PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1]
AUREUS Christianorum theſaurus Cum Ærario.
Der guͤldene Schatz / vñ Schatzkaſten rechtſchaffener Chriſten.
Bey dem Begräbniſs / Des Weyland / Edlen / Ehrenveſten / Wolbenambten Herꝛn Godtfꝛied Heſelers / von Waldaw zu Windiſchmarchwitz / im Namßliſchen Weichbilde gelegen.
(Cicero. )Optima ſiquidem hæreditas, quæ à parentibus traditur liberis, omni patrimonio præſtãtior, Gloria est virtutis & rerum geſtarũ.
Gedruckt inn der Fuͤrſtl: StadtOlſſe/ DurchJohann Boͤſſemeſſern. Jm Jahr1617.
[2]

Dem Edlen / Geſtrengen / Ehrenveſten / Hoch vñ Wolbenambten Herrn Daniel Heſelern / von Waldaw / auff Wangern vnd Polokowitz / Rathes Elteſten in der Kayſ. vnd Koͤnigl. Haubtſtadt Breſslaw / vnd des Namßlawiſchen Weichbildes / wolveroꝛdneten Herꝛen Hauptmann / Meinem Großguͤnſtigen gebietenden Herꝛn / vnd groſſen Foͤrderern. So wol: Der Edlen / Tugendtreichen Frawen Marthæ / gebornen Engelhartin / Herrn Godtfried Heſelers ſeligern / nachgelaſſenen Wittib / ſambt jhꝛen Erben / Meiner guͤnſtigen Frawen vnd Freundin. Vnd dann / Denen Edlen / Ehrenveſten / Wolbenambten vnd Wolgelehrten: Herꝛn Caſpar Landshuͤttern. Herꝛn Tobiœ Engelharten. Herꝛn Daniel Heſelern dem Juͤnger. Herꝛn Wolff Landshuͤttern. Herrn Gorg Landshuͤttern. Herꝛn Carll Weinrichen / des Geiſtlichen Conſiſtorÿ der Stadt Breſslaw Pronotario.

Meinen auch beſonders guͤnſtigen Herꝛn vnd Patronis, Vbergeben vnd Dediciret, Von Samuele Butschkio, N. S.

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Gnade / Friede vnd Troſt in Chriſto JEſu / neben erbiettung meiner Chriſtlichen Dienſt vnd Gebeth / jederzeit Trewlich zuvor.

EDEler / Geſtrenger / Ehrenveſter / Hoch vnnd Wolbenambter Großguͤnſtiger Herr / Mein Jnnſonders groſſer Herr vnnd Foͤrderer. So wol: Edele / Ehrentugendt - reiche Fr: Martha / vnd vorlaſſene betruͤbte Wayſen vnd Erben alleſambt. Vnd Jhr Edle / Ehren - veſte / Wolbenambte / Wolgelehrte / Meine Gꝛoßguͤnſtige Herrn vnd Patroni. Es ſaget der H. Augustinus, Sepul - turæ officium, eſt honeſtæ vitæ teſtimonium. Ein Chriſt - liches vnnd Ehrliches Begraͤbniß / iſt ein Zeugniß eines Erbahren Lebens vnd Wandels. Solchen Brauch / helt man auch nicht allein bey vns inn vnſerer Chriſtenheit / da man die todten ehrlich zu Grabe beleitet: Sondern da pfleget man allhier in vnſern orten vnd ſonſten / bey Leich - Begaͤngniſſen derer vom Adel / vnnd anderen vornehmen Perſonen / eine Kurtze Leichſermon zuhalten / da der Seel - ſorger auff der Cantzel inn der Kirchen / dem verſtorbenen ein herꝛlich Zeugniß / mit warheit giebet / wie er recht ge - glaͤubet / Chriſtlich gelebet / vnd ſelig geſtorben. Dabey fallen nun feine Erjnnerungen vor: Es wird ein ſchwartz Creutze vor der Leiche her getragen / das ſoll ein Zeugniß ſein / das der verſtorbene / an den gecreutzigten H. JEſum Chriſtum geglaͤubet / vnd jhm auch ſein Creutz willig nach getragen / ruhe nun / vnnd werde am Juͤngſten tage / zur Ewigen frewde wider mit Chriſto erhaben werden:

Die Leydtragenden erjnnern ſich / gleich wie ſie jetzo jhre Creutz vnd Grabtritt / der Leiche nachgehen muͤſſen:A ijAlſo[4]Alſo werden ſie am Juͤngſten tage widerumb jhꝛe Frewden - ſchritt haben zum Ewigen leben. Die Leichpredigten / erjnnern vns der Vrſach des Todes / vnd wie Chriſtus durch ſeinen todt / den todt vberwunden / vns hiedurch die Bahn gebrochen zur Ewigenſeligkeit.

Wann dann Edeler / Geſtrenger Herr / wegen E. Gſt. groſſen Creutzes von Gott / vnd jhꝛ etliche Edele Ehꝛenveſte Herrn / wegen notwendiger vorhinderung des Koͤniglichen Einzugs / nicht haben koͤnnen / jhrem lieben H. Brudern / Schwagern vnd freunde / ſeinem Leich vnd Ehrenbegaͤng - niß beywohnen / etliche aber / derer E. E. E. der betruͤbten Widtwen vnd Erben / mit jhrer Præſentz, Jhnen allen zu Troſte / ſich abgeweilet: Als habe E. Gſt. vnd E. E. E. auff gutter Freunde wolachten / Dem Loͤblichen Adelichen Ge - ſchlechte beyderſeits / zu ſonderem Troſt vñ Ehren / die auch damals von mir gethane ſchlechte vnnd einfeltige Leich - predigt / Jch in Druck vorfertigen laſſen / dediciren / vnd hiemit E. Gſt. vnd E. E. E. vbergeben wollen. Mit demuͤ - tiger bitt / E. Gſt. vnd E. E. E. die geruhen / ſaͤmbtlich vnd ſonderlich / dieſes mein wolmeinendes Gemuͤth / im beſten vormercken / vnd auffnehmen werden. Wie ich mich dann hiemit in E. Gſt. vnd E. E. E. Trewe Foͤrderung / Gunſt vnnd Freundtſchafft einſchlieſſen thue. Zu Goͤttlichem Gnadenſchutz inn meinem Gebeth Hertzlich empfelendt. Datum Namßlaw / am Tage Eliſabeth: An. 1617.

E. Gſt. Vnd E. E. E. Trewer Vorbitter zu Gott. Samuel Butſchky.

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Chriſtliche Leichpredigt.

Der Himliſche Troſtmeiſter JEſus Chꝛiſtus / der die Thraͤnen ſeiner Glaͤubigen hoch achtet / vnd ſie von jhren Augen ſelbſt abwiſchen wil / der troͤſte heute vnd alle - zeit / die betruͤbte vnd verwundte Hertzen / die vmb jhres lieben Junckern / Vatern / vñ freundes willen Leide tragn / vnd bringe ſie wider am Juͤngſten tage im Ewigen leben mit frewden zuſamen / Amen.

GEliebte alleſambt jetzo betruͤbte vnd Außerwehlte im HERREN Chriſto / Wehe thuts / wann einem ein Glied an ſei - nem Leibe beſchediget wirdt / Es deucht einen der gantze Leib ſey voller Wunden vñ Eyter - beulen / Man darff einen nicht ſehre auff das vorletzete Gliedt ſchlagen / ſo fuͤhlet ers durch ſeinen gantzen Leib: ACh der lieben Zeit / wie muß es doch da geweſen ſein / da Adam eine Riebe auß ſeiner ſeiten verlohr / das er nichts gefühlet / auch nicht das geringſte / wie man pflegt zuſagen / wie jhn etwan eine Fliege oder Muͤcke hette ſtechen ſollen / das macht die Integritas, Adam war noch damals voller Heyligkeit / Vnſchuldt vnd ohn alle Suͤnde: Aber jetzo gehets ſchwer zu / man fühlets bald / vnd muß alles / ja wol der geringſte ſchmertzen / bewinſelt / beweinet vnd beklaget werden.

Einen maͤchtigen Rieß vnd Stoß in jhr Hertz / hat am Freytage acht Tage bekommen / die da zu entgegen betruͤbte Wittib / die Edle / Ehrentugendtreiche Fraw Martha / gebohrne Engelhartin / deß nunmehr inn Gottruhenden /A iijEdlen /[6]Chriſtliche LeichPꝛedigt. Edlen / Ehrenveſten / Wolbenambten Herꝛn Godtfried Heſelers von Waldaw / zu Windiſchmarchwitz / geweſene Hertzliebe Ehefraw / Auß jhrer ſeiten hat ſie verlohren / jhren geweſenen lieben Ehemann / Lieb vnd Trew war bey jhnen / wie inn einem Fadem zuſammen geknuͤpfft / der iſt nun entzwey geriſſen / Ach ſolte das nicht ſchmertzen ſetzen? Solte das nicht wehe thun? Es iſt freylich / wie der Poët

Non dolor est major, quàm cum violentia mortis ſaget:Stigeliꝰ. Unanimi ſolvit corda ligata fide.
Kein groͤſſer Schmertz auff Erden iſt /
Als wann der Todt in ſchneller frieſt /
Die Hertzen von einander reiſt /
Jn den geweſt ein Sinn vnd Geiſt.

