PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Leichpredigt
Vber das TroſtSpruͤchlein Davids aus dem (25. Pſalm:)
Wende dich Herr / vnd ſey mir gnaͤdig / etc.
Bey der Leichbeſtattung des Weyland / Ehrnveſten vnd wolgeachten Herrn GEORGE Herren / Buͤrgers vnd Handels Man - nes in Leipzig. Welcher den 7. Septembris ſanfft vnd ſelig in Chriſto ſeinem Heyland entſchlaffen / vnd den 9. dieſes Chriſtlicher weiſe zur Erden be - ſtattet worden.
LeipzigGedruckt beyGregorio Ritzſch.
[2][3]
In Nomine Ieſu.

Pſalmſpruͤchlein aus dem 25. Pſalm.

Wende dich Herr / vnd ſey mir gnaͤdig / denn ich bin einſam vnd elend / die Angſt meines Hertzen iſt groß: Fuͤhre mich aus meinen Noͤthen. Siehe an meinen Jam - mer vnd Elend / vnd vergib mir al - le meine Suͤnde. ()

Exordium

GEliebte vnd Andaͤchtige in Chriſto dem Herren / die - ſes Pſalmſpruͤchlein iſt ein wol - bekandtes Spruͤchlein / vnd iſt genommen aus dem 25. Pſalm / welches ein rechter Troſt Pſalm iſt fuͤr die kran - cken Patienten vnd fuͤr die Sterbenden / wie erA ijdenn[4]Chriſtliche Leich Predigt /denn auch in der Kirchen Agende zum gebrauch bey der Communion der Krancken verordnet iſt / weil darinnen die kraͤfftigſten TroſtArgu - ment begriffen ſeyn / damit ſich die angefochte - nen betruͤbten Gewiſſen vnd todtkrancken Pa - tienten troͤſten vnd auffrichten koͤnnen.

Jm Eingange bekennet David ſeine glaͤu - bige Zuverſicht / die er auff ſeinen lieben GOtt geſtellet hat / vnd zeuget zum oͤfftern von ſeinem Glauben. Darauff fuͤhret er an etliche grund - feſte / ſolcher ſeiner Zuverſicht / als da iſt GOt - tes Gnade vnd Barmhertzigkeit / die allen buß - fertigen Suͤndern offen ſtehet / darnach GOt - tes Warheit / die er allen Gottfuͤrchtigen ver - ſprochen hat / in ſeinen Verheiſſungen / die er trewlich halten wird / Vnd denn Gottes All - macht / dadurch er aus allen Noͤthen erretten vnd helffen kan. Darauff berufft ſich auch Da - vid inſonderheit in dieſem Spruͤchlein / welches ein recht ernſtes vnd eyferiges Gebet iſt / wel - ches vnſer im HErrn Chriſto ſeliglich verſtor - bene Mit Bruder in ſeinem Kampff zum oͤff - tern mit Andacht gebetet / ſich auch aus dieſem gantzen Pſalm kraͤfftiglich getroͤſtet hat.

Die Summa des abgeleſenen Spruͤch -leins[5]Herrn Georg Herrens. leins ſtehet kuͤrtzlich darinnen / daß David dem lieben GOtt ſeine Noth beyde Geiſtliche vnd Leibliche fuͤr traͤget / vnd ſein Hertz fuͤr jhm mit ſehnlichen Worten ausſchuͤttet / vnd fuͤhret dar - neben etliche Motiven vnd Vrſachen an / da - durch er Gott den Herren erweichen wil / daß er ſein Gebet gnaͤdiglich erhoͤren wolle.

Wir wollen erſtlich hoͤren von der geiſtli -Propo[ſi -][t]io. chen Noth / damit David iſt vmbfangen gewe - ſen / Vnd darnach auch von der leiblichen Noth Bericht thun / vnd wie wir daſſelbige zu vnſe - rem Troſt vnd Erbawung gebrauchen ſollen / darneben vermelden.

Zu ſolcher Handlung wolle vns Gott der Herr ſeines heiligen Geiſtes Gnade verleihen / vmb Chriſti JEſu willen / A - men.

Explicatio.

IM Eingange des 25. Pſalmens giebtPſal. 2[5] David ſeines Hertzen Zuverſicht mit dieſen Worten zu erkennen: Nach dir Herr verlanget mich / meinA iijGott[6]Chriſtliche Leich Predigt /Gott / ich hoffe auff dich. Auff dieſen ſei - nen Herren vnd Gott im Himmel / hat Da - vid ſeine Hoffnung geſtellet / zu jhm nimpt er Zuflucht / vnd folget dem Befehlich vnd Ver -Pſal. 50. heiſſung des 50. Pſalm. Ruffe mich an in der Zeit der Noth / ſo wil ich dich erretten / ſo ſolt duPſal. 27. mich preiſen. Wie er denn im 27. Pſalm ſich darauff beruffet: Mein Hertz helt dir fuͤr dein Wort / jhr ſolt mein Andlitz ſuchen / darumb ſu - che ich auch Herr dein Andlitz. Denn er war deſſen im Glauben verſichert / daß GOtt der Herr der betruͤbten Gebet nicht verach - tet / ſondern erhoͤret ſie / wenn ſie ruffen / wie erPſal. 65. denn ſolche Gnade preiſet im 65. Pſalm: Du erhoͤreſt gebet / darumb koͤmmet alles Fleiſch zu Dir.

