PRIMS Full-text transcription (HTML)
SUMMA CHRISTIANI HOMINIS GLORIA. Eines Chriſtlichen Menſchen hoͤchſter Ruhm vnd Ehre / im Leben vnd Tode.
Aus den troͤſtlichen Worten S. Pauli. Rom. 14.
Bey dem Chriſtlichen Leich be - begaͤngnuͤß / weyland der Edlen / Viel Ehren - Tugendtreichen Frawen Catharinæ / gebornen Bar - thin / Deß Edlen / Ehrenveſten vnd Hochgelaͤhrten Her - ren Christiani Heinnitzes von Poͤltzen / Philo - ſophiæ vnd Medicinæ Doctoris zur Schweid - nitz / geweſenen Ehelichen Haußfrawen. Welche am Sontag Reminiſcere, deß inſtehenden 1613. Jahres / zwiſchen 1. vnd 2. Vhr nach Mittage / zwar durch einen ploͤtzlichen; jedoch ſonder allen zweiffel ſeeligen Todt abgefodert / vnd den 11. Martij hernach / ehrlichen zur Erden beſtattet worden / bey groſſer Volckreicher Verſamblung in der Pfarrkirchen zur Schweidnitz.
Gedruckt zuBreßlaw/ durchGeorgium Bawman. Im Jahr1613.

Denen Edlen / Ehrenveſten / Hoch: vnd Wolgelaͤhrten Herren Christiano Heinnitz von Poͤltzen / Philoſophiæ vnd Medicinæ Doctori zur Schweidnitz: Vnd Herren Christophoro Vin - centio, bey derer Koͤniglichen Mann - Rechten daſelbſt vornehmen Advocato: Meinen beſonders Großguͤnſtigen Herren vnd Freunden. So wol der Edlen / Viel Ehren Tugendreichen Frawen Rosinæ, gebohrnen Barthin / wolgedachtes Herren Christophori Vincentii vielgeliebten Haußfrawen: Meiner auch in Ehren guͤnſtigen Frawen vnd Freundin / Gnade vnd Barmhertzigkeit / von Gott dem Vater alles Troſtes / der vns troͤſtet in allem vnſerm Truͤb - ſal: Sampt meinem Chriſtlichen Gebeth / vnd be - reit willigen Dienſten zuvor.

A ijEdle /

EDle / Ehrenveſte / Hoch vnd Wol - gelaͤhrte / Großguͤnſtige Herren / vnd lieben Freunde / Auch Edle / Vielehrentugendreiche liebe Fraw Roſina. Wir Chriſten gehen nicht mit vnſern ver - ſtorbenen vmb / wie der Heydniſchen Voͤl - cker etliche gethan / welche jhre Todten ins Meer geſenckt / auch nicht wie die Griechen vnd Roͤmer vorzeiten / die jhre Todten ver - brennet / vnd die Aſche in beſondere Gefaͤſſe auffgehaben: Sondern wir Chriſten haben dieſe gewonheit / daß wir vnſere Todten begraben / vnnd in die Erde verſcharren. Vnd hat ſolche gewonheit jhren vrſprung vnd anfang von keinem Menſchen; ſondern von Gott ſelbſt / da er zu Adam vnſerm er -Geneſ. 3. ſten Vater geſprochen: Du biſt Erden / vnd ſolſt widerumb zu Erden werden. Welches auch der weyſe Man Syrach befihlet im 38. Syr. 38.Mein Kind / wenn dir jemand ſtirbet / ſo be - weine jhn / vnd verhuͤlle ſeinen Leib gebuͤhr - licher weiſe / vnd beſtatte jhn ehrlich zu Gra -be.be. Denn ein Chriſtlich ehrlich Begraͤb - nuͤß / iſt nicht allein / wie Auguſtinus ſagt / Ho - neſtæ vitæ teſtimonium, Ein zeugnuͤß eines Erbarn Lebens; Sondern auch ein recht liebes Stuͤck / damit wir vnſere Liebe / Trewe / vnd gutten Willen beweiſen / ſo wir gegen vnſern abgeſtorbenen getragen ha - ben. Darnach ſo iſt auch ein ehrlich / Chriſt - lich Begraͤbnuͤß / ein offentlich Zeugnůß vnſers Glaubens vnd Hoffnung / damit wir bekennen / was wir von der Aufferſte - hung der Todten halten: Nemlich / daß es mit vnſern verſtorbenen / nicht gantz vnd gar aus ſey / ſondern ob ſchon der Leib jetzo in die Erde begraben werde / vnd darinne vorweſe / ſo werde er doch am Juͤngſten Tage wieder aufferſtehen. Endtlich iſt auch ein ehrlich Begraͤbnuͤß / ein feiner Todes ſpiegel / darbey ſich ein Menſch ſeines To - des ſtuͤndlein auch erinnern / vnd der Tod - ten Predigt fuͤr ſeinen Ohren ſol ſchallen laſſen / aus dem 38. Cap. Syrachs: HeriSyr. 38.A iijmihi,mihi, hodiè tibi, Geſtern war es an mir / heute iſt es an dir. Nu ſtehet es auch darbey ſehr wol / vnd iſt gantz Chriſtlich / daß bey ſolchen ehrlichen Leichbegaͤngnuͤſſen / nach gelegen - heit der Zeit vñ Perſonen / Leichpredigtē ge - than vnd gehalten werden / dardurch nicht allein die Leidtragenden getroͤſtet; ſondern auch ſie / vnd alle Chriſtliche Geleitsleute / gelehret vnd vnterrichtet werden / wie ſie in der ſeeligen abgeſtorbenen Fußſtappen tretten / vnd jhnen in allerley Chriſtlichen Tugenden Gottſelig folgen ſollen. Daß ſie auch ſo Chriſtlich leben / vnd dermahl eines ſeelig abdruͤcken / vnd im HErren ſterben moͤgen. In maſſen wir leſen im 2. der Chron. 35. daß der Prophet Jeremias ei - nen ſolchen letzten dienſt / dem fromen Koͤ - nig Joſiœ / welcher im Kriege erſchoſſen ward / geleiſtet habe. Vnd ein alter Rabi2. Chrõ. 35. ſagt: Nullum funus factum eſt in Iſraël, abſꝙ́ verbo Prophetico, Wie dann auch ſolchem Chriſtlichem gebrauch nachgefolget / die al -tenten Lehrer: Gregorius, Nazianzenus, vnd Ambroſius. Weil denn / Großguͤnſtige Herren / vnd guͤnſtige Fraw / der in Gottſe - ligen Fraw Doctorin, ewer lieben geweſe - nen Haußehren / Fraw Schwaͤgerin / vnd Schweſter / Chriſtlichem gebrauch nach / gar ein anſehliches vnd ehrliches Begraͤb - nuͤß beſtellet / vnd bey demſelbten von mir eine Chriſtliche Leichſermon gehalten / auch dieſelbte hernach offentlich in Druck zu ge - ben freundlichen begehret worden. Habe ich ſolches / als meinen guͤnſtigen Herren vnnd groſſen Freunden nicht abſchlagen koͤnnen. Vberſende demnach dieſelbte den Herren / vnd der Frawen (ſo gut als ſie damahls mir Gott / neben anderer Vnmuͤſ - ſe verliehen vnd beſcheret hat) mit freundli - cher Bitte / die Herren / vnd die Fraw / ſolche zu jhrem Troſt / vnd loͤblichen Ehrenge - dechtnuͤß / der in Gottſeligen Fraw Docto - rin / vorlieb annehmen / durchleſen / vnd ge - brauchen / vnd meine großguͤnſtige Herren /liebenlieben Freunde / vñ Freundin ſein vnd blei - ben wollen. Welches ich neben meinem andaͤchtigen Gebet / mit meinen gering - ſchetzigen Dienſten / jederzeit zu verſchulden gantz willig vnd bereit bin.

Der Barmhertzige Gott / wolle die Her - ren vnd Fraw / ſampt allen den jhrigen / bey langwiriger Geſundheit / vnd guttem Zu - ſtandt / genediglich erhalten: im Leide vnd Trawrigkeit troͤſten / vnd mit ſeinem Gna - dengeiſte allzeit beywohnen. Vmb Ihe - ſu Chriſti ſeines Sohnes willen. Amen. Datum Schweidnitz / am Sontag Lætare, dieſes 1613. Jahres.