Ein ſehr Trawrige vnd bekuͤmmerte zeit / iſt kommen auff die da zugegen weinende vnd klagende Sieben weyſen: Sie haben jhren Vater verlohꝛen / der fuͤr ſie geſorget / ſie geliebet / vnd zu aller Gottesfurcht gezogen hat.

Betrübt ſindt viel auß der Loͤblichen Freundſchafft / die jhren alten gutten Freunde verlohren / mit dem ſie offt converſiret, vnnd ſich Raths vnnd That bey jhm erholet. Wie nun zn thun? Factum eſt, ſicut Domino placuit. Man kans nun nicht endern / man muß es Gott befehlen / vnd ſich mit Gottes wort troͤſten.

Vnter andern aber / koͤnnen ſich inn ſolchen Faͤllen / betrübte Hertzen / nebenſt Gottes wort gar herꝛlich ſchoͤne troͤſten / mit der jhrigen / jhrem Chriſtlichem leben vnnd wandel / wie ſie in Gottesfurcht gelebet / nach Ehren vnd Tugendt geſtrebet / Friede / Liebe vnd Einigkeit mit jeder - man gehabt / inn Creutz vnnd Vngluͤck / ſich Maͤnnlich getroͤſtet / Ja endlich im Todesſtuͤndlein vornuͤnfftig / be - ſcheiden / ſich mit den jhrigen vnd der Welt geletzet / jhreSeele[7]Chꝛiſtliche Leichpꝛedigt. Seele Gott befohlen / vnd ſo ſanfft vnd ſeliglich jhr Leben beſchloſſen haben.

Vnd das koͤnnen auch die heut betruͤbte / Fraw Wittib ſambt jhꝛen Wayſen vnd freunden / von jhꝛem Gottſeligen Ehemanne / Vatern vnd freunde troͤſtlichen ſagen / das er auch alſo / wie wol er ein Suͤndhafftiger Menſch geweſen / wie wir alle / ſein ende ſelig beſchloſſen / vnd ſich in Gottes willen / mit wahrem Glauben vnnd Zuverſicht an den HErꝛen JEſum Chriſtum vntergeben.

Er hats nun vorbracht / hat eine Gluͤckſelige reyſe ge - than / Er hat getragen Chriſti Joch / iſt geſtorben vnnd lebet noch.

Weil wir aber inn dieſem Jammerthal wallen vnnd wandern / muͤſſen wir vns auch jmmer darzu fertig vnd bereit machen / vnnd weils wol anſtehet / vnnd Freunden ruͤhmlich vnd troͤſtlich / wann die jhrigen nach dem Tode / jhnen einen gutten Nahmen verlaſſen / vnd aber vnſer in GOTT vorſchiedene Herr Godtfried Heſeler den ſeinen / eben dieſes vorlaſſen / koͤnnen wir deſſelbẽ mit ſtillſchweigen nicht vbergehen / ſondern ſo weit es die gelegenheit geben wird / etwas davon bericht thun. Vns aber allen zur Lehr vnd vnterꝛicht / zu erklaͤren vor vns nehmen / den guͤldenen Troſtſpruch Sprachs am 42 Cap:

Textus.

SJehe / das du einen gutten Nahmen be - halteſt / der bleibet gewiſſer denn Tauſent Schätze Goldes. Ein Leben / es ſey wie gutt es wolle / ſo wehret es eine kleine zeit / aber ein gutterNahme[8]Chꝛiſtliche Leichpꝛedigt. Nahme bleibet Ewiglich. Meine Kinder / wens Euch wolgehet / ſo ſehet zu / das jhr bleibet inn Gottesfurcht.

Nach Anleytung vorleſener Woꝛte / wollen[w]ir mit ein - ander in der furchte des HErꝛen vornehmen / v[nd]anhoͤꝛen:

De aureo Chriſtianorum theſauro & ærario.

Propoſit. Von dem Guͤldenen Schatz vnnd Schatz - kaͤſtlein rechtſchaffener Chriſten / Was nemlich derſelbe ſey / vnd worinnen der Schatzkaſten / in welchem ſolch jhr Schatz ſol verwahret werden / eygentlich beſtehe.

GOtt richte es alles zu ſeinen Ehꝛen / vnd vns zu ſonderlichem Troſt.

Jer: 50. [G.]Es drewet GOtt durch den Propheten Jeremiam am 50. Cap: dem Koͤnigreich Babel / daß das Schwerdt kom̃en ſolle vber jhre SchaͤtzeCap: 15. das ſie gepluͤndert wuͤrden. Jm 15. Cap: drewet er dem Volck Juda / das jhre Guͤtter vnnd Schaͤtze ſollen zum Raub gegeben werden. Meine geliebten / Syrach zeiget vns in vorleſenen Worten / einen ſolchen Schatz / welchen kein Schwerdt pluͤndern / noch eintzigen ſchaden beyfuͤgen /Aureus theſaur. eſt Bona Fama Einen ſolchen Schatz / den niemandt rauben / ſtehlen / vnd einem weg führen kan / der iſt nun nichts anders / als Bona Fama, Ein gutter Nahme. Denn alſo ſagt Syrach im Anfang vorleſener woꝛte. Siehe / das du einen gutenNahmen[9]Chꝛiſtliche Leichpꝛedigt. Namen behalteſt / der bleibet gewiſſer deñ tauſent Schaͤtze Goldes. Geldt vnd Gutt vertirbt / aber ein gutter Name bleibet Ewiglich.

Solchen Schatz nu zuerlangen / ſol man ſich von jugent auff befl[ei]ſſen / man ſol jhm nachjagen / Tag vnnd Nacht / vnd dahin trachten / wie man jhn wol verwahre vñ behalte / dann gewißlich / hâc ſemèl amißâ poſteà nullus eris.

Socrates der vortreffliche gelehrte Heyde / hat JungenSocrates Leuthen eine Inſtruction gegeben / Sie ſolten offt fuͤr den Spiegel tretten / vnd ſich darinnen beſchawen / wehren ſie ſchoͤne / ſolten ſie wol zuſehen / das ſie ſolche jhre ſchoͤne des Angeſichts / nicht mit Vntugendt vnnd Laſter befleckten / Sondern ſich ſolcher Tugenden befleiſſen / damit ſie auch derſelben halben / ſolcher jhrer Schoͤnheit wirdig geachtet wuͤrden / wehren ſie aber vngeſtalt / ſo ſolten ſie ſich mit macht in die Tugenden begeben / vnd ſich derer ſo viel be -Diog. Laërt. in vit. Philoſ. fleiſſen / damit ſie ſolche vngeſtalt jhres Angeſichts / hiermit bedeckten / vnd dabey vor jederman geruͤhmet / andern den - noch moͤchten vorgezogen werden.

Wann man lieſet in den Roͤmiſchen Hiſtorien / wie fein ſiehet man / wie ſich doch die Leute fuͤr nichts ſehrers vnd mehrers gefuͤrchtet haben / denn fuͤr einem Vnehrlichen Namen / dagegen haben ſie nichts hoͤhers geſucht / als das ſie mit Gerechtigkeit / Erbarem leben / jhnen einen ehr - lichen Nahmen zu wege bringen vnnd erhalten moͤchten. Vnd damit die Roͤmer ſolches deſto beſſer foͤꝛderten / haben ſie einen ſonderlichen Magiſtrat geordnet vnnd geſatzt / die man Cenſores genennet / das waren Auffmercker / die auff eines jedwedern Leben vnnd Vornehmen achtung gaben / Zu dieſem Ambt / wuͤrden außgeleſen vñ gefoͤrdert die allerBfroͤmbſten[10]Chriſtliche Leichpredigt. froͤmbſten / beſcheideſten / vnnd auffrichtigſten Leute / die jederman kandte / vnd dieſelben gaben fleiſſig achtung / was einer oder der ander für ein Leben führete / war nun je - mandt / es ſey von Mañ oder Weibes Perſonen befunden / die einen mangel an jhnen hatten / ſo wurden ſie durch die Cenſores fuͤr den Richter geführet / vnnd wie ſich ein jeder vorhalten / nach ſeinem Vordienſt als bald auff friſcher That / darumb geſtraffet. So haben auch ſonſten die Heyden feine Inſtructiones vnd heylſame Lehꝛen den jhrigen vorgeſchrieben / vnd wehre zu wuͤntſchen / das auch bey vns Chriſten ſolches mit dergleichem Ernſt getrieben wuͤrde.