Jn ſolcher Zuverſicht tritt nun auch David fuͤr das Angeſicht GOttes / vnd traͤgt jhm fuͤr 1. die geiſtliche Noth / welche iſt die Anfechtung wegen der Suͤnde / welche bey David auffge - wachet war / daß er den Zorn Gottes in ſeinen Gewiſſen fuͤhlete / daß bekennet er mit dieſem Worten: Wende dich Herr / vnd ſey mir gnaͤ - dig. Auff die Suͤnde gehoͤret der Zorn Got -Rom. 2. tes / wie S. Paulus ſchreibet / Rom. 2. Vngna -de vnd[7]Herrn Georg Herrens. de vnd Zorn / vber alle Seelen der Menſchen / die da boͤſes thun. Solcher Zorn druckte Da - vid auch / er befand es / daß Gott ſein gnaͤdiges Angeſicht von jhm gewendet hatte / wie denn Gott ſpricht Eſai. 59. Ewre Suͤnde vnd Vntu -Eſa. 59. gend ſcheiden euch vnd ewren Gott von einan - der. Gott draͤwet den Suͤndern den Ruͤcken zu kehren / beym Propheten Jeremiæ am 18. Jer. 18.Cap. da er ſpricht: Jch wil jhnen den Ruͤcken / vnd nicht das Andlitz zeigen / wenn ſie verder - ben. Das erkennet nu David / daß er ſolche Vngnade auch verdienet habe / darum̃ bittet er / Gott wolle ſich wieder zu jhm wenden / er wolle ſein gnaͤdiges Angeſicht wieder zu jhm kehren. Darneben preiſet David die Gnade Gottes / als das einige Remedium vnd Artzeney wider die Suͤnde / wie S. Paulus lehret zum Roͤm. am 5. Cap. Wo die Suͤnde iſt maͤchtig worden /Rom. 5. da iſt die Gnade noch viel maͤchtiger. Solche Gnade ſtehet nicht darinnen / daß vns GOtt newe Tugenden vnd Qualiteten eingieſſe / wie die Papiſten fuͤrgeben / ſondern darinnen ſtehet die Gnade Gottes / daß er vns vmb Chriſti wil - len die Suͤnde nicht zurechnet / die er in vns fin - det / ſondern er bedecket ſie mit ſeinem Gnaden -Mantel /[8]Chriſtliche Leich Predigt /Mantel / vnd wendet ſein Angeſicht davon / wenn wir Buſſe thun / an Chriſtum glaͤuben / vnd jhn vmb Gnade bitten.

Alſo beſchreibet auch David ſolche GnadePſal. 51. im 51. Pſalm / Verbirge dein Andlitz von mei - nen Suͤnden / vnd tilge alle meine Miſſethat /Pſal. 32. Jm 32. Pſalm ſpricht er: Wol dem / oder ſelig iſt der Menſch / dem die Vbertretung vergeben ſind / dem die Suͤnde bedecket iſt / wol dem Men - ſchen / dem der Herr die Miſſethat nicht zu - rechnet. Freylich iſt das Gnade vber alle Gna - de / vnd kan jhm ein Chriſt nichts beſſers wuͤnt -Pſal. 63. ſchen / als ſolche Gnade / davon auch der 63. Pſalm zeuget: Miſericordia Domini melior eſt vitâ: GOttes Guͤte vnd Barmhertzigkeit iſt beſſer denn leben. Die vertilget allein die Suͤnde / denn aus Gnaden hat Gott angenom - men fuͤr vnſere Suͤnde / das Schuld Opffer ſei - nes lieben Sohns JEſu Chriſti / welcher vmb vnſer Suͤnde willen ſein Leben zum Schuld -Eſa. 53. Opffer dahin gegeben hat / wie Eſaias am 53. Cap. geweiſaget hat. Vmb des Herren Chriſti willen / wenn wir ſein Verdienſt mit wa - rem Glauben ergreiffen / wil vns Gott nicht nur die Erb Suͤnde / nicht nur etliche wenig Suͤn -den /[9]Herrn Georg Herrens. den / ſondern alle / alle Suͤnden erlaſſen / da - rumb bittet auch David: Vnd vergib mir alle meine Suͤnden / ſie ſind erblich oder wircklich / ſie ſind wiſſentlich oder vnwiſſentlich / oder wie ſie moͤgen Namen haben.

Was bringet nu David fuͤr Motiven vnd Vrſachen fuͤr / warumb jhn Gott hierinnen er - hoͤren / vnd jhn ſeines Gebets gewehren ſolle. Die ſtehen in folgenden Worten: Denn ich bin Einſam vnd Elend. Jtem / Siehe an meinen Jammer vnd Elend. Jn dieſen Worten bringet David drey Vrſachen fuͤr / da - durch er Gott den Herren zur Barmher - tzigkeit bewegen wil.

Die erſte Vrſach ſtehet in dem Woͤrtlein / Einſam / wenn David klaget: Denn ich bin Einſam / durch dieſe Einſamkeit verſtehet er nichts anders / als daß er ſonſt gantz Huͤlffloß / vnd von menniglich verlaſſen ſey / wie der Pro - phet Elias in der grawſamen Verfolgung kla - get / er ſey alleine vberblieben / 1. Reg. 18. vnd1. Reg. 1[8]. habe keine Huͤlffe bey einigem Menſchen / wider das grewliche Wuͤten der Gottloſen Koͤnigin Jſebel. Oder daß wir aus der Paſsions Hi -Bſtoria[10]Chriſtliche Leich Predigt /ſtoria ein Exempel nehmen / wie der Herr Chriſtus im Garten am Oelberge einſam war / vnd muſte allein die Zorn Kelter des allmaͤchti - gen Gottes treten / vnd war niemand vnter denEſai. 63. Voͤlckern mit jhm / wie er ſpricht: Eſai. 63. Jch trete die Kelter alleine / vnd iſt niemand vnter den Voͤlckern mit mir. Solche Einſame ſind wir auch in der Anfechtung der Suͤnde / wenn wir fuͤr GOttes Gericht ſtehen / vnd auff das Vrtheil des Geſetzes antworten ſollen / ſo ſind wir verlaſſen von allen Creaturen / wir ſelbſt koͤnnen vns nicht helffen mit allen vnſern Wer - cken / wir ſtecken in Suͤnden vnd Verdamniß biß vber die Ohren / vnſere eigene Suͤnden ant - worten wider vns / vnd ſchelten vns ins An - geſicht. Vnſere Bruͤder / Freunde vnd Nach - barn koͤnnen vns nicht helffen / ſie ſtecken in glei - cher Schuld / es kan doch kein Bruder den an -Pſal. 49. dern erloͤſen / ſpricht der 49. Pſalm / noch GOtt jemand verſoͤhnen / denn es koſtet zu viel / eine Seele zuerloͤſen / daß ers muß laſſen anſtehen ewiglich. Die Heiligen koͤnnen vns nichts helf - fen / ſie muͤſſen ſich ſelbſt des Gnaden Oels bey Chriſto erholen / vnd koͤnnen vns nichts davon mittheilen. Die Engel koͤnnen vns nichts helf -fen /[11]Herrn Georg Herrens. fen / ſie beduͤrffen jhre Heiligkeit fuͤr ſich ſelbſt / Gott hat jhnen keinen Vberfluß mitgetheilet / daß ſie andern davon etwas koͤndten laſſen zu - kommen.

