PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Troͤſtlicher Gegenſatz Der Leiden dieſer zeit / vnd zukuͤnff - tigen Herrligkeit.
aus dem 8. c. der Epiſtel Pauli an die Roͤmer . 18.
Bey Volckreicher vnd Anſehlicher funeration, dero Weiland Ehrbaren / VielEhr vnd Tu - gendreichen Frawen Dorotheæ geborner Baudiſſin Des Ehrenfeſten / Wolbenambten / vnd Hochgelaͤhrten Herrn Matthæi Pezoldi J. C. Des Hochgeehrten Kaͤyſ. vnd Koͤnig. Ambts zum Jawer / trewfleiſſigen vnd wolverdiene - ten Herrn Cantzlers Hertzgelieb - ten EheFrawen / Welche den 16. Febr. Anno 1621. eines Lebendi - gen Sohnes geneſen / der aber bald nach empfangener Heiligen Tauffe geſtorben / vnd die Mutter / den 28. ejuſdem, Jhm / am Todes Reyen Selig nachgefolget /
Gedruckt zurLignitzdurchNicolaum Schneider.
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Dem Ehrenfeſten / Wolbenambten / Hochgelaͤhrten / Herren Matthæo Pezoldo, J. C. Deß Hochgeehreten Koͤni - glichen Ambtes der beyden Fuͤrſten - thuͤmber Schweidnitz vnd Jauer Wolverordneten Herrn Cantzlern. Der Vielehren Tugendreichen Frauen / Catharinæ Baudiſsin / Geborner Kraͤntzheimin. Denen Ehrenfeſten / Achtbaren vnd Wolgelaͤhrten / H. M. Leonharto, der Schulen zur Lignitz Conrectori. H. M. Andreæ, der Schu - len zur Strigaw Rectori. H. Gottfrido J. Cand. & Practico feliciſſimo. Der[3]Der Ehren Tugendreichen Frauen Roſinæ Vierlingin / Allen vier Geſchwiſtern Gebohrnen Baudißin. Dero in Gottſeligen Fraw Cantzlerin Dorotheæ Pezoldin / hinterlaſſenen: Herren vnd Eheman Frauen Mutter Herren Bruͤdern / vnd Frauen Schweſter. Seinen allerſeits Guͤnſtigen Herren vnd Frauen / Auch gutten Freunden / vnd Freundin / Vbergiebet auff jhr begehren / ſchreibet auch hirmit zu / folgende LeichSer - mon.

M. Hentschel.

A ijGeduld[4]

Geduld der Heiligen / ſambt kraͤfftigem Troſt deß Geiſtes Gottes / wuͤnſche von Gott der Geduld vnd deß Troſtes / dero in Gottſeligen Fraw Cantzlerin / hinterlaſſe - nen Hochbetruͤbten lieben jhrigen ſaͤmbtli - chen / Jch von Hertzen.

JHr alleſambt von GOtt geliebte / Theils auch im Hertzen betruͤbte / Jtzt halten wir mit einer Sechswoͤchnerin den Kirchgang; Aber einen vnzeitigen / einen vngewoͤhnlichen / einen betruͤbten Kirchgang. Vn - zeitig iſt heutiger Kirchgang / Jn dem das andere Schwangere / wenn ſie eines Kindes geneſen / jhre Sechswochen ehe vnd zuvorn aushalten / vnd dann erſt darauff zur Kirchen gehen; Vnſere Sechswoͤch - nerin iſt zwar jhres Kindes endlich auch geneſen / aber an den Sechswochen verkuͤrtzet worden / Jn dem ſie nur zweymahl Sechstage hernach Todes verblichen / iſt jtzt vnd alſo lange vor außgange jhrer Sechswo - chen alhero zur Kirchen auff der Todtenbahr getra - gen worden. Vngewoͤhnlich iſt der heutige Kirch - gang / weil ſonſt mit Sechswoͤchnerin niemand pfle - get zur Kirchen zugehen / als Weibesperſonen / vnd ſolches noch darzu in froͤlichem Habit / vnd deß Mor -gens[5]gens vor Mittag; Beym heutigen Kirchgange aber haben ſich verſamlet Mannes vnd Weibesperſonen / in Traurigem Habit vnd nach Mittag / zur Veſper - zeit. Endlich iſt dieſer Kirchgang auch ein Hochbe - truͤbter Kirchgang / ſonderlich dero geſtorbenen jhren hinterlaſſenen / Herrn Witwer / Frauen Mutter / Herren Bruͤdern vnd Frauen Schweſter / die ein tri - ſte Miniſterium einen zumahl traurigen dienſt heut haben leiſten vnd einen ſchweren gang zu Grabe ge - hen muſſen / mit jhrer allerſeits hertzgelibten / die jhnenProv. 31. v. 11. kein leid / ſondern alles liebes gethan hat jhr leben - lang. Ewiger Gott / (werden ſie ſonder zweifel la -Pſ. 60. v. 5. mentiren vnd klagen) wie ſo ein hartes hat der HErr vns erzeiget? Ewiger Gott / wie ſpeiſet derPſ. 80. v. 6. HErr vns mit thraͤnen Brod / vnd traͤncket vns mit groſſem Maß vol thraͤnen? Nu hat vnſers HertzensThr. 5. v. 15. freude ein ende / vnſer Reyen iſt in weheklagen ver - kehret / die Krone vnſers Haͤuptes iſt abgefallen! O deß traurigen! O deß ſchmertzlichen! O deß Leid - muͤttigen abfallens! Ach das wir Waſſer genung hetten in vnſern Haͤuptern / vnd vnſere Augen Thraͤ - nequaͤllen weren / das wir dieſen vnverhofften Todes - fall vnd groſſen verluſt nur Tag vnd Nacht genung beweinen moͤchten. Beim lamentiren aber vnd wei -Ier. 9. v. 1. nen ſollen wirs nicht bloß bewenden / vnd verbleiben laſſen / Sondern wir Chriſten muſſen hoͤher hinan / muſſen im Heiligthumb Gottes in der Bibel vns vmb - ſehen / vnd draus erlernen / wie wir vns vber allerhand vnzeitige / vngewoͤhnliche / traurige Todesfaͤlle / troͤ - ſten ſollen.

[A iij]Zu[6]

Zu welchem ende wir vor allen dingen vnſere Hertzen zu Gotte alles troſtes erheben / Jhnen vmb ſeinen Troſtgeiſt Biten vnd Beten wollen / Vater vnſer / etc.

Thema.

(Rom. 8. . 18. )DJeſer zeit leiden iſt nicht werth der Herr - ligkeit / die an vns ſol offenbar werden.

AVßerwehlete im HErren Chriſto /Rom. 1. v. 1 Paulus ein Knecht JeſuChriſti / beruffen zum Apoſtel / ausgeſondert zu predigen das Evangelium Gottes / hat drey ſonder -Pauli ſin - gulartæ. bare ſtuͤcke an ſich gehabt / darinnen er den andern Apoſteln faſt vberlegen.

1. Pauli Theolo - gia. Das Erſte iſt / die gabe deß erkentnuͤs Jeſu Chriſti; die gewiß hoch vnd Excellent oder fuͤrtreflich bey jh - me geweſen. Solches erkennet er ſelber vnd beken - nets; Von Gottes gnaden bin Jch / das ich bin / vnd ſeine Gnade an mir iſt nicht vergeblich geweſen /1. Cor. 15. v. 10. Sondern ich habe vielmehr gearbeitet denn ſie alle / Nicht aber ich / ſondern Gottes Gnade / die mit miriſt. [7]iſt. Vnd abermahl; Jch achte / ich ſey nicht weniger2. Cor. 11. v. 5. denn die hohen Apoſtel ſein / vnd ob Jch alber bin mit reden / ſo bin ich doch nicht alber im erkentnuͤs. Vnd zum Drittenmahl; Jch thue euch aber kund / liebenGal. 1. v. 11. Bruͤder / daß das Evangelium ſo von mir gepredigt iſt nicht Menſchlich iſt / denn Jch habe es nicht von einem Menſchen empfangen noch gelernet / Son - dern durch die Offenbarung JEſu Chriſti / Ja im dritten Himmel dahin Jch entzucket ward / vnd hoͤ -2. Cor. 12. v. 3. rete vnausſprechliche worte / welche kein Menſch ſa - gen kan.

Das Ander ſo Paulus vor andern Apoſteln ſon -2. Pauli Sors & Fortuna. derbares gehabt / ſind ſeine vielfaͤltige Leibes verfol - gungen vnd ſchwere Seelen anfaͤchtungen in dieſer Weld. Waruͤber Er ſelber klagete; Jch bin ſtets als ein Fluch der Weld vnd ein Fegeopffer aller1. Cor. 4. v. 13. Leute. Jch Sterbe taͤglich. Jch habe mehr gearbei - tte / Jch habe mehr ſchlaͤge erlitten / Jch bin oͤffter ge -1. Cor. 15. v. 31. fangen / offt in Todesnoͤthen geweſt / von den Juden hab ich fuͤnffmahl empfangen virtzig ſtreiche weniger2. Cor. 11. v. 23. einen / Jch bin dreymahl geſteupet / Einmahl geſteini - get / Dreymahl hab ich Schiffbruch erlitten / Tag vnd Nacht habe ich zubracht in der Tieffe deß Me - ers / Jch habe offte gereiſet / Jch bin in gefaͤhrligkeit geweſen zu Waſſern / in gefaͤhrligkeit vnter den Moͤr - dern / in gefaͤhrligkeit vnter den Juden / in gefaͤhrlig - keit vnter den Heiden / in gefaͤhrligkeit in den Staͤd - ten / in gefaͤhrligkeit in der Wuͤſten / in gefaͤhrligkeit auff dem Meer / in gefaͤhrligkeit vnter den falſchen Bruͤdern / in Muͤhe vnd Arbeit / in viel Wachen / inHunger[8]Hunger vnd Durſt / in viel faſten / in Froſt vnd Bloͤſſe. Das mag ja ein groſſer Creutzmañ vnd rechter Maͤr - tyrer geweſen ſein. Von ſeinen Geiſtlichen ſchweren2. Cor. 12. v. 7. Anfechtungen / zeuget Paulus auch vnd ſpricht: Mir iſt ein Pfal gegeben ins fleiſch / nehmlich des Satans Engel / der mich mit feuſten ſchlage; derogleichen von keinem Apoſtel geſchrieben ſtehet.

3. PauliDas Dritte ſonderbare ſtuͤcke an Paulo / war ſeine Großmuͤttigkeit vnd kraͤfftiger Troſt / der vmbΜεγαλο - ψυχία. ſo viel deſto reicher bey jhm / je groͤſſer ſeine gefahr vnd angſt war / welches er ſelber bekennet vnd ſpricht:2. Cor. 1. v. 3. Gelobet ſey Gott vnd der Vater vnſers HERren JEſu CHriſti / der Vater der Barmhertzigkeit / vnd Gott alles Troſtes / der vns troͤſtet in all vnſerm Truͤbſal / das auch wir troͤſten koͤnnen / die da ſind in allerley Truͤbſal / mit dem Troſte / damit wir getroͤ - ſtet werden von Gott: Denn gleich wie wir des Lei - dens Chriſti viel haben / ſo werden wir auch reichlich getroͤſtet durch Chriſtum. Vnd abermal; Jch bin2. Cor. 7. v. 4. erfuͤllet mit Troſt / Jch bin vberſchwencklich in Frewden / in all vnſerm Truͤbſal. Von ſolchem rei - chen vberſchwenglichen Troſt / hat Paulus einen fuͤr - treflichen vorrath zuſammen geſchrieben in ſeiner Epiſtel an die Roͤmer / am achten Capitel; Deſſenv. 18. Troſtreichen Capitelsſpruche einer / der Ewer Liebe jtzt vorgeleſen worden / iſt dero in Gott ſeligen / ſon - derlich lieb vnd anmuttig geweſen / Hat ſich vnter al - lem leiden dieſer zeit darmit kraͤfftig getroͤſtet / denſel - ben auch zum Fundament vnd grunde jhrer Leich - predigt / ſo wol bey jhren geſunden Lebetagen / Alsauff[9]auff jhrem Siech vnd Sterbebettlin ſelber verord - net vnd gleichſamb gewiedemet.

