PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Chriſtliche Leichpredigt /
Gehalten bey der Begraͤbnuß / Weyland deß Zuͤchtigen vnd Tu - gentſamen Jungfraͤwlins Evę Reginę / deß Ehrnveſten vnd HochAchtbarn / Herꝛn Caſpari Schmiden / Graͤfflichen / Hanaw-Liechtenbergiſchen Rahts vnd Secretarij zu Buchßweyler / wie auch Frawen Catharina Schmiden geborner Fachingerin ſeiner Ehelichen Hauß - frawen / Ehelichen Doͤchterlins / Welches Mitwochs den 30. Junij / dieſes lauffenden 1613. Jahrs / zu 10. vhrn vormittag / in wahrer Erkandtnuß vnd Bekandtnuß / ſeines Heylands / Erloͤſers / vnd Seligmachers Jeſu Chriſti ſelig geſtorben / vnd negſtfolgenden Donnerſtags / zwiſchen 1. vnd 2. vhr nachmittag / mit Chriſtlichen Ceremonien / daſelbſten zur Erden beſtattet worden.
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Gedruckt zuStraßburg/ beyJohann Carolo.
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Dem Ehrenveſten vnd HochAchtbahren Herꝛen Caſparo Schmiden / Graͤfflichen Hanaw Liechtenbergi - ſchen Raht vnd Secretario / meinem inſonders Groß - guͤnſtigen Herꝛen Gevattern.

EHrenveſter / HochAchtbar / inſonders Großguͤnſtiger Herꝛ Gevatter. Welcher maſſen derſelbe / kurtz verꝛuckter ta - gen / vnderſchiedlich von mir begeret / die / bey der Begraͤbnuß vnd Leichbegaͤngnuß / ſeines verſtorbenen lieben Doͤchterleins / Evæ Reginæ ſeligen / von mir juͤngſt gehaltene Leichpredig / jhme ſchrifftlich zuzuſtellen / vielleicht damit dieſelbe / ſampt etlicher gelehrten Herꝛn vnd Maͤnner Epicedijs / auch moͤchte in offentlichen Truck gegeben werden / deſſen wird ſich der Herꝛ Gevatter / zweiffels ohn / noch großguͤnſtig zu - entſinnen wiſſen. Wiewol mir aber nicht ohnbewuſt / das ich fuͤr mein Perſohn der jenige nicht bin / welcher billich ſeine ringfuͤgige arbeit ſolte publiciren laſſen / bevorab gegenwertige Leichpredig / ſo nicht allein in der eyle / neben andern geſchaͤfften / von mir verfertiget wordẽ / ſondern auch / (wie bewuſt) von betruͤbten / bekuͤmmerten / vnd mitleidenden Gemuͤth vnd hertzen hergefloſſen: Auch / ſonder zweiffel / vngleiche judica, wie braͤuchlich / hieruͤber vielleicht erfolgen moͤchten: Jedoch hab ich endlich / E. E. begeren willfahren / vnnd dieſe Predig / wie ſie gehalten worden / vbergeben wollen / theils / wegen der vielfaltigen gut vnd wolthaten / mir vnd den meinigen / wie nit weniger vnſerm gantzem Miniſterio, biß anhero in der that vielfaltig erwieſen / mich nach gelegenheit etlicher maſſen danckbar zuerzeigen: theils auch E. E. ſampt deren vielgeliebten / hocy - betruͤbten Haußfrawen / der Fraw Gevatterin / zum Troſt in jhrem zu - geſtandenen Leyd vnd Hauß Creutz / damit ſie dieſe ſchlechte vnd einfaͤlti - ge / gleichwol Schrifftmaͤſige / Chriſtliche Leichpredig / zum gedaͤchtnuß behalten / vnd ſich etwann mit gelegenheit darauß erinnern vnd troͤſten moͤgen / was vielleicht bey fuͤrgefallenem Leyd vnd Traurigkeit / nicht al - lerdings moͤchte vernommen / oder wider entſuncken ſein. Thue hiemit den Herꝛn Gevatter / ſampt ſeinen angehoͤrigẽ / beneben vns / Goͤttlicher bewahrung vnd Allmacht / mich aber demſelben / zu beharꝛlichen gunſten / dienſtfreundlich empfehlen. Datum Buchßweiller / Mitwochs den 14. Julij, im Jahr Chriſti / 1613.

E. E. Dienſtwilliger M. Joannes VVeſterfeldius Cron - bergenſis, loci Paſtor.

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TEXT.

Der Gerechte / ob er gleich zu zeitlich ſtirbt / iſt er doch in der Ruhe / (dann das iſt ehrlich / nicht das lang le - bet / oder viel Jahr hat / Klugheit vnder den Menſchen iſt das rechte grawe Haar / vnd ein Vnbeflecktes Leben / iſt das rechte Alter /) dann der gefaͤlt Gott wol / vnnd iſt lieb / vnd wird weggenom̃en / auß dem Leben / vnder den Suͤn - dern / vnd wird hingeruckt / daß die Boßheit ſeinen verſtand nicht verkehre / noch falſche Lehre ſeine Seel betriege. Dañ die boͤſen Exempel verfuͤhren / vnnd verderben einem das gute / vnd die reitzende Luſt verkehret vnſchuldige hertzen. Er iſt bald vollkommen worden / vnd hat viel Jahr erfuͤllet / dann ſeine Seel gefaͤllet Gott / darumb eylet er mit jhme auß dem boͤſen Leben. Aber die Leut / ſo es ſehen / achtens nicht / vnd nemens nicht zu hertzen.

(Spient. 4. verſ. 7. uſq́ue ad 15. )

Außlegung.

GEliebte vnnd Andaͤchtige im Herꝛen Chriſto. Vnder anderm Elend / vnd vielfaltigem HaußCreutz / mit welchem Gott der Herꝛ / vmb der Suͤnden willen / den heyligen Eheſtand / hie auff Erden / verbittert vndGen. 3. verſaltzet / iſt nicht das geringſte / ſondern der fuͤrnemb - ſten eines / wenn Chriſtliche vnd Gottſelige Eltern / jhrer lieben Kin -Pſal. 127. vnd 128. der / vnd holdſeligen oͤhlzweiglin / durch den zeitlichen Todt beraubet wer - den / Bevorab / wann ſolche from / Gottsfoͤrchtig vnd gehorſam gewe - ſen / vnd man zu denſelbigen / gute hoffnung getragen / daß ſie hernacher / wann ſie zu jhrem Verſtand vnd Alter beſſer kommen / Gott vnd jhrem neben Menſchen / in Kirchen vnd Schulen / im Weltlichen Regiment / wie auch im gemeinen leben / oder Haußhaltung / wol vnd nutzlich / dienenA ijvnd[4]Chriſtlichevnd vorſtehen werden. Vnd das nicht ohne beſondere vrſachen / dieweilPſalm 103. Gott der Herr ſelbſten / ſolche στοργήν vnd natuͤrliche Liebe in die Her -Eſa. 49. tzen der Eltern / gegen jhren Kindern / alſo tieff eingepflantzet / daß nicht allein Er / in ſeinem heyligen Wort / einem Vatter vnd Mutter Hertz ſich vergleichet: ſondern auch liebe Eltern vnd Kinder ohne hoͤchſte Be - kuͤmmernuß vnd Trawrigkeit / von einander nicht moͤgen getrennet wer - den. Jnmaſſen zuſehen an dem Gottſeligen Altvatter vnd PatriarchenGen. 37. Jacob / Gen. 37. derſelbe zerꝛiß ſeine Kleider / leget einen Sack vmb ſeine Lenden / trug Leyd vmb ſeinen Sohn Joſeph lange zeit / vnd wolte ſich von ſeinen Soͤhnen vnnd Toͤchtern nicht troͤſten laſſen / als er ver - meinet / vnd beredt worden / ein boͤſes vnd reiſſendes Thier / habe jhn ge - freſſen. Deßgleichen thet auch der Hocherleuchte Koͤnigliche Prophet David / vberſeinen (wiewol Gottloſen vnd Vngehorſamen) Sohn Ab - ſalon / als derſelbe im Auffruhr wider ſeinen Leiblichen Vatter / an ei - ner Aychen erhangen / vnd von Joab / mit dreyen Spieſſen / durchs hertz erſtochen worden / bekuͤmmert er ſich daruͤber ſo hoch vnnd ſehr / daß er nicht allein weinet vnd trawrig ward / ſondern auch / beneben anderen wehklagen / von Gott begeret vnd wuͤnſchet / daß er fuͤr jhne / deß zeitli -2. Sam. 18. chen Todts het ſterben ſollen / wie zuleſen 2. Sam. 18.

Act. 9. 1. Theſſ. 4.Dieweil aber der außerwehlte Ruͤſtzeug Gottes / S. Paulus / 1. Tehſſ. 4. recht vnd wol vermahnet / wie ins gemein alle vnd jede Men - ſchen / alſo auch inſonderheit Gottſelige / Chriſtliche Eltern / daß ſie vber dem Todt jhrer Kinder / die da ſchlaffen / nicht trawrig ſein ſollen / wie die andern / die keine Hoffnung haben / ſondern mit wahrem Glauben ſich getroͤſten / der allgemeinen Aufferſtehung der Todten / am Juͤngſten - tag / ſo auff die Siegreiche Aufferſtehung / vnſers Haupts vnd Erloͤſers1. Cor. 15. Jeſu Chriſti / fundirt vnd gegruͤndet iſt / vnd der Hoffnung deß Ewigen ſeligen Lebens: Als fuͤhret der Geiſt Gottes / in dem Buch der Weiß -Sap. 4. heit / vnd in jetzund abgeleſenen Worten / auch etliche Motiven vnd vr - ſach ein / damit wir vns billich troͤſten vnd auffrichten koͤnnen vnd ſollen / Wann vnſer liebe Kindelein / vnd angehoͤrige Leibsfrucht / vnſers erach - achtens / all zu fruͤhe vnd zeitlich / ja in jhrer zarten bluͤhenden Jugend / durch den zeitlichen Todt abgefordert werden.

Wann dann leider / auff dißmahl auch ein ſolcher / trawriger vnd ſchmertzlicher fall / ſich begeben vnd zugetragen / da der liebe Gott / nachſeinem[5]Leichpredigt. ſeinem ohnwandelbaren Raht vnd Willen / ein junges Toͤchterlein / vnd Holdſeliges / zartes Pflaͤntzlein / zu ſich in ſeim Ewiges Reich vngezwei - felt abgefordert / zu welchem meñiglichen groſſe hoffnung getragen: Vnd dannenhero ſolcher toͤdtliche abſchied / wie leichtlich zuerachten / ſeinen hinderlaſſenen lieben Eltern / mehr dann ſchmertzlich zu Hertzen gehet: Als wollen wir / mit verleihung Goͤttlicher huͤlff vnd gnaden / jhnen zum beſtendigen Troſt / in jhrem zugeſtandenen Leyd / vns aber zur Lehr vnd aufferbawung / dieſe angehoͤrte Wort / der Himmlichen Weißheit / mit wahrer forcht Gottes zubetrachten / fuͤr vnd an die Hand nemmen / vnd auß denſelben

  • Fuͤrs erſte vernemmen / welches das rechte Alter ſeye der Men - ſchen / oder / (welches gleich ſo viel) wann ein Chriſten Menſch Alt gnug zu ſterben ſeye.
  • Darnach aber vnd fuͤrs Ander / wollen wir auch anhoͤren / die vr - ſachen / warumb Gott der Herꝛ vnderweilen junge Leut vnd Kin - der / ſo fruͤhe vnnd zeitlich / von dieſer Welt / durch den zeitlichen Todt abgefordert.

Der getrewe vnd Barmhertzige Gott / der Gott alles Troſtes / Gedult vnd Hoffnung / wolle vns hievon / etwas Nutzlichs vnd Fruchtbarlichs / zuhoͤren vnd zureden / die Gnad ſeines heyligen Geiſtes verleihen vnnd mittheilen / Amen.

Der Erſte Theil.

