ALs einmahls ein Geiſtlicher zu Diepen in Franckreich an der See ſpatziren gieng / be -Urſinus ex Jonvillo in A〈…〉〈…〉 Phi lolog p. 432 gegnete Ihme ein altes Muͤtterlein / und trug in der einen Hand einen Eymer voll Waſſers / in der andern einen Feuer-Brand. Beſagter Geiſtlicher wunderte ſich druͤber / und fragte / was dieſes bedeutete / und was ſie damit machen wolte? Da antwortete Sie: koͤnte Ich / ſo wuͤnſchte ich mit dieſem Waſ - ſer das helliſche Feuer auszugieſſen / und mit dieſem Brande den Paradiß oder Himmel anzuſtecken / und wegzu - brennen. Der Geiſtliche wunderte ſich noch mehr uͤber die unvermuthete Antwort / und fragte ferner: Warumb Sie doch dieſes thun wolte? Da antwortete Sie: Damit hinfort nie - mand Gott ehrete und dienete aus Furcht der Straf - fe: oder aus Hoffnung der Belohnung ſeiner Wercke: Sondern allein aus reiner und unverfaͤlſchter Hertzen Liebe!
Ob ein Werckheiliger / qvi Religionem veſtibus ſimu - lat, fidem cingulo asſerit, & lanctitatem pallio mentitur, wie Salvianus redet / oder ein Heuchel-Chriſte
A ijDemAbdanckung.Artiger beſchaͤmet: Empfindlicher getroffen: Die Seele aber des wahren Chriſtenthums / eigentlicher gewieſen: und das rechtſchaffene Gottgefaͤllige from̃-ſeyn kuͤrtzer und Chriſtlicher geprieſen werden koͤnne / laſſe ich andere urtheilen
Meines Erachtens / haͤtte es die vom H. Geiſte klug-ge - prieſene Thekoitin nicht beſſer machen koͤnnen. Koͤnte Ichs erhalten / ſo wuͤnſchte ich / das alle Menſchen / dieſe Lehre / die unsProv. 31. v. 1. dieſe Mutter lehret / liebeten und uͤbeten.
Aber / wie iſt doch die umbgekehrete Welt ſo gar verkeh - ret! Es finden ſich derer nicht wenig / die zwar Waſſer und Feuer tragen / nicht darumb / daß ſie Gott mit reinem HertzenPſal. 73. v. 25. zu dienen Willens: oder aber / daß ſie darumb mit Assaph nich - tes nach Himmel und Erden frageten: Weil Gott ihres Her - tzens Troſt / und ihrer Seelen Theil ſey: Sondern / daß Sie theils / die bisweilen zufaͤllige Erinnerung der helliſchen kuͤnfftigen Pein in ihren Gedancken ausgieſſen / und die allbe - reit im Brandmahligem Gewiſſen empfindende Hellen - Glut lindern / und etwas ſtillen koͤnnen: Theils / das aus Ih -1. Joh. 2. v. 16. rem Hertzen / welches in Fleiſches-Luſt / Augen-Luſt / und Hof - faͤrtigem Leben / hefftiger als ein Backofen / ja gefaͤhrlicher / als der immer-brennende Berg Æthna in Sicilien / oder Veſuvius in Campania, brennet / der Himmel / als der H. Dreyfaltig - keit Hoffſtadt und Wohnung / ausgebrennet / und wenns moͤglich wehre / daß nach des Gottloſen Ca〈…〉〈…〉 s Atheiſmo kein Gerichte / kein Richter: kein ander Leben: keine Beloh - nung des Guten / noch Beſtraffung des Boͤſen zuge - warten oder zu fuͤrchten wehre.
