PRIMS Full-text transcription (HTML)
Exilii humani Miſeria & Conſolatio. Das iſt Der Adamiſchen verweiſung Klaͤgliches Elend / vnd Troſt In einer Leichpredigt
Beim begraͤbnus des Weiland Edlen Ehrenveſten vnd Wolbenambten HErrn Johann Gebhardts von Goͤppelßberg / ꝛc: Fuͤrſt - lichen Wolverordneten Secretarii zum Brieg.
Welcher den. 21. Maji, vmb Zwey viertell auf viere der halben vhr / nach Mittage / ſanft vnd ſelig eingeſchlaffen / vnd den 29. hujus, Chriſtlichem Brauch nach zum Brieg / in der Fuͤrſtlichen Schloß Kyrchen zur Erden beſtattet worden. Abgehandelt vnd erklaͤret. Dann auch auf ferners begehren zum druck vorfertiget

Ambroſ: lib: de Virgin: Diſcite in hoc mundo, ſupra mundum esſe, & ſi corpus geri - tis, Volitet in vobis ales jnterior.

Denen Ehrenfeſten / Namhaf - ten vnnd wolgeachten Herrn / Herrn Melchior Muͤlnern / Fuͤrſtlichen Cantzeley ver - wanten zum Brieg / vnd Herrn Martin Gebhardten / gemein Elteſten / der Fuͤrſtlichen Stadt Nympſch / Meinen beſonders geliebten Herrn Schwaͤ - gern vnd Gevattern. Gottes gnad vnd troſt / durch vnſern Herren JEſum Chriſtum nebenſt erbittung meiner freundwilligen dinſt zuvor.

EHrenfeſte / Namhaffte / wolgeachte / beſon - ders guͤnſtige Herrn Schwaͤgere / vnnd Gevatter / das es wahr ſey / was der Apo - ſtel ſagt / wir haben hie keine bleibende ſtat /Ebræ. 13. 14. ſondern die zukuͤnfftige ſuchen wir / weiſet vns nicht allein die H. ſchrifft / ſondern es bezeu - gets auch die taͤgliche erfahrung / vnd beſtettiget es gegenwertiges Exempel / eures geliebten Herrn Bruders vnd blutfreundes / vnſeres ge - weſenen Herrn Secretarii, deſſen gantzes Curri - culam auff erden / nur eine wanderſchaft von ei - nem ort zum andern geweſen / vnd doch nirgend ſeine bleibende ſtat fuͤr jhn gefunden worden / biß er nu mehr ſeine Pilgramſchaft vollendet vñ das himliſche Vaterland durch Chriſtum ero - bert hat: Da iſt jhme vnd vns vnſere ewig blei -A ijbendebende wohnung bereitet / Gott helffe vns auch vnſern lauf gantz ſeliglich vollenden.

Ob derowegen nu zwar ſolcher hintrit euch das gebluͤtte vñ hertze zu trauren bewegen moͤch - te / ſo iſt doch die hofnung gewiß / das jhr vñ wir /1. Cor. 3. 23 die wir Chriſti eigenthumb ſein / durch ſeinApocal. 5. 9. blut zum leben erkauft / an jenem groſſen tage /Ebræ. 11. 10. in der herrlichen ſtat Gottes / die einen grund2. Cor. 5. 1. hat / vnd demnach vnvorgaͤnglich vnd ewig iſt / wiederumb froͤlich zuſam̃en kom̃en / vnd fuͤr dem angeſicht Jeſu Chriſti / inn lauter herrligkeit ge - rechtigkeit / vnd vnausſprechlichen freuden bey einander wohnen vnd bleiben werden / darumb1. Theß. 4. 13. jhr dann auch euer trauren / als Chriſten ge - buͤhret werdet zu tragen vnd zu meſſig[e]n wiſſen.

Die aufgeſetzte Leichpredigt aber / habe ich eu - rem begehren nach / zum druck vorfertigen / vnd euch hiemit freundtlich dediciren wollen mit freundlicher bitt / dieſelbte inn freundſchaft von mir zuerkennen vnd anzunemen / denen ich mich zu angenemen freundlichen vnnd Chriſtlichen dienſten jederzeit willig befinde / Goͤttlichem ent - halt hiemit empfelend. Brieg den 1. Junii. Ao. 1622.

Euer allzeit dinſtwilliger freund / Iohannes Neomenius.

Chriſtliche Leichpredigt.

WIe ſcharff iſt das Vrthril des gerechten Got - tes / im Paradieß auff den fall Adams / uͤber jhn vnd alle ſeine Kinder gefaͤllet / das nicht ein einiger Menſch zu finden / der ſich des entbre - chen koͤnte / er ſeyſo gelehrt / ſcharffſinnig vnd geſchickt als er immer wolle / der weiſe muß ſo wol ſterben alßPſal. 49. 11 der Thor / vnnd ob wol die Weißheit die ThorheitEccleſ. 2. 13 uͤbertrifft / wie das Licht die finſternus / vnnd dieIbidem. v 14. augen der Weiſen im Haupte ſtehen / die Nar -Ibid. v. 16. ren aber im finſternus gehen / ſo[g]ehets doch ei - nem wie dem andern / denn man gedencket des Weiſen nicht immerdar / eben ſo wenig alß des Narren / die kuͤnfftige tage vergeſſen alles / vnd wie derweiſe ſtirbet / alſo auch der Narr ſagt Sa - lomon / welches dem leiblichen tode nach zuvorſtehen iſt.

Solches ſehen wir auch heute / an vnſerm Herꝛen Secre tario / den Gott ja mit kunſt vnd geſchickligkeit ſchoͤn ge - zieret / vnd mit weißheit herrlich geſchmuͤcket gehabt / in ſeinem eben / das er dadurch zimlich hoch geſtiegen / vnd bey die Fuͤrſten iſt geſetzt worden / hat auch manchen ſchweren actionibus in ſeinem Ampt beywohnen / vnd die abſchied / von〈…〉〈…〉 ertigen muͤſſen / es hat jhm aber alle ſeine luris pru - dentia nicht helffen koͤnnen / wieder den einmal im Para - dieß geſprochenen ſententz / du ſolt des todes ſterben /Geneſ. 2. 17. dawieder hat er keine exception finden koͤnnen / der alteA iijbundcap. 3. 19.bund hat nur an jhm auch / wie an allen Adams Kindern /Syr. 14. 15. muͤſſen exequiret werden. Er iſt nach dem gerechten vnnd heiligen willen Gottes / den Juͤngſthin verſtrichenen 21. Maij / todes vorblichen / vnd wird jetzund zu ſeinem Ruh - betlein beleitet / dazu wir vns als Chriſtenleut in zimlicher maͤnge / verfuͤget haben / vmb der gewiſſen froͤlichen hoff - nung willen / die wir durch CHriſtum haben / weil ErRom. 5. 8. fuͤr vnns geſtorben iſt / den ewigen todt in ſieg ver -1. Cor. 15. 55. ſchlungen vnd durch ſeine aufferſtehung / die ge -Rom. 4. 25. rechtigkeit / vnnd ewige ſeligkeit herwieder ge - bracht / das wir am ende der Tage auch froͤlich aus2. Tim. 1. 10. dem ſtaube der Erden ſollen herfuͤr gehen / vnd imEccleſ 12. 7. Himmel fuͤr dem Angeſichte Gottes / in ewiger herrligkeit leben.

Darumb laſt vns uͤber dem bleich gelben Todtenbildt1. Cor. 15. 51. nicht allzu ſehr erſchrecken / denn wir ſollen verneuret / vnd dem verklaͤrten leibe vnſers Herren JeſuPhilip. 3. 21. Chriſtiaͤhnlich gemacht werden / vñ bey dem Herrn1. Theßal. 4. 17. ſein allezeit.

Damit aber ſolcher Troſt je mehr vnnd mehr in vns be - kraͤfftiget werde / ſo laſſet vns hertzlich beten.

Vnſer Vater.

Textus Pſalm: 119. . 19.

Ich
ICh bin ein Gaſt auff erden / verbir - ge deine Geboth nicht fuͤr mir.

Exegeſis.

WIe beides Reiche vnd arme ſterben muͤſſen /Jjob. 21. v 23. 25. haben wir heute auß dem gewoͤhnlichen Evan -Lucæ 16. 19. gelio / vom Reichen Manne vnnd armen Lazaro wol vernommen / derer einem / nemlich den ar -Jjob 7. v 2 men blatterichten Lazaro / ſein todt ein gewuͤnſchter fey - erabend / vnd ſeliger außgang geweſen / alles in der Welt erlittenen Jammers / kummers / vnd hungers / ſintemal ſeine Seele von den Engeln inn AbrahamsLucæ 16. 22. ſchoß getragen / vnd daſelbſt mit ewigem troſt vnd vn - auffhoͤrlichen freuden iſt geſaͤtiget worden / das er ſeines zeitlichen vnd nu mehr abgelegten Elendes gantz vergeſſen koͤnnen. Dem andern aber / alß dem Reichen manneibid. v. 23. 24. iſt ſein Ende ſehr erſchraͤcklich gefallen / dann er von aller ſeiner luſt vnd freude / mitten in ſeiner irdiſchen herrligkeit weg geriſſen / vnd in die helliſche angſt vnd qual geſtuͤrtzt worden / darinnen er erbaͤrmlich in alle ewigkeit ſchreyen vnd heulen muß / O ich leide pein in dieſer flammen.

Wol dem / der mit dem fromen Lazaro / ſeine hoffnung auff Gott ſtellet / vnd im Creutz vnd gedult beſtaͤndig durch den glauben bey Chriſto verharret / der kan mit friedenLucæ 2. 29 vnd freuden ſelig von hinnen fahren / vnd zu ſeinemPhilip. 1. 23.HerrnHerrn Chriſto in die himliſche wonne vnd ſeligkeit eingehen. Wehe aber dem / der mit dem Reichen Manne nur der irdiſchen wolluſt / reichthumb vnd hochfart nach - trachtet / Gottes vnd ſeines nechſten / Ja ſeiner eigenenPſal. 39. 5. Seelen dabey vorgiſſet: Der muß davon / wenn ersLucæ 12. 46. nicht meinet / das er mit dem Teuffel ſeinem Printzen / dem er gedienet ewiglich gepeiniget werde.

Syr. 18. 22.

Welches wir alle wol zu bedencken haben weil wirPſal. 90. 22 noch leben vnd geſund ſein / damit wir / als Kinder GOttes / rechtſchaffen klug werden / recht glauben / Chriſtlich vnd Gottſelig leben / vnd in ſtetwerender buß vn - ſerer ſeligen abforderung erwarten / das wir nicht alßdenn allererſt fragen vnnd lernen duͤrffen wie wir ſelig einſchlaf - fen ſollen / wenn vns die Seel ſchon auff der Zungen ſitzt / vnd der todt vns jetzt das hertz abrennet / es moͤchte allzu - langſam / vnd zulernen viel zu ſchwer ſein / das wir druͤberEorc. 9. 27 eines vnſeligen todes verfahren muͤſten. Denn es iſt doch allen Menſchen geſetzt ein mahl zu ſterben / dar - nach das gerichte / welchen tag aber oder ſtunde / iſt vns nicht angeſagt / ſondern verborgen / auff das vns eine jegliche ſtunde verdaͤchtig / vnd wir nimmer ſicher ſein / zu mahl wann wir mit vnſern augen anſchawen / wie man ei - nes nach dem andern dahin traͤgt / auff die man wol / der vernunfft nach / gedacht hette / das ſie noch wer weiß wie lange hetten thauren koͤñen / als auch in gegenwertigem fal zu ſehen / da ein Ehegenoß dem andern folget / ehe das trau - er Jahr noch recht verſchmuͤrtzet iſt. Denn es ſinde kaum Sechs Wochen uͤber das Jahr verfloſſen / da man vnſers lieben vnnd ſeligen Herrn Secretarii ge -liebteliebte Haußfraw jhres alters 33. Jahr / zur Erden beſtaͤtig -Anno 1621 18 Aprilis te / heute wird er ſelber jhr hernach / zu ſeinem Ruhbetlein getragen / O welch ein nichtiges vnnd vergaͤngli -Pſal. 39. 6. 12. ches ding iſts doch vmb vnſer aller leben / wie ge -Pſal. 90 10 ſchwind faͤhrets dahin / als floͤgen wir davon.

Diß betrachtete Koͤnig David ſtetz bey ſich / das er ſol - ches ſo offt in ſeinen Pſalmen repetiret, wie auch im verle - ſenen Text zuvornemen / dariñen er gegen ſeinem Gott ſich angiebt / nicht als ein gewaltiger Herr des landes / in welchem er zwar ein maͤchtiger Koͤnig war / ſondern nur als ein Gaſt / der bald auffbrechen vnd ſeinen wanderſtab fortſetzen muͤſſe / betet derowegen / das der Herr ſein gebot fuͤr jhm nicht verbergen wolle / auff das er nach demſelbigen ſeine ſchrit vnd tritt ſetzen moͤge / vnd al - ſo ſelig ſeine wanderſchafft vollenden. Deſſen Exempel vn - ſer Herr Secretarius, als ein Gottliebender Chriſt / jhme wol eingebildet / vnd demſelben gefolget / als der ſich ebener maſſen fuͤr einen Gaſt vnd frembdling auff erden gehalten / vnd ſo lange von einem ort zum andern gewandert / auch zwey mahl ſehr kranck von ſeiner Reiſe iſt wieder allhier an - kommen / biß er das ander mahl / alß er neulicher zeit von der Fuͤrſten verſamlung zu ruͤck kommen / ſeine Pilgram - ſchafft ſelig beſchloſſen / vnd zu ſeinem Volck verſamlet worden. Dahero ich gleichſam anlaß an die hand bekom - men / ſolche reden vnd Exempel Davids / jhm zum letz - ten Ehrengedaͤchtnuß in der Leichpredigt zuerklaͤren.

