PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Leichpredigt:
Welche fuͤrnemblich auß dem gantz troſtreichen Spruch / deß Frommen vnd (H. Hiobs / im 19. Capi - tel ſeines Buchs:)Jch weiß daß mein Erloͤſer lebt / ꝛc.
BEy der Chriſtli - chen Leich vnd Begraͤbniß / der Er - barn vnd Tugentſamen Frawen Margarethæ / deß Achtbarn vnd Wolgelahrten Herꝛn / Balthaſarn Fri - derichs / Offenbaren Keyſerlichen Notarij zu Vnfind / geliebten Ehelichen Haußfrawen / welche den 17. Septembris, S. V. zwi - ſchen 9. vnd 10. Vhrn nach Mittag / Anno Chriſti, 1606. in Gott ſeliglich entſchlaffen / vnd den 19. beruͤrtes Monats / Chriſtlich zur Erden be - ſtattet worden.
Getruckt zuSchweinfurt/ durchCaſpar Kemlein/1606.
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DEm Achtbarn vnnd Wolgelahrten / Herꝛn Balthaſari Friederico, Offenbarem Keyſerlichem Notario allhie zu Vnfind / ꝛc. Meinem guͤnſtigen Herꝛn Nachtbarn / vnd Jnſonders guten Freund. Salut. in Chriſto:

ACHtbarer / Wolgelahrter / Guͤnſtiger Herꝛ Nachtbar / vnd Jnſonders guter Freund / daß verwichener Tagen vnſer lieber Gott auß ſeinem ſonderlichen Rath vnd Wolgefallen ewere geliebte Haußfraw ſelige auß dieſem Jammerthal gefordert / trage ich deßwegen vnd vber dieſem ewerm betruͤbten Zuſtand / neben andern frommen Chriſten billich ein Hertzliches Mitleyden. Nach dem wir aber jhr den letzten Dienſt Chriſtlichem Brauch nach geleiſtet / in deme / daß wir jhr das Geleyt zu jhrem Ruhebetlein gegeben / vnd mir / dieweiln ſie mein Pfarꝛkind geweſen / jhr zu Ehren vnnd Gedaͤcht - niß / euch / als jhrem hinterlaſſenen Eheman / vnd an - deren noch im Leben ſchwebenden frommen Chriſten / zum Troſt vnd Vnterꝛicht / eine Leichſermon zu thun / meines erachtens gebuͤren wollen / welches auch nach Vermoͤgen geſchehen / da ich zwar euch in einem an - dern vnd froͤlichern Zuſtand lieber hette dienen wollen: So dann jhr euch hier zwiſchen / der Geſtalt vernemen laſſen / gedachte Sermon ewrer geliebten HaußfrawenA ijſeli -[4]ſeligen zu gutem Gedaͤchtniß / deßgleichen euch / vnd andern Gottliebenden Chriſten zu deſto beſſerm Vnter - richt vnd Troſt / zu publiciren / auch an mich geſunnen / ſolches euch vnbeſchwert zu communiciren: So habe ich euch gratificiren wollen / vngeachtet / ich gern beken - ne / daß dieſelbige Sermon einfeltig / vnnd fuͤr hochge - lahrte Leute (beſonder aber Meiſter Kluͤgling) nicht iſt. Doch gleichwoln hoffent / es werde damit dannoch ein - feltigen vnd ſchlechten Leuten / ſonderlich aber denen / welchen Gottes Wort (in deme ich dieſe Predigt ohne verdrießlichen Ruhm zu melden / fundirt weiß) ein rechter Ernſt iſt / etwas gedienet ſeyn. Thue demnach euch ſolche Sermon hiemit vbergeben vnnd dedici - ren / auch in ewere Willkuhr ſtellen / dieſelbige in den Truck zu fertigen oder nit / dienſtlich bittend / damit fuͤr lieb zu nemen / vñ darauß kein anders / als daß ichs gut vnd hertzlich mit euch meyne / zuvermercken / bin auch erbietig / do ich euch in andere Weg gefellige Dienſte / zumaln meines tragenden Ampts halben erweiſen kan / mich jederzeit willig finden zulaſſen. Hiemit dem vnvberwindlichen Schutz Goͤttlicher Allmacht / euch in ewerer Triſtitia befehlende. Datum Vnfind / den 3. Octobris, S. V. Anno 1606.

E. A. vnd W. Dienſtwilliger Martinus Müller / Pfarꝛer daſelbſten.

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Hiob Cap. 19.

ACh daß meine Reden geſchriebenVerſ. 23. wuͤrden / Ach daß ſie in ein Buch geſtellet wuͤrden.

Mit Eyſern Griffeln auff Bley / vnd24. zum ewigen Gedaͤchtniß auf einen Felß gehawen wuͤrden.

Aber ich weiß daß mein Erloͤſer lebet /25. vnd er wird mich hernacher auß der Er - den aufferwecken.

Vnd werde darnach mit dieſer meiner26. Haut vmbgeben werden / vnnd werde in meinem Fleiſch Gott ſehen.

Denſelben werde ich mir ſehen / vnnd27. meine Augen werden jhn ſchawen / vnnd kein Frembder.

A 3EXPLI -[6]

Explicatio.

DJEſer abgeleſene Spruch iſt / Geliebten im HErꝛn Chꝛiſto / einer von den fuͤrnembſten Spruͤchen deß lieben Hiobs / den man gemeiniglich den gedulti -Hiob. 1. gen Job nennet / von dem in ſeinem Buͤchlein am Er - ſten Capitel ſtehet / daß er ſey geweſen ein ſehr frommer / reicher vnd Gottsfoͤrchtiger Mann im Lande Vz. Vnd geben die Hiſtorien / daß er ſey geweſen ein maͤchtiger Herꝛ vnd Koͤnig in Jdumea. JmGen. 36. erſten Buch Moſis am 36. Capitel wird er Jobab genandt / vnd wird daſelbſt vermeldet / daß er Bela dem Koͤnig in Edom / ſucce - dirt / iſt ohne Zweifel wegen ſeiner Froͤmmigkeit vnd Auffrichtigkeit zum Koͤnig erwehlet worden: Wie er ſich dann in ſeinem BuchHiob. 29. am 29. Capitel ſeines guten Gewiſſens / ſo er in ſeinem Regiment behalten / kuͤhnlich rümen darff: Nemblich / wie er geweſen ſey / deß Blinden Aug / deß Lamen Fuß / vnd ein Vatter der Armen. Sein Heymat oder Vatterland hat geheiſſen Bazra / welche Statt ſon -Joſ. 10. ſten Joſua am 10. Capitel Berer / das iſt / Weinernde genandt wird / darumb / daß am ſelben Ort viel / vnd guter Wein gewachſenEſa. 63. iſt. Dieſes Orts wird auch bey dem Propheten Eſaia am 63. Ca - pitel / in der Weiſſagung von Chriſto gedacht. Seine Wohnung aber hat Hiob gehabt zu Aſtharoth Carnaim im Stamm Manaſ - ſe / vierzehen Meylen von Jeruſalem / an welchem Ort vor Zeiten groſſe vngehewre Leut vnd Rieſen gewohnet / durch welcher Macht er die Koͤnigliche Wuͤrden erhalten. Jnmaſſen dann auch der Koͤ - nig Ochus geweſen / zur Zeit / da die Kinder Jſrael das gelobte Land eingenommen / der auch ſeine Wohnung allda gehabt. VndDeut. 3. im fuͤnfften Buch Moſis am 3. Capitel ſtehet geſchrieben / von dem groſſen Eyſern Bette / ſo derſelbige gehabt / welches neun Elen lang vnd vier Elen breit geweſen. Es wollen die alten Lehrer / als Phi - lo / Hieronymus / Ambroſius / Auguſtinus vnd Lutherus / daß Hiobzur[7]zur Zeit deß Patriarchen Jacobs gelebet / vnd deſſelben Tochter - man oder Eydam geweſen / vnnd die Dinam zum Weibe gehabt / von dem er denn zweiffels ohn viel guts von Chriſto dem verheiſſe - nen Meſſia gehoͤrt vnd gemerckt / auch die oberzehlten Wort dar - auff gegruͤndet haben wird. Dieſer Hiob wird nun allen Chriſten zum Beyſpiel vnd Exempel der Gedult / in allerley Creutz vnd Wi - derwertigkeit / ſo er außgeſtanden / vnd wie er ſich darunter verhal - ten / iſt vom H. Geiſt auff gezeichnet / der H. Bibel einverleibt / vnd allen Glaubigen zur Lehr / Troſt / vnnd zum Exempel der Gedult hinterlaſſen worden. Wie der H. Paulus Rom. 15. Capitel ſagt:Rom. 15. Was vorhin geſchrieben iſt / das iſt vns zur Lehre geſchrieben / auff daß wir durch Gedult vnd Troſt der Schrifft Hoffnung haben.