Weil wir denn ſo gantz verlaſſen vnd ein - ſam ſind / ſo kan vns nichts anders zu ſtatten kommen / als die purlautere Gnade vnd Barm - hertzigkeit GOttes / welche vns denn vnſer ge - trewer Advocat vnd Mitler Chriſtus Jeſus er - worben hat / wie vns denn auch in ſeinen aller - heiligſten Wunden ſolche Gnade offen ſtehet.

Wo nun ein ſolch Hertz iſt / daß ſeine Suͤn - den Noht fuͤhlet / daß ſich auff nichts anders ver - leſt / als allein auff die grundloſe Gnade GOt - tes / daſſelbige wil Gott mit Gnaden anſehen / wie im 51. Pſalm geſchrieben ſtehet: Die Opf -Pſal. [51] fer / die Gott gefallen / ſind ein geaͤngſter Geiſt / ein geaͤngſtes vnd zerſchlagenes Hertz wirſt du / O Gott / nicht verachten.

Das ſind Gnadenhungerige Seelen / die haben die Verheiſſung Matth. am 5. Cap. Se -Matth. 5. lig ſind die da hungert vnd duͤrſtet nach der Ge - rechtigkeit / denn ſie ſollen ſatt werden.

Hieher gehoͤret auch die Verheiſſung Chri - ſti Matth. am 11. Kommet her zu mir alle / dieMatth. 〈…〉〈…〉B ijjhr[12]Chriſtliche Leich Predigt /jhr muͤhſelig vnd beladen ſeyd / Jch wil euch er - quicken / bey mir ſolt jhr Ruhe finden / fuͤr ewre Seele.

Drumb begreifft dieſe Klage / Jch bin Ein - ſam / ein ſolch Gebet in ſich: Herre Gott / du haſt in deinem Wort verſprochen / daß du ein ge - aͤngſtiges vnd muͤheſeliges Hertz / daß ſich allein deiner Gnade troͤſtet / nicht verachten noch ver - ſchmehen wolleſt / Siehe mich Einſamen vnd Verlaſſenen auch an / mit den Augen deiner Barmhertzigkeit / laß meiner Gnadenhungeri - gen Seelen / die Broſamlein deiner Gnade auch zu gute kommen. Das iſt die erſte Vr - ſache.

1Die 2. Vrſache ſtehet in dem Woͤrtlein Elend: Jch bin einſam vnd Elend: Durch ſolch Elend verſtehet David das Geiſtliche Ar - muth / davon der Herr Chriſtus ſpricht:Matth. 5. Matth. am 5. Cap. Selig ſind / die da geiſtlich arm ſind / denn das Himmelreich iſt Jhr. Das geiſtliche Armuth ſtehet darinnen / daß ein Menſch ſich auff ſein eigen Verdienſt vnd gute Werck nicht verleſt / die er auch bey ſich ſelbſt nicht befindet / ſondern er leget ſich zu den Fuͤſſender[13]Herrn Georg Herrens. der Gnade GOTtes / vnd ergreifft / als ein ar - mer Bettler mit der Hand des Glaubens / das Verdienſt JEſu Chriſti / welcher vmb vnſert willen iſt arm worden / auff daß er vns reich ma - che durch ſein Armuth / wie S. Paulus ſchrei - bet in der 2. Corinth. am 8. Jhr wiſſet die Gna -2. Cor. [8]. de vnſers Herren Jeſu Chriſti / daß ob er wol reich iſt / ward er doch arm vmb ewern wil - len / auff daß jhr durch ſein Armuth reich wuͤr - det.

Die Werckheiligen achten ſich reich in jh - ren Gedancken / ſie verſchertzen aber den vnaus - forſchlichen Reichthumb Chriſti / vnd muͤſſen hinder der Seligkeit hingehen / wie der Herr Chriſtus ſpricht / Apocal. 3. Du ſprichſt / ich binApoc. 3. reich / vnd habe gar ſatt / vnd darff nichts / vnd weiſſeſt nicht daß du biſt elend / vnd jaͤmmerlich / arm / blind vnd bloß. Jch rathe dir / daß du Gold von mir kaͤuffeſt / das mit Fewer durchlaͤutert iſt / daß du reich werdeſt / vnd weiſſe Kleider / daß du dich anthuſt / vnd nicht offenbahret werde die Schande deiner Bloͤſſe.

Auſſer Chriſto ſind wir alle arm / blind vnd bloß / vnd kan die Schande vnſerer Bloͤſſe mit nichts anders bedecket werden / als mit denB iijKleidern[14]Chriſtliche Leich Predigt. Kleidern des Heyls / vnd mit dem Rock der Ge - rechtigkeit JEſu Chriſti. Das bekennet nu David allhier / er geſtehet ſein Armuth / ſeine Bloͤſſe / ſeine Blindheit / vnd leget ſich zu den Fuͤſſen der Gnade Gottes / vnd des Verdienſts JEſu Chriſti / das iſt eine reiche Gnade / das iſt ein vberfluͤſſiges Verdienſt / welches allen vn - ſern Mangel erſetzen / alle Bloͤſſe bedecken kan.