Es moͤchte aber jemand gedencken / was doch die Fraw Cantzlerin von dieſer zeit leiden ſonderlich ſolte gewuſt haben? Sie iſt ja ehrlich geboren / Chriſtlich erzogen / gluͤcklich verheyrahtet vnd ausgeſtatet wor - den? So hat ſie auch in dieſer Weld ſo gar lange nicht gelebet; derentwegen ſie denn ſonderlich viel vngluͤcks in der Weld nicht hat erfahren koͤñen? Aber / Wo iſt jrgend ein Menſch vom Weibe gebohren / derIob. 14. v. 1 nicht voll vnruhe ſey? Wo iſt jrgend ein Menſch derIob. 5. v. 7. nicht zum Vngluͤcke gebohren were / wie die Vogel ſchweben empor zufliegen. Auch das koͤſtlichſte anPſ. 9[0]. v. 11. der Menſchen Leben iſt muͤhe vnd arbeit. Hat dem - nach die ſelige Fraw dieſer zeit leiden an jhrem theil auch erfahren. Gelitten hat ſie ob domeſticorum obitum, Wegen deß toͤdtlichen abgans der lieben jh - rigen etlicher. Sie hat erlebet / theils auch mit Augen ſehen ſterben Jhrer Frauen Mutter Mutter / Jhren Herrn Vater / Jhrer Frauen Mutter Herrn Bru - der / Jhrer leiblichen Bruͤder zweene / Geſchwiſter Kinder viere / vnd dann jhr nechſt newgebohrnes Sechswochen Soͤhnlein. Waruͤber ſie denn als von Natur ein wehmuͤttiges Hertz / nicht wenig gelitten vnd betruͤbet worden. Gelitten hat ſie ob Matris vi - duæ luctum, Wegen jhrer hertzlieben Frauen Mut - ter einſamen Witbenſtandes. Widwen vnd Waiſen ſind in dieſer Weld gemeiniglich verlaſſen / Sie ſindEſ. 54. v. 11. die Elenden vnd Troſtloſen / vber welche alle Wetter gehen; Derer ſie Kindlich beygewohnet / Jhr gehor -Bſamlich[10]ſamlich zur hand gegangen / guttes vnd boͤſes zugleich mitte erfahren vnd ausgeſtanden. Gelitten hat ſie endlich auch an jhrem ſelbſteignen Leibe; worvon her - nach berichtet werden ſol. Weil dann die Fraw Cantz - lerin auch an jhrem theil dieſer zeit leiden erfahren; er - fahren / wegen toͤdlichen abganges etlicher / der lieben jhrigen; erfahren / wegen jhrer Frauen Mutter Wid - wenſtande; erfahren / an jhr ſelbſt: Derentwegen ſie ſich denn auch wieder dieſer zeit leiden / bey zeiten hat troͤſten lernen / ſonderlich mit denen verleſenen wor - ten Pauli; welche wort / die ſie im Leben vnd Sterben am meiſten gebraucht / wir auch vnſere worte vnd alſo einen bequemen Text zu jhrer Leichpredigt jtzt billich ſein laſſen. Wir wollen dieſelbte vnter folgendem ei - nigen Stuͤcke abhandeln vnd daraus lernen;

Propoſ. Weſſen ſich ein Chriſtlicher Creutztraͤ - ger vnd Creutztraͤgerin vnter allem dieſer zeit leiden / aus abgeleſenem Spruche vornehmlich zu Troͤſten habe.

Votum. Du / O Gott vnd Vater alles Troſtes / gieb vnd verleihe hiezu deinen TroſtGeiſt vmb JEſu Chriſti deines Sohnes vnſers Heilandes Centnerſchweren Creutzes willen / Amen.

AVßerwehlete im HErren / ein gleich Troſtreiches Capitel / wie das Achte Ca - pitel Pauli an die Roͤmer / iſt kaum zu fin - den in der gantzen Schrifft. Dannenheroein[11]ein beruͤhmbter Theologus hiervon alſo ſchreibet; Hæc eſt memorabilis Concio, digna, qvæ non atramento, ſed auro ſcribatur, quæ non humanâ ſed Angelicâ voce explicetur.

Zum beſchluß dieſes Troſtreichen Capitels ſetzetConſola - tionis ar - gumenta. Primum â Dei in Chriſto dilectio - ne. Paulus den rechten principal vnd Haupttroſt / ge - nommen à Dei in Chriſto dilectione, Von der vberſchwencklichen groſſen liebe Gottes / die wir haben in Chriſto Jeſu: ſpricht alſo; Wer wil vns ſcheiden von der Liebe Gottes? Truͤbſal oder Angſt? oder Verfolgung? oder Hunger? oder Bloͤſſe? oder Gefaͤhrligkeit? oder Schwerdt? Aber nein / in dem allen vberwinden wir weit vmb des willen / der vns geliebet hat. Denn ich bin gewiß / das weder Tod noch Leben / weder Engel noch Fuͤrſtenthumb noch Gewalt / weder Gegenwertiges noch Zukuͤnfftiges / weder hohes noch tieffes / noch keine andere Creatur / mag vns ſcheiden von der Liebe Gottes die in Chri - ſto Jeſu iſt vnſerm HErren; Sehet / wie wortreich iſt in dieſem ſpruche der Heilige Mann Paulus! wie pranget er daher! darff frey trotz bitten dem Tode / das der jhnen ſolte ſcheiden koͤnnen von der Liebe Got - tes in Chriſto; denn ja der Tod verſchlungen iſt in dem Sieg! Tod / wo iſt dein Stachel? Helle / wo1. Cor. 15. v. 14. iſt dein Sieg? Gott aber ſey danck / der vns den Sieg gegeben hat / durch vnſern HErrn Jeſum Chriſtum. Paulus darff frey trotz bieten dem Leben / das iſt / al - lem Jammer vnd Elend deß Menſchlichen Lebens; Denn ja denen / die Gott lieben / alle dinge zum beſtenRom. 8. v. 28. dienen. Paulus darff frey trotz bieten den Engeln /B ijverſtehe[12]verſtehe den gefallenen Engeln ſambt all jhrem Fuͤr - ſtenthumb vnd gewalt / das iſt: Jhrem gantzen Hel - liſchen Heer / ſie ſind gleich ſo boͤſe / als ſie immer wol - len / ſo koͤnnen ſie vns doch nicht ſcheiden von der Liebe Gottes im HErren Chriſto; Denn Chriſtus hat aus - gezogen die Fuͤrſtenthumb vnd gewaltigen / hat ſie ſchaw getragen offentlich / vnd einen Triumph außCol. 2. v. 15 jhnen gemacht durch ſich ſelbſt. Paulus darff endlich auch trotz bieten allem gegenwertigen vnd zukuͤnffti - gen / aller hoͤhe vnd tieffe / darff offenbarlich ſagen / das vber vnd vnter allen Himmeln keine Creatur ſey / ſie habe gleich Namen wie ſie moͤge / die vns ſolte ſchei - den koͤnnen von Gott vnd ſeiner Liebe / die in Chriſto Jeſu iſt vnſerem HErren. Das heiſſet ja / meine ich / einen zum beſchluß Troͤſten.

So lehrne demnach / du Chriſtglaͤubiger Menſch vnter allem dieſer zeit leiden / mit freudigem ſchall aus deines Hertzens andacht auch ſagen; Jch bin gewiß / das weder Tod noch Leben / weder Engel / Fuͤrſten - thumb noch gewalt / weder gegenwertiges noch zu - kuͤnfftiges / weder hohes noch tieffes / noch einige Creatur mich ſcheiden mag von der Liebe Gottes / die in Chriſto JEſu iſt. Lerne du Chriſtglaͤubiger Menſch / vnter allem dieſer zeit leiden / mit dem Pro -Pſ. 62. v. 3. pheten David ſagen; Der HErr iſt mein Hort / mein huͤlffe / mein ſchutz / das mich kein fahll ſtuͤrtzen wird / wie groß er iſt. Meine Schaffe / ſpricht der HERRIoh. 10. v. 27. Chriſtus / hoͤren meine Stimme / vnd ich kenne ſie / vnd ſie folgen mir / vnd ich gebe jhnen das Ewige Leben / vnd ſie werden nimmermehr vmbkommen / vnd nie -mand[13]mand wird ſie aus meiner hand reiſſen / der Vater / der mir ſie gegeben hat / iſt groͤſſer denn alles / vnd nie - mand kan ſie aus meines Vaters hand reiſſen.

Fuͤrs ander vnd eben in abgeleſenen Spruche troͤ -Argu - mentum conſola - tionis ſe - cundum, à Modicâ paſſio - num du - ratione. ſtet Paulus ſeine Roͤmer / vnd in jhrer perſon vns alle / Modicâ Paſſionum duratione, das frommer Chri - ſten Leiden nicht ein Ewiges Leiden / ſondern nur ein Leiden dieſer zeit ſey. Der HERR Chriſtus nennets ein kleines; deßgleichen auch Petrus: Es wird aber alles Leiden dieſer zeit / wenns gleich weret ſo lange der Menſch lebet (welches doch gar ſelten geſchicht) ein kleines / ein kurtzes Leiden genennet / Einmahl re -Ioh. 16. v. 16. ſpectu Mundi veſperæ, Weil dieſe Weld vnd alles1. Pet. 1. v. 6. Leiden dieſer Weld ein Ende nehmen wird / vnd zwar in kuͤrtzen. Es iſt alles gantz eitel vnd vergaͤnglich / exclamiret Salomon in ſeinem Prediger zu vielen vnterſchiedenen mahlen. Die Weld vergehet mit jhrer Luſt / ſchreibet Johannes. Vnd zwar / wie geſaget in1. Ioh. c. 2. v. 17. kuͤrtzen. Denn ja Paulus ſchon von ſeiner zeit geſpro - chen; Lieben Bruͤder / die zeit iſt kurtz / vnd abermahl;1. Cor. 7. v. 29. Auff vns iſt das Ende der Weld kommen. Es iſt na - he kom̃en das Ende aller dinge / zeugete Petrus. Vnd1. Cor. 10. v. 11. Johannes; Kinder / es iſt die letzte ſtunde. Jſt nun ſchon damals vnd alſo bey 1600. Jahren die zeit kurtz1. Pet. 4. v. 7. geweſen? iſt ſchon damahls das Ende der Weld / das Ende aller dinge nahe vnd die letzte Stunde ge -1. Ioh. 2. v. 28. weſen? So muß das Ende trauen vmb ſo viel deſto naͤher jtzt ſein! Neben dem wird alles Leiden dieſer zeit / ein kleines / ein kurtzes Leiden genennet / reſpectu brevitatis vitæ, Wegen der kuͤrtze vnſers Lebens. B iijVnſer[14]Vnſer Leben fehret leichter dahin deñ ein weberſpuel /Iob. 7. v. 7. ſpricht Job. Vnd abermal; Vnſer Leben iſt ſchnellerIob. 9. v. 25. deñ ein Laͤuffer. Vnſer Leben fehret ſchnell dahin / alsPſ. 90. v. 11. floͤgen wir davon / Betet Moſes. Vnſere Tage verge -Pſ. 102. v. 4. hen wie ein Rauch / wie ein dampff der eine kleine zeitIacob. 4. v. 14. wehret / darnach aber verſchwindet. Wann nu du / O Menſch / gleich Leiden ſolteſt biß an dein Ende / ja biß an der Weld Ende / ſo iſt doch dein Leiden kurtz / denn dein Leben iſt kurtz / So iſt auch das Ende der Weld nicht weit / die zukunfft des HErren iſt nahe / der Rich -Iacob. 5. v. 9. ter iſt fuͤr der thuͤr. So bald ſich aber dein Leben ſelig endet / als bald vnd im ſelbigen Augenblick endet ſich all dein Truͤbſal / die Tage deines Leidens nemen alsEſ. 60. v. 20. dann mitte ein Ende. Dieſes ende / dieſen augenblick / in welchem alles zeitliche ſich endet / bilde dir wol ein /Sir. c. 18. v. 8. vnd ſage aus dem Sirach; Wenn ich gleich lange Le - be / lange Leide / ſo lebe / ſo leide ich Hundert Jahr; gleich wie ein troͤpflin Waſſers gegen dem Meer / vnd wie ein koͤrnlein gegen dem Sande am Mẽer / ſo ge - ringe ſind meine Jahre / vnd was ich in meinen Jahren wiederwertiges leide / gegen die Ewigkeit.

