PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Leichpredigt /
Bey der Begrebnuß / Weiland der Ehr - vnd Tugendſamen Frawen / AGNETIS Schmoͤllin / Deß Ehrwuͤrdigen vnnd Wolgelehrten Herrn JOHANNIS APPELLERI, Pfarrherrs zu Naßſtetten / vielgeliebter Haußfrawen / Chriſtlicher Gedechtnuͤß: Welche den 16. De - cembr. Anno 1614. ſanfft vnnd ſeliglich in Gott dem HErrn entſchlaffen / folgends aber den 19. Decembr. jhr Leichnam mit Chriſtlichen Ceremo - nien / vnd beyſtand der Nechſtverwandten / vnd groſſer Frequentz an - derer Mann vnd Weibsperſonen / in die Kirche zu Naß - ſtetten / Chriſtlicher vnd Ehrlicher weiſe zur Erden beſtattet worden.
Gedruckt zuMarpurg/ durchRudolph Hutwelcker/ Jm Jahr /M. DC. XVI.
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CASPAR STURMIUS, SS. THEOLOGIÆ DOCTOR ET PROFESSOR, Stipendiariorum Ephorus, et Con - ſiſtorii Eccleſiaſtici Aſſeſſor in Academia Marpurgenſi. JOANNI APPELLERO IN ECCLESIA NA - ſtadienſi Miniſtro fideli, ſuo Domino & Amico perveteri.

S〈…〉〈…〉 Doctiſſime mi Appellere, Præter ſpem meam
omnem accidit, ut tibi luctuoſo obſequio invi -
tus gratificarer. Eheu ſpes noſtras fallaces! Spe -
raveram fore ut quanquam ſenex Te tamen ali -
quando lætiorem conſpicarer: Sed quoniam fa -
ti neceſſitas vel potius Dei inevitabilis volun -
tas ita tulit, hanc quoque fortunam feremus. Interim qua pie -
tate es, Tibi ipſe dolorem leni recordatione tùm illarum rerum,
quæ Chriſtianos Maximè decent, tùm Virtutis in Agnete tua,
quam in illa ex concione transmiſſa egregiam, & non Tibi
uni Marito, ſed vicinis quoque gratam admodum fuiſſe intel -
lexi. Epitaphia duo Tibi mitto, non illa quidem vel docta,
vel accuratè elaborata, ſed quæ à Sene Tui amantiſſimo Tuâque
in cauſa non minimùm Teſti provenire potuerunt. Deus Te ipſe
ſoletur, & in liberis tuis ſanctè educandis virtute efficaciaq́; ſua
Te etiam atq; etiam juvet. Equidem juxtà Te Tuoſq́;, dum Dei
me clementia ſoſpitaverit, ju vare, vobisq́;, quâ potero, cõmodare
nõ ceſſabo. Nec eſt quod metuas, ne meus erga Te animus bene -
volentiſſimus vel loci diſtantiâ, vel raritate congreſſuum, vel of -
fenſione aliqua minuatur. Facilimè hoc metu liberabere ſi quàm
Te Ego præ cæteris complurib. ob virtutem doctrinamq́; hacte -
nus ſemper complexus ſim arctiſſimè, ſatis perpenderis. Securum
itaq; Te quietumq́; eſſe jubeo, polliceorq́; priùs futurum, ut --
A 2Qui[4]
Qui nunc Heſperias contendit Rhenus in oras
Flumina converſis alta reducat aquis,
quàm aut oblivione aliqua, aut inſperato rerum tuarum contem -
ptu, animum ſemper Tui cupidiſſimum immutem. Hæc intimo
Tui amore, vicisq́; Tuæ ſeriâ cõmiſeratione ductus ſcripſi. Vale,
Deo nitere, & uti ſortem ſecundam prudenter & humiliter tuli -
ſti, ita adverſam (id quod nos condecet) fortiter tolera, animo
volvens illud Horatii:

Sperat infeſtis, metuit ſecundis Alteram ſortem bene præparatum Pectus. In ſcribendo brevitatem, occupationum pondus, & ætas ingra - veſcens excuſabunt. Signatum Marpurgi, die S. Margarethæ, Anno 1615. T. Rev. obſervantiſſ. Caſp. Sturmius.

EPITAPHIUM EJVSDEM AVTHORIS.

SChmollinam optimus optimam Maritam
Appellerus Janus hoc ſepulchro
Mœrens depoſuit, Puerperarum
Cùm perfuncta doloribus videri
An cœlos prece pervolaſſet: Eheu!
Dixit Relligioq́ue Caſtitasq́ue
Ac Vicinia tota, tam vigente
Hoc terris decus eripi juventâ!

Aliud Ejusdem.

CEde locis hoſpes, non hæc umbracula cuivis
Tam ſacra ſe curo ſunt adeunda pede.
Dormit enim hîc caſto Schmollina quieta ſepulchro
Per ſomnum Mundo mortua, viva Deo.
Vive[5]
Vive Deo Schmollina, Tuas vicinia laudes
Prædicat, Aſtra animam, Cætera mater habet.

ΠΡΟΣΦΩΝΗΣΙΣ UXORIS AGNETIS AP - pellerianæ, Ad Dn. MARITUM VIDUUM, DULCES liberos, & pios quosvis: Authore, Dn. FRANCISCO BRIÆO, PASTORE Bornicenſi.

EN Salvatorem mundi ſcio vivere verè,Job. 19.
Hacce fide vixi, & mortua vivo ſimul. Gal. 2.
Ergo meam mortem, Nati, & Reverende MariteJoan. 11.
Non deflete nimis, ſed modus eſto decens. 1. Theſſ. 4.
A iijLeich -6

Leichpredigt.

Textus ex Geneſ. cap. 35.

VNnd ſie zogen von Be - thel / vnnd da noch ein feldtweges war von E - phrat / da gebahr Rahel / vnnd es kam ſie hart an vber der geburt. Da es jhr aber ſo ſawer ward in der geburt / ſprach die Wehmut - ter zu jhr: Fuͤrchte dich nicht / dann dieſen Sohn wirſtu auch haben. Da jr aber die ſeel außgieng / daß ſie ſterben muſte / hieß ſie jhn Benoni / aber ſein Vatter hieß jhn Benjamin. Alſo ſtarb Rahel / vnd ward begraben an dem wege gen Ephrat / die nu heiſt Bethlehem. Vnd Jacob richtetein7ein Mahl auff vber jhrem grabe / daſſelbe iſt das Grabmahl Rahel biß auff dieſen tag.

EXORDIUM.

JHr geliebte im Herrn / diß iſt einExordium ſumptum à frequen - tatione hit - jus templi inſolita & intempe - ſtiva. vnzeitiger / vngewoͤhnlicher vnnd gantz betruͤbter Kirchgang / wie auß nachfol - genden vrſachen erſcheinet. Denn Vnzeitig / vngewoͤhnlich vnd trawrig iſt dieſer vn - ſer Kirchgang / dieweil dadurch ordinarium tempus Puerperarum wird anticipirt. Denn es hat Gott der Allmechtige / als ein Liebhaber deß lebens / in ſei -Sap. 11. nem Geſetz den Juͤdiſchen Kindbetterinnen verord -Levit. 12. net / daß / wañ ſie ein knaͤblein gebehren wuͤrden / ſie ſich 40. tage innen halten / vnnd zum Heyligthumb nicht kommen ſolten / da ſie aber ein Maͤgdlein zur Welt bringen wuͤrden / ward ſolche zeit jhnen du - plirt / ehe ſie jhren Kirchgang halten duͤrfften.

Ob aber wol wir Chriſten im newen Teſtament an ſolche Moſaiſche ſatzung vnnd euſſerliche Kir - chen Ceremonien nicht verbunden: Sondern durch Chriſtum den Erſt-vnnd eingebornen Gottes vndMarien8Marien Sohn davon befreyet; Sintemal das Ge - ſetz vnſer Zuchtmeiſter geweſen auff Chriſtum. Nu aber der kommen / vnd ſich vnter dz Geſetz gethan /Galat. 3. & 4. ſeind wir nicht mehr vnter dem Zuchtmeiſter / Gal. 3. & 4.

