ES iſt ein gemeiner / aber ſehꝛ ſchaͤdlicher bꝛauch in dieſer Welt / das in Glaubens ſachen / ſo vnſer Seelen heil vnd ſeligkeit belangen / nicht allein auff das einig vnfehlbar woꝛt Gottes / ſonder auff den groͤſſeſten vnd anſehelichſten hauffen der menſchen geſehen würdt / was der ſelbig vil Jar her vndlange zeit geglaubt / vnd für recht gehalten / von dem woͤllen ſich auch ettwann vernünfftige Leüt durch das hell außgetruckt woꝛt Got - tes nicht abweiſen laſſen.
Voꝛ ſellicher falſchen vnnd ſchaͤdlichen meinung aber warnet vns der heilig Geiſt an vilen oꝛten der heiligen Schꝛifft. Jeremie am 17. Capittel: So ſpꝛicht derJere. xvij. Herꝛ / Verflůcht iſt der Man / der ſich auff menſchen ver - laßt / vnnd helt flaiſch für ſeinem Arm / vnd mit ſeinem hertzen vom Herren weicht. Vnnd Moſes: Du ſolt nichtExo. xxijj. volgen der menge zům boͤſen. Vnd Chꝛiſtus rhuͤmet denMath. vij. für ein klůgen Man / der ſein Hauß auff ein Felſen bawet / da nun ein Platzregen fiel / vnd ein geweſſer kam / vnd we - beten die Winde vndſtieſſen an das Hauß / fiel es doch nicht / denn es was auff ein Felſen gebawet / der aber iſt einem toͤ - richten Man gleich / der ſein Hauß auff den Sand bawet /A ijda nun[4]Voꝛred. da nun ein Platzregen fiel / vnd kam ein geweſſer / vnd we - beten die Winde / vnd ſtieſſen an das Hauß / da fiel es / vnd thaͤt ein groſſen fahl.
Dergleichen pflegt gemeinlich allen denen zůbegegnen / ſo jres Glanbens oder wohns grund auff anderer Leüt glauben geſetzt / ſo dieſelbige jren Glauben endern / ſo ha - ben diſe kein grund mehꝛ / darauff jr Glaub beſtehn moͤcht.
So dargegen Rechtgeſchaffne Chꝛiſten nicht achten was diſer oder jener glaube / auch durch anderer Leüt ab fahl in jrem Glauben nicht jrr oder zweifelhafftig man den / ſonder an der lehꝛ Chꝛiſti halten / wann ſie gleich ſe - hen / das die gantz Welt daruon abwiche / denn er iſt auff ein Felſen den Herren Chꝛiſtum befeſtiget vnd gegründet.
Dieweil dann Chꝛiſtlicher lieber Junckher nicht al - lein Jr / ſonder auch andere mehꝛ Gotsfurchtige Chꝛiſten meine alte Pfarrkinder zů Goͤppingen mich auffs fleiſ - ſigſt gebetten / die Pꝛedig / ſo ich über Hanſen von Lie - benſtein ſeligen ewers Vetters Leich gethon / auffzů - ſchꝛeiben vnd in truck zůuerfertigen / hab ich mich ermel - ter vꝛſachen willenſouil mehꝛ bewegen laſſen ewern Chꝛiſt - lichen begeren zůwilfahꝛen / darmit nicht allein jr / ſampt der Chꝛiſtlichen Gemein zů Goͤppingen von wegen ſei - ner Chꝛiſtlichen bekanntnuß vnd abſchids / euch hetten ü - ber ſeinem abſterben zů troͤſten / denen er mit Rhat vnnd hilff vil mahls auff das trewlichſt gedienet / ſonder auch andere in ſeinem Chriſtlichen abſchid ſich hetten zů - erſehen / die noch der zeit auff andere hohe Potentaten vnd Paͤpſtiſche Concilia warten / wiſſentliche Abgoͤtterey vnd mißbreuch / ſo ſie vermoͤg jres von Gott jnen beuolhen Ampts zůthůn ſchuldig / nicht abſchaffen woͤllen.
Dann[5]Voꝛred.Dann da ſie ſehen werden / woͤlcher geſtalt ſeliger ge - daͤchtnuß euwer Vetter / Hans vonn Liebenſtein (ſo ein wetſer vernünfftiger berhatſamer Man / deßglei - chen auch nicht bald in eim groſſen gezürck gefunden / wie vil ſolcher vonAdel gern bekennen werden/ woͤlche ſein kundt - ſchafft gehapt) ſouil Jar her auff ein Allgemeine verglei - chung geſehen / entlich aber dieſelbig / vnnd auß was vꝛſa - chen fallen laſſen / erwegen werden / verhoff ich zů dem All - maͤchtigen / es ſoll jnen durch Gottes gnad ſouil Chꝛiſt - us nachgedenckens machen / das ſie jrer ſelbſten / auch jrer Vnderthonen Seelen heil betrachten / vnd derſelben beſſern Rhat ſchaffen werden.
Der Allmaͤchtig Gott vnnd Vatter vnſers Herren Jeſu Chꝛiſti / woͤll ſollicher Leüt Hertz / ſo noch in vn - nerſtand ſeines Euangeliums ſtecken / mit der krafft vnnd gnad ſeines heiligen Geiſts ruͤren / das ſie der ſtimmwar ne - men / vndgehoꝛſamlichenvolgen / die der Vatter vom Him - mel über ſeinen Son geredt vnd geſpꝛochen / diß iſt meinMath iij. xvij. Joan. x. lieber Son / an dem ich ein wolgefallen habe / Den hoͤ - rend / der ſie auß allem jrrſal erloͤſen / vnd durch die einige rechte Thür / woͤlche er allein iſt / in das ewig leben einfuͤ - ren kan. Demſelbigen hiemit in den gwaltigen vnd gnaͤdigen ſchirm Gottes beuolhen. Geben
Auß dem andern bůch der König im xx. Capittel. Zů der zeit / ward Hiskia tod kranck / vnd der Pro - phet Eſaia / der ſon Amoz kam zů jme / vnd ſprach zů jm / So ſpricht der Herr / beſchicke dein Hauß / denn du würſt ſterben vnd nicht leben pleiben / ꝛc.
ES hoͤꝛt ewer Lieb / was für ein kur - tze ernſtliche Predig der Pꝛophet E - ſaias / dem frommen Koͤnig Hiskie auß dem beuelch Gottes in ſeinem Todtbeth gethon habe. Jn woͤlcher der Koͤnig erinnert vnnd ernſtlich vermanet würdt / das er ſein Haußhaltung auff das beſt zůſamen oꝛdne / denn er werde derſelben nicht lenger voꝛſtehn koͤnden / ſonder muͤſſe derſelben abſtehn / vnd ſterben / woͤlches zwar ein wun - derbarliche Pꝛedig geweſen iſt.
Dann weil der Koͤnig Hiskia tod kranck la - ge / ſolt jn billich der Pꝛophet mit der Haußſoꝛg vnbekümmert gelaſſen / vnnd ſeinen Nachkom - men dieſelbige beuolhen haben / die das Koͤnig - reich erben vndkünfftiglich verwalten wurden /Zů1[2]Hanſen von Liebenſtein.Zů dem / ſo iſt Hiskia / nicht ein Abgoͤttiſcher noch Gottloſer / ſonder ein frommer[Gotsfoͤrch - tiger] Koͤnig geweſen / der gethon hat / was dem Herrn wol gefiel / wie ſein vatter Dauid / der die Abgoͤtterey im Koͤnigreich Juda abgethon / vndij. Regum xviij. ij. Chꝛon. xxix.die aͤrine Schlang zerſchmettert / woͤlche Mo - ſes gemacht hat / der auch durch ſein geiſtliche vndweltliche Rhaͤt ein Refoꝛmation der Kirchen vnd des rechten waren Gottes dienſts nach dem Geſetze des Herren im gantzen Koͤnigreich Ju - da angeſtelt / vnd alſo ſein Hertz recht gegen dem Herren gſtanden / das es ſcheinet / als hette er di - ſer Pꝛedig des Pꝛopheten gar nicht bedürfft / woͤlche vil mehꝛ den Gottloſen zůgehoͤꝛet / die in jrem Gottloſen weſen zů jrer ſelbſt / vnnd deren Vnderthonen ewig verderben / voꝛtfaren / das ſie durch ſolliche ernſtliche Pꝛedig zůr bůß be - wegt / vnd jr leben nach Gottes willen anſtellen moͤchten. Man ſchꝛeibt von dem Gottloſen wuͤ - terich vnd Tyrannen / dem Keiſer Nerone / da erNero ein Gott - loſer Herꝛ. von einem gehoͤꝛt / der gewünſchet / das nach ſei - nem tod die gantz Welt mit Fewꝛ angeſtoſſen würde / ſolte er geſagt haben / imò etiam me viuo, das iſt / er woͤlt das es bey ſeinem leben geſchehe / ſo gar hat jn nichts angefochten / das nach ſei - nem tod im Roͤmiſchen Reich wol regiert vnnd haußgehalten wurde.
Aber[3]Pꝛedig über der Leich /Aber der heilig Geiſt richt vnnd fertiget die Kinder Gottes weit anderſt ab / wie in diſer Pꝛedig des Pꝛopheten Eſaie zuͤſehen iſt. Jn woͤl - cher er den Künig Hiskia zweyer notwendiger ſachen erinnert / die erſt iſt / das er ſich ſchick auff die Rechenſchafft / die er Gott thon muͤß von wegen der verwaltung des Koͤnigreichs Juda / ſo lang es jme von Gott beuolhen geweſen iſt. Die ander / das er die fürſehung thuͤ / darmit auch nach ſeinem tod / im Koͤnigreich vnd vnder ſeinen Nachkommen frid vnnd einigkeit / beſon - ders aber der recht Gottesdienſt vnder dem Volck Gottes erhalten werde / wie Gott den ſel - ben durch ſeinendes Koͤnigs Hißkie dienſt refoꝛ - miert / vnd nach ſeinem willen widerumb ange - ſtellet hat. Woͤlche beide ſtuck allen Chꝛiſtenmen - ſchen / beſonders aber den Weltlichen Herꝛen vndRegenten / denen Gott Vnderthone befolhen hat / wol zuͤbedencken ſeyen / von denen wir auff dißmal kürtzlich vnd einfeltig reden woͤllen.
Vnſere haͤndel ſterben nit mit vns ab.Dann vnſer verwaltung / vnnd was wir auff Erden gehandelt / ſtirbt nicht mit vns ab / wie etliche vil vnglaubige Leüt halten / ſonder derſelben gedechtnuß bleibt bey Gott / der es auch von einem jeden foꝛdern würdt.
Alſo lehꝛet die heilige Schꝛifft / deſſen die Chꝛiſten taͤglich erinnert werden ſollen / das dieaͤmpter2[4]Hanſen von Liebenſtein.aͤmpter in der Welt nicht vngefehꝛ / ſonder durchAlle aͤmpter von Gott außgethei let. Joan. iij. den weiſen rhat Gottes außgetheilet werden / wie geſchꝛiben ſtehet: Ein Menſch kan nichts nemmen / es werde jm dann gegeben vom Him - mel. Fürnemlich aber iſt ſollichs von der Ober - keit klar vnnd offenbar / die ein oꝛdnung GottesRom. iij. Dan. ij. Pꝛoverb. xix〈…〉〈…〉 iſt / über woͤlche der Herꝛ mit ernſt helt / vnnd ſie nach ſeinem willen vnd wolgefallen endert.
Wie nun der Herꝛ allerley beruͤff vnd aͤmp - ter in der Welt außtheilet / alſo lehꝛet auch die heilige Schꝛifft / das er auff ein beſtimpten TagDer groſſe vnd letſte Reichßtag Gottes. alle Menſchen für ſich foꝛdern / vnd jres Hauß - haltens rechenſchafft von jnenempfangen werd. Dann alſo redet der Herꝛ im Pꝛopheten Eſaia:Eſaie xlr. So war als ich lebe / ſpꝛicht der Herꝛ / Mir ſol - len alle Knie gebogen werden / vnnd alle Zungen ſollen Gott bekennen. Vnd S. Paulus ſchꝛeibt:Rom. xiiij. Wir werden all für den Richterſtůl Chꝛiſti dar geſtellet werden / ſo würdt ein jeglicher für ſich ſelbſt rechenſchafft geben. Chꝛiſtus der Herꝛ ſa - gets noch deütlicher / vnd mit beſondern ſchꝛoͤck - lichen woꝛten: Jch ſage euch / ſpꝛicht er / das die Menſchen muͤſſen rechenſchafft geben / am juͤng -Matth. xxij. ſten gericht / von einem jeglichen vnnützen woꝛt / das ſie geredt haben.
Diſe zeügnuſſen allzůmal / neben vnnd mit andern vil mehꝛ dergleichen / erinnern vns deüt -Blich /[5]Pꝛedig über der Leich /lich / das wir alle klein vnnd groß / hoch vnnd niders ſtands / auff dem groſſen vnnd ſchꝛoͤckli - chen tag des Herꝛen / werden muͤſſen aller vn - ſer Woꝛt vnnd Werck halben / rechenſchafft ge - ben / nicht einem bloſſen Menſchen / ſonder demGeneſ. ij. Actoꝛ. xx. Rom. xij. gerechten Allmechtigen Gott / der vns auß nichts erſchaffen / mit ſeinem Blůt erloͤſet / vndauff Er - den wenig oder vil zůuerwalten / beuolhen hat.
