Jch bin die Aufferſtehung vnd das leben / ꝛc.
EDle Tugendtſame Junck - frawen / Es ſpricht der hey - lige Paulus / Heb. 9. Es iſt allen Menſchen aufferlegt / einmal zu ſterben / darnach das gericht / mit welchẽ wor - tener anzeigt / das vns menſchẽ nichts auff die - ſer Erden / vor dem Todtbefreyen koͤnde / ſon - der wir muͤſſen alle diſen weg gehn. Welches dañ auch die taͤglich erfahrung bezeuget. Dañ was iſt doch je in dieſer Welt / das vns vor dem Todt ſchirmen koͤnde? Mathuſalem in der erſtenGen. 5. Welt lebet ſehꝛlang / das er ſchier tauſent Jar erreicht / noch iſt er geſtorben. Salomon war derA 2weiſſeſt /[4]Vorrede. 3. Reg. 3.weiſeſt vnder allen menſchen / noch kondt jhne ſeine Weißheit vor dem tod nit ſicheren. SamJudic. 14. 15. 16. ſon war ein ſtarcker Held / alſo das er einen Loͤ - wen zerriß / die eyſen ketten zerbꝛach / mit eines Eſels kinbacken tauſent Philiſter erſchlug / die thor hinweg trug / ein gꝛoß hauß einriß. Abſolon war der ſchoͤneſt zu ſeiner zeit / dennocht ſeind ſie dem todt zu theil worden. Die Pꝛopheten vñ Apoſtel ſeind from̃e Leut geweſen / noch hat ſie jhr eigene frombkeyt vorm Todt nicht bewaren koͤnnen. Alexander Magnus, war ein gꝛoßmaͤch tiger Keyſer / das er ſchier die gantze Welt vn - der ſich bracht / noch muß er ſterben. Daher er ſeine eigne zutitler / welche jn ein Gott geneñet / verlacht / vnd ſpꝛach / ſterben auch die Goͤtter? Strafft hiemit jr leichtfertigkeyt / das ſie jn ein Gott genennet hetten / da ſie doch jetz auß dem außgangſehen / das er ein ſterblicher Menſch ſeye. Solchen Jam̃er vnſer ſterbligkeit / ha - ben zuuor auch die Hayden geſehen / aber die rechte vrſach deſſelbigen / vñ was man ſich hie - rin gruͤndtlich zu troͤſtẽ / nit gewiſt / haben zwar uor einander mit ſolchen vrſachen getroͤſt: Als das der todt ein gemein ding ſey / das der Todt eines ehꝛlichen Mans loͤblich ſey / vñ was der -gleichen[5]Vorrede. gleichen geweſen / Aber diſer troſt der Menſch - lichen vernunfft kan den ſtich in der Anfechtung nit haltẽ / allein Gottes Wort lehꝛt vns gruͤnd lich / woher der Todt komme / was deſſelbigen vrſach ſey. Jtem wer vns vom Todt vnd ewiger verdamnuß erloͤſet habe / vñ wie wir vns ſolch - er guthat ſollen theilhafftig machen / Auch wie es ein geſtalt habe / mit den Abgeſtorbnen:
Demnach ich nun / guͤnſtige Junckfrawen / E. T. freundtlichen geliebten Fraw Mutter ſeligen / die Leichpredig halten ſollen / hab ich di - ſen guldinen troſtreichẽ ſpruch / vnſers Einigen heylands Jeſu Chꝛiſti / Johan. am xj. Daer ſpricht: Jch bin die Aufferſtehung vnd das Le - ben / ꝛc. fuͤr mich nemen / vnd auß dem ſelbigen die obgemelte Lehꝛ vnd Troſt / vom todt abhan - dlen woͤllen. Vnd die weil E. T. Herꝛn Vat - ters / Bruͤder vñ anderer guthertzigen / freund - lichs begeren geweſen / ſolche Leichpꝛedig in den Truck zuuerfertigen / damit ſie jhren vnd ande - ren Chꝛiſten / zu theil moͤge werden / hab ichs im Namen Gottes laſſen geſchehen / Solche aber hab E. T. ich zu ſchreiben woͤllen.
Erſtlich / dieweil dieſes layd / E. T. Fraw Mutter ſeligen toͤdlichen Abſchied betreffend /A 3die -[6]Vorrede. die ſelbige ſampt dem Herꝛn Vattern vñ Bru - dern / zum nechſten beruͤrt / dz ſie alſo auß dieſer Leichtpꝛedig in jrem Chꝛiſtlichen troſt geſterckt wuͤrden / ſolch betruͤbnuß mit geduldt zutragẽ.
Darnach / dieweil E. T. an jrer lieben fraw Mutter ſeligen / ein Exempel Chꝛiſtlichs glau - bens / Adelicher Tugenten / vnnd ſeeligen Ab - ſchieds gehabt / das ſie jnen ſolches fuͤr die Au - gen ſtellen / das reine heylige Euangelium / da - rinnen die ſelbige vnderwiſen / beſtendigklich lieben / bekeñen / ſich von aller anderer Lehꝛ / die diſer Chꝛiſtlichen ſeligmachendẽ Lehꝛ zu wider / fleißig huͤten / in der vbung der Adelichen Tu - genden / darzu ſie bißher angehalten worden / fortfahren / vñ wañ wir dermalen eins auß di - ſem Jam̃erthal auß ziehẽ ſollen / das wir auch in der heilſamen erkentnuß vñ anruͤffung Got - tes vnd Mariæ Sons / vnſers einigen Erloͤ - ſers vnd ſeligmachers Jeſu Chꝛiſti / ſeliglich abſcheiden Solches verleihe vns der einige wa re Gott / Vatter / Son vnnd heyliger Geiſt / hoch gelobt in ewigkeit / Amen.
E. T. in Ebren dienſtwilliger / Jacobus Schopper / der N. Goͤttlichen ſchrifft D.
Johan: am 11. Cap.
JEſus ſpricht zu Martha: Jch bin die Aufferſtehung vnnd das Leben / wer an mich Glaubet / der wirdt leben / ob er gleich ſtuͤrbe / vnnd wer da lebet vnd glaubet an mich / der wirdt nim̃ermehr ſterben. Glaubſtu das? Sie ſpricht zu jhm / Herꝛ / ja ich Glaub das du biſt Chriſtus / der Sohn Gottes / der in die Welt kommen iſt.
JHr Geliebte in dem Herꝛen Chꝛiſto / es ſagt der H. Job in ſeinem Buch am 14. Capitel: Der Menſch vom Weib geboren lebt ein kurtzezeit / vñ iſt voll vnruh. Gehet auff wie ein Blum / vnnd fallet ab / fleucht wie ein ſchatten /Diß leben ku[r] tz vnd muͤhſelig. vnd bleibt nicht. Mit welchen worten der H. Job an - zeigt vnd beſchreibt / das elendt vnſers Menſchlichen le - bens / das der Menſch vom Weib geboren ein kurtze zeit lebet / vnd ſey voller vnruh muͤhe vnd arbeit. Vnnd ver - gleicht jn damit einer Blumen / welche ein kleine zeit ſchoͤn gruͤnet vnnd bluͤhet / bald aber abfallet / alſo auch / wa derMenſch[8]Leichpredig der Edlen Frawen /Menſch ſchoͤn gruͤnet vnd bluͤhet / ſo felt er bald in Kranck - heit / vnnd alſo endtlich in das Grab hinein. Jtem / wie es ein zergenglich ding iſt vmb den ſchatten der bald vergeht / alſo ſey es auch vmb den Menſchen bald gethon / weñ man jhn ſihet / ſo iſt er bald dahin / vnd ſtirbt bald hinweg.
Solches haben zwar auch die Hayden / die kein erkandt - nuß Gottes gehabt / auß der taͤglichen erfahrung verſtan - den: aber die vrſach / woher ſolcher jammer komme / auch was man ſich hierin zu troͤſten habe / nicht gewißt.
So woͤllen wir der wegen auß Gottes wort hieruon gruͤndtlichen bericht anhoͤren / vnd auff dißmal mit Gottes Hilff diſe drey Punckten vernemmen / anfencklich / woher der Todt vnd aller jam̃er in die welt kommen ſey. Zum andern / was wir fuͤr ein Artzney wider den todt vnnd ſolche Truͤbſal haben. Zum dritten / wie wir vns ſolche Artzney zu eignen / vnd vns derſelbigen gebrauchen ſollen:
Diß leben ein Jammerthal.Die Heyden haben zwar auch geſehen / wie der Menſch hie auff Erden ſo manig faltigem jammer / vnd entlich dem todt ſelber vnderworffen ſeye. Daher jhre gelehrten geſchriben / es ſeye kein ellender thier auff Erden / dann der Menſch. Dann der ſelbig ſo bald er geboren wird / ſo fahet er ſein leben an mit weinen vnd Weeklagen / beweinet alſo den jammer diſes zeitlichen lebens / darinn er geboren wirdt. Jtem / mit was groſſer muͤh vnnd arbeit wirdt er aufferzogen / biß das er ein zeiten gehn kan? Da ſonſt die Voͤgel / bald auß den neſtern hin weg fliegen / vnddie[9]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. die vierfuͤßige Thier bald daruon lauffen. Was muͤhe braucht es / biß das der Menſch hernacher auffgezogen vñ vnderhalten wirdt / das er ſein Brot ſelber gewinnen kan? Vnd wann es dahin kompt / da jhm der Menſch ſelber ſol helffen koͤnnen / was fuͤr arbeit vnnd muͤhſeligkeit muß er außſtehn / das er etwan Kranck wirdt / etwan andere vnfaͤl vnd betruͤbnuß an jhm ſelber / oder an ſeinen Weib / vnnd Kindern erfahret. Vnd wañ er alſo genug in diſem zeit - liehen leben / muͤhe vnd arbeit auß geſtanden / ſo kompt letſt - lich der todt / welcher ein End an diß jrdiſch leben machet. Daher die Thraces, ein Heydniſch Volck den brauch ge - habt / wenn ein Menſch geboren ward / haben ſie geweinet / wann er aber geſtorben / haben ſie gelachet. Vnnd diſe vrſach fuͤrgewandt: wann der Menſch geboren werde / ſo werde er in truͤbſal vnd noht geboren / darumb gebuͤrt ſich zu trauren / entgegen wann er ſterbe / ſo werde er entlediget auß aller truͤbſal / der wegen ſoll man ſich ſeiner Frewen. Aber Gottes wort lehret vns anderſt hieruon. NemlichPſ: 127. 128. die weil die Kinder ſeyen ein Erbtheil vnnd gab Gottes / ſo ſoll man ſich ab jhrer Geburdt frewen / vnnd Gott da - rumb dancken / entgegen / die weil es ein Creutz ſey / wann vns Gott liebe freund von hinnen fordert: ſo ſollen wir1. Thiſſ. 4. trauren / doch wie Chriſten / die Hoffnung durch Chriſtum haben / vom ewigen leben / vnnd der zu kuͤnfftigen auffer - ſtehung der Todter. Was iſt aber die rechten vrſachWas die Hey - den fuͤr ein vr - ſach des zeitlich en jam̃ers vnd Todtes fuͤr ge - wandt. alles jammers in der Welt / vnd entlich des Todts ſelber? Die gelehrten Heyden haben ſich vnderſtandẽ / Natuͤrliche vrſachen anzuzeigẽ / dañ es ſey in der Natur alſo beſchaff - en / das ein ding werde gezeugt / vnd gehe wider ab / als wasBheut[10]Leychtpredig der Edlen Frawen /heut ein Baum iſt / baldt verfaults / wird ein Erden / alſo auch werde ein Menſch Geboren / vnnd ſterbe wider / vnnd wie die Baͤum / Graß / Thier / ꝛc. vil anſtoͤß haben / alſo be -Welches die rechte Vrſach des zeitlichẽ ja - mers vnd todts ſeye. gegnet auch den Menſchen. Aber / Liebe Chriſten / es iſt ein andere vrſach / vmb welcher willen der Menſch ſo mancherley Truͤbſal / vnd entlich dem Todt vnderworffen iſt / welche die Heyden nicht gewißt haben / die wir allein auß Gottes wort / vnd nicht auß der vernunfft erlehrnen.
Daſſelbig lehret vns / das Gott der Herꝛ anfencklichGen. 1. 2. Epheſ. 4. den Menſchen Erſchaffen habe / zu ſeiner Bildnuß in war - hafftiger Weißheit / Gerechtigkeit vnd Heyligkeit / das der Menſch ein volkomne erkandtnuß Gottes gehabt / auch volkomne kraͤfften / das Gut zu Leyſten / vnnd daß boͤß zu vnderlaſſen. So iſt der Menſch auch an ſeinem Leib ein Herꝛliche ſchoͤne Creatur geweſen / das er keiner Kranck - heit / Ach oder Wee / vnderworffen geweſen. Er iſt auch in Groſſem Gut jnnen geſeſſen / das er dem gantzen Erd - boden / alle Voͤgel / Thier vnnd Fiſch / vnder ſeiner Her - ſchafft gehabt. Allein ein einigen Baum im Paradiß / Nemlich den Baum des wiſſens / gutes vnd Boͤſes / hat im Gott verbotten / damit Gott der Herꝛ ſeinen Gehorſam hat woͤllen Probieren / welchem auch der Menſch gar wol het koͤnnen Layſten.
Gen. 3.Aber der Menſch iſt in ſolchem Herrlichen ſtandt / darinnen jhn Gott Erſchaffen / nicht geblieben / ſonder von Gott ſeinem Schoͤpffer abgefallen / ſein Gebott von mei - dung dz verbottnen Baums vbertretten / vnd der ſchlang - en dem Leidigen Teuffel mehr geſolgt / den dem Lieben Gott. Dann als Gott der Herꝛ vnſern Erſten Eltern /Adam[11]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. Adam vnd Eua verbott / das ſie von dem gemelten Baum des wiſſens / gutes vnd Boͤſens / nicht eſſen ſolten / vnd jhnen darbey trawet / welche ſtund ſie daruon eſſen wuͤrden / das ſie wurden des Todts ſterben / da kompt der Leydige Sa - than in Geſtalt der Schlangen zu jhnen / vnnd fahet ein Geſprech an mit der Eua / vnſer Erſten Muttter / vnd ſpricht: Es hab nicht die meinung / das ſie des Todtes ſter - ben / wenn ſie von diſem Baum eſſen / ſonder es ſteckt ein anders dahinden / Nemlich / das ſie von ſolcher ſpeiß wur - den Gott gleich werden / welches jhnen Gott nicht goͤnne. Derwegen ſollen ſie kecklich hieruon eſſen / es werde jhnen nicht ſchaden / ſondern vil mehr nutzen. Solchen betruͤg - lichen worten / Glaubt die Eua / Jſſet vom verbottnen Apffel / vnnd gibt auch dem Mann hieruon / welcher deß - gleichen Jſſet / vnnd haben alſo ſie beyde Gottes Gebote vbertretten / vnnd haben hierdurch die Suͤnd vnd die ſtraff der Suͤnden / Nemlich zeitlichen vnnd ewigen jammer vnd Todt auff ſich / vnnd all jhre nachkommen / das gantz Menſchlich geſchlecht geladen.
Darauß Offenbar iſt / das Gott der Herꝛ den Men - ſchen nicht Erſchaffen hat / zu der ſuͤnd vnd zu dem Todt / ſonder weyß / Heylig vnnd gerecht an Leib vnnd Seel / aber der Menſch hat der Liſtigen verfuͤhrung des Teuffels ge - folget / ſich von Gott abgewandt / von der verbottnen frucht Geſſen / vnd alſo ſich vnnd ſein gantze nach kommen - ſchafft in die Suͤnd / vnd hierdurch in zeitlichen vñ ewigen jammer vnd Todt geſtuͤrtzet.
Daher ſagt der Weyß Mann im Buch der Weyß - heit / am 2. Capitel: Gott hat den Menſchen Geſchaffen /B 2zum[12]Leychtpredig der Edlen Frawen /zum ewigen Leben / vnd hat jhn gemacht zum Bilde / das er gleich ſein ſoll / wie er iſt. Aber durch des Teuffels neid / iſt der Todt in die Welt kommen.
Vnnd S. Paulus ſpricht zun Roͤm: am 5. Wie durch einem Menſchen / die Suͤnd iſt kom̃en in die Welt / vnnd der Todt durch die Suͤnd / vnnd iſt alſo der Todt zu allen Menſchen durch gedrungen / dieweil ſie alle geſuͤn - diget haben.
Deßgleichen ſpricht er 1. Cor. 15. Sintemal durch einen Menſchen der Todt / vnd durch einen Menſchen die Aufferſtehung der Todten kommet. Dañ gleich wie ſie in Adam alle ſterben / alſo werden ſie in Chriſto alle Leben - dig gemacht werden.
Alſo verſtehet. E. L. Was die vrſachen ſeyen / des zeitlichen vnd ewigen Todtes / Nemlich der Teuffel / der den Menſchen verfuͤhret hat / vnnd der Menſch ſelber / der dem Teuffel gefolget hat.
Nun woͤllen wir aber jetz zum andern anhoͤren / wasArtzney wider den Todt. vns vnſer lieber Herꝛ vnd ſeligmacher Chriſtus / in diſem verleſenen Text / fuͤr ein Artzney vnd Troſt / wider den todt anzeigt.
Hieruon ſpricht er alſo: Jch bin die Aufferſtehung vñ das leben / wer an mich glaubet / der wird leben / ob er gleich ſtuͤrbe / vnnd wer da lebet vnnd Glaubet an mich / der wirdt nimmer mehr ſterben.
Als woͤlte der Herꝛ Chriſtus ſagen: jr Menſchen habteuch[13]Agacha von Wichſenſtein / ꝛc. euch den Teuffel laſſen verfuͤhren / vnd euch in die Suͤnd /Chriſtus iſt die Aufferftehung / vnd das leben. vnd hiedurch in den zeitlichen vnnd ewigen todt geſtuͤrtzt / aber ich wil euch ein Artzney wider ſolchẽ jam̃er anzeigen. Jch ſelber / ſpricht er / bin ewer Aufferſtehung vnd das le - ben / das iſt / ich bin der jenig / der mit meinem verdienſt ew - re ſuͤnd gebuͤſſet / den Teuffel vberwunden / den Todt ver - ſchlungen / vnd die Hell zerſtoͤret hab. Derwegen alle die / welche an mich Glauben / vnd ſich von hertzen meines ver - dienſts troͤſten / denen wil ich die Suͤnd vergeben / ſie von gewalt des Teuffels / des Todts / vnnd der Hellen erloͤſen / jhre Leychnam am Juͤngſten tag Aufferwecken / vnnd ſie mit Leib vnnd Seel in das ewige leben einnemen. Da - rumb Spricht er: Wer da Glaubet an mich / ob er gleich ſtuͤrbe / der wirdt leben / das iſt / wann er ſchon des zeitlichen Todts ſtirbt / deſſen zwar alle Menſchen ſterben muͤſſen / ſo wirdt doch ſeine Seel Leben / das ſie von ſtund an / ſo bald ſie vom Leib ſcheidet / in das ewig leben ſoll genommen / der Leib aber / als welcher Geſtorben / vnnd in die Erden be - graben wirdt / derſoll am Juͤngſten tag mit Frewden wi - derumb aufferweckt werden.
Ja / ſpricht der Her / wer da lebet vnnd Glaubt an mich / der ſoll nimmermehr ſterben / verſtehe / des ewigen Todts. Dann wann er ſchon Leiblich ſtirbt / ſo ſoll doch ſolcher Todt kein todt oder verderben ſein / ſonder nur ein Schlaff / da der leib ruhet / biß an Juͤngſten tag / vñ als dañ widerumb zu dem ewigen leben aufferſtehn. Darumb ſpricht er auch Joh: 8. Wer ſein wort halte / das iſt / wer ſeinem H. Euangelio Glaube / vnd jhne fuͤr ſein einigen Warhafftigen Heyland vnnd Seligmacher erkenne / derB 3werde[14]Leychtpredig / der Edlen Frawen /werde den Todt nicht ſchmecken ewigklich / Nemlich den ewigen Todt.
So verſtehn wir nun hierauß / das der Herꝛ Chꝛiſtus iſt die rechte Artzney / wider den todt vnd ewige verdamnuß / vnd das wir allein durch jhn haben ein froͤliche Aufferſte - hung vnſers leibs / vnd das ewige leben.
