GEliebten vnd Außer - wehlten in Chriſto dem Her - ren / in dieſem Spruͤchlein handelt Eſaias von der Truͤb - ſal der rechtgleubigen Kirchen /A ijwelche[4]Von der Gebehrnden Schmertzen /welche in jhren drangſeligen Verfolgungen / die ſie von den Ketzern vnd den Tyrannen außſtehen muß / aͤngſtiglich zu GOtt ruffet vnd ſchreyet / wie etwa ein gebehrendes Weib in jhren Kindesnoͤthen / wie denn die heilige Schrifft ſolch Gleichniß offt anfuͤhret / auchJoh. 16. Chriſtus ſelbſt Joh. am 16. Cap. da er ſpricht: Ein Weib / wenn ſie gebieret / ſo hat ſie Traw - rigkeit / denn jhre Stunde iſt kommen. Wenn ſie aber das Kind geboren hat / denckt ſie nicht mehr an die Angſt / vmb der Frewde willen / daß der Menſch zur Welt geboren iſt. In derApoc. 12. Offenbahrung Johan. am 12. Cap. wird die Kirche auch vergliechen mit einem Weibe mit der Sonnen bekleidet / vnd der Mond vnter jhren Fuͤſſen / vnd auff jhrem Haͤupt eine Kro - ne mit zwoͤlff Sternen: Vnd ſie war ſchwan - ger / vnd ſchrie / vnd war in Kindesnoͤthen / vnd hatte groſſe Qual zur Geburt / vnd ſie ge - bahr einen Sohn / der die Heyden ſolt weiden mit der eiſern Ruthen.
Mit ſolchen Schmertzen der Geburt iſts nu kein Schertz / ſondern ein groſſer Ernſt / vnd geſchicht aus dieſen dreyen eins / entwe -der /[5]Herr laß dirs gehn zu Hertzen. der / daß Gott der Herr beydes Mutter vnd Kind in ſolchen Schmertzen erhelt / vnd einen froͤlichen Anblick beſcheret / daruͤber man ſich zu erfrewen / vnd Gott fuͤr ſolche Huͤlffe / Se - gen vnd Wolthat zu dancken hat: Oder es bleibet eines auff dem Platze / entweder die Mutter / oder das Kind / wie es der Rachel ergieng mit jhrem juͤngſten Sohn Benja - min / Geneſ. am 35. Oder es bleibet Mutter vnd Kind zugleich auff dem Platze / wie ſich ſolche Faͤlle auch begeben / vnd wir zu dieſem mal einen ſolchen trawrigen Fall an vnſerer im HErrn Chriſto verſtorbenen Mitſchweſter haben. Zu dero Gedaͤchtniß wir ein ſolch Spruͤchlein erwehlet haben / das da redet von der Angſt vnd Schmertzen der gebehrenden Weiber. Solches wollen wir in folgenden zweyen Puͤnctlein erkleren:
Hievon mit Nutz vnd Erbawung zu re - den / wolle vns Gott der Herr ſeines hei - ligen Geiſtes Gnade verleihen / vmb Chriſti JEſu willen / Amen.
