PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1]
Patientia Hiobi, Die geduldige Jobbe /
Oder Hiobs geduld von derſelbigen vrſachen.
Eine Chriſtliche Leichpredigt Vber den Spruch (Hiobs am 19.)Jch weis daß mein Erloͤſer lebet ꝛc. ()Gehalten der dem Chriſtlichen Begraͤbniß / Des Ehrnveſten vnd Wolgelarten Herrn Johannis Stoͤggell / der Philoſophiæ vnd Theologiæ Studioſi, Herrn Helisæi Stoͤggels / Apotekers zu Glatz Sohns / Welcher daſelbſt den 6. Julii kurtz nach 5. der halben Vhr gegen Abend / in dieſem 1614. Jahr ſeliglichen Todes verblichen / Vnd den 10. Julii her - nach ehrlicher / Chriſtgewoͤnlicher weiſe iſt zur Erden beſtattet worden /
Gedruckt zurLignitz.
[2][3]

Dem Ehrenfeſten vnd Wolgeachten Herrn Helisæo Stoͤggel / Apotekern zu Glatz: So dann auch Der Ehrbaren / Ehrentugendreichen Frawen Eliſabeth Arconatin / Seiner geliebten Hausfrawen / Meinen gutten Freunden vnd geneigten lieben Goͤnnern.

  • Gottes Gnade / ſambt beſtendigem kraͤfftigem troſt / vnd Chriſtlicher geduld / in vorgefallenem lieben Hauscreutz vnd Betruͤbnis.

Wuͤnſche ich von grund meines hertzens / Jhr meine Lieben / vnd vberſende euch hiermit / die von mir bey eweres hertzlieben aͤlteren Sohnes Johannis, nun in Gott ſeligen Begraͤbnis gehaltene / vnd von euch ſo ſchrifftlich / ſo muͤndlich begehr - te Leichpredigt / alsbald in ſolcher eil vnd kuͤrtze der zeit / da ich gleich meiner geſundheit halben mich im warmen Bad zu Landeck auffhal - ten muſſen / vnd ſolche zuverrichten anheim erfordert ward / iſt zuſam - men getragen worden. Helffe der getreue liebe GOtt / in welches Haͤnden alle vnſere zeit vnd tage ſtehen / daß ſolche nicht allein gedach - tem ewern verſtorbenen vnd nun ſeligem Sohne / zu ehren vnd guttem gedechtnis / ſondern auch euch in ewerem Bethanien vnd Trauer - haͤußlin / vnd alle den eurigen / zu beſonderem kraͤfftigem Troſt / vnd muͤnderung ewers Creutzes vnd betruͤbnis / nach ſeinem gnedigen wil - len dienen moͤge / durch JEſum Chriſtum Amen.

Datum Landeck im Wild oder Warmen Bad / bey S. Georgen, d. 29. Julii, Anno 1614.

M. Matth. Kheil Paſtor.

[4]

Beatos Cineres Pientiſſimi quondam & patientiſſimi Dn. Johannis Stöggelii, p. m. amici cordicitus chari, proſequitur παραφράσει ἐυκτικῆ ϑρηνώδωσ.

ILle meus vivit Chriſtus Servator Iesus:
Certiùs hoc certo credo, probeq̀; ſcio,
Inq̀; die extremo, rurſum de pulvere terræ
Excitus vita, & perpete luce fruar.
Tunc ego pellicula circumdatus ambiar iſta,
Inq̀; mea rurſum carne videbo Deum.
Illum ego ſum viſurus, eum mea lumina, certum eſt,
Lumina conſpicient, non aliena, mea.
Salvus es id faſſus mi Seipio, quisquis in ipſum
Credit enim, æternùm non morietur, ait.
Namq; licet vita fueris nunc functus, have;
Nunc tibi ſupremum dixero, vivis adhuc.
Vivis parte tui meliore, & pulvere quondam
Erutus è terræ, luce fruere nova.
Hac te pellicula Servator cinget Iesus,
Inq̀; tua rurſum carne videbis eum.
Tu viſurus es hunc, illum tua lumina, certum eſt,
Lumina conſpicient, non aliena, tua.
Et nos unanimes qui tecum credimus omnes
In Christum, æternùm cernere ſe faciat.
Patris ea, & charæ matris, ſolatia ſunto
Fratris, ab exſequiis Scipio chare tuis.
Quin etiam potiùs te plangant Jane parentes,
Illorum, quàm tu planxeris alterutrum.

M. Matthias Kheil Fr. Eccleſiæ Paſtor.

Der[5]

Der Vater aller Gnaden vnd Tro - ſtes / welcher in ſeinen Haͤnden hat Tod vnd Leben / leſſet die Menſchen ſterben / vnd ſpricht: kommet wie - der Menſchenkinder / ſey mit gegen - wertigen / theils euch abweſenden hochbetruͤbten leidtragenden Eltern vnd Hertzen / welchen wir jhr lieben aͤltern Sohn / Bruder vnd Hertzens - freund zur Erden beſtatten / vnd er - fuͤlle an jhnen das Wort ſeines Soh - nes / da Er ſaget: Selig ſind die da leid tragen / Denn ſie ſollen getroͤſtet werden / vnd mit vns allen / Amen.

GEliebte / vnd theils auchEingang. hochbetruͤbte alleſambt andech - tige vnd auſſerwehlete in Chri - ſto JEſu vnſerm HErren / wir erſcheinen jetztVrſach j - tziger Kir - chenver - ſamlung. nach GOttes gnedigem willen derentwegen allhier / in dieſem vnſerm Gotteshauſe / daß wir zur Erden beſtatten / vnd das Chriſtliche Geleite zu ſeinem Schlaffkaͤmmerlein vnd Ruhbetlin gegeben haben / der jenigen Man -A iijnesper -[6]nesperſon / welche wir bißdahero ein zimliche geraume zeit / vnd etliche Jahr in vnſer gemei - nes Kirchengebet mit eingeſchloſſen / daß jhr Creutz vnd anliegen dem lieben fromen Gott / welcher Niemanden vber ſein vermoͤgen leſt verſucht werden / am allerbeſten bekandt vndAntwort. bewuſt ſey / nemlich dem weiland Ehrnveſten vnd Wolgelehrten Herrn Johanni Stoͤckel / der Philoſophiæ vnd Theologiæ ſtudioſo, Herrn Elisæi Stoͤckels Apotekers allhier aͤl - terem Sohn / welchen der gerechte frome Gott nach ſeinem allerheiligſten beſten Raht vnd Willen / nach ausgeſtandener langwieriger Leibsſchwachheit vnd kranckheit / am nechſt verwiechenen Sontag / war der 6. Julii, kurtz nach 5. der halben Vhr / gegen Abend / in groſ - ſer geduld / hertzlicher anruffung des Sohnes Gottes / vnd wahrem beſtendigen Glauben an Jhn / als ſeinen Goel vnd Seligmacher / durch den zeitlichen Tod ſeliglich von hinnen abge - fodert / vnd zu ſich in ſein himliſches Reich an - heimgeholet hat / daß er nun der Seelen nach / wie ſein hertzlicher Wunſch vnd Seufftzer ge - weſen / eingangen iſt in das Ewige Leben / der Leib aber bald in die Erde ſol eingelegt werden /die[7]die aller vnſer Mutter iſt. Auff daß aber nun dieſe hochbetruͤbte Eltern / vnd andere leidtra - gende Hertzen / nicht ohne troſt / vnd wir ohne vnterricht von hiñen gehen moͤgen / wollen wir jhn mit betrachtung Gottes Wortes / vnd ei - nem ſolchen Leichthemate, ſo er jhm ſelber er - kuͤſet vnd auſerſehen / zur Erden beſtaten / vnd jhme den letzten Ehrendienſt erzeigen. Sol - ches aber Chriſtlich vnd nuͤtzlich zu verrichten zuvor den getrewen lieben GOtt vmb ſeine Gnade vnd Regierung des Heiligen Geiſtes anruffen / vnd ſelbige zu erlangen / von grund vnſer Hertzen alſo mit einander ſeufftzen vnd beten:

EWiger Gott / Himliſcher Vater / JchGebet. bitte dich von grund meines Hertzens / im Namen deines lieben Sohnes / durch die krafft deines Heiligen Geiſtes / erbarm dich mein / nach deiner groſſen Barmhertzigkeit / vnd wenn heut oder morgen mein letztes Stuͤndlin koͤmbt / daß du mich nach deinem allerbeſten Raht vnd Willen von dieſem zeitlichen Leben vnd Jammerthal abfor - dern wilt / Ach ſo thu es nicht in meinen ſuͤn - den / vnd in deinem gerechten Zorn / auf daßich[8]ich elender Menſch nicht vbereilet / gerich - tet / verdammet / vnd zu ewiger Pein ver - ſtoſſen werde / ſondern verleih vnd hilff mir / daß ich zuvor / ja heut vnd alle zeit in wah - rer ernſter Buſſe hier auf Erden fuͤr deinem heiligen Angeſichte erſcheinen / vnd von al - le dem / das mich an meiner Seelen Heil vnd Seligkeit hindern mag / erloͤſet / dort in dein himliſches Reich kommen / bey Dir alle zeit bleiben / Dir in volkommenheit dienen / dei - nen Willen thun / Dich ehren vnd preiſen / vnd deiner vnausſprechlichen Barmhertzig - keit ewiglich geniſſen moͤge / durch JEſum Chriſtum deinen lieben Sohn / meinen HEr - rn / vnd Heyland / Amen. Vater vnſer ꝛc.

Textus Hiob. 19.

Leichen - Text.
JCH weis / daß mein Er - loͤſer lebet / vnd Er wird mich hernach aus der Erden anfferwecken / vnd werde dar -nach[9]nach mit dieſer meiner Haut vmbgeben werden / vnd werde in meinem Fleiſch Gott ſehen / denſelbigen werde ich mir ſehen / vnd meine Augen werden Jhn ſchawen vnd kein frembder.

GEliebte / vnd theils auch hochbetruͤbte / alleſambt andech - tige vnd auſſerwehlete in Chri - ſto JEſu vnſerm HErren / WasHiobs Wunſch hiervon. zu ſeiner zeit der geduldige Creutztraͤger / der liebe Hiob / in ſeinem mancherley Creutz vnd Leiden / von dieſen jetzt ewer Liebe verleſenen ſchoͤnen worten / Haͤupt - vnd Machtſpruͤch - lein gewuͤnſchet vnd geſeuftzet hat: Ach ſpricht er / daß meine Reden geſchrieben wuͤrden / Ach daß ſie in ein Buch geſtellet wuͤrden / mit einem eiſern Grieffel auff Bley / vnd zu ewi - gem Gedechtnuͤß in einen Felß gehawen wuͤrden. Das hat jhm der liebe frome GottBgezwei -[10]gezweiget / vnd jhn ſeines Wunfches geweh -Wird er - ſuͤllet: ret. Denn wie kund vnd offenbar ſo ſtehen1. ſolche allhier geſchrieben in ſeinem 19. Capit - tel / entweder von jhm ſelbſt / oder auch einem andern / in ſeiner Perſon vnd Namen / ſon - derlich aber von Moſe / wie die Hebreer / vnd Origenes wil / auffgezeichnet / vor Eines;2. Zum andern / ſo iſt dieſer Spruch in Buͤcher geſtellet / alſo daß manchem fromen Chriſten manche ſchoͤne Lehre / vnd troſtreiche Leichen - predigt hievon gethan / vnd in offentlichen Druck ausgangen iſt / ja auch Geſangs wei - ſe vbergeſetzt / vnd ſonderlich bey dieſer vnſer Kirchen vnd Gemein zum Beſchlus der Be - graͤbniſſe nach der Collect wiederholet / vnd geſungen wird / Jch weis / daß mein Erloͤſer3. lebet ꝛc. Zum dritten ſo hat er auch dieſes ge - luͤck in der lieben Chriſtenheit / daß er mit eiſern Griffeln auff Bley / ja nicht allein auff Bley / ſondern auch auff Meſſig / Zien vnd ander Metal in den Epitaphien ausgeetzet / vnd dañ auch zum ewigen Gedechtnis / ſo lange dieſe Welt ſtehet / in Felſen vnd Leichenſteinen aus - gehauen ſtehet. Das iſt Hiobs wunſch vnd be - gehren geweſen / von gegenwertigem Spruch:Sol -[11]Solchem Exempel nach / ſo giebet Herr D. Lu - ther in der Vorrede vber die ſchoͤne Geſaͤnge bey der Chriſten Begraͤbniſſe dieſen gutten raht / daß man ſolche vnd dergleichen Troſt - ſpruͤche an die Waͤnde vnd auff die Kirchhoͤfe ſchreiben vnd mahlen ſolle / maͤnniglich die ſol - che ſehen vnd leſen / zu beſonderem troſt wieder die furcht vnd ſchrecken des Todes / vnd vnter andern ſonderlich auch dieſen Spruch ſpeci - ficiret vnd namhafftig macht / ja auch zu ſol - chem ende vnd nutz / in gar feine Reim geſtel - let: Jn meinem elend war dis mein Troſt / Jch ſprach: Er lebt / der mich erloſt / vnd wie die Worte ferner lauten. Wolan / wenn es noch wuͤnſchens guͤlte / ſo wer vnſer vnd allerVnſer Wunſch. fromen gleubigen Chriſten Hertzenwunſch vnd begehren / nicht vnbillich dieſer / daß ſol - cher Spruch tief in vnſere Hertzen gepreget vnd eingeſchrieben wuͤrde / daß wir ſein ja nim - mermehr die zeit vnſers lebens / ſonderlich aber im tode vnd ſterben nicht vergeſſen / ſondern ſtets daran gedencken / vnd vns hiermit wieder den Tod / vnd ſeinen ſcheutzlichen anblick troͤ - ſten vnd auffrichten moͤgen. Solches hat beyIſt erfuͤl - let. ſeinem leben / wie auch in dieſer ſeiner letztenB ijKranck -[12]Kranckheit vnd Lager practicirt vnd gethan / gegenwertiger vnſer in Gottſelige Mitbruder vnd Hertzensfreund / welchen wir jtzt zur Er - den beſtatten / denſelbigen offt vnd viel im Munde gefuͤhret / vnd vber diß an mich ge - muttet vnd gebeten / wenn vnſer HErr Gott etwas an jhm thete / ſolchen bey ſeinem Be - graͤbnis zu verleſen vnd zu erklaͤren. Vnd wann denn ſonſten in gemeinen Politiſchen Welthaͤndeln ſterbender Perſonen jhrem letz - ten willen vnd begehren / als viel Chriſtlich vnd moͤglich / gerne nachgelebet / vnd ſolches erfuͤllet wird; Als wollen wir nun auch ohn fernern vmbgang / vmb gedachter vrſachen willen / das verleſene Spruͤchlein fuͤr vns ne - men / vnd darbey vns ein ſolche Propoſition formiren vnd ſtellen:

Nemlich in krafft des Allerhoͤheſten mitLehrſtuͤck - lin. einander lehren vnd anhoͤren: De patientiâ Hiobi, von der geduldigen Jobbe / oder derVrſachen der gedult Hiobs. Geduld Hiobi dreierley vrſachen auffſuchen vnd erwegen: Wannenher jhme in ſo man - cherley Creutz / Leiden vnd Anfechtung / darmit jhn der liebe Gott beleget / ſolche ge - duld kommen ſey / vnd vernehmen / Waswir[13]wir dabey zu vnſer Lehr / Troſt / vnd vnter - richt werden zu behalten haben.