Zeugniß der H. ſchrifft / von der Aufferſtehung der Todten.Was nun allhie der Son Gottes von vnſer Aufferſte - hung am Juͤngſten tag bezeuget / das lehret vns ſunſt auch Gottes wort / im Alten vnd Newen Teſtament. Als der H. Pꝛophet Eſaias ſpꝛicht am 25. Capitel: Der Herꝛ wirt auff diſem berg das heulẽ weg thun / damit alle Voͤl - cker verhuͤllet ſeind / vnd die decke / damit alle Heyden zu be - deckt ſein. Den er wirt den Todt verſchlingen ewiglich / vñ der HERR Herꝛ wirt die threnen von allen angeſich - ten abwiſchen / ꝛc. Da bezeugt der H. Pꝛophet / das der Herꝛ der Meßias vnſer hayland Chꝛiſtus / werde das heul - len vnnd die decke / das iſt / die Todten Tiecher / darein die Todten eingemacht ſeind / hinweg thun / er werde den todt verſchlingen / das iſt / er werde dem Todt ſein gewalt wider das Menſchlich Geſchlecht nem̃en / die Todten am Juͤng ſten tag Aufferwecken / vnd alſo alle Threnen oder zeher / welche die glaͤubige in diſer welt in jhrem Creutz vnd ley - den vergoſſen haben / hinweck nemen / vnd ſie mit Ewiger frewd ergoͤtzen.
Alſo ſpꝛicht er auch in dem volgenden 26. Capitel: dei - ne Todten werden leben / vnnd mit dem Leychnam Auffer - ſtehen. Wachet auff vnnd riemet / die jhr liget vnder der Erden / den dein Thaw iſt ein Thaw des grienen Felds /aber[15]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. aber das Landt der Todten wirſtu ſtuͤrtzen. Mit diſen worten lehꝛt der H. Pꝛophet deß gleichen / das die Toten am Juͤngſten tag werden Lebendig werden / Darumb ſol - len ſie ſich ruͤmen / das iſt / ſroͤlich ſein. Denn zu gleicher weiß / wie es ein Herꝛlichs vnd lieblichs werck iſt / wann der Winter hinwegk kompt / vnd jetzt die holdſelige Fruͤlings vnnd Sommers zeit angehet / da dann der Tawauff dem felde ligt / vnnd es alſo gruͤnet / das es einen ſolt anlachen. Alſo wirt das Land der Todten geſtuͤrtzt werden / der Tod ſole am Juͤngſten tag ein ende haben / vnd angehn die froͤ - liche Fruͤlings vnd Sommers zeit / des Juͤngſten tags / da die Leychnam der Glaͤubigen mit frewden zu dem ewigen leben ſollen Aufferſtehen / vñ ſchoͤn gruͤnen / wie das gruͤne Feld / welches vom Taw befeuchtiget wirt. Alſo ſpꝛicht auch der H. Pꝛophet Daniel am 12. Cap. Vil / das iſt / alle (wie dann das woͤrtlin vil / offtermals in der Schrifft fuͤr das woͤrtlin / alle genommen wirdt / als Matth. am 20. Des Menſchen Son iſt kom̃en / das er ſein leben gebe / zu erloͤſung fuͤr vil / das iſt / fuͤr alle Menſchen) Diſe vil vnd alle / ſpricht Daniel / ſo vnder der Erden ſchlaffen ligen / werden auffwachen / etliche zum ewigen leben / nemlich / die Glaͤubige / etlich zu ewiger ſchmach vnd ſchand / nemlich / die vnglaͤubige vnd Gottloſſe.
Der gleichen ſpꝛicht auch der Son Gottes im Pꝛophe ten. Oſea am 13. Jch wil ſie erloͤſen auß der Hoͤll / vñ vom todt erꝛetten. Todt ich wil dir ein gifft ſein / Hoͤll ich wil dir ein Peſtilentz ſein. Jn diſen worten trewet der Sohn Gottes dem todt vñ der Hoͤllen / das er ſie woͤlle zerſtoͤren /B 4vnd[16]Leychtpredig der Edlen Frawen /vnd hinrichten / wie ein Gifft vnd Peſtilentz / ein Menſchen hinrichtet. Vnd woͤlle alſo ſeine Gleubigen vom Todt vnd der Hoͤlle erꝛetten vnd erloͤſen. Alſo ſchreibt der H. Prophet Ezechiel am[3] 7. Cap: Wie jhm Gott der Herꝛ die Aufferſtehung der Todten durch ein geſicht geoffen - baret habe / in dem er jn auff ein weit feld hinauß gefuͤhret. welches voller todten Bein gelegen / welche gerauſchet / ſich geregt / vnd widerumb zu ſamen kom̃en / auff welchen Adern vnd fleiſch gewachſen / mit haut vberzogen worden / vnd widerumb Athem / das iſt / jhr Seel bekommen / das ſie widerumb lebendig worden / vnd ſich auff jre Fuͤß auff ge - richtet haben.
Wir woͤllen jetzunder auch etlich zeugniß von der tod - ten Aufferſtehung / auß dem Newen Teſtament anhoͤren.
Alfo ſpricht der Herꝛ Chriſtus Joh. 5. Warlich / Warlich / ich ſage euch: Es kompt die ſtund / vnd iſt ſchon jetz / das die Todten werden die ſtimme Gotteshoͤren / vnd die es hoͤren werden / die werden leben. Vñ bald hernacher ſpricht er: dann es kompt die ſtund / in welcher alle / die in den Graͤbern ſeind / werden ſeine Stimme hoͤren / vnnd werden herfuͤr gehen / die da guts gethan haben / zur Auff - erſtehung des Lebens / die aber vbels gethan haben / zur Aufferſtehung des gerichts.
Wie er dann alhie ſpricht / Er ſey die Aufferſtehung vnd das leben: wer an jhn Glaube / der werde leben / ob er gleich ſtuͤrbe / ꝛc. Vnd nach dem / zur zeit des H. Apoſtels Pauli falſche lehrer auffgeſtandẽ / welch die Aufferſtehung der Todten verleugneten / vnd ſolch Gifft in den Kirchen zu Corintho außgoſſen / da hat der H. Apoſtel die Corin -thier[17]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. thier vor ſolchem Gifft gewarnet / vnd diſen Troſtreichen Artickel von Aufferſtehung der todten / gar herꝛlich vnnd vnwiderſprechlich außgefuͤrt. 1. Corinth. 15. vnd ſetzt die Aufferſtehung Chriſti zu einem grund vnſer Aufferſte - hung / ſprechend: Nun aber iſt Chriſtus von den Todten Aufferſtanden / vnd der erſtling worden vnder denen / die da Schlaffen. Sintemal durch einen Menſchen der todt / vnd durch einen Menſchen die Aufferſtehung der Todten kom̃et. dann gleich wie ſie in Adam alle ſterben / alſo wer - den ſie in Chriſto alle lebendig gemacht werden.
Mit welchen worten der H. Apoſtel anzeigt / das Chriſtus ſey das Fundament, grund vnnd vrſach vnſer Aufferſtehung. Dann wie er / als den erſtling / oder das Haupt / auß den Schlaffenden oder Abgeſtoꝛbnen / von den todten Erſtanden iſt / alſo wirdt er auch die andere ſeine G[l]ider / durch krafft vñ wirckung ſeiner Sigreichẽ Auffer ſtehung / von den Todten Erwecken. Dann zu gleicher weiß / wie wir durch den Adam vnſern Erſten Vatter / in die Suͤnd / vnnd durch die Suͤnd in den Todt gerahten / alſo werden wir durch Chꝛiſtum von der Suͤnd vnd todt erloͤſet / vnd zu dem ewigen leben gebracht.
Es ſpꝛicht auch Paulus am ſelbigen ohꝛt: wann man die Aufferſtehung der Todten verleugnen woͤlte / daß vnſer gantzer Chꝛiſtlicher Glaub vmb ſunſt were. Dann / wann die Aufferſtehung der Todten nichts iſt / ſo iſt auch Chꝛiſtus nicht Aufferſtanden. Jſt aber Chꝛi - ſtus nicht Aufferſtanden / ſo iſt vnſer Pꝛedig vergeblich / auch iſt vnſer Glaub vergeblich. Jtem / ſo wir alleinCin[18]Leychtpredig der Edlen Frawen /in diſem leben auff Chꝛiſtum hoffen / ſo ſeind wir die Elen diſten vnder allen Menſchen. Was ſtehen wir alle ſtund in der gefahr? Wir ſterben taͤglich / Jtem ſpꝛicht Paulus: Jch hab Menſchlicher meinung zu Epheſo mit den wil - den thieren gefochten: was hilffts mich / ſo die Todten mit auff ſtehn? Mit welchen woꝛten der liebe Apoſtel Lehꝛt / das / wann kein Aufferſtehung der Todten were / daß vnſer Chꝛiſtlicher Glaub der Elendiſt Glaub were / der auff der Welt ſein koͤndte / das wir an Chꝛiſtum Glaubeten allein in diſem leben / vnnd daruͤber ſo vil zu leiden hetten mit in - nerlichen vnd euſſetlichen anfechtungen / vnnd ſolten mit vnſern leiber dahinden bleiben / vnd nicht widerumb Auff - erſtehn.
Darumb ſo ſoll der Artickel von Aufferſtehung der Todten in kein zweiffel gezogen werden. Dann da derſelbig fiele ſo fiele der gantz Chꝛiſtlich Glaub / es weren vns auch die andere Artickel nichts nutz / wann mir nicht von den Todten ſolten Aufferſtehen. Derwegen wir diſen Troſtreichen Artickel mit ſteiffen Glauben faſſen vnd be - halten / vnd vns den ſelbigen kein Ketzer noch Teuffel nen - nen laſſen ſollë. Alſo auch da der H. Paulus ſeine Theſ - ſalonicher troͤſtet der abgeſtorbnen halben / ſo troͤſtet er ſie mit dern Artickeln / von der Aufferſtehung der todten / vñ ſchreibt 1. Theſſ. 4. wir woͤllen euch / liebe Bruͤder nicht verhalen von denen / die da ſchlaffen / auff das jhr nit traw - rig ſeid / wie die andern / die kein hoffnung haben. Denn ſo wir glauben / das Jeſus geſtorben vñ Aufferſtanden iſt / alſo wirdt Gott auch / die da entſchlaffen ſeind / durch Je - ſſtm mit jhm fuͤren.
Alſo[19]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc.Alſo ſchreibt er auch an die Philipper am 5. Cap. vn - ſer wandel iſt im Himmel / von dañen wir auch warten des heylands Jeſ[u] Chriſti des Herꝛen / welcher vnſern nichti - gen Leib verklaͤren wirdt / das er aͤhnlich werde ſeinem ver - klaͤrten Leib / nach der wirckung / darmit er kan auch alle ding jhm vnderthaͤnig machen: Auß diſen zeugnuſſen des alten vnnd newen Teſtaments iſt offenbar / wie vns Gott der Herꝛ diſen Artickel von der Aufferſtehung der Todten ſo herꝛlich vnd vnwider ſprechlich geoffenbaret vñ fuͤr ge - halten hat. Darumb ſo haben auch die heylige Apoſtel den ſelbigen vnder die 12. Artickel / des Chꝛiſtlichen Glau - bens verfaſſet / Da wir alſo ſpꝛechen: Jch Glaub ein Aufferſtehung des Fleiſchs / dz iſt / ich glaub / das mein Leib oder Leychnam am Juͤngſten tag / mit allen frewden wide - rumb von den Todten ſoll aufferſtehen / mit der Seel ver - einbaret werden / vnd ich alſo mit Leib vnd Seel / ewig bey meinem Erloͤſer Chꝛiſto ſein.
Vnd wiewol diſer Artickel (wie auch die andere Ar - tickel deß Chriſtlichen Glaubens) der Menſchlichen ver - nunfft zu wider ſeind / jedoch ſo hatt vns Gott der Herꝛ / auch in den Natuͤrlichen ſachen ſolche Exempel fuͤr dieGott hat vns die Aufferſteũg der todten in die etlichen Natuͤr - lichẽ ſachen fuͤr gebildet. Augen geſtelt darab wir vns billich verwundern ſollen / vnd darauß abnemen / dieweil Gott der Herꝛ dieſelbige ſachen wirckt / ſo wirdt er auch laut ſeiner verheiſſung / das werck der Aufferweckung der Todten / am Juͤngſten tag leiſten. Wie vns dann der H. Paulus auch die Natur hinein fuͤhret / da er ſchꝛeibt 1. Cor. 15. Moͤchte aber hie jemand ſagen / wie werden die Todten Aufferſtehn? VndC 2mit[20]Leychtpredig der Edlen Frawen /mit weicherley Leib werden ſie kom̃en? Du Narꝛ / das du ſeheſt / wird nicht lebendig / er ſterbe dann / ꝛc. Mit welchen worten der H. Apoſtel lehrt / zu gleicher weiß / wie diß auch ein wunder werck iſt / das ein Koͤrnlin / welches man in das Erdtrich Seet / vnd verfault / widerumb herfuͤr waͤchſt / vnd vilfaͤltige Koͤrnlin tregt / alſo wenn die Leychnam der Glaͤubigen / als die Koͤrlin Gottes / in den Gottes Acker geſaͤet werden / vnd ſchon in der Erden verfaulen / ſo wer - den ſie doch am Juͤngſten Tag wider herfuͤr kommen / vnd auß der Erden Aufferſtehen / vnnd mit der Seelen wider vereinigt werden. Vnd iſt gewiß / wenn einer ſein lebenlang ſolches nie geſehen / wie ein Koͤrnlin / daß im Erdtrich verfaulet / widerumb herfuͤr waͤchſt: ſo wuͤrde er es nicht Glauben woͤllen / das ſolches geſchehe. Wie nun aber diß werck Gottes alle Jar geſchicht / alſo ſollen wir auch gewiß ſein / daß gewißlich laut Gottes woꝛt / die Koͤrn - lin Gottes / die Glaͤubigen mit jrem Leychnam am Juͤng - ſten Tag / mit allen freuden wider herfuͤr kom̃en vnd Auff - erſtehn werden.
Alſo haben wir mehr gewaltige wunderwerck Got - tes inn der Natur / als mit abwichßlung des Winters vnd des Sommers / Jtem tag vnd Nacht. Wann einer were ſein lebenlang in einer Hoͤlen eingeſchloſſen geweſt / das er weder Sonn noch Mond / auch das Erdtrich nie geſehen / vnnd man fuͤrte jhn herauß am Winter / man zeigte jhm das Feld vnnd die Baͤum / vnnd man ſpreche zu jhm / diß alles wuͤrde auff den kuͤnfftigen Fruͤling gruͤnen / das Erdtrich allerley ſchoͤne Blumen / die Baͤum das bluͤſtvnd[21]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. vnd die frucht herfuͤr bringẽ / ſo wuͤrde ers nicht Glauben / ſonder ſagen / es were doch alles erſtorben / wie ſolches ge - ſchehen ſolte: Noch bezeugt die erfahrung das ſolches im fruͤling vnd Sommer geſchicht / alſo auch ſollen wir kei - nen zweiffel tragen / wañ wir ſchon vnſere Abgeſtoꝛbnen ſehen in das Erdtrich verſcharꝛen / wir ſehen die Graͤber vnnd die Todtenbein / das es nach der Menſchlichen ver - nunfft ein anſehen hett / als wenn ſie nim̃ermehr widerumb ſolten lebendig werden / jedoch ſo wirdt ſie Gott alle auff den Fruͤling vnd Sommer deß Juͤngſten tags widerumb lebendig machen / Jtem / weñ man ein ſolchen Menſchen / der ſein Lebtag (wie gemelt) in der Hoͤlin were eingeſchloſ - ſen geweſen / das er nie Sonn noch Mon hette geſehen / bey nacht herauß fuͤrte / vñ zeigte jm an / dz in wenig ſtundẽ ſolte die Sonn Auffgehen / vnnd gar hell werden / ſo wurde er ſolchs ſchwerlich Glauben / noch dannocht geſchicht es / alſo auch wañ vnſere Leyber in Grab gelegt werden / ſo hat es ein finſters vnnd trawrigs anſehen / aber am Juͤngſten Tag wirdt die Sonn der Gerechtigkeit / Chꝛiſtus in den Wolcken erſcheinen / vnd ſeine Glaͤubige zu dem Ewigen Leben Aufferwecken. Alſo ſchꝛeiben die Natur kuͤndiger / von dem Vogel Phoenix / das der ſelbig / weñ er Alt wirdt / ſo trage er koͤſtlich woll riechend Holtz zuſamen / macht ein fewrlin / vnd verbreñe ſich ſelber / auß welcher Eſchen her - nacher ein wuͤrmlin wachſe / darauß der Vogel Phoenix widerumb er zeuget werde: Jtem ſo iſt es offenbar mit etlichen ſchwalben / das die ſelbige zu Winters zeit gleich - ſam todt ſeind / aber wenn man ſie in die waͤrme tregt / ſo werden ſie lebendig.
C 3Thut[22]Leychtpredig der Edlen Frawen /Thut nun vnſer Herꝛ Gott ſolches in dem Natuͤr - lichen ſachen / wie vil mehr wirdt er ſolches vermoͤg ſeiner verheiſſung am Juͤngſten Tag mit vnſern Leibern thun. Chriſtus hat vns etliche mei - ſterſtuck vnnd Exempel von Aufferſtehung der Todten fuͤr die Augen ge - ſtelt.Die weil es auch ſunſt gebreuchlich iſt / weñ ein Beruͤmp - ter Artzet ſich einer Herꝛlichen Kunſt auß thut / das er et - liche Meiſterſtuck fuͤr die Augen ſtelle / darmit man ſeinem rhum glaube / ſo hat auch der Herꝛ Chriſtus / als Gottes vnd Marien Sohn / ſeiner Herꝛlichen Kunſt / deren er ſich im verleſnen Text rhuͤmet / naͤmlich dz er ſeye die Auffer -Matth. 9. ſtehung vnd das leben / etliche Meiſterſtuck fuͤr die Augen geſtelt / als naͤmlch / da er des Oberſten des Jairi Toͤchter -Luc. 7. lin von den Todten hat aufferweckt / deßgleichen der wit - wen Sohn zu Nain / wie auch den Lazarum / welcher ſchon biß in den vierten tag im grab gelegen vñ zuſtaͤncken ange - fangen / wie in diſem 11. Cap. Johannis beſchriben iſt.
Die Propheten vnd Apoſtel die Todten im Na - men vnd krafft Chriſti Auffer - weckt. Reg. Act.Das aber alhe jemand moͤchte fuͤrwerffen / es hetten auch die Propheten vnnd Apoſtel etliche Todten Auffer - weckt / als der Prophet Helias der witwen Sohn zu Sa - repta / der Prophet Heliſaͤus der witwen Sohn zu Su - namis / deßgleichen der Apoſtel Petrus die Tabitham / der Apoſtel Paulus den Eutichum / ſie ſeyen darumb nicht Chriſtus oder Almaͤchtig geweſen? Antwoꝛt / das diſe hei - lige Maͤnner Gottes ſolche wunderwerck nicht in jhrem namen vnd Krafft / ſonder im Namẽ vñ Krafft Chriſti ge - thon haben / wie dañ Petrꝰ zuͤ dem Lamen Acto: 3. ſpꝛicht: im Namen Jeſu Chriſti von Natzaret ſtehe auff vñ wand - le / aber der Herꝛ Chriſtus hat ſolche zeichen gethan in ſei - nem eignen namen vnd Krafft / wie er dañ deß Oberſten er -ſtoꝛben[23]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. ſtorben Toͤchterlin / faſſet bey der handt / vñ ſpꝛicht: Maͤid - lin ich ſage dir / ſtehe auff. Alſo ſpricht er auch zu dem ver - ſtoꝛbnen Juͤngling: Juͤngling / ich ſage dir / ſteheauff. Deßgleichen ſpricht er zu dem Latzaro: Latzare gehe her - fuͤr. Darauß offenbar / das der Herꝛ Chriſtus / als wah - rer Gott vnnd Menſch in einer Perſon / in ſeinem eignen Namen Krafft vnd macht die todten Aufferweckt. Der - wegen er recht allhie ſagt: Jch bin die Aufferſtehung vnd das Lebaͤn.