VOn dem Erſten zeiget Eſaias allhier: Eine Schwangere / wenn ſie bald gebehren ſol / ſo iſt jhr angſt / vnd ſchreyet in jhren Schmertzen. Vnd daß es nicht geringe Schmertzen ſeyn / iſt daraus ab - zunemen / daß die Schrifft ſelber ſolche ſchmer - tzen fuͤr die groͤſten Schmertzen helt / wie Hiß - kias bekennet in ſeinen groſſen Engſten vnd Noͤthen / damit er von Sennacherib bedren - get ward / denn alſo lies er dem Propheten Eſaiæ ſagen Cap. 37. Das iſt ein Tag des Truͤbſals / Scheltens vnd Leſterns / vnd ge - het gleich / als wenn die Kinder biß an die Ge - burt kommen ſind / vnd iſt keine Krafft da zu gebehren. Mit ſolcher Angſt vergleichet auch S. Paulus die Angſt vnd Schrecken der ſi - chern Menſchen / welche der Juͤngſte Tag ploͤtz -lich[7]Herr laß dirs gehn zu Hertzen. lich in jhrem ſuͤndlichen Leben ergreiffen wird / 1. Theſſ. 5. da er ſpricht: Das Verderben wird1. Theſs. 5. ſie ſchnell vberfallen / gleich wie der Schmertz ein ſchwanger Weib / vnd werden nicht ent - fliehen. Solche Schmertzen begegnen den Weibsperſonen nicht ohne gefehr / ſondern ſie ſind dem Weiblichen Geſchlecht von Gott zur Zuͤchtigung / wegen des begangenen Suͤnden - falls / aufferleget worden / wie Geneſ. am 3. Geneſ. 3.Capitel zu leſen. Zum Weibe ſprach Gott der Herr: Ich wil dir viel Schmertzen ſchaffen / wenn du ſchwanger wirſt. Du ſolſt mit Schmertzen Kinder gebehren. Es iſt wol zu mercken / daß GOtt ſolch Wort zu der Eva nicht im Stande der Vnſchuld geredet hat / ſondern nach dem begangenen Fall / daraus wir denn ſo viel zu lernen haben / daß die Ge - burtſchmertzen nicht von derSchoͤpffung her - ruͤhren / ſondern von dem Vngehorſam vnſer erſten Mutter Eva / welche die Schlange mit jhrer Liſtigkeit verfuͤhrete / daß ſie das Gebot Gottes vbertrat / vnd von dem verbotenen Baum aß. Wenn ſie aber im Stand der Vn - ſchuld geblieben were / ſo hette ſie vnd jhreToͤch -[8]Von der Gebehrnden Schmertzen /Toͤchter ohne Schmertzen Kinder gebohren / wie Eſaias die geiſtliche Geburt der wahren Kirchen beſchreibet / dadurch ſie dem HErrn Chriſto durchs Wort vnd durch die Sacra - menta geiſtliche Soͤhne vnd Toͤchter zeuget / ſie gebieret / ehe jhr weh wird / ſie iſt geneſen eines Knabens / ehe denn jhr Kindesnoth koͤmpt / im 66. Cap. Welcher Spruch auch von der Geburt der Jungfraw Mariæ / da - durch ſie den Sohn Gottes zur Welt geboren hat / außgeleget wird: Denn weil ſie das ewi - ge Wort / den Sohn Gottes / in jhrem Jung - fraͤwlichen Leibe durch den heiligen Geiſt oh - ne Suͤnde empfangen hat / ſo iſt ſie auch jhres Soͤhnleins geneſen ohne ſolche Schmertzen / welche eine Straffe der Suͤnden ſeyn / vnd iſt alſo zu Bethlehem im Stall des Nachts an jhr erfuͤllet worden dieſe Weiſſagung Eſaiæ: Sie gebiert / ehe jhr wehe wird / ſie iſt geneſen eines Knabens / ehe denn jhre Kindesnoth koͤmpt.
Gleich wie Gott der Herr den erſten Menſchen ließ in einen tieffenSchlaff fallen / vnd nam jhme eine Riebe aus ſeinem Leibe /vnd[9]Herr laß dirs gehn zu Hertzen. vnd bawet jhm ein Weib aus der Riebe / daß ers nicht fuͤhlete / vnd gieng ohne Schmertzen zu: Alſo hette auch Eva im Stand der Vn - ſchuld Kinder ohne Wehetagen vnd Schmer - tzen geboren / vnd wer jhr ſo leicht ankommen / als wenn ſie ein Rock auß - oder angezogen hette / wenn ſie einen Sohn oder Tochter zur Welt gebohren hette / wann nicht der klaͤg - liche Suͤndenfall darzwiſchen kommen were / vnd alle das gute verderbet hette / das GOtt in der Schoͤpffung vns Menſchen gegoͤnnet vnd verliehen hatte.
Derowegen daß es nu nach dem Fall mit dem Weiblichen Geſchlecht einen andern Zu - ſtand gewonnen hat / das iſt der Suͤnde zuzu - ſchreiben / die hat es verurſachet / daß die Wei - ber viel Schmertzen erfahren vnd außſtehen muͤſſen / wann ſie ſchwanger werden / vnd daß ſie noch mit viel groͤſſern Schmertzen Kinder gebehren / dadurch etliche vmb jhres Leibes Geſundheit gebracht werden / etliche daruͤber die Schuld der Natur bezahlen muͤſſen. Das iſt nu eine groſſe Muͤhe / Eitelkeit vnd Plage / deßwegen der Eheſtand billich ein Weheſtand genennet wird.
