PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1]
ΘΕΩΡΙΑ Deſiderii, Faſtidii, Solatii Asſaphici:
das iſt / Asſaphs hertzlicher Wuntſch: Chriſtliches Verleugnen; lebendiger Troſt; aus den Worten deß
73. Pſalms v. 25. 26.Wenn ich nur dich habe / ꝛc.
Bey Volckreicher / Anſehlicher Leich Procesſion, der Edlen / Vielehrentugendreichen Frawen Marthae / Gebornen Beehrin / Herꝛn Johann Lau - terbachs, Erbſaſſens auff Beithaw vnd Schloon / beruͤhm - ten JurisConſuiti vnd Practici / der Stadt GroſſenGlogaw Wolverordneten Syndici, hertzgeliebten Ehefrawen. Welche den 1. Novembris, des 1634. Jahrs zu Nacht zwiſchen 12. vnd 1. der halben Vhr zur Fraw - enſtadt ſanfft vnd Selig verſchieden / vnnd den 5. Tag ſelbigen Monats daſelbſt in jhr Ruh - kaͤmmerlin verſetzet worden:
ZuBreßlawdrucktsGeorg Baumann.
[2]

Nobilis, Amplisſime, Conſultisſime, Domine Johannes Lauterbachi &c. plurimùm obſervande,

Limpid hac-Rivus-tenus es. Tu prata rigâſti
  • Sanctorum, fidei voce
    • ſonantis
    • patentis
    aqvâ;
Arida presſorum recreâſti corda Clientum;
Sedâſtiq́; ſitim juris & auxilii;
Injuſti ſordes terſti; concesſa, ſuſurro
Svadæ, lasſatis eſt Tibi grata qvies.
Conſcia Te mens hinc, vultus oculosq́; ſerenans,
Non diris furiis exagitata, manet.
At dum Morta ferox ſubmergit funere Martham,
Martham delicias, dimidiumq́; animæ:
Totus es in Rivum Turbatum verſus; ab ore
Eſt qveſtus, gemitus corde, oculis lacrymæ.
Sed ceu Martha canit laudes ad flumina vitæ,
Sic exporrectâ fronte qvieſce. Vale.

M. Mich. Ederus.

Das[3]

Das walt der HErr vnſer Gott / deſſen Stuel der Himmel / deſſen Fußſchemel die Erde iſt; nach wel - chem alles / was im Himmel vnnd auff Erden iſt / ein hertzliches Ver - langen hat; der ſey vnſers Hertzens Troſt / wenn vns der Himmel nicht mehr leuchten; Er ſey vn - ſer Theyl / wenn vns die Erde nicht mehr tragen wil / Amen.

Es hat a einer vnter den Philoſophis geſagt:Præambulum â Dicti Philoſo - phici. Ein Mann / der ſich in den Eheſtand einlieſſe / hette Zweene Frewden Tage: Den Erſten /1. Allegatione. wenn die Brautt in das Hauß kaͤme: Den An -a. Epicha〈…〉〈…〉 mus; Δυ 'ἡμέραι γυ - ναικός ἔστιν ἥδισ - ται, ὅταν γαμῇ τις, κᾴκφερῃ τεϑνηκῆαν. dern / wenn das Weib aus dem Hauſe zu Grabe gefuͤhret wuͤrde. Jenes iſt vnlaͤugbar vnd of - fenbar / nicht nur aus der erfahrung; Sondern auch aus der Arth zu reden / die die Schrifft hat. Wie ſich ein b Braͤutigam frewet vber der Braut; ſo wird ſich dein GOTT vber2. Excusſione ſ. dijudicatione. dir frewen / ſpricht Eſaias: Vnnd David: Die Sonne c gehet aus jhrer Huͤtten /b. Eſ. 62. 5. wie ein Braͤutigam aus ſeiner Kammer /c. Pſal. 19. 6. vnnd frewet ſich / wie ine Held zulauffen den Weg. Vnd iſt die Frewde eines Braͤuti -A ijgams[4]gams in ſeiner Hochzeit ſo groß / daß er auch died. Matth. 9. 15. Hochzeit gaͤſte damit erfuͤllet / denn d wie koͤn - nen die Hochzeit Leuthe Leid tragen / ſo lange der Braͤntigam bey jhnen iſt[?]Dieſes aber / daß Frewde ſey / wenn ein fromer Ehgatte ſtirbet / iſt wider Gottes Wort / wel - ches wil / daß man die Todten / beſonders frome Ehegatten betraure: Wider die Exempel de - rer Heyligen / ſo jhre Ehefrawen beweinet / vnd zwar hertzlich beweinet haben; Wider die Na -e. Franz. in Hiſt Anim. p. m. 467. tur / welche bezeuget / wie e die Turteltaͤublin / wenn ſie jhre Ehgattin durch den Todt verloh - ren / einſam ſein / jmmer girren vnd ſchreyen / biß ſie geſchlachtet / oder ſonſt hingeriſſen werden.

3. Applicatione. Wie anjetzo dem Edlen / Ehrnveſten / Großachtbarn vnd Hochgelarten Herrn Jo - hann Lauterbach / Erbſaſſen auff Beithaw vnd Schlohn / JurisConſulto Practico, vnnd der Stadt GroſſenGlogaw wolverordnetem Syndico / zu muth ſey / da er ſeine hertzliebe Fraw Martham alhier in der Frembde aus dem Hauſe tragen laſſen / vnd zum Begraͤbnuͤß vergleithen muß / laſſe ich den vrtheylen / der da weiß / wie er in ſeinem wahren Chriſtenthumb gegruͤndet iſt / vnd verſtehet / wie er ſeine Todten betrauren ſol; Der da weiß / wie er ſo vortrefflich inn Politiſcher / Hiſtoriſcher / Philoſophiſcher Weiß -heit[5]heit erfahren; Der da weiß / wie er ſeine nun - mehr Selige Ehefraw in wehrendem Eheſtande ſo trewlich gemeinet / ſo Vaͤterlich verſorget / ſo freundlich gepflogen; Wie er ſie in ſo lang - wieriger Kranckheit vnnd Niederlage mit noth - duͤrfftiger beſten Wartung verſehen; Der da ſihet / wie er ſeine beyde Augen mit haͤuffigen Thraͤnen benetzet. Wer wolte nicht hierauß ſchlieſſen / daß / wie jhm ſein HochzeitTag ein groſſer Frewden Tag geweſen; alſo im gegen - theyl der Sterbenß - vnd Begraͤbnuͤß Tag ſeines Augentroſtes / ein ſchmertzlicher / Trawr-Klage - vnd Thraͤnen Tag ſey. Drumb er auch in das Hauß Gottes kommen / in ſeinem Kummer ſich Troſtes zuerholen. Welchen / daß er kraͤfftig empfinde / wir GOTT alſo anruffen; Vater vnſer / ꝛc.

Leich Text aus dem 73. Pſalm / verſu 25. 26.

HErr / wenn ich nur dich habe / ſo frage ich nichts nach Him - mel vnd Erden. Wenn mir gleich Leib vnd Seel verſchmacht / ſo bi - ſtu doch / GOtt / allezeit meines Hertzens Troſt / vnd mein Theyl. ()
A iijIn[6]

Exordium â Sortis Abraha - micæ & Lau - terbachianæ comparatione, ubí;JN was fuͤr Vngemach der vnter allen Glaͤubigen Abraham / bey ſeinem Chri - ſtenthumb vnd Gottſeligkeit gerathen / iſt aus Moſe bekandt. Beſonders berichtet das 23. Capitel deß Erſten Buchs Moſis / wie erI. Πρότασις. Abraham inci - dit in 1. Exilii gravitatem. Erſtlich nicht in ſeinem Vaterlande bleiben koͤnnen / vnnd bey ſeiner Freundſchafft; Son - dern habe in der Frembde mit groſſer gefaͤhr - vnd beſchwerligkeit leben vnnd ſagen muͤſſen:f. Pſalm. 39. 13. HERR / ich f bin beyde dein Pilgrim vnd dein Buͤrger / wie alle meine Vaͤter. Wel - ches Elend eines vnter den groͤſten Drangſalen iſt / denn

(g. Tyrtæus in Eleg. )
curat g nemo vagos, & lædere nemo veretur; Non exul curæ creditur esſe DEO.
Ein jeder die Frembdling veracht;
Es ſcheint / alß ſie Gott ſelbſt nicht acht.

II. Viduitatem,Es bleibt dabey aber nicht: GOtt greifft Abraham noch haͤrter an. Wie denn? leſt Er jhm ſeine Haͤuſer verderben / ſein Vieh wegtrei -h. Job. 1. 19. ben / ſeine Kinder erwuͤrgen / wie h Job? Oderi. Eſa. 38. 1. wird er Kranck / wie i Ezechias? Oder Blind /k. Tob. 2. 11. wie k Tobias? Nein. Er taſtet jhn an an dem Orth / da es jhm wehe thut / vnd jhn am meiſten ſchmertzet: Er leſt jhm ſeine liebe Saram ſter - ben: Saram / welcher Gehorſam gegen Abra -l. 1. Pet. 3. 6. ham / Petrus; welcher Glaubẽ an Gottes Treue /m. Heb. 11. 11. die m Epiſtel an die Hebreer ruͤhmen: Saram /welche[7]welche den Sohn Gottes ſelbſt n bewirthet: Sa -n. Gen. 18. 6. ram / o welche eine Großmutter vnſers Seligma -o. Gen. 21. 6. chers geweſen.

Was thut Abraham vber der Leiche? Zwey1. Officiorum circa Defunctã commemoratio, qvæ ſunt; ding. Erſtlich betrauret er Saram / denn er kam / daß er ſie kiaget vnd beweinet. Wel - ches nicht von einem privat klagen; Sondern von einem offentlichen Trauer Feſt zuverſtehen /α. Luctus. darinn das gantze Hauß Abraham / ja das gantze Landt jhr wehmuͤttiges Hertz außgeſchuͤttet / gleich wie p bey dem Begraͤbnuͤß Stephani / qp. Act 8. 2. Jacobs / r Sauls vnnd Jonathæ / wie auch deßq. Gen. 50. 11. Koͤnigs ſ Joſiæ. Darnach beſtellet er jhrr 2. Sam. 1. 17. ein ehrliches / herrliches Begraͤbnuͤß / mit ſonder -ſ. 2. Par. 35. 25 barer Muͤhe vnd Vnkoſten:

β. Sepultu - decus. Was von dem Begraͤbnuͤß Abraham2 Acco〈…〉〈…〉 moda - tio ad uſum. geſaget wird / das verſtehen etliche auff Geiſtli - che deutung / wenn nemblich es ſo weit mit vnsα Myſticũ. kommen ſolte / daß wir kein Wohnhauß hetten; ſo wuͤrde es doch am Grabe nicht fehlen / die Er - de / die vnſer aller Mutter iſt / wird vns alle auff - nehm[e]n. In vitis Patrum t fragt ein andaͤch -t. Cornel. â La - pide, ex Vitis Patrum in c. 23. Gen. tiger Menſch einen Alten Vater: Quid faci - am, ut ſalver? Was ſol ich thun / daß ich Se - lig werde? Darauff bekam er dieſe Antwort: Quando venit Abraham in terram promis - ſionis, monumentum ſibi comparavit; & per ſepulchrum terram in hereditatem ac -cepit. [8]cepit. Da Abraham ins verheiſſene Landt kam / hat er jhm ein Grab gekaufft / vnnd durch das Grab hat er das Landt zum Erbtheyl emp - fangen. Darauff jener ſich bekuͤmmert / quid eſt ſepulchrum? was bedeut das Grab? Vnd wird vnterrichtet; Locus flendi & lugendi, das Grab ſey ein Thraͤnenthal.

Wir aber halten dafuͤr / daß / wie alle Schrifft / alſo auch die Geſchicht von Saræ Tode vnd Begraͤbnuͤß nuͤtze ſey / zum theyl zurβ. Didaſca - licum. Lehre / daß nichts newes vnter der Sonnen ſey / es muͤſſen Heylige vnd Gottloſe; Junge vnndγ. Conſola torium. Alte; Maͤnner vnd Weiber ſterben. Zum theyl zum Troſt / daß wir nicht die Erſten ſeyn / die jh - rer Haußwirthin beraubet werden. Abraham empfindet auch / daß diß war ſey: u

u. Lotich. Non dolor est major, quam cum violentia mortis Unanimi ſolvit, cord a ligata fide.
Es iſt kein groͤſſer Hertzeleid /
Alß wenn der Tod Zwey Ehleut ſcheidt.

δ. Exhorta - torium. Zum theyl zur Vermahnung / daß wir vnſere Todten betrauren / vnd Chriſtlich zur Erden be -x. 2. Sam. 2. 5. ſtatten / vnd alſo auch nach dem Tode x Barm - hertzigkeit an jhnen thun.