Mit was Leib aber werden die Glaͤubigen am Juͤng -Mit was Leib - ern die glaͤubig en am Juͤngſtẽ tag Aufferſtehn werden. ſten tag Aufferſtehn? Eben zwar mit dem leib / in welchem ſie hie auff Erden gelebt / der erſtoꝛben / vnd in das grab ge - legt worden. Wie dañ der H. Job ſagt am 19. Jch weiß / das mein erloͤſer lebt / vnnd er wirdt mich hernach auß der Erden Auffwecken. Vnnd werde darnach mit diſer mei - ner haut vmbgeben werden / vnnd werde in meinem fleiſch Gott ſehen / den ſelbigen werd ich mir ſehen / vnnd meine Augnn werden in ſchawen / vnd kein frembder.
Mit welchen worten er lehꝛt / das die Glaͤubige am Juͤngſten tag widerumb mit jhrer haut / darinn ſie gelebt vnd geſtorben / werden vmbgeben werden / mit jhꝛen Augen Gott ſchawen / den ſelbigen werden ſie jhnen / vnnd mit einem frembden ſchawen / es werde auch nicht ein fremb - der Leib an ſeiner ſtatt Aufferſtehn / vnnd der ſein dahinden bleiben / ſonder ſein leib werde wider Aufferſtehen / vnd alſo ſampt der Seel ewiger ſeligkeit theilhafftig werden. Doch wirdt vnſer / als der Glaͤubigen / Leib am Juͤngſten tag nit mehr alſo ſterblich / verweßlich / Kranck / vñ Elend ſein / wieC 4jetzunder[24]Leychtpredig der Edlen Frawen /jetzunder / ſonder vnſterblich / vnuerweßlich / herꝛlich / ſchoͤn / vnd glantzend / wie die ſtern am Himmel. Hieruon ſchꝛeibt der H. Paulus alſo 1. Cor. 15. Es wirdt gefuͤrt verweß - lich / vnd wirdt Aufferſtehen vnuerweßlich / es wirdt geſaͤet in vnehren / vnd wirdt Aufferſtehn in Herꝛligkeit / es wirdt geſaͤet in ſchwachheit / vnd wirdt Aufferſtehen in krafft / es wirdt geſaͤet ein Natuͤrlicher Leib / vnd wirdt Aufferſtehen ein Geyſtlicher Leib. Mit diſen worten Lehrt der H. Paulus / wie wol vnſere Leiber / in dem weſen vnd glidmaſ - ſen / wie ſie jetz ſeind / widerumb werden Aufferſtehn / jedoch ſo werdẽ ſie in der Aufferſtehung andere eigenſchafften vñ Herꝛligkeit haben / weder ſie jetzund haben. Dan jetzunder ſeind vnſere Leyber ſterblich / verweßlich / das ſie zur Erden verweßen / in vnehren / dz ſie vbel riechen: Jtem in ſchwach - heit / das ſie krafftloß vñ Elend ſeind / Jtem Natuͤrlich / das ſie Natuͤrliche eigenſchafften haben / als das ſie algemach von einem ohꝛt zum andern wandlen / das ſie empfinden Froſt / Hitz / Hunger / Durſt vñ was dergleichẽ iſt / aber in ď Aufferſtehung werden ſie ſein vnſterblich / vnuerweßlich / in groſſer Ehr vnd Herꝛligkeit / in Krafft vnd ſterck / vnd Geiſtliche Leib / die da Geiſtliche eigenſchafften vnd gaben haben / als das ſie in einem Augenblick ſein werden koͤñen / wo ſie woͤllen / dz ſie weder Froſt noch Hitz vñ der gleichen nicht mehr antaſten wirdt / wie auch S. Johannes in der offenbarung am 7. Cap: ſpricht von den ſeligen im ewigẽ leben: Sie wirdt nicht mehr Hungern noch duͤrſten / es wirdt auch nicht auff ſie fallen die Sonn / oder jrgendt ein Hitz / denn das Lamb mitten im Stul (der Herꝛ Chriſtus) wirdt[25]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. wirdt ſie weyden / vnnd Leyten zu dem Lebendigen Waſſer Brunnen / vnd Gott wirdt abwiſchen alle Threnen von jhren Augen. Item ſo ſagt Daniel 12. vnnd Paulus 1. Corn. 15. Das die Glaͤubige werden Leuchten / wie die Stern am Himmel. So ſagt er auch Philipp: 3. Das der Herꝛ Chriſtus vnſere nichtige Leib werde erklaͤren / vnd ſeinem Herꝛlichen Leib aͤhnlich machen. Wie nun der - halben der Leib Chriſti in der Aufferſtehung iſt Herꝛlich / Schoͤn vnnd Glorifieirt geweſen / alſo werden auch vnſere Leib ſchoͤn vnd Glorifieirt ſein. Demnach wir nun biß - her von der Aufferſtehung vnſerer Leiber am Juͤngſten Tag Geredt haben / ſo woͤllen wir jetzunder auch anhoͤren / von dem Stand der Glaͤubigen Abgeſtorbnen Seelen /Von dem ſtand der Chriſtglaͤu - bigẽ Seelen in der andern welt wie es denſelbigen in der andern Welt ergehe / dauon ſagt hie / der Herꝛ Chriſtus / wer an jhn Glaube / der ſterbe nim - mer mehr / das iſt / wann ſchon ſein Leib ſtirbt / ſo wirdt doch derſelbig am Juͤngſten Tag widerumb Aufferſtehn / die Seel aber ſtirbt vberal nicht ſo[n] der ſie iſt nach dem abſchid von dem Leib / bey Chriſto im Ewigen Leben / vnd wirdt am Juͤngſten Tag mit dem Leyb widerumb verein - baret / vnnd alſo der gantze Menſch mit Leyb vnnd Seel in das Ewige Leben eingenommen.
Nun von diſem Seeligen Standt der Chriſtglaͤu - bigen Seelen im Ewigen Leben / woͤllen mir anhoͤren die Zeugnuß der H. Goͤttlichen Schrifft. Wie wol nun di - ſe frewd ſo groß iſt / das der Heylig Prophet Eſaias am 64. vnd Paulus. 1. Corinth: 2. bezeugen / das kein Aug ge ſehen / kein Ohr gehoͤrt / noch in keines Menſchen HertzẽDkommen[26]Leichtpredig der Edlen Frawen /kommen ſeye / was Gott der Herꝛ den ſeinen / die in Lieb ha - ben / zubereitet hat / jedoch ſo woͤllen wir hieruon hoͤren / ſo vil vns GOtt der Herꝛ in ſeinem H. wort geoffenbaret hat. Das Buch der Weißheit am 2. Cap. ſagt: Der Gerechten Seelen ſeind in Gottes Hand / vnnd kein qual rhuͤret ſie nimmer an. Damit dann angezeigt wirdt / das es den Chriſtglaͤubigen Seelen in der andern Welt wol gehe / ſie ſeyen in Gottes Gnaͤdiger Hand / Schutz vnnd Schirm / vnnd ſeyen keinem Schmertzen vnderwoꝛffen. Johan: 15. ſpꝛicht der Sohn Gottes: Warlich / Warlich / Sag ich euch wer mein wort Hoͤrt / vnnd Glaubt dem / der mich geſandt hat / der hat das ewig Leben / vnd kompt nicht ins Gericht / ſonder iſt vom Todt ins Leben hindurch gedrungen / da bezeugt der Herꝛ Chriſtus / das wer ſein wort / ſein H. Euangelium hoͤre / vnnd Glaube dem Him - liſchen Vatter / der jhn geſandt hat in diſe Welt / das er wuͤrde der Erloͤſer deß Menſchlichen Geſchlechts / vnd ei - nes jeden inſonder heit / der habe das Ewig Leben / vnnd ſoll auch nicht kommen ins Gericht / das iſt / in die verdamniß / ſonder ſoll vom Todt ins Leben dringen / das iſt / wie man durch ein thuͤr in ein Hauß gehet / alſo ſoll des Glaͤubigen Seel / wann ſie durch den Zeitlichen Todt / vom Leib ge - ſcheyden wirdt / in das Ewig Leben eingehen.
Alſo ſpricht der H. Apoſtel Paulus Phil: 1. Jch beger Auffgeloͤßt zu werden / vnnd bey Chriſto zu ſein. Mit welchen worten er zuuerſtehen gibt: ſein Seel ſeye in ſeinem Leib / gleich als in einem Kercker Gefangen / darum̃ ſo begert er durch den zeitlichen todt / auß ſolchem Kerckerauffgeloͤßt[27]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. auffgeloͤßt zu werden / vnd bey Chriſto zu ſein / im Ewigen Leben. Zeigt damit an / das die Seelen der Glaͤubigen nach dem abſchid im Ewigen Leben ſein. Deßgleichen ſpricht er auch im ſelbigen Capitel. Sterben iſt mein ge - win / vnnd Chriſtus iſt mein Leben / Lehrt hiermit / wenn ein Glaͤubiger Chriſt Stirbt / das er hierdurch nichts verlier / ſonder gewinne. Denn fuͤr das Zeittliche Leben empfa - het er das Ewig durch Chriſtum. So ſeye auch Chriſtus ſein Leben / das iſt / er kome in ſeinem abſchid in kein verder - ben / ſonder er kom̃e durch Chriſtum in dz ewige Leben. Al - ſo hoͤren wir von dem Armen Lazaro Luce. 16. da derſelbig abſchid im Glauben an Chriſtum / das ſein Seel von den H. Engeln in Abrahams ſchoß / das iſt / in das ewig Leben ſey getragen worden. Deßgleichen der Schaͤcher am Creutz / da er in der erkantnuß vnnd anruͤffung von hinnen geſcheyden / iſt er zu Chriſto Laut ſeiner verheiſſung ins Paradiß des Ewigen Lebens kommen.
Jn diſem Ewigen Leben da ſchawen ſie Gott von angeſicht zu angeſicht an / loben vnnd Preyſen in ſampt den H. Engeln / welche da ſingen Eſaie 6. Heylig / Hey - lig / Heylig iſt der Herꝛ Zebaoth / der Herꝛ der Heerſcha - ren / wie dañ auch in der Offenbarung Johannis. am 7. ſtehet / dz die Seeligẽ im ewigen Leben fuͤr dem ſtul ſtehn / vnd fuͤr dem Lamb / angethon mit weiſſem Kleyd / welches ſie geweſchen haben / vnnd haͤll gemacht in dem Blut des Lambs Chriſti / mit welchem ſie von jhren Suͤnden gerei - nigt / vnnd mit dem weiſſen Kleyd der Gerechtigkeit vnnd Gehorſam Chriſti bekleydet vnd gezieret ſeind / vnnd tra -D 2gen[28]Leichtpredig der Edlen Frawen /gen in jhren Haͤnden Palmen / welche ſeind ein anzeigen jhres Sigs / den ſie durch Chriſtum wider jhre Feind / Suͤnd / Todt / Teuffel vnnd Hoͤll erhalten haben. Diſe Seelen ſchreyen mit groſſer Stim̃ vnnd ſpraͤchen: Heyl ſey dem der auff dem Stul Sitzt / vnſerm Gott vnd dem Lamb. Jtem ſchreibt Johannes: vnd alle Engel ſtunden vmb den Stul / vnd vmb die Eltiſten / vnd die Vier Thier vnd fielen fuͤr dem Stul auff jhr Angeſicht / vnnd betteten Gott an / vnnd ſprachen / Amen. Lob vnd Ehr / vnd Weiß - heyt / vnd danck vñ Preyß / vñ Krafft vnd Staͤrcke ſey rn - ſerm Gott / von Ewigkeyt zu Ewigkeyt. Amen.
Wir Leſen Matth. 17. Da der Herꝛ Chriſtus auff dem Berg Thabor verklaͤrt ward / da erſchinen die andern Propheten Moſes vnd Helias / vnd hielten mit dem Her - ren ein Geſpraͤch / darab dann der Apoſtel Petrus dermaſ - ſen beluſtigt ward / das er wolt da bleiben / vnnd Huͤtten Bawen. Wie iſt es dann ein frewd im ewigen Leben / da wir nicht allein Zwen Propheten / ſonder alle Propheten / Apoſtel / Ja alle Glaͤubige von der Welt her ſehen / vnnd Himmliſche Geſpraͤch mit jhnen halten / vnd ſampt jhnen dem Lieben Gott in alle Ewigket Loben vnnd Preyſen werden. Da iſt ein ſolche frewd / das Tauſent Jar ſeind wie der Geſtrig verſchinen Tag / wie es im 90. Pſalmen. Alſo haben wir bißher gehoͤrt von dem Stand der Chriſt - lichen Abgeſtorbnen / das Naͤmlich jhre Leib am Juͤngſtẽ tag mit Fꝛewdẽ widrumb werdẽ Aufferſtehn hier Zwiſch - en jre Seelen bey dem Herꝛn Chꝛiſto wohnen im Ewigen Leben / biß das ſie in der Aufferſtehung mit dem Leib wide -rumb[29]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. rumb vereinbaret / vnd alſo der Glaͤubig Menſch mit Leib vnd Seel zu Chriſto in die Ewig Seeligkeit eingenom̃en.
Wer hat aber vns Glaͤubigen ſolche Herꝛligkeit vnd Frewden erlangt vnd erworben? Das Zeigt vns derWer vns Glaͤu - bigen ſolchen Wolſtand vn - ſers Leibs vnd der Seelen er - langt habe / vns der Herꝛ Chriſtus hie an / da er ſpricht. Jch bin die Aufferſtehung vnd das Leben / das iſt / ich bin der Jenig / der Euch Erloͤßt hat von dem Ewigen Todt / vnnd Euch ein Froͤliche Aufferſtehung vnnd das ewig Leben erworben. Daher ſpꝛicht er Oſeæ. 13 Todt / ich will dir ein Gifft ſein: Jch will ſie (meine Glaͤubige) vom Todt erloͤſen / Mit welchen worten er Lehrt / das er den Todt vberwünden vnd hinrichten / vnd vns Glaͤubige von ſeinem Gewalt erloͤſen woͤlle. Wie dann der H. Paulus diſe Weyſſagung von Chriſto anzeucht. 1. Corinth: 15. da er ſpricht. Der Todt ſey verſchlungen im Sig darumb wir dem Todt den trutz wolbieten / vnd ſagen koͤnnen / Todt wo iſt dein Stachel? Er zeigt aber gleich an / von wem wir ſolchen Sig haben / Naͤmlich von Chriſto / vñ ſpricht: Gott aber ſey Gedanck - et / der vns den Sig gegeben hat durch vnſern Herꝛen Je - ſum Chriſtum. Alſo ſeind wir allein durch diſen Chri - ſtum erloͤſet worden von vnſern Feinden Suͤnd / Todt / Hoͤll vnd Teuffel / vñ widerumb gebracht zu dem Ewigen Leben. Darumb ſagt Chriſtus / Johan: 14. Jch bin der Weg / die Warheit vnd das Leben / Niemand Kompt zum Vatter / dann durch mich. Jtem Johan: 10. Jch bin die Thuͤr / ſo jemand durch mich eingehet / der wirdt Seelig werden / vnd wirdt ein vnd außgehn / vnnd Weyde finden. Vnd zuuor ſagt er: Wer nicht zur Thuͤr hinein gehet inD 3den[30]Leichtpredig der Edlen Frawen /den Schaffſtall / ſonder ſteiget anderſtwo hinein / der iſt ein Dieb vnd ein Moͤrder. Mit welchen beyden Spruͤchen der Herꝛ Chriſtus Lehrt / das er allein der Weg ſey in das Himmelreich / vnd das niemandt zu Gott ſeinem Him̃e - liſchen Vatter kommen koͤnne / dann allein durch jhn. Jtem / er allein ſeye die Thuͤr zum Schaffſtal der Chriſt - lichen Kirchen vnd deß Ewigen Lebens / wer nun durch jhn eingehe / der ſolle Seelig werden / vnd Weyde finden / vnnd ſpricht / das wenn einer durch ein andere Thuͤr / dann durch Chriſtum / wolte eingehen / der ſeye ein Dieb vnnd Moͤr - der / welcher jhme ſelber ſein Seel ſthele vnnd moͤrde / alſo ſagt der H. Petrus Āct. 4. Es iſt in keinem andern Heyl / iſt auch kein anderer Name den Menſchen gegeben / darinnen wir ſollen Seelig werden / verſtehe / dann in dem Namen Jeſu Chriſti / wie er in vorgehenden worten ſagt. Alſo ſpricht er auch Acto. 10. Diſem Chriſto geben alle Propheten Zeugnuß / das alle / die an ſeinen Namen Glau - ben ſollen empfahen verzeyhung der Suͤnden. Hiemit Lehrt / der H. Petrus / das in der gantzen Welt kein anderer Nam ſey / dardurch wir koͤnden oder ſollen Seelig werden / dann allein im Namen Jeſu Chriſti. Vnd alle Prophe - ten im Alten Teſtament die zeugen von Chriſto / das alle die an ſeinen Namen Glauben / das iſt / die ſich von Hertzen auff ſein H. leiden / ſterben / Aufferſtehung verlaſſen / die ſollen empfahen verzeihung der Suͤnden / vnd das Ewige Leben
Wie vns dann auch der Chriſtliche Glaub / den vns die H. Apoſtel hinderlaſſen haben / allein auff den verdienſtJeſu[31]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. Jeſu Chriſti Gottes vnd Mariæ Sohns weiſet. Dann wir ſprechen: Jch Glaub an Jheſum Chriſtum / ſeinen Eingebornen Sohn / vnſern Herꝛen / das iſt / Jch ſtell all mein vertrawen auff Jeſum Chriſtum / wer iſt derſelbig? Sein Eingeborner Sohn / das iſt / er iſt der Eingeborn Sohn GOttes / von dem ewigen Vatter von ewigkeit geborn / gleicher Gott mit dem Vatter vnnd dem Heyli - gen Geyſt.
Weitter ſprechen wir: Empfangen von dem Hey - ligen Geiſt / geboren auß Maria der Jungfrawen / das iſt / er iſt von Gott dem Heyligen Geyſt auß dem weſen / auß dem Fleiſch vnd Blut der Heyligen Jungfraw Mariæ ein wahrer Menſch Empfangen / vnd auß der Jungfrawẽ Maria ein Wahrer Menſch geboren. Diſer Chriſtus nun / der in einer Einigen vnzertrenten Perſon Gottes vnd Mariæ Sohn iſt / der hat Gelitten vnder Pontio Pilato / iſt Geereutziget / Geſtorben vnnd Begraben / abgefahren zu der Hoͤllen / am dritten Tag widerumb von den Todten aufferſtanden / warumb hatt der Herꝛ Chriſtus Todt vnd marter gelitten / vnd iſt widerumb von Todten aufferſtan - den? Darumb / dar mit er vns erloͤßte von den Suͤnden / Todt / Teuffel / Hoͤll / vnd ewiger veꝛdamnuß / vns erlangte die wahre Gerechtigkeit / die vor Gott gilt / vñ das Ewige Leben. Allhie Hoͤren wir das vnſer Chriſtlicher Apoſto - liſcher Glaub nicht weyſet auff die Creaturen / als auff die Engel / die Heyligen / den verdienſt der eignen Werck / das wir hiedurch ſolten oder koͤndten Selig werden / ſonder weyſet vns allein auff den Todt vnd aufferſtehung Chri -D 4ſti /[32]Leichtpredig der Edlen Frawen /ſti / darinnen ſollen wir haben Verzeyhung der Suͤnden vnd das Ewige Leben. Darumb / ſo haben auch die Alte die Bildniß des Cꝛuciſix oder des Leydens Chriſti in die Kirchen laſſen ſtellen / Jtem ſolche den ſterbenden in jhꝛen Todts Noͤten fuͤr geſtelt / nicht das jhnen das Holtz etwas helffen ſolte / ſonder allein / das ſie ſich alſo deſter mehr deß Leydens Chriſti erinnerten / deſſelbigen troͤſteten / vnnd jhr Seeligkeit darinnen ſuchten. Solche Ehr vnſer Erloͤ - ſung vñ Seeligmachung gebuͤrt ſunſt niemand / dañ allein dem Herꝛen Jeſu Chriſto / Gottes vnd Mariæ Sohn.