BWie[10]Von der Gebehrnden Schmertzen /Wie nu der gerechte GOtt allen Men - ſchen ein Memorial vnd Denckzettel des be - gangenen Suͤndenfals angehencket hat / in dem ſie alle den Todt am Halſe tragen / ſonſt were Adams Fall vorlengſt vergeſſen: Alſo hat er dem Weiblichen Geſchlecht inſonder - heit die Geburtsſchmertzen aufferleget / daß ſie ſich dabey des Vrſprungs der Suͤnde vnd alles Vbels erinnern ſollen.
Fuͤrs andere geben ſolche Schmertzen vnd Wehetagen auch Zeugniß von der Erb - ſuͤnde / die durch ſolche leibliche Empfengniß vnd Geburt von einem Geſchlecht auff das ander / von den Eltern auff die Kinder vnd Kindeskinder fortgepflantzet wird / wie ſich ein Gifft außbreitet / oder wie die Schlangen vnd Ottern jhren Gifft auff jhre Junge brin - gen / daß wir alle muͤſſen bekennen vnd klagen aus dem 51. Pſalm: Sihe / ich bin aus ſuͤnd - lichem Samen gezeuget / vnd meine Mutter hat mich in Suͤnden empfangen. Dieweil aber ſolche Empfengniß vnd Geburt fuͤr Got -Ezech. 16. tes Augen vnrein vnd ein Grewel iſt / Ez. 16. vnd wir deßwegen alle Kinder des Zorns / vndaus[11]Herr laß dirs gehn zu Hertzen. aus dem Reich Gottes außgeſchloſſen ſeyn / Epheſ. am 2. vnd Johan. am 3. So leſt Gott ja bißweilen ſeinen Zorn wider ſolche Vnrei - nigkeit blicken / vnd wendet doch wieder Gna - de ein / daß ers bey wenigen Exempeln bewen - den leſſet / vnd nicht alle Adamskinder einen wie den andern ſtraffet / wie ſie wol werth we - ren. Dahero toͤdtet er etliche Kinder in Mut - terleibe: etliche leſt er lahm / blind / taub vnd gebrechlich gebohren werden: bißweilen muß die Mutter / wenn es jhr gar zu hart ankoͤmpt / die Schuld der Natur bezahlen / vnterweilen bleiben Mutter vnd Kind mit einander / vnd hierinnen leſt jhme GOtt weder Ziel noch Maß fuͤrſchreiben / er macht es / wie es jhme gefellt: Da wil vns Menſchen nicht anders gebuͤhren / als daß wir vnſern Willen in Got - tes Willen ſtellen / nicht wider Gott murren / ſondern vns demuͤtigen durch wahre Buſſe vnter ſeine gewaltige Hand / vnd vielmehr ſa - gen aus dem 119. Pſalm: Juſtus es Domine, Du Herr biſt gerecht / vnd deine Gerichte ſind recht / damit vns nicht etwas ergers wie - derfahre.
B ijZum[12]Von der Gebehrnden Schmertzen /Zum dritten koͤmpt auch dieſe ſonderliche Vrſache darzu / daß GOtt dem Weiblichen Geſchlecht ſolche ſchwere Buͤrde aufferleget hat / weil das Weib zu erſt geſuͤndiget hat. Wie S. Paulus ſchreibet in ſeiner 1. Epiſtel1. Tim. 2. zum Timoth. am 2. Cap. Adam ward nicht verfuͤhret / verſtehe zu erſt / das Weib aber ward verfuͤhret / vnd hat die Vbertretung eingefuͤhret / darumb hat auch GOtt dem Weiblichen Geſchlecht dieſes zur Straffe aufferleget / daß ſie ſolche Geburtsſchmertzen ſollen außſtehen / vnd daß ſie jhren Maͤnnern ſollen vnterthan ſeyn: doch iſt der Maͤnner auch nicht verſchonet worden / es iſt jhnen der ſawre Naſenſchweiß vnd die harte Arbeit aufferleget worden / vnd beyde Manns - vnd Weibsperſonen die Sterbligkeit / als ein me - morial vnd Gedaͤchtniß der Suͤnde / ja als ein ſtipendium vnd Sold der Suͤnden / an - gekuͤndiget worden / wie auch S. Paulus ſchreibet zun Roͤm. am 5. Cap. Durch einen Menſchen iſt die Suͤnde in die Welt kommen / vnd der Todt durch die Suͤnde / vnd iſt alſo der Todt zu allen Menſchen durchgedrungen / dieweil ſie alle geſuͤndiget haben.