Der Herren / Vnd der Frawen Dienſtwilliger allzeit Henoch Barthisius der Kirchen daſelbſt Miniſter primarius.

Ihr

IHr andaͤchtigen in dem Herren / vnd mitbetruͤbten im Hertzen: Recht vnd wol hat vnſer lieber vnnd wolverdienter alter Herr Gi - gas ſeliger geſungen: Ach wie elend iſt vnſer zeit / allhier auff dieſer Erden / Gar bald der Menſch darnie - der leit / wir muͤſſen alle ſterben. Denn das ſehen wir ſtets fuͤr augen / vnd haben auch deſſen jetzo ein trawri - ges Exempel / an der Edlen / Viel ehren Tugendtreichen Frawen Catharina / gebohrnē Barthin / deß Edlen / Eh - renveſten vnd Hochgelahrtē Herren Chriſtiani Heinni - tzes / der Artzney Doctoris geweſenen hertzlieben Hauß - ehren / welche Gott der Allmechtige nach ſeinem weyſen Rath vnd willen / durch einen ploͤtzlichen; aber doch ge - wiß ſeeligen Todt / darnieder gelegt / derer wir nun / als einer Gottsfůrchtigen Matron / vnd recht Chriſtlichen Gliedmaß vnſerer Kirchen / das Geleite zu jrem Ruh - bettlein gegeben / daß der verblichene Coͤrper in die Erde / vnſer aller Mutter vorſetzet werde / vnd darinne erwar - te die froͤliche Aufferſtehung am Juͤngſten Tage. Weil dann auch derſelbten zu ehren vnd gedechtniß / den Be - truͤbten / vnd vns allen zu Troſt vnd heilſamen Vnter - richt / eine Chriſtliche Leichſermon zu halten begehret worden / So wollen wir zu fruchtbarlicher Verrich - tung derſelbten / vns fuͤr Gott demuͤttigen / jhn vmb ſeine Gnade vnd Beyſtand anruffen / vnd mit einander beten ein andaͤchtiges Vater vnſer / etc.

BTextus.

Textus. Rom. 14.

VNſer keiner lebet jhm ſelber / vnd keiner ſtirbet jhm ſelber. Leben wir / ſo leben wir dem HErren / Sterben wir / ſo ſterben wir dem HErren. Darumb / wir leben oder ſterben / ſo ſind wir deß HErren. Denn dazu iſt Chriſtus auch geſtorben vnd aufferſtan - den / vnd wieder lebendig worden / daß er vber todte vnd lebendige HErr ſey.

FIli hominis, En ego tollo à te deſiderium oculorum tuorum percuſſione: Du Men - ſchenkind ſiehe / ich wil dir deiner Augenluſt nehmen durch eine Plage. Alſo redet / jhr Andaͤchtigen im HErren / vnd mit betruͤbten im Hertzen / Gott der HErr den Propheten Ezechiel an / in ſeinem 24. Capit. Lieber wer iſt ſeiner Augenluſt / die jhm der HErr hin - weg genommen hat? Solche zeiget vns der Prophet in folgenden Worten / da er ſpricht: Vnd da ich Morgens fruͤe zum Volck redete / ſtarb mir mein Weib. Was nu dem Propheten Ezechiel / Gott der HErr begegnen vnd widerfahren laſſen; Eben das hat er auch nach ſeinem ge - rechten willen gethan / an gegenwertigem hochbetruͤbtem Herren Doctore, welchen er auch in ſeinem geheimen Goͤttlichen Rath / angeredet: Fili hominis, En ego tol -lamlam à te deſiderium oculorum tuorum, percuſſione: Du Menſchenkind / ſihe / Ich wil dir deiner Augenluſt hinweg nehmen / welches denn auch alſo geſchehen / daß gegenwertiger hochbetrůbter Herr Doctor, ſein deſide - rium oculorum, ſeine hertzliebe frome vnnd trewe Haußehre / ſeine beſte Freundin / die er geſtern acht tage / nach gehoͤrter Predigt / vnd bey gehaltenem Mittags - mahl / noch zimlich friſch vnd geſund an ſeiner ſeiten ge - habt / auff den Abend / als er wegen ſeiner profeſſions geſchaͤfften auſſen geweſen / verblichen / vnd Todt mit ſchmertzen gefunden hat.

O fatum crudele! qvis heu non defleat iſtam
Sortis amaritiem, Mortis avaritiam?

Ob nun es zwar vnſerm Fleiſch vnd Blut ſehr wehe thut / wenn Gott der HErr einen ſolchen ploͤtzlichen vn - verſehenen Rieß zwiſchen Ehleuten macht / vnd einem ein ſolche Wunde ins Hertze ſchlegt / daß jhm ſein Ant -Iob. 16. litz vor weinen zurſchwellen / vnd ſeine Augenlieder ver - tunckeln moͤchten / wie Job redet am 16. Sintemahl es heiſt wie der Poet ſaget:

Non dolor eſt major, qvàm cùm violentia mortis
Solverit unanimi corda ligata fide.
Kein groͤſſer Schmertz auff Erden iſt /
Als wenn da werden auffgeloͤſt
Zwey Hertzen / durch deß Todes Pein /
Die in Lieb vnd Trew verknuͤpfft ſein.

Wie denn auch der fromme Paſtor vnd Profeſſor zu Wittenberg / Herr Eberus ſeligen geſagt hat: Weñ mirB ijmeinemeine Kinderlein geſtorben / hab ich ſchmertzen gefuͤhlet / als wenn man mir eine Hand oder Fuß abloͤſete; Nu aber mein liebes Weib verblichen / tobet vnd ſchmertzet es / als wenn das halbe Hertz hinweg geriſſen wehre. Je - doch ſol auch ein rechter Chriſt / ſeine affectus durch Chriſtliche gedult / etlicher maſſen vberwinden / vnd mit Ezechiel auff Gottes Wort zu růcke ſehen / wer jhm ſein deſiderium oculorum hinweg genommen? Nem - lich / daß es Gott der HErr gethan: Der HErr vonPſal. 90. 1. Sam. 2. welchem der Geiſt Gottes ſaget im 90. Pſalm / der die Menſchenkinder leſt ſterben / vnd ſpricht: Kompt wieder jhr Menſchenkinder. Der HErr welcher toͤdtet vnd le -Sap. 16. bendig machet. Der HErr der vber Todt vnd LebenPſal. 31. gewalt hat. Der HErr in deſſen haͤnde vnſer Zeit ſte -Hiob 14. het. Der HErr der dem Menſchen ein Ziel geſetzt hat / das er nicht vberſchreiten kan. Der HErr der alle vn -Matt. 10. ſere haar auff vnſerem Haͤupt gezehlet / ohn welches wil - len keines kan herab fallen. Wer wil nu denn mit dieſem HErren rechten vnd fragen / warumb er den ſeinen ein ſolches erzeige? Gewieß wuͤrde er zur Antwort bekom -Mat. 20. men: Hab ich nicht macht mit dem meinen zu thun / was ich wil? So erkennet billich ein jeder fromer Chriſt in ſolchem fall / deß HErren vnwandelbaren willen / ſtellet ſich nicht wie die Heyden; ſondern ruͤhmet mit dem lie -Hiob 1. ben Job: Der HErr hats gegeben / der HErr hats ge - nommen / Sicut Domino placuit; ita factum eſt. Der Name deß HErren ſey gelobet. Vnd mit S. Paulo aus vorleſenen Worten: Vnſer keiner lebet jhm ſelber /vndvnd keiner ſtirbet jhm ſelber. Lebē wir / ſo leben wir dem HErren / ſterben wir / ſo ſterben wir dem HErren / Da - rumb / wir leben oder ſterben / ſo ſind wir deß HErren.

