GOttes Gnad / Fried vnnd Troſt durch JEſum Chriſtum / ſampt meinem Gebet zuuor / Geſtrenger / Edler / Ehrnvheſter / groß - guͤnſtiger Herr / Als Moy - ſes der heilige Mann Got - tes / in ſeinem erſten Buch / die Hiſtoriam Abrahæ be - ſchreibet / meldet er nicht allein / was er fuͤr ein dapf - ferer Mann geweſen / vnd wie er in ſeiner Wander - ſchafft durch Syrien / Egypten / vñ durch das gan - tze Land Canaan gezogen / vnnd vier Koͤnige vber - wunden / Sondern er gedencket auch endlich ſeiner groſſen Trawrigkeit / wie gar ſehr der heilige Pa - triarch betruͤbt vñ bekuͤmmert geweſen / als jm ſein liebes / frommes / gottſeliges Weib / die Sara ge - ſtorben / die er beklaget vnd beweinet / Gene. 23.
A ijWelche4.[4]Welche Hiſtoriam der heilige Geiſt durch Mo - ſen hat auffſchreiben laſſen / daß wir ſehen / wie auch die heiligen Ertzvaͤter nicht ſteinerne oder Adaman - tiſche Hertzẽ gehabt / ſondern toͤdtliche abforderung jrer Ehegenoſſen hertzlich beweinet haben / Denn es je natuͤrlich vnd Chriſtlich iſt / dieweil durch die Liebe der Eheleute / Eltern vnnd Kinder / Bruͤder vnnd Schweſtern Hertz verbunden ſein / daß eines das ander ſo gar leichtlich nicht vergeſſen kan.
Darumb E. E. G. ich auch wol glaube / daß dieſelbe vber dem toͤdtlichen vnd doch ſeligen Ab - ſchied jres gottſeligen geliebten Ehegemahls / nicht wenig bekuͤmmernuͤß / leid vnd trawrigkeit in jrem Hertzen empfinden muß. Denn wie in den heroicis naturis die Liebe ſehr hefftig / Alſo iſt auch wider - umb nach gelegenheit der Sache / die Betruͤbnuͤß deſto groͤſſer.
Vnd zwar E. E. G. tregt nicht one vrſach leid / ſintemal derſelben durch diß abſterben jres geliebtẽ Ehegemahls / gleich ein ſtuͤck vom Hertzen geriſſen / welche in der Kinderzucht eine trewe Mutter / in der Haußhaltung eine ſtarcke Columna, vnd im zeit - lichen Leben eine trewe Gehuͤlffin geweſen / Vnd iſt gewiß / wenn ich dran gedenck / ſelbſt hertzlich mitlei - den mit E. E. G. tragen / vnnd mit weinenden Au - gen ſolchen fall beklagen muß.
Aber5.[5]Aber je doch / wenn ich widerumb gedencke / was E. E. G. geliebtes Ehegemahl vor ein ſchoͤ - nes Ende genommen / vnd wie ſie in warem erkent - niß vnd bekentniß Chriſti im glauben vnnd hertzli - cher anruffung Gottes ſanfft eingeſchlaffen / So muß ich ſagen / daß ſie gewiß ſelig ſey / vnd am juͤng - ſten Tage / zum ewigen Leben vnd jmmer werenden Ruhe / mit verklaͤrtem Leibe aufferſtehen / vnnd mit groſſen freuden zur Gemeinſchafft aller Heiligen werde werſamlet werden. Jnn dieſer herrlichen Gemeinſchafft wird E. E. G. gewiß jhr geliebtes Ehegemahl wider finden. Hoffe der wegen gentz - lich / E. E. G. werden nun mehr den betruͤbten Zu - ſtand / als ein gleubiger frommer Chriſt in gedult zu tragen / vnnd hierinn den gnedigen vaͤterlichen willen Gottes / ohne welchen vns kein haͤrlein von vnſern Heupt fallen kan / zu erkennen / vnnd ſich mit Gottes Wort / welchs da lehret / daß vnſer Leben vnd Sterben in Gottes Haͤnden ſiehet / wider alle Trawrigkeit zu troͤſten wiſſen.
Damit aber E. E. G. deſto mehr des ſeligen Abſchieds in jrem betruͤbnuͤß ſich zu troͤſten haben moͤgen / So habe auff E. E. G. befehl / vnd zu be - ſtetigung des letzten willens der verſtorbenen gott - ſeligen Frawen / ich dieſe Predigt (weil ſie bey der Begraͤbniß zu Ponitz / aus gewiſſen vrſachen nichtA iijkoͤnnen6.[6]koͤnnen geſchehen) zu Wolckenburg gethan / vnnd dieſelbige auff ferner beger E. E. G. ſchrifftlich vberantworten wollen / Zweiffel nicht / E. E. G. werde jhr meinen guten willen / ob ſchon das vor - moͤgen dieſe Perſon nach Wirden zu commendiren / nicht befunden werden moͤchte / gefallen laſſen.
Der Allmechtige ewige Gott vnd Vater alles Troſts / wolle E. E. G. ſampt derſelben geliebten Soͤhne vnd Toͤchter / Geſchwiſter vnnd Verwan - ten / in jrer bekuͤmmerniß durch ſeinen heiligen Geiſt gnediglich widerumb troͤſten / vnd alles jhr Leid vnd Trawrigkeit in Freud verwandeln / vmb ſeines lie - ben Sohns Jeſu Chriſti vnſers einigen Erloͤſers willen / Amen. Datum Wolckenburg den 7. No - uembris / Anno 89.
E. E. G. Williger Ambroſius Kuͤnd Dreſden - ſis, zu Wolckenburg Pfarrherr.
GEliebten Chriſten / es iſt Maͤn - niglichen bewuſt der trawrige vñ betruͤbte Zuſtand / der ſich heut acht tage den 19. diß Monats Octobris / vmb 6. Vhr nach mittag allhier zu Wolckenburg / nach dem willen Gottes hat zugetragen: Alß daß die Edle vnnd Ehrntugentſame Frawe Barbara / des Geſtrengen / Edelen vnnd Ehrenvheſten Herrn Abraham von Thumbßhirn / Chriſtlich vnnd Gottſelig Ehegemahl / aus dieſem Jammerthal / durch den zeitlichen Todt hinweg genommen worden / Vnnd am negſten Freytag / welches war der 24. diß Monats / zu Ponitz inn die Kirche in gegen wart vieler vom Adel / vnd geiſtli - cher Perſon / vnd groſſer Verſamlung ge - meiner Leut / inn jhr Ruhebettlein / ehrli - chen geleget worden / Alda denn die gott - ſelige Matrona biß an den juͤngſten Tag ruhen / vnnd der froͤlichen Aufferſtehung jres Leibes erwarten wird: Ob es nun wolbillich /8.[8]billich / daß wir mit vnſer lieben Oberkeit wegen des toͤdtlichen Abgangs jhres gelieb - ten Ehegemahls / ein hertzlich mitleiden tragen / vnd dieſelbe inn vnſer andaͤchtiges Gebet mit einſchlieſſen / So iſt es den noch nicht gnug / Sondern wir ſollen vns auch bey dieſem ſeligen Abſchied / vnſers Sterb - ſtuͤndleins erinnern / vnd hierauff gefaſſt machen / auch den Troſt lernen / Daß alle die im HErrn ſterben / gewiß am juͤngſten Tage zur ewigen Seligkeit widerumb aufferwecket ſollen werden.