Wir finden aber dreyerley darinnen / welche wol zuer - wegen / vnd ſtetz zubetrachten ſein. Alß

BErſtlich /

Erſtlich / Exilium noſtrum, vnſere eigene verweiſung aus dem Paradieß des lebens.

Zum andern / In exilio miſeriam, den betruͤbten vnd jammerſeligen zuſtand / dem wir in vnſerm exilio, vnd ver - weiſetem Elend muͤſſen vnterworffen ſein.

Zum dritten / In miſeriâ conſolarionem, weſſen wir vnns gleichwol wieder ſolch zeitliches Elendt zugetroͤſten haben.

Von allen dreyen Punckten / wollen wir auff dißmahl in Gottes furcht vns kuͤrtzlich vnterreden. Vnnd entlich auch von des im Herrn ſelig eingeſchlaffenen Herrn Secretarii, Ortu, ſorte & morte, das iſt / Ehrlicher an - kunfft / Chriſtlichem leben / vnd ſeligen ſterben nothwendi - gen bericht thun.

Addatur Votum. Vom erſten Punckt.

IN dem ſich David nennet einen gaſt auf erdẽ haben wir zubedencken / das wir nicht mehr in dem ſchoͤnen Luſtgarten des Paradieſes / darein Gott der heilige Schoͤpffer vnſere erſte Eltern Loſieret gehabt / ſolches mit aller luſt jhres hertzen vnd Seelen zu bawen / ſchweben vnd wohnen / in welchem ſo wir geblieben / wir keines jammers noch todes vnns zubefuͤrchten gehabt / ſondern aus demſelben verſtoſſen / vnd in dieſe welt / alß ins Elend verweiſet ſein / darinnen wir vns mit dem tode / vnd allen ſeinen Trabanten / alß da ſind / ſorgen / kummer / wie - derwertigkeit vnd allerley kranckheit / ſo lange ſchleppen /balgen /balgen / vnd ſchlagen muͤſſen / biß das er vns gar erwuͤrget / laut des gedreweten todurteils Welches tages du vomGeneſ. 2. 17. verbotenen Baum eſſen wirſt / ſoltu des todes ſterben.

Dannenher ſagt Moſe / das / nach dem der Gerechte Gott / vnſere erſte Eltern / Adam vñ Evã / uͤbertreter ſeines Goͤttlichen verbots befunden / habe Er ſie durch einencap. 3. 24. Engliſchen Cherub / mit einem feurglaͤntzenden Schwerd / auß dem Paradiß garten außjagen laſſen / das ſie hinfort zum baum des lebens nicht kommen kunten. Das macht es auch / das wir alle entlich weltreu - mig werden muͤſſen / vnd einer nach dem andern dahin ge -Ioſ. 23. 14. het / das Joſua vnd Dauid nicht vnbillich den todt beſchrei - ben / er ſey der weg aller welt / oder alles fleiſches /1. Reg. 2. 2 denn es iſt der alte bund / ſagt Syrach / wir muͤſſenSyr. 14. 18. alle ſterben / wie die Kyrche ſinget / vnd in Moſe geſchrie - ben ſtehet / du biſt Erde vnd ſolt wiederrumb zurGeneſ. 3. 19. erden werden.

Dieſes hat bedacht der Ertzvater Jacob / drumb nennet er ſein leben eine walfarth / vnnd giebt derſelbigen nochGeneſ. 47. 9. zwen greuliche zunahmen / das er ſie nennet / wenig / vnd boͤſe: das klapt zumahl uͤbel. Moſe machts nicht beſſer / ſon - dern behelt Jacobs ſprache / wenn er ſagt / vnſer lebenPſal. 90. 10 wehret ſiebentzig Jahr / vnd wenns hoch koͤmpt / ſo ſindts achtzig Jahr / vnd wenn es koͤſtlich ge - weſen iſt / ſo iſts muͤhe vnnd arbeit geweſen. B ijAlſoAlſo wird von allen gleubigen Altvaͤtern in gemein geſagt:Ebre. 11. 13 Sie haben bekandt / das ſie gaͤſte vnd frembdlin - ge auff erden wehren / vnd ein Vaterland ſuchtẽ / aber nicht ein jrdiſches / ſondern ein himliſches / eine ſtat / die einen grund hat / welcher Bawmeiſter vnnd Schoͤpffer Gott ſelbſt ſey.

1. Peri 2 11

Vnd eben deſſen erinnert vns auch Petrus / wenn er vns alſo anredet / lieben Bruͤder / ich ermahne euch / als die frembdlingen vnd Pilgrim / enthaltet euch von fleiſchlichen luͤſten / welche wieder die Seele ſtreiten: Welche erkantnuß dem fromen Dauidt dieſePſal 39. 13. ſeufftzende worte heraus preſſet / da er betet / Herr / hoͤ - re mein Gebeth / vnd vernim mein ſchreyen / deñ ich bin beyde dein Pilgrim vnnd dein Buͤrger / wie alle meine Vaͤter / laß ab von mir / das ich mich erquicke / ehe denn ich hinfahre / vnd nicht mehr hie ſey.

Weil wir denn das wiſſen / ſo wil ſichs vns / als Gottes Kindern inn alle wege gebuͤhren / das wir vns ja nicht zuPſal. 62. 11 tieff ins zeitliche einlaſſen / noch vnſere hertzen haͤngen1 Tim. 6. 7 an die guͤtter dieſer welt / denn offenbahr iſts / wir ha - ben nichts mitte in die welt bracht / drumb wer - den wir auch nichts mitte hinauß nehmen /Matth. 16 26. wie Paulus ſagt: Wuͤrde derowegen den Menſchen nichts helffen / wenn er gleich die gantze welt ge - winne / vnd muͤſte hernach ſchaden leiden an ſei - ner Seelen / ſagt Chriſtus.

Beſche -

Beſcheret nun Gott einem ein eigen heußlein / oder guͤt -1. Cor. 7. 30 lein / vnd nahrung / es ſey viel oder wenig / ſo neme ers mit danck an / vnd gebrauchs nach dem Raht Pauli / als be - ſaͤſſe ers nicht / denn er iſt darinnen / nur wie ein Gaſt / vnd muß daſſelbige wiederumb reumen / wann jhm GOtt durch den zeitlichen todt die herberge leſſet auffſagen / wie vns der Kyrchen geſang zuſchreyet.

Gedenck du biſt nur hie ein Gaſt /
Vnd kanſt nicht lenger bleiben /
Die zeit laͤſt dir kein ruh noch raſt /
Biß ſie dich thut vertreiben /
So eile zu dem Vaterland /
Das dir Chriſtus hat zugewand
Durch ſein heiliges Leiden.

Vnd ſo viel vom erſten Punct.

Zum andern.

HAben wir vns hierbey auch zugemuͤtte zu ziehen / vn - ſern Elenden Jammerſtandt inn dieſer vnſerer Pil - gramſchafft / der vns vorgeſtellet wird in dem wort / auff erden. Ich bin ein Gaſt auff Erden ſagt Da - vid. Deñ gleich wie man die mißthaͤtigen perſonen vmb jh - res groben verbrechens willen / auch bey den vernuͤnfftigen Heiden / jhres Buͤrgerrechts vnd Vaterlandes zuentſetzen / vnd in einen frembden / vnd fern abgelegenen ort zuvorwei - ſen pflegte / nicht das ſie daſelbſt jhrer faulen haut wol war -B iijten /ten / vnd gutte tage haben moͤchten / (denn was wehre das fuͤr eine ſtraffe / da man weder angſt noch ſchmeꝛtzen fuͤhlete / vnd der lautern wolluſt pflegen koͤnte /) ſondern das ſie das elende bawen / vnter frembdem Joch dienen / vnd als die leibeigenen Knechte / arbeiten / oder als die gefangenen / mitPſal. 105. 18. ſeufftzen vnd ſchmertzen jhre zeit in banden vnnd eiſen zubringen muͤſten / auff das ſie innen wuͤrden / was das ſey / der freyheit des Vaterlandes / vnd buͤrgerlichen gerechtig - keit beraubet ſein: Vnd demnach deſto hefftiger jhre uͤbel - that bereueten / vnd nach der wiederkunfft zu den jhrigen je embſiger ſich bemuͤheten.

Alſo auch / nach dem wir in dem ſchoͤnen Luſthauſe des Paradieſes vns ſo uͤbel gehalten / das wir vmb einer ſchnoͤ - den Naͤſcherey willen / vnſerm Erbherrn vnd Schoͤpffer ſein gebot uͤbertreten / vnd vns an ſeiner Goͤttlichen repu - ration vnd Ehren vergriffen / das wir laͤnger inn dieſer Stadt Gottes nicht kunten geduldet werden / wir muſten herauß / vnd ins Elend Scampen / da haben wir vns leicht die rechnung zu machen / das wir nicht zu zeitlichen gutten tagen in dieſe welt verweiſet ſein / ſondern in immerwehren -Geneſ. 3. 19. den kummer vns zu ſuͤhlen / vnd im ſchweiß vnſers an - geſichtes / vnſer brod / durch muͤhſelige vnd harte arbeit zuibid. v. 18. ſuchen / wie das gerechte vrtheil Gottes lautet. Mit kum - mer ſoltu dich auff dem Erdbodem nehren dein le - benlang / im ſchweiß deines angeſichtes ſoltu dein brod eſſen / biß das du wieder zur erden wer - deſt / davon du genommen biſt. Dannenher wird die -Pſal. 84. 7 ſe vnſere jetzige gelegenheit genennet ein Jammerthal /dardurchdardurch wir mit weinen wandern muͤſſen / daruͤber Da -Pſal. 126 6 vidt ſo bitterlich klaget / wenn er ſpricht. Meine thraͤ -Pſal. 42. 4 nen ſind meine ſpeiſe tag vnd nacht. Vnd abermal. Du ſpeiſeſt vns mit thraͤnen brodt / vnd traͤnck -Pſal. 80. 6 eſt vns mit groſſem maß vol thraͤnen. Vnnd noch mehr. Ich eſſe aſchen wie brod / vnd miſche mei -Pſal. 102. 10. nen tranck mit weinen. Ijob weinet ſo grauſam ſehrJjob. 16. 18 das jhm die augenlieder dauon geſchwellen.

Solch Jammer aber vnnd Elend gehet durch die banck hindurch / ohne vnterſcheid / uͤber alle Menſchen: Wie Syrach ſolches bezeuget da er ſagt / Es iſt ein elend vñSyrach. 40. 1. et ſeqq. jaͤmmerlich ding vmb aller Menſchen leben / von mutterleibe an / biß ſie in die erde begraben wer - den / die vnſer aller Mutter iſt: Da iſt immer ſor - ge / furcht / hoffnung / vnd zu letzt der todt / ſo wol bey dem der in hohen ehren ſitzt / als bey dem ge - ringſten auff erden: ſo wol bey dem / der Seyde vnnd Kron traͤgt / alß bey dem der einen groben Kittel an hat.

Niemand dencke / alß wann die gelahrten / oder hohe Po - tentaten / oder andere / die nicht mit grober puͤchel arbeit zu thun haben / darumb ohne kummer vnd ſorgen / in lauter gutten tagen lebeten. Ach nein: die Engel des friedesEſaiæ. 33. 7 (das ſeind die lieben Prediger) ſtehen drauſſen / vnndRom. 12. 8 weinen bitterlich ſagt Eſaias / Regieren bringt ſorgfeltigkeit / die Amptsſorgen / laſſen den KoͤnigAhas -Eſther. 6. 1.Ahasveros nicht ſchlaffen. David vnd Hißkias kir -Pſal. 102. 7 ren wie die Tauben vnd Kranchen / vnd iſt in ſum -Eſa. 38. 14. ma kein einiger Menſch ſolches jam̃ers uͤberhaben / wenns gleich eine zeitlang anſtehet / es kommet entlich dasEpheſ. 6. 13 boͤſe angſt ſtuͤndlein / das nimbt alle vorige freude hin - weg / das man derer nicht mehr gedencket / wie die erfahrung mehr / denn manchem lieb iſt / bezeuget.

In ſolchem elenden zuſtand aber werden ſonderlich ſech - ſerley klage ſtimmen gehoͤret. Die erſte gehet uͤber den fall Adams / welches vns Chriſtus / bey dem Engel der gemei -Apoc. 2. 5. ne zu Epheſo mit erinnert / da er ſpricht. Gedenck wo - von du gefallen biſt / vnd thue buſſe / denn durch ſol -Rom. 5. 12. chen fall / als des erſten Menſchen ſuͤnde / iſt der todt inn die welt kommen / vnd zu allen Menſchen durch gedrungen. Vmb dieſes ſchrecklichen falles willen / her -ibid. v. 14. ſchet auch der todt uͤber die jenigen / welche nicht geſuͤndiget haben / mit gleicher uͤbertretung / wie der Adam / alß abermalß Paulus ſaget / das iſt / Adams fall vergifftet auch die kleinen Kinder in Mutterleibe / dasSapient. 7. 3. ſie dem tode muͤſſen vnterworffen ſein. Darumb wenn ſie in die welt gebohꝛen weꝛden / iſt weinen jhre erſte ſtim̃e / darauff folgen noch viel geſchrey vnd thraͤnen / ehe man auf die beine kompt.

