PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Goͤttlicher Liebe vnd GnadenSpiegel der rechtglaͤubigen Kinder GOttes /
Vber den hochtroͤſtlichen hertzerquickenden guͤldenen Spruch (S. Pauli Rom. 5. )Darumb preyſet GOTT ſeine Liebe gegen vns / etc. ()
Zur LeichPredigt / Bey dem Begrebnuͤs deß Edlen / Geſtrengen vnnd Ehrenvehſten Junckern PETER von der Marwitz auff Berfelde vnnd Wreche / etc. Erbſaſſen / welcher Anno 1612. den 24. Julij zwiſchen 1. vnnd 2. Vhr nach Mittnacht / ſeines Alters ins 55. Jahr / auß die - ſem JammerLeben nach dem willen Gottes abgefodert / vnd ſeliglichen eingeſchlaffen / vnnd folgig darauff am Tage Ægidij, war der 1. Se - ptembr. zu Berfelde von vielen vornehmen Adelichen / vnnd anders Standes Chriſtlichen Perſonen / zu ſeiner in der Kirchen daſelbſt zu - bereiter newer Grabeſtett vnd Ruhe Kammer beleitet / vnd Ade - lichen gebrauch nach gantz Ehrlich vnd Chriſtlich zur Erden beſtattet worden /
Gedruckt zuFranckfurt an der OderbeyNickel Voltzen/ im Jahr1612.
[2]

Der Edlen vnnd Ehrenvieltugendtſamen Frawen Anna geborne von Sacken / deß Edlen / Geſtrengen vnnd Ehrenveſten Peter von der Marwitz ſeligen / wei - landt Erbſaſſen auff Berfelde vnnd Wreche etc. hinterlaſſenen Witwen. Zuſampt jhren hertzlieben Kindern / Den Edlen vnnd Ehrenveſten jungen Junckern / Georg / Moritz / Sigmundt / David vnd Baltzer Frie - derich von der Marwitz auff Berfelde vnd Wreche Erbſeſſen / etc. Jngleichen / Den Edlen vnd Ehrenvieltugendtreichen Jungfra - wen / Jungffer Adell / Catharina vnd Anna von der Marwitz. So wol Den Edlen / Geſtrengen vnd Ehrenveſten Junckern / Baltzer / David / vnd Clauß von der Marwitz auff Hohenwalde / Sellin vnd Lehna / etc. Vnnd deroſelben freundlichen / vielgeliebſten Fraw Schweſter / Vrſula von der Marwitz / deß Edlen / Geſtren - gen vnd Ehrenveſten Churt von der Marwitz ſeligen / weiland Erbſaſſen zu Marwitz etc. hin - derlaſſenen Wittwen. Vnd denn auch Dem Edlen / Geſtrengen vnd Ehrenveſten Junckern Hanß von der Marwitz auff Grüenrade / Berfelde / Sellin / etc. Erbſaſſen. Als ſeiner / vnd ſeinen guͤnſtigen / Fraw Patronin / Junckern / Patronen / Gefattern vnd mechtigen Foͤrderern

Offeriret vnd dediciret diefe Troſtpredigt Lucas Janticovius Pfarherr vnnd rëſpectivè Seelſorger daſe[l]bſt.

[3]Chriſtliche Leichpredigt.

VOTVM.

GOTT der Himliſche Vater al - ler Gnaden vnnd Barmhertzigkeit / GOtt der Sohn JESVS CHri - ſtus / vnſer hochgelobter Ehren vnd Gnaden - Koͤnig / der rechte Frieden vndFrewdenbringer / GOtt der heilige Geiſt / welcher iſt der einiger rechter Troͤſter aller Betruͤbten / vnd die hoͤchſte Frewde vnnd Wonne aller Chriſtglaͤubigen Seelen / Ein Geiſt der Gnaden vnnd deß Ge - bets / ein Pfandt Goͤttlicher Liebe / vnd Verſi - cherung der ewigen Guͤter / erfuͤlle in dieſen hochkuͤmmerlichen Trawres Fall aller Betruͤb - ten vnd Troſtbegierigen Hertz / vnd vnſer aller - ſampt vnd ſonderlichen mit ſeiner ewigweren - der Weißheit / Krafft vnnd maͤchtigen Troſt / AMEN.

PROLOQVIVM.

WOlte Gott im hohen Thron deß Himmels / Geliebte im HErren / vnnd von GOtt Erleuchte / Andaͤchtige Chriſten / daß wir auch zu dieſem mahl an dieſen heiligen Orth / da GOtt der HErr ſeines Na - mens Gedechtnuͤß geftifftet / ander geſtalt hetten moͤgenExod. 20.A ijzuſam -[4]Chriſtliche Leichpredigt. zuſammen kommen / vns mit frolockendem / froͤlicherm Hertzen deß lieben GOttes Guͤte vnnd Wolthaten zu erinnern vnnd zu erfrewen. Nach dem es aber der ge -Rom. 11. rechte allein weiſe Gott / deß Wege vnbegreifflich / vnd deß Gerichte vnerforſchlich ſeyn / viel anders geſchicket: Jn dem er nach ſeinen geheimbden / vnerforſchlichen Rath vnd Willen / den Edlen / Geſtrengen vnd Ehren - veſten Junckern / PETER von der Marwitz ſel[i]gen / weilandt Erbſaſſen zu Berfelde vnd Wreche / etc. mei - nen großguͤnſtigen / wolthaͤtigen Junckern vnd Patron, vnlangſt den 24. Julij zwiſchen 1 vnd 2. vhr nach Mitt - nacht / auß dieſem JammerLeben vnnd ElendsBurgk abgefodert / vnd durch ein ſeliges Simeonsſtuͤndlein in ſtettiger Anruffung GOttes vnd vertrawen auff das tewre Verdienſt deß einigen Mittlers CHriſti Iesu, gleich in einem ſanfften Schlaff / in das ewigwehren - de FrewdenLeben vnnd heilige EngelsBurgk verſetzet hat: Da denn zwar durch dieſen trawrigen / vnvermu - tigen Todesfall die Adeliche hinterlaſſene hochbetruͤbte Wittwe / als die Edle / vnd Ehrenvieltugendſame Fraw ANNA geborne von Sacken / jhres Allerhertzliebſten / getreweſten Ehefreundes / vnd aller tewreſten / werteſten Ehren Schatzes auff dieſer Erden beraubet / vnnd jhr Hertz im Leibe zum haͤrteſten gekrencket / vnd Blutruͤn - ſtig gemacht worden / Weils doch heiſt / wie der Pöet ſagt:

Non dolor est major, quàm cùm violentia mortis Unanimi ſolvit corda ligata fide.
Kein groͤſſer Schmertz je gefunden ward /
Der ſo abzehrt vnd krencket hart
Das
[5]Chriſtliche Leichpredigt.
Das Menſchliche Hertze / als wenn Gott
Zertrennt durch den Natuͤrlichen Todt /
Zwey Eheleut / ſo ſich von Hertzen
Geliebt / vnd gemeint ohn allen ſchertzen.

Ja an welchem auch die acht hinderbliebene Adeliche Kinder / die Edle vnd Ehrenveſte junge Junckern / als George / Moritz / Sigmund / David vnd Baltzer Fri - derich / vnd dann die Edlen vnd Ehrenvieltugendreichen Jungfrawen / Jungffer Adell / Catharina vnnd Anna von der Marwitz jhren hertzallerliebſten / frommen / ge - trewen Vatern vnd beſten Freund; Jngleichen die drey Adeliche Bruͤder / als die Edlen / Geſtrengen vnd Eh[-]renveſten Junckern / Baltzer / David vnnd Clauß von von der Marwitz auff Hohenwalde / Sellin / Lehna / etc Erbſaſſen / Vnd dann auch die Edle vnnd Ehren - vieltugendtſame Fraw Vrſula von der Marwitz / deß weilandt Edlen / Geſtrengen vnd Ehrenveſten Junckern Curt von der Marwitz ſeligen Erbſeſſen zu Marwitz hinderlaſſene Witwe / als die einige deß in Gott ruhen - den Junckern ſeligen Fraw Schweſter / jhren freundli - chen vielgeliebten Bruder / Der auch Edler / Geſtren - ger vnd Ehrenveſter Juncker Hanß von der Marwitz auff Gruͤenrade / vnd zu Berfelde vnd Sellin etc Erb - ſaſſen / mein großguͤnſtiger Patron, ſeines ſeligen Va - tern Brudern Bruder Sohn / Nahen Vettern vnnd Blutfreund / Seine freundlichen vielgeliebten Schwe - ſter Sohne vnnd Toͤchter / jhren freundl hertzlieben Mutter Bruͤdern / Oheimen / Vettern vnd getreweſten Vormuͤndt / Die andere Adeliche Freunde / AgnatenA iijvnd[6]Chriſtliche Leichpredigt. vnd Cognaten, Schwaͤgere vnnd Nachbarn an jhm ein getrewes Hertz / Jch armer / vnwuͤrdiger Prediger dieſes Orts mit den meinigen an jhme einen rechten wolthaͤtigen Patron, vnd gleich Vatern vnnd groſſen Foͤrderern; die armen Vnterthanen jhren lieben Erb vnd LehnJunckern vnnd Herrſchafft verlohren haben: So muͤſſen wir doch / ſage ich / meine Geliebte / die Zeit nemen / wie ſie der gerechte / barmhertzige Gott giebet / vnd fuͤr allen dingen in Chriſtlicher Gedult jhme ſol - ches anheim ſtellen vnd befehlen; vnd vns dabey troͤſt -Geneſ. 1. lichen erinnern / daß Er vnſer aller Schoͤpffer iſt / wirEſai. 64. ſeine Creaturen ſeyn / Er vnſer Vater iſt / wir ſeine Kin -Job. 10. der ſeyn / Er vnſer Toͤpffer iſt / wir ſein Thon ſeyn / ErPſalm. 144. vnſer GOtt iſt / wir ſein Volck ſeyn / vnnd vnſer aller Leben in ſeiner Allmaͤchtigen gewaltigen Hand ſtehe / der vns daſſelbige nach ſeinem Goͤttlichen Rath giebtPſalm. 31. vnd ordnet. Ja auch beſchloſſen / wie lang wir leben / wenn wir ſterben ſollen: Jnmaſſen denn auch vnſerePſalm. 139. Jahr vnnd Tage auff ſein Buch geſchrieben / die noch werden ſollen / ja in jhme leben vnnd ſchweben. Vnnd alſo vnſer keiner jhm ſelber lebet / vnſer keiner jhm ſelber ſtirbet / Leben wir / daß wir dem HErrn leben / Ster - ben wir / daß wir dem HErrn ſterben / Wir leben oder ſterben / daß wir deß HErrn ſind; Deß HErrn Got - tes deß Himliſchen Vaters / der vns geſchaffen / nicht zum Tode / ſondern zum Leben. Deß HErrn IESU CHriſti, der vns erloͤſet hat vom Tode zum ewigen Le - ben. Deß HErren Gottes deß H. Geiſtes / der vns geheiliget hat zu Vergebung der Sünden / Aufferſte - hung deß Fleiſches vnd Ewigen Leben.

Wann[7]Chriſtliche Leichpredigt.

Wann dann nun auß dieſen allen klar vnnd offen - bar / daß der Todt aller rechtglaͤubigen Chriſten Men - ſchen fuͤr GOtt dem HErrn tewer vnd werth gehalten wird / wie auch Koͤnig Pſal. 116. bezeuget / vnd wir nupſalm. 116. zu dem ende bey einander ſeyn / vnd zuſammen kommen / daß wir wolgedachten Junckern PETER von der Marwitz ſeligen den letzten Chriſtlichen Dienſt / vnnd Werck der Ehre vnd Liebe leiſten / jhme zu ſeinem Ruhe vnd Schlaffkaͤmmerlein das Geleite geben / vnnd mit den Trawrigen nach S. Pauli Lehr Rom. 12. vnſereRom. 12. Chriſtliche condolentz vnd mitleiden erzeigen vnd be - tewren; vnd bey erinnerung vnſer Schwacheit vnd E - lends / GOttes vnſers Schoͤpffers Guͤtigkeit / Liebe / vnd Trew behertzigen / vnd deß troͤſtlichen Artickels von der Aufferſtehung vnſers Fleiſches / ſo am lieben Juͤng - ſten Tage gewiß folgen wird / in vnſern Hertzen gewiß vnd feſt machen moͤgen / wollen wir den Ewigen Him - liſchen Vater im Namen vnſers HErrn Ieſu Chriſti vmb die Gnade vnd Regierung deß heiligen Geiſtes de - muͤtiglich anruffen / vnd im waren Glauben aus grund vnſers Hertzens ein glaͤubiges / andaͤchtiges Vater vn - ſer beten / etc.

Den troſtreichen Spruch / ſo zu dieſer Adelichen Leichbegaͤngnuͤß zur LeichPredigt verordnet vnnd mir an die Hand gegeben worden / beſchreibet der hocher - leuchte Apoſtel S. Paulus inn ſeiner Lehrreichen Epi - ſtel an die Roͤmer am 5. Capitel / vnd lautet alſo:

Darumb[8]Criſtliche Leichpredigt. DArumb preyſet GOtt ſeine Lie - be gegen vns / daß Chriſtus fuͤr vns geſtorben iſt / da wir noch Suͤn - der waren. So werden wir je viel - mehr durch jhn behalten werden fuͤr dem Zorn / nach dem wir durch ſein Blut gerecht worden ſind. Denn ſo wir GOtt verſoͤhnet ſind / durch den Todt ſeines Sohnes / da wir noch Feinde waren / Viel mehr werden wir ſelig werden durch ſein Leben / ſo wir nu verſoͤhnet ſind. Nicht allein aber das / ſondern wir ruͤhmen vns auch GOt - tes durch vnſern HErrn JESVM Chriſt / durch welchen wir nu die Ver - ſoͤhnung empfangen haben. ()

Exordium. ANdaͤchtige Chriſten / Außerwehlte vnndExequiæ Potentum 1. Alexandri Magni. Geliebte im HErrn / man lieſet in den Hiſtorien von den Großmaͤchtigen Potentaten / vnd wun - dertapffern Helden Alexandro Magno, daß do der - ſelbe in ſeinenbeſten Jahren zu Babylon des Todes ver -blichen /[9]Chriſtliche Leichpredigt. blichen / daß ſeine Raͤthe vnd Freunde mit zubereitung deß Koͤniglichen Leichbegaͤngnuͤß zwey gantzer Jahr zu - gebracht / ehe man den Koͤniglichen TodtenCoͤrper von Babylon in Egypten gen Alexandriam in die 200. Meilweges zur Grabſtett gefuͤhret vnd gebracht. Das iſt nun mit ſonderlicher Pracht vnnd vberauß groſſen Vnkoſten geſchehen / Denn do hat Aridæus der Mar - ſchalck oder Stadthalter einen vberauß wunderlichen / ſchoͤnen / kunſtreichen Wagen machen / vnnd auff den Wagen ein Todtenbahr / vnd wolgezierten vnd gegoſ - ſenen Sarck / vnnd auff den Sarck eine guͤldene Decke von lautern klaren Golde / allermaſſen nach deß todten Koͤniglichen Coͤrpers proportion gerichtet / ſetzen laſ - ſen: Die Decke am Wagen iſt mit ſchoͤnen Perlen vnd Edelgeſteinen / vnnd jnnwendig lauter Goldt geweſen / Hinden hat gehangen ein Schildt von Golde. Jm Wagen hat man deß Alexandri Magni Bildt / wie er geſehen vnd geſtalt geweſen / geſetzet / das Bildt hat ei - nen guͤldenen Scepter in der Hand gehabt. Seine Rit - terliche Thaten / was er fuͤr Kriege gefuͤhret / wie viel Voͤlcker er bezwungen / was vor Koͤnigreiche / Laͤnder vnd Provincien er eingenommen / ſeynd gar artlich vnd kuͤnſtlich auff dem Sarcken vnnd am Wagen herumb gepraͤget vnd gebildet geweſen. Der Wagen iſt zuberei - tet geweſen mit vier Deiſteln / welchen gezogen 64. ſchoͤ - ne / ſtarcke / feiſte Maulthier / vnd hat ein jedes eine ſchoͤ - ne guͤldene Kron auffgehabt / vnd an jeder Wangen hat herunter gehangen ein guͤlden Gloͤcklein oder Schelle / vnnd vmb den Halß hat ein jedes gehabt einen ſchoͤnen Halsbandt von Perlen vnd Edelgeſteinen / vor / hindenBvnd[10]Chriſtliche Leichpredigt. vnnd neben dem Wagen haben geritten viel ſtattliche wolgeputzte Reuter / ſo den Koͤniglichen TodtenCoͤr - per in die 200. Meilweges beleitet. Das iſt ja etwas zur Pracht anzuſehen geweſen: Aber in der Warheit iſt es nichts anders denn nur ein triumphus mortis, ein herprangen deß Todes / vnd eitel vnnoͤtige vergebli - che Vnkoſten. Dann keiner vnter dem gantzen hauffen hat koͤnnen mit Warheit ſagen / vnnd den Troſt gewis haben / daß Koͤnig Alexander, wie maͤchtig vnd groß er auch in der Welt geweſen / nach ſeinem abſterben ei - nen gnaͤdigen GOTT habe / vnd ſeelig ſey. Ja jeder - man wuſte / daß er ein vnordentlich Weſen / mit ſauffen vnd Vnzucht / jhm das Leben ſelbeſt abgerennet vnd ge - kuͤrtzet. Ja auch mit vbermaͤchtiger Hoffart / da er für einen Gott hat wollen gehalten ſeyn / vnd ſeine beſte Raͤthe in voͤllerey tyranniſcher weiſe erſtochen / ſein weltlich Lob faſt verlohren hette.