1. Pet. 3.Jedoch weil das Weibiſche / dz ſchwechſte Werck - zeug iſt / vnd die Geburtsſchmertzen ſo groß ſeyndt /Eſa. 26. 37. daß die Propheten die hoͤchſte angſt vnnd drangſal dadurch vorbilden. Daher Alceſte deß Koͤnigs Ad - meti Gemahlin recht geſagt / Se malle bis in acie ſtare, quàm ſemel parere: Vnd dann gewiß / daß die leibs - kraͤfften durch die ſchmertzen der Geburt ſehr ge - ſchwecht werden: So wird billich noch heutigs tages Chriſtlichen Kindbetteriñen die zeit vnd ehre gegoͤnnet / daß ſie ſich ein zeitlang innen halten / jrer ſchonen / vnd jhrer geſundheit pflegen / damit ſie wi - derumb zu kraͤfften kommen / vnnd dann darauff nach Gottes willen / einen geſunden vnnd froͤlichen Kirchgang halten moͤgen. Welche zeit vns auff diß - mal anticipirt vnd verkuͤrtzt / daher dañ dieſer Kirch - gang vnzeitig genennet wird. Vnd koͤnnen demnachPſal. 139. wol mit David ſagen / wunderbarlich ſeind deine wercke: Vnd mit erinnerung deß gerichts Gottes;Pſal. 77. Gott dein weg iſt heylig!

II. 2. Vngewoͤhnlich iſt dieſer vnſer Kirchgang / die - weil ſonſten mit den Sechswoͤchnerinnen niemanddann9dann die nechſten Freunde / Nachbarinnen vnd Ge - vatterinnen pflegen zur Kirchen zugehn / Jetzo aber nicht allein zugegen ſeind die nechſte Freunde vnnd Nachbarn / ſondern auch die gantze Buͤrgerſchafft / von Mañ-vnd Weibsperſonẽ / in anſehnlicher ver - ſamlung ſich finden laſſen / ja Adliche vnd Vnadli - che perſonen bey dieſem Kirchgang erſcheinen: Dar - umb dann dieſer Kirchgang auch vngewoͤhnlich er - ſcheinet / vnnd wider mit David zu ſagen haben: Wunderbarlich ſeind deine wercke: Vnd nichs deſtoPſal. 139. weniger vns deß gerechten Gerichts Gottes erin -Pſal. 77. nern / ſagende / Gott dein weg iſt heylig!

Jſt dieſer Kirchgang ſehr betruͤbt / dieweil dieIII. Woͤchnerin / ſampt jhrem beyſtande nicht / wie ſon - ſien gebraͤuchlich / mit ſchoͤnen kleydern geſchmuͤckt / ſondern mit einem ſchwartzen Duch bedeckt / in die Kirche in jhr Schlaff-vnd Ruhkaͤmmerlein getra - gen wird: Die nechſte Anverwandten mit langen maͤnteln / breyten binden vnd ſchleyern / dem vorge - henden Leichnam ſeufftzende nachfolgen / jr hinder - laſſener Herr vnd Witwer / ſampt den kleinen Kin - dern hoͤchlichen betruͤbt / mit bittern vñ heiſſen thre - nen vnnd weinen præſens comparirt, gleichſam mit David ſagende: Du ſpeiſeſt vns mit Threnenbrot /Pſal. 80. du trenckeſt vns mit groſſem maß voll threnen.

Ja wir alleſampt haben deßwegen ein Chriſt -Blich10lich mitleyden / vnnd trawren mit den Trawrigen / wie Paulus ſagt ad Rom. 12. & Syr. 7. Darumb iſt die - ſer Kirchgang auch vnzeytig / vngewoͤhnlich vnd be - truͤbt / vnd erinnern vns abermal der Worte Da -Pſal. 13. vids: Wunderbarlich ſeynd deine wercke: Vnd hin -Pſal. 77. widerumb / Gott / dein Weg iſt heylig!

IV. 4. Jſt dieſer Kirchgang auch vnzeitig vnnd be - truͤbt / ratione Mei, wegen meiner. Dann vor 4. wo - chen waren wir geſund vnd ſtarck / froͤlich vñ guter ding in dem HErrn / zu Bornich auff meines juͤng - ſten Sohns Johannis-Joſten Kindttauff beyſa - men / darbey dann auch erſchien beneben jrem lieben Herrn vnſere abgeſtorbene / vñ nu ſeliglich ruhende Mitſchweſter / meine liebe Schwaͤgerin vnd Gevat - terin Agneß / ſeliglicher gedechtnuß. Als mir nun ſolche bottſchafft von jrem Todt zu ohren kommen / Ach wie kam vns Eheleuten ſolches ſo ſchmertzlichPſal. 85. vor! Ach wie hertzlich gern hetten wir geſehen / daßPſal. 78. & 44. Gott in dieſem Fall freundlicher hette geredt / vnd daß er wie ein ſchlaffender erwacht / ſein Antlitz nit verbogen hette! Ach wenn wir auch cum periculo cor - poris noſtri hetten koͤnnen raht finden / wolten wir nichts denegirt haben! Nun aber muͤſſen wir ſamptPſal. 77. andern ſagen: GOtt / dein Weg iſt heylig. Dar - umb iſt dieſer Kirchgang vor das 4. vnzeittig vnnd betruͤbt.

Ob11

Ob aber nun zwar ſolche trawerfaͤlle fleiſchEventus tales Tra - gici quo - modo cõ - ſiderandi. Gal. 5. Canitur. vnnd blut nicht gefallig / ſo muͤſſen doch die Recht - glaͤubigen / vnd welche den Geiſt Chriſti haben / im Geiſt wandeln / ſprechende:

Dein Will geſcheh HErr Gott zu gleich /
Auff Erden wie im Himmelreich. Item:
Was mein Gott will das geſcheh allzeit /
Sein will der iſt der beſte.
Dann zu helffen er iſt bereyt /
Die an jhn glauben feſte.
Er hilfft auß noth der fromme Gott
Vnd troͤſt die Welt mit maſſen /
Wer Gott vertrawt / feſt auff jhn bawt /
Den willer nicht verlaſſen. Item:
HErr wie du wilt ſo ſchicks mit mir
Jm leben vnd im ſterben /
Allein zu dir ſteht mein begir /
Laß mich HErr nicht verderben /
Erhalt mich nur in deiner huldt /
Sonſt wie du wilt / gib mit geduldt /
Dein Will der iſt der beſte.

Muͤſſen alſo in ſolchen vnnd dergleichen fällen den Raht / Willen vnd Gerichte Gottes erkennen. Darumb ſagt recht Taulerus: Ubi Crux, ibi lux, ubi ten -Taulerus. Auguſt. tatio ibi oratio. Vnd Auguſt. Imponit Deus crucem, non ad premendum ſed ad medendum, non ad diminutionem ſed ad augmentũ. Huc pertinet integrum dictum Ebr. 12. MeinEbr. 12. Sohn / achte nit gering die zuͤchtigug deß HErrn /B ijvnd12vnd verzage nicht wann du von jm geſtrafft wirſt. Denn welchen der HErr lieb hat / den zuͤchtiget er / er ſteupt aber einen jeglichen Sohn / den er auff - nimpt.

Hanc voluntatem, conſilium & judicium Dei conſi - derantes recto incedunt tramite, Von denen ſagt Da -Pſal. 31. vid / Pſal. 31. Wie groß iſt deine guͤte / die du verbor - gen haſt / denen / die dich fuͤrchten / vnd erzeigeſts de - nen / die fuͤr den Leuten auff dich trawen / du verbir - geſt ſie heimlich bey dir fuͤr jedermans trotz / etc.