Damit wir nu ferner vns allen zu Troſt / aus Got - tes Wort etwas anhoͤren moͤgen / ſo hab ich dieſe ſchoͤne troͤſtliche Worte S. Pauli / welche die / in Gott ſeelige Fraw Doctorin ſehr lieb gehabt / auch in jhrem Gebete faſt taͤglich gebraucht / vnd mir zur Leichſermon ange - deutet worden / auch willig darzu behalten wollen. Da - raus Ewer Liebe von dieſem einigen Stuͤcklein in der furchte Gottes ſol berichtet werden

DE SUMMA HOMINIS Chriſtiani gloria.

Was eines Chriſtgleubigen Menſchen hoͤchſte Ehre vnd Ruhm ſein kan / deſſen er ſich im Leben vnd Tode ruͤhmen vnd frew - en ſol?

Gott verleihe vns hierzu die Gnade deß Heiligen
Geiſtes / Amen.

IHr andaͤchtigen im HErrē / Es ſchreibet Plu - tarchus von dem Koͤnige Philippo in Mace - donien / deß Alexandri Magni Vater / wie ſich derſelbte vor gluͤckſelig gepreiſet / vnd der Goͤtter gunſt vnd liebe geruͤhmet / daß ſie jhm einen Sohn beſcheret / Vnd zwar zu der zeit / da noch der ge - lehrte Heyde Ariſtoteles gelebet / durch welches vnter -B iijweiſungweiſung aus jhm ein rechter Menſch werden koͤndte. Non enim ita ſollicitus fui, ut filius mihi naſceretur, qvàm ut mihi natus benè vivere diſceret. Denn (ſagt er) Ich bin nicht ſo ſorgfeltig vnd bekuͤmmert ge - weſen vmb einen Sohn / als vmb diß / wie er auff dieſe Welt gebohren / auch moͤchte recht leben lernen. Hat nu dieſer Koͤnig ſich deß Ariſtotelis, ſeines Sohnes Lehrmeiſters ſo hoch gefrewet vnd geruͤhmet / der doch nur von der finſtern Latern Menſchlicher Vernunfft erleuchtet war / als ein natuͤrlicher Menſch vom Geiſte Gottes nichts vernommen / vnd den rechten Zweck ei -1. Cor. 2. nes Chriſtlichen Lebens ſelber nicht gewuſt / noch erken - net hat. Wie viel mehr ſollen wir vns von Hertzen frewen / vnd mit Koͤnig David ſagen / aus ſeinem 56. Pſal. 56.Pſalm: Ich wil Gottes Wort růhmen / ich wil ruͤh - men deß HErren Wort. Weil er vns darinnen durch den heiligen Geiſt / vnnd alhier durch den Apoſtel S. Paulum lehret: Was eines jeden Chriſtgleubigen Menſchen hoͤchſte ehr vnd ruhm ſeinkan / deſſen er ſich im Leben vnd im Tode růhmen vnd frewen ſol. Den weiſet vns nu S. Paulus in vorleſenē worten dreyerley.

Der Erſte Ruhm eines Chriſtgleubigen Her - tzens ſol ſein / das VIVERE DOMINO, daß er dem HErrn lebe. Denn alſo ſpricht S. Paulus: Vnſer keiner lebet jhm ſelber / Lebē wir ſo leben wir dem HErrn. Philip. 3.Nun redet der Apoſtel alhier nicht von ſolchen Leuten / die jrrdiſch geſinnet ſein / welchen der Bauch jhr Gott iſt / vnd in Tag hinein leben / als hetten ſie mit dem Todeeineneinen Bund / vnnd mit der Hellen einen Verſtandt ge -Eſai. 28. macht / vnd wolten lieber ohn ende alhier leben / wie jener vermeinter heilige Vater geſagt: Wenn mir Gott mei - nen Luſtgarten lieſſe / ich were wol zu frieden / daß er fuͤr ſich vnd andere den Himmel behielte. Nein / ſolche Epicuriſche Weltratzen / leben jhnen nur ſelber / fahrenPſal. 49. hin als das Vieh / vnd ſehen das Liecht nimmermehr / wie der 49. Pſalm ſagt. Von ſolchen Leuten redet al - hie Paulus mit keinem worte: ſondern allein von den rechten gleubigen Hertzen vnnd fromen Kindern Got - tes / welche mit that vnd warheit rechte Chriſten genen - net werden / die koͤnnen ſich alleine ruͤhmen: Leben wir / ſo leben wir dem HErren / ſterben wir / ſo ſterben wir dem HErren.

Es ſollen aber E. L. wiſſen / daß alhier vornemlich zweyerley Leben verſtanden werde. Das eine iſt Vita na - turalis, das natuͤrliche Leben / welches iſt Vita dolo - rum, fons curarum, ſentina laborum, vnd wie der liebe Job ſaget am 14. voller Vnruhe / vnd wenns am leidlich -Hiob 14. Pſal. 90. ſten ſein ſol / ſo iſt es muͤh vnd arbeit / da wir jmmerdar in dieſem Leben ſitzen / wie Damocles deß Koͤniges Dyoniſij Hofeſchrantze bey ſeiner Koͤniglichen Taffel / welcher zum Koͤnige ſagte: Ihr Koͤnige ſeidt herrliche Leute / Gott der HErr hats nicht recht gemacht / daß er einem alles / vnd dem andern nichts gegeben / Da ließ jhm der Koͤnig einen herrlichen ſitz machen / vnnd den Tiſch mit koͤſtlichen Speiſen beſetzen / die Muſica war auch wol beſtellet; aber vber dem Kopff lies er jhm einbloſſesbloſſes Schwerdt an ein Pferdehaar hengen / daruͤber vergieng dem Geſellen alle luſt: Alſo ſchwebet auch in dieſem jrrdiſchen Leben vns allerley Vngluͤck vber dem Kopff / vnd gehet wie Auguſtinus ſaget: Qvantùm ac - cedunt dies, tantùm augent tribulationes, Je mehr man lebt / je mehr Vngluͤck man erfehrt. Darumb der Apoſtel Paulus zun Roͤmern am 7. hertzlich ſeufftzet:Rom. 7. Ich elender Menſch / wer wird mich erloͤſen / von dem Leibe deß Todes?

Darnach iſt Vita ſpiritualis, das Geiſtliche Leben / welches weit beſſer vnd edler iſt / denn das jrrdiſche Le - ben / wie ſolchen vnterſcheid der Apoſtel ſelber macht /1. Cor. 15. 1. Cor. 15. Der erſte Adam iſt gemacht in das jrrdiſche Leben / vnnd der letzt Adam in das Geiſtliche Leben. Dieſes geiſtliche Leben fenget ſich nun an in der heiligenGalat. 3. Tauffe / da wir Chriſtum den HErrē anziehē / vnd jhme vnſrem Haͤupt incorporiret vnd einverleibet werden / als die Reben dem Weinſtock / daß wir in jhme genieſſen2. Cor. 5. der wahren Gerechtigkeit die fůr Gott gilt / darauff folgen wird Vita cœleſtis, das ewige Leben vnd Selig -Epheſ. 2. keit / wie zun Epheſ. 2. geſchrieben ſtehet: Gott der da Reich iſt an Barmhertzigkeit / der hat vns da wir Todt waren in Suͤnden / ſampt Chriſto lebendig gemacht /Habac. 2. vnd diß Leben meinet auch der Prophet Habac. 2. da er ſpricht: Iuſtus ſuâ fide vivet, der Gerechte wird ſeines Glaubens leben.

Weil denn nun der Apoſtel ſagt / daß jhm keiner ſel - ber lebe; ſondern wer da lebe / der lebe dem HErrn / ſo fol -getget auch / daß dieſer HErr / deme wir leben / ein HErr deß Lebens ſey. Wer iſt nun derſelbte? Solches iſt nun niemand anders / als vnſer lieber HERR vnd Heyland Iheſus Chriſtus / von welchem der Apoſtel in dieſenRom. 14. verleſenen worten zeuget; daß er geſtorben / aufferſtan - den / vnd wiederumb lebendig worden ſey / auff daß er vber Todt vnd Leben ein HErr ſey. Daher nennet jhn Petrus Actor. 3. einen Fuͤrſten deß Lebens / Vnd Jo -Actor. 3. han. 11. ſagt er ſelber: Ich bin die Aufferſtehung vnd dasIohan. 11 Leben / vnd Johan. 14. Ich bin der Weg / die WarheitIoh. 14. vnd das Leben.