Der vnſterbliche GOtt / geb vns ſterbli -Seufftzer. chen Menſchen hierzu ſeine gnade / vmb Chri - ſti vnſers Goel / Erloͤſers vnd Mitlers willen / Amen.

I.

GEliebte vnd theils auch hochbe - truͤbte / alleſambt andechtige vnd auß - erwehlte in Chriſto JEſu vnſerm HERren; Von der geduldigen Jobbe / oder aber der ge -Wort - verſtand. duld des lieben Hiobs ſollen vnd wollen wir vermittels Goͤttlicher gnaden / bey vnſerm ver - leſenen Leichſpruͤchlein mit einander lehren vnd anhoͤren / das iſt vrſachen auffſuchen vnd vernehmen: Wannenher es komme / daß der liebe Hiob ſich in vnd vnter ſeinem Creutz vnd Leiden / ſo gar geduldig erzeiget / vnd diß - fals ſeinen willen / in den willen des allmechti - gen Gottes geſtellet / wie zu ſehen in ſeinem 1. Cap. da er ſpricht: Jch bin nacket von mei - ner Mutter leib kommen / nacket werde ich wieder dahin fahren. Dominus dedit, Do - minus abſtulit, Der HERR hats gegeben /B iijder[14]der HERR hats genommen / ꝛc. Sit nomen Domini benedictum. Der Name des HErrn ſey gelobet / ſey gebenedeyet. Der das iſt / das heiſſen wir allhie die geduldige Job - be / nach vnſerm bekanten Spruͤchworte / auff gutt deutſch / darein ſich zuweilen frome Chri - ſten nach Gottes gnedigem willen verkrichen vnd einwickeln muſſen / nemlich Patientiam Hiobi, Jobs geduld / nach welcher loͤblichem vnd herrlichem Exempel auch wir vnſere See - len im Creutz / Ja mitten im tode vnd ſterben mit geduld faſſen / vnd Gott dem HErren ohn gruntzen vnd murren willig vnd gerne aus vnd ſtille halten ſollen / Denn geduld iſt euch noth / ſaget vnd vermahnet die Epiſtel an die Hebr. am 10. Cap. Vnd die geduld Hiob habt jr gehoͤret / Jacob in ſeiner Epiſtel am 5. Wolan was iſt es dann? Welches ſind die vr - ſachen / die den lieben Hiob alſo keck / muttig vnd geduldig gemacht haben? Antwort / die wollen wir gar balde anzeigen vnd erzehlen /Einrede. wenn wir nur zuvor einer eintzigen objection vnd einrede / ſo vns hie am wege ſtehet / werden begegnet / vnd darauff geantwortet haben. Der anderer ſeiner reden jtzt zu geſchweigen /ſo[15]ſo iſt es zimlich viel / vnd hart geredet / daß er einmahl cap. 3. Den Tag verfluchet / in welchem er geboren. Vnd denn zum andern auch cap. 7. Seine Seele jhr wuͤnſchet er - hangen zu werden / lieber den Tod / vnd nicht mehr zu leben begehret. Trauen moͤcht jtzt jemand ſagen vnd gedencken / iſt vnd heiſt das Patientia Hiobi, der geduldige Hiob / oder a - ber die geduld Hiob? Es iſt je ein zumahl groſſe vngeduld vnd ſtarcke vermuttung der - ſelbigen / dafuͤr vns der frome liebe Gott alle in gnaden behuͤte. Das iſt war liebes Chriſt - liches Hertz / ein vngeduld vnd viel mehr ein zweifel iſt es. Aber ſolchem kummer abzu -Antwort hierauff. helffen / auff dieſe objection vnd einrede zu antworten / ſo mercke zweyerley: Erſtlich daß1. wir allhie an dem lieben Hiob als einem heili - gen Manne haben ein Exempel Menſchlicher ſchwachheit vnd gebrechligkeit / daß auch die Allerheiligſten nicht ohne Suͤnde ſind. Vnd denn zum andern / daß Hiob in ſolcher vnge -2. duld vnd zweifel nicht verblieben / ſondern ſich durch die krafft Gottes vnd ſeines Geiſtes he - raus gewickelt vnd gnade erlanget. Ach des ſteten wechſels / wie der froͤmigkeit vnd bosheitvon[16]von wegen vnſers verterbten Fleiſches vnd Bluttes / alſo auch des gluͤcks vnd vngluͤcks / der geduld vnd vngeduld auch bey fromen Chriſten / da die geduld zu weilen zerreiſſen wil! Nein / das mus man den lieben GOtt walten laſſen. Denn im vbrigen / vnd auſſer dieſem / ſo iſt vnd behelt Hiob den Namen vnd Ehrentittel vber die 3000. Jahr / daß er iſt vnd heiſt patiens Hiob, der geduldige Hiob / die ge - duld Hiobs iſt / vnd ſol vns noch heut zu tage vnd allezeit lieb vnd bekandt ſein; Denn hier -Drey vr - ſachen der Geduld Hiobs. bey wir nun vrſachen zu erwegen haben / vnd zwar derſelbigen drey: Wannenher jhm ſolche geduld kommen / vnd jren vrſprung genom̃en.

1.Die erſte wird ſein fidei ſalvificæ certitu - do, die gewißheit ſeines glaubens.

2.Die andere ſpei indubiæ fortitudo, ſein ſtarcke / feſte / vnbewegliche hoffnung der all - gemeinen Aufferſtehung der Todten.

3.Vnd dann die dritte vnd letzte / vitæ æter - beatitudo, die freude vnd ſeligkeit des ewi - gen lebens.

Abhande - lung.Dieſen drey vrſachen / laſt vns in der furcht des HErren / ein wenig nach gelegenheit der zeit nachſinnen / ſo wollen wir hoffen / daß wirgeduld[17]geduld von dem lieben Hiob ſtudieren vnd ler - nen werden / ja erſcheinen wird auch in den perſonalibus bey ſolcher Lehr vnd Vnterricht / wie vnd welcher geſtalt ſich auch vnſer gegen - wertiger MitChriſt / den wir jtzt zur Erden beſtaten / in ſeiner funffzehnjaͤhrigen hochbe - ſchwerlichen kranckheit gar fein vnd geduldig erzeiget vnd bewieſen hat.

Die erſte Vrſach / warumb gleich -Die 1. vr - ſach. wol der liebe Hiob ſich vnter ſeinem Creutz vnd Leiden ſo gar geduldig erzeiget vnd ver - halten hat / iſt Salvificæ fidei certitudo, daßGewiß - heit des glaubens. er ſeines glaubens / des rechten ſeligmachen - den Glaubens an den verſprochenen Meſſiam vnd Heiland der Welt / gewis vnd vbergewis geweſen. Denn alſo ſaget er im Eingang vnd Anfang vnſers vorhabenden Leichenſpruͤch - lins: Scio quòd Redemptor meus vivit, Jch weis daß mein Erloͤſer lebet. Drey -Nach 3. Vmbſten - den. erley begreifft hiermit in dieſen worten der lie - be Hiob. 1. Notitiam, daß er den HErren1. Meſſiam erkennet / vnd weis / wer / vnd was er iſt / vnd ſein werde. Zum 2. fiduciam, daß2. er all ſein vertrawen auff Jhn ſetzet. VndCdann[18]3.dann 3. Applicationis gratiam, auch deſſelbi - gen wolthaten jhm zueignet.

Erſte vm̃ - ſtende Er - kentnis Chriſti.Vnd erſtlich zwar Notitiam, daß er den HErren Meſſiam erkennet / vnd weis was / vnd wer er ſein werde / denn ſein glaube iſt nicht ein opinio, bloſſer duͤnckel oder wahn / auch nicht ein particular vnd ſtuͤckelglaube / daß er nur halb vnd halb gegleubet / vnd in einem ſtuͤck vnd Artickel von Chriſto recht / im an - dern aber falſch vnd vnrecht gehalten / viel we - niger aber / ſo hat er gezweifelt in ſeinem glau - ben. Er zweifelt nicht wie Kain, Saul, Achi - tophel, Judas der Verraͤhter / Fr. Spira der elende Menſch / An. 1558. bey Sleid. nicht ein particular vnd ſtuͤckglaube iſt ſein glaube / daß er in einem ſtuͤck vnd Artickel recht / im andern aber vnrecht gehalten vnd gegleubet / wie heut zu tage etliche verſchlagene vnd vnzeitige ſcio - li vnd Fruͤkluͤgel / vnd die jenigen vbelgerahte - ne Schein vnd MaulChriſten zuthun pfle - gen / welche in einem ſtuͤck vnd Artickel es mit dieſer / in einem andern / mit einer andern part / religion vnd opinion oder meinung es hal - ten / Ach HErr Gott nein / das thut Hiob nicht. Denn er wol gewuſt / daß Fides iſt unacopula -[19]copulativa, das iſt / daß der wahre ſeligma - chende Glaube nichts anders als eine Geiſtli - che guͤldene Kette iſt / da alle Glieder gantz / vnd alſo keines nicht zerriſſen ſein mus / alſo von allen ſtuͤcken vnd Artickeln Chriſtlicher religion ſolt vnd muſtu recht gleuben vnd hal - ten / ſonſten iſt dein glaube / kein rechter glau - be nicht / Denn qui de[li]nquit in uno, reus eſt omnium heiſt es / Wer in einem ſtuͤck des rech - ten Glaubens jrret vnd fehlet / der macht ſich aller jrrthuͤmber ſchuldig vnd theilhafftig / mit eines ſolchen Menſchens Glauben ſtehet es gar muͤßlich vnd gefaͤhrlich: Vber diß / ſo iſt auch ſein Glaube nicht δόξα ein bloſſer duͤn - ckel oder wahn / daß er ſich beduͤncken lieſſe der liebe Hiob / weil ſein Pfaffe ſo / oder ſo lehre / vnd ſage diß oder jenes ſey recht / ſo ſtehe es jhm zu verantworten / vnd was der ausfluͤchte mehr ſein moͤgen: Nein / dieſer keiner ſtehet vnd finden wir allhie an Hiob / dem geduldi - gen Hiob.

1.

Sondern vors 1. ſo iſt ſein Glaube gewis /Erleute - rung. gewis vnd vber gewis iſt er ſeines Glaubens / alſo daß er ein gruͤndliche wiſſenſchafft hat ſei -C ijnes[20]nes lieben Erloͤſers vnd Seligmachers Chri - ſti. Denn alſo lauten ſeine wort: Jch weis ſprichter / daß mein Erloͤſer lebt. Er hat die Hauptlehre von dem Meſſia vnd allge - meinen Heiland der Welt / allerdinges wol vnd fundamentaliter außm grunde ſtudieret / wol gefaſt vnd verſtanden: Gewuſt vnd ver - ſtanden hat er die erſte Paradis verheiſſung / von dem gebenedeieten Weibsſamen / Wel - ches iſt Chriſtus Gal. 3. daß er der Schlan - gen den Kopff zutreten werde / Gen. 3. Er / vnd nicht Maria ſolte es thun; gewuſt vnd verſtanden hat er / daß in Jhme ſolten geſe - gnet werden alle Geſchlecht auff Erden / Gen. 12. vnd 17. Daß er ſein ſolte der Siloh vnd Held / der Jungfrauen Soͤhnlin / dem alle Voͤlcker anhangen wuͤrden / Geneſ. 49. Der groſſe Prophet / welchen Gott der HErr zu erwecken / vnd zu ſenden den Vaͤtern verheiſſen vnd zugeſaget hatte / Deut. 18. Act. 7. Das weis / das gleubet Hiob / das hat er gehoͤret vnd gelernet von Moſe / vnd andern heiligen Gotts Maͤñern mehr / ſo vor jhm ge - weſen / ja von ſeinem Schwaͤher dem Patri - archen Jacob hat er gelernet / Denn wie etli -che[21]che wollen / ſol er die Dinam Jacobs Tochter geheyrahtet haben / vnd der Koͤnig Jobab in Edem geweſen ſein / davon gedacht wird Gen. am 34. vnd 36. hieran iſt kein dubitatio vnd zweiffel im geringſten nicht / bey dem lieben Hi - ob / daß er erſt auff ein concilium vnd verglei - chung gewartet / biß die gantze Weld vnd alle Menſchen vber ſolchem Stuͤcke von dem Meſ - ſia ſich vertragen wuͤrden: nein / ſondern ſcio ſpricht er / Jch weis / er iſt der Sachen gewis / einen weg wie den andern / daß ſein Erloͤſer le - bet: Eben ein ſolche gewißheit des Glaubens erzeiget ſich auch an S. Paulo, wenn er ſpricht 2. Timoth. 1. Scio ich weis / an wen ich gleu - be / vnd Auguſtinus ſaget gar fein / credens ſcit ſe credere: Ein gleubiger Chriſt weis daß er gleubt / Denn der Heilige Geiſt giebt Zeugnuͤß vnſerm Geiſt / daß wir GOttes Kinder ſein / zun Roͤm. am 8. Dieſem nachGebrauch ſo ſollen auch wir vnſers Glaubens gewis ſein ſolches einen grund wiſſen vnd haben / Denn das thut es in warheit nicht / daß du viel vom Glauben ruͤhmen / ſingen vnd ſagen wolteſt / vnd doch bald in dieſem / bald in einem andern ſtuͤck Chriſtlicher religion zwiſpeln oder zweif -C iijfeln.[22]feln. Wie aber alſo / wie kan ich meines Glau - bens gewis ſein? Antwort / mein lieber Chriſt begehreſtu das zu wiſſen / ſo ließ / ſo hoͤre / ſo ler - ne fleiſſig Gottes Wort / vnd mache dir bekant die Hiſtorien von Chriſto / von Gott / ſeinen wercken vnd Geheimniſſen. Denn wol dem / Felix ſaget David im 1. Pſalm. Hie zeitlich vñ dort in alle ewigkeit ſol es gluͤcklich vnd wol ſtehen / vnd gehen einem ſolchen Menſchen / der luſt hat zum Geſetz des HErren / vnd re - det von ſeinem Geſetz tag vnd nacht. Vnd Paulus Rom. 10. ſtellet vns dieſes KirchenLa - tein in des Heiligen Geiſtes ſeiner Schule / dabey es auch wol bleiben wird / was auch jm - mermehr die ſpitzige vnd luͤſtige Weld mit jh - ren Kindern / vnd ſelbſt gewachſenen Heiligen darwieder ſagen vnd auffbringen moͤge. Wel - ches alſo lautet: Auditus die Predigt / Fides der Glaube. Der Glaube / ſpricht er / koͤm - met / verſteh bey vns alten vnd erwachſenen / aus der Predigt / aus dem gehoͤr des Wortes Gottes. Wie ſollen ſie aber gleuben / von dem ſie nicht gehoͤret haben / ohne die Predigt? das iſt vnmoͤglich. Denn Ignoti nulla cupi - do, ſaget man in Schulen / vnd iſt auch wahr.

