Aſtra fide cupias, ſolvêris & aſtra tenebis, Hos tres noſce ſtatus, ſi tu vis eſſe beatus.’ ()
M. Samuel Heinnitz.
Deo Triuni, Cujus in manibus sortes nostræ, Sacrum.
DEr Vater aller Barmhertzigkeit /2. Cor. 1. v. 3. Pſ. 90. v. 3. Eſ. 57. v. 17. 40. v. 29. Johan. 1. v. 7. 4. vnd Gott alles Troſtes / der die Menſchen leſt ſterben / vnd ſpricht kompt wider Menſchen kinder / Schlegt vnd Heylet / Sey der Betruͤbten Krafft vnd Stercke / vnd vnſer aller Liecht vnd Leben. Amen.
ERlauchte / Geliebte im HErren / vnd theyls betruͤbete im Hertzen. Von dem Durchlauchtigſten vnnd GroſsmaͤchtigſtenViat. agon. M. Johan. Chr: f. 505. Prompt. exempl. in 3. præcepr. mihi fol. 525. Koͤnig Chriſtiano in Dennemarck vñ Nort - wegen Hertzogen zu Holſtain / Der An. 1559. im 56. Jahr ſeines Alters ſelig verſchieden / lieſet man / das 10. Tage fuͤr ſeinem tode / den 23. Decembr. in ſeiner Kranckheit / ein Mañ in weiſſen Kleydern jhm im Traum erſchienen vnd geſaget: Er ſolte ſich zu friede ſtellen / denn auffs Newe Jahr wuͤrde es beſſer mit jhm werden / als deñ wuͤrde er ſeiner Kranckheit entlediget / vnd widerumb recht friſch vñ geſundt werden / ja Ewige Geſundheit erlangen. Welches er ſeinem Hoffprediger M. Paulo Noviomago, vnd ſeinem Medico Doctori Cornelio angezeyget / die es jhme haben außreden wollen. Aber der Gottſelige Koͤnig / iſt auff ſeiner meinung blieben / vnd ſich zu einem ſeligen Sterbſtuͤndlein bereittet / welches auch eben am Newen Jahrstage / wie der Engel jhm offenbaret / nach Mittage vmb 4. vhr kommen.
A ijDieſer[4]Chꝛiſtliche Leich vndDieſer warhafftigen Geſchicht erjnnern wir vns heute bey der Chꝛiſtlichen Leichbeſtattung vñ Ehrengedaͤchtnuͤß / des Edlen / Ehrenveſten / Hochgelarten vñ Wolbenambten Herꝛn Pauli Hentzners / Fuͤrſtlichen Muͤnſterbergiſchen Olßniſchen geweſenen Trewen Raths / welcher ein harte Niederlage nach dem willen Gottes in die 9 Viertel Jahr außgeſtanden / vnd in Glaͤubiger hoffnung vnd groſſer ge - dult ſeine Auffloͤſung vnd Himliſche heimfarth erlanget / eben am New. Jahrstage / vnter der Ambtspꝛedigt nach 8. der Halben vhr / da er des Morgends zuvor / als man jhm ein Newes geſundes Jahr gewuͤntſchet / hinauff gen Him - mel geſehen vnd geſaget: Chriſtus wird kommen vnd mich ins rechte Newe Jahr / ja ins Ewige Jubel Jahr nehmen. Welches denn auch nach wenig ſtunden / durch einen ſanff - ten ſeligen Außgang ſeiner Seelen geſchehẽ / da er nu recht annum magnum immò maximum, die ſelige EwigkeitItali. Vn bel. mourir tuttula via ho - nora. Col. 3. v. 16. vnd Ewige ſeligkeit angefangen / vnd hiemit ſein Zeitlich leben wol beſchloſſen vñ geziehꝛet. Deñ ein ſeliger Abſchied ehꝛet vnd ziehret das vorige Leben eines Menſchen.
Demnach wir aber ſeinen abgelegten Leibes tabernackel allhero zu ſeinem Schlaffkaͤmmerlein gebꝛacht vnnd vns verſamlet. Auch S. Paulus haben wil / daß ſo offt wir vns verſamlen / wir das Wort Gottes reichlich vnter vns wo -Sal. Eccl. 3. v. 4. nen laſſen ſollen / vnd Weinen ſeine Zeit hat / Lachen auch ſeine Zeit / ſo wollen wir nun diß fuͤr die Hand nehmen / das zu vnſer aller Erbawung / vnd jnſonderheit der Hoch - leydtragenden Ehꝛentugentſamen Wittiben / Hochbetruͤb - ten Kindern vñ Erbaren freundſchafft zu beſonderm troſt / vnd dem verſtorbenen ſeligen Herꝛen zu gutter letzte vnnd Chꝛiſtlichen Ehꝛengedaͤchtnuͤß gereichet. Damit wir aber diß Fruchtbarlich verꝛichten moͤgen / ſo wollen wir vns fuͤrder[5]Chꝛenpredigt.der Goͤttlichen Majeſtett demuͤtigen / vnnd dieſelbe hierzu vmb Huͤlff / Beyſtandt / Troſt vnd Staͤrcke des H. Geiſtes anruffen / vnd auß grund vnſers Hertzens ein Andaͤchtiges Glaͤubiges Vater vnſer ſprechen.
DJEſe wenige abgeleſene Worte des H. Apoſtels vnnd Ruͤſtzeugs Gottes Pauli / Meine Geliebten / ſind vielen Perſonen imExempla derer / die dieſen Spꝛuch geliebet vnd gevbet. Hohen / Mitteln vnd Niedrigen ſtande ſo lieb geweſen / das ſie derſelbigen bey geſundẽ tagen / oder auff jhrem Siechbette vnd in der letzten Sterbensnot nicht vergeſſen koͤñen / ſondern ſtets geſeufftzet vñ geſpꝛochẽ / Cupio diſſolvi, Jch begehꝛe Auffgeloͤſt zu werden oder Abzuſcheiden vnd bey Chriſto zu ſein.
Franciſcus Valleſius Koͤnig in Franckreich / nach dem er ſeinem Sohn das Regiment vbergeben / hat offt geſaget / Deſiderium habeo diſſolvi, & eſſe cùm Christo. Ludovicus Pfaltzgraff am Rein vnd Churfuͤrſt / fuͤhrete dieſen Spruch fuͤr ſeinem Ende inn ſeinem Munde / vnd beſchloß damit ſein Leben. Chriſtianus I. Churfuͤrſt zu Sachſen / als er nach Auffloͤſung ſeiner Seelen vom Leibe groß verlangen truge / vnd mit ſtetem Seufftzen widerumb bey Gott anhielte: ACh bleyb nicht zu lange / hat er dieſen Spruch auff dieſe Weiſe außgeſprochen. Jch begehre außgeſpannet zu werden / vnd bey Chꝛiſto zu ſein.
A iijEliſabeth[6]Chꝛiſtliche Leich vndEliſabetha geborne Marggraͤffin zu Brandeburg / widerholete offt fuͤr jhꝛem ende / dieſe Zwene gleichlautende Spruͤche Pauli vñ Simeonis. Jch begehꝛe abzuſchei -Luc. 2. v. 29. den vnd bey Chꝛiſto zu ſein. HERR / Nun leſſeſtu deinen Diener im Friede fahren / wie du geſaget haſt.
Vnd dieſe Wort / Cupio diſſolvi, ſollen des Hoch - gelarten vnd Wolverdienten Mannes H. Philippi Me - lanchthonis vñ ſeines Sohnes zu Wittenberg liebe woꝛte geweſen ſein / die ſie gleich als ein Symbolũ ſtets gebꝛaucht. Wie auch H. M. Johannes Mattheſius, als er inn der Kirchen Kranck worden / vnd man jhn vom Predigſtul in die Sacriſtey getragen an dieſen Spruch gedacht: JCh muß außſpannen / es ſage der Schirꝛmeiſter darzu was er wolle / Mein Haupt wird mir ſchwach / Jch wil heim. Vnd da die vmbſtehendẽ vermeineten / er redete võ ſeinem Hauſe / ſaget er weiter. Nicht daheime. Jch wil gar heim.
Alſo hatt auch der fuͤrnehme Juriſt zu Altorff Hugo Donellus, vnd der beruͤmbte Artzt Leonhardꝰ Fuchſius zu Tuͤbingen / das Cupido diſſolvi, fuͤr jhrem ende ſtets im Munde vnd Hertzen gefuͤhret. Vnd die gelehrte Fraw Olympia Morata, eine gutte Poëtin / welche Anno 1555. den 20. Octobr. geſtorben / machte auß dieſem Spruche auff jhrem Todtbette / diß Diſtichon.
