Vnſer Leben wehret ſibenzig Jar / wens hoch kompt / ſo ſinds achtzig Jar / vnnd wens koͤſtlich geweſen iſt / ſo iſts muͤhe vnd arbeit geweſen.
Den Ehrnueſten / Hochgelehrten / fuͤrnemen vnd weiſen Herꝛn / Herꝛn Tobiæ Lago / beider Rechten Do - ctori / vnd Pappenheimiſchen Cantzlern zu Graͤuenthal: Herꝛn Io - hanni Lago, Fuͤrſtlichen Wuͤrtembergiſchen. Secretario zu Stutgarten: vnd Herꝛn Friderich Breithaupt / alten Burgermeiſtern zu Creitzburg in Tuͤringen / meinen ſonders guͤnſtigen lie - ben Herꝛn /
Gnad vnd Frid von Gott dem Vatter / vnd vnſerm Heiland JESV Chriſto - ſampt dem heiligen Geiſt / beneben meinen gutwilligen Dienſten zuuor.
EDle / Ehꝛnueſte / Hochgelehrte / fuͤr - neme / weiſe / ſonders guͤnſtige liebe Herꝛn / Es werden ſich E. E. ohn allen zweifel noch zu - erinnern wiſſen / als ſie vor dreien Monaten ohngefahr allhie zu Lintz beyſamen geweſen / vnd wegen der Verlaſſenſchafft des auch Edlen / Ehrnue - ſten / vnnd Hochgelehrten Herꝛn Friderici Lagi, der loͤbli - chen Staͤnd diſes Ertzhertzogthumbs Oeſterꝛeich ob der Ens geweßnen Phyſici / als jhres geliebten Vettern vnnd Schwagern / ſeliger gedaͤchtnus / Handlung gepflegt / daß ſie die vber gedachten Herꝛn Doctoris Leich / auff dem Land - hauß allhie von mir gehaltene Predigt / begert / vnd fleiſſig ge - beten / dieſelbige auff das Papyr zubringen / vnd jhnen zu - vberſchicken / damit ſie bey eheſter gelegenheit in den Truck verfertigt werden moͤchte. Wiewol ich aber damaln allerley entſchuldigung eingewendt / vnd verhofft / die Herꝛen werden jhr erſtes begeren fallen laſſen: Jedoch / weil ſie ſolches zuA ijmehrma -2mehrmalen widerholt / hab ich mich endtlich bereden laſſen / vnd verſprochen / ehegedachte Predigt jhnen gewißlichen zu - vberſenden / Wie ich dann auch hiemit meinem verheiſſen vnd zuſagen nachkommen woͤllen. Jch bin zwar der hochge - lehrten keiner / der vil in Truck geben ſolle / wie es denn auch meines Beruffs nicht iſt: Weil ich aber weiß / daß gegenwer - tige Predigt dem Glauben ehnlich / vnd villeicht den einfaͤlti - gen dardurch moͤchte gedienet ſein / hab ich nicht vrſach / den Truck derſelbigen zuuerhindern vnd abzuſtellen. Thu hie - mit die Herꝛn / ſampt vnd ſonders / dem vaͤtterlichen Schutz des Allmaͤchtigen lieben Gottes befehlen. Lintz den 26. Mar - tij / Anno 94.
E. E. Dienſtwilliger M. Iohannes Cæmentarius, E. E. Landtſchafft in Oeſterꝛeich ob der Ens Prediger.
Ehre den Artzt mit gebuͤrlicher verehrung / daß du jhn habeſt zur not. Dann der HErꝛ hat jn geſchaffen / vnd die Artzney kommet von dem Hoͤchſten / vnd Koͤnige ehren jhn. Die kunſt des Artztes erhoͤhet jhn / vnnd macht jn groß bey Fuͤrſten vnd Herꝛn.
Der HERR laͤßt die Artzney auß der Erden wachſſen / vnnd ein vernuͤnfftiger veracht ſie nicht. Ward doch das bitter Waſſer ſuͤſſe durch ein Holtz / auff daß man ſein Krafft er - kennen ſolt. Vñ er hat ſolche Kunſt den Men - ſchen gegeben / daß er gepreiſet wuͤrde in ſei - nen Wunderthaten. Damit heilet er / vñ ver - treibet die Schmertzen / vnnd der Apotecker macht Artzney drauß. Summa / GOTtes Werck kan man nicht alle erzehlen / vnd er gibt alles / was gut iſt auff Erden.
Mein Kind / wenn du kranck biſt / ſo verachte diß nicht / ſonder bitte den HErꝛn / ſo wuͤrdt er dich geſund machen. Laß von der Suͤnde / vnd mache deine Haͤnde vnſtraͤfflich / vnd reinige dein Hertz von aller Miſſethat. Opffer ſuͤſ -ſen6Chriſtliche Predigt / gehaltenſen Geruch vnd Semel zum Gedenckopffer / vnnd gibe ein fett Opffer / als muͤſſeſt du da - uon: Darnach laß den Artzt zu dir / dann der HERr hat jhn geſchaffen / vnd laß jhn nicht von dir / weil du ſein doch bedarffeſt.
Es kan die Stunde kommen / daß dem Kran - cken allein durch jene geholffen werde / wenn ſie den HErꝛn bitten / daß mit jhm beſſer wer - de / vnnd Geſundtheit kriege laͤnger zu leben.
Wer fuͤr ſeinem Schoͤpffer ſuͤndiget / der muß dem Artzt in die Haͤnde kommen.
DAß ich / geliebte in Chriſto dem HEr - ren / in diſer Stund auffgetretten / auß Gottes Wort ein Chriſtliche Predigt zuthun / iſt nicht ohne vrſach beſchehen.
Dann weil der Barmhertzig Gott / kurtz verſchiner zeit / den Edlen / Ehrnueſten / vnd Hochgelehrten Herꝛn / Frideri - cum Lagum, Medicinæ Doctorem, vnd E. E. Landtſchafft beſtel - ten Phyſicum, auß diſem elenden vnnd muͤhſeligen Leben / durch den zeitlichen tod / zu ſeinem ewigen Reich abgefordert: Vnd aber vil grober vnd vnuerſtaͤndiger Leut moͤchten gefunden werden / die ſolchen toͤdtli - chen abgang fuͤr ein ſchlechten Landſchaden halten vñ achten / als durch welchen wir mehr nicht / dann ein alten / erlebten Man / kein Koͤnigli - che oder Fuͤrſtliche Perſon / die Land vnnd Leut hette zu regieren gehabt / ſonder ein Medicum vnd Artzt / deſſen man wol gerahten / vnd an wel - ches ſtatt man alte erfahrne Weiber Raht pflegen moͤgen / verlohren: Hat mich fuͤr ein notturfft angeſehen / auff diſes mal / von dem Standvnd7bey der Leich Herꝛn D. Friderici Lagi. vnd Beruff / darinn gedachter vnſer Doctor ſeliger vil jar nach einan - der gelebt / zureden / Auff daß wir Bericht empfahen / was man von or - denlichen / gelehrten / erfahrnen vnd trewen Medicis halten / vnd wann wir derſelbigen beraubt werden / wie hochſchaͤdlich man jhren verluſt achten ſolle.
Dann gleich wie die jenige / welche mit lehren vnd predigen der Kirchen Gottes nutzlich fuͤrſtehn / vnnd im Wort arbeiten / ein beſon - ders Lob in heiliger Schrifft haben / vnd von Paulo / als die rechte Se -1. Tim.[1]. lenaͤrtzt / fuͤr zwifacher Ehren wuͤrdige Leut gehalten werden: Vnd wie die Rechtsgelehrten / ſo Land vnd Leut regieren / Gericht vnd Gerech - tigkeit ſchuͤtzen vnnd handhaben / auch allerley Vnordnungen abſtellen helffen / in GOTtes Wort hoch gerhuͤmbt vnd gepriſen / auch daß fuͤr ſondere Landſtraffen geachtet werden / wann dergleichen Leut dahin ſter - ben / wie auß dem dritten Capitel des Propheten Eſaię zuſehen:Eſai.[1].
Alſo / weil nach einem froͤlichen vnnd fridlichen Hertzen vnd Ge - wiſſen / ein geſunder Leib das beſte Hauptgut iſt: ſolcher aber / mit Got - tes Gnaden / durch der Medicorum Kunſt muß erhalten werden / hat der H. Geiſt auch dieſelbige in heiliger Schrifft / jhres Lobs nicht berau - ben woͤllen.
Vnd thut ſonderlich Syrach in verleſnem Text jnen das wort.
Woͤllen demnach ſolchen fuͤr die Hand nemen / vnnd kurtzlich erklaͤren.
Es lehret aber Syrach erſtlich / was man von der Kunſt der Artz - ney an jhr ſelbſt halten ſoll.
Darnach / weil Syrach auß der taͤglichen erfahrung wol gewußt / daß Leut ſein / die die Kunſt zwar[uͤ]ben / nichts deſto weniger aber die je - nige / welche ſolche uͤben vnd treiben / verachten / zeigt er an / wafuͤr man die Artzt anſehen ſolle.
Vnd zum dritten / weil es nicht gnug iſt / die Artzney vnd Artzt nicht allein hoch zuhalten / vnnd mit worten zuloben: lehret er / wie man ſich gegen den Medicis / nicht allein in Kranckheiten / da man der - ſelben am mehreſten beduͤrfftig / ſonder auch nach er - langter Huͤlff / mit Werck / vnnd in der That / erzeigen ſolle.
ANfaͤnglich / werden deren vil gefunden / wel - che nicht allein die materialia / Gewaͤchs vnnd Kraͤutter / ſo zu der Artzney erfordert werden / ſonder auch die Kunſt vnd Wiſ - ſenſchafft derſelben / recht vnd nutzlich zugebrauchen / verachten. Vnd thun ſolches nicht allein die einfaͤltige Baursleut / welche der Viehſtaͤll mehr / dann der wolriechenden Apotecken gewohnet / ſonder auch die jenige / welche fuͤr gelehrte vnd verſtaͤndige Leut woͤllen gehalten vnd angeſehen werden.
