PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Chriſtliche Leichpredigt.
Bey dem Begrebnuͤs / des wey - landt Ehrwuͤrdigen Achtbaren vnd wolgelahrten / Herren GEORGII BVCHERI, geweſenen trewen Pfarrers vnd Seelſorgers in der Fuͤrſtlichen Stadt Olaw / vnd der benachbarten Prieſterſchafft wol - verordneten Senioris. Welcher nachvielfal - tiger / vnd Langwiriger außge - ſtandener Kranckheit / entlich aus dem Kampff vnd Streit-dieſes muͤhſeligen lebens auffgeloͤſet / vnd zur ſeeligen Ruh gebracht / den Juͤngſthin verſtrichenen 7. Novembris, Anno 1615. Vnd den 16. hernach zur Olaw Chriſt - licher weiſe in ſein geheiligtes Ruhkaͤmmerlein iſt verſetzet worden.
Gedruckt in der Fuͤrſtlichen StadtBriegk/ durchCa - ſparum Sigfried. Jm Jahr /1616.
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Den Ehrenfeſten / Wolweyſen / Namhafften / Vorſichti - gen Herrn N. N. Buͤrgermeiſtern / Rathman - nen / Schoͤppen / Elteſten / vnd gantzen loͤblichen Buͤrgerſchafft / der Fuͤrſtlichen Stadt Olaw ꝛc. Meinen goͤnſtigen Herren Schwaͤ - gern vnd freunden. Gnad / Friede / Freudt vnd Troſt / von Gott vnſerem Vater / durch vnſern HErren JE - ſum Chriſtum / neben erboͤtung meiner Chriſt - lichen dienſt jederzeit trewlich zuvor. ꝛc.

EHrenfeſte / Wolweiſe / Namhaffte / Vorſichtige / Goͤnſtige Herren / Schwaͤger vnd gutte Freunde / Gleich wie nechſt Chriſto vnd ſeinem tewren verdinſt / keine groͤſſere gnade noch gabe / von Gott vns widerfahren kan / als wennPſal. 119. 98. Rom. 10. 14. Rom. 2. v 17〈…〉〈…〉 Cor. 2. 10. [2]. Cor. 2. v 14.[Cor]. v 2〈…〉〈…〉 cap, 4. & 6 Eſa 42 v 7. Er ſein heiliges wort vnnd trewe Prediger zu vns ſendet: Da durch er ſich mit ſeinem genaͤdi - gen Vaters willen / in Chriſto JEſu / offen - baret / vnnd durch den H. Geiſt / im wort vnſer hertz vnnd gemuͤt erleuchtet / das wir die angeborne blindheit geloſen / vnd mit newemA ijLicht[4]Epheſ 3. v 19. Philip. 1. 10. 11.Liecht vnnd leben / der heilwertigen erkentnuͤß Gottes vnd vnſers Heilandes Jeſu Chri - ſti / zur Seeligkeit erfuͤllet werden? Alſo iſt hinwiederumb allen fromen hertzen kein ſchwe - rerer fall / vnd haͤrberer betruͤbnuͤß / als wenn jhre trewe Prediger vnd Seelſorger von der Cantzel durch den Todt hinweg genommen werden / vndEſa. 30. v 2[0]Amos 8. v[11] ſie eine zeitlang eines Lehrers mangeln ſollẽ. Dannenher lieſet man inn den Bibliſchen vnnd Kyrchen Hiſtorien / wie die gemeine Gottes / jh - rer Lehrer vnnd Himliſchen Wegweiſer toͤdtliche faͤlle beklaget vnd betrauret haben.

Num. 20. v 38. 29.Aaron ſtirbet auff dem Gebirge Hor / nach dem willen Gottes: Da die gantze Ge - meine ſiehet / das er dahin war / beweine - ten ſie jhn dreiſſig tage lang / das gantze Hauß Jſrael. Deßgleichen thuen ſie auch v - ber dem todt Moſe / jhres Heerfuͤhres vnnd lei -Num. 12. 7. Ebr. 3. 5. Deut. 34. v 5. 8. 1. Sam. 35 1. ters / der im gantzen Hauſe des Herrn trew erfunden ward / als er auff dem Berge Nebo geſtorben / da ward er auch dreiſſig tage lang beweinet vnd geklaget. Da der Prophet Sa - muel ſein Heupt legete / verſamlet ſich vher jhm das gantze Jſrael / vnnd traͤget vmbjhn[5]jhn hertzliches leidt. Vnd da Elias mit few - rigem Wagen vnnd Roſſen gen Himmel abgeholet war / ſchrey jhm Eliſa ſein trewer Die - ner vñ Prophet gantz klaͤglich vñ ſehnlich hinach. Mein Vater / mein Vater / wagen Jſrael2. Reg 2. 11 12. vnd ſein Reuter. wie bitterlich weineten die Elteſten zu Epheſo mit jhrer Gottſeligen Ge - meine / da S. Paulus von jhnen ſcheid / vnd ſieAct. 20. 25. geſegnete / mit dieſem mercklichen anhang / das ſie ſein angeſicht inn dieſer Welt nicht mehr ſehen wuͤrden / da wurden ſie darob ſonderlich 37. 38. ſehr ſchmertzlich betruͤbet / fallen jhm mit weinen - den augen vmb ſeinen halß / vnd kuͤſſen jhn / be - leiten jhn alſo trawrig in das Schiff. Der - gleichen thaten auch die zu Cæſarien, das Pau - lus ſelbſt durch jhre thraͤnen beweget wird / vnd faſt ſehnlich ſie anredet: Was machet jhr / dascap 21. v 1[3]. jhr weinet / vnnd brechet mir mein hertz? Denn ein ſolches abſcheiden / da trewe Lehrer vnd frome Kyrchkinder von einander ſollen gerieſſen werden / hat ein ſonderes gewicht auff ſich / das in die hertzen fellet / vnd groſſe trawrigkeit verur - ſachet. Dannenher ſagt Bernhardus alß er ſei -Bern. ſuper Cant. nen fromen Bruder Gerardum verlohren / EsA iijſey[6]Bern ſuper Cant. Mediã par tem locavit in coelo, partem ve - ro in coeno deſeruit. ſey ein ſchneidend Schwerdt durch jhrer beyder Seelen gedrungen / dadurch ſie von einander ge - theilet / Ein ſtuͤck in Himmel verſetzet / das andere theil hinieden im Koth gelaſſen worden.

Wann nun E. W. vnd G. newlicher zeit / als nemlich den 7. Novembris, jhren vielgetrewen / fleiſſigen vnd fromen Seelſorger / den Weiland Ehrwuͤrdigen / Achtbaren vnd wolgelaͤrten Her - ren Georgium Bucherum, nach Gottes vntade - lichem Rath vnd willen / durch den zeitlichen todt verlohren / iſt kein zweiffel / ſolcher fall E. W. vnd gantzen CHriſtlichen gemeine / nicht weniger ſchmertzlich vnd hertzlich betruͤbe / alß / obgeregte todesfaͤlle die gemeinen GOttes geſchmuͤrtzet ha - ben / ſonderlich / weil ſie noch jhr Kyrchtrawren fuͤhren / vnd jhre Cantzel noch zur zeit mit einem gewiſſen vnnd Corfirmirten Seelhirten nicht be -Matth. 9. v 38. Oſe. e. 6. v 1 ſtellet iſt. Derwegen deñ Gott / als der Herr der Erndte / wird anzuruffen ſein / das er dieſen ſchmertzlichen Ries heilen / vnd die erledigte ſtel - le vnd verweiſete Cantzel / hinwiederumb zu rech - ter zeit / mit einer Gottsgelaͤrten / Chriſtlichen / trewen / friedfertigen Perſon erſetzen wolle / wel - cher es auch gewißlich thun wird. Deñ Er iſts /der[7]der da erwecket die ſeinen Nahmen predi -Eſa. 41. v 22 gen / vnd vber die gewaltigen gehen wie v - ber Leimen / vnnd den Koth treten wie ein Toͤpffer etc. Er iſt der erſt / der zu Zion ſa -Ibid. v 27. get / ſiehe da iſts / vnnd giebet Jeruſalem Prediger.

Weil aber die gethane Leichpredigt von des wolgemelten verblichenen Herren Paſtoris vnnd Senioris Tugendtſamen Frawen Witti - ben / von mir Chriſtlicher vnd gebuͤhrender wei - ſe geſucht vnnd gebeten worden / habe ich ſolche (wie einfaltig ſie auch iſt) Jhr nicht verwiedern moͤgen. Habe aber dieſelbe vnter E. W. vnd G. Ehren Namen zu publiciren fuͤr rathſam er - achtet / Einmal / weil dieſelbte ſolche nicht allein in offentlicher verſamlung / bey der Chriſtlichen deduction dieſer ſeligen Leiche ſelbſt fleiſſig an - gehoͤret / ſondern auch / mit ſonderlicher affe - ction auff vnd angenommen / daneben ſo viel me - her ſolches billich zu ſein erachtet / damit die Chriſtliche vertrewligkeit / ſo ſie mit jhrem inn Gott ruhenden Seelſorger / friedlich vnd beſten - diglich biß an ſein ſeeliges Ende / gehalten / offent - lich hiedurch bezeuget / vnd auch des ſeeligen ver - ſtorbenen Herren Georgii, gebuͤhrender Ehren -ruhm[8]ruhm im gedechtnuͤs behalten werden moͤchte. Derowegen dann an die Herren ſaͤmbt - vnd ſon - derlich mein verdinſtliches vnd freunliches bitten / ſie jhnen ſolches attentat vor mir nit mißfallen laſſen / vnd ferners in allen guͤnſten mir vorwand bleiben. Thue hiemit E. W. vnnd G. dem allge - waltigen Menſchenhuͤtter / Goͤttlicher ob acht vnd Vaͤterlichen enthaltung trewlich empfehlen / Datum Brieg / zu endt des ablauffenden 1615. vnd anfang des 1616. Jahres.

E. E. W. W. vnd Guͤnſten dinſtwilliger freundt Johannes Neomenius.

Chriſt -1.[9]

Chriſtliche Leichpredigt.

SO mich meine gedancken nicht triegen /Noh 2. v 1. 2 vnd ich ewre Angeſichter vnnd geberde recht be - ſchawe / ſo laſſe ich mich gantz gewiß beduͤncken das E. L. faſt trawrig vnd von hertzen ſehrRuth. 1. v 20 Tſal. 38. v 11 Rom. 12. v 15. betruͤbet ſein muͤſſe / das mir denn zugleich mein hertz beweget / das ich mich neben euch betruͤben muß / vnd zwar nit ohne vrſach.