BElangend dann fuͤrs Erſte / Geliebte im Herꝛen / die Frage / Welches das rechte Alter ſeye / eines Menſchen / oder / wann ein Chriſten Menſch / alt gnug zu ſterben ſey? So wiſſen wir zwar / auß Gottes heyligem / geoffenbahrtem Wort / daß alle vnd jede Menſchen / dem zeitlichen Todt vnderworffen ſeyen / wie der weiſe Lehrer Syrach / Cap. 14. bezeuget / alles fleiſch verſchleußt / wieSyrach 14. ein Kleyd / dann es iſt der alte Bund / du muſt ſterben. Vnd das der zeitliche Todt / der Weg ſey aller Welt / 1. Reg. 2. Joſ. 23. Dannen -1. Reg. 2. hero ohn vnderſcheid Alte vnd Junge / Mann vnnd Weibsperſohnen /Joſua. 23. Hohe vnd Niderige / Gelehrte vnd Vngelehrte / Reiche vnd Arme ſter -[b]en muͤſſen / einer wie der ander / keiner außgenommen / nach dem traw -A iijrigen[6]ChriſtlicheGen. 3.rigen Sententz Gottes / Gen. 3. du biſt Erden / vnd zur Erden ſoltu wider werden / wie ſolches die Exempel taͤglicher erfahrung / beneben der Goͤtt - lichen vñ Weltlichen Hiſtorien gnugſam bezeugen. Gleichwol aber hal - ten wir Menſchen hierin gemeiniglich den vnderſcheid / wann betagte vñGen. 35. erlebte Leut ſterben / die alt vnd deß Lebens ſatt ſind / vnd gleichſam einenJob. 42. Fuß im Grab habẽ / ſo achten wir es ſey jhnen nicht zu kurtz noch vnrecht geſchehen / ſie haben lang gnug gelebt auff Erden / es ſey nunmehr zeit / dz ſie einmal ſterben / vnd andern platz machen / bevorab wañ man auß deren toͤdlichẽ ableiben / beſondern nutzen zuerwarten hat: Wañ aber junge leut vnd Kinder ſterben / die in jrer beſten Jugend geweſen / daher gegruͤnet vñ gebluͤhet / wie ein holdſelige Roß an einem Stock / zu denen man groſſe hoffnung getragen / ſo meinen wir / es ſey noch all zu fruͤhe vnd zeitlich / es geſchehe jhnen zu kurtz vnnd vnrecht / ſie haben jhr vollkommen Alter noch nicht erreicht / keine Frewd vnd Kurtzweil gehabt in der Welt / ſon - dern ſeyen durch den vnzeitigen Todt alſo hingerafft worden. Vnd ſol - ches verkehret Vrtheil / vnſer blinden vernunfft / kompt mehrertheils da - her / daß wir weder deß Menſchen alter recht verſtehen / noch Gottes al - lein weiſen Rath / vnd Vaͤtterlichen willen erkennen. Derowegen dann der Weiſe Koͤnig Salomo / (oder wer ſonſten der Meiſter dieſes Buchs iſt /) in den abgeleſenen Worten / vns will lehren vnd zuverſtehen geben / welches das rechte Alter eines Menſchen ſeye / vnd wenn ein Chriſt alt genug ſeye zuſterben / Nemblich / nicht wie wir meinen / wann einer viel Jahr erꝛeicht hat / vnnd nur lange zeit in der Welt gelebet / viel geſehen vnd erfahren / vnd ſich allerhand Frewd / Wolluſt vnd Kurtzweil genug - ſam gebrauchet: Sondern wann er zu warer ErkandtnußGottes / ſeines Weſens vnd Willens kommen / der Gottſeligkeit / vnnd anderer Chriſt - lichen Tugenden / ſich vermoͤgens befliſſen / ſo ſeye er alt genug zu ſterben / ob er auch gleich den Jahren nach zurechnen / noch gar ein Kind vnnd Juͤngling were / dann alſo lauten die Wort deß Buchs der Weißheit: Aber der Gerechte / ob er gleich zu zeitlich ſtirbt / (vnſer verkehrten meynung nach / wie wir Vrtheylen /) iſt er doch in der Ruhe. Dañ das Alter iſt Ehrlich / nicht das lang lebet / oder viel Jahr hat: Klugheit vnder den Menſchen iſt das rechte grawe Haar / vñ ein vnbefleckt Leben iſt das rechte Alter.

Jn[7]Leichpredigt.

Jn welchen worten dann gemeldet werden / dreyerley Tugenden / ſozu einem rechten / vollkommenen Alter erfordet werden / die Gerech - tigkeit / die Klugheit / vnd em vnbeflecktes leben. Dann es redet der Text / nicht von Verruchten vnd Gottloſen Leuten / die ſich keiner Gottſelig - keit vnd Tugenden befleiſſen / inmaſſen ſolche Rohe Leut / im 2. Cap. dieſes Buchs beſchrieben worden: ſondern von den Gerechten / DerSap. 2. Gerechte / ob er gleich zu zeitlich ſtirbt / iſt er doch in der Ruhe. Es ſind aber die Gerechte fuͤr Gott / nicht die fuͤr ſich ſelber von Natur Gerecht vnd Fromm ſind / oder durch jhre eigene Gerechtigkeit / From -Gerechte. keit vnd Heyligkeit / koͤnten Gerecht vnnd Ewig ſeelig werden / oder den Himmel verdienen: Dann der Herꝛ ſchawet vom Himmel / auff der Menſchen Kinder / daß er ſehe / ob jemandt Klug ſeye / vnd nach Gott frage / aber ſie ſind alle abgewichen / vnnd alleſampt Vnduͤchtig / da iſt keiner der gutes thue / auch nicht einer / wie David Pſal. 14. bezeuget:Pſal. 14. Vnd S. Paulus Rom. 3. Sie ſind allzumal Suͤnder / vnnd mangelnRom. 3. deß Ruhms / den ſie an Gott haben ſolten. Dann Gott hat alles be - ſchloſſen vnder den Vnglauben / auff daß Er ſich aller erbarme / Rom. Rom. 11.11. Daher der Prophet Eſaias ſpricht in ſeinem 64. Capitel / WirEſa. 64. ſind alleſampt / wie die Vnreinen / vnnd alle vnſere Gerechtigkeit iſt / wie ein Vnfletig Kleid: Vnnd Chriſtus der Herr ſelbſt / der Mund vnnd Grund der Warheit / Matth. 5. Jch ſage euch / es ſey dann EwerMatth. 5. Gerechtigkeit beſſer / dann der Schrifft gelehrten vnnd Phariſeer / ſo werdet jhr nicht in das Himmelreich kommen. Sondern es ſind vnd heiſſen die Gerechte allhie / welche jhre angeborne vnd ſelbſt begangene Suͤnde vnd Vngerechtigkeit / hertzlich erkennen vnnd bekennen / wahre Rew vnd Leyd daruͤber haben vnd tragen / Gott den Herꝛn vmb Gnad vnnd verzeihung anruffen / wie David ſagt / Pſal. 32. Dafuͤr (nemb -Pſal. 32. lich vmb Vergebung der Suͤnden /) werden dich alle Heylige bitten / zu rechter zeit: Vnd ſich mit warem Glauben / vertrawen vnd zuverſicht / einig vnd allein troͤſten / der Gerechtigkeit deß Herꝛen Chriſti / welcher darumb Jeſus heiſt / dieweil er ſein Volck ſelig macht / von jhren Suͤn - den / Matth. 1. Dann Chriſtus iſt vmb vnſer Suͤnde willen dahin ge -Matth. 1. geben / vnnd vmb vnſer Gerechtigkeit willen Aufferwecket / Rom. 4. Rom. 4.Daher dann der Prophet Jeremias / Cap. 23. Von jhme geweiſſa -Jerem. 23. get / diß werde ſein Name ſein / daß man jhn nennen werde / Herr /der[8]Chriſtliche2. Cor. 5.der vnſer Gerechtigkeit iſt / vnd S. Paulus ſchreibet 2. Cor. 5. Gott hat Chriſtum / der von keiner Suͤnden wuſte / fuͤr vns zur Suͤnde gemacht / auff das wir wuͤrden in jhme / die Gerechtigkeit / die fuͤr Gott gilt. Vnd1. Cor. 1. 1. Cor. 1. Chriſtus Jeſus iſt vns gemacht vor Gott zur Weißheit / vnd zur Gerechtigkeit / vnd zur Heyligung / vnd zur Erloͤſung / auff das (wieJerem. 9. geſchrieben ſtehet Jerem. 9.) wer ſich ruͤhmet / der ruͤhme ſich deß Her - ren. Solche Gerechte / nicht die lang leben / oder viel Jahr haben / ſon - dern welche Chriſtum in der H. Tauff haben angezogen / welche in das Buch deß Lebens eingeſchrieben ſind / vnd durchs Blut Chriſti gewa - ſchen vnd gereiniget / von allen jhren Suͤnden / ſolche Gerechtfertigte durch den Glauben an Chriſtum / welchen die Gerechtigkeit zugerech - net wirdt: Welche ſich der Klugheit vnder den Menſchen befleißigen / oder der Weißheit / nicht zwar der jrꝛdiſchen / wie die Weltkinder zu thun1. Cor. 1. pflegen: (dann der Welt Weißheit / iſt fuͤr Gott ein Thorheit / 1. Cor. 1.)Pſalm 111. ſondern der Goͤttlichen vnd Himmliſchen / von welchen Pſal. 111. ge - ſchrieben ſtehet / die Furcht deß Herꝛen / iſt der Weißheit anfang / daß iſt ein feine Kl[ug] heit / wer darnach thut / deß Lob bleibet ewiglich: welche Gott auß ſeinem heyligen Wort vnd Catechiſmo / erkennen lehrnen / jhres Glaubens gebuͤhrende rechenſchafft geben koͤnnen / vnd darneben ein vnbeflecktes Leben fuͤhren / ſo viel Menſchliche ſchwachheit erleiden mag: Die ſterben nicht zu fruͤhe oder zeitlich / ob ſie ſchon in jhrer Kind - heit / vnd zarten Jungend hinweg gerafft werden: Sondern haben fuͤr Gott die rechte grawe Haar / vnd das rechte vollkommene Alter in Chri - ſto erreicht / ſie ſterben wann ſie einmal woͤllen. Dann die Gottſeligkeit iſt zu allen dingen nutz / vnd hat verheiſſung / dieſes vnd deß zukuͤnfftigen1. Tim 4. Lebens / Jnmaſſen S. Paulus 1. Timoth. 4 bezeuget. Zu ſolchem voll -2. Macc. 7. kommen Alter ſind kommen / die ſieben Bruͤder / 2. Maccab. 7. welche ob ſie wol von Jahren noch Jung waren / jedoch waren ſie Alte vnd erleb - te Leut vor Gott / wegen jhres Glaubensbekandtnuß vnd Beſtendigkeit / vber jhrem Vaͤtterlichen Geſetz. Solcher Junger Leut / haben wir Gott lob vnd danck / noch auff den heutigen tag / in vnſern Reformirten Evan - geliſchen Kirchen auch / welche / wann man jhr Alter anſtehet / vnnd die Jahr / ſo ſie erꝛeichet haben / ſind ſie noch Kinder vor der Welt / aber fuͤr Gott ſind ſie Alt vnd geſtanden gnug / dieweil ſie jhn auß ſeinem Wort erkennen / vnd auß jhrem Catechiſmo / dermaſſen bekennen / daß ſolchesvor[9]Leichpredigt. vorzeiten im Bapſtumb / vielen alten vnd gelehrten wol vberbleiben / wie David Pſal. 8. geweiſſaget / auß dem Munde der jungen Kinder vnndPſal. 8. Saͤuglingen / haſtu eine Macht zugericht / vmb deiner Feinde willen.

Lehr auß dem Erſten Theyl.

WAnn dann ſolchen vnderſcheid / der Kinder oder Juͤngling / an Verſtand vnd Alter / nicht allein Gott der heylige Geiſt / an dieſem ort vns zuerkennen geben / ſondern auch der Hoch - gelehrte Heyd Ariſtoteles vermercket hat / da er von der Lehr guter Sit -lib. 1. Ethic. cap. 3. ten / vnd euſſerlichen Tugenden / die Jugend außſchleußt / nicht zwar am Alter / ſondern am Gemuͤt vnd Verſtand / ob ſie ſchon viel Jahr erreichet haben: Als ſollen fromme vnd Chriſtliche Eltern / ſolches zum Troſt jh -Troſt fuͤr bekuͤm̃erte Eltern. nen dienen laſſen / wenn Gott der Herꝛ / jhre liebe Kinder / allzu fruͤhe vñ zeitlich / jhrẽ beduncken nach / durch den zeitlichen Todt / von dieſer Welt abfordert / daß ſie ſich erinnern / ſie ſeyen nicht zu fruͤhe geſtorben / ſondern eben zur rechten zeit / da ſie bald vollkommen worden / vnd jhr Mannlich Alter erreichet in Chriſto / da ſie durch den Glauben an Chriſtum / vnnd die heylige Tauff / gerechtfertiget worden von Suͤnden / da ſie durch die Him̃liſche Klugheit / vnd Goͤttliche Weißheit / ja durch ein vnbeflecktes Leben / die rechte grawe Haar / vnnd das rechte Alter erreichet haben / vnnd derowegen Alt genug geweſen / ſeelig zu ſterben / zugeſchweigen / daß ſie auch ſonſten arme Suͤnder geweſen / begriffen vnder dem trawrigẽ Sen - tentz vnd Vrtheil Gottes / welches tages du davon eſſen wirſt / ſolt du deß Todtes ſterben / Gen 3. Alſo gar / daß / wann ſie auch in Mutter Leib / oder in der Geburt ſchon geſtorben weren / jhnen nicht vnrecht geſchehenGen. 3. were / oder ſie deßwegen mit Gott Rechten konten. Vnd dann endlich / daß geboren werden / vnnd ſterben / nicht von vngefehr geſchicht / ſondern ſeine zeit hat / wie Eccleſ. 3. geſchrieben ſtehet / der Menſch hat ſeine be -Eccleſ 3. ſtimpte zeit / die Zahl ſeiner Monden ſtehet bey Gott / der hat ein Ziel ge - ſetzt / das wird er nicht vbergehen / Job. 14. Alle vnſere Tage ſind auff ſei -Job. 14. nem Buch geſchrieben / die noch werden ſolten / vnnd derſelben keiner da war / Pſal. 139. Ja nach der Lehr Chriſti / Matth. 10. ſind alle HaarPſal. 139. auff vnſerm Haupt gezehlet / daß derſelbigen keines auff die Erden fal -Matth. 10. len kan / ohne Gottes gnaͤdigen vnd guten willen / viel weniger das Leben der Menſchen ſelbſten.