EbenAbdanckung.Eben darumb traͤgt ſich mancher taͤglich:
Nicht mit einem Waſſer-Eymer: Sondern mit einem Bier - und Wein-Eymer. Ja iſt ſelbſt ein rechter Bier - Ruͤmpel und Wein-Schlauch / wie der groſſe Saͤuffer Bo - noſus, der darumb Amphora genennet ward / und von Ih -Mich. Sachs. in Aureliane p. 180. me Kaͤyſer Aurelianus zu ſagen pflegte: Eum, non ut vivat, ſed ut bibat, natum eſse, Er wehre nur zum Sauffen / und nicht zum Leben gebohren:
Ein Ander / dem der allzu wackere / und oft verdrießlich - wachende Secretarius, das Gewiſſen / die Protocolla ſeiner Concepten, und die Chromken und Zeit Buͤcher ſeiner Lebens - Haͤndel und Wercke aufſchlaͤget / und hierauff ex præmisſis univerſalibos ultrò confesſis & concesſis, Ihme / per le - gitimam & Juſtiſs. conſeqventiam, den Schluß des Ewigen Zornes Gottes / und das Urthel der ewigen Leibes und Seelen - Verdammung folgert und ankuͤndiget / der gebraucht ſich nicht / durch hochnoͤthige Buſſe und Glauben / des ordentlichen / wohl approbirten / und von vielen derer Leben nahe bey der Hellen geweſen / ſeligſt-genuͤtzen Kuͤhl und Leſche Waſſers der Hellen nemlich / des theuren Verdienſtes und Ewig-guͤltigen Verſoͤh - nung Jeſu Chriſti: Sondern Er laͤufft zum Narren-Waſſer Lethe genant.
(Lethe heiſſet Vergieſſung. Und wird von den Poeten nicht ohne Sinnen-uͤbende Bedeutung und Erbauung getich - tet / daß Lethe, Acheron, Phlegethon und Styx, helliſche Fluͤſſe und Pfuͤle ſeyn ſollen.) Da invitiret Er die naſſe Zunfft ſeiner Fuͤnff Bruͤder zum freundlichſten / disponiret und ordnet alles an zum koſtbarſten / nicht / was zu gebuͤhrender Ausleſchung: ſondern nur / was zu weniger / und ſo lange der Rauſch-Keller wehret / - wehrender Vergeſſung der helliſchen Pein dienet / und ſaget
A iijHollaAbdanckung.Und meinet es gehe auch Ihn an / was der heilige Geiſt Prov. 31. ſaget: Gebet ſtarck Getraͤncke denen die umbkommen ſollen / und Wein den betruͤbten Seelen / daß ſie trincken / und Ihres Elendes vergeſſen / und Ihres Ungluͤckes nicht mehr gedencken. Da geuſſet man collegialiter auff / bis man Gottes / Himmel und Hellen / Seelen und Gewiſſens / Vernunfft und Sinnen vergiſſet.
Man traͤget auch Braͤnde.
Das ſeyn nicht allein allerley reitzende ſchaͤdliche Luͤſte / und ſchaͤndliche Bruͤnſte: Sondern auch alle Himmel-ſchreyendeGen. 18, 20. Suͤnden / und bis fuͤr Gott daͤmpfende und ſtinckende Wercke.
Mancher Hellenbrand lodert alſo mit gottloſem Leben / und boͤſen Exempeln / daß die Funcken ſeiner Boßheit bis an den Himmel fliegen / wo durch nicht allein Proximus Ucale - gon, der unvorſichtige Nachbar angeſtecket wird: SondernDeut. 32. v. 23. auch Gottes Rachfeuer ſich angezuͤndet durch ſeinen Zorn / wel - ches brennet bis in die unterſte Helle / und verzehret das Land mit ſeinem Gewaͤchſe / und zuͤndet an die Grundfeſte der Ber - ge. Gott helffe / daß wie leyder / Ungarn und Maͤhren anitzo uns / auch wir nicht hinkuͤnfftig / durch Tuͤrcken und Tartarn veroͤdet / anderen Laͤndern Beyſpiel und Exempel geben muͤſſen.
Viele mit Flammen geruͤſtet / zuͤnden uͤber ihr Vaterland und Nachkommen ein Feuer an / wie ſie wollen! Sie moͤgenhin -Abdanckung.hin wandeln im euſerſt-finſtern Lichte Ihres Feuers: Sie wer - den doch endlich in den Flammen / die ſie angezuͤndet haben / mit ewigen Schmertzen liegen muͤſſen / wenn ſie Gottes OdemCap. 30, 33. wird anzuͤnden / wie einen Schwefel Strom.