‘Diſſolvi cupio, ſedet hæc ſententia menti Eſſeꝙ́ cum Christo, tunc mea vita viget. ’ ()Dieſe vnd andere Exempla, derer / die dieſen Pauliniſchen Spruch gefuͤhꝛet / ſind vnſerm H. Paulo Hentznero wol bekandt geweſen / darumb er nit allein jhnen zur nachfolge / Sondern auch vmb der bonitet vnd guͤtte willen dieſes Spruches / jhn ſelbſt geliebet / gevbet / vnd mich gebeten /denſelben[7]Ehrenpꝛedigt.denſelben zu ſeiner Leichpredigt zu nehmen vnnd erklaͤren. Wil demnach mit vorleyhung Goͤttlicher huͤlff / E. C. L. dieſe Zwey Puͤnctlein fuͤrhalten.
O Hochtrewer GOtt / Erwecke in vnſerer Seele eine hertzliche luſt vnd begierde gerne zu ſterben / vnd dieſe boͤſe Welt zu Valediciren. vnd jhr Vrlaub zu geben / durch Chriſtum deinen liebſten Sohn in Krafft des H. Geiſtes. Amen.
DA dieſe Epiſtel an die Philipper ď Heiden Doctor S. Paulus zu Rom geſchrieben / iſt es mit jhm in einem betruͤbten Zuſtande geweſen / denn er kurtz fuͤr dieſen Worten anzeyget / das er Gefangen liege / vnd ſagt. Jch laſſe Euch aber wiſſen lieben Bruͤder / das wie es vmb mich ſtehet / das iſt mir mehr zur foͤderung des Evan - gelij gerathen / alſo das meine Bande offenbar worden ſind in Chriſto in dem gantzen Richthauſe. Jn dieſe Bande aber Gefaͤngnuͤß vnd Beſtrickung ward er von Juden ge - bracht / welche nicht leiden kondten / das Paulus von dem gecreutzigten Chriſto Predigte / darumb verklagten ſie jhn als einen Auffruͤhꝛer vñ falſchen Pꝛopheten / vnd triebensſo[8]Chꝛiſtliche Leich vndſo lange biß er gefangen vñ dem Roͤm: Keyſer / auff welchen er ſich beruffen / zugefuͤhꝛet vnd Zuverhoͤr ſeiner Sachen dargeſtellet worden / welches geſchehen im andern Jahr des Keyſers Neronis im 57. Jahr nach Chriſti geburt / da Paulus ſchon 24 Jahr das Evangelium geprediget hate.
Es iſt aber / zu mercken / das S. Paul zweymal zu Rom geweſen / das Erſte mahl in jetzo gedachtem Jahre / da er zwey Jahr gefangen geweſen / vnd doch in keinem Kercker gelegen / ſondern in einer Herberge / die er ſelbſt gemiettet hatte / beſtricket blieben / da jedermann einen freyen Zu vnd Abgang zu jhm gehabt / Er hat frey moͤgen Predigen vnd Schreiben / wie Er denn etliche Epiſteln auß Rom inn Griechenland vnd andere Orter geſchrieben / dieſe an die Philipper / deßgleichen an die Galater / Epheſer / Coloſſer / an Timoth: vnd Philemonem. Dieſer Gefaͤngnuͤß hat jhn Keyſer Nero wider loß gezehlet / (denn es war noch Neronis quinquenium, da er im Anfang ſich gnedig er - zeygt /) das Er hernach in Jtalia / Hiſpania vnd andern Landen gepredigt hat. Endlich aber / nach verflieſſung derſelben Zehen Jahr / da er wider gen Rom kompt / wird Er võ Nerone im letzten Jahr ſeiner Regierung gefangen vnd mit dem Schwerdt gerichtet / nach Chriſti geburt 67. ſeines Predigambts im 34. oder wie etliche wollen im 36. Jahr. Darauß jhr verſtehen vnd ſchlieſſen koͤnnet / das S. Paulus ſchon fuͤr Zehen Jahren fuͤr ſeinem Abſchied / im erſten Neroniſchen Gefaͤngnuͤß luſt gehabt Zu ſterben. Darumb Er ſagt / ἐπιϑυμίαν ἔχω εἰς τὸ ἀναλῦσαι. Jch habe luſt / ein Hertzliches ſehnen / verlangen vnd begehren Ab - zuſcheyden / Auffgeloͤſt / oder Außgeſpannet zu werden / Das maͤchtige Woͤrtlein αὐαλῦσαι gibt vns hier / wenn wir auff ſeine eygenſchafft ſehen / groſſes vñ gutes nachdencken.
Den[9]Ehꝛenpꝛedigt.Denn I. heiſt αὐαλῦσαι, von Banden vnnd StrickenΑ᾽ναλῦσαι heiſt I. Von Banden vnd Stricken auffloͤſen. Auffgeloͤſet zu werden. Daher ſichs hier alſo ſchleiſt: Niemandt begehret Auffgeloͤſet zu ſein / denn nur der ge - bunden vnd beſtricket iſt.
Paulus der Heyl. Apoſtel begehꝛet Auffgeloͤſet zu ſein. Darumb wird Paulus der H. Ap. gebunden geweſen ſein: Mit was fuͤr Stricken aber? Laqueis corporalibus & ſpiritualib. mit Leiblichen vnnd Geiſtlichen: Begehret demnach von denſelben Auffgeloͤſet zu ſein / das iſt durch den Zeitlichen todt von allerley jammer vnnd elend / von Geiſtlicher vnd Leiblicher not erꝛettet zu ſein / ja von ſeines eygenen Leibes ſtricken entlediget zu werden. Mit einem Wort: Er begehret ſelig Zuſterben. Daher man den todt recht ἀνάλυσιν nennet / eine Loßmachung der Seelen vom Leibe / vnd des Leibes von der Seelen.
II. ἀναλῦσαι heiſt Abſegeln / Abſchiffen / wenn dieII. Abſegeln / Abſchiffen. Schiffleute / jhre angebundene Schiffe loß machen / vnd darvon Schiffen vnd Segeln. Alſo begehret S. Paulus auß dieſer boͤſen Welt / als auß dem vngeſtuͤmen Meer vnzehlicher Truͤbſalen / durch den Zeitlichen todt zuſchiffen vnd zu kommen / zum Port der Ewigen Ruhe vnd Selig - keit / vnd in alle Ewige Ewigkeit bey ſeinem HERREN Chriſto zu ſein. Denn denſelbigen von Angeſicht zu An - geſicht zuſchawen / vnd mit jhm in Ewigkeit zu herꝛſchen / brandte er fuͤr groſſer Liebe / vnd hielte es weit beſſer / als hier Leben. Denn deine Guͤtte iſt beſſer denn Leben / ſagetPſ. 63. v. 4. David / Pſalm. 36.
III. Α᾽ναλῦσαι heiſt Außſpannen / wenn die FuhrleuteIII. Außſpannen. Roß vñ Wagen außſpannen / da die muͤden Pferde gerne zum Stalle gehen / vnd der Fuhrmann ins Wirtshauß / darinnen ſich zu erquicken vnnd zu ruhen: Alſo begehretBS. Paulus.[10]Chꝛiſtliche Leich vndS. Paulus / das er moͤge auß dem Wagen vñ Karn ſeines Muͤheſeligen Ambts vnd betruͤbten Lebens außgeſpannet werden / damit er ſich erquicke vnd ruhe / als der lange ge - nung gezogen vñ gar muͤde worden. Wie er denn viel vndChryſ. Naz. Aug. lange gearbeytet vnd gelitten / vnd der weit gereiſete Apoſtel genennet wirdt. Welchen der Heil. Vater Auguſtinus gerne geſehen hette / wie man denn von jhm ſetzet / Er hette jhm gewuͤnſcht dꝛeyerley / das er hette moͤgen ſehẽ Chꝛiſtum in ſeinem Fleiſch oder zarten Menſchheit / Paulum / wenn er geprediget / Rom in ſeiner bluͤte / oder wie etliche wollen / den H. Geiſt außgegoſſen am Pfingſttage vber die Apoſtel vnd Glaͤubigen.