Wollen derowegen Gottes Wort vns zur lehre vnnd troſt anhoͤren / auch GOtt den Allmechtigen anruffen / daß er vns hierzu woͤlle ſein Gnade vnnd heiligen Geiſt / Krafft vnd Stercke verleihen vnnd mitteilen. Auff daß wir nun ſolche Gna - de erlangen moͤgen / So wollen wir mit andacht beten ein Chriſt - liches vnnd gleubiges Vater vnſer.
Alſo ſchreibet der heilige Apoſtel Johannes / inn ſeiner Offenbarung am 14. Cap. ꝟ. 13.
‘VNnd ich hoͤret eine Stimme von Himmel zu mir ſagen: Schreibe / Selig ſeind die Todten / die inn dem Herrn ſterben / von nun an. Ja der Geiſt ſpricht / daß ſie ruhen von jhrer Arbeit / Denn jre Werck folgen jhnen nach. ’ ()GEliebten Chriſten / Es ſchreibet der hocherleuchte Apoſtel Johannes in ſeiner Offenbarung viel geiſtreiche Wort vnnd Geſchicht / aus welchen auch dieſer jetzo vorleſener Text genommen iſt / vnd ob die wort deſſelben wol kurtz vnnd ſchlecht / ſo iſt doch der verſtand deſto reicher vnnd herrlicher. Damit wir aber dieſelben wort vns auch nuͤtz machen / vnnd deſto beſſer behalten moͤgen / So wollen wir ſie in zwey Stuͤcke theilen.
JM HErrn ſterben / heiſt der Apoſtel / Den HErrn Chriſtum Jeſum / den Sohn Gottes recht erkennen / als waren GOtt vnd Menſchen / vnnd der gantzen Welt Heyland / an denſelbigen gleuben / ſeines Leidens vnd ſterbens ſich von hertzẽ troͤſten / vnd auff jn ſein vertrawen vñ zuuerſicht ſetzen / denſelben in lieb vnd leid / im leben vnd ſter - ben bekennen / ſich mit Leib vnd Seel / Gott inn ſeinen ſchutz befehlen / vnnd im glauben an Chriſtum / biß an das Ende verharren. Denn wer biß ans Ende beharret / der wird ſelig / ſpricht Chriſtus / Matth. 14.
Alſo iſt inn dem HErrn geſtorben der heilige Stepha - nus / Denn als er zum Erkentniß Chriſti koͤmpt / vnnd Chriſtum waren GOtt vnnd Menſchen vor ſeinen Erloͤſer vnd Seligmacher helt / an jhn gleubet / vnnd ſein vertrawen vnd zuuerſicht auff jhn gruͤndet / ſo bekennet er denſelben nit allein / ſondern beſthlt ſich mit Leib vnnd Seel Chriſto gantz vnd gar / vnd rufft jhn an / vnnd ſpricht: HErr JEſu / nim̃ meinen Geiſt auff / vnd bleibet inn ſolchem glauben vnd be - kentniß biß an ſein Ende / ob jn ſchon noch ſo viel Feinde / die boͤſe Welt mit jrem anhang / Teuffel vnd Hell zuwider ſind. Denn es heiſt doch / wie Chriſtus ſaget / Johann. am 10. Meine Schaffe hoͤren meine ſtimme / vnd ich kenne ſie / vnd ſie folgen mir / vnd ich gebe jhnen das ewige Leben / vnnd ſie werden nimmermehr vmbkommen / vnnd niemand wird ſie mir aus meiner Hand reiſſen. Als wolt er ſagen: Jch wil diegleu -11.[11]gleubigen Chriſten beſchuͤtzen / in jrer groͤſten noht / wider alle jre Feinde / Jch wil ſie erloͤſen aus der Hellen / vnnd vom Tode erretten / Todt ich wil dir eine Gifft ſein / Hell ich wil dir eine Peſtilentz ſein / Oſe. 13. Todt wo iſt dein Stachel? Hell wo iſt dein Sieg? 1. Corinth. 15.
Gleich wie aber — die Chriſtgleubige Martyrer im HErrn ſterben / vnd inn jrem ſterben ſich der huͤlffe Chriſti zu troͤſten haben / Alſo koͤnnen auch alle gottfuͤrchtige vnnd gleubige Chriſten / auff jrem Siechbettlein im HErrn ſter - ben / dieweil ſie die Hoffnung vñ Glauben von Chriſti Wol - thaten inn jhrem Hertzen behalten. Denn alſo iſt Petrus / als er iſt gecreutziget worden / im HErrn geſtorben. Aber nichts deſto weniger iſt der heilige Johannes im HErrn vorſchieden / ob er ſchon auffm Bette ſeinen Geiſt auffge - geben. Denn ſo wir gleuben / daß Jeſus geſtorben vnd auff - erſtanden iſt / Alſo wird Gott auch die da entſchlaffen ſeind / durch Jeſum mit jm fuͤren / 1. Theſſ. 4.
Alß wolte der Apoſtel ſagen / Alle die im glauben an Chriſtum ſterben / die ſterben im HErrn. Wir muͤſſen nicht nur anfahen zu gleuben / Sondern ſterben muͤſſen wir im Glauben / ſo wir wollen das rechte ende des Glaubens da - uon bringen.
Damit aber nun ſolches von vielen geſchehen moͤge / ſo iſt es vonnoͤten / daß wir vns Gottes Wort lieb vnnd an - gelegen ſein laſſen / daſſelbige fleiſſig hoͤren / leſen / vnnd be - halten. Denn von Natur wiſſen wir nichts von Chriſto / von Chriſtlichem Glauben / noch ſeligen ſterben. Drumb ſpricht der Apoſtel Paulus auch ſelber / Der Glaube koͤmpt aus dem Gehoͤr / Rom. 10.
