PRIMS Full-text transcription (HTML)
Doct. Joh. Joachim Bechers Roͤm. Kayſ. Maj. Cammer - und Commercien-Raths Naͤrriſche Weiſzheit Und Weiſe Narꝛheit:
Oder Ein Hundert / ſo Politiſche alß Phyſicaliſche / Mechaniſche und Mer - cantiliſche Concepten und Propoſitionen / Deren etliche gut gethan / etliche zu nichts worden /
Sampt den Urſachen / Umbſtaͤnden und Beſchrei - bungen derſelben. Ein Tractaͤtlein vor die Liebhaber / ſehr curios und nuͤtzlich zu leſen / als worinnen viel nach - denckliche Sachen enthalten.
(Terentius. )Incerta hæc ſi tu poſtules, ratione certa facere, ni - hilo plus agas, quam quod des operam, ut cum ratione inſanias.
Franckfurt /In VerlagJohann Peter Zubrods. Anno M DC LXXXII.

Erſter Theil Doctor Bechers Naͤrri - ſche Weißheit.

Oder Concepten / welche dem aͤuſ - ſerlichen Anſehen nach naͤrriſch / irraiſonna - ble und ohnmoͤglich geſchienen / dennoch in praxi wohl ſuccedirt und mit Nutzen reuſſiret.

  • 1. Die Erfindung deß Maͤgnets / und deſſen Gebrauchs.
  • 2. Allerhand Segelationes und Entdeckungen der Welt in Oſt - und Weſt-Indien.
  • 3. Moſcowitiſcher Land-Weg nach China.
  • 4. Printz Ruprechts Biber - Compagni in America.
  • 5. Deß Churfuͤrſten von Bran - denburg Durchſchnitt von der Oder in die Elb.
  • 6. Pflantzung der Faͤrber-Roͤth / Waͤyd / Safflar / Riebſaa - men / Reiß / Toback / item Winter-Zucker-Rohr.
  • 7. Koͤnig Henrich deß Vierdtens in Franckreich Seiden-Intro - duction.
  • 8. Koͤnig Edoards und Koͤnigin Eliſabeth Introduction in En - geland der wuͤllen manufactur.
  • 9. Bereitung deß Cardis und Beutel-Tuchs zu Kalbe in Schwaben / welches man biß dato allein in Franckreich ge - than.
  • 10. D. Bechers Inſtrument die rauhe Wind oder Geißhaar aus der Woll zu ſcheiden.
  • 11. Ejusdem Web-Inſtrument mit zwey Perſonen in einem Tag 100. Elen Lacken zu we - ben.
  • 12. Ejusdem hoͤltzern Inſtrumentwollenewollene feine Struͤmpff zu ſtricken / des Tags ein paar.
  • 13. Ejusdem Seiden-Filatotium o - der Abwind-Inſtrument, die feine Seide mit wenig Men - ſchen in groſſer quantitt ab - zuwinden.
  • 14. Deß Herꝛn von Zuͤlchern per - pendicular-Uhr die gradus la - titudinis zu finden.
  • 15. D. Bechers perpetuum mobi - le, phyſico-mechanicum, alle Uhren die an einem Ort ſte - hen bleiben / continuirlich / oh - ne auffgezogen gehen zu ma - chen.
  • 16. Ejusdem Invention aller Orten Waſſermuͤhlen zu bauen.
  • 17. D. Bechers Flußbett und neu - es Waſſerrad zu einer Schiff - muͤhle.
  • 18. Salomon Moorlands Engli - ſches Stentrophonicon auff ei -A iijnene Teutſche Meil miteinander laut zureden.
  • 19. Douſons Inſtrument Saltz auß dem Waſſer zu ziehen.
  • 20. D. Walckots Pumpe aus Saltzwaſſer Suͤßwaſſer zu pumpen.
  • 21. Douſons Kunſt-Rohr / welches da ſchieſſet mit gemeinem Pulver und Bley / als ein an - der Rohr / und doch keinen Knall thut / und beſtehet die Kunſt allein in Bereitung deß Rohrs.
  • 22. Paul Webers Invention von Lufft-Roͤhren.
  • 23. Printz Ruprechts Invention, eiſerne Stuͤcke zu gieſſen / weich und zehe zu machen / daß man ſie drehen kan wie Kupffer / und im ſchieſſen beſſer ſind / als die von Me - tall.
  • 24. Bereitung deß Meſſings / gelb und weiſſen Kupffers / Zinnes und Eiſens.
  • 25. Chriſtian Treulebens eines Schwediſchen Obriſten uri - natoria, oder Kunſt unter dem Waſſer zu gehen / und Stuͤck und verſuncken Gut auffzu - holen.
  • 26. Die Erfindung deß Pulvers / der Artiglerie und der Feuer - wercke.
  • 27. Baͤyriſche Stocator-Arbeit.
  • 28. Die Engelaͤndiſche Lederbe - reiterey.
  • 29. Haͤffnerey und Pottebacke - rey.
  • 30. Faͤrberey.
  • 31. Scheidwaſſer / Sublimat, Præ - cipitat, Zinnober / Gruͤnſpan / Bleyweiß / Bleygelb / Bley - glett / Mennig zu machen.
  • 32. D. Bechers Seegmuͤhl in ei - nem Wald.
  • 33. Experis Waſſermuͤhl bey Lou - don / da das Waſſerrad Hori - zontal geht.
  • 34. Rabeles Tropffen.
  • 35. Vitriol, Salpeter / Saltz oder andere Metallen in die Erde zuſaͤen / darinnen wachſen zu machen / und zu augmen - tiren.
  • 36. D. Bechers Invention von Feuer / Kohlen und Toͤrr.
  • 37. Hollaͤndiſche Papiermuͤhl.
  • 38. Raͤucher-Werck.
  • 39. Neue Art von Fermentiren.
  • 40. Von der Typographi und Ta - chygraphi.
  • 41. Von einer allgemeinē Spꝛach und Schrifft.
  • 42. Huͤltzener Blaßbalg.
  • 43. Kaͤyſers Ferdinandi III. Pro - portional-Zirckel.
  • 44. Printz Ruprechts ſchnelles ſchieſſen aus Geſtuͤcken.
  • 45. Thermoſcopia oder Wetter - Glaͤſer.
  • 46. Neue Fortification.
  • 47. Jachten.
  • 48. Microſcopia und Teleſcopia.
  • 49. Brand-Spiegel.
  • 50. Camera obſcura.
  • 51. Holtzſpar-Kunſt.

Anderer Theil. Doctor Bechers Weiſe Narrheit.

Oder Concepten / welche dem aͤuſ - ſerlichen Anſehen nach guten Schein hatten / von raiſon waren / und gute intention de - monſtrirten / dennoch aber in praxi nicht ſuc - cedirten / und derentwegen bey dem gemei - nen Mann fuͤr naͤrriſch und un - bedacht ausgeſchrien worden.

  • 1. Deß Koͤnigs in FranckreichA vLudo -Ludovici XIV. Expedition nach Gigeri in Affrica.
  • 2. Ejusdem Oſt-Indiſche Com - pagni in Madagaſcar.
  • 3. Ejusdem occupirung und deſe - rirung von Sicilien.
  • 4. Verkauffung Duͤnkirchen an die Frantzoſen.
  • 5. Hollaͤndiſche Colonirung in Quiana.
  • 6. D. Bechers Neu-Hanau in Weſt-Indien.
  • 7. Hertzog Friedrichs von Holl - ſtein weltkuͤndige Ambaſſada nach Moſcau und Perſien / umb Kauffmannſchafft zu treiben.
  • 8. Koͤnigs von Franckreich Durchſchnitt in die Mittel - See zu kommen / ohne die Straaß zu paſſiren.
  • 9. Caroli M. Graben bey Nuͤrn - berg / die Donau mit demMaͤynMaͤyn und Rhein zu vereini - gen.
  • 10. Graf Wolffgang Julius von Hohenloe / General-Lieute - nants Concept, die Donau mit dem Rhein zu vereini - gen.
  • 11. Foſſa Camuz die Wolgau und das Mare Caſpium uͤber Aſof, oder Tanais mit dem Ponto Euxino zu vereinigen.
  • 12. Chineſiſche Mauer / item Ha - drianiſche Mauer in Enge - land / item Hollaͤndiſche O - ber-Ißliſche Iranchemen - ten.
  • 13. Wieneriſche Oriental-Com - pagni nach Conſtantinopel zu handeln.
  • 14. D. Bechers Kaͤyſerl. und Baͤyriſche Seiden-Compa - gni.
  • 15. Ejusdem Kaͤyſerl. Kunſt - und Werckhauß in Wien.
  • 16. Deß geweſten Hof-Cammer - Præſidentens / Grafen von Sintzendorffs Gold-Fabrica zu Neuburg am Inn.
  • 17. D. Bechers Legatur-Werck.
  • 18. Ejusdem Introduction der Ma - nufactur in Teutſchland / und Verbietung frembder.
  • 19. Ejusdem Reichs-Ærarium.
  • 20. Neuvilles in Ambſterdam Pfeffer-Propolium.
  • 21. Reinier von der Schagen Tu - tiæ Propolium.
  • 22. Martin Elers Rheiniſcher Wein-Handel.
  • 23. Daniel Craffts Hopffen - Handel in Baͤyern.
  • 24. Iſaac von Nickeln Kunſt Maulbeer-Baͤume und Sei - den-Wuͤrme auffzuziehenauffauff dem Krautberg zu Har - lem.
  • 25. Ejusdem Perſpectiv auff 20. Teutſche Meil wegs zu ſe - hen.
  • 26. Roͤtterſt Pflantzung eines Weinbergs zu Maͤyderberg bey Nardten.
  • 27. Hollaͤndiſche Windmuͤhl mit doppelten Fluͤgeln im Bil - lemmer Meer.
  • 28. Wilhelm Schroͤders Auſter - bruͤt in Oeſterreich.
  • 29. Leibnitzens Poſtwagen von Hannover nach Ambſteꝛdam in 6. Stunden zu fahren.
  • 30. Andreæ Reußners Schwedi - ſche Waſſerkunſt uͤber den Brunckenberg zu ziehen.
  • 31. Douſſon Schiff zu Rotter - dam.
  • 32. Merſennes Schiff unter dem Waſſer.
  • 33. Deß Ertzbiſchoffs von Saltz - burg Cardinal Grafens Gui - dovvaldi von Thun Waſſer - Fontain.
  • 34. Ejusdem Marmorſteinerne Schlang.
  • 35. Joachim Goͤhnholtz Waſſer - muͤhl zu Maͤyntz.
  • 36. Das Engliſche Schiff mit zwey Kehlen.
  • 37. Liffrings Invention umb Gold aus dem Sand in Quinea zu bohren.
  • 38. D. Theodori Grau Microſco - pium 100000. kleine Thier in einem Tropffen Waſſer zu ſehen.
  • 39. P. Soltfilii, Andreæ Reußners und Hartmanns Perpetuum Mobile.
  • 40. Buͤrgermeiſter Hutte Schluͤ - ſen und Waſſermuͤhlen.
  • 41. Buͤrgeꝛmeiſter Oetgens Block - haͤuſer.
  • 42. Duc de Luxenbourg Feuer-Ma - chinen vor Philippsbourg, I - tem / die Frantzoͤſiſche neue kupfferne Schiffbruͤcke.
  • 43. Hautſchens von Nuͤrnberg Inſtrument in der Lufft zu flie - gen.
  • 44. Glaßweſen.
  • 45. Reuchers Invention den Acker mit Elephanten zu pfluͤgen / woruͤber er ins Zuchthauß kommen.
  • 46. Jacobide la Porte Kunſt Schaͤtz zu graben.
  • 47. Ludwig Ernſt augmentirung der Capitalien zu Marſee zwi - ſchen Ambſterdam und U - trecht.
  • 48. D. Ketgens Bergwerck bey Maſtricht in dem Land von der Ober-Maaß.
  • 49. D. Galeni Spaniſches Saͤiff -machenmachen mit dem Colonel Weyd / und ſein Wein und Eſſig-machen.
  • 50. Deß Obriſten von der Haa - gens Kunſt Perlen weiß zu machen.
  • 51. D. Biſſelii præſervation contra Venenum auff 30. Jahr / ver - mittelſt einer eintzigen Doſe.
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Vorrede An den guͤnſtigen Leſer.

WIewol der liebe GOtt unterſchiedliche Argu - menta und Documenta, ſeiner Guͤtigkeit / Provi - dentz und Exiſtentz ſichtlich in die Natur geleget / ſo iſt doch das Do -[n]um Inventionis bey den Menſchen[n]icht das geringſte / wie denn auch[d]ie heilige Schrifft in Erbauung[d]er Huͤtten deß Stiffts ſolches[m]erckwuͤrdig anziehet / daß Gott[b]ereits damalen einige Meiſter[d]armit begabt. Hier iſt kein Anſe -[h]en der Perſon noch Profeſſion:[K]oͤnig und Bauern / Gelehrte und[U]ngelehrte / Heydē und Chriſten /[F]romme und Boͤſe / ſeyn darmitAbe -begabet worden / welches wir an Archimede, Euclide, Vitruvio, Ge - ber, und zu unſerer Zeit / Albrecht Duͤrrē / Tyc. Brahe, Dan. Neuber - gern und viel anderen mehr ſehen. Die Goͤttl. Gnade hat mir auch et - was von dieſem Dono gegeben / gleich meine Schriften ausweiſen / und Gott der ein Hertzenkuͤndiger iſt / weiß es daß ich ſolche habe ge - ſucht meinem Vaterlande der Teutſchen Nation, dem Roͤm. Reich zum Nutzen anzuwenden. Inſon - derheit war meine Intention, Ma - nufacturen im Roͤmiſchen Reiche zu zielen / und die Frantzoͤſiſche dar - aus zu halten / ich vermeinte das waͤre das unum neceſſarium dieſer Zeit / aber ich hab mich ſehr darin - nen betrogen gefunden / dann ich wuſte nicht / daß die jenige / welche die Sache befoͤrdern ſolten / ebe[n]die jenigen waͤren / die es nicht thu[n]wol[-]wolten: Gott vergebe es ihnen / ſie haben mich in den aͤuſſerſten Ruin gebracht / und war ihnen nicht ge - nug mich in Teutſchland zu verfol - gen / ſondern ſie habens noch in Holl. und Engelland gethan / und ſolcher Geſtalt presſirt, daß wenn ich ſolcher Privat-Perſonē wegen mich haͤtte raͤchen wollen / wie Bat - clajus ſagt / ich meinem allergnaͤ - digſten Kayſer einen groſſen Scha - den von Intereſt und Queckſilber / und andern Schaden jaͤhrlich haͤtte thun koͤnnen. Ich habe mich aber ſtill gehalten und ge - wunden wie ein Wurm / GOtt hat mir doch dieſes zu meiner con - ſolation gegeben / daß mein groͤſter Freund der Hoff-Cammer-Praͤ - ſident gefallen / und ich bin gewiß verſichert / daß Gott gerecht iſt / und auff Ihro Kayſerl. Maj. ein ſon - derliches Abſehen hat / auch die uͤbrige drey die im Plott ſeyn ſtuͤr -A 2tzentzen wird / ich will ſie nun nicht nen - nen noch zu Schanden machen / a - ber vor wahr kan ich ſagen / daß das Frantzoͤſiſche Plott ſo man hier in Engelland Papiſt. nennen wil / ſo groß in Oeſterreich ſey als in Engeland / Gott aber wird bald beydes entdecken. Indeſſen daß man mich von allen Mitteln ge - bracht / bleibt doch das jenige be - ſtaͤndig / welches mir Gott gege - ben / nemlich das Donum Inventio - nis, und wiewol es mir uͤbel gehet und gantz verlaſſen zu ſeyn ſchiene / hat mich doch Gott allezeit darin geſtaͤrckt / und je groͤſſer die Ver - folgung war / je groͤſſere Gnade ge - geben. Seneca ſagt wol / ein jeder kan verfolgt werden und fallen / a - ber ein jeder kan nicht wieder auff - ſtehen und ſich helffen / welches wir nun an dem Hof-Cammer-Praͤſi - denten ſehen wollen / ob er ſo bald auffſtehen werde / als er gefallenſeyſey. Ich hab in allen meinen Truͤb - ſal und im Exilio dieſes Tractaͤtlein und noch ein anders auff dem Meere geſchrieben in hoͤchſtem Sturm von 28. Tagen / intitulirt, Lumen trinum, ich glaube / daß es dem Leſer gefallen wird / dann wie - wol mir nichts von meinen Sa - chen gefaͤllt / ſo halt ich doch dieſe beyde Scripta vor meine beſten: der guͤnſtige Leſer wird hieraus ſehen daß ich in der Welt nicht muͤſſig ge - ſeſſen / daß ich in Ungluͤck den Muth nicht verlohren / daß ich ge - than habe was einem Teutſchen Patrioten gebuͤhrt / er wird auch aus eben dieſem Tractat ſpuͤren daß ich unpartheyiſch von mir ſel - ber geſchrieben / ſo wol in die Naͤr - riſche Weißheit / als Weiſe Narrheit auffrichtig geſetzt / und[f]uͤrwar in meiner Conſeientz / nie -A 3mandmand zu Liebe noch zu Leyd aus einiger Paſſion geſchrieben: Gott ſey mein Zeuge / daß ich das was ich hierinne geſchrieben nicht beſſer weiß / und ich kenne den meiſten Theil der Actorum ſelbſt: die Umb - ſtaͤnde ſind auch ehrlich entdeckt / und ich koͤnte wol groſſen Nutzen anweiſen / welcher aus Leſung die - ſes Buͤchleins entſpringen koͤnte: wan die Curioſi in Teutſchland und anderer Orten / dieſem meinen E - xempel folgen wolten / ſo wuͤrde kein Pancirollus mehr vonnoͤthen ſeyn / der de rebus perditis ſchrei - bendoͤrffte / und der Polydorus Vir - gilius de rerum inventione wuͤrde mit einer andern Feder geſchrieben haben. Dieſes Seriptum habe ich hier zu Londen geſchrieben in mei - nem Exilio, worin mich mein un - danckbar Vaterland verwieſen / uñ wann es ihnen nicht Guts thunkankan / ſo wird es ihnen doch weiſen / wen ſie verlohren. Ich allezeit wuͤnſche ihnen / was jener Grie - che zu Athen / vermeine der Demo - ſthenes geſagt hat / als er ins Exili - um verwieſen / ihr Geſetzgeber dem Staats-Boten antwortete / als er ihm das Exilium ankuͤndigte: Quid referam ingratæ Patriæ? dieſer De - moſthenes antwortete: nihil, niſi quod optem, ut Respublica Veſtra tam felix ſit, quod nunquam opus habeat Demoſthenis recordari. Ich nun meines Theils bin ad me - talla condemnatus, derer hier in Engelland / Schottland / Irrland viel ſeyn / uñ fuͤrwar von wunder - barlicher Natur / kommt etwas weiters curioſes herauß / ſo ſoll der guͤnſtige Leſer parte davon haben / und ihm nicht gereuen daß mich der Gluͤcks-Ballen nach Engel - land geworffen.

A 4Do -1

Doctor Bechers Naͤrriſche Weißheit / oder Concepten / welche dem aͤuſſer - lichen Anſehen nach naͤrriſch / irrai - ſonable und unmoͤglich geſchienen / hingegen dennoch in Praxi wol ſuccedirt und mit Nutzen reuſciret.

1. Die Erfindung deß Magnets und deſſen Gebrauch.

DIe Erfindung deß Ma - gnets ſo ingenios und nuͤtzlich ſie iſt / ſo naͤrriſch und unglaͤublich haͤtte ſie einem Anfangs vor - kommen ſollen / geſtaltſam ſie noch biß dato auch nach der Erfindung nicht genugſam kan verſtanden werden / was nemlich die ei - gentliche Urſache der Direction deß Ma - gnets nach dem Polo, oder deſſen Anziehung deß Eyſens ſey: wiewol viel darvon geſchrie - ben haben / ſo kan ich doch beweiſen daß we -nig2nig das rechte Ziel getroffen: aber hiervon ein mehrers in meinem Lumino trino. Un - terdeſſen ſo uͤbernatuͤrlich auch der Magnet ſcheinet / ſo hat doch die Invention deſſen gut gethan.

2. Allerhand Segelationes und Ent - deckungen der Welt in Oſt - und Weſt-Indien.

Dieſe ruͤhren meiſtentheils her aus Ge - brauch deß Magnets / theils aber auch aus andern Urſachen und Reiſen: unter andern iſt fuͤrwar ſehr denckwuͤrdig / daß Chriſto - phorus Columbus in dieſen letzten Zeiten / die neue Welt erfunden / welche ſo viel 1000. Jahr unbekandt geweſen / er iſt zehen gantzer Jahr mit dieſen Gedancken ſchwanger ge - gangen / und wenn er ſein Concept offenba - ret / da iſt er fuͤr einen Narren gehalten wor - den / denn was kan naͤrriſcher ſeyn als eine neue Welt wollen erfinden? das Concept gieng doch an / und gehoͤrt billig unter die naͤr - riſche Weißheit. Noch iſt uͤbrig die Terra incognita Auſtralis, und daß niemand bey den zweyen Polis geweſen / und der Weg zu Waſſer durchs Eyß-Meer in China.

A 53. Moß3

3. Moßcowitiſcher Landweg nach China.

Viel lange Jahr durch viel Menſchen mit groſſen Koſten / durch ungeheure Waͤl - der / uͤber Berg und Thal / Stroͤhme und Fluͤſſe / haben die Moßcowiter endlich einen Landweg nach China gemacht / und dadurch auch eine Ambaſciada dahin geſchickt.

4. Printz Ruprechts Biber-Com - pagnie in America,

Wiewol die Engellaͤnder treffliche rei - che Kauffmans-Compagnien haben ſowol in Oſt als Weſt-Indien / auch Levante und Tuͤrckey / ſo iſt doch dieſe Biber-Compagnie in den kalten und Eyßlaͤndiſchen Theilen von America ſo geringe ſie Anfangs geſchie - nen / nicht alſo zu verachten / dann ſie hat ih - ren Participanten das angelegte Capital nicht allein bereits wieder erſtattet / ſondern auch ſehr reichlich verinteresſirt, ſolcher Ge - ſtalt daß ob gleich der Ort aldar rauh / und gleichſam unbewohnlich iſt / er dennoch mehr eintraͤget als wo in den waͤrmſten Theilen Wein und Zucker waͤchſet: dieſes machen die Biber-Felle / welche haͤuffig alldar zu be - kommen ſeyn.

5. Deß4

5. Deß Churfuͤrſtens von Bran - denburg Durchſchnitt / von der Oder in die Elbe.

Wiewol viel Durchſchnitte in der Welt hin und her mit groſſen Koſten tentirt worden ſeyn / welche doch nicht reuſcirt ha - ben / darvon in der folgenden Weiſen Narꝛ - heit ein mehrers: So hat doch dieſer Durch - ſchnitt von der Oder in die Elbe ſehr wol reuſcirt, und lieſſe ſich noch mit beſſerer Gele - genheit und Vortheil / durch das Meckelbur - giſche dergleichen Fahrt anſtellen / daß man bequem von Roſtock oder Ruͤbenitz in die El - be / nehmlich aus der Oſt See in die Weſt - See kom̃en koͤnte / ohne den Sund zu paſſi - ren / geſtaltſam auch der groſſe Wallenſteiner von Luͤbeck auff Hamburg ſolches zu thun Willens war.

6. Pflantzung der Faͤrber-Roͤth / Wayd / Safflor / Ribſaamen / Reiß / Taback / item Winter-Zu - cker-Rohr.

Man hat in Zeit von 100. Jahren he - ro in Europa inſonderheit Teutſch - und En - gelland unterſchiedliche Erden-Fruͤchte ge - pflantzet / welche vormahlen nie gut gethan hatten / und der Bauersmann davor ge - halten daß es naͤrriſch gethan waͤre /A 6ſol -5ſolche Sachen anzufangen: dennoch hats der Effect bewieſen / daß die Faͤrberroͤhte in Schlefien gut gethan / der Wayd in Thuͤ - ringen / der Safflor bey Straßburg / der Reiß in Boͤhmen / Ribſaamen und Taback unterſchiedlicher Orten. Ich habe die Ame - ricaniſche Potatos oder Erd-Aepffel mit ſehr gutem Succeß in Oeſterreich gepflantzet / welche gutes Brod / Wein und Brandwein geben / mir zweiffelt nicht man ſolte in Ita - lien die Indianiſche Ananas, Cajon, Carſa - via und viel andere Fruͤchte mehr ziehen / und hab ich nicht ohne Urſach in dem Titul dieſes Puncts Meldung von Winter-Zucker - Roͤhren gethan / darvon ich eine Probe in Ungarn verſichert / welche erſt das zweyte Jahr Frucht getragen / und einen Winter außgehalten: ich bin gewiß verſichert / daß wo Zucker waͤchſet auch Wein wachſen kan / und wo Wein waͤchſet auch Zucker-Roͤhre wachſen koͤnnen / und ob gleich der Safft nicht gantz zeitig wird und in der Refinirung ſo vielen harten Zucker gibt / ſo gibt er doch ei - nen lieblichen Safft / welcher einen herrli - chen Wein-Tranck giebet. Wie die Maul - beer-Baͤume zupflantzen / daß man ſie zwey - mahl in einem Jahre gebrauchen kan / beſiehe den Atlantem, und fuͤrwar wann die Engel -laͤn -6laͤnder noch heutiges Tages in den warmen Theilen Americæ, welche ſie beſitzen / Wein pflantzen / Oliven / Roſinen / Mandeln / Reiß / Baumwolle und dergleichen an ſtat deß Tabacks zielen wolten / ſie wuͤrden Franckreich und Spanien einen groſſen Ab - bruch thun / hingegen ſich ſelbſt / ihre Colo - nien und Negotien ſehr bereichern.

7. Koͤnig Heinrich deß Vierdten in Franckreich Seyden-Introduction.

Es hat dieſer Koͤnig gegen jedermans Gutachten / inſonderheit wider ſeines Cantz - lers perſvaſion ſehr loͤblich und beſtaͤndig in ſeinem propoſito verharret / und gegen jeder - mans Vermeinung die Seyden-Ziehlung Introduciret, und derowegen ein Buͤchlein in Frantzoͤſiſch drucken und unter die Under - thanen austheilen laſſen / welches ſie hernach verteutſchen und in Oeſterreich drucken laſſen / alwo gleich wie auch in Ungarn die Maulbeer-Baͤume trefflich gut thun: weil aber das Concept von mir her kam / ſo wur - de es verworffen oder vielmehr / deutlicher darvon zu reden / von der Nation Faulheit verlaſſen. Der tapffere Churfuͤrſt von Mayntz Hanß Philipps hat es hingegen zu Vayts / Hochem / bey Wuͤrtzburg in Fran -A 7cken -7ckenland aſſumirt und gluͤcklich introducirt: ſo naͤrriſch nun deß Koͤnigs Heinrichs Sey - den. Concept ſchiene / ſo nuͤtzlich iſt es nun fuͤr Franckreich / und ſo weißlich iſt es gethan.

8. Koͤnig Eduards und Koͤnigin Eliſabeth in England Introducti - on der Wollen-Manufactur.

Dieweil Engelland an Heyden reich iſt / ſo hat es die Gelegenheit zur Schaͤfferey / und weil die Wolle zimlich geſchlacht / ſo hat man getrachtet Manufacturen daraus zu machen / und zu verbieten die rohe Wolle hinaus zu fuͤhren. Diß hat dem Koͤnigreich Engelland nicht allein eine groſſe Narungin dem Lande ſelbſt verurſacht / und viel Handwercks-Leu - te unterhalten / ſondern es hat auch auſſer Landes groſſen Handel gemacht fuͤr die Eng - liſche Nation, derentwegen ſie ihren Stapel von Engliſchen Lacken durch die gantze Welt haben. Dieſes wichtige Negotium nun hat die vorſichtige Koͤnigin Eliſabeth abſonder - lich fortgeſetzt / worzu ihr der Spanier Ty - ranniſches procedere und Reformation in Flandern ſpecialiter zu Bruͤg gedienet / in - dem die Handwercks-Leute dorten verjaget / von der Koͤnigin in Engelland auffgenom - men / und alſo dadurch unter den Renlaͤnderndie8die Wallen-Manufactur introducirt worden. So vorſichtig nun ſolches võ den Engellaͤn - dern gethan iſt / auch noch heutiges Tages wie in dem letzten Parliament zu ſehen / in Obacht genommen wird / ſo naͤrriſch iſt es hingegen von den Spaniern gethan / daß ſie die Wollen-Manufactur den Hollaͤndern uͤberlaſſen / hingegen Saragoſſa und andere Oerter in Spanien mehr depopulirt, und verderben laſſen.

9. Bereitung deß Cardiß und Beu - teltuchs zu Kalbe in Schwaben / welches man biß dato allein in Franckreich gethan.

Wiewol Kalbe in Schwaben an ei - nem unfruchtbaren Orte ligt / dannenhero naͤrriſch geſchienen / etwas abſonderliches dort anzufangen / ſo hats doch der Effect be - wieſen / daß durch eine vorſichtige weiſe An - ſtalt ein treffliches Negotium von Wollen - Manufactur, dergleichen ſonſt in gantz Teutſchland nicht iſt / aldar introducirt und ſtabulirt worden / wordurch den Frantzo - ſen nicht wenig Abbruch geſchicht / und wann wie der Hertzog in Wuͤrtenberg / der Chur - fuͤrſt von Mayntz wegen Erffurt / der Ertz - Biſchoff von Saltzburg / Biſchoff vonBam -9Bamberg und Wuͤrtzburg / und der Her - tzog von Neuburg mit mit correſpondirt, und ich reſolvirt das Manufactur-Werck fort zu ſetzen / wann ſag ich / das Verbott und Reichs-Edict waͤre fort geſetzt / und manute - nirt, auch die deſſentwegen mir auffgetrage - ne Commisſion, die ich bereits weit incami - nirt, continuirt, und ich nicht dem geweſten Cammer-Praͤſidenten / dem Grafen von Zintzendorff (welchen doch Gott darnach ge - ſtuͤrtzt) zu gefallen / von den Kayſerl. Mini - ſtris waͤre verfolgt und ruinirt worden / ſo wuͤrden anjetzo die Manufacturen in Teutſch - land beſſer ſtehen / und die Frantzoͤſiſche Gold - Grube noch mehr verſtopfft ſeyn.

10. Doctor Bechers Inſtrument die rauhe Wind - oder Geißhaare auß der Wolle zu ſcheiden.

Es haben die Schaffe gemeiniglich zweyerley Haare / zarte und rauhe / die eine ſind Wolle / die andere ſind Haare wie der Geiſen / und dieſe letztere ſind wiederſpenſtig / ſpiſſig / hart und rauh und ſolcher Geſtalt iſt die Ungriſche Wolle / darumb man nichts als Kulten oder Decken daraus macht: hinge - gen die Spaniſche Wolle iſt die beſte / die Polniſche / Flammiſche / Pommeriſche /Eng -10Engliſche die mittlere Gattung / und ich hoͤre daß in Tuͤrckey in einer Provintz Albanien genannt / die tapferſte Soldaten und auch die allerfeineſte Wolle der Welt ſey. In Perſien hat die Wolle auch vil Wind-Haare / darum ſchreibet Tabernier in ſeiner Reiſe-Be - ſchreibung / von einer Manier wie die Perſia - ner die Haare von der Wolle ſcheiden / die Hollaͤnder nennen es Flocken und haben ein eigen Inſtrument darzu von Staͤben / aber die Wolle wird gar ſehr hierdurch zerſchla - gen uñ muͤrbe. Ich habe es aber auff eine an - dere Manier / durch Huͤlffe nur eines Jun - gens in einem Tage 100. Pfund Wolle alſo von den Geiß-Haaren zu ſcheiden / daß die Wolle ſo ſanfft wie Seyden wird, und gern noch eins ſo viel werth iſt / als ſie vorhin war. Iſt ein ſehr noͤthiges und nutzliches Inſtru - ment zu allen Wolle-Manufacturen, und die einzige Urſach daß aus Mangel deſſen / aus mancher Wolle ein ſpiſſiges Tuch gemacht wird.

11. Ejusdem Web-Inſtrument mit zwey Perſonen in einem Tage hundert Elen Lacken zu weben.

Wiewol ich nicht rathen wil Inſtru - menta zu erfinden umb Menſchen zu erſpa -ren11ren oder ihnen ihre Nahrung zu verkuͤrtzen / ſo wil ich doch nicht abrathen Inſtrumenta zu practiciren, welche vortelhafftig und nuͤtzlich ſeyn / dann wie Cicero ſaget: Inſtrumenti cujusvis laus eſt, ut ſit expeditum & facile. Zumalen an ſolchen Oertern wo viel Arbeit iſt / und wo man das Handwercks-Volck nicht wol haben kan. Und verhaͤlt ſich dieſes Inſtrument ſo ich erfunden auff die Art der Harlemiſchen Seyden-Band muͤhlen / aber diß iſt der Unterſcheid / daß es ſo breit Lacken weben kan als man will / und daß es viel gleicher webt als man mit Haͤnden thun kan.

12. Ejusdem Hoͤltzern Inſtrument Wollene feine Struͤmpffe zu ſtri - cken / jedes Tages ein Paar.

Auf der Univerſitaͤt zu Oxford in Engel - land iſt ein Student geweſen / der hatſich in ein Weibsbild verliebet / und weil er ihrer nit genieſſen koͤñen / iſt er in Melancholi gerathẽ und ans Speculiren kom̃en / und hat endlich dz wunderbare Inſtrument erfunden mit ei - ner groſſen Behaͤndigkeit und Subtilitaͤt ſey - dene Struͤmpffe zu ſtricken / welches die En - gellaͤnder Framm nennen / und Anfangs ſehr geheim gehalten. Ich habe das erſte nach Wien gebracht / all wo der Cammer-Praͤſt - dem dreyſſig Stuͤcke laſſen machen: es ſeyndie12die Inſtrumenta ſehr theuer / angeſehen das Stuͤck zum wenigſten auff hundert Rthlr. kommt / haben ſehr viel entia, und ſeyn von lauterem Eyſen gemacht / auch ſehr wandel - bar / und iſt allzeit was daran zu flicken / ſie haben ſehr viel ſtaͤhlerne Federn / welche Ur - ſach ſeyn / daß man nit wol wuͤllene Struͤm - pffe darauff arbeiten kan / dieweil ſie die Wolle nicht wol zwingen koͤnnen. Ich ha - be derohalben ein ander Inſtrument erfun - den / welches ausgenommen der Nadeln und Zaͤncker / von lauter Holtz iſt / und keine eintzi - ge Feder hat / derentwegẽ gantz unwandelbar iſt / geſchwind und leicht darauff zu arbeiten / und koſtet zum hoͤchſten in allem zwantzig Rthlr. man kan taͤglich ein paar Struͤmpfe darauff machen.

13. Ejusdem Seyden-Filatorium oder Abwind-Inſtrument / die feine Seyden mit wenig Menſchen in groſſer Ouantitaͤt abzuwin - den.

Was fuͤr ein nuͤtzliches Werck es ſey umb die Seyden-Manufacturen, Seyden - Faͤrberey / Seyden-Weberey / Seyden-Ra - terey iſt bekannt / es laͤſt ſich aber darinnen nichts thun / die Seyde wil erſt von den Straͤngen auff die Spuhlen abgewundenwer -13werden / damit ſie hernach auff die Zwirn - Muͤhlen geſetzt und gezwirnet werden kan. Dieſes Abwindẽ nun iſt eine ſehr langweili - ge / verdruͤßliche und Muͤhſame Arbeit / wird nur von Jungen oder Weibsbildern ge - than / und faͤlt den Seyden-Bereitern ſehr beſchwerlich / ihre Seyden aus dem Hauß unter ſo vielerhand Haͤnde zu geben / ſo weit voneinander zu zertheilen und gewaͤrtig zu ſeyn / daß viel darvon verdorben / unnoͤthige Strazze gemacht / oder ſonſten veruntraut wird. Dieſem nun vorzukommen / haben ſie zu Bologne in Italia ein Filatorium er - funden / welches die Seyde abwindet und auch zwirnet / aber dieſes Inſtrument iſt ſehr groß / koſtbar und muͤhſam / und hat viel tau - ſend entia, Zaͤhn und Getrieb / derowegen es offter wandelbar wird: die Italiaͤner halten es gleichwol in ſo hohen Werth und Secre - tezza, daß es bey Hencken verboten jemand zu zeigen. Ich habe gleichwol gedachte Ma - chinam von den Italiaͤnern nach gemacht zu Muͤnchen geſehen / aber wegen ihrer groſſen Koſten und vieler entien wie gedacht nicht ſehr æſtimirt, ſondern eine andere erfunden / welche den hunderſten Theil nicht ſo viel ko - ſtet ohne alle Zaͤhne und Raͤder gehet / derendoch14doch in der Bologneſiſchen etliche tauſend: - ber dieſes iſt meine Machina gantz unwan - delbar und ohn einig Geraſe gantz leicht zu bewegen / alſo daß ein Menſch gar fuͤglich auff einmahl tauſend Straͤnge abwinden kan / da hingegen die Bologneſiſche Machina mit Waſſer getrieben werden muß. Mit ei - nem Wort / zu den Seyden Manufacturen iſt es ein herrlich Werck / und viel tauſend werth / ich habe dergleichen Machinam in praxi zu Harlem auffgeſetzt / und die Stadt hat ein anſehuliches Hauß von 300. Schu - hen laſſen darzu bauen / welches auff die vier - zig tauſend Guͤlden gekoſtet / alſo daß ich ver - meint und verſichert war / nunmehro einmal in Ruhe ohne Herrẽ-Dienſt ein ehrlich Stuͤ - cke Brod von meiner Arbeit zu genieſſen: a - ber meine Feinde am Kayſerlichen Hoffe ſetzten mich nicht allein daraus / ſondern auch aus andern guten Concepten ſo mich in Holl. vertrieben / ja noch in Engeland nicht ruhen laſſen / ſondern auch alda wann es moͤglich geweſen waͤre / vertrieben haͤtten / darvon an einem andern Orte meine Schrifften ein mehrers.