Daher ſie dann auch in den gefaͤhrlichen Kranckheitten vnd euſ - ſerſten noͤten / nicht leichtlich koͤnden beredt vnnd bewegt werden / etwas zugebrauchen / was von erfahꝛnen vnd gelehrten Medicis auß der Apo - tecken / zu widerbringung der Geſundtheit / verordnet wuͤrdt / Will ge - ſchweigen / daß ſie ſonſten jaͤrlichen / bey guter geſundtheit / zu erhaltung derſelben / Pillulen / Artzneytraͤncklin / oder Latwergen einnemen ſolten.
Wiewol ſie aber ſolcher verachtung allerley Scheinurſachen fuͤr - bringen moͤchten / als / daß vil Artzneien nicht von Gott / ſonder vom leidigen Teuffel herkommen / welche bey den Zauberern / Teuffelsbe - ſchwerern / Segenſprechern / vnd Chriſtallſehern / uͤblich vnd braͤuchig. Jtem / daß auch andere ordentliche Mittel / offt wenig Krafft vñ Wuͤr - ckung haben / alſo / daß man ſchier nicht weiſt / ob ſie mehr nutzlich / als ſchaͤdlich. Sagt doch Syrach in verleßnen worten: Ein vernuͤnff - tiger verachte nicht darumben alle Artzneien / ſonder Narꝛen / Toren / vnweiſe vnd wilde Leut.
Vnd zwar / damit nicht jemand gedencken moͤcht / Syrach habe villeicht diſe wort ohne gut bedacht geredt vnd geſchriben / zeigt er vrſach an / warumb kein vernuͤnfftiger alle Artzney verachte / ſonder hoch vnd ehrlich von derſelben halte.
Dann erſtlich ſagt er: Die Artzney kompt von dem Hoͤchſten. Jtem / der herr laßt die Artzney auß der Erden wachſſen. Jtem / er hat ſolche Kunſt den Menſchen gegeben. Als wolt Syrach ſprechen / was von Gott kompt / vnd was er gibt / ſchafft vnd macht / iſt billich zuloben. Dann /wie9bey der Leich Herꝛn D. Friderici Lagi. wie Gott das hoͤchſte Gut iſt / alſo muß auch alles das gut ſein / was er ſchafft vnd gibt. Daher auch der Apoſtel Jacobus ſagt: Alle gute Gab /Jacob 1. vnnd alle volkomne Gab / kompt von oben herab / von dem Vatter des Liechts. Vnd ſagt hie Syrach in verleßnen worten ſelber: Gott gibt alles / was gut iſt auff Erden. Nun kompt die Artzney auch von Gott / dañ er laßt dieſelbige auß der Erdẽ wachſſen / das iſt / er gibt auß der Erden allerley Kraͤutter / Wurtzeln / Fruͤchten / Samen / Blumen / Blaͤtter / Metallen / Edelgeſtein / Safft / Oel / vnd dergleichen. Vnd iſt darzu kein Kraͤutlin / Fruͤchtlin / Koͤrnlin / Wuͤrtzelin vnnd Bluͤmlin ſo klein nicht / darein Gott nicht ein ſondere Krafft vnd Eigenſchafft verſenckt hett / eintweder die menſchliche Lei - ber zuſtaͤrcken / vnd bey guter langwiriger Geſundthett / natuͤrlicher waͤrme vnd Feuchtigkeit zuerhalten / oder die Kranckheitten zuuertrei - ben. Jn ſum̃a / der gantze Erdkreiß / ſampt Meer vnd Waſſer / iſt Got - tes Apotecken / da ſtehen die Buͤchſſen vnd Flaſchen herumb / vnd Gott renouiert vnnd vernewert alle Jar durch ſein kraͤfftiges Wort / ſolche Materialia vnd Gewaͤchs / vnd gibt eim jeden Land / nach gelegenheit der Leib vnd Lufft / eigne Artzney / alſo / daß wir wol moͤgen ſprechen / es ſey kein Creatur auff Erden / die nicht ein ſondere Krafft von Gott in ſich habe / dann in herbis, verbis & lapidibus multæ latent virtutes.
Diſes ſtucks werden wir auch erinnert in dem erſten Artickel vn - ſers Chriſtlichen Glaubens / da wir bekennen / vnd ſprechen: Jch glaub an Gott / Vatter den Allmaͤchtigen / Schoͤpffer Himmels vnd der Er - den. Das iſt: Jch glaub / daß mich Gott nicht allein / ſampt allen Crea - turen / gemacht / erſchaffen / erhalte / ernehre / ſpeiſe / traͤncke / wider al - lerley Gefaͤhrligkeit beſchuͤtze / ſonder daß er auch den Creaturen beſon - dere heilſame Krafft / Wuͤrckung vnd Eigenſchafft / wider die Kranck - heiten des Leibs eingeſchaffen vnd eingepflantzet habe.
Vnd beweißt ſolches Syrach ſelber mit einer Geſchicht vnnd Hi - ſtori / die ſich lang vor jhm / noch zur zeit Moſis / vnder dem Volck GOTtes / in der Wuͤſte / begeben vnd zugetragen / darumben ſagt er: Ward doch das bittere Waſſer ſuͤß durch ein Holtz / auff daß man ſein Krafft erkennen ſollte. Wir leſen Exod 15. Als Moſes das Volck Jſrael durchs rote Meer gefuͤhret / amExod. 15.B ijVfer10Chriſtliche Predigt / gehaltenVfer deſſelbigen / Gott ein Lobgeſang geſungen / vnd nun drey Tag in der Arabiſchen Wuͤſte gewandert / ſeien ſie endtlich kommen gen Ma - ra / welches ort den Namen vom bittern Waſſer hatte / dann Mara heißt bitter. Weil man aber diß Waſſer / wegen des vnlieblichen ge - ſchmacks / nicht trincken kundte / vnd das Volck wider Moſen murꝛet / ohngeacht der herꝛlichen Wunderwerck / dardurch ſie auß der Hand Pharaonis / nicht langſt zuuor / ſeind erloͤſet worden / habe Moſes Gott vmb huͤlff angeruffen / vnd mit ſeinem Gebet ſo vil erlangt / daß er jhme ein Baum gewiſen / den er in das Waſſer ſencken / vnnd durch deſſen Krafft vnd Wuͤrckung / er das bitter Waſſer ſuͤß machen ſolle.
Gleich wie nun / will Syrach ſprechen / das ſuͤſſe Holtz das bitter Waſſer wunderbarlicher weiß / vnd auß ſonderbarer Krafft vnd Macht ſuͤß gemacht: alſo ſein auch in andern Creaturen mancherley Kraͤfften vnnd Eigenſchafften / dardurch vil beſchwaͤrliche vnd bittere Zuſtaͤnd des menſchlichen Leibs koͤnden vertriben werdẽ / welche KrafftRom. 1. auch allein von Gott herkompt / der / als ein vnſichtbarer Gott / ſich in ſeinen ſichtbarn Creaturen will offenbaren / wie Paulus Rom. 1. an - zeiget. Auß welchem zuſehen / daß nicht allein alle Gewaͤchs / ſo zur Artzney gehoͤrig / von Gott herkommen / ſonder daß er auch einem jeden ſein beſondere Krafft eingepflantzet.
Gleich wie aber Syrach von der Artzney / vnd allerley Gewaͤchſſen / ſo auß der Erden kommen / redt: alſo gedenckt er auch der Kunſt / derſelben ordentlich vnd nutzlich zugebrauchen / vnd zeigt an / daß Gott allein der ſeie / der ſie dem Menſchen gegebẽ habe. Dann wie alle gute Kunſt Gottes Geſchoͤpff vnd Gaben ſein / vnnd in ſeiner Hand iſt alle Klugheit in allerley Geſchaͤfften / wie das BuͤchlinSap. 7. der Weißheit am 7. Cap. ſagt: alſo iſt auch die ſchoͤne Kunſt / die Art / Eigenſchafft vnd Krafft der Kraͤutter / vnnd aller ſimplicium zu er - kennen / dieſelbige recht zu applicirn / vnnd allerley Kranckheit vnnd Schmertzen des Leibs damit zulindern / zuheilen / vnnd zuuertreiben / oder auff das wenigſt die Geſundtheit zubewahren / ein beſondere Got - tes Gab / welche Gott nicht allein den Chꝛiſten / ſonder auch den Heiden vnd vnglaubigen bißweilen gegeben hat.
Demnach ſchleußt Syrach auß diſem allem / vnnd wir mit jhm / recht vnd wol / weil Gott die wahre Artzney ſchafft vnd gibt / vnd alleinfuͤr11bey der Leich Herꝛn D. Friderici Lagi. fuͤr ein Gab Gottes zuerkennen / daß man auch dieſelbige hoch vnd herꝛ - lich halten ſolle / vnnd vns nichts irꝛen laſſen / daß ettliche vermeindte Artzneien vom Teuffel herkommen / vñ von ſeinen Zauberern vnd Se - genſprechern gebraucht werden.
Dann von ſolcher Artzney redt hie Syrach nicht / ſonder von de - ren / ſo auß der Erden waͤchßt / auch von Gott / vnd auß dem Himmel kompt / vnd gegeben wuͤrdt. Gauckleriſche / Zauberiſche / vnd Teuffeli - ſche Artzney aber / welche mit Woͤrtern / Segen / Creutzmachen / An - ſprechen / Warſagen / vnnd dergleichen verꝛicht werden / dardurch der Teuffel / auß verhengnus GOTtes / bißweilen vber Land / hailen kan / wachſſen nicht von der Erden / haben auch kein eingepflantzte Krafft vnd Eigenſchafft etwas im Menſchen / natuͤrlicher weiß / zuwuͤrcken / weil die Dialectici ſagen: Quantitatum per ſenullam eſſe effica - ciam. So kompt auch ſolche Zauberiſche Kunſt nicht von Gott / weil er ja nicht will / daß man ſein heiligen Namen vnd Wort / zu vertreibung der Kranckheitten / bey Menſchen vnnd Vieh / auff zauberiſche weiß / ſonder allein die Hertzen der Menſchen zuerleuchten / im Glauben zu - ſtaͤrcken / mit Hoffnung vnd Liebe anzuzuͤnden / vnd alſo die rechte Geiſt - liche Geſundtheit der Seelen / vnd die ewige Seligkeit in jhnen zu wuͤr - cken / gebrauchen ſolle. Ja / ſo gar iſt ſolche zauberiſche Artzney vnd Se - genſprecherey Gott entgegen / daß er 2. Moſ. 22. ſagt: Du ſolt den Zau -2. Moſ. 22. berer nicht leben laſſen. Vnd 3. Moſ. 20. drawet er ſeinem Volck ernſtli -3. Moſ. 20. chen: Wann ſich ein Seel zu den Warſagern vñ Zeichendeuttern wen - den werde / ſo woͤlle er ſein Antlitz wider dieſelbige Seel ſetzen / vnd woͤlle ſie auß jhrem Volck rotten.
