PRIMS Full-text transcription (HTML)
Sammlung Critiſcher, Poetiſcher, und anderer geiſtvollen Schriften, Zur Verbeſſerung des Urtheiles und des Witzes in den Wercken der Wolredenheit und der Poeſie.
Viertes Stuͤck.
Zuͤrich, BeyConrad Orell und Comp.1742.
1

Grundriß eines epiſchen Gedich - tes von dem geretteten Noah.

DJe trefflichſten Kunſtrichter ſtimmen mit ein - ander uͤberein, daß die Schoͤnheiten der vor - nehmſten poetiſchen Werke, und insbeſondere der Griechiſchen und Roͤmiſchen in der Zeichnung, dem Grundriſſe, und der Zuſammenordnung des gantzen Werkes, beſtehen. Sie halten die Ausbildung eines jeglichen abſonderlichen Stuͤkes vor etwas geringerers und ſchlechteres. Darum fodern ſie von dem Poeten, daß er ſeinen groͤſſeſten Fleiß auf die Zeichnung ſeines Gedichtes wenden ſolle. Er ſolle ſich nicht allzu ſorgfaͤltig um die Ausſchmuͤ - kung und den Zierrath bekuͤmmern, und nicht ſo ſehr beſorgt ſeyn, daß man hier und dar aus - ruffe, was vor ein zierlicher Vers! als daß man, nach Durchleſung des gantzen Gedichtes, ſage: Wahrhaftig ein ſchoͤnes Werk! Sie ver - langen, daß er ſich hauptſaͤchlich befleiſſe, ein je - des Stuͤcke an ſeinen vortheilhafteſten Platz zu ſtel - len, und alle Theile dergeſtalt mit einander zu ver - knuͤpfen, daß man die Haupthandlung nirgend aus dem Geſichte verliere.

So groß mithin das Lob ſeyn mag, das ein Werk wegen der Ordnung und Eintheilung ſei - ner Verfaſſung verdienet, ſo iſt gewiß, daß alle die Schoͤnheiten, ſo daher entſtehen, der Erfindungs - kraft zu verdanken ſind. Dieſe iſt der wahre Grundſtein der Poeſie, und muß der verſtaͤndi - gen Zuſammenordnung und Verfaſſung nothwen -[Crit. Sam̃l. IV. St.] Adig2Grundrißdig vorgehen. Wer die Gabe der Erfindung be - ſitzt, dem wird, wie Hr. Pope wol erinnert hat, die Kunſt nicht entſtehen, den Stof, den er bey der Hand hat, geſchikt zn verarbeiten. Gluͤkſelig iſt der Poet, bey welchem die Erfindungsgabe und der Ordnungs-Talent einander die Hand bieten.

Es iſt nichts mehrers noͤthig, einen fertigen Le - ſer auf die Spur zu fuͤhren, was er ſich in An - ſehung dieſer beyden vornehmſten Eigenſchaften in einem Gedichte zu verheiſſen habe, als daß ihm ein Abriß auch nur der erſten Anlage vorgeleget wer - de. Dieſe zartgezeichneten Zuͤge faſſen das gantze Werk in einen einzigen Geſichtspuncten, ſo daß das Auge des Verſtandes daſſelbe mit einem Bli - ke uͤberſehen, und wie die Materialien, welche die Erfindungskraft hervorgebracht hat, alſo die Ver - bindung derſelbigen ohne Muͤhe wahrnehmen und unterſcheiden kan. Die Geſchiklichkeit, welche der Poet in der Erfindung der Haupttheile, und Be - gegniſſe, und der Ordnung derſelben erweiſet, giebt uns daneben zu ermeſſen, daß Erfindung und Ordnung in den abſonderlichen Stuͤken und Umſtaͤnden nicht geringer ſeyn werden. Ein ſum - mariſcher Auszug entdeket uns den Faden des Werkes, er fuͤhret uns in daſſelbe hinein, daß wir den Endzwek und die gantze Verfaſſung in ihrem Zuſammenhange erbliken; welches in einem vollſtaͤndigen Werke geſchehen muß, wenn man es mit Zufriedenheit leſen will. Wenn das Gedich - te auch von einer Handlung redet, von der uns nur ein weniges bekannt iſt, das aber die Erfin - dungskraft durch mannigfaltige Ausdaͤhnungen er -weitert3eines epiſchen Gedichtes. weitert hat, ſo muß die bloſſe uͤberhin geſchehende Erwaͤhnung derſelben ein empfindliches Vergnuͤ - gen mit ſich fuͤhren, und die Neugier ungemein reitzen, alle die beſonderſten Umſtaͤnde davon zu vernehmen.

Jch darf demnach mit einiger Gewißheit hof - fen, daß folgende ſchwachen und erſten Linien ei - nes epiſchen Gedichtes von Noahs Errettung aus der Suͤndflut hinlaͤnglich ſeyn werden, das Nach - denken geſchikter und feuriger Geiſter zu erwe - ken, und ihnen von weitem zu erkennen zu ge - ben, was ſie von dem erfindenden Kopfe und dem anordnenden Verſtande des Verfaſſers zu erwar - ten haben, ſo fern ſelbigem Gelegenheit und Um - ſtaͤnde vergoͤnnen wuͤrden, das Gedichte auf die - ſen Grundriß aufzufuͤhren.

Jnhalt des erſten Buches.

Nach einem kurtzen Vortrage der Hauptma - terie ſtellt der Poet den Japhet vor, der ſeinem Vater entgegen gehet. Noah war aus dem ein - ſamen Platz, wo Gott ſelbſt ſein Haus ferne von dem verderbten Volk der Menſchen verbor - gen hatte, nach Eden und deſſen angraͤntzende Gegenden gegangen, wo ſie ihre Wohnungen hatten, damit er ihnen die Gerechtigkeit und die Furcht Gottes predigte. Dahin nimmt auch Ja - phet ſeinen Weg, aber die Vorſehung fuͤhret ihn nach dem Aufenthalt Nemuels des Sohns Se - ba, wo ihm zuerſt die drey Toͤchter deſſelben be - gegnen. Er geraͤth in eine ſonderbare Gemuͤ - thesbewegung uͤber deren Erblikung, zumal da er niemals zuvor Maͤgdgen geſehen hatte. JhreA 2Erſtau -4GrundrißErſtaunung iſt nicht geringer, nachdem ſie niemals zuvor Juͤnglinge geſehen hatten. Zwo von denſelben fluͤchten; die dritte begiebt ſich mit Japhet in Unterredung. Jhr Vater Nemuel koͤmmt dazwi - ſchen, und erkennt den Japhet vor den Sohn der Semira, der Schweſter ſeiner Mutter. Er erzehlt ihm ſeine Flucht aus Eden.

Sein Va - ter Seba hatte fuͤnfzig Soͤhne, alles waren Helden; Kosbi ſein Bruder hatte fuͤnfzig Toͤch - ter, die ſchoͤnſten ihres Geſchlechtes. Sie wa - ren mit einander verlobet. Damals gieng eine von Kosbis Frauen auf dem Felde ſpazieren, wo ſie von Seba ohne Geſellſchaft gefunden und auf eines ſeiner Jagdhaͤuſer verſchloſſen wird. Sie findet Mittel und Wege die Gewaltthat und Schande dem Kosbi durch ein hiſtoriſches Stikwerk zu wiſſen zu thun. Dieſer nimmt von allen ſeinen Toͤchtern einen Eid, daß ſie die Soͤhne Seba in der Hochzeitnacht umbringen wollen. Alle ſtellen es ins Werk, Mandane ausgenommen, welche mit Nemuel entfliehet. Sie leben in einem einſamen Orte, ohne ei - nigen Umgang mit dem Menſchen. Nach ei - ner langen Unfruchtbarkeit gebiehrt Mandane in einer Geburt drey Toͤchter. Nachdem ſie dieſelben kaum erzogen hatte, ſtirbt ſie. Ne - muel, um ihre Berathung bekuͤmmert, rufft den Herren an, der ihm verheißt, ſie vor ſeinem Ende zu verſorgen.

So weit gehet Nemuels Erzehlung. Er erkennt, daß Japhet durch die goͤtt - liche Vorſehung zu ihm gefuͤhrt worden, und ent - ſchließt ſich mit ihm nach des Noah Aufenthaltzu5eines epiſchen Gedichtes. zu gehen. Sie machen ſich mit etlichen Came - len, die mit verſchiedenem Geraͤthe und Werkzeu - ge beladen ſind, auf den Weg. Denn Nemuel war ein geſchikter Kuͤnſtler, dem alle Erfindun - gen der erſten Welt im bauen, pflantzen, gieſſen, ꝛc. bekannt waren. Sie treffen nicht weit von Noahs Huͤtten ihn ſelbſt an.

Das zweyte Buch.

Noahs innwendige Betruͤbniß des Geiſtes bricht in ſeinem Angeſichte hervor. Er wird von Ne - muel daruͤber befraget, und entdeket ihm, wie es Gott gereuet, die Menſchen erſchaffen zu haben, ſo daß er bey ſich beſchloſſen haͤtte, ſie auf ein - mal zu vertilgen. Noah giebt ihm ferner Nach - richt von ſeiner Reiſe zu den Gezelten der Men - ſchen.

Die Nephilim, die Haͤupter derſelben, haben ein ungereimtes Mißtrauen in dasjenige, was ſie von der Erſchaffung der Natur, und des Menſchen, und deſſen Wohnung in dem Paradieſe, und der Verſtoſſung aus demſel - ben gehoͤret haben. Sie ſehen das von der che - rubiſchen Wache umſtellte Paradies vor einen bezauberten Garten an, und vermeſſen ſich die Bezauberung durch Gewalt oder grauſame Opfe - rungen aufzuloͤſen. Einige von den Frecheſten verſuchen das Abentheuer. Noah trift ſie in einer Rathsverſammlung an, worinn ſie uͤber die Einnahme deſſelben rathſchlagen. Er wi - derſpricht ihrem Vornehmen, und vertheidiget die Lehre und die Rechte der Gottheit. Der Schoͤpfer ſteigt ſelbſt herunter, und beſucht das ſuͤndhafte Geſchlechte der Menſchen. Er gehetA 3 mit6Grundriß mit Noah unter Jaakans Gezelte. Anarchie unter den Nephilim. Die Gottheit wird von Jaakan verſucht. Der Herr ſpottet ſeiner mit Dazwiſchenſtellung einer Schattenperſon. Der Schoͤpfer bereuet es, daß er Menſchen gema - chet hat. Er beſchließt dieſelben zu vertilgen.

So weit Noahs Erzehlung.

Das dritte Buch.

Noah und Nemuel halten das menſchliche Ge - ſchlecht vor verlohren. Sie duͤrffen ſich auch nicht ſchmeicheln, daß die goͤttliche Rache ſie in dem all - gemeinen Untergange verſchonen werde. Jndem Noah unter einem Kuͤrbisgelaͤnder das Ende des menſchlichen Geſchlechts beweinet, eroͤffnet ihm der Herr in einer Erſcheinung die Art, wie die Men - ſchen untergehen ſollen, und die Zeit, wann dieſes geſchehen ſoll. Noahs Fuͤrbitte fuͤr dieſelben. Er will gern in den Gedanken der Menſchen, denen er ihren nahen Untergang verkuͤndiget hatte, ein falſcher Weiſſager ſcheinen. Er ſtellet dem Schoͤ - pfer die Freude und das Geſpoͤtte der gefallenen Engel vor Augen, wenn er ſelbſt ſeine Erſchaffung ſobald wieder vernichtete; und marktet mit ihm um die Verſchonung der Welt. Durch vielmal wieder - holtes Erſuchen bringt er es ſo weit, daß Gott ver - heißt der Welt zu ſchonen, falls nur zehn Gerech - te darinnen gefunden wuͤrden. Wiewol Noah nicht ſo viele findet, ſchenket Gott doch ihm und ſeinem Hauſe das Leben, und verſpricht ihm, die Welt auf ein neues von ſeinem Saamen zu bevoͤl - kern. Zugleich giebt er ihm den Grundriß zu dem Schiffe. Paradiesmaͤſſige Lebensart der KinderNoah.7eines epiſchen Gedichtes. Noah. Sem zeiget Neigungen eines Ertzvaters, Cham eines Weltweiſen, Japhet eines Fuͤrſten. Jhre Liebe zu Nemuels Toͤchtern und derſelben ſon - derbare Artund Ausdruͤkung bis zu ihrer Trauung.

Das vierte Buch.

Noah faͤngt an, das goͤttliche Schiff nach dem goͤttlichen Grundriſſe zu bauen. Sem ent - deket des Morgens in der Fruͤhe, daß die Engel des Nachts daran gearbeitet haben. Schildereyen und Bilderarbeit in den Auszierungen deſſelben. Noahs Soͤhne fragen ihren Vater von dem Ge - brauche dieſes Schiffes. Jhre Beſtuͤrtzung uͤber die Nachricht von dem bevorſtehenden Gerich - te. Chams philoſophiſche Zweifel betreffend die nothwendige Menge Waſſers zur Ueberſchwem - mung des gantzen Erdbodens. Fernere Einwuͤrf - fe von der beſten Welt, und dem Urſprunge des Uebels. Nemuel ſtirbt, welches das Wahrzeichen war, daß Noah in das Schiff hineingehen ſollte. Die Lebensmittel, und das Geraͤthe werden erſt - lich hineingebracht. Auch die Thiere, die Voͤgel, und die Jnſecten gehen auf den Ruff Gottes hin - ein. Groſſes Opfer des Noah, eh er mit den Seinigen in das Schiff gehet. Der Herr ſchließt hinter ihnen zu. Die Winde jagen die Wolken zuſammen. Der Abgrund oͤffnet ſeine Schleuſ - ſen. Der Erden gruͤne Flur wird abgeſtreift, und ihre Feſtigkeit aufgeloͤſet.