Vnnd da man ein wenig zur krafft kommet / ge - het die zucht an / im Hauſe vnd in der Schul / das thut der Adamiſchen Natur bange / die wolte der lieberProverb, 22. 15. uͤberhaben ſein / aber es muß die rutte der zucht deßKnabenKnaben die angebohrne Thorheit aus dem hertzen treiben / da ſetzt es abermals thraͤnen / biß man ſchier zu den Maͤnlichen Jahren kommet / da hats wol ein anſehen / als wolte es nun eineſt gutt werden / vnd die klage ſtimme ein ende nemen / weil damals die Natur mit jhrer anmut - tigkeit am luſtigſten: Aber baldt finden ſich neweſorgen / da hebt man an hauß zu halten / aͤmbter zubedienen / Ehelich zu werden / ꝛc. Da kommet man allererſt recht inn die Klage - ſchul hienein / das man fuͤr kummer offters das heubt in die haͤnde legt / vnd des nachtes im weichen Bette nicht ſchlaf - fen kan / da man zuvor auff harten Baͤncken beſſer geru - het hat.

Vnnd wer kan alles was den Menſchen plaget auff er - den / ſpecificiren? ein jeder fuͤhlets wol ſelber wo jhn der ſchuch druͤcket.

Kompts zum alter / da finden ſich grawe haar / mit mancherley kranckheit vnd beſchwerungen / biß das wir vol - lend im tode den Geiſt auffgeben / Alſo bleibts dabey was im bekandten Schulverß geſagt wird.

Prima dies dolor eſt, medius dolor, ultima ſummus.
Der erſte tag diß lebens zart
Mit ſchmertzen geht zur Jammerfarth /
Der ander / bringet gleiche klag
Der dritt mit weinen ſchleicht ins Grab.

Zum andern haben wir zu klagen uͤber vnſere eigene ſuͤn - de / damit wir ſelbſt Gott taͤglich erzuͤrnen / vnd dardurch vn - ſern jammer vnd Elend heufflen / daruͤber Jeremias klagt / ſampt der gantzen Juͤdiſchen Kyrchen / zur zeit der Baby - loniſchen verwuͤſtung. Meine ſchwere ſuͤnden (ſprichtThren. 1. 14.Cer)er) ſind durch ſeine ſtraffe erwacht / vnd mit hauf - fen mir auff den halß kommen / das mir alle mei - ne krafft entgehet / der Herr hat mich alſo zuge - richtet / das ich nicht auffkommen kan. Moſe thut dergleichen in ſeinem gebet / denn ſpricht er zu ſeinem Gott /Pſal. 90. 8. vnſert miſſethat ſtelleſtu fuͤr dich / vnſere vner - kante ſuͤnde / ins licht / fuͤr deinem angeſicht / da - rumb fahren alle vnſere tage dahin / duͤrch dei - nen zorn / wir bringen vnſere Jahre zu wie ein geſchwaͤtz.

So nu niemand vnter allen lebendigen gefunden wird /1. Reg. 8. 46 der da nicht ſuͤndigte / Ja auch der gerechte des ta -Prov. 24. 16. ges ſieben mahl faͤllet / wie wolte denn jemand dieſer klageſtimme ſich enteuſern koͤnnen. O es wird wol dabeyPſal. 32. 6. bleiben / was geſchrieben ſtehet / vmb vergebung der ſuͤnden werden Gott bitten muͤſſen auch alle heili - gen / da wird nichts anders auß.

Die dritte klage ſtimme preſſet vns auß der zorn Gottes /Pſal. 90. 7. wie Moſe ſolches bekennet / wenn er ſagt / das macht dein zorn / das wir ſo vergehen / vnd dein grimmDeut. 32. 22 das wir ſo ploͤtzlich dahin muͤſſen. Denn des Herrn zorn brennet biß ins grab vnnd inn die helle hienein. Darumb fuͤrchtet ſich Dauidt ſo hertzlich darfuͤr / das er in ſeinen Pſalmẽ gar offt winſelt vñ ſchreiet /Pſal. 6. 1. Ach Herr ſtraff mich nicht in deinem zorn / vndPſal. 38. 2. zuͤchtige mich nicht in deinem grimm. Ijob weißinin ſolchem fall nicht wo er hinauß ſolte. Wie ſolches ſeine worte wol geben / da er ſpricht. Die Pfeile des All -Jjob. 6. 4. maͤchtigen ſtecken in mir / derſelben grimm ſeufft aus meinen Geiſt / vnd die ſchraͤcknus Gottes ſind auff mich gerichtet. Vnd abermal klagt er. Ducap. 30 21 (Gott. ) biſt mir verwandelt in einen grauſamen Tyrannen / vnd zeigeſt deinen gram an mir mit der ſtaͤrcke deiner hand / Darumb betet dagegen ſo ernſt - lich der alte Lehrer Anshelmus vnd ſagt. O zorn des Allmaͤchtigen / falle nicht auff mich / O grim̃ des allerhoͤchſten / wie kan ich dich erdulden? Ach wenn der Eyuerige Gott ein land antaſtet in ſeinem zorn /Jjob. 9. 6. ſo muͤſſen ſeine pfeiler zittern / Er iſt Gott / ſei - nen zorn kan niemand ſtillen / wann derowegen das geringſte fuͤncklein des zornes Gottes auff vnſer gewiſſen faͤllet / iſts vnmoͤglich / das wir ohne klagen vnd hertzeleidt ſolches verſchmuͤrtzen koͤnten / Ja wir muſten ewig darun - ter vorgehen vnd zu nichte werden / wenn ſolches nicht durch den heiligen Geiſt / mit dem blutte Jeſu Chriſti gedaͤmpfft / vnd geſtillet wuͤrde. Wer ſiehet nun hie nicht auch die drit - te vrſach dieſer klageſtimme.

Zum vierden / kompt auch uͤber vns der fluch des geſe - tzes / mit ſeinem ſcharffen Sententz / dadurch alle Suͤnder / (wie wir denn alle ſind / von Mutterleib an /) zum ewi - gen verdamnus vervrtheilet werden / wie geſchrieben ſtehetEſaiæ 48. 8. verflucht ſey ein jeder / der nicht bleibet bey alleDeut. 27. 26. dem das geſchrieben ſtehet im buch dieſes geſe -C ijtzestzes / das ers thut. Nun aber thuts nicht allein niemand /Rom. 8. 7. ſondern es kans auch niemand thun ſintemal das ge -cap. 7. 10. rechte vnnd heilige geſetz Gottes / das vns zum lebencap. 8. 3. gereichen ſolte / durch des fleiſches verterbung in vnsGeneſ. 6. 5 geſchwecht iſt / das auch alles tichten vnd trachten des menſchlichen hertzens nu mehr nach dem fall nur boͤſe iſt von Jugend auff / wie Gott ſelbſt druͤber klagt /Rom. 7. 13 dannenher iſt vns das gutte geſetze Gottes zum to - de gerahten / das es vns alle / als uͤbertreter / nicht anders / denn fluchen vnd verdammen kan.

Wenn nun ein uͤbelthaͤter durch menſchlichen Richter zum tode verdammet iſt / ſo wird jhm angſt vnd bange / das er klaget vnd ſeufftzet / vnd weiß offt ſelber nicht wo er iſt / oder was er thut fuͤr angſt ſeines hertzens. Wie ſolte denn der gerechte fluch vnd verdamnuß / damit vns das heilige geſetz Gottes / alß uͤbertreter zur Helle verdammet / nicht Seel vnnd Geiſt durchaͤngſten? Das wir wol klagen vnnd ſeufftzen muͤſſen / Herr wo ſol ich hin fliehenPſalm. 139 7. fuͤr deinem zorn. Ach gehe ja nicht ins gericht mitPſal. 143. 2 deinem Knecht / denn fuͤr dir wird kein lebendigerPſal. 130. 3. gerecht. So du Herr wilt ſuͤnde zu rechnen wer wil fuͤr dir beſtehen? Denn niemand ſol meinen / alß ſey Gottes zorn vnd fluch ſo ohnmaͤchtig / wie der Men - ſchen / die zuͤrnen zwar / vnd fluchen offt einem andern / aber ſie moͤgen jhm doch nicht ſchaden / denn ſie ſind entweder zu ſchwach / vnd haben keinen nachdruck / oder muͤſſen ſich fuͤrchten fuͤr Weltlicher Obrigkeit ſtraffe / drumb muß bey -desdes jhr zorn vnd fluch in jhnen ſelbſt verrauchen / vnd zu nichte werden: Aber bey Gott iſts nicht alſo / Er machtsDan. 4. 35. wie er wil beyde mit den kraͤfften im Himmel / vnd mit denen ſo auff erden wohnen / vnnd nie - mand kan ſeiner hand wehren / noch zu jhm ſa - gen / was machſtu? Er uͤbet gewalt mit ſeinemLucæ 1. 52 arm / ſinget Maria / vnnd zerſtrewet die hoffertig ſind in jhres hertzen ſinn. Er kan Leib vnd Se -Matth. 10 28. el zugleich verterben inn der hellen ſpricht Chri - ſtus.

Die fuͤnffte klage verurſacht vnns vnſer groſſes Elende ſelbſt. Denn was ſind wir Elende Menſchen / auff erden? Arme ſchwache welckende blumen / vñ geringes gras / wie ſolches GOtt der Herr befiehlet dem Propheten zu predigen / alß geſchrieben ſtehet. Predige alles fleiſchEſa. 40. 6. iſt Hew / vnd alle ſeine herrligkeit / wie eine blume auff dem Felde / das Hew verdorret / die Blume verwaͤlcket.

Gleich wie nun die Blumen allerley vngewitter / vñ des Meyders ſaͤnſen muͤſſen uͤber ſich gehen laſſen / alſo muͤſ - ſen auch wir durch viel vnd mancherley vngluͤcks wetterAct. 14 22. gejagt werden / ſo lange wir leben / das wir wol lamentiren moͤgen.

Mein Gott weh iſt meiner Seelen / Die ſich graͤmen thut vnd quelen. ꝛc. Pſal. 42.Ein abgrund dem andern rufft / Wenn uͤber mir in der lufft /C iijDeineDeine vngeſtuͤmme brauſen / Vnd uͤber dem haubt her ſauſen. Alle deine waſſer wogen / Deine waͤllen allzumahl Vber mir zuſammen ſchlagen. ꝛc.

Vnd eben das meinet auch der Prophet / wenn er ſon -Eſa. 54. 11 derlich die Chriſtliche Kyrche vergleichet / einem elenden vnd troſtloſen Weibe uͤber welche alle wetter ge -Ierem. 31. 15. hen. Vnd der weinenden Rachel / die ſich nicht wil troͤſten laſſen / denn es habe ein ſolch anſehen / alß ſey es gar aus mit jhr vnd jhren Kindern.

Dieſe Jammerwolcken mit jhrem gepluͤtzſcher vnd ha - gel / muͤſſen wir nur uͤber vns erdulden / weil vnſer Pilgram - ſchafft auff erden wehret / wir koͤnnen ſie nicht auffhalten /Ioh. 16. 20. drumb wirdts bey dem ſpruch Chriſti / Ihr werdet wei - nen vnd heulen / wol bleiben / biß der Meider kompt mit ſeiner ſaͤnſen / welcher iſt der Todt / der die Blume vollend vmbhauet / das ſie vorwelcket.

Da findet ſich denn auch die ſechſte vnd letzte klagſtim - me / beyde des ſterbenden / vnd der vmbſtehenden / ſonderlich der nechſten blutsfreunde. Denn der ſterbende muß ſeine Seele aus dem leibe herauß laſſen / das kan nur ohne ſchmertzen nicht zugehen / daruͤber ſich der eyßkalte todten ſchweiß findet: Solches koͤñen die vmbſtehenden deñ ohne hertzliches betruͤbnuß nicht anſchauen / jhre augen laſſen zu - gleich jhre liebes vnd leides thraͤnen rinnen / das ſie wie waſ - ſerbaͤche uͤber die wangen flieſſen. Vnd hoͤren ſolche liebes thraͤnen ſo bald nicht auff / ſonderlich bey liebreichen vnndwolwol affectionirten Naturen / das man auch noch vieten Jahren / wann das verſtorbene theil ſchon lengſt mit Erden verhuͤllet geweſen / dennoch dieſelbten gar offters / wann an ſie gedacht wird / rinnen ſiehet. Alß die erfahrung zeuget. Wer iſt denn nun / der nicht ſehen koͤnte / was fuͤr ein Elen - der Jammer / bey vnſerer verweiſung auff Erden / auſer dem Paradieß / vnns beſtrickt halte? das wir wol ſingen moͤgen.

Ach wie elend iſt vnſer zeit Allhie auff dieſer Erden.

Zum dritten.