Denn richte ich m[e]ine Augen auff die gegenwertige Fraw Wittib / vnd die neben jhr ſtehenden Waiſelein / ſo ſehe ich jhre Augen vol Thraͤnen / vnnd jhre Schleyer vnndIer 1[3]v 17. Thren. 1. v 2 Wangen vol weinens / was kan das anders / denn leidt vnd betruͤbnuͤß andeuten? Vnd warumb nicht? Die fro - me Wittib fuͤhlet den ſcharffen Rieß / den der Gerech -2. Sam. 6. 8. te Gott / nach ſeinem vntadelichen gericht vnd heiligen wil - len / in jhr hertz gethan / vnd daſſelbe mit gewalt zerſpalten / das jhr der liebeſte vnd teureſte Schatz den ſie (nehſt Gott vnd ſeinem Wort) auff Erden gehabt / hinweg genommen vnd hingefallen iſt. Der Todt iſt zu jhren FenſternIer. 9. v[20]1. Cor. 11 v 5 eingeſtiegen / vnd mit ſeiner ſcharffen Senſen jhr Ehli - ches Haͤupt jhr abgeſchlagen / jhren Herꝛen / der ſie geliebet / geehret / genaͤhret / geſchuͤtzet / vnd mit recht ehlicher trew jhr beygewohnet / hat er gewuͤrget / vnd ſie zu einer elen -Ier. 9. v 21. Marci 12. v 21. Act. 21. v 1[3] den Wittwen gemacht / wie ſolte ſolcher Jammer jhr Weibliches hertz nit zerbrechen / vnnd krencken? Wie ſolte ſie ſich der hertzlichen vnnd ſchmertzlichen liebes vnd leides th[r]aͤnen enthalten koͤnnen. Zumal wenn ſie be -Bdenckt /[10]2. Reg 4. v 1denckt / den erbaͤrmlichen zuſtandt der armen Predigers Witwen / den ſie nach abſterben jhrer lieben Herten erdul - den muͤſſen / alſo gar elendiglich / das nun meher kein Menſch jhrer etwas achtet. Vnd da man ſie zuvor geehret vnd hoch - gehalten / ſiehet man ſie jetzt nicht wol durch einen loͤchri - gen Zaun an / zumal wo ſie arm vnd vnvermoͤgend ſein /Ezech, 22. 7. Thrẽ. 5, v 3 da wil jederman die fuͤſſe an ſie wiſchen. O Jam - mer / o Elend. Wann nun die Fraw Mutter alſo weinet / wie koͤnnen die armen Waiſelein ſtille ſchweigen? O jhre zarte Kindiſche hertzlein werden durch das klaͤgliche weinen der Fraw Mutter ſchmertzlich betruͤbet / darzu ſehen ſie jhren lieben Herren Vater jetzund nit auff der Cantzel in ſeinem Lehrampt lebendig / ſondern todt auff der Bahre fuͤr ſich ſtehen / was koͤnnen ſie da anders thun / als klagen vnnd ſagen: O Vater / Vater / o Hertzer Vater / wie laſſet jhr vns in ſo groſſem betruͤbnuͤs / O wie ſind wir ewrer ſo gar bald beraubet worden: O das wir doch ew - er Angeſicht noch eineſt moͤchten anſchawen / O das wir euch doch noch einmal hertzen / vnd mit vnſern haͤndlein vmbfaſſen moͤchten. Nun aber kans nit ſein / man ſencket euch nun mehr ins Grab / vnd ew - er Angeſicht ſehen wir inn dieſer Welt nicht meher. O Todt du grewlicher Menſchwuͤrger / wie haſtu vns vnſeren Vater vmbgebracht.

Nicht weniger ſtehet die Elteſte Tochter / ob ſie gleich er - wachſen / Ehlch vñ Ehrlich außgeſteuret / in groſſem leide ge - genwertig / vnd befindet jhr hertz gleichsfals tieff verwundet / das ſie nit allein jhre Fraw Mutter fuͤr neun Jaren / ſondernauch2.[11]auch jetzund jhrenHerrenVater erlohren / vndalſo beyder Eltern iſt beraubet worden / die ſie mit Chriſtlicher zucht vndvnterhal - tung Vaͤterlich vnd Muͤtterlich verſorget / vnd jhr trewlich vorgeſtanden ſein. Ach Vaters vnd Mutters trew iſt noch die beſte / wenn die hinfellet / iſt ein gros ſtuͤck des leiblichen guttes dahin / denn trewe freunde ſind hinfort ſeltzame Gaͤ - ſte / auch vnter blutfreunden.

Was koͤnnen aber die Herren Eidmaͤnner Bruͤder vnd na - he vorwandten vber ſolchem fall anders gedencken / alß das ſie einen fromen/ trewen vndlieben Schweher vnd Bruder verloh - ren / der jhnen noch viel guttes hette thun koͤnnen / wennes Got - tes genaͤdiger vndVaͤterlicher wille geweſe / das er laͤnger hette leben ſollen: Deſſen muſſen ſie nun entrahten / darumb ſeind ſie in ſchwartzen trawerkleidern kegenwertig / jhres hertzens betruͤbnuͤß dadurch zu bezeugen / Alſo ſehe ich heute bey der Fraw Wittiben / Kindern / Eidmaͤnnern / vndblutfreundſchafft nichts anders denn lauter Jammer.

Wende ich denn von jhnen meine Augen auff die gantze Kyrchen verſamblung allhier / Edel vnd vnEdel / Jung vnd Alt / Reich oder Arm / hohes vnd niedriges ſtandes / ſo kombt mirs anders nicht fuͤr / als wenn auch ſie voller betruͤbnuͤs wehren / vnd wird / zweiffels ohne / nit anders ſein.

Denn auch die Landsfuͤrſtliche hohe Obrigkeit / dieſen todesfall hertzlich beklaget / wie ich deſſen ein lebendiger ſich - tiger Zeuge ſein kan / alß der ich ſelbſt / aus Fuͤrſtlichem Munde vnd gebaͤrde ſolches gehoͤret vnd angeſehen. Was ſolte denn die Volckreiche gemeine / dieſer loͤblichen Kyrch - fart / nicht thun: Alß denen jhre Kyrchenfackel / ausge -Matth. 5. 24. Apoc. 2. v 5 leſchet iſt / vnd der Leuchter vmbgefallen / der Lehrer /B ijder[12]Eſa. 30. v 20 Zach. 13. 7. Thren: 3 2. 2. Pet. 3. 17.der jhnen des Herren weg zum leben gezeiget / iſt von jhnen genommen / der Hirte iſt geſchlagen / wo wird nun die arme Herde bleiben / das ſie nicht zuſtreuet werde? Das ſie nicht finſternuͤs vberfalle / vnnd auff irrwe - ge gerathe? Sie wiſſen was ſie fuͤr einen trewen Seelſor - ger verlohren haben / darumb ſind ſie von hertzen betruͤbet / vnd voller bekuͤmmernuͤß / biß ſie GOTT anderwerts Vaͤterlich verſorget / vnd ſie wiederumb mit einem trewen Lehrer vnd Pſarrherrn begabe / der jhme Gottes Ehre / vnd der Gemeine ſeligkeit laſſe von hertzen angelegen ſein / darumb ſie nur embſig vnd fl[e]iſſig werden beten muͤſſen / wieMatth: 9. v 38. Chriſtus befihlet: Bittet den Herren der Erndte. ꝛc.

Wenn ich nun diß alles bey mir bewege / vnd daneben be - trachte / wie ſolcher proceßus dermal eines auch mit mir vnd den meinigen wird muͤſſen angeſtellet werden / ſo koͤnnet jhr leicht erachten das ich darob nicht frolocken kan / denn ichEzech. 36. 26. nicht ein ſteinernes / ſondern ein weiches Menſchenhertz habe / das durch ſchmertzen vnnd leidt kan beweget werden / wie ſolte ich dann / oder jemand der ein auffrichtiger Menſch[S]yra. 7. v 36 iſt / nicht heute trawrig ſein / mit den trawrigen / zumal weil die Schrifft ſolches nicht ſtraffet / ſondern billi -Rom. 12,〈…〉〈…〉 25. chet / weil geſchrieben ſtehet: Frewet euch mit den froͤli - chen / vnd weinet mit den weinenden.

Damit wir aber vnſers leides ein wenig vergeſſen / vnndThren. 1. 〈…〉〈…〉11. 19. vnſere betruͤbte hertzen / mit kraͤfftigem labſall aus des heiligen Geiſtes Apotecken verſehen vnnd erquicken2. Cor. 5. v 2 moͤgen / dadurch wir zur ſehnſucht nach dem HimliſchenVater3.[13]Vater lande vnnd gewuͤntſchetem Feyerabendt derPhil. 3. v 10. Ijob. 7. 2 Hebr. 4. 1 Ewigen ruhe moͤgen zubereitet werden. Wollen wir des Herren wort / die heilige Schrifft / alß das aller bewerteſte diſpenſatorium vns laſſen angelegen ſein / vnd daraus vns bequeme vnd k[r]aͤfftige hertzens artzeney auffſuchen vnd zubereiten. Welches / damit es nit leer vndohne frucht /Eſa. 55. v 11. ſondern mit groſſem nutz moͤge abgehen vnd wircken / wol - len wir von hertzen grundt beten. Vnſer Vater / ꝛc.

TEXTUS.

MVs nit der Menſch immer im ſtreit ſein auff Erden / vnd ſeine tage ſind wie eines Tagloͤhners? Wie ein Knecht ſehnet ſich nach dem ſchatten / vndein Tag - loͤhner das ſeine arbeit aus ſey. Alſo habe ich wol gantze Monden vergeblich gearbei - tet / vnnd elender Naͤcht ſind mir viel wor - den: Wenn ich mich leget / ſprach ich / wenn werd ich auffſtehen? Vnd darnach rechnet ich wens Abendt wolt werden / denn ich war gantz ein Schewſal jederman biß fin - ſter ward. Mein fleiſch iſt vmb vnnd vmb wuͤrmicht vnnd koͤtticht / meine haut iſt verſchrumpfen vnnd zu nichte worden. B iijMeine[14]Meine tage ſindt leichter dahin geflogen denn ein Weber ſpul / vnd ſind vergangen / das kein auffhalten da geweſen iſt.

(Hiob. 7. à . 1. uſq́uead 8. )

Auslegung.

Ariſt: lib 3. Eth. c. 6.ES iſt zwar in der gantzen Natur kein ding dem Menſchen widriger / alß der Todt / das manSyr. 41. v 23 Sap. 2. v 23 auch ohne entſetzen nit wol daran gedenckenkan / ſintemal die armſelige Menſchliche Natur / die GOTTRom. 5. v 12 anfenglich zum Ewigen leben erſchaffen / aber durch die Suͤnde ins tods klammern vnd bande gerah -Hiob. 18. 14. ten iſt / durch den todt jaͤmmerlich zerſtoͤret / vnnd die allerbeſten vndliebeſten zween freunde / der Leib vnddie Seele /cap. 30. v 15 ſchrecklich von einander geriſſen werden / das dennMatth. 26 38. ohne ſondere ſchmertzen nit zugehen kan / darfuͤr ſich die Na - tur nach jhrer eingepflantzeten art vnd eigenſchafft entſetzet / vnnd daruͤber zittert vnd bebet / zumal / wo man inn zeitli - chem gluͤck vnd wolſtand lebet / wie davon Syrach ſaget:Syr: 41. v 23 O Todt / wie bitter biſtu / wenn an dich gedencket ein Menſch / der gutte tage vnd genung hat / vnd ohne ſorge lebet / vnnd dem es wolgehet / in allen dingen vnd noch wol eſſen mag.

