Dem Ehrenveſten vnd HochAchtbahren Herꝛen Caſparo Schmiden / Graͤfflichen Hanaw Liechtenbergi - ſchen Raht vnd Secretario / meinem inſonders Groß - guͤnſtigen Herꝛen Gevattern.
EHrenveſter / HochAchtbar / inſonders Großguͤnſtiger Herꝛ Gevatter. Welcher maſſen derſelbe / kurtz verꝛuckter ta - gen / vnderſchiedlich von mir begeret / die / bey der Begraͤbnuß vnd Leichbegaͤngnuß / ſeines verſtorbenen lieben Doͤchterleins / Evæ Reginæ ſeligen / von mir juͤngſt gehaltene Leichpredig / jhme ſchrifftlich zuzuſtellen / vielleicht damit dieſelbe / ſampt etlicher gelehrten Herꝛn vnd Maͤnner Epicedijs / auch moͤchte in offentlichen Truck gegeben werden / deſſen wird ſich der Herꝛ Gevatter / zweiffels ohn / noch großguͤnſtig zu - entſinnen wiſſen. Wiewol mir aber nicht ohnbewuſt / das ich fuͤr mein Perſohn der jenige nicht bin / welcher billich ſeine ringfuͤgige arbeit ſolte publiciren laſſen / bevorab gegenwertige Leichpredig / ſo nicht allein in der eyle / neben andern geſchaͤfften / von mir verfertiget wordẽ / ſondern auch / (wie bewuſt) von betruͤbten / bekuͤmmerten / vnd mitleidenden Gemuͤth vnd hertzen hergefloſſen: Auch / ſonder zweiffel / vngleiche judica, wie braͤuchlich / hieruͤber vielleicht erfolgen moͤchten: Jedoch hab ich endlich / E. E. begeren willfahren / vnnd dieſe Predig / wie ſie gehalten worden / vbergeben wollen / theils / wegen der vielfaltigen gut vnd wolthaten / mir vnd den meinigen / wie nit weniger vnſerm gantzem Miniſterio, biß anhero in der that vielfaltig erwieſen / mich nach gelegenheit etlicher maſſen danckbar zuerzeigen: theils auch E. E. ſampt deren vielgeliebten / hocy - betruͤbten Haußfrawen / der Fraw Gevatterin / zum Troſt in jhrem zu - geſtandenen Leyd vnd Hauß Creutz / damit ſie dieſe ſchlechte vnd einfaͤlti - ge / gleichwol Schrifftmaͤſige / Chriſtliche Leichpredig / zum gedaͤchtnuß behalten / vnd ſich etwann mit gelegenheit darauß erinnern vnd troͤſten moͤgen / was vielleicht bey fuͤrgefallenem Leyd vnd Traurigkeit / nicht al - lerdings moͤchte vernommen / oder wider entſuncken ſein. Thue hiemit den Herꝛn Gevatter / ſampt ſeinen angehoͤrigẽ / beneben vns / Goͤttlicher bewahrung vnd Allmacht / mich aber demſelben / zu beharꝛlichen gunſten / dienſtfreundlich empfehlen. Datum Buchßweiller / Mitwochs den 14. Julij, im Jahr Chriſti / 1613.
E. E. Dienſtwilliger M. Joannes VVeſterfeldius Cron - bergenſis, loci Paſtor.
Der Gerechte / ob er gleich zu zeitlich ſtirbt / iſt er doch in der Ruhe / (dann das iſt ehrlich / nicht das lang le - bet / oder viel Jahr hat / Klugheit vnder den Menſchen iſt das rechte grawe Haar / vnd ein Vnbeflecktes Leben / iſt das rechte Alter /) dann der gefaͤlt Gott wol / vnnd iſt lieb / vnd wird weggenom̃en / auß dem Leben / vnder den Suͤn - dern / vnd wird hingeruckt / daß die Boßheit ſeinen verſtand nicht verkehre / noch falſche Lehre ſeine Seel betriege. Dañ die boͤſen Exempel verfuͤhren / vnnd verderben einem das gute / vnd die reitzende Luſt verkehret vnſchuldige hertzen. Er iſt bald vollkommen worden / vnd hat viel Jahr erfuͤllet / dann ſeine Seel gefaͤllet Gott / darumb eylet er mit jhme auß dem boͤſen Leben. Aber die Leut / ſo es ſehen / achtens nicht / vnd nemens nicht zu hertzen.
GEliebte vnnd Andaͤchtige im Herꝛen Chriſto. Vnder anderm Elend / vnd vielfaltigem HaußCreutz / mit welchem Gott der Herꝛ / vmb der Suͤnden willen / den heyligen Eheſtand / hie auff Erden / verbittert vndGen. 3. verſaltzet / iſt nicht das geringſte / ſondern der fuͤrnemb - ſten eines / wenn Chriſtliche vnd Gottſelige Eltern / jhrer lieben Kin -Pſal. 127. vnd 128. der / vnd holdſeligen oͤhlzweiglin / durch den zeitlichen Todt beraubet wer - den / Bevorab / wann ſolche from / Gottsfoͤrchtig vnd gehorſam gewe - ſen / vnd man zu denſelbigen / gute hoffnung getragen / daß ſie hernacher / wann ſie zu jhrem Verſtand vnd Alter beſſer kommen / Gott vnd jhrem neben Menſchen / in Kirchen vnd Schulen / im Weltlichen Regiment / wie auch im gemeinen leben / oder Haußhaltung / wol vnd nutzlich / dienenA ijvnd[4]Chriſtlichevnd vorſtehen werden. Vnd das nicht ohne beſondere vrſachen / dieweilPſalm 103. Gott der Herr ſelbſten / ſolche στοργήν vnd natuͤrliche Liebe in die Her -Eſa. 49. tzen der Eltern / gegen jhren Kindern / alſo tieff eingepflantzet / daß nicht allein Er / in ſeinem heyligen Wort / einem Vatter vnd Mutter Hertz ſich vergleichet: ſondern auch liebe Eltern vnd Kinder ohne hoͤchſte Be - kuͤmmernuß vnd Trawrigkeit / von einander nicht moͤgen getrennet wer - den. Jnmaſſen zuſehen an dem Gottſeligen Altvatter vnd PatriarchenGen. 37. Jacob / Gen. 37. derſelbe zerꝛiß ſeine Kleider / leget einen Sack vmb ſeine Lenden / trug Leyd vmb ſeinen Sohn Joſeph lange zeit / vnd wolte ſich von ſeinen Soͤhnen vnnd Toͤchtern nicht troͤſten laſſen / als er ver - meinet / vnd beredt worden / ein boͤſes vnd reiſſendes Thier / habe jhn ge - freſſen. Deßgleichen thet auch der Hocherleuchte Koͤnigliche Prophet David / vberſeinen (wiewol Gottloſen vnd Vngehorſamen) Sohn Ab - ſalon / als derſelbe im Auffruhr wider ſeinen Leiblichen Vatter / an ei - ner Aychen erhangen / vnd von Joab / mit dreyen Spieſſen / durchs hertz erſtochen worden / bekuͤmmert er ſich daruͤber ſo hoch vnnd ſehr / daß er nicht allein weinet vnd trawrig ward / ſondern auch / beneben anderen wehklagen / von Gott begeret vnd wuͤnſchet / daß er fuͤr jhne / deß zeitli -2. Sam. 18. chen Todts het ſterben ſollen / wie zuleſen 2. Sam. 18.
Act. 9. 1. Theſſ. 4.Dieweil aber der außerwehlte Ruͤſtzeug Gottes / S. Paulus / 1. Tehſſ. 4. recht vnd wol vermahnet / wie ins gemein alle vnd jede Men - ſchen / alſo auch inſonderheit Gottſelige / Chriſtliche Eltern / daß ſie vber dem Todt jhrer Kinder / die da ſchlaffen / nicht trawrig ſein ſollen / wie die andern / die keine Hoffnung haben / ſondern mit wahrem Glauben ſich getroͤſten / der allgemeinen Aufferſtehung der Todten / am Juͤngſten - tag / ſo auff die Siegreiche Aufferſtehung / vnſers Haupts vnd Erloͤſers1. Cor. 15. Jeſu Chriſti / fundirt vnd gegruͤndet iſt / vnd der Hoffnung deß Ewigen ſeligen Lebens: Als fuͤhret der Geiſt Gottes / in dem Buch der Weiß -Sap. 4. heit / vnd in jetzund abgeleſenen Worten / auch etliche Motiven vnd vr - ſach ein / damit wir vns billich troͤſten vnd auffrichten koͤnnen vnd ſollen / Wann vnſer liebe Kindelein / vnd angehoͤrige Leibsfrucht / vnſers erach - achtens / all zu fruͤhe vnd zeitlich / ja in jhrer zarten bluͤhenden Jugend / durch den zeitlichen Todt abgefordert werden.