Vber diß vnd zum Dritten / iſt alles Leiden dieſer zeit ein kleines ein kurtzes Leiden reſpectu Cruciatu - um gehennæ, Wenns gehalten wird gegen das E - wige Leiden / gegen die Ewige Hellen pein. Nehmet deſſen aus jtzt angezogenen wortten Sirachs dieſe gleichnuͤß. Wann von dem vnzehlichem Sande im Meer / alle Tauſend Jahr nur ein koͤrnlein wegge - nommen wuͤrde; Wie viel Tauſend vnd aber Tau - ſend Jahr meineſtu druͤber verfliſſen wuͤrden / biß der -ſelbte[15]ſelbte vnzehliche hauffe Sandes am vfer des Meeres gantz wegkeme? Trawen keine Menſchenvernunfft kan einer ſolchen zeit zahl vnd maß ſetzen; Noch den - noch iſt dieſe vnmeßliche zeit / nicht ein Puͤnctlin / nicht Minutlin / nicht ein Augenblicklin / gegen die Ewigkeit. Allſo iſt auch alles Leiden dieſer zeit nichts zu achten / gegen der Hellen pein / die ſich nimmermehr endet / ſon - dern Ewig wehret. O Ewig! O Ewig! O Ewig! O wie lange iſt das! Derentwegen

Jſt euch das Creutz bitter vnd ſchwer /
Gedenckt wie heiß die Helle wer /
Darein die Weld thut rennen:
Mit Leib vnd Seel muß Leiden ſein /
Ohn vnterlaß die Ewig pein /
Vnd mag doch nicht verbrennen.

Endlich vnd zum Vierden iſt alles leiden dieſer zeit ein kleines vnd kurtzes leiden reſpectu ſecuturæ gloriæ, Wegen der freude die drauff folgen wird im Ewigen Leben.

Mit welcher freude dann vnd alſo lætâ paſſio -Argu - mentum conſola - tionis Tertium á lætâ paſſio - num con - verſione. num converſione, Paulus ſeine Roͤmer vnd vns / vors Dritte auch troͤſtet vnd ſpricht; Dieſer zeit lei - den werde in Herrligkeit verwandelt werden. Sol - ches bezeuget der HErr Chriſtus ſelber in ſeiner Va - let Predigt vnd ſpricht zu ſeinen Juͤngern; Jhr wer - det traurig ſein / Jedoch ſol euer traurigkeit in freude verkehret werden. Vnd abermahl; Jhr habt auch nu traurigkeit / aber ich wil euch wieder ſehen vnd eu -Ioh. 16. v. 20. v. 22. er Hertz ſol ſich freuen. Vnd damit etlicher maſſen adumbriret vnd entworffen wuͤrde / was fuͤr eineHerrligkeit[16]Herrligkeit / was fuͤr eine freude diß ſein werde / nen - nets Paulus eine Herrligkeit / derer dieſer zeit leiden nicht werth ſey. Chriſtus an jetzt angezogenem Orte / nimbt ein Gleichnuͤs von einer Kreiſterin / wenn die das Kind gebohren hat / gedenckt ſie nicht mehr an die angſt / vmb der freude willen / das der Menſch zur Weld geboren iſt. Groß war zuvor jhr Leibesſchmertz / noch wol groͤſſer war jhre Hertzensangſt / in dem ſie ſich immer beſorgen muſte / es moͤchte jhr mißlingen / vnd moͤchten entweder Mutter vnd Kind zugleiche / oder ja eins von beyden auff dem platze bleiben vnd eingehen. Wenns aber gluͤcklich vberwunden vnd ſie jhrer Weiblichen buͤrde vnd banden erlediget vnd ent - bunden worden iſt; thut ſich als dann das Hertz gleich - ſam wieder auff / bricht aus mit frolocken vnd dan - cken / vnd iſt die freude vmb ſo viel deſto groͤſſer / Je groͤſſer die gefahr vnd angſt geweſen. Sehet jhr meine Geliebete / mit was treflichen maͤchtigen wor - ten Chriſtus ausſtreicht / die Herrligkeit / die freude / darein dieſer zeit Leiden ſol verkehret werden / zei - get lauter an / daß ſie vnmeßlich hoͤher vnd groͤſſer ſein werden weder alle vorige außgeſtandene wieder - wertigkeit je geweſen. Wenn wir nu gleich kein an - der Zeugnuͤß mehr hetten / vnſer vorhaben (lætam Paſſionum Converſionem,) zubeweiſen / ſo hetten wir doch an dieſen zeugnuͤſſen Chriſti vnd Pauli / be - weiß genung vnd vber genung. Es bezeuget aber ſol - ches auch ſonſten die gantze Heilige Schrifft. Der HErr toͤdtet vnd machet wieder Lebendig. Er fuͤh -Deut. 32. v. 39. ret in die Helle vnd wieder heraus / ſinget Moyſes /vnd[17]vnd nach Moſe die Hanna Samuelis Mutter. Sara Raguelis Tochter betete auch zu Gott vñ ſprach; Das1. Sam. 2. v. 6. weiß ich fuͤrwar / wer Gott dienet / der wird nach der Anfechtung getroͤſtet / aus der Truͤbſal errettet / vnd nach der Zuͤchtigung findet er gnade; Denn / du O Gott / haſt nicht luſt an vnſerm verterben / Sondern nach dem vngewittet laͤſſeſtu die Sonne wieder ſchei - nen nach dem heulen vnd weinen vberſchuͤtteſtu vnsTob. 3. v. 21. mit Frewden / Deinem Namen ſey Ewiglich Ehre vnd Lob / du Gott Jſraël. Deßgleichen ſpricht auch Koͤnig David; Des HErren zorn wehret einen Au -Pſ. 30. v. 6. genblick / vnd er hat luſt zum Leben den Abendlang wehret das Weinen / aber des Morgends die Freude. Deßgleichen auch der Prophete Jeremias; DerThren. 3. v. 31. HErr verſtoͤſſet nicht Ewiglich. Er betruͤbet wol / aber Er erbarmet ſich wieder nach ſeiner groſſen guͤtte denn er nicht von hertzen die Menſchen plaget vnd betruͤbet. Von ſolcher verwandelung der Lei - den dieſer zeit in Frewd vnd Herrligkeit / laͤſſet GOtt ſeinem gefangenen Volcke zu Babel zum Troſt pre - digen vnd jhnen ſagen; Jch habe dich einen kleinenEſ. 54. v. 7. Augenblick verlaſſen / Aber mit groſſer Barmhertzig - keit wil ich dich ſamlen / Jch habe mein Angeſicht im Augenblick deß zorns ein wenig vor dir verbor - gen / Aber mit Ewiger Gnade wil ich mich deiner erbarmen / ſpricht der HErr dein Erloͤſer. Dieſe verwandelung der Leiden dieſer zeit / in kuͤnfftige freud vnd Herrligkeit / bilde dir wol ein / O Menſch / vnd habe eine kleine geduld; all dein Creutz wird einmahl ein Ende haben / vnd zwar ein froͤliches Ende nochCdarzu.[18]darzu. Sonderlich in vnſerm letzten augenblick / wann die Seele glaͤubig aus dem Leibe faͤhret / verſchwin - det alles Leiden dieſer zeit / du aber koͤmpſt dahin / da dir wol iſt. Dem Leibe nach geheſtu in eine Kammer vnd ſchleuſt die Thuͤr nach dir zu / verbirgeſt dich einenEſ. 26. v. 20. kleinen Augenblick / biß der zorn voruͤber gehe. DuEſ. 56. v. ult. wirſt weggerafft vor dem vngluͤck / koͤmpſt zum friedeApoc. 14. v. 13. vnd ruheſt in deiner Kammer. Der Leib ruhet von ſeiner Arbeit. Deine Seele aber wird eingebunden ins buͤndlein der Lebendigen / bey dem HErren deinem1. Sam. 25 v. 29. Gotte / ſagte das kluge Weib die Abigail zum Koͤnige David. Deine Seele koͤmpt ins Land der Lebendigen. Pſ 27. v. 13Der Gerechten Seelen ſind in Gottes hand / vndSap. 3. v. 1. keine qual ruͤhret ſie an. Dieſes letzten Augenblicks vergieß ja nicht / O Hertze mein; Als denn wird dir dieſer zeit leiden entweder kein leiden oder ein leidlich leiden ſein.