14. Deß15

14. Deß Herren von Zuͤlichen Per - pendicular-Uhr die gradus latitudinis zu finden.

Ein kuͤnſtlicher Uhrmacher zu Aug - ſpurg welcher lange zu Florentz deß alten Groß-Hertzogs Kunſt Uhrmacher geweſen / Namens Treffler / erzehlt mir daß ſie lange vor dem von Zuͤlichẽ eine Perpendicular-Uhr gehabt / und daß der Hollaͤnd Reſident von dannen die erſte mit nach Holland gebracht: kan alſo nicht ſehen wie der Herr von Zuͤli - chen dieſer Invention ſich ruͤhmen mag / als dieſes wol / daß er ſie in den Gebrauch ge - bracht und Obſervationes gethan die gradus latitudinis zu finden / wornach in der Schiff - fahrt ſo ſehr verlanget worden / und woruͤber er ſeine Obſervationes an den Koͤ - nig von Franckreich geſchrieben und in Fo - lio drucken laſſen: aber als ich letztens nach Schottland reiſete / und bey 28. Tage auff der See ware / in ſehr groſſen Stuͤrmen / Schlingerungen und Bewegungen deß Schiffes / hatte ich Gelegenheit genug expe - rimenta zunehmen / ob eine perpendicular - Bewegung auff einem Schiff und deſſen Sturm und Bewegung ſich correct practi -ci -16ciren lieſſe / hab aber das Contrarium befun - den / und abſonderlich noch andere Maͤngel notirt, die ich in einem abſonderlichen tractat beſchrieben / und in London drucken laſſen / un - ter dem Titul De nova temporis dimetiendi ratione: denn ich halte dafuͤr / daß dieſe meine Invention von Uhren die correcteſte ſey / die in der Welt iſt / auch die unwandelbarſte iſt / denn in der gantzen Uhr nicht ein einziger Zahn iſt / auch die gantze Uhr uͤber einen Rthlr. nicht koſtet / die Unruhe iſt Meiſter - ber das Gewichte / und haͤlt ihren Schwang wie der Perpendicul, aber an ſtatt eines mo - tus retrogradi, ſo laͤufft dieſer Perpendicul in die Ruͤndung / iſt eine der neueſten inven - tion dieſer Zeit von Uhren.

15. Doctor Bechers Perpetuum mobile, Phyſico-Mechanicum, alle Uhren die an einem Orte ſtehen bleiben con - tinuirlich ohne Auffhoͤren gehen zu machen.

Ich habe nit allein einen gewiſſen Gang gefunden in den Uhren die Zeit zumeſſen / ſondern ich habe auch ausgeſunden alle Uh - ren continuirlich gehen zu machen ohne Auff -zug17zug ſo lange nehmlich nichts daran bricht o - der gehindert wird / aber dieſe Uhren muͤſſen auff einem Platze ſtehen bleiben / und wiewol es unglaublich ſcheinet / ſo iſt es doch leicht practicirlich dann wann ich nur eine Uhr ha - be / die ein Jahr gehet / welches leicht ſeyn kan / und ich ihr gleich zweyhundert Pfund Gewicht 10. Schuhe tieff zugebe / ſo kan ich doch leichtlich Antiſacoma machen / von einer Ohm Waſſer / die haͤlt zwey Aymer thut net - to 200. Pfund / nun ſupponir ich ohn fehlbar daß leichtlich in einem Hauß / welches nur ein wenig ein Dach hat / es jaͤhrlich ſo viel regnen werde / daß das Waſſer in eine Ci - ſtern verſamlet ein Ohm Waſſer mache / wel - ches genugſam iſt zwey hundert Pfund auff - zuziehen / und alſo die Uhr wieder auffs Jahr zu revolviren. Ja ich habe obſervirt daß es bißweilen in einem Sommer oder Herbſt ſo viel regnet / daß es gnugſam eine Uhr auff 10. Jahr auffziehen koͤnte: wie nun in praxi die - ſes Werck beſtelt / und an ein ander Mecha - nice angehaͤnget ſey / darvon kan man meine Mathematiſche Schrifften leſen und inſon - derheit / was Pater Schott der Jeſuite in ſei - ner Technica curioſa darvon meldet / wie - wol er es ſelbſten nicht recht gewuſt / ſondernvon19[18]von einem Kauffmann von Baſel Namens Jeremias Muͤtz / welchem ich es in Geheim vertraut / vernommen / und wider unſer bey - der Gewiſſen und Willen in den Druck ge - geben / ſo ungeſchickt / daß er auch die Vitia im Riß nicht geaͤndert hat / aber hiervon ein mehrers in meine Phyſica ſubterranea. Der tapffere Churfuͤrſt von Mayntz Hantz Phi - lipps von Schoͤnborn / hat dieſe Invention ſo hoch æſtimirt, daß er die erſte Machinam ſo kuͤnſtlich als koͤſtlich zu Mayntz hat ma - chen / und einen eigenen Thurn darzu hat bauen laſſen / aber ein gewiſſer damah - liger Hoff-Bedienter hat dem Uhrma - cher einem Schweitzer / Nahmens Ja - cob Britzly / welcher diß Werck in Verwahrung hatte / befohlen / ſolches zu negligiren, verderben zu laſſen / und die Me - talline Kugeln heraus zu nehmen / alſo daß dieſes koͤſtliche und kuͤnſtliche Werck auß ei - nem Perpetuo mobili, ſolcher Geſtalt nun - mehro zu einem Perpetuo ſtabili worden: alſo kan man durch boͤſe Leute auch in einer gerechten Sache in Schand und Schaden gerathen. Aber gleich wie der gerechte Gott den Kayſerl. Cammer-Praͤſidenten / der mich ſo auff den Tod verfolgt / abſcheulichBfuͤr20[19]fuͤr der gantzen Welt geſtuͤrtzt hat / alſo[iſt]dieſer Hoff-Bedienter endlich ſeiner Inſo[-]lentz halber auch ſehr gefallen / ſich hat haͤß[-]lich proſtituirt, iſt mit Schand und Spott i[n]die Erde kommen / und umb etliche tauſen[d]Thaler geſtrafft worden und in Schaden ge[-]rathen.

16. Ejusdem Invention aller Orte[n]Waſſer-Muͤhlen zu bauen.

Wie nuͤtzlich die Waſſer-Muͤhle[n]ſeyn / iſt bekandt / und ſind dieſelbige auſſe[r]allem Zweiffel / zu allerhand Gebrauch un[-]gleich viel bequaͤmer / als die Wind-Muͤh[-]len / denn ſie haben einen weit ſtetern und ge[-]wiſſern Gang / und thun ihre Bewegun[g]viel ſachter / derowegen iſt auch das Meh[l]das auff den Waſſer-Muͤhlen gemahle[n]worden / nicht allein feiner und beſſer / als da[s]man auff den Wind-Muͤhlen laͤßt mahlen[,]ſondern daſſelbige gibt auch 10. pro cent[o]am Gewicht mehr aus / als daß von de[n]Wind-Muͤhlen auff welchen viel verſtaͤu[-]bet: ſo koͤnnen auch die Steine auff eine[r]Wind Muͤhlen nicht ſo nett auff einande[r]ge[-]21[20]gemacht oder geſtellt werden als auff einer Waſſer-Muͤhlen / dann wann die Steine von wegen der groſſen Krafft der Winde auffeinander ſtoſſen / ſo wird das Mehl ſan - dig und ſchlagen die Steine offtmahls Feuer / ſo daß die Muͤhlen mit Gefahr in Brand gerathen. Uber das koſtet eine Wind - Muͤhle viel / es iſt ungewiß wann der Wind wehet: auff bergichtem Lande ſind ſie gantz nicht gut / und auff ebenem Lande muͤſſen ſie fuͤr die Staͤdte und auff den Waͤllen im Ge - ſicht deß Feindes ſtehen / und koͤnnen nicht verborgen werden. Vor die Waſſer - Muͤhlen iſt auch an allen Orten keine Gele - genheit zu finden / wokeine Stroͤhme oder Fluͤſſe ſeyn / dahero man viel ſchoͤne Be - wegungen hat muͤſſen unterlaſſen / als Ham - merwerck / Schmeltzwerck / Walck-Muͤhlen / Seyden-Muͤhlen und dergleichen: hingegen haben viel das Waſſer zu erheben geſucht / umb ſolcher Geſtalt Waſſer-Raͤder zu trei -[b]en / und ein ſtill ſtehend Waſſer lauffend zu machen / welches wiederumb zu ſeinem Ur -[ſ]prung ſolte koͤnnen gebracht / und ſtets lauf -[f]end gemacht werden: aber ſie ſind hier -[d]urch zu einem Perpetuo mobili gelangt /[w]elches niemahls wol ausgeſchlagen iſt. B 2Mei -22[21]Meine Erfindung aber hingegen / beſteh[et]in einer aͤuſſerlichen Krafft / wodurch da[s]Waſſer aufgehoben wird / und koſtet mich e[i -]ne gantze Woche Tag und Nacht uͤber nic[ht]mehr als drey Rthlr. und eine gute Mah[l -]Muͤhle mit Waſſer / Rad / und ſeiner voͤll[i -]gen Zugehoͤr / koſtet nicht mehr als zweyhu[n -]dert Rthlr. und kan auffgerichtet werden /[wo]man will: nehmlich man macht eine Ciſter[ne]oder Schiff / darein thut man 200. Tonne[n]Waſſer / ſetzt daruͤber ein umbſchlage[nd]Waſſer-Rad / das oben wiederumb ein[en]kleinen Trog hat; dann wird durch d[ie]Waſſer-Kunſt das Waſſer aus dem u[n -]terſten Trog in den oberſten gehoben / vo[n]dannen ſchieſts auf das Waſſer-Rad / we[l -]ches umblauffend durch das beygefuͤg[te]Kamm-Rad die darzu gehoͤrige Art d[es]Muͤhlwercks treibet. Unterdeſſen faͤlt d[as]Waſſer wieder von dem Rad herab / u[nd]ſchießt wieder in den Trog / von wannen[es]wieder auffgehaben und alſo ſtets im Lau[ff]gehalten wird. Und ob gleich die Bew[e -]gung es fuͤr der Faͤulung bewahret / ſo kan[es]gleichwol auch mit einer Parthey Saltz[ge -]ſaltzen werdeu; und wann mit der Zeit d[as]Waſſer etwas abnimmt / austrucknet od[er]we[g -]23[22][w]egſpruͤtzt / kan ſolches durch Eingieſſung[fr]iſchen Waſſers wiederumb erſetzt werden. [N]un moͤchte vielleicht jemand dieſe zwey[E]inwuͤrffe thun: Erſtlich / daß man das Waſſer als ein Mittel gantz nicht noͤthig hat /[ſ]ondern nur / daß man die aͤuſſerliche Krafft /[w]elche das Waſſer treibet / gerad auff das Kamm-Rad ſolte koͤnnen gehen laſſen;[w]ann nun dieſes die Macht hat / das Waſ -[ſ]er auffzuheben / ſo wirds auch die Macht ha -[b]en umbzutreiben das jenige / ſo das auffge -[h]abene Waſſer treibt. Darauff antworte[i]ch / daß deme zwar alſo / wann man alleine[a]uff die Macht ſiehet: Hingegen aber wann[m]an auff die gleiche Bewegung ſiehet / wor -[d]urch die Waſſer-Muͤhlen vorgezogen und geachtet werden / ſo wird man einen groſſen Unterſcheid befinden / zwiſchen einem Rade / das vom Waſſer / und einem / das von aͤuſ - ſerlicher Krafft unmittelbar getrieben wird / maſſen die aͤuſſerliche Krafft bißweilen nicht ſo ſtaͤtig gehet / als die vom Waſſer. Worauf man zweytens einwenden moͤchte / daß wann die aͤuſſerliche Krafft nicht ſtetig im Gang bleibet / dieſelbe denn auch ungleich das Waſ - ſer in die Hoͤhe treiben wuͤrde / und daſſelbige in ungleicher Quantitaͤt auf das Rad fallenB 3ſolte /24[23]ſolte / welches ungleiche Krafft und Bewe - gung wuͤrde thun. Aber dieſer Einwurff wird hiermit gleichfals beantwortet / daß das Waſſer als ein Mittel darzwiſchen iſt / und aus der Ungleichheit eine Gleichheit macht. Daß nun ein Waſſer welches in ungleicher Quantitaͤt in die Hoͤhe getrieben wird / eben wol in gleicher Quantitaͤt auf dz Rad faͤllet / kommt daher / daß ſich das Waſſer im obern Trog verſamlet / uñ durch eine gewiſſe Maaß oder Schlieſſung / auf das Rad lauffen muß. Nun muß das Waſſer-Werck dergeſtalt ge - ordnet ſeyn / daß es nicht weniger Waſſer in die Hoͤhe bringt / als die Maaß erfordert / ſedoch wann mehr Waſſer hinauff kommet / ſo wird es durch die Schlieſſung verhindert / und kan es an einem andern Orte ablauf - fen / alſo daß der Waſſer-Fall ſo gleich iſt / als durch natuͤrliche Fluͤſſe geſchehen kan / welche durch Regen und Duͤrre koͤnnen vermehret und vermindert werden / da hingegen dieſe Bewegung ſo wol im Winter als Sommer ihren gleichen Gang behalten kan. Und ob ſchon dieſelbe auch deßwegẽ drey Reichsthlr. wochentlich koſtet / ſo kommet gleichwol die Unterhaltung / der gemeinen Waſſer und Wind-Muͤhlen nicht viel weniger zu ſtehen / wann man zuſammen rechnet was dieſelbejaͤhrlich25[24][j]aͤhrlich koſten. So dienet auch ein ſolch Muͤhlwerck einer Stadt nicht allein zur Zierde / ſondern auch zur Sicherheit / weil es verborgen mitten in derſelben ſtehet / und Dienſte thun kan / vornehmlich in Bewe - gungen die eine Gleichheit erfordern / als Stoſſen / Schleyffen / Poliren / Walcken. Zum Beſchluß hab ich es ſo weit gebracht / daß man nun an allen Orten der Welt Waſſer-Muͤhlen haben kan / und uͤber dieſe Erfindung haben mir die Edle / Großmoͤ - gende Herren Staaden von Holland und Weſt-Frießland ein Privilegium ertheilet.

17. Doctor Bechers Fluß-Bett und neues Waſſer-Rad zu einer Schiff-Muͤhle.

Wann man Waſſer-Muͤhlen haben will / zumahlen auff den Fluͤſſen und Rwie - ren / mit unterſchlaͤchtigem Waſſer / und ſol - ches langſam laͤufft / ſo muß man einen Damm oder Waͤhr ſchlagen / das Waſſer zu ſprengen / daß es ſchnelleren Gewalt thut / welches viel Geld koſtet. Nun habt ich dieſes zu verhindern / ein hangendes Fluß-Bett er - funden / zu einer Schiff-Muͤhle ſehr bequem / welches das thut / was ein Waͤhr thut / be -B 4que -26[25]quemer iſt und auch viel weniger koſtet: ich habe auch eine andere Art von Waſſer-Raͤ - dern zu Schiff-Muͤhlen / welche nur vier Schuhe im Diameter ſeyn / hingegen dreyſſig Schuhe breit / derowegen ſchnell herumb lauffen / und doch eine ſehr groſſe Gewalt thun / ſeyn viel bequemer als deß Experings Horizontal Waſſer-Raͤder. Die Probe von meiner Schiff-Muͤhle / wird nechſtens hier auff der Tems zu ſehen ſeyn. Mehrer Be - richt von Waſſerwerck iſt zu ſehen / an dem Ende dieſes Opuſculi.

18. Salomon Morlands Engliſches Stentrophonicon auff eine Teutſche Meile miteinander laut zu reden.

Dieweil der Inventor hiervon ein ei - genes Buch hat laſſen aus gehen / und der Ti - tul dieſes Paragraphi ſelbſt ausweiſet / was der Inhalt dieſer Invention ſey / ſo wil ich darvon nichts weiter melden / als allein die - ſes anziehen / daß wie ich in Engelland ver - nommen / von einem der von Tanger kom - men / daß dieſe Invention in neulichem Belaͤ - gerung der Mohren / da ſie das Auſſenwerck von der Veſtung abgeſchnitten / gute Dien - ſte gethan / dieweil dadurch beyde Comman -dan -27[26]danten miteinander reden koͤnnen / und die Mohren kein Engelliſch verſtanden. Ich ha - be zu Nuͤrnberg bey dem beruͤhmten Optico Frantz Gruͤndler dergleichen geſehen / da der eine ein Inſtrument zum Reden / der ander ein Inſtrument zum Hoͤren gehabt / und ha - ben beyde ſolcher Geſtalt auff eine zimliche diſtantz miteinander reden koͤnnen / daß dar - zwiſchen niemands etwas gehoͤret eben be - ſagter Gruͤndler hat ein Concept vor / etliche Worte als ein Echo durch eine ſpiral-Linie in eine Flaſche zu verſchlieſſen / daß man ſie wol eine Stunde lang uͤber Land tragen koͤnne und wann man ſie eroͤffne / die Worte erſt gehoͤret werden / ob er aber dieſes Con - cept zum Effect gebracht / iſt mir unwiſſend / das Concept aber ſcheinet ſo unmoͤglich und naͤrriſch als durch eine Trompet die Wort blaſen / wie durch das Engliſ. Stentrophoni - con: und dennoch hat ſolches gut gethan / wanns dienet nichts unverſucht / zumahlen darum einiger Geſtalt raiſon hat.

19. Douſons Inſtrument / Saltz auß dem Waſſer zu ziehen.

Dieſer Douſon iſt der jenige Frantzos / der das bekandte naͤrriſche Schiff zu Roter -B 5dam28[27]dam hat angegeben / aber fuͤrwar ſo groſſe Schande er darmit auffgehoben / wie wir in dem andern Theile / nehmlich in der weiſen Narrheit hoͤren werden / ſo groſſe Ehre hat er mit dieſem Inſtrumente ſich zu wege gebracht / wodurch in Behaͤndigkeit die Feuchtigkeit von dem Saltz-Waſſer geſchie - den / und mit gantz geringen Koſten ohne Feuer noch Sieden dz Saltz corporaliſch und trucken gemacht wird. Iſt eine ſehr nuͤtzliche Invention bey den Saltz-Suden und Brun - nen / die Pfannen und Holtz zu erſparen / und wird in Engelland dem Koͤnige in Franck - reich wenig nutzen / hingegen ſelbiger Nation profitabel ſeyn / dieweil es Saltz-Waſſer ge - nug hat.

20. Dr. Walckorts Pumpe aus dem Saltz-Waſſer ſuß Waſſer zu pumpen.

Wenn ich nicht beyde vorhergehende Perſonen kennte / und auch die Machinas ſelbſten geſehen haͤtte / ſo wuͤrde ich es fuͤr un - moͤglich halten / durch Mechaniſche Inſtru - menten / Phyſicaliſche Operationen zu thun / gleich wie vorhergehende dañ ſeynd / nehmlich das Saltz-Waſſer auffzutrucknen und zuWind29[28]Wind zu machen / daß das Saltz wie Hagel trucken nieder faͤllt: und dann mit dieſer Pumpe / wann man ſie in Saltz-Waſſer ſetzet und pumpet / ſie alſobald ſuͤß Waſſer wie ei - ne Mandelkerne heraus ziehet / welches der Koͤnig in Engelland ſelbſten geſehen und ap - probirt. Man iſt ſo lange mit der Kunſt umbgangen / in den Schiffen auff dem Meer ſuͤß Waſſer zu machen / und haben viel auff Præcipitationes gedacht / aber Herꝛ Wal - ckort thut es mit einer Mechaniſchen Be - wegung / womit er zwar ehe er es erfunden / lange Zeit zugebracht / und uͤber die 1500. Pfund Sterlings Koſten angewendet / den - noch aber nun lebender unſterblichen Ruhm von ſeiner Nation und guten Nutzen ver - hoffet / zumahlen von allen Staͤdten und Plaͤtzen wo Brach-Waſſer iſt. Item auff den Schiffen und anderswo. Weil ich al - hier gedencke durch Mechaniſche Inſtru - menten / Phyſicaliſche Operatione; zu thun / ſo muß ich noch zweyer andererer Inſtru - menten gedencken / die zu meiner Zeit hier in Engelland practicirt ſeynd / uñ welche ich bey - de bey dem Herrn Boyle geſehen habe: das eine iſt durch eine Lufft-Pompe die Beine ſo weich zu machen / daß man ſie wie KaͤſeB 6ſchnei -30[29]ſchneiden und eſſen kan. Das andere ver - mittelſt einer gewiſſen Preſſung der Lufft in einem Geſchirꝛ / daß man in der helffte Zeit / und mit der Helffte Hitze / das haͤrteſte Fleiſch gantz muͤrbe und gar kochen kan: weil aber von beyden Inſtrumenten beſondere Tractaten hier in Engelland ausgegeben / alſo will ich hier nicht weiter davon handeln / habe es nur allein darinn wollen anziehen / daß man ſo viel mehr glauben ſolle und koͤnne / daß durch Machaniſche Bewegun - gen auch Phyſicaliſche Operationes geſche - hen koͤnnen.

21. Douſons Kunſt-Rohr / welches da ſchieſſet mit gemeinem Pulver und Bley als ein ander Rohr / und doch keinen Knall thut / und be - ſtehet die Kunſt alleine in Berei - tung deß Rohrs.

Dieſe Invention ſchicket ſich zu den vo - rigen zweyen / deñ ob ſie wol Mechaniſch iſt / ſo thut ſie doch einen wunderlichen Phyſica - liſchen Effect: man hat zwar vor dieſem viel von ſtillem Pulver geſagt / es iſt aber gedach - tes Pulver ſtill blieben und nie vor den Tag kommen / ſo viel mir allezeit wiſſend / undſo31[30]ſo fleiſſig ich nach demſelben nachgefraget: dieſes Douſons Rohr aber hat gantz eine andere Bewandtnuͤs / dann er nimmt gemein Pulver und gemein Bley in der ordinari - Ladung und thut weiter nichts dar zu / ſchieſ - ſet ſo ſtarck als ordinari, und wird doch kein Knall gehoͤret / und beſtehet die Kunſt allein in dem Rohr / deſſen Structur den Knall ſup - primirt. Ich habe zwar ſelbſt den Effect die - ſes Rohrs nicht geſehen / aber Se. Hoheit der Printz Rupprecht haben mir etliche mal geſagt / daß ſie dergleichen Rohr haben / und die Probe darmit gethan / wie es mir denn auch Douſon ſelbſten bekraͤfftiget.

22. Paul Webers Invention von Lufft-Roͤhren.

Wer der erſte Inventor von Lufft - Roͤhren ſey / iſt unbekannt / gewiß aber iſt / daß in Praxi die ſchoͤnſte und beſtaͤndigſte Lufft - Roͤhre mit Metallenẽ Ventilen ein Schwa - be Namens Paul Weber zu Wien gemacht habe / er war ein ſehr ingenioſer Mann in al - lerhand Manufacturen / zumahlen in Firnuͤſ - ſen und Lufft-Roͤhren. Er hat auch Lufft - Bette gemacht und den Firnuͤß ſo zu tempe - riren gewuſt / daß das gefirniſte LeinwandB 7ſich32[31]ſich hat ſtrecken laſſen / und wieder zuſammen gezogen / und dennoch der Firnuͤß allzeit zu und nach gegeben. Er hat Lufftroͤhre ge - macht die 16. Schuͤſſe haben in einer Ladung / er hat auch Lufft Granaten gemacht / unter andern ein koͤſtliches Kugelſpiel / da die Ku - geln von Augſtein waren / ſehr geringen Ge - wichts: auf mein Angebẽ abeꝛ deß Merſennes Invention von Lufft Roͤhren / die da allzeit die Lufft ſollen in ſich halten / uneracht man ſchießt / hat er nie treffen koͤnnen / denn wie - wol es in raiſon beſtehet / ſo iſt es doch im - practicable, derowegen ſo muͤſſen wir es in dem andern Theile auffzeichnen / zu ſeiner Linea hyperbole, und zu ſeinem Schiff un - ter dem Waſſer. Obgedachter Paul Weber war Hatſchierer unter Kayſer Ferdinan - do III. und wegen ſeiner Kunſt der Lufft - Schuͤtz genannt.

23. Printz Ruprechts Invention eyſer - ne Stuͤcke zu gieſſen / weich und zehe zu machen / daß man ſie dre - hen kan wie Kupffer und im Schieſſen beſſer ſind als die von Metall.

Es haben ſich die Leute lange bemuͤhet aus Eyſen Stahl zu machen / vermittelſt ei -nes33[32]nes Cements von Kohlen: der Freyherr Caſpar von Fürſtenberg / Thum-Probſt zu Mayntz iſt der erſte welcher ſich damit bemuͤ - het / und die Sache in der Welt in einen Be - ruff gebracht / mein ſehr groſſer Freund und Patron / deſſen Herr Bruder annoch lebet / und Biſchoff zu Münſter iſt: nachmalen hab ichs aſſumirt, und genugſamb Lehrgeld dar - inne gegeben. Printz Ruprecht aber hat eine gantz contrare operation aus dieſer Inven - tion genommen / und an ſtatt daß wir ſuchen das Eyſen zu Stahl und hart zu machen / hat er das Eyſen weich und geſchmeidig ge - macht / dergeſtalt dz man es drehen und treff - lich wohl zum Schieſſen dienlich machen kan / dann den eyſernen Stuͤckẽ hat biß dato nichts gefehlet als die Bꝛoßheit und Ungeſchmeidig - keit / welche durch dieſe Invention hinweg genommen wird / dergeſtalt / daß ſolche ey - ſerne Geſtuͤcke beſſer als Metallene ſeyn / nur allein daß ſie dem Roſt noch unterworffen: der Printz hat hieruͤber in Engelland ein Pri - vilegium und laͤſſets in Groß arbeiten. Ich ſoll hierbey nicht vergeſſen / daß auff ſeiner Hoheit / deß Printzens Ange - ben / gleich wie er ein ſehr ingenioſer Herr iſt / ein Teutſcher hier im Lande NamensBlauen -34[33]Blauenſtein erfunden hat / mit Steinkoh - len-Flammen / Eyſen-Ertz zu ſchmeltzen / daß es geſchmeidig Eyſen gibt / man hat lang mit zu thun gehabt / dann der Arſenic in den Steinkohlen macht alles Eyſen bruͤchig / end - lich iſts doch gefunden worden / dann ich habe fuͤr kurtzer Zeit die Probe bey dem Printzen geſehen / nehmlich ein Inſtrument von ſol - chem geſchmoltzenem Eyſen gemacht war ſehr geſchmeidig / welches der Printz noch auf meine Invention verkupffert: man hat aus Steinkohlen kein feines weiſſes Cryſtallin Glaß machen koͤnnen / dann der Rauch ſchlaͤgt in die Glaͤſſer / nun aber hat ein En - gellaͤnder Nahmens Hoͤbdin einen Glaß - Ofen auffgerichtet / mit einer Invention von verdeckten Tiegeln / worinnen er mit Steinkohlen das ſchoͤnſte Cryſtalline Glaß macht / und daruͤber ein Privilegium vom Koͤnige hat. Sonſten haben das Metall ze - he zu machen / und im wenigen Gewicht Stuͤ - cke daraus zu gieſſen / in Perfection gewuſt / ein Teutſcher zu Venedig Namens Flicker / Baron Printz Cantzler zu Neuß und ein I - taliaͤner Namens Don Michael Caſtriotti, welcher in Teutſchland erſchoſſen.

24. Be -35[34]

24. Bereitung deß Meſſings / gelb und weiſſen Kupffers / Ziens und Eyſens.

Daß die Teutſche erſt das Meſſing erfunden / iſt gewiß / wiewol der Inventor unbekandt: zu dem Meſſing gehoͤren Glo - ckenſpeiſe / Gunderfait und Stuͤck-Metall / ſo die Italiaͤner Bronzo nennen / es iſt biß dato nicht wol geglaubet worden / daß man ſolte ein natuͤrlich Meſſing oder Bronzo, von der Natur in Ertz gebracht finden. Ich habe aber in Schottland eines gefunden / welches ſie in ihrer Sprache Bell mettel nennen / und woraus ich angewieſen habe / die Zaffra oder blaue Schmalta zu bereiten / welche bißhero aus Sachſen in dieſe Laͤnder gebracht wor - den / und die Haͤffner zu blauen Glaſuren ge - brauchen. Merrettus hat in ſeiner Commen - tation in deß Philippi Nerii Artem vitrari - am vermeinet / daß die Zaffra ein Artificial - Werck ſey / hat aber weit gefehlet. Ceſalpi - nus haͤlt ſie fuͤr eine ſpeciem Magneſiæ, indem er ſchreibt / daß ſie zu viel ins Glaß gethan ſchwartz mache / welches wir in Teutſch Strickblau nennen: aber die Magneſia und Zaffra ſind gantz differente Sachen / daß eine faͤrbt roth / das andere blau / das einenimmt36[35]nimmt dem Glaß die Farbe / das andere gibt ihm eine / und iſt wol zu mercken / daß ob wol die Zaffra oder Kobold gifftig / wann es den - noch ins Glaß geſchmoltzen / und ſolches zur Schmalta gerieben / es nicht mehr gifftig ſey. Herr Boyle hat zum erſten hier in Engel - land die Magneſiam gefunden / welche vor dieſem pflegte aus Piemont gebracht zu werden / und ich kan ſagen / daß ich der erſte ſey / der hier zu Lande die Zaffra gefunden. Gleich wie nun das Kupffer durch Gallmey zu Meſſing / und durch Zinn zu Bronzo gelb gemacht wird / alſo wird es durch Arſenic weiß gemacht / dannenhers der Name Weiß - Kupffer kommt / nehmlich wie insgemein biß dato bekandt durch Zuſetzung Arſenic oder Antimonii. Aber Ludovicus de Comitibus in ſeiner Metallurgia gedencket eines andern Weges / dem Kupffer nichts zuzuſetzen / ſon - dern ſolchem die Farbe durch ein Solvens zu extrahiren, daß es weiß bleibe und nimmer - mehr gruͤn oder roth werde: ich habe mit Sr. Hoheit Printz Ruprecht diß Experi - ment gemacht / und wahr befunden. Gleich wie man nun das Kupffer gelb und weiß machen kan / alſo kann man auch das Zinn weiſſer und haͤrter machen / auch daß es klingtund37[36]und nicht unter den Zaͤhnen knirſcht / auch kan man das Eyſen weiß und gelb faͤrben / worinnen hier ein Engeliſcher Obriſter be - ruffen iſt / Namens Petritz / der aus dem Ey - ſen Meſſing macht / und der Herr Boyle hat mir ein Zinn-Ertz gegeben / welches die En - gellaͤnder Mundick nennen / daraus ſchmeltzt man ein Zinn / welches ſo gelb iſt als Gold. Dieſes iſt auch zu wiſſen / daß in Engelland weder Meſſing noch verzinnt Blech gemacht wird / uneracht ſie Gallmey / Zinn und Ey - ſen in Quantitaͤt haben / es wird auch kein Schweffel drinnen bereitet / uneracht ſie Schwefel-Steine genug haben.

Chriſtian Treulebens eines Schwe - diſchen Obriſten Urinatoria oder Kunſtunter dem Waſſer zu ge - hen / und Stuͤcke und verſuncken Gut auffzuholen.

Es haben zwar viel de Arte Urinato - ria geſchrieben / und ſich viel mit ſelbiger In - vention bemuͤhet / hat auch unter andern die Invention mit der Glocke / der Profeſſor Sturm zu Altorff in ſeinem Tractat: aber es gehoͤret mehr als ein paar Schuhe zum Tantze / nehmlich ein paar gute Fuͤſ - ſe / das iſt / eine habitudo. Derowegener -38[37]erzehlet mir dieſer Herr Treuleben / daß er lange Jahr in Schweden Leute hierzu abge - richtet / welche ſich gewehnet habẽ den Athem in den Glocken zu halten / dann ſonſten den Leuten durch die Compresſion der Lufft / das Blut zu Naſen und Ohren heraus gehet. Ich habe mit dieſem Herr Treuleben wel - cher die Sache in Groſſo in Schweden pra - cticiret und viel 100. Stuͤck Geſchuͤtz aus verſunckenen Schiffen hat herauff heben laſſen / ein Concept vorgehabt das verſuncke - ne Spaniſche Admiral-Schiff / welches fuͤr etlichen Jahren auß America kommen / und bey den Aprolhos mit etlichen Millionen Silber verungluͤckt / wiederumb zu erheben / Schiff und alles war auch darzu bereit / al - lein an der Equippage hat was Geld ge - mangelt / und Herr Treuleben iſt mit dem jungen Sporck nach Prage verreiſet / woruͤber das Werck ins Stecken gerathen. Die be - ſte und ſchoͤnſte Schwimm-Guͤrtel von Blech hat ein Klaͤmptner hier in Engelland inventirt, ſehr leicht und compendios. Die Frantzoͤſiſche Kupfferne Schiffe ſeyn auch bißher auffgekommen: und iſt denckwuͤrdig was von einem Sicilianer Piſcicula genannt / die Hiſtorien ſchreiben / daß er habe koͤnnendurch39[38]durch das Meer durch ſchwimmen und ge - hen / auch lange Zeit unter dem Waſſer ſeyn / als wie ein Animal Amphibium. Die Ana - tomici geben dieſe Urſache / daß wenn man in der Jugend / einem neugebornen Kinde Naſe und Maul zuhalte / und ſolches offters / ſo eroͤffne ſich ein Weg in der Bruſt zum re - ſpiriren / ohne Athem hohlen / welches ich zwar nicht probiren wolte / dieweil / wann es gleich gut thaͤte / man gleichwol befunden hat / daß der Athem / welcher einmahl geſchoͤpffet und aus gelaſſen / nicht mehr zum andern mahl gut ſey. Doch ſagte mir Graff Wolff - gang Julius von Hohenlohe der General Lieutenant / daß Oehl in den Mund genom - men / den Schwimmern lange Zeit Platz ge - be / unter dem Waſſer zu bleiben / gleich wie die Laͤuffer in Engelland ſich von Jugend auff gewoͤhnen / lange den Athem zu halten / wie denn auch ihre Rennpferde ſo ſchnell lauffen / daß weder Haaſe noch Vogel / noch einig beweglich Thter es ſchneller thun kan / ſo aber in Teutſchland nicht wird geglaͤubet werden.

