Wachet vnd betet / denn jhr wiſſet nicht / welche Stundt ewer Herr kommen wirdt.
GEliebte in Chriſto dem HErꝛn / wir ſind auff dißmal nach Gottes Wil - len / auß Chriſtlichem ſchuldigem mitlei - den verſammlet / bey der Hochtrawrigen Leich vndBegrebnuß / deß weiland Wol - gebornen / vnnd vmb das gemeyne Vatterland Hoch - verdienten / nun aber in GOtt ſeligen Herꝛn / Herꝛn Reicharden / Herꝛn von Starhemberg / Erbherꝛn auff Wildberg / Riedegg / vnd Lo - benſtein / Herꝛn der Graffſchafft Schaun - berg / ꝛc. Roͤm. Key. May. geweſnen Hoff Cam - mer Raths / meines weiland gnedigen Herꝛn: Jhme zwar / nu mehr in der Hand Gottes ruhenden Herꝛn / den letzten Dienſt Chriſtlicher liebe vnd freundſchafft zu erzeygen / ſo ein Menſch / viel mehr aber ein Chriſt dem andern zu leyſten vnd zu erzeygen ſchuldig.
Damit aber hierunder nicht allein dem abgeſtor -A ijbenen4benen Herꝛn / ſondern auch vns lebendigen gedienet werde / vnd damit vnſer trawren nicht ohne troſt abge - he / oder ein trawren ſey / wie der andern / die keine hoff - nung haben: Sondern daß wir alſo trawren / damit gleichwol darbey Gott geehret / wir vnder einander ge - lehret vnnd getroͤſtet werden: So woͤllen wir vns vor allem fůr der hohen Goͤttlichen Mayeſtaͤt demuͤtigen / den Vatter aller gnaden / troſtes vnd barmhertzigkeit vmb aſſiſtentz vnd beyſtand deß heiligen Geyſtes er - ſuchen / vnnd in glaubiger andacht mit einander beten vnd ſprechen das heilige Vatter vnſer / ꝛc.
WIr leſen / geliebte in Chriſto dem HErꝛn / 2. Sam. 1. als Jonathan / Sauls Sohn / ein dapfferer Mann im Feldt vnd ſtreit wider die Phi - liſter / auff dem Gebirg Gilboa vmbkommen / vnd ſolcher Todtfall dem frommen David / ſo damaln zu Zicklag war / verkuͤndiget worden / ſey er dieſer trawrigen Zei - tung vnd Bottſchafft dermaſſen erſchrocken / daß er daruͤber bitter - lich geweynet / ja vor vnmuht vnd hertzenleydt ſeine Kleyder zerꝛiſ - ſen / vnnd biß auff den Abendt gefaſtet habe. Vnnd zwar iſt dieſer ſchnelle Todtfall Jonathans / dem lieben David nicht vnbillich ſo ſtarck zu Hertzen gangen. Dann Jonathan nicht allein Da - vids guter Freund / / den er lieb gehabt / wie ſein eygen Hertz / ſondern ein fuͤrneme Seul deß gantzen Landes vnd Koͤnigreichs Jſrael ge - weſen / welcher auff ein zeit ſelb ander die Feind angriffen / vnd in die Flucht geſchlagen. Jn Summa / der Bogen Jonathan / wie David ſingt in ſeinem Epitaphio, hat nie gefehlt / vnd ſein Schwert iſt nie leer wider kommen / von dem Blut der erſchlagenen / vnd vom Fett der Helden. Holdſelig vnd lieblich war er in ſeinem leben / leichter dann ein Adler / vnd ſtaͤrcker dann ein Loͤw. Darumb David nicht vnbillich trawret / ſo wol fuͤr das gantze Landt / als fuͤr ſich ſelbs / weil er zwar an jhme ein guten Freundt / das Vatterlandt aber ein ſtarcke Seul verlohren hatte / vnd iſt das leyd vmb jhn ſo groß / daß ers mit Wor - ten ſchier nicht außzuſprechen weyß: Es iſt mir leyd vmb dich / mein Bruder Jonathan / ich hab groſſe frewd vnd wonne an dir gehabt / deine liebe iſt mir ſonderlicherA iijgewe -6geweſen / als Frawen lieb iſt. Wie nun der liebe David vber Jonathan leyd getragen / ja das gantze Land / vnd alle jnnwohner deſſelben zu gleichem trawren antreibt vnd vermahnet: Alſo nach dem der Wolgeborne Herꝛ / Herꝛ Reichard / Herꝛ von Star - hemberg / Erbherꝛ auff Wildberg / Riedegg / vndLoben - ſtein / Herꝛ der Graffſchafft Schaunberg / ꝛc. Roͤm. Keyſ. May. geweßner Hoff Cammer Rath / zwar nicht vorm Feindt durchs Schwerdt vmbkommen / ſondern natuͤrlichen todts geſtorben / in ſein beſten Jahren / wie Jonathan auch: Soll billich vber jhn leydig ſeyn / nicht allein David / das iſt / ſeine nechſte befreundten / ſein Fraw Gemahel / hinderlaſſene Soͤhn / Herꝛ Bru - der / vnd andere Blutsfreundt: ſondern mit jhnen das gantze Land / vnd alle jnnwohner deſſelben / jene zwar / weil ſie an jhme ein trewen Freundt / Herꝛn / Vatter / Bruder: dieſe aber / weil ſie an jhme ein trewhertzigen Patrioten, vnnd fuͤrneme Seul verlohren / da moͤgen wir wol mit David ſprechen: Bey leib / ſagets nicht zu Gath / verkůndigts nicht auff den Gaſſen zu Asklon / daß ſich nicht frewen die Toͤchter der Philiſter / vnnd daß nicht frolocken die Toͤchter der vnbeſchnittenen. Dann wie Jonathans Bogen nie gefehlet: alſo hat dieſes Herꝛn Rath nie gefehlet / leichter / ſcharpffſichtiger / vnnd in allen reſolutionen ge - ſchwinder als ein Adler / muͤhtiger als ein Loͤw. Summa / holdſelig vnnd lieblich war er in ſeinem leben. Freylich wol mag ſein hinder - laſſener Herꝛ Bruder mit David ſagen vnnd klagen: Es iſt mir leyd vmb dich / mein Bruder Reichard / ich hab groſſe frewd vnnd wonne an dir gehabt / dein Lieb iſt mir ſonderlicher ge - weßt / dann Frawen lieb iſt.
Aber7Aber wo denck ich hin / vnd was mach ich da? Sind wir doch an dieſem orth / auff dißmal nicht eben fuͤrnemlichen lamentirens vnd klagens halben zuſammen kommen / ſondern viel mehr wider das zugeſtandene Leyd vns auß GOttes Wort troſtes zu erholen. Zu effectuirung aber deſſelbigen / hab ich mir ſonderlich / vnd vor allen andern gefallen vnd gelieben laſſen / das wunder ſchoͤne Geſang Si - meonis, als welches ſehr reich an lehr vnnd troſt / vnd deßhalben zu vnſerm fuͤrnemen nicht vnbequem ſeyn wirdt. Es theylt ſich aber ſolch Geſang ſelbs ab / in zwey vnderſchiedliche ſtuͤck / deren das eine vnd erſt im erſten Verß oder Geſetzlein begriffen: HERr nun laͤſſeſtu deinen Diener in friede fahren: helt in ſich die propoſition vnd bloſſen fuͤrtrag: Jch wil willig vnd gern ſterben. Das ander ſtuͤck / in den andern vnd vbrigen Verſen oder Geſetzlein verfaſſet / helt in ſich die confirmation vnnd den beweiß / deſſen / ſo er proponirt vnd fuͤrgetragen.
Wir woͤllen eins nach dem andern hernemen / vnd dann auch etwas zum Ehrengedechtnuß vnſers verſtorbenen lieben Herꝛen er - wehnen. Hierzu aber woͤlle der getrewe barmhertzige GOtt / vns beyder ſeits die gnad ſeines H. Geyſtes / durch Chriſtum aller - gnaͤdigſt verleihen vnd mittheylen / Amen.
DER erſte theyl S. Simeonis Pſalmen / ſtehet in die - ſen Worten: HERR nun laͤſſeſtu deinen Diener in friede fahren / wie du geſagt haſt. Hiemit thut Simeon ſein propoſition vnd fuͤrtrag / daſſelbig aber nicht fuͤr ſich ſelbs allein / ſondern fuͤr alle andere ſeines gleichen fromme Chriſten in gemeyn. Inſonder heit aber geb E. L. achtung auff das Woͤrtlein Nun / das heyßt ſo viel als Jetz / vnnd gibt ſo viel damit zuverſte -hen /8hen / daß er fertig vnd willig ſey / jetz dieſe Stund zu ſterben / vnd daß er jhm laͤngers leben nicht wuͤndſchen wolte / wann ers gleich koͤndt / aller dings / wie auch S. Paulus ſagt / Philip. 1. Jch begere auff - geloͤßt zu werden / vnd bey Chriſto zu ſeyn. Vnd eben das lehret auch Chriſtus / Luc. 12. alle Chriſten: Laſſet ewere Len - den vmbguͤrtet ſeyn / vndewre Fackeln brennen / vndſeydt gleich denen Menſchen / die auff jhren Herꝛen warten / wenn er auff brechen wirdt von der Hochzeit / auff daß / wann er kommet / ſie wachend findet / Warlich ich ſage euch / er wirdt ſich auff ſchuͤrtzen / vnd wirdt ſie zu Tiſch ſetzen / vnd fuͤr jhnen gehen / vnd jhnen dienen. Vnd ſo er kommet in der andern Wache / vnnd in der dritten Wache / vnd wirts alſo finden / ſelig ſind ſolche Knecht. Soll derowegen ein jeder alle tag / ſtundt vnd augenblick / nicht al - lein eingedenck / ſondern auch gefaßt ſeyn zu ſterben / vnd lernen mit dem frommen Simeon / von Hertzen ſingen vnnd ſagen: Nunc dimittis, Jetz / lieber Gott / iſt es dein will / ſo wil ich auch.
Aber es iſt diß nicht ſo ein kurtz Woͤrtlein / es gehet vns gar ſchwerlich ein zu lernen / viel ſchwerlicher aber zu practiciren / da iſt man nimmer geſchickt zu ſterben / der Todt komme wann er woͤll / ſo kompt er zu fruͤ / vnd heyßt fuͤr vnd fuͤr bey vns: Cras, cras: Mor - gen / Morgen / ſonderlich aber ſind alſo geſinnet die jenigen / von welchen der weiſe Mann Syrach ſchreibt / 41. Cap. O Todt / wie bitter biſtu / wann an dich gedenckt ein Menſch / der gute Tag vnd gnug hat / vnd ohne ſorg lebet / vnd dem es wol gehet in allen dingen / vnnd noch wol eſſen mag. Ein9Ein Exempel haben wir an dem ſonſt frommen Gottſeligen Koͤnig Hiskia, Eſa. 38. Cap. da jhm ſein Hoffprediger vom ſterben ſagt / vnd jhn vermahnet / er ſoll ſein Hauß beſtellen / dann es ſey nicht anders dran / er muͤß ſterben / da iſt es jhm auch noch zu fruͤhe / dar - vmb erſchrickt er der Zeittung von hertzen / er klagt / ringt vnd windt ſich wie ein Wurm / der getretten wirdt: Nun muß ich / ſpricht er / zur Hellen fahren / da mein zeit auß war / da ich ge - dacht noch lenger zu leben.
Viel weniger koͤnnen das Woͤrtlein Nun / practiciren die Gottloſen / wie man ſihet am Koͤnig Balthaſar / Dan. 5. Cap. da jhme der Todt nur ein Handt durch die Wandt reckt / da entfaͤrbt ſich ſein gantz Angeſicht / ſeine gedancken erſchreckten jhn / daß jhm die Lenden ſchutterten / vnnd die Beyne zitterten / wie einem den ein toͤdtlich Fieber angeſtoſ - ſen. Eben ſo wenig luſt hat auch zu ſterben gehabt der reiche Bawr / Luc. 12. der zu ſeiner Seelen ſagte: Liebe Seele / du haſt ein groſſen Vorꝛaht auff viel Jahr / hab nun rhu / jß vnnd trinck / vnd hab ein guten muht. Allerdings / wie es heutiges tags noch zugehet / daß / wenn der Todt kompt / vnd anklopfft / man noch nirgents fertig iſt: Ach / ſagt mancher / ließ mich GOtt nur noch ein Jaͤhrlein / zwey / drey / leben / biß ich meine Kinder erzogen / vnnd vnderbracht / dieſe oder jene ſach zuvor richtig gemacht / als dann wolt ich willig vnd gern ſterben. Vnd zwar / wann ſolche ge - dancken hetten allein reiche / junge / geſunde / vnnd gluͤckſelige Leut / were es zwar auch nicht recht vnnd zu loben: Aber ſo hoch nicht zu verwundern: Aber es wil diß Woͤrtlein Nun / wol auch alten / krancken / armen vnd geplagten Leuten nicht gern eingehen / dann ſchier keiner ſo alt / ſo kranck / ſo arm / ſo vbel geplagt / der nicht gernBlenger10lenger leben wolte / vnd von hertzen erſchꝛickt / wann der Todt kompt / vnnd ſich anmeldet / inmaſſen die Alten ſolches durch ein ſchoͤnen Apologum lehren woͤllen / von einem alten Mann / welcher / weil er mit Waſſer vnd Holtz tragen ſich kuͤmmerlich nehren muͤßte / jhm offt den Todt ſelber gewuͤndſcht / vnd doch / da der Todt kompt / nicht fort wil / ſondern vmb weiter friſt bittet / mit dem erbieten / daß er lie - ber Stein darzu tragen / denn ſterben woͤll: das heyßt / wie Ovidius der Poet ſagt:
‘Sæpè precor mortem, mortem quoquedeprecor idem. ’ ()Vnd eben darumb / weil wir das Woͤrtlein Nunc, oder Nun / ſo gar nicht faſſen koͤnnen / zum theyl nicht faſſen vnd ſtudieren woͤllen / ſo pflegt vns Gott der Herr mit der Ruten einzuſtreichen / vnnd vns das leben mit allerley Creutz von Truͤbſal zu verſaltzen / daß wir deſſelben ſatt / gern vnnd willig ſterben / vnd dem lieben Simeon lernen Nun nachſprechen: Nun / nun / welchen Tag / welche Stundt vnd Augenblick / du mein lieber Gott / wilt / ſo bin ich bereyt vnd fertig / heut viel lieber / als morgen / es iſt doch ſchlechte frewd in der Welt hie auff Erden / ein Creutz / ein Plag vber die ander / vnnd wenn vnſer leben koͤſtlich iſt / ſo iſt es muͤhe vnd arbeyt. Davon redet abermal der weiſe MannSyrach 41. Cap. O Todt / wie wol thuſtu dem důrfftigen / der da ſchwach vnd alt iſt / der in allen ſorgen ſteckt / vnnd nichts beſſers zu ge - warten vnd zu hoffen hat.