BDie[10]Chriſtliche

Dieweil es dann Gott dem Herꝛen alſo wolgefallen / in jhrer zar - ten Jugend vnd Kindheit ſie abzufordern / da ſie durch die zugerechnete Gerechtigkeit Chriſti / die Him̃liſche Klugheit vnder den Menſchen / vñ ein vnbeflecktes Leben / jhr rechte grawe Haar / vnd das vollkomne Alter erreichet haben / Ey ſo wiſſen ſie ſich zuerinnern vnd zutroͤſten / daß ſie mit nichten zu fruͤhe / noch zu zeitlich geſtorben / ſondern eben zur rechten zeit / die Gott in ſeinem ohnwandelbaren Raht vnd Willen / jhnen beſtimmet vnd vorbehalten / vnd ſie eben alt genug geweſen zuſterben.

Vermah - nung vnd warnung / an alle Gott loſe / Ver - ruchte Altẽ.Darneben aber ſollen alle Chriſten erinnert vnnd vermahnet ſein / dieweil das Alter Ehrlich iſt fuͤr Gott / nicht das lange lebet / oder viel Jahr hat / ſondern die Him̃liſche Klugheit vnnd Weißheit / die Gerech - tigkeit / die Gottſeligkeit / vnd ein vnbeflecktes Leben / ſo Gott wolgefellig iſt: Vnd weil die rechte grawe Haar / nicht fuͤrnemlich auff dem Haupt oder Kopff / ſondern im hertzen / im Gemuͤt / Glauben vnd Gottesforcht wachſen: Daß wir vns huͤten / fuͤr Gottloſem Weſen / vor Suͤnden / Schanden vnd Laſtern. Es werden viel Leut gefunden heutiges Tags / welche zwar ein zimliches Alter / vnd Eyß grawe Koͤpffhaben / darneben aber in jhrem Leben ſo verrucht vnd Gottloß ſind / daß es ein Schand iſt vor Gott / vnd den Menſchen / ſie ſtecken in Abgoͤtterey vnd Vnglauben / biß vber die Ohren / in verachtung Gottes vnnd ſeines heyligen Worts / in Gottsleſterlichem Fluchen vnd ſchweren / in entheyligung deß Feyer - tags / in vngehorſam gegen jhren vorgeſetzten / in Haß vnnd Neyd / in Mord vnd Todtſchlag / in Fuͤllerey vnd Trunckenheit / in Hurerey vnd Ehebruch / in Stoltz vnd Hoffart / in Geitz vnd Wucher / in Betrug vnd Diebſtal / in Verleumbdungen vnd Affterreden / vnd andern derogleichẽMatth. 18. Suͤnden / dadurch ſie andere junge Leut / jhr eygene Kinder vnd Geſind / offtermals hoͤchlich aͤrgern vnnd verderben / welchen ſie doch billich mit gutem Exempel ſolten vorleuchten / vnd nach der vermahnung S. Pau -Epheſ. 6. li / Epheſ. 6. in der Zucht vnnd Vermahnung zu dem Herrn / ſie auff - ziehen: ſo gar will etwann auch das Alter kein Witz haben.

Solches ſind Knaben vnd Suͤnder / von hundert Jahren / wie ſieEſa. 65. Eſa. 65. genennet werden: Kinder die jhre Tage nicht erreichet / vnd al - te / die jhre Jahr nicht erfuͤllet haben / die ſind noch nicht Alt genug / ſelig zuſterben / wie lang ſie auch gelebet haben / ſondern gehen vnder vnd nem -Pſal. 36. men ein Ende mit ſchrecken / Pſal. 73. Solche Knaben von hundertJahren[11]Leichpredigt. Jahren ſollen ſterben / verſtehe deß Ewigen Todts / vnd ſolche (Vnbuß - fertige) Suͤnder von hundert Jahren / ſollen verflucht ſein / Eſa. 65.Eſa. 65. vnd werden dermal eins erfahren muͤſſen / das junge Leut em Juͤngſten Tag wider ſie aufftretten / vnd ſie verdammen werden / daß ſie bey jhrem hohen Alter / Eyßgrawen Haaren / vnnd Schneeweiſſen Koͤpffen / viel Goͤttloſer / vnd aͤrgerlicher gelebt vnd geweſen / als viel Junge Kinder vnd Juͤnglinge / ſo der rechten Klugheit / der Gottſeligkeit / vnnd eines Vnbefleckten Lebens / ſich nach moͤglichen dingen befliſſen haben. Dann es verdammet der verſtorben Gerechte / die Lebendige Gottlo - ſen / vnnd ein Junger / der bald vollkommen wirdt / das lange Leben deß Vngerechtent wie in negſtfolgenden Worten dieſes Capitels geſchrie -Sap. 4. ben ſtehet.

Wollen wir nun nicht auch verflucht ſein / vnd Ewig Sterben / ſondern den Segen Gottes ererben / vnd mit jhm Ewig leben / als ſol - len wir keine ſolche Kinder / vnd Knaben von hundert Jahren ſein / wie die beyde Alte Gottloſen Suſannen Maͤnner geweſen / ſondern viel -Hiſtoria Suſannæ. mehr der Klugheit / der Gottſeligkeit vnnd Gerechtigkeit / Ja deß Vn - befleckten Lebens vns befleiſſigen / nach der Vermahnung S. Pauli / 1. Cor. 14. Lieben Bruͤder / werdet nicht Kinder / nach dem Verſtend -1. Cor. 14. nuß / ſondern an der Boßheit ſeyd Kinder / an dem Verſtendnnß aber ſeyd Vollkommen / damit wann der Zeitliche Todt kompt / wir alle Stundt vnd Augenblick / geruͤſt vnnd bereit ſeyen zuſterben / vnnd mit dem Alten Simeon / Luc. 2. in Friede hinzufahren. Dann daLuc. 2. heiſt es recht vnnd wol / vnſer keiner lebt jhm ſelber / vnnd vnſer keiner ſtirbt jhm ſelber / Leben wir / ſo leben wir dem Herꝛen / Sterben wir / ſo ſterben wir dem Herren / darumb wir Leben oder ſterben / ſo ſind wir deß Herꝛen / Rom. 14.

Vnlld ſo viel auff dißmahl vom Erſten Puncten / welches daßRom. 14. rechte Ehrliche Alter ſeye / vnd wann ein Menſch alt genug ſaye zu ſter - ben / nemblich / nicht wann Er lang lebet / oder viel Jahr erreicht / vnd grawe Haar hat / ſondern wann er durch den Glauben an Chriſtum ge - rechtfertigt wordẽ / durch die H. Tauff in den Gnadenbund Gottes auff vnd angenom̃en / die rechte Weißheit erlernet hat / ſeinen Gott / Schoͤpf - fer vnd Erloͤſer / auß ſeinem Wort vnd Catechiſmo erkennet vnd beken - net / ſeines Glaubens rechenſchafft geben kan / vnd dañ eines vnbeflecktenB ijLebens /[12]ChriſtlicheMatt. 5.Lebens / vnd Gottſeligen Wandels ſich befleißiget / der hat ein Ehrlich Alter erꝛeichet / vnd kan allezeit ſelig ſterben / vnd ſolt es gleich auch in der zarten Jugend vnd Kindheit / ja in der Wiegen geſchehen.

Ander Theil.

LAſt vns nun fuͤrs Ander / meine Liebſten / auch anhoͤren die fuͤrnemſte Motiven vnd Vrſachen / warumb Gott der Herr bißweilen junge Leut / vnd Vnmuͤndige Kinder / in jhrer zar - ten Jugend / vnd bliendem Alter / durch den zeitlichen Todt / von dieſerI. Vrſach / Gorres Liebe. Welt abfordere. Es erzehlet aber das Buch der Weißheit / in den ver - leſenen Worten / derſelben ſonderlich dreyerley: deren dann die Erſte genommen iſt / von der Liebe Gottes / weil ſolche Gerechte / oder Gerecht -Roͤm. 5. 1. Cor. 1. fertigte durch den Glauben an Chriſtum / Rom. 5. 1. Cor. 1 ſolche Kluge vnd Vnbefleckte Leut / Gott wolgefallen / vnd jhme lieb ſein / dann alſo lauten die Wort: Er gefellet Gott wol vnd iſt jhm lieb / Er iſt bald vollkommen worden / vnnd hat viel Jahr erfuͤllet / dann ſeine Seele gefellt GOTt / darumb eylet er mit jhm auß dem boͤſen Leben. Von ſolcher Liebe Gottes / redet Chriſtus der Herꝛ Joh.Joh. 3. 3. Alſo hat Gott die Welt geliebet / das er ſeinen eingebornen Sohn gab / auff das alle die an jhn glauben / nicht verlohren werden / ſondern das1. Joh. 4. ewige Leben haben. Vnd 1. Joh. 4. Daran iſt erſchienen die Liebe Got - tes gegen vns / das Gott ſeinen eingebornen Sohn geſand hat inn die Welt / das wir durch jhn leben ſollen / Darinn ſtehet die Liebe / nicht das wir Gott geliebet haben / ſondern das er vns geliebt hat / vnd geſand ſeinẽ Sohn / zur verſuͤhnung fuͤr vnſere Suͤnde. Weil dann Gott ſeine Auß - erwehlten liebet / in dem geliebten / vnd jhre Seel Gott wolgefellt / vmbMatth. 3. vnd 17. Chriſti willen / von welchem er vom Himmel herab ruffet / Matth. 3. vnd 17. Diß iſt mein lieber Sohn / an welchem ich wolgefallen hab / den ſolt jhr hoͤren: So eylet er mit jhnen auß dieſem Leben / vnd nimpt ſie zu ſich / durch den zeitlichen Todt / offtermahls in jhrer Jugend vnd Kind - heit / als ſeine liebe Kinder / dann was wir Menſchen lieben / daß hat Gott deß orts auch lieb / wie das gemeine Sprichwort lautet.

II. Vrſach /Die ander vrſach / ſo auß dieſer erſten her fleuſt / iſt genommen vonder[13]Leichpredigt. der Erloͤſung der Gerechten. Der Gerechte / ob er gleich zu zeit -Erloͤſung der gerechtẽ lich ſtirbt / iſt er doch in der ruhe / dann ſeine Seele gefelt Gott darumb eylet er mit jhm auß dieſem boͤſen Leben. Dann was anlanget das zeitlich Leben hie auff Erden / iſt ſelches anders nichts dann Ach vnd Weh / Truͤbſal vnd Elend / Vnruhe vnd ein Boͤſes Leben. Sintemal lang Leben / nichts anders iſt / als lang Suͤndigen / lang Gott erzoͤrnen / lang Vngemach leiden / vnd lang mit dem Creutz gequelet werden. Dannenhero der Mañ Gottes Job / recht vnd wol ſagt / cap. 9. Job. 9.Muß nicht der Menſch immer im ſtreit ſein auff Erden / vnd ſeine Tag ſind wie eines Tagloͤhners? Vnd Moſes Pſal. 90. Vnſer Leben wehretPſal. 90. fiebentzig Jahr / wanns hoch kompt / ſo ſeinds achtzig Jahr / Vnd wann es koͤſtlich geweſen iſt / ſo iſts Muͤhe vnd Arbeit geweſen / labor & dolor, Dann es faͤhret ſchnell dahin / als[fl]aͤgen wir davon. Mit welchem dann auch vberein ſtimmet S. Paulus Act. 14. Wir muͤſſen durch vielAct. 14. Truͤbſal ins Reich Gottes eingehen: vnd 2. Timot. 3. Alle die Gottſe -2. Tim 3. lig leben woͤllen in Chriſto Jeſu / muͤſſen verfolgung leiden. Dannen - hero im gemeinen Sprichwort geſagt wird: Ein Chriſt ſey der Wuͤrdt zum H. Creutz / wann eins außziehe / ſo ziehen zwey andere newe wide - rumb ein. Weil dann die Gerechten hie in der Vnruhe ſind / ſo eylet Gott mit jhnen / auß dieſem boͤſen / in ein anders vnd beſſers Leben / daß ſie zur Ruhe kommen / gleich wie ein Liebreich Mutter / jhr ſchreyendes / betruͤbtes Kindelein / in die Ruhe / vnd ſchlaffen legt.

Da heißt es dann / wie Sap. 3. geſchrieben ſtehet: Der gerechten Seelen ſind in Gottes Hand / vnd kein qual ruͤhret ſie an / fuͤr den Vn - verſtendigen werden ſie angeſehen / als ſtuͤrben ſie / vnd jhr Abſchied wird fuͤr ein Pein gerechnet / vnd jhr hinfahrt fuͤr ein Verderben / aber ſie ſind im Friede. Vnd Apoc. 14. Selig ſind die Todten / die in dem HerrenApoc. 14. ſterben / von nun an / Ja der Geiſt ſpricht daß ſie ruhen von jhrer Arbeit / dann jhre Werck folgen jhnen nach. Vnd Gott wirdt abwaͤſchen alle Threnen von jhren Augen / vnd der Todt wird nicht mehr ſein / noch Leyd / noch Geſchrey / noch Schmertzen / wird mehr ſein / dann das erſte iſt ver - gangen / Apoc. 21. Apoc. 21.