Zum[23]

Zum andern / ſo leſt es Hiob nicht bey derDie an - der Vmb - ſtaͤnde. Hertzlich vertraw - en auff Chriſtum bloſſen wiſſenſchafft in ſeinem Glauben blei - ben / Denn die Teufel gleuben auch / vnd er - zittern / ſaget Jacob am 2. cap. vnd viel grund - loſe boͤſe Leute / auch Rotten vnd Secten / die wiſſen fein von Gott vnd ſeinem Wort zu re - den vnd zu ſagen / die doch nichts deſto weniger mit Leib vnd Seel in Nobskrug / vnd zu allen Teufeln in die Hell hineinfahren / ewig ver - lohren / vnd verdambt werden / die bloſſe wiſ - ſenſchafft macht niemanden ſelig. Das hat Hiob wol gewuſt / drumb ſo befindet ſich auch bey jhm fiducia ein hertzliches vertrawen / daßErklaͤ - rung. er nicht allein weis / vnd fuͤr wahr helt / was Moſes vnd die Propheten von dem Meſſia geſchrieben / ſondern auch ſein vertrawen auff jhn ſetzet / ſeinen Glauben einig vnd allein auf Chriſtum fundiret vnd gruͤndet. Denn ſol - chen nennet er einen Erloͤſer / vnd ruͤhmet von Ihm / daß Er lebet. Weil Chriſtus ſein Erloͤſer lebet / ſo iſt auch ſein Glaube nicht ein todter / ſondern ein lebendiger / ſondern ein ſe - ligmachender Glaube. Vnd zwar in dem er Chriſtum / oder aber den Meſſiam / iſt gleich ſo viel / einen Erloͤſer / oder aber ſeinen Goel /wie[24]wie es in der Grundſprache lautet / nennet / ſo helt er den Meſſiam fuͤr ſeinen Bruder / fuͤr ei - nen warhafftigen Menſchen / vindicem vnd Erretter / der an geſtalt vnd weſen / was die Menſchliche Natur belanget / vns gleich ſein werde in allem / ausgenommen die Suͤnde. Denn nach dem die Kinder vnd wir alle Fleiſch vnd Blutt haben / iſt Ers gleicher maſſen theilhafftig worden / Hebr. 2. vnd in angenommener Menſchheit / hat er vns von Suͤnden / vnd ſtraff der Suͤnden / dem Tod vnd ewigen Verdamniß erloͤſet / dem Himli - ſchen Vater verſoͤhnet / Gerechtigkeit vnd die ewige Seligkeit vns zuwege gebracht / Denn das iſt vnd heiſt das woͤrtlein Goel / Erloͤſer / in ſeiner Sprach / Jn maſſen hiervon die ſtu - dierende Jugend vnd Liebhaber der Sprachen gar fein an ſeinem ort erinnert / vnd ſchreibet der vortreffliche Lingviſt vnd Hebreiſt Joh. Forſterus, wenn er ſpricht: Quando ſcriptu - ra Deum ſic vocat, nemlich Goel / oder Re - demptorem. Wenn die heilige Schrifft Gott den HErren einen Erloͤſer nennet / wie allhie an dieſem ort / tunc ſimul inſinuat, ſo wil ſie beyleufftig vns diß zu gemuͤtt fuͤhren / quòdFilius[25]Filius Dei debeat aſſumere carnem noſtram, daß der Sohn Gottes vnſer Fleiſch vnd Blut an ſich nehmen ſolte / & noſter fieri conſangvi - neus, vnd vnſer Bruder / vnſer Bluttsfreund werden / ut poſſit nos jure propinquitatis redi - mere, auff daß er vmb ſolcher nahen Ver - wandtſchafft vnd Gemeinſchafft willen der Menſchlichen Natur vns erloͤſete / wie auch geſchehen / vnd wir ſolcher im wenigſten nicht mit dem geringſten vmb Jhn verdienet haben / vnd das ſaget / das gleubet Hiob von ſeinem vnd vnſer aller Erloͤſer / deß troͤſtet er ſich / Auff jhn ſetzt er ſein vertrauen vñ zuverſicht / vnd gar gutt / Denn wer hofft in GOtt / vnd dem vertraut / Der wird nimmer zu ſchan - den: /: Wer ſich verleſt auff Gottes Troſt / Er hilfft ſein Gleubigen allen / Singet von die - ſem Erloͤſer Chriſto die Chriſtliche Kirche. So hat Er geholffen Hiob / So hat er geholf -Gebrauch fen dieſem vnſerm mit Chriſten. Beati omnes, qui confidunt in eo, Wol allen / die auf Ihn trauen. Vnd Bonum eſt confidere in Domi - no, Es iſt gutt auff dieſen HERREN ver - trauen. Denn ſpes confiſa Deo, nunquam confuſa recedit:

DHoff -[26]
Hoffnung zu GOtt /
Geduld in Noht /
Gutt Gwiſſn darbey /
Das ſind der beſten ſtuͤcke drey.

Vñ vnſer Kirchenlatein: Vertraw du deinem HErren Gott / Der alle ding erſchaffen hat.

Die drit - te Vmb - ſtaͤnde. Zueige - nung der Woltha - ten Chri - ſti.Zum dritten vnd letzten / Bey der Erſten Vrſachen / da Hiob durch den Glauben zu Chriſtlicher vnd Gottwolgefelliger Geduld gelanget / iſt applicationis gratia, die Zuei - gnung / daß er Chriſtum nicht allein fuͤr einen allgemeinen Goel vñ Heiland anderer Men - ſchen / ſondern auch fuͤr ſeinen Erloͤſer helt / vnd ſolchen Troſt jhm applicirt vnd zueignet /Erklaͤ - rung. Solches giebt er zuvernehmen mit dem woͤrt - lin Mein / dann ſpricht er: Jch weis daß mein Erloͤſer lebet / nennet Chriſtum oder aber den Meſſiam ſeinen Erloͤſer / Vnd das iſt das vornehmſte wichſtigſte ſtuͤcke vnd Punct in dieſem Spruche / ja des wahren ſeligmach - enden Glaubens vornembſte eigenſchafft / daß ein Gleubiges Chriſten Hertz / jhme Chriſtum mit allen ſeinen wolthaten / mit allem was er hat / kan vnd vermag / zu eigen macht / vnd mit Hiob ſagen kan: Jch weis daß mein Erloͤ -ſer[27]ſer lebet. Chriſtus iſt mein Seligmacher; Al - ſo vnd ingleichem mit David / Der HErr iſt mein Licht vnd mein Heil / Pſal. 27. Vnd abermahl im 23. Pſal. Der HErr iſt mein Hirt. Jtem mit Thoma, Joh. am 20. Mein HERR vnd mein Gott. Denn was wer es / was wolt es dich helffen? ſo viel als nichts: ob du gleich viel wuͤſteſt / vnd vor war hielteſt / was in der Schrifft hin vnd wieder von Chri - ſto gemeldet wird / Gleubeteſt von ſeiner Per - ſon Ambt vnd Wolthaten / daß Er ein Goel, JEſus / Seligmacher vnd Erloͤſer der Welt ſey / vnd aber ſolches nicht auch von dir / vnd deiner ſelbſt eigenen Perſon gleuben vnd fuͤr dich anziehen vnd gebrauchen wolteſt. Ach anGebrauch der application vnd zueigung der Wolthaten Chriſti in warheit iſt es alles vnd gar gelegen. Crede tibi, tibi peccata eſſe remiſſa propter Chriſtum Mediatorem. Du muſt gleuben lieber Menſch / Saget vnd vermahnet gern Herr Philippus in ſeinen Schrifften / wie auch in der Dial. hin vnd wieder / glauben muſtu / daß dir / dir ſage ich / deine Suͤnden vergeben / vmb Chriſti des mitlers willen vergeben ſind / traun wer das nicht kan / wer das nicht thut /D ijder[28]der mus endlichen verzweiffeln vnd verzagen in ſeinen Suͤnden / inmaſſen die erſchrecklichen Exempel der jenigen Leute darthun vnd be - weiſen / welche zwar Gottes Wort gegleubet / vnd vor wahr gehalten die Lehr von Chriſto / was er gethan / geliedten / vnd vns verdienet hat / aber an der application dieſem nothwen - digen herrlichen ſtuͤcke hat es jnen ermangelt / daß ſie Chriſtum nicht vor jhren Goel vnd Erloͤſer gehalten haben / wie Ewer Liebe be - kandt iſt / vnd weis das Exempel von einemP. V. Ludimoderatore vnd Schulmeiſter in Vn - gern / welcher jhm aus verzweifelung vnd vn - geduld ſelber das Leben verkuͤrtzte / gewaltſa - me hand an ſich legete / vnd vnter andern an die ſeinen dieſe erſchreckliche wort ſchrifftlich hinter ſich verließ: Jch befehle euch Gott / cu - jus gratia mihi denegata eſt, deſſen gnade mir verſaget iſt. Ey da behuͤtte vns allen der liebe Gott fuͤr / daß wir alſo gedencken / geſchweige denn ſagen ſolten / ſondern ſagen vnd gleuben ſollen wir / mit dem lieben Hiob / daß Chriſtus iſt vnſer Erloͤſer / mein / dein / vnd vnſer aller Erloͤſer / eines ſo wol als des andern. Vnd das iſt es / von der gewißheit des wahren ſeligma -chenden[29]chenden Glaubens ruͤhret es her / daß Hiob alſo geduldig ſich erzeiget vnd beweiſet in ſei -Chriſtli - che vbüg. nem glauben. Derentwegen ſollen / vnd wol - len wir es jhm nachthun / vnd im Creutz vnd Leiden / im Tod vnd Sterben / nicht wieder GOtt den HERren gruntzen vnd[mu]rren / ſondern die geduldige Joppe willig vnd gerne vmb vns werffen / ſondern die Geduld Hiobs practiciren vnd vben / So muſſen wir auch auff gehoͤrte maß vnd weiſe mit jhm recht / hertzlich vnd beſtendiglich gleuben; Recht / daß wir Gottes Wort wiſſen / vns bekant ma - chen / vnd fuͤr wahr halten: Hertzlich / auff Chriſtum allein bawen vnd jhm vertrawen: Vnd denn Beſtendiglich / daß wir auch ſein Verdienſt vnd Wolthaten vns appliciren vnd zueignen / beneben embſigem vnd fleiſſigem Gebet vmb die gnedige Regierung des Heili - gen Geiſtes / Ohn welchen niemand JEſum einen HERren heiſſen kan / 1. Cor. 12. Denn Gott iſt es der in vns wircket das Wollen / vnd das Thun / Phil. 2. nach ſeinem Wol - gefallen / ſtehet darbey / alſo daß einer ſtarck / der ander ſchwaͤchlich gleubet / vnd doch ein je - der an Gottes Gnade jhm ſol begnuͤgen laſſen /D iijvnd[30]vnd hieruͤber niemand ſich zu tode graͤmen vnd bekuͤmmern / Denn meine Krafft iſt in den Schwachen mechtig / ſaget zu dem heili - gen Apoſtel Paulo der HErre Chriſtus / vnd werdens E. L. hoͤren in morgendem Fruͤge - bets Capitel / 2. Cor. 12. vnd das iſt eine / nem - lich die erſte Vrſache Hiobs ſeiner Geduld / Fi - dei ſalvificæ certitudo, die Gewißheit des Glaubens.

II.

Die II. Vrſache / Starcke Hoffnung der aufer - ſtehung ď Todten.Die ander Vrſach der geduld Hi - obs iſt / Spei indubiæ firmitudo, Sein ſtarcke / feſte vnd vnbewegliche hoffnung / daß er hof - fet / nicht allein in dieſem leben Chriſtum vor ſeinen Erloͤſer helt / Denn Hoffen wir allein in dieſem leben auff Chriſtum / ſo ſind wir die elendeſten vnter allen Menſchen / 1. Cor. 15. Sondern / Altiùs it noſtræ conditionis ho - nos, heiſt es allhier / mit dem lieben Hiob / daß er hoffet / vnd gewis iſt der allgemeinen Auff - erſtehung der Todten auf den lieben Juͤngſten Tag zum Ewigen leben. Das macht Jhn ſo behertzt / muttig vnd geduldig daß er es gehen leſſet wie der liebe GOtt wil / vnd Jhme zuer -kennet[31]kennet hat / Etiamſi occiderit me Dominus, ſaget er an einem andern ort / Cap. 13. Vnd Ob mich der HErr gleich toͤdtete / nach der Lateiniſchen Verſion, In ipſo ſperabo, wil ich doch auff Jhn hoffen. Er hoffet vnd iſt ge - wis / wenn Jhn ſchon das Creutz vbermenig - te / vnd er daruͤber des todes ſein muſſe / vnd ſein Leib von Schlangen vnd Wuͤrmen ver - zehret wuͤrde / daß er doch im Grabe vnd ſtaub der Erden nicht ewiglich bleiben / ſondern wie - derumb aufferſtehen werde. Denn alſo lau - ten ferner ſeine Wort: Vnd Er / verſtehe mein Goel vnd Erloͤſer / wird mich hernach aus der Erden auffwecken. So eben hell vnd klar redet vnd prediget alhie Hiob / von der allgemeinen Aufferſtehung der Todten / alſo / daß wir kaum ein herrlichers / vnd klaͤ - rers zeugniß von dieſem hochtroͤſtlichen Ar - tickel im Alten Teſtament finden vnd antref - fen koͤnnen. Denn was bey Paulo im N. T. iſt der Spruch 1. Cor. 15. Es wird geſeet verweßlich / vnd wird aufferſtehen vnver - weßlich / Es wird geſeet in vnehre / vñ wird Aufferſtehen in herrligkeit / Es wird geſeet in ſchwachheit / vnd wird Aufferſtehen inkrafft /[32]krafft / Es wird geſeet ein natuͤrlicher Leib / vnd wird Aufferſtehen ein Geiſtlicher Leib. Das iſt in allen ehren / vnd billich im V. T. gegenwertiger Haupt - vnd Troſtſpruch des lieben Hiobs: Jch weis daß mein Erloͤſer lebet / vnd Er wird mich hernach aus der Erden auffwecken / vnd werde darnach mit dieſer meiner haut vm̃geben werden. Denn vber diß daß er gewiß gleubet vnd hoffet car - nis reſurrectionem, den Artickel von der Au - ferſtehung der Todten / ſo giebet er vns auch hierbey in ehgedachten worten drey nothwen -Erleute - rung nach 3. vm̃ſten - den. dige vmbſtende zu vernehmen: als nemlich vnd 1. Autorem, die Perſon / welche jhn aufer -1. wecken werde. Zum 2. Tempus, die zeit / wenn2. er werde auferwecket werden. Vnd dañ auch3. das quomodo, wie oder auff welche weiſe.