Das fuͤnfte Buch.

Ein Orcan jagt das Schiff nach der Gegend des Landes Eden, wo die Huͤtten der Nephilim ſtehen. Winſeln der ertrinkenden Menſchen, undA 4ver -8Grundrißvergebliches Beſtreben ſich zu retten. Die aus den Wolken herunterſchieſſende Stroͤhme fallen auf ſie von oben; von unten ſchieſſen die Waſſer des Abgrundes hervor, ſie zu verſchlingen. Sie wollen ſich auf das Schiff retten, aber der Macht - ſpruch Gottes widerſteht ihnen, und Meduſa mit dem Schlangenzopfe bewahrt das Schiff vor Ue - berſall. Noah prediget ihnen aus dem Schiffe von der letzten Buſſe. Alles Fleiſch gehet unter. Furchtbares Licht in dem Schiffe. Klage der Frau - en uͤber den Verluſt ihrer Gaͤrten und Pflantzen.

Das ſechste Buch.

Der eingeſchifften Welt Gedanken und Ge - ſchaͤfte. Sie betrachten die Schildereyen und ge - ſchnitzten Bilderwerke an dem Getaͤffel ihrer Saͤ - le und Kammern; worauf die Geſchichte der kuͤnf - tigen Welt, die von ihnen gebohren werden ſollte, durch engliſche Arbeit vorgeſtellet worden. Noah erklaͤrt ſie ſeinen Kindern. Die Dinge, welche ſich durch den Pinſel und den Grabſtichel nicht vorſtel - len laſſen, waren ihm durch goͤttliche Offenbarun - gen entdeket worden. Die halbzweifelnden Ge - muͤther der Kinder Noah werden dadurch aufge - richtet. Kezia, Japhets Weib, erzehlt ihm den Zu - ſtand ihres Hertzens, in der Zeit, als ſie ihn das erſte mal geſehen hatte.

Das ſiebende Buch.

Noah ſendet eine Daube aus. Die Verge er - ſcheinen aus dem Waſſer. Veraͤnderte Geſtalt der Erden. Ablauf des Waſſers. Die Zerfallung der erſten Erden, in welcher die verſchiedene Stra - ta des Bodens unter einander geworffen worden,machte9eines epiſchen Gedichtes. machte ſie unfruchtbarer, damit den Menſchen der Anlaß zum Muͤſſiggang abgeſchnitten wuͤrde. Denn Gott wollte die Menſchen durch die Suͤnd - flut verbeſſern, und nicht bloß ſtraffen. Noah geht aus dem Schiffe heraus und bereitet ſeinem Erretter ein herrliches Opfer. Der Herr giebt den neuen Einwohnern der Erde beſondere Frey - heiten, und thut ihnen himmliſche Verheiſſungen. Erſcheinung des erſten Regenbogens am Himmel.

Weitere Ausfuͤhrung etlicher Erfin - dungen mit mehrern Umſtaͤnden nebſt den vornehmſten Urſachen derſelben.

Zum erſten Buche.

WJewol Noahs Beſuchung des bewohnten Erdbodens vorhergegangen war, wollte ich dennoch mit Japhets und Nemuels ſpaͤthern Er - kenntniß anfangen, damit ich durch eine kleine Ver - wirrung, welche doch ohne Dunkelheit waͤre, der Einbildung etwas zu thun gaͤbe, und zugleich die Neugier reitzete. Die Erdichtung von Japhets Vorhaben ſeinem Vater entgegen zu gehen, ſoll ihm bey dem Leſer Liebe erweken. Deſſelben un - gefehrliche Ankunft bey Nemuel und ſeinen Toͤch - tern, ſoll die kuͤnftigen Frauen der Soͤhne Noah mit uns bekannt machen. Die Vorwitzes-Freund - ſchafts-Liebes - und andere Bewegungen, die an beyden Seiten vorkommen, ſollen nicht nur durch ihre Neuheit und Unſchuld ergoͤtzen, ſondern ihnen auch den Zuhoͤrer guͤnſtig machen; daß er kuͤnftig - hin an ihren Begegniſſen Antheil nimmt. DieA 5Ge -10Grundrißſchichte von Seba und Kosbi ſoll ihn auf die An - tediluvianos boͤſe machen. Zu Nemuels und Man - danen Begebenheit kan man Lynceus und Hyper - mneſtren Geſchichte zum Urbilde nehmen. Nemuel wird vor einen groſſen Kuͤnſtler angegeben, damit wir an ſeinem Orte das Schiff mit Geraͤthe und Werkzeugen von ſeiner Arbeit anfuͤllen, und auf dieſe Weiſe die Erfindungen der erſten Welt auf die andere Welt fortpflantzen. Jch laſſe Noah mit ihnen zu einer Zeit in ſeiner Jnſel ankommen, damit wir einer andern Scene Platz machen, und die Haupthandlung befoͤdern.

Zum zweyten Buche.

Der Begriff, der im erſten Buche von der ro - hen Art der erſten Welt erwecket worden, muß in dieſem zweyten in das helleſte Licht geſetzet wer - den, damit ſie des Unterganges recht wuͤrdig ge - machet werde. Moſe erzehlet uns mehr Umſtaͤnde von den Wuͤrkungen, als von den Urſachen des goͤttlichen Unwillens, durch welche die erſte Welt vertilget ward: Die Erfindungskraft muß das Stillſchweigen von den Bewegurſachen dieſer er - ſchrecklichen Umkehrung einigermaaſſen erſetzen. Sie muß davon ſolche angeben, welche von dem rohen Zuſtande der Menſchen einen Begriff ma - chen, der mit der auſſerordentlichen Straffe, ſo dar - auf erfolget, ein geſchicktes Verhaͤltniß hat. Der - gleichen ſind in dieſem Buche die grauſamen Opfer der Nephilim, ihre vermeſſene Beſtuͤrmung des Paradieſes, Jaakans Gottes-Verleugnung. Daß das Paradies vor der Suͤndflut durch Cherubim ſey verwahret worden, beruhet auf dem Vorge -ben11eines epiſchen Gedichtes. ben gewiſſer Ausleger der H. Schrift, wiewol dem Poeten ohne dies erlaubet war, dergleichen Um - ſtand zu erdichten. Das Abentheuer von der ver - meinten Entzauberung des Paradieſes kan nach des Taſſo Erfindungen ausgearbeitet werden. Was die heidniſchen Mythologiſten von den Himmels - ſtuͤrmenden Giganten erzehlen, mag hier die Be - ſtuͤrmung des Paradieſes bey poetiſchen Geiſtes - arten rechtfertigen, und mit einigen Umſtaͤnden bereichern. Von Jaakans Gottloſigkeit ſind etli - che Spuren in Lycaons Geſchichte beym Ovidius uͤbrig. Noahs unerſchrockener Widerſpruch mit - ten in der Verſammlung der verruchten Nephilim, u. ſeine Reden von der Hoheit und der Gerechtigkeit Gottes, werden alſo eingerichtet, daß ſie ihn der herrlichen Ausnahme wuͤrdig machen, da derſelbe ihn alleine in einer gantzen Welt, die zum Ver - derben verurtheilet wird, ausſondert. Man muß uͤberall befliſſen ſeyn, ſo wohl die zornigen als die guͤnſtigen Gerichte Gottes zn vertheidigen. Theils muß uns ein Abſcheu vor der verruchten erſten Welt, und theils eine groſſe Hochſchaͤtzung gegen dem ge - rechten Mann beygebracht werden, welchen Gott zum Stammvater der andern Welt auserſehen hat. Gottes Herabfahrt und ſein Wandel unter den Menſchen in Noahs Begleitung iſt trefflich bequem zu erhabenen Schildereyen; und die un - gemeſſenen Anſchlaͤge der Nephilim, die groͤſſer als menſchlich ſcheinen, geben Anlaß zu erhabenen Meinungen.

Zum dritten Buche.

Der Umſtand, daß Noah unter einem Kuͤrbis -gelaͤnder12Grundrißgelaͤnder ſitzt, iſt aus Jonas Geſchichte entlehnet, aber ihr beyder Gedanken und Meinungen ſind ein - ander entgegengeſetzet. Noah brauchet einen glei - chen Beweggrund Gott zu beguͤtigen, wie Moſe, als das Volk Jſrael ein Bild von Gott in Geſtalt eines Stiers verehret, und Gott deßwegen der gan - zen Nation den Untergang gedrohet. Moſe ſagte: Auf ſolche Art wirſt du den Egyptern Gelegenheit geben, daß ſie ſagen, du haͤtteſt ſie aus boͤſer Ab - ſicht herausgefuͤhret, nehmlich ſie in den Gebirgen umzubringen, und gaͤntzlich auszurotten. Ferner habe ich hier Abrahams Fuͤrbitte fuͤr Sodom vor Augen gehabt; welche ſowohl durch die Gruͤnde, womit ſie begleitet wird, als durch den vielmahl wiederholten Anſatz nachdruͤcklich wird. Abra - ham ſagte: Jch will nicht hoffen, daß du Gute und Boͤſe mit einander umbringen werdeſt; es muß doch zwiſchen beyden ein Unterſchied gehal - ten werden; und ſ. f. Hier muͤſſen ſonſt die be - ſten Gruͤnde zur Vertheidigung des Gerichtes, das uͤber die erſte Welt ergangen iſt, angebracht wer - den. Die Lebensart der Soͤhne Noah, und ihre Sitten muͤſſen uͤberhaupt ſo vorgeſtellt werden, daß in ihrer Unſchuld ein empfindlicher Beweisthum enthalten ſey, daß ſie auf gewiſſe Weiſe verdienen, in der Zeit erhalten zu werden, da alle uͤbrigen Menſchen den Untergang ſehen. Man kan das Muſter von ihrem Leben in Miltons Vorſtel - lung Adams und Even im Paradieſe vor ſich fin - den, jedoch hat man dabey den dreyfachen Cha - racter dieſer drey Bruͤder wol in Acht zu neh - men.

Zum13eines epiſchen Gedichtes.

Zum vierten Buche.

Zu Noahs Schiffbau koͤnnen viele poetiſche Um - ſtaͤnde von dem Bau des Schiffes Argos herge - nommen werden. Die Bildhauer - und Mahler - arbeit der Engel ſoll uns an ſeinem Orte, nem - lich in dem ſechsten B. dienen, das verſchiedene Schikſal der Welt, die von Noah entſpringen ſoll, vorzuſtellen. Chams philoſophiſche Einwuͤrf - fe muͤſſen ſo beſcheidentlich vorgetragen werden, daß ſie den Begriff von ſeiner Unſchuld, die ihn beym Leben erhaͤlt, nicht umſtoſſen. Nemuel ſoll nicht in der Ueberſchwemmung umkommen, weil er von gerechten Sitten war, doch wird ihm das Leben nicht biß zu der wiederergaͤntzten Welt ver - laͤngert, weil er ſich in dem langen Umgang mit der ruchloſen Welt verunreiniget hatte. Gott hatte dem Noah geſagt, daß Nemuels Abſterben das Zeichen ſeyn ſollte, wann er in das Schiff hin - ein gehen muͤßte.

Zum fuͤnften Buche.

Hier alleine bringe ich die Nephilim und die erſte Welt zum Vorſchein, und auf die Buͤhne. Jm zweyten B. kamen ſie nur in Noahs Erzeh - lung vor. Sie werden indeſſen nur als leidend vorgeſtellet. Dieſes moͤchten einige, welche ſie vor Noahs Widerpart anſehen, vor einen Fehler hal - ten.

Dieſer Held, werden ſie ſagen, iſt ſehr muͤſſig. Gott arbeitet fuͤr ihn und vernichtet ſeine Feinde mit ungemeinen Mitteln. Er wird durch keine Gefahren hindurch gefuͤhrt.