Die 3. Vrſache / die Gott zur Barmher - tzigkeit bewegen ſoll / iſt genommen von vnſerm Jammer vnd Elend. Denn ſo betet David: Siehe an meinen Jammer vnd Elend / vnd ver - gieb mir alle meine Suͤnde. Durch ſolchen Jammer verſtehet er die Nichtigkeit der Men - ſchen / davon er auch im 8. Pſalm zeuget: Was iſt der Menſch / daß du ſein gedenckeſt? Vnd deß Menſchen Kind / daß du dich ſein annimbſt? ImPſal. 39. 39. Pſalm klaget er alſo: Siehe / meine Tage ſind einer Hand breit bey dir / vnd mein Leben iſt wie nichts fuͤr dir / wie gar nichts ſind allePſal. 103. Menſchen / die doch ſo ſicher leben. Jm 103. Pſal. ſpricht er: Ein Menſch iſt in ſeinem Leben wie Graß / er bluͤet / wie eine Blume auff dem Fel - de: Wenn der Wind daruͤber gehet / ſo iſt ſie nimmer da / vnd jhre Stete kennet ſie nit mehr. Das[15]Herrn Georg Herrens. Das iſt ein elender Jammer / welchen auch Sy - rach beklagt im 40. Capit. Es iſt ein Elend jaͤm -Syr. 40. merlich Ding / vmb aller Menſchen Leben.

Durch das Woͤrtlein Elend / verſtehet er die Muͤheſeligkeit dieſes Lebens / denn das He - bræiſche Woͤrtlein〈…〉〈…〉 heiſſet eigentlich labo - rem, moleſtiam, allerley Beſchwerung / wie die Kinder Jſrael ſolche Muͤhe vnd Beſchwerun - gen in dem Dienſthauſe Ægypti ausſtehen muͤ - ſten: Alſo iſt vnſer Leben auch voller Muͤhe / Be - ſchwerung vnd Drangſal / vnd heiſſet recht / wie im 90. Pſalm geſchrieben ſtehet: Wenn vnſerPſal. 90. Leben am koͤſtlichſten geweſen iſt / ſo iſts Muͤhe vnd Arbeit geweſen. Denn es faͤhret ſchnell dahin / als floͤgen wir davon. Da ſtehet auch das Woͤrtlein〈…〉〈…〉. Dieſen Jammer / Muͤheſe - ligkeit vnd ſawre Arbeit fuͤhret David GOtt dem Herren zu Gemuͤthe / vnd weil er weiß / daß dieſes Vbel alles von der Suͤnde herruͤh - re / ſo bittet er / Gott wolle ſich ſolchen Jammer vnd Elend / Muͤhe vnd Arbeit zur Barmher - tzigkeit bewegen laſſen / vnd wolle jm aus Gna - den alle ſeine Suͤnde verzeihen.

Vnd das iſt alſo die erſte Bitte / die David von Gott bittet.

Die[16]Chriſtliche Leich Predigt /

Die ander Bitte iſt dieſe / daß David Gott den Herren anruffet / er ſolle jhn aus ſeinen Noͤhten heraus reiſſen vnd fuͤhren. Fuͤhre mich aus meinen Noͤhten / ſpricht er: Die Motive vnd Vrſach / die Gott den Herren zur Erhoͤ - rung bewegen ſoll / iſt genommen von der Her - tzens Angſt / daruͤber David ſehnlich klaget / vnd ſpricht: Die Angſt meines Hertzens iſt groß / Dieſe Hertzens Angſt wird vervrſacht zum theil von der Anfechtung des Teuffels / theils von der Anklage des boͤſen Gewiſſens / theils auch von den leiblichen Kranckheiten / dadurch der Todt gleichſam ſeinen Stachel an vnſere Hertzen ſetzet.

Was dieſes fuͤr eine Angſt vnd Noth ſey / das erfehret mancher frommer Chriſt / der ſol - che Schlaͤge des Sathans fuͤhlet / vnd von dem Melanckoliſchen Trawer Geiſt angefochten wird: In ſolcher Noth verleuret ſich alle Frew - de der Welt / da kan niemand helffen / als der ge - trewe Gott / in der 2. Corinth. 12. Gleichsfalls iſts auch eine ſchwere Pein / wenn bey einem Menſchen das boͤſe Gewiſſen auffwacht / ein ſolcher fuͤhlet / was Gottes Zorn fuͤr eine heiſſe Flamme ſey / er weis fuͤr Angſt vnd Bangigkeitſeines[17]Herrn Georg Herrens. ſeines Hertzens nirgend zu bleiben / das ſiehet man aus dem jnnerlichen Leiden vnſers Her - ren Jeſu Chriſti / welches er vmb vnſer Suͤn - de willen ausgeſtanden hat: Er hat fuͤr Her - tzens Angſt vnd fuͤr groſſem Betruͤbniß ſeiner Seelen vber vnnd wider die Natur blutigen Schweiß geſchwitzet.

Man ſihet es an dem Verraͤther Juda / da ſein Gewiſſen vnruhig ward / wuſte er nicht zu bleiben / er eylete zum Strick vnd erhing ſich ſelbſt.

So verhelt ſichs auch mit den leiblichen Kranckheiten / mit hitzigen boͤſen Fiebern / vnd mit andern ſchmertzhafftigen Zufaͤllen / da lie - get vnſer Hertz auch gleich wie in einer Preſſe / wird gequelet vnd geaͤngſtiget / daß vns der kal - te Angſt Schweiß heuffig vber das Angeſicht vnd vber den gantzen Leib laͤufft.