Wann dann leider / auff dißmahl auch ein ſolcher / trawriger vnd ſchmertzlicher fall / ſich begeben vnd zugetragen / da der liebe Gott / nachſeinem[5]Leichpredigt. ſeinem ohnwandelbaren Raht vnd Willen / ein junges Toͤchterlein / vnd Holdſeliges / zartes Pflaͤntzlein / zu ſich in ſeim Ewiges Reich vngezwei - felt abgefordert / zu welchem meñiglichen groſſe hoffnung getragen: Vnd dannenhero ſolcher toͤdtliche abſchied / wie leichtlich zuerachten / ſeinen hinderlaſſenen lieben Eltern / mehr dann ſchmertzlich zu Hertzen gehet: Als wollen wir / mit verleihung Goͤttlicher huͤlff vnd gnaden / jhnen zum beſtendigen Troſt / in jhrem zugeſtandenen Leyd / vns aber zur Lehr vnd aufferbawung / dieſe angehoͤrte Wort / der Himmlichen Weißheit / mit wahrer forcht Gottes zubetrachten / fuͤr vnd an die Hand nemmen / vnd auß denſelben
Der getrewe vnd Barmhertzige Gott / der Gott alles Troſtes / Gedult vnd Hoffnung / wolle vns hievon / etwas Nutzlichs vnd Fruchtbarlichs / zuhoͤren vnd zureden / die Gnad ſeines heyligen Geiſtes verleihen vnnd mittheilen / Amen.
BElangend dann fuͤrs Erſte / Geliebte im Herꝛen / die Frage / Welches das rechte Alter ſeye / eines Menſchen / oder / wann ein Chriſten Menſch / alt gnug zu ſterben ſey? So wiſſen wir zwar / auß Gottes heyligem / geoffenbahrtem Wort / daß alle vnd jede Menſchen / dem zeitlichen Todt vnderworffen ſeyen / wie der weiſe Lehrer Syrach / Cap. 14. bezeuget / alles fleiſch verſchleußt / wieSyrach 14. ein Kleyd / dann es iſt der alte Bund / du muſt ſterben. Vnd das der zeitliche Todt / der Weg ſey aller Welt / 1. Reg. 2. Joſ. 23. Dannen -1. Reg. 2. hero ohn vnderſcheid Alte vnd Junge / Mann vnnd Weibsperſohnen /Joſua. 23. Hohe vnd Niderige / Gelehrte vnd Vngelehrte / Reiche vnd Arme ſter -[b]en muͤſſen / einer wie der ander / keiner außgenommen / nach dem traw -A iijrigen[6]ChriſtlicheGen. 3.rigen Sententz Gottes / Gen. 3. du biſt Erden / vnd zur Erden ſoltu wider werden / wie ſolches die Exempel taͤglicher erfahrung / beneben der Goͤtt - lichen vñ Weltlichen Hiſtorien gnugſam bezeugen. Gleichwol aber hal - ten wir Menſchen hierin gemeiniglich den vnderſcheid / wann betagte vñGen. 35. erlebte Leut ſterben / die alt vnd deß Lebens ſatt ſind / vnd gleichſam einenJob. 42. Fuß im Grab habẽ / ſo achten wir es ſey jhnen nicht zu kurtz noch vnrecht geſchehen / ſie haben lang gnug gelebt auff Erden / es ſey nunmehr zeit / dz ſie einmal ſterben / vnd andern platz machen / bevorab wañ man auß deren toͤdlichẽ ableiben / beſondern nutzen zuerwarten hat: Wañ aber junge leut vnd Kinder ſterben / die in jrer beſten Jugend geweſen / daher gegruͤnet vñ gebluͤhet / wie ein holdſelige Roß an einem Stock / zu denen man groſſe hoffnung getragen / ſo meinen wir / es ſey noch all zu fruͤhe vnd zeitlich / es geſchehe jhnen zu kurtz vnnd vnrecht / ſie haben jhr vollkommen Alter noch nicht erreicht / keine Frewd vnd Kurtzweil gehabt in der Welt / ſon - dern ſeyen durch den vnzeitigen Todt alſo hingerafft worden. Vnd ſol - ches verkehret Vrtheil / vnſer blinden vernunfft / kompt mehrertheils da - her / daß wir weder deß Menſchen alter recht verſtehen / noch Gottes al - lein weiſen Rath / vnd Vaͤtterlichen willen erkennen. Derowegen dann der Weiſe Koͤnig Salomo / (oder wer ſonſten der Meiſter dieſes Buchs iſt /) in den abgeleſenen Worten / vns will lehren vnd zuverſtehen geben / welches das rechte Alter eines Menſchen ſeye / vnd wenn ein Chriſt alt genug ſeye zuſterben / Nemblich / nicht wie wir meinen / wann einer viel Jahr erꝛeicht hat / vnnd nur lange zeit in der Welt gelebet / viel geſehen vnd erfahren / vnd ſich allerhand Frewd / Wolluſt vnd Kurtzweil genug - ſam gebrauchet: Sondern wann er zu warer ErkandtnußGottes / ſeines Weſens vnd Willens kommen / der Gottſeligkeit / vnnd anderer Chriſt - lichen Tugenden / ſich vermoͤgens befliſſen / ſo ſeye er alt genug zu ſterben / ob er auch gleich den Jahren nach zurechnen / noch gar ein Kind vnnd Juͤngling were / dann alſo lauten die Wort deß Buchs der Weißheit: Aber der Gerechte / ob er gleich zu zeitlich ſtirbt / (vnſer verkehrten meynung nach / wie wir Vrtheylen /) iſt er doch in der Ruhe. Dañ das Alter iſt Ehrlich / nicht das lang lebet / oder viel Jahr hat: Klugheit vnder den Menſchen iſt das rechte grawe Haar / vñ ein vnbefleckt Leben iſt das rechte Alter.
Jn[7]Leichpredigt.Jn welchen worten dann gemeldet werden / dreyerley Tugenden / ſozu einem rechten / vollkommenen Alter erfordet werden / die Gerech - tigkeit / die Klugheit / vnd em vnbeflecktes leben. Dann es redet der Text / nicht von Verruchten vnd Gottloſen Leuten / die ſich keiner Gottſelig - keit vnd Tugenden befleiſſen / inmaſſen ſolche Rohe Leut / im 2. Cap. dieſes Buchs beſchrieben worden: ſondern von den Gerechten / DerSap. 2. Gerechte / ob er gleich zu zeitlich ſtirbt / iſt er doch in der Ruhe. Es ſind aber die Gerechte fuͤr Gott / nicht die fuͤr ſich ſelber von Natur Gerecht vnd Fromm ſind / oder durch jhre eigene Gerechtigkeit / From -Gerechte. keit vnd Heyligkeit / koͤnten Gerecht vnnd Ewig ſeelig werden / oder den Himmel verdienen: Dann der Herꝛ ſchawet vom Himmel / auff der Menſchen Kinder / daß er ſehe / ob jemandt Klug ſeye / vnd nach Gott frage / aber ſie ſind alle abgewichen / vnnd alleſampt Vnduͤchtig / da iſt keiner der gutes thue / auch nicht einer / wie David Pſal. 14. bezeuget:Pſal. 14. Vnd S. Paulus Rom. 3. Sie ſind allzumal Suͤnder / vnnd mangelnRom. 3. deß Ruhms / den ſie an Gott haben ſolten. Dann Gott hat alles be - ſchloſſen vnder den Vnglauben / auff daß Er ſich aller erbarme / Rom. Rom. 11.11. Daher der Prophet Eſaias ſpricht in ſeinem 64. Capitel / WirEſa. 64. ſind alleſampt / wie die Vnreinen / vnnd alle vnſere Gerechtigkeit iſt / wie ein Vnfletig Kleid: Vnnd Chriſtus der Herr ſelbſt / der Mund vnnd Grund der Warheit / Matth. 5. Jch ſage euch / es ſey dann EwerMatth. 5. Gerechtigkeit beſſer / dann der Schrifft gelehrten vnnd Phariſeer / ſo werdet jhr nicht in das Himmelreich kommen. Sondern es ſind vnd heiſſen die Gerechte allhie / welche jhre angeborne vnd ſelbſt begangene Suͤnde vnd Vngerechtigkeit / hertzlich erkennen vnnd bekennen / wahre Rew vnd Leyd daruͤber haben vnd tragen / Gott den Herꝛn vmb Gnad vnnd verzeihung anruffen / wie David ſagt / Pſal. 32. Dafuͤr (nemb -Pſal. 32. lich vmb Vergebung der Suͤnden /) werden dich alle Heylige bitten / zu rechter zeit: Vnd ſich mit warem Glauben / vertrawen vnd zuverſicht / einig vnd allein troͤſten / der Gerechtigkeit deß Herꝛen Chriſti / welcher darumb Jeſus heiſt / dieweil er ſein Volck ſelig macht / von jhren Suͤn - den / Matth. 