Rom. 8. v 16 Act. 26. v 18Aber die geheiligten Gottes Kinder / denen der hei - lige Geiſt / die augen des Hertzens geleutert / das ſieEph. 1. v 18 mitten im tode das licht des lebens Jeſum Chriſtummit4.[15]mit ſeinem bluttigen Tode erſehen koͤnnen / iſt der todt nichtIoh. 12. v 46 Lucæ 2. v 30 Hiob. 7. v 2. Eccleſ. 4. 2. Eſa 26. v 20 cap. 35. v 20 Ioh. 1〈…〉〈…〉. v 24 Ioh. 5. v 24. Luc. 16. v 25 Pſal 91. v 10 Sap 3. 1. Tertul. de teſt. animæ Lucæ 2 v 29 Chryſoſt: in orat in[B]abylam〈…〉〈…〉 τερας〈…〉〈…〉 ωῆσ〈…〉〈…〉 αιδροτέ ασ αρχη〈…〉〈…〉 θαδε τε〈…〉〈…〉〈…〉〈…〉 ευτη. 5. Virg. 6. Act. ſo ein ſchrecklich ding / dafuͤr ſie ſich zu wehren / oder jhme zu entlauffen in ſinn ziehen / ſondern ein gewuͤntſcheter Feyer - abendt / vnd ein ſeliger außgang aus allem truͤbſal / angſt vnnd noth / zu ewigem fried / freud vnnd herrligkeit / zu welcher ſie durch den zeitlichen todt / von jhrem Her - ren Chriſte gefuͤhret vnd verſetzet werden / da jhnen ewig wol ſein mus / vnd keine plage / noch qual ſie anruͤhren kan. Dannenher jener alte Lehrer recht ſaget: Non eſt ti - mendum, quod nos liberat ab omni timendo. Man ſol je das nit fuͤrchten / das vns von aller furcht entlediget / vnd Simeon ſinget inn ſolchem troſt / ſein Nunc dimittis mit frewden / vnd gehet mit vnerſchrockenem hertzen dem to - de entgegen / denn er iſt deſſen inn CHriſto verſichert / dz dieſes lebens außgang ſey des Ewigen anfang / welches zwar auch etliche vernuͤnfftige Heyden von fern vnd tunckel erkandt / die de immortalitate animæ geſchrieben / vnnd derſelben frewde in jhrem vormeinten campo Elyſio aßeriret haben / vnter welchen auch Seneca ſaget; Dies iſte quem tanquam extremum formidamus, æterni natalis eſt, der tag / den wir als vnſern letzten tag ſo grau -Seneca de brevit. vitæ Pſal 73 v 20. ſam fuͤrchten / iſt des Ewigen tages ein anfang.

Aber was ſie von der vermeineten herrligkeit der Seelen gegleubet / vnd geſchrieben / iſt meher nichtes denn ein pur lauter ſuͤſſer Traum / der zwar einem ſchlaffenden liebliche dinge fuͤrbildet / aber in der warheit nichtes iſt / noch geben kan / alſo verſchwindet jhnen in jhrem tode jhr campusjob. 20. v 5. 8. Elyſius, mit aller ſeiner luſtbarkeit / vnd kommen nichtzur[16]Rom 8. 17. 18.[A]pocal. 5. 9. Rom. 8. 15. Gal. 4 v 5. 6 1. Pet[.]1. v 4zur herrligkeit der Kinder GOttes.

Wir aber / die wir durch JEſu Chriſti blut vnnd todt erkaufft / vnnd den Geiſt der Kindſchafft em - pfangen haben / durch welchen wir wieder geboh - ren ſind / zu einer lebendigen hoffnung / ſind deſſen in dem vnfehlbaren vnd warhafftigen worte Gottes / vnnd ſeiner heiligen Sacramenten ſtandhafftig verſichert: Dasibidem vnns im Himmel behalten wird ein vnbeflecktes / vnverwelckliches Ewiges Erbe / mit vnausſprech - lichem ewigen glantz / herrligkeit vnd frewden / zu welchem wir durch den zeitlichen todt eingefuͤhretIo[h]. 5. v 24 werden / wie Chriſtus ſaget: Warlich warlich ich ſage euch / wer mein wort hoͤret / vnd gleubet de - me der mich geſand hat / der hat das Ewige leben / vnd kombt nicht in das gerichte / ſondern iſt vomNazianze - nus orat in[ſu]〈…〉〈…〉. Cæſar. [f]ratris〈…〉〈…〉 τοῦ σώμκτος εαδημία, ὲνδημια〈…〉〈…〉 ρὸσ τὸν〈…〉〈…〉 υριον. tode zum leben hindurch gedrungen. Darumb ſagen wir froͤlich mit Nazianzeno, werden wir von dem jrr - diſchen Volck durch den zeitlichen todt außgeha - ben / ſo werden wir ins Himliſche volck der auſſer - wehleten Engel vnd Menſchen bey Jeſu Chriſto eingepflantzet / welcher troſt aller betruͤbten hertzen traw - ren vnd klagen / vder dem ſchrecklichen todtenblick / vber alle maß wol durchſuͤſſen / vnd alſo temperiten kan / das ſie mit gedult ſolches vertragen / vnd im glauben ſeliglich vber - winden moͤgen.

Was iſt dagegen die Welt mit alle jhrer herrligkeit? Sieiſt vns5.[17]iſt vns ja nit als ein ſpringender Tantzſaal / ꝛc. Son -Exod. 32. v 18. Pſal. 84. v 7 Eſa: 42. v 7 Gen. 3. v 17. Pſal. 126. v 6. Ijob. 7. 〈…〉〈…〉 1. Pet 5 8 Iob. 15 v 19 dern als ein klaͤgliches Jammerthal / vnnd wuͤſtes Ge - fengnuͤs zur ſtraffe der Suͤnden eingethan / darinnen wir im Elend leben / mit kummer vnd ſorgen vns nehren / mit weinen vnd klagen herdurch wandern / vnd in ei - nem ſtetwehrenden kampff vnd ſtreit ſchweben muͤſ - ſen / da vns wenig ruhe gelaſſen wird vom Teuffel vnnd der boͤſen Welt / die vns auff allen ſeiten aͤngſten / vnd quaͤlen / daruͤber der frome Job allhier ſo bitterlich win - ſelt vnd klaget / wie denn mit jhme alle Kinder Gottes1. Pet. 5 v 9 Ebræ. 2. v[9]2. Tim. 4. v.〈…〉〈…〉 dergleichen erfahren vnnd klagen muͤſſen / biß ſie jhren lauff vnd kampff volendet / durch einen ſanfften todt aus dieſer boͤſen Weltherberge zu jhrem GOtt ins himli -Ebræ. 11. v 14. ſche Vaterland eingegangen ſein.

Wer derwegen / dieſes zeitliche leben mit ſeiner herr -Eſa. 40. v 6 1. Pet. 1. 24. ligkeit recht kennen wil / der hoͤre dem lieben Job fleiſſig zu / der ſolches aus eigener erfahrung wol gelernet vnd pra - cticiret hat / vnd demnach am beſten davon reden kan.

Er ſtellet vns aber daſſelbe zu betrachten fuͤr auff zwey - erley weiſe: Die wir auff diß mal zu lernen haben.

Erſtlich durch zweyerley anmuttige gleichnuͤſſe / eines vom ſtreit / das ander von der dinſtbarkeit genommen.

Zum andern in ſeinem ſelbſt eigenen Ex[e]mpel / darin - nen er vns die praxin beyder gleichnuͤſſe lehret. Darauff denn / als fuͤrs dritte / folgen ſol / der ſeligetroſt / vom koͤſtlichen vmbwechſel / den wir durch den zeitlichen Todt[er]langen. Votum.

CDas[18]

Das Erſte Stuͤcke.

Syr 41 v 28 Epheſ. 6. v 13.WEil es dem Menſchen wolgehet / in allen din - gen / vnddas boͤſe ſtuͤndlein noch nicht da iſt / ſo duͤncket vns dieſes leben ein luſtiges Paradiß vndEſa. 22. v 13 eitel frewde vnd wonne ſein / da man Ochſen wuͤr - gen / Schafe ſchlachten / fleiſch eſſen / Wein trin -[1]Sam. 25. v 3. & 36. Luc 16. v 19 cap. 12. v 19. Fzech. 33. 33. Gen 47. v 9 Pſal 90. 10. Iob 3. v 25. 26. cken / mit denboßhafftigen Nabel gutter dinge ſein / mit dem ReichenSchwelger im ſauſe leben / vndmit frewdenſeine Seele zur luſt auffm[un]tern koͤnne. Aber / wennda kombt / was kommen ſol / ſo erfehret mans denn erſt was Jacob ſagt: Wenig vnd boͤſe iſt die zeit mei - nes lebens / vnnd das koͤſtlichſte darinnen iſt muͤhe vnd arbeit. Eben das mus der liebe Job auch erfahren wie er ſelbſt bekennet vnnd ſp[r]icht: Was ich gefuͤrchtet habe iſt vber mich kommen / vnnd das ich ſorgete / hat mich troffen. War ich nicht gluͤckſelig? War ich nicht fein ſtille? Hatte ich nicht gutte ruhe? Vnd kombt ſolch vnruhe?

Eſa 48. v 10 Pſal. 119. v 71. Syr. 34. v 9. 10. Syr. 40. v 27.Will nun Job in ſolchem Ofen des Elendes ſchwi - tzet / vnd gleich wie in einer Creutzſchule gehalten wird / da erfehrt er / was welt vnd weltliches leben ſey / was groſſe muͤhe vnd gefahr es auff ſich habe / vnnd kan davon fein eigentlich reden / vnd klaren bericht geben. Damit ers aber fein licht vnd leicht darſtelle / was das Menſchliche le - ben in dieſer Welt fuͤr ein gefaͤhrliches vnd muͤhſam[e]s dingſey /6.[19]ſey / erklaͤret ers durch zweyerley gleichnuͤs / Eines nimbt er vom Krigiſchen ſtreit / das ander von Knechtiſchen dinſt - barkeit.

