Bildnuß / Weylund Herꝛn Johannis Bauhini / der Artznej Doctorn / vnnd Fuͤrſtlich Wuͤrtembergiſchen Leib Artztes zu Muͤmpelgart / ꝛc.
Simonis Iudæq́; die, Montisbeligardi Bavhinvm Medicvm fictilis vrna tegit. 1612.
[3]GNade / Barmhertzigkeit vnd Friede von Gott dem Vatter / vnd dem HERRN Jeſu Chri - ſto / dem Sohn des Vatters / ſampt meinem armen Gebett / vnnd in vnderthentgkeit ſchuldigen Dienſten / bevor:
DVrchleuchtige / Hochgeborne Fuͤr - ſtin / gnedige Fraw / getrewe Landes Mut - ter: Der HERR zuͤchtiget mich wohl / aber er gibt mich dem Todt nicht / erkennet vnd bekennet der Koͤnigliche Prophet Dauid / im hundert vñ achtzehendẽ Pſalm / vnder der Perſon Chri - ſti vnſers einigen Emanuels vnd liebſten Br[u] - ders nach dem Fleiſch / danckbarlich / vnd zu dem ende / das jederman / vñ inſonderheit die jenigen ſich deſſen gebrauchen / vnnd von Hertzen getroͤſten kuͤnden / welche die Zuͤchtigung des HErꝛn erduldet / vnd nicht nur wiſſen / wen der HErꝛ lieb hat / den zuͤchtige Er / ſondern auch das Zeugnuß des H. Geiſtes in jhnen / wie befunden / alſo behalten haben / das ſie Gottes Kinder / Soͤhne vnd Toͤchter ſeyen. Es betet aber auch vnnd ſpricht vnder anderm / die Gottſelige / im HErꝛn /A ij[4]nach außgeſtandenem groſſen Kummer vnd vberwundener Hertzens ſchwerer Trawrigkeit / froͤliche Hanna / die Mutter des thewren Pro - pheten Samuels / wie wir in ſeinem erſten Buch im erſten vnd andern Capitel leſen: Der HErꝛ toͤdtet vnd machet lebendig fuͤhret in die Hoͤl - le vnd wider herauß. Welches ebenmeſſig andere / durch den Geiſt Got - tes getriebene Perſonen / jhr gleichſam vor vnnd nach geſprochen / die - weil der HErꝛ ſelber jhnen in Mund gelegt / vnnd andictirt hat was im fuͤnfften Buch Moſe im zwey vnnd dreiſſigſten geſchrieben ſtehet: Sehet jhr nun das ichs allein bin / vnd iſt kein Gott neben mir? Jch kan toͤdten vnd lebendig machen / ich kan ſchlagen vnd kan heylen / vnnd iſt niemand / der auß meiner Hand erꝛette. Zuͤchtigen will ich dich mit maſſe / das du dich nicht vnſchuldig halteſt / ſagt der HErꝛ an einem an - dern Ort zu ſeiner Kirchen / vnd derſelbigen Gliedern.
Jn demuͤtiger betrachtung dieſes / vnnd auß glaubigem vertrawen zu Gott vnſerm Hertzlieben himmliſchen Vatter / der vns geliebet / ja er - wehlet hat / in dem Geliebten / ſeinem eingebornen Sohn / ehe vnd denn der Welt Grund gelegt war / weiß ich mit andern weder die gnedige heimſuchung / vnnd vaͤtterliche Zuͤchtigung meines frommen Gottes / noch viel weniger ſeine lebendig vñ heylmachende Krafft zuuerſchwei - gen / die er in abgeloffenem ein tauſent ſechßhunderſten vnnd zwoͤlfften / allermeiſt auch dem dreyzehenden Jahr / an mir ſeinem Knecht vnnd Diener / vber / wo nicht wider vieler Hertzen gedancken zum Augenſchein erwieſen vnd reichlich bewieſen hat: Jn dem er mich weder dem zeitli - chen Todt gegeben / noch in euſſerſter todtes Not vnnd Gefahr ſterben / oder verderben laſſen. Dann je nicht in dieſer Statt allein vnd dem gantzen Land bald erſchollen: Dazu nicht nur fuͤr vnſere Gnaͤdige Fuͤr - ſtin vnnd Fraw LandesMutter reifflich / vnnd verhoffenlich auß recht Chriſtlichem mitleiden / in vnderthaͤnigkeit gebracht: Sondern weit vnnd breit bekant / wo nicht in vmbligenden Laͤndern ruchbar worden / wie ſchnell vnd ploͤtzlich / nach ſiben jaͤrigen / bey dieſer der Muͤmpelgar - tiſchen Kirchen außgeſtandenen Dienſten / der gerechte vnd barm her - tzige Gott / mit ſtarcken Hauptfluͤſſen mich eins theils nach abgehoͤrter Frantzoͤſiſcher Predigt / gethanem Gebett / vnd vnder dem letzten Ge - ſang: Andern theils / da ich widerumb auß vnd meinen Amptsgeſcheff - ten nachgegangen war / auff der Cantzel / vnd bald nach ſelbs gehaltener / ordenlich beſchloſſener Teutſchen Predigt / wie nicht weniger her - nach zu Hauß vnd zu vnderſchiedlichen mahlen angegriffen: Darauff ſolche Hertzens Ohnmachten vnd groſſe Schwachheiten / dergleichen -ich[5]ich weder bey ſiben oder achtzehen jaͤrigem meinem Predigampt / noch in meinem gantzen Leben außgeſtanden / erfolget: Daß ingegen - wart vieler Trew vnd Guthertziger / erfahrner vnd verſtendiger Leuthe / keine oder doch kleine Hoffnung des Lebens vbergeblieben / ja das mañ endtlich anders nicht ſchlieſſen kuͤnden / denn der HErꝛ / der Gnedige vnd Allmaͤchtige Gott habe mich / ſeinen armen vnnd elenden Knecht widerumb lebendig gemacht / vnnd wie geſchlagen / alſo geheylet: Ob er wohl mit ſeiner Vaͤtterlichen Zuͤchtigung ettliche Monat vnnd ſo lang angehalten / biß ich vber verordnete Mittel der Artznej / den Saurbrun - nen in Sanct Peters thal bey Oberkirch / zu Außgang des Fruͤ[li]ngs nicht ohne merckliche Beſſerung gebrauchet. Dafuͤr ich dem HErꝛn meinem Gott lob vnnd danck ſage hie zeitlich vnnd in ſeiner Heyligen Gemeine / biß ich jhn loben vnnd preiſen werde / mit allen Außerwehl - ten in Ewigkeit.
Vnder deß vnnd dieweil / Durchleuchtige / Hochgeborne Fuͤrſtin / gnedige Fraw / getrewe LandesMutter / E. Fuͤrſtliche Gnaden Sich meiner / eines geringern Dieners am Wort des HErꝛn / ſo gnedig an - genommen vnnd erbarmet / das Sie mit kraͤfftiger Hertzſterckung / mit koͤſtlich gebrandten Waſſern / vnnd einem ſolchen Edlen Puͤluerlein mich Miltiglich verſehen vnnd verwahret / welches / nechſt Gottes Se - gen vnd kraͤfftigem Gedeyen / vor allen andern Artzneien den innerli - chen Zuſtandt mercklich angegriffen / die Kranckheit zertheilet / vnnd gleichſam alle aͤderlein am gantzen Leib erſuchet hat. Nachdem auch Ewere Fuͤrſtliche Gnaden nicht nur vor drey Jahren / vnnd da ich naher Stuttgarten gnedig erfordert / vnnd vnderthenig daſelbſten er - ſchienen / mich vnwuͤrdigen Diener in groſſen gnaden / vnnd mit der troſtreichen Zuſage / bey nicht geringer Gefahr vnnd Widerwertigkeit / auffgerichtet / geſtercket vñ getroͤſtet: Jch bleibe ewere Freundin biß in den Todt hinein: welches ſich dañ im werck vñ der that ſelber hernach / vñ zur zeit der not befunden: Sondern dieſelbige eben damalen / beneben andern trewen Dienern / nunmehr in Gott ruhenden vnnd im HErꝛn entſchlaffenen Doctorn Bauhins / ſo gnedig gedacht haben / das er in ſeinem obligenden hohen Alter nicht wohl hoͤher zuerfrewen / dann eben mit dem / was in vnderthenigkeitſchuldigem gehorſam nach / jhme er - oͤffnet worden: So habe ich die eheſte / vnd eben die gelegenheit nicht auß der acht laſſen ſollen / noch woͤllen / die mir bey ſeligem ſeinem Ab - ſchied vnnd nach dem vermoͤgen / das Gott dargereichet / gethaner Leichpredigt zur Hand kommen. Dieſelbigie laſſe ich auff mehrmah -A iij[6]len / geſchehenes vnnd bittlich erholetes begeren / weiter vnnd in Truck kommen / zuuorderſt vnnd allein dem groſſen ſtarcken Gott / der vmb vn - ſer Suͤnde willen vns zuͤchtiget / vnnd durch ſeine Guͤte vns wider hilffet / ja vnſerm einigen Seelen Artzet Chriſto / der vom Todt erloͤſet hat / vnnd noch taͤglich erloͤſet / auch hinfort erloͤſen wird / die doch des Lebens ſich erwogen hatten / vnd bey ſich beſchloſſen / ſie mußten ſterben / wie der Heylig Apoſtel redet / zu ſchuldigem Lob vnd Ehren. Dem - nach E. Fuͤrſtlichen Gnaden zu hertzlicher Danckſagung fuͤr mehr als Muͤtterliche / darzu Fuͤrſtliche Trew vnd Fuͤrſorg / hohe wohl vnnd gutthaten: welche warlich vnuergolten nicht werden bleiben denen die nur mit einem kuͤlen Trunck Waſſers in ſeinem Namen dencken / auch den geringſten vnder denen / die Chriſtum angehoͤren. Nicht weniger / vnnd wie auß billicher Erkantnus / im Glauben hufflicher Fuͤrbitt bey Gott dem Vatter aller Barmhertzigkeit / welche allhieſige vund abwe - ſende Chriſtliche Gemeinen vnnd derſelbigen Glieder / die nur von meiner Schwachheit vnd gefehrlichſten Zuſtaͤnden gehoͤret / abgehen laſſen: Alſo andern / wer die auch ſein moͤgen / zu gleichem Troſt / in gleicher vn[n] d wohl groͤſſerer Truͤbſal / darin ſie Gott / vnſerm getrewen Hohenprieſter vnnd einigen Nothelffer ſich in gewiſſer zuuerſicht er - geben / vnnd hiemit jhr vertrawen nicht auff ſich ſelbſt / ſondern auff Gott ſtellen ſollen vnnd werden / der die Todten aufferwecket. Endt - lich vnd nicht Weylund Herꝛn Doctorn Bauhin allein / der fuͤr ſei - nen Seelen Artzt / wie er zureden pflegte / mich zeitlich erkennet / vnnd hinwider / wie einen getrewen vnnd erfahrnen LeibArtzt / ſich finden laſ - ſen: Auch nicht nur denen zu gebuͤrendem ruhm / die in vnſers guedi - gen Landsfuͤrſten vnd Herꝛn Statt allhie zu Muͤmpelgart / desgleichen in der loͤblichen ſreyen Reichs Statt Straßburg / da ich hie beuor ſtu - dierens halben / in die zwoͤlff Jahr auß vnnd eingegangen ware / an newem Rath / an heylſamer That / vnnd verſtendigem Vrtheil / wider erlittene Zuſtende / vnnd vnzeitigen Mißverſtand derſelbigen / nichts ermanglen laſſen / beuorab nachdem jhre Excell: zum guten theil / vnd ſchon vor ettlichen Jahren meine Natur vnnd Complexion / erken - net / vnnd zu zim̃licher Geſundtheit mich durch Gottes kraͤfftiges ge - deyen gebracht haben / wann ſie vernommen vnnd berichtet / das ich etwas bloͤd ſeye / oder auch gefehrlich kranck liege: Dafuͤr ich vber ſi - ben Jahr lang vor außgeſtandenem letzten / wiewohl hochgefehrlichen Zuſtand verwahret geblieben / wie ſchwer vnnd ſorglich es ſich bey dem Schifflin des HErꝛn anlieſſe: Sondern auch mir ſelber zu immer -wehrendem[7]wehrẽdem Memorial oder denckmal / dabey ich weder der Zuͤchtigung des HErꝛn / deſſen IVDICIVM oder Gericht an ſeinem eige - nen Hauſe anfanget: Daher es weiter heiſſen ſolle / IVDICIVM non Intres / HERR / MJt Vns DV Jns gerJCht nJt gehe / mich zubeſchweren habe: Noch meine Seele vergeſſe / was mir der HErꝛ guts gethan / beydes innerlich / vnnd dann auch euſſerlich: So wohl durch Menſchen / als allein durch ſeine gnedige Allmacht / vnnd allmechtige Gnade / die alle Morgen new iſt / vnnd vber vns waltet in Ewigkeit.
Ob aber wohl weder fuͤrgenommener Text vnnd die Materi an jhr ſelber / noch viel weniger nach erꝛeichter beſſerer Geſundtheit widerumb angegriffene / vnnd auff das Papeir gebrachte Arbeit / der wichtigkeit iſt / das ſie vnder E. Fuͤrſtl. Gnaden Namen außgehen vnd das Liecht anſchawen ſolte: Jedoch bin ich in vnderthenigkeit gewiß / als fern auß der Geiſtlichen Apotecken des Worts Gottes abgeholet / was in glaubiger einfalt geprediget / vund Gottliebenden Zuhoͤrern zur Lehr / wie der Heylige Apoſtel redit / zur / Straff / zur Beſſerung / zur Zuͤchti - gung in der Gerechtigkeit / allermeiſt auch zum Troſt in Leibs vnnd der Seelen beſchwerden vnd anligen / Kranck vnnd Schwachheiten / ver - kuͤndigt worden / das ſeye E. Fuͤrſtlichen Gnaden lieber vnnd ange - nemmer / denn die koͤſtlichſten Perlen / denen doch der Sohn Gottes ſelber das Himmelreich vergleichet.
Bitte derowegen Goͤttliche Maieſtet demuͤtigſt / vnnd im Namen Jeſu Chriſti vnſers einigen Aduo[c] aten vnnd getrewen Fuͤrſprechen bey dem Vatter / Er woͤlle E. Fuͤrſtl. Gnaden bey Seligmachender Erkandtnus ſeines thewrheylſamen Worts / vund Hochwuͤrdiger Sacramenten / wider ſchaͤdliche jrthumb vnd allen Mißuerſtand: Bey lebendigem Troſt vnnd erwuͤnſchter Frewde im HErꝛn / wider gefehr - liche trawrigkeit im Gemuͤth vnnd Hertzen: wider beſchwerliche Zu - faͤlle vnnd Schwachheiten deren Tage / dauon mann ſagen moͤchte / ſie gefallen mir nicht / bey beſtendig guter Geſundheit vnd Leibes Kraͤfften: Endtlich vnnd wie bey allern das zu Seele vnnd zu Leib bedoͤrffen / die den HErn im Geiſt vnd in der Warheit anruffen: Alſo inſonderheit dem Segen gnedigſt vnd gantz Vaͤtterlich erhalten vnnd bewaren / deſ - fen nicht die Gottſelige Fuͤrſtin Sara allein / wie der Name heiſſet / vor andern / wiewol hocherleuchteten Matronen / theil haſſtig worden / in dem Goͤttlicher verheiſſung nach / auß jhr Voͤlcker / vnnd Koͤnige vber viel Voͤlcker / werdẽ ſollen: Sondern deſſen gleich es falls die Gott -ſoͤrch -[8]ſoͤrchtige / im gantzen Land Jſrael hochgeehrte Matron vnnd Wittwe Judith / biß in das hundert vnnd fuͤnffte Jahr jhres Alters / ja auch das gantze Land / vor vnd nach jhrem ſeligen Abſchled / eine lange Zeit genoſſen / vnd in der Forcht vnnd Anruffung des HErꝛn jhres Gottes / der alle hilffe gethan hat / die vor zeiten vnnd hernach geſchehen iſt / ſich Hertzlich getroͤſtet / darzu beſtendig gefrewet. Gegeben in Muͤm - pelgart / den 15. Tag Chriſtmonats / im Jahr nach der ſeligen Geburt vnnd Menſchwerdung vnſers einigen Erloͤſers / vnnd Seligma - chers / 1613.
E. F. G. Jn vnderthenigkeit gehorſamer / am Wort Gottes Diener / Mag. Petrus Brebachius.
GEliebte im HErꝛn: Vnſer Leben we -Wie hoch des Menſchen Le - ben kom̃e / vñ wie bald es da rumb geſche - hen ſeye. Pſaim: 90. Jeſaj: 40. 1. Petr. 1. ret Sibentzig Jahr / wenns hoch kompt ſo ſinds Achtzig Jahr / vnnd weñs koͤſtlich ge - weſen iſt / ſo iſts Muͤhe vnd Arbeit geweſen: dann es fehret ſchnell dahin / als floͤgen wir dauon: bekennet / vnnd bethet der Koͤnigli - che Prophet Dauid / oder vielmehr lang vor jhm / der Mann Gottes Moſe / im neuͤntzigſten Pſalm. Es iſt aber auch alles Fleiſch wie Graß / vnd alle Herꝛligkeit des Menſchen wie des Graſes Blume: Das Graß iſt verdor - ret / vnd die Blume iſt abgefallen: Wie S. Petrus auß dem viertzigſten Capitel des Propheten Jeſaiæ in ſeiner erſten E -Von Artzney der Altin re - de. piſtel am erſten erinnert vnd lehret: Artzney hilfft wenn Gott will / vñ nicht / da iſt des Todes Ziel: pflegten die Alten zuſagẽ.
Deſſen haben wir noch zu dieſer vnſerer Zeit / vnnd auff den heutigen Tag / ein denckwuͤrdiges vnd augenſcheinliches Exempel an Weylund dem Ehrnueſten vnnd HochgelehrtenFuͤrgenam - menen Textes vñ abgehoͤrter Wort / gele - genheit. Herꝛn Johañ Bauhin / der Artzney Doctorn / vnnd Fuͤrſtlich Wuͤrtembergiſchen beſteltem LeibArtzet allhie zu Muͤmpel - gart etc. Deſſen Leichnam wir / loͤblicher Ordnung nach / vñ in guter Anzahl / zu ſeinem Rhubettlin begleytet / vnd zur Er -B2den beſtattet / nach dem der allein Weiſe / vnd Gerechte Gott / in deſſen Henden vnſere Zeit ſtehet / jn vor geſtern / vmb fuͤnff Vhr gegen der Nacht in einem ſanfften Schlaff / zu ſeinen Goͤttlichen Gnaden abgefordert / vnd der Seelen nach in den Fuͤrſtlichen Luſtgarten des Him̃liſchen Paradiſes transferirt vnnd verſetzet hat / biß das Leib vnnd Seel an dem froͤlichen Fruͤling deß Juͤngſten Tages / widerumb vereiniget / vnd bey Chriſto / dem einigen Bewehrten Artzt Leibs vnnd der See - len / ewig wird leben.
Vrſachl: vndDamit nun weder der Artzney Erfahrne / noch jemand an - ders / ſo der Artzney ſich gebrauchet / oder nicht gebrauchet / Menſchlichen Lebens Muͤhſeligkeit / vnnd Hinfelligkeit nicht vergeſſe: damit auch nicht allein der Oberſte vnd einige See - len Art / der allen Schaden heylen kan / vns nimmer erleydet / noch auß dem Hertzen genommen werde: ſondern daß wir e - benmaͤſſig von ehrngedachten Herꝛn ſeeligenfacultet / vnd der Gleichnus / oder dem Sprichwort nicht abweichen / welches die ewige Weisheit deß Vatters in abgehoͤrten / wiewol wenigAbtheylung. Worten / gleich als auß gemeinem Munde / ja den Hertzen ſei - ner Zuhoͤrer / vñ der Jnwohner der Stat Nazareth nemmen /I vnd herfuͤr bringen woͤllen: So haben wir fuͤr eins zuerwe - gen / mit was Worten der HERR vnſer Heyland vnd ge - trewe Hoheprieſter ſeine Zuhoͤrer angeredt / ehe vnd deñ er bey jhnen gefaſſetes Sprichwort entdecket / vnd abgehen laſſen.