Mit gegenwertigem Troſt der Erloͤſung auß dieſem boͤſen Leben / Vnruh / Creutz vnd Elend / vnd Verſetzung inn die Ewige Ruhe / gutB iijleben /[14]ChriſtlicheLeben / Frieden vnd Erquickung / richtet ſich auff der Koͤnigliche Pro -2. Sam. 12. phet David / 2. Sam. 12 Dann als jhm ſein liebes Kind Todtkranck geweſen / ſo faſtet er / gieng hinein / vnd lag vber Nacht auff der Erden / vnnd wolt nicht Eſſen: Da es aber Todt vnnd geſtorben / ſtund er auff von der Erden / wuſch ſich / vnnd ſalbete ſich / vnnd thet andere Kleyder an / vnd gieng in das Hauß deß Herren / vnd betet an / hieß jhm Brod aufftragen / vnd : Vnd als jhn ſeine Knechte deßwegen zu red ſtelleten / antwortet er jhnen: vmb das Kind faſtet ich / vnd weinet / da es lebte / dann ich gedacht / wer weiß / ob mir der HERR gnaͤdig ſein wird / daß das Kind lebendig bleibet / nun es aber Todt iſt / waß ſoll ich faſten? kann ich jhn auch wider holen? Jch werde wol zu jhme fahren / es kompt aber nicht wider zu mir. Vnd das iſt die Andere Vrſach.

III. vrſach / Verhuͤrung allerley aͤr - gernuß vnd verfuͤhrungDie Dritte vnd letzte Vrſach / warumb Gott der Herr bißweilen junge Kinder in jhrer Jugend wegnemme / iſt dieſe / das die Weißheit Gottes ſagt / Er wird weggenom̃en / auß dem Leben / vnder den Suͤndern / vnd wider hingeruckt / daß die Boßheit ſeinen ver - ſtand nicht verkehre / noch falſche Lehr ſeine Seel betruͤge. Dann die boͤſen Exempel verfuͤhren / vnd verderben einem das gute / vnd die reitzende Luſt / verkehret vnſchuldige Hertzen.

Hie hoͤren wir / geliebte im Herꝛen / daß es Gott der Herr auch darumb thue / damit vnſchuldige Hertzen nicht verderbet / verkehret noch verfuͤhret werden / entweder durch falſch Lehr / oder Gott loß Leben / vndEpheſ. 5. reitzende Luſte. Dann wie S. Paulus ſchreibet / Epheſ. 5. Schicket euch in die zeit / dann es iſt boͤſe zeit / So iſt heutiges tags gegen dem Ende vnd Neige der Welt / nichts anders in der Welt / als Fleiſches Luſt / Augen1. Joh. 2. Luſt / vnd Hoffertiges Leben / 1. Joh. 2. da iſt alles voll aͤrgernuß / boͤſer Exempel / Suͤnd / Schand vnd Laſter / wo man hinauß ſiehet: Daſind junge Leut (auch die ſich wol anlaſſen) wie der Zunder / die leicht ein Fuͤncklein vom Argen faſſen koͤnnen / daß ſie verfuͤhrt vnd betrogen werden / vnd dannenhero in allerley Vbel vnd Vngelegenheit gerahten / ſonderlich wann jhre Eltern / durch den zeitlichen Todt jhnen benom̃en werden / wie zuſehen an den beyden Heydniſchen Monarchen, Alexan - Magno in der Griechiſchen Monarchey / vnd Nerone in dem Roͤmi - ſchen Keyſerthumb / welche ſich in jhrer Jugend ſehr loͤblich vnd wol ge - halten / aller Tugend / Zucht / Buͤrgerlicher Erbarkeit vnd Gerechtigkeitſich[15]Leichpredigt. ſich befliſſen / dz ſie meñiglich lieb vñ werth gehalten / vnd groſſe hoffnũg zu jhnen getragen / hernacher aber ſind ſie zu Abgoͤttiſchen Tyrannen / vnd Epicuriſchen Maſtſchweinen wordẽ / welche groſſes Vngluͤck angeſtiff - tet vnd dem gemeinen Vatterland groß Vngluͤck vber den Halß gezogen haben. Deßgleichen an der Dina / Jacobs Dochter / die in jhrer Kind - heit ſich wol vnd Ehrlich gehalten / nachmahlen aber durch die reitzende Luͤſte vnd boͤß Exempel / von Sichem / Hemors Sohn deß Hethiters / alſo verfuͤhret vnd verderbet ward / daß ſie jhren Jungfraͤwlichen Ehren Krantz verlohren / vnd jhrem alten Vatter groß kummer vnd hertzenleid gemacht hat / alſo daß jhr Tauſendmal beſſer were geweſen / daß ſie were hingeruckt / vnd weggenom̃en worden / auß dem Leben vnder den Suͤn - dern / in jhrer zarten Jugend / ehe vnd dann die Boßheit jhren Verſtand verkehret hette / wie zu ſehen Gen. 34. zu geſchweigen deß Koͤnig Joas inGen. 34. Juda / welcher thet was recht war / vnd dem Herren wol gefiel in ſeiner Jugendt / ſo lang jhn der Prieſter Jojada lehret / vnd ließ beſſern was Bawfellig war / an dem Hauſe deß Herren / nach dem Todt Jojada aber / ließ er ſich verfuͤhren / von den Oberſten in Juda / in ſeinem Alter / verließ das Hauß deß Herꝛen / deß Gottes jhrer Vaͤtter / dienete den Haynen vnd Goͤtzen / vnd ließ ſteinigen Zachariam / der Sohn Jojada deß Prieſters / im Hoffe am Hauß deß Herren / als der Geiſt Gottes jhn angezogen / daß er dem Koͤnig ſampt dem Volck / jhre Suͤnde vnnd Vbertrettung / ja den Zorn Gottes / vnd die bevorſtehende Straffen ver - kuͤndigte / wie zu leſen 2. Reg. 12. vnd 2. Paral. 24. 2. Reg. 12. 2. Paral. 24.

Weil dann ſolche Veraͤnderung / aͤrgernuß vnd Verderbung der Jugend / Gott dem Herren wol bewuſt / ſo eylet er mit ſeinen gerechten Kindern / auß dieſem boͤſen Leben vnder den Suͤndern / vnnd raffet ſie hinweg bey zeiten / daß die Boßheit jhren Verſtand nicht verkehre / noch falſche Lehr jhr Seele betriege.

Lehr auß dem Andern Theyl.

VNd das ſollen Chriſtliche Eltern / in dieſem fall wol merckenLehr vnd troſt fuͤr be - truͤbte El - tern / vber dẽ abſchied jhrer Kind. vnd behalten. Dann wir meinen offt / wann vnſere liebe Kin - derlein lenger hetten leben ſollen / ſo wolten wir viel Ehr vnnd Freud an jhnen Glebet haben / ſie wuͤrden fuͤrnehme Leut worden ſein /die[16]Chriſtlichedie jhren Eltern waren gehorſam / Fromm vnd Gottſelig geweſen / Kir[-]chen vnd Schulen / dem Weltlichen Regiment / gemeinem Vatter - land / vnd der Haußhaltung / nutzlich vnd wolfuͤrgeſtanden: Aber hiehoͤ - ren wir / daß ſolch vnſer vrtheil / etwann falſch vnd nichtig ſeye / weil die boͤſen Exempel verfuͤhren / vnd verderben eim das gute / vnd die reitzende Luſt verkehret vnſchuldige Hertzen / daß ſie hernacher / wann ſie erwach - ſen / vnd beſſer zu Verſtand vnd Alter kommen / ſchaͤndlich mißrahten / vnd aͤrger werden koͤnnen / alſo das falſche Lehre vnnd Abgoͤtterey jhre. Seel betriege / wie Salomon / vnd die Boßheit jhren Verſtand verkeh - re / entweder / mit Vngehorſam / wie Jſmael / Eſau vnd Abſalon / oder mit Hurerey / Vnzucht vnd Ehebruch / wie Dina vnnd David gethan / oder mit Mordt vnd Todtſchlag / wie Cain vnd Manaſſe / oder mit Rau -Joſ. 7. berey vnd Diebſtal / wie Achan vnnd Saul geſchehen. Dann wir ſind auß Suͤndlichem Samen gezeuget / vnd vnſere Muͤtter haben vns innPſal. 51. Suͤnden empfangen / ſagt David Pſalm 51. Vnſer dichten vnd trach -Gen. 6. vñ 8. ten iſt boͤß / vnd zum argen geneigt / von Jugend auff / Gen. 6. vnd 8.

Wir ſauffen das Vnrecht taͤglich in vns wie Waſſer / mit aller - hand wuͤrcklichen Suͤnden: Da gehet vnſer Widerſacher / der Teuffel / vmbher / wie ein bruͤllender Loͤwe / vnnd ſuchet / welchen er verſchlinge /1. Pet. 5. 1. Pet. 5. Da reitzet vns die Gottloſe / Ehebrecheriſche Welt / mit jhren1. Joh. 5. boͤſen Exempeln vnd aͤrgernuſſen / vnd iſt im Argen erſoffen / 1. Joh. 5. So feyret auch nicht vnſer Alter Adam / vnſer verderbt eygen Fleiſch vnd Blut / mit der reitzenden Luſte vnd Begirde / da kan man bald boͤſes fuͤr gut / Laſter fuͤr Tugenden / Schand vnd Vnehr / fuͤr Frewd vnd Er - getzlichkeit / lehrnen vnd erleben / dann wer Bechangreifft / der beſudeltSyrach 13. die Haͤnde / Syr. 13. vnd boͤſe Geſpraͤch verderben gute Sitten / 1. Cor.1. Cor. 15. 15. Darumb eylet Gott mit den ſeinigen auß dieſem boͤſen Leben / vnnd nimpt ſie hinweg zeitlich / daß ſie nicht verfuͤhret vnnd verderbet werden: vnd verſetzet ſie in ein beſſer Leben / da ſie nicht mehr geaͤrgert werden / da Frewde ſein wird die fuͤlle / vnd Lieblich weſen zu ſeiner Rechten ewiglichPſal. 16. Pſal. 16. Gleich wie ein getrewer / liebreicher Vatter / wann er ſein Kind ſiehet in einem ſolchen Dienſt / bey Gottloſen Liederlichen Leuten / da es nichts guts / ſondern eytel boͤſes lehrnet / ſo laßt ers nicht lang bey jhnen / ſondern nimpt es hinweg zu ſich / oder verdinget es zu andern ehrlichen vnd from̃en Leuten / damit es beſſer vnderꝛicht vnd erzogen werden moͤge.

Die -[17]Leichpredigt.

Dieweil dann der Tag deß Todtes beſſer iſt weder der Tag der Ge - burt / Eccl. 7. Als ſollen wir billich / ab dem vnzeitigen Todt vnd ableibenEccl. 7. vnſer lieben Kinder / nicht zu ſehr erſchrecken / noch kleinmuͤtig werden / ſondern dieſes ſeligen Tauſches vnd Wexels vns getroͤſten / vnnd auß dem Gebet deß HErren taͤglich ſprechen: Herr dein Will geſchehe /Matth. 6. wie im Himmel / alſo auch auff Erden /

Von allem vbel vns erloͤß /
Es ſeind die Zeit vnd Tage boͤß /
Erloͤß vns von dem ewigen Todt /
Vnd troͤſt vns in der letzten Noth /
Beſcher vns auch ein ſeligs End /
Nim vnſer Seel in deine Haͤnd.

Jnmaſſen der gedultige Mann Gottes Job ſich getroͤſtet / Job. 1. JchJob. 1. bin Nacket von meiner Mutter Leib kommen / Nacket werde ich wider dahin fahren / der Herr hats gegeben / der Herr hats genommen / der Name deß Herren ſey gelobet / Jtem / haben wir das gute empfangen von Gott / vnd ſolten das boͤſe nicht auch annemmen? Job 2. VnndJob 2. Chriſtus am Oelberg / Matth. 26. Mein Vatter / iſts muͤglich / ſo geheMatth. 26. dieſer Kelch von mir / doch nicht wie Jch will / ſonderen dein Will ge - ſchehe.

Aber Gottloſe Leut / ſo es ſehen / achtens nicht / vnd nemmens nicht zu Hertzen / Nemlich / das die Heyligen Gottes in Gnad vnd Barm - hertzigkeit ſeind / vnd das er ein auffſehen auff ſeine Auſſerwehlten hat: Fromme Chriſten aber / vnd Gottſelige Hertzen / bedencken ſolches / vnd troͤſten ſich beſtendiglich / daß jhre verſtorbene liebe Kinderlein / Gott wolgefallen vnnd jhme lieb ſein: Daß er ſie wegnemme / auß dem Leben vnder den Suͤndern / vnd ſie hinrucke / daß die Boßheit jhren Verſtand nicht verkehre / noch falſche Lehr / boͤſe Exempel vnd die reitzende Luſt jhre Seel betruͤge: Vnd das Gott der Herr / auß dieſem vnruͤhigen / boͤſen vnd muͤhſeligen Leben / ſie transferire vñ verſetze / in ein ander vnd beſſer Leben / in die Ewige Frewd vnd ſeligkeit / da wir der mahl eins / geliebts Gott / wider zuſamen kommen / vns mit einander all vnſers Leyds er - frewen vnd ergetzen / vnd mit allen heyligen Engeln vnd auſſerwehlten /Eſa 6. Gott ewig Loben / ruͤhmen vnd preiſen ſollen.