Zum andern / ſtehet in dieſem Verß auch / HERR du laͤſſeſt fahren / wie du geſagt haſt. Zeygt hiemit Simeon an / daß ers Gott heym ſetze / wann er jhn abfordere / oder fahren laß / vnd daß ſein leben ſtehe in Gottes ſeines Herrn Hand: vnd wie ers geſagt / verſtehe / daß er den Todt nicht ſehen ſoll / biß er zuvor Chri - ſtum geſehen / vnd nun ſolches erfuͤllet: Alſo werde nun ſein Stuͤnd -lein11lein billich außgelauffen ſeyn: Vns abermal zur lehr / daß wir zwar willig vnd bereyt ſeyn ſollen zu ſterben / doch nach GOttes willen / vnd wann ers ſagt vnd haben wil. Dann Gott iſt ein Herr vn - ſers Lebens vnnd Todes / die zahl vnſerer Monat ſtehet beyJob 14. jhm / er hat eim jeden ſein ziel geſetzt / das wirdt er nicht vbertretten / Job 14. vnnd vnſere Tag ſind fuͤr jhm ge[-]Pſalm. 139.ſchrieben in ein Buch / wie viel jhr werden ſollen / ehe dann einer iſt / Pſalm. 139. Darumb wirs jhm ſollen heymſetzen / daß er komme / vnd vns fahren laſſe / wann es zeit iſt. Aber hierwi - der ſtoſſen ſich abermal jhrer viel / welche auß vngedult jhnen ſelber den Todt wuͤndſchen / vnd iſt jhnen nichts beſchwerlichers / als das zeitliche leben / wie auch Job ſelber thut 7. Cap. Mein SeelJob 7. wuͤndſcht erhangen zu ſeyn / vnnd meine Gebeyne den Todt / ich beger nicht mehr zu leben. Mancher laͤßts beym wuͤndſchen nicht bleiben / ſondern nimpt jhm wol ſelber das leben druͤber / vnnd ſtirbt in der Suͤnd / wider das fuͤnffte Gebott: Du ſolt nicht toͤdten / wie an Saul / Achitophel / Juda / vnd noch heutigs Tags an vielen ſchrecklichen Exempeln zu ſehen iſt: dieſe koͤnnen auch das Nunc dimittis noch nicht recht / vnnd wie jhm jene zu viel thun / die lenger leben woͤllen / als Gott wil / alſo thun jhm dieſe zu wenig / die ehe ſterben woͤllen / als GOtt wil. Darumb ſoll man da in der mitteln Straſſen bleiben / vnnd weder lenger noch kuͤrtzer begeren zu leben / als GOtt wil / vnnd nicht ſelbs fahren / oder zum Todt vrſach geben / noch auch ſich ſelbs verwarloſen / ſondern zu danck annemen / was GOtt ſchickt / vnnd wiſſen / daß es alles gut ſey vnd nuͤtzlich / was Gott gibt / Leben vnnd Todt. Daher auch vn - ſer leben einer Wacht verglichen wirdt. Dann wie bey den Alten die Nacht in vier Wachten außgetheylet worden: Alſo iſt eines je - den Menſchen leben in gewiſſe Jahr / Monat / Wochen / Tag /B ijStundt12Stundt vnd Minuten bey GOTt abgetheylet. Darumb wie ein Waͤchter auff eim Thurn / oder ein Kriegsmann / der auff der Schiltwacht ſtehet / ſein gewiſſe zeit hat / wie lang er wachen ſoll / vnnd von ſolcher Wacht nicht abtretten darff / biß er von ſeinem Hauptmann oder Corporal abgefuͤhret wirdt: Alſo ſtehen wir Menſchen hie auff Erden / als auff einer Schiltwacht / deren ſollen wir außwarten / ſo lang es GOtt gefellt / vnnd vor der zeit nicht ab - tretten / oder abzutretten begeren / ſondern mit gedult der zeit erwar - ten / biß wir von vnſerm Obriſten ſelbſt abgefuͤhrt / oder durch denPhilip. 2. zeitlichen Todt abgefordert werden / daher ſagt S. Paulus, Philip. 2. es ligt jhm beydes hart an / er hette wol luſt abzuſcheyden / welches ſeines bedunckens auch beſſer were / aber er ſagt / es ſey noͤtiger im Fleyſch zu bleiben / vmb jhrent willen / ſintemal im Fleyſch leben / diene mehr nutzen zu ſchaffen. Das heyßt dann mit dem frommen Simeon das Nunc dimittis recht geſungen / wann es alſo Got - tes willen heym geſetzt wirdt / vnnd wir weder lenger noch kuͤrtzer zu leben begeren / denn es jhme gefellt.
Es iſt aber fuͤrs dritte in dieſem erſten Geſetzlein nit zu præteriren, das Woͤrtlein Fahren: Du laͤſſeſt fahren. Mit demſelbigen deutet Simeon an den Todt. Denn der Todt / ja die gantze zeit vnſers lebens auff Erden nichts anders iſt / als ein fahrt / da man jmmer fehrt / biß man ſtirbt / vnnd auß dieſer Welt in ein andere kompt / vnd gehet hie eben mit vns zu / als wenn man in ei - ner Gutſchen vber Landt / oder in einem Schiff zu Waſſer faͤhrt / man eſſe oder trincke / man lige oder ſitze / man treib kurtzweil / oder re - de mit einander / man ſchlaffe oder wache / in ſumma / man thue was man woͤlle / ſo gehet hie zwiſchen die Gutſchen auff dem Landt / vnd das Schiff auffm Waſſer jmmer fort / biß man an das ort kompt / dahin man begeret: Alſo hat es auch ein geſtalt mit vnſerm leben / das fehret vnd eilet dem Todt zu / als dem Ziel / dahin wir alle an -lenden13lenden muͤſſen / wir achten gleich deſſelben oder nicht / wir eſſen oder trincken / ſchlaffen oder wachen / ſitzen oder ligen / gehen oder ſtehen / ſo fahren vnd kommen wir dem Todt je lenger je naͤher. Vnd eben alſo redet vom Todt auch Moſes, Pſalm. 90. Du HERR laͤſ - ſeſt die Menſchen ſterben / du laͤſſeſt ſie hinfahren / wie einen Strohm. Geneſ. 15. ſagt Gott zu Abraham: Du ſolt fahren zu deinen Vaͤttern. Daher auch bey den Griechiſchen der Todt den Namen bekommen / daß er ϑἀνατος genennt wirdt / ἀπὸ τοῦ ἀναϑέειν, vom hin oder heymfahren / anzuzeygen / daß wir hie nicht daheym ſeyen / ſondern wie S. Paulus ſagt Philip. 3. Vnſer Buͤr - gerſchafft iſt im Himmel. Vnd wann wir Chriſten ſterben / ſo ſetzen wir vns gleichſam auff ein Gutſchen / darinnen wir auß der frembde heym fahren / in das ewige Vatterlandt. Jm Griechiſchen Text ſtehet das Woͤrtlein ἀπολύειν, das heyßt auff loͤſen / vnd wirt dardurch angezeygt / daß der Todt nichts anders ſey / als ἀπόλυσις τῆς ψυχῆς ἀπὸ τοῦ σώματος: ein auff loͤſung der Seelen vom Leib. Dann ſo lang vnſer leben wehret / iſt die Seel gleichſam an Leib gebunden/ daß ſie nicht kan fahren oder wandeln / wann oder wohin ſie wil: Sie ligt gleich als in einer Gefaͤngnuß eingeſperꝛt / vnd kan mehr nicht thun / weder ſo viel der Leib zugibt / aber im Todt wirdt die Seel auffge - bunden vnd auffgeloͤßt von dem ſchweren vngeſchickten Klotz deß Leibs / vnd frey gemacht. Jſt alſo diß die rechte natuͤrliche defini - tion oder beſchreibung deß Todts / daß er ſey ein ἀπόλυσις, ein auff - loͤſung oder außfahrt der Seelen vom Leib: Aber wie vnſer Glaub vber alle Phyſie / Natur vnd vernunfft iſt: Alſo nennet Simeon vnſern Todt nicht ſchlecht ein ἀπόλυσιν, ſondern ἀπόλυσιν εν εἰρηύῃ, das iſt / ein friedliche auff loͤſung oder heymfahrt / nit allein darumb / daß ein Chriſt / wann er ſtirbt / zu frieden iſt / vnd jhm ohne das nichts an - ders wuͤndſcht / vnd fein fanfft in ſeinem gewiſſen dahin ſtirbt / gleichB iijals14als entſchlieff er / wie dann die Schrifft / der Chriſten Todt ein Schlaff nennet: ſondern daß auch GOtt mit jhm zu frieden / vnnd ſein Leib vnnd Seel zu ruhe vnnd frieden bringt / Dann der ge - rechten Seelen ſind in Gottes Hand / kein Plag ruͤhꝛet ſie an / fuͤr den vnverſtaͤndigen werden ſie angeſehen als ſtuͤrben ſie / vnnd jhr abſchied wirdt fuͤr ein Pein ge - rechnet / vnnd jhr hinfahrt fůr ein verderben / aber ſie ſind im frieden / Sap. 3. Apoc. 14. Selig ſind die Todten / die im HERRN ſterben / ἀπαρτὶ, Amodò, Von nun an. Der Leib deßgleichen kompt zur ruhe / vnnd ruhet in ſeinem Grab / als in einer Schlaffkammer / wie Eſaias davon redet / Eſa. 56. cap. Ja er wirdt erſt recht purgirt vnd gereyniget / nicht allein von aller angeborner oder natuͤrlicher vnehr / ſchwachheit vnnd ſterbligkeit / daß er dermaln eins auffſtehe / herꝛlich / kraͤfftig / oder ſtarck / vnſterb - lich vnd vnverweßlich / ja geyſtlich / 1. Cor. 16. ſonderlich von der Suͤnd / welche in den glaubigen auch nach der Wider geburt vbrig bleibt / vnnd jhnen viel zu ſchaffen macht / Rom. 7. vnnd wann ſonſt nichts wer / als daß / wie durch den Todt alle Suͤnd an Leib vnnd Seel außgefegt wirdt / alſo nun auch auffhoͤrt der beſchwerliche ſtreit wider die Suͤnd / daruͤber S. Paulus ſo ſtarck klagt / vnnd wir nun in jener Welt Gott ohn alle Suͤnd vnnd mackel dienen / vnnd wir nicht mehr ſuͤndigen / alſo auch durch die Suͤnd bey Gott nicht mehr in vngnad kommen koͤnnen / ſo moͤchts doch wol ein friedliche vnd ſelige hinfahrt genennt werden / da wir auß eim zeitlichen truͤb - ſeligen ſuͤndlichen leben / durch den Todt in ein ewiges / froͤliches vnd heiliges leben fahren. Wann einer mit vnfried dahin fahren ſoll / daß er nicht allein vngern ſtirbt / ſondern auch GOtt mit jhm nicht zu frieden iſt / vnd er ſolches in ſeinem gewiſſen empfindet / vnnd nichts anders / als das ewige Helliſche Fewr vor jhm weyß / das iſt wolſchreck -15ſchrecklich / da behuͤt vns lieber Gott fuͤr: Aber im frieden fahren / vndzur ruhe kommen / das iſt ein erwuͤndſchter handel / das gib vns lie - ber Gott im Himmel.
Vierdten ſprichſtu: Wer faͤhrt vnnd ſtirbt denn alſo im friede? Ach daß ich auch einer were / ſo ſolt mir der Todt wol nicht ſchrecklich fuͤrkommen? Darauff gibt das letzte Woͤrtlein dieſes erſten Geſetzlein bericht: HERR laß in friede fahren dei - nen Diener. Simeon hat vnſerm Herrn Gott ein fleiſ - ſigen Diener geben / er iſt frommvnd Gotts foͤrchtig geweſen / daruͤ - ber hat jhm GOtt ein ſolche froͤliche ſelige hinfahrt geſchickt: Alſo haben ſich alle Diener GOttes gleicher gnad zu getroͤſten. Dann wie geſchrieben ſtehet / 1. Sam. 2. Wer mich ehret / den wil ich wider ehren / Alſo / wenn einer Gott trewlich dienet / ſo wil er jhm dagegen ein ſelige froͤliche hinfahrt verleihen. Solch dienen aber muß angeſtellt ſeyn nach Gottes Wort / daß wir thun vnnd laſſen was Gott haben wil / vnd daß wir wider ſeine Gebott vnd Verbott zu handlen vns ſchewen vnd foͤrchten. Dann ſo jemandt mein Wort wirdt halten / ſpricht Chriſtus Johan. 8. der wirt den Todt nicht ſchmecken ewiglich. Vnd wer den HERRN foͤrchtet / ſagt Syrach 7. Cap. dem wirdts wol gehen in der letzten noth. Vnd leben wir dem HERRN / ſpricht S. Pau - lus, Rom. 14. ſo ſterben wir jhm auch. Vnnd kan ein ſolcher auch in der grewlichſten Marter froͤlich ſeyn / vnd ſtirbt gewiß ſelig im frieden dahin. So ſchnur ſchlechts kans wol nicht zugehen / es ſtrauchelt vndfellt auch der gerecht deß Tags ſibenmal / Prov. 24. Aber wann wir nur nicht gern fallen / vnnd nicht mit wil - len ſuͤndigen / auch alſo bald durch ware Rew vnnd Buß vns wider auffrichten / ſo bleiben wir gleichwol Diener Gottes / denen GOttneben16neben anderer zeitlicher ergetzligkeit / auch ein ſeliges Sterbſtuͤnd - lein verleihen wil. Gottloſe Leut / vnd die nicht Gott / ſondern dem Fleyſch / der Welt / vnd dem Teuffel dienen / mit luſt vnnd frewden / wider Gottes Wort vnd Gebott handlen / reden vnd gedencken / die fahren nicht allein vnſelig dahin / vnd hat man bey eins jeden Gott - loſen Menſchen abſchied gewiſſe Bottſchafft zum reichen Mann in die Helle / darinnen ſie ligen wie die abgeſtochene Schaaff auffm haufſen / Pſam 49. vnd da nichts iſt als heulen vnnd Zeenklappern / da jhr Wurm nicht ſtirbt / vnd jhr Fewr nicht verliſcht / Eſa. 66. ſon - dern ſie ſterben auch ſehr vnrůhig / vnd nemen ein end mit ſchrecken / jhr gewiſſen vnd der Todt naget ſie / Pſal. 49. vnd wann einer gleich[meynet] er woͤlle noch wol buß thun / wann er außbuhlet / außgeu - tzet / ꝛc. ſo gehets doch hart zu / wie wir in einem ſchoͤnen Geſang ſingen:
GOtt zeucht vielmals die Hand ab / daß ein ſolcher nicht mehr bußHebr. 12. thun kan / wie ſie Eſau mit Threnen geſucht / vnd doch nicht funden. Vnnd wir in der gantzen Schrifft nicht mehr haben als das einig Exempel deß Schaͤchers am Creutz. Derhalben wer heut / morgen / auch im frieden fahren wil / der lerne mit dem frommen Simeon / Gott dem Herrn von jugendt auff dienen / vnnd laſſe ſich alle Tag / Stund vnd Augenblick im dienſt vnnd gehorſam GOttes finden / ſo hat er ſich nicht zu foͤrchten.