II. Darnach vnnd fuͤr das andere / das Sprichwort an jhm ſelber zubedencken / darinn er ſich einen Artzt nennen laſ - ſet / oder ſelbſt hin vñ wider in Heyliger Schrifft nennet: wel - ches ſeine beſte / vnd die einige Kunſt ſeye / darauff wir vns zu - uerlaſſen: Warumb er auch dieſelbige an jhm ſo gar nicht ge - uͤbet / das er viel mehr endtlich am Creutz warhafftig geſtorbẽ / vnnd ſeinen Geiſt auffgegeben / biß er am dritten Tag wide - rumb aufferſtanden / vñ ein vnuergengliches weſen ans Liecht gebracht hat.
Wolan3Wolan Gott hat den Artzt geſchaffen / vñ leſſet die Artz - ney auß der Erden wachſen: der eingeborne Sohn des Vat - ters vergleichet ſich in angenommener ſeiner H. Menſchheit einem Artzet: Der Heylige Geiſt hat ſo wol dieſe Wort / als die troͤſtliche Gleichnus vom Artzt im Alten vnnd im Newen Teſtament erholet / vñ ſehr lieblich beſchrieben / der woͤlle auch vns dauon zuhoͤren / vñ zureden krefftiges gedeyen verleihen / vnd in Gnaden ertheylen / Amen.
ANfaͤnglich aber vñ fuͤr eins / in dem der H. Euange - liſt Lucas (ď ſelber hiebeuor ein beruͤhmter vñ wolerfahr -Lucas der H. Euangeliſt - ein Artzt. Coloſſ. 4. Hieton〈…〉〈…〉 Catalog leti - riptotum[Rc]cleſ. Derothei E - piſc: Tyti〈…〉〈…〉 ſynopſis. ner Medicus oder Artzt in der Statt Antiochia / vnnd e - ben der ſoll geweſen ſein / von welchem der außerwehlte Ruͤſt - zeug des HERRN / S. Paulus / an die Heyligen zu Co - loſſen im vierdtẽ Capitel geſchrieben / es gruͤſſet euch Lucas / der Artzt / der geliebte) in abgehoͤrten Worten / vnnd in ſeinem Euangelio von Jeſu Chriſto / im vierdten Capitel bezeuget: Er ſprach zu jhnen / jhr werdet freylich zu mir ſagen diß Sprichwort: iſt zu mehrerm verſtandt ſehr nutzlich vñDer einige / vom HErrn geſante Artzt Chriſtus weiß ſagt z[u] uorſer - nen Zuhoͤrern daß ſie ein Sprichwort zu jhm ſagen: werden. dienſtlich daß wir mit fleiß bedencken / wer allhie / vnnd zu wem er rede. Dann wie der / der da redet vnd daß Wort fuͤh - ret / ja der gewiß weißt / vnnd zuuor ſagt / was fuͤr ein Sprich - wort mann zu jhm ſagen / vnnd von jhm machen werde vnder den Leuthen / der Jeſus von Nazareth iſt / welcher vom heyligen Geiſt empfangen / vnd von Maria der JungfrawenLuc. 1. Luc: 2. Matth. 2. Luc: 4. v. 14. Luc: 2. in der fuͤlle der Zeit ein warer Menſch / ja Gott vnnd Menſch in einer Perſon / zu Bethlehem in der Statt Dauid geboren: zu Nazareth erzogen / da er auch ſeinen Eltern vnderthan ge - weſen: vñ zu Capernaum / die da ligt am Meer / an der Grentze Zabulon / vñ Nephthalim / wie S. Matthæus auß dem Pro - pheten Jeſaia redet / gewohnet / nachdem er zuuor im dreyſſig - ſtẽ Jar ſeines Alters auß Galilea von Nazareth / an den Jor -Matth: 4. Jeſaj. 9. dan zu Johanne / Zacharias Sohn / kom̃en / võ dem ſich JeſusB ij4Luc. 3. Matth. 3. Mar. 1.tauffen laſſen: Darauff alsbald vom Heyligen Geiſt in die Wuͤſten gefuͤhret / vnnd in des Geiſtes Krafft wider in Gali - leam kom̃en: auch dermaſſen gelehret in jhren Synagogen vñMatth. 4. Mar: 1. Luc: 4. v. 14. 15. Schulen / daß ſein geruͤcht von jhm durch alle vmbligende ort erſchollen / ja das er von jederman geprieſen: von welchemJoh. 1 2. 3. 4. ſampt anderm die Euangeliſche Hiſtori weitleuffiger zeuget:Zuhoͤrer / mit denen Chri - ſtus der HErr redet / waren verſambiete Jnnwohner der Stat Na - zareth. Luc: 4. v. 16 Mar: 6. Matth. 13. Alſo ſindt die / zu welchen er / der HERR Jeſus Chriſtus / ſpricht / jhr werdet freylich zu mir ſagen diß Sprichwort / Jn - wohner vnnd Burger der Statt Nazareth / die in Galilea ge - legen / vnd ſo viel / dem Namen nach / alß Schoͤn oder Gruͤn Zweig heiſſet: die in jhrer Synagog vñ Schulen oder offent - licher Verſamblung / darinnen daß Geſetz vnb die Propheten auff die Sabbather geleſen / vnd erkleret wurden / den HErꝛnWas in den Synagogen / oder Schulen am Sabbath geleſen / vnnd abzuleſen / Chriſto zu Na zareth fuͤr - kommen. Act. 13. Luc. 13. Luc. 4. v. 17. etc. Jeſai: 61. Jeſum gehoͤret / die Wort des Propheten Jeſaiæ im ein vnnd ſechtzigſten Capitel ableſen vñ außlegen / die von dem einigen kuͤnfftigen Artzt Leibs vnnd der Seelen / dem verſprochnen Meſſia vnnd Heyland der Welt zuuerſtehen / vnnd ſchon vor mehr deñ achthundert Jahren / durch trieb des H. Geiſtes ge - ſtellet / vnnd in die Feder gleichſam dictirt / durch den Prophe - ten fuͤrgetragen / vnnd der Kirchen Gottes hinderlaſſen: dem HErꝛn aber eben zur hand kom̃en warẽ / als er in die Schul / nach ſeiner gewonheit gangen am Sabath tag / darzu auffge - ſtanden / vnnd leſen wollen: Daher jhm auch das Buch des Propheten Jeſaiæ gereicht worden.
Zengnus de - ren zu Naza - reth von Chri ſto dem HEr - rn.Solche des HErꝛn Zuhoͤrer vnd verſamblete Jnnwohner der Statt geben zwar anfangs alle Zeugnus von jhm / vnnd verwundern ſich der holdſeligen Wort / die auß ſeinem Mun - de gangen waren: ſie hielten aber nicht farb / ſondern ſchlugenGenom̃enes Ergernus: Matth. 13. Luc. 3. v. 23. Luc: 4. v. 22. bald wider vmb / ſtoſſen vnd ergern ſich an ſeinem vermeinten geringern herkommen / vnnd der Knechtes Geſtalt / welche er an ſich genom̃en: ſeitemahl Jeſus fuͤr einen Sohn Joſephs gehalten worden / der ein Sohn war Eli / wie S. Lucas in vor - her gehendem 3. Capi[t] el berichtet / vnd der Jnwohner zu Na - zareth eigene Wort mit ſich bringen / da ſie ſagen: Jſt dasnicht5nicht Joſephs Sohn? vnd abermahl / Jſt er nicht der Zim -Marci 6. merman / Mariæ Sohn vnd der Bruder Jacobj / vnd Joſes / vnd Judæ vnd Simonis. Vñ ſie ergerten ſich an jhm / ſchrei - bet der H. Euangeliſt Marcus am ſechſten Capitel. Endt -Die Zuhoͤrer Chriſti wer - den voll zorn - vnd woͤllen d[ẽ]Geiſtlichen Artzt toͤdten. Luc.: v. 4 28 29 30. lich werdẽ ſie alle voll Zorns die in der Synagog oder Schu - len waren / ſtunden auff / vnnd ſtieſſen jhn zur Statt hinauß / vnnd fuͤhren jhn auff einen Huͤgel des Bergs / darauff jhre Statt gebawet / das ſie jhn hinab ſtuͤrtzẽ / Aber er gieng mitten durch ſie hinweg: ſchreibet vnſer Euangeliſt Lucas bald nach denen Worten / die wir gehoͤret / vnd abgeleſen.
Das nun meine im HErꝛn geliebte / Chriſtus Je -Der võ HEr - ren gelandte Artzt Jeſus - Chriſtus thut es allen ande - ren Heyligen Menſchẽ vnd Ertzten weit vor an willen ſchafft / vnd dẽ erkentniß. ſus / Gottes eingeborner / vnnd der H: Jungfrawen Mariæ erſtgeborner Sohn / in angenommer ſeiner Knechtes geſtalt / in dem Standt ſeiner ernidrigung / vnnd da er zu Nazareth offentlich gelehret / vnd zwar mit verwunderung / vnd ſonderm Ruhm gelehret / zuuor ſelber weißt vnd ſeinen Zuhoͤrern fuͤr - helt / was ſie zu jhm ſagen werden / ehe vnd denn es fuͤr jhren Mundt / vnd vnder andere Leuthe kom̃en / ja da es noch in jhrẽ Hertzen verdeckt vnd verborgen lage: damit bawet er gleich - ſam vor / vnnd beweiſet in der That / das er ein ſolcher Seelen Artzt / vnnd Leibs Medicus ſeye / der es wie allen andern Pro - pheten / vnnd Maͤnnern Gottes / alſo allen Ertzten / an Wiſ - ſenſchafft vnd Erkantnus weit weit vorthue. Dann ob wohl auch die Propheten vnd Heylige Leuthe im Alten TeſtamentWoher / vnd wie fern hey - lige / hocher leuchtete Leu - the kuͤnfftige ding gewußt / vnd geweiſſa - get: als Eieſa 2. Reg. 6. vnd 5. von kuͤnfftigen Dingen geweiſſaget / vñ etwan geſchen haben was andere geredt / fuͤrgehabt vnnd fuͤrgenommen: Wie von dem theuren Propheten Eliſa im andern Buch der Koͤnige am ſechſten / des Koͤnigs in Syrien Knecht oder Diener einer ſagt: Eliſa der Prophet in Jſrael ſaget alles dem Koͤnige Jſ - rael / was du in der Kammer redeſt / da dein Laͤger iſt: wandelt nicht mein Hertz / ſpricht der Prophet ſelber zu ſeinem Knecht Gehaſi / da der Mann vmbkeret von ſeinem Wagen dir ent - gegen? Dan er angenommene geſchenck bey ſeits gelegt / vnnd mit vnwarheit ſeinen Herꝛn / Eliſam / beantwortet / im er -B iij62. Petr.[1.]ſten Buch der Koͤnige im 6. vnnd 5. Capitel: jedoch ſo iſt noch nie keine Weiſſagung auß Menſchlichem willẽ herfuͤr bracht / ſonder die Heyligen Menſchen haben geredt / getrieben vomDer Artzt Chriſtus iſt ein Hertzen - kuͤndiger vnd weiß alle / al - le ding / auch als fern er ein Menſch der mit Gott Perſoͤnlich vereiniet iſt 1. Reg: 8. Jerem: 17. Act. 1. Apocal 2. Joh 2. Heyligen Geiſt / bekennet S. Petrus im erſten Capitel ſeiner andern Epiſtel: der iſt jhnen gegeben worden nach dem maß / vnnd keiner vnder allen dahin kommen / daß er alle Ding ge - wußt / viel weniger dz er ein Hertzenkuͤndiger geweſen: Wel - ches allein Gott zuſtehet / vnd dem Menſchen in der Zeit / vnd auß gnaden gegeben iſt / der mit Gott eine Perſon worden. Daher ſtehet von dieſem Jeſu / Johañis im Andern geſchrie - ben / Er habe ſich jhnen nicht vertrawet / denn er kennete ſie al - le: er habe nicht bedoͤrfft / das jemand Zeugnus gebe von ei - nem Menſchen / dann er wußte wohl / was im Menſchen war. Kom̃et / ſehet einen Menſchen / ſagt nicht nur das Samari -Johann: 4. taniſche Weiblin zu den Leuthen in der Statt / Johannis im vierdten Capitel / der mir geſagt hat / alles was ich gethan ha - be: vmb deſſen rede willen dann viel der Samariter geglaubet:Joh: 16. Viel mehr aber vmb des Worts willen / das ſie ſelber gehoͤret vñ erkennet / dieſer ſeye warlich Chriſtus / der Welt Heyland. Nun wiſſen wir / ſprechen nicht die Juͤnger vñ Apoſtel allein vor ſeinem Leiden vnd Sterben / im 16. Capitel mehr gedach - ten Euangeliſten / zu jhrem Meiſter vnnd Herꝛn / daß du alleJoh. 21. ding weiſſeſt / vnd bedarffſt nicht / das dich jemandt frage: ſon - dern nach der Aufferſtehung Chreſti des HErꝛn gibt jhm der Apoſtel Petrus in beyſein anderer Juͤnger diß Zeugnus / dasJeſaͤt 61 Pſalm 45, Joh.: 3 er alle / alle ding wiſſe / HERR du weiſſeſt alle ding / wie im ein vñ zwantzigſten zuſehen. So war je der Geiſt des HERꝛn HERꝛn vber jhm / darumb hatte jhn der HERR geſalbet: geſalbet iſt er mehr / deñ ſeine Geſellen: den Geiſt hat er nicht empfangen nach dem Maß / wie von CHriſto im 45. Pſalm geweiſſaget / vnd Johannis im 3. bezeuget worden. Wie ſolte er dann nicht mehr / denn alle andere Menſchen / ja alle / alleMatth. 11. Matth. 28. ding wiſſen? Vnnd das nach der Natur / nach deren er vom H. Geiſt geſalbet / vnd jhm gegeben / was jhm gegeben iſt / da -uon7uõ er ſelber Matthej im Eilfften ſagt / alle ding ſindt mir von meinem Vatter vbergeben: Vnd im 28. ruffet er auß: MirEin Leibis - cher artzt muß ein guter the oretic〈…〉〈…〉 ſein hat darum nicht alles Menſchlichẽ Leibes anlie - geus erkant - nuß. iſt gegeben aller gewalt im Himmel vnnd auff Erden.
Wann dann ſchon ein Rechtſchaffener Wohlerfahr - ner Artzt vnd Leibs Medicus, eine ſolche theorian, eine ſol - che Erkantnus vnd Wiſſenſchafft haben muß vnnd ſolle / daß er des Menſchen Leib gleichſam außwendig vnd jnnwendig kenne / als welcher ſein objectum, vnd daß jenige iſt / damit er fuͤrnemblich zuthun hat / vnnd den er entweder bey guter ge -Iohann, F〈…〉〈…〉 nelius Am - bianus, Me - dienſ ſundtheit erhalten / oder zur Geſundtheit durch ſeine Kunſt / vnd ordentliche mittel wider bringen ſolle: welcher den Eh - rentitul vnd Namen eines Hochgelaͤhrten vnnd Erfahrnen Artztes haben / vnd mit Warheit tragen will / der muß ſo wol artes humaniores vnd die gute Kuͤnſte erlernen / die vor an - dern etwas geringer ſcheinen / als das er hoͤhere Ding / vnnd gleich als verborgene Sachen erforſchet / die zu ſeiner facultet vnd fuͤrhabender Cur gehoͤrig / nutzlich vñ nothwendig ſind: Jedoch / wie es ſonſten recht heiſſet / vnd wahr bleybet:
Non eſt in Medico, ſemper releuetur vt æger: lnterdum doctâ plus valet arte malum:So hoch wohlerfahrn iſt kein Mann /Der allen Schaden wenden kan:
Alſo wuͤrdt ob Gott will / keiner ſich rhuͤmen / noch dafuͤrIn Chriſto vnſerẽ Haupt medico li - gen alle ſchã - tze der weis - heit vnd des Erkantnuß verborgen Coloſſ. 1. halten / entweder daß in jhm / wie in Chriſto / alle Schaͤtze der Weisheit vnd des Erkentniß verborgen ligen: Oder daß die fuͤlle der Gottheit in jhm wohne Leibhafftig / wie von vnſerm HauptArtzt dẽ HErꝛn Jeſu Chriſto / der hocherleuchtete A - poſtel / der ſeine Weisheit im dritten Himmel gelehrnet vnd vnaußſprechliche ding gehoͤrt hat / an die Coloſſer im erſten vnd andern Capitel redet. Vielmehr wuͤrde er mit verſtaͤn - digen vñ der Artzney / hocherfahrnen / ſeine facultet lieber mit dem gemeinen Namen der Kunſt beſchreiben / deñ einer ſolchẽ Sciẽtz vñ volkom̃enerWiſſenſchafft ſich rhuͤmen / dabey manJeſaj 11nim -8nimmer fehlen / noch jrꝛen kundte. Jch geſchweige jetzunder / daß auch kein einiger Chriſtlicher Artzt fuͤr den ſich kan vnnd wuͤrdt dargeben / von welchem der Prophet Jeſaias im eilff - ten Capitel geſchrieben hat / daß auff jhm rhuen werde der Geiſt des HERrn / der Geiſt der Weisheit / vnnd des Ver - ſtandts / der Geiſt des Rahts vnd der Stercke / der Geiſt des[Goͤttliche]wiſ ſenſchafft, ia Goͤttlicher weiſheit vnd Erkaninus vnſers Artzts Chriſte Zeug nus in ſeiner Kindtheit. Luc: 2. Erkentnus vnd der Forcht des HErꝛn. Dann das wůrd zu - geſchrieben der Rute / die von dem Stammen Jſaj auffgehen / vñ dem Zweig das auß ſeiner Wurtzel Frucht bringen wůrde.