Erſte vm̃ - ſtaͤnde die Perſon / Wer die Todten aufferwe - cken wird.Vnd 1. zwar die Perſon / Wer wird den lieben Hiob / Wer wird mich vnd dich / vnd vns alle von Todten aufferwecken? Antwort / Er ſpricht allhie Hiob: Er wird mich her - nach aus der Erden auffwecken. ER / das iſt ein Pronomen relativum, wie die Kinder in der Schulen wiſſen / vnd gezeucht ſich auff das vorhergehende woͤrtlein / Erloͤſer / ER /mein[33]mein Erloͤſer wird mich hernach aus der er - den aufwecken / Er / vñ nicht jrgend ein Engel / gutter oder boͤſer Engel / Auch nicht jrgend ein bloſſer menſch / oder andere Creatur / viel weni - ger Saccꝰ Hieronymi / des Hieron. Muͤnchs - kappe / wie man weis / vnd ſolche krafft / jhr / in einer vornehmen Paͤpſtiſchen Kirchen zuge - ſchrieben wird / nicht weit von hinnen. Mein Gott daß ſich dieſe Leute ſolthes dinges nicht ſchemen! nein das iſt allen Creaturen zu thun vnmoͤglich / Sondern die Todten wird auff - erwecken / ER / der Goel / vnd Erloͤſer Chri -Antwort darauff. Chriſtus. ſtus JEſus. Vnd hiermit / mit Hiob ſtimmet vnd koͤmmet vberein die gantze heilige ſchrifft / Altes vnd Newen Teſtaments / jetzt neben die - ſem Sonnenklaren Spruch vnd hellen zeug - niß / nur andere zwey kuͤrtzlich zuberuͤhren / die ſolches auch beſagen / vnd wahr machen; einen aus dem V. vnd den andern aus dem N. T. Der erſte ſtehet geſchrieben / Ezech. am 37. c. dariñen vns ein herrliches muſter der Auffer - ſtehung der Todten vorgeſtellet wird an den verdorreten Todten Knochen / vnd lautet alſo: So ſpricht der HERR HERR / der Sohn Gottes / der Redner der Heiligen Dreyeinig -Ekeit /[34]keit / Ecce / Siehe / Signate verba, notate myſterium. Merckt es wol / Siehe / Jch wil ewer Graͤber auffthun / vnd wil Euch mein Volck aus denſelbigen heraus holen / vnd Euch ins Land Jſraël bringen / in das Him - liſche Jeruſalem des ewigen Lebens / darin - nen Jſraël / vnd alle Geiſtliche Chriſti Ritter werden gefunden vnd angetroffen werden / Vnd ſolt erfahren / daß Jch der HERR bin / wenn ich ewer Graͤber geoͤffnet / vnd Euch mein Volck aus denſelbigen bracht habe. Vnd ich wil meinen Geiſt in Euch geben / ei - nen lebendigen Athem in eure Naſen blaſen / daß jhr wieder leben ſollet. Vnd wil euch in ewer Land ſetzen / in das Land der Lebendi - gen / Pſal. 142. Vnd ſolt erfahren / daß Jch der HERR bin / Jch rede es / vñ thu es auch. Dictum Jehovæ / ſpricht der HERR. Der ander Spruch vnd zeugnis hiervon ſtehet / Joh. am 5. vnd lautet alſo: Wie der Vater die Todten aufferwecket / vnd macht ſie le - bendig: Alſo auch der Sohn macht leben - dig / welche Er wil. Dieſe beyde Bibliſche Spruͤche vnd Zeugnuͤß bewehren eben das / was allhie commendirt / Vnd ruͤhmet Hiobvon[35]von ſeinem Erloͤſer / daß Er jhn / ja daß Er vns / vnd alle / die wir an ſeinen Namen gleu - ben / vnd in ſolchem glauben an Jhn ſeliglich von hinnen ſcheiden / von Todten aufferwe - cken werde.

Solches zu wiſſen vnd zu gleuben iſt Chriſt -Gebrauch lich / iſt auch troͤſtlich / vnd dann nothwendig: Chriſtlich iſt es / denn allein die Chriſten vnd alle geheiligte Gottes Kinder / vnd nicht die Epicurer ſolches von Chriſto gleuben / lehren vnd halten: Troͤſtlich iſt es / denn wie der ewi - ge Gott durch ſeinen Sohn alle ding / vnd al - ſo auch den Menſchen erſchaffen hat / Alſo wird Er auch durch jhn die Todten aufferwe - cken: Wol vns des feinen HErren / vnſers al - lergnedigſten vnd barmhertzigſten Richters. Domine J. C. Lieber HErre JEſu Chriſte / wenn du einmahl kommen wirſt das Gerichte zu halten vber Todte vnd Lebendige / noli me condemnare, Ach ſo fuͤhre mich ein / begleite mich in das Ewige Leben. Vnd dann auch Notwendig iſt es zu wiſſen / damit wir es nicht mit den Tuͤrcken / Epicuriſchen ſicheren Welt - Kindern / vnd anderen Abergleubiſchen Leu - ten halten / die von dieſem Stuͤck vnd ArtickelE ijentwe -[36]entweder gar nichts gleuben / oder auch ſon - ſten der warheit jrren vnd fehlen. Jrret euch nicht / GOtt leſt ſich nicht ſpotten / Gal. 6. Todten kan niemand auferwecken / denn der Lebendige Allmechtige GOtt / Der toͤdtet vnd machet lebendig / er fuͤhret in die Helle vnd wieder heraus / 1. Sam. 2. Er allein iſt der HERR HERR / der vom Tode er - rettet / Pſ. 68. vnd kein ander / neben oder mit Jhm.

Die 2. vmſtaͤnde weñ / oder die zeit.Zum 2. ſtehet vnd benihmet auch allhie Hiob, Tempus / die Zeit / wenn jhn ſein Goel vnd Erloͤſer werde Aufferwecken / Ant -Antwort. wort / darnach oder hernach iſt eben diß. Hiob gleubet vnd redet ſo eben vnd gewis hiervon / als wenn es heut oder morgen geſchehen ſolte. Er wird mich hernach aus der Erden auff -Erklaͤ - rung. wecken. Jn der Lateiniſchen Bibel hat es der interpres vertirt, vnd alſo gegeben / Hernach / das iſt / in noviſſimo die, am Juͤngſten Tage / wie wir es auch zuweilen alſo reden vnd aus - ſprechen. Vnd Er wird mich am Juͤngſten ta - ge aufferwecken aus der Erden. Vnd diß iſt auch Hiobs eigentliche meinung / vnd glaube von gegenwertiger vmbſtaͤnde / nicht / daß er /oder[37]oder wir vns vnterfangen wolten die zeit aus - zurechen / Wenn ſolches geſchehen wuͤrde / das iſt jhm vnd vns allen zu thun vnmoͤglich. Denn es gebuͤhret euch nicht zu wiſſen zeit oder ſtunde / welche der Vater ſeiner macht hat vorbehalten / ſaget der HERR / Act. 1. Vnd an einem andern ort ſpricht Er: Von dem Tage vnd Stunde weis niemand / auch die Engel nicht im Himmel / auch der Sohn nicht: Verſtehe vns / vnd im Stande ſeiner Erniedrigung / ſondern allein der Vater / Marc. 13. Sondern notatio, ein beſchreibung iſt es des lieben einhernahenden Juͤngſten Ta - ges / an vnd auff welchen alle die in den Graͤ - bern liegen / werden die Stimme des Soh - nes GOttes hoͤren / vnd die ſie hoͤren wer - den / die werden leben / werden herfuͤr gehen / die da gutts gethan haben / zur Auferſte - hung des Lebens / die aber vbels gethan ha - ben / zur auferſtehung des Gerichts / Joh. am 5. vnd Joh. am 6. ſtehet geſchrieben: Das iſt der wille deß / der mich geſandt hat / daß wer den Sohn ſihet / vnd gleubet an Jhn / habe das Ewige Leben / vnd Ich werde jhn auferwecken am Juͤngſten Tage. Vnd alſoE iijverſte -[38]verſtehen nun auch Ewer Liebe dieſe vmbſten - de / tempus, die zeit / wenn die Todten aufer - ſtehen werden: Auff den lieben Juͤngſten tag /Gebrauch welchen der frome getrewe Gott vns verbor - gen gehalten / vnd nicht geoffenbaret hat / ob - ſerventur ut omnes: wie die lieben Alten ha - ben pflegen zu ſagen / auff daß wir alle Tage in acht nehmen / vnd ſtets in der bereitſchafft vns moͤgen befinden laſſen / zu entfliehen die - ſem allem was geſchehen / vnd zu ſtehen / ja zu beſtehen fuͤr des Menſchen Sohn / Luc. 21. Denn Impii non ſtabunt in judicio, die Gott - loſen werden wol geſtehen muſſen fuͤr Gerich - te / wir muſſen alle offenbar werden / 2. Cor. 5. aber ſie bleiben nicht / ſie werden im Gerichte nicht beſtehen / Pſal. 1. ſondern zu ſchanden werden / ſich zu ruͤcke kehren / vnd zu ſchan - den werden ploͤtzlich / Pſ. 6. Da behuͤtte ja vns der liebe Gott fuͤr.

Ey du ſuͤſſer JEſu Chriſt /
Der du Menſch gebohren biſt /
Behuͤtt vns fuͤr der Helle.

Ja wol behuͤttet er vns / vnd eben zu dem ende ſo hat er die Helle zerſtoͤret / vnd den Teufel v - berwunden. Aber caveamus, wir ſollen vnsauch[39]auch ſelber darfuͤr huͤtten vnd vorſehen / ne ad illam flammam perveniamus, daß wir vns nicht ſelber durch muttwillige vorſetzliche ſuͤn - den wieder wiſſen vnd gewiſſen dahinein præ - cipitiren vnd ſtuͤrtzen. Denn qui gehennam metuit, in gehennam non incidit: Wer offt an die Helle gedencket / vnd ſich darfuͤr fuͤrch - tet / der wird ſich huͤtten / daß er nicht dahin - ein komme.

Zum 3. vnd letzten / bey der andernDie 3. vm̃ - ſtaͤnde vrſach der geduld Hiobs / ſo ſtehet auch allhier das Quomodo, Wie er werde aufferwecketWie. werden / auff welche art vnd weiſe. Antwort. Antwort.Aus der Erden wird Er mich auffwecken / vnd werde darnach mit dieſer meiner Haut vmbgeben werden. Hier mit dieſen Worten lehret Hiob zweyerley: Erſtlich / was an jhm1. werde aufferwecket werden. Vnd dann zum Andern / welch Glied oder Stuͤcke. Vnd erſt -2. lich zwar was. Was wird auff den Juͤngſten1. tag aufferwecket werden? Antwort. Was in die Erde eingeleget vnd begraben wird / das wird auch aufferwecket werden. Nun aber wird nicht begraben oder aber in die Erde ver -ſchorren[40]ſchorren vnd eingeleget des Menſchen Seel. Ach HErr Gott nein / denn die iſt eines geiſt - lichen vnſterblichen weſens. Der Geiſt koͤm - met wieder zu Gott / der jhn gegeben hat. Ecc. 12. Sondern der Leib / der iſt Erde / vnd mus wieder zur Erden werden / Gen. 3. Ergo, Darumb auch der allein vom tode wird aufferwecket werden / Vnd das iſt eins. Zum2. Andern / welch theil oder ſtuͤck / welch Glied am Menſchlichen Coͤrper wird aufferwecket wer - den? Da ſaget zwar Hiob allein von der Haut / Vnd ich werde mit dieſer meiner Haut vmbgeben werden. Aber es iſt ein Synechdochica locutio, wie man in Schu - len redet / vnd verſtehet hierdurch Hiob den gantzen Coͤrper oder Leib / mit allen ſeinen eu - ſerlichen vnd jnnerlichen Gliedemaſſen / Unum ex eis non conteretur, ſaget vnd vertroͤſtet ſich hierauff David im 34. Pſ. Er / der HERR bewahret jhm dem Gerechten alle ſeine Ge - beine / daß der nicht eines zubrochen wird.