1. Dann Chriſtus iſt vmb vnſer Suͤnde willen dahin ge -Matth. 1. geben / vnnd vmb vnſer Gerechtigkeit willen Aufferwecket / Rom. 4. Rom. 4.Daher dann der Prophet Jeremias / Cap. 23. Von jhme geweiſſa -Jerem. 23. get / diß werde ſein Name ſein / daß man jhn nennen werde / Herr /der[8]Chriſtliche2. Cor. 5.der vnſer Gerechtigkeit iſt / vnd S. Paulus ſchreibet 2. Cor. 5. Gott hat Chriſtum / der von keiner Suͤnden wuſte / fuͤr vns zur Suͤnde gemacht / auff das wir wuͤrden in jhme / die Gerechtigkeit / die fuͤr Gott gilt. Vnd1. Cor. 1. 1. Cor. 1. Chriſtus Jeſus iſt vns gemacht vor Gott zur Weißheit / vnd zur Gerechtigkeit / vnd zur Heyligung / vnd zur Erloͤſung / auff das (wieJerem. 9. geſchrieben ſtehet Jerem. 9.) wer ſich ruͤhmet / der ruͤhme ſich deß Her - ren. Solche Gerechte / nicht die lang leben / oder viel Jahr haben / ſon - dern welche Chriſtum in der H. Tauff haben angezogen / welche in das Buch deß Lebens eingeſchrieben ſind / vnd durchs Blut Chriſti gewa - ſchen vnd gereiniget / von allen jhren Suͤnden / ſolche Gerechtfertigte durch den Glauben an Chriſtum / welchen die Gerechtigkeit zugerech - net wirdt: Welche ſich der Klugheit vnder den Menſchen befleißigen / oder der Weißheit / nicht zwar der jrꝛdiſchen / wie die Weltkinder zu thun1. Cor. 1. pflegen: (dann der Welt Weißheit / iſt fuͤr Gott ein Thorheit / 1. Cor. 1.)Pſalm 111. ſondern der Goͤttlichen vnd Himmliſchen / von welchen Pſal. 111. ge - ſchrieben ſtehet / die Furcht deß Herꝛen / iſt der Weißheit anfang / daß iſt ein feine Kl[ug] heit / wer darnach thut / deß Lob bleibet ewiglich: welche Gott auß ſeinem heyligen Wort vnd Catechiſmo / erkennen lehrnen / jhres Glaubens gebuͤhrende rechenſchafft geben koͤnnen / vnd darneben ein vnbeflecktes Leben fuͤhren / ſo viel Menſchliche ſchwachheit erleiden mag: Die ſterben nicht zu fruͤhe oder zeitlich / ob ſie ſchon in jhrer Kind - heit / vnd zarten Jungend hinweg gerafft werden: Sondern haben fuͤr Gott die rechte grawe Haar / vnd das rechte vollkommene Alter in Chri - ſto erreicht / ſie ſterben wann ſie einmal woͤllen. Dann die Gottſeligkeit iſt zu allen dingen nutz / vnd hat verheiſſung / dieſes vnd deß zukuͤnfftigen1. Tim 4. Lebens / Jnmaſſen S. Paulus 1. Timoth. 4 bezeuget. Zu ſolchem voll -2. Macc. 7. kommen Alter ſind kommen / die ſieben Bruͤder / 2. Maccab. 7. welche ob ſie wol von Jahren noch Jung waren / jedoch waren ſie Alte vnd erleb - te Leut vor Gott / wegen jhres Glaubensbekandtnuß vnd Beſtendigkeit / vber jhrem Vaͤtterlichen Geſetz. Solcher Junger Leut / haben wir Gott lob vnd danck / noch auff den heutigen tag / in vnſern Reformirten Evan - geliſchen Kirchen auch / welche / wann man jhr Alter anſtehet / vnnd die Jahr / ſo ſie erꝛeichet haben / ſind ſie noch Kinder vor der Welt / aber fuͤr Gott ſind ſie Alt vnd geſtanden gnug / dieweil ſie jhn auß ſeinem Wort erkennen / vnd auß jhrem Catechiſmo / dermaſſen bekennen / daß ſolchesvor[9]Leichpredigt. vorzeiten im Bapſtumb / vielen alten vnd gelehrten wol vberbleiben / wie David Pſal. 8. geweiſſaget / auß dem Munde der jungen Kinder vnndPſal. 8. Saͤuglingen / haſtu eine Macht zugericht / vmb deiner Feinde willen.
WAnn dann ſolchen vnderſcheid / der Kinder oder Juͤngling / an Verſtand vnd Alter / nicht allein Gott der heylige Geiſt / an dieſem ort vns zuerkennen geben / ſondern auch der Hoch - gelehrte Heyd Ariſtoteles vermercket hat / da er von der Lehr guter Sit -lib. 1. Ethic. cap. 3. ten / vnd euſſerlichen Tugenden / die Jugend außſchleußt / nicht zwar am Alter / ſondern am Gemuͤt vnd Verſtand / ob ſie ſchon viel Jahr erreichet haben: Als ſollen fromme vnd Chriſtliche Eltern / ſolches zum Troſt jh -Troſt fuͤr bekuͤm̃erte Eltern. nen dienen laſſen / wenn Gott der Herꝛ / jhre liebe Kinder / allzu fruͤhe vñ zeitlich / jhrẽ beduncken nach / durch den zeitlichen Todt / von dieſer Welt abfordert / daß ſie ſich erinnern / ſie ſeyen nicht zu fruͤhe geſtorben / ſondern eben zur rechten zeit / da ſie bald vollkommen worden / vnd jhr Mannlich Alter erreichet in Chriſto / da ſie durch den Glauben an Chriſtum / vnnd die heylige Tauff / gerechtfertiget worden von Suͤnden / da ſie durch die Him̃liſche Klugheit / vnd Goͤttliche Weißheit / ja durch ein vnbeflecktes Leben / die rechte grawe Haar / vnnd das rechte Alter erreichet haben / vnnd derowegen Alt genug geweſen / ſeelig zu ſterben / zugeſchweigen / daß ſie auch ſonſten arme Suͤnder geweſen / begriffen vnder dem trawrigẽ Sen - tentz vnd Vrtheil Gottes / welches tages du davon eſſen wirſt / ſolt du deß Todtes ſterben / Gen 3. Alſo gar / daß / wann ſie auch in Mutter Leib / oder in der Geburt ſchon geſtorben weren / jhnen nicht vnrecht geſchehenGen. 3. were / oder ſie deßwegen mit Gott Rechten konten. Vnd dann endlich / daß geboren werden / vnnd ſterben / nicht von vngefehr geſchicht / ſondern ſeine zeit hat / wie Eccleſ. 3. geſchrieben ſtehet / der Menſch hat ſeine be -Eccleſ 3. ſtimpte zeit / die Zahl ſeiner Monden ſtehet bey Gott / der hat ein Ziel ge - ſetzt / das wird er nicht vbergehen / Job. 14. Alle vnſere Tage ſind auff ſei -Job. 14. nem Buch geſchrieben / die noch werden ſolten / vnnd derſelben keiner da war / Pſal. 139. Ja nach der Lehr Chriſti / Matth. 10. ſind alle HaarPſal. 139. auff vnſerm Haupt gezehlet / daß derſelbigen keines auff die Erden fal -Matth. 10. len kan / ohne Gottes gnaͤdigen vnd guten willen / viel weniger das Leben der Menſchen ſelbſten.
BDie[10]ChriſtlicheDieweil es dann Gott dem Herꝛen alſo wolgefallen / in jhrer zar - ten Jugend vnd Kindheit ſie abzufordern / da ſie durch die zugerechnete Gerechtigkeit Chriſti / die Him̃liſche Klugheit vnder den Menſchen / vñ ein vnbeflecktes Leben / jhr rechte grawe Haar / vnd das vollkomne Alter erreichet haben / Ey ſo wiſſen ſie ſich zuerinnern vnd zutroͤſten / daß ſie mit nichten zu fruͤhe / noch zu zeitlich geſtorben / ſondern eben zur rechten zeit / die Gott in ſeinem ohnwandelbaren Raht vnd Willen / jhnen beſtimmet vnd vorbehalten / vnd ſie eben alt genug geweſen zuſterben.