In Illyrico ſol ein Eiskalter Brunn ſeyn / der aber Kley -Urſin. ex Plinio in Pasſienali pag. 244. der und Geraͤthe / und was uͤber Ihn gebreitet wird / anzuͤndet / und verbrennet. Solcher Brunnen giebts noch mehr in vie - ler Menſchen Hertzen / die zwar in der Liebe Gottes / und des Nechſten Eyſe kalt: aber in allerhand Uppigkeit und Sodami - tiſcher Ehnligkeit bis an den Himmel braͤnſten / ſtaͤncken und daͤmpfen / ſo gar / daß nicht allein des Nechſtens Seele / den kal - ten Brand krieget / und Gott abſtirbet: Sondern auch / daß ſich der Himmel anzuͤnden / und der Herr vom Herren mußGen. 19. v. 24. Schwefel und Feuer vom Himmel regnen laſſen / welches / wie vor deſſen / ſo auch bald kuͤnfftig zu aller Gottloſen endlichen Bezahlung geſchehen wird / wenn Jeſus Chriſtus der gerech - te Richter / wird offenbahret werden vom Himmel mit Feuer -2. Theß. 1. v. 8. Flammen / Rache zu geben / uͤber die / ſo Gott nicht erkennen / und uͤber die / ſo nicht gehorſam geweſen ſeinem Evangelio.
Wie ſtehets aber umb ſolcher Waſſer - und Feuertraͤger Hertze? Sehr uͤbel.
Die Tieffe Meeres Abgrund / kan Bolide mit einem Bley - wurff ergruͤndet werden. Welcher Bleywurff aber / wil des menſchlichen Hertzens ſchaͤndlichen Trutz / und endliches Verza -Jer. 17. v. 9. gen ergruͤnden? Das Hertze im Menſchen iſt ein kleines Glied /Urſin. Ana - lect. vol. 1. p. 195. & ſeq. und kaum / auch noch nicht genug / daß ſich davon ein Weihe oder Rabe ſaͤttige: und iſt dennoch ſolcher capacität Weite / und Unvergnuͤgligkeit / daß es / auſſer Gotte / mit nichtes kan er - fuͤllet und geſaͤttiget werden. Das iſt zwar hier der EitelenPſal. 49. v. 12. Pſal. 144. v. 12. Menſchen Hertze / daß Ihre Kammern voll ſeyn / und einen Vor - rath nach dem andern heraus geben koͤnnen. Aber / wie denndort /Abdanckung.dort / wenn weder Haus noch Kammer / weder Verdienſt noch Vorrath / ja weder Huñel noch Erden; ſondern bey den Gott - loſen leere Hertzen / ewiges Darben / Hungern und Duͤrſten ſeyn wird?
Gott aber pruͤfet und ergruͤndet das Hertze / und wird deſ -1. Cor. 4. v. 5. ſelben Rath offenbahren / weiſet auch hier boͤſer Hertzen Beſchaf - fenheit / durch Ihre Himmel - und Hellen-anzuͤndende Wercke /Pſal. 14. v. 1. daß ſie / wegen Feindſchafft gegen Ihme / ob ſie es gleich mit anderen Welt-Narren ſich zu ſprechen ſchauen / dennoch im Hertzen wuͤnſchen / daß kein Gott ſey: Entdecket auch / was ſie vom Himmel halten und von der Hellen glauben: Nemlich:Sir. 16, 16. Qvæ ſupra nos, nihil ad nos. Wer fragt im Himmel nach mir? Suot Fabula Manes.