Jn was groſſen Wirden vnd Anſehen / vnd wie heylig der lie - be Hiob geweſen / das iſt auß dem 14. Cap. deß Propheten Ezechie -Ezech. 14 lis zu ſehen / da Gott alſo ſagt: Wenn ſich ein Land an mir verſuͤn - diget / vnd darzu mich verſchmehet / ſo wil ich eine Thewrung hin - ein ſchicken / die beyde Menſchen vnnd Viehe außrotten ſoll / vnd wann gleich die drey Maͤnner / Noah / Daniel vnd Hiob drinnen weren / ſo wuͤrden ſie allein jhr eigene Seel erꝛetten / durch jhre Ge - rechtigkeit.

Was nun deß lieben Hiobs verleſene Wort anlanget / ſo erzeh -Tranſitio. let / ſind ſie zum Leichargument darumb vorgenommen worden / weiln dieſelbige vnſere verſtorbene Mitſchweſter / deß Achtbarn vnd Wolgelahrten / Herꝛn Balthaſarn Friderichs / Offenbaren Keyſerlichen Notarij allhie zu Vnfind / geliebte Haußfraw ſelige / deren wir jetzo zu jhres Leibs Ruhebettlein das Geleyt geben / neben andern vielen Troſtſpruͤchen auff jhrem Lager / wider die Anfech - tung deß Todtes ſonderlich gebrauchet / offt widerholet / vnnd ſich derſelben zum hoͤchſten getroͤſtet hat. Darnach auch / dieweiln die - ſer Spruch viel ſchoͤner troͤſtlicher Lehren in ſich hat / damit ſich die jenigen / ſo noch im Leben (derentwegen auch die Leichpredigten ſonderlich geſchehen) zu troͤſten haben / von welchen er auch ſoll / nit mit Eyſern Grieffeln auff Bley / ſondern ins Hertz eingeſchrieben werden.

Es iſt[8]

Es iſt aber dieſer Spruch ein ſonderlich Bekaͤnntniß geweſen /Propoſi - tio. deß lieben Hiobs / welches er nicht im Schertz oder Wolſtand ſei - nes Lebens / ſondern in euſſerſter Noth gethan. Wollen demnachI. wir hierauß zur Nachrichtung vnd Lehr ſagen: Worauff der liebe Hiob diß ſein Bekaͤnntniß geſtellet / Nemblich auff ſeinen lebendi -II. gen vnnd lebendigmachenden Erloͤſer. Vnd darnach / was er fuͤr Zuflucht zu ſolchem ſeinem Erloͤſer habe / vnnd was er von jhm ge - waͤrtig ſey. Von dieſem einfeltig zu reden / wolle vns der Himmliſche Vatter ſein Gnad vnd heyligen Geiſt ver - leyhen / vmb Chriſti Willen / Amen.

De Primo.

D es dem lieben Hiob mit dieſem ſeinem Bekaͤnntniß ein Ernſt geweſen ſeyn muͤß / iſt auß der Zeit vnnd ſeinem Zu - ſtand zu vernemen / denn er ſolchs nicht gethan / da er noch in Gluͤck vnd Ehren geſchwebet / da er noch hatte ſeine viel Tauſent Cameel / Schafe / Ochſen vnd Rinder: Jtem ſeine liebe Kinder / Hauß / Hoff vnd andere ſtattliche Guͤter / das iſt / da es jhm noch gluͤcklich vnd wol gieng / denn da heiſt es gemeniglich / wie DavidPſal. 30. ſagt: Jch ſprach / da es mir wol gieng / ich werde nimmermehr dar - nider ligen / Pſalm 30. So hat ers auch nicht gethan / da er ſchon al - le Truͤbſall vberwunden / vnnd ſeines Theils die gemeine Schuld der Natur bezahlt / das iſt / da er ſchon todt vnnd im Grab gelegen. Dann wann es ſo weit kommet / ſo heiſts / wie auch David ſpricht /Pſal. 6. im 6. Pſalm: HErꝛ im Todt gedenckt man deiner nicht / wer wil dir in der Hoͤlle dancken? Wann hat ers denn gethan? Zu dero Zeit / da er mit boͤſen hitzigen Blattern geſchlagen ward / von ſeinen Fußſohln biß auff ſeine Scheittel / da er vor groſſem Schmertzen nicht wuſte / wo er bleiben ſolte / ſaſſe vor groſſem Wehetagen in der Aſchen / vnd ſchabet ſeine Haut mit ſcherben / da ſeine Seel auch von ſeinen Freunden geplaget ward / da ſein Gebein an ſeiner Haut hienge / ſein Geſtalt verfallen / da er ſeine Zaͤhne nicht mehr bedeckenkoͤndte /[9]koͤndte / vnd ſich gantz vnd gar deß Lebens verziehen hette / da faͤnget er mitten in ſolcher Noth an / vnd thut ſein Bekaͤnntniß. Es iſt aber ſein Meynung vnd begeren / daß dieſe ſein Red nicht ſoll verborgen bleiben / ſondern ſoll auff die Nachkommen gebracht werden / da - rumb ſagt er: Ach daß dieſe meine Rede geſchrieben wuͤrden / daß ſie in ein Buch geſtellet / mit Eyſern Grieffel auff Bley / vnnd zur ewigen Gedaͤchtniß / in einen Felß gehawen wuͤrden. Be-〃 gert alſo einer vngewoͤhnlichen Schreiberey / oder Weiß zu ſchrei-〃 ben / an ſtatt deß Papyrs fordert er Bley / vnd an ſtatt der Schreib-〃 federn begert er einen Eyſern Grieffeln / an ſtatt eines Buchs einen Stein oder Felß / damit was drauff geſchrieben wuͤrde / kein Han / (wie man pflegt zu ſagen) außkratzen koͤndte: Wie vor Zeiten die Roͤmer jhre Leges oder Geſetz auff Kupffer gegraben. Vnd von A - dam wird geſagt / daß er zwo Tafeln oder Seuln / eine Ziegelſteine - ne / vnd eine von Marmelſtein ſoll gemacht haben / darauff deß Menſchen Fall / vnd die erſte Verheiſſung von dem gebenedeyten Weibsſamen geſtanden / damit ſolche Schrifft in Waſſer oder Fewersnoͤthen nicht außgeleſchet werden koͤndte. Gibt hiemit der liebe Hiob zu verſtehen / daß er nit allein ein Frewd hab / ſein Sterb - bekaͤnntniß zu thun / ſondern er wil auch / daß es auff die Nachkom - kommen biß an der Welt Ende moͤge gebracht werden. Dann gu - te Reden vnd feine Lehren von dem Sohn Gottes / von der Zucht vnd Erbarkeit ſollen billich auffgezeichnet / vnd auff die Nachkom - men gebracht werden. Jm Gegentheil loſe Schandboſſen / Nar - renteidigung vnd Schmaͤhekarten zu verbrennen vnd abzuſchaf - fen ſind.