Vnd ſo viel vom erſten / nemlich von der propoſition vnnd fůrtrag / welchen Simeon in dieſem ſeinem Geſang thut / vnnd mit einem Wort zu melden / darinnen beſtehet: Jch wil willig vnd gern ſterben.
HIERauff folgt nun die confirmation, oder be - weiß deſſen / was Simeon im erſten Geſetzlein ſeines Ge - ſangs proponirt. Dann weil der gute Mann ſo willig vnnd luſtig iſt zum ſterben / fragt ſich / was jhm ſeinen Todt ſo friedlich vndfroͤlich gemacht / vnnd woher es kommen / daß er ſich vorm Todt nicht allein nicht entſetzt / ſondern mit frewden zu ſterben wuͤndſcht vnd begert / vnd wie mans machen muß / daß auch wir zu ſterben lu - ſtig ſeyen? Das zeygt Simeon an im andern theyl dieſes ſeines Geſangs: Dann meine Augen haben deinen Heyland geſehen: Weil ich hab die Stundt erlebt / darauff du mich / Her r vertroͤſtet / daß ich den Todt nicht ſehen ſoll / ich hab dann zuvor den Chriſt deß Herrn geſehen / darauff auch ſo viel Gottſelige Koͤ - nig / vnnd hocherleuchte Propheten / ja alle glaubige in die vier tau - ſent Jahr mit verlangen gewartet / vnnd ſich von hertzen geſoͤhnet: So bin ich willig vnd bereyt zu ſterben: ich wuͤndſch vnd beger mir nicht lenger zu leben. Vnd gleich wie der heilige Ertzvatter Jacob / da er wider all ſein verhoffen ſeines in ſeinem Sinn verlornen Sohns / deß Joſephs / anſichtig wirdt / fuͤr lauter frewden ſagt: Suf - ficit, ich hab gnug gelebt / vnnd beger nun zu meinen Vaͤttern ver - ſammlet zu werden: Alſo weil dem frommen Simeon die gnad wi - derfahren / daß er auff ſeine Arm nemen koͤnnen den / an dem man ſelbiger zeit ſchier verzagt gehabt / ſingt er mit frewden mit dem hei - ligen Ertzvatter das Sufficit, nun iſt mir nichts geſunders / nichts liebers / nichts erwuͤndſchters dann der Todt / lehret hiemit / wer froͤ - lich vnd ſelig ſterben woͤll / vnd im friede fahren / der muß es allein in vnd bey Chriſto ſuchen. Dann wie in keinem andern Heyl / auch kein anderer Name vnder dem Himmel den Menſchen gegeben / darinnen wir ſollen ſelig werden: Alſo iſt auch kein anderer / in demCein18ein Menſch froͤlich vnnd friedlich ſterben koͤnne / als Chriſtus Jeſus / darauß im gegentheyl zu verſtehen / daß auſſer Chri - ſto keiner friedlich oder ſelig ſterben koͤnne. Simeon iſt wol ein frommer Diener GOTtes geweſen / aber wie frommer auch iſt / bawet er doch nicht auff ſein frommkeit vnnd Gottsforcht / daß er ge - ſagt hette: Nun wil ich willig vnnd gern ſterben / dann ich hab mein lebenlang Gott trewlich vnnd fleiſſig dienet / mich fuͤr Suͤnden ge - huͤtet / vnnd bin mir keiner groben offentlichen Suͤnden bewußt: Neyn / das thut Simeon nicht / dann er weyß / daß ſein frommkeit vor Gottes Gericht den ſtich / farb vnd prob nicht halten kan. Dar - vmb er ſeine Augen von eygner frommkeit wendt auff Chriſtum / der allein macht jhn ſo frewdig vnd muhtig zu ſterben / dem gibt er auch allein die Ehre vnnd den Preiß. Alſo hat zwar die Gottsforcht verheyſſung dieſes vnnd deß zukuͤnfftigen Lebens / 1. Ti - moth. 4. Aber dennoch iſt das ewig Leben ja auch ein ſeliger fried - licher abſchied / nicht ein verdienſt vnſerer Gottsforcht vnnd fromm- keit / ſondern alle Ehr vnſers Herrn Chriſti / wer den nicht hat / vnd wenn er ſonſt vor der Welt der aller ehrlichſte Menſch were / ſo were er doch dem Todt zu gering im Harniſch / der Todt wirdt jhm ein ſchrecken abjagen / vnnd die Schantz abgewinnen: Vnnd heyßt wol wie der alte Kirchenlehrer Auguſtinus ſagt: Væhominum vitæ quantumvis laudabili, ſi remotâ miſericordiá diſcutias eam.
E. L. mercken aber mit fleiß / daß Simeon ſagt: Meine Augen haben Chriſtum geſehen: Lehret hiemit / daß jhn das ſehen ſo froͤlich mach zu ſterben / vnd alſo auch vns. Sprichſtu: Wie ſollen oder koͤnnen wir Chriſtum ſehen vnd ergreiffen / der nun gen Himmel gefahren / vnnd biß an Juͤngſten Tag vnſichtbar iſt? Das euſſerliche ſehen vnd greiffen hat Simeon nicht ſo ſelig ge -macht. 19macht. Dann ſonſten hette es andere / ſo dazumal im Tempel mit groſſer anzahl verſammlet geweſen / auch geholffen / vnnd die Kriegs - knecht / die Chriſtum gecreutziget / weren die aller ſeligſten Leut ge - weſen: ſintemal ſie jhn / den Herrn Chriſtum / nicht allein geſe - hen / ſondern am gantzen Leib angegriffen vnd betaſtet haben / wie jhn auch am Juͤngſten Tag alle Gottloſe ſehen / vnnd doch nichts deſto ſeliger ſeyn / ſondern viel mehr deß anblicks erſchrecken werden.
Darumb hat das euſſerliche leibliche ſehen den Simeon nichts geholffen / wann nicht darzu kommen were auch das jnner - lich vnd geyſtlich ſehen / welches beſtehet im Glauben an Chriſtum / dardurch Simeon an Chriſto geſehen hat / was leibliche Augen nicht ſehen koͤnnen / Nemlich daß er ſey Gottes Sohn / vnd der ver - ſprochne Heyland der Welt / das bindts erſt / das thuts allein / vnnd das macht den Simeon ſo frewdig zu ſterben. Alſo wer mit Simeon im friede fahren / froͤlich vnd ſelig ſterben wil / der darff ſich nicht mit Zacheo ſo ſtarck darumb reiſſen / Chriſtum leiblich zu ſehen / ſondern er muß an jhn glauben. Dann wer Chriſtum ſol - cher geſtalt ſihet / vnd an den Sohn Gottes glaubt / der hat das ewig Leben / Joh. 3. er kompt nicht ins Gericht / ſon - dern iſt vom Todt zum Leben hindurch gedrungen / Jo - han. 5. er ſoll nicht ſterben / vnnd wann er gleich ſtirbt / ſo wil er jhn doch am Juͤngſten Tag mit ehren wider aufferwecken / Johan. 6. Glauben aber heyßt nicht nur bloß der Hiſtori nach wiſſen / wer Chriſtus ſeiner Perſon halben ſey / vnnd was er gethan: Sondern es heyßt ſich darauff fiducialiter vnd zu - verſichtiglich verlaſſen / vnd alſo an ſeiner erloͤſung / durch Chriſtum geſchehen / nicht zweiffeln. Wer alſo Chriſtum ſihet / vnd mit dem Glauben ſein erloͤſung ergreifft / der iſt ſelig / wer aber nicht glaubt /C ijſondern20ſondern zweiffelt / oder verzweiffelt / der iſt verdampt. Vnd je ſtaͤr - cker ein Menſch glaubt / je weniger er deß Todts empfindet / vnd iſt gewiß ſelig in ſeinem Glauben.
Vnd hier auß ſihet E. L. was die Papiſtiſche Religion ſey / da man die ſterbende Leut weißt auff die abgeſtorbne Heyligen / vnd ſonderlich auff die Mutter Gottes / die heilige Jungfraw Ma - riam / inmaſſen jhre Ora pro nobiſche Litaney / Collecten, vnd an - dere Buͤcher bezeugen / darinnen vnder andern auch dieſe Wort zu finden: Mater gratiæ, in mortis horâ nos ſuſcipe. Ja das noch mehr / ſo haben ſie einer ſchmotzigen Moͤnchs oder Nonnen Kutten ſo viel krafft zugeſchrieben / daß / wer darinnen ſterb / vnd begraben werd / der ſterb ſelig / In hoc moriens ſalvabitur, daher es auch kommen / daß auß ſolcher einbildung groſſe Potentaten offtermaln jhr Regierung abgetretten / in ein Kutten geſchloffen / oder doch auffs wenigſt / nach jhrem abſterben / darinnen haben woͤllen begra - ben werden / alles der hoffnung / ſie woͤllen deſto ſeliger ſterben: Da - gegen iſt vnſers Herrn Chriſti deſto mehr bey jhnen vergeſſen / vnd gedenckt man ſchon ſeiner / ſo lehret man zweiffeln / vnd gibt fuͤr / es ſey die groͤſte vermeſſenheit / vngezweiffelt glauben / daß man durch Chr iſtum ſelig werde. Welches aber Simeons Geſang ſtracks zuwider laufft / als der allein auff Chriſtum / vnd den glau - ben an jhn zeygt / vnd hierdurch den Todt vberwinden lehret. Jhr ſehet auch im werck ſelbs / daß es lauter thorheit iſt vnd betrug / dann wie ſie Chriſtum / vnd den Glauben an jhn / auß den Augen ſetzen / alſo ſihet man auch / wie ſie ſich vorm Todt entſetzen. Vnd iſt ge - wiß / daß kein Menſch auff dem Papiſtiſchen Glauben froͤlich ſter - ben kan / weil er zweiffeln ſoll / ob er auch gewiß ſelig werde / vnnd wann man jhm auff das beſte zu ſpricht / ſo weißt man jhn ins Feg - fewr / da er erſt ſeine Suͤnd buͤſſen ſoll / ſo viel vnd ſo viel Jahr / nach dem der Suͤnden viel oder wenig ſind / vnndhernach erſt gen Him -mel21mel fahren. Wie erſchrocken vnd verzagt iſt ein vbelthaͤter / wann er ſoll verbrennt werden / vnd iſt doch in einer viertel Stundt / oder wol eher geſchehen? Wie viel verzagter muß ein Papiſt zu ſeinem ſter - ben ſeyn / der zum hoͤchſten troſt hoͤret / wie er ſo viel Jahꝛ im Fegfewr ſoll ſitzen vnnd ſchwitzen / welches jhrem eygnen fuͤrgeben nach / nicht geringer iſt als das Helliſche Fewr / allein daß es nicht ewig wehret: Dargegen gedenckt / wie ſelige Leut wir ſeyen / vnnd wie gut ſterben bey vns ſey / die wir mit Simeon nicht auff vnſer eygen gute vn - volkommene Werck vnd frommkeit / ſondern allein auff Chriſtum glauben vnd abtrucken lehren / vnd iſt auch gewiß / je mehr man die - ſer Lehr folget / vnd je ſtaͤrcker der Glaub iſt / je froͤlicher vnnd ſeliger auch das ſterben iſt. GOTT ſey gelobt in ewigkeit / ſprichſtu / man weißt mich wol ſtarck auff den Glauben an Chriſtum / mit der ver - troͤſtung / wer an jhn glaube / der koͤnne mit fried vnd frewd ſterben / vnnd dahin fahren / das aber ſchreckt mich / das Hebr. 9. ſtehet / einem jeden Menſchen ſey geſetzt nicht allein zu ſterben / ſondern hernach das Gericht / da man muß rechenſchafft ge - ben vmb ein jedes vnnůtzes Wort / Matth. c. 12. da vns vnſer Suͤnd / vnd vmb der Suͤnden willen / Teuffel vnnd Hell anklagen werden. Wie kan dann ein Menſch willig / wil nicht ſagen froͤlich ſeyn zu ſterben? Soll er doch erſchrecken / ſo offt er an den Todt gedenckt / ich wil geſchweigen / wann er ſeiner anſichtig wirdt. Das iſt zwar ein gemeyne vnd ſchwere anfechtung / die da macht daß viel Leut vn - gern ſterben. Darwider aber gibt vns Simeon ein troſt in dieſem ſeinem Gefang / in dem er Chriſtum nennet einen Heyland / an - zuzeygen / daß er vns heyle / geſund vnnd ſelig mache von Suͤnden. Daher jhme auch / auß Goͤttlicher verordnung / der Nam Jesus gegeben worden / vnnd daſſelbig / krafft der Engliſchen außlegung / darumb / dieweil er ſein Volck ſoll ſelig machen von Suͤnden: wo aber die Suͤnd hinweg / da kan weder Klag noch Gericht ſtatt ha -C iijben /22ben: dann wer wil die auſſerwehlte Gottes beſchuldigen? Gott iſt hie der gerecht machet / wer wil verdammen? Chriſtus iſt hie / der geſtorben iſt / ja viel mehr / der auch aufferweckt iſt / welcher iſt zur rechten Gottes / vnd ver - tritt vns / Rom. 8. daher Chriſtus ſelber ſagt Johan. 3. Gott hat ſeinen Sohn nit geſandt in die Welt / daß er die Welt richte / ſondern daß die Welt durch jhn ſelig werde / wer an jhn glaubt / der wirdt nicht gericht. Vnd Johan. 5. da Chriſtus ex profeſſo vom Juͤngſten Gericht redet / mit vermel - den / daß jhm zwar vom Vatter alles Gericht vbergeben ſey / be - thewrt ers hoch / vermittelſt eines doppelten Eyds: So jemandt ſein Wort halte / vnnd glaube dem / der jhn geſandt / der hab das ewig Leben / vnnd komme nicht in das Ge - richt / ꝛc.