Vnd ſo viel von den beyden gemelten Puncten / welches nemblichCdas[18]Chriſtlichedas rechte Alter ſey / oder wann ein Chriſten Menſch Alt genug ſey zu ſterben: Vnd dann / warumb vnd auß was vrſachen / Gott der Herꝛ biß - weilen junge Leut vnd Kinder / vnſers erachtens / all zu fruͤh vnd zeitlich / von dieſer Welt abfordere: Auch was wir hiebey zu vnſer Lehre / Troſt vnd Erinnerung / zumercken vnd zubehalten haben.

PERSONALIA.

W dann beſchließlichen / Geliebte im Herꝛen / betrifft vnd an - langt / weyland das jetzt verſtorbene liebe Toͤchterlein / Jung - fraw Evam Reginam / im Herꝛen ſelig entſchlaffen / welches wir anjetzo in ſein Ruhbettlein vnd Schlaffkaͤmmerlein gelegt haben / iſt ſolches Anno Chriſti 1602. Montags den 19. Aprilis / morgens zwiſchen acht vnd neun vhren / an dieſe Welt Ehelich gezeuget vnd gebo - ren worden / von ſeinen lieben Eltern / dem Ehrenveſten vnnd Hochge - lehrten Herꝛen Caſparo Schmiden / Hanaw Liechtenbergiſchen Secre - tario allhie / ſeinem hinderlaſſenen hochbetruͤbten Herꝛen Vatter / (ſo ſich vmb vnſere Hanawiſche Kirchen vnd Schulen / wie auch vmb dieſe gantze loͤbliche Grave-vnd Herrſchafften / biß anhero mehr dann wol ver - dient / vnd noch / vñ dannenheeo wol wert / dz wir zu ſchuldiger Danckbar - keit / auch vnſer Chriſtlich mit leiden erzeigen / vnd ſein verſtorbenes Toͤch - terlein / mit dieſen Chriſtlichen Ceremonien / vnd anſehnlichen frequentz zur Erden beſtatten:) So dann der Ehren vnd Tugendreichen Frawen Catharinen / ſeiner lieben Haußfrawen / deß verſtorbenen hertzlieben Toͤchterleins hochbekuͤmmerten Mutter.

Pſalm 51.Dieweil es aber auch in Suͤnden empfangen vnd geboren worden /Epheſ. 2. vnd derowegen von Natur ein Kind deß Zorns Gottes geweſen / wie alleRom. 3. Menſchen / vnd deß Ruhms gemangelt / denes an Gott haben ſollen: Als haben gemelte ſeine liebe Eltern / ſolches jhr junges Toͤchterlein / Donnerſtags hernacher / den 22. ejuſdem / durch das Sacrament der heyligen Tauff / Chriſto vnd ſeiner lieben Kirchen / fuͤrderlichſt einver -Joh. 3. leiben laſſen / da es dann auß dem Waſſer vnd heyligen Geiſt / wider von1. Joh 1. newem geboren / von allen ſeinen Suͤnden gewaſchen vnd gereiniget / vnd in das Buch deß Lebens eingeſchrieben worden / deſſen gezeugen / gewon - liche Pfettern vnd Goͤttlen dann geweſen ſind / der Ehrnveſt vnd Hoch - gelehrt / Herꝛ Licentiat Hartmann Oeſtringer / auch Hanaw Liech -tenber -[19]Leichpredigt. tenbergiſcher Raht allhie / die Edle / Ehren vnnd Tugendtreiche / Fraw Eva von Mittelhauſen / geborne von Wangen vnd Geroltzeck am Waſ - ſichin / vnd Weyland die auch Edel / vnnd Tugendreiche / Fraw Vrſula Grempin von Freudenſtein / geborne von Stockheim / ſelige.

Nicht allein aber / iſt gemeltes Toͤchterlein ſelig / von ſeinen Chriſt - lichen Eltern / gehoͤrter maſſen / zur heyligen Tauff befuͤrdert: ſondern auch / ſo bald es ein wenig beſſer zu ſeinen Jahren vnnd Alter kommen / zum lieben Gebett vnd Catechiſmo Lutheri / zur Kirchen vnd Schulen / wie auch zu andern Gottſeligen / uͤbungen vnnd Tugenden / angezogen vnd vnderwieſen worden / alſo daß es nicht allein / in dieſer ſeiner zarten Jugend vnd Kindheit / ſeinen gantzen Catechiſmum / ſampt der ange - hengten Haußtaffel / ſchoͤne Gebett / Geiſtliche Lieder / vnd etliche Pſal - men Davids / gantz fertig vnnd wol / daher außwendig erzehlen koͤnnen: ſondern auch ſeines Glaubens vnd Chriſtenthumbs / dermaſſen gebuͤ - rende Rechenſchafften / Red vnd Antwort geben koͤnnen / daß es in ſol - chem Stuͤck / viel / viel alte / erlebte vnd betagte Leut vbertroffen / vnd we - gen ſolcher Him̃liſchen Klugheit / Weißheit vnd Gerechtigkeit / auch vnbefleckten Lebens / nicht vmb ſeiner wenigen vnd geringen jahren wil - len / vnder die Kinder vnd Junge Leut / ſondern vnder die Alte an ver - ſtand zuzehlen / ſo bald vollkommen worden / vnd viel Jahr erfuͤllet hat / ja die rechte grawe Haar / vnd das rechte Alter Chriſti erreichet / darumb ſeine Seel Gott wolgefallen / vnd jhme Lieb geweſen. Ja es hat ſich in ſeinem Leben alſo verhalten / daß es nicht allein Vnbefleckt geweſen / ſo viel Menſchliche ſchwachheit geſtatten moͤgen / ſondern auch gegen ſei - nen lieben Eltern / vnd Vorgeſetzten / in Kirchen vnd Schulen / die zeit ſeines wenigen Lebens / in Warheits grund / ſich alſo gehorſam / Ehr - erbietig vnd Gottsfoͤrchtig / auch ſonſten in Reden vnd Geberden / Wor - ten vnd Wercken / gegen meñiglich alſo Witzig / Klug vnd Verſtaͤndig erzeigt vnnd bewieſen / das ſich jederman daruͤber hoͤchlich verwundern muͤſſen / weil es auch mit ſeinem einigen Erloͤſer vnd Seligmacher / dem lieben Chriſt Kindlein zugenommen vnd gewachſen / an Weißheit / Alter vnd Gnade / bey Gott vnd den Menſchen / Luc. 2.

Dieweil es dann auch Gott lieb geweſen / wie gegenwertiger TextLuc. 2. meldet / vnd ſeine Seele jhm wolgefallen / als hat er auch mit jhme geey - let / auß dieſem boͤſen Vnruͤhigen Leben / damit die Boßheit ſeinen Ver -C ijſtand[20]Chriſtlicheſtand nicht verkehre / noch falſche Lehr / boͤß Exempel / vnd reitzende Luͤſt / ſein vnſchuldiges Hertz vnd Seele / nicht betruͤge vñ verfuͤhre. Hat dem - nach Gott der Herꝛ (vber die nechſte auch gefehrliche kranckheit / vor vn - gefehr zweyen jahren /) am negſt verſchienen Frehtag / mit einer gefehr - lichen vnd beſchwerlichen kranckheit / mit einem Seitenſtechen vñ Fluß / es Vaͤtterlich heimgeſucht vnd angegriffen: Darzu dann auch groſſe hitz / vnd endtlich die gemeine Kinder Kranckheit / die genandte Wuͤſte Barblen geſchlagen / daß es endtlich geſtriges Tags / Mitwochens den 30. Julij / dieſes 1613. Jahrs / eben zu 10. Vhrn vormittag / im zwoͤlfften Jahr ſeines zarten Alters / im Herꝛen ſeelig eingeſchlaffen / vnnd alſo ein reines Jungfrawlein / ſeinem Herꝛen Chriſto vertrawet vnd heimgefuͤhret worden. Jn welcher Kranckheit dann / es ſich nicht Kindiſch vnnd Vnverſtaͤndig / ſondern dermaſſen Ritterlich / Mann - lich vnd Chriſtlich erzeiget hat / das ſich vber ſeine Reden vnd Geberden / zum hoͤchſten zuverwundern geweſen. Was ſoll ich ſagen / von ſei - nem embſigen Gebett / vnnd ſchreyen zu Gott / damit es bey ſeinem Seelen Artzt vnd Nothelffer / vnablaͤſſig angehalten / Tag vnd Nacht / biß an ſein Ende? Vnder welchen fuͤrnemblich dieſe geweſen / hilff Helffer hilff in Angſt vnd Noht / erbarm dich mein du getrewer Gott / Herr Jeſu Chriſt / war Menſch vnnd Gott / der du leidſt Marter Angſt vnd Spott: O Herꝛ biß du mein Zuverſicht / wann mein Mund kein Wort nicht mehr ſpricht.

Luc. 2.Deßgleichen mit dem Alten Simeon / Luc. 2. Herr nun leſtu deine Dienerin im Friede fahren / wie du geſagt haſt / dann meine Au - gen haben deinen Heylandt geſehen / welchen du bereittet haſt fuͤr allen Voͤlckern / ein Liecht zuerleuchten die Heyden / vnnd zum Preiß deinesJohan. 3. Volcks Jſrael. Jtem Joan 3. Alſo hat Gott die Welt geliebet / daß Er ſeinen eingebornen Sohn gab / auff daß alle die an jhn glauben / nicht verlohren werden / ſondern das Ewige Leben haben. Sonderlich aberPſal. 73. auß Pſal 73. Herꝛ wann ich nur dich hab / ſo frage ich nicht nach Him - mel vnd Erden / vnnd wann mir gleich Leib vnd Seel verſchmacht / ſo biſt du doch allezeit meines hertzen Troſt / vnnd mein Theyl. Was ſoll ich ſagen / von dem Chriſtlichen Abſchiedt / ſo es von ſeinen lieben Eltern genommen? Was ſoll ich ſagen von deme / daß es deß gemei - nen Gebetts vnd Fuͤrbitt / in Kirchen vnnd Schulen / mit Eyffer vnndernſt[21]Leichpredigt. ernſt begert / auch Gott dem Herꝛen gleichſam gelobt vnd verſprochen / den erſten Sontag / wañ die newe Kirch allhie / geliebts Gott / wuͤrd auß - gebawen ſein / vnd man die erſte Predig darinn verꝛichten wuͤrde / Zehen Gulden ſelber hinein zutragen / vnd von dem ſeinigen / vnder Arme Leut außtheilen zulaſſen / wann es zu ſeiner vorigen Geſundtheit widerumb durch Gottes gnad kommen moͤchte. Welcher Gottſeligen / Chriſtli - chen gedancken / vnd danckbaren Gemuͤhter / wenig vnder vns / auch bey Alten / Erlebten Leuten gefunden werden? Waß ſoll ich ſagen von die - ſem ſtuck / daß es endlichen ſeinen willen in Gottes Willen geſtellet / vnd als es von mir vnder anderm gefraget wuͤrde / ob es noch lieber / hie bey ſeinen hertzlieben Eltern bleiben / oder aber ſterben wolte / gar Chriſtlich vnd beſcheidenlich geantwortet / was Gott wolle / daß wolle es auch. Al - lermaſſen / wie Chriſtus am Oelberg / ſeinen willen in ſeines VattersMatth. 26. willen geſtellet / Waß ſoll ich ſagen / daß es wenig ſtunden vor ſeinem Abſchied / etlich mal heimbegeret / vnd als es gefraget ward / ob es dann nicht daheim ſeye / es ſeye ja in ſeines Vatters Hauß / hat es mit Nein geantwortet / ſein Heimat ſeye im Himmel / es begere auffgeloͤßt zu wer -Philip. 3. den / oder abzuſcheiden / vnd bey Chriſto zu ſein: Vnd als es weiter ge -Philip. 1. fragt wuͤrde / mitten in ſeinen Todtes noͤhten / vnd ſchmertzen / ob es auch bey ſeinem einigen Erloͤſer vnd Seligmacher Jeſu Chriſto / biß an ein ſeliges Ende / beſtendig bleiben vnd abtrucken wolte / hat es laut geant - wortet / Ja freylich / ja freylich / auch den Namen Jeſu immerdar wider - holet / vnd in[ſt]endig angeruffen / von welchem S. Paulus Act. 4. ſagt:Act. 4. Es iſt in keinem andern Heyl / iſt auch kein ander Name den Menſchen gegeben / darinn wir ſollen ſelig werden / ohn allein der Name Jeſus. Darumb dann Gott der Herr endlich dieſem verſtorbenen Toͤchter - lein / ein recht Chriſtlich / Verſtendig vnd ſeliges End beſcheret / daß es gantz ſtill vnd ruͤhig worden / vnd in wahrer Erkandtnuß vnd Bekandt - nuß / ſeines Heylands Jeſu Chriſti / von dieſer Welt / mit warem Glau - ben beſtendig abgeſchieden / ohn alle ſchmertzen / gleich wie ein Liechtlein zuerloͤſchen pfleget.