IV. Vmbkehren / Auffbrechen.Endlichen Α᾽ναλῦσαι heiſt Reverti, Vmbkehꝛen / Wider - kommen / Auffbrechen vñ ſich einſtellen / wie Lucæ am 21. Luc. 12. v. 36. Cap. zuſehen / Da Chriſtus einfuͤhꝛet ein Gleichnuͤß von den Knechten die auff den HErꝛen warten / πότε άνα λῦσαι ἐκ τῶν γάμων, das iſt / quando revertatur a nuptiis, wenn Er auffbꝛechen werde von der Hochzeit. Heiſt alſo daſelbſt αὐαλῦσαι reverti, vmbkehren / ſich von der Hochzeit wider zu Hauſe begeben. Alſo / weil S. Paulus im dritten Him - mel verzuckt woꝛden / vnd hat daſelbſt ſein recht Himliſches Vaterland geſehen / wie es da zugehet / ſo iſt es kein wunder / das Er nicht allein ſeines Vaterlandes Tharſis vergiſſet / ſondern auch der gantzen Welt vñ dieſes Zeitlichen lebens / vnd ſich alſo ſehnet in dieſen Ort vnd rechte Heimat zu - kom̃en / von welcher Er ſo lange abweſende geweſt / ſo lange Er allhier ein Pilgrim vnd Frembdling geweſen / vnd bey ſeinem HERREN Chriſto zu ſein. Welche Holdſelige Wort (bey Chriſto zu ſein) S. Paulus auß dem MundeJoh. 12. v. 26. des HERREN genommen hat / die Er etliche mahl ge - bꝛaucht / Ioh. 12. Wo ich bin / da ſoll mein Diener auch ſein. Joh. 14. [11]Ehꝛenpredigt.Joh. 12. Jch wil Euch wiď ſehen / vnd Euch zu mir nehmen /Joh. 14. v. 3. 17. v. 24. das jhr ſeid / wo ich bin. Vnd Joh. 17. in ſeinem Gebet zu ſeinem Himliſchen Vater: Jch wil daß / wo ich bin / auch die ſein / die du mir gegeben haſt: Solche Worte nimpt hier S. Paulus vñ ſpricht: Er habe darumb groſſe luſt Abzuſcheiden / damit Er als ſein diener bey Chꝛiſto ſey / bey welchem Er einen verklaͤrten Leib / hochgezierte vnd ge - ehrte Seel / vnd die lieblichſte Converſation vnnd Bey - wohnung haben wuͤrde. Alſo verſtehet jhr nun / warumb S. Paulus hab gerne ſterben wollen.
DAs wir Chꝛiſten heutiges Tages auch ſolche Hochwichtige vrſachen haben / wie S. Paulus / d[i]e wir gerne frewdig ſterben ſollen. Gern / Willig / vnd mit frewden Zu ſterben / oder eine beſondere luſt Abzuſcheiden zu haben / iſt nicht des Natuͤrlichen fleiſchlichen Menſchens eygenſchafft.
Denn 1. Mercket mancher das ſeine Kꝛanckheit ſo groß / das er nicht wider zur Leiblichen Geſundtheit gelangen koͤnne / mancher ſiehet / das er in des Henckers hand gegebẽ / vnd nu keine Rettung weiß. Da ſaget er / Er ſterbe gerne / er ergebe ſich in den Willen des HErꝛn / wie Er es mache / ſo gefiehle es jhm auch. Aber des elenden gerne ſterben / wo iſt die Luſt des Hertzens darbey? Koͤnte er es nur wenden / vnd were die gewalt des Todes nur in ſeine Hand gegeben / er wuͤrde des ſterbens nicht begehꝛen / viel weniger luſt darzu haben. Denn der Todt iſt doch wider die Natur / weil er dieſelbe zerſtoͤret. Darumb ſetzet der Apoſtel hier dz Woͤꝛt - lein / ἐπιϑυμίαν, welches nicht heiſt ſich willig vnd begirdigB ijzu[12]Chꝛiſtliche Leich vndzu ſterben ſtellen / ſondern zeyget an / Singulare cordis de - ſiderium, ein ſonderliche begierde / luſt / frewde / ſehnen vnd verlangen des Hertzens / da des Hertzens alle gedancken vnd affecten, alle Wort vnd Wercke dahin gericht ſein / das man ſelig Abſcheide vnd bey Chriſto ſey / vnd alſo inn Warheit ſinge:
Darnach leſt ſich mancher ſeine Junge geſunde Jahre hindern. Saget oder dencket / ich wil auch wol mit der zeit / wann ich Alt / Schwach vnd Kranck werde / mit S. Paulo luſtig vnd begirdig zu ſterben ſein. Aber hoͤꝛe / du muſt nicht erſt im Alter / oder weñ du Kranck biſt / oder ſonſt in groſſer Not ſteckeſt / oder auch im Sterbeſtuͤndlein ſolchen luſt vber kommen / ſondern alle ſtunden vnd Augenblick ſoltu ſolche luſt im Hertzen haben. Weil S. Paulus hier nicht redet in futuro vnd ſaget / Jch werde ein mal luſt vberkommen Abzuſcheiden / ſondern in præſenti, ἐπιϑυμίαν ἔχω, Jch habe (eben jetzundt) luſt Abzuſcheiden / Jnmaſſen auch derLuc. 2. v. 29. liebe Simeon das Woͤrtlein Nunc. Nu / mit beſonderm fleiß ergreifft / als der das ſterben nicht weit von ſich wirfft / vnd ſpricht: Nunc dimittis, Nun / (eben jetzt) leſſeſtu deinen Diener in friede fahren.
Endlich leſt ſich mancher hindern / Zeitliche Wolluſt / Geld vnd Guͤtter dieſer Welt / wie Syrach wol verſtund /da[13]Ehrenpredigt.da er ſpricht: Πικρὸν του ϑανάτου μνημόσμηνον. O Todt / wieSyr. 41. v. 27. bitter biſtu / wenn an dich gedenckt ein Menſch / der gutte Tage vnd genung hat / vnd ohne Sorgen lebet / vnd dem es wol gehet in allen dingen / vnd noch wol Eſſen mag. Des H. Cypriani collega wolte trawn vngerne dran / das erCypriani Collega. ſterben ſolte / darumb als er auff ſeinem Todbette jaͤmmer - lich winſelte / vnd noch gerne zu Leben zuverſtehen gab / er - ſchiene jhm ein Engel vñ ſpꝛach zu jhm gleich mit vnmuth: Pati non vultis, exire non vultis, quid faciam vobis? Leiden wolt jhr nicht in dieſer Welt / ſterben auch nicht / was vnd wie ſol man es Euch denn machen?
Darumb ſo bleibets wol darbey / das einem Natuͤrlichen Menſchen bloß in ſeiner Natur vnd vermoͤgen betrachtet / ſehr ſchwer alſo mit S. Paulo zu beten vñ zu ſeufftzen fuͤr - falle / Cupio diſſolvi, Jch begehre Abzuſcheiden. Dieweil Er aber ſaget eben in dieſer Epiſtel im 3. Capit. Eſtote imitatores mei. Seid meine Nachfolger / vnd wir jhm folgen ſollen im Glauben / folgen im Leben / vnd folgen im Leiden: Warumb wolten wir jhm auch nicht folgen im Sterben / vnd jnſonderheit / das wir gleichfalls eine beſon - dere luſt vnd ſehnen haben moͤgen / Abzuſcheiden vnnd bey Chriſto zu ſein. Muͤſſen aber rechte Geiſtliche Menſchen ſein. Denn wer Geiſtlich geſinnet / an Chriſtum glaͤubet / das Er ſey ſein leben / ſterben ſein gewinn / vnd das er lebePhil. 1. v. 21. Johan. 11. v. 25. in Chriſto JEſu / ob er gleich ſtuͤrbe / auch glaͤube / das ein Aufferſtehung des Fleiſches / vnd nach dieſem Leben / das Ewige frewden leben zu gewarten ſey / dem iſt es gar leicht / alſo zu beten vnd zu ſprechen / Cupio diſſolvi. Jnſonder - heit / wenn er bedencket mit S. Paulo. Daß ſterben ſey / nicht verderben / ſondern ein Auffloͤſen / Abſchiffen / Auß - ſpannen vnd Heimziehen. O dencke jhm nach / du Welt -B iijſchmecken -[14]Chꝛiſtliche Leich vndſchmeckendes Hertz / das du ein recht Himmel ſehnendes Hertz vberkommeſt.
