PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Mortui reſurgentes & cantantes,
Oder / Chriſtliche Leichpredigt aus dem 26. cap. Eſaiæ /
Bey der Weilandt WolEdelen / Ehrenreichen vnd Vielthugentſamen Frawen BARBARÆ / gebornen Gerß - dorffin aus dem Hauſe Sehe / ꝛc. Des Edelen / Geſtrengen / Ehrenveſten vnd Wolbenambten Herrn Hanſen Balthaſars von Rackel / auff Newhammer vnd Daubitz / ꝛc. trewhertz - vielgeliebten Haußfrawen / Welche den 26. Martij / war der Sonnabendt vor Palmarum / dieſes 1616 Jahres / vmb 9. Vhr Abends / nach Gottes willen / in Chriſto Jeſu ſeliglich von dieſer Welt abgeſchieden / Chriſtlichen Leichbegaͤngnuͤß / So den 19. Aprilis / war der Dinſtag nach Miſericord. zum Daubitz Chriſtlichem vnd Adelichem Brauch nach angeſtellet /
Gedruckt zuGoͤrlitzdurchJohann Rhambaw. Jm Jahr /Pſal. 37. v. 28. ChrIſtVs MortVos sVos non Deſeret. 1
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Dem Edelen / Geſtren - gen / Ehrenveſten vnd Wolbenambten Herrn Siegmund võ Herßdorff auff Sehe / ꝛc. Des Goͤrlitzſchen Fuͤrſtenthumbs wolverordne - tem Landes aͤlteſten / Als der Adelichen / vnd in Gott verſtorbenen Frawen hertzge - liebten Herrn Vatern / So wol / Dem auch Edelen / Geſtrengen / Ehrn - veſten vñ Wolbenambten Herꝛn Hanſen Bal - thaſarn von Rackel auff Newham̃er vñ Daubitz / ꝛc. Als der Adelichen / vnd in Gott ruhenden Frawen / trewhertz vielgeliebten EheJunckern / Meinen inſonders großguͤnſtigen Herren vnd maͤchtigen Foͤrdern. Gnade / Troſt / Fried vnd Gedult von Gott dem Vater / dem Vater aller Gnaden vnd Troſtes / durch Chri - ſtum Jeſum ſeinen eingebornen Sohn vnſern Hey - land / in Krafft des Heyligen Geiſtes / beneben mei - nem hertzlichen vnd andaͤchtigen Gebet / vnd danck - baren ſchuͤldigen Dienſten zuvor.
A ijEdele /[4]Vorrede.

Dreyerley von den Alten in ab - ſterbung der jri - gen.EDele / Geſtrenge Herren / Wenn wir vns in dem Heyligthumb Gottes / Pſal. 68. nem - lich in ſeinem H. Wort ein wenig vmbſehẽ: So befinden wir / das die Heyligen Gottes zu jeder zeit in abſterbung der Jhrigen vornemlich dreyerley gethan. Ein mal haben ſie jhre Verſtor - bene gebuͤrlich beweinet / vnd betrawret: DarnachGen. 23. 25. & 50. haben ſie derſelben todte Coͤrper ehꝛlich zur Erden2. Sam. 12. Ioh. 11. Luc. 7. beſtattet vñ begraben: Zum dritten haben ſie ſich in ſolchem jhrem Betruͤbnuͤß widerumb reiches Tro - ſtes erholet / vñ ſich in den allzeit guten willen Got - tes jhres HErrns Chriſtlich zu frieden gegeben. Darumb auch der weiſe Mann Syrach ſolche 3. in ſeinem Tugendbuͤchlein zuſam̃en faſſet cap. 38. vnd ſpricht: Mein Kindt / wenn einer ſtirbet / 1. ſo be - weine jhn / vnd klage jhn / als ſey dir groß Leyd geſchehen: 2. vnd verhuͤlle ſeinen Leib gebuͤrli - cher weiſe / vnd beſtatte jhn ehrlich zur Erden: Du ſolſt bitterlich weinen / vnd hertzlich betruͤ - bet ſein / vñ leyde tragen / darnach er geweſt iſt / zum wenigſten ein Tag oder zweene / auff das man nicht vbel von dir reden moͤge: 3. vnd troͤ - ſte dich auch wider / das du nicht trawrig wer - deſt: Denn von Trawrigkeit koͤmpt der Todt / vnd des Hertzens Trawrigkeit ſchwaͤchet die Kraͤfften / ꝛc.

[5]Vorrede.

Alle 3. ſtuͤcke ſein loͤblich / Chriſtlich / vnd dem lieben Wort Gottes gemeß. Deñ was erſt -1. Beweinung der Todten. lich anlanget das weinen vnd betrawren der Tod - ten / ſo commendiret ſolches in den jtzt angezogenen worten der Mañ Gottes Syrach nicht allein: Son - dern Abraham der Vater aller Glaͤubigẽ bezeugets auch mit ſeinem Exempel / vñ weinet gar bitterlich / als jhm ſeine haͤußliche Sara mit tode abgegangen / Gen. 23. Vnd wer wolte nicht glaͤuben / das Jacob / der heilige Mann / auch hertzlich wird geweinet ha - ben / als jhm ſeine holdſelige Rahel in der GeburthGeneſ. 35. jhres kleinen Soͤhnleins ſo ſchmertzlich dahin fiel. Joſeph der reiche Gottſelige Mann betrawerte ſei - nen Vater Jacob den alten Herrn gar hertzlich / Gen. 50. Da Moſes geſtorben war / beweineten jhn die Kinder Iſraël gantzer 30. Tage / Deut. 34. Da Joſias der frome Koͤnig hinweg war / ſtellete der Prophet Jeremias eine beſondere Klagepredigt an / vnd das gantze Landt betrawerte jhn / 2. Paral. 34. Ach wel - che heiſſe Zaͤhren vergoß die arme Witwe zu Naim /Luc. 7. als ſie nach abſterben jhres lieben Eheherrns / auch jhren andern Troſt / nemlich / jhren hertzlieben vnd zwar einigẽ Sohn verlohr. Ja Chriſto dem HEr - ren / in welchem keine vnordentliche vnd ſuͤndliche affecten geweſen / giengen ſelbſt die Augen vber / da er ſtund bey dem Grabe ſeines alten Wirts vnd gu -A jijten[6]Vorrede. ten Freundes / des lieben Lazari / Johan. 11. Traw - ren doch Hunde vnd Pferde / die guter arth ſein / bißweilen vber jhrer Herren tode: Solten es denn vernuͤnfftige Menſchen / innſonderheit liebreiche Freunde / einer vmb den andern / nicht thun? Non enim nos ſaxeos aut ligneos, ſed homines finxit Deus: Deñ Gott hat vns nicht zu Steinen vnd Kloͤtzern / ſondern zu Menſchen erſchaffen / das wir vns der Vnßrigen anliegen / ſonderlich jhren toͤdlichen Ab - gang laſſen zu hertzen gehen.

2. Begraͤbnuͤß derſelben.Darnach betreffend das andere: Das man auch die Verſtorbene ehrlich zur Erden beſtatten ſolle: Hat auch nicht allein Syrach der H. Mann allhier vor rathſam angeſehen: Sondern es ſcheinet auch: Als wenn es vberein keme mit der ordnung Got - tes: Welche Gott nach dem Fall dem Menſchen angedeutet / als er Gen. 3: Du biſt Erden / vñ ſolt zur Erden werden. Welche wort Syrach aber - mal erklaͤret / vnd ſpricht: Es iſt ein elend jaͤm -Auguſtin. lib. 1. de civit. Dei cap. 13. Non contemnen - da & abiicienda ſunt corpora ſan - ctorum & fidelium, quibus, tanquam organis & vaſis ſuis, ad omnia bo - na opera Spiritus ſanctus fuit uſus. merlich ding / vmb aller Menſchen Leben / von Mutter leibe an / biß ſie in die Erde begraben werden / die vnſer aller Mutter iſt / cap. 40. Vnd hat nicht Abraham ein Erbbegraͤbnuͤß vor ſich vnd die ſeinigen erkaufft wol vmb 400 Seckel Silbers / das iſt / vmb 100 Thaler / Gen. 23 / vnd ſein Weib die liebe Saram ehꝛlich darein legẽ laſſẽ? Dahin heꝛnachauch[7]Vorrede. auch Abraham, Iſaac, Jacob / vnd jhre Haußfrawen / Sara / Rebecca / vñ Lea ſind begraben wordẽ / Gen. 49. Vnd wie Joſephus ſchreibet / ſind jhre Begraͤbnuͤſſe von Marmelſteinen ſehr ſchoͤn gemacht geweſen. Jacob traun / ob jhm ſchon ſein Weib die liebe Rahel auff der Reiſe vnter wegem / vnd auff dem Felde todt bleib / wolt er ſie doch nicht vnbegraben laſſen: Vnd ob er zwar vieler vngelegenheiten halben die - ſelbe zu dem Vaͤterlichẽ Erbbegraͤbnuͤß nicht brin - gen konte: Hat er ſie doch am wege gen Bethlehem ehrlich begraben / vnd daſelbeſt ein fein Grabmahl auffgerichtet / Gen. 35. Joſeph hat ſeinen Vater Ja - cob / als er in Egyptenlandt geſtorben war / hinab ins Landt Canaan gefuͤhret (wie Jacob vor ſeinem Ende ſelbeſt begert hatte) in die 70. Meil weges /Gen. 49. vnd jhn daſelbeſt nebenſt ſeinen Vaͤtern begraben / Gen. 50. Ja Joſeph ſelber / als er jtzt ſterben ſolte / nam einen Eidt von ſeinem Volck / das / weñ ſie wuͤr - den aus Egypten ziehen / ſie ſeine Gebeine nicht hin - ter ſich laſſen / ſondern mit ſich ins Landt Canaan ne -Auguſtin. quæſti - on. in Gen. Cor - pora patriarcharũ peccato obnoxia ſepulta ſunt in ea terra: ubi poſtea ſanguine Chriſti facta eſt remiſſio peccatorum. men ſolten / Gen. 50. welches auch geſchach / Exod. 13. Vnd wurden dieſelbige hernacher in Joſephs Erb - theil zu Sichem gebuͤrlich zur Erden gebracht / Joſ. 14. Denn dieſe heylige Leute hielten es nicht allein vor anmuttlich / das ſie bey jhrem Volck liegen ſol - ten: Sondern ſie ſahen auch hiemit mit den Augen des Glaubens auff den zukuͤnfftigen Meſſiam / deraus[8]Vorrede. aus ſolchem jhrem Volcke vnd Lande entſtehen / vñ auff das ewige Heyl / ſo durch Chꝛiſtum den HErꝛn Meſſiam jhnen allen in dieſem Lande widerfahren ſolte. Tobias der alte Mann / als er ſterben ſolte / ſprach zu ſeinem Sohne: Wenn mein Gott wird meine Seele weg nehmen / ſo begrabe meinen Leib / vñ ehꝛe deine Mutter alle dein lebenlang /Lieb vnd Lieb gehoͤren zuſam - men. dencke dran / was ſie vor gefahr beſtanden hat / da ſie dich vnter jhrem Hertzen trug: Vñ wenn ſie geſtorbẽ iſt / ſo begrabe ſie neben mich / Tob. 4. Als Lazarus geſtorben war / lieſſen jhn ſeine beyde Schweſtern Maria vnd Martha ehrlich begraben / Joh. 11. Vñ die Wittwe zu Naim war ſchon auff der farth / das ſie jhren todten Sohn wolte zur Erden beſtatten laſſen / Luc. 7. Chriſtus vnſer HErr ſelbſt iſt von Nicodemo vnd Joſeph von Arimathia gar ſtattlich zu Grabe beſchickt worden / Joh. 19. Jn ſumma / wir ſein ein mal von der Erden gemacht / wir tragen Erden am halſe / wir ernehren vns von der Erden / wir tretten die Erden mit Fuͤſſen / wir ſind jrrdiſch geſinnet / darumb muͤſſen wir vns auch widerumb vnter die Erden verkriechen / vñ zu Er - den werden: ex terra corpus nobis eſt, rurſus in illamPhocylides, ſolvimur, & pulvis ſumus / ſaget Phocylides / vnange - ſehen / das er ein Heyde geweſen.

3. Be -[9]Vorrede.

3. Betreffend den Troſt / ſo wir in abſterbung der Vnßrigen billich haben ſollen / dringet Syrach3. Reicher Troſt. nicht allein in den angezogenen worten gantz maͤch - tig darauff / Sondern Paulus legt ſeine worte auch darzu / vñ ſaget 1. Theſſ. 4: Laſſet vns nicht traw -Iſidorus: Illi de - plorãdi ſunt, quos miſeros infernus ex hac vita recipir, non quos cœleſtis aula beatificando includit. rig ſein / wie die Heydẽ / die keine hoffnung habẽ. Vnd was wollen wir vns zur vngebuͤhr viel haͤr - men vnd graͤmen? Es iſt doch kein widerkom̃ens mit den Todten allhier / ſo iſt auch den Todten da - mit nichts gedienet / vnd wir ſchaden vns nur ſelbſt damit / ſagt Syrach weiter cap. 38. Vnd weil wir der Aufferſtehung vnſer Leiber / vnd der frewden - reichen wider zuſammenkunfft mit den Vnßrigen im ewigen Leben gewiß ſein / Warumb wolten wir denn vns derſelbigen nicht allzeit troͤſten / vnd vns dannher in vnſerm hertzleid deſto beſſer zu frieden geben? Von Abraham ruͤhmet die Schrifft: Das er nicht allein ſeine liebe Saram im tode beweint / ſon -Gen. 23. dern das er auch wider võ ſeiner Leiche auffgeſtan - den / vnd ſich mit wahrem Troſt in den gerechten willen Gottes zu frieden gegebẽ. David war hertz - lich betruͤbet / als jhm ſein liebes Kind ſchmertzlich kranck war: Da es aber ſeine noth vberſtanden:2. Sam. 12. Stund er auff von der Erden / vnd wuſch ſich / vnd ſalbete ſich / vnd thet andere Kleyder an / vnd gieng in das Hauß des HErren / vnd dan -Bckete[10]Vorrede. ckete Gott / vnd ſprach: Es koͤmmet nicht wi - der zu mir / Jch aber werde zu jhm fahren. Hiob der hochgeplagete Mann: Da er in einem ta - ge vmb alle ſeine Kinder kam / ſprach er mit beſon - dern troſthafftigen worten: Der HErr hat ſie mir gegeben / der HErꝛ hat ſie mir genommen / wie es dem HErrn gefallen / ſo iſts geſchehen / der Name des HErrn ſey gelobet vñ gepreiſet / cap. 1. Da Paula die vortreffliche Chriſtliche Ma - tron / vñ groſſe Freundin des Altvaters HieronymiHieron. tom. 1. Epiſt. geſtorben / hat jhr Hieronymus ein Epitaphium ge - macht / mit dieſen worten: Non mœremus, quòd ta - lem amiſimus, ſed gratias agimus, quod habuimus, imò habemus: Deo enim vivunt omnia, & quicquid revertitur ad Dominum, in familiæ numero compu - tatur: Wir trawren nicht / das wir ſolche Chriſtli - che Matron verlohren / ſondern dancken Gott / das wir eine ſolche gehabt / vñ noch haben. Denn Gotte lebet alles / vnd was zu deme HErren widerumb koͤmpt / wird vnter ſeine Diener oder Verwandte gerechnet. Ach wir ſein doch Chriſten / vnd nicht Heyden / darumb ſollen wir vns auch in dieſem fall /Cyprianus. als Chriſten Leuten gebuͤret / erzeigen lernen: Non amiſimus, ſed præmiſimus, ſagt Cyprianus: Wir ha - ben die Vnßrigen nicht verloren / ſondern vor vns angeſchickt / welchen wir auch zu ſeiner zeit nach denwillen[11]Vorrede. willen des HErren werden nachfolgen. Sehet das haben die Heyligen Gottes gethan.

Das nun dieſe 3. ſtuͤcke E. G. E. G. beider - ſeits in abſterbung derſelben hertzgeliebten Toch - ter / vnd vielgeliebten Haußfrawen auch Chriſtlich practiciret vnd geuͤbet haben: bezeuget vnd hat er - wieſen die That ſelbs: Denn einmal E. G. E. G. hertzliche Thraͤnen vnd Zaͤhren von vielen ehrlie - benden Leuten ſein geſehen worden: Vnd Gott der HErr ſelbſt hat ſie gleich alle gezehlet / vnd wie in ſeinen Sack auffgefaſſet / Pſal. 56. Ach es iſt natuͤr - lich: Kinder kommen von hertzen / vnd gehen auch wider zu hertzen. Vnd fraget dort Euripides / vndEuripides. ſpricht: Quod cruciabilius malum aliud inveneris mortalibus, quàm extinctos aſpicere liberos? Meine - ſtu auch / das ein groͤſſer Hertzleid auff Erden ſein koͤnne: Als wenn liebreiche Eltern jhre liebe Kin - der vor ſich ſollen todt ſehen / vnd jhnen zu Grabe ſchmertzlich nachfolgẽ muͤſſen? So thut auch ſchei - den wehe / zumal in einer guten Ehe / vnd was da trawet / das rewet / zu mal wenn man das verloren / das man hier nicht mehr wider bekommen kan.

2. Haben E. G. E. G. auch / in an vnd außrich - tung des Ehrlichen vñ Adelichen begraͤbnuß jhrer lieben Tochter vnd Haußfrawen / das auffgewand /B ijdas[12]Vorrede. das maͤnniglich hat ſehen koͤnnen / das E. G. E. G. dieſelbe von hertzen geliebet: Nach Chriſtlichem Adelichem brauch iſt ſie ehrlich vnd zierlich (doch mit vermeidung aller vngebuͤrlichen Pracht vnd Verſchwendung) zur Erden beſtattet worden / das kein ehrliebender Menſch ſagen kan / man hette zur vngebuͤr an jhrem letzten Ehrendienſt etwas mangeln laſſen.

3. So haben E. G. E. G. ſich in jhrem Be - truͤbnuͤß auch widerumb reiches Troſtes erholet / vnd ſich in den vnerforſchlichen / aber wie wir doch keines weges zweiffeln ſollen / gnaͤdigen Rath vnd Willen Gottes zufrieden gegeben: Welches E. G. E. G. beiderſeits gegen allen denen / ſo jhr Chriſt - liches mitleiden gegen E. G. E. G. entdecket / mit jhrem Adelichen munde bezeuget vnd außgeſaget: Welches von E. G. E. G. ich auch ſelbſt in gebuͤhr - licher demut vernom̃en: So bezeuget ſolches auch die anordnung des Chriſtlichen Leichbegaͤngnuͤß vñ Leichpredigt: So wol die fleiſſige auſcultation vnd anhoͤrung derſelben / vñ endlich auch derſelben publication: Das E. G. E. G. mir muͤndlich vnd ſchrifftlich zuwiſſen gemacht: Sie weren geſoñen / ſolche von mir gehaltene Leichpredigt zu mehrem Gedaͤchtnuͤß / vñ beſondern Troſt drucken zulaſſen / vnd demnach von mir großguͤnſtig begeret / das ichdie -[13]Vorrede. dieſelbe / wie ſie in allen Artickeln vnd Puncten were gehalten worden / auffs Pappir bringen / vnd denn vberſenden wolte.