Dieſen Einwurff zu erleichtern, geben wir nicht zu, daß ein jeder Held ſich mit der Hand als einen ſolchen er -zeigen14Grundrißzeigen muͤſſe. Die ſtandhafte Geduld, Gerech - tigkeit und Gelaſſenheit ſind nach unſerm Beduͤn - ken heroiſcher und von einer ruͤhmlichern Staͤrke. Jn dieſen Stuͤken iſt Noah nicht traͤg, oder feig. Auch mangelt es ihm an Anlaß nicht, ſeine heroi - ſchen Tugenden auszulaſſen. Er fuͤhrt nicht nur aus Liebe zur Gerechtigkeit mit den Laſtern der er - ſten Welt Krieg, und widerſteht ihnen gantz al - leine in einer Welt voll Verderbniß, welches ihn in vielfaͤltige Gefahr ſetzet, ſondern Mitleiden mit dem ſuͤndhaften Geſchlechte der Menſchen, das in ſein eigenes Verderben laͤuft, macht ihn ſtarck genug auch mit der goͤttlichen Gerechtigkeit fuͤr die Erhaltung des menſchlichen Stammes zu ſtrei - ten, als es Gott billig verdroſſen hatte, den Men - ſchen erſchaffen zu haben; und er uͤberwindet ihn mit ſeinem anhaltenden Gebete. Er mogte auch das erſte Vorhaben Gottes mit dem menſchlichen Geſchlechte ein Ende zu machen, als eine unver - meidliche Todesgefahr fuͤr ſich und ſeine Kinder angeſehen haben. Daneben hatte er gegen die Bloͤdigkeit ſeiner Frauen und Kinder zu ſtreiten, welche mit weniger Heldenmuth in das Schiff giengen, und einigen Zweifel an ihrer Rettung hegeten. Man muß auch anmerken, daß Noah der erſten Welt Feind nicht iſt, wiewol er ihren Suͤnden widerſtehet, auch daß die Suͤndflut nicht ein Mittel iſt, ihn von ſeinen Feinden zu erloͤſen. Die Feinde der erſten Welt ſind ihre Laſter, und die goͤttliche Gerechtigkeit beginnt ihre Strafe, als die hoͤchſte Richterin; Noah ſelbſt hieng durch einen natuͤrlichen Zug an der erſten Welt, wo -rinn15eines epiſchen Gedichtes. rinn er gebohren war, worinn er mit Leuten, Ge - genden, fruchtbaren Gaͤrten, der Arbeit ſeiner Haͤnde, bekannt war ꝛc. Daher gerieth die Suͤnd - flut durch einen Ruͤkſchlag auch ihm zur Laſt. Und er koͤmmt in die aͤuſſerſte Gefahr, daß die raͤchende Hand Gottes, wann ſie ploͤtzlich herun - terſteigt, nicht unteerſcheide. Dieſer Gefahr ent - bricht er ſich durch die Mittel der ſtandhaften Ge - duld und des Vertrauens auf Gott, welche einem Menſchen und Gedichte den Nahmen Heroiſch mit Recht zuwegebringen. Weil denn der Poet nicht den Untergang der erſten Welt, ſondern die Rettung des Noah, des zweyten Stammva - ters des menſchlichen Geſchlechts, beſingt, ſo iſt nicht nothwendig, daß er die Nephilim wei - ter, als wie er thut, als handelnde Perſonen auf - treten laſſe. Sie haben keinen andern Theil an der Materie, ſo der Poet erwehlt hat, als ſo ferne ſie beylaͤuftig als die Urſache der entbrand - ten Rache des Schoͤpfers zum Vorſchein kommen, worinn Noah als ein Einwohner der Erden und ihr Nebenmenſch mit verwickelt iſt. Dieſe Jdee wird man befliſſen ſeyn, durch das gantze Werck zu behalten und an jedem bequemen Orte zu er - neuern. Die Klage der Weiber uͤber ihre ver - ſinkenden Blumen, und Gelaͤnder, kan nach der Klage, ſo Eva im Milton im 12ten B. bey ei - nem gleichen Anlaſſe fuͤhret, eingerichtet werden. Dergleichen Kleinigkeiten werffen Regung und Leben in ein Gedichte. Eben dieſes thut die Be - ſchreibung der furchtbaren Daͤmmerung in dem Schiffe.

Zum16Grundriß

Zum ſechsten Buche.

Neben andern anſtaͤndigen Geſchaͤften, wel - che der Poet vor die Eingeſchifften erfinden muß, damit die Handlung nicht aufhoͤre, oder ein Sprung muͤſſe gemachet werden, gefaͤllt mir auch die Er - klaͤrung der Schilder - und Bilderarbeit, in wel - cher die Geſchichte der Menſchen nach der Suͤnd - flut durch eine engliſche Arbeit vorgeſtellt worden. Dieſe Erfindung dienete ſtatt derjenigen, da Vir - gil die Helden der Stadt Rom in dem Stand ei - ner gewiſſen Vorexiſtentz aufgefuͤhret, u. daher An - laß genommen hat, die Geſchichten der Nachkom - men ſeines Helden vor der Hand zu erzehlen. Sie iſt Miltons Erdichtung nicht ungleich, da er die Kirchengeſchichte in Geſichtern vorgeſtellet hat. An dieſem Orte wird man dichten muͤſſen, daß dem Noah einige Offenbarung von den Nahmen und andern Dingen geſchehen, welche ſich nicht durch den Pinſel oder Grabſtichel vorſtellig ma - chen laſſen, damit er ſie hernach ſeinen Kindern erklaͤren koͤnne. Dieſe vorgeſtellten Geſchichten rich - ten zugleich die halbzweifelnden Hertzen der Kinder Noah wieder auf. Auf eine andere Weiſe koͤnn - te man Japhets Weib beſchaͤftigen, wann man ſie den Zuſtand ihres Hertzens, als ſie zum er - ſten mal den Japhet geſehen, demſelben erzehlen lieſſe. Das waͤre ein Stuͤck von der Art, wie der Eva Erzehlung von der erſten Erblickung Adams im Milton. Die Beſichtigung des Geraͤthes und der Kunſtwercke der erſten Welt, ſo ſie mit in das Schiff gebracht, und die Beſchreibung ihres Gebrauches, koͤnnten hier auch einen gehoͤri - gen Platz bekommen.

Zum17eines epiſchen Gedichtes.

Zum ſiebenden Buche.

Dieſes Buch muß durch die Vorſtellung der gantz veraͤnderten Geſtalt der Erden in Verwun - derung ſetzen. Hierzu werden die Phaͤnomena von der Aufheiterung des Himmels, der Ebbe des Waſſers, der Erſcheinung der neuen Geſtal - ten der Berge, und dergleichen wohl dienen. Vielleicht waͤre eine Erdichtung, daß die Erde ſich unter dem Zuſehen der Menſchen mit Graſe, Blumen, Kraͤutern, Stauden, Baͤumen, beklei - det habe, gleichwie bey der erſten Schoͤpfung der - ſelben geſchehen war, ein anſtaͤndiger Umſtand vor die Poeſie, dem Leſer ſowohl als dem Hau - ſe Noah ein fremdes Schaugerichte vor Augen zu ſtellen. Das theoretiſche Syſtema telluris, ſo man erwehlen wird, muß dieſe Erdichtung um - ſchreiben. Das Gedichte kan ſich bequem mit der Erſcheinung des Regenbogens, als dem himm - liſchen Verſoͤhnungszeichen endigen.

[Crit. Sam̃l. IV. St.] BVor -[18][19]

Echo Des Deutſchen Witzes

[20]21

Vorrede.

JCH halte es vor noͤthig in dieſer Vorrede ein vertrauliches Wort mit meinen Leſern al - lein zu reden, bevor ich mich in die Unterredung mit meinem Gegner einlaſſe, und ihnen dadurch die Kurtzweil gebe, ſich an unſerm Widerſpruche zu beluſtigen. Jch muß nemlich einestheils die - ſelben durch eine ordentliche Erzehlung von dem bisherigen Verlaufe dieſes critiſchen Zweykampfs in den Stand ſetzen, vor ſich ſelbſt und mit Grund zu urtheilen, welche Partey ſich mit dem Recht der Nothwehr und der guten Sache am beſten ſchuͤtzen koͤnne: Anderntheils muß ich mich gegen eben die - ſelben entſchuldigen, daß ich mich erkuͤhne, ſie als unſre Kampfrichter mit grammatikaliſchen Kleinig - keiten zu beſchweren und aufzuhalten, welches mir die Ehrfurcht, die ich ſonſt fuͤr ſie trage, ohne drin - gende Noth nicht erlauben wuͤrde.

Weil Hr. Prof. Breitinger in dem VII. Ab - ſchn. des I. Th. ſeiner Critiſchen Dichtkunſt, wo er die Natur der Fabel mit dem groͤſten Fleiſſe un - terſucht hat, ſeine Regeln mit Exempeln erlaͤutern wollte, hat er daſelbſt Anlaß genommen, Hrn. D. Trillers Gedanken uͤber dieſe Materie und ſeine Muſter von Fabeln nach den vorhin von ihm ausgefuͤhrten Grundſaͤtzen und Regeln des Wahrſcheinlichen zu pruͤfen. Da dieſer Verfaſ - ſer ſeine critiſche Gerechtigkeit nicht nach einem willkuͤrlichen Gutduͤnken, ſondern nach ſeiner Ein - ſicht in den Werth der Dinge unparteyiſch aus -B 3uͤbet;22Echouͤbet; ſo hat er auch dieſe Trilleriſche Arbeit nicht bloß etwann durch einen richterlichen Ausſpruch verurtheilt; ſondern erſt nach einer genauen Pruͤf - fung der Regeln u. Beyſpiele mit critiſcher Gruͤnd - lichkeit beſtimmet, wieferne er beſagte Gedanken Hr. D. Trillers und den groͤſten Theil ſeiner Fa - beln als ungluͤckliche Misgeburten einer regelloſen Phantaſie vor verwerfflich halte, auch dieſes ſein Urtheil mit nahmhaften Gruͤnden gerechtfertiget. Was die Art des Vortrages, deſſen er ſich da - bey bedienet, anbelangt, ſo wird mir ein jeder, der dieſe ausfuͤhrliche Abhandlung in der neuen Critiſchen Dichtkunſt geleſen hat, Beyfall geben, daß dieſer ſchweitzeriſche Kunſtrichter noch hoͤfli - cher und glimpflicher mit dieſem Fabeldichter um - gegangen, als es ſein unverſtaͤndiger Hochmuth verdienet hat. Er hat ſich die groͤſte Muͤhe von der Welt gegeben, ihn von der Unrichtigkeit ſei - ner Saͤtze und den Unwahrſcheinlichkeiten in der Dichtung mit einer dogmatiſchen Geduld zu uͤber - fuͤhren; wo ein andrer ſich nicht haͤtte erwehren koͤnnen, den groben Unwitz mit einem beiſſenden Ge - ſpoͤtte abzufertigen. Man wird in dieſer gantzen critiſchen Abhandlung kaum ein anzuͤgliches oder unglimpfliches Wort antreffen, es waͤre denn Sache, daß man ihm uͤbel deuten wolte, daß er eine Unwahrheit unbegruͤndet, ein uͤbel zuſam - menhaͤngendes und ſich ſelbſt widerſprechendes Lehr - gebaͤude, unbedacht, kindiſch, und ungluͤklich genennet hat.

Was meinet ihr nun wol, daß dieſe critiſche Unterſuchung auf den getadelten Poeten und dieVer -23des deutſchen Witzes. Verfechter ſeines Ruhms fuͤr eine geſegnete Wir - kung werde gehabt haben? Haben ſie etwann die Grund - und Lehr-Saͤtze des ſchweitzeriſchen Kunſt - richters auf der Capelle einer geſunden Critik ge - pruͤfet, und ihre Unrichtigkeit an den Tag gele - get? Oder haben ſie die von ihm angefochtene Trilleriſche Unterſuchung und Beyſpiele mit guten Gruͤnden gerettet und ihre Wahrſcheinlichkeit dar - gethan? Oder haben vielleicht dieſe obgleich bit - tere Wahrheiten mit einer ſolchen Kraft der Ue - berzeugung auf ihr Gewiſſen durchgedrungen, daß ſie ſich davor heimlich geſchaͤmt und gebeſſert? Keineswegs. Vielmehr hat man vor der ein - leuchtenden Wahrheit die Augen muthwillig zu - geſchloſſen, ſich gegen alle Ueberzeugung feſt und gefroren gemachet; und weilen man ſein erſchli - chenes poetiſches Anſehen uͤber alle critiſche Anfech - tungen erhoben und genugſam befeſtiget zu ſeyn glaubte, ſo hat man den bloſſen Vorſatz des Schwei - zers, einen ſo groſſen und unverbeſſerlichen Fabel - dichter zu tadeln, fuͤr eine ſtoltze Vermeſſenheit und die hoͤchſte Beleidigung aufgenommen, die ei - ne recht ernſthafte Zuͤchtigung verdiente. Man hat zu dieſem Ende, um aller Welt zu zeigen, daß Hr. Triller ein unverbeſſerlicher Poet waͤre, zu Leipzig in groͤſter Eile eine neue und vermehr - te Auflage von ſeinem Fabelbuche zu Stande ge - bracht; und dieſes mit einer Vorrede bewaffnet, in welcher der Verfaſſer die erſte Hitze einer ent - brannten und unbaͤndigen Wuth ausgeſchaͤumet hat, wo Unbeſcheidenheit, Schmaͤheſucht und Grobheit einander die Waage halten, wo ſchlech -B 4te,24Echote, tobende Neider, ſchaͤumende Verlaͤumder, unreife Kluͤglinge, boshafte Splitterrichter ꝛc., die gewoͤhnlichſten Ehrentitel ſind, womit er ſeine Tadler beleget, und zugleich ſeinen Vortrag als mit ſo vielen pathetiſchen Figuren einer unverſtell - ten poetiſchen Raſerey kuͤhnlich erhebet und bele - bet; wo endlich die erbaͤrmlichſten Klagen und ein froſtiges Geſpoͤtte anſtatt der ſtaͤrkeſten Be - weisgruͤnde angebracht ſind: Und bey dieſem al - lem hat man ſich nicht geſcheuet, den ſchweitze - riſchen Kunſtrichter der Unbilligkeit, Bitterkeit, Grobheit und Grauſamkeit auch in kleinen Din - gen zu bezuͤchtigen.

Quis tulerit Gracchos de ſeditione querenteis?