Man ſehe aber die jetzige Welt an / vnd halte ſie gegen der vorigen / welch eine groſſe Vngleichheit wird ſich doch befinden / niemandt trachtet jetzt gar ſonderlich darnach / das er bedaͤchte / was man jhm auch nach ſeinem tode nach - reden moͤchte / all Tugendt vnnd Erbarkeit vorſchwindet / keine Trew iſt vnter den Leuten zu finden / die Chriſtliche Liebe wil gar verleſchen / Gottes furcht iſt wenig zu finden / niemandt bedenckts / das er ſterben ſol / das Gewiſſen wird an ein Naͤgelchen gehangen / mag wol bey manchem vor - geſſen werden / vnd ſo dahin ſterben vñ vorterben / das alſo jhꝛ wenig nach ſolchem Schatze des liebẽ Mannes Syꝛachs trachten / wie ſie denſelben vberkommen moͤchten.

Man weiß einen lange zu ruͤhmen / vnd es jhme nach - zuſagen / wer From / Gottſelig / Tugendtreich vnd Gott - fuͤrchtig geweſen iſt: Hergegen vorgiſt man auch wol nicht des Gottloſen / ſein Leben vnnd Wandel / man redet ſpoͤtt - lich davon / man ſchreibets inn Buͤcher vnd Chronicken / Geſchlechter kommen in verachtung / Kinder muͤſſens ent - gelten / vnd jhrer Eltern vbel vorhalten wird jhnen offt indie[11]Chriſtliche Leichpredigt. die Naſen gerieben / muͤſſen von ehrlichen Leuthen ange - feindet werden / wil geſchweigen / das GOTT der Vaͤter Miſſethat an den Kindern ſtraffen wil / biß ins dritte vnd vierde Gliedt / wann ſie inn jhrer Vaͤter Suͤnden vnnd Miſſethat fortfahren / Solte ſich derowegen jedermann hoͤchſten fleiſſes bemühen / wie er zu ſolchem Guͤldenen vñ hoͤchſten Schatze kom̃en / vnd ſich damit wider alles boͤſes ſchuͤtzen moͤge / dann / es ſey wie jhm wolle / ſo kan doch ein ſolcher Menſch allezeit mit deſto froͤlicherem Gemuͤth zu Bette gehen / auch getroſt jeder mann ins Geſichte tretten / der auffrichtig vnnd Gottſelig gewandelt hat / als der ſein Lebenlang nach ehren nicht gefraget / vnd wañ gleich auch der Todt kom̃en / vnd mit jhm auff ſein ſolte / wuͤrde er wol auff beyden ſeiten vnvorzagt antworten / vnnd mit jenem Alten Lehrer getroſt ſagen koͤnnen / da jhn die vmbſtehendẽ Freunde gefraget / ob er gerne ſterben wolte. Non ità vixi,Ambroſ. ſagt er, Ut me pudeat ulteriùs inter vos vivere, ſed & nec mori timeo, quia bonum Dominũ habemus. Jch habe nicht ein ſolches Leben gefuͤhret / das ich mich ſchewete laͤnger vnter euch zu leben / ſo fuͤrchte ich mich auch nicht zu ſterbẽ / denn ich habe gar einen guͤttigen vnd fromen HErren.

Vnd das iſt / das vns Syrach in vorleſenen Worten ſodeſcript. theſauri trewlich vormahnet / das wir ſolchen Schatz nicht allein erlangen / ſondern auch behalten koͤndten / welchen Schatz er trefflichen commendiret vnd herauß ſtreichet.

Erſtlichen zwar. 1. à Certitudine, Es ſey ein gewiſſer1. à Certi - tudine. Schatz / denn ſo ſagt er / Er bleibe gewiſſer denn tauſent Schaͤtze Goldes / wil ſo viel ſagen / vnnd wann du gleich Tauſent vnd aber Tauſent / ja der gantzen Welt Schaͤtze ſamleteſt / ſo haſtu doch nichts beſtendiges an denſelbigen / koͤnnen dich auch nicht auß mancher not / geſchweige denn /B ijvom[12]Chriſtliche LeichPꝛedigt. vom Tode erꝛetten / Aber wann du dir ſamleſt einen gutten Nahmen / vnd bleybeſt in Gottes furcht / ſo haſtu ein ge - wiſſen vnd beſtendigen Schatz / welchen auch die Pforten der Hellen nicht vberwaͤltigen koͤnnen.

2 Reg. 20 v. 13. Hiskias war ein maͤchtiger Koͤnig / hatte auch einen ge - waltigen Schatz / welchen er dermal eins des Babyloniſchen Koͤnigs Geſandten zeygete / aber er kundte jhn doch nicht fuͤr ſeinen Feinden behalten / dann die von Babylon / kamen mit Heeres krafft / vñ Purgirten die Schatzkam̃er Ezechiæ alſo / das nichts vbrig blieb.

Koͤnigs Darii Schatz / erſtreckte ſich auff Hundert vnd Achtzig tauſent Talenta oder Pfundt Goldt. Der Koͤnig hat bey dieſem Schatz geſchlaffen / zu ſeinen Haͤupten iſt ein Schatzkaͤmmerlein gebawt / in welchem allzeit Fuͤnff tauſent Pfundt Goldt / Dreyſſig Tonnen Golt in vorwahrung geweſen / vnd diß iſt des Koͤnigs Haͤubtkuͤſſen geneñet woꝛdẽ / Zu den Fuͤſſen / iſt ein ander Kaͤmmerlein erbawet / darinn hat man im Vorꝛath gehalten / drey tauſent Talenta, vnd diß iſt des Koͤnigs Fußſchemel geheiſſen / die Schlaffkam̃er iſt mit einem guͤldenen Rebſtocke vberzogen / von dichtem Goldt / vnd die Trauben daran mit allerley koͤſtlichen Edel - geſteinen beſetzt. Es hat auch darinnen geſtandẽ ein guͤldener Waſſerkrug oder Becher ſehr Kunſtreich / der auch Drey - hundert mahl Hundert tauſent Cronen / oder Dreyhundert Tonnen Goldes geſchetzt. Wo iſt aber ſolcher ſein groſſer Schatz hinkommen / da jhn ſeine vornehmeſte Raͤthe / vnd geſchwoꝛne Freunde / mit guͤldenen Ketten gebunden / her - umb geſchlepffet / vnd entlich mit vielen Wunden Verꝛaͤter -Budæus. lich getoͤdtet haben. Budæus lib. 4. fol. 333.

Drumb[13]Chriſtliche Leichpredigt.

Drumb vergleicht die Schrifft die Reichen mit jhrem Reichthumb / den Blumen auff dem Felde / die heute ſtehẽ vnd ſo herꝛlich bluͤhen / das einem das hertz dafür ergruͤnen moͤchte / Morgen aber ſindt ſie verdorꝛet / vnd werden innMatt. 6. v. 30. den Ofen geworffen. Der Sohn Gottes ſaget von dem Reichthumb / das es den Wuͤrmen vnnd Motten vnter - worffen ſey / das es die Diebe ſtehlen / vnd darnach graben /Matt. 6. v. 20. auch die Feinde daſſelbe Rauben koͤnnen. Matth. 6. v. 20.

Zum Andern / So Commendiret Er ſolchen Schatz /2. à Præ - ſtantiâ. 2. à Præſtantiâ, von ſeiner Wuͤrdigkeit / Er ſey gewiſſer / dann Tauſent Schaͤtze goldes. Wie Pranget man hier auff Erden auff einen kleinen Schatz / aber hier hoͤren wir / das ein gutter Nahme / viel beſſer ſey / denn Tauſent Schaͤtze goldes.

Ein Schatz võ Goldt vñ Gelt / macht einen berühmt vor der Welt: Aber ein guter Name durchdringet alle Lande / erhoͤhet jhn / vnd macht jhn groß bey Fuͤrſten vnd Herꝛen.

Mit Gutt vnd Geldt / bringet man zu wege Land vnd Leute / Aber durch einen gutten Nahmen vnnd Gewiſſen / kompt man zu den Himliſchen vnvergaͤnglichen Guͤttern / drumb ſagt David / Pſalm. 24. Das die Gottſeligen ſollenPſal: 24. v. 5. den Segen vom HErren empfangen / vnd Gerechtigkeit / von dem GOtt jhres Heyls. Vnd die Gerechten werden das Land bewohnen / vnd die auffrichtigen werden dꝛinnenProv: 2. v. 21. vberbleyben.