Vnnd Zwar / es hat dieſer Jeſus / der allhie ſo eigentlich weiß vnd zuuor ſihet / was man von jhm zu Nazareth außſa - gen werde / ſchon in ſeiner zarten Kindtheit daß Zeugnuß bey dem heyligen Euangeliſten Luca im Andern / daß er voller /Documen - tum vnd ge - thane Prob im 12. Jahr ſeines Alters Luc: 2. voller Weisheit geweſen: nicht in ſeiner bluenden Jugend allein / vnnd im zwoͤlfften Jahr ſeins Alters / laſſet er einen Glantz voͤlliger wiſſenſchafft / Goͤttlicher weisheit vnnd Er - kandtnus mitten vnder den Lehrern im Tempel ſitzend / auß - brechen vnd herfuͤr leuchten / mit verwunderung aller die jhmNach em - pfangnẽ H. Tauff / vnnd im Standt ſeiner erni - drigung / au - genſchemli - cher / vnd vn widerſprech - licher beweiß zuhoͤrten: ſondern er hat auch bald im Eingang offentlich angetrettenẽ ſeines Lehr Ampts / vñ auff geſchehne Maieſte - tiſche Inauguration bey dem Jordan (da die Stim̃ des Vat - ters von Himmel herab gehoͤret / diß iſt mein Lieber Sohn / an welchẽ ich wolgefallẽ hab: da auch der Geiſt Gottes gleich als eine Taube herab gefahren war / vnnd vber jhn kommen) zu Cana in Galilea ſeine herꝛligkeit geoffenbaret / vnd ſeineJoh. 2. Luc: 4. v 23. Juͤnger glaubten an jn. Wie er dan nicht weniger groſſe ding gethan / zu Capernaum / dauon die zu Nazareth gehoͤret: nichtJohann. 1. den from̃en Nathanael allein kennete er außwendig vñ inwẽ - dig / als von dem er ſpricht / ſihe ein rechter Jſraelit in dem kein falſch iſt / den er auch wiewohl abweſend / vnder dem Fei - genbaum geſchen / ehe vñ deñ jhm Philippus rieffe: daher er Chriſto antwortet / Rabbi / du biſt Gottes Sohn / du biſt derMatth. 9. Koͤnig von Jſrael: wie wir Johannis am erſten leſen: ſon - dern ſeiner Feinde gedancken / die bey ſich ſelbſten ſprachen /dieſer9dieſer leſtert Gott / ſahe Jeſus / vnd ſpricht zu jhnen / warumbJob. 6. dencket jhr ſo arges in ewern Hertzen? Matthej am 9. Es ſind etliche vnder euch die glauben nicht. Dann Jeſus wußte von Anfang wohl / welche nicht glaubend waren / vnd welcher jhn verꝛhaten wurde / ſtehet Johannis am ſechſten geſchrie - ben. Dagegen ſahe er den glauben deren / die in ſeiner StattMath. 9. Capernaum einen Gichtbruͤchtigen zu jhm gebracht / ſo wohl als des Gichtbruͤchtigen ſelber / den er ſeinen Sohn nennet / vñ jhm als des Menſchen Sohn / die Suͤnde vergibet: Seye getroſt mein Sohn / ſpricht der HErꝛ zum Gichtbruͤchtigen: dir ſind deine Suͤnde vergeben. Vnnd das alles / ſampt an - derm / noch in dem Standt ſeiner Ernidrigung: darin er doch den Tag vnd die Stunde des letzſten Gerichts / alß des Men -Ettliche ding inſonderheit den Tag / vnd die Stundt des Juͤngſtẽ Gerichts wie vnd warumb des Menſchẽ Sohn nicht wiſſen woͤllt der doch ein Richter der Lebendigen vnd der Tod - ten von Gott verordnet. Mar: 13. Joh. 5 Act. 17. Roͤm: 2. 1. Cor: 4. ſchen Sohn / vñ nach ſeineẽ Menſchlichen Geiſt / oder heyli - gen Gemuͤth nicht wiſſen / noch habender ſeiner allwiſſenheit / Goͤttlicher Weißheit / vnnd Erkantnus ſich allwegen / vnnd voͤllig gebrauchen woͤllẽ: vnangeſehen der Vatter dem Sohn Macht gegeben / auch daß Gericht zuhalten / darumb daß er des Menſchẽ Sohn iſt: darzu freilich kein halbwiſſender / ſon - dern ein Allwiſſender Mann / vnd ein Hertzenkůndiger / ja ein ſolcher Richter der Lebendigen vñ der Todten gehoͤrig / durch welchen Gott daß verborgene der Menſchen richten wuͤrdt / nemlich durch Jeſum Chriſtum: welcher wird ans Liecht bringen / was im Finſtern verborgen iſt / vnnd den Rath der Hertzen offenbaren: dauon wir an die Roͤmer im Andern / vñ in der Erſten an die Corinther im 4. leſen: Ja der alle / alle ding wiſſe / wie Simon Petrus nach der Aufferſtehung des HErꝛn geglaubet / vñ ſchon albereit offentlich außgeſagt hat.
Wer wolte dan etwas außnemmen / das der geſalbete deßChriſtus iſt vber alle Him mel gefahren vnd ſitzet zur Rechten der Krafft vnnd Maieſt: Got tes / wie ſolte er denn nicht[alles wiſſen] HErꝛn / vnd vnſer Bruder nach dem Fleiſch / vnſer Him̃li - ſche Artzt Chriſtus / der vom heyligen Geiſt geſalbet ohn alle maß / nicht zuuor wiſſen / erkennen vnd ſehen ſolte / nachdem er gehn Himmel / ja vber alle Himmel gefahren iſt / vnnd ſich geſetzet hat zu der Rechten der Maieſtet / in der Hoͤhe / vnndC10vnnd gegen - wertig ſehẽ? Epheſ: 4. Luc: 22. Hebr. 1.zu der Rechten Hand der Krafft Gottes / wie in der E - piſtel an die Hebreer im erſten geſchrieben ſtehet / vnnd er ſelber von des Menſchen Sohn Lucæ im 22. Capitel fuͤr dem gantzen Concilio / den verſambleten Elteſten im Volck / denAlle ding ſind dẽ Men - ſchen Chriſto vnber ſeine Fuͤſſe gethan Epheſ. 1. Hohenprieſtern / vñ Schrifftgelehrten zur zeit ſeines Leidens frewdig bekennet. Darumb ſchreibet der Lehrer der Heyden / S. Paulus an die Epheſer im erſten / Gott habe ſeine maͤch - tige Krafft an Chriſto bewieſen / da er jhn von den Todten aufferwecket hat / vnnd geſetzt zu ſeiner Rechten im Himmel / vber alle Fůrſtenthumb / Macht / Gewalt / vnd Herꝛſchafft / vñ alles was geneunet mag werden / nit allein in dieſer Welt / ſondern auch in der zukuͤnfftigen: Vnd habe alle ding vnder ſeine Fuͤſſe gethan / vnd habe jhn geſetzt zum Haupt der Ge -Hebr. 2. Pſalm: 8. Pſalm. 110. meine vber alles / welches da iſt ſein Leib / nemlich die fuͤlle deß / der alles in allẽ erfuͤllet. Hat aber dieſem Jeſu Gott alles vn - derthan / ſo hat er je nichts gelaſſen / daß jhm nicht vnderthan ſeye / ob wir wohl jetzt noch nicht ſehen / daß jhm alles vnder - than ſeye / wie die Epiſtel an die Hebreer im andern Capitel von jhm einẽ Menſchen / der mit dem Sohn Gottes perſoͤn - lich vereiniget iſt / auß dem 8. Pſalm des H. Koͤnigs vñ Pro - pheten Dauids redet / vnd zugleich auß dem 110. Pſalm erwei - ſet / daß keinem Engel jemahls geſagt ſeye / Setze dich zu mei - ner Rechten / biß ich lege deine Feinde zum Schemel deiner1, Cor: 15. Fuͤſſe. Vñ wie abermal der H. Apoſtel in der erſtẽ an die Co - rinther am 15. nichts außnemmen kan / noch will / daß Chriſto nicht vnderthan / ohn allein / der jhm alles vnderthã hat / nem - lich der Vatter: alſo kan jhm ſo gar nichts vnbekandt noch vnwiſſend oder verborgẽ ſein / daß er viel mehr zur Rechtẽ derEpheſ. 4. Maieſtetiſchen Krafft / vnnd der kraͤfftigen Maieſtet Gottes des Allmaͤchtigen Vatters fitzend / allenthalben gegenwer - tig herꝛſchet vnd regieret / oder wie der Apoſtel geſchrieben / al - les in allem erfůllet.
Welchem allem nach / meine im HErꝛn geliebte / vnd die - weil es mit Chriſto Jeſu / vnſerm getrewen Hohenprieſtervnd11vnd einigen Artzet Leibs vnnd der Seelen / der ſich zu Naza - reth offentlich hoͤren laſſen / vñ zuerkennen gegeben / daß er ei - gentlich wiſſe / wa ſie Kranck ligen / vnnd was ſie zu jhm ſagen werden / ob ſie es wol noch zur zeit in jhren Hertzen verborgtn hielten / vnd fuͤr jhren Mundt nicht kommen laſſen / alſo vnd nicht anders ſtehet: Er weißt alle ding: alle Schaͤtze der weis - heit / vnd des Erkantniß ligen in jhm verborgen: vnnd kan e - ben nichts weder im Menſchen / noch ſonſten dem vnbewußt vnd vnbekant ſein / der mit Gott eine Perſon iſt / vñ ſitzet auff einem ſo hohen / ſo herꝛlichen / vnd Maieſtetiſchen Thron / der keinẽ Artzt / keinem andern Menſchen / keinem Engel / noch Ertzengel / weder Cherubim / noch Seraphim eingeraumer wird in alle ewigkeit: ſo ſolle vnnd wird ſich freylich keinHebr. 1. Kein ſterbti - cher Menſch wird ſich be - reden laſſen / das er etwas beſſer wiſſen kuudte denn der allwiſſen de Artzt Chri ſtus: dẽ kan mann nichts verbergen vñ weißt er vn - ſers Hertzẽs an liegẽ / vnd innerliche ſeufftzen. ſterblicher Menſch / wie weiß vnd verſtaͤndig / wie Kunſtreich oder geſchickt / wie gelehrt vnd erfahren er auch ſein mag / in - ſonderheit die jenigen / die ſein theur heylſam Wort hoͤren / vñ Chriſtum lieb haben / nicht ſelbſt bereden / noch bereden laſſen / entweder daß ſie etwas beſſer wuͤßten vnd verſtuͤnden / deñ der alles weißt: oder als ob etwas were / daß der Menſch fuͤr dem verbergen / vnd verſchlagen / oder heimlich halten kundte / zum wenigſten im hertzen / der fuͤr einer gantzen Verſamblung / vñ ſolchen Zuhoͤrern / deren aller Augen auff jhn geſehen / offent - lich vnd zuuor kan / vnd darff außſagen: jhr werdet freylich / freylich werdet jhr zu mir ſagen diß Sprichwort: Viel weni - ger doͤrffen wir daran zweiffeln / ſondern ſollen vnfehlbar ſchlieſſen / vnnd wahrhafftig glauben / daß dieſem him̃liſchen Raphael / oder Gottes Artzt / Chriſto / all vnſer anligen / alle vnſere gebrechen / fehl vnd maͤngel / innerliche vnd euſſerliche Schaͤden / bekant / vnd mehr denn wol bekant ſeyen / auch ehe vnd deñ wir ſie jm klagen vnd fuͤrtragen / es geſchehe gleich im Gebett / vñ mit Worten / oder nur mit innerlichen ſeufftzen /Pſalm. 7. Jerem. 20. vñ im Hertzẽ: dz er auch ein allſehender HErꝛ / darzu ein Mei - ſter zuhelffen ſeye. Dauon an ſeinẽ Ort weiter. Jſt er doch ein Hergenkuͤndiger / Hertzen vnd Nieren pruͤfeſt / vnd ſieheſtu ge -C ij12Pſal: 94. Syr: 23.rechter Gott / HErꝛ Zebaoth / wie ſolte er denn des Hertzes an - liegen heimlichkeiten vñ fuͤr oder anſchlaͤge nicht wiſſen noch erkennen? Das Aug hat er gemacht / ja alle ding ſind durch jhn gemacht: vnd ſind ſeine ſelbſt eigene Augen viel haͤller / deñ die Sonne / ſie ſchen alles was die Menſchen thun / vnd ſcha -Syr: 23. vnd 42. weñ auch in die heimliche Winckel: alle ding ſind dẽ HErꝛn bekant / ehe ſie geſchaffen werden alſo wohl / als wenn ſie ge - ſchaffen ſind: ſchreibet Syrach im 23. Capitel / vnnd im 42. Er allein erforſchet den Abgrund / vñ der Menſchen Hertzen /〈…〉〈…〉17. vnd weiß was ſie gedencken: denn der HErꝛ weyß alle ding / vnd ſihet zu welcher zeit es geſchehen wird / was ſolte er dann1. Cor: 4. nicht ſehen / weñ es gleich fuͤr den Menſchen verborgen? DenDen ſol man hoͤren: Deut: 18. Matth. 17. chren. Joh. 5. Lieben Joh: 14. 1. Pet 1. etc. gantzen Kreyß der Erden wird Jeſus Chriſtus richtẽ in Ge - rechtigkeit / vnd den Rath des Hertzens offenbaren / was ſolten wir jhm denn verbergen kuͤnden / das er nicht zuuor geſehen / vnd voͤllig erkennet? Vnder deß ſollen wir jhn hoͤrẽ / ehren vñ lieben / ſo wohl als den HErꝛn / der jhn geſandt hat.
Dabeneben vnd inſonderheit werden der Natur erfahrne /Chriſtliche Ertzte vnnd hochverſten - dige Leuthe / wie ſie ſich ge - gẽ dem Him - ilſchen Artzt Chriſto ver - hatten / wenn es an ſeine al wiſſenheit / vnnd mit ge - theiletẽ Goͤt - lichen Ge - watt / Maie - ſtet vnd Herr ligkeit gehet. vnd die ſich in guten Kuͤnſten vnd den Faculteten vor andern geuͤbet / oder eine hoͤhere Wiſſenſchafft vnd Erkantnus erꝛei - chet haben / dieſem in theoria vnuͤberwindtlichem Doctorn / jhrem Haupt Medico dem HErꝛn Chriſto / Warem Gott / vnd warem Menſchen in einer vnzertrennlichen Perſon / die Ehre geben vnnd laſſen / das er allein vnder allen Menſchen / alles der Menſchen innwendiges vnd außwendiges kenne vñ wiſſe / ja das er alle ding wiſſe: Sie werden jhre vernunfft mit den Widergebornen gefangen nemmen vnder den Gehor - ſam Chriſtj des HErꝛn / vnd jhnen je nicht ſein laſſen / als ob2. Corinth. 10 ſie nur eines pur lautern Menſchen / vnnd nicht einen ſolchen Menſchlichen Leib / der mit Gott Perſoͤnlich vereini -Woher der Menſch Chri ſtus alles wiſ ſe / vnnd ver - moͤge. get / vnd des Sohns Gottes eigner Leib worden iſt / vnd blei - bet in alle Ewigkeit / fuͤr ſich hetten / wenn es zu der Frag kom - met / ob Chriſtus der geſandte Artzt des HErꝛn / nach ſeiner H. Menſchheit (doch in Krafft der Perſoͤnlichen Vereini -gung13gung mit dem Sohn Gottes) alles / vnnd hiemit auch die in -Epheſ: 1. Philip〈…〉〈…〉 nerliche gedancken des Hertzens wiſſe / alles gegenwertig ſehe / vnd nirgend abweſend ſeye / wo die Perſon des Sohns Got - tes zugegen / die niergend außgeſchloſſen: Ja ob Chriſtus Je - ſus vberſchwencklich thun kunde vber alles / das wir bitten o -Johann: 1. der verſtehen: vnd das nach der wuͤrckung / damit er kan auch alle ding jhm vnderthaͤnig machẽ? Dañ der es dahin bringenJoh. 1. 1. Tim:〈…〉〈…〉. kuͤnden / vnd gebracht hat / daß das Wort Fleiſch worden / vnd der ewige Sohn Gottes ware Menſchliche Natur an ſich genommen hat / oder wie der Apoſtel redet dz Gott im Fleiſch geoffenbaret: da doch ſonſten keine Vergleichung iſt zwiſchẽ dem das vnendlich / vnd das endtlich: der vermag auch wohl dem Menſchen Chriſto / der vmbſchrieben oder endtlich iſt / v - ber ſeine natuͤrliche eigenſchafften / vñ gemeſſene / oder endtli - che gaben / vnendliche / vnd ſolche gaben mittheilen / vnd ausJohan:〈…〉〈…〉 1. Joh. 1. gnaden in der fuͤlle der zeit ſchencken / die vnendlich vnnd vn - umbſchrieben / ja die Gottes eigen ſind vnd bleiben in Ewig - keit. Vnd das vmb ſo viel deſto mehr / dieweil er ſich in ſeinem geoffenbarten Wort dahin erkleret / das er es thun woͤllen / vñ gethan habe. Daher ſtehet vber das / ſo wir im Eingang ſeiner erſten Epiſtel leſen / Johannis im erſten Capitel beides beyſa - men / dz Wort ward Fleiſch / vñ wohnet vnder vnß / vñ wir ſa -Coloſſ. 2. Coloſſ. 1. vnd 2. hẽ wir ſahẽ ſeine herꝛligkeit / eine herꝛligkeit / als des eingebor - nen vom Vatter / voller Gnad vnd Warheit. Alſo wohnet je / vermoͤg Apoſtoliſchen Zeugnus / nicht allein die fuͤlle der Gottheit in Chriſto Leib hafftig / vnnd als in ſeinem eignen Tempel: der doch endtlich vnd vmbſchrieben iſt: ſondern es ligen ebenmeſſig alle Schaͤtze der Weisheit vnd des Erkant - niß in Chriſto verborgen / deren er ſich in dem Standt der er - nidrigung gebrauchen kunden / vnnd gebrauchet hat / nicht zwar allwegen doch als offt vnd fern er es thun wollen. NunColoſſ: 2. aber nach ſeiner Erhoͤhung voͤllig gebrauchet / vnd gebrauchẽ wird zur ehre Gottes des Vatters. Deſſen ſollẽ wir vns durch keine Philoſophj / beuorab die jenige nit beraubẽ laſſen / dafuͤrC iij14Zur zeit ſei - ner tieffeſten ernidrigung weiß vn ſagt vnſer Seelẽ Artzt Chri - ſtus / dz alles der Vatter jhm in ſeine Hende gege - ben. Johann: 13. Philip. 2.der hocherleuchtete Apoſtel die Heyligen zu Coloſſen / vñ die glaubige Bruͤder in Chriſto trewlich vnnd bey zeiten gewar - net. Vnd ſeye vns diß einige allhie gnugſam / das Jeſus ſel - ber vor ſeiner Erhoͤhung / vnd da jetzt die Zeit vnd Stunde ſei - ner tieffeſten ernidrigung da war / dieweil er fuͤr die Suͤnde der Welt leiden vnnd ſterben / vnnd zwar des ſchmehelichſten Todtes am Creutz ſterben ſolte / vnnd wolte / gewußt / das im der Vatter alles hatte in ſeine Hende gegeben / vnnd das er von Gott kommen war / vnnd zu Gott gienge / Zeug des iſt der Juͤnger / der im letſten Abentmahl an der Bruſt Jeſu ge - legen / vnd den der HErꝛ vor andern lieb hatte / in ſeinem Eu - angelio im dreyzeheuden Capitel.