Vnd ſol der Glaube inn vns wurtzeln vnd frucht brin - gen / vnd ſeine eigenſchafft inn der noht vnd Tod erzeigen / So gehoͤret darzu ein fleiſſiges Gebet / daß wir Gott bitten /B ijdaß12.[12]daß er durch ſeinen heiligen Geiſt vnſere Hertzen erleuchte / vnnd im rechten Glauben biß an vnſer Ende erhalten. Wie denn daher von dem heiligen Mann Luthero ſeligen / der ſchoͤne Geſang gemacht: Nun bitten wir den heiligen Geiſt / vmb den rechten Glauben allermeiſt / ꝛc. Du werthes Liecht gib vns deinen Schein / lehr vns Jeſum Chriſtum erkennen allein / ꝛc. Alſo ſehen wir nun / was da heiſſe / Jm HErrn ſterben.
WAs hilffts denn dem / der inn dem HErrn ſtirbet? Der Apoſtel Johannes ſaget: Selig ſeind die Todten / ꝛc. Als wolt er ſagen / Die im Glauben an Jeſum Chriſtum vorſcheiden / die ſollen nach dieſem zeit - lichen Leben / zum ewigen aufferwecket / vnnd der ewigen Freude theilhafftig werden. Solches bezeuget auch Pe - trus 1. Petri 2. Jhr werdet das ende des Glaubens dauon bringen / nemlich / der Seelen Seligkeit.
Weil denn die ſollen ſelig werden / die im HErrn ſter - ben / ſo muͤſſen wir ſehen / Ob es denn ſo koͤſtlich ding vmb die Seligkeit iſt / damit wir vns auch darnach ſehnen lernen / Worinn beſtehet denn die Seligkeit?
Erſtlich / ſo beſtehet ſie hierinn / Daß ein Menſch / der im Glauben oder in dem HErrn ſtirbet / in der Erde / darinn er zu ſtaub vnnd Aſche wird / nicht ſoll bleiben / Sondern er ſoll am juͤngſten Tage / wenn des Menſchen Sohn kom̃en wird / wider aufferweckt / vnnd mit ſeiner Haut vmbgeben werden / Job. 19. Vnnd der Prophet Eſaias am 25. redet hieruon auch / vnnd ſpricht: Er wird auff dieſem Berge das huͤllen weg thun / damit alle Voͤlcker vorhuͤllet ſeind / Denn er wird den Todt verſchlingen ewiglich. Das iſt / Er wirddie13.[13]die Todtenkleider / damit die Leichen verhuͤllet werden / weg thun / vnd dieſelben lebendig machen.
Mit dem ſtimmen vberein die wort Chriſti ſelbſt / Jo - hannis am 6. Das iſt der Wille meines himliſchen Va - ters / Daß ich nichts verliere / von allem / das er mir gegeben hat / Vnd wer den Sohn ſihet / vnd gleubet an jhn / ſoll ha - ben das ewige Leben / vnd ich wil jhn aufferwecken am juͤng - ſten Tage.
Vnd im 8. Cap. Johannis ſchweret Chriſtus darzu / Warlich warlich / ich ſage euch / So jemand mein Wort wird halten / der wird den Todt nicht ſehen ewiglich.
Wer wil nun an ſolcher herrlichen Aufferſtehung zweif - feln / weil Chriſtus ſo hart ſchweret. Felix cuius cauſa Deus iurat: Væ illi, qui Deo iuranti non credit. ſagt Tertullianus. Solten wir doch Chriſto dem Munde der Warheit gleuben / wenn er ſchon nicht ſchwuͤre / ich wil ge - ſchweigen / daß wir jhm ſo nicht gleuben ſolten. Beſtehet derwegen die Seligkeit hierinn / Daß die Todten wider aufferſtehen / vnd leben ſollen.
Ja wer weiß wie lang? Werden wir wider lebendig / ſo werden wir auch vielleicht wider ſterben? Nein / Die ander eigenſchafft der Seligkeit iſt nicht wider ſterben / Sondern Ewig leben. Denn was were das vor ein Leben vnnd Seligkeit / wenn ein Menſch noch einmal ſterben muͤſte. Stirbet derwegen der Menſch nimmer / ſintemal einem je - den nur einmal geſetzt iſt zu ſterben / Ebre 9. Sondern es werden alle Gleubige am juͤngſten Tage durch Chriſtum vom Tode aufferwecket / mit vnuerweßlichen Leiben auffer - ſtehen / vnd das ewige Leben haben / 1. Cor. 15. Johan. 3.
Vnd wenn ſie aufferſtanden ſein / ſo werden ſie nicht wider kommen / inn die boͤſe Welt / Sondern zur Gemein - ſchafft aller heiligen Engel / Patriarchen vnnd Propheten /B iijEin14.[14]Ein jeder Vater wird ſeine fromme Kinderlein / ein Ehemañ ſein Chriſtlich Ehegemahl / Geſchwiſter vnd Freunde wider ſehen / Ja wir werden der heiligẽ Dreyfaltigkeit ſelbſt beywo - nen / Wie Chriſtus Johann. 17. ſeinen himliſchen Vater drumb bittet / Vater ich wil / daß wo ich bin / auch die ſein / die du mir gegeben haſt.
Im Luca am 23. vertroͤſt er auch dem Schecher hier - auff in ſeinem Sterbſtuͤndlein / Heut ſolt du mit mir im Pa - radeiß ſein. Inn dem Paradeiß vnd himliſchen Gemein - ſchafft / wird herrliche vnnd jmmerwerende Freude ſein / Ja ſolche Freude / dergleichen kein Auge geſehen / kein Ohr ge - hoͤrt hat / vnd in keines Menſchen Hertz kommen iſt / 1. Co - rinth. 2. Eſa. 64.
Es wird auch nicht allein Freude / ſondern auch voll - kommen Erkentniß Gottes da ſein / daß wir Gott viel beſſer als inn dieſem Leben erkennen werden / Denn vnſer Wiſſen (ſpricht der Apoſtel Paulus 1. Corinth. 13.) iſt ſtuͤckwerck / Wenn aber kommen wird das vollkommene / ſo wird das ſtuͤckwerck auffhoͤren / Wir ſehen jetzt durch einen Spiegel in einen tunckeln wort / Denn aber von Angeſicht zu Ange - ſicht / Jetzt erkenne ichs ſtuͤckweiſe / Denn aber werde ich er - kennen / gleich wie ich erkennet bin. Dieſes alles wird jhnen nicht allein widerfaren / nach der Seelen / Sondern die Lei - be der Gottſeligen werden auch zur Herrligkeit erhaben wer - den / vnd werden leuchten / wie des Himmels glantz / vnd wie die Stern jmmer vnd ewiglich / Dan. 12. Vnnd Chriſtus Matth. 13. ſpricht / Die Gerechten werden leuchten wie die Sonne / in jres Vaters Reich. Jtem / Jnn der Aufferſte - hung werden ſie den Engeln Gottes gleich ſein / Matth. 22.