Dieſem HErrn leben nun auch wir / ſeine liebe gleu - bigen auff Erden. I. propter creationem & vitæ con - ſervationem. Weil wir das leben nicht von vns ſelber haben / wie Koͤnig David vermahnet im 100. Pſalm. Pſal. 100.Erkennet doch daß der HErr vns gemacht hat / vnd wir vns nicht ſelber. So iſt er auch der erhalter vnd be - ſchůtzer vnſers Lebens / wie der Apoſtel ſpricht Actor. am 17. In ipſo vivimus, movemur, & ſumus. In jhmActo. 17. leben / weben vnd ſind wir / Wer auch ſolches nicht er - kennet / vnd dem HErrn dafuͤr danckbar iſt / der lebet nicht dem HErrn / vnd mangelt jhm am rechtē Glaubē.

Zum andern / ſo leben wir auch dem HErrn Chri - ſto / propter vitæ reparationem, weil er vns das Leben wiederbracht vnd wiederumb erworben hat. Denn weil es mit vnſerm natuͤrlichen Leben wegen der Suͤnden / gar einen boͤſen außſchlag gewinnen / vnd nicht allein der zeitliche; ſondern auch der ewige Todt erfolgen wuͤrde:CSin -Rom. 6.Sintemal der Todt iſt der Suͤnden ſoldt. So iſt Chri - ſtus der HErr in dieſe Welt kommen / vnd hat ſein Le - ben gegeben zu einer Erloͤſung fuͤr viele / auff daß alleIIoh. 3 die an jhn gleuben / nicht verlohren werden / ſondern das ewige Leben haben / Ja daß die gleubigen in jhme das Leben vnd volle genuͤge haben ſollen / wie er ſaget Johan.oh. 10.. am 10. Vnd das meinet der Apoſtel auch in ſeiner Epi -Coleſ. 3. ſtel an die Coloſſer am 3. da er ſpricht: Ewer Leben iſt verborgen mit Chriſto in Gott / wenn aber Chriſtus / ewer Leben / ſich offenbahren wird / denn werdet jhr auch offenbar werden / mit jhme in der Herrligkeit. Hoͤret lieben Chriſten vnd Freunde / das iſt nun eines / deſſen ſich ein Chriſtgleubiger Menſch ruͤhmen kan: Leb ich / ſo leb ich dem HErrn. Vnd noch mehr aus der EpiſtelGalat. 2. an die Galater am 2. ſprechen kan: Ich lebe / doch nicht ich / ſondern Chriſtus lebet in mir / denn was ich jtzt lebe im Fleiſch / das leb ich in dem Glauben deß Sohnes Gottes / der mich geliebet hat / vnd ſich ſelbſt vor mich gegeben. Das iſt eigentlich der Verſtand dieſer Geiſt - reichen Apoſtoliſchen worte.

Das andere / deſſen ſich ein Chriſtgleubiger Menſch ruͤhmen kan / iſt das MORIDOMINO, Daß wir dem HErren ſterben. Wie der Apoſtel alhier ſpricht: Vnſer keiner ſtirbet jhm ſelber / Sterben wir / ſo ſterben wir dem HErrn. Denn zu gleicher weiſe / wie vnſer Le - ben nicht auff das blinde fatum gerichtet vnd gegrůndet iſt; ſondern in der Hand deß Allmechtigen ſtehet: Alſo iſts mit vnſerm Tode vnd Sterben auch gewand / dasſtoſſetſtoͤſſet vns nicht ohne gefehr zu handen; ſondern alles nach dem Rath vnd willen dieſes HErren / dem wir ſter - ben. Nu ſterben wir aber dem HErrn Chriſto. I. ratione obligationis, weil wir vnſerer Suͤnden halben jhm ei - nen Todt ſchuͤldig ſein / wie Paulus ſaget zun Roͤmern am 5. Durch einen Menſchen iſt die Suͤnde in die WeltRom. 5. kommen / vnd durch die Suͤnde der Todt / vnd zu allen Menſchen hindurch gedrungen. Dieſe Suͤnden ſchuldt ſind wir nu verpflichtet durch den Todt abzulegen / wie Syrach der weiſe Mann im 14. ſagt: Es iſt der alteSyr. 14. Bund / du muſt ſterben. Wenn wir vns nun niederlegen / vnd dieſe Welt geſegnen / ſo zahlen wir dem HErrn dieſe Schuldt / vnd ſterben jhme / vnd das heiſt auch ſolvere naturæ debitum.

Zum andern: ſterben wir dem HErren / ratione li - berationis, wegen ſeiner Erloͤſung / wie ſolches der Mei - ſter der Epiſtel an die Hebreer am 2. ruͤhmet vnd ſpricht:Hebre. 2. Er hat durch ſeinen Todt die macht genommen / deme der deß Todes gewalt hatte / das iſt dem Teuffel / vnd er - loͤſet die / ſo durch furchte deß Todes / im gantzen Leben Knechte ſein muſten. Wenn nu das nicht geſchehen we - re / vnd der HErr Chriſtus dieſe gewalt dem Teuffel nicht genommen / vnd einen Triumph aus jhme gemacht hette / wie Paulus ſchreibet zun Coloſſern am 2. SoColoſ. 2. hieß es nicht dem HErrn / ſondern dem Teuffel anheim ſterben / vnd in ſeine gewalt kommen. Nemet euch ein gleichnuͤß; Wenn ein mechtiger Potentat keme / vnd machte einen gefangenen loß / legte auch eine TonneC ijGoldesGoldes vor jhn ab / ſo ſtirbet ja hernach ein ſolcher ge - fangener / der nu loß worden iſt / nicht mehr dem Tyran - nen der jhn gefangen gehalten; ſondern dem / der jhn loß gemacht hat / vnd hat mit jhm zu thun nach ſeinem ge - fallen. Eben ein ſolche gelegenheit hat es auch mit Chriſto / der hat vns mit ſeinem Blut vnd Todt erloͤſt. Stirbet nu ein gleubiger Chriſt vnter ſeiner Erloͤſung / So ſtirbet er auch niemanden anders als ſeinem Erloͤ - ſer: Dem er gelebet hat / demſelbigen ſtirbet er auch / er fellet dem anheim / vnd der hat auch allein recht zu jhm.

Zum dritten / Sterben wir auch dem HErrn Chri - ſto / Ratione aſſimilationis; wegen der vergleichung dieRom. 6. der Apoſtel macht zun Roͤmern am 6. Daß / wie Chri - ſtus der Suͤnden ein mahl geſtorben / vnd hinfort nicht mehr ſtirbt; Alſo ſterben ſeine gleubigen auch der Suͤn - den ein mal. Der ander Todt aber / der vber die Gott - loſen wird herrſchen / der hat vber ſie keine macht / ſie werden Prieſter Gottes vnd Chriſti ſein / wie die Of -Apo. 20. fenbarung Johannis am 20. ſaget. Hoͤret / alſo kan ſich ein Chriſtgleubiges Hertz abermahl ruͤhmen / Sterben wir / ſo ſterben wir dem HErrn.