Da betet mancher ſchmertzhafftiger Pati - ent dieſe Wort: Die Angſt meines Hertzens iſt groß / er ſeufftzet vnd ſtoͤhnet nach GOTtes Huͤlffe / daß er jhn doch aus ſolchen Noͤthen leiblichen vnd geiſtlichen fuͤhren ſoll. Darzu koͤmpt die letzte Angſt im Tode / da vns alle Menſchliche Huͤlffe zerrinnt.

CSolche[18]Chriſtliche Leich Predigt /

Solche Angſt vnd Noth leſt ſich Gott auch zu letzt erweichen / daß er vns hilfft / wie wir ſin - gen im Kirchen Liede: Es jammert ſeine Barm - hertzigkeit / vnſer Klag vnd groſſes Leid / Ja was hat den Barmhertzigen GOtt bewogen / daß er vns ſeinen Sohn geſchencket hat / als eben vnſer Elend vnd groſſe Noth / darein wir durch die Suͤnde gerahten waren / drum̃ nimpt er noch vnſere Noth zu Hertzen / wie im 103. Pſa. geſchrieben ſtehet: Barmhertzig vnd gnaͤdig iſt der Herr / geduͤltig vnd von groſſer Guͤ - te.

Er hat Mittleiden mit vns / vnd wil vns zu rechter Zeit daraus erretten / entweder durch ſeine wunderliche Huͤlffe / daß er dem Sathan ſtewret / vnſere verwundete Gewiſſen heilet / oder vnſere Kranckheiten vnd Leibesbeſchwe - rung vertreibet: Oder aber er leſſet vns im Friede von hinnen ſcheiden / vnd ſpannet vns aus durch ein ſeliges Simeons Stuͤndlein / da - durch kommen wir zur gewuͤntſchten Ruhe / vnd gelangen zu vnſerer vollkommenen Erloͤ - ſung.

USUS. [19]Herrn Georg Herrens.

USUS.

AVs dieſem Pſalm Spruͤchlein haben wirzu lernen / was der ſtreitenden Kir - chen hierinnen auff Erden Zuſtand ſey / daß ſie nemlich nach Davids Ex - empel arbeite vnter der Laſt der Suͤnden / wel - cher auch dieſe Wolthat zugeſaget iſt / nemlich die gnaͤdige Vergebung aller Suͤnden / wie der dritte Artickel lautet: Jch glaͤube eine Verge - bung der Suͤnden.

Auſſer dieſer Kirchen iſt keine Vergebung der Suͤnden zu hoffen / vnd jrren die Papiſten ſehr / daß ſie ſolche Vergebung der Suͤnden / die allein den lebendigen Chriſten in der ſtreiten - den Kirchen zugeſaget iſt / auch auff die Verſtor - benen extendiren vnd ziehen / vnd vertroͤſten die Seelen in den erdichteten FegFewer dar - auff / vnd geben fuͤr / das MeßOpffer ſey ein vollkoͤmmliches Opffer fuͤr die Suͤnde der Le - bendigen vnd der Todten / vnd erdichten aller - ley Toden Huͤlffe wider die Suͤnde / welches lauter Betrug vnd Irrſall iſt.

Die Vergebung der Suͤnden iſt ein Schatz der ſtreitenden Kirchen / deſſen alle bußfertigeC ijSuͤnder[20]Chriſtliche Leich Predigt /Suͤnder durch den Glauben koͤnnen theilhaff - tig werden / nach der Verheiſſung GOTtes /Actor. 10. Actor. 10. Von dieſem Jeſu zeugen alle Pro - pheten / daß durch ſeinen Nahmen / alle die an jhn glaͤuben / Vergebung der Suͤnden empfan - gen ſollen.

Weil denn nu David auch ein glaͤubiges Gliedmaß der Kirchen war / hat er ſich nicht vn - billich dieſes Troſts gehalten / vnd das ſollen wir alle thun / wir beduͤrffen dieſes Troſts zum hoͤchſten / wegen der Erb Suͤnde vnd wegen der andern wircklichen Suͤnden. Laſt vns hinzu - tretten zu dieſem Heyl Brunnen / vnd mit dem Eymer des Glaubens Troſt heraus ſchoͤpffen / fuͤr vnſere Gnaden duͤrſtige Seelen.

2. Sollen wir es mit hoͤchſtem Danck er - kennen / daß vns ſolcher Heyl Brunnen allen offen ſtehet / in den Wunden Jeſu Chriſti / durch welche wir geheilet ſind / vnd daß wir ſolcher Gnade koͤnnen theilhafftig werden / hat vns GOtt auch die Mittel darzu verordnet / das Wort vnd die Sacramenta / dahin ſollen wir vnſere Zuflucht nehmen / in Anfechtung der Suͤnde / In vnſerm Jammer vnd Elend / vnd in allen vnſern Noͤthen / ſo werden wir auchBarm -[21]Herrn Georg Herrens. Barm hertzigkeit erlangen / zun Hebr. am 5. Ca - pitel.

3. Dieweil GOtt ſein Gnaden Oele in nichts anders gieſſen wil / als in ein zerknirſch - tes Gefaͤß / lernen wir auch hieraus / daß es nicht boͤſe gemeynet ſey / wenn vns GOtt in ſol - che Noth vnd Jammer leſt gerahten / vnd leſt vns in Anfechtung fallen / denn das geſchicht zu dem Ende / auff daß GOtt ſeine Gnade vns de - ſto reichlicher erzeige vnd widerfahren laſſe / da - rumb ſollen wir geduͤltig ſeyn / in allerley Creutz vnd Truͤbſal / die geiſtlichen Wehren vnd Waf - fen zur Hand nehmen / nemlich den Glauben / das Wort GOttes vnd das Gebet / vnd ſollen vngezweiffelt hoffen auff die Huͤlffe des Her - ren / ſo wird er vns ſeine Gnade widerfahren laſſen / vnſern Jammer vnd Elend anſehen / vn - ſere Suͤnde vergeben / vnd vns aus allen Leibes vnd der Seelen Noͤthen fuͤhren / vnd vns end - lich aus dem AngſtMeer dieſer Welt an den Port der ewigen Seligkeit bringen.