V. Hie fellt aber noch etwas fuͤr / welches viel Leut kleinmuͤhtig macht / daß ſie vngern ſterben / ja von hertzen erſchre - cken / wann man vom Todt ſagt / oder der Todt ſelbſt durch kranck - heit bey jhnen anklopffet / als daß ſie jhnen ſelbſt einbilden: Vielleicht ſie der Heyland nichts angehe. Wider dieſe gefaͤhrliche gedancken ſagt Simeon / Chriſtus ſey ein Heyland / welchen GOtt bereytet habe / fuͤr allen / merck / fuͤr allen Voͤlckern. Vndalſo auch fuͤr dich / darumb laß jhn dir verkuͤndigen: daß du zu jhm kommen / vnnd an jhn als deinen Heyland glauben ſolt. Darumb / O lieber Chriſt / ſey getroſt vnd frewe dich / daß Gott Chriſtum fuͤr deinen Heyland be - reytet hat / den mach dir zu eygen durch waren Glauben / ſo biſtu heyl vnd ſelig.
VI. Es laͤßt es aber Simeon bey dem noch nicht er -winden /23winden / daß er Chriſtum einen allgemeynen von Gott be - reyteten Heyland nennt / ſondern er gibt jhm noch ein andern vberauß ſchoͤnen Tittel vnd Namen / vnnd nennet jhn ein Liecht / wil damit abermal removirn, vnd auß dem weg raumen ein ſtuͤck / welches vielen Leuten den Todt ſchrecklich vnd abſchewlich macht / das iſt die Finſternuß deß Todts / daß er den Menſchen beraubt nicht allein deß natuͤrlichen Geſichts / vnnd deß leiblichen Liechts dieſer Welt / ſondern jhn auch / wann er in vnglauben ſtirbt / in die ewige vnnd euſſerſte Finſternuß ſtuͤrtzt / da er das Liecht der gnaden GOttes in ewigkeit nimmer mehr ſehen wirdt / das macht nur / daß jhrer viel vngern daran kommen / wann ſie ſterben ſollen / weil es ſo gar nacht vnd finſter vmb ſie wirdt / vnd ſie keinen ſticken mehr ſehen koͤnnen. Darwider gibt nun Simeon hie auch ſchoͤnen bericht vnd troſt / in dem er Chr iſtum nennt ein Liecht / eben wie er auch Johan. 1. genennt wirdt das warhafftige Liecht / welches al - le Menſchen erleuchtet / die in die Welt kommen / vnnd wie er ſelber iſt der Weg / die Warheit / vnd das Leben / alſo weißt er vns auch den warhafftigen Weg zum Leben in ſeinem Wort / wel - ches ein Liecht iſt vnſern Fuͤſſen. Vnnd damit wir in der fin - ſternuß deß Todes nicht erſticken / in vnſern Hertzen anzuͤnde das Liecht eines rechten Glaubens an jhn. Von dem Liecht redet Za - charias in ſeinem Lobgeſang Luc. 1. cap. daß es ſcheine denen / die da ſitzen in finſternuß / vnnd ſchatten deß Todts / vnd richte vnſere Fuͤß auff den Weg deß friedes. Wer das Liecht mit der Hand deß Glaubens gefaßt / der hat Liechts ge - nug / nicht allein zu leben / ſondern auch zu ſterben: Ja ſelig zu werden.
Jm Bapſtthumb beredet man die Leut / wenn ein ſterbenderMenſch24Menſch ein geweihete Kertzen in die Hand neme / ſo hab er das recht Liecht / in krafft deſſen er durch die Finſternuß deß Todes hindurch paſſiern koͤnne ins ewige Leben: Aber wer thut eim ſterbenden Men - ſchen / wann ein ſolche Kertzen abgeblaſen / jhm auß der Hand fellt / vnnd es ſtick finſter vmb jhn wirdt. Darumb hinweg mit der Ker - tzen / weiter hinweg als die Welt iſt / wilt du friedlich vnnd ſelig ſter - ben / ſo ergreiff mit der Hand deß Glaubens das Liecht / das dir Simeon in die Hand gibt / vnd welches Gott ſelber bereytet hat / das kan vnnd wirdt dir leuchten durch das finſter Thal deß Todts / in das Liecht deß Lebens / wie das Liecht / Chriſtus ſelber ſagt Joh. 8. Jch bin das Liecht der Welt / wer mir nachfolgt / der wirdt nit wandeln in der Finſternuß / ſondern er wirdt das Liecht deß Lebens haben.
E. L. aber merck daß Simeon ſagt / ſolch Liecht ſey bereytet den Heyden / darunder denn auch wir arme Teutſchen / vnnd vn - der den Teutſchen wir Oeſterꝛeicher / vnnd Ober Enſer verſtanden werden. Vnnd iſt ein vber die maſſen troͤſtlichs Wort / wo es mit Glauben ergriffen wirdt / wie dann auch wir Heyden deß Liechts beſſer beduͤrffen als die Juden/ als die wir in viel groͤſſerer finſternuß vnnd Abgoͤtterey geſteckt / dann die Juden / die dennoch jmmerzu Gottes Wort vnd jhre Propheten gehabt. Darumb was Nation einer iſt / ein Oeſterꝛeicher / Steurmaͤrcker / Schwab / er ſey auß Reuſſen oder Preuſſen / Teutſchen oder Welſchlanden / Jud oder Griech / Tuͤrck oder Heyd / wann er nur dieſem Liecht Chriſto nach gehet / an daſſelbig glaubt / ſo wirdt er leben / vnd wann er auffſtehen wirdt vom ſchlaff / ſo wirdt jhn Chriſtus erleuchten.
Noch eins ſetzt Simeon im letzten Geſetzlein ſei - nes Geſangs / nemlich daß Chr iſtus bereytet vnd geſandt worden ſey zum Preiß ſeines Volcks Jſrael. Dardurch verſtehet erdie25die Juden / vnnd wil damit anzeygen / daß Chriſtus der Juden eini - ger rhum ſey / ſie moͤgen ſich ſonſten ruͤhmen was ſie woͤllen / wie ſie dann Gott fuͤr allen andern Nationen vnd Voͤlckern / in vielen ſtuͤ - cken hoch privilegirt vnd herfuͤr gezogen / Rom 9. Aber nichts / wil Simeon ſagen / ſey / deſſen ſie ſich mehr zu rhuͤmen haben / als Chriſtus / alſo daß wer Chriſtum lieb hab / der muß von ſeinet we - gen auch preiſen die Juden / auß welchen dieſer Schatz herkompt.
Doch die wir nun Chriſten heyſſen / ſollen auch Chriſtum al - lein vnſern rhum ſeyn laſſen. Ein reicher rhuͤme ſich nicht ſei - nes reichthumbs / ein ſtarcker nicht ſeiner ſtaͤrcke / ſon - dern wer ſich rhuͤmen wil / der rhuͤme ſich deſſen / daß er mich wiſſe vnnd kenne / daß ich der HERR bin / der barmhertzigkeit / recht vnnd gerechtigkeit vbet auff Er - den / dann ſolches gefellt mir / ſpricht der HERR. S. Paulus, da er 1. Corinth. 1. Chr iſtum preiſet / wie er vns von Gott gemacht ſey zur weißheit / vnd zur gerechtig - keit / vnd zur heiligung / vnnd zur erloͤſung / ſetzt er darzu / es ſey darumb geſchehen / auff daß / wer ſich rhuͤmen wil / ſich rhuͤme deß HERRN. Vnd Gal. 6. ꝟ. 14. Es ſey ferꝛn von mir rhůmen / dann allein von dem Creutz vnſers HEr - ren Jeſu Chriſti / durch welchen mir die Welt gecreu - tziget iſt / vnnd ich der Welt. Summa / wer ſich eines einigen dings auff der gantzen Welt mehr rhuͤmet vnnd frewet als Chriſti / der iſt ſein nicht werth.
Sehet das iſt der verſtandt dieſes wunderſchoͤnen Geſangs / damit Simeon / der fromme Mann / den Todt gleichſam ange - ſungen. Vnd wer alſo den Herrn Criſtum mit den Augen deßDGlau -26Glaubens / wie Simeon / faſſet / als ſeinen jhme von Gott ſelbs bereyten Heyland vnd Liecht / ja als ſein einigen rhum / der wirdt ſich fuͤr dem Todt ſo wenig als er entſetzen / vnd getroſt / ja mit frewden / ſingen vnd ſagen koͤnnen: HERR nun laͤſſeſtu deinen Die - ner im friede fahren / wie du geſagt haſt / dann meine Augen haben deinen Heyland geſehen / welchen du be - reytet haſt fuͤr allen Voͤlckern / ein Liecht zu erleuchten die Heyden / vnd zum Preiß deines Volcks Jſrael.
NVN ſollen wir aber fuͤrs dritte nicht vergeſſen / ſondern in allen Ehren gedencken deß Wolgebornen / Chriſtlichen / nunmehr aber in Gott ruhenden Herꝛn / Herꝛn Reicharden / Herꝛn vonStarhemberg / ꝛc. Demſelben aber ſein Lob zu geben / weyß ich ſchier nicht / wo ich an - fahen ſoll / ſoll ich ſagen von ſeinem vhralten loͤblichen Stammen vnd herkommen / ſo befind ich mich hierzu viel zu wenig vnd zu ge - ring / vnnd mangelt mir zwar nicht an Materi / aber an authoritet vnd anſehen / wie auch an Worten vnd wolredenheit / vnnd wolt ich wuͤndſchen / es ſtuͤnde nunmehr nach verꝛichter Predigt ein anderer / den ich wol kenne / an meiner ſtatt / der es / wie mit gutem grund / al - ſo auch mit mehrer gravitet vnd anſehen fuͤr zu bringen wuͤßte. Aber wie dem allen / ſo iſt wiſſend / daß er herkompt von einem vhralten / loͤblichen / vnnd ohn zweiffel auch GOtt wolgefaͤlligen Stammen. Dann ſein Herꝛ Vatter zwar geweſen iſt / der weiland Wol -geborne27geborne Herꝛ / Herꝛ Heinrich / Herꝛ von Starhem - berg / ꝛc. welcher vom Keyſer Maximiliano dem andern / hochlobſeligſter gedaͤchtnuß / zum Regenten der Nider Oe - ſterꝛeichiſchen Landt angenommen / vnnd ſolchen dienſt etlich Jahr mit jhrer May. guten ſatisfaction der geſtalt fuͤrgeſtanden / daß jhr May. jhn hernacher zu dero Reichshoffraht wircklich befoͤr - dert / wie auch zu vielen anſehenlichen Legationen ins Reich zu Chur: vnnd Fuͤrſten gebraucht: Sein Fraw Mutter aber / die weiland Worgeborne Fraw / Fraw Magdalena von Lamberg / Herꝛin von Saunſtein / ꝛc. dieſer beyder Chriſt - lichen Chonleut ehelich erzeugter Sohn / iſt vnſer Herꝛ ſeliger ge - weſen / Herꝛn Eraſm Enckel: Herꝛn Bartholome Vhrenckel: Herꝛn Hanſen dritter Enckel: Herꝛn Caſpars vierdter Enckel: Herꝛn Riedigers fuͤnffter Enckel: Herꝛn Gundackers ſech - ſter Enckel / deſſen Voreltern in den fuͤnfften Grad zu ruck auch Gundacker geheyſſen / vnnd von dem hochloͤblichen vhralten Hauß der Graffſchafft Steyr jhr ankunfft haben.
Wie aber dieſer vnſer Herꝛ ſeliger wolgeborn / alſo iſt er auch wol vnnd Chriſtlich erzogen. Sonderlich aber nach dem ableiben ſeines lieben Herꝛn Vattern ſeligen / von den Herꝛn Gerhaben / denen weiland Wolgebornen Herꝛn / Herꝛn Riediger / Herꝛn von Starhemberg / vnnd auff Schoͤnbuͤhel / ꝛc. Herꝛn Gundackern / Herꝛn von Starhemberg / vnd zu Peurbach / ꝛc. Herꝛn Reicharden Strein / Herꝛn von Schwartzenaw / ꝛc. Herꝛn Hanſen / Herꝛn von Tſcher - nembl / ꝛc. allen Jhꝛ Keyſ. May. Raͤthen / ꝛc. Vnd dem Ed -D ijlen28len vnd Veſten Herꝛn Sigmund Fierern / geweſenen Pfle - gern zu Riedegk / zum ſtudiern auff Trivialn vnd Hoheſchulen mit fleiß gehalten / auch ſonſten zu allen loͤblichen Tugenden vnderwie - ſen worden. Vnd nach dem er in ſtudiis ein gutes Fundament ge - legt / hat er in frembden Landen was zu erfahren / Anno 1590. zu rey - ſen angefangen / hat Italiam geſehen / vnd etliche Jahr darinnen zu - gebracht / iſt ſechsmal in einem Jahr vber Meer geſchifft / hat ſon - derlich das weitberhuͤmpte Koͤnigreich Engelandt perluſtrirt, alda jhm von der maͤchtigen Koͤnigin Eliſabetha groſſe Ehr erzeygt / als von deren er zum offtern zur audientz erfordert worden. Vnnd als er in Schottlandt gezogen / vnderwegen / ſo weit der Koͤnigin Gebiet reychte / in allen Staͤtten ſtattlich / ja Fuͤrſtlich empfangen / vnd einbegleytet worden. Wie nicht weniger auch in Schottlandt jhme vom Koͤnig / vnd ſonderlich der Koͤnigin / als die jhn zum zwey - ten mal zu ſich erfordert / nicht geringe Ehr erwieſen worden. Auß Schottlandt ſind jhr Gn. widerumb in Engelandt kommen / alda ſie ein Frantzoͤſiſchen Geſandten / Vicecomitem Turonium, zu Londen angetroffen / mit dem ſie vber Meer gefahren / vnd nicht ohn groſſe gefahr in Niderland / von dannen vnder der Herꝛn General Staaden anſehenlich[en] Geleyd widerumb in Teutſchland ange - langt / alda ſie vnderſchiedlicher Fuͤrſten Hoͤff beſucht / vnd denſelbi - gen ziemlicher maſſen ſich bekannt gemacht.