Mit Goldt vnnd Geldt / beuget man offt das Recht / Aber wer ein gutt Gewiſſen hat / der entſetzet ſich nicht für einer vnbillichen Anklage / 2. Cor. 1. Darumb als Paulus2. Cor. 1. von etlichen Juden beym Volck zu Jeruſalem Auffruͤh -[B iij]riſcher[14]Chꝛiſtliche Leichpredigt. riſcher weiſe war beſchuldiget worden / das er wider das Geſetz Moſis lehrete / vnd hernacher vom Oberhaͤuptman vor den Rath der Juͤden war geſtellet worden / Fieng er ſeine rede alſo an: Jhr Maͤnner lieben Bruͤder / Jch habeAct. 23. v. 1. mit all guttem Gewiſſen gewandelt / vor GOtt / biß auff dieſen Tag: Actor. 23.

Das Goldt ſtaͤrcket das Hertz: Aber ein gutter NahmeProv. 15. v. 30. vnd Gewiſſen macht das Gebeine fett / Proverb. 15. ſtaͤrcket das Hertz / beydes im Leben vnd todt. Vnd der HERRProv. 11. v. 3. leſſet die Seele des Gerechten nicht hunger leyden / Prov. 11.

Goldt / Geldt / vnd Gutt / macht dem Menſchen muth /Prov. 11. v. 11. Aber des Gerechten Mundt iſt ein Brunquell des Lebens. Daher Paulus / als er von der Juden verſtoſſung reden wolte / ſprach er / Jch ſage die Warheit bey Chriſto / vndRom. 9. v. 1. leugne nit / wèlchs auch mit mir bezeuget mein Gewiſſen. Ja Chriſtus die Ewige Warheit ſelber / antwortete dem Hohenpꝛieſter ins Angeſichte / Joh. 18. Jch habe frey offent -Joh. 18. v. 20. lich geredt vor der Welt / Frage die darumb / die gehoͤret haben / was ich zu jhnen geredt habe / ich habe nicht im ver - borgen geredt.

Mit Goldt vnd Geldt / macht man jhm gutte Freunde / vnd bringt die Hertzen der Menſchen an ſich / die ſich hier - durch als bald bewegen laſſen / nach dem alten Poͤëtiſchen verßlein: Munera, crede mihi, placant hominesꝙ́, DEosꝙ́: Aber Gott hat ein beſonder wolgefallen / an denen / die ſichJer. 9. der Gerechtigkeit befleiſſen / Jerem. 9. Er hat ein wolgefal - len an denen / die eines volkommenen weges ſindt / Prov. 11. Prov. 11. v. 20. Ja der Gerechten gebeth erhoͤret der HErr / Proverb. 15. Was die Gerechten begehren / wird jhnen GOtt geben. Prov. 15. v. 29. Proverb. 10. v. 24.

Geldt[15]Chꝛiſtliche Leichpredigt.

Geldt vnnd Gutt macht bißweilen einen loß / von der Feinde Haͤnde / vnnd auß dem Joch der TyranniſchenProv: 10. v. 2. Dienſtbarkeit: Aber Gerechtigkeit erꝛettet auch vom tode. Proverb. 10.

Vmb Goldt vnd Geldt / Waget man Leib vnd Leben / Aber Selig ſindt / die vmb der Gerechtigkeit willen ver - folget werden / denn / das Himmelreich iſt jhr. Matth. 5. Matt. 5. v. 10.

Zum Dritten / ſtreicht Syrach ſolchen Schatz herauß: 3. à Duratione, Das er jmmerdar wehre / denn / ſo ſagt er3. à Dura - tione. weiter / Ein gutter Nahme bleibet Ewiglich. Er vergleicht aber ſolchen Ewig wehrenden Schatz / mit der Vnbeſten - digkeit des Menſchlichen Lebens vnnd ſeines gluͤckes / Ein Leben / ſagt er / Es ſey ſo gutt es wolle / ſo wehret es eine kleine Zeit / ꝛc.

Ewiger GOtt / was iſt doch der arme elende Menſch anders / denn nur ein Fortunæ ludibrium, ein Spiel desGellius lib: 15. cap. 4. Noct: Att: gluͤcks / wie Sabellicus ſchreibet / von P. Vendidio. Quem for - tuna luſerit, & luſerit ad deriſum usꝙ́ mortalium, mit welchem das gluͤck / ſagt er / alſo geſpielet / das es nicht gnugſam zu verwundern. Vnd was wollen wir viel von Heydniſchen Exempeln ſagen / Alle Heyligen GOTtes / haben von Anfang der Welt / des betruͤglichen Gluͤcks vnbeſtendigkeit / vnd falſche Tuͤcke erfahren / ſie haben aber dem gluͤcke nichts getrawet / ſondern allezeit auff die Gne - dige Regierung / Schutz vnd Schirm des Allmaͤchtigen Gottes geſehẽ / ohne deſſen willen ſie wol gewuſt / das jhnen das geringſte nicht koͤndte widerfahren / wie David ſagt: Wer vnter dem Schirm des Hoͤchſten ſitzt / vnd vnter demPſal: 29. v. 1. 2. Schatten des Allmaͤchtigen bleibet / der ſpricht zu dem HErꝛn mein Zuverſicht / vnd mein Burg / mein Gott auffden[16]Chꝛiſtliche Leichpꝛedigt. den ich trawe. Das alſo / des Menſchen gluͤck vnd Leben / Es ſey wie gutt es wolle / nur eine kleine Zeit wehre / JaPſal. 90. v. 11. wie Moſes im 90. Pſalm: Vns von dieſem Handel be - richtet: Vnſer Leben wehret Siebentzig Jahr / wann es Hoch koͤmmet / ſo ſinds Achtzig Jahr / vnd wenns koͤſtlich geweſen iſt / ſo iſts muͤhe vnd arbeyt geweſen / deñ es faͤhꝛet ſchnell dahin / als floͤgen wir davon.

Luc. 16. v. 19. Der Reiche Schlucker fuͤhrete auch ein guttes Leben / vnnd lebete alle Tage herꝛlich / Aber wie lange wehrets / Die Schriefft ſaget / Der reiche ſtarb / vnnd ward begraben / ꝛc.

Luc: 12. Jſt ein reicher Menſch / der wolt jhm auch einLuc. 12. v. 16. gutt Leben / da jhm das Feldt wolgetragen / vnd er nicht hatte / wo er ſeine Fruͤchte hinſamlen ſolte / ſchaffen / hub derowegen mit ſeiner Seele ein fein Geſpraͤche an / vnnd ſagte zu jhr / liebe Seele / du haſt einen groſſen Vorꝛath auff viel Jahꝛe / habe nu ruhe / iſs / trinck / vnd habe gutten muth / Aber GOtt ſprach zu jhm / Du Narꝛ / dieſe nacht wird man deine Seele von dir fodern / vnd weß wirds ſein / das du bereitet haſt? Alſo gehet es / wer jhme ſchaͤtze ſamlet / vnd iſt nicht reich in Gott.

So ſehe nun jedermann zu / wie er jhme ſolchen koͤſtlichen Schatz ſamle / er wende alle ſeine Muͤhe vnd Fleiß darauff / vnnd wiſſe / wenn er ſolchen beſitzet / das er einen ſolchen Schatz habe / Der gewiſſer ſey / denn Tauſent Schaͤtze Goldes / der da alle Schaͤtze dieſer Welt vbertrifft / welchen auch niemandt vorletzen / noch jhn benehmen kan / ſondern der da Ewiglich verbleybet.

II. Weil[17]Chꝛiſtliche Leichpꝛedigt.

II.

WEil wir vernom̃en auß vorleſenen Worten /II. Theſau. ærarium was fromer Chriſten liebſter vnd beſter Schatz ſey: So laſt vns auch dieſem vornehmen Schatz / ein Schatz - kaͤſtlein auffbawen / darinnen wir jhn vorwahren vnnd er -Ejus re - quiſita. halten. Zur zubereitung aber ſolches Schatzkaͤſtleins / ge - hoͤren drey vnterſchiedene Stuͤcke.