Dieweil wir dann alle wiſſen / das Gott nit allein ein Barmhertziger / Gnediger / ſonder auchSyrach v. ein ſtrenger Richter iſt / woͤlcher / wie Syrach ſpꝛicht / gleich ſo baldt zürnen kan / als gnaͤdig er iſt / ſollen wir billich vns diſe ſoꝛge voꝛ allen an - dern angelegen ſein laſſen / das wir alle ſtundt vnſer rechnung geſtellet haben / darmit / wann er vns in ſein Cantzley beſchꝛeibe / wir gerüſtet / vnnd mit vnſer Rechnung gefaſſet ſeyen.
Darmit aber nicht jemand gedencken moͤch - te / er koͤndte wol ſollichs ſparen / biß jn Gott mit einer Kranckheit heymſůchte / oder jhm ein be -Niemandt ſoll ſein beſſerung verziehen. ſondern Pꝛopheten ins Hauß / wie hie dem Hißkia den Eſaiam / ſchicken werde. So hatt vns Chꝛiſtus diß fahls / ein lauttern beſcheidLuce xxj. geben / der lauttet alſo / da er ſpꝛicht: Wachet zů aller zeit / vnnd bettet / das jhꝛ wirdig wer - den moͤgen / zůentfliehen diſem allem / das ge -ſchehen3[6]Hanſen von Liebenſtein.ſchehen ſoll / vnnd zůſtehen für des Menſchen Son. Vnnd abermals: Wachet / dann jhꝛMatth. xxv. wiſſet weder tag noch ſtunde / in woͤlcher des Menſchen Son kommen würdt. Vnd aber -Luce xij. mals ſpꝛicht Chꝛiſtus: Das ſollet jr aber wiſſen / wann ein Haußherꝛ wüßte / zů woͤlcher ſtunde der Dieb keme / ſo wachet er / vnnd ließ nicht in ſein Hauß bꝛechen / Darumb ſeidt jr auch bereit / denn des Menſchen Son würdt kommen zů der ſtunde / da jr nicht meinet.
Diſe Spꝛüch Chꝛiſti lehꝛen vns / das wir nicht jrgendt auff ein Propheten warten / oder vnſer rechnung ettlich Jar / Tag / oder Monat / auffſchieben moͤgen / ſonder vermanet vns gantz trewlich / wir ſollen alle tag vnnd ſtund gefaſ - ſet ſein / dann die zeit / wann Gott ein jeden ab - foꝛdern würdt / ſey allen Menſchen verboꝛgen / vnd allein Gott bekannt.
So bezeügen es leider vil Exempel der taͤglichen erfahꝛung / das Gott jr etliche ſo ſchnell vnd vnuerſehens auß diſem zeit abfoꝛdert / das ſie jhꝛ Hauß nicht beſchicken koͤnden / vnd alſo nicht einem jeden Tag vnd Stunde gibt / ſich nach notturfft auff dem Todtbett zůbeden - cken / vnd ſein abſchid auß diſer welt ſaͤliglichen zůmachen. Der vꝛſachenwir diſe kurtze Pꝛedig desB ijPꝛophe -[7]Pꝛedig über der Leich /〈…〉〈…〉Pꝛopheten Eſaie / weil wir noch friſch vnnd ge - ſundt / vnd bey gůter vernunfft ſeyn / wolbeden - cken / vnd vns nach derſelben ſchicken ſollen.
Auff das wir aber dieſelbig deſte beſſer ver - ſtehen / vnd vns auch nutz machen koͤnden / ſollet jr erſtlich wiſſen / das zweyerley Heüſer ſein / die ein Chꝛiſtenmenſch beſchicken ſoll / dem in diſer Welt auch andtre Leüt zůuerwalten / von dem Herꝛen beuolhen ſein.
Ein jeder Chꝛiſt iſt ein Gottes - hauß. Joan. xiiij.Das ein iſt das klein Hauß / eines jeglichen Menſchen Seel vnd Leib / von woͤlchem Hauß der Herꝛ Chꝛiſtus redet / da er ſpꝛicht: Wer mich liebet / der würdt meine woꝛt halten / vnd mein Vatter würdt jn lieben / vnd wir werden zů jm kommen / vnd wohnung bey jme machen. Vndij. Coꝛinth. vj. S. Paulus: Jr ſeyt der Tempel des Lebendigen Gottes / wie dann Gott ſpꝛicht: Jch wil in jnen wohnen / vnnd in jhnen wandlen / vnnd wil jhꝛ Gott ſein / vnnd ſie ſollen mein Volck ſein. Die Spꝛüch bezeügen / das der Chꝛiſten Seelen vndLeib nicht allein Heüſer / ſonder Gottes Heüſer vnd Kirchen ſein / in woͤlchen Gott als in einem Tempel wohnen will.
So erfoꝛdert nun der Pꝛophet von Hiß - kia / vnd allen ſterbenden Menſchen / das ſie daß Hauß jres Hertzen vnd verſtands dermaſſen be ſchicken / darmit ſie deßhalben Gott gůte rechen -ſchafft4[8]Hanſen von Liebenſtein.ſchafft an dem tag geben koͤnden / den er allem Fleiſch beſtimpt hat.
Weil denn der Apoſtel bezeügt / was nichtRom. x〈…〉〈…〉 Geb. xj. auß glauben iſt / das ſey alles Sünde / vnnd one den Glauben es vnmüglich ſey Gott gefallen / ſo ſoll voꝛ allen dingen ein jeglicher Chꝛiſten -Ein jeder〈…〉〈…〉 menſch ſeines Glaubens gewiß ſein / vnnd nicht in eim beſchwerlichen zweifel ſtehen / dann wer da zweifelt / ſpꝛicht S. Jacob / der iſt gleich wie des Meeres woge / die vom Wind getrieben vnd gewebd würdt / vnnd ein ſollicher Menſch / ſchꝛeibt er weiter / dencke nit / das er etwas von dem Herꝛen empfahen werde. Ein zweifeler iſt vnbeſtendig in allen ſeinen wegen. Alſo ſpꝛicht auch Chꝛiſtus: Wer aber nicht glaubt / der würtMarci xvj. verdampt.
Dann vnſer Saͤligkeit ſtehet fürnemlichWarauff vnſer ſaͤligkeit ſtehe. auff diſen Puncten / das wir wiſſen / wie Gott gegen vns geſinnet ſeye / vnnd wie wir vns hin - widerumb gegen jhm verhalten ſollen / woͤlches zwar vns weder angeboꝛen / noch wir mit vn - ſerm verſtandt vnd vernunfft erlangen moͤgen. Dann Gott / ſpꝛicht Sanct Paulus / wohnetj. Tim. vj. in einem liecht / da niemandt zů kommen kan / verſtehe / mit der bloſſen vernunfft / ſo vernempt der natürlich Menſch nichts vom Geiſt Gottes / Es iſt jm ein thoꝛheit / ſpꝛicht der Apoſtel / vnndj. Coꝛinth. 〈…〉〈…〉B iijkan[9]Pꝛedig über der Leich /kan es nicht erkennen / dann er würdt von Geiſt - lichen ſachen gefragt.
Dieweil wir denn von Natur alle blindtJoan. I. viij. Chꝛiſtus der eini ge wegweiſer ins ewig le - ben. ſeyen / vnnd Gott nicht erkennen / hatt Gott ſei - nen Son geſandt / woͤlcher das Liecht iſt / das im Finſternuß ſcheinet / der in des Vatters ſchoß iſt / der hatt es vns verkündiget / woͤlcher nicht allein in den Tagen ſeiner Menſchwerdung / ſonder auch zůuoꝛ durch die Patriarchen vnnd Pꝛopheten / vnnd hernach durch die Apoſtel /Joan. xv. ij. Tim. iij. Actoꝛ. xx. vns den willen ſeines Vatters deütlich / klar / hell / vnd nach aller notturfft / ſo vil wir in diſer Welt zů vnſerm ewigen heil wiſſen ſollen / gnuͤg - ſam gelehꝛet hat.
Vnd wiewol von dem allein weitleüffig in den Buͤchern des Alten vndNewen Teſtaments gehandlet / ſo mag es doch in wenig / nemlich inDrey Artickel oder Jtem eins jeden Chꝛiſten rechnung. drey Poſten oder Artickel wol begriffen / vnd ge ſtellet werden / auff woͤlchen das gantze heil vn - ſerer Seelen berůwet.
Der erſt iſt / woͤlchen der Son Gottes in derDer erſte Jtem / iſt rechte erkant - nuß der Sün - den. Gen. iij. Pſalm. lj. Joan. iij. Epheſ. ij. H. Schꝛifft lehꝛet / das wir nicht allein die ge - bott Gottes mit ſündtlichen wercken übertret - ten / ſonder auch alle von dem erſten Menſchen an in Sünden empfangen vnd geboꝛen / vndvon natur Kinder des zoꝛns / der vngnaden Gottes / vnd der ewigen verdammnuß / ja durch die Sün -de5[10]Hanſen von Liebenſtein.de todt ſeyen / auß woͤlcher not wir vns ſelbſt ſo wenig helffenkoͤndenoder vermoͤgen/ als ein todterColoſſ. ij. verſtoꝛbner Leib / ſich ſelbſt widerumb zům leben auffrichtenkan. Darumbſich alles Fleiſch voꝛ dem angeſicht Gottes demuͤtigen / vnd alle Heiligenj. Petri iiij. vmb vergebung der Sünden bitten muͤſſen / wie Dauid im Pſalmen ſagt: Jch ſpꝛach / ich wil demPſalm. xxxij. Herꝛn mein übertrettung bekennen / da vergab - ſtu mir die miſſethat meiner Sünde. Vnd aber - mals ſagt er: Herꝛ / ſo du wilt die Sünde zůrech -Pſalm. cxxx. nen / wer wil voꝛ dir beſtehen? Vnd abermals:Pſalm. cxliij. Herꝛ / tritt mit deinem Diener nit in das gericht / denn der lebt nit / der voꝛ dir beſtehen moͤg. Alſo lehꝛet auch Chꝛiſtus ſeine Jünger / die lieben A - poſtel betten / Vergib vns vnſer ſchuldt / wie wirMatth. vj〈…〉〈…〉 Luce vj. vergeben vnſern ſchuldigern / ꝛc.
Dann in diſem erſten Poſten oder Artickel / kan ſich niemandt entſchuldigen / wie frommvnd heilig er auch iſt. Wir haben all geſündigt / ſa -Rom. iij. get der Apoſtel / vnd mangeln des rhůms Got - tes / wir koͤndenvns nichts / dennvnſerer ſchwach - heit / aber gar nicht der Gerechtigkeit voꝛ Gott dem Herꝛen rhuͤmen. All vnſer Gerechtigkeit / ſaget Eſaias / iſt / wie ein vnrein vnflaͤtig tůch /Eſaie lxiiij〈…〉〈…〉 das man ehꝛen halb nicht wol nennen darff / pannus menſtruatæ.
Dieweil denn Gott rein vnd gerecht / ja diereinig -[11]Pꝛedig über der Leich /reinigkeit / Gerechtigkeit / vnnd heiligkeit ſelbſt iſt / vndaber die Gerechtigkeit kein gemeinſchafft hat mit der Vngerechtigkeit / ſo muͤſſen wir beyDie Sünder ha - ben jhrer natur halben kein recht im Himmel. diſem Poſten erſtlich bekennen / das wir kein Recht im Himmel haben / ja das vns der Him - mel mit Recht abgeſpꝛochen / vnd wir billich als die vnreine / vngerechte Menſchen / auß dem Himmel / zů dem vnreinen / vngerechten Sa - than / in abgrundt der Hellen verdampt wer - den. Dieweil wir nicht in der Gerechtigkeit be -Geneſ. j. iij. Epheſ. iij. ſtanden / darinnen vnſere erſte Eltern erſchaf - fen woꝛden / ſonder von Gott vnd ſeinem Gebott abgewichen / vnd den Sathan vns haben ver - fuͤhꝛen / vnd betriegen laſſen.
Wer dieſen Jtem in ſeiner rechnung mit einem bůßfertigen hertzen ſtellen vnd ſetzen kan / der hat die erſte ſtaffel zům ewigen leben / recht angetretten.
Die Sünde ſol von hertzen er - kennet werden. Pſalm. lj. Matth. xxvij.Es můß aber ein Menſch diſen erſten Jtem nit mit lachen dem Herꝛen fürhalten / ſonder mit hertzlichenbittern zaͤhern / vnd thꝛaͤnen / wie wir vom Dauid vnnd Petro leſen / die bitterlichen jre Sünde beweinet haben / Dann ſo ſich einer entſetzen vnd fürchten ſol / der ſeinem Landsfür - ſten zů billicher vngnaden beweget hat / wie ſolt ſich dann nicht ein Menſch entſetzen / der Gott ſeinen Schoͤpffer / mit vnzalbar vil Sün -den /6[12]Hanſen von Liebenſtein.den / zům zoꝛn vnnd vngnaden beweget / gegenPſalm. xxij. woͤlchem wir weniger denn Würmlin gerech - net werden ſollen. Wie im Büch Job geſchꝛibenJob xxv. ſtehet: Sihe / der Mon ſcheinet noch nicht / vnd die Stern ſind noch nicht rein fuͤr ſeinen augen / wie vil weniger ein Menſch / die Made / vnd ein Menſchenkind der Wurm.