Chriliche Leh rer gebrau - chen ſich nit holdſeeliger Wort allein vnd des Eu - angeliſ: ſondern auch notwendi - ger ſcherffe / vnd des ge - ſetzes: nach dem exempel vnſers Geiſt ſichẽ Artztes Chriſti / vnd anderer.Das aber / meine im HErꝛn geliebte / der ſanfftmuͤtige vnd holdſeelige Prediger Chriſtus / der Lehrer der Gerechtig - keit / ſeinen Zuhoͤrern in der Statt Nazareth / da er doch erzo - gen / ſeinen Eltern vnderthan geweſen / vnnd biß in das dreiſ - ſigſte Jahr ſeines Alters auß vnd eingegangen / zugleich etwz neher / vñ ſcherffer zum Hertzen greiffet: Das er es bey dẽ hold - ſeeligen vnd hochtroͤſtlichen Worten / die auß ſeinem Munde giengen / nicht bewenden / noch verbleiben laſſet / dauon er doch Ehr vnd Preiß haben vnnd behalten moͤgen: ſondern das er jhnẽ weiter jhre vnbeſtẽdigkeit vñ vnachtſamkeit / jhrẽ vnglau - bẽ / daruͤber er ſich hoch verwundert / vñ ſchaͤdliche vndãckbar -M[arci]6. keit entdecket vñ vnder augen ſtellet / die ſie noch zur zeit heim - lich gehalten / vñ fuͤr jhm zuuerbergen vermeinten: daran thut er wie ein trewer Seelen / oder auch ein rechtſchaffener Leib - Artzt thun ſolle / vñ zuthun pfleget. Dann gleich wie der Leib Artzet nicht ſanffte / vnnd gelindere mittel allein zur Hand nimmet / vnnd gebrauchet: ſondern er muß auch zu herbern vnd ſcherffern / oder ſolchen remedijs greiffen / darab ſich der Patient vnnd Krancke gleichſam erſchuͤttet / die der Natur etlicher maſſen entgegen / vnd zuwider lauffen / ſolle vnd will er anders dem vrſprung der Kranckheit begegnen / die boͤſe Materj außfuͤhren / vnnd abtreihen / dem Menſchen ordenli -cher15cher weiſſe zu recht helffẽ / oder doch ſeines theils nichts verab - ſaumen / was es auch endtlich fuͤr einen außgang gewinnet: alſo muͤſſen die jenige / die fuͤr zeitlichem vnnd ewigem Scha -Mart: 16. den die Menſchen zu warnen ſchuldig / verpflichtet vnnd ver - bunden ſind / die auch anders nichts / dann jhr Heyl vnd ewi - ge Wolfahrt meinen / vñ trewlich ſuchen / nicht das Euange - lium allein predigen / wie der HErꝛ befohlen / vñ die troͤſtliche verheiſſungẽ Gottes von gnadenreicher vergebung der Suͤn -Roͤm:〈…〉〈…〉 den in Chriſto verkuͤndigen / vñ auß heyliger Schrifft erwei - ſen: ſondern ſie muͤſſen ebenmeſſig die ſcherffe des Geſetzes /Luc:〈…〉〈…〉 darauß Erkantnus der Suͤnden kommet / herfuͤr ſuchen / buſſe vnd vergebung der Suͤnden im Namen Chriſtj predigen / vñ wohl zuſehen / das die ſo ein mahl gewonnen / vnd an der See - len geſund ſind / fuͤr zu vnd anfelliger Kranckheit verwahret: denen die noch kranck liegen / oder vmbſchlagen / vnnd wetter - wendiſch woͤllen werden / widerumb geholffen: darzu fuͤr ewi - gem Schaden gewarnet werden / fuͤrnemlich die jenige / die an ſolchen Reden vnd Sprichwoͤrttern jhren Luſt vnd Kurtzweil haben vnnd ſuchen / die wider die Ehre Gottes vnnd vnſers Heylands / des einigen Seelen Artztes / wider den ſeeligma - thenden Glauben / wider die Liebe gegen dem nechſten / vnnd gleich als mit einem Wort zu melden / wider die Geiſtliche Apotecken des Worts des HErꝛn ablauffen / vñ ſtreitten / da - rauß wir das rechte Antidoton vnd die krefftigſte Labſall oder Hertzſterckungen wider die Suͤnde vnnd die ſchwereſte An - fechtungen / wider zeitlichen vnd ewigen Schaden abholen / vnnd gebrauchen muͤſſen / woͤllen wir vnß anders nicht mut -Wider bõ - ſes Sprich - wort redet / vnd laſſet der HErr reden vnder dẽ Iſ - raeliten bei - des ernſtlich vnnd dann auch troͤſtlich Ezech: 18. Ezech: 38. willig vnd wiſſentlich verwarloſen / oder das letſte erger ma - chen / denn das erſte jemahlen geweſen.
Vnd zwar es hat auch der gerechte vnd barmhertzige Gott das Sprichwort vnder denKindern Iſrael nicht dulden woͤl - len / da ſie ſagten: die Vaͤtter haben Heerlinge geſſen / aberdẽ Kindern ſind die Zeene dauon ſtumpff worden: damit ſie den frommen Gott heimlich vnd offentlich der Vngerechtigkeitbe -16beſchuldigt vnnd angeklaget haben / als ob die Kinder jhrer Vaͤtter miſſethat tragen můßten / zeitlich vnnd ewig darauff gehen / wenn ſie nicht geſuͤndiget / noch in gleiche Fußſtapffen der Boßheit vnd Abgoͤtterey jhrer Voreltern getretten. Das - wider der HErꝛ HErꝛ gleichſam repliciert vnd nicht nur be - theuret / er woͤlle jhnen diß Sprichwort vertreiben / vnnd der - maſſen erleyden / das es in Jſrael nicht mehr gehen ſolle: ſon - dern ſich auch rund vnd außtruckenlich erkleret / welche Seel ſůndiget / die ſolle ſterben: der Sohn ſolle nicht tragen die miſſethat des Vatters / vnd der Vatter ſolle nicht tragen die miſſethat des Sohns: ſondern des gerechten Gerechtigkeit ſoll vber jhn ſein / vñ des vngerechten vngerechtigkeit ſolle v - ber jhm ſein. Damit auch der Suͤnder in Suͤnden nicht ver - zagen / noch jemand gedencken oder beſorgen doͤrffte / als ob er bloß dahin / vnd durch ein heimliches verborgenes decret vom HErꝛn verworffen / vnd ewig verdammet / noch einiger gna - den Gottes ſich zuuerſehen / vnd zugetroͤſten hette: ſo wird im achtzehenden Capitel des Propheten Ezechiels erholet: Mei - neſtu das ich gefallen habe / am Tod des Gottloſen / ſpricht der HErꝛ HErꝛ / vnnd nicht viel mehr / das er ſich bekere von ſeim Weſen / vnd lebe: Vnnd abermahl / warumb wiltu alſo ſterben / du Hauß Jſrael? Deñ ich hab kein gefallen am Todt des ſterbenden ſpricht der HErꝛ HErꝛ / darumb bekeret euchSems re - den wider dẽ Propheten / der des HEr ren wort ge - prediget. Ezech: 33 ſo werdet jhr leben. Zugeſchweigen / was im 33. Capitel gleich troͤſtliches / vnnd vber alle maß lehrꝛeichen inhalts auß dem Munde des HErꝛn HErꝛn abgehet: darauff gleichwol dem Propheten ſelber dieſe gemeine Rede nicht verhalten wird / dz ſie jhm zum ſpott / vnnd verachtung / einer zum andern ſagen werden an den Wenden / vnd vnder den Haußthuͤren: Lieber kompt / vnnd laßt vns hoͤren / was der HErꝛ ſage: ja er werde muͤſſen jhr Liedlin ſein / das ſie gerne ſingen vnnd ſpilen wer - den. So gar werde es ohne boͤſe Sprichwoͤrtter / vnnd ge - meine hochſchaͤdliche Schertzreden / wider Gott vnd ſein hey - liges Wort / wider ſeinen gnedigen willen vnd reichlich geof -Volck17fenbarten Fuͤrſatz / wider ſeine Barmhertzigkeit / die vber alle gehet / vnd ſo groß als der HErꝛ ſelber / vnder Gottes eigenem Volck nicht abgehen / der ſich doch aller erbarmet / die ſich zie - hen laſſen / vnd fleiſſig Gottes Wort hoͤren / wie Syrach im 18. Capitel erinnert.
Nicht viel ein beſſer Sprichwort / noch eine beſſere RedeVbel beſag - tes Sprich - wort wider Nazareth. Joh. 1. war es / welche der gute from̃e Nathanael / der doch ein rechter Jſraelit / in dem kein falſch war / Johannis im erſten Capitel fuͤhret / vñ andern nachſagte / da jhm die gegenwart des groſ - ſen Propheten / des HErꝛn Meſſiæ / verkuͤndigt / vnnd durch Philippum geſagt wird / wir haben den funden / von welchem Moſes im Geſetz / vnd die Propheten geſchrieben haben / Je - ſum / Joſephs Sohn von Nazareth. dann darauff antwortetJaſal. 9. Matth. 4. Nathanael: Was kan von Nazareth gutes kommen? Gleich als ob nicht auch das Volck / welches im finſtern ſaß / ein groſ - ſes Liecht ſehen ſollen: oder als ob einiges Ort / einige Statt einiges Landt were / dem der HErꝛ alle huld vnnd gnad / allen ſegen vñ nutzliche ſeine Gaben abgeſprochen / das nichts guts darauß kommen kundte. Auch die Phariſeer vnd Schrifft -Vertehrte rede vnd vr - theil wider Galileam. Joh: 7: gelehrten / die andere ein beſſers lehren ſollen / vnd wußten / ſa - gen Johannis im 7. Capitel zu dem frommen Rahsherꝛn / dem Oberſten vnder den Phariſeern / Nicodemo: Biſtu auch ein Galileer? Forſche vñ frage / auß Galilea ſtehet kein Pro - phet auff.
Vnd wolte Gott / dz es heutigs tags nur bey einem / zweyẽ /WiderGot - tes vnendli - che barmher - tzigkeit vnnd allgemeine liebe der Mẽ - ſchen: Joh:〈…〉〈…〉 oder dreyen Sprichwoͤrtern bliebe / die mann zu Chriſto / vnd ſeinen glaubigen Gliedern / die von jhm den Namen tragen / das ſie Chriſten genennet / ſagte / vnd nicht bey der boßhaffti - gen / vnd vnglaubigen Welt viel / viel ſolcher gemeiner vnnuͤ - tzer vñ leichtfertiger reden / heimlicher vnd offentlicher Stich vnd Sprichwoͤrter gebe / dadurch Gottes vnendliche Barm - hertzigkeit / vnnd vnaußſprechliche Liebe / damit er die gantze weite Welt vmbfangen / beides die Perſon / vnd dann auch dzWider Chri - ſti vollkom - aller heyligſte vnd vollkom̃ene verdienſt Chriſtj / der die Ver -D18menes ver - dienſt fuͤr der gantzẽ Welt ſuͤnde. 1. Joh. 2.ſoͤnung iſt fuͤr vnſere vnd fuͤr der gantzen Welt Suͤnde: wie nicht weniger das Ampt Gottes des heyligen Geiſtes / dz Er durch Menſchen in ſeiner Kirchen / vnnd vnder der Gemein /Wider das Ampt Got - tes des H. Geiſtes in ſeiner Kir - chẽ vnd Ge - meine / boͤſe Sprichwoͤr - ter. Joh: 16. Act: 20. die Gott mit ſeinem eignen Blut erloͤſet hat / offentlich vnnd ſonderlich fuͤhret / vielfaltig / vñ mit vnwiderbringlichem ewi - gem Schaden in aller Welt verkleinert vnd geleſteret / oder da - durch der NebenMenſch wie an ſeinem guten Namen ſchmaͤ - lich angetaſtet / verſchimpffet vnd vervnglimpffet / alſo an ſei - ner wolfart gehindert vnd geſchwechet wird.
Dawider muß mañ mit Chriſto vnſerm getrewen SeelenDawider muß mann etwan / vnnd bey zeiten re - dẽ / vnd war - nen offent - lich / vnd ſon - derlich. Artzt / vnd dem der Gerechtigkeit lehren ſollen / auch offentlich vnd in gegenwart deren / die es allermeiſt betrifft vnd angehet / reden: Mann muß es etwann den Leuthen zuuor ſagen / vnnd gnugſam zuuerſtehen geben / damit ſie lehrnen inhalten / vnnd ſich fuͤr ſolchen ſchmach vnnd nachreden huͤten / die weder bey andern erbawlich / noch dem Nebenmenſchen / wider den ſie gerichtet / wie auch denen nicht / die ſie fuͤhrẽ / erſprießlich. Da - rumb ſie vielmehr dagegen gedencken / vnd ſich ſtets erinnern ſollen / vnd werden / nicht allein / das die Menſchen der malen eins / vnnd am Juͤngſten Gericht rechenſchafft geben muͤſſenMatth. 12. von einem jeglichen vnnuͤtzen Wort / das ſie geredt haben: auß deinen Wortten wirſtu gerechtfertiget werden / vnnd auß dei - nen Worten wirſtu verdampt werden: ſagt der Mund der1. Corinth: 15 Warheit Matthej am 12. Laſſet euch nicht verfuͤhren / ſchrei -Eines beſ - ſern / auch ge - fuͤhrter gleich nuſſen / reden vnd Sprich - woͤrter des HErrn da - gegen erin - nern. Matth: 13. Pſalm: 78. bet S Paulus / boͤſe Geſchwetz verderben gute Sitten: Son - dern dz der HErꝛ vnſer Heylãd / die ewige weißheit des Vat - ters / vñ geſandte Meſſias ſelber ſeinen Mund habe auffthun woͤllen in Gleichnuſſen / vnnd außſprechen die heimlichkeiten von Anfang der Welt / wie der H. Euangeliſt vnnd Apoſtel Matthæus im dreyzehenden Capitel auß dem 78. Pſalm leh - ret / nachdem er nechſt zuuor bezeuget vnnd geſagt / ſolches al - les redet Jeſus durch Gleichnus zu dem Volck / vnnd ohn〈…〉〈…〉Joh: 14. 15. 16. Gleichnuſſen redet er nicht zu jhnen. Wie er dañ auch ſonſten vielfaltig bey verꝛichtung ſeines offentlichen Lehrampts / vndnoch19noch in ſeiner Valet oder letze Predigt / die er an ſeine liebe Juͤnger vnnd Apoſtel abgehen laſſen / ſolcher Sprichwoͤrter vnnd verbluͤmbter reden ſich gebrauchet / daher beſtendigen Troſt / vnnd notwendige Erinnerung / heilſame Lehr / vnnd denckwuͤrdige Warnung faſſen vnd behalten kuͤnden / die ſein Wort hoͤren / wie alber vñ einfaͤltig / oder auch wie Klug / vnd ſcharpffſinnig / wie weis vnd verſtendig ſie ſein moͤgen / wenn ſie nur den Geiſt Gottes ſich regieren laſſen / vnd dem Wort des HErꝛn / nicht jhrem vnd anderer boͤſem Sprichwort an - hangen / vnd beharꝛlich ſich ergeben. Außerleſene in allen ſten - den ſehr nutz - liche Sprich - woͤrter Sa - lomonis.
Vñ gewißlich weñ wir je Luſt vnd Liebe zu ſchoͤnen / Gott dem H. Geiſt gefelligen / vnd in viel wege bey ſeiner Kirchen / bey der Policey vnd weltlichen Regierung / wie nicht weniger in der Hauß haltung / in gemeinen vnd ſondern Stenden / er - bawlichen Sprichwoͤrtern haben: ſo werden vns allein die Spruͤche Salomonis / der Prediger vnd dz Hohe Lied einen ſolchen außerleßnen Schatz eroͤffnen vnd zur Hand geben / deſſen wir vns die gantze Zeit vnſers Lebens / nicht ohne ſon - dern Ruhm / nutz vnd frommen zugebrauchen. Vñ muß frey - lich der Weiſe / ja weiſeſte Koͤnig Salomon ſeines Hertzens luſt / frewde vnd ergoͤtzlichkeit bey dergleichen Spruͤchen ge -1 Reg: 4. ſucht / vnnd gefunden haben / dieweil er das Zeugnus hat im 1. Buch der Koͤnige im 4. Cap: dz er drey tauſent SpruͤcheZu nutzlichẽ reden wider vnnutzes ge - ſchwetz / vnnd ſchaͤdliche ſprich woͤrter trewhertzige - Ermahnun gen. Epheſ. 4. Philip. 4. geredt / vnnd ſeiner Lieder geweſen ſeyen / tauſent vnnd fuͤnffe. Hergegen wird der H. Geiſt ſelber durch vnnuͤtzes Geſchwetz vñ boͤſe Sprichwoͤrter betruͤbet / wa nicht endlich gar auß ge - trieben. Dannenhero der Apoſtel vermahnet: Laſſet kein faul Geſchwetz auß ewerm Munde gehen / ſondern was nutzlich zur Beſſerung iſt / da es not thut / das es holdſeelig ſeye zuhoͤ - ren: vnd betruͤbet nicht den H. Geiſt Gottes / damit jhr verſi gelt ſeid auff den Tag der Erloͤſung. Was warhafftig iſt / ſchreibet er an ſeine liebe Philipper im vierdten / was erbar / was gerecht / was keuſch / was lieblich / was wol lautet / iſt et - wa eine Tugend / iſt etwa ein Lob / dem dencket nach / welchesD ij20jhr auch gelernet / vnd empfangen / vnd gehoͤret / vnnd geſehen habt an mir / das thut ſo wird der HErꝛ des Friedẽs mit euch ſein. Das hieſſe Gott dem HErꝛn gefellige reden fuͤhren / vñ nicht Chriſto dem allwiſſenden hertzenkuͤndiger vrſach vnnd anleitung geben / das er ſeiner ſelbſt eignen Zuhoͤrer vnnd derJeſal 61. vnd 35. Jnwohner zu Nazareth Sprichwort herfuͤr brechte / vnd an - zoͤge / ehe vnnd denn es außgebrochen / damit ſie nicht ſo ſehr jhn den einigen / vom HErꝛn geſandten / lang zuuor durch den Propheten beſchriebnen / vñ gleichſam abgebildeten Leibs vnd der Seelen Artzt verſchimpffet vnd verkleineret / als jhre ſelbſt eigent boͤſe vnd verkehrte Art / jhren falſch vnd vnglau - ben / jhre hochverweißliche vndanckbarkeit vnnd anders aller Welt zuerkennen gegeben / ſich auch weder zuuerwundern / noch zubeſchweren vrſach gehabt / das er nicht ſo groſſe bing zu Nazareth / vnnd in ſeinem Vatterland gethan / wie ſie ge - hoͤret zu Capernaum geſchehen. Jnmaſſen gleich auff abge - hoͤrte Wort folget.
Wiewol aber beneben beiden / bißhero eriñerlich im er - ſtẽ theil eingefuͤhrtẽ lehrẽ / ferner notwendiger Troſt bey zu - legen were / deſſen wol hohe vñ anſehenliche Leuthe bedoͤrffen moͤchten / wenn die vndanckbare Welt eins vnnd das andere Sprichwort zu jhnen ſagt / damit ſie gleichſam anzuſtechen / ſchimpfflich zuuerhoͤnen / vnd zu nicht zumachen / ja wann ſie zum Sprichwort vnnd zur Fabel / wo nicht gar zum Liedlin werden: jedoch ſo wird hernach / vnd nun im andern Theil hieuon zureden gelegenheit fuͤrfallen.