26. Die Erfindung deß Pulvers / der Artiglerie und der Feueꝛwercke.

Man ſagt in dem Sprichwort: Von weitem her luͤgt ſichs leicht: ſo iſts mit China,dar -40[39]darvon uns etliche ſo viel Fabeln ſchrei - ben / als ſie ſelber wollen / abſonderlich ein Author in ſeinem Atlante Sinico all - wo er unter andern meldet / daß die Por - cellan-Geſchirre mit Glaſto oder Wayd ſo ein Kraut iſt / und da haͤuffig gefunden wer - de / blau gefaͤrbet werden / gleich denn auch die Kleider darmit gefaͤrbet werden / welches ei - ne ſo groſſe Luͤgen / und groſſe Ignorantz iſt / daß ich nicht weiß wie ſie excuſirt werden kan: dann wer hat ſein lebenlang gehoͤret / daß Kraͤuter im Feuer und in der Glaſur eine Farbe geben; dann ob gleich / das Glaſtum oder Wayd-Blau faͤrbet das woͤllene Tuch / ſo iſt doch keine conſequens, daß es auch im Feuer blau faͤrben muͤſſe / es waͤre denn Sa - che / daß Author durch Glaſtum die Schmal - ta verſtehe / und da kan ich nicht ſehen / wie ſie die Kleider mit faͤrben koͤnnen: denn Lacken faͤrben / und Glafur faͤrben / ſeyn ſo weit von - einander / als Seyden faͤrberey / Lacken faͤrbe - rey und andere Faͤrbereyen / dann was Bein faͤrbt / faͤrbt nicht Leder / und was Seyden faͤrbt / faͤrbt nicht Baumwolle / und ſo fort. Aus dieſem groben und Handgreifflichen Irꝛthum deß Authoris kan man nun ſehen / was zu halten iſt von anderer Großſprecher Ruͤhmen / welche Mauluacher / wann ſie inei -41[40]einem frembden entlegenen Lande ſeyn / lie - ber ihrem eigenen Vatterlande alle Ehre entziehen / nur damit ſie aus der Frembde et - was luͤgen und großſprechen duͤrffen / dan - nenhero kommt das gemeine Geſchrey / man haͤtte etliche 100. Jahr zuvor das Buͤchſen - Pulver in China gehabt / eben als wann Chi - na aus der Welt / und nit an Oſt-Indien feſt waͤre / oder Alex. Mag ein Narr geweſen waͤ - re / der eine ſo bekandte Invention, nicht ſolte an die Hand genommen und practiciret ha - ben. Ich wil nicht ſagẽ daß auf den heutigen Tag / die Chineſer ſelbſt weder in Pulverma - chen / noch in Stuͤck gleſſen / noch in Feuerwer - cken / noch in der Artiglerie und Conſtablerey / den hunderſten Theil den Teutſchen vorgehẽ. Gewiß iſts / daß ein Teutſcher das Buͤchſen - Pulver erfunden hat zu Mayntz / uñ daß auch aldar die Buchdruckerey erfunden ſey / und daß D. Caſſius ein Teutſcher das rothe Glaß erfunden / und daß D. Balduin den Phoſpho - rum erfunden / und daß D. Brand zu Ham - burg / die Noctilucam oder einen leuchtenden Liquorẽ erfunden: noch iſt uͤbrig ein Oel / deſ - ſen etliche wenige Pfund ein gantz Jahr lang brennen; es iſt uͤbrig ein Liquor, welcher ver - ſchloſſen Waſſer iſt / ſo bald er aber eroͤffnet wird / brennt; es iſt uͤbrig eine Feuerſp: itztwel -42[41]welche einen feurigen Liquorem heraus ſpritzt / und viel Tropffen Feuer in eine groſ - ſe Diſtantz auswirfft. Es iſt uͤbrig ein Pulver[,]welches hundert mahl ſtaͤrcker iſt / als das al - lerbeſte bißher bekante / ich habe alle dieſe In - ventiones mit meinen Augen geſehen / und muß man den Teutſchen die Ehre laſſen / daß ſie Feuerwerck / Buchdruckerey und Kupfferſtecherey erfunden haben / nehmlich Arte & Marte verſirt ſeyn. Hier muß ich noch zum Beſchluß erinnern / daß Pater Kir - cher in Arte magna lucis & umbræ geſchrie - ben / es ſey unmuͤglich Feuer anzuzuͤnden ohne Actual-Feuer / da doch viele Menſtrua, der lebendige Kalck / und andere Dinge mehr durch zugieſſen / vom Waſſer ſich ent - zuͤnden / und der Boyle hier in Londen ſelbſt wird mir Zeugnus geben / daß er ein Metall von mir geſehen habe / welches gepulvert in momento aus der Lufft Feuer gezogen / und gebrennt und angezuͤndt hat / ohn einiges anderes Zuthun. Ich muß auch noch die - ſes erinnern / daß der Rumor von den ewi - gen Lichtern der Alten und ihren Ampelen platt erlogen ſey / dann ich habe zu Mayntz in Erbauung der Veſtung / viel von derglei - chen Ampeln geſehen / welche man aus denMo -43[42]Monumenten ergraben / derer etliche nie - mals angezuͤndet geweſen: unter deſſen wars eine Bedeutung deß ewigen Lichts / welches ſie der Seele wuͤnſchten. Daß aber etliche ſagen / ſie haben Ampullen und nicht Am - pelen gefunden / welche / ſo lange ſie zu gewe - ſen / geleuchtet / ſo bald ſie aber auffgethan / verloſch en ſeyn: So muß der Leſer hier wol wiſſen und unterſcheiden / daß zwey eꝛley Sa - chen ſeyn / Brennen und Leuchten / was brennet verzehret ſich: denn Brennen kan nicht geſchehen ohne Rarefaction, aber es kan wol eine Sache leuchten / die weder bren - net noch warm iſt: das iſt kein rechtes ewi - ges Licht / welches kan ausgeloͤſchet werden / wenn es eroͤffnet wird / die weil es ſeine Krafft verliehret / aber ich wil deme zu - gegen ein contrares ſagen / nehmlich ein ver - ſchloſſen Glaß voll Liquor geben / welches wol hundert Jahr alſo ſtehen / und dennoch eroͤffnet alſobald Feuer geben wird / und darumb heiſſe ich es der Philoſophorum Feuerzeug / aber ich muß hiervon ſtill ſchwei - gen / denn man wirds doch nicht glauben / ſo wenig als wann ich ſagen thaͤte von einem blinden Fechtmeiſter / welcher doch heutiges Tages der beſte hier in Londen iſt / NamensCMr. 44[43]Mr. Weal, der beruͤhmte Circkel-Fechter: und wann ihr darmit nicht zu[frieden] ſeyd / ſo kan ich euch noch zwey wunderlichere Sa - chen vorſtellen / nehmlich einen blinden Mahler und einen blinden Setzer in der Buchdruckerey / welche nicht nur dieſes zur Curioſitaͤt / ſondern auch zu ihrer Nahrung thun / und darinnen noch daruͤber excelli - ren / welches eben ſo unglaubig vorkommen wird / als wenn man von dem Waſſer - Speyer / und Feuer-Freſſer / wie auch von den bekandten Pragiſchen Peltz-Freſſeren / die heutiges Tages in der Welt herumb lauffen / und umb Geld ſich ſehen laſſen / ſa - gen wolte / einem der ſolche nie geſehen.

27. Bayriſche Stocator-Arbeit.

Der alte Churfuͤrſt Maximilian in Bayern / war ein ſehr ingenioſer Herr / welcher neben ſeiner Magnificentz und Ge - neroſitaͤt die Kuͤnſte auch ſehr liebte / und un - ter andern eine mehr als Kayſerliche Reſi - dentz gebauet / von allerhand Koͤſtlichkeiten / Raritaͤten und Antiquitaͤten / darunter nun ſeynd einige groſſe Stuͤcke von Gips auf Marmor Art oder Florentiniſch Stein - werck / und es nun zwar eine gemeine Kunſt iſt / ſo kan es doch niemand in ſolcher perfe - ction machen / und in ſo groſſer Haͤrte undPoli -45[44]Polirung als aldorten / der Churfuͤrſtl. Suc - ceſſor Ferd. Maria haͤtte zugelaſſen / dz ich nit allein dieſes Werck mit den Operanten ſelb - ſten / ſondern noch viel andere Dinge haͤtte fortſetzen und excoliren koͤñen / aber ſein Vi - ce-Cantzler D. Caſp. Schmid / der Schwaͤbiſ. Franzoſe / welcher den altẽ ehrlichen D. Oxel aus gebiſſen / nehmlich den rechten Cantzler / hat auch mich vertriebẽ uñ verhindert. Hier - bey muß ich erinnern / was mir mein Lands - man der ehrliche alte Herꝛ Hacke hier in Lou - den erzehlet / daß nehmlich einer hier ſey / der aus Waſſer koͤnne groſſe ſtuͤcken Stein ma - chen / ſo dz man Quater-ſtuͤcke daraus hauen koͤnne / und daß er dem Koͤnige darvon einen gantzen Seehafen bauen wolle: was darvon kommen ſey / weiß ich nit / aber daß aus Kalck und neuem Kaͤſe ein Stein oder Kiß kan werden / welcheꝛ an Haͤrte dem Demant nicht vil weicht / iſt mir bekandt. Wann ich erzehlẽ ſolte / was ich fuͤr wunderliche Arten von Er - den und Steinen in Schottland geſehen uñ ſelbſten mit Haͤnden betaſtet habe / die theils unſichtbar und hoͤrend und unempfindlich machen / und wie zu Path auf deß Hertzogs von Lauderdale Felſen / die Gaͤnſe die Eyer mit einem Fuſſe ausbruͤten / und wie andere Gaͤnſe auff den Baͤumen und HoͤltzernC 2wachſen /46[45]wachſen / wuͤrde man mich fuͤr Muͤnſterum, Wolfium, Ortelium und dergleichen Nar - ren halten / wiewol es doch wahr iſt. Printz Printz Ruprecht alhier in Engelland hat ei - ne Manier die natuͤrliche Marmorſteine zu beitzen und zu poliren / daß gantze Hiſtorien darauf gemahlt werden / ſehr ſchoͤn / welches noch uͤber die Bayeriſche Stocator gehet / ich habe auch dergleichen gebeitzte Marmor ſtei - ne zu Nuͤrnberg geſehẽ / Toback-Buͤchslein / Schuͤſſeln und Flaſchen / man kan auch den Cryſtal ohne Schmeltzen faͤrben / davon Glauber in dem erſten Appendice uͤber Pharmacopœæ Spagyricæ Siebenden Theil / p. 23 und Philippus Nerius in Arte vitraria ingleichen Meldung thut. Es iſt alhier dem Koͤnig in Engelland proponirt worden.

28. Die Engellaͤndiſche Lederbe rei - terey.

Man muß den Engellaͤndern zulaſſen / daß ſie ingenios ſeyn / zumahl im Nachfol - gen / unter andern haben ſie lange mit den Hollaͤndern geſtritten / wegen der Wollen - Manufactur und wegen der Haͤffnerey / ich will zwar darinnen kein Urtheiler ſeyn / wer ſie beſſer hat / aber von der Lederberei - terey / kan ich wol ſagen / daß die Engellaͤn -der47[46]der den Vorzug haben / dann ſie haben ein Kraut erfunden / wor mit ſie an ſtat der Lohe in gantz kurtzer Zeit das / Pfund-Leder gar machen / weil aber hiervon ein abſonderlich Buch ausgangen / und der Inventor dar - uͤber ein Privilegium hat / ſo wil ich ihm ſei - nen Marckt nicht verderben: diß muß ich auch erinnern / daß ſie in Engelland den Saamen haben / deſſen Oehl dem Leder den edlen Geruch giebet / von den Reuſſiſchen Juchten / alſo daß wir nun auch wiſſen was das Preuſiſche Leder iſt. Zu dem Weiß - gaͤrben haben ſie hier in Engelland die geſot - tene Kreyde erfunden / und Hr. Hacke er - zehlet mir / daß jemands hier ſey / welcher eine Leder mache / das durchfuͤchtig ſey wie ein Glaß / welches zwar unglaͤublich zu ſeyn ſcheinet / ich aber wol begreiffen kan / dann deß beruͤhmten Medici zu Ulm Dr. Beutels Tochter hat mir eine Roſe von Pergament verehret / welches ſo durchſichtig war als das all erklarſte Venetianiſche Glaß. Es haben auch die Engellaͤnder aus gefunden eine Art Leim zu machen von Wallfiſch-Fett / von Beinen und iſt noch etwas geheimes un - ter der Hand in der Lederbereiterey / darvon die Welt bald hoͤren wird / dieweil ich darvon nicht ſchreiben darff. Sie haben auch ei -C 3nen48[47]nen ſehr ſchoͤnen Firniiß von Sandrach au[f]ihre Furnierung von Oliven-Holtz / worvo[n]ſie ſehr feine und ſchoͤne Arbeit machen / und welches Gebrauch ich zu dem Florentiniſ[chen]Lackwerck erſtens applicirt habe / die ſchoͤn - ſte Cabinet darvon zu machen.

29. Haͤffnerey und Pottebackerey.

Wiewol dieſes eine alte Invention iſt / hin und her in der Welt wol bekandt / ſo iſt dennoch taͤglich darinn zu finden / und etwas neues zu practiciren. Die ſchoͤne weiſſe Ma - jolik Glaſur iſt zu Delpht in Holland / zu Hanan in Teutſchland / und ich habe die er - ſte nach Wien gebracht. Unter Cronwels Zeiten / iſt die Haͤffnerey in Engelland erſt recht auffkommen / ſie haben allerhand ſchoͤ - ne Erden in Engell and / einen kreyden-weiſ - ſen Leymen / einen blut-rothen Bolum, eine goldgelbe Ochra, eine graßgruͤne Letten / ſie haben einen Leymen / der ſich im Feuer hart brennt wie ein Stein / und kohlſchwartz wird wie ein Marmor / halte dafuͤr / daß es der Alten Bramnium ſey. Ich habe eine Mixtur von Erden hier in Engelland erfunden / wel - che ſo weiß iſt als Kreyden / man kan ſehr diinne Geſchirꝛ davon machen / laͤßt ſich ſtaꝛck brennen / klingt wie eine Glocke / und iſtdoch49[48]doch leichter als Holtz. Printz Ruprecht hat einen Haͤffner aus Ungarn / welcher eine Mixtur auß Erde gefunden hier in Engeland welche ſo weiß iſt als Kreyden / die gebrennt / halb durchſcheinend iſt / wie der Oſt-Indi - ſche Porcellan, und werden dergleichen Ge - ſchirr hier in Londen oͤffentlich verkaufft. Es ſoll auch ein Geiſtlicher zu Milan ſeyn / wel - cher das Porcellan-Geſchirꝛ machen kan. Es gibt auch an einem Orte in Teutſchland die warhafftige Porcellan-Erde / nehmlich einen Leymen / welcher halb durchſichtig iſt: ſonſten hab ich die Porcellana ſehr nach ge - macht / mit einem Glaß welches ich zu Wien habe machen laſſen / von Bein-Aſchen / deſ - ſen ich Meldung thu in meiner Phyſica ſub - terranea, es ſpielet wie ein Opal und lei - det ſiedend Waſſer. Die Alten haben un - ter der Toͤpffer-Arbeit das Opus Moſ[a]i - cum hoch gehalten / wie man noch zu Vene - dig ſiehet / und hier in London iſt ein Glaß - mahler / welcher allerhand Figuren mit ho - hen ſo wol in die Glaſur bringt / auch das ir - dene Geſchirꝛ als immer moͤglich ameliren kan. Aus Spanien kom̃et ein irrdẽ Geſchirꝛ / welches wie Gold anzuſehen / und doch ver - glaſurt iſt. Glauber meldet von dergleichen met alliſchẽ Glaſuren. Man hat auch erfundẽC 4das50[49]das Glaß zuzurichten als wanns Metall Gold oder Silber waͤre / den natuͤrlichen ſ[o]aͤhnlich daß boͤſe Leuth Gelegenheit genom[-]men falſches Geld daraus zu machen. Es iſt wunderlich daß mein Bein-Glaß an - fangs gantz klar iſt wie ein Cryſtall / wann mans aber ins Feuer haͤlt / ſo wirds erſt truͤbe wie Porcellan, und alſo habe ich auch ein weiſſes Glaß ins Feuer halten ſehen / welches darinne roth worden / wie denn die Kunſt roth Glaß zu machen heutiges Ta - ges auch wieder erfunden worden / und erin - nere ich mich am Chur-Pfaͤltziſchen Hofe / ein Stuͤck Glaß geſehen zu haben / welches man hat haͤmmern und kalt ausdaͤhnen koͤnnen. Doch iſt der Alten rothes Glaß etwas anders geweſen / dann es nur auff ei - ner Seithen deß Glaſes iſt / welches wann es davon geſchliffen / weiß und klar iſt. Es hat aber D. Casſius ein rothes Glaß erfun - den / welches durchaus roth iſt.

30. Faͤrberey.

Man iſt heutiges Tages ſehr hoch in der Faͤrberey kommen. Kuͤffler hat die Scharlach-Farbe erfundenn aus Cotſche - niglie: mir iſt eine Art Cothſcheniglie ge -wie -51[50]wieſen worden / ſo aus der Uckraine kommet. Die Faͤrber Roͤthe iſt auch zu unſerer Zeit erſt in Gang kommen / hingegen / weil wir unſere Manufacturen nicht achten / noch un - ſer Vatterland ins Auffnehmen zu bringen / gedencken / ſondern vielmehr die ſolches thun wollen / daran verhindern / ſo gehen un - ſere Manufacturen auch mehr hinter ſich als vor ſich / ſo geben wir das Geld an die Hol - laͤnder vor die Lumpen-Farbe den Indigo, und laſſen hingegen den Waydbau in Thuͤ - ringen zu Grunde gehen. Es wird fuͤr ei - ne Kunſt gehalten / wuͤllen Tuch ohne Cothſcheniglie roth zu faͤrben / hingegen Seyden mit Cotſcheniglie bundſo zu faͤr - ben / es iſt doch beydes moͤglich und mir be - kandt. Man hat nun auch außgefunden die Baumwolle roth zu faͤrben / wie die De - cken aus Tuͤrckey und Oſt-Indien kommen. Ich habe eine Art von Tapetzerey erfunden von Leinen / welche ich kalt mahlen kan / daß es der beſten Tapezerey gleicht / wie ich denn zu Wien viel ſchoͤne Stuͤcke dergleichen machen laſſen / ſie ſind ſchoͤn / taurhafft und koſten nicht viel / ſeyn auch bald gemacht / ich habe einen Nuͤrnberger Namens Ritter darinnen abgericht / welcher es ſehr hoch ge -C 5bracht /52[51]bracht: den Hanff oder Flachs wiſſen einig[e]alſo zu zu bereiten / daß er dem beſten Baum[-]wollen oder Floret nichts nach giebet. Es i[ſt]nicht wol zu beſchreiben / was vor ein un[-]glaublich Geld die Oſt-Indiſche Compag[.]vor die Oſt-Indiſ. Sitzen oder Baumwolle[-]ne gefaͤrbte Zeuge aus dem Lande ziehet / un[d]darmit den gantzen Lein-Handel ruinirt da doch das Leinen leicht zuzurichten waͤre[/]daß es dem beſten Cadun nicht weiche.

31. Scheid-Waſſer / Sublimat, Præcipi - tat, Zinnober / Gruͤnſpan / Bley - weiß / Bleygelb / Bleyglett / Mennig zu machen.

Die Te[u]tſchen haben ungezweiffelt das Scheidwaſſer gefunden / dafuͤr ſind ſie zu Venedig gefangen gehalten worden / und diß war der Venetianer ihr Goldma - chen / wormit ſie auß dem Spaniſchen Sil - ber das Gold geſchieden / biß die Kunſt aus gebrochen und gemein worden / wiewol man nun auch einen Weg gefunden im Fluß ohne Aqua fort zu ſcheiden / das Aqua fort aber auch ſelbſten ſo gutes Preifes zu ma - chen / als der Salpeter ſelbſten werth iſt. Sub - limat, Præcipitat und Zinober werden aus Queckſiilber gemacht / ſo wol zu Venedig als zu Amſterdam haͤuffig und mit groſſemNu -53[52]Nutzen woran viel tauſend gewonnen wer - den / weil nun alle die Species von Queckſil - ber gemacht werden / und alles Queckſilber deß Kayſers iſt / ſo koͤnte derſelbe auch leicht - lich allen Nutzen zu ſich ziehen. Ich habe Leuthe an der Hand gehabt / welche ſich jaͤhr - lich offeriret deß Kayſers Queckſilber auff 50000. Rthlr. zu erhoͤhen / uͤbeꝛ den ordina - ri-Handel / weil die Sache aber durch mich proponiret worden / ſo hat die Sache muͤſ - ſen ſupprimirt werden / und hat man lieber den Gewinn / den Hollaͤndiſchen Waſ - ſer-Laͤndern / Quaͤckern und Maniſten laſ - ſen wollen ohne einige Erkandtnus / als daß man das Geld angenom̃en / etwas davon zu Manufacturen angewendet / und D. Bechern manutenirt haͤtte / damit aber der gewe - ſte Cammer-Praͤſidente Sintzendorff / ſei - nem boͤſen Gemuͤthe Satisfaction gebẽ moͤch - te / haben ſeine Creaturen und favoriten die - ſes Concept gehindert und hintertrieben / uñ die 50000. Rthlr. jaͤhrlich Frembden gelaſ - ſen werden muͤſſen / und dennoch klagt man allezeit am Kayſ. Hofe man habe kein Geld / und D. Becher thue nichts. Betreffend nun weiter die Bereitung deß Gruͤnſpans und Bleyweiß / deß Mennigs und anderer Sor - ten / ſo ſind ſolche in Teutſchland auch zimlichC 6in -54[53]incaminirt, und waͤren gewißlich nun in de[n]Kayſerl. Erblanden alle in perfection, ge - ſtaltſam mir Herꝛ Ammon in Franckfurth Zeugnuͤß geben wird / daß ich zu allen An - ſtalt gemacht und die Leute beſtellt. Weil aber vom Kayſerl. Hofe aus an ſtat ver - ſprochener Protection und Promotion, von mir auffgerichteten Kayſerl. Kunſt - und Werckhauſes / die Manufacturen mehr ver - hindert als befoͤrdert worden / geſtaltſam mir ſo gar auch nur vor die Handwercks - Leute der verlangte Paß abgeſchlagen wor - den / ſo haben dieſe Manufacturen in den Erblanden muͤſſen liegen bleiben / hingegen anderwaͤrtig auffgerichtet worden / wie dann die Sache endlich ſo weit kommen wird / daß wann man mich endlich auffs euſſerſte verfolget / und mich nirgends bleiben laſ - ſen will / als wie der Kayſerl. Secretarius Natitz, bereits hier in Engelland auff Ordre deß Kayſerl. Hofs / wie er ſagt / gethan / ich gar ein Zinober-Ertz / aus den Kayſerl. Erb - landen entdecken / und daraus ein neues Queckſilber-Negotium zu meiner ſubſi - ſtentz werde auffrichten muͤſſen / gleich wie ich den Sachſen zu gefallen / welche durch den Rentmeiſter Cotten mit mir ttactirenlaſſen /55[54]laſſen / und darnach retractirt, ſo eine gute Zaffra und Schmalta alhier gefunden / als immermehr in Sachſen biß dato geweſen / alſo daß ſelbiges Monopolium nunmehr ein Loch bekommen wird / wie auch bald hier - nechſt das Kayſerliche Queckſilber-Nego - tium wann man ſo procediren wird.

32. Doctor Bechers Seege-Muͤhle in einem Wald.

Es iſt ein ſehr nuͤtzliches Werck umb die Seege-Muͤhlen / und ſind doch erſt in un - ſerm Seculo auffkommen / und weiß doch niemand eigendlich wer der erſte Inventor geweſen / allein dieſes inconveniens hat eine Seegmuͤhle / daß ſie einen Waſſerfall und dieſen nicht zwar gering haben will. Ich habe derohalben eine Invention erdacht / Seege Muͤhlen zu machen / welche mit Ochſen getrieben werden / und die man in den Wald verfuͤhren kan / zu den Baͤumen ſelbſt; denn man mit kan leichterer Muͤhe / die geſchnittenen Bretter verfuͤhren / als gantze Baͤume. Dieſe Invention hat ſehr gut gethan / und iſt approbirt worden.

C 733. Ra -56[55]

33. Rabeles Tropffen.

Es iſt vor einiger Zeit ein Frantzoß hieher an den Engliſchen Hof kommen / Na - mens Rabele, der hat groſſe Sachen auß - ge geben von einem Wund-Waſſer und von einer Medicin die er ſeine Tropffen genennt hat. Wie nun die Frantzoſen grob und inſolent, alſo hat ſich dieſer Geſell auch ein - getrungen / zumahlen durch das Frantzoͤſi - ſche Frauenzimmer / und hat etliche 1000. Cronen bekommen / iſt darauff wieder nach Franckr. uñ wie vermeldet wird / ſo ſey er mit dem veneficio alldorten begriffen in die Ba - ſtille geſetzt worden. Hier aber in Engelland iſt von ſeiner Medicin ſehr ungleich geredt worden / theils haben zu viel / theils haben zu wenig darauff gehalten: unter den Æſti - matoren iſt Printz Ruprecht / welcher mir einen Darm gewieſen / Fingers lang / auff - geblaſen / und auff beyden Enden mit einem Faden zugebunden / in einer Schachtel vor eine Raritaͤt verwahrt / dieſer Darm hat der Laͤnge nach / ſo lang er iſt / einen Schnitt / und iſt wieder zugeheilt / mit occaſion, daß der Printz in præſentz vor etlichen Medicis ein junges lebendiges Schwein eroͤffnet / auffſchneiden mit deß Rabeles Wundbal -ſam57[56]ſam beſpruͤtzen / und wieder zu heilen / her - nach uͤber ein Jahr als das Schwein groß worden / wiederumb in præſentz der Medi - corum ſchlachten laſſen / ſo hat ſich dieſer Darm befunden / welchen der Printz zum Beweiß auff hebet / gegen die jenige / / welche ſtatuiren / Weyd-Wunden koͤnnen nicht ge - heilet werden. Sie haben unterſchiedliche andere Thiere durchſtochen / und nur von dem Waſſer hinein geſpritzt / ſeyn ſo bald wieder geheilet worden / vieler anderen wun - derlichen Hiſtorien zu geſchweigen / welche unglaublich ſcheinen / und mir dennoch wahr zu ſeyn / der Printz bekraͤfftiget. Herꝛ Chriſtian Harel / deß Koͤnigs in Engel - land Hoff Apothecker in St. Dames Bark er - zehlet mir / daß die Præparation folgender Geſtalt ſey / wie er ſie ſelbſten auff Befehl deß Koͤniges bereitet hab. Man diſtilli - ret nehmlich auff die gemeine Weiſe / das Oleum Vitrioli, und gieſſet einen Spiri - tum Vini allgemach darauff / biß es getoͤd - tet / denn diſtillirt man es miteinander heruͤber / und gibt darvon etliche Tropf - fen ein / ſoll ein groſſes Conſervativ ſeyn / und innerlich heilen: aus dem Capite Mortuo aber ziehet man ein Saltz uñ ſolvirt ſolches in einem Waſſer / worin man wil / uñdie -58[57]dieſes iſt ſein Wunder-Waſſer / mit einem Wort / eine Art von Elixier Proprietatis Pa - racelſi und von dem Pulvere Sympathetico Kenelmi Digbæi. Mir gefaͤlt der Spani - ſche Wund Balſam / welchen der Aqua - pendente beſchreibt / und der Portenſchlag zu Saltzburg macht und verkaufft: viel beſ - ſer Joachimus Polemannus der bekandte Chymicus der das Novum Lumen Chy - micum geſchrieben / und dem Fuͤrſten von Sultzbach dedicirt, hat: ſchier auff dieſe Weiſe ein Operation gehabt er hat Oleum Vitrioli mit Spiritu vini abgetoͤdtet / und zur Conſiſtentz abgezogen / ſo iſt ein ſchwartzes Pech zuruͤck blieben / das hat er in Aqua Re - gis ſolvirt, ſo iſt die Solution roth worden / die hat er wie der abſtrahirt, und in deſtillirtem Waſſer ſolvirt, ſo hat es das Waſſer ſehr hoch tingirt, und Fæces gegeben / die hat man geſchieden / und das Waſſer wieder zum Saltz inſpisſirt, dieſes Solviren und ein Coaguliren hat er ſo offt gethan / biß keine Fæces mehr in dem Saltz geweſen. Von dieſem Saltz hat man wunderliche Opera - tiones, auch menſchliche und metalliſche Leiber erzehlet / und daß Colleman notable Dinge darmit gethan. Bey Occaſion undEr -59[58]Erzehlung dieſes ſchnellen Wund-Waſ - ſers deß Rabele, faͤlt mir bey eine andere Art von Waſſer / die Todten-Coͤrper damit zu conſerviren, wie in Holl and der Famose Anatomicus Biltz gethan / und ich gantze Leiber ſo geſehen / habe zwar auch bereits zu - vor zu Nuͤrnberg / bey dem Taliensker dergleichen Liquorem geſehen: ich habe eine Art von Saltz erfunden / welches mehr præ - ſerviren ſoll als das gemeine Saltz / die Probe wird nun davon gethan / und wird die Zeit lehren / was der Effect ſeyn wird / es iſt ein wunderliches Saltz / kein Acidum und kein Alcali und doch beydes zugleich / gibt auch in der deſtillation einen abſonder - lichen Spiritum und Solvens von wunderli - chem Operationen. Sonſten ſind unſerer Zeit noch viel rarer Medieinen erfunden worden / als der Jeſuiter Fieber-Pulver / hier in Londen Simon Semans Fieber - Waſſer / Walckods Peſt-Waſſer / Ame - lungs zu Leipzig Stein-Tinctur, Porten - ſchlagers zu Saltzburg Spaniſcher Wund - Balſam / Puͤchlers zu Lintz Waſſer gegen das Podagra: aber ein mehrers hiervon in meinem Diſpenſorio ſecretorum Medico - rum.

34. Ex -60[59]

34. Experis Waſſer-Muͤhl.

Nicht weit von Detfort / neben dem Koͤ - niglichen Proviant-Hauſe / hat dieſer Ex - peri eine Muͤhle gebauet / welche auff dem Lande ſtehet / und durch einen Canal von dem Tems-Waſſer / ſo wol in dem Zu als Abfluß getrieben wird / worzu er ein abſon - derliches Rad hat / und iſt er ſehr compen - dios, mit wenig Waſſer / treibet dennoch einen ſehr groſſen Stein / und ſuſtenirt der Iuventor daß er in 6. Stunden 6. mahl ſo viel als auff gemeine Weiß damit mah - len will / er hat daruͤber ein Patent / und hat mir die Machinam ſelbſt gewieſen.

35. Vitriol, Salpeter, Saltz oder an - dere Metallen in die Erde zu ſaͤen / darinn wachſen zu machen und zu augmentiren.

Vom Clauß Narren ſagt man / daß er einmahl Ducaten geſaͤet habe / in Hoffnung / daß ſie auffgehen ſolten: und die Lateiner haben ein Sprichwort von vergebener Arbeit / Salem ſcrere; Gleichwol ſo naͤrriſch als es ſcheinet / ſo hat ſich doch befunden / daß die Metal -len61[60]len und Salien von Lufft / Waſſer und Erden ein Increment nehmen / und gleichſam wachſen. Glauberus erzeh - let vom Liquore Silicum, daß die cal - ces der Metallen darinnen wie Baͤu - me auffwachſen / und iſt bekandt was vor Gewaͤchſe der Mercurius ſowol in via liquida als Sieca macht. Daß durch die Sonne in dem Saltz Gold generiret werde / ſchreibet Linſchott von Sicilien bey der Stadt Rapun - dien / und hier bey London zu Dettfort hab ich ein Virriol-Werck geſehen / welches von der Lufft generiret wird / und unter der Erden hol iſt / da das Waſſer herunter troͤpfft / und durch Rinnen in die Pfannen laufft alwo es eingeſotten wird. Martin Schmuck lehret in ſeinem Theſauriolo eine kuͤnſtliche Salpeter-Huͤtte zu bauen / dergleichen etlicher Orten nun in Teutſchland ſeyn / mit gutem Suc - ceſs; Worvon ich aber allhiermel -62[61]meld / beſtehet darinnen / das Saltz / Salpe - ter und Vitriol in gemeinem Waſſer ſol - virt, und die rechte gebuͤhrliche Erde darmit beſprengt / und den Sommer uͤber oͤff - ters wieder eingetrucknet / dann ausge - langt / multiplicirt befunden werden. Die Metalla kan man in ihren Menſtruis corro - ſivis auff ſolviren, mit vielen Waſſer delui - ren und eben ſo procediren. Ich habe auß der Erde Ziegelſteine laſſen formiren / aber nicht brennen / ſondern nur unter einem Dach an die Lufft geſetzt und zu Zeiten an - gefeuchtet. Hierbey kan ich nicht vorbey gehẽ deß Experiments zu gedencken / darvon ich in meinem Supplemento I. in Phyſicam ſubterraneam geſchrieben / nehmlich aus ge - meinen Haffner-Leym Eyſen zu machen / welches ich auch vergangenen Sommer zu Windſor vor dem Koͤnig gethan. Man nimmt gemeinen Haͤffner-Leymen / pulvert ihn / und feuchtet ihn an mit Leinoͤhl / daß er ſich ballen laͤßt; denn formir et man Kugeln daraus / thuts in eine Irretort, treibts her - uͤber / das Caput Mortuum muß ſchwartz ſeyn / wann es recht gethan / diß muß geſtoſ - ſen und mit Waſſer zum Schlich gezogen werden / ſo faͤllt ein ſchwerer ſchwartzerSchlich /63[62]Schlich / aus dieſem kan mit dem Magnet - Eyſen ziehen / welches Eyſen Gold haͤlt / und iſt ſich zu verwundern / daß der Leymen auch den Schweffel Arſenic und Queckſilber an ſich ziehet / und figirt, auff eben dieſe Weiſe tractirt, wie eben die fluͤchtige Ertze mit Ley - men verſetzet / dergeſt alt figirt werden / daß viel ein mehrers an Metall folgender Ge - ſtalt erhalten wird / gibt auch dem Ertz zu - gleich einen guten Fluß / nicht nur aber der Leimen / ſondern gantze Gebuͤrge gibt es voll von Geſtein die einen Goͤldiſchen Ex - tract geben / welcher zu Gold oder Silber ge - ſchmoltzen / in allen Proben darbey beſtehet: inſonderheit hat der gemeine fluͤſſige Sand / als eine Gebaͤhr-Mutter der Mineralien, groſſe Lieb mit den Metallen / dergeſtalt / daß ſie darmit tractirt, allzeit verbeſſert herauß komme. Beſiehe hiervon meine Mineram Arenariam. Ich habe vermeint in Hol - land dem gemeinen Weſen zum beſten / der - gleichen Werck auffzurichten / war auch ſchon in fieri, und mit den Staaden daruͤber tractirt, und geſchloſſen / Proben und Gegen - Proben gethan / gut und accurat befunden / und daruͤber Atteſtata ertheilt worden / demnach hat ſich das Werck zerſchlagen /aus64[63]aus den Urſachen die in der Minera Arenaria erzehlt ſeyn / und die in dem anderen Theil dieſes Tractats der Weiſen-Narrheit wer - den allegirt werden. Die Welt ſucht heuti - ges Tages nichts als hohe ſubtile Kuͤnſte / und dencket nicht daß die Kunſt der Natur folgen muͤſſe / und daß die Natur gantz ein - faͤltig ſey / ohn einiges ſubtiles Deſtilliren in Stein / Leymen und Sand / in / unter und uͤber der Erden Metalla generire, welcher / wann die Kunſt nachfolgete / ſo koͤnte man aller Orten in der Welt Metalla haben / und nuͤtzliche Scheidwercke anrichten / das angelegte Capital mit cento pro cento ohne Wucher / Betrug und ſeines Nechſten Be - ſchwerung vergroͤſſern / und viel gute Sachẽ thun: aber der Welt iſt das Schinden und Schaben / Importen und Beſchwerungẽ viel lieber uñ ſuͤſſer / derowegen dz Geld / ſo ſolcher Geſtalt herauſſer kommt viel angenehmer / weil es nun heiſſet Mundus vult decipi, mag es auch dabey verbleiben / decipiatur ergo.

36 Dr. Bechers Invention von Feuer / Kohlen und Theer.

In Holland hat man Turff / und in Engelland Stein Kohlen / beyde taugen nicht viel zum Brande / weder in Zimmern noch zum Schmeltzen: ich habe aber einenWeg65[64]Weg gefunden nicht allen beyde Sorten / zu guten Kohlen zu brennen / die nicht mehr rauchen noch ſtincken / ſondeꝛn mit den Flam - men darvon ſo ſtarck zu ſchmeltzen als mit dem Holtz ſelbſten / und ſo eine groſſe Exten - ſion der Feuerflammen / daß ein Schuh ſolcher Kohlen 10. Schuhe lang Flammen machen / das habe ich im Haag demonſtrirt mit Turff / und hier in Engell bey dem Hn. Boyle mit Steinkohlen / auch in Windſor / darmit in groſſo abgetrieben. Bey dieſer oc - caſion iſt auch Merckens wuͤrdig / daß gleich wie die Schweden ihre Theer aus Kifern Holtz machten / als hab ich hier in Engelland aus Steinkohlen Theer gemacht / welche der Schwediſ. in allem gleich gehet / und noch in etlichen Operationen daruͤber iſt / ich habe die Probe darvon gethan / ſo wol auff Holtz als auff Stricke / und iſt in der Probe gut be - ſunden worden / geſtaltſam denn auch der Koͤnig darvon eine Probe geſehen / welches vor Engel[.]eine groſſe Sache iſt / und die Koh -[l]en / wann die Theer daraus gezogen iſt / ſeyn[b]eſſer zum Gebrauch als vorhin.