Hiemit gibt vns Hiob ein fein Exempel / wie wir auch auff vn -Doctrina ſer Bekaͤnntniß gegen vnſerm letzten Ende ſollen bedacht ſeyn / wel - ches aber die Welt fuͤr ein geringes / oder gar nichts achtet. Der mehrer Theil trachtet darnach / wie er groß Gelt vnd Gut zuſam - men bringe / vnd ſeinen Nachkommen ein groſſe Erbſchafft hinder - laſſen moͤge. Etliche bemuͤhen ſich durch Ritterliche Thaten / jh - nen einen groſſen Namen zu machen / vnd leſſet derowegen mancherBLeib[10]Leib vnd Leben bey ſeinem Vatterland / wie von etlichen Edlen Roͤ - mern zu leſen iſt. Viel gelehrte Leut ſtudiren Tag vnd Nacht / Fruͤ vnd Spat / laſſens jhnen ſawer werden / gantze Buͤcher zu ſchrei - ben / vnd in Truck zu verfertigen / welche ſie partus Ingenii, Geburt deß Gedaͤchtniß nennen / Darumb / wie es einer Matronen ſawer wird / jhr Kindlein auff die Welt zu bringen: Alſo wird es einem Gelehrten ſawer / biß er ein gantzes Buch zuſammen ſchreibet / vnd zu wegen bringt / alles darumb / daß ſie jhnen bey der Welt einen vn - ſterblichen Namen machen / wie wol es aber allezeit getroffen / vnnd was andern Leuten damit gedienet / das iſt Gott bewuſt. Dem groͤſ - ſern Theil koͤndte man fuͤglich ſagen / was der HErꝛ Chriſtus / Lu -Luc. 10. cæ am zehenden Capitel Marthæ geantwortet hat: Dann da der HErꝛ bey jhr einzog / ließ ſie es jhr bey der Gaſtung ſehr ſawer wer - den. Mittler weil / als jhre Schweſter Maria Jeſu zu den Fuͤſſen ſaß / vnd ſeiner Rede zuhoͤret / trat endlich Martha zu Chriſto / vnd ſprach: Frageſtu nichts darnach / daß mich meine Schweſter leſt allein dienen / ſage jhr / daß ſie es auch angreiffe? Da gibt jhr der HErꝛ Chriſtus zur Antwort: Du haſt viel ſorg / Vnum eſt neceſſa - rium, Eines iſt ein Nothwerck. Was iſts dann / das ſonoͤtig iſt? JnApoc. 14. der Offenbahrung Johannis am 14. Capitel ſtehet: Selig ſind die / ſo in dem HErꝛn ſterben / von nun an / dann ſie ruhen von jhrer Arbeit / ꝛc. Die ſterben aber in dem HErꝛen / die vor jhrem Ende ein richtiges Bekaͤnntniß thun / welches einig / vnd von denen allein geſchicht / die ſich bey Lebens zeiten Chriſtlich dar zu bereiten / vnnd mit allerley Gottſeligen Gedancken gefaſt machen / vnd ſonderliche Fuͤrſorge darauff tragen / wie an den fuͤrnembſten Heyligen zu ſe - hen / welcher Bekaͤnntniß der H. Geiſt excipirt / vnd der H. Bibel einverleibt hat: Als da ſeynd die letzten Wort deß Patriarchen vndGen. 49. Ertzvatters Jacobs / im erſten Buch Moſis am 49. Capitel. DeßDeut. 33. hocherleuchten Manns Gottes Moſis / in ſeinem fuͤnfften Buch1. Reg. 2. am 33. Capitel / deß Geiſtreichen Koͤnigs Davids / im erſten BuchTob. 14. der Koͤnig / am 2. Capitel. Tobiæ reden vor ſeinem Ende / in ſeinemLuc. 2. Buͤchlein am letzten Capitel. Der ſchoͤne Geſang deß alten Si -meonis /[11]meonis Lucæ am 2. Capitel. Die Heyden haben ſich zwar auch be - muͤhet / jhre Reden vnd Thaten bekandt zu machen / welche doch nichts ſind gegen die Symbola vnnd Bekaͤnntniſſen Gottſeliger Leute / darinnen Gott geehret vnd gepreiſet wird / dieſe ſind ja frey - lich werth / daß ſie mit Eyſern Grieffeln auff Bley vnd Stein ge - graben werden.

Worauff beruhet nun Hiobs Bekaͤnntniß / das er ſo fleiſſig wil auffgezeichnet haben? Das gibt er ſelbſten zu erkennen / da er ſpricht: Scio quod Redemptor meus vivit: Jch weiß / ſpricht er / Was weiß Hiob? Vielleicht iſt jhm die Stunde ſeines Sterbens ange - kuͤndet worden / vnd weiß / daß es ein Ende mit ſeinem Leben hat? Mit nichten / dann da heiſt es / wie der Prediger Salomon ſagt / am 9. Capitel: Neſcit homo tempus ſuum, Der Menſch weiß ſein ZeitEccleſ. 9. nicht / ſondern wie die Fiſch gefangen werden mit einem ſchaͤdlichen Hammen / vnd wie die Voͤgel mit einem Strick werden gefangen / Alſo werden auch die Menſchen beruckt zur boͤſen Zeit / wenn ſie ploͤtzlich vber ſie fellet. So bezeugt auch Hiob ſelbſten im 38. Capi -Hiob. 38. tel. So wenig als ein Menſch die Zeit ſeiner Geburt habe wiſſen moͤgen / ehe er ein Menſch geweſen / ſo wenig ſey jhm auch die ſtund ſeines Todts vnnd Sterbens bekandt. Derowegen ein jeder ſa - gen vnd bekennen muß / wie Jſaac im erſten Buch Moſis am 27. Gen. 27.Capitel ſpricht: Jch weiß nicht / ſagt er / wenn ich ſterben werde. E - bener maſſen iſt vns auch der Ort / die Statt / Weiſe vnnd Maß zu ſterben vnbewuſt / vnd were dem Menſchen nichts damit gedienet / wenn er ſein Sterbſtuͤndlein / vnd die Weiſe deſſelben wuͤſte / es were jhm ein gedoppelte Plag / dann die eine were der Todt an jhm ſelb - ſten / vnd die Andere / die bewuſte Zeit zu ſterben. Was weiß denn Hiob? Jch weiß / ſpricht er / daß mein Erloͤſer lebet. Das iſt: Jch glaube vnd weiß gewiß / daß mein Erloͤſer vnnd Heyland / der fuͤr mich leyden / ſterben / widerumb von den Todten aufferſtehen / vnd fuͤr meine Suͤnde buͤſſen wuͤrd / lebet / derſelbige / wie er iſt Gottes Sohn / vnd das Leben ſelbſt / ja der auch das Leben außtheilet / der le - bet. Obwol meine Haut verſchrumpffen / mein Fleiſch verſchwun -B ijden / vnd[12]den / vnnd mein gantzer Leib von den Wuͤrmern muß verzehrt wer - den / So weiß ich doch / vnd glaube gewiß / daß mein Erloͤſer lebet / der mir durch ſeine Auff[e]rſtehung das ewige Leben erlangen / vnd das Leben widerumb geben wird. Das iſt nun ein fein herꝛlich Be - kaͤnntniß / ſo recht vberein ſtimmen thut / mit der Außlegung deß An - dern Artickels / vnſers Chriſtlichen Glaubens / da wir ſprechen: Jch glaube / daß Jeſus Chriſtus warhafftiger Gott vom Vatter in Ewigkeit geboren / ꝛc. ſey mein HErꝛ / der mich verlornen vnd ver - dampten Menſchen erloͤſet hat ꝛc. So viel bekennet Hiob: Jch glaube vnd weiß gewiß / daß der gebenedeyte Weibsſamen / Jeſus Chriſtus / Gottes Sohn / ſey mein HErꝛ / der mich armen verlor - nen Menſchen noch erloͤſen wird. Nennet Chriſtum / auff den er damals noch hoffete / vnd der nunmehr vor 1606. Jahren / vns al - len zu gutem vnd ewigen Heyl erſchienen / vnd auff die Welt kom - men / ſeinen Erloͤſer. Die Erloͤſung / Rettung vnd Huͤlff auff die - ſer Welt iſt mancherley: Es kan offt einer jemand erꝛetten vnd er - loͤſen / auß Waſſersnoth / Als wir leſen von Moſe in ſeinem AndernExod. 2. Buch am 2. Cap. den Pharaonis / deß Koͤnigs in Egypten Toch -Joſephus lib. 2. An - tiq. c. 6. Zach. 3. ter / Termuthis genandt / auß dem Waſſer gezogen / vnd bey Leben erhalten hat. Ein anderer kan in Fewersnoth Rettung thun / wie Zacharias am 3. Capitel vom Hohenprieſter Joſua / Joſedechs Sohn ſchreibet / der auß dem Fewer / als ein Brandt gezogen vnd ledig gemacht worden iſt. Gideon hat die Kinder Jſrael erloͤſet von der Midianiter Hand. Symſon / von der Philiſter Hand. Jn leiblichen Noͤthen vnd Anfechtungen / koͤnnen Menſchen offtmals einander beyſpringen / die Hand bieten / vnd auß einer Gefahr helf - fen. Aber vnſer Hiob redet hie von einem ſtarcken vnd maͤchtigen Erloͤſer / der nicht allein auß leiblichen Noͤthen retten / ſondern auch von allem Vbel / wie es mag Namen haben / erloͤſen kan / von demPſal. 130. viel Erloͤſung kommet / wie David im 130. Pſalm redet: Der Jſ - rael erloͤſen wird / auß allen ſeinen Suͤnden.

