PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1]
LeichPredigt /
Vber das Troſtſpruͤchlein auß dem
25. Pſal.
Die Angſt meines Hertzens iſt groß / fuͤhre mich auß ꝛc.
Bey Chriſtlicher Leichbeſtattung der Erbarn vnd Tugendſamen Frawen Ceciliæ / Des Ehrenveſten vnd Wolgeachten Herꝛn Hans Weiſſen / Buͤrgern vnd vornehmen Handelsmans zu Leipzig / Ehelichen geweſenen Hauß - frawen / Welche 1631. den 9. Nov. Abends vmb 3. Vhr in Chriſto Jeſu ſeliglich entſchlaffen / vnd den 14. hu - jus mit Chriſtlichen Ceremonien zur Erden beſtattet wor - den.
Gedruckt zuLeipzigbeyAbraham Lambergs S. hinterlaſſenen Erben. Jm Jahr1632.
[2][3]
In Nomine Jesu.

Spruͤchlein auß dem 25. Pſalm.

DIE Angſt meines Her - tzens iſt groß / fuͤhre mich auß meinen Noͤhten.

Sihe an meinen Jam - mer vnd Elend / vnd vergib mir alle meine Suͤnde.

Exordium.

GEliebte vnd andaͤchtige Freun - de in Chriſto dem HErꝛn / dieſes Pſalmgebetlein iſt ein recht Hertz - brechendes Gebetlein / damit ſich alle gleubige Chriſten in jren An - fechtungen vnd Noͤhten / vnd ſon - derlich in der letzten Todesnoth kraͤfftiglich troͤ - ſten / vnd auffrichten koͤnnen. Solch GebetleinA ijſol[4]Chriſtliche LeichPredigt /ſol von vns allen mit hertzlicher Andacht bewogen werden / weil vns ſonderlich das Prognoſticon vnd die Verkuͤndigung des HErꝛn Chriſti allzuſehr betrifft / Joh. 16. da er ſpricht: Jn der Welt habet jhr Angſt.

Bedencket lieben Chriſten / was wir newlich fuͤr ein Angſt nach Gottes Willen außgeſtanden haben / nicht nur eine heußliche Angſt / welche jetzo viel fromme Chriſtliche Eheleute erfahren vnd außſtehen muͤſſen / wenn der zeitliche Todt jhnen jhre liebe Ehegatten / jhre liebe Ehepflantzlein ſchmertzlich hinweg reiſt: Sondern eine Stadt - Angſt / ja eine LandesAngſt / dadurch wir in ſolch Schrecken / Jammer vnd Noth gerahten ſeyn / daß es viel Leute außſiechen muͤſſen / etliche muͤſſen gar Erde daruͤber kaͤwen.

Wenn wir vns nu in ſolche Noth vnd Angſt recht ſchicken ſollen / deſſen muͤſſen wir vns auß Gottes Wort Berichts erholen / vnd weil ſich vn - ſere im HErꝛn Chriſto ſelige verſtorbene Mit - ſchweſter auß dieſem Gebetlein Davids hertzlich getroͤſtet hat / auch mit eigener Hand dieſe Wort auffgezeichnet / vnnd begehret / daß ſie bey jhrer Leichbeſtattung moͤchten erklaͤret werden / ſo wol - len wir ſolchem Chriſtlichen Begehren zu folge ſolch Pfalmgebetlein in folgenden zwey Puͤnctlein außlegen.

Erſt -[5]Auß dem 25. Pſalm.
  • Erſtlich wollen wir betrachten die Noth / die David ſeinem lieben Gott fuͤrtraͤget.
  • Fuͤrs Ander / wollen wir berichten / was David in dieſem Gebet von ſeinem lieben Gott bitte vnd be - gehre.

Von dieſen beyden Puͤnctlein mit Nutz vnd Erbawung zu handeln / wolle vns Gott der HErꝛ ſeines heiligen Geiſtes Gnade verleihen / vmb Chriſti Jeſu willen / Amen.

Explicatio.

DJE Noth daruͤber David klaget / Ge - liebten im Herrn / iſt HertzensAngſt. Die Angſt meines Hertzens / ſpricht er / iſt groß. Jn der Heuptſprache lauten dieſe Wort alſo: Anguſtiæ cordis mei dilatatæ ſunt: Die Bangigkeit meines Hertzens ſind außgebreitet. Lutherus hats alſo gegeben: Die Angſt meines Hertzens iſt groß. Denn David klaget nicht vber einerley HertzensAngſt / ſondern vber viel vnnd mancherley Angſt / die er in ſeinem Hertzen gefuͤh - let hat: wie er auch daruͤber klaget im 71. Pſal. da erA iijſpricht:[6]Chriſtliche LeichPredigt /ſpricht: Du leſſeſt mich erfahren viel vnnd groſſe Angſt: Vnd wenn wir vns ein wenig in dem Le - benslauff des lieben Davids wollen vmbſehen / wuͤrden wir mehr als zu viel Angſt finden / dadurch ſein Hertz iſt gekraͤncket vnd geaͤngſtet worden von ſeinen Feinden / ſichtbarn vnd vnſichtbarn / vnd von den vielfeltigen Anfechtungen vnd Verfol - gungen / die er hat außſtehen muͤſſen. Davon die Buͤcher Samuelis zu leſen / auch der Pſalter gnugſam davon zeuget.