Vom Erſten gleichnuͤs ſagt er alſo. Mus nicht der Menſch immer im Streit ſein auff Erden. Da denn zu mercken / das Job allhier nit rede / von wilden oder zahmen / oder andern vnvernuͤnfftigen Thieren / ſondern von vernuͤnfftigen Menſchen / dem er gar einen klaͤglichen Namen giebet / in der grundſprache / vnd neñet jhn Enoſch: hominem miſerum, qui ſubjectus eſt variis & mag - nis morbis, & tandem mortis dolores ſubire cogitur, von der wurtzel Anaſch, daß heiſſet / morbo deſperato laboravit, lethaliter ægrotavit; Damit er denn andeu -Eſa. 1. 5. 1. Cor. 15. 19. Act. 20 v 25 Syr. 40. v 27. Pſal. 19. v 7 tet dieſe elende duͤrfftigkeit vnd gefaͤhrligkeit / darinnen wir taͤglich ſchweben! da vns viel tauſent noth vnd Elend ſambt dem tode auff den dinſt wartet / das wol Syrach ſaget: Es iſt ein elend vnd jaͤmmerlich ding ꝛc. Das deutſche wort Menſch / heiſſet ſo viel als ein ſchemen / per literarum metatheſin, oder ein ſcha[t]ten / vmb der vnbe - ſtendigkeit vnnd wegfluͤchtigkeit willen dieſes zeitlichen le - bens / vnd ſiehet mit ſeiner ankunfft genaw auff das wort E - noſch, zu welchem nur per proſtheſin der Knechtiſche buch - ſtabe M. kommen darff / ſo iſt das deutſche wort Menſch auß dem Hebraiſchen ſchon formiret, wie ſolches die gelaͤr - ten wiſſen. Wird alſo der elende Menſch mit ſeiner gebrech -Pſal. 103. v 15. Eſa. 40. v 6 Pſal. 89. v 49. ligkeit vnd ſterbligkeit von Ijob introduciret, vnd dazu in ſingulari, das er damit anzeige / da[ſ]kein Menſch auff Erden lebe / der ſich aus der gemeinen zahl der armſeligenC ijAdams[20]Adams Kinder vnnd ſterblichen Suͤnder ausſchlieſſenSyr. 40. 29. koͤnte / er ſey wer er wolle / hoch oder niedrig / reich oder arm / ober oder vnter / das gemeine Elendt / vnd todes gefahr lieget einem jeglichen auff dem halſe / vnnd kan ſich derſelben nicht erwehren / da iſt immer furcht ꝛc. Palii -Horat. lib. 1 Carm da mors æquo pulſat pede pauperum tabernas, Re - gumq́ueturres. Wiewo[l]nun der Nahme des Menſchen /〈…〉〈…〉[ä]〈…〉〈…〉lich vnnd traurig genung lautet / ſo klinget doch das noch viel erbaͤrmlicher / das er von dieſem armſeligen vñ ſterb[I]job 7. v 1. Eſa. 1. 4. lichen Menſchen ſaget / Er muͤſſe immer im ſtreit ſein. Warlich wenn ein ohn maͤchtiger vnnd abgekraͤnckter Sol - dat / wieder ſeinen frewdigen vnd muttigen Feind kaͤmpffen ſol / ſo ſtehets mißlich vmb jhn / er wird leicht geſchlagen vnd erleget / denn er kan ſich fuͤr mattigkeit vnnd ſchwacheit gegen dem ſtarcken wiederſacher nicht wehren. Was ſol deñ vns geſchehen / die wir durch die Natuͤrliche Erbſeuche der ſuͤnden / an Seel / Hertz vnd Gemuͤtt / todt kranck / vnnd von aller krafft kommen ſein? Warlich / das mus ein ſehr gefaͤrlicher ſtreit ſein. Denn da haben wir zun feinden / nicht ſchwache vnd forchtſame Haſen / die fuͤr einem jeglichen gereuſche erſchrecken / vnd die flucht geben / ſondern gantz ftewdige / muttige / vnnd vnverzagte Krieger /Epheſ. 6. v 12. [1]Pet 5. v 8. den Fuͤrſten der finſternuͤs / den grimmigen vnnd bruͤllenden Lewen / der ſuchet vnſere Seelen zu verſchlingen / der neben ſich hat ein gantzes / wolgeuͤbetes vnd vorſchmitzetes Krigesheer / die boͤſen Geiſter in der lufft / die mit boßheit / geſchwinden raͤncken vnnd allerley Mordpracticken jhrem Oberſten auffs embſigſte zugethanſein /7.[21]ſein / vnd gehen allzumal auff vnſer verterben vnd vngedeyenLuc. 11. 26. vmb. Sonderlich richtet er ſeine ſtaͤrckſte Geſchuͤtze auff das liebe Predig ambt / daraus / als aus einem wolbewehr - tem Zeughauſe / jhme manch loch inn ſein helliſches Raub -Ierem: 1. 10. ſchlos gemacht wird / darumb Er denn ſonderlich dahin trachtet / wie er daſſelbige moͤge dempffen vnnd niederlegen / nichts anders als ein Feind vor der Feſtung / wenn er merck - et / das jhm aus einem hohen Thurm oder Paſtey tapffer wiederſtand gethan / vnd groſſer ſchade zugefuͤget wird / le - get er alle ſeine macht an dieſen Thurm / oder Paſtey / das er ſie zerſtoͤhre / vnnd alſo dem maͤchtigen widerſtandt wehre. Alſo verſucht ſich auch der Teuffel am H. Predig - ambt / das er deſſelben gewaltigen widerſtandt moͤge nie - derlegen: Denn es gehet ſonderlich die Prediger an: (wiewol ein jeglicher Chriſt ſich deſſen zuverſehen:) was Chriſtus ſaget: Simon / Simon / ſiehe Sathanas hat ew -Luc. 22 v 31 er begeret / das er euch moͤge ſichten wie den Wei - tzen / ꝛc.

Wie nun ein Kriegesman / wenn er ſeinen Feind fuͤr ſich hat / keine ſtunde noch augenblick ſicher iſt / das er vom Feinde nicht vberfallen / gefangen oder niedergehawen wer - de / (das ich jetzt andere gefaͤhrligkeit geſchweige) alſo ſind wir fuͤr vnſern Feinden / dem Teuffel vnnd ſeinen Mordtjob. 1. 7: cap. 3. 4 geiſtern nicht einen augenblick ſicher / ſie nehmen alle gele - genheit in acht was wir thun / in eſſen vnnd trincken / ſchlaf - fen vnd wachen / lieb vnd leidt / wir ſind daheime oder nicht daheime / wir gehen oder ſtehen / ſie mercken auff alle vor - theil / vnd wo ſie die geringſte gelegenheit ertappen / dringen ſie mit gantzer macht auff vns zu / das wir wol auff tauſen -C iijterley[22]terley weiſe / vnſern todt gleich fuͤr augen ſehen / dazu / ſoEpheſ. 〈…〉〈…〉6. 12. macht diß vnſere gefahr noch groͤſſer / das dieſe Feinde nicht leiblich / ſondern Geiſtlich vnd demnach vnſicht - bar ſind / derwegen jhr bubenſtuͤck nicht ſo handgreifflich vnnd ſichtiglich / ſondern gantz verborgen / tuͤckiſch vnnd heimlich ſind / das wir offt nicht eher jhren betruck mercken / biß ſie vns in jhr Netz vnd Garn beſtricket haben / vnd als denn nicht wiſſen wo ein oder aus: Wer ſiehet hie nicht / was fuͤr ein gefaͤhrlicher kampff vnd ſtreit vns armſeligen Men - ſchen obſtehet?

Ioh 15. v 19Zu deme ſetzet vns die Welt ſehr hefftig zu / die hilfft dem Teuffel ſeinen ſtreit wieder die auſſerwelte Gottes heiligen ſtatlich fuͤhren / die plaget vns mit hohn vnd ſpot / mit ge - walt vnd tyranney / das wir nirgend einen freyen fuß fortIoh: 16. v 20 Pſal: 35. v 15 19. 21. Pſal 73. v 3. ibid. 15. zu ſetzen haben / vnnd wenn wir weinen vnnd heulen in vnſerm Elend / lachet ſie deſſen ins feuſtlein / vnnd gehet gleich auffm kopff / das denn vnſerm fleiſch vnd blut hefftig weh thut. Das leſſet ſeine tuͤcke nicht / es wil mit den ver - fluchten Weltkindern auch die quer vnd lenge lauffen / zu al -Ge〈…〉〈…〉 6. v 3. Rom. 8. v 7 2. Petr. 38. 17. 1. Cor. 9. 24. Rom. 8. v 5. 1. Ioh. 2. v 16 Rom. 13. v 14. ler ſchand vnd fleiſches wolluſt / wil dem Geiſt GOttes nicht vnterthan ſein / vnd in der Feſtung des Goͤtt - lichen wortes / vnnd ſchrancken der H. Zehen gebot ſich nicht halten / ſondern ausreiſſen / vnnd dem Teuffel durch allerley fleiſches luſt zufallen / daſſelbe vnſer fleiſch vnd blut iſt vnſer eigener verrhaͤter / den muſſen wir an vn - ſerm eigenen halſe tragen / jhm guͤttlich thun vnd fleiſſig warten / vnnd je zaͤrtlicher wir es halten / je mutwilliger vnd hefftiger es wieder vns tobet / verrhaͤt vns alsbald demTeuffel8.[23]Teuffel wenn wir ſicher / ſchlaͤffrig / vnd der ſuͤnden begierig ſein / da feyret denn der Ertzfeind nicht / ſondern iſtLuc. 11. v 26 muͤhſam vnd geſchaͤfftig / vnnd weis vns artlich zu koͤrnen / einem jeglichen / wie er von ſeiner eigenen luſt ge -Iacob. 1. v 14 reitzet wird / das er vnſer maͤchtig werden moͤge. O wie iſt hie abermals ſo groſſe noth / vnd gefahr fuͤr handen / wer wird hie en[t]fliehen? Das er inn dieſem ſtreit nicht gefan - gen werde.

Vber das alles / wenn der ſtreit noch nicht ſcharff vnnd gefaͤhrlich genug wehre / leſt ſich GOtt ſelbſt offters nach dem auswendigen ſehen vnd fuͤhlen / mercken als ein feind /Thren 3. 1. & ſeqq. der ſchlaͤget auff vns zu mit allerley Creutz vnnd Truͤbſal / das vns die Rieben praſſeln vnd die haut knacket / inwendig entzeucht er vnns eine zeitlang den gewiſſen her -2 Cor. 7 v 5 Pſal 71. v 10 Ier. 14 v〈…〉〈…〉 tzentroſt / vnd leſt vns fuͤhlen furcht vnd zittern / angſt vnd ſchrecken / auswendig helt Er die huͤlffe auff / das wir nicht bald nach vnſerm wuntſch errettet werden / ſondern leſt vns zuvor wol verzappeln / Ja Er leſt vns off - ters ſo tieff in noth ſincken / das wir bey vns ſelbſt nicht an - ders fuͤhlen vnnd greiffen koͤnnen / als / es ſey nun gantz5. Pſal. v 7. v 9 10. Eſa 6. 5[J]udith. 7. 14. & ſeqq. 〈…〉〈…〉er. 14. v 19 vnnd gar mit vnns aus / wir muͤſſen vergehen / vnd ſey vnmoͤglich / wo die huͤlffe ſich lenger verziehe / das wir weiter tauren ſolten / Aber da kombt er allererſt noch meher auffgezogen / vnd giebet vns noch einen druck / das wir nach der lufft gehnen vnnd ſchnappen / wie ein abgeſtochen Hun / vnnd gewinnet das anſehen / als ſey es nun gar aus / das gebet vnnd alle hoffnung ſey verlohren /Gott[24]Thren. 3. 7. 8.Gott habe ſich vermauret mit werckſtuͤcken vnnd laſſe kein gebet hindurch gehen / auch kein huͤlffe her -Ijob. 30. 20 Gen. 31. 24. & ſeqq. Matth. 15. 24〈…〉〈…〉 ſeqq ab / ſondern erzeige ſich als ein grawſamer Feindt / vnd ſchlage je hefftiger zu / das wir fuͤr ohnmacht ſchier ver - gehen / wie Jacob vnd das Cananciſche Weib / innen wurden / vnnd wir ſelbſt offt erfahren / zumal wenn das Creutz vnd vngluͤck eben lange anhelt / vnnd wird nicht al - leine nit beſſer / ſondern aͤrger / O da iſts ſchwer mit JobIjob: 13 v 15 juxtaHebr. Prov 3 v 12 Hebr 12 v 5 zu ſagen: Ob mich der Herr gleich toͤdten wuͤrde / ſolte ich darumb auff jhn nicht hoffen? Vnd das iſt eine rechte Chriſten kunſt / das langwirige Creutz fuͤr ein liebezeichen der Vaͤterlichen genaden vnd hertz - lichen gunſt Gottes gegen vns auffnehmen / vnd mit Aſsaph ſprechen / wenn ich nur dich habe / ſo frage ichPſal. 73 v 25 nichts nach Himmel vnd Erden.