WEil vns nu durch Chriſtum / den Sohn Gottes / aus der Suͤnden - noth iſt auffgeholffen worden / ſo iſt vns auch dieſe Straffe der Suͤnden mitge - ſchenckt worden / vnd iſt nu nichts verdam - lichs an allen denen / die in Chriſto JEſu ſind / Rom. 8. Derowegen hats nu eine andereRom. 8. gelegenheit mit den Geburtsſchmertzen / mit der Arbeit / vnd mit dem Todt bey Chriſten - leuten / als etwa bey den Vngleubigen / denn vber den Vngleubigen bleibet der Zorn Got - tes / Joh. 3. Aber vber den Gleubigen wallet die Gnade Gottes / daher iſt auch bey jhnen ſolche Todtarbeit vnd Schmertzen nicht fuͤr eine Straffe der Suͤnde / ſondern fuͤr eine ϖαιδεία vnd vaͤterliche Zuͤchtigung zu achten vnd zu halten / vmb der Vrſache willen wuͤr - diget auch der heilige Geiſt ſolche Geburts - ſchmertzen ſo hoch / daß er den euſſerlichen Zuſtand der Kirchen / vnd die truͤbſelige Ver - folgung der Gleubigen mit den Schmertzen eines gebehrenden Weibes vergleichet / dieB iijVer -[14]Von der Gebehrnden Schmertzen /Vergleichniß Puncta ſtehen kuͤrtzlich darin - nen.
Zum erſten / Wie einem gebehrenden Weibe die Schmertzen nicht auſſenbleiben / ſie werden ploͤtzlich damit vberfallen: Alſo kan auch die Kirche nicht ohne Verfolgung ſeyn / ſie iſt dem Creutz allhier vnterworffen / vnd wird darumb die ſtreitende Kirche genen - net / weil ſie vnter dem Blutfaͤhnlein Chriſti wider den Teuffel vnd die Welt / wider die Ke - tzer vnd Verfolger muß zu Felde liegen / da - hero S. Paulus von den Gliedmaſſen der Kirchen alſo ſchreibet 2. Timoth. 3. Alle die Gottſelig leben wollen in Chriſto JEſu / die muͤſſen Verfolgung leiden.
Zum andern / Wie ſolche Geburtsſchmer - tzen groͤſſer ſind / als daß ſie von den Weibern / als von ſchwachen Werckzeugen / koͤnnen er - tragen werden: Alſo iſt auch die Laſt des Creutzes ſo ſchwer / vnd das Fewer der Truͤb - ſal vnd Anfechtung ſo hitzig / daß wir offt fuͤr Menſchlicher Schwachheit nicht koͤnnen da - fuͤr bleiben.
Zum dritten / Wie aber die Goͤttliche Fuͤr -ſorge[15]Herr laß dirs gehn zu Hertzen. ſorge vnd die vaͤterliche Trewe Gottes hierin - nen herfuͤr leuchtet / daß er den gebehrenden Weibern hilfft / vnd ſtercket ſie mit ſeinem Arm / daß ſie die Schmertzen außſtehen / vnd ſcheidet durch ſeine Goͤttliche Allmacht die beyden Leiber: Alſo beweiſet Gott der Herr der Kirchen ſeine vaͤterliche Liebe vnd Trewe / vnd ſtecket dem Teuffel ein Ziel / vnd erloͤſet ſeine Kirche von jhren Feinden / vnd erhelt ſie wider der Hellen Pforten / daher ſchreibet S. Paulus 1. Cor. 10. GOtt iſt getrew / der vns nicht leſt verſuchen vber vnſer vermoͤgen / ſon - dern machet / daß die Verſuchung ſo ein Ende gewinne / daß wirs koͤnnen ertragen.