Solche Angſt muͤſſen alle wahre Chriſten in jhrem Lebenslauff auch erfahren vnd außſtehen. Sie muͤſſen durch das AngſtMeer dieſer Welt hin - durch wandern / biß ſie kommen in das himliſche Canaan / wie der HErꝛ Chriſtus den Zuſtand ſei - ner Gleubigen alſo beſchreibet Joh. 16. Jn der Welt habt jhr Angſt. Solche Angſt ruͤhret von der Suͤnde vhrſpruͤnglich her / wie S. Paulus bezeu - get zun Roͤm. 2. Vngnad vnd Zorn / Truͤbſal vnd Angſt vber alle Seelen der Menſchen / die da boͤſes thun. Vnſere Seele hat jhre Ruhe / Troſt vnd Frewde in Gott / Aber die leidige Suͤnde trennet vns vnd vnſern GOtt von einander / darauß kan nichts anders folgen / als Angſt / Schreckẽ / Traw - rigkeit / Schwermuth / Melancholey / vnd Vnru - he des Hertzens / wie David klagt 28. Pſalm: Jch heule fuͤr Vnruhe meines Hertzens. Vmb der Suͤnde willen gerahten wir vnter des Teuffels Gewalt / der weiß das Hertz zu aͤngſten / bißweilengebraucht[7]Auß dem 25. Pſalm.gebraucht er ein gering Ding darzu / vnd kan dem Menſchen dadurch ſo hefftig zuſetzen / vnd ſeinem Hertzen ſo angſt vnd bange machen / daß er weder auß noch ein weiß.

Die Suͤnde hat die Vnarth an ſich / daß ſie das Gewiſſen beiſſet / wie im Buch Hiob dieſe Art zu reden fuͤrkoͤmpt / da Hiob ſpricht im 27. Cap. Mein Gewiſſen beiſſet mich nicht meines gantzen Lebens halben. Solch beiſſen des Gewiſſens ſte - het in der Anklage des boͤſen Gewiſſens / wenn vns vnſere Suͤnde vnter die Augen ſchelten / daß wir kein kindliches Vertrawen zu Gott haben koͤnnen / Sondern wir halten Gott fuͤr vnſern Feind / weil vns das Gewiſſen vberzeuget / wie hoch wir Gott mit vnſern Suͤnden beleidiget haben / vnd weil es vns vnſer Hertz ſaget / daß Gott ein Suͤndenfeind ſey / ſo ſtehen wir fuͤr vnd fuͤr in ſorgen vnd aͤngſten / vnd koͤnnen keine Ruhe finden in vnſern Hertzen / wie David klagt 38. Pſal. Jch heule fuͤr Vnruhe mei - nes Hertzens. Item: Mein Hertz bebet / Meine Krafft hat mich verlaſſen / vnd das Liecht meiner Augen iſt nicht bey mir.

Hierzu helffen nicht wenig die Kranckheiten des Leibes / wenn ſie ſonderlich ſchmertzhafftig ſeyn / daß wir winſelu vnd heulen muͤſſen / wie Da - vid ſpricht Pſal. 102. Jch bin gleich wie ein Rohr - dommel in der Wuͤſten / Jch bin gleich wie ein Keutzlein in den verſtoͤreten Staͤdten. Jch wache / vnd bin wie ein einſamer Vogel auff dem Dache. Vnd[8]Chriſtliche LeichPredigt /Vnd der Koͤnig Hiskias betet im 38. Capitel Eſai. Jch winſele wie ein Kranch / vnnd girre wie eine Taube. Jn hitzigen Febern ligt das Hertz wie in einem Brennofen / vnd moͤchte fuͤr Angſtwehe gar zu ſchmeltzen / da muͤſſen wir klagen auß dem 22, Pſal. Mein Hertz iſt in meinem Leibe wie zerſchmol - tzen Wachs / Meine Kraͤffte ſind vertrocknet wie ein Scherbe / vnd meine Zunge klebet an meinem Gaumen.

Ferner wird ſolche HertzensAngſt vermeh - ret / wenn wir ſchreyen vnd ruffen zu Gott / vnd er ſich ſtellet / als hoͤret er nicht / da fangen wir an mit der Anfechtung der Verzweiffelung zu ringen / da iſt vnſer Hertz voll Jammer vnd Angſt / da klagen wir auß dem 88. Pſal. Meine Seele iſt voll Jam - mers / vnd mein Leben iſt nahe bey der Hellen. Jch bin ein Mann / der keine Huͤlffe hat. Jch lige vn - ter den Todten verlaſſen / wie die Erſchlagenen / die im Grabe ligen / der du nicht mehr gedenckeſt / vnd ſie von deiner Hand abgeſondert ſind. Du haſt mich in die Gruben hinunter geleget / ins Finſter - niß vnd in die Tieffe. Dein Grimm druͤcket mich / vnd drenget mich mit allen deinen Fluten.