Da wird herrliche Klarheit ſein / daß wer nur einen blick dauon ſehen ſolte / gewiß von hertzen darnach wuͤntſchen wuͤrde / Wie man ſihet an dem Exempel Petri / welcher / als erMoy -15.[15]Moyſen vñ Eliam in Klarheit ſihet erſcheinen / wuͤntſcht er / daß er in ſolcher Klarheit ſolte bleiben / vnd ſpricht zu Jeſu: Meiſter hie iſt gut ſein / Laß vns drey Huͤtten machen / ꝛc. Luc. 9. Matth. 17.
Vnnd weil es gewiß / Daß mehr fromme Hertzen ge - funden werden / die nach der Klarheit verlangen tragen / So vertroͤſtet der Apoſtel Paulus zum Philip. am 3. Cap. die - ſelben hierauff gewiß / vnnd ſpricht / Vnſer Wandel iſt im Himmel / von dannen wir auch warten des Heylandes Jeſu Chriſti / welcher vnſern nichtigen Leib verkleren wird / daß er ehnlich werde ſeinem verklerten Leibe / nach der wirckung / damit er jhm kan alle ding vnterthaͤnig machen.
Wer wolte nun nicht vmb ſolcher Klarheit vnd ewigen Seligkeit willen / alles was jhm hie inn dem Leben begegnen mag / mit gedult leiden? Wer wolte nu ſein Creutzlein nicht gerne tragen? Sintemal das Creutze nur eine kurtze zeit / die Seligkeit aber ewig weret. Wie denn hieruon gar ſchoͤn ſchreibet der Apoſtel Rom. 8. Jch halte es dafuͤr / Daß die - ſer zeit Leiden / der Herrligkeit nicht werth ſey / die an vns ſoll offenbart werden.
Alſo ſehen wir / was denen erſtlich begegnen wird / die im HErrn ſterben / Nemlich die Seligkeit / welche beſtehet in der Aufferſtehung zum ewigen Leben / Zur Gemeinſchafft der Heiligen / Zu vollkommenen Erkentniß Gottes / Vnnd zur ewigen Freude vnd Klarheit.
Vnd zwar diß widerfehret jhnen nicht alleine / Son - dern / wie hie vnſer Text anzeigt / So ruhen ſie von jhrer Arbeit. Diß iſt ein ſchlechter Nutz / ſpricht mannicher / Kan man doch inn dem Leben auch wol ruhen / vnd arbeiten wenn man wil. Ja es iſt war / Wenn du aber ſchon lang ruheſt / ſo muſtu doch wider an die Arbeit / Denn mancherdurch16.[16]durch noht vnd armuth / mancher durch truͤbſal vnd Kranck - heit zur Arbeit getrieben wird. Mit der Ruhe aber / dauon hie der Apoſtel redet / wird es nicht alſo ſein / ſondern ſie wird jmmer vnd ewig weren. Spricht derwegen: Der Geiſt ſa - get / Daß ſie ruhen von jrer Arbeit.
Das woͤrtlein Arbeit / iſt ein gemein woͤrtlein / vnnd wird verſtanden von den Frommen vnd Boͤſen / Denn alle Menſchen ſeind zur Arbeit erſchaffen. Hat jemand ein Ampt / ſo warte er des Ampts / Rom. 12. Vnnd wenn man ſich vmbſihet / ſo ſind mancherley Empter / welche alle mit muͤhe vnd Arbeit muͤſſen verrichtet werden.
Die Weiber haben ihre ſonderliche Arbeit / mit Kinder geberen / Kinder aufferziehen / mit ſorge / mit beſtellung des Geſindes / vnnd auffſehung auff die gantze Haußhaltung / Dieſe Arbeit iſt allen gemein.
Demnach haben auch die Gottfuͤrchtigen jhre ſonder - liche Arbeit / Denn da haben ſie von Jugend auff zu ſtreiten / wider jhr eigen Fleiſch vnd Blut / wider die boͤſe Welt / wi - der den Teuffel / welcher taͤglich den Menſchen zu Suͤnden vnd vbertretung der Gebot Gottes locket vnd treibet / Vnd ob ein frommes Hertz ſchon noch ſo fleiſſig arbeitet / vnnd ſich wider dieſe Feinde wehret / vnd ſein gantzes Leben nach dem willen vnnd Geboten Gottes anzuſtellen gedencket / dennoch treget ſichs zu / daß bißweilen aus ſchwacheit ein Menſch auch fallen / vnd ſich an Gott verſuͤndigen kan.
Wenn das geſchehen / ſo gehet eine newe Arbeit an / Daß ein Menſch ſich wider zu GOtt muß bekeren / muß vmb vorzeihung ſeiner Suͤnden bitten / zu GOtt ſeufftzen / Durch den glauben an Jeſum Chriſtum ſich wider auff - richten / Vnd durch huͤlff vnd beyſtand des heiligen Geiſtes jhm die Vnſchuld vnnd Gerechtigkeit Chriſti zueigenen /Jn17.[17]Jn noͤten muß ein Menſch zu GOtt ſchreyen / vnnd vmb huͤlffe von hertzen bitten vnnd beten / Das iſt eine ſchwere Arbeit / Ja es iſt die allerſchwerſte Arbeit.
Von dieſer Arbeit aller / ſie ſey leiblich oder geiſtlich / werden die im HErrn ſterben / erloͤſet / vnd wie vnſer Apoſtel Johannes ſaget / So ruhen ſie von jrer Arbeit / Das iſt / ſie ſein nu aller muͤhe / noth vnd angſt vberhaben / vnnd ruhen ſo ſanfft / als wie einer der ſanfft ſchleffet / nach dem er ſich mat vnd muͤde des tages vber gearbeitet hat.