II. Αϖόδοσις proponens Dn. Lauter bachium. Wenn wir eine Vergleichung wolten anſtellen zwiſchen Abraham vnnd vnſerm Herrn Lauterbach / ſo wuͤrde ſichs befinden / daß er faſt einerley gluͤck in dieſer Welt habe / mit Abraham. Hat[9]Hat er nicht auch ſeine ſchoͤne Haͤuſer vnnd1. Exulantem. gewuͤnſchten Zuſtand verlaſſen / vnd er wehlet viel lieber y mit dem Volck Gottes Vnge - mach zu leyden / denn die zeitliche Erge - tzung der Suͤnden zu haben / vnnd achtety. Hebr. 11. 25. 26. die Schmach Chriſti fuͤr groͤſſer Reich - thumb / denn die Schaͤtze Egypti / wie Moſes? Muß er nicht noch wehklagen; Weh z mir / daß ich ein Frembdling bin vnterz. Pſalm. 120. 5. Meſech / ich muß wohnen vnter den Huͤt - ten Cedar. Vnnd diß Elend were noch zu2. διχοτομίαν patientem. bawen durch Gottes Gnade / wenn es nicht durch den Seligen hintrit ſeiner lieben Haußfrawen ſchwerer gemachet wuͤrde / dadurch er den Stecken vnd Stab / daran er ſich im Elend gelehnet / mit dem er ſeine Sorgen getheylet / dabey er noch zu - weilen ein Ruhſtaͤtlin funden / verlohren hat. Wie ſolt er nicht heute ſeinen langen Mantel3. Lugẽtem vmbnehmen / ſeinen Trauerhutt auffſetzen / ſeine Augen Thraͤnenquaͤllen ſeyn laſſen / ſein Hertz be - truͤben? Gleich wie aber Abraham es an4. Sepeli - entem. nichts ermangeln laſſen / was ſeiner Sara / auch nach dem Tode zu Ehren gereichen koͤnnen; alſo beſtellet auch Herr Lauterbach aus jammerigem Hertzen ſeiner lieben Frawen Marthaͤ ein Ehrli - ches Begraͤbnuͤß / wie es an dieſem Orth braͤuch - lich Vnnd weil vnſere Selige Mitſchweſter jhr die abgeleſene Wort Aſſaphs gefallen laſſen /Bvnd[10]vnd ſie jhr ſelbſt zum Leich Text erkohren hat / er auch hierin derſelbten willfahren vnd dieſe Wort wollen erklaͤren laſſen. Wie ich auch begehrter maſſen / das außbuͤndige Spꝛuͤchlein fuͤr mich neh - men / nach beſtem vermoͤgen betrachten vnd reden wil:

Propoſitio τριμερής.Von der lebendigen vnd ſterben - den Kinder GOttes 1. Hertzlichem Wuntſch vnd verlangen; 2. Chriſtli - chem verleugnen; 3. vnd herrlichem Troſt.

O HErr JEſu / hilff / daß wir dein ſein im Leben vnd Tode / Amen.

Paraſceve ad ἐργασίαν Exhibentem. DEr Drey vnd ſiebentzigſte Pſalm iſt ein Pſalm Aſſaphs, welcher ein fuͤrtꝛefflicher a ſang-vnd Capell Meiſter war / zu ZeitenFiliorum Dei in vitâ & morte. Davids tuͤchtig auffs Chor - vnd auff die Orgel; geſchickt zum ſingen / vnd auff Inſtrumenten zu ſpielen. Dieſer hat dieſen Pſalm entwedera. 1. Par. 16. 17. ſelbſt durch den getrieb deß Geiſtes GOttes ge - tichtet; oder aber von David bekommen / vnnd jhn mit einer ſchoͤnẽ kuͤnſtlichen melody geſchmuͤ - cket / vnd GOtt zu Ehren / den Kindern Iſrael zur Lehre vnnd Troſt / offentlich in der Gemeine GOttes geſungen. Wie er denn das Gluͤck der Gottloſen weitleufftig außfuͤhret / vnd die Gott -ſeligen[11]ſeligen in jhrer Widerwertigkeit auffrichtet / vnd auff GOtt / der da reich iſt vber alle / weiſet / nur nicht mit Worten; ſondern auch mit ſeinem gu - ten Exempel / wenn er ſagt: HErr / wenn ich nur dich habe / ꝛc. Darinn er vns vorhelt der Lebendigen vnd Sterbenden Kinder GOTTes

Erſtlich Hertzlichen Wuntſch vnd ſehn -I. Deſideri - um, cujus indi - catur. liches verlangen. Sprichſtu: Wornach ſehnet ſich deñ Aſſaph? Begehret er ſeine lieben Freun - de / oder Kinder zuſehen / wie Jacob / welchen das Hertz zu Joſeph ſeinem Sohne lencket / da er ver - nimbt / er lebe / vnd ſey ein Herr in gantz Egy - pten Land: wie Vaͤterlich redet er: Ich habeb. Gen. 45. 28. gnug / daß mein Sohn Joſeph b noch le - bet / Ich wil hin / vnnd jhn ſehen / ehe ich ſterbe. Oder bittet er von GOtt Weißheit /c. 1. Reg. 3. 9. wie Salomon c? wenn er ein ſo groß Volck re - gieren ſol / das da iſt wie die Sternen im Him̃el / wie der Sand am Vfer deß Meers? Oder ſu - chet er Gold / Silber / Edel Steine / vergebliched. Ovid. 11. Me - tamorphoſ. Welt Schaͤtze / Wie d Midas / der da bat / die Goͤtter wolten jhm geben / daß alles / waß er an -e. Auguſt. Dreſs. Millen. 5. p. 124 ruͤhrte / zu Golde wuͤrde? Oder wil er mit e Au - guſtino ſehen Paulum in ore, Romam in flore, Chriſtum in carne? Paulum in ſeiner Bered - ſamkeit / Rom in ſeiner Herrligkeit / Chriſtum in ſeiner Menſchlichen Schoͤnheit? Antwort: Gar nicht / denn die Freunde ſind vnbeſtaͤndig /B ijman[12]man darff nicht allen trawen; Die Weißheit wird offt zur Narrheit; Alle Irrdiſche Guͤtter werden von Wuͤrmen vnd Roſt gefreſſen; Das Letzte iſt vnmuͤglich Wornach hat denn Aſ - ſaph ein ſo groſſes verlangen? Ach fragſtu? Ihn verlanget nach dem HErren. HERR wenn ich nuꝛ dich habe / ꝛc. Mercke aber all - hier / Wer dieſer HErr ſey.

Was da heiſſe / dieſen HErrn haben.

Warumb jhn nach Ihm verlange.

Vnd Wie er zu dieſem HErrn kommen vnnd ſeiner theilhafftig werden kan.

I. Terminus. I. Wer iſt denn dieſer HErr? Es iſt der ewige warhafftige GOtt / der ſich einig im We - ſen / vnd Dreyeinig in Perſonen offenbahret hat / nemblich Vater / Sohn / vnnd Heiliger Geiſt /f. Symb. Athan. f Domin Pater, Dn Filius, Dn Spiritus San - ctus. Der Vater iſt der HErr / der Sohn iſt der HErr / der Heilige Geiſt iſt der HErr. Inſonderheit ſihet er allhier auff die mittele Perſon / nemblich auff JESUM Chri - ſtum, welches eigener vnd gemeiner Titul iſt /g. Pſalm. 47. 6. daß Er der HErr heiſt. g GOtt faͤhret auff mit jauchtzen / vnd der HErr mit heller Poſanne / ſpricht David. Dieſer HERR iſth. Eph. 4. 8. Chriſtus / nach h der außlegung Pauli. Eſaiasi. Eſa. 6. 1. ſihet i den HErꝛn ſitzen auff einem hohen vnd erhabenen Stuel; Dieſer HErr iſt Chriſtus /nach[13]nach der außlegung k Johannis. Moſes ſpricht:k Ioh. 12. 41. Der HErr l dein GOtt wird ſelber fuͤr dirl. Deut. 31. 3. hergehen / er wird ſelber dieſe Voͤlcker fuͤr dir her vertilgen / daß du ſie einnehmeſt. m. 1. Cor. 10. 4.Dieſer HErr iſt Chriſtus / der m Geiſtliche Felß / der mitfolget. Thomas weiß JESUM nicht beſſer zu ehren / alß wenn er ſaget: Mein n HErr / vnd mein GOtt. Die Apoſtel inn. Ioan. 20. 28. jhrer hoͤchſten Noth ruffen: o HErr / hilff vns /o. Matth. 8. 25. wir verdeiben. Ja / JESUS ſelbſt leſt Jhm dieſen Namen wolgefallen: p Jhr heiſſet michp. Ioh. 13. 13. Meiſter vnd HErr / ſprichter / vnnd thut wol dran / denn ich bins auch. Summa er iſt Dominus Dominantium, q der HErrq. Apoc. 19. 16. aller Herren / vnnd Koͤnig aller Koͤnige. Jſt das nicht ein HErr? Er hat alles mit dem Vater vnd Heiligen Geiſt erſchaffen. r Aller. Ioh. 1. 3. Ding ſind durch daſſelbige gemacht / vnd ohn daſſelbige iſt nichts gemacht / was gemacht iſt. Jſt das nicht ein HErr? Er hat außgezogen s die Fuͤrſtenthumb vnnds. Col. 2. 15. die Gewaltigen / vnd ſie ſchaw getragen offentlich / vnd einen Triumph auß jhnen gemacht / durch ſich ſelbſt. Jſt das nicht ein HErr? GOtt t hat jhn erhoͤhet / vñ hatt. Phil. 2. 15. jhm einen Namen gegeben / der vber alle Namen iſt / daß in dem Namen JESU ſich beugen ſollen alle der Knye / die im Him̃el /B iijvnd[14]vnd auff Erden / vnd vnter der Erden ſind / vnd alle Zungen bekennen ſollen / daß JE - SUS CHRISTUS der HErr ſey / zur Ehre GOttes deß Vaters. Iſt das nicht einu. 1. Cor. 8. 6. HErr? Wir u haben einen HErrn JESUM CHRIST, durch welchen alle Ding ſind / vnd wir durch jhn. Ach wer wolte ſich doch dieſes HErrn nicht von Hertzen frewen vnd troͤ -x. Pſalm. 23. 1. ſten vnd ſagen: Der x HErr iſt mein Hirte / mir wird nichts mangeln? Wer wolte nicht gerne dieſen HErrn fuͤrchten / daß er nicht klageny. Mal. 1. 6. duͤrffe: y Bin ich ewer HErr / wo fuͤrcht man mich? Oder wie beym Eſaia ſtehet: Einz. Eſa. 1. 3. Ochſe kennet ſeinen Herren z / vnd ein E - ſel die Krippe ſeines Herren /; aber Iſrael kennets nicht / vnd mein Volck vernimbts nicht.

II. Senſus. II. Dieſen HErrn wil Aſſaph haben; Weñ ich nur dich habe / ſpricht er. Nach der Hebrei - ſchen Sprache wuͤꝛde es heiſſen: Was iſt mir im Himmel / vñ auff Erden werde ich neben dir durch nichts erfrewet / alß wolt Aſſaph ſagen: Was war mir im Himmel / das ich fuͤr einen GOtt ge - ehret hette? Oder auff Erden / das mich neben dir erfrewen ſolte? das iſt / Mein Reichthumb / meine Frewde iſt alleine GOtt / weñ ich jhn habe. GOtt haben / heiſt nicht / GOtt zum Fein - de / oder zum Zornigen Richter haben / wir koͤntenfuͤr[15]fuͤr jhm nicht bleiben. a Wo ſol ich hingehena Pſalm 139 7, 8, 9. fuͤr deinem Geiſt[?]vnd wo ſol ich hinflie - hen fuͤr deinem Angeſicht[?]Fuͤhre ich gen Himmel / ſo biſtu da / Bettet ich mir in die Helle / ſihe / ſo biſtu auch da / Nehme ich Fliegel der Morgenroͤthe / vnd bliebe am euſſerſten Meer; ſo wuͤrde mich doch dei - ne Hand daſelbſt fuͤhren / vnd deine Rech - te mich halten. Sondern zu einem Freunde. Welches ein groſſes / ja / das groͤſte iſt / darnach ſich ein Menſch ſehnen kan. Zwar fromer Chri - ſten trewe Freundſchafft b iſt auch hoch zu halten;b. Adag. Eraſmi. Es heiſt / Unus DEUS, plures Amici, wir ſol - len einen GOtt vnd viel Freunde haben. Vnd iſt ein gutter Freund wol noͤthiger / alß Fewer vñ Waſſer; wo auch gute vertrawte Freunde ſind / da iſt alles die fuͤlle. Aber es geſchicht meiſten - theils / daß ſie entweder Arm ſein / wie Ruth vñ Naemi; Oder falſch vnd betrieglich / wie Judas / vnd alle Tiſch Freunde; Oder ſterblich / wie La - zarus / von welchem Chriſtus ſagt: c Lazarusc. Ioh. 11. 11. vnſer Freund ſchlaͤfft. Viel eine andere ge - legenheit hat es mit Chriſti Freundſchafft. Sind andere Freunde in vnvermoͤgen / ſo iſt er Reich vber alle; Sind andere Freunde nicht auffrich - tig / ſo hat Er d die Leute hertzlich lieb / ja /d. Deut. 33. 3. ſein e Hertz bricht jhm gegen vns / daß Ere. Ier. 31. 20. ſich vnſer erbarmen muß; Sind andere demTode[16]f. Pſalm. 90. 1.Tode vnterworffen / ſo heiſts von jhm: Ehe f denn die Berge worden / vnd die Erde vnd die Welt geſchaffen wurden / biſtu GOtt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Wer wolte nicht nach einem ſolchen HErren verlangen tra -Ambroſ. in Pau. lini vit â. gen? Bonum habemus g Dominum, Wir haben ja an Ihm einen gtitten fromen HErren. Wol vns deß feinen HErren!

III, Impetus, nempeIII. So finden ſich auch hochwuͤchtige vr - ſachen / warumb man nach dieſem HErren ſtre - ben ſolle:

1. Dei bene - placitum. Erſtlich iſts GOttes Wille h vnd wolge - fallen / davon ſein Wort ſagt: Suchet denh. Eſa. 55. 6. HErrn / weil er zu finden iſt / rufft jhn an / weil Er nahe iſt.