Ob ich nun wol mit Moſe vnd Jeremia auch mei -Exod. 3. ne entſchuͤldigung vorwenden koͤnte: Jch auch vorIerem. 1. der zeit je vnd allewege ein beſondern bedencken ge - tragen / ſolche vnd dergleichen Predigten in offent - lichen Druck zugeben: Weil mir meine eigene tenui - tet am beſten bekandt / vnd ich mich je vnd allewege / laut meines Nahmens / in meinen augen klein gehal -Παῦλος, parvus. ten: Jch auch wol ſehe / was jetzo vor eine Welt: Dariñe nichts tutum à morſu Sycophantę / vñ wenn ſchon ein ding offte recht geredt / vnd gut gemeinet / ſo koͤñen es doch boͤßſinnige Leute nicht vngetadelt laſſen: So ſein auch der Chriſtlichen Leichpredig -Nihil dicitur, quod non di - ctum ſit prius. ten vornemer vnd anſehelicher Leute jtzund ſo viel am Tage / das ich mit meinem geringſchaͤtzigen diſcurs wol da hinten bleiben moͤchte: So iſt auch der Ehrgeitz / wie faſt bey allen Menſchen / alſo auch bey vns in vnſerm Stande / die wir der Kirchen Gottes in Chriſtlicher Bruͤderſchafft vñ Einigkeit dienen ſolten / alſo eingeriſſen: Das einer dem ande - ren faſt nichts goͤñet / auch offte das nicht / das doch Gott einem gantt: Schmehen vnd Laͤſtern iſt jtzt an vielen orten das vornemeſte auff der Cantzel / vñ hat manchen der Ehrgeitz vnd Zanckſucht dermaſ -B iijſen[14]Vorrede. ſen eingenom̃en / das er vor eidgeſchworner feindt - ſchafft vnd haß wider die liebe warheit nicht ſehen kan / was recht vnd war iſt: Ob nun wol ſolches vñ dergleichen mich koͤndte zu ruͤcke halten: Jedoch wenn ich erwege / das ich mich niemals weder zur Predigt / nach derſelben publication angegeben: Sondern von E. G. E. G. zu vnterſchiedlichen mahlen beides muͤndlich vnd ſchrifftlich darumb großguͤnſtig bin erſuchet worden / deſſen mir die Herren ſelbſt bey maͤnniglich werden Zeugnuͤß ge - ben: Auch bedencke / was vor maͤchtige Foͤrderer vnd groſſe Freunde an E. G. E. G. ich habe vnd allezeit gehabt: Vnd inſonderheit / wie E. G. der von Gerßdorff ſchon laͤnger denn vor 15. Jahren / proprio motu / ohne alle mein anhalten / ob meiner Perſon promotion an andere ort / gantz ſollicitus ge - weſen: Sich E. G. E. G. auch erkleren / das ſie ſolche Predigt mit beſonderm Troſt vnd Wolge - fallen angehoͤret / vnd mit mehrem Troſt zu leſen begerten: Achte ich es gar fuͤr vnmoͤglich / das den - ſelben ich in gebuͤrlicher demuth in dieſem loͤblichen wercke nicht gehorſamen vnd folgen ſolte. Vber - ſende derhalben E. G. E. G. dieſe meine Predigt / ſo ſchlecht vnd recht / als ſie mir der liebe Gott da - mals an Worten vnd Spruͤchen beſcheret: Wel - ches E. G. E. G. als fleiſſige Zuhoͤrer ſelbſt zeugen werden. Jch weiſe darinne keinen fucum / ſondernbefleiſ -[15]Vorrede. befleiſſige mich / wie auch ſonſt in allen meinen Pre - digten / der Chriſtlichen einfalt / vnd enthalte mich alles vnnoͤtigen gezaͤncks (iedoch allzeit mit gebuͤꝛ - licher ankuͤndigung der bittern Warheit / vnd wie - derlegung des vngegruͤndeten Menſchen tandts) vnnd bitte E. G. E. G. zum vnterdienſtlichſten / E. G. E. G. wollen jhnen dieſen meinen Conatum wolgefallen laſſen / vnd ſolche Predigt zum troſt vnd nutz gebrauchen / vnd mich vnd die meinigen zu lieben vnd zu foͤrdern nicht auffhoͤren. Denn /Opto placere bonis, pravis odioſus haberi:Nur ein from Mann / dem ich gefall / Gilt mir mehr / denn die andern all.

Der trewe vnd barmhertzige Gott vñ Va - ter wohne E. G. E. G. beiderſeits ſampt allen den Ewrigen mit ſeinem Allmaͤchtigen Schutz vnnd Schirm bey: Halte ſeine Allmaͤchtige Gnaden - Handt vber Euch / gebe Euch beſtendige Geſund - heit / langes Leben / kuͤnfftigen Segen vnd alle Wol - farth / vnd zu ſeiner Zeit einen ſeligen Abſchied aus dieſem elenden Leben / vnd einen frewdenreichen Eingang zu der Ewigen Frewde vnd Seligkeit / vnd helffe vns allen in Frewden zuſammen: Vnd das thue vnd wircke Gott der Vater / der Vater al - ler Gnaden / vmb ſeines allerliebſten Sohns vnſers HErꝛn vnd Heylandes Jeſu Chriſti willen / Amen.

[16]Vorrede.

Datum Rottenburg / im Jahr 1616 / den 12. Maij: Da Chriſtus vnſer HErr vnd Heylandt vor 1583. Jahren / nach vorrichtung ſeines Allerheyligſten Wercks / des Werckes der Erloͤſung des Menſchli - chen Geſchlechts mit ſeinem Leibe gen Himel gefah - ren / vnd zu ſeinem Vater in ſeine Herrligkeit einge - gangen: Vnd vns dannher den vngezweiffelten Troſt gelaſſen: Das wir auch der mal eines zu jhm in ſeinen Himel gelangen vñ eingehen ſollen / Johan. 12. & 17.

IehoVa MIſerebItVr noſtrI & beneDICet nobIs. Pſal. 67. v. 1. ()

E. G. E. G. in vnterdienſtlichſter demutt Paulus Schubert Pfarrer Rottenb.

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Eingang vor der Predigt / vnd vermah - nung zum Gebet.

  • Gnade / Troſt / vnd Friede / von Gott dem Vater / dem Vater aller Gnaden / durch Chriſtum Je - ſum ſeinen Eingebornen Sohn vnſern HEr - ren vnd Heyland / in krafft des Heyligen Gei - ſtes / ſey mit vns allen / Amen.

GEliebte vnd Andaͤchtige in Chriſto Jeſu / Es hat der Ewige vñ Allwaltige Gott / nach ſeinem zwar vnerforſchlichem / aber / wie wir doch keines weges zweiffeln ſollen / gnaͤdigen Raht vnd Willen / durch den zeitlichen Todt / aus dieſem elenden vnd muͤheſeligen Leben abgefodert / vnd zu ſich in das ewige Him - liſche frewdenreiche Leben eingenommen / Die weiland Edele / Ehrenreiche vñ Tugendſame Fraw Barbaram / geborne Gerß - dorffin aus dem Hauſe See / Des auch Edelen / Geſtrengen / Ehrenveſten vnnd Wolbenambten Hanſen Balthaſars von Rackel / auff Daubitz vnd Newhammer / trewhertz vielgeliebte Haußfraw / derer wir jtzund das geleit zu jhrem Ruhbethlein gegeben / vñ nu ferner geben wollen: Vñ ſein wir jtzo in Chriſt - licher Andacht verſamlet / bey jhrem Chriſtlichem vnd Adeli - chem Leichbegengnuͤß / vns etwas Chriſtliches vnd troͤſtliches aus Gottes Wort berichten zulaſſen: Damit aber ſolches ge - reichen moͤge dem lieben Gott im Himel zu Ehren / vns zu erin - nerung vnſer Sterbligkeit / Chriſtlicher vorbereitung zu einem ſeligen Abſchied aus dieſem Leben / vnd endlich zum gewiſſen vñ vnfehlbaren Troſt vnd Hoffnung der ſeligen Aufferweckung vnſer Leiber zum Ewigen Leben am Juͤngſten Tage: Wollen wir Gott den Vater im Himel / im Nahmen ſeines lieben Soh - nes / vnſers Heylandes / vmb huͤlffe vñ beyſtand ſeines HeyligenCGeiſtes[18]Chriſtliche Leichpredigt /Geiſtes anruffen / vnd in Andacht nieder knyen / vnd ein an - daͤchtiges vnnd glaͤubiges Vater vnſer mit einander beten: Vater vnſer / ꝛc.

Text zur Predigt.

EWer Chriſtliche Liebe wolle mit ernſt vnd gebuͤhr - licher reverentz vnd andacht anhoͤren / den ſchoͤnen Troſt - Spruch / welchen wir auff dieſe Chriſtliche vnd Adeliche Leichbegaͤngnuͤß / vor andern / zuerklaͤren vnd außzulegen vns vorgenommen / wie vns derſelbige beſchrieben wird von dem Geiſtreichen Propheten Eſaia in ſeinem Buch der Weiſſagung am 26. Capitel / vñ lauten deſſelbigen nachfolgende wort auff vnſer Deutſch vnd ſchrifftlichen alſo:

Aber deine Todten werden leben / vnd mit dem Leichnam aufferſtehen. Wa - chet auff vnd ruͤhmet / die jhr lieget vn - ter der Erden: Denn dein Thaw iſt ein Thaw des gruͤnen Feldes / aber das Landt der Todten wirſt du ſtuͤr - tzen. ()Gehe hin / mein Volck / in eine Kam̃er / vnd ſchleuß die Thuͤr nach dir zu / ver - birge dich ein klein Augenblick / biß der Zorn fuͤr vber gehe. ()
Pre -[19]Aus dem 26. Cap. Eſaiæ.

Predigt vber dieſe wort. Eingang.

GEliebte / Andaͤchtige vnd Außerwehlete im HErrnEingang vom betruͤbnuͤß Ja - cobs Geneſ. 35. dabey zu mer - cken viererley. Chriſto: Wir leſen im erſten Buch Moſis am 35. Cap. von dem heyligen Patriarchen vñ Altvater / dem lieben Iacob: Das jhm in ſeiner Reyſe diß groſſe vnd ſchmertzliche Haußcreutz ſey zuhanden geſtoſſen: Nemlich / das jhm ſein lie - bes Weib / die holdſelige Rahel / vmb welche er zuvor gantzer 14 Jahr in ſchwerer Dinſtbarkeit gedienet / vnd dauchte jhn doch ſolche lange Zeit gar kurtz ſein / nicht anders / als weren es nur entzele Tage / ſo gar lieb hat er ſie / Gen 29 in der Geburth ſeines kleines Soͤhnleins des Benjamins mit tode abgegangen: Vnd hat alſo dieſe Gottſelige Matron druͤber jhren rothen Mundt muͤſſen zuthun: Daruͤber der heylige Mann hertzlich wird be - truͤbet geweſen / vnd dieſelbige gebuͤhrlich beweinet vnd bekla - get haben: Sintemahl ſie jhm nicht laͤnger in der Ehe beyge - wohnet / denn nur 17. Jahr: Zuvor hatte er gantzer 14. Jahr vmb ſie dienen muͤſſen / wolte er ſie anders haben: Als er ſie nun an ſeine Seithen bekoͤmpt / lebet ſie jhm nicht laͤnger denn 17. Jahr / Da faͤlt ſie jhm durch den ſchmertzlichen todt dahin: O das muß dem lieben Mann hertzlich geſchmertzet vnd gebiſſen haben.

Denn ſcheiden thut wehe / zumal in einer guten vnd fried -1. Toͤdtlicher ab - gang der Ehe - gatten groſſes Haußcreutz. liebenden Ehe: Vnd was hertzet / das ſchmertzet / Was liebet / das betruͤbet: Vnd kan faſt fromen vnd Gottſeligen Leuten kein hertzlichers vñ ſchmertzlichers Haußcreutz begegnen: Als wenn der gerechte Gott gleich ohne alle barmhertzigkeit jnen ins Hertz hienein greifft / vñ jhnen ein ſtuͤck gleich vom Hertzen hinweg reiſſet / vnd leſſet jhnen alſo jhre liebreiche Ehegatten durch den zeitlichen todt dahin fallen vnd verbleichen: Das ei - nes des andern hie zeitlichen entpehren / vnd offte einer ſeiner ſchoͤnen augenluſt / wie Gott der Allmaͤchtige ſelbſt beim Pro -C ijpheten[20]Chriſtliche Leichpredigt /pheten Ezech. cap. 24. ein vernuͤnfftig Weib nennet / entrathen muſte / vnd als ein einſames Turteltaͤublein dem andern ſtets nachgirren vnd nachſeufftzen muß: Vñ iſt diß hertzleid ſo großBaſilius. vnd ſchmertzlich / das es auch der alte Lehrer Baſilius διχοτομίαν / vnd eine ſolche ſpaltung nennet / da einem gleich das Hertz im Leibe in zwey ſtuͤck zerriſſen oder zerſpalten wird: Dañher auch zu Latein die Widwer vnd Widwen Vidui, Viduæ, quaſi diviſi, diviſæ heiſſen: Das ſie als nemlich durch den zeitlichen todt von einander muͤſſen geriſſen vñ zurtrennet ſein: Vnd thut diß hertzleid fromen Gottſeligen Leuten offt ſo wehe: Das es wolHerodotus lib. 3. heiſſet / wie dort Pſammenitus der gefangene vnd trawrige Koͤnig in Egyptenlandt ſagte: Domeſtica mala majora ſunt lachrimis: Das man offte auch eines nicht weinen oder jrgend einen Zaͤhren laſſen kan / Wie Hieronymus von einer frommen Gottſeligen Matron zeuget / welche er Melaneam nennet / die verlohr auff einen Tag jren hertzlieben Eheherren / ſampt zwei - en Soͤhnen / noch hat ſie keinen Thraͤnen laſſen oder weinen koͤnnen: Denn dolores minores loqvũtur, ſed majores ſtupent: Vnd bleibet offt ein ſolch ſchmertz im hertzen ſtecken / vnd kan nicht herauß: Wenn aber die Natur einen durchſchlag durch die Augen macht / das man weinen vnd thraͤnen laſſen kan / ſo heiſſet es denn: Expletur lachrimis egeriturꝙ́ dolor: Vnd duͤn - cken ſolche Leute offte nicht anders: Denn ſie wolten jhr hertz im leibe gar außſchuͤtten / vnd ſich gantz zu tode weinen.

Zwar was leichtſinnige hertzen ſind / die achten offte den toͤdlichen Abgang jhrer Ehegatten nicht hoch: Vnd iſt jhnen nicht anders / als wenn jhnen ein Rindt im Stalle vmbgefallen were: Aber wer es recht zu hertzen nimbt / vnd verſtehet / was an einem trewen vnd liebreichen Ehegatten gelegen / vnd was vor eine herrliche vnd vortreffliche gabe Gottes ein from vnd vernuͤnfftig Weib ſey / der leſt es jhm gewiß auch zu hertzen ge - hen: Vnd kan es ohne beſondere ſchmertz vnd hertzleidt nicht vergeſſen. Denn wer kan vnd wil doch ſagen: Wie an einem oder dem andern ortt eine andere Ehe gerathen moͤchte: Sin -temal[21]Aus dem 26. Cap. Eſaiæ. temal es allein bey Gott ſtehet: Vnd der wirfft bißweilen ei - nem ein ſolch boͤſe Weib an den halß: Die bitterer iſt denn der Todt ſelbſt / Wie Salomon der weiſe Koͤnig in ſeinem PredigerChryſoſtomus. Buche cap. 7. klagt. Vñ ſpricht Chryſoſtomus ein alter Lehrer: Malam habens vxorem, ſciat ſe jam mercedem peccatorũ ſuo - rum reportaſſe: Wer ein boͤſe Weib bekoͤmpt: Der mag wol ſa - gen: Das er vmb ſeiner Suͤnden willen gar hoͤchlich geſtraffet ſey. Vnd ſehet / das iſt eines / nemlich / das es ein groſſes vnd ſchmertzliches Haußcreutz ſey: Wenn der liebe Gott frommen vnd Gottſeligen Leuten jhre liebreiche Ehegatten durch den zeitlichen todt abgehen leſſet / vnd das ſolches fromen Leuten tieff zu hertzen ſteiget.

Vors andere ſollen wir allhier bey der klaͤglichen Hiſtori2. Vnd damit be - legt Gott auch frome Leute. von dem lieben Jacob auch mercken: Das der liebe Gott ge - meiniglich mit dieſem ſchmertzlichen Haußcreutz fromme vnd Chriſtglaͤubige Leute heimſuchet / vnd jhnen ſolch hertzeleid zu Hauſe vnd Hofe ſchicket. Denn der liebe Iacob allhier iſt gar ein fromer vnd Gottſeliger Menſch geweſen / vnd dem lieben Gott gar lieb: Doch gleichwol thut er jhm das hertzeleid an / Das er jhm ſeine liebreiche vnd holdſelige Rahel / die er ſo hertz - lich lieb hatte / von der Seiten hinweg nimbt: Denn alſo muß es auch war werden / was der liebe Syrach offt vnd viel in ſei -Syrach 7. & 30. nem Buch bezeuget: Je lieber Kindt / je ſchaͤrffer die Rutthe. Proverb. 13. & 23.Vnd ſpricht Clemens Alexandrinus: Proximus Deo plenus flagellis: Je naͤher Gott / je naͤher dem Creutz: Novus fructus, novus luctus / ſpricht Bernhardus. Wenn der liebe Gott ſeinen Außerwehlten etwas newes vnd liebes an die hand gibet / vnd beſcheret / ſo legt er bald einen Stecken oder Rutthen darzu / da - mit er ſie ſchlagen kan / Vnd das widerfehret allen fromen vnd Chriſtglaͤubigen Leuten / Einem mit dem / dem andern mit ei - nem andern Creutz. Si exceptus es à paſſione flagellorum, etiã exceptus es à numero filiorum / ſpricht Auguſtinus. Biſt duAuguſtinus. ohne Zuͤchtigung / ſo biſt du nicht ein Kindt / ſondern ein Ba - ſtart / ſagt Paulus Ebr. 12. Darumb ſollen frome GottſeligeC iijLeute[22]Chriſtliche Leichpredigt /Leute ſolches wol merckten / vnd jhnen wol einbilden: Auff das ſie ſich in jhrem ſchweren Haußcreutz in den gerechten willen Gottes Chriſtlich koͤnnen zu frieden geben / vnd ſolches mit de - ſto groͤſſer gedult ertragẽ: Dieweil doch ein vernuͤnfftig Weib nicht allein vom HErren koͤmpt / Wie Salomon bezeuget Pro - verb. 19. Vnd ein tugendſam Weib nicht allein eine edele ga - be Gottes iſt / wie Syrach bezeuget cap. 26. Sondern der HErꝛ nimt auch ſolche ſeine Gaben wider hinweg / wie der liebe Job klaget cap. 1 wann vnd wie es jhm gefelt: Darumb ſollen wirs dem lieben Gott als dem Himliſchen Vater anheim ſtellen / vnd jhn allein alles rathen vnd walten laſſen / vnd mit dem lieben Job ſagen: Der HErr hat ſie gegeben: Der HErr hat ſie genommen / Wie es dem HErren gefallen hat / ſo iſts ge - ſchehen / der Name des HErren ſey gelobet vñ gepreiſet.

3. Vnd bezeuget damit ſeine liebe gegen denen vom Adel.Vors dritte ſollen wir allhie bey dem toͤdtlichen Abgang der lieben Rahel auch diß wol zu hertzen nemen: Das der liebe Gott je vnd allewege auch ſein theil bey denen vom Adel habe: Wenn ſie / als nemlich nicht allein jhren hochgelobten Adel / Ehr vnd Tugend / ſondern auch jhr Gewiſſen / Glauben vnd Chriſtenthumb in acht nemen / vñ bey Gott vnd ſeinem Worte feſt vnd getrew bleiben: Denn dieſe beyde Gottſelige Eheleute allhier / nemlich der liebe Iacob / vnd ſein fromes Weib die liebeAdeliches Ge - ſchlecht Abra - hams. Rahel / ſein beyde aus einem vralten Adelichem Geſchlecht vnd Stamme / nemlich / aus dem Edelen Geſchlecht vnd Saamen Abrahams / welchen der liebe Gott ſelbſt Gen 17. Patrem excel - ſum nennet / vnd von dem auch Fuͤrſten kommen ſolten / ja einen Vater aller Glaͤubigen / Rom. 4. Aber das hat ſie beide an vor ſich ſelbſt nichts geholffen / noch ſie bey Gott gerecht vnd ſelig gemacht / Das ſie beyde aus dem Saamen Abrahæ entſproſſen ſein: Sondern / das ſie den wahren Meſſiam / Chriſtum Jeſum im Glauben erkandt vnd angenommen / an jhn geglaͤubet / auff jhn getrawet vnd gebawet / auff jhn gelebet / vnd im Glauben auff jhn geſtorben ſein / das hat ſie zu Gott bracht vnd ſelig ge - macht / Actor. 15.

Vnd[23]Aus dem 26. Cap. Eſaiæ.

Vnd alſo koͤnnen wir das von dieſen beiden jungen Gott - ſeligen vñ Adelichen Eheleuten allhier in warheit auch ſagen: Nemlich von dem fromen Chriſtlichen Junckern / dem von Ra - ckel / vnd denn von der fromen Gottſeligen vnd nun mehr in Gott ruhenden Frawen / dere von Gerßdorff: Das ſie beyde nicht allein aus vhralten Adelichen Geſchlechtern vñ Haͤuſern gezeuget vnd geſtammet: Sondern das ſie auch beide wahre Chriſten: Dieweil ſie nicht allein auff Chriſtum getaufft: Son - dern auch jhren Glauben vñ Chꝛiſtenthumb offentlich bekandt vnd erwieſen. Vnd hat inſonderheit die Chriſtliche Adeliche Fraw / nemlich / die weilandt Edele vnd Vielehrentugentreiche Fraw Barbara geborne Gerßdorffin / in wahrer erkentnuͤß vnd bekentnuͤß jhrer Suͤnden / in wahrer rew vnd leidt / in wahrem glauben vnd hertzlicher anruffung jhres HErren Jeſu Chriſti jhr leben ſeliglich geendet / vnd jhren tag ſelig beſchloſſen: Sin - temal ſie auch an jhrem letzten Ende / vnd Todes noth / dieſen vortrefflichen Chriſtlichen Troſt in jhrem Hertzen kraͤfftiglich ergriffen / das ſie mit frewden geſprochen:

Jch bin ein Glied an deinem Leib /
HErr Chriſte / Deß troͤſte ich mich von Hertzen:
Von dir ich vngeſcheiden bleib /
Jn Todes noth vnd ſchmertzen:
Wenn ich nun ſterbe / ſo ſterbe ich dir:
Ein ewiges Leben haſtu mir
Durch deinen Todt erworben.

Vnd darauff iſt ſie ſeliglich eingeſchlaffen.