Ach wolte Gott / daß alle Menſchen diß bedechten / ſo wuͤrden ſie gewiß keinen abſchew vor dem Tode haben / ſon - dern viel mehr nach einem ſeligen Stuͤndlein / vnd nach die - ſer ewigen Ruhe wuͤntſchen / Wie denn hiernach wuͤntſchet der Apoſtel Paulus Phil. 1. Jch begere abzuſcheiden / vnnd bey meinem HErrn Chriſto zu ſein. Vnnd 2. Corinth. 5. ſpricht er / Weil wir in der Huͤtten ſein / ſehnen wir vns nach vnſer Behauſung / die von Himmel iſt. Der Apoſtel nen - net diß Leben eine Huͤtte / gleichniß weiſe / darumb / Denn gleich wie die Menſchen / die in Huͤtten wohnen / kein gewiſ - ſen Ort haben / Sondern bald hie / bald dort jre Huͤtte auff - ſchlagen / wie Abraham / Jſaac / Jacob im Lande Canaan gethan / vnd die inn Seythia vnd Arabia noch thun ſollen / welche jhre Huͤtten wegen der Weide des Viehes fortge - rucket.
Alſo iſt aller Menſchen Zuſtand / Jnn dem Leben ſeind wir Frembdling / haben hie keine bleibende ſtadt / dieweil vn - ſere Wohnung im Himmel iſt / Dahin ſihet auch Petrus / 2. Pet. 1. in dem er alſo ſchreibet / Jch achte es billich ſein / ſo lange ich inn dieſer Huͤtten bin / euch zu erwecken / vnnd zu erinnern / Denn ich weiß / daß ich meine Huͤtte bald able - gen muß.
CGleich18.[18]Gleich wie auch eine Huͤtte / wenn ſie erſt auffgericht / ſchoͤn gruͤn ſtehet / aber bald verwelcket / Alſo iſt der anfang dieſes Lebens / Die Jugend iſt lieblich / von wegen der voll - kommen krafft dieſes Leibes / wegen der ſchwindigkeit des Verſtandes / vnd Gedechtniß / vnd allerley Wolluſt / zu wel - chen auch bißweilen koͤmpt Ehr vnd Reichthumb / Aber diß alles iſt vngewiß vnd vergenglich / denn mit dem Alter gehet die ſchoͤnheit der Jugend dahin / die Kreffte nemen abe / der Verſtand vnd Gedechtniß werden ſchwaͤcher / die Sorgen / muͤhe vnd Arbeit / ſchwacheit vnnd Kranckheit nemen vber - hand / vnd endlich werden wir dieſes Lebens ſo ſatt / daß wir nicht wuͤntſchen lenger zu leben.
Endlich / gleich wie die Huͤtte letzlichen eingeriſſen wird / oder von ſich ſelbſten einfellt / Alſo eilet vnſer Leben taͤglich zum Ende / Vnnd wenn das Ende vorhanden / ſo wird des Menſchen Leben / ehe man ſichs vorſihet / durch eine Kranckheit hingeriſſen / oder ſtirbet ploͤtzlich / oder zehret ſich jmmer mehlich abe / Denn es muß doch geſchehen / was Gott zu vnſern erſten Eltern geſaget hat / Du biſt Erde / vnd ſolt zur Erde werden.
Diß hat wol gewuſt Elias der Prophet / daß es ſo ein muͤheſelig vnnd vngewiß ding ſey vmb das zeitliche Leben / Drumb ſpricht er / So nim̃ nun HErr meine Seele / Jch bin nicht beſſer / denn meine Vaͤter. 3. Reg. 19.
Vnd Job ſaget auch / Meine Seele verdreuſt zu le - ben / Wuͤntſchen derwegen dieſe heilige Leute nach der Ruhe / zu welcher alle die kommen ſollen / die im HErrn ſterben.
Was wird jhnen mehr begegnen? Der Text ſpricht: Vnd jre Werck folgen jhnen nach. Dieſe wort ſeindnicht19.[19]nicht zuuorſtehen / de operibus meritorijs, Daß ein Menſch durch ſeine eigene froͤmmigkeit vnnd gute Werck Gott koͤnne den Himmel abuerdienen / Sondern alſo folgen jhnen jre Werck nach / Daß man jhrer hier inn dem Leben / nach jrem Abſchied zum beſten gedencket / vnnd vmb des ehr - lichen Wandels / vnd Chriſtlichen Tugenden willen / jhnen alles gutes nachſaget / vnd ſpricht: Ach es war je ein gottſe - lig Chriſtlichs vnnd frommes Menſch / es hatte je Ehr vnnd Tugend von hertzen lieb / es hette dieſer Menſch noch man - chen guts thun / vnd in der noht behuͤlfflich ſein koͤnnen.
Hierauff ſihet auch Chriſtus ſelber / welcher von dem Weibe / daß jnen vor ſeinem Leiden ſalbete / ſaget / Warlich ich ſage euch / Wo das Euangelium geprediget wird inn der gantzen Welt / da wird man auch das ſagen zu jhrem ge - dechtniß / was ſie gethan hat. Es werden auch ſolche Werck inn jenem Leben nicht vngeruͤhmet bleiben / von den Gottfuͤrchtigen / welche hie in dem Leben / Wolthaten von andern / vnnd ſonderlich von Wolhabenden empfangen ha - ben. Vnnd damit jhr viel ſolchen ruhm der Werck inn dem vnnd jenem Leben erlangen moͤgen / So ermanet Chriſtus alle reiche Leute / zur Mildigkeit / Luc. 16. vnd ſpricht: Ma - chet euch Freunde mit dem vngerechten Mammon / ꝛc. Gleich wie aber die guten Werck den Frommen nachfol - gen / Alſo auch den Boͤſen folgen jre boͤſe Werck nach / daß man jnen nichts gutes nachſaget / vnd ſich viel mehr frewet / daß ſie weggenommen werden.
Wer wil nun nicht lieber nach ſeinem Abſchied jm alles gutes / den boͤſes nachſagen laſſen? Wollen wir nun daß ſolches ſoll geſchehen / ſo ſollen wir vns auch inn dem Leben aller Gottſeligkeit / Tugend vnnd Erbarkeit befleiſſigen / ſo wird gewiß geſchehen / was Johannes hie ſaget: Vnd jhre Werck folgen jhnen nach.
C ijWeil20.[20]Weil wir denn nun wiſſen / was da heiſſe / Jm HErrn ſterben / Vnnd was denſelben widerfaren ſoll / Nemlich / die Seligkeit / Die Ruhe von der Arbeit / Vnnd Ruhm jhrer Werck / So wollen wir nun ſehen / Was denn vnſere Erb vnd Lehnfraw ſeliger fuͤr ein Ende genommen.