Vermah - nung vnd warnung / an alle Gott loſe / Ver - ruchte Altẽ.Darneben aber ſollen alle Chriſten erinnert vnnd vermahnet ſein / dieweil das Alter Ehrlich iſt fuͤr Gott / nicht das lange lebet / oder viel Jahr hat / ſondern die Him̃liſche Klugheit vnnd Weißheit / die Gerech - tigkeit / die Gottſeligkeit / vnd ein vnbeflecktes Leben / ſo Gott wolgefellig iſt: Vnd weil die rechte grawe Haar / nicht fuͤrnemlich auff dem Haupt oder Kopff / ſondern im hertzen / im Gemuͤt / Glauben vnd Gottesforcht wachſen: Daß wir vns huͤten / fuͤr Gottloſem Weſen / vor Suͤnden / Schanden vnd Laſtern. Es werden viel Leut gefunden heutiges Tags / welche zwar ein zimliches Alter / vnd Eyß grawe Koͤpffhaben / darneben aber in jhrem Leben ſo verrucht vnd Gottloß ſind / daß es ein Schand iſt vor Gott / vnd den Menſchen / ſie ſtecken in Abgoͤtterey vnd Vnglauben / biß vber die Ohren / in verachtung Gottes vnnd ſeines heyligen Worts / in Gottsleſterlichem Fluchen vnd ſchweren / in entheyligung deß Feyer - tags / in vngehorſam gegen jhren vorgeſetzten / in Haß vnnd Neyd / in Mord vnd Todtſchlag / in Fuͤllerey vnd Trunckenheit / in Hurerey vnd Ehebruch / in Stoltz vnd Hoffart / in Geitz vnd Wucher / in Betrug vnd Diebſtal / in Verleumbdungen vnd Affterreden / vnd andern derogleichẽMatth. 18. Suͤnden / dadurch ſie andere junge Leut / jhr eygene Kinder vnd Geſind / offtermals hoͤchlich aͤrgern vnnd verderben / welchen ſie doch billich mit gutem Exempel ſolten vorleuchten / vnd nach der vermahnung S. Pau -Epheſ. 6. li / Epheſ. 6. in der Zucht vnnd Vermahnung zu dem Herrn / ſie auff - ziehen: ſo gar will etwann auch das Alter kein Witz haben.
Solches ſind Knaben vnd Suͤnder / von hundert Jahren / wie ſieEſa. 65. Eſa. 65. genennet werden: Kinder die jhre Tage nicht erreichet / vnd al - te / die jhre Jahr nicht erfuͤllet haben / die ſind noch nicht Alt genug / ſelig zuſterben / wie lang ſie auch gelebet haben / ſondern gehen vnder vnd nem -Pſal. 36. men ein Ende mit ſchrecken / Pſal. 73. Solche Knaben von hundertJahren[11]Leichpredigt. Jahren ſollen ſterben / verſtehe deß Ewigen Todts / vnd ſolche (Vnbuß - fertige) Suͤnder von hundert Jahren / ſollen verflucht ſein / Eſa. 65.Eſa. 65. vnd werden dermal eins erfahren muͤſſen / das junge Leut em Juͤngſten Tag wider ſie aufftretten / vnd ſie verdammen werden / daß ſie bey jhrem hohen Alter / Eyßgrawen Haaren / vnnd Schneeweiſſen Koͤpffen / viel Goͤttloſer / vnd aͤrgerlicher gelebt vnd geweſen / als viel Junge Kinder vnd Juͤnglinge / ſo der rechten Klugheit / der Gottſeligkeit / vnnd eines Vnbefleckten Lebens / ſich nach moͤglichen dingen befliſſen haben. Dann es verdammet der verſtorben Gerechte / die Lebendige Gottlo - ſen / vnnd ein Junger / der bald vollkommen wirdt / das lange Leben deß Vngerechtent wie in negſtfolgenden Worten dieſes Capitels geſchrie -Sap. 4. ben ſtehet.
Wollen wir nun nicht auch verflucht ſein / vnd Ewig Sterben / ſondern den Segen Gottes ererben / vnd mit jhm Ewig leben / als ſol - len wir keine ſolche Kinder / vnd Knaben von hundert Jahren ſein / wie die beyde Alte Gottloſen Suſannen Maͤnner geweſen / ſondern viel -Hiſtoria Suſannæ. mehr der Klugheit / der Gottſeligkeit vnnd Gerechtigkeit / Ja deß Vn - befleckten Lebens vns befleiſſigen / nach der Vermahnung S. Pauli / 1. Cor. 14. Lieben Bruͤder / werdet nicht Kinder / nach dem Verſtend -1. Cor. 14. nuß / ſondern an der Boßheit ſeyd Kinder / an dem Verſtendnnß aber ſeyd Vollkommen / damit wann der Zeitliche Todt kompt / wir alle Stundt vnd Augenblick / geruͤſt vnnd bereit ſeyen zuſterben / vnnd mit dem Alten Simeon / Luc. 2. in Friede hinzufahren. Dann daLuc. 2. heiſt es recht vnnd wol / vnſer keiner lebt jhm ſelber / vnnd vnſer keiner ſtirbt jhm ſelber / Leben wir / ſo leben wir dem Herꝛen / Sterben wir / ſo ſterben wir dem Herren / darumb wir Leben oder ſterben / ſo ſind wir deß Herꝛen / Rom. 14.
Vnlld ſo viel auff dißmahl vom Erſten Puncten / welches daßRom. 14. rechte Ehrliche Alter ſeye / vnd wann ein Menſch alt genug ſaye zu ſter - ben / nemblich / nicht wann Er lang lebet / oder viel Jahr erreicht / vnd grawe Haar hat / ſondern wann er durch den Glauben an Chriſtum ge - rechtfertigt wordẽ / durch die H. Tauff in den Gnadenbund Gottes auff vnd angenom̃en / die rechte Weißheit erlernet hat / ſeinen Gott / Schoͤpf - fer vnd Erloͤſer / auß ſeinem Wort vnd Catechiſmo erkennet vnd beken - net / ſeines Glaubens rechenſchafft geben kan / vnd dañ eines vnbeflecktenB ijLebens /[12]ChriſtlicheMatt. 5.Lebens / vnd Gottſeligen Wandels ſich befleißiget / der hat ein Ehrlich Alter erꝛeichet / vnd kan allezeit ſelig ſterben / vnd ſolt es gleich auch in der zarten Jugend vnd Kindheit / ja in der Wiegen geſchehen.
LAſt vns nun fuͤrs Ander / meine Liebſten / auch anhoͤren die fuͤrnemſte Motiven vnd Vrſachen / warumb Gott der Herr bißweilen junge Leut / vnd Vnmuͤndige Kinder / in jhrer zar - ten Jugend / vnd bliendem Alter / durch den zeitlichen Todt / von dieſerI. Vrſach / Gorres Liebe. Welt abfordere. Es erzehlet aber das Buch der Weißheit / in den ver - leſenen Worten / derſelben ſonderlich dreyerley: deren dann die Erſte genommen iſt / von der Liebe Gottes / weil ſolche Gerechte / oder Gerecht -Roͤm. 5. 1. Cor. 1. fertigte durch den Glauben an Chriſtum / Rom. 5. 1. Cor. 1 ſolche Kluge vnd Vnbefleckte Leut / Gott wolgefallen / vnd jhme lieb ſein / dann alſo lauten die Wort: Er gefellet Gott wol vnd iſt jhm lieb / Er iſt bald vollkommen worden / vnnd hat viel Jahr erfuͤllet / dann ſeine Seele gefellt GOTt / darumb eylet er mit jhm auß dem boͤſen Leben. Von ſolcher Liebe Gottes / redet Chriſtus der Herꝛ Joh.Joh. 3. 3. Alſo hat Gott die Welt geliebet / das er ſeinen eingebornen Sohn gab / auff das alle die an jhn glauben / nicht verlohren werden / ſondern das1. Joh. 4. ewige Leben haben. Vnd 1. Joh. 4. Daran iſt erſchienen die Liebe Got - tes gegen vns / das Gott ſeinen eingebornen Sohn geſand hat inn die Welt / das wir durch jhn leben ſollen / Darinn ſtehet die Liebe / nicht das wir Gott geliebet haben / ſondern das er vns geliebt hat / vnd geſand ſeinẽ Sohn / zur verſuͤhnung fuͤr vnſere Suͤnde. Weil dann Gott ſeine Auß - erwehlten liebet / in dem geliebten / vnd jhre Seel Gott wolgefellt / vmbMatth. 3. vnd 17. Chriſti willen / von welchem er vom Himmel herab ruffet / Matth. 3. vnd 17. Diß iſt mein lieber Sohn / an welchem ich wolgefallen hab / den ſolt jhr hoͤren: So eylet er mit jhnen auß dieſem Leben / vnd nimpt ſie zu ſich / durch den zeitlichen Todt / offtermahls in jhrer Jugend vnd Kind - heit / als ſeine liebe Kinder / dann was wir Menſchen lieben / daß hat Gott deß orts auch lieb / wie das gemeine Sprichwort lautet.