Dazu koͤmpt nu die letzte TodesAngſt / vnd die ſchmertzhafftige Trennung des Leibes vnd der Seelen / wenn wir in der letzten Noth ligen / vnd vns alle menſchliche Huͤlffe zerrinnet / daß wir we - der hoͤren / fuͤhlen / noch ſehen koͤnnen. Alle dieſe Angſt hat David auch betroffen / vnd ſolche Angſtmuͤſſen[9]Auß dem 25. Pſalm.muͤſſen wir auch fuͤhlen in dieſer Welt. Was iſt das fuͤr eine Angſt geweſen / die vnſer lieber HErꝛ Chriſtus im Garten am Oelberge gefuͤhlet hat / da er blutigen Schweiß geſchwitzt / vnd mit dem Tode gerungen hat / dadurch hat der HErꝛ Chriſtus al - le vnſere Angſt geheiliget / daß ſie vns nicht ſchaͤd - lich / ſondern heilſam vnd nuͤtzlich ſeyn ſol.

Neben ſolcher HertzensAngſt / gedencket Da - vid ſeiner Noth / die auch mancherley geweſen / Denn er ſpricht: Fuͤhre mich auß meinen Noͤhten. Freylich iſt die Noth mancherley / die ein Chriſt außſtehen muß geiſtlich vnd leiblich / da langet jmmer ein Creutz dem andern die Hand: Kranckheit / Armuth / Verachtung / Elend / An - fechtung / Verfolgung / Feindſchafft / vnd ander Vngluͤck / wie es mag Namen haben / dadurch wir an den Guͤtern des Leibes / des Gemuͤths / vnd des Gluͤcks gekraͤncket vnd angefochten werden: vnd iſt kein Alter / darinnen der Menſch nicht eine ſon - derliche Noth außſtehen muß / es ſey die Kindheit / die Jugend / das maͤnnliche Alter / ein jedes hat ſeine Noth / im maͤnnlichen vnnd weiblichen Ge - ſchlecht. Zu ſolcher eigenen Noth koͤmpt die allge - meine Noth der Chriſtenheit / die iſt jetziger Zeit in den waͤrenden Verfolgungen ſo groß / daß / wenn ſonſt ein Chriſt fuͤr ſich ſelbſt kein Creutz vnd keine Noth hette / ſo were doch das vbrig gnug / daß wir erfahren muͤſſen / wie die Feinde ſich mit Wagen - ſeilen zuſammen gekoppelt haben / vns außzurot - ten / wie wir ſingen:

BSie[10]Chriſtliche LeichPredigt /
Sie ſtellen vns wie Ketzern nach /
Nach vnſerm Blut ſie trachten.
Wer Gott nicht mit vns dieſe Zeit /
So ſol Jſrael ſagen:
Wer Gott nicht mit vns dieſe Zeit /
Wir hetten muͤſſen verzagen /
Die ſo ein armes Haͤufflein ſind /
Veracht von ſo viel Menſchen Kind /
Die an vns ſetzen alle.
Auff vns iſt ſo zornig jhr Sinn /
Wo Gott das hett zugeben /
Verſchlungen hetten ſie vns hin /
Mit gantzem Leib vnd Leben.
Wir wern als die ein Fluth erſeufft /
Vnd vber die groß Waſſer leufft /
Vnd mit Gewalt verſchwemmet.

Daß vnſer Chriſtlicher Glaube vnd Religions - Exercitium an ſo vielen Orten verfolget / vnd auß - gereutet wird / vnd vnſere liebe Glaubensgenoſſen in die allergroͤſſeſte Trawrigkeit / Schwer muth vnd Seelengefahr geſetzet werden / Wie ſolte vns das nicht zu Hertzen gehen? Wenn wir gleich alles vollauff hetten / muͤſten wir nicht dencken / jetzo iſts an jhnen / bald koͤmpt die Reihe an vns. Es iſtcommu -[11]Auß dem 25. Pſalm.communio Sanctorum, eine Gemeinſchafft der Hei - ligen. Wir ſollen froͤlich ſeyn / mit den Froͤlichen / vnd ſollen weinen mit den Weinenden; vnd ſollen vns die allgemeine Noth der Chriſtenheit recht laſ - ſen zu Hertzen gehen / deſto fleiſſiger beten in der Kirchen vnnd daheime / vnd fuͤr dem Riß ſtehen / auff daß wir den Zorn Gottes helffen auffhalten.

Vber das klaget David vber Jammer vnd Elend / vnd ſpricht: Sihe an meinen Jam - mer vnd Elend. Was verſtehet er durch den Jammer? Antwort: Die Nichtigkeit der Men - ſchen / daruͤber er auch klaget Pſ. : 9. Wie gar nichts ſind doch alle Menſchen / die doch ſo ſicher leben. Denn es iſt ja ein Elend jaͤmmerlich Ding / vmb aller Menſchen Leben / von Mutterleib an / biß ſie in die Erden begraben werden / die vnſer aller Mut - ter iſt. Da iſt jmmer Sorge / Furcht / Hoffnung / vnd zu letzt der Todt / ſo wol bey dem / der in hohen Ehren ſitzet / als bey dem Geringſten auff Erden. So wol bey dem / der Seiden vnd Cron traͤget / als bey dem / der einen groben Kittel an hat. Sirach. 40.

Durch das Elend verſtehet er die Arbeit / Muͤ - he vnnd Beſchwerung / die ein Menſch in ſeinem Leben außſtehen muß / wie die Kinder Jſrael ſolch Elend in Egypten haben erleiden vnd außſtehen muͤſſen in ſchwerer Dienſtbarkeit / Darumb iſt diß Leben nichts anders als ein Kercker / vnnd wenn Gott einen ChriſtenMenſchen durch ein ſeliges Simeonſtuͤndlein außſpannet / ſo hat er ſich ſo we -B ijnig[12]Chriſtliche LeichPredigt /nig zu beſchweren / als die Kinder Jſrael / da ſie auß dem Dienſthauſe Egypti gefuͤhret worden / oder als ein armer Sclave vnd Gefangener / der auß dem Gefangniß erloͤſet / vnd auff freyen Fuß geſtellet wird.