Vnnd hie laß ſich kein ſein ſicher Hertz be -Niemandt ſoll ſicher ſein. Gen. vij. ij. Sam. xvij. Matth. xxvij. triegen / das jhn jetzt die Sünde nicht auficht / dann da ſie im Cain auffwachet / ſpꝛach er: Mei - ne Sünd iſt groͤſſer / denn das ſie mir verzigen werde. Achitophel vnd Jndas erhencken ſich ſelbſt / da die Sünde in jhnen lebendig würdt. Woͤlche Exempel alle rohloſe Menſchen beden - cken ſollen / die alſo in jhren Sünden foꝛtfahꝛen / vnnd Gottes trawungen in wind ſchlagen vnd verachten / vnnd vermeinen ſie haben noch zeit genůg Bůß zůwircken / die etwan übereilet wer - den moͤchten.
Der ander Jtem vnſerer rechnung iſt einDer ander Itemvnſerer rechnung iſt das recht er - kanntnuß Chꝛi - ſti. Luce ij. Galat. iiij. Eſaie liij. Rom. iiij. v. recht lebendige erkanntnuß vnſers Herꝛen vnnd Seligmachers Jeſu Chꝛiſti / von woͤlchem die H. Schꝛifft zeüget / das er warhafftiger Gott vnd Menſch / vom Vatter von ewigkeit / vnnd Maria in der zeit der gnaden / geboꝛn / alle ſtraff der ſünden des gantzen menſchlichen geſchlechts / auff ſich genommen / durch ſein leiden / ſterben /Cvnd[13]Pꝛedig über der Leich /vnd Hellfart gebuͤſſet / vnd alſo den zoꝛn GottesColoſſ. iij. Epheſ. ij. geſtillet / vnnd alle die an jn glauben / den Him - meliſchen Vatter widerumbdurch ſein Blůt ver -Eſaie xlix. ſoͤnet / vnd jre Sünde mit ſeinem Blůt vnd vn - ſchuldigem gehoꝛſam / zuͤgedeckt / das der HerꝛMatth. 〈…〉〈…〉. derſelben nicht mehꝛ gedencken will. Der En - gel Gabꝛiel ſaget zů Joſeph von Maria: Sie würde einen Son geberen / des Namen ſoltu Je ſus heiſſen / denn er würdt ſein Volck ſaͤlig ma -Eſaie liij. chen von jren Sünden. Die ſtraff / ſaget Eſai - as / ligt auff jme / das wir friden hetten / vnnd durch ſeine Wunden ſeindt wir geheilet woꝛ -i. Joan. j. den. Das Blůt Jeſu Chꝛiſti / ſpꝛicht Johan - nes / reiniget vns von allen vnſeren Sünden. Der Euangeliſt Johannes ſchꝛeibt alſo: DiſeJoan. xx. aber ſindt geſchꝛiben / das jr glaubet / Jheſus ſey Chꝛiſt / der Son Gottes / vnnd das jr durch den Glauben das leben habt / in ſeinem Namen. VndActoꝛ. iiij. Sanct Petrus: Es iſt in keinem andern heil / iſt auch kein ander Namen den Menſchen ge -j. Joan. ij. geben / darinnen wir ſollen ſaͤlig werden. Dann er iſt die verſoͤnung für der gantzen Welt Sün - de.
Durch Chꝛiſtumallein der Him - mel auffgeſchloſ ſen.Diſe Spꝛüch lehꝛen vnns deütlich vnnd klar / wer vns den weg zům Himmel gemacht / vnnd die Thür widerumb geoͤffnet habe / die vns von wegen vnſerer Sünde vnd vngerech -tigkeit /7[14]Hanſen von Liebenſtein.tigkeit verſchloſſen ward / Naͤmlich allein vnſer Herꝛ vnnd Saͤligmacher / Jheſus Chꝛiſtus / durch ſein gehoꝛſam / Blůtuergieſſen / leiden vnd ſterben / wie er dann ſelbſt ſpꝛicht: Jch bin der Weg / die warheit / vnd das Leben / niemandtJoan. xiiij. kompt zům Vatter denn durch mich. Vnd aber - mals: Jch bin die Thür zuͤm Schaffſtall /Joan. x. wer durch ein andere Thür eingehet / denn durch mich / der iſt ein Dieb vnnd ein Moͤꝛder. Alſo ſagt auch Sanct Paulus: Es ſey ferꝛ von mir rhuͤmen / denn des Creütz Jheſu Chꝛiſti. Vnnd zům Philippern: Was mir gewin war /Phil. iij. das habe ich vmb Chꝛiſtus willen für ſchaden geachtet / dann ich achte es alles für ſchaden / gegen der überſchwencklichen erkanntnuß Chꝛi - ſti Jheſu meines Herꝛen / vmb woͤlches willen ich alles hab für ſchaden gerechnet / vnd achte es für Kaat / auff das ich Chꝛiſtum gewinne / vnd in jm erfunden werde / das ich nicht habe mein Gerechtigkeit / die auß dem Geſetz / ſonder die durch den Glauben an Chꝛiſto kompt / nemlich / die Gerechtigkeit die von Gott dem Glauben zů - gerechnet würdt.
Damit wir aber diſer grechtigkeit des glaubens /Nutz der heiligenSacramenten. Rom. v. woͤlche iſt vergebung der ſündenallein im ghoꝛſam Chꝛiſti / gnůgſam verſichert weren/ hat ſiederHerꝛ Chꝛiſtus nit allein mit denbloſſenwoꝛt ſeiner goͤtt -C ijlichen[15]Pꝛedig über der Leich /lichen verheiſſung vnnd zůſagung verſpꝛochen / (woͤlches zwar gnůg geweſen were / weil er dieJoan. xiiij. Ezech. xviij. ewige warheit iſt / vnd mit dem Eyd betheuret hat / das er nicht woͤlle den todt des Sünders / ſonder das er ſich bekehꝛe / vnnd das leben habe) ſonder hatt auch an diſe ſeine verheiſſung / von wegen vnſerer ſchwachheit / die jme am beſten be kannt / zwey warzeichen hencken woͤllen / die wir Sacramenta nennen / auff das die armen Sün der gar keine vꝛſachen hetten / an ſeiner gnaden zů zweifeln / wie ſchwer ſie auch mit Sünden be - laden / ſo ſie Bůß wircken / vnd den Herꝛen Chꝛi - ſtum mit warhafftigem Glauben ergreiffen. Naͤmlich die H. Tauff / in woͤlcher wir mit dem Blůt Chꝛiſti beſpꝛenget / vnnd durch den Geiſt Chꝛiſti new geboꝛen werden. Vnddas H. Nacht - mal / da Chꝛiſtus vns mit ſeinem warhafftigem Leib vnnd Blůt zům ewigen leben ſpeiſen vnnd trencken / vnd alſo der vergebung der Sünden / vnd ſeiner gnaden gnůgſam / vnnd auff das al - ler gewiſſeſt / verſichern will.
Der dritte Jtem/ vnſerer rechnung iſt / die danck - barkeit.Der dꝛitte Jtem vnſerer rechnung / iſt die danckſagung / woͤlche ſteht im Hertzen / woꝛten / vnd wercken / eines Chꝛiſtglaubigen Menſchen / Dann ein ſollicher Menſch allein / vnnd ſonſt keiner / darff für Gott tretten / vnnd mit jm re - den / der ſich allein auff den verdienſt Chꝛiſtiverlaſ -8[16]Hanſen von Liebenſtein.verlaſſet / vnd in ſeinem namen bettet / vnd alleinDan. ix. Joan. xv. vmb ſeinet willen die erhoͤꝛung glaubt / der auß ſeinem gebett kein verdienlich werck macht / dannes iſt ein ſtück der danckſagung / da man Gott die Ehꝛ gibt / das er allein in Geiſtlichen vnnd leib - lichen anligen helffen koͤnde.
Demnach iſt ein rechter Chꝛiſtenmenſch ſei -Chꝛiſten ſeindt Gott danck. bar. nem Gott vnd Erloͤſer von hertzen für alle gna - den vnd gůtthaten / ſonderlich aber / für das lei - den vnnd ſterben Chꝛiſti danckbar / durch woͤl - ches allein wir von der Sünde / dem zoꝛn Got - tes / dem Todt / Teüffel / Hell / vnnd ewigen ver - dammnuß erloͤſet ſein. Das er von demſelben in ſeinem Hertzen ehꝛlich helt / mit ſeinem Mundt nicht üppig oder leſterlich daruon redet / noch von ſich ſonſt reden vernemmen laſſet / dardurch die lehꝛ von Chꝛiſto verleſtert werden moͤchte. Rom. j.Deßgleichen befleiſſiget er ſich ſein gantzes leben dermaſſen anzůſtellen / das es dem Euangelio kein ſchand noch vnehꝛ / ſonder ein zier / beleidi - get ſeinen Naͤchſten nicht / bewaret ſich voꝛ den Sünden / in woͤlchen er zůvoꝛ gefangen gele - gen / vnd was jm Gott für Creütz vnd wider - wertigkeit aufflegt / die tregt er mit gedult / vnd weißt / das / wie der Apoſtel zeügt / diſer zeit lei -Rom. viij. den / der Herꝛligkeit nicht werdt iſt / die an den Kindern Gottes ſoll offenbar werden.
C iijEs[17]Pꝛedig über der Leich /Chriſten koͤnden leichtlich ver - zeihen.Es iſt auch einem ſollichen Menſchen leicht vnd gar nicht ſchwer / allen denen von Hertzen zůuerzeihen / die jn beleidigt haben / wann er ge - denckt / das alle ſchuldt vnſerer Feinden / die ſie vns ſchuldig ſein / iſt wie ein troͤpfflein Waſſer gegen dem groſſen / weiten / tieffen Meer / der groſſen vnaußſpꝛechlichen ſchuld zůrechnen / die wir Gott vnſerer Sünden halben ſchuldig ſein / woͤlche er doch vns auß gnaden vmb ſeines lieben Sons willen hat nachgelaſſen. So vnsMatth. xviij. denn Gott in Chꝛiſto die zehen tauſendt pfundt geſchenckt / ſolten wir denn vnſern Naͤchſten nit auch ein Groſchen nachlaſſen koͤnden?
Jn ſumma / eim Chꝛiſtenmenſchen / der durchEim Chꝛiſten iſts alles leicht. den Geiſt Gottes wider geboꝛen / iſt nichts ſo ſchwer / das er durch die gnad Gottes nicht ü -Phil. j. berwinden koͤndte / wie der Apoſtel ſaget: Jch vermag alles durch den / der mich mechtig ma - chet / Chꝛiſtus / vnnd da wir am ſchwechſtenij. Coꝛinth. xij. ſein / iſt Chꝛiſtus in vns am ſterckſten. Wie a - bermals der Herr zů dem Apoſtel ſaget: Laß dir an meiner Gnaden genuͤgen / dann meine krafft iſt in den Schwachen mechtig / Dar - umb ſaget der Apoſtel weiter / bin ich gůts můts in ſchwachheiten / in ſchmach / in noͤtten / in ver - folgung / in aͤngſten / vmb Chꝛiſtus willen / dann wann ich ſchwach bin / ſo bin ich ſtarck.
Diß9[18]Hanſen von Liebenſtein.Diß ſein die dꝛey Jtem / die ein jeder Chꝛi - ſtenmenſch / wo er gehet vnnd ſtehet / bey jm in ſeinem hertzen / wie ein Bott die Bꝛieff in ſeinem lideren Bottenſecklin für vnnd für tragen / vnnd ſich nimmer on diſe geſtelte Rechnung fin - den ſoll.
Eim ſollichen Menſchen iſt / wie einem tre -Ein Chꝛiſt ſtirbt des gaͤhen tods nicht. wen / fleiſſigen / oꝛdenlichen Amptmann / der ein verrechnet Ampt hatt / dem iſt nimmer angſt auff die Rechnung / es beſchꝛeiben jn die Rennt - meiſter / vnd Kammerꝛhaͤt / wann ſie woͤllen / ſo iſt er gefaſt / die Rechnung iſt geſtellet / darff ſie nur aufflegen.
Alſo ſoll auch ein jeder Chꝛiſtenmenſch mit ſeinem Bottenſecklin vnnd Rechnung / alle ſtundt vnnd augenblick gefaſſet ſeyn / wann jhn Gott auß diſem zeit abfoꝛdert / das er mit ſeinen dꝛey Jtem für ſein Perſon gefaſſet ſeye / vnd ſein Hertz gegen Gott auffrichtig ſtehe / Ein ſolli -Pſalm. xvj. cher Menſch kan des gaͤhen / vnuerſehen Tods nicht ſterben / dann er wartet alle ſtundt des Herꝛen.
Vnd diß heißt das kleine Hauß vnſers Her - tzen beſchicken vnnd oꝛdnen / daruon der Pꝛo - phet redet / zůuoꝛ vnnd ehe wir ſterben / auff dasLuce xxj. wir voꝛ des Menſchen Son beſtehen moͤgen.