Wiewol nun leichtlich zuerachten / daß ſein fruͤher vnd vnzeitiger Todt vnd Abſchied / wie vns beduncket / ſeinen hochbekuͤmmerten Eltern / ſehr ſchmertzlich weh thut / vnd tieff ins Hertz ſchneidt / Sintemal es na - tuͤrlich iſt: jedoch wiſſen ſich dieſelbe / auß den verleſenen Worten / auchC iijChriſt -[22]Chriſtliche Leichpredigt. Chriſtlich widerumb zu troͤſten / daß es das rechte grawe Haar / vnd ehr - lich Alter erꝛeicht in Chriſto / vnd alſo nicht zu fruͤh vnd zeitlich / ſondern eben zur rechten zeit geſtorben / die jhme von Gott beſtimmet geweſen: Daß es durch den Glauben an Chriſtum Gerecht vnd ſelig worden / vnd wegen ſeiner Him̃liſchen Klugheit / vnd Vnbefleckten Lebens / Gott wol - gefellig vnd lieb geweſen / der es auch weggeruckt / auß dem Leben vnder den Suͤndern / vnd auß dieſem boͤſen Leben / in ein beſſer Leben verſetzet / da ſie / nach der allgemeinen Aufferſtehung der Todten am Juͤngſtentag /Luc. 2. ſolches jhr liebes Toͤchterlein / widerumb finden vnd antreffen / vnd ſich in Gott ewig mit jhm frewen vnd ergetzen werden. Darumb ſie dann bil - lich auch ein gebuͤhrende maß halten / vnd trawren wie Chriſten / die ein beſſere hoffnung haben vnd wiſſen / daß / wie Gott nichts vberal / ohn hey - lige / gerechte vnd beſondere vrſachen thut vnd verꝛichtet: Alſo er auch ein ſolcher Gott ſeye / der zwar Toͤdtet / aber wider Lebendig macht / der wol Betruͤbet / aber widrumb Erfrewet / der wol Verwundet / aber wide - rumb auch Verbindet vnd heylet / der wol in die helle fuͤhret / aber wider1. Sam. 2. herauß / Wie die Gottſelige Hanna / 1. Sam. 2. vns lehret.

Der Barmhertzige / getrewe Gott / wolle dieſem abgeſtorbenen Toͤchterlein ſelig / an jenem groſſen Offenbarlichen Tag / ein froͤliche Aufferſtehung / mit allen Gerechten vnd Auſſerwehlten / gnaͤdig verlei - hen: Seine hinderlaſſene hochbetruͤbte Eltern / vor fernerem Leid vnd Vngemach / Vaͤtterlich behuͤten: Jn dieſem zugeſtandenem ſchweren HaußCreutz vnd Leyd / jhr Troſt vnd Staͤrcke ſein: Jhr liebes Soͤhn - lein / ſo von 6 Kindern / (mit welchen Gott der Herꝛ jhren Eheſtand miltiglich geſegnet /) einig vnd allein im Leben noch vbrig / nach ſeinem gnaͤdigen willen / ſampt jhnen / noch lange zeit / in wolfaͤhriger Geſund - heit / vnd Gluͤcklichem zuſtand erhalten: Sie in andere weg / nach ſeinem Tauſendreichen Segen / widerumb erfrewen vnd ergetzen: Vnnd vns dermal eins alleſampt / auch ein ſeliges ende / vnd vernuͤnff - tiges Sterbſtuͤndlein aller gnaͤdigſt verleihen / vmb Jeſu Chriſti / ſeines geliebten Sohns / vnſers Herꝛen vnd Heylands willen Amen / Amen.

Sequun -[23]

SEQVVNTVR IN EJUSDEM PIAE PULCHREQUE MO - RATAE VIRGINIS EVAE REGINAE PRAE - maturum & beatum obitum, EPICEDIA. AD LVCTVM MOESTISSIMIS PARENTIBVS MINVENDVM, ET MEMORIAM DEFVNCTÆ filiolæ recolendam ſcripta.

EPITAPHIUM DEFUNCTÆ.

Q jacet hoc tumulo? CASPARI filia FABRI
Vnica: matris amor, grataꝙ́ cura patris.
Occidit heu primo vernans ſub flore juventæ:
Digna ævo longo ſed meliore frui.
Nulla puellarem decorant encomia vitam:
Quæ non mancipio ceperat illa ſibi.
Sic præcepta animum, ſic viva exempla parentum
Formarant: voti hinc ſumma, placere DEO.
Nominis & proprij, quoties est voce vocata:
Officij toties commonefactaſui est.
Scire id aves? EVÆ REGINÆ nomen adepta:
Tum cum in Baptiſmo est ſanguine lota DEI.
EVÆ nomen enim communi à matre profectum,
Sis memor humanæ conditionis, ait:
Semine mortali quod creta, & origine ab ipſâ,
Vitam peccati ſquallida tabe trahas.
Diſce tuâ te ſponte operari haud talia poſſe:
Sit tibi ut ex meritis actio juſta tuis.
Humanæ te ſæva manent ſtipendia culpæ:
Evincit radix quam vitioſa ream.
Hinc lacrimæ in vivis crebræ, hinc ſuſpiria multa,
Quæꝙ animi generat triſtia ſigna, dolor.
Hinc etiam alterius vitæ ſunt vota profecta:
Quæ mihi peccati & meta doloris erit?
Audijt at contrà REGINÆ ut nobile nomen:
Sume nanimos, dixit, mens mea, fide DEO.
[Ille][24]
I[ll]e tibi æternum regnum promiſit Olympi,
Tum cùm in vivifico es fonte renata DEO.
Addidit ille fidem, quâ tela ignita Satânæ
Diſcutiens, victrix Chriſtias arma feras.
Sis homo, ſis culpæ crudeli onerata reatu:
Et tua peccatis anxia corda tremant.
Non tamen idcirco metuas ſperare Coronam:
De quâ auctore DEO ſponſio facta tibi:
Vincere te faciet certò victoria CHRISTI
CHRISTI genis purâ participata fide.
CHRISTVS adest præſens certanti, animiꝙ́ miniſtrat
Robur, & hoſtilem vim ſuperare facit.
Pugna, animoſa, bonam pugnam, duce & auſpice CHRISTO:
Bello magnanimam ſpemꝙ́ fidemꝙ́ proba.
Sic regno ætherio victrix REGINA futura:
Ornabitꝙ́ tuum dia corona caput.
His adeo monitis teneros ſic imbuit annos:
Vt depugnatum ſit breviore die:
Iamꝙ coronato capite, ut REGINA triumphans
EVA polo, victrix præmia dicta ferat.
TVverò CASPARE, potens qui Hanauide inaulâ es
Conſilio, & gnavâ dexteritate places:
Et verâ es pietate bonus: cum conjuge mæſtâ
Mœrori ac lacrymis juſtum, age, pone modum.
Veſtra nec eventu vos fallat opinio triſti:
Ante ſuum fato ſit quaſi functa diem:
Namꝙ illâ fato functa eſt ætate puella:
Quâ perfecta DEO dignaꝙ́ viſa polo:
Cui data cœleſtis promißio propria regni:
Cui perdurat adhuc immaculata fides.
Quæꝙ fuit DOMINO ſat adulta, & idonea Cœlis.
Dic, horâ potuit num meliore mori?

Patris mœſtiſſimi, viri Præſtantiſſimi atque Conſultiſ - ſimi, amici veteris & plurimum colendi, dolori miti - gando, ſcribebat Juſtus Meierus J. U. D. & in Academia Argentoratenſi Profeſſor.

[25]

AD VIRUM AUCTORITATE, PRUDEN - dentiâ, rerumq́ue uſu præſtantiſſimum, Dn. Casparum Schmidt, Perilluſtri & Generoſo Comiti ac Domino, Dn. IOHANNI REINHARDO Comiti in Hanavv & Zvveybrucken, &c. Dn. in Liechtenberg & Ochſenſtein, &c. à Conſilijs, & Secretis: affinem meum cumprimis honorandum.

QVàm mihi magna fuit nuper, CASPARE, voluptas
Cùm hoſpitio exciperes meque meoſq́ue tuo;
Coràm ubi florentes vidi CASPARVLVM & EVAM
REGINAM, thalami pignoracara tui:
Ætate ut tenerâ pueros, ſic indole adultis,
Moribus, ingenio, judicioꝙ́ pæres:
Tàm mihi magna fuit mox perturbatio mentis,
EVULÆ ubi audivi triſtia fata tuæ.
Namꝙ ex præcipiti venit mihi nuncium ad aures,
Non per mollitos antè timore gradus.
Non priùs illa fuit premere ægrum audita cubile:
Non doluiſſe caput, febriculamve queri:
Non vultum exſanguem, pallore infecta labella,
Languoris taciti ſigna referre ſui:
Viſa ſed his oculis paulò antè; ut purpura mollis
Pingebat niveas flore decente genas:
Suavis & è rutilis ridebat gratia ocellis:
Virginei facies plena pudoris erat.
Obſequium, pietas, mens acris amabile, morum
Exemplum, blando fuſus abore lepos,
Prævertiſſe ſuos multum velociter annos
Viſa, ſimul miris complacuêre modis.
Pulchra domus veſtræ ſic ſpes fuit, & decus ingens:
Solamen matris, delitiæq́ue patris.
Sed fuit heu quondam! nunc at juvenilibus annis
Exire è mundo juſſa, ſepulta jacet.
Vnde tibi, propiùs dolor is quem tangit acerbus,
Squalloris cauſa est non niſi juſta tui.
Lætitiæat major: poſitis ſi affectibus æquâ
Diæ rem ſophiæ pendere lance velis.
DQuod[26]
Quod VVESTERFELDI, nunquam ſine laude loquendi,
Funebris egregiè concio ſacra docet:
Verba cui ſi quis ſuperaddere fortia tentet,
Immenſum exiguas in mare portet aquas.
Hanc quòd, contentus ſemel haud audiſſe, legendam
Publicitus curas ſumptibus uſꝙ pijs;
Laudo, præbebit patribus ſolatia multis,
Quîs ſubeunda eadem ſors fuit, est, & erit:
Servabitꝙ́ ſuas gnatæ post funera laudes:
Hic pietatis honos, hoc pretium obſequij.

ἑκ συμπαθείαρ F. Caſp. Bitſch. J. U. D. & Profeſſor Acad. Argentoratenſis.

ALIUD.