Die H. Engel haben vns nit Erloͤßt.Wiewol nun die H. Engel Herꝛliche Creaturen vnd Geſchoͤpff Gottes ſeind / Jedoch ſo haben ſie vns nicht Erloͤſen koͤnden. Dann der Zorn Gottes / der vber vnſere Suͤnden außgegoſſen geweſen / iſt ſo groß / das in kein blo - ſe Creatur vnd alſo kein Engel hat tragen vnnd vberwin - den koͤnden. Darumb ſo hat der Erloͤſer deß Menſch - lichen Geſchlechts nicht allein ein Menſch / ſonder auch ein Gott ſein muͤſſen / darmit er den ſchweren Zorn Got - tes vberwinden / die Suͤnd Buͤſſen / den Teuffel / Todt vñ Hoͤllen vnder ſein Joch bringen / vnnd vns zum Ewigen Leben / welches wir mit vnſern Suͤnden verſchertzt hetten / wider bringen koͤndte. Darnach ſo ſeind die H. Engel diener Chriiſti / dieſein Geburt vnnd Aufferſtehung mit groſſen Frewden den Menſchen verkuͤndigt haben / Luc. 2. Mar. 16.
Die Heylige Gottes haben vns auch nicht erloͤßt.Alſo haben vns auch die Heyligen Gottes nicht Er - loͤſen koͤnden / ſonder dieweil ſie ſelber ſeind Suͤnder gewe - ſen / ſo ſeind ſie allein durch den verdienſt Chriſti Seeligworden.[33]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. worden. Daher der H. Prophet Efaias ſpricht am 53. Capt Er (Chriſtus) iſt vmb vnſer miſſethaten willen verwundet / Ja / durch ſeine Wunden ſeind wir heyl wor - den. Dazelt ſich der H. Prophet auch vnder die ſuͤnder vmb welcher willen Chriſtus ſey verwundet vnd Getoͤdtet worden / vnd durch deßen Wunden / Leiden vnd ſterben / wir von der Kranckheit der Suͤnden ſeind heyl vnnd geſund worden. Es ſpricht der Prophet zu ſeinen zuhoͤrern nit: vmb Ewerer Miſſethaten willen / als wenn er rein wer / ſonder vmb vnſer miſſethaten willen / das er ſich ſelber auch vnder die Suͤnder ſetzet. Jtem: Er ſpricht nicht: Jr ſeind durch ſeine wunden heyl worden / ſonder wir / Jch der Pꝛo - phet Eſaias vñ jr alle / ſeind durch die Wundẽ Chrtſti von den Suͤnden heyl worden. Darauß dann folgt / das die Heyligen Gottes auch ſeyen Suͤnder geweſen / vnnd alſo allein durch den verdienſt Chriſti ſeelig worden. Alſo ſagt auch der H. Apoſtel Petrus: Acto: 15. was verſucht jr den nun Gott / mit aufflegen deß Jochs auff ď Juͤnger Helſe / welches weder vnſer Vaͤtter / noch wir haben moͤ - gen tragen? Sonder wir Glauben durch die Gnade des Herꝛn Jeſu Chriſti ſeelig zuwerden / gleicher weiſe / wie auch ſie. Mit dieſen worten Lehrt der H. Petrus / das auch die Vaͤtter des alten Teſtaments das Geſatz die ze - hen Gebott nicht haben koͤnden tragen / vilweniger dar - durch Seelig werden / ſonder ſie ſeyen ſeelig wordẽ durch die Gnad vnnd erloͤſung vnſers Herꝛen Jeſu Chriſti / wie wir dann auch ſelber nicht anderſt koͤnnen ſeelig werden. Darumb ſo hat der Sohn GOttes auch die H. ApoſtelELehren[34]Leychtpredig der Edlen Frawen /Lehren bitten: Vergib vns vnſer ſchuld / da ſie bekennen muͤſſen / ſie ſeyen auch Gottesſchuldner / das iſt / ſie ſeyen im die H. zehen Gebott ſchuldig / das ſie nicht halten noch erfuͤllen koͤnnen / vnnd alſo den Himmeliſchen Vatter bitten muͤſſen / das er jhnen anß lauter Gnaden ſolche jhre ſchulden vnd Suͤnden nachlaſſen vñ vergeben woͤlle. Alſo haben alle Heilige Gattes zu aller zeit diſen Artickel deß Chriſtlichen Glaubens Glauben / vnnd bekennen muͤſſen: Jch glaub verzeyhung der Suͤnden / das iſt / Jch glaub / das mir Gott der Herꝛ meine ſuͤnden durch den verdienſt ſeines lieben Sohns Jeſu Chriſti / welcher deßhalben vn - der Pontio Pilato / Todt vnnd Marter gelitten hat / ver - zeihet vnd vergibt. Dieweil dann die Engel Gottes vns nicht erloͤſen koͤnden / auch die Heiligen Gottes ſich ſelber nicht erloͤſen koͤnnen / ſonder ſeind allein durch Chriſtum ſeelig worden / ſo verſtehet jetzt ein jeder Chꝛiſt / das man nicht durch den verdienſt der Engel oder Heiligen Gottes ſeelig werde / derwegen wir ſie auch weder anbetten noch anruͤffen ſollẽ / ſonder wir ſollẽ allein ſolche Ehr dem thun / der vns erſchaffen / erloͤßt hat / vnd vns heyliget / Naͤmlich / Gott der Vatter / der Sohn / vnd der H. Geyſt. Darum̃ es vnrecht vnd abgoͤttiſch iſt / wie man die Liebe Engel vñ Heiligen Gottes anruͤfft / zu jren Graͤbern / Kirchen Heyl - thumb Walfartet / Hilff vnnd troſt bey jhnen ſucht / da ſie doch jhnen ſelber nicht haben helffen koͤnnen / ſondeꝛ der Gnaden vnd Hilff Gottes muͤſſen fro ſein.
Das man auch etwan vermeint / die Mutter Gottes / die H. Jungfraw Maria habe villeicht ein ſondern voꝛ -theil[35]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. theil fuͤr andern Heiligen Gottes / das ſie naͤmlich ſeye ohne Suͤnd geweſen / vnnd alſo durch jhr eigne Heiligkeit Seelig woꝛden / ſo koͤndte ſie jetzt auch bey jꝛem Sohn dem Herꝛn Chꝛiſto mehr erlangen / deñ alle Heiligen / darumb ſoll man ſie anruͤffen. Antwoꝛt: Die Mutter Gottes iſt ein Heilige Jungfraw / das ſie aber ohne Suͤnd geweſen / das ſteht nicht in Gottes woꝛt. Deñ ſie von jhren Eltern auch in ſuͤndẽ empfangẽ vñ geboren weꝛdẽ / ſo hat ſie auch jhre ſuͤndtliche ſchwachheiten an jhr auff erden gehabt / als da ſie das Kind Chꝛiſtum auß vnachſamkeit verleuret Luc. 2. Jtem da ſie jhm fuͤr ſchꝛeibt auff der Hochzeit zu Cana in Galilea / das er Wein verordnen ſoll / welches er jr verweiſet / vnd ſpꝛicht: Weib / was hab ich mit dir zuſchaf - fen? Mein ſtund iſt noch nicht kommen / iſt derwegen die Jungfraw Maria nicht jhr eigne Heiligkeit vnd fuͤrbitt / fonder durch jhren Sohn Chꝛſtum ſeelig worden. Da - rumb ſingt ſie in jhrem Magnificat Luc. 1. Mein Seel erhebt den Herꝛen / vnnd mein Geyſt Frewet ſich Gottes meines Heylands. Da ſpꝛicht ſie: Das jhr Seel den Her - ren erhebe vnd Lobe / vnnd ſich jhr Geyſt oder Seel frewe nicht in jhꝛer eignen Heiligkeit vnd verdienſt / ſonder allein in GOtt jhrem Heyland / das iſt / in jhrem Sohn Chꝛiſto welche ſie vnder jhrem Hertzen trage durch denſelbigen woͤlle ſie ſo wol / als andere Menſchen / Seelig werden. Das man aber moͤchte allhie fuͤrwerffen / wann die Jung - fraw Maria ſey ein Suͤnderin geweſẽ / wie die Menſcheit Chꝛiſti / diß auß jhrem weſen an ſich genommen / von den ſuͤnden ſeye rein vnd vnbefleckt bliben? Antwoꝛt: darumbE 2iſt[36]Leychtpredig der Edlen Frawen /iſt der Menſch Chꝛiſtus nicht empfangen von eine in Menſchen / wie andere Menſchen ſonder von Gott dem Heiligẽ Geyſt / welcher dz Fleiſch vñ Blut ď Jungfrau - en Mariæ / darauß die Menſchen Chꝛiſti erſchaffen vnnd formirt worden / geheiligt / vñ von ď Suͤnd gereinigt hat.
Es ſchꝛeibi der Alt Kirchenlehꝛer Epiphanius / das zu ſeiner zeit / ein Seckt geweſen ſeye / die Coliyridianer ge - nant / welche auch die Jungfraw Mariam angriefft / jhr Altaͤr gebawen / vnd jhr darauff geopffert / welches der ge - melt Epiphanius hefftig an jhnen ſtrafft / vnd ſpricht: das die Junckfraw Maria nicht geben ſeye zuͤm anbetten / ſon - der man ſoll Gott Vatter / Sohn vnnd Heiligen Geiſt anbetten. Alſo haben nun die Alte Kirchenlehꝛer ſolche Abgoͤtterey mit anruͤffung der Mutter Gottes vnd ande - rer Heyligen auß Gottes woꝛt geſtrafft vnd widerlegt.
Mit vnſern guten Wercken koͤnnen wir die Suͤnd nit buͤſſẽ noch das Ewig Leben verdie - nen.Was denn vnſere Gute Werck belangt / ſo koͤnden wir mit den ſelbigen vnſere Suͤnd nicht buͤſſen noch bezalen / vnnd vns das Himmelreich verdienen / ſonder (wie zuuor weitleuffig außfuͤrt) allein der Herꝛ Chꝛiſtus mit ſeinen ei - nigen Theuͤren verdienſt ſeines H. Leiden vñ ſterbens hat vnſere ſuͤnd gebuͤßt vnd bezalt / vnd vns erlangt das Ewige Leben. Darumb ſagt der H. Johan. 1. Cap. 2. Chri - ſtus ſeye woꝛden ein verſoͤnung oder bezalung fuͤr vnſere Suͤnden / Ja fuͤr die Suͤnden der gantzen Welt. Jtem der H. Paulus ſpꝛicht Eph. 2. auß Gnadẽ ſeid jhr ſeelig worden durch den Glauben vnnd daſſelbig nicht auß euch / Gottes Gaab iſt es / nicht auß den Werckẽ / auff dz ſich nit jemand Rhuͤme. Da ſprechẽ diſe Apoſtel dz Chriſtus ſeyein[37]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. ein verſoͤnung oder bezalung fuͤr vnſere Suͤnden woꝛden / Jtem das wir ſeelig worden auß Gnaden / das iſt / ohne vnſern Verdienſt / (dañ da wirs verdienten / ſo were es kein Gnad) vnd ſolches durch den Glauben / das iſt / der Glaub iſt das mittel / oder die Hand / dardurch wir ſolche Gnad Gottes in dem verdienſt Chriſti ergreiffen vnd annemen. Vnd ſpꝛicht weitter / das wir Seelig werden nicht auß vns deñ die Seeligkeit ſey ein Gaab oder geſchaͤncke Gottes / welches er vns auß lauter Gnaden ohne einigen vnſern verdienſt gibt vnd mittheilt / wir werden auch nicht / ſpꝛicht der H. Paulus / Seelig auß den Wercken / auff das ſich nicht jemand rhuͤme deñ da wir die Seeligkeit mit vnſern guten Wercken verdienẽ koͤndten / ſo koͤndten wir vns rhuͤ - men / das wir die ſeeligkeit nicht auß Gnaden haͤttẽ / ſonder wir haͤttens Gott ab verdienet / er muͤßte ſolche vns geben.
Man erklaͤrt ſunſt diſe Lehr mit folgenden Gleichnuß / wañ ein Bettler kompt fuͤr ein Hauß vñ begert ein Almu -Gleichniß. ſen / ſo gibt man jhm ſolchs auß Gnaden / dañ er hats nicht verdienet / er hat dem jenigen / der jhms gibt / nicht darumb gedroſchen noch gearbeitet (denn auff ſolchen weg were es ein verdienter) noch aber / wann er will ſolches Almuſens theilhafftig werden / ſo muß er die hand / oder den huͤt auff - heben / vnd das Almuſen alſo empfahen. Denn ſonſt ver - fiele es vnd gienge zugrund. Mit diſem auffheben ſeiner hand verdient er nichts / ſonder wil er das Almuſen haben / ſo muß ers mit der hand oder hůt empfahen. Jetzt wan er das Almuſen empfangen hat / ſo ſagt er danck / vergelts Gott. Alſo ſeind wir auch Bettler / vor Gottes angeſicht /E 3vnd[38]Leychtpredig der Edlen Frawen /vnd begerẽ von im ein Almuſen / dz iſt / verzeihung der ſuͤn - den / vnnd die Ewig Seeligkeit: ſolche gibt vns Gott auß Gnaden / ohne vnſern Verdinſt / allein vm̃ des ewigen ver - dienſts ſeines lieben Sohns Chꝛiſti willen / vnnd koͤnden wir vns keines wegs rhuͤmen / das wir ſolche Gaab vnd der Seeligkeit vnſern guten wercken verdienen koͤnden / ſonder ſie wirdt vns auß lauter Gnaden Gottes vmb Chꝛiſti wil - len geſchaͤnckt / wenn wir aber je ſolches geſchaͤncks woͤllen theilhafftig werden / ſo muͤſſen wir die Hand des Glaubens vnd vertrawens an Chriſtum auffheben vnnd alſo diß Al - muſen der vergebung der Suͤnden vnd deß Ewigen lebens Empfahen. Mit ſolchen Glauben an Chriſtum / verdie - nen wir das Ewig Leben auch nicht / das einer wolte ſagen / er hette mit ſeinen Glauben den Him̃el verdienet / ſonder der Glaub iſt allein ein Bettelhand oder mittel / darmit wir die Seeligkeit / die vns Chꝛiſtus allein verdienet hat / vns applicieren vnd zu eignen. Wenn wir nun jetzunder ſolche guthaten Chriſti durch den Glauben empfangen haben / ſo ſollen wir auch / als die danckbare Bettler / danck ſagen / das iſt / Gott dem Herꝛen mit vnſern guten wercken loben vnd preiſen.
Demnach wir jetzunder gehoͤrt / wie der Herꝛ Chri - ſtus ſeye vnſer aufferſtehung vnd das leben / durch welchen wir haben verzeihung der Suͤnden / vnnd erledigung vom Teuffel Todt vñ Hellen / ware Gerechtigkeit / ein froͤlicheAuffer -[39]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. aufferſtehung vñ dz ewig leben / ſo woͤllen wir auch vermit - telſt Goͤttlicher Hilff vernemen / wie wir vns diſer guttha - ten Chriſti ſollen vñ můſſen theilhafftig machen. Solches geſchicht aber durch ein wahren Glauben an Chriſtum. Derwegen der Herꝛ Chriſtus auch nach dem er von ſol - chen ſeinen gutthaten geredt / allhie von der Martha den wahren Glauben erfoꝛdert / vnnd ſie fragt: Glaubſtu das? Von dem glau - bẽ an Chriſtum:Als wolt er ſagen / wenn wir ſeiner gutthaten woͤllen theil - hafftig werden / ſo muͤſſen wir auch an jhn glauben. Was muͤſſen wir dann von Chriſto Glauben / oder wie muͤſſen wir an jhn glauben? Solches lehrt vns dle Martha in jhꝛer bekantnuß / da ſie ſpricht: Herꝛ / ja ich glaube / dz du biſt Chriſtus der Son Gottes / der in die welt kom̃en iſt. Diſe Glaubens bekandnuß der lieben Martha woͤllen wir be - trachten / vnnd darauß auch lehrnen / was der Chriſtlich Glaub ſey. Jn diſer Glaubens bekandtnuß lehret vns die Martha ſonderlich zwey ſtuck: Erſtlich / was wir von der Perſon Chriſti halten ſolle / darnach was ſein Ampt ſeyen.
Von ſeiner Perſon ſagt ſie / er ſey Gottes Sohn / vnd das er auch ein wahrer Menſch ſeye / ſo ſihet ſie jhn vorWas man von der Perſon Chri ſti Glauben ſol - len. Augen in der Menſcheit ſtehen / wie dann auch ſein Men - ſcheit vnder den namen Chriſtus begriffen iſt / wie wir dañ bald hoͤren woͤllen. Derwegẽ ſo iſt der Herꝛ Chriſtus nicht allein ein Menſch / wie auch die Pꝛopheten geweſen / ſonder iſt auch Gottes Sohn / das iſt / die ander Perſon in der ei - nigen Gottheit / gleichs weſens / Natur vnd Maieſtatt mit Gott dem Vatter vñ Heiligen Geiſt. Solches lehꝛet vns nit allein allhie die Martha / ſonder wir haben deſſen auchE 4zeugnuß[40]Leichtpredig der Edlen Frawen /zeugnuß in der H. ſchrifft Altes vñ Newes Teſtaments.
Dann der Koͤniglich Prophet Dauid im 110. Pſal - men: der Herꝛ hat geſag zu meinem Herꝛen / Setze dich zu meiner rechten biß das ich lege deine feind zuͤm ſchemel deiner fuͤße. Diſen ſpꝛuch legt der Herꝛ Chꝛiſtus ſelber auß von ſeiner Gottheit Matt: 22. Da er die Phariſeer ſragt weß Son Chꝛiſtus ſeye / darauff ſie Antwoꝛtẽ / Da - uids. Auff welches er ſie weiter fragt / warũb jn deñ Da - uid im Geiſt einen Herꝛn neñet / da er ſpꝛicht / der Herꝛ hat geſagt zu meinem Herꝛn ꝛc. Als woͤlte der Herꝛ Chꝛiſtus ſagen: es iſt nit gebꝛaͤuchlich / dz ein Koͤnig oder Fuͤrſt ſein - en Son einen Herꝛn neñe / ſonder der Son muß ſolche ehꝛ ſeinem Herꝛn Vatter thun / ſo lang er lebt. Dieweil deñ der Koͤnig Dauid ſeinẽ Son deñ Herrn Chꝛiſtum (welche auß ſeinem Stammen vnnd geſchlecht ſolte Menſchliche Natur an ſich nemen) ſeinen Herꝛen nennet / ſo zeigt hie - mit an das Chꝛiſtus nit allein ein Menſch / ein Son Da - uids / ſonder auch Gott / vnnd alſo ein Herꝛ Dauids ſein ſolle.
Jm Newen Teſtamenr haben wir noch vil hellere zeugnußen hieuon. Deñ alſo faͤhet der Euangeliſt Mar - cus ſein Eua[n] gelium an. Dis iſt der anfang des Euan - gelij / von Jeſu Chꝛiſto dem Son Gottes hiemit bezeugt der Euangeliſt gleich im anfang ſeines Euangelions / die Gottheit Chꝛiſti / das er ſeye Gottes Son. Wie den deß - gleichen auch thut der H. Euangeliſt vnnd Apoſtel Jo - hannes im anfang ſeines Euangelions / da er ſpꝛicht: Jm anfang / war das woꝛt / verſteh / das weſentlich ſelbſtendigEwig[41]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. ewig Woꝛt deß ewigen Vatters / den ewigẽ Son Gottes / vñ diß woꝛt / naͤmlich ďſon Gottes / war bey Gott / naͤmlich bey Gott dem ewigen Vatter / vñ ſpricht darauff vñ Gott war das woꝛt. Jm Griechiſchen ſteht: καὶ Θεὸς ἦν ὁ λόγος das iſt / das wort war Gott. Als woͤlte der H. Johañes ſag - en: diß wort / daruon ich rede / iſt Gott / ein wahrer natuͤr - licher Gott. Vnd darmit man ſolches noch beſſer verſtehe / ſo ſchreibt er jm zu das werck der Erſchaffung der gantzen welt / vñ ſpꝛicht: alle ding ſeind durch daſſelbige gemacht / vñ ohne daſſelbig iſt nichts gemacht / was gemacht iſt: dz iſt / Him̃el vñ erden / vñ was dariñen ein Creaturoder ein ge - ſchoͤpff iſt / iſt durch diß ewig weſentlich wort des Ewigen Vatters gemacht vnd erſchaffen. Alſo ſpricht auch der Heilig Apoſtel Petrus in ſeiner Bekandtniß von Chriſto Matth. 16. Du biſt Chriſtus des Lebendigen Gottes Sohn
Deßgleichen neñet S. Paulus Rom. 9. den Herꝛen Chriſtum ein Hochgelobten Gott in ewigkeit. Solches bekennen wir auch in den Artickeln des H. Chriſtlichen Glaubens / da wir ſprechen: Jch Glaub an Jeſum Chri - ſtum / ſeinen eingebornen Sohn / vnſern Herꝛen: Mit wel - chen worten wir denn bekennen / das Chriſtus Jeſus ſey der eingebornen Son Gottes von dem Vatter von ewig - keit geboren / gleicher Gottheit / gleiches weſens / Natur / Herligkeit vnd Maieſtaͤt mit Gott dem Vatter vnd dem Heiligen Geiſt.