Qvartũ. â perpe - tuâ lætæ converſi - onis du - ratione. Es troͤſtet aber S. Paulus in vorhabendem ſpru - che alle Chriſtliche Creutztraͤger vnd Creutztraͤgerin weiter / Perpetuâ lætæ converſionis duratione, Daß die Herrligkeit / die Frewde / darein dieſer zeit Leiden ſol verwandelt werden / werde Ewig wehren. Es iſt eine Herrligkeit / die an vns ſol offenbahr wer -Ioh. 16. v. 22. den / verſtehe im Ewigen Leben. Es iſt eine Frew - de / die niemand von vns nehmen ſol / ſpricht Chriſtus. 2. Cor. 4. v. 17. Vnd Chriſti Apoſtel Paulus; Vnſer Truͤbſal / die zeitlich vnd leichte iſt / ſchaffet eine Ewige vnd vber alle maß wichtige Herrligkeit / vns die wir ſehen nicht auffs ſichtbare / ſondern auffs vnſichtbare / denn was ſichtbar iſt / das iſt zeitlich / was aber vnſicht -bar[19]bar iſt / das iſt Ewig. Jn dieſen worten wieget Pau - lus gleichſam abe gegen einander / vnſer Truͤbſal vnd die Frewde / ſo auff vnſer Truͤbſal folgen werde / vnd befindet / das vnſer Truͤbſal zeitlich ſey / vnd ſich nicht erſtrecket vber diß Leben / Sondern mit denſelbten ſich ende; Dargegen aber die Herrligkeit / ſo dort drauff folgen werde / ſey Ewig. Es befindet Paulus im ab - wegen / das vnſer truͤbſal leichte ſey / die zukuͤnfftige Herrligkeit aber ſey vber alle maß wichtig / ſey æter - num pondus; Wenn gleich alles Leiden / wie es jm - mermehr vnter dem Himmel genennet werden mag / auff einem hauffen lege / ſo iſt es doch nichts gegen der vberſchwenglichen groͤſſe der Klarheit vnd Herrligkeit im Ewigen Leben. All das zeitliche iſt nicht ein ſtaͤub - lin / nicht ein Puͤnctlin gegen dem Ewigen gutte / das Gott ſeinen glaͤubigen zu geben verheiſſen hat / vnd an vns ſol offenbahr werden. Ewige frewde wird vberEſ. 35. v. 10. & c. 51. v. 11. vnſern Haͤubtern ſein. Frewde vnd Wonne werden wir ergreiffen. Da wird ſein Frewde die fuͤlle vnd liebliches weſen zur rechten Hand Gottes immer vñPſ. 16. v. 11. Ewig. Da wird ſein ſolche Frewde / die kein Auge geſehen / kein Ohre gehoͤret / vnd in keines Menſchen Hertz kommen iſt; Verſteh volkoͤmlich hat dieſe freu -Eſ. 64. v. 4. de kein Auge geſehen / kein Ohre gehoͤret / ꝛc. Sonſten hat der Heilige Geiſt in ſeinem Wort / etwas hiervon1. Cor. 2. v. 9. vns geoffenbahret / welchem wir in der furchte Gottes gar wol nachdencken / vnd mit Heiliger vnſtraͤflicher Freyheit / vns zum Troſte gar wol darvon reden moͤ - gen vnd ſollen. Es beſtehet aber ſolche Herrligkeit / nach auſſage der Schriefft: In Dei viſione, JnC ijdem /[20]dem / das wir Gott ſollen zu ſehen bekommen. Vater / Jch wil / das wo ich bin / auch die bey mir ſein / die du mir gegeben haſt / das ſie meine Herrligkeit ſehen / dieIoh. 17. v. 24. du mir gegeben haſt / ſpricht Chriſtus ſelber in ſeinem Paſſion Gebeth. Wir werden Gott ſchauen von An -1. Cor. 13. v. 12. geſicht zu Angeſicht / zeuget S. Paulus. Vnd aber - mahl; Wir werden bey dem HERren ſein allezeit. 1. Theſ. 4. v. 17. Wir werden jhn ſehen / wie er iſt. Dieſer anblick der hochgelobten Dreyfaltigkeit / wird vns ein vnerſchoͤpf -1. Ioh. 3. v. 2. licher Brunquaͤl ſein ſolcher hohen vberſchwenckli - chen Freude vnd Seligkeit / derer wir nimmermehr zu allen Ewigen zeiten werden koͤnnen ſath noch vber - druͤßig werden. Auff dieſer Weld iſt nichts ſo ſchoͤn / ſo lieb vnd werth / deſſen der Menſch nicht endlich vber - druͤßig wuͤrde; Aber die wonne ſo aus dem volligen anſchauen Gottes erwachſen wird / wird beſtaͤndig ſein vnd weren Ewiglich. O Menſch! O Staub! O Aſche! wie hoch wirſtu kommen / in dem du ſolleſt Gott zuſchauen bekommen. Neben dem / beſtehet die Herrligkeit / ſo an vns ſol offenbar werden / nach aus - ſage Heiliger Schrifft / In corporum animarumq̀; glorificatione, Jn vnſerer Leiber vnd Seelen Him - meliſcher verklaͤrung. Der HErre JEſus wird vnſern nichtigen Leib verklaͤren / das er ehnlich werde ſeinemPhil. 3. v. 21. verklaͤreten Leibe / bezeuget Paulus. Vnd aber -Rom. 8. v. 29. mahl; Welche Gott zuvor verſehen hat / die hat er auch verordnet / das ſie gleich ſein ſolten dem Eben -1. Cor. 15. v. 49. bilde ſeines Sohns. Vnd zum Dritten mahl; Wie wir getragen haben das Bilde des Jrrdiſchen. Alſo1. Ioh. 3. v. 2. werden wir auch tragen das Bilde deß Himliſchen. Johannes[21]Johannes der Apoſtel ſchreibet auch; Wir wiſſen wenns erſcheinen wird / das wir jhm gleich ſein wer - den. Wir ſollen theilhafftig werden der Goͤttlichen2. Pet. 1. v. 4. Natur / ſpricht Petrus. Dieſe Spruͤche alle vnd jede beweiſen klar / das wir im Ewigen Leben ſollen gleich ſein dem HErren Chriſto; Nicht zwar das wir mit Gott ſolten Perſoͤnlich vereiniget werden / wie Chri - ſtus / auch nicht / das wir zur rechten Hand Gottes ſolten geſetzet werden / wie Chriſtus / Nein / dieſe ehre wiederfaͤhret keinem Menſchen / auch keinem Engel nimmermehr; Denn zu welchem Engel hat GOtt jemahln geſaget: Setze dich zu meiner Rech -Heb. 1. v. 13. ten? ſchreibet der Hebreer Apoſtel: Sondern die gleichfoͤrmigkeit vnſerer vnd des HErrn Chriſti wird beſtehen / wie geſaget / in Corporum animarumq̀; glorificatione, Jn der verklaͤrung vnſerer Leiber vnd Seelen. Die Gerechten werden leuchten wieMatth. 13. v. 43. die Sonne in jhres Vaters reich. Sie werden leuch - ten wie des Himmels glantz / vnd wie die Sternen amDan. 12. v. 3. Himmel jmmer vnd ewiglich. Wir werden ſein gleichMatth. 22. v. 30. wie die Engel Gottes im Himmel. Sollen nu vn - ſere Leiber mit ſo groſſer klarheit angethan werden / mit was fuͤr einen wundern glantz werden denn ange - than werden der Außerwehlten jhre Seelen? Qvalis erit ſplendor animarum, quando ſolis ſplendo rem habebit lux corporum? An der Seelen wer - den wir weiſe ſein / wie die Weißheit eines Engels Got - tes / ſagte das kluge Weib von Thekoa zum Koͤnige2. Sam. 14. v. 20. David. Endlich beſtehet die Herrligkeit / ſo an vns ſolC iijoffen -[22]offenbahr werden / nach auſſage Heiliger ſchrifft / in Angelorum & Electorum Conſociatione. Jn der groſſen vnd froͤlichen geſellſchafft aller Heiligen Engel vnd Außerwehlten Menſchen. Genung aber hiervon zu dieſem mahl; Allein troͤſtet euch / jhr Chriſt - liche Creutztraͤger vnd Creuytraͤgerin vntereinander mit dieſen worten; Troͤſtet euch / das dieſer zeit leiden / Ja nichtes vberall / euch ſcheiden kan / von der Liebe Gottes / die in Chriſto JEſu iſt ewrem HErren. Troͤſtet euch / das dieſer zeit Leiden werde in Herrligkeit verwandelt werden. Troͤſtet euch / das die Herrligkeit / darein die - ſer zeit Leiden ſol verwandelt werden / Ewig weren wird.

Belan -[23]

BElangend hierauff / Die Weiland Viel ehr - vnd Tugendreiche / numehr aber in Gott ſelige Fraw Dorotheam Petzoldin / derer Ehrlichen ankunfft / Chriſtlichen Wandels vnd ſeligen Abſchiedes ſchließ - lichen auch zugedencken. Jſt dieſelbte aus einem vor - nehmen Alten geſchlechte gezeuget. Jhr Herr Vater war / der Weiland Ehrwirdige / Achtbare vnd Hoch - gelaͤrte Herr Andreas Baudiſius, der Chriſtlichen Kirchen zur Lignitz bey S. Petri vnd Pauli getreuer PfarErr / Der Ehrwirdigen Prieſterſchafft gedach - ten Lignitſchen: Wie auch darzu getheilten Wolawi - ſchen Fuͤrſtenthumbs Wolverdieneter Superinten - dens, vnd deß Fuͤrſtlichen Lignitſchen Conſiſtorii Adſeſſor Primarius. Jhre Fraw Mutter (ſo noch am Leben) iſt die Viel Ehr-vnd Tugendreiche Fraw Catharina, deß Weiland auch Ehrwirdigen / Acht - barn vnd Hochgelaͤrten Herrn Leonharti Crentz - hemii von Jphofen aus Francken / fuͤrnehmen Theologi, vnd beruͤhmbten Chronologi, Auch deß Fuͤrſtenthumbs Lignitz verlebeten Superintenden - tens ſeligers / hinterlaſſene Juͤngſte Tochter. Von dieſen fuͤrnehmen Eltern iſt die ſelige Fraw Cantzle - rin / An. 1600. den 30. Martii (war damahls der Gruͤndonnerſtag) deß Morgens fruͤhe nach zweyen /zur[24]zur Lignitz in dieſe Weld gebohren / bald darauff vnd nach deſſelbigen Tages / durchs Sacrament der Hei - ligen Tauffe / neben einem andaͤchtigen Gebete / dem HErrn Chriſto vnd ſeiner Kirchen einvorleibet / vnd1. Pet. 3. v. 21. deß Bundes eines gutten Gewiſſens mit Gotte vor - gewiſſert worden; Da ſie denn auch einen Chriſtli - chen Namen bekommen vnd genennet worden Doro - thea, auff Deutſch Gottes Gabe; Jnmaſſen dannPſ. 127. v. 4. Kinder ins gemein / ſind eine Gabe Gottes / vnd Lei - bes frucht iſt ein geſchenck / Ja / an dieſer Dorothea / Jnſonderheit / als an einer Gabe Gotes / haben bey - des jhre Eltern / wie auch jhre damahls Hochjaͤhrige Groſſemutter von der Mutter / Fraw Dorothea / Gebohrne Goͤckeritzin / Schmidin genandt / jhre be - ſondere Freude gehabet.

Bald von Jugend auff / iſt ſie von bemeldeten jhren Eltern im Lutheriſchen Catechiſmo / in allerhand ſchoͤ - nen Bibelſpruͤchlin / Chriſtlichen Gebetlin / zu Hauſe fleißig vnterrichtet vnd geuͤbet / folgends auch als jhr Kindliches Alter ſolches ertragen moͤgen / in die Jung - frawen Schulen geſchicket worden / da ſie gelernet Leſen / Schreiben / die Sontags Evangelia ſambt et - lichen Pſalmen auswendig zuſagen / Jſt beyneben zu offentlicher Kirchen verſamlung vnd anhoͤrung deß gepredigten Worts Gottes / wie nichts weniger zu al - ler Zucht / Tugend vnd Ehrbarkeit gebuͤhrlich an - gehalten worden / Jn welchem allen ſie / durch Goͤtt - lichen Segen ſo weit / mit vieler verwunderung kom - men / vnd zugenommen / das ſie auch dannenhero den Namen einer Gottes gabe / mit der that wol gefuͤhret.

Nach[25]

Nach jhres Herrn Vaters / welcher Anno 1615. den 3. Januarij verſchieden / ſeligen Abſterben / hat ſie bey jhrer Fraw Mutter / jren Jungfrawenſtand zuͤch - tig vnd eingezogen gefuͤhret / weder der Gottsfuͤrch - tigkeit / nach Kindlichen Liebe vnd gehorſambs ver - geſſen / ſintemahl ſie die / aus jhres Vaters Biblio - theca, in vnterſchiedenen Tomis jhr zugefallene Bibel / aus eigner Andacht vnd bewegnuͤß / fleiſſig durch leſen / vnd je mehr vnd mehr bekandt gemacht / Jhrer Frauen Mutter iſt ſie gehorſamlich zur Hand gegangen / hat ſie in jhrem Witwenſtande Kindlich getroͤſtet / auch in jhrer weitſchweifigen beſchwereten Wirtſchafft mancher muͤhe vberhaben / willig vnd trewlich / das ſich das Mutter Hertz drauff verlaſ -Prov. 31. v. 11. ſen moͤgen.