AN ſatis Aonides ploraſtis? an augur Apollo
Iactet flebilibus triſtia verba ſonis?
An nullus modus est fletus? gemuiſſe GOLERI
An ſociam amiſſam non ſatis illud erat?
Non ſatis illud erat: nova mors nova carmina poſcit:
Succedunt etenim funera funeribus.
Quid? vix præclari coſtam Rectoris ademptam
Luxi, lugendi en altera cauſa ſubest.
Qui ſanctæ crucis hoſpitio divertit & idem
Est pius, hic nomen Bethanienſis habet.
Præcellentis enim ſuavißima filia FABRI
Primo ævo extincta est utpote planta recens.
Quin perijt morbo, tantummodò membra tenella
Vexante & rarò dante vigere diu.
Et quem villoſi detractio tegminis auget,
Depellit manuum tectio ſæpè malum.
Menſis erat juvenum, lux eius & ultima, postquam
Hæc obdormivit bella puella piè.
Solemur preſſos immenſa mole dolorum
Nos quoq́ue flente alio flere queriꝙ́ decet.
Ob benefacta igitur ter maxima præſtita magno
Afautore mihi, lugubre canto melos.
modò perpetuæ pluviæ ceu flumina ceſſent:
Exeo ficturus: non lubet eſſe domi.
Viſo[27]
Viſo prata: locus meditandi accommodus offert
Seſe illîc: operi dic benè, Chriſte, meo.
Vti materia ſed quali debeo? gratos
Ducere verſiculos hoc opus, hic labor est.
Sic ubi quærebam mœrens ac ſede ſedebam
Graminea, præſens incipit HERBA loqui.
Stulte, quid hîc trutinas? adeò quidue anxius es tu?
In me fige oculos, mox ego verſus ero.
Præco es? præcones debebant omnia ſcire
Ex ſacris. fœnum dicitur omnis homo.
Herbula tale refert & protinus obmute ſcit:
Est rigido lapidi ſermo volente Deo.
Diſcimus ex herbis, ex fœno, ex floribus agri,
Noſtra quod inconſtans vita ſit, immò brevis.
Etſi nunc rident ſuavi fragrantia odore
Lilia: diſpereunt, quæ nituere, tamen.
Nunc ancilla redit, præſcindit gramina falce,
Medica te cophinos baiulat inde graves.
Nunc ſine lege roſas puerorum examina carpunt,
Nunc ſe paſcit equus, prataꝙ́ tondet ovis.
Nunc eadem vario depicta colore metentes
Adſunt: ô ſors hæc, floſcule blande, tua?
Reſpondet: ſi vos naturæ ſolvitis omnes
Debita, quîs ratio, tunc magis ipſe cado.
Sum nil, immò nihil mundo pereunte futurus,
Tantùm uſum in veſtrum quæꝙ creata ſcio.
Rectè: conditio faciesꝙ́ miſerrima noſtra est.
Vna ex parte: tribus commemorabo ſtatum.
Omnis homo fœnum: post mortem gaudia juſtus,
Quamvis in cinerem ſit reſolutus, habet.
Omnis homo fœnum: qui nunquam credidit autem,
Ad Phlegetontæas cogitur ire domos.
Omnis homo fœnum: non craſtina tempora jactet,
Neſcit enim veſper quid tenebroſe vehas.
Omnis homo fœnum: mors est certißima certè:
At quando pulſet limina, quemꝙ́ latet,
D 2Omnis[28]
Omnis homo fœnum: toto mors imperat anno,
Torrida ſive æſtas, ſive December erit.
Omnis homo fœnum: vaccarum tergora nam quot,
Tot vitulûm pelles cerdo opulentus emit.
Omnis homo fœnum: cui mors aſperrima parcit?
Tàm rapit infantes, quàm capit illa ſenes.
Omnis homo fœnum: quid mundus? quidue triumphus?
Gloria quid? faſtus? nobilitaſꝙ́ valet?
Omnis homo fœnum: non ergò ſuperbiat ullus:
Eſtis poſt obitum dives inopſꝙ́ pares.
Omnis homo fœnum qui jam ſibi ſtare videtur,
Et florere etiam, quàm jacet ille citò?
Omnis homo fœnum: quis enim ſic farier audet?
Cras hoc expediam, cras & abibo procul.
Omnis homo fœnum: cui non exponitur Auſtro?
Sæpius heu Boreas pugnat ab axe mihi.
Omnis homo fœnum: ſed quis conſiderat illud?
Nemo hominum meminit nos aliquando mori.
Morbi infiniti quòd ſint, circumſpice ſaltem,
Et te mort alem ex ceſpite diſce levi.
Hoc, hoc perpendit Macedo Rex iſte, miniſtro
Manè exclamante: ô tute Philippe es homo.
Præterea vixit lethi memor ille Ioſephus,
Condiderat tumuli dum monumenta ſui.
Mortuus omnis ait gelidæ mandandus arenæ:
Fata hodiè ſubij, cras ſubeunda tibi.
Omnis homo fœnum, Rex, Cæſar, Duxꝙ́ Comeſꝙ́,
Doctus & indoctus, cum pueroꝙ́ ſenex.
Ab ſolvi paucis: est experientia teſtis,
Clare vir, exemplum nataq́ue dulcis adeſt.
Ante dies aliquot vegetam procedere vidi,
Cum noſtro Eccardo tùm placido ore loqui.
Intra heu octiduum varis correpta malignis
Funus fit miſerum & contumulatur humo.
Hoc caſu audito, ſi pectora mœſta fuerunt
Vnquam, ſic dixi, jam fore mœſta put[o].
Vxori[29]
Vxori dixi: num quid mea ſomnia falſa?
Hora hodiè prima funebris actus erit,
Vxori pridem, hæc longæva puellula, dixi,
Vix erit, & modium ſumet in orbe ſalis.
Vxori dixi: ſuccumbunt optima primùm:
Ipſos ipſe DEVS, quos adamamus, amat.
Olim ſi qua fuit laudata Rebeccula pulchra,
Laudetur, tetricâ hæc rapta puella nece.
Ærario dare enim, ſed conditione, florenos
Promiſit, fuerit ſi modò ſalva, decem.
Quîs pater (est voti compos non facta petiti)
Diſponens, aliter dat tibi, tyro, frui.
Sic mos in patria: pubes ſtudioſa monetam
Accipit, aut panes ſæpè ſiligineos.
Ingrati nihil Alſatici cantoribus horum
Diſtribuunt, quoties itur ad exequias.
Seruaſſe hos nummos potuiſſet jure, monentis
Arca licet natæ ſuppeditârit eos.
Sed pietas tanta est & munificentia patris,
Largiriut potius, quàm retinere velit.
Grex agit Aonius grates, celebratꝙ́ benignam,
Est celebraturus tempus in omne manum.
Olim ſiqua fuit laudata Rebeccula pulchra,
Laudetur tetricâ hæc rapta puella nece.
Et non immeritò: tenuit microbiblia ad unguem,
Dein tabulas ὄικου, dive Luthere, tuas,
Pſalmographi vatis quot Pſalmos? dictaꝙ novit
Scripturæ? exhalans quot recitavit ea?
Inde ſuos miro dilexit amore parentes,
Inde est paſtores & venerata pios.
Felicem cui non lucem noctemꝙ́ beatam
Optavit? frons, os, cor tumuêre nihil.
Verba fuere jocis ſalibuſꝙ́ leporeꝙ́ mixta,
Nec facunda magis viſa puella mihi.
Illius inceſſum, geſtumꝙ́ habitumꝙ́ probarunt
Cives, nec mores non placuere boni.
Prudens[30]
Prudens & ſapiens, proba, tùm (mirabile dictu)
Annorum bis ſex ingenioſa fuit.
De puero (puer hic quid erit?) memorâre Ioanne,
De nata hac quis non commemoravit idem?
Ætate accrevit, ſapientia, amore Tonantis
Atꝙ hominum, ſicut Filius ipſe. DEI.
Olim ſiqua fuit laudata Rebeccula pulchra,
Laudetur tetricâ hæc rapta puella nece.
Magne vir, hæc repetens refrico num vulnera ſæva?
His ſint majora an vulnera vulneribus?
Sex tibi erant nati, quinꝙ abſtulit invida Parca:
Caſparus vivit: vivat ut ipſe precor.
Quando parens multis est prolibus auctus, & una
Ex his expirat, plangere nonne ſolet?
Tu quantò magis es mœrore gravatus & uxor?
Vnica dum ſoboles curſitat ante lares,
Quàm facile hæc poſſet moriens langueſcere? quæſo
Ignoſcas: ſiquidem pulvis & umbra ſumus.
De filo pendet nobis & vita capillo,
Noſti, pertenui, nec diuturna manet.
Triſtitia gravidum me nunc lenire decebat,
Tu ſed es erectus molliter ante ſatis.
Hartmann Oeſtringer, præbens ſolatia doctè
Illuſtris Comitis nomine, doctus adest.
Chriſtophorus ſequitur vir nobilitate celebris,
Grempius, alloquio te relevatꝙ ſuo.
Tertius est VVeſterfeldus doctißimus, ille
Privatim facit & verba diſerta palàm.
Adproperant fratres, venerandi ex ordine multi:
Si vis. illorum nomina Muſa dabit.
Bitſchius affinis, Ritter, Schreierus, Ecardus,
Piſcator, Roſa, Schell, Uraniuſq́; meus.
Accedunt triſtes ſicꝙ́ aiunt: deſine flere,
Quod factum est, fecit, qui regit aſtra, DEVS.
De reliquis, curas ut ſolvas pectore edaces
Qui rogitant, nihil hoc amplius addo loco.
Ex[31]
Ex animis totidem credentum vota profecta,
Crede, apud æthereum ſunt valitura patrem.
Quîs adiungo preces natorum & coniugis omnes
Hi tibi pro luctu læta precantur: Amen.
In pratis hæc ſunt effuſa ſub arbore celſa:
Furcilla interdum, non calamo uſus ego.
Et niſi veniſſet cœlo ingens agmen aquarum,
Scripſiſſem longè his egregiora metra.
Qualiacunꝙ tamen ſunt, patrone accipe amande,
Paruà nec ingenij munera ſperne mei.
Ex Oeſtringeri celebrati limine prodit
Carmen: id arridens te juvet idꝙ́ legas.

Exarabat tumultuariè VVigandus Dauchſtein Ket - terneſpachenſis, Paſtor in Imbsheim emeritus.

Ein anders ejuſdem Authoris. Daß verſtorbene Toͤchterlein redet ſelbſt auff folgende weiß.

JA freylich iſt eine lange zeit
Bey mir geweſen kleine Frewd.
Dann wo ich gſeſſen oder gangn /
Waren voll waſſers meine Wangn.
Daher mein guldnes Muͤterlein
Begert von mir zu wiſſen fein /
Warumb ich weinte alſo ſehr /
Vnd daſſelb je lenger je mehr.
Dann ſie ſprach: waß iſt dir geſchehn
Du Naͤrlein? ich habs langſt geſehn /
Wie das nit recht dir iſt zu ſinn /
Du biſt nit froͤlich / wie vorhin.
Jch ſchwiege ſtill vnd thet gleichſam /
Als gieng mich dieſe red nichts an.
Vrſach: wann ichs hett jhr erzehlt /
O mein Gott / wie hett ſie ſich quelt.
Dann ich war ein liebs Toͤchterlein /
Vnd hatte nur ein Bruͤderlein /
Nun[32]
Nun ſag ichs / darzu in einr Summ /
Mit Todts gedancken gieng ich vmb /
Einmal bey mir befand ſo viel /
Daß herzu ruckt meins Lebens ziel /
Vnd wann daſſelbe kaͤm herbey
Hilffe auff Erd kein Artzeney /
Der Menſch ſey Jung / oder ſey Alt /
So wuͤrg jhn der Todt mit gewalt.
Ob wir ſchon haben fuͤr vns ſtehn
Die Bluͤmlein / welche bald vergehn /
Ja neben vielen Leychen ſein
Zu Schulmeiſtern verordnet fein:
Jedoch wird druͤber ſtracks geſchnelt /
Biß vns zu letzt der Todt anfelt.
Was ich gedacht hab jmmerdar /
Sieh das iſt endtlich worden war.
Die Parplen boͤß / vnd mehr als boͤß /
Han meim jung Hertzn gethan die ſtoͤß.
Drumb jhr Geſpielen in gemein
Jhr ſeid Reich / Arm / Groß oder Klein /
Lernt von mir / das fuͤrs Todts gewalt
Kein Jugend helff noch ſchoͤn geſtalt.
Dann zum Marckt / wißt jhr / tregt man Heut
Ebn ſo viel Kaͤlbern als Kuͤhaͤut.
Fuͤrs ander ſo lernt von dem Graß /
Daß euch kan widerfahren das /
Was mir begegnet zu der ſtund:
Doch Gott woͤll euch all ſparn geſundt.
Jch leb bey Gott in ſeinem Schoß /
Vnd frolocke vber die Maß /
Singe mit allen Englein fein:
Heylig heylig iſt Gott allein.
Fuͤrs dritt / hab ich an euch ein bitt /
Die woͤllet mir verſagen nit.
Mein hertzliebſt Eltern allebeyd /
Welch jetzt ſtecken in groſſem Leyd /
Helffet[33]
Helffet troͤſten nach Pauli Lehr /
Damit ſie nicht weinen zu ſehr.
Sintemal Gott jhm laßt gefalln
Der Vnmuͤndigen Kinder Lalln.
Vnd wiewol ſie meiner beraubt /
Jedoch die zeit herummer laufft /
Da ich werd in Ewiger Freud
Geſtellet werden an jhr ſeyt.
Wie Maria jhrn lieben Sohn
Jm Tempel hat getroffen an:
So gwiß mich werden wider ſehn
Jm Him̃liſchen Jeruſalem
Meine Eltern / die mich geliebt /
Abr jetzt vmb meinet willn betruͤbt /
Eia / Eia weren ſie da
Bey mir in Regis Curia
Sie haben noch ein Caſparlein /
Das wird jhnen gehorſam ſein /
Vnd folgen / wie dann ich jhn bitt /
Daß Er jhr Lehr verachte nit.
So werden ſie zu ſeiner zeit
An jhm erleben Ehr vnd Freud.
Was Gott mein Eltern reichlich gebn /
Das wird er han nach jhrem Lebn.
Mein Gut trag ich mit mir ins Grab /
Ein Leilach vnd darmit ſchabab.
Mein Mutter ſprecht ſonderlich an /
Kein Menſch / foͤrcht ich / ſie troͤſten kan.
Jch war jhr lieb / ſie hat mich werth /
Von mir auch Kindlich ward geehrt.
Jetzund wird jhr das Hauß ſein weit /
O jammer / O was hertzenleid.
Fuͤrwar mich dunckt ſie ruffe mir /
Jch weiß ſie ſchreyet fuͤr vnd fuͤr:
EvaRegin / EvaRegin /
Mein Kind wo biſtu kommen hin?
EAch[34]
Ach wem will ſie nun etwas ſagn?
Ach wem will ſie nun etwas ſagn?
WAs du Geſpiel vns haſt befohln /
Daß woͤllen wir fein widerholn.
Gern hetten dich die Leut bey vns /
Aber das wuͤnſchen iſt vmb ſunſt.
Es iſt / wie offenbar vnd kund /
Menſch du muſt ſterben / der alt Bund.
Jſt es geweſſen heut an dir /
Morgen an vns / das wiſſen wir.
JCh ſag nicht mehr / nempt ewer acht /
Hiemit wuͤnſch ich ein gute Nacht
Mein liebſten Eltern / Fried vnd Frewd /
Langs leben / beſtendig Gſundheit /
Meim Bruͤderlein / allen Verwandtn /
Zuforderſt euch vnd vieln Bekandtn.
GEſpiel wann nicht das weinen wer /
Wolten wir gern noch reden mehr.
Fuͤr heulen bleiben auß die Wort /
Scheiden iſts beſt: wir muͤſſen fort.
Du faͤhrſt zu Gott in ſeinen Saal /
Vnd laͤſt vns hie im Jammerthal.
So lang Gott wuͤrd das Leben goͤnnen /
Deiner wir nicht vergeſſen koͤnnen.
NVn hinn / nun hin jhr Gſpielen mein /
Vnd laſt euchs nicht zu wider ſein /
Daß ich euch hab gehalten auff /
Geht hin vnd beſſert ewren Lauff.

ALIUD.