39. Neue Arten von Fermentiren.

Es iſt zu beklagen / daß die Leute ſo gar[c]urios auf neue Zeitungen ſeyn / die doch nur[l]uͤgenhafftig / hingegen auf neue Inven -tionen66[65]tionen / welche doch wahr uñ nuͤtzlich / geben ſ[ie]nit achtung / wañ ſie gleich ſelbige mit Auge[n]ſehen / dannenhero iſt kommen / daß nicht al[-]lein die Inventores der Sachen vergeſſen / ſondern auch die Erfindungen der Sachen verlohren werden: derowegen Panzirollus einen gantzen Catalogum de ſcientiis perdi - tis geſchrieben / welches ja billich eine Schan - de iſt: unter andern ruͤhrets auch dahero / daß man nicht weiß / wer das Papiermachen er - funden / welches eine feine doch wund erliche Invention iſt / aber auff die gemeine Weiſe viel Muͤhe / Klopffens und Geraſſels mit den vielen Staͤmpfflen gehabt. Ich habe aber eine neue Art von einer Papier-Muͤhle zu Serndamm in Holland geſehen / welche ohn einigen Staͤmpffel gehet / ſondern durch eine Waltze in kurtzer Zeit und mit leichter Muͤhe die Lumpen zu einer Pappe gepreßt werden / welches ſehr compendios und wol Anmerckens wuͤrdig.

38. Raucher-Werck.

Fleiſch und Fiſche zu conſerviren, ſind drey Wege / entweder an der Lufft zu truck - neß / oder in dem Rauch zu raͤuchern / oderein -67[66]einzuſaltzen und einzumachen: ich erinne - re mich daß ich zu Stockholm Schaffleiſch gegeſſen ſo an der Lufft gedoͤrret geweſen und gantz weiß war / die Stockfiſche wer - den an der Lufft gedrucknet und eine groſſe quantitaͤt Hechte in Schweden. Das ein - ſaltzen der Fiſche iſt allein bey dem Laberdan, Salmen, Haͤring und in Schweden Stroͤm - ling / in Italien Sardellen gebraͤuchlich / doch hab ich auch in Schottland geſaltzene Auſtern gegeſſen. Kayſer Carolus V. hat die invention Haͤring einzuſaltzen ſo hoch æſtimirt, daß er nach des Inventoris Grab in Holland gefragt und daſſelbe beſucht hat. Ich vernehme / daß in Engelland in Corn - vvall eine Art im Gebrauch ſey / die Fiſche einzumachen mit Preſſen / welcher geſtalt ſie in einer Stunde etliche tauſend einma - chen / welches ich bald ſelbſt ſehen werde. Es iſt auch eine Art die Fiſch einzumachen in Italien gebraͤuchlich ſo man mariniren nennet / und weꝛden gemeiniglich die Lingva duti, Aal und Lampreten alſo ein gemacht / nemlich in Oehl gebraten / mit Pfeffer be - ſprengt / mit Lorbeerblaͤtter belegt / mit Eſſig uͤbergoſſen und in Faͤſſern zugepreſſt. Mich wundert / daß ſie in Holland dieDSchol -68[67]Schollen oder Tungen / die alda haͤuf. fig ſeyn / ſolcher geſtalt nicht zu - richten. In Italien hat man kleine Voͤgel dergeſtalt eingemacht / welche ſie nennen Ave di Cypro, und pfle - get mans auch etlicher Orten in Teutſch - land mit den Lerchen zu thun / wel - che man gebraten in einen Hafen legt / Lorbeerblaͤtter und Wacholder - Beer darzu thut / den Hafen mit Eſ - ſig voll gieſſt und denn oben mit But - ter verrennt / ſo bleiben ſie eine lange weile gut. Ich habe mit Verwun - derung erfahren und ſelbſten in der That geſehen / daß der Zucker das Fleiſch trefflich præſervirt, viel beſſer als Saltz / dann er friſſt noch veraͤn - dert die ſubſtantz des Fleiſches nicht wie das Saltz thut / ſondern laͤſſet / wenn er von dem Fleiſch ausgelangt wird / daſſelbige wolgeſchmackt in ſei - ner Krafft. Ich habe zu Wien ei - nen gantzen Sommer uͤber / da doch die Waͤrme aldar ſehr putrificiren macht / ein groß Stuͤck Wild-Schwei - nen Fleiſch nur allein mit Zucker ein - gemacht præſervirt, welches noch ſehrwol -69[68]wolgeſchmackt geweſen. Wann man ein reingemachtes Spannferckel in eine Zu - cker-Pfannen duncket / worinnen der ge - ſchmoltzene Zucker iſt / ſo wird es durch und durch condirt und haͤlt ſich ſehr lan - ge. Ob gleich nun das Einmachen mit Zucker theurer iſt als die Poͤckel / ſo iſt ſie hingegen geſunder / und kan der Zu - cker wann man verſtaͤndig mit umbge - het nach dem Gebrauch / wiederum er - halten werden. Daß ſonſten der Zucker beſſer vor der Faͤule præſervirt als Saltz / ſiehet man an den eingemachten Fruͤch - ten / welche in Zucker bleiben / hinge - gen in dem Saltz nicht ſtehen wuͤr - den. Was nun das Raͤuchern an - belangt / ſo iſt daſſelbe nun ſo wol an Fleiſch als Fiſchen ein ſehr gutes / nuͤtz - liches und geſundes Werck / und da der Genuß des eingeſaltzenen Poͤckel - Fleiſches den Schaarbock macht / ſo vertreibt daſſelbige ſolchen / und wider - ſtehet ihm / welches herkommet von dem Sale volatili das im Ruß iſt / und das geraͤucherte dergeſtalt penetrirt hat. Auf meinen Zweck nun zu kommen / ſo hab ich in Oeſterreich ein kleines Inſtrument geſchen /D 2worin -70[69]worinnen man in wenig Stunden zum allerbeſten raͤuchern kan / als Karpffen / Spanferckel / Gaͤnſe ꝛc. Solte ſich in den Oertern als Holland / Engel - land / Sottland alwo vielerhand Fiſche ſeyn / mit Nutzen practiciren laſſen / und die Schollen / Weiding und Cabliau viel beſſer geraͤuchert als eingeſaltzen ſchmecken. Es iſt noch eine Art ohne Saltz / Eſſig / Oehl / Zucker ohne doͤr - ren an der Lufft / noch raͤuchern in dem Rauch / Fleiſch und Fiſch Jahr lang zu præſerviren, mit ſo wenigen Koſten als wann ſie geſaltzen waͤren / weil aber die Invention ich einem andern uͤberlaſſe / ſo wil ich durch publication ihrer / ihm alhier keinen Schaden thun / doch dem curioͤſen Lefer ſo viel zur Nachricht ſa - gen / daß es ein naſſes Raͤuchern ſey / nemlich ein Rauch der zu Waſſer wor - den / mag unter die wunderlichſte In - venta unſerer Zeit wol gerechnet wer - den.

39. Neue Arten von Fermentiren.

Es iſt bekant / daß alles Getraͤnck je laͤnger es fermentirt / je ſtaͤrcker e[s]wird / hingegen aber auch zu beſorge[n /]da[ß]71[70]daß es ſauer wird / darvon die Urſa - chen in meiner Phyſica ſubterranea cap. de Fermentatione umſtaͤndig angezeigt worden. Ich hab aber eine Invention erfunden ein Getraͤnck es ſey Wein / Bier oder Aepffel-Moſt ein Viertheljahr lang in der fermentation zu erhalten / das dann ſo ſtarck wird als der allerſtaͤrckſte Wein ſeyn kan / bleibet beſtaͤndig und iſt ſehr ſtarck / geſund und annehmlich zu trincken. Ich habe die Proben etlicher Or - then und zwar in Groſſo gethan und bin verſichert / daß die Unterthanen eines Orths keinen Wein verlangen werden noch von noͤthen haben / wo nur Aepffel vorhanden ſeyn. Printz Ruprecht wird mir deſſen ein Zeugnus geben / welchem ich dieſen gantzen Winter uͤber / der doch dieß - mal hier in Engelland zimlich kalt geweſen ein gantz Faß vol Aepffel-Moſt in der fermentation erhalten / welcher dadurch ſo ſtarck worden / daß er nun dem beſten Wein nicht weichet / und halte dafuͤr Sei - ne Hoheit werden dieſe Invention hier im Koͤnigreich introduciren und dadurch dem Frantzoͤſiſchen Weine nicht wenig Abbruch thun. Diß muß ich noch hierbeyD 3erin -72[71]erinnern / daß ich hier in Londen eine ſonderliche invention von einer Muͤhle ge - ſehen / die Aepffel mit leichter Muͤhe und geſchwinde zu Moſt zumahlen / und ſolte diß Inſtrument in Teutſchland zum Moſt machen und Auſpreſſung der Trauben ſehr dienlich iſt. Der Inventor darvon hat vom Koͤnige ein Privilegium daruͤber erhalten und iſt in Engelliſch ein Buch darvon ausgegangen unter dem Titul Pomona.

40. Von der Typographi und Tachy - graphi.

Man wil den Chineſern das Lob der Druckerey geben in derer erſten Erfin - dung / welches wahr ſeyn kan / wann an - ders auff Leinwandt und Seyden / figuren drucken / oder der Chineſer Characteren vor eine Druckerey gehalten werden kan. Gewiß aber iſt es / daß die Art und Manier von der Europæiſchen Druckerey aus Teutſchland von Mayntz ihren Urſprung nehme / wie nicht weniger auch die Teutſchen das Kupfferſtechen und Etzenerfun -73[72]erfunden haben / und kan wol ſeyn / daß hernach zu Harlem wie einige wollen / die Druckerey erſtlich in die rechte Form kom - men wie dann noch taͤglich etwas zu in - ventiren koͤmmt. Die Hollaͤndiſche Druckerey und Antwerpiſche haben den Vorzug wegen Schoͤne der Buchſta - ben und Guͤte des Pappiers: Franck - furth aber iſt das Emporium von Druckerey in gantz Europa, wie auch von Buchfuͤhrerey / in Engelland hinge - gen wird wenig darinnen gethan / die - weil ſie keine Buchfuͤhrer haben / ſon - dern nur Buchbinder / worinnen ſie doch feine Sachen haben / und ſolte ein teutſcher Buchfuͤhrer nicht uͤbel thun welcher die Translation etlicher ſolcher Operen auf ſich nehme. Unterandern haben die Engellaͤnder die Tachygraphi gefun - den / oder eine Kunſt ſo ſchnell zu ſchreiben als man reden kan / welches ſie den fliegenden Schreiber heiſſen / worvon in Engelliſchen abſonderliche Beſchreibungen außgangen. Sie ha - bens in Engelland in ſolchen Ge - brauch gebracht daß junge Leute / oder welche ſich darauff legen / gantze Predigten in derD 4Kirch74[73]Kirch / und gantze Orationes in dem Par - liament ſo ſchnell auffſchreiben / als ſie geredt werden / welches eine artliche und nuͤtzliche Invention iſt / und hat mir Anlaß zur Speculation gegeben zu practiciren, in der Druckerey ſo geſchwind zu ſetzen als man ſonſten mit der Feder ſchreiben kan: weil aber die edle Kunſt der Dru - ckerey bereits ſo gemein worden / wil ich ſie durch publication dieſes Inventi nicht noch geringſchaͤtziger machen.

41. Von einer algemeinen Sprach und Schrifft.

Hier moͤchte einer anfangs einwerf - fen und ſagen / wann alle nationen ei - nerley Character ſchrieben und einerley Woͤrter redeten / ſo haͤtte man einerley Sprach und Schrifft und doͤrffte man keine neue erfinden: darvon aber wird alhier nicht gehandelt / ſondern die Sa - che und Propoſition beſtehet in zweyen Gliedern / erſtlich in einem Mittel durch Character einander ſchrifftlich zu verſte - hen / daß doch jede nation jhre Sprachebehal -75[74]behalte / und keine der andern Wort / ſondern nur das ſignificatum und den ſenſum verſtehe. Hiervon haben ſehr viel geſchrieben. Commenius hat nach Anlaß der Chineſer einen Orbem ſenſualium pictum ausgehen laſſen / woraus noch wol der nechſte Weg zu einem allgemei - nen Character zu finden. Ein Spa - nier wie auch Pater Kircher haben ſich in - gleichen darinnen bemuͤhet / aber Pater Schott in ſeiner Technica curioſa giebet den Preiß vor allen andern meinem neu - erfundenen Character, welchen ich Anno 1660. heraus gegeben / und geliebts GOtt dieſes Jahr in forma eines vollkomme - nen Lexici auff die Art meines Novi Or - gani Philologici in ſechs Sprachen / als Teutſch / Engliſch / Polniſch / Latei - niſch / Frantzoͤſiſch / Italiaͤniſch heraus gehen wird / ein ſehr nuͤtzliches Werck zu vielerhand Gebrauch. Die zweyte Art iſt eine Sprache zufinden welche man reden koͤnte / als zum[Exempel] wie die Lingva Franca und welche doch gantz leicht zu begreiffen / etwan in vier Wo - chen Zeit zu erlernen / leicht auszuſpre - chen / die Sachen doch wol und umſtaͤndigD 5expri -76[75]exprimirt, und aus der Natur der Sachen ſelbſt genommen waͤre: hieruͤber nun ha - ben ſich bemuͤhet unterſchiedliche / als Georgius Dalgarnus in ſeiner Arte ſigno - rum oder Charactere univerſali, & Lexi - co Grammatico Philoſophico, item Franciſcus Lothvvick, item Johann Wil - king alle Engellaͤnder / und wie ich ver - nehme / ſo ſind ſie bey der Societaͤt alhier noch geſchaͤfftig das Werck auszufinden / aber wie mich deucht / ſo greiffen ſie es zu kuͤnſtlich und zu weitlaͤufftig an / derge - ſtalt daß das Werck unpracticabel wer - den wird / wie dann des Wilkings Lin - gva Philoſophica kuͤnſtlicher iſt / als alle andere Sprachen / und wolt ich eher Teutſch / Sclavoniſch / Arabiſch / Ma - laiſch / Otaribiſch und Lateiniſch lernen mit welchen ſechs Sprachen man die gan - tze Welt durchkommen kan / als allein dieſe des Dr. Wilkings, denn es iſt eine unendliche multitudo darinnen / und hat ſolche zuerlernen noch niemands die Pro - be gethan als der Herr Boyle / wel - cher doch ſelbſt bekennt / daß ſie ſehr ſchwer ſey / ſo groſſes ingenium er auch hat. Meines Erachtens muß eine Sprache ſeynerſt -77[76]erſt lich von 10. oder 12. Buchſtaben wo kein R / Z oder ſchwere Buchſtaben ſeyn / ſondern mehrentheils L[a]biales, Dentales, Vocales, alſo daß ſie auch von einem der eine ſchwere Zunge hat doch leichtlich geſprochen werden kan. Zweytens / muß es einen Character ha - ben der einfaͤltig zu ſchreiben iſt / alſo daß er auch von Bauren in einem Tag gelernet werden kan. Drittens / die unnoͤtige Woͤr - ter ſo in einer Sprache einen Uberfluß und Wei[t]laͤufftigkeit machen / muͤſſen aus - gemuſtert und nur die noͤthige zum taͤgli - chen Gebrauch erfordrende Woͤrter zu - ſammen gebracht und in radices geſtelt werden / darvon ich einen eigenen Tractat geſchrieben de Verborum Sufficientia, und bewieſen / wie wenig Subſtantiva, Adje - ctiva, Verba, Adverbia, Præpoſitiones, Conjunctiones, Interjectiones, Pronomi - na in einer Sprache von noͤthen / und die Nomina Propria aus genommen / wie vieler - ley Woͤrter ſeynd ihrer wol ſo in der gantzen heil. Schrifft ſeynd / oder wie vielerley Woͤr - ter ſind in einer Sprache von noͤthen / daß man ſie wie eine Mutter-Sprache reden uñ alles darinne exprimiren koͤnne / mit drey / vier oder zum hoͤchſten mit 500. Woͤrtern / alſo daß man gar in einemD 6Mo -78[77]Monat eine Sprache ſo weit wird lernen koͤnnen / nemlich des Tages zehen oder zwoͤlff Woͤrter / daß er eine Sprach zu gnugſamer Nothdurfft verſtehen und reden kan: und hat dieſe meine ausge - fundene ſufficientia vocabulorum nicht nur jhren Haupt-Nutzen in dieſer Lin - gva univerſali, ſondern in jeder Spra - che / welche ſolcher Geſtalt leicht erler - net werden kan. Vierdtens muß das viele variiren in den Declinatio - nen und Conjugationen abgeſchafft werden / dann worzu dienen bey den Griechen ſo viel variationes, das me - dium, die Aoriſti, die Futura, die De - clinationes und Contracta, worzu bey den Lateinern ſo ein Hauffen Termi - nationes ſo ein Hauffen Genera, ſo ein Hauffen Articuli, ſo viel Con - ctructiones, ſo viel exceptiones, Ano - malia, ſo viel Declinationes und Con - jugationes, auch Comparationes und dergleichen. An dieſer univerſal Lai - cal-Sprache hingegen iſt genug ein Genus, eine Termination, eine Declina - tion, eine Comparation ein Singulatis, einPlura -76[78]Pluralis, 4. Caſus, ein Activum und Paſſivum, ein Indicativus, Imperati - vus, Infinitivus, ein Præſens, Præ - teritum und Futurum, und die drey Perſonen / und insgeſampt etwan ſechs Reguln in Syntaxi: diß iſt die gantze Grammatic auff einem einzigen Blat / und wil doch ſo viel exprimiren als ei - ner in ſeiner Sprache thun mag. Fuͤnfftens ſoll man auch ſehen daß man in dieſer Laical-Sprache Sylben und Woͤrter finde die wenig Buchſtaben haben und leicht auszuſprechen ſeyn / auffs hoͤchſte diſſyllaba, und welche doch ein Anſehen haben / und auff die La - teiniſche oder Spaniſche Manier kom - men. Sechſtens / wann die Sprach dergeſtalt leicht iſt zu lernen und zu re - den / auch lieblich in der Ausſprache / ſo wird ſie bald in der Gemein ſeyn / als wie die Lingva Franca, und darumb nenne ich ſie eine Laical-Sprache / aber ſie kan auch eine Philoſophical - Sprache genennet werden / dieweil ich alſobald aus dem Wort und Buchſta - ben deß Worts / die Variation und Etymologi, die Logiſche und PhyſiſcheD vijNatur80[79]Natur deſſelben erkennen kan / welches de facto keine Sprache in der Welt hat: zum[Exempel] / ich habe ſo vielerley Sachen als in der Welt ſeyn / nemlich Genera der Sachen / Radices gemacht / alſo daß wann ich ein Wort hoͤre oder leſe / ich alſobald ſehen kan ob der Radix ein Thier / ein irr - diſches Thier / ein vierfuͤſſiges Thier / ein huͤffigtes oder geſpaltner Klauen / gehoͤrt / wiederkaͤuend / und endlich was ſei - ne ſpecialiſſima præciſi mit andern Ge - ſchoͤpffen iſt / welches wer mein Philoſo - phiſch A b c hat / alſobald erkennen kan / wer aber nicht darauff achtung geben wil / kan ſie als eine andere Sprache reden / aber hiervon ein mehrers in meinem Novo Organo Hexaglotto, ſub titulo de Verbo - rum Sufficientia. Sonſten hat Helmont ein Alphabetum naturale Hebraicum ge - ſchrieben zu Sultzbach / aber wie er in al - len ſeinen Sachen confus iſt / alſo iſt er auch alldorten / uñ wer ihm opponiren wol - te / wuͤrde auff ſeine objectiones keine ſatis - faction haben / dann er umb einen gantzen Baurenſchritt fehlet / circa definitionem, fi - gurationẽ & ſonũ literarum, vocalium, gut - turalium, labialium, dentaliũ & lingvalium,dar -81[80]darvon der kuͤnſtliche Leſer ein mehrers in meiner Lingva Laica mit beſſern fundament leſen wird. Ich habe einen Orgelmacher ge - kennt / welcher zwar nicht geſtudirt / aber von Natur ingenios war / welcher lange Zeit daruͤber geſeſſen / ob er durch Kunſt einige Buchſtaben redend exprimiren koͤnte / daß gewißlich ein groſſer Theil Buchſtaben im a b c ſeine Orgelpfeiffen geſungen und theils ſehr naturel exprimirt haben. Wie man die ſtummen Leute ſol redend machen durch Kunſt / erzehlet Stephanus Rodericus Ca - ſtrenſis Commentario in librum Hippocra - tis de Alimentis ſect. 2. p. 247. Daß in Spa - nien dergleichen ſey practiciret worden / wie ihme der Budianus erzehlet / iſt auch zu unſrer Zeit in Sultzbach dergleichen Exempel und Probe geſchehen.

42. Huͤltzner Blasbalg.

Ich habe in Teutſchland bey den Berg - wercken und Schmeltzhuͤtten huͤltzern[e]Blasbaͤlge geſehen / welche gar ohn alles Leder ſtarck blaſen / vom Waſſergetrie -82[81]getrieben werden und wenig koſten / man kan auch ſolcher geſtalt doppelte Blaßbaͤl - ge machen. Dieſe Invention iſt artlich und nuͤtzlich und in Engelland noch nicht bekant / es kan auch ſehr viel dienen zu Waſſer - Wercken umb die Linderung der Pumpe zu erſparen ..

43. Kayſers Ferdinandi III Proportio - nal-Zirckel.

GOtt iſt in ſeinen Gaben zumalen mit dem dono inventionis wunderlich und ſiehet damit die Perſon nicht an: ſchlech - te Bauren und ungelehrte Handwercks - Leute haben bißweilen einen wunderlichen Geiſt zu inventiren: diß Donum iſt auch unter Kayſer / Koͤnige und Fuͤrſten aus - getheilet / unter andern iſt auch abſonderlich mit begabt geweſen Kayſer Ferdinandus III. gottſeeliges Andenckens / er war nicht allein ein groſſer Chymicus, ſondern auch ein kuͤnſtlicher Drechßler und trefflicher Mathematicus, dieſer hat einen Proportio - nal-Zirckel aus gefunden / wornach man gar leichtlich die gantze Matheſin demonſtriren kan / iſt ein ſchoͤnes ingenioſes inventumund83[82]und inſtrument, darvon Pater Schottus ein eigenes Buch geſchrieben / unter ei - nem gewiſſen Titul welches an den Hertzog von Meckelburg-Schwerin dedicirt.

44. Printz Ruprechts ſchnelles Schieſſen aus Geſtuͤcken.

Ich kan wol ſagen daß ein gemeiner Handwercks Mann / welcher taͤglich mit ſeinem Handwerck umbgehet / ſelbiges nicht ſowol / verſtehe noch alle Vor - thel darinne wiſſe / als hochgemeldter Printz thut / welchem nicht wol eine ma - teri oder propoſition zu ſagen iſt / die er nicht bald ſelbſten weiß auffzuloͤſen / wann er nur den Titul hoͤrt. Es ſchriebe mir einſt der Saͤchſiſche Ingenieur Gruͤnd - ler vor ein groſſes Secret, daß er eine In - vention habe / ſehr ſchnell aus Stuͤcken zu ſchieſſen / ich hatte es kaum dem Prin - tzen geſagt / ſo hat er eine Manier erfunden dreymal ſcharff aus einem Stuͤcke zu ſchieſſen / ehe ein Muſquetierer einmal auff gemeine Weiſe ſeine Muſqvete la - den und losſchieſſen kan. Eben ſo wieß ich ihm die Bewegung der Stangen-Kunſtwie84[83]wie ſie in Ungarn zu den Waſſerwer - cken gebraucht wird / da hat er ſie al - ſobald zu appliciren gewuſt / zu einer Bewegung an einem Seſſel / umb wann man nicht wol zu Fuſſe iſt / ſich mit leichter Muͤh im Zimmer herum zufuͤh - ren / welches fuͤrwar eine ingenioſe Bewegung und application iſt / welche mir ſelbſten nie in Sinn kommen waͤre. Ich habe eine Art von Regiments - Stuͤcken erfunden die ein Mann tra - gen und ein Pferd gar gemaͤchlich etli - che fuͤhren kan / ſeynd eine ſpecies eines Muſquetons / und ſchieſſen doch eine ſonderliche Art einer Kugel von ſechs oder acht Zoll im Diameter, thun groſſen Schaden. In dem wir hier von Schieſſen handeln / kan ich nicht vorbey gehen / was auch ſeine Hoheit Printz Ruprecht erſt dieſer Tage zu Windſor inventirt auff einer Cheſe in der Lufft im Flug Voͤgel zuſchieſſen / die invention beſtehet in einem Seſſel / der ſich herummer drehet auff einem Centro, daß man aller Orthen im Circkel ſchieſſen kan.

45. Thermoſcopia oder Wetterglaͤſer.

Wer ſolche zum erſten erfunden / iſt auchunbe -85[84]unbekant / gleichwol wil mans dem Corne -[l]io Drexel von Alckmar zu ſchreiben / und es kan wol ſeyn / daß er den Gebrauch derſel - ben zu erſt entdeckt: erinnere mich etwas darvon in den Mathematiſchen Erquickſtun - den geleſen zuhaben / nemlich von einer Ma - china die er dem Kayſer Rudolpho præſen - tirt habe / welche er Perpetuum mobile ge - nennet habe und lange noch zu Prage in der Kunſt-Kammer zuſehen geweſt. Es wird auch viel geredt von des Cornelii Trepels ſeinem Ring. Aber die Engellaͤnder haben die Wetterglaͤſer heutiges Tages zum allers genauſten excolirt mit Queckſtlber / und mit Gewichtern einen Zeiger darzu gemacht / welcher ſehr accurat die gradus der Veraͤn - derung des Wetters von Waͤrm und Kaͤlt weiſet / ja ſie haben auch ein Inſtrument er - funden / die Feuchte und Truͤckne / Dickheit und Duͤnheit der Lufft zu erfahren / und ich habe zwey uſus von der Thermoſcopia er - funden / eines / das damit in einem Chymi - ſchen Ofengantz gleiche Waͤrme regierẽ kan / dañ das Thermoſcopiũ ſelbſten ziehet das ventil, wodurch die Hitze in dẽ Ofẽ gehetnach verlangter Proportion auf und zu / laͤſſet alſomehr86[85]mehr oder wenig Hitze hinein / welcher geſtalt man ſehr ſtet Feuer geben kan. Zweytens kan ich mit einem Thermoſco - pio eine kleine perpendicul-Uhr auffziehen / daß ſie allezeit gehet ſo lang nemlich nichts darvon bricht: und dieſes iſt ein rechtes Mobile perpetuum Phyſico-Mechanicum, iſt eine Curioſitaͤt und Raritaͤt in eine Kunſt-Kammer oder Bibliothec, und ſol - te wol ſtehen zu Greenwich an der Temß in dem ſchoͤnen Aſtronomiſchen Gebaͤu / wo die zwey Uhren ſtehen die Jahrlang gehen und des Koͤnigs Aſtronomiſche In - ſtrumenta und Perſpectiven zu ſehen.

46. Neue Fortification.

Es hat der Koͤnig in Engelland ei - ne neue Art zu fortificiren gefunden / da - von eine abfonderliche Beſchreibung aus ge - gangen: und der vorige Churfuͤrſt zu Mayntz Johannes Philippus hat Mayntz und Wuͤrtzburg auff eine neue Art mit eingebogenen Cortinen, welche Keſſel machen / und mit Contre-Scarpen die four -neaux87[86]neaux haben zu meiner Zeit fortificiren laſſen / wie ich dann nach dem Obriſten Raris, den General-Wachtmeiſter Hem - merling und Monſieur Tafincort wel - che mit beſchaͤfftigt waren gekennt / dieſe als erfahrne und beruͤhmte Ingenieurs und tapffere Soldaten / derer zweyte vor Fuͤnffktrchen in Ungarn / der dritte in Neu-Serinwar geblieben / haben dieſe Art zu fortificiren zum hoͤchſten com - mendirt, habe auch das model einigen hier in Engelland gewieſen / ſo von dem Koͤnig als dem Printzen approbirt wor - den.

47. Jachten.

Ich habe in Sweden zu Stockholm zu zeiten der Koͤnigin Chriſtinæ Regie - rung unter vielen andern gelehrten Leu - ten als Cartheſium, Salmaſium, Nau - teum, Boſchardum, Merſennes, Meu - bomium, Heinſium, Freinsheimium, Bœclerum auch Schefferum gekennet / der de re navali geſchrieben / und vieler - hand Arten von Schiffen vorgeſtellt / ge - ſtaltſam jederzeit eine Verbeſſerung des Schiff-Baues ſtudirt worden / biß mansend -88[87]endlich nun wie ich davor halte / auffs Hoͤchſte gebracht / und zwar in einer Geſtal[t]von Schiffen die man Jagden neñet / welche ſehr gewiß und ſchnell ſegeln. Die Hollaͤnder haben die erſte dem Koͤnige in Engelland ge - geben / der Koͤnig hats hernach per - fectionirt / und hat numnehro auf drey - zehen ſolcher Jagden / Ainbaſſadeurs und vornehme Perſonen mit uͤber zu bringen / oder ſchnelle Reyſen mit zu thun: ſie koͤnnen nach Indien gehen / ſeynd wol accommodirt, ſchoͤn meublirt und an ſtatt Palas mit Bley beladen / umb we - nigen Platz einzunehmen / ſie gehen doch tieff unter dem Waſſer / bewegen ſich nicht viel / haben nicht viel Seegel noch Strick - werck / brauchen auch nicht gar viel Volck / ſeegeln auff einen Zoll breit ſcharff / es kommt eine auff tauſend Pfund Sterl zu ſtehen / ich bin mit einer aus Schottland nach Engelland gefahren / welche den Her - tzog von Jorck dahin begleitet / wir haben bißweilen in einer Stunde zwey Teutſche Meilen geſeeglet / ſo ſchnell als ein Teut - ſches Poſt-Pferd zu lauffen pflegt.

48. Microſcopia und Teleſcopia.

Auff Brillen und Perſpectiven iſt manje -89[88]jederzeit befliſſen geweſen: unter dem Kayſer Rudolpho, war der beruͤhmte Aſtrono - mus Tycho de Brahe: unter dem Kayſer Ferdinando III. Gervaſius Mattmuͤller in Italien / Galilæus de Galilæis: in Holland der Herr von Suͤlchem: in Dantzig der Hr. Hoͤvel: bey dem Churfuͤrſten zu Mayntz Johann Philips war der beruͤhmte Capu - einer Pater Maria, der den Tractat Oculum Enoch & Eliæ geſchrieben: und nun iſt bey Sachſen auch ein geweſter Capuciner Nah - mens Frantz Grundler: dieſe alle haben das Perſpectiv-Weſen ſehr hoch ge - bracht / und dadurch viel neue Dinge erfun - den / die man vorhin in der Welt nicht ge - wuſt / darvon alhier in London eine eigene Mappa iſt aus gegangen / worinnen alle Aſtronomiſche Obſervationes ſehr curios zu ſehen: Es haben auch die Engel - laͤnder einen neuen Globum gefunden / mit abſonderlichen demonſtrationibus, worvon ein eigen Buͤchlein zu leſen. Es wird auch in den Engelliſchen Ephemeridibus deß Ol - denburgs eines Perſpectivs gedacht / welches gar nit von Glaß iſt / ſondern nur von Holtz: unteꝛ dem Churf. von Mayntz iſt dz Binocu - lar aufkommen / und in Holland hat man dieMi -90[89]Microſcopia wunderſam vergroͤſſerend erfunden / wodurch man viel nachdenck - liche Sachen entdecket.

49. Brand. Spiegel.

Die Brennbrillen haben einen groſſen Nutzen an ſtat eines Feuer-Zeugs ge - braucht zu werden / der groſſe Brand - Spiegel aber dienet zum calciniren und ein groß Flammen-Licht von ſich zu werf - fen / daraus man die Feuer-Laternen ge - macht / groſſen Schein zu geben / ſie ha - ben auch die Art daß ſie aus dem Spiegel heraus præſentiren, Kleider und alles umbkehren. Zu Paris haben ſie den groͤſten Brennſpiegel / und iſt in den Engli - ſchen Ephemeridibus mit mehren zu leſen was vor wunderliche unglaubliche Dinge darmit gethan werden / und wie augen - blicklich alles ſchmeltzet. Kayſer Ferdi - nandus III. hat einen Brennſpiegel ge - habt / welcher augenblicklich gebrennt / alſo daß man darmit Buchſtaben auff Holtz hat brennen koͤnnen / ſein Opticus der gemeldete Mattmuͤller hat einen Spie - gel von Eiß gemacht und darmit gebrennet /dann91[90]dann uneracht ein Brennſpiegel brennt / ſo wird er doch in ſich ſelbſt nicht warm. Man hat auch in Engelland convexa, durch wel - che man auff ein mahl ein gantzes Blat leſen und vergroͤſſern kan / iſt wie ein Leuchter an das Pult gemacht / worauff das Buch lie - get / alſo / daß man das Glaß nicht in der Hand halten darff / welches viel beſſer iſt als die Bruͤllen / die man ſtets auff der Naſe muß ſitzen haben.

50. Camera Obſcura.

Unter die rare Optiſchen Inventiones gehoͤret auch billich die Camera Obſcura, worinnen man in einem Zimmer im Dun - ckeln ſehen kan / was auff der Gaſſen im[L]ichten geſchicht. Man hat es auch daß es[i]m Finſtern auff ein weiſſes objectum, Tuch oder Wand allerhand Figuren von[l]ebendigen Farben ins Groſſe præſentirt. Der beruͤhmte Uhrmacher Topffler in Aug -[ſp]urg / hat mir eine Invention gewieſen / welche ſehr artlich iſt / er hat in einer ſol -[c]hen Laterne in das foͤrdere Glaß einen[U]hrzeiger gericht / und die Stunden auf das Glaß gemahlet / ſo hat es auff die WandEein92[91]ein Zeiger-Blat von zweyen Schuhen groß geworffen / war nichts als Schatten und Licht / und der Zeiger war auch Schatten / und gieng doch auff der Uhr herumb / und wieſe die Stunde: es iſt ſehr ſchoͤn anzuſe - hen geweſen / und vor groſſe Herren ein cu - rioſes Stuͤcke in ihrer Schlaffkammer bey der Nacht eine ſcheinende Uhr zu haben / welche gantz ſtille iſt: und was hieran noch ſehr bequem / dieweil das Ochl in den Am - peln in einem Zimmer uͤbel riecht / ſo kan ein Loch durch das Schlaff-Zimmer ge - macht / die Laterne hinaus geſetzt / und nur der Schein ins Zimmer gelaſſen werden. Der mehrgemeldte Kayſerl. Opticus Matt - muͤller hat einen Triangulum rotundum ge - habt / nehmlich einen Ring von Cryſtall / dreyeckicht / wie die Priſmata ſeyn / damit hat er auff eine Wand / Hauſes hoch einen Re - genbogen werffenkoͤnnen / von den aller - hoͤchſten Farben.

51. Holtzſpar Kunſt.

Es iſt zu Nuͤrnberg ein Buͤchlein vor etlichen Jahren ausgangen / intituliret / Holtzſpar Kunſt / worinnen der Inventor demonſtrirt, daß je laͤnger man die Waͤrme in dem Ofen koͤnne circuliren machen / jemehr93[92]mehr Effect ſie thue / da hingegen ſie nun in unſern gemeinen Oefen alſobald zum Ofen - Loch heraus / und verlohren gehet. Dieſem nun vorzukommen / hat er einen Ofen inven - tirt, von dreyen Roͤhren / ſo zwar ſeinen Effect thut / aber das Feuer leichtlich er - ſticket / dann das Feuer von ſeiner Natur wolte gerne auffwarts / aber nicht gern nie - derwarts gehen: wans derhalben mein Werck waͤre / ſo wolte ich gar eine ſpiral - Linie machen / ſo hoch der Ofen waͤre / und etwa zwey Schuhe im Diametro, ſo wuͤrde die Superficies noch ſo groß / und der Effect umb ſo viel beſſer ſeyn. Ich habe die Extenſion der Feuerflammen gantz auff eine andere Weiſe probirt, und[b]in verſichert / was anbelangt abduͤnſten o - der kochen / als wie im Saltzſieden / Faͤrben und Bierbrauen zu geſchehen pflegt / daß[i]ch mit einer Claffter Holtz / ſo viel thun wil /[i]n eben der Zeit / als ein anderer mit fuͤnff Clafftern / dann ich habe das Experiment[d]avon genommen / welches billig eine nuͤtzli -[c]he Holtzſpar-Kunſt genennt mag werden. Hier in Londen iſt eine Badſtube auf Tuͤr -[c]kiſche Art / aber die Invention mit ſo we -[n]ig Feuer ein ſo groſſes Spatium zu waͤr -[m]en / hat ein Engellaͤnder Namens ThomasE 2Mud -94[93]Muddiffoort aus Jamaica gebracht. Der beruͤhmte Glockengieſſer in Amſterdam Francois Hemone erzehlt mir daß ſie in dem Metall ſchmeltzen / ſo zu Glocken als Stuͤ - cken / das Feuer ſo weit erſparet haben / daß ſie mit einem Pfunde hart Holtz 15. Pfund Brand ſo ſchmeltzen koͤnnen: und ſuſtenirt Glauber, daß er mit einem Pfund Kohlen 10. Pfund Olci Vitrioli deſtilliren will / welches mir zwar nicht bekandt / dieſes aber will ich wol auff mich nehmen mit 1. Pfund Kohlen / 1. Pfund ſtarckes gutes Aquafort zu brennen.