Zum vierdten / Wie ſich die kreiſtende Weiber deſſen zu getroͤſten haben / daß ſie Gott in jhrem ordentlichen Stande vnd Be - ruff geſegnet hat / vnd daß ſie vnd jhres Leibes Frucht in Gottes Haͤnden ſtehen / daher ſie auch im Glauben an Chriſtum ſich vnd den beſchereten Eheſegen mit einem fleiſſigen Ge - bet GOtt allezeit zu Gnaden befehlen / vnd ſind deſſen durch den heiligen Geiſt in jhrem Hertzen verſichert / es ſchicke es GOtt / wie erwolle /[16]Von der Gebehrnden Schmertzen /wolle / daß ſie in einem ſeligen Stande ſeyn / nach dem Spruͤchlein S. Pauli 1. Timoth. 2. Das Weib wird ſel[ig]durch Kinder zeugen / ſo ſie bleibet im Glauben / vnd in der Liebe / vnd in der Heiligung ſampt der Zucht: Alſo hat auch die bedrengte Kirche dieſen Troſt / daß ſie bey GOtt in Gnaden ſtehet / vnd daß ſie leidet nicht vmb Vbelthat willen / ſondern vmb Chriſti vnd ſeines heiligen Evangelij willen / darumb iſt ſie getroſt in ſolchem Lei - den / vnd heiliget GOtt mit ſtandhafftigem Bekentniß der erkanten Warheit / vnd behar - ret bey Chriſto in der Truͤbſal / vnd vberkoͤm - met nach vberſtandenem Kampff die Krone der ewigen Seligkeit.
DJeſer Bericht ſol vns nu die - nen zur Lehre / Troſt vnd Vermah - nung.
Die Lehre iſt / daß wir alle in der Erbſuͤn - de gezeuget vnd gebohren ſeyn / vmb welcher willen beydes Muͤtter vnd Kinder ſolcher groſſen gefahr muͤſſen vnterworffen ſeyn / daßbiß -[17]Herr laß dirs gehn zu Hertzen. bißweilen eines oder das ander / oder alle beyde muͤſſen die Schuld der Natur bezahlen. Sind derowegen ſolche betruͤbte Faͤlle Con - ciones reales, oder thaͤtliche Predigten von der Erbſuͤnde vnd deren Sold.
Zum Troſt aber ſols vns dienen / daß vns Chriſtus mit ſeiner allerheiligſten Menſch - werdung / Empfengniß vnd Geburt von aller Schuld vnd Pein erloͤſet hat. Solch Ver - dienſt ſollen wir mit wahrem Glauben er - greiffen / weil wir dadurch von Gottes Zorn erloͤſet ſeyn. Solchem Verdienſt haben wirs zu dancken / daß GOtt vnſer GOtt iſt von Mutterleibe an / vnd daß er vns zeucht aus Mutterleibe / wie im 22. Pſalm geſchrieben ſtehet.
Zum dritten ſols vns dienen zur Vermah - nung / daß wir GOtt fuͤr ſolche Wolthat der Schoͤpffung danckbar ſeyn / welche er auch durch ſeine vaͤterliche Fuͤrſorge continuiret vnd vollſtrecket / ſo lange wir allhier zu leben haben. Wir ſollen auch vnſern Eltern / vnd ſonderlich den Muͤttern / dancken vnſer lebe - lang / nach der Vermahnung Sirachs am 7. CCap.[18]Von der Gebehrnden Schmertzen / ꝛc. Cap. Ehre deinen Vater von gantzem Hertzen / vnd vergieß nicht / wie ſawer du deiner Mut - ter worden biſt / vnd dencke / daß du von jhnen gebohren biſt / vnd was kanſtu jhnen dafuͤr thun / daß ſie an dir gethan haben. Vmb der Vrſachen willen ſollen auch die Ehemaͤnner jhren Weibern mit Vernunfft beywohnen / vnd in Betrachtung des ſchweren Standes / welchen ſie außſtehen muͤſſen / deſto fleiſſiger fuͤr ſie beten / daß GOtt der Herr Mutter vnd Kind gnaͤdiglich ſtercken / vnd beym Le - ben erhalten wolle. Darneben ſollen wir al - les dem Willen Gottes anheim ſtellen / in deſ - ſen Haͤnden es alleine ſtehet / auff daß / wenn ers anders fuͤget vnd ſchicket / als wir geden - cken vnd wuͤndſchen / wir alsdenn vnſern menſchlichen Willen in GOttes Willen ſtel - len / vnd mit dem geduͤltigen Hiob ſagen koͤn - nen: Der Herr hats gegeben / der Herr hats genommen / der Name des Herrn ſey gebenedeyet. Demſelbigen ewigen wah - ren GOtt ſey Lob vnd Danck geſaget / von nun an biß in Ewigkeit / Amen.