Prov. 16.Wol dem der ſich auff den HErrn verlaͤſt.

Ein ſolches hat in effectum deducirt Jacob derEſa. 9. Ertzvatter / darumb hat jn auch der Engel deß groſ -Gen. 48. ſen Rahts beſchuͤtzet / beſchirmet / vnd von allem v - bel erloͤſet.

Hæc Exordii Ioco præmiſſa ſufficiant: progrediemur nunc ad ſequentia.

PROPOSITIO.

WAS nun den vorgeleſenen Text anlangen thut / woͤllen wir denſelbigen vermittels Goͤttlicher gnaden an die Handt nehmen / vnd in zweyen ſtuͤcken betrachten.

I. 1. Wollen wir handeln von der lieben Ra - hel / wer ſie geweſen / wie es jhr im Eheſtandt / vnnd am Ende jhres Lebens ergangen.

2. Von13

2. Von dem Patriarchen Jacob / wie er hierin -II. nen GOttes willen erkandt / mit gedult ertragen / vnd nach abſterben ſeiner hertzlieben Rahel / jhr ein Monumentum vnd Leichgedechtnus angerichtet.

Hiervon nun zu vnſer aller beſſerung / ermah - nung vnd troͤſtung fruchtbarlich zuhandeln / woͤlle der Vatter der Barmhertzigkeit / vnd GOtt alles troſtes / deß heyligen Geiſtes gnad / huͤlff vnd bey - ſtand vmb JEſu Chriſti willen auff beyden ſeyten reichlich verleyhen vnd mittheilen / Amen.

PARS I.

QUod nunc attinet originem Rahelis, Jſt Rahel deßI. Origo Ra - helis. reichen Syrers von Haran / Labans juͤngſte Tochter geweſen. Laban aber iſt ein Bruder gewe -Gen. 31. ſen Rebeccæ, Matris Jacobi. Jſt alſo Laban reich ge -Gen. 29. weſen / Rahel aber ſchoͤn von Angeſicht / darumbGen. 29. hat Jacob Rahel lieber gehabt denn Leam.

Seynd alſo Reichthumb vnnd Schoͤnheit deßDoctrina. Leibs / Gottes gaben / welches wir erkennen ſollen. 1. Cor. 4.Was haſtu Menſch das du nit empfangen habeſt? Admoni - tio. Fructus. Vnd Gott darfuͤr dancken / vnd demuͤtig ſeyn. Dañ die ſich demuͤtigen erhoͤret Gott / vnd wer ſeine Au -Job. 22. gen niederſchlegt der wird geneſen.

2. Ratione conjugii, anlangend jhren Eheſtand /II. ConjugiũB iijiſt14iſt Rahel dem Ertzvatter Jacob verehlicht wor - den / welches hoͤchlichen zu ruͤhmen / vnd nicht ohneProv. 19. regirung Gottes deß Allmechtigen zugangen. Deñ wie ein vernuͤnfftig Weib vom HErrn koͤmpt; alſo gibt Gott der Allmechtige auch fromme vnnd ehr - liebende Ehemaͤnner.

Tranſitio ad Archi - patres. Es ſeynd aber die Ertzvaͤtter geweſen Luminaria Mundi, Patres patriæ, Præſidenten im geiſtlichen vnd weltlichen Regiment / Quos inferiores cum ſubjectione ſummè coluerunt, welche bey andern in groſſem An - ſehen geweſen / vnnd vor welchen ſie ſich auch ge - foͤrchtet haben. Dieſem Ertzvatter iſt Rahel conju - gii vinculo vertrawet geweſen.

Tranſitio ad Con - ſanguini - tatis gra - dum. Es iſt aber Rahel dem Jacob mit Blutfreundt - ſchafft im andern gradu verwandt geweſen / Sinte - mal Jacobs Mutter die Rebecca / Labans Schwe - ſter war / Rahel aber Labans Tochter; Seynd alſo Jacob vnd Rahel / Schweſter vnd Bruͤder-Kinder geweſen.

Solche nahe Verwandſchafft aber zufreyen / ſoll vnd wird billichen heutigs tags nit concedirt, thut auch nicht von noͤhten. Darumb ſoll man ſich hier beyleufftiger weiſe erinnern laſſen / keines weges zu nahe in das Gebluͤt zufreyen / damit nit die Blut - ſchulden geheuffet werden / vnnd jhme kein boͤſe ge - wiſſen zumachen habe. GOtt aber hat dieſes alſogedul -15geduldet / ut ſciretur ex qua tribu Chriſtus eſſet naſciturus, vnd wie Auguſtinus ſagt / factum eſſe propter raritatem ho - minum.

3. Ratione morum, anlangend nun jhre ſitten / vndIII. Mores. wandel / iſt Rahel nicht weniger als die fromme Ruth / ein tugendſam Weib zunennen. Ruth. 3.

Dann 1. iſt ſie geweſen fromm vnd gottſelig / wie Hanna. Vnnd ob ſchon jhr Vatter Laban ſich nochLuc. 2. mit den Goͤtzen hat geſchleppet / hat ſie doch den ei - nigen waren Gott / wie er ſich dazumahl in ſeinem Wort geoffenbaret / den GOTt Abraham / Jſaac vnd Jacob erkannt vnd angebetet.

Es iſt aber ware Gottſeligkeit die Haupttugend aller anderer tugenden. Dañ die Furcht deß HErrnPſal. 111. iſt der Weißheit anfang. Das iſt eine feine klugheit / wer darnach thut / deß Lob bleibet ewiglich. DieSyr. 1. Furcht deß HErrn wonet allein bey den außerwehl -Syr. 25. ten Weibern; Die Furcht deß HErrn geht vber al -Syr. 41. les. Gelt vnnd gut macht muth / aber viel mehr die Furcht deß HErren.

Es iſt ein groſſer gewinn / wer da gottſelig iſt: Die1. Tim. 6. Gottſeligkeit iſt zu allen dingen nuͤtz / etc. 1. Tim. 4.

Pietate nullum eſt præſtantius iucrum, haben die alten geſagt. Hinwiderumb ſagt Salomon: Ein ſchoͤn Weib ohne zucht / iſt wie ein Saw mit einem guͤldenProv. 11. Haarband. Lieblich vnd ſchoͤn ſeyn / iſt nichts / einProv. 31. Weib das den HErrn fuͤrchtet ſoll man loben.

Jſt16

Jſt alſo Rahel mit warer Gottſeligkeit gezieret geweſen / in krafft welcher ſie hat koͤñen ſagen: Das iſt meine frewde daß ich mich zu GOtt halte / vnndPſal. 73. meine Zuverſicht ſetze auff den HErrn HErrn / daß ich verkuͤndige allein dein thun. Ergo celebranda. Darumb iſt ſie lobens werth.

2. Jſt auch geweſen humilis & laborioſa, demuͤh - tig / zuͤchtig / arbeytſam / vnd gehorſam / ſchemet ſichGen. 29. nit jhres Vatters Schafe zuhuͤten / vnd die Hauß -Prov. 31. haltung zubeſtellen / gerne arbeytend mit jren haͤn - den.

3. Fuit prudens & ingenioſa, eine verſtaͤndige / ver - nuͤnfftige vnd beſcheidene Matron / die jren Hauß - wirth nicht allein hertzlich geliebet / ſondern auch ſo viel muͤglichen verhuͤtet / daß er nit entruͤſtet wuͤrde. Wie vernuͤnfftig antwortet ſie jhrem Vatter / da er Jacoben nachjagte / vnd ſeine Goͤtzen ſuchte / davonGen. 31. zuleſen Geneſ. 31. Alles zu dem Ende gerichtet / daß ſie jhren Vatter nicht erzuͤrnete / vnd jren EhemannGen. 31. nicht in gefahr leibs vnd lebens braͤchte.