Alſo[19]Pꝛedig über der Leich /Alſo haben alle heiligen Ertzuaͤtter / Koͤnig / Pꝛopheten / Apoſtel / Martyrer / ſampt allen frõ - men Chꝛiſten / jre rechnung geſtellet / vnnd dar - auff mit freüden abſterben koͤnden. S. PaulusPhil. j. ſpꝛicht: Jch beger auffgeloͤſet zů werden / vnd bey Chꝛiſto ſeyn / Warumb? Dann die rechnung war geſtellt / das er wuſte / wie er mit Gott dar -Actoꝛ. vij. an was. S. Stephanus ſpꝛicht: Herꝛ Jeſu / nimmmein Geiſt auff / dann die rechnung war geſtel -Luce xxiij. let. Der Schaͤcher am Creütz ſagt: Herꝛ / wann du kompſt in dein Reich / ſo gedenck an mich / der ſtirbet mit freüden / dann die rechnung war ge - ſtellet / da Chꝛiſtus zů jm ſagt: Warlich ich ſage dir / heinnacht wirſtu bey mir ſeyn im Paradiß. Job xv.Job ſagt: Herꝛ / wann du mich gleich erwürgſt / ſo will ich dannoch auff dich hoffen / dann die rechnung war geſtellet / vnnd wuſte das er einen gnedigen Gott hatte.
Gottloſe Leütt kompt der Todt ſchwer an.Dargegen aber iſts nimmermehꝛ müglich / das einer ſich gern vnnd willig in todt ergebe / der ſeiner rechnung noch nicht gewiß iſt / der zweifelt / vnnd nicht waiſt / ob er ein gnedigen Gott hab oder nicht / ob er mit ſeiner rechnung beſtehen moͤge / woͤlche Menſchen zwifach der todt ſchwer ankompt / vnnd darzů übel ſterben / weil ſie zweifeln / vnnd nicht wiſſen’ / wie ſie mit Gott ſtehen / vnnd da es gar wol gerhat / insFeg -10[20]Hanſen von Liebenſtein.Fegfewer gewiſen werden.
Die rechten Chꝛiſten aber kompt der todtDie Chꝛiſten kompt der todt ring an. nicht ſo ſchwer an / dann ob ſich gleich Fleiſch vndBlůt darab entſetzt / vnd ſeiner verkerten ſündi - gen art nach / letz ſtellet / ſo gedencken ſie doch / das es einmal geſtoꝛben ſein můß / wie geſchꝛibenHebꝛ. ix. ſtehet: Den Menſchen iſt ein mal geſetzt zů ſter - ben / darnach das Gericht.
So vil aber das Gericht belanget / haben ſie den troſt / woͤlchen jnen Chꝛiſtus gegeben hat / da er ſpꝛicht: So jemandt mein woꝛt helt / derJoan. viij. würt den todt nit ſehen ewiglich. Vndabermals:Joan. v. Warlich / warlich ſage ich eüch / wer mein woꝛt hoͤꝛet / vnnd glaubt dem der mich geſandt hat / der hat das ewige leben / vnd kompt nicht in das gericht / ſondern iſt vom todt zům lebenhindurch gedꝛungen. Diſe herꝛliche Spꝛüch zeügen / das die rechtglaubigen Chꝛiſten kein Gericht / noch den Todt zůfürchten haben / ſonder durch den todt in das leben dꝛingen / hie durch ware Bůß / vnd doꝛt in die offenbarung des Himmeliſchen waͤſens.
Diß macht willige vnnd froͤliche Leüt zuͤ -Die Martyrer ſein mit freüden geſtoꝛben. ſterben / wie man denn liſet von den heiligen Martyrern / nit Maͤnnern allein / ſonder Wei - bern vnnd Jungfrawen / die mit freüden / nicht allein allerley marter / ſonder auch den bitternDtodt[21]Pꝛedig über der Leich /todt gelitten / vnd in Chꝛiſto überwunden haben.
Haußuaͤtter ha - ben zwo rech - nung zůſtellen.Es hat aber ertlichen vilen Leüten Gott der Herꝛ nicht allein diß klein Hauß / jhres leibs vnd der Seelen / ſonder noch darzů ein groͤſſere Haußhaltung beuolhen / von woͤlcher wegen ſie eben ſo wol / als von jrer ſelbs wegen / dem Her - ren rechenſchafft geben muͤſſen. Darumb ſie auch dißfalls ſich gefaßt machen / vnd jre Hauß - haltung / ſie ſey klein oder groß / dermaſſen anſtel len / das ſie jnenam ewigenleben nit hinderlich ſey.
I. Sam. ij.Dann meniglichen das Exempel Heli des Pꝛieſters bekannt iſt / der für ſein perſon wol ein frommer Mann was / Aber da er ſeine Soͤne nicht nach dem beuelch Gottes zoge / ſonder jnen jren můtwillen geſtattet / das ſie vnzüchtig vnd Gottloß handelten/ hat jm der Herꝛ den Halß ein -I. Sam. iiij. gebꝛochen / jn des gaͤhen tods ſterben / ſeine Soͤn erſtochen werden laſſen / vnnd iſt der flůch auff dem Hauß Heli bliben ewiglichen.
Was nun ein Vatter ſeinen Kindern vnd Hauß geſinde dißfalls ſchuldig iſt / das iſt auchAmpt der O - berkeit. ein Herꝛſchafft jhꝛen Vnderthonen ſchuldig / vnnd iſt die Herꝛſchafft gegen Gott nicht ent - ſchuldigt / die für jre Perſon recht glaubt vnnd lebet / Aber jrer Vnderthonen glauben vnnd le - bens ſich nichts annemen wolt.
Der Vꝛſachen Gott der Herꝛ / dem Koͤnigſeines11[22]Hanſen von Liebenſtein.ſeines Volcks / nit allein die Landsoꝛdnung be - uolhen / wie er den VnderthonenRecht ſchaffen / vnd ſie wider gewalt vnd vnrecht ſchützen ſolt / ſonder hat jm auch ein ernſtlichenbeuelch geben / das er ein abſchꝛifft von der KirchenoꝛdnungDer Oberkeit iſt nit allein die Landsoꝛdnung / ſonder auch die Kirchenoꝛdnung benolhen. Deuter. xvij. haben ſoll auff das er ſich auch in derſelben Gott gefellig wiſſe zůhalten. Dann alſo lauten die woꝛt diſes beuelchs: Wannder Koͤnig ſitzen würt auff dem Stůl ſeines Koͤnigreichs / ſoll er diß ander Geſetz von den Pꝛieſtern / den Leuiten ne - men / vnnd auff ein Bůch ſchꝛeiben laſſen / das ſoll bey jm ſeyn / vnd ſoll darinn leſen ſein leben - lang / auff das er lerne fürchten den Herren ſei - nen Gott / das er halte alle woꝛt diſes Geſetzes / vnd diſe Recht / das er darnach thuͤ. Er ſoll ſein Hertz nicht erheben über ſeinen Brůder / vnnd ſoll nicht weichen / weder zůr Rechten noch zůr Lincken / auff das er ſeine tag erlengere auff ſeinenKoͤnigreich / er vnd ſeine Kinder in Jſrael.
Jn diſem Goͤttlichen beuelch / würt dem Koͤ - nig die Kirchenoꝛdnung auff das aller ernſtlichſt beuolhen / das ſie nicht allein die Pꝛieſter vndLe - uiten / ſonder auch der Koͤnig ſelbſt wiſſen / vnnd darüber halten / daruon weder auff die rechte noch lincke weichen ſoll / ſo er anderſt ſein Leben erlengeren / vnnd das Koͤnigreich auff ſeine Kinder bꝛingen vnnd erhalten woͤll. D ijDiſem[23]Pꝛedig über der Leich /Diſem beuelch nach haben ſich die fromme Koͤ - nig des Gottesdienſts vndder Kirchenoꝛdnung / angenommen / wie in der Hiſtoꝛia der Koͤnig Dauids / Salomon / Aſa / Vſia / Hißkia / Joſa - phat / Joſie / vnnd dergleichen zůleſen / die abthe - ten jrer Vaͤtter vnd voꝛfahꝛer vermeinten Got - tesdienſt / ja Hißkia der verſtoͤꝛet auch vnnd zer - bꝛicht die aͤhꝛine Schlang / die Moſe gemachet hat / da ſie die Kinder Jſrael mißbꝛauchten / vnd würt von Gott darüber gerhuͤmet.
Oberkeit / ſo nit über der rechten Kirchenoꝛdnung gehalten / ſeindt hefftig geſtrafft woꝛden.Dargegen die Koͤnig / ſo wider das Geſetz des Herꝛen lieſſen die Pꝛieſter vnnd das Volck / Abgoͤtterey treiben / vnnd halffen jnen darzů / hatt Gott grewlich geſtrafft / das er Stammen vnd Namen außgereütet / vnnd nicht ein Hundt überbleiben laſſen / der den Abgoͤttiſchen Koͤni - gen zůgehoͤꝛet.
Wider den Koͤnig Jeroboam / woͤlcher mit Abgoͤtterey Jſrael ſündigen macht / ſtehet alſoj. Regum xiiij. geſchrieben: Sihe / Jch will vnglück über das Hauß Jeroboam fuͤhꝛen / vnd außrotten an dem Jeroboam / auch den der an die Wandt piſſet / den verſchloſſen vnd verlaſſen in Jſrael / vnnd will die Nachkommen des Hauſes Jeroboam außfegen / wie man Kaat auf feget / biß es gar mit jme außſeye. Wer vom Jeroboam ſtirbt in der Statt / den ſollen die Hund freſſen / wer aberauff12[24]Hanſen von Liebenſtein.auff dem Feld ſtirbet / den ſollen die Voͤgel vn - der dem Himmel freſſen / dann der Herꝛ hats ge - redt. Ein gleich Vꝛtheil Gottes iſt auch über den Abgoͤttiſchen Koͤnig Achab ergangen. Dannal - ſo verkündigt jhm der Pꝛophet Elias auß demj. Regum xxj. beuelch des HERREN / Sihe / ſpꝛicht er: Jch will vnglück über dich bꝛingen / vnd deine nach - kommen wegnemen / vnd will vom Achab auß - rotten / auch den / der an die Wand piſſet / vnnd der verſchloſſen vnnd übergelaſſen iſt in Jſrael. Vñ will dein Hauß machen / wie das Hauß Je - roboam/ des Sons Nebach / wie das Hauß Bae - ſa / des Sons Ahia / vmb des raitzens willen / da - mit du mich erzürnet / vnnd Jſrael ſündigen ge - machet haſt.
Diſe erſchꝛoͤckenliche Exempel / haben die fromme Koͤnig im Reich Juda / neben dem hieo - ben angezeigten vnnd außgetruckten beuelchDeut. xvj. Gottes behertziget / vnnd nicht gewartet / biß die Pꝛieſter jre mißbꝛeüch vnd vermeinten Got - tesdienſt nach dem Geſetz des Herren in einem Concilio enderten / ſonder ſie theten ſelbſt außDie Koͤnig vnd alle Oberkeit ſol len nit auff der Prieſter Conci - lium warten / ſonder in krafft jres Ampts ſich - der Kirchen an - nemen. Koͤniglichem gwalt darzů / griffen in kein fremb- de Ampt / ſonder theten / das jhnen der Herꝛ be - uolhen / Dann ſie ſolten die Kirchenoꝛdnung gleich ſo wol als die Pꝛieſter wiſſen / vnd hetten ein außgedꝛuckten beuelch des Herꝛen / ſie ſoltenD iijweder[25]Pꝛedig über der Leich /weder zůr rechten noch zůr lincken weichen / ſon - der bey denbůchſtaben vndgeſatz des Herꝛn bleiben.
Alſo thet jhm der fromme vnnd Gottſaͤlige Koͤnig Joſaphat / der nicht wartet / biß die Pꝛie - ſter ein Concilium hielten / vnd über der Refoꝛ - mation der Kirchen ſich entſchloſſen vndvergli - chen / ſonder nimpt ſelbſt dz Geſetzbůch für ſich / wie der Herꝛ allen Koͤnigen beuolhen hat / vnndij. Chꝛon. xvij. thůt ab die hoͤhen vnd Hayne auß Juda / Dar - nach ſchickt er ſeine geiſtliche vndweltliche Rhaͤt / in das gantze Koͤnigreich Juda / die hatten das Geſetzbůch des Herꝛn mit ſich / vnd zogen vmb - her in allen Stetten Juda / vndlehꝛten dz Volck.
ij. Chꝛon. xxxiiij.Deßgleichen habengethon die andern frommen Koͤnig Juda / als Aſa / Azarias / Ezechias. Zů der zeit Joſie vndzůvoꝛ hielten die Pꝛieſter ſo wol hauß in der Kirchen / das ſie das Geſetzbůch ver - loꝛen hatten. Vnd da es vnder dem Koͤnig Jo - ſia widergefunden / laſt jms der Koͤnig leſen / vndals er darauß verſtanden/ wie ferꝛ die Pꝛieſter vñ das Volck daruon abgewichen / zerꝛeißt er ſeine Kleider / ſchickt zůerPꝛophetin Hulda ſeine geiſt liche vnnd Weltliche Rhaͤt / bey jhꝛ ſich beſcheids zůerholen. Darauff beruͤfft er gantz Juda / geiſt - lich vnnd Weltlichs ſtands / groß vnnd klein zů - ſammen / macht einen Bundt für dem HER - REN / das man hinfüro / nach dem Geſetz / demHerꝛn13[26]Hanſen von Liebenſtein.Herꝛn dienen ſolt / vnd thet allen grewel auß al - len Landen / die der Kinder Jſrael waren.