Anfaͤnglich erloͤſet er vom Schaden der Erbſuͤnd / welches ge - ſchicht alßbalden in der H. Tauff / da wir auß dem Reich deß Teuf -fels[13]fels loß gemacht / vnd in Chriſti Reich genommen werden. Dar - nach erloͤſt er vns von der Tyranney / Gewalt vnnd Boßheit deß boͤſen Feindes / deß Teuffels / welcher herumb ſtreichet / wie ein bruͤl -1. Pet. 5. lender vnd reiſſender Loͤw / vnd ſuchet / welchen er verſchlinge. Er erloͤſet vns von allerley Gefaͤhrligkeiten / die vns offtmals fuͤrſtehen. Die letzt vnd hoͤchſte Erloͤſung geſchicht am letzten Ende / da wir von allerley zeitlichem Jammer / Elend vnd Vngemach erꝛettet werden / wie wir ſingen: Sein Jammer / Truͤbſal vnd Elend / iſt kommen zu einem ſeligen End. Jn der Welt muͤſſen wir jmmer - dar vnter dem Creutz ſeyn / dahin ſihet die Kirche / in dem / daß man den kleinen Kindlein in der Tauff ein Creutz an die Stirn vnnd Bruſt zu machen pfleget / zur Anzeig / daß ſolche Kindlein nun vn - ter dem Creutzreich leben müſſen. Aber am letzten Ende hoͤrt ſol - ches alles auff / da werden wir von allerley Creutz vnd Truͤbſal erloͤ - ſet. Wenn ein Menſch da erloͤſet iſt / ſo kan fortan keine Plage zu ſeiner Huͤtten ſich nahen. Auff dieſe Erloͤſung ſihet David im 31. Pſal. 31.Pſalm / da er ſpricht: Jn deine Haͤnde befehl ich dir meinen Geiſt / du haſt mich erloͤſt du trewer Gott. Dieſes nennet nun Hiob ſeinen Erloͤſer / das iſt ein Wort voller Glaubens / vnd ſetzet hinzu / daß derſelbig lebe. Dieſes hat Hiob zu ſeiner Zeit von Chriſto mit War - heit bekennen koͤnnen / dann er mit Gott dem Vatter vnd H. Geiſt von Ewigkeit her gelebet vnd geregieret / ja das rechte Leben ſelbſt geweſen iſt / ehe er Menſchliche Natur an ſich genommen / vnd das Werck der Erloͤſung in Menſchlicher Geſtalt verꝛichtet hat. Jm Newen Teſtament koͤnnen wir jhn gedoppelt einen lebendigen Er - loͤſer nennen: Einsmals / daß er ſeiner Goͤttlichen Natur nach / ewig lebet / vnd das Leben (wie zuvorn gemeldet) ſelbſten iſt: Darnach / nach ſeiner Menſchlichen Natur / ſo er an ſich genommen / den Todt von vnſert wegen / vnd vns zu gut / erlitten / aber im Todt nit blieben / ſondern / als ein Hertzog deß Lebens / widerumb auff erſtan - den / lebet vnd regieret ein Koͤnig ewiglich / deſſen frewet ſich nun ein jeder Chriſt / vnd wie kan einem Chriſten troͤſtlichers widerfahren / dann daß er mit Hiob weiß / daß ſein Erloͤſer lebet.

B iijAls[14]

Als dem Patriarchen Jacob angemeldet wurde / daß ſein SohnGen. 48. Joſeph noch lebte / den er doch vor etlichen Jahren fuͤr todt gehal - ten / ſprach er mit Frewden: Sufficit mihi, ſi filius meus adhuc vivit, Jch habe genug / daß mein Sohn Joſeph noch lebet. Vielmehr wil vns Chriſten gebuͤhren / von Chriſto zu ſagen / daß wir genug haben / weil Chriſtus / welcher vnſer Leben iſt / noch lebet. Dann mit Chri - ſto in ſeiner Aufferſtehung vnſer Leben / Heyl vnd Seligkeit erſtan -Epheſ. 2. den iſt / Wie der H. Apoſtel Paulus zum Epheſern am Andern ſa - get: Gott / der da Reich iſt / von Barmhertzigkeit / vnd ſeine groſſe Lieb / damit er vns geliebet hat / da wir Todt waren in den Suͤnden / hat er vns ſampt Chriſto lebendig gemacht / ꝛc. Jn der 1. Corinth.1. Cor. 35. am 15. argumentirt er alſo: Wo wir nicht aufferſtuͤnden / ſo muͤſte folgen / daß auch Chriſtus nicht aufferſtanden were. Nun iſt ja Chriſtus warhafftig von den Todten aufferſtanden. Derowegen ſo muß auch folgen / daß wir im Todt nicht bleiben / dann in Krafft der Aufferſtehung Chriſti muͤſſen auch vnſere Leibe widerumb auffer - ſtehen. Wer das weiß vnd gewiß glaubet / der hat gut ſterben / er darff ſich fuͤr dem Todt nicht entſetzen. Jm Pabſthumb laut es viel anderſt / da hat man die Klag dieſer Geſtalt gefuͤhret.

Jch lebe / vnd weiß nicht wie lang /
Jch ſterbe / vnd weiß doch nicht wann.
Jch fahre / vnd weiß nicht wohin /
Mich wundert / daß ich froͤlich bin.

Wir aber zu vnſern Zeiten wiſſens / Gott ſey lob vnd danck / viel anderſt vnd beſſer / dann wir wiſſen / daß vnſer Erloͤſer lebet / zu dem fahren wir auß dieſem Zeitlichen in das ewige Leben. Darumb hat Lutherus ſeliger dieſe Reymen geaͤndert / vnd alſo geſetzet:

Jch lebe / vnd weiß nicht wie lang /
Jch ſtirbe / vnd weiß doch nicht wann.
Jch[15]
Jch fahre / vnd weiß wol wohin /
Mich wundert / daß ich trawrig bin.

Dahero lieſet man von dem H. Maͤrterer Stephano / da er ge - ſehen hat den Himmel offen / vnd Jeſum ſtehen zur Rechten Got - tes / vnd geſagt: HErꝛ Jeſu / nimme meinen Geiſt auff. Machet alſo hiemit ſeinem zeitlichen Leben ein froͤliches vnd ſeliges Ende / wie in den Geſchichten der Apoſtel am 7. Capitel zu leſen iſt. JtemAct. 7. Luc. 2. der alte Gottſelige Simeon / da er Chriſtum geſehen / faͤnget er an fuͤr Frewden: Nun HErꝛ leſſeſtu deinen Diener im Frieden fah - ren / ꝛc. Vnd der H. Apoſtel Paulus ſeufftzet gleichſam nach ſei -Philip. 2. nem Abſchied / in dem er ſagt / Philip. 2. Jch begere auffgeloͤſt zu werden / vnd bey meinem HErꝛn Chriſto zu ſeyn. Vnd wer auch / wie Hiob ſein Zuflucht zu Chriſto ſeinem Erloͤſer hat / der kan dem zeitlichen Todt gantz froͤlich vnter die Augen ſehen. Vnd diß ſey fuͤr das Erſte geſagt.

De Secundo.

WAs haͤt dann nun Hiob in ſeinen Noͤthen fuͤr Zuflucht zu ſeinem Erloͤſer / vnnd was guts verſihet er ſich zu jhm? Da hoͤret / lieben Chriſten / was er ſagt: 1. Er wird mich hernacher auß der Erden aufferwecken. 2. Vnd werde mit dieſer meiner Haut vmbgeben werden. 3. Vnd werde in meinem Fleiſch Gott ſehen. 4. Jſts nicht genug / ſondern ſetzt noch hinzu: Denſelben werde ich mir ſehen / vnd meine Augen werden jhn ſchawen / vnd kein Frembder. Da hoͤrt lieben Chriſten / wie dem lieben Hiob ſeine Wort daher flieſſen / er weiß nicht / wie er ſeines Hertzen Ver - langen vnd Begierde ſoll gnugſam an den Tag geben / vnd wie er ſich der Aufferſtehung am juͤngſten Tage / vnnd deß froͤlichen An - ſchawens vnſers Heylands vnd Erloͤſers Jeſu Chriſti / auffs ge -wiſſeſt[16]wiſſeſt troͤſten ſoll / Welcher Troſt nicht auß Fleiſch vnd Blut ge - floſſen / ſondern von Gott dem Himmliſchen Vatter / durch den hoͤchſten Troͤſter / den H. Geiſt / gegeben worden / Wie Chriſtus Matthæj am 16. zu Petro ſagt: Fleiſch vnd Blut hat dir das nicht offenbaret / ſondern mein Vatter im Himmel / ꝛc.