2. Julij Cæſa - ris. Julius Cæſar der I. Roͤmiſche Keyſer / als er zu Rom mit 23. Wunden im geſeſſenen Rath zu todte ge - ſtochen worden / hat man jhn mit groſſem gepreng vnd klagen auff einen Holtzhauffen geleget / denſelben mit Fewer angezuͤndet / vnd es alſo oben zubereitet / vnd ge - macht / daß ein Adler im anſtecken herauß geflogen / der hat / jhrer meinung nach / deß Keyſers Seel ſollen gen Himmel fuͤhren. O deß armen elenden Fuͤhrers! Dennwas hat ein ſtinckender / vnvernuͤnfftiger Aaßfreſſer mit deß Menſchen Geiſtlicher Seele zu thun? der nur davon fleuget auff die Berge / oder im wilden Walde / vnd ſich vmbſiehet / wo er ein Aaß moͤge finden / domit er ſeinen Hunger ſtille. Da iſt warlich trawn auch keinTroſt /[11]Chriſtliche Leichpredigt. Troſt / daß dieſer groſſe Potentat / wie gewaltig / wie gluͤckſelig / wie gelahrt er jmmer geweſen / nach ſeinem abſterben einen gnaͤdigen GOtt habe / das er in ſeiner Hulde vnd Gnade ſey / vnd ewiglich in Herrligkeit vnd Frewde bey jhm leben werde. Denn darumb hat man jhn / do ers ſich am weinigſten verſehen / erſtochen / das er die alte Roͤmiſche lengſtgewehrte Freyheit vnter - drucket.

Suetonius meldet auch von den andern Roͤmiſchen3. Auguſti Imperato - ris Romani. Keyſern dem Auguſto; Es habe ſich bey deſſelben Leich - begaͤngnuͤß ein heuchleriſcher Liebkoſer gefunden / wel - chen er Virum Prætorium einen Roͤmiſchen Land vnd Stadtvoigt nennet / der es an Eydes ſtatt auff ſich ge - nommen / Er hette Auguſti Seele ſehen gen Himmel fahren. Aber Seneca verlachet ſolches Getichtes. Vnd der Geiſt GOTTes ſagt durch Koͤnig David Pſalm 116. Omnes homines ſunt mendaces, AllePſalm. 116. Menſchen ſind Luͤgner. Vnnd bleibet freylich war / was die rechtglaͤubigen Chriſtlichen KirchVaͤter ge - ſchrieben: Extra Eccleſiam nulla eſt ſalus, Den vn - glaͤubigen Heyden bleibet GOttes Haus vnnd Ehren - Reich jmmerhin verſchloſſen / wiewol Zwingel vnd ſei - ne Spießgeſellen anders davon halten vnd ſchreiben.

Vnter dem Bapſthumb / wenn groſſe Herren vndImpiusmos funerum in Papatu. vornehme Leute ſterben / ſo helt die beſchorene Rotte / die Muͤnche vnnd Meß Pfaffen / Vigilien, Seelmeſſen / da iſt viel vnzehliches Raͤucherns / Beſprengens / vber den todten Leichnam / da ordnet man Begaͤngnuͤs alle Monat / alle Jahr / dar zu denn groſſe Guͤter / ſtattliche Summen Geldes deputiret vnnd geſtifftet werden /B ijdavon[12]Chriſtliche Leichpredigt. davon die geoͤlete Plattenhengſte / die Muͤnche vnnd Pfaffen ſich meſten vnd fetten wie die Braackken / vnd einen Damaſcken muth haben. Vnnd beredet man die Leute / das damit den Verſtorbenen gedienet vnd geholf - fen werde / das ſie entweder nicht in die Helle kommen / oder da ſie ja ins Fegefewer muͤſten / ſo wuͤrden ſie durch ſolch ertichtes Gemurmel vnd Muͤnchs Meßhalten de - ſto ehe daraus erloͤſet. Ja das noch mehr iſt / haben ſich auch viel vornehme groſſe Herren / das Roͤmiſche Reichs Antichriſtiſche Geſchwaͤrme dahin bereden laſ - ſen / wie die Hiſtorien zeugen / das ſie alte lauſichte / ſtin - ckende MuͤnchsKappen tewer erkaufft / vnd ſich darin begraben laſſen / vnd vermeinet vnd dafuͤr gewis gehal - ten / das die Wercke / ſo die vermeinte heilige Muͤnche gethan / vnd etwa in Tuch vnd Kappen allenhalben han - gen blieben / jhren todten Leib vnd Seel fuͤr GOTtes Angeſichte deſto heiliger vnnd angenehmer machen ſol - ten. Aber diß ſeynd auch gantz elende vnnd klaͤgliche Zeugnuͤs / davon die guten Leute im Bapſtthumb weder ſich noch die jhrigen keinen beſtaͤndigen / gewiſſen / vnd Hertz vnd Seelerquickenden Troſt nemen koͤnnen / das ſie in GOTTes Gnade / Liebe vnd Hulde / ja gerechte vnd ſelige Kinder GOttes vnnd Erben des ewigen Le - bens ſeyn werden.

Wir aber / Geliebte im HErren / beſtettigen auff jetzo heutigen Tag / do vns GOtt der HErr aus ſol - chen grewlichen Antichriſtiſchen Finſternis erloͤſet vnd erleuchtet / einen Chriſtlichen Ritters vnd Rechtglaͤubi - gen Edellman PETER von der Marwitz ſeligen / nicht auff Heydniſcher / nicht auff Baͤpſtiſcher weiſe /ſondern[13]Chriſtliche Leichpredigt. ſondern ſeyn aus GOTtes Wort gantz gewis / das er noch in Chriſto lebe / vnnd ohn allen zweiffel ein liebes angenehmes Kind GOTtes / darzu ſein Seelichen inn lieblicher Ruhe / ja in GOTtes Hand ſey / da ſie keineSap. 3. Qual anruͤhret / vnd keiner Ausſoͤhnung er nu weiter benoͤtiget. Dann er iſt ein getauffter Chriſt geweſen / der da durch das thewre Blut JEſu CHriſti von allen1. Joh. 1. ſeinen Suͤnden abgewaſchen vnnd gereiniget / der von Hertzen in wahrem Glauben vnnd groſſer Freydigkeit der Liebe / Hulde vnd Gnade GOTTes vnd thewren Verdienſtes ſeines lieben Heylandes vnd Erloͤſers ſich von Hertzen getroͤſtet / vnd mit den allerſchoͤnſten Hertz vnnd Seelſterckenden Troſtſpruͤchen des Goͤttlichen Gnaden Worts ſich auffgerichtet / vnnd gleich wie ein: Klette am Tuch / mit eyferigen / inbruͤnſtigen Glauben an ſeinem Wort hangen blieben / vnd damit ins ewige Leben hienein gefahren. Vnter welchen Troſtſpruͤchen dann auch dieſer iſt / ſo E. L. jetzo haben hoͤren verleſen. Dieſen hat wolgedachter Juncker ſo lieb gehabt / das er auch denſelben ſeiner Adelichen Juͤngſten Tochter Jungffer Anna von der Marwitz mit eigener Hand in ſeiner Kranckheit abgeſchrieben / welchen ſie jhm vorm Tiſche / wenn das Mittag vnnd Abendmahl gehalten worden / allzeit beten muͤſſen. So hat er auch die Aus - legung vber dieſen Spruch / wie dieſelbe in des Herren D. Lutheri Haus Poſtill kuͤrtzlich verfaſſet / in weh - render Kranckheit ſich offt vnnd vielmahl leſen laſſen / Deswegen er mir dann auch vor allen andern an die hand gegeben / vnnd die Leichpredigt davon zu thun be - fohlen worden / welchen wir nun auch immittelſt Goͤtt -B iijlicher[14]Criſtliche Leichpredigt. licher Gnaden vnd Verleihung kuͤrtzlich nach gelegen - heit der zeit anſehen wollen.

Propoſitio bimembris. ES ſoll aber vnſer Propoſition ſeyn / Realis & Perſonalis. Das iſt / wir wollen auß dem ab - geleſenen Spruch beſehen:

I. Realis. Auffs Erſte / Was doch der groſſe vnd von GOtt hocherleuchte Wunder Apoſtel S. Paulus allen glaͤubigen Chriſt Hertzen vnd erleuchten Kindern GOttes fuͤr einen vberaus troͤſtlichen herrlichen ſchoͤnen Goͤttlicher Liebe vnd GnadenSpiegel / wider den grimmigen Riß deß ſchrecklichen Zorns Gottes / wider den Fluch vnnd Vermaledeyung deß Geſetzes / wider den nagenden / beiſſenden Wurm deß boͤſen Gewiſſens / wider das anzau - dern / Plackerey vnd Anfechtung deß helliſchen li - ſtigen grimmigen boͤſen Geiſtes / deß Teuffels / ja wider allen Jammer / Truͤbſal / Elend vnd Hertz - leid / vnd des vnbarmhertzigen Menſchenfreſſers deß Todes bitterkeit fuͤrſtelle.

II. Perſonalis. Jm Andern Stuͤck wollen wir ſagen / Was wolge - dachter vor vns allhie ſtehender vnd eingeſarckter Juncker PETER von der Marwitz ſeliger auff dieſer Erden.

1. Reſpectu ἐυγενείας, in betrachtung ſeiner A - delichen Ankunfft vnd herkommens / vor ein red - licher vnd ehrlicher Edelman.

2. Reſpectu ἐυγαμίας & ſuaviſſimorum li - berorum, in betrachtung ſeines Eheſtandes vnd Vaͤterlicher Kinderpflege / vor ein zuͤchtiger vnd ehrliebender Eheman / vnd liebreicher trewer ſorg - feltiger Vater.

3. Re -[15]Chriſtliche Leichpredigt.

3. Reſpectu ἐυσεβείας & ἐλευϑερίας, in betrach - tung GOTtes vnd deß Nechſten / fuͤr ein Gott - fuͤrchtiger vnd gutthaͤtiger Joſias.

4. Reſpectu ἐυϑανασίας, in betrachtung ſei - nes Endes vnd Sterbſtuͤndleins / vor ein glaͤubi - ger vnd freidiger Chriſtritter geweſen.

Hiervon fruchtbarlichen vnd Chriſtlichen zu han -Votum. deln / vnd ſolches alles mit gebuͤhrender Reverentz vnnd Andacht anzuhoͤren / wolle der Himliſche Vater durch ſeinen lieben Sohn Chriſtum Jeſum vns allerſeits ſei - nes Geiſtes Krafft vnd Safft mittheilen vnnd geben / AMEN.

DE PRIMO.

BElangend nun vnſer vorgenommenes Haͤupt -REALIA. Dicti hujus occaſio. Puͤnctlein / Geliebte im HErren / muͤſſen auffs Erſte wir vns vmbſehen / wie doch S. Paulus auff diß ſchoͤne troͤſtliche Spruͤchlein kommen ſey / was jhme darzu fuͤr anlaß gegeben worden. Dann ſein intent iſt / meine Geliebten / das er in der ſchoͤnen / herr - lichen / lehrreichen Epiſtel an die Roͤmer den hochtreff - lichen Artickel de juſtificatione hominis coram DEO, wie der Menſch fuͤr GOtt gerecht ſey vnd ſee - lig werde / wil erkleren vnd illuſtriren, welches er denn als ein gewaltiger Logicus vnd von GOTT hocher - leuchter Doctor gewaltig ausfuͤhret / in dem er mit ſtarcken vnwiederleglichen argumentis vnd Gruͤnden darthut vnnd beweiſet / das alle Menſchen Kinder / ſie ſind Juden vnd Heyden / von Natur Suͤnder ſeyn / vndkeiner[16]Chriſtliche Leichpredigt. keiner durch aus ſich auſſchlieſſen koͤnne / ſondern ein je - der zum Suͤnden Regiſter ſich beke[nn]en muͤſſe / koͤnne vnd duͤrffte auch ſich ſeiner Heiligkeit vnnd Froͤmmig - keit mit nichten ruͤhmen / noch auff ſeine Werck ſehen. Wolle er aber ein angeneme Kind GOttes vnd Erbe des ewigen Lebens ſeyn / ſo ſey hochnoͤtig / das er ſich hal - te an den verheiſchenen hochgelobten / gebenedeyeten Weibesſamen vnd Schlangentretter CHriſtum JE - ſum, welcher allein die Verſoͤhnung fuͤr aller Men - ſchen Suͤnde ſey. Deſſen tewren Verdienſt vnd hei - lige ſatisfaction er ſich durch wahren Glauben ap - pliciren vnnd zueignen muͤſſe / Wie dieſe ſelige vnndNazianzen. Chriſtliche Lehr der heilige Lehrer Nazianzenus gar ſchoͤn vnd kurtz faſſet / do er ſaget:Non lex nec deci - , nec bona opera me ſalvabunt; ſed tua gra - tia, tuaqúemiſericotdia mihi inſtilletur polluto; quam ſolam miſeris, ô Rex, exhibes ſpem pecca - toribus:Nicht deß Geſetzes Wercke zwar / Entbinden mich von Suͤnden gar / Jch werd auch nicht von Suͤnden rein / Durch Froͤmmigkeit vnd Opffer mein / Sondern allein dein Guͤt vnd Gnad Muß mir Suͤndern kommen zu ſtatt / Welchn Troſt du allen Suͤndern gibſt / O ewigr Koͤnig HErr JEſu Chriſt.

Es beweiſet aber vnſer Apoſtel dieſe ſeine propo - ſition vnnd HaͤuptLehr von der Rechtfertigung deß Menſchen fuͤr Gott / mit dreyen Stuͤcken.

Das[17]Chriſtliche Leichpredigt.

Das I. nimpt er à generali præoccupato. Al -I. Argumen- tum ſum - ptum à ge - nerali præ - occupato. Omnes homi - nes ſunt pec - catores. le Menſchen ſeyn Suͤnder / ſpricht er / Einmal die Hei - den. Wie das / vnd warumb? Wegen jhrer Abgoͤtte - rey: Dann ſie die Herrligkeit deß vnvergaͤnglichen GOttes verwandelt haben in ein Bilde gleich dem ver - gaͤnglichen Menſchen / vnd der Voͤgel vnd der vierfuͤſ - ſigen vnnd der kriechenden Thier; Darumb ſie dann auch GOtt dahin gegeben in jhrer Hertzen geluͤſte in1. Ethnici. allerley Vnreinigkeit. Ja weil ſie GOttes Warheit in Luͤgen verwandelt / vnnd haben geehret vnd gedienet dem Geſchoͤpff mehr denn dem Schoͤpffer / vnnd alſo nicht geachtet haben / daß ſie GOtt erkenneten / ſeyn ſie auch dahin gegeben in verkehreten ſinn / zu thun eitel Laſter; ſeyn voll aller Vngerechtigkeit / voller ſchalck - heit / Boßheit / Haſſes / Mordes / Haders / Liſtes vnnd dergleichen / etc. Wie dieſes alles der Apoſtel mit vielen anmuͤtigen ſchoͤnen Worten gewaltig auſtreichet.

Nachmals die Juden betreffend / beweiſet er / das2. Judæi. ſie auch groſſe Suͤnder ſeyn / vnd deß Ruhmes mangeln / den ſie an GOtt haben ſollen. Denn obwol der All - maͤchtige Gott ſie auß allen Voͤlckern zu ſeinem VolckExod. 19. vnd Eigenthumb erwehlet / jhnen das Geſetz am Bergk Sinai in groſſen Donnerwetter gegeben / vnnd darinn gleich zumAugenſchein gezeiget vnd gewieſen / was er von jnen wolte gethan vndgelaſſen haben: So vberzeuget ſie doch der Apoſtel / daß obwol Gottes will jnen nicht vn - bewuſt / auch die Form gehabt / was zu wiſſen / vnd recht ſey im Geſetz; ſie dennoch mit Vbetretung deß Geſetzes Gott geſchendet / ſich zwar deß Geſetzes geruͤhmet / Aber ſie ſeyn vor aller Welt mit jrem Ruhm ſtinckend worden/Cin dem[18]Chriſtliche Leichpredigt. in dem ſie gelehret / Man ſolle nicht ſtelen / Ehebrechen / Abgoͤtterey treiben / etc. vnd ſolches alles nie gehalten / ſondern oͤffentlich vnd heimlich dawider gelebet vnd ge - than / wie diß abermal der Apoſtel mit mehren Worten gar herlichen außfuͤhret.