Was ſter - ben ſey. I. Laquei - varij. I. Sterben iſt / Laqueorum vario ℞ ſolutio, Eine Auffloͤſung von mancherley Stricken. Von Suͤnden1. Exorbi - tutionis. Suͤndeſtrick. Rõ. 3. v. 23. Eſ. 64. v. 19. Pſ. 32. v. 6. Iob 14. v. 4. ſtricken / Sintemal alle Menſchen ſuͤnder ſein vñ mangeln des ruhms / den ſie fuͤr Gott haben ſollen. Auch alle vuſere Gerechtigkeit wie ein beflecktes Tuch / das man ohne reve - rentz fuͤr Zuͤchtigen ohꝛen nicht nennen darff / ſind alle mit einanď Kranck in einem Spittal / tragen Waſſer an einer Stangen. Sind alle vnrein / vnd muͤſſen bitten vmb ver - gebung der Suͤnden / darumb D. Staupitz betete vñ ſpꝛach: HERR laß mich ſterben / das ich auffhoͤre zu Suͤndigen.
2. Maledi - ctionis. Fluchſtrick. Deut. 27. v. 26. Gal. 3. v. 10. Von Stricken des Fluchs des Geſetzes / denn verflucht ſey jederman ſagt die Schrifft / der nicht helt alles was im Geſetz Gottes / in den H. Zehen gebotten geſchrieben ſtehet.
3 Damnat. verdamnißſtr. Rom 6. v 23Von Stricken der Ewigen Verdambnuͤß / denn der Suͤnden ſoldt iſt der Ewige todt.
4. Tenta - tionis. Verſuchungs ſtricke.Von Stricken der Verſuchung / denn wir ja viel Ver - ſuchungen außſtehen muͤſſen / vom Teuffel / vom Gewiſſen / von der boͤſen Welt vnd vnſerm eygenen Fleiſch / das wir wol ſagen moͤgen / wir Wandeln allhier inn dieſer Welt vnter eytel Fangſtricken. Durchs ſelig ſterben / aber lieber Menſch wirſtu davon erloͤſet / drumb habe luſt zu ſterben.
2. Ab vnd Auß - ſchiffung.II. Sterben iſt / Furorum, dolorum & periculorum hujus pelagi enavigatio, Eine Ab: vnd Außſchiffung auß dem vngeſtuͤmen Meer vieles wuͤttens vnnd tobens / Armuts / Neides vñ Haſſes / Kranckheiten vnd mancherley gefahr. Wie der Wolff wider die Thier im Walde / der Hecht wider die Fiſche im Waſſer / der Habicht vber die kleinen Vogel / ſo gehets auch in der Welt / ein Menſchwider[15]Ehrenpꝛedigt.wider den andern. Eines goͤnnet dem andern ſein Gluͤck nicht / man braucht Liſt vnd Practicken / wie man einem beykom̃en koͤnne / da es heiſſen ſolte. Homo homini Deus, Ein Menſch iſt des andern GOtt / ſo heiſts gemeiniglich: Homo homini Diabolus, Ein Menſch iſt des andern Peiniger / Hencker / ja Teuffel ſelbſt / viel ſind rechte Arme - nier / vnd koͤnnen ſich des Armuts offt nicht erwehren. Viel Lazari, Krancke / Sieche / Gebrechliche Menſchẽ / dieAdag. Timidior Piſandro. Eraſm. R. Chil. 1. Cent. 9. Apoc. 6. Ach vnd Wehe in jhꝛen ſchmertzen ſchreyen / viel Piſandri vnd Zitterkinder / die in ſteter furcht fuͤr dem Reuter auffm rohten / fahlen / vnnd ſchwartzen Pferde / die da Rauben / aͤngſtigen vñ wuͤrgen / leben vnd ſchweben. Von welchem allem im Tode vnd ſterben du außſchwimmeſt vnd Auß - ſchiffeſt. Darumb lieber Menſch habe luſt zu ſterben.
III. Sterben iſt / Laborum liberatio, Eine Befreyung3. Außſpãnung / oď Befreyung võ der arbeit. oď Außſpannung von allerley Beruffs arbeit. Denn weil wir hier leben / muͤſſen wir nach Gottes ordnung / arbeitten vnd im Schweiß vnſers Angeſichts vnſer Bꝛodt erwerbẽ / Sein vnſers HERREN GOttes Karnpferde. Wie David im 73. Pſalm ſagt: Jch muß wie ein Thier fuͤrPſ. 37. v. 22. dir ſein. Ziehem am Karn mit vielen ſteinen / das iſt / mit Ambts vnd Beruffs arbeit vnnd Muͤheſeligkeit beladen / davon wir am Abend vnſers Lebens außgeſpannet werden vnd zu ruhe kommen. Daher auch der Engel die Glaͤubigẽ verſtorbenen Selig preiſet vnnd ſaget: Selig ſind die imApoc. 14. v. 13. HERREN ſterben von nun an / denn ſie ruhen von jhrer Arbeit / vnd jhre Werck folgen jhn nach. Vnd H. Adria - nus Albinus Churfuͤrſtlicher Brandeburgiſcher CantzlerAn. 1590. den 5 Iulij. ætatis 77. in der Marck / als er nu ſahe / das er ſterben wuͤrde / troͤſtet er ſich mit der Ruhe / die jhm ſterben braͤchte / vnd machte jhm davon ein ſolſch Epitaphium oder Grabmahl:
Hæc[16]Chꝛiſtliche Leich vnd‘Hæc ærumnarum finis, mors otia fecit, Otia non falſa voce petita mihi. Vivo nulla fuit requies. Sit Christe redemptor In te nunc igitur poſt mea fata quies. ’ ()Das iſt:
Darumb weil du lieber Menſch / durch den Zeitlichen Todt zur Ruhe / von aller Arbeit / zum froͤlichen Feyerabend gefodert wirſt / ſo habe Luſt zu ſterben.
4. Heimfart.Endlich ſterben heiſt / Patriæ cæleſtis acceſſio & im - migratio, Eine Heimfarth ins Himliſche Vaterlandt: Denn der Geiſt muß wider zu Gott kommen / der jhn ge -Eccleſ. 12. v. 9. geben hat / ſagt der Prediger Salomon im 12 Cap. Vnd diß iſt das fuͤrnembſte. Darumb als zur Zeit H. Jacobus Milichiꝰ der Artzney Doctor, An. 1559. den 10. Novemb. kurtz fuͤr ſeinem tode geſagt: Es koͤnne kommen / das einer diß Zeitliche leben verlaſſen moͤcht / aber es koͤnte nimmer - mehr fehlen / wenn einer dem Tode fleiſſig nachdaͤchte / ſoPhilip. in Orat. de Vita Mili - chij. Tom. V. decl. VV. muͤſte er ſich etwas dafuͤr entſetzen / Lieſſe jhm H. Phil. M. ſolches gefallen: Aber er ſagte dazu: Es were viel zu we - nig / das man einen in Todesnoͤten damit frewdig zuſterbẽ machen wolte / wann man ſagte / das viel jammers auff dieſer Erden were / ꝛc. Es muͤſte was anders ſein / das den Menſchen zu ſterben freydig vnd muttig machte diß iſt ge - wiß nicht anders / als Patria & gloria cæleſtis, das Him - liſche Vaterland vñ Ehrenreich. Da lebet einer auch ein -mal[17]Ehꝛenpꝛedigt.mahl jhm ſelbſt der allhier andern Leben muͤſſen / wie jener groſſer Herꝛ ſprach: Jch habe Euch lange genung gelebet. Nun wolte ich hinfort auch gerne mir leben: Allein wirDrey Grad fromer Chꝛiſt. kommen gradatim oder Stuffenweiſe darzu.
Denn I. Weil wir in dieſem Leben geſundt oder KranckI. ſein / ſo muͤſſen wir vns ſehnen nach der guͤldenen Praͤch - tigen Ruhe / davon die Epiſtel an die Hebreer am 4. Cap.Heb. 4. v. 9. ſchreibet: Es iſt noch eine Ruhe verhanden dem Volck GOttes / vnd ohne vnterlaß Seufftzen mit S. Paulo. Jch begehre Abzuſcheiden.
Diſſolvi cupio, Christum deſidero totus Morte pia & placida da mihi Christe mori.Herr JEſu Chriſte / Quantò citius, tanto libentius, je eher / je lieber.Jch begehꝛe Außzuſpannen /Vom Laſtkarn vnd nun von dannen /Durch ein ſelign vnd ſanfften Todt /Zuwandern zu meinem liebn Gott.