Es iſt aber der Herꝛ Chriſtus nit allein ein wahrer Natuͤrlicher Gott / ſonder auch ein wahrer NatuͤrlicherFMenſch -[42]Leichtpredig der Edlen Frawen /Menſch. Denn erhalt in einer einigen vnzertrenten Per - ſon diſe zwo Naturen / die Goͤttlich vnd die Menſchlich. Nach der Goͤtlichẽ Natur iſt er Gott des Vatters ewiger Sohn von ewigkeit her / nach der Menſchlichen Natur iſt er ein Sohn der Jungfrawë Mariẽ / in der zeit ein wah - rer Menſch / in jrem Jungfraͤwlichen Leib von Gott dem Heiligen Geiſt empfangen / vnnd von jhr ein Menſch ge - boren. Denn Gott der heilig Geiſt hatt das fleiſch vnnd Blut / auß welchem die Menſcheit Chriſti erſchaffen / zu - uor geheiliget / vnd alſo iſt die Menſchheit Chriſti auß dem fleiſch vnnd Blut Marien von Gott dem heiligen Geiſt empfangen / vnnd von diſer Jungfrawen in diſe Welt ge - boren worden. Von diſer Menſchlichen Natur Chriſti / woͤllen wir auch etlichen zeugnuß auß Altem vnd Newem Teſtament anhoͤren.
Die Martha allhie in jhrer Glaubens bekantniß / be - kaͤnnt auch ſein Menſcheit vnder dem namen Chriſtus / da ſie ſpricht: Herꝛ ich glaub / das du biſt Chriſtus / das iſt / der Meſſias / der verſprochen Heyland der Welt. Nun aber ward bey allen Juden bekantlich / das der Meſſias ſolte auß dem ſtam̃en vnd Geſchlecht Dauids ein wahrer Menſch geboren werden / wie deñ Gott der Herꝛ dem H. Koͤnig vnd Propheten Dauid verſprochen hat / wenn er mit ſeinen Vaͤttern ſchlaffen werde / das er ſeinen Samen nach jhm erwecken woͤlle. Derwegen der Herꝛ Chriſtus auch Eſ: 11. die Ruht vñ zweig Jeſſe genaͤnt wird / dieweil er / als ein Ruht oder zweig auß der wurtzel oder ſtammen Dauids / welcher des Jeſſe Sohn geweſen / herfuͤr ge -wachſen[43]Leichtpredig der Edlen Frawen /wachſen / vnnd auß ſolchem geſchlecht ein wahrer Menſch geboren iſt. Alſo ſpricht der H. Prophet Jeremias am 23. Jn diſen tagen / ſpricht der Herꝛ / will ich dem Dauid ein gerecht Gewaͤchs / dz iſt / ein from̃en Sohn den Meſſi - am erwecken / welcher auß ſeinem geſchlecht ſoll ein wahrer Menſch geboren werden.
Der vrſachen wirdt er von Gott dem Herꝛen Gene - ſis 3. ein Samẽ des Weibs genaͤñt / welcher der Schlangẽ dem Teuffel den Kopff zertꝛetten / im ſein Reich Zerſtoͤren / vñ vns Glaͤubige Chriſten von ſeinem gewalt erloͤſen ſolle. Wirdt genaͤnt ein Weibs Samen / dieweil er hat ſollen ſein nicht eins Mañs Samen / von einem Mañ empfang - en / wie andere Menſchẽ / ſonder er ſoll ſein eins weibs Sa - men / das iſt / von eim Weibsbild ohne zuthun eines Mañs durch wirckung des Heiligen Geiſt ein wahrer Menſch geboren. Wie dann auch der H. Prophet Eſaias am 7. ſpricht: Ein Jungfraw wirdt ſchwanger werden / vñ einen Sohn geberen / des Namen ſoll heiſſen Emanuel / das iſt / Gott mit vns. Da hoͤren wir / das die Mutter des Meſ - ſiæ vnſers Herꝛen Chriſti ſoll ein Jungfraw ſein / die als ein Jungfraw diſes Sohns ſoll ſchwanger werden / vñ als ein Junckfraw denſelbigẽ in diſe welt geberen. Vnd er ſoll heiſſen Emanuel / das iſt / Gott mit vns / beeds das diſer Menſch Chriſtus auch Gott iſt / vnnd das er zuwegen ge - bracht / das Gott der Vatter mit vns iſt / das iſt / das er mit vns durch diſen Chriſtum Gott vnnd Menſchen verſoͤnet iſt.
Jm Newen Teſtament leſen wir Matth. 1. 2. Luc. 1. 2. F 2auch[44]Leichtpredig der Edlen Frawen /auch die Hiſtorien von der Heiligẽ empfengnuß Menſch - werdung vnd Geburt vnſers Heilands Jeſu Chriſti / das Naͤmlich / der Engel Gabriel der Jungfraw Marien auß Gottes beſelch verkuͤndigt hat / wie ſie wuͤrde von Gott dem Heiligen Geiſt ſchwanger werden / in jhrem Leib / vnd einen Sohn geberen / des Namen ſie ſoll Jeſus nen - nen / cꝛ. Wie er denn ſolches auch dem Joſeph im traum offenbart / auch die liebe Eliſabeth auß erleuchtung des H. Geyſts die Jungfraw Marien die Mutter des Herꝛen nennet. Als nu die zeit kommen / das ſie geberen ſolt / hat ſie diſen jhren Sohn zu Bethlehem geborn / daher nennet ſich der Herꝛ Chriſtus ſelber hin vnd her im Euangelion / des Menſchen Sohn / Matth. 9. 16. 25.
Alſo ſpricht S. Paulus Rom. 1. das Chriſtus ge - boren ſey von dem Samen Dauid nach dem fleiſch / das iſt / nach der Menſcheit. Alſo vermanet er ſeinen Lehr Juͤngern Timotheum. 2. Tim. 2. Halt in gedechtnuß Jeſum Chriſtum / der aufferſtanden iſt von den Todten / auß dem Samen Dauid. Vnd S. Johannes 1. Epiſt. 4. ſpricht. Ein jeglicher Geyſt / der da nicht bekennet / das Jeſus Chriſtus iſt in das fleiſch kommen / der iſt nicht von Gott. Solche Menſcheit Chriſti bekennen wir auch in dem Artickel des Chriſtlichen Glaubens / da wir ſprechen: Chriſtus ſey empfangen von dem Heiligen Geiſt / geboren auß Marien der Jungfrawen.
Alſo lehrt vns nun die Martha in jhrem Bekantniß / was wir von der Perſon Chriſti Glauben vnd halten[ſ]ollẽ Naͤmlich / das er ſey in einer einigen vnzertrenteꝛ: PerſonGottes[45]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. Gottes vnnd der Jungfrawen Marien Sohn / das iſt / ein wahrer Gott vnnd Menſch.
Jetzunder woͤllen wir auch vernemmen / was ſie vns von dem Ampt vnd den guthaten Chriſti Lehret. SolchesWas man ſoll von dem ampt Chꝛiſti glauben. begreifft ſie mit dem wort Chriſtus. Nun aber iſt diß wort Griechiſch / vñ heißt einen Geſalbten / die weil er laut des 44. Pſalm / iſt mit dem frewden oͤl des heiligen Geiſts /Warumb[u] nſer Heyland Chri - ſtus genennt werde. fuͤr ſeine mit genoſſen geſalbet / das iſt / da die mit genoſſen Chꝛiſti / naͤmlich / die Heiligẽ / gemaͤßne vñ entliche gaaben des H. Geiſts empfangen / ſo hatt der Herꝛ Chriſtus nach ſeiner Menſcheit ſolche gaaben ohne maß / dz iſt / vngemaͤſſ - ne vñ vnentliche oder alle gaaben des H. Geiſt empfangen. Von diſer Geyſtlichen ſalbung her wirdt vnſer Heilandt in der Griechiſchen ſprach Chriſtus / in der Hebreiſchen Meſchia genaͤnt. Nun wurden aber in dem Alten Teſta - ment diſe zwen ſtaͤnd / naͤmlich die Prieſter vnd die Koͤnig geſalbet / alſo iſt diſer vnſer geſalbter der Herꝛ Chriſtꝰ auch ein Geiſtlicher Prieſter vnnd Koͤnig / wie jhn deñ die H. Propheten mit ſolchen Titel ziehren. Als der 110. Pſal. ſpricht: Du biſt ein Prieſter ewiglich nach der weiß Mel - chiſedech.
Vnd Hier. 23. wirdt er ein Koͤnig genaͤnt / der wol re - gieren werde / vnd Recht vnnd gerechtigkeit auff erden an - richten.
Wie iſt er denn ein Prieſter? Die Prieſter im AltenWie der Herꝛ Chriſtꝰ ein prie - ſter ſey. Teſtament habẽ ſunderlich dieſe 3 aͤmpter muͤſſen verwal - ten / Naͤmlich das ſie das Volck von Gottes wort vnder - weißen / darnach das ſie fuͤr das Volck gebettẽ / vñ letſtlich / das ſie fuͤr das Volck die Opffer verꝛichtet haben.
F 3Alſo[46]Leichtpredig der Edlen Frawen /Chriſtus iſt vn - ſer Lehrer.Alſo iſt der Herꝛ Chriſtus auch ein lehrer vnd Pre - diger / welcher ſein H. ſeeligmachends Euangelium auß der ſchoß ſeines Ewigen Vatters gebracht / vnd den Vat - ter vns geoffenbaret / vnd alſo den rechten weg zum Him - mel gezeigt. Daher er im Propheten Eſaia am 61. Cap: ſpricht: der Geiſt des Herꝛen Herꝛn iſt vber mir / darumb hatt mich der Herꝛ geſalbet. Er hatt mich geſandt den Elenden zu Predigen / die zerbrochen hertzen zu verbinden / zu Predigen den gefangnen ein erledigung / den gebunden ein oͤffnung / zu Predigen ein gnaͤdigs Jar des Herꝛen / ꝛc. Mit welchen worten er anzeigt / das jhn Gott der Heilig Geiſt geſalbet hab zu einem Geiſtlichen Prieſter / das er ſolle Predigen den Elenden / das iſt / den betruͤbten hertzen / die durch den Jamer des geſaͤtz zerſchlagen vnd bekuͤm̃ert ſeind / er ſoll den gefangnen / das iſt / den Armen Suͤndern / ein erledigung / naͤmlich von ſuͤnden / Teuffel / Ewigen todt vnd hoͤllen / Predigen / er ſoll verkuͤndigen ein gnaͤdigs Jar des er Hꝛn / das Naͤmlich Gott der Herꝛ allen Glaͤubigen Bußfertigen Suͤndern vmb ſeinet des Herꝛn Chriſti wil - len / alle jhre ſuͤnden woͤlle verzeihen / vnd ſie ſeelig machen. Durch ſolche Predig woͤlle er auch die zerbrochene hertzen / die vmb der Suͤnden willen zerſchlagen vnd angefochten ſeind / widerumb / verbinden erquickenvnd heylen.
Alſo ſpricht er auch Matth. 11. Niemandt kennet den Vatter den nur der Sohn / vnnd wem es der Sohn will offenbaren. Jtem Joh. 1. Niemand hatt Gott je geſehen / denn der eingeborne Sohn / der in deß Vatters ſchoß iſt / der hat es vns verkuͤndigt. Vñ ſolches verkuͤndigtvns[47]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. vns der Herꝛ Chriſtus noch taͤglich durch die reine Pre - diger ſeines worts / wie er denn ſagt Luc. 10. Wer mich hoͤret / der hoͤret mich.
Ferner ſo iſt der Herꝛ Chꝛiſtus auch deßwegen vnſerChriſtus iſt vn - ſer fuͤrbitter Prieſter / dieweil er fuͤr vns ſeinen Himmliſchen Vatter bittet / vnd vns mit jhm verſoͤnet. Wie er deñ ſagt Joh. 16. Was wir den Vatter bitten werden in ſeinem Namen / das woͤlle er vns geben. Derwegen ſo iſt vnſer Herꝛ Chri - ſtus vnſer einiger Mittler / Fuͤrſprech / vñ Fuͤrbitter / welch en wir Gott dem Him̃liſchen Vatter in vnſerm gebet fuͤr halten ſollen / vmb welches willen er auch vnſer gebet in gnaden annemmen vnd erhoͤren wil. Daher ſpꝛicht S. Paulus 1. Tim. 2. Cap: Es iſt ein Mitler zwiſchen Gott vnd dem Menſchen / der Menſch Chriſtus. Da bezeugt der H. Apoſtel / das zwiſchen Gott vnd vns Menſchen al - lein ein einiger Mitler ſeye / der vns mit Gott dem Vat - ter vereinige / Naͤmlich der Herꝛ Chriſtus wahrer Gott vñ Menſch vnzertrent in einer Peꝛſon. Deßgleichẽ ſpꝛicht er auch Rom. 8. Chriſtus iſt zur Rechten Gottes vnnd vertrit vns / das iſt / nach ſeiner Gottheit iſt er ein Ewiger Allmaͤchtiger Gott von Ewigkeit her / nach der Menſch - heit iſt er in der zeit zur Rechten der Allmacht Gottes ge - ſetzt / vñ alſo vertritt vns diſer Chriſtus Gott vñ Menſch / vnd verſoͤnet vns mit Gott ſeinem Himmliſchen Vatter.
Alſo ſpricht auch S. Johannes 1. Epheſ: 2. Liebe Kindlin / weñ wer ſuͤndigẽ / ſo haben wir einen Fuͤꝛſpꝛecher bey Gott dem Vatter / Jeſum Chriſtum den gerechten / der da iſt die verſoͤhnung fuͤr vnſere ſuͤnden / aber nicht al -F 4lein[48]Leichtpredig der Edlen Frawen /lein fuͤr vnſere ſuͤnden / ſuͤnder fuͤr die ſuͤnd der gantzẽ welt. Da bezeugt S. Johannes / das Chriſtus ſey vnſer für - ſprech / der vns das wort thuͤe / bey Gott dem Vatter / fuͤr vns bitte vnnd vns bey jhm zu gnaden wider bringe. Der - wegen iſt es vnrecht / vnnd Gottes wort zu wider / das im Bapſtumb gelehrt wirdt / die Heilige Jungfraw Maria ſampt anderen Heiligẽ ſeye vnſer Mittlerin / Fuͤrbitterin vnd Fuͤrſprecherin / die wir anruͤffen ſollẽ / das ſie Gott fuͤr vns bitten vnd vns mit im verſoͤhnen. Aber wir hoͤren auß dem angezognen ſpruch S. Pauli / das allein ein einiger Mittler ſeye zwiſchen Gott vñ dem Menſchen / Naͤmlich Chriſtus der Herꝛ. Dieweil er nur ein einiger Mitler iſt / ſo ſeind jhrer nicht mehr / vnd ſollens wir bey diſem einigen Mittler Chriſto laſſen verbleiben / jhn anruͤffen / vnnd jhn Gott dem Vatter / als vnſern Mittler fuͤrhalten / ſo wirdt er auch vmb diſes ſeines lieben Sons vnſers Mittler wil - len vnſer gebett erhoͤren.
Vnnd iſt gewißlich diſe anruͤffung der Heiligen auß der Menſchlichen vernunfft herkommen. Dieſelbig will die Geiſtliche ſachen jmmerdar nach art der Weltlichen ſachen vrtheilen. Derwegen dieweil es hie auff erden alſo gebraͤuchlich iſt / das wenn einer bey einem groſſen Herꝛn zu thun hat / das er ſich des fuͤrbitts eines ſolchen Herꝛn Mutter / verwandten / vnnd hohen Raͤhts gebraucht / alſo vermeint die Menſchlich vernunfft / wenn man bey Gott dem Herꝛen etwas erlangen woͤlle / ſo muͤſte man gebrau - chen die fuͤrbitt der Mutter Gottes vnnd aller Heiligen / vnd daher iſt ſolcher Jrthumb im Bapſtumb auffkom̃envnd[49]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. vnd ein geriſſen. Aber Gottes wort / welches vnſer Liecht vnnd Richtſchnur iſt in Glaubens ſachen / das Lehrt vns das wir bey Gott dem Vatter ein einigen Mittler haben / Naͤmlich / den Herꝛn Chriſtum.
Letſtlich / ſo haben die Prieſter im Alten TeſtamentChriſtus ein Opffer Prieſter auch muͤſſen fuͤr das Volck opffern / ſie haben aber ge - opffert vnuernuͤnfftig Vieh / als Ochſen / Kuͤh / Kaͤlber / Laͤmmer / ꝛc. vnd diſe Opffer haben ſie muͤſſen taͤglich ver - richten / dardurch (wie es S. Paulus Heb. 9. 10. Fein außfuͤrt) angezeigt worden / das diſe Opffer / dieweil ſie ſo offt muͤſſen widerzelt werden / nicht volkommen / vnd tuͤch - tig geweſen / die Suͤnd des Volcks hinweg zu nemmen / ſonder ſeind ein Figur vnnd bedeutung geweſen / auff das kuͤnfftig Opffer des verſprochnen Meſſiæ vnnd Heilandt der Welt vnſers Heꝛrn Jeſu Chriſti. Derwegen / ſo iſt Chriſtus der rechte Prieſter / welcher fuͤr die ſuͤnd des Menſchlichen geſchlechts auffgeopffeꝛt hat / ſeinem Him - liſchen Vatter nicht vnuernuͤnfftige Opffer / ſondtr ſich ſelber / vnnd ſolches an dem hohen Altar des Creutzes / da er Todt vnnd Marter gelitten / vnd ſein Heiligs Roſenfarbs Blut vergoſſen hat.