Schluß.

ALſo hat der guͤnſtige Leſer 51. Genera von Concepten / welche dem erſten aͤuſ - ſerlichen Anſehen nach ungereimt / thoͤricht und unvermoͤglich einem vorkommen ſol - ten / und dennoch in der That gut gethan / wahr befunden / und wuͤrcklich concipirt ſeyn / curios und nuͤtzlich: darumb man nicht alle Speculanten vor Gecken und Narren halten ſoll / als welche einen Sparren zu viel haben / ſondern man muß wiſſen / daß durchſolche95[94]ſolche Leute der Welt groſſer Nutz und Dienſte gethan worden / und daß ſie darmit ihre Muͤhe / Zeit und Geld verlohren / nur daß ſie dem gemeinen Weſen dienen moͤch - ten. Denn was meinet wol der guͤnſtige Le - ſer / daß nur vorerzehlte 51. Inventionen und was darvon dependiret zu erfinden und zu practiciren / und endlich zur Vollkommen - heit zu bringen / vor Zeit / Muͤh und Geld ge - koſt / fuͤrwar viel Millionen / etliche hundert Jahr und manches Manns gantzes Leben: dieſes nun hat der Leſer hier umbſonſt / ſo viel nehmlich theils bereits darvon bekandt / und ſo viel man promiſcuè davon durch den Druck hat publiciren doͤrffen / von Hertzen wuͤnſchend / daß dem gemeinen Weſen zum beſten / auch andere dieſem meinem Exem - pel folgen / und nicht nur was ſie von andern hoͤren / ſondern auch was ſie ſelbſten erfun - den / aufmercken und der Welt bekandt machen wollen.

E 3Doctor96[95]

Doctor Bechers Weiſe Narꝛheit / Oder Concepten / welche dem aͤuſ - ſerlichen Anſehen nach guten Schein hat - ten / von Raiſon waren / und gute Intenti - on demonſtrirten / dennoch aber in praxi nicht ſuccedirten / und derentwegen bey dem gemeinen Mann / fuͤr naͤrriſch und unbedacht ausgeſchrien worden.

1. Deß Koͤnigs in Franckreich Lu - dovici XIV. Expedition nach Gigeri in Africa.

DIe Frantzoſen hatten kein uͤble Intention auff die Affricaniſchen Kuͤſten / nicht weit von dem[F]reto Giberaltar ein Haven und Fort zu haben / ſo wohl die Mohren / als die Straßfahrer ſelbſt zu incommodiren / und auch deſto naͤher an Spanien zu ſeyn /ſchick -97[96]ſchickten derohalben ein anſehnliche Schiff - flot mit vielem Volck nach Gigeri, nahmen Poſſesſion, baueten eine Fortreſſe und als ſie nun vermeinten / das Spiel gewonnen zu haben / ſo uͤberfielen ſie die Mohren / und ſchlugen ſie unverſehens / daß ſie nicht ein - mahl Zeit genug hatten ins Schiff zu ſprin - gen / ſondern muſten ihrer viel verſauffen / und der Reſt wurd auff ein mahl tod geſchla - gen: hatten alſo die Frantzoſen zwar wol ge - ziehlt / aber ſehr uͤbel getroffen / und mag bil - lich dieſe Gigeri Expedition, den Anfang von folgenden weiſen Narrheiten machen.

2. Ejusdem Oſt-Indiſche Compagni in Madagaſcar.

Nachdem die Frantzoſen geſehen / daß die Hollaͤndiſche und Engelliſche Oſt-In - diſche Compagnia ſo groſſen Profit thun / haben ſie auch eine wollen auffrichten in der Inſul S. Lorentz, Madagaſcar genandt / hinder dem Capo bonna Eſperance, ſie ha - ben ein groſſen Apparat dazu gemacht / die Frantzoſen / Privilegien ertheilt / eine Com - pag. furnirt, viel Millionẽ zuſam̃en geſchoſ - ſen / wie Ignatius Wagenſenl von Nuͤrnberg geſchrieben: aber nach uͤbergroſſen Koſten und Muͤh / iſt alles zu Grund gangen / und haben mit hoͤchſter Schand und Schaden /E 4wie -98[97]wieder aus Madagaſcar gemuſt / und das Werck ſtecken laſſen.

3. Ejusdem Occupirung und Deſeri - rung von Sicilien.

Zu der Spanier und Italiaͤner hoͤch - ſten Schrecken / haben mit vieler Correſpon - dentz und Machinirung die Frantzoſen das Koͤnigreich Sicilien eingenommen / und mit groſſer Macht und Koſten manu - tenirt, endlich von ſich ſelbſten / freywillig / ungezwungen und ungedrungen / und ohn einigen Schwertſchlag heimlich wieder ver - laſſen und evacuirt, zu ihrer groſſen Schand / und Nachtheil der eingebohrnen Sicilianer / welche es mit ihnen gehalten / und darnach ſo ſchaͤndlich von ihnen deſerirt worden.

4. Verkauffung Duͤnkirchen an die Frantzoſen.

Als die Spanier die erſten waren / welche dem Cromwell zum Protectorat gra - tulirten / fieng er zur Danckſagung mit Spanien einen Krieg an / nahm Jamaica hinweg in America, und hieraus in Euro -pa99[98]pa asſiſtirte er den Frantzoſen gegen Spa - nien / dafuͤr bekam er Duͤnkirchen / welches die Frantzoſen mit der Zeit / gern mit Cales redimirt haͤtten / alſo daß die Engellaͤnder hierdurch jenſeit deß Canals einen feſten Fuß zu Land gehabt haͤtten. Der Cantzler Heyde aber / uͤberließ es wieder umb eine Summa Geld an Franckreich / wie man vorwenden will / nichts zu haben wollen / was Cromvvel conqueſtirt haͤtte / umb dem Tyrannen keine Ehr zu laſſen. Aber dieſe Entſchuldigung halff nicht / dann ſonſten muͤſte man auch Jamaica wieder geben. Derentwegen iſt der Cantzler Heyde disgradirt, auſſer dem Koͤ - nigreich in exilio geblieben / und darinn ge - ſtorben.

5. Hollaͤndiſche Colonirung in Quiana.

Als die Hollaͤnder mitten in dem ſchwerſten Krieg hieraus in Europa und auf ihrem eigenen Grund und Boden / mit dem Koͤnig in Franckreich begriffen / und an Volck und Geld arm waren / wurden im Namen deß Printzen von Uranien / wie man ſagt duꝛch Angebung eines Engelli - ſchen Praͤdicanten / zwey anſehnliche Colo - nien in Tobago und Quiana auffgericht /E 5und100[99]und die Frantzoſen alldorten vertrieben und todt geſchlagen. Hier mit ward der Koͤnig in Franckreich auch in America ruͤhriſch ge - macht / ſchickte eine maͤchtige Flott unter dem Comte de Eſtrêe dorthin / ſchlug die Hol - laͤnder in Quiana erbaͤrmlich todt / uñ ſpreng - te das Fort in Tobago mit ſampt dem Ca - pitain Pinckert in die Lufft / und damit hat - ten auch die Hollaͤnder / wie man ſagt / etlich und viertzig Tonnen Golds / zu Wind ge - macht / indem daſſelbige gantze Deſſein zu unrechter Zeit angefangen / mit Schand und Schaden zu Waſſer worden. Wozu man wol ſetzen koͤnte / die unnoͤthige und lie - derliche Verlaſſung und Verkauffung deß edlen Braſilien, und das verwahrloſte Fa - moſa, deſſen Beſchaffenheit mir Hr. Fride - rich Cojet in Holland / als geweſter Gou - verneur alda mit weinenden Augen ſelber erzehlt.

Dr. Bechers Neu-Hanau in Weſt - Indien.

Daß Spanier / Portugeſen / Fran - zoſen / Engellaͤnder / Hollaͤnder / Schweden und andere Nationen in Weſt-Indien Co -lo -101[100]lonien haben / ihre arme Leuth und Under - thanen auff eine Zeit hin ſchicken / und ſich dort bereichern laſſen / auch von dannen nach ihrem Land Handel und Wandel treiben / das iſt weißlich und wol gethan. Wann es aber die Hoch-Teutſche thun wollen / ſo iſt es die groͤſte Narrheit von der Welt / da doch keine Nation iſt / zu guter Regierung / Militz und Feldbau / ſo bequem / als eben die Hoch-Teutſche / ſo gar daß andere Nationen Hoch-Teutſche zu ihren Guber - natoren in Indien eingeladen haben. Es fehlt auch in Teutſchland an armen Leuten nicht / die Luſt darzu haben / und nun un - ter dem ſchweren Joch der Oſt-Indiſchen Compagni / nach Oſt-Indien gehen / man hat auch in Teutſchland Gelegenheit genug / was auß Weſt-Indien kommt / wiederumb dahin zu verhandeln / und an - dere Waaren dargegen hinein zu ſchi - cken / es fehlt auch an Gelegenheit zur See nicht / dann wir haben vorneh - me Reichs-Staͤdte / ſo an der See gelegen: ſo fehlts / in Weſt-Indien / an gutem Land nicht. Darinn aber war es unweißlich gethan / daß da es durch den Grafen von Hanau angefangen /E 6deſſen102[101]deſſen eigene Befreunde / die Sach verklein[-]nerten / und hintertrieben / und dann / da[ß]die Weſt-Indiſche Compagni in Holland kurtz hernach gantz casſirt, eine neue Regie - rung formirt, und aller der vorigen transa - ctiones aufgehoben worden / zugeſchweigen / daß nun die Frantzoſen Quiana gar hinweg genommen / welcher Geſtalt man gleich Mil - lionen angewendet haͤtte / ſie alle verlohren geweſen waͤren: es war derohalben damahl mehr nutzlicher / daß es nicht vor ſich gienge / und doch nutzlich / daß es proponirt wurd / damit die Natur der Propoſition recht er - kennet / und was pro und contra pasſſiren kunte / erfahren wuͤrde / wann ſich die hohe Teutſche und Fuͤrſtliche Haͤuſer noch eine Zeitlang dergeſtalt vermehren / und man den Cœlibatum doch nicht zulaſſen will. Item wann der Frantzoſen Proceduren nicht ge - ſteuret wird / ſo doͤrffte man noch wol mit der Zeit an die Hoch-Teutſche Indiſche Con - cept gedencken / und alsdann vor weiſe hal - ten / was nun naͤrriſch geſchienen. Ein meh - rers hiervon in meinem Com - mercien-Tractat.

7. Hertzog103[102]

7. Hertzog Friederichs von Holſtein Weltkuͤndige Ambaſſade nach Moßcau und Perſien umb Kauffmannſchafften zu trei - ben.

Dieſes Concept hat hundert mahl mehr Anſtoͤß / und Weitlaͤufftigkeit / als das vorige meinige / dann von Hanau kan ich zu Waſſer nach Franckfurth / ſo iſt auch Hanau eine zimliche Manufactur-Stadt / und ſelbſten erſt von neuem colonirt, von allerhand Nationen. Franckfurth nun iſt in gantz Teutſchland / wegen der Negotien und Meſſen bekandt / von Franckfurt faͤhrt man leichtlich und taͤglich auff dem Rhein nach Holland / und von dannen iſt eine gemeine Fahrt nach Weſt-Indien / war alſo naͤrriſch und unweißlich nit gethan / dieſe Fahrt anzu - weiſen / und waͤre weder Holland noch dem gantzen Rheinſtrohm / inſonderheit Franck - furt und Hanau ſelbſten ſchaͤdlich / ſondern hoͤchſt nutzlich und leicht practicabel gewe - ſen / iſts auch noch. Aber unſere Holſteini - ſche Argonautæ mit ihrer Schifffahrt / die wolten erſtlich aus Holſtein auff der Oſt - See hinauf nach Moßcau in Archangel zu See / von dannen auff der Dinau nachE 7Moßcau104[103]Moßcau / von dannen auff der Wolgau in der Tartarey nach Aſtrahan und ins Ma - re Caſpium, von dannen nach Tarband in Perſien. Wie leicht das geſagt und auf das Papier geſchrieben / wie gefaͤhrlich und un - practicirlich es hingegen zu thun ſey / hat der Hamburgiſche Inventor Bruckmann auff ſeiner hin - und her-Reiß / ſelbſten als Abge - ſandter erfahren / derentwegẽ iſt das Werck / worvon die gantze Welt geredet / mit Schand und Schaden ſtecken blieben / hat dem Hertzog viel hundert tauſend gekoſt / uñ der Inventor iſt daruͤber gekoͤpfft worden. Dieſes war nun der naͤrriſche Außgang / von einem ſo hochweiſen Concept, woruͤber ſo viel vornehme Ambaſſaden hin und her verrichtet worden.

Koͤnigs in Franckreich Durch - ſchnitt in die Mittel-See zu kommen / ohne die Straß zu paſ - ſiren.

Weil dieſer Durchſchnitt Weltkuͤn - dig / auch Buͤcher darvon vorhanden / ſo will ich mit der Beſchreibung deſſen hier einhal - ten / und den Leſer dorthin verweiſen: zweyStuck105[104]Stuck aber halten verſtaͤndige Leut darvon / Erſtlich / daß es nicht werde gut thun / weil unterwegs viel Quellen und Oerter ſeyn / welche nit wol einzufangen: zweytens / wann es gleich fertig / ſo koͤnte kein groſſes gelade - nes Schiff durch / und muͤſte man bey der Einladung und Außladung mit den groſſen Schiffen gantz neuen Handel anfangen / wuͤrde auch dieſe Durchfahrt entweder theuerer oder wohlfeiler ſeyn / als die ordina - ri durch die Straaß: iſt ſie theuer / ſo wird man ſie nit gebrauchen / iſt ſie wolfeihler / ſo werden die Hollaͤnder und andere Nationen kein Gut zufuͤhren / umb die Straßfahrt / nicht auffzuheben / worvon die Convoye le - ben muß: derentwegen man gern ſiehet / daß es unſicher auff ſelber Fahrt iſt / da mit man die Convoy vonnoͤthen hab / auff daß nicht jederman dahin fahre / und daß der Handel nicht gar zu gemein werde / wiewol ohner - acht dieſen allen die Negotia nach Le - vanto heutiges Tages ſehr ſchlecht ge - hen / derentwegen dieſer Frantzoͤſiſche Durchſchnitt / wann er gleich angienge / von frembden Nationen nicht wuͤrde am - plectirt werden / ſo wenig als wann man von der Oſt-in die Weſt-See einen Durch -ſchnitt106[105]ſchnitt machen wolt durch den Sund / un - terd eſſen koſt doch dieſer Frantzoͤſiſche Durch - ſchnitt ein groſſes Geld / und heißt es dabey / was Cicero ſagt: Quid enim ſtultius quam incerta, pro certis habere.

9. Caroli Magni Graben bey Nuͤrn - berg / die Donau mit dem Mayn und Rhein zu vereinigen.

Weil hiervon in dem Atlante die Be - ſchreibung und Geographi iſt / ſo will ich nicht davon gedencken / als allein melden / daß er bey Keelheim / durch die Alt-Muͤhl / Regnitz und Pegnitz / bey Forchheim wie - derumb in den Mayn gewolt hat: wiewol er nun / wie die Hiſtorien melden / mit viel tau - ſend Mann an einem Durchſchnitt arbei - ten laſſen / iſt er doch wiederumb eingefallen / und durch vielen Regen und ſtreng Gewaͤſ - ſer verdorben worden / glaub auch daß man zu Nuͤrnberg lieber ſehe / daß man die Land - fahrt erhalte / dann darvon leben viel Men - ſchen und Pferde. Waͤſſer wo Zoͤlle ſeyn nu - tzen nichts / zumahlen wann ſie unterſchied - lichen Herren zugehoͤren / die nicht unter ei - nen Hut zu bringen. Dieſes ſiehet man anden107[106]den zwey maͤchtigen Stroͤhmen / dem Rhein und Donau / da man auch fluvio ſecundo dennoch mit leichtern Koſten / Wein und Guͤter zu Land als zu Waſſer den Strohm hinunter fuͤhren kan.

10. Graff Wolffgang Julius von Hohenlohe General-Lieute - nants Concept, die Donau mit dem Rhein zu vereinigen.

Der Churfuͤrſt von Mayntz Johann Philipps / wie auch der Graff von Hohen - lohe ſelbſt / haben oͤffters aus dieſem Con - cept mit mir geredet / ich hab auch die In - ſpection ſelbſten eingenommen / ſind auch aus Holland Baumeiſter zu Schleiſſen ge - holet worden / von Wertheim aus, durch Schleiſſen die Tauber Schiffreich zu ma - chen / biß auff Weickersheim / von dannen einen Durchſchnitt zu machen in die Wer - nitz / welche bey Donauwerth in die Donau laͤufft: aber wie gedacht / ohneracht es moͤg - lich iſt / und man gleich die Zoͤll auffheben wolte / ſo laufft doch das gemeine Intereſſe der Laͤnder gegen einander / dann der Tau - ber-Wein wuͤrde dem Francken. Weinſcha -108[107]ſchaden / als wie dieſer dem Rhein-Wein / ſo wuͤrde auch das Korn. Negotium in Bayern und Francken nicht vertragen: und mit einem Wort / ich hab geſehen / daß die Politica das gute Concept uͤber Hauffen geworffen. Eben ſolcher Geſtalt iſt auch ein Durchſchnitt zu machen / von der Donau durch Mehren in die Oder / bey Bolſching und bey der Koſel / das Concept iſt aber nach blieben / wie hoch es auch getrieben worden / dieweil es die Eigner der Durch - ſchnitt / ihrer Muͤhlen halben / nicht haben zulaſſen wollen / und dann daß die Landfuh - ren ſollen geſchwaͤchet / und wo der Wein zu Waſſer wohlfeil abgefuͤhret / in Oeſterreich eine Theurung verurſachen ſolte. Man ſind et auch noch an dem Rheinſtrohm einen alten Durchſchnitt in die Maaß / iſt aber un - braͤuchlich und wiederumb verfallen / iſt Anno 1627. zu graben angefangen / und Foſſa Eugeniana, oder Beatæ Mariæ ge - nennt worden / iſt von Rheinberg auf Gel - dern / biß Vento an der Maaß ge - fuͤhret worden.

11. Foſ -109[108]

11. Foſſa Camuz die Wolgau und das Mare Caſpium uͤber Aſof oder Tanais mit dem Ponto Euxino zu ver - einigen.

Wie in alten Zeiten der Handel noch auff der Donau und ſchwartzen Meer gan - gen / iſt Aſof oder Tanais jenſeit ein ſehr be - ruͤhmte Kauffmann-Stadt geweſen / damit ſie den Handel nun noch weiter und ins Caſpiſche Meer erſtrecken moͤchten / hat ih - nen ein Fluß die Gelegenheit gegeben / wel - cher von Aſof aus / nahe an der Wolgau laͤufft / da haben ſie einen Durchſchnitt ge - macht / biß an die Wolgau und Foſſa Ca - muz genandt / haben alſo koͤnnen nach A - ſtrahan die Haupt-Stadt in der Tartarey / und von dannen in die Caſpiſche See kom - men. Aber der Krieg hat dieſe groſſe Han - del Stadt Tanais, mit ſampt dieſer Foſſa Camuz, eben als wie deß Caroli M. Gra - ben bey der Alt-Muͤhl uͤber einen Hauffen geworffen. Sonſten ſind noch viel Durch - ſchnitt intendirt, aber alle nicht zu Waſſer / ſondern zu Erden worden / und alſo blieben / als wir von Dieß aus dem rothen Meer / ins Mittellaͤndiſche Meerzu110[109]zu fahren / welches ein herꝛlicher kurtzer We[g]nach Oſt-Indien waͤre / wuͤrdens aber di[e]Europaͤiſche Oſt-Indiſche Compagnien nicht gern ſehen. Item der Durchſchnitt in America uñ Panama und Nomre dedios, aus der groſſen Suder-See in den Oceanum zu kommen / und das wuͤrden die Spanier nicht gern ſehen: hindert alſo allezeit eines das ander.

12. Wieneriſche Oriental-Compagnia nach Conſtantinopel zu gehen.

Dieſes iſt eines von meinen Conce - pten / wie aus meinem Commercien-Tractat zu ſehen / ein ſehr nuͤtzliches practicables Werck / wormit ich groſſe Muͤh gehabt / biß der Kayſerl. Bottſchaffter Graf Leßle / an der Ottomaniſchen Porten die Freyheit er - langt / diß Negotiũ zu thun / und da man an dem Kayſerl. Hof geſehen / daß es profita - bel und practicabel ſey / da hat man / gleich wie man mit allen andern gethan / Dr. Be - chern daraus gelaſſen / und unter ſich eine Compagni geſchloſſen / von ſehr groſſen Mi - niſtris und reichen Kauffleuten / groſſes Ca - pital zuſammen gelegt / und ſolchen apparatgemacht /111[110][g]emacht / als wann man Conſtantinopel[a]uskauffen wolte. Das Directorium war[g]egeben einem Namens Triangel Fuchs[v]on Paſſau / einem ſtoltzen / verwegenen[a]rgliſtigen / unverſchamten Menſchen / er[w]ar ſonſt ein Kauffmann in der Wieneri -[ſ]chen Niederlag / ein Mann von groſſen Mitteln / mein Todfeind / die Comiſſarii von[d]er Kayſerlichen Hoff-Kammer uͤber die -[ſ]es Werck / waren zwey Hoff-Cammer - Raͤth / Selv und der Aſcher / die Unter-Be - dienten Conſul und Factoren waren / Lælio,[P]eſtaluzi, und ſolche Kerl. Der Anfang war gemacht / die erſte Faut von der Margeſon[b]eſtund in drey Stuͤcken / worinnen der Triangel præliminariter ein abſonderliches Stuͤck ſeiner Weiſen Narrheit bewieß /[n]ehmlich / er amodirte den gantzen auripig - ment-Berg in Tuͤrckey / und wolte alſo[d]as Monopolium in der gantzen Welt von Auripigment haben / eben als wann Maſti -[c]ot und Ogra nicht eben ſo gut waͤr / damit[b]rachte er viel tauſend Pfund Auripigment[z]uſammen / daß man gantz Oeſterreich gelb[d]amit haͤtte faͤrben koͤnnen / und lag viel tau -[ſ]end Capital darauff umbſonſt. Item[b]rachte eine groſſe Parthey knoͤpflichteBaum -112[111]Baumwoll / da wolte er zu Augſpurg Bar - chet darvon laſſen machen / aber niemand kunts ſpinnen. Item bracht er ein Parthey Buͤffels-Haͤut / und wolte Pfund-Leder daraus laſſen machen / aber wegen un - gleicher Dicke der Haͤut am Halß / Ruͤcken und Bauch gieng es auch nicht an: kuͤrtzlich davon zu reden / er trieb der weiſen Nar - ren-Poſſen zu viel / und die Bedienten der Compag. haußten ſo uͤbel / daß die Com - pag. einen Knacher thaͤt. Groſſen Herren nun ihr Capital zu retten / wurde dieſer O - riental Compag. das Monopolium von dem gantzen Ochſen-Handel gegeben / und dieſes war nicht genug: Triangel abaldir - te auch alle deß Kayſers Zoͤll / und dieſes nicht genug: er triebe den Joanelli von dem Kupffer-Handel hinweg / und nahm auch ſelbigen zu ſich / als er nun alles zuſammen und in Gang gebracht / ſich andere Kauff - leuth zu Feinde gemacht / und der Cammer - Praͤſident vermeint / er ſey nun zeitig / da ziehet er die Schlinge zu / laͤſt ihn in groſſe Wechſel einlauffen / und darnach auff einmahl wieder auf ihn ziehen / da lag nun in einem Huy der Triangel Banckerot, wird daruͤber ein gantzes Jahrzu113[112][z]u einem Narren und tollen Menſchen / Selv hingegen viſitirt die Buͤcher / nimbt[u]nd ſchneid heraus was ihm beliebt / der Reſt wird unter die Participanten auß - getheilt / und die Negotia fallen dem Kayſer heimb. Wie dieſes die Bediente[d]er Compag. zu Conſtantinopel hoͤren / greiffen ſie der Compagni eigene Guͤ -[t]er an / und machen ſich darmit be -[z]ahlt / unterdeſſen nach Verflieſſung ei - nes Jahrs / wird Triangel wiederumb aus einem Narren geſcheid / klagt den Selven eines groſſen Diebſtahls an / demonſtrirt ſein Vermoͤgen aus den Buͤchern / und redt ſehr laut von den Sachẽ. Ihme nun als einem verwegenen / unverſchaͤmten Men - ſchen das Maul zuſtopffen / haben ſie ihre Gelegenheit gemacht / wuͤllene Manufactur[z]u fabriciren / und wiederumb ein ſolennes Klagen zugelaſſen / daß er aus dem Kayſerl. Werckhauß meine Fabricanten / die dem Kayſer ſo viel Geld gekoſt / abtruͤnnig ge - macht. Was nun ſeither meiner Abweſen -[h]eit / darzwiſchen kommender Peſt / deß Sel - ven Tod / und deß Cam̃er-Praͤſidenten Fall weiter darinn paſſirt / iſt mir unwiſſend / diß aber wol bekandt / dz die Oriental-Compag. zu114[113]zu einer Ochſen-Compag. worden / und mehr auff das Monopolium der Ochſen / als auff eine den Erblanden und Teutſch - land nuͤtzliche Negotiation nach Tuͤrckey geſehen / derentwegen ſie auch aus Teutſch - land niemands in dieſe Oriental-Compag. nehmen wollen. Hieher und zu der Oeſter - reichiſchen Oriental-Compag. gehoͤret bil - lich die vor etlich Jahren auffgerichtete Ve - netianiſche Commercien-Compagni / dieſe Republic ſo reich und maͤchtig ſie vor dieſem in Kauffmannſchafft geweſen / ſo impotent und gering iſts nun / dieweil die Hollaͤndi - ſche Oſt-Indiſche Compag. den Handel nach Levante verdorben / und die Spece - reyen / welche die Venetianer vor dieſem - ber Alexandria brachten / nunmehro uͤber den caput bonæ ſpei bringen. Es hat gleichwol vor etlichen Jahren die Republic wiederumb die Commercien auffzurichten / eine anſehnliche Compagni von vielen por - tionen auffgericht / aber es hieß damit: ſchlieſſet einen Rath / und es werde nichts daraus: der Luſt zur Kauffmannſchafft iſt ihnen vergangen / und ſind aus Kauffleu - ten Edelleut worden / nach jenem Sprich - wort: Devotio Religioni divitias peperit, ſed filia matrem ſuffocavit.

13. Dr. 115[114]

13. Dr. Bechers Kayſerl. und Bayri - ſche Seyden-Compagnia.

Ohngezweifelt iſt das Vornehmen[g]ut geweſen / Manufacturen ins Land zu[z]iehen / dann ob gleich in Schweitz und Hol -[l]and keine Seyden-Wuͤrm und Maul -[b]eer-Baͤume ſeyn / ſo iſt doch ein groſſes Ne -[g]otium mit der Seyden. Raͤderey / Weberey[u]nd Faͤrberey deßwegen zu thun. Es ware[a]uch am Kayferl. und Bayeriſchen Hof vor[n]uͤtzlich befunden und approbirt, derentwe -[g]en ordentliche Privilegia daruͤber ertheilt / Tompagnien auffgerichtet / und mir zur Danckſagung ein Recompens verſprochen[w]orden / aber man ließ mich nicht lang bey[b]eyden Compagnien / ſo bald ſie incaminirt[u]nd demonſtrirt waren / ſo wurd ich von der[O]eſterreichiſchen Seyden. Compag. ver -[ſt]oſſen / und das Directorium zweyen Kauff -[le]uten / Berthalothii und Mittermeyer uͤber -[la]ſſen / die Namen von Manufacturen / was[ih]nen nutzlich war / in ihre Gaͤrten vor ſich /[un]d was ſchaͤdlich war / dirigirten ſie vor[di]e Compag. Der Cammer-Praͤſident fiſchte[au]ch in dieſem truͤben Waſſer / und nahm[vo]r etlich tauſend Rthlr. Seyden heraus /[v]or ſeine Struͤmpff-Manufactur, woruͤberFer116[115]er das Privilegium Monopolii vor ſich al - lein hat / hingegen protegirt er die Directo - res, daß ſie der Compag. keine Rechnung thun doͤrffen / und die Glieder der Compag. muſten den Praͤſidenten reſpectiren / dann ſie dependirten von ihm / und waren meh - rentheils Cammer-Raͤth / als Schwar - tzenhorn und andere. Ob nun der Cam - mer-Praͤſident dieſes Geſchwaͤr auffge - drucket / ob die Directores Rechnung und Satisfaction gethan / und wie die Compag. ſtehe / iſt mir unwiſſend / gewiß iſt / daß man dieſes Orts nicht auff die Participanten / ſondern auf eigenen profit geſehen hat. Die Bayriſche Compag. hab ich auch fundirt, wie die Acta in meinem Commercien-Tra - ctat außweiſen / weil es aber den Kauffleu - ten ſchaͤdlich vorkam / Seyden-Manufa ctur in loco zu ziehen / welches ſie nun biß dato mit uͤbergroſſen Gewinn aus Italien brin - gen / haben ſie als wie Gugler zu Muͤnchen / mich durch den Cantzler Caſpar Schmidt / ſo viel moͤglich verfolgen / unnvon dem Werck ſtoſſen laſſen / wie ich dann noch Geld in ſelbi - ger Compag. hab / ſo man mir nit wieder ge - geben: darauff hat man einen Italiaͤner auffgenommen zum Directore NamensLuca117[116]Luca von Uflen / der hat bey der Compag. [ſ]o ſchoͤn und vertreulich gehaußt / daß er mit etlich tauſend der Compag. hat wollen[d]urchgehen / iſt aber zu Augſpurg attrapirt,[e]tlich Jahr lang auf den Thurn gefangen geſetzt / und ſich doch endlich durch Huͤlff der Churfuͤrſtin / wieder loß ge -[ſ]chwaͤtzt / der Compag auff ein neues vor - geſtelt / und de novo in ihren Dienſten wie - der nach Italien geſchickt / wie ich dann vor Jahren in der Durchreiß zu Saltzburg[g]eſehen. Ob er nun wieder kommen weiß ich nicht / diß aber iſt mir bekandt / daß er derſel -[b]en groſſen Schaden gethan / und den Dr. Jobſten / Churfuͤrſtl. Bayriſchen Reviſions - Rath und geheimen Secretarium, welcher[g]egen ihn von wegen der Compag. proce -[d]irt, in Grund ruinirt hat.

14. Ejusdem Kayſerliches Kunſt - und Werck-Hauß in Wien.

Als ich zu Wien dem Kayſ. Hof / die[N]utzbarkeit uñ Noͤthigkeit / der Aufrichtung[e]ines Commercien-Collegii demonſtrirte /F 2wel -118[117]welches ſpecialiter auff das Auff - und Ab - nehmen der Negotien, Handels / Wan - dels Colonirung / Populirung / Introduci - rung der Manufacturen / auf die Werckhaͤu - ſer / und das muͤſſig gehende bettlende Ge - ſind / Achtung gebe / und Ihro Kayſerl. Maj. in dero geheimen Rath / dieſe meine Propoſition uͤberlegen laſſen / gut befunden / und ein Commercien-Collegium auffzu - richten / iſt bald anfangs deliberirt, worden / ob man den Hoff-Cammer-Praͤſidenten / darzu nehmen / welcher ohne diß beſoldet / und dieſer Sachen kuͤndig / weil ſie ſehr mit in die Cameralia laufft / oder ob man gar neue Praͤſidenten und Raͤth zu dieſem Col - legio Commerciorum beſtellen ſoll: und gaben die Urſach / daß obwol die Commer - cien mit den Cameralien einlauffen / ſo ſey es eben darumb gut / damit ſie nicht zu con - fundiren / daß ſie voneinander geſchieden / und durch abſonderliche Lente tractirt wuͤr - den / dann es ſey gleichwol ein anders ein Kauffmann / ein anders ein Finanzirer: zu dem haͤtten die Cameraliſten / und zumahl der Hoff-Cammer-Praͤſident / bereits ſo viel zu thun / daß wann ſie ihr Ampt ge - biihrlich in Obacht nehmen wolten / ſie nichteine119[118][ei]ne Stund Zeit haͤtten auff Commereien[zu]dencken / und ſey uͤber diß alles zu be -[f]uͤrchten / daß wann der Hof-Cammer - Praͤſident / auch die Direction deß Com - mercien-Collegii bekommen wuͤrde / daß er[a]lles vortheilhafftiges auff ſich und ſeine Guͤter ziehen / und der Kayſer nur den Schaden / er hingegen den Nutzen darvon[h]aben werde. Wiewol nun ohneracht dieſer wichtigen Objectionen / der Hof Cam̃er - Praͤſident benennt worden / ſo iſt doch die Prophezeyung mehr als zu viel wahr wor - den / indem er nit ein Puncten in der Inſtru - ction nachgekommen / ja viel mehr die Kundſchafft und das Auffnehmen der Commercien, und das Collegium ſelbſt ſupprimirt, daß ſelten oder ſchier niemah - len collegialiter Rath gehalten / ſondern alles mit den Kauffleuten in der Stille / unter dem Huͤtlein geſpielt / und durch den Selv und Bruckner / was zu deß Præſiden - ten Vortheil / in dieſer Sach adminiſtrirt worden. Als man nun endlich bey Hof geſehen / daß man ſich mit dem Praͤſidenten betrogen funde / und doch noch nicht Zeit war ihn zu verwerffen / uñ man gleichwol die Manufactur gern in andern Gang geſehen /F 3und120[119]und daß ſie unvermerckt aus ſeinen Klauen kaͤmen / hat man reſolvirt bey Wien ein oͤf - fentliches / allgemeines Kaͤyſerl. Kunſt und Werckhauß zubauen / worinnen als in ei - nem Semina io, die Manufacturen und Kuͤnſte erfunden und introdueirt / die Leuth abgericht / und dann auff das Land / in die mitleidende gepopulirte Staͤdt diffundirt und ſtabilirt worden / woruͤber mir die Di - rection allein gegeben wordē. So gut / noͤthig und nuͤtzlich nun dieſes zweyte Concept war / und ſo hoch und weit ichs auch in pra - xi gebracht / wie die Ambaſſadores und die Herrn Geheimen Raͤth / zum theil ſelbſten mit eigenen Augen geſehen / und ohneracht man den Cammer-Praͤſidenten nicht zu disguſtiren / das Gebaͤu deß Kunſt - und Werckhauſes ſelbſten auf ſeinen Grund uñ Boden in ſeinen Garten ſetzte / ſo kunte doch dieſes alles nicht helffen / ihm die Ja - louſie zubenehmen / man ſuche ſolchergeſtalt durchzubrechen / und ohne ihn den Manu - facturen einen freyen Gang in die Erblan - de zumachen. Dieſes nun zu verhindern / ward er auß meinem groͤſten Freund / mein aͤrgſter Feind und Verfolger / umb das Werck in Fundament uͤbern Hauffen zuwerffen /121[120]werffen / ließ er ſolche Privilegia und Re - verſalien concipiren / worauff das Werck nicht wol beſtaͤndig kunte angefangen wer - den. Als man eine Erlaͤuterung derer be - gehrt - und zwar nicht ſo vor mich / als vor die jenigen / ſo mit mir einſtehen und Capi - talien herſchieſſen wolten / nahme man es uͤbel auff / und wolte es auff ein Crimenlæ - ſæ Majeſtatis deuten / als wann Erlaͤute - rung einer Sache bitten eben ſo viel waͤre / als den Kaͤyſerl. Worten nicht zutrauen / da doch jederman bekandt / wie offt durch uͤble Information der gute Kaͤyſer hinter - gangen werde koͤnnen. Uber dieſes zahlte der Praͤſident auch nicht die pactirte Bau - koſten zum Werckhauß / ſondern verhin - derts / daß auch andere nichts bezahlten / und daß man auch ſie ohne Ihro Kaͤyſerl. Majeſtaͤt Entgelt nicht bezahlte / bringt al - ſo die arme Leuthe und mich ſelbſten in et - lich 1000. Schaden / und hetzet uͤber diß die Bauleuthe mir durch einen Proceß auff den Halß / als wann ich das Kaͤyſ. Werck - hauß vor mein Privatum gebaut haͤtte / und derentwegen die Baukoſten de proprio be -[z]ahlen muͤſte: noch weiter / wie wol die Kaͤyſ. Pri -122[121]Privilegia dem Kunſt -[und] Werck-Hauß ertheilt / expreſſe lauten / wann ich pro - motoriales werde vonnoͤthen haben / fabri - canten uͤberzubringen / ſo wolle man mir dieſelbige ertheilen: als ich nun eine Parthey Handwercksleuth in Franckfurth / Coͤlln und Holland zuſammen gebracht / und der Promotorialien vonnoͤthen hatte / auch dar - umb ſchriebe / antwortete mir die Kayſerl. Hof-Cammer / daß ſie ſolche ſchicken wolte / und als ich darumb ſollicitirte / wurden ſie wiederumb abgeſagt / muſt alſo mit Schand und Schaden / die geworbene Fabricanten wieder gehen laſſen / und den - noch wurde geſchrieben / ich ſolte unverrich - ter Sachen nicht wieder zuruͤck kommen / wann ich nicht in groſſe Ungnad fallen wol - te: unterdeſſen wurd mir nicht ein Heller Geld geſchickt / meine Beſoldung hinderhal - ten und brachte der Cam̃er-Praͤſident / beym Kayſerl. Hof vor / welches er ſich leicht ein - bilden koͤnte / ich redte uͤbels oder ſca - lire von dem Kayſerl. Hof / eben / als wann der Praͤſident / der Kayſerl. Hof waͤr / und man das Seinige fordern / und umb Billigkeit anruffen / ſcaliren hieß: doch mu - ſte das dem Cammer-Praͤſidenten / und ſei -nen123[122]nen Creaturen zu gefallen / alſo bey dem Kayſerlichen Hof gelten / und kein einige beſſere Information angehoͤret werden: die Direction deß Werckhauſes muſte einem ignoranten ſolcher Sachen Namens Wilhelm Schroͤdern anvertraut werden / welcher ſich ſelbſt in kurtzer Zeit damit rui - nirt, ich muſte unterdeſſen exuliren, und noch in Exilio verfolgt werden / wie dann noch von Hoff aus / bier nach London zu meiner Verfolgung geſchrieben: ſie ſind a - ber alhier geſcheider / und ſehen beſſer / was zu ihrem Vortheil dient. Stehet alſo dieſes gute / heilſame / den Erblanden / ſo noͤthig und nuͤtzliche Concept, nehmlich das Kayſerl. Kunſt und Werck-Hauß / aus vorberuͤhrten Urſachen / nunmehro zu offent - licher Schand und Schaden / ſtill / und hat es der Cammer Praͤſident freylich einoͤd gemacht / weil man die Manufacturen dar - inn / nicht gleich wie die Seyden-Manufa - ctur auff ſeiner Guͤter eins / bey St. Pelten gelegen / und Einoͤd genandt / hat transferiren wol - len.