O wie viel beſſer! O wie viel Chriſtlicher und ſeliger hat Ihrem Gotte aus reiner Hertzens Liebe gegen Ihme ſelbſten ge - dienet: Die Helle aber / und alle feurige Pfeile des Boͤſewichtes ausgeleſchet: und Ihren Himmel hier im Glauben: nun der Seelen nach in wuͤrcklichem Schauen und Genieſſen / in und an Ihrem Gotte gehabt / und behalten / die HochEdelgeborne / VielerEhrenreiche und Hoch Tugendſame Jungfrau Barba - ra von Axleben und GroßReichaw / Magnußin ge - nant / Welches
Gott / weil Er unermeßlich und unendlich gut und guͤtig / fodert nichtes mehr vom Menſchen / als was Ihme am leichte - ſten gereichet: Und weil Er zum allereineſten Heilig / begehretErAbdanckung.Er nichtes liebers / als was ohne Betrug und Falſchheit Ihme aufrichtig gegeben werden kan. Das iſt aber das Hertze oder wie es der heilige Geiſt giebet: Liebe von reinem Hertzen / und1. Tim. 1. v. 5 von gutem Gewiſſen / und von ungefaͤrbtem Glauben. Das iſt der hetligſte Gottes Dienſt / und das koͤſtliche Kleinot eines Chriſten
Wenn Menſchen andere Menſchen anſehen / ſo ſehen ſ[i]an Ihrer euſſerlichen Geſtalt / ob ſie ſchoͤn / oder greulich: ob ſi wohl oder uͤbel gekleidet / muthmaſſen auch hiebey / ob ſie arm oder Reich ſeyn. Kein LuchsAuge aber kan innen werden / ob ein ſich freundlich und behaͤglich ſtellender Menſch einen Schalck im Buſen / und Scorpion im Hertzen trage. Nur Gott pruͤfet und ſichet das Hertze an / und erfaͤhret, ob es Ihr - fuͤrchte und liebe.
Wer mercket hieraus nicht / daß am gantzen Menſchen gleichſam nur ſonderlich das Hertze Gottes Eigen - und Heiligthum: HertzensLiebe / aber gegen Gott der wahre Glaubens-Ruhm eines Chriſten ſey. Exod. 13, 2
Heilige mir alle ErſteGeburt: befahl Gott Exod. 13. Das gehet nicht nur im alten Teſtament Rinder und Kinder an: Son - dern es verbindet auch in Krafft der H. Zehen Gebote im Neuen Teſtament alle Chriſten zum Gehorſam. Wie aber? Das Hertze im Menſchen iſt Primùm vivens & ultimum mori - ens, Zum erſten Lebende / und am letzten Sterbende. Denn wie die Phyſici fuͤrgeben / wird das Hertze erſtlich / hernach das Ge - hirn / am ſpaͤteſten aber die Augen in MutterLeibe formiret. Letztere aber wie die Erfahrung zeiget / ſterben erſtlich / und das Hertze lebet bis zum Letzten.
BDieſesAbdanckung.Dieſes erkante wohl im heiligen Geiſte unſere ſel. Jung -Prov. 23. v. 26. frau. Was Gottes Hand an Ihr zum erſten gebildet / das gab ſie Ihme fuͤr andern wieder und zu eigen / und befand ſich in deſ - ſen Ausſtattung Wunder-begluͤckt und hoͤchſtbeſeliget. DenEph. 3. 17. Col. 2. v. 9. Der / in dem alle Fuͤlle der Gottheit leibhaftig wohnet / als in ſeinen eigenen Tempel / nemlich Jeſus Chriſtus / das unbe - greiffliche Gut / wohnete durch den Glauben / in dieſem Ihrem / Ihme gegebenen Hertzen. Dieſer theure Gaſt vergnuͤgte ſie alſo / daß ſie ſagte: Herr Jeſu!
Die Anatomici melden / daß des Hertzens Geſtalt Py - ramidaliſcher Forme ſey. Ein gelehrter Medicus nennents Turbi natum: oben bereit und etwas weit / unten zugeſpitzet (wie eine Dreh oder Trip Kaule! womit die Kinder zu ſpielen pflegen) und alſo dem Himmel offen / der Erden geſchloſſen.
So war das Hertze unſerer ſeel. Jungfrauen auch beſchaf -Pſal. 62, 11. Thren. 3, 41 fen. Es hing nicht am Zeitlichen / ſondern wahr mit den Haͤnden zu Gott erhohen / dieſer beſtaͤndigen reſolution und Meinung:
Aus ſolchen Ihrem Hertzen floß hertzliche Liebe Gottes / welche zuvor in daſſelbe ausgegoſſen war / durch den heiligen Geiſt / der Ihr gegeben war.