Jn dieſen reyſen hat der Herꝛ ſeliger nicht allein vieler Koͤ - nigreich vnnd Land geſetz / gebraͤuch / ſitten / aͤmpter / Provincien / Portus, Staͤtt vnd andere gelegenheit / wie auch der Nationen mo - res vnd thun / auch was an einer jeden loͤblich / oder bedencklich / mit fleiß gemerckt / vnd wo es die gelegenheit gegeben / mit ſonderm luſt vnd nutzen zu erzehlen gewußt / ſondern auch die Sprachen dermaſ - ſen erlernet / daß er ſie nicht allein verſtanden / ſondern auch reden koͤnnen / ſonderlich aber ſind jhre Gn. in Teutſcher / alſo auch La -teini -29teiniſcher / vnd Welſcher Sprach mit reden ſo dapffer / expedit vnd fertig geweſen / daß ſie auch ohne bedacht von wichtiger ſachen vor anſehenlichen Leuten mit verwunderung geredt / vnnd in dem ein ſondere gravitet vnd anmuͤtigkeit gehabt.
Wiewol nun aber ſolches ein groſſe gnad von GOtt / daß der Herꝛ ſeliger vnder deſſelben ſchutz ſo viel Laͤnder durchzogen / ſo iſt doch das noch viel ein groͤſſers / vnnd gleichſamb ein Meerwunder / ja gewißlich ein werck deß heiligen Geyſtes geweſen / daß / ob er wol an ſolchen orten geweſen / da man die Welt vnnd allen jhren Pracht vnd Wolluſt ſihet: Augenluſt / Fleyſchesluſt / hoffertiges leben / vnd da ſo mancherley Voͤlcker vnd Nationen eben ſo wol jhre vitia vnd Vntugendt als Tugendt gleichſamb gen Marckt bringen: daß gleichwol jhr Gn. vnder dem allen in jhrem bluͤhenden Alter / vnnd bey geſundem Leib / ſich in derley Wolluſt vnnd Pracht nicht ver - liebt / vnnd ſeinem Vatterlandt keinen voluptuarium oder Epicu - rer / wie zwar viel geſchicht / heym gebracht. Welches ohn allen zwei - fel daher kommen / weil jhr Gn. von jugendt auff Gott den Herꝛn gefoͤrcht vnd vor augen gehabt / beneben auch fleiſſig gebettet / vnd Gott vmb regierung deß heiligen Geyſtes angeruffen / der jhn auch gnedig behuͤtet hat / daß er mit frembder Nationen vitien vnd vntu - genden nicht angeſteckt / vnd verderbt worden iſt.
Welches billich alle junge Herꝛn deß Landts / ſo von jhren El - tern in frembde Landt etwas zu lernen / zu verſuchen vnd zu erfahren verſchickt werden / wol mercken / vnnd von dem Herꝛn ſeliger ein Ex - empel der nachfolg nemen ſollen / daß ſie die zeit jhrer Jugendt auch alſo anlegen / vnd nicht gedencken / es ſey damit erwunden vnd auß - gericht / wannſie ſich in frembden Landen / als Oeſterꝛeichiſche Land - herꝛn / ſtattlich halten / deß Jahrs ſo viel oder ſo viel tauſent Guͤlden ſpendiren / vnd doch zu letzt nichts / als etwa ein boͤß Gewiſſen vnnd kaͤren Beutel / wo nicht die Frantzoſen darzu heym bringen / derge - ſtalt dann die zeit ſampt dem Gelt vnnuͤtzlich verzehrt / die ElternD iijzum30zum hoͤchſten betruͤbet / vnd heut / morgen / das Vatterland mit der - ley Leuten / ſo in der Jugendt nichts rechtſchaffens geſtudirt vnnd gelernet / vbel verſehen iſt / dann da heyßt es gemeiniglich / wie der Poet ſagt:
‘Quo ſemel eſt imbuta recens ſervabit odorem Teſta diu. ’ ()Vnd weil ſie in der frembde deß Prachts vnd Wolluſts gewohnt / woͤllen ſie es hernach in jhrem Vatterlandt fort treiben / vnnd be - kuͤmmern ſich darneben vmb das gemeyne weſen wenig / ja wol gar nichts / daher es auch einig vnd allein kompt / daß die trewe Patrio - ten ſo duͤnn geſaͤet / vnnd ſo wenig ſich finden / die vmb den ſchaden Joſephs ſich bekuͤmmern. Das hat vnſer frommer Herꝛ ſeliger nit gethan / wie er nicht darumb in frembde Landt iſt verſchickt worden / nur pracht vnd wolluſt zu treiben / ſondern etwas zu verſuchen / vnd zu lernen / damit er kuͤnfftig dem Vatterlandt nuͤtzlich dienen koͤnne / alſo hat er ſich vmb daſſelbig mit ernſt angenommen.
Eim ſolchen ehrlichen wolverſuchten vnnd erfahrnen jungen Geſellen aber / wie vnſer Herꝛ ſeliger damaln geweßt / ſtehet auch ein ehrliche dapffere Heyrath wol an. Ein ſolche iſt jhm auch von Gott zugeſtanden / dann ein vernuͤnfftig Weib / ein tugent - ſamb Weib kompt vom HERRN / vnd wirdt dem ge - geben / der Gott foͤrchtet. Weil nun vnſer Herꝛ ſeliger von ju - gendt auff ſich der Gottsforcht befliſſen / hat er deſſen / wie in viel andere weg / alſo auch in ſeiner Heyrath wircklich vnd wol empfindt - lich genoſſen. Dann als er ſeine Mannbare Jahr erꝛeycht / vnnd alsAnno 92. ein junger Herꝛ von 23. Jahren zum Eheſtandt zu greiffen ſich ent - ſchloſſen / hat jhme der barmhertzige GOTt zu einer Gemahlin be - ſchert gar ein tugentſam Fraͤwlein / nemlich die Wolgeborne Fraͤwlein / Fraͤwlein Juliana / ein geliebte Tochter deß wei - land Wolgebornen Herꝛn / Herꝛn Wilhelm / Freyherꝛnvon31von Rogendorff vnnd Mallenburg / Erblandt Hoff - meyſter in Oeſterꝛeich / ꝛc. Roͤm. Keyſ. May. Rath vnd Landt Marſchalck in Oeſterꝛeich / ꝛc. vnd der Wolgebor - nen Frawen / Frawen Anna / gebornen Graͤffin von Widt zu Runckeln vnd Jſenberg / ꝛc. Was fuͤr ein thewren Schatz er an jr gehabt / darvon were viel zu reden / wannes ſich vor jh - ren Ohren zu reden gebuͤrte / das weyß ich / daß der Herꝛ ſeliger die - ſe edle Gab danckbarlich erkennt / wie er auch mit derſelben in die zwentzig Jahr in gluͤck vnd vngluͤck / in ſolcher Chriſtlicher / Eheli - cher lieb / trew vnnd freundtſchafft ſo friedlich vnd Gottſelig gelebt / daß ſie wol ein Exempel frommer Chriſtlicher Eheleut geweſen: vnnd weil conjugium ſine ſobole iſt wie mundus ſine Sole, hat Gott der Herꝛ dieſe beyde fromme Eheleut auch mit Leibsfruͤch - ten geſegnet / vnd jhnen durch ſeinen Goͤttlichen ſegen in wehrendem jhrem Eheſtandt beſchert ſechs Kinder / deren noch vier Soͤhn vndjun - ge Herꝛn im leben. Welches dennabermaln ein beſondere groſſe gnad. Noch viel ein groͤſſers aber iſt das / daß ſie ſich alle vier alſo anlaſſen / daß gute hoffnung / wo ferꝛn ſie alſo fortfahren / vnd jhnen Gott das leben friſten wirdt / ſie werden / wie ſie allbereyt in jhres Herꝛn Vat - ters ſeligen Fußſtapffen zu tretten angefangen / jhne kuͤnfftig erſe - tzen / vnd neben dem gemeynen Weſen / Stammen vnd Namen / wo nicht hoͤher bringen / jedoch erhalten helffen. Vnd muß nemlich et - was zu bedeuten haben / daß Herꝛ Eraſm / der juͤnger vnd dritt vn - der ſeinen Bruͤdern / allbereyt ſo weit kommen / daß jhme zu oͤffentli - chem zeugnuß ſeiner wolhaltung / wie auch Studien / das Rectorat auff der Hohenſchul Marpurg / mit einhelligem conſens der Pro - feſſorum daſelbſten auffgetragen vnd anbefohlen worden / welches auſſer jhme vor dieſem keinem Herꝛn / ſondern allein Fuͤrſtlichen Perſonen widerfahren. Selig ſind die Kinder / die ein ſolchen Vat - ter / vnnd widerumb ſelig ſind die Eltern / die ſolche Kinder haben. Dann32Dann wann der Vatter ſchon ſtirbt / ſo hat er doch ſeines gleichen hinder jhm gelaſſen / der den Freunden wider dienen kan. Selig ſind aber auch die Vnderthanen / die ein ſolchen Herꝛn zur Oberkeit ha - ben / wie Herꝛ Reichard ſeliger geweſen iſt. Dann er iſt geweßt ein Gottsfoͤrchtiger gewiſſenhaffter Regent / der alle ſeine ſachen vnnd handlungen in Kindtlicher forcht Gottes / zu deſſelben Ehr beraht - ſchlagt / angefangen / gehandelt vnnd perficirt hat / darumb ſie auch gemeyniglich gluͤcklich vnd wol gerahten vnnd außgeſchlagen / nachPſ. 1. & 128. der verheyſſung deß H. Geyſtes im erſten Pſalm / da der Mann ſe - lig geprieſen wirdt / der den HERRN foͤrchtet / vnnd auff ſeinen Wegen gehet / dann was ein ſolcher macht / das geraͤht wol / vnd muß lauter gluͤck bey ſeyn. Vnd zwar hat dieſer vnſer Herꝛ ſeliger Gott alſo gefoͤrchtet / daß er dagegen alles Gelt / Gut / Reichthumb/ Ehr vndHerꝛligkeit / ja aller Menſchengunſt nicht geachtet / hat ſich nicht gefoͤrchtet vor denen / die den Leib toͤdten koͤnnen / ſondern allein fuͤr dem / der Leib vnnd Seel toͤdten kan / vnd in das Helliſche Fewer werffen.
Er iſt aber geweßt nicht allein Gottsfoͤrchtig / ſondern auch ein gerechter Mann. Jch rede erſtlich von der gerechtigkeit vor Gott / welche er durch den Glauben an Chriſtum erlangt. Dann er hat mit Abraham glaubt / daß Chriſtus ſey der gebenedeyte Saamen / in welchem alle Geſchlecht der Erden ſollen geſegnet werden: er hat glaubt / daß er ſey der Sohn deß lebendigen GOttes / vom Vatter in ewigkeit geborn / vnnd auch warhafftiger Menſch / in der zeit von der Jungfrawen Maria geboren / zu erloͤſen das gantz Menſchlich geſchlecht: er hat jhn gehalten fuͤr das Haupt derChriſt -33Chriſtlichen Kirchen / vnd fuͤr das einige Fundament / auſſer wel - chem kein anders kan gelegt werden / 1. Cor. 3. Auff dieſen hat er auch gebawt vndvertrawt / dagegen alles das verworffen / was von Chriſto ab / vnd auff ein anders fuͤhrt. Vnd in dieſem ſeinem Glauben iſt er ſo eifferig geweſen / daß ich darfuͤr halte / ehe er denſel - ben verlaugnet / ehe hette er alle Weltliche herꝛligkeit / zeitliche Guͤter vnd Herꝛſchafft verlaſſen / vnnd mit Eleazaro ehe in den ſchmertzli - chen Todt verwilligt / ehe er Menſchen zu gefallen / im wenigſten geheuchelt hette. Jch glaub er were ehe mit Sadrach / Meſach vnd Abednego / den trewen Freunden Danielis, in fewrigen Ofen gan - gen / ehe er jhm hett verwehren laſſen / GOTt nach ſeinem Wort zu dienen / ehe hett er ſich mit Daniel ſelbs laſſen in die Loͤwen Gru - ben werffen. Summa / ſo wol iſt er in dieſem ſeinem Glauben durch Gottes gnad geſtaͤhlet vnnd gehaͤrtet geweſen / daß ich glaub / er hette jhm ehe mit den ſiben Soͤhnen / 2. Macc. 7. die Haut vber die Ohren / ja ein Ader nach der andern auß dem Leib ziehen laſſen / ehe vnd dann er ſein Herrn vnnd Heyland Chriſtum / vel ad ſpe - ciem, verlaugnet hett. Alſo vnd der geſtalt iſt dieſer vnſer lieber Herꝛ ſeliger vor Gott gerecht geweſen / weil er geglaubt hat an den / der den Gottloſen gerecht macht / vnd der den Namen hat vnd fuͤhrt: Herꝛ / der vnſer gerechtigkeit iſt. Wils nicht widerſprechen / daß bey dem Herꝛn ſeliger / neben andern Menſchlichen ſchwachheiten / auch in etlichen ſtuͤcken vnſerer Religion / imperfection vnnd vnvollkom - menheit mit vnder geloffen / wie dann jrꝛen Menſchlich / vnnd auff das Fundament Chriſtum nicht alle Gold vnd Silber / ſondern et - liche Hew vnd Stoppel bawen / vnd die wiſſenſchafft ſo wol als der Glaub ſelbs bey den Chriſten vngleich / in einem groͤſſer / als bey dem andern. Aber weil er ſein imperfection an jhm ſelbs gewußt vnd er - kennt / darneben an den glaubt / in welchem alle Schaͤtz der weißheit vnd erkanntnuß verborgen ligen / vnd der vnsEvon34von Gott gemacht iſt / wie zur heyligung / zur gerechtig - keit / vnnd zur erloͤſung / alſo auch zur weißheit / iſt kein zweiffel / GOTT habe jhm ſein imperfection, ſo wol als andere Menſchliche gebrechen / vmb Chriſti willen / zu gut gehalten / inmaſ - ſen Chriſtus ſelbs mit der ſchwachheit ſeiner lieben Juͤnger vnd A - poſtel gedult getragen.