1. Das Erſte Stuͤcke an ſtadt der Bretter / Jſt nun /1. Aſſidua brevita - tis vitæ noſtræ medita - tio. aßidua brevitatis vitæ noſtræ meditatio, Stete betrachtung der Pflichtigkeit vnſers Lebens. Denn ſo ſagt Syrach in vorleſenen Worten: Ein Leben / es ſey wie gutt es wolle / ſo wehret es eine kleine Zeit. Was man hier Zeitlich bawet das bawet man alſo / das man ſich getroͤſtet ein lange zeit brauff zuverlaſſen / vñ daſſelbe zum beſten nutz zu gebrauchen: Wer das güldene Schatzkaͤſtlein bawen wil / der muß es ſo anſtellen / das er auch deſſen Ewigẽ nutz vnd ruhm habe / vnd das kan gar wol geſchehen / wañ man taͤglichen mit fleiß die Nichtigkeit vñ pflichtigkeit Menſch - lichen Lebens betrachtet. Der Alvater Jacob nennets eineGen. 47. Wahlfart / deñ da er gefragt ward / vom Koͤnig Pharao - ne / wie Alt er wehre / gab er zur antwort / die Zeit meiner Wahlfart iſt Hundert vnd Dreiſſig Jahr / wenig vnd boͤſe iſt die Zeit meines Lebens / vnnd langet nicht an die Zeit meiner Vaͤter / inn jhrer Wahlfart / damit anzuze[i]gen / das wir auff dieſer Welt keine bleybende ſtaͤdte haben / wieEbr. 13. Ebr. 13. geſchrieben ſtehet / denn ob er zwar 130. Jahr alt geweſen / dennoch ſpricht er / es ſind kurtze Tage geweſen / das doch jetzunder nicht geſchicht / das einer ſo alt wuͤrde / denn vnter viel Tauſenten / wird nicht einer gefunden / der das Hundertſte Jahr erꝛeichete / geſchicht es / ſo achtetCman[18]Chriſtliche LeichPꝛedigt. man es vor ein Miraculum, So ſehr nehmen wir arme Menſchen an Kraͤfften des Leibes ab / welches gar wol hat moͤgen betrachten / Ein alter Pater, der die folgende vier Verßlein inn der Polniſchen Kirchen zu Nambßlaw / neben einem groſſen gemalten Sandzeyger / an die wandt / gegen dem Predigſtuhl vber / vorzeiten geſchrieben hat:

Aspice quàm celeri curſu levis effugit hora, Lubrica nec vitæ tempora perde tuæ. Diffugiunt anni celeres lethumꝙ́ minantur, Mortuus ut poßis vivere, vive benè. ()

Auff Deutſch alſo.

Sieh lieber Menſch: wie ſo geſchwindt
Ein Zeygers ſtundt im Glaß verꝛindt /
Alſo laͤufft deine Zeit dahin /
Den Todt ſie drewt / drumb zum gewinn /
Leb Chꝛiſtlich / Wohl / Gottſeliglich /
So wirſtu leben Ewiglich.

Man ruͤhmet eine Fuͤrſtin auß Schleſien / das ſie jhr ein Silbernes Kaͤſtlein fuͤr jhꝛem Ende hat machen / vnd hinein ein Todten haͤuptlein ſambt den Beinlein / auch von Silber / auff die Art der Todten knochen legen laſſen / Das hat ſie jhr ſtets laſſen vortragen / nach der Taffel es mit fleiß an - geſchawet / vnd betrachtet / auch wann ſie frembde Gaͤſte ge - habt / ſolches nicht geſchewet / ſondern geſaget / das iſt auch meiner Taͤglichen ſpeiſe eine / das ich mich hierbey meiner Sterbligkeit erjnnere / vnd ſiets an mein Todesſtuͤndlein ge - dencke / auff das / wann Gott kommen moͤchte / es ſey bey vñCõmodi - tates hu - jus me - ditatio - nis. nach Tiſche / oder wo es wolle / Jch bereit moͤge erfunden werden.

Durch ſolche vñ dergleichen Meditation, wird viel guts geſtifftet / der Hohmut ſenckt ſich / aller Vbermut legt ſich /Ja[19]Chꝛiſtliche Leichpꝛedigt. Ja alles Zeitliche vergiſt ſich. Ein Menſch wird hierdurch1. Humili - tas. 1. Humilis, Demuͤtig / denckt bey ſich ſelbſt / Ach ſolſt vnd muſtu einmal ſterben / was iſt dir dann viel mit der Welt - lichen Pracht beholffen / ſaget mit Tertulliano: Quid ſuᵱbis ô homo, pulvis es, & in pulverem reverteris. Was erhebeſt du dich du armer Menſch / biſt du nicht Staub vnd Aſche / vnd muſt zu Staub vnnd Aſchen werden. Er wird durchSyr. 10. ſolche ſtete Todes gedancken. 2. Sapiens Weiſe / Klug vnd verſtendig: 1. Erſtlich lernet er Gott erkennen / vñ darauß2. Sapient. ſeinen Gerechten billichen Zorn vber die Suͤnde der Men - ſchen / das wir alle ſterbẽ muͤſſen / wie Paulus zun Roͤm. 5. ſaget / durch einen Menſchen iſt die Suͤnde inn die gantzeRom. 5. Welt kom̃en / vnd durch die Suͤnde der todt / vñ iſt zu allen Menſchen durch gedrungen / Dieweil ſie alle geſuͤndiget haben: 2. Darnach auch ſich ſelbſt / denn er bedenckt jhm die Nichtigkeit vnnd Schwachheit ſeines Leibes / vnd den Grewel ſeiner Suͤnde vñ Miſſethat / dadurch đ todt ſambt allerley Kranckheiten vorvrſachet wird / denn der Todt wilPſal. 90. eine vrſache haben / das iſt die Sünde / wie David im 90. Pſalm ſaget: Denn vnſer Miſſethat ſtelleſtu fuͤr dich vnd vnſer vnerkandte Sünde ins Liecht / fuͤr deinem Angeſicht. 3. Er lernet dadurch ſuchen / die Heylſame artzney wider3. Medici - na cõtra mortẽ. den Todt / die ſchoͤnen wolriechenden Troſtſpruͤchlein der H. Schriefft / darmit er ſich offte auffmuntert / vnd inn ſeinen Todes aͤngſten vnd noͤhten auffrichtet / hebt an mit Paulo vnd Auguſtino zu ſagen: O quando veniã & apparcbo,Auguſt. O wenn wirds doch einmal werden / wenn werde ich doch einmal kommen / vnd fuͤr meinem H. Chriſto erſcheinen: Mit Monicâ Augustini Mutter / Evolemus, Evolemus. MonicaO wann wir doch Fluͤgel hetten / das wir je eher je beſſer / vns auß dieſem elenden / inn das Ewige leben ſchwingen moͤchten.

C ijWil[20]Chriſtliche Leichpredigt.

Cauſæ brevita - tis vitæ. Wil aber ein Chriſten Menſch wiſſen / die Vrſache ſolcher Pflichtigkeit vnſeres Lebens / So iſt die 1. Erſte /1. Peccatorum abundantia, die Suͤnde / die von Tag zu Tage2. gehaͤuffet vnd groͤſſer gemacht wirdt. 2. Die andere iſt / ſo auß der Erſten herfleuſt / Intemperantiâ, die Vnmeſſigkeit / das jetzunder ein recht Epicureum ſeculum iſt / denn da iſt in der Welt ein ſolch noͤtigen mit dem ſauffen / nichts anders / als wenn es eitel Ablaß wehre / vnd ein Gottesdienſt / den andern Toll vnd Voll machen: Ja auch Hurerey vnnd Vnzucht / iſt eine groſſe vrſach / wie Syrach ſagt im 19. c. Syr. 19. Die ſich an Huren hangen / werden wilde / vnnd kriegen Motten vnd Wuͤrmer zu Lohne / vnd verdorꝛen / den an -3. Syr. 30. dern zu mercklichen Exempel. 3. Die dritte Vrſach / ſetzt Syrach 30. vnd iſt nun / Ira, cura, & triſtitia, Eyfer vnd Zorn / ſagt er / vorkuͤrtzen das Leben / vnd Sorge macht alt vor der Zeit. Jtem / im 38. Cap. Trawrigkeit toͤdtet vielSyr. 38. Leuthe. Nam dolor & morbus lethi fabricator uterꝙ́.

4.4. Die vierdte Vrſach iſt / Defectio omnium creaturarum, Das alle Creaturen abnemen / wir haben nicht mehr ſolche gutte Conſtitution vnſerer Coͤrper / Jn Summa die Welt nimbt abe / ſamb allem was darinnen iſt.

II. Requiſi-tum. II. Das andere Stuͤck zu ſolchem Schatz - kaͤſtlein gehoͤrendt / iſt nun an ſtadt der beſchlaͤge / in rebus ſecundis & adverſis conſtans perduratio, Ein ſtarcker vnnd beſtendiger widerhalt in Vngluͤck / denn ſo ſagt vnſer Text weiter: Meine Kinder / wenns Euch wolgehet / (vorſtehe auch / wenns Euch vbel gehet) ſo ſehet zu / das jhr bleibet inn Gottes furcht. Schatzkaͤſtlein die man zu ſonderen Kleinodien brauchet / hin vnd her mit ſich fuhret / die pfleget man auff allen Ecken vnd ſeiten / wol zubeſchlagen /[21]Chriſtliche Leichpredigt. beſchlagen / mit Blech / Eyſen vnd dergleichen zu vorwah - ren / damit es deſto lenger wehret / vnnd widerhelt / auch das der Schatz deſto gewiſſer darinnen verwahret ſey: Ein Chriſten menſch / ſol inn Creutz vnnd Vngluͤck / wol beſchlagen ſein / das er auff einen ſchlechten Puff nichts gebe / ſondern feſt widerhalte / Sintemal wir alle wiſſen / Das wir durch viel Truͤbſall ins Reich GOttes eingehen müſſen. Es ſol auch ein Menſch in ſeinem Gluͤck ſich nicht vberheben / ſondern gedencken / das ſichs bald aͤndern kan / Denn es recht heiſt / wie Ovidius ſaget:Paßibus ambiguis fortuna volubilis errat, Et manet in nullo certa tenaxꝙ́ loco. CvidiusSed modò lœta manet, vultus modò ſumit acerbos, Et tantùm conſtans in levitate ſuâ est. Gantz wunderbar vnd ſeltzam iſt Des Gluckes lauff zu aller friſt / Drumb traw jhm nicht / ſieh dich wol für / Das Vngluͤck ſteht dir fuͤr der Thuͤr.