II. A vero univerſalis juſtificatio - nis medio. II. Vors Ander / nimpt der Apoſtel das ander Stuͤcke ſeines Beweiß à vero umverſalis juſtificati - onis medio; Warumb auch die Juden auff jre Werck nicht trotzen noch bawen koͤnnen? Dann wollen ſie gleich ſagen: Sie koͤnnen durchs Geſetze ſeelig wer - den / So ſagt er nein darzu: Warumb[?]Denn durchs Geſetze koͤmme das Erkentnuͤß der Suͤnden / vnnd ſey an dem / das alle Menſchen Kinder das Geſetz in keinem wege halten koͤnnen / ſondern alleſampt vntuͤchtig wor - den ſeyn / vnd keiner ſey der guts thue / auch nicht einer /Pſalm. 14. Wie er erweiſet auß den Pſalmen vnnd Propheten. Derowegen ſo folge ja / das man durch die GnadeGot - tes allein / durch die Erloͤſung / ſo durch CHRiſtum JEſum geſchehen iſt / gerecht vnnd ſelig werde. Sey demnach der beſte Rath / das man CHriſtum mit ſeinem Verdienſt in wahrem Glauben ergreiſſe / ſeiner Satis - faction vnd Paſſion ſich getroͤſte / vnd zueigne. Denn dieſen allein habe GOtt zu einem Gnadenſtuel durch den Glauben in ſeinem Blut fuͤrgeſtellet / domit er die Gerechtigkeit / die fuͤr jhm gilt / darbiete / in dem / dasRom. 3. er die Suͤnde vergiebet / wie dieſes von S. Paulo cap. 3. herrlich erſtritten / vnd beglaubig gemacht wird.

III. A ſin - gularis A - brahæ fidei exemplo. III. Das dritte Stück ſeiner Bewehrung nimpt er à ſingularis Abrahæ fidei exemplo: Dieſer ſey auch / ob er wol ein frommer heiliger Mann / auff dieſeweiſe[19]Chriſtliche Leichpredigt. weiſe ſelig worden / ruͤhmet auch ſeinen eyferigen Glau - ben mit einem ſondern Encomio, ſchleuſt endlichen als ein feiner guter Logicus translatione Hypotheſeos ad theſin, daß wie Abraham gerecht vnd ſelig worden / alſo muͤſſen auch alle Menſchen ſeelig werden / weil er ein Vater aller Glaͤubigen genennet werde. Vnd das nun Abraham ſich im Glauben deß Verdienſts deß ge - benedeyeten Weibesſamens getroͤſtet / vnd darauff ſelig worden / bezeuget auch der HErr Chriſtus ſelber Joh. 8. Iohan. 8.Abraham habe ſeinen Tag geſehen / vnd ſich deſſen ge - frewet; Vnd zu den Juͤden ſpricht er vorher / die Er / als der Sohn GOTTes / frey mache / die ſeynd recht frey.

II. Vors Ander / als nun S. Paulus mit gewalti -II. Amoris divini præ - dicatio. gen Gruͤnden erwieſen / daß wir Menſchen Kinder alle mit einander / keiner ausgenommen / groſſe Suͤnder ſein; vnd gar wol weiß / wie die Suͤnde vnd das Gewiſſen / wenn es wach wird / in Menſchlichen Hertzen rumore / wüte vnd tobe. So fehret er fort / vnd ſtellet vns Got - tes Liebe vnd Barmhertzigkeit fuͤr gleich in einem Spie - gel / vnnd zeiget dabey an / wie vnnd welcher geſtalt vns GOTT gefunden / was wir fuͤr Fruͤchtlein ſeyn; Aber dennoch ſeine Vaͤterliche Liebe an vns bewieſen / die er außgegoſſen in vnſer Hertz durch den heiligen Geiſt /Rom. 5. welcher vns gegeben iſt / Wie er kuͤrtzlich vorher ſagt vor abgeleſenen Text. Prædiciret vnd ruͤhmet alſo auffs 1. Amoris Dei immenſitatem, GOTtes1. Amoris DEI erga genus hu - manumim - menſitas. vberſchwengliche Liebe vnd Barmhertzigkeit gegen vns groſſe Suͤnder vnd Hellebrende / Vnnd damit wir nur ſolches bedencken lernen / vnd vns wol zu gemuͤth fuͤh -C ijren /[20]Chriſtliche Leichpredigt. ren / was wir fuͤr Leute geweſen / gegen welchen GOtt ſolche groſſe Liebe geuͤbet / oder vielmehr gepreyſet habe / ſo machet er ein augenſcheinlich Contrafect, vnd gie - bet vns / quod ſtatum corruptionis noſtræ attinet,Attributa hominum quatuor. 4. ſchreckliche ſchlimme Namen / darob dann ja ein Chriſtliches Hertz gleich erſtarren muß.

Denn 1. ſo nennet er vns Infirmos, die ſolche Leu -1. Infirmi. te ſeyn von Natur / welche gantz vnkraͤfftig vnnd vnge - ſchickt ſeyn zu allen Goͤttlichen Sachen / Wie es derEpheſ. 4. Apoſtel auch Epheſ. 4. außleget / daß jhre Sinne ſind voller Eytelkeit / der Verſtandt voller Finſternuͤß / die entfrembdet ſeyn vom Leben / das auß Gott iſt / jhr hertz ſey voller vnwiſſenheit vnd blinbheit.

2. Impij. 2. Impios, die auß Vnverſtandt / ja auß ange - borner Boßheit alle huͤlffe Gottes verachten vnd auß -Epheſ. 4. ſchlagen. Von dieſen ſagt er Epheſ. 4. das ſie ruchloß ſeyn / vnd ergeben ſich der Vnzucht / vnnd treiben aller - ley Vnreinigkeit ſampt den Geitz.

3. Peccato - res. 3. Peccatores, Suͤnder / die deß argen jmmer mehr vnd mehr machen / treiben vor vnd fort dem Hel - liſchen Lockenvogel dem Teuffel zu gefallen das Suͤn - denraͤdlein / welche auch nicht werth / das GOtt ſeine Gnaden Augen auff ſie wende.

4. Hoſtes & inimici Dei. 4. Hoſtes & inimicos Dei, ſeyn ſolche / als die da von Gott boͤßlich vnd muthwilliger weiſe abgefal - len / der heiligen Engliſchen Gemeinſchafft ſich bege - ben / vnd dem Teuffel vnd ſeiner helliſchen Geſellſchafft in vollen ſpruͤngen zugefallen / ja ſich gantz eigen dem Teuffel ergeben haben / die nicht anders thun / als das ſie wieder GOtt murren vnd gruntzen / vnd ſeine abge -ſagte[21]Chriſtliche Leichpredigt. ſagte Feinde ſeyn. Sehet / meine Geliebten / das iſt die ſchoͤne Contrafey deß natuͤrlichen Menſchen / davon hie S. Paulus ſagt / das an denſelbigen Gott ſeine Liebe ge - preyſet / oder / wie vorher ſiehet / in jhr Hertz ſeine Liebe durch den H. Geiſt außgegoſſen habe.

Nun hat der Allmaͤchtige wolthaͤtige GOTTVarijs mo - dis declara - vit Deus ſui amoris immenſita - tem. ſeine Liebe auff mancherley weiſe gegen dem Menſch - lichen Geſchlecht gepreyſet vnnd zu erkennen gegeben: 1. Creatione, das er den Menſchen zu ſeinem Eben - bilde formiret, oder zum Bilde gemacht / das jhm gleich ſey / Geneſ. 1. jhn vor allen andern Creaturen vnnd1. Hominemad imagi - nem ſuam creando. Thieren mit ſonderlicher Vernunfft / Witz / Verſtand / Geſchickligkeit / Behendigkeit / Agilitet vnd Wolge - ſtalt deß Leibes gezieret / ein gerades auffgerichtes An - geſicht gegeben / Davon auch der Heyde gar wol ge -Ovidius. ſagt:

Pronaꝙ́uecùm ſpectent animalia cætera terram, Os homini ſublime dedit, cœlumꝙ́uetueri, Jußit, & erectos ad ſydera tollere vultus. ()

Ja die andere Thiere jhm vnterworffen / daß ein Menſch / wo er ſeiner von GOtt mitgetheileter vnd ge - gebener Vernunfft recht gebrauchen wil / alle Thiere / ſie ſeynd ſo groß / ſo ſtarck vnd geſchwinde / wie ſie jmmer wollen / kan vberwinden vnd vnter ſeine gewalt bringen. Vnd obwol andere Thiere von GOtt dem HErrn jh - re beſondere dorem vnd Morgengabe haben / etwa be - ſondere Groͤſſe oder Stercke / oder Geſchwindigkeit / jedoch muͤſſen ſie ſich vor den Menſchen fuͤrchten. So iſt a[u]ch ſolche Zier deß Leibes nicht an jhnen wie am Menſchen / welches ja eine beſondere Gnade GOt -C iijtes /[22]Chriſtliche Leichpredigt. tes / vnnd billich von Menſchen Kindern ſoll mit danck - baren Hertzen vnd Gemuͤth erkandt werden / Welches denn jener frommer Hirte beſſer behertzete als der reicheHiſtoria. Cardinall. Dann als einmal ein Cardinal im Felde ritte / ward er gewar / das ein armer Hirte niederge - knieet / ſeine beyde Haͤnde auffgehaben hatte / gegen Himmel vberlaut ſein Gebet vnnd Danckſagung zu GOtt mit heiſſen Zehren vnd Thraͤnen thete. Do rit - te er hinzu / fragte / was jhm mangelte / warumb er ſich ſo trawrig geberdete. Der Hirte zeigete jhme eine heß - liche grewliche ErdKroͤten / vnd fenget darauff an vnd ſagt: Ey lieber Herr / ſehet jhr nicht hie vor mir diß grewliche / heßliche vnd greßliche Thier / ſo da auff der Erden kriechen muß / gantz abſchewlich anzuſehen / Ey das beweget mich billich / das ich meinen Schoͤpffer GOTT dem HErrn im Himmel mit flieſſenden Au - gen vnd Liebe Thraͤnen danckte / das er mich ein ſolch vngehewer Thier nicht werden laſſen. Was geſchicht? Der Cardinall ritt zu ſeinen Geferten / referiret jhnen dieſes / vnd muß bekennen / vnd geſtehen / das jhm Gott der HERR viel vnzehliche mehr Wolthaten / als die - ſen armen Hirten / bezeiget / aber dennoch ſo weit nicht bedacht / das er ſeinen Schoͤpffer vnnd wolthaͤtigen GOTT ſo emſiglich davor gedancket hette. O ſolte man eine vmbfrag thun / vnd ein jeder frey heraus bekennen / Fuͤrwar / wir wolten der Leute wol mehr fin - den / die weder fuͤr jhre ſchoͤne Geſta[l]t / noch geſunden / geraden Leib GOTT dem HErrn ein DEO gratias von grundt des Hertzen geſagt hetten / etc.

2. Nach -[23]Chriſtliche Leichpredigt.

2. Nachmals ſo beweiſet er ſeine Immenſitatem2. Res ad vitam ne - ceſſarias largiendo. amoris auch omnium rerum neceſſariarum lar - gitione, das er auch nebeſt dem / das er vns eine ver - nuͤnfftige Seele / einen geraden Leib / Witz vnnd Ver - ſtandt giebt / vns vor alle andere Creaturen zieret / reich - lich alles / was wir in dieſem Leben bedurffen / mitthei - let / Eſſen / Trincken / Kleider / Schue / Haus / Hoff / eec. Summa / das er alle Jahr die Erde mit ſeiner Guͤ - te kroͤnet / leſt Gras wachſen fuͤr das Viehe / vnd Ge - treide vor die Menſchen / ja das er auch ſolchen gegebe - nen Segen wunderbarlich ſegnet / alſo / das / do der Vorraht gleich geringe / dennoch nicht alleine reichen / ſondern auch vberbleiben muß.

Als Keyſer Fridderich der dritte dieſes Namens zuHiſtoria. Fridericus III. Impe - rator. Coͤlln am Rhein einen Reichstag gehalten / vnd doſelbſt eine groſſe menge Volcks hinkommen / das der Proviant mangeln wolte / lies der Keyſer auff einen Abendt das Volck vnnd Brodt zehlen ſo in der Stadt war. Da hat man befunden / das auff 4. oder 5. Haͤupter fuͤr ein Pfennig Brodt kommen wuͤrde / wenn ſie das Abend - mal halten ſolten. Des Morgends leſt der Keyſer fra - gen / ob man auch zukommen / vnnd die Leute all ſatt worden / da thut man relation, das alle ſatt worden weren / vnnd noch Brodt vbrig blieben. Ach lieber GOTT das geſchiehet noch vielmahl bey vns in vie - len dingen / bey Leichbegaͤngnuͤß / bey hochzeitlichen Eh - rentagen / wenn mans dieſen HERRN zutrawet / vnd in Kindlicher Zuverſicht mit einem glaͤubigen Gebett anleufft / vnd mit Maria ſagt: Vinum non habent, HERR hie wil mangel fuͤrfallen / Ach ſchaffe du rath / vnd ſegne.

3. Preiſet[24]Chriſtliche Leichpredigt.

3. Omnes creaturas conſervan - do. 3. Preyſet er auch Immenſitatem amoris o - mnium creaturarum conſervatione, das er alles er - helt / die Voͤglein vnter dem Himmel / die Fiſche imPſalm. 8. Meer / alle Thier auff Erden.

II. Amoris Dei erga ge nus huma - numubertas: quæ con - ſpicitur 1. Spiritum ſanctumno - bis donan - do & effun - dendo. Hievon koͤnte nu weitleufftig geſagt werden / aber wir brechen ab / vnd kommen ad Ubertatem amoris miſericordiſſimi Dei. Die erweiſet ſich nun hie - rin / Das er ſeinen heiligen Geiſt vns gegeben. Was diß fuͤr ein donum Dei ſey / vnnd vor ein τεκμήρςον oder Zeichen der Liebe GOttes / ſehen wir aus dem 3. Artickel vnſers Chriſtlichen Glaubens. Dann wie ſpre - chen wir da? Ich glaͤube / das ich nicht auß eigener Vernunfft / noch Krafft an[JEſum] CHriſtum / mei - nen HErren glaͤuben / oder zu jhm kommen kan / ſon - dern der heilige Geiſt hat mich erleuchtet / geheiliget vnd erhalten / davon denn zur andern zeit mehr gehandelt wird.

Jetzt aber muͤſſen wir ferner fortfahren / vnnd die2. Filium u - nigenitum in mortem crucis pro nobis tra - dendo. Ubertatem amoris Dei noch beſſer beſehen. Dann die beweiſet auch der liebe GOTT 2. in unigeniti filij ſui ad mortem usq́uecrucis traditione. Hal - tet hie nun ein wenig ſtille / jhr von GOtt erleuchtete / andaͤchtige Chriſten. Was ſagt S. Paulus? Wie commendiret er vns Ubertatem amoris clemen -Preyſet. tiſſimi Dei? GOtt preyſet / ſagt er / ſeine Liebe gegen vns. Das iſt / Er hat ſie gewaltig kundt vnnd offenbahr gemacht / herrlich fürgeſtellet / vnnd trefflich ſchoͤn / ruͤhmlich vnnd loblich dargethan. Ach worinn dann? Darinn daß CHRISTVS fuͤr vns geſtorben / da wir noch ſeine Feinde waren. Freunde[25]Chriſtliche Leichpredigt. Freunde laſſen ſich ja wol lieben / wiewol es ein vnbe - ſtendig thun iſt / vnd manchmahl alſo gehet: Amicus animal valdè mutabile: Jtem: Vnus eſt DEUS ſed plures ſunt amici: GOtt bleibet allein der einigeExempla. Davidis Pſaltis. videlicet Conſtanti - ni erga Ju - lianum. Imperato - ris Ottonis erga Heri - cumfratrem. beſte Freund. Zwar von David leſſen wir / daß er auch ſeinen Feindt den Saul geliebet / vnd find man mehr Hiſtorien / ſo anderswo auch in Leichpredigten an - gezogen worden / vnd E. L. bekandt ſein / welche ich vmb geliebter kuͤrtz halben nicht anziehe. Aber laſt vns doch ein wenig beſehen die Viſcera miſericordiæ divinæ, die hertzliche Barmhertzigkeit vnſers Gottes / damit vns beſucht hat der auffgang auß der hoͤhe. Dann wann nu S. Paulus ſagt: GOtt preiſet ſeine liebe ge - gen vns / das Chriſtus fuͤr vns geſtorben iſt / will er eben das ſagen/ was die traute Charitas, der hold - ſelige MenſchenFreund / vnſer lieber Immanuel JEſus Chriſtus ſagt / Joh. 3 Alſo hat Gott die Welt geliebet /Iohan. 3. das er ſeinen eingebornẽ Sohn gab / auff dz alle / ſo an jn gleuben / nicht verlohren werden / ſondern das ewige le - ben haben. Wie hat vns nu Gott ſeinen Sohn gege - ben? Nicht ſchlecht zum Geiſſel oder Buͤrgen / ſondern alſo / das er fuͤr vns eines ſchmelichen bittern tods ſter - ben muß / ein fluch vor vns werden. Ach wie hats Gott vbers hertze bringen koͤnnen? Gedenckt / Geliebte im HErren / wie Eltern gen jhre Kinder geſinnet / ſie koͤn - nen nicht leiden das jhnen leid widerfehret / koͤnnen ſich auch nicht leichtlichen eines Kindes begeben / ob ſie gleichExempla ςοργῆς. Geneſ. 37. deroſelben mehr haben. Wie windet vnd ringet Ja - cob ſeine Haͤnde / als jhme der Todt ſeines Sohnes Joſephs, wie wol felſchlich / berichtet ward. DavidDavid. Dlieget[26]Chriſtliche Leichpredigt. lieget wie ein Wurm auff der erden / kan fuͤr groſſen her - tzeleid weder Eſſen noch Trincken / wil ſich auch nicht2. Sam. 12. Abſolon. troͤſten laſſen / als er ſein Kindlein von der Batſeba ſahe Seelzogen. Abſolon, ob er wol ein ſehr vngerahte -2. Sam. 18. ner Sohn war / noch ſtehet / wie er klaget vnd winſelt / wie er hoͤrt / das er ſchendlich vmbkommen.