Das dritte / deſſen ſich ein Chriſtgleubiger Menſch im Leben vnd Tode ruͤhmen kan / iſt das ESSE DO - MINI IN VITA ET MORTE, Er lebe oder ſterbe / daß er deß HErren ſey. Denn wir leben oder ſterben / ſo ſeind wir deß HErren / ſagt der Text. Das ſind nu vber die maſſen ſchoͤne vnd troͤſtliche wor - te / vnd ein rechter Chriſten ruhm / daß die gleubigendeßdeß HErren ſein. Wenn wir gleich die gantze H. ſchrifft durchblaͤttern / ſo finden wir keinen Spruch / der mehr Safft vnd Krafft in ſich hette / als eben dieſer Spruch. Dannher denn auch der tewre Mann der Herr Luthe - rus, vber dieſen Apoſtoliſchen worten / ſeine geiſtliche freude vnd kurtzweil hatte / dieſelbten vns am beſten erkle - ret / vnd ſpricht: Wir ſind deß HErrn / vnd ſind auch ſelber Herrn. Domini ſumus in genitivo, deß HErren ſein wir / als ſein Eigenthumb / als ſein erarntes vnd er - kaufftes Gut. Die er / wie Hoſeæ am 13. ſtehet / ausHoſe. 13. der Hellen errettet / vnd vom Tode erloͤſet. Die er / wie Zacharias am 9. ſpricht / als die gefangenen durch dasZacha. 9. Blut ſeines Bundes gefuͤhret aus der Gruben / darin - ne kein Waſſer war. Die er / wie Petrus in ſeiner 1. am 1. zeuget / nicht mit vergenglichem Gold vnd Sylber /1. Pet. 1. ſondern mit ſeinem tewren Blut erloͤſet hat. Darumb ſind wir nu deß HErrn. O rhum / O ehre / O herrlig - keit! Zum andern / ſagt der Herr Lutherus, ſind wir auch Domini in Nominativo; Herren ſelber durch Chriſtum / der vns ſeinen Sieg vnd Vberwindung ſchencket / vnd zu geiſtlichen Rittern ſchlegt. Qvia nobis ille pugnavit, vicit & paravit triumphum, ſaget Bernhardus. Denn vns zu gutte hat er geſtritten / vber - wunden / vnd den Triumph vnd Sieg erhalten. Wir leſen von dem Fuͤrſten Ioſua am 10. Capitel / daß derſelb -Ioſu. 10. te den fuͤnff Koͤnigen / die er vberwunden hatte / nicht al - lein mit Fuͤſſen auff jhre Koͤpffe getretten; ſondern auch ſeinen Oberſten Kriegßleuten jhnen mit Fuͤſſen auff dieC iijKoͤpffeKoͤpffe zu tretten befohlen / vnd ſie ſolches Sieges mit theilhafftig gemacht habe: Alſo macht Chriſtus dea HErr vnß ſeine gleubigen zu Koͤnigen / vnd geiſtlichenApoc. 1. Siegesfuͤrſten / gůrtet vns das Schwerdt deß GeiſtesEph. 6. an die Seiten / ſetzet vns auff / den Helm deß Heiles / vnd heiſſet alle gleubigen in jhr Chriſtlich Schildt vñ Wap - pen ſchreiben / das ſchoͤne Triumphliedlein / auß der er -1. Cor. 15. ſten an die Corinther am 15. Todt wo iſt dein Stachel? Helle wo iſt dein Sieg? Gott ſey lob vnd danck / der vns den Sieg gegeben hat / durch vnſern HErrn vnd Hey - land Iheſum Chriſtum. Daß die gleubigen an Chri -Rom. 6. ſtum nun auch Herren ſein vber die Suͤnde / vnd dieVide cõ - mentariũ D. Bald - vini ſu nicht herrſchen laſſen / in jhrem ſterblichen Leibe / Rom. 6. Herren vber die Welt / Denn der Glaube iſt vnſer Sieg / der die Welt vberwindet / in der erſten JohannisEpiſtolā ad Rom: am 5. Herren vber den Teuffel / dem ſie ſtarck vnd feſt wiederſtehen im Glauben / Epheſ. 6. Herren vber denEph. 6. Todt / Denn wer an den Sohn gleubet / der dringetIohan. 5. durch den Todt ins ewige Leben / Johan. am 5. Das heiſt abermahl froͤlich ruͤhmen / Der Todt iſt verſchlun - gen in dem Sieg / Gott ſey Lob vnd Danck / der vns den Sieg gegeben hat / durch vnſern HErren Iheſum Chriſtum. O ruhm / O ehr / O herrligkeit! Sehet nun meine geliebten / das iſt der dreyfache Ruhm aller gleubigen Chriſten / daß ſie dem HErren leben / dem HErrn ſterben / vnd deß HErren ſein / im Todt vnd Le - ben. So hoch hat Gott ſeiner gleubigen leben vnd ſter - ben geadelt vnd gewirdiget / daß wir vns von Hertzenfrewenfrewen vnd ruͤhmen moͤgen / wenn wir dieſe worte hoͤren leſen vnd betrachten. Hoͤret nun aber auch zu / wasUsus. ſolcher Chriſten Ruhm / vnd jetzo gethaner bericht / vns ſol nuͤtzlich vnd dienſtlich ſein.

Wer da wil dieſes Ruhmes auch genieſſen vndVermah - nung. theilhafftig werden / der ſey nu vermahnet / daß er auch allhier in der gemein der Chriſtlichen Kirchen / darinnen jhm der HErr Chriſtus das Natůrliche vnd Geiſtliche Leben gibt vnd goͤnnet / ſeinem HErrn Chriſto zu ehren vnd gefallen lebe / vnd ſeinem gutten heiligen willen ge - horſamlich nachzuſetzen ſich befleiſſige / Denn darumb hat er ſich fůr vns gegeben / daß er vns von aller Vnge - rechtigkeit errette / vnd jhme ſelbſt ein Volck reinigte zum Eygenthumb / das da fleiſſig wehre in guten Wercken / ſchreibet der Apoſtel zu Tito am 2. Wie nun aber ſol -Tit. 2. ches Leben dem HErren ſolle angeſtellet werden / offen - bahret vns das Lied deß Lambes / ſein heiliges WortApoc. 15. vnd Evangelium. Nemlich / daß wir jhn recht erken -Ioh. 17. Tit. 2. Luc. 1. nen / alles vngoͤttliche weſen verleugnen / jhme dienen in Heiligkeit vnd Gerechtigkeit / die jhm gefellig iſt: vnd vnſerem Nechſten die Werck der Liebe erzeigen. In Summa / in wahrer Buſſe leben / die Suͤnde erkennen / an Chriſtum gleuben / Gott fuͤrchten / ehren / lieben vnd vertrawen / dem Nechſten guts thun / vnd nach S. Pau -1. Tim. 1. li Regel / eine gutte Ritterſchafft uͤben / den Glauben be - halten / vnd guttes Gewiſſen bewahren. Wer aber ſein Hertz an das zeitliche / vnd an das Reichthumb henget / vnd zu den Goldklumpen ſaget: Du biſt mein Troſt /wieHiob 31.wie Job am 31. redet. Wer auch ſich den fleiſchlichen luͤſten ergiebet / vnd nur darnach trachtet / was dem altenLuc. 16. Adam wolthut / vnd wie der reiche Schlemmer Luc. 16. nur darauff bedacht iſt / wie er ſeinem Leibe guͤtlich thue / mit wol leben / mit Pracht / Stoltz vnd Vbermut / vnd in ſeinem Beruff ſeines armen Nechſten darneben ver - giſt / ein ſolcher lebet jhm ſelber / vnd nicht dem HErrn. Erinne - rung.Darneben ſol auch ein jeder erinnert ſein / daß er ſich be - fleiſſige dem HErren zu ſterben / jederzeit in gutter bereit - ſchafft ſitze / daß / welche ſtunde der HErꝛ koͤmpt / vnd jhn auffmahnet / mit jhm nach der Ewigkeit zuwandern / wilfertig vnd bereit ſey / abzuſcheiden / vnd bey ſeinem HErrn Chriſto zu ſein. Welches geſchihet / wenn ſich ein Chriſt im Leben vnd Tode ſeinem HErren Chriſto ergiebet / vnd in ſein tewres Verdienſt vnd Vnſchuldt /Eſa. 61. als in das Kleidt deß Heiles / vnd in den Rock der Ge - rechtigkeit / durch den wahren Glauben / bey zeiten ein - hillet vnd einwickelt. Welches eines Chriſten menſchen rechter Sterbekittel iſt / darinne er mit ehren fuͤr den au - gen Gottes erſcheinen vnd beſtehen kan. Wie dann auch dieſes Sterbekleid / der liebe David jhm zur handtPſal. 31. leget in ſeinem 31. Pſalm / da er ſpricht: In deine Haͤnde befehl ich meinen Geiſt / du haſt mich erloͤſet / du trewer Gott. Ja dieſes Sterbekleid zog auch an / der liebeLuc. 2. alte Simeon Lucæ 2. in dem er ſagt: HErr / nu leſſeſtu deinen Diener im Friede fahren / denn meine Augen ha - ben deinen Heyland geſehen. Vnd der liebe Paulus ergreiffts auch / vnd macht es jhm fertig mit dieſen wor -tenten zun Philippern am erſten: Chriſtus iſt mein leben /Phil. 1. ſterben iſt mein gewien. Davon haben die blinden Hey - den nichts gewuſt / ſonſt wuͤrde jener Philoſophus, daDreſſer: in Libell: de animâ er jtzt ſterben ſolte / ſeine gutte Freunde nicht gebeten ha - ben / ſie wolten ſich doch mit einander vnterreden: Ob die Seele ſterblich oder vnſterblich were / damit er jtzt in ſeinem Abſchiede auß dieſem Leben / darauß einen Troſt ſchoͤpffen koͤndte: Da ſie ſich aber nicht kundten verglei - chen / vnd einer die vnſterbligkeit der Seelen verthedigte; der ander aber dieſelbte verleugnete / ſprach der elende krancke Heyde endlich / da er nu ſterben ſolte: Age nunc experiar, uter veſtrum rectè ſenſerit. Nu wol an / ich wil erfahren / welcher vnter euch beyden recht oder vn - recht ſey. Ach das heiſt vbel ſterben; aber wir gleubigen Chriſten haben aus Gottes Wort viel einen andern vnd beſſern Bericht. Weil aber auch das Leben vnd ſterben dem HErren / durch ein andaͤchtiges / inbruͤnſtiges Ge - bet / bey Gott taͤglich muß geſucht werden / ſo vergieß nu fromer Chriſt / deſſelbten nicht in deinem Leben / vnd wandel / Bete taͤglich mit dem Mann Gottes Moſe /Pſal. 90. aus dem 90. Pſalm: HErr / lehre mich bedencken / daß ich ſterben muß / auff daß ich klug werde. Vnd mit An - na Burgio: Domine ne deſeras me, ne ego deſeram te. O HErr verlaß mich nicht / daß ich dich auch nicht verlaſſen moͤge. Wenn du an die Wercke deines Beruffs geheſt / ſo dencke / Lieber ich lebe nicht mir / ſondern dem HErrn / Ich ſterbe nicht mir / ſondern dem HErrn. Wie wehre es / wenn mich vnſer HErr GOtt vber dieſemDmeinemmeinem vorhaben hinweg nehme. Je nu HErr / wie du wilt / dir leb ich / dir ſterb ich / dein bin ich Todt vnd leben - dig. So offt der Zeyger ſchlegt / ſo habe / Chriſtliches Hertz / deine Andacht dabey / gedencke daran / vnd bete / Je / Gott helffe zu einer ſeeligen ſtunde. HErr Chriſte / leb ich doch dir / ſterb ich doch dir / dein bin ich Todt vnd lebendig alle ſtunden. Wenn du lieber Chriſt in den ge - ſchefften deines Beruffs außreiſen ſolleſt / ſchwingeſt dich auff deinen Klepper / oder ſitzeſt auff deinem Wa - gen / zeuchſt zum Thor hinaus / vnd weiſt nicht dein wie -Ebr. 13. derkunfft / weil wir hie keine bleibende ſtadt haben / ſo vergiß deß geiſtlichen Sterbekittels nicht / vnd bete: HErr Iheſu / dir leb ich / dir ſterb ich / dein bin ich Todt vnd lebendig. Wenn du deine Kleider abzeuchſt / den Abendſeegen ſprichſt / vnd dich zu Bette legeſt / vnd nicht wiſſen kanſt / ob der letzte Schlaff moͤchte angehen / ſo le - ge dir dieſen geiſtlichen Sterbekittel mit an dein Hertze vñ bete (wie auch vnſere in Gott ſeelige Fraw Doctorin gethan) HErr Iheſu / dir leb ich / dir ſterb ich / dein bin ich Todt vnd lebendig / auff niemand anders / denn auff dich wil ich einſchlaffen.