Vor achthundert vnd etlichen Jahren / zun zeiten Caroli Magni des erſten deutſchen Roͤ - miſchen Keyſers / (ſo lange hat die Keyſerliche dignitet vnd hoheit bey den Deutſchen geſtan -den)[41]den) hat gelebet / der vornehme ſtreitbare Held Rolandus, ehgedachten Caroli Magni Schweſter Sohn / von demſelbigen lieſet man / inmaſſen auch aus ſeinem Gebet zu erſehen / daß er offt vnd viel dieſen Spruch: Jch weis daß mein Erloͤſer lebet / gebraucht / vnd im Munde gefuͤhret / vnd wenn er auff die wort kom̃en: Vnd werde mit dieſer meiner Haut vmbgeben werden / vnd in meinem Fleiſche Gott ſehen / ſo ſol er auf ſeine Haut vñ Fleiſch mit fingern gezeiget / ſie gefaſſet / vnd ſolche Wort mit beſonderer emphaſi vnd andacht geſprochen haben / hiermit anzuzeigen / daß warhafftig eben mit dem Leibe vnd Gliede - maſſen / er vnd wir alle / ſo wir jtzt an vns ha - ben vnd tragen / von todten aufferſtehen wer - den; Vnd das iſt auch war / die ſchrifft beſaget es ſelbſt / allein nicht ſo kranck / ſo ſiech / ge - brechlich / vngeſtalt / vnd ſterblich / wie wir vns allhie in dieſer welt damit heben vnd ſchleppen muſſen / ſondern verklert / gantz geſund vnd ſtarck / ohn alle maͤngel / ſchwachheit vnd ge - brechen / Denn das verweßliche mus anzi - hen das vnverweßliche / vnd diß ſterbliche mus anziehen die vnſterbligkeit / 1. Cor. 15. FWenn[42]Wenn aber diß verweßliche wird anziehen das vnverweßliche / vnd diß ſterbliche wird anzihen die vnſterbligkeit / denn wird erfuͤl - let werden das Wort / das geſchrieben ſte - het: Der Tod iſt verſchlungen in den Sieg. Oſ. 13. Vnd Phil. 3. ſaget Paulus, Vnſer Wandel iſt im Himmel / von dannen wir auch warten des Heylandes JEſu Chriſti des HErren / welcher vnſern nichtigen Leib verkleren wird / daß er ehnlich werde ſeinem verklereten Leibe / nach der wirckung da er mit kan auch alle ding jhm vnterthenig ma -Gebrauch chen. So troͤſtet euch nun mit dieſen Wor - ten vnter einander / ſaget vnd vermahnet a - bermal Paulus, 1. Theſs. 4. Ja wol / ſo iſt diß troſt vber troſt / aus welchem ſich Hiobs geduld gezogen / in ſeinem ſo ſchweren vnd mancher - ley Haus Creutz vnd Leiden / daß er gegleubet vnd gehofft hat ein froͤliche Aufferſtehung der Todten / Das laſt auch vnſern hoͤchſten / kreff - tigſten troſt vnd hoffnung ſein / daß vnſere tod - te / vnd zu aſch vnd pulver vermoderte Coͤrper wiederumb aus dem ſtaub der Erden werden aufferwecket werden / ſo werden ſich kranck - heiten / vngluͤck vnd leiden ohne zahl / alle Pa -roxyſmi[43]roxyſmi ſontici, chronici vnd agonales, ſum - ma, Alle wiederwertigkeit wird ſich alle wol vnd gar leicht vertragen. Denn / Quod in præſenti momentaneum, & leve tribulatio - nis noſtræ. Vnſer truͤbſal / die zeitlich vnd leichte iſt / ſchaffet ein ewige vnd vber alle mas wichtige herrligkeit vns / die wir nicht ſehen auff das ſichtbare / ſondern auff das vnſichtbare / Denn was ſichtbar iſt / das iſt zeitlich / was aber vnſichtbar iſt / das iſt e - wig / 2. Cor. 4. Non eſt mortale quod opto.

III.

Vnd hiervon wird vns nun auch kuͤrtzlich / vnd zum endlichen Beſchlus berich - ten die dritte vnd letzte Vrſach in verleſenemDie III. Vrſach ď Geduld Hiobs. Das ewi - ge Leben. Spruͤchlein / welche den lieben Hiob ſo gedul - dig gemacht hat / nemlich Vitæ æternæ beati - tudo, Die ſelige wonne / freude vnd herrligkeit der gleubigen Gottes kinder im ewigen leben / welche er vns mit einem eintzigen worte be - ſchreibet / vnd ſolche nennet viſionem Dei, das ſehen oder anſchawen Gottes. Denn alſo ſa -Erlaͤute - rung. get er ferner gar troͤſtlich vnd herrlich: Jch werde in meinem Fleiſch GOtt ſehen / vorF ijei -[44]eines. Zum 2. denſelbigen werde ich mir ſe - hen / Vnd zum 3. vnd letzten / Vnd meine Au - gen werden Ihn ſchawen / vnd kein frembder. Iſt keine ταυτολογία nicht / vnd vergebene wie - derholung einerley worte / ſondern weren wol werth / daß wir ſolche auch nach dreyen vmb - ſtaͤnden mit einander betrachteten. Aber wir muſſen es jtzt contrahiren vnd zuſammen faſ - ſen. Vnd zwar ſo beſchreibet vns Hiob allhier auffs aller kuͤnſtlichſte Vitæ æternæ conditio - nem, den zuſtand des ewigen lebens / vnd deſ -Was das Ewige Le - ben ſein wird. ſelbigen gelegenheit / was es ſein / vnd wie es darinnen zugehen werde. Antwort / Es wird ſein Viſio Dei, Wir werden GOtt ſehen / das wird ſein ſummum bonum, das allerhoͤchſte gutt / daß wir GOtt den HErren ſchen / vnd ſeiner nimmermehr in alle Ewigkeit nicht ſatt vnd gnung vns werden ſehen koͤnnen. DeßExempel haben ſich gefreuet / vnd in dieſer welt getroͤſtet zu allen vnd jeden zeiten / nicht allein Hiob, ſondern auch viel andere frome Hertzen / vnd jhnen damit jhr Creutz vnd Leiden mitigirt, gemindert vnd geſenfftiget / Abraham der Va - ter aller gleubigen / Jacob, Moſes, David vnd andere mehr. Denn von Abraham leſen wir /vnd[45]vnd ſaget der HErr Chriſtus Joh. am 8. Abra - ham ewer Vater ward fro / daß er meinen Tag ſehen ſolte / vnd er ſahe jhn / vnd frewet ſich. Vnd lieber GOtt / wer wolte ſich nicht auch hierauff hertzlich frewen Gott zu ſehen: Frewet ſich doch ein Kind zu ſehen ſeine El - tern / die Eltern jhre Kinder / ein Geſchwieſter das andere: Keyſer / Koͤnige / Fuͤrſten vnd Weltliche Potentaten frewet man ſich zu ſe - hen / Ey wie vielmehr werden wir vns frewen dort vnd in alle ewigkeit frewen / wenn wir ſe - hen vnd antreffen werden Gottden Vater der vns erſchaffen hat / Gott den Sohn der vns erloͤſet hat / vnd Gott den Heiligen Geiſt der vns geheiliget hat: Die Hochgebenedeyete Dreyfaltigkeit / den HERRen aller Herren / vnd Koͤnig aller Koͤnige / vnſern Goel / lieben Bruder vnd Jmmanuel. Alſo von dem Pa - triarchen Jacob ſtehet Gen. am 32. als er mit dem Sohn Gottes in geſtalt eines Mannes bey geſchlagener Nacht gerungen vnd obgeſie - get / daß er ſpricht: Jch habe Gott von an - geſicht geſehen / vnd meine Seele iſt geneſen / & ſalva facta eſt anima mea. Einesmahls kam auch Moſen den groſſen WundermanF iijvnd[46]vnd Propheten Gottes dieſe ſelige ſehnſucht an / daß er begthrete / vnd Gott dem HErren zumuttete / er wolte jhn ſeine herrligkeit ſehen laſſen / Exodi am 33. Aber es ward jhm eine abſchlegliche antwort / daß Gott der HErr ſa - gete: Mein Angeſicht kanſtu nicht ſehen / denn kein Menſch wird leben der mich ſihet / Verſtehe auff jrrdiſche leibliche weiſe in dieſer welt / in dieſem leben. Dort aber werden wir Jhn ſehen / ſicut eſt, wie er iſt / à facie ad faci - em, von angeſicht zu angeſicht / wenn vnſere jrrdiſche leibliche Augen mit dem rechten col - lyrio vnd Augenſalbe / davon Apoc. 3. ge - ſchrieben ſtehet / werden im Ewigen Leben in - ungiret vnd geſalbet werden. Denn wir ſe - hen jetzt durch einen Spiegel in einem tun - ckeln wort / denn aber von Angeſicht zu An - geſicht / ſaget vnd vertroͤſtet vns hierauff der H. Apoſtel Paulus 1. Cor. 13. Alſo / vnd in glei - chen David im 42. Pſ. Hilff Gott / wie ſeufftzet vnd ſehnet ſich der Man nach Gott / Gott den HERRen zu ſehen / Denn Wie ein Hirſch ſchreyet nach friſchem Waſſer / ſaget er / ſo ſchreyet meine Seele GOtt zu dir / Sitivit anima mea ad Deum, fontem vivum. MeineSeele[47]Seele duͤrſtet nach GOtt / dem lebendigen Gott / wenn werde ich dahin kommen / daß ich Gottes Angeſicht ſchawe. Vnd im 27. Pſ. ſpricht er: Jch gleube aber doch / das ich ſehen werde das Gutt des HErren im Lan - de der Lebendigen / Vnd Beda, venerabilis Beda ein vornehmer Lehrer vnd Prieſter in Engelland / als er jetzt ſterben ſolte / ſprach er mit gar ſehnlichen worten: Deſiderat anima mea videre regem meum Chriſtum in deco - re ſuo. Das iſt / wie es Paulus giebet / Phil. 1. Jch habe luſt abzuſcheiden vnd bey Chriſto zu ſein / Etiam veni, Ja kom lieber HERre Jeſu kom / vnd nim mich aus dieſer boͤſen Cro - codiliſchen gifftigen Welt / auff daß ich auffhoͤ - re zu ſuͤndigen / ſagte Herr D. Luthers Præce - ptor, D. Staupitz, Vnd dieſer vnſer in Gott - ſelige Mit Chriſt: Lieber Gott las mich ſter - ben / daß ich nicht mehr ſuͤndige / auff das ich dich anſchawe. Herr Philippus, als er auff ei - ne zeit todtkranck war / vnd jhm die Fenſter auffmachen hies / vnd gefraget ward / was er wolte: gab er zur antwort / Cœlum, Den Himmel / den wuͤnſchet / den begehret er jhm / die ſelige wonung Gottes vnd aller gleubigen /das[48]das ewige leben / Da freude iſt die fuͤlle / vnd lieblich weſen zur rechten Gottes ewiglich / Pſ. 16. Hierauff vertroͤſtet vns / vnd alle gleu - bigen der Sohn Gottes / Matth. 5. Selig ſind die reines hertzen ſind / denn ſie werden GOtt ſehen. Vnd Johannes in ſeiner Cano - nica 1. Cap. 3. ſaget gar fein / Wenn er erſchei - nen wird / daß wir jhm gleich ſein werden / ſo werden wir jhn ſehen wie er iſt. Summa ſummarum, Jn dem anſchawen Gottes wird beſtehen das ewige Leben / wie Hieron. Sava - norola, vnd andere frome Gottes heiligen ſta - tuiret, vnd mit jhm dargethan vnd erwieſen haben: Gleich wie im wiedrigen fall / in berau - bung vnd entpoͤrung ſolches anſehen Gottes beſtehen wird das ewige verdamnis / In maſ - ſen Bernhardus gar fein ſaget: Omnia gehen - ſupplicia ſuperabit, Deum non videre. Die groͤſte Marter vnd qual in der Hellen wird ſein bey den verdambten vnd vermaledey - ten / in der ewigen Hellenpein / wird ſein dieſe / daß ſie Gottes angeſicht in alle ewigkeit nicht anſchawen werden. Vnd da ſolten wir nun viſionem Dei, ſolche ſeligkeit der Kinder Got - tes / in dem ſie Gott anſchawen werden / dar -durch[49]durch ſich der liebe Hiob zu Chriſtlicher Ge - duld ermahnet / ein wenig deduciren, vnd mit mehren erkleren. Aber hìc Plato jubet quie - ſcere, Hie muſſen wir ſtille ſchweigen / vnd vn - ſer ſchwachheit bekennen / daß wir es nicht mit gedancken erreichen / geſchweige denn mit wor - ten ausſprechen koͤnnen / Denn kein Auge hat es geſehen / vnd kein Ohr gehoͤret / vnd iſt in keines Menſchen Hertz kommen / das Gott bereitet hat denen / die jhn lieben / ſaget S. Paulus 1. Cor. 2. aus Eſ. ſeinem 64. cap. der doch ſelbſt im dritten Himmel geweſen / vnd vnausſprechliche Wort gehoͤret / die kein Menſch ſagen kan / 2. Cor. 12. Allein diß muſſen wir ſagen vnd bekennen / ſo ein Kind / wenn es ein zeitlang vnd etliche Jar in fremb - den Landen auſſen geweſen / poſt intervalla, vber lengeſt ſeiner lieben Eltern wiederumb anſichtig wird / hieruͤber alles vngluͤcks ver - giſſet / Ey wie viel mehr hat der liebe Hiob alles Creutzes vnd Leidens vergeſſen / vnd ſich dar - unter gantz geduldig erzeiget vnd bewieſen / die - weil er gewuſt / daß er wuͤrde Gott ſehen / ſeine augen wuͤrden jn ſchawen / er werde jhn ſehen / vnd kein Frembder. Ja wol vnd in alle wege.

GVnd[50]

BeſchlusVnd alſo auff gehoͤrte maß vnd weiſe durch bißher erzehlte drey Vrſachen / daß Hiob ſei - nes Glaubens an den HErren Meſſiam ge - wiß geweſen / an der Auferſtehung der Todten nicht gezweifelt / vnd ſich des Ewigen Lebens getroͤſtet / der ſeligen Freude vnd Herrligkeit der Kinder Gottes im Ewigen Leben / ſo iſt er zu Chriſtlicher vnd Gott wolgefelliger geduldChriſtli - che Vbung. gelanget. Derentwegen wollen auch wir / wie wir denn alle ſollen / im Creutz vnd Leiden ſeinem Exempel nach nicht vngeduldig ſein / vnd wieder GOtt den HErren gruntzen vnd murren: Ey ſo laſt vns an Chriſtum gleu - ben / vnd auf jhn allein vertrawen / offt an den Juͤngſten Tag vnd allgemeine Aufferſtehung der Todten / Glori vnd Herrligkeit der Kin - der Gottes im Ewigen Leben / da wir GOtt den HErren anſchawen werden / gedencken: in warheit / ſo werden wir vns in die geduldige Jobbe deſto beſſer ſchicken / die Geduld Hiob wol ſtudieren / practiciren vnd vben / Gott zu vnſerm gnedigen lieben GOtt vnd Vater in gluͤck vnd vngluͤck / im Leben vnd Sterben / ja mitten im Tode behalten / vnd dermahl eines das ende vnſers Glaubens / nemlich der See -len[51]len Seligkeit davon bringen. Welches vns allen gebe vnd verleihe der Ewige vnd Barm - hertzige Gott vnd Vater vnſers HErren JE - ſu Chriſti in krafft des Heiligen Geiſtes / Jhm ſey Ehr / Preiß vnd Danckſagung zu ewigen zeiten. Amen.

Personalia.

VND nun ſo haben wir auch jetzt fuͤr vns einen funffzehnjaͤhri - gen Creutztraͤger / nemlich ehge - dachten Herrn Johannem Stoͤggel / der Philoſophiæ vnd Theologiæ ſtudioſum, vn - ſers Herrn Apotekers aͤltern Sohn / welcher nach dem Exempel des lieben vnd geduldigen Hiobs, auch durch wahren ſeligmachenden glauben an den HErren Chriſtum / mit der allgemeinen Aufferſtehung vnſers Fleiſches von den Todten / vnd ſeligen Himmelsfreude der kinder Gottes im ewigen leben / jhm ſolch ſein langwieriges / beſchwerliches Creutz vnd Kranckheit geſaͤnfftiget / vnd dannenher deſtoG ijgedul -[52]geduldiger ſich darunter durch die krafft des Heiligen Geiſtes erzeiget hat.