Derowegen auß diſem allem zuſchlieſſen / daß Syrach von ſolcher zauberiſchen Artzney nicht rede / vnd daher auch nicht woͤlle / daß man dieſelbe loben / oder hoch halten / ſonder ſie / als ein Teuffeliſche Kunſt / verfluchen ſolle.
Darnach / vnd weitter / ſagt Syrach: Damit heileter / vñ vertreibt die Schmertzen. Vnd kurtz zuuor: Die Kunſt des Artztes erhoͤhet jhn / vnd macht jhn groß bey Fuͤrſten vnnd Herꝛn. Jtem: Er hat ſolche Kunſt den Menſchen gegeben / daß er gepreiſet wer - de in ſeinen Wunderthaten. Es will der weiſe Man ſo vil an -B iijzeigen /12Chriſtliche Predigt / gehaltenzeigen / welche Kunſt zu des Menſchen Nutz / vnd GOTtes Lob / Ehr vnd Preiß dienſtlich / iſt lobens werth / vnnd ein vernuͤnfftiger veracht ſie nicht.
Ein ſolche Kunſt / iſt die Kunſt eines gelehrten / erfahrnen / vnd bewehrten Artztes. Dann dardurch werden erſtlich die Schmertzen vnd Kranckheitten des menſchlichen Leibs geheilt / vnnd vertriben. Wann zwar vnſere erſte Elter im ſtand der Vnſchuld vnnd Volkommenheit verbliben / vnd von Gottes Gebot nicht abgewichen weren / hett man diſer Kunſt bemelter vrſachen halben wol gerahten moͤgen. Dann wie Adam vnnd Eua anfaͤnglich friſch vnnd geſund / ohn allen leiblichen mangel vnd gebrechen erſchaffen / alſo weren ſie auch friſch vnd geſund / jhr lebenlang / biß auff die zeit jhrer verwandlung vnd fortſetzung / ſampt allen jhren Kindern vnd Nachkommenden / erhalten worden. Vnd ob wol Adam der beſt Phyſicus vnd Simpliciſt vnder allen / ſo jemaln ge - lebt / geweſen / hatte er doch der herꝛlichen vnd koͤſtlichen Gewaͤchs vnd Fruͤchten der Erden / allein zu erhaltung ſeiner volkomnen Kraͤfften gebraucht.
Nach dem aber Eua auß fuͤrwitz naſchet / das Gebott Gottes vber - tretten / vnnd dardurch nicht allein ſich ſelbs / ſonder / ſampt jhr / auch das gantze menſchliche Geſchlecht / allerley Schmertzen vnnd Kranck - heitten vnderwirfflich gemacht / vnd alſo / als ein fuͤrwitzige Pandora, die Buͤchſſen alles Vngluͤcks auffgethon / wie dann Gott jhr / vnd dem gantzen Weibiſchen Geſchlecht / alsbald die Straff aufflegt / daß ſie mit ſchmertzen ſollen Kinder geberen: Jſt ja nicht muͤglich / daß wir jetz / nach dem fall / der Artzney entberen koͤnden.
Dann ob wol wider Todskrafft / kein Kraͤutlin in vnſern Gaͤr - ten waͤchßt: ſo koͤnden doch vil Kranckheitten vnnd Schmertzen / durch die Kunſt der Artzney / vnd mitwuͤrckung Gottes / als von welchem alle Krafft derſelben vrſpruͤnglich herkompt / geheilt / vnnd vertriben wer - den / Sintemal Gott mitten in ſeim gerechten Zorn / auch noch ſeiner Barmhertzigkeit eingedenck iſt. Vnd iſt wol zuglauben / daß Gott eim jeden Schmertzen / einer jeden Kranckheit / ja einem jeden außwendi - gen vnnd inwendigen Glidmaß menſchliches Leibs / ſo ſeine Gebrechen vnd maͤngel an ſich hat / ſeine beſondere Kraͤutlin vnnd helffende Artz - neien zugeeignet habe.
Wie13bey der Leich Herꝛn D. Friderici Lagi.Wie aber durch die Kunſt der Artzney vil Schmertzen vnd Kranckheitten geheilt / vnd vertriben werden: alſo ſagt Syrach / werde der Artzet dardurch erhoͤhet / vnd groß ge - macht bey Fuͤrſten vñ Herꝛn / ja die Koͤnig ehren jn. Wir Menſchen ſtreben von Natur nach hohen Ehren / vnd groſſer Reichthumb / vnnd / je herꝛlicher vnd reicher einer vor der Welt iſt / je gluͤckſeliger wuͤrdt er auch von meniglich gehalten.
Nun werden zwar von den Weltkindern vil mittel vnd weg / Ehr vnd Reichthumb zubekommen geſucht / alſo / daß auch vil jhr Gewiſſen beſchweren / vnd jhr Selen Seligkeit in die hoͤchſte gefahr ſetzen / damit ſie bey den Fuͤrſten vnnd Herꝛn erhoͤhet / vnnd von Koͤnigen geehret werden.
Vnder allen Mitteln aber iſt das das beſte vnnd ſicherſte / wann einer vor andern was gelernet / vnnd durch ſein Verſtand / Kunſt vnd Geſchickligkeit entbor kompt / alſo / daß er von meniglich geehret / vnnd darzu mit Guͤtern vnd Reichthumben diſer Welt begabet wuͤrdt. Von diſem Mittel redt Salomo in ſeinen Spruͤchen cap. 3. da er ſagt: WolProuerb. 3. dem Menſchen / der Weißheit findet / vnnd dem Menſchen / der Ver - ſtand bekompt. Dann es iſt beſſer vmb ſie handthieren / weder vns Sil - ber / vnnd jhr Einkommen iſt beſſer dann Gold. Sie iſt edler denn Per - len / vnd alles / was du wuͤnſchen magſt / iſt jhr nicht zugleichen. Langes Leben iſt zu jhrer rechten Hand / zur lincken iſt jhr Reichthumb vnd Ehr. Jhre Weg ſeind liebliche Weg / vnnd alle jhre Stege ſeind Fride. Eben auff ſolchen ſchlag redt er auch in ſeinen Spruͤchen cap. 8. Weiß -Prou. 8. heit iſt beſſer denn Perlen / vnd alles / was man wuͤnſchen mag / kan jhr nicht gleichen. Reichthumb vnd Ehr iſt bey mir / warhafftig Gut vnd Gerechtigkeit. Es redt zwar Salomo in angezognen worten fuͤrnaͤm - lich von der him̃liſchen Weißheit / vnd von dem Verſtand / welchen ein Menſch auß Gottes Wort bekommen kan / weil aber die Forcht GOt - tes / vnnd die Weißheit in Goͤttlichen Sachen / ein anfang iſt aller an - derer Weißheit / auch in euſſerlichen vnd Politiſchen Sachen / koͤnden wir wol ſprechen / daß bey derſelben auch Reichthumb vnnd Ehr zufin - den ſeie.
Zu diſer Weißheit gehoͤrt nun auch die Kunſt der Artzney. Da - her dann Syrach jhr das lob gibt / daß die Artzt dardurch er -hoͤhet /14Chriſtliche Predigt / gehaltenhoͤhet / vnnd groß gemacht werden bey Fuͤrſten vnd Herꝛn.
Dann es iſt nicht ein ſolche Kunſt / die allein in contemplatio - ne berhuete / ſonder dardurch wuͤrdt Land vnnd Leutten / Koͤnig vnd Keiſern / Fuͤrſten vnd Herꝛn / gedient / gerahten / vnd geholffen / nicht an Haab vnd Guͤttern / ſonder am Leib / ja bißweilen auch am Leben.
Was iſt es dann wunder / daß die Artzt vmb jhꝛer Kunſt vnd trewen Dienſt willen / widerumb Fuͤrſtlich begnadet vnnd begabet wer - den / vnd daß es jhnen gehet nach dem Verßlin: Dat Galenus opes, fuluum dat Bartolus aurum? Dann Geſundtheit iſt ja beſſer / ſagtSyrach 30. Syrach abermaln cap. 30. denn Gold / vnd ein geſunder Leib iſt beſſer / dann groſſes Gut. Es iſt kein Reichthumb zuuergleichen einem geſun - den Leib. Der Tod iſt beſſer / dann ein ſiech Leben / oder ſtehte Kranck - heit: es iſt eben als gute Gericht vor eim Maul / das nicht eſſen mag / vnd wie ein Speiß / ſo man bey eines Todten Grab ſetzet. Daher leſen2. Reg. 5. wir auch / als Naeman / der Feldhauptman des Koͤnigs auß Syrien / durch Eliſeum den Propheten / an ſeinem Auſſatz geheilet worden / wie freundtlich / gnaͤdig vnd gutthaͤtig er ſich gegen jhme erzeigt / vnd jhme von Silber / Gold / Feierkleidern / vnd dergleichen / ein ſtattliche Ver - ehrung gethon / wa es der Prophet allein hette annemen woͤllen. Was aber der Prophet nicht haben will / das iſt ſeim Famulo / dem Gehaſi / gut / darumben er dann auch mit dem Auſſatz geſchlagen worden.