F 5515. Deß124[123]

15. Deß geweſten Hof-Cammer - Praͤſidentens / Grafen von Sin - zendorffs Gold-Fabrica zu Neu - burg am Ihn.

Jacob Muͤller von Lindau am Bo - denſee / hat einen mercklichen Dienſt Kay - ſer Ferdinando III. gethan / der Kayſer ſagt ihm / er ſolte umb ein Gnad bitten / dieſer bat / daß er Leoniſch Gold - und Silber-Trat in den Erblanden moͤchte zielen / und doch in dem ordinari Preiß deß guten verkaͤuf - fen: der Kayſer / welcher kein Liebhaber von dem Luxu reflectirte nicht darauff / ob die jenige Schaden liedten / welche ſchlechter Gut umb hoͤhern Preiß kauffen / zumahlen da das Gut nicht noͤthig / und wol entbehrt werden kan: war alſo gleichſam ein Aufflag und Impoſt darauff. Der Kayſer gibt dem Muͤller das Privilegium, der Cammer - Praͤſident / welcher vielmehr daran haͤtte ſeyn ſollen / daß man dem Kayſer eines an - dern informirte, und das Privilegium wie - der caſſirte, handelt ſolches ſelbſten von dem Muͤller / und ſetzt die Fabricam mit groſſem Effer auf zu Neuburg am Ihn / machtsaber125[124]aber ſo grob / daß Muͤller ſelbſten ſolches nit zu verantworten getraut / ſondern nach dem Kaͤyſerlichen Hoff gewolt / wird aber von dem Praͤſidenten unterwegens auffgefan - gen / und gefangen geſetzt / im Gefaͤngnuͤß zu einem Eyd / und zu Extradition aller Documenten gezwungen / und wie er endlich loß kommen / ſalvirte er ſich in Saltzburgiſche Dienſte / wird von dem Praͤſidenten wieder verjagt / ſalvirt ſich endlich in Bayeriſche Protection zu Muͤn - chen / allwo er geſtorben / und mir kurtz vor ſeinem Tode eine Deduction eingehaͤn - digt in den Druck zu geben / derer Titul iſt: Neuburgiſcher gewaltthaͤtiger Ver - lauff / welcher Goͤttlichen und allen welt - lichen Rechten zuwider / beſchehen vom Monath Martii Anno 1661. biß Monath Novembris Anno 1677. Unterdeſſen iſt der Praͤſident mit ſeiner ſauberen Gold-Fabrica / allen deß Kaͤyſers Erb - Landen præjudicirlich / fleiſſig fortgefah - ren / und hat noch uͤber dieſes zu beſagten Neuburg / auff Angeben deß gemeldtē Tri - angels eine Muͤntz auffgebaut / vor vieltau - ſent gute Bayriſche Groſchen in der Nach -G 6bar126[125]barſchafft auffgewechſelt / und in ſchlimme Fuͤnffzehner vermuͤntzt / woruͤber ſich die Bayren hoͤchlich beſchwert: als man nun zu Wien auff dem Hof vor dem Profeß - Hauß ein Metallene Marien-Saͤul auff - richtete / hat er die vorhin da geſtandene Steinene ausgebettē / und bey dem ſchlim̃en Muͤntz-Hauß zu Neuburg auffgerichtet / es ſcheint aber unſer liebe Frau / hab ohneracht dieſes dem ſchlimmē Muͤntzen und Goldzie - hen nit laͤnger zuſehen wollen / ſondern dem Kayſer die Augen auffgethan / den Praͤſi - denten geſtuͤrtzt / und ihm das Neuburg mit ſampt der Graffſchafft weggenommen. Es waͤre wol nicht naͤrriſch / ſondern profit - lich und thunlich / ſchlecht Gold vor gut Gold zu verkauffen / aber fuͤrwar nicht weißlich / viel weniger reputirlich.

16. Dr. Bechers Legatur-Werck.

Als ich geſehen / daß die vorige Streich dem Cammer-Praͤſidenten angangen / mit ſeiner Fabrica, hab ich gedacht ich wolts noch beſſer und ehrlicher machen / und hab ein Concept eingegeben / daß man 6. oder 8. Loͤthig. Silber-Geſchirꝛ machen ſoll / undſoll127[126]ſoll den Reſt mit weiſſem Kupffer legiren / ſo erſpart man an jeder Marck 10. Teutſche Guͤlden in Silber / und das Silber iſt doch ſo ſchoͤn als 16. Loͤthig: dann / was lieget nun einem fuͤr ein Capital nur auff tauſend Marck ſilber Geſchirꝛ / welches nun ohne Intereſſe liegt / ja verſchlieſſen wird / noch darzu in Gefahr von Stehlen ſteht: und da - mit kein Falſchheit darinnen begangen / und der Kauffer betrogen wird / ſo ſchlag man ein Zeichen darauff / wie viel gut Silber da - rinn ſey / ſo kan mans im Umbſchmeltzen al - lezeit wieder haben / dann hat man in Wien / Augſpurg / Preßlau und andern Orten / von 16. biß auff 11. Loͤthig diſpenſiren koͤn - nen / warumb nicht biß auff 6. Loͤthig / und hat man zulaſſen koͤnnen / daß man das Kupffer zu einem gelben Meſſing macht / warumb nicht zu einem weiſſen. Aber hier moͤchte einer einwerffen / daß zu dem weiſſen Kupffer gemeiniglich. A[r]ſenic kommt / wel - cher gifftig iſt / wie hier zu London derglei - chen weiſſes Kupffer ein Frantzoß macht / Namens Olivier, und das Pfund vor 20. Schilling verkaufft / aber es laufft in der Lufft wider an und wird ſchwartz: aber das rechte weiſſe Kupffer / muß nicht per ſuper -F 7de128[127]de compoſitionem, ſondern per ſeparatio - nem geſchehen / daß dem Kupffer ſeine Roͤthe extrahirt werde / und der Coͤrper weiß bleibt / und nimmermehr gruͤn werden kan / welches Ludovicus de Comitibus in ſeiner Metallurgi, ein metallum anonymum neñt / und ein Blechſchlager zu Bruͤſſel in quan - titaͤt gemacht und verkaufft: aber mir wol - te diß Concept nicht zugelaſſen werden / erſt - lich weil das Concept von mir kam / und dann zweytens / weil gefuͤrchtet wurde / weil es ſo gar ſchoͤn Silber / die Leuthe moͤch - ten ſolche Geſchirr auffkauffen / und falſche Muͤntz darauß machen: ohneracht ich dero - halben den Jeſuiten in Profeſſhauß zu Wien / die Helffte deß Gewinns darvon antruge / daß ſie ex Theologia morali, durch den Beichtvatter Pater Gentilotto, als deß Hoff Cantzlers Beichtvatter / ihn perſuadiren ſolten / hat es doch nichts ver - helffen wollen / ſondern war wie der Augu - ſtinus zu den Manichaͤern ſagt / Bonum eſ - ſet, ſi vos non eſſetis: die invention waͤre gut / wann ſie von mir nicht waͤre herkom - men. Indeſſen muß mans doch zulaſſen / daß es andere thun / und wuͤrde doch ge - duldet / daß der Kaͤuffer bey des Praͤ -ſiden -139[128]ſident en Gold-Fabrica mercklich gefaͤhrd und uͤbernommen wuͤrde / da doch hin - gegen bey dieſer meiner Legatur / kein Menſch umb einen Heller beſchwert / ſon - dern vielmehr wegen Erſparung deß Silbers erleichtert wird / und das gan - tze commune bonum dadurch befoͤrdert werden koͤnte / indem an ſo viel tauſend Marck Silber / ſo Jaͤhrlich im Reich und zu Augſpurg / abſonderlich in Silber - Geſchirr verarbeitet werden / zwey Drit - theil erſpart / und zu deß Lands-Fuͤrſten und eigenen ſelbſten Nutzen in die Muͤntz gebracht / und vermuͤntzt wuͤrden / die nun am Silber Noht leiden. Aber wie ge - beten / alſo abgeſchlagen. Dat veniam Cor - vis vexat cenſura columbas.

17. Ejusdem Introduction der Manu - facturen in Teutſchland und Verbietung Frembder.

Wer deß Waſenbergs Frantzoͤſiſche Goldgrub / und meine zwey Volumina vom Commercien-Tractat geleſen / wann er an - ders geſundes Verſtands / und ein Teut - ſcher Patriot iſt / wird genug ſehen und ur - theilen / daß Teutſchlands Wolfahrt groͤſterTheil130[129]Theil daran gelegen / die Experienz aber weiſet leider! das contrarium, daß nehm - lich dieſes gute und nuͤtzliche Concept gleichſamb inpracticabel ſey; Erſtlich / wie - wol jederman ſolches approbirt, dennoch niemand darzu thut / oder bald darvon ab - laͤßt / weil es muͤhſamb und nicht augen - blicklich profit bringt: ferner / daß die Teut - ſche Kauffleuth ſelbſten lieber mit auslaͤn - diſchen Waaren handeln / und derentwegen wo und wie ſie koͤnnen / dieſes Concept verhindern / dann es iſt eine General Regel / Ein Kauffmann ſiehet mehr auf ſeinen pri - vat profit / als auff das publicum: ſeynd nuͤtzliche und ſchaͤdliche Leute / koͤnnen ein Land auffbringen und ruiniren / wann ſie wollen / und man nicht achtung auff ſie gibt. Zweytens / frembde Waaren herein zu fuͤh - ren / zu verbieten ſcheinet eine Unmoͤglich - keit / dann das Roͤmiſche Reich iſt groß / in unterſchiedliche Dominien zertheilt / der Paͤß - und Einfuhren viel / und der Kauff - leuth Argliſtigkeit noch mehrer / derentwe - gen nicht zu glauben / was man auch durch Edicten thue / daß man fremde Manufactu - ren daraus halten werde / unterdeſſen wer - den gleichwol die Frembde / durch Herein -fuͤh -131[130][f]uͤhrung ſolcher Guͤter reich / hingegen wir Bettler / und wiſſen die Kauffleuth dieſes alles zu beſchoͤnen / mit der Objection, daß man den Handel mit den Frembden nicht brechen koͤnne. Damit ichs aber hier kurtz mache / ſo habe ich genugſamb in meinem zweyten volumine, Tractatus Commercio - rum erwieſen / daß es de jure gentium & na - turæ ſey / von ſolchen Handel mit Waaren / von Frembden abzuhalten / die man ſelbſten hat / welches gegenwaͤrtig in der gantzen Welt practicirt wird: und dann daß es ein heilſames Edict waͤre / wann verboten wuͤrde / nichts ins Roͤmiſche Reich / von Waaren und Munufacturen zu handeln und zu tragen / welche man ſelbſten darinn haben kan. Es iſt alles gut und vernuͤnff - tig / ich bin auch daruͤber in einer Kayſerl. Commisſion ins Roͤmiſche Reich geſchickt worden / und alles / ſonderlich zu Augſpurg / Ulm / Nuͤrnberg und Coͤlln gruͤndlich un - ternommē / was in dieſer Materi zu thun / al - lein man haͤtte lieber gehabt / daß ich gegen deß Roͤmiſchen Kayſers expreſſen Befehl / vor viel tauſend Frantzoͤſiſche Effecten ein - gezogen / und dem Cammer-Praͤſidenten welcher ſich damahl den Kayſerl. Hof ge -nen -132[131]nennet / eingelleffert haͤtte / ohneracht her - nachmahl die Frantzoſen doppelt ſo viel Repreſſalien auff die Teutſche Effecten ge - than haͤtten / ſolte gleich das gantze Aug - ſpurgiſche Wexel-Negotium uͤber einen hauffen gefallen ſeyn / wie man dann von dergleichen procedere die Effecten deß Habbæi zu Hamburg / und des Churfuͤr - ſten von Mayntz Damiani Hattardi zu Franckfurth ex poſt facto geſehen hat / hin - gegen weil ich allein auffs Fortſetzen der Manufacturen in Teutſchland / Continui - rung und rechte Einrichtung / auch Sta - bilirung deß Kaͤyſerl. Edicts / wegen Dar - außhaltung frembder Waaren / gehalten / auch die Treue Teutſche Reich - und Han - dels-Staͤdte / darinnen compromittirt, Chur - und Fuͤrſten ſolches approbirt / ſo muß ich nun doch gegen ſo theuere Kaͤyſerl. ſchrifftliche Verſicherung / mit Weib und Kindern / wegen meiner ſo treu gehabter Intention / Koſten und Arbeit / mit viel tauſend Verluſt / nicht allein aus Teutſchland exuliren / ſondern noch in der Frembde verfolget werden / und mich nun in das aͤuſſerſte Ende Europæ reteriren. Das iſt nun mein Danck und Lehrgelt. Egre -133[132]Egregiam verò laudem & ſpolia ampla re - fertis. Ich bin ohne Ruhm zu melden der erſte / welcher Teutſchland die Augen in Negotien aufgethan / werde auch wol hof - fentlich der letzte ſeyn / dann ſich ein jeder ehrlicher Teutſcher Patriot an mir ſpiegeln wird / es waͤre dann Sach / daß er auch ſo eine weiſe Narrheit / wie ich begangen / be - gehen wolte / dafuͤr aber jeglichen ehrlichen Teutſchen Gott behuͤte / dann mich koſt es Ehr / Haab / Gut und Leben.

18. Ejusdem Reichs-Ærarium.

Nemo ſapit omnibus horis, dann Gott iſt in ſeinen Gaben wunderlich / und theilt ſie nicht nach der Maaß aus / dann gibt er Weißheit uͤberfluͤſſig / dann laͤſt er ſie wie - derumb irren unendlich / dannenhero kommts / daß die geſcheideſte Leuth / oͤffters die groͤſte Fehler begehen / und darumb ſagt die Schrift. Mirabilis Deus in ſanctis ſuis. Der guͤnſtige Leſer wird in der vorherge - hender naͤrriſcher Weißheit / nemblich / in den erſten Theil dieſes Tractaͤtleins / mei - nen Nahmen unterſchiedlich mal gefunden haben / nun bekeñ ich mich auch frey unter die weiſe Narrheit / in dieſē 2. Theil / abſonder - lich in dieſen Punct / dañ weil ich geſehē / daß meine Conceptē / ſo gut ſie auch gemeint / uñſo134[133]ſo reſonaible ſie auch waren / an dem Kaͤy - ſerlichen Hoff nicht angiengen / oder viel - mehr daß man ſie nicht wolte laſſen ange - hen / damit ich weder Ehr noch merita haben ſolte / ſo dachte ich mich zu dem Roͤm. Reich zu kehren / und verhofft / es wuͤrden ja zum wenigſten in demſelben noch Leuth gefun - den werden / welche das gemeine Beſte be - obachten / und deſſen Befoͤrderer æſtimiren wuͤrden: nun konte ich es nicht beſſer und vorſichtiger angreiffen / als au dem Ort zu helffen / wo es am meiſten fehlt / nemblich im Reichs-Ærario, daruͤber der Reichs-Pfen - ning-Meiſter beſtelt iſt / welches Caſſa ſo arm / daß er bißweilen den Nahmen nicht mit der That hat / nemblich zuzeiten nicht einen Pfenning darin iſt / unterdeſſen ſoll gleichwol das Speyeriſche Cammerge - richt / Juſtitz und Militz davon bezahlt werden / und ſeynd auch die Roͤmer-Monat lang anticipirt, oder weil das Reich groſſe Koſten und Außgaben gethan / lang nicht zu hoffen. Nun hat vor vielen Jahren ſchon D. Obrecht von Straßburg / von ei - nem Reichs-Ærario geſchrieben / und ich hab auch deßwegen mein Gutachten ge - geben an den Kaͤyſerl. Plenipotentia -rium135[134]rium zu Regenſpurg / an den Hn. Biſchoff[v]on Aichſtaͤtt Marquardum: aber gleich wie der Philoſophus Claudius Peri Mardus in ſeinem Circulo Piſano, in dem Titul de transmutatione metallorum ſchreibt / daß zwey Stuͤck darzu gehoͤren / ein anziehende und von ſich ſtoſſende Krafft: ſo glaub ich wol / daß man in Politicis in puncto Roma - ni Ærarii, eines theils nicht gern ſiehet / daß das Roͤmiſche Reich ein Ærarium und per - petuum militem hab / andern theils / daß mans nicht achtet / negligirt und ſelbſten von ſich ſtoͤſt / und ſolcher geſtalt iſt die ttans - mutation leichtlich geſchehen / nemblich / deß Reichs-Ærarii in ein non-ens. Mein Vor - ſchlag beſtund in drey Stuͤcken / erſtlich / daß das General-Poſtampt in Teutſchland / welches ein Reichs-Lehen / und biß dato nit einen Heller zu deß Reichs Laſten tribu - irt / viel Tauſend hingegen aus dem Reich ziehet / demſelbigen auch etwas beytragen ſolte: oder deutlicher zu ſagen / daß daſſelbi - ge gantze Werck dem Reichs-Ærario inſe - rirt werdẽ ſolt / welches man durch Teutſche Leuth / ſo gut oder beſſer als es nun geſchicht beſtellen laſſen wuͤrde: wann man rechnen wil / was der Graff Taris zu Bruͤſſel Jaͤhr -lich136[135]lich aus dem Poſtweſen ziehet / uñ was noch jeder Poſtmerſter in Teutſchland aufſtecket / wañ ſolches / ſage ich / dem Reichs-Ærario zukaͤme / die Teutſche Nation wuͤrde danck - barer ſeyn / als nun der Graff Taxis / dann man wol weiß / was er von den Teutſchen haͤlt und redt. 2. Die Handwercks Geſellẽ in dem Roͤm. Reich ſind keine Knechte / ſind auch keine Herrn / uñ haben doch Buͤrgerl. Nahrung / gewiñen mehr als die Bauren / genieſſẽ des allgemeinē Friedens / und gebẽ doch nit einen Heller Aufflag / ſondern uͤber - nehmen noch ihre Meiſter / ſind inſolent / und verſauffen auf den Sontag mehr / als mancher Bauer die gantze Woche verdient: dieſe Leuthe nun / ſolten billich / weil ſie von Buͤrgerlicher Nahrung leben / auch etwas zu der allgemeinen Beſchwerung tragen / welches leicht geſchehen kan / ich hab ſie auch geneigt darzu befunden / dann ſie halten es ſelbſt vor billich / weil ſie in dem Roͤm. Reich ihre Freyheit und Privilegia haben / daß ſie auch dartragen / umb ſolche zuerhalten: weil nun ihre Sachen in groſſer Ordnung ſte - hen / ſokan leichtlich darin ſolche Anſtalt ge - macht werden / daß die Geſellen Sontaͤg - lich bey ihrer Zuſammenkunfft etwas in die Buͤchſẽlegẽ / welches quatembeꝛlich zuſam -men137[136]men getragen / an die Creiß Zunft oder dem Empfanger gelieffert werdẽ kan. Es iſt ein leicht practicirliches Mittel / ohnempfind - lich / und kan doch jaͤhrlich auf die 100000. Reichsth. eintragē / dañ ich bin hierauf ſehr curioß geweſt / uñ habe michs was koſtẽ laſ - ſen / um der Handwercks Geſellen Gelegen - heit zu wiſſen / darvon in meinem Com̃erci - entractat 3. Volumine Drittens / wañ Chur Pfaltz dẽ Wildfang prætendirt / ſo kan viel - mehr dz R. Reich und deſſen Ærarium was prætendirẽ / an die Advenas, die aus fremdẽ Laͤndern ins R. Reich wohnen kom̃en / dar - innẽ hauſiren / handeln uñ wandeln / inſon - derheit ſolte man auf die herumſchweiffende Buckelkraͤmer / Frantzoſen / Italiaͤner / Sa - vojarden / Friauler / Spazacamin / Quack - ſalbeꝛ / Gauckleꝛ / Com̃oͤdianten Achtung ge - bē / uñ nirgends im R. Reich einẽ Jahrmarkt zulaſſen / wo nit ein jeder was ins Reichs - Ærariũ contribuirte / es wuͤrde jaͤhrlich ein groſſes machẽ. Endlich ſo fehlt alles an rech - ter Induſtri deß Reichsfiſcals / es wil warlich mit bloſſeꝛ Doctoꝛey nit gethan ſein / es gehoͤ - rẽ Mechaniſche uñ Mercantiliſche ſtudia daꝛ zu: ich weiß noch auf eine million Reichsth. confiſcabilia, allein unter den Kauff - leuthen / wormit Niemands com -mi -138[137]miſeration haben kan / weil ſolche Sachen nicht nur zu confiſciren / ſondern auch zu beſtraffen ſeyn. Ihro Hochfuͤrſtl. Durchl. deß Hertzogs von Neuburg haben dieſe Sachen gnugſam dem Kaͤyſerlichen Hoff - Cantzler Hocher recommendirt / aber ſeine paſſion gegen mich / iſt groͤſſer als die raiſon: kein Churfuͤrſt von Mayntz Johann Phi - lipps / als Reichs-Cantzler lebt mehr / der das Hertz hatte / eine ſolche Sache zutrei - ben / die andern ſcheuen ſich / wann ſie ver - mercken / daß mans am Kaͤyſerl. Hoff nicht gern ſiehet: zu Regenſpurg ſolten zwar ſol - che Sachen in conſideration kommen / aber es beruht alles darauff / biß entweder der proponent geſtorben / oder die Sache ſich nicht mehr practiciren laͤſt / das iſt / ſie wird tractirt / wie alle andere Sachen / aber ceci - nimus vobis & non ſaltaſtis: ich hab mei - nem Schwager Wilhelm von Hoͤrnegk et - was darvon geſagt / aber er iſt dem Meiſter zu fruͤhe auß der Schul / und hernach mit dem Spaniſchen Biſchoff Roxas / im Reich damit gelauffen / glaub nicht daß ſie viel damit werden außgericht haben.

19. Neu -139[138]

19. Neuvilles in Amſterdam Pfeffer - Propolium.

Ehrliche Nahrung zu ſuchen / iſt ei - nem jeden Menſchen erlaubt / uͤberfluͤſſig aber / und zu ſeines Nechſten Schaden / iſt ſtraffbar bey GOtt und den Menſchen: diß weiſet folgendes erſchreckliches E[x]em -[p]el aus, ſo noch zu unſerer Zeit in Ambſter - dam geſchehen. Neuville ein vornehmer be - kandter reicher Kauffmann / nimbt ſich auf eine Zeit vor ein Propolium, und dadurch ein Monopolium von Gewuͤrtz Naͤgelein / er kaufft alle Naͤgelein von der Oſt-Indi - ſchen Compagnie auff / und verkaufft ſolche hernach mit ſehr groſſen Wucher wieder - umb / gewinnt viel tauſent daran / damit war er nicht zufrieden / er kaufſt auch auff ein andere Zeit den Pfeffer auff / aber der war ihm gepfeffert / dann andere Kauff - leuthe trieben darmit durch / er machte ein Banquerot von etlich Tonnen Golds / er wurd daruͤber raſend und unſinnig / und ſtarb in ſeiner Thorheit elendig / daran neh - met nun ein Exempel ihr Schacherer und Wucherer / die ihr nicht genug habt / bißGdaß140[139]daß ihr auff einmal Ehr / Gut - und Leben verliert.

20. Reinier von der Schagen Tu - tiæ Propolium.

Heroum filii noxæ. D. von der Schagen / Prediger unter den Miniſten / und ein trefflicher Medicus / ein ſehr ehrli - cher auffrichtiger Mann / und mein ſehr lie - ber Freund / verlaͤſt nach ſeinem Tod einen ungerahtenen Sohn / welcher ſich an vor - hergehendem Exempel nicht geſpiegelt / ſucht ein Monopolium mit der Tutia / und verliert damit etlich Tauſent / alſo daß ihm die Tutia Augen und Beutel erleucht: faͤngt darnach eine noch groͤſſere Narre - they an / und will ſperma cete refiniren / aber es hat geheiſſen: Cum labor in damno eſt. creſcit mortalis egeſtas.

21. Martin Elers Rheiniſcher Wein Handel.

Dieſer Martin Elers iſt ein verun - gluͤckter Kauffmann / von Geburt ein Ham -burger /141[140][b]urger / hat zwar nichts ſtudirt / aber doch[e]in gutes Ingenium zu allerhand Vor -[ſ]chlaͤg und Concepten / wormit er ſich lange Jahr ſchlept / aber wenig darmit gefruchter. Er iſt der erſte / welcher das Seydenwatten - machen in Europa erfunden / und haͤtte er[ſ]ich dabey gehalten / ſo waͤre er wol gewe - ſen: aber es lag ihm ein Monopolium im Kopff / und proponirte den Churfuͤrſten von Mayntz / daß er alle Rhetniſche Wein wol - te aufkauffen / wie er auch iſt: der Churfuͤrſt und das Land moͤchtens wol leiden / dann die Kauffleuthe nehmen nun den beſten Wein hinweg / und laſſen den ſchlechten li - gen. Aber das Concept wurd aus Wein zu Waſſer / gleich wie auch alle ſeine andere Dinge / als / wie er zu Florentz propo - nirt / zweymal im Jahr Seyden zu zielen / und andere Dinge mehr / die er zu Wien / Muͤnchen und Pariß proponirt. Die Con - cepten ſind wol gut / und der Mann iſt ſcharffſiunig gnug / aber die Praxis iſt ein anders / als die Speculation.

22. Daniel Krafftens Hopffen - Handel in Bayern.

Dieſer Daniel Crafft iſt vonG 2Wert -142[141]Wertheimb aus Franckenland / und hat viel gegolten bey dem vorigen Churfuͤrſten Johann Philipps / er iſt ein judicioſer er - fahrner Mann / und hat ſich viel bemuͤhet / des Elers Concepten außzufuͤhren / dann ſie waren Cammeraden mit einander: er hat vorgehabt ein Monopolium in Baͤyern mit Hopffenhandel anzurichten / und iſt lange mit derſelbigen Hopffenſtange ge - lauffen / biß ſie zu nichts worden / dann die Baͤyeriſche Bierbrauer ſolten zwar Boͤh - miſchen Hopffen brauchen / aber es gehet viel innlaͤndiſcher mit / zu dem iſt das ne - gotium mit Baͤyern und Oeſterreichern zuthun geweſen / da ich in der Experientz weiß / daß im puncto commerciorum mit beyden nichts zu thun iſt.

23. Iſaac von Nickeln Kunſt Maulbeer-Baͤume und Sey - denwuͤrme auffzuziehen auff dem Krautberg zu Harlem.

Dieſer Iſaac von Nickeln iſt mir wol bekandt / es ſitzet in ihm ein ſehr hoffaͤr - tiger ſubtiler Miniſten-Geiſt / er hat eine ſonderliche Invention erfunden / mit ebenden143[142]den Raͤdern und Zaͤhnen einer gemeinẽ Uhr / ein Uhr viel Jahr lang gehen zumachen / aber mit dem Concept von Seydenwuͤrmen / hat er ſeinen Credit haͤßlich verlohren in Holland / wiewol er viel feine Obſervatio - nes im Seydenweſen zuſammen getragen.

24. Ejusdem Perſpectiv auff 20. teut - ſche Meilen zuſehen.

Er iſt auch ein guter Opticus, ſonſten ein geſcheiter verſtaͤndiger Mann / und wil doch beſtaͤndig gegen deß Teuffels Danck behaupten / er koͤnne ein Perſpectiv machen / wordurch man 20. Teutſche Meilwegs ſe - hen kan / ſeine rationes laſſen ſich zwar hoͤ - ren / aber ich hab ihm allezeit Objection ge - than / daß die Lufft / ſo darzwiſchen iſt / ſo ei - ner weiten Diſtantz / das Geſicht verhindern wird. Es iſt wol eine rechte Narrheitan weiſen Leuthen / daß ſie ſich mit ungewiſſen Concepten viel Jahr ſchleppen / darvon re - den / ſich darmit proſtituiren / und dennoch nie zur Prob ſchreiten / wormit ſie aus dem Zweiffel kaͤmen / aber es ſcheint / ſie wollen nicht daraus / ſondern dem Ciceroni fol - gen / welcher de animæ immortalitateG ijſchreibt /144[143]ſchreibt / Quod ſi in hoc errem, quod ani - mas hominum immortales eſſe credam, li - benter erro, neque mihi hunc errorem quo delector, dum vivo, extorqueri volo.

25. Roͤtters Pflantzung eines Weinbergs zu Mayderberg bey Nardten.

Dieſes iſt auch ein Miniſt und Hol - laͤnder / pflantzt gegen der See einen Wein - berg / und darzu gegen Norden und auf ei - nen ſandichten Grund / den das Waſſer abſpielt / hat ſolcher geſtalt etlich 1000. ver - lohren. Sonſten habe ich geſehen anderer Orien in Holland / daß ſie fuͤrwahr mit einer groſſen Induſtri Weinreben pflan - gen / und welches unglaublich / bereits im Julio reiffe Weintrauben haben koͤnnen / welches wir an dem Rheinſtrom nicht ein - mal zuthun vermoͤgen. Gleich wie nun einige naͤrriſche Plantat[i]onen angefangen / alſo haben hingegen andere nuͤtzliche Plan - tationen außgerottet / als wie der Oberſte de Avila den ſchoͤnen Garten zu Wuͤrten - berg / ein Frantzoß zu Stockholm die Auß - hauung der ſchoͤnen und koſtbaren Maul -beer -145[144]beerbaͤum-Waͤlder / beym Landgraffen von Darmſtatt / beym Fuͤrſten von Lichten - ſtein / und des geſcheiden Sala in Mecklen - burg Plantagien / da er die Waͤlder auß - hauete / und Korn darauff ſaͤhen wolte.

26. Hollaͤndiſche Windmuͤhl mir doppelten Fluͤgeln in Billemmer Meer.

Nichts daucht ohn verſucht / alſo ge - hets den Hollaͤndern auch / ſie haben mit groſſen Koſten dieſes Werck gebanet / wel - ches gantz nicht gut gethan: ich habe gleich - wol bey dem P[r]intz Ruprecht ein Modell geſehen von einer Windmuͤhl / wie ein Ho - rizontaler Haſpel / welches trefflich gut ge - than / und wuͤrde in Groſſen eine ſchreckliche Gewalt thun / iſt aber darum in Groſſen nit practicirt / weil der Printz dafuͤr haͤlt / man werde dieſe Muͤhl / wann ſie im Gang iſt / nicht ſtillen koͤnnen. Sonſten ſeynd die ge - meine Windmuͤhlen eine nicht geringe Invention / und wer die Urſach weiß / war - umb eine Windmuͤhl herumb gehet / doͤrff - te vielleicht auch noch wol finden / eine mit doppelten Fluͤgeln zumachen.

G 427. Wil -146[145]

27. Wilhelm Schroͤders Auſter - brutt in Oeſterreich.

Dieſer Wilhelm Schroͤder iſt deß ge - weſenen Cantzlers zu Gotha Sohn / von ei - nem guten Talent / aber nicht wol applicirt / miſcht ſich in allerhand Dinge / die er nicht verſteht / inſonderheit hat er ſich in die So - tietaͤt Royal hier in Engelland einge - ſchwaͤtzt / welches nicht allein mich ſondern auch andere geaͤrgert / daß ſie ſo allerhand Leuthe promiſcuè hinnein nehmen / derent - wegen einige lieber allein bleiben / als in ſolcher Geſellſchafft leben wollen. Unter an - dern Gruͤllen / hat er auch dem Cammer - Praͤſidenten vorgegeben / zu Wien in ſeinen Garten in einem Teich ein Auſterbrutt an - zuſtellen: er hat gehoͤrt / daß zu Gloceſter / hier in Engelland die Auſtern gemaͤſtet / uñ in einem Teich erhalten werden / hat aber nicht Achtung gegeben / daß ein Fluß von dem geſaltzenen Seewaſſer dahinein fleuſt. Den Oeſterreichern zwar / welche gern Au - ſtern eſſen / waͤre dieſe propoſition wol zu ſtat kommen / aber es hat nicht gut thun wollen / dann ſie haben die Auſtern von Ve -nedig147[146]nedig laſſen bringen / ſeind todt geweſen ehe ſie ankommen.

28. Leibnitzens Poſtwagen von Hannover nach Ambſterdam in 6. Stunden zu fahren.

Dieſer Leibnitz iſt durch ſeine Literatur bekandt / ein ſehr gelehrter Mann / hat das Corpus Juris wollen reformiren / hat eine eigene Philoſophi und andere Dinge mehr geſchrieben / aber ich weiß nicht / wer ihn auff dieſen Poſtwagen geſetzt / darvon er doch nicht abſteigen will / ohneracht er ſchon et - lich Jahr darauff ſitzt / ohneracht er ſiehet / daß der Wagen nicht fortgehen will / man muͤſte dann deß Weigelii Profeſſoris zu Jena hoͤltzerne Pferd davor ſpannen / oder meine Invention gebrauchen eines Wa - gens / ſonder Langwied / da der Kobel / ſur - ſum, deorſum, retrorſum, antrorſum, dex - trorſum, ſiniſtrorſum gehet.

29. Andreaͤ Reußners / Schwedi - ſche Waſſerkunſt das Waſſer - ber den Bruͤckenberg zu ziehen.

Dieſer Obriſte Andreas Reußner /G vmein148[147]mein ſehr guter Bekandter / hat zu meine[r]Zeit zu S[t]ockholm dieſe Prob gethan / un[d]durch einen Bleyenen Siphonem oder He[-]ber / das Waſſer uͤber den Bruckenberg / auf den Norder-Malm wallen ziehen / es hat ihn viel Gelt gekoſt / und hat daruͤber noch eine groſſe Wett verlohren / mit dem General Major Wuͤrtz / welcher das Con[-]trarium gehalten / hat alſo neben dem Scha[-]den noch Schande darzu gehabt: wer ſolt nun nicht glauben / daß es haͤtte ſollen in Groſſem gut thun / in dem es in Kleinen gut thut? aber[die] groſſe Hoͤhe ziehet das Waſſer außeinander / und macht es zu Luft.

30. Touſſons Schiff zu Rotter - dam.

Von dieſem Schiff iſt ein gantzes Weltgeſchrey geweſen / der Mann iſt ſonſt in Mechanicis erfahren gnug / und wun - dert mich / wie er ſich in dieſen Paralogis - mum vorfallen. Einige halten dafuͤr / es ſey ein Frantzoͤſiſch Stuͤcklein geweſen / Geld von den Leuthen zubekommen / welche dißSchiff149[148]Schiff geſehen / und was das ſchlimmſte iſt / ſo hat es von allem dem jenigen in Ef - fect / nichts præſtirt, was von ihm geſagt worden / dann es iſt nicht allein nicht fort - gangen / ſondern ſo bald es ins Waſſer kommen / wie ein Bley geſuncken / alſo daß es ein Sprichwort in Holland worden / daß ſie ſagen / Es gehet fort / wie des Touſſons Schiff.