Vors 4. ſo ſehen wir auch hier bey dem zeitlichen Abgang4. Dem Tode ſein alle Menſchen vnterworffen. der lieben Rahel / das es freylich wol war / was der Koͤnigliche Prophet David zeuget / Pſal. 89: Quis homo vivit, & non vide - bit mortem: Wo iſt jemand der da lebet / vñ den Todt nicht ſehe? Denn alles Fleiſch verſchleißt ja wie ein Kleidt /Syrach. 14. vnd der alte Bundt iſt / Du muſt ſterben. Vnd iſt das ſo ge - wiß: Das es auch S. Paulus ein ſtatutum nennet / Ebr. 9: Sta -tutum[24]Chriſtliche Leichpredigt /tutum eſt omnib. ſemel mori, Es iſt geſaͤtzt allen Menſchen / Ein mal zuſterben / Darnach das Gerichte. Vnd diß ſtatu - tum beſtettiget auch der allzu zeitliche toͤdtliche Abgang vnſer Chriſtlichen Adelichen Frawen / derer todten Coͤrper wir da in ſeinem Sarge vor vnſern Augen ſehen: Die hat freilich dem vn - erſaͤttlichem Menſchenfreſſer dem Tode auch herhaltẽ muͤſſen: Denn der Todt verſchonet doch keines Menſchens.

Nun ſie ſind / die beide Chriſtliche Adeliche liebreiche Her - tzen durch den zeitlichen Todt von einander geriſſen: Das eine Adeliche liebreiche Hertz iſt nach dem Leibe todt / das andere iſt noch im Leben: Das eine Adeliche liebreiche Hertz iſt nach der Seelen ſchon dort in jener Welt bey Chriſto jhrem HErren / in vnaußſprechlicher Frewde vnd Herrligkeit / vnd neme nicht die gantze Welt / vnd keme wider zu vns in diß Thraͤnenthal: Das andere Adeliche Hertz iſt nach Leib vnd Seel noch in dieſem Le - ben: Aber Gott lob vnd danck / das ſie beide dieſes kraͤfftigen Troſtes vorſichert: Nemlich / das ſie von hertzen wiſſen vnd glaͤuben: Das ſie dermal eines widerumb in ewiger Frewd vnd Wonne zuſammen kommen / vñ einander in Ewigkeit liebreich ſehen vñ ſchawen werden: Darumb ſol es mit jhnen allhier auch heiſſen: Wider ſehen macht / Das man ſcheiden nicht acht.

Damit aber ſolcher ſchoͤner vnd Chriſtlicher Troſt in vnſer aller Hertzen deſto mehr wachſen vnd zunemen moͤge: Wollen wir ohn weitern Eingang auff diß Adeliche Chriſtliche Leich - begaͤngnuͤß den ſchoͤnen abgeleſenen Troſtſpruch des heyligen Propheten Eſaiæ / aus ſeinem Buch cap. 26. zubetrachten vor vns nehmen: Vnd bey erklaͤrung deſſelben handeln dieſe zweyPropoſitio vnd inhalt dieſer Predigt. Stuͤck: Das erſte ſol ſein: Læta de reſuſcitatione corpo - rum noſtrorum certificatio. Das iſt: Wir wollen vns be -1. Verſicherung der Aufferſte - hung. richten laſſen / welcher geſtalt vns der Geiſt GOttes allhier durch den Propheten Eſaiam verſichert: Das wir nicht zweif - feln / ſondern von hertzen glaͤuben ſollen / Ob ſchon vnſere Leiber der mal eines nach Gottes willen durch den zeitlichen todt hin -fallen /[25]Aus dem 26. Cap. Eſaiæ. fallen / vnd zu Aſche vnd Staub werden muͤſſen: Das ſie doch keines weges alſo im Tode bleiben: Sondern am Juͤngſten Ta - ge widerumb aufferwecket ſollen werden zur Seligkeit.

Das andere ſol ſein: Lætior terroribus mortis & ſe -2. Troſt wider al - les ſchrecken des Todes. pulchrorum opponenda conſolatio. Das iſt: Wir wol - len auch anzeigen / wie wir vns hinwider ſollen troͤſten lernen / Auff das / wenn heut oder morgen der liebe Gott auch zu vns koͤmpt / vnd vns durch den zeitlichen todt hinweg nimbt / wir vns vor dem abſchewlichen tode / vnſern Graͤbern vnd klaͤgli - chem Abſchiedt aus dieſem leben zur vngebuͤhr nicht entſetzen oder erſchrecken / ſondern viel mehr mit aller freydigkeit / vnd willig darein ergeben moͤgen: Von dieſen beiden wollen wir auff diß mal in aller kuͤrtz vnd einfalt reden vnd handeln / vnd zum beſchluß der Predigt vnſer Chriſtlichen Adelichen vnd nun mehr in Gott ruhenden Frawen jhren gebuͤhrlichen Ehrenlob in warheit nachrhuͤmen / Wir wollen aber wie geſagt / gar kuͤrtz - lich vnd einfeltig davon reden: Der trewe allmaͤchtige ewi - ge Gott vnd Vater vnſers HErren vnd Heylandes Jeſu Chriſti wolle vns die Krafft vnd Gnade ſeines Heyligen Geiſtes Vaͤterlich darzu geben vnd verleihen / Amen.

Vom erſten Stuͤck.

ES iſt eine gemeine Frage / Ob denn auch der Leib desFrage von der Aufferſtehung der Todten? Menſchen / wenn er einmal durch den zeitlichen todt hin - faͤllt vnd ſtirbet / zu Aſche vnd Staub wird / immermehr wider aufferſtehen vnd lebendig werden wird? Darauff ant - wortet Gott vnd ſein heyliges Wort gantz ſtandhafftig vnd kraͤfftiglich / Ja: Vnd wir / die wir Chriſten ſein / glaͤuben ſol - ches von grund vnſers Hertzens: Vnd ſpricht Tertullianus ein alter Lehꝛer: Reſurrectio mortuorum eſt fiducia Chriſtianorũ, Die aufferſtehung der Todten iſt aller Chriſtglaͤubigen faſt ei - niger vnd hoͤchſter Troſt in allem drangſal / ja mitten im tode. DDie[26]Chriſtliche Leichpredigt /Die Heyden aber / vnd alle / ſo auſſerhalben der Kirchen / die das liebe Wort Gottes nicht haben / vñ den wahren Gott niemals erkandt / die ſagen ſtracks Nein darzu: Vnd halten es gantz vor vnmoͤglich / Das ein Leib / wenn er einmal ſtirbet / vnd zu Aſche vnd Staub wird / wider aufferſtehen vnd lebendig werden ſol: Darumb ſo iſt nun die Frage? Welchem theil man denn am bil - lichſten beyfallen vnd glauben geben kan? Hierauff thut vns der Heylige Geiſt in den abgeleſenen worten einen außfuͤhrli - chen vnterricht / vnd gibet vns durch ſein außerwehletes Ruͤſt - zeug den Propheten Eſaiam / eine ſolche gewiſſe Grundtfeſte an die hand / auff welche / wenn wir fuſſen / nimmer irren vñ fehlenAntwort. moͤgen / vnd ſpricht: Aber deine Todten werden leben / vnd mit dem Leichnam aufferſtehen: Denn / ſprichſtu: Wachet auff / vnd ruͤhmet / die jhr lieget vnter der Erden.

Eſaiæ Glaube von Chriſto.Der Prophet Eſaias / ob er wol in die Achtehalb hundert Jahꝛ vor Chꝛiſti Geburth vnd Menſchwerdung gelebet / ſo hat er doch Chriſtum den wahren Meſſiam vnd Heylandt der Welt im Geiſt gar wol erkandt: Darumb er auch ſo hell vnd klar in ſeinem Buche cap. 7. vnd 9. von ſeiner Geburth vnd Menſch - werdung redet / vnd cap. 53. von ſeinem Tode / Leiden vñ Ster - ben / ſtattlichem Begraͤbnuͤß / vñ ſieghafftigen Aufferſtehung: Nicht anders / als wenn er ſelber bey der Wiege geſeſſen / vñ das Kindt gewieget / vnd hernach vnterm Creutze geſtanden / vnd ſeinen bittern Todt geſehen / des Grabes gehuͤtet / vñ Chriſtum hette geſehen aufferſtanden / ja er hat jhn ſo wol gekandt / das er jhn cap. 5. auch ſeinen lieben Vettern nennet: ſintemal er gar wol gewuſt / das er aus ſeinem Geſchlecht vnd Gebluͤt ſolte ge - boren werden: Vnd weil er denn jhn alſo wol erkandt / ſo redet er jhn allhier in der Perſon der Chriſtlichen Kirchen auch an / vnd ſpricht: Aber deine Todten werden leben / vnd mit dem Leichnam aufferſtehen: Denn / ſprichſtu / Wachet auff vnd ruͤhmet / die jhr lieget vnter der Erden. Als ſolte er ſagen:Paraphraſis. O du vnſer lieber HErr Jeſu Chriſte / der du kuͤnfftig biſt das werck der Erloͤſung des Menſchlichen Geſchlechts zuverrich -ten:[27]Aus dem 26. Cap. Eſaiæ. ten: Ob du wol die deinigen auch leſſeſt ſterben / vnd in dem to - de zu Aſch vñ Staub werden: Das es vor den Augen der Gott - loſen ein ſolch anſehen hat: Als wenn ſie gantz vnd gar zu grun - de gegangen / vnd nimmermehr wider auffwachen ſolten: So glaͤuben wir doch / vnd troͤſten vns des von Hertzẽ: Das du vns vnd alle dieſelben nicht werdeſt im tode laſſen / ſondern / weil du ſterben / vnd aber widerumb aufferſtehen / vñ durch deinen todt zu deinem Vater in ſeine Herrligkeit eingehen wirſt / das du vns auch durch die krafft deiner Sieghafftigen Aufferſtehung wi - derumb zum Leben aufferwecken / vnd mit vnaußſprechlicher Herrligkeit begaben wirſt: Vñ gibet alſo hier der Prophet einZeugnuͤß võ der Aufferſtehunge: Darinn 4ley in acht zunehmen. klar Zeugnuͤß von vnſer Aufferſtehung. Jn welchem Zeugnuͤß vornemlich 4. wol in acht zunehmen.

Das erſte vnd einmal mortuorum diſcretio: Von was fuͤrI. Vnterſcheid der Todten. Todten der Prophet allhier redet / vnd wer allhie die Todten ſein: Denn der Text ſaget: Deine Todten werden leben: Vnd ſol E. L. wiſſen / Das die Todten vornemlich zweyerleyDie Todten zweyerley. Geiſtlich: Leiblich. ſein: Einmal ſpiritualiter mortui / die da Geiſtlich todt ſein / oder die da Geiſtlich ſterben / Vnd denn auch / corporaliter mor - tui / die da Leiblich todt ſeind / oder die da Leiblich ſterben. DieDie da Geiſtlich: zweyerley. da Geiſtlich ſterben / ſind widerumb zweyerley. Erſtlich / qui moriuntur cum Chriſto / die da mit Chriſto ſterben / die der1. Die der Suͤnden abgeſtorben. Suͤnden abſterben / Auff das ſie der Gerechtigkeit leben moͤ - gen / Rom. 6. vnd ſetzet ſich Paulus ſelber zum Exempel / 1. Cor. 15. vnd ſpricht: Quotidie morior / Jch ſterbe taͤglich: Welches ein mal vnd vornemlich ſol vñ muß verſtanden werden von ſeinem taͤglichem creutz vnd leiden / dem er je vnd alle wege vnterworf - fen / Vnd dann auch von ſeinem Geiſtlichen abſterben / das er der Suͤnden abgeſtorben: Vnd alſo ſollen wir auch alle taͤglich ſterben: Nemlich / das wir der Suͤnden abſterben / das iſt / alle boͤſe ſuͤndliche fleiſchliche luͤſten vnd begierden / die da wider die1. Pet. 2. Seele ſtreiten / in vns dempffen / creutzigen vnd toͤdten / Rom. 6. & 8. vnd vns vernewren im Geiſt vnſers Gemuͤths / Epheſ. 4. Auff das wir hinfort nicht vns ſelbſt leben / ſondern dem / derD ijvns[28]Chriſtliche Leichpredigt /vns ſo hoch vnd thewer erkaufft vnd erloͤſet hat / 1. Corinth 6. & 2. Corinth. 5. vnd alſo ein newer Menſch in vns herfuͤr kom - me / der in Heyligkeit vnd Gerechtigkeit vor Gott ewiglich lebe.

2. Die in Suͤnden ſterben.Darnach ſein auch / die da Geiſtlich ſterben / die da an der Seelen / das iſt / die in Suͤnden ſterben / wie der Sohn Gottes bezeuget / Ioh. 8 Die in Suͤnden todt ſein / wie Paulus redet / Epheſ. 2. Vnd das ſein alle die: Welche ohne alle rew vñ ſchew taͤglich in Suͤnden leben / vnd in jhrer boßheit fortfahren vnd erſtarren: Nicht anders / als wenn ſie mit dem Tode einen an -Eſa. 28. ſtandt / vnd mit der Hellen einen vertrag gemacht hetten / vnd als wenn ſie Gottes Zorn vnd Gerichte nimmermehr treffen wuͤrde / Rom. 2. vnd ſagt Paulus inſonderheit 1. Timoth. 5. von ſolchen wolluͤſtigen Leuten / das ſie lebendig todt ſein. Vor ſolchem tode ſollen wir vns alle mit einander gantz fleiſſig huͤ -Mors peccatorum p[eſſ]ima. Pſal. 34. ten / vnd die Suͤnde nicht herrſchen laſſen in vnſerem ſterblichem Leibe / derſelbigen gehorſamen zuleiſten / nach jhren luͤſten / Ro - man. 6. Denn ſolches dinges ende iſt gewiß der todt vnd das ewige verdamnuͤß / ſaget Paulus abermal Rom. 6. vnd Philip. 3. vnd folget gewiß darauff der ander todt / nemlich / das ewige verdamnuͤß. Apoc. 20. vnd Rom. 8 ſtehet: So jhr nach dem fleiſch lebet / ſo werdet jhr ſterben muͤſſen / verſtehet / des ewigen todes. Das ſein / die da Geiſtlich ſterben.

Die da leiblich / etc. 2ley:Darnach / die da Leiblich ſterben / ſein auch zweyerley: Erſt - lich vnd einmal / die da in wahrer erkendtnuͤß vnd bekendtnuͤß1. Die im Glauben ſterben. jhrer Suͤnden / in wahrer rew vnd leyd / in wahrem glauben vnd bekehrung zu Gott von hinnen ſcheiden: Denen iſt der Todt nicht ein todt vñ verderben / ſondern ein ſuͤſſer ſanffter Schlaff / Daniel. 12. 1. Theſſ. 4. vñ ein ſeliger Eingang zum Leben / Ioh. 5. Wer an mich glaͤubet / ſpricht der Sohn Gottes / der koͤmpt nicht ins Gerichte / ſondern iſt durch den Todt zum Leben hindurch gedrungen / Ioh. 8. Wer mein Wort helt / der wird den Todt nicht ſehen ewiglich / Ioh 11. Wer an mich glaͤubet / der wird leben / ob er gleich ſtuͤrbe / Vnd wer dalebet /[29]Aus dem 26. Cap. Eſaiæ. lebet / vnd glaͤubet an mich / der wird nimermehr ſterben / verſtehet abermal des ewigen todes: Vnd von denen ſaget Iohannes in ſeiner Offenbarung cap. 14: Selig ſein die Tod - ten / ſo in dem HErren ſterben von nun an / ja der Geiſt ſpricht / das ſie ruhen von jhrer Arbeit: Denn jhre wercke folgen jhnen nach.

Darnach vnd zum andern ſein auch die Todten / die Leib -2. Die da ohne Glauben ſter - ben. lich ſterben: Welche in jhren vngebuͤſſeten Suͤnden ohne alle Buß vnd Bekehrung / in endlicher Angſt vnd Veꝛzweiffelung / mit Ach vnd Wehe / mit erſchrecklichem murren vnd gruntzen dahin gehen vnd ſterben: Vnd heiſſet recht von jhnen / wie dort Virgilius vom Turno ſaget:Vitaq́; cum gemitu fugit indignata ſub umbras:Virgilius lib. 12. Aencid,Vngern ließ er das Leben ſein / Vnd fuhr mit Schmertz zur Hellen pein. Vnd dieſer Leute theyl wird ſein in dem fewrigen Pful / der mitApoc. 21. Schweffel vnd Pech brennet jmmer vnd ewiglich. Sehet / das ſein die vnterſchiedliche Todten: Geiſtlich vnd Leiblich.

Nun moͤchte einer allhier fragen / von welchen Todten re - det denn allhier der Prophet / wenn er ſaget: Deine TodtenGalat. 5. werden leben? Antwort. Von denen / welche allhier im Geiſt der Suͤnden abſterben / vnd creutzigen jhr fleiſch ſampt den boͤ - ſen luͤſten / vnd zu einem newen vnd Gott wolgefelligen leben aufferſtehen: Vnd dann von den leiblichen Todten / die da in wahrem Glauben vnd gewiſſer Zuverſicht der ewigen Selig - keit von hinnen ſcheiden: Von denen ſaget der Prophet: Das ſie nicht allein wie alle andere Ioh. 5. am Juͤngſten Tage wider werden auffwachen / vnd lebendig werden: Sondern das ſie auch in alle Ewigkeit rhuͤmen / triumphiren / vnd ſich frewen werden: Vnd ſehet / das iſt hier eines im Erſten ſtuͤck wol zu mercken / nemlich / wer die Todten ſein / von denen der Prophet redet.

D iijVors[30]Chriſtliche Leichpredigt /

II. Aufferweckung vnſer Leiber.Vors andere iſt hier auch wol in acht zu nemen / corporum noſtrorum reſuſcitatio: Das vnſere Leiber widerumb werden aufferſtehen vnd lebendig werden: Denn ſpricht der Prophet: Aber deine Todten werden leben / vnd mit dem Leichnam aufferſtehen: Das nun / wie geſaget / glaͤuben einig vnd allein die wahren Chriſten / die Gottes Woꝛt hell vnd klar haben / vnd den wahren Gott Iſraëlis recht erkandt. Denn die Heyden /Heydniſche mei - nung. vñ die / ſo auſſer der Kirchen Gottes / ob ſie zwar mit jhrem ver - nuͤnfftigen vnd fleiſſigen nachdencken ſo weitkommen: Das ſie die Seelen der Menſchen vor vnſterblich gehalten / ja ſie ha - ben auch einen gewiſſen ortt ertichtet / welchen ſie CampumCampus Elyſius. Elyſium nennen / vnd ſagen darvon: Das es ſol eine ſchoͤne gruͤ - ne Wieſe vnter der Erden ſein / dahin die Seelen derer / die all - hier erbar vnd auffrichtig gelebet / ſollen verſamlet werden / vnd daſelbſt beſondere luſt vnd frewde haben: Ja ſie haben ſo an - muttiglich / luſtig vnd lieblich davon geſchrieben: Das auch etliche jhnen ſelbeſt vor der zeit das leben genommen / damit ſie nur zu ſolcher verſamlung der Seelen / vnd ſolcher luſt vnd frew - de bald gelangen moͤchten: Wie denn Cicero der vortrefflicheLib. 1. Tuſcul. quæſt. Mann des Cleombroti gedencket: Welcher / als er das Buch Platonis de im mortalitate animæ / von der vnſterbligkeit der Seelen geleſen / iſt er dermaſſen druͤber erluſtiget worden / das er ſich auch alßbald võ der Mawer herunter ins Meer geworf - fen / vnd im Waſſer erſeuffet hat / Damit er nur bald an ſolchen ortt zur verſamlung der Seelen / vnd zu ſolcher gewuͤnſcheten luſt vnd frewdekommen moͤchte: Das / ſage ich / ob es zwar die Heyden geglaͤubet oder vermeinet / ſo haben ſie doch von der aufferſtehung der Leiber gar nichts gehaltẽ / nichts geglaͤubet / ja es jhnen gar nicht traͤwmen laſſen: Aber wir / die wir wahre Chriſten ſein / wiſſen vñ glaͤuben ſolches von hertzen: Das glaͤu -Chriſten glau - be. ben wir / ſage ich / Das ob ſchon vnſere Leiber durch den zeitli - chen todt hinfallen vnd verderben / auch offt gantz zu Aſche vnd Staub werden muͤſſen / ſie doch in der Erden alſo in alle Ewig - keit nicht bleiben: Sondern das ſie der HErr an jenem Tagewide -[31]Aus dem 26. Cap. Eſaiæ. widerumb aus der Erden herfuͤr holen / aufferwecken / mit new - er lebens krafft an thun / vnd ſie in das Land der Lebendigen bringen werde: Wie beim Propheten Ezech. vnd Daniele: Ezeh. 37 Dan. 12. vñ an andern vnzehlichen ortten der Schrifft mehr zuleſen. Vnd das beſaget nun auch der Artickel vnſers Chriſtlichen Glaubens: Da wir mit dem Munde bekennen vnd von hertzen glaͤuben: Credo reſurrectionem carnis: Jch glaͤu - be eine Aufferſtehung des Fleiſches. Vnd bezeuget CyprianusCyprianus von den Chriſten in Africa. ein alter Kirchenlehrer / Das etwan die Chriſten in Africa ſol - chen Artickel mit dieſen worten außgeredet: Credo reſurrectio - nem hujus carnis: Jch glaͤube eine aufferſtehũg dieſes Fleiſches. Da ſie gleich mit Fingern auff jhr Fleiſch vnd Leib gewieſen / vnd geſprochen: Jch glaͤube eine Aufferſtehung dieſes meines Fleiſches / das ich jtzund an meinem Halſe trage / vnd dieſes mei - nes Leibes / den ich jtzund an mir habe: Vnd eben dieſen Troſt hat auch der hoch vnd viel geplagte Creutzherr der liebe Iob inHiob. ſeinem ſchmertzlichen anligen mit wahren Glauben ergrieffen / vnd ſich gantz ſtandhafftig daran gehalten: Darumb er auch in ſeiner groͤſten nott mit aller freydigkeit geſprochen: Aber Jch weiß / das mein Erloͤſer lebet / vnd er wird mich her - nach aus der Erden aufferwecken / vnd werde darnach mit dieſer meiner Haut vmbgeben werden / vnd werde in mei - nem Fleiſch Gott ſehen / denſelben werde ich mir ſehen / vñ meine Augen werden jhn ſchawen / Jch vñ kein frembder. Vnd von dem hochloͤblichen Keyſer Carolo Magno / oder demCarolus Magnus. Groͤſſern / dem erſten Deutſchẽ Keyſer / der das Roͤmiſche Reich an die loͤblichen Deutſchen gebracht / leſen wir: Das / als er jtzt hat ſterben vñ ſeinen Geiſt auffgeben ſollen / hat er ſeine Augen in ſeiner todes nott auffgehaben gen Himel / ja mit Fingern auff ſeine Augen gewieſen / vnd im glauben geſprochen: Hiſce oculis meis videbo Deum meum: Mit dieſen meinen Augen wil ich meinen Gott ſehen: Hiſce brachiis meis amplexabor Chriſtum meum: Mit dieſen meinen Haͤnden / mit dieſen meinen Armen wil Chriſtum meinen Heylandt vnd Seligmachern ich vmbfa -hen /[32]Chriſtliche Leichpredigt /hen / einſchlieſſen / zu mir druͤcken / jhn hertzen vnd kuͤſſen. Das heiſſet: Jch glaͤube eine Aufferſtehung meines Fleiſches.