Solche HertzensAngſt / Noth / Jammer vnd Elend hat vns auch der HErꝛ Chriſtus mit in das heilige Vater vnſer geſetzet in die ſiebende Bitte / daß wir GOtt dem himliſchen Vater ſolche Noth ſollen zu aller Zeit fuͤrtragen / biß daß wir darauß errettet werden. Davon iſt nu weiter nicht zu ſa - gen / ein jeglicher Chriſt erfehret es bey ſich ſelber / vnd wird keinem fehlen an einem zimlichen Cata - logo oder Regiſter / wenn er an ſeine Angſt vnd Noth gedencket die er allbereit außgeſtanden hat: Was er aber noch fuͤr ſich hat / das weiß Gott al - lein / vnd ſtehet in ſeinen Haͤnden / der helffe vns durch ſeinen Geiſt alle Angſt dieſer Welt vberwin - den.

Fuͤrs Ander / Was bittet nu David von ſeinem lieben Gott[?]Antwort: Dreyerley bittet der Koͤnigliche Prophet David von GOtt dem Herrn. Erſtlich / daß er jhn auß ſeinen Noͤhten fuͤhren wolle. Fuͤrs Ander / daß er ſein Jammer vnd Elend wolle anſehen. Fuͤrs Dritte / bittet er vmb Vergebung ſeiner Suͤnde.

Die erſte Bitte / daß jhn Gott auß ſeinen Noͤh - ten fuͤhren wolle / gruͤndet David im Glauben auff die Allmacht Gottes / ſolche Allmacht iſt ein ſtar -cker[13]Auß dem 25. Pſalm.cker Pfeiler eines gleubigen Gebets / Wenn ein Chriſt bedencket / daß GOTT allmaͤchtig ſey / ſo ſchleuſt er darauß / daß keine Noth ſo groß ſey / Gott kan vns darauß helffen / an ſolcher Allmacht ſol kein Menſch zweiffeln / Denn ſo ſpricht GOtt beym Propheten Eſaia am 50. Capitel: Jſt meine Hand nu ſo kurtz worden / daß ſie nicht erloͤſen kan? Oder iſt bey mir keine Krafft zu erretten? Dieſer Allmacht troͤſtet ſich David im 62. Pſalm: GOtt hat ein Wort geredet / das habe ich etlich mal ge - hoͤret / daß Gott allein maͤchtig iſt. Vnd du Herr biſt gnaͤdig / vnd bezahleſt einem jeglichen / wie ers verdienet hat. Vnd im 115. Pſalm: Vnſer Gott iſt im Himmel / er kan ſchaffen was er wil. Vnd der Prophet Jeremias am 32. Cap. da er Gott nen - net einen groſſen vnnd ſtarcken GOtt / groß von Rath / vnd maͤchtig von That. Es ſey nu die Noth ſo groß als ſie wolle / Gott kan vns darauß helffen. Die HertzensAngſt ſey ſo groß als ſie wolle / Gott kan ſie lindern vnd wegnehmen: Vnſer Jammer vnd Elend ſey beſchaffen / wie es wolle / Gott kan alles zum beſten wenden / darumb ſollen wir auff jhn mit gantzer Macht vertrawen.

Das Ander / das David bittet / iſt / daß Gott ſeinen Jammer vnd Elend wolle anſehen. Dieſe Bitte gruͤndet David auff die vaͤterliche Providentz vnd Fuͤrſorge Gottes / davon auch Jeremias zeu - get im 32. Cap. vnd ſpricht: Deine Augen ſtehen of - fen vber alle Wege der Menſchen Kinder. Alſo ſi -B iijhet[14]Chriſtliche LeichPredigt /het auch Gott vnſern Jammer vnd Elend / vnnd nimpt es zu Hertzen / vnd es gefelt jhm wol / wenn wir jhm vnſere Noth klagen / wie es einem Vater gefellet / wenn ein Kind ſeine Noth klaget / wenn er nur kan Rath ſchaffen. Aber der himmliſche Va - ter vermag auß aller Noth zu helffen / vnd jhme iſt nicht verborgen vnſere Angſt vnnd Noth / vnſere Sorge vnd Anligen.

Die gottloſen Weltkinder ſpotten zwar der Chriſten in jhren Noͤhten / als fragte Gott nichts nach jhnen: Aber Gott vergiſt der Elenden nicht / wie im 10. Pſalm geſchrieben ſtehet: Du ſiheſt ja / denn du ſchaweſt das Elend vnd Jammer / es ſte - het in deinen Haͤnden / die Armen befehlens dir / du biſt der Waiſen Helffer. Ja das Verlangen der Elenden hoͤreſt du Herr / jhr Hertz iſt gewiß / daß dein Ohr darauff mercket. Das leufft in das vaͤterliche Ampt vnſers lieben Gottes / was were von einem ſolchen Vater zu halten / der ſich nicht bekuͤmmern wolte vmb ſeine Kinder / noch jhnen Rath ſchaffen in Noͤhten? Alſo wuͤrde auch Gott ſein vaͤterlich Ampt auffgeben / wenn er nicht vn - ſern Jammer vnd Elend anſehen wolte / das thut er aber nicht / ſondern wie ſich ein Vater vber ſei - ne Kinder erbarmet / Alſo erbarmet ſich der HErꝛ vber die ſo jhn fuͤrchten / im 103. Pſal.