Kompt nun einer inn der Leute vorachtung / auß NeidtEffectus hujꝰ cõ - ſtantiæ. 1. vnd Abgunſt / ey ſo thue er nur / als wañ jhm nichts darumb wehre / dencke inn ſeinem Hertzen / Fleucht doch auch eine Muͤcke oder Fliege vmb ein Liecht her / vnd dencket ſie wil es außleſchen / aber ſie kompt offt zu kurtz / wie gar leicht vnd geſchwinde kan ſie mit den Fluͤgeln anſtoſſen / vnd ſich ver - brennen: Alſo gehet es auch ſolchen Leuten / die auß ge - faſtem Neidt / jemanden wollen ſchaden zufuͤgen / zu ſpott vnd ſchanden ſetzen / breiten ſich weit auß / vnd vorſuchen mit jhren trotzigen Worten / die liechte loh brennende Fackel desAlanus. gutten Chꝛlichen Nahmens jhꝛes Nechſten außzuleſchen / das ſie ſelbſt hierinnen zu ſpott vñ ſchanden gar leicht kom̃en / vnd was ſie heimlich im Schulde fuͤhꝛen / mit jhꝛem hoͤchſtenC iijſchaden[22]Chriſtliche Leichpredigt. ſchaden erfahꝛen muͤſſen. Denn es recht gehet wie Horatius ſaget:Invidus alterius rebus marceſcit opimis. ()

Socrates wuͤntſchet / das ſolche Leute / an allen Glied - maſſen jhꝛes Leibes / Augen vnd Ohꝛen hetten / damit ſie nur deſto beſſer gemartert vnd gequelet wuͤrden / in jhꝛem abguͤn - ſtigem Hertzen / wann ſie anderer Leute Gluͤck vnd Gottes Segen ſehen.

Gleich wie ein Schleiffſtein / in dem er das Eyſen ſcharff wetzet / das darauff gewetzt wirdt / ſich ſelber vorſchleifft: Alſo gehet es auch mit einem ſolchen Menſchen / vnd bꝛinget entlichen wenig Ehꝛe davon / mit anderer Leute verhofftem ſpott vnd ſchaden.

2.Koͤmpt auch einer in Armuth / Noth vnd Elend / ſo gebe er auch nicht bald nach / dencke Lebt doch đ alte Gott noch / der die Elenden erheben / vnd ſie zu Ehꝛen bringen kan.

Prov. 22. Salomon der Weiſe Mann / ſaget hiervon / Reich vnd Arme muͤſſen bey einander ſein / deñ der HErꝛe hat ſie beyde gemacht. Jbid. Vnterdruͤcke den Elendẽ nicht / im Thoꝛe / Beraube den Armen nicht / ob er wol Arm iſt / Denn der HERR wird jhꝛe Sache handeln / vnd wird jhꝛe Vnter - tretter vertretten.

3.Gereth auch ſonſt einer in allerley vngluͤck / wie es jmmer -Pſal. 55. mehꝛ Nahmen haben mag / ſo nehme er den rath Koͤnig Davids an / Pſal. 55. Jacta Curam tuam in Dominum & ipſe faciet, Wirff dein Anligen auff den HErꝛen / Er wirds wol machen / Er wird den Gerechten nicht Ewiglich in vnruhe laſſen.

4.Stoͤſt auch ſonſt der Teuffel auff einer andern ſeiten an / mit vngedult / das einem die Zeit des lieben Creutzes zu lang wil werdẽ: O conſtantèr certandum, ſagt jener Imperator.

Dann:Qui[23]Chꝛiſtliche Leichpredigt. Qui fugit, hûic meritò nulla corona datur. ()

Kein Kaͤmpffer erlanget das Ehrencraͤntzlein / er habe denn zuvor / Ritterlich geſtritten / vnd das Ende erwartet.

Jnſonderheit aber / muß ein Menſch ſein SchatzkaͤſtleinPræmu - nitio æ - rarÿ ſpe - cialis. wol beſchlagen vnd verwahꝛen / wider drey ſondere Anſtoͤſſe vnd Anſchlaͤge. 1. Contra paternam DEi caſtigationem. Wider die Zuchtrutte des Allmechtigen Gottes / wenn er die ſeinen heimſucht / vmb jhrer Suͤndẽ willen / da erzürne1. er ſich nur nicht lange / wenn er einen ſtoß bekompt / ſondern1. Cor. 11. Mich. 7. Pſal. 119. Eſa: 28. ſage mit David / auß dem 119. Pſalm. Bonum est mihi, quòd humiliâsti me Domine, Es iſt mir gutt / das du mich gedemuͤtiget haſt / auff das ich deine Rechte lerne.

2. Contra fidei probationem, wider den Probirſtein / im2. Glauben / Liebe / Hoffnung / vnd Beſtendigkeit / da kom̃en dann zu mahl ſchreckliche vnd grewliche ſtoͤſſe. Ach denckt mancher / wie hab ichs doch vmb meinen Gott ſo vorſchul - det / das Er mich mit dieſem vnd jenem Creutze beleget vñ heimſucht. Da ſolte wol einer in verwunderung gerahten / vnd mit Hieremia am 12. ſagen: HErꝛe / wenn ich gleichHier: 12. mit dir Rechnen wolte / ſo behelteſtu dennoch recht / dennoch muß ich vom Recht mit dir reden. Warumb gehets doch dem Gottloſen ſo wol? Vnnd die Veraͤchter haben alles die fuͤlle? Du Pflantzeſt ſie / das ſie wurtzeln vnd wachſen / vnd bringen Fruͤcht / du leſſeſt ſie von dir ruͤhmen / vnnd Zuͤchtigeſt ſie nicht / Mich aber kenneſtu / vnd ſteheſt mich / vnd Pruͤfeſt mein Hertz fuͤr dir?

ACh / GOtt fuͤhret ſeine Heyligen wunderlich / denckePſal. 4. Gen. 27. &c. Job 4. nur hierauff ein Chriſten menſch. Wie wunderſeltzam fuͤhrete Gott den lieben Joſeph? Wie giengs Job / ſeine Freunde kundtens nicht Glaͤuben / das es einem fromenkoͤndte[24]Chꝛiſtliche Leichpredigt. koͤndte oder ſolte vbel gehen: Lieber gedenck / ſpricht Eliphas, wo iſt ein vnſchuldiger vmbkommen? Oder wo ſindt die Gerechten je voꝛtilget / Aber GOTT vber hierdurch desEſa. 26. Menſchen Glauben / erwecket ſeine Hoffnung / vnd reitzet jhn zum Gebete / Eſaiæ 26.

3.3. Contra mundi perſecutionem, wider die Marterſaule allerley Verfolgung / da muͤſſen wir von den H. Apoſteln vnd Maͤrterern lernen / ſolch Schatzkaͤſtlein beſtendig zu -2 Tim. 4 erhalten / das wir vns mit Paulo ruͤhmen koͤnten. 2. Tim. 4. Militavi bonam militiam. Jch habe einen gutten Kampff gekãmpffet / Jch habe Glaubẽ gehalten / vñ gutt Gewiſſen / forthin iſt mir beygelegt / die Crone der Gerechtigkeit / welche mir der HErr an jenem Tage / der gerechte Richter geben wird / nicht aber mir alleine / ſondern auch allen / die ſeine Erſcheinung lieb haben.

III. III. Das dritte Stuͤcke / zu ſolchem Schatz -Requiſi - tum. kaͤſtlein / ſol ſein / an ſtadt des Schloſſes / Vera fidei in Christum directio. Rechte Trewe / Glauben vñ Zuvoꝛſicht / an vnſern GOtt vnd Heylandt Chriſtum. Welches vns dann andeutet inn vorleſenen Worten Syrach / da er vns vormahnet / das wir in Gottes furcht bleyben ſollen.

Schloß vnd Schluͤſſel muͤſſen bey ſamen ſein / ſo muß auch rechter Glaube / vnd Chꝛiſtus nicht weit von einander ſein.

Prov. 18. Turris fortißima nomen Domini, Der Name des HErꝛn iſt ein feſtes Schloß / Der Gerechte laͤufft dahin vnd wird erhalten. Proverb. 18.