Dieſes Trilleriſche Fabelbuch hat zwar das Gluͤck gehabt, einem Manne in die Haͤnde zu fal - len, der mehr aus Gefaͤlligkeit, als aus blin - der Verehrung ſich die Beſorgung dieſer neuen Auflage hat aufbuͤrden laſſen. Dieſer gelehrte und tiefſinnige Leipzigiſche Schulmann, den ich wegen ſeiner Verdienſte, und insbeſondere we - gen einiger kleinen philoſophiſchen Schriften, mit wahrer Hochachtung verehre, hat aus gutem Her - zen, ſeinen Fabeldichter durch eine ſo haͤmiſche Ver - theidigung, in die ſich die poetiſche Galle des Hrn. Doctors gantz ergoſſen hatte, bey der ehrbaren Welt nicht laͤcherlich und veraͤchtlich zu machen, mit anderwaͤrtiger Genehmhaltung vor gut befun - den, den letzten Theil dieſer unbedachtſamen Vor - rede, der eben dieſe ungluͤkliche Vertheidigung aus - machte, als ein unnuͤtzes Mißgewaͤchſe wegzu -ſchneiden25des deutſchen Witzes. ſchneiden und unter die Banke zu werffen. Allein ſo gut dieſe dem Trilleriſchen Nahmen zu Dienſte vorgenommene Operation immer gemeint war; ſo fanden ſich doch gleich einige mitleidige Seelen, die es nicht wol vertragen konnten, daß eine ſo hand - feſte und kernhafte Schutzſchrift unter dem Ti - ſche, und in der Vergeſſenheit begraben liegen, ſoll - te; ſie zogen alſo dieſelbe voll Mitleidens aus dem Staube hervor, und wurden raͤthig, dieſen geſtuͤmmelten Hintertheil der trilleriſchen Schutz - vorrede durch Abſchriften zu vervielfaͤltigen, da - mit er durch vertraute Freunde in geheim allen geliebten Glaubensbruͤdern in Midas aller Or - ten in der Zerſtreuung moͤgte in die Haͤnde ge - ſpielt, und alſo unvermerkt durch das gantze roͤmi - ſche Reich ausgebreitet werden. Gleichwie aber die kluͤgſten Erfindungen und Rathſchlage nicht immer den gluͤklichſten Ausgang finden; ſo hatte auch hier eine von dieſen Abſchriften, die allzu ungeſtuͤm herumgeboten wurden, das Ungluͤck, des rechten Weges zu verfehlen, und durch ei - nen Zufall dem ſchweitzeriſchen Kunſtrichter, dem ſie allein haͤtte verborgen bleiben ſollen, in die Haͤnde zu gerathen.

Zu dieſen Anſtalten, wodurch man den kuͤhnen Schweitzer, wegen des Verbrechens der beleidig - ten trilleriſchen Majeſtaͤt, zu einer rechten Reue und Zerknirſchung zu bringen ſuchte, kam noch, daß man einen hamburgiſchen Zeitungsſchreiber gemie - tet, der dem Schweitzer zu Trotz dieſes neue tril - leriſche Fabelbuch als ein Meiſterſtuͤck des deut - ſchen Witzes anpreiſen, und den Abgang des un -B 5terdruͤk -26Echoterdruͤkten Hinterglieds der trilleriſchen Schutz - vorrede durch weibiſche Klagen uͤber Unhoͤflichkeit, Bitterkeit, und Unbill, die mit einem poͤchiſchen Stoltz und Prahlerey geſchickt unterflochten wa - ren, reichlich erſetzen mußte: Dieſen Zeitungs - ſchreiber verleitete ſeine blinde Gefaͤlligkeit ſo weit, daß er das Hertz faſſete, den Vorſchlag zu thun; es koͤnnte dem Verfalle des offentlichen Schul - weſens nicht anderſt abgeholfen werden, als wenn man dieſe trilleriſchen deutſchen Fabeln ſtatt der lateiniſchen offentlich in die Claſſen einfuͤhren wuͤr - de. So ſorgfaͤltig ſind dergleichen gefaͤllige Rich - ter, der heranwachſenden Jugend den Geſchmack beyzeiten zu verderben, damit ſie ſich hernach ohne Eckel an ihre Schmierereyen gewoͤhne.

Hr Prof. Gottſched in Leipzig, dem Hrn. D. Trillers Unſtern per Sympathiam zu Hertzen gieng, weil er beſorgte, wenn man den ſchweitze - riſchen Kunſtrichtern nicht Einhalt thun und ein ſo verhaßtes Handwerk ſauer genug machen wuͤrde, ſo doͤrfte ſein bisanhero mit Liſt und Gewalt be - hauptetes critiſches Anſehen und ungeſtoͤrte Herr - ſchaft in Deutſchland einen ſtarcken Strich bekom - men und zu wanken anfangen, ließ ſich deſtoeher bereden, die Partey dieſer ſtreitbaren Deutſchen zu verſtaͤrken, weil er ohnedem den ſchweitzeriſchen Kunſtrichtern nicht gut war, die ſeinen beruͤhm - ten Nahmen ſo wenig in ihre Schriften gemi - ſchet hatten, als ob er gar nicht zu der beſten poe - tiſchen Welt mitgehoͤrte: Das XXIVſte Stuͤk ſei - ner Beytraͤge, welches er eben im Begriffe war zu verfertigen, gab ihm die ſchoͤnſte Gelegenheiteine27des deutſchen Witzes. eine recht ernſthafte richterliche Antung an die fre - chen Schweitzer ergehen zu laſſen. Er beſtrafte die neue critiſche Dichtkunſt in Vergleichung mit der Seinigen nicht allein einer Unform und Miß - geſtalt, und prophezeyhte derſelben in Deutſchland einen ſchlechten Fortgang mit nicht geringerer Zu - verſicht, als einer der das Geſchick derſelben ledig - lich in ſeiner Gewalt haͤtte; ſondern er verfaſſete auch einen beſondern Artikel uͤber Hrn. Prof. Bod - mers Vertheidigung des miltoniſchen Gedichtes, in welchem er als der Vormund der gantzen deut - ſchen Nation mit ſeiner gewohnten ſaͤchſiſchen Hoͤf - lichkeit links und rechts um ſich ſchmieß, und ſich recht foͤrchterlich machte. Die Vertheidigung des verlohrnen Paradieſes ſelbſt laͤßt er unberuͤhrt, einestheils weil das bloſſe Vorhaben etwas zu vertheidigen, das ihm und in ſeiner Perſon der gantzen deutſchen Nation zu mißfallen das Ungluͤk hat, ſchon eine ſolche Verwegenheit iſt, die ſich ſelbſt laͤcherlich machet und ihre Widerlegung mit ſich fuͤhret; anderntheils weil die Vorrede ihm Materie vollauf gab, ſeinen richterlichen Amtsei - fer gegen dieſen aufruͤhriſchen Schweitzer auszu - uͤben, der ſich erfrechet zu zweifeln, ob die deut - ſche Nation berechtiget ſey, in Verwerffung des miltoniſchen Gedichtes ihrem eigenen Kopf und Ge - ſchmacke zu folgen. Einen Milton und Addiſſon weiß er mit der feineſten Hoͤflichkeit als die zween aͤrmſten Stuͤmper auszuhoͤhnen, und die gantze englaͤndiſche Nation als grundeinfaͤltige Schepſen, denen man weis machen kan, was man will, ab - zuſchildern: Hrn. Prof. Bodmer aber belaͤngeter28Echoer einer Laͤſterung wider das Vaterland, und wi - der das gantze auserwehlte Chor der deutſchen Poe - ten: Alles mit einer ſo gebietenden Amtsmine und einem ſo anſehnlichen Machttone, der auch ohne die Huͤlfe der Vernunft und Gruͤnde bey glaͤubi - gen Seelen einen erwuͤnſchten Eindruck machen muß.

Dieſem Unfuge haͤtten die ſchweitzeriſchen Kunſt - richter mit gleichguͤltigem Gemuͤthe vielleicht noch eine lange Zeit zugeſehen, weil ihnen nicht verbor - gen war, daß die Wahrheit zuerſt rumoret, ehe ſie durchbrechen kan; wenn ſie nicht von andern, und mit Nahmen auch von ſaͤchſiſchen Gelehrten, die ſich dieſer ungebetenen Vormundſchaft, und einer ſo raſenden Verfechtung des herrſchenden Geſchmacks von Hertzen ſchaͤmten, waͤren vermah - net und gebeten worden, daß ſie ſich der guten Sache ferner annehmen, und derſelben durch ihr Stillſchweigen doch nichts vergeben wollten. Die - ſe Aufforderungen vermochten bey ihnen endlich ſo viel, daß ſie mir und meinem Freunde, Hrn. Ef - finger dieſe critiſchen Helden zu unſrer Kurtzweil und zu ihrer wolverdienten Zuͤchtigung Preis ga - ben, mit der Vollmacht, daß wir die Lauge, die wir ihnen anzugieſſen Willens waͤren, ſo ſcharf machen duͤrften, als ihre muͤthwillige Verhaͤrtung immer zu erfodern ſchiene. Jch meines Ortes nun weil ich den Hr. D. Triller und ſeine Verfech - ter zum Kampf ausfoderte, hielt vor das bequem - ſte ſie mit ihren eigenen Waffen zu faͤllen, ich will ſagen, daß ich nichts haͤtte ausfinden koͤnnen, ſie in ihrer wahren Bloͤſſe darzuſtellen, und beygeſcheu -29des deutſchen Witzes. geſchenten Leſern zu ihrer Demuͤthigung veraͤcht - lich zu machen, als wenn ich das obenerwaͤhnte von dem belobten Herausgeber verworffene, und ungluͤcklich verirrte Hinterſtuͤck der trilleriſchen Schutzvorrede zu ſeinem neuen Fabelbuche ohne einige Veraͤnderung abdruͤken laſſen, und heraus - geben wuͤrde. Jch ſahe mich auf dieſe Weiſe gegen allen Vorwurff, als ob ich an der nach - theiligen Wirkung, die dieſe Schrift nothwendig ſtiften mußte, ſchuld haͤtte, zum voraus genug - ſam gerechtfertiget, weil ich nichts anders gethan haben wuͤrde, als daß ich dasjenige, was Hr. D. Triller zu ſeiner Vertheidigung ſelbſt aufgeſetzt hatte, und zum Druck befoͤdert haben wollte, wirklich haͤtte drucken laſſen. Denn daß meine Erzeh - lung von dem Urſprung und dem Schickſal die - ſer verirrten trilleriſchen Papiere die pure Wahr - heit ſey, woran aber kein vernuͤnftiger Menſch zweifeln wird, koͤnnte ich auf Erfodern eben ſo ge - wiß erweiſen, als man mir erweiſen kan, daß Hr. D. Triller ein Fabelbuch geſchrieben habe. Doch dieſes Fragmentum, oder Ergaͤntzungs - ſtuͤck zu der trilleriſchen Vorrede konnte ich Ge - wiſſens halber nicht ſo gantz leer, ohne einen Tauf - Paß - und Empfehlungsſchein in die Welt hinaus - ſchicken; ich entſchloß mich daher meine Leſer in einem Vorbericht zu unterrichten, durch was fuͤr einen Zufall es nach Zuͤrich verſchlagen worden, wie ich darhinter gekommen, wem es entlaufen waͤre, und hiemit als ſeinem rechtmaͤſſigen Vater zuge - hoͤrete, damit es aller Orten, wo es hinkommen moͤchte, als ein ehliches Kind des beruͤhmten HerrnDoctor30EchoDoctor Trillers mit Liebe auf und angenommen wuͤrde. Jch ruͤſtete es auch, weil es ziemlich uͤbel zugerichtet war, ſo gut als ich in aller Eile vermoch - te, mit einem neuen Kleid aus, welches ich um und um mit ſaubern Treſſen verbraͤmen und mit wolklingenden Schellen behaͤngen ließ, d. i. ich nahm den Character eines Schweitzeriſchen An - haͤngers von dieſem groſſen Fabeldichter an, und ſtellte mich demſelben gemaͤß an, als ob ich in denen unter dem Text geflickten Anmerkungen ſeinen Sinn erklaͤren, gegen alle Mißdeutung retten, u. den Nach - druck ſeiner Vertheidigungsgruͤnde in ihr volles Licht ſetzen wollte: Wodurch dieſes Ergaͤntzungsſtuͤck ein eben ſo ſchoͤnes Anſehen bekommen, als mancher la - teiniſcher Autor mit notis variorum. Als ich mit dieſer Kurtzweil umgieng, hatte es mein Freund in - zwiſchen mit Hrn. Prof. Gottſcheden aufgenom - men, und ſich die Muͤhe gegeben, ſeine richterlichen Ausſpruͤche uͤber die neue critiſche Dichtkunſt durch eine kurtze Vergleichung mit der Gottſchediſchen zu beleuchten und die Verurtheilung des miltoni - ſchen Gedichtes in einem ironiſchen Blatte zu pruͤf - fen, indem er Hrn. Prof. Gottſcheden den Ver - dacht ausreden wollte, als ob die ſchweitzeriſche Nation ſich haͤtte uͤberreden laſſen, an Miltons Gedichte einen Geſchmack zu finden. Dieſe Schrif - ten ſind in 5. Bogen in dem Januar 1741. ans Licht hervorgetreten.