II. Vrſach /Die ander vrſach / ſo auß dieſer erſten her fleuſt / iſt genommen vonder[13]Leichpredigt. der Erloͤſung der Gerechten. Der Gerechte / ob er gleich zu zeit -Erloͤſung der gerechtẽ lich ſtirbt / iſt er doch in der ruhe / dann ſeine Seele gefelt Gott darumb eylet er mit jhm auß dieſem boͤſen Leben. Dann was anlanget das zeitlich Leben hie auff Erden / iſt ſelches anders nichts dann Ach vnd Weh / Truͤbſal vnd Elend / Vnruhe vnd ein Boͤſes Leben. Sintemal lang Leben / nichts anders iſt / als lang Suͤndigen / lang Gott erzoͤrnen / lang Vngemach leiden / vnd lang mit dem Creutz gequelet werden. Dannenhero der Mañ Gottes Job / recht vnd wol ſagt / cap. 9. Job. 9.Muß nicht der Menſch immer im ſtreit ſein auff Erden / vnd ſeine Tag ſind wie eines Tagloͤhners? Vnd Moſes Pſal. 90. Vnſer Leben wehretPſal. 90. fiebentzig Jahr / wanns hoch kompt / ſo ſeinds achtzig Jahr / Vnd wann es koͤſtlich geweſen iſt / ſo iſts Muͤhe vnd Arbeit geweſen / labor & dolor, Dann es faͤhret ſchnell dahin / als[fl]aͤgen wir davon. Mit welchem dann auch vberein ſtimmet S. Paulus Act. 14. Wir muͤſſen durch vielAct. 14. Truͤbſal ins Reich Gottes eingehen: vnd 2. Timot. 3. Alle die Gottſe -2. Tim 3. lig leben woͤllen in Chriſto Jeſu / muͤſſen verfolgung leiden. Dannen - hero im gemeinen Sprichwort geſagt wird: Ein Chriſt ſey der Wuͤrdt zum H. Creutz / wann eins außziehe / ſo ziehen zwey andere newe wide - rumb ein. Weil dann die Gerechten hie in der Vnruhe ſind / ſo eylet Gott mit jhnen / auß dieſem boͤſen / in ein anders vnd beſſers Leben / daß ſie zur Ruhe kommen / gleich wie ein Liebreich Mutter / jhr ſchreyendes / betruͤbtes Kindelein / in die Ruhe / vnd ſchlaffen legt.
Da heißt es dann / wie Sap. 3. geſchrieben ſtehet: Der gerechten Seelen ſind in Gottes Hand / vnd kein qual ruͤhret ſie an / fuͤr den Vn - verſtendigen werden ſie angeſehen / als ſtuͤrben ſie / vnd jhr Abſchied wird fuͤr ein Pein gerechnet / vnd jhr hinfahrt fuͤr ein Verderben / aber ſie ſind im Friede. Vnd Apoc. 14. Selig ſind die Todten / die in dem HerrenApoc. 14. ſterben / von nun an / Ja der Geiſt ſpricht daß ſie ruhen von jhrer Arbeit / dann jhre Werck folgen jhnen nach. Vnd Gott wirdt abwaͤſchen alle Threnen von jhren Augen / vnd der Todt wird nicht mehr ſein / noch Leyd / noch Geſchrey / noch Schmertzen / wird mehr ſein / dann das erſte iſt ver - gangen / Apoc. 21. Apoc. 21.
Mit gegenwertigem Troſt der Erloͤſung auß dieſem boͤſen Leben / Vnruh / Creutz vnd Elend / vnd Verſetzung inn die Ewige Ruhe / gutB iijleben /[14]ChriſtlicheLeben / Frieden vnd Erquickung / richtet ſich auff der Koͤnigliche Pro -2. Sam. 12. phet David / 2. Sam. 12 Dann als jhm ſein liebes Kind Todtkranck geweſen / ſo faſtet er / gieng hinein / vnd lag vber Nacht auff der Erden / vnnd wolt nicht Eſſen: Da es aber Todt vnnd geſtorben / ſtund er auff von der Erden / wuſch ſich / vnnd ſalbete ſich / vnnd thet andere Kleyder an / vnd gieng in das Hauß deß Herren / vnd betet an / hieß jhm Brod aufftragen / vnd aß: Vnd als jhn ſeine Knechte deßwegen zu red ſtelleten / antwortet er jhnen: vmb das Kind faſtet ich / vnd weinet / da es lebte / dann ich gedacht / wer weiß / ob mir der HERR gnaͤdig ſein wird / daß das Kind lebendig bleibet / nun es aber Todt iſt / waß ſoll ich faſten? kann ich jhn auch wider holen? Jch werde wol zu jhme fahren / es kompt aber nicht wider zu mir. Vnd das iſt die Andere Vrſach.
III. vrſach / Verhuͤrung allerley aͤr - gernuß vnd verfuͤhrungDie Dritte vnd letzte Vrſach / warumb Gott der Herr bißweilen junge Kinder in jhrer Jugend wegnemme / iſt dieſe / das die Weißheit Gottes ſagt / Er wird weggenom̃en / auß dem Leben / vnder den Suͤndern / vnd wider hingeruckt / daß die Boßheit ſeinen ver - ſtand nicht verkehre / noch falſche Lehr ſeine Seel betruͤge. Dann die boͤſen Exempel verfuͤhren / vnd verderben einem das gute / vnd die reitzende Luſt / verkehret vnſchuldige Hertzen.
Hie hoͤren wir / geliebte im Herꝛen / daß es Gott der Herr auch darumb thue / damit vnſchuldige Hertzen nicht verderbet / verkehret noch verfuͤhret werden / entweder durch falſch Lehr / oder Gott loß Leben / vndEpheſ. 5. reitzende Luſte. Dann wie S. Paulus ſchreibet / Epheſ. 5. Schicket euch in die zeit / dann es iſt boͤſe zeit / So iſt heutiges tags gegen dem Ende vnd Neige der Welt / nichts anders in der Welt / als Fleiſches Luſt / Augen1. Joh. 2. Luſt / vnd Hoffertiges Leben / 1. Joh. 2. da iſt alles voll aͤrgernuß / boͤſer Exempel / Suͤnd / Schand vnd Laſter / wo man hinauß ſiehet: Daſind junge Leut (auch die ſich wol anlaſſen) wie der Zunder / die leicht ein Fuͤncklein vom Argen faſſen koͤnnen / daß ſie verfuͤhrt vnd betrogen werden / vnd dannenhero in allerley Vbel vnd Vngelegenheit gerahten / ſonderlich wann jhre Eltern / durch den zeitlichen Todt jhnen benom̃en werden / wie zuſehen an den beyden Heydniſchen Monarchen, Alexan - Magno in der Griechiſchen Monarchey / vnd Nerone in dem Roͤmi - ſchen Keyſerthumb / welche ſich in jhrer Jugend ſehr loͤblich vnd wol ge - halten / aller Tugend / Zucht / Buͤrgerlicher Erbarkeit vnd Gerechtigkeitſich[15]Leichpredigt. ſich befliſſen / dz ſie meñiglich lieb vñ werth gehalten / vnd groſſe hoffnũg zu jhnen getragen / hernacher aber ſind ſie zu Abgoͤttiſchen Tyrannen / vnd Epicuriſchen Maſtſchweinen wordẽ / welche groſſes Vngluͤck angeſtiff - tet vnd dem gemeinen Vatterland groß Vngluͤck vber den Halß gezogen haben. Deßgleichen an der Dina / Jacobs Dochter / die in jhrer Kind - heit ſich wol vnd Ehrlich gehalten / nachmahlen aber durch die reitzende Luͤſte vnd boͤß Exempel / von Sichem / Hemors Sohn deß Hethiters / alſo verfuͤhret vnd verderbet ward / daß ſie jhren Jungfraͤwlichen Ehren Krantz verlohren / vnd jhrem alten Vatter groß kummer vnd hertzenleid gemacht hat / alſo daß jhr Tauſendmal beſſer were geweſen / daß ſie were hingeruckt / vnd weggenom̃en worden / auß dem Leben vnder den Suͤn - dern / in jhrer zarten Jugend / ehe vnd dann die Boßheit jhren Verſtand verkehret hette / wie zu ſehen Gen. 34. zu geſchweigen deß Koͤnig Joas inGen. 34. Juda / welcher thet was recht war / vnd dem Herren wol gefiel in ſeiner Jugendt / ſo lang jhn der Prieſter Jojada lehret / vnd ließ beſſern was Bawfellig war / an dem Hauſe deß Herren / nach dem Todt Jojada aber / ließ er ſich verfuͤhren / von den Oberſten in Juda / in ſeinem Alter / verließ das Hauß deß Herꝛen / deß Gottes jhrer Vaͤtter / dienete den Haynen vnd Goͤtzen / vnd ließ ſteinigen Zachariam / der Sohn Jojada deß Prieſters / im Hoffe am Hauß deß Herren / als der Geiſt Gottes jhn angezogen / daß er dem Koͤnig ſampt dem Volck / jhre Suͤnde vnnd Vbertrettung / ja den Zorn Gottes / vnd die bevorſtehende Straffen ver - kuͤndigte / wie zu leſen 2. Reg. 12. vnd 2. Paral. 24. 2. Reg. 12. 2. Paral. 24.