DAñ nachdem wir bißhero vñ bey dẽ erſten Theyl ab geleſener Wort gehoͤret / das der HErꝛ vnſer Hey - land zuuor gewußt / vnnd denen zu Nazareth geſagt habe / Das ſie ein gemeines Sprichwort von jhm machen / vnd eine ſolche redefuͤhren werden / die nicht jhm / der ein Goͤt - liches Zeugnus hatte / ſondern jhnen zum mercklichẽ ſchimpff vñ vnglimpff / zu hoͤchſtẽ ſchadẽ vñ nachtheil gelangt wuͤrde -So21So habẽ wir nun vñ fuͤrs Andere das Sprichwort an jhm ſelber zubeſehen / vnd zuerwegen / was zu vnſerer Lehre / zu vn - ſerm beſtendigen Troſt / vnd zu nutzlicher erinnerung mag ge -Sprichwort deren zu Na - zareth wider den Geiſtli - chen Artzt Chriſtum ein altes Sprich wort. Luc: 4. Syr: 18. reichen vnd dienen. Dann ob wohl diß Sprichwort / Medice cura te ipſum, Artzt hilff dir ſelber / oder wie der weiſe Lehrer Syrach in ſeinem Buͤchlin am 18. Capitel (vnzeitiges rich - ten vnd verdammen den Menſchen zuwehren) redet: Hilff dir vor ſelber ehe du andere artzneieſt: die Jnwohner der Statt Nazareth / Chriſto vnſerm einigen Seelen Artzt nicht zu ſonderm Ruhm / noch zu ſchuldigen Ehren geſtellet / vnd in jhren Hertzen gefaſſet: jedoch ſo iſt es nicht allein ein ſehr al - tes Sprichwort: Es hat es auch nicht nur der HErꝛ / die e - wige Weißheit des Vatters auß derẽ zu Nazareth vñ ſeiner Zuhoͤrer Hertzen herauß nemmen woͤllen / ehe vnnd deñ es wi - der jhn abgangen / vnd außgeſprochen worden / damit ſie jhrer ſelber etwas beſſer wahr nemmen / vnd mit jhrem vnglauben den jenigen / ſampt ſeinen gnaden ſchaͤtzen nicht außtrieben / noch verwuͤrffen / der jhnen zu Seel vnd zu Leib zuhelffen ſo mechtig vnd geſchickt / als bereit vnd willig / nachdem er eben darumb von dem HErꝛn geſalbet / vnnd geſendet ſeye / das er das Ampt vnd die Werck eines recht trewen / vnd des einigen Seelen Artztes / der kommen ſollen / trewlich an allen vnnd jeden thue vnd verꝛichte / die zeitlichen vnd ewigen Schaden fuͤhlen / vñ von jhm allein hůlffliche Artzney erwarten: Son -Gott / vnnd vnſer Hey - land einem Artzt in H. Schrifft ver - gliechen / vnd ein Artzt ge - nennet. dern es hat beides der allein weiſe Gott ſich einem Artzt hin vnd wider in der Schrifft vergliechen / vnd dañ vnſer allwiſ - ſende Heyland vnnd geliebte Bruder nach dem Fleich / Chri - ſtus einen Artzt ſich genennet. Die Starcken bedoͤrffen des Artztes nicht / ſondern die Krancken: Jch bin kommen die Suͤnder zur Buß zuberuffen / vnd nicht die frommen / ſagt ErMatth. 9. Matthej am 9. vnnd laſſet ſeine Feinde / die Phariſeer vnnd Schrifftgelehrten zuhoͤren / die Er zugleich mit der Schrifft geſchweiget. Jch bin der HErꝛ / dein Artzt / ſtehet im andern Buch Moſe am ende des fůnffzehenden Capitels geſchrieben /[Exod. 15.]D iij22Numer: 12.Ach Gott heyle ſie (Miriam) ſchreiet zum HERRN vnnd ſpricht Moſe im 12. Capitel ſeines vierdten Buchs. VnndDeuteron: 32 Jerem: 30. wie im 5. Buch / im 32. Der HErꝛ ſelber ſagt / ich kan ſchlagen vnd kan heylen: dich will ich wider geſundt machen / vnd deine Wundẽ heylẽ: alſo hat der heylige Koͤnig vñ Prophet DauidPſalm: 147. Hoſ: 6. im 147. Pſalm dieſen Artzt den HErꝛn / mit dieſen Worten beſchrieben er heilet die zubrochenes Hertzens ſeind / vnd ver - bindet jhre Schmertzen. Er hat vns zuriſſen / er wird vns auch heylen / er hat vns geſchlagen / er wird vns auch verbin - den: er macht vns lebendig nach zwen Tagen / Er wird vns am dritten Tag auffrichten / das wir fůr jhm leben wer - den: ſprechen ſie / vnd ſtehet geſchrieben im Propheten Hoſea am 6. Vnd damit wir vns bey mehren Zeugnuſſen der hey - ligen Schrifft nicht auffhalten / darinnen Gott der HErꝛ ſich wo nicht einen Artzet außtruckenlich nennet / doch ei -〈…〉〈…〉: 4. v. 18 / 19 / 20. Jeſ. 61. nem Artzt vergleichet vñ vergleichen laſſet / was bringen von Chriſto vnſerm getrewen Erloͤſer / nach zugethanem vndwi - der hingegebenem Buch / auß dem 61. Capitel deß Propheten Jeſaiæ erklerete / holdſeelige hochtroͤſtliche wort / anders mit ſich / deñ dz er ſich als den einigen bewerten Artzet leibs vnd der Seelen zuerkeñen gibt / der darumb da / vnd in dieſe Welt kom - men ſeye / daß er beides die zubrochene Hertzen heyle / vnd dañ auch den Blinden dz Geſicht / vñ den zuſchlagnen / dz ſie frey vñ ledig ſein ſollen / ja dz angenem̃e Jar des HErꝛn predige?
Die EdLe Kunſt der Artzney vnd erfahrne tre - we Ertzte hoch vnnd werth zuhal - ten Syrach: 38.Jſt demnach kein zweiffel / denn das vnſer Gott vnd Hey - land / vns hiemit zuuorderſt commendieren vnnd wohl beuehlen woͤllen / wie die Edle vnnd fuͤrtreffliche / vnder den Menſchen nicht gnugſam geruͤhmete / vñ doch hoch not wen - dige Kunſt der Artzney / dauon ſonſten der weiſe Mann Sy - rach im 38. Capitel geſchrieben: die Kunſt des Artzts erhoͤhetWarumb vnd auß was vrſachen. jhn / vnd macht jhn groß bey Fuͤrſten vnd Herꝛen: vnd aber - mahl / Er / der HErꝛ / hat ſolche Kunſt den Menſchen gege - hen / das er gepreiſet wuͤrde in ſeinen Wunderthaten / damit /heylet23heylet er vnd vertreibet die Schmertzen: vnnd der Apotecker machet Artzney darauß: Alſo nicht weniger die Perſonen / welche der Artzney vor andern erfahren / vnd eine ſolche Er - kantnus haben / das ſie den Kranckheiten vnnd Schmertzen eines theils vnnd bey zeiten vorkommen: Andern theils widerumb abhelffen: wo nicht alle Schmertzen vertreiben / doch etlicher maſſen lindern kuͤnden. Daher abermahlDen Ertzten gereichet es zu ſondern hohen ehren ſo wol als an dern Ampte perſonen an - dere Namen das Chriſtus einem Artze vergliechen. Syrach vernůnfftig vnnd wohl erinnert / Ehre den Artzt mit gebuͤrlicher verehrung / das du jhn habeſt zur Noth / dann der HErꝛ hat jhn geſchaffen / vnnd die Artzney kompt von dem Hoͤheſten / vñ Koͤnige ehren jhn. Laß den Artzt zu dir / deñ der HErꝛ hat jhn geſchaffen / erholet er / vnnd laß jhn nit von dir / weil du ſein bedarffeſt. Vnnd gewißlich wie es groſſen Herꝛen vnd Potentaten dieſer Welt / hoͤherer vnd niderer O -Der Obrig - keit. Exo: 22. Pſalm: 82. 1. Timoth. 6. Jeſaj. 9. Rhaͤten Jeſaj. 9. Matach: 3. brigkeit / eine ſondere vnd groſſe ehre iſt / das ſie der HErꝛ aller Herꝛen / von ſeinem Namen / Goͤtter genennet / dieweil ſie an Gottes ſtatt ſitzen / vnnd ein Goͤttlich Ampt hie auff Erden fuͤhren: Wie es nicht einem Koͤnig oder Fuͤrſten allein hoch - ruͤhmlich / das Chriſtus ſelber ein Koͤnig / ja ein Koͤnig aller Koͤnige / vnd der FrideFuͤrſt: ſondern auch derſelbigen Raͤthẽ ein anſehen machet / das Er Conſiliarius, ja der Engel desHaußvaͤt - tern / vnnd Haußmuͤt - tern: Pſalm 103. Jeſaj. 49 groſſen Raths / vñ des Bunds durch den Propheten Jeſaiam vnd Malachiam genennet: wie es beides einem Haußvatter / oder auch einer ehrlichen Haußmutter denckwuͤrdig vnd lieb - lich: Wie nicht weniger einem Lehrer vnnd Prediger troͤſtlich iſt / dz Gott vnſer Heyland einstheils einem liebreichen Vat -Lehrern vnd Predigern: Lue: 15. Joh: 10. Luc: 4. v. 16 / 20. Luc: 5. Den Ertzten ter vnd ehrlichen Mutter Hertzen / Andern theils einem Hir - ten / einem Lehrer vnd Prediger ſich vielfaltig vergliechen / vñ den Predig Stul ſelber betretten: Alſo gereichet es freylich denen / die mit der Artzney vor andern vmbgehen / vnd mit ſol - cher heilſamen Kunſt gezieret vnnd begabet ſind / zu ſonderm Ruhm vnnd billichen Ehren / das der HErꝛ / der Hoͤheſte / ja Chriſtus der eingeborne Sohn des Vatters in angenomme -Der Artzt Chriſtus[hei] ner ſeiner heyligen Menſchheit / einem Artzt ſich vergleichen /auch24lete allerley Krancken doch wenig in ſeinem Vat - terland / vnd warumb. Sapieut: 16. Luc: 4. v. 40 Matth. 8. Marc: 1.auch ſolches Namens ſo gar nit beſchaͤmet hat / das er von jhm ſagen laſſen / Artzt hilff dir ſelber: gleich als ob an Kunſt vnd vollkomner Erkantnus dem HErꝛn vnſerm Him̃liſchen Artzt gemanglet: da doch das Wort des HErꝛn alles heylet: der auch auff einen jeglichen ſeine Hand gelegt vnnd geſundt gemacht hat / die zu jhm gebracht worden / ja allerley Kranckẽ:Matth. 13. Marc: 6. Ob er wolin ſeinem Vatterland vnd in der Statt Nazareth nicht viel Zeichen gethan / von wegen jhres vnglaubens / dar -Welchẽ Ertz ten das wort gethan wor - dẽ / wider vn - gleiches vr - theil. uͤber der HErꝛ ſelber ſich hoͤchlich verwundert / wie wir Mat - thej am 13. vnd Marci am 6. leſen. Mag demnach beides vom Artzt / vnd dann von der Artzney ſelber ein jeder vrtheilen vnd halten / was er helt vnd vrtheilet: Vnſer einiger Artzt Chri - ſtus / der Gott vnd Menſch in einer Perſon iſt / thut hiemit dz Wort / vnd nicht geringe Ehre an allermeiſt Gottfoͤrchtigen Ertzten / die mit der Artzney ordenlich vmbgehen: jhm ſich ſel - ber vndergeben / vnd im Glauben vertrawen: darzu dem ne - ben Menſchen nach jhrem Beruff vnd euſſerſten vermoͤgen / zudienen ſich befleiſſen: Vngeachtet alles deſſen / ſo wider die - ſer Edlẽ Kunſt nit gnugſam erfarne / oder der Artzney vielfal -Baſilius Ma - gnus in aſee nic: quæſt. 55 tigen mißbrauch / auch von Liebhabern guter Kuͤnſten ge - ſchrieben / wa nicht von andern dawider ohne gnugſamen ver - ſtandt / wird getrieben vnd außgeſchrieben. Non ideò debe - mus omnem medicæ artis vtilitatem fugere, quòd qui -Allgemeiner Spital wird vns auffge - than vnnd Mẽſchliches elend fuͤrge - bildet bey dẽ Sprichwort oder Gleich - nus võ Artzt. dam illa non bene vtuntur: Vnnd abermahl ſagte deralten Lehrer einer: In re medica non conuenit vſu peruerſo da - tam à DEO gratiam traducere.
Es will aber der HErꝛ vnſer Gott vnd Him̃liſche Artzet Chriſtus bey ſolchem Namen vñ der Gleichnus ſo vom Artzt genommen / viel weiter ſehen / vñ vns ferner gleich als einen allgemeinen Spital zeigẽ / oder die gemeine Patienten Stub auffthun / darin das gantze Menſchliche Geſchlecht / alle vndLeibliches e - lend der Mẽ - ſchen. Geneſ. 3. jede Adams Kinder kranck vñ verwundt ligen: vnd das nicht euſſerlich allein vnd am Leib / ſondern auch innerlich vnnd an der Seelen. Dann es heiſſet je / vnnd bleibet nach dem ſchroͤck -lichen25lichen Suͤnden fall bey dem gerechten Sententz vnd Vrtheil des gerechten Gottes / du biſt Erden / vnnd ſolt zu Erden wer - den: Nicht nur Aſchen bin ich / ſagt der Held vnnd VatterGeneſ. 18. vieler Voͤlcker / ja aller glaubigen / Abraham fuͤr dem HErꝛn im 1. Buch Moſe im 18. Sondern es iſt auch der Menſch ein eitel ſchandtlicher Kot / vnnd gehet doch endlich / wann ſchonSyrach 10. auch der Artzt lang daran flickt / alſo / heut Koͤnig / mor - gen Todt / vnnd wann der Menſch todt iſt / ſo freſſen jhn die Schlangen vnd die Wuͤrme / wie die Wort Syrachs im 10.Job. 21 lauten. Sie ligen gleich mit einander in der Erden / vñ Wuͤr - me decken ſie zu / ſpricht der Mann Job am 21. von den Got - loſen / wann ſie gleich hohe Leuth ſind: ſihe ſie werden all - zumahl veralten wie ein Kleidt / Motten werden ſie freſſen /Jeſ. 50. vnnd 51. wie Wullen Tuch / erinnert der HErꝛ / vnnd troͤſtet bey dem Propheten Jeſaia im 50. vnd 51. Capitel die jenige / ſo die ge -Job 17 rechtigkeit kennen. Ja auch der fromme vnnd geduldige Job / heiſſet die Verweſung ſeinen Vatter / vnd die Wuͤrme ſeineJoh: 11. Mutter vnd ſeine Schweſter: Der verſtorbene Freuͤnd des HErꝛn / Lazarus von Bethanien / iſt erſt vier Tag im Grab / nicht deſto weniger klagt / vñ bekennet ſeine Schweſter Mar - tha / Er ſtincket ſchon / dann er iſt vier Tag gelegen. Vnd ſol -Des Patri - archen Ja - cobs Leich - nam balſa - miert / vnnd warumb. Geneſ: 50. te der verſtorbene Coͤrper des Patriarchen oder Ertzvatters Jacob / nach ſeinem Abſchied auß Aegypten / in das Land Ca - naan gefuͤret / vñ in ſein Grab / das er jhm gegraben / begraben werden / wie er an ſeinen lieben Sohn Joſeph / vermittelſt Ei des / begehret: So mußte erſt gedachter Joſeph ſeinen Knech - ten / den Ertzten beuchlen / das ſie ſeinen Vatter ſalbeten / Jn - maſſen ſie dann auch gethan haben / vnd hieuon zuſehen iſt im 47. vnd 50. Eapitel des erſten Buchs Moſe: Vnd das nicht auß gewonheit des Landes allein / ſondern auß Notturfft / vnd dieweil deß Menſchen Leib alſo bald anfahet ſtinckend zu wer - den vnd zufaulen / wann der Geiſt außgefahren / vnnd der le - bendige Athem dem Menſchen entgangen. Daher weder A -Alexandri des Groſſen / lexandri deß Groſſen Monarchẽ in Griechenland / auff wel -E26vnnd Ptoiſ - mei Lagi ab - ſterben / vnd Balſamierte Coͤrper 1. Maccab. 1.then der Prophet Daniel im 7. vnnd 8. Capitel geſehen / von deſſen Kranckheit vnnd zeitlichem abſterben auch das erſte Buch der Maccabeer andeutung thut: Noch viel weniger Ptolomæj Lagi des Koͤnigs in Egyptẽ verſtorbener Leichnam erſt mehr dañ vber drithalb hundert Jar dẽ Roͤmiſchẽ Keyſer Auguſto kuͤnden gewieſen vnd gezeigt werden / wann ſie nicht balſamiert / noch durch der Ertzte Kuͤnſt vnnd durch jhnen be - kandte Specereien / eine zeit lang fůr der Feuͤle vnnd dem ge - ſtanck verwahret worden. Vnderdeß vnd nicht deſto weniger ſo bleibet es Menſchlichen Leibs halber dabey / das derſelbig nicht nur vnzahlbar viel ſchwach vnnd kranckheiten vnder - worffen / das er auch nicht allein dem zeitlichen Todt heim -1. Corinth. 15. fellet / ſondern das er verweßlich: das er in Vnehre: das er in Schwachheit: das er als ein natuͤrlicher Leib in die Erdẽ ge - ſeet: vnnd der verſtorbene Menſch nicht nur ſtinckend / ſon - dern auch zu Staub wird vnd vergehet / ſo wol als andere vn - uernuͤnfftige Creaturen / ſo einẽ lebendigẽ Leib haben / wie der 104. Pſalm andeutet. So kranck / ſo elend / ſo hinfellig iſt die Edle vernuͤnfftige Creatur / der Menſch dem Leib nach / durchRoͤm. 7. Roͤm: 5. dit Suͤnd worden / die in vns wohnet / vnd dauon der H. Apo - ſtel an die Roͤmer im 5. Capitel bezeuget / durch einen Men - ſchen ſeye die Suͤnd in die Welt kommen / vnd der Tod durch die Suͤnd / vnd ſeye alſo der Todt zu allen Menſchen durch - getrungen / d[i] eweil ſie alle Suͤnder.
Innerliche Kranckheitẽ vnnd geiſtli - cher ſchaden des MenſchẽWer wolte dann die innerliche Kranckheit vnnd den See - len ſchaden des Menſchẽ außſprechen / daran vns vnſer See - len Artzet mahnet / wenn er ſich einen Artzt in ſeinem Wort nennet / oder auch zum ſpot vnd ſchimpff nennen laſſen? Der1. Corinth: 2. natuͤrliche Menſch vernimmet nichts vom Geiſt Gottes / es iſt jhm eine Thorheit / vnd kan es nicht erkennen / dann er wird von Geiſtlichen Sachen gefraget / ſpricht der auſſerwehlte Ruͤſtzeug des HErꝛn in der erſten an die Corinth. im 2. Cap. Der Will des Menſchen iſt von Gott dem HErꝛn dermaſ -Roͤm:[8]. ſen abgewendet / das er auch eine Feindſchafft wider Gottwor -27worden / daher geſchrieben ſtehet / fleiſchlich geſinnet ſein / iſt eine Feindſchafft wider Gott / an die Roͤm: 8. Das Hertz des Menſchen aber iſt zu einer ſchaͤdlichen vergifften Brunquell worden / dauon der HErꝛ / der Hertzenkuͤndiger Matthej amMatth. 15. 15. ſpricht / auß des Menſchen Hertz kommen arge gedancken / Mord / Ehebruch / Hurerey / Dieberey / falſche Zeugnus / Loͤ - ſterung: das ſind die Stuͤck die den Menſchen verunreini - gen. Zugeſch weigen / das Gott der HErꝛ bald im erſten Buch Moſis im 6. vnd 8. Capitel geſehen vnnd klaget / alles dichtenGeneſ: 6 vnd 8. vnd trachten Menſchlichen Hertzens ſey nur boͤß immerdar / vnd von jugend auff. Ebenmeſſig vnd wie der weiſeſte KoͤnigPronerb: 20 Salomon in Spruͤchen am 20. Capitel nicht ohne vrſach fragt / wer kan ſagen / ich bin rein in meinem Hertzen vñ lau - ter von meiner Suͤnde. Alſo ſpricht vnnd bezeuget der Gott -Job. 15. foͤrchtige Mañ Job in ſeinem Buͤchlin im 15. Capitel: Si - he vnder allen Heyligen iſt keiner ohne tadel: Vnd die Him - mel ſind nicht rein fuͤr jhm / wie viel weniger ein Menſch der ein grewel / vnnd ſchnoͤde iſt: der vnrecht ſeufft wie Waſſer. Vn[u] ollkom - menheit vnd Schwachhett der widerge - bornen / die doch wohnun - gen des H. Geiſtes. 1. Cor: 6. 2. Cor: 6. 2. Cor: 10. Roͤm: 7.Wann wir dann ſchon von newem geboren / vnnd vnſere Lei - ber zu Tempeln vnnd Wohnungen des H. Geiſtes worden ſind / ſo muͤſſen wir doch vnſereVernunfft gefangen nemmen vnder den Gehorſam Chriſti: klagen vnnd ſeufftzen muͤſſen wir / woͤllen haben wir wohl / aber vollbringen das gute finden wir nit. Denn das gute / das ich will / das thue ich nicht / ſonder das boͤſe das ich nicht will / das thue ich: vnnd bald hernach ſagt vnd klagt ernſtlich der widergeborne hocherleuchte Apo - ſtel / Jch elender Menſch / wer wird mich erloͤſen / von dem Todt dieſes Leibs? Wir muͤſſen auch nicht allein bekeñen / das all vnſere gerechtigkeit ſeye wie ein beflecktes Tuch oder Ge -Jeſaj. 64. wand / ſondern das auch das Fleiſch geluſtet wider den Geiſt / vnd den Geiſt geluſtet wider das Fleiſch / dieſelbige ſind wider einander / daß jhr nicht thut was jhr woͤllet / ſchreibet abermalGalat: 5. der Apoſtel an die Galater im 5. Capitel: vñ iſt je kein Menſch auff Erden der guts thue vñ nicht ſůndige: ſagt der Prediger.