Fuͤrs Dritte / bittet David vmb gnaͤdige Ver - gebung aller ſeiner Suͤnde. Dieſe Bitte iſt ge - gruͤndet auff die grundloſe Gnade vnnd Barm -hertzig -[15]Auß dem 25. Pſalm.hertzigkeit vnſers lieben Vaters / welche in des HErꝛn Chriſti Verdienſt gegruͤndet iſt / wie der Prophet Eſaias bezeuget im 53. Cap. Das iſt der rechte Evangeliſche Troſt / Denn wenn die Suͤnde auß dem gifftigen Brunnquell aller Noth / auß dem Mittel gereumet wird / ſo wird vns auch auß aller Angſt vnd Noth geholffen. Auff die Suͤnde gehoͤret auch die HoͤllenAngſt: Aber dieſelbige hat Chriſtus außgeſtanden / auff daß / ſo wir an jhn gleuben / von der Hoͤllenangſt errettet werden / nach der troͤſtlichen Verheiſſung Hof. am 13. Jch wil ſie erloͤſen auß der Hoͤllen / vnd vom Tode erretten / Todt ich wil dir eine Gifft ſeyn / Hoͤlle / ich wil dir ei - ne Peſtilentz ſeyn. Vnd 1. Cor. 15. Hoͤlle wo iſt dein Sieg? Gott ſey Danck der vns den Sieg gegeben hat / durch vnſern HErꝛn Jeſum Chriſtum. Der hat vns auch die Vergebung der Suͤnden erwor - ben / durch ſein thewer Verdienſt / vmb dieſes Her - ren willen bittet David vmb Vergebung der Suͤnden / wenn er ſpricht: Vmb deines Na - mens willen ſey gnaͤdig meiner Miſſethat / die da groß iſt. Durch dieſen Namen verſtehet er nie - mand anders / als den verheiſſenen Meſſiam. Seinen Glauben an jhn bekennet er im Eingang vnd Ende des Pſalmens: Der Eingang lautet al - ſo: Nach dir Herr verlanget mich / mein Gott ich hoffe anff dich / laß mich nicht zu ſchanden wer - den. Der Beſchluß lautet alſo: Jch harre dein / Gott erloͤſe Jſrael auß aller ſeiner Not. In ſolchemGlau -[16]Chriſtliche LeichPredigt /Glauben ſollen auch wir Vergebung vnſerer Suͤn - de bitten von Gott / ſo werden wir durch Chriſtum bey jhm Gnade erlangen / vnd ſollen ſolchen Glau - ben beweiſen durch Gedult in vnſerer Angſt vnd Noth / in vnſerm Jammer vnd Elend / vnnd vns ſolchen betruͤbtẽ Zuſtand zu deſto fleiſſigerm Gebet antreiben laſſen / ſo wird vns Gott gnaͤdiglich er - hoͤren / vnd vnſere Hertzens Angſt in ewige Frewde / vnſern Jammer vnd Elend in vnvergaͤngliche Eh - re vnd Herꝛligkeit verwandeln. Solche Hoffnung ſol vns nu geduͤltig machen in allerley Creutz vnd Leiden. Gedult iſt euch noth / ſtehet zun Heb. 10. auff daß jhr den Willen Gottes thut / vnd die Ver - heiſſung empfahet. Vnd in der 1. Pet. 1. ſtehet ge - ſchrieben: Jhr die jr jetzt eine kleine Zeit leidet / wer - det euch frewen mit herꝛlicher vnd vnaußſprech - licher Frewde / vnd des Glaubens Ende der Seelen Seligkeit davon bringen.

Solches verleihe vns allen mit Gna - den GOtt Vater / Sohn vnnd heiliger Geiſt / hochgelobet in alle Ewig - keit. Amen.

Bericht. [17]Auß dem 25. Pſalm.

Bericht.

ALſo hat auch jhre Angſt vnd Noth in die - ſem Jammerthal jhres theils gnugſam er - fahren / vnd dieſelbige numehr durch Chri - ſtum froͤlich vberwunden / vnſere im HErꝛn Chri - ſto ſelig verſtorbene Mitſchweſter / die Erbare vnd Tugendſame Fraw Cecilia / des Erbarn vnd Wolgeachten Herꝛn Hans Weiſſen eheliche gewe - ſene Haußfraw / welche bey dieſer Stadt von Chriſtlichen vnd ehrlichen Eltern gezeuget vnd ge - boren im Jahr Chriſti 1612. den 31. Julii.

Jhr Vater iſt der Ehrnveſte vnd Wolgeach - te Herꝛ Hans Chlem / Buͤrger vnd Handelsmann allhier.