Weil dann ſolche Veraͤnderung / aͤrgernuß vnd Verderbung der Jugend / Gott dem Herren wol bewuſt / ſo eylet er mit ſeinen gerechten Kindern / auß dieſem boͤſen Leben vnder den Suͤndern / vnnd raffet ſie hinweg bey zeiten / daß die Boßheit jhren Verſtand nicht verkehre / noch falſche Lehr jhr Seele betriege.
VNd das ſollen Chriſtliche Eltern / in dieſem fall wol merckenLehr vnd troſt fuͤr be - truͤbte El - tern / vber dẽ abſchied jhrer Kind. vnd behalten. Dann wir meinen offt / wann vnſere liebe Kin - derlein lenger hetten leben ſollen / ſo wolten wir viel Ehr vnnd Freud an jhnen Glebet haben / ſie wuͤrden fuͤrnehme Leut worden ſein /die[16]Chriſtlichedie jhren Eltern waren gehorſam / Fromm vnd Gottſelig geweſen / Kir[-]chen vnd Schulen / dem Weltlichen Regiment / gemeinem Vatter - land / vnd der Haußhaltung / nutzlich vnd wolfuͤrgeſtanden: Aber hiehoͤ - ren wir / daß ſolch vnſer vrtheil / etwann falſch vnd nichtig ſeye / weil die boͤſen Exempel verfuͤhren / vnd verderben eim das gute / vnd die reitzende Luſt verkehret vnſchuldige Hertzen / daß ſie hernacher / wann ſie erwach - ſen / vnd beſſer zu Verſtand vnd Alter kommen / ſchaͤndlich mißrahten / vnd aͤrger werden koͤnnen / alſo das falſche Lehre vnnd Abgoͤtterey jhre. Seel betriege / wie Salomon / vnd die Boßheit jhren Verſtand verkeh - re / entweder / mit Vngehorſam / wie Jſmael / Eſau vnd Abſalon / oder mit Hurerey / Vnzucht vnd Ehebruch / wie Dina vnnd David gethan / oder mit Mordt vnd Todtſchlag / wie Cain vnd Manaſſe / oder mit Rau -Joſ. 7. berey vnd Diebſtal / wie Achan vnnd Saul geſchehen. Dann wir ſind auß Suͤndlichem Samen gezeuget / vnd vnſere Muͤtter haben vns innPſal. 51. Suͤnden empfangen / ſagt David Pſalm 51. Vnſer dichten vnd trach -Gen. 6. vñ 8. ten iſt boͤß / vnd zum argen geneigt / von Jugend auff / Gen. 6. vnd 8.
Wir ſauffen das Vnrecht taͤglich in vns wie Waſſer / mit aller - hand wuͤrcklichen Suͤnden: Da gehet vnſer Widerſacher / der Teuffel / vmbher / wie ein bruͤllender Loͤwe / vnnd ſuchet / welchen er verſchlinge /1. Pet. 5. 1. Pet. 5. Da reitzet vns die Gottloſe / Ehebrecheriſche Welt / mit jhren1. Joh. 5. boͤſen Exempeln vnd aͤrgernuſſen / vnd iſt im Argen erſoffen / 1. Joh. 5. So feyret auch nicht vnſer Alter Adam / vnſer verderbt eygen Fleiſch vnd Blut / mit der reitzenden Luſte vnd Begirde / da kan man bald boͤſes fuͤr gut / Laſter fuͤr Tugenden / Schand vnd Vnehr / fuͤr Frewd vnd Er - getzlichkeit / lehrnen vnd erleben / dann wer Bechangreifft / der beſudeltSyrach 13. die Haͤnde / Syr. 13. vnd boͤſe Geſpraͤch verderben gute Sitten / 1. Cor.1. Cor. 15. 15. Darumb eylet Gott mit den ſeinigen auß dieſem boͤſen Leben / vnnd nimpt ſie hinweg zeitlich / daß ſie nicht verfuͤhret vnnd verderbet werden: vnd verſetzet ſie in ein beſſer Leben / da ſie nicht mehr geaͤrgert werden / da Frewde ſein wird die fuͤlle / vnd Lieblich weſen zu ſeiner Rechten ewiglichPſal. 16. Pſal. 16. Gleich wie ein getrewer / liebreicher Vatter / wann er ſein Kind ſiehet in einem ſolchen Dienſt / bey Gottloſen Liederlichen Leuten / da es nichts guts / ſondern eytel boͤſes lehrnet / ſo laßt ers nicht lang bey jhnen / ſondern nimpt es hinweg zu ſich / oder verdinget es zu andern ehrlichen vnd from̃en Leuten / damit es beſſer vnderꝛicht vnd erzogen werden moͤge.
Die -[17]Leichpredigt.Dieweil dann der Tag deß Todtes beſſer iſt weder der Tag der Ge - burt / Eccl. 7. Als ſollen wir billich / ab dem vnzeitigen Todt vnd ableibenEccl. 7. vnſer lieben Kinder / nicht zu ſehr erſchrecken / noch kleinmuͤtig werden / ſondern dieſes ſeligen Tauſches vnd Wexels vns getroͤſten / vnnd auß dem Gebet deß HErren taͤglich ſprechen: Herr dein Will geſchehe /Matth. 6. wie im Himmel / alſo auch auff Erden /
Jnmaſſen der gedultige Mann Gottes Job ſich getroͤſtet / Job. 1. JchJob. 1. bin Nacket von meiner Mutter Leib kommen / Nacket werde ich wider dahin fahren / der Herr hats gegeben / der Herr hats genommen / der Name deß Herren ſey gelobet / Jtem / haben wir das gute empfangen von Gott / vnd ſolten das boͤſe nicht auch annemmen? Job 2. VnndJob 2. Chriſtus am Oelberg / Matth. 26. Mein Vatter / iſts muͤglich / ſo geheMatth. 26. dieſer Kelch von mir / doch nicht wie Jch will / ſonderen dein Will ge - ſchehe.
Aber Gottloſe Leut / ſo es ſehen / achtens nicht / vnd nemmens nicht zu Hertzen / Nemlich / das die Heyligen Gottes in Gnad vnd Barm - hertzigkeit ſeind / vnd das er ein auffſehen auff ſeine Auſſerwehlten hat: Fromme Chriſten aber / vnd Gottſelige Hertzen / bedencken ſolches / vnd troͤſten ſich beſtendiglich / daß jhre verſtorbene liebe Kinderlein / Gott wolgefallen vnnd jhme lieb ſein: Daß er ſie wegnemme / auß dem Leben vnder den Suͤndern / vnd ſie hinrucke / daß die Boßheit jhren Verſtand nicht verkehre / noch falſche Lehr / boͤſe Exempel vnd die reitzende Luſt jhre Seel betruͤge: Vnd das Gott der Herr / auß dieſem vnruͤhigen / boͤſen vnd muͤhſeligen Leben / ſie transferire vñ verſetze / in ein ander vnd beſſer Leben / in die Ewige Frewd vnd ſeligkeit / da wir der mahl eins / geliebts Gott / wider zuſamen kommen / vns mit einander all vnſers Leyds er - frewen vnd ergetzen / vnd mit allen heyligen Engeln vnd auſſerwehlten /Eſa 6. Gott ewig Loben / ruͤhmen vnd preiſen ſollen.
Vnd ſo viel von den beyden gemelten Puncten / welches nemblichCdas[18]Chriſtlichedas rechte Alter ſey / oder wann ein Chriſten Menſch Alt genug ſey zu ſterben: Vnd dann / warumb vnd auß was vrſachen / Gott der Herꝛ biß - weilen junge Leut vnd Kinder / vnſers erachtens / all zu fruͤh vnd zeitlich / von dieſer Welt abfordere: Auch was wir hiebey zu vnſer Lehre / Troſt vnd Erinnerung / zumercken vnd zubehalten haben.