Solches verleihe vns mit Gnaden der einige GOTT / Vater / Sohn vnd heiliger Geiſt / hochgelobet in Ewigkeit / AMEN.

C iijBericht. [22]Chriſtliche Leich Predigt.

Bericht.

SOlche Erloͤſung iſt nũ auch durch einen ſeligen Abſchied aus dieſer Welt mit Gnaden widerfahren / Vnſerm ſelig Verſtorbenen Mitt Bruder / dem Ehrnveſten vnd Wolgeachten Her - ren George Herren / von deſſen Ankunfft / Wandel vnd Ende zuberichten / daß er zu Wurtzen von Chriſtlichen vnd Gottſeligen Eltern auff dieſe Welt geboren worden / Im Jahr nach Chriſti Geburt Anno 1587. den 11. Novemb. Sein Vater iſt geweſen der Ehrnveſte / Wolweiſe vnd Wolgelahr - te Herr Adam Herr / ſein Groß Vater aber Herr George Herr / Beyde Buͤrgermeiſter / vnd wolverdiente Leute daſelbſten. Seine Mutter iſt geweſen die Erbare vnd Tu - gendſame Fraw Chriſtina / Weyland Her - ren Andres Keißlitzens bemeldtes Orts StadtRichters / eheliche Tochter.

Dieſe[23]Herrn Georg Herrens.

Dieſe ſeine Eltern haben Jhn / den ſe - lig Verſtorbenen von Jugend auff zur Gottes Furcht erzogen / vnd alſobalde im 4. Jahre ſeines Alters in die Schule zu Wurtzen gethan / allda er biß in das drey - zehende Jahr ſeines Alters frequentiret, vnd die Fundamenta pietatis geleget / ſo wol die lateiniſche Sprache ziemlicher maſ - ſen begriffen.

Dieweil er aber zur Handlung Luſt vnd Liebe getragen / hat Jhn ſein lieber Vater Seliger / dieſelbe zu lernen / nach Freybergk zu Herren Hanß Roͤſen / Buͤr - gern vnd Handels Mannen daſelbſt verſchi - cket / welchem er auch gantzer 5. Jahr trew - lich vnd fleiſſig gedienet / vnd von dannen ſich anhero nach Leipzig zu Herren Han - ſen Clemmen / Buͤrgern vnd Handels - Mannen allhier in Dienſten begeben / Bey welchem er ſich gleichsfalls etzliche Jahr dermaſſen erwieſen / daß er Jhn ſeiner tre -we vnd[24]Chriſtliche Leich Predigt /we vnd Fleiſſes wegenſehr geliebet / vnd dieſe Stunde noch dieſes Zeugniß giebet / er habe an Ihm einen redlichen / trewen / auffrichtigen vnd fleiſſigen Diener gehabt / Nach ausgeſtandenem ſolchen Dienſte / hat er ſich anfaͤnglichen mit Herren Han - ſen Baͤren / Ferner mit Herren Hanß Zip - peln / beyden Buͤrgern vnd Handels Leu - ten allhier / in Geſellſchafft eingelaſſen / vnd nach dem er ſich von beyden mit guten Wil - len vnnd freundlichen vernehmen geſon - dert / ſeine eigene Handlung angeſtellet / welcher er auch als ſeinen ordentlichen Be - ruff / trewlich vnd fleiſſig abgewartet / ſich keine Muͤhe vnd Arbeit tawren laſſen / vnd darinnen / wie auch ſonſten in ſeinem Le - ben / ſich gegen maͤnniglich auffrichtig er - wieſen / vnd jederman mit Billigkeit vnd friedfertigem Leben alſo vnter die Augen gangen / daß er ſich getroͤſtet / es wuͤrde Jh - me niemand ein anders / als was Erbarvnd[25]Herrn Georg Herrens. vnd ehrlich vnd einem auffrichtigẽ Chriſt - lichen Bieder Mann zu ſtehet vnd gebuͤh - ret / wiſſen nach zu ſagen.

Seinen Eheſtand belangende / hat er ſich Anno 1625. den 23. Auguſti, aus Goͤtt - licher Direction vnd Verſehung mit ſei - ner jetzo hinderlaſſenen betruͤbten Wit - wen / der Erbarn vnd Tugendſamen da - mals Jungfraw Margarethen / des Chrn - veſten vnd Wolweiſen Herren Jacob Grie - bens / Buͤrgers vnd des Raths allhier ehe - leiblichen Tochter verhewrahtet / welche ſich / weil ermeldter jhr Vater Sehl. ver - ſtorben / vnd ſie als eine Weiſe hinderlaſ - ſen / dazumal bey dem Ehrnveſten vnd Hochweiſen Herren Friederich Meyern / auff Plauſigk / des Churf. Saͤchſ. Schoͤp - pen Stuels Aſſeſſorn vnd aͤltiſten / wolver - dienten Buͤrgermeiſtern allhier auffge - halten / vnd von Ihme vnd ſeiner geliebten tugendſamen HaußFrawen / als jhrenDAnver -[26]Chriſtliche Leich Predigt /Anverwandten / gleichſam an Kindes ſtat / mit Vnterrichtung / auch erweiſung Vaͤ - terlicher vnd Muͤtterlicher Trewe aufferzo - gen worden.