Dieſes war nun Ihr ruͤhmlichſter GlaubensRuhm. Sie glaubete / darumb redete: darumb liebete: darumb duldete /darumbAbdanckung.darumb ſiegete ſie. Denn was nicht aus dem Glauben iſt /Cap. 14. v. 21. auch das Lieben / das iſt Suͤnde.
In Krafft dieſes ſo beſchaffenen und uͤbenden hertzlichen GottesLieben trug Sie
Brunnen und Stroͤme ſeyn das ordentliche Mittel / wo mit das irdiſche Feuer zu leſchen. Hat nun der / der in Feuers - Noth geraͤth / in der Naͤhe gleich Waſſer: Aber keinen Eymer / Gefaͤſſe und Werckzeug / das Waſſer zu ſchoͤpfen / zu faſſen / und auszuguͤſſen: So muß Er nur dem Feuer ſeine Luſt und Willen: Gottes Verhaͤngnuͤs aber und ſeinem Verderben ſeinen Fort - gang laſſen.
Das helliſche Feuer aber zu leſchen / dienet kein Brunn / kein Strom / kein Meer. Ja wenn man gleich den Tieffen und etliche 1000. Meilen weiten Occanum faſſen / und in die Helle ausgieſſen konte / ſo wuͤrde es doch nicht helffen / ſondern nur ſeyn / als wenn ein Schmid die Hitze zu concentriren / die euſ - ſerlichen Kohlen aus dem Leſchtroge befeuchtet / aber damit ma - chet / daß Stahl und Eiſen / deſto geſchwinder ſchmeltzen / und wie Thon oder Wachs tractatel werden muß.
B ijEsAbdanckung.Es nuͤtzet auch kein Welt-Wunder - und Kunſt Waſſer / wie es Nahmen haben mag.
Pa[s]ſionale Urſini p. 244. Man laſſe es wahr ſeyn / das Cginus in Cilicia die Po - dagriſchen Schenckel mit ſeinem Waſſer gewaſchen / heile: daß der Brunn Clitorius in Arcadiä den Saͤufern den Wein er - leyde / daß ſie ihn nicht mehr trincken koͤnnen: daß in Cyzico ein Brunn / der der Liebhabenden ihre Phantalei benchme / und ihnen die tolle Brunſt ausleſche: Daß Clitumnus ein Fluß in Hetrurien / Rinder und Schaffe / wenn Sie aus Jhme trincken / gantz weiß mache: Daß in Bonica einer Jnſul in der neuen Welt / ein Brunn ſey / der alte Leute Jung mache. Jch ſage nach / man laſſe wahr ſeyn / was von dieſen Wunder Waſſern geſchrieben wird / obs gleich vielleicht nicht wahr iſt: Wo findet man aber einen Brunn / Fluß / oder Waſſer / der nicht allein die Angſt der Hellen hier im Gewiſſen ausleſche / ſondern auch die Urſache der Hellen / nemlich die Suͤnden Schneeweiß und gantz rein abwaſche? Hier richten nichtes aus die allerkraͤftigſten Aqva fortes der Alchymiſten / ob ſie gleich ein ſolches corro - ſiv haben / daß ſie aqvam ſtygiam nennen: Hier thut auch nichtes / daß ſonſt ſehr uͤbliche Weihwaſſer der Papiſten: Son - dern es gilt alleine das Goͤttliche Wunder-Waſſer bußfertiger Chriſten.
Gen. 2. v. 10Solches iſt nun die Ewige und edele Paradis-Qvelle / die den gantzen KirchenGarten waͤſſert. Es iſt die Qvelle / dieJoel 3. v. 18. vom Hauſe des Herren heraus gehet / und den Strom Sit - tim, oder den Dornbach menſchlicher Verdamnuͤs waͤſſert. EsEſa 12. v. 3 iſt der rechte HeilBrunnen / aus weichem alle bußfertige Suͤn - der mit Freuden / Waſſer ſchoͤpffen. Mit einem Worte: Dieſes Waſſer iſt das Blut und Waſſer aus den Heil Wun - den Jeſu Chriſti des Sohnes Gottes gefloſſen.