Denn was ſein Glaubensbekentnis an - langet / ſo hat er ſeinem jtzt angehoͤretem erkoh - renen LeichThemate nach / auch gelernet vnd gewuſt / daß ſein Goel, ſein Erloͤſer lebe. Anno 1577. gleich am tage Johannis des Teuffers / als am nechſten Freytag / nach dem alten Ka - lender / Jaͤhrig / Drey ſtunden vor Mittag iſt er von ſeinen lieben / vnd nun hinterlaſſenen hochbetruͤbten Eltern / Herrn Eliſæo Stoͤg - gel / vnd Fraw Eliſabeth Arconatin / in dieſe Welt zu Breßlaw geboren / vnd zum gutten gedechtnis den namen Johannes, ſo er mit ſich gebracht / bey ſeiner Wiedergeburt in der heili - gen Tauffe vberkommen. Folgender zeit / als er zu ſeinem verſtand vnd muͤndlichen jah - ren kommen / iſt er nicht allein zu hauſe zu dem lieben Catechiſmo / wahren Gottesfurcht / dem lieben Gebet vnd allen Chriſtlichen Tu - genden gewoͤhnet / Sondern auch allhie zu Glatz / vnd dann zu Breßlaw in ſeiner Ge - burtsſtadt / fleißig zur Schulen angehalten worden / vnd da hat er ſich als ein fromes ge - horſames Kind vnd Schuͤller aller gebuͤhr /nach[53]nach dem jhme von Gott dem HErren inſon - derheit verliehenem ſittigem ingenio, gegen ſeinen lieben Eltern vnd Præceptoribus erzei - get vnd verhalten / vnd in gedachten Schulen in wenig Jahren durch Gottes ſegen es ſo weit mit ſeinen Studiis gebracht / daß er hie - rauff auff vornehme Univerſiteten vnd Ho - he-Schulen iſt verſchicket worden: Vnd erſt - lich zwar nach Franckfurt an der Oder / all - dar er drey Jahr zugebracht; Vnd dann nach Wittenberg in Sachſen / fuͤnfftehalb Jahr / vnd alſo gantzer achtehalb Jahr in allem auff Univerſiteten von ſeinen lieben Eltern gar treulich iſt erhalten worden.

Solches / nemlich die Academiam, hat man Jhm gar wol vnd fein angemerckt / daß er nemlich der Philologiæ vnd ſtudio Theolo - gico ſich ergeben / vnd wenn er geſund gewe - ſen / ſich dermahl eines zum Miniſterio vnd heiligen Predigampt hette gebrauchen laſſen. Veritas vnd puritas waren Jhm ſehr lieb / daß er recht vnd Chriſtlich gleubete von ſeinem Erloͤſer Chriſto / vnd allen Rotten vnd Se - cten / ſo mit Gott vnd ſeinem Wort ſtreiten / von hertzen feind war. Von der Poëſi vndG iijOrato -[54]Oratoria hielt er viel / vnd war beyder nicht vnerfahren / (eine rechte Arconatiſche vena erzeigete ſich an Jhm) vnd mangelt Jhm an nichts / als an geſundem Leibe. Aber wie dem allen / ſo hat er Jhm ſein Creutz geſaͤnff - tiget / vnd gelindert mit ſeinem Erloͤſer Chri - ſto / den Er erkant vnd bekant hat / biß an ſein ſeliges Ende. Vnd weil es Jhm nicht gege - ben / ſich offentlich in dienſte einzulaſſen / wel - ches Jhn manchmahl nicht wenig betruͤbet / wie leicht zu erachten / ſo hat er es privatim, daheim vnd in ſeinem Studirſtuͤblin gethan / vnd mit dem Geſinde zu hauſe die exercitia pietatis, vnd den lieben Catechißmum Luthe - ri gar fleißig getrieben / alſo daß er ein rechter Hausprediger geweſen / wenn Er redete oder betete / fuͤhrete er ſolche wort vnd geberde / die einem durchs hertze giengen. Eines mus ich allhier gedencken / daraus beyleufftig zu erken - nen / welche feine gaben jhm vnſer HErr Gott zum miniſterio ertheilet / wenn er hette darzu gelangen ſollen. Es trug ſich bald kuͤnfftig ein Jahr zu / daß ich zu einer Patientin vnd ſterbenden Perſon erfodert ward / dahin kam er auch ſolche zu beſuchen / fenget vber ein wei -lichen[55]lichen an mit jhr zu reden vnd zu beten / der - maſſen patheticè vnd mit ſolcher andacht / ernſt / eyver vnd vntermengeten Threnen / daß ich daruͤber erſtummen muſte / vnd Jhm mit beſonderer luſt zuhoͤrete. Jn converſa - tione, wenn er mit Leuten vmbgieng / war Er freundlich vnd auffrichtig / wie gegen GOtt / alſo auch dem Nechſten / vnd wolthetig gegen dem lieben Armut / denn das thut vnd wircket der ſeligmachende glaube an Chriſtum / daß er ausbricht in offentliche / Chriſtliche wercke der Liebe / beide gegen Gott vnd dem Nechſten; Wie ich denn auch dißfalles nicht mit ſtill - ſchweigen vmbgehen kan / ſein geneigtes vnd wolmeinendes gemuͤtt gegen dieſer vnſer Kir - chen vnd Gotteshaus allhier zu com̃endiren vnd zu ruͤhmen. Denn ob er wol in ſeinem le - ben vnd Perſoͤnlich der Kirchen vnd Altar wie ein ander Miniſter vnd Geiſtliche Perſon nicht hat dienen koͤñen / ſo wird er doch nu nach ſeinẽ Tode vnd kuͤnfftig / ſo lange dieſe Kirche durch Gottes Gnade ſtehen / vnd das Evangelium darinnen lauter vnd rein wird gelehret wer - den / jhr abweſend dienen / in dem er von ſeiner fleiſſig erſpareten vnd zuſammen gehaltenenSub -[56]Subſtantz, ein fein ſtuͤck Goldes zu einer Sil - bernen Kannen / auff den Hohen Altar / bey der Communion vnd gebrauch des heiligen Abendmals legiret, vnd mit conſens vnd ein - willigung ſeiner lieben Eltern / willig vnd ger - ne ohn allen zwang oder anmutten vermacht hat / Denn einen froͤlichen Geber hat GOtt lieb. Laudem ejus annunciabit Eccleſia, Die Gemeine wird / die ſol / jhn loben / GOtt ſey ſein vnd aller der ſeinen groſſer zeitlicher vnd Ewiger Lohn / vnd vergelte es tauſendtfeltig alle den jenigen / welche von dem beſchereten Segen Gottes den Tabernakel des HErren verſehen / Kirchen / Schulen vnd arme Schuͤ - ler bedencken / vnd auch der Bibliothec vnd Li - berey nicht vergeſſen / ſondern mit jhrer mil - der Handreichung den Gottes dienſt vnd ar - mer Kinder ſtudia befoͤdern helffen. Auch hat man ſeinen Glauben an den HERren Chriſtum zu erkennen gehabt / dannher / daß er keine Predigt / ja kein Fruͤgebet mit willen nicht verſeumet / ſondern die Kirche fleiſſig be - ſucht / vnd ſich offt vnd viel auch nur vor 5. Wochen allhier offentlichen des heiligen hoch - wirdigen Abendmals gebraucht.

So[57]

So hat es auch fuͤrs ander jhm nicht er - mangelt an der Hoffnung / der allgemeinen Auferſtehung der Todten / Denn ſolcher er ſich hertzlichen getroͤſtet vnd gefreuet / vnd vmb ſo viel deſto geduldiger in ſeinem Creutz erzei - get. Denn nach dem gantzer 15. Jahr weniger 7. wochen ſich ſeine kranckheit mit jhm conti - nuiret, hat er alle zeit / wenn jhn die Paroxyſ - mi angeſtoſſen / den brauch gehabt vnd gehal - ten / wie ich ſelbſt geſehen / daß er ſeine Haͤnde in einander geſchloſſen / vnd zu dem HErren JEſu gebetet / Domine Jeſu Chriſte, Lieber HErr JEſu Chriſte / erbarme dich meiner / den ſechſten Pſalm vnd andere Seufftzer ge - ſprochen / vnd vber ein klein weile / wenn er ſich wieder erholet / gar ſchoͤne gedancken vnd reden gefuͤhret / gern geſungen vnd jhm ſingen laſſen / O Weld ich mus dich laſſen. Jt. Es mus ein - mahl geſchieden ſein. So oft er den Zeiger / ſo tag / ſo nacht / gehoͤret / hat er dieſes Gebetlin auch bey Tiſche zu ſprechen pflegen / O guͤtti - ger HErr JEſu Chriſte / verleihe mir ein ſeli - ges Stuͤndlein / von dieſem Jammerthal ab - zuſcheiden / auff daß ich vnſtraͤflich vnd vnbe - flleckt fuͤr deinem Angeſicht erfunden werde /Hvnd[58]vnd hoͤren moͤge die froͤliche Stimme / die du ſagen wirſt: Kombt her jhr Geſegneten mei - nes Vaters / vnd ererbet das Reich / welches euch bereitet iſt von anbegin der Weld / Amen. Sonderlich aber / vnd in dieſer ſeiner letzten Kranckheit vnd Niederlage / ſo biß in die ſechſte Woche gewehret / hat er hertzlich gehoffet vnd ſich getroͤſtet / daß jhn ſein Erloͤſer am Juͤng - ſten Tage wieder aufferwecken / vnd er mit ſei - ner Haut werde vmbgeben werden. Ach Gott wie lieblich vnd luſtig war jhm zuzuhoͤren / wann er promptâ memoriâ, wie ſchwach er auch war / ſeine ſchoͤne gebetlin in Lateiniſcher vnd Deutſcher Sprache wiederholete / fuͤr - nemlich dieſes ad Deum Patrem: Æterne Pa - ter cœleſtis, qui cum Filio tuo coæterno, & Spiritu ſancto hominem ex limo terræ creâ - ſti, & conſtituiſti ipſi vitæ ſuæ terminum, quem tranſire non poteſt: Ecce ego infirma creatura, Ach wie ſchlug da ein Threne den andern / ſentio propediem elapſum curricu - lum meum &c. Vnd ferner / O Jeſu, Fili Dei miſerere mei. Jtem / Spiritus ſancte Deus &c. Vnd dann / O ſancta Trinitas, & æterna Uni - tas, in hora mortis ne me deſeras. O du heili -ge[59]ge Dreyeinigkeit / verlaß mich nicht in meinem Abſcheid / in meiner letzten Stund vnd zeit. Welche Gebetlin er aus dem ſchoͤnem Guͤlde - nen Buͤchlin de arte benè moriendi genom - men / vnd jhm wol nuͤtze machte: ſolche auch gar wol hierzu zu behalten vnd zu gebrauchen ſind / vmb der ſeligen Hoffnung der allgemei - nen Aufferſtchung der Todten willen.

Darauff er ſich auch endlich gefrewet / auff die ſelige Himmelsfreude der kinder Got - tes im Ewigen leben / zu gutter letzte ſich noch am nechſten Soutag fruͤe / mit GOtt vnd Menſchen verſoͤhnet / vnd mit dem ſeligen Vi - atico vnd Zehrpfennig / des wahren Leibes vnd Bluttes Chriſti / auff die vorſtehende reiſe verſehen / ſeine Suͤnde gebeicht / vnd als ein Menſch hertzlich beweinet / vnd den troſt von Chriſto ſeinem Goël angenommen / vnd ſich an dem genaden vnd geraden Scepter zu Si - on / als ſeinem ſtecken vnd ſtab / dieſer Scipio vnd Stoͤggell auffgerichtet. Jmmerdar den Tag vber geſeufftzet vnd gebetet: Domine Jeſu ſu - ſcipe ſpiritum meum. HErr JEſu nim mei - nen Geiſt auff / Jtem / nach der Communion, Las mich ſelig ſterben / auff daß ich auffhoͤreH ijzu[60]zu ſuͤndigen: Vnd andere Spruͤche vnd Ge - bete mehr / Sonderlich aber / vnd kurtz zuvor / ehe er verſchieden / ſo ſind dieſes ſeine letzte wort vnd Haupttroſt geweſen / daß er zu ſei - nen lieben Eltern / nach dem er ſie vnd andere geſegnet / geſprochen / jetzt iſt mein letztes ſtuͤnd - lin kommen / daß ich in das ewige leben gehe. Vnd kein wort mehr geſprochen / ſondern alſo bald darauff intra complexum parentum, als jhn ſeine liebe Eltern gar gemehlichen nie - dergeſencket / jhnen gleichſam in Armen ſelig - lichen verſchieden / ſanfft vnd ſtille / ohn alles wehe / gieben vnd vngeberde / wie der liebe Simeon / mit fried vnd freud eingeſchlaffen. O wol iſt hier geweſen / welcher wie Simeon entſchlefft / ſein Suͤnd erkennt / Chriſtum er - greift / So mus man ſelig ſterben. Vnd alſo iſt er auch ſeliglich geſtorben. Seines Alters vnd elenden Pilgramſchafft 37. Jahr vnd 12. Tage / am nechſt Johannis Baptiſtæ tag / nach dem neuen / nachdem alten Kalender aber nur drittehalb tag daruͤber / alſo daß ſein natalis vnd emortualis dies Geburts vnd Sterbetag gleich auff dieſe vnd einerley zeit eingefallen.

Vnd nun / ſo hat er das Ende ſeines Glau -bens[61]bens davon bracht / nemlich der Seelen ſelig - keit / darnach er alſo wuͤnſchete vnd ſeufftzete: Seine Seele iſt in der hand Gottes / da ſie keine qual nicht ruͤhret. Summa / Sein jam - mer / truͤbſal vnd elend / iſt kommen zu einem ſeligen End / er hat getragen Chriſti Joch / iſt geſtorben vnd lebet noch. Vnd ſol diß der hochbetruͤbten Eltern / als auch des abweſen - den hinterlaſſenen Bruders vnd gantzen Freundſchafft troſt ſein / daß er als ein Chriſt gelebet / ſeliglich geſtorben / vnd nun ein Kind vnd Erbe der ewigen Seligkeit iſt. Ja / daß es je beſſer / daß ſie Jhm / als Er jhnen / (wie er offters ſelber gewuͤnſchet vnd geſaget) die Augen zugedrucket. Nun iſt Er in die rech - te Himliſche Academiam vnd Hohe Schulen der Seelen nach gelanget / vnd auffden juͤng - ſten tag ſo wird auch der Coͤrper zur Ewigen Freude clarificiret vnd verkleret / aufferwecket werden. Vnd als dann werden dieſe Eltern / die jetzo mit threnen ſeen / mit freuden erndten / vnd jhren lieben Sohn / auch Bruder vnd HertzensFreund / in Ewiger Freude vnd Wonne wieder vberkommen / finden vnd antreffen.