Mit dieſer ſeiner geliebten Hauß Fra - wen / hat er fuͤnff Jahr vnd etwas druͤber / ſeinen Eheſtand in hertzlicher Liebe / Frie - de vnd Eintrechtigkeit gefuͤhret / vnd da - rinnen mit jhr durch den Segen des Aller - hoͤchſten / zwey Toͤchtererzeiget / Mit dem dritten Kinde aber ſie hochſchwangers Lei - bes gelaſſen. Der getrewe GOtt wolle die hinterlaſſene betruͤbte Witwe neben jhrer Leibes Frucht / wie auch den beyden klei - nen vnerzogenen Kindern / bey dieſem fruͤ - hezeitigen Abgang jhres ſeligen lieben Ehewirths vnd Vaters ſtercken / troͤſten / Jhr Geſundheit vnd Chriſtliche Gedult / ſo wol auch zu rechter Zeit eine gnaͤdige Entbindung verleyhen vnd beſcheren.

Was ſonſten in gemein ſein Leben vndWandel[27]Herrn Georg Herrens. Wandel betrifft / ſo hat er ſich jederzeit be - fliſſen der Gottes Furcht / vnd ſolche mit fleiſſigem Kirchen gehen vnnd Angehoͤr Goͤttliches Worts / deßgleichen auch mit andaͤchtiger Beichte / vnnd oͤfftern Ge - brauch des heiligen Abendmahls / auch gutthetiger Hand gegen arme duͤrfftige Leute nach Vermoͤgen erwieſen.

Seine Kranckheit betreffende / ſo hat er den 18. Auguſti juͤngſthin / als er von ſei - ner Reiſe wieder nach Hauſe gelanget / etz - liche Tage / ehe er ſich nider geleget / ziem - liche Mattigkeit befunden / darbey ſich alle - wege eine jnnerliche Hitze ſpuͤren laſſen / welche jhn auch Bettruͤſtig gemacht / vnd ſich in ein Fieber verwandelt / vnd ob zwar die Herren Medici bey jhme muͤglichen Fleiß angewendet / vnd an heilſamen Ar - tzeney Mitteln nichts ermangeln laſſen / ſo hat doch die Kranckheit taͤglichen vber - hand / vnnd die Kraͤffte bey Jhme abge -D ijnommen /[28]Chriſtliche Leich Predigt /nommen / Derowegen als ergeſpuͤret / daß er des Lagers ſchwerlich darvon kommen wuͤrde / hat er ſich bey zeiten zu einem ſeli - gen Abſchiede geſchicket / Vorgangenen Sonnabend ſeinen BeichtVater holen / ſich mit der heiligen Abſolution troͤſten / vnd mit dem Hochwuͤrdigen Abendmahl des Leibes vnd Blutes Chriſti ſpeiſen vnd verſehen laſſen / vnd darauff ſeinen Willen in GOttes gnaͤdigen Willen geſtellet / hat auch nachmals nicht alleine fleiſſig gebe - tet / ſondern auch die fuͤrgeſprochenen Ge - betlein gantz andaͤchtig nachgeſprochen / vnd als er ſeine Seele mit hertzlicher An - dacht ſeinem Erloͤſer JEſu Chriſto zu ſei - ner ewigen Gnaden befohlen / hat er jhme am vorſchienen Dienſtage nach 11. Vhr zu Mittage eine ſehlige Auffloͤſung beſcheret / do er mit einem ſtillen / ſanfften Ende in wahrer Anruffung ſeines Heylandes ſe -liglichen[29]Herrn Georg Herrens. liglichen entſchlaffen / ſeines Alters im 43. Jahre.

Er iſt nun erloͤſet aus allen ſeinen Noͤ - then / vnd lebet nu der Seelen nach in der ewigen Herrligkeit / mit Chriſto ſeinem Heyland / der wird auch dem Leibe am Juͤngſten Tage eine froͤliche Aufferſte - hung zum ewigen Leben beſcheren.

Dieſer vnſer Gott vnd Heyland erzei - ge vns auch ſeine Gnade / vergebe vns alle Suͤnde / vnd erloͤſe vns vollkoͤmlich von allem Vbel / vmb ſeines allerheilig - ſten Verdienſts willen / AMEN.

D 3EPICE -[30]

EPICEDIA Fautorum, & Amicorum.

NOn tantùm Boreæ prata emoriunturad
auras,
Sæpiùs & ſilvas vaſta ruina manet.
Cùm tibi nomen erat domino, dominatus & ingens,
Utile quid nomen, quid dominatus erat?
Servitium dominæ non eluctabile Morti
Debes: ſub leges te vocat illa ſuas.
Scilicet hic nullum eſt hominum diſcrimen; adaptat
Seu dominus, ſeu ſit ſervus, utrumque jugo.

Chriſtianus Lange D. & PP. ad D. Thomæ Archid.

QUi vivit Chriſto, Chriſto moriturꝙ́ dicatus,
Is fit herus mortis, criminis atꝙ erebi.
Audi Here: Te quamvis mors ſuſtulit invida telis;
Tu tamen & mortis factus es acer herus.
Quippe Animam ſanctam jam cœlica continet aula,
Exanimem carnem reddet & Urna tibi.
Heus lætare tuis devictis Victor herilis
Hoſtibus, imperio tripudiaꝙ́ tuo.

M. Martinus Cramerus Lipſiæ ad D. Thom. Diaconus.

Ordinis[31]Epicedia.
ORdinis humani curſus cito tranſit in orbe,
Et dubiam ſedem vita miſella tenet:
Mors inopina fuit nobis fidiſſimns index,
HERR abitu celeri quam tulit Ipſe ſuo.
Meq; etenim fatum, paulo divinitus ante,
Cum parochum cuperet Lobſchvvitienſis agri.
Mox factâ officii ſpartâ fit Avunculus æger,
Quem natis rapuit febris acerba ſuis.
En dubiam vitæ ſortem! Nil durat in orbe.
Quiq; hodie eſt validus, cras velut umbra fugit.
Herr tua fata tibi vitam peperêre beatam;
Cœleſtis Dominus factus in arce poli.
Præcoce morte Tuis luctum, multumq́; creaſti
Angorem mentis; Te Capit aula Dei.