31. Merſennes Schiff unter dem Waſſer.

So gelehrt dieſer Mann auch gewe - ſen iſt / in eine ſo groſſe Narrethey iſt er mit dieſem ſeinem Schiff gefallen / und noch in eine groͤſſere / in dem er eine gantze Stadt ſampt Buchdruckereyen / und alles hat un - ter dem Waſſer bauen wollen / alſo daß ei - ner dafuͤr gehalten / Merſennes ſey ent - weder zum Narren worden / oder wolle die gantze Welt vor Narren halten: gleichwol iſt es moͤglich unter dem Waſſer zufahren / und hat Cornelius Treb - bel hier in Engelland auf der Tems eine Probe darvon gethan: es ligt auch noch ein Schif auf der Tems / welches gegẽ dẽ Wind uñ Strom die andere Schiff herauf ziehet /G 6alſo150[149]alſo daß Touſſon ſo gar unrecht nicht ge - habt / wann er nur die Bewegung recht ap - plicirt haͤtte / und iſt darumb nicht allemal eine Sache gantz unmoͤglich / ob ſie gleich ei - nem oder dem andern nicht gut thut: ich koͤnte viel von dieſem unter Waſſer fahren melden / dann ich bin auch in dieſem Schiff lange kranck gelegen / will ſich aber die Ge - legenheit allhier nicht geben. Man beſihe zu Ende in meiner Schutzrede das Atte - ſtatum Patris Cruxillæ.

32. Deß Ertz-Biſchoffs von Saltz - burg / Cardinals / Graffens Gui - dovvaldi von Thun / Waſſer-Fon - tain.

Wer dieſen Herrn gekennt hat / als wie ich und andere / werden wol wiſſen / was vor Stoff an ihm geweſen iſt / er war ſehr großmuͤthig / extraordinari Ding zu thun / unter andern ließ er einen Brunnen machen / wiewol der Waſſerwerck zu Saltz - burg uͤberfluͤßig gnug ſeyn / welcher viel 1000. gekoſt / ein groſſes magnifiques Werk / als eines in der Welt iſt / von weiſſen Mar - mor / eines groſſen Umbkreiſes und Hoͤhe / darvon der oberſte Außguß Waſſers einSchuh151[150]Schuh im diametro hat / gleich davon die Kupfferſtuͤck außgangen ſeyn / und ich das Werck ſelbſten geſehen hab / wie es noch in ſeinem erſten Anfang war / da es der Ertz - Biſchoff dem P. Valeriano Magni und mir gewieſen. Wie nun alles außgemacht und auffgericht war / ſo findet ſich kein Waſſer dar zu / eben als wie die Glock dorten / die juſt ſo groß iſt als der Thurn / daß man ſie nicht laͤuten kan / oder wie die Sonnen Uhr in Tyrol / woruͤber ſie ein Dach gebauet / daß nicht darauff regnen ſoll: diß ſind nicht al - lein weiſe / ſondern auch koſtbare Narrhei - ten.

33. Ejusdem Marmorſteinene Schlang.

Manſagt im Sprichwort / es ſey nichts einem Menſchen ſo aͤhnlich / als ein Aff und Schweitzer: dieſen koͤnte man noch wol einen Hollaͤnder zu - geſellen / nicht die Schottiſche Hochlaͤnder / fondern die Maßlaͤnder / die man im gemei - nen Sprichwort Haaſen-Koͤpff nennt / wegen ihrer naͤrriſchen Concepten: ein ſol - cher grober / unverſchaͤmbter und verwege - ner Geſell / iſt bey dem Guidovvald gewe -G 7ſen /152[151]ſen / und hat ihm proponirt, er wolle ihm ein Marmo[r]ſteinerne Schlang / Arms dick / 10. Schuh lang / zwey mahl umbwunden / Zoll - dick durchbohren / von dem Schweiff her - aus zu kommen / ohne ſonſt ein Loch zu machen / und ſolte die Spiral Drehung der Schlang / noch darzu ein Zweiffel-Strick ſeyn: der Cardinal hats dem Kerl geglaubt und viel tauſend darauff ſpendirt, aber der Bohrer iſt noch nicht einm[a]hl fertig wor - den / und weiß ich nicht / ob der Hollaͤnder oder der Cardinal / welcher nehmlich von beyden beſſer in dieſe Weiſe Narrheit anzu - notiren ſey.

33. Joachim Goͤhnholtz Waſſer - Muͤhl zu Mayntz.

Dieſer ehrliche Mann / welchen ich wol gekennt / hat ſein Stuck Brod ehrlich zu verdienen geſucht / hat einen Geiſt von Inventionen / und war / wie die Hollaͤnder im Sprichwort ſagen / mit einem Muͤhl - Rad geſchlagen / nehmlich / er hatte einen Sparren zu viel: doch meint es der ehrliche Mann gut / und ſahe daß zu Mayntz keine Muͤhlen waren / ſo bauete er ein Schiff - Muͤhl von zwey Schiffen / und macht inder153[152]Mitten ein haͤngendes Fluß-Bette / da das Waſſer mit groſſer Gewalt und Schwaͤl - lung durch lieff / und viel Raͤder nacheinan - der treiben kunt / wie man ſonſt mit groſſem Koſten die Waſſer Waͤhr ſchlagen muß: das Concept war gut / der Effect war gut / und that viel Monath ſeine Prob / niemand aber wolte helffen / der gute Mann hat kein Geld / das Werck zu ſecundiren / alſo wurd ſein Machina leck und ſunck / und iſt nichts mehr darvon uͤbrig zur Gedaͤchtnus / als dz mans zu Mayntz deß Joachim Goͤhnholtz Archa Noe nennt. Er war von Coͤlln / und doch ſonſten ein ingenioſer Mann / der zwar nichts ſtudirt hat: er banete die Schiff bruck zu: Mayntz auf ein ſonderliche Weiß / er machte eine Ochſen-Muͤhl / und lehrete die Ochſen in einem Cran Rad gehen / that darmit groſſen Gewalt / und er inventirte tauſend Malter / deß allerfeinſten Meels / in 24. Stunden ohne einig Muͤhlwerck zu ma - chen / hierzu gehoͤrt die alſo genañte Schot - tiſche Follou oder Narrheit / welche vor et - lichen Jahren hier auf der Tembs geſtan - den / war ein Luſt Hauß ſchoͤn gebauet / ſtunde auf etlichen Schiffen / war wie ein Pa - latiũ an zuſchauen / hat ſchoͤne Zimmer / undCam -154[153]Cammern / wie eine vornehme Herberg / ſehr luſtig umb ein divertiffement auff dem Waſſer zu haben / brachte anfangs viel Geld ein kam aber hernach in Mißbrauch / und wurde aus einem Wirthshauß und Luſt-Hauß ein offentliches Huren Hauß / alſo daß niemand mehr rechtſchaffenes da - hin kommen wolte. Weil nun kein rechter Abgang mehr war / ſo befließ ſich der Wirth nicht mehr auff guten Wein / viel weniger auff die Conſervation deß Hauſes / ſo daß es endlich gar abgefuͤhrt und zerlegt war / der gemeine Mann nennet es die Schoͤtti - ſche Falloco oder Narrheit / dieweil der In - ventor darvon ein Schott geweſen.

35. Das Engliſche Schiff mit zwey Keelen.

Weil von dieſem Schiff bereits ge - druckte Sachen ſeyn / iſt es unnoͤthig viel davon zu melden / es ſoll unglaublich ſchnell ſeegeln / und wol in einem Monath nach Oſt-Indien lauffen koͤnnen / ich hab es zwar nicht geſehen / und man kan auch nicht wiſſen / warumb der Uſus deßwegen ſuppri - mirt ſey / ob es geſchehe / die Narrheit dieſerIn -155[154]Invention zu bedecken / oder aus Neid / der Welt ſolches nicht bekandt zu machen / ich halts mit dem erſten / doch das Concept iſt gut / wann das Meer ſo glatt als ein Spiegel waͤr.

36. Liffrings Invention, umb Gold aus dem Sand in Guinea zubohren.

Dieſes Concept iſt nicht naͤrriſch / ſondern hat ein ſehr gutes Fundament / dann die Schiffer auff der Kuͤſt von Guinea haben befunden / daß auff der Rivier bey Caſtelmino, das Waſſer den Gold Sand abſpiele / und als ein ſchwere Sach in die See fuͤhre / halten derohalben dafuͤr / daß die gantze Kuͤſt darumb vor der Rivier in der Tieffe Gold ſey / welche ihre Meinung ein notables Experiment confirmirt hat / daß die Schiffer / wann ſie dort mit neuge - doͤrten Tauen Aucker geworffen / gediege - nes anklebendes Gold wieder herauff gezo - gen haben: auff dieſes Fundament haben ſich in Holland Leuthe vereiniget / ein Com - pag. gemacht / und von denen Staaden einen Ottroi daruͤber erhalten / als die da eine Invention practicirt haben / von demSchiff156[155]Schiff aus einem Bohrer in die Tieffe zu bohren und den Goldſchlich auffzuholen / ſie haben mir die Acta und Bohrer / wie auch dem Landgrafen von Homburg Hertzog Georg Chriſtian gewieſen. Liflring iſt dar - uͤber hinein gereiſt / von dem Capitain auf dem Schiff wie ich hoͤre / wegen entſtande - ner Strittigkeit todt geſchlagen worden / und ſeinen Sohn hab ich in Oeſterreich geſehen / welcheꝛ ſich mit einem Waſchweꝛck ſchleppt. Dieſes iſt der traurige Außgang von ſo ei - nem koͤſtlichen Concept.

37. Dr. Theodor. Gran Microscopium 100000. kleine Thier in einem Tropffen Waſſer zu ſehen.

Der Herr Dr. Gran iſt mein ſehr gu - ter Freund und Bekandter / ein vornehmer Profeſſor zu Leyden / und ſehr gelehrter Mann man haͤlt dafuͤr / daß er die Exerci - tationes in dem Hochlande de Exiſtentia Dei & animæ immortalitate gemacht hab: er hat mich durch einen Studioſum zu Ley - den / viel wunderliche Dinge und Experi - menta, die ich nie geglaubt haͤtte / ſehen laſ - ſen / unter andern in einẽ Eſſig-Tropffen einle -157[156]lebendige weiſſe Schlang oder Wurm / aber die hundert tauſend Thier in ei - nem Tropffen / hab ich nicht geſehen: und ich laß allen Muſtermeiſtern / Re - chenmeiſtern und ihm ſelbſten zu / wie er dieſelbige zehlen will. Der vorneh - me Poet Balde zu Neuburg an der Donau / ſchreibt in ſeinem Jambicis Die Welt ſtill ſteht und nicht umbgeht wie recht die Gelehr - te meinen / ein jeder iſt ſeins Wurms vergwiſt / Cope[r]nicus deß ſeinen: und alſo Herr Gran auch deß ſeinen.

38. P. Soltscky, Andreæ Reußners und Hartmanns Perpetuum mo - bile.

Acht Sachen ſind / wornach die Gelaͤhrte und Curioſen ſtreben / nehm - lich der Lapis Philoſophorum, liquor Alcaheſt, dz Glaß weich zu machen / ein ewi - ges Licht / eine Linea Hyperbole in einem Brennſpiegel / die gradus longitudiniszu158[157]zu finden / die Quadratura Circuli, und das mobilc perpetuum, wer nun Geld / Zeit und Luſt hat / der kan hierinnen occaſion finden: zumahlen haben ſich nicht wenige an das mobile perpetuum gemacht / es iſt aber zu wiſſen / daß mans allein verſtehe / quoad durantem materiam, und dann einen mo - tum perpetuum purè artificialem, dann den Phyſico Mechanicum, hab ich durch das Regen Waſſer / und Wetterglaͤſer bereits erfunden / wie in dem erſten Theil dieſes Traetaͤtleins gemeldet: nun halten die Ita - liaͤner den motum perpetuum artificialem ſo vor unmoͤglich / daß wann einer damit umbgehet / mato perpetuo heiſt / gleichwohl hat der beruͤhmte Jeſuiter P. Caſpar Schott in ſeiner Technica curioſa, einen andern Jeſuiter in Pohlen / Namens P. Solsky al - legirt, daß er den motum perpetuum purè artificialem erfunden hab / hat auch den Abriß von der Machina, gibt ſein ju - dicium daruͤber juxta leges Mathematicas, approbirts, gibt der Polniſchen Nation die Ehr / daß ſie allein eine Sach erfunden / welche man ſo viel tauſend Jahr geſucht / ja das Werck nochmal zu bekraͤfftigen / ſetzt er darzu / daß dieſe Machina in groſſem auffden159[158]den Tag St. Ignatii zu Warſchau im Je - ſuiter Collegio dem Koͤnig in Pohlen ſelbſt gegenwaͤrtig ſey demonſtrirt worden. Als ich nun einen andern Jeſuiter P. Cochans - ky, welcher eben auff dergleichen Weiß / ſei - nem Landsmann nachfolgen wolte / und auch ſeinen Abriß drucken ließ / demonſtrir - te, was fuͤr ein groſſer paralogiſ - mus in dieſer Invention ſtecke / P. Schot - tens Buch aber bereits gedruckt war / hat er dennoch zum Anfang eine hoͤfliche revo - cation gemacht: Mich wundert daß P. Schott ein ſo vornehmer Jeſuit / und dann auch P. Solsky Procurator unter den Je - ſuiten mit ſo offentlichen handgreifflichen Luͤgen und Betrug vor der gantzen erba - ren Welt umbgehen moͤgen / und zumahl P, Schott der ſo ein trefflicher Mathemati - cus iſt / ſoll einen ſo ſichtbaren Fehler / in der Machina, nehmlich compresſionem linea - rum in aqua nicht gemerckt haben: dann fuͤrwar natuͤrlicher Weiß / und juxta con - ſlitutionem machinæ, hat dieſelbige ſo we - nig in feſto S. Ignatii, mit Waſſer vor dem Koͤnig von ſich ſelbſten gehen koͤnnen / daß ſie der Jeſuiter Ignatius mit allen ſeinen Wunderwercken nicht haͤtte koͤnnen gehenma -160[159]machen. Luͤgen ſind es / die Jeſuiter wolten gern die Ehr haben / den motum perpetuum gefund en zu haben / als wie ihr P. Montag - nana die Quadraturam circuli: und ohner - acht die Jeſuiter den lapidem Philoſopho - rum verachten / kan ich ihme doch anzeigen / derentwegen gar à recitatione breviariiab - ſolvirt ſeyn / nur umb zu laboriren / dann dieſer Stein waͤr ein ſchoͤnes Kleinot in der Cron der Monarchi der Solipſer. Andreas Reußner und Hartmann von Leipzig ſeynd auch in dem motu perpe - tuo geweſen / glaub ich / wie mir aus Hol - land geſchrieben worden / der letztere ſey gar daruͤber zum motu perpetuo in litera longa Eraſmi an dem Triangulo infauſto wor - den: zehen Jahr bin ich auch mit dieſer Nar - rathey umbgangen / viel Zeit / Geld und re - putation daruͤber verlohren / darff doch aber ohne Ruhm zu melden ſagen / daß ich nicht glaub / daß unter allen ſuchenden / ei - ner ſo nahe ſey kommen / als ich / dergeſtalt daß ich ſelbſten noch nicht glauben kan / daß der motus perpetuus unmoͤglich ſey / gleich hiervon anderer Orten / meiner Mathe - matiſchen Schrifften: ja ich habe oc -caſi -161[160]caſione daß motus perpetui Dinge er - funden / die ſubtiler ſeynd als der motus perpetuus ſelbſten / nehmlich die declinati - onem centri gravitatis à centro mundi. Ich hab einen Abriß gemacht / ſampt einer demonſtration von meinen Inventionen motus perpetui purè artificialis und habs den vornehmſten Mathematicis in Holland zu cenſiren geben / die ha - den mir ein ſchrifftlich atteſtatum und die affirmativam daruͤber gegeben / wel - ches atteſtatum ich noch in Handen hab und auffweiſen kan / unterſchrie - ben und geſtegelt von dem Herrn Schot - ten Profeſſor Matheſeos in Leyden / von dem Herrn Bil Profeſſor Matheſeos in Amſterdam / von dem vornehmen Ma - thematico Herrn Zulchein im Haag / und von dem Herrn Hutte nunmeh - ro Burgermeiſtern in Amſterdam: ja ein Jeſuiter P. Cruxilla, Profeſſor Ma - theſeos zu Wien / nunmehro Beichtvat - ter deß Biſchoffs von Labach / und P. Ko - gantsky Profeſſor Matheſeos zu Mayntz haben ſolche ſelbſten approbirt, und mir daruͤber congratulirt, und wird kein einzigerver -162[161]verſtaͤndiger Mathematicus einen Paralo - giſmum darinnen finden / unterdeſſen thuts doch in praxi nicht gut / iſt diß dann nicht ein weiſe Narꝛheit?

39. Burgermeiſter Huttens-ſchluͤſ - ſen und Waſſer-Muͤhlen.

So ein geſcheider und tapferer Mann / dieſer Hr. Hutte in Matheſi iſt / ſo einen groben und koſtbaren Fehler hat er mit die - ſem Bau begangen / er hat die Stadt et - lich Tonnen Golds gekoſt / und wann mans nicht deß Burgermeiſters halben ſtehen ließ / ſo waͤr es nuͤtzlicher abgeriſſen: er hat das Saltz oder Brachwaſſer / welches in Amſterdam iſt / von dem ſuͤſſen Waſſer / das von Utrecht kommt ſcheiden wollen / aber ſo offt die Schluͤſſen auffgehen / wel - ches deß Tags oͤffters geſchicht / vermiſcht ſich das Waſſer mit einander / und iſt mit einem Wort / nichts nutz.

40. Burgermeiſter Oetgens Blockhaͤuſer.

Daß ihro Weißheit der Herr Bur - germeiſter / auch bißweilen Narrheit be -ge -163[162][g]ehen koͤnnen / weiſet dieſe und vorige Ru -[b]ric auß / dann ſo eine maͤchtige Stadt wie Ambſterdam iſt / mit hoͤltzernen Blockhaͤu -[ſ]ern / und die darzu auff Daͤm̃ und Schleu -[ſſ]en geſetzt / defendiren wollen / halten die Hollaͤnder ſelbſt vor eine groſſe Narrethey.

41. Duc de Luxenbourg Feuer-Machi - nen vor Philippsburg / item die Frantzoͤſiſche neue Kupfferne Schiffbruͤck.

Was der Duc de Luxenbourg vor[e]in ſauberer Geſell ſey / iſt zuſehen in mei -[n]em erbaͤrmlichen Schauplatz Frantzoͤſi -[ſ]cher Schand-Brand - und Mortthaten zu Franckfurth gedruckt / und in Kupffer ge -[ſt]ochen. GOtt hat gleichwol dieſem boͤfen[M]enſchen ſeinen Willen nicht in allem ge -[la]ſſen / ſondern in groſſe Confuſion einlauf -[fe]n laſſen / erſtlich mit ſeiner Feuer-Machi -[n]a vor Philippsburg / da er die Kaͤyſerl. Schiffbruͤck wolte mit abbrennen / wel -[ch]es aber nicht angieng / ſondern durch ei -[ſe]rne Ketten intercipirt war / und alſo die[M]achina fruchtloß verbrandte / und mu -[ſt]e Luxenbourg zulaſſen / daß / ohneracht erHmit164[163]mit der gantzen Frantzoͤſiſchen Armee dar[-]ſtund / ihm dennoch Philippsburg vor de[n]Augen weggenommen ward. Zweytens[/]iſt er endlich in die verfluchte Geſellſchaff[t]der Gifftgeber zu Pariß kommen / und i[n]die Baiſtille. Die Kupfferne Schiff betre[f -]fend / weiß man davon / daß ſie bey Nimwe[-]gen der Wind einmal umbgewehet / de[-]rentwegen ein Teutſcher Satyricus geſagt[:]die Frantzſen ſind in dem Teutſchen Krieg[e]ſo haͤuffig in die Hoͤll kommen / daß de[s]Marons ſein Schifflein nicht groß genu[g]geweſen ſey / ſie uͤberzufuͤhren / haͤtten ſic[h]derohalben der neuen Frantzoͤſiſchen Kupf[-]fernen Schiffbruͤck bedienen muͤſſen.

42. Hautſchens von Nuͤrnber[g]Inſtrument in der Lufft zuflie[-]gen.

Viel unglaubliche Dinge haben di[e]Menſchen bereits erfunden: eine neu[e]Welt / das Buͤchſen-Pulver / mit Lufft z[u]ſchieſſen / auf und unter dem Waſſer zu ge[-]hen / Waſſer ſpeyen / Feuer kaͤuen / auf[f]Saͤil zu tantzen / die Buchdruckerey / di[e]Schnellſchreiberey / auff ein Meil wegs mi[t]ein[-]165[164][e]inander zu reden / und mit einem Wort /[v]iel wunderliche Dinge. Nun iſt nichts[]brig mehr / als die Kunſt zu fliegen / woruͤ -[b]er ſich viel ſubtile Koͤpffe bemuͤhet haben:[d]ieſen Hautſchen zu Nuͤrnberg / der ſonſt[ei]n ingenioͤſer Mann iſt / und die kuͤnſtliche Bewegung vor dem Dauphin in Franck -[r]eich / von einer Bataille machen hat helf -[f]en / zu geſchweigen / in Augſpurg iſt ein Schuſter geweſen / welcher geflogen hat: in[d]em Haag hat auch einer geflogen / und[w]ie die letzte Transactio Philoſophicalis der Engellaͤnder außweiſet / hat auch einer in Franckreich geflogen. An dem Koͤnig -[li]chen Polniſchen Hoff hat auch ein Ita -[li]aͤner Namens Borattini / ein Schiff odeꝛ[M]achinam von Stroh oder Paſt gemacht /[u]nd die Sache doch ſo weit gebracht / daß[e]r ſich ſelbſt dritter damit von der Erde ge -[ſc]hwungen / aber es hat allezeit etwas dar -[a]n gefehlt / und iſt nie zur Perfection kom -[m]en / wiewol er anfangs vorgeben / er wolle[in]nerhalb zwoͤlff Stund zeit / von War -[ſc]hau nach Conſtantinopel fliegen / der be -[ka]ndte Engliſche Wachs-Poſſierer M. Si -[m]on hat mir dieſe Hiſtorie erzaͤhlt / und die[M]achinam ſampt dem Inventore in Poh -H 2len166[165]len ſelbſt geſehen: beſiehe hiervon meinen Tractat de Horologiis am Ende / zu Lon - den gedruckt. Ich bin mit dieſer Be[-]wegung auch viel umgangen / und wil her - nach mein Sentiment darvon geben / wel - ches ich einmal einigen von der Societaͤt Royal gegeben hab. Plinius ſchreibt ſcho[n]zu ſeiner Zeit: Tarenti degit Architta, qui ligueam columbam volatilem fecit: und man ſagt / daß ein durch Kunſt gemachte[r]Adler dem Kaͤyſer Carolo V. eine Teutſch[e]Meilwegs entgegen geflogen ſey: Es ſeynd aber in dem Fliegen unterſchiedliche Ding[e]z[u]conſideriren. Erſtlich / ob de[r]Menſch den Athem im Fliegen werde ge[-]brauchen koͤnnen. Zweytens / was vo[r]ein Centrum gravitatis er halten werde / da[ß]er nicht umbſtuͤrtze. Drittens / ob einig[e]Thier oder Coͤrper ſo ſchwer als ein Menſch von der Lufft getragen werden koͤnnẽ[.]Vierdtens / ob die Nerven deß Men[-]ſchen ſo ſtarck ſeyn / daß ſie die Bewegun[g]außſtehen koͤnnen / welche darzu erforder[t]wird. Endlich iſt der Beſchluß mei[-]nem Gutachten nach / dieſer / daß alles wa[s]fliegen ſol / muͤſte eine groͤſſere, vim elaſtica[m]haben / als es wieget: zum Exempel / zehe[n]Pfund167[166]Pfund Krafft thun / und doch nur ein Pfund[w]iegen / welche Krafft / gleichwie ſie in den[ſ]taͤhlenen Federn iſt / alſo iſt ſie auch in den Nerven und Saͤhnen der Voͤgel / welches wir ſehen an den Stoßvoͤgeln, die mit ih -[r]en Fluͤgeln einem Rehe die Rippen ein - ſchlagen / einem Haſen das Genick brechen / einer Endte den Kopff abſchlagen / ja es giebt in den Tyroliſchen Gebuͤrgen Voͤgel / welche ein Schaaff mit in die Lufft nehmen: wir ſehen wie erſchroͤckliche Krafft in dem Gebiß in einem Loͤwen / und in den Bratzen eines Beeren. Wie aber dem Menſchen die Krafft ſeiner Nerven ſolcher geſtalt zu ſtaͤrcken / daß ſie vierfach verdoppelt wird / und zu dem Fliegen die Kraͤffte giebt / dar - von wil ich hier nicht handeln / dann der Platz iſt zu eng / es mag einem ſo naͤrriſch vorkommen / wie es will / ſo behaupt ich doch / daß es moͤglich ſey / auf dieſe Weiſe durch die vim elaſticam. Was aber der Jeſuiter P. Lana in ſeinem Tractar von einem flie - genden Schiff / und in der Lufft zu ſchwim - men oder fahren meldet / welches geſchicht durch Kugeln / welche leichter ſeynd als die Lufft ſelbſten / da moͤchte ich wol vom P. La - na dergleichen Kugel eine ſehen / welche nurleer168[167]leer vor ſich ſelbſten in die Hoͤhe gieng / wann ſie gleich nichts mit ſich nehme: wie unmoͤglich aber ſolches ſeyn koͤnne / beweiſet gar wol der Herr Boyle durch ſein Ma -[ch]inam. Gehoͤrt alſo dieſes Jeſuiters Luft - Schiff / vor allen andern unter die weiſe Narrheit / es waͤre gleichwol eine ſchoͤne Invention umb in den Mond zufahren / und die Monarchiam Solipſorum auch dor - ten zu ſtabiliren.

43. Glaßweſen.

Wiewol das Glaßweſen an ſich ſel - ber eine bekandte Sache iſt / und Antonius Nerius einen gantzen Tractat darvon ge - ſchrieben / ſo iſt doch noch viel darin zuthun / ſonderlich wer Nutzen mit ſchaffen will / und ob gleich etliche wol dabey gefahren ſeyn / ſo haben doch andere groſſen Schaden darbey gelitten / und darbey noch Schande und Spott gehabt: nemblich an dem Spiegel und Glaßmachen / ſeyn viel mit wenigen Profit und Reputation feſt geweſen / als Doctor Becher in Wien / Graff Bucquoy in Boͤhmen / Hertzog von Buckingham in Engelland / Habbæus zu Oßnabrug / Bur - germeiſter Beininger zu Ambſterdam / Hacceshe im Haag / Cattenburg / Lotgy /Four -169[168]Fourley und Weyts zu Harlem / Daniel Krafft im Speſſert.

44. Reuchers Invention den A - cker mit Eiephanten zu pfluͤgen / woruͤber er ins Zuchthauß kom - men.

Dieſes war ein Hollaͤnder / kam in die Unter-Pfaltz / und bauete auf der Rehe - huͤtte / nicht weit von meinem Vatterland Speyer / eine koͤſtliche Ochlinuͤhl / welch[e]ſehr wol und gut gethan / er hat ſie aber end - lich verlaſſen muͤſſen / Schulden hal[ber]daruͤber kombt ein Kerl / der einen Elep[hanten]ten im Lande herumb fuͤhrt / da faͤlt die[ſem]Hollaͤndiſchen Haaſenkopff bey / es waͤre Frofit mit zu thun / wann man dem Ele - phanten zum Ackern brauchte / 10. oder 12. Pfluͤg neben einander anhenckte / ſo koͤnte man auff einmal einen gantzen Morgen Lands pfluͤgen / wie gedacht ſo gethan / er kauffte den Elephanten umb 400. Reichs - thaler / und wie er ihn das erſte mal auf den Acker bringt / ſo iſt der Elephant ſo ſchwer / daß er biß an den Bauch in Grund nein faͤllt / da muß man ein Geruͤſt umb ihn ma - chen / und mit groſſer Muͤh und KoſtenH 4wie -170[169]wiederumb berauß ziehen: gehoͤret alſo bil - lich inter experimenta non ſuccedentia, oder unter die weiſe Narrheit. Seine Freund aber verſtunden das Ding anderſt / beruffen ihn zuruͤck nach Holland / und ſetzen ihn ins Zuchthauß.

45. Jacobi de la Porte Kunſt-Schatz zugraben.

Unter den Alchymiſten heutiges Ta -[ge]s / welche vor offentliche Betruͤger und[Soph]iſten paſſiren / als Rochefort, Marſi -[ni][Cro]neman, Marſali, Gaſner, Gasman,[kan]man auch billich dieſen La Porte rech -[ne]n / welcher abſonderlich Profeſſion macht Schaͤtze zu graben / und dieſes zwar durch die Claviculam Salomonis. Nun laſſe ich daſſelbige Cabaliſtiſche Werck dem Helmont uͤber / welcher ein Liebh aber dar - von iſt / und ein groſſes Buch zu Sultzbach daruͤber drucken laſſen / und den Narren daran gefreſſen hat: ich will mein Judi - cium daruͤber ſuſpendiren. Aber auff das Schatzgraben zu kommen / und dieſes zwar mit Wuͤnſchruthen / habe ich mein Lebenlang keinen unverſchaͤmbtern Leckergeſehen /171[170]geſehen / als Popevvits in Sachſen / welcher durch die Wuͤnſchelruthe ſo unverſchaͤmb - te Dinge gerathen hat / daß mich wundert / daß ihm die Wuͤnſchelruthe die Zaͤhne nit eingeſchl[ag]en / dann ich mein Lebenlang ſo einen frechen / unverſchaͤmbten Luͤgner nicht geſehen habe. Nicht viel beſſer war La Porte, welcher aber dadurch ſo arm worden / daß er auffs aͤuſſerſte kommen / inſonder - heit wolte er deß Paracelſi Schatz in Kernd - ten zu finden wiſſen / nicht merckend / daß Paracelſus von dem Philoſophiſchen Werck geredet / und wie wolich auff deß La Porte Sache gantz nichts halte / ſo will ich doch nicht verwerffen / die heimliche Krafft etli - cher Characteren / Worten und Talisman - ler. Wir haben noch zu unſerer Zeit erlebt die Hiſtorie / von einem Phyſiologo zu Wien / Namens Lutz / welcher ſich bey dem General Heuſter auffgehalten / und bey Padua den beruͤhmten groſſen Schatz ge - graben hat / wieweit er damit kommen / habe ich ſeine eigene Hand geleſen / wie er alles gebannt / außgenommen / den Schlaf - Teuffel vergeſſen / der ihm hernacher zu todt ſchlaffen machen: und was es ferner darbey vor eine wunderliche BewandtnuͤßH 5gehabt172[171]gehabt habe / werden der General Heu - ſter und die Graffen von Poͤttingen / beſſer als ich wiſſen / als welche dieſen Lutz familiarer gekandt haben. Sunt aliquid Manes lethum non omnia finit.

46. Ludwig Ernſts Augmentt - rung der Capitalien zu Marſee zwiſchen Ambſterdam und U - trecht.

Dieſer verwegene / Ehrvergeſſene Menſch / von Nation / Profeſſion und Statur / wie er in oͤffentlicher Hollaͤndt - ſcher Zeitung beſchrieben / an dem Boden - ſee gebuͤrtig / hat der gantzen Teutſchen Na - tion in Holland eine Schande angehenckt / in dem er den Kauffleuthen weiß gemacht / er wolle ihnen ihre Capitalla vermehren / nahm ein Hauß zu Marſee und hielt ſich koͤſtlich / viel Leuthe gaben ihm groſſe Capi - talien / er zahlt die Intereſſe fleißig / gieng aber mit dem Reſt deß Capitals auf einer Jagt fort / und weiß noch dieſe Stunde niemand / wo er iſt hinkommen. Ich ver - wundere mich nicht uͤber ſeine Boßheit / ſondern uͤber der Leuthe Narrheit / daßverſ -173[172]verſtaͤndige Leuth in Holland / die auf ihre Capital / als wie der Teuffel auff eine arme Seel lauren / einem ſolchen frembden Kerl und darzu Alchymiſten / ſolche Capital - Summen vertrauē. Ich habe in Holland zwey Jahr gewohnt / offentliche Hauß -[h]altung gefuͤhret / zu Harlem ein Gebaͤu laſſen aufrichten / das auf die 40000. fl. ge - koſt / habe mit den Staaden zuthun gehabt / gute beſtegelte Brieff und Teſtimonia in Haͤnden / bin uͤber dieſes noch durch Schꝛif - ten in der Welt bekandt / und habe doch re - ſpectu dieſes Betriegers nicht den tauſen - den Theil koͤnnen auffbringen: aber das machts / Ludwig Ernſt hat der Hol - laͤnder Natur beſſer gekennt / dann Nar - ren muß man mit Kolben lauſen. Ich halte auch / daß ihnen Ludwig Ernſt ſolcher geſtalt hundert tauſent Reichstha - ler abgelauſt habe / Doctor Ketgen und andere unbericht.

47. Doctor Ketgens Bergwerck bey Maſtricht in dem Land von der Ober-Maaß.

Vorhergehender Ludwig Ernſt / warH 6zu174[173]zu Paſſau und Wien / ein Anachoret oder Einſiedler / und trug unſerer Lieben Fran - en Bild von Paſſau herumb / umb daſſel - bige zu veneriren / dieweil nicht alle Leuthe Zeit haben nach Paſſau zu lauffen: diß Handwerck dauerte ſo eine Weil / darnach kam er in Holland / und hatte ein Weib / das wolte er auf der Lauten lehren ſchla - gen / die Finger aber waren zu dick / und ſchwur der Lauten-Meiſter / er wolte eher einen Elephanten die Kunſt lehren. Ich warſchauete Doctor Ketgen als einen ehrlichen verſtaͤndigen Mann / der vor die - ſem zu Conſtantinopel geweſen / und ſelb - ſten ein Medicus und Chymicus war / er ſol - te deß Kerls muͤſſig gehen / und daß ich ihn kaͤndte: aber umbſonſt / dieſe Narrheit mu - ſte nicht allein / ſondern noch eine viel andere groͤſſere begangen werden / nemblich er wol - te in dem Sand / wie der Titul außweiſt / Bergwerck bauen: nun war dieſes ſo un - eben nicht / es giebt auch umb und umb in Holland Plaͤtze genug / wo Mineralien ſeyn / wie in meiner Minera Arenaria zu leſẽ / aber der gute Doct. Ketgens hat mit Schel - mẽ zuthun gehabt / welche ihm Silber-Kalck unter Leimen gemiſcht und falſche Probengemacht175[174]gemacht haben / darvon ich noch einen an - dern Dr. anziehen koͤnte / wann mir mit anderer Leute Ungluͤck bedient waͤr / und ich nicht die Hoffnung haͤtte / daß er ſich beſſern wuͤrde. Der gute Dr. Ketgens iſt indeſſen durch ſein eigen Freund ruinirt worden / eben als wie der Triangel zu Wien / ſeinen Cammeraden / den groben Weſtphaͤliſchen Secretarium Meerbold ruinirt hat / und gleich wie Meerbold vor Hertzenleyd ge - ſtorben / alſo auch Dr. Ketgens.

43. Dr. Galeni Spaniſches Seiffma - chen mit dem Colonell Weyd / und ſein Wein - und Eſſig-machen.

Dieſer Dr. Galenus iſt mein ſehr gu - ter Freund und Bekandter / ein gelehrter Mann / guter Medicus, trefflicher Chymi - cus, unter den Miniſtern der vornehmſte Theologus und beredeſte Prediger und Orator der bey nah in Holland iſt: gleich - wol ſo geſcheid er auch iſt / hat er ſich nicht huͤten koͤnnen / daß er nicht in unſere Com - pag. der Weiſen Narrheit kommen waͤre. Es hat den guten Mann viel tau - ſend gekoſt / und iſt durch leichtfertige LeuthH 7hin -176[175]hinter das Licht gefuͤhret worden / nicht daß die Sach naͤrriſch oder boͤß war / die er vor hatte / ſondern daß er untreue Leut hatte / die es nicht wol menagirten. Er an ſich ſelbſten iſt ein ehrlicher Mann und weiß zum beſten / wie auch meine Sachen in Holland ſtehen / und ich halt dafuͤr / daß er mir das Zeugnus geben werde / daß er nit ungelehrt er ſey von mir kommen / und daß ich den Hollaͤndern mehr Gutes gethan / als Gutes von ihnen empfangen habt.