Klarheit.Nicht allein aber ſollen vnſere Leiber dermal eines wider aufferſtehen von den todten: Sondern ſie ſollen auch alß denn mit vnaußſprechlicher klarheit / vnſterbligkeit / krafft / ehr vnd herrligkeit angethan vnd gezieret werden / vnd ſollen leuchten / wie die Sonne des Himels in jhres Vatern Reiche / Matth. 13. Wie die Sternen des Firmaments jm̃er vnd ewiglich / Dan. 12. Ja ſie ſollen ehnlich werden dem verklaͤrten Leibe Chriſti vn - ſers HErren / ſaget Paulus außdruͤcklich / Philip. 3.

Vſus. Vnd das ſollen wir nicht allein wiſſen / ſondern auch von hertzen glaͤuben: Wir ſollen nicht thun / wie jener Papſt / der ſehrPaulus Tertius. heylige Vater / Paulus Tertius / als er jtzt ſterben ſolte / ſprach erPaulus Iovius in lib. illuſtrium vi - rorum. mit beſonderer wehmut: Jch habe die zeit meines lebens jmmer gezweiffelt / ob auch ein Gott im Himel ſey / ob auch die Seelen der Menſchen vnſterblich ſein / ob auch ein allgemeine aufferwe - ckung der Todten / vnd juͤngſte Gericht erfolgen werde / vnd ob auch jrgend ein ewiges Leben / oder Helle ſein werde / Nun wil ichs erfahren. Nein / das ſollen wir bey leibe nicht thun / ſon - dern viel mehr von hertzen vngezweiffelt vñ ſtandhafftig glaͤu - ben: Vnd ſollen vns ſolches dienen laſſen zur refutation vñ wi - derlegung der Gottloſen Sadduceer / von welchen wir leſen / Matth. 22 das ſie keine aufferſtehung der Todten geglaͤubetEpicurer. haben: vnd zur widerlegung der Epicuriſchen Weltſaͤwen heu - tiges Tages: Welche zwar viel mit dem Munde ruͤhmen vnd ſagen: Sie glaͤubten eine aufferſtehung der todten von hertzen / ja / ich muͤſte ja nicht ein Menſch ſein / wenn ich das nicht glaͤu - ben ſolte: Aber vnter des verleugnen ſie ſolches mit der that / vñ in wercken ſelbeſt. Denn wenn ſie von grundt jhres hertzens glaͤubten / Das gewiß vnd warhafftig dermal eines eine allge - meine aufferſtehung der Todten / vnd ein rechtes Gericht erfol - gen wuͤrde / Da Gott wird herfuͤr bringen / was hier im verbor - gen geſchehen iſt / wie Salomon in ſeinem Prediger Buche be - zeuget cap. 12. vnd da er auch den rath vnd die gedancken derhertzen[33]aus dem 26. Cap. Eſaiæ. hertzen wird offenbahren / 1. Cor. 4. vnd einem jeglichen vergel - ten nach ſeinen wercken / nach dem er gehandelt bey leibes leben / es ſey gut oder boͤſe / 2. Cor. 5 ſo wuͤrden ſie ſich auch beſſer in acht nehmen / vnd mit allen vnflettigen Suͤnden ſich nicht ſo muth - willig vnd vorſetzlich beſudeln vñ vervnreinigen: Darumb ſol - len wir ſolches nicht allein wiſſen / ſondern auch võ hertzen glaͤu - ben / vnd auch demſelben gebuͤhr vnd gemeß leben.

Das dritte / das hier wol in acht zu nehmen iſt / iſt vñ heiſſetIII. Triumph Ge - ſang der Seli - gen. reſuſcitatorum exultatio: Das der Text ſaget: Wachet auff / vnd ruͤhmet / die jhr vnter der Erden lieget. Damit denn klar angezeiget wird: Das nicht allein die Außerwehlten mit jhren Leibern aufferſtehen / ſondern das ſie auch ruͤhmen / oder wie es im Original / oder der heyligen Sprache lautet / gar vor hertzlicher frewden ſingen / ſingen vnd ſpringen / jubiliren vnd trivmphiren werden. Welches denn nach der Seelen geſche - hen ſol als bald: Dañ Selig ſein die Todten / ſo in dem HEr - ren ſterben / Apoc. 14 ſtehet darbey ἀπάρτι, Von nu an: Als bald die Seele vom Munde außfehret / ſo koͤmpt ſie in die Hand des HErren / zur ewigen Frewde vnd Seligkeit: Der Gerech - ten Seelen ſind in Gottes Hand / vnd keine Qual ruͤhret ſie an / Sap. 3. Sie ſind im Friede vnd Ruhe: Abermal im Buch der Weißheit Gottes Cap. 4. Die Gerechten ſollen ſich frewen ewiglich / bezeuget Gott der Allmaͤchtige ſelbs mit vielen zierlichen Worten: Eſa. 66 Nach dem Leibe aber ſol ſolches geſchehen am lieben Juͤngſten Tage: wenn der Leib wiederumb wird aufferwecket / mit der Seelen vereiniget / vnd mit derſelbigen zu gleicher Frewde vnd Wonne einverſamlet werden: Da werden wir freylich mit Luſt vnd Liebe aufftret - ten / Chriſtum vnſern Erloͤſern vnd Seligmachern mit heller Stimme anſingen / vnd ſagen: Pſal, 30. Du Gott haſt vnſern Sack außgezogen / vnd vnſere Klage in einen Reyen ver - wandelt / vnd vns vmbguͤrtet mit Frewden / daß wir dir Lobſingen / nicht ſtille ſein / vnd dir dancken moͤgen ewig - lich. Vnd in der Offenbarung Johannis cap. 7. ſtehet: Dar -Enach[34]Chriſtliche Leichpredigt /nach ſahe ich / vñ ſihe / eine groſſe Schaar / welche niemand zehlen kundt / aus allen Heyden vnd Voͤlckern / vnd Spra - chen / fuͤr dem Stuel ſtehend / vñ fuͤr dem Lamb / angethan mit weiſſen Kleydern / vnd Palmen in jhren Haͤnden: Schrien mit groſſer Stimme / vñ ſprachen: Heyl ſey dem / der auff dem Stuel ſitzt / vnſerm Gott / vnd dem Lamb. Vnd cap. 12. ſtehet das Lobgeſaͤnglein an ſich ſelbs: Nun iſt das Heyl / vnd die Krafft / vnd das Reich / vnd die Macht vnſers Gottes / ſeines Chriſti worden / weil der verworffen iſt / der ſie verklaget Tag vnd Nacht fuͤr Gott: Vnd ſie ha - ben jhn vberwunden durch des Lambs Blut / vnd durch das Wort jhrer Zeugnuͤß. Vnd beym Propheten Eſaia cap. 66. ſtehet außdruͤcklich: Daß die Heyligen Gottes im Himliſchen Jeruſalem einen Sabbath nach dem andern ha - ben / ſich frewen / vnd Gott jhrem Erloͤſer in alle Ewigkeit Lob / Ehr vnd Danck ſingen vnd ſagen ſollen.

Ewiges Leben.Vnd iſt alſo allhier in dieſen Worten auch gantz maͤchtig - lich gegruͤndet / der troͤſtliche Artickel vnſers Chriſtlichẽ Glau - bens: da wir in vnſerm Glauben bezeugen / Credo vitam æter - nam: Jch glaͤube ein Ewiges Leben / da liebliches Weſen vnd Frewde die fuͤlle ſein wird / zur Rechten Gottes jmmer vnd ewiglich / Pſal. 16. Vnd bezeugets Sanct Paulus / 1. Cor. 2. aus dem Propheten Eſa. cap. 64. Daß es noch kein Auge geſehen / kein Ohr gehoͤret / vnd in keines Menſchen Hertz kommen ſey / was Gott bereitet hat / denen / die jhn lieben:Auguſtinus. Es hat es noch kein Auge geſehen: Denn es wird nicht ein ſchlecht Bild oder Gemaͤlde ſein: Es hat es noch kein Ohr ge - hoͤret / Deñ es wird nicht ein vergaͤnglicher bloſſer Schall oder Gedoͤhn ſein: Es iſt noch in keines Menſchen Hertz geſtiegen: Denn wir ſollen ſelber hienein ſteigen / vnd es in der that erfah - ren / ſpricht vnd erklaͤrets Auguſtinus. Vnd abermal ſpricht Auguſtinus in ſeinen Soliloquiis: Sancti ibi gaudebunt ſupra ſe, de Dei viſione: Die Gerechten werden ſich als denn daſelbſt frewen vber ſich: dieweil ſie Gott jhren HErrn von Angeſichtzu[35]Aus dem 26. Cap. Eſaiæ. zu Angeſicht anſchawen werden: infra ſe, de inferni evaſione: Vnter ſich werden ſie ſich frewen / dieweil ſie allem Vngluͤck / auch der Hellen ſelbs werden entgangen ſein: intra ſe, de ani - & corporis glorificatione: Jnnerhalb ſich ſelbſt werden ſie ſich frewen / weil ſie an Leib vnd Seele ſo herrlich werden verklaͤret ſein: Circa ſe, de angelorum & hominum aſſociatio - ne: Vmb ſich werden ſie ſich frewen / dieweil ſie alle außer - wehlte Engel vnd Menſchen in alle Ewigkeit vmb ſich haben vnd behalten werden: O lætiſſimum illum diem, quo Deum ſicuti eſt videbimus: O gaudium ſupra gaudium, vincens o - mne gaudium, extra quod non eſt gaudium: O wol dem heyli - gen / froͤlichen / vnd ſeligen Tage / an welchem wir Gott ſehen werden / wie er ſelbſt iſt: O welch eine groſſe Frewde wird da ſein / O eine Frewde vber alle Frewde / die da vberwieget vnd vbertrifft alle Frewde / auſſer welcher Frewde ſonſt keine Frew - de mehr ſein wird / weder im Himmel noch auff Erden: Meine liebſten / wir ſein ſchon Kinder Gottes / es iſt aber noch nicht erſchienen / was wir ſein werden / Wir wiſſen aber / wenn es erſcheinen wird / daß wir jhm gleich ſein werden: Denn wir werden jhn ſehen / wie er iſt / ſagt Johannes in ſei - ner erſten Epiſtel / cap. 3. Vnd das ſollen wir nun hier auch wol mercken / daß wir als nemlich der mal eines zu Chriſto vnſerm HErrn in ſeinen Himmel / Act. 3. eingehen / vnd vns mit jhme in alle Ewigkeit frewen ſollen / 1. Theſſ. 4.

Das vierdte allhier in acht zu nemen / iſt nun zu letzt im er -IV. Gleichnuͤß vom Thaw. ſten Stuͤcke / Similitudinis applicatio, vnd das ſchoͤne Gleich - nuͤß / daß der Prophet allhier brauchet: Denn ſpricht er: Dein Thaw iſt ein Thaw des gruͤnen Feldes. Hie nimpt der Pro - phet ein fein Gleichnuͤß / damit er das gantze Geheimnuͤß gantz richtig erklaͤret: Vnd wil gleich ſo viel ſagen: Gleich wie im harten / rauhen / kalten Winter faſt alle Erdgewaͤchſe vnd Fruͤchte / Laub vnd Graß / Kraͤuter vnd Blumen / Stauden vnd Baͤume da liegen vnd ſtehen / als weren ſie todt / gleich als we - ren ſie gar erſtorben vnd verdorben: daß es wol einer gar vorE ijvnmoͤg -[36]Chriſtliche Leichpredigt /vnmoͤglich achten moͤchte / daß ſie wieder ſolten erfriſchet / ver - juͤnget vnd lebendig werden: Aber wenn der froͤliche Lentz / Fruͤling vnd Meyen herbey koͤmpt / vnd ein kraͤfftiger vnd lieb - licher Thaw auff ſie felt / da ſehen wir / wie alles wider herfuͤr kreucht / wie alles beginnet außzuſchlahen / wie alles anhebet zu gruͤnen vnd zu bluͤhen / vnd gleich alles wieder verjuͤnget vnd lebendig wird / daß wir vnſere beſondere Luſt vnd Frewde da - ran haben: Alſo gehet es auch mit vns Menſchen: Wir muͤſſen freylich auch in dem rauhen kalten Winter dieſes elenden vnd muͤheſeligen Lebens / durch den zeitlichen Todt hinfallen / vnd an dem Leibe erſterben vnd verderben / zu Erden vnd Kott werden: Das es auch wol vor Menſchlichen Augen ein anſehen hat / als were es nun gantz vmb vns geſchehen / als ſolten wir nimmermehr wiederumb herfuͤr kommen: Aber wenn der froͤ -Fruͤling des Juͤngſtẽ Tages liche Fruͤling / Lentz vnd Meyen des lieben Juͤngſten Tages wird anbrechen / da werden vnſere erſtorbene / vnd in die Erde verſetzte Leiber nichts anders / wie ein ſchoͤn Graͤßlein / wie die aller lieblichſten Bluͤmlein aus der Erden wieder herfuͤr wach - ſen / vnd ſo ſchoͤn gruͤnen vñ bluͤhen / daß es eine luſt geben wird. Denn da wird ſo ein lieblicher vnd kraͤfftiger Thaw auff ſie fal - len / der ſolche Krafft vnd Nachdruck haben wird / das er ſie gar auffs new erfriſchen / verjuͤngen vnd lebendig machen wird: Alſo das ſie ins Ewige Leben hienein gruͤnen vnd bluͤhen wer - den: Denn Plantati in domo Domini, ut palma florebunt, ſagt David / Pſal. 92. Die gepflantzet ſind im Hauſe des HErren / die werden gruͤnen wie ein Palmbaum jmmer vnd ewiglich. Vnd ſtehet außdruͤcklich / Eſa. 66. Ewre Ge - beine ſollen gruͤnen wie Graß.

Thaw Chriſti.Was wird aber das fuͤr ein Thaw ſein? Antwort. Die holdſelige / liebreiche vnd allmaͤchtige Stimme / Iohan 5. vnd Feldgeſchrey Chriſti vnſers HErrn / 1. Theſſ. 4. vnd die Krafft ſeines Geiſtes / Rom. 8. damit er vns vnd vnſere verdorrete vnd vermoderte Knochen vnd Gebeine wird anreden / vnd vns mit ſeinem Geiſt vñ Winde anwehen / einen lebendigen Athemin vns[37]Aus dem 26. Cap. Eſaiæ. in vns bringen / vns wieder aufferwecken / vñ lebendig machen / vnd in das Land der Lebendigen einfuͤhren: Der HERR redts / vnd thut es auch / Ezech. 37.

Darumb duͤrffen wir vns vmb das vermoͤgen nicht bekuͤm - mern / wie es Chriſto vnſerm HErrn moͤglich ſein koͤnne / daß er vns wieder aufferwecken / vnd lebendig machen ſolle: Denn qui fecit nos, etiam reficere poteſt: ſpricht der Altvater Auguſti -Auguſtinus. nus: Vnd weil der liebe Gott anfenglich Himmel vnd Erden aus nichts erſchaffen / vnd den Menſchen anfenglich aus einem Erdenkloß gemacht / ſo wird er vns der mal eines durch ſeine Krafft vnd Allmacht / aus vnſerer Aſch vnd Staub aus der Er - den wieder aufferwecken koͤñen / daran duͤrffen wir nicht zweif - feln. Sehen wir doch ſolches taͤglich in der Natur / wie Sonne vnd Monde / gleich alſo zu reden / vntergehen / vnd wider herfuͤr kommen / vnd auffgehen: So ſehen wir auch ſolches jetzund in der lieblichen Meyen Zeit / wie Laub vnd Graß wieder herfuͤrGleichnuͤß von Laub vñ Graß. koͤmpt / wie die ſchoͤnen Meyen Blumen faſt herauß wollen / wie alle Baͤume faſt beginnen außzuſchlahen / vnd alles gleich wie - der verjuͤnget vnd lebendig wird: Thut nun ſolches der guͤti - ge Vater gegen den Blumen auff dem Felde / gegen den Baͤu - men in Gaͤrten / die heute ſtehen / vnd morgen abgehawen / vnd in Ofen geworffen werden / wie ſolte er denn ſolches nicht viel mehr gegen vns thun / die wir nach ſeinem Ebenbilde von jhm zum Ewigen Leben erſchaffen ſein?

Derhalben / lieber ChriſtenMenſch / wenn du heute zu Ta -Gedancken auff dem Felde. ge hienauß auff das Feld koͤmpſt / vnd ſiheſt / wie ſchoͤn gruͤne ſich die Saats erzeiget / wie allerley Blumen herfuͤr wachſen / Laub vnd Graß herfuͤr kreucht: So ſolſt du ſolches alles nicht anſehen / wie die Kuhe das ScheunThor / ſondern ſolſt ſolches anſchawen / als ein Vorbild deiner Aufferſtehung: Vnd in dich ſelbſt ſchlagen / gedencken vnd ſagen: Thut das der liebe Gott an den Baͤumen / Laub vnd Graß / daß er ſie wiederumb zu ſei - ner Zeit alſo verjuͤnget vnd lebendig machet: Ey ſo wil ich auch von grund meines Hertzens glaͤuben: Ob ſchon heute oderE iijmorgen[38]Chriſtliche Leichpredigt /morgẽ der kalte harte Winter des Todes auch wird vber mich kommen / vnd ich durch den todt auch werde hinfallen / vnd zu Erde vñ Staub werdẽ muͤſſen / daß mich doch mein lieber Gott im Tode vnd in der Erden keines weges laſſen / ſondern mich wieder aufferwecken / vnd mit ſolcher newen Lebens Krafft anthun wird: daß ich zu jhm in Himmel / vnd ins Ewige Leben hienein gruͤnen vnd bluͤhen werde: An ſeiner Allmacht / Guͤte vnd Trewe wil ich keines weges zweiffeln. Vnd ſehet / lieben Chriſten / das iſt alſo das erſte Stuͤcke vnſer vorgenommenen Predigt / nemlich die vorgewiſſerung der aufferweckung vnſer Leiber zur Seligkeit.

Vom Andern. Wie ſollen wir vns nun dieſes alles von Hertzen troͤſten?

Schreckgedan - cken am Tode vornemlich vie - rerley.LJeben Chriſten / wenn ein Menſch ſterben ſol / ſo kommen jhm viel vnd mancherley SchreckGedancken ein / die jhn erſchrecken / vnd gleich kleinmuͤtig / vnd ſehr zaghafftig machen: Jnſonderheit aber dieſe viererley.

I. Der Tod ſelber / vnnd das alle Menſchen ſter - ben muͤſſen.Das erſte Schreckbild / daß einen Menſchen an ſeinem letz - ten Ende ſehr erſchrecket / iſt Mors, der Todt / oder omnium ho - minum piorum & impiorum quoad mortem æqualis conditio: Daß alle Menſchen / ſie ſein gleich from oder boͤſe / ſie ſein gleich gerecht oder vngerecht / ſie ſein gleich Jung oder Alt / Reich oder Arm / Mañ oder Weib / alle dem Tode herhalten / vnd ſter - ben muͤſſen: Ach / der Frome ſtirbet ja ſo wol als der Gottloſe: Das thut wehe.