Dieſe Tugend miteinander / wo dieſelbige zuſa - men tretten / vnd an einem Menſchen glentzen / ſeynd ſie ſchoͤne Ornamenta, daß man wol von ſolcher Per -Syr. 6. ſon ſagen kan; Sie hat eine guͤldene Kron mit einer Purpurhauben auff jhr Haͤupt geſatzt. Rahel a - ber hat ſolche virtutes vnd ornamenta an jhr gehabt. Dar -17Darumb hat ſie eine guͤldene Krone mit einer Pur - purhauben jhr auffgeſatzt.

Solche Matronen werden ferner in GOTtes Wort alſo außgeſtrichen.

Proverb. 12. Vocatur eine Krone: 14. Vocantur weiſeProv. 12. Weiber. Cap. 31. Vocatur eine Perle / jhres Mannes14. Hertz darff ſich auff ſie verlaſſen / ſie thut jm liebesProv. 13. vñ kein leydts ſein lebenlang. Ein tugendſam WeibSyr. 26. iſt ein edle Gabe / vnd wird dem gegeben der GOtt fuͤrchtet.

Vocatur ein Seule vnd Zaun / Syr. 37. Decus domus, E -Syr. 37. zech. 24. Menander vocat σωτηρίαν βίου, Servatricem vitæ,Ezech. 24. domusatq; diſciplinæ.

O welchem GOtt ein ſolch Weib beſchert / der hat Gott zu dancken. Jacob aber hat eine ſolche an ſeiner Rahel gehabt. Darumb er Gott billich ge - danckt hat: Aber hoͤchlichen widerumb betruͤbt / als jhme dieſelbige durch den Todt wider genommen worden.

4. Conſiderabimus Rahelem, ratione procreationis li -IV. Liberi & Mors. berorum, atq; vitæ exitus.

Woͤllen aber nicht ſagen von dem dolo, welchen Laban ſo wol an jhr / als an jhrem Ehwirte began - gen / davon man ſelbſt leſen kan / Gen. 29. Gen. 29.

Als aber nun Rahel in den Ehſtandt kommen / da findet ſich anfenglich ſterilitas, als wann ſie gantzCvnd18vnd gar vnfruchtbar wuͤrde bleiben / vnd gehet mit jhnen wie man ſagt in dieſen verſen:

Ut triſtis ſine ſole dies, ſine ſidere nox eſt: Sic triſtis ſine prole domus, ſine compare lectus. ()

Welche Vnfruchtbarkeit / dann in dem Volck Got - tes eine groſſe Schmach geweſen / darumb fengt ſieGen. 30. auch an auß Vngedult mit Jacoben zu expoſtuliren, davon zuleſen Gen. 30. Jacob aber ſagt / bin ich doch nit Gott / der dir deine Leibes fruͤchte nit geben will. Pſal. 113.Darumb ſagt David recht / Pſal. 113. Der die Vn - fruchtbare im hauſe wonen macht / daß ſie eine froͤ - liche Kindermutter wird. Poſtquam autem ſeptem an - nos in ſterilitate impleviſſer, Nach 7. Jahren jhres Eh - ſtandts / iſt Rahel allererſt ſchwanger worden / vndJoſephus naſcitur. hat den Joſephum zur Welt gebracht. Jn mitler zeit aber ſeynd 10. Jar vergangen / ehe ſie wider ſchwan - ger worden: Als aber dieſelbige verfloſſen / hat ſie Gott gnediglich wider angeſehen / vñ ſie mit Leibes Frucht widerumb geſegnet: Als nun ſolches alſo ge - ſchehen / vnd Rachel wider ſchwanger worden / dar - uͤber Jacob vnd Rachel hoͤchlichen erfrewet / nemen ſie jnen beyden ein Reyß vor / willens zu dem Ertz - vatter Jſaac zuziehen / dieſe vorſtehende bona novaGen. 32. jhme zu renunciiren, das puerperium auch ohne zweyffel bey jme zuhalten / vnd / wie Gott dem Jacob erſchie -nen /19nen / vnd multiplicationem ſeminis verheiſſen / zu refe - riren.

Darauff erfolget triſtis vitæ exitus: Als ſie nun auff der Reyſe geweſen / vndernimpt der Allmech - tige Gott / der lieben Rachel die Reyſe / fenget an vff dem wege zu kraͤncken / vnd zugebaͤhren / vnd als es ſie hart ankompt / ſpricht die Wehmutter getroſt zu jhr: Foͤrchte dich nicht / dann dieſen Sohn wirſtuGen. 35. auch haben / wie dann auch geſchehen. Als aber Rachel bey ſich befindet / daß ſie das Leben daruͤber laſſen muͤſſe / nennet ſie jhn Benoni / das iſt / filium luctus vel doloris, ein Trawer vnd Schmertzen-Kind. Darauff faſſet Rachel jhre Seele mit Gedult / dem lieben GOTt dieſelbige befehlendt / gleichſam ſpre - chend. HErr meinen Geiſt befehl ich dir / mein Gott / mein GOTT / weiche nicht von mir / nimm mich in deine hande / O trewer Gott in aller noht / hilff mirRahel moritur in puerpe - rio in vera Dei, agni - tione & fi - ducia fu - turi Meſ - ſiæ. am letzten Ende / ſtirbt alſo ſanfft vnd ſtille in jhrem puerperio vnnd Kindelbett. Vnnd gehet hier alſo zu / wie man pflegt zuſagen: Novus fructus, novus luctus, da Jacob vermeynet mit ſeiner Rachel / bey ſeinem Vatter ein froͤlich Kindelbett zu halten / da wird er zum hoͤchſten betruͤbt / durch den vnverhofften Fall vnd toͤdtlichen Abgang ſeiner hertzlieben Rachel.

C 2SE -20

SEQUITUR BREVITER USUS.

Doctrina. DOCTRINA.

LIberi ſunt dona Dei. Kinder ſeynd eine Gabe Got -a Pſal. 127. tes / vnd Leibesfrucht / ein geſchencke. a Deineb Job. 10. 33. Haͤnde haben mich gearbeytet / etc. b Du laͤſſeſtsc Pſal. 104. auß deinen Odem / ſo werden ſie geſchaffen. c Der du Menſchen laͤſſeſt ſterben / vnd ſprichſt / kompt wi -d Pſal. 90. der jr Menſchenkinder. d Deine Augen ſahen miche Pſal. 139. da ich noch vnbereytet war. e Jch kante dich / ehef Jerem. 1. ich dich in Mutterleibe bereytet. f Hierauß iſt klar vnd offenbar / daß vnſer Leben vnnd Ende / ſtehet in Gottes Haͤnden.

Es ſollen aber die Kinder dem lieben GOtt wi -a Joan. 3. der gegeben werden / durch die H. Tauffe / a 2. durchb Eph. 6. die Zucht / vnd vermahnung zum HErrn / b 3. durch ein andaͤchtiges Gebet / in dem Abend vñ Morgen - ſegen / 4. durch den Todt / ſprechende: Seine Seele gefellt Gott / darumb eylet er mit jhm auß dem boͤ -c Sap. 4. ſen Leben. c

Admoni - tio. ADMONITIO.