DoctrinaHier auß haben wir zu lernen / daß eben dieſer Leib / vnd kein an - derer am juͤngſten tag in aufferſtehung der todten / aufferwecket wer - de. Eben dieſe Haut / in deren wir jetzo ſtecken / werden wir wider - umb bekommen / vnd damit vmbgeben werden. Dieſe Gliedmaſ - ſen / ſo wir jetzo brauchen / die Augen / damit wir dieſer Zeit ſehen / werden wir widerumb erlangen / vnnd damit vnſern trewen Hertz - liebſten Heyland vnd Seligmacher / Jeſum Chriſtum anſchawen /Gregor. M. Mor. lib. 14. cap. 29. wie Euticius / ſo Biſchoff zu Conſtantinopel geweſen / eben dazu - maln / als er gleich ſterben wollen / vnd auff ſeinem Todtbettlein ge - legen / auch zu erkennen gegeben / dann er auff ſeiner Hand die Haut mit ſeinen Fingern gefaſſet vnd geſagt: Credo, quod in hac carne re - ſurgemus omnes, Jch glaube / daß wir in dieſem Fleiſch alle aufferſte -Veteris Eccleſiæ Confeſ - ſio. hen werden. Die Alten / wenn ſie das Symbolum Apoſtolicum, er - zehlet / vnd kommen ſind auff den Artickel / Jch glaube ein Auffer - ſtehung deß Fleiſches / Haben ſie mit jhren Haͤnden auff ſich ſelb - ſten gezeigt vnd geſagt: Credo reſurrectionem huius carnis, Jch glau - be eine Aufferſtehung DIESES Fleiſches. Hiehero kan man auch ziehen das ſchoͤne Geſicht deß Propheten Ezechielis / DaEzech. 37 Gott den Propheten hinauß auff ein frey weit Feld gefuͤhret / vnd jhm gezeigt einen ſehr groſſen Hauffen verdorꝛete Todtenbein / vnd gefragt / ob er auch darfuͤr halte / daß dieſelben widerumb koͤndten le - bendig werden? Darauff der Prophet mit dieſen Worten ant - wortet: HERR / das weiſeſtu wol. Hierauff heiſt jhn der HErꝛ weiſſagen / vnd die Gebein anſprechen / welches denn alßbalden ge - ſchehen / vnnd haben darauff die Gebein angefangen ſich zu regen vnd zu rauſchen / iſt eines zum andern kommen / vnd mit Fleiſch vnd Adern vmbgeben worden. Weil aber noch kein lebendiger Athem in jhnen war / So hat Gott dem Propheten weitter dieſen Befehlgegeben /[17]gegeben / den vier Winden zu ſagen / daß ſie dieſelben anblaſen / vnd Odem in ſie bringen ſolten / welches auch geſchehen / vnnd ſind alſo die Todtenbein alle widerumb lebendig worden / haben ſich auff ge - richtet / vnd ſind auff jhre Fuͤß getretten / vnd ſtehet im Text darbey / daß jhr ein ſehr groſſes Heer geweſen ſey.

Hier auß hat man nun leichtlich zu gedencken / warumb wir vn - ſere Verſtorbene fein Chriſtlich vnd Ehrlich zur Erden beſtatten / Nemblichen darumb / dieweil ſie hie geweſen ſind / Tempel vnd Wohnungen Gottes deß H. Geiſtes / Wie in der Erſten Epiſtel an die Corinther am 3. vnd 6. Capitel zu vernemen. Vnd dann /1. Cor. 3. 6 dieweil ſie am juͤngſten Tage widerumb warhafftig aufferſtehen / vnd vnverweßlich werden herfuͤr gehen. Darzu vermahnet Sy -Syr. 38. rach am 38. Capitel / mit dieſen Worten: Mein Kind / wenn einer ſtirbt / ſo beweine jhn / als ſey dir groß Leyd geſchehen / verhuͤlle ſei - nen Leib gebuͤhrlicher weiß / vnd beſtatte jhn ehrlich zur Erden / ꝛc. Das aber / ſo jetzo vermeldet / haben die armen Heyden nicht ge - wuſt / darumb ſie offtermaln gar grewlich mit jhren Verſtorbenen vmbgangen / etliche haben ſie ins Waſſer verſencket / etliche haben ſie den wilden Thieren zu verzehren / fuͤrgeworffen. Die Roͤmer haben dißfals vor andern Nationen wollen geſehen ſeyn / in dem ſie jhre Todten verbrandt / vnnd hernacher die Aſchen fuͤr groß Hey - ligthumb auffgehaben. Wir Chriſten aber / die wir den Artickel von der allgemeinen Aufferſtehung glauben vnd wiſſen / begraben vnſere Verſtorbene Ehrlicher weiß / vnd ſind die ſchoͤnen Ceremo - nien darzu geſtifftet vnd geordnet / als da iſt das Geleut / da man mit den Glocken ein Gedoͤn machet / zur Anzeigung / wann Chriſtus kommen wird mit dem Hall vnd Schall der letzten Poſaunen / vnd deß Ertzengels / daß wir da bald auffwachen / vnd Chriſto entgegen gehen werden / Wie Paulus in der Erſten Theſſ. am 4. ſchreibet. Man pflegt an vielen Orten deß Chriſttnthumbs / den Verſtorbe - nen einen weiſſen Sterbkittel / auch anderer Orten ſonſten ein rein - lich vnd ſauber Kleid anzuziehen / zur Anzeigung / daß ſie nun den Suͤndenrock außgezogen haben / vnd dargegen deß ſchoͤnen Ehren -Ckleids /[18]kleids / der Gerechtigkeit / Davon Cſa. 61. predigt / erwarten thun. Eſa. 61. Apoc. 7.Vnd in der Offenbahrung Johannis am 7. Capitel / leſen wir / daß die Gerechten in groſſer Anzahl ſtehen fuͤr dem StuelGottes / ange - than mit weiſſen Kleidern / ꝛc.

Man braucht auch feine Chriſtliche Geſaͤnge / von ſchoͤnen Worten vnd herꝛlichen Melodeyen componirt vnd zuſammen ge - ſetzet / in welchen feinen Geſaͤngen wir nicht allein der Sterbligkeit vns erinnern / ſondern auch zugleich wider dieſelbige / der gewiſſen froͤlichen Aufferſtehung am juͤngſten Tage / Chriſtlich gedencken.

Deßgleichen pflegt man den Verſtorbenen ein Creutz vorzu - tragen / damit ſo viel wird zu erkennen gegeben / daß dieſelben auff das Creutz vnd den Todt Chriſti ſeliglich geſtorben vnd eingeſchlaf - fen ſeyen / vnnd in jhrem Abſcheiden auß dieſer Welt das Creutz Chriſti abgeſiegt habe.

Man flegt auch wol an vielen Enden brennende Kertzen oder Fackeln vorzutragen / wie noch im Papſthumb geſchicht / dardurch wird bedeutet / daß der verſtorbene Chriſtum erkandt / vnd jhm ſein Wort / die Leuchten zum ewigen Leben habe ſeyn laſſen.

Jn gleichem wird dieſer Brauch gehalten / daß man die Abge - ſtorbene auß jhren Haͤuſern / in denen ſie bey Lebenszeiten gehauſet / vnd jhre Wohnung gehabt / herauß auff den Gottsacker zu tragen pflegt / vmb deß willen / vnd damit anzuzeigen / oder zu bedeuten / daß ſie allhie keine bleibende Statt oder Stelle haben.

An etlichen Orten pflegt man fuͤr die jenigen Haͤuſer / in wel - chen ein todter Leichnam liget / ein Banck oder ein Stuel zu ſetzen / zur Anzeig / vnd damit dieſelb zu bedeuten / daß im ſelben Hauß ein ſolcher Menſch vorhanden / der ſeinen Stuel fort geſetzt / auß dieſem in ein ander Leben gewandert ſey / vnd ſich in die Himmliſche Buͤr - gerſchafft begeben habe.