Darnach folget im Sterben das ἀναλῦσαι oder Auff -II. loͤſen / welches ein fromes Him̃elſehnendes hertz mit frewdẽ empfangen vnd annehmen / vnd den Tag vnd die ſtunde fuͤr recht Gluͤckſelig ſchetzen ſoll / an welcher der Außzug ge - ſchehen ſol / vnd ſagen: Nun iſt mein Heyl vnd ErloͤſungMal. 4. v. 2. vorhanden / Nun gehet mir auff Chriſtus die Sonne der Gerechtigkeit / Nun ſchwimme ich auß dem vngeſtuͤmen Meer dieſer Welt / vnd komme zum Port / Frewe dich meine Seele / aber was meine? ja Chriſti Seele / denn durch ſein thewres Blut biſtu erloͤſet. Gehe auß mit LothGen. 9. Exod. 14. 3. v. 8. auß Sodom / vnd ſiehe nicht zuruͤck / Wandere durchs rote Meer / ins rechte gelobte Land / da Milch vñ Honig jnnen fleiſt.
CAbrahœ[18]Ehꝛenpredigt.Luc. 16. v. 22. Abrahœ Schoß iſt mir ſchon auffgethan. Die Thuͤr des Paradiſes auffgemacht. Du mein Leib aber / der du mir viel zuſchaffen gemacht / dich zunehren / erquicken / ſchuͤtzen vnd erhalten / der du meine Seele offt alſo gedruckt / das ſie nicht hat koͤnnen gen Himmel ſehen / vnd mir inn deinen Kranckheiten vnnd Schmertzen viel Weheklagen außge - preſt / begieb dich nun willig zur Ruhe / gehe in dein Kaͤm -Eſaiæ 26. v. 20. merlein vnd ſchleuſt die Thuͤr nach dir zu / verbirg dich ein klein Augenblick / biß der Zorn fuͤruͤber gehe / deine Ver - weſung wird deine Reinigung ſein / Deñ es wird geſeet ver -1. Cor. 15. v. 42. weßlich vnd wird aufferſtehẽ vnverweßlich / Es wird geſeet in vnehren / vnd wird Aufferſtehen in Herꝛligkeit: Es wird geſeet in Schwachheit / vnd wird Aufferſtehen in Krafft: Es wird geſeet ein Natuͤrlicher Leib / vñ wird Aufferſtehen ein Geiſtlicher Leib. Haſtu getragen die Perſon des Jrꝛ - diſchen / Trage auch nun die Perſon des Himliſchen.
Luc. 23. v. 43. 2. Tim. 4. v. 8. Sage auch zu mir / Heute wirſtu mit mir im Paradiß ſein: Setze mir die Cron der Gerechtigkeit auff / vnd gib mir ein froͤlich Hertz / das ich ſage: Munde immunde vale. Ade du vnreine Welt / du haſt mich genung tribu - liret vnd geplaget / ſuche dir einen andern Compan / oder Geſellen / den du aͤngſtigen moͤgeſt.
III. Endlich kompt drauff der letzte beſte Grad / eſſe cum Christo, bey Chriſto ſein. Hier ſind wir zwar auch beyChriſto /[19]Chꝛiſtliche Leich vndChriſto / vnd wir haben jhn im Wort vnd Sacramenten. Aber doꝛt werden wir jhn ſehen võ Angeſicht zu Angeſicht / welches aller Welt frewde vbertrifft / davon der H. Evan - geliſt vnd Apoſtel Johannes geſchrieben: Meine lieben /1. Joh. 3. v. 2. wir ſind nun Gottes kinder / vnd iſt noch nicht erſchienen / was wir ſein werden / wir wiſſen aber / wenn es erſcheinen wird / das wir jhm gleich ſein werden / Denn wir werden jhn ſehen wie Er iſt.
Derowegen ſchlieſſe ich mit den Worten des H. Augu -August. ſtini. Qui deſiderat diſſolvi & eſſe cum Christo, is non patienter moritur, ſed patienter vivit, & delecta - biliter moritur. Das iſt: Wer begehret Auffgeloͤſet zu werden / vnd bey Chriſto zu ſein / der ſtirbet nicht gedultig / ſondern lebet gedultig vnd ſtirbet froͤlich / ꝛc.
Anlangende nun den Weyland Edlen / Ehꝛenveſten vnd Hochgelahꝛten H. Paul Hentz - nern / Fuͤrſtl: Muͤnſterb: Olßniſchen vnd Bernſtaͤdtiſchen numehꝛ biß ins 22. Jahꝛ geweſenen trewen Rath vnd Diener / deſſen ſelige Leiche wir nun biß zu dieſem bereitteten Ruhebetlein / darinn er alsbald verſencket werden ſoll / begleittet haben / Verhelt es ſich mit deſſelbigen Ehꝛlichen Ankunfft vnd Geburt / Chꝛiſtlichem Leben vnd Wandel / vnd dann ſeligem Abſchiede vnd Abtritt auß dieſer Jrꝛdiſchen Pilgramſchafft in das Ewige vnd Himliſche Vaterland / kuͤrtzlich wie folget.
ER iſt auff dieſe Welt zu Cꝛoſſen in Schleſien im Jahr Chriſti 1558. den 29. Januarij, an einer Mitwoch fruͤhe vmb 9. Vhr von Chriſtlichen vnd Gott -C iijliebenden[20]Chꝛiſtliche Leich vndliebenden Eltern / als dem Ehrwuͤrdigen / Achtbaren vnd Wolgelaͤhꝛten Herꝛen Johanne Hentznero, Weyland Fuͤrſtl: Muͤnſterbergiſchen Hoffpredigern vnnd Pfarꝛern zu Sternberg in Maͤhren / auch gedachter Herꝛſchafft ge - weſenen threwen Superintendente, Seinem geliebten Vatern / (welcher in wahrer Erkaͤntnuͤß vnd Bekaͤntniß JEſu Chriſti / den 19. Februarij, Anno 79. der mindern Zahl auß dieſem Jammerthal abgefodert / vnnd inn die Ewige frewde der Kinder Gottes transferiret worden /) vnd dañ Frawen Dorotheâ Metſchelin / des Ehrenveſten Herꝛn Hanß Metſchels Buͤrgers vnd Weinhaͤndlers zu Croſſen Tochter / ſeiner lieben Mutter / (welche gleicher geſtalt / Anno 1589. den 16. Septembris ſanfſt vñ ſeliglich vorſchieden) geboren. Von welchen ſeinen lieben Eltern er dann von Kindheit an / inn wahrer Gottesfurcht vnd Chriſtlichen Thugenden aufferzogen / auch Anfangs zu Namßlaw vñ Bernſtadt / dahin ſein geliebter Vater vor einen Pfarꝛern ordentlich Vociret, fleiſſig zur Schulen gehalten worden / da er das fundament vnd grundt der Chriſtlichen Religion / ſo wol gutter Kuͤnſten vnd Sitten / ſo viel ſein Alter vnd Verſtand damals außtragen koͤñen / Gluͤcklich geleget / Auch folgends Anno 70. der mindern Zahl zu Muͤnſterberg / wie dann auch allhier zur Olſſen / ſeines Herꝛ Vetters Georgii Hentzneri, beyder Orten Schul-Rectoris Inſtitution vñ Diſciplin committiret vnd anvertrawet worden / an welchen beyden Orten er dañ biß zum Jahr 73. verblieben. Von Dato an hat er ſich mit Rath vnd Bewilligung ſeines geliebten Vaters nach Breſslaw / von dannen aber im Jahr bald hernach 74. ſeine Studia weiter zu continuiren nach Dreßden begebẽ. Nachdem er aber auß gewiſſen Vrſachen vnd ohne ſondermerck -[21]Ehrenpꝛedigt.merckliche verſaumnuͤß ſeiner mit Gott wol angehobenen Studien daſelbſten nicht weiter commoriren doͤrffen / hat er ſich auff befehl ſeines lieben Vaters / Anno 1575. nach Jaͤgerndorff zu ſeinem H. Vettern M. Danieli Hentz - nero deſſelben orts Superintendenten verfuͤget / vñ vnter M. Georgio Iſingio biß zum Jahr 76. ſeine Fundamẽta Lingvarũ vnd Principia Philoſophiæ gluͤcklich erlanget.