Hiſtoriæ. Thimantes. Thimantes der fuͤrtreffliche Mahler / als er der Iphigeniæ, welche ſolte nach Heidniſcher weiſe geopf - fert werden / Vatern geberden / wie er ſich vber den Todt ſeiner Tochter geberden wuͤrde / abmahlen ſolte / hat er aller Freunde Geberden gar artig abgemahlet / vnd einen Freund immer trawriger als den andern / nach dem ſie jhr verwandt geweſen; aber den Vater hat er gemahlet mit verhuͤlleten Angeſicht / vnd ſaget / Er koͤndte keinen ſo klaͤglicher vnd erbaͤrmlicher Geſtalt vnd Geberden erdencken / viel weniger mahlen / damit er die trawrige geſtalt des Vatern vber ſeiner Tochter Todt / die da ſolte geopffert werden / anziehen koͤnte.

Julius - ſar. Julius Cæſar hat dem Cagæto einen Roͤmi - ſchen Ritter geboten / er ſolte ſeinen Sohn / der es mit den Feinden gehalten / wegjagen / vnd ſich ſein gantz vnd vnd gar begeben. Dem antworte dieſer Ritter vnd ſagte: O Herr Kaͤyſer / du muͤſteſt ehe wieder meinen willen / alle meine Kinder vertreiben / ehe ichs vbers hertze braͤchte / das ich mich derſelben begeben koͤnte. Vnd ſo iſt menniglich die hiſtoria bey Sozomeno bekand / das nach dem auff Befehlich deß KayſersTheodoſiusImperator. Theodoſij ein anzahl Volckes in der Stadt Theſſa - lonica ſolte vmbracht werden / vnd 2. Bruͤder eines Vatern Soͤhne mit begriffen worden / koͤmpt der Va -ter[27]Chriſtliche Leichpredigt. ter gelauffen / windet ſeine Hende / winſelt / vnd klaget / bittet die Kriegsleute / ſie wolten jhm doch ſeine Soͤhne loß geben / vnd erbeitt ſich nicht allein vor ſie zuſterben / ſondern auch all ſein Gut vor ſie zu geben. Die Kriegs Knechte auß mitleiden / vnd erbarmung / laſſen den alten die wahle / er ſol einen erwehlen vnd hinnemen / der ander muͤſte wegen gewiſſer anzahl ertoͤdtet werden. Der Vater leufft von einem zum andern / hertzet / vnd kuͤſſet ſie / heulet vnd Weinet / vnd treibet es ſo lang mit ſeinen hæſitiren vnd waͤhlen / das ſie nicht lenger verziehen koͤnnen / ſondern alle beyde hinrichten. Ach wie hat es der Himliſche Vater vber ſein hertze bringen koͤnnen? denn er iſt ja der eingeborne einige Sohn / das EbenbildIohan. 3. Coloſ. 3. Hebr. 3. Pſalm. 2. deß vnſichtbaren Gottes / der glantz ſeiner herligkeit / den der Vater von Ewigkeit her auß ſeinen Goͤttlichenweſen gezeuget / dorin ſich Gott der himliſche Vater ge - geſpiegelt / vnd ſeine Goͤttliche weißheit / Almaͤchtigkeit vnd gerechtigkeit in jhm ſchawet / vnd ſeine herliche lie - be / luſt / vnd Frewde an jhm hat. Aber dennoch hatMatth. 3. 17. GOtt ſeinen Sohn ſo lieb nicht / das er jhn nur den ar - men Suͤndern vnd Suͤnderinnen / Zu einer heilſamen Artzeney vnd gnadenſchatz dargebe; Vnd darzu leſt ſichFilius ultrò ſe offert. Pſalm 40. der Sohn auch willig finden / wie er ſelber ſagt im 40. Pſal Opffer vnd Speißopffer gefallen dir nicht / aber die Ohren haſtu mir auffgethan / du wilt weder Brand - opffer noch Suͤndopffer. Da ſprach ich: Sihe ich komme / im Buch iſt von mir geſchrieben / deinen willen mein GOtt thu ich gerne / vnd dein Geſetz habe ich in meinen hertzen. Die hiſtorien ruͤhmen ſehr CodrumCodtus rex Athenien - ſium. den Athenienſer Koͤnig / das da zwiſchen ſeinen Buͤr -gern[28]Chriſtliche Leichpredigt. gern vnd Lacedæmoniern, eine Gefehrlicher vnd Blutiger Krieg entſtundt / vnd man daß Oraculum fragte / Welches Theil die Oberhand behalten vnd ob - ſiegt wuͤrde / vnd zur Antwort geben ward / daß / welchs theils Koͤnig wuͤrde erſchlagen werden / das ſolte obſie - gen / machte bemelter Codrus ſich bey nachtſchlaffener Zeit auff in Knechtlichen vnd vnerkentlichen habit vnd Kleidung / vnd gieng in der Feinde Lager / vnd ließ ſich gutwillig erwuͤrgen / damit nur die ſeinigen bey Ehren vnd gluͤcklichem Wolſtandt erhalten wuͤrden. Das iſt nun freylich eine merckiche That / vnd Anzeigung hertz - licher Liebe gegen die ſeinigen geweſen / Davon die trau - te Charitas der HErr Chriſtus JEſus ſagt Joh: 15. Ioh. 15.Niemand hat groͤſſer Liebe / denn die / das er ſein Leben leſſet fuͤr ſeine Freunde / Darumb ſich nicht vnbillich hoͤchlich daruͤber zu verwundern. Aber was iſts zu rech -Lucæ 1. nen gegen der hertzlichen Barmhertzigkeit / vnnd den v - berſchwencklichen Reichthumb der Liebe / damit vns be -Epheſ. 2. ſucht der Auffgang auß der Hoͤhe / nemlich / vnſer ewi -Lucæ 1. ger Koͤnig vnd Hoherprieſter / der eingeborner. Sohn Gottes JEſus CHriſtus / der ſich in Knechtiſcher ge - ſtalt verkleidet / dem Vater gehorſam worden biß zum Tode / ja zum Tode deß Creutzes. Vnd von ſolchenAuguſtinus willigen Gehorſamb ſpricht Auguſtinus gar ſchoͤn: Non morruus eſt CHriſtus ex neceſſitate, quia omnipotens; nequeex debito; quia ſanctus & im - maculatus; ſed ex mera voluntate; quia miſeri - cors & miſerator Dominus. Vnd darumb ſollen wir auch vns vber ſolcher hertzlichen Liebe vnd Trewe verwundern / vnnd ſagen mit Auguſtino ferner: Ochari -[29]Chriſtliche Leichpredigt. Charitas, quàm magnas vires habuiſti, DEUM deIdem. cœlo ad terras poſuiſti, & in ctucem aſcendere voluiſti. O vnaußſprechliche Liebe Gottes / welchen groſſen nachdruck haſtu gehabt / GOtt haſtu gebracht von Himmel auff Erden / vnnd von der Erden an das peinliche Creutz.

Solche Liebe deß Sohns Gottes ruͤhmet nun der Apoſtel S. Paulus, vnd wil ſie vns hoͤchlich zn gemuͤth fuͤhren / in dem er ſpricht: CHriſtus ſey fuͤr vns geſtorben / da wir noch ſeine Feinde waren: Item: Daß wir durch ſeinen Todt wiederumb mit GOtt verſoͤhnet ſind. Denn bey dieſem HEr - ren ſtundt die Verſoͤhnung allein / das wir fuͤr den Zorn deß gerechten Gottes ſolten behalten werden: Darumb fuͤhret er auch einen ſonderlichen troͤſtlichen Nahmen / das er heiſt CHriſtus, das iſt / ein Geſalbter / welcher ſein heiliger / troͤſtlicher Ampts Name iſt / dadurch wir vnſere Verſoͤhnung / ſo durch jhn geſchehen / gleich a - bermals verſichert werden. Denn dadurch wird beydes ſein Hoheprieſterlich vnd Koͤnigliches Ampt angedeu - tet / vnd vns zum Troſt fuͤrgeſtellet.

Deß Hohenprieſters Ampt im Alten TeſtamentOfficium Sacerdotis. v. t. in 3. conſiſtit. ſtundt in dreyen Stuͤcken: 1. Docendo, 2. O - rando, 3. Sacrificando. Erſtlichen muſten ſie das Volck lehren vnd vnterrichten. 2. Vor ſie beten / intercediren vnnd ſuppliciren. 3. muſten ſie dieChriſti Me - diatoris no - ſtri officiumſacerdotale 1. Evangelii doctrinä nos docendo. Opffer verrichten. Dieſes hat nun auch vnſer Ver - ſuͤhner der HErr CHriſtus gantz trewlich verrichtet Dann einmahl ſo hat er die Lehr deß H. Evangelij, ſo ſonſten allen Menſchen vnnd Engeln zun ewigen zeitenD iijver -[30]Chriſtliche Leichpredigt. verborgen blieben were / ſelber auß dem Schoß deß him - liſchen Vaters herfuͤr gebracht vnnd offenbahret / hat auch ſelber zu Waſſer vnd zu Lande gelehret vnd gepre - diget / den Menſchen Kindern den Willen ſeines Himli - ſchen Vaters kundt gethan / vnd nichts verhalten / was vns zu vnſer Seelen Seligkeit von noͤthen. So hat er auch nach ſeiner froͤlichen Aufferſtehung ſeine liebe Juͤnger in die gantze weite Welt außgeſendet / mit Be - fehl / das ſie das Evangelium allen Creaturen predi - gen ſollen / Wer da glaͤubet vnd getauffet wird / der ſol - le ſeelig werden / Wer aber nicht glaͤube / ſolle ewig ver -Matth. 26. Marc. 16. lohren vnnd verdampt ſeyn / Matth. 26. Marci 16. Vnd heutiges Tages giebt dieſer rechter himliſcher Ho - herprieſter vnnd Ertzhirt ſeiner Gemeine noch getrewe Vnterthanen / Lehrer vnd Prediger / die das Edle De -[p]oſitum verbi Dei, die Edle Beylage Goͤttliches Wortes nicht allein muͤſſen helffen erhalten / ſondern auch auff die liebe poſteriret vnnd Nachkoͤmling pro - pagiren vnnd fortpflantzen / damit alſo die Heiligen Gottes zugerichtet werden zum Werck deß Ampts / da - durch der Leib Chriſti erbawet wird / biß wir alle hienan kommen zu einerley Glauben / vnnd Erkentnuͤß deß Sohns Sohns Gottes / vnnd ein vollkommen MannEpheſ. 4. werden / der da ſey in der maß deß vollkommenen Alters Chriſti.

2. Pro no - bis orando & interce - dendo. 2. Orando, hat er auch nicht mit wenigerm ernſt vnd eyfer beſtellet / vnnd zwar nicht allein / do der klaͤg - liche Suͤndenfall geſchehen / hat er ſich gurwillig als ein λύτρον vor vns dargeſtellet / vnd auß hertzlicher Liebe præſentiret: beſondern auch wie er in ſein heiliges Bi -ſchoffliches[31]Criſtliche Leichpredigt. ſchoͤffliches Amptgetretten / auff Erden herumb gewal - let / ſeine liebe Kirche ſelbeſt gelehret vnnd vnterrichtet / wie Ioh. 17. zu leſen / Erhalte ſie in deinen heiligen Na -Joh. 17. men / die du mir gegeben haſt / das ſie eines ſinnes ſind gleich wie wir. Jch habe jhnen gegeben dein Wort / vnnd die Welt haſſet ſie / dann ſie ſind nicht von der Welt / wie dann ich auch nicht von der Welt bin: Jch bitte nicht / das du ſie von der Welt nehmeſt / ſondern das du ſie bewahreſt fuͤr dem Vbel / heilige ſie in der Warheit / dein Wort iſt die Warheit. Ja er vergiſſet auch nicht ſeiner ergeſten Feinde am Creutze: Vater vergib jhnen / ſie wiſſen nicht was ſie thun Vnd heuti - ges tages verrichtet er auch noch in ſtatu glorificati - onis, do er ſitzet zur Rechten ſeines Himliſchen Va - ters ſolch ſein Hohenprieſterliches Ampt mit beten / do er vns bey ſeinem Himliſchen Vater verbittet / vnnd vertritt / 1. Ioh. 2. 1. Ioh. 2.

3. Wie er ſein Opfferampt beſtellet / haben wir davon ein ſchoͤnen Bericht in der Epiſtel an die EbreerEbr. 9. 3. Seipſum Deo patri pro nobis ſacrifican - do. am 9. Chriſtus iſt kommen / das er ſey ein Hohenprie - ſter der zukuͤnfftigen Guͤter / durch eine groͤſſere vnnd vollkoͤmmere Huͤtten / die nicht mit der Hand gemacht iſt / auch nicht durch der Boͤcke vnd Kaͤlber Blut / ſon - dern er iſt durch ſein eigen Blut einmahl in das Heilige eingegangen / vnnd hat eine ewige Erloͤſung erfunden; Denn ſo der Ochſen oder Boͤcke Blut / vnnd die Aſche von der Kue beſprenget / heiliget die vnreinen zur leibli - chen Reinigkeit / wie vielmehr wird das Blut CHriſti / der ſich ſelbeſt ohn allen wandel durch den heiligen Geiſt GOtt geopffert hat / vnſere Gewiſſen reinigen von den todten Wercken / zu dienen dem lebendigen GOtt.

II. Will[32]Chriſtliche Leichpredigt.

II. Will man nun auch ſehen / wie er ſein Koͤnig - lich Ampt beſiellet habe / ſo muß man vorher bedencken / was ſonſten einem Koͤnige in ſeinem officio gebuͤhrenOfficium Regis 3. re - quiſita con. tinet. wil. Nun aber ſtehet ſein munus in dreyen Stuͤcken:

1. In defenſione juſtitiæ, das er ſchutz vnd ſchirm halte der Gerechtigkeit.

2. In repreſſione nequitiæ, das er mit ernſt ſtraffe vnd wehre der Boßheit.

3. In conſervatione pacis publicæ, das der gemei - nen LandFrieden erhalten werde.

Chriſti Sal - vatoris of - ficium Re - gium. 1. Juſticiamdefendendo. Diß alles hat gantz trewlich vnſer EhrenKoͤnig CHriſtus JEſus verrichtet. Dann einmahl ſo leſt er jhm die Gerechtigkeit ſo angelegen ſeyn / daß er ſich fuͤr vns Vngerechte nicht allein ſelber vnter den gehorſam deß Geſetzes / ſondern auch vnter deſſelben ſtraffe ergie - bet / damit er vns fuͤr den Augen Gottes gerecht vnd vn - ſtraͤfflich machen moͤchte. Wie dann auch GOtt der himliſche Vater ſolche ſeine Gerechtigkeit gelten leſſet / vnd vns dieſelbe appliciret vnd zueignet / als wenn wir niemals ſein Geſetze vberſchritten / ſondern daſſelbe inn allen Stuͤcken vnverruͤckt gehalten hetten. Deß frewetEſai. 61. ſich der Prophet Eſaias vnnd ſpricht: Jch frewe mich deß HErren / vnd mein Hertz iſt froͤlich / Dann er hatt mich angezogen mit Kleidern deß Heyls / vnnd mit demRom. 5. Rock der Gerechtigkeit bekleidet. Rom. 5. Wie durch eines Menſchen vngehorſam viel Suͤnder worden / alſo werden durch eines Menſchen gehorſamb (das iſt / deß2. Cor. 5. HErrn Chriſti) jhr viel gerecht. 2. Cor. 5. Den / der von keiner Sünde wuſte / hat Gott zur ſuͤnde gemacht / auff das wir wuͤrden inn jhm die Gerechtigkeit / ſo fuͤrGott[33]Chriſtliche Leichpredigt. GOTT gilt. Rom. 10. CHriſtus iſt deß GeſetzesRom. 10. Ende / zur Gerechtigkeit alle die an jhn glaͤuben. Eſai. Eſai. 53.53. Mein Knecht / der Gerechte / wird durch ſeine Ge - rechtigkeit viel gerecht machen. Jerem. 23. Das iſtJerem. 23. ſein Nahme / man wird jhn nennen der HErr / der vn - ſer Gerechtigkeit iſt.