Was nun die Edele vnnd Ehrntugentſame Fraw Barbara / des Edelen vnd Geſtrengen Herrn Abraham von Thumbßhirn Chriſtlich vnnd gottſelig Ehegemahl anlan - get / welche den 19. Octobris nach mittage vmb 6. vhr durch den zeitlichen Todt / aus dieſem Jammerthal genom - men worden / iſt es gewiß / daß ſie im HErrn geſtorben / Denn ſie ſich ſchon eine lange zeit / Ja von Jugend auff zu ſolchem ſeligen Sterben bereitet / Chriſtum den Sohn Gottes erkennen / bekennen / an Jhn gleuben / vnnd auff jhn trawen lernen. Wie denn jhr lieber Vater ſeliger / der Edele vnd Ehrnvheſte Wolff von Breitenbach zu Ceſſen / vnd die Edele vnd vieltugentſame Fraw Margaretha / Ge - borne von Einſiedel zu Gnandſtein / jre liebe Fraw Mutter / gottfuͤrchtige vnd Erbare Leut antiqua virtute & fide, ſie vnd alle jre Soͤhne vnd andern Toͤchter / zum Gebet vnd rechtem Erkentniß Gottes / auch daneben zu allen Adeli - chen Tugenden / Keuſcheit / Zucht vnd Erbarkeit gehalten / vnnd dieſe jhre Tochter / biß ins achtzehende Jahr inn aller Got[t] ſeligkeit aufferzogen / vnd was ſie inn jhrer Jugend ge - lernet / das hat ſie darnach in jhrem Eheſtande bey 17. Ja - ren inn manchem Creutz mit ſtill ſein vnnd hoffen / vnnd mit groſſer gedult beweiſet. Eſa. 3.
Vnnd ſonderlich jetzo vor jrem Abſchied / hat ſich dieſe gottfuͤrchtige Fraw erweiſet / daß all jhr muth vnnd ſinn da - hin gerichtet ſey / daß ſie moͤge im rechten erkentniß vnnd be - kentniß / Glauben vnnd vertrawen auff Chriſtum ſterben / Oder wie der Apoſtel redet / Daß ſie moͤge im HErrn ſterbẽ.
Darumb21.[21]Darumb auch als bald jhr vnſer lieber Gott nach ſei - nem willen die Leibes ſchwacheit zuſchicket / war diß jhr fuͤr - nembſtes / Daß ſie ſich mit Gott verſoͤhnete / vnnd den vr - ſprung aller Kranckheit hinweg brechte / nemlich die Suͤnde / hat derwegen ſolche jhre Suͤnde erkant vnnd bekandt / vnnd gegleubet / daß ſie erloͤſet ſey durch das thewre Blut Chriſti / des vnſchuͤldigen vnd vnbefleckten Laͤmbleins / ꝛc.
Darauff ſie von jhren Suͤnden abſoluirt / vnd zu ſter - ckung jres Glaubens / oder mehrer verſicherung ſolcher gne - digen vergebung der Suͤnden / iſt jhr von mir des Orts be - ruffenen vnd verordenten Diener des Worts / der ware Leib vnd Blut Jeſu Chriſti den 8. Octobris dieſes 89. Jahrs gereicht worden.
Vnnd ob es wol an dem / daß vnſer lieber GOtt / die Suͤnde von jhr hinweg nam / vnnd jhr aus gnaden dieſelbe vergab / ſo bleib doch die Leibes ſchwacheit nicht allein / ſon - dern mehret ſich ohne maſſen / Aber wie dem allen / ſo hat die - ſe gottſelige Fraw jhr vortrawen auff GOtt alſo geſetzet / Daß ſie dieſer zeit Leiden nicht werth achtete / der Herrlig - keit / die an jhr ſolte offenbar werden / Wuſte auch wol / daß jhr nichtes wider den willen GOttes widerfaren koͤndte / Sintemal alle vnſer haar auff dem Heupt gezelet ſind / Matth. 10.
Vnd daß der HERR der ſey / der toͤdte / vnd leben - dig mache / 1. Reg. 2. Daß er vorletzt / vnnd verbindet / Zu - ſchmeiſſe / vnd ſeine Hand heile / Job. 5. Vnd daß alles was GOtt thue / das thut er des beſten halben / wie der Apoſtel Paulus ſaget / 1. Cor. 11. Wenn wir gerichtet werden / ſo werden wir von dem HErrn gezuͤchtiget / auff daß wir nicht ſampt der Welt verdampt werden.
C iijAch22.[22]Ach es iſt je war / GOtt thuts doch ja des beſten halben / ſagt ſie hierauff / wenn wir es nur erkennen wolten / Denn manch Menſch wol nie an das ewige Leben gedechte / wo jhn GOtt nicht durch ✠ erinnerte / Anfechtung lernet auffs Wort mercken. Eſa. 28.
Als ich vber wenig tage den 16. Octobris wider ge - foddert wurd / fieng diß gottſelige Weib an / Jch ſolte ſie doch auch als mein Schaͤfflein / mit Gottes Wort weiden. Hierauff habe ich ſie wider der Suͤnden erinnert / vnnd der gnedigen Vergebung ſo durch Chriſtum / das neher mal ge - ſchehen / vnnd getroͤſtet / was ſie auff Gottes verheiſchung durch den Glauben erlangen werde / nemlich das ewige Le - ben / Als Eſai. 43. Jch / Jch tilge deine Vbertretung vmb meinen willen / vnd gedencke deiner Suͤnden nicht. Chriſtus iſt kommen inn die Welt / die Suͤnder ſelig zu machen / 1. Timoth. 1. Durch welchen wir haben die Erloͤſung durch ſein Blut / nemlich vergebung der Suͤnden. Eph. 1. Jhr ſeid erloͤſet / mit dem tewren Blut Chriſti / als eines vnſchuͤldigen vnd vnbefleckten Lammes / 1. Petri 1. 1. Johan. 1. ꝛc.
Auff dieſes Laͤmblein / welches der Welt Suͤnde tregt / habe ich dieſe gottſelige Fraw / dem Exempel Johannis nach / gewieſen / vnnd ſie inn jhrem Glauben geſtercket vnnd auffgerichtet / Vnd den nutz ſolches Glaubens jr angezeigt / aus Johanne am 6. Das iſt der Wille GOttes / daß wer den Sohn ſihet vnnd gleubet an jhn / habe das ewige Leben. Johann. 20. Dieſe ſind geſchrieben / daß jhr gleubet / Jeſus ſey Chriſtus / der Sohn GOttes / Vnnd daß jhr durch den Glauben das Leben habt / inn ſeinen Namen. Jtem / Selig ſind die nicht ſehen / vnd doch gleuben.