Troſt.

Thun wir nun das / ſo haben wir den gewiſſen Troſt / es komme deß Todesſtuͤndlein wenn es wolle / es ſey zu Abend / zu Mitternacht / frůh oder im Mittage / es ſey ploͤtzlich / oder auff vnſerm Kreyß vnd Siechbett - lein / daß wir gewies dem HErrn ſterben / vnd im Leben vnd Todt deß HErrn ſein / Denn ſolchen gleubigen Chriſten iſt auch ein ſchneller Todt / ein ſeeliger Tod / vndeinein ſchneller Sprung zu Gott / vnd jhr ſchnell ſeelig ſter - ben macht / daß ſie ſchnell den Himmel ererben. Sie ſind vnd bleiben deß HErrn Iheſu / ob ſie ſchon ploͤtzlich da - von muͤſſen / Vnd iſt mit jhnen faſt nichts anders / als da Gott der HERR Heliam geſchwinde auff ſeinem Himmelwagen zur ewigen Freude geholet hat / daß ſie nicht lange allhie duͤrffen gequelet vnd geplaget werden. Wie dañ Victorinus Strigelius einen ſolchen geſchwin - den ſeeligen Todt / einen Reitteriſchen Tod ſol genennet / vnd Gott darumb gebeten haben: Inmaſſen denn auch viel andere liebhaber Chriſti ſo ploͤtzlich dem HErren ge - ſtorben ſein. Johannes der Evangeliſt / welcher ſich ſel - ber ruͤhmet / daß er den HErren Chriſtum lieb habe / iſt geſchwinde von dieſer Welt abgeſchieden. Deßgleichen der fromme vnd gelaͤhrte Prediger im Joachimsthal / Herr Matheſius, welcher vnſer in Gott ſeeligen Fraw Doctorin / lieber Pate geweſen / nach dem er zu gutter letzte / das Evangelium von der Witwen zu Nain erkle - ret hat. Vnd der Herr Valentinus Trotſchendorff / ein wolverdienter Schulmeiſter zum Goldberg / da er den 23. Pſalm erkleret / vnd auff den Verß kommen iſt: Virga tua, & baculus tuus, dein ſtecken vnd ſtab die troͤ - ſten mich / hat er auch ein geſchwinden Todt vermercket / vnd zu ſeinen Schůllern geſagt: Ego avocor in aliam Scholam, Ich werde in eine andere Schule / das iſt / in die Himliſche Schule beruffen. Ey lieben Chriſten / ein ſolcher ſchneller Todt / iſt den gleubigē ein ſeeliger Todt / vnd ein ſchneller Sprung zu Gott. Denn leben wir / ſoD ijlebenleben wir dem HErrn / ſterben wir / ſo ſterben wir dem HErrn / es ſey auch wenn vnd wie es wolle / ſo ſind wir deß HErrn / Es kan ein ſchneller Todt die gleubigen nicht ſcheiden / von der liebe Gottes / die da iſt in ChriſtoRom. 8. Iheſu vnſerm HErren / Rom. 8.

Warnũg.