Diſe Exempel der Koͤnig / neben dem be - uelch Gottes ſollen alle Oberkeit / hoch vnnd ni - ders ſtands erinnern / da ſie ſaͤliglichen abſter - ben woͤllen / das ſie nicht allein für jre Perſon / die Rechnung ſtellen / ſonder auch ſich in der an - dern vnnd groſſen Haußhaltung erſehen / ob ſie auch über der rechten Kirchenoꝛdnung Gottes / vermoͤg ſeines beuelchs / gehalten / vnd was der ſelben zůwider / wie die fromme Koͤnig / abgſchafft vndgebeſſert haben. Wo nit / werden ſie voꝛ dem Herꝛn ein ſchweren ſtand thůn / Danndie ſchꝛifft redet / ſie machen das Volck ſündigen / wann ſie ſich eintweder der Kirchenoꝛdnung gar nichts annemen / oder über den mißbꝛeüchen vnnd Ab - goͤtterey halten.
Vnnd zwat werden die Oberkeiten desDie Oberkeit im Newen Te - ſtament / kan ſich weniger ent - ſchuldigen denn im Alten. Newen Teſtaments ſich weniger entſchuldigen koͤnden/ denndie abgoͤttiſche Koͤnig im AltenTeſta - ment / Dann dem Judiſchen Volck hat Gott der Herꝛ vil Ceremonien in ſeiner Kirchenoꝛdnung beuolhen / vnd demnach erwas ſchwerers gewe - ſen / danndie Kirchenoꝛdnung des Newen Teſta -Im Newen Te - stamennt ein kur - tze Kirchenoꝛd - nung. ments / da der Herꝛ alle Judiſche / Moſaiſche / vnnd Leuitiſche Ceremonien abgethon / vnnd gar ein kurtze Kirchenoꝛdnung verfaſſer /die[27]Pꝛedig über der Leich /die ein jeder Koͤnig / Fürſt / Graff / Herꝛ / Edel - mann / Vogt / Burgermeiſter / Schultheiß wol lernẽ kan / wie dann im Euangelio zůſehn / vndda vns in dem einen Euangeliſten ettwas dunckel ſein moͤchte / wirts in den andern dꝛeyenEuange - liſten / S. Pauli / vnd anderer Apoſtel Schꝛiff - ten erklaͤret funden.
Artickel der Kir chenoꝛdnung des Newen Teſta - ments.Vnnd hat die Kirchenoꝛdnung des Newen Teſtaments dꝛey fürnemer Puncten. Der erſte iſt von der Lehꝛ / das der Herꝛ beuolhen hat zůI. Von der Lehꝛ. lehꝛen / Es ſeyen alle Menſchen von natur Sün der / vnd Kinder des zoꝛns / vnd muͤſſen verge - bung der Sünden / allein in dem verdienſt vnd Blůtuergieſſen vnſers Herꝛn Jeſu Chꝛiſti / durch den Glauben ſůchen / vnnd wie ſie die begangne Sünde von Hertzen beweinen / alſo ſollen ſie ſich auch künfftig voꝛ allen Sünden huͤten / ein ehꝛ - lich / Chꝛiſtlich / vnd Gott wolgefellig leben fuͤh - ren / vnnd ein jeder ſeinem Berůff trewlich auß - warten / ſich gegen Gott vnd den menſchen / ver - moͤg Gottes Gebotts / verhalten.
II. Von den Sacra menten.Der ander Punct iſt / von den Sacramen - ten / deren zwey / vnd nicht mehꝛ in der Kirchen oꝛdnung Chꝛiſti ſtehen / Naͤmlich / die waſſer Tauff / ſo im namen des Vatters / Sons / vnnd heiligen Geiſts geſchehen ſolle / in woͤlcher wir durch den Geiſt Chꝛiſti widergeboꝛen / vnddurchdas14[28]Hanſen von Liebenſtein.das Blůt Chꝛiſti von allen ſündengereinigt wer - den / vnddas Nachtmal Chꝛiſti / in woͤlchenChꝛi - ſtus vns ſeinen warhafftigen Leib vnnd Blůt zů eſſen vnd zů trincken gibt / ſeines leidens vnd ſterbens darbey mit danckſagung zůgedencken.
Vnnd ſein beider Sacrament ſtifftungen ſo hell / deütlich vnd klar / das / wer ſich das einfel - tig woꝛt Gottes fuͤhꝛen laſſen will / wol waiſt / was er thon oder laſſen ſoll.
Der dꝛitte Punct iſt das Gebaͤtt / ſo in derIII. Das Gebaͤtt. gemein Gottes gehen ſoll / da man den Herꝛn für allerley not der Chꝛiſtenheit anruͤfft / vnnd für die Gnaden vnnd gůtthaten / ſo er vns an Leib vnd Seel bewiſen / vnd noch taͤglich erzeigt / lob vnd danck ſaget.
Diß ſein die dꝛey Hauptartickel der Chꝛiſtli - chen Kirchenoꝛdnung / das in verſamlung der gemein Gottes / recht gelehꝛt vnd gepꝛedigt / bei - de Sacrament / Tauff vnnd Abendtmal / nach ſeinem woꝛt gereicht vnnd empfangen / vnnd der Herꝛ im Geiſt vnd der warheit angerůffen / gelobt vnd gepꝛiſen würdt.
Aber von Reüchern / von Liechtern / von Choꝛroͤcken / oder Meßgwand / vnd dergleichen vnzalbar Ceremonien / hats Gott im newen Te - ſtament nicht allein nicht gebotten / ſonder auß truckenlichen vns durch ſeinen Son anzeigenMatth. x〈…〉〈…〉Elaſſen /[29]Pꝛedig über der Leich /laſſen / das jme mit ſollichen Menſchengebotten vergebens / ja gar nicht gedienet ſeye.
Der Oberkeit ſtreff / ſo ſich der Kirchenoꝛdnung nit mit Chꝛiſtli - chem verſtande animpt.Weil dann ermelte Puncten der Lehꝛ nit ſo dunckel / das ſie nit ein Chꝛiſtliche Oberkeit ver - nemmen vnnd lehꝛnen koͤndte: Als von der er - ſchaffung der Welt / von der Sünde / was ſie ſeye / vnnd woher ſie jren vꝛſpꝛung habe / von ſtraff der Sünden / von der Bůß / von verge - bung der Sünden / vom verdienſt Chꝛiſti / von dem glauben / hoffnung / liebe / gedult / vndeins je - den Menſchen berůff / von beidenSacramenten / Tauff vnnd Nachtmal / von warer anruͤffung Gottes / vnd danckſagung / So iſt klar vnd vn - widerſpꝛechlich / das ein jede Oberkeit / vnd wem andere mehꝛ leüt zů regieren von Gott vnderge - ben ſein / am Jüngſten tag ſich nimmermehꝛ werdenverantwoꝛten koͤnden/ die ſichderKirchenoꝛdnung Chꝛiſti nit mit rechtem verſtand annemen / vnd jre Vnderthone / ſo vil an jnen iſt / nit dazů halten.
So nun dem alſo / wo woͤllen dann am Jün - ſten tag die jenigen bleiben / die jre Oberherꝛn be - reden / Es ſey nit jres Ampts noch berůffs / ſich der Kirchenoꝛdnung anzůnemen / woͤlche ſachen über jrem verſtand ſeyen / vnd nit deſtweniger ſollen ſie über derſelben auff das aller ſtrengeſt halten / vnangeſehen / das ſie derſelben kein ver - ſtand haben / vndnit wiſſen / ob ſie mit Gott oderwider15[30]Hanſenvon Liebenſtein.wider Gott iſt. Die Koͤnig des alten Teſtaments / haben die Kirchenoꝛdnung Moſe wiſſen ſollen / die dunckel geweſen iſt / vnd vil Ceremonien ge -ij. Coꝛinth. x. Galat. iiij. habt. Vnd ein Chꝛiſtlicher Koͤnig ſoll nit wiſſen die Kirchenlehꝛ vnd oꝛdnung Chꝛiſti / die gegen jener zůrechnen / gantz hell vnd liecht iſt. Würde nit all Welt über ein Haußuatter ſchꝛeien / der ſei - ner Kinder nichts achtete / vnd ließ ſie in zeitlich vnd ewig verderben fallen / daruoꝛ er ſie wol be - huͤten koͤndte. Was würde dann für ein jaͤmer - lich / grauſam / vnd erſchꝛockenlich geſchꝛey über ein Landsherꝛn auff Erden/ vndam jüngſtentag er gehn / der nit wiſſen will ein grund ſeiner Kirchenoꝛdnung / zů woͤlcher er ſeine Vnderthonenmit ge - walt zů ſein ſelbſt / vndjrer ewigenverderbenhelt?
Es trachten die gwaltige mechtige Potenta ten / Koͤnig / Fürſten / Grauen / Herꝛn / vom A - del / ꝛc. nach groſſem gewalt / vilen Laͤndern vnd Leüten / vnd da ſies vnder jren gwalt gebꝛacht / fragen ſie wenig darnach / wie ſies zů der rechten Kirchenoꝛdnung halten / vnd vermeinen ſie ha - bens wol außgericht / wannſies mit denſelben da - hin gbꝛacht / dz ſie jnengehoꝛſam ſein muͤſſen. So aber die Herꝛen ein mal mit ernſt betrachteten / dz hie der Pꝛophet denKoͤnig Hißkieſagt / beſchi - cke dein Hauß / ꝛc. Vnd das ſie am Jüngſten tag für ſie alle muͤßten ſo ſchwere rechenſchafft geben/E ijſo[31]Pꝛedig über der Leich /ſo ſolten ſie wünſchen / das jre Lender noch klei - ner / vnd der Vnderthonen vil weniger weren / Dann Herꝛen ſein nicht vmb pꝛachts / gewalts / oder wolluſts wegen von Gott zů Herꝛen ge - ſetzt / ſonder vmb ſeiner Kirchenoꝛdnung vnnd Landsoꝛdnung willen / das ſie mit aller ſoꝛgfel - tigkeit ſich derſelben annemen / voꝛſtehen / vnnd darüber halten ſollen.
Ein Chꝛiſt ſoll ſeinen Erben nit haͤder vnd zaͤnck hinderlaſſen.Wann nun ein Menſch / ſo vil die Kirchen - oꝛdnung für ſein perſon / vnd ſeine verwaltung / jme von Gott beuolhen / belanget / mit der Rech - nung gefaſt / dz er die warheit Goͤttlichs woꝛts / vnd ſeines willens waiſt / vndmit ernſt vnd eifer darüber helt / So erheiſchet beides Gottes beuelch / vnddie liebe des naͤchſten / dz wir auch in zeitlichen guͤtern vnnd ſachen / vnſer Haußhal - tung der geſtalt anſchicken / darmit vnſern Er - ben vnd Nachkommen nicht vꝛſach zům zanck / vnd ſchedlicher vneinigkeit gegeben werde / ſon - der denſelben vnſern Vaͤtterlichen Rhat mit - theilen / vnnd alſo auch nach vnſerm todt / jhnen nutz ſein / wie wir denn leſen / das die Ertzuaͤtter Abꝛaham / Jſaac / Jacob / gethon haben.
Gen. xxv.Abꝛaham damit nach ſeinem todt vnder ſei - nen Kindern / deren er nit einerley hett / des zeit - lichen Gůtshalben nicht zaͤnck ſich erhebten / gab er alle ſein Gůt dem Jſaac. Aber den Kindern /die16[32]Hanſen von Liebenſtein.die er von den Kebsweibern hatt / gab er ge - ſchenck / vnnd ließ ſie von ſeinem Son Jſaac zie - hen.
Deßgleichen thet Jſaac auch gegen ſeinenGeneſ. xxvij. zweyen Soͤnen / Jacob vnd Eſau / vnd ob wol Eſau ſich ſeines Vatters beſcheid nicht ließ be - nuͤgen / vnnd ſeinen Brůder Jacob hefftig zů - geſetzt / ſo hatt ſich doch Jacob ſeines Vatters Segen troͤſten koͤnden in aller ſeiner wider wi - der wertigkeit / vndſein Eſaus rhaͤt vnd anſchleg nichtig geweſen / weil er ein gottloſer Jeger was / vnd ſeines Vatters Segen zuͤuoꝛ nicht hoch ge - achtet / da er denſelben vmb ein Linſenmůß ver -Geneſ. xxv〈…〉〈…〉 kaufft / můß er deſſelben auch hernach manglen.
Alſo iſt Jacobs Teſtament / ein beſtendigeGeneſ. xlix. veroꝛdnung geweſen vnder ſeinen Soͤnen / das nicht allein ſie / ſonder auch jre Kindskinder wiſ - ſen ſolten / was jr ſegen auff Erden ſein würde / darmit keiner den andern deßhalben neidete / ſonder ein jeder nach ſeinem ſtandt wüßte Gott vnd ſeinem naͤchſten Brůder zůdienen.
Alſo beſchied auch Thobias / da er ſterbenThob. xiiij. wolt / ſein Son vnd ſiben junge Knaben / ſeines Sons Kinder / vnnd gab jnen ein heilſame lehꝛ / wie ſie ſich beides in der Kirchenoꝛdnung vnnd zeitlichen Guͤtern / verhalten ſolten.