Sonderlich aber ſagt Syrach / ſey die Kunſt der Artzney dem Menſchen gegeben / daß Gott gepreiſet wurde in ſei - nen Wunderthaten. Es hat Gott von anfang der Welt her vil Wunder gethon / darauß man ſein Weißheit / Allmacht vnnd Barm - hertzigkeit hat erkennen moͤgen / fuͤr welche er auch billich ſolle gelobt vnd gepriſen werden. Als / daß er Himmel vnd Erden / Meer vnd Waſſer / vnd alles / was darinnen / gemacht / vnd erſchaffen / den Himmel wie ein Teppich außgebreittet / das Erdtreich gegruͤndet auff ſeinen Boden / daß es bleibt jmmer vñ ewiglich. Das Meer erfuͤllt mit groſſen vnd klei -Pſal. 104. nen Thieren / daß es ohne zal wimlet / wie ſolches Dauid Pſalm. 104.Geneſ. 7. erzehlet. Jtem / daß er hernach im Suͤndfluß die Arch Noe / ſampt ett - lichen Perſonen / wunderbarlicher weiß erhalten. Daß er das Volck Jſ -Exod. 14. rael von der Dienſtbarkeit Pharaonis erlediget / vnd es mit maͤchtigerHand15bey der Leich Herꝛn D. Friderici Lagi. Hand auß Egypten / durch das rote Meer hindurch gefuͤhret. Daß er daſſelbig vierzig gantzer Jar nach einander / wunderbarlicher weiß / mit Manna von Himmel geſpeißt / vnnd weder jhre Kleider am Leib / nochDeut. 29. jhre Schuch an den Fuͤſſen veralten laſſen. Daß er ſie in das verſproche - ne Land Canaan eingefuͤhrt / vnnd alle maͤchtige Voͤlcker vnd Heiden vor jhnen außgetriben. Daß er ſie auch zu allen vnd jeden zeitten / wider alle vmbligende Feind beſchuͤtzt. Sonderlich aber / daß der ewige Sohn Gottes / endtlich im Fleiſch geoffenbaret / vom Tod aufferſtanden / gen1. Tim. 3. Himmel gefahren / vnnd das Euangelium in der gantzen weitten Welt erſchallen laſſen. Das alles ſeind ſolche Wunder / die mit menſchlichem Hertzen nicht zubegreiffen / will geſchweigen / mit Zungen außzu - ſprechen.
Wiewol aber die betrachtung diſer Wunder / gnugſam vꝛſach vnd anleitung gibt / Gottes Weißheit / Allmacht vnd Barmhertzigkeit zuer - kennen / vnd jhne darfuͤr zuloben vnnd zupreiſen: halt doch Syrach die Werck / welche durch die Kunſt der Artzney / am menſchlichen Leib ver - richtet werdẽ / auch ſo hoch / daß ſie billich vnder die andere ſollen gezehlet werden. Dann wann ein krancker Menſch durch die Artzney geſund wuͤrdt / kan er / will der weiſe Man ſprechen / nicht allein die Allmacht / Weißheit vnd Barmhertzigkeit Gottes erkennen / ſonder hat auch vr - ſach / jhne fuͤr ſolche gnaͤdige Huͤlff zuloben vnd zupreiſen / vñ auß glau - bigem Hertzen zuſprechen: Ach HERR Gott / du Schoͤpffer aller Kraͤutter / Wurtzeln / Fruͤcht vnd Samen / der du eim jeden ein ſonder - liche Krafft eingepflantzt / vnd damit bewiſen / vnd dargethon / daß du aller Heyland vnnd Helffer ſeieſt. Jch erkenne die Krafft des Kraͤut --- lins / vnd dancke dir fuͤr den guten vnd nutzlichen Raht des Artztes / vnd bitte dich hertziglich / daß du mein Seel auch von dem Verderbnus der Suͤnden vnnd Schmertzen des Tods vnnd der Hellen woͤlleſt erloͤ - ſen / durch vnſern HErꝛn Jeſum Chriſtum.
Weil dann auß diſem allem / was angezeigt / zuſehen / daß die Kunſt der Artzney / nicht allein zu des Menſchen Nutzen / ſonder auch zu lob des Goͤttlichen Namens dienſtlich vnnd befuͤrderlich iſt: ſchleußt Syrach / vnd wir abermal mit jhme / recht vnd wol / daß wir offtgedach - te Kunſt nicht verachten / ſonder fuͤr der Wunderthaten GOTtes eine halten vnd achten ſollen. Vnd vns abermal nichts jrꝛen laſſen / daß vil Artzneien / wie im aufang vermeldet / vnnutzlicher weiß gebrauchtCwerden.16Chriſtliche Predigt / gehaltenwerden. Dann die ſchuld iſt nicht der Materi / welcher Gott ein beſon - dere Krafft eingepflantzt / oder der Kunſt der Artzney / ſonder bißweilen den vnuerſtaͤndigen Artzten / welche quid pro quo gebrauchen / vnnd den Reichen die Blatern auffſtechen / daß ſich die Beuttel leeren / zuzu - ſchreiben. So hat auch Gott ſelber ſeine vrſach / warumb er die wuͤr - ckung der Artzneien / wann ſie ſchon von gelehrten vnd verſtaͤndigen Me - dicis recht applicirt werden / vnd in gleichen Caſibus geholffen haben / verhindere / daß ſie jetz nicht helffen / ſonder den Patienten ligen / vnd ſterben laſſen ſollen / dauon im andern vnd dritten Theil mit mehrerm ſolle gehandlet werden. Darumben bleibt es noch bey dem Schluß Sy - rachs: Der herr laßt die Artzney auß der Erden wachſſen / vnnd ein vernuͤnfftiger veracht ſie nicht. So vil von dem erſten.
NVN moͤcht zwar ein jeder auß dem / was an jetzo nach laͤngs von der Kunſt der Artzney angezeigt wor - den / vernuͤnfftiglich ſchlieſſen vnnd abnemen / was auch von Artzten / das iſt / von denen / die ſolche Kunſt practicirn / uͤben vnd treiben / zuhalten. Weil aber Syrach nicht allein der Artzney / ſon - der auch der Artzt gedenckt / will die notturfft erfordern / auch etwas von denſelbigen zureden.
Dann es ſein deren vil / welche zwar jnen die Kunſt belieben / vnd gefallen laſſen / haben aber offt der Artzt halben groſſe bedencken. Dann es braucht ja Gott zum artzneien nicht mehr Propheten / wie Eliſeus / welcher den Naeman am Auſſatz geheilet / vnd nach jhm Eſaias / wel -Eſal. 38. cher dem Koͤnig Hiskia in ſeiner Kranckheit ein Feigenpflaſter auffge - legt / geweſen / denen hat man trawen doͤrffen / weil ſie von Gott ſonder - lich erleucht / vnd hochgelobte Maͤnner geweſen.
So gibts auch die taͤglich erfahrung / daß die vngelehrte / vner - fahrne / nachlaͤſſige Artzet / Jtem / die Schreier / Betrieger / Landfah - rer / Brieffanhaͤnger / Wurmſamenkraͤmer / Zanbrecher / die nicht ſtu - diert vnnd promouiert / auch an keinem ort bleiben / ſonder hin vnd her vagirn / ja auch die Zauberer vnd Warſager / ſich eben ſo wol der edlen Kunſt der Artzney berhuͤmẽ / als die gute vñ rechtgeſchaffene Kuͤnſtler.
Daher17bey der Leich Herꝛn D. Friderici Lagi.Daher es dann kompt / daß vil / welche Leibsſchwachheit halben noch wol laͤnger leben moͤchten / offt am Leben verkuͤrtzt / vnd zu tod ge - artzneiet werden. Vnd deßwegen mancher verurſacht wuͤrdt / nicht al - lein kein Artzet zugebrauchen / ſonder auch in gemein / alle zuuerachten / ſchimpfflich vnd ſpoͤttlich von denſelben zureden.
Vnd zwar / wann in gemein alle Artzet / ſolche vngeſchickte Ge - ſellen ſein ſolten / were nicht allein keinem zurahten / derſelben Raht vnd Huͤlff zugebꝛauchen / ſonder es ſollte auch ein jede Chriſtliche Oberkeit gebuͤrliche Straff wider dieſelbige fuͤrnemen / jhnen Wohn / Waid vnd Waſſer verbietten / vnnd des Lands verweiſen / weil es heißt: A malo Medico libera nos Domine.
Aber / wie das nicht alle Koͤch ſein / die lange Meſſer antragen / vnd die nicht alle gelehrt / ſo ſich der vbrigen Kunſt rhuͤmen: Alſo pflegt hinwiderumb vnſer HErꝛ vnd Gott dannocht vnder vilen ettliche zuer - wecken / welche ſich nicht allein der Kunſt der Artzney rhuͤmen / ſonder wiſſen auch derſelbigen recht vnd nutzlich zugebrauchen.
Von denen redt hie Syrach. Vnd weil kein Medicus ſein Kunſt / ohne einen fleiſſigen Apoteckern uͤben vnd treiben kan / weil ſie alle Artz - neien / ſo verordnet / pręparirn vnnd zurichten ſollen / gedenckt er auch derſelben / vnd zeigt an / was von beeden zuhalten.
Vnd zwar / was erſtlich die Artzt betrifft / ſagt er alſo: Ehre den Artzt. Auß diſen worten iſt zuſehen / wie die Kunſt der Artzney nicht zuuerachten / alſo ſeien auch die Artzt fuͤr Ehrwuͤrdige Leut zuhalten. Vnd damit nicht jemand gedencken moͤcht / es hette Syrach in hauffen hinein geredt / vnd wolte / daß man alle die loben ſolte / welche ſich der Kunſt der Artzney rhuͤmen / zeigt er an / was fuͤr Artzt er woͤlle verſtanden haben / naͤmlich / die jenige / bey welchem die zwey ſtuck er - funden werden.
Als erſtlich / ein ordentlicher Beruff. Darumb ſagt er: Gott hat jhn geſchaffen. Damit zeigt der weiß Man an / ſoll eim Me - dico zutrawen ſein / ſo muß er von Gott geſchaffen / in ſein Ampt einge - ſetzt / vnd dazu oꝛdentlicher weiß beruffen ſein. Dann was Gott ſchafft / iſt ordentlich / weil er nicht ein Gott der Vnordnung iſt / 1. Cor. 14. Es1. Cor. 14. berufft zwar Gott die Artzt nicht mehr auff die weiß / wie vor Jaren die Propheten / Eliſeum vnnd Eſaiam. Gleich wie aber bey den Kirchen -C ijdienern /18Chriſtliche Predigt / gehaltendienern / das ein ordentlicher / vñ darzu ein Goͤttlicher Beruff iſt / wann er von einer Chriſtlichen Gemein zum Predigampt beruffen wuͤrdt: Al - ſo iſt das auch bey eim Medico ein ordentlicher vnd Goͤttlicher Beruff / wann er ein Zeugnus ſeiner Promotion, Doctorats / vnd Geſchick - ligkeit hat / vnnd hernach von eim Keiſer / Koͤnig / Fuͤrſten / gemeiner Landſchafft oder Statt beſtellet wuͤrdt / daß er ſein Kunſt offentlich practicirn vnd treiben ſolle. Vnd welche alſo beruffen ſeind / denen iſt zutrawen.