Wie eine Klette an einem Rock klebet vñ hangen bleibet / alſo wil ich auch an meinem HErꝛn Chꝛiſto bleibẽ / biß an mein ende / ſagte einmal eine Chꝛiſtliche Adeliche Matron. Vnd[25]Chriſtliche Leichpredigt. Vnd ein Sterbender Buͤrger inn einer Stadt / der lange Kranck gelegen / der ſagte kurtz fuͤr ſeinem Ende / Jtzt wil ich mich einwickeln / in den Pupurmantel meines HErrn JEſu Chriſti / habe ich zuvor durch langwirige Kranckheit viel außgeſtanden vnnd erlidten / das ich gar abgezehret / vnd von meinen Kraͤfften kommen bin / ſo ſchlage nun du grimmiger Todt auch auff mich zu / wie du wilſt / wenn du mich gleich erwürgeſt / ſo wird mich doch mein H. JEſus wol finden / vnd auffwickeln / vnd zu ſeiner zeit zur Ewigen wolfahrt vnd Seligkeit vorſetzen.

Mit ſolchem Schluͤſſel / ſchleuſt man nun GOtt ſein Allmaͤchtiges / Barmhertziges Hertze auff / wenn Er ſich ſtelt / als hett Er vnſer gar vergeſſen / wie Gott ſelber be - kennet / Eſa. 49. Kan auch ein Leiblich Mutter jhres Kind -Eſa. 49. v. 15. leins vorgeſſen / das ſie ſich nicht Erbarme vber den Sohn jhres Leibes? Vnd ob ſie deſſelben vorgeſſe / ſo wil ich doch dein nicht vorgeſſen: Siehe in die Haͤnde habe ich dich ge - zeichnet.

Alſo ſchloß das 12 Jaͤhrige Krancke Weiblein / ChriſtoMatt. 9. v. 20. ſein Liebreiches hertze auff / das ſie von ſtundt an geſundt wardt.

Der Blinde bey Jericho / wuſte mit dem ſtarcken Ruͤck -Luc. 18. v. 41. ſchloß wol vmb zugehen / das auch der HErr zu jhm ſagte: Quid vis ut faciam tibi, Was wilſtu das ich dir thun ſoll? Domine, ut videam, HErr / das ich ſehen moͤge.

Deßgleichen auch das Cananeiſche Weiblein / die ſoMat. 15. manche widerprelle erlidte: Aber / O Mulier, magna est fides tua, fiat tibi ſicut vis, ſagte der HErꝛ Chꝛiſtus zu jhꝛ / da ſie ſich mit ſchreyen / bitten vnd flehen faſt abgemergelt hatte: O Weib / dein Glaube iſt groß / dir geſchehe wie du wilt.

DMit[26]Chꝛiſtliche Leichpꝛedigt.

Mit ſolchem Schlüſſel / kan man auch anderer LeuteExod. 14. v. 13. vorzagtes vnd verſchloſſenes Hertze auffſchlieſſen. Moſes bewegte die Kinder Iſraël / da er ſie mit ſolchen Worten anredet. State & videte magnalia DEi. Fuͤrchtet Euch nicht / ſtehet feſt / vnd ſehet zu / was fuͤr ein Heyl der HErꝛ an Euch heute thun wirdt.

Matt. 9. Die vier Maͤnner / ſo den Gichtbrichtigen zum HErꝛn Chriſto trugen / Matth. 9. bewegten jhn auch / das Er ſeine Zuvorſicht auff Chriſtum warff / wie Er endlich zu jhm ſagte: Confide fili, remittuntur tibi peccata tua. Sey ge - troſt mein Sohn / deine Suͤnde ſindt dir vergeben. Inn Summa. Andere viel arme Suͤnder / habens ſo weit ge - bracht / das ſie mit jhrer Zuvorſicht vnd Hoffnung zu dem HErrn Chriſto / alles erlangt / was jhr Hertz gewuͤntſchet vnd begehret / vnd ſie in keiner Not ſind verlaſſen worden.

Wie wol gefiel es Jonœ dem Propheten / das er vnter dem Kuͤrbeß der Sonnen hitze entſchleichen kundte: Wie viel mehr gefelts Gottſeligen Hertzen / wenn ſie vnter dem Umbraculo des Allerhoͤchſten / in jhren Hoͤchſten noͤten vnd Seelenangſt / ſich erquicken vnd ergetzen koͤnnen / da koͤn -Pſal. 73. nen gewaltige Hertzens ſeufftzer erfolgen. Pſal. 73. HErr / wann ich nur dich habe / ſo frage ich nichts nach Himmel vnd Erden.

Cum me jubes emigrare,JEſu chare tunc appare.
O amator amplectendeTemetipſum tunc oſtende
In cruce ſalutiferâ.
O GOTT Vater / Regier du mich /
Mit deinem Geiſte ſtetiglich /
Laß deinen Sohn / mein Troſt vnd Lebn /
Allzeit in meinem Hertzen ſchwebn.
Vnd[27]Chriſtliche Leichpredigt.

Vnd /Wann mein Stuͤndlein vorhanden iſt / Nimb mich zu dir HErr JEſu Chriſt. Denn ich bin dein / vnd du biſt mein / Wie gern wolt ich bald bey dir ſein.

So befleiſſe ſich nu ein jedweder ſolches Schatzkaͤſtleins / nach Hoͤchſter moͤgligkeit / ſchaffe jhm alle Nothwendig - keiten bey zeiten zu / vnnd wann er ſie bekommen hat / ſo verſetze ers / in das ſchoͤne wolgebawte Gewelblein ſeines hertzens / vnd verwarloſe es nicht mit ſtinckenden / Sodo - mitiſchen Suͤnden / Laſtern vnd Schanden / vnd wird er wegen ſolches Schatzes angefeindet vnd geneidet / ſo dencke er nur an den SpruchTheognidis. Natura humana est[n]〈…〉〈…〉-NB. lefica, ſuperba, invida, hoc eſt maximum, ſervare bonam conſcientiam, Ignavorum nulla est memoria. Das iſt: Menſchliche Natur iſt Hoffertig / Stoltz / Abgünſtig / ſie gedenckt vnſchuldiger Leute allzeit im argen / vnd iſt daß das allerbeſte / das man ſich darauff befleiſſe / das man ein gutt Gewiſſen behalte / dañ der Muͤſſiggaͤnger vñ Tugent - haſſer / gedencket niemandt.

Ja er wiſſe auß der Schꝛifft / das den fromen alles muͤſſe zum beſten kommen. Denn es kan vns niemands ſcheiden von der Liebe Gottes / weder Truͤbſall / Angſt / Verfolgung noch Hunger / weder Bloͤſſe / Faͤhꝛligkeit Schwerdt /Rom. 8. weder Todt noch Leben / weder Engel noch Fuͤrſtenthumb / noch Gewalt / weder Gegenwertiges noch Zukuͤnfſtiges / noch keine andere Creatur / troͤſtet S. Paulus zun Roͤm. 8.

So helffe der Gott vnd Vater alles Troſtes vñ Barm - hertzigkeit / das wir ſolchem allem mit fleiſſe nach ſtreben / hier auff Erden / Glauben vnd guttes Gewiſſen behalten / vnd endlich in ſeinem Hauſe im Himmel bey jhm bleiben / von Angeſicht zu Angeſicht jhn anſchawen / vnd mit allen Außerweiten Jhn Ewig loben vnd Preiſen moͤgen. Amen.

Was[28]Chriſtliche Leichpredigt.

Memoria defuncti.

WAs ferner anlanget vnſern verſtorbenen in Chriſto Mitbruder / den Weylandt Edlen / Ehren - veſten / Wolbenambten Herrn Godtfried Heſeler / ſo iſt er ſeiner Ankunfft nach / auß dem Vhralten Adelichen Ge - ſchlechte / Derer von Heſeler / vnter dem Hochloͤblichen Fuͤrſtlichen Hauſe Liegnitz herkommende.

Sein Herr Vater iſt geweſen / Der Edle / Geſtrenge Herr Caſpar Heſeler / von vnd auff Waldaw / So ſich von Jug[e]ndt auff in Kriegsweſen Zu Waſſer vnd Lande / als in Italia / Schweden vnnd Dennemarck ge - brauchen laſſen / welcher nachmals / wegen ſeiner Mann - hafften Tugenden / als er zu Breſslaw jhme[der]ge[n]ommen zu bleiben / in Rath genom̃en / darinnen er biß ins dꝛeiſſigſte Jahr / mit ehr vnd ruhm ſeine ſtelle beſeſſen.