Es iſt aber der Herꝛ ſeliger gerecht geweſen / nicht allein fuͤr Gott / durch den glauben an Chriſtum / ſondern auch vor der Welt. Dann gerechten ſachen war er von hertzen hold / dieſelbigen auch nach moͤgligkeit zu befoͤrdern jederzeit gefliſſen: wie er dargegen von hertzen daruͤber geſeufftzet vnnd geeyffert / wann es vnrecht zu - gangen. Sonderlich aber hat er bey ſeinen Vnderthanen ob gericht vnd gerechtigkeit mit allem ernſt gehalten / dieſelben wider altes her - kommen nicht beſchwert / wie auch die verbrecher nicht vmb Gelt / ſondern am Leib zu ſtraffen gepflegt. Dann er als ein gerechter Herꝛ bedacht / wann man die Vnderthanen ſtraffen thut an Gelt / ſo gehe es meyſten theyls vber die vnſchuldige Weib vnd Kind. Neben dem / daß ſolche Buben in jhrem frevel vnd mutwillen nur geſterckt wer - den / vnd gedencken / es ſey jhnen vmb ſo viel oder ſo viel guͤlden Gelt zu thun / ſo ſey es bey der Obrigkeit ſchon gebuͤßt / vnnd wann ſie der Obrigkeit kein ſtraffgelt mehr zu geben haben / lauffen ſie davon / laſſen Weib vnd Kind ſitzen / vnnd in der blutigen armut ſchwitzen. An welchem allem warlich allein geitzige Obrigkeit ſchuldig / vnnd daſſelbig dermaln eins gegen GOTt ſchwerlich werden zuverant - worten haben. Vnd wie der Herꝛ ſeliger fuͤr ſein Perſon die Vnder - thanen nit beſchwert / alſo hat er es auch ſeinen Leuten / Pflegern vnd Officirern zu thun keines wegs geſtattet / die Vnderthanen ſelber verhoͤrt / vnd in allen fuͤrfallenden / ſonderlich aber Pupillen ſachen / ſchleinig außrichtung der billigkeit gemaͤß gethan / oder zu thun be - fohlen. Vnd in ſumma ſich in ſeiner Vnderthanen Regierung alſoerwie -35erwieſen / daß ſie an jhme mehr ein Vatter / als Oberkeit gehabt. Nun mehr aber / GOtt im Himmel ſey es geklagt / durch den Todt verlohren / inmaſſen ſolches jhre naſſe Augen / vnnd herablauffende Zaͤhern gnugſam bezeugen. Er iſt geweſt ein dapfferer Herꝛ / eines Heroiſchen vnd vnerſchrockenen gemuͤhts / der kein ſchew getragen / mit Moſe / an ſtatt vnnd im namen der bedrengten Kinder Jſrael / ſeiner mitbruͤder vnnd mitchriſten / fuͤr den Koͤnig Pharao zu tret - ten / vnd zu begeren / daß er ſie ſoll ledig laſſen / vnd nicht verhindern jhrem GOtt zu dienen / wie er dann ſolches mit der that mehrmaln bewieſen / daß er wegen der Religion mit Keyſern / Koͤnig / Fuͤrſten vnnd Herꝛn geredt / vnnd jhm einige entſetzung daruͤber nicht ge - nommen.
Was fuͤr ein freundtlicher / Leut: vnd holdſeliger / ſanfft: vnd demuͤtiger Herꝛ er geweſen / iſt Landkuͤndig. Gegen ſtoltzen vnnd auffgeblaſenen hat er wol auch ſtoltz ſein koͤnnen / aber ſonſten vnd in gemeyn / hat ſich an jhm erzeygt vnd ſehen laſſen / ein ſolche angebor - ne freundtligkeit vnd demut / daß er damit einem das Hertz bald ge - wonnen / vnd auch groſſer Potentaten gnad vnd gunſt jhme conci - liirt vnd zuwegen gebracht hat. Wie barmhertzig / wie guͤtig / wie mitleidig er gegen armen Leuten geweſen / iſt nicht allein darbey ab - zunemen / daß er bey lebzeiten armen Leuten gern gegeben / wie er dann allhie zu Helmansoͤd einen ſchoͤnen Spittal / ſo vor Augen / von grund auff erbawen laſſen / vnnd zu vnderhaltung der Armen / mit einem ſtattlichen Zehendt begabt hat / ſondern auch in ſeinem Teſtament verſchafft / daß zweyhundert arme Perſonen / nach ſei - nem Todt ſollen bekleydet / vnd einer jeden Perſon ſechs elen Tuch / neben einem guͤlden Gelt / dann auch zwo Malzeit / vnnd bey jeder ſechs wol zugerichte Speiſen / neben einer halben Maß Wein / ſoll gereycht vnd gegeben werden / inmaſſen zu vollziehung dieſes ſeines Teſtamentlichen letzten willens / von den Herꝛn Gerhaben ein ſon - derer Tag wirdt beſtimpt vnd angeſetzt werden.
E ijWas36Alluſio ad nomen, Reichart: Ratreich.Was ſoll ich ſagen von ſeinem Rhatreichen verſtand / ver - nunfft / weißheit vnd fuͤrſichtigkeit / damit es jhm wenig gleich / we - niger aber bevor thun werden. Daher er dann auch / wegen dieſer vnnd anderer qualiteren, zu den anſehenlichſten ſtattlichſten com - miſſionen, ſonderlich in ſachen das gemeyne weſen / vnd liebe Vat - terlandt betreffendt / gebraucht worden / daſſelbige auch mit ſolcher dexteritet, fleiß vnnd trew / wiewol nicht ohne groſſe gefahr / aber doch gluͤcklich / der geſtalt verꝛichtet / daß damit menniglich wol zu frieden geweſen: Ja Jhr Keyſ. May. ſelbs dieſen ſeinen getrewen fleiß gerhuͤmet / ſolches auch gegen ſeinem hinderlaſſenen Weib vnd Kindern / mit Keyſerlichen Gnaden zu erkennen / ſich gegen dem Wolgebornen / meinem gnedigen Herꝛn / Herꝛn Era - ſmo / dem eltern Herꝛn von Starhemberg / ꝛc. in juͤngſt gehabter audientz, aller gnedigſt erklaͤret. Vnd damit man mich nicht verdencken moͤcht / als wolt ich hiemit ſeinen befreundten heu - cheln / So bitte E. L. ich / ſie erlaube mir auffs kuͤrtzeſt zu erzehlen / was fuͤr gefaͤhꝛliche anſehenliche Commiſſiones der Herꝛ ſeliger die kurtze zeit ſeines lebens verꝛichtet. Jch proteſtir aber vorher fo - lenniter, vnnd beſter form / daß durch ſolche erzehlung / keinem eini - gen Landtherꝛn an ſeinem Lob ich das wenigſte wil derogirt oder præjudicirt haben / als wann er allein alles / andere aber zu dienſt deß Vatterlandts nichts verꝛichtet. Dann mir vnverborgen / daß auch andere das jhrig bey dem gemeynen weſen bißhero trewhertzig gethan: Sondern wz dieſes orts geſchicht / geſchihet wie dem Herꝛn ſeliger zu wolverdientem lob / alſo auch darumb / damit nicht allein ſeine hinderlaſſene Soͤhn / ſondern alle andere junge Herꝛn deß Landts / durch ſolch Exempel zur nachfolg vnd gleichen Tugenden / erweckt vnd auffgemundert werden.
Deß Herꝛn ſeligen 1. Commiſ - ſion, An. 95.Deß Herꝛn ſeligen aller erſte Commiſſion iſt geweſen / daß er An. 1595. den 28. Julii, Don Paulum Sfortza, ſampt deſſelben Rit -terli -37terlichen Geſellſchafft / an deß Landts Confin angenommen / vnnd durchs Landt begleytet.
Vnd als eben in demſelben Jahr / der leydig Bawren Auff -II. Anno 95. ſtandt ſich erꝛegt / iſt der Herꝛ ſeliger an die Roͤm. Keyſ. May. Ru - dolffum / den andern / von denen heroberigen Staͤnden / auff der Poſt nach Prag geſchickt worden. Von dannen er auch / ſo wol muͤndt: als ſchrifftlich beſcheydt bekommen / ꝛc.
Anno 98. iſt der Herꝛ ſeliger zu Jhrer Fuͤrſtlichen Durch -III. Anno 98. leichtig. Ertzhertzogen Maximilian / als dazumal Guberna - torn der Oeſterꝛeichiſchen Landt / von den Staͤnden nach Wien ab - gefertiget worden / vmb ein Interceſſion von Jhr Durchleutigkeit an Keyſ. May. außzubitten / wegen der beſchwerlichen vndLand ver - derblichen Reformation. Vndweil Jhr Durchleuchtigkeit / gleich - wol ein General Jnterceſſion ertheylt / wegen der Jnſtantz / die Staͤndt dabey handtzuhaben / wie auch die Religion den zweyen Staͤnden / ſo viel citra præjudicium ſeyn koͤnne / zu zulaſſen: iſt dabey abzunemen / mit was eifferigem fleiß der Herꝛ ſeliger ſolche Commiſſion verꝛichtet.
Anno 600. iſt der Herꝛ ſeliger abermals von den StaͤndenIV. Anno 600. nach Praag geſchickt worden / vmb abwendung deß Schoͤnburge - riſchen vnd Moͤrſpurgeriſchen Muſterplatz.
Eodem Anno abermal von denen dreyen Staͤnden zu JhrV. Anno 600. Keyſ. May. nach Praag abgeordnet worden / zu fortſetzung der An - no 99. angebrachten gravaminum, fuͤrnemlich wegen deß dazu - maln geweſenen Landt Hauptmanns beſchwerlichen eingriff.
Jm folgenden 601. Jahr / iſt der Herꝛ ſeliger zu Jhr Durch -VI. Anno 601. leuchtigkeit / Ertzherzogen Matthias / nach Preßburg ab - gefertiget worden / die beſchehene Citation der verordneten zu ent - ſchuldigen / benebens auch zu bitten / die verordneten zu hoͤren / vnnd ſich zum Staͤnden aller Pflicht ſchuldigkeiten gnedigſt zu verſehen /E iijda38da dann die loͤbliche Staͤnde vom Herꝛn ſeliger auffs beſt / mit ſtatt - licher Muͤndtlicher außfuͤhrung der vngleichen angebungen / bey Jhrer Durchleuchtigkeit entſchuldigt worden.
VII. Anno 601.Eodem Anno iſt der Herꝛ ſeliger nach Wien erfordert woꝛ - den / neben ſieben andern Herꝛn / vnd Ritterſtandts Perſonen / alles / weil in Religions ſachen er ſo eifferig ſich gebrauchen laſſen / fuͤr - nemlich aber / daß man die Predigt im Landthauß abſtellen ſoll.
VIII. Anno 603.Anno 603. iſt der Herꝛ ſeliger zum Verordneten im loͤblichen Herꝛn Standt erkießt worden / welches Ampt er biß auff den April / deß 1607. Jahrs getragen / vnd demſelben mit guter ſatisfaction der loͤblichen Staͤnde / wiewol zu einer gar gefaͤhrlichen zeit / da die Reformation im Landt am ſtaͤrckſten geweſen / vorgeſtanden.
IX. Anno 604.Anno 604. iſt der Herꝛ ſeliger von den zweyen Staͤnden zu Keyſ. May. nach Praag abgeoꝛdnet worden / wegen der erledigung der Anno 603. vbergebenen beſchwaͤhrung / die Landt Rhats ſtellen mit tauglichen vnd gebornen angeſeſſenen Landtleuten / den freyhei - ten vñ herkommen gemaͤß / zu erſetzen. Wie auch eben in dem Jahr / als Novigrad eingenommen worden / der Herꝛ ſeliger bey jetziger Keyſ. May. damaln Ertzherzogen / im Feld geweſen iſt.
X. Anno 607.Anno 607. hat der Herꝛ ſeliger abermal naher Praag tantzen muͤſſen / wegen deß Hoffkirchiſchen Regiments / daß ſolches nicht ins Landt gelegt werde / vnnd ſind darauff die Staͤnde zu verſcho - nung deß Lands von Jhr Durchleuchtigkeit auff ein gewiſſe Sum - ma Gelts verſichert worden.
XI. Anno 608.Anno 608. iſt der Herꝛ ſeliger auff dem Preßburgiſchen Convent als ein geſandter ob der Enß / neben dem anderen Auß - ſchuß erſchienen / allda er im namen der Vnder vnnd Ober Oeſter - reichiſchen Staͤnde / das erſte anbringen / vnd die Rede an die Hun - garen gethan.
XII. Eodem anno. Vnd als jhre Gn. nach approbation deß Preßburgiſchen ſchluß von Jhr Durchleuchtigkeit / Ertzherzogen Matthias, in dasReich39Reich verſchickt worden / haben hoͤchſtgedachte Jhre Durchl. hiſce formalibus, ſich gegen jhme gnaͤdigſt erklaͤret / ſie woͤllen ſolches je - derzeit gegen jhme vnd den ſeinigen mit gnaden erkennen. Darauff er dieſe / wiewol vberauß gefaͤhrliche Commiſſion, daran der jetzi - gen Keyſ. May. hoͤchſte wolfahrt gelegen war / vber ſich genommen / vnd zu Jhrer Durchl. gutem contentement verꝛichtet / vnnd der - ſelben zu Znam in Maͤhren Relation gethan.
Von ſolcher Reyß hat der Herꝛ ſeliger nicht wol verſchnau -XIII. Eodem anno. fen koͤnnen / er iſt von Colin in Boͤhem / von Jhr Durchl. in die Schleſien zu den Fuͤrſten vnnd Staͤnden ablegirt worden / mit dem gnedigſten befelch / neben den Hungern vnd Maͤh - ren / die Rede vnddas anbringen zu thun. Was dieſe ſeine abſendung / vnd die von jhm gebrauchte perſuaſionen gewircket / hat der Herꝛn Schleſiern in das Laͤger Jhrer Durchl. vor Praag geſchickte Le - gation / vnnd darauff erfolgte Reſolution / in dem ſie ad partes Ar - chiducis bald hernach getretten / zu erkennen geben.
Jm folgenden 609. Jahr iſt der Herꝛ ſeliger von denen hero -XIV. Anno 609. berigen Staͤnden zu den Vnder Oeſterꝛeichiſchen nach Horn ab - geordnet worden / in deß Landts hochwichtigen weit außſehenden ſachen / vnnd hat ſolche Commiſſion von anfangs deß Jahrs / biß auff den 9. Aprilis gewehret / darunder viel ſtarcke vnd ſchwere tra - ctationes fuͤrgeloffen / biß endlich den 14. ejuſdem, der friedliche accord geſchloſſen worden.