2. So tregt auch dieſer Koͤnig ein beſonder miß -2. Contu - maciam re - primendo. gefallen an vnſer Vngerechtigkeit / ſtrafft auch das Gottloſe Weſen ernſtlich. Pſalm. 5. Du biſt nicht ein Gott / dem Gottloß Weſen gefellet / wer boͤſe iſt bleibetPſal. 5. nicht fuͤr dir / Die Ruhmrettigen beſtehen nicht fuͤr deinenAngeſicht / Die Augen deß HErren ſehen auff die Ge -Pſal. 34. rechten / vnd ſeine Ohren auff jhr ſchreyen / Das Ant - litz aber deß HErren ſtehet vber die ſo da boͤſes thun / daß er jhr Gedechtnuͤß außrotte von der Erden. Pſal. 45. Pſal. 45.Das Scepter deines Reichs iſt ein gerade Scepter / du liebeſt Gerechtigkeit / vnd haſſeſt Gottloß Weſen.

3. Jſt er auch der rechte FriedeFuͤrſt / der nicht al -3. Pacem conſervan - do. lein den gemeinen Landfrieden erhelt / ſondern der auch alle Feindſchafft zwiſchen GOTT vnd den Menſchen auffgehoben / vnnd einen ewigen Frieden auffgerichtet hat. Joh. 1. Er hat macht gegeben GOttes Kinder zuJohan. 1. werden alle die an ſeinen Nahmen glaͤuben. Rom. 8. Rom. 8.Wir haben nicht einen Knechtiſchen / ſondern einen Kindlichen Geiſt empfangen / durch welchen wir ruf - fen Abba lieber Vater Sind wir aber Kinder / ſo ſind wir auch Erben / nemlich / Gottes Erben / vnd Miter - ben Chriſti. Vnd doher leſt er ſolchen Friede bey ſei - ner heilwertige Geburt durch die himliſche Heerſcha - ren verkuͤndigen in dem ſchoͤnen Tricinio: Ehre ſeyLuc. 2.EGOtt[34]Chriſtliche Leichpredigt. GOtt in der Hoͤhe / Friede auff Erden / vnd den Men - ſchen ein wolgefallen. Vnd nach ſeiner froͤlichen Auf - ferſtehung prediget er ſelbſt von ſolchem Friede / vnnd beut denſelben ſeinen Juͤngern an als ein ſtattliche Auß - beute / die er vns mit ſeinem Verdienſt erworben hat /Joh. 20. Johan. 20.

Auff ſolche groſſe hohe Wolthaten wil nun der A - poſtel weiſen / vnd vns dieſelbige zu gemuͤth fuͤhren / do - mit wir vns derſelben in allen Anfechtungen troͤſtlich zu erinnern haben / vnd an GOttes Vaͤterlicher Liebe / Guͤte vnd Barmhertzigkeit vnnd vnſer Seligkeit nicht zweiffeln duͤrffen.

Darumb er auch fuͤrs dritte ferner foͤrtfehret / vndIII. Amo - ris Dei erga miſeros ho - mines pe - rennitas. GOttes Liebe vnd Barmhertzigkeit commendiret à perennitate, daß ſie numehr fort vnnd fort bleibe. Denn ſo wir / ſpricht er / GOtt verfuͤhnet ſeyn durch den Todt ſeines Sohnes / da wir noch ſeine Feinde waren / wie vielmehr werden wir ſelig werden durch ſein Leben / ſo wir nu verſoͤh - net ſind. Das iſt: Hat vns GOtt nicht verſtoſſen / noch dem Teuffel vbergeben / ſondern auß groſſer Vaͤ - terlicher Liebe erhalten / do wir ſeine abgeſagte Feinde ge - weſen; So werden wir ja vielmehr erhalten werden / nu wir durch den Todt ſeines Sohns außgeſoͤhnet ſeyn.

Nun iſt ja das war / er hat ſich vnſer hertzlich er - barmet vnd vns zu gnaden angenommen: Derowegen wil folgen / daß wir auch nun / nach dem wir mit Gott durch CHriſtum außgeſoͤnet / nicht werde ſeine Liebe vnd Trew von vns wenden / ſondern allergnaͤdigſt bey -ſtehen /[35]Chriſtliche Leichpredigt. ſtehen / daß wir durch allerley Creutz vnd Anfechtung / durch ſeinen beyſtandt vnd huͤlffe ins ewige Leben hinein dringen werden.

Entziehet ſich ein Vater nicht ſeinen vngehorſa - men Sohn / ſondern nehret / ſpeiſet vnd kleidet jhn / viel mehr wird er es dem gehorſamen thun. Damit wil nun der Apoſtel die bloͤde Hertzen auffrichten / das ſie kecklich vnd getroſt auff Gottes Liebe vnd Guͤte bawen / vnd trawen: Dohin wil vnß auch weiſen D. Bernhar -Bernhardus. dus. Creavit nos cum nihil eſſemus: Redemit nos cum perijſſemus: Sanctificat nos cum im - mundi & infirmi eſſemus, &c. Das dienet nun / wenn der Teuffel die Suͤnde groß machet / das Gewiſ - ſen vns anklaget / vnd vns GOtt vorkoͤmpt als ein zor - niger Richter / der vns keine Gnade vnd Barmhertzig - keit beweiſen wolle / da fehret mancher zu / verzweiffelt an GOTtes Guͤte vnnd Gnade / wie Achitophel, Saul, Franciſcus Spira, vnnd jener Schulmeiſter inExempla deſperato - rum. Vngern / der ſchrieb einen Zettel mit dieſen Worten: Commendo vos Deo, cujus miſericordia mihi denegata eſt, vnnd gieng darnach hin / vnnd erhenckt ſich. Dogegen ſagt Auguſtinus: Nulla est neceßitasAugùſtinus quæ cogit ad deſperationem, nec quantitas criminis, nec diuturnitas & brevitas temporis.

Keine Suͤnde iſt ſo groß vnd ſchwer /
Die nicht vergiebet Gott der HErr.

Vnd die Hiſtoria Carpi deß Biſchoffs in Crota zeu -Hiſtoria Carpi. get / daß ehe ein einiger Menſch ſolte verlohren werden / Chriſtus noch einmahl ſterben wolte: Dieſer hatte in ſeiner Gemeine 2. groſſe Suͤnder / die er mit keinerE ijStraff -[36]Chriſtliche Leichpredigt. Straff Predigt kondte gewinnen / noch zu rechte brin - gen / ſondern einer hielte den andern ſelbſt abe vom Gott - ſeligen Wandel / da batt er Gott ſie zu ſtraffen / als de - nen nicht zu helffen. Wie er nu einmahl deß Morgends fruͤe ſein Gebet thun wil / wird ein groſſes Fewer vom Himmel gelaſſen / das fellt in eine groſſe Gruben / ſo fuͤr jhm war / vor derſelben ſtehen die beyde Suͤnder / vnd hinder jhnen geharniſchte Maͤnner / die zwingen ſie mit gewalt hienein zu ſpringen / in der Gruben ſitzen 2. groſſe vngehewre Drachen / ſo jhren Rachen auffge - ſperret / die armen Suͤnder zu verſchlingen / daruͤber denn der Biſchoff frolocket / das er ſihet / wie GOtt die halsſtarrigen Suͤnder ſtraffen wolle / Do er aber die Augen vngefehrgen Himmel wendet / ſiehet er CHri - ſtum mit vielen Engeln herunter fahren / welcher die - ſen armen Suͤndern die hand beut / vnd ſpricht zu Car - po: Sieheſtu Carpe, Ehe ich wolte / daß ein einiger Suͤnder ſolte verlohren ſeyn / wolte ich lieber noch ein - mahl ſterben. Aber es iſt nun GOtt lob ohne noth. Denn mit einem Opffer hat er in Ewigkeit vollendetHebr. 10. die geheiliget werden / Hebr. 10. Hie moͤgen wir auch exclamiren vnd ſagen:

O favor, ô bonitas, ô non effabilis ulli, Pectore nec noſtro concipiendus amor.
O groſſe Gnad vnd Guͤtigkeit /
O tieffe Lieb vnd Mildigkeit /
GOtt thut ein Werck das jhm kein Man /
Auch kein Engel verdancken kan.
Was[37]Chriſtliche Leichpredigt.
Was iſt der Menſch / was iſt ſein Thun /
Das ſich fuͤr jhm giebt Gottes Sohn?
Was darff vnſer das hoͤchſte Gut /
Das es ſo vnſert halben thut?
Ach HErr dein Lieb ſo groß dich gezwun -
gen hat /
Dz dein Blut an vns groß wunder that /
Vnd bezahlt vnſer Schuldt /
Das vns Gott iſt worden huldt / etc.

Endlichen vors 4. ſchleuſt der Apoſtel mit dieſen Worten:Nicht allein aber das / ſondern wir ruͤhmen vns auch Gottes / durch vnſern HEr - ren JEſum CHriſtum / durch welchen wir die Verſuͤhnung empfangen haben. ()Dieſe Schlußrede iſt genommen ab amoris DEIIV. Amoris DEI erga homines certitudo & ſoliditas. certitudine & ſoliditate. Wil ſo viel ſagen: Weil ſich Gott durch den Todt ſeines Sohnes / vnnd durch die Gabe deß heiligen Geiſtes alſo verkleret hat / daß man ſeine Goͤttliche bruͤnſtige Liebe ja darauß ſpuͤren kan / ſo ſeyn wir vnſer Hoffnung / die wir haben zu der zukuͤnfftigen Herrligkeit / deſto gewiſſer / daß ſie vns nicht fehlen kan / vnd daß vns keine Suͤnde / kein Teuf - fel / kein Todt von jhm koͤnne abreiſſen noch vnſer Se - ligkeit vnd Herrligkeit werde berauben koͤnnen: Deß - wegen wir denn je billich davon ruͤhmen / ſingen vnd ſa - gen ſollen / durch vnſern HErrn JEſum CHriſtum / durch welchen wir die Verſoͤhnung empfangen haben. E iijDann[38]Chriſtliche Leichpredigt. Dann derſelbige hat vns dieſe hohe Wolthaten nicht al - lein zu wege gebracht vnd tewer erarnet / ſondern auch durch die Predigt deß heiligen Evangelij der gantzen Welt offenbahren laſſen.

Das iſt nun vnſer Ruhm / daß wir wiederumb ſein eigen ſeyn / vnd alle Guͤter gemein von jhm vnd mit jm haben in aller Zuverſicht. Deſſen / ſoll ein Chriſt ſa - gen / habe ich gewaltige Buͤrgen / vnnd bins gnugſam verſichert.

Dann Erſtlich iſt GOtt mein Vater / der mich ſein Kind vnnd Geſchoͤpff nicht haſſen noͤch laſſen kan. CHriſtus JEſus Gottes Sohn iſt mein Fleiſch vnnd Blut / der ſich nicht leugnen kan / der hat meine Suͤn - de auff ſich genommen / vor mich bezahlet / alles was ich nach erforderung der geſtrengen Gerechtigkeit Got - tes hab zahlen ſollen / vnnd mir vnmuͤglich war. Der heilige Geiſt / der in meinen vnnd aller glaͤubigen Hertz außgegoſſen / der bezeuget / daß ich ein Kind Gottes vnd Erbe deß ewigen Lebens bin: Wer wil mich nun als ei - nen Außẽrwehlten GOttes beſchuͤldigen? CHriſtus iſt hie der geſtorben iſt / ja vielmehr der auch aufferwe - cket iſt / welcher iſt zur Rechten GOttes / vnnd vertritt mich. Wer wil mich ſcheiden von der Liebe GOTtes? Wirſtu es thun Truͤbſal vnd Angſt / oder Verfolgung / oder Hunger / oder Bloͤſſe / oder Schwerdt? Nein kei - nes weges: Denn ich bin gewiß / daß weder Todt noch Leben / weder Engel noch Fuͤrſtenthumb / noch Gewalt / weder gegenwertiges noch zukuͤnfftiges / weder hohes noch tieffes / noch keine andere Creatur mich ſcheiden mag von der Liebe Gottes / die da iſt in CHriſto JEſumeinem[39]Chriſtliche Leichpredigt. meinem[HErrn]. Vnnd bin gantz gewis / daß weil der Geiſt deß / der in mir wohnet; So wird auch derſelbe Geiſt / der Chriſtum von den Todten aufferwecket hat / meinen ſterblichen Leib lebendig machen / darumb daßRom. 8. ſein Geiſt in mir wohnet.

Sehet das iſt die einfeltige Erklerung dieſes Spruchs / Daraus wir nun zum Beſchluß kuͤrtzlich Lehr / Troſt vnd Vermanung zu nehmen.

I. Die Lehre belangende / ſollen wir vns erinnern /Inſtructio. daß freylich Gott ein zorniger / eyferiger Gott ſey / derExod. 20. der Suͤnden ſo hefftig feind / daß durch kein ander Mittel / als durch den Todt / ſeines Sohnes / dieſelbe habe koͤnnen außgetilget vnd verſoͤhnet werden. Vnnd weil er nun durch ſeinen Sohn vns alle Suͤnde geſchen - cket / vnnd durch denſelben auß hertzlicher Vaͤterlicher Liebe wieder zu ſeinen Kindern angenommen / ſollen wir vns auch jhme als vnſern frommen / getrewen lieben himliſchen Vater in Kindlichen gehorſamb willig erge - ben / jhn hertzlich wieder lieben / wie 1. Joh. 4. ſtehet:1. Joh. 4. Diligamus eum, quia prius nos dilexit: Laſt vns jhn lieben / denn er hat vns erſt geliebet. Sollen auch feſt an jhm halten / in wahren Glauben vnd vertrawen / vnd in Creutz vnd Verfolgung nicht von jhm abſpringen / ſondern in Chriſtlicher Gedult außwarten / ja kein Mar -Exemplum conſtantiæ Polycarpi Martyris. ter vnd Todt vns laſſen von CHriſto vnſerm HErren abwendig machen. Das thete der fromme Martyrer Polycarpus, do jhm geboten ward / er ſolte CHriſtum fluchen / vnd jhn nicht mehr vor ſeinen Heyland halten / gab er zur Antwort / vnd ſagte: Jch habe 86. Jahr die - ſen HERRen gedienet / vnnd er hat mir nie boͤſes ge -than /[40]Chriſtliche Leichpredigt. than / wie ſolte ich denn ein ſolcher heilloſer vergeſſener Menſch ſeyn / daß ich meinen Koͤnig der mir das Leben gegeben / vnd die Seligkeit zu wege gebracht hat / laͤſtern vnd ſchmehen ſolte / dafuͤr behuͤte mich ja mein HErr JEſus CHriſtus.

ConſolatioII. TROST / daß wir vns troͤſtlich erinnern / daß weil wir den allmaͤchtigen zum Freunde haben / daß wir durch denſelben einen gewaltigen Ruͤckenhalter wi - der den maͤchtigen Feind den Teuffel haben / Dennder in1. Joh. 4. vns iſt / iſt maͤchtiger denn der in der Welt / 1. Joh. 4. Rom. 8.Vnd iſt Gott fuͤr vns / wer mag wider vns ſein / Rom. 8. Pſalm. 118.Der HERR iſt mir zur Rechten / darumb fuͤrchte ich mich nicht / Pſal. 118. Koͤmpt vns auch gleich Creutz zu handen / ſo wiſſen wir / das ohn vnſers liebſten ge - treweſten Freundes deß HErrn JEſu CHriſti willenMarth. 10. vns keim Haͤrlein von vnſerm Haͤupt fallen kan / vnndAmos 8. nichts geſchehe ohn dieſes HErren wille vnd zulaſſung. Jerem. 3. Thren. Jerem. 3. Thren. Wer darff ſagen / das ſolches ge - ſchehe ohn deß HErrn Befehl / vnnd daß weder boͤſes noch gutes komme auß dem Munde deß Allerhoͤchſten? Wie murren die Leute im Leben alſo? Ein jeglicher murre wider ſeine Suͤnde. Ja ein ſolcher kan ſich auch getroͤſten / daß er in ſeinem Beruff Gluͤck vnnd Segen haben werde / wenn er Gott zum Freunde hat / vnnd in1 Cor. 15. jhm wohnet Da ſols heiſſen: Non labor in Domino ve -Joh. 8. ſterinanis erit. vnd ſoll endlich die ewige Seligkeit da - von bringen Joh. 5. So jemandt mein Wort wird hal - ten / der wird den Todt nicht ſehen ewiglich.