I. SIcubi autem Deus nullos dederit liberos. Weñ GottSyr. 16. Eltern keine Kinder gibt / ſollen ſie gedultig ſeyn;Dann21Dann es iſt beſſer ohne Kinder ſterben / dann Gott - loſe Kinder haben. 2. Wann aber Gott der Allmech -II. tige Eltern viel Kinder beſcheret / ſollen ſie ſich erin -Pſal. 127. nern deß Spruchs Davidis: Siehe Kinder ſind ein Gabe deß HERrn / vnnd Leibes Frucht iſt ein Ge - ſchenck: Vnnd der Guͤtigkeit GOttes vertrawen / wenn man Gott wird fuͤrchten / vnd die ſuͤnde mey - den / a Er wird die ſeinigen nicht verlaſſen noch ver -a Tob. 4. ſeumen. b Wol allen die ſeiner harren. c Jtem / derb Ebr. 13. Herr ſegnet die den HErren fuͤrchten. d 3. Es ſollenIII. aber auch die Kinder in der Zucht vñ Vermahnungc Pſal. 16. zum HErrn / von den Eltern aufferzogen werden /d Pſal. 111. 115. 132. ut ſint vaſa in honorem Dei, den Haußherren braͤuch - lich zu allen guten wercken bereyt. e 4. In ſilentio &e 2. Tim. 2. IV. ſpe per mortem Deo reddantur, vnd ſollen in der ſtille / hoffnung vnd gedult / durch deñ Todt GOtt wider gelieffert werden / in betrachtung / daß ſie dardurch vollkommen werden / Sap. 4. Sap. 4.

CONSOLATIONES. Conſola - nes.

AN ſeiner jungen Kinder / (Chriſto durch die H.I. Tauf einverleibet /) Seelen ſeligkeit / ſoll man nicht zweyffeln / dann Chriſtus ſagt: Es ſey dann daß jemand gebohren werde / auß dem Waſ - ſer vnd Geiſt / kan er nit in das Reich Gottes kom -a Joh. 3.C iijmen.22men. Laſſet die Kinderlein zu mir kommen / vnnd wehret jhnen nicht / dann ſolchen iſt das Reich Got -b Mar. 10. II. tes. b 2. Welche auch nach empfangener Tauffe in mittelmaͤſſigen oder hohen Alter / in wahrem Er - kentnuß / Glauben / Vertrawen vnnd Zuverſicht deß Sohns GOttes / von dieſer Welt abſcheiden /Apoc. 14. ſolche ſind ſelig / Ap. 14. Warlich / warlich / ich ſageJoan. 5. euch / wer mein Wort hoͤret / vnnd glaubet deme / der mich geſand hat / der hat dz ewige Leben. Wer mein Fleiſch iſſet / vnd trincket mein Blut / der hat das e -Joan. 6. wige Leben / vnd ich werde jn am juͤngſten Tag auff -Sap. 1. erwecken. Die Gerechten werden ewiglich leben / der HERr iſt jhr Thron / der hoͤchſte ſorget vor ſie.

SEQUITUR. Accommodatio brevis, primæpartis ad defunctam.

I. Defunctæ origo. WAS nun anlangt die Ankunfft vnſerer / in dem HERRN Chriſto / ſeliglich ruhenden Mitſchweſter / meiner lieben Schwaͤgerin / vnd Gevatterinnen / iſt dieſelbige von vornehmen / vnd reichen Eltern zu S. Goar geboren / vnd iſt jhr Vatter geweſen / der Ehrnhafft vnd Wolvornemer Peter Schmoll / ſeliger gedechtnuß / geweſener Be - ſeher / deß Reyniſchen vnnd Landtgräffiſchen Zolls zu S. Goar.

Anlangend nu ermeltes Herrn Peters SchmollnGott -23Gottſeligkeit vnd Andacht / iſt er / wie jedermennig - lichen bekannt / fleiſſig zur Kirchen gangen / Gottes Wort andächtigen gehoͤrt / vnnd nicht leichtlich ein Predigt verſeumet.

Anlangend ſein Ampt / darinnen hat er ein ge - raume Zeit wol ſechs Fuͤrſten von Heſſen loͤblichen vnd trewlich gedienet / in dem er dz Ampt eines Be - ſehers deß Zolls zu S. Goar mit Ehren lange zeit / vnd biß an das Ende ſeines Lebens verwaltet / vnd hat den Zoll zu S. Goar in ein groſſes anſehen vnd auffkommen gebracht.

Anlangend ſeine Haußhaltung / vnd Privat Le - ben / hat er ſolches auch alſo gefuͤhrt / dz daran nichts zu carpiren / vñ wie jn Gott mit Leibsfruͤchten reich - lichen geſegnet / alſo hat er auch ein anſehliches an Haab vnd Guͤtern ſeinen kindern hinderlaſſen / wel - ches auch ein Segen deß HErrn iſt. Von dieſem Herrn Peter Schmollen / geweſenen Beſeher zu S. Goar / hat vnſer ſeliglichen in Gott ruhende Mit - ſchweſter jhre Nativitet: Jſt geboren zu S. Goar / Anno Domini 1581. den 7. Maji / morgens vmb 5. vhr.

Quod conjugium. Jſt vnſere Mitſchweſter piæ me -II. Conju - gium. moriæ, Anno 1601. dem Ehrwuͤrdigen vnnd Wolge - larten Herrn / Joanni Appellero, dero zeit noch Schulmeiſter zu Sanct Goar ſingulari providentiâ, atque fato divino, im zwantzigſten Jahr jhres Alterszu S.24zu S. Goar in der Kirchen / Chriſtlichen vermaͤhlet vnd vertrawet. Vnnd hie muß ich herziehen / dochVal. Max. lib. 7. abſq; contemptu, eines einigen Menſchen deß Themi - ſtoclis reſponſum: quem unicæ filiæ pater conſulebat, u - trum eam pauperi, ſed ornato, an locupleti, ſed parum pro - bato collocaret? Cui is malo, inquit, virum pecuniâ, quàm pecuniam viro indigentem. Quo dicto, ſtultum monuit, ut generum potiùs, quam divitias generi legeret. Hat alſo mit jhrem Herren / in gutem Friede / Eintraͤchtigkeit vnnd Ruhe im Eheſtandt dreyzehen Jahr vnd etli - che wochen gelebt; Hat zur Welt im wehrenden Eheſtandt neun Kinder gebracht / welche alle ge - taufft / deren noch fuͤnſf nach GOttes Willen bey leben.

III. Mores. Anlangend vnſerer in Gott ruhenden Mitſchwe - ſter mores, iſt ſie mit Gottesforcht / Froͤmmigkeit / Zucht vnd Erbarkeit / der tugendſamen Rachel wol zuvergleichen / alſo daß ſie bey maͤnniglichen das Lob gehabt / daß ſie freylichen mulier virtutis gewe - ſen.

1. Dann erſtlichen / ſo iſt ſie geweſen Religioſa, pia atq́; devota; argumento eſt, daß ſie (vneracht / daß jrer vornehme politiſche / vnnd andere vorgeachte / hab - haffte Perſonen zur Ehe begehret) einen Geiſtlichen Ehegatten / mit demſelbigen Chriſtlichen zuleben / erwehlet hat / welches zu dieſer zeit ein rarum con - tingens iſt / vnd ferner gleichſam mit David geſagt:Eines25Eines bitte ich vom HERren / das hette ich gerne /Pſal. 27. daß ich im Hauſe deß HERren bleiben moͤge mein lebenlang / etc.

2. Fuit etiam humilis atq; laborioſa, hat ſich gezie -1. Tim. 2. ret mit Scham vnd Zucht / nicht mit Zoͤpffen / Golt oder Perlen / oder koͤſtlichem Gewandt / ſondern mit1. Pet. 3. den verborgenen ſchaͤtzen deß Hertzens vnverruckt / mit ſanfftem vnnd ſtillem Geiſt: Jſt darneben auch fleiſſig geweſen in jhrer Haußhaltung / vnnd haͤuß - lich / hat alles fein ordentlichen wiſſen zu diſponiren. Darvon in Proverbiis Sal. 4. zuleſen: Durch ordent -Prov. 24. liche Haußhaltung werden die Kammern voll / aller koͤſtlicher lieblichen Reichthumb. Darumb ſagt a - bermal recht Sal. Jhr Schmuck iſt / daß ſie reinlichProv. 31. vnd fleiſſig iſt.