WAß dann beſchließlichen / Geliebte im Herꝛen / betrifft vnd an - langt / weyland das jetzt verſtorbene liebe Toͤchterlein / Jung - fraw Evam Reginam / im Herꝛen ſelig entſchlaffen / welches wir anjetzo in ſein Ruhbettlein vnd Schlaffkaͤmmerlein gelegt haben / iſt ſolches Anno Chriſti 1602. Montags den 19. Aprilis / morgens zwiſchen acht vnd neun vhren / an dieſe Welt Ehelich gezeuget vnd gebo - ren worden / von ſeinen lieben Eltern / dem Ehrenveſten vnnd Hochge - lehrten Herꝛen Caſparo Schmiden / Hanaw Liechtenbergiſchen Secre - tario allhie / ſeinem hinderlaſſenen hochbetruͤbten Herꝛen Vatter / (ſo ſich vmb vnſere Hanawiſche Kirchen vnd Schulen / wie auch vmb dieſe gantze loͤbliche Grave-vnd Herrſchafften / biß anhero mehr dann wol ver - dient / vnd noch / vñ dannenheeo wol wert / dz wir zu ſchuldiger Danckbar - keit / auch vnſer Chriſtlich mit leiden erzeigen / vnd ſein verſtorbenes Toͤch - terlein / mit dieſen Chriſtlichen Ceremonien / vnd anſehnlichen frequentz zur Erden beſtatten:) So dann der Ehren vnd Tugendreichen Frawen Catharinen / ſeiner lieben Haußfrawen / deß verſtorbenen hertzlieben Toͤchterleins hochbekuͤmmerten Mutter.
Pſalm 51.Dieweil es aber auch in Suͤnden empfangen vnd geboren worden /Epheſ. 2. vnd derowegen von Natur ein Kind deß Zorns Gottes geweſen / wie alleRom. 3. Menſchen / vnd deß Ruhms gemangelt / denes an Gott haben ſollen: Als haben gemelte ſeine liebe Eltern / ſolches jhr junges Toͤchterlein / Donnerſtags hernacher / den 22. ejuſdem / durch das Sacrament der heyligen Tauff / Chriſto vnd ſeiner lieben Kirchen / fuͤrderlichſt einver -Joh. 3. leiben laſſen / da es dann auß dem Waſſer vnd heyligen Geiſt / wider von1. Joh 1. newem geboren / von allen ſeinen Suͤnden gewaſchen vnd gereiniget / vnd in das Buch deß Lebens eingeſchrieben worden / deſſen gezeugen / gewon - liche Pfettern vnd Goͤttlen dann geweſen ſind / der Ehrnveſt vnd Hoch - gelehrt / Herꝛ Licentiat Hartmann Oeſtringer / auch Hanaw Liech -tenber -[19]Leichpredigt. tenbergiſcher Raht allhie / die Edle / Ehren vnnd Tugendtreiche / Fraw Eva von Mittelhauſen / geborne von Wangen vnd Geroltzeck am Waſ - ſichin / vnd Weyland die auch Edel / vnnd Tugendreiche / Fraw Vrſula Grempin von Freudenſtein / geborne von Stockheim / ſelige.
Nicht allein aber / iſt gemeltes Toͤchterlein ſelig / von ſeinen Chriſt - lichen Eltern / gehoͤrter maſſen / zur heyligen Tauff befuͤrdert: ſondern auch / ſo bald es ein wenig beſſer zu ſeinen Jahren vnnd Alter kommen / zum lieben Gebett vnd Catechiſmo Lutheri / zur Kirchen vnd Schulen / wie auch zu andern Gottſeligen / uͤbungen vnnd Tugenden / angezogen vnd vnderwieſen worden / alſo daß es nicht allein / in dieſer ſeiner zarten Jugend vnd Kindheit / ſeinen gantzen Catechiſmum / ſampt der ange - hengten Haußtaffel / ſchoͤne Gebett / Geiſtliche Lieder / vnd etliche Pſal - men Davids / gantz fertig vnnd wol / daher außwendig erzehlen koͤnnen: ſondern auch ſeines Glaubens vnd Chriſtenthumbs / dermaſſen gebuͤ - rende Rechenſchafften / Red vnd Antwort geben koͤnnen / daß es in ſol - chem Stuͤck / viel / viel alte / erlebte vnd betagte Leut vbertroffen / vnd we - gen ſolcher Him̃liſchen Klugheit / Weißheit vnd Gerechtigkeit / auch vnbefleckten Lebens / nicht vmb ſeiner wenigen vnd geringen jahren wil - len / vnder die Kinder vnd Junge Leut / ſondern vnder die Alte an ver - ſtand zuzehlen / ſo bald vollkommen worden / vnd viel Jahr erfuͤllet hat / ja die rechte grawe Haar / vnd das rechte Alter Chriſti erreichet / darumb ſeine Seel Gott wolgefallen / vnd jhme Lieb geweſen. Ja es hat ſich in ſeinem Leben alſo verhalten / daß es nicht allein Vnbefleckt geweſen / ſo viel Menſchliche ſchwachheit geſtatten moͤgen / ſondern auch gegen ſei - nen lieben Eltern / vnd Vorgeſetzten / in Kirchen vnd Schulen / die zeit ſeines wenigen Lebens / in Warheits grund / ſich alſo gehorſam / Ehr - erbietig vnd Gottsfoͤrchtig / auch ſonſten in Reden vnd Geberden / Wor - ten vnd Wercken / gegen meñiglich alſo Witzig / Klug vnd Verſtaͤndig erzeigt vnnd bewieſen / das ſich jederman daruͤber hoͤchlich verwundern muͤſſen / weil es auch mit ſeinem einigen Erloͤſer vnd Seligmacher / dem lieben Chriſt Kindlein zugenommen vnd gewachſen / an Weißheit / Alter vnd Gnade / bey Gott vnd den Menſchen / Luc. 2.
Dieweil es dann auch Gott lieb geweſen / wie gegenwertiger TextLuc. 2. meldet / vnd ſeine Seele jhm wolgefallen / als hat er auch mit jhme geey - let / auß dieſem boͤſen Vnruͤhigen Leben / damit die Boßheit ſeinen Ver -C ijſtand[20]Chriſtlicheſtand nicht verkehre / noch falſche Lehr / boͤß Exempel / vnd reitzende Luͤſt / ſein vnſchuldiges Hertz vnd Seele / nicht betruͤge vñ verfuͤhre. Hat dem - nach Gott der Herꝛ (vber die nechſte auch gefehrliche kranckheit / vor vn - gefehr zweyen jahren /) am negſt verſchienen Frehtag / mit einer gefehr - lichen vnd beſchwerlichen kranckheit / mit einem Seitenſtechen vñ Fluß / es Vaͤtterlich heimgeſucht vnd angegriffen: Darzu dann auch groſſe hitz / vnd endtlich die gemeine Kinder Kranckheit / die genandte Wuͤſte Barblen geſchlagen / daß es endtlich geſtriges Tags / Mitwochens den 30. Julij / dieſes 1613. Jahrs / eben zu 10. Vhrn vormittag / im zwoͤlfften Jahr ſeines zarten Alters / im Herꝛen ſeelig eingeſchlaffen / vnnd alſo ein reines Jungfrawlein / ſeinem Herꝛen Chriſto vertrawet vnd heimgefuͤhret worden. Jn welcher Kranckheit dann / es ſich nicht Kindiſch vnnd Vnverſtaͤndig / ſondern dermaſſen Ritterlich / Mann - lich vnd Chriſtlich erzeiget hat / das ſich vber ſeine Reden vnd Geberden / zum hoͤchſten zuverwundern geweſen. Was ſoll ich ſagen / von ſei - nem embſigen Gebett / vnnd ſchreyen zu Gott / damit es bey ſeinem Seelen Artzt vnd Nothelffer / vnablaͤſſig angehalten / Tag vnd Nacht / biß an ſein Ende? Vnder welchen fuͤrnemblich dieſe geweſen / hilff Helffer hilff in Angſt vnd Noht / erbarm dich mein du getrewer Gott / Herr Jeſu Chriſt / war Menſch vnnd Gott / der du leidſt Marter Angſt vnd Spott: O Herꝛ biß du mein Zuverſicht / wann mein Mund kein Wort nicht mehr ſpricht.