Von ſolchem Creutzopffer des Herꝛn Chriſti hat der Prophet Eſaias etlich Hundert Jar zuuor geweiſſagt /Eſa. 53. da er alſo ſpricht: Wenn er ſein leben zu ſchuld opffer ge - geben hat / ſo wirdt er Samen haben / ꝛc. Da ſpricht der H. Prophet / das er nicht ein vnuernuͤnfftig Vieh / ſonder ſein eigen leben zum Schuldopffer geben werde. Wie er denn in vorgehenden vnnd nach folgenden worten ſolchesGanzeigt /[50]Leichtpredig der Edlen Frawen /anzeigt / da er ſpricht: Er iſt vmb vnſer Miſſethat willen verwundet / vnd vmb vnſer ſuͤnden willen zuſchlagen. Die ſtraff ligt auff jhm / auff daß wir friden hetten / vnnd durch ſeine Wundẽ ſeind wir geheilet. Jtem / er iſt auß dem Land der lebendigen weggeriſſen / da er vmb die Miſſethat mei - nes Volcks geplagt war. Jtem / er hat ſein leben in Todt gegeben / ꝛc. Mit welchen worten der H. Prophet Lehrt / wie der Herꝛ Chriſtus ſein leben zum Schuldopffer gege - ben habe / Naͤmlich / das er vmb vnſer miſſethaten willen ſeye verwundet / vnd vmb vnſer Suͤnden willen zerſchlag - en / die ſtraff vnſer Suͤnden ligt auff jhm / er werde von vn - ſer Suͤnden wegen durch ſein Leiden vnnd ſterben alſo ge - ſtrafft / auff das wir Frid vnd verzeihung der Suͤnden bey Gott hetten / vnnd alſo ſeyen wir durch die Wunden / vnnd durch den Todt des Herꝛn Chriſti / von vnſer Kranckheit der ſuͤnden Heyl worden. Ja er hab ſein leben alſo zu ſchuldopffer gegeben / das er nicht allein vbel verwundet vnnd gemartert / ſonder gar getoͤdtet worden. Denn er ſeye gar auß dem Land der Lebendigen / das iſt / auß diſem zeitlichen Leben / hinweggeriſſen. Jtem / er hab ſein Leben nicht allein in ein gefahr / ſonder gar in den Todt gegeben. Hierauß iſt offenbar / das das Opffer Chriſti allein geſche - hen iſt in ſeinem Leiden vnd ſterben / dardurch er ſich ſelber fuͤr vnſer Suͤnden Gott ſeinem Him̃liſchen Vatter auff - geopffert / vns mit dem Vatter verſoͤnet / vom Teuffel / ewigen Todt vnnd Verdamnuß erloͤſet / vnnd alſo wide - rumb zum ewigen leben gebracht hat. Daher ſpricht auch S. Paulus Heb. 9. Chriſtus iſt kommen / das er ſeyein[51]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. ein hoher Prieſter der zukuͤnfftigen guͤter / ꝛc. Auch nicht durch der Boͤck oder Kaͤlber Blut / ſonder er iſt durch ſein eigen Blut einmal in das Heilige eingangen / vnd hat ein ewige erloͤſung erworben. Hiemit Lehret der H. Apoſtel / wie der Herꝛ Chriſtus ein hoher Prieſter ſeye / Naͤmlich / das er in das Heiligſt / Naͤmlich / in das ewig leben / eingan - gen ſey nicht mit Boͤck / oder Kaͤlber oder anderer vnuer - nuͤnfftigen Thieren Blut / ſonder durch ſein eigen Blut / welches er am ſtammen des Creutzes vergoſſen hat / vnnd nur einmal eingangen / hat ſich nicht zũ offtermal auffge - opffert / ſonder nur einmal / Naͤmlich / am Stammen des Creutzes / vnnd mit ſolchem ſeinem einigen volkomnen Creutzopffer / hat er vns erworben / ein ewige erloͤſung von den Suͤnden / vom Teuffel / ewigen Todt vnd Hoͤllen / vnd vns erlangt die zukuͤnfftige guͤtter / die ewige Frewd vnnd Seeligkeit. Deßgleichen ſpricht er: Heb. 10. Ein jeg - licher Prieſter iſt ein geſetzt / das er alle tag Gottesdienſt pflege / vnd offtermals einerley Opffer thut / welche nim - mer mehr die Suͤnd koͤnnen abnemen. Diſer aber (Chri - ſtus) da er hat ein Opffer fuͤr die Suͤnd geopffert / das ewig gilt / ſitzt er nur zur rechtẽ Gottes / vñ wartet hinfurt / biß das ſeine Feind zum ſchaͤmel ſeiner Fuͤß gelegt werden. Denn mit einem Opffer hat er in ewigkeit vollendet / die geheiligt werden. Jn diſen worten machet der H. Apo - ſtel ein gegenſatz zwiſchen den Prieſtern / des Alten Teſta - ments / vñ vnſerm Herꝛn Chriſto / dem Him̃liſchen hohen Prieſter / Naͤmlich / das jene muͤſſen alle tag opffern / vnnd einerley Opffer offtermalen thun / vnd koͤnden doch ſolche[G 2]Opffer[52]Leichtpredig der Edlen Frawen /Opffer die ſuͤnd nicht abnemmen vnnd auff heben. Aber der Herꝛ Chꝛiſtus hab ſich ſelber am ſtam̃en des Creutzes fuͤr vnſere Suͤnden auffgeopffert / vnnd ſolch einig einmal be[ſ]chehen Creutzopffer ſeye ſo Kraͤfftig / das es ewiglich gilt / vnd darff nicht widerholet werden / iſt alſo Kraͤfftig in ewigkeit / das es aller Menſchen Suͤnden von anfang der Welt / biß an das End hinweg nembt / das er ſeine Feind / Suͤnd / Todt / Teuffel vnd Hoͤll hierdurch zu ſeinem Fuß - ſchemel gemacht vnd ſie vberwunden / vnd alſo mit ſolchẽ einigen Opffer vns alle / die wir zum ewigẽ leben geheiligt woꝛden vollendet vnd voͤlliglich erloͤßet hat.
Hierauß iſt offenbar / das der Herꝛ Chriſtus nur ein - mal habe ſollen geopffert woͤrden / vnnd das ſolch Opffer gnugſam ſey / fuͤr der gantzen welt Suͤnd / ſol derwegen nim̃ermehr repetirt oder widerholet werden. Derwegen es in dem Bapſtumb ein gꝛoſſer jrthumb / vnd ein verklein - erung vnnd laͤſterung / des Creutzopffers Chꝛiſti iſt / das man fuͤrgibt / es ſey nit genuͤg / das er ſey am ſtam̃en des Creutzes geopffert woꝛden / ſonder er ſol noch taͤglich von dem Meßpꝛieſter in der Meß auffgeopffert woͤꝛden fuͤr die Suͤnd der lebendigen vnd todten. Denn es ſagt Paulus in den angezognen ſpꝛuͤchen außtruckenlich / das Chꝛiſtus ſey nur einmal geopffert / das er mit einem einigen opffer vns volendet / vnd ein Einige erloͤſung erwoꝛben hab / vnd ſpꝛicht / dz daher die volkom̃enheit des Opffers Chriſti of - fenbar ſeye / die weil es nur einmal habe ſollẽ geſchehen / da ſonſt die Opffer des Altẽ Teſtaments habẽ taͤglich muͤſſen verꝛichtet werden / darauß jhr vnuolkom̃enheit erſcheinet /das[53]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. das ſie die ſünden nit hinweg haben nem̃en koͤnden. Die - weil den Chꝛiſtus nur einmal hat ſollen geopffert werden / er auch mit ſeinem einigen Opffer vns erloͤſt / ſo verſtehet maͤniglich / dz man jn nit ferner ſolte in der Meß opffern. Deñ da man Chꝛiſtum noch ferners in der Meß auffopf - fert / ſo iſt es ein anzeigen / dz man das Creutzopffer Chꝛi - ſti / welches am ſtam̃en deß Creutzes verꝛichtet woꝛden / nit fuͤr gnugſam helt zu bezalung vnſer ſuͤnden / ſonder / das man jme auch diß Meßopffer zuflickt / als welches neben dem Creutzopffer vnſere ſuͤndẽ ſolle buͤſſen / welches deñ iſt ein verkleinerung vñ Loͤſterung des Creutzopffers Chriſti / das man es nit fuͤr ein gnugſame bezalung vñ buͤſſung hal - tet. Da auch der Herꝛ Chriſtus das H. Sacrament hat ein geſetzt / hat er kein Buchſtaben vom Opffer ſeines Leibs befohlen / ſonder hat vns heiſſen mit dem Brot ſein Leib eſ - ſen / vñ mit dem Wein jm Kelch ſein Blut trincken das er geſagt habe: Nemmets / Opfferts auff: Das ſtehet nit da / ſonder / nemmet / eſſet / das iſt mein Leib / ꝛc. Nemmet / trinck - et / das iſt mein Blut. Das man im Bapſtumb aber fuͤr - wend / Chriſtus habe in diſen worten / da er geſprochen: das thut zu meiner Gedechtnuß: das Meßopffer eingeſetzt / kan ein jeder Lay leichtlich verſtehen / das thun zurgedecht - nuß Chriſti / nicht heißt den Leib Chriſti auffopffern / ſon - der die gedechtnuß Chriſti halten / das er ſich ein mal fuͤr vns auffgeopffert / wie es denn S. Paulus außlegt 1. Cor: 11. So offt jhr von diſem Brot eſſet / vnnd von diſem Kelch trincket / ſolt jhr des Herꝛen Todt verkuͤndigen: da Lehrt der H. Paulus / das thun zur gedechtniß Chriſti /G 3heißt[54]Leichtpredig der Edlen Frawen /heißt den Todt Chriſti verkuͤndigen / ſein Leiden vñ ſterben Predigen / wie er geſtorben / auff das wir lebten / vnnd ſein Blut vergoſſen / damit vnſere Suͤnden abgewaſchen wur - den / vnd jhm alſo hinfurt mit Glaͤubigem Hertzen lob vnd danck ſagen.
So iſt auch offenbar / auß dem Gregorio Magno vnd andern Seribenten / das die Meß nicht von Chriſto noch den Apoſteln / ſonder von den Baͤpſten ſey eingeſetzt / der Gregorius ſchreibt in ſeinem Regiſtro, daß der Ca - non, das iſt / die ſtillmeß / (welches denn das fuͤrnembſt ſtuck iſt in der Baͤpſtiſchen Meß) ſeye von dem Scholaſtico ge - macht worden. So ſchreibt er auch in ſeinen Dialogis, daß erſt zu ſeiner zeit die erſcheinenden Geſpenſten / welche man fuͤr das Paſcaſij vnnd Iuſti Seelen gehalten / anzeigt haben / das ein Fegfewr ſeye / vnnd das ſolchen gequelten Seelen mit auffopfferung / des Leibs Chriſti koͤnde geholf - fen werden / wie denn diſen gemelten Seelen / durch ſolche Meßopffer / auß dem Fegfewr ſeye geholffen worden. Da - her iſt darnach von den Baͤpſten befohlen worden / das man fuͤrohin ſolche Meß ſolte halten. Hieruon ſchreibt auch Platina / deßgleichen Iacobus de voragine, Faſci - culus temporum vnnd andere. Derwegen ſo iſt daß Meßopffer ein lauttere Menſchenſatzung / welche von den Baͤpſten vnd den jrꝛigen erfunden worden. Dieweil aber Gott der Herꝛ die Menſchenſatzungen in Religions ſachẽ hoͤchlich verwirfft / ſo kan man jhme mit Meß halten nit dienẽ / ſonder er wirdt hierdurch erzuͤrnet / vñ wirdt dem Prieſter Chriſto ſein Creutzopffer hiedurch verkleinertvnd[55]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. vnd gelaͤſtert. Deñ alſo ſagt Gott der Herꝛ / Deut. 5. 6. Hoͤre du Jſrael / was ich dir gebiete / du ſolt zu meinem woꝛt nichts thun / auch nichts daruon thun. Da gebeut Gott der Herꝛ / man ſoll in Glaubens ſachen allein thun / was er gebiete / nicht was die Menſchen auß jhre eignen andacht anrichten / man ſoll auch zu ſeinem wort nichts thun / daß man nicht andere Gottsdienſt woͤlle anrichten / die er nicht befohlen hat / auch ſoll man nichts daruon thun / das iſt / von befohlenen Gottesdienſt nichts hinweg thun. Diß will ich erklaͤren eben mit dem Exempel des H. Sa - craments. Jhn demſelbigen thun die Bapiſten darzu / das ſie ein Opfer darauß machen / daruon Chriſtus nichts befohlen / vnd entgegen / thun ſie daruon / in dem ſie dem ge - meinen Man den Kelch entziehen / ſo doch der Herꝛ Chri - ſtus außtrucklich geſagt: Trincket alle darauß. Das woͤrtlin (alle) heißt Prieſter vnnd Layen / die ſelben ſollen auß dem Kelch Trincken. Gleichfoͤrmige geſtalt hat es auch mit andern Menſchenlehren / daß man zu Gottes wort etwas hinzu / oder daruon thut / darumb Chriſtus auch ſpricht Matth. 15. vergeblich ehren ſie mich mit Menſchenlehr.
Alſo haben wir vernommen / wie Chriſtus der Herꝛ ein Geiſtlicher Prieſter ſeye / Naͤmlich / dieweil er vns ſein H. Euangelium gelehrt / Jtem fuͤr vns Suͤnder bey ſei - nem Himmliſchen Vatter bittet / vnnd letſtlich / dieweil er ſich ſelber am ſtam̃en des Creutzes fuͤr vnſere Suͤndẽ auff - geopffert hat / vnd daher hat er diſen Namen / Chriſtus ein Geſalbter / die weil er iſt ein Geſalbter Prieſter. Es ſeindG 4aber[56]Leichtpredig der Edlen Frawen /Wie der Herꝛ Chriſtus auch ein Koͤnig ſeye.aber im Alten Teſtament auch die Koͤnig geſalbet woꝛden / alſo iſt Chriſtus der Herꝛ auch ein Geiſtlicher Koͤnig / wie er im 2. Reg. 7. Hier. 23. vnd an andern mehr orthen genent wirdt. Solches der vrſachen. Denn zu gleicher weiß / wie ein Weltlicher Koͤnig oder Fuͤrſt ſeinen vnder - thonen geſatz fuͤr ſchreibt / jhnen guts thut / vnnd ſie wider den Feind ſchuͤtzet / alſo hat der Herꝛ Chriſtus vns ſeinen vnderthonen ſein H. Euangelium fürgeſchriben / welchem wir Glauben ſollen / vnd vns auch im leben Chriſtlich hal - ten / wie er denn ſagt im 2. Pſalmen: Jch hab meinem Koͤnig eingeſetzt auff meinem Heiligen Berg Zion / Jch wil von einer ſolchen weiß predigen / das der Herꝛ zu mir geſagt hat / du biſt mein Sohn / heut hab ich dich gezeu - get. Jn diſen worten beſchreibt Dauid das Reich Chri - ſti / das er ſey von Gott ſeinem Vatter zu einem Koͤnig eingeſetzt auff dem Heiligen Berg Zion / das iſt / vber die Chriſtliche Kirchen. Er ſagt aber darbey / das er ein ſolcher Koͤnig ſey / der da predigen werde / vnnd die weiß ſeiner Predig / werde ſein von jhm / das er ſey Gottes des Vatters Einiger Sohn / vnd ein wahrer Menſch geboren in der voͤlle der zeit / es ſey der verſprochene Meſſias vnnd Heiland der Welt / wie denn auch die Heyden ſollen ſein erbtheil ſein / die er zu ſolcher Lehr ſeines Heiligen Euan - gelions bringen wirdt. Hierauß beweißt auch der Herꝛ Matth. 11. das er ſey der verſprochene Meſſias / auff wel - chen man dazumal gewartet hab. Denn ſprichter: Den Armen / das iſt / den betruͤbten gewiſſen wirdt das Euan - gelium gepredigt. Andere Koͤnig fuͤhren jhr Scepteroder[57]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. oder Koͤniglichen ſtab in der Fauſt / aber der Koͤnig Chri - ſtus fuͤret ſeinẽ Stab oder Scepter in dem Mund / dieweil er ſeinen Vnderthonen ſeiner Chriſtlichen Kirchen laͤßt ſein H. Euangelium Predigen.
Deßgleichen wie ein Weltlicher Koͤnig oder Fuͤrſt ſeinen vnderthonen guts thut / iſt ein Vatter des Vatterlands / alſo thut vns diſer Koͤnig Chriſtus auch guts / nicht das er vns allein zeitliche narung verſchafft / ſonder vil mehr / das er vns ſchaͤnckt ſeine gutthaten / die er vns mit ſeinem Leiden / ſterben vnd aufferſtehen erwoꝛben hat / naͤmlich ver - zeihung der Suͤnden / erledigung vom Teuffel Todt vnd Hoͤllen / wahre gerechtigkeyt vnd das Ewig Leben. Vnd wie ſonſt ein Koͤnig ſeine Feind auß dem Land treibt / ſie vberwindt / vñ den vnderthonen Frid ſchaffet / alſo auch di - ſer vnſer Koͤnig Chriſtꝰ / hat ſeine vñ vnſere Feind / Suͤnd / Todt / Teuffel / vñ Hoͤllẽ / auß ſeinem Reich auß der Chꝛiſt - lichen Kirchen auß getriben ſie geſchlagen vnd vber wun - den / vnd vns alſo einen Geiſtlichen Friden erlangt. Dar - uon ſagt der Prophet Eſaias am 53. Darumb will ich jhme groſſe menge zur Beut geben / vnd er ſoll die ſtarcken zum Raub haben / darumb dz er ſein leben in den Todt ge - geben hat / ꝛc. Hiemit Lehrt der H. Prophet / das Chriſtus eben hierdurch / da er ſein leben jhn den Todt gegeben hat / hab er groſſe menge / naͤmlich die Geiſtliche Feind / Suͤnd / Todt / Teuffel vnd Hoͤllen / zur Beut bekommen / vnd diſe ſtarcke Feind zum Raub gekrieget. Wie der Heilig Pau - lus auch ſagt Col. 2. das Chriſtus habe außgezogen die Fuͤrſtentbumb vnnd Gewaltigen vnnd ſie ſchaw getragenHoffentlich[58]Leichtpredig der Edlen Frawen /offentlich / vnd einen Triumph auß jhnen gemacht / durch ſich ſelbs. Denn zugleicher weiß / wie vor Zeiten die Roͤ - mer / wenn ſie den Sig wider die Feind erheben / ſo haben ſie die ſelbigen außgezogen / jme ſeinen Harniſch vñ Wehꝛ abgelegt / jhn wehrloß gemacht / vnd jm ein Triumph oder Sigſpil / als ein vberwundnen Feind / zu ſchandẽ gemacht / alſo hat der Herꝛ Chriſtus die obgemelte Feind / Suͤnd / Tod / Teuffel / vnd Hoͤllen vberwunden / jhnen jhren Har - niſch vñ das Wehr abgeguͤrtet / das ſie vns glaͤubigen kein ſchaden zufuͤgen koͤnden / vnnd hat ſie d[u] rch ſein Sig of - fentlich zuſchanden gemacht. Ein ſolcher Herꝛlicher Sigreicher Koͤnig iſt der Herꝛ Chriſtus / der vns ſeine vn - derthonen von vnſern Geiſtlichen Feinden erloͤßt / vnnd zu gutter ruh gebracht hat. Schaͤnckt vns alſo diſer Koͤnig Geiſtliche Gutthaten / Naͤmlich die verzeihung der ſuͤn - den / erledigung von Teuffel / Todt / vnd Hoͤlle / ware Ge - rechtigkeit vnnd das Ewig Leben wie denn der Prophet Eſaias am 53. ſolche guthaten erzelt / das der Herꝛ Chri - ſtus vmb vnſer Miſſethaten willen ſeye verwundet / vnnd das wir durch ſeine Wunden / das iſt / durch ſein leiden vnd ſterben / ſeyen geheilet / Naͤmlich von der Kranckheit der Suͤnden. Vnnd eben daſelbſt ſagt Gott der Herꝛ alſo: Mein Knecht der Gerecht / wuͤrdt durch ſein erkandnuß vil gerecht machen / das iſt / weñ wir den Herꝛn Chriſtum / (der vmb vnſertwillen hat Knechts geſtalt an ſich genom - men Philip: 2.) durch einen wahren Glauben erkennen / ſo wil er duꝛch ſolche erkandnuß / vil / das iſt / alle Glaͤubige / gerecht machen / daß iſt / er wil ſie von jhren Suͤnden Ledigvnd[59]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. vnd loß ſprechen / jnen ſeine Gerechtigkeit / Vnſchuld / vnd Heiligkeit ſchaͤncken / das ſie mit ſeiner Gerechtigkeit ſol - len geziert vnd begabet ſein / vnnd alſo ewig ſeelig werden. Wie denn Hier. 23. Diſen Koͤnig Chriſtum auch alſo beſchreibt / das er ſoll ein Koͤnig ſein der wol regieren wirdt / vnd Recht vnd Gerechtigkeit auff erden wirdt anrichten. Da er denn redet von der Geiſtlichen Gerechtigkeit / die er bey der Chꝛiſtlichen Kirchen anrichten wuͤrdt / wie er gleich darnach ſagt / das der Herꝛ ſelber werde vnſer Gerechtig - keit ſein. Wie Paulus auch ſagt 1. Cor. 1. Chꝛiſtus ſey vns gemacht von Gott zur Weißheit / zur Gerechtigkeit / Heiligung vnd Erloͤſung / daß iſt: wir von vns ſelber ſeind Vnweiß in Geiſtlichen ſachen / ſo iſt vns Chriſtus zur Weißheit gemacht / das wir in vnnd durch jhn ſollen weiß ſein / alſo / wir von vns ſelber ſeind Vngerecht vnnd Arme Suͤnder / aber Chriſtus iſt vns gemacht zur Gerechtigkeit vnnd Heiligung / das iſt / er vergibt vns die Suͤnd vnnd ſchaͤnckt vns ſein Gerechtigkeit vnd Heiligkeit / alſo ſeind wir jetz durch jhn Gerecht vnd Heilig / vor Gottes ange - ſicht / Jtem / wir ſeind von vns ſelber vmb vnſer Suͤnden willen verdampte Leut aber Chriſtus iſt vns gemacht zu Erloͤſung / das iſt / durch Chriſtum ſeind wir erloͤßt von den Suͤnden / Teuffel / ewigen Todt vnd Verdamnuß. Vnd wie ſunſt ein Weltlicher Koͤnig ſeinen vnderthonen aller - ley wolfart in diſem zeitlichen leben ſchaffet / alſo der Koͤ - nig Chriſtus wil vns ein ewig wolfahrt im ewigem leben ſchaffen. Darumb ſagt Gott durch den Propheten Eſai: am 65. Sihe / ich wil einen Newen Himmel vnnd NeweH 2Erden[60]Leichtpredig der Edlen Frawen /Erden erſchaffen / das man der vorigen nicht mehr ge - dencken wirdt / noch zu hertzen nemmen / ſondern ſie werden ſich ewiglich frewen / vnnd froͤlich ſein vber dem / daß ich ſchaffe. Deñ ſihe / ich wil Hieruſalem ſchaffen zur wohn - ne / vnd jhr Volck zur Frewd. Vnnd ich wil froͤlich ſein vber Hieruſalem / vnd mich frewen vber mein Volck / vnd ſoll nicht mehr darin gehoͤꝛt weꝛden die ſtim̃e des Weinens / noch die ſtimme deß Klagens / ꝛc. Mit diſen worten Be - ſchreibt der Prophet / wie der Koͤnig Chriſtus ſeinen glaͤu - bigen ſo groſſe Frewd nach diſem zeitlichen leben beſſert habe / daß er einen Newen Himmel vnnd Erden woͤlle er - ſchaffen / daruͤber ſich ſeine auſſerwelten ſehr frewen wer - den / wie ſich der Herꝛ auch vber ſein Volck frewen weꝛde / vnd ſoll alda kein Weinen vnd Klagen mehr / wie in diſer Weit / ſonder lauter Frewd geſehen vnd gehoͤrt werden / wie er deñ ſagt im vorgehenden Cap: Daß es von der welt her nicht geſchehen ſey / noch mit Ohren gehoͤrt / auch von keim Aug geſehẽ worden / ohne Gott / was denen geſchicht die auff jhn harꝛen.