Macht es nun einem Kriegesmanne bange / mit ſeines gleichen ſtreiten / viel meher vns dieſer ſtreit / da wir mit dem Teuffel / Todt / Helle / Welt / vnſerem eigenen fleiſch vnnd blut / ja mit Gott ſelbſt ſtreiten muͤſſen / wer wolte jm heer2. Cor. 10 4. Axioma Eccleſie. ſicher ſein / wer wolte ſeine Wehr vnd Waffen / Got - tes wort / gebet vnd thraͤnen: (welches der Kinder GOttes beſte Wehr vnnd Waffen ſein:) beſeit le - gen / oder die Ruͤſtung der Goͤttlichen gnaden verheiſchungEpheſ. 6. 16. Ebr. 12. v 2. ſambt dem Schilde des glaubens hinwerffen? O laſt vns lauffen durch gedult in dem Kampff der vns verordnet iſt / vnd auffſehen auff JEſum Chriſt /den9.[25]den anfaͤnger vnnd volender des glaubens / wel - cher / da Er wol hette moͤgen frewde haben / erdul - det Er daß Creutz / vnd achtet der ſchande nicht / vnd iſt geſeſſen zur rechten auff dem ſtul Gottes: Denn es ſol dieſer Kampff nicht ewig werden / ſondern nur auff Erden / ſagt Jjob / das iſt in dieſem leben / dort ſol dieIjob: 7. v 1. 2. Tim: 2. v 5 Eſa: 15. v 10 vnvergengliche ſieges Krone ausgetheilet werden / vnd eine Ewige frewde auffgehen / vber die auſſerwehleten GOttes / derer ſich Paulus getroͤſtet inn ſeinem ſchweren lauff vnd kampff / noch im Gefengnuͤs zu Rom / wenn er alſo ſchreibet: Jch habe einen guttenKampff gekaͤmpf -2. Tim: 4. v 7. 8. fet / ich habe meinen lauff volendet: Hinfort iſt mir beygeleget die Krone der gerechtigkeit / welche mir auffſetzen wird der gerechte Richter JEſus Chriſtus / vndnit alleine mir / ſondern allen die ſeine erſcheinung lieb haben. Solche Krone verheiſſet auch Chriſtusſelber allenmuͤhſamen Kaͤmpffern wannEr ſpricht / ſeyApocal. 2. 10. 〈…〉〈…〉 getroſt biß in den todt / ſo wil ich dir die Krone des lebens geben. So ſeye nun n[i]emand faul vndverdroſſen zu dieſem Kampff vndſtreit / dennes kan nit anders ſein in dieſemle - ben / niemand wird auch gekroͤnet / er kaͤmpffe denn2. Tim. 2. v 5zuuor recht / ſagt der Apoſtel. Darumb vbe eine gut -1. Tim. 1. 19. te Ritterſchafft / das du behalteſt den glauben vnd guttes gewiſſen.

Vnd ſo viel vom Erſten Exempel / vom Streit genommen.

DDas[26]

Das ander gleichnuͤß / dadurch Jjob das MenſchlicheIjob: 7. v 1. leben anbildet / nimbt Er von muͤhſamen Tagloͤnern vnd Knechtiſchen harten dinſtbarkeit. Des Menſchen ta - ge ſind wie eines Tageloͤners. Droben hatte vns Jjob die gefaͤhrligkeit des Menſchlichen lebens in einem Krieges - bilde oder ſtreit fuͤrgeſtellet. Jetzt helt er vns auch fuͤr / die groſſe muͤhe arbeit vnnd laſt / damit das zeitliche leben der Menſchen beleget iſt Es iſt nit alleine groſſe gefahr / ſon -Pſal: 90 v 10. dern auch vnſaͤgliche muͤhe vnd arbeit darinnen / ja (wil er ſagen:) gleich wie den Knechten vnnd Tageldnern alle morgen jhr gewis tagewerck auffgeleget wird / das ſie zu - vorrichten haben / alſo das ſie nicht muͤſſiggehen doͤrffen:Matth 20 12. Sondern auff den hals arbeiten muͤſſen / die hitz vnnd laſt des tages tragen / Wind / Regen / vnd Schnee / nach der gelegenheit des Jahres vnd witterung / ausſtehen / das jenige / daran ſie ſo ſchweer vnd ſaur gearbeitet / andern ver - laſſen / vnd mehr nit davon bringen / als was ſie mit dem Maul daruͤber erwiſchen / neben einem geringen lohne / als haben wir in dieſer Welt / wie die arbeitſamen Knechte / vndMatth. 6. v 34. muͤhſamen Tageloͤhner alle morgen vnſer beſchieden ta - gewerck / einer ſo / der ander ſonſt / zuuerrichten / nach dem es GOTT einem jeglichen auffgeleget. Denn wir ſindGen. 2. v 14 2. Theß. 3. 10. nit zum muͤſſiggang / ſondeꝛn zur aꝛbeit erſchaffen: So offt derwegen der liebe tag anbricht / bringet er einem jeglichen ſeine laſt mitte / die vnns den gantzen tag vber druͤ - cket / math vnd muͤde machet / das wir lechtzen fuͤr durſt / vnd ſehnen vns nach der Ruhſtunde vnd Feyerabendt / damit wit vns ein wenig erquicken moͤgen.

Was10.[27]

Was fuͤr muͤhe die Lehrer in Kyrchen vnd Schulen ha - ben muͤſſen den tag jhres lebens vber / wiſſen vnnd fuͤhlen ſie am beſten / vnd hats Koͤnig Salomon auch erfahren / da - rumb er geſchrieben / viel Predigen machet den leibEccl. 12. 14. Matth. 8. 25. muͤde / vnd Chriſtus ſelber hat ſich muͤde geprediget / das Er im Schieff fuͤr mattigkeit ſich nieder leget vnd ſchlaͤfft / ſo feſte / das Er auch das erhabene vngeſtuͤm im Meer nit hoͤret / vnnd mus von ſeinen Juͤngern auffge - wecket werden. Paulus klaget desgleichen vber viel muͤ -1. Cor. 4. 11. 2. Cor. 6. 6. 7. he vnd arbeit / wachen vnd faſten.

So mus man auch in Schulen viel muͤhe haben / jhme die Ohren vol ſchreyen / viel ſtaub ins Ang[e]ſicht ſteuben / v - bel nachreden / vnd mit vielem vndanck jhme ablohnen laſ - ſen / von den groben[t]oͤlpiſchen / vnd vngehobelten Leuten / die nit wiſſen was Schulen / vnd darinnen dienen / fuͤr eine nuͤtzliche vnd groſſe arbeit ſey. Nichtes weniger ſind die Re - giment mit viel vnd groſſen laſten beſchweret / wie viel naͤch - te muͤſſen wol frome vnnd getrewe Regenten vngeſchlaffen zubringen / wie Ahaſverus? Mit was groſſer muͤhe muͤſ -Eſther 6. v 1 ſen ſie die ſtrittigen Parten verhoͤren / ehe ſie ſie vergleichen? Wie vielfaltig muͤſſen ſie auch jhnen vbel nachreden laſſen? Denn es bleibet bey deme / das Alexander Magnus geſa - get: Regium eſt benefacere, & malè audire. Wer wil aber die arbeit die einem jeglichen in ſeiner Wirtſchafft / vnd Haußhaltung auffm halſe lieget / zehlen oder ausſpre - chen? Freylich ſind wir nichtes meher / denn arme Tage - loͤhner / die wir zwar alle arbeiten muͤſſen / aber das jenige / was durch vnſere arbeit gewonnen / muͤſſen wir dermal einesD ijalles /[28]Pſal. 39. v 7alles / andern laſſen / vnnd koͤnnen in vnſerem tode nichtes meher davon bringen / ohne was wir bey vnſerer lebens zeit / mit vnſerem Munde erwiſchet haben / vnd etwan den Ster - bekittel / darinne wir begrabenwerden. O Elend vber alles elend / Jſt derowegen nit wunder / ob wir mit dem abgemuͤdeten J -Ijob. 7. v 2. job des feyerabendts vnd ſeligen ruheſchatten begehre - ten /〈…〉〈…〉 vns im tode entlich wiederfehret / da die arbeit ein ende gewinnet. Alſo hat vns Job die gefaͤhrligkeit vnnd groſſe muͤhendieſes lebens in zweyen gleichnuͤſſen fein abgebildet.

Wer nun luſt hat an ſtetwehrendem ſtreit / vnnd vn - auffhoͤrlichenmuͤhleligen arbeit / der habe die welt lieb / er wird eben der laſt vnd Truͤbſal genung finden. Wir wollen dißColoß 3. 1. 2. irrdiſche gerne fahren laſſen / vnd nach dem Himliſchen trach - ten.

Das andere Stuͤcke.

NVn wollen wir auch vernehmen / aus ſeinem eige - nen Exempel / was er fuͤr eine Praxin in dieſer lebens Schule erlanget / nemlich das / was er bißher von des irrdiſchen lebens gefahr vnd muͤhſeligkeit geſaget / habe er al - les an ſich ſelbſt auffs genaweſte vnd ſchaͤrffſte erfahren / vnd ſey jhme doch noch lange ſo gut nicht worden / als einem Tageloͤhner oder Kriegesmanne / wie ſolches ſeine ſehnliche klage wol bezeuget / darinnen er dreyerley Jammer ſchmertz - lich beſeufftzet.

Einmal in deme / das er ſo lange zeit inn ſeinem Creutze ſich mit ſo groſſer muͤhe geſuͤlet / vnd in ſo ſcharffem ſcharmuͤ - tzel vnd ſtreit / mit dem Teuffel / Welt / Fleiſch vnd ſeinem widerwertigen Weibe vnd freundin: Ja mit Gott ſelbſt: (der jhm eben hart auffgreifft / inn dem Er jhne in ſeinemhertzen11.[29]hertzen nicht fuͤhlen leſſet ſeinen genaͤdigen troſt / vnnd auß - wendig mit plagen vnnd ſchmertzen noch mehr beſchuͤttet:) ſich der maſſen abgemaͤrgelt / das keine krafft mehr in jhm ſey / vnd doch dabey nit die wenigſte ergetzligkeit vnnd linde - rung / weder inwendig noch auswendig ſpuͤre. Jch habeIjob. 7. 3 wol gantze Monden vergeblich gearbeitet: Gleich als wolt er ſagen / Jch habe nicht nur wie ein Tageloͤhner vnd elender Knecht / das tagewerck meiner betruͤbnuͤß vnnd Jamers tragen muͤſſen / Sondern wie ein Kriegesman mei - nen Monat in groſſer gefaͤhrligkeit außgeſtanden / ja nit nur einen / ſondern viel Monat nach einander / aber mir ge - ſchicht gar keine ergetzligkeit / vnd warte biß dato auch gantz vergebens / es wil gar keine linderung vnd erl[e]ichterung mei - nes ſchweren ſtandes erfolgen. Ein Knecht vnd Tage -Syr: 13 v 25 Lucæ 3. 14. loͤhner hat doch auff den abendt ſein Brodt / lohn vnd ruhe / Ein Kriegsman ſeinen Monat ſoldt / ich a - ber mus der elenden naͤchte viel haben / da mich mein außwendiger ſchmertz vnd inwendige hertzen angſt nit ſchlaf - fen leſt / ja ich bin der elendeſte Menſch auff Erden / wann andere Leute / auch das tumme Vieh in jhrem Stalle jhre leibliche bequeme nachtruhe haben / muß ich mich vmbwel - tzen / vnd kan keinen ſchlaff in meine augen bringen. Gen: 31. 40.O wie lange iſt mir doch eine Nacht worden / eine ſtunde dauchte mich eine gantze Nacht / vnnd eine Nacht ein gantz Jahr ſein / ich rechnet vnnd zehlete alle ſtunden. wenn ichjob. 7. v 4. mich legete / ſo fing ich ſchon an den Zeiger zu zehlen / wie viel ſtunden noch biß zu tage wehren / vnd das wehrete die nacht durch vnd durch: Denn es wardt mir nicht eine ſtun -O iijde ruhe[30]de ruhe gelaſſen / das ich hette ſchlaffen moͤgen. Wenn ich des morgendts auffſtundt / vnnd meinete nun am tage meines ſchmertzens etwas zuvergeſſen / ſo fand ich aber nich - tes das mir denſelben ſtillen kundte / vnnd ſehnete mich nach dem Abendt / ob ich doch dieſe nacht ruhen moͤchte / aber alle meine hoffnung hat mir feil geſchlagen / vnd bin wie ein armer Wurm / der am Angel ſich windet vnd beu - get / vnd doch nirgendt vom hafft ſich loß wircken kan / alſo bin ich gleich wie angehefftet an meinem Bette / das ich nit auffkommen kan.