Luc. 2.Deßgleichen mit dem Alten Simeon / Luc. 2. Herr nun leſtu deine Dienerin im Friede fahren / wie du geſagt haſt / dann meine Au - gen haben deinen Heylandt geſehen / welchen du bereittet haſt fuͤr allen Voͤlckern / ein Liecht zuerleuchten die Heyden / vnnd zum Preiß deinesJohan. 3. Volcks Jſrael. Jtem Joan 3. Alſo hat Gott die Welt geliebet / daß Er ſeinen eingebornen Sohn gab / auff daß alle die an jhn glauben / nicht verlohren werden / ſondern das Ewige Leben haben. Sonderlich aberPſal. 73. auß Pſal 73. Herꝛ wann ich nur dich hab / ſo frage ich nicht nach Him - mel vnd Erden / vnnd wann mir gleich Leib vnd Seel verſchmacht / ſo biſt du doch allezeit meines hertzen Troſt / vnnd mein Theyl. Was ſoll ich ſagen / von dem Chriſtlichen Abſchiedt / ſo es von ſeinen lieben Eltern genommen? Was ſoll ich ſagen von deme / daß es deß gemei - nen Gebetts vnd Fuͤrbitt / in Kirchen vnnd Schulen / mit Eyffer vnndernſt[21]Leichpredigt. ernſt begert / auch Gott dem Herꝛen gleichſam gelobt vnd verſprochen / den erſten Sontag / wañ die newe Kirch allhie / geliebts Gott / wuͤrd auß - gebawen ſein / vnd man die erſte Predig darinn verꝛichten wuͤrde / Zehen Gulden ſelber hinein zutragen / vnd von dem ſeinigen / vnder Arme Leut außtheilen zulaſſen / wann es zu ſeiner vorigen Geſundtheit widerumb durch Gottes gnad kommen moͤchte. Welcher Gottſeligen / Chriſtli - chen gedancken / vnd danckbaren Gemuͤhter / wenig vnder vns / auch bey Alten / Erlebten Leuten gefunden werden? Waß ſoll ich ſagen von die - ſem ſtuck / daß es endlichen ſeinen willen in Gottes Willen geſtellet / vnd als es von mir vnder anderm gefraget wuͤrde / ob es noch lieber / hie bey ſeinen hertzlieben Eltern bleiben / oder aber ſterben wolte / gar Chriſtlich vnd beſcheidenlich geantwortet / was Gott wolle / daß wolle es auch. Al - lermaſſen / wie Chriſtus am Oelberg / ſeinen willen in ſeines VattersMatth. 26. willen geſtellet / Waß ſoll ich ſagen / daß es wenig ſtunden vor ſeinem Abſchied / etlich mal heimbegeret / vnd als es gefraget ward / ob es dann nicht daheim ſeye / es ſeye ja in ſeines Vatters Hauß / hat es mit Nein geantwortet / ſein Heimat ſeye im Himmel / es begere auffgeloͤßt zu wer -Philip. 3. den / oder abzuſcheiden / vnd bey Chriſto zu ſein: Vnd als es weiter ge -Philip. 1. fragt wuͤrde / mitten in ſeinen Todtes noͤhten / vnd ſchmertzen / ob es auch bey ſeinem einigen Erloͤſer vnd Seligmacher Jeſu Chriſto / biß an ein ſeliges Ende / beſtendig bleiben vnd abtrucken wolte / hat es laut geant - wortet / Ja freylich / ja freylich / auch den Namen Jeſu immerdar wider - holet / vnd in[ſt]endig angeruffen / von welchem S. Paulus Act. 4. ſagt:Act. 4. Es iſt in keinem andern Heyl / iſt auch kein ander Name den Menſchen gegeben / darinn wir ſollen ſelig werden / ohn allein der Name Jeſus. Darumb dann Gott der Herr endlich dieſem verſtorbenen Toͤchter - lein / ein recht Chriſtlich / Verſtendig vnd ſeliges End beſcheret / daß es gantz ſtill vnd ruͤhig worden / vnd in wahrer Erkandtnuß vnd Bekandt - nuß / ſeines Heylands Jeſu Chriſti / von dieſer Welt / mit warem Glau - ben beſtendig abgeſchieden / ohn alle ſchmertzen / gleich wie ein Liechtlein zuerloͤſchen pfleget.
Wiewol nun leichtlich zuerachten / daß ſein fruͤher vnd vnzeitiger Todt vnd Abſchied / wie vns beduncket / ſeinen hochbekuͤmmerten Eltern / ſehr ſchmertzlich weh thut / vnd tieff ins Hertz ſchneidt / Sintemal es na - tuͤrlich iſt: jedoch wiſſen ſich dieſelbe / auß den verleſenen Worten / auchC iijChriſt -[22]Chriſtliche Leichpredigt. Chriſtlich widerumb zu troͤſten / daß es das rechte grawe Haar / vnd ehr - lich Alter erꝛeicht in Chriſto / vnd alſo nicht zu fruͤh vnd zeitlich / ſondern eben zur rechten zeit geſtorben / die jhme von Gott beſtimmet geweſen: Daß es durch den Glauben an Chriſtum Gerecht vnd ſelig worden / vnd wegen ſeiner Him̃liſchen Klugheit / vnd Vnbefleckten Lebens / Gott wol - gefellig vnd lieb geweſen / der es auch weggeruckt / auß dem Leben vnder den Suͤndern / vnd auß dieſem boͤſen Leben / in ein beſſer Leben verſetzet / da ſie / nach der allgemeinen Aufferſtehung der Todten am Juͤngſtentag /Luc. 2. ſolches jhr liebes Toͤchterlein / widerumb finden vnd antreffen / vnd ſich in Gott ewig mit jhm frewen vnd ergetzen werden. Darumb ſie dann bil - lich auch ein gebuͤhrende maß halten / vnd trawren wie Chriſten / die ein beſſere hoffnung haben vnd wiſſen / daß / wie Gott nichts vberal / ohn hey - lige / gerechte vnd beſondere vrſachen thut vnd verꝛichtet: Alſo er auch ein ſolcher Gott ſeye / der zwar Toͤdtet / aber wider Lebendig macht / der wol Betruͤbet / aber widrumb Erfrewet / der wol Verwundet / aber wide - rumb auch Verbindet vnd heylet / der wol in die helle fuͤhret / aber wider1. Sam. 2. herauß / Wie die Gottſelige Hanna / 1. Sam. 2. vns lehret.
Der Barmhertzige / getrewe Gott / wolle dieſem abgeſtorbenen Toͤchterlein ſelig / an jenem groſſen Offenbarlichen Tag / ein froͤliche Aufferſtehung / mit allen Gerechten vnd Auſſerwehlten / gnaͤdig verlei - hen: Seine hinderlaſſene hochbetruͤbte Eltern / vor fernerem Leid vnd Vngemach / Vaͤtterlich behuͤten: Jn dieſem zugeſtandenem ſchweren HaußCreutz vnd Leyd / jhr Troſt vnd Staͤrcke ſein: Jhr liebes Soͤhn - lein / ſo von 6 Kindern / (mit welchen Gott der Herꝛ jhren Eheſtand miltiglich geſegnet /) einig vnd allein im Leben noch vbrig / nach ſeinem gnaͤdigen willen / ſampt jhnen / noch lange zeit / in wolfaͤhriger Geſund - heit / vnd Gluͤcklichem zuſtand erhalten: Sie in andere weg / nach ſeinem Tauſendreichen Segen / widerumb erfrewen vnd ergetzen: Vnnd vns dermal eins alleſampt / auch ein ſeliges ende / vnd vernuͤnff - tiges Sterbſtuͤndlein aller gnaͤdigſt verleihen / vmb Jeſu Chriſti / ſeines geliebten Sohns / vnſers Herꝛen vnd Heylands willen Amen / Amen.
Patris mœſtiſſimi, viri Præſtantiſſimi atque Conſultiſ - ſimi, amici veteris & plurimum colendi, dolori miti - gando, ſcribebat Juſtus Meierus J. U. D. & in Academia Argentoratenſi Profeſſor.
ἑκ συμπαθείαρ F. Caſp. Bitſch. J. U. D. & Profeſſor Acad. Argentoratenſis.
Exarabat tumultuariè VVigandus Dauchſtein Ket - terneſpachenſis, Paſtor in Imbsheim emeritus.
Obſervantiæ & mœroris teſtificandi gratiâ appoſirit, M. Jacobus Reuſner Buxouillanus, Scho - læq́; patriæ ibidem præceptor ſecundus.
S. Angeli
defuncta
Ex mœſto gratoq́; animi affectu, Appoſuit, M. Jacobus VVicker Buchsuillanus.
Johannes Sattlerus S. S. Theolog. Studioſus
Egrato & pio animi affectu. F. Philippus Hagmaierus Buxvillanus Anno IEVa RegIna, & DorMI ſeCVrè.
In debitæ obſervantiæ, gratitudiniſq́; τεκμήριον mœrens fecit, Salomon Cober VVerdenſis.
Ultimi honoris & amoris ergò F. Joannes Jacobus Carius Buchsvillanus.
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