Welche aber ſich ſelber eindringen / heimlich practicirn / vnd nie - mandts jhres thuns vnnd laſſens woͤllen rechenſchafft geben / die laſſen gemeinlich ein geſtanck hinder jhnen / vnnd vor denen hat ſich Roß vnd Man zuhuͤtten.
Das ander ſtuck / ſo an eim lobwuͤrdigen Artzt zubeden - cken / iſt die Kunſt vnnd Geſchickligkeit / alſo / daß er nicht allein muß ordinarius, ſonder auch doctus vnd eruditus ſein. Darumb redt auch Syrach von einem ſolchen Artzt vnd Menſchen / dem Gott die Kunſt der Artzney gegeben hat. Welche einer als - dann erlangen kan / wann er fleiſſig ſtudirt / vñ gelehrte Leut hoͤrt: wann er ſich in Sprachen uͤbet: wann er die Arabiſche / Griechiſche / vnd La - teiniſche Autores vnd Scribentes / neben ſeiner Philoſophia fleiſſig li - ſet: wann er ſich zu gelehrten vnd verſtaͤndigen Leutten helt / jhꝛe Practi - cken ſihet / vnd bey denen wohnet / welche ſchon / wie man ſagt / ettliche Spittaͤl geleeret / vnd nicht weniger Kirchhoͤfe gefuͤllt haben: wann er den Sachen ſelber fleiſſig nachſuchet vnnd trachtet. Sonderlich aber / wann er ſich der Forcht Gottes befleißt / fuͤhrt ein Gottſeligen Wandel / vnd ruͤfft Gott vmb ſein Segen vnd Gedeien an. Dann fleiſſig gebetet / iſt halb geſtudiert. Welche ſich alſo erzeigen / die werden kunſtreiche vnd gelehrte Leut / denen kan man auch trawen. Welche aber nichts geſtu - diert / weder in Kuͤnſten noch Sprachen / haben bey verſtaͤndigen Leu - ten nicht gewohnet / haben darzu ein Gottloſes Leben gefuͤhret / die blei - ben grobe Idioten. Vnd deren mag man wol muͤſſig gehen / es woͤlle ſich dann einer ſelbs mutwilliger weiß in die euſſerſte gefahr ſeines Lebens ſtuͤrtzen.
Was dann betrifft die Apotecker / die der Medicorum vnd Doctorum andere Hand ſein / ſagt er von denſelbigen alſo: Vnd derApo -19bey der Leich Herꝛn D. Friderici Lagi. Apotecker macht Artzney darauß. Summa / Got - tes Werck kan man nicht alle erzehlen. Hie hoͤrt Ewer Lieb / daß gleich / wie alle ehrliche gute Staͤnd / ſo dem menſchlichen Ge - ſchlecht nutzlich / vnd zu befuͤrderung der Ehr GOTtes dienſtlich / mit Gottes Woꝛt geſchmuckt vñ geziert ſein / vil beſſer / deñ auch die heiligſte / doch von Menſchen ſelbs erdichte Orden: Alſo hab auch Syrach des lob der Apotecker nicht verſchweigen / ſonder derſelben ehrlich gedencken woͤllen. Vnd zeigt mit wenig worten an / daß neben der Kunſt der Artz - ney / auch die Apotecker Kunſt ein Werck des Allmaͤchtigen Gottes ſey. Vnd zwar redt nicht allein Syrach ſolches / ſonder gleiches Lob der Apotecker / werden wir auch in andern orten H. Schrifft finden. Jm 2. Buch Moſ. am 30. Cap. leſen wir: Nach dem Gott Moſi angezeigt /2. Moſ. 30. wie er die Huͤtten des Stiffts bawen / vnd dieſelbige einweihen ſolle / habe er vnder andern jhme auch befohlen ein Salboͤl zumachen / auß allerley darzu verordneten Spetzereien. Vnd ſolle gedachtes heiligs Oel ma - chen / nicht auff gemeiner weiß / ſonder nach der Apotecker Kunſt. Hie hoͤrt jhr / daß Gott die Apotecker ſo hoch halte / daß er Moſe befilcht / das allerheiligſte Salboͤl / welches ſonſt kein Menſch hett machen / noch an - dern geben / noch auff keines Menſchen Leib hett außgegoſſen werden duͤrffen / nach jhrer Kunſt zumachen vnd zuzurichten. Wie dann auch ſolches Exod. 37. Cap. widerholet wuͤrdt. Jm Hohenlied Salomonis2. Moſ. 37. am 3. Cap. wuͤrdt das Lob der Chriſtlichen Kirchen / als der lieben vndHohelied Sal. 3. Cap. gehorſamen Braut vnſers HErꝛn Chriſti verglichen / einem lieblichen geruch von Myrꝛhen / Weirauch / vnnd allerley Puluer eines Apote - ckers. Vnd im 5. Capitel rhuͤmbt vnnd lobt die Chꝛiſtliche Kirch jhrenHohenlied Salom. 5. Breutigam Chriſtum / vnnd vergleicht ſeine Backen den wachſſenden Wurtzgaͤrtlin der Apotecker. Weil wir dann hoͤren / daß den Apoteckern in Gottes Wort vom H. Geiſt ſelber ſolches Lob gegeben wuͤrdt / iſt ja billich / daß wir ſie deſſelbigen nicht berauben / ſonder ſie fuͤr ſolche Leut halten / deren man im gemeinen Leben der Menſchen nicht gerahten moͤge. Daher leſen wir / daß auch die Koͤnig im alten Teſtament / bey jhren Koͤniglichen Hoͤfen Apotecker gehabt. Wie wir leſen 1. Sam 8. 1. Sam.[8].So hat Mithridates / Koͤnig in Ponto / gleichwol ſonſten ein Gottlo - ſer Regent / ein herꝛlich Apoteckeriſch Electuarium fuͤr das Gifft zuge - richt / deſſen man noch heutigs tags gebraucht / vnnd von dem bemelten Koͤnig ſein Namen hat.
C iijDamit20Chriſtliche Predigt / gehaltenDamit aber nicht jemand gedencken moͤchte / Syrach hett allein in hauffen hinein geredt / zeigt er auch an / was er fuͤr Apotecker woͤlle verſtanden haben / naͤmlich / die jenige / die die Artzney machen / vnd nicht ſchlecht oben hin / ſonder (wie auß vorgehenden worten zuſe - hen) die es nach der Kunſt der Artzney / vnnd alſo machen / daß nicht erſt newe Schmertzen erweckt / ſonder die vorige geheilt vnnd vertriben werden. Dann wa ſie nicht rechte materialia / ſonder alte verlegne ſpe - cies vñ Waaren einkauffen / auch hernach in zurichtung der Traͤncker / Pillulen / Latwergen / Puluer / Cliſteren / vnd dergleichen / kein fleiß brauchen / ſonder offt quid pro quo immiſcirn, ſein ja dieſelbige nicht zuloben / ſonder weren wol wuͤrdig / daß jhnen das Handtwerck niderge - legt wurde. Vnd iſt gewiß / wa ſie durch jhre nachlaͤſſigkeit / oder ver - faͤlſchte Artzney / ein einigen Menſchen toͤdten / werden ſie dort am juͤng - ſten Tag ein ſchwere Rechenſchafft beſtehn vnnd geben muͤſſen. Vnnd wuͤrdt weder Galenus mit ſeiner arte medendi / noch Hippocrates mit ſeinen Aphoriſmis / noch Paracelſus mit ſeiner newen Alchimi - ſtiſchen Kunſt fuͤr ſie Buͤrg ſein / oder ſie vor dem Angeſicht Gottes ver - tretten koͤnden. Darumb ſehe ein jeder Apotecker zu / daß er ſeine Artz - neien alſo præpariere, damit er allzeit ein gut Gewiſſen behalten moͤge / vnnd nicht von dem 5. Gebott / als ein Todtſchlaͤger / angeklagt werde. So vil auch von dem andern.
ZVm dritten / woͤllen wir hoͤren / weil es nicht gnug iſt / die Artzt hoch zuhalten / vnd mit worten zuloben / wie ſich die Patienten gegen denſelben / nicht allein in Kranckheitten / da ſie jrer am mehreſten beduͤrfftig / ſonder auch nach erlangter Huͤlff / im Werck vnd in der That erzeigen ſollen.
Diß lehret aber Syrach abermal mit wenig worten / da er ſagt: Ehre den Artzt mit gebuͤrlicher Verehrung / daß du jhn habeſt zur Not. Daß die Artzt fuͤr Ehꝛenwuͤrdige Leut zuhal - ten / iſt vor vermeldt vnnd angezeigt worden: Aber vnder dem woͤrtlin Ehren / werden auch noch andere Stuck begriffen / deren ſich die Patienten gegen den getrewen Medicis befleiſſen ſollen.