Ferner als Anno 77. hat er ſich zu Sternberg biß zum Tode ſeines geliebten Vaters auffgehalten. Von dannen mit rath der ſeinigen ad Studia Academica mit Goͤttlicher Anruffung gewendet / vnd alſo An. 1579. nach Roſtock / vnd dannen nach Franckfurt an der Oder gezogen / auff welcher Univerſitet er dañ gantzer 5. Jahꝛ continuè vorblieben / weil er auch ſondere Luſt zu dem ſtudio Juridico getragen / Seine damals H. Præceptores als Ludolphũ Schraderum, Hieronymũ Lindnerum, Bartholomæum Rademannum, Laurentium Zochium, vnd Sebastianũ Gerſtmannũ beyď Rechten Doctores mit fleiß gehoͤꝛet / vnd ſie moͤgliches fleiſſes mit gebuͤhꝛender reverentz obſerviret, deß - wegen er dann hinwider von jhnen trewlich geliebet / vnd mit ſonderem ruhm vnd Lob iſt commendiret woꝛden.
Anno 1584. Jſt er von der Duchlauchten / Hochgeboꝛnen Fürſtin vnd Frawen / Fr. Sidonien Catharinen gebohꝛnen Hertzogin zu Sachſen / Engern / vnd Weſtphalen / auch in Schleſien zu Teſchen vnd Groſſen Glogaw Hertzogin / Wittiben / Hochlobſeligſter Gedaͤch - nüß / zu dero J. F. Gn. Hertzgeliebten Fuͤrſtlichen Jungen Herꝛens Hertzog Adam Wentzels Lobſeligſter Gedaͤchtnüß Inſtitution vñ Infor - mation, vor einen Fuͤrſtlichen Præceptorem, wie auch folgends nach Künßberg von dem Wolgebohrnen Herꝛen Ottone Burggraffen vnd Herꝛn von Dohnaw auff Gaſſel vñ groſſen Zauchen / zu deſſen Muͤnd - leins H. Bothonis Caſpari Burggraffen von Dohnaw vnterweiſung in wahꝛer Pietet, gutten Kuͤnſten vnd Sitten / ordentlich Vociret vnd erfodert woꝛden. An welchen beyden Orten er dann biß zum Jahꝛ 91. Trewfleiſſig gedienet / vnd ſolches ſein Ampt / wie auß denen jhm von beyden theylen ertheileten Ehꝛlichen Testimoniis zuſpuͤren / mit rechten Trewen verꝛichtet vnd voꝛgeſtanden. Von dieſer Zeit an biß zumJahꝛ[22]Chꝛiſtliche Leich vndJahꝛ 1595. iſt er nach Helmſtaͤdt im Hertzogthumb Bꝛaunſchwig ge - legen / Mit den Edlen vnd Geſtrengen Herꝛen Heinrich vnd Melchioꝛ von Senitz auff Rudelßdoꝛff gebꝛuͤdern verſchicket / vnd jhnen an ſtatt eines Præceptoris von dero beyder H. Vatern zugegeben woꝛden. Von dannen nach dem er wiď mit jhnen gluͤcklich nach Hauſe angelanget / hat er ſich im Fuͤrſtl: Oliſchen vnd Brigiſchen Hofe biß zum Jahꝛ 69. auffgehalten.
Weil Er nun aber gewuſt / das dz Lob rechtſchaffener Erudition vnd Geſchickligkeit nicht allein in Buͤchern beſtehe / ſondern vielmehꝛ von taͤglichem Gebꝛauch vñ Erfahꝛung herꝛuͤhꝛe / vnd jhme damals beque - me gelegenheit zu peregrinirẽ vnd frembde Laͤnď zu beſehen voꝛgeſtoſſen / Hat er ſich mit Gnedigem Rath vnd Willen / Der Durchlauchten Hochgeboꝛnen Fuͤrſten vnd Herꝛn / H. Joachim Fridꝛichs Hertzogs zur Liegnitz vnd Bꝛieg / vnd H. Carll des II. Hertzogen zu Muͤnſterberg vñ Olſſen / ꝛc. Vnſers geweſenen Genedigen Landesfuͤrſtens vnd Herꝛens beyderſeits Chꝛiſtmildeſter vnd Hochlobſeligſter Gedaͤchtniß / An. 1596. den 5. May nach dem Newen Calender von Bꝛeßlaw auff gemacht / vnd mit dem Edlen / Ehꝛenveſten vñ Wolbenambten H. Chꝛiſtoff von Rehdigern jetziger Zeit auff Jackſchenaw / auff bitt vnd freundliches begehꝛen deſſen Wolveroꝛdneten Herꝛen Voꝛmuͤnden nach Straßburg verꝛeiſet / vnd daſelbſt den 19. diß ankommen / allda er biß auff den 22. Aprilis nach dem Alten Calenď des 1597. Jahꝛes cõmoriret; Folgends er ſich nach Genff in Sophoy begeben / vnd daſelbſt ein gantzes Jahꝛ zubꝛacht. Endlich auch An. 1598. den 11. May die Reyſe in Franck - reich vnd Engelland / wie auß ſeinem von jhm An. 1612. zu Nuͤrnberg außgegangenem Reißbuͤchlein zu ſehen / vor die Hand genommen / welche nachdem ſie mit Goͤttlichem beyſtand gluͤcklich verꝛichtet woꝛdẽ / hat er ſich nach Baſel ins Schweitzerland den 28. Octobris nach dem Alten Calender dieſes Jahꝛes begeben / Nach dem er auch daſelbſten biß zum Jahꝛ 1599. den 25. Aprilis nach dem Alten / vnd 5. Maij nach dem Newen Calenď verwartet / hat er ſich ſtracks darauff in Troͤſtung der Engliſchen Auffſicht in Welſchland verfuͤget / da er dann gluͤcklich in der Venediger Gebiet vnd Territorio, An. 1599. den 17. May / wie dann auch in folgenden Tagen als den 18. May dieſes Jahꝛes / dem - nach er durch Bꝛixen / Veron / Vicentz vnd Padua gereiſet / zu Venedig ankommen.