Darauff der Herꝛ ſeliger als bald von Horn auß / in dasXV. Eodem anno. Marggraffthumb Maͤhren / verꝛeyßt / neben andern geſandten / ge - gen den loͤblichen Staͤnden / der gehabten bemuͤhung / vnnd gepfleg - ten vnderhandlung ſich zu bedancken / welches er auch bey den O - berſten Landt Officirn / vnd Landrecht beyſitzern ſtattlich verꝛichtet / vnd die Commiſſion abgelegt.
Anno40XVI. Anno 610.Anno 610. wie das Paſſaweriſch Volck geworben wor - den / haben Jhr Keyſ. May. neben andern den Herꝛn ſeligen in ſpe - cie von denen heroberigen Staͤnden / den andern Jhrer May. Land - außſchuͤſſen zu aſſiſtirn, nach Wien erfordert / vnd gnedigſt begert.
XVII. Eodem anno. Wie eifferig / wie trewhertzig / wie auffrichtig der Herꝛ ſeliger / die neben dem Fuͤrſten von Liechtenſtein / vnd oberſten Cam - merern / nach Praag / zu Jhr Keyſ. May. auffgetragene Commiſ - ſion verꝛichtet / werden hoͤchſtgedacht Jhr Keyſ. May. ſelbs zeug - nuß geben.
XVIII. Eodem anno. Nach ablegung dieſer Commiſſion, hat ſich der Herꝛ ſeliger ein gute zeit zu Wien / als ein geſandter ob der Enß / auffgehalte[n]/ biß die tractation zwiſchen jetziger vnd voriger Keyſ. May. durch mittel der damals anweſenden Churf: Ertzherzogen vnnd Fůrſten jhr endſchafft erꝛeycht.
Kurtz zuvor / ehe der Ramé ins Landt gefallen / welches der Herꝛ ſeliger zu Wien / ſeinen Herꝛn Collegen propheceyt gehabt / haben abermal Jhr May. jhne hinab zu ſchicken / von denen herobe - rigen Staͤnden gnedigſt begert.
XIX. Eodem anno. Es iſt aber dazumal der Herꝛ ſeliger durch den Obriſten Ra - me, zu dem er von den Staͤnden geſchickt / wider trawen vnnd glau - ben / auffgehalten worden. Was der Herꝛ ſeliger damalen fuͤr aller - hand vnderbawung vnnd perſuaſionen gegen jhm Rame / Jhr May. vnnd dem Vatterlandt zum beſten gebraucht / das iſt Jhr May. bewußt / die ſonſten vielleicht durch vieler Leut vntrew / vnnd Prageriſchen gefaͤhrlichen Practicken / noch in groͤſſer gefahr kom - men were / welches der Herꝛ ſeliger mit gebrauchter fuͤrſichtigkeit vernuͤnfftig vnderkommen / vnd in Summa / die ſach jhme mit ſol - chem ernſt laſſen angelegen ſeyn / daß / da er vermerckt / wie jhn der Rame gern mit liſt / mit ſich weiter in Boͤhem auß dem Landt zu ziehen bewegt hett / er ſich vnerſchrocken vernemen laſſen / daß manjhn41jhn lebendig von dem orth / vnnd auß ſeinem Zimmer nicht bringen ſoll / ſondern daß er reſolvirt, ehe er ſeinem gnedigſten Herꝛn / vnnd dem Vatterlandt etwas vergeben woͤll / ſich ehe angeſichts ſeiner Augen zu ſtuͤcken zu hawen laſſen.
Nach dieſem / vnd als bald der Herꝛ ſeliger vom Rame entle -XX. Anno 1611. diget / iſt er / vngeachtet das Paſſawiſch Volck ſich eins theyls auff ſeine Guͤter quartirt, mit derſelben groſſen ſchaden vnd verderben / dennoch nach Wien geeilet / allda Jhr May. nit allein den beſchwer - lichen zuſtand deß Vatterlands zu berichten / ſondern auch neben andern / dero Landen Außſchuͤſſen / in berathſchlagung deß andern Zugs in Boͤhem / gehorſamſt beyzuwohnen.
Nach verꝛichtung deß Zugs / in welchem der Herꝛ ſeliger Jh -XXI. Eodem anno. rer May. nachgefolget / haben Jhre May. jhn abermals zu den Pro - teſtirenden Chur: vnd Fuͤrſten / ſo wol dieſer fuͤr genommenen expe -XXII. Eodem anno. dition, als auch einer anderen hochwichtigen ſachen / daran Jhr May. hoͤchſte wolfahrt gelegen / abgefertiget. Mit was ernſt vnnd eiffer der Herꝛ ſeliger Jhr May. auffnemen vnnd wolfahrt jhme mehrers / als ſein eygen leben / welches dazumal ſo wol als zuvor / auff der Wag vnd euſſerſten Spitzen geſtanden / hab angelegen ſeyn laſſen / werden die anſehenliche Chur: Fuͤrſten vnnd Staͤnde deß Reichs / jhm ohngezweiffelte zeugnuß geben / ja es bezeugens die ſchrifftlichen Vhrkundt Jhrer May. ſelbs / mit inſerirter gnedig - ſter zuſag kuͤnfftiger erkanntnuß. Jnmaſſen jhm bald darauff der Hoff Cammer Rhat Dienſt / durch die Herꝛn Geheymen angetra - gen worden / doch mit dem anzeygen / daß jhm freyſtehen ſoll / dieſen Dienſt zu bedienen / vnd in Rhat zu gehen / oder nicht / doch zu anzey - gung deß wircklichen Rhatdienſts / ſoll er anfangs zweymal den Rhat beſuchen. Deſſen er ſich bedanckt / vnnd angenommen / doch mit dieſer condition, zu ſolchem Dienſt nicht wircklich verbunden zu ſeyn / welches jhme auch verſprochen worden.
Nach ablegung vorgedachter Commiſſion, ob wol derFHerꝛ42Herꝛ ſeliger darfuͤr gebeten / ſeiner mit weitern abſendungen zu ver - ſchonen / iſt jhme doch ſolches rundt abgeſchlagen worden / mit ver - meldung / er ſoll der ſachen vollends biß zu ende abwarten / vnnd daß man jhn / biß die ſachen im Reich auch zu ende gebracht / nicht ent - laſſen koͤnne.
XXIII. Eodem anno. Darauff / vnd bald hernach / iſt er zu dem damalen zu Muͤl - hauſen angeſtellten / nachgehendts aber gen Nuͤrnberg verleg - ten Collegat Tag / neben andern Jhrer May. anſehenlichen abge - ſandten deputirt, zu ſolchem ende nach Praag citiert, vnd die in - ſtruction, ſo auch auff den Herꝛn ſeliger in ſpecie gelautet / abge - hoͤrt worden / ja es haben Jhre May. als der Herꝛ ſeliger licentz na - her Hauß genommen / hiſce formalibus, jhm gnedigſt befohlen / er ſoll ſich ſtuͤndlich gefaßt halten / auff daß er auff jede erforderung / ſich alſo bald auff die Reyß begeben koͤnne. Was dem Herꝛn ſeliger in dieſen ſo vielfaͤltigen Reyſen / ſtarcken Commiſſionen, vnnd ſo lang von Hauß auß ſein / fuͤr arbeyt / muͤhe / Kopff vnd Schlaffbre - chens / wie auch vnkoſten auffgelauffen / vnnd was fuͤr ſchaden jhme in privatis darauß erfolget / gibt man einem jeden vernuͤnfftigẽ / ſei - nem beywohnenden verſtandt nach / zu ermeſſen / Gott iſt es am be - ſten bekannt. Einmal iſt das gewiß / nach dem er von Natur ein ſchwacher Herꝛ geweſen / vnnd jhme die anbefohlene ſachen ſo vber - auß eifferig angelegen ſeyn laſſen / es habe ſolches zu fruͤhezeitiger abbrechung ſeines Lebens nicht wenig vrſach gegeben / vnnd hat wol mit jhm geheyſſen / aliis inſerviendo conſumor. Wie ein Liecht / in dem es andern leuchtet / ſich ſelber verzehret / alſo hat der Herꝛ ſe - liger durch die Dienſt / ſo er dem Vatterlandt erzeyget / ſich ſelbs verzehret / daß er zu letzt außgeloſchen / nicht anders als wie ein Liecht.
XXIV. Anno 613.Dann als Jhr Gn. Anno 1613. von den loͤblichen Staͤnden dieſes Lands / zu den Vnder Oeſterꝛeichiſchen Staͤnden abgeſandtwor -43worden / ohngeacht ſie ſich allbereyt im Haupt vbel befunden / ſon - derlich aber die Augen ſehr geklagt / hat der Herꝛ ſeliger ſich doch nichts deſto weniger zu ſolcher abſendung vberꝛeden vnnd brauchen laſſen / aber was er jhm ſelbſten vorher nicht allein propheceyt / ſon - dern auch gewuͤndſcht / das iſt jhm widerfahren. Propheceyet hat er jhm ſelbs / als er die anbefohlene Commiſſion zu verꝛichten / ſich auff die Reyß begeben woͤllen / man ſchick jhn wol auff Wien hin - under / aber todt werd man jhn wider herauff fuͤhren. So iſt er auch / ohngeacht ſeines ſchlechten Alters / dieſes Lebens ſo ſatt vnnd vber - druͤſſig geweſen / daß er jhme / wie hievor zum offtern / alſo auch nur zehen Tag vor ſeinem ende gewuͤndſcht / GOtt woͤlle jhn eheſt erloͤſen auß dieſer argen Welt / die voll Suͤnd vnd aͤrgernuß / vnd jhme helffen in das ander Leben / da er Gott ohne Suͤnd dienen vnd anſchawen koͤnne / wie ſeine formalia in einem ſondern / an ſeinen Herꝛn Brudern abgangenen Schreiben lauten. Wie nun dem Gottloſen gemeyniglich widerfehrt / was er foͤrcht / alſo thut hinwi - derumb der Herr / was die Gottsfoͤrchtigen begeren / der hat jhn ſeines wundſchs vnnd ſeiner bitt mit dem frommen Simeon / mit gnaden gewaͤhrt / vnnd eben bald auß dieſem Jammerthal abgefor - dert. Vns zwar / vnd dem Vatterlandt / welchem er Alters halben noch lang nuͤtzlich dienen koͤnnen / gar zu bald / vnd viel zu fruͤhe / aber jhm ſelbs / der ohne das nichts anders gewuͤndſcht vnd begert / gar zu rechter zeit / ſonderlich weil der barmhertzig Gott ſo ſchnell vnnd ge - ſchwind mit jhme auß dieſer Welt geeylet / vnnd alſo zu reden / in ei - nem Augenblick / der Seelen nach / in die ewige Frewd verſetzt: nicht anders / als wie der fromme Enoch / den Leuten ploͤtzlich auß den Augen weggeruckt / daß er nicht mehr geſehen ward / oder wie Elias / der Prophet / auch eben geſchwindt / mit fewrigen Roſſen vnd Wagen gen Himmel geholet worden. Dann damit E. L. wiſſe /F ijwie44wie es mit ſeinem abſchied zugegangen: Als jhre Gn. den 8. Tag Februarii, dieſes 1613. Jahrs / neben andern Graffen vnnd Herꝛn / bey dem Herꝛn Hoff Marſchalck / Herꝛn Wolff Sig - munden / Herꝛn von Loſenſtein / ꝛc. das fruͤh Mal einge - nommen / vnd nach gehaltener Malzeit / gar nuͤchtern / den Fůrſten von Liechtenſtein / auff zwo ſtundt lang beſucht / vnnd mit jhr Fuͤrſtl. Gn. allerley geredt: ſind ſie von dannen ohngefaͤhr zwiſchen drey vnnd vier vhr nach Mittag / zu dem Herꝛn von Walden - ſtein / Obriſten Landthoffmeyſter in Boͤhem / jhne eben - maͤſſig zu beſuchen / gefahren / bey welchen allbereyt waren Graff Friderich von Hohenlohe / Herꝛ Wolff Sigmundt von Loſenſtein / Hoffmarſchalck / vnd andere mehr Herꝛn. Jn dem nun Jhre Gn. in deß Herꝛn von Waldenſtein Zimmer kom - men / jnen allen die Hand gegeben / vndnun dem Herꝛn von Loſen - ſtein / Hoffmarſchalcken / jhme gleichfalls die Hand zu bieten / zugangen / griffen Jhre Gn. im gehen / mit der rechten Handt / an die rechte ſeiten deß Kopffs / vnnd ſagten: O wehe / mein Herꝛ Bruder / wie thut mir mein Kopff ſo wehe / O wehe / mein HERR Jeſu Chriſte / mich trifft der Schlag. Nach ſolchen Worten fieng Jhr Gn. an zu ſincken / wurden aber als bald vom Herꝛn Hoffmarſchalcken / vnd andern anweſen - den Herꝛn ergriffen / vnnd in ein Seſſel geſetzt. Darauff als Jhr Gn. Diener hinein gefordert worden / haben ſie deren einen mit Namen geruffen / jhn bey der Handt ergriffen / vnd begert / jhme den Fluß von der rechten ſeiten deß Haupts / herunder zu ſtreichen / vnd daſſelbig etlich mal widerholet / mit vermelden / wo der ſchmertz am groͤſſeſten. Bald hernach / ob wol die Zung etwas ſchwer wor -den /45den / haben doch Jhr Gn. mit verſtaͤndtlichen Worten angefangen zu klagen: Ach Gott / ich hab mich lang darfuͤr gefoͤrcht / dann die Starhemberger vnd Rogendorffer haben alle die - ſe Kranckheit gehabt. Vnd dieſe zwey Wort: Ach GOTT / haben Jhre Gn. zum offtern / ſo lang ſie reden koͤnnen / repetirt. Dar - auff Jhr Gn. von den vmbſtehenden troͤſtlichen zugeſprochen wor - den / es werde / weil Jhre G. den rechten Arm noch fein zum Mundt vnd Haupt bringen / vnd ſo verſtaͤndtlich reden koͤnnen / noch der zeit kein gefahr haben / vnd ſich mit Gott bald widerumb zur beſſerung ſchicken. Vnder deſſen man Jhr Gn. Fraw Gemahlin ſolches zu erinnern befohlen / welches aber der Herꝛ ſeliger bald hernach wi - derſprochen / vnd darfuͤr gebeten: Laßt der Frawen nichts ſa - den / ſie wůrde ſonſt zu ſehr erſchrecken. Als nun hie zwi - ſchen die Fraw vngeſaumpt herbey kommen / haben Jhr Gn. nicht mehr reden koͤnnen / aber mit der Handt / vnnd andern geberden / ſo viel zu verſtehen geben / daß ſie ſich zu friedengeben ſoll. Darauff / vndbald hernach / iſt der fromme Herꝛ / als man jhn ins Beth / in ein an - der Zimmer gebracht / vngefaͤhr vmb ſechs vhr / in beyſein vieler Graffen / Herꝛn vnd Frawen / im 43. Jahr ſeines Alters / in Gott dem Herrn ſanfft vnd ſtill entſchlaffen.