Vnd damit wir diſe vnauſpraͤchliche Frewd des ewi - gen lebens deſto hoͤher ſchetzen / ſo vergleicht die Heilige Schrifft ſolche mit allerley zeitlichen frewden / als mit Eſ - ſen vnd Trincken an eines Fuͤrſten Tafel / daß er zu ſeinen Juͤngern ſpricht: Jhr ſolt mit mir / ob meines Vatters Tiſch ſitzen / vnd mit mir eſſen vnd trincken. Wie es nun hie auff erden ein groſſe Herꝛligkeit / Ehr vnnd Frewd iſt / wenn einer an eines Fuͤrſten Tafel ſitzet / mit jhm iſſet vnd trincket / alſo vil ein groͤſſere Herꝛligkeit wirdt es ſein imEwigen[61]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. Ewigen Leben / da wir mit dem Herꝛen Chriſto ob ſeines Vatters Tiſch ſitzen / vnnd mit jhme eſſen vnnd trincken / das iſt Ewige Frewd mit jhme haben werden. Denn im Ewigen Leben wirdt nit ſein euſſerlich eſſen vnnd trincken / ſonder vil beſſers. Dann alle zeitliche Frewd wie man ſie nennen kan / iſt lauter Kinderſpil gegen der Ewigen Frewd. Alſo ſchreibet S. Joh. in der Offenbarung am 7. Cap: daß die auſſerwoͤlten im ewigen leben ſeyen angethon mit Weiſſen Kleidern / vnd Palmen in jhren haͤnden / vnd zeigt bald darauff an / daß ſie jhre Kleider gewaͤſchen / hell ge - macht haben im Blut des Lambs / das iſt / durch einen wah - ren Glauben an Chriſtum / ſeyen ſie mit dem Blut / Leiden vnd ſterben Chriſti von jhren ſuͤnden gewaͤſchen / das ſie jetz ſchoͤn weiß ſeind / vnd wie vor zeiten die Palmen Zweig in den Haͤnden ein zeichen deß Sigs waren / alſo tragen diſe auch Palmen / denn ſagt der Eltiſt / ſie ſeind kommen auß groſſem trubſal diſes zeitlichen Lebens. Diſe auſſer - welten preiſen Gott den Vatter / ſampt dem Lamb dem Herꝛn Chriſto vnd dem Heiligen Geiſt / vnd ſprechen: Lob vnd Ehr / vnd Weißheit / vñ danck / vnd Preiß / vnd Krafft / vnd Staͤrcke ſey vnſerm Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit / Amen. Vnd meldet darauff / es werde ſie nicht mehr Hungern noch duͤrſten / es werde auch nicht auff ſie ſallen die Sonn oder jrgendt ein Hitz / denn das Lamb mitten im ſtul wirdt ſie weiden / vnnd zu den Lebendigen Waſſer Brunnen / vnd er werde abwiſchen alle Threnen von jhren Augen. Zeiget hiemit an / daß die Seeligen kein beſchwerdt mehr werden haben / es werd ſie weder die Sonn mit HitzH 3noch[62]Leichtpredig der Edlen Frawen /noch etwas dergleichen beſchweren / ſonder / ſie werden auff der Weid der ewigen Frewd daher gehen / vnnd trincken auß dem Lebendigen Waſſerbrunnen des ewigen Lebens / vnnd werden alle threnen / die ſie hie auff Erden in jhrer trubſal vergoſſen haben / abgewiſchet / vnd ſie alſo vmb des verdienſts Chriſti / willen alles in diſer Welt außgeſtanden leids / ergoͤtzt werden.
Wir koͤnnen auch hierauß abnemmen / was diß muß fuͤr ein Frewd im ewigen Leben ſein / daß der 90. Pſalm. ſagt: vor Gott ſeyen Tauſent Jar / wie ein tag / derwegen / wenn einer bey Gott dem Herꝛn tauſent Jar im ewigen leben iſt geweſen / ſo wuͤrdt jm dieweil ſo kurtz ſein / als weñ er nur ein Tag alda geweſen. Wie wir denn auch leſen Matth: 17. Da der Herꝛ Chriſtus auff dem Berg Tha - bor verklaͤret ward / vnnd alda erſchinen die zwen Prophe - ten / Moſes vnd Helias / vñ hielten ein Geſpraͤch mit Chꝛi - ſto / das der H. Apoſtel Petrus hierab ein ſolchen luſt het / das er nit mehr auff Erden zu ſeinem Weib vnd verwand - ten begert / ſonder wolt bleiben / vnnd drey Huͤtten bawen / eine fuͤr den Herꝛn / vnnd eine fuͤr Moſe / vnnd die drit fuͤr Heliam / welche Propheten Er kennet / da er ſie gleichwol nie auff erden geſehen / wie wuͤrdt deñ ein Frewd im ewigen Leben ſein / da wir die Herꝛligkeit Chriſti zum beſten ſehen den einigen wahren Gott / Vatter / Sohn vnnd H. Geiſt / von Angeſicht zu Angeſicht anſchawen werden / wie auch alle auſſerwoͤlten / die wir zuuor auff erden nicht geſehen / als die H. Ertzvaͤtter / Propheten / Apoſtel / Maͤrterer / vnſere Glaͤubige vorfahrer vnnd verwandten kennen / mitjhnen[63]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. jhnen Himmliſche geſpraͤch halten / vnd mit jhnen vnd den H. Engeln Gottes Loben vnd preiſen / vnd ſingen werden / Heilig / Heilig / Heilig / iſt der Herꝛ Zebaoth / der Herꝛ der Heerſcharen Eſa: 6.
Alſo haben wir nun auß der bekandtnuß der MarthaWie man ſich im Leben hal - ten ſolle. angehoͤrt / was ſie glaubt vnd bekaͤnnt / von der Perſon vnd von dem Ampt Chriſti vnſers Erloͤſers vnd Seeligmach - ers. Wenn wir nun alſo den Herꝛn Chꝛiſtum mit einem ſolchen glauben haben angenommen / ſo ſollen wir denſel - bigen auch mit ſeinen Fruͤchten eines Gottſeligen lebens bezeugen. Denn der Glaub an Chriſtum / hat die art vnd eigenſchafft / daß wa er iſt / da leßt er ſich ſehen d[u] rch ſeine Fruͤchten der guten Werck / die Gott in ſeinem H. wort befohlen hat. Daher Johañes der Taͤuffer ſagt. Matth. 3. Thut Rechtſchaffne Frucht der Buß / zeigt hiermit an / wie ein gutter Baum gute Fruͤchte gebe / alſo gebere auch die Buß oder bekehrung zu Gott die Frucht eines Chriſt - lichen wandels. Jtem S. Paulus ſpꝛicht Gal. 5. das der Glaube durch die liebe thaͤttig ſeye. Denn wie das Fewr thaͤttig iſt / vnnd wircket durch die Hitz / alſo iſt der Glaub thaͤttig vnnd wuͤrcket durch die liebe. Derwegen wann die Chriſtliche gute Werck / die Gott befohlen / nicht ſeind / da iſt gewiß auch der Glaub nicht vorhanden / da nun der Glaub verlohren iſt / ſo iſt auch die Seeligkeit verlohren / es ſeye denn daß der Menſch durch Gottes Gnad in diſem leben bekert werde. Daher ſpricht S. Paulus 1. Cor: 6: Laſſet euch nicht verfuͤhren / weder die Huͤrer / noch die Ab - goͤttiſchen noch die Ehebrecher / ꝛc. noch die dieb / noch dieH 4Geitzigen /[64]Leichtpredig der Edlen Frawen /Geitzigen / noch die Trunckne / noch die Laͤſterer / noch die Rauber / werden das Reich GOttes ererben. Paulus ſpricht / man ſoll ſich nicht verfuͤhren laſſen / wañ die Welt die Suͤnd verkleinert / vnnd ſpricht: Hurerey / Truncken - heit vnnd andere Suͤnden / ſeyen nicht ſo abſchewlich vor Gott als mans mache. Es werde keiner derowegen ver - dampt / wie die Pfaffen ſagen. Aber Paulus ſpricht: Laßt euch die Welt nicht verfuͤhren oder bereden / ſonder das ſolt jr fuͤr gewiß wiſſen / dz kein Huͤrer / noch Abgoͤttiſcher / noch Ehebraͤcher / ꝛc. wirdt das Reich Gottes ererben / er hat kein theil am ewigen Leben / ſonder er wirdt in abgrundt der Hoͤllen geſtuͤrtzt werden. Alſo ſpricht er auch Gal. 5. offenbar ſeind die Werck deß fleiſchs / als da ſeind Ehe - bruch / Hurerey / Vneinigkeit / Vnzucht / Abgoͤtterey / Zauberey / Feindſchafft / Hader / Neid / Zorn Zanck / Zwi - tracht / Rotten / Haß / Mord / Sauffen / Freſſen vnnd der - gleichen. Von welchem ich euch zuuor geſagt hab / vnd ſage noch zuuor / das die ſolches thun / werden das Reich Gottes nicht ererben. Mit diſen woꝛten Lehret Paulus dergleichen / das die in ſolchen vnnd dergleichen ſuͤnden wi - der das gewiſſen ligen / vnnd nicht abſtehen / das ſolche leut das Reich Gottes nicht erben noch beſitzen werden. Hatt nur ein Menſch ein Chriſtlichen Bluts tropffen in jhm / begeret er der ewigen Pein vnd Qual zu entgehen / ſo wirt er in diſe ernſtliche vermanung / des H. Pauli laſſen zu hertzen gehen / den Lieben Gott im Namen ſeines Lieben Sohns Jeſu Chriſti vmb verzeihung ſeiner Suͤnden bit - ten / vnnd vermittelſt Goͤttlicher Hilff ſich vor ſolchenSuͤnden[65]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. Suͤnder wider das gewiſſen huͤtten. Es wirdt zwar ein Chriſten Menſch / ſo lang er hie auff erden lebt / nicht gar ohne Suͤnd ſein / aber mit Gottes Hilff vnd Gnad / kan er ſich dannocht vor ſolchen groben Suͤnden / die wider das gewiſſen ſtreben / vnnd dardurch der Glaub auß getrieben wirdt / huͤtten. Derwegen woͤlle maͤniglich vermant ſein / ſein leben nach den H. Zehen gebotten / ſo viel in diſer ſuͤndlichen Natur muͤglich / anzurichten / vnnd die Suͤnd hierwider zufliehen. Als wider das erſt gebott / iſt die Ab - goͤtterey / da man neben Gott dem Herꝛn / auch die Crea - turen / als Engel / Heiligen / anruͤfft / vnd mit Gottesdienſt verehret / Jtem / Secten vnd Rotten wider die Reine Lehr des Goͤttlichen woꝛts / Jtem / da der Menſch ſich nit auff Gott allein / ſonder auff ſein Reichthumb / Gewalt / Ge - ſchickligkeit / Leibsſtaͤrcke / Schoͤnegeſtalt / auff ſein Ampt vnd Herꝛligkeit verlaͤßt / da er doch bedaͤncken ſolte / das er ſolche Gaben nicht empfangen habe / zu Stoltz vñ Vber - mut / ſonder Gott damit zu pꝛeiſen / vnd dem naͤchſten dar - mit zu dienen / wider das erſt Gebott wirt auch geſuͤndigt / durch vngedult / das man Gott dem Herꝛen im Creutz nit vertrawet / ſonder wider jn vngedultig wirdt / als wenn er vns verlaſſen woͤlt / oder ſonſt mit ſeiner Hilff zu lang auß bleiben. Wider das ander Gebott ſtrebt der Mißbrauch des Goͤttlichen Namens / wie denn geſchicht / durch Fluchen vnd ſchweren / daß man das Leiden / Todt / Mar - ter / Wunden / Ohnmachten / Gottes Sohns Jeſu Chri - ſti / vnnd die Heiligen Sacramenten / alſo Laͤſterlich in das Maul nimpt / bey den ſelbigen Fluchet / ꝛc. ſo doch derJHerꝛn[66]Leichtpredig der Edlen Frawen /Herꝛ Chꝛiſtus ſolche ſein Marter zu vnſer Erloͤſung auß - geſtanden / vnnd die Sacramenten zu vnſerm Heyl einge - ſetzt hat. Alſo wirdt der Nam Gottes mißbraucht durch Zauberey / Segen ſpraͤchen vnnd was dergleichen iſt / da man fuͤr gibt / man ſpraͤche gute wort / aber dieweil dieſel - bige zu ſolchen verbottnen ſachen gebraucht werden / ſo wuͤrdt hiedurch der Nam GOttes ſchaͤndtlich miß - braucht / wie dann ſchier kein Kranckheit noth beſchwerd iſt / welche man nicht mit Segenſpraͤchen vnderſtehet zu - uertreiben / als / wenn ein Menſch oder Vieh Kranck iſt / ſo will mans mit gewiſſen Segen heilen / iſt ein vngewitter verhanden / ſo will mans mit Segen abtreiben / wie es denn auch ein aberglaub iſt / daß man vermeint / das Wetter mit dem Hall an der Glocken / (als die ein Him̃liſche Krafft / dieweil ſie geweihet / in jhr haben ſolle) zuuertreiben / ſo doch ſolch Glocken geleut allein ein vermanung zum Ge - bett ſein ſoll / vnnd die recht Glock / damit das Vngewitter zertrent wuͤrdt / das glaͤubig Gebet iſt. Alſo wuͤrdt der Nam GOttes mißbraucht / da man von GOttes wort ſpoͤttlich redet / ein geſpoͤtt vnnd gelaͤchter darauß machet / wie gottloſe Spoͤtter zuthun pflegen. Es heißt auch den Namen Gottes nicht recht fuͤhren / wenn man den Lie ben Gott nicht anruͤfft / jhm fuͤr ſeine Gutthaten nicht danckt / ſonder man lebt in dem wind / wie das vnuernuͤnff - tig Vieh / wider das drit Gebott wirdt hoͤchlich geſuͤndi - get / da man Gottes woꝛt nicht hoͤꝛt / dem ſelbigen nit folgt / die H. Sacramenten nicht gebraucht / auch das Geſind hier zu nicht anhalt / ſonder zu ſolcher zeit gehet man auffdie[67]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. die Kirchweyhen / Jarmaͤrckt / fordert ſchulden ein / gehet der Handtierung nach / laufft in die Waͤld nach dem Obs / man Zechet / tantzet / vnd gehet andern Kurtzweil nach / vnd laßt alſo Gottes wort fahren. Diß haͤlt man zwar fuͤr ein geringe Suͤnd / es iſt aber ein grewliche / erſchroͤckliche Suͤnd / die GOtt der Herꝛ zu allen zeiten mit Suͤnden ernſt geſtrafft hat. Wider das viert Gebott wirdt hefftig geſuͤndigt / da die Eltern / Herꝛen vnd Frawen / Schulmei - ſter / ꝛc. Jre Kinder / Geſind vnnd Lehriungen nicht auff - ziehen vnd anhalten zu Gottes wort / zu dem Chriſtlichen Catechiſwo / zu den Schulen / zur zucht vnd Erbarkeit / zur Arbeit / ſonder laſſen jhnen jhren freyen willen / laſſens in allerley Suͤnden leben / ſtraffens nicht darumb. Jtem / es wirdt von den Kinder / Geſind / Knecht / Maͤgden vnnd Schulern geſuͤndigt / wa ſie jhren Eltern / Herꝛn vnd Fra - wen / Schulmeiſtern vnd allen Fuͤrgeſetzten nicht gehor - ſam noch Ehr erzeigen / ſonder ſie verachten / entvnehrn / jhnen widerſpaͤnſtig ſeind / vnd kein vermanung noch ſtraff danckbarlich annemmen. Solche Suͤnden ſeind zwar auch gemein / iſt aber deſto aͤrger / darumb auch ſo wenig Gluͤck bey vilen Haußhaltungen iſt / daß es alſo zu geht. Wider das funfft Gebott wuͤrdt geſuͤndigt / da man wider einander Neid vnnd Haß traͤgt / Zanckt / Hadert / ein ander ſchaden zufügt an Leib vnd an deſſelben wolfart / einander verwundet entleibet / ꝛc. Da man ſich der Armen nicht er - barmet / jhnen ein jedes nach ſeim vermoͤgen kein Hand - reichung thut / vnd ſonſt / da wir gegen einander Vnbarm - hertzig / Vnmilt / Rauch vñ Vnbruͤderlich ſeind. SolcheJ 2Suͤnden[68]Leichtpredig der Edlen Frawen /Suͤnden gehen auch jm̃er im ſchwanck / wie den der Sohn Gottes Matth. 24. geweiſſaget / daß in den Letſten zeiten (in welchen wir jetzunder ſeind) die Liebe werde verkalten / vnnd die Vngerechtigkeit vber hand nemen / Aber vnſer Herꝛ Gott hat je vnnd allweg laut ſeiner Traͤwung ſolche Suͤnd geſtrafft / wie wir denn auch ſolche ſtraffen Gottes taͤglich vor den Augen ſehen. Wider das ſechſt Gebott / wirdt geſuͤndigt mit Vnreinigkeit / Vnlauterkeit / Vn - zucht / da man ſich mit vnzuͤchtigen Geberden / wortten / Geſangen erzeigt / Jtem / da ſolche Geilheit in das Werck der Hurerey vnd deß Ehebruchs außbricht / wie deñ ſolche Suͤnden / leider auch ſehr gemein ſein / derwegen auch Gott der Herꝛ ſeine ſtraffen taͤglich daher ſchicket / vnnd ſolche Suͤnden ernſtlich ſtrafft / wie er dann dieſelbige auch im Alten Teſtament mit dem Suͤndtfluß / verderbung Sodoma vnd Gomorꝛha / ꝛc. Heimgeſuche hat / daꝛumb ſo heißt es 1. Corin. 7. Hurerey zuuermeiden / ſo habe ein jeder ſein Weib / vnnd ein jede jhren Mann. Daß du aber fuͤr - wendeſt / du koͤnneſt kein Weib ernehren / ſo ſoltu bedenckẽ / daß diß Gottes ernſtlicher Will iſt / daß du eintweder im Eheſtand leben / oder aller weiber in vngebuͤr dich entſchla gen ſolt. Da auch ſonſt die Perſonen / Alters vnnd ver - ſtands halber / zum H. Eheſtand tuͤchtig / ſollen ſie Gott nicht mißtrawen der Narung halb / ſonder da ſie Gotts - foͤrchtig ſein vnd arbeiten / wirdt jnen Gott jhr vnderhal - tung auch beſcherẽ / wie deñ der 128. Pſalm ſagt / der Gott - ſeelig Mañ / der ein Weib hat / der werde ſeiner Haͤnd ar - beit eſſen. Wider das ſibendt Gebott wirdt hefftig ge -ſuͤndigt /[69]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. ſuͤndigt / nicht allein da ein Dieb eim andern das ſein ſtilt / ein Rauber einen auff dem weg beraubet / ſonder da man auch durch Liſtige Practicen / vortheil vnnd betrug einan - der hinder das Liecht fuͤrt / einander ſchaden zufuͤgt / einan - der boͤſe Wahr gibt / Jtem man vertheurt die wahren / Jtem es dienet keiner dem andern zu ſeiner leibs Narung / ſonder man hindert einander / dahin gehert auch / wañ man die Frembde Geiſtliche oď Weltliche Guͤter / wie auch der Wittwen vnnd Weiſen Verlaſſenſchafft vntrewlich verwaltet / wie dann ſolche Suͤnden auch Leider ſehr im ſchwanck gehn. Aber Gott der Herꝛ / der im Propheten ſagt: Wehe dem / der du Raubeſt / denn du ſolt widerumb beraubt werden / der hat ſolche Suͤnd allweg geſtrafft / vnd ſtraffts noch heutigs Tags / das ſolche Leut bey jhrer ar - beit vnd guͤttern kein Segen haben / ſonder zugrund gehen. Wider das acht Gebott wirdt hefftig geſuͤndigt / da man falſche zeugnuß gibt / wider den nechſten / da man jn mit vn - grund vertraͤgt / verle[u] mbdet / einander Ehr vnnd Gefier abſchneidet / verꝛaͤthet / Jtem da einer dem andern ſeine Faͤl vnd Maͤngel (die er im durch die Liebe zudecken ſolte) auß - ſchreyet / vnd verkleinert / Jtem / da man ſonſt ein ſach vbel - deutet vnd verkert. Solche Suͤnden ſeind auch ſehr ge - mein / dardurch dañ Gottes Zorn vnd ſtraffen deſter mehꝛ wider vns gehaͤuffet werden / wie es deñ Gott allweg ernſt - lich geſtrafft hat.