Adborta - tio. III. [VERMANVNG]. Daß wo wir von Gott wollen geliebet werden / muͤſſen wir auch hinwie -derumb[41]Chriſtliche Leichpredigt. derumb luſt vnd liebe zu ſeinem Wort haben / nicht Sa - cramentſchender ſeyn / erkennen vnſer Nichtigkeit vnnd Schwacheit / demuͤtigen vns fuͤr Gott mit bußfertigen Hertzen / Dann der HErr allein bey denen ſeyn will / ſo zerſchlagenes vnd demuͤttges Geiſtes ſeyn / Eſai. 57. JaEſai. 57. er iſt nahe bey denen / ſo zerbrochenes Hertzens ſind /Pſal. 134. Pſal. 134. Vnnd muͤſſen alſo den alten Menſchen mitColoſ. 3. ſeinen Wercken jmmer ablegen / den newen anziehen / vnd im ſtande der guten Wercke vns ſtets finden laſſen / Tit. 3 Denn die Weißheit koͤmpt nicht in eine boßhaff -Tit. 3. tige Seele / vnd wohnet nicht in einem Leibe der Sun - den vnterworffen / Sap. 1. vnd Pſal. 18. Bey den Hei -Sapient. 1. Pſal. 18. ligen biſtu heilig / vnd bey den Frommen biſtu from / bey den Reinen biſtu rein / bey den verkehrten biſtu verkehrt. Wer den folget / der wird davon bringen das Ende ſei - nes Glaubens / welches iſt die Seligkeit; Das wird ſeyn Vita cæleſtis, vita ſancta, vita Angelica, di - vina, & æterna, auß dem Jrrdiſchen wird folgen ein Himliſches / auß dem ſuͤndlichen vnnd vnheiligen ein Heiliges / auß dem ſterblichen vnd vergaͤnglichen ein E - wigwehrendes / heiliges / Engliſches FrewdenLeben / ja eine ſolche Herrligkeit wird an vns offenbahret wer - den / die dieſer Zeit leiden nicht werth iſt. Vnd das iſt in einfalt geſaget von vnſerm vorgenommenen Haͤupt - puͤnctlein / nemlich / von Goͤttlicher Liebe vnnd Gnadenſpiegel der Kinderlein GOttes.

FII. PER -[42]Chriſtliche Leichpredigt.

II. PERSONALIA.

NVn ſchreiten wir im Namen GOttes zum an - dern Stuͤcke / vnnd wenden vns zu den Edlen / Geſtrengen vnnd Ehrenveſten Junckern PE - TER von der Marwitz ſeligen / welchen wir vor vns allhie in ſeinem Ruhekaͤſtlein vnd Sarcke ſtehen ſehen.

Do wir denn nun zu betrachten:

1. Reſpectu ἐυγενείας, Was er fuͤr ein Redlicher vnd ehrlicher Edelman geweſen.

2. Reſpectu ἐυγαμίας, fuͤr ein zuͤchtiger / Ehrlie - bender Eheman vnnd liebreicher / trewer / ſorgfeltiger Vater.

3. Reſpectu ἐυσεβείας & ἐλευϑερίας, fuͤr ein Gott - ſeliger vnnd gutthaͤtiger Joſias.

4. Reſpectu ἐυϑανασίας, fuͤr ein glaͤubiger / frey - diger / ſterbender ChriſtRitter geweſen.

Vnd auffs Erſte ſeinen Adelſtandt vnnd Adeliche Ankunfft anreichende / iſt ja maͤnniglichen bewuſt / daß der in Gott ruhender Juncker ſeliger PETER von der Marwitz auß dem vhralten loͤblichen / Chriſtlichen A - delichen Geſchlecht derer von der Marwitz entſproſſen vnd herkommen: So da vber die 300. Jahr hero jhren reſidentz in der Marck Brandenburgk / vnnd in dieſer NewMarcke gehabt; Wie denn auch bereits vor 128. Jahren dieſes Orts allhie zu Berfelde die von der Mar - witz gewohnet. Dann Anno 1484. haben Caſpar vnd George von der Marwitz eine Hueſe Landes zu der Eh - re[S. Nicolai], das iſt / zu dieſer Kirchen vorehret / wie auß jhren Vertrags Brieffen zu erſehen / darauß dannerſchei -[43]Chriſtliche Leichpredigt. erſcheinet / Pietatem & liberalitatem ipſis natura quaſi innatam, daß ſie von Natur rechte Euergetæ gleich geboren / die der Gottesfurcht vnd Wolthaͤtigkeit ſich befliſſen / vnnd wol verſtanden / daß es ruͤhmlicher vnnd loͤblicher ſey / zu Erhaltung deß Miniſterij vnnd Gottesdienſts was geben / als nehmen vnnd entwen - den Welches doch an vielen Orten weinig bedacht wird. Denen giebt nun der alte Lehrer eine ſcharffe Le - ction vnd ſaget: Si in ignem æternum ibunt ij, qui ope -Hicronym. ra miſericordiæ non exercuerunt; quomodo non ibunt, qui aliena rapuerunt: Werden die vnfreundlichen / vn - guͤtigen vnd vnbarmhertzigen Nabales der Hellenglut nicht entfliehen / viel weiniger werden die geitzigen Har - pages vnnd vnerſaͤttige Geitzhaͤlſe / ſo alles per fas & nefas durch gewalt vnd vnrecht an ſich ziehen vnnd zu ſich reiſſen / dem Helliſchen Drachen dem Teuffel ent - wiſchen koͤnnen.

Deß in GOtt ruhenden Junckern Vater aber iſtGenealo - gia. geweſen / der Edle / Geſtrenge vnnd Ehrenveſte Moritz von der Marwitz ſeliger / weilandt Erbſaſſen zu Berfel - de / Sellin vnnd Lehna / etc. ſo da einer jeden Kirchen / Berfelde / Sellin vnd zu Lehna 100. Thaler zu Beſtel - lung der Wochen Predigt von den Zinſen / legirt vnnd vermacht; Hat auch das Hoſpital allhier auff ſein vnkoſten nicht allein bawen laſſen / ſondern auch noch darzu 100 Thaler vermacht / darzu denn ſeine vielge - liebte Fraw Schweſter Barbara von der Marwitz ſe - ligen / Clauß von der Marwitz ſeligen hinterlaſſene Wittwe / ſo lange[a]m Marckgraͤfflichen vnnd Fuͤrſtli - chen Hofe zu Cüſtrin bey dem Fuͤrſtlichen Fraͤwlein fuͤrF ijeine[44]Chriſtliche Leichpredigt. eine Hoffmeiſterin beſtalt geweſen / welche ich billich ei - ne Kron aller Gottſeligkeit / ein Preyß vnnd Zier der Freundligkeit / eine Nehrerin vnnd Pflegerin deß Pre - digampts vnnd lieben Armuts nennen mag / auch 50. Thaler vorehret / ſo zuſam auff Peter von der Marwitz Erblehn ſtehen / davon die Armen im Hoſpital erhalten werden.

Seine Mutter iſt geweſen / die Edle vnnd Ehren - vieltugendſame Fraw Anna von Sacken / ſo auß dem Hauſe Blanckenfelde / als Moritz von der Marwitz ſe - ligen Eheliche Haußfraw.

Sein Großvater wegen deß Vatern iſt geweſen Pe - ter von der Marwitz zu Gruͤnrade / ſo den erſten Evan - geliſchen Prediger von Wittenberg dieſes Orts holen / vnd ein gantz halb Jahr ſich demſelben in der ſtuben das Evangelium predigen laſſen / iſt ſeliglichen auffm Stuel entſchlaffen / do er ſich ſingen laſſen / Nu bitten wir den H. Geiſt / vmb den rechten Glauben allermeiſt / etc.

Seine Großmutter wegen deß Vatern iſt geweſen Vrſula von Schoͤnebeckin auß demHauſe Doͤltzig / vor - gedachten Peter von der Marwitz Eheliche Haußfraw.

Sein Großvater wegen der Mutter iſt geweſen Sigmundt von Sacken auff Blanckenfelde / etc.

Seine Großmutter wegen der Mutter iſt geweſen Catharina von Schoͤnings auß dem Hauſe Vckerho - fe / als vorbemelten Sigmund von Sacken auff Blan - ckenfelde Eheliche Haußfraw.

Sein Alt Vaͤtere vnnd ElterMuͤttere wegen deß Vatern / der eine iſt geweſen George von der Marwitz zu Gruͤnrade.

Seine[45]Chriſtliche Leichpredigt.

Seine Eltermutter Vrſula von Ellingß auß Goſ - ſow / deß vorbemelten Guͤrge von der Marwitz Eheli - che Haußfraw.

Der ander Elter Vater wegen ſeines Vatern iſt ge - weſen Hans von Schoͤnbeck auff Doͤltzig.

Die Eltermutter wegen des Vatern iſt geweſen An - na von Bredown / aus dem Hauſe Friſingen / als vor - bemelten Hans von Schoͤnbecken auff Doͤltzig Eheli - che Haußfraw.

Der eine Altvater wegen der Mutter iſt geweſen Clauß von Sacken auff Blanckenfelde.

Die Eltermutter Vrſula von Sidow aus dem hauſe Stoltzenfelde / als Claus vonSackeneheliche Hausfraw.

Der ander Eltervater wegen der Mutter iſt geweſen Chriſtoff von Schoͤning auff Vckerhofe.

Die ander Eltermutter wegen der Mutter iſt gewe - ſen Hypolyta von Brederlowen aus dem Hauſe Der - zow / als vorbemelten Chriſtoff von Schoͤnings von Vckerhofe Eheliche Hausfraw.

Mehr Ahnen anzuziehen vnnd zu erzehlen / iſt mir nicht befohlen / inmaſſen dann ja maͤnniglichen der von der Marwitz jhre loͤbliche vhralte Adeliche Ankunfft vndHerkommen wol bewuſt.

Auß dieſen vhralten Adelichen Geſchlecht iſt nunOrtus. wolgedachter Juncker Peter von der Marwitz ſeligen entſproſſen / vnd von wolgedachten ſeinen lieben Eltern Moritz von der Marwitz vnd Anna von Sacken ſeligen auff die Welt gebohren worden / den 22. Novembr zwiſchen 2. vhr zu Mittnacht im Jahr nach Chriſti ge - burt 1557. Vnnd darauff baldt auff anordnung ſeiner lieben Eltern durch das Sacrament der H. Tauffe demBaptiſmus. HErrn Chriſto zugefuͤhret / vnd jhm als dem Bawm[46]Chriſtliche Leichpredigt. deß Lebens incorporiret vnd einverleibet / der mit jhm einen GnadenBundt gemacht / deſſen er ſich auch ſtets im leben vnd ſterben mit freydigem hertzen vnd gemuͤth gantz troͤſtlichen erinnert / vnd iſt nach ſeinem Großva - ter ſeligen PETRUS genandt worden. Solches ſeines Tauffnamens er dann auch wol eingedenck geweſen / die - weil er ſteiff vnd feſt bey der wahren Chriſtlichen Luthe - riſchen Religion vnd der Augſpurgiſchen Confeſſion als ein vnbeweglicher Felß geſtanden / vnnd mit allen Rechtglaͤubigen fuͤr wahr vnd recht gehalten / was nach beſage Goͤttliches Worts darinn einverleibet. Allen Corruptelen vnnd falſcher Lehr / ſo der rechten Aug - ſpurgiſchen Confeſſion nicht gemeß / iſt er ſehr feind geweſen. Jm 8. Jahr ſeines Alters hat jhn ſein lieber Vater nach Doͤltzig zu Euſtachius von Schoͤnbecken geſchickt / do er denn mit deſſen Sohn vnd andern mehr / als den Edlen / Geſtrengen vnd Ehrenveſten Joachim von Schoͤnebeckenauff Doͤltzig / Hanſen von Benicken - dorff auff Pammin vnd Drenow Erbſeſſen / vnd Chur - fuͤrſtl. Brandenburgiſchen wolverordneten Cantzlern zu Cuͤſtrin / Hanſen von Vchtenhagen / Caſparn von Crummenſeen / Hanſen / Friderichen vnnd Clauß von Schoͤnbecken biß in die 5. Jar vnter einemPræceptore ſtudieret. Als aber folgig jhr allgemeiner Præceptor abgezogen / hat jhm ſein vielgeliebter Vater Moritz von der Marwitz ſeligen einen andern Præceptorem Dn. M. Iohannem Mitionem domaln / jetzo aber beyder Rechten Doctorn vnd der loͤblichen Stadt Franckfurt an der Oder wolverordneten Syndicum zum Præce - ptorn verordnet / welcher daheim allhier zu Berfeldenebeſt[47]Chriſtliche Leichpredigt. nebeſt ſeinem vielgeliebten Bruder Sigmund von der Marwitz ſeligen / vnnd Hanſen vnnd Friderichen von Schoͤnbeckenfleiſsig informiret. Wie aber auch wol - gedachter Herr Doctor Joh. Mitio ſeiner gelegenheit nach ad continuandum ſtudium Juris ſeinen Dienſt reſigniret, iſt er nebeſt Hanſen vnnd Friderichen von Schoͤnbecken einem andern Præceptori Joachimo Maiſtero vntergeben / vnd nach der Freyſtadt in Schle - ſien / folgig nach Freyberg in Meiſſen vnd endlich nach Zeitz geſchicket worden / da auch eine zimliche zeit in ſei - nen ſtudijs zugebracht. Nachmals hat er den Herrn Doctorem Johannem Mitionem wieder zu ſich be - kommen / do er dann nach Franckfurt auff die loͤbliche Univerſitet verſchicket / vnd etliche Jahr ſeinen ſtudijs obgelegen. Als er nun in ſeinen ſtudijs einen ſolchen profectum durch Goͤttliche verleihung erlanget / daß er nicht allein Latinam linguam, ſondern auch die fundamenta Juris gefaſt / vnd ſo viel ſtudieret / als ei - ner Adelichen Perſon noͤtig. So hat er ſich auch als eine Rictermeſsige Perſon erzeiget / vnd ſeinen VorEl - tern nichts zuvor geben wollen / vndiſt mit vor Coͤlln am Rhein / nach mals auch Anno 1583. mit in Franckreich gezogen / darin er faſt 2. Jahr zugebracht. Wie aber ſein vielgeliebter Vater in ſeinem Abweſen mit tode ab - gangen / vnd Anno 1585. wieder zu hauſe angelanget / hat er ſich der Haußhaltung vnterfangen muͤſſen / die er auch in vita ſolitaria faſt 2. Jar loͤblichen verwaltet.