Jhre Mutter die Erbare vnd Tugendſame Fraw Cecilia / eine geborne Rabin. Von die - ſen jhren lieben Eltern iſt ſie in aller Gottesfurcht / Zucht vnd Erbarkeit aufferzogen worden / alſo / daß ſie auch jhre Frewd an jhr geſehen. Vnd nach dem ſie nun jre Mannbare Jahre erreichet / hat ſie ſich mit Rath vnd Vorwiſſen jhres Herꝛ Vaters vnd Fraw Mutter / in ein Chriſtlich Ehe - geloͤbnuͤß eingelaſſen / mit obgedachtem Herꝛ Hans Weiſſen / Buͤrgern vnnd Handelsmann allhier / mit welchem ſie erſt dieſes 1631. Jar den 31. Janu. zu S. Niclas allhie oͤffentlich iſt getrawet worden / haben alſo laͤnger nicht als 9. Monat / vnd 9. TageCeine[18]Chriſtliche LeichPredigt /eine gewuͤndſchte friedliche / geruhige / vnnd von Gott geſegnete Ehe beſeſſen. Jhr Chriſtenthumb hat ſie in gute acht genommen / die Predigten goͤttliches Worts fleiſſig beſuchet / ſich fuͤr eine Suͤnderin fuͤr Gott erkandt / den Troſt der heili - gen Abſolution, ſo wol auch das hochwuͤrdige A - bendmahl / mit gebuͤhrlicher devotion, wie auch noch in jhrer waͤrender Kranckheit vnlaͤngſten noch zweymal geſchehen iſt / gebrauchet / vnd ſich mit jhren NebenChriſten / wie jhr jederman das Zeugniß wird geben muͤſſen / ſchiedlich vnd Chriſt - lich vertragen.

Es hat ſie aber der allmaͤchtige Gott in jhrem Eheſtande mit einer Leibesfrucht geſegnet / alſo daß man zu Gott gehoffet / vnnd fleiſſig gebeten / Gott wuͤrde ſie jhres Eheſegens fruchtbarlich em - pfinden laſſen / vnd jhr zu rechter Zeit eine gefun - de Leibesfrucht beſcheren.

Jhre Kranckheit aber belangend / ſo iſt jhr vn - ter waͤrender hieſiger Stadt Belagerung / zu O - ſchatz durch Schrecken vnd Bekuͤmmernuͤß / weil jhr lieber Ehemann allhie geweſen / ein ſtarcker Huſten vnd Seitenſtechen ankommen / daß auch jhre Fraw Mutter / ſo damals bey jhr geweſen / nicht anders vermeynt / Gott wuͤrde vber ſie ge - bieten / es hat aber ein wenig wieder was nachge - laſſen / doch etwas vnpaß anhero kommen / den 10. October aber hat der Huſten vnd Stechen ſo ſtarck abermal vberhand genommen / daß ſie ſich gaͤntz -lichen[19]Auß dem 25. Pſalm.lichen zu Bett hat legen muͤſſen / vnd ob man wol an Medicamenta nichts hat mangeln laſſen / ſo iſt ſie doch von tag zu tag ſchwecher worden / vnd weil ſie geſehen / daß es zu keiner Beſſerung hat kom̃en wollen / hat ſie ſelbſten jhren LeichenText / ſo wol auch die Geſaͤnge auffgeſchrieben / vnnd ſie nach einem ſeligen Sterbſtuͤndlein verlanget. Es hat aber der liebe Gott noch in jhrer Kranckheit an verſchienenem Freytag 8. Tage / den 4. Novembris, Abends vmb 8. Vhr / jhr vber verhoffen / einen le - bendigen jungen Sohn beſcheret / welchen der lie - be Gott aber eine halbe Stund nach der Tauffe / wieder von dieſer Welt abgefordert / vnd ob man als dann zwar zu Gott gehofft / Gott wuͤrd es mit jhr zur Beſſerung ſchicken / ſo iſt ſie doch je lenger je matter worden / vnd alſo daß ſie nachmals jren Beichtvater zu ſich erfodert / vnd ſich durch Troſt goͤttliches Worts / vnd durch ein fleiſſiges Gebet / des hochwuͤrdigen Sacraments mit gutem Ver - ſtand gebrbuchet / vnd alſo zu einem ſeligen Ab - ſchied auß dieſer Welt gefaſt gemacht / vnd dar - auff im rechten Glauben an Chriſtum jhren Hei - land / ſanfft vnd ſeliglichen entſchlaffen / am ver - ſchienenen Mitwoch Abends vmb 3. Vhr / Jhres Alters 19. Jahr / 3. Monat / vnd 9. Tag.

Der allmaͤchtige Gott verleihe jhr eine ſanff - te Ruhe / vnd am juͤngſten Tage eine froͤliche Aufferſtehung zum ewigen Le - ben. Amen.

C ijEPICE -[20]

EPICEDIA.