Nun haͤtte man von denſelben eine zweyfache Wirkung vermuthen koͤnnen: Entweder daß ſich dieſe deutſche Kunſtrichter in ihrem Gewiſſen be - ſchaͤmt befinden, und auf Beſſerung bedacht ſeyn:Oder31des deutſchen Witzes. Oder daß ſie allem ihrem Witz und Verſtande aufbieten wuͤrden, eine ſo nachdruͤckliche Antwort zu ihrer Rechtfertigung abzufaſſen, welche die ſchweitzeriſchen Kunſtrichter von dem Ungrund ih - rer ausgefaͤllten Urtheile uͤberfuͤhren, die Richtigkeit und Wahrſcheinlichkeit der trilleriſchen Fabeln in ein helles Licht ſetzen, und das ungeheure, wilde und regelloſe Weſen in dem miltoniſchen Gedichte zu ihrer Beſchaͤmung offenbaren und entdecken wuͤr - de: Denn darauf beruhet der gantze Streit; und ſo lange man den ſchweitzeriſchen Kunſtrichtern die - ſen Grund ihrer Urtheile nicht durch einen gruͤnd - lichen Erweis umſtoͤßt, ſo lange wird alles andere Geſchwaͤtze ein leeres Geplauder und ohne Frucht ſeyn. Allein da hat ſich Horatzens Prophezeyhung richtig erfuͤllet: Parturiunt montes, naſcetur ridiculus mus: Angeſehen in dem Auguſtmo - nat und hiemit in dem zweyten Stuͤke der Beluſti - gungen des Hrn. Schwabe bl. 162. unter dem Titel der Anmerkungen uͤber das Ergaͤntzungs - ſtuͤk zu der trilleriſchen Schutzvorrede ein ſo ungeſaltzenes, abgeſchmaktes und witzloſes Blatt als eine Vertheidigung zum Vorſchein gekommen, als jemals aus der Feder des beruͤhmten Philippi mag gefloſſen ſeyn. Wer dieſes Blatt geleſen hat, der wuͤrde ſich verſchweeren, daß daſſelbe von ei - nem Hartnak, dem uͤber der Correctur eines Exer - citii ſtili die Galle uͤberlauffen, waͤre verfaſſet worden. Der lichtſcheue Verfaſſer muß ſelbſt ge - ſtehen, daß ſeine Anmerkungen von einer ſolchen Beſchaffenheit ſeyn, daß jedermann leicht wahrneh - men koͤnne, daß ſie nicht anderſt als durch eineKrank -32EchoKrankheit moͤglich geweſen. (*)Er meint ohne Zweifel die Krankheit, die man mit Nießwurtz vertreibet.Er bekennet ſelbſt ohne Pein und Marter, daß es nicht in ſei - nem Vermoͤgen ſey, an den Sachen des Er - gaͤntzungsſtuͤckes und ſeiner Anhaͤnge etwas auszuſetzen, darum wolle er ſich lediglich an die Art des Vortrags reiben, damit er durch ſein Stillſchweigen den Schweizern nicht voͤllig ge - wonnen gebe; es ſey ja beſſer etwas zu ant - worten, als das Letzte zu haben. Und was ſind denn dieſes vor wichtige Anmerkungen? Was vor ſchwere Verbrechen werden wol auf dieſen Schwei - zer gebracht? Horreo dicere: Man wirft ihm vor, daß er auf hoͤchſt ſtrafbare Weiſe Hrn. D. Trillers Nahmen geſtuͤmmelt und mit Sternen geflickt habe druͤcken laſſen; daß er den Nahmen Eſopus mit einem einfachen E geſchrieben; daß er anſtatt Alpengebuͤrge, Alpgebuͤrge; anſtatt zweifelhaft, betreten; anſtatt Meynung, Bere - dung ꝛc. geſetzet, und ſich dadurch an der Rei - nigkeit der ſaͤchſiſchen Mundart ſchwerlich verſuͤn - diget; endlich daß er die Hrn. Cenſoren in L durch eine unbequeme Figur Buͤcheraͤrzte geſchol - ten, und ihnen eine Gelindigkeit zugeſchrieben habe. Wahrhaftig ſchwere Verbrechen, die ſatt - ſam an den Tag legen, daß dieſer Schweitzer ein nicht gantz verſtaͤndiger Mann ſey, und die nicht anderſt als mit heiſſen Bußthraͤnen koͤnnen ausgeloͤſchet werden. Wer ſollte nun nicht mehr als uͤberzeuget ſeyn, daß das Urtheil des ſchwei - zeriſchen Kunſtrichters von dem trilleriſchen Fabel - buche hoͤchſt unbegruͤndt, und daß folglich ſeine gan -ze33des deutſchen Witzes. zecritiſche Dichtkunſt ein unnuͤtzes Buch ſey? Denn wie ſollte derjenige mit Grunde von Hrn. D. Tril - lers Fabelbuche, oder von Miltons Gedichte, ur - theilen, oder ſonſt etwas vernuͤnftiges denken und ſchreiben koͤnnen, der nicht einmahl weiß, daß Eſopus mit einem muß geſchrieben werden? Und wer wird demnach von dieſem aus zartem Mitleiden gegen den verſtockten Schweitzer vorgenommenen letzten Verſuche einer Beſſerung eine ſchlech - tere Wirkung erwarten, als daß ſie ihn zwingen werde, im Sack und in der Aſche Buſſe zu thun?

Jch habe um ſo viel noͤthiger und vortraͤglicher zu ſeyn erachtet, den hiſtoriſchen Verlauff dieſes critiſchen Streites von ſeinem erſten Urſprung an ausfuͤhrlich zu erzehlen, weil man ſich von Sei - ten des Trilleriſchen und Gottſchediſchen Anhangs Muͤhe giebt, die wahre Ordnung und die Folge dieſer Begebenheit zu unterdruͤken und zu verwir - ren; wie man denn ſchon die Leute uͤberreden will, daß nur einige Kleinigkeiten, die anfangs in ein Paar Zeilen geſagt worden, und einige Aus - druͤcke, die in Leipzig zu Papier gebracht wor - den, und in denen man geſagt habe, daß man mit den Schweitzeriſchen Kunſtrichtern, und insbeſondre mit der auch zur Aufnahme Mil - tons beſtimmten Zuͤrcher Dichtkunſt nicht in allen Stuͤcken einerley Meynung ſey, dieſen gan - zen Streit, der ſich nun mit ſolcher Haͤftigkeit ausbreitet, erreget haben. Wobey man heimtuͤ - kiſcher Weiſe verſchweiget, daß die beſcheidene und gruͤndliche Critick uͤber die trillerſchen Fabeln[Crit. Sam̃l. IV. St.] Cin34Echoin der neuen critiſchen Dichtkunſt, die anzuͤgli - che und unverſchaͤmte Schutzvorrede zu der ver - mehrten Auflage des trilleriſchen Fabelbuches erſt - lich veranlaſſet, und daß Hr. Prof. Gottſched ſich ohne Noth und Beruff in dieſen Streit gemi - ſchet, und die ſchweitzeriſchen Kunſtrichter nicht bloß durch einige haͤmiſche Ausdruͤke uͤber die cri - tiſche Dichtkunſt, ſondern durch den gantz weit - laͤuftigen und boshaften Artickel in dem XXIV. Stuͤcke ſeiner Beytraͤge uͤber das miltoniſche Ge - dichte zuerſt angegriffen habe. Demnach wird dieſe bloſſe hiſtoriſche Erzehlung bey unparteyiſchen Leſern eine genugſame Vertheidigung der ſchwei - zeriſchen Kunſtrichter gegen das wilde Geſchrey ih - rer Gegner ſeyn, und ſie vor dem ſo oft wider - holten Vorwurff der Zankſucht, Unbeſcheidenheit, Grobeit ꝛc. genugſam ſchuͤtzen: Zumahlen da die trilleriſche Schutzvorrede, und der eben angefuͤhr - te gottſchediſche Artickel zwey Original-Stuͤcke einer critiſchen witzloſen Unbeſcheidenheit, Unhoͤf - lichkeit und Grobheit ſind, deren kein Schweitzer, und ſollte er gleich ein Brettigoͤwer ſeyn, faͤhig iſt. Jch werde aber ſonſt noch Gelegenheit haben, die ſaͤchſiſche Hoͤflichkeit dieſer Kunſtrichter in ihren Criticken in uͤberzeugenden Muſtern den groͤbſten Schweitzern zum Wunder vorzulegen. Nur muß ich hier noch meine Leſer bitten, daß ſie es nicht einem Mangel der ihnen ſchuldigen Ehrfurcht bey - meſſen, wenn ich in den folgenden Blaͤttern mit meinem Gegner von keinen wichtigern Dingen werde zu ſprechen haben, als von orthographi - ſchen und grammatikaliſchen Kleinigkeiten undGruͤbe -35des deutſchen Witzes. Gruͤbeleyen: Denn ſie werden ſich beſcheiden, daß ich mit Leuten zu thun habe, die weitlaͤufti - ge Unterſuchungen von dem inneren Werthe eines Buches, das man jungen Leuten anbefiehlt, ih - ren Geſchmak darnach zu formieren, und womit ſich andere geduldige Koͤpfe ſo jaͤmmerlich ſchlep - pen, als groſſen Maͤnnern unanſtaͤndige Kleinig - keiten gantz veraͤchtlich halten; hergegen ihre groͤ - ſten Verdienſte in den feineſten Klaubereyen uͤber die Sprache und Woͤrter, denen ſie beynahe al - len ihren Witz und Verſtand zu danken haben, ſuchen, und auch bisdahin gluͤklich gefunden ha - ben. Jch werde mir zwar angelegen ſeyn laſſen, um meines gefaͤlligen Leſers willen, allerley nuͤtz - liche und erbauliche Anmerkungen mit einzuſtreuen, und dadurch zeigen, daß ich nicht vergeſſen ha - be, was ein Verfaſſer, der nicht genoͤthiget wird wider ſeine Neigung zu ſchreiben, ſeinen Leſern, die er in offenem Druck anzureden ſich unterſte - het, fuͤr Ehrfurcht ſchuldig ſey.

Erlenbach. Conrector.

C 2Criti -36Echo

I. Critiſche Unterſuchung, wer der Verfaſſer der neuen Anmerkungen zu der trilleriſchen Schutzvorrede ſey.

DEr Verfaſſer dieſer Anmerkungen hat vor dien - licher erachtet, ſeinen Nahmen zu verhoͤhlen, und damit hinter dem Berge zu halten. Er hat diesfalls nach ſeiner Freyheit gehandelt; denn ſo wenig jemand durch die Obrigkeit kan ge - zwungen werden, alle Nahmen gantz heraus - zuſagen, eben ſo wenig kan man ihn darum vor dem Richter belangen, daß es ihm nicht gefallen hat, ſeinen Nahmen mit groſſen Verſalbuchſtaben dieſen Anmerkungen vordruͤcken zu laſſen. Weil aber der ungenannte Verfaſſer in einem Lande wohnet, wo man nichts ohne einen zureichen - den Grund zu thun gewohnt iſt, ſo muß man ſich nicht einbilden, als wenn er bey dieſer Ver - hoͤhlung ſeines Nahmens bloß nach ſeiner Frey - heit, welche die Franzoſen Caprice nennen, will - kuͤrlich gehandelt haͤtte: Und wer ſich nur ein wenig Muͤhe geben wollte, der Sache um etwas reifer nachzudenken, dem ſollte es nicht ſchwer fal - len, verſchiedene dergleichen Gruͤnde zu entdeken und auszufinden, die einen Verfaſſer zur Verſchwei - gung ſeines Nahmens vermoͤgen koͤnnten. Man - cher fuͤhrt eine ſo giftige und anzuͤgliche Feder, daß er nicht ohne Urſache beſorgen muß, man duͤrfte ihn, wenn er bekannt waͤre, empfindlichauf37des deutſchen Witzes. auf die Haut klopfen, deswegen er ſich nicht an - ders als durch Verhoͤhlung ſeines Nahmens vor Verdrießlichkeiten ſchuͤtzen kan. Andere, die nicht in dieſer Gefahr ſtehen, koͤnnen aus allerley klu - gen Vorbetrachtungen bewogen werden, daß ſie ihre Nahmen lieber verſchweigen und ſich hinter die Wand ſtellen: Entweder weil ſie durch Be - kanntmachung ihres Nahmens nicht Anlaß zu allerley Wortſpielen geben wollen, wozu ſelbige in Abſicht auf ihren Urſprung, Ton oder Bedeu - tung koͤnnten mißbraucht werden: Oder weil ſie durch das Anſehen ihres Nahmens der Freyheit der Critick in gerechter Austheilung des Lobes und Tadels nicht verhinderlich ſeyn, noch dieſelbe ein - ſchraͤnken wollen: Oder aus einem gerechten Miß - trauen gegen ihre Hirngeburten, weil ſie beſor - gen, es moͤgte die ſchlechte Aufnahme, und das Urtheil der Kunſtverſtaͤndigen ihrem erworbenen An - ſehen nachtheilig ſeyn; laut dem bekannten Sprich - worte: Si tacuiſſet, Philoſophus manſiſſet: Oder weil ſie im Gegentheil fuͤrchten, die Dun - kelheit und das ſchlechte Anſehen ihres Nahmens doͤrfte den Werth ihrer Schriften ſelbſt nicht wenig verringern und verdunkeln; zumahlen wenn ſie ſich vorſtellen, daß man es ſehr gewohnt iſt, von dem Ruhm und Anſehen eines Verfaſſers auf die innerliche Guͤte eines Buches zu ſchlieſſen, und daß ein groſſer Nahme ſchon manches ſchlech - tes Buch hat verkauffen muͤſſen, ꝛc. So leicht es nun aber iſt, dieſe und andere dergleichen Be - weggruͤnde, die verſchiedene Verfaſſer zur Ver - hoͤhlung ihres Nahmens bewegen koͤnnten, aus -C 3fuͤndig38Echofuͤndig zu machen; ſo ſchwer iſt es hergegen mit Gewißheit zu beſtimmen, welche von dieſen oder andern Urſachen eigentlich dieſen oder jenen Ver - faſſer zur freywilligen Unterdruͤckung ſeines Nah - mens vermocht habe. Jſt es mir erlaubt meine muthmaßlichen Gedanken in Abſicht auf den Ver - faſſer der Anmerkungen, um den es hier vornehm - lich zu thun iſt, offenherzig zu entdecken, ſo kan ich nicht bergen, daß es mir gar nicht wahrſchein - lich vorkommen will, daß eine von denen obenan - gefuͤhrten Urſachen der zureichende Grund gewe - ſen, um deſſetwillen er ſeinen Nahmen verſchwie - gen hat, angeſehen dieſelben alle eine gewiſſe Furcht und ein zaghaftes Mißtrauen gegen ſich und an - dere zum Grunde haben, wovon aber der Ver - faſſer dieſer Anmerckungen ſehr weit entfernet iſt. Es will mich in Abſicht auf ſeinen Charac - ter, inſoferne er aus dieſen Anmerkungen er - kennt wird, vielmehr beduͤnken, daß er ſeinen Nahmen aus einer großmuͤthigen Beſcheidenheit mit geſtudiertem Fleiſſe darum verborgen habe, damit die neugierigen Leſer ſich deſtomehr Muͤhe gaͤben, denſelbigen aufzuſuchen und zu entdecken; faſt eben auf die Weiſe wie die kurtzweilenden Kinder ſich oͤfters in die verborgenſten und abge - legenſten Winkel eines Hauſes ſorgfaͤltig verſte - ken, nicht in dem Abſehen, daß ſie daſelbſt ver - borgen bleiben, ſondern daß ſie ſich von ihren Geſpielen, wiewol erſt nach einem langen und em - ſigen Suchen, finden laſſen, die darum auch nichts ſchmertzlicher verdrießt, als wenn dieſe im Suchen zu nachlaͤſſig ſind, oder zu bald muͤde werden. Die39des deutſchen Witzes. Die bloſſe Vorſtellung in Gedanken, wie ſehr ſich ein kuͤnftiger Salmaſius den Kopf uͤber der Entzieferung eines verborgenen oder verkleideten Nahmens zerſtoſſen werde, hat ſchon manchen die angenehmſte Kurtzweil verſchaffet: Und daß die meiſten von unſern verborgenen Scribenten ſich gerne finden laſſen, das zeiget des Placken un - geheures Regiſter von ſo viel hundert entdeckten Anonymis und Pſeudonymis. Jch werde da - rum vermuthlich der Abſicht des Verfaſſers die - ſer Anmerkungen gantz gemaͤß handeln, und ver - ſichert ihm keine groſſe Tuͤcke thun, wenn ich ihn aus ſeinem Hinterhalt, wo ihm ſonſt die Weile ſchon zu lang werden will, hervorziehe. Jch laſſe mich hieran nicht irren, daß dieſer Ver - faſſer ſelbſt die Entdeckung ſeines Nahmens fuͤr eine gantz gleichguͤltige Sache ausgiebt, wenn er ausdruͤklich ſagt: An meinem Nahmen kan dem Herrn Schweitzer noch weniger, als mir an dem ſeinigen gelegen ſeyn, und ſie, hochge - ehrteſter Herr, werden mich vielleicht ſchon kennen. Man muß die Hoͤflichkeiten dieſer Her - ren nicht gleich fuͤr baaren Ernſt aufnehmen, und man kan aus dieſen Worten ſelber ſchlieſſen, daß er damit nur unſere Neugier zu einer deſto fleiſſigern Unterſuchung habe reitzen und ſchaͤrffen wollen. Und warum ſollte mir an ſeinem Nahmen nichts gelegen ſeyn? Die Kenntniß des Nahmens eines Verfaſſers iſt ja mehrmahlen der Schluͤſ - ſel zu dem gantzen Buche; ſonderbar aber hat ei - ne eben ſo zweydeutige Schrift, als dieſe Anmer - kungen ſind, eines ſolchen Schluͤſſels wol vonnoͤ -C 4then.40Echothen. Und ich bin ſicher, wenn ich ſage, daß ich Hrn. Prof. Gottſched fuͤr den Verfaſſer die - ſer Anmerkungen halte, daß man in denſelben al - ſobald mehr Witz, Verſtand, Annehmlichkeit und Hoͤflichkeit finden wird, als wirklich darinnen iſt. Jch muß zwar geſtehen, daß ich es nicht mathe - matiſch demonſtrieren kan, daß Hr. Prof Gott - ſched der rechte Vater von dieſem Kind ſey; und ich habe ſelbſt noch einige Scrupel, die mich faſt uͤberreden koͤnnten, er doͤrfte vielleicht nur der Pfleg - vater ſeyn. Jch will darum auch nichts vor ge - wiß behaupten; ſondern meine wahrſcheinlichen Gruͤnde fuͤr meine Meinung, und dabey, was mei - nen voͤlligen Beyfall noch zuruͤkhaͤlt, offenhetzig entdecken, und dann dem Leſer das Urtheil uͤber - laſſen, welche von meinen angefuͤhrten Gruͤnden uͤberwiegen. Das iſt indeſſen gewiß, wenn ich auch gleich in meiner Meinung irrete, daß ich Hrn. Prof. Gottſcheden, dadurch etwas zuſchreibe, deſſen er ſich nicht zu ſchaͤmen hat, allermaſſen er ſchon viel liederlichere Sachen unter ſeinem Nahmen hat ausgehen laſſen, als dieſe Anmer - kungen find, wohin ich insbeſondere viele Arti - kel ſeiner Beytraͤge, und manches Stuͤck von ſeinen Tadlerinnen, von ſeinem Biedermann und Freymaͤurer mitrechne, die deſſen ungeachtet be - gierig gekauft und geleſen worden ſind; denn das ſind eben nicht allemahl die beſten Buͤcher, die am meiſten geleſen werden.