HIe fragt nun nicht vnbillich ein bloͤdes vnd betruͤbtes hertz. Weil denn ſo viel Jammer vnd angſt in dieſem leben vns zu uͤberfallen pfleget / wie kan ſich denn ein geplagter Menſch inn ſolchem allem auffenthalten? Wes muß er ſich doch immermehr troͤſten: Hie iſt vnſer Herr Gott auch gar gnaͤdig vnd ſorgfeltig / denn Er hat in ſei - nem wort ſeinen Elenden Creutztraͤgern gar manchen ſchoͤ - nen Troſt eingebunden / damit Er jhr hertz begabet / vnd verwahret / das ſie in ſolchem elend nicht verzagen vnd vn - terliegen / ſondern getroſt ſein / vnd ſich froͤlich auß allem truͤbſal außwinden moͤgen. Vnd das iſts / darumb Dauid ſeufftzet im verleſenen text. Verbirge deine geboth nicht fuͤr mir? das iſt: Dein gnaden wort / welches mir gebeut deinen Vaͤterlichen verheiſchungen zuglau -Exod. 14. 13. 31. ben / vnnd damit mein betruͤbtes hertz in Chriſto zulaben / wolleſtu mir / in meinem Elende ja nicht vntergehen / ſon -derndern ſtetz fuͤrleuchten laſſen / denn daſſelbe iſt doch vn - ſers hertzen freud vnd troſt. Ob aber wol ſolcher troſt ſehr vielfaltig darinnen zufinden / wollen wir doch auff diß - mal nur dreyerley deſſelben herauß nemen.

Vnd erſtlich zwar / Ob wir durch den fall Adams / das irdiſche Paradiß mit ſeiner Luſtbarkeit verlohren / vnd auß demſelbten auff erden in die wuͤſten dieſer welt verweiſet ſein / ſo hat vns doch Gott gar viel ein beſſers dargegen ver -Ebræ 9. 24. ordnet / nemlich den Himmel ſelbſt / mit alle ſeiner herr - ligkeit / welchen vns Chriſtus Gottes vnd Mariæ Sohn /Eſa. 7. 14. vnſer lieber Immanuel / mit ſeinem eignen blut er -Ebræ. 9. 12 kaufft hat. Da ſind vnſere Namen ſchon ange -Lucæ 10. 20. ſchrieben / wie damit Chriſtus ſeine Juͤnger / wieder jhr zeitliches leiden / das jhnen uͤber ſeinem Evangelio begeg - nen wuͤrde / vertroͤſtet / vnd ſaget / Freuet euch das eure Namen im Himmel angeſchrieben ſind / Ja wir ſeind vnſerm Herrn CHriſto mit bluttigen NaͤgelnEſa. 49. 16. in ſeine haͤnde eingeſchrieben / wie Er beim ProphetenMalach. 3. 16. redet / vnſere denckzettel liegen GOtt ſtetz im ge -Pſal. 115. 12 ſichte: wie abermals geſchrieben ſtehet / das der HerrRom. 8. 17. 30. vnſerer nicht vergeſſen kan / Er gedencket drauff / wie er vns herrlich mache.

Ob vns derowegen Davids klage wolte auffſteigen / vndPſal. 120. 5. vns dieſe Jammerwort in vnſern mund legen. Wehe mir / das ich ein frembdling bin vnter Meſech / ich muß wohnen vnter den huͤtten Kedar es wirdmeinermeiner Seelen lang zu wohnen / bey denen die den friede haſſen: Wolte der gantzen Kyrchen〈…〉〈…〉 inſeln vns verzagt machen / das wir auch wolten ſagen. DerEſaiæ 49. 14. Herr hat mich verlaſſen / der Herr hat mein vergeſſen? ſo moͤgen wir vnſerm Geiſt getroſt antworten was der Herr ſelbſt der klagenden Sion antwortet: Kan auch eine Mutter jhres Kindes vorgeſſen /Ibid. v. 15. das ſie ſich nicht erbarmet uͤber den Sohn jh - res Leibes? Vnd ob ſie deſſelbigen vorgeſſe / wil ich doch dein nicht vergeſſen. Mit dieſem troſt mun - tert auch Chriſtus ſeine Juͤnger auff in jhrer hoͤchſten trau - rigkeit / in meines Vaters hauſe (ſpricht Er) ſindtIohan. 14. 2. 3. viel wohnungen / vnd ich gehe hin euch die ſtaͤdte zu bereiten / Ich wil aber wiederkommen / vnnd euch zu mir nemen / auff das jhr ſeidt wo ich bin. Vnd abermals. Ich wil euch wieder ſehen / vnd eu -cap. 16. 22. er hertz wird ſich frewen. Vnd in ſeinem feurigen to -cap. 17. 24 des gebeth hat Er vns bey ſeinem Vater / dieſe herrliche Wohnung bey jhm zuhaben / erbeten / da Er ſagt. Vater ich wil / das wo Ich bin / auch die bey mir ſein / die du mir gegeben haſt / auff das ſie meine herrligkeit ſehen die du mir gegeben haſt.

Deſſen troͤſtet ſich auch Paulus / vnd mit jhm alle wahrePhilip. 3. 20. Chriſten. Vnſer wandel vnnd Buͤrgerſchafft iſt im Himel / wir ſind mit Chriſti blut ins himliſche ſtadtbuchϖολιτευ - μα der Buͤrger Gottes eingeſchrieben / von dannen wirDauchauch warten des Heilandes / Jeſu Chriſti des Herrn / welcher vnſere nichtige Leibe verklaͤ - ren wird / das ſie aͤhnlich werden ſeinem verklaͤr - ten leibe / nach der krafft / damit Er jhm kan alle ding vnterthaͤnig machen.

Darnach fuͤrs ander / Ob wir vnſere irdiſche wohnun -Ebræ. 13. 14. gen vnd wolgebawte haͤuſer verlaſſen muͤſſen / ſintemal es nicht anders geſein kan. Wir haben doch hie keine bleibende ſtat. So hat vns Gott ſelbſt eine ſchoͤne ſtat / vnd ſehr herrliche wohnung auffgebawet / da wir ewig blei -Apocal. 21. 10. ben ſollen / das iſt das newe Jeruſalem / welches dro - ben iſt im Himmel / da alle Gaſſen von Edelge - ſtein / vnd alle Thor von lauter Perlin ſein / die Heuſer darinnen ſindt von lauterem Golde /Eſaiæ 32. 18. alles pulchritudines pacis, ſchoͤne friedeswohnun - gen / wie der Prophet ſaget / gegen welchen alle koͤnigliche Pallaſt / vnd guͤldene Schloͤſſer / der irdiſchen Potentaten fuͤr nichts zu rechnen ſein.

Dieſes weiß vnns S. Paulus fein artig gegen einander zuhalten / vnſere irdiſche Heuſer vnd leiber / nennet er nur2. Cor. 5. 1. veraͤchtlicher weiſe Huͤtten wie auch Hiskias vnd PetrusEſa. 38. 12. thun / alß die da gebrechlich vnd nichtig ſind. Aber dagegen2 Petri. 1. 13. 14. nennet er vnſere himliſche wohnung einen Baw der be - ſtand hat. Vnſere haͤuſer ſind durch Menſchenhaͤnde auß - gebawet: Aber der baw vnſerer himliſchen behauſung /2. Cor. 5. 1. iſt nicht mit haͤnden von Menſchen / ſondern ohne haͤn -Ebræ. 11. 10. de / von Gott ſelbſt außgefuͤhret. Vnſere irdiſche haͤu -ſerſer werden zubrochen / vnd ſind in viel wege vergaͤnglich: Aber die himliſche wohnung oder behauſung ſol ewig blei - ben / vnd nicht zerbrochen werden. Es wird ſie weder feuer / noch waſſer / noch einiger ſturm / nimmermehr verletzen noch berhuͤren. Petrus nennets / das ſchoͤne vnuorwelck -1. Petri 1. 4 liche / vnd vnbefleckte Erbe / das vns im Himmel behalten wird.

Wann wir das wiſſen / vnd gewiß glauben / (wie es dañ gewiß iſt /) ſo koͤnnen wir gar leicht vnnd froͤlich tauſchen / das irdiſche / vergaͤngliche / vnd klaͤgliche / gar gerne fahren laſſen / vnnd dargegen das himliſche ewigwehrende freuden leben / in der herrlichen ſtadt Gottes zubeſitzen / einnehmen.

Endtlich vnd zum dritten / wieder das zeitliche weinen vnd heulen / welches die Kinder Gottes auff erden taͤglich treiben muͤſſen / alß in jhrem Jammertha! / hat vns der Herr zum ſeligen hertzlabſal in ſeinem vnfehlbaren wort hinterlaſſen / die gewißheit der himliſchen wonne / vnd vnausſprechlichen freude / die wir dort bey jhm inn1. Petri 1. 8 lauterer herrligkeit haben vnd beſitzen ſollen. Daruͤber S. Paulus mit frolocken ſchreibet vnnd ſaget / Ich halte esRom. 8. 18 dafuͤr / das dieſer zeit leiden nicht werth ſey der groſſen herrligkeit / die an vns ſol offenbaret wer - den. Vnd abermal: Vnſere truͤbſal die zeitlich vnd2. Cor. 4. 17. leicht iſt / ſchaffet ein ewige / vnd uͤber alle maſſe wichtige herrligkeit / vns die wir ſehen nicht auff das ſichtbare / ſondern auff das vnſichtbare / deñD ijwaswas ſichtbar iſt das iſt vergaͤnglich / was aber vnſichtbar iſt / das iſt Ewig.

Eſaiæ 25. 7. 8.

O wie wol wird vns als denn ſein / wenn der Herr wird von vns weg gethan haben die trauerhuͤl - le / vnd todtendecke / damit alle Voͤlcker jetzundt verhuͤllet vnd bedecket ſind / wenn der todt wirdApocal. 7 17. ewiglich verſchlungen ſein. Wann vns das Lamb / mitten im Stul / das iſt Chriſtus zur Rechten ſeines Vaters ſitzend im Himmel / wird weiden vnnd leiten zu den lebendigen waſſerbrunnen / vnd GOtt von vnſern augen alle thraͤnen abwiſchen wird. Wenn wir GOtt fuͤr ſeinem ſtul werden dienen tag vnd nacht / vnd der auff dem ſtul ſitzt / wird uͤber vns wohnen / da vns nicht mehr hungern vnd duͤrſten wird / auch nicht auff vns fallen / jr - gend eine hitze der Sonnen / oder teufliſcher an - fechtung vnd hellenangſt / wie die gottloſen / vnd von GottEſa. 35. 10 verſtoſſenen / ſondern freuͤde vnd wonne werden vns ergreiffen / ſchmertzen aber vnnd ſeufftzen wird weg muͤſſen.

Ey warumb haben wir dann das irdiſche ſo lieb? Wa - rumb ſehnen wir vnns ſo begierig nach den vergaͤnglichenEzech. 7. 19. guͤttern dieſer Welt / die vns an vnſeren Seelen wieder helffen noch troͤſten koͤnnen? Warumb folgen wir nicht tauſent mal lieber S. Pauli Raht / den er vns giebt /Coloſ. 1. 1. da er ſpricht. Trachtet nicht nach dem das hienie -denden iſt / ſondern ſuchet was droben iſt / da Chri - ſtus iſt / zur Rechten des Vaters vnd vertrit vns. Solte vns beſſer ſein in exilio als in patria? Solte vnns behaͤglicher ſein / in der Welt / als in einer grewlichen mord - grub des Teuffels / in ſteter gefaͤhrligkeit ſchweben / als bey Chriſto im himlichen Vaterland zu ſein? Das wehre je die groͤſte thorheit / vnd ſchaͤndtlichſte Narheit / derer wir vns billich ſchemen ſolten.

Wil vns etwa vnſer bloͤdes gewiſſen das jhm der ſuͤnden halben uͤbel bewuſt / irgends eine furcht einjagen / das wir es nicht wagen duͤrfften nach dem himliſchen Vaterlande zu wallen / So hat ſich Gott mit einem treuen Eyde auffs al - ler gnaͤdigſte dahin erklaͤret vnnd geſagt / So war IchEzech. 33. 11. lebe / Ich habe keinen gefallen am tode des Gott - loſen / ſondern das ſich der gottloſe bekehre von ſeinem weſen vnnd lebe. Dann der Herr iſt gnaͤdig barmhertzig / geduldig vnd von groſſer guͤtte / vnd rewet jhn bald der ſtraffe. Er wil nicht immer ha -Pſal. 103. 9 ibid. v 13. dern noch ewiglich zorn halten. Sondern / wie ſich ein Vater uͤber Kinder erbarmet / ſo wil ſich der Herr erbarmen uͤber die ſo jhn fuͤrchten.