Dann21bey der Leich Herꝛn D. Friderici Lagi.Dann es hat Syrach auß der taͤglichen erfahrung geſehen / weil das Leben / ſo nach den regulis Medicorum muß angeſtelt werden / ein elend vnd verdrießlich Leben iſt / dem gemeinen Sprichwoꝛt nach: Medicè viuere, miſerè viuere. Vnd ein guter Trunck kuͤles Weins vil lieber eingehet / dann ein warmer Sirup: Daß die Patienten in jhrer Kranckheit den Artzt eintweder nicht recht berichten / wamit ſie naͤmlich die Kranckheit verurſacht / oder wa ſie ſchon die Warheit berichten / doch dem Artzt / im gebrauch der veroꝛdneten Artzney / in der Diæta / vnd verhaltung mit Speiß vnd Tranck / vnd anderm / nicht gehoꝛchen. Das iſt nun ein groſſe Vnehr / die ein Krancker ſeinem Medico an - thun kan. Dann wie das nicht heißt / Vatter vnd Mutter / Herꝛſchaff - ten vnnd Obrigkeitten / Præceptores vnnd Lehrmeiſter ehren / wa die Kinder / Vnderthonen vnnd Diſcipel / jhꝛe Gebet in Wind ſchlagen / vnd ſich denſelbigen widerſetzen: Alſo iſt das eim Medico ein ſchlechte Ehr / wann ein Patient ſeiner Ordnung / die er gemacht vnnd geſtelt / nicht fleiſſig nachkompt / ſonderlich weil das jenig / das der Patient ſel - ber verwarloſet / vnd an jhme verderbt / hernach den Doctoribus vn - billicher weiß zugeſchriben wuͤrdt / vnnd alſo jhr Ehꝛ vnd guten Namen muͤſſen verlieren.
So hat auch Syrach erfahꝛen / wann ſchon ein Medicus Tag vnd Nacht / fruͤ vnd ſpat / kein Fleißſpart / das doch der groͤſte theil ſol - ches mit ſchlechter Danckbarkeit erkennen / Alſo / daß man jhn erſtlich / wann die Kranckheit anfangt / fuͤr ein Gott helt / hernach / wann ſie ein wenig nachlaͤßt / fuͤr ein Engel / endtlich aber / wann es anfangt beſſer zuwerden / vnd man ſoll Gelt außgeben / fuͤr ein Teuffel.
Derowegen zeigt Syrach mit dem woͤrtlin Ehꝛen an / wie ſich die Patienten recht vñ gebuͤrlich gegen jren Medicis erzeigen ſollen.
Erſtlich aber / will der weiſe Man / daß ſie jhre Medicos nicht al - lein mit allen vmbſtaͤnden jhres Zuſtandts berichten / ſonder auch jhren fuͤrgeſchribnen Ordnungen fleiſſig vnd trewlich folgen vnnd nachſetzen. Dann es kan ein Medicus nicht alles am Harn / welches Vrthel manchmal betruͤglich / erſehen. So iſt eim Patienten ſelber auch wenig geholffen / wann er des Doctors Raht nicht folgen / vnnd doch hernach jhn bereden will / er habe alles gebraucht. Dann hiemit betreugt ſich ein ſolcher Menſch ſelber / handelt wider das 8. Gebott / vnd wuͤrdt wider das 5. offt ein Moͤrder an ſeinem eignen Leib.
Darnach22Chꝛiſtliche Predigt / gehaltenDarnach will Syrach / wann ein Patient zu ſeiner Geſundtheit wider kommen / daß er ſich auch danckbarlich erzeige vnnd verhalte. Darumben ſetzt er außtruckenlich hinzu: Ehꝛe den Artzt mit gebuͤrlicher Verehrung. Vnd ſollen das ſonderlich thun Keiſer / Koͤnig / Fuͤrſten / Grauen / Herꝛn / vnd andere reiche Leut / ſie ſeien von Edelleuten / Burgern oder Bauren. Dann was arme Leut ſein / die kaum das taͤglich Brot koͤnden erwerben / wiſſen ſich verſtaͤn - dige Artzt / die nicht in jhren Aphoriſmis oder Auariſmis erſoffen vnd eingenommen / wol der gebuͤr nach gegen jhnen zuuerhalten. Dann Gott erhebt manchmal ein armen Artzt auß dem S[t]aub / vnd zieret jhn durch groſſe Herꝛn mit groſſem Gut / auff daß er darnach den Armen vmb ſonſt / vnd vmb Gottes willen dienen koͤnde. So zahlet auch Gott fuͤr die Armen / wann er das wenig / das ſie haben / ſegnet / beſchert jnen ehrliche Kinder / vnd endtlich das ewige Leben.
Gleichwol ſollen die Armen hinwiderumb ſich befleiſſigen / wa ſie je Gold vnd Silber nicht geben koͤnden / daß ſie die Wolthat / welche ſie von den Medicis empfangen / bey Gott vnd frommen Leutten rhuͤmen / vnd dieſelbige bey aller fuͤrfallender gelegenheit entſchuldigen. Das heißt den Artzt ehren mit Ehrerbiettung.
Nun moͤcht einer ſprechen / Wann ſchon ein Patient eim Medico gern folgen / vnd ſich nach erlangter Geſundtheit danckbar erzeigen wolte / gibts doch die taͤgliche erfahrung / daß offt eim Patien - ten nicht geholffen wuͤrdt: Oder wuͤrdt er ſchon geſund / ſo hat es doch nicht lang ein beſtand / vnnd iſt recidiuus gemeinlich gefaͤhrlicher / als die erſte Kranckheit geweſen iſt. Antwort. Daß den Patienten nicht geholffen wuͤrdt / ſeind zwar die Medici bißweilen ſchuldig / wie auß dem erſten Theil diſer Predigt angehoͤrt / Aber auß dem Beſchluß diſer verleßnen wort des weiſen Mans Syrach ſehen wir / daß auch vil an den Patienten ſelber gelegen ſey / die die Sach nicht recht angreiffen / wann ſie der Artzt Huͤlff vnd Raht gebrauchen woͤllen.
Dann ettliche werden befunden / welche ſich ſo gar auff die leibli - che Artzt verlaſſen / daß ſie vnſers HErꝛn vnd GOTtes gantz vergeſſen / welcher doch allein der rechte Artzt vnd Helffer iſt / ohne welchen auch die andere Artzt nichts außrichten koͤnden. Wann dann Gott alſo verachtwuͤrdt /23bey der Leich Herꝛn D. Friderici Lagi. wuͤrdt / vnnd die Patienten das Roß hinden an Wagen ſpannen / ſo zeucht er die Hand ab / vñ muß alles den Krebsgang haben. Ein ſolcher Patient iſt der Koͤnig Aſſa geweſen / von dem wir leſen 2. Chron. 16.2. Paral. 16. daß er in ſeiner Kranckheit nicht den HErꝛn / ſonder allein den Artzt ge - ſucht habe / Darumb muß er auch ſterben. So leſen wir 2. Reg. 1. Weil2. Reg. 1. der Koͤnig Ahaſia in ſeiner Kranckheit hingeſchickt / den Gott in Ekron zufragen / ob er von ſolcher Kranckheit geneſen werde / habe GOtt der HErꝛ jme daſſelbig durch den Propheten Eliam ernſtlichen verweiſen / vnd anzoigen laſſen / er ſolle vnd werde von ſolcher ſeiner Suͤnd wegen / nicht von ſeinem Beth kommen / darauff er ſich gelegt habe / ſonder muͤſ - ſe des tods ſterben.
Andere / ob ſie ſchon in jhrer Kranckheit den HErꝛn mit dem Gebet ſuchẽ / geſchicht es doch offt mit einem vnbußfertigen Hertzen / da iſt kein Erkandtnus der Suͤnden / kein Glaub / kein Beſſerung / ſonder lautter Sicherheit / Vngedult / murꝛen wider Gott / vnd dergleichen. Darumb ſo kan das Gebet eines ſolchen Menſchen nicht erhoͤrt / noch jhme geholffen werden. Daher ſagt Salomo in ſeinen Spruͤchen am 1. Cap. Sie werden ruffen / aber ich werde nicht antwoꝛten / darumb /Prouerb. 1. daß ſie haſſen die Lehre. Vnd im 15. Cap. Der HErꝛ iſt ferꝛne von denIbid. 15. Gottloſen. Eſai. 1. Wann jhr ſchon ewere Haͤnd außbreittet / ſo verbirgEſai. 1. ich doch mein Angeſicht / vnd ob jhr ſchon vil betet / hoͤre ich doch nicht / dann ewere Haͤnde ſeind vol Bluts. Johan. 9. Wir wiſſen / daß GottJohan. 9. die Suͤnder nicht hoͤret.
Abermal ſeind andere / welche zwar durch Kranckheit zu eim bußfertigen Leben getriben werden: Aber es gehet mit jhnen dem gemei - nen Sprichwort nach: Da der Kranck genaß / nie aͤrger er was / Vnd handlen wie die 9. Auſſetzigen Luc. 17. welche auch nach erlangter HuͤlffLuc. 17. nicht wider vmbkehren / ſich gegen Chriſto danckbarlich zuerzeigen. Was iſt es dann wunder / weil ſolche Leut wider in voꝛige Suͤnd gerah - ten / daß ſie vnſer HErꝛ Gott auch wider in die voꝛige / vnd wol gefahrli - chere Kranckheit fallen laͤßt / da ſie mit Leib vnnd Seel / auß gerechtem Vrtheil Gottes / verderben muͤſſen?
Weil dann dem alſo / lehret Syrach in diſen verleßnen woꝛten / wie die Patienten die Sach angreiffen ſollen / damit ſie nicht ſelber an jhrem Verderben ſchuldig werden.
Er ſagt aber alſo: Mein Kind / wañ du kranckbiſt / ſoDverachte24Chriſtliche Predigt / gehaltenverachte diß nicht / ſonder bitte den herrn / ſo wuͤrdt er dich geſund machen. Hiemit zeigt er an / wann wirEſai. 9. mit Kranckheit heimgeſucht werden / ſollen wir zum allererſten zu dem /Oſe. 6. der vns geſchlagen / naͤmlich / zu Gott kehren vnd wenden / vnd jhn de - muͤtiglich bitten / er / als der einige rechte Artzt des Leibs vnd der Seelen / woͤlle vns verbinden vnd heilen / vnd vnſer Kranckheit nach ſeinem vaͤt - terlichen Willen vnd wolgefallen / zu ſeines allerheiligſten Namens Eh - re / vnd zu vnſerer zeitlichen vnd ewigen Wolfahrt reichen vnd wenden. Eines ſolchen glaubigen Gebets / vnd der erhoͤrung deſſelben / haben wir2. Reg. 20. ein merckliches Exempel im 2. Buch der Koͤnig am 20. Cap. welchesEſai. 38. Eſai. 38. Cap. beſchriben iſt / daß naͤmlich der Gottſelige Koͤnig Hiſ - kias / da er ſchwerlich vñ toͤdtlich kranck lag / mit ſeinem Gebet von Gott dem HErꝛn außgebracht vnd erlangt / daß er von ſolcher Kranckheit iſt erledigt / vnd iſt jhm ſein Leben noch 15. jar lang gefriſtet woꝛden. Vnd wie das Gebet eines Patienten / ſo er fuͤr ſich ſelber thut / nit ohne Frucht abgehet: alſo iſt auch anderer Fuͤrbitt gantz kraͤfftig vñ nutzlich / darumb ſtehet auch hie: Es kan die Stund kommen / daß dem Krancken allein durch jene geholffen werde / wann ſie den herrn bitten / daß es beſſer mit jm werde / vnnd daß er Geſundtheit erlange / laͤnger zuleben. [H.]Jacob 5.Eben das bezeugt auch der H. Jacobus im 5. Cap. da er alſo ſchreibt: Das Gebet des Glaubens wuͤrdt dem Krancken helffen / vnd der HErꝛ wuͤrdt jhn auffrichten / vnd ſo er hat Suͤnden gethon / werden ſie jm ver - geben werden. Vnd weitter ſchreibt er: Bekenne einer dem andern ſeine Suͤnde / vnd betet fuͤr einander / daß jhr geſund werdet. Des Gerechten Gebet vermag vil / wann es ernſtlich iſt.