2. Dei benefi - cium. Darnach bewrgt vns ſein trewes Hertz / Er gibt ſich vns gar zu eigen / vnd nimbt vns ani. Ioh. 15. 14. zu ſeinen Freunden / Ihr ſeid i meine Freun - de / ſpricht er: O ein trewer GOtt! Er ruhet in dem Menſchen / wenn Er jhn erſchaffen hat; Er wird wahrer Menſch / vnſer Fleiſch vnd Blut; Er gibt vns ſeinen Geiſt / der vns zurichte / daß wir ſein Tempel ſeyn. Wer wolte denn zu jhm nicht auch luſt haben?

3. Exemplum. Vber diß / iſt kein Heiliger Menſch gefun - den worden / der nicht nach dieſem JEſu geſeuff -k. Gen. 4. 1. tzet hette. Wenn Eva k Cain gebieret / meinet ſie / es ſey JEſus / vnd ſpricht: Ich habe denMann[17]Mann den HErrn. Jacob iſt halb im Him - melreich / wenn er deß anſchawens JEſu theil - hafftig woꝛden / daß er fuͤr groſſer Hertzenßfrewde heraußfaͤhret: Jch habe l GOTT von An -l. Gen. 32. 30. geſicht zu Angeſicht geſehen / vnd meine Seele iſt geneſen. Vor zeiten war man die - ſer Gedancken / der jenige muͤſte deß Todes ſeyn / welcher GOtt oder einen Engel geſehen hette; Darumb alß Manoah erkennt / daß der jenige / mit dem er geredet / ein Engel GOttes were / ſprach er zu ſeinem Weibe: Wir m muͤſſen deßm. Iud. 13. 22. Lodes ſterben / daß wir GOtt geſehen ha - ben. Weil nun Jacob GOtt geſehen / vnd da - von nicht geſtorben / ſondern geneſen / iſt er billich froͤlich / achtet er ſich billich fuͤr Seelig. Die Braut JEſu Chriſti ſucht n deß Nachts inn. Cant. 3. 1. 4. jhrem Bette / den jhre Seele liebet: Da ſie ein wenig fuͤr den Waͤchtern fuͤruͤber kam / da fand ſie / den jhre Seele liebet / ſie helt Jhn / vnd wil Ihn nicht laſſen / ꝛc. Andre - as findet Simon / ſeinen Bruder / vnd ſpricht zuo. Ioh. 1. 41. jhm: Wir haben den o Meſſ[i]am funden. Paulus iſt gewiß / daß weder Tod / p nochp. Rom. 8. 38, 39. Lehen / weder Engel noch Fuͤrſtenthumb / noch Gewalt / weder gegenweꝛtiges noch zukuͤnfftiges / weder hohes noch tieffes / noch keine andere Creatur jn ſcheidẽ mag / von der Liebe GOttes / die in Chriſto JE -Cſu[18]q. Hiſtor. Lom - bardica Leg. 7.ſu iſt vnſerm HErrn. Alß Anaſtaſia q ge - litten / vnd viel andere Martyrer neben jhr das Leben gelaſſen / hat einer in ſeiner Marter ge - ſchryen: Chriſtum mihi ſaltem non aufere - tis, Jhr moͤget alles hinnehmen / aber nur Chri - ſtum werdet jhr mir nicht nehmen. Eine andaͤch - tige Matron wuͤntſchte offt / daß doch CHriſtus jhr ſich moͤchte offenbahren / da zeiget Er ſich in geſtalt eines kleinen Kindes / in Dorn vnd Di - ſteln verwickelt / andeutend / Er were vor Men - ſchen Augen niedrig vnd gering / vnd wer zu Ihm nahen wolle / der muͤſſe nicht die ſtachlichtẽ Dor - nen vñ Creutz Diſteln ſchewen / ſondern ſein Creutz auff ſich nehmen / vnd Chriſto nachfolgen; Sonſt heiſts:

r. Caud.
Non r qvisqvam fruitur veris odoribus Hyblæos latebris nec ſpoliat favos; Si fronti caveat, ſi timeat rubos. Armat ſpina roſas, mella tegunt apes. ()

Vnd wie ſolten diß nicht Chriſten gethan ha - ben vnd noch thun / die da ſehen vnd ſchmecken / wie freundlich der HErr JEſus ſey? Haben doch die Heyden / wenn die Natur ſie gleichſam verlaſ -s. Ariſtoteles. ſen s geſagt: O Ens Entium miſerere mei, Du Ding aller Dinge erbarme dich vber micht. Pſalm. 147. 9. Ja / waß noch mehr iſt / Die t jungen Rabenu Pſal. 145. 15. ruffen Ihn in jhrer Noth an / u Aller Au - gen warten auff Ihn / daß Er jhn jhre ſpei -ſe gebe[19]ſe gebe zu ſeiner Zeit. Wer mit ſolchen Hey - ligen Leuten allhier Chriſtum nicht ſuchet in Hoff - nung vnd Glauben / der wird Ihn auch dort nicht finden vnd beſitzen im ſchawen.

Vnd wenn diß alles zu wenig / ſolte doch der groſſe Nutz / den wir von JEſu haben vns zu4. Commo - dum. ſeiner Begierde treiben. Von Ihm x vnd durch Jhn vnd in Jhm ſind alle Ding. x. Rom. 11. 36.Da wir GOttes Feinde waren / ſind wir durch Ihn verſoͤhnet; Da wir in der jrre waren / hat er vns gefuͤhret; Da wir todt waren / hat Er vns Lebendig gemacht; Da wir im Finſternuͤß deß Todes ſaſſen / iſt Er vnſer Licht worden; Da wir Kranck waren / iſt Er vnſer Artzt; Da wir Suͤn - der waren / iſt Er vnſere Gerechtigkeit; Da wir erkaltet vnd nackt waren / iſt Er vnſere Waͤrmbde vnd Ehren Kleidt worden Omnia y nobis JE -y. Ambroſ. lib. 3. d. Virgin. SUS, Bey JEſu finden wir alles: Ohne JE - ſu fehlet vn[s]alles. Omnis z copia, quæz. Aug. Deus meus non eſt, egeſtas eſt. Alles Reich - thum / was nicht mein GOtt iſt / das iſt Betteley. Wer wolte denn nicht gerne dieſen JEſum habẽ? Wer wolte nicht mit Bernhardo ſagen; Deſide - ro te millies, mi JESU quando venies, quan - do me ſaivum facies.

IV. Bekuͤmmert ſich aber jemandt / wieIV. Implendi modus. mans anſtellen ſolle / daß man dieſen HErrn ha - ben koͤnne; ſo weiſet ſolches auch die SchrifftC ijZwar[20]Zwar GOtt iſt an ſich ein vnendliches Weſen /a. Greg ſuper Ezech: niemand kan Ihn begreiffen. Deus a manet in - tra omnia, ipſe extra omnia, ipſe ſuper o - mnia, ipſe infra omnia, ſuperior eſt per po - tentiam; inferior per ſuſtentationem; ex - terior per magnitudinem; interior per ſub - tilitatem; ſurſum regens, deorſum conti - nens, extra circundans, interius penetrans. GOtt bleibet in allem; Er iſt auſſer allem; Er iſt vber alles; Er iſt vnter allem; Er iſt der Oberſte durch ſeine Allmacht; Der Vnterſte durch ſeine Erhaltung; Er iſt auſſer allem durch ſeine Groͤſ - ſe; Er iſt in allem durch die Krafft, Oben regie - ret Er, vnten erhelt Er; Von auſſen vmbgiebet Er; von jnnen durchdringet Er. Ob zwar / ſag ich / GOtt niemand begreiffen kan; Jedoch iſt gewiſſe weiſe vnd maß / wie man GOtt habenJeſum habent 1. Verbum au - dientes. koͤnne / nemblich alſo: Wer GOttes Wort hoͤrt vnd thut / der kan ſich ruͤhmen / er habe GOtt / denn wer mich b liebet / ſpricht Chriſtus /b. Ioh. 14. 23. der wird mein Wort halten / vnd mein Va - ter wird jhn lieben / vnd wir weꝛden zu jhm kommen / vnd Wohnung bey jhm machẽ2. Pœnitentes. Wer Rew vnd Leyd hat vber ſeine Suͤnde / vnd troͤſtet ſich deß thewren Bluttes JEſu CHriſti / der kan ſich ruͤhmen / er habe GOtt. Denn c GOtt ſihet an den Elenden / vnd der zer -c. Iſa. 66. 2. brochens Geiſtes iſt / vnd der ſich fuͤrchtetfuͤr[21]fuͤr ſeinem Wort. Wer das heilige Abend -3. Cœna uien - tes. mahl wuͤrdiglich vnd ſeliglich gebrauchet / der kan ſich ruͤhmen / er habe GOtt / denn d Wer meind. Ioh. 6. 56. Fleiſch jſſet / vnd trincket mein Blut / der bleibet in mir vñ ich in jhm ſpricht die War - heit. Wer auß der Tieffe zu dem HErren ruf - fet / der kan ſich ruͤhmen / Er habe GOtt. Die4. Orantes. Zwey Juͤnger ſagen nur: HERR e bleib bey vns / denn es wil Abend werden / ſihe da /e. Luc. 24. 29. alſobaldt kehret bey jhnen JEſus ein. Wer5. Piè viventes. Zuͤchtig / Gerecht vnd Gottſelig lebet in dieſer Welt / der kan ſich ruͤhmen / er habe GOtt / denn / O GOtt / f bey den Heyligen biſtu Heylig /f. Pſalm. 18. 26. 27. vnd bey den Fromen biſtu From / vnd bey den Reinen biſtu Rein / vnd bey den Ver - kehrten biſtu verkehrt. Wer ſein Creutz mit Simon von Kyrene gehorſamblich JEſu nach -6. Crucem fe rentes. traͤgt / vnd willig ja Kindtlich leidet / der kan ſich ruͤhmen / er habe GOtt. Maria h ſtehet beymh. Ioh. 20. 13. 14. Grab voll Hertzeleidt / ſihe / baldt iſt JEſue da. Martha betrawret jhren Bruder i Lazarum zui. Ioh. 11. 17. Bethania / vnverſehens koͤmmet JEſus. Aber ohne Wort / ohne Buſſe / ohne Gemeinſchafft deß Leibes vnd Bluttes Chriſti / ohne Heyligkeit / Gebet vnd Leyden hat man keinen JEſum.

HErr JEſu dich / jetzt habe ich:
Errette mich / hilff ſeeliglich!
C iijNach[22]

Nach dem wir nun vernommen / wornach Aſſaph ſich ſehne: So folget

II. Faſtidium cujus obje - ctum ſunt tranſitoria, conſiderataZum Andern / das Chriſtliche Verleug - nen der lebendigen vnd ſterbenden Kinder GOt - tes; Daſſelbe beſtehet in dieſen Worten: So frag ich nichts nach Himmel vnd Erden. Durch Himmel vnd Erden wird verſtanden die gantze Welt / wie es alſo Moſes außleget: Alſo1. Totaliter. ward k vollendet Himmel vnd Erden. k. Gen. 2. 1.Darnach fraget Aſſaph vnd alle Kinder GOttes gar nicht. Sie dencken dran / was Johañes ſagt:l. 1. Ioh. 2. 15. Habet l nicht lieb die Welt / noch was in der Weit iſt .. Sie wiſſen / daß die gantze Welt im argen ligt / vnd iſt nichts alß Augenluſt / Fleiſches Luſt vnd Hoffertiges Leben: Sie wiſſen / daß ſie in der Welt wenig Frewden Stuͤndlein haben / ſondern bleibe bey dem Außſpruch Chriſti:m. Ioh. 16. 33. m In der Welt habt jhr Angſt. Item: Ihr werdet weinen vnd heulen / aber die Welt20. wird ſich frewen / jhr aber werdet trawrig ſeyn. Sie wiſſen / daß ſie in der Welt jmmern. Ioh. 7. 1. zu kaͤmpffen haben. Es muͤſſe der n Menſch jmmer im ſtreit ſeyn auff Erden / vnd ſeine Tage ſind wie eines Tag loͤhners; Weh -o. Iohan. 15. 19. ren ſie von o der Welt / ſo hette die Welt das jhre lieb / weil ſie aber nicht von der Welt ſeyn / ſondern JEſus hat ſie von der Welt erwehlet / darumbhaſſet ſie die Welt. Siewiſſen[23]Sie wiſſen / daß die Welt exterius aureus, in - tus luteus ſey / außwendig ſcheinet ſie / p wie diep. Matth. 23. 27. vbertuͤnchten Graͤber / huͤpſch; aber jnwendig iſt ſie voller Todtenbeine vnd volles vnflats. Sie wiſſen / daß doch endlich Himmel vnd Erden ver - gehen muß / vnd b daß GOTT einen newenq. Eſa. 65. 17, 18. Himmel vnd eine newe Erde ſchaffen wil / daß man der vorigen nicht mehr gedenckẽ noch zu Hertzen nehmen wird. Darumbr. Orig. verlaſſen ſie die Welt / non loco, ſed r animo; non itinere proficiſcendo, ſed fide profici - endo, nicht was den Orth betrifft / Sondern mit dem Gemuͤth; nicht daß ſie auß der Welt lauffen / ſondern daß ſie im Glauben zunehmen. Sie dencken an Pauli Wort vnd Exempel. Ans. 1. Cor. 7. 29. jenes wenn er ſpricht: Die da s Weiber ha - ben / daß ſie ſeyn / als hetten ſie keine / vnd die da weinen / alß weineten ſie nicht / vnd die ſich frewen / alß freweten ſie ſich nicht / vnd die da kauffen / alß beſeſſen ſie es nicht / vnd die dieſer Welt brauchten / daß ſie der - ſelbigen nicht mißbrauchten / denn das Weſen (χἤμα) dieſer Welt vergehet. An dieſes / wenn er die Welt fuͤr ein geereutzigtes Todten Gerippe helt / daran er weder Luſt noch Troſt habe / wie er deſſen ſich ruͤhmet: Es ſey ferne t von mir ruͤhmen / denn allein vont. Gal. 6. 14. dem Creutz vnſers HErrn JEſu Chriſti /durch[24]durch welchen mir die Welt gecreutziget iſt / vnd ich der Welt.