DieſesAbdanckung.Dieſes Waſſer ſchoͤrffete unſere ſelige Jungfrau zum Erſten / ſey dem geiſtlichen Brunnen Beerſaba / das iſt / beyGen. 21, 31. dem theuren Eyd Brunnen Ihrer heiligen Tauffe /
Sie ſchoͤpffte dieſes Waſſer aus dem Gehoͤr goͤttlichen Wortes / als aus dem luſtigen Bruͤnnlein der Stadt Gottes. Pſal. 46, 5. O wie offte erqvickte dieſes friſche Waſſer ihre Seele / daß auchPſal. 23, 2. von Ihr bey Ubung ihres Chriſtenthums geiſtliche Stroͤme desJoh. 7, 38. Lebendigen Waſſers floſſen.
Sie ſchoͤpfte dieſes Waſſer / bey wuͤrdigem Gebrauch des heiligen Abendmahls / und ſagte:
Sie ſchoͤpfte aber dieſes Waſſer nicht mit einem Siebe / oder loͤcherichten Gefaͤſſe: Sondern mit dem Eymer ihres wah - ren Glaubens / und nutzte es in Zuverſichtlicher ZueignungB iijZumAbdanckung.Zum Troſte im Leiden. Zum Leben im Scheiden.
O ſeliger Gebrauch! O wunder kraͤfftige Wuͤrckung. Mit dieſem Waſſer wurden alle ihre Gebrechen geheilet; Die - ſes Waſſers Annehmligkeit / machte Ihr aller Welt Wolluſt zu bitterer Galle. Es leſchte in ihr aus alle Phantaſei der Ey - telkeit / und alle unordentliche Liebe zum Zeitlichen. Dieſes Waſſer wuſch ſie wohl / daß ſie Schneeweiß ward von ih - ren Suͤnden. Dieſes Waſſer machte ihren Mund in aller Traurigkeit froͤlich / und verjuͤngete ſie wie einen Adeler / in taͤgli - cher Erneuerung des heiligen Geiſtes / und Ehnlich-werdung Jeſu Chriſti. Krafft dieſes Waſſers durſtete ſie nicht in ih - rer Kranckheit. Krafft dieſes Waſſers lebete Sie in ihrem Sterben / denn es ward ihr ein Brunn des Waſſers / das ins Ewige Leben qvillet. Krafft dieſes Waſſers muſte die Suͤnde verſchwinden / die Helle erleſchen / der Tod ſich ſchaͤmen / der Teuffel verſtummen / und ſich packen / ſo ofte dieſe Liebhaberin Jeſu Chriſti / der mit ſeinem Blute wohlgefuͤlleten Glaubens - Eymer weiſete.
Nun bey dieſem Waſſer trug Sie auch Feuer / das war Ihr ſehnliches HimmelGieben und Verlangen nach der Ewigen Seeligkeit.
WieAbdanckung.Wie Feuer nicht kan verborgen gehalten werden: Son - dern brennet und leuchtet. So brante auch unſere ſelige Jungfrau in Jeſu Chriſti Liebe / und ließ dabey auch euſerlichMatth. 5. v. 16. ihr Gottſeligkeits-Liecht fuͤr den Menſchen leuchten in Tugend - loͤblicher Lebens Exemplen. Und weil Ihr Wandel nur imPhil. 3, 30. Himmel / ſo gieng auch ihr Glaubens und Andachts-Feuer in inbruͤnſtigem ſehnlichen Gieben und Seuftzen nur nach dem Himmel / eben den Himmel anzuzuͤnden: das iſt / Jeſum1. Cor. 15. v. 47. den Herren von Himmel / Ihre Liebe / zubewegen / das Er entweder ſein Wort erfuͤllen / die Himmel mit groſſen Krachen2. Pet. 3. v. 10. zergehen / und die Elementa fuͤr Hitze wolle zerſchmeltzen laſ - ſen: Oder / ſo Er als ein unausdencklicher-langmuͤthiger Gott / noch Gedult haben wolle mit der WeltSuͤnde zu ihrer Bekeh - rung / daß Er doch ihr ſeine heilige Engel / die feurigen Himmel - Fuͤhrer wolle ſenden / und ſie erloͤſen von allem Ubel. Wolan / was und wie Sie gewollt / das iſt geſchehen / und ihr ſeligſt wie -Pſal. 80, 8. derfahren.