OMea tu, quondam Conjunx, Cæcilia
chara,
Morte tua, quanto corda dolore gra -
vas!
Non mea Svaviolum ſolùm, ſed corda Parentum
Excrucias Conjunx optima morte tuâ!
Adde quod exauget noſtrum fidiſſima, luctum
Mors, vitam duplam dum rapit ipſa tibi,
Nempe tuam, ſobolisq́. tuæ: Vix una vel hora,
Quam vidit natam vivere, itemq́; mori.
Ergò ſuæ Vitæ nimium, Juveniſvé ſenéxve
Sit, fidat nullus; Mors fera quemq; necat.
Parca nec immitis parcit mortalibus ullis,
Sit Rex, ſit Parvum, fæmina Virve ſiet.
Ah nimium fragilem vitam, quam vivimus omnes
Mortales, Præſens caſus ut iſte docet.
Vix nati morimur, ſequitur Mors proxima vitam,
Quæ paſſim volitans obvia quæq; rapit.
Sed rapiat: raptas tandem venientibus annis
Extremis, reddet reſtituetq́; Deo.
Hiſce malis, viduo mihi quæ contingere duplo
Sorsq; Deusq́; jubent, unica ſpes ſupereſt:
Non[21]
Non fieri caſu, ſed nutu cuncta Potentis,
Arbitrio cujus ſtoq́; cadoq́; Dei,
Ipſe mihi quæ ſint bona, novit, noxia quæve;
Sunt hominum ſortes ipſius in manibus.
Hinc ego ſpe nitor firmâ, mala quæ mihi viſa,
In bona convertet, qui bonus, ipſe Deus.
Namq; mali nihil ipſe piis permitteret unquam
Accidere, is noſſet ni fore ſumma bona.
Præmiſiſſe quidem, non amiſiſſe beatam
Jam Cæciliolam credo ſcioq; meam.
Mortua nam quamvis terris, tamen ætheris axe
Vivit, & æternas gaudet ovatq́; dies.
Vivat vivat mea nunc Cæcilia vivat,
In cœlo vivam, vivus eam inveniam.
Mors ubi nulla magis nos vivos ambo ſecabit,
Sed cum Cælicolis Vita perennis erit.
Hæc, nomen Vitæ nequaquam, Vita, meretur,
Tota nihil cùm ſit quàm moribunda lues.
Illa futura, brevi quæ mortem Vita, ſequetur,
Verè Vita eſt, omni morte lueq́; carens.
Hanc mihi cum placidè defunctis, conjuge utraq́;
Vivere da vitam Chriſte benigne, precor.
In terris genitum nil conſtat; & omnia nugæ
Sunt, quæcunq; placent, ſint ſpecioſa licet:
In cœlo bona ſunt firma, & fallentia nunquam
Gaudia, quæq; piis tempus in omne manent.
Hiſce frui nullus dubito, jam Conjugem utramq́;,
Elisabetham, Cæciliolamq́; meam
C 3Ergò[22]
Ergo mœror abi, qui tentas ferre dolorem,
Mens hilaris redeat, quæ mala cuncta levat.
Si malè nunc; olim forſan ſic non erit: atra
Sol pellit radiis nubila ſæpe ſuis
Quiq; diu tacuit, cytharâ quandoq; ſonante
Suſcitat Aonidum Lætus Apollo chorum
Poſtq; graves luctus, cumulando gaudia, rurſum
Lætific at ſummus triſtia corda Deus.

Andreas Stange, Paſtor in Lutzſchena & Haingen. Affin. c. ſ. f.

PIA[23]

PIA VALEDICTIO DEFUNCTÆ.