2. Partialiter reſpectu. Es leſts aber Aſſaph bey dem gemeinen Welt Namen nicht bewenden; ſondern gedencket der zwey fuͤrnembſten Stuͤcke der Welt / inſonderheit deß Himmels vnd der Erden.

1. Cœli. Einmahl fraget er nichts nach dem Him̃el / deutet nicht auff den Ehren Himmel oder Ewige Seligkeit / da GOtt den Heyligen ſeine Herr - ligkeit offenbahren wird / dahin Paulus / alß inu. 2. Cor. 12. 1. den Dritten Himmel / u entzuͤckt worden; Dar - nach der Schecher ſich geſehnet vnnd gebetet:x. Luc. 23. 43. x HErr / dencke an mich / wenn du in dein Reich kommſt. Er meinet auch nicht den Gnaden Himmel / da GOtt in ſeinem Wort ſich zu erkennen gibt / Denn darumb beten wir: Ad -y. Matth. 6. 10. veniat Regnum tuum, Zukomme y dem Reich; ſondern er ziehlet nicht ſo auff den na - tuͤrlichen Himmel / alß auff alle Himliſche Ge - ſchoͤpffe; Er wil ſo viel ſagen:

Jch frage nichts nach dem Himliſchenz. Prov. 18. 10. Coͤrper vnd Feſte / deñ der z Name deß HEr - ren iſt ein feſtes Schloß / der Gerechte laufft dahin vnd wird beſchirmet.

Jch frage nichts nach den Himliſchẽ Gei -a. Matth. 4. 11. ſtern / denn wo mein HErr JEſus iſt / a da tretenb. Den. 7. 10. die Engel zu Jhm vnd dienen Jhm; b Tauſent - mahl Tauſent dienen Ihm / vnd Zehen -hundert -[25]hundertmahl Tauſendt ſtehen fuͤr jhm.

Jch frage nichts nach den Einwohnern deß Himmels / denn Abraham c weiß vonc. Eſa. 63. 15. vns nicht / vnd Jſrael kennet vns nicht.

Jch frage nichts nach den Lichtern deß Himmels / alß Sonne / Mond / Sternen: denn ſie muͤſſen verfinſtern vnd vom Himmel fallen. So iſt auch der HErr d JEſus mein Lichtd. Pſalm. 27. 1. vñ mein Heyl / fuͤr wem ſolt ich mich fuͤꝛch - ten? Der HErr JEſus iſt meines Lebens Krafft / fuͤr wem ſolte mir grawen[?]Mein HErr JEſus ſagt ſelbſt: Jch bin das Licht der Welt / wer mir nachfolget / e der wirde. Ioh. 8. 12. nicht wandeln im Finſternuͤß / ſondern wird das Licht deß Lebens haben.

Jch frage nichts nach der Bewegung deß Himmels / denn in GOTT leben f / webenf. Act. 17. 28. vnd ſind wir.

Jch frage nichts nach den Kraͤfften g deßg. Luc. 21. 26. Himmels / denn die werden ſich bewegen.

Fragt nun Aſſaph nichts nach dem Him̃el; ſo iſts Narrheit / ja Abgoͤtterey / daß man die En - gel / die verſtorbenen Heiligen / ja die Sonne / den Mond / die Sternen vnd alle Himliſche Heere Goͤttlich anbeten; oder ſich fuͤr jhnen fuͤrchten wil. Solche ſind Goͤtzen Diener / vnd haben kein Theil am Reiche GOttes.

Darnach kompt Aſſaph vom Himmel2. Terræ. Dauff[26]auff die Erden; ſo frag ich nichts / lauten ſeine Wort / nach Himmel vnd Erden. Zwar ha - ben wir vns auff Erden auch zuverwundern vber GOttes Majeſtaͤt; Ehe aber Aſſaph GOTT laſſenſol / wil er auch nach der Erden nichts fra -h. Apoc. 1. 7. gen. Vnd deß Gemuͤttes ſind alle die / ſo Aſſaphs Glauben haben. GOtt iſt h das A vnd O / was fragt ein Chriſt nach der Runde der Erdẽ? i. Iac. 1. 16, 17.GOtt iſt das hoͤchſte Gutt / von i Jhm kom̃en alle gutte vollkommene Gaben; was fragt ein Chriſt nach den Schaͤtzen der Erden / dar - nach die Diebe graben? GOtt iſt der maͤchtigſte / Guͤttigſte / Gerechteſte; was fragt ein Chriſt nach den Einwohnern der Erden / vnd nach jhrer Freundſchafft / vberfluß? GOtt hat ein Hauß im Himmel bereit / darinn viel Wohnungẽ ſeyn /k. Iob. 4. 19. was fragt ein Chriſt nach den k Haͤuſern auff Erden / von Leimen gemacht?

Sind demnach alle Jrrdiſch geſinnet / welche jrrdiſche Gewalt / Ehre / Reichthum begehren / ſolches durch Recht vnd vnrecht zuſammen brin - gen / jhr Hertz daran hangen / vnd ſich an GOttl. Matth. 6. 24. hoͤchlich vergreiffen; Niemand l kan doch zweyen Herren dienen; man kan ja nicht GOtt dienen vnd dem Mammon. Drumb haſſen vnd verlaſſen die Fromen gar gern das Jrꝛ - diſche / Auch im hoͤchſten Reichthum ſind ſie Geiſtlich Arm. Sie ziehen die groben Schue / vonLeder[27]Leder jhrer boͤſen Begierden / von jhren Fuͤſſen / vnd werffen ſie mit Moſe von ſich; Denn cal - ceantur m Hyacintho, wie die Lateiniſche ver -m. Ezech. 16, 10. ſion lautet / Hyacinthus heiſt ſo viel / alß ein Herbſt - oder Mertz Bluͤmlein / vnd dann iſts eine arth eines Edelſteines / welches beydes eine Him - melsfarbe an ſich hat. Lutherus gibts: Jch zog dir ſemiſche Schuch an. Sie verhuͤllen jhre Au - gen n mit einem Mantel / wie Elias; Sie bede -n. 1. Reg. 19. 13. cken o mit Zweyen Fluͤgeln jhre Angeſicht / mito. Eſa. 6. 2. Zweyen jhre Fuͤſſe / wie die Cherubim / daß Sie allein zum Lobe GOttes geſchickt ſeyn. Wenn ſie in Verfolgung Vater / Mutter / Bruͤder / Schweſtern / Weib / Kindt / Hauß / Aecker / Wie - ſen laſſen ſollen / ſind ſie wolgemuth / vnd gehen mit jhrem bloſſen Stabe vber den p Jordan / dennp. Gen 32. 10. ſie ſind in GOtt geſegnet. Wenn ſie durch den Tod von dieſer Erden außwandern ſollen / wollẽ ſie im Frieden fahren / wie q Simeon. Welcheq. Luc. 2. 29. aber das Jrrdiſche zu ſehr lieben / ſind nicht die Edlen Vogel / ſo in den hohen Luͤfften ſchwingen / ſondern wie die Ratzen / ſo in der Tieffe der Erden jhre Loͤcher vnd Neſter ſuchen / vnd ſehen die Son - ne nicht / Quorum r labor non ſolum peritu -r. Bernh. de Con - verſ. c. 15. rus, ſed etiam peremtorius, derer Arbeit nicht allein verlohren / ſondern auch ſchaͤdlich vnd ver - derblich iſt. Vnd was hilffts s denn dems. Matth. 26. 26. Menſchen / ſo er die gantze Welt gewiñe /D ijvnd[28]vnd nehme doch ſchaden an ſeiner Seele[?]Oder was kan der Menſch geben / damit er ſeine Seele wieder loͤſe[?]

Kuͤmmert ſich aber ein wehmuͤttiges Hertz / weil es nach Himmel vnd Erden nicht fragen ſol / vnd dencket: Was ſol ich denn thun? wo ſol ich denn bleiben? Dieſem begegnet auch das ſpruͤch - lein / vnd helt ſolchen betruͤbten Hertzen fuͤr

III. Solatium. Zum Dritten / einen gewaltigen Troſt. Denn ſo lautet der Beſchluß: Vnd wenn mir gleich Leib vnd Seele verſchmacht / ſo biſt du doch GOtt allezeit meines Hertzens Troſt vnd mein Theil. Hierinn ſteckt ein noͤthiger / kraͤfftiger / ja ein ewiger Troſt.

1. Neceſsari - um. 1. Der Troſt iſt ſehr noͤthig; Denn es kompt mit vns ſo weit / daß vns Leib vnd Seel verſchmachten / welches auff vnterſchiedene weiſe geſchehen kan.

1. Es verſchmachtet vnſer Leib vnd Seel fuͤr inbruͤnſtiger Liebe GOttes. Die vnzuͤchtige Liebe ſchwaͤcht bißweilen die Kraͤffte deß Menſchẽ. t. 2. Sam. 13. 6.Amnon liebet die Thamar t ſo naͤrriſch / daß eru. Plutarch. in Demetrio. ſich druͤber einlegt vnd kranck wird. Welches auch andern wiederfahren; alß: Seleuco, u wel -x. Soranus. cher ſeine Stieff Mutter; Perdiccæ x, der ſeinesy. Eurip. in Hip - pol. Vaters Alexandri Kebs Weib; Phædræ y / der Hippolytum ſeinen Stieff Sohn; Dem Meer -z. Gell. l. 7. c. 8. ſchwein z / ſo einen Knaben vnſinnig geliebet hat. Was[29]Was in dieſem Fall geſchiehet; das findet ſich auch bey der heyligen / reinen Liebe GOttes / daß Leib vnd Seel daruͤber verſchmachtet. Gleich wie das groſſe Welt Licht die Sonne / einem an - gezuͤndeten Lichtlein ſeine Krafft vñ Schein weg - nimmet / alſo wenn a wir ſtarck ſeyn / ſo ſeyn wira 2. Cor. 12. 9, 10. ſchwach. Jacob b hatt ein groß vertrawen vnda. Gen. 32. 7. hertzliche Liebe zu GOtt; aber er iſt furchtſam auff dem Wege / wenn er Eſau begegnen ſol. Die Braut JEſu Chriſti iſt kranck fuͤr Liebe. Wennc. Dan 8. 18. Daniel c von dem Letzten End predigen hoͤret / ſinckt er in eine Ohnmacht auff ſein Angeſicht.

2. Es verſchmachtet vns vnſer Leib vñ Seel / wenn vnſer Gewiſſen wegen der Suͤnde vns hart verklaget. Da ſchreyet David: d Wie derd. Gen. 42. 1. Hirſch ſchreyet nach friſchem Waſſer / ſo ſchreyet meine Seele GOtt zu dir. Meine Seele duͤrſtet nach GOtt / nach dem Le - bendigen GOtt; Wenn werde ich dahin kommen / daß ich GOttes Angeſicht ſcha - we. Da iſt die Seele deß HErrn JEſu / wel - cher iſt das Lamb GOttes / das der gantzen Welt Suͤnde traͤgt / betruͤbet biß in den Todt. Da wuͤntſcht Jobs Seele erhangen zuſeyn.

3. Es verſchmachtet vnſer Leib vnd Seel in ſchweren Leibes Kranckheiten; da die Augen ver - dunckeln; die Ohren verſtopffet werden; Der Mund verblaſſet; Haͤnde vnd Fuͤſſe krafftloßD iijwerden[30]werden vnd ſincken / da das gantze Haupt kranck / das gantze Hertze matt / vnd von der Fußſohlen biß auff die ſcheittel nichts geſundes iſt: ſondern eitel Striemen / Beulen vnd Wunden / die nicht gehefftet noch verbunden / noch mit Oele gelindert ſeyn. Daruͤber Hißkias klagt: Er ſauget ee. Eſa. 38. 12. mich duͤrr auß / du machſts mit mir ein en - de / den Tag vor Abend. Das Blut fluͤſſi - ge Weiblein kan fuͤr mattigkeit nicht mehr reden / ſie muß nur bey ſich dencken / Wenn ſie das Kleid JEſu anruͤhrete / ſo wuͤrde ſie geſund. Wo nun der Leib verſchmachtet / da iſt die Seele auch ver - droſſen / weil ſie deß Leibes / alß eines Wergzeu - ges gebrauchen muß.

4. Es verſchmachtet vnſer Leib vnd Seel / wenn wir in der Marter / vmb Chriſti willen / zu -f. 2. Macc. 7. henckert werden / wie die ſieben Bꝛuͤder der f Mac - cabeiſchen Mutter / vnd andere vnzehlige beſtaͤn - dige Bekenner.

5. Es verſchmachtet vnſer Leib vnd Seel / wenn wir in Todeßnoͤthen zappeln / knacken / bre - chen / fallen.

g. Iud. 15. 18.Solte denn alßdenn nicht Troſt von noͤthen ſeyn? Fuͤrwar der lechtzende g Simſon kan nichth. Ioh 6. 12. wieder ſich erholen / biß jhm GOtt Waſſer gibt. Das hungrige h Voͤlcklin kompt nicht zu Kraͤff - ten / biß es Chriſtus mit Brod ſpeiſet. Einem ohnmaͤchtigen Menſchen muß mit confortanti -bus[31]bus, koͤſtlichen Cordialien vnd Hertzſtaͤrckungen gerathen werden: Einem Verſchmachteten aber mit Himliſchem Troſte.