Was der Todt / etc.Es iſt aber der Todt nicht etwan ein weiſſes oder fahles Geſpenſt / wie jhnen die einfaͤltigen offte einbilden / daß da her - vmb gienge / vnd von einem Orthe zum andern ziehe / vnd die Menſchen erwuͤrgete oder vmbbrechte: Sondern der Todt iſt nichts anders / denn eine Zerruͤttung vnd gleich Zerſtoͤrung derMenſch -[39]Aus dem 26. Cap. Eſaiæ. Menſchlichen Natur: Eine zerreiſſung vnd voneinander tren - nung Leibes vnd der Seelen am Menſchen: Wenn als nemlich die Seele vom Menſchen außfehret / vnd der Leib dahin felt / vñ todt iſt: Das / alſo zu reden / der Menſch gleich den Todt an ſei - nem Halſe treget. Vnd iſt der Todt gleich das aller ſchreck - lichſte: Omnium terribilium terribiliſſimum eſt mors, ſagetAriſtoteles. Ariſtoteles der vernuͤnfftige Heyde: Vnter allen erſchreckli - chen dingen iſt nichts erſchrecklichers denn der Todt: Sinte - mal da das Hertz im Leibe brechen / Vernunfft vnd alle SinnenSchmertzen des Todes. dahin fallen / vnd Leib vnd Seel ſich ſcheiden muͤſſen: Welches denn gewiß ohn beſondere Wehemuth vnd Schmertzen nicht abgehet: Dannher wir auch ſehen / daß etlichen Leuten / wenn ſie jetzt ſterben ſollen / ſo wehe geſchicht / daß jhnen auch der kal - te Angſtſchweiß druͤber außbricht: Etliche erſchuͤttern ſich / erzittern an jhrem gantzen Leibe vnd allen Gliedmaſſen / zu - cken vnd ſchlucken / verwenden vnd verdrehen die Augen im Haͤupte / ſchlagen mit Haͤnden vnd Fuͤſſen vmb ſich / vnd treiben andere Vngeberde. Vnd ſolches geſchicht nicht allein von ruh - vnd gottloſen Leuten / die in endlicher Angſt vnd Verzweiffe - lung mit Ach vnd Wehe dahin fahren: Sondern auch offte von gar fromen vnd gottſeligen Leuten / die zuvor ein hertzli - ches Verlangen nach jhrem ſeligen Ende getragen / die muͤſſen auch alſo den Stachel des Todes fuͤhlen / vnd die Schmertzen des Todes empfinden / vñ muͤſſen auch in dieſem fall dem Eben - bilde jhres HErren vnd Heylandes Jeſu Chriſti ehnlich vnd gleichfoͤrmig werden. Denn von Chriſto vnſerm HErren le - ſen wir außdruͤcklich / daß er auch als ein naͤtuͤrlicher Menſch / im Stande ſeiner Erniedrigung / eine beſondere Abſchew vor dem Tode getragen / vnd im Oelgarten / als er jetzundt ſeinenMatth. 26. blutigen Todeskampff halten ſolte / wird jhm ſo angſt vñ ban - ge / daß er auch bebete wie ein EſpenLaub (wiewol ſolches et - was mehr auff ſich hatte) vnd weiß gleich nicht / wo er bleiben ſol / leufft im Garten auff vnd nieder / hin vñ wider: Vnd haben die Alten wol recht von jhm geſaget: Ut homo, timet mortem,ut[40]Chriſtliche Leichpredigt /ut Deus, vincit mortem, Als ein wahrer Menſch hat er ſich vor dem Tode gefuͤrchtet / als ein wahrer Gott hat er den Todt vberwunden: Vnd alſo muͤſſen bißweilen glaͤubige Chriſten auch beſondere Schrecken des Todes fuͤhlen: Denn der Todt iſt der Suͤnden Sold / Rom. 6. Vnd durch die Suͤnde iſt der Todt / verſtehe ſampt allen Schmertzen / in die Welt kom - men / vnd zu allen Menſchen hindurch gedrungen / dieweil ſie alle geſuͤndiget haben / ſagt Paulus / Rom. 5. Aber dawi -Troſt wider den Todt. der ſtehet allhier der Troſt / daß wir vnd die vnſerigen / ſo in dem HErren ſterben / mortui Domini, die Todten des HErren genennet werden / vnd der liebe Gott nennet ſeine Außerweh - lete / auch mitten im Tode die ſeinigen / vnd ſein Volck: Gehe hin / mein Volck / in eine Kammer / ſpricht er: Deſſen ſollen wir vns von Hertzen troͤſten / vnd darneben auch wiſſen / daß wir im Tode / vnd vnter der Erden in vnſern Kammern nicht ſollen bleiben: Sondern zu ſeiner zeit wieder auffwachen / lebendig werden / vnd vns in ewigkeit darob frewen. Derowegen ſollen wir vns zur vngebuͤhr vor dem Tode nicht entſetzen / ſondern viel mehr von Hertzen glaͤuben: Daß / ob wir ſchon ſterben / vnd dem Leibe nach verderben muͤſſen / Chriſtus doch mitten im To - de vnſer HErr ſein vnd bleiben wolle / auch alle vnſere Gebein / Aſchlein vnd Staͤublein / Pſal. 34. alſo bewahren / daß derſelbi - gen keines vmbkom̃e: Ja / daß er vns am Juͤngſten Tage auch wieder aus der Erden aufferwecken wolle / Ioh 5. DarumbBaſilius in Pſ. 114. Licet mors ex pec - cato ſit introdu - cta: tamen ad hoc illa Deus utitur, ut nobis benefaciat. Caſſiodorus. ſage ich / ſollen wir vns vor dem Tode nicht entſetzen / weil wir doch / Gott lob / wiſſen / daß vns der Todt nicht ein Todt / ſon - dern ein ſuͤſſer ſanffter Schlaff / ja ein eingang zum Leben iſt / Ioh. 5. Haud timet mortem, qui ſperat vitam: Der darff ſich vor dem Tode nicht fuͤrchten / der das Leben zugewarten hat: Sondern wir ſollen vns viel mehr mit dem heyligen Paulo rei -Philipp. 1. ches Troſtes erholen / vnd ſagen: Jch begehre auffgeloͤſet / vnd bey meinem HErren Chriſto zu ſein: Denn Chriſtus iſt mein Leben / Sterben iſt mein Gewinn: Darumb lebeRom. 14. ich / ſo lebe ich dem HErren / Sterbe ich / ſo ſterbe ich demHErren /[41]Aus dem 26. Cap. Eſaiæ. HErrn / Jch lebe oder ſterbe / ſo bin ich des HErren: Deñ ich weiß / Gott lob / an welchen ich glaͤube / vnd bin gewiß /2. Tim. 1. daß er mir meine Beylage bewahren kan / biß an jenen Tag: Darumb iſt auch die Zeit meines Abſchiedes vor -2. Tim. 4. handen: Jch habe meinen Lauff vollendet: Jch habe ei - nen guten Kampff gekaͤmpffet / Glauben behalten / Ge - wiſſen bewahret: Hinfort iſt mir beygeleget die Kron der Gerechtigkeit / welche mir Chriſtus Jeſus / der gerech - te Richter / geben wird an jenem Tage / nicht allein mir / ſondern allen denen / ſo ſeine Erſcheinung lieb haben. Vnd mit dem heyligen Auguſtino: O Domine Ieſu, moriar, ut vide - am te: Ach mein HErr Jeſu Chriſte / ich wil nun gar gern ſter - ben / nur daß ich dich meinen Heyland ſehen moͤge: Vñ mit demH. Bernhardo: Quocunq; loco fuero, Ieſum meum deſidero: quàm lætus, cùm invenero: quàm felix, cùm tenuero:Jch bin gleich wo ich wolle allhier / So ſteht doch allzeit meinHertz (Herr Chriſte) zu dir / Ach wie froͤlich / wenn ich werde finden dich / O wie ſelig / wenn ich werde haben dich.

Ach wo eine ſolche Luſt vnd Begierde in eines Menſchen Her - tzen ſich erreget / da ſtehet es wol vmb einen ſolchen Menſchen: Vnd ein ſolcher Menſch hat allbereit einen koͤſtlichen Vor - ſchmack der ewigen Seligkeit / vnd iſt ſchon in der Hoffnung ſe - lig / vnd kan nimmermehr vbel ſterben.

Vnd eben das iſt auch die Vrſach / daß zu allen Zeiten dieFreydigkeit der Heyligen zum Tode. Heyligen Gottes hat ſo freydig vnd muthig gemacht / daß ſie den ſchmaͤhlichen Todt mit ſo groſſer Freydigkeit vnd Stand - hafftigkeit erlitten haben: Der heylige Baſilius hat von Her -Baſilius. tzen gewuͤndſchet / daß er nur Geld hette / er wolte dem noch Geld darzu geben / der jhn vmbbrechte. Cyprianus hat an ſei -Cyprianus. nem letzten Ende noch dem Scharffrichter eine Summa Gel - des beſcheyden / der jhn abhawen ſolte: Vnd jener Eremit vnd Waldbruder / als er jetzt ſterben ſolte / redete er ſeine Seele an / vnd ſprach: Egredere animula mea, Zeuch hin mein liebes See -Flichen /[42]Chriſtliche Leichpredigt /lichen / was verzeuchſt du: Du haſt nun deinem HErren in die 60. Jahr gedienet / vnd wilſt dich nun erſt bedencken / da du jhm jetzund in das Ewige Leben nachfolgen vnd eintretten ſolſt. Sehet / alſo ſollen wir die Furcht des Todes vberwinden: Vnd das iſt hie eines.

II. Verlaſſung al - ler Weltlichen Guͤter.Das ander Schreckbild / das offte Sterbenden Perſonen vorkoͤmpt / vnd ſie auch ſehr trawrig macht / iſt Omnium bono - rum mundi derelictio: Das gleichwol ſterbende Leute / alles / was ſie hie haben / muͤſſen verlaſſen: Sie muͤſſen verlaſſen die ſchoͤne liebe Welt / die vns ſo lieb iſt: Sie muͤſſen verlaſſen alle jhre zeitliche Guͤter / offt jhre ſtattliche Land vnd Leute / Staͤd - te / Schloͤſſer vñ Doͤrffer / Ecker vnd Wieſen / Gold vnd Silber / Geld vnd Gut: Offte jhre gute vnd liebreiche Freunde / Offte Vater vnd Mutter / Mann oder Weib / Weib vnd Kinder / Bruͤ - der vnd Schweſtern / alle verwandte vnd bekandte: Vnd das thut denn jhnen auch ſehr weh / vnd nicht allein denen / die diePhilipp. 3. Welt / vnd was darinnen iſt / allzu lieb haben / vnd nur Jrrdiſch geſinnet ſein / derer Bauch jr Gott iſt: Vnd die da wuͤndſchen / daß jhreHaͤuſer moͤchten wehren jmmerdar / vnd jhre Wohnun - gen moͤchten bleiben fuͤr vnd fuͤr / vnd ſie nimmermehr darauß ſolten / wie David ſolche Leute beſchreibet / Pſal. 49 Sondern auch bißweilen fromen Chriſtglaͤubigen Leuten / die ſich auff einen ſeligen Abſchied aus dieſem Leben fein geſchickt vnd be - reit gemacht haben: Denen thut es doch offte auch ſchmortz / daß ſie alle die jhrigen in ſolchem Elend vnd Trawrigkeit hin - ter ſich laſſen ſollen.

Troſt wider die zeitlichẽ Guͤter.Aber dawider muͤſſen wir hier auch den gebuͤrlichen Chriſt - lichen Troſt mercken: Vnd zwar einmal was anlanget die Welt / ſo ſpricht Johannes in ſeiner erſten Epiſtel cap. 2. Die Welt iſt eitel / vnd vergehet mit jhrer eitelen Luſt: Vnd es iſt hier alles vergenglich: Jn der Welt iſt nichts denn Au - genluſt / Fleiſchesluſt / vnd hoffertiges Leben / 1 Ioh. 2. Wel - ches alles ein ChriſtenMenſch billich meyden vnd fliehen ſol: Denn wir ſeind Kinder der Heyligen / vñ warten auff einander[43]Aus dem 26. Cap. Eſaiæ. ander Leben / welches Gott geben wird denen / ſo im Glau - ben ſtarck vnd feſte bleiben fuͤr jhm / ſagte der alte Tobias zu ſeinen Freunden / cap. 2. als ſie jhn mit dem zeitlichen wolten jrre machen.

Darnach / daß wir alle vnſere Guͤter / Geld vnd Gut muͤſ -Chryſoſtomus: Omnia, quæ in præſenti vita ha - bemus, licet ma - gna videantur & plurima, compa - ratione tamen ſu - turorum parva & pauca ſunt. ſen hier laſſen: Da ſollen wir gedencken / was Paulus ſaget / 1. Tim. 6. Wir haben nichts in die Welt gebracht / darumb iſt es offenbar / wir werden auch nichts wider hienauß bringen: Nacket bin ich von meiner Mutter Leibe kom - men / Nacket werde ich wieder dahin fahren / Der HErr hats gegeben / der HErr hats genommen / der Name des HErren ſey gelobet / ſagte der liebe Hiob / cap. 1 Ein Tuch ins Grab / damit ſchab ab: Gut vnd Geld bleibt in der Welt / da - hinten muͤſſen wirs laſſen: Aber das ſol vnſer Troſt ſein / daß wir wiſſen / daß wir einen Schatz im Himmel haben / Matth. 6. nemlich Chriſtum Jeſum / vñ der iſt vber alle Schaͤtze / Weñ wir den haben / ſo haben wir genung: in Chriſto habemus omnia,Ambroſius. quia Chriſtus nobis omnia, ſaget Ambroſius: Jn Chriſto ha - ben wir alles: Denn Chriſtus iſt vns auch alles worden: Wenn ein Menſch Chriſtum Jeſum hat / ſo hat er alles / was er bedarff an Leib vnd Seele / hie zeitlich vnd dort ewiglich / Vnd kan wol ſagẽ mit dem Koͤniglichen Propheten David / Pſal. 73. Weñ ich nur dich habe HErr / ſo frage ich nichts nach Himmel vñ Erden: Vnd wenn mir gleich Leib vnd Seel verſchmacht / ſo biſt du doch Gott allezeit meines Hertzen Troſt / vnd mein Theyl.

Das wir auch endlich muͤſſen verlaſſen vnſere gute Freun - de / offte Vater vnd Mutter / Weib vnd Kind / Bruͤder vnd Schweſtern / vñ alte Bekandte / daß vns ſonderlich wehe thut: Ey ſo ſollen wir vns doch troͤſten / daß wir dermal eines am lie - ben Juͤngſten Tage / welches wird ſein dies reſtitutionis omni - um, Act. 3. der Tag der herwider bringung aller / mit vnſern gu - ten Freunden wieder ſollen zuſammen kommen / vnd ſollen zu gleicher Frewde vnd Herrligkeit einverſamlet werden: EyF ijwelche[44]Chriſtliche Leichpredigt /welche Frewde wird da ſein / wenn wir in jenem Leben einander wider ſehen / kennen / hertzen vnd kuͤſſen / vnd in alle Ewigkeit nimmermehr werden von einander geſchieden werden: Ach wi - der kommen / wider kommen / welche Frewde? Vnd ſehet / alſo ſollen wir auch dieſe Anfechtung vberwinden.

III. Abſchew der Graͤber.Das dritte Schreckbild / das vns offte auch an vnſerm letz - ten Ende trawrig macht / iſt Sepulchrorum averſatio: Daß der Menſch nicht allein von Natur eine abſchew hat vor dem To - de / ſondern entſetzet ſich auch bißweilen vor den rauhen kalten Graͤbern / wenn er betrachtet / daß er nicht allein muß ſterben / ſondern daß er auch in die Erde muß geleget / ins Grab verſe - tzet / verſcharret vnd zugeſcharret werden: Denn moͤchte einer ſprechen: Es iſt gleichwol ſehr abſchewlich / ſterben / ins Grab verſencket / in die Erden geleget / verſcharret vnd zugeſcharret werden / verfaulen vñ verweſen: Moͤchte einem doch das Hertz im Leibe erſchrecken / vnd alle Haar gen Berge gehen / wenn er ſehen muß / wie man die ſeinigẽ in die Erde verſencket / ins Grab leget / verſcharret vnd zuſcharret / in die Grufft beyſetzet / zu - mawret vnd zuſchleuſt / vnd wie man jhnen offte mit aller vn - geſtuͤm die Erde auff den Halß wirfft / daß es gar poltert vnd krachet.

Troſt wider die Graͤber.Aber dawider ſtehet hier auch der Troſt / daß der Geiſt Gottes allhier vnſere Graͤber Schlaffkammern vnd Ruhebet - lein nennet: Gehe hin / mein Volck / ſpricht er / in deine Kam - mer / vnd ſchleuß die Thuͤr hinter dir zu / vnd verbirge dich einen kleinen Augenblick / biß der Zorn voruͤber gehe. De - rentwegen ſollen wir vnſere Graͤber nicht ſo abſchewlich anſe - hen / wie ſie offt vor Menſchlichen Augen ein anſehen haben:Eſa. 54. Vnſere Graͤber ſein Schlaff - Kaͤmmerlein. Sondern wir ſollen ſie anſehen als ſancta κοιμητήρια, vnd wie ſie die Schrifft nennet / als vnſere Schlaffkaͤm̃erlein / vnd Ru - hebettlein / darein wir ſollen ſchlaffen gehen / vnd darinne wir fein ſicher ruhen vnd ſchlaffen ſollen / von aller Noth vnd Ge - fahr / von aller Muͤhe vnd Arbeit / von allem Creutz vnd Truͤb - ſall / biß an den lieben Juͤngſten Tag / da wir nicht anders / alsvon[45]aus dem 26. Cap. Eſaiæ. von einem ſuͤſſen Schlaff ſollen erwecket / herauß geholet / vnd ins Ewige Leben eingefuͤhret werden. Gleich wie ein Arbei - ter / Tageloͤhner / oder auch vornemer Amptmann / wenn er ſichGleichnuͤß von Arbeitern. des Tages entweder mit den Haͤnden / oder mit dem Haͤupte muͤde gearbeitet / ſich des Abends zur Ruhe ſehnet / gehet in ſein Schlaffkammer / ſchleuſt die Thuͤr hinter jhm zu / leget ſich zu Bette / vnd ruhet auß / biß er des morgends widerumb friſch vñ geſund erwachet. Vnſere Kinder / wenn ſie des Tages vmb -Gleichnuͤß von Kindern. gelauffen / vnd muͤde worden ſein / ſehnen ſie ſich auff den Abend zu Bette / ſo nemen wir ſie auff vnſere Arme / tragen ſie in vnſere Schlaffkammern / vnd legen ſie zu Bette / da ſchlaffen ſie auß: Des morgends erwachen ſie wiederumb friſch vnd geſund / ſte - hen auff / vnd gehen wiederumb an jhre Luſt: Alſo / lieben Chri - ſten / ſaget allhier der Geiſt Gottes / iſt es mit Chriſtglaͤubigen Leuten auch gethan / wenn ſie ſich allhier an dem Karren dieſes muͤheſeligen Lebens haben muͤde gezogen / vnd zur Ruhe ſeh - nen: So wil ſie als denn der oberſte Himliſche Schirrmeiſter / Chriſtus Jeſus / außſpannen / vnd ſie in jhre Schlaffkaͤmmer - lein zur Ruhe bringen / ſchaffen vnd zu Bette legen / vnd ſie da - ſelbeſt gar wol laſſen ruhen vnd außſchlaffen / biß er ſie dermal eines am lieben Juͤngſten Tage widerumb herauß holen / vnd zur ewigen Frewde vnd Seligkeit erwecken wird: Vnd alſo er - klaͤret ſich der Prophet ſelber / vnd ſaget hernach / cap. 57. Sie kommen zum Friede / vnd ruhen in jhren Kammern: Vnd ebẽ darumb hat ſich Chriſtus vnſer HErr auch laſſen ins GrabMatth. 27. legen / vnd begraben laſſen / auff daß er alſo durch ſein Begraͤb - nuͤß vnſere Graͤber heyligen / vnd gleich zu ſeligen Ruhebett - lein vnd Schlaffkaͤmmerlein einweyhen moͤchte: Vnd die an - daͤchtigen Alten haben ſich auch darumb auff den Kirchhoͤfen vnd Gottsaͤckern / vber den Graͤbern der todten taͤuffen laſſen / wie Paulus bezeuget / 1. Cor. 15. vnd auch die Graͤber der jhri - gen ſo ſchoͤn gezieret / vnd in hohen Ehren gehalten / Wie der liebe Jacob / deſſen wir im Eingang auch gedacht habẽ / ſeinem lieben Weibe / der lieben Rahel / ein beſonder Grabmahl auff -F iijrichtet /[46]Chriſtliche Leichpredigt /richtet / Gen. 35. Vnd von dem lieben Abraham leſen wir / Gen. 23. daß er ein ſtattlich Erbbegraͤbnuͤß vor ſich vnd die ſeinigen erkaufft / wol vmb 100. Thaler / vñ hat ſein Weib / die liebe Sa - ram / zum erſten dahin legen laſſen: Alles zu dem ende / daß wenn der liebe Gott heut oder morgen auch vber vns gebieten moͤch - te / wir vns vor dem Tode / vnd denn auch vor dem Grabe zur vngebuͤhr nicht ſollen entſetzen / ſondern vns gar froͤlich vnd mit willẽ darein legen laſſen / weil wir doch deſſen alſo im Glau - ben verſichert ſein / daß vns die Graͤber vnſer Schlaffkam̃ern vnd Ruhebetlein ſein ſollen.