Hie23.[23]Hie fiel mir das gottſelige Weib in die Rede / vnd ſa - gete: Ach ich gleube von hertzen / Daß mich Chriſtus der Sohn GOttes mit ſeinem Roſinfarbenen Blut / am ſtam̃ des Creutzes / von allen meinen Suͤnden erloͤſet hat / Der wird mir auch ſchencken / ohn alle meine Verdienſt / das ewi - ge Leben / das gleube ich feſt / Denn der Glaube / der Glau - be / der muß es thun / Wie Johannes am 3. auch ſaget / Alſo hat GOtt die Welt geliebet / daß er ſeinen einigen Sohn gab / auff daß alle die an jhn gleuben / nicht verloren werden / Sondern das ewige Leben haben.
In dieſer jrer meinung beſtetigte ich ſie aus dem Paulo Rom. 10. So man von hertzen gleubet / ſo wird man ge - recht / vnnd ſo man mit dem Munde bekennet / ſo wird man ſeug. Darumb ſo bittet Gott / daß er euch in ſolchem Glau - ben erhalten / vnnd inn ewer Schwacheit Gedult verleihen wolle.
Hierauff fieng ſie mit freudigem Hertzen an zu beten etliche Pſalm von wort zu wort / Als den 62. Pſalm:
‘Meine Seele iſt ſtille zu Gott / Der mir hilfft. Denn er iſt mein Hort / meine huͤlff / mein Schutz / Daß mich kein Fall ſtuͤrtzen wird / wie groß er auch iſt. etc. ’ ()Jtem / den 90. Pſalm:
‘Herr GOtt / Du biſt vnſer Zuflucht / jmmer fuͤr vnd fuͤr. etc. ’ ()Den 6. Pſalm:
Ach HErr ſtraffe mich nicht in deinem Zorn / vnd zuͤchtige mich nicht inn deinem grim. HErr ſey mir gnedig / denn ich bin ſchwach / Heile michHErr /24.[24]HErr / Denn meine Gebeine ſind erſchrocken / vnd meine Seele iſt ſehr erſchrocken / etc.
Den 23. Pſalm:
‘Der HERR iſt mein Hirt / etc. ’ ()Als ſie dieſe ſchoͤne Pſalm von hertzen gebet hatte / ſagte ſie / Sie hette jhr drey Spruͤche vnter jhr Heuptkuͤſſen legen laſſen / derer ſolte man ſie in jhrem Sterbſtuͤndlein er - innern / Denn dieſe ſolten jhres Glaubens bekentniß ſein / Hierauff wolte ſie leben / ſterben / vnnd gewiß am juͤngſten Tage aufferſtehen.
Der Erſte wird beſchrieben / Johan. 3.
‘Alſo hat GOtt die Welt geliebet / Daß er ſei - nen einigen Sohn gab / Auff daß alle die an Jhn gleuben / nicht verloren werden / Sondern das ewi - ge Leben haben. ’ ()Der Ander iſt genommen aus dem 31. Pſalm:
‘Jnn deine Hende / befehl ich meinen Geiſt / Du haſt mich erloͤſet / HErr / du trewer Gott. ’ ()Der Dritte:
Jch weiß daß mein Erloͤſer lebet / Vnd er wird mich hernach aus der Erde wider aufferwecken / Vnd werde darnach mit dieſer meiner Haut vmb -geben25.[25]geben werden / Vnd werde inn meinem Fleiſch Gott ſehen / denſelben werde ich mir ſehen / vnnd meine Augen werden Ihn ſchawen / vnnd kein Frembder. Job. 19.
Von dieſen Spruͤchen hab ich ein wenig mit dieſer gottſeligen Matrona geredt / ſie auch der Gedult erin - nert / Vnnd ſie letzlich der froͤlichen Aufferſtehung der Todten getroͤſtet: Ezech. 37. Ich wil meinen Geiſt inn euch geben / daß jhr wider leben ſollet. Eſa. 26. Deine Todten werden leben / vnd mit dem Leichnam aufferſte - hen. Matth. 22. GOtt iſt nicht ein Gott der Todten / Sondern der Lebendigen.
Ich habe jr zu Gemuͤth gefuͤrt die Exempel / Lazari / Der Widwen Sohn / Des Jairi Toͤchterlein / welche durch Chriſtum widerum̃ aufferwecket ſeind wordẽ / Vnd das herrliche Exempel Chriſti des Sohns Gottes / wel - cher im Tode nicht blieben / Sondern am dritten Tage wider aufferſtanden iſt / Das Exempel Pauli / welcher Eutychen / aus goͤttlicher krafft aufferweckt. Diß wird euch auch widerfaren / ſagt ich / am juͤngſten Tage / Da wird ſich ewer Hertz frewen / Da ſoll ewer Gebeine gru - nen / wie ein Graß / Eſa. 66.
Hierauff ſaget ſie / Ach wie ſchoͤn werde ich grunen / welch ein ſchoͤn Graß werde ich ſein. Es kondte ſich dieſes gottſelige Weib Gottes Worts nicht ſatt hoͤren / Darumb ſie auch den letzten tag anhielt / daß ich jhr den gantzen Iñhalt der gethanen Predigt von des Koͤnigſchẽ Sohn / denſelben Sontag zu mittag erzelen muſte / dar - aus ſie ſich deñ fein troͤſtete / Ich wil mit dem Koͤnigſchẽ / ſagt ſie / auch im Glauben anhalten / vnd bittẽ / Ich weiß /Dmein26.[26]mein HErr Chriſtus wird mir bald helffen / vnd mir einen ſanfften Schlaff beſcheren.
Weil jhr diß hoffet vnd gleubet / ſagte ich / ſo befehlet dem HErrn Chriſto mit Stephano ewer Seele in ſeine Hende / HErr Jeſu nim̃ meinen Geiſt auff / Jnn deine Hende befehl ich meinen Geiſt / Vnd bleibt ja im Glau - ben beſtendig / ſo werdet jhr auch ins himliſche Paradeiß kommen. Hierauff geſegnet ich ſie (weil in der Kirchen zuſammen geſchlagen wurd zur Veſper) vnnd bat ſie / ſie wolte Chriſtum den Sohn Gottes in jhrem Hertzen be - halten / Schlug demnach jhre Hende vber jhre Bruſt zu - ſammen / ſagenden / Ach Chriſtum wil ich in meinem Her - tzen behalten / Den ſoll mir niemand aus meinem Hertzen reiſſen.
Bald hernach geſegnet ſie jhren lieben Junckern / Kinder / vnnd zwo Schweſtern / betet / vnnd befihlet ſich dem Allmechtigen Gott:
Hier auff thut ſie zween Seuff[tze]r / vnnd entſchlieff alſo in dem HErrn.