Nun traͤgt Sie ſich nicht mehr / mit dem groſſen Maſſe voll Thraͤnen ihrer Truͤbſeligkeit: Denn das Lamb mitten imStulApoc. 7, 17 weidet Sie / und leitet Sie zum lebendigen Waſſer-Brunnen / und Gott waͤſchet ab alle ihre Thraͤnen von ihren Augen. Sie traͤgt ſich auch nicht mehr mit dem GlaubensEymer erwarten -1. Pet. 1, 9. der Seeligkeit / denn ihres Glaubens Ende der SeelenSeeligkeit iſt ihr gewehret. Sie traͤgt nicht mehr Feuer in ihren Haͤnden: Sondern leuchtet gantz und gar wie die Sonne in ihres Va -Matth. 13. v. 43. ters Reich immer und ewiglich. Sie ſiehet nun was noch kein Auge geſehen. Sie hoͤret / was noch kein Ohr gehoͤret. 1. Cor. 9, 9. Sie geneuſſet uͤberſchwenglich / ja Hertz - und Sinn-vergnuͤget / was noch in keines Menſchen Hertze und Sinn kommen iſt. Wie dieſes alles in angehoͤreten beyden annehmen und gelehrten Pre - digten / mit mehrem ausgefuͤhret worden.
NurAbdanckung.Nur noch Eines. Unſere ſelige Jungfrau hat fuͤr ihrem Ende beweglich gebeten / Ihr einen Krantz aus gewiſſen Kraͤu - ter-Arten / nemlich / von Wermuth / Rauten und Ehren - preiß gemachet / aufzuſetzen / und mit ins Grab zu geben. Wel - che ſpecies und Kraͤuter-Arten ſie gar nachdencklich ſich wiſſen zu appliciren.
Durch die Wermuth wolte Sie ihres LebensTruͤb -Thren. 3, 15 ſeligkeit allen Creutz-verwandten Ehriſten weiſen und and[eu]- ten / wie Sie Gott offte mit Bitterkeit geſaͤttiget / und mit Wermuth getraͤnck[e]t habe.
Durch die Raute / wolte Sie ihres Chriſtenthums und WandelsBeſchaffenheit zeigen. Denn wie die Raute auch im Winter gruͤnet / und allem Eiffte wiederſtehet: So ha -Pſal. 23, 2. be Sie nichtes hoͤher / als die gruͤne Auen-Weide des Wor - tes Gottes geliebet / und in Krafft derſelben ſich befliſſen / auch bey zugewinteter und faſt in gemein erfrorner Gott -Pſal. 92, 14. ſeligkeit / als ein Palmbaum in den Vorhoͤfen ihres Gottes / mit unverletzten Gewiſſens / und unverwelckten Tugend-Blaͤt - tern zu gruͤnen / welche gruͤne Raute des Wortes Gottes SieTit. 2. v. 2. auch machte und erhielt / geſund im Glauben: Daß ihr kein Gifft der Aergernuͤs / noch P[e]ſt der Suͤnden ſchadete / ſondern daß ihr in Krafft dieſes Wortes Leben und volle Gnuͤge folgete.
Durch den Ehrenpreiß / wolte Sie ihres Glaubens Beſtaͤndigkeit Ihrem Seelen-Braͤutigam Chriſto Jeſu be -Heb. 11, 6. zeugen. Denn wie an einem Chriſten dieſer Ehrenpreiß (der Glaube) das Schoͤnſte / alſo / daß es unmoͤglich ohne denſelben Gotte gefallen: So iſt ſolcher auch Gott das Allerliebſte:Jer. 5. v. 3. Denn ſeine Augen ſehen nur nach dem Glauben: Endlich auchJoh. 3. v. 16. einem Chriſten das Seeligſte: Denn in dieſem Ehrenpreiſe desMarc. 16, 16. wahren Glaubens wird ein Chriſt nicht verlohren: ſondern ſeelig.