Sprache der Schrifft.Derenthalben ſollen wir auch die arth der Schrifft / vnd die Rede vnd Sprache des Heyligen Geiſtes recht verſtehenVide Manuale Molleri p. 203. lernen: Wenn frome Gottſelige Leute ſterben / vnd mit Tode abgehen / ſo heiſt es die Schrifft / einſchlaffen: Weñ ſie hienauß getragen / vnd zu Grabe gefuͤhret werden / ſo heiſt es der Heyli - ge Geiſt / zu Bette gehen / vnd zu Ruhe geleget werden: Wenn ſie in die Erde verſcharret vnd zugeſcharret / oder in die Grufft geſencket / vñ zugemawret werden / ſo heiſt es der Heylige Geiſt / in ſeine Schlaffkammer gehen / vnd die Thuͤr hinter ſich zu - ſchlieſſen: Vnd wenn endlich die Leiber in der Erden verfau - len vnd verweſen / ſo heiſt es die Schrifft / ruhen / vnd ſich einen kleinen Augenblick verbergen / biß der Zorn fuͤruͤber gehe. Se - het / dieſe arth zu reden in der Schrifft / muͤſſen wir wol merckẽ / vnd vns zum beſondern Troſt recht verſtehen lernen.

IV. Langwirige be - haltung in Graͤ - bern.Nun das vierdte vnd letzte Schreckbild / das offte ſterben - den Leuten auch einkoͤmpt / iſt diuturna in ſepulchris perman - ſio: Daß vns gleichwol der Todt ſo lange helt / vnd wir ſo langeAdam. in Graͤbern vnd in der Erden verbleiben muͤſſen / ehe wir wiederAbraham. aufferwecket / vnd herauß geholet werden. Adam der erſte Menſch hat nun ſchon in die 4657. Jahr / Abraham der Vater aller Glaͤubigen / hat nun ſchon in die 3463. in der Erden gele - gen / vnd ſol noch wider aufferſtehen: Alſo moͤchte ein betruͤbe - tes Hertze jetzt auch ſagen: Ach das Gott erbarme / mein lieber Vater / meine liebe Mutter / mein liebes Weib / mein lieber Mañ /mein[47]Aus dem 26. Cap. Eſaiæ. mein lieber Bruder / meine liebe Schweſter / mein liebes Kind / mein guter Freund / ſol vnd muß jetzund ins Grab / vnd in die Erde geleget werden / wer weiß / wenn noch der Juͤngſte Tag kommen wird / da ſie wieder herauß geholet / vnd aufferſtehen werden? Wer weiß / wenn die ſelige Zeit kommen wird / da ich die meinigen wieder bekommen / vnd ſehen werde? O es wird noch lange werden.

Dawider ſtehet allhier auch derTroſt / daß der Text ſaget:Troſt wider die lange Zeit. Verbirg dich einen kleinen Augenblick / vnd daß es nur ei - nen Augenblick wehren ſol: Was iſt doch ein Augenblick? Ob vns zwar die Zeit allhier lang duͤncket / ſonderlich die / ſo wenig Frewde vnd Luſt allhier haben / vnd faſt in eitel Truͤbſall / Trawrigkeit vnd Kranckheit hier jhr Leben zubringen muͤſ - ſen / denen iſt offte eine Stunde ein Jahr / vnd muͤſſen offte kla - gen mit dem lieben David / Pſal 6 & 13. Quousq; Domine, Ach du HErr wie lange? Ach wie lange HErr bleibeſtu doch auſ - ſen? So iſt es doch nur ein Augenblick / ein mal vor Gott vn -Augenblick. ſerm HErren vnd ſeinen Augen: Denn vor jm ſein 1000. Jahr / wie der Tag / der geſtern vergangen iſt / bezeuget Moſes / Pſal. 90. Vnd Petrus der Heylige Apoſtel redet dergleichen in ſeiner andern Epiſtel cap. 3. Darnach ſo iſt es auch nur ein Augen - blick / gegen der Ewigkeit / vnd was anlanget die Seligkeit / vnd die Herrligkeit / ſo an vns ſol offenbar werden / Rom 8. Denn vnſer Truͤbſall / die zeitlich vnd leicht iſt / ſchaffet eine ewige / vnd vber alle maſſe wichtige Herrligkeit / vns / die wir nicht ſehen auff das ſichtbare / ſondern auff das vn - ſichtbare: Denn was ſichtbar iſt / das iſt zeitlich / was aber vnſichtbar iſt / das iſt ewig / ſagt S. Paulus / 2. Cor. 4. Vnd gleich wie ein troͤpff lein Waſſer iſt gegen dem Meer vnd allemGleichnuͤß vom Meer. Waſſer: Vnd wie ein Sandkoͤrnlein gegen allem Sande am Vfer des Meers: Alſo ſind auch alle vnſere Jahr / vnd die Zeit vnſers gantzen Lebens / gegen der Ewigkeit. Derhalben / gleich wie ein Kind / wenn es ſchon ein oder 2. Jahr gelebet / ſo weiß esVom Kinde. doch faſt nicht von der Zeit / ſondern iſt jhm nicht anders / alswenn[48]Chriſtliche Leichpredigt /wenn es allererſt dieſe Stunde geboren were: Vnd gleich wieVom ſchlaffen - den. einer / der da iſt muͤde worden / vnd in einen ſuͤſſen vnd ſanfften Schlaff gereth / wenn er davon erwachet / wenn er gleich ſehr lange / vnd etliche Stunden geſchlaffen / ſo duͤncket es jhn doch nicht anders / als wenn er nur eine Stunde geſchlaffen hette: Alſo ſol es am Juͤngſten Tage auch ſein / wenn die H. Altvaͤter / ſo etlich Tauſendt / oder etliche Hundert Jahr vnter der Erden gelegen / vnd wir / die wir vielleichte nur etliche Jahr / oder nur etliche Wochen / Tage / oder Stunden ruhen moͤchten / werden auffwachen / wird es ſie vnd vns nichts anders duͤncken / als wenn wir allererſt geſtern weren hingelegt worden / als wenn wir nur einen Tag im Grabe vnd in der Erden geruhet hetten: So gar froͤlich vnd luſtig werden wir ſein / vnd werden darauff zu gleicher Frewde vnd Seligkeit einverſamlet werden: Vnd darzu helffe vns Gott mit Gnaden.

Ach HErr vergib all vnſer Schuld /
Hilff daß wir warten mit gedult /
Biß vnſer Stuͤndlein koͤmpt herbey /
Auch vnſer Glaub ſtets wacker ſey /
Deim Wort zu trawen feſtiglich /
Biß wir entſchlaffen ſeliglich.

Vnd ſehet / alſo ſollen wir auch dieſen Gedancken begegnen.

Objectio vñ Ein - wurff von dem verlangen der Seelen.Eines moͤchte einer allhier / der der Sachen ein wenig nach - daͤchte / fragen vnd ſagen: Wie? Koͤmpt aber das die Seelen der Außerwehlten nicht ſchmertzlich vnd wehe an / daß ſie ſo ei - ne lange Zeit in jener Welt / auſſer jhren Leibern ſein / vnd ſo lan - ge auff die aufferweckung jhrer Leiber warten muͤſſen? Ant -Antwort. wort: Es iſt freylich wol glaͤublich / daß die Seelen der Heyli -Apoc. 6. gen Gottes ein hertzliches Verlangen haben / nach dem lieben Juͤngſten Tage / vnd ſich alle Stunden vnd Augenblick ſehnen nach der newen vnd ſeligen Vereinigung jhrer Leiber: Aber ſolch ſehnen vnd verlangen iſt jhnen gar nicht beſchwerlich / vñ1. gar nicht zu wider: 1. Sintemal ſie dorte gar anders geſinnet ſein / ſie ſein nicht mehr Jrrdiſch / ſondern gar Himliſch geſinnet:2. Die -[49]Aus dem 26. Cap. Eſaiæ. 2. Dieweil ſie auch den gerechten Willen Gottes gar wol er -2. kennen / vñ ſich in Gott gar wol ſchicken koͤñen. 3. Dieweil ſie3. auch daſelbſt in eitel Frewd vñ Woñe ſein / vñ von keinem Creutz4. vnd Widerwertigkeit zu ſagẽ wiſſen. 4. Weil ſie der Aufferwe - ckung jrer Leiber gar gewiß ſein / vñ daran gar nicht zweiffeln: Darvmb koͤñen ſie ſich vber ſolchem Verzug gar wol zu frieden geben / vnd der froͤlichen Zeit mit aller gedult erwarten. Vnd ſe - het / das iſt auch das ander Stuͤck / wie wir vns als nemlich an vnſerm letzten ende aller SchreckGedancken erwehren ſollen.

Nun gehe / lieber ChriſtenMenſch / in dein eigen Hertz / vndPraxis vnd rech - ter Gebrauch. bedencke es gar wol / vnd laß dir ſolches alles heute zu Tage ge -

ſaget ſein: Einmal zur Lehr / vnd kraͤfftigen Verſicherung vndLehr. Vergewiſſerung des vortrefflichen Articuls vnſers Chriſtli - chen Glaubens / da wir von Hertzen glaͤuben / vñ mit dem Mun - de bekennen / vnd ſagen: Credo reſurrectionem carnis, & vitam æternam: Jch glaͤube eine Aufferſtehung des Fleiſches / vnd ein Ewiges Leben / vñ biß deſſen in deinem Hertzen gantz gewiß / vnd bedencke / wie es am Juͤngſten Tage mit der Auffer - ſtehung der Todten / vnd auch der aufferweckung deines Lei - bes aller dinge werde beſchaffen ſein.

2. Laß dir ſolches auch dienen zum maͤchtigen vnd kraͤff -T[r]oſt. tigen Troſte: Vnd weil / wie geſagt aus dem H. Tertulliano: Reſurrectio mortuorum eſt fiducia Chriſtianorum: Vnd die Aufferſtehung aller Chriſtglaͤubigen Menſchen faſt jhr einiger vnd hoͤchſter Troſt iſt in allem jhrem Creutz / Truͤbſall vnd E - lend: So troͤſte dich auch damitte in deinem Elend vñ ſchmertz - lichen Anliegen / vnd wiſſe / daß dein Elend der mal eines wird ein gewuͤndſchtes Ende nemen / vnd groſſe vnd vnaußſprechli - che Frewde darauff erfolgen. Denn das magſtu wol gewiß glaͤuben / weil Chriſtus dein HErr vnd Heyland vom Tode er - ſtanden / vnd aus der Angſt geriſſen / Eſa. 53. daß du auch / der du jhn im Glauben anhoͤreſt / im Tode vnd Elend nicht bleiben / ſondern durch die Krafft ſeiner Aufferſtehung der m[a]l eines auch wider von dem Tode aufferwecket / vnd in die ewige Frew -Gde[50]Chriſtliche Leichpredigt /de vnd Seligkeit eingefuͤhret werden wirſt: Deñ Chriſti Auff - erſtehung vnd vnſer Aufferſtehung hangen ſo gnaw an einan -1. Cor. 15. der / tanquam cauſa & effectus, daß es vnmoͤglich iſt / daß ſie von einander koͤnnen geſchieden werden: Darumb erhebe deine Stimme im Glauben / vnd ſage mit dem alten Herren Herman aus dem Joachimsthal:

Weil du vom Tode erſtanden biſt /
Werde ich im Grabe nicht bleiben /
Mein hoͤchſter Troſt dein Aufffarth iſt /
Todes Furcht kan ſie vertreiben.
Denn wo du jetzt biſt / da kom ich hin /
Daß ich bey dir ſtets lebe vnd bin /
Druͤmb fahr ich hin mit Frewden.

Potamiana Maͤr - terin.Von Potamiana der H. Maͤrterin lieſet man / daß man ſie vmb der wahren Bekendtnuͤß hefftig gemartert vnd gequelet: Nemlich / man hat jhr alle Adern an jhrem gantzen Leibe / von der Scheitel biß auff die Fußſolen auffgeſchnitten / vnd ſiedend heiß Pech darein gegoſſen / vnd hat es drey gantzer Tage alſo mit jhr begundt: Da hat ſie jmmerdar in ſolcher jhrer vnauß - ſprechlichen Marter geſchriehen: O reſurr[e]ctio Chriſti, reſur - rectio Chriſti me ſuſtentat: O die Aufferſtehung meines HEr - ren vnd Heylandes Jeſu Chriſti erhelt mich: Als ſolte ſie ſagen: Wenn nicht die froͤliche vnd ſieghafftige Aufferſtehung mei - nes HErren Jeſu Chriſti mich in dieſem Elend troͤſtete / vnd er - hielte / ſo were es vnmoͤglich / daß ich dieſe groſſe vnd vnſaͤgliche Schmertzen koͤnte außſtehen: Aber das iſt mein vngezweiffel - ter Troſt / daß ich weiß / vnd von Hertzen glaͤube / weil Chriſtus mein HErr auch gelitten / geſtorben / vnd wieder von ſeinem Tode aufferſtanden iſt / daß er auch mich in dieſer meiner groſ - ſen Marter / ja im Tode ſelbeſt nicht verlaſſen / ſondern kraͤfftig - lich erhalten / vñ wider aus dem Tode zum Leben aufferwecken wird / da diß mein Leyden weit nicht werth ſein wird der Herr -Rom. 8. ligkeit / die als denn an mir offenbar werden wird. Vnd eben mit dieſem Troſt hat auch jene großglaͤubige Mutter / in denGeſchich -[51]Aus dem 26. Cap. Eſaiæ. Geſchichten der Maccabeer / 2. Maccab 7. jhre 7. Soͤhne ge - troͤſtet / die vmb des Vaͤterlichen Goͤttlichen Geſetzes willen hingerichtet worden / Sie ſolten nur den ſchmaͤhlichẽ Todt ge - troſt leyden / der HErr jhr Gott wuͤrde ſie wieder von dem To - de aufferwecken / vnd jhnen ein ander vnd viel beſſer Leben ge - ben. Das thuts / wenn man im Hertzen die rechte Application hat / vnd ſeiner Aufferſtehung gewiß iſt.

3. vnd letzten / ſo laß dir ſolches auch geſagt ſein / zur trew -Vermahnung vnd Warnung. hertzigen Vermahnung vnd Chriſtlichen Warnung: Vnd nim heute gar wol in acht die ſchoͤnẽ Worte / die S. Paulus anzeucht Epheſ. 5. aus Eſa. 60. Wache auff / der du ſchlaͤffeſt / vnd ſtehe auff von den Todten / ſo wird dich Chriſtus erleuchten. Dieſe Worte ſein zu verſtehen von der geiſtlichen Aufferſtehung / von der Aufferſtehung von dem Schlaff der Suͤnden / daß du ſolſt der Suͤnden abſterben / vnd zu einem newen vnd Gott wolge - faͤlligem Leben aufferſtehen: Darumb ſihe zu / daß du die geiſtliche Aufferſtehung / vom Schlaff der Suͤnden / allhier in dieſem Leben recht practiciren lerneſt / vnd der Suͤnden abſtir - beſt / vnd der Gerechtigkeit lebeſt / ſo du anders der mal eines dorte wilſt theylhafftig werden der Aufferſtehnng der Gerech -Polycarpus. O Domine Ieſu, fac me participem re - ſurrectionis juſto - rum ad vitam. ten zum Leben: Wo nicht / ſo nimmeſtu ein ende mit ſchrecken / Pſal. 73. Sey gewarnet / huͤte dich. Aber genung auff diß mal: Vnd ſo viel habe ich bey dieſem Chriſtlichen Adelichen Leich - begaͤngnuͤß / aus dem Propheten Eſaia / zu erklaͤrung vnd hertz - lichen betrachtung ſeines ſchoͤnen TroſtSpruͤchleins wollen vorbringen: E. L. dencke dieſem allem in der Furchte Gottes / ohne meine weitleufftige repetition / weiter in Andacht nach.

Encomium perſonæ defunctæ.

WAs nun anlanget die weiland WolEdele / Ehren -Der verſtorbe - nen Adelichen Frawen Ehren - Lob. reiche vnd vielTugentſame Fraw Barbaram Geborne Gerßdorffin / auß dem Hauſe See / Des auch WolEde - len / Geſtrengen / Ehrenveſten vnd Wolbenambten HerrenG ijHanſen[52]Chriſtliche Leichpredigt /Hanſen Balthaſars von Rackel / auff Newhammer vnd Dau - bitz / trew hertzvielgeliebte Haußfraw / welcher wir jetzund jhren gebuͤrlichen Ehren Lob in warheit nachruͤhmen ſollen: So er - kenne ich mich viel zu wenig / vnd viel zu geringe darzu / das ich ſolches in dieſer Chriſtlichen vnd gantz Adelichen Verſamlung thun moͤge: Nicht allein darumb / daß mir jre Chriſtliche Auff - erziehung / jhr Chriſtliches vnd Gottſeliges Leben / vnd jhr ſeli - ger Abſchied nicht aller dinges bekandt / ſondern auch viel mehꝛ darumb / daß ich zu ſolchem hohen Werck mit gebuͤrlichen vnd gleichfoͤrmigen Reden von Natur nicht genungſam inſtruiret vnd verſehen bin: Aber das iſt mein Troſt / res ipſa loquitur, & ubi rerum teſtimonia adſunt, non opus eſt verbis, pflegen ſonſt die Juriſten zu ſagen: Die That redet allhier ſelbſt / druͤmb darff man ſolches mit vielen Worten nicht darthun vnd erweiſen.

Præoccupatio. Wenn ruh - vnd gottloſe Leute ſterben / die die Zeit jhres Lebens nie gut gethan / vnd zu letzt auch in jhren vngebuͤſſeten Suͤnden dahin gefahren / ſo ſein ſie es nicht werth / daß jrer auff der Cantzel mit Ehren gedacht werde. Denn ſolcher Leute Ge -Pſal. 9. & 34. daͤchtnuͤß ſol billich außgerottet ſein auff Erden: Aber wenn frome Gottſelige Leute mit Tode abgehen / die hier Chriſtlich vnd wol gelebet / vnd endlich auch in Chriſtlicher Beſtendig - keit jhr Leben beſchloſſen: So iſt es gantz billich / daß derſelbenPſal. 112. v. 6. auff der Cantzel mit allen Ehren nach dem Tode gedacht wer - de: Nicht allein vnd vornemlich vmb der Todten willen / als wenn man dieſelbige vber alle maß vnd zur vngebuͤhr ruͤhmen vnd loben wolte: Sondern viel mehr vmb der Lebendigen wil - len / daß dieſelben zur gleichen Gottſeligkeit vnd Chriſtlicher Nachfolge angehalten vnd auffgemuntert werden.

2. Reg. 23.Da der fromme Koͤnig Joſias / der da Zeugnuͤß in der Schrifft hat / daß er ſey der froͤmeſte Koͤnig geweſen / vnter al - len denen / ſo jemals gelebet / weil die Welt geſtanden / mit Tode2. Paral. 25. abgegangen / Tritt der Geiſtreiche Prophet Jeremias auff / thut jhm ſeine Leichpredigt / vnd ruͤhmet / das von jhm zu ruͤh - men iſt. Vnd der Mann Gottes Syrach in ſeinem Tugendt -Buͤch -[53]Aus dem 26. Cap. Eſaiæ. Buͤchlein cap 44. vnd in nachfolgenden / erzehlet einen gantzen Catalogum vornemer vnd groſſer Wunder Leute / vnd ruͤhmet ſie von jhren vortrefflichen Thaten / Tugenden vnd ſtandhaff - tigen Glauben. S. Paulus tritt in ſeine Fußſtapffen / vnd thut dergleichen / Ebr. 11. vnd ruͤhmet auch die Heyligen Gottes / die vor zeiten gelebet / vnd jhren Glauben an Chriſtum Jeſum den wahren Meſſiam: Ja Chriſtus der ewige Sohn Gottes ſelber ruͤhmet Abraham den Vater aller Glaͤubigen / vnd ſeinen groſ - ſen Glauben / vnd ſpricht / Ioh. 8. Abraham ewer Vater ward fro / daß er meinen Tag ſehen ſolt / vnd er ſahe jhn / vñ frew - ete ſich. S. Paulus auch / Rom. 4.

Weil es denn alſo Chriſtlich / billich / vnd Gottes Wort ge - meß / daß auch der verſtorbenen nach dem Tode mit Ehren ge - dacht wird: Als wollen wir gar keine Abſchew tragen / ſolches allhier auch von vnſer Adelichen Gottſeligen Frawen in war - heit zu erzehlen.

Nemlich / Die Chriſtliche / Adeliche / viel Ehrentugentrei - che Fraw / ſeliger / iſt Anno 1596. jetzund gleich vor 20. JahrenNativitas. zu dieſer Welt geboren.