Zum andern klaget er vber die vngeſtaldt ſeines Leibes / die jhme aus ſeinen langwirigen ſchmertzen erfolget ſey /Ijob. 7. v 5. Jch war gantz ein Scheuſal / ſpricht er: Ach freylich ein Scheuſal weil jhm der Eiterflus aus ſeinen Schweren / 6. den gantzen leib vberzogen / vnd rohe gefreſſen / das er klaget / ſein Fleiſch were vmb vnnd vmb wuͤrmicht vnnd koͤtticht / ohne zweiffel ſind jhme aus dem Eyter vnnd er - fauletem fleiſch lebendige Maden gewachſen / die einen heß - lichen geſtanck von ſich gegeben / vnnd jhme ein ſcheutzliches anſehen gemacht / das man die Naſen zugehalten / vnd das Angeſicht von jhm abgewandt / als von einem grewel oder ſtinckenden Aaß / da jhm niemand nahe dabey zu raſten be - gehret / er hat aber ſolches an jhm ſelbſt richen vnnd ſehen muͤſſen / wie ſolte er nicht klaͤglich vnd erbaͤrmlich gewinſelt vnd gethan haben. Wie muͤſſen jhm ſeine augen gethraͤnet / vndſein hertz geſeuſſtzet haben / wenner ſeine gleider angeſehen / wie er abgemagert / wie ſich die haut in einander geſchrum - pen / als die gefaltenen Roͤcke / darein ſich das Eyter geleget /vnd12.[31]vnd jhn vollendt grewlich vnd heßlich gemacht hat. Ohne zweiffel hat er ſich ſelten ohne Naſe Augen vnnd klaͤgliches weinen anſchawen koͤnnen. Es nehme es ein jeglicher bey ſich ſelbſt ab / wie jhme zu muth ſein ſolte / wenn er aus al - ler gluͤckſeligkeit inn das euſſerſte Elendt / aus der ſchoͤneſten geſundheit in die aller heß[l]ichſte Kra[n]ckheit gerahten wehre / wie jhm das ſein hertz krencken wuͤrde / alſo iſt auch Job nur nicht eyſern gen eſt / ſondern hat auch ſeine affectus ge - habt / die jhn in ſeiner noth hefftig betruͤbet haben.

Zum dritten / klaget er ober den geſchwinden vndvnvorſeh - nen ablauff ſeines lebens / den er ſehr artig verbluͤmet / durch das gleichnuͤß vom Weberſpule / der nimmer inn einer hand bleibet / ſondern wird durch viel auffgeſpannete Faͤden geſchwinde geworffen / alſo / des Menſchen leben blei -Ijob 14 v 2. bet nimmer in einem ſtande / ſondern wird hin vndher ge - worffen / durch viel vnd dicke Faͤdem des mancherley vngluͤ - ckes vnnd vielfaltigen truͤbſals / die alle außgeſpannet ſein / durch welche der Menſch in ſeinem leben wandern mus / O es ſeind ſtachlichte Dornen / vnd ſcharffbrennende Viſteln / die ein Menſch durchgehen muß / vnnd dazu offters durch lauffen / ehe er aus der Vaͤterlichen probir vnd Creutz -Syr. 2. v. 4. 5 handt / ſeines Gottes / in die genedige frides vnd Troſt - handt des Ewigen Vaters kommet.

Verberat una DEi, ſed ſublevat altera lapſum
Nath.
Iuſtitiâ pollens & bonitate manus.
Chytr:

Ein Weberſpul / je offter er durchgeworffen wird /[ſo ge -]laufftiger er wird / ein Chriſt je offter er durchs Creutz leufft / je huttiger er wird im Geiſt vnnd glauben / aber wenn derSpul[32]Spul am geſchwindeſten leufft / ſo gehet ſein Fadem aus / vnd hat nichts mehr an ſich durch zu werffen / alſo / wenn ein Menſch nun meinet / er ſey kaum recht gewohnet / ge - het der Fadem ſeines lebens aus / da mus er fort / vnd iſt da kein auffhalten / kan auch nichts mit ſich hinweg nehmen / von aller ſeiner habe / alß ein Tuch ins grab. O du Elen - des Weltleben / wie biſtu ſo vngewiß / O du Elender Menſch / was baueſtu ſo viel auff deine geſundheit / ſiehe doch vnd lerne / du biſt nicht meher dann ein Weberſpul in deines Gottes hand / meineſtu das du wirſt immerdar in deinem gutten ſtande gelaſſen werden? ach nein / ſiehe die Fadem deines Elendes vnd truͤbſals ſind ſchon auffgeſpan - net / Gott hat dich zum wurff / du muſt hindurch lauffen / vnd ploͤtzlich ausgehen. Drumb beſinne dich / was du thuſt / wo du biſt / wie du lebeſt / das du auch ſelig beſchlieſſeſt / denn daran iſt am meiſtengelegen / ſelig beſchlieſſen / laß die weltSyr 11. v 22 21. ſich tummel[n]inn jhrer weltfrewde / laß die Gottloſen nach den guͤttern dieſes lebens trachten / wie ſie wollen/ trachte du nach den Ewigen Himmelsguͤttern / die dir CHriſtus mit ſeinem blut erworben hat / ſo wirſtu reich vnd ewig ſelig ſein.

Das dritte Stuͤcke.

JSes alſo bewand mit dieſem leben / das vns ſo viel herbes vnd bitters klagen heraus preſſet / wie wird es denn endlich einen außgang gewinnen? Hoͤre / mein Creutztragen der Chriſt / wie Job ſeine rede formiret, Er ſe - tzet ein woͤrtlein dazu / das vns billich ein gros nachdencken vnd gewiſſe hoffnung[bringet] / das nit ewig mus geſtritten /gearbei -13.[33]gearbeitet vnd klaͤglich geſeufftzet ſein / ſondern nur / weil wir allhier auff Erden wohnen / Muß nicht der Menſch immer im ſtreit ſein auff Erden ſpricht er / wenndas irr - diſche leben auffhoͤret / ſo hoͤret auch der ſtreit auff / vnd folget die ſieges Krone / da hoͤret auff die muͤhſelige arbeit vnd alle beſchwerung / vnnd wird der Ewige lohn außgetheiletRom. 1. v〈…〉〈…〉 Ehre vnd Preiß / wie Paulus redet / fuͤr dem Angeſich - te Gottes / da iſt kein Elende nacht noch truͤbſeliger tag / ſon -Pſal. 10. v 11 dern frewde die fuͤlle / vnd lieblich weſen zur rechten GOttes immer vnd Ewiglich. Da wird die haut nit meher geſchrum - pen / noch jrgendt ein ſchwer oder blatter / in ſumma keine vn - geſtalt noch ſcheuſal / ſondern lauter glantz vnd klarheit inn ewiger gerechtigkeit vnd ſeligkeit geſehen werden / ſonderlich haben Chriſtliche Lehrer dieſen troſt / das ſie in jenem leben ſchoͤn vnnd helle leuchten werden / wie geſchrieben ſtehet /Dan. 18. v 1〈…〉〈…〉 die Lehrer aber werden leuchten wie des Himmels glantz / vnd die ſo viel zur gerechtigkeit gewieſen haben / wie die Sterne immer vnnd ewiglich. Jn dieſem troſt koͤnnen ſich alle Gottſelige Prediger gar wol1. Pet. 1. v〈…〉〈…〉 zu friede geben / vnd eine kleine zeit das vngluͤck vertragen / werden ſie in der welt vernichtet / vnd durchaͤchtet / vnd muͤſ -1. Cor. v. v 13 ϖερίϕν〈…〉〈…〉 μα ſen ſich alß ein fluch vndfegopffer / oder / wie es inn der Griechiſchen ſprache ſtehet / als ein geruͤlle vnd gemuͤlle / das man im Hauſe nit leidet / ſonder auff die Gaſſen ſchuͤttet / mit fuͤſſen trit vnd mit wagen durchfaͤhret / preſſen vnd quet - ſchen laſſen / Es ſol ſich jhre Ehre als denn wol finden / wenn Chriſtus der Oberſte Prediger / in ſeiner herrlichen Maieſtat erſcheinen wird / vnd außtheilen Preiß Ehre vnnd vn -Evorgeng -[34]Rom. 2. v 7[2]. Cor 6. v 2 Matth. 25. 33,vorgengliches weſen / da ſie mit dem vnrorgenglichem glantz der Himliſchen Klarheit angethan / bey Chriſto ſte - hen / vnd die Welt richten werden / da dargegen jhre pla - ger vnd vorfolger / mit ſchandt vnd ſpot vnter den Boͤ - cken ſtehen / vnd mit dem heßlichen ſchandteuffel in grew -Apoc. 20. 10, lichem vnd ſcheutzlichem ſchwefelſumpff ewiglich verſincken werden.

Applicatio ad defunctum.

Jn ſolchem gleubigen troſt / hat auch ſeinen Kampff vnd ſtreit / muͤhe vnd arbeit Chriſtlich gefuͤhret / vnd ſeliglich vo - lendet / vnſer ſeliger getrewer Miteltiſter inn dem HEr - ren / vnd in Chriſto geliebſter Bruder / der Weiland Ehr - wuͤrdige / Achtbare vnd wolgelaͤrte Herr Georgius Bucher dieſer Kyrchen trewgeweſener Pfarrer vnd der Prieſterſchafft dieſes kreiſſes fleiſſiger Senior vnd Inſpector, von welches ehrlicher ankunfft / Chriſtlichem leben vnd ſeligem abſterben wir noch ein kleines zu reden haben.

Jm Jahr Chriſti. 1546. am tage Mariæ geburt / iſt er zu Girlesdorff im Jauriſchen Fuͤrſtenthumb gelegen / von Chriſtlichen vnd Ehrlichen Eltern Prieſterlichen ſtandes er - bohren: Sein Vater iſt geweſen der Ehrwuͤrdige vnd wol - gelaͤrte Herr Benedictus Bucher / damals Euangeliſcher Pfarrer zu Girlesdorff / welcher nachmals zu Naſelwitz im Nymbſchen Weichbilde gelegen / in ſeinem Pfarrampt ſein leben ſeliglich beſchloſſen / ſeines alters im 63. Jahre.