Anno 1618. den 13. Novemb. war im Alten Calender eben der Tag Theodoſij, iſt ſie aus Got - tes / verlaſſener Wayſen getreueſten vorſorgers / ſon - derbahrer providentz, auch jhrer Frawen Mutter vnd vornehmer Freunde Raht (die ſie allezeit vene - riret vnd hochgehalten / vnd demnach auch in dieſem ſich jhnen vernuͤnfftig bequaͤmet) zur Liegnitz Ehelich vermaͤhlet / vnd vor Gottes vnd ſeiner gemeine Ange - ſichte getreuet worden / Dem Ehrenfeſten / Wolbe - nambten / Hochgelaͤhrten H. Matthæo Pezoldo Juris Conſulto, Des Hochgeehreten Koͤnigl. Amb - tes derer beyder Fuͤrſtenthuͤmber Schweidnitz vnd Jawer allhiro / Wolverdienetem Treufleiſſigen Her - ren Cantzlern / Jhrem numehr hinterlaſſenen hochbe - truͤbten Witwer / mit welchem ſie in warheit eine fried -Dliche[26]liche vnd freundliche Liebliche Ehe beſeſſen hat / Aber (leider) laͤnger nicht / denn zwey Jahr vnd 15. wochen / haben mit einander gezeuget eine Tochter / Catharina Barbara genant / die noch im Leben / Gott helffe lange; vnd dann einen Sohn / Andreas, der bald nach der Tauffe geſtorben.

Belangend jhr Chriſtenthumb / hat ſie daſſelbte Gottſelig gefuͤhret / ſich zur predigt deß Worts Got - tes wie auch zum gebrauch deß Hochwirdigen Abend - mahls fleißig vnd andaͤchtig gehalten / wie denn auch newlich am Tage Mariæ Reinigung geſchehen / hat zu Hauſe jhre zeit mehrentheils zugebracht / mit Be - ten / Leſen / Singen / mit betrachtung vnd auff jhre eigne Perſon / applicirung / oder zueignung Goͤttli - cher Schrifft / Sonderlich des theuren verdienſtes /Eſ. 53. v. 11. deß gerechteſten Knechts Gottes / Chriſti Jeſu / an den ſie hertzlich geglaͤubet. Solchen jhren Glauben hat ſie auch im euſſerlichen Leben leuchten laſſen / JhrMatth. 5. v. 16. Glaube iſt durch die Liebe thaͤtig geweſen. Geliebet hat ſie den Nechſten Menſchen / Deßwegen ſie dennGal. 5. v. 6. friedlich gelebet mit jederman / hat andern Leuten / ſo viel an jhr / in Ehren willig gedienet / ſonderlich dem lieben Armut gerne gegeben / iſt allem verleumbden vnd Affterreden / der Hoffart vnd andern groben la - ſtern / gram vnd feind geweſen / hat jhren euſſerlichen wandel mit offentlichen Suͤnden nicht beflecket. Ge - liebet hat ſie jhren Herrn vnd Eheman / vnd zwar hertzlich geliebet / geehret / ſich in jhne / ja auch faſt in ſeine gedancken / wol ſchicken koͤnnen. Geliebet hat ſie jhre Stieff Soͤhne / nicht weniger als die rechte leib -liche[27]liche Mutter / Derentwegen ſie denn auch nicht we - niger / als die leibliche Mutter / von jhnen zubeweinen. Geliebet hat ſie jhr Geſinde / daſſelbte mit vernunfft regieret / zu allem gutten ermahnet / ſelber auch mit guttem Exempel vorgegangen / Summa: Sie hat ein guttes geruͤchte bey Jederman / das ſie Gott ge - fuͤrchtet / vnd kan niemand vbels von jhr reden / wie die Judith gehabet. Iudith. 8. v. 8.

Jhre Kranckheit vnd Seligen Abſchied betref - fend / hat ſie ſich deſſen nicht allein vielmahl erin - nert / ſondern auch drauff bey zeiten gefaſt gemacht / alles Zeitlichen mehrentheils gaͤntzlich entſchlagen. Sonderlich iſt ſie in dieſe gedancken gerathen / ſamb wuͤrde ſie jhre vorſtehende Sechswochen nicht vberle - ben. Welche einbildung / ob gleich jhr Herr vnd Eheman jhr auszureden / oder ja etwas zuerleichtern / ſich bemuͤhet / iſt ſie doch beſtaͤndig auff ſolchen geblie - ben. Hat ſich aber vor dem Tode ſo gar nicht ent - ſetzet / das ſie ſich deſſen im HErren vielmehr erfreuet / Nach dem ſie Gott / den 16. Februarii jhrer Weibli - chen Buͤrden gnaͤdig entbunden / vnd mit einem jun - gen Soͤhnlein erfreuet / daſſelbte aber bald nach em - pfangner H. Tauffe wiederumb von dieſer Weld ab - gefordert; Hat ſie als das Muͤtterliche hertze ſich zwar druͤber betruͤbet; Jedoch endlich mit froͤlichem gemuͤtte dahin erklaͤret; Der HErr hat es gegeben / der HErrIob 1. v. 21. hat es genommen. ꝛc. Dieſer zeit leiden vnd ſterben / iſtRom. 8. v. 18. nicht werth der Herrligkeit / die an vns ſol offenbahr werden. Es hat aber jhr zuſtand ſich bald anfaͤnglich / zum beſten nicht anſehen laſſen; Alſo / das jhre FrawD ijMut -[28]Mutter die gefahr zeitlich vermercket / Jn deme jhre ſchmertzen je mehr vnd mehr zugenommen / ſie wenig ſchlafen koͤnnen / vbermeßige groſſe hitze empfunden / auch andere Symptomata mite zugeſchlagen / biß den 20. Februarii zu nachte jhr ein harter fluß gefallen / die rechte ſeiten biß an die Hertzgruben / die lincke aber / von derſelbten den gantzen Leib herunter getroffen / Dardurch / jedoch bey guttem richtigen verſtande / das gehoͤre vnd die zunge etwas ſchwer worden / Darauff ſie den 21. fruͤhe / Erſtlich jhre Fraw Mutter / nach - mahls jhren Herrn vnd Eheman / Endlich auch jhren H. Bruder Gothofridum Baudisium J. U. Candidatum vnd Practicum mit wolbedaͤchti - gen / beweglichen worten geſegnet ſich aller reſpecti - erzeigten Muͤtterlichen aufferziehung vnd woltha - ten / aller geleiſteter Ehelicher Liebe vnd trew / Auch gutten Bruͤderlichen Affection, hertzlich bedancket Jhrem Herrn vnd Ehemanne beyderſeits Kinder treu - lich empfohlen / vnd vmb Gottes willen gebeten / jhm angelegen ſein laſſen wolle / damit ſie zu allem gutten fleiſſig moͤchten erzogen werden. Sie hat auch denſelb - ten Tag / H. M. Abrahamum Dithmannum Diaconum Allhie / zu ſich begehret / der auff erfode - rung auch kommen / Jhr aus Gottes wort zugeſpro - chen / welches jhr / als nachmahls die ſprache ſich vollig wiederfunden / vnd ſie ſich erkleren koͤnnen / ſehr ange - nehm geweſen / Deßwegen auch Gott hohen danck ge - ſaget. Von der zeit an ward zwar beſſerung zur ge - ſundheit verhoffet / hat aber keinen beſtand gehabet; Dann / den 25. Februarii iſt ſie dreymahl in ſolche ohn -macht[29]macht geſuncken / Das jederman nicht anders vermei - net / als ſie hette geſegnet / Nach deme ſie ſich / aus ſol - cher Ohnmacht / etwas wieder erholet / vnd jhren Her - ren vnd Ehman trawrig fuͤrm bette ſtehen ſehen / re - dete ſie jhnen an / mit denen worten: Schicket euchEph. 5. v. 16. in die zeit / denn es iſt boͤſe zeit. Hat ſonder zweifel an - gedeutet / wie ſie ſich frewe / das ſie von der boͤſen zeit werde erloͤſet werden / die lieben jhrigen aber ermah - net / ſich darauff zuſchicken / damit ſie auch / der vorſte - henden boͤſen zeit / durch einen ſeligen hinſchriet entge - hen moͤchten. Angezeigete beſchaffenheit hat es mit jhrer euſerſten Leibesbeſchwer gehabet; darbey doch die wenigſte vngeduld nicht vermercket worden / Son - dern hat all jhr anliegen auff den HErren geworffen;Pſ. 55. v. 23. ſich vnter vielem andern / ſonderlich mit jhrem taͤgli - chen Reimſpruͤchlin getroͤſtet / biß den 27. Februarii zu Nachte vmb Drey Vhr gegen Morgen ein Ca - tarrhus ſuffocativus ſich wiedergefunden / welcher den gantzen folgenden 28. biß auff den Abend ohn al - les auffhoͤren angehalten / Da ſie denn vnd alſo mit endung des Monats zwiſchen 6. vnd 7. zu Abendt auch jhr Leben geendet / vnd jhre Seele jhrem Erloͤſer ſanfft vnd ſtille auffgegeben / jhres Alters 20. Jahr 47. Wochen vnd 5. Tage. Hat vor jhrem Ende hertzlich vmb verzeihung gebeten / wann ſie als ein Menſch jemanden jemahls zu nahe kommen / vnd zu wieder geweſen were; man jhr ſolches vmb GOTtes willen verzeihen vnd nachlaſſen wolle: Jnmaſſen ſie hinwiederumb von Hertzen gethan. Vnd geſegnetD iijnunmehr[30]nunmehr die hinterlaſſenen betruͤbten lieben jhrigen alleſambt / thut ſtillſchweigende gleich reden alſo:

Geſegn euch Gott der HErre /
Jhr viel geliebten mein /
Trauret nicht all zu ſehre /
Vber den Abſchied mein /
Beſtaͤndig bleibt im Glauben /
Wir werdn in kurtzer zeit /
Einander wieder ſchauen /
Dort in der Ewigkeit.

1. Tim. 6. v. 16. GOTT / der allein Vnſterbligkeit hat / verlei - he jhrem Coͤrper eine ſanffte Ruhe in der Erden / dieSir. 40. v. 1. vnſer aller Mutter iſt / Troͤſte durch ſeinen Heiligen Geiſt jhre hinterlaſſene hochbetruͤbte / Herren vnd Ehemann / Fraw Mutter / Herrn Bruͤder / Fraw Schweſter vñ gantze vorneme Leidtragende freund - ſchafft / Verleihe zu ſeiner zeit auch vns eine ſelige nachfahrt / jhr vnd vns ſambt allen glaͤubi - gen eine froͤliche Aufferſtehung am Juͤngſten Tage / AMEN.

[31]

Ad Dn. Mathæum Pezoldum obitum puerperæ Baudi - ſianæ lugentem.