Ferꝛner haben wir auß Hiobs abgeleſenen Worten auch die - ſen Troſt / daß er vom zeitlichen Todt nicht anderſt / als von einem Schlaff redet / in dem er das Woͤrtlein (Aufferwecken) braucht / welches eigentlich auff die Schlaffenden zu ziehen iſt / vnnd billichgezogen[19]gezogen wird. Gleich wie nun ein ſolcher Menſch / der muͤd iſt / vnd deß Tages ſich abgearbeitet / zu Abend ſich in ſein Schlaffkaͤmmer - lein begeben / ſeine Kleider von ſich werffen / ſich niderlegen / ſeine Augen zu / vnnd die Nacht vber ruhen / am folgenden Morgen / wann er gewecket wird / ſeine Augen widerumb oͤffnen / vnd jhn be - duncken thut / wann er ſchon ein gut Theil in den Tag hinein ge - ſchlaffen / daß er kaum eine Stund im Schlaff gelegen vnnd ge - ſchlummert: Alſo wirds am juͤngſten Tag auch ſeyn / dahero denn vnſere Grabſtellen Cœmiteria, Dormitoria, Das iſt / Schlaffkam - mern / genennet werden / wie Eſa. 26. zu ſehen iſt. Mit dieſen Wor -Eſa. 26. ten ſollen nun wir vns vnter einander troͤſten / wie der H. Paulus 1. Theſſ. 4. vermahnet. 1. Theſ. 4.

Ob nun ſchon vnſere Leibe in der Erden vermodern vnd ver - faulen / etliche in dem Waſſer von den Fiſchen gefreſſen / von wilden Thieren verzehret / etwan mit Fewer zu Pulffer vnd Aſchen ver - brannt werden / So kan ſie doch vnſer getrewer Heyland vnd Er - loͤſer / welcher heiſt Jeſus Chriſtus / widerumb lebendig machen / die Steublein widerumb zuſammen tragen / vnd ſo leichtlich / als ein Schlaffender Menſch auffzuwecken / herfuͤr bringen / vnd mit ſich zur ewigen Seligkeit einfuͤhren.

Obs auch gleich mit etlichen der Aufferſtehung halben ſich lang verzeucht / Jnmaſſen dann eins Theils ſchon etliche tauſent Jahr vnter der Erden gelegen / ſo iſts doch Gott dem HErꝛn ein gar kurtze Zeit / vnd wird vns beduncken / daß wir kaum eine Stund vnter der Erden gelegen / Dann im 90. Pſalm ſtehet klar / daß vor Gott tauſent Jahr ſeynd wie ein Tag / ꝛc. So viel bey dem an - dern Puͤnctlein dieſer fuͤrgenommenen Leichpre - digt / kuͤrtzlich hat ſollen vermel - det werden.

C 2PRO -[20]

PROSOPOGRAPHIA.

WAs nun vnſere verſtorbene Mitſchweſter / deß Achtbarn vnnd Wolgelahrten / Herꝛn Bal - thaſarn Friderichs / Offenbaren Keyſerlichen Notarij allhie zu Vnfind / in Gott ſeligen verſtorbene geliebte Haußfraw / jhr Leben vnd jhren ſeligen Hintritt auß dieſem Jammerthal belangen thut / iſt ſolches alles menniglichen dieſes Orts / vnnd allenthalben herumb dermaſſen bekandt / daß es meines ſonderlichen Geden - ckens vnnd Anzugs nicht von noͤthen zu ſeyn / ſcheinet. Doch weiln ſie / als ein Tugentſame Matrona / ein fein erbar Chriſtlich Leben gefuͤhret / als wil ich hiemit / ſo viel mir jhrenthalben wiſſend / entdecken. So viel jhre Ankunfft thut beruͤren / iſt ſie in der Loͤblichen / Fuͤrſtli - chen Statt Coburg / von ehrlichen / Chriſtlichen vnd frommen Eltern erzeugt vnd geboren worden / daſelb - ſten jhr Vatter / ſeines Namens Balthaſar Betz / ein Burger geweſen / alda ſie von ſolchen jhren Eltern zur Chriſtlichen Tauff gefuͤrdert / auß dem Reich der Suͤnden in das Reich Chriſti gefuͤhrt worden. Weiln nun ſolches orts / wie wiſſentlich vnd offenbar iſt / die reine Lehre des heiligen Euangelij / vnd alſo das recht - ſchaffene Wort Gottes / Gott hab lob / in voͤlligem Schwang gehet / vnnd nunmehro vber Menſchenge - dencken daſelbſten die rechte Religion exercirt worden /Als[21]Als hat ſie in jhrer Jugend den Catechiſmum / vnd al - ſo den Grund Chriſtliches Glaubens / alda gelernet vnd ergriffen. Nach dem aber ihr jhre liebe Eltern / ſonderlich die rechte Mutter (dann ſie auch eine Stieff - mutter bekommen) etwas zeitlich entfallen / hat ſie ſich vnter frembde Leute muͤſſen begeben / bey denen ſie ſich allenthalben ehrlich / wol / vnd eines guten Zeug - niß wirdig verhalten. Endlichen jhr der Allmaͤchtige ein Chriſtliche Heyrath beſcheret / vnd in Anno Chri - ſti, 1584. am Tag S. Andreæ ſich zu Meder / aber halb Coburg gelegen / mit vor genandtem jhrem nunmehro von jhr verlaſſenem lieben Herꝛn vnnd Haußwirt in Gegenwart jhrer zu beyden Theilen erbettenen / ehrli - chen Freund vnd Beyſtand / Manns vnd Weibsper - ſonen / in Ehegeluͤbniß eingelaſſen / jhren ehrlichen Kirchgang in der Biſchofflichen Statt Wirtzburg / (daſelbſten er ſich zuvor etliche Jahrlang / bey Rechts - verſtaͤndigen Dienſtsweiß auffgehalten) im hohen Stifft / in Anno 1585. den 6. Julij / S. V. gehalten / de - ro Meynung / ſolches Orts (als da er ſeines Ampts halben zu aller hand Sachen vnd Verꝛichtungen gute Gelegenheit gehabt / vnd haben koͤnnen) ſich mit ein - ander zu ſetzen / vnd haͤußlich nider zu laſſen. Dieweiln ſich aber eben dazumaln die bekandte Veraͤnderung der Religion angeſponnen / vnnd in das Werck vnverſe - hens gerichtet worden / So hat ſie ſich mit ermeldemC iijjhrem[22]jhrem lieben Herꝛn vnd Haußwirt (alle Promotiones vnd Foͤrderungen / ſo ſie ſelbigen Orts / ſo viel das Zeit - liche anlangt / mit einander hetten haben koͤnnen / hind angeſetzt) auß der Statt gemacht / viel lieber (wie dieGen. 12. liebe Sara mit Abraham) ins Exilium ziehen / weder jhres Glaubens Bekaͤnntniß endern wollen / nicht zuGen. 19. ruͤck geſehen / wie Lots Weib gethan / ſondern hat jhr allezeit das Wort Gottes viel lieber / als die zeitlichen Guͤter / Weltliche / Nichtige / ſeyn laſſen: Sie iſt (wann ſie Leibsſchwachheit nicht gehindert) gern zur Kirchen vnd Gottes Wort kommen / auch mit vielen Perſonen zu Grab gangen / welches der HErꝛ gegen jhr nicht vergeſſen / ſondern jhr auch ein herꝛlich / ſtattlich Ge - leyt (wie vor Augen) zu jhrem Ruhebettlein beſcheret. Jn jhrem Eheſtand hat ſie trewlich bey jhrem Herꝛen vnd Haußwirt gehalten / in den angehenden Jahren jhres Eheſtands (welche etwas geſchwind geweſen / vnd ehe er diß Orts / als ſie beyde in Anno 1587. anhe - ro gelangt / ſo woln in dieſer Refier / vnnd ſonſten be - kandt worden) mit jhm fuͤr lieb genommen / biß ſo lang derſelb / ſo wol bey denen vom Adel vnnd andern fuͤrne - men Leuten / als bey dem gemeinen Mann / in Kund - ſchafft kommen / vnd alßdann ſeines tragenden Ampts halben in ſehr vielen / zum Theil anſehenlichen Sa - chen vnd Haͤndeln / wie kundbar vnd am Tag / gebrau - chet worden. Von hinnen hat er ſich / vnd ſie mit jhm /gen[23]gen Oſtheim an die Aurach begeben / welches in Anno Chriſti 1597. geſchehen / etliche Jahr lang auff dem Liechtenſteiniſchen / Adelichen Anſitz daſelbſten / vmb ein gewiſſe / Jaͤhrliche Beſtallung verharꝛet.