H iijDas[62]

Das helff vns Chriſtus vnſer Troſt / der vns durch Sein Blutt hat erloſt / vons Teufels Gewalt vnd Ewiger Pein / Jhm ſey lob / preis vnd ehr allein / Amen.

Der wolle nun dieſe hochbetruͤbte Hertzen ferner durch ſein Wort vnd Geiſt krefftiglichen troͤſten. AMEN.

Gebet.

O Ewiger vnd ſchrecklicher HERR vnd Richter alles Fleiſches / Der du in dei - nem gerechten zorn alle Menſchen / wenn ſie in muͤhe vnd arbeit eine kleine zeit gelebet / wie die Bluͤmlein auff dem Felde verwelcken / vnd jhre Ge - beine im Grabe vermodern vnd verweſen leſſeſt / Wir gleuben / daß du fug vnd recht haſt mit vns zu zuͤrnen / vnd erſchrecken vor deinem grim vnd geſtrengen Ge - richte / Vnd ruffen zu Dir im Namen deines lieben Sohnes / Du wolleſt deine groſſe guͤtte vnd Vaͤterli - che trew von vns nicht abwenden / vnd mit vns nicht nach vnſern Suͤnden vnd Verdienſt handeln / ſon - dern vns deines Sohnes Blutt vnd Tod geniſſen / vnd aus gnaden deinen gefaſten Zorn fallen laſſen / der Du dich wie ein Vater vber deine Kinder erbar - meſt / durch JEſum Chriſtum vnſern HERren. Amen.

Vater vnſer der du biſt im Himmel ꝛc. ()

AMEN.

[63]

Verba ferè ultima, Humaniſſimi, doctiſſimi, politiſſimi Juvenis Viri Dn. Johannis Stoͤckelii, SS. Theologiæ ſtudioſi; Dum inter amplexus paternos piè & ve - in Chriſto (6. Julii.) Vitam hanc mortalem poſt tot morborum inſultus finiret, Deo animam, cor - pus ſepulturæ honeſtæ redderet, & ſic rebus terrenis valediceret.

SAlve ò grata dies & hora ſalve,
Salve ò fauſta dies & hora ſalve,
Salve ò læta dies & hora ſalve,
Quæ corpus diuturniore morbo,
Quæ infirmum vario dolore corpus,
Quæ exhauſtum nimio calore corpus,
Sic de omni bené vindicas labore.
Hæc hæc illa dies diu petita,
Et votis toties Deo dicatis
Opta -[64]
Optata it precibus piis deorſum
A Summo mihi cœlitùs remiſſa:
Pro morbo graviore ſanitatem
Firmam, proq; dolore ſva vitatem
Veram, pro macidis probè refectos
Artus, pro feriente morte vitam
Æternam tribuens beatiore
In ſede, in medio choro angelorum.
Tale hic, cui ſoboles favet ſuprema,
Tale hic, quem pietas probat fidesq;,
Tale hic, qui patiens onus dicatum
Fert cum Jobo humeris, βραβαῖον aufert,
Ducens in ſuperum domo triumphum.
Ergo corpore morbido hoc ſoluto
Sedes nunc ô anima has nitentiores,
Sedes nunc ô anima has ſuäviores,
Sedes nunc ô anima has beatiores,
Luſtra, donec erit dies ſalutis,
Cum autor me è tumulo reſuſcitabit,
Conjungens animæ cutem priorem,
Summi & dans faciem videre Patris
Gratum & dicere canticum Jehovæ,
Salve ô grata dies & hora ſalve,
Salve ô fauſta dies & hora ſalve,
Salve[65]
Salve ô læta dies & hora ſalve,
Quæ corpus diuturniore morbo,
Quæ infirmum vario dolore corpus,
Quæ exhauſtum nimio calore corpus,
Sic de omni benè vindicas labore.
At tu chare parens prior dediſti
Qui vitam mihi, mitte nunc querelas,
Et ſuſpiria mitte, mitte planctus,
Et nato de obitu pio precare
Ut corpus placidè quieſcat urna.
Et tu pars animæ meæ, meumq;
Mater delitium, meum levamen,
Mater ſpes mea, corculumq;, natum
Cur quæſo lachrymis doles ademptum?
Cur quæſo revocas tuis querelis?
Illi num requiem invides ſuävem?
Illi num requiem invides beatam?
Illi num requiem invides ſupernam?
Non non. Sed mage dic tuus Johannes
Vivat cælicolas pios ut intra,
Et corpus tumulo piè ut quieſcat.
Et tu qui veniens Praga ſalutes
Ut fratrem peramande frater, ipſe
Perfers chiragricos tuos dolores,
IPerfers[66]
Perfers ipſe podagricos dolores,
Perfers ipſe graviſſimos dolores,
Fraternum ut videat parens amorem,
Ut frater videam tuumq; amorem,
Ut frater videas meumq; amorem,
Quem firmum retinemus ambo amorem;
Teſtes ſint mihi baſiationes,
Teſtes ſint mihi ſuaviationes,
Teſtes ſint mihi & oſculationes,
Quas frater dederas Pragam reviſens,
Æternumq; vale, volenti fato
Acclamans, iterum Vale reclamans.
Et tu tota domus, manus benigna
Cujus ſemper erat mihi parata:
Quid defles abitum meum, anne cenſes
Me amiſſum? ſedeo in domo beata,
Et præmiſſus ovans meos amicos
Expecto, unanimi videre ut ipſi
Poſsimus faciem Dei Jehovæ,
Summo & dicere canticum Parenti.
Salve ô grata dies & hora ſalve,
Salve ô fauſta dies & hora ſalve,
Salve ô læta dies & hora ſalve,
Quæ corpus diuturniore morbo,
Quæ[67]
Quæ infirmum vario dolore corpus,
Quæ exhauſtum nimio calore corpus,
Sic de omni bené vindicas labore.

Quo amoris ſummi ergo ſcribebat Esaias Sachs D. & Comitatus Phyſ.

De Obitu Beato Dn. Johannis Steggelii, Ad mœſtiſſimos Parentes.

LUſtra tria hoc abierunt Menſe & qva -
tuor Anni,
Clauſit ut in pura fata ſuprema fide
Filia veſtra, Dei á reqvie quæ nomen habebat
Elisabe, Chriſto nupta puella Suo,
Tunc verſu abreptam dolui mœrente: qvid ergò
In Nati, monitus, funere non facerem?
Hîc tamen haud doleo, magé pectore gratulor imo,
Rem benè apud mentem, pondero qvando, meam.
I 2Veſter[68]
Veſter enim vitæ ſatur hujus, Filius, ægro
Corpore multoties voce animoꝙ́ gemens
optavit, ſibi qvò contingeret hora beata,
Se Chriſto, cupidè Velle, volente, mori.
Hoc factum eſt; igitur cum Jobo dicite, factum eſt
Quod Domino placuit; laus ſit honosꝙ́ Deo.
Imò nec periit, Vobis ſed prævius ivit,
In vitam æternam, pax ubi & alma qvies.
Hæc morientis enim fuit ultima vox: Eo, quónam?
In vitam æternam nunc Eo, dixit, Eo.
Poſt vocem hanc, veſtris placidè expiravit in ulnis.
In vitæ æternæ gaudiaꝙ́ ivit ovans.
Gaudia in his terris non viſa, audita nec ulli
Gaudia lingva hominis quæ memorare nequit.
Hoſtis ubi nullus, fraus nulla, moleſtia nulla,
Mors ipſa & morbi nil ubi juris habent.
Invenietis ibi meliori in ſorte Johannem,
Et ſanum ſalvumꝙ́ invenietis ibi.
Vos manet hoc unum: curate ita claudere vitam,
Sedibus æthereis detur ut eſſe ſimul.

Tobias Scultetus Reichenbachienſis Paſtor in Contzendorff.

Den[69]
DEn Monat ſinds gleich Neunzehn
Da ſelig eingeſchlaffen war / (Jahr /
Eur Tochter / ſo jhrn Namen hett
Von Gottes ruh / Eliſabeth / (Chriſt
Jm Jungfraunſtand des HERren
Jhrs Breutgams lieb Braut worden iſt /
Da hab mit wenig Verſen auch
Jch ſie beklagt / als iſt der brauch.
Wie ſolt ich denn nicht ſchreiben was?
Weil jhr an mich begehret das /
Jn dem verſchieden ewer Sohn /
Doch ich dißmal nicht klagen kan /
Sondern vielmehr euch gratulir,
Wenn ichs recht zu gemuͤtte fuͤhr.
Denn ewer Sohn diß lebens ſatt /
Sehr ſehnlich offt geſeuffzet hatt /
Jn ſeinem Creutz mit hertz vnd Mund
Gebeten vmb ein ſelig Stund /
Wenn es ja Gottes will ſein ſolt /
Gar hertzlich gern er ſterben wolt.
Das iſt geſchehn / drumb dancket Gott /
Sprecht / wies dem HErrn gefallen hat /
So iſts geſchehen / ſagt mit Job /
Des HErren Namn ſey Preis vnd Lob.
J iijSon -[70]
Ja ob gleich ewer Sohn geſtorben /
Jſt er doch drumb nicht gar vertorben /
Sondern zu Fried vnd Ruh / euch nur
Jns ewig Leben gangen vor.
Denn das geweſt ſein letztes wort /
Wie jhrs gegnwertig habt gehort:
Jetzt ich ins ewig Leben geh.
Darauff denn nichts geredet meh /
Sondern ſein Geiſt fein ſanfft auffgeben /
Recht gangen ein ins ewig Leben /
Da ſolche Freud / die hie niemand
Gehoͤrt / geſehn / noch hat erkandt /
Ja ſolche Freud die hie kein Zung
Der Menſchen kan ausſprechen gnung.
Da kein betrug / kein Feind / kein not /
Kein kranckheit / ſchmertz / kein leid / kein Tod.
Da werd jhr finden friſch vnd ſchon
Ja ewig ſelig euren Sohn.
Noch eins ich euch erinnern ſol /
Wolt ja eur leben ſchlieſſen wol /
Daß jhr moͤgt in des Himmles Freud
Beiſammen ſein in Ewigkeit.
Carmen[71]

Carmen Lugubre in Obitum Ornatiſſimi & doctiſſimi Juvenis Dn. Johannis Stoeggelii, Dn. Helisæi Stoeggelii Pharmacopœi Glacenſis Filii Qvi, ut vixit, ita in vera, veri Dei agnitione & invocatione piè & pla - cidè hinc diſceſſit, Anno χριςογονίας 1614. Menſe Julio, die ſextâ horâ 5. p. m.

DEbita perſolvens naturæ munia, Jane
Stoeggeli, Hiobo ſícne docente refers?
Credo Redemtorem mihi vivere; ſpero ca -
Hoc corpꝰ deinceps ex nece adire polum.
(ducum
Credo, ſpero, ſcio me corporis artubus hujus
Indutum, Domini gaudia habere mei.
Imò refers. Fidei in terra confeßio certa eſt;
In tumulo ſpes eſt; res patet ante Deum.
Qvàm benè tecum actum! ſedes ubi Jhova qvietas
Oſtendit, gemitus hoc petiêre tui.
Ad
[72]
Ad gelidos fontes ſitiens ut cervus anhelat:
Mens deſiderio ſic ſitit ægra Dei.
Te Deus alme voco, ſitiens vitæ appeto fontem;
Ah faciem qvando qvando videbo tuam?
Mœſta qvid ô anima es? cur memet conficis? hora,
Fide Deo, mortis grata ſuperveniet.
O Jesu moriar, ne mente & corpore peccem
Ampliùs, ipſe tuo ſang vine lotus ego.
Qvod cupis omne capis, Jul I lux ſexta beatum
Ex terris abitum, funus amat decima.
Spiritus ante Deum dîo fulgore coruſcat,
Aſſociatus adeſt Angelicoꝙ́ choro.
O fortunatum, cui ſemper mente repoſtum,
Qvàm levis & vitæ ſit brevis hora ſuæ!
O fortunatum, lætus qui claudere vitam
Terrenam, Domino proſpiciente, volet!
O fortunatum nimium, cui vera fides, ſpes,
Res facta eſt, cœlo vivit is atꝙ viret.

non tàm ex verſus profectu qvàm ex cordis affectu ſcribebam Davides Jenischius Neo - rhodenſ. Eccleſiæ Glacenſis Diaconus.

Klage -[73]

Klage - oder vielmehr Troſtrede vber den toͤdtlichenAbgang Des Ehrenveſten vnd Wolge - lehrten Herren Johannis Stoͤggels / Des Ehrenveſten vnd Namhafften Herrn Helisæi Stoͤggels Wolbeſtel - ten Apotekers in Glatz lieben Sohnes: Welcher / wie er gelebt / alſo in wahrer Erkent - nis des wahren Gottes / vnd anruffung deſſelbi - gen Gottſelig vnd ſanfft von hinnen verſchieden iſt Anno nach Chriſti Geburt 1614. den 6. Tag Julii, vmb 5. der halben Vhr / nach der Veſper.