Da nun der geſtalt fromme vnd verſtendi -E iijge El -[33]Pꝛedig über der Leich /ge Eltern jr Hauß nach Gottes woꝛt / vnnd al - ler billigkeit beſchicken / muͤſſen es vnſelige Kin - der ſein / die jrer Elter letſtenwillen ſo baldt ver - geſſen ſolten / vnd demnach wenig Segens von Gott haben würden / wie das vierdte GebottDent. vj. Exo. xx. Man ſoll dz Te - ſtament nit erſt im todtbett ma - chen. außweiſet. Weil aber des Tags vnd der ſtundt ſeines tods niemandt verſichert / wie anfangs gehoͤꝛet / ſoll ermelte veroꝛdnung nicht biß in das Todtbett verzogen werden / da wir eintweder mit Kranckheit oder dem Todt übereilet / vnnd weder vns ſelbſt noch andern mehꝛ rhatenkoͤnden/ ſonder die ſachen mit guͤtem verſtand vnd rhat / Chꝛiſtlich vnnd aller billigkeit nach anſchicken / vndverſehen / wann vns GOTT angreifft / das wir mit beiden Rechnungen in Geiſtlichen vnnd Weltlichen ſachen gefaſſet ſeyn.
Alſo haben wir auch auff diſe ſtundt / den Edlen vnd Veſten / Hanſen von Liebenſtein ſaͤ - liger gedaͤchtniß / als ein lebendig Glid Chꝛiſti / nach Chꝛiſtlicher oꝛdnung zůr Erden beſteti - get. Von deſſen Leben vndChꝛiſtlichem abſchid / auß diſem zeit / ich ewer lieb ein kurtze erinnerung vns allen zuͤ troſt / auch vilen andern ſchwach - glaubigen zůr beſſerung thůn ſoll.
Was dannſeinen glauben gegen Gott / vnnd Chꝛiſtliche bekanntnuß belangt / ſo jemandt von demſelben redenoder zeügenkan / verhoff ich / ewerlieb17[34]Hanſen von Liebenſtein.lieb werd mir zůtrawen / dz ich ſolchs am beſten der vꝛſachen thůn koͤnde / dann ich nahendt bey zehen gantzen Jaren jm beygewonet / vnd dem - nach ſein gemuͤth gnuͤgſam erkennen moͤgen.
Dann wie alle die jenigen wiſſen / ſo vmb jne geweſen / hat er gern ſeine ſachen geheim gehalten/ vnd nit mit jederman / beſonders in glaubens ſa - chen / vil woꝛt gebꝛaucht.
Die zeit ich aber ewer Pfarꝛher geweſen / vnder mich gantz fleiſſig gehoͤꝛt / auch vil vnd offt zů ſich berůffen / vndmir ſouil zůuerſtehn geben/ dz er mich wol leidenmoͤcht / hab jn in glaubens ſachen mehꝛmal mit aller beſcheidenheit / inſonderheit vndallein in abweſen anderer leüt / auch ſeiner Hauß genoſſen angeredt / beſonders da er noch ein Meß pꝛieſter in ſeinem Doꝛff zů Jebenhauſen gehalten/ vndnachmals auß eim andern Doꝛff / durch ein BaͤpſtiſchenPꝛieſter ſein Caploney verſehn lieſſe.
Darauff er mir gleicher geſtalt mit aller beſcheidenheit widerumb begegnet / vnd nit ver - halten / das er vnſer lehꝛ noch der zeit nicht bey - fall thůn koͤndte / zuntheils / das erlicher Artickel halben nicht gnůgſam bericht / vnd jm gar nit gefiele / das alle Ceremonien auß der Kirchen gemuſtert / zů denen er von Kindtheit auff all - wegen ein beſonder neigung vnnd liebe gehabt / zům theil das auch ſonſt bey vnſerm Euangelio ſachen fürgiengen / die nicht faſt Euangeliſchenweh -[35]Pꝛedig über der Leich /wehꝛen / dz es alſo zů beider theil mangelhafftig vnd gůt were / damit durch einhellig zůthůn der Chꝛiſtlichen / Geiſtlichen vnd Weltliche Stend / ein Chꝛiſtliche einhellige vergleichung in der lehꝛ vnnd Ceremonien angeſtelt würde / dann ſo vil er gedencken koͤndte / würde es der geſtalt in die leng nichtbeſtehen koͤnden.
Woͤlchs alles ich jme mit aller beſcheidenheit abgeleinet / mit ferꝛner vermeldung / der ſtreit were nicht vmb der Ceremonien willen allein / in woͤlchen wir vns baldt vergleichen wolten / ſonder von den fürnembſten Artickeln vnſers Chꝛiſtlichen Glaubens / daran vns vnſer See - len heil vnd ſaͤligkeit gelegen. Das aber auch bey den vnſern allerley vngerads fürgangen / das ſey dem Euangelio nicht zůzůmeſſen / weil vn -Joan. vj. der den Jüngern Chꝛiſti einer der Teüffel gewe - ſen / ſonſt muͤſten wir auch Chꝛiſtum vnd ſeine Apoſtel verwerffen.
Vnd ſolliches haben wir vil vnnd offt mit einander getrieben / dann er ſich nicht wolt eini - ges Artickels halben / beſonders vnnd allein mit mir zů diſputieren / einlaſſen / ſonder blieb alſo in gemeiner erzoͤlung / was jm an vns mißfallen. So wolt auch ich jne nicht befftig dꝛingen / die - weil mir ſein Natur wol bekannt was / ſonder ließ mir genuͤgen / das er die Pꝛedig Gotteswoꝛts18[36]Hanſen von Liebenſtein.woꝛts mit fleiß hoͤꝛet / wie er dann meiner fleiſ - ſigſten zůhoͤꝛer einer geweſen / vnd nicht bald ein Pꝛedig / auſſerhalb beſchwerlicher Leibskranck - heit / oder gantz notwendigen geſchefften / ver - ſaumpt. Vnd verhoffet alſo / weil er das rechte mittel / vnnd den werckzeüg des heiligen Geiſts nicht veracht / ſonder mit ernſt vnd fleiß gebꝛau - chet / es werde Gott ein ſelige ſtundt geben / dar - innen jhm der Herꝛ ſein Hertz ruͤren / vnnd gar zů jhm ziehen würde / darumb ich dann den All - mechtigen vil vnd offt von Hertzen angeruͤffen habe.
Kundt alſo auß ſeinen reden genůgſam ver - ſtehen vndabnemen / das er die zeit her den Baͤp - ſtiſchen (wie man ſie nennet) beygewonet / von hertzen auſſerhalb eines einigen Artickels / mit jnen gehalten / vnnd alſo vnſer Kirchenoꝛdnung jhm wenig einleüchten woͤllen / beſonders aber hat er mich mehꝛmals bericht / wie hefftig er ſichWz Hanſen vonLiebenſtein am hefftigſten für den Kopff ge - ſtoſſen. ab den vnbeſcheidenen Pꝛedigen geergert / Auch mir vnnd andern offt geſaget: Jſts denn al - les des Teüffels werck / was man im Bapſtumbgethon hat? man würdt dennoch nicht aller dings ſo gar vnrecht haben / wie etliche daruon reden / es iſt alſo auff vns kommen / man hats angenommen / vnnd glaubt / wie es fürtragen woꝛden iſt / vndſein deren noch ein groſſer / ja vilFein[37]Pꝛedig über der Leich /ein groͤſſerer hauff / die noch anderander lehꝛ hal - ten / man ſey vil zů frey woꝛden / es doͤꝛffe jetz ein jeder reden was er woͤll / da im Bapſtumb einer ſein Biſchoff vnnd Oꝛdinarium fürchten muͤſ - ſen / Es muͤß nur ein beſſere oꝛdnung werden / ſonſt werden die vil vnnd mancherley ende - rungen nichts gůts mitt ſich bꝛingen / Gleich -Wz Hanſen vonLiebenſtein am erſten vnd heff - tigſten geer - gert. wol wie hefftig er über ſeiner Elter glauben/ Kir - chen Ceremonien / vnd bekanntniß gehalten / als bald er nur ein wenig zů ſeinem verſtandt kom - men / hab jm nicht gefallen / das man die Reichen ſo ſtarck des Himmelreichs vertroͤſtet / darumb / das ſie vil ſtifften kündten / vndallwegen bey ſich ſelbſt gedacht / es muͤßte ein Geltſüchtiger vnge - rechter Gott ſein / der vmb Gelts willen ein Rei - chen einnemen / vndein Armen im Fegfewer qual vnd marter leiden lieſſe.
Wie ich nun diſes letſtes gern hoͤꝛet / darmit er zůuerſtehen gab / das Gott bald gleich in ſei - ner jugent ein füncklin ſeiner erkanntniß angezün - det. Alſo ließ ich mich nit jrꝛen / dz er noch der zeit an des gegentheils vermeinten Gottesdienſts gehalten.
Sonder nach dem ich wol wißte / dz noch an - dere mehꝛ meiner zůhoͤꝛer in gleichenvnverſtandt waren / enthielt ich mich aller hefftigen reden / ſo jn oder andere für den kopff hetten ſtoſſen moͤgen/vnd19[38]Hanſen von Liebenſtein.vnd nam für mich die Hauptſtuͤck Chꝛiſtlicher lehꝛ / handelt dieſelbige mit gůtem grund heiliger ſchꝛifft / vnd hielt beide vnſer vnddes gegentheils lehꝛ gegen der H. Schꝛifft / mit angehenckter / freündtlicher vnd ernſtlicher erinnerung / ſie ſol - ten jetzt ſelbſt vꝛtheilen / woͤlchem theil ſie mit gů - tem gewiſſen koͤndten anhangen vnd folgen.
Vnd weil es ein weiſer / vernünfftiger / ver -Hans von Lie - beſtein / iſt nit vnbedacht von ſeiner meinung abgeſtanden. ſtendiger Manngeweſen / der nit vnbedacht oder leichtfertig (wie deren vil gefunden / ſo in eim tag dꝛey glauben / on verſtand vnd grund annemen) hat er ſich nit gleich bewegen laſſen / ſonderauſſer - halb vnſerer Pfarꝛ / bey den Baͤpſtiſchen nit de - ſte weniger das Sacrament empfangen.
Da ich aber auch denſelben Artickel von des Herꝛn Nachtmal nach notturfft / vnnd in vilen Pꝛedigen gehandelt / hat es jm ſo vil nachgeden - ckens gemacht / das er frey des Baͤpſtiſchen Sa craments obergeſtanden / vnnd etliche Jar her weder bey den Baͤpſtiſchen noch den vnſern / das Nachtmal empfangen.
Der gleichen hat er ſich auch je vnd allwegen gegenſeinen Vnderthonen gehalten / vndſie weil er ſelbſt etlicher Artickel halben im zweifel geſtan - den/ weder mit gebot noch verbot zů der Religion zwungen / ſonder einen jeden nach ſeinem gewiſ - ſen gehn laſſen / die Pꝛedig zůhoͤꝛen / vnnd das H. Sacrament des leibs vndblůts Chꝛiſti zůempfahen.
F ijAls[39]Pꝛedig über der Leich /Als ich nun daſſelbig in erfahꝛung gebꝛacht / das er in einem zweifel geſtanden / vnd auff der einen ſeiten das lang herkommen vnnd gewon - heit / auff der andern den außgetruckten beuelch Chꝛiſti hatte / hab ich noch mehꝛ ein Hertz vnnd troſt zů ſeiner bekehꝛung gefaſſet / mit jm ettwas freyers zůreden / vnnd jn alſo mit runden woꝛ - ten angeredt / Er hett mich nun vil Jar hoͤꝛen pꝛedigen / von allen ſtreitigen Puncten vnd Ar - tickeln vnſern Chꝛiſtlichen Lehꝛ / demnach bette ich jne vmb Gottes vnnd ſeiner Seelen heil wil - len / Er wolte mir doch ſagen / ob er einigen fehl oder mangel an meiner lehꝛ hette / ſo wolt ich jn deſſen noch ferꝛner berichten/ oder von jm bericht empfangen.
Darauff er mir geantwoꝛtet: Er verhoff - te / es ſolte diſe ſach / daran vns vnſer hoͤchſtes gůt / der Seelen ſaͤligkeit gelegen / auff einem Chꝛiſtlichen Concilio gentzlich eroͤꝛtert / vnnd Chꝛiſtlich verglichen werden. Auch mich deſſel - ben halben offt vnnd vilangeredt / ob ich doch nichts dergleichen hoͤꝛete. Als ich jm aber ſagte: Jch hett gentzlich kein hoffnung darzů auß vꝛ - ſachen / das ich verſtuͤnde / wie das die Baͤpſti - ſchen Biſchoff / ſo gar nicht gedechten einigen mißbꝛauch abzůſchaffen / das ſie auch auff dem Concilio zů Trient gehalten / vnder andern di -ſen20[40]Hanſen von Liebenſtein.ſen erſchꝛoͤckenlichen Hauptgrewel beſtaͤtiget: nemlichen / woͤlcher Menſch feſtiglichen glaubte /Erſchrockenli - cher Artickel auff dem Conci - lio zů Trient be - ſtetiget. vnd für gewiß hielte / das jm ſeine Sünd durch Chꝛiſtum verzigen ſeyen / der ſey in ewigkeit ver - flůcht vnd vermaledeyet. Darüber er ſich dann hertzlich entſetzt / vnd vermeint / das ich jnen ſol - lichen erſchꝛoͤckenlichen Jrꝛthumb vnbillicher weiß zůlegete / biß ich jme die Decret alle nach ein ander / vnd ſonderlich auch diſen Artickel gewi - ſen / das ers ſelbſt geleſen / mit ferꝛner vermel - dung / das diß der alte Jrꝛthumb were / der im Bapſtumb getriben / ja darauff das gantz Bap - ſtumb gegründet / da ſie gelehꝛet: Es ſoll ein Menſch auff ſeine ſchwachheit ſehen / vnd weil er derſelben nimmer ledig werde / ſo lang er lebe / ſo ſoll er auch zweifeln ob er einen gnedigen Gott habe oder nicht / in woͤlchem zweifel ſie auch die armen Leüt abſterben lieſſen / vnnd in das Feg - fewer ſchickten / mit vertroͤſtung jhrer hilff / ſie wolten jhnen auß deſſelben qual mit baͤtten / fa - ſten / Vigilien / vnd Seelmeſſen / helffen.