Deſſen nemẽ wir nur ein exempel von vnſerer eigenẽ hauß - zucht. Wañ ein Sohn im hauſe es ſeinem Vater mit ſchẽn - lichẽ mutwillen ſo nahe gebracht / das keine Vaͤterliche ver - mahnung noch zuͤchtigung / etwas fruchten wil / der mutwil - lige Sohn nimbt ſolche ſachen fuͤr / die ſeinem fromen Va - ter zu allem ſchimpff vnd ſpot gelangen / das der Vater ent - lich uͤber das vngerahtene Kind dermaſſen erzuͤrnet / das erD iijjhnjhn zum hauſe hinauß jagt / vnd kuͤndiget jhm alle Vaͤter - liche liebe vnd gunſt auff / wil jhn fuͤr ſeinen Sohn nicht mehr erkennen noch von jhm wiſſen. Der Sohn aber / da er ſolchen ernſt ſiehet / weichet eine zeitlang ins Elend / weil er wegen ſeiner vielfaltigen mißhandlungen / nicht lenger vom Vater kan geduldet werden / da erfehret er denn / wie gut er es in ſeines Vaters hauſe gehabt / vnd wie ſchwer es ſey / in der frembde dienen / vnd allenthalben gepantzer fegt werden / vnd nicht ſat zu eſſen bekommen / er muß darneben zerlumpet vnd zerriſſen daher gehen / voller Leuß vnd vnge - zieffer / vnd das bettelbrod eſſen / der zuvor gutter bißlein beim Vater gewohnet geweſen / wie Chriſtus im gleichnuß vom verlohrnen Sohne erzehlet.

Wañ er nun alſo gleich wie in einer preſſe eingeſchraubt ſchwebet / ſo denckt er viel mahl zuruͤck / vnd wuͤntſchet hertz - lich / das er doch wieder beim Vater moͤchte außgeſoͤhnet / vnd zu gnaden an / vnd ins hauß genommen werden / er ſey durch die ſchwartze Kuh alſo getreten worden / das jhm ſein geuͤbeter mutwill hertzlich leid worden / er wolte nu gerne guttes thun vnnd gehorſam ſein. Ja er macht ſich wol ent - lich ſelbſt auff die beine / vnd gehet auff heim zu. Wann er jhm aber uͤbel bewuſt / vnd darffs nicht wol wagen / das er ſo ſchlechts dem Vater ins geſicht kommen / er muß ſich be - ſorgen eines groſſen eyuers / vnd ſchweren ſtraffe / ſo ſtehet er etwa von ferne in einem wincklichen / vnnd hat fleiſſig acht / ob jemand zum hauſe herauß keme / mit dem er ver - treulich reden / ſich zuerkennen geben / vñ erfragen koͤñe / wie der Vater geſinnet ſey? ob der zorn etwas nachgelaſſen? ob doch noch etwan ein fuͤncklein Vaͤterlichen affects in ſeinem Vaterhertzen ſich regen moͤchte.

Er

Er wird aber ſeines Bruders gewahr / dem wincket er / das er zu jhm komme / vnd giebt ſich jhm mit weinen zuer - kennen / vnd bittet / er wolte jhm beim Vater das wort re - den / vnd allen bruͤderlichen fleiß ankehren / das er dem Va - ter das hertz erweichen moͤge.

Das bruͤderlich gebluͤt reget ſich ins Bruders hertzen / das er ſich des abgeriſſenen zerlumpten fluͤchtlings erbar - met / gehet hin / horchet von ferne beim Vater / mit den aller glimpflichſten worten / vnd forſchet / ob dem Vater / uͤber dem erbaͤrmlichen zuſtande des außgeſtoſſenen Sohns / das hertz etwas ſchmuͤltzen wolte / vnd ſo er das wenigſte nur vormercket / an geberden / fluͤſſenden augen / oder worten / das den Vater ſeines Sohnes jammert / fehret der Bru - der fort / redet dem Vater weiter mit allerley hertzbrechen - den worten zu / das er dem erzuͤrneten Vater den heiß - bluttenden liebes affect treffen moͤge / damit die verſoͤhnung deſto eher fortgeſtellet werde.

Da kan ſich entlich der Vater nicht ſo gar halten / er wird ſagen. Wo iſt er denn? Wenn ich jhn doch ſehen ſol - te? Iſt er da laß jhn herein gehen. O da leufft als denn ein Bruder zu dem andern / vnd ſagt jhm froͤliche boͤtſchafft: Kom / kom / herein / der Vater weinet / das du ſo Elend wor - den biſt / er wolte dich gerne ſehen / wenn du nur hinfurt wol - teſt guttes thun / ſo wolte er dich wieder mit gnaden auffne - men. ꝛc. Was wird der außgeſtoſſene / vnd nu mit gnaden wieder beruffene Sohn fuͤr freude uͤber ſolcher zeitung inn ſeinem hertzen empfinden? wie wird er mit kindlichem fuß - fallen ſeinem Vater / den geuͤbeten mutwillen vnd vnge - horſam abbitten / vnd ſich zu aller Kindlichen Ehrerbit - tung vnd gehorſam mit hoͤchſter trew verbuͤndtlich machen. WieWie wird auch da dem Vater ſein hertz wallen / das er ohne thraͤnen / ſeinen zerriſſenen / abgemagerten vnnd elenden Sohn / nicht wird anſchawen koͤnnen: wird jhn Vaͤterlich auffnemen / bald baden vnd ſich reinigen / auch new kleiden laſſen / vnd ſich uͤber ſeiner beſſerung hertzlich freuen. WieLucæ 15. à v. 11. ad fin Chriſtus im gleichnis vom verlohrnen Sohne bezeuget.

Nun haben wir leider als vngehorſame Soͤhne vñ Toͤch ter / vns im hauſe vnſers Gottes / mehr deñ zuvil mutwillig erzeiget / wir haben in Adams lenden ſchon vbertreten / vnd vnſerm Herrn Gott nach ſeiner Cron vnd Scepter ge - griffen / das hat der Ewige vnwandelbare Gerechte GOtt nicht leiden koͤnnen / ſondern in ſeinem heiligen Eyver vnd billichen zorn / vns aus ſeinem ſchoͤnen Paradieß außgeſtoſ - ſen / vnd ins Elend dieſer welt / ins Jammerthal auff erden verwieſen.

Wann wir nun durch den vielfaltigen Jammer vnud truͤbſal erweicht / in vns ſelbſt gehen / vnd beklagen / mit hertz - licher vnd ſchmertzlicher rew vnſern vngehorſam / das wir vnſern fromen Gott / vnd vielgetreuen Vater ſo vielfaltig beleidigt haben fallen jhm in demut vnd zerknirſchung vn - ſers geiſtes zu fuß / vnd begeren gnad / ja gnade / gnade / vnd nicht das Recht / erbitten vns auch hinfurt zu allem kindli - chen gehorſam / ſo kan ſich Gott in ſeinem liebreichen va -Ierem. 31. 20. terhertzen die laͤnge nicht bergen / es wil jhm brechen / das Ers nicht laſſen kan / er muß ſich vnſer er - barmen.

Hoſeæ 6.1

Ey wol auff / ſo laſſet vns nun vmbkehren / vnd wenden zu dem Vater der gnaden: Der vns geſchlagen hat / der wird vns verbinden / der vns zuriſſen hat / derwirdwird vns auch wieder heilen. Fuͤrchten wir vns fuͤr ſeiner heiligen Majeſtet wegen vnſers boͤſen gewiſſens / ſie - he / ſo haben wir fuͤr ſeinem angeſicht / vnſern rechtEbræ. 2. 11. treuen Bruder Jeſum Chriſtum der redet vns bey1. Ioh. 2.1. ſeinem Vater das wort / vnd vertrit vns. Er weißRom. 8.34 ſeinem himliſchen Vater das hertz wol zuruͤhren / (denn Er iſt ſelber des Vaters hertz /) vnd jhn zur ſanfftmut / vnd gnaͤdigen verzeihung gegen vns zubewegen. Der hat vnſe - re boͤſe ſache ſchon geſchlichtet / vnnd gut gemacht /Epheſ. 2. 15. durch ſein blut am Creutz / vnd vns zu Ewigen gna -Coloſ. 1. 20 den bey dem Vater geſetzt / nur das wir mit wahrem glauben vnd kindlichen zuvorſicht vnſerer hertzen / vnsIoh. 3. 15. 16. auff jhn gruͤnden / vnd mit wahrer buß jhme ergeben. Der ruffet vns ſelbſt freywilliglich vnd uͤberlaut im Evan -1. Cor. 3. 11 gelio / kommet her zu mir / alle die jhr muͤhſeligMarci 1. 15 vnd beladen ſeid / Ich wil euch erquicken / bey mirMatth. 11. ſolt jhr ruhe finden fuͤr euer Seelen / wenn gleich28. ibid. v. 29. eure ſuͤnde blutroth wehre / ſo ſollen ſie dochEſaiæ 1 18 ſchnee weiß werden / vnd wann ſie wehren wie Charmeſin / ſollen ſie doch wie weiſſe wolle werden.

Wol vns / ſo wir dem ruffenden Immanuel gehorchen / vnd mit bußfertigen glaubigen hertzen kommen / ſo werden wir durch dieſen vnſern Heiland einen freyen vndEpheſ. 2. 18. freudigen zutrit haben zur gnade des Vaters / vnnd von jhm mit vaͤterliche liebe auffgenommen werden. cap. 3. 12.EWehe1. Sam. 2. 30.Wehe aber vns / ſo wir verachten / ſo werden wir wieder verachtet / vnd ewig drauſſen gelaſſen werden.

Apocal. 22. 15.

Wir wollen aber bey den veraͤchtern nicht ſtehen / ſon - dern bey den bußfertigen vnd fromen / vnd mit jhnen wal - len zum hauſe Gottes / bey Chriſto im glauben vns ange - ben / das er vns hienein fuͤhre zu ſeinem Vater / denn ErEſa. 8. 18. iſts / der alle ſeine gleubigen ſeinem Vater præſentiret vndEbre. 2. 13. ſaget / Siehe[hie bin] Ich / vnd die Kinder die duIoh. 14. 6. mir gegeben haſt / vnd / ohne Ihne / kan niemand zum Vater kommen.

Diß alles hat jhm bey ſeinem leben gar wol eingebildet / vnſer nu mehr ſeliger Herr Secretarius, Alß der ſehr wol gewuſt / das er allhier nicht einheimiſch / ſondern nur ein Gaſt vnd Frembdling auff erden geweſen / wie er denn auch in der that erfahren / in dem er vielfaltig von ei - nem ort zum andern gereiſet / viel vorneme Staͤdte vnnd Laͤnder durchzogen / aber nirgends keine bleibende ſtat fun - den / ſondern nur als ein Gaſt in denſelbten ſich gehalten.

Da er kaum ein Juͤngling worden / hat er ſich aus ſeines Vaters hauß / auffs land zu einem vom Adel begeben / jh - me ſeine Adeliche Kinder / im leſen vnd ſchreiben zu Infor - miren / Aber weil er ſelbſt noch jung / hat er ſich daſelbſt ſo gar lange nicht enthalten koͤnnen / ſondern ſich wiederumb zu ſemen Eltern / vnd bald hernach / nach der Ohlaw in die Schul begeben / da er auch nur alß ein Gaſt geweſen / vnd von dannen nach Breßlaw geruckt / aber auch da / hat er ſeinen bleibenden ort nicht funden / ob er wol etzliche Jahr daſelbſt pædagogiret, vnd ſeines Studiren gepflogen / Erhathatſich von dannen hinweg / vnd nach Franckfurt begeben muͤſſen / da hat er mitler weil ſeine Eltern verlohren / Alſo das jhm auch ſein eigen Vaterland / alß er zu hauſe kom - men / kaum eine Nachtherberge / vnd er darinnen / als ein Gaſt geweſen / von dannen iſt er in Boͤhmen kommen / vnnd da eines fuͤrnemen Freyherrn Præceptor worden / dadurch er gelegenheit bekommen / manche ſchoͤne Stadt / vnd Vniverſitet / in Deutſchland / Schweitz / Franck - reich / vnd anderer ort zubeſehen / (wie hernach in ſeinem Teſtimonio weiter wird referiret werden /) aber da hat er allenthalben nur alß ein Gaſt ſein muͤſſen / in einer kur - tzen herberge.

Er iſt zwar entlich nach verrichter wanderſchafft wieder in ſein Vaterland kommen / Aber nur wie ein Gaſt / der da nicht zu raſten gefunden / darumb er ſich wiederumb nach Breßlaw begeben / da jhme Gott zwar ſeine heurat be - ſcheret / aber ſeine bleibende wohnung hat er auch zu Breß - law nicht haben koͤnnen / Er wird gen Leobſchuͤtz zum Syn - dicat Vociret / da gewinnets faſt ein anſehen / als ſolte er ſeinen bleibenden ort antroffen haben / aber er muß auch da - ſelbſt kaum als ein Gaſt eine kurtze zeit / vnd nicht wol ein gantzes Jahr reſidiren ſo muß er auff Fuͤrſtliche Vocati - on / wiederumb ſeinen Wanderſtab fortſetzen / vnd allhero ins Secretariat ſich begeben / da er erſtlich auch nur ein Gaſt eine zeitlang inn einer gemitteten wohnung ſich gehalten / biß er jhm ein eigenes hauß erkaufft. Weil jhm aber ſeine liebe Haußfraw / nach dem willen Gottes / todes verblichen / hat er jhm bald rechnung gemacht / du wirſt dochE ijauchauch allhier nur ein Gaſt ſein / vnd nicht lange zur aſten haben / ſo wird dir Gott auch auffgebitten / derowegen er wiederumb ſein Hauß begeben / vnnd ſich als ein Gaſt zum abſchiede / der jhm faſt geahnet / fertig gemacht / wie ſichs auch in eventu bewieſen / darumb er wol den ver - leſenen Text Koͤnig Davids / alß ein Chriſtianus practi - cus / auff ſieh appliciren moͤgen. Ich bin ein Gaſt auff erden.