49. Deß Obriſten von der Hagen Kunſt Perlen weiß zu machen.

Unter die Weiſe Narrheit / gehoͤ - ren auch billich die Perlenmacher / worunter es unverſchaͤmte Leuth gibt / als wie der Wagnereck zu Prag / der ſich nicht ſcheuet die Welt weiß zu machen / kleine Perlen zu ſtoſſen und groſſe dar aus zu ma - chen / da doch bekandt / und ich in Schott - land / wo man Perlen faͤngt / ſelbſten ge - ſchen / daß ſie nicht Homogen ſeyn / ſondern von Schalen / als wie Zwieffeln zuſammen geſetzt ſeyn: gleichwol muß ich zulaſſen / daß man die Fettigkeit aus dieſen. Schalenher -177[176]heraus ziehen koͤnne / daß die Per - len wiederumb ihren Luter bekom̃en. Was aber die Zeitigung der Perlen antrifft / wann ſie von der Sonnen verbrandt / ſchwartz oder gelb ſeyn / ſo glaube daß nicht wol mehr zu helffen. Dieſer Obriſt von der Haagen / welchen ich gekennt / hat etwas in dieſem Werck zu thun gewnſt / und Martin E - lers hat zu Venedig mit dem Maſſoni einem Brabaͤnder etwas darein gethan / und hier in Engeiland iſt ein Weibsbild / welche weit darmit kommen. Ich aber weil ich noch kein rechten effect darvon hab ſe - hen koͤnnen / muß dieſes Secret ſetzen / ſo un - gern ichs auch thu / unter die Weiſe Narr - heit / kommt ein anderer / der mir etwas beſſer beweiſen wird / ſo will ichs wieder - umb heraus thun / und unter die Naͤrri - ſche Weißheit ſetzen: eben als wie Cle - mens Marott in Franckreich / deß Koͤnigs Schalcks-Narr / ein Journal fuͤhrte / auff Befehl deß Koͤnigs / umb alles Naͤrriſche auffzuſchreiben / was bey Hof geſchehe / und der Koͤnig einsmahls einem frembden un - bekandten Mann / der ſich darumb angab / etlich tauſend Thaler gab / Pferd aus Affri - ca zu holen / welches Clemens Marott insNar -178[177]Narren-Journal notirte: als nun der Koͤ - nig auff eine Zeit daſſelbige laß / und dieſe Action darinn fande / fragte er den Cle - mens Marott / warumb er dieſes hinein ge - ſetzet? er antwortete / daß ers nur ſo lang auffgemerckt haͤtte / biß er ſehen thaͤt / daß der frembde Kerl / welcher nach Affrica ver - reiſt / umb die Pferde zu holen / ein ſolcher Narr ſey / daß er wieder kaͤm / ſo woll er als - dann denſelbigen ins Narren-Journal hin - ein ſetzen / und hingegen den Koͤnig heraus thun. So will ichs auch mit der Perlen - Kunſt machen.

50. Dr. Biſſelii Præſervation contra Ve - nenum auff 30. Jahr / vermitelſt einer eintzigen Doſe.

Es iſt hiervon ein eigenes Buch ge - druckt zu Paſſau / und dem Alten Ertz - Hertzog Leopold dedicirt: ich weiß nicht was ich darzu ſagen ſoll / ob ein Medicini - ſches Miaſma, ſo lang in einem Menſchli - chen Leib dauren koͤnn[e]? das weiß ich wol / daß ein Gifft in einem Leib vier Jahr lang wuͤrcken kan / ehe es ausbricht / auch noch laͤnger / und daß man hingegen auch wie -der -179[178]derumb das Gebluͤth wunderbarlicher weiß Alexi-Pharmaciſch machen kan. Dr. Biſſelius ſtehet feſt in der Opinion, es bleibet aber dabey / was ich oben geſagt aus dem Balde: Ein jeder iſt ſeines Wurmbs vorgewißt: Biſſelius deß Seinen.

Schluß.

HIermit hat nun der guͤnſtige Leſer wiederumb 50. Weiſe Narrhei - ten / welche fuͤrwahr nicht weniger Geld gekoſt / als die vorige 50. Naͤrriſche Weißheiten: und ob ſie gleich unter Narrheiten geſetzt ſeyn / ſoll der Leſer doch wiſſen / daß darunter viel Weißheit verborgen / und was heut die - ſem oder jenem / auf dieſe oder jene Art nicht gut gethan / das kan vielleicht auff eine an - dere Zeit / durch andere Leuth / und auff andere Manier noch gut thun. Wir ſehen hieraus GOTTES Allmacht / der Men - ſchen wunderbarliches Ingenium, und der Sachen wunderliche Conjuncturen. Ich haͤtte die Sachen noch viel weiter aus -fuͤh -180[179]fuͤhren koͤnnen / aber der Luſt iſt mir ver - gangen / und ich hab hierdurch ein Prob zei - gen wollen / wornach ſich die Societates Cu - rioſorum zurichten / wiewol ich ſelbſten in keiner ſolchen Societaͤt bin / ſondern vor mich eine fundir die ich Societatem Pſycho - ſophicam nenne / worzu ich den guͤnſtigen Leſer einlad / und mit nechſtem darvon das Alphabethum Pſychoſophicum unter dem Titul / Lumen Trinum, auß gehen laſſen werde / wormit GOTT empfohlen.

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Fol -181[180]

Folget zum Anhang Dr. Bechers kurtzer doch gruͤndlicher Bericht von Waſſer - wercken und Waſſer - Kuͤnſten.

1.

DEr Alten bekandten Weltmeld - nung nach / hat man allzeit dafuͤr gehalten / daß vier Ele - menta ſeyn / als Feuer / Lufft / Waſſer und Erd: und daß dieſelbige nicht allein Phyſiſche Bewegung haben / kalt und warm / feucht und trucken machen / und vielerley Art in einander verwandeln / und unterſchiedliche Coͤrper und Comple - xionen verurſachen / womit die Phyſici und Naturkuͤndiger zu thun haben / und daruͤber inquiriren und diſputiren. Sondern es iſt auch bekandt / daß die obgedachte vier Ele - menta in Mathematicis und Mechanicis ihre eigene abſonderliche Natur haben / ſo wol wegen der Leichtigkeit und Schwere /als182[181]als ihre Bewegung. Dann die Erde oder Gewichter ziehen die Bewegungen / das Waſſer treibet ingleichem dieſelbige / der Wind auch alſo / und durch das Feuer koͤn - nen unterſchiedliche Bewegungen verrich - tet werden: dannenhero iſt die Feuerkunſt / Lufft-Kunſt / Waſſerkunſt / und Gewicht - kunſt auffgekommen / von beyden hab ich ein Tractat geſchrieben / intitulirt, de uſu Elementorum Phyſico & Mechanico. Hier aber in der Kuͤrtze zu handelen / will ich al - lein vor dieſes mahl von dem Element deß Waſſers und deſſe Natur inuſu Mechanico etwas auffſetzen: was nehmlich ſelbiges eigentlich darinnen vor eine Natur und Bewandtnus habe.

2.

Das Waſſer nun zu conſideriren, ſo hat daſſelbige zweyerley Natur / als vorange - ſagt / ein Phyſicaliſche und Mathematiſche: nach der erſten ſteigt es in die Hoͤhe / als zu ſehen in den Quellen und Springbrunnen: aber nach der andern / faͤllt es zu Grund / als wie wirs ſehen / in den fallenden Waſſern und Fluͤſſen / nicht weniger als wie das Blut in einem Menſchen ſo von Natur in die Hoͤhe ſteigt / aber wiederumb auff deran -183[182]andern Seiten zu Boden faͤllt. Die ſteigen - de Waſſer nun haben einen warmen Geiſt in ſich / derentwegen ſie lebendige Quell - Waſſer genennt werden; aber die Waſ - ſer ſo da fallen oder gehoben werden muͤſ - ſen / ſind todte Waſſer: von dieſen letztern ſoll hier gehandelt werden.

3.

Das Waſſer ſtehet entweder ſtill / oder iſt in Bewegung: im Stillſtehen / eraͤugnet ſich die Frage. 1. Was ein Schuh Waſſer wiege? 2. Wie ſchwer das Waſſer den Boden preſſe / worauff es ſtehet? 3. Wie hart es die Seiten preſſe. Die erſte Frag betreffend / ſo haͤlt ein Schuh in qua - dro ordinariè 50. Pf. oder ein halb Centner Waſſer / doch iſt ein Waſſer ſchwerer als das andere. 2. Das Waſſer truckt mit gleichem Strahl auff den Boden / und wie - get alda ſo viel / als in ſeinem gantzen Tubo, Strahl oder Linie ſchwer iſt: das Waſſer ballamiret auch gegeneinander / aber wel - ches wol zu mercken / Linien auff Linien / das iſt / ſo groß als das Waſſer ein Loch hat umb durchzugehen in ein ander Roͤhr oder Ort / ſo viel wieget es gegeneinander / das uͤbrige Waſſer aber ſtehet alles ſtill / unddru -184[183]drucket den Bodẽ. Aber von dieſer compreſ - ſione Linearum werden wir im Nachfol - genden ein mehrers hoͤren. Deittens wie ſchwer das Waſſer die Seiten druͤcke.

4.

Das Waſſer wird auff viererley Weiſe gehoben / durch Feuer / Lufft / Waſ - ſer / und irdiſche Gewalt / in ſelner Bewe - gung aber kan es erleichtert / hingegen auch ſchwaͤrer gemacht werden. Das Feuer kan in der Diſtillation das Waſſer zu Lufft machen / wodurch es in die Hoͤhe ſteiget / und purificirt wird: die Luft kan das Waſ - ſer ziehen / ex metuloci vacui, als wie zu ſehen in den Hebern / oder ex Rarefactione & Compresſione: als wie zu ſehen in der Machina Heronis, nemblich in den Spring Brunnen und Kugeln / die mit Lufft - getrieben werden. Drittens / das Waſſer treibet einander ſelbeſt / als wie man ſiehet in den Fluͤſſen / Daͤmmen / und Flußbetten. Vierdtens / das Waſſer wird auch getrie - bẽ durch irrdiſche Gewalt / als daſeynd Raͤ - der / Pumpen / Gewichter / Menſchen und Vieh / auch allerhand Art Muͤhlwerck / wo - von nun in ſpecie ſoll gehandelt werden.

5. Schuf -185[184]

5. Schauffel-Raͤder.

Wann das Waſſer nicht hoch / aber doch haͤuffig ſoll gehoben werden / und man zur Bewegung einen Strohm oder Fluß hat / ſo braucht man die Schauffel-Raͤder / nemblich ein groſſes hohes Waſſer Rad - mit Schauffeln / welches umb ſaine gantze Circumferentz ſitulas oder kleine Eymer hat / die ſchoͤpffen unten das Waſſer ein / und gieſſen es oben auß. Es giebt viel Waſſer / aber wil einen ſtarcken Trieb ha - ben. Dergleichen Raͤder ſeyn in Teutſch - land in den Badſtuben gebraͤuchlich: zu Breßlau iſt eiu ſehr groſſes ſolches Waſ - ſer-Rad in gemeiner Stadt Waſſerkunſt: In Egypten pflegẽ ſie mit dergleichen Raͤ - dern auß dem Nilo das Land zu begieſſen. Man hat noch eine Art von Waſſer Raͤ / dern / die ſind erſt kurtz auffgekommen / ſie gieſſen das Waſſer vom Centro aus von der Ar. Das Rad hat eine Spiral-Linie in ſich / wie eine Schnecke / ich habe derglei - chen in Holland zum erſten geſehen.

6. Waſſerſchraub.

Die Waſſerſchraub genannt Coch - lea Archimedis, giebt auch ein ſehr groſſes Waſſer / und mit leichter Bewegung / abernicht186[185]nicht hoch: iſt gut umb Waſſer-Funda - menten außzupumpen / derentwegen zu Venedig und in Holland ſehr im Gebrauch: ich habe eine neue Manier gefunden / auff eine leichte compendioſe Weiſe / mit gar geringen Koſten / dergleichen[Waſſerſchrau] - ben zu machen / und zwar mit doppelten Schnecken / davon ich die Prob zu Wuͤrtz - burg gethan / und in einer Stund Zeit die gantze Pferdſchwaͤmme außgeſchoͤpfft: ich kan in einem Tag eine ſolche Waſſerſchraub machen / da ein ander ſonſt 14. Tage damit zuthun haͤtte.

Kaſten-Kunſt.

Man hat auch eine Waſſerkunſt / die nennet ſich die Kaſten-Kunſt / da ſind un - gefehr 24. oder 36. lange Kaͤſten 3. Schuhe lang / einer Breite und Tieffe / mit eiſernen Gelencken an einander gemacht / die gehen uͤber einen viereckichten Welbaum. Die - ſe Kunſt giebet uͤber die maſſen viel Waſ - ſer / braucht aber eine ſehr groſſe Gewalt / und kan uͤber ein Schuh das Waſſer nicht lieffern / dienet verſunckene Laͤnder außzu - ſchoͤpffen: Es iſt zu Riga inventirt und practicirt worden / vor ungefehr 30 Jahꝛen / davon ich in Schweden ein Kupffer geſe -hen.187[186]hen. Im neuen Gebaͤu zu Wien in Oe - ſterreich ſind noch zu meiner Zeit Schoͤpff - Brunnen geweſen auff ſolche Weiſe / wel - che ſo viel Kupfferne Eymer gehabt / als Tag im Jahr geweſen ſeyn.

8. Schoͤpffwerck.

Wann man aber auß einer merckli - chen Tieffen das Waſſer heben will / und zwar in groſſer Quantitaͤt / ſo iſt nichts be - quemlicher und fuͤglicher / als das Schoͤpff - werck / nemblich / wie man die Brunnen pflegt außzuſchoͤpffen / wann man ſie fegen und reinigen will. Das Fundament von dieſer Machina iſt zufinden in dem Polione Vitruvio, allwo er durch den Flaſchenzeug die Hebung acceleriret: aber es gehet umb ſo viel ſchwerer. Doch ein Bruñen oder Schacht / der mit Waſſer erfuͤllt / und der groſſen Ein - und Beyfluß hat / mit Gewalt und in der Eyl vom Waſſer zu befreyen / iſt dieſes Schoͤpfwerck das nechſte Mittel / aber nicht allezeit zu continuiren / denn es iſt zu muͤhſam und zu koͤſtlich. Ich habe auf dieſe Weiſe zu Kitzingen in Franckenland ein groſſes Stuͤck von dem Mayn truckenJgemacht /188[187]gemacht / und ein Pfeiler von der Kitzinger Bruͤck gebauet / welches ohne Schoͤpfwerck unmoͤglich zu thun geweſen waͤre.

9. Taſchen-Kunſt.

Es iſt noch eine Waſſerkunſt / welche man nennet die Taſchen-Kunſt / da gehet eine eiſerne Kette durch eine hoͤltzerne Roͤh - re / uͤber einen Wellbaum / der iſt auff alle drey Schuh mit einer Ledernen Taſche umbunden / die Oval und mit Wind und Waſſer wie ein Ballon auffgeblaſen iſt. Dieſe Taſchen gehen mit dem Kel durch das Roͤhr / und nehmen das Waſſer mit ſich: Dieſe Waſſerkunſt giebet ſehr viel Waſſer / nicht hoch / brauchet groſſe Gewalt / und iſt ſehr unbequem / man hat ſie derentwegen in den Ungariſchen Berg - wercken abgeſchafft: wiewol ſie noch in Engelland im Gebrauch ſind.

10. Pumpwerck.

Vorhergehende Waſſerkuͤnſte zielen allein dahin / wo man auf eine kleine Di - ſtantz eine groſſe Quantitaͤt Waſſer hebenmuß /189[188]muß / folgende Waſſerkuͤnſte aber die ge -[h]en auff eine groſſe Hoͤhe / und werden e[i]- entlich die rechte Waſſerwercke genennt /[v]on welchen das Fundament das Pump -[w]erck iſt / nun iſt ſolches unterſchiedlich / und[g]ar vielerley / ſo wol wegen der Art von[B]ewegung der Pumpen / als von wegen[d]er Ventilen / der Liederung und dieſer[A]pplication und Combination: dannenhe -[ro]entſtehet wegen der Bewegung / das ſo[ge]nannte Waſſerwerck die Stangekunſt /[d]ie Korbekunſt / die Schwungkunſt: aber[w]egen der Ventilen und Liederung hat[m]an das Pumpwerck / das Saugwerck /[da]s Druckwerck / welche alle wir in ſpecie[be]trachten wollen / und zwar dieſes Orths[da]s Pumpwerck / welches zweyerley iſt:[ein]es / nemblich das gemeine / welches das[V]entil unten hat / und in dem Embulo /[we]lcher in dem Roͤhr iſt / wiederumb ein[V]entil / welches das Waſſer hinauf hebt /[un]d das untere hinein laͤſt: anderſt dar[nic]ht / als die Bewegung deß Bluts in der[H]ertzkammer. Dieſe Pumproͤhren ſind[vo]n oben biß unten zugleich weit / und die[S]tange gehet in der mitten in der Pump /[ſi]e koͤnnen in einer ziemlichen Hoͤhe ge -J 2macht190[189]macht werden / aber die Ungelegenheit iſt mit der Liederung und mit den Ventilen[/]welche verſchleimen und verrotten: ſo ka[n]man auch nicht wol weite Pumpen ma[-]chen / dieweil man ſo dicke Baͤume nich[t]wol finden kan. Ich habe derhalbẽ ein Mit[-]tel hier auff gef[un]den / viereckichte Pumpe[n]zumachen von Brettern / die Ventilen ſin[d]hoͤltzerne Kugeln / und iſt keine Liederun[g]in der gantzen Pumpe / derentwegen ſeh[r]tauerhafft und bequem. Noch hat ma[n]eine andere Art von Pumpen / Appreſſio[n -]pumpe / da der Embolus unten außwend[ig]an die Pump gehet / und in der Pump n[ur]ein Ventil iſt / welches auch ſehr beque[m.]Dann man ſolcher geſtalt das Waſſ[er]krumm und gerad in die Pumproͤhr fuͤh[-]ren kan / dieweil der Pumpſtengel nicht i[n /]ſondern auſſer der Pump iſt / und kan ma[n]die Pumpen ſo hoch machen / als man wil[/]und die Bewegung deß Emboli / unten b[ey]dem Waſſer thun / die man oben in Ori[fi -]cio der Pumpe thun muß. Man k[an]auch viel com̃oder zu den Embolis ſcha[u -]en. Dergleichen Pumpe iſt dem Chu[r -]fürſten von Mayntz / Hanß Philipps pr[ae]ſentiret worden / iſt eine Art von einem hoͤ[l -]tzern191[190]tzernen Blaßbalg / und hat uͤber die Maſſen viel Waſſer gegeben.

11. Saugwerck.

Es findet ſich auch eine Art Pum - pen / die ihren Ventil und Embolum oben haben / und ziehen das Waſſer von unten in die Hoͤhe. Dieſe Waſſerkunſt wird genannt das Saugwerck / dann der Em - bolus oben ziehet die Lufft auß / ſo muß das Waſſer ex metu loci vacui folgen. Dieſe Pumpen ſind ſehr handſam / dann der Em - bolus und das Ventil ſind oben / man kan allezeit darzu / und das Unter-Rohr legen wie man will: aber diß Inconvenientz iſt dabey / es laͤſt ſich nicht in Quantitaͤt thun / und nicht in groſſer Hoͤhe / und werden gar leicht wandelbar / dann wann das geringſte Loͤchlein in das Rohr koͤmpt / ſo ziehen ſie Lufft und kein waſſer.

12. Druckwerck.

Das Waſſer aber in groſſe Hoͤhe zu bringen / iſt der nechſte Weg / die alſogenan - te Waſſerkunſt das Druckwerck / wie ſol -J 3ches192[191]ches zu Augſpnrg / Wuͤrtzburg / und andern Oerter dieſen Som̃er mehr zuſehen: auch nun hier in Engelland zu Wiedſor auff dem Koͤniglichen Caſtell der Ritter Sa - muel Morlard dergleichen gemacht / wel - ches dem Koͤnige ſo wol gefallen / daß er ihn deßwegen zum Præfecto Mechanico - rum gemacht / und andere Gnaden mehr angethan. Der Embolus und Stieffel / und Ventil ſind auch unten an der Pump / aber differiren von der vorigen Art Pum - pen / daß ſie mehr Waſſer in den Stieffel nehmen / als ſie der Roͤhr geben / derent - wegen das Waſſer ſehr comprimiren / und uͤberaus groſſe Gewalt erforderen: beneben diß Inconvenientz haben / daß man auf ſol - che Weiſe kein Waſſer in Quantitaͤt heben kan / und wann man den Embolum zu leiſe liedert / ſo ſchluckt er und gibt kein Waſſer: liedert man ihn aber zu hart / ſo iſt es ſchwer zu bewegen / und koſt mehr Krafft den Em - bolum / deñ das Waſſer ſelbſten zu treiben / welches die Compresſio Linearum noch darzu vergroͤſſerte: doch wann man den Stieffel in gleicher Groͤſſe mit der Roͤhr machte / und die Appreſſion brauchte / wie gemeldt wordẽ / von der Mayntziſche Pumpvon193[192]von auſſen auff die Art eines hoͤltzernen Blaßbalgs ohne Liederung / ſo geht die Bewegung leicht / und iſt ſehr handſam / dergleichen Prob ich zu Wien gethan / aber die Bewegung vom Embolo muß dann ſchneller ſeyn. Doch kan ſie verdoppelt[w]erden / mit zweyen ja auch drey Stief - feln / und die Ventill-Kugeln von Geckholtz ſeyn; und wann man auch gleich bey der Liederung bleiben wolte / konte der Em - bolus auff die Art gemacht werden / wie der Studenten ihre Latern gemacht werden. und ſo viel von Art der Waſſerkuͤnſte ihrẽ Roͤhren / Ventilen / Embolis und Liede - rung. Nun folgen einige Arten von ih - ren Bewegungen.

13.

Und zwar erſtlich die Koͤrbe-Kunſt / welche zu der Pumpen ſehr bequem iſt / zu - mahlen / wann ſie doppelt / ſo hebt ſie auff der eine Seite / und traͤgt auff der ande - ren / kan alſo zwo Pumpen regieren / und continuirlich Waſſer geben: iſt auch ſehr bequem zum Druckwerck / allwo es drey Koͤrbe haben / nnd drey Stieffel treiben kan / welche alſo wechſeln / daß continuirlich einer im Drucken iſt / und die Roͤhr nichtJ 4ſchlu -194[193]ſchlucken kan: es iſt auch dieſe Koͤrbe-Be - wegung ſehr bequem / dieweil mans in eine Regular-Circul-Bewegung gar leichtlig bringen kan: nun ſind alle runde Bewe - gung leichter zu bewegen / dann die Re - gulare.

14.

Hiernechſt iſt die Stange-Kunſt; darumb alſo genannt / dieweil ſie von Stan - gẽ beſtehet / welche an Ketten hencken / und uͤber eine groſſe Diſtance die Pumpen zie - hen koͤnnẽ. Dieſe Stange-Kunſt iſt erſtlich bey den Hungariſchen Bergwercken in - ventiret und practiciret worden / allwo ein kleiner Fluß iſt / eine ſtarcke teutſche Stund von dem Bergwerck / an dieſem Fluß iſt ein groß Waſſer-Radt gebaut / wol hundert Schuh am Diameter / und hat an der Ax einen Korb / an welchen eine Stange Ho - rizontaliter applicirt iſt. Die Stange mit einem Gelenck wieder an einandere / und dieſes ſofort biß an den Berg. Zu mercken / daß die Stangen an Ketten uñ an Wippen henckẽ. Die letzte Stange nun an dem Berg und deſſen Schacht / hat ein Winckelhaken: und dieſer greifft den Pumpſtengel / und die Haupt-Stange / welche alle anderePum -195[194]Pumpen ziehen. Die Winckelhaken aber[z]ieren auff der andern Seite eben ſolche Stange voriger Geſtalt / alſo / daß wann die eine Pumpe auffgehet / die andere nie - dergehet. Diß gehet nun den Berg her - unter etzliche hundert Klafftern / und weil man ſolche groſſe und lange Pump-Roͤhrẽ oder Teichlen nicht haben kan / auch das Waſſer in einer Roͤhr in ſo groſſer Tieffe zu ſchwer zu heben / und zu groſſe Gewalt gebrauchen werde: ſo ſind die Teichlen nicht laͤnger dann 12. Schuh / und gieſſen das einander in Kaͤſten zu / und ſolcher Ge - ſtalt wird das groſſe Bergwerck in Ungarn gehalten / welches ſonſt durch keinerley an - dere Art von Waſſerkuͤnſten ſalvirt hat koͤnnen werden. Dieſe Stange-Kunſt nun hat der famoſe Rebell Pater Johlina zerſtoͤret. Nach ſolcher Waſſerkunſt nun iſt noch eine in Bayern gebaut worden / von dem Churfuͤrſten Maximiliano bey Reichen-Hall / allwo eine gantze Tagereiſe davon die Waldung iſt / und Gelegenheit vor Holtz zur Saltzpfanne / es iſt aber / wie gedacht / der Saltz-Brunnen von der Waldung eine gantze Tagereiſe / und dar - zwiſchen groſſe Berg und Thaͤle / dergeſtaltJ 5daß196[195]daß mit grauſamen Koſten das Holtz dar - uͤber zu der Saltzpfann hatt muͤſſen ge - fuͤhrt werden: weil nun ſolches gar koſtbar und beſchwerlich / hat ſich der Churfuͤrſt re - folviret das Saltzwaſſer von dem Brun - nen nach dem Wald zu fuͤhren: und das zwar ſolcher geſtalt / er hat unterſchiedliche hoͤltzerne Thuͤrn gebauet / und darinnen Pumpen geſtellt / die das Waſſer in Kuͤ - ſten / und von dannen durch Horizontale Teichlen wiederumb in andere Thuͤrn und Pumpen fuͤhren: Und dieſes wird bewegt durch die Stangen-Kunſt / theils mit Waſ - ſer / theils mit Pferden: Alſo laufft das Waſſer eine gantze Tagereiſe über Berg und Thal / biß zur Pfanne / iſt auch eines von den vornehmſten Waſſer weicken in Europa. Bey Beſchluß der Stangen - Kunſt erinnere ich mich einer Bewegung / welche ich inventirt / nemblich mit doppeln Koͤrben und doppeln Stangen / da die Be - wegung der Koͤrben im Anfang und Ende der Stangen cireular gehet / und in der mitte der Stangen / irregular / nemb - lich motu retrogrado gehet. Dieſe Be - wegung dienet darzu / daß wo man keine bewe gende Krafft hat / als Waſſer / Wind? oder197[196]oder Pferd / welcheregular und circular ge - het / und das mobile welches bewegt ſoll werden / exempli gratia eine Mahl-Muͤhl / auch gerade gehen muß / und es ſich biß we[i]len begiebet / daß das mobile nicht bey der cauſa movente dicht ſtehen kan / ſondern eine Diſtance davon ſeyn muß: ſo kan man die Stange-Kunſt brauchen / und doch eine runde Bewegung halten: zum Exempel / ich habe in einem Thal einen Fluß oder fallend Waſſer / ich darff wol ein Waſſer-Radt ſetzen: iſt aber eine Gebaͤu zum Muͤhlwerck zu ſetzen / ſondern die Si - tuation gibts / daß es ein funfftzig oder hundert Schuh davon ſtehen muß / entwe - der in der Hoͤhe oder Landwaͤrts ein: ſo kan man die Stange Kunſt auff dieſe Weiſe brauchen / und auff dem hoͤchſten Berge ei - ne rundumb gehende Muͤhl haben / wann gleich am allerunterſten deß Berges das Waſſer-Radt iſt. Als ich dieſe Invention ſeiner Hoheit dem Printz Rupert gewieſen / hat er ſie appliciret zu den Seſſelen / womit man ſich herumb fuͤhren kan / und zweiffelt - mir nicht / ſie noch zu anderen Dingen mehr zu gebrauchen.

15. Man198[197]

15.

Man hat noch eine Bewegung / wel - che man den Storchſchnabel heiſt / und die - net darzu / wo man ſchnelle pumpen / und ſehr tieffe Zuͤge thun muß / das Inſtrument iſt wie ein Paralellogramum, und hat an dem Anfang eine eiſerne Schraub mit der - gleichen Gewinde / daß es auff einmal ein Zoll ziehen thut / ſo ziehet es an dem Ende ein oder zwey Schuh / nach dem man die Lei - ter lang macht / welche Horizontal aufflie - gen muß. Die Schraube wird getrieben mit einem Schwengel / gleich wie andere Pumpen / diß thut eine uͤberaus groſſe Gewalt / vermittelſt der Schraub / und eine groſſe Schnelligkeit am Ende der Bewe - gung / und giebet extraordinariè viel Waſ - ſer. Darumb hat man dieſe Machinam in Hungaren in Gebrauch wollen brin - gen: aber wie man es auch angeſtellt / ſo ſeynd die Naͤgel in der Leiter gebro - chen / oder haben die Bewegung und Schnelligkeit nicht außſtehen koͤnnen / alſo daß da ſcheinet / extreme langſam und ſchnell wollen ſich nicht in einer Machina verglei - chen. Hier faͤllt mir bey / die beruͤhmteMachi -199[198]Machina und Waſſerkunſt / nemblich das Druckwerck / welches ein Apotheker zu Ulm erfunden / und davon ein Buch drucken laſ - ſen / unter dem Titul Vereinigung deß Lang - ſamen mit dem Geſchwindẽ / und deß Star - cken mit dem Schwachen: ich habe die Ma - chinam in praxi zu Augſpurg geſehen: Die Pumpen gehen per appresſionem, und ſtatt einer gekroͤſter Korben / hat er lauter ovale Scheiben / als wie in der Drehe - Kunſt: ich habe aber nicht befunden / daß er eine Avantagie als die Korben mehr ge - than hat / ohne daß er die Korben erſpah - ret / und ſeine Ax mit den Scheiben ſo ſtarck hat machen koͤnnen / als er gewolt / mit viel veringern Koſten als die Korben / welche gegoſſen / leichtlich brechen. Derentwegen der Obriſte Reußner in Holland keine Korben hat finden koͤnnen / welche ſeine Waagwaſſer-Kunſt gehalten haͤtten / wel - ches auch bey Pauley & Dullow Waſſer - Kunſt zu befahren / wann es in Groͤſſe wer - de gemacht werden.

16.

Noch iſt eine Manier das Waſſer zu heben durch gezaͤhnte Raͤder / die in einan - der ſchlieſſen /[und] ein Diaphragma ma -J 7chen200[199]chen / wodurch das Waſſer gepreſt hinauff muß / diß wird genannt ein Waſſer-Schloß oder Machina Pappenheimiana ſie will ſehr fleiſſig gemacht ſeyn / gibt viel Waſſer / aber nicht hoch: hierzu koͤnte man auch rechnen den allſo genannten Waſſer-Riegel / wel - chen Printz Ruprecht erfunden / iſt ein Schieber / welcher eine excentriſche Bewe - gung macht / und doch circulariter herumb gehet / hat weiter kein Ventill / gibt rein Waſſer und hoch / ſchleifft ſich aber bald auß / und will keinen Sand oder unrein Waſſer leiden.

17.

Dieweil biß dato von Waſſerwer - cken und ihren Hebzeichen gehandelt wor - den / und ſolche gemeiniglich durch Raͤder geſchehen / ſo iſt noͤhtig hier zum Beſchluß derſelbigen Gattung und Unterſcheid zu be - trachten. Als erſtlich / ſeynd die gemeine Waſſer-Raͤder perpendicular ſtehende / mit offenen Schauffeln / und die wollen ein underſchlaͤgig Waſſer haben: darnach Waſſer-Raͤder mit zugemachten Schauf - feln: die wollen uͤberſchlaͤgig Waſſer ha - ben. Doch habe ich zu Re[u]line ein Waſ - ſer-Radt geſehen / da das Waſſer nur in -der201[200]der mitte darauff gefallen / nemblich auff die voͤllige Staͤrcke deß Rads / hat alſo die Hoͤhe deß voͤlligen halben Diametri deß Rads im Waſſerfall erſpahrt / und doch eine gantze Papier-Muͤhl getrieben / dergleichen ich eines zu Ambſterdam nach machen laſſen / aber zu mercken / daß die Schauffeln geſchloſſen ſeyn. Drittens / ich habe eine neue Art von Waſſer-Raͤdern erfunden / die nit hoch im Diameter ſeynd / und doch eine groſſe Gewalt thun / dann ſie ſind nun ſo viel breiter / dienen abſon - derlich auf die Stroͤhm und Fluͤß / welche langſam rinnen / dann dadurch wird die Schnelligkeit wegen der Kuͤrtze deß Dia - metri erhalten / und dennoch groſſe Krafft gethan. Vierdtens / hat man auch Waſſer-Raͤder / die Horizontal ſtehen / als wie in deß Elburies Muͤhle. Die Schauf - fel ſeynd ſchrahe / weit / und wann man nur ein Fall vom Waſſer hat Schuh hoch / nemblich ſo dick das Rad iſt / ſo kan man ſchon ſelbiges treiben / es braucht keinen hohen Fall / laufft ſchnell herumb / iſt nicht mehr dann drey Schuh im Diameter / braucht kein Kam-Radt noch Dieler / ſon -dern202[201]dern gehet immediatè an den Muͤlſtein oder Bewegung / worzu es appliciret wird: aber es kan keine ſtarcke Bewegung thun. Und ſo viel von den Gattungen der Waſſer-Raͤ - der. Nun ſind noch andere Raͤder / als die Wind-Fluͤgel / ſo vom Winde getrie - ben werden: Item / die Schwung-Raͤ - der / welche die Bewegungen ſehr erleich - teren: Item die Krahn Raͤder / welche groſſe Gewalt thun / ſo hat man auch Ha - ſpel-Raͤder / welche Horizontal ſtehen / und vom Pferde getrieben werden. Item / man hat platte Raͤder / welche in der Linea Hypotenuſa ſtehen / und worauff Ochſen oder Pferde gehē. Aber unter allen Bewe - gungen / gefaͤllt mir Joachim Kuͤhn - holtz zu Mayntz Ochſen Muͤhl zum beſten / alwo in einem Kranen-Radt perpendicu - lariter geſtellt ein Ochs gehet / und ſo viel Gewalt darinn thut / als er ſelber wieget / welches ein Pferd nicht thut / wann es auff dem Ende den Haſpel ziehet: es iſt auch ein Ochs leichteres Preiſes im Kauff / leichter zu unterhalten im Futter / ſteter im Gang / ſchwerer am Gewicht / und wann er was ſtehet / kan man ihn ſchlachten und zu Nutzen bringen / welches alles mit Pfer -den205[202]den nicht ſowolkan gethan werden. Eben dieſer Joachim Kuͤhnholtz hat auch zu Mayntz ein hangendes Flußbett auff dem Rhein practiciret umb Schiffmuͤhl zu ha - ben / und das Waſſer zu zwingen / und ſei - nen Fluß zuverſtaͤrcken.

Dieſes ſind ungefaͤhr die Gattungen und Unterſcheid / auch Naturen und Eigen - ſchafftẽ deß Waſſers / der Waſſer-Kuͤnſte / Waſſer-Leitungen / Waſſer-Hebungen / und derer darzu erforderten Bewegungen und Inſtrumenten / welcher Application unmoͤglich zu beſchreiben / dieweil ſie ſich nach Art und Condition deß Orts / der Zeit und der Beduͤrfftigkeit reguliren muͤſſen. Derentwegen ihre Combinatio dem Judi - cio und Verſtand eines vorſichtigen Waſ - ſer-Kuͤnſtlers heimgeſtellt bleibẽ muß. Die - ſes aber was bißhero gemeldet / ſind die Principia und Fundamenta, welche er vor allen wiſſen muß / deren Application dann und Praxin wird ihm die Gelegenheit weiter ſelbſt an die Hand geben.

ENDE.

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About this transcription

TextNärrische Weißheit Und Weise Narrheit
Author Johann Joachim Becher
Extent240 images; 33596 tokens; 7460 types; 234637 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationNärrische Weißheit Und Weise Narrheit Oder Ein Hundert/ so Politische alß Physicalische/ Mechanische und Mercantilische Concepten und Propositionen/ Deren etliche gut gethan/ etliche zu nichts worden/ Sampt den Ursachen/ Umbständen und Beschreibungen derselben Ein Tractätlein vor die Liebhaber/ sehr curios und nützlich zu lesen/ als worinnen viel nachdenckliche Sachen enthalten Johann Joachim Becher. . [11] Bl., 205 [i.e. 202] S. ZubrodFrankfurt1682.

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HAB Wolfenbüttel HAB Wolfenbüttel, Xb 6616 (2)Dig: http://diglib.hab.de/drucke/xb-6616-2s/start.htm

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationFachtext; Technik; Wissenschaft; Technik; core; ready; china

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ImprintBerlin 2019-12-09T17:28:48Z
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ShelfmarkHAB Wolfenbüttel, Xb 6616 (2)
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