Vnd nach dem ſie / vnſer Chriſtliche / in Gott ſelig ruhende Mittſchweſter / deſſelben Orts auß / die Kir - chen / Predigt vnd Gottes reines Wort / nirgend be - quemer / als zu Junckersdorff (welcher Ort jhr gleich - woln etwas entlegen) beſuchen koͤnnen / vnd doch alles nicht allemal / oder ſo offt / als ſie gerne gewolt: Sinte - mal ſie (ſonderlich im nechſtverſchienen Jahr / vnd den Winter vber) offt vnd viel auffſtoͤſſig / vnd zu wandeln / wegen der verlornen Kraͤfften vntuͤchtig worden / Als hat ſie ſich ſtaͤtig widerumb hiehero geſehnet / jhr haͤuß - liche Wohnung widerumb zu beziehen gewuͤnſchet / vnd hierzu ein ſonderliches Verlangen gehabt / auch deßwe - gen Gelegenheit zu ſuchen / nicht nach gelaſſen / biß end - lich jhr Wunſch erfuͤllet worden / vnd ſie beyde mit ein - ander ſich widerumb hiehero begeben / welches denn vmb nechſtverſchienen Petri Cath. geſchehen.

Mittler weil hat ſie (vngeachtet bey jhr die angefal - lene Schwachheit ſich von Tag zu Tag gemehret) mit Hertzens Luſt vnd Liebe die Kirchen vnd den Gottes - dienſt / all dieweiln ſie fort kommen koͤnnen / fleiſſig be - ſucht: Auch neben jhrem lieben Herꝛn vnd Haußwirt am dritten Sontag nach Trinitatis jhr Bekaͤnntnißgethan /[24]gethan / hernacher das Hochwirdige Sacrament vnd Nachtmal vnſers HErꝛn Jeſu Chriſti / beſucht vnd empfangen / ſich deſſen biß an jhr letztes Ende zum hoͤchſten getroͤſtet. Mit jhrem Herꝛn vnd Haußwirt hat ſie ſich friedlich vertragen / auch ſich in ſeine Weiß fein ſchicken koͤnnen / wann jhn zu Zeiten ein Vnmuth vbergangen / wie denn einem ſolchen Mann / dem ſo viel vnd mancherley Haͤndel vnnd Sachen fuͤrſtoſſen / vnd vnter die Hand kommen / leichtlich kan geſchehen / iſt ſie jm mit guter Beſcheidenheit begegnet / vnd hat den Vn - muth fein abwenden koͤnnen / welches jhm nunmehro ſonder Zweifel zu Hertzen gehen / vnd er jhr ſehr vermiſ -Syr. 26. ſen wird. Syrach ſagt am 26. Capitel ſeines Buchs: Ein haͤußlich Weib ſey eine Zierd im Hauß / wie die Sonne am Himel. Wenn die Sonne vntergehe / ſo werde alles fin - ſter vnd betruͤbt in der Welt. Alſo gibt vnd bringt es auch einem frommen Eheman ein ſehr groſ - ſe Truͤbſal vnd Finſterniß in ſeinem Hertzen vnd Hauß / wenn jhm ſein Chriſtlich Ehrenweib durch den zeitli - chen Todt hingeriſſen / vnnd von jhm auff dieſer Welt geſcheiden wird.

Da nun jhre Leibsſchwachheit / welche lang zuvor an jhr vermerckt worden / vberhand genommen / Alſo /daß[25]daß ſie ſich gaͤntzlichen auff jr Kreiſibettlein legen muͤſ - ſen / hat ſie bald jren willen in Gottes willen geſtellet / jr Creutz gantz gedultig getragen / ſich mit Gottes Wort fleiſſig getroͤſtet / viel ſchoͤne Spruͤch vnnd Chriſtliche Gebet ohn vnterlaß von ſich hoͤren laſſen / zwar ſolche / vnd deren ſo viel / daß ſich zu verwundern geweſen / vnd die man bey einer ſolchen Perſon / als / welche weder ſchreiben noch leſen gelernet / nicht geſucht hette / wel - ches neben mir vnd andern Chriſtlichen Perſonen / die ſich in waͤrender jhrer Schwachheit beſucht / vnd ange - deute Chriſtliche Troſtſpruͤch vnnd Gebet von jhr viel - feltig gehoͤrt vnd vernommen: Jnſonderheit die Ehr - wirdigen vnd Wolgelahrten Herꝛn / Nemblich / Herꝛ Johannes Agricola / Diaconus zu Koͤnigsberg / vnd Herꝛ Johannes Cæſar / Pfarꝛherꝛ zu Junckersdorff / von denen ſie auch vnterſchiedlich beſucht vnd getroͤſtet worden: Gleicherweiß bezeugen auch nicht weniger / die es bekraͤfftigen koͤnnen / je haͤrter jhr die Kranckheit zugeſetzt / je fleiſſiger ſie zu Gott geruffen vnnd gebetet: Auch offtmals geſagt: Auff dem Kirchhoff wil ich / ob Gott wil / fein ſanfft ruhen. Vnd was ſie ſonſten mehr vor viel feine Wort von ſich gege - ben / auß denen jhres Hertzen Chriſtliche Gedancken zu vernemen geweſen: Zu Gott jeder Zeit nicht an - derſt / als ein Kind zu ſeinem Vatter geſchryen / auffge -Dloͤſet[26]loͤſet zu werden / vnnd bey dem HErꝛn Chriſto zu ſeyn / jmmerzu ſehnlich begert / auch das gemeine Gebet in der Kirchen vnd Schuel zu mehrmaln ſuchen vnnd bit - ten laſſen / biß ſie endlich gnaͤdig iſt erhoͤret worden / der Seelen nach / vorgeſtern zwiſchen neun vnd zehen Vhr / in der Nacht / auß dieſer Welt gefahren / vnnd Chriſt - lich / ja ſeliglich eingeſchlaffen.

Gott der Himmliſche Vatter wolle vns allen / wenn vnſere Stuͤndlein kommen / auch ein ſelige Heimfahrt zum ewigen Leben geben vnnd verley - hen / AMEN.

ODE[27]

ODE CONSOLATORIA AD VIRUM SPECTA - TISSIMUM, PIETATE, DOCTRINA, HU - MANITATE, ET PRAXI JURIDICA SINGU - lari Ornatiſs. Dn. Balthasarum Friderici; Nota - rium publ. &c. Obitum coſtæ ſuæ chariſſimæ Margare - thæ deſideratiſſimè deflentem: Amoris moris & piæ condolentiæ ergò ſcripta à M. MATTHIA SCHIEMMELIO, Scholæ Regiomontanæ in Franc. Rectore.

Huic tamen præmittitur, ſolemne ejus votum ᾽Αναγραμματιζόμρυον.

Margaretha Friderici.
Arrhâ, fide, irriga me.
Arrha, dum vivo, Chriſtum ſupponere, novi,
Cordi, ritèmeo, non titubante Fide.
Arrha, polliciti, porro me, Chriſte, fideꝙ́
Irriga, ero Cœlo portio certa tibi.
D 2ODE[28]

ODE

HEu ſpem, pæoniæ irritam
Artis. Τρισάγιοσ, quam dederat, Hymen,
Bis luſtra ante duo, occidit,
Conjux, atq; domus terrea jam premit
Exilis. Lacry mabilem heu,
Heu triſtemq́ue diem, vidit ubi Æacum,
Et diſcreta ſedilia
Sanctorum, athereâ ſede patris poli,
Et gentem alituum, ignei.
Gens ignara Dei, tramitis & ſacri,
Se queſtu exanimaret, &
Eſſet flebilis, hæc, valdeq́; lugubris
Lux: non Chriſtigenæ at tibi,
Dum nil inſolitum, aut accidit inſolens
Illi. Eſtomnibus hæc via
Nam calcanda ſemel, ſerius ocyus,
Lethi. Hoc nemo caput fugit
Immitis Libitinæ: modò pauperum
Hæc, pulſatq́; tuguriola,
Et regum uſq; modo nubibus arduis
Moles conſimiles, piorum.
Orſa, id fœda ferunt, arvigenæ patris
Secum[29]
Secum crimina noſtraque:
Quæ ſæclis melius, morte, perennibus,
Et nil certius emeret.
Annorum at ſatura, eſt mortua, condita &
Chriſti vulneribus feris.
O Sanctos igitur Cælicolûm in domo,
Manes. Nil furiæ his nocent:
Nil pellax coluber, Dæmonici & doli:
Cum munimine Cœlitum
Et ſit tuta ſatis, tectaq́; ſit ſatis.
Hem, dextrâ recubat Dei:
Nectar perpetuo & cum ſuperis bibit.
Siſte ergo lacrymas, comas
Cur ſcindis? gemitum tolleq́;: creticum &
Ventis, triſticiam, in mare
Da portare, protervis, Heliconie
Vir Fridrice, ſtatim, tuam,
Non amiſſa fugam pacat;
Sed præmiſſa polo: cujus & inſequi
Nos veſtigia tendimus:
Vitæ, ſi Lacheſis fila benignior
Olim reſciderit. Vale at
Ac æqui cecinit, conſule quæ Lyra.
D 3EPI -[30]

EPITAPHIVM EIVSDEM, MARG. Frid. ab eodem auctore.