Weil auch die Seele verſchmachtet / warumb hilffſtu dazu / O Menſch / nimbſt auff die Seele vnd beſchwereſt ſie mit Suͤnden?

Sol der Leib verſchmachten / warumb behengeſtu jhn mit Hoffart? Warumb beſchwe - reſtu jhn mit freſſen vnd ſauffen?

Sol der Leib verſchmachten / warumb denckſtu nicht ſtets dran / vnd erjnnerſt dich auch darneben der herrlichen Auffrichtung / ſo an jenem Tage geſchehen ſol / vnd glaubeſt gewiß / ob es gleich i geſeet wird verwaͤßlich / wird esi. 1. Cor. 15. 42. 43. aufferſtehen vnverwaͤßlich; wirds geſeet in Vnehre / ſo wirds aufferſtehen in Herr - ligkeit; wirds geſeet in Schwachheit / ſo wirds aufferſtehen in Krafft; wird ge - ſeet ein Natuͤrlicher Leib / ſo wird auffer - ſtehen ein Geiſtlicher Leib.

II. Znm andern iſt der Troſt ſehr kraͤfftig /II. Efficaciſſi - mum, quia Deus eſt weil er GOtt ſelber iſt. So biſtu doch / GOtt / allezeit meines Hertzens Troſt / vnd mein Theil. 1. GOtt iſt vnſers Hertzens Troſt. Fuͤr das1. Cordis petra. Woͤrtlein Troſt / ſtehet ſonſt petra / oder Felß / welches ſich ſehr wol auff JEſumreimet. Er iſt der Stein k / den die Bawleut verworffenk. Pſalm. 118. 22. haben. Auff einem Stein ruhet / Jacob; Inl. Gen. 28. 11.dem[32]dem Hertzen JEſu ſinden wir die gewiſſe Sicher - heit. GOtt gab ſeinem Volck auß dem Felſenm. Num. 20. 11. zutrincken m / den Moſes ſchlug. JEſus hat jhm ſeine Seiten mit einem Speer eroͤffnen laſſen / daß wir vnſern Seelen Durſt leſchen moͤchten. n. Deu. 32. 13.Auß den Felſen kan man Honig ſaugen n / vnd oͤle auß den harten Steinen: Bey dir / O JEſu / iſt das ſuͤſſeſte Honig deines Evangelii / Du biſt dero. Luc. 10. 34. barmhertzige o Samariter / der du Oele vnd Weinp. lud. 13 19. in vnſere Wunden gieſſen kanſt. Manoah p nam ein Ziegenboͤcklin vnd Speißopffer / vnd opffertsq. Ioh. 16. 23. auff einem Felſen dem HErren: So wir in q deinem Namen / O JEſu / etwas bitten werden / ſo wils dein Vater vns geben.

Gleich wie die Felſen hoch vber die Erde ſchwebẽ; ſo iſt JEſus der Sohn deß Allerhoͤchſten / ja Err. Epheſ. 4. 8. iſt ſelbſt groß / vnd iſt r in die Hoͤhe gefahren / vnd hat das Gefaͤngnuͤß gefangen gefuͤh - ret / vnd Gaben empfangen fuͤr die Men - ſchen. Gleich wie die Felſen darzu dienen / daß man ſich in Vngewitter vnd Krieges Gefahr in jhre Loͤcher verſtecken vnd ſicher ſeyn kan; Alſo HErr Chriſt mein Zuflucht iſt die Hoͤle deiner Wunden / wenn Suͤnd vnd Tod mich bringt in Noth / hab ich mich drein gefunden. Ein Felßs. Pſalm. 21. 3. iſt ſtarck; von GOtt ſagt David: Sey s du mir ein ſtarcker Felß / vnd eine Burg / daß du mir helffeſt. Was auff den Felſen ge -bawet[33]bawet iſt / das ſtehet vnbeweglich; Chri - ſtus vergleichet den einem t klugen Manne / der ſein Hauß auff einen Felſen bawet; Dat. Matth. 7. 24. 25. nun ein Platzregen fiel / vnd ein Gewaͤſſer kam / vnd webeten die Winde / vnd ſtieſſen an das Hauß / fiel es doch nicht / denn es war auff einen Felſen gegruͤndet. Alſo weil die Gemeine Chriſti auff den rechten Felſen JEſum gebawet iſt / ſo koͤnnen die Pforten der Hellen u ſie nicht vber weltigen. Ja einu. Matth. 16. 18. jeder / wer hofft in GOtt / vnd dem vertrawt / der wird nimmer zu Schanden / denn wer auff dieſen Felſen bawt / ob jhm gleich geht zu handen viel Vnfahls hie / hab ich doch nie den Menſchen ſe - hen fallen / der ſich verlaͤſt auff GOttes Troſt / Er hilfft ſein’n Glaͤubigen allen.

Vnd zwar iſt das ſehr troͤſtlich / daß GOtt ein Felß deß Hertzens iſt. In Vngluͤck / in Leibes Gebrechligkeit koͤnnen bißweilen Menſchẽ ein Felß vnd Troſt ſeyn; Aber in Hertzensangſt muß GOtt rathen: Wie Er das Hertz am be - ſten lehren kan / alſo daß es vber ſeiner Rede bren - ne; alſo iſt Er auch ein Meiſter / das Hertz / ſo ers betruͤbet / zuerfrewen; ſo ers verwundet / zu heilen; ſo ers getoͤdtet / Lebendig zu machen.

2. Darnach iſt auch GOtt deßwegen der2. Optima portio. beſte Troſt / weil Er vnſer Theil iſt. Aſſaph wil ſo viel ſagen: Ob ich gleich von meinen ElternEkein[34]kein Erbtheil habe; ob ich gleich auff Erden kein Raͤumlin beſitze; jedeñoch iſt GOtt mein Theil. Sihet mit dieſer arth zu reden vielleicht auff die Kinder Jſrael / die eine lange Zeit in der Wuͤſten rumb terminirten / vnd nichts eigenes beſaſſen; im Lande Canaan aber jhr Erbtheil erlangeten / darin Vielen viel / Wenigen wenig außgetheilet ward. Eben alſo gehets den Kindern GOttes. Auff Erden haben ſie nichts zu eigen / aber GOtt iſt jhr Theil / der beſcheret jhnen jhr Theil am taͤglichen Brodt / an gutem Friede / an Geſund - heit / an Vergebung der Suͤnden / vnd Troſt deß Gewiſſens; Sonderlich gewehret Er ſie jhrer Bitte / die ſie taͤglich thun: Laß vns x im Him -x. Litan. mel haben theil / mit den Heyligen im E - wigen Heyl. Solte das nicht Krafft vnd Safft geben? Solte das nicht einen gewaltigen Heldenmuth machen? Was kan eine verlaſſene Witwe in jhrer Einſamkeit getroſt machen? Wenn ſie ſagt: Der HErr iſt mein Theil. Eine elende Waiſe / ohne Vater / ohne Mutter wird in jhrem vertrawen erhalten / wenn ſie gedenckt / Der HErr iſt mein Theil.

Ein verfolgeter Exulant, der auß Liebe der Him - liſchen Warheit / allem Jrrdiſchen abgeſagt / vñ nichts mehr auff dieſer Welt zuhoffen hat / alß Betteley / Schmach / Wallfahrt; der dencket an dieſe Herrligkeit / vnd ſpricht: GOtt iſt meinTheil /[35]Theil / davon ich Reichthumb / Ehre / bleibende Wohnung habe. Jm Himmel iſt gut wohnen / dahin ſteht mein begier / da wird GOtt ewig loh - nen / dem / der Jhm dient allhier.

III. Endlich wehret der Troſt ewig. III. Perpetu - um. Denn Aſſaph bekennet / daß GOtt allezeit ſei - nes Hertzens Troſt ſey. Die Grund Sprache ſaget: GOtt ſey in Ewigkeit vnſers Hertzenß - Troſt. So lang vnſer Leyden waͤhret / ſo lang wehret auch der Troſt: Nun y muß der Menſchy. Iob. 7. 1. jmmer im Streit ſeyn; Nun iſts ein elend zz. Sir. 40. 1. jaͤmmerlich Ding vmb aller Menſchen Le - ben / von Mutter Leibe an / biß ſie in die Er - de begraben weꝛden / die vnſer aller Mutteꝛ iſt. So muß auch der Troſt jmmer vernewert werden GOttes Gnade vnd Trewe waͤret von nun an biß in Ewigkeit; Jch habe dich a eina. Eſa. 45. 7, 8. klein Augenblick verlaſſen / aber mit groſ - ſer Barmhertzig keit wil ich dich ſamblen; Jch habe mein Angeſicht im Augenblick deß Zorns ein wenig von dir verborgen; Aber mit ewiger Gnade wil ich mich dei - ner erbarmen / ſpricht der HErr dein Erloͤ - ſer. Wie ſolt denn nicht auch der Troſt GOttes allezeit wehren / weil der Troſt von der vnendlichẽ Gnade GOttes entſpringet. Ja das Ewige Leben wird nichts ſeyn / alß ein ewiger Troſt. Wenn Abraham die groſſe Gluͤckſeligkeit LazariE ijbeſchreiben[36]b. Luc. 16. 25.beſchreiben wil / ſo ſaget er: Er b wird ge - troͤſtet. Da wird der Troſt nicht verſchwin - den / ſondern hafften; nicht in den Ohren bleibẽ / ſondern ins Hertze hinein dringen. Deñ GOttc Eſa. 25. 8. c wil alle Thraͤnen von den Augẽ der Wei -c. Ap. 7. 17. nenden abwiſchen. Da werden die / ſo mitd. Pſalm. 126. 5. d Thraͤnen ſeen / mit frewden erndten. Sie gehen hin vnd weinen / vnd tragen Edlen Saamen / vnd kommen mit frewden / vnde. Pſalm. 116. v. 7, 8, 9. bringen jhre Garben. Da werden wir vnſe - re Seele anreden / vnd ſagen: Sey e nun wie - der zu frieden meine Seele / denn der HErꝛ thut dir guts / denn du haſt meine Seele vom Tode geriſſen / meine Augẽ von thraͤ - nen / meinen Fuß vom gleitten; Jch wil wandeln fuͤr dem HErrn im Lande der Lebendigen.

ConcluſioVnd alſo haben wir gehoͤret / wie Aſſaph deß1. Repetens. HErrn JEſu inbruͤnſtig begehret; den Himmel vnd die Erden verſchmaͤhet; den rechten ewigen Troſt ergrieffen.

2. Applicans. Was die Edele / Viel Ehren Tugend - reiche Fraw Martha Lauterbachin gethan / wiſ - ſen nicht miß guͤnſtige vñ vnbedachtſame Zungen; ſondern GOtt ergebene Hertzen. Wie man ſich zuverwundern gehabt / vber jhrer guten Ver - nunfft; lieblichen Beredſamkeit; Hold - ſeligen Sitten / vñ ſchoͤnen Hoͤfligkeit; groſ -ſen[37]ſen Wirthligkeit vnd willigẽ Gutthaͤtigkeit / damit ſie armen / ſonderlich beſtaͤndigen Evange - liſchen Exulanten / von jhren Guͤttern beyge - ſprungen; Damit ſie auß jhrer Hauß Apothe - cken / ſo ſie vor ſich vnd andere zugerichtet / den nothleidenden Krancken zu huͤlffe kommen / ꝛc. Alſo hat ſie jhren JEſum vber alles begehret. Wie ſie ſich nur nicht gegen viel frome Prediger vnd glaͤubige Chriſten mit dem Munde verlauten laſſen; Sondern auch fuͤr viel hunderten in der That herrlich vnd wol erwieſen. Jn dem ſie in der Glogawiſchen Anno 1628. ergangenen Re - formation / durch GOttes Gnade dermaſſen ſtandhafftig vnd trew ſich erwieſen / daß ſie lieber jhre Wuͤrde vnd Hoheit; jhre ſchoͤne wolerbaw - te Wohnungen; jhre beſeſſene Haab vnd Guͤtter; jhre lieben Freunde verlaſſen vnd im Elend ver - aͤchtlich / Armſelig / duͤrfftig leben; Ja Him - mel vnd Erden in ſtich ſetzen; alß jhren Seelig - macher laſſen wollen. Fuͤr welche vnaußſprech - liche Gnade ſie jhm von Hertzen gedancket. Was ſonſten in der Jugend auß Menſchlicher ſchwach - heit; im Eheſtand durch Aſmodiſche Liſt; in langwieriger / beſchwerlicher Kranckheit / auß rechter Begieꝛde nach dem Ende mit vntergelauf - fen / were vn Chriſtlich zuerwehnen. Vielmehr iſt zubedencken / daß ſie / wie wir alle gebohren humano patre, humanâ matre von MenſchenE iijwelche[38]welche ſuͤndigen koͤnnen; vnd doch gewißlich vñ warhafftig zu gleuben / daß wo die Suͤnde maͤch - tig / da iſt die Gnade noch maͤchtiger. Wie nun von Martha zu Bethanien Johannes ſagt: JE - ſus aber hatte Martham lieb; alſo hat ER auch dieſe ſeelige Fraw Martham hertzlich geliebet / vnd ſie auß Liebe erſchaffen; erſchaffen vnd wie - der gebohren; wieder gebohren vnd in wahrem Glauben geſtaͤrcket; geſtaͤrcket vnd durch Elend vnd Kranckheit gezuͤchtiget; gezuͤchtiget vnd in wahrer Geduld erhalten; erhalten vnd durch ei - nen ſanfften Todt von Suͤnde vnd allem vbel erloͤſet / vnd der Seelen nach Seelig ge - machet. Welchem dafuͤr ſey danck3. Vovens. geſagt in Ewigkeit. Er ſey auch vnſers Hertzens Troſt vnd vnſer Theil / A - men.