Endtlich ſey auch ein jeder gewarnet / daß er jhm nicht ſelber mutwilliger weiſe an ſeinem Leibe ſchaden thue / vnd jhm daſſelbe verkuͤrtze / Sich nicht freſſe / ſauffe / arm vnd kranck / Todt vnd gar in die Helle / wie der Herr Philippus ſeeliger gedaͤchtnuͤß hat pflegen zu ſagen: Denn von ſolchen ſagt Auguſtinus, Non recipit Deus animas, qvæ ipſo nolente emigrârunt de corpore. Gott wil derer Seelen keine Gnade haben / die ohne ſei - nen willen von dem Leibe abgeſchieden ſein. Es huͤtte ſich auch ein jeder / daß er ſich nicht mit Vngedult / an dem HErren verſuͤndige / vnd jhm in ſeine Wercke rede oder wiederſtrebe / wenn er die ſeinigen durch den zeitlichen Todt abfodert. Denn was dieſer HErr im leben vnd im ſterben / mit jhnen vornimbt / deſſen hat er gutt fug / vnd recht darzu / vnd wer kan ſeinem willen wieder ſtre -Pſal. 119. Marc. 7. ben? Er iſt ein gerechter Gott / vnd macht alles gutt / er iſt der gleubigen HErr / im leben vnd im ſterben / vnd jhrer zu Leib vnd Seelen maͤchtig / vnd mag ſie abfo - dern / wenn / vnd wie er wil. Er hat einem jeglichen die zahl ſeiner Jahr / ſeiner Monat / ſeiner Wochen / ſeiner Tage / ſeiner ſtunden vnd minuten außgerechnet / wie lang ers auff Erden treiben / vnd wie weit er ſein Leben bringen ſol / vnd ſo wenig als ein Menſch ſeiner lengeeineeine Elen zuſetzen kan; ſondern mus mit der ſtatur zu frieden ſein / die jhm Gott verliehen hat: So wenig kan er ſeinem Leben einen Tag / ſtunde oder minut zuſetzen. Derhalben fromer Chriſt / nimpt dir vnſer HErr Gott was liebes durch den zeitlichen / vnd auch ploͤtzlichen Todt hinweg / es ſey Vater / Mutter / hertzliebe Kin - der / dein liebes Eheweib oder Ehman / ſo ſey nicht vnge - duldig wieder den HErren / vnd rede nicht in ſeine Wer - cke / die da gerecht ſein: Sondern erinnere dich / was du jetzt aus S. Paulo gehoͤret vnd gelernet haſt / vnd ſage viel mehr: Vnſer keiner lebet jhm ſelber / vnſer keiner ſtir - bet jhm ſelber / Mein lieber Vater / Mutter / mein hertz - liebes Kindt / Ehman / mein liebes Ehweib / haben dem HErren gelebt / dem HErren ſind ſie geſtorben / deß HErren ſind ſie auch nun im Tode: Sterb ich nu auch / ſo ſterb ich dir / ein ewiges Leben haſtu mir / HErr Ihe - ſu mit deinem Todt erworben. So viel von dieſem Text.

MEMORIA DEFUNCTÆ.

WAs nu belanget / vnſere im HErren entſchlaffene ſeelige Mitſchweſter / die Edle / Vielehrentugend - reiche Fraw Catharinam, deß Edlen / Ehrenveſten vnd Hochgelahrten Herrn Chriſtiani Heinnitzes / der Artz - ney Doctoris; geweſene liebe Haußehre / iſt ſie von Chriſtlichen vnd vornehmen Eltern auff dieſe Welt ge - bohren worden im Joachimsthal.

Ihr Herr Vater iſt geweſen / der Edle / EhrenveſteEltern. vnd Wolbenampte Herr Gregorius Barth / beyderD iijloͤbli -loͤblichen Kayſer: Maximiliani II. vnd Rudolphi II, hochloͤblicher gedaͤchtnuͤß / Reit Rath / vnd Obriſter Berckmeiſter in Ober vnd Nieder Schleſien. Ihre Fraw Mutter iſt geweſen / Fraw Catharina / gebohrne Hartlebin / Herr Volckmar Hartlebens / Roͤm: Kay: Mayt: Zehntners im Joachimsthal / Ehleibliche Toch - ter / eine gar alte Geſchlaͤchterin von Erffurdt / vnd iſt jhr gantzer Stam̃ von gar alten vornehmen Geſchlaͤch - tern her / derer Ahnen im Joachimsthal / Nuͤrmberg vnd Prage zu findē; wie gnugſam / ſo es der Nott / auß - zufuͤhren. Von dieſen Chriſtlichen Eltern iſt nu vn - ſere ſeelige Fraw Doctorin in aller Gottſeeligkeit vnd Erbarkeit erzogen worden / vnd hat jhrer Froͤmigkeit vnd Erbarkeit bey Gott reichlich genoſſen / der ſie her - nach auch wol verſorget / vnd mit ehrlichen vnd vorneh -Ehſtandt. men Heyrathen verſehen. Wie ſie denn alhier bey vns zur Schweidnitz / mit drey vorhin vornehmen Herren in friedlicher Ehe geſeſſen in die 27. Jahr / vnter welchen ſie mit dem erſten drey Kinder / durch Gottes ſegen ge - zeuget / welche auch hinwieder nach Gottes willen / To - des verblichen. Hernach hat aus Gottes ſonderbarer ſchickung / wegen jhrer beruͤhmbten Gottſeligkeit vnd Tugendt / ſie geehlichet / jhr jtziger betrůbter leidtragen - der hinterlaſſener Witwer / mit welchem ſie in rechter Liebe / Trew vnd Einigkeit gelebet / biß ins 8. Jahr.

Leben.

Was jhr Leben vnd Wandel betrifft / mag ich wolRuth. 3. von jhr ſagen / wie dort im Buͤchlein Ruth am 3. der weidliche Mann Boas / von der Gottſeligen Ruthzeuget;zeuget; Die gantze Stadt meines Volckes weiß / daß du ein Tugendtſam Weib biſt: Alſo iſt auch menniglich kundt vnd wiſſendt / daß die in Gottſelige Fraw Do - ctorin / eine Gottsfuͤrchtige / Erbare / vnd Tugentſame Matron geweſen / vnd ein rechter Tugendtſpiegel aller Chriſtlichen Ehweiber. Denn Gott vnd ſein Wort hat ſie geliebet / daran jhr Luſt vnd Freude gehabt / ſich zum gebrauch deß hochwuͤrdigen Sacraments fleiſſig / vnd mit Andacht funden / Das heilige Predigampt hat ſie geehret / wie denn ich vnd die meinigen an jhr ein ſehr gutte Freundin vnd Guͤnnerin gehabt. Gegen jhrem Nechſten / hat ſie ſich freundlich vnd ehrerbietig zu erzeigen wiſſen: Alſo daß jhr alle Ehrliebende Leute hold vnd guͤnſtig geweſen / vnd ſie offt zu Ehren / vnd jhrer lieben Kinder Patin erbeten Sonderlich leuchtete an jhr die liebe Demuth / daß ſie nicht wie die jetzigen Welt tocken / zu allen newen Muſtern luſt hatte. Mit krancken Leuten hatte ſie ein Chriſtliches mitleiden / be - ſuchte dieſelbten gerne / hat auch manchmahl vor dieſelb - ten jhren lieben Herren in occupationum concurſu, gebeten / ja der Patienten vnd Krancken nicht zu vergeſ - ſen / Denn der Glaube ohne Wercke iſt an jhm ſelber Todt / ſagt Jacob am 2. In Summa / Erat fœminaIacob. 2. raræ pietatis & probitatis, wie von jhrem lieben jtzt Leidt tragenden Herren / ich ſie ſelber habe nennen hoͤ - ren. Als ſie aber Gott der HErr / ohn gefehr vor drey viertel Jahren / mit harter Leibes ſchwachheit anheim geſucht / ward ſie durch Gottes huͤlffe / der jhres Herrenfleißfleiß / vnd ordentliche Mittel ſegnete / etlicher maſſen wieder auffgebracht: Jedoch hat ſie ſolche jhre nieder - lage nicht gentzlich verwinden koͤnnen; ſondern anhero eine groſſe ſchwachheit deß Haͤupts gefuͤhlet / vnd wol gemercket / Es wuͤrde vnſer. HErr Gott / dermahl eines ploͤtzlichen mit jhr Feyerabend machen. Daher ſie dann jmmerdar mit ſterbens gedancken vmbgegangen / auch gar newlich jhre Beichte mir mit Andacht vnd Threnen gethan / vnd vnſern HErrn Gott hertzlich gebeten / Er wolle ſie nur fuͤr einer langwirigen Niederlage behůt - ten / Wie ſie denn Abends vnd Morgens in jhrem Ge - bette ſich dem HErren Chriſto ergeben / ſich allgemach in den Geiſtlichen Sterbekittel eingewickelt / vnd jtzt er - klaͤrte Worte S. Pauli allezeit gebraucht: HErr Ihe - ſu / dir leb ich / dir ſterb ich / dein bin ich Todt vnd leben - dig. Biß ſie vnſer fromer Gott jhrer Bitte gewehret / vnd geſtern acht Tage / als ſie zuvor am Sontag Re - miniſcere zu S. Marien im Kloſter Gottes Wort gehoͤret / zwiſchen 1. vnd 2. Vhr nach Mittage / in jhrem haͤußlichen Beruff / durch einen ploͤtzlichen; aber dochTodt. gewies ſeeligen Todt abgefodert hat / jhres Alters 54. Jahr. Ob nu zwar der Todt ſchnell iſt; ſo hat ſie doch dem HErren gelebt / dem HErren iſt ſie geſtorben; vnd deß HErren iſt ſie auch im Tode / mit dem HErrē wird ſie auch leben in Ewigkeit. Qvia mors, mala non pu - tanda eſt, qvam bona vita præceſſit, ſagt Auguſtinus. Der HERR Iheſus / den ſie in jhrem Leben geliebet / vnd an den ſie gegleubet / der hat jhrer Seelen ein En -gelsgels wagen geſchickt / vnd ohn groſſe langwirige ſchmer - tzen deß Leibes holen laſſen / in ſeine Schoß / da ſie am beſten verwaret iſt.