HOc Margreta jacet buſto tumulata
Fridrici;
Judicii in vitam, pòſt reditura die:
Claſſica ubi diverſa frement ex æthere ſummo,
Eius nam fidei hæc ſumma caputq́ue fuit.

ALIVD. EPITAPHIUM DEFUNCTÆ.

BAlthasari Fridrichs Conjunx perchara ſepulta
Hoc jacet in tumulo, vivit & ante Devm.
Friedenreich vixit, Friedenreich ivit ad auras,
Prætereaꝙ́ Viro pacificata fuit.
Jam quoque per Chriſtum ſub Cœlipace quieſcit,
Inꝙ́ beatorum pace beata viget.
Fata igitur perfer, nec mœre Compater uſque,
Chare, vale felix, vivit & ipſa benè.
Quærimus hanc omnes, modò ſi ſit cura ſalutis
Nobis, quam tribuet, qui regit aſtra Devs.

Grati animi ergò faciebat Compater Paulus Zinck Not. publ. & civis Anactoræus.

ALIUD[31]

ALIVD EPITAPHIVM. PIÆ ACHONESTÆ MA - TRONÆ, MARGARETÆ, CONSULTIS - SIMI, ERUDITIONE, MULTIMODAQUE RE - rum experientiâ præſtantiſſimi Viri, Domini Balthasa - ris Friderici, ex Pontif. & Cæſar. authoritate Notarii publ. Unfindenſis &c. Conjugis dilectiſſimæ, quæ in vera ve - ri Dei agnitione ac invocatione, 15. Calend. Octobris, Anno 1606. ex triſtiſſima hac miſeriarum valle, placidè in Christo obdormi - ens, emigravit.

MUndus hic jmmundus curarum mergitur undis,
Atque crucis plenus mundus ut unda fluit.
Rectè igitur dici triſtis ſentina dolorum,
Glumaq́; morborum pernitioſa poteſt.
Aſt nunc deſerui mundum, quo gaudia prorſus
Rara, ſed ærumnæ pondera multa tuli.
Ergò benè eſt inverſa meæ hæc mutatio vitæ,
Triſtia ſunt metam quæq́; potita bonam.
Acquæ, torta malis multùm, ſæpè ante petebam,
Fauſtâ ſunt requie nunc data tota mihi.
Rupta licet mortis mea ſint vi membra ferocis,
Impoſitumq́; tegat corpus & oſſa ſolum.
Dulce tamen retinet decus, incolit atque theatrum
Fxcelſi in nitida Spiritus arce poli.
Rebus ubi fruitur ſalvis, ſummiq́; moratur
Immenſum Domini vividus uſque diem.
Con -[32]
Condita σαρκοφάγω ſurgent quo membra ſepulchro
Hæc, & erunt animæ conſocianda meæ.
In decore ἀφϑάρτῳ, ἀμάραντῳ καὶ ἀμιάντῳ.
Nomina tunc ſummi concelebrabo Dei.

TRISTIS QVERIMONIA DN. BALTHA - saris Friderici, de obitu Vxoris ſuæ Margaretæ.

CEu turtur gemitus amiſsa conjuge triſtes
Edit, & orbus agens pòſt ſine fine dolet:
Ac veluti queritur ſubmerſæ fata maritæ
Halcyo, conjugii vero in amore typus:
Sic ô dulce mei, Conjunx chariſsima, cordis
Suaviolum, ô noſtræ fida columna domus
Te queror amiſsam, ſuffundens lumina guttis,
Et gemitu viduum compleo, triſte, torum.
Ah mihi quis tanti reddet ſolatia luctus,
Quisvé dabit lachrymis frena modumq́; meis?
Nam ſum dimidia tantum iam parte ſuperſtes,
Altera ſub tumulo morte perempta jacet:
Morte perempta jacet, mihi quæ ſine lite marito
Paruit, officiis me coluitq́; ſuis.
Et quæ ſemper erat mihi in anxietate levamen
Dura per alternas fata latura vices
E la -[33]
E laribus propriis cum ſæpè vocatus abirem,
Juſtitiæ cauſam rite potentis agens:
Ipſa domi precibus Chriſtum flagrantibus orat,
Vt redeam felix incolumisq́; domum.
Id cum perciperet, ſalvumq́ue redire maritum
Cerneret, ah animis quam ſaliebat ovans:
Mox, quæcunq; viis poterant conducere laſso,
Sponte mihi quovis tempore prona dabat.
Sicq́ue epulis, celeri quas ſueverat arte parare,
Atque loquelarum nectare ſuavis erat.
Proh ſed id ereptum eſt, triſtes ſecernimur, omnem
Hora voluptatem ſuſtulit una meam.
Ergo mihi poſt hac ſine te quàm vivere durum
Margreta ô lateris pars precioſa mei?
Et quia viventes unà requievimus ambo,
Adlatus optarem nunc cubuiſſe tuum.
MARGARETA Vxor reſpondet Marito:
Ah mea quid ploras ſuaviſſime fata marite?
Cur toties revocas nomen inane meum?
Non amiſſa tibi ſum, ſed præmiſſa, ſequeris
Vltima cum vitæ venerit hora tuæ
Hinc mortem non damna mihi ſtruxiſſe nefandam,
Nec penitus vitam præripuiſſe putes.
ESit[34]
Sit procul: ex letho ſequitur mox vita perennis,
Non mors ſed vitæ gloria morte datur.
Verè mortales ſumus hac in valle malorum,
At pòſt morte carens vita perennis adeſt.
In mundo lachrymæ, luctus, ærumnaq́; livor,
Riſus at in cœlo gaudia, ſplendor, amor,
Queîs meus exultat jam ſpiritus, atque beati
Pace fruens cætus gaudiavera videt.
Nam cur ſenſiſſet moriens tot vulnera Chriſtus,
Si mihi non cœli copia facta foret?
Immò ſinum Patris linquens deſcendit in oras
Has fragiles, ut nos in ſuaregna trahat.
Ergò quid ploras? quid luctu corda fatigas
Mæſta? nihil nimium funera flere juvat.
Non ploranda tibi, mage ſed ſperanda videtur
Hæc mea ſors, lætis qua fruor ipſamodis.
Nam prius ingenti quando macerata dolore
Laguebam, vitâ nunc meliore fruor.
Atque Redemtorem, mea qui ſpes unica, Chriſtum
Conſpicor en oculis, corde & ovante meis.
Nec te deſerui totum, ſed protinus ulnis
Excipiam, dederit cum tuba ſumma ſonum.
Tunc nemus Elyſium, tunc delectabile tempus,
In quo nos rurſum covneniemus, erit:
[35]
Non ibi ſejunget nos machina totius orbis,
Nec lupus infernus, nec Phlegethontis aquæ.
Ergò parce tuis propter mea funera mœſtis
Ulterius lachry mis orarigare. Vale.

Eteoſtichon, Annum obitus continens.

SIgna InIt eXCeLsVs LIbræ proh CœLICa tItan,
VXor Vt hæC MortIs trIſtIa IVra sVbIt &c.

In debitæ commiſerationis & grati animi ſymbolum faciebat hæc, Iohannes Rauſchardus Walba - chæus, tunc temporis Scholæ Vnfinden - ſium Moderator.

SOLI DEO GLORIA.

About this transcription

TextLeichpredigt
Author Martin Müller
Extent35 images; 7281 tokens; 2830 types; 49962 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationLeichpredigt [...] Bey der Christlichen Leich vnd Begräbniß/ der Erbarn vnd Tugentsamen Frawen Margarethae Martin Müller. . 35 Caspar KemleinSchweinfurt1606.

Identification

Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 S 299/9 / 525853

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

Editorial statement

Editorial principles

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:36:16Z
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Availability

Dieses Werk steht unter der „Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz“ (CC BY-SA).

Holding LibraryUniversitätsbibliothek Breslau
ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 4 S 299/9 / 525853
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