[figure]
Pro -[39]

Proſopographia Defunctæ.

WAs nun belanget die Ehrliche Ankunfft / den Chriſtlichen Wan - del / vnd ſeeligen Abſchiedt vnſer nunmehr Seeligen Mit Schweſter inn CHRIſto; So iſt dieſelbe geweſen die Edele / Viel Ehren Tugendreiche Fraw Martha gebohrne Beehrin / deß Ede - len / Ehrenveſten vnnd Hochgelahrten Herꝛn Johan Lauterbachs / Juris Conſul - ti, Auff Beichaw vnd Schloon Erbſaſſen / der Stadt Groſſen Glogaw verordneten Syndici, &c. ehelich geliebte Haußfraw / deren Seeliger Herr Vater geweſen / der Ehrenveſte / Wolgeachte vnd Vorſichtige Herr George Beehr / ein Vornehmber Handelßmann zur Freyſtadt. Jhre Fraw Mutter iſt geweſen (: titul:) Fraw Mar - tha / Herrn Matthes Loͤfflers / Vorneh - men Buͤrgers vnd Handelßmannes da - ſelbſten Eheleibliche Tochter. Von dieſen beyden Chriſtlichen Eltern iſt ſie zur Welt gebohren / am Heyligen Oſtertag bey der Sonnen Auffgang / Ao. 1577. da ſie dañ von Jhnen bald zu dem erſten Heyligen Bund der Chriſtlichen Wiedergeburt vndHeyligen[40]Heyligen Tauffe befoͤrdert; Nachmals zu aller Gottes Furcht vnd fleiſsiger Vn - terrichtung GOttes Wortes vnd Chriſt - licher Jungfraͤwlicher Tugenden erzo - gen vnd angewoͤhnet worden.

Alß ſie aber Ao. 1593. (titul) Herrn Gedeon Bornen / damaligen Apotheckern vnd verordneten Koͤnigl. Hoff Gerichts - Aſſeſſorn zu Glogaw Ehelich verſprochen vnd anvertrawet worden / hat ſie mit dem - ſelben 4. Kinder / nemblich 3. Soͤhne vnd 1. Tochter zur Welt erzeuget vnd gebohren / deren die Tochter noch am Leben iſt / die 3. Soͤhne aber den Weg alles Fleiſches ge - gangen ſeyn.

Nach Abgang dieſes jhres erſten E - he Herrns / hat ſie im Witwenſtand biß in das Fuͤnffte Jahr zugebracht. Vnd An. 1609. im Februario, durch ſonderliche ſchi - ckung GOttes / ſich anderwerts verhew - rathet zu jetzi gem jhrem andern Eh Herꝛn vnd hinterlaſſenen betruͤbten Witwer / mit deme ſie auch in jhrem Chriſtlichen Ehe - ſtande gelebet hat biß ins 27ſte Jahr / A - ber von dem Segen GOttes nicht mehr alß eine eintzige Tochter Annam-Roſinam, gleich in dem erſten Glogawiſchen Bran - de An. 1615. zur Welt gebracht; Welche a -ber[41]ber wegen groſſen Erſchrecknuͤß (: die Jhr dazumahl bey ſolcher Fewerßbrunſt in jh - rer zu end nahenden Weiblichen Buͤrde begegnet) nur etzliche Wochenlang das Licht dieſes zeitlichẽ lebens genoſſen hat.

Vnd wiewol der Allerhoͤchſte GOtt Sie in dieſem jhrem Eheſtande mit Zeitli - cher Nahrung vnd milden Segen reich - lich begabet hat: So iſt Er jhnen doch mit ſeinem Creutz Becher auch nicht ent - wiechẽ / alſo daß ſie von demſelben offters vnd vielmahl haben trincken muͤſſen / weil dz liebe Creutz (: ſonderlich von der juͤngſt Ao 1628. vergangenẽ reformation an: auff allen ſeiten bey jnen eingeſchliechen / vñ biß dato gewehret hat / do ſie dann dieſe Zeit her ein ziemlich theil jhres Lebens im Exi - lio, vnd zwar allhier zur Frawſtadt zubrin - gen muͤſſen; Deſſen ſie denn beyderſeits nicht erſchrocken geweſt / ſondern dem Al - lerhoͤchſten noch davor gedancket / daß er ſie gezuͤchtiget hat; auff daß ſie ſeine Rech - te zu lernen nicht ablaſſen moͤchten / ſon - derlich aber / dz ſie ſich durch den abſchew - lichen Reformations Proceſs von jhrem lie - ben GOtt nicht abwendig machen laſſen / ſondern lieber das Ihrige gaͤntzlich dar - an wendẽ / alß von der reinen / vnvorfaͤlſch -Ften[42]ten Evangeliſchen Richtſchnur abweichen wollen.

Jhr Chriſtenthumb belangende / So iſt vnlaugbar / daß ſie jeder zeit der wahren Evangeliſchen Religion von Hertzen zu - gethan geweſt / zu den Predigten Goͤttli - ches Wortes vnd gebrauch der Heyligen Sacramenten ſich fleiſsig gehalten / das Prieſterliche Miniſterium gebuͤhrlich vnd ehrerbietig obſerviret / Auch ſonſten ſich gegen jhrem Nechſten freund: vnd fried - lich erwieſen / Wie wirs dann auch bey vns allhier Jhr vnd Jhrem lieben Herꝛn anders nicht nachſagen koͤnnen.

Was aber jhre Kranckheit anreichet / ſo hat es damit dieſe beſchaffenheit: Nach dem obgedachter Jhr geliebter Ehe Herꝛ den 3. nechſt verlauffenen Monats Julii, in deß lieben Vaterlandes Wolfahrt verrey - ſen ſollen / iſt es jhr zwar ſehr ſchmertzlich eingegangen / weil er ohne das hiebevorn in derogleichen Occaſionen / Sonderlich das liebe reine Wort GOttes / vnd Exerci - tium Religionis betreffende / groſſes vnge - mach vnd euſſerſte Leibes - vnd Lebens - Gefahr außſtehen muͤſſen / aber ſie ſich gleichwol erjnnert / daß es ſeinen Ehrli - chen Beruff / darein jhn GOtt geſetzet /betreffen[43]betreffen thaͤte / alß hat ſie auch endlich ſich gutthertzig darein ergeben. Sie iſt aber bald den 8. tag nach ſeinem abreyſen / von GOtt dem HErrn / allhier zur Fraw - ſtad vnverſehens mit einem hitzigen Feber beleget worden / alſo / daß die Medici bald anfangs jhnen zweiffel voriger reſpirati - on gemacht; Nichts deſto weniger iſt an trewer Vorſorge vnd fleiſsiger Wartung nichts vorabſeumbt worden / da ſie dann jhres geliebten EheHerrns Wiederkunft hertzlich deſideriret hat; Welche auch endlich erfolget iſt / daruͤber ſie ſich dann gleichſam halb geſund geſchaͤtzt gehabt.

Nach dem aber die Schwachheit doch nicht nachlaſſen wollen / vnd ſie bey ſich befunden / Wann ſie auß dieſem in das E - wige Leben außwandern ſolte / daß ſie zu ſolcher Reyſe nichts noͤtigers / dann das thewerſte Viaticum deß Heyl: Leibes vnd Bluttes jhres Erloͤſers Chriſti JEſu be - duͤrfftig wehre / alß hat ſie ſich mit vor - gehender Beichte vnd Berewung Ihrer Suͤnden hertzlich vnd ſehnlich darzu ge - ſchicket / die Heylige Abſolution von mir alß verordnetem Pfarꝛ Herꝛn vnd Seel - ſorgern empfangen / vnnd darauff das Heylige Nachtmal / zum Pfand vnd troſtF ijjhrer[44]jhrer Seeligen Hinfahrt vnd kuͤnfftigen froͤlichen Aufferſtehung zum Ewigen Le - ben genoſſen.

Jn dem aber obgedacheer Jhr gelieb - ter EheHerr / ſeiner obligenden ſchwerẽ Bedienungen halber / nicht lange herna - cher (wiewol ſehr vngerne) von jhr wie - derumb abreyſen muͤſſen / hat er nichts we - niger bey den Herrẽ Medicis, Apotheckeꝛn vnd jhren Bedienten / dieſe trewe Vorſor - ge gethan / daß man weder an fleiſsiger Wartung / noch andrer Nothwendigkeit / den geringſten Mangel zuvorſpuͤren ge - habt. Auch vor ſeine Perſon ſelbſten / ſo lange er Perſoͤnlich hat vmb ſie ſeyn koͤn - nen / dieſen trewen Fleiß vnd Wartung an - gewendet hat / daß ſie jhme ſelbſten auff jhrem KreißBettlein gegen Ehrliche Leu - te / ein ſolches nachgeruͤhmet mit dieſen Worten: Sie hette nimmermehr vermeynet / daß ein Ehemann eine ſolche Trewe bey ſeinem krancken Weibe thun koͤndte / alß Jhr EheHerr bey jhr gethan hette / wie ſie dann jhme daſſelbe in Ewigkeit nicht vergelten koͤndte.

Dahero ſie auch ſeiner Perſoͤnlichen Wiederkunfft deſto hertzlicher begehret hat / in tragender Beyſorge vnd oͤffterer wiederholung / wo er laͤnger auſſen ſeynwuͤrde /[45]wuͤrde / daß er ſie vorſaumen moͤchte / wuͤn - ſchende aber von Heꝛtzen / daß ſie ſich noch einſten vor jhrem Ende mit jhme beſpre - chen vnd geſegnen koͤnte / Welches Jhr auch GOtt gezweiget / vnd jhn wiedrum̃ geſund zu jhr gebracht hat / alſo / daß Sie ſich nicht allein mit jhme beſprechen vnd geſegnen / ſondern auch jhr Haͤußlein be - ſtellen koͤnnen.

Vnd nach dem die Schwachheit je laͤnger je mehr vber hand genommen / vnd die medicamenta den effectum, wie ſie wol hertzlich gewuͤnſchet / zu jhrer Geſundheit nicht operiren wollen / Jſt ſie etwas klein - muͤttig daruͤber worden / alſo / daß ſie von ſolchen ordentlichen Mitteln faſt auß - ſchreitten wollen / Alß ſie ſich aber eines beſſern vnd zwar deſſen erjnnert hat / daß dem Menſchen einmal geſetzt / vnd der alte Bund ſey zuſterben / ſintemal ſie in Gottes Wort ſehr wol gegruͤndet vnd vnterrich - tet geweſen / hat ſie ſich bald wiederumb in jhre Gottſelige Schrancken gewendet / GOtt vmb hertzliche Gedult vnd vorley - hung ſeines H. Geiſtes ſehnlich angeruf - fen / der jhr denn ſolches mit kraͤfftigem Troſt reichlich verliehen hat / alſo / daß ſie dieſe lange Niederlage mit hoͤchſter Ge -F iijdult[46]dult außgeſtanden / vnd darbey zum wah - ren Kenn Zeichen jhrer Gottſeligen perſe - verantz, dieſes Spruͤchlein auß dem 73. Pſalm an ſich ergriffen / vnd außgeſpro - chen hat. HERR / wenn ich nur dich habe / ꝛc. Dabey auch jhren lieben Herrn bittlichen angelanget: (weil ſie diß Spruͤchlein / vnd deſſen groſſe Krafft / jhr in jhr Hertze ſo tieff eingebildet hette / daß ſie es zum Ste - cken vnd Staab auß dieſem Leben mitneh - men / vnd ſich / wenn ſie dem zeitlichen To - de in jhr jrrdiſches Ruh Kaͤm̃erlein nach - folgen ſolte / feſt daran ſtewꝛen vnd halten wolte) daß wolgemeldter Jhr geliebter EheHerr jhr dieſen Spruch / durch mich / in haltender LeichSermon, zu Ehren vnd Gedaͤchtnuͤß / wolte tractiren vnd handlen laſſen / welches er jhr dann auch zugeſaget hat.

Vnd in dem am nechſtvorſchienenen Montag ein SchlagFluß ſich gefunden / durch welchen ſie etwas an der Sprache vorletzet worden / jedoch noch vernemlich geweſt / nichts deſtoweniger hat ſie fleiſ - ſig jhren Herren vnnd alle anweſende hertzlich gebeten / weiln ſich vnzweifflich jhr letztes Stuͤndlein (nach welchem Sie ein hertzliches verlangen truͤge) bald ge -mehlich[47]mehlich herbey nahen wuͤrde / daß man jr mit Chriſtlichem Troſt / Gebet vñ Geſaͤng - lein nicht entweichen wolte. Dann ob ſie gleich mit Worten nicht nachſprechen koͤndte / wolte ſie doch ſolches alles in jh - rem Hertzen begreiffen / vnd mit eußerlichẽ anzeigungen bekraͤfftigen / welches dann auch geſchehen / ſintemahl an juͤngſtver - ſchienener Mitwoche der Catharrus vñ He - miplexia ſich gemehꝛet / vñ dañenher oder Sprache gar wenig / aber doch jhrer Ver - nunfft gar wol maͤchtig geweſen / Alß hat man Jhr deſto mehrers mit kraͤfftigem Troſt vnd Erjnnerung / durch Chriſtliche Geſenglein vnd Gebethe beygeſprungen / vnd darauff gefraget: Ob ſie ſich deſſen allen erjnnern vnd halten thaͤte / was dieſe vorgebetete vnd geſungene Troſt Liedlein vnd Gebeth in ſich hetten; Hat Sie / ob gleich in groſſen Schmertzen / jedoch mit lachendem Munde / mit der rechten Hand anzeigung gegeben / gleichſamb Sie ſich verwunderte / daß man ſie erſt darumb fra - gen / vnd daran zweiffeln wolte.