E ij28Eigentliche vergleichung beuorab geiſt lichen elends des Menſchẽ Jeſaj: 1.Jn ſumma das gantze Haupt iſt kranck / das gantze Hertz iſt matt / von der Fußſolen an biß auffs Haupt / iſt nichts geſundes am Menſchen: ſondern Wunden vnd Striemen / vnd Eyterbeulen / die nicht gehefftet / noch verbunden / noch mit oͤle gelindert ſind / wie der HERR ſelber von vnſerm Geiſtlichen elend vnd vnaußſprechlichen Schaden im Pro - pheten Jeſaia am Erſten redet. Wir ſind die geiſtlich Ar - me / die zuſtoßne Hertzen / die Gefangne / die Blinden vnnd die Zuſchlagene / deren vnſer einige Leib vnnd Seelen ArtzetLuc: 4. Jeſai 61. Matth: 11. nechſt vor abgehoͤrten Worten vnd ſonſten gedencket: Dem elenden Menſchen ſind wir gleich / von dem der HErꝛ Lucæ am 10. berichtet / das er zwiſchen Jeruſalem vnd Jericho vn -Luc: 10. der die Moͤrder gefallen / die jhn außgezogen vnd geſchlagen / die dauon gangen / vnd jhn halb todt ligen laſſen / daher er ſein ſelbs halber / wie zwar auch fuͤr vbergehenden Prieſters vnnd des Leuiten halben / hilffloß vnd in ſeinem eignen Blut ſter - ben vnd verderben muͤſſen. Vnd hat je der H. Apoſtel vns nit verhalten / das wir nach dem Fall vnd von Natur in SuͤndenVnſer Leib - lichen vnnd Geiſtliches elend ſolle in vns ware de - mut verurſa - chẽ wider al - lẽ hochmuth / vnd Suͤnde. todt vnd geſtorben ſeyen. Wer wolte dañ daran zweifflen vnd nicht vielmehr demuͤtig erkennen / das der HErꝛ vnſer Hey - land vns vnſere toͤdtliche Kranckheit vnd vnaußſprechlichen Schaden an Leib vnd an Seel / euſſerlichen vnd innerlichen / fuͤr Augen ſtellen vnnd erinnern woͤllen / das wir deß rechten einigen Artzts mehr denn wol bedoͤrffen? Ja wer ſolte vnd wolte nicht daher vrſach nemmen / das er hindan geſetzt / allen ſtoltz vnd hochmut des Hertzens / allen Pracht / Hoffart vnnd Vbermut / allen ſpott vnnd verachtung ſampt andern Suͤn - den / darzu der armſeelige Menſch mehr den geneigt iſt / ſich ſo fuͤr Gott dem HErꝛn aller Herꝛen / ſo fuͤr dem Menſchen de - ſto hertzlicher demuͤtigte / Er ſeye gleich ſo weis vnd verſtendig ſo ſtarck vnnd maͤchtig / ſo reich vnnd hocherhaben / als er ſein vnnd in dieſer Welt werden mag / die er doch endlich / ſampt allem was darinnen iſt / muß laſſen / vnd vor dem erſcheinen / der gewalt vbet / mit ſeinem Arm / vnnd zerſtoͤret die hoffertigſind29ſind in jhres Hertzen ſinn / der auch Leib vnd Seel verderbenLuc: 1. Matth. 10. mag in die Holle: Wie Lucæ am erſten / die heylige Jung - fraw Maria in jhrem Magnificat ruͤhmet / vnnd der Sohn Gottes Matthej am 10. ſeinen Juͤngern bezeuget.
Vber das / vnd zum dritten / damit wir Elende / biß auffHilff finden wir bey Chri - ſto vnſerm Him̃liſchen Artzt in Leib - licher vnnd Geiſtlicher Kranckheit Er iſt einrech ter Practicus vnd ein Mei - ſter zuheiffen euſſerlich o - der leiblich. den ewigen Todt verwundete Menſchen wuͤßten / bey wem wit vns in ſolcher Noth huͤlff vnd troſtes zuerholen / oder wes wir vns zu dem zuuerſehen / der ſich einen Artzt nennen laſſet vnd ſelber nennet / ſo hat er ſolches bey herfuͤr gebrachtem kur - tzen Sprichwort vnd gleich als mit einem einigen Woͤrtlin an Tag geben / darzu ſeine beſte Kunſt nicht verbergen woͤllẽ / Welche da iſt / Artzt hilff / hilff oder curiere. Dañ wir haben an Chriſto Jeſu / der in der Statt Nazareth profitiert / zu leh - ren vñ zuleſen auffgetretten / vñ als den verheiſſenen Artzt ſich præſentirt oder dargeſtellet / nicht einen ſolchen Doctorn / der nur iñ theoria verſiert / vñ gewuͤßt hette / was dem Menſchen angelegen vnd in jhm were: Viel weniger werden wir an jhm ein ſolchen Mann finden / der weder jhm ſelber noch andern / vnd ſonderlich ſeinen angehoͤrigen nicht helffen koͤndte: Jn - maſſen gleich wol glaubloſe / vnachtſame vñ vndanckbare Zu - hoͤrer vnnd Jnwohner zu Nazareth / wie nicht weniger her - nach die Hoheprieſter vnnd Schrifftgelehrten / ſampt dem Volck / jhm ſpoͤtliſch vñ ſchmaͤhelich in ſeiner hoͤchſten Not / vnd am Creutz fuͤrwerffen: Sondern dieſer Artzt iſt zu gleich ein ſolcher Practicus vnd erfahrner Meiſter / der curiert / oderMatth: 9. Matth: 4. Matth: 17. geheylet hat allerley Seuche vnnd Kranckheiten im Volck / der geſundt gemachet / alle die zu jhm gebracht worden / vnnd vnder denſelben auch die / welchen ſeine Juͤnger nicht helffen kundten: Wie Matthej am 4. vnd 17. Capitel zuſehen: Er heylet ſie alle ſpricht der Euangeliſt im 12. Capitel vñ weiſetMatth: 12. Jeſaj: 42. zugleich auff die weiſſagung des Propheten Jeſaiæ am 42. da vnder anderm geſchrieben / das zuſtoſſene Rohr wird er nicht zubrechen vnd das gluͤm̃ende dacht wird er nicht außloͤ - ſchen / biß das er außfuͤhre das Gericht zum Sieg / vnnd dieE iij30Heiden werden auff ſeinen Namen hoffen: anzuzeigen das er alle heylen woͤlle / vnnd geheylet habe nicht am Leib allein /Act: 10. ſondern allermeiſt an der Seelen. Vnd zwar es bezeuget glei - ches falls der Apoſtel Petrus in Geſchichten am 10. Capitel / Gott habe dieſen Jeſum von Nazareth geſalbet mit dem H. Geiſt vnd Krafft: Der ſeye vmbher gezogen vnd habe wol ge - than / vnd geſundt gemacht / alle die vom Teuͤffel vberwaͤlti - get waren. Dann Gott ſeye mit jhn geweſen. Deßgleichen be - ſtetiget nach ſeiner Himmelfahrt / vnnd dieweil er ſitzet zurMar: 16. Rechten Gottes / der H. Euangeliſt Marcus von jhm / der HErꝛ habe mit ſeinen Juͤngern vnd den Apoſteln gewuͤrcket / vnnd das Wort bekrefftiget durch mitvollgende Zeichen / Nach dem ſie außgangen vnnd geprediget an allen Orten /Pſalm: 68. dauon doch das Buch der Apoſtel Geſchicht reichlich vnnd weitleuffiger berichtet. Wann dann Gott vns ſchon eine Laſt auffleget / ſo hilfft er vns auch: wir haben einen Gott der taͤg - lich hilfft / vnd einen HErꝛn HErꝛn der vom Todt erꝛettet:Pſalm: 34. ſtehet von vnſerm einigen Nothelffer Chriſto im 68. Pſalm geſchriebẽ: der Gerechte muß zwar viel leiden / aber der HErꝛ hilfft jhm auß dem allem / wie ein anderer Pſalm bezeuget / vñGott vnſer Heylãd hilfft auß toͤdlicher Kranckheit wider auff / auch dẽ Tho - ren vñ Gott - loſen die buß thun - Pſaim: 107. ſtehet je im 107. auch von den Thoren / vñ Suͤndern geſchrie - ben / ob ſie wohl geplaget vmb jhrer Vbertrettung willen / das jhnen eckelt fuͤr aller Speiß / vnnd ſie todt kranck worden / je - doch da ſie zum HErꝛn ruͤffen in jhrer Noth / halff er jhnen auß jhren aͤngſten. Er ſandte ſein Wort / vnnd machte ſie ge - ſundt vnd erꝛettet ſie das ſie nicht ſturben. Darumb hat frei - lich vnſer Artzt Chriſtus nicht ettlich wenig Siechen alleinMar: 6. Luc: 4. v. 20. in ſeinem Vatterland: ſondern vielmehr auch einen jeglichẽ der zu jhm gebracht / geſundt gemacht vnd geheylet: Wie wir Marci am ſechſten / vnd Lucæ am vierdten Cap: leſen.
Luc: 17. Matth: 8. Mar: 2. Luc: 5. Luc: 7. Matth: 9.Nicht außſetzige allein hat er / ſo abweſend / vnnd da ſie auff ſein Wort hingangen / ſo gegenwertig gereiniget: ſondern Todten aufferwecket / wauͤ er ſein hand außgeſtrecket vnd auff gelegt: entweder verſtorbene Mann vnd Weibs Perſonen /oder31oder nur dẽ Sarck angeruͤret / darzu ſeine Allmaͤchtigt Stim̃Joh:〈…〉〈…〉 abgehen laſſen zur gewiſſen anzeig vñ beſtettigung / das keine kranck vnd ſchwachheit ſo ſchwer vnd groß / kein Leibsſchaden ſo boͤß vnd abſchewlich / keine Plag ſo heimlich oder langwuͤ - rig: der Todt ſelber ſo ſtarck vnd maͤchtig nicht / noch viel we - niger der Menſch ſo elend / ſo hinfaͤllig vnd verweßlich ſeye / dz er nicht ſeine beſte Kunſt / die da iſt / helffen / erzeigen vnd erꝛet -CHriſtus wird ſeine Kunſt zuhel - fen euſſerlich erſt recht auch im ewigẽ Le - ben beweiſen Jeſai: 56. 1. Cor: 15. Philip: 3. ten koͤndte vnnd wolte / wa nicht allwegen hie vnnd in die - ſer Welt / doch dort vnd in der kuͤnfftigen / da nicht mehr ſolle gehoͤret werden die Stim̃ des klagens / noch des weynens / wie Jeſaias im 56. Capitel redet: da das verweßliche wird anzie - hen das vnuerweßliche / vnd das ſterbliche anziehen wird die vnſterbligkeit: Da auch Jeſus Chriſtus vnſern nichtigen Leib verklerẽ wird / das er aͤhnlich ſeye ſeinem verklaͤrten Leib / nach der Krafft damit er jhm kan alle ding vnderthan ma - chen / deſſen verſichert vns der heylige Apoſtel an die Philip - per am 3. vnnd hat ſolche gnadenreiche huͤlff des HErꝛn vn - ſers Allmaͤchtigen Helffers vñ Heylands / die er an vnſerm ſterblichẽ Leib erweiſen wird / im 15. Capitel der erſten Epiſtel an die Corinther herꝛlich jlluminirt vñ ſtattlich außgefuͤhret.
Vnder des vnnd als lang wir des einigen Seelen ArtztesInnerlich vnnd an der Seelen hilfft vnſer Seelẽ Artzt Chri - ſtus Jeſun: wider der Suͤnden noc vnd Kranck - heit. Jeſaj: 63. wider der Seelen ſchaden in dieſem elenden Jammerthal vñ allgemeinen Spital bedoͤrffen: wer hilfft vns auß der Suͤn - den noth / vñ toͤdtlicher Kranckheit? Jch bins (antwortet / vn - ſer einiger SuͤndenTraͤger / der verſprochene Meſſias vñ ge - ſalbete des HErꝛn / ſeiner Kirchen gantz troͤſtlich / vnd in einẽ verbluͤmten holdſeligen Geſpraͤch / bey dem Propheten Je - ſaia am 63.) der Gerechtigkeit lehret vnd ein Meiſter bin zu - helffen. Jch trette die Kelter allein vnd iſt niemand vnder den Voͤlckern mit mir: das Jahr die meinen zuerloͤſen / iſt kom - men. Fůrwar er trug vnſere Kranckheit / vnnd lud auff ſichJeſaj: 53. Matth: 8. 1. Pet: 2. vnſere Schmertzen / vmb vnſer miſſethat willen iſt er verwun - det / vnnd vmb vnſerer Sůnden willen zerſchlagen / auff jhm ligt die Straff / auff das wir frieden hetten / vnnd durch ſeineWun -32Wunden / ſeind wir heyl worden / wir giengen alle in der jrꝛe wie Schafe / aber der HErꝛ warff vnſer aller Sůnd auff jhn ſtehet im 53. Capitel erſtgedachten Propheten geſchrieben / vnd hat der heylige Euangeliſt vnd Apoſtel Matthæus im 8. beneben S. Petro im andern Capitel ſeiner erſten Epiſtel vns auff dieſen Laſt vñ SuͤndẽTraͤger / den gerechten Knecht des HErꝛn / den Meiſter zuhelffen / gewieſen. Der ſolte / ver -Pſalm: 130. Jeſai 61. moͤg des 130. Pſalmens / Jſrael erloͤſen auß allen ſeinen Suͤn - den: Vnd war vom HErꝛn geſandt zu predigen den elenden vnd geiſtlich Armen das Euangelion oder die froͤliche Bot - ſchafft von der gnadenreichen Vergebung der Suͤnden in Chriſto: an jhm haben wir auch die erloͤſung durch ſein Blut / nemlich die Vergebung der Suͤnden / ſchreibt S. Paulus anColoſ: 1. Johan: 1. 1. Joh: 1. die Coloſſer am erſten Capitel. Vnnd wie er das vnſchuldige Lamb Gottes iſt / das der Welt Suͤnde tregt: Alſo reiniget vns je das Blut Jeſu Chriſti des Sohns Gottes vonn aller Sůnde vnd aller Vntugend: dieſer iſt nicht kommen / das erMatth: 20. 1. Timoth. 2. jhm dienen laſſe / ſondern das er diene vnnd gebe ſein Leben zu einer Erloͤſung fuͤr viele / ja fuͤr alle. So gar kan vnd will er vns nicht huͤlffloß wider der Suͤnden Not vnnd Kranckheit laſſen / noch die Kunſt ſparen / ohn welche wir in Suͤnden ſterben vnd verderben muͤſſen ewiglich.
Wider die Geiſtliche Blindheit vnnd vnſere Schwachheit hilfft Chri - ſtus.Sind wir dann von Natur vnnd vnſerer erſten Geburt nach / blind in Geiſtlichen Sachen: es mangelt vns an der Erkantnus / darin das ewige Leben ſtehet / oder wir ſind ſchwach / vnd mehr denn ſchwach im Glauben vnd in vnſerm Chriſtenthumb: wer erleuchtet vns? wer ſtercket vns? wer hilfft vns? Thut es nicht der Him̃liſche Raphael vnd Got -Luc: 4. v. 19. Joh: 1. tes Artzt / Chriſtus / mit dem der HErꝛ / vnd der darumb ge - ſandt iſt / das er predige den Blinden das Geſicht? der iſt ja das warhafftige Liecht / das in die Welt kommen vnnd er - leuchtet alle Menſchen die in dieſe Welt kommen / haben wirJeſaj. 9. im Euangelio Johannis am erſten zuſehen: vnnd wie zuuor von Chriſto dem HErꝛn war geweiſſaget / daß das Volck /wel -33welches im finſtern wandlet / ein groſſes Liecht ſehen vnnd v - ber die hell ſcheinen ſolte / die im finſtern Land wohneten / al - ſo ruͤhmet der from̃e Prieſter Zacharias Lucæ im erſten / ErLuc: 1. ſeye erſchienen denen die da ſitzen im Finſternus vñ Schatten des Todtes / vnnd richte vnſere Fuͤſſe auff den Weg des Frie - dens: Allerdings wie bald hernach vnd in offentlichem Tem -Luc: 2. pel zu Jeruſalem / der Altvatter Simeon von dem Kindlein Jeſu / den er auff ſeine Arm genommen bekennet vnd ſpricht / HErꝛ nun laͤſſeſt du deinen Diener im frieden fahren / wie du geſagt haſt / dann meine Augen haben deinen Heyland geſe - hen / welchẽ du bereitet haſt fuͤr allen Voͤlckern / ein Liecht zu - erleuchten die Heyden / vñ zum Preiß deines Volcks Jſrael. Sagt dann nicht der HErꝛ HErꝛ ſelber bey dem ProphetenEzech: 34. Ezechiel im 34. Capitel / gantz troͤſtlich? Jch will das verlohr - ne wider ſuchen / vnd das jrꝛende wider bringen / vnd das ver - wundete verbinden / vnnd des Schwachen warten / vnnd wasMar: 9. fett vnd ſtarck iſt / will ich behuͤten vnd jhr pfiegen wie recht iſt. Darumb bittet vnd bekennet jener Vatter Marci im 9. demuͤ -Matth: 8. Luc:〈…〉〈…〉. tig vnnd mit Threnen / Jch glaube HErꝛ / aber kom̃ zuhilff meinem vnglauben / vnnd die Juͤnger des HErꝛn ſprechen nicht nur Matthej im 8. HErꝛ hilff vns / wir verderben / ſon - dern ſie betten auch vnd ſprechen an einem andern Ort zu dẽ HErꝛn / ſtercke vns den Glauben / daher jhnen zu allen Thei - len geholffen worden.
Engſtiget vñ ſchrecket vns aber der breñende Zorn deß ge -Vnſer geiſt - licher Artzt hilfft vns wi - der Gottes Zorn / den Fluch des ge - ſetzes / vnnd die Handt, ſchrifft / ſo wider vns. rechten Gottes wider die Suͤnde / der Fluch deß Geſetzes don - nert wider vns / vñ ſchlegt vnſere ohne das Zaghaffte Hertzen zu boden / vnſer eigen Gewiſſen als die Handtſchrifft zeuͤget wider vns / wer kan vnnd will vns da helffen / wer richtet vns auff / wer labet vnd erquicket vns? Sihe ich komme / im Buch iſt von mir geſchrieben / deinen Willen mein Gott thue ich gern / vnd dein Geſetz habe ich in meinem Hertzen / ich will pre -Pſalm: 40. digen die Gerechtigkeit in der groſſen Gemeine / ſihe ich will mir meinen Mund nicht ſtopffen laſſen / ſagte Chriſtus / derF34deß Geſetzes Erfuͤllung / ſchon im 40. Pſalm deß heyligenPhilip: 2. Koͤnigs vnnd Propheten Dauids / dannenhero gibt jhm S. Paulus das Zeugnus / das er ſeinem Vatter ſey gehorſam worden / biß zum Todt / ja biß zum Todt des Creutzes: Zum Fluͤch ſeye Er worden / auff das wir den Segen ererbeten /Galat: 3. vnd hat je Gott / da die Zeit erfuͤllet war / geſandt ſeinen Sohn geboren von einem Weib (der heyligen hoch gelobten Jung -Galat: 4. frawen Maria) vnd vnder das Geſetz gethan: auff das er die ſo vnder dem Geſetz waren erloͤſete / vnnd das wir die Kindt -Pſalm: 34. ſchafft empfiengen. Nahe bey denen iſt der HErꝛ die zubro - chens Hertzens ſind / Er hilfft denen die zerſchlagen GemuͤthJeſaj: 61. haben: vnnd war je der geiſtliche Artzt Chriſtus geſandt / dieLuc: 4. v. 18. 19. zerbrochene Hertzen zuuerbinden / vnnd zuheylen die zerſtoſſe - ne Hertzen: zupredigen den Gefangnen das ſie Loß ſein / vnd den Zuſchlagnen / das ſie frey vnd loß ſein ſollen / wie S. Lu - cas nach dem Propheten Jeſaia ſchreibet.