Ferner[23]Ehreupredigt.Ferner nach deme er in Welſchland faſt durch ein gantzes Jahr in vielen vnterſchiedenen oꝛten als zu Venedig / Padua / Bononien / Rom Neapolis / Florentz / Genua / Meyland / Pavi / Veron / vnd Mantua / wie auß ſeinem oberwehneten Itinerario vnd Reißbuͤchlein mit mehꝛerm zuſehen / zubꝛacht / auch in Deutſchland vnd Boͤhmen ein groß theyl beſehen: Jſt er endlich im Jahꝛ 1600. war gleich das groſſe Jubel Jahꝛ den 4. Julij, nach dem Newen Calender nach Hauſe vnd zwar nach Bꝛeßlaw mit Gottes ſegen vnd Hertz - licher jnbꝛuͤnſtiger Danckſagung voꝛ den Engliſchen geleyſten Schutz / friſch vnd geſundt angelanget: Nachmals aber / als er ſich ein weile zu Bꝛeßlaw auffgehalten / im Jahꝛ bald hernach / als An. 1601. den 23. Aprilis, Von dem Durchlauchten / Hochgebohꝛnen Fuͤrſten vnd Herꝛen / H. Carll dem II. Hertzogen zu Muͤnſterberg in Schleſien / zur Olſſen vnd Bernſtadt / Graffen zu Glatz / Herꝛen auff Sternberg vnd Jaiſchwitz / ꝛc. Hochlobſeligſter vnd Chꝛiſtmildeſter Gedaͤchtniß zu Hoͤchſt erwehnet J.F.G. Rath vnd Diener auff vnd angenommen woꝛden / welche ſeine Vocation vnd Dienſtbeſtallung nichts deſto minder nach Hoͤchſterwehneter J. F. Gn. Vnſers geweſenen Gnedigen LandesFuͤrſtens vnd Herꝛens Chꝛiſt: vnd Lobſeligſter angedencken / todes verbleichung / von vnſerer jtzo Regierenden Gnedigen LandsFuͤrſtlichen Obꝛigkeit auffs newe conformiret, vnd ebener maſſen voꝛ dero F. GG. Rath vnd Diener iſt beſtettiget woꝛden. Jn welchem ſeinem nunmehꝛ biß ins 22. Jahꝛ tragenden Dienſt er dann verhoffentlich ob Gott will an ſeinem Trew vnd fleiß nichts erwinden laſſen / ſondern allzeit ſeinem anbefohlenen Ambts - beruff dermaſſen voꝛgeſtanden / das er in verꝛichtung ſeiner Amptsgeſchaͤfften Gottes ehꝛe / des Hochloͤblichen Fuͤrſtl: Muͤnſterbergiſchen vnd Olßniſchen Hauſes / Nutz / Wolfahꝛt vnd Auffnemen / vnd dann auch ſein eigen Gewiſſen in Eroͤrtterung vorfallender Deliberationũ vnd Rathshaͤndel ohne einigen eygen Nutz vnd Falſch / Trewfleiſſigſt betrachtet / deßwegen dann auch vnſer nunmehꝛ in Gottruhender Gnedigſter LandesFuͤrſt vnd Herꝛ Chꝛiſtmildeſter Gedaͤchtnüß jederzeit ein Gnediges Fürſtliches Vater Auge vnd Vertrawen zu ſeiner wenigen Perſon getragen / deſſen er ſich dann auch in vielen ſeinen Truͤbſeligkeiten vnd zu Hand geſtoſſenen Kummer vnd Hauß-Creutz hertzlich getroͤſtet: Welche Gnedige Clementz vnd Recht Angeborne Fuͤrſtliche Huld vnd milde / (welches jnſonderheit wol zumercken / Sintemal es von ſeiner Perſon in allwege / ſonders aber in ſeiner Langwirigen beſchwerlichen Nieď - lage offtermals mit Danckbarem hertzen gegen denen / die jhn beſuchet / hoch geruͤhmet vnd gelobet woꝛden /) auch von vnſerer jetzo Regierenden GnedenLandes[24]Chꝛiſtliche Leich vndLandesFuͤrſtlichen Obꝛigkeit nicht gemindert / ſondern vielmehꝛ in Erzeigung ſeiner Perſon / als einem Alten vnd verhoffentlich trewen Diener vieler vnd mancherley Fürſtlicher wolthaten vermehꝛet / vnd hierin ſeine vnzweiffentlich biß ins 22. Jahꝛ J. F. G. Trewgeleyſte dienſte conſideriret vnd betrachtet woꝛden. Welche J.F.G. groſſe Gnade vnd Fürſtliche milde Jhꝛem Hertz - lieben Eheman vnd Herꝛn Vatern erwieſen / die Hochbetr[uͤ]bte Wittibe vnd arme verweyſete Kinder mit ſchuldigſter Danckbarkeit erkennen / Solches auch vmb vnſerer Gnediger LandesFürſtlichen Obꝛigkeit allerhand Leibes vñ der Seelen Fürſtlichen Wolſtandt bey Gott zu verbitten vnd zu verbeten jeď - zeit ſich Hoͤchſtſchuldig vnd Verpflicht befinden thun.
Folgends im Jahꝛ bald hernach / als An. 1602. den 21. May / war gleich damals der Dienſtag voꝛ dem H. Pfingſtfeſt / im 44ſten Jahꝛ ſeines Alters / hat er ſich auß beſonderer Schickung des Allmaͤchtigen vnd Rath zum theyl J. F. G. zum theyl auch der ſeinigen in den Standt der Heil. Ehe / mit der Ehꝛentugentreichen Jungfrawen Hedwig gebohꝛner Seyfriedin / H. Geoꝛge Seyfried / damals Fürſtlichen Münſterbergiſchen Baw: vnd Foꝛſtmeiſters Eheleiblichen Tochter / numehꝛ ſeiner Hochbetrübten nachgelaſſenen Wittib / eingelaſſen / mit welcher er ſolchen ſeinen Eheſtandt in Trewer Ehelicher Lieb vnd Einigkeit gefühꝛet biß ins 21. Jahꝛ. Vnd inn demſelbten durch Gottes ſegen mit jhꝛ erzeuget 5. Kinder / als 2. Soͤhne vnd 3. Toͤchter / da - von noch ein Sohn vnd eine Tochter am Leben / die andern aber / den Weg aller Welt gegangen / welchen Gott allen eine ſanffte vnd ſelige Ruhe / vnd am bald Zukünfftigen Gericht eine froͤliche Aufferſtehung zum Ewigen Leben verleyhen / die hinterlaſſenen armen Waiſen aber in der wahꝛen Pietet vnd Chꝛiſtlichen Tugenden / zu welchen ſie von jhꝛem geliebten H. Vatern trew - lich vnd Vaͤterlich ſind gehalten vnnd aufferzogen woꝛden / vollends auff - wachſen laſſen / vnd demnach er jhnen den jrꝛdiſchen Vater durch den Zeit - lichen todt entzogen / Er nun ſelbſt dero Vater / Schutz / vnd Beſchirmer ſein / Sie auch mit ſeinem H. Geiſte zieren vnd orniren, darmit auß jhnen Gott vnd der Erbaren Welt nützliche Werckzeuge werden moͤchten.
Was nun ſein Glaubens Bekaͤndtnüß / Chꝛiſtenthumb / vnd endlichen ſeligen Abſchied betreffen thut / hat ſich derſelbte mit Mund vnd Hertz bekandt zu ď reinen / geſunden / vnd vnverfaͤlſchten Evangeliſchẽ Lutheriſchen Religion, auch zu wahꝛem vñ rechtem verſtand vnd bꝛauch der Hoch würdigen Sacra - menten / nach der Stifftung vnd Einſetzung Chꝛiſti des HErꝛen / auff welche man billich einig vnd allein ſehen vnd beruhen ſolle / Fleiſſiglich gehalten /vnd[25]Ehrenpredigt.vnd ſeine Schwachheit vnd Menſchliche fehle gern erkandt vnnd berewet. Bey geſundẽ Leibe hat er die Pꝛedigten Goͤttliches woꝛts in ffentlichẽ Chꝛiſt - lichen verſamlungen ohne ſonder erhebliche vrſach vnd wegen ſeiner Ampts - geſchaͤffte mit willen nit gerne verſeumet / ſondern fleiſſig beſucht / auch ſeine liebe Kinder vnd Geſinde / wie daſſelbe faſt maͤnniglich bewuſt / darzu trewlich angehalten. Was er nun aber bey ſeinen Lebens zeiten / vnd gehendem Leibe auß Anhoͤꝛung Goͤttliches woꝛtes erlernet / das hat er jhme auch die geraume Zeit vber ſeiner Langwirigen Leibes beſchwerung recht vnd wol nutze machen koͤnnen: Denn nach dem er auß ſonderer Verhaͤngniß vnnd Zulaſſung des Allgewaltigen Gottes / An. 1602. im Monat Septembri, nach deme er ſeinen jetzo anweſenden lieben Sohn nach Bꝛeßlaw / allda ſeine mit Gott angeho - bene Studia weiter zu continuiren, begleyttet / vnd wiď nach Hauſe gelanget / iſt er alsbald mit ſoꝛglicher Leibes Kranckheit von Gott angegrieffen woꝛden / alſo das er nach ſeiner wider Anheimkunfft biß zu ſeinem ſeligen Tode nicht mehꝛ als einmal zur Kirchen / vnd dann einmal zu Hofe bey der Regierung ſich befinden hat koͤnnen laſſen: Nach dem aber dieſe ſeine Leibes beſchwere von Tag zu Tag / je mehꝛ vnd mehꝛ zu: die Kraͤfften aber abgenommen / hat er ſich doch in werender Niederlage / dieſe Neun viertel Jahꝛ vber mit groſſer gedult in den willen Gottes ergeben / vnd ſich offtermals mit dem ſchoͤnen Exempel des lieben Hiobs getroͤſtet / auch von andern ſich troͤſten laſſen / vnd fleiſſiglich die Außlegungen der Evangelien H. Joachim von Beuſts / vnd Veit Dietrichs zum theyl ſelbſten bey gehendem Leibe Wochentlich geleſen / zum theyl auch / nach dem jhme ſeine Augenliechter / durch ſein Langwiriges Hinlager vertunckelt / vorleſen laſſen / ſeine Bethſtunden auch Taͤglich ver - moͤge ſeiner eygenen Conſignation, neben Erkaͤndtnüß vñ Bekaͤndtnüß ſeiner Menſchlichen faͤhltritt / Maͤngel vnd Gebꝛechen / vnd betrachtung des tewꝛen Verdienſts ſeines Erloͤſers / mit jnbꝛuͤnſtigem Geiſt gehalten: Vnter andern aber jhme dieſe Verßlein vnd Troſtſpꝛüche (anderer allhier weiter zu ge - ſchweygen) zum theyl ſelbſten Componiret, zum theyl auch auß fleiſſiger Leſung vnd Anhoͤrung Goͤttlicher Schriefft gemercket / als:
Das Blut JEſu Chriſti / reiniget vns vnd die gantze Welt von allen vnſern Sünden.‘Hæc tria quotidiè ſunt meditanda Tibi: Peccatum Atrum, Mors Christi ſangvinolenta, Salus & Vita Æterna. ’ ()DIn[26]Chꝛiſtliche Leich vnd‘In Manus tuas Domine commendo Spiritum meum. ’ ()
Ante tuos Oculos nil niſi culpa ſumus.Für deinen Augen ſind wir all /Nichts anders. HErr als Schuldt ohn Zahl.