Vnd weil der Paroxiſmus biß gegen Mitternacht / jedoch ex intervallo geweh - ret / vnd jhr geliebter Herr nebenſt den ſei - nigen mit ſingen vnd beten nicht abgelaſ - ſen / Alß hat Sie ſich vnterſchiedlich / do mangleich[48]gleich vermeinet gehabt / daß ſie auß dem Karn dieſer Jrrdiſchen Muͤhſeligkeit außgeſpannet vnd vorſchieden geweſen were / dennoch wieder erholet / jnniglich geſeufftzet / Vnd alß man gleich das ſchoͤne SterbeLiedlein Was mein GOtt wil / das geſcheh allzeit / vorgeſun - gen hat / vnd man auff dieſen Verß kommen: Nun wil ich gern von dieſer Welt / ꝛc. hat ſie mit hocherhobenen Haͤnden nochmahls die Anzeig gegeben / jhres Seeligen Wandels vnd Hertzlicher Begierde auß dieſer Muͤhſeligkeit außzuwandern / wie dann auch der Allerhoͤchſte GOtt jhr vnd aller vmbſtehenden ſehnliches ſeufftzen vnd beten erhoͤret / in dem ſie in ſelbiger Nacht zwiſchen 12. vnd 1. Vhr / nach dem ſie drey ſeufftzen erhoben / vnd im dritten gleich - ſamb beyde Achſeln etwas eingezogen / vnd dar - auff gar ſanfft vnd ſtill jhren Geiſt auffgege - ben / vnd alſo den Lauff jhres Lebens biß in das 58ſte Jahr erſtrecket hat. Ob welchem vnverhofften Hinriß Jhr geliebter Ehe - Herꝛ / (weiln er in ſeinem Alter Wart: vnd Pflegung / wie leicht zuerach - ten / erſt recht bedorfft het - te /) nicht wenig bekuͤm̃ert iſt.

Salutem[49]

Salutem Viro Nobili & Conſultisſimo, Dn. Joanni Lauterbachio JCto. Hereditario in Beicha & Schloon, Urbis Glogovienſis Syndico meritisſimo, Domino Compatri & Adfini colendo, mor - tem Conjugis ſvavisſimæ lugenti, pr.

Quid juvat inſomnes curis trans mittere noctes
& ſoles luctu condere cordifrago?
Annon quæ fiunt Jhovah moderante Parente
omnia jam fieri atꝙ haut male facta vides?
Rector is æternus nutu regit omnia ſolo:
recta parant laudem perpetuumꝙ́ decus!
Adſpice Mundi oculum Phœbum, Phœbem atꝙ minores
ignes, perfundunt lumine qvadrifidum
Mundum, ac offuſcant tenebris terreſtria nubes,
ſi placet æterno, qvi movet omne, DEO.
GAfricus[50]
Africus in terras pluviis ruit æthere toto,
ut, qvæ jam ſitiunt flumina, prata bibant.
Et gemat & ſitiat tellus dulcißima Mater,
ſi nolit Numen, guttula nulla cadit.
Non cadit in terram paßer, fluitansꝙ́ capillus
defluit: excelſus ſi jubet, inde ruit.
Fruſtra es, ſi multo mentem mœrore fatigas:
qvæ mutare neqvis, ferre juvat placidê.
Lauterbache tuam vitam miſeratus acerbam,
Celeſtis mœſto cor tibi mitto Patris.
Audio te lacrimis nimium indulgere, Maritæ
effuſis manes ſollicitare tuæ!
Næmoneam memorem, qvod nil ſine Numine fiat
ſummo, & qvæ fiunt commoda ferre homini.
Invideas ſortem felici morte paratam
Conjugi, ni excelſis gaud〈…〉〈…〉 aꝙ́ invideas!
Invide, cui vivæ cupiebas proſpera quæꝙ,
cur velles celi dona negare ſitæ?
Non te deſtituet Jhovæh fidisſima cura,
quam Conjux potuit non ſuperare fide.
Corporis ipſe tibi vires, animiꝙ ſubinde
conferet & ſenii, quæ mala cunꝙ́ feret.
Invide parce tibi & nobis, privæ, populiꝙ́,
quam regis auxilio conſilioꝙ́, rei.
Omnium[51]
Omnium enim vox una tibi bona cuncta precatur,
fortem animum & vitæ ſtamina longa! vale!

animus & calamus M. Joannis Fausti, Glogoviæ majoris ad D. Nicolai Paſtoris & Scholæ Inſpectoris.

Et Pſychen rapuit prædulcem, nobile germen
Caſtalidum, Aſtréæ gloria, magnus apex,
Parca tuam? ſic eſt: abſcîdit ſtamina vitæ
Parca ferox, nulli parcere docta hominum,
Haut genus, haut años, haut ſexum attendere docta:
Hem jacet hîc cordis pars mediana tui;
Nil mirum, coſtam denatam; naſcimur omnes
Ut denaſcamur, quando orimur, morimur,
Nec malè dum morimur, quod Mars, Mors, emori -
Indigitat, læti vincimus omne malum.
(endo
Coſta iſtud voluit, voluit qùod Trina poteſtas,
Scandere nempe polum, linquere nempe ſolum,
Exanimata quidem jacet hîc, ſe ſiſtet Olympo
Lætabunda olim rurſum animata DEO,
Sedibus æthereis jamdum pars enthea cesſit,
Corpus iisdem inerit ſedibus æthereis:
G 2Siſte[52]
Siſte igitur lacrumas, ex funere, quippe recepta
Sedibus æthereis, nobile fœnus habet.

Quam cœli receptionem, & ex hâc tur bulentâ miſeriarum valle, in ſedes æthereas emigrationem pro TRI - UNI Numinis voluntate ut ſapi - entisſimâ, ita juſtisſimâ, & tibi, & ſibi ἐκ φξενὸς vovet precaturq́; συμϖάχων Joannes Stolsius, U. J. D. Monſterb. Olsnen. Conſil. Frauſtadii 2. Novemb. Ao. 34. ipsâ emoreuali uxoris die.

Stant irrupta diu Connubia; nulla perennant:
Mors tandèm ſociis ſæva venit Thalamis.
Quàm Matronarum flos, Lauterbachia Martha,
Nunquàm-rumpendo credita digna toro!
Sed Mors, lenta diu, modò rupit amabile filum.
Lenta licet, charis Mors cita Conjugibus.
Hinc tuus ex oculis humor deſpumat amoris,
Magne Vir & Magnæmaxima cura Glogæ.
Finde cor & fisſi mediam mihi porrige partem,
Porrectum Vidui credar habere Typum.
Altera pars remanet, pars altera cesſit in umbras:
Neutra ſemel ruptis est coitura fibris.
Jàm[53]
Jàm Tibi ſe nemo tàm præſtat in orbe fidelem:
Quandò profectus abes, tàm Tibi nemo timet.
Nemo revertentem cupidas Te condit in ulnas,
Lætatus dubiæ victa pericla viæ.
Cura maritatæ non eſt par altera curæ.
Sed jacet in gelido cura ſepulta ſolo.
Non jacet hic Animus, non tanto digna Viro Mens
Marmore ſub tumuli contumulata putret.
Erigeris noto ſancti ſolamine verbi,
Et ſcis præterito Terecreare Bono.
Quem bona tàm multos Uxor recreavit in Annos,
Annè queat Lacheſi de properante queri?
Est dolor amiſisſe; ſed est habuisſe voluptas:
Sola prius-gratæ recreat umbra rei.
Ægra diu certam quæſivit Martha medelam:
Et Mors quærenti certa medela fuit.
Invideas? lenta meliorem tabe ſalutem
Et vitam triſti funere non videas.
Diſcute triſtitiæ nebulas. Cor triſtia lædunt:
Et Res-illæſi-publica cordis eget.
Non eget iſta re Gloga, non opulentia Breslæ,
Qua Tu, dùm ſuperas disſociatus, eges.
Vidi longævam, ſera nece, perdere coſtam:
Et vidi juvenem, Numine dante, capi.
G 3Te[54]
Te ſuperare Duces, Te plebs, Te cura Senatûs
Unanimis cuncti diſcupiunt animis.
Te ſuperare volunt ad amœnam Prædia ripam,
Quæ riguà Viadri divitis humet aquà.
Hic Tibi curifugum finxit Natura Theatrum.
Et quaſi pauſilypon ſtruxit ab arte domum.
Crebriùs hic cernes armenta natare per amnem,
Paſtorem cymbà trajiciente ſequi.
Nec procul hinc aberit ſpectatrix fœmina, quam Tu
Præ Marthà, ſociam junctus habere voles.
Iſta ſecuturi docuit me præſcius augur,
Et mens è tacitis prævidet ominibus.
Te modò crede DEO. Docilis ſe credere Christo,
Par ſibi, fatorum tristia, læta ſubit.

Ex ſincero συμπαθείας affectu promebat Breslæ, x. Febr. A. M DC. xxxv. M. Henricus Closius, Gymn. quod ibidem, Con-Rector.

Qvod Numen junxit, nulli disjungere fas eſt
mortali. Manet hæc regula firma ſatis.
Hanc nihil illius ſed enim violentia curat;
à qva mortalisdicitur omnis homo.
Separat[55]
Separat hæc, ſocii qvos lecti fœdera nectunt,
fœdera non ulli disſoluënda homini.
Prædurum regimen, qvod vincula tanta reſolvit:
pectora qveis fuerant bina ligata diu!
Solvit idem nuper diuturnum fœdus: amaræ
dum vi Martha necis Behria rapta fuit.
Sed Lauterbachi, nôras, vir Summe, futurum,
cum primùm faceres connubiale ſacrum;
ut tandem mortis violentia ſolveret iſtos
nexûs; mortalis qvos ſolüisſe neqvit.
Ergò Te, præviſa minus ſi tela ferire
posſunt, cur caſus ſterneret iſte nimis?
Cui contra qvosvis, jamdudum, ſortis iniqvæ
asſultûs, munit vis generoſa animum.

Tecum habita, & nôris qvantæ ſil adorea famæ, pectore non ullis ſuccubuisſe malis. M. Jacobus Rollius.

Purâ Rivorum qvi mentem purior undâ es,
Sicꝙ́ tui verum Nominis omen habes;
Lauterbache, decus Themidosꝙ́ novemꝙ́ Sororum;
Phœbei lux & fulgida ſtella chori.
Inter Matronas, ceu lampas ſplendida fulſit
Martha, tibi ſocii fœdere juncta tori.
Dicere[56]
Dicere longa mora est, per qvæ tentamina, conſtans
manſerit in verâ cognitione DEI.
Dicere longa mora est, per qvot diſcrimina, conſtans
manſerit in fidei relligione ſuæ.
Hæc Misſam Papæ & cœlum venale peroſa,
Vivere cum Chriſto maluit atꝙ mori:
Huic ſeſe precibusꝙ́ piis ſanctoꝙ́ labore,
Huic operæ curâ dedidit atꝙ fide.
Hæc virtutis amans, vitâ ſine labe peractâ,
Fœmineo præiit Dux veneranda choro.
Hæc opibus, qvando Fortuna ſinebat, egenos
juvit, dans facili munera larga manu.
Aucta atꝙ́ acta malis, patriaꝙ́ domoꝙ́ relictâ,
vixit in æternis occubuitꝙ́ locis.
Teſtis adest Myſtes Chriſtiꝙ́ Miniſter Ederus;
Teſtis adest hujus concio ſacra Viri.
Lauterbache, decus Themidosꝙ́ novemꝙ́ Sororum;
Phœbei lux & fulgida Stella chori:
Inter Matronas, ceu lampas ſplendida fulſit
Martha, tibi ſocii fœdere juncta tori.
Hanc luges raptam: Tecum lugemus & ipſi:
Carmina & hinc mœſtoplena dolore damus.
Lugendum meritò est, meritò est utrinꝙ́ dolendum,
Sic tamen, ut posſit luctus habere modum.
Est[57]
Est modus in rebus, certi ſunt deniꝙ fines,
Qvos nunqvam rectùm, tranſiliisſe, fuit.
Numne etiam luctum, meliore loco illa recepta,
curet, num lacrumas approbet illa tuas,
Ambiguum est: Neꝙ enim mœſtus læta atria cœli
angi dant Animas ſollicitudinibus.
Ergo gravem hanc obitus pacato pectore molem
Suſtine, & arbitrio ſubjice cuͤncta DEI.
Ille ſuos tentat, ſed eosdem liberat ille,
vertit &[i]n lætos triſtia qvæꝙ modos.
Idem Teꝙ́ Actusꝙ́ tuos ubicunꝙ locorum
protegat, & clemens hinc mala cuncta fuget.
At Tu Martha, decus matrum memor abile, ſalve,
Salve cœlituum conſociata choris.
Osſa tegat cineremꝙ́, tuos inſcri tus & annos,
Et genus, & dotes, & benefacta, Lapis:
Tempore qvem verno, præcincta virente qvotannis
germine odorati floris, honeſtet humus.