Es ſoll aber bey dem Gebet nicht bleiben / ſonder Syrach ſetzt noch ein Stuck hinzu / vnnd ſagt: Laß von der Suͤnde / vnd mach deine Hand vnſtraͤfflich / vnd rei - nige dein Hertz von aller Miſſethat. Opffere ſuͤſſen Geruch / vnnd Semel zum Gedenckopffer / vnd gib ein fett Opffer / als muͤſſeſtu dauon. Darnach laß den Artzt zu dir: vnnd laß jhn nicht von dir / weil du ſein noch bedarffeſt. Es will Syrach ſo vil ſprechen: Soll das Gebet kraͤfftig ſein / vnnd erhoͤrt werden / muß es auß einem bußfertigenHertzen25bey der Leich Herꝛn D. Friderici Lagi. Hertzen herflieſſen. Wie aber ein Krancker Buß wuͤrcken / vnd ſich zum HErꝛn bekehꝛen ſolle / das erklaͤrt er auch. Vnd beruhet der gantze Han - del in dem / daß ein Patient zuuoꝛderſt ſeine Suͤnde / damit er jhm ſelber die Kranckheit auff den Hals geladen / erkenne. Darnach / daß er ſeine Haͤnd vnſtraͤfflich mache / vnnd ſein Hertz reinige von aller Miſſethat / welches nicht die meinung hat / daß ein Menſch ſich ſelber auß eignen Kraͤfften von Suͤnden reinigen / vñ vor Gott gantz vnſtraͤfflich machen koͤnde. Ja wañ wir vns deſſen vnderſtehen wolten / wurden wir je laͤnger je mehr verunreiniget / vnnd zum grewel fuͤr Gottes Angeſicht werden / ſonder alſo wuͤrdt ein Menſch von Suͤnden gereiniget / vnd vnſtraͤfflich gemacht / wann er Chriſtum / den Sohn Gottes vnd vnſern Heiland / mit rechtem Glauben ergreifft / welcher allein vnſer Suͤnd vnd Miſſe - that / mit vergieſſung ſeines Bluts / volkommenlich gebuͤßt hat. Vmb welches willen auch Gott der him̃liſche Vatter / alle Glaubigen / nicht mit den ſcharpffen Augen ſeiner Gerechtigkeit anſihet / ſonder will ſie von Suͤnden loß vnd ledig ſprechen / vnd fuͤr volkom̃en / rein / heilig vnd gerecht halten. Von ſolcher Reinigung redt auch Petrus in der Apoſtel Geſchicht am 15. Cap. da er ſagt: Gott reiniget vnſere Hertzen durch denAct. 1[5]. Glauben: welchen Glauben wir nicht von vns ſelber haben / ſonder der H. Geiſt muß denſelben durch das Wort vñ die heiligen Sacramenten wuͤrcken vnnd ſtaͤrcken. Darauß dann ferꝛner folgen ſoll vnnd muß ein newer Chriſtlicher Gehoꝛſam vñ beſſerung des Lebens / daß naͤmlich ein Patient von ſeinen Suͤnden / damit er bey geſundem Leib ſein Gewiſſen beſchwaͤrt / ablaſſe / denſelbigen vrlaub gebe / ſeine Hand vnſtraͤfflich mache / vnd wie er zuuoꝛ ſeine Glider zum Dienſt der Vnreinigkeit be - geben / alſo nu dieſelbige begebe zum Dienſt der Gerechtigkeit / welches ſtuck auch Syrach mit den Opffern des alten Teſtaments erklaͤret.
Dann gleich wie die Juden Semelmel / Schaff / Laͤm̃er / Ochſ - ſen / vnd anders mehr / zur Danckſagung geopffert: alſo ſollen wir Chꝛi - ſten jetzunder im newen Teſtament / nach dem die Leuitiſche Opffer jhꝛ endtſchafft erꝛeicht / opffern geiſtliche Opffer / die Gott angenem ſein durch Jeſum Chꝛiſtum / zu welchen Opffern auch Paulus Rom. 12. vns vermahnet / da er ſagt: Jch ermahne euch durch die Barmhertzig - keit Gottes / daß jhr ewere Leiber begebet zum Opffer / das da lebendig / heilig / vnnd Gott gefaͤllig ſeie / welches ſeie vnſer vernuͤnfftiger Gottes - dienſt. Wa ein Patient ſein Buß alſo anſtellt / ſo ſol er nicht zweifflen / dañ ſein Gebet werd gewiß erhoͤrt. Daher ſagt Danid Pſal. 34. WannPſalm. 34.D ijdie26Chriſtliche Predigt / gehaltendie Gerechten ſchreien / ſo hoͤret der HErꝛ / vnd erꝛettet ſie auß aller jhꝛerProuer. 15. Not. Vnnd Salomo in ſeinen Spruͤchen am 15. Cap. Der HErꝛ er -1. Johan. 3. hoͤrt das Gebet des Gerechten. Vnd 1. Johan. 3. So vns vnſer Hertz nicht verdampt / ſo haben wir ein Frewdigkeit zu Gott / vnnd was wir bitten / werden wir von jhme nemen / Dann wir halten ſeine Gebot / vnd thun / was jhme gefaͤllig iſt.
Endtlichen ſagt Syrach: Wer fuͤr ſeinem Schoͤpf - fer ſuͤndiget / der muß dem Artzt in die Haͤnde kom - men. Hie hoͤren wir / was die vrſach ſey / daß jre vil / ſo geſund werden / dem Artzt wider in ſeine Haͤnd kommen / naͤmlich / weil ſie nicht in an - gefangner Buß verharꝛen / vnd beſtaͤndig bleiben / ſonder ſich mit newen Suͤnden wider beflecken. Darumben will Syrach alle Patienten trew - lichen / vor der Suͤnd / als einer gifftigen Peſtilentz des Leibs vnnd der Seelen / gewarnet / vnd zur beſtaͤndigkeit in der Buß ermahnet haben. Dann wie wolte Gott mit denen zufriden ſein / die nun durch die Gnad Gottes jhr Geſundheit erlangt / vnd doch wider ſo fraͤuentlich in die alte Wunden hawen? Darumb dann ſolche gemeinglich nicht allein mit noch vil ſchroͤcklichern Kranckheiten / als zuuor jemaln beſchehen / bela - den / vnd heimgeſucht werdẽ / ſonder ſie empfinden auch endtlich in jrem Hertzen ſchwere Anfechtungen / vnd die fewrige Pfeil des Boͤßwichts / gegen welchen jnnerlichen Schmertzen des Hertzens vñ Gewiſſens / an - dere leibliche Schmertzen fuͤr ein lautter nichts / ja fuͤr ein kuͤles Taw zu - achten ſein. Das gibt auch Chriſtus zuuerſtehen / da er zum Bethriſen / welcher 38. jar im Spittal / beim Teich Bethesda gelegen / Johan. 5. ſagt: Suͤndige foꝛt nicht mehr: daß dir nicht etwas aͤrgers widerfahꝛe.
Es iſt aber zum Beſchluß noch ein Einred kurtzlich zubeantwoꝛten. Dañ ob wol ein Patient der erzehltẽ Lehr des weiſen Mans nachkompt / thut ſein Gebet gegẽ Gott auß glaubigem vñ bußfertigem Hertzẽ / ſo hilfft es doch nicht allwegen / ſonder die Kran[k] heit nimpt von tag zu tag vber - hand / biß daß endtlich der Tod ein end daran macht. Vnd ob er wol biß - weilen ſich wider auffricht / lebt Chriſtlich vñ Gottſelig / ſo iſt er doch voꝛ einer andern / villeicht beſchwerlichern / Leibsſchwachheit / wie auch vor dem Tod ſelber / kein Stund verſichert. Was hat es den frommen Koͤ - nig Hiskiam geholffen / daß er auff ſein eiferiges vñ embſiges Gebet / von2. Reg. 20. 2. Paral. 32. ſeiner Kranckheit erledigt / vnd jhme ſein Leben 15. gantzer jar verlaͤngert woꝛden? Stehet nicht 2. Reg. 20. 2. Paralip. 32. Er entſchlieff mit ſei -nen27bey der Leich Herꝛn D. Friderici Lagi. nen Vaͤttern / vnd ward begraben? Antwoꝛt. Ob wol dem alſo / ſollen wir vns doch von der Lehr Syrachs nicht abſchroͤcken laſſen. Dann daß Gott ein Patienten bißweilen nicht laßt geſund / vnd die jenige / ſo jhꝛ Le - ben gebeſſert / wider kranck werden / deſſen hat er ſeine ſondere hochweiſe vnd Goͤttliche Bedencken. Dann wir ſein ja nicht in diß Leben erſchaf - fen / daß wir ewig darinnen bleiben / ſonder endtlich den Weg aller Welt gehen / die Schuld der Natur bezahlen / vnd durch den zeitlichen Tod in ein anders / vnd vil beſſers / verſetzt werden ſollen. Darumb / wann wir das Zil / welches eim jeden Menſchen geſetzt vnnd geſteckt iſt / erꝛeichen /Heb. 9. ſo muß es alsdann geſtoꝛben ſein / vnd wann wir gleich die Gottſeligſte Leut weren / ſo jemaln gelebt haben. Daher leſen wir von den lieben Pa - triarchen vnd Ertzuaͤttern / ob wol ettlich vil hundert jar jhres Alters er - reicht / haben ſie doch ſterben muͤſſen / vnd wuͤrdt jhr Legend allweg be - ſchloſſen mit denen woꝛten: Vnd er ſtarb. Zu dem / werden ſchon ſolche Leut nicht am Leib geſund gemacht / ſo iſt jhnen doch an der Seelen ge - holffen. Alſo / daß ſie in jhrer Kranckheit ein fridlich gut Gewiſſen ha - ben / ſeind der Gnad Gottes / wie auch jrer Seelen Seligkeit / vergwißt / darumben ſie denn auch alle Schmertzen mit gedult vberwinden / vnnd endtlich jhr Seel Chriſto / der ſie erloͤßt / vnnd thewr erkaufft / mit froͤli - chem Hertzen befehlen koͤnden. So vil auch von dem dritten vñ letſten.