Jch kan es zwar nicht laͤugnen, daß ich, bevor ich die Sache genauer eingeſehen und erwogen habe, auf die unſchuldige Vermuthung gefallenbin,41des deutſchen Witzes. bin, es doͤrften vielleicht dieſe Anmerkungen Hrn. D. Triller zugehoͤren: Einestheils darum, weil es doch weit natuͤrlicher iſt zu vermuthen, daß der - jenige, der ſich unſchuldiger Weiſe angegriffen zu ſeyn glaͤubt, ſeine angefochtene Ehre ſelbſt zu ret - ten verſuchen werde, wenn er anderſt nicht ein ge - lehrter Haſenkopf iſt; da nun dieſe Anmerkungen ſich uͤberhaupt und groͤſtentheils auf Hrn. D. Trillers poetiſchen Nahmen und Ruhm beziehen, ſo hat mir nicht ſobald einfallen koͤnnen, daß ge - wiſſe leipzigiſche Kunſtrichter ſich ſo gar geſchwin - de in einen fremden Streit, der ſie von Haut und Haar nichts angehet, miſchen, und ſich gar da - zu anbieten wuͤrden: Anderntheils aber iſt mir dieſe erſte Vermuthung auch darum nicht gar un - glaublich und von aller Wahrſcheinlichkeit gantz entfernt vorgekommen; weil mir nicht verborgen war, daß dieſe Art ſeine Gedanken durch An - merkungen zu entdeken, Hrn. D. Trillers Liebling ſey: Maſſen er ſeine eigenen Gedichte ſelbſt mit notis variorum anſehnlich auszuruͤ - ſten gewußt hat, eine Ehre, welche noch wenig Buͤchern von ihrem eigenen Verfaſſer wiederfah - ren iſt! Allein nachdem ich dieſe Anmerkungen mit Bedacht durchgeleſen, fand ich einige Stel - len, in welchen Hr. D. Triller gantz veraͤchtlich mitgenommen wird, die meine Vermuthung auf einmahl vernichteten, indem es ja gantz unglaub - lich iſt, daß ein Menſch bey gutem und geſundem Verſtande auf ſich ſelbſt ſchmaͤhen werde: Die erſte von dieſen Stellen findet ſich Bl. 171. wo es heißt: Der gute Herr Triller hat nur das quid proC 5quo42Echoquo ſeyn muͤſſen. Und Bl. 178. ſtehet: Es fehlt daran ſo viel, daß ich D. Trillern die Probe machen, und zwanzig Fehler wieder die Sprache in einem Athem ſagen laſſen wol - te, ohne daß ſein Ergaͤnzungsſtuͤckler einen davon merken ſollte. Da wird ja der gute Mann nur mit einem leeren groſſen D. ohne Ti - tel, nicht beſſer als ein Schuͤler, der ſeine Mut - terſprache nicht einmahl reden kan, gantz ſchimpf - lich vorgeſtellt. Jch konnte alſo nicht mehr zwei - feln, daß nicht dieſe Anmerkungen von jemand herkommen, der dem Hrn. Doctor nicht zum beſten gewogen waͤre; und ich hatte meinen Grund, dieſen Jemand in Meiſſen und zwar in Leipzig zu ſuchen, denn der Verfaſſer macht ſich auf der 173ſten Seite eine Ehre daraus, daß er die Thuͤ - ringiſchen Bauren ſeine Herren Nachbarn ſchel - ten darf, in deren Umgange er ohne Zweifel ſei - ne critiſche Machtſprache erlernet hat; denn ſie halten eben ſo wenig vom deutſchen Compli - mentieren als er ſelbſt.

Da ich nun ferner wahrgenommen, daß dem Verfaſſer dieſer Anmerkungen die Sprache der neuen Philoſophie faſt eben ſo gelaͤuffig iſt, als dem beruͤhmten Hrn. D. Weißmuͤller; daß er ſich mit der Benennung des nicht un - anſehnlichſten Theiles der beſten Welt kitzelt; daß er von der Moͤglichkeit und dem zureichen - den Grunde uͤberall ſo viel Geſchrey machet, ſo konnte ich nichts anders gedenken, als daß die - ſer Verfaſſer ein offentlicher Lehrer der Welt - weisheit in Leipzig ſeyn muͤßte, der in gedruͤktenSchrif -43des deutſchen Witzes. Schriften ſchon mehr als genug erwieſen, daß er ein groͤſſerer Liebhaber von dieſer neuen philoſo - phiſchen Sprache, als von den Lehrſaͤtzen der - ſelben u. der Strengigkeit ihrer Erweiſe ſey. Da nun dieſe prædicata und Eigenſchaften zuſammen genommen niemand anders als Hrn. Prof. Gott - ſcheden zukommen, konnte ich in meiner Muth - maſſung nicht leicht irren: Und dieſelbe bekam einen groͤſſern Zuwachs an Wahrſcheinlichkeit, als mir die Stelle auf der 163ſten Seite ins Ge - ſicht fiel, wo der Verfaſſer Rechenſchaft giebt, warum er ſich in einen fremden Streit einge - laſſen habe. Er ſagt: Haͤtte der Schweitzer von den Leipziger Cenſoren, den deutſchen Journaliſten und Geſellſchaften, den Schuͤ - lern des Hrn. Prof. Gottſcheds, und dem Geſchmacke der Deutſchen uͤberhaupt, in ei - nem andern Tone geſprochen: So wuͤrde ich mich nicht ſo gar geſchwinde zum Zweykampfe angebothen haben. Jch merke bey dieſer Stelle nur ſo viel an, daß alle dieſe angefuͤhrten Klage - puncten wiederum keinen andern Menſchen als Hrn. Prof. Gottſcheden, der ſich ſchon vor ge - raumer Zeit zum Vormund und Verfechter der gaͤntzen deutſchen Nation und aller ihrer Schwach - heiten eigenmaͤchtig aufgeworffen hat, haben ver - drieſſen und ſchmertzen koͤnnen. Am meiſten aber wurde ich durch die Stelle auf der 168ſten Seite in meiner Muthmaſſung beſteiffet, wo der Ver - faſſer der Anmerkungen nicht undeutlich zu ver - ſtehen giebt, daß er nicht die beſten Urſachen habe, Hrn. Liſcov gut und gewogen zu ſeyn. Er44EchoEr ſagt gantz trotzig: Jch will dem Liſcov nicht geſchmeichelt haben. Denn er weis nicht, ob ich ſein Freund oder Feind, ſein Vereh - rer oder ſein Tadler bin: Und ich weis es auch nicht. Denn meine Waage giebt noch auf kiene Seite Ausſchlag genug. Nun weis ich aber in Leipzig keinen einzigen Menſchen, der die geringſte Urſache haͤtte, mit Hrn. Liſcov unzu - frieden zu ſeyn, als eben den Hrn. Prof. Gott - ſched, der ſich ſchon vor vielen Jahren mit Hrn. Prof. Philippi wider ihn verbunden, und der jenem auch damahls nicht geſchmeichelt hat, als er in einem vertraulichen Schreiben an ſei - nen neuen Bundsverwandten, den Hrn. Philip - pi in Halle, die Liſcoviſche Satyre Briontes vor ein infames Pasquill erklaͤret hat. Wo - von eben Hr. Liſcov ſelbſt in der Vorrede zu der Sammlung ſeiner ſatyriſchen und ernſthaf - ten Schriften auf der 25ſten Seite kan nachgeſe - hen werden. Und man wird nun wol begreif - fen koͤnnen, daß Hr. Prof. Gottſched ſelbſt nicht eigentlich und ſicher wiſſen kan, wie er mit Hr. Liſcov daran iſt, ſo lange dieſer noch bey Leben iſt, und die kleinen Geiſter und elenden Scribenten mit ſeinen Stacheln beunruhigen und verfolgen kan. Dieſes ſind nun die Gruͤnde, die mich in der Unterſuchung von dem wahren Verfaſſer die - ſer Anmerkungen bewogen haben, meinen Ver - dacht auf Hrn. Prof. Gottſched zu werffen. Jch ſuche meine Meinung niemanden aufzudrin - gen, vielweniger Hrn. Prof. Gottſched eine frem - de Arbeit zu unterſchieben: Jch ſage nur unmaß -geblich45des deutſchen Witzes. geblich meine Meinung, und wie ich darauf ge - fallen bin, und geſtehe dabey ſelbſt gerne, daß es nicht lediglich unmoͤglich iſt, daß ich in der Perſon irre; wie ich dann ſelbſt noch einige Scru - pel hege, die mich hindern, meine Muthmaſſung fuͤr eine baare Wahrheit darzugeben, und die ich eben zu dieſem Ende, damit jedermann erken - ne, daß ich nichts als die Wahrheit ſuche, nicht verſchweigen will. Jch finde nemlich in dem Schreiben des ungenannten Verfaſſers an den Herausgeber auf der 163ſten Seite eine critiſche Anmerkung, die ich Hrn. Prof. Gottſcheden gantz und gar nicht zutrauen kan; es heißt da - ſelbſt: Jch bedaure ihn, daß er ſich zum Er - gaͤntzungsſtuͤckler gemacht hat. Wegen die - ſes Worts aber erinnere ich / daß ich es fuͤr ſo analogiſch als Vorredner halte. Jeder - mann ſiehet, daß der Verfaſſer das Wort Vor - redner, deſſen ſich der ſchweitzeriſche Criticus in ſeinen Anmerkungen zu dem Ergaͤntzungsſtuͤcke zu wiederholten mahlen bedienet hat, Hrn. D. Tril - lern damit anzuzeigen, als anomaliſch (denn dieſes iſt ſo gut deutſch, als analogiſch) verwirft, und durch eine ungereimte Nachaͤffung zu verſpot - ten ſucht: Nun findet ſichs aber, daß Hr. Prof. Gottſched dieſes Wort mit gutem Ge - wiſſen nicht verwerffen, vielweniger hoͤhniſch ver - ſpotten kan, weil er als ein der wehrteſten hochdeutſchen Sprache hoͤchſterleuchteter Mei - ſter / maͤchtigſter Vermehrer / und aller unter - thaͤnigſten Nachfolge preiswuͤrdigſter Vor - geher / daſſelbige in ſeinen Beytraͤgen ſelbſt ge -braucht46Echobraucht hat. So ſtehet in dem XIII. Stuͤcke auf der 30ſten Seite: Jch haͤtte mich beynahe durch das Muſter des Herrn Vorredners ver - fuͤhren laſſen. Auf deſſen Anſehen hat auch oh - ne Zweifel Hr. Steinbach daſſelbige neben dem Wort Lobredner als gut und gewoͤhnlich ſeinem Woͤrterbuch einverleibet. So iſt hingegen das zur Verſpottung nachgeaͤffete Wort Ergaͤntzungs - ſtuͤckler ſo abgeſchmackt und pedantiſch, daß ich mich nicht bereden kan, daß ſolches von Hrn. Prof. Gottſcheds Erfindung ſeyn koͤnne. Ein Ergaͤn - zungsſtuͤck iſt ja ein Stuͤck zur Ergaͤntzung; Stuͤk - ler iſt nicht einmahl gewohnt; und was ſollte dann zur Ergaͤntzung ſtuͤcklen ſagen, oder was hat dieſes mit Vorredner gemein; da das ein - fache Redner ſehr gebraͤuchlich iſt? Ohne dieſe Uebereinkunft aber iſt das Wort Ergaͤntzungs - ſtuͤkler noch viel laͤppiſcher als Dichtkuͤnſtler / Rede - kuͤnſtler / Beytraͤgler / Woͤrterbuͤchler ꝛc. Und dieſes iſt ein Handwerk fuͤr boͤſe Buben, daß ſie einander im Strauß nichtsbedeutende ſpoͤtti - ſche Nahmen anhaͤngen; dergleichen man von einem ernſthaften Manne, wie Hr. Prof Gott - ſched iſt, nur nicht gedenken darf. Ein anderer Scrupel, der meiner obigen Meinung im Lichte zu ſtehen ſcheinet, iſt, daß ſich der Verfaſſer dieſer Anmerkungen in dem Schreiben an den Herausgeber des Hochgehrteſten Herren Heraus - gebers gehorſamſten Diener nennt. Nun iſt bekannt und auſſer Streit, daß der Herausge - ber ein Schuͤler und Anhaͤnger Hrn. Prof. Gott - ſcheds, naͤmlich Hr. Schwabe iſt; es duͤnkt michaber47des deutſchen Witzes. aber das Compliment eines gehorſamſten Die - ners gegen einen Schuͤler viel zu niedertraͤchtig; und es iſt jedermann bekannt, daß der Hr. Pro - feſſor bey ſeiner ungemeinen Hoͤflichkeit ſich doch immer vorzuſehen weiß, daß er von ſeinen Vor - rechten nichts vergebe. (*)Jch muß hier erinnern, daß dieſe Muthmaſ - ſungen ſich nur auf den Auguſtm. der Beluſtigungen be - ziehen. Als ich ſie ſchrieb, hatte ich den Weinm. und Herbſtm. noch nicht geſehen, wo in den Fortſetzungen der Anmerkungen noch verſchiedenes vorkoͤmmt, das dienen koͤnnte, neue Muthmaſſungen zu veranlaſſen, wer der ungenannte Verfaſſer ſeyn moͤgte, welche die erſten bald bekraͤftigten, bald wieder ſchwaͤcheten.Jch laſſe es alſo gaͤntzlich dahin geſtellt ſeyn, ob meine critiſche Muthmaſſungen einigen Glauben finden werden oder nicht. Jch habe die Sache ſo gut und fleiſ - ſig erwogen, als mir moͤglich geweſen: Habe ich die Wahrheit nicht gefunden, ſo hat es doch an meinem guten Willen und an emſigem Nach - forſchen nicht gemangelt. Das iſt und bleibet indeſſen gewiß, daß dieſe Anmerkungen einen Ver - faſſer, und dieſes Kind einen Vater gehabt; wenn wir ſchon nicht ſo eigentlich wiſſen koͤnnen, wer er geweſen iſt, und wie er geheiſſen hat. Der Hr. Prof. Gottſched koͤnnte uns durch ein offenhertziges Geſtaͤndtniß, oder durch eine kraͤf - tige Widerlegung meiner voreingefuͤhrten Wahr - ſcheinlichkeiten am beſten aus dem Wunder hel - fen.