Wiewol nun dieſer vnſers frommen Herꝛn ſeliger abſchied in allweg alſo beſchaffen / daß kein ohn paſſionirter Chriſt etwas arges darauß zu vermuhten hat: jedoch weil es Menſchliche vernunfft nicht gar laſſen kan / vnnd manchen / ſonderlich aber den nechſt be - freundten etwas ſchwer vnnd ſeltzam fuͤrkommen moͤcht / daß der Herꝛ ſeliger ſo ſchnell dahin gefahren / vnnd von ſeiner liebſten Frawen Gemahlin / Herꝛn Brudern / vnnd andern nicht vrlaub nemen koͤnnen / vnd es ſchier dahin moͤcht gedeutet vnnd ver - ſtanden werden / als wenn es ſeinet halben ein boͤſes zeychen were:F iijhat46hat man zu bedencken / daß ſein Todt ſo ſchnell nicht geweſen / als er ſich anſehen laͤßt. Dann neben dem / daß er nun ein gute zeit hero mit ſterbens gedancken vmbgangen / vndalſo von ſeinen Befreundten vr - laub genommen / ſo offt er mit denſelbigen von ſeinem Todt geredt: hat er ſich ein gute zeit vorher / ehe vnd dann er auff Wien gezogen / vbel befunden / vnnd ſeinen ſchmertzen geklagt. Daß er aber nichts deſto weniger / zu der letzten abſendung nach Wien ſich bewegen laſſen / vnd nicht viel mehr / zu verſchonung ſein ſelbs / ſich zu Betth gelegt / das hat gemacht die tieff eingewurtzelte affection vnd liebe / ſo er jederzeit zum Vatterlandt getragen / die hat jhn gleichſam al - ler empfindtligkeit beraubt / daß er den gefaͤhrlichen zuſtandt ſeines Leibs / nicht ſo wol in acht genommen. Geſetzt aber gar / es were der Herꝛ ſeliger ohn all vorgehende ſchmertzen / welches doch nicht iſt / alſo ſchnell dahin gefahren: vnd was iſts denn mehr? Sintemal es ein verkehrte betriegliche weiß iſt / auß dem Todt an jhm ſelbs von der Perſon zu judicirn vnd zu vrtheylen: ſondern an dem alles ge - legen ſeyn wil / wie der Menſch / ſo geſtorben / vorher diſponirt, ob er fromb vnd glaubig / oder Gottloß vnd vnglaubig geweſen. Dann iſt ein Menſch fromb vnnd glaubig / ſo kan ſein Todt anders nicht als gut / ja koͤſtlich ſeyn vor dem Herrn / wie im 116. Pſalmen ge - ſchrieben ſtehet / er ſey ſo ſchnell vnnd vnverſehens als er woͤlle. Jſt der Menſch Gottloß vnd vnglaubig / ſo kan ſein Todt anders nicht als boͤß / ja verdammlich ſeyn / vnnd wie es einem Gottloſen zur ſelig - keit nichts fuͤrtregt / wann er langſamb ſtirbt / ob er gleich zehen / zwantzig oder mehr Jahr zum ſterben hat. Alſo kan es einem from - men an ſeiner ſeligkeit nichts præjudicirn, wann er gleich ploͤtzlich / ja in einem augenblick ſein leben enden ſolte.
Chr iſtus Je ſus iſt ſelbs geſtorben / ohn kranck ſeyn / ſo ſchnell / daß auch Pilatus ſich daruͤber verwundert / vnd es ſchier nicht glau - ben wil / biß er vom Hauptmann bericht eingezogen / wie dann eben darumb ein Kriegsknecht ſeine Seiten mit einem Speer geoͤffnet /damit47damit er ſehe / ob er todt ſey / oder nicht. So ſchreibt vnnd helt man darfuͤr / daß der Juͤnger / welchen der Herr Chriſtus vor andern lieb gehabt / am Schlag / vnnd alſo eben an der Kranckheit geſtor - ben / daran vnſer frommer Herꝛ ſeliger geſtorben. So ſagt Paulus Rom. 8. daß denen die Gott lieben / alles / vnnd alſo auch ein ſchneller Todt / zum beſten dienen muß / freylich wol zum be - ſten. Dann je ſchneller ein glaubiger Chriſt ſein leben endet / je ehe er auß der vnruhe zur ruhe / auß der Welt in Himmel / zu Gott vnnd dem Herrn Chriſto kompt / vnnd darneben vieler ſchmertzen vberhaben iſt / die bey einem langſamen ſterben ſich befinden. Sum - ma / einen glaubigenChꝛiſtenkan weder Tod noch Leben ſchey - den von der Liebe GOTTes / wie abermals Paulus ſagt Rom. 8. kan jhn der Todt ſelbs nicht ſcheyden von Gott / viel weni - ger die ſchnelle weiß deß Todts / vnnd daſſelbig ſo gar nicht / daß er jhn erſt naͤher zu Gott vnd dem Herrn Chriſto bringet / daß al - ſo ein ſchneller Todt nichts anders iſt / als ein ſchneller Sprung zu GOTT.
Wann dann der abgeſtorbene Herꝛ ſeliger auch vnder die glaubigen zu zehlen / ſoll man ſolchen nichtigen gedancken nit nach hengen / ſondern es ohne gezweiffelt darfuͤr halten / daß er durch die - ſen ſeinen ſchnellen Todt / einen ſchnellen ſprung zu GOtt gethan / vnd nun allbereyt / der Seelen nach ſey / da jhr ewig wol iſt.
Daruͤber aber hat man ſich wol viel mehr zu verwundern vnd zu fragen / woher es komme / vnd was die vrſach ſey / wann GOTt ſolche Leut / vnnd Seulen deß Lands / vns auß den Augen hinweg ruckt / wie er dann in wenig Jahren viel anſehenliche Herꝛn / als ei - nen Herꝛn von Gera / zween Herꝛn von Polheym / einen jungen Herꝛn von Volckersdorff / auff den doch / wegen ſei - ner dapfferer qualiteten, ein gantzes Landt ein Aug vnnd hoffnunggehabt /48gehabt / hinweg genommen / da / da laßt vns viel mehꝛ curioſos ſeyn / vnd fragen / was es bedeuten moͤcht / vnd warumb es der Allmechtig Gott thue.
Hier auff aber iſt zu wiſſen / daß es geſchicht / fuͤrnemlich drey - erley vrſachen halben: Erſtlich / wegen der Freund vnd bekannten. Zum andern / wegen vnſer aller. Vnd fuͤrs dritte / wegen jh - rer ſelbs.
Wegen jhrer Freundt vnnd bekandten alſo / vnnd der geſtalt / dann wann Gott einem Geſchlecht / einer Freundtſchafft / ein ſol - chen dapffern Mann beſcheret vnd gibt / da prangt man mit / vnnd ſetzt offt mehr lieb / hoffnung vnd vertrawen auff jhn / als auff Gott ſelbs / dem doch allein vber alles zu vertrawen iſt / denn es heyßt / wie im Propheten Jeremia 17. Cap. ſtehet: Maledictus, qui confidit in homine: Verflucht iſt der / der ſich auff Menſchen verlaͤßt / vnd Fleyſch fuͤr ſeinen Arm helt. Darumb nimpt GOtt ſolche Leut hinweg / auff daß man das vertrawen allein auff GOtt ſetze / vnd jhm allein anhang / nicht anders / als wenn einer auff einen Baum ſteigen wil / vnd jhm aber die vndern Zweig abgehawen ſind / ſo muß er wol nach den hoͤhern greiffen. Alſo / wann man ſolche dapffere Leut auff Erden verleurt / da ſteiget man mit den gedan - cken vnd vertrawen hoͤher / vnnd helt ſich an den / der ewig vnnd vn - ſterblich iſt.
Darnach / wann Gott ſolche Seulen deß Landts abhawt vnd vmbwirfft / thut ers auch vmb vnſert willen / vns dardurch zur Buß zu locken / daß wir gedencken ſollen / wo man ſich nicht beſſere / ſo wer - de er ſolcher Leut mehr hinweg nemen / daß wir hernach niemandt haben / der ſich vnſer im nothfall mit raht vnnd that anneme. Ja er draͤwet vns damit / nicht anders / als wann er vns mit eim Finger winckte / weil er mit dem gruͤnen Holtz alſo vmbgehe / ſo werde er viel weniger deß duͤrꝛen verſchonen / vnnd weil ſolche dapffere Leut demTodt49Todt nicht zu hoch geſchuͤrtzt / ſo werden jhm viel weniger andere entlauffen koͤnnen.
Sonderlich aber / wann ſolche Leut ſterben / geſchichts auch jhnen ſelbs zum beſten / damit ſie nicht ſehen vnnd erfahren das vn - gluͤck / ſo auff Erden kommen wirdt / davon redet Eſaias 56. Cap. da er ſagt: Sie werden vor dem vngluͤck hinweg gerafft / anzuzeygen / GOTt woͤlle ſie vor viel Jammer vnd Truͤbſal be - freyen / vnd gleichſam an ein ſicher orth flehnen. Vnd ſihet der Pro - phet hiemit auff den gemeynen brauch / ſo man helt in Fewer / Waſ - ſer vnnd Feindes noͤhten / dann wann ſolche noth vorhanden iſt / da laufft ein jeder ſeinem liebſten vnd beſten Kleinot zu / das beſt rafft er zuſammen / damit eilet er an ein ſicher orth / das vberig ſchlegt er in die ſchantz / wann er nur das beſt ſalvirn vnnd davon bringen kan. Eben alſo / wenn der Zorn Gottes anbrinnt / ſo ergreifft er ſeine beſte Klei - noter auff Erden / rafft fromme Leut hinweg / vnd flehnet ſie / damit ſie deß Jammers nicht theylhafftig werden. Dann weil zu dieſen letzten zeiten / darinn wir leben / allerley Suͤnd / ſchand vnd laſter mit voller macht im ſchwang gehen / vom hoͤchſten biß zum nidrigſten / man frißt vnd ſaufft / man huret vnd bubt / man flucht vnnd ſchilt / man ſchindt vnd ſchabt / hoffart vnd pracht in Kleydung / vberfluß in eſſen vnd trincken / iſt neben der vndanckbarkeit vnnd verachtung GOttes Worts / ſo hoch geſtiegen / daß es damit nicht hoͤher kom - men kan / ſo kans nicht fehlen / es muß GOtt darein ſchlagen / vnnd ſtraffen / vnnd zwar / wann es blieb bey einer Peſtilentz / oder andern leiblichen ſtraffen / ſo were es noch zu verſchmertzen. Aber zu beſor - gen iſt / GOtt werde vns / wegen vnſerer vndanckbarkeit / laſſen in kraͤfftige / vnd ſolche grewliche Jrꝛthumb fallen / daß zu letzt keiner wirdt wiſſen / was er glauben ſoll. Wie dann allbereyt ſchon viel ſind / auch vnder den groſſen Herꝛn / die vom ewigen Leben / vnd von der aufferſtehung der Todten nichts halten. Darumb warlich zu beſorgen ſtehet / es moͤcht ein zeit kommen / da wir die todten ſeligGpreiſen /50preiſen / vnnd ſagen werden: Ach wie iſt dem vnd dem ſo wol geſche - hen / daß jhn GOtt bey zeit hinweg genommen / wann er ſolte gelebt vnd geſehen haben / wie es jetzt in der Welt gehet vnd ſtehet / wie wehe ſoll es jhm gethon haben. O wehe vnſerer armen Kinder vnnd nach - kommen / was fuͤr ein heyſſes Bad thun wir jhnen vber / mit vnſerer vndanckbarkeit / vnd andern Suͤnden / darinnen ſie watten vnnd ba - den muͤſſen. Dann einmal kan die ſtraff nicht auſſen bleiben / nach dem GOtt ein eifferiger GOtt iſt / der die Suͤnde ſtrafft vnnd heymſucht / biß ins dritt vnnd vierdte Glied. Darumb ſchawet wol auff / jhr Herꝛn / welche Gott zu Seulen deß Landts ge - ſetzt / vnd ſtellet die Laſter in ewern Herꝛſchafften mit allem ernſt ab / fahet aber an euch ſelbs an / ſo wirdt GOTT gnad einwenden / ſein Schwerdt / ſo er mit hinwegnemung ſo dapfferer Leut / vber vns ge - zuckt / wider einſtecken / vnnd euch / dem Vatterlandt zum beſten / ſegnen vnnd erhalten / wo nicht / ſo wißt / daß die Axt dem Baum an die Wurtzel gelegt iſt / damit wirdt abgehawen[werden] / was nicht frucht bringt: Wiſſet daß Gott ſein Bogen geſpannet hat / vnd zihlet / vnnd hat darauff gelegt toͤdtliche Geſchoß / ſeine Pfeil hat er zu gericht zu verdeben. Den Regenten Baum hat er in ſeiner Hand / werdet jhr euch nicht beſſern / ſo wirdt er jhn alſo ſchuͤtteln / daß davon weder Wurtzel noch Stam̃ / weder Zweig noch Eſt / weder Butzen noch Stiel ſoll vberbleiben.
Das hab ich alſo nach meiner einfalt / auß Chriſtlicher wol - meynung / bey inſtehender Leich E. L. fuͤrhalten woͤllen. Den ewigen Allmaͤchtigen Gott bittend / daß er den groſſen Riß / ſo durch fruͤhe zeitigen toͤdtlichen abgang offtwolgedachtes Herꝛn von Star - hemberg / dem gantzen Landt widerfahren / ander werts wider er - getzen / vnd die noch vberige Seulen vnnd Herꝛn deß Lands / ſonder - lich die noch vberige Zweig / von dem loͤblichen Stammen derHerꝛn51Herꝛn von Starhemberg / mit dem Geyſt der weißheit vnnd deß verſtandts anziehen / vnnd ſampt dem gantzen Vatterlandt / bey langwirigem friedlichem wolſtandt erhalten woͤll / vnnd das woͤlle er thun vmb deß Herrn Chr iſti / vnſers getrewen Mittlers wil - len / welchem ſampt dem Vatter vnnd H. Geyſt ſey lob / preiß / ehr vnd danck geſagt von nun an biß in ewigkeit / Amen / Amen / Amen.
FINIS.
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