Maxima noſſe mori vitæ est Sapientia; Vivit Qui moritur, ſi vis vivere, diſce mori.Diß Lebens groͤſte Weißheit iſt /Koͤnnen Sterben zu jeder friſt /Wer ſtirbt der lebt / wer lebt in Gott /Der lehꝛn ſich ſchicken ſtets zum Todt.
Jtem: O Domine JEsu Christe, fac ut ultimũ Verbum tuum Sit ultimum verbum meum in hâc luce. (in Cruce,O JEſu Chꝛiſt dein Letztes Woꝛt /So man am Stam des Creutzes hoꝛt /Laß mir in meiner Letzten Not /Wann ich Abſcheid / kommen zu ſtatt.
Noſſe Deum & benè poſſe mori Sapientia ſumma est.GOtt kennen die Hoͤchſte Weißheit iſt /Vnd ſelig Sterben wie ein Chꝛiſt.
Jtem: Abrenuncio tibi Diabole, & me Tibi do Christe.Hor Teuffel / Jch dir Abeſag /Durch meines gantzen Lebenstag /Aber HErr Chriſt / dir Jch mich geb /Auff das Jch nach deim Willen leb.
Hat auch offtermals repetiret den ſchoͤnen Spruch Joh. 3. cap.
‘Alſo hat GOtt die Welt geliebet / ꝛc.’ ()Jtem.[27]Ehreupꝛedigt.Jtem:‘Das iſt je gewißlich war vnd ein tewer werthes Woꝛt / ꝛc.’ ()Jtem:‘Den 6. 25. 51. 56. 58. 59. vnd 60. Pſalm.’ ()‘‘(1. Tim. 1. ’’ ()
Jnſonderheit aber hat er in Haͤuffung der groſſen Schmertzen offtermals das ſchoͤne Spꝛüchlein des Heil. Apoſtels Pauli zum Phil. 1. cap. Cupio diſſolvi & eſſe cum CHRIsto widerholet / daſſelbte auch jhme ſelbſten zu ſeinem Leich Themate erkieſen / vnd deſſelben kurtze Exegeſin ſelbſten ohn gefehꝛ voꝛ einem halben Jahꝛ / als den 8. Junij, nach dem er in beyſein meiner / ſeine Sünden hertzlich durch ſeine Confeſſion vnd Beicht berewet / jedermaͤnniglich da er einem oď dem andern auß Menſchlicher Schwachheit zuwiď geweſen / offentlich abbitten laſſen / ſolches auch gegen einem jedern jnſonderheit gethan / vnd dꝛauff ſich mit der Heilſamen Seelen ſpeiſe vnd Himliſchen Viatico des wahꝛen Leibes vnd Blutes Chꝛiſti ſpeiſen laſſen /
‘Diſſolvi cupio cum Christo vivere ſpero: Vita mihi Christus, Mors mihi dulce lucrum. ’ ()Auß welchem dann zu vermercken / mit was fuͤr Gedancken er die Zeit ſeines Langwehꝛenden Hinlagers habe Zubꝛacht / vnd wie er ſich zu einem ſeligen Abſchied auß dieſem elend vnd betrübten jammerthal præpariret vnd zuvoꝛ bereittet habe. Als nun Letzlich das von jhm Langewüntſchete Stündlein der endlichen Erloͤſung herzu genahet / iſt jhme faſt ein Acht tage vor ſeinem ſeligen Abſchiede ein hartter Fluß gefallen / vnd dꝛauff auch am vergangenen Donnertage Acht tage bey jhm ſich ein hefftiges Schlucken er - eiget / welches jhme dann vollends ſeine Leibeskraͤfften vnd Appetit zum eſſen / welches ohne diß bey jhm ſchlechte geweſen / gaͤntzlich benommen. Biß end - lich geſtern vergangen Acht tage vmb Mitternacht / Er vom Schlag auff der rechten Seitten berühꝛet woꝛden / damals jhme denn etwas die Spꝛache ent - fallen / Gegen Moꝛgen aber ſich wider gefunden. Nach deme nun der Moꝛgen vnd H. New Jahꝛstag angebꝛochen / vnd man zur Kirchen geleutet / hat Er den ſeinigen noch ein Glückſeliges Newes Jahr gewündſchet / vnd dꝛauff ſeine liebe Kinder zur Kirchen zu gehen vermahnet / vnd nicht gewolt / das ſie ſeinet wegen ſolten zu Hauſe bleiben / ſondern geſaget / ſie mit einemD ijAndaͤchtigen[28]Andaͤchtigen Gebett jhme vielmehꝛ koͤndten behülfflich ſein. Vnter deſſen aber zu zweyen mahlen Jnnbruͤnſtiglich vnd verſtaͤndlich geſpꝛochen: Die Angſt meines Hertzens iſt groß / HErr fuͤhꝛe mich auß meinem Noͤten. Vnd dꝛauff ſich zur rechten Seitten gewendet gleichſamb er ſchlaffen wolle / weil man aber voꝛmercket / das alle Menſchliche hülffe auß / vnd Gott nun gewiß am neheſten were / iſt Herꝛ Jacobus Scheffrichen bey dieſer Kirchen Diaconus zu jhm erfodert woꝛden / Vnter deſſen Gebete er dann auch ſanfft vnd ſeliglich ohne einige vngeberde / durch ein ſanfftes ſeliges Schlaͤglein / wie er jhm offt ſelbſten mit dem Alten H. Mattheſio hertzlich gewüntſchet / hingerucket vnd in Gott verſchieden / Nach Zeygers 8. der Halben vhꝛ vor Mittage: Nach dem Er auff dieſer elenden Pilgramſchafft vñ Jammerthal gelebet 64. Jahꝛ / 48. Wochen / 3. Tage vnd etliche wenig Stunden.
Der Allwiſſende / an Barmhertzigkeit Mildreiche vnd allein Gerechte Gott / der den ſelig verſtoꝛbenen Herꝛen / nach viel außgeſtandenen Vngemach ferner vnd mehꝛem Trübſall / Kranckheit vnd Vngluͤck Vaͤter - lich entzogen hat / wolle nun ſeiner ſeelen Gnedig ſein / dem Coͤꝛper in ſeinem Schlaffkaͤmmerlein biß zu dem Hochverwuͤntſchtem Poſaunen klang vnd Erweckung vnauffhoͤꝛlicher Himmelsfrewde / eine ſanffte Ruhe / die hinder - laſſene Hoch betruͤbte vnd andere Leydtragende in ſolchem angefuͤgtem Trawr Creutze mit ſeines maͤchtigen Geiſtes troſt ſtaͤrcken / vnnd Kindliche gedult verleyhen / vnd vns nachmals zur beſtimbten Zeit vnd ſtunde / ſambt vnd ſonders / dergleichen ſelige Entbindung vnd Nachfart gnaͤdiglich beſcheren / vmb JEſu Chꝛiſti vnſers einigen HErꝛen vnd Erloͤſers / in deſſen Namen Er vns alles zu geben verſpꝛochen / Tewꝛen Blutverdienſtes willen / Amen.
Andreas Güntherus, Præpoſ. Olſn.
Hic & in axe. Johannes Cellarius, Verbi divini minister Olſn.
Jacobus Scheffrichius, Miniſter Verbi Olſn.
Sic Parentem ſuum Deſide ratiſſimum ac unicè Chariſſimum, eodem quo Viventem proſeqvutus eſt, Amoris impulſu, poſt Obitum Pietatis, Honoris, Æternæq́; Gratitudinis cauſâ illachrymans lugebat Filius Unicus Superſtes Georgius Hentzner.
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