3. Fuit etiam prudens & ingenioſa. Darvon Sal.Prov. 14. ſagt. Durch weiſe Weiber wird ein Hauß erbawet / aber ein Naͤrrin zerbrichts mit jhrem thun. Jſt dar - neben ſtill vnd ſittſam geweſen / vnd mit andern tu - genden begabet / die einer gottſeligen Matronen an - ſtehen.

4. Anlangend jhren exitum vitæ, darvon woͤllenIV. Mores. wir kuͤrtzlichen reden. So iſt vnſere in Chriſto ſe - liglichen ruhende Mitſchweſter / nach Gottes willen mit Leibsfruͤchten widerumb geſegnet / ſchwanger worden / vnd in die zwantzig Wochen / zween jungeDSoͤhne26Soͤhne getragen. Jſt alſo ante partum oneroſa, vnnd in partu doloroſa geweſen. Jn deme ſie aber ein lan - ge Zeit ein valetudinaria, vnd Creutzſchweſter gewe - ſen / ſolche Schwachheit aber nicht verſchleiſſen woͤllen / ſondern alſo zugenommen / vnnd jhr zuge - ſatzt / daß ſie deren beyden Soͤhne vberkommen / welche gleichwol getaufft / einer Chriſtianus / der ander aber Benjamin / von den Eltern ſelbſt genen - net worden; Nach empfangener Tauff aber / ſeynd dieſe beyde ſoͤhnlein bald mit todt verbliechen. Wañ dann der Terminus vitæ vnſerer Mitſchweſter piæ memoriæ, je lenger / je neher herbey kommen / hat ſich die Schwachheit bey jhr vermehret / vnnd jm - mer gefährlicher mit jr worden / biß daß es kommen auff den neundten Tag jrer Schwachheit / iſt ſie in rechtem Erkändtnuß / Glauben / Vertrawen vnnd Zuverſicht auff Jeſum Chriſtum / ſanfft vnd ſtille / durch den leiblichen Todt / in den ewigen Frewden - Saal / von dieſer Welt abgeholet worden / vnnd iſt nunmehr Glorioſa in conſpectu Dei, id eſt plena gloriâ, vndPſal. 87. wie ſie glorioſa Dei dicta hat geliebet / alſo iſt ſie nun2. Tim. 4. auch herrlich gemacht / vnnd hat darvon gebracht /1. Pet. 5. die Kron der Gerechtigkeit / Ehre vnd Lebens / vnndJacob. 1. moͤgen wol von jhr ſagen:

Sie hat getragen Chriſti Joch /
Jſt geſtorben / vnd lebt doch noch.
Wel -27

Welcher der liebe GOTT am juͤngſten Tag / ein froͤliche Aufferſtehung von den Todten / vmb JEſu CHriſti willen / gnediglichen verleyhen vnnd mittheylen woͤlle / AMEN. Tantum de prima parte.

PARS II.

WJE hat ſich aber der Ertzvatter Jacob ver - halten / da jhme Rachel geſtorben? Es iſt kein zweyffel daß jhme ſolcher Zuſtandt nit hoͤchlichen angelegen ſolte geweſen ſeyn / kläglichen beweynet vnd betrawret haben / wie ein Chriſtlicher Poet geſagt:

Non dolor eſt major, quàm cum violentia mortisStigelius. Unanimi ſolvit corda ligata fide.

Vnd Baſilius ſagt / wenn ſich zwey Eheleut / durch den zeitlichen Todt ſcheiden muͤſſen / ſeye nichts an - ders / als wenn Gott der HErr gleichſam eines ge - ſundten Menſchen Hertz / mitten von einander in zwey ſtuͤcken zertheylet / deren man eines in dz Erd -Scharpffe διχστομία. reich verſcharret / das ander aber alſo blutruͤſtigD ijvnd28vnd vnverbunden in dem leibe hangen bleibt. Vnnd ſo man ſich ſeiner lieben Kinder halben / wenn ſie durch den Todt / von dieſer Welt abgeholet werden / bekuͤmmert; Viel mehr aber / thut man ſolches in dem Abgang ſeines Chriſtlichen Ehegattens / ſollSyr. 38. auch keiner deſſen verdacht werden. Darumb ſagt Syr. cap. 38. Mein Kindt / wenn einer ſtirbt / ſo be - weine jhn / vnd klage jhn / als ſeye dir groß leydt ge - ſchehen. Ja quò præſtantiores naturæ, vehe mentiores ſunt motus, je edler die Naturen ſind / je hertzlicher ſie vmb die jhrigen trawren. Jedoch ſoll vnnd muß[1]. Theſſ. 4. hierinnen auch maß gehalten werden / dann Chri - ſten nicht trawren ſollen wie die Heyden.

Quæritur autem nunc, wie ſich dann Jacob bey dem Abſterben ſeiner Rachel verhalten habe? Tria hîc ſunt obſervanda, Da ſoll man auff drey Vmbſtaͤnde ach - tung geben.

1. Mutatio nominis, daß er dem Kindt einen andern Namen gibt / dann da die Mutter jetzo ſterben wol - te / nennet ſie jhren Sohn Benoni / das iſt / Filium Iuctus, ein TrawerKindt: Er aber Jacob nennet jhn Benjamin / filium dextræ, einen Sohn der Rechten / oder filium dilectum, propter filium illum dextræ, unigeni -Jacobus & ſe & Rahelem ſolatur. tum Meſſiam. Vnd will damit / beydes / ſich vnnd die Rachel troͤſten / daß ob ſie ſchon vber dem Sohn den Geiſt auffgegeben habe / ſo ſey ſie doch nit ver -loren /29loren / ſondern ein Kindt der ewigen Seligkeit / vmb deß eingebornen geliebten Sohns Gottes / vnd der Jungfrawen Marien Chriſti Jeſu willen / welcher zur Rechten deß Vatters ſitzt / vnnd vertritt vns / Rom. 8. Vnnd iſt nichts verdammliches an denen /Rom. 8. die in Chriſto Jeſu ſind. Vnd wer an jhn glaubt /Joan. 2. der bleibt nicht im Finſternuͤß. Vnd das Weib wird ſelig durch Kinderzeugen / ſo ſie bleibet im Glauben /1. Tim. 2. in der Liebe / vñ in der Heyligung / ſampt der Zucht. Apoc. 14.Selig ſind auch die Todten / die in dem HErrn ſter - ben / von nun an.

2. Sequitur ſepultura honeſta, daß er ſeine liebe Ra - chel ehrlichen hat zur Erden beſtattet / nemlichen an dem wege gen Ephrat / die nun Behtlehem heiſt / da hernach Chriſtus / der da iſt das lebendige Brodt / vom Himmel kommen / geboren worden / deſſen ſichJohan. 6. Jacob in ſeinem luctu, auch wird erinnert vnnd ge - troͤſtet haben.

3. Inſtituit etiam Epitaphium, daß er jhr auch zum Gedechtnuß ein Mahl vber jhrem Grabe auffrich - ten laſſen. Ja es wird geſchrieben / daß dieſes die zwoͤlff Steine ſein ſollen / ſo noch heutiges tages / zu der rechten Handt / wenn man von Jeruſalem gen Bethlehem gehet / den Pilgram gezeiget werden / von welchem Mahl vnnd Grabſtatt / hernach die gantze vmbliegende gegend / den Namen bekommen /D iijdaß30daß ſie das Landt Rachel geheiſſen / wie auch Jer. 31. vnd Matth. 2. cap. zuſehen. Damit dann die Alt - vaͤtter haben woͤllen bezeugen / ſe firmiſſimè mortuorũ reſurrectionem credere, daß die Todten warhafftigen am Juͤngſten Tage widerumb aufferſtehen wer - den.

DOCTRINA.