Vnd ſein jhre Chriſtliche Adeliche Eltern / der Edele / Ge -Parentes. ſtrenge Herr Siegmund von Gerßdorff / auff Sehe / ꝛc. des Goͤrlitſchen Fuͤrſtenthumbs wolverordneter LandesElteſter / jhr hertzgeliebter / vnd jetzo hochbetruͤbeter Herr Vater / Vnd dann / die auch Edele / Tugentſame / vnd viel Ehrenreiche Fraw Barbara Gerßdorffin / geborne von Vchtritz / aus dem Adeli - chen Hauſe Steinkirche / jhre hertz geliebte / vnd jetzo auch hoch betruͤbete Fraw Mutter / von wegen jhrer hertzlichen Liebe zu Gott vnd ſeinem allein ſeligmachendem Worte / Chriſtlicher Andacht in befoͤrderung der reinen Evangeliſchen / aber jetzi - ger Zeit bey der Welt bittern Warheit / Tapfferkeit / Auffrich - tigkeit / Weißheit / Mildigkeit / vnd vieler anderer Chriſtlichen Adelichen Tugenden maͤnniglichen gar wol bekandt: Der trewe Gott / als ein Gott vnd Vater alles Troſtes / der wolle ſie beyde / die hochbetruͤbten Adeliche Eltern / mit dem Troſt ſei -G iijnes[54]Chriſtliche Leichpredigt /nes Heyligen Geiſtes / vnd allein ſeligmachenden Worts be - gnaden / damit ſie ſich auch in jhrem groſſen Hertzleydt / in denMatth. 19. gerechten vnd allzeit guten Willen Gottes Chriſtlich moͤgen zu frieden geben / vnd die ſelige vorſchickung jhrer hertzgelieb - ten Tochter mit Chriſtlicher Gedult ertragen. Von dieſen beyden Chriſtlichen Adelichen Eltern iſt dieſe Chriſtliche Ade - liche Fraw / in jhrem Chriſtlichen Eheſtande gezeuget vnd ge - boren: Vnd weil die beyde vhralte / Chriſtliche / Adeliche Ge - ſchlechter / derer von Gerßdorff / vnd derer von Vchtritz / vnd die beyde vhralte Adeliche Stam̃Haͤuſer / als das Adeliche Hauß auff Sehe / vnd deñ das Adeliche Hauß auff Steinkirche / maͤnniglichen allhier / vnd ſonſt auch in vñ auſſerhalb des Lan - des gar wol bekandt / achtet man vor vnnoͤtig / weitleufftige er - zehlung zu thun: Jedoch vmb etlicher maſſen nachricht willen / vnd weil es ſonſt bey Adelichen Leichbegaͤngnuͤſſen gebreuch - lich / werden der gottſeligen mit Tode verbliechenen / hoch Ade - lichen vornemen Stammes vnd GeburtsLinien auff jetzo 32. Ahnen vnd Geſchlechter / 16. vom H. Vater / vnd 16. von der Fraw Mutter / inmaſſen ſolche auff dem Adelichen Chꝛiſtlichen Sarge vnd Leichtuch zum theyl gehefftet / zuerſehen / nachfol - gendes kuͤrtzlich angedeutet.

Als vom Herren Vater 16. Ahnen:

  • 1. Das Geſchlecht vnd Wappen derer von Gerßdorff des Adelichen Stammes / auff Sehe vnd Baruth.
  • 2. Der Herren Burggraven von Dohna / auff Straubitz.
  • 3. Derer von Haugwitz / auff Gauſigk.
  • 4. Derer von Tzſchertwitz auß Nieder Lauſitz.
  • 5. Derer von Gruͤnradt / aus dem Hauſe Brauna.
  • 6. Derer von Breitenbach.
  • 7. Derer von Gehofen.
  • 8. Derer von Reinſperg.
  • 9. Derer von Noſtitz / auff Gottaw.
  • 10. Derer von Vchtritz / aus dem Hauſe Steinkirche.
  • 11. Derer von Gerßdorff / auff Rulandt.
12. De -[55]Aus dem 26. Cap. Eſaiæ.
  • 12. Derer von Schreiberßdorff / auff Gurigk.
  • 13. Derer von Doberſchitz / auff Purſchwitz.
  • 14. Derer von Gerßdorff / auff Tauchritz.
  • 15. Derer von Poltzen auß Schleſien.
  • 16. Derer von Warnßdorff / auff Gießmansdorff.

Das ſein die 16. Ahnen vom Herrn Vater.

Von der Fraw Mutter aber auch 16. Ahnen:

  • 1. Derer von Vchtritz / auß dem Hauſe Steinkirche.
  • 2. Derer von Schreiberßdorff / auß dem Hauſe Neſchwitz.
  • 3. Derer von Doberſchitz.
  • 4. Derer von Seidlitz / auß dem Hauſe Teppelwude.
  • 5. Derer von Gerßdorff / aus dem Hauſe Piſchdorff vnd Ober Vllerßdorff.
  • 6. Derer von Gerßdorff / aus dem Hauſe Hennerßdorff vnterm Koͤnigsholtz.
  • 7. Derer von Doͤbſchitz / auff Schadewalda.
  • 8. Derer von Vchtritz / auß dem Hauſe Schwertta.
  • 9. Derer von Noſtitz / aus dem Hauſe Sprottiſchen Dorffe.
  • 10. Derer von Knobelsdorff / auff Hirſchfeldt.
  • 11. Derer von Naͤchern / auff Kuntzendorff.
  • 12. Derer Herren von Scharffenort / aus dem Hauſe Kuͤf - fel im Koͤnigreich Polen.
  • 13. Derer von Brauna / auff Ottendorff.
  • 14. Derer von Rechenberg / auff Windiſch Bora.
  • 15. Derer von Glaubitz / aus dem Hauſe Alten Gabel.
  • 16. Derer von Vnruhe / aus dem Hauſe Klemptzig.

Das ſein auch die 16. Ahnen von der Fraw Mutter.

Vnd iſt hierauß nun ab zunemen vnd zu ſchlieſſen / aus was vortrefflichen Adelichen Gebluͤt vnd Herkommen dieſe vnſere Chriſtliche Adeliche Fraw entſproſſen / Wie vor Alters jhre ge - liebte Vorfahren aus anſehlichen ſtatlichen Haͤuſern vnd Ge - ſchlechtern ſich zuſammen befreundet / vnd jederzeit Adeliche Ehrliche Tugenden / vnd loͤblich Wolverhaltnuͤß / biß auff heu - tigen Tag / vnd / wil Gott / von Jahren zu Jahren ferner fort -gepflan -[56]Chriſtliche Leichpredigt /gepflantzet worden: Jſt auch ſolches / zu foͤrderſt aber ſelbſt perſoͤnlichen Nachfolge / in rechter Gottesfurcht / vnd in der lieben Vorfahren Fußſtapffen zutretten / Chriſtlichen Ehrlie - benden vom Adel hoch ruͤhmlich vnd denckwirdig.

Weil aber der angeborne Adel an vnd vor ſich ſelbſt nie - mandt vor Gottfrom vnd gerecht macht / ſondern ſolches thutAdel des Glau - bens. allein der hohe Adel des Glaubens / davon Ioh. 1. ſtehet: wenn man als nemlich durch Glauben Gottes Kindt wird: So ha -Educatio. ben die Chriſtliche Adeliche Eltern dieſe jhre hertzgeliebte Tochter fein Chriſtlich aufferzogen: Ein mal haben ſie dieſel - be bald in jhrer Kindtheit durch die H. Tauffe Chriſto jhrem HErren vortragen / vnd ſeiner Kirchen einverleiben laſſen / Da - mit ſie alſo der kraͤfftigen Reinigung von jhren Suͤnden durch das Blut des Sohnes Gottes am Stam̃ ſeines H. Creutzes geſchehen / kraͤfftiglich vorſichert wuͤrde / vnd ſie ſich hernach die Zeit jhres Lebens jhrer empfangenen Tauffe zugetroͤſten hette.

Chriſtlicher Adel.Darnach / weil es heiſt / wie Hieronymus ſagt: Vera & ſan - cta nobilitas eſt, virtutibus inclareſcere: Das iſt ein rechter / Chriſtlicher vnd ſeliger Adel / wenn man mit Chriſtlichen vnd Gott wolgefaͤlligen Tugenden beruͤhmet wird: So haben die Chriſtliche Eltern / wie auch maͤnniglich gut wiſſend / dieſe jhre hertzliebe Tochter in allen Chriſtlichen / Adelichen Tugenden / Gottesfurcht / Zucht vnd Redligkeit aufferzogen / vnd ſie jhren Catechiſmum / Evangelia / Pſalter / Chriſtliche Gebete / vnd vn - zehliche viel Spruͤche aus H. Schrifft lernen / vnd taͤglich mit verwunderung / derer deñ ein gantz Buch voll auffgeſchrieben / beten vnd vben laſſen / Sie fleiſſig zur Kirchen / vnd anhoͤrung Gottes Worts / auch gebrauch des Hochwuͤrdigen Abendt - mahls gehalten / vnd jhr auch in allem mit einem guten Exem -Virtutes dome - ſticæ. pel vorgegangen: Wie ſie denn auch gar ein fromes / wolge - zogenes / vnd gegen jhren Chriſtlichen Adelichen Eltern gar ein gehorſames Kindt iſt geweſen / die jhnen wol zur Hand ge - gangen / Chꝛiſtlichen gefolget / vnd ſie vorſetzlich nicht erzuͤrnetoder[57]Aus dem 26. Cap. Eſaiæ. oder betruͤbet hat / alſo / das die lieben Eltern ein ſonderliches wolgefallen ob jhr getragen.

Jnſonderheit hat ſie gelernet / Gott vnd ſein Wort lieben /Sincerus amor verbi divini. vnd demſelbigen allein anhangen / vnd allen Menſchenthandt verachten: Denn es heiſt Matth 15. Alle Pflantzen / die mein Himliſcher Vater nicht pflantzet / die werden außgereut /N. B. Allein mein / O - der laß gar ſein. Apoc. 3. v. 16. Vnd Recht muß doch Recht bleiben / vnd dem werden alle frome Hertzen zufallen / Pſal. 94. Darumb auch Chriſtenlen - te einig vnd allein vber Gott vnd ſeinem Wort feſt vnd ſteiff halten / vnd jnen keinen Menſchenthand ſollen gelieben laſſen.

Jhren Jungfrawſtand hat ſie faſt in die 20. Jahr in Froͤ -Caſtitas. migkeit / Keuſchheit / vnd Chriſtlicher Zucht vnverletzt gefuͤh - ret. Es hat aber Gott der allmaͤchtige / nach ſeinem allein vn -Morbi graves & diuturni. erforſchlichen / gerechten / hoch heyligen Rath / Willen vñ Wol - gefallen / ſie in dieſem jhrem Jungfrawſtande / mit ſtetweren - der Kranckheit / vnd harter Leibes Schwachheit vber 2. Jahr lang / nach dem ſie mit jrem lieben Junckern vorſaget worden / Vaͤterlich daheim geſucht vnd angegrieffen: Wie denn deret - halben hieruͤber bekuͤmmert jhre geliebte Eltern / mit anſtel - lung jhrer Hochzeitlichen Ehren Frewden / langen auffſchub nemen muͤſſen / vnd von einer Zeit zur andern der beſſerung ge - hoffet / auch mit auffwendung groſſer Vnkoſten nichts geſpa - ret: Weil es aber vber angeſtelte Menſchliche moͤgliche Mit - tel vieler Ertzte vnd Medicorum gar nichts helffen wollen / hat ſie alſo nach Goͤttlichem Willen jhr Creutz von Gott zugeſchi - cket / mit groſſer Gedult / ohn einiges murren vnd widerwillen / die gantze Zeit jrer wehrenden Kranckheit / geduͤltig ertragen.

Als aber der liebe Gott jhr ein wenig die Geſundheit wi -Conjugium. der gezeiget / iſt ſie Anno 1615. den 1. Septemb. auff heute gleich vor 33. Wochen / mit dem Edelen / Geſtrengen vnd Ehrenve - ſten Hans Balthaſarn von Rackel / auff Daubitz vnd New - hammer / zum Sehe im 20. Jahr jhres Alters Ehelich vertraw - et / vnd zu einem Chriſtlichen Ehegatten vnd Gehuͤlffen ſeines Lebens vbergeben worden: Vnd aber in ſolcher Ehe / nach demHvner -[58]Chriſtliche Leichpredigt /vnerforſchlichen Willen Gottes nicht lenger denn 7. Monat / oder 29. Wochen 4. Tage / bey ſolchem jhrem hertzlieben Jun - ckern vnd Eheherren gelebet. Jn wehrender Ehe haben ſieAmor conjugalis. einander von Hertzen geliebet / vnd Chriſtliche Gedult mit ein - ander getragen: Vnd hat gewiß der frome Juncker ſich gegen jhr alſo erzeiget / wie es einem fromen / liebreichen / Chriſtlichem Ehemanne geziemen vnd gebuͤren wil / vnd es an nichts / was nur Menſchlich vnd moͤglich / zu erlangung jhrer Geſundheit geweſen / mangeln laſſen: Sie hergegen hat dieſen jhren hertz - lieben Junckern / auch in allen Ehren / vnd von hertzen geliebet / vnd ſich gantz freundlich vnd gehorſamlich gegen jm erzeiget: Vnd wenn ſie der liebe Gott lenger am Leben hette friſten / vnd Geſundheit verleyhen wollen / wuͤrde ſie jhrem hertzlieben Ehe - manne vnd Junckern an ſeiner Nahrung vnd Haußhaltung mit fleiſſiger Vorſorge / darzu ſie denn in Wirthſchafftſachen bey jhren lieben Eltern aufferzogen / vnd gewohnet geweſen / nicht ſchaͤdlich / ſondern zur billichen Sparſamkeit / vnd einge - zogenem Chriſtlichen Wandel vnd Leben wol nuͤtzlich vnd rathſam geweſen ſein: Aber es hat dem lieben Gott anders ge - fallen: Dahero vns nicht mehr noch weiter in Goͤttliches Ge - richt zu reden / oder nachzugruͤbeln gebuͤret / viel mehr aber zu ſagen: Iuſtus es Domine, & omnia judicia tua rectiſſima: OPſal. 119. HErr / du biſt gerecht / vnd alle deine Gerichte ſein recht / ſtandthafftig vnd warhafftig. Jhre geweſene Seelſorger / beydes der Herr Pfarr zum Sehe / vnd deñ auch der Herr Pfarr allhier zum Daubitz / geben jhr gut Zeugnuͤß / daß ſie viel vnfehl - bare Kennzeichen des wahren ſeligmachenden Glaubens / vnd Chriſtlicher Liebe / beydes gegen Gott vnd auch jhrem Nech - ſten / an jhr geſpuͤret: Alle ehrliebende Leute haben nichts an - ders / als was Chriſtlich / ruͤhmlich / vnd einer Gottfuͤrchtigen Weibesperſon gebuͤret / von jhr geſehen vnd gehoͤret: Vnd hat ſie ſich gegegen jederman alſo erzeiget / daß viel frome Hertzen heute zu Tage jhren zeitlichen Abſchiedt aus dieſem Leben mit Thraͤnen beweinen vnd beklagen:

Vnd[59]Aus dem 26. Cap. Eſaiæ.

Vnd weil ſie freilich / als ein ander Menſch / auch in Suͤn - den empfangen vnd geboren / vnd dannher in jrem Leben auch offt vnd dick wider den lieben Gott geſuͤndiget: Denn welcher Menſch lebet doch / der nicht ſuͤndigte / ſaget Salomon der Weyſe Koͤnig / 1. Reg. 8. So hat ſie auch hertzlich je vnd allewe - ge den lieben Gott vmb Verzeihung jhrer Suͤnden gebeten: Vnd iſt diß jmmer jhr Abends vnd Morgends Gebet geweſen: O Gott / biß mir armen Suͤnderin gnaͤdig. Luc. 18.

Schließlich zu reden: Als ſie der liebe Gott abermal in jh -Vitæ exitus. rem Eheſtande auff jhr Siechbette ſchmertzlich darnieder ge - leget / hat ſie ſich bald dem Willen Gottes ergeben / jhre Seele mit Gedult gefaſſet / alle Schmertzen mit Gedult erlitten / fleiſ - ſig gebetet / vnd andere zum Gebet vermahnet: Vnd als ſie we - nig Tage vor jhrem Ende das Hochwuͤrdige Abendmahl be - gehret / vnd ſich berichten laſſen / hat ſie jhre Suͤnde dem lieben Gott im Himmel / als jhrem einigen Hertzenkuͤndigern / von grund jhres Hertzens gebeichtet vnd bekandt / vnd das heylige Sacrament des wahren Leibes vnd Blutes Chriſti jres HEr - rens / mit wahrem Glauben empfangen / vnd bey ſolcher Com - munion ſich vieler Chriſtlicher / troͤſtlicher Geſaͤnge / Spruͤche vnd Gebet troͤſtlich erinnert / vnd mehr / als jhr jhr lieber Seel - ſorger hat vorſagen koͤnnen / in jhrer groſſen Schwachheit er - zehlet / Sonderlich den vortrefflichen Troſtſpruch aus dem Chriſtlichen Geſaͤnglein:

Jch bin ein Glied / HErr Chriſte / aus deinem Leib /
Deß troͤſt ich mich von Hertzen /
Von dir ich vngeſcheyden bleib /
Jn Todes Noth vnd Schmertzen /
Wenn ich gleich ſterb / ſo ſterb ich dir /
Ein Ewiges Leben haſt du mir
Mit deinem Todt erworben.

Dieſen Spruch hat ſie gar bedaͤchtig außgeredt / vnd jhre See - le dem trewen Gott hertzlich in ſeine Haͤnde befohlen: Jn ſol - chen Gedancken ſie denn auch biß auff jhren letzten SeufftzerH ijſtandt -[60]Chriſtliche Leichpredigt /ſtandthafftig vorblieben: Dannher gewiß vnd vbergewiß / daß ſie als eine Chriſten ſeliglich vorſchieden: Sie hat aber jhr ſeliges Ende genommen / vnd jhr ſeliges / vnd allen wahren Chriſten zu wuͤndſchen / in friede vnd ruhe / ſtilles Chriſtliches Sterbeſtuͤndlein erlanget den 26. Martii vmb 9. Vhr Abends / war der Sonnabend vor Palmarum / auff heute vor 24. Tagen.

Der Allmaͤchtige Gott vnd Barmhertzige Vater vn - ſers HErren vnd Heylandes Jeſu Chriſti / der ſchon jhr Seeli - chen in ſeine Hand genommen / da ſie denn keine Qual anruͤret / verleyhe jhr nach dem Leibe eine ſelige Ruhe / vñ am Juͤngſten Tage eine froͤliche aufferſtehung mit allen Außerwehlten zum Ewigen Leben / vnd vns allen dergleichen ſelige Nachfarth / vnd troͤſte alle betruͤbete / vmb das Verdienſt Jeſu Chriſti wil - len. Das were alſo die kurtze Erzehlung jhrer Adelichen An - kunfft vnd Geburth / jhrer Chriſtlichen Aufferziehung / Gottſe - ligen Lebens / Wandels / vnd jhres recht ſeligen Abſchiedes.

Applicatio conci - onis in defunctam. Nun koͤnnen wir mit zweyen Worten gleich die gantze ge - haltene Predigt fein auff ſie appliciren: Vnd zwar ein mal koͤn - nen wir nach anleitung des erſten Stuͤcks ſolcher Predigt wol recht von jhr ſagen / daß ſie auch ſey geweſen eine aus denſelbi - gen Todten / die die Todten des HErrn genennet werden: Denn ſie iſt ja einmal der Suͤnden im Glauben / vnd in Krafft des Heyligen Geiſtes abgeſtorben / vnd ſo viel Menſchlich vnd moͤglich / zu einem newen Gott wolgefaͤlligen Leben auffer - ſtanden / vnd hat denlieben Gott vmb Verzeyhung jhrer hin - terſtelligen Suͤnden von Hertzen gebeten. Darnach iſt ſie auch an vnd nach dem Leibe geſtorben: Sie iſt aber geſtorben in wahrer Buſſe vnd Bekehrung zu Gott / in wahrem Glauben vnd hertzlicher anruffung Chriſti jhres Seligmachers: Dann - her auch vngezweiffelt zu ſchlieſſen / daß ſie am Juͤngſten Tage mit allen Außerwehlten Gottes wiederumb wird aufferſtehen zum Ewigen Leben: Nicht allein aber wird ſie wieder auff - wachen / ſondern ſie wird auch in alle Ewigkeit ruͤhmen / Gott jhrem HErrn / vor die erzeigete Erloͤſung vnd die ewige Selig -keit[61]Aus dem 26. Cap. Eſaiæ. keit von Hertzen dancken / lobſingen / vnd ſich in alle Ewigkeit frewen: Denn es wird ein ſolcher kraͤfftiger vnd ſeliger Thaw am Juͤngſten Tage auff jhre verdorrete vnd vermoderte Ge - beine fallen / der ſolche Krafft hinter ſich haben wird / daß er auch dieſelben gantz vnd gar verjuͤngen / vnd wieder lebendig machen wird / alſo daß ſie zu Gott jhrem HErren ins Ewige Leben hienein gruͤnen vnd bluͤhen wird.