In ſolcher ſeiner Jammerherberge / hat er freylich auch / alß ein Gaſt / ſein vngemach vnd beſchwerde tragen / vnd daruͤber ſeine klageſtimme / vnnd ſeufftzende thraͤnen auß - laſſen muͤſſen / wie es denn mit allen Kindern Gottes be - wand iſt / ſo lange jhre walfarth auff erden wehret / denn nurActor. 14. 22. durch viel truͤbſall muͤſſen wir zum Reich Got - tes eingechen. Aber er hat am geboth vnd wort des Herren auch ſeinen troſt gehabt / vnnd ſich gefreuet des himliſchen Vaterlandes / das jhm Ehriſtus durch ſein dlut erkaufft hat / da er ſeine ewig bleibende wohnung / durch glauben gewißlich erſehen / vnd feſtiglich ergriffen gehabt / darumb iſt er gegen dem zeitlichen Tode vnerſchrocken ge - weſt / ſondern jhm mit freudigem gemuͤtte vnd geiſt entge - gen gegangen / vnd mit groſſem vertrawen ſeines glaubigen hertzens / Chriſto Jeſu ſeinem Erloͤſer ſeine Seele auffge - geben / vnd ſeliglich auß dieſer Welt abgeſchieden / zu der Stadt ſeines Gottes / inn ſeinen himliſchen Pallaſt / da er als ein einheimiſcher Buͤrger / Ja als ein Kind Gottes / bey ſeinem Vater Ewiglich / in lauter herrlicher freud vnnd wonne leben vnd bleiben wird / darauff auch wir warten /vndvnnd vns darnach ſehnen das wir aus dieſer boͤſen welcher - berge / auffgeloͤſet / zu vnſerm Herren Chriſto / in die himli - ſchen friedes wohnungen je eher je beſſer / doch nach ſeinem gnaͤdigen willen / zu rechter beſtimbter zeit / moͤgen transfe riret werden.

O wie wollen wir denn mit ſo vollen ſpruͤngen / zu den thoren der Stadt Gottes / des himliſchen Jeruſalems / ein - gehen / mit jauchtzen vnd frolocken ewiglich / das wir fuͤr dem angeſicht Jeſu Chriſti / auch froͤlich ſein vnd bleiben / vnd einen lobgeſang nach dem andern anſtimmen werden ewiglich / da wollen wir vns vnſerer elenden Pilgramſchaft reichlich ergetzen / vnd keine klage mehr von vns hoͤren laſ - ſen / da wollen wir in vnauffhoͤrlicher liebe vnd friede einan - der lieblich vmbfahen / vnd Gottes / vnd vnſers Herren Jeſu CHriſti angeſicht ſchauen inn ewiger gerechtigkeit.

Darzu fuͤhre vnd leite vns gnaͤdig Jeſus Chriſtus / vn - ſer Immanuel / gelobet mit dem Vater vnnd heiligen Geiſt in alle ewigkeit. Amen.

Memoria defuncti.

DEr Weilandt Edle / Ehrenveſte / Wolbenambte / Herr Johan Gebhardt von Goͤp - felsberg Fuͤrſtl. Secretarius allhier / iſt geboh - ren in der Fuͤrſtlichen Weichbildes Stadt Nimptſch / am tage Conradi, iſt geweſen der 26. Novembris des 1577. Jahres / vom Vater Herrn Johanne Gebhardt Buͤr - gern / zue Nimptſch / vnd der Mutter Frawen Eliſabetha Hobergin. Von dieſen ſeinen Eltern iſt er in ſeiner Kind - heit vnnd biß in das vierzehnde Jahr in allen Chriſtlichen Tugenden ruͤhmlichen ſietten vnnd wahrer Gottesfurcht erzogen worden.

E iijVnd

Vnd hernach Anno 1591. nit allein nach Bielaw zue[Herrn] Wolfen von Rohnaw / deme er biß in das ander Jahr ſeine Kinder im leſen vnnd ſchreiben vnterwieſen / Sondern auch als er zue beſſerm vorſtande kommen / Anno 1593. im Monat Junio nachr Ohlaw inn die Fuͤrſtliche Schul vnd Hoff / allda er vbers Jahr in boͤſem vnd gutten vor einen Diſcantiſten vñ Knaben bey der hoff Cantorey auffgewartet / ſich begeben.

Darauff Er Anno 1594. den 9. May zue ſeines fer - neren Studirens fortſetzung nachr Breßlaw gezogen / vnd inn dem loͤblichen Gymnaſio daſelbſt zue S. Mariæ Mag - dalenæ vnter den Rectoribus Caſpare Bridman vnnd Iohanne ab Hockelshafen beider freyen kuͤnſten Magiſt - ris / biß in das ſechſte Jahr zubracht.

Nach dieſem iſt Er Anno 1600. den 10. May nach - er Franckfurth an der Oder in die Vniverſitet / ſeine Stu - dia luridica allda ferner zuerſchoͤpffen / fortgezogen / vnd daſelbſt ein Jahrlang verblieben / mittelſt aber ſeine liebe Mutter den 9. Octobris Anno 1600. durch den zeitli - chen todt verlohren / welcher dann auch ſein lieber Vater nicht lange hernach Nemblich den 22igſten Aprilis Anno 1602. aus dieſem Jamberthal in die ewige himliſche Se - ligkeit nachgefolget hat.

Als er nun zue Franckfurt eine zeitlang ſich auffgehal - ten iſt er folgends wieder zue ruͤckin Schleſien gezogẽ / da er etzliche wochen verharret / vnd Anno 1601. den 7. Scptem - bris auff begehr vnd Raht des Weyland Fuͤrtreflichen vnd in der gantzen Chriſtenheit hochberuͤmbten Herren Iacobi Monavij Fuͤrſtl. Liegn. vnd Brieg. Rahts / ſich nachr Prag begeben / zue dem allreit inn Gott ruhenden Wolge -bornenbornen Herren / Herren Watzlaw von Budowetz Freyher - ren von Budowa / Roͤm Kay. May Kayſers Mathiæ Rath / welcher jhme ſeinen Sohn Herren Adamen Frey - herren von Budowa / in moribus & literis zue informi - ren, vortrawet / In dieſem Officio hat Er gantzer zehn Jahr mit guttem lob vnd ruhmb / wie ſeine gar ehrliche vnd ſtatliche Teſtimonia ausweiſen vorharret / hat auch durch dieſe gelegenheit ſich inn literatis peregrinationibus hin vnnd wieder in Deutſchland vnd Franckreich etwas redli - ches verſuchet / weil er mit ſeinem anuortraweten jungen Herren ſonderlich zue Amberg Baſel Genff Lyon Pariß eine gutte zeit commoriret, vnd denſelben in pietate, doctrinâ, & eloqventiâ, wie auch in aller handt furneh - men herrlichen Tugenden vnd ſitten teglich geuͤbet / vnnd erzogen hat / da dann entlich im ruckzuge als nach volbrach - tem loͤblichem curriculo iſtarum peregrinationum er wieder inn die Churfuͤrſtliche. Stadt Amberg angelanget / vnd daſelbſt ſich ein zeitlang auffgehalten.

Alß er nun von ſolchen raiſen vnd Studieren mit ſeinem wolgedachten Jungen Herren gluͤcklichen anheimb ge - langet / iſt er der meinung ſeine freunde zue beſuchen nachr Breßlaw anhero in Schleſien gezogen / daſelbſt den 2. Ianuarij 1609. angelanget / aber domals aus ſonderer verſehung der Goͤttlichen gnaden macht / den 9. Ianuarij jetzt geregten Jahres mit damals Jungfrawen Eliſabetha Herꝛen Hanſens von Lintaw auſm Bodenſee / Schneiders genant / der Koͤniglichen Stadt Breßlaw beſtelten Baw - herrens / vnd frawen Catharine Kraͤhmerin von Elbing aus Preuſſen / eheleiblichen Tochter / ſich ehelichen verſpro -chen /chen / Ehe aber die Hochzeit vollzogen / zuuor ſich wieder in Boͤheimb begeben / vnd doſelbſt mit etzlichen Roſſen vnter die Reutterey ſo der Tuͤrckiſchen Botſchafft entgegen ge - ſchickt worden / vntergeſtellet / da er dann gantzer drey vier - tel Jahr zuebracht / vnd nachmals aller erſten den 24. No - vembris bemelten Jahres nach Breßlaw wieder zue ruͤck kommen / vnd den 8 Decembris hernach mit Goͤttlicher vorleihung / ſeine hochzeitliche freude mit obgemelter Jung - frawen Eliſabeth gebohrnen von Lintaw ehrlichen vñ durch offentlichen Kirchgang bey S. Maria Magdalena voll - zogen.

Anno 1611. den 14. Octobris iſt er von der Stadt Loͤb - ſchuͤtz zum Syndicat vociret vnd beſtellet worden / welches ambt er auch faſt ein Jahr wuͤrcklichen bedienet / vnd nichts mehr gewuͤntſchet / als das er die zeit ſeines lebens in dem - ſelben zuebringen ſolte.

Weil er aber von Ihr Fuͤrſtlichen Gnaden dem Durch - lauchtigen hochgebornen Fuͤrſten vnnd H. Herren / Johan Chriſtian Hertzoge in Schleſien zur Liegnitz vnnd Brieg / vnſerm gnedigen Landsfuͤrſten vnd Herren / als ein Erb vnterthaner / anhero bald folgenden 1612. Jahres den 13. Julij zum Secretariat ordentlichen inn gnaden beraffen / vnd vociret worden / Iſt jhme billich ſich hierinnen gehor - ſamblichen zuebequemen obgelegen / da er dann ſolch Secre - tariat ambt gantzer zehn Jahr bedienet vnd darinnen dero - maſſẽ trew vñ fleiſſig ſich erzeiget / das hoffentlich S. Fuͤrſt - lichen Gnaden mit ſeiner Perſon gnedigſt wol befriediget geweſen.

Anlangende ſein Chriſtenthumb vnd gantzes leben / ſo iſt maͤnniglich wol wiſſende vnd bekand / das er ein Chꝛiſtlichesglied -gliedmas vnſerer Kirchen geweſen / der ſich fleiſſig vnd an - dechtig inn der Predigt goͤttliches wortes vnnd rechtem offt wiederholetem brauch des heiligen Abendmals mit bezei - gung ſeiner bekehrung vnd buſſe / auch feſtem glauben vnd gentzliches vertrawen auff vnſern / vnd ſeinen / einigen Erloͤ - ſer Heyland vnd Seligmacher Chriſtum Jeſum gehalten vnd gefunden hat. Sonſten aber iſt er in ſeinem Ambt ge - gen jederman allzeit redlich vnnd auffrichtig befunden wor - den. Ob er wol auch ſeine Menſchliche faͤhler vnnd gebre - chen an ſich gehabt als der in dieſer vnuolkombenheit eben ſo wol als wir alle / nach allezeit mit fleiſch vnd blut hat ſtrei - ten vnd kempffen muſſen. So hat er doch allzeit den gutten vnd beſtendigen fuͤrſatz gehabt / recte faciendi, Sonderlich aber den jenigen Leuten ſo wegen ſeines Ambts mit jhme viel zu thun gehabt / iſt er beſten glimpffs vnd beſcheiden - heit allewege entgegen gegangen / vnd in dem vbrigen Gott den HErren ſeine faͤhler mit teglichem bußfertigem gebeth fuͤrgetragen vnd abgebeten.

Er hat die negſten Jahr dahero etzliche / nit geringe kranck - heiten vnd hertzenleid ausgeſtanden / als Erſtlich da er An - no 1618. von Wien mit einem hefftigen vnd gefehrlichen Feber beladen an heimb gelanget. Item da vor anderthalb Jahren ſein allerliebſter Ehegatten mit langwuͤriger harter leibes ſchwachheit heimbgeſuchet worden. Entlich nur vor einem Jahre / auch gar durch den zeitlichen todt jhme iſt von der ſeiten ja von ſeinem hertzen abgeriſſen worden.

Dieſes jetzige Jahr aber im Monat Januario iſt jhme nicht ein geringer fahl vnd dannenhero auch wiederumb ei - ne ſehr gefehrliche Niederlage durch verhengung des All - maͤchtigen zuegeſtoſſen. Welches alles gleichſamb vorbot -Ftenten geweſen ſein / das jhn Gott der Herr in kuͤrtzen auch zue ſich vñ zue ſeiner lieben Haußfrawen hernacher holen wuͤr - de / Dieſes hat er auch inn der juͤngſten lagerhafftigkeit / als Er kranck vnnd mit einem malingnâ febri belegt / von der Liegnitz den. 12. tag dieſes Monats Maij / anheim komben bald zum anfang erkent vnd gewiß geſchloſſen / das er deſſen Lagers nit auff keme / ſich derowegen zum ſeelegen ſterben alsbald geſchicket gemacht / mit hertzlichem ſeufftzen vnd mit ſolchen reden / daraus gentzlich zue ſchlieſſen / das er in wah - rer erkentnus vnd zuuorſicht auff vnſern einigen Heylandt vnnd Seeligmacher Jeſum Chriſtum mit welchem er ſich zeit ſeiner kurtzen niederlage / eintzig vnd allein / ſelbſten hertz - krefftig getroͤſtet / von hinnen zue ſcheiden bereit ſey / da - rumb er dann auch zue vielen vnterſchiedlichen mahlen mit groſſer andacht auffgeloͤſet / vnd bey dem Herren zue ſein in - bruͤnſtiglich geſeufftzet vnd gebetet / ſeine Seele deme der ſie erloͤſet / ſanfft vnd ſeelig vbergeben / vnd ſeine heimbfarth in hoͤchſter gedult erwartet / welcher endlich den 21giſten ditz vmb zwey vierttel auff vier der halben vhr nach Mittag ſee - liglichen erfolget / nach dem er faſt einen gantzen tag ſprach - loß gelegen / Iſt alſo entlich gantz ſanfft vnd ſeuberlich ohne alles ſchlucken vnd vbeles geberden / der Seelen nach / in die ewige ſeeligkeit vorſetzet worden.