II. Reſpectu ἐυγαμίας iſt er auch ein zuͤchtiger vnd Ehrliebender Eheman / ein liebreicher / trewer vnd ſorgfeltiger Vater geweſen. Dann er Anno 1587. et -wa 14.[48]Chriſtliche Leichpredigt. wa 14. tage nach Michaelis ſich in H. Eheſtandt bege - ben / vnd mit der Edlen vnd Ehrenvieltugendreichen do - mals Jungffer Anna von Sacken / deß Edlen / Geſtren - gen vnd Ehrenveſten Juncker Sigmundt von Sacken ſeligen / weilandt Erbſeſſen zu Putterfelde vnd Vietenitz etc Eheliche vielgeliebte Tochter in volckreicher Adeli - cher Zuſammenkunfft zu Putterfelde ſein Eheliches / zuͤchtiges / Chriſtliches Beylager gehalten. Mit wel - cher er dann in die 25. Jahr faſt eine gantz friedliche / freundliche / Gott wolgefellige Ehe beſeſſen / vnd in ſte - hender Ehe 9. Kinderlein / 6. Soͤhne vnd 3. Toͤchter / als / George / Moritz / Sigmund / Jochim / David vnd Baltzer Friederich / vnnd dann auch Adell / Catharina vnd Anna von der Marwitz / gezeuget. Von den Soͤh - nen iſt Joachim in der Wiegen / als er kaum ein halb Jahr alt geweſen / mit tode verblichen / die andern ſeynd Gott lob noch alle beym Leben / welche Gott nebeſt jh - rer hertzlieben Fraw Mutter der Adelichen Wittwen bey langem Leben vnnd gluͤckſeligem wolſtande erhalten vnd vaͤterlich verſorgen wolle. Seine hertzliebe Soͤh - ne hat er baldt in der Jugend zum ſtudieren gehalten / da ſie nur Alters halben was faſſen koͤnnen; vnd hat jhnen feine / ſittſame / gelahrte Præceptores zugeordnet / auff welche er gut achtung geben. Was ſie fuͤr einen modũ informandi gebrauchet / vber der Taffel hat er man - cherley quæſtiones moviret, dadurch er der Præce - ptorum induſtriam exploriret. Seine hertzliebe Soͤhne hat er dohin gewehnet / daß ſie nebeſt dem ſtu - dio pietatis vnnd honeſtatis, ſo jhnen zum hoͤchſten commendiret, vber der Taffel feine Gnomas vnnd H[i]ſtorias latinè vnd memoriter recitiren muͤſſen /daraus[49]Chriſtliche Leichpredigt. daraus ſie durch die Præceptores examiniret worden. Vnnd ſeyn in jhren ſtudijs die 2. elteſten jungen Jun - ckern Georg vnd Moritz von der Marwitz ſo feliciter durch Goͤttliche vorleihung fortgeſchritten / daß ſie nu - mehr vornehme loͤbliche Academias, Franckfurt / Straßburgk / Gieſſen vnd Heidelbergk mit nutz vnnd frommen beſucht / vnnd ſo viel in Sprachen / Sitten / vnd andern Adelichen vnnd Ritterlichen Exercitijs, ſo einer Rittermeſsigen Adelichen Perſon zu wiſſen noͤtig / erfahren vnd gelernet / das ſie deſſen bey maͤnniglichen Ruhm vnd Lob haben koͤnnen. So hat auch wolge - dachter Juncker ſeliger nicht wenig vor die andern jun - gen Soͤhne Sigmundt vnnd David von der Marwitz ſorge getragen / Dann er denſelben auch allhie daheim einen gelahrten Præceptorem in die 7. Jahr gehal - ten / ſich auch bemuͤhet / daß er dieſelbe bey der Fuͤrſtli - chen jungen Herrſchafft vnſers Gnaͤdigſten Chur vnd Landes Fuͤrſten etc. Herren Soͤhnen den Marckgraffen zu Brandenburg zur Auffwartung vntergebracht / da ſie denn zugleich auch jhres ſtudierens abwarten koͤnnen. Den juͤngſten Baltzer Friderich wird GOtt auch ver - ſorgen. Daß alſo wolgedachter Juncker ſeliger an ſei - nen lieben Soͤhnen / was zu Erbawung / Auffnehmen / Zier vnnd Erhaltung jhres Adelichen Standes noͤtig / nichts mangeln laſſen, Jnmaſſen er dann wol erwogen / was der Poët ſagt:

didiciſſe fideliter artes, Emollit mores, nec ſinit eſſe feros. ()

Vnd was D. Bernhardus ſagt:Bernhardus. Ornamentumnobilium. Nobilitas morum plus prodest quàm genitorum Egregij mores ſunt nobilitatis honores. ()

GTugendt[50]Chriſtliche Leichpredigt.
Tugendt vor allen Adell geht /
Adell mit Tugendt wol beſteht.

Seine Adeliche Toͤchter die Jungffern hat mehren - theils er vnnd ſeine hertzliebe Haußfraw ſelbſt im leſen ſchreiben vnterrichtet: alſo / daß ſie nicht allein gedruck - te vnd geſchriebene Schrifft gar wol leſen / ſondern jh - re Notturfft von ſich ſchreiben koͤnnen; Zu wahrer Gottesfurcht vnnd dem lieben Gebet ſeyn ſie mit fleiß gehalten worden / alſo / das guͤldene Betbuch / den Pſal - ter / nebeſt andern ſchoͤnen Gebetlein gantz vnnd fertig außlernen muͤſſen / wie ſie denn alle Morgen vnd Abend - zeit / wenn ſie jhre Gebeth gethan / 10. oder auffs we - nigſte 5. Pſalmen herbeten muͤſſen. Von der Haͤuß - ligkeit vnd anderer Adelichen Zier vnd Tugenden / wie ſie darzu erzogen / wil mir nicht gebuͤhren viel zu ſagen / es weiſet ſich / Gott Lob / gnugſam auß.

Oecono - mia & cura liberorum. So hat er auch fuͤr ſeine hertzliebe Kinder gar Vaͤ - terlich vnd trewlich geſorget / ſeiner Haußhaltung mit fleiß vnd groſſem ernſt wargenommen / ſich erinnert deß Spruchs S. Pauli: Wer nicht ſorget fuͤr die ſeinen / iſt aͤrger wie ein Heyde. Dann er in die zwantzig Jahr / weil ich hie vnwuͤrdiger Pfarrherr geweſen / zu ſeinem inn der Brüderlichen Theilung jhme zugefallenen StamLehn vber die dreyſsig tauſendt Thaler werth an - derer Lehnguͤter an ſich gebracht / Als den Babbin / das Gutt allhier zu Berfelde von Hans von der Marwitz ſeligen von Hohenwalde / das Burgk Lehn zu Berwal - de / das Gutt zu Wrech / dadurch denn ſein Lehn merck - lich verbeſſert worden / vnd ſeine liebe Kinder jhm deſſen Kindlich zu dancken haben. Wie er nu keinen ſchlaffdafuͤr[51]Chriſtliche Leichpredigt. dafuͤr genommen / keine Muͤhe geſparet / das es alles in der Haußhaltung moͤchte oͤrdentlich verrichtet werden / wil die zeit nicht leiden / davon viel wort zu machen.

III. Reſpectu ἐυσεβείας & ἐλευϑερίας iſt er auch ein Gottfuͤrchtiger vnnd gutthaͤtiger Joſias geweſen. Denn ob jhn wol vnſer HErre GOtt mit vielen - tern geſegnet / vnd vollauff an allen Ortern zu thun ge - habt hat / ſo hat er doch darbey vnſers HErrn Gottes vnd der Liebe deß Nechſten nicht vergeſſen. Denn er war ein fleiſsiger Zuhoͤrer Goͤttliches Worts / verſaͤu - mete keine Predigt / keine Betſtunden / war allzeit der erſte in der Kirchen / kein Schlaff kam niemals in ſei - nen Augen / wann er in der Kirchen war Sein Bett vnd Geſangbuch hatte er ſtets bey ſich / daraus er betet vnnd mit ſang; War vbel zu frieden / wann die Leute in der Kirchen vnter der Predigt ſchlieffen.

Dem heiligen Miniſterio war er ſehr zugethan /Beneficen - tia erga Mi - niſterium. halff die Prediger / vnd junge Leute / ſo zum Predigampt luſt hatten / gerne befoͤrdern / Kam etwa ein frembder Prediger / den er kante / den ließ er nicht vnbeſchencket. Vnd zwar meines theils muß ich jm das ruͤhmlich nach - ſagen / daß er mir viel guts gethan / vnnd nicht allein im anfang meiner Haußhaltung / ſondern auch hernach viel groſſe Gut vnd Wolthaten ſo wol meinen Kindern bezeiget / wie er dennmeinem elteſten Sohn Nicolao jtzo zu Franckfurt ſtudirende / jaͤhrlichen zu Buͤchern 6. Thaler / ſo lange er da ſeyn wuͤrde / verehret / Welches jhm der Allmaͤchtige GOTT reichlich in jener Welt / vñ den ſeinigen hie auch belohnen wolle. Jngleichen hat ers andern dieſes Orts buͤrtig armen Studenten auch gethan.

G ijVnſe -[52]Chriſtliche Leichpredigt.

Vnſerer Kirchen hat er auch nicht vergeſſen / denn er Anno 1600. eine ſchoͤne gruͤne Sammeten Kaſell mit Goldtborten / ſo vber die 60 Thaler gekoſtet / dor - ein vorehret. Vnnd Anno 1607. hat er auch dieſen Predigſtuel ſchoͤn illuminiren vnd mit Goldt vberguͤl - den vnd mahlen laſſen / ſo vber die 30. Thaler gekoſtet.

Jngleichen hat ſeine geliebte Haußfraw die Adeliche hochbekuͤmmerte Wittwe das Altar mit einem ſchoͤnen Vorhang gezieret. Vnd wer weiß was er vielleicht im Teſtament der Kirchen mag vermacht haben.

Erga ſubdi - tos. Seinen Vnterthanen hat er auch die gantze zeit vber da die thewrung angehalten / ſelbſt mit Korn außgeholf - fen / das ſie es bey andern nicht haben duͤrffen ſuchen. Wann er geſehen / das ſie luſt zur Nahrung gehabt / hat er jhnen Geldt zur anſpennung vorgeſtrecket / werden leider vielleicht ſeiner noch zu zeitig miſſen.

Juſticiæ ſtudium. Der Gerechtigkeit befliſſe er ſich alſo / daß er nie - mand wiſſentlich vnrecht thate. Dann er wuſte wol / das es war bleibt / was der Poët ſagt:Non habet eventus ſordida præda bonos. Beym vnrechtn Gut kein Segen iſt / Es geht hin / wie es kommen iſt.

Wann ehrliche Leute zu jhm kamen / ſie waren wes Standes ſie waren / that er jhnen alles guts / hielt ſie ehrlich / vnd hielt ſein freundlich geſprech mit jhnen / weñ ſie auch gleich ſeines Standes nicht waren / Erhub ſich auch deſſelben nicht / vnnd war der Hoffart ſehr feind: Summa / er war ein ſolcher Gottfuͤrchtiger / gutthaͤti - ger Chriſtlicher vom Adell / das man jhme ſein Leben hertzlich gerne goͤnnen wollen / wenn der allmaͤchtigeGott[53]Chriſtliche Leichpredigt. Gott gewolt hette / Aber ſeine beſtimpte Lebens zeit vom HErrn iſt da geweſen / darumb wir auch jhm ſeine ru - he gerne goͤnnen ſollen.

Endlichen vnd vors IV. Reſpectu ἐυϑανασίας, ſo iſt er auch ein glaͤubiger / freydiger / ſterbender Chriſt - Ritter geweſen / der ſich im leben vnd ſterben ſeinem lie - ben Gott / wie ers hat haben wollen / willig ergeben / wie wir zum Beſchluß hoͤren wollen. Gott hatte jhm ſonſt groſſe gnade bezeiget / das er auch meines wiſſens die gan - tze 20. Jahr / do ich vnwirdig allhie im Predigampt ge - weſen / nicht mehr als nur einmahl vor 2. Jahren / vor dieſer ſeiner letzten Niederlage vnd toͤdtlichen kranckheit / lagerhafftig worden.

Es hat ſich aber ſeine Kranckheit angefangen den 23. Febr[.][wo]jhm ein harter Catharrus auff die Bruſt gefallen / jedoch hat er noch reiſen koͤnnen / inmaſſen er dann ſeinen freundlichen vielgeliebten Bruder Baltzern von der Marwitz zu Hohenwalde in einer Sache kurtz hernach beygewohnet. Dieweil aber der Catharrus nicht allein angehalten / ſondern ſich auch ein gewalti - ger Huſten / ſo jhme ſeinen gantzen Leib erſchuͤttert / ge - funden / hat er alsbaldt zu abwendung deſſelben / als er heimkommen / von Cuͤſtrin den Hochgelahrten / Acht - barn vnnd Ehrenveſten Johan Moͤllern der Medicin Doctorn, vnnd Churf. Brandenb. Hoff Medicum &c. ſeinen Rath hierin mit zu theilen erbeten / Welcher zwar durch Goͤttliche huͤlffe den Catharrum vnd Hu - ſten etlicher maſſen abgefuͤret vnd geſtillet / Aber es ſeind bald nach dem abreiſſen andere ſymptomara mehr dar - zu geſchlagen / als der Schwulſt an Schenckeln / vnnd[G iij]andern[54]Chriſtliche Leichpredigt. andern Gliedmaſſen / Darumb dann auch wolermelter Doctor folgig darauff den 16. Martij wieder bittlich anhero zu kom̃en / vnd ferner deßfalls auch Rath mit zu theilen angelanget worden / der auch baldt kommen / aber nicht allzu wol gegen mir getroͤſtet / mit bericht / daß die Haͤuptglieder der viſcerum ſehr verletzet / vnd deßwegẽ gefahr deß Lebens dabey wer / hat aber an guter verord - nung / was zu auffhaltung vñ ſterckung derſelben noͤtig / nichts mangeln laſſen. Als aber wolermelter Herr Do - ctor nachm Berlin mit der Fuͤrſtlichen jungen Herr - ſchafft verruͤcken muͤſſen / vnd ſich allerley Symptoma - ta, die gleich die Natur impugniret, heuffig gefunden. Jſt darauff auch der Achtbar / Ehrenveſter vnd Hoch - gelahrter Herr VVenceslaus Pannonius der Medi - cin Doctor vnnd Phyſicus der Stadt Landsberg an der Warte erfodert der auch muͤglichen fleiß zu abwen - dung deß Huſtens vnd ander Beſchwerung angewendet. Aber es heiſt: Non est in medico ſemper relevetur ut æger, Interdum doc〈…〉〈…〉 plus valet arte malum.

Es iſt kein Kraut im Garten /
Das wider den Todt wil arten.

Denn die Kranckheiten vnd Mattigkeiten haben ſich jm - mer gemehret. Vnd hat darauff der Juncker den 10. Maij als den Sontag Cantate in der Stuben[c]om - municiret, So haben auch / ſeine vielhertzehegeliebte Haußfraw / Soͤhne vnnd Toͤchter / ſo wol das gantze Haußgeſinde in der Kirchen auff ſein anordnung vnnd jhrer aller hertzlicher begierde communiciret, vnd ſich mit Gott außgeſoͤhnet. Vnd hat ſich der Juncker ſeli - gen darob ſehr erfrewet / daß ſeine hertzliebe Soͤhne /Guͤrge[55]Chriſtliche Leichpredigt. Goͤrge vnd Moritz von der Marwitz auß frembden Lan - den wieder angelanget / Da er denn auch die folgende ta - ge ſich zimlich befunden. Es wolte aber der Huſten vndSchwulſt / ob man wol allerley mittel adhibiret, nicht nachlaſſen / vnd wehret jmmer fort vnd fort / biß er den 26. Junij mich auff den Abend / als ich jhn eben beſucht / vnd den Abendſegen vorgeleſen / anſprach vnd ſagte: Jch werde jmmer ſchwaͤcher / vnd weis nicht wie es der lie - be Gott mit mir machen moͤchte / do jhrs Morgen ab - warten koͤntet / wolte ich mich abermal mit meinem lie - ben Gott noch einmahl außſoͤhnen. Darauff ich jhme antwortete / daß es mein Ampt were auffzuwarten / Jch were bereit / ich wolte morgen kommen ſo fruͤe als es jhm gelegen / Darauff ich mich denn auch vmb 7. Vhr ein - geſtellet / vnnd hat er ſeine Beichte mit hertzlichen ſeuff - tzen vnd berewung ſeiner Suͤnden gethan / vnd darauff das Sacrament deß wahren Leibes vnd Blutes JEſu Chriſti mit ſonderlicher Andacht vnnd Reverentz in ge - genwart ſeiner vielgeliebten Haußfrawen / hertzlieben Soͤhne vnd Toͤchter / der auch Edlen vnnd Ehrenviel - tugendſamen Frawen Catharina geborne von Sacken / deß Edlen / Geſtrengen vnnd Ehrenveſten Sigmundt von Sacken ſeligen hinterlaſſenen Wittwen zu Viete - nitz / vnd allen ſeinem Geſinde zum andern mahl in weh - render Kranckheit empfangen. Als nun die Commu - nion auß war / vnd der Segen geſprochen / ſprach das Gottſelige Hertz in vnſer aller gegenwart: Jch dancke meinem lieben Gott / das er mich zu Erkentnuͤß meiner Suͤnden kommen laſſen / vnd bin gewiß / das er dieſelbe in die tieffe deß Meers verſencket / zu ſeinem Gnaden - Kinde an vnd auffgenommen habe. Jch habe mich nunjhm[56]Chriſtliche Leichpredigt. jhm ergeben / er machs mit mir wie mirs nuͤtzlichen vnd ſeliglichen iſt. Darauff ich jhn getroͤſtet / das er an ver - gebung ſeiner Suͤnde nicht duͤrffte zweiffeln / denn er were ja nun von mir an ſtatt Chriſti von Suͤnden ab - ſolviret, hette auch ein gewiſſes Pfandt zur Verſiche - rung / als den waren Leib vnd Blut Chriſti / empfangen / vnd koͤnte jhn nun nichts trennen von Chriſto / ſolte ſich nun ſeinem lieben GOtt mit gedult ergeben / Er wuͤrde es wol mit jhm machen / wie es jhm ſelig vnnd nuͤtzlich were. Vnd nichts deſto weiniger ob gleich GOtt eben hart mit Kranckheit bey jhm anhielte / dennoch mit kind - licher Liebe vnnd hertzlichem vertrawen an jhm hangen blieben / gleich wie die Klette am Rocke / Vnd darzu an -Auguſtin. gezogen den Spruch Auguſtini; Pater est cum cædit, & cum blanditur; Gott iſt vnd bleibet trew / vnd behelt das rechte Vater Hertz / wenn er gleich hart zu ſteupet. Darauff gab er zur Antwort / Ja das wil ich thun / ich weiß ich bin ſein Kind / ich lebe oder ſterbe. Solche vnddergleichen Gottſelige Geſpreche fielen alle Tage vor zur Morgenſtunde / auffn Abendt / zu Mittag vnter - weilen / wenn ich jhn beſuchte / Wie er denn auch ſtets jhm vorleſen ließ das ſchoͤne herrliche Buͤchlein Dn. D. Philippi Nicolai Theoriam vitæ æternæ, ſo jhm ſeine Ehevielgeliebte Haußfraw vorleſen muſte, Jn - gleichen denn auch ſein freundlicher vielgeliebter Bru - der Baltzer von der Marwitz / ſo in wehrender Kranck - heit jhn nebeſt deroſelben ſaͤmptlichen vielgeliebte Fraw Schweſter Churts von der Marwitz ſeligen hinterlaſ - ſene Wittwe / zum oͤfftern beſucht / offt gantze ſtunden vorlaſen. Sein Betbuch als deß D. Muſculi auß den Patribus zuſammen gezogen / war jhm ſo bekandt / daßers[57]Chriſtliche Leichpredigt. ers gar außwendig konte. Jn wehrender Kranckheit beſuchten jhn zum oͤfftern viel ehrliche Leute / als ſeine freundliche vielgeliebte Bruͤder vnd Schweſter / Hans von der Marwitz zu Gruͤnrade / Hans vnd Clauß von Schoͤnbecken / vnd deroſelben freundliche liebe Mutter / Churt von Sacken zu Blanckenfelde / Sigmundt von Strauß zu Kreenichen / Aſcha von Ploͤtz zu Warten - berg / Hanß von Sydow zu Schoͤnfeldt / Hans von Rethkirch Churf. Haͤuptman zu Quartzen / Seine Schweſter Toͤchter Ludicke von Schoͤnings / item, Caſpar von Strauſſen Haußfraw / Leonhardt von Stoͤer / vnd viel ehrliche Leute / welches jhm ſehr wol - gefiel / vnd darob ſich gleich erfrewete. Jn wehrender Kranckheit aber war allzeit hie die Edle vnd Ehrenviel - tugendſame Fraw Catharina von Sacken / Sigmundt von Sacken ſeligen hinterlaſſene Wittwe / welche die Haußhaltung beſtellen halff / weil deß Junckern ſeligen hertzliebſte Haußmutter jmmer bey den Junckern auff warten muſte / Vnd was die hochkuͤmmerliche Adeliche Fraw die Wittwe fuͤr groſſe muͤhe / vnruhe vnd arbeit außgeſtanden die gantze Kranckheit vber / kan ich ſo nicht außreden / als ich wol dencken kan / weil ichs mit Augen geſehen / vnnd mich jmmer beſorget / ſie moͤcht darob in groſſe ſchwacheit deß Haͤupts fallen / denn ſie tag vnd nacht auffwarten muͤſſen / vnd offt in der Nacht / vnnd im gantzen Tag nicht 2. ſtunden zu ſchlaffen zeit gehabt / vnd do gleich zeit verhanden / hat ſie ſich doch von jhren lieben Junckern ſeligen nicht wenden laſſen / ſondern ſtets bey jhm auffgewartet. Aber wir kommen auff ſein ſe - liges Ende. Den 20. Julij ward der Herr DoctorHPan -[58]Chriſtliche Leichpredigt. Pannonius wieder erfodert / vnd kam auch den 21. Ju - lij gen Abendt ſein freundlicher vielgeliebter Bruder vnd Schweſter / Baltzer vnnd Vrſula von der Marwitz / Churt von der Marwitz ſeligen Wittwe / welche auch jhren vielgeliebten Adelichen Sohn Churt von der Marwitz / ſo 7. Jahr faſt auſſerhalb Landes geweſen / vnd auß Jtalien angelanget war / allhier vor ſich gefun - den / da begundt ſich die Sprach beym Junckern ſeli - gen zu verendern / ebener maſſen wie auch geſchahe bey Sigmundt von Sacken ſeligenzu Vietenitz etc. abſcheid. Daraus wir denn ſpuͤrten / daß Gott mit jhm zum ende eilen wurde / Deßwegen dann wolgedachter Juncker Baltzer von der Marwitz / vnd ſeine vielgeliebte Schwe - ſter Churt von der Marwitz ſeligen Wittwe / von jhrem lieben Bruder nicht fahren wolten / ſondern deß Endes erwarten. Auff den 24. Julij ward nun der Juncker jmmer ſchwaͤcher / kunte nichts zu ſich nehmen / allein daß man jhm zur Sterckung von Zimmet vnd Cappau - nenwaſſer einfloͤſſete. Gegen Abendt nahete es ſich jm - mer zu ſeinem ſeligen Ende / Vnd betete jhm ſeine viel - geliebte Haußfraw fuͤr / Wenn wir in hoͤchſten noͤthen ſein / etc. Item ſein freundlicher vielgeliebter Bruder Baltzer von der Marwitz die ſchoͤne Verß:

Die Rechte Hand deß Hoͤchſten /
Kan alles enden wol /
Vnd allem Vbel wehren /
Drumb Gott man trawen ſol /
Es ſteht in ſeinen Haͤnden /
Zu machen alles gut /
Er kans lencken vnd wenden /
Drumb bin ich wolgemuth.
Item[59]Chriſtliche Leichpredigt.

Item auß dem 73. Pſalm:Wenn ich nur HErr Jeſu Chriſt habe dich / Nach Himmel vnd Erden nichts frag ich / Wenn mir gleich Leib vnd Seel verſchmacht / Jn dir doch ſtets mein Hertze lacht.

Darauff er ein wenig ſtill worden / vnd als ich ſahe / daß Todeszoͤge herzutratten / fragte ich jhn / ob er auch feſt bey ſeinem HErrn Chriſto Jeſu in gedult außwarten / ſich mit waren Glauben an jn halten / vnd mit jhm ſter - bẽ wolte? Antwortete er Ja / Jch lebe oder ſterbe / ſo bin ich deß HErrn. Vnſer keiner lebet jhm ſelber / vnd vn - ſer keiner ſtirbet jhm ſelber / Leben wir ſo leben wir dem HErrn / Sterben wir ſo ſterben wir demHErrn. Recht alſo ſagte ich / lieber Juncker vnd Gefatter; Jhr ſterbet freylich dem HErren dem Himliſchen Vater / der euch geſchaffen hat nicht zum Tode / ſondern zum Leben; dem HErrn JEſu Chriſto / der euch erloͤſet hat vom Todt zum ewigen Leben; dem H. Geiſte / der euch geheiliget hat zu Vorgebung der Suͤnden / Aufferſtehung deß flei - ſches vnd ewigen Leben / vndſeyd ewer Seligkeit hiedurch gewiß / daß jhr durch das tewre Blut JEſu Chriſti von ewren ſuͤnden in der H. Tauffe abgewaſchen / im Abend - mal euch mit ſeinem Fleiſch vnd Blut ſpeiſen vnd tren - cken laſſen / vnd Gottes deß allmaͤchtigen Zuſage habt in ſeinem Wort / daß Gott den Todt deß Suͤnders nichtEzech. 18. wolle / vnd wenn gleich ewre Suͤnde Blutroth weren /Eſai. 1. doch ſchneeweiß werden muͤſſen. Warumb? Denn alſo hat GOtt die Welt geliebet / daß er ſeinen eingebornenJohan. 3. Sohn gab / auff das alle / ſo an jhn glaͤuben / nicht ver - loren werden / ſondern das ewige Leben haben / Vnd nun iſt euch die ſelige Himmelspfort deß ewigen Lebens weitH ijauff -[60]Chriſtliche Leichpredigt. auffgeſperret / der HErr JEſus Chriſtus ſtehet da vnd wartet ewer / vnnd ſeine heilige Engelein die ſtehen her - umb vmb euch / vnd wollen ewer Seelichen zu jhm fuͤh - ren / da ſie wol verwahret iſt / vnd keine Quaal ſie an - ruͤhren wird / der hat euch nun ewre herrliche WohnungSapient. 3. in ſeinem Himliſchen Pallaſt bereitet / Denn darumb iſtJohan. 14. er hingangen zu ſeinen Himliſchen Vater / Joh. 14. Jch gehe hin euch die ſtette zu bereiten Glaͤubet jhr das? ſprach ich. Darauff antwortete er Ja mit gantz froͤli - chen geberden. Darauff ſprach ich ferner / Wolan ſo betet mit mir / vnd ſprach jme diß ſchoͤne Gebet fuͤr:

Du Ehren Koͤnig JEſu Chriſt /
Der du fuͤr mich geſtorben biſt /
Schenck mir HErr dein Gerechtigkeit /
Dein Todt ſterck mich in Ewigkeit /
Mein Seel vnd Leib befehl ich dir /
Das ewige Leben ſchencke mir /
Dahin helff mir dein Paſsion /
Das ich dir dancke vor deinen Thron /
Erfuͤll an mir dein werdes Wort /
Auff Erden vnd im Himmel dort. Amen.

Als diß Gebetlein auß war / ſahe er mich an / vnd ſagte zu mir: Jſt nun mein Himmel bereit? Da antwortete ich jhm: Ja er iſt fertig Vnd ehe ich kaum das außge - redet / ſprach er zu ſeinen Diener: Ey nun jmmer fort /Eydoch fort / fort. Der Diener ſagte / Ey Juncker wo wolt jhr denn hin? Do antwortete er gleich mit eyferigem muth / daß er nicht verſtehen wolte was er meinete / vnd wohin er wolte Ey / ſagte er / zu meinem HErrn JE - ſu Chriſto / vnd das war ſein letztes Wort. Darauff er denn alsbaldt ſtill ward / gleich als wolt er ſchlaffen:Aber[61]Chriſtliche Leichpredigt. Aber mitten in ſolchen Himmelſehnenden Gedancken vnd Worten vnnd ſcheinender Ruhe / bließ er ſeine liebe Seele gantz ſaͤnfftiglich von ſich / vnd vorſchied.

Das haben mit angehoͤret vnd geſehen ſeine hertzlie - be Haußfraw Anna von Sacken / Sigmund von Sa - cken ſeligen hinterlaſſene Wittwe Catharina von Sa - cken / ſeine vielgeliebſte 2. Soͤhne / Goͤrge vnnd Moritz von der Marwitz / ſeine hertzliebe Toͤchter / Jungffer Adell / Catharina vndAnna vonder Marwitz / ſein freund - licher vielgeliebſter Bruder Baltzer von der Marwitz / ingleichen ſeine freundliche hertzliebe Schweſter Vrſu - la von der Marwitz / Churt von der Marwitz ſeligen hinterlaſſene Wittwe / ſein freundlicher vielgeliebter Schweſter Sohn Oheimb vnd Vetter Churt von der Marwitz / der Herr Doctor VVenceslaus Panno - nius, Jch als ſein Seelſorger / vnd dann auch die vmb - ſtehende Diener.

Der Allmaͤchtige GOtt troͤſte die hochbetruͤbteVotum. Adeliche Wittwe / deroſelben vielgeliebte Kinder / Bruͤ - der / Schweſtern / Vettern / vnd alle / ſo deß falls be - truͤbt vnd bekuͤmmert ſeyn: Erfrewe des Verſtorbenen Seel im ewigen / Himliſchen FrewdenLeben / verleihe dem Coͤrper eine ſanffte ſelige Ruhe / vnd froͤliche Auf - ferſtehung am Juͤn[g]ſten tage / vnd vns allen / wenn vn - ſer Stuͤndlein koͤmpt / ein ſeliges Ende / durch Chri - ſtum JEſum vnſern HErrn / in Krafft deß Herligen Geiſtes / Amen.

Darauff w[o]llen wir nu ferner ſprechen ein glaͤu - biges andaͤchtiges Vater vnſer.

ἀυτοχεδιάσματα[62]

ἀυτοχεδιάσματα ad Reverendum ac Doctiſſimum Virum Dn. Lucam Janticovium, Eccleſiæ Berfeldenſium Paſtorem vigilantiſſimum, Nobile, Magnifici, Nobiliſſimi & Strenui Viri, Dn. PETRI à Marvvitzen E. M. in Berfelde &c. piè defuncti, funus, eruditâ concione proſe - quentem.

EST ſupremus honor, qvi mortis falce reſectis
Defertur: dolor eſt, qvando negatur honor,
Cum vel odor famæ lingvâ maleolente ſipatur
Læſus, & abs planctu licta ea humata caro,
Nec fletu, at flatu lituorum turbida perflat
Turba, qvod in ſacris, Hebe ubi cæſa, Jovis:
Non ſic relligioſe DEI modo Jantico myſta
A te qvid fieri judico, fidus agis,
Marvvitium Invictum Heroem, quem mortis arundo
Letalis vicit (Mathuſalæa prius
Huic ætas danda, ut qui lata palatia Muſis,
Muſæisq́; dedit, Spes mihi magna fuit!)
Congeminans lacrumas luges, pietatis Agalma
Et qvia ſublatum, triſtia fundis epe;
Ne putet ablatum[stirps] Marvitiana, refundis
Solamen, ſpargis laudis amore roſas:
Dulcor amarori eſt immixtus: gaudia dulcant
Mortem Marvitii, quæ modò danturei:
Guſtum lætitiæ tibi Jantico præco futuræ
Marvitiis reliquis adjicis ore gravi.
Perge ita defeſſis fletu ſolamina viva
Suppeditare: tibi gratia viva fluet.

Inter moleſtiarum præcipitia præcipitabam Joachimus Friderici Kyritz. March. deſi - gnatus Paſtor in Rhorbeck.

[63]

AD EUNDEM.

IS ſi ritè facit, qui pectora grata rependit
Pro meritis, TU, Vir reverende, facis.
Ritè facis, ritu vario quod fata beata
MARVITII plangis, Myſta verende, pij:
Ritè facis, quod ſupremum comitatus honorem
MARVITII verbis fata ſuprema canis:
Ritè facis, vocis ſuſpiria quod trahis imo
Pectore, MARVITIO juſtaꝙ́ueJuſta paras:
Ritè facis, benefacta Viri quod laudibus æquas
Cœlo, quæ tribuit Vivus abundè Tibi:
Ritè facis, dictis hinc quod ſolâris amicis
Natos non-Natos fœmineumq́uegenus:
Ritè facis, manis manibus gratando quietem:
Hanc ego congrator. finio. Ritè facis.

Elias Rhevvald VVricenâ-March. ex Athenæo Marchico.

Per Anagramm: LUCAS JANTICOVIUS: omiſſo K. ut Gr. I, nova victi Salus.

FUnde preces, effunde Melos, diffunde Suaves
Solat I, pia qveis corda rigentur, aqvas.
Corda melos, pia corda preces, & triſtia corda
Solamen, qvod ſit dulce levamen, amant.
Fortiter urget amor, magè dum ſic ſurgit amaror:
Suavis amarities, Mater amoris, adest.
Urget MARVVITIUM Genus, urget Nobile ſtemma;
Ex Arte, ex ortu, ex Marte ubi Nobilitas.
Exple jam LUCA quem triſtis amaror amorem
Parturit; En Explet vox tua dulcè ſonans.
Dulce,[64]
Dulce, qvod ex ſacro doctè depromis Hymetto,
Et qvod ſolaris, qvodqúepresaris, erit.
Dulcor & is quodvis, qvod amaricat, eluet, & qvod
Iam triſte est, faciet triſte fuiſſe; ſci[o].
Mortua profectò IOVÆ nec littera verbum
Qvo benè ſolaris, qvoqueprecaris, erit.
Fac ita dulceſcat pia Mors, Solare, precare.
Sat citò dulcedo vincet amaritiem.
Acriter excubias giſſe & alacriter inde
Paſtor diceris pro grège ſollicitas.
Inde itidem, vitæ qvem Fax claravit inantè,
MARVITIUS citiùs vivet in ore virûm.
Qvem ſicilice qvidem pupugit Mors, ſic ut in orbe
Non niſi per Famam, viveret incolumis.
Sic vivit præſens, qui ſemper vivet & abſens:
Sic credo nulli diſplicuiſſe mori.
Vivit, & ut vivat pro ſedulitate laboras
LUCA, dum Mortem voce gemente canis.
Hinc I, qvi VIC TI per Mortis vivida ſpicla
Es NOVA quippè SALUS: Est quia Fama, Salus.
Hinc qvoties Matuta ſuum Cras protrahet axe,
Opto, Tibitoties ſit NOVA IOVA SALUS.

Faciebat Jacobus Major Brandenburg.

FINIS.

About this transcription

TextGöttlicher Liebe vnd Gnaden Spiegel der rechtgläubigen Kinder Gottes/ Vber den hochtröstlichen hertzerquickenden güldenen Spruch S. Pauli Rom. 5. [...]
Author Lucas Janticovius
Extent64 images; 14536 tokens; 4396 types; 100776 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

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EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationGöttlicher Liebe vnd Gnaden Spiegel der rechtgläubigen Kinder Gottes/ Vber den hochtröstlichen hertzerquickenden güldenen Spruch S. Pauli Rom. 5. [...] Bey dem Begrebnüs deß Edlen/ Gestrengen vnnd Ehrenvehsten Junckern Peter von der Marwitz auff Berfelde vnnd Wrecke Lucas Janticovius. . 65 Nickel VoltzFrankfurt (Oder)1612.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 S 910/18 / 527028

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:36:17Z
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