WieAbdanckung.Wie angenehm Sie nun in dieſem Krantze ihrem Er - loͤſer geweſen / und wie ſelig Sie wieder von Ihme bekroͤnet wor - den / iſt aus Eroͤffnung goͤttlichen Wortes leicht abzunehmen.
O der ſchoͤnen und ſeligen Krone!
Statt der bitteren Wermuth hat Sie ihr HerrJe -Pſal. 16, 11. ſus bekraͤntzet mit Angelica oder mit dem Engelſuͤſſen lieblichen Weſen zur Rechten Gottes.
Statt der gruͤnen Rauten traͤgt Sie / und pranget in dem unvergaͤnglichen / unbefleckten und unverwelcklichen Erbe /1. Pet. 1. v. 4. daß auch uns behalten wird im Himmel
Statt des Ehrenpreiſes Ihres Glaubens bekroͤnet Sie ihr Erloͤſer mit dem SeligkeitsPreiſe des Anſchau -1. Cor. 13. v. 12. ens Gottes von Angeſicht zu Angeſichte.
Und in dem iſt Ihre Seele Ewig geneſen. Gen 32, 30.
Wie das nun gewislich und ungezweiffelt wahr / was Nutzen denn Hochadeliche Trauer Hertzen / dieſer ſeligen Seelen Euere und unſere Thraͤnen / wenn wir ſie gleich Eymer weiſe beytragen koͤnten? Wollen wir ihrer SeelenSeeligkeit be - weinen / oder ihres Leibes Ruhe betrauren? das ſey ferne. Als unſer Herr Jeſus bey dem Grabe Lazari weinete / ſprachen die Juden: Siehe wie hat Er ihn ſo lieb gehabt! Dieſes wollen wir auch thun / und ihrer Liebe unſere letzte Liebes Thraͤnen ſchen - cken / doch aber dabey in ihrer beharrlichen Liebe / unſere Chriſt - glaͤubige Zufriedenheit / ſamt dem Troſte unſerer Hoffnung be - zeugen / welches iſt das ſelige Wiederſehen / und das nim - mermehr befuͤrchtende getrennet werden / Welches wie Ihr / auch uns zu ſeiner Zeit der fromme Gott helffe.
Daß aber E. E. Geſtr. Geſtr. E. Ehrw. und die Herren des Rathes von Greiffenberg / wie auch das Hoch Adeliche Tu - gend-loͤbliche Frauen Zimmer / auf beſchehenes Freund-Nach - barliches / und Ehrendienſtliches Erſuchen / ſich ſo freund willigCerwieſen /Abdanckung.erwieſen / und dieſeChriſt Adeliche funeration durch dero Hoch - und werth gehaltene Præſenz, zu letzter Ehren Bezeigung der ſe - lig Verſtorbenen / als auch ſonderbahrer Mitleidens-Bezeu - gung / und wohl empfundene Troſt-Vermehrung / vermutteln und vollenden wollen / Erkennet der Hoch - und WohlEdelge - bohrne etc. Herr Hans Sigmund von Feſtenberg / Pakiſch ge - nant / Herr auf Wieſenthal / Friedersdorff / Pomſen und Lud - wigsdorff / etc. nebenſt ſeinem Hertzliebſten Eheſchatze und lieb - ſten Jungfr. Toͤchtern in Freund-Nachbarlicher hertzlicher Danckbarkeit / etc.
Und weil Ihnen itziger Zeit zu wuͤrcklicher Danckbezeu - gung andere Mittel und Gelegenheit nicht erſcheinen / bitten Sie durch meine Wenigkeit / E. E. Geſtr. Geſtr. E. Ehrw und die Herren / ſamt dem Hoch Adelichen FrauenZimmer wollen unbe - ſchwert mit Ihnen in ihr Trauer-Haus umbkehren / und bey zubereiteten Trauer-Mahle Ihnen großguͤnſtig verſtatten / Sie allerſeits ferner freundlichſt zuverſichern / daß Sie Ihnen ieder - zeit danckbar / und zu allem dem / was Ihnen annehmlich / moͤglichſt fertig ſeyn wollen / etc. etc.
CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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