Auff diſe erinnerung / ſagt er mir mit run -Wz Hanſen vonLiebenſtein vonBapſtumb gar abgeſchꝛeckt. den woꝛten: Nun ſehe ich / wann es diſe meinung hat / das wenig hoffnung bey einem Concilio iſt. Jch hett verhofft / ſagt er / diſer Artickel ſolt nun nicht mehꝛ not gehabt haben / in betrach - tung / das es lauter vnnd klar / das Chꝛiſtus mitF iijſei -[41]Pꝛedig über der Leich /Hanſen vonLie - benſtein Chꝛiſtli che bekanntnuß wider das Con - cilium zů Trient.ſeinem leiden vnd ſterben allein all vnſere Sün - de gebuͤſſet vnd bezalet / vnnd das wir ſolliches feſtiglichen glauben ſolten:
Soltenwir erſt / ſpꝛach er / daran zweifeln / wz were dannvnſer Chꝛiſtlicher glauben da wir glau - ben/ Ablaß der ſünden / durch Chꝛiſtum / der gelit - ten hat vnder Pontio Pilato? Vnd ſagt weiter darauff: Wann ich dann mit Gelt vnd ſtifftun - gen ein theil meiner Sünden buͤſſen koͤndt / ſo wolt ich nach meinentodt all mein gůt auch von mir geben / aber ich find es bey mir nit / Es habenmeine Elter vil hin vnnd wider geſtifftet / da ſie vnſer zeit erlebt / vnd ſo vil / als wir gelehꝛet woꝛ - den / ſie würden es wol vnderlaſſen haben.
Mit diſen gedancken / von des Conciliums erſchꝛockenliche lehꝛ vnd Artickel / ließ ich jne ein zeitlang vmbgehen / redet jn deßhalben ein gůte zeit nicht weiter an / trieb es aber auff das aller ernſtlichſt vnd gründlichſt in vilen meinen Pꝛe - digen / die er mit groſſem fleiß gehoͤꝛt. Was diß für ein erſchꝛockenliche lehꝛ were / da die Baͤpſti - ſchen lehꝛer / vnnd ſonderlich das Concilium ge - ſchloſſen / wie dann diſelehꝛ / diß jetzig Concilium zů Trient widerumbbeſtetiget / woͤlcher Menſch feſtiglichen glaube / das jhm ſeine Sünde durch Chꝛiſtum verzigen ſeye / der ſey in ewigkeit ver - hampt vñ verflůcht. Dardurch er bewegt woꝛ -den /21[42]Hanſen von Liebenſtein.den / etwas mit mehꝛ fleiß in heiliger Schꝛifft / Altes vnnd Newes Teſtaments nachzůleſen / auch ich alſo nach vnnd nach / je lenger je mehꝛ ſpüren moͤgen / das er vnſerer Kirchen lehꝛ ſich von tag zů tag nehert.
Dann wie vns allen wiſſend / iſt er in allen ſeinen ſachen ein beſonder oꝛdenlicher Mann ge - weſen / der allem ding fleiſſig vnd ernſtlich nach - gedacht / vnnd was er beſtetiget oder vermeint / mit wolbedachtem hertzen vnd gemuͤth gethon.
Endlich da ich gdacht / ich hett jm lang zuͤge - ſehn / vndmit jm gnůg gedult tragen/ auch verhof - fet / das er nun ſatten vnnd gnůgſamen bericht von allen Artickeln empfangen / hab ich jn aber - mals vnd etwas ernſtlichers angeredt: Jch bet - te jn vmb Gottes willen / dieweil ich ſo vil Jar ſein Pfarꝛherꝛ geweſen / vnnd er mich mit ſon - derm fleiß gehoͤꝛet / Er ſolt mir doch ſagen / ob er noch ettwas fehl vnnd mangel an der Lehꝛ hette / die ich jm fürgetragen / hat er mit rundenHanſen vonLie - benſtein endli - che bekannt - nuß. woꝛten / nicht beſonders allein in abweſen ande - rer Leüt / ſonder auch mehꝛmals in gegenwer - tigkeit viler / ſo’ ohn zweifel zuͤm gůten theil jetz in diſer Leichpꝛedig gegenwertig / geſaget: Die Lehꝛ / ſo ich der gemein GOTtes allhie nun vil Jar her auß den Buͤchern der Propheten vnnd Apoſteln / Altes vnnd Newes Teſta -ments[43]Pꝛedig über der Leich /ments fürgetragen / ſeye die Goͤttlich warheit / vnnd gewißlich kein anderer weg zů der ewigen ſaͤligkeit / vnnd woͤlcher derſelben gehoꝛſamlich volgen / on zweifel ſaͤlig werde.
Vmb woͤlches zeügnuß willen ich dem All - mechtigen vmb ſein ſelbſt / vnd anderer Chꝛiſten willen / ſo auff jhn geſehen / von hertzen gedan - cket / mit woͤlchem er zůuerſtehen geben / das er nun ein genůgſamen ſatten vnnd beſtendigen grund in ſeinem glauben / vnd rhů ſeines gewiſ - ſens erlangt / vnd an der lehꝛ des H. Euangelij nicht mehꝛ gezweifelt.
Gleichwol hoͤꝛet ich nicht auff / mit verma - nung anzůhalten / auff das er in der erkanntniß des Herꝛn Chꝛiſti / jmmer je mehꝛ zůgenommen / biß er ſollichen ſeinen Glauben auch offentlich bekennet / dardurch er verurſacht / mir vil alte ſtifftungen zůweiſen / deren gar alten abſchꝛifft er behanden (wie er dann ein beſondern luſt zů den Antiquiteten gehabt) vnnd mir darinnen gewieſen / wie die alte Keyſer ettlichen Kirchen Priuilegia vnd Freyheiten beſtaͤtiget / vnd zům theils auch zů den voꝛigen ſtifftungen gethon / doch allwegen mit diſer vermeldung: pro reme - dio animarum ſuarum. Jhren Seelen dardurch bey Gott zůrhaten / vnd fürzůhelffen. Hie ſehet jr / ſpꝛach er zů mir / wie vnſere voꝛeltern ſo übelverfuͤh -22[44]Hanſen von Liebenſtein.verfuͤhꝛet / vnd nicht nach Gottes woꝛt gewiſen woꝛden ſein.
Darauff ich jme ſagt: Es hett jm dannochEs ſein vil vnſe rer voꝛfahꝛen un Bapſtumb ſaͤlig woꝛden. Rom. xj. Matth. xxiiij. Gott auch ſeine[ſibentauſendt] voꝛbehalten / die jre Knie voꝛ dem Baal nicht gebogen haben / wie der Herꝛ Chꝛiſtus geſagt / wo müglich / es ſolten auch die Außerwoͤlten in Jrꝛthumen gefuͤhꝛet woꝛden ſein.
Ja ſagt er: Jch zweifel auch nicht daran / es werden deren nicht wenig geweſen ſein / die diſen betrůg gemerckt vnnd verſtanden / aber ſich deſ - ſen nicht offentlich haben doͤꝛffen vernemen laſ - ſen / weil man nicht ſo frey geweſen / wie zů diſer zeit / man hett jr ſonſt mehꝛ funden / die diſen Jrꝛ - thumb widerſpꝛochen hetten.
Da nun meines erachtens / der Lehꝛ halben bey jm nicht fehl noch mangel / fieng ich an bey jm anzůhalten / Er woͤlte den Meßpꝛieſter / ſo zů Jebenhauſen / in ſeinem Fleckennoch lehens weiß / auß eim andern Doꝛff / Meß zůleſen beſtellet / ab ſchaffen.
Dann nach dem jm für ſein perſon / Gott ſein woꝛt vnnd Goͤttlichen willen zůerkennen gege - ben / ſey er / als von Gott ein geoꝛdnete Oberkeit ſchuldig / auch ſeinenVnderthonen ſolchen thew - ren ſchatz mitzůtheilen / vnd dahin zůhalten / das ſie den Herꝛn jren Gott recht erkennen / vndnachGſeinem[45]Pꝛedig über der Leich /ſeinem beuelch dienen.
Dieweil aber daſelbſten kein eigne Pfarꝛ / ſon - der allein Caplonia curata, ghen Faurdaw in die Pfarr gehoͤꝛig / da voꝛ Jaren ein Stifft gewe - ſen / vnd von dannen auß im Bapſtumb mit al - len Pfaͤrrlichen Rechten verſehn woꝛden/ ſagt er / die zeit er jhnen voꝛgeſtanden / hett er ſie zů der Baͤpſtiſchen Religion nie gezwungen / ſonder ei - nen jeden / nach außweiſung ſeines gewiſſens / hie vnnd in den vmbligenden Flecken / Gottes woꝛt laſſen hoͤꝛen / vnnd jhnen daſſelbige nicht verbot - ten.
Vnnd ob er wol alsbald auff mein letſt an - halten / den Meßpꝛieſter abgeſchaffen / vnnd die Meß obergeſtelt / hat jme doch bedencklich fal - len woͤllen / zů Jebenhauſen gleich ein Euan - geliſchen Pꝛedicanten auffzůſtellen / vnnd die Sachen Anno 1557. auff dem Reichßtag zů Regenſpurg gehalten / auffgezogen / ob doch die enderung mit gemeiner Chꝛiſtlicher Stend be - willigung geſchehen moͤchte. Da aber das Col - loquium zů Woꝛmbs / ſelbiger zeit bewilligt / hat er mich biß auff daſſelbig auch auffgehalten / vndda man on frucht von einander geſcheiden / vnd ich jhm gethones Eydes halben nicht doꝛfft ſagen / waran es ſich geſtoſſen / hat er es biß auff künfftigen Reichßtag Anno 1559. verzogen / dadie23[46]Hanſen von Liebenſtein.die acta Colloquij Wormatien. publiciert / vndnunallen Stenden eroͤffnet / das ſich die BaͤpſtiſchenDie Hauptvr - ſach / warumbdz letſte Colloquiumzů Wormbs zer - ſchlagen. mit den Lutheriſchen / wie man ſie beiderſeits nennt / nicht haben der geſtalt einlaſſen woͤllen / das alle jrꝛungen allein auß heiliger Schꝛifft ſol - ten eroͤꝛtert vnnd entſcheiden werden / vnnd ſich ſonderlich diſer erſchꝛockenlichen rede vernemen laſſen / Die H. Schꝛifft wer nit vox Iudicis, das iſt / die ſtim̃ des Richters / ſonder materia litis, dz iſt / ein zanckeiſen.
Da er ſolchs vernomen / war durch[Gottes]Was Hanſen vo Liebenſtein be - wegt / dz er dem Bapſtumb gar vꝛlaub geben. gnad bey jm kein hinderſich ſehen mehꝛ / dann es ſchlůgen das Colloquium vnd Concilium zůſa - men / auff woͤlche beide / nebenden Reichßuerſam - lungen / er je vnnd allwegen groſſe hoffnung ge - ſetzt / es ſolten die ſtreitigen Religions Puncten / einmal Chꝛiſtlichen verglichen werden.
Vnd weil die Vaͤtter auff dem Concilio di - ſen erſchꝛockenlichen Artickel beſtetigt: Woͤlcher Menſch feſtiglichen glaub / das jm ſeine Sünde durch Chꝛiſtum verzigen ſeyen / der ſey in ewig - keit verflůchet: Die Gelehꝛten aber auff dem Colloquio zů Woꝛmbs / ſich mit runden woꝛten vernemmen laſſen / die heilige Schꝛifft ſey nit die ſtimmdes Richters / nach woͤlcher allein ſich alle Lehꝛer richten ſollen / vnnd wer auff diſer mei - nung beharren woͤll / das alle ſtreitige Religions artickel nach der H. Schꝛifft ſoltenentſchidenwer -G ijden /[47]Pꝛedig über der Leich /den / mit dem woͤllen ſie nicht diſputieren.