Zurei -48Echo

II. Zureichender Grund, warum der Herausgeber des Ergaͤntzungsſtuͤckes den Nahmen Tr*ll*r nur mit Sternen und Alltagsſtrichlein geflickt habe druͤcken laſſen.

ES iſt fuͤr einen ſinnreichen Schriftverfaſſer ein groſſes Gluͤck, wenn ſeine Schriften von feindſeligen Leuten, die eben keine Urſache haben, ihm was zu uͤberſehen oder zu ſchenken, und die daneben ſo leckern ſind, daß ſie auch den unver - meidlichen und unverbeſſerlichen Fehlern nicht leicht Quartier geben, einer genauen Pruͤffung gewuͤrdiget werden: Maſſen eine ſolche Pruͤfung der gepruͤften Schrift ſchon ein gewiſſes Anſehen und einen Werth beyleget, und ihr zugeſtehet, daß ſie etwas mehr als eine bloſſe Verachtung ver - diene; und woferne dann dieſe gereitzten Kunſt - richter, die wegen ihres feindſeligen Gemuͤthes auſ - ſer allem Verdacht der Parteilichkeit ſtehen, an einer Schrift keine wichtigern Fehler, als nur et - wann einige ſchlechte Neuerungen in der Recht - ſchreibung, in der Unterſcheidung der Redepuncten, in der Eintheilung des Titels, und was dergleichen aͤuſſerliche Kleinigkeiten mehr ſeyn moͤgen, auszu - ſetzen finden; ſo gereichet eine ſo beſchaffene Cri - tick dem getadelten Verfaſſer und ſeiner Schrift zum bewaͤhrteſten Lobe; angeſehen jedermann auf die Gedanken fallen muß, daß der Plan, die Ausfuͤhrung, die Gedanken, die Schreibart, undalles49des deutſchen Witzes. alles, was zu dem Weſen einer guten Schrift er - fodert wird, untadelhaft und vollkommen ſeyn muͤſſe; weil dieſe tadelſuͤchtige, denen es an dem guten Willen Fehler zu entdecken nicht gemangelt hat, alle dieſe Hauptſtuͤcke unangetaſtet haben vorbeyge - hen, und ihre Tadelſucht nur an ſolchen Klei - nigkeiten weiden muͤſſen, die bey billigen und ver - nuͤnftigen Leſern nicht einmahl einer Entſchuldigung bedoͤrffen.

Jch kan mich ruͤhmen, daß mir dieſes Gluͤck gantz unverdienter Weiſe wiederfahren iſt, in An - ſehung des merkwuͤrdigen Fragmenti, welches ich zur Ergaͤnzung der Trilleriſchen Schutzvorrede vor des Hr. Doctors neuen Fabelbuch, und zur Vertheidigung dieſes groſſen deutſchen Fabeldich - ters gegen die Anklagen des Schweitzeriſchen Kunſt - richters, als ein Verehrer der trilleriſchen Muſe, erſt neulich mit einer hiſtoriſchen Vorrede und mit Anmerkungen herausgegeben habe: Aller - maſſen der ungenannte Verfaſſer, (von deſſen Anſehen ich in der vorhergehenden Unterſuchung nur muthmaßlich gehandelt habe,) mir in dem zweyten Stuͤcke der Leipzigiſchen Beluſtigun - gen die Ehre angethan, und dieſe meine Anmer - kungen einer genauen Pruͤfung gewuͤrdiget hat. Wiewol aber dieſer Kunſtrichter nach ſeinem ei - genen Geſtaͤndniß an meinem Vorhaben und deſ - ſelben Ausfuͤhrung nichts zu tadeln gefunden, und alſo genoͤthiget geweſen, ſeine Tadelſucht auf ſol - che kindiſche Kleinigkeiten zu werffen, die kaum fuͤr einen Schuͤlerknaben wichtig genug waͤren, ſich damit aufzuhalten, ſo bin ich dennoch nicht ſo ſtoltz,[Crit. Sam̃l. IV. St.] Ddaß50Echodaß ich die Ungeſchicklichkeit und das Unvermoͤ - gen meines Tadlers, wie ich wol koͤnnte, zu mei - nem Vortheil anwenden, und mich mit dem Schluſ - ſe kitzeln ſollte, als ob meine Schrift im uͤbrigen gantz untadelhaft und vollkommen waͤre, ob ich gleich mehr als verſichert bin, daß dieſer gute Mann die wichtigern Fehler, wenn er einige haͤtte finden koͤnnen, nicht ungeantet und ungeſtraft wuͤr - de haben hingehen laſſen.

Eben ſo wenig bin ich geſonnen, mich derje - nigen Art der Vertheidigung zu bedienen, die in lauter Gegenbeſchuldigungen beſtehet; allermaſ - ſen dieſelbige bey Verſtaͤndigen jederzeit fuͤr ein Zei - chen einer verlohren gegebenen Sache angeſehen worden, und allein bey den erboßten Troͤdelwei - bern fuͤr rechtskraͤftig gehalten wird, die fertig ſind, eine Hure ſ. v. mit einer Hexe quitt zu ma - chen.

Nil agit exemplum, litem quod lite reſolvit.

Um ſo viel laͤcherlicher iſt es, wenn ernſthafte Maͤnner, die nicht viel weniger als Schutzgoͤt - ter einer gantzen Nation bedeuten wollen, ſich da - mit gegen allen Vorwurf ſicher zu ſtellen vermei - nen, wenn ſie ihren Tadlern zum Gegenſatz, die - ſe und jene, obgleich manchmal noch ſo kleine Un - richtigkeiten, vorruͤcken: Gerade als ob keiner den andern mit Grunde wahrnen, tadeln, und beſtra - fen duͤrfte, wenn er nicht ſelbſt engelrein und oh - ne Fehler iſt: Oder als wenn die Fehler und Ge - brechen eines andern die meinigen gaͤntzlich zer - nichten und ausloͤſchen koͤnnten. Man ſetze z. B. den51des deutſchen Witzes. den an ſich ſelbſt unmoͤglichen Fall, daß ich zu - laͤnglich erweiſen koͤnnte, Hrn. D. Trillers Fa - beln waͤren eben ſo ſchlecht und abgeſchmackt, als vortrefflich ſie ſind, und man koͤnnte mir dage - gen mit eben ſo vielem Grunde vorwerffen, daß ich in dem Vortrage meines Erweiſes vielfaͤltig wider die Regeln der Hoͤflichkeit oder der Recht - ſchreibung verſtoſſen haͤtte, wuͤrde dieſes darum meinen gefuͤhrten Erweis unkraͤftig machen, oder darthun, daß Hrn. D. Trillers Fabeln ein Mei - ſterſtuͤck des deutſchen Witzes waͤren? Jch mei - nes Orts ſuche keine Ausfluͤchten; ſondern wenn ich mich uͤberwunden ſehe, ſo gebe ich es lieber gewonnen, und ſchaͤme mich nicht zu bekennen, daß ich mir kein Vorrecht der Unfehlbarkeit zuei - gnen kan: Jnſonderheit wenn es ſolche Klaube - reyen antrift, deren Wiſſenſchaft einem nur den Ruhm des groͤſten Pedanten ſeiner Zeit erwerben kan, wornach ich gar nicht ehrgeitzig bin, und den ich meinem Kunſtrichter gar nicht ſtreitig ma - chen will. Jch wuͤrde mich auch niemahls in die naͤhere Eroͤrterung der aufgeworffenen ſeltſamen Streitfrage; ob ich einen zulaͤnglichen Grund gehabt, den Trilleriſchen Nahmen mit Ster - nen geflickt auszudruͤken / eingelaſſen haben, wenn mir dieſe Eroͤrterung nicht Anlaß geben wuͤrde, einestheils den pedantiſchen Stoltz und den Un - verſtand meines Tadlers, und anderntheils das Lob meines Helden, Hrn. D. Trillers, in ein hel - les Licht zu ſetzen, und eines durch das andere zu beleuchten. Jch beſchuldige meinen Kunſtrich - ter eines pedantiſchen Stolzes, weil er dieſe vonD 2ihm52Echoihm ſelbſt aufgeworffene Frage, die faſt eben ſo wichtig iſt, als eine andere, ob man den Nah - men Eſopus ohne Suͤnde mit einem einfachen Eſchreiben doͤrffe / mit einem ſolchen gravitaͤ - tiſchen Ernſt und Amtseifer, und einem ſo rich - terlichen Ausſehen abgehandelt hat, als ob es um die Entdeckung und Abſtraffung eines Staats - verbrechens zu thun waͤre. Jn dieſem Tone giebt er auf der 167ſten Seite folgenden Ausſpruch:

Kurtz, er haͤtte mehr oder weniger von ſeinem verſtuͤmmelten Nahmen ſagen ſollen, wenn er mit einem zureichenden Grunde haͤtte handeln, und andern nicht Gelegenheit geben wollen, zu ſprechen, daß er etwas abgeſchmacktes gethan habe. Und auf der 169ſten Seite ſtimmet er auf einem noch hoͤhern Tone an: Wie na - tuͤrlich iſt doch das! Jch bin verſichert, wenn man dem allereinfaͤltigſten unter allen Vereh - rern der Trilleriſchen Muſe anrathen wollte, Hrn. Trillers Nahmen mit Sternchen anſtatt der Selbſtlauter zu flicken: So wuͤrde er ſeinen Rathgeber fuͤr einen Menſchen halten, der ſei - nen Verſtand verlohren. Und gleichwohl thut es ein ſchweitzeriſcher Kunſtrichter ꝛc.