ALS ewer end / nach Gottes raht /
Herr Johann Stoͤggel / her -
zu naht /
Mit Job jhr euch zu troͤſten wuſt /
Zu ſagen war eurs Hertzens luſt:
Jch weis daß mein Erloͤſer lebt /
Der in hohen Ehrn jtzo ſchwebt:
KJch[74]
Jch hoff daß dieſer krancke Leib
Wird aufferſtehn mit groſſer freud.
Jch gleub daß in dem Fleiſche mein
Jch werd ein Himmelsbuͤrger ſein.
Das iſt auff Erd eur gwiſſer Glaub:
Die Hofnung in dem grab folgt drauff.
Die Ehr im Himmel hernach folgt /
Dafuͤr jhr Gott hoch loben wolt.
Wie wol iſt euch doch nu geſchehn!
Zur Ruh euch Gott hat laſſen gehn.
Wie hertzlich drumb ſeufftzet jhr doch!
Als jhr auffm Siechbett laget noch:
Gleich wie der Hirſch nach Waſſerquell
So duͤrſt nach dir Gott meine Seel.
Zu dir ſchrey ich O Lebensbrunn /
Hilff daß ich nur bald zu dir komm.
Ach wenn / wenn wird es doch geſchehn?
Daß ich dein Antlitz werde ſehn.
Was kuͤmmerſtu dich meine Seel /
Du darffſt fuͤrchten kein vngefell.
Traw[75]
Traw Gott / es koͤmbt ein ſtuͤndelein /
Das dir ſehr wird gewuͤnſchet ſein.
O JEſu laß mich doch nu ſterben /
Vnd mit dir das Himmelreich erben /
Daß ich auffhoͤr zu ſuͤndigen /
Noch dich mehr moͤg beleidigen.
Gewaſchen bin ich mit deim Blutt /
Das gnug fuͤr meine Suͤnde thut.
Seht / was jhr ſo hertzlich begehrt /
Das hat euch Gott gewis gewehrt.
Den ſechſten Julii gleich vmb fuͤnff
Das ſelig Sterbſtuͤndlein ſich findt.
Den zehnden dieſes / ewer Leib
Beſtatet ward mit groſſem leid.
Die Seel aber vor Gott ohn leid
Beim EngelsChor ſich hoch erfreut.
O ſelig iſt der / der allzeit
Bedenckt des lebens nichtigkeit!
O ſelig iſt der / der mit freud
Vnd luſt ſchleuſt ſeine Lebenszeit!
K ijO al -[76]
O allerſeligſt iſt fuͤrwahr /
Dem ſein Glaub vnd Hoffnung wird
Der lebt mit Gott in Ewigkeit
(wahr.
Jn Ewigr Freud vnd Herrligkeit.

Aus hertzlichem mittleiden bey groſſem Betruͤbniß der Eltern gemacht vnd geſchrieben von David Jeniſchen Caplan zu Glatz.

Elegia de morboſa morte Dn. Joannis Stoeggelii &c. SS. Theol. Candid.

Oquàm mira Dei prudentia, miraq; fata!
Eventu nobis quæ didiciſſe licet.
Quis tibi quiſvé mihi prædixit Delius
olim,
Talia factum iri, qualiter acta patent?
Jane, ante ora mihi quando cum fratre ſederes,
Impendens ſtudiis tempora læta bonis;
Spes[77]
Spes effulgebat, quondam te, Dive, futurum
Nobilis hæredem nominis, atq; rei:
Immò ſpes cunctis etiam fiebat amicis
Momentum patriæ te fore grande tuæ.
Sed linquenda tibi liquiſti cuncta parenti,
Hærediq; tuo; tu meliora tenes.
Ingratum eſt patri caro ſuccedere nato!
Non hæc naturæ eſt, quæ ſolet eſſe, via.
Nec tantum patri, ſed & es præreptus amicis:
Deplorat funus patria tota tuum.
Vægrandis ſed enim retrò ſpem morbus agebat,
Oſſibus implicitus viſceribusq; tuis.
Hactenus & multos te ſic exercuit annos,
Dixeris ut verè, Mors mea vita fuit.
Ringitur, heu! nimium pater affectiſſimus: ipſe
Quàm vellet plagam carne ſubire ſuâ!
Omnis in ægrotis carorum cura parentum
Stat natis, ſolos ardet & omnis amor.
Inquirit medicos curâ non deſide cunctos,
Quos habuiſſe licet, deq; malo queritur.
Nil profecturis ſed ſumtibus omnia tentat,
Nullius hoc medici vincitur arte malum.
Ergò ubi jam nullis Podalirius adjuvat herbis,
Atq; Machaoniâ nil reparatur ope.
K 3Is[78]
Is tandem, medicum ſimul & qui condidit herbã,
Adjuvat, illius eſt non breviata manus.
Adjuvat, illius eſt quàm perfectiſſima cura,
Quam novus haut morbus rumpere, mors -
poteſt.
(trem
Suſtentant multum quæ dico; ſed hæc quoq; pa -
Ad conſolandum non leve pondus habent.
Quanta tuæ pietas fuit hîc degentis Elisæ,
Carmine quæ multis eſt celebrata viris,
Quam noſter Janus conſanguineo ſingultu
Flet, verſuq; abſens funera proſequitur.
Non ſimilem videas multis in millibus unam,
Qualis at illa fuit, talis & iſte fuit.
Deditus haut ſtudio Themidis, quo curia gaudet,
Et quo terreni principis aula, fuit.
Arte nec à medica qui decerpuntur honores,
Nec quas dat, petiit, forte Galenus, opes.
Sorduit hoc, illud: placuerunt verba Salutis,
Mollis ei lectus pagina ſacra fuit.
Optima, Jane, tibi pars eſt electa, Jehova
Præſervat partem quam ſuper axe tibi.
Non Elisæe tibi cœleſtis cura Parentis
Pignora multa dedit, ſed pia, macte bono!
Frugi natorum multi nimis eſſe nequibunt:
Degenerum verò vel nimis unus erit.
[79]
Dividit in geminas tamen hæc ſua munera partes
Tecum, qui dederat munera tanta priùs.
Major majorem partem juſtè Pater aufert,
Et minor hîc gaudet parte minore pater.
Idq;, ut, cœleſtûm ſemper memor, æmula cœli
Pectora, quæ jam fert, pòſt mage ferre velit.
Tu pie nunc nobis tandem Sigmunde ſuperſis,
Qui Vita eſt, vitam proroget, Ille, tuam!

Sic piorum parentum luctum ſolabatur Daniel Hampergerus, Paſt. in inf. Hanſd.

Sequitur ejusdem, Ad eosdem ampliûs eri - gendum, Triumphus Stoeggelianus.

MOrtis, Joannes præclaro ſanguine cretus
Stoeggelûm, creperi per plurima tem -
pora morbi
Condidicit, planè nihil extimuiſſe furores,
Ultimus is quamvis ſit & atrociſſimus hoſtis.
Adde, quod addiderit magnas in milite vires
Iſthoc Dux Christus, ſub quo ſua ſigna reportant
Hi, quibus eſt animus lucis contemtor egenæ
Hujus,[80]
Hujus, & æternam ſperant poſt fata coronam.
Credenti virtute igitur, pia vulnera ſpectans
Archiducis Christi, duriſſima Janus inivit,
Magnanimũ Heröem præſtans, certamina mortis;
Ac Satanæ & morti eſt præfortiter obluctatus,
Experiens clypeum, ſua ſpiritualiaq; arma:
Victor & evaſit pugnans: lætusq; ad ovantes
Conceſſit ſocios Christi, celebremq; triumphum.

Ad Virum Ornatiſs. Dn. Elisæum Stoeggelium, Pharmacopolam Glacenſem celeberri - mum, Obitum præmaturum Filii Dn. Joannis Stoeggelii, Viri juvenis præſtantiſſimi, lugentem, Carmen conſolatorium.

SIC tibi, ſumme Deus, viſum, Stög -
gelus ademtus,
Et terras, florens, inopina morte reliquit;
Quis,
[81]
Quis, vitam & mores ſi ſpectes, ſanctior illo?
Quid, quod Chriſticolam decuit, dic, defuit illi?
Judicio, & ſuavi lingvâ quis præſtitit illi?
Extitit at tantis quám rara modeſtia donis!
Quis tibi, Vir præſtans, lachrymarum flumina
Ut deſiderium tanti Filì, atꝙ dolorem,
(ſubdat,
Imis viſceribus conceptum, effundere poßis?
Non certé immeritó caſſum citó lumine defles
Natum: (nam renuens cognato ſangvine tangi,
Tygridis, haud hominis, ſævæ eſt hic nomine dignus:)
At gaudere pium fletum moderamine crede,
Adꝙ animũ revoca, minuant quæ pondera luctus.
Aſpera non etenim Natum Libitina ſacravit
Omnem, at parte ſui vivit meliore ſuperſtes.
Angelicis vectus Superûm in Capitolia bigis,
Nunc celebres peragit vivus de morte triumphos,
Inter & aligeros plaudens, manesꝙ́ beatos,
Exoptata ſui hìc Christi usꝙ́ tuebitur ora:
Audiet Hunc, totusꝙ́ Huius pendebit ab ore
Doctoris docto, cœleſti lumine fulgens.
Ergó animo reputans, Nato quod regna ſuperna,
Pacta piæ fidei, pateant, & funera fiant
Fœnora, fac cohibe gemitus, triſtesꝙ́ dolores,
Et Nato, fruitur quâ nunc, gratare quietem.
LTem -
[82]
Tempus erit, juſtus quo totius Arbiter orbis,
Vos iterum aſtratâ junget regione receptos.

Georgius Zeutschnerus Art. & Philoſoph. Magiſter, Scholæ Glacenſis Rector.

IesV MeDICo InVItato, Anagramma Conſolato - rium ex Paradiſi hortulis Parentibus mœſtiſſimis Glacii de - gentibus mittebat A. IesVs est MeDICVs IohannIs, Johannes Stoeggelius Vratislaviensis. ἀναγραμματικῶς: Est Jehova Salus: Sal - vor: Signetis in igne.

O Vos dilecti Glacii quos linquo Parentes,
Ponite mœrorem: vos ego flere veto.
Nam[83]
Nam Jehova Salus noſtra eſt, ſignetis id ambo,
Et perpendatis ſæpius igne crucis.
Salvor in igne necis. per mortem cœlica ſeando
Tecta, quid enumerem? ſalvor ab igne crucis.
Liberor à morbo, qui me tria luſtra fatigans
Non hilarem paſſus membra fovere diem.
Crux abiit: mors atra mei modò corporis artus
In tumulum rapuit: Terra caduca vale.
Lux redit egreſſo: calidum mutatio dulcis
Fletum abigat: veſtras exhilar abo genas.
Noſtrum quando latus cingetis uterꝙ Sepulehro:
Mens noſtra æternâ vivet in arce poli.
Quos crucis expertos ſpoliatos deſero Nato,
Ad Cunei dictum, ceſſet in æde Dolor.
Nam me non patior luctu revocarier ullo:
Vivo Deo, & placidè mortua membra cubant.
In prato Jehova ſuo vos floribus ambos
Nutriat, hi Satanæ tela, necisꝙ́ fugant.
Eſt Jehova Salus: ſalvor: ſignetis in igne,
Ex crucis utre virum liberat urna necis.
Spe quod vix habui: nunc re ſum lætus adeptus:
Spes non confundit: Spe retinete Fidem.
Quam rationis opus non dat mortalibus acris:
Illa ſed à Flatus numine ſola datur.
L 2Niti -[84]
Nititur in vetitum ratio: Fideiꝙ́ repugnat
Articulis: Simplex cœlica candor habet.
Omnipotens Deus & Dominus de virgine Jesus
Natus homo me humilem ſangvine tinxit ovem.
Hujus ego à teneris juravi in verba Magiſtri,
Qui tremulas verbo fallere neſcit oves.
Felix qui Chriſti didicit confidere verbis.
Mentiri eſt hominum: dicere vera Dei.
Nodoſæ ereptum ſtimulis grave triſte Podagræ
Cor veſtrum ad Nati viſcera carpet iter.
Elisæe Pater: mea mater Elisa valete:
Tuꝙ́ Sigismunde ò Frater amande vale.
Vos expecto Senes: Verbis inſiſtite Chriſti,
Lucida qui monſtrat ſolus ad aſtra viam.
PonIte Mœrores porrò Vos oro parentes:
Non pat Ior LethI teLa, IVbente Deo.

Amoris & amicitiæ ergò exarabat Bethſaidæ Sileſior. Bartholomæus Hebelius Glacenſis: nunc Pro Notarius & judicii civitatis Carnovi - enſis Scriba ad Oppam 1614.

Johan -[85]

Johanns Stoͤckel in ſeinm Abſcheid Sein Eltern troͤſt in jhrem Leid:

O Beide liebſte Eltern mein /
Vmb mich ſolt jhr nicht traw -
rig ſein.
Denn GOTT mein Heil iſt:
merckets wol:
Ja diß im Hertzen hafften ſol.
Der Tod bracht mir die Seligkeit /
Vnd endet all mein Creutz vnd Leid.
Die Kranckheit / ſo mich funffzehn Jahr
Geplaget hart / muſt weichen gar.
(kranck /
Mein Creutz flog weg: Mein Coͤrper
Kroch in die Erd / GOtt ſey gedanckt /
Vors Zeitlichs GOtt das Ewig giebt /
Der Wechſel gutt / euch nicht betruͤb /
L iijJch
[86]
Jch wil euch endlich wieder ſehn /
Wenn jhr aus dieſer Welt werd gehn.
Betruͤbt euch nicht / folgt Chriſti Lehr /
Hoͤrt auff zu weinn: gebt Gott die Ehr.
Denn eur klagen dienet mir nicht /
Bringt mich nicht euch / mir nichts ge -
Bey Barbaren vnd Eliſabeth /
(bricht /
Mein lieben Schweſtern leb ich ſtet /
Gott euch mit ſeinen Bluͤmlein ſterck /
Zu vberwuͤnden Satans werck.
Gott iſt mein Heil: ach merckets wol.
Jm Tod ich werd der freuden vol.
Außm Creutz ich in das leben ſpring /
Der Tod mir freud vnd wonne bringt.
Was ich gehofft / hab ich erlangt /
Bey euch mir offt war hertzlich bang.
Behalt in hoffnung rechten glaubn /
Niemand das Ewig euch wird raubn.
Helff Gott / daß jhr mit ewigr freud
Ergoͤtzt werdet nach eurem leid.
Schickt
[87]
Schickt euch von hinnen auff die Reiß /
Vnd ſagt dem HErrn lob / ehr vnd preiß.
Denn jhr mich nur geſchickt voran /
Mit freud ich euch werd ſchawen an.
Geſgn euch Gott lieb Eltern mein /
Vmb mich ſolt jhr nicht traurig ſein.

Aus ſonderlichem Chriſtli - chem mitleiden Bartholomæus Haͤbel von Glatz / jetzo Gerichtſchreiber zu Jegerndorff.

[figure]

Gedruckt zur Lignitz durch Nicolaum Schneider 1614.

About this transcription

TextPatientia Hiobi, Die geduldige Jobbe/ Oder-Hiobs geduld von derselbigen ursachen
Author Matthias Kheil
Extent87 images; 13201 tokens; 4419 types; 88579 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationPatientia Hiobi, Die geduldige Jobbe/ Oder-Hiobs geduld von derselbigen ursachen Eine Christliche Leichpredigt Vber den Spruch Hiobs am 19. Ich weis daß mein Erlöser lebet etc. Gehalten bey dem Christliche Begräbniß/ Des Ehrnvesten vnd Wolgelarten Herrn Johannis Stöggell Matthias Kheil. . 87 Nicolaus SchneiderLiegnitz1614.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 O 717/21 / 510589

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:35:52Z
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Holding LibraryUniversitätsbibliothek Breslau
ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 4 O 717/21 / 510589
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