Haben alſo auß diſer Predigt in einer Sum̃a gehoͤrt / was wir erſtlich halten ſollen von der edlen Kunſt der Artzney / die von Gott ſelber geſchaffen / vnd nicht allein zu befuͤrderung der Ehr Gottes / ſon - der auch zu des Menſchen Nutz vnnd Wolfahrt gantz dienſtlich iſt. Darnach / wie hoch wir halten ſollen von denen / die ſolche Kunſt practiciern / uͤben vnd treiben. Vnd wie endtlich auch ein jeder Patient / ſich nicht allein in wehrender Schwachheit / ſonder auch nach erlangter Geſundheit ſich gegen ſolchen Medicis vnd Artzt im Werck vnd in der That erzeigen ſollen.
Ein ſolcher Artzt vnd Medicus war auch der Edel / Ehrnueſt / vnd Hochgelehrt Herꝛ / Doctor Fridericus Lagus, ſeliger gedaͤchtnus / welches ich im Eingang der Predigt gedacht / bey deſſen Leich wir auch an jetzo in zimlicher anzal verſamlet ſein. Dann ob er wol kein Prophet / wie Eliſeus vnd Eſaias geweſen / ſo ſein doch die zwey ſtuck / die hie Syrach in verleßnen worten von eim Artzt erfoꝛdert / an jhme erfunden worden. Dann erſtlich hat er zwar an ettlich vnder -D iijſchid -28Chꝛiſtliche Predigt / gehaltenſchidlichen orten gedient / vñ ſein Kunſt / die er gelernet / practiciert / ſich aber an keinem ort ſelber eingedrungen / ſonder allwegen ſeines ordenli - chen Beruffs erwartet. Dann als er anfaͤnglich nach erlangtem Cradu vnd Ehrentitel des Doctorats / im 1556. jar / mit dem Durchleuch - tigen / Hochgeboꝛnen Fuͤrſten vnd Herꝛn / Herꝛn Hans Wilhelmen / Hertzogen zu Sachſſen / ꝛc. lobſeligſter gedaͤchtnus / auff vorhergehen - dem ordenlichen Beruff / in Franckreich / da er ſein Feld Medicus ge - weſen / gezogen / iſt er / nach vollendtem Krieg / wider herauß / in ſein Vatterland gen Creitzburg kommen / vnnd daſelbſten verharꝛet / biß er hernach im 1564. jar / von den loͤblichen Staͤnden diß Ertzhertzog - thumbs Oeſterꝛeich ob der Ens / ordenlich beruffen / vnd zu jhrem Me - dico beſtellt vnnd auffgenommen worden. Welchem ſeinem Ampt er auch biß in ſein letſtes end trewlich vnnd fleiſſig abgewartet. Vnd ob er wol die letſte Jar / wegen ſeines hohen Alters / die Gedaͤchtnus zimlich verlohren / hat er doch zuuor / da er noch in ſeiner beſten Wuͤrde gewe - ſen / ein ſolch Lob durch ſein gluͤckliche Practick bekommen / daß ſein Ge - daͤchtnus nimmer mehr verleſchen wuͤrdt.
So hat jhme / Doctori, auch an der Kunſt / als am andern ſtuck / deſſen Syrach gedenckt / nicht gemanglet. Dann als er im 1514. Jar / zu Creitzburg in Tuͤringen geboren / vnd ettliche Jar ſeines Alters erꝛeicht / iſt er von ſeinen lieben vnnd ehrlichen Eltern auff Erfurdt verſchickt / vnnd daſelbſten dem fuͤrtrefflichen Man Eobano Heſſo vertraut vnnd befohlen / von dannen hernach auff Wittemberg befuͤrdert woꝛden / da er fleiſſig geſtudiert / vnd in einer kurtzen zeit ſo vil proficiert / daß er im 1533. jar / welches war das 19. jar ſeines Alters / von Herꝛn Philippo Melanthone ſelber zu eim Magiſtro creiert vnd gemacht woꝛden. Jſt auch nach erlangtem Gradu Magiſterij zu Wittemberg verharꝛt / daſelbſten geſtudiert / biß er im 1542. jar / von Herꝛn Melanthone in diſes Land geſchickt / allda er vmb ſeiner Ge - ſchickligkeit willen / zu der loͤblichen Staͤnd Schulrectorn gebraucht woꝛden / Wie er dann die ſuͤrnaͤmbſte Herꝛn diſes Lands / deren zum theil vor diſer zeit geſtoꝛben / zum theil aber noch leben / vnnd dem loͤbli - chen Regiment nutzlich dienen / vnder ſeiner Zucht vnd Diſciplin ge - habt. Jn welchem Ampt er verharꝛet biß auff das 1551. Jar / da er in Italiam verꝛeißt / darinnen Medicinam feliciter geſtudiert / bey ge - lehrten Leuten gewohnet / jhr Practick geſehen / vnd endtlich cum laudeDoctor29bey der Leich Herꝛn D. Friderici Lagi. Doctor woꝛden / deſſen auch herꝛliche Kundtſchafft vnnd Zeugnus mit gebracht. Welches alles ich darumb erzehle / damit wir ſehen / daß offt - gedachter vnſer Medicus, von jugendt auff bey den Studijs erzogen / vnd in freien Kuͤnſten vñ Sprachen vnderꝛicht worden / auch dardurch ſolche Kunſt vnd Geſchickligkeit erlangt / daß er andern auch hat dienen koͤnden. Wie er dann nicht allein ein Theoricus, ſonder auch ein rech - ter guter Practicus, der Τύχην vnd Τέχνην (Gluͤck vnd Kunſt) beyſa - men gehabt / geweſen / vnd ſolches die jenige bezeugen werden / die ſeines Rahts nutzlich gebraucht vnd empfunden haben. Darumben er auch das Symbolum mit warheit gefuͤhret: Ο᾽υδὲν γλυκύτερον ἢ ϖολλὰ εἰδέναι, id eſt, nihil dulcius eſt, quàm multa ſcire. Vnd weil er wol gewußt / daß er mit ſeiner Kunſt / ohne die Forcht GOTtes wenig außrichten konde / hat er ſich auch derſelbigen befliſſen / vnd ſonderlich in ſeinem letſten Alter / ſich auff die Theologiam begeben / die Tomos Lutheri fleiſſig geleſen / wie auch alle Nacht / neben ſeinen Aphoriſmis Hippocratis (welche jhm ſo gemein geweſen / als das Vatter vnſer) ein ſtuck auß dem Catechiſmo Lutheri / mit ſeiner Außlegung / bey jhme ſelber / biß er entſchlaffen / erzehlt. Vnd ob er wol die Tag ſeines Le - bens / auſſer dem Eheſtand gelebt / doch allwegen ein ſtilles eingezognes / zuͤchtiges vnd keuſches Leben gefuͤhrt.
Er hatte zwar auch ſeine fehl vnnd maͤngel gehabt. Weil aber die Barmhertzigkeit Gottes vnendtlich / vnd Gott nicht nach der ſchaͤrpffe ſeiner Gerechtigkeit mit vns handlen will / ſein wir guter hoffnung / es werde ſolche Suͤnd / neben andern / auch jhme vmb Chriſti willen ver - geben ſein. Wie er dañ nicht allein taͤglich / vmb vergebung ſeiner Suͤn - den gebeten / ſonder damit er derſelben vergwißt vnd verſichert ſein moͤchte / das hochwuͤrdige Sacrament des allerheiligſten Leibs vnnd Bl[u] ts vnſers HERrn vnnd Heylands Jeſu Chriſti / offt empfangen. Demnach / wie es billich geweſen / daß man bey ſeinen Lebzeitten / jhme mit allerley Ehrerbietung entgegen gangen: Alſo will ſich gebuͤren / jetzunder auch nach ſeinem abſterben / ſeiner / als eines in Gott ruhen - den Chriſten / ehrlichen zugedencken / vnd von ſeiner Seligkeit nicht zu - zweifflen. Wir aber / ſollen vns die Tag vnſers Lebens / vnſerm hoͤchſten vermoͤgen nach / dahin bearbeiten / ob wir wol nicht alle in ſolchem Stand vnd Beruff / darinn vnſer Mitbruder ſeliger geweſen / vnſer Le - ben zubringen koͤnden / daß wir doch in gemein / ein gut Lob vnnd Ge - daͤchtnus hinderlaſſen / vnd in der Gnad Gottes / biß an vnſer End ver -bleiben30Chꝛiſtliche Predigt / gehalten bey der Leich / ꝛc. bleiben moͤgen. Welches alsdann geſchehen wuͤrdt / wann wir von Suͤnden ablaſſen / vnſere Haͤnd vnſtraͤfflich machen / die Hertzen von aller Miſſethat / durch den Glauben / reinigen / vnd endtlich vnſer Seel / mit glaubigem Gebet / befehlen in die Hand vnſers HERrn vnd Hei - lands Jeſu Chriſti / als vnſers getrewen Seelen Artztes. Welchem / ſampt dem Vatter vnnd heiligem Geiſt / ſey Lob vnd Preiß geſagt / von nun an biß in Ewigkeit /
AMEN.
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