Ex debito συμπαθείας affectu apponere hæc voluit piè defuncti ex ſorore nepos M. Adamus Strauß / Paſtor in Lobſchwitz.

Διάλογος ἀναγραμματιςικός inter Salva - torem & piè Defunctum.

GEORGIUS HERRE. demtâ (b) quæ non eſt litera.

URGE -[32]Epicedia.
URGEOR, ERIGES.
SURGO, ERIGERE.
URGE, REGIS ERO.
ERIGO, RESURGE.

Applicatio.

Piè Denatus.
URGEOR innumeris extremo hoc turbine ſecli
Ærumnis, Mundo, Satanâ, Nece vexor & ipsâ.
Tantâ mole gravor! tantâ, ut ſi fortè relictus
Viribus his propriis, primâ ſuccumbere fronte
Cogerer. At quoniam vivis, me, Chriſte, velipsâ
In morte rurſus ERIGES.
Salvator.
Inter-SURGO-tuos hoſtes exurgo Jehova,
Peccati, Satanæ, ſtygii, Mundiq́; Necisq́;
Deletor, fortis Contritor, Victor & Autor
Salvificæ vitæ, ſum Rex cœliq́; ſoliq́;.
ERIGERE! erigere! en proprio te ſangvine, Morte
Vel propriâ te libero.
Piè Denatus.
Ergò Satan, Mundi impuri ſectator, inique,
Mors truculenta URGE, ſi quid vis juris habere
In me, non pereo, ſed vivo, ſpeꝙ́ fideꝙ́.
Hujus REGIS ERO, ſuccumbere neſcius ulli
Moli, CHRIſte mihi ſurgendi ſuggere vires.
Labaſco ſi non erigis.
Salva -[33]Epicedia.
Salvator.
Exaudita mihi tua vota, en ERIGO, tanto
Pondere qui preſſus titubas, procul abjice, mundi
Quæ ſunt, vince Necem conſtans, animamq́; beata
Incole regna Poli, quâ corpus viſcera terræ
Linque & cùm veniet mundi lux ſumma RESURGE,
Virens per omne ſeculum.

Quem debitæ συμπαθείας ἔνεκα ador - nare voluit & debuit M. Andreas Reyher.

CHriſtiani ſupra quæ ſunt, quæramus ad unum
Omnes, quod fusè hæc concio docta monet.
Fecit idem noſter ſpernens terrena γεωργὸς
Noluit agricola, at cœlicola eſſe cupit.
His abiit terris, triſtes nos ille reliquit,
Lætitiâ fruitur mœſtitia obruimur.
Jubilat ex animo, Dominum quoꝙ laude celebrat.
Ipſi ut jungamur, faxis id alme DEUS.

Hæc condolentiæ ergo adjungebat Johannes Mayerus Lipſenſis Art. & Philoſ. Bacc.

CEu flores rapido tolluntur turbine, fortem
Sic ſæpe è medio, luſca Tyranna rapit,
EQuod[34]Epicedia.
Quod nuper ſatis eſt teſtatus, avunculus ille
Qui mundum linquens, tecta beata capit.

Singularis Sympathiæ ergo appoſuit Piè defuncti ex ſorore nepos Chriſtianus Strauſius J. St.

Georgius Herre κατ᾽ ἀνάγραμ. îERGO, RESURGE! ἐξήγησις, προσϕωνήσεως Dei ad defunctum.

QUin effecta ſtatim te noſtra dediſſe, GEORGI,
Juſſa, atteſtatur cum probitate fides.
Hoc ERGO ſupereſt; Communimore, modoꝙ́
Communem functis Iꝙ videꝙ́ locum!
Moriger auditâ magno reſonante tumultu
Judicis ad vitam voce RESURGE citò
Annuis. Intereateneram cum conjuge Prolem
Curabo; rurſus moxꝙ́ videbis Eos.

συμπαθείας ἔνεκα appoſuit Balthaſar Kretzſchmar Weidâ-Variſc. Art. & Phil. Baccal.

Der[35]Epicedia.
DEr iſt ein rechter Herr fuͤr dem die Feind ſich ſchmiegen /
Suͤnd / Teuffel / Todt vnd Hell jhm nu zun Fuͤſſen lie -
gen /
Dem der an Chriſtum ſich gehalten hat ſo feſt /
Wie denn Herr Georg Herr ſich deſſen auch getroͤſt.
Er hat nu alle Feind in Chriſto vberwunden /
Vnd iſt ein Himmels Herr / jhm liegen ſie all vnten.
Pfleg ſeiner Waͤißlein klein / O Waͤiſen Vaͤterlein /
Auch nim in deinen Schutz derſelben Muͤtterlein.
Hab du ein Aug auff ſie in allen jhren Sachen /
Du biſt ein trewer GOtt kanſt alle Ding wol machen /
Sie ſind noch in der Welt / da Threnen ſeyn die Meng /
Zu rechter Zeit ſie auch in dieſe Frewd her breng.

Gregorius Ritzſch B.

ENDE.
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About this transcription

TextLeichpredigt Vber das TrostSprüchlein Davids aus dem 25. Psalm: Wende dich Herr/ vnd sey mir gnädig/ etc. Bey der Leichbestattung des Weyland/ Ehrnvesten vnd wolgeachten Herrn George
Author Johann Hoepner
Extent35 images; 4772 tokens; 1940 types; 32957 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationLeichpredigt Vber das TrostSprüchlein Davids aus dem 25. Psalm: Wende dich Herr/ vnd sey mir gnädig/ etc. Bey der Leichbestattung des Weyland/ Ehrnvesten vnd wolgeachten Herrn George Johann Hoepner. . 35 Gregorius RitzschLeipzig1630.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 O 787/6 / 510775

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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