Seine Fraw Mutter iſt geweſen / eine geboꝛne Hauſin / des verſtorbenen Mutter aber / eine geborne von Domelaw / Die Großmutter aber / eine geboꝛne Heugelin / auß dem Hauſe Polokowitz. Jſt von Jugendt auff / von ſeinen lieben Eltern zu Gottes furcht / vnd allen Adelichen Tugenden / ſo wol Studiis gehalten worden / darinnen er ſich fleiſſig geuͤbet / vnd derer gegen maͤnniglichen / ruͤhm - lichen gebrauchet. Hat auch inn ſeiner Jugendt / ſonder Luſt vnd Liebe gehabt / Frembde Nationes vnd Laͤnder zu beſichtigen / wie er dann Pohlen / Jtaliam, Franckreich / E[n]gellandt / Niederlandt vnnd Deutſchlandt / Zimlich durchſehen.

Als er aber widerumb nach Hauſe gelanget / hat er mit rath der ſeinigen: Anno 83. mit jetzo ſeiner Hochbetruͤbtenhinter -[29]Chꝛiſtliche Leichpredigt. hinterlaſſenen Wittib / der Edlen / Ehrentugendtreichen Frawen Martha / gebornen Engelharten / ſich verheyratet. Jn die 33 Jahr mit einander eine Chꝛiſtliche friedliche Ehe beſeſſen / inn welcher jhnen GOtt der Allmaͤchtige Zehen Kinder beſcheret / Sechs Soͤhne / vier Toͤchter / derer noch Sieben im Leben / drey Soͤhne vier Toͤchter / denen Gott mit Gnaden beyſtehen / vnd jhr / ſamb jhrer Fraw Mutter trewer Vormuͤnde / Vater / vnd Vorſorger ſein wolle.

Sein Leben vnd Wandel betreffendt / als er ſich allhier im Namßliſchen Weichbilde zu Windiſchmarchwitz auff - gehalten / Jſt geweſen Erbar / Auffrichtig / Gottes Wort hat er lieb gehabt des Hochwuͤrdigen Sacraments ſich mit den ſeinen Jaͤhrlich gebrauchet: Jnn ſeinem Hauſe iſt er Andechtig geweſen / vnd ſeine Kinder zum lieben Gebet gar fleiſſ[i]g getrieben / die jhm Taͤglichen nach gehaltener Mal - zeit / klein vnd groß / jhre ſchoͤne Gebetlein vnd Pſalmen / fuͤrm Tiſche ſtehend / außwendig her ſagen haben muͤſſen / vnd hat jhm / ſo viel moͤglich wo nicht an Gelt vnd Gutt / doch an ſeinem gutten Ehrlichen Nahmen / einen ſolchen Schatz geſucht / darauff er ſich Ewig verlaſſen doͤrffte.

Er hat ſeine ſtette Todes gedancken gehabt / wie er dann offte / weil er einen Schaden am Leibe gehabt / wider mich geſagt / Herr Pfarꝛ / dieſer wird mich einmal auffreiben / Aber Gott helffe nur Seliglich / es muß doch einmal ge - ſtorben ſein. Weil er auch ſeinen ſtetten Kummer gehabt / Hat er ſich außbuͤndig wol wiſſen ins Creutze zu ſchicken / vnd iſt bald mit dem lieben Gebet / vnd anderer Creutz - traͤger Exempeln auß der Heyl. Schrifft fertig geweſen. Sein Schatzkaͤſtlein / hat er jhm alſo auffgebawet vnnd verfertiget / das er ſich mit rechtem Glauben / in GluͤckD iijvnd[30]Chꝛiſtliche Leichpꝛedigt. vnd Vngluͤck hat wiſſen auff ſeinen einzigen Heyland vnd Erloͤſer / den HErren JEſ: Chriſt: zu verlaſſen / welches er auch in ſeiner Kranckheit gar offte widerholet / vnd ſich deſſen getroͤſtet / darumb er auch nicht alleine fuͤr ſich inn ſeiner Mattigkeit vnd Schwachheit / ſeine Haͤnde zu Gott zum offtern mal erhaben / ſondern auch begehret vnd gebe - ten / man wolte mit jhme Beten vnd Singen / wie er dann vnter andern kurtz vor ſeinem Ende jhme zu ſingen vnd zu beten außerſehen: Weñ mein Stundlein vorhandẽ iſt / ec.

Jtem. Meinm Gott ergeb ich mich gaͤntzlich /
Dieweil Er ſich ſo Vaͤterlich
Gegen mir erzeigt allezeit /
Zu Helffen denn Er iſt bereit.
Sein Huͤlff beut Er mir Taͤglich an /
Er ſpricht / Jch will dich nicht verlahn /
Ruff in der Noth getroſt zu mir /
Chriſtus mein Sohn ſoll helffen dir.
Jtem. O HErꝛe Gott / in meiner Noth /
Ruff ich zu dir / du Huͤlffeſt mir / ꝛc.

Wie er vormercket / das er ſterben ſollen / forderte er ſein Geſindlein fuͤr ſich / befiehlet jhnen / ſie ſolten inn der Wirdtſchafft trew vnd fleiſſig ſein / ſeiner lieben Frawen gehorſamen / vnnd nichts verwarloſen / dermal eins den rechten lohn von vnſerm HErꝛn Gott erwarten.

Seine liebe Fraw heiſt er fuͤr ſich kommen / ſambt allen ſeinen beyweſenden Kindern / Leſt jhm einen Becher mit Wein einſchencken / Trinckt jhnen hierauß ein Truͤncklein zum Valete zu / die jhm alle beſcheidt thun muſſen / vnnd ſpricht mit weinenden Augen / Nun du liebes Hertz / vnd jhr meine liebe Kinderlein / Geſegne Euch Gott der HErꝛe mein / Helff GOtt das wir im Himmelreich / einander wider ſehen zugleich.

Gar[31]Chriſtliche LeichPꝛedigt.

Gar offte hat er auß dem 25 Pſalm zu Gott geſeufftzet / die Angſt meines Hertzens iſt groß / fuͤhre mich auß mei - nen Noͤthen.

Biß jhn entlichen der Allgewaltige Gott / den 15. Sept. dieſes Jahres fruͤhe zwiſchen 9. vnd 10. vhr / nach außge - ſtandener ſchwerer Leibes Kranckheit / ſanfft vnnd Selig - lichen auß dieſem elenden Jammerthal abgefodert / wie er dann ein vernuͤnfftiges Ende genommen / Seine Seele / ſeinem einigen Erloͤſer vnd Seligmacher JEſu Chriſto / in ſeine Haͤnde trewlich empfolen / vnd alſo Seliglich be - ſchloſſen. Der wolle jhm mit allen Chriſtglaͤubigen / am herzu nahenden Juͤngſten tage / eine froͤliche Aufferſtehung zu dem Ewigen leben verleyhen / die hinterlaſſene betruͤbte Wittib vnd Erben troͤſten vnd ſegnen / ſonderlich aber mit Kraͤfftigem troſte beywohnen / Dem Edlen / Geſtrengen / Ehrenveſten vñ Wolbenambten Herꝛn Daniel Heſelern / von Waldaw / auff Wangern vñ Polockowitz / des Raths Eltiſten / in der Kayſ: vnd Koͤnigl: Hauptſtadt Breſslaw in Schleſien / vnd des Namßliſchen Weichbildes / wolver - ordneten Herrn Hauptmann / da Jhr. Gſtr. wegen jhres langwirigen von GOtt aufferlegten Creutzes halben / an jhrem Geſichte / dieſem verſtorbenen Jhr. Gſtr. geliebten Bruͤdern nicht haben koͤnnen das Geleyte zu ſeinem Ruh - bettlein geben / derſelbe trewe liebe Gott / ſey J. Gſt. Artzt vnd Nothelffer / vnnd bringe ſie alleſambt widerumb mit Frewden zuſammen im Ewigen leben / Durch JEſ. Chriſtum vnſern HErrn Amen / Amen.

Kein beſſer Erbgut mag dir werdn / Von Eltern dein auff dieſer Erdn.
Viel koͤſtlicher / denn all das Gutt / So man von Eltern Erben thut.
Ein Ehr[l]ich Nahm mit Ruhm vnd Preiß / Kein beſſern Schatz auff Erd ich weiß.

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TextAureus Christianorum thesaurus Cum Aerario. Der güldene Schatz/ vnd Schatzkasten rechtschaffener Christen. Bey dem Begräbniss/ Des Weyland/ Edlen/ Ehrenvesten/ Wolbenambten Herrn Godtfried Heselers
Author Samuel Butschky
Extent31 images; 7449 tokens; 2755 types; 50721 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAureus Christianorum thesaurus Cum Aerario. Der güldene Schatz/ vnd Schatzkasten rechtschaffener Christen. Bey dem Begräbniss/ Des Weyland/ Edlen/ Ehrenvesten/ Wolbenambten Herrn Godtfried Heselers Samuel Butschky. . 31 Johann BössemesserOels1617.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 S 207/17 / 524794

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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Editorial principles

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:36:15Z
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Dieses Werk steht unter der „Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz“ (CC BY-SA).

Holding LibraryUniversitätsbibliothek Breslau
ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 4 S 207/17 / 524794
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