VNA eademꝙ fuit nobis ſors proſpera,
in aulis
Succeſſu, æquali munere, honore
tori;
Convenit in noſtris ſors Una eademꝙ adamatis
(Quod mirum & rarum eſt) aſpera Conjugibus.
Non tantum numero atꝙ ætatis flore, pudicâ
Sed pietate, modo, tempore, morte, loco.
Addo, quod ambarũ in tumulos Henzſchelii ador -
Communes Threnos noſtri operoſus Amor.
(nat
Servet Sancta Trias thalamo tumbisꝙ ſepultas
Sorte pari coſtas omnipotente manu;
Donec Conſilio Jovæ nobis quoꝙ Sors Mors
Una qvietis erit, Una Salutis erit,

G. Otto è Dhamis.

Gratiam[32]

Gratiam Dei, qvi pater miſericordia - rum & Deus totius con - ſolationis, Salutem, per Christum Jesum Jmmanue - lem & Salvatorem noſtrum, Παράκλησιν paracleti Spiritus Sancti in luctu præſente præſen - tiſſimam!

ILle ego qvi qvondam gracili modula -
tus avenâ
Gratabar tædis, Clare Pesolde, tuis;
Nunc etiam triſti cur non tua funera
verſu
Perſeqvar, & duras, Clare Pesolde, vices?
Heu, qvod nulla diu ſtant gaudia, nullaq̀; vitæ
Pars homini ſtabili certa tenore manet!
Jam Natalitio parebant omnia feſto,
Et Bacchus Cereri conſociandus erat.
Aſt latices Lethes Lucina propinat, acutâ
Auſterumq̀; ſtruit Mors ſicilice penum.
Filiolum Conjux fuerat connixa marito,
Deliciumq̀; ſibi, delitiasq; Patri.
Sed cadit, ut tepidis vaccinia marcida ventis,
Atq; diem ante diem funere raptus obit.
Eheu! [33]
Eheu! tàm ſubitò rumpunt tua ſtamina Parcæ
O puer, & mundo vixoreris, moreris?
Ah nimium celeres digitos habuêre Sorores
Scindendi vitæ candida fila tuæ!
Nempe bonum velox fugitivo tempore tranſit,
Qvæ placitura videt mors, magis illa rapit.
Forſitan hoc parvo potuit coaleſcere vulnus
Tempore; mœrorem ſubtrahit ipſe dies.
Fluctus at inſeqvitur fluctum ut: ſic tempora volvit
Noſtra catenatis ſors inimica malis.
Hem prærepta viro ſeqvitur mox altera lecti
Conſors, tam ſobolis qvàm ſtudioſa viri.
Cui modò vernabat vernoſo in corpore virtus,
Inq̀; domo pulcrâ pulcrior hoſpes erat.
Hîc eqvidem fluctus fluctus ſupereminet omnes
Poſterior nono eſt, undecimoq; prior.
Nec levius navis tabulæ his feriuntur ab undis,
Qvam grave balliſtæ mœnia pulſat onus.
O vis infida! ô lis invida mortis iniqvæ!
Cui rectrice iterum ſtet viduata Ratis.
Cur ita Jova? caput carum cur lumine caſſas?
Cur tua fœmellam ſurripit ira Mari?
Cur vitam vitæ? cur perdis amantis amantem,
Ut fiat ſoboles Matris egena piæ?
Cur præeat dulcem dulciſſima filia Matrem?
Langvida cur Nymphæ lumina claudat Anus!
Cur ita? ſed qvid ego rationem poſco Jehovam
Fati, quo pariter primus & imus obit.
ECur[34]
Cur ego ſub mea jura vocem venerabile numen,
Cujus in arbitrio ſtat ſua cuiq; dies?
Qvo ſine nec crinis de vertice labitur unus,
Non cadit in terram parvula, paſſer, avis.
Ad Domini placitum meritò mens noſtra qvieſcat,
Depoſitum repetit qvi ſibi jure Suum.
Qvo præſente, vocante, jubente, trahente ſeqvendum
E thalamo in tumulum qvos aliqvando vocat.
(eſt,
Felix qvi potuit mala tot, mala talia, tanta,
Qvam celeri poterit, præteriiſſe die.
Multa ſed heu! nobis ſuperanda ferendaq; reſtant:
Non pax nec duleis regnat in orbe qvies.
Qvid juvat ergò gravi ſic indulgere dolori,
Sidera flebilibus ſicq̀; ferire ſonis?
Adverſus ſtimulos durum eſt impingere calces,
Durius ad verſum fata movere manus.
Siſte igitur lacrymas Pesolde, ô ſiſtite Mater,
Et vos ô Fratres, corcula chara, pii.
Partem eqvidem fateor tetigit mors aſpera cordis
Optimam, & heu! tetigit non modò, diſſecuit.
Attamen hæc, nobis qvam, ſors, pia fata tulere,
Ut ſit acerba, tamen mente ferenda piâ eſt.
Cumq̀; pio Jobo dicendum fortiter (omne
Qvi forti impoſitum mente ferebat onus)
Sit nomen Domini benedictum: nam dat & auffert,
Reddit & occidit vivificatq; Deus.
Vulnera qvi fecit, ſanabit vulnera cordis,
Hannæ percelebris ceu Pia Muſa canit.
Scilicet Iſacidæ ſanctum qvi diffidit olim
Lectum, Benoni cum pariendus erat;
Uxorem[35]
Uxorem Deus ille viro, fratriq; Sororem
Et Matri gnatam reddet in arce poli.

ὁλοψύχως συμπάχων f. M. Christoph. Wagner Sulanus Francus.

Dorothea Baudisia. Audi; Adest Hora; Obi.

ITane invidi reſer vor miſer orbis inhabili
Super orbitâ? Novis ſiccine mortis iterum amat
Truculentia extimeſcenda rigare lacrymulis
Animos Meorum, adhuc duplicis ob mala rabida
Miſerabiles ſepulcri? Soror ô mea, ô ubivis
Oculis, & intimis cordis amabilis ut eras
Penetralibus mihi ſemper! Ut ipſe gemitibus
Modò repleor! Relicta ut querulante pia tribus
Modò voce mœret omnis! Tua ut optima genitrix
Fera fata luget! Orbus Viduus thalamicubæ
Repetit fidem; Soror fratre cum utroq̀; reſidua,
Truce mecum abunda malæ aſperitate madidulæ,
Nimis angitur; Tenellis Catharinulæ oboritur
Dolor in fibris; Tuam omnes revocare lepidulam
Faciem expetunt; Sonat vox mera, Funere raperis,
Sub amœnuli joci vere virente, gelidulo,
Theodora cara? Cur ſpicula te valida avidæ
Necis eximunt Tuorum citò delicio hilari?
Ita palpitamus ægris animis! Miſeriaq̀;
Ita triſte cor pererrat furibunda quotidiè!
E 2Redeat[36]
Redeat ſed abditus ſangvine ſpiritus! Abeat
Vaga cura! Pectoris proficitur nihil onere
Gravidante turbidi, omnes manet urna ſimilior.
Ita ſubditis ſtato tempore celſithronus Herus
Reqviem ſuis redonat, ſuperoq̀; ita ſtatuit
Domicilio. Heic qverelas varias, & inopiam
Stabilis referre amoris licet, ævica ſed ibi
Bona dantur, exulant tædia ibiq̀; fragilia.
Obiit vocata ductore Deo; ſimul obiit,
Qvod erat perrennitantis fidei indicium alacre,
Qvod & ipſa nominis vocula poſcere vigili eſt
Studio putata; A deſt Numinis hora; celeriter,
Ait, audi, Obi! Peregit citò juſſa, citò abiit
Ab amariuſculis ſyrtibus ædificioli
Malè tuti, olympicæ gaudia perpetua domus
Adiit parata, lætis ſociataq̀; nitidi
Præiit poli maniplis, cupidè reficere avens
Sibi nos perennibus ſvaviolis brevi adhibitos.
Soror ergò vive celo, valedicere ubi Tuis
Moderator omnium te voluit Deus! Etiam
Tua tecum habebimus com̃oda: Parva morula abeſt.
Facili euge nos moremur, Vidue, hanc animo, & erit
Iterum benè, & nihil, qvod cruciaverit, aderit.

Sororio ſuo obſervando in com - munione luctus hoſce Jönicos Galliambicos offerre voluit, an debuit M. Leonhartus Baudisius, A. Ch. IVſtI anIMa InsInV DeI ſeCVra eſt.

Pezoldi[37]
Pezoldi Clari pia Dorothea marita
In Chriſto moritur, vivere ut incipiat.
Hanc quoꝙ pertæſi vitæ, ſaturiꝙ laborum,
Nos volumus, Chriſto ſic ſtatuente, ſequi.

Piè defunctæ Sobrinus Henricus Bachman Lignic. Patriæ Scholæ Collega, & Eccl. Petro-Paulinæ Cantorapponebat.

Sororis deſideratiſſimæ tumulo. Dorothea, erepta ex oculis, haud mente, qvietem Dorothea, orta Deo, qvam benè! nacta polo. Defuncta loqvitur, SVſCepIt Me DeXteratVa. Pſ. 18. . 36. Pſ. 63. . 9. ()

NE mea, ne, Genitrix, deplangas funera plan -
Excrucies nec te, chare Marite, nimis.
(ctu;
Nec Germanorum fidißima Triga meorum,
Nec, ſoror, ora tuis fletibus, una, riges.
Nec tenera, ô Catharinula-Barbara, Nata relicta,
Qvin nec, Amicorum flos, mea fata fleas.
Qvippe Meo citius matura Ego reddita Christo,
Me, bone, sVsCepIt DeXtera, Jova, tVa.
E 3Qvippe[38]
Qvippe hominum riſus, fallacia gaudia, linqvens
Gaudia gaudeo Ego nunc Paradiſiaca.
Qvippe meo ſum juncta Parenti, Fratribus, atꝙ
Nato, qvin Christo ſum quoꝙ́ juncta Meo.
Ne, Genitrix, ſubita hæc mea fata, Marite, propin -
Fratres, Nata, Soror, ne mea flete, precor.
(qvi,
Parva mora eſt (mala ſunt jam tempora) judex
Et Christus veniens deſtruet orbis opus:
Parva mora, & placidâ claudetis lumina morte,
Fluxas temnentes totius orbis opes:
Parva mora, & rurſum (in cœlo) ſociabimur, Agno
Virtus, dicentes, laus, honor atꝙ Salus. Apoc. 19.

interprete M. Andrea Baudisio, Ligio, Schol. Strig. R.

Lectori S.

PRrivos noſce meos, lector cordate, dolores,
Undiꝙ dum Patriam publica damna premunt.
Sex ſpatio annorum, Sex funera acerba Meorum
Uſurpavi oculis, Octo Sed, ipſe meis.
(Haut
Præceßit Pylys Genitor(α) dignißimus annis:
Danjelis fratris Nata(β)ſecuta brevi:
Ipſus at hinc Daniel(γ) Naturæ debita ſolvit:
Corporis hinc Proles(δ) Mascula trina Mei:
Doro -[39]
Dorothea & fatis Soror(ζ) ipſa puerpera ceßit,
Oſtendiſſet ubi Filius(ε) antè viam.
Funera non refero junctorum Sangvine, binam
Bachmani(η) ſubolem, Krentzhemiumq́;(ϑ)
Non alios; aliàs nec quæ contingere poſſunt: (meum:
Qvis, qvibus hæc, neſcit ſubdita vita malis?
Cerne meos hoc tantum, Lector Amice, dolores:
Iuſtaq́; Huic, dices, cauſa doloris adeſt.
Θ. α1615. 3. Januar.
β1616. 18. Jul.
γ1617. 6. Mart.
δ1618. 12. Octob. 1619. 1. Dec. 1621. 4. Febr.
εeod. 16. Febr.
ζeod. 28. Febr.
η1617. 19. Maji. 1620. 14. Maji.
ϑ1619. 24. Jul.
Luctus abeſto procul, lacrumæ ceſſanto, feretro
Dum caros nobis Mors inopina rapit.
Hoc ſolatioli Cunctos ſpe divite lactet:
Jungemur Nostris tempore qvisq́; ſuo.