EJnen ſolchen Fall / wie droben gedacht / haben wir auch an vnſer ſeliglich verſtor - benen Mitſchweſter / welche GOtt der Herr in jhrer ſte - henden Ehe zwar mit Leibes - frucht geſegnet / aber nach ſeinem vnerforſch - lichen Rath vnd Willen beydes Mutter vnd Kind abgefodert hat. Von dero Ankunfft / Wandel vnd Ende Ewre Chriſtliche Liebe zu berichten / daß die Erbare vnd Tugentſame Fraw Eliſabeth / des Ehrenveſten vnd Wol - geachten Herrn Johann Weiſſens Eheliche geweſene Haußfraw / bey dieſer Stadt von Chriſtlichen vnd ehrlichen Eltern gezeuget vnd gebohren / im Jahr Chriſti 1596. den 20. Octobris, jhr Vater iſt geweſen der weiland Erbar vnd Wohlgeachte Georg Kreß / Buͤr - ger vnd Handelsmann allhier / jhre Mutter die Erbare vnd Tugentſame Fraw Rebecca / eine gebohrne Buͤrcknerin. Von dieſen jhrenC ijlieben[20]Bericht von der ſelig Verſtorbenen. lieben Eltern iſt ſie auch in allerGottesfurcht / Zucht vnd Erbarkeit aufferzogen worden. Nachdem ſie nun jhre mannbare Jahre errei - chet / hat ſie ſich mit Rath vnd Vorwiſſen jh - rer Freundſchafft in ein Chriſtlich Ehegeloͤb - niß eingelaſſen / mit obgedachtem Herrn Jo - hann Weiſſen / Buͤrgern vnd Handelsmann allhier / mit welchem ſie Anno 1628. den 3. Februarii oͤffentlich iſt getrawet worden / vnd ein Jahr vnd 10. Monat eine friedliche / ge - ruhige vnd von GOtt geſegnete Ehe beſeſſen.
Jhr Chriſtenthumb hat ſie in gebuͤrliche acht genommen / die Predigten Goͤttliches Worts fleiſſig beſuchet / ſich fuͤr eine Suͤnde - rin fuͤr GOtt erkant / den Troſt der heiligen Abſolution / ſo wol auch das hochwuͤrdige Abendmahl mit gebuͤrlicher devotion, wie auch noch vnlengſten geſchehen iſt / gebrau - chet / vnd ſich mit jhren Neben Chriſten ſchied - lich vnd Chriſtlich vertragen.
Es hat ſie aber der allmaͤchtige GOtt in jhrem Eheſtande mit einer Leibesfrucht ge - ſegnet / alſo daß man zu GOtt gehoffet / vnd fleiſſig gebeten / GOtt wuͤrde ſie jhres Ehe -ſegens[21]Bericht von der ſelig Verſtorbenen. ſegens fruchtbarlich empfinden laſſen / vnd jhr eine geſunde Leibesfrucht beſcheren. In - maſſen ſichs denn an nechſt verſchienener Mitwoch wol darzu angelaſſen / da ſie in Kin - desnoͤthen zu arbeiten angefangen / wenn ſichs aber vber verhoffen mit ſolcher Arbeit in die lenge / vnd alſo biß auff den vierdten Tag verzogen / iſt ſie dadurch an jhren Leibeskreff - ten geſchwecht vnd abgemattet worden / alſo / daß ſie nach GOttes Willen daruͤber jhren Geiſt auffgeben muͤſſen / darein ſie ſich gantz willig vnd geduͤltig ergeben / jhren Beichtva - ter zu ſich erfodert / vnd ſich durch Troſt Goͤtt - liches Worts / vnd durch ein fleiſſiges Geb[e]t zu einem ſeligen Abſchied aus dieſer Welt ge - faſt gemacht / vber welchem Gebete ſie auch jhr Leben geendet / vnd alſo im rechten Glauben an Chriſtum jhren Heiland ſanfft vnd ſelig entſchlaffen / am verſchienen Sonnabend fruͤe zwiſchen 5. vnd 6. Vhr / jhres Alters 33. Jahr. Der allmaͤchtige Gott verleihe jhr eine ſanff - te Ruhe / vnd am Juͤngſten Tage mit allen Gleubigen vnd Außerwehlten eine froͤliche Aufferſtehung zum ewigen Leben / Amen.
Andreas Stange / Paſtor in Lütſchen & Heinchen.
Amen / HErr JEſu / Amen.
Eſa. 35.G. R. Typogr.
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