In der Ehe welche zwar vnfruchtbar aber doch ſonſt mit hertzlicher Lieb fried vnd einigkeit ſehr wol geſegnet gewe - ſen iſt / hat er mit ſeiner lieben Haußfrawen / welche den zwoͤlfften Aprilis des negſt vorganggenen / Jahres Chriſt - lich vnnd ſeliglichen aus dieſer ſterblichen welt abgeſchieden iſt / zuebracht / Eylff Jahr Siebzehn wochen ſechs tage / hat alſo nach ſeiner lieben Haußfrawen tode nicht lenger denn nur ein Jahr Sechs wochen gelebet / vnd erſtrecket ſich ſeingantzesgantzes alter auff vier vnd viertzig Jahr 24. wochen Sechs Tage.

Dieſes iſt der kuͤrtze verlauff der Ehrlichen ankunfft / Chriſtlichen wandels / vnd ſeligen hintrits vnſers Herrn Secretarii wie mir derſelbte ſehrifftlich zugeſtellet worden.

Ob nun zwar wir allerſeits wol gewuͤnſchet / da es Got - tes gnaͤdiger wille geweſen / das wir ſeiner Chriſtlichen ge - ſelſchafft / vnd trewen beyſtandes / in dieſem leben bey ſo kuͤmmerlichen leufften vnd ſchweren zeiten / ferner hetten gebrauchen vnd genieſſen moͤgen. Jedoch weil es der Goͤtt - lichen Mayeſtaͤt anders gefallen / muͤſſen wir jhme / die koͤſt - lichen ſchaͤtze der Ewigen herrligkeit / ſo er mit dieſem elen - den Lazareth / Jammer vnd thraͤnenthal verwaͤchſelt / nicht mißgoͤnnen / ſondern vns den gnaͤdigen Raht vnd vaͤterli - chen willen vnſers Gottes / als ſeine gehorſame Kinder vnd Vnterthanen gefallen laſſen. Derſelbte wolle nicht alleine ſeine hinterſtellige Erben / Bruder / vnd Freunde uͤber die - ſem toͤdtlichen abgang troͤſten / ſondern auch vns vnſere Reiſe in ſeinem geleit vnd ſchutz alſo fuͤhren laſſen / das wir dieſelbte zu rechter zeit / mit guttem friede / ſelig beſchliſſen / in der Erden / als vnſerer erſten Mutter ſchoß / ſanffte ru - hen / vnd an jenem groſſen tage / der allgemeinen wieder - bringung / eine froͤliche aufferſtehung / zum immerwehren - den ewigen freuden leben erlangen / vñ als denn mit ewigem jauchtzen vnd frolocken / zur Stadt des lebendigen Gottes / des himliſchen Jeruſalems / da vnſer rechtes Vaterland iſt / eingehen / vñ das angeſichte / vnſers freundlichen Immanu - els / vor gaͤngers / vnd durchbrechers Jeſu Chriſti / in ewi - ger gerechtigkeit anſchawen moͤgen / welchem ſampt dem Vater vnd heiligen Geiſt / ſey Preiß Ehre vnd ge - walt in alle Ewigkeit Amen.

Memoriæ & honori Viri nobil. & præſtantiß. Dn. Johannis Gebhart, Celſiß. Ducis Bregenſ. Secretarij, Anno æræ Chriſt. 1622. XXI. Maji, fato piè & placidè, Bregæ, defuncti, juſti doloris poſita ſphragidia á Fautorib. & Amiciſ.

Q mihi Muſa dabit lachrymoſum condere leſſũ;
Quo cari Pyladis deplorem funus Oreſtes:
Fas cupit ac Pietas ſacrum exſequiale Gebhardi.
Nos commilitium Phœbéum junxerat unum;
Una in Cæſareis oculis ſociaverat Aula,
Inter honoratas animas, propè Numina Divûm;
Helvetios atq; Allobrogum luſtravimus agros,
Et Burgundionum, & Gallorum proxima tempe.
Nos nec Eris mordax, nec turpis Acedia fecit
Unquam dividuos. Anima eſt concordia fratrum.
Illi mite fuit, non læſum ærugine, pectus;
Sed cultum ſatis, & tinctum Permeßidos undis;
Iura Dices doctum, Saidisq́;, & quidquid honora
Euſebie pulchrum Eunomieq́; expromit amicum.
Ac nos Bregéâ dum ſpe præſumimus Aulâ,
Principis Auguſti ſub tutelaribus umbris,
Luſtra aliquot vitæ fugientibus addere luſtris;
Et ſacrare Deo vitam, Patriæq́; Duciq́;:
Hunc Mors in medio curſu proſternit Honoris.
Nemo adeò ex voto potis eſt ſibi fingere fata:
Nec datur optato cuivis exſcendere portu.
Imò fallor ego! portum tenet imò Gebhardus!
Hic votivus apex, ſpec & nutricula vitæ eſt.
Vita quid his terris? mare triſte frementibus undis:
Quo facile in Syrtes ſe mergit naufraga cymba.
In cœlo ſupereſt ſtatio placidißima vitæ.
F. Caſpar Dornavius

Du. JOH. GEBHART Viduo.

ERgò tot hic morbis Conjunx tua victa, Gebhar -
Abſorpta tandem eſt necis avaræfaucibus.
(de,
Vidi ego, dum thalami ſalva eſſent vincula, flammas
Fulgere amoris, luculenter, mutui.
Vidi ego, qvando tuam ſvavis tulit aura carinam,
Lætari eam tecum medullis intimis.
Vidi ego, cum fati es jactatus turbine, viꝙ́
Tua viſcera eſt morborum adorta ſyndrome:
Jllam cum lacrymis, noctes, adſtare, diesꝙ́,
Et ſanitatem optare, vitamꝙ́ anxiè.
Vidi ego, ritè tuas res hanc curare, domumꝙ́,
Jhovam hisꝙ́ curis largiter benedicere.
Vidi ego velle unum, nolle unum & utrisꝙ́ fuiße,
Et vivere ad nutum tuum illam alacriter.
Verbo uno dicam: fuit hæc tua vita, tuum cor:
Hinc abſꝙ́ ea tibi vtvere eſt gravißimum.
Atꝙ́ valetudo in pejus ruit, & tibi ſomnus,
Et appetitus, virium atꝙ́ abeſt vigor.
Sunt ingrata, priùs tibi quæ pergræta fuére,
Qvocunꝙ́ te vertis, deeſt tua Liſvla.
Vita
Vita tibi pœna eſt, luctus medicina videtur
Lethum tibi unica, & avidè hoc deſideras:
Vt jungi in terris corpus cum corpore poßit,
Et ſpiritus cum ſpiritu, citò, in æthere.
Nec, qvod vulnus alis tale, erras, candide amice:
Adamantinus fores, dolor niſi te ureret.
Sed moderamine opus, qvod dictant Biblia ſacra,
Miſcenda ei nec effera impatientia eſt.
Hac dum torqveris, tibi nulla ex parte mederis,
Dei at voluntati optimæ bellum moves.
Qvi mutare avet hanc, ſit Namine maj[or]oportet,
Hîc omnis eſt expoſtulatio irrita.
Ac ſi ploratu poſſet revocarier illa,
Hortarer ipſe, ut ejulares ſtrenuè.
Nec mortem anticipas: meta eſt immobilis: aſt ſic
Vitæ dies ſqvalore majore aggravas.
Qvæ ſit tempeſtas jam temporis undiꝙ́ cernis,
Manu, & forox, qvàm tetricá, rotet arma Mars.
Edit nunc alibi crudelia ſigna furoris:
Et nos brevi viſet, niſi Deus vetuerit.
Turpe qvidem ſcriptu, ſed ſi non vera negamus,
Prædantur interim, tueri qvorum erat.
Aqvibus
Aqvibus atꝙ́ ipſi capiunt ſtipendia certa,
Audent, eorum, inhiare turpiter, bonis.
Rarus amor patriæ, pietatis curaꝙ́ rara,
Et conſcientiæ: ad arma ſpes lucri incitat.
Nusqvàm tuta fides, ſunt omnia glena periclis:
His liberata qvod tua eſt, haut improba.
Felix, cui, Ihovæ conceſſu, gratia tànta
Contingit, ut mortem oppetat eitò, & piè.
Nos ærumnoſos, & ad extrema omnia natos,
Supereſſe qvos, & intereſſe his vult malis.
Et nos eripiet tandem, jungetꝙ́ vicißim
Jn empyreo cœlo, ubi ſedes Dei eſt.
Illîc nil cladis, nullæ & diſtractio, ſemper
Flagrabit aſt amor, juge erit & gaudium.
Chriſte, veni, miſeros nos adte ſuſcipe: acerba
Fac interea feramus hîc, ſine murmure.
Durum eſt; dura pati: viciſſe ſed aſpera, dulce eſt:
Frui trophæo perpete, eſt dulciſsimum.

Manibus Dn. Johan. Gebhart.

PRæfixum qvi ideò tempus non rentur eſſe certum
Viduo, ad dolendum funus uxoris probæ,
Nullum
Nullum qvod ſit honeſtum: hi, ſi fas judicare, peccant,
Nam juſtus pius, & honeſtus iſte mœror eſt.
Dimidium eſt animæ conjunx pia, cordis &, mariti,
Pupula, ſuavium, & ſine ea malè vivitur.
Ferbuit hinc qvò plus mor antè, hoc longior deinde
Ex ſeparatione dolor enaſcitur.
Nec facilè primus potis eſt transferri amoris ardor
In alteram: mutatio pericloſa enim eſt.
Ferreus aut levis eſt, qvi uxoris morte non movetur,
Inhoneſtus &, ſi oblivio citò ſit comes.
Dum luxiſti ultra annum obitum charæ tuæ maritæ,
Gebharde, honeſto, egiſti, viduo ut convenit.
Nec lugubri habitu modò, verùm & lacrymis, doloris
Morſus ineluctabiles teſtatus es.
Scilicet abſtulerat qvondam prima hæc tuos amores,
Hinc alteri difficile erat conferre eos.
Solicitum de alia, licuiſſet, tempore, eſſe te, iſto:
Lignicij at, heu, maligna febris te obruit.
Bregæ, & te reducem, heu, jugulavit: Lisvlam ſequutus
Sic es tuam ocyùs, priùs ceu voveras.
Nam qvia nexa tibi in terris fuit, in poli arce, & illi,
Et in ſepulcro adeſſe, cupjiſti unicè,
Vnio jam, qvàm pulcra, utriusq́; animæ, in ſinu, eſt, A -
Qvàm tutô in urnis juncta qviescunt corpora
(brahæ:
Et qvàm pulcra animarum erit unio, corporũq́;, in æde
Ihovæ, ubi dies illuxerit cenſorius.
GSunt
Sunt fatui, qvoscunq́; pavor lethi ferocis angit,
Itur per hoe, qvippe, ad qvietem & gaudia.
Immundo præſtat valedicere mundo, & aſtra adire,
Peccando qvàm polluere ſe, orcum & ingredi.
Eligimus meliora aliàs, pejora linqvimuſq́;: hinc
Temnenda caduca, & expetenda cælica.
Iure ego diſceßum hunc ægrè fero, longùm amate, a -
Nam vinclum amicitiæ perijt arctißimæ.
(mice.
Rara fides, & rarus amor ſincerus, hoc in orbe eſt,
Candorq́; purus rarior nigro cygno.
Magnus theſaurus, precioſior eſt & auro, amicus,
Afflictæ & hujus vitæ alexipharmacum.
Qvi meus eſt effectu, haut aſſentatione vafra,
Cum qvo loqvi, ut mecum, atq́; agere, conceditur.
Non qvi fingit amores, dum lucro licet potiri,
Labante qvo, odium, iras minaces & crepat.
Qvi non dente atro me abſentem rodit impudenter:
Si offenſum at autumet ſe, apertè nunciat.
Qvi, qvod & æqvum eſt, vult mecum, qvod iniqvum &
Effutit ac qvi non ubivis, abdita.
(eſt, recuſat,
Qvi mihi, cum pede ſors fauſto adſtat, corde gratula -
Mecumq́; ſeriò dolet, cum claudicat.
(tur,
Talis eras: imò alter ego: at tecumomnia abſtulit mors:
Qvi planctus exſularet ergò à pectore?
Vnica me recreat ſpes, & fiducia hæc inhæret,
Qvod & mihi patet via iſta, qvæ tibi.
Qvodq́;
Qvodq́; eadem calcanda mihi, & mea qvò ingraveſcit
Magis, appropinqvat Morta magis mihi.
(ætas
Emiſſus, præmiſſus es, haut amiſſus, in polum & aum
Admiſſa anima tua, erit mea & tecum brevi.
Lætitia interea fruere æterna: meum eſt, morari hîc,
Doncc ſolutum, addet, malis, Deus tibi.
Ieſu, particulam hanc vitaï ſic rege ultimam, iſtá
Peractá, ut hæres ſim perennis gaudij.
SVnt variæ ſortes hommum, quos nutricat Orbis:
Jlle præeſt aliis: iſte ſubeſt aliis:
Affluit huic auri rivus: comitatur at illum
Pauperies, rarò cui focus igne micat:
Dotibus ingenii cluet hic: rudis alter: Is aptus
Conſiliis: ſed quàm rebus ineptus iners:
Evehit hunc fortuna procax, & deprimit iſtum:
Sic homo per syrtes volvitur ambiguas:
Vltima ſed nullo diſcrimine ſors rapit omnes,
In tumuloꝙ́ pares mors gemebunda facit.
Talia condidicit Ianus Gebhardus, in iſto
Verſatus pelago ſat benè, ſatꝙ́ diu.
Eheu quot ſubiit syrtes, quod ſenſit acerbas
Sortes, per totum, quod modò clauſit, iter.
G 2Subfuit
Subfuit ante ſuis, habuit quos ille, Magiſtris,
Doctus ab his, Thuris, Iuris & hauſit aquas.
Sæpius adverſis agitatus, ſæpe ſecundis
Motatus, varias ſuſtinuitꝙ́ vices.
Claruit ingenio: tandem quoq; præfuit ipſe,
Principibus cbarus nobilibusq; viris.
Aſt ut in orbe nihil firmum, ſic concidit idem
Tempore finito, ſicꝙ́ volente Deo.
Corpore ſed tant[u] m collapſus, mente recesſit
Ad ſuperas ſedes, eſt ubi certa quies.
Mox tuba per denſas ſonitum dabit horrida nubes,
Ex gelidâ corpus quæ revocabit humo,
Cui mens perpetuo ſociata virebit, in arce
Sidereâ, fructus juſtitiæq; feret.
Christe veni, maris & fluctus compeſce, tuamꝙ́
In portu cymbam fac ſtatione frui.