M. Wilhelmus Blothnerus.

Tandem Maritæ machina corporis
Deſideratæ pulla fit hoſtia
Latæ-Tyrannæ, cuî ſubindè
Sufficit haud Libitina, Mortæ
HO mœſta[58]
O mœſta nunc Mens, Glogovienſium
Columna, plebis, quam propè Mars ruit!
O nobilis Vir, limpidi cuî
Nomina priſca dedére rivi!
Nunc Conjugis pars altera Conjuge
Dejecta mœſtis annumeraberis
In mentibus, Glogæ relictos
Quando rediveris ad Penates.
Conſiderans verò Capitis Tibi
Chari Maritæ, Jane, cataſtrophen,
Vel ipſe lætam dictitabis:
Nempè doloribus exſolutam,
Et nunc receptam ſedibus ætheræ
Deſideratis. Ergò modus tuo
Sit luctui, deſiderantis
Cœlica quem fuget os Maritæ.
Quocunq; tandem tempora ſint modo
Tranſacta Vitæ: ſi modò clauſula
Sequatur optato tenore,
Quis neget eſſe Deo probatam?
Luges, dolens cùm ſis Homo, nec putes
Humana Te non tangere: ſed Vir es
Humana contemplans: virili
Ergò feres animo dolorem.
Quæ[59]
Quæ liberales dedit Aſſeclæ
Menſæ ſuæ, dùm viveret hîc, dapes;
Huîc grator in cœlo perenne
Nectat & Ambroſiam Beatæ.

Henricus Closius Schol. Glog. Aug. Conr.

Non qvatit in teneras modò mors ſua tela puellas,
Qvando ſeneſcentes corripit usꝙ́ nurûs,
O non teſtetur Marthæ lacrymabile funus,
Uxor qvæ lateri juncta, Patrone, fuit!
Orbum te verò dilecta Conjuge cernis:
Hinc ad ſupremam flens comitaris humum.
Si ſcio judicium de fletu ferre, rogo, nùm
Lauterbachiaden flere nimis deceat?
Luſtranè vel tecum bene qvina Marita peregit?
Non illam longùm morbus anhelus habet?
Sufficiunt homini longæ non tempora vitæ?
An non morboſo corpore mors potior?
Ast immaturis tibi forſitan obſtrepo dictis:
Et memorem moneo qvæ meminisſe ſolet.
Ipſe tuæ poteris ſolatia dicere menti,
Et mortem forti pectore ferre Tuæ.
H 2Forte[60]
Forte meus Genitor ſolatI verba rependet:
Filius audito pendet ab ore Patris.

â ſubmisſè Patronum colente Joanne-Georgio Fausto.

Autumno pulchris foliis, qveis planta ſuperbit,
Dum viget æſtatis tempore, finis adeſt.
Arboreus fœtus cadit: ac citò gramina campi
Flaveſcunt: hortis interit omnis honos.
Hinc ſeqvitur brumalis hyems: qva munera cuncta
Cernere naturæ frigore presſa licet.
Sed rerum natura novatur vere reverſo:
Rurſus tum ſurgunt, qvæ cecidêre prius.
Sic etiam autumnus Lauterbachi celebratam
Laudibus Uxorem, non ſuperesſe ſinit.
Arbor erat qvondam tendens ſua brachia latê
Qvæ virtutis erat ſplendida flore bono.
Sed florens arbor tandem defloruit iſta:
Et vigor & virtus corporis omnis abit.
Hanc nimirum mox reſecat violentia mortis,
Et qvod mortale eſt nunc decus interiit.
Sed qvoq; poſt mortem expectantur gaudia veris:
Qvod reſtaurabit, qvæ periêre prius.
Qvæ[61]
Qvæ cecidit magnis tum viribus aucta reſurget:
Eterrà, & capiet gaudia mille poli.

Tobias AnthonI, Glogov. Sileſ.

Luctifici noli plenum cor ferre doloris,
Uxorem qvia mors ſuſtulit atra tuam.
Multis lætitiis etenim perfunditur illa
In celſi cœli culmine ſidereo.
Cumꝙ́ choro angelico magnum celebrante Jehovam
Vivit, & excelſum ſalva celebrat Herum.
Ut dedit hanc Dominus, Dominus ſic abſtulit illam:
〈…〉〈…〉 Numina nunc ergò ſint benedicta ſacra.

Συμϖαθείας & ſubjectæ mentis declarandæ ergò adjiciebat Johannes Schertzer / Glog. Sil.

Sic rivus clarus, qui dat Tibi, Vir celebrande
Nomen habere ſuum, turbidus eſt ſubitò?
Scilicet eximio premis altum in corde dolorem,
portio dum cordis magna reciſa tui eſt.
H 3Fata[62]
Fata tori ſociam plenam virtutibus olim
quam charam dederant, nunc rapuere Tibi.
Inde doles meritò; ſed virtus pectora munit,
quæ te non patitur corde dolere nimis.
Pectore magnanimo qui ſcit ſuperare dolorem,
Te clarum esſe virum, nunc meminisſe jubet.
Præterea nôſti mortali carne relictâ,
Ad cœlum uxorem jam remeâsſe Tuam.
Hinc rivum, luctus quem turbat, propria virtus
Clarificat, Marthæ ſorsq́; beata Tuæ.

Daniel Hayn Fr.

Si virtus pretioſa posſet unqvam
Repugnare neci ſeveriori:
Si posſet pietas levare fata
Dia, nunc qvoꝙ́ Martha funeris vim
Vertisſet rigidam. Colebat iſta
Decoras Aretas, DEIꝙ́ vultum:
Idcircò bene ſemper expetivit
Disſolvi, ſpecioſa tecta cœli
Et rranſcendere, cumꝙ́ Prole Patris
DEI vivere, pax ubi viget. Nunc
Votum contingit hoc ei: periclis
Est ſubducta malis: tetendit aſtra
Ad[63]
Ad cœleſtia, ſic DEO volente.
Ergo, Magne Patrone, flere noli:
Fletus efficiunt nihil profuſi.
Qvæ tibi veniunt ferenda, ſuffer.
DEUS vos opifex ſatorꝙ́ rerum
Die conſociabit in ſupremâ
Ibi rurſus amore dulciori
Merâ lætitiâ frueminiꝙ́
Ovantes, ſine fine qvæ manebit.
Sic ſalveꝙ́ valeꝙ́, mi Patrone:
Cui DEUS meliora det fruenda.

Elias Mimerus Glog. Sil.

Sunt, qvi pro nihilo pendant, cum vincula caſti
Scinduntur mortis falce, Patrone, tori.
Extenuent alii conceptum corde dolorem,
Qvem Tibi vi mo rtis rapta Marita tulit.
Qvis me, qvò credam, poterit perducere ſvaſu,
Te non ex animo fata dolere Tuæ?
Ecqva Maritorum non ſunt dolitura Maritæ,
Donec erunt thalami fœdera, corda necem?
Majorem Prudens non dixerit esſe dolorem,
Qvàm cùm disjungi pectora chara videt.
Martha[64]
Martha Tibi ſex & bis denos vixerat annos,
Rarò tot thalamo dantur Olympiades.
Qvando Maritalis ſic duravêre capiſtri
Vincla, tuus ſciet hinc ſe tenuare dolor.
Non minor eſt virtus, defunctâ ſcire carere
Conjuge, qvam vitæ percoluisſe datam.
Si medicina malis hominum mors creditur esſe:
Uxori pauſam crede fuisſe mali.
Principium vitæ mors eſt Chriſtjana: cupivit
Ergò Tuæ bene, qvi datbona cuncta DEUS.
Nec tibi Jova cupit malè, qvi contriſtat, ut idem
Lætificet. Mos hic dius, at uſq́; bonus.

Casparus Knorrius Glog. Elyſ.

Lauterbache doles, Tua qvod Tibi chara marita,
Per vim lethiferæ mortis adempta jacet.
Qvæ Tibi ſola fuit curæ caſusꝙ́ levamen,
Nunc arcu cecidit ſaucia mortis Ea.
Qvæꝙ́ Tuam poterat mentem recreare dolentis,
Mesſuit hanc ſævæ falx violenta necis.
Sed Vir Magne, iſtum depellito corde dolorem,
Solamen ſocios ſit Tibi habere mali.
Scilicet ætati mors parcere neſcia, cunctos
Tardius aut propius ſub ſua jura vocat.
Omnia[65]
Omnia nam fatum ſuperat, ſic omnibus ævi
Stat ſua, muneribus non redimenda, dies.
Ipſa qvidem terras, Chriſto revocante, reliqvit;
Mente ſed ætherei vivit in arce poli:
Qvod dederat, corpus mater ſibi magna reſumpſit;
Spiritus ad Chriſtum, venerat unde, redit.

Crispinus Schwartz Glog. Sil.

Qvisqvis in his terris degit, moriatur oportet:
Hoc Summi JHOVÆ pagina ſacra refert.
Seu ſit pauperior Codro, ſeu ditior illo
Crœſo; ac posſideat jugera multa ſoli.
Sive puer vireat bene adhuc florentibus annis,
Sive vir intrepidus ſit, ſapiensve ſenex.
Sive ſit eximio præcellens virgo nitore:
Sive, annos multos qvæ numeravit, anus.
Teſtis erit locuples, Vir Summe, Tuauxor amata,
Uxor flebilibus ſæpè cupita modis.
Hæc minimè potuit mortis fugisſe furorem,
Sed perculſa illo decidit & periit.
Hinc lachrymis, Vir Magne, Tui rorantur ocelli
Et meritò multis fletibus ora rigas.
ISiſtito[66]
Siſtito nunc lachrymas, prudens ſuſpendito fletus:
Qvam Tu deploras, gaudet in arce poli.

Samuel Stogius, Sil. Schlavv.

Qvalis perpetuo conſumens pectora luctu,
Conjuge ſubmerſo, congemit Alcyone:
Nec jam luce cibum captat, neꝙ nocte ſoporem:
Fluctus ſed gemitu verberat, & ſcopulos.
Talis & in luctu defunctâ conjuge vivis,
Lauterbache nitens gloria Sleſiadûm.
Ipſe Tuam ſummo defles mœrore maritam,
qvæfuit ad nutus ingenioſa Tuos.
Qvæ pietate DEUM coluit ſtabilisꝙ́ ſecuta est,
Qvod ſemel agnovit, relligionis opus.
Sed modò parce DEUM lachrymis tentare: maritam
ſtelliferâ Chriſtus reddet in arce Tibi.
Et lachrymæ functis non posſunt reddere vitam:
Sed dolor iſte nocet, nec juvat exanimes.
Et certum est illud: morietur qvicqvid ubiꝙ
est hominum: hac nati conditione ſumus,
Vive igitur, ſociæꝙ tuæ gratare ſalutem,
Cui licuit tandem tecta ſubire poli.
Sic[67]
Sic viſum est Domino; ſic fert divina voluntas,
Is ſolus Martham qvi dedit, ipſe tulit.

Johannes Vielstichius Gynæcop. Polon.

Siſte gradum, fortè hic qui tranſis, chare viator:
Siſte gradum, qvæſo, & paucula verba nota.
Sub tumulo hoc quem cernis, Behria Martha re -
Qvæ virtute fuit condecorata ſatis.
[pôſta eſt.
Contulerant illi Charites ſua munera largê:
Ornabat mores forma venuſta bonos.
Poſt exantlatos multos magnosq́; dolores,
Tranſiit ad cœli gaudia ſumma citò.
Hanc vigor & reqvies dulcis ſine fine manebunt:
Nulla mali poſthac copia tanget Eam.
Viribus aucta novis tãdem è tumulo hocce reſurget,
Qvæ jam depoſuit debile corpus humi.

Matthæus Scultetus Gynæcop.

Vita qvid est hominis mortali ſorte creati?
Qvid, niſi ſcena, labor, maximus atꝙ dolor?
Illi nil conſtans; multis expoſta ſubinde
Naturæ vicibus, labitur atꝙ citò,
Est[68]
Est qvantum qvantum hoc ſpacium, labor omne fatigat;
In terris vivo est nulla relicta qvies.
Curæ animum torqvent mordaces ſpeꝙ́ metuꝙ́:
Dum vita hæc ſuperest, fluctuat omnis homo.
Adfert & varios fortuna adverſa dolores:
Corpore mors donec cogit abire animam.
Haſce vices vitæ experta est qvoꝙ Martha decore
Virtutis præſtans, ac pietate nitens.
Per varios caſus per tot diſcrimina rerum,
Traduxit vitæ tempora cuncta ſuæ.
Terribilis donec qvoꝙ mors, qvæ parcere neſcit,
Disſolvit vitæ ſtamina falce ſuâ.
Dum verò moriens expirat ſorte priori
Defuncta, æterno gaudet honore frui.
Pax æterna fo〈…〉〈…〉 et mentem, ſunt gaudia Marthæ,
Qvæ nunc effertur, mille parata, piæ.
Interea placidè ſub terris osſa qvieſcant:
Omnes è tumulo dum tuba clara vocet.

Balthasar Buccisius, Sil. Steinenſ.

About this transcription

TextTheoria [gr.] Desiderii, Fastidii, Solatii Assaphici
Author Michael Eder
Extent68 images; 11986 tokens; 4834 types; 79790 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationTheoria [gr.] Desiderii, Fastidii, Solatii Assaphici das ist/ Assaphs hertzlicher Wuntsch: Christliches Verleugnen; lebendiger Trost; aus den Worten deß 73. Psalms v. 25. 26. Wenn ich nur dich habe/ etc. Bey Volckreicher/ Ansehlicher Leich Procession, der Edlen/ Vielehrentugendreichen Frawen Marthae/ Gebornen Beehrin Michael Eder. . 68 Georg BaumannBreslau1634.

Identification

Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 O 619/1 / 510301

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

Editorial statement

Editorial principles

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:35:52Z
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Holding LibraryUniversitätsbibliothek Breslau
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