Lehr.GLeich wie die Ertzvätter mit jhren ehrlichen Begraͤbnuͤſſen mortuorum reſurrectionem be - zeuget haben / alſo ſollen wir warhafftigen glauben / daß die Todten werden widerumb auffer - ſtehen / darumb ſagen wir recht im dritten Articul / Credo reſurrectionem mortuorum. Jch weiß daß meina Job. 19. Erloͤſer lebt / etc. a Deine Todten werden leben /b Eſa. 26. vnnd mit dem Leichnam aufferſtehen. b Dan. 12. Canitur. Johan. 5. 1. Cor. 15. Weil du vom Todt aufferſtan - den biſt / werde ich im Grabe nicht bleiben / vnnd ſe -Antithe - ſis. tzen hiermit alle auß / die dieſer Lehre entgegen ſind / vnd glauben feſtiglich war zu ſeyn / wie man ſingt:Canitur. Die zeit wird nu bald hie erſcheinen / daß die Seele ſich mit den Gebeinen / vnnd mit Fleiſch vnnd Blut wird vereinen / darumb laſſet ewer klägliches Wei - nen.

ADMO -31

ADMONITIO. Vermalh - nung.

DArumb ſollen wir vns ſtets vnſers Sterb - ſtuͤndtleins / vnnd letzten Gerichts erinnern. Darumb ſagt recht Syrach am 7. Was duSyr. 7. thuſt / ſo bedencke das Ende / ſo wirſtu nimmermehrSyr. 14. vbels thun. Es iſt der edle Bundt / du muſt ſter - ben.

Gedencke an jhnen wie er geſtorben iſt / alſo mu -Syr. 38. ſtu auch ſterben. Wir muͤſſen alle offenbaret wer -2. Cor. 5. den vor dem Richterſtuel Jeſu Chriſti.

Proinde nunquam non in timore & tremore vivamus, ()

Sollen mit Forcht vnnd Zittern vnſerer SeligkeitPhilip. 2. nachtrachten; vnd im Glauben deß Sohns GOt -Gal. 2. tes leben: Vnd verharren in dem guten biß an dasMarth. 10. Ende. Darumb vermahnet Petrus alſo: So nun2. Pet. 3. das alles ſoll zergehen / wie ſolt jhr dann geſchickt ſein mit heyligem Wandel / vnnd gottſeligem We - ſen?

CONSOLATIO. Troſt.

DJeſelbigen koͤñens mit Daviden ſagen. Wasbetruͤb -32a Pſal. 43.betruͤbſtu dich meine Seele / etc. a Jch liege / vnndb Pſal. 3. ſchlaffe / vnd erwache. b Jch habe den HErren alle - zeit vor Augen / denn er iſt mir zur Rechten / darumbc Pſal. 16. werde ich wol bleiben. c Vnd die Gerechten werdend Prov. 11. gruͤnen wie ein Blat. d Ewer Hertz wird ſich fre - wen / vnd niemand wird ewer frewde von euch neh -e Joan. 16. men. e Darumb ſeynd dieſes nicht / nicht fugitiva gau - dia, ſondern in alle Ewigkeit bleibende: Hinwider - umb aber / alle die von Gott weichen / werden vmb - kommen. Du bringeſt vmb / alle die wider dich hu -f Pſal. 73. ren. f So viel vom Text.

LEtzlichen ſo ſaget Paulus. Troͤſtet die Klein -a 1. Theſ. 5. muͤhtigen / a vnd Eſa. 40. Troͤſtet / troͤſtet meinb Eſa. 40. Volck. b Ob aber nun zwar der hinderlaſſe - ner Witwer in dieſem fall reich von verſtandt vnd troſtes iſt / nichts deſto weniger woͤllen wir doch et - licher troͤſtungen / hieher ſich bequemende / vns kuͤrtz - lichen erinnern / in Betrachtung / daß Paulus ſagt: Troͤſtet die Kleinmuͤhtigen.

I. Providen - tiâ Dei. Erſtlichen / kan man ſich in dieſem / vnnd derglei - chen Trawerfaͤllen / troͤſten vnd auffenthalten / mit der Providentz Gottes deß Allmechtigen / daß den Frommen vnnd Gottſeligen / nichts ohne den Wil -a Matt. 10. len Gottes widerfahre. a GOTT legt vns ein Laſtauff. b33auff. b Du laͤſſeſt mich erfahren viele vnd groſſeb Pſ. 68. Angſt. c Kommet wir woͤllen wider zum HERren /c Pſal. 71. dann er hat vns zerriſſen / er wird vns auch heylen. dd Oſe. 6. der Allmechtige hat mich ſehr betruͤbt / verba ſunte Ruth. 1. Naëmi. eII. Ærumna - rum bre - vitate.

2. Ærumnarum brevitate: Deß HErren zorn weh - ret ein Augenblick. f

3. Præſentiâ Dei, mit GOttes Gegenwart. Eſa. f Pſal. 30.41. 43. Vnd nun ſpricht der HErr / der dich geſchaf -Eſa. 54. fen hat / Jacob / vnnd der dich gemacht hat / Jſrael /III. Præſentiâ Dei. foͤrchte dich nicht / ich bin mit dir / etc. g

4. Lætiſſima Cataſtrophe, mit Verwandelung deßg Eſa. 41. & 43. Creutzes in die Freuwde / Roman. 8. 2. Cor. 4. DerIV. Lætiſſimâ Cataſtro - phe. HERr verlaͤſt ſein Volck nicht / vmb ſeines groſſen Namens willen / 1. Sam. 12.

5. Fidelitate & veritate Dei, daß Gott getrew vnndRom. 8. warhafftig iſt / vnd den ſeinigen nicht mehr auffer -2. Cor. 4. legen / dann ſie wol koͤnnen ertragen. a Vnnd daß1. Sam. 12. Gott helffe tragen. b Wol dem den du HErr zuͤchti -V. Fidelitate & veritate Dei. geſt / vnd lehreſt jhn durch dein Geſetze. c

6. Exemplis piorum, mit den Exempeln der H. Got -a 1. Cor. 10 tes / ſprechende: Non ſum melior patribus meis, ich binb Pſal. 68. nicht beſſer dann meine Vaͤtter / 1. Reg. 19. c Eſal. 94.

7. Fœlici acclamatione conjugis, piæ memoriæ: Die -VI. Exemplis piorum. ſelbige ſagt gleichſam alſo; Lieber HErr / vnnd hin - derlaſſener Witwer:1. Reg. 19.

EHoͤretVII. 34
Felici ac - clamatio - ne conju - gis defun - ctæ.
Hoͤret auff mit trauwren vnd klagen /
Ob dem Todt niemand zage.
Jch bin geſtorben als ein Chriſt /
Mein Todt ein gang zum Leben iſt.

Was iſt doch dieſes Leben? Nichts dann labora Pſal. 90. vnd dolor. a Es iſt ein elendt jämmerlich ding / vmbb Syr. 40. aller Menſchen Leben. b Wird nicht der Menſchc Job. 5. zum Vngluͤck geboren / wie der Vogel zum flug? c Solches Joch aber habe ich auch wohl getragen / bin nun zwar geſtorben / aber lebe doch noch: bin ge - kommen zu der Statt deß Lebendigen GOttes / zu dem Himmeliſchen Hieruſalem / vnd zu der Menged Ebr. 12. vieler tauſend Engel / etc. d

Darumb mein trewgeliebter Eheſchatz / woͤllet nicht trawren wie die Heyden / die keine Hoffnunge 1. Theſ. 4. haben / e ſondern in allem geduͤltig ſeyn / vnd der guͤ - te GOTTES trawen / der wirdt euch nicht ver - laſſen.

