnd ewigem tode erloͤſet habe / drauff wil ich leben vñ ſterben / vnd wird mir darzu der ewi - ge Barmhertzige Gott helffen. Wie ſie auch ermel - ter Pfarrer zu Glatz ferner gefraget / ob ſie ſich auch fuͤrnt ſterben fuͤrchte / hat ſie geantwortet: Nein mit nichte / ſondern ich wil mit frewden ſter - ben / wenn Gott wil. Jch wolte wol gerne meinen Herren noch einmal ſehen / darnach wolte ich mir nicht begehren zu leben / doch darff es mein Gott nicht machen / wie mirs gefelt: ſondern nach ſeinem willen. Drauff denn der Herr Pfarrer geſaget / ſie hette auch nicht vrſache / ſich fuͤrm abſchiede die - ſer Welt / oder Tode zu entſetzen: Denn durch Chriſtum wehre der todt den Gleubigen ein ſanff - ter ſchlaff / vnd ein Thuͤr / vnd eingang ins ewige leben / wie jhr denn auch daruon etliche Spruͤche aus der heiligen Schrifft / die ſolches bezeugten / fuͤrgehalten worden / als Johan: 3. 5. vnnd 11. Jtem aus dem ſterbeliede Simeonis / vnnd zun Philip: 1. Wie jhr auch von der Aufferſtehung der Todten am Juͤngſten tage / vnd vom ewigen leben meldung gethan worden / hat ſie alle wege jhr wort auch darzu geredet. Wie wol wegen leibes ſchwachheit kurtz / vnnd doch alſo / das manden[37]den glauben vnnd troſt jhres Hertzens wol ge - nungſam daraus ſpuͤren vnd vermercken hat koͤn - nen. Da auch des ewigen lebens erwehnet wor - den / das man billich darnach trachten ſolte / vnd ein Fraw vom Adel / ſo darbey geweſen / fuͤrge - wand / man trachtete nur immer nach dem zeitli - chen gutte / dort im ewigen leben wuͤrde man denn ſehen vnd erfahren / das es viel beſſer geweſt weh - re / ſo man nach dem ewigen getrachtet hette / dar - auff denn die Fraw Roͤhrin ſelige geſprochen: Ja folche kommen nicht hinein ins ewige leben. Wie ſie nu bey jhr ferner befunden / das es vieleicht mit jhr kuͤrtzlich zum ſcheiden kommen wuͤrde / hat ſie ſich zuuor den 18. Septemb: mit jhrem lieben Gott fein berechnet / vnd vertragen / jhre ſuͤnde mit hertz - licher rew gebeicht vnd bekennet / auff das tewre hohe vordinſt Chriſti / deſſen ſie ſich immer hertzlich vnd teglich getroͤſtet / vnnd daſſelbe alſo das rechte loͤſe Gelt vnd bezahlung / fuͤr jhre ſuͤnde dem Him - liſchen Vater vorgeſtellet vnd gebeten / das er jhr vmb deſſelben willen alle jhre ſuͤnde vergeben wol - le. Darauff hat ſie abermal die troͤſtliche Abſolu - tion empfangen / vnnd das Hochwuͤrdige Sacra - ment des leibes vnd bluts Chriſti zu troſt vnd ſterck - ung jhres glaubens gebraucht / vnnd Gott dafuͤr hertzlich gedancket. Wie auch kurtz zuuor / ehe ſie gen Glatz vorreiſet / ſolches allhier in der Kirchen mitE iijgroſſer[38]groſſer andacht geſchehen / vnd hat ſich alſo fein auff jhre heimfart vnd reiſe / die ſie nu mit Gottes huͤlffe verbracht / geruͤſtet / vnd mit dem rechten Viatico verſehen laſſen.
Jn jhrer ſchwachheit / wie auch zuuor / iſt ſie im - mer geduͤldig geweſen / alſo das kein zeichen der vn - gedult an jhr zu ſpuͤren geweſt / hat ernſtlich vñ fleiſ - ſig gebetet / jhres Simeonis ſtuͤndleins erwartet / vnd CHriſtum alſo biß an jhr ende bekennet. Den 22. Sep: welches geweſen der tag Mauricij, da man jhr fuͤrgehalten / ſie ſolte in jhrer ſchwachheit dennoch trawen auff den ſtarcken Gott / der wuͤrde mit ſeiner ſtercke jhr in jhrer ſchwachheit zu huͤlffe kommen / denn er ſey ſtarck / das er auch aus dem tode heraus reiſſen / Ja die ſeinigen mitten im tode zum ewigen leben erhalten koͤnne.
Drauff dann die Gottſelige Fraw geantwor - tet / wiewol ſehr ſchwechlich / wie es deñ auch jhr letz - tes wort geweſen / Ja ob Gott wil / vnd iſt alſo ent - lich an bemeltem tage Mauricij zu morgens zwi - ſchen 8. vnd 9. vhr zu Glatz / da ſie jhre Seele dem Herren Chriſto zu trewen henden befohlen / vnter dem Gebet / das ſie wol verſtanden / wie man an jhr hat mercken koͤnnen / ſanffte / Chriſtlich vnd ſelig ohn einige vngeberde im Herrn entſchlaffen / als ſie alt worden 29. Jahr / vnd iſt fuͤrwar vielem vngluͤck vnd elend entgangen / deſſen wir noch muͤſſen gewer - tig ſein / dann ſie iſt zum friede kommen / vnd ruhet in[39] jhrer Schlaffkammer / vnd wartet allezeit auff die froͤliche Aufferſtehung jhres leibes / vnd auff die volkommene frewde vnd herrligkeit / die an jhr vnd allen gleubigen am Juͤngſten tage ſol offenbar wer - den. Dem getrewen Gott dancken wir / der jhr ein ſeliges ende verliehen / vnd ſie nach langem ausge - ſtandenem Creutz erloͤſet / vnd in warem Glauben an den Sohn GOttes vnſern Heyland JHeſum Chriſtum entbunden hat / der troͤſte jhre Seele in der ſchos Abrahe / laſſe den Leib biß auff den Juͤng - ſten tag ſanffte ruhen / vnd denn mit frewden auff - wachen vnd herfuͤr gehen zur ewigen Seligkeit vnd Herrligkeit / ſpreche auch krefftigen troſt in J. G. vnd derſelbten vorwaiſten betruͤbten Kindern vnnd verwandten hertzen / vnd verleihe gnediglich / das ſie ſich inn dieſem groſſen betruͤbnus wiederumb auff - richten / den ergangenen willen Gottes erkennen / vñ ſich zu frieden geben / der troͤſtlichen hoffnung dz die verſtorbene Gottſelige Fraw zur ruhe kommen ſey / vnd vnuerlohren / zu jhren lieben Eltern / Groß - eltern / vnd Geſchwiſtern verſamlet / vnd erwarte der Aufferſtehung der Todten zum ewigen leben. Auch wolle der liebe Gott vns allen gnade verlei - hen / das wir vns zu einem ſeligen ſtuͤndlein ſchicken / Chriſtlich leben / ſelig ſterben / vnd am Juͤngſten tage froͤlich widerumb aufferſtehen / vnd Gott mit allen Engeln vnd Auſſerwelten in alle ewigkeit lo - ben vnd preiſen moͤgen / Amen / Amen.
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