Adversa Beant.

Tumulus[40]

Tumulus Dorotheæ Pezoldæ, Sororis incomparab.

HAc ſub mole Soror recubat, Soror optima; Fratri
Eſſe qvod Una poteſt, heu dolor, iſta fuit.
Nunc dic, quisquis eris, tumulum viſure Viator,
An fas ſit lacrumas me retinere meas?

qvem acerbiß. officio P. Gotfr. Baudisius.

FElix, qui potuit, cum voluit, mori.
Sed felicior hoc, qui voluit mori,
Cum primum potuit voce Dei excitus.
Feliciſſimus at, qui moritur piê,
Æternos ut agat cum ſuperis choros.
Certê ſi queat, ut quisque velit mori,
Et mors maxima ſit proſperitas, facit.
Præſens conditio & ferrea tempora
Sæcli præcipitis per ſcelus & nefas
Bello perdere ſe cuncta que civico.
Quo tot mille viros, regna tot, ópida
Infinita cinis jam obruit aut brevi
Horum quic quid adhuc eſt reliquum obruet:
Dum mortale genus bella odiumque ſic
Immortale gerit, nec furor iraque
Cedunt ſang vineis cæpta animis ſemel.
Quis non ſe æſtimet hîc, ſi queat emori,
Felicem, ut moriens inveniat, ſolum
Quam[41]
Qvam vivis requiem denegat impium,
Neu buſto patriæ ſe eſſe ſuperſtitem
Neve hoſtis fieri victimam oporteat.
Quos arcere nequit vi, gladiator ut
Ictûs, quàm venlant, ante ſolet catus
Declinare. Ita cum Conjuge proleque
Agnate ingenuâ juncte mihi fide
Mi Matthæe tuis, quod ſimul occubant
Actum perbenè, ſi quod video, puto:
Cum belli â Furiis ſepoſitos procul,
Quanto ætas tenera & ſexus eas magis
Exponant rabidæ ſævitiæ hoſtium,
Hoc ſubduxerit é motibus ocyus
In tranquilla domosque ætherias Deus.
Sic Conjux tua, ceu cunctæ Animæ piæ
Offenſæ graviter mille tumultuum
Horum cladibus ac impietatibus
Profuſis lacrimis ſuppliciter petunt,
Nunquam non voluit, ſi placeat Deo
Quam primum ad requiem hinc morte cita evehi.
Quod deſiderium celi & humi agnitæ
Plus quam ſit ſatis â ſe ob mala nauſeam
Virtutum ſtudio continuo foris
Teſtatum voluit. Sic placuit Deo,
Sic Matrona viro, ſic bona fœmina
Nulli non placuit, cui placeat pudor.
An mortem hæc timuit, cum mori oportuit,
Quam ſemper meditata, antequam oportuit?
Norat quippe ſibi morte viam dari
Ad vitam merito Chriſte tuo. Hoc modo
FNon[42]
Non quicquam metuunt morte minus pii
Lugerique aliis ſe Indigites vetant.

II. Ex Perſona Vidui.

Ofallax ſpes, ô votis contraria fata,
O vita ludicræ aleæ ſimillima,
Per popinarum latebras graſſante fritillo
Ad fortuita lucra, ſed certum malum.
Hei miſer, hei funeſtus ego viduusque ſecundùm
Uxore prægnante ex Dei clementiâ.
Lucinæ niſus mihi dum promitto feraces,
Prolemque noſtræ quæ domus ſit deſtina:
Sentio Perſephonam invaſiſſe vicem Ilithyïæ
Prolemque cum parente mœſtus effero.
Dum vitam unius ſpero, hei duo funera cerno,
Vincente clade commodorum ſpem oppido.
Dum cunas meditor pater & natalia proli,
Libitina me feretra cogit ſumere.
Dum mihi ficta recens nato de infante voluptas,
At ratus in fletum & dolores diffluo.
Dum ſociam vitæ cupio ſupereſſe mihimet,
Vah quam repentè huic fila Lacheſis diſcidit.
Heu heu Lux mea me quanta in caligine linquis,
Dum claudit oculos mors tibi caligine.
Quo tui amor mihi major, vehementius ah te
Incomparabilis comes deſidero.
O utinam quod Threïcio licuiſſe poëtæ
Fertur, liceret & mihi, ſtatim ſequi
Te cuperem, aut tecum ſemper conjungerer aurâ
Et luce caſſus, vivæ adeſſe ut non licet:
Aut[43]
Aut vivus cum vivâ in dias luminis auras
Emergerem hac in re Orpheo prudentior,
Ne ſub conditione ullâ retraharis ad Umbras
A vulſa noſtris denuo complexibus.
Vel Ledæorum mihi fratrum ſorte daretur.
Mortem paciſci, dividam lubens dies
Tecum, quotquot erunt reliqui, vitâ modò tu Lux
Poſſes fruiſci: nec reverti te velim
Ad Manes: ibi ſolus ego vadimonia obibo:
Vitamque totam gaudeam adſcribi tibi.
Sed quo labor ab æſtu animi immodicoque dolore
Abreptus! hoc quam tracto vulnus perperam!
Quod fieri nequit, id volo? Sic ſine fine modoque
Fleam licet, mors ſurda ſpernit fabulam.
Quid ſuadet pietas? â luctu avertito ſenſus
Ad læta, quæ conjux tenet jam gaudia:
Ut faber arripit æscandens, non quâ urit, at igne
Quà non metalli ſunt penetrati pori.
Celo animam Conjux virtutesque eſſe receptas
Tuas ſcio: Deo que Patri reddita,
De ejusdem locuplete manu quæ accepimus ante,
Quod Dorotheæ me monebat indies
Nomen & ut Domino memor eſſem reddere, quod
Mi reſtituturus ſit, at cum fenore:
(poſt
Æternam pro mortali mihi federe junget.
Me me beatum cum aſſequar vos Celites.

Συμπαϑείας χάριν Dan. Pezoldus.

F 2Omen[44]
OMen habere ſolet taciturnæ noctis imago
Quam ſæpè: atq; aliqvid provida fata monent!
Ah Pezolde ſatis nocturna inſomnia fatum
Durum & funeſtum propoſuêre Tibi.
Abs Te, cum, cultam multo conamine vitem
Ipse vides caſu præcipitante premi.
Uxor duicis erat, generoſæ vitis ad inſtar,
Ante diem quæ ſic morte perempta cadit.
Fles raptam meritò, gaude aſt poſuiſſe dolores,
Morte cita periens, eſt cruciata minus.
Et puer & laſſa ô defeſſa puerpera Christo
Jungitur æternâ, quam benè, nunc reqvie.

Daniel Gesnerus.

DESIDERIUM, Quo tenerrimè proſeqvitur amabiliſſimam ſu - am Conjugem, Dorotheam Baudisiam, turbato mortalitatis ordine, præter ſpem omnem & metum, fatis concedentem, Matthæus Pezoldus. V. M.