Apoſtro - phe Ma - tris de - mortuæ ad libe - ros. Vnnd jhr meine liebe hinderlaſſene Kindterlein: Betrachtet jmmerdar GOTtes Gebott / vnnd ge - dencket ſtets an ſein Wort / dann wird GOtt ewer Hertzen vollkommen machen / vnd euch geben Weiß - heit / wie jhr begehret. a Haltet ſtehts am heyligena Syr. 6. GOttes Wort / das laſt ſein ewer Troſt / vnd hoͤch -b Canitur. ſter Hort / Gott wird euch ſchon erfrewen. b Dann wirds geſchehen / daß wer heylige Lehre heylig helt /der35der wird heylig gehalten / vnnd wer dieſelbige wol lernet / der wird wol beſtehen. c Betet ſtets in allemc Sap. 6. anliegen / mit bitten vnd flehen im Geiſt / d dañ wirdd Eph. 6. der HErr deß Friedens mit euch ſeyn / e vnnd wirdte Philpi. 4. euch nicht verlaſſen. f Gehorchet auch / liebe Kinder /f Pſal. 94. ewrem Vatter / vnd betruͤbet jhn ja nicht / ſo lang er lebt / Ehret jhn mit der That / mit Worten vnd Ge - dult / auff daß ſein Segen vber euch komme. g Laſ -g Syr. 3. ſet euch die Weißheit ziehen von Jugendt auff / h ſoh Syr. 6. werden weiſe Leut auß euch werden. Dieweil dann auch die Thorheit den Kindtern im Hertzen ſtickt / ii Prov. 22. vnnd die Schlaͤge deß Liebhabers / es hertzlich gut meynen / k ſo nemet auff euch die Straffe geduldig -k Prov. 21. lich / vnd kommet dem guten nach: Dann werdet jrProv. 23. & 13. ewren Vatter vnnd Freundtſchafft erfrewen / vnnd weiſe Kinder erſcheinen.

Gehorchet auch ewren Verwandten / wann ſie euch das beſte rahten / dann werdet jr erfrewen ewre Freunde / aber betruͤben ewre Feinde. Paſtoris ad liberos admoni - tio.

Solche / liebe Kinder / ewrer Mutter ſeligen letzte Vermahnunge / ſchreibet in die Tafel ewres Her - tzens / ſo werdet jhr Gunſt vnd Klugheit finden / dieProv. 3. Gott vnd Menſchen gefället. Apoſtro - phe defun - ctæ ad cõ - ſangui - neos.

Jhr auch / meine liebe Bruͤder / Mutter / Schwe - ſtern / vnd alle meine Verwandten / iſt bey euch Er - mahnung in CHRISTO / iſt Troſt der Liebe /Philip. 2.E ijiſt36iſt Gemeinſchafft deß Geiſtes / iſt hertzliche Liebe vnd Barmhertzigkeit. Ja habt jhr mich lieb / ſo laſ - ſet dieſe meine letzte Bitt bey euch ſtatt finden / er - fuͤllet meine Frewde / vnnd nehmet euch hertzlich an meines hinderlaſſenen / trewgeliebten / hochbekuͤm - merten Ehemannes / vnd ſeiner vnd meiner kleinen vnerzogenen Kinder / handelt trewlich mit jnen / bie - tet jhnen freundtlichen die Handt / helffet jhnen mit Raht / That / vnnd Chriſtlichen Wercken / ſie zube - foͤrdern; Laſſet die Liebe nit bey euch erkalten / wen - det jnen nit den Ruͤcken / damit der Witwer nit kla - gend moͤchte ſagen:

Dum mea puppis erat valida fundata carinâ, Qui mecum velles currere, primus eras. ()

Nun aber frewen ſich meine freunde von mir: Jch bin frembd worden meinen Bruͤdern / vnnd vnbe -a Pſal. 69. kannt meiner Mutter Kindern. a. Ja mein Vatter vnd Mutter verlaſſen mich / Aber der HERR hatb Pſal. 27. mich gleichwol auffgenommen. b

Philip. 4.Wann dann allem deme / ſo da lieblich vnd wol -Paſtor al - loquitur Agnatos. lautet nach zudencken / ſo woͤlten die nechſtverwan - den vnd freunde ſich hierzu bequemen / dann ſolchesc Rom. 12. & 14. Gott befohlen / c vnd wolgefaͤllig. Solches erfor -Syr. 25. dert vnſer Chriſtlicher Glaube. Jtem / wer gutesd Prov. 11. ſucht / dem widerfehret gutes. d Vnd der Witwer ewer Schwager iſt ſolcher dienſten wol wehrt / dañewers37ewers Fleiſches vnnd Bluts / von ewer Schweſter ſeligen / vnnd zarte Pflaͤntzlein noch vberentzigen. Werdet demnach die Chriſtlichen Affecten vnnd Neygungen hinfuͤro auch zu jhme wenden; vnd ver - huͤten daß daran kein mangel vorfalle.

Letzlichen / dieweil dañ boͤſe zeiten ſeynd / ſo erin -Apoſtro - phe defun ctæ ad o - mues au - ditores. nere ich ſampt vnd beſonderlichen / vnnd jedermaͤn - niglichen / daß man vorſichtiglich wandele / nit als die vnweiſen / ſondern als die weiſen. e Wuͤrcket Ge -e Epheſ. 5. rechtigkeit / vnd werdet jmmer voͤlliger. f Dann wirf Ebr. 11. ſeynd Gottes Werck / geſchaffen in Chriſto Jeſu zu guten wercken / zu welchen vns GOtt zuvor berey - tet hat / daß wir dariñen wandeln ſollen. g Die dasg Eph. 2. thun / ſeynd Baͤume der Gerechtigkeit / vnnd pflan - tzen deß HErren / h vnd alles was ſie machen / dash Eſa. 61. gereht wol / i dieſelbige ſind ein gut Land / kvnd wer -i Pſal. 1. den ſchawen / das gute deß HErren / im Lande derk Luc. 8. Lebendigen. ll Pſal. 27.

Wann dann / liebe vnd andaͤchtige im HErren / ein Freundt lieblich iſt / vmb rahts willen der See - len / m ſo laſſet dieſes nit in den Windt geſagt ſeyn /m Prov. 27. ſo laſſet dieſes zu ewren Ehren vnnd Hertzen einge - hen.

Benè vivite, ne malè moriamini. Haud facilè malè mo - ritur, qui benè vixit: ()
Wer Chriſtlich lebt / nicht vbel ſtirbt /Auguſti - nus. Lebe wol / kein boͤſer Todt dich wuͤrgt.
E iijDie38

Die ſeynd deß HERRen / ſie leben oder ſterben. Leben wir / ſo leben wir dem HErren / ſterben wir / ſo ſterben wir dem HErren / darumb wir leben odern Rom. 14. ſterben / ſo ſeynd wir deß HErren. n Solche vnnd dergleiche Lehren vnd Troſtpuncten / woͤlle der Vat - ter der Barmhertzigkeit / vnnd Gott alles Troſtes / vmb Jeſu Chriſti willen / durch den H. Geiſt / in vn - ſern Hertzen verſiegeln / vnnd vns alleſampt beden - cken lehren / daß wir ſterben muͤſſen / auff das wir klug werden / vnnd daß ſeine Gnad ſtehts bey vns bleibe / daß wenn wir auch eins gehen ſollen den weg aller Welt / wir vnſere Seele mit Gedult faſſen / Gott dem Almechtigen in ſeine trewe Hände dieſel - bige befehlen / vnd alſo zu allen Auſſerwehlten / in die ewige Frewde vnnd Seligkeit auffgenommen werden moͤ - gen. AMEN.

ENDE.

About this transcription

TextLeichpredigt/ Bey der Begrebnuß/ Weiland der Ehr- vnd Tugendsamen Frawen/ Agnetis Schmöllin
Author Franciscus Briaeus
Extent38 images; 6738 tokens; 2710 types; 45589 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationLeichpredigt/ Bey der Begrebnuß/ Weiland der Ehr- vnd Tugendsamen Frawen/ Agnetis Schmöllin Franciscus Briaeus. . 38 Rudolph HutwelckerMarburg1616.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 S 140/21 / 523927

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ImprintBerlin 2019-12-10T09:36:09Z
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