Darüber auch endtlich das angeſetzt Collo - quium / auff woͤlchs die gantze Chꝛiſtenheit geſe - hen / zerſchlagen woꝛden. Da er / ſage ich / ſolches geſehen vnnd gehoͤꝛet / hat er jnen gleich glatt vꝛ - laub geben / vndim namen des Allmechtigen Got - tes mir beuolhen / ſeine Vnderthonen / bey woͤl - chen biß daher Meß geleſen woꝛden / mit dem reinen woꝛt Gottes auff das aller beſcheideneſt zů vnderꝛichten / vndda ſie in Jrꝛtumb gefuͤhꝛet / dieſelbige jnen auß Gottes woꝛt darzůthůn / vndrecht zů vnderweiſen / woͤlchs ich von Goͤppin - gen auß / die zeit ich anheimiſch geweſen / vnge - fehꝛlich zwey Jar lang verſehen / vnnd wie ichJoan. xvij. verhoff / die erkanntniß des Herꝛn Chꝛiſti / woͤlche iſt das ewige leben / trewlich jnenfürgehalten / die ſie auch durch den Geiſt GOTtes gefaſſet / vnd verhoffenlich / auch biß in jr ende behalten wer - den.
Was Hanſen vonLiebenſtein vom Nachtmal des Herꝛn abgehal - ten.Letzlich habe ich jn auch des Herꝛen Nacht - mals halben erinnert / daſſelbige mit der gemein Gottes offentlich zůempfahen / da jn dann auch der leidige zwiſpalt nicht wenig gehindert / ſo ſich zwiſchen den vnſern ein zeit her gehalten.
Dann das er es in beider geſtalt ſolt empfan - gen / hett er kein bedencken mehꝛ / weil der außge - truckt beuelch Chꝛiſti / in den dꝛeyen Euangeli -ſten24[48]Hanſen von Liebenſtein.ſten geſchꝛiben ſtehet / das man ſein Blůt nicht eſ -Matth. xxvj. Marci xiiij. Luce xxij. ſen / ſonder trincken ſolt. Trincket alle darauß ſpꝛicht Chꝛiſtus / diß iſt mein Blůt / Er hat nicht geſagt / eſſet mein Blůt mit meinem Leib / vnan - geſehen das Chꝛiſtus nicht getrennet würt / ſein woꝛt iſt klar vnnd lauter / wie er diß Nachtmal geſtifftet.
Diß aber hat jn ein zeitlang in die Augen ge - ſtochen / das ein Pꝛediger ſagt: Das Brot iſt der Leib Chꝛiſti. Der ander ſagt: Vnder dem Brot iſt der Leib Chꝛiſti. Der dꝛitte / mit / in oder neben dem Brot iſt der Leib Chꝛiſti. Darauff ich jme nachuolgenden gründtlichen bericht gege - ben / vnd zům offtermal widerholet / dann er nit einmal hieruon mit mir geredt.
Es ſey einmal war / vnnd haben neben derChꝛiſtlicher ein - feltiger bericht / von dem H. Nachtmal. Euangeliſten vnnd Apoſtel lehꝛ ſollichs auch die Vꝛalten Lehꝛer / Jrenæus / Tertullianus / Augu - ſtinus / ꝛc. vnd andere bekennt / das im H. Nacht mal zwey ding ſeyen / das ein / ſey das eüſſerlich Element / Brot vnnd Wein / das ander ſey der Leib vnd das Blůt Chꝛiſti / wie ſollichs auß den woꝛten des Apoſtels klar zůuernemmen / da er ſpꝛicht: Das Bꝛot das wir bꝛechen / iſt es nit einj. Coꝛ. x. gemeinſchafft des Blůts Chꝛiſti / Der geſegnete Kelch / den wir ſegnen / iſt der nicht ein gemein - ſchafft des Blůts Chꝛiſti. Weil aber die außſpenG iijdung[49]Pꝛedig über der Leich /dung des Leibs vnd Blůts Chꝛiſti / ein geheim - nuß iſt / woͤlche kein Menſch mit vernunfft be -Epheſ. j. Matth. xxviij. Coloſſ. ij. greiffen kan / gleich wie ſein Himmeliſch Regi - ment / das nicht allein die Goͤttlich Natur in Chꝛiſto / ſonder auch ſein Menſchlich natur alles regiere was im Himmel vndauff Erden iſt / ſo pfle - gen wir eben daruon zů reden / als wie die ſchꝛifft von Gott redet / dem ſie Augen / Ohꝛen / Hend vndFuͤß / Naſen / ꝛc. zůleget / ſo doch GOtt in ſeinem Goͤttlichen weſen weder Hend noch Fuͤß / weder Augen noch Ohꝛn hat. Demnach gilt es eben gleich / man ſage / im Bꝛot / oder mit dem Bꝛot / o - der vnder dem Bꝛot / neben dem Bꝛot / bey dem Bꝛot / oder wie die woꝛt Chꝛiſti ſelbſt lauten / das Brot iſt der Leib Chꝛiſti.
Dann dadurch verſtehn wir nit / das der leib Chꝛiſti ſey auß dem Bꝛot gemacht / oder in das Brot eingſchloſſen / oder daran / darunder / oder darneben gebundennoch ſchwebend (woͤlchs alles fleiſchliche gedancken ſein / vnd ſich mit diſem ho - hen geheimnuß gar nit reimen) ſonder wie er / ver moͤg ſeines woꝛts gegenwertig / alſo werde er auch mit diſem ſichtbaren Elementen außgetheilt vndempfangen. Darumb ſoll er ſich diſe vngleiche reden / ſo widerwertig ſcheinen / nichts anfechten laſſen / ſonder allein auff den beuelch vnnd woꝛt Chꝛiſti ſehen / vnd jm die ſoꝛg beuelhen / wie er zů -gegen25[50]Hanſen von Liebenſtein.gegen ſein koͤnde / der verheiſſen hat / wo zwen in ſeinem namen verſamlet ſein / woͤll er mitten vn -Matth. xviij. der jnen ſein / woͤlchs er / vnnd ſonſt kein anderer Heilig vermag zůthůn / dann Gott hat alle voͤlleWarumb der Leib Chꝛiſti im heiligen Nacht - mal koͤnde ge - genwertig ſein. ſeiner Gottheit diſem Menſchen Chꝛiſto leibhaff tig mitgetheilt / vnnd zů ſeiner gerechten geſetzt / jm allen gwalt im Himmel vndauff Erdengegeben/ darumb vermag er ſollichs nit allein nach ſeiner Goͤttlichennatur / an woͤlcher niemandt zweifelt / ſonder auch nach ſeiner Menſchlichen natur / de -Matth. xxviij. Epheſ. j. ren der vnendtlich gewalt Gottes mitgetheilet / vnd vermag alles zůthon was er will / in Himmel vnd auff Erden / woͤlchs weder die Engel noch die andern Heiligen vermoͤgen. Auff diſe Ma - yeſtat / gewalt /ndherꝛligkeit des menſchen Chꝛi - ſti iſt zůſehen / vnd der ſie erkennt / den würt nit mehꝛ wundern / wie Chꝛiſtus auch nach ſeiner Menſchlichen natur warhafftig vnd weſentlich vns gegenwertig ſein koͤndte.
Diſes berichts / iſt Er durch Gottes gnad wol zů friden geweſen / vnnd nicht weiter diſpu - tiert / ſonder deneinfeltigenwoꝛt Chꝛiſti geglaubt.
Vnder deſſen bin ich durch die ſchickung des Allmechtigenon all mein beger von eüch / zů einer andern Kirchen abgefoꝛdert / da er mich dennmit gantz betruͤbtem hertzen von ſich glaſſen / wie al - le die wiſſen / ſo taͤglich vmb jne geweſen.
Als er nun kurtz verſchiner tagen in diſe ſeineletſte[51]Pꝛedig über der Leich /Wie ſich Hans von Liebenſtein in ſeiner Kranck heit ghalten / vndChꝛiſtlich im Herꝛn ver - ſcheiden.letſte beſchwerliche Kranckheit gefallen / vnnd jm dieſelbige hefftig zůſetzen woͤllen / hatt er ſich hertzlich nach mir geſenet vnd verlanget. Vnnd da ich vnlangſt kommen / vnnd jhn bey gůtem verſtandt funden / iſt das erſte woꝛt geweſen / das er mit mir geredt: Jr ſeidt mein Beichtuat - ter.
Darauff ich jne mit weitleüffigen woꝛten erinnert der Chꝛiſtlichen bekanntnuß / von allen vnd jeden ſtreitigen Artickeln vnſerer Religion / ob er noch bey derſelben beſtendig halten / vnnd da jm Gott auß diſem zeit abfoꝛdern würd / ſein leben ſaͤliglichen darinnen beſchlieſſen wolte / hat er ermelte Confeſſion widerumb kurtz erholet / vnnd mehꝛmal bezeüget / auch Gott hertzlich ge - betten / das er jne in derſelben mit ſeinem Geiſt vnd krafft biß in ſein ende erhalten wolte.
Nachmals hab ich jn auch erinnert des thew - ren ſchatzs / den vns der Herꝛ Chꝛiſtus in ſeinem heiligen Nachtmal hinderlaſſen / darmit vnſern ſchwachen glauben zůſtercken / hat er auch hier - mit ſeinen Glauben offentlich bezeügen woͤl - len. Vnd ob er wol etwas ſchwechers geweſen / dannoch im Bett nicht bleiben woͤllen / ſonder ſich auff einen Seſſel geſetzt / ſeine Sünde von Hertzen bekennet / vmb vergebung der Sündenallein26[52]Hanſen von Liebenſtein.allein durch Jheſum Chꝛiſtum gebetten / vnnd ſich mit hoͤchſter gedult in die gwaltige vnd gne - dige handt Gottes ergeben / vnnd alſo ſampt ſei - ner lieben Haußfrawen / Anna / Geboꝛne Goͤle - rin / von mir das hochwirdige Sacrament mit groſſer ehꝛentbietung empfangen / dem Herꝛen Chꝛiſto für ſein leiden vndſterben lob vnd danck geſaget / vnnd endtlich dem Herꝛen Chꝛiſto Leib vnd Seel beuolhen.
Deſſelbigen Abendts / fieng an die Kranck - heit von ſtundt zů ſtundt ſich zů mehꝛen / vnd da jm die rede anfieng zů ſchwer werden / haben wir jne deßhalben mit reden nicht bemuͤhen woͤllen / ſonder auff alle erinnerungen / ſo von mir geſche - hen / mit ja oder nein / zů antwoꝛten gebetten / er wolte denn ſonſt anders weiters von vns ha - ben.
Da er denn nicht mit einfaltigem ja / ſonder vil ja ja / alle erinnerung / jme von mir beſchehen / beſtetiget / deßgleichen offt vnd vil Amen geſagt / vnd zů zeiten verteütſcht / das iſt war / das würt war / das würdt geſchehen.
Vnnd ob er wol ein vnſaͤglichen ſchmertzenHanſen von Liebenſtein hoͤch ſtegedult. an ſeinem Leib erlitten / hat jm doch Gott neben dem verſtandt / den er ſchier biß in ſein letſten ſeüfftzen behalten / ein beſondere groſſe vndChꝛiſt liche gedult verliehen / das er alſo dem HerrenHChꝛi -[53]Pꝛedig über der Leich /Chꝛiſto ſein Creütz gedultig vnnd willig nach - getragen / durch den Glauben überwunden / vnd alſo / wie ein Liechtlin außgeblaſen / ſanfft vnnd ſtill in vnſerm HerꝛenJeſu Chꝛiſto ſaͤliglich ver - ſcheiden.
Diß iſt geweſen die bekanntnuß ſeines Glau - bens / vnnd das er der geſtalt mit mir gehandelt / auch ſein ende alſo im Herꝛn beſchloſſen / bezeüge ich voꝛ vnſerm Herꝛn Jeſu Chꝛiſto / vnnd wer - den ſollichs auch mit mir zeügen ein gůte anzal der Perſonen / ſo bey diſer ſeinen letſten bekannt - nuß / vnd Chꝛiſtlichem abſchid geweſen.
Die ich gleichwol etwas lengers vnd weit - leüffigers (doch wie ich verhoff / euch nicht ver - dꝛießlich) erholet / Darmit wir dem Allmechti - gen Gott von Hertzen für jn lob vnd danck ſag - ten / das er jne (ob gleichwol ſpat) in ſeinenwein -Matth. xx. berg berůffen / vnd gewißlich den Groſchen des ewigen lebens gegeben hat / zům theil auch dar - umb / weil er ein liecht in ſeinem ſtand vnder dem Adel / von wegen ſeines hohen verſtands / vnnd andern hohen tugendten / mit woͤlchen er von Gott voꝛ andern begabt geweſen / das die jeni - gen / ſo ſeines Rhats in Weltlichen ſachen / als ei - nes weiſen / vernünfftigen / vndbeſonders Rhat - ſamen Manns gebꝛaucht / auch ſeinem Chꝛiſtli - chem Exempel nach jrer ſelbſt / vnnd derſelbenVnder -27[54]Hanſen von Liebenſtein.Vnderthonen Seelen ſaͤligkeit rhatſchaffen / vnnd nachuolgen / der ſo lange zeit an dem Bap - ſtumb gehalten / vnnd ſich kein leichtfertig Gaſ - ſengeſchꝛey daruon hert abweiſen laſſen / wo er nicht mit beſtendigen gewiſſen vnd genůgſamen zeügmiſſen der heiligen Schꝛifft / deſſen alles in ſeinem gewiſſen were überzeügt geweſen. Woͤl - chem der Allmaͤchtige ein froͤliche aufferſtehung mit allen außerwoͤlten Gottes / vnnd vns auch ein ſaͤlig ende verleihen woͤll / durch vnſern Herꝛen Jheſum Chꝛiſtum / AMEN.
ENDE.
Getruckt zů Tübingen / bey Vlrich Moꝛharts Wittib. 1564.
CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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