Nob. Conſult. Amplißimoque Viro D. JOANNI GEBHARDO Secretario Ducali, Amico & Fra - tri intimo.

MELOS
MELOS EPITAPHIUM.
IN conducto igitur, ſine prole, ſine igne jugali,
Ætate dignitateque
Eximiâ, nec non membrorum robore pollens
Tuam ante ſic diem occubas,
Jane Gebharde, ſodalitii pars altera noſtri,
Idemque penna Principis
Publica, Secretique vigil tutela Sigilli,
Decreta & Acta robore
Quæque animare ſuo, & chartæ impreſſiſſe valorem
Profectæ ab Aulâ debitum.
Nam ſine prole torus tibi connubialis abivit
Per bina luſtra & amplius;
Usque dolorificum dilectæ ad funus Elisæ;
Quo tale pectori hei tuo
Scilicet inflictum eſt tamque inſanabile vulnus:
Divenditis ut ædibus
Sponte aliò emigrans quaſi ſis præludere viſus
Migrationi maximæ,
Poſt paullo tibimet fataliter obventuræ,
Nuncque adeo, ut alter Plautius,Val. Max. l. 4. c. 6.
Qui ſuæ Oreſtillæ nequiit ſupereſſe ſepulcro,
Tellure ſub ſpißâ tuam
Attiguus lateri velut amplexaris Elisam;
Junctim que participas, quoad
G 3Mentem
Mentem animi, fato metuentem ac funere mergi,
Cæleſtia eius gaudia.
O te florentem! o toto te ex aſſe beatum
Gebharde! Nimirum domo
Pro conducticiâ nunc Cælituum arce potitus
Æterna ibi otia exigis.
Pro viduo thalamo, pro menſâ prolis egente,
Pro dignitate muneris
Terreni, ac vegeto pro corpore & indole ſanâ,
Cæleſtia omnia nunc habes.
Nil mali in hoc mundo eſt; quod non compenſet abunde
Cæleſtis illa beatitas.
Nil boni item; quod non ſimul undique & undique
Cæleſtis illa beatitas.
(vincat
FAto contingunt Sors & Mors: Omnia Fato
Dependent: Svmmo ſic moderante Deo.
Hinc quos ad magnos Sors ſplendida tollit honores,
Deijcit abrupto Mors truculenta gradu
Omnibus ignota eſt Secreta potentia Fati:
Extima ſic cunctis eſt inopina dies.
Mors
Mors jugulat Sortem propera anticipando frequenter,
Alternæ rerum ſuntꝙ́ ſubinde vices.
Hoc Fatum Gebharte Tuum Nos inſtruit: en dùm
Mors ſortem perimit, vita, decusꝙ́ fugit.
Corporis exſuvias ſoluiſti ex ordine Fati:
Mundana hæc acta eſt uita: beata manet.
Quare diuinâ fas eſt requieſccre lege:
Nil gemitus quicquam, nil lacrymæꝙ́ ualent.
Sint placidi Manes! requie Gebbharte fruaris
Æternâ! Mors dehinc nos tua Sorsque manet.
NOn mihi propoſitum eſt deflere hoc tempore
Extremo claudit qui ſua fata die:
(quemquam,
Quin potiùs gratabor ijs hoc tempore cunctis,
Extremo claudunt qui ſua fata die.
Nam
Nam ſi unquam ſatanas, ſi unquam truculenta Ty -
Si fraudes unquam, ſi viguére doli:
(rannis,
Nunc pol ubiq; vigent Mundi fraudeſq́; doliq́;:
Nunc regnat ſatanas, regna Tyrannis habet.
Ergò iſthæc tecum quicunq;, Gebharde, triumphat,
Carmine lugubri num mihì flendus erit?
Non ita: ſed veluti cûivis, ſic & Tibi grator,
Clauſeris extremo quòd tua fata dié.
QVi diu in hoc mundo vivit, diu is aggravat atra
Crimina, oportet & hunc aſpera ferre diu.
Vita brevis ſit, nil refert, modo ſit bona: vixit
Sat, Chriſto qui ſcit vivere eiq; mori.
Scivit & id noſter candore & amore Gebhardus,
Scivit, & exemplo comprobat ipſe ſuo.
Ergo licet Pyliam demortuus ante ſenectam;
Te vixiſſe diu, nam benè, jure reor.
Macte hac ſorte tuâ, nunc omnis criminis expers
Vivis, & in cælis gaudiæ ſemper agis.
Mors
MOrs Brega, falce ferox minimè Tibi vere pepercit
Non unam ſpolians hoſpite in urbe domum.
Te ſchola, Coilegâ; Te fido privat & Aula,
Cûi ſecreta ducis nota fuere, Viro.
Qvò nunc qvò armata properabis, ſæva, ſecuri?
Clade peractâ te non ſchola & Aula timent.
Curia formidet tua tela minacia forſan
Bregiadûm, curæ eſt regula ſi ulla tibi?
Appage te, patribus caßum ſpoliare tribunal
Binis, Nex, orbum qveis manet usq; hodie.
Nonne repleta tua eſt meßis jam tempore Veris?
Eſt. Cave ut his tribubus tu inſidiere tribus!
Vere, Gebharde, ſolo migraſti ad tecta polorum:
Nos Aeſtate manet Marte furente metus.
Cuncta qvidem campis rident, ſeges atq́; Colonos,
Horrea ut ædificent plura replenda, jubet:
At Mars enſe ſuo minitatur ut undiq́; meßi:
Sic tenet agricolas ſpes, ſimul atq́; metus.
His, bone tu, liber ſuperis decus addite Divis,
Non ſpe, ſed cernis re ſuper Axe Deum.
HGebhar -
Gebharde, vivo quo Superi tibi
Tantos honores, maximus optimus
Secretiores dum fideli
Atque ſagaci animo tuo actûs
Princeps, ſilendo ſive tegi imperat
Sive expediri rite negocia,
Credebat, olim conferebant?
Vt ſubito his iterum exuaris?
Quo tot dederunt divitias tibi
Tantamque rerum noticiam, haud ſine
Sudore multo comparatam,
Quæ tibi jam fuerant fruendæ?
Aſt his relictis ſub tenebras abis,
Nec te tuentur gratia Principis,
Jlluſtre munus dignitatis
Eximiæ, nec opes, nec artes
Adverſus iras Perſephonæ truces,
A qua necaris ſorte pari ratis,
Quæ dum procelloſi enatavit
Vim pelagi rapidosque Cauros,
Jam plena mercis, quam procul ad domos
Solis remotas inſtitor impiger,
Sperans
Sperans lucrum ingens comparavit,
Mergitur in ſtatione portus.
Quid ſe fatigant terrigenæ ambitu,
Prenſationum nec faciunt modum?
Quo tot ſtruuntur fluxæ acervis
Divitiæ? & magis hoc Cupido
Creſcit, quo earum copia major eſt,
Ceu flamma ſilvam aut oppida concremans,
Vrendo, vim acquirit recentem
Materiaque alitur venenum?
Fatalis hora ſpes vetat improbas
Nos inchoare & Mors hominum docet
Mentes avaras & ſuperbas
Aureolam mediocritatem.
Heus candidati, heus ambituum rei,
Explere neſcit ſemper & excitat
Vobis ſitim infiniti honoris
Copia facta, vel impudenter
Quem viſi, ut olim veſtra humilis fuit
Sors, vix vovere; & terminus ultimus
Felicitatis veſtræ acutis
Vos agitat ſtimulis petendi
H 2Majo -
Majora: vobiſcum una Proſerpina
Decidet iſtis litibus & ſimul
Dejecta ſors exibit, illue
Jte, ubi regibus ac tetrarchis
Pares futuri: quo ſpolii tulit
Tantumdem Eois ex opibus manu
Victrice victis nec reperto
Orbe capace animi tumentis,
Poſt tot triumphos Rex Macetûm, Canis
Quantum Sinopeus, qui incola dolii
Perquam puſilli, ſed cachinno
Salſo hominum ſtudia usque riſit.
Mors ſola avaros exſatiare quit,
Vt, qui per omnem nil bene fecerint
Vitam, benigni ſint profuſê,
Cum tot opum bona cernit heres.
Mors ſola quantum norit homo omnibus
Scientiæ de partibus, ultima
Quarum eſto meta, ut præſtolari
Intrepidaque hilarique mente
Fati
Fati ingruentis quis queat impetum
Ac evolare ad celica gaudia,
Oſtendit. Hoc ni præſtet, omnis
Ars ſimulatio ſomniumque eſt.
Verùm hæc Gebhardo ſat meditata ſunt
Noſtro, virilem quando animum altâ opes
Et dignitates de quiete
Non potuére ſua movere
Vt ſortis iſta ob munera, perbrevi
Suo exitura é dominio, alteri ut
Vtenda dentur, ſed propritim
Mancupio ullius haud dicentur,
Affligeretur ſollicitudine.
Sibi benignâ quos Deus obtulit
Dextra, aut honores aut opes ſic
Accipiebat, ut in Salutem
Hos collocandos publicam & inclitas
Ac glorioſas Numinis unici
Laudes putaret: tum probaret
Officium atque fidem univerſis.
Sic de propinqua Morte ſub ultimam
Horam, Salus qua perditur aut venit,
H 3Dirißi -
Dirißimi á morbi dolore
Præmonitus valedicit Orbi
Conviva tanquam ex hoſpitio ſatur
Exit libenter: vel potius velut
Defeſſus à curſu Viator
Per varios hiemis labores,
Nudus profundá nocte ſuos toro
Componit artûs & requiem capit:
Expers humi in Chriſtum recumbit
Magna animi ſpe oculosque claudit.
QVi Generis titulo, qui mentis acumine ſalvo
Claruit, & Clariâ doctus in arte fuit;
Qui Ducis in Cauſis, operaq́; fidelis in omni;
Qui mihi ſollicito promtus & æquus erat;
Ociùs exceßit, Gebhartus, ab orbe ſed ipſo
Poſthabito, Superis gratior Hoſpes adeſt.
Hic bene qui vixit, ſanctè valedixit, habebit
Non aliam ſortem ſorte, Gebharte, tua.
Vive
Vive videns Christum momenta per omnia; tan -
dem
Nos quoq; de Christo credita fama beet.

Bregæ Typis Auguſtini Gründeri. M. DC. XXII.

About this transcription

TextExilii humani Miseria & Consolatio
Author Johann Neomenius
Extent63 images; 11984 tokens; 4742 types; 81086 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationExilii humani Miseria & Consolatio Das ist Der Adamischen verweisung Klägliches Elend/ vnd Trost In einer Leichpredigt Beim begräbnus des Weiland Edlen Ehrenvesten vnd Wolbenambten HErrn Johann Gebhardts von Göppelßberg/ etc: Fürstlichen Wolverordneten Secretarii zum Brieg. Johann Neomenius. . 63 Augustinus GründerusBrieg1622.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 508305 / 508305

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

Editorial statement

Editorial principles

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:35:43Z
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Dieses Werk steht unter der „Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz“ (CC BY-SA).

Holding LibraryUniversitätsbibliothek Breslau
ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 508305 / 508305
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