HEu Libitina meas iterum petis acriter ædes,
In thalamumq; truces mittis avara manus.
Matris ab amplexu tenerum divellere natum
Funere luctifico nonne ſatis fuerat?
Qvi modo ſex terras, & mundi adſpex erat horis
Immundi lucem, ceu roſa cæſa cadit.
Ex oculis rapitur patris, genitrice gemente
Cœleſtem ad patriam morte ſolutus abit.
Non[45]
Non licuit caſtæpauxillum parcere coſtæ,
Coſtæ fulgenti nobilitate ſuâ,
Egregiæ, juveni, vegetæ, virtutis amanti,
Integræ vitæ, liberæ & â viciis?
Cui Romana parem vix unqvam, Græcaq̀; vidit
Terra parem, inſidiis Fata cruenta ſecant.
Non eqvidem invideo veſtris, ignoſcite Nymphæ
Et Latiæ, & Grajæ, laudibus, ac titulis.
Sint celebres qvamvis ſcriptoribus, atq; Poëtis
Hypſicratea, Hippo, Julia, Lucretia:
Cumq̀; Artemiſia, Argía, ac Babylonia Thisbe,
Portia, & Alceſtis, lumina pulcra ſoli.
Non tamen æqvales, quam nunc deploro, maritæ
Ex omni poſſum parte putare meæ.
Præter enim genus antiq vum, tædasq̀; ſuperbas,
Et formam, video nil, qvod honore cluat.
Ambiguæ verò, ac cæcæ hæc, ſi & cætera ſpectes,
Fæmellis iſtis ſomnia ſortis erant.
Conjugialis amor tantum iſtas, unica Virtus,
Illuſtres patulo fecit in orbe novem.
Nec ſpeciem virtutis habet, torpore quod ægro,
Vindicibus furiis mens agitata ſtruit.
Hæc etiam claros numeravit avos, abavosq̀;,
Sangvine qvéis jungi non pudor eſſe poteſt.
Non pudor eſſe poteſt tali de ſemine cretos
Perpetuo nexu conſociare ſibi.
Cunis formarunt teneris pia cura parentum
Atq;[a]viæ mores, fida magiſtra, manus.
Hanc docuere prius Cæleſtia qværere regna,
Juſticiamq̀; horum corde calente prius.
F 3Credentes[46]
Credentes Chriſti indubitato dogmati, iisdem
Cætera quæſitis adjicienda fore.
Spes nec Majorum bona vota fefellit inanis,
Ling vam qvis Chriſti fallere poſſe putet?
Nam pietate Deum coluit, probitate parentes,
Obſeqvioq̀; virum, & jura pudica tori.
Hanc longos memini ſacris conſumere ſoles,
Et gratâ caſtas pſallere voce preces.
Non hyemis juſto brevior lux obſtitit unqvam,
Qvodq̀; dies minuit, nox recidiva tulit.
Portio erat vitæ potior meditatio mortis,
Nilq̀; magis cordi, qvam benè poſſe mori.
Ah neſcire mori miſerum eſt, turpiſſima res eſt!
Æternum ſivis vivere, diſce mori.
O quoties, & qvæ nobis Theodora locuta eſt,
Reverà memori verba notanda ſtylo.
Verba notanda ſtylo attonito: non verba prophana,
Hauſto ſed è medio fonte Iſraëlis erant.
Quæ repetita mihi partim ſolatia præſtant,
Et ſiſtunt lacrumas, flumina larga, meas,
Prædicunt partim peſtem, bellumq; famemq̀;,
Horribili populis damna futura nece.
Atq̀; docent partim graviter, qvid ſit faciendum
Iſtis temporibus, peſſima namq̀; fore.
Scilicet admiſſa ingenuè peccata fateri,
Contrito & nævos plangere corde ſuos;
Adſiduis juſtum precibus mulſiſſe Jehovam,
Ac veniam votis ſollicitare piis;
Inq̀; novam atq; Deo mores mutare placentem
Præteritos vitam, quæ ſine labe, bonum eſt.
Si[47]
Si venerenda tibi Mater, ſi fratribus ipſis,
Siq; ſorori uni dicere vera licet.
Ante meas qvalem tædas ſe geſſerit illa
Dorothea, ah omnes dicite, vera tamen.
Anne tacere juvat? dura aut vox faucibus hæret?
Aut pudet, aut ejus pœnitet acta loqvi?
Nil horum. Fletus propter, crebrasq̀; qverelas
Hæc vobis fandi copia nulla datur;
Copia nulla datur: dabitur Chriſti ante tribunal
Vulgari laudes poſſe cuiq̀; ſuas.
Aſt ego nunc paucis, mihi qvæ ſunt cognita, teſtor,
Dorothee qvalis, qvalis ea ipſa fuit.
Morigera, & mitis, docilis, confinia recti
Obſervans, humilis, caſta, modeſta, pia;
Magnanimis, concors, verax, patiensq̀; laborum.
Ad condonandum prona, celer, facilis.
Pacifica, ac ſolers, prudens, devota, benigna,
Conſtans, aſſidua, ac candida, juſta, bona:
Et tolerans, moderata, gravis, taciturna, qvieta,
Cuſtos virgineo cincta pudore domus.
Ducta mihi poſtq vam, ſimilis juvenilibus annis
Extitit, ah thalami pulchra corona mei.
Et cujus fidei tuto committere poſſem
Terga, meum tutò in qvam poſuiq̀; caput.
O qvoties nobis placido Theodora refecit
Alloqvio curis pectora feſſa nigris.
Triſtitiam qvoties pepulit, mœrore fugato
Amplexu ſvavi, melleolisq̀; jocis.
Ad nutum potuit ſeſe componere noſtrum
Conjecitq̀; ſa gax velle meum ex oculis.
Corpori -[48]
Corporibus geminis ſimplex, atq; una voluntas:
Diſſenſus nullus, nullaq̀; diſſidia.
Non injuſta fuit privignis qvinq̀; noverca,
Qvos monitis novit flectere, non ferulis.
Qvos inſtar natæ proprio de ſangvine natæ
Dilexit, fovit, ſuſtinuit, domuit.
Nutriit, inſtituit, docuit, dotavit, & auxit
Eſcâ, præceptis, voce, bonis, opibus.
Lege, modo, normâ, ratione, lepore, decore,
Sedulitate meam rexit & ipſa domum.
Pulvinar Sathanæ ſemper cane pejus & angve
Otia, vita vit, molliciemq̀; pigram.
Abſtinuit probris: falſum capitaliter odit:
Geſtibus & verbis ſcandala nulla dedit.
Non aliena rapax ſitiit diſpendia: cuiq;
Ex animo placuit, diſtribuiſſe ſuum.
Ante fores querulum nunqvam faſtidiit Irum,
Promptior è largâ fundere dona manu.
Atq; ſtatam qvamvis ſpeciem fortuna locaſſet
Dorotheæ inſigni corpore, mente magis.
Fronte, genis, oculis, labris, manibus, gelaſinis,
Artubus in reliq vis gratia magna foret.
Non imitata tamen ſecli veſtigia noſtri eſt,
Qvod præſe elatum ſpernere quæq; ſolet.
Deliciis nunqvam, curandæ & dedita formæ,
Imperioſa, minax, ambitioſa, procax.
Digna fuit certè ſenioris Neſtoris annos
Vivere, grandævi Mathuſalæq̀; dies.
At vixit, vixitq̀; brevi, quod Fata ferebant,
Et vixiſſe ſatis non tamen eſt dubium.
Abſolvit[49]
Abſolvit curſum, ſupero qvem Numen ab axe
Præfixit: nobis non periit, præiit.
Evixit terris, poſtqvam modò luſtra peregit
Quattuor, &, currunt qvæ ſuper iſta, faces
Tercentum octo-decim: Proh vita fugax fragilisq̀;
Vitrea, mortalis, vita caduca, brevis;
Deceptrix hominum, tibi qvi nimio impete fidunt,
Illecebræ mundi, mortis & aucupium.
Vita maligna vale: cum Chriſto vivere demum
Vita eſt in cælo: hic pulvis, & umbra ſumus.
Siſte tuas igitur lacrumas, Chariſſima mater,
Siſtite vos fratres, atq; ſoror miſeras.
Siſto & ego patiens planctus, gemitusve freqventes.
Atq; fero patiens, qvod Deus ipſe facit.
Velle Dei ſit velle tuum, ſit velle ſorori,
Fratribus ac trinis, obſecro, velle Dei.
Eſt & velle meum: namq̀; utile velle Jehovæ eſt:
Qvicqvid agit, nobi[s], ut modò proſit, agit.
Nec cæco qvicqvam nobis fato accidit, ipſo
Omne ſciente venit, ſicq; volente venit.
Mortificat, rurſus vitales ponit in auras,
Ipſe cruentat, amat, nos gravat, atq; levat.
Deprimit, extollit, tenebroſa ad Tartara trudit,
A Phlegetontiacis ipſe reducit aquis.
Gaudia mœſtitiæ miſcet, Pæana qverelis,
Irrigat, & ſiccat, pungit & ungit item.
Verberat, & ſanat rurſus, deformat & ornat:
Punit, & adfectum commiſerantis habet.
Non ullis modò frangamur vel mille periclis,
Sed placidâ fulti mente feramus onus.
GAc[50]
Ac animo præſtet forti ſuperare dolorem
Et gratâ domino voce ſonare melos.
Reddo tibi, nuper mihi quam pie Chriſte locaſti
Conſortem thalami, deliciasq̀; meas.
Suſcipe, ſuſceptas benè ſerva, rurſus ut inter
Conſortes videam, delitiasq̀; poli.
Nunc generoſa roſa altitonantis in arce triumpha
Conjuncta angelicis perpete luce choris.
Immarceſcibili appoſito diademate gaude
Juſtitiæ æternæ, vive, vige, atq; vale.
Spargite Sarcophago Nymphæ benè olentis anethi
Flores, ſerpillum, lilia, cum violis.
Exornate caput, manibus contexite veſtris
Quæ gerat inſigni, myrtea ſerta, comâ.
Litterulisq̀; meæ Theodoræ incide ſepulchro,
Quisquis es, hinc abiens, aureolisq̀; notis.
Hâc jacet exemplar veræ Virtutis in urnâ,
Nobiliore ſui parte virente polo.
Lygia cui vitam dedit, huic dat Javoratumbam,
Fletibus illa rigat, liberat hæc lacrumis.
O Theodora, mea ô qvam molliter oſſa cubabunt,
Cum fuerint tumulis adtumulata tuis.
Claudier hic rivos jubet, hicq̀; quieſcere Plato.
Perfectè in Cœlis cætera noſſe placet.
Ablatæ[51]
ABlatæ coſtæ, Pater ô Perchare, triumphant
Albis indutæ veſtibus ante Deum:
Filioli & chari dilectaq̀; nata triumphant
Lætitiâ ſummá ſplendido in axe poli.
〈…〉〈…〉ſpic unt faciem Jovæ, cui ſumma poteſtas,
Qui miſeros homines diligit atq; fovet.
Nos lachrymoſa dies retinet, nos æqvore mundi
Jactati heu cupimus cœlite ſorte frui.
Evenient etiam nobis, qvæcunq; fideles
Quærimus. Ergò, Pater, quis negitet reqviem?
Nos aliquando etiam veniemus in aſtra coruſca,
Atq; caput noſtrum fulva corona teget.

Hac ego compoſui ſub triſtißimi tomporis æſtu in luctu Elias Pezoldus.

ERgonè in triſtes rurſum, Pater optime, luctus
Conjiceris? Tua te Dorotheenè fugit?
O fugitiva bona! Ah mala mundi climata! Te ſed
Non fugit ipſa, Pater; Sed redit in Patriam,
Vos ubi conjunctos cœleſtis tempora veris,
Non interruptâ vivere mente, licet.
Ergò qvid nimio rumpis tua pectora planctu?
Illa tenet riſus, nos lachrymoſa dies.

Appoſuit in luctu Matthæus Pezoldus Filius Defunctæ.

G 2Super[52]

Super obitum Andreæ Pezoldi infantuli ſvaviſſimi.

PArcite nunc Parcæ, crudeles parcite Parcæ,
Parcite huic puero! Num mea vota vælent?
Ah, tantum ſi vota valent, ſi oratio pollet,
Immittes Parcæ parcite huic puero.
Dulcia ne vitæ vix ceptæ rumpite fila!
Qvid puer hic fecit? parcite huic puero.
Ah mea nil nunc vota valent, oratio nilꝙ́
Pollet! Jam ah vitæ ſtamina ducta ruunt!
Ah tibi frater tumuli nunc erigo honorem
Fraterno affectu, ô ſit tibi multa ſalus.
Nunc tibi nunc frater nitidißima lilia ſpargo
Atꝙ roſas, maneat funeris amplus honor.
Tu tamen, ô perchare Parens, lugubria fratris
Fata dolere nega, nam tulit huncce Deus.
Tu quoꝙ mater ave, planctuꝙ́ abſiſte profundo,
Mortua membra vides, viva videbis ovans.
Viva videbis ovans, dabitur tunc ora tueri
In cœlo, extremus dum cadet axe dies.

In luctu vovebat Elias Pezoldus defuncti Frater.

Vita[53]
VIta hominum eſt talis, ſunt talia gaudia
mundi.
Securus dum animus ſpem fovet, ecce perit.
Ibo per exemplum. Quæ viſa eſt cor recreare
Carapatris ſuboles, heu necerapta cadit.
Nil niſi triſte affert; Pater ô, ſic gaudium obor -
tum!
Sed benè habet! cœli gaudet ovatꝙ́ domo.
Ergò, qvid horriſono laceres tua pectora luctu?
Deſine! Non frater perpete luce caret.

Appoſuit in luctu Matthæus Pezoldus Frater defuncti.

G 3Ju -[54]
Jucund amaræ
Memor. S.
DOROTHEÆ BAUDISIÆ,
Piæ, caſtæ, modeſtæ,
amabili fœminæ;
ANDREÆ BAUDISII
Superintendentis qvond.
Lig. ac Wol. filiæ;
MATTHÆI PEZOLDI. JC.
Regiæ Ducatuum Swid. & Jaur.
Præfecturæ CancellarI,
Conjugi;
altero in puerperio, tenerâ
adhuc XX. annor.
X. mens. ætate,
An. Ch. MDCXXI. M. Febr.
D. XXVIII.
præmaturè, ſed beatè,
ſuor. in complex.
mortuæ;
Amori, Solatio, Delicio
Suo
mutua Mariti Fides
& Pietas
Deſider. immort. Mon.
L. H. Pos.
Salve anima, ah vidui pars altera & optima cordis!
Taliter ah ſine te vivere, nonne mori eſt?
Christo[55]
Christo Suscept. S.
ANDR. PEZOLDUS.
Qvinqve præter propter ho -
ris mundi Pravitate qvasi
deprehensa,
Post christian. inaugur.
gito se ad meliora
expedivit.
ⅽⅼↄ dcxxi. poſtrid. eîd.
Febr. ipſo natali die
Matth. Pezoldus JCtus. August.
Præf. Ducat. Svid. ac Jav. Canc.
ac
Dorothea Baudisia
Conjug. concordiſs.
Filiolo exoptatiss. turbato
ordine mortalitatis h. m. f. f.
Non periit ante diem, qvi
ſtatim maturuit Deo.

About this transcription

TextTröstlicher Gegensatz der Leiden dieser zeit und zukünfftigen Herrligkeit
Author Adam Hentschel
Extent55 images; 9871 tokens; 4558 types; 68476 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationTröstlicher Gegensatz der Leiden dieser zeit und zukünfftigen Herrligkeit [...] Bey Volckreicher vnd Ansehlicher funeration, dero Weiland Ehrbaren/ VielEhr vnd Tugendreichen Frawen Dorotheae geborner Baudissin Adam Hentschel. . 56 Nicolaus SchneiderLiegnitz1621.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 S 144/11 / 523942

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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