Nach dem andern Stuͤcke der Predigt koͤnnen wir das auch in warheit von jhr ſagen: Daß / ob ſie ſich vielleicht wol auch / als ein natuͤrlicher Menſch vor dem Tode etlicher maſſen mag entſetzet haben / daß ſie doch alle Furcht vnd Schrecken im Glauben an Chriſtum Jeſum jhren Erloͤſer vnd Seligma - cher / vnd in vngezweiffelter Hoffnung der frewdenreichen Aufferweckung jhres Leibes kraͤfftiglich vberwunden.

Ob ſie auch ſchon jhren hertzlieben Junckern / jhren hertz - lieben H. Vater / jhre hertzliebe Fraw Mutter / jhre vielgeliebte Fraw GroſſeMutter / jhre vielgeliebte Bruͤder / jhre vielgelieb - te Schweſtern / alle jhre gute Freunde / vnd die gantze Adeliche hochloͤbliche Freundtſchafft alſo hat muͤſſen hinter jhr laſſen / vnd gleich alſo verlaſſen / das ſie leichte auch hette betruͤben koͤnnen: Ey ſo hat ſie doch gewiſſe Hoffnung / daß ſie in groͤſ - ſern Frewden wieder zuſammen kommen werden / einander wi - der kennen / wieder ſehen / vnd mit einander ſich in alle Ewig - keit frewen: All jhr Haab vnd Gut / Zierheit vnd Schmuck / ſo ſie hier verlaſſen / iſt nichts zu achten gegen der Ehr vnd Herr -Rom. 8. ligkeit / darein ſie ſchon nach der Seelen iſt verſetzet worden. Denn ſie iſt in vnaußſprechlicher Frewde vnd Herrligkeit bey Chriſto jhrem HErren / vnd neme nicht die gantze Welt / vnd kaͤme wider zu vns in diß Jammerthal.

Vnd ob jhr todter Coͤrper zwar jetzund in die Erden muß verſencket / vnd in die Grufft beygeſetzet werden / Ey ſo ſol doch dieſelbe jhr gewuͤndſchtes vnd ſeliges Ruhebetlein vñ Schlaff - kaͤmmerlein ſein / darinne ſie ſanfft vnd ſuͤß ſol ſchlaffen / biß an den lieben Juͤngſten Tag: Da ſie denn als aus einem ſuͤſſenH iijSchlaff[62]Chriſtliche Leichpredigt /Schlaff wieder ſol auffwachen / vnd mit Leib vnd Seel zum Leben eingehen: Vnd ob zwar dahin vor Menſchlichen Augen eine lange Zeit ſcheinet ſein / Ey ſo iſt es doch vor Gott nur ein Augenblick. Ach nur ein Augenblick / Ach nur ein klein Augen - blick / gegen der ewigen Frewde vnd Seligkeit / die da wehren ſol ohn alles auffhoͤren: Welches alles wir jhr von Hertzen goͤn - nen / vnd vns allen im Glauben von Hertzen wuͤndſchen ſollen.

Troſt an den Hochbetruͤbten Adelichen hin - terlaſſenen Wit - wer.Was nun anlanget den Adelichen vnd hoch betruͤbeten Witwer / den Edelen / Geſtrengen / Ehrnveſten vnd Wolbe - nambten Hans Balthaſarn von Rackel auff Newhammer vñ Daubitz / ꝛc. So koͤnnen wir auch wol in Warheit von jhm ſa - gen / daß ſein Adeliches Hauß jetzundt ein recht Trawer vnd Klagehauß ſey. Denn wir duͤrffen jetzt nicht zehlen / wie viel Jahr ſein liebes Weib bey jhm gelebet / deñ es iſt kaum ein halb Jahr: Wir duͤrffen nicht zehlen die Monat / denn jhr ſein kaum 7. vom September an zurechnen / biß auff den Mertzen: Wir duͤrffen nicht viel zehlen die Wochen / jhr ſein kaum 29. Wir duͤrffen nicht viel zehlen die Tage / denn wir wuͤrden derſelbi - gen nicht viel vber 200. bereiten: Wir moͤchten wol zehlen die Stunden / wenn wir eine groſſe Summa außſprechen vnd ſe - tzen wolten.

Da dieſem fromen Junckern diß ſein liebreiches Ehege - noß Ehelichen zugeſaget vnd verſprochen ward / greiff ſie der liebe Gott an mit einer ſchmertzlichen Kranckheit / faſt in die zwey Jahr / daß druͤber ſo lange das Hochzeitliche Ehren Feſt muſte auffgeſchoben werden. Da er ſie hernach nach Gottes willen an ſeine Seiten bekoͤmpt / Sihe / da lebet ſie jhm nicht lenger / denn ſieben Monat: O leyder dem vnbarmhertzigen Tode / der es ja leyder allzu grob machet / vnd keine Zeit in acht nimpt / vñ keines Menſchen verſchonet / er ſey gleich Jung oderPſalm. 90. Alt / Edel oder Vnedel: Aber das machet vnſer Suͤnde / daß wir ſo vergehen / vnd ſo ploͤtzlich dahin muͤſſen. Jch wuͤnd - ſche aber dem Chriſtlichen Junckern von grund meines Her - tzens / den Chriſtlichen Troſt des lieben Jacobs / deſſen wir imEingang[63]Aus dem 26. Cap. Eſaiæ. Eingang vnſer Predigt gedacht / der auch hertzlich betruͤbet war / da jhm ſeine holdſelige Rahel durch den ſchmertzlichen Todt entfiel: Aber doch gleichwol hat er ſich wiederumb ge - troͤſtet / vnd in den allein guten Willen Gottes zu frieden ge - geben: Denn wir muͤſſen gute vnd danckbare Schuldtleute ſein / vnd wenn vns der liebe Gott etwan ſeine ſchoͤne vnd vor -Gleichnuͤß von Schuldleuten. treffliche Gaben leyhet / borget / vnd an die Handt giebet / ſo muͤſſen wir dann auch willig widergeben / vnd ſolche ſeine Ga - ben jhm wieder abtretten / es geſchehe gleich die Auffſagung ſo geſchwinde vnd ſo eilends ſie jmmer wolle. Denn wir ſein al - lezeit vnd vberall Gott vnſerm HErren zu gehorſamen ſchuͤl -1. Sam. 15. dig / Vnd wir muͤſſen auch nicht trawrig ſein / wie die Heyden /1. Theſſ. 4. die keine Hoffnung haben: Sondern muͤſſen vns in Chriſto Je - ſu vnſerm HErrn wiederumb reiches Troſtes erholen: Denn benè fecit omnia, Er hat alles wol gemacht / Vnd allesMarc. 7. was er thut / iſt loͤblich vnd herrlich. Pſal. 111.

Was darnach anlanget den Adelichen hoch betruͤbetenTroſt an die hoch betruͤbete Adeliche Elteꝛn. Herren Vater / die Adeliche hochbetruͤbete Fraw Mutter: So werden dieſelben ſchon ergrieffen haben den koͤſtlichen Troſt des lieben Hiobs / daß ſie auch werden ſagen koͤnnen: DerHiob 1. HErr hat ſie vns gegeben / der HErr hat ſie vns genom - men / Wie es dem HErren gefallen hat / ſo iſts geſchehen / Der Name des HErren ſey gelobet vnd gepreyſet: Sie werden auch ſchon ergriffen haben den Troſt des lieben Da - vids: Daß ſie wiſſen / jhre hertzliebe Tochter koͤmpt nicht wie -2. Sam. 12. der zu jhnen / ſie aber werden zu jhr kommen: Sie werden ſchon ergriffen haben den ſchoͤnen Troſt / welchen Chriſtus der HErr der hoch betruͤbeten Wittwen zu Naim an die Hand gab / vndLuc. 7. ſprach: Weine nicht / dein Kindt ſol dir wider gegeben wer - den: Sie werden ſchon ergrieffen haben den Troſt / welchen Chriſtus der HErr dem hochbetruͤbeten Jairo / dem Schuel -Matth. 9. meiſter zu Capernaum an die Hand gab: Deine Tochter iſt nicht todt / ſondern ſie ſchlaͤfft: Vnd darneben wuͤndſche ich jhnen dieſen Troſt von grundt meines Hertzens: Daß ſie auchvon[64]Chriſtliche Leichpredigt /von Hertzen glaͤuben moͤgen: Daß / ob zwar jhr Adeliches Ge - ſchlecht durch den allzu zeitlichen Abgang jhrer hertzgeliebten Tochter gleich etlicher maſſen hat muͤſſen abnemen / vnd gleich alſo zu reden / iſt vergeringert worden allhier in dem Leben / ſintemal dieſe jhre liebe Tochter ſo zeitlich iſt geſtorben / ehe ſie noch ein einiges ParadißZweiglein in jhrem Eheſtande von jhr haben ſehen moͤgen: Das doch alſo jr Adeliches Geſchlecht in jenem Leben vnd im Himmel dadurch ſey vermehret wor - den / vnd alſo abermal mit macht droben habe zunemen muͤſſen. Denn wir ſind ja nicht zu dem ende von dem lieben Gott er - ſchaffen / daß wir hier ewiglich bleiben / vnd vns mit den vnſe - rigen nur allhier in dieſem Leben außbreiten ſolten: Sondern wir gehoͤren auch ad Eccleſiam triumphantem, vnd in das Himliſche Jeruſalem hienein / daß wir daſelbſt mit vnſerm Na - men vnd Geſchlecht in alle Ewigkeit ſollen ehrlich vnd herr - lich / Edel vnd Selig ſein vnd werden.

Troſt an die gantze Adeliche Freundſchafft.Endlich was anlanget die hochbetruͤbete Fraw Groſſe Mutter / die hochbetruͤbeten Bruͤder vnd Schweſtern / die gan - tze Adeliche hochbetruͤbete Freundſchafft: So wuͤndſche ich jhnen den Troſt auch von grund meines Hertzens / daß ſie wiſ - ſen / vnd von Hertzen glaͤuben / daß ſie dieſe jhre vielgeliebte Tochter / hochgeliebte Schweſter / hochgeliebte Freundin nicht haben verlohren / ſondern daß ſie dieſelbe vor ſich hingeſchickt / der ſie auch zu ſeiner Zeit nach Gottes willen nachfolgen / vnd mit jhr zu gleicher Frewde vnd Herrligkeit einverſamlet wer - den.

Vns allen wuͤndſche ich von grund meines Hertzens eine rechtmaͤſſige vnd Chriſtliche Betrachtung vnſer Sterblig - keit / eine Chriſtliche vnd Bußfertige Vorbereitung auff ein ſeliges Sterbſtuͤndelein / vnd endtlich ein gewiſſen Troſt vnd Hoffnung der frewdenreichen Aufferweckung vnſer Leiber zur Seligkeit: Denn wir ſollen dardurch angereitzet werden / vnſere Sterbligkeit ſtets zu betrachten / vnd vns alle Stunden vnd Augenblick in wahrem Glauben vnd in wahrer Buſſe auffein[65]Aus dem 26. Cap. Eſaiæ. ein ſeligen Abſchiedt aus dieſem Leben geſchickt vnd bereit zu machen / auff das / wenn der liebe Gott koͤmpt / vnd mit ſei - nem TodesHammer bey vns anklopffet / wir bereit moͤgen er - funden werden / vnd vns willig mit Chriſto vnſerm HErren auffmachen / vnd zu ſeiner Herrligkeit einwandern. Die jhr nun ſolches mit mir begehret / wie jhr es denn alle mit einander von grund ewers Hertzens begehren ſollet / erhebet ewre Hertz vnd Mund / vnd betet vnd ſprecht mit mir alſo:

O HErre Gott / in meiner Noth /
Ruff ich zu dir / Du hilffeſt mir /
Mein Leib vnd Seel / ich dir befehl /
Jn deine Haͤnd / dein Engel ſend /
Der mich bewahr / wenn ich hinfahr
Aus dieſer Welt / wenn dirs gefelt.
O Jeſu Chriſt / geſtorben biſt /
Am Creutzes Stam̃ / du Gottes Lamb /
Dein Wunden roth / in aller Noth /
Dein thewres Blut / kom mir zu gut /
Dein Leyden vnd Sterben / mach mich zum
(Erben /
Jn deinem Reich / dein Engeln gleich / Daß ich bey dir leb ewiglich.
O Heylger Geiſt / mein Troͤſter heiſt /
An meinem End / dein Troſt mir ſend /
Verlaß mich nicht / wenn mich anficht
Des Teuffels Gewalt / des Todes geſtalt /
JO HErr[66]Chriſtliche Leichpredigt / Aus dem 26. Cap. Eſaiæ.
O HErr mein Hort / nach deinem Wort /
Wolſt du mir geben / das Ewig Leben /
AMEN.

Darzu ſprecht auch ein andaͤchtiges vnd glaͤubiges Vater vnſer. Vater vnſer / ꝛc. ()

(Vnd darauff ward mit der Chriſtlichen Abdanckung an die Edelen / Geſtrengen Herrn von der Ritterſchafft / an das A - deliche / hochloͤbliche Frawenzimmer / an die Herren Prædican - ten / vnd ſonſt alle vnd jede beſchloſſen.)

Die Liebe Gottes des Vaters / die Gnade Gottes des Sohnes / die Gemeinſchafft Gottes des Hey - ligen Geiſtes / ſey mit vns allen vnd allezeit / Amen / Amen.

[67]

Sehr ſchoͤn redet Mantuanus der Chriſtliche Poet von der Ewigen Frewde.

Eſt requies illic, illic æterna voluptas,
Perpetuus ſplendor, gaudia, riſus, amor:
Quotquot erunt, animas, & quot nos ante fuerunt,
Accipient læto magna theatra ſinu.
Fas erit hîc noſtræ vultus agnoſcere gentis:
Atq; dare alternis mutua verba ſonis.
Hîc cum fratre ſoror, nati cum patribus ibunt:
Veſpera nec feſtos finiet ulla dies.

Das iſt:

Dort wird nicht / denn nur Sonnenſchein /
Ruh / Frewde / Lieb vnd Lachen ſein:
Da ſolln im Himmel groß vnd klein /
All frome Seelen ewig ſein /
Ach mein Gott / hilff mir auch hienein.
Da werden wir einander kennen /
Vnd außdruͤcklich mit Namen nennen:
Bruͤder vnd Schweſter / Vater vnd Sohn /
Werden da haben Frewd vnd Wonn:
Da wird kein Nacht vnd Wercktag ſein /
Sondern nur Ruh vnd Sonnenſchein.
Ach Gott hilff mir auch hienein /
Vnd laß diß an dem Ende mein /
Mein letztes Wort vnd Amen ſein /
AMEN.
I ijAd[68]

Ad Magnificum, Nobilißimumꝙ́ Virum, Dn. Sigismundum à Gersdorff in Sehe, &c. mortem immaturam Filiæ nuper admodum elocatæ lugentem.

VIx thalamum ornârat Gnatæ Gersdorfius Heros:
Nunc tumulum huic idem cogitur extruere.
Tam ſubitò ſua commutarunt ſpicula rurſus
Mors & amor? morti ſic malè cedet amor?
Gaudia ſperaſti è lecto, Sigimunde, jugali:
Nempe fore, ut tandem ſurgeret inde nepos.
Fruſtrà ſed ſpes illa fuit: namq; illa petito
Succeſſu caruit, ſic ſtatuente Deo.
Quid tibi produxit thalamus? num gaudia? ſumptus.
Quid tumulus? luctus, triſtia quæq́; tibi.
Sic nihil humanis fas quenquam fidere rebus:
Quæ vix nupta fuit: mox ea rapta fuit.
Parce tamen, Genitor, lacrymis, & parce querelis:
Non cunctæ exiguâ ſpes tumulantur humo.
Non amiſiſti, præmiſiſti, Pater, illam:
Tempus, quando iterum convenietis, erit.
Interea Gnatæ tumulo placidè oſſa quieſcant:
Voce ſuâ donec ſuſcitet illa Deus.

In ſocietate luctus faciebat Gregorius Richterus Gorlicius, Mi - niſter Eccleſiæ patriæ primarius.

Ad[69]

Ad Reverendum & Doctiß. Dn. Paullum Schubardum Ecclesiæ Rottenburg. ad Niſſum Paſtorem digniſs. Dn. Affinem & Compatrem meum ho - norandum.

LUdat in humanis quanta inconſtantia rebus,
Comica quàm tragicis ſint bona plena malis:
Sat docet exemplo GersdorfI Barbara ſangvis:
Mente Charis, Peîtho vocibus, ore Venus.
Menſibus antè aliquot thalamo quæ juncta Rakelli,
Nunc tumulum Mortis falce reſecta ſubit.
O tumulum thalamo vicinum! ô triſtia lætis
Perpetuâ ſe inter conglomerata vice!
Talia quis ſecum aßiduè cum mente revolvens
In lacrimas, mirum, ni reſolutus eat.
Ast tu quæ tragicis opponere pharmaca fas ſit,
Pro roſtris meliùs Crantore, Paulle, doces.
Manibus inferias dùm mittunt ritè parentes
Et gener, heu mœſti ob fata inopina domûs:
Eruta divinis ſcriptis medicamina præbes:
Pectore quæ luctum ſola movére queunt.
Quæ, ne ſint tineis aliquando voracibus eſca,
Publicitùs vulgas ære inarata libris.
Est operæ precium ſervare nepotibus olim,
Ingenii, eloquii, mentis & artis opus:
Marmore non potis est ſolidové perennior ære
Machina, defunctam quæ ferat, ulla dari.
Illa, Parensꝙ́ ſuper Gersdorfius atꝙ maritus
Dùm tua victuris ſcripta loquentur, erit.

M. Elias Cüchler R. Gymnaſii Gorlic.

I iijAd[70]

Ad Reverendum doctißimumꝙ́ Virum Dn. Paulum Schubertum homelian ſuam funebrem publicantem.

EMeritas celebrare animas post funera, eisꝙ́
Aeternum famæ conciliare decus:
Quæꝙ ſalubre ſient mœſtis medicamen amicis,
Divina è ſacro promere dicta penu:
Virtutis ſtudium ad laudabile ſubdere calcar
Omnibus, atꝙ ſui quemꝙ́ monere obitûs:
Sanctorum triga est operum, atꝙ fidelis amici
Officium, affectu de meliore fluens.
Fas animas laudare pias, poſitoꝙ́ trophæo
Victricis, fidei clarificare decus.
Elogium virtus generoſa illuſtre meretur:
Exemplo vivos extimulare decet.
Nec decus omne hominis rapit & capit urna: ſuperſtes
Pars potior mortis libera ab imperio est.
Corpora ſub luſcæ rediguntur ſceptra tyrannæ:
Ignorant animæ jus, Libitina, tuum.
Nec virtus moritur: Durat virtutis in urnâ,
Officio calami perpetuatus, honos.
Ipſa etiam, cinefacta licet, renovabitur olim,
Auroræ extremæ rore peruncta caro.
Quos ergo vitæ reduces ſperamus ad uſum,
Laudibus hos meritò voxꝙ́ ſtylusꝙ́ ferunt.
Fas etiam mœſtis promißâ in ſindone amicis
Luctum fomentis attenuare piis.
Fas Lethi immemores urnæ capuliꝙ́ monere,
Et trahere ad vitæ labe carentis iter.
Officia hæc tria dum Cineri, mœſtisꝙ́ propinquis
Et toti præſtas, docte SCHUBERTE, choro:
Laudan -[71]
Laudandam navas operam: CHRISTIꝙ́ miniſtrum
Quod decet, hâc illâc utilis eſſe cupis.
Quam Virtuti igitur ſtatuam atꝙ Epitaphion ore
Et graphio erêxti, PAULE diſerte, tuo:
Stet, precor, exuperetꝙ́ cedrum: æternumꝙ́ loquatur
Hæc GIRSDOR Fiacum buccina clara decus.
Expreſſum ſtatuet lapicida in marmore corpus:
Vultûs effigiem picta tæbelladabit.
Quæ potiora, Fides, Pietas, Patientia, ſtant heîc
Effigiata tui peniculo eloquii.
Quæꝙ́ emplaſtra paras genito〈…〉〈…〉, ægroꝙ́ marito,
Matribus, & qui ſunt ale propiore ſatu,
Adflictis adhibenda animis: hortamina miſcens,
Extremi ne qvis deſinat eſſe memor:
His medicaminibus, ſanctisꝙ́ hortatibus addat
Vim penetrandi animos gratia larga DEI:
Ut GIRSDORF Iades, & totus ſangvinis ordo,
Virꝙ́ ipſus, placidè hæc triſtia damna ferant:
Et qvis qvis leget hæc, florens & ſerior ætas,
In vitâ emendent, qvæ vicioſa, ſuâ.

Micheas Meisnerus.

FINIS.

About this transcription

TextMortui resurgentes & cantantes, Oder/ Christliche Leichpredigt aus dem 26. cap. Esaiae
Author Paul Schubert
Extent71 images; 18912 tokens; 4527 types; 127623 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationMortui resurgentes & cantantes, Oder/ Christliche Leichpredigt aus dem 26. cap. Esaiae Bey der Weilandt WolEdelen/ Ehrenreichen vnd Vielthugentsamen Frawen Barbarae/ gebornen Herßdorffin Paul Schubert. . 71 Johann RhambawGörlitz1616.

Identification

Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 S 192/13 / 524575

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:36:14Z
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Holding LibraryUniversitätsbibliothek Breslau
ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 4 S 192/13 / 524575
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