ESt ita: cuncta caro meruit ſtipendiæ mortés:
Ferre jugum lethi cogitur omnis homo.
Vitali quisnam REGINA hac dignior aurâ[?]
Attamen & mortis falce petita cadit.
Ah miſeros lethi vultus! ah lumina torua!
Blando quîs nullum reſpicit intuit[a].
Rel -[35]
Relligio longæ ſi prodit tempora vitæ,
REGINA quis te? quis pietate prior?
En! honor exhibitus patri, ſi promovet annos,
Iſthæc Tithonis vivere ſecla queat.
Gratia ſi formæ præbet ſolatia vitæ,
Te noſſet ſerâ poſteritate nepos.
Iſta DEVS reputans, nihilominus atria cœli
Imperat huic EVÆ viſere morte piâ.
NAm diverſa Dei via, nilꝙ ſimillima noſtris.
At læto tandem triſtia fine beat.

Obſervantiæ & mœroris teſtificandi gratiâ appoſirit, M. Jacobus Reuſner Buxouillanus, Scho - læq́; patriæ ibidem præceptor ſecundus.

ALIVD. EVA REGINAE FABRITIANA STIRPE VIRGO ἀναγραμματικῶσ

S. Angeli

ERIPIT: VANA INFRA.
ALigeri juvenes celsâ de ſede tonantis
Ad ſumus acturi juſſa benigna Dei.
Nil hinc EVA mali ſubeuntem mitte timoram,
Ad ſumus allætum nuntiæ læta tibi.
Hac, REGINA, Dei ſunt juſſa. Perennia viv〈…〉〈…〉
Secla Deo Regi, regna ſuprema petas.
ERIPIT humanis, DOMINVS, ætate virentem:
Interris longas nec ſinit eſſe moras
INFRA VANA nimis, ſunt (proh dolor) impiæ
multa,
Quæ juvenile trabunt pectus æmore ſui.
Hinc videas primò naſcentis labra puſilli
Mox cum materno ſugere lacte malum.
Hinc videas juvenes pronos in crimina flecti,
Candida culpantis temnere verba pætris:
Hinc videas ipſos natis peiora parentes
Deſig nare, malis aceumulare mala:
Hinc videas omnes mortali ſemine eretos,
Collaudere bonum, det eriora ſequi.
I, Propera properè, ſubit am ne vanas ruinam
Tendent is mundi te rapuiſſe queant.

defuncta

AGE, SIC ABIRE URGEO
Méne DEVS miſeram tanto dignatur honore?
O divina cohors! tantane cura mei? (tes?
Dignas pro meritis DOMINO quas reddere gra -
Fundere quas potero pro bonitate preces!
Qui famulam clemens inamœnâ hac valle reviſit,
Perꝙ miniſtrantes nuntia verbadedit.
Queîs me pispillam cœleſtis ad abdita regni
Gaudia, miſſorum cœlïtus ore vocat.
Hâc mihi quod pridem flagranti pectore teinpus
Cernere gaudebam luce videre datur.
Si centum fuerint mihi linguæ, ſi oraꝙ centum.
Delicias animi non retuliſſe queam.
Pretinus intuitu veſtrûm quas ſenſit amico,
Dulcis quas lingua grata loquela dedit.
Quid ſi mox ſocio vobiſcum lumine cincta,
Audiat æternum, cernat & ipſa DEVM?
Mox AGE, SIC ſcandà vobis comitantibus aſtra:
Nunc inſtæt, greſſus: VRGEO, ABIRE volo.
Iam me vana nihil, nihil inferiora retardant:
Sordent cuncta ſoli, tangor amore poli.
Vinclu dißolvt deſidero corperis ægri,
Cum Chriſtoꝙ meo vivere perpetuò.

Ex mœſto gratoq́; animi affectu, Appoſuit, M. Jacobus VVicker Buchsuillanus.

E 2ALIUD[36]

ALIUD.

OFallax rerum ſpecies, ô lubrica vitæ
Conditio: ô fati neſcia corda ſui.
Omnia mutantur vicibus naſcentia certis
Nec quicquam ſtabile est quod queat eſſe diu.
Qui nunc naſcuntur, moriuntur tempore certo,
Cum ſenibus ſubitò flos juvenilis abit.
Tàm citò deſinimus tam ſors malè fida caduca est.
Tàm citò ceu pennâ perpete vita fugit.
Tàm nihili, tam vanus homo est, quicunꝙ́ ſub iſto
Corpore mortali, nunc agit, egit, aget.
Tàm ſubitò juvenes abeunt ante ora parentum
Frigore quàm primo lapſa cadunt folia:
Aut velut ad terram permultæ gurgite ab alio
Frigore ſub primo conglomerantur aves:
Horrendæ mortis nunquam defeſſa carina
It, redit in vaſtos ſemper onuſta lacus.
Illa rapit juvenes primâ florente juventa,
Falce ſua vitæ ſtamina rumpit atrâ.
Virginis ætatem claram vernantibus annis
Cujus adhuc fervens corporis ardor erat.
Adſpicite & vitæ hinc fugientia diſcite fata:
Nam dedit hanc celeri craſſa ſaliva neci.
Spes abijt matris, chari requieſꝙ́ parentis,
Lætitiæq́ue loco triſtia fata dedit.
Spem patris & matris ſub funerefregit acerbs,
Diſceßit dulcis fratris amantis amor.
Vna dies peperit vitæ utriusꝙ́ parentis
Delicias, quas nunc ſuſtulit una dies.
Idolorin lachrymas & mœſtis ora querelis
Solve, jacet matris nunc decus atꝙ patris:
Illa juventutum flos cui pietasꝙ́ fideſq́ue
Nominis æternum promeruere decus:
Vt quoꝙ́ poſt obitum præter mortalia greſſa
Fata, ſui magnâ parte ſuperſtes agat,
Parte[37]
Parte ſui & famæ læto melioris honore
Quandoquidem tenuit cum pietate fidem.
Siſte do lor, lachrumas & mœſtas mitte querelas.
Vivit adhuc virgo relligione pia.
Parte igitur lachrumis totum conſumere pectus
Et tibimet vitæ damna nefanda dare.
Vt turpe est proprio ſibi mortem adſciſcere ferro
Sic lachrymis vitam perdere turpe ſuam.
Quod factum ſemel, infectum tu reddere noli,
Quod Domino placuit, non tibi diſpliceat.
Quod Deus ipſe prius dederat, nunc jure requirit,
Nam ſua quæ fuerant, non aliena perit.
Invidus ut non ſis, noli prohibere juventæ
Cælica jam quotquot gaudia mente fovet.
Non amiſiſti, quam mox aliquandò reviſes
(Quanquam te ſerò ſidera adire precor)
Mutua cum nobis dabitur quondam ora tueri
Ora DEI ipſius, Angeliciꝙ chori.

Johannes Sattlerus S. S. Theolog. Studioſus

ALIVD.

Anagramma.

EVA-REGINA SCHMIEDTIN.
HIC TV DEI REGINA MANES:
Vel dempta aſpirationis notâ
TV DEI REGINA MANE: SIC.
ECce manes regina poli, ceu nomine, ſic re,
Cum Domino frueris perpete lætitiâ
Inde domus mundi fragilis contemnitur â te,
Namꝙ Dei ſedes triſtitiâ caruit.

ALIUD.

PArcentes paucis perturbant plurima Parce
Sive ſuperba ſient, ſplendida ſive ſient.
E 3Reginam[38]
Reginam nuper rapuére ut ſtirpe celebri:
Prædita Virgo fuit moribus eia bonis.
Mittite Rheniades lachrymarum flumina ſalſa.
Iam vobis guttis ora rigare licet.
Heu quis non lacrymis oculos & pectora planct〈…〉〈…〉
Expleret, prolem morte perire videns
Præſertim talem qualem juvenilibus annis,
Crede mihi, in terris vix reperire datur.
Numinis ardenter divini ſacra colentem,
Degentem vitam, Simplicitate piâ
Parcentes paucis perturbant plurima Parcæ
Sive ſuperba ſient ſplendida ſive ſient.

Egrato & pio animi affectu. F. Philippus Hagmaierus Buxvillanus Anno IEVa RegIna, & DorMI ſeCVrè.

ALIUD.

OPtime, quid lachrymis ſuffundis lumina, fautor,
Quidꝙ́ premis teneras imbre cadente genas?
Sit licet ex oculis tibi nunc abrepta propago,
Non tamen omninò mortua: læta viget.
Aſtrigeri cœli ſublimia tecta petiuit
Filia, cum CHRISTO vivit ovatꝙ ſuo:
Mortuus hanc verè redivivam lumine cernes,
Lætitiâ & toto corde fruêre tuo.
Nunc anima ætheream ſcandit ſublimis in arcem,
Sed corpus liquit frigido inane ſolo.
Quæ tamen haud longo ſpatio disjuncta manebunt,
Verum animæ junget corpus inane DEVS.
Cum tandem cuncta exanimata cadavera rurſum,
Emergent tumulo, quo latuêre diu.
Deſine tot gemitus profundere: perdita cæco
Non caſu est: fiunt iſta volente DEO.
Nunc alio vivit ſub ſole, videtꝙ beatos
Cœlicolas: fruitur colloquioꝙ DEI.
Hîc[39]
Hîc dulcis requies: hîc æternanda voluptas,
Vitaꝙ́ lætitiæ plena perennis erit.
Hæc pater invideas REGINÆ maxima natæ
Gaudia? Nunc fletus contrahe vela tui.

In debitæ obſervantiæ, gratitudiniſq́; τεκμήριον mœrens fecit, Salomon Cober VVerdenſis.

ALIUD.

EHeu! quam lacrymæ veniunt in tempore multæ〈…〉〈…〉
Triſtibus ex oculis plurima gutta cadit:
Heu! quis non lacrymas verba inter ſingula fundæt?
Filia CASPARI cauſa doloris adest:
Præ lacrymis unum punctum vix pingere poſſum,
EVA mihi REGINA anxia corda facit.
Hanc truculenta ſuo telo mors abripit atro,
Aſt migrat cœlos, gaudia cuncta tenet.
Quam tamen ipſe ſuo revocatam tempore verbo
Inſtaurare potest omnipotente Deus.
Heu! quid homo? nil, ah quàm mox cuncti periêre!
Non ſecus ac fumus, ſic perit omnis homo:
Ah quam Parca potest omnino parcere nulli,
Situè puella, puer, ſit juveniſuè ſenex.
Hîc hodie fortis vir, fœmina cras cadit illic:
Supremam dives, pauper obitꝙ́ diem:
Editur in lucem magno diſcrimine, natus
Plorat in hoc primum cum videt orbe diem:
Ingreditur mundum nudus, nuduſꝙ́ recedit,
Hic ſanus, ſubitò morte ſolutus obit:
Corpora terra dedit, rurſum dant corpora terram,
Est homo factus humo; rurſus humus fit homo.
Quò citius verò mundum quis deſerit iſtum,
Hoc meliore ſuas res ſciat eſſe loco.
Ergo quisꝙ petat mortem manibus pedibusꝙ́
Inſtructus vera cognitione DEI,
Cum non intereant morientia corporis oſſæ,
Sed veniat tantum dulcis in illa ſopor,
Et[40]
Et reditura ſuô ſint tempore rurſus ad auras,
Id quod naturæ nos ſimulacra docent.
Multa quidem ſunt, ast unum nunc profero ſomnum,
Nam nobis ἐικὼν dicitur eſſe ſopor.
Quàm quæſo ſomnus nobis est mortis imago?
Alteraꝙ́ alterius dicitur eſſe ſoror,
Extinctis ſimiles quando dormimus, habemur,
Tunc pars officium non facit ulla ſuum.
Non oculi ceruunt, auditu tunc caret auris,
Turbaꝙ́ dimidia mortua parte ſumus.
Spiritus at noſter vivit, ſemperq́ue movetur,
Illum nec ſomnus, nec capit ulla quies.
Aſt aliâ veniente die, tunc corpora ſurgunt,
Conſuetoꝙ́ ſuum more ſequuntur opus.
Sic etiam quamvis moriantur corpora noſtra,
Et tegat hæc glebis terra ſubacta ſuis,
Mortua non omnino putes, ſed vivere credas,
Fœnora, cum ſurgent, multiplicata ferent.
Quod ſuperest CASPARE precor ſuper axe Tonantem,
Lætitijs mutet triſtia corda tua:
Pro lacrymis, dare multa velit tibi gaudia, multis,
Vt longum vivas ſalvus & incolumis.
Vxoris, natiq́ue tui Deus augeat annos,
Nunc & in æternum chare patrone Vale.

Ultimi honoris & amoris ergò F. Joannes Jacobus Carius Buchsvillanus.

FINIS.

About this transcription

TextChristliche Leichpredigt/ Gehalten bey der Begräbnuß/ Weyland deß Züchtigen vnd Tugentsamen Jungfräwlins Eve Regine
Author Johann Marcellus Westerfeld
Extent40 images; 11515 tokens; 4568 types; 78809 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationChristliche Leichpredigt/ Gehalten bey der Begräbnuß/ Weyland deß Züchtigen vnd Tugentsamen Jungfräwlins Eve Regine Johann Marcellus Westerfeld. . 40 Johann CarolusStraßburg1613.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 S 312/25 / 526022

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:36:17Z
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Holding LibraryUniversitätsbibliothek Breslau
ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 4 S 312/25 / 526022
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