WAs hilfft ſie es / daß ſie ein ſolch ſchoͤn Ende ge - nommen / vnd im HErrn geſtorben? Johannes ſagt: Selig ſeind die Todten / die im HErrn ſterben. Das hilfft ſie es / daß dieſes gottſelige Weib nun ſelig worden iſt / Sie wird im Tode nicht bleiben / Sondern am juͤngſten Tage wider aufferſtehen / vnnd ewig leben / Sie iſt nun jhrer Seelen nach kom̃en zu allen Heiligen / auch zu jren lieben Eltern / Soͤnlein vnd Toͤch - terlein / Sie erkennet nun recht Chriſtum den Sohn Gottes / Es iſt nun jhr Wiſſen nicht mehr Stuͤckwerck / Sondern ſie weiß vnnd verſtehet mehr / denn der hoͤchſte Doctor Theologiæ inn der Welt verſtehet / Sie iſt inn ſolchen Freuden / dergleichen kein Auge geſehen / dauon keid Ohr gehoͤrt / vnnd dergleichen inn keines Menſchen Hertz kommen / Dem Leibe nach wird ſie ruhen biß an juͤngſten Tag / Vnnd als denn wird ſie leuchten wie des Himmels glantz / Ja wie die helle Sonne / Vnd wird den Engeln Gottes gleich ſein / vnd einen verklaͤrten Leib be - kommen.
Was hilfft ſie es mehr? Sie ruhet nun von jhrer Arbeit. Hie in dem Leben iſt es one muͤhe vnd arbeit nicht abgangen / Denn vnſer lieber GOtt dieſer gottſeligen Frawen inn jhrem Eheſtande mit jrem lieben Junckern / neun lebendige Kinderlein beſcheret / derer noch ſieben amD ijLeben /28.[28]Leben / welche / ohne ſchmertzen vnnd arbeit nicht auff die Welt geboren werden / mit muͤhe hat ſie ſie eines theils aufferzogen / vnd auch ſonſt inn jrem Hauſe / ſich als eine fleiſſige Haußmutter gehalten.
Der geiſtlichen Arbeit iſt ſie auch nicht vberhaben geweſen / Denn ſie von Jugend auff zu ſtreiten gehabt wider jhr Fleiſch vnd Blut / wider den Teuffel / wider die boͤſe Welt / vnnd ſonderlich inn dieſer jhrer letzten Leibes ſchwacheit / hat ſie die groͤſte Arbeit mit beten vnnd hoffen gehabt / welches eine ſolche Arbeit geweſen / daß jhr auch der ſchweiß vber das Geſichte gefloſſen.
Von dieſer vnnd aller ander Arbeit / iſt ſie nun er - loͤſet / vnnd ruhet nu ſo ſanfft / als wie ein Tagloͤhner / der ſich lang geſehnet / daß ſeine Arbeit aus ſey / Job. 7.
Was jre Werck anlangen / gehet es auch / wie Jo - hannes ſagt: Vnd jhre Werck folgen jhnen nach. Es weiß jhr niemands nichts anders nach zuſagen / denn alles gutes. Denn vnangeſehen / ob diß gottſelige Weib zwar wol gewuſt / daß niemand durch gute Werck vñ Tu - gend ſelig werde / Dennoch hat ſie ſich zu beweiſung jres Glaubens / aller guten Werck vnd Tugende mit gantzem ernſt befliſſen.
Jſt auch nicht alleine vor jhre Perſon fleiſſig zur Predigt gangen / GOttes Wort mit ernſt gehoͤret / das hochwirdige Sacrament zum oͤfftern gebrauchet / fleiſſig gebet / Chriſtliche Lieder mit andacht geſungen / Sondern ſie hat auch jre Kinder / mit allem fleiß zur furcht Gottes vnnd Gebet / vnnd andern Chriſtlichen Tugenden ge - halten.
Keuſcheit’ vnnd Zucht hat ſie von hertzen geliebet / Drumb ſie auch zum oͤfftern ſoll geſaget haben / Daßnegſt29.[29]negſt der Gottes furcht / Keuſcheit die ſchoͤnſte Tugend ſey / Darnach ſollen ſonderlich alle Weibeßperſonen ſtre - ben / daß ſie jhr Ehr mit ins Grab nemen koͤndten.
Jn dieſem Weibe iſt eine ſonderliche Demuth gewe - ſen / Denn ſie niemand verachtet / ob ſie ſchon nicht jhres Standes geweſen / Sie hat vielen armen Leuten mit Raht vnnd That geholffen / vnnd haben arme Leute nicht nur eine Lehnfrawe / Sondern eine Mutter verlo - ren. Jhr Schmuck iſt nicht geweſen mit Haar flechten / mit Gold vmbbangen / oder Kleider anzihen / Sondern wie die heiligen Weiber ſich geſchmuͤckt haben / die jhre hoffnung auff Gott ſatzten / vnnd jhren Maͤnnern vnter - than waren / wie jhr denn diß Zeugniß gegeben wird / daß wenn ſie es jhrem Junckern an der Stirn hett anſehen koͤnnen / was ſeines Hertzen wille were / ſie hette es auß - gericht.
Diß wird jhr nun zu zeitlichen vnnd ewigen Lobe nachgeſaget werden / Vnnd wolte Gott / daß alle Men - ſchen diß Exempel / als einen Spiegel in jrem Leben jnen fuͤrſtelleten / vnnd im Sterben nachfolgeten / So wuͤrden ſie gewiß auch diß zu hoffen haben / was dieſeſe gottſelige Matrona ſchon erlanget hat.
Weil denn nun diß gottſelige Weib / ſo einen herr - lichen Wechſel durch jhr ſterben gethan / Alſo / daß ſie an ſtatt dieſes zeitlichen Lebens / das ewige Leben / an ſtatt der muͤhe vnd Arbeit / die Ruhe vnnd den Friede bekom - men / vnnd einen herrlichen guten Namen hinderlaſſen / So koͤnnen billich auch jhr lieber Juncker / hinderlaſſeneD iijKinder /30.[30]Kinder / Bruͤder vnnd Schweſter / des Trawrens eine maß machen / vnnd ſich des feſtiglich troͤſten / daß ſie inn jenem Leben mit viel groͤſſerer Freuden werden zuſam - men kommen. Zu welcher ewigen Freude vns allen verhelffen wolle GOtt der Vater / Sohn / vnd heilige Geiſt / die hochgelobte Dreyfaltigkeit / inn E - wigkeit / Amen / AMEN.
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