Wider den Teuffei / ja der Hoͤllen Angſt hilffe vns der All - mechtige Artzt Jeſus Chriſtus.Schieſſet endlich die Hoͤlliſche Schlang der leydige Sa - tan wider vns eitel Seelen Gifft / vnnd drucket mehr denn Mordpfeil ab / Er will vns nach dem zeitlichen dem ewigen Todt vberantworten / vnd mit vnaußloͤſchlicher Hellenglut gleichſam abzwagen / vnd quelen: wer hifft vns / wer will vns auß ſolcher not frey vnd ledig machen? Freylich hilfft vns al -Geneſ: 3. Geueſ: 12. 22 lein der HErꝛ der barmhertzige Heyland / der gebentdeyete Weibesſamen / der Samen Abrahæ / der der Schlangen demHebr. 2. Teuffel den Kopff zertretten vnnd in dem alle Geſchlecht der Erden geſegnet werden ſollen: der hat durch den Todt die macht genommen dem / der des Todtes gewalt hatte / das iſt dem Teuffel: vnd erloͤſet die / ſo durch Forcht des Todtes im gantzen Leben Knechte ſein muͤßten / wie die Epiſtel an die He -2. Johan: 4. breer am 2. redet. Der iſt in vns / vñ groͤſſer deñ der in der Welt iſt / wie der heylige Euangeliſt vnnd Apoſtel Johannes in ſei - ner 1. Epiſtel im 4. Capitel bezeuget: von jhm wiſſen vñ glau -[1]. Joh: 3. ben wir nicht nur / dz er darzu erſchienen / das er die Werck des Teuffels zerſtoͤrete / wie Johañes lehret / ſondern er verſprichtauch35auch Hoſeæ im 13. ich will ſie auß der Hoͤllen erloͤſen vnndHoſ: 13. vom Todt erꝛetten / Todt ich will dir ein Gifft ſein / Hoͤll ichPſal: 116. will dir ein Peſtilentz ſein / vnnd wie er im 116. Pſalm mit der Kirchẽ Gottes vñ derſelbigen Gliedern nicht verbergen will /Pſalm: 18. Stricke deß Todes hatten mich vmbfangẽ / angſt der Hoͤllen hatten mich troffen / jch kam in Jammer vnd Not: Es vmb - fiengen mich des Todtes Bande / vnd die Baͤche Belial er - ſchreckten mich: Der Hoͤlle Bandt vmbfiengen mich vñ deß Todtes ſtricke vberwaͤltiget mich / klagt / ja erkennet Er mit dẽ lieben Dauid im 18. Pſalm: Alſo iſt der Him̃liſche Dauid / Jeſus Chriſtus Gottes vñ Maria Sohn / hinunder gefahrenEpheſ: 4. in die vnderſten oͤrter der Erden / wie der Apoſtel / oder wie vn - ſer Chriſtliche Glaub redet / abgeſtigen zur Hoͤllen / damit erRoͤm: 8. auß der Hoͤllen Angſt vns erloͤſete / vnnd das nichts verdam - lichs ſeye an allen die da ſind in Chriſto Jeſu: Ja das erfuͤlletJeſaj. 25. Hoſ: 13. 1. Cor: 15. wuͤrde / dz Wort das geſchrieben ſtehet / der Tod iſt verſchlun - gen in den Sieg / Todt wo iſt dein Stachel / Hoͤlle wo iſt dein Sieg? aber der Stachel des Todes iſt die Suͤnde / die Krafft aber der Suͤnde iſt das Geſetz. Gott ſey danck / der vns den Sieg gibt durch vnſern HErꝛn Jeſum Chriſtum. DarumbJeſaj: 25. ſihe doch / das iſt vnſer Gott auff den wir harꝛen / der wird vns helffen.
Vnd gewißlich lieber Chriſt / der dir alle deine Suͤnde ver -Das vnſer Artzt / vnſer Gott vnnd Heylãd geiſt lich vnd leib - lich helffe / mehr Zeug - nus. gibt vnd heylet alle deine Gebrechen / der dein Leben vom ver - derbẽ erloͤſet / der dich kroͤnet mit Gnad vnd Barmhertzigkeit. Der deinen Mund froͤlich machet / vnd du wider jung wirſt / wie ein Adler: der Gerechtigkeit ſchaffet vnnd Gericht allen die vnrecht leiden: der HErꝛ der bewahren vnnd beim LebenPſalm: 41. erhalten / auff ſeinem Siechbeth erquicken will / vnnd hilffet von aller ſeiner Kranckheit / dem / der ſich des duͤrfftigen an - nim̃et: der nahe iſt allen denen / die jhn anruͤffen / Er thut wasPſalm: 145. die Gottfoͤrchtigen begehren vnd hoͤret jhr ſchreien / vñ hilfft jhnen: Der ſo troͤſtlich ſeiner Kirchen bey dem ProphetenJeſaj. 41. Jeſaia im 41. Capitel zuſpricht / foͤrchte dich nicht / ich bin mitF ij36dir / weiche nicht / denn ich bin dein Gott / ich ſtercke dich / ich1 Sam: 10. Matth: 11. hilff dir auch / ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit: der nicht nur auß allem Vngluͤck vnd TruͤbſalEpheſ: 3. ſeinem Volck geholffen: ſondern auch Matthej am eilfften zu ſich beruffet alle die muͤhſelig vnnd beladen ſind / das er ſiePſalm: 74. erquicke / vnd jhnen ruhe ſchaffe fuͤr jhre Seelen: der beides v - berſchwencklich thun kan vber alles dz wir bitten oď verſtehẽ /Luc: 1. vnd 18 Matth. 19. Mar: 10. nach der Krafft die da in vns wuͤrcket: vnd dan auch alle hilffe thut / die auff Erden geſchicht: Ja dem kein ding vnmůglich iſt / dem moͤgen vnnd ſollen wir billich auff ſein warhafftiges Wort / vnd vielfaltig betheurete verheiſſung glauben vñ tra - wen / das er der einige rechte Artzet zu Seel vnnd zu Leib ſeye / der helffen kůnde vñ woͤlle / allẽ die in glaubigem vertrawen zu jhm tretten: vngeachtet das die vndanckbare Welt auß Ver - achtung vnd dem Vnglauben zu vnnd von jhm ſagen wolte / Artzt hilff / hilff Artzt / aber dir ſelber / gleich als ob er weder jhm noch den ſeinigen / will anderer geſchweigen / an Leib vnnd an Seel warhafftig helffen koͤndte.
Von Leibes Kranckheit / vnd gebrechẽ warum̃ nicht allen noch je - den Patien - ten in dieſem Lebẽ geholf - fen werde.Ob nun wol daher vñ vber das alles / ſo wir bißhero zu vn - ſerer Lehre vnd hertzlichem Troſt in Leibs vnd der Seelen not vnnd anligen betrachtet / zugleich etwas zureden were von de - nen vrſachen / vmb dero willen nicht allen vñ jeden Menſchẽ / von Leibes gebrechlichkeiten vnd Kranckheiten in dieſem Le - ben geholffen wird / vnnd das ſo gar nicht / das auch fromme vnd glaubreiche Leuth jhr euſſerliches vnd leibliches anligen mit ſich vnder den Grund vnnd ins Grab nemmen muͤſſen: oder das mann wol von einem ſonſten bewehrten vnd erfahr - nen Artzt mit warheit ſagen moͤchte / Medice cura te ipſum, Artzt hilff dir ſelber: jedoch ſo iſt eins theils bey der Burger vnnd Inwohner zu Nazareth Hiſtori vnnd Exempel offen - bar worden / das jhr vnglaub / jhre Vnachtſamkeit vnd Vn -Matth: 13. Mar: 6. danckbarkeit auch Chriſtum den allwiſſenden vund Allmaͤch - tigen Artzet Leibs vnd der Seelen gehindert vnd bewegt / das er nicht ein einige that bey jhnen thun kůnden / ohn allein daser37er ettlich wenig Siechen die Hende auffgelegt vnd ſie gehey - let: Andern theils hat der HErꝛ vnſer Gott ſonſten ſeine ſo gnedige / ſo gerechte vrſachen / vmb dero willen er ſeine euſſer - liche / vnd Leibes hilff bißweilen hinderſich vnd auff helt auch wol bey ſeinen glaubigen vnd liebſten Kindern / deren Vatter2. Cor: 6. er ſeyn / vnd ſie ſeine Soͤhne vnd Toͤchter ſeyn ſollen / ſpricht der Allmaͤchtige HErꝛ: deren hertzliche Demut / glaubiges vertrawen vnd kindtliche zuuerſicht / beſtendige hoffnung / ei - feriges vnd ernſtliches Gebett / Chriſtliche gedult vnd ande - re Tugenden der Gottſeligkeit er hiemit vben vnnd pruͤffen / beides andern bekandt machen / vnnd dann ſie ſelbs mit dem auſſerwehlten Ruͤſtzeug des HErꝛn / Vaͤtterlich vnd gnedig2. Cor: 12. erinnern will / ſie ſollen jhnen an ſeiner gnaden genuͤgen laſ - ſen / dann ſeine Krafft ſeye in den ſchwachen maͤchtig: So ſeye er ein ſolcher getrewer Gott / der euch nicht laſſet verſu -1. Cor: 10. chen / vber ewer vermoͤgen / ſondern machet das die verſuchung ſo ein end gewinne / das jhrs koͤndt ertragen: der nemlich Je - ſus Chriſtus woͤlle vnnd werde ſie nicht deſto weniger veſt be - halten biß ans end. Vnd wie denen die Gottlieben / alle ding1. Cor: 1. muͤſſen zum beſten dienẽ / alſo ſeye dieſer zeit leiden nicht werthRoͤm: 3. der herꝛligkeit / die an glaubigen Kindern Gottes ſolle geof - fenbaret werden. Bißweilen iſt die ſchuld nicht ſo ſehr des Ar -Die Schuld iſt nicht all - wegen des Artzts / noch der Artzney zu zuiegẽ / dz es nicht hilfft tes / der der Kunſt der Artzney erfahrn / als der Patienten oder Krancken ſelber / die entweder mit der Artzney den Artzt vnnd ſeinen trewen Rath verachten vnd verwerffen / oder einem je - den Pſeudomedico vnd vnerfahrnen Schreier ſich vertra - wen / der jhnen quid pro quo giebet / vnd einſchiebet: oder die mit Aſſa dẽ ſonſten frommenKoͤnig in Juda / in jhrer Kranck -2. Chronic: 16. heit nicht den HErꝛn ſuchen / ſondern die Ertzte / dauon im 2. 2. Reg: 1.Buch der Chronic im 16. zuleſen: wa nit gar mit Ahaſia dem Koͤnig in Jſrael / gen Ekron ſchicken / vnnd bey (weiß ſchier nicht was fuͤr einem Abgott) fragen laſſen / ob ſie widerumb auffkom̃en vnd geſund werden / von jhrer Kranckheit / gleich als ob kein Gott in Jſrael were / darumb er auch von ſeinemF iij38Bette / dahin er ſich gelegt hatte / nicht kommen / ſondern des Todes ſterben ſolte / Jnmaſſen der HErꝛ durch den Prophe - ten Eliam im 2 Buch der Koͤnige im 1. Capitel / jhm ernſtlich eroͤffnen vnd fuͤrtragen laſſen Vñ was dergleichen mehr vr - ſachen ſein moͤgen / vmb deren willen nicht allen vnnd jeden Menſchen / von Leibes Kranckheit widerumb geholffen wird.
Zum Sprich wort wo nit gar zurfabel / muͤſſen etwã auch fromme vnd fuͤrnem - me Leute fuͤr der Welt werden: ſo wolt als vn - ſer einiger Artzt Chri - ſtus ſeiber zum Sprich - wort worden iſt.Derowegen ſeye vns nunmehr gnug / das wir dieſes eini - gen noch bey vnſerm bewehrten / vom HErꝛn ſelber geſende - ten / vnnd mit dem H. Geiſt vor ſeinen Geſellen geſalbeten Artzt / wie auch dem Sprichwort / ſo wider jhn zum ſpott vnd verachtung geſtellet / erinnern / nemlich das wir vns nicht all zu ſehr verwundern / noch beſchwaͤren / viel weniger aber hoch betruͤben / wann die Welt vñ derſelbigen Jnwohner in Staͤt - ten / oder auff dem Lande gleich als ein Sprichwort / auch auß hohen vnd anſehenlichen / vmb Statt vnd Land wol verdien - ten Perſonen machen. Dann es muß je Chriſtus Jeſus vn - ſer getrewe Hoheprieſter vñ Haupt Medicus, nicht nur in der Statt Nazareth / da er ſich ein vñ dargeſtellet / vñ mit holdſeli -Luc: 4. gen Worten hoͤren laſſen / das Sprichwort haben / vnd mit jhm hinnemmen / Artzt hilff dir ſelber: ſondern muß auch her - nach am Stamme des Creutzes in ſeiner hoͤchſten Marter vñMatth: 27. Mar: 15. Luc: 23. vnaußſprechlichẽ ſchmertzen hoͤren / Er hat andern geholffen vnd kan jhm ſelber nicht helffen / iſt Er Chriſt der auſſerwehl - te Gottes / iſt Er Chriſtus der Sohn des Hochgelobten / iſt er der Koͤnig Jſrael / ſo ſteige er nun vom Creutz herab vñ helffe jhm ſelber / ſo woͤllen wir an jhn glauben / vnd was dergleichen mehr die Hiſtori des Paſſions weitleuffiger zeuget. Nicht der fromme Joſeph allein muß erfahren vnd innen werden / dzGeneſ: 37. Job: 17. Job: 30. ſeine zehen Bruͤder vnder einander ſagen: ſehet der Traͤumer kompt daher: ſondern auch der hiebeuor geduldige Job kla - get nun mehr nicht ohne Menſchliche vngedult in ſeinem Buͤchlin im 17. Capitel / der HErꝛ habe jhn zum Sprichwort vnder den Leuthen geſetzt / Er muͤſſe ein Wunder ſein vnder jhnen. Vnd im 30. Capitel beklaget Er ſich beneben andermvnglůck39vngluͤck / auch deſſen / das er loſer vñ verachter Leuth KindernGetter gegen Gott vnnd ſeinem H. wort. Denter. 28. 1. Reg: 9. ein Seitenſpiel vnd jhr Maͤrlin ſein muͤſſe: vnd das mehr iſt / ſo hat der Gerechte allein weiſe Gott ſelber in ſeinem Geſetz vnd im 5. Buch Moſe am 28. Capitel ſich hoͤren vnd vernem - men laſſen / das ſein eigẽ Volck zum Schewſal zum Sprich - wort / vñ zum Spott oder zur Fabel werden ſolle vnder allen Voͤlckern / weñ es dem HErn ſeinem Gott vngehorſam wer - de / vnd jhn verlaſſe / dagegen andern Goͤttern diene / welches der HErꝛ nach geſchehener einweihung des Tempels zu Je -Warumb Chriſtus der - gliſchen ge - litten vnd wo wir vns da - bey zuerin - nern / da er jhm ſeiber gleichſamnte helffen woͤl - len. ruſalem im erſten Buch der Koͤnige im 9. Capitel erholet / da - her werden rechtglaubige Chriſten in dergleichen Faͤllen ſo ſehr ſich nicht bekuͤm̃ rn / als vielmehr erinnern / Chriſtus jhr getrewer Heyland / HErꝛ vñ Haupt / ſeye ſelber zum Sprich - wort worden / vnnd habe wohl anders vnnd mehrers vber ſich außgehen laſſen / noch jhm ſelber helffen woͤllen / damit er vns Menſchen wie von dem Fluch vñ der vermaledeiung des Ge - ſetzes / Alſo auch von dem Hoͤlliſchen Geſpoͤtt erloͤſete / wel - ches die verfluchte / die boͤſe Geiſter in alle Ewigkeit mit vns1. Petr. 5. Mattb: 10 Mar: 10. Luc: 18. wuͤrden treiben / wenn nicht der Vnſchuldige fuͤr die Schul - dige / vnd der Gerechte fuͤr die Vngerechte gelitten vnnd ver - ſpottet / geſchmehet vnnd verſpeiet / ja gegeyſelt vnnd getoͤdtet worden Wir ſollen nit nur gedencken die Welt kuͤnde jhr ge - ſpoͤtt nicht laſſen / Art laſſe von Art nicht: wir kuͤnden es auch nicht allein ſelber verurſachen vnnd verdienen / wa nicht eben an den Menſchen / doch bey dem HErꝛn vnſerm Gott / von dem wir nicht allwegen / noch in allen vnd jeden Staͤnden / in allen vnd jeden Stucken vnſers Beruffs vñ Chriſtenthumbs gedencken / reden vnd halten / wie ſichs wohl gebuͤret / vnd ſein Wort außweiſet: ſondern das vns auch Chriſtus ein Fuͤr -1. Petr. 9. bild hinderlaſſen / dz wir ſollen nachfolgen ſeinẽ Fußſtapffen / welcher keine Suͤnd gethan hat / iſt auch kein Betrug in ſei - nem Mund erfundẽ / welcher nicht wider ſchalt / da er geſchol - ten ward / nit draͤwet da er lidte: Er ſtellet es aber dẽ heim / der da recht richtet: der woͤlle vñ werde auch endlich alleſchmachvnd40vnd nachreden der Welt Kinder den glaubigen in ewige ehreSapient: 5. vnd herꝛligkeit verwandlen / da jene der mahl eines grauſam erſchroͤcken werden / fuͤr ſolcher Seeligkeit der Gerechten / de - ren ſie ſich nicht verſehen hetten / vnnd vnder einander reden mit rewe / vñ fuͤr angſt des Geiſtes ſeufftzen / dz iſt der / welchen wir etwann fuͤr ein Spott hatten / vnnd fuͤr ein hoͤniſch Bei - ſpiel / wir Narꝛen hielten ſein Leben fuͤr vnſinnig vnd ſein en - de fuͤr ein ſchand: Wie iſt er nun gezelet vnder die Kinder Gottes / vnd ſein Erb iſt vnder den Heyligen? dann alſo re - det das Buch der Weißheit im 5. Capitel.