Seine Mutter iſt geweſen / die Erbare viel Tugendſame Fraw Salomt / des Ehrwuͤrdigen vnd wolgelaͤrten Herren Georgii Majoris, Pfarrers zu Wederaw im Jawriſchen gelegen / geweſene Eheleibliche Tochter / welche zu Wolawim14.[35]im 74. Jahre jhres alters einen ſeligen abſchied von dieſer welt genommen.

Von dieſen ſeinen lieben Eltern iſt er von Kindheit auff zum gebet vnd Gottesfurcht / in der zucht vnd vermahrung des Herren / zu gutten Kuͤnſten vnd Studiren gehalten wor - den: Vngefehr im 12. Jar ſeines alters / hat jhn ſein Va - ter (ſeliger) gegen dem Jawer inn die Schule gethan / von dannen gen Breßlaw / da er 9. Jar in der Schulen zu S. Eliſabeth ſtudiret / von dannen iſt er nach Wittenberg ge - ſchiecket worden / da er 3. Jar lang die H. Schrifft ſtudiret / von dannen iſt er kommen in Polen / da er 5. Jar in Schul - dinſten zubracht / vnnd die Polniſche ſprache fertig gelernet. Von dannen / als er ſich zu ſeinen Eltern anheim begeben / gleich im anfang ſeines 31. Jares / iſt er im Jar Chriſti 1576. den 18. Octobris, auff genaͤdigen befehl vndanorde - nung J. F. G. Hertzog Georgens / Chriſtmilder angedaͤcht - nuͤß / von einem Erbaren Rath zu Strelen / zu einem Polni - ſchen Diacono vndCapellan vociret vnd beruffen worden / da er deñ auch im folgendẽ 1577. Jare / am tage Dorothe - æ, ſeine erſte ehliche vndnun meher in Gott ruhende Hauß - fraw / damals die Erbare viel Tugendtſame Jungfraw E - vam / des Ehrenfeſten vnnd wolweiſen Herren Petri Thal - wentzels geweſenen Buͤrgermeiſters zu Strelen (ſeligen) E - heleibliche Tochter / zur Ehe genommen.

Folgendt Anno 1578. den 12. Junij / hat hoͤhſt gemel - te J. F. G. Hertzog George jhn von Strelen gegen Schei - delwitz vnd Michelwitz / auff deroſelben Kammerguͤtter / zum Pfarrer beruffen. Sechs Jar hernach als Anno 1584. den 1. Octobris iſt er auff genaͤdigen befehlich J. F. G. Her - tzog Georgens / von einem Erbaren Rath zu Wo〈…〉〈…〉 aw zumE ijPfarrer[36]Pfarrer vociret, allda er 12. Jar der Kyrchen Chriſti trew - lich vorgeſtanden / biß auff gnedigen Conſens vnnd bewilli - gung J. F. G. Hertzog Joachim Friedrichs: (Chriſtmil - der angedenckens:) er von einem Erbaren Rath Anno 1596. den 12. Auguſti allhero zur Olaw zum Deutſchen Pfarrern iſt beruffen worden / darinnen er vorblieben iſt biß vollend an ſein ſeliges Ende 19 gantzer Jar.

Mit ſeiner erſten Ehlichen Haußfrawen hat er in der Ehe geſeſſen 30. Jar / ruhig / friedlich / freundlich vnd eintrech - tig / vnd mit jhr durch Gottes ſegen gezeuget 7. Kinder / 3. Soͤhne vnd 4. Toͤchter / von welchen nicht meher als noch ei - ne einige Tochter vbrig vnnd beim leben: Wie jaͤmmerlich er allhier ſeines lieben erſten Ehweibes vnnd ſeiner Kinder durch leidliche todesfalle iſt beraubet worden / das zeigen jhre Grabſteine vnnd iſt allen fromen hertzen bekandt. Nach abſterben ſeiner erſten Ehlichen Haußfrawen / hat er ſich allhier zum andern mahl ehlich verheyrathet im Jahr Chriſti 1607 den 18. Ianuarij, mit dieſer ſeiner jetzigen hin - terlaſſenen ſchmertzlich betruͤbten Fraw Wittiben / damals mit der Erbaren woltugendtſamen Jungfrawen Anna / des Erbaren vnd vorſichtigen Jacob Neumans geweſenen Be - ckers vnnd Buͤrgers allhier zur Olaw hinderlaſſenen Ehli - chen / vnnd des Ehrenfeſten wolweiſen Herren Daniel Elß - ners / des Rathes allhier ſtieff vndPflegetochter / mit welcher er dieſe gantze zeit vber / durch Gottes ſonderliche genade / eine friedliche / liebreiche vndtrewhertzige Ehe beſeſſen biß ins neun - de Jar / vnd durch Gottesſegen mit jhr gezeuget 3. Kinder / 2. Toͤchter die noch beim leben / vnd einen Sohn / der todt zur Welt geboren worden / das ſich alſo ſein gantzes alter er - ſtrecket auff 69. Jar / 8. wochen / 4. tage.

Wie15.[37]

Wie er dieſe ſeine lebenszeit nicht auff Roſen zu tantzen / ſondern zu ſtreiten vndarbeiten volauff gehabet / hat er einem wol wiſſen ein Liedlein davon zuſingen/ dennweil er ein trewer Lehrer der Evangeliſchen Warheit geweſen / der ſeines Her - ren Chriſti Ehre / vnd ſeiner vertrauten Zuhoͤrer ſeligkeit / mit rechtem ernſt vnnd eyfer geſucht / iſt jhm der Sathan ſpinnen feind geweſen / vnd hat alle ſeine laͤſter geſchuͤtze auff jhn gerichtet / das er ſich vielfaltig hat muͤſſen laſſen durch die hechel ziehen / die welt / des Teuffelsbraut hats an jhrem mut - willigen hohn vnd verachtung auch nit fehlen laſſen / die hat ihres Breutigams geſang vnd gang fein gelernet / vnd dem - nach ſich nit geſcheuet / dieſem gutten ſtreiter Jeſu Chriſti / allerley verdries vnd wiederwertigkeit zuerweiſen / dadurch ſeine Amp[t]sarbeit moͤchte gehemmet / vndder lauff der Goͤtt - lichen warheit im Evangelio offenbaret / vorhindert werden aus ſeinen eigenen Zuhoͤrern hat er gehabt wie Paulus / ſeine plager vnd queler / daruͤber er nit alleine muͤndliche / ſondern auch ſchrifftliche klage hinterlaſſen / da er mit eigener hand ſchreibet / das manchem ſein eigen hertz wol ſagen werde / was fuͤr mißgunſt vnd wiederwertigkeit man jhme bewieſen.

Doch hat er dieſes alles mit groſſer gedult verſchmuͤrtzet vnd Gott befohlen / dem oberſten Schutzherren aller trewen Lehrer vnd Prediger / deme er ſich ohn vnterlas in ſein trewes Vaterhertz vnd ſicheren ſchutz befohlen. Damit aber dieſer trewe Seelſorger wol durch arbeitet / vnnd durch mancherley anfechtung wol bewehret wuͤrde / hat ſich Gott auch bißwei - len vnd zwar ſehr offt an jhn gemacht / wie an den liebꝛn Ja - cob / vnd mit jhm manch Creutzfechten gehalten / wenn er jhn mit vielerley langwierigen kranckheiten anheim geſucht / bald mit dem kalten Fieber / bald mit dem ſchmertzlichen Stein /E iijbald[38]bald mit der reiſſenden Gicht / das er vielmals nit nur zu ta - gen vndMonden / ſondern zu gantzen viertel Jaren iſt auffm ſichbet gehalten worden / meinet jhr / das da Sathanas wird gefeyret / vnd nit auch ſein Adamiſch fleiſch vnd blut angeſto - chen / vnd die vergiefften pfeile ſeiner anfechtung / in ſein kran - ckes hertze abgeſchoſſen haben / ob er jhn moͤchte zur vngedult bewegen / vnd jhn zu vorrichtung ſeines Amptes faul vnnd verdroſſen machen / oder ſolte jhm der bittere ſchmertz / vnnd langwierige Kranckheit nicht auch offtermals dieſe worte heraus gepreſſet haben / O wie viel tage vnnd Monden habe ich da liegen / vnnd mich die ſchmertzen meiner vielfaltigen kranckheit muͤſſen peinigen laſſen / wie viel elender Naͤchte hab ich doch muͤſſen ausſtehen / wann ich mich legete / dauch - te ich auch ich wolte den ſchmertzen verſchlaffen / aber es kond - te mit ſo gut nit werden / das ich eine ſtunde hette ruhen koͤn - nen / O wie fleiſſig zehlete ich da den Zeiger / vnd rechnete wie lang es noch biß zu tage wehre / denn es dauchte mich in mei - nem Elend eine ſtunde wol eine gantze Nacht / vnd eine ſol - che truͤbſelige nacht wol ein Jahr ſein / Aber wenn es tag ward / ſo fand ich keine linderung biß ich endtlich von aller krafft ausgedoͤrret / mager vnd runtzlicht worden / das ich mich auch im weichen Bette rohe gelegen / Ohne zweiffel wird er offte an die verleſene worte Jjobs gedacht haben / vnd derſelben praxin auff ſich gezogen / weil ers auch / auff ſeine maß wol erfahren was Creutz vnd Elend vermag / vnd wie fleiſch vndblut darunter ſich windet. Doch hat er dieſes al - les mit groſſer gedult vbertragen / vnnd darumb ſein vertra - wen vnnd Geiſtliche Waffen nicht weggeworffen / ſondern iſt beſtendig in ſeiner Ordnung verblieben / vnd ſo bald jhm Gott nur ein wenig krafft wiederumb verliehen / hat er ſichin16.[39]in ſeinem ampte auch wiederumb eingeſtellet / ſein Tage - werck vnnd Monats pflicht treulich verrichtet / biß er auff die aller letzte neige nicht meher fortgekont / das er auch ei - nen Collegam oder Diaconum jhme zuzuordenen ver - urſachet / damit nur ſeinen vertraweten Chriſtſchaͤfflein nit etwan ein mang[el]wieder fuͤhre.

Wie er ſich ſonſten in ſeinem Ampt / an allen orthen da er geweſen / erzeiget / iſt kundt vnd wiſſentlich / das man jhn allenthalden / wo er geweſen / gerne wider gehabt / wenn es hette ſein koͤnnen / alſo das ſich niemand mit bil - ligkeit vber jhn zu beſchweren gehabt / welches jhme alle ſei - ne Pfarrkinder noch heute / ſo bey leben ſind / zeugnuͤß / hie vnd dort geben werden.

Was allhier zur Olaw ſein verhaltnuͤs geweſen / wird jhme gleichefals ein jeder auffrichtiger Menſch guttes zeug - nuͤs geben koͤnnen / das er ſeines eigenen ruhmer gar nicht allhi[e]r bedarff / ſeine freudige zuverſicht iſt dieſe dißfals ge - weſen / das jhme ſein Herr Chriſtus an jenem tage / neben allen ſeinen fromen Zuhoͤrern werde das zeugnuͤs geben / das er ſeiner Pfarrkinder Seel ja ſo treulich gemeinet / als ſeine eigene Seele / vnnd das er nicht nur mit dem Munde / ſondern auch mit dem hertzen geprediget vnnd gebetet habe. Er aber hat nie ſeinen ruhm geſucht / ſondern das iſt jhme genung geweſt / das er ſeine ſchwacheit / vnd Chriſtum ſei - nen Herren vnd Heyland hat erkant vnd bekant.