Wider das neundt vnd zehent Gebott / wirdt nicht al - lein geſuͤndigt mit vnſern boͤſen gedancken / geluͤſten vnnd begirden / die wir zwar in diſem leben nicht ablegen koͤnnen /J 3ſonder[70]Leichtpredig der Edlen Frawen /ſonder auch / daß wir ſolche boͤſe geluͤſt in das werck vol - ſtrecken / wie dañ alle grobe Suͤnden / von ſolchen boͤſen be - girden her kom̃en. Da ſollen wir als Chriſten durch Hilff vnnd Beyſtandt Gott des Heiligen Geiſts / welchen wir deßhalben anruͤffen ſollen / daß Fleiſch mit ſeinen boͤſen Begirden Creutzigen vnnd toͤdten / daß iſt / ſolchen boͤſen ge - luͤſten wehren / vnd jhnen lauff nicht laſſen.
Wider diſe zehen Gebott alle / ſtrebt das vnfletig Laſter des Fraͤſſens vñ Sauffens / da ein Menſchẽ ein Vberfluß treibt in Speiß vnd Tranck / vnd ſich Vberfilt. Dañ ein ſolcher Menſch verehrt Gott nicht / ſonder er dienet dem Baccho / daß iſt / der Fuͤllerey auß welchem deñ entſpringt der Mißbrauch des Goͤttlichen Namens / gottslaͤſtern / fluchen / ſchweren / daß man GOttes wort vnnd die H. Sacramenten nicht beſucht / Jtem daß man die Kinder vnd mit Geſind mit ſolchem boͤſen Exempel veraͤrgeꝛt daß man geraͤth in Zanck / Schlaghaͤndel / Todtſchlag / in Hu - rerey vnd Ehebruch. Vnnd damit man ſolche Schwel - gerey hinauß bringen koͤñe / ſo treibt man allerley Wucher / Betrug / vinantz / Jtem bey ſolchen Leuten gehet auch fuͤr ſalſche zeugniß / verleumbdung / Laͤſterung / vñ was der gleichen Suͤnden mehꝛ ſeind / weche auß der Trunckenheit herkom̃en / was belangt die boͤſe begirden / ſo iſt der Trunck - nen Leut Hertz derſelbigen ſo Voll / daß ſie ſich nit zaͤmen laſſen / ſonder in das Werck herauß braͤchen. Darumb diß Freſſen vnd Sauffen nicht ſo ein geringe Suͤnd iſt / wie die Welt vermeint / ſonder wider alle zehen Gebott Gottes ſtreit. Derwegen alle Chriſten / welchen Gottes GebottLieb /[71]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. Lieb / vnd jhrer Seelen Heil vnd Seeligkeit angelegen iſt / ſich von diſem vnd dergleichen Suͤnden wider das gewiſ - ſen fleißig Huͤtten / vnd den Lieben Gott vmb ſein beyſtand bitten ſollen / welchen beyſtand er jnen auch auff jhꝛ Glaͤu - bigs Gebet leiſten / ſie auff den Weg ſeines Goͤttlichen worts fuͤren / vnd ſie in den boͤſen wegen Falſcher Lehre vñ der Suͤnden / vñ Laſter bewaren wirdt. Diſe vermanung zu den gutten Wercken hab ich darumb deſter weitleuf - figer außgefuͤrt / damit alſo maͤniglich offenbar ſeye / das wir Lutheriſchen / (wie man vns nennt /) die gutte Werck / welche Gott in ſeim H. woꝛt befolhen / nit verbietten / ſon - der dieſelbige ernſtlich lehren vnd befellen / Maͤniglich hier zu vermanen / vnd die Laſter ernſtlich auß Gots wort ſtraf - fen. Doch ſoll inn allweg diſer anhang darbey gemerckt ſein / daß wir ſolche gutte werck nicht der meinung thun ſollen / als ob wir hiemit vnſere ſuͤnden woͤlten buͤſſen / vnd gnug darfuͤr thun / vnnd alſo den Himmel verdienen / dann Chꝛiſtus der Herꝛ / wie droben gemeldt / iſt der Recht Prie - ſter / der allein mit ſeinem Creutzopffer am Stammen deß Creutzes vnſere Suͤnd gebuͤßt / vnd vns das Himmelreich geoͤffnet / Sonder darumb ſollen wir Gutte Werck thun / daß wir vnſern Glauben an Chꝛiſtum mit ſolchen Werck - en bezeugen / vnd jhme fuͤr ſeine Gutthaten danckbar ſeye.
Alſo haben wir in diſer Predig angehoͤrt / Erſtlich /Beſchluß der Pꝛedig. Waher der Todt in das menſchlich Geſchlecht kommen ſey / Naͤmlich / von der Suͤnd Heer mit welchen wir nicht allein den zeitlichen / ſonder auch den ewigen Todt / die e - wig Verdamnuß / auff vns gebracht haben. Zum an -J 4dern[72]Leichtpredig der Edlen Frawen /dern / wer da ſeye der Artzet vnnd Erꝛetter in diſen groͤſten noͤhten / vnd durch weñ wir widerumb gerecht vnnd ſelig werden / Naͤmlich / daß ſey allein der Herꝛ Jeſus Chriſtus / welcher im verleſnen Text ſagt: Jch bin die aufferſtehung vnd das Leben / wer an mich glaubet / der wirdt leben / ob er gleich ſtuͤrbe / vnnd wer da lebet vnnd glaubet an mich / der wirdt nim̃ermehr ſteꝛben. Dabey dañ auch von dem ſeeligẽ ſtand der Chriſtlichẽ Abgeſtorbnen Seelen in dem andern Leben / vnnd von jhrer Leibern froͤlichen aufferſtehung am Juͤngſten Tag geredt woꝛden. Zum dritten vnd letſten / haben wir gehoͤrt / die Glaubens bekandtniß der Gottſeli - gen Marthæ / was ſie / Naͤmlich von der Perſon vnnd von dem Ampt deß Herꝛen Chriſti geglaubt vnnd gehalten / Naͤmlich / in ſeiner Perſon ſey er Gottes Sohn / vnnd ein Wahrer Menſch geboren / habe alſo in einer einigen vn - zertrentẽ Perſon / zwo vnderſchidliche Naturen / die Goͤtt - lich vnd die Menſchlich / nach der Goͤttlichen ſeye er Got - tes des Vatters Ewiger Sohn / vom Vatter von Ewig - keit geboren / nach der Menſchlichen Natur aber / ſey er ein Sohn der Jungfraw Marien / von dem Heiligen Geiſt / in jhrem Jungfraͤwlichen Leib auß jhrem Fleiſch vnnd Blut ein Wahrer Menſch empfangen / vnnd von jhr der Jungfraw Marien ein Wahrer Menſch geboren. Das Ampt Chriſti aber ſeye / daß er iſt Chriſtus / welches heißt ein Geſalbter / darumb / das er iſt ein Geſalbter Pꝛieſter vñ Koͤnig. Ein Prieſter / dieweil er vns von Gottes Weſen vnd willen gelehrt hat / darnach daß er vnſer Mittler vnnd Furbitter iſt / bey Gott dem Vatter / vnnd Letſtlich / daß erſich[73]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. ſich ſelber am Stam̃en des Cꝛeutzes auffgeopffert hat / fuͤr die Suͤnd der gantzen Welt. Ein Koͤnig aber ſeye er / die - weil er vns als ſeine vnderthonen mit ſeinem H. Euange - lio / vnnd wort regiert / vns allerley vaͤtterliche gutthaten erweißt / vnd vns von vnſern Feinden / Suͤnd / Todt / Teuf - fel vnd Hoͤll erloͤßt / vnd widerumb zu Gottes Reich zum ewigen leben gebracht hat: Solcher Guthaten Chꝛiſti ſol - len wir vns durch ein wahren Glauben troͤſten / vnd vnſer vertrawen allein auff Chriſtum ſetzen vnd ſtellen / auch ſol - chen Glauben mit fruͤchten eins Chriſtlichen Gottſeligen lebens beweiſen.
Wir haben auch jetzunder zur Erden beſtaͤttigt / die Edle / Ehꝛen vñ Tugentreiche Fraw / Agatha / des EdlenVon dem leben vnnd Abſchid der Edlen Fra - wen Agatha von Wehrn. vnd Veſten Junckher Wilhaͤlms von Wehꝛn zu Volck - ershauſen / Fuͤrſtlichen Pfaͤltziſchen Newburgiſchen Raths / Rittmeiſters vnd Pflegers zu Haideck / vnſers ge - liebten Amptmans vnnd fuͤrgeſetzten Oberkeit / geliebte Haußfraw / welche auß dem Adelichen Stammen von Wichſenſtein jhr herkom̃en gehabt: der Liebe GOtt woͤlle jhren hinderlaßnen Junckern / Kinder / ſampt jhrer freund - ſchafft ſolches leids in ander weg ergetzen / vnnd jhr durch Chriſtum am Juͤngſten tag ein Froͤlichen aufferſtehung verleihen / Amen.
Diſe Abgeſtoꝛbne Mitſchweſter iſt geweſen ein Spie - gel vnd Exempel einer Chꝛiſtlichen Matronen / wie ſie S. Paulus beſchreibt / 1. Tim. 2. daß ſie ſollen bleiben im Glauben / in der Liebe / in der Heiligung / ſampt der Zucht. Denn was jhren Glauben belangt / ſo iſt ſie zwar in jhrerKKindt -[74]Leichtpredig der Edlen Frawen /kindtlichen Jugendt im Bapſtumb aufferzogen worden / hernach aber ſich in das Wertheimiſch vnnd Jſenburgi - ſchen Frawen Zimmer begeben / an welchen beyden orthen das H. Euangelium gepredigt worden / da ſie den durch die gnad Gottes den Chriſtlichen Catechiſmum gelernet / das H. Euangelium verſtanden vnd angenommen / vnnd dem lieben Gott gedanckt / der ſie von der Finſternuß deß Bapſtumbs zu dem Liecht ſeines Seeligmachenden Worts gebracht hat. Hatt derwegen verzeihung jhrer Suͤnden wahre Gerechtigkeit vnnd das ewig Leben nicht geſucht bey den Creaturen / bey den Englen oder Heiligen / oder in jhꝛen eignen wercken / ſonder allein in dem theuren vnd Volkomnen verdienſt deß Todts vnnd aufferſtehung vnſers einigen Heilands Jeſu Chriſti / ſolches auch ge - wißlich darinnen gefunden. Daher ſie dann die Predigen des H. Euangeliums fleißig beſucht / wie wir den diſe drey Jar / weil ſie bey vns allhie gewonnt / geſehen / das ſie zu Feyer / vñ wercktagen / bey den Predigen / wie auch bey dem Chriſtliche fruͤgebet / emſig erſchinen / vnd ſie nicht allein / ſonder auch jhre Toͤchtern mit gefuͤrt / wie ſie denn dieſel - bigen ſampt dem andern Geſind / auch fleißig zu der V - bung deß Chriſtlichen Catechiſmi geſend[t. ]Da ſie auch in die Kirchen kamen / dieweil ſie in jhrem ſtul der Cantzel den rucken bieten muͤſſen / hat ſie ſich auff den Fußſchemel nidergeſetzt / damit ſie das Angeſicht zur Cantzel wenden / vnd alſo die Predig deſter beſſer vernemen koͤndte. So hat ſie ſich auch ſonſt ſampt jhꝛen Toͤchtern / durch Chriſt - liche vor bereitung offtermals zu den H. Sacrament desHerꝛn[75]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. Herꝛn Abentmals des waren vnd weſenlichen leibs vnnd Bluts Chriſti verfuͤgt / wie ſie deñ erſt newlich auff der H. drey Koͤnig tag (wie mans nennt) daſſelbig miteinander empfangen. So hat ſie auch jhre Bett vnnd Troſt - buͤchlin gehabt / in welchem ſie fleißig geleſen. Auch mit jhren Toͤchtern vnd dem gantzen Geſind die Haußzucht gehalten / das ſie vor vnd nach dem Eſſen mit feinen zuͤch - tigen geberden jhr Gebett verꝛichten / auch offtermaln ſchoͤne Spruͤch auß der Bibel ſpraͤchen muͤſſen / wann ſie ein Predig auß Gottes wort wider die Jrthumb vnd Ab - goͤtterey des Bapſtumb von mir gehoͤrt / hat ſie offt be - kant / Sie trage nicht Zweiffel / wa die im Bapſtumb ſol - chen vnwiderſpraͤchlichen Grund hoͤren wurden / das jnen die Augen ſolten geoͤffnet werden / vnnd ſie alſo von dem Papſtumb abſtehen. Was darnach belangt die lieb wel - che der H. Paulus auch an einer Chꝛiſtliche Haußmut - ter erfoꝛdert / ſo hat ſie nicht allein jhren Junckern / Kinder vnd Geſind / ehrlich vnd wol gehalten / ſonder auch gegen maͤniglichen ſich Freundtlich / demuͤtig vnnd Guttes er - zeigt / auch den Armen Leuten freundtlich zugeſprochen / jhnen guts gethan / Kindtbetterin vnd Krancke Leut gern heimgeſucht. So hat ſie zu jhrem Junckern ein ſolche eheliche / vnnd zu den Kinder ein ſolche muͤtterliche lieb getragen / daß ſie fuͤr dieſelbige mehr / dann fuͤr jhren eignen leib / geſorget.
Was denn jhren wandel belangt / iſt ſie mit allerley ſchoͤnen Adelichen vnd Chriſtlichen Tugenden geziert ge - ziert geweſen / als mit Demut / Freundligkeit / Beſcheiden -J 2heit /[76]Leichtpredig der Edlen Frawen /heit / Guͤtigkeit / Warheit / vnd wiewol ſie von gutem Adel gewſen / vnd jhre ſtattliche Kleineter wol gehabt / ſo hat ſie ſich doch nicht mit Gold oder Perlen / ſonder mit ſcham vnd zucht geſchmuckt / vnnd iſt alſo auch wol ein Spiegel der zucht vnd Keuſcheit geweſen / das auß jhrem Mund kein vnzuͤchtig wort gehoͤrt / auch keine vnzuͤchtige Geber - den geſehen / vil weniger in dem werck etwas ſolches von jr ſolte ſein vernommen worden.
Was darnach ſunſt jhr Haußhaltung betrifft / hat ſie dieſelbigen nicht allein vnder die Hand genom̃en / ſonder auch jhre Toͤchtern Hierzu auffgezogen / vnnd jhnen alſo wenig Muͤſſigangs erlaubt. Nach dem ſie nun mit jrem Junckhern ettlich vñ zweintzig Jar in der Ehe geweſẽ / vñ ettliche Soͤhn vnnd Toͤchtern mit jm gezeugt / iſt ſie nach dem vaͤtterlichen willen Gottes bey newlichen Tagen / jn toͤdtliche Kranckheit gerahten / darin ſie dann vns Kir - chendiener auß Gottes Wort angehoͤrt / jren Glauben an Chriſtum den einigen Heiland / auch jhr gedult in der Kranckheit bezeugt / vnd erweiſen / ſich auch in der Chriſt - lichen Kirchen Gebett befohlen / Hat dem Herꝛn Chriſto fleißig zugeſchrien / vnnd ſich getroͤſt mit dem 50. Pſal - men. Ruͤff mich an in der Noth vund Truͤbſal / ſo will ich dich erhoͤren / vnnd du ſolt mich preiſen. Als nun jhr letſt ſtuͤndlin herzu nahet / vnd jhre Toͤchtern ſich ſehr bekuͤm - mern / ſpꝛach ſie / jr ſolt nit alſo vmb mich weinen / Chꝛiſtus iſt ewer Mutter / hat ſie alſo getroͤſt / daß ſie jhr hoffnung nicht auff ſie / als auff ein zeitliche Mutter / ſonder auff Chriſtum (der vnſer Rechter Vatter vnnd Mutter iſt) ſetzen[77]Agatha von Wichſenſtein / ꝛc. ſetzen ſollen. So haben wir Kirchendiener ſie biß in den letſten ſeuffzen erinnert / daß ſie jhr vertrawen auff Chri - ſtum den einigen Heiland ſtellen / vnd jme jhꝛ leib vnd Seel befohlen / auff welche weiß / dann wir jhr vorgebettet / vnnd ſie mit Troſtreichen Spruͤchen des H. Euangelions von vnſerm einigen Seeligmacher Chriſto (als Johan: 3. Alſo hat Gott die Welt geliebt / ꝛc. vnnd mit der gleichen Spruͤchen getroͤſtet / vnd ſie dem lieben Gott in ſeine haͤnd befolhen / darauff ſie denn auch / als jhr die Red verfallen / jhr anzeigen mit Geberden gegeben. Jſt alſo in der an - ruͤffung deß Herꝛn Jeſu Chriſti ſanfftmuͤtiglich vnd ſtill / ohne verꝛuckung jhrer Glider abgeſchiden vnd entſchlaf - fen.
Derwegen wir jhren Abſchid betrauren ſollen / nicht wie die Heiden / die kein Hoffnung haben / ſonder wiſſen das jtzunder jhr Glaͤubige Seel bey Chriſto wohnet im ewigem leben / vnnd jhr Leichnam rhuet in dem Schlaff - kaͤmmerlin des Grabs biß an Juͤngſten Tag / da ſie dann mit allen frewden widerumb wirdt aufferſtehen / vnnd alſo mit leib vnd Seel in ewige Frewd vñ Seeligkeit eingehn. Derhalben wir fuͤr ſie nicht bitten doͤrffen / (dann ſie vn - ſers Gebets nicht bedarff /) ſonder fuͤr vns ſelber / (die wir noch in diſem ſuͤndlichen leben ſein) ſollen Gott im Na - men ſeines Sohns anruͤffen / das er vns Gnad verleihe. Damit wir vns durch ware Rew vnnd Leid vber vnſere Suͤnden / durch ein wahren Glauben vnd hertzlich vertra - wen auff vnſern einigen Suͤndenbuͤſſer vnnd Seelig - macher Chriſtum / vnnd durch verbeſſerung des Lebens zuK 3eim[78]Leichtpredig der Edlen Frawen /eim Chriſtlichen vnnd ſeeligen Sterbſtuͤndlin ruͤſten vnd bereiten / vnd alſo endtlich durch Jeſum Chriſtum vnſern einigen Seeligmacher ewig ſeelig werden / dem ſelben ſey ſampt ſeinem ewigen Vatter vnnd dem Heiligen Geiſt / als einigen wahren Gott / Lob vnd Ehr geſagt in ewigkeit. Amen.
[FINIS.]
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