Der ged[u] it liebe vnd hof nung endtli - cher Erloͤ - ſung ſolte mann ſich be - fleiſſen / weñ mann zum Sprichwortt wird vnder den Leuthen.Vnnd wolte Gott im hohen Himmel / das wir in betrach - tung ſolcher vnd mehrer vrſachen / vmb deren willen der einge - borne Sohn Gottes / der die ewige Weißheit des Vatters / der Glantz ſeiner Herꝛligkeit vnnd das Ebenbild ſeines We - ſens / in angenommener ſeiner heyligen Menſchheit / allerley Schmach vnd Nachreden / wider ſich außgehen laſſen / vnd in ſeiner Knechts Geſtalt ſich anderſt nicht erzeiget / denn als obLuc: 21. er jhm ſelber nicht helffen kuͤnden / vnſere Seelen mit gedult faſſen lerneten / vnd vns ſo gar mit Chriſto dem HErꝛn nicht auffbringẽ / noch entruͤſten lieſſen / wañ die Welt ein Sprich - wort von vns machen / oder zu vns ſagen will / das wir viel - mehr vns mit ſanfftmuͤtigem Geiſt vnd ſchuldigen gehorſamMatth: 5. eriñerten / wz Er vns geſagt Matth: im 5. liebet ewere Fein - de / ſegnet die euch fluchen / thut wol denen die euch haſſen / bit - tet fuͤr die / die euch beleydigen vñ verfolgen / auff das jhr Kin - der ſeid ewers Vatters im Himmel: Vnd das der Apoſtel anRoͤm: 12. die Roͤmer im 12. Capitel geſchrieben / laß dich das boͤſe nicht vberwinden: ſonder vberwinde das boͤſe mit gutem. Gewiß - lich vñ eigentlich wuͤrden wir wie manchen mißverſtandts / manchen Streits vnnd Vnwillens vberhebt vnnd entladen ſeyn / alſo im Werck vñ der That ſelber deſto mehr ſpuͤren / vñ bekennen muͤſſen / das vns an gnediger hilff des HErꝛn vn - ſers Him̃liſchen Artztes ſo gar nit manglen werde / das er viel2. Petr. 2. mehr wuͤſſe die Gottſeligen auß der verſuchung zuerloͤſen / vñalles41alles deſſen im ſchawen vñ der That ſelber theilhafftig zuma - chen / ſo ſie allhie im glauben / vnd der hoffnung / die nicht laſ -2. Cor:〈…〉〈…〉. ſet zuſchanden werden / erwarten / da dann auch niemand jhreRoͤm: 5. frewde wird von jhnen nemmen / deſſen der HErꝛ vnſer Er -Johann: 16 loͤſer ſeine glaubige Juͤnger wider alle trawrigkeit vñ der ar - gen Welt verachtung / Johannis am 6. Capitel troͤſtlich ver - ſichert / Seid getroſt / ich habe die Welt vberwunden.
Wolan / meine liebſten / wir haben bißhero / vnd bey Er - klaͤrung abgehoͤrter / zwar kurtzen / aber denckwuͤrdiger / Lehr vñ troſtreichen Wort / vns auffgehalten / welche der H. Geiſt der Euangeliſchen Hiſtori einverleibet / vnnd die auß dem Mund deſſen abgangen / der alle ding weiß / der auch nicht al - lein fuͤr dem vnglauben / der vnbeſtendigkeit / vñ alle dem trew - lich gewarnet / das der Menſchen Heyl / zeitliche vnnd ewige wolfahrt verhindert: ſondern der auch als den bewerten Ar - tzet Leibs vnud der Seelen ſich ſelber dargeſtellet / der allein len allen Schaden wenden / der helffen vnd heylen kan / wann mann nur in warem vertrawen zu jhm kommet / auch gedult vnd ſanfftmut von jhm lernet.
NVn mehr / vñ ehe wir aller dings endẽ vñ beſchlieſſen /Von Wey - lund Herrn Doctorisle - hannis Bau - hini endlichẽ abſchied / vnd wz nechſt vor her gangen / kurtze reia - tion. erfordert gleichſam vñ mahnet beneben eingefuͤrtẽ vr - ſachẽ des weiſen Lehrers Syrachs / ď Kirchẽ Gottes loͤblicher Brauch vnd gewonheit / das wir dem Leibe nach abgeſtorbe - nen vnnd in Gott verſchiedenen: der Seelen nach aber bey Chriſto vnſerm einigen Seelen Artzt lebendẽ Herꝛn Docto - ris Bauhinj in ehren weiter gedencken. Dañ jhn ja der HErꝛ der Hoͤheſte nicht allein erſchaffen / vñ mit der Edlẽ Kunſt vñ gabe der Artzney / die vom Hoͤheſten kommet / vor andern ge - zieret / vnd alſo gezieret / das jhn auch hohe Potentaten gethret vñ geliebet: er hat jhn auch nicht nur als ſein geſchoͤpff / vñ ſei - ner Hende werck in Chriſto / der ein Heyland aller Menſchẽ / ſonderlich aber der Glaubigen iſt / geliebet vñ erloͤſet: ſondern auch durch das Waſſer vnd H. Geiſt von newen geboren / vndG42in ſeinen GnadenBund im H. Tauff / auff vnd angenom̃en / welcher da iſt der Bund des guten Gewiſſens mit Gott dem HErꝛn: nachdem er im Jahr nach der ſeligen Geburt vnnd Menſchwerdung Chriſtj Jeſu vnſers einigen Erloͤſers vnd Seligmachers 1541. in der loͤblichen Statt Baſel das Liecht dieſer Welt angeſchawet / vnnd wie ehelichen / alſo von Weylund / dẽ Ehrnveſten vnd Hochgelehrtẽ Herꝛn Doctore Johañ Bauhin / daſelbſtẽ Medico vnd Profeſſore / gezeuget.
Es haben ſich aber ſeines ingenij fuͤrtreffliche vnd herꝛli - che Gaben bald / vnd je mehr vnd mehr erzeiget vnnd ſehen laſ - ſen / in dẽ ď Herꝛ ſeliger / eine ſolche erkandtnus vnderſchiedli - cher Sprachen / guter vnd der freyen Kuͤnſten / aller meiſt auch der Edlen vnd hochberuͤmbtẽ / in aller Welt nunlichen vñ ſehr nothwendigen Medicin, oder der Artzney bekommen / das er nicht nur ſummum gradum vnd den Ehrentitul erlanget / dz er der Artzney Doctor genennet: ſondern auch in vnſers Gn. Landsfuͤrſten vñ Herꝛn / Hochſeliger Gedaͤchtnus / Dienſte / vnd zu einem Leib Artzt / eben im Dreiſſigſten / vnd dem Jahr ſeines Alters / darin vnſer Seelen Artzet Chriſtus ſein Ampt offentlich angetretten / gnedig verordnet / auff vnd angenom - men worden: dabey er in die 41. Jahr / vnd von Anno 1571. biß in ab vnd zu ende lauffendes Jahr / ja biß zu ſeinem endli - chen vnd letzten Abſchied geblieben: Vnder deß auch vnd in mittelſt Einheimiſchen vnd Außlendiſchen / Hohen vnd Ni - dern Standes Perſonen / Edlen vnnd Vnedlen / Armen ſo wohl / als den Reichen ſich durch ſeine heylſame Kunſt / vnd langwuͤrige Erfahrung dermaſſen bekant gemacht / das er von jhnen geehret / vnnd groß geachtet worden: dauon eins theils in Truck außgangne vnd biß daher fuͤrgenom̃ene / wo nicht allerdings zu ende gefuͤhrte Schrifften Zeugen / vnnd zeugen moͤchten.
Wann dann ſchon jemand von jhme / nun mehr ſelig ru - henden Herꝛn / ſagen woͤllen / oder geſagt hette / was der HErꝛ vnſer Heyland zu den Jnwohnern vnd ſeinẽ Zuhoͤrern in derStatt43Statt Nazareth ſpricht dz ſie es zu jm ſagẽ werdẽ / Artzt hilff dir ſelber: dieweil der Gerechte / allein weiſe Gott jhn mit vñ vor andern mit beſondern vñ mercklichẽ Schmertzen / daruͤber er gleichſam gewinßlet wie ein Krãch vñ Schwalbe vñ gegir - ꝛet / wie eine Taube / ja etwañ ſchmertzlich wehklagen muͤſſen / mehr vñ offtmaln heimgeſuchet / vñ in andere viel wege erfah - ren laſſen / das auch der Gerechte viel / viel leiden muͤſſe: ſo iſt doch auff diß mal gnug / vnd als ein hohes gnadenwerck Got - tes in acht zunemmen / das er nicht deſto weniger vber ſiben - tzig Jahr kommen / vnd in ſolchen gnaden angeſehen worden / dahin nicht alle gelangen kuͤnden / wiewohl ſie auch zu dienen vermeinen: Ja das Gott ſein Troſt vnnd vnſer Haupt Me - dicus ſeine huͤffe geblieben.
Von deſſen ſeligmachender Erkantnus / vnd vnſers lieben Doctoris Confeſſion oder glaubens Bekantnus / will mann auff dis mahl mehr nicht reden / dann das derſelbige Gottes H. Wort / vnd wie es vnder vns verkuͤndiget iſt / in der Teut - ſchen Kirchen dieſe Jahr hero / vnd in ſeinem Alter / auch bey ſo beſchwerlichen Leibs Zuſtenden / dennoch beides am Son - tag / vnd dann gleiches falls in der Wochen anhoͤren woͤllen / vnd beſuchet: darzu das heylige hochwuͤrdige Abendmal vn - ſers HErꝛn vnd Heylands Jeſu Chriſtj / darin er vns mit dẽ geſegneten Brod ſeinen waren Leib zueſſen / vnd mit dem ge - ſegneten Kelch ſein wares Blut zutrincken gegeben / zur auff - enthaltung ins ewige Leben / mit gebuͤrender Reuerentz vnnd der Ehrerbietung / noch vor etlich wenig Wochen empfangen hat / die von innerlicher Ehrerbietung des Hertzens vnnd des Glaubens gezeuget der offentlich / vnnd an ſeinem Ort ſich nicht allerdings verbirget. Wie dann nicht weniger der Herꝛ ſeliger / der Religion halber ſo ſtill vnnd friedliebend dieſe zeit hero ſich erwieſen / das er es andern weit vor gethan / die in der gleichen loͤbliche Fußſtapffen tretten kunden / wenn ſie Gott dem HErꝛn gefelligen Friedens / vnnd der einigkeit des Gei - ſtes warhaffeig begierig geweſen.
G ij44Dieweil aber dem Menſchen einmal auffgeſetzt iſt zu ſter ben / darnach das Gericht: auch den Gelehrten nicht hilfft ſein Kunſt / der Weltlich Pracht iſt gar vmb ſonſt / wir muͤſ - ſen alle ſterben: ſo hat in außgeſtandener letzten Kranckheit / die doch nicht lang geweret / der Herꝛ Doctor nechſt vergang - nen Sontag des gemeinen Gebetts in offentlicher Verſam - lung begeret / oder es iſt von ſeinet wegen begert worden: dabe - neben als er nach Mittag vnnd gegen Abend Ampts halber beſucht / ſich Chriſtlich / vnd bey gutem Verſtand / gern vnnd dergeſtalt erſprachet / das zuuorderſt ſeine ſelbſt eigne demuͤti - ge Erkantnus vñ Bekantnus dieſe geweſen / Gott der HErꝛ habe auch jhn mehrmahlen heimgeſuchet vnnd gezuͤchtiget / welches wir dann wohl / vnd mehr denn wohl verdienen kun - den: er habe jhm auch gnaͤdiglich jeder zeit geholffen / vnd ſich als einen getrewen Gott gegen jhm erwieſen / der niemand verſuche vber vermoͤgen / ſondern ein ſolchen Außgang ver - ſchaffe an der verſuchung / das wir es ertragen kunden / den bitte er von Hertzen / vnd feiner / er woͤlle jhn Leibs halber da - hin nicht kommen laſſen / das er hominibus grauis, vnnd ter - ræ inutile pondus werde / inmaſſen es mit einem vnnd dem andern Leibs halber ſo fern gerahten: dẽ Verſtand aber woͤl - le er jhm richtig vnd alſo bewahren / das er in keine Thorheit gerathe / noch etwas rede oder begehe / deſſen jhn gerewẽ kund - te / oder das dem HErꝛn vnſerm Gottentgegen vnd zuwider were.
Als er aber hierauff erinnert / das auch der Todt ſelber vns nicht abſcheiden kunde von der liebe Gottes die da iſt in Chri - ſto Jeſu vnſerm Heyland / an den wir glauben / daher viel we - niger einigeSchwachheit / oder Bloͤdigkeit auch des Ver - ſtands dergleichen etwas vermoͤge / ja Gott der heylige Geiſt der in vns wohne / als in ſeinem einigen Tempel / der helffe auff vnſerer Schwachheit / er verſpreche vns gewaltiglich / mit vnaußſprechlichen Senfftzen: vnd muͤſſen doch alle ding denen die Gott lieben zum beſten dienen / der woͤlle vnd werdedas45das gute Werck / ſo er in vns angefangen hat / vollenfuͤhren biß auff den Tag vnſerer endlichen Erloͤſung / ſagte der Herꝛ ſeliger weiter / Es were jhm allerding nichts angelegen / ohn allein das der jenige / den er ſeinen Sohn genennet / vnnd er - nennet / nur folge / das er ſich recht vnd wohl ſchicke / vnd ſeine ſtudia der geſtalt continuiere / das er dermahl eines / Gott vnd den Menſchen dienen kuͤnde / dabey dann nachmaln andere vnd die ſo er deßwegen ſchon allbereit erſucht vnd gebetten / dz jhre thun / vnnd im H. Tauff angefangne ernewerung nechſt Gott dem HErꝛn / werden erhalten vnd befuͤrdern helffen.
Anderer / vnd ſo wol mittelmeſſigen Alters / als allermeiſt ettlicher zim̃lich betagter Perſonen in der Statt / vnd auſſer - halb / ward gleicher geſtalt im beſten vñ zu dem ende gedacht / das ſich der Herꝛ Doctor beides Menſchlicher Sterbligkeit / vnd vnſers Lebens hinfelligkeit erinnert / vñ dan Goͤttlichen Beiſtandes / vnd gnediger hilff ſeines einigen Seelen Artzets Chriſti getroͤſtete / der jhn vber ſeiner Schrifftlichen Arbeit / daran er doch wiewol in obligendem ſeinem Alter / ſeinẽ Luſt / vnd frewde habe / mit einẽ kleinen Froſt angegriffen / vñ Laͤ - gerhafft werden laſſen: dem ergebe / vñ vertrawe er ſich gaͤntz - lich: in betrachtung wir leben / oder wir ſterben / ſo ſeyen wir des HErꝛn / der ſelber darzu auch geſtorben / vnud aufferſtan - den vnnd wider lebendig worden / das er vber Todte vnnd Le - bendige HErꝛ ſeye. Nachdem nun dieſes jnhalts Chriſtliches Geſprech gegen der Nacht geendet / wie es dann der Herꝛ ſel - ber eher nicht begehrte zuenden / ob er wohl zuuor deſſen erin - nert worden / damit an ordentlicher Wartung des Leibes de - ſto weniger abgienge: ſetzeten folgendẽ Tag die Schwachhei - ten etwas ſtercker an / alſo das es vmb den Mittag das anſe - hen gewoñen / Er wůrde bald den Weg alles Fleiſches gehen / vnd dieſe jrꝛdiſche Huͤtten ablegen / Daher er nicht allein / als der Natur / vnnd Menſchlichen Leibs wohl erfahrner / da - mahlen erinneret / die kleine Welt / paruus hic mundus, wie ſie den Menſchen zunennen pflegen / můſſe endlich corꝛui -G iij46ren / vnd der Leib zu Staub vnd Aſchen werden: die Seel a - ber vnd des Menſchen Geiſt wider zu Gott kommen / der jhn gegeben / vnnd in ſeine Allmaͤchtige / gnedige Hand auff vnd annemmen / auch wohl als eine theure beylag bewahren wer - de: ſondern er ward allermeiſt auff den gewieſen / der vnſern ſterblichen Leib / das jrꝛdiſche Hauß dieſer Huͤtten / wenn ſie nun zubrochen / widerumb an ſeinem groſſen vnd offenbarli - chen Tag auffrichten / vnnd vnſern nichtigen Leib verkleren werde / das er aͤhnlich ſeye ſeinem Clarificirten Leib nach der Krafft / damit er jhm kan alleding vnderthan machen: der ha - be ſelber geſagt / Jch bin die aufferſtehung vnd das leben / wer an mich glaubet / der wird leben / ob er gleich ſturbe / vnnd wer da lebet / vnd glaubt an mich / der wird nimmermehr ſterben / vñ wz andere mehr Zeugnuſſen heyliger Schrifft zum Troſt vnd beſtendiger Hertzſterckung / nach gelegenheit der zu vnnd vmbſtende mit ſich gebracht haben.
Hat mann nun ſchon damaln die rede / vnd offt abgangne Wort ſchwerlich verſtehen kuͤnden / auch bißweilen wahr ge - nom̃en / der Verſtand ſeye vmb ein merckliches geſchwechet / daher entſtanden / das er nicht nur auff / vnd der Kleider bege - ret: ſondern mit ernſt angehalten / das alles verordnet wuͤrde / was zum reyſen oder reitten gehoͤrig: jedoch da er beide des Kleydes der Vnſchuld vnnd Gerechtigkeit Jeſu Chriſtj da - gegẽ erinnerlich berichtet / in derẽ wir fuͤr Gott vnſerm Him̃ - liſchen Vatter getroſt vnnd mit frewden erſcheinen kunden / vnd woͤllen: vnd dann zugleich auff den Engliſchen Wagen gewieſen worden / der naher Himmel gehet / vnd da die heyli - ge Engelin Gottes ſelber in den Schoß Abrahæ vns gelei - ten / lieſſe er jhm wohl genuͤgen. Wie er jhm dann nicht weni - ger fuͤrgenommenes vnd gethanes Gebett lieb vnd angenem ſein / vnnd wie zur beſtendigkeit im Glauben / alſo zu Chriſtli - cher gedult ſich ermanen laſſen / dieweil mañ je nicht alles ſein begehren / noch eines vnd dz andere gnugſam verſtehen kůnde.
Nach mittag / vnd nechſt vor ſeinem Abſchied / hat ſich derHerꝛ47Herꝛ / Doctor Chriſtſeliger Gedaͤchtnus / noch gegen anwe - ſenden vnd ſonderlich / wie berichtet wird / auff ettliche ſchoͤne Spruͤche heyliger Schrifft verſtendlich gnug / vnnd getroſt erkieret / darzu ſtarck gegruͤndet / biß er widerumb auff begeret: Da er ſitzend in einen ſanfften / gleich als einen natuͤrlichen Schlaff geſuncken / in welchem er vor Geſtern vmb fuͤnff vhr gegen Abend im HErꝛn entſchlaffen / ſanfft vnnd ſtill dauon gefahren iſt.
Wolan Gott hat vns nicht geſetzt zum Zorn / ſondern die Seligkeit zubeſitzen / durch vnſern HErꝛn Jeſum Chriſt / der fuͤr vns geſtorben iſt / auff das / wir wachen oder ſchlaffen / zu - gleich mit jhm leben ſollen: Verwundert euch des nit / denn es kom̃t die Stunde / in welcher alle die in Graͤbern ſind / wer - den ſei[n] e Stimme hoͤren / ſagt Chriſtus der Sohn Gottes / Johannis im 5. Cap: vnnd werden herfuͤr gehen / die da gutes gethan haben / zur Aufferſtehung des Lebens / die aber vbels ge - than haben / zur Aufferſtehung des Gerichts: Ja wer mein Wort hoͤret / vnd glaubet dem der mich geſandt hat / der hat dz ewige Leben / vnnd kompt nicht in das Gericht / ſondern er iſt vom Todte zum Leben hindurch gedrungen. Dazu verhelffe vns vnſer einige getrewe Hoheprieſter / vnd bewerte Artzet Leibs vnd der Seelen Jeſus Chriſtus / ſampt ſeinem Him̃liſchen Vatter / vnd dem heyligen Geiſt / warer Gott / Hochgelobet in E - wigkeit. Amen.
ENDE.
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