Nu der Ewige vnſterbliche Gott / der aller vnſer Leben in ſeinen Haͤnden hat / verleihe jhrem Coͤrper in der Erden eine ſanffte Ruh / am Juͤngſten Tage / wenn Chriſtus der HErr kommen wird / zu richten die Leben - digen vnd die Todten / eine froͤliche Aufferſtehung. Der Gott alles Troſtes / troͤſte auch jhren hinterlaſſe - nen hochbetruͤbten Herren / vnd leidtragende vornehme Freundſchafft / vnd gebe vns ſeine gnade / daß wir auch / weil wir allhier auff Erden wallen / dem HErrn leben / vnd wenn vnſer ſtuͤndlein wird verhanden ſein / dem HErren ſterben / Vnd alſo deß HErren im Leben vnd Tode ſein vnd bleiben moͤgen.

Amen / HErr Iheſu das ſey war /
Sterck vnſern Glauben jmmerdar /
Auff daß wir ja nicht zweiffeln dran /
Was wir vns jtzt gewuͤntſchet han /
Auff dein Wort in dem Nahmen dein /
Sprechen wir noch ein mahl das Amen fein.
E

ΠΑΡΗΓΟΡΗΜΑ ΣΤΜΠΑΘΗΤΙΚΟΝ AD VIRUM CL. D. CHRISTIANUM Heinnitz, Philosophiæ et Medici - narum Doctorem, fratrem ſuum omni amoris & obſervantiæ cultu digniſſimum.

Q, GERMANE, tuo fabricabo Emplaſtra dolori
turtur ut amiſſo turture, qvando gemis?
An lacrumis lacrumas lacrumarum in valle venuſtem?
flere jubet Pietas, fletibus ardor ineſt.
Et cur non tecum lacrumem? cur triſtia vultu
dißimulem? eſt madidis res ea digna genis.
An culpem immitis lethi inſuperabile fatum?
ante diem an vitæ ſtamina rupta qverar?
An qvoꝙ́ te incuſem, doctasꝙ́ Macháonis artes?
non faciam, ex alio fonte medela fluit.
Qvisꝙ́ dolor, fateor, dolet, haut aliàs dolor eſſet,
majorem at funus conjugis intus alit.
Fratrum ut magnus amor, ſic est in Conjuge major,
& dolor hinc major, major ut arſit amor.
Non igitur reprehendendo Pathos funebria Coſtæ
juſta ferens, juſtum dum modò tendit iter.
Tendet iter juſtum, baculo ſi nititur Abræ,
cui funus Saræ nobile fœnus erat.
Nam cùm Morta piis vitæ ſit origo beatæ,
non damni ſed mors ciſta referta lucri.
Mors Medicus, medicam cum non mage Numen opellam
eſſe ſalutarem, fine ſeqvente, ſinit.
Mors Præco laudis præconia debita ſolvens
defunctis, virtus qvos pietasꝙ́ probat.
Teſtatur, Verbum eſt, ſonitu Campana canoro,
egerit ut vitæ mas muliérve dies.
Vox
Vox humana, tuæ reſonat, Campana, maritæ
qvam gratam famam, qvamꝙ́ perenne melos.
Nam pia, dum vixit, CHRISTI ſalvantis amatrix
inꝙ́ DEUM, inꝙ́ homines officioſa fuit.
Audÿt & Myſtas de relligione loqventes,
audÿt, inꝙ́ DEI fana freqventer ijt.
Seꝙ́ DEO totam fidenti mente dicavit,
docta DEUM caſta ſollicitare prece.
Caræ etjam ſtudioſa domus, ſtudioſa mariti,
atꝙ́ ſuo in ſanctum dapſilis ære gregem.
Ac cum nulla ſui ſupereſſent pignora lecti,
pignoribus multis mater amica fuit.
Cætera qvis neſcit benè geſtæ Emblemata vitæ?
fiſa qvibus non est, ſed bonitate DEI.
Ergone invideas CATHARINÆ cælica tempe,
qvod cata apud Catharos ſit CATHARINA, ſcias.
Est unita DEO, qvamvis Tibi adempta Marito,
lux, illam rurſus qvando videbis, erit.
Scit IOVA, qvid proſit, rebusꝙ́ ſit utile noſtris,
carior eſt uni, qvam ſibi qvisꝙ́, DEO.
Iccircò vidui ne plores damna cubilis,
mœror amore mori, vivere debet amor.
Contrahe vela tui fletus; Uxoris ad aſtra
appulſa ætherio flamine navis ovat.
Nos eadem nobis pro raſtris aſtra precamur;
non qvæ ætas, ſed qvæ meta, videto, vale.

M. Samuel Heinnitz, P. E. Francoſt. viduo mæſtiſſimo συλλυπίας teſtificandæ ſtudio ſcrib. x. Martij. Anno QVo Mo Do Ven It, s Io ab It. Eccl. 5. v. 15.

Ejuſdem

Ejuſdem dicti Paulini ἐξήγησις Poëtica.

VIvimus, ut ſumus: à Vitâ vita optima pendet;
Ut mens, eſſe hominis vitaꝙ́ morsꝙ́ ſolet.
En laſciva ſuo adfectû mens VIVIT: avara
Divitiis: rapidæ luxurioſa gulæ.
Et laſciva ſibi moritur mens: & ſibi avara
Mens moritur: moritur luxurioſa ſibi.
Mens animata-piè, VIVIT, qvi VIVERE ſolus,
Eſſe, benè eſſe, diu qvi dedit eſſe, DEO.
Huîc uni, vitam dum VIVIT, VIVIT: Et uni
Huîc moritur, vitâ deficiente, DEO.
Et qvia ſola DEO VIVIT moriturꝙ́ beata;
Unius in vitâ eſt morteꝙ́ ſola DEI.
Nunc laſciva ſuo adfectû mens VIVAT, avara
Divitiis; VIVAT luxurioſa gulæ.
Et laſciva ſibi tantùm moriætur, avara
Mens tantùm ſibi, mens luxurioſa ſibi:
VIVERE qvirectè ſatagis, CHRISTIANE, moriꝙ́;
Uni fac VIVAS & moriâre DEO.
Unius bujus eris VIVENS moriensꝙ́. qvis ô qvis
Unius nolit proprius eſſe DEI?

M. Joannes Hartmannus Scholæ Suidnicenſis Con-Rector.

About this transcription

TextSumma Christiani hominis gloria. Eines Christlichen Menschen höchster Ruhm vnd Ehre/ im Leben vnd Tode. Aus den tröstlichen Worten S. Pauli. Rom. 14
Author Henoch Barthisius
Extent36 images; 7202 tokens; 2478 types; 47814 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationSumma Christiani hominis gloria. Eines Christlichen Menschen höchster Ruhm vnd Ehre/ im Leben vnd Tode. Aus den tröstlichen Worten S. Pauli. Rom. 14 Bey dem Christlichen Leich bebegängnüß/ weyland der Edlen/ Viel Ehren-Tugendtreichen Frawen Catharinae/ gebornen Barthin Henoch Barthisius. Georgius Bawmann (ed.) . 36 Georgius BawmannBreslau1613.

Identification

Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 386098

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

Editorial statement

Editorial principles

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:35:36Z
Identifiers
Availability

Dieses Werk steht unter der „Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz“ (CC BY-SA).

Holding LibraryUniversitätsbibliothek Breslau
ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 386098
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.