MAg es denn je nicht anders ſeyn /
Denn daß in Angſt des Hertzens
mein /
Jch jetzt alſo mein junges Leben /
Nach Gottes Willen muß auffgebẽ.
So geſcheh Herr dein goͤttlicher Will /
Dir wil ich gerne halten ſtill.
Machs wie du wilt / gleich wunderlich /
Hilff nur daß mirs ſey ſeliglich.
Die Angſt meins Hertzns iſt groß vnd ſchwer /
Ach ſteh mir bey mein Gott vnd Herr /
Vnd fuͤhre mich auß meinen Noͤhten /
Denn ich weiß / du kanſt mich wol retten.
Sihe an mein Jammer vnd Elend /
Vnd beſcher mir ein ſeligs End.
Vergib mir auch all meine Suͤnd /
Denn ich bin je dein liebſtes Kind /
Vnd du mein Vater / der du mich
In Mutterleibe wunderlich
Nach deinem Ebenbild formiert /
Mit Gaben reichlich auch geziert /
Jn dem du mir auff dieſer Erd
Fromm vnd Chriſtlich Eltern beſchert /
Von welchen ich vor neunzehen Jahrn
Allhier zu Leipzig bin geborn /
Die[24]
Die da mit groſſer Sorg vnd Muͤhe
Mich haben aufferzogen hie /
Zu aller Gottesfurcht vnd Tugend /
Mich auch gehalten in der Jugend /
O Gott vergilt jhnn ſolche Trew /
Vnd ſteh jhnn mit Genaden bey.
Gib jhnen gleichfals auch darneben /
Geſundheit / Gluͤck vnd langes Leben:
Zu dem weiß ich nicht wie ich ſol
Es meinem Gott genugſam wol
Verdancken / daß er mir beſchert
Ein Ehemann / der mich lieb vnd werth
Gehalten hat zu jederzeit /
Sonderlich in meiner Kranckheit /
All muͤglichen Fleiß angewand /
Auch all Mittel geſchafft zur hand /
Darmit er / wenns hettwollen ſeyn
Erlaͤngert gern das Leben mein /
Dieweil es aber nicht ſeyn wil /
Vnd dieſes ſol gleich ſeyn das Ziel /
Das Gott mir hat geſteckt zu leben /
So wil ich mich darein ergeben.
Mit Fried vnd Frewd fahren dahin /
Dieweil Sterben iſt mein Gewin.
Vnd mein HErꝛ Chriſtus iſt mein Leben /
Der ſich fuͤr mich in Tod begeben /
Leb ich / ſo leb ich dieſem HErꝛn /
Sterb ich / ſo ſterb ich jhm auch gern /
Jm[25]
Jm Leben ſo wol als im Todt /
Jſt er / vnd bleibt mein Herr vnd Gott.
Ob gleich auß ſeim CreutzBecherlein /
Er jetzt ein hartes Truͤnckelein
Mir ſchenckt / wil ichs doch mit Gedult
Außtrincken / denn ich habs verſchuldt /
Er als der liebſte Vater mein /
Wird mir ja nicht mehr ſchencken ein /
Denn das er weiß / das jetzund kan
Jn meiner Schwachheit ich vertran /
Vnd weil der fromme trewe Gott
Mir offt geholffn auß mancher Noth /
Setz ich auff jhn mein Zuverſicht /
Er wird mich auch jetzt laſſen nicht /
Jn dieſer meiner letzten Noth /
Vnd wenns gleich wer mitten im Todt /
Sondern mit ſeiner ſtarcken Hand /
Mich reiſſen auß de〈…〉〈…〉 Todesband /
Vnd nehmen in ſein Reich zu ſich /
Daß ich bey jhm leb ewiglich.
Diß macht / daß ich des Tods nicht acht /
Wenn ich die groſſe Frewd betracht /
Die auff den Tod wird folgen mir /
Wenn ich HErꝛ Chriſte / kom̃ zu dir.
Drumb kom̃ HErꝛ Chriſt vnd machs nicht lang /
Auff Erden iſt mir angſt vnd bang /
Kom̃ ja nur bald / vnd verzeuch nicht /
Denn nach dir ſehr verlanget mich.
DAuff[26]
Auff dich wart ich mit hoͤchſter Frewd /
Kom̃ wenn du wilt / ich bin bereit /
Ob ich ſchon bin von Jahren jung /
So hab ich doch der Welt genung.
Wil mich in mein Schlaffkaͤmmerlein
Zur Ruhe / auff dein Wortlegen ein /
Die Thuͤr hinter mir ſchlieſſen zu /
Biß daß das Vngluͤck vnd Vnruh
Auff dieſer Welt fuͤruͤber gehe /
Vnd ich am juͤngſten Tag auffſtehe /
Vnd kom̃ mit Frewden an den Ort /
Da man von keim Vngluͤck hinfort /
Wird etwas hoͤren / ſondern ſich
Jn Gott ſtets frewen ewiglich.
Hiermit jhr liebſten Eltern mein /
Jhr Bruͤder / vnd du Schweſterlein /
Auch all / die jhr mir ſeyd verwandt /
Mit Freundſchafft / oder ſonſt bekandt.
Abſonderlich fuͤr allen andern /
Mein liebſter Schatz / weil ich muß wandern
Numehr allhier von dieſer Welt
Zu meinem Gott / dems ſo gefelt:
So geſegn euch Gott zu tauſent maln /
Vnd thue euch reichlichen bezahln
Was jhr auß trewen Hertzen mir
Vor Liebs vnd Guts erwieſen hier.
Sehn wir einander hier nicht mehr /
So wird die Zeit doch kommen her /
Daß[27]
Daß wir dort in ewiger Frewde /
Einander werden alle beyde
Sehen / vnd leben vngeſchieden /
Bey Gott in ewiger Frewd vnd Frieden.
Ade zu guter Nacht / jetzt nue
Wil ich hingehen / vnd zur Ruhe
Mich legen / zuvor aber hie
Gegen Gott / meines Hertzens Knie
Beugen / vnd jhm in ſeine Haͤnd /
Meine Seel an meinm letzten End
Befehlen / O HErꝛ Jeſu Chriſt /
Nim meinen Geiſt auff / der du biſt
Jn dieſer SterbensNoth allein /
Der einig Troſt vnd Helffer mein /
Hilff Helffer hilff / vnd ſtehe mir bey /
Ein ſelig Stuͤndlein mir verleyh /
Vnd fuͤhr mich auß dem Jammerthal
Zu dir in deinen Frewden Saal.
Laß deine liebe Engelein
Am letzten End mein Seelelein /
Wenn ſie von jhrem Leib fehrt auß /
Jetzt tragen in deines Vatern Hauß /
Da ſie ewig ohn alle Qual /
Gar ſanfft vnd ſelig ruhen ſol /
Biß daß dermaleins auß der Erd /
Mein Leib wieder erwecket werd /
Vnd ich mit Leib vnd Seel zugleich /
Bey dir leb vnd bleib ewiglich.
Amen HErꝛ Chriſte. Amen.

ENDE.

About this transcription

TextLeichPredigt/ Vber das Trostsprüchlein auß dem 25. Psal. Die Angst meines Hertzens ist groß/ führe mich auß etc. Bey Christlicher Leichbestattung der Erbarn vnd Tugendsamen Frawen Ceciliae
Author Johann Hoepner
Extent27 images; 4567 tokens; 1775 types; 29879 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationLeichPredigt/ Vber das Trostsprüchlein auß dem 25. Psal. Die Angst meines Hertzens ist groß/ führe mich auß etc. Bey Christlicher Leichbestattung der Erbarn vnd Tugendsamen Frawen Ceciliae Johann Hoepner. . 27 Abraham Lambergs S. hinterlassene ErbenLeipzig1632.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 O 787/11 / 510780

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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Editorial principles

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Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:35:53Z
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Holding LibraryUniversitätsbibliothek Breslau
ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 4 O 787/11 / 510780
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