Was ſeine Lehre vnd bekentnuͤß anlanget / hat er ſelbſt mit eigener hand dieſe Kundſchafft hinter ſich gelaſſen / da er alſo ſchreibet:

Keiner Schwaͤrmerey vnd Kaͤtzerey / ſie habe auch einen nahmen wie ſie kan vnd mag / hab ich mich niemals theil -hafftig[40]hafftig gemacht / viel weniger dieſelbe zuverteidigen mich angemaſſet / ſondern dieſelbe durch GOttes wort (ſo viel Gott genade verliehen) wiederleget / vnd alle meine Pfarr - kinder / fuͤr derſelben ſo wol als fuͤr der Baͤpſtiſchen Abgoͤt - terey / trewlich gewarnet / wie ich denn hiemit zum Valet vnd gutter letzt noch alle meine Pfarrkinder / trewlich wil gewar - net haben / das ſie ſich vor Menſchentand vnd allen vnnoͤti - gen zanckſchrifften mit allem fleiß huͤtten / denn ſie koͤnnen leichtlich jrre gemacht werden / das ſie nicht wiſſen was ſie gleuben.

Jch habe mich aber ſtracks an Gottes wort / welches an jhm ſelber hell vnd klar genung iſt / vnd an die 6. Hauptſtuͤ - cke des Catechiſmi, als der Kern vnd außzug der gantzen heiligen Schrifft gehalten / dazu hab ich auch treulich alle meine Pfarrkinder vermahnet / vnd vermahne ſie auch zuSyr. 14 v 8. gutter letzt noch dazu / denn man hat gnung an Gottes wort / beydes wenn man recht lehren vnnd auch recht gleuben wil / was ich mit meiner vernunfft nicht habe errei - chen koͤnnen / das habe ich mit dem glauben gefaſſet / ſinte - mal Gott vnns ſolchen glauben ernſtlich bey verluſt vnſerer ſeligkeit befohlen. Der alten heiligen Kyrchenlehrer ſchriff - ten / wie auch des Herren Lutheri / vnd anderer vnſerer Kyr - chenlehrer ſchrifften / habe ich ſo weit angenommen / vnd jh - nen glauben gegeben / ſo weit ſie mit Gottes wort / den 6. Hauptſtuͤcken vnſerer Chriſtlichen religion geſtimmet / vnd dem glauben ehnlich geweſen ſein / wie ſie denn auch jh - re ſchrifften ſelber nicht anders anzunehmen begehret / wer ſich an Gottes wort helt / der kan an ſeinem letzten ende / vnd am Juͤngſten gericht mit guttem gewiſſen beſtehen.

Verbum17.[41]
Verbum non fallit, multos ſpecioſa fefellit
Gloſſa, DEi verbo nitere, tutus cris.

Drumb ſey ein jeder tenax verbi, halte ſich feſt ans wort / wie das wort Gottes ewig bleibet / wird er auch ewig bleiben/ ſo er ſich mit feſtem glauben an das wort haltenwird.

Was ich die zeit meines wehrenden amptes vnd Ehſtan - des / ſonderlich allhier zur Olaw / nach Gottes genaͤdigem willen / vor Creutz / ſchmertzliche kranckheit vnd hertzleid auß - geſtanden / iſt Gott vnd vielen fromen hertzen wol bewuſt / Jch hab es aber auch mit meinen ſuͤnden / vmb meinen lieben Gott wol verdienet / denn ich bin kein Engel / ſondern ein Menſch geweſt / durch die ſuͤnde verterbet ſo wol als andere / Jch habe mit dem Koͤnige David auch bekennen muͤſſen / Siehe HErr in ſuͤnd empfing mich meine Mut -Pſal:〈…〉〈…〉 1. v.〈…〉〈…〉 1. Pſal. 32. v 7 Luc. 10. v 10 Rom. 7. v 19. ter / Jch hab auch ſein Miſerere mei Deus ſingen muͤſſen / ich habe auch mit allen heiligen vmb verge - bung der ſuͤnden biten muͤſſen taͤglich / Jch bin auch ein vnnuͤtzer Knecht geweſt / vnd mit Paulo ſagen muͤſſen / Jch weis das in mir / das iſt inn meinem fleiſche nichtes guttes wohnet: Aber wieder meine ſuͤnden / vnd damit verſchuldeten ewigen todt / hab ich mich inn wahrem glauben getroͤſtet des tewren zalbluttes vnd vnſchuldi - gen todes meines Herren Chriſti / damit er mich von ſuͤn -1. Ioh. 1. v 8. Hoſ. 13 v 14 Rom. 8. v 1. 16. den vnd ewigem tode erloͤſet / der Geiſt Gottes vnd Chriſti hat zeugnuͤß gegeben meinem Geiſt / das ich ein Kind Gottes vnd nichtes verdamliches an mir ſey / des zu wahrer verſicherung habe ich mich offt mitFdem[42]dem Abendmal des leibes vnnd blutes Chriſti / als meiner Seelen teurem pfand verſichert / in ſolchem glauben hab ich gebetet / in ſolchem glauben hab ich gelebet / in ſolchem glau - ben hab ich mein aufferlegtes Creutz erduldet / inn ſolchem glauben bin ich geſtorben ſeliglich / in ſolchem glauben wil2. Tim. 1 12. ich aufferſtehen froͤliglich / denn ich habe gewuſt an wen ich gegleubet habe / vnd bin des durch das zeugnuͤß des H. Geiſtes vorgewiſſert geweſen / das der / an den ich ge - gleubet / mir meine beylage der ewigen ſeligkeit hat be - wahren koͤnnen biß an mein ende / vnnd wird ſie auchRom. 24. v 8 mir bewahren biß an jenen tag / meinem HErren Chriſto hab ich gelebet / meinem HErren Chriſto bin ich auch geſtorben / ſein bin vnd bleib ich auchIob. 19. v 25 tod vnnd lebendig / Jch weis das mein Erloͤſer lebet.

Hiemit geſegne ich nun meine Durchlauchte Hoch - geborne genaͤdige Fuͤrſten vnd Herren zur Lignitz vndBrig / ſonderlich Hertzog Johan Chriſtian zum Brieg / meinen genaͤdigen Fuͤrſten vnd Herren / vnd J. F. G. Fuͤrſtliches hertzgeliebtes Ehgemahl / als meine genaͤdige Fuͤrſtin vnnd Fraw / ſambt allen Fuͤrſtlichen Perſonen / bedancke mich auffs vnterthaͤnigſte vor alle Fuͤrſtliche genade vnnd wol - that / ſo J. F. G. mir vnd den meinigen erzeiget vnd bewie - ſen / der Genaͤdige vnnd Barmhertzige GOtt wolle es J. F. G. ſonderlich vnnd ſaͤmptlich mit groſſer genade zeitlich vnd Ewiglich belohnen.

Hiemit geſegne ich die Fuͤrſtlichen Amptsperſonen all - hier vnd alle die jhrigen / gleichsfals vor jhre mir vnnd denmeinigen18.[43]meinigen erzeigte gutthat zum fleiſſigſten danckend / GOtt belohne es jhnen vnd den jhrigen / mit zeitlichem vnd Ewi - gem gut.

Hiemit geſegne ich einen gantzen loͤblichen Adel / vnd ſon - derlich vnter denſelbigen meine liebe Gefattern / der reiche Wolthaͤtige GOtt bezahle es jhnen reichlich an leib vnnd Seel / was ſie mir vnd den meinigen liebes vnnd guttes ge - than haben.

Hiemit geſegne ich einen Erbaren Wolweiſen Rath als meine Patronos, mich auch wegen jhres geleiſteten Pa - trocinii zum fleiſſigſten bedanckend / Gott wolle jhr groſſer lohn ſein / demſelbigen jhrem Patrocinio vnd Vaterſchutz / befehle ich nechſt Gott vnd der hohen Obrigkeit weiter / mei - ne verlaſſene Wittwe vnd Wayſen / dergleichen Vaterſchutz werden ſie vnnd jhre Weiber vnnd Kinder / von Gott dem Himlifchen Vater zugewarten haben.

Hiemit geſegne ich das gantze Kyrchſpiel / alle meine Zu - hoͤrer / Buͤrger vnd Bawer / Arm vnd Reich / Mann vnnd Weib / vnd ſonderlich meine liebe Gefattern / bedancke mich gegen denſelbigen auch / aller liebe / gunſt vnd freundſchafft / ſo ſie als treuhertzige Kyechkinder / mir jhrem Seel Vater vnd den meinigen bewieſen / mein Herr Chriſtus wirdts jh - nen hie vnd an jenem tage reichlich vergelten / Jn jhre liebe / gunſt vnd freundſchafft befehle ich weiter nehſt GOtt vnnd der hohen Obrigkeit / meine betruͤbete Witwe vnnd Way - ſen / hoͤhſtes fleiſſes bittende / ſie wollen ſie nit zeiſen vnd fei - ſen / ſondern vmb meinet willen jhnen alle foͤderung vnd al - les liebes vnd guttes beweiſen / das wil ich vor ſie vnnd alle meine vnd der meinigen Wolthaͤter bey Gott im Himmel vorbeten. Bitte auch maͤnniglich vmb Gottes willen vmbverzei -[44]verzeihung / ſo ich in meinem lebenoder anderem vornehmen / wie mir nit wiſſentlich / jemanden geaͤrgert / oder beleidiget hette / desgleichen habe ich auch maͤnniglichen / vnd ſonder - lich die wiederwertig vnd abgoͤnſtig geweſen / wie es jhnen jhr hertze wol ſagen wird / von grund meines hertzens verziehen.

Endtlich geſegne ich hiemit mein hinterlaſſenes liebes Weib / vnd alle meine Kinder / derer zeitlich Elend mich von hertzen jammert / meine liebe Bruͤder vnd Schweſter / meine liebe Eidmaͤnner / vnd alle meine hertzverwandte / vnd bluts freunde / Gott vergelte jhnen jhre Ehliche / Kindliche / Bruͤ - derliche / freundliche trewhertzige liebe vnd trewe / mit zeitli - cher vnd ewiger vorgeltung / vnnd Er wolle nun jhr lieber Mann / Vater vnd Bruder ſein vnd bleiben / vnd ſie vnter ſeiner hand / die an einem trewen hertzen ſtehet / ſchuͤtzen / er - halten vnd verſorgen / vnd verleihen / das wir an jenem tage in ewigen Ehren vnd freuden / wieder alle moͤgen zuſammen kommen / vnd daſelbſt vnſers ſchmertzlichen leidens / ſcheidens vnd leides / reichlich ergetzet werden.

Nun geſegne euch GOtt der HErre mein /
Jhr lieben Bruͤder vnd Schweſtern mein.
Die jhr in mein Schlaffkaͤmmerlein /
Auß lieb mich habt beleitet fein.
Hilff Gott das wir im Himmelreich /
Einander wieder ſehen zugleich.

AMEN.

About this transcription

TextChristliche Leichpredigt
Author Johann Neomenius
Extent44 images; 10348 tokens; 3201 types; 68203 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationChristliche Leichpredigt Bey dem Begrebnüs/ des weylandt Ehrwürdigen Achtbaren vnd wolgelahrten/ Herren Georgii Bvcheri Johann Neomenius. . 44 Casparus SigfriedBrieg1616.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 O 35/8 / 508270

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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Editorial principles

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:35:42Z
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Holding LibraryUniversitätsbibliothek Breslau
ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 4 O 35/8 / 508270
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