Jch be - ſchuldige ihn aber daneben auch des Unverſtands, ſintemahlen er von ſeinem Unvermoͤgen den zurei - chenden Grund dieſes ſeltſamen Ausdrucks einzuſe - hen, fein dreiſte auf den wirklichen Mangel ei - nes ſolchen Grunds arguirt und ſchlieſſet; und bey allem ſeinem Großthun das Bekaͤnntniß ablegen muß; Bl. 167.

Was aber den Verfaſſer zu dieſer ſonderbaren Art die Woͤrter drucken zu laſſen,53des deutſchen Witzes. laſſen, bewogen habe, das kann ich nicht erklaͤ - ren.

Der gute Mann hat aus der neuen Phi - loſophie gehoͤrt von dem Satze des zureichenden Grundes ſchwatzen, und fuͤr bekannt angenom - men, daß alles ſeinen zureichenden Grund haben muͤſſe, warum es iſt, warum es ſo und nicht an - derſt iſt: Aber er hat ſich durch ſeine Eigenliebe ſchaͤndlich bethoͤren laſſen, wenn er ſich beredet, daß kein zulaͤnglicher Grund fuͤr etwas vorhanden ſeyn koͤnne, wenn er nicht vermoͤgend ſey, denſel - ben einzuſehen. Und dieſe ungereimte Anwendung eines ſo nuͤtzlichen Grundſatzes hat mich bewogen, ihn durch dieſes Beyſpiel zurecht zu weiſen; da ich ihm naͤmlich den zureichenden Grund, warum ich Hrn. D. Trillers Nahmen mit Sternchen geflikt habe drucken laſſen, den er nicht ſehen und aus - finden koͤnnen, ſo deutlich werde vor Augen le - gen, daß er muß uͤberzeuget werden, daß etwas ſei - nen zureichenden Grund haben koͤnne, wenn er ſchon nicht im Stande iſt, denſelben zu entdeken.

Jch will meine Gedanken in gewiſſe Saͤtze ein - ſchlieſſen.

  • 1. Die Vor - und Geſchlechtsnahmen dienen, eine beſondere Perſon dadurch, als durch ihre ei - gene Benennung, von allen andern zu unter - ſcheiden.
  • 2. Wenn ich eine gewiſſe Perſon loben will, ſo iſt meine Abſicht, daß meine Leſer die ruͤhmlichen Eigenſchaften und Verdienſte eben dieſer und nicht einer andern Perſon zuſchreiben: Und dieſer Ab - ſicht gemaͤß muß ich den Geſchlechtesnahmen der - ſelben ſo kennbar ausdruͤcken, daß diejenigen,D 3denen54Echodenen ich meinen Helden anpreiſen will, in der Perſon nicht irren koͤnnen. Sonſt wuͤrde ich wi - der meine Abſicht handeln.
  • 3. Ein Geſchlechtesnahme kan kennbar ſeyn, wenn er ſchon nicht vollſtaͤndig mit allen Buchſta - ben ausgedruͤckt wird.
  • 4. Die ſelbſtlautenden Buchſtaben, ob ſie gleich die Seele eines Nahmens ſind, ſind fuͤr ſich allein nicht zureichend, eine Perſon ſo kennbar zu machen daß man ſie von andern unterſcheiden kan: Zumah - len da die deutſchen Geſchlechtesnahmen mehr Coͤr - per als Seele haben, und die Seele tief in dem Coͤrper vergraben liegt. Wer wurde z. E. er - rathen koͤnnen, daß dieſes ** i**e*, * o*****e*, Triller, und Gottſched, bezeichnen ſollte?
  • 5. Der erſte u. letzte Buchſtabe eines Geſchlechts - nahmens ſind kaum einem Nahmen ſo eigen, daß ſie nicht auch andern zukommen: Folglich ſind ſie nicht von aller Zweydeutigkeit frey. Man neh - me z. E. den Nahmen meines Helden T*****r.
  • 6. Gleichwie eine Erklaͤrung, die ſolche Eigen - ſchaften entdecket, deren jede abſonderlich genom - men auch wol andern Dingen zukoͤmmt, dennoch gut und zulaͤnglich ſeyn kan, eine Sache von allen andern zu unterſcheiden, woferne nur dieſe gemein - ſamen Eigenſchaften alle zuſammen genommen keiner andern als der erklaͤrten Sache zukommen: Alſo iſt der Ausdruck eines Geſchlechtesnahmens ſchon kennbar genug, und frey von aller Zwey - deutigkeit, wenn er ſo viel Buchſtaben ausdruͤcket, die zuſammen genommen nur dieſem Geſchlechtes - nahmen gantz eigen ſind.
7. Die55des deutſchen Witzes.
  • 7. Die Mitlauter, die als der Coͤrper einen Geſchlechtsnahmen ſichtbar machen, u. Literæ ra - dicales ſind, kommen ſelten alle zuſammengenom - men in eben derſelben Ordnung mehrern Geſchlechts - nahmen zu; und folglich ſind ſie meiſtentheils oh - ne die Selbſtlauter zulaͤnglich eine Perſon kenn - bar zu machen, und von allen andern zu unter - ſcheiden.
  • 8. Was den Nahmen meines Helden insbe - ſondere angehet, ſo ſind die bloſſen Mitlauter deſ - ſelben zuſammen genommen ihm ſo eigen, daß ſie meines Wiſſens keinem andern deutſchen Ge - ſchlechtsnahmen in eben der Ordnung zukommen: Und ſo haͤtte ich ohne Gefahr einiger Zweydeutig - keit die bloſſen Radicalbuchſtaben oder Conſonan - ten hinſetzen und auf dieſe Weiſe Trllr miteinan - der verbinden koͤnnen: Jch habe aber um der Schwachen willen noch mehr gethan, und die Luͤken, wo die Selbſtlauter ihren Sitz haben, mit beſondern Zeichen ausgefuͤllt und angemerckt, und dadurch dieſen Geſchlechtsnahmen gegen alle Mißdeutung ſicher geſtellt: Denn da der letzte Vocal nicht zweifelhaft ſeyn konnte, ſo waren nicht mehr als vier Faͤlle der Mißdeutung moͤglich, nemlich Traller, Treller, Troller, Truller; von welchen vier Benennungen meines Wiſſens keine die Ehre hat, einen deutſchen Geſchlechtesnahmen auszuma - chen. Folglich war Triller fuͤr Leute, denen die Geſchlechtsnahmen der deutſchen Gelehrten nicht un - bekannt ſind, die einige moͤgliche Leſart.
  • 9. Zudem iſt der Nahme meines Helden ſo be - ruͤhmt, daß wenn ich nur den groſſen Fabel -D 4dichter56Echodichter Deutſchlands nenne, ſchier jedermann verſtehet, daß ich Hrn. D. Triller meine: Eben ſo gut, als falls ich Hrn. Prof. G-ttſch-d den deutſchen Fontenelle betittle, es alle ſeine Schuͤ - ler merken koͤnnen.
  • 10. Jch kan mich auch auf die Erfahrung und das Gewiſſen meines ungenannten Tadlers beruf - fen, der muß mir Zeugniß geben, daß ich den Nah - men meines Helden durch die beſondere Art des Ausdrucks nicht unkennbar gemacht habe: Er ſagt ja auf der 166ſten u. f. Seite:
Man brau - chet eben nicht das Ebraͤiſche ohne Puncten ſo zu verſtehen, wie Rabbi Sievers, wenn man es mercken ſoll, daß dieſes mit Sternen geflikte Wort Triller heiſſe.
  • Und er muß ein ſchwa - ches Gedaͤchtniß oder eine unverſchaͤmte Stirne haben, daß er mich gleich auf der 169ſten Seite anklagt: Der Verehrer der Trilleriſchen Muſe vergraͤbt den Nahmen ſeines Helden. Heißt dieſes einen Nahmen vergraben, wenn ihn auch die dummſten Jungen ohne Kopfbrechen merken koͤnnen? Jch will ihm darum im Vorbeygehen eine gute Lection heimgeben, die er fleiſſig ſtudieren muß: M-nd-c-m oportet eſſe memorem. Jch bin ſicher, daß er mich mit halben Worten verſtehet.
  • 11. Jch habe aber dieſe ſeltſame Art des Aus - drucks vor der gewohnten aus folgenden Gruͤnden erwehlet.
  • 12. Jch habe den Geſchlechtesnahmen meines Helden ſeiner Vocalen, die ihm doch nicht ei - gen ſind, beraubet; uud ihm nur dasjenige ge -laſſen,57des deutſchen Witzes. laſſen, was ihm als ſein Eigenthum zugehoͤret, um dadurch einestheils anzuzeigen, daß Hr. D. Triller beſſere Qualitaͤten und wichtigere Verdien - ſte, als nur die zween Vocalen in ſeinem Nah - men beſitze: Anderntheils daß er nicht noͤthig ha - be zu ſeinem Ruhme was fremdes zu borgen; ſon - dern daß er von allem fremden Zuſatz entbloͤßt in ſeinem Eigenthum noch groß genug ſey. Sua virtute ſe involvit.
  • 13. Jch habe ſeinen Nahmen mit Wegwerf - fung der Selbſtlauter, nur bloß durch Conſonan - ten ausgedruͤckt, anzudeuten, daß ſein poetiſcher Ruhm auf der Uebereinſtimmung und Verbin - dung ſo vieler lebendiger Conſonanten, (ich mei - ne die Journaliſten, die rechte Mitlauter ſind,) beruhe.
  • 14. Jch habe durch Wegwerffung der Voca - len den Nahmen meines Helden unausſprechlich gemachet, meine Verehrung fuͤr denſelben dadurch an den Tag zu legen, und zu verhuͤten, daß er nicht von jedem unreinen Munde ſo leicht koͤnnte entweyhet werden.
  • 15. Jch habe durch dieſe Verſtuͤmmlung zugleich verhuͤtet, daß dieſer Geſchlechtesnahme meines Hel - den, der in ſeiner Bedeutung was anſtoͤſſiges hat, nicht ſo leicht zum Geſpoͤtte und zu Wortſpielen koͤnnte mißbraucht werden. Denn ein Triller iſt das Geſchoͤpfe eines Saͤngers, wenn er ſeine Stim - me wunderbarlich kraͤuſelt und in einen Wirbel drehet. Und aus einer gleichen Urſache habe ich dieſen Nahmen nicht bloß durch die erſte Sylbe andeuten wollen, weil in einigen Mundarten dasD 5Wort58EchoWort Trill eine leichtſinnige Metze bedeutet. Al - ſo habe ich allem Aergerniß vorbiegen wollen.
  • 16. Jch habe die Luͤcken, wo die verworffenen Vocalen ihren Sitz haben, mit Sternchen aus - gefuͤllet, in Hofnung, daß dieſe Sternchen den Nahmen nicht verdunkeln, ſondern erleuchten wer - den. Damit habe ich zugleich zu verſtehen ge - ben wollen, daß dieſer durchlauchtige Nahme meines Helden eben ſo wol verdiente, unter die Sternen verſetzt zu werden, als die beyden Baͤren.
  • 17. Jch muß zwar bekennen, daß ſich in dem Texte ſtatt der Sternen wider meinen Willen nur bloſſe Alltagsſtriche eingeſchlichen haben: Und mein Tadler hat den wahren Grund von dieſem Fehler im erſten Mal errathen, weil naͤmlich die Sterne etwas rar geweſen ſind. Man mußte aus Mangel Kalks mit Leim mauren.
  • 18. Nichtsdeſtoweniger, weil alles was neu und ſeltſam iſt, die Verwunderung erwecken kan, ſo habe ich nicht ohne Grund erachtet, daß dieſe neue Art den Trilleriſchen Nahmen zu ſchreiben ſtatt eines Nota bene meine Leſer auf dieſen be - liebten und belobten Nahmen aufmerkſam machen werde. Pulchrum eſt digito monſtrari & di - cier HIC EST!
  • 19. Jch koͤnnte noch hinzuſetzen, daß ich den Geiſt derjenigen von meinen Leſern, die ſich ger - ne an der Aufloͤſung nicht allzu verworrener Raͤth - ſel, und an der Entzieferung nicht ſo gar verſtek - ter Logogriphen beluſtigen, um etwas angenehm habe beſchaͤftigen wollen, doch ſo daß ſie ohne vieles Kopfbrechen das Geheimniß entdecken koͤnnten.
20. End -59des deutſchen Witzes.
  • 20. Endlich, wenn das Sprichwort, quod exemplo fit, jure fit, Grund haͤtte, ſo koͤnn - te ich mich auf das Exempel des Hrn. Liskovs beruffen, welches in der erſten Herausgabe ſei - ner Lob - und Schutz-Schrift fuͤr die elenden Scribenten, (welches kleine Buch einem Tad - ler eben ſo widerlich iſt, als jenem Narbichten ſein Spiegel,) die groſſen Nahmen ſeiner drey Helden Philippi, Rodigaſt und Manzel gleich - falls nur mit Alltagsſtrichlein geflickt hat druͤcken laſſen. Ob er damit den Character eines Lob - redners geſchaͤndet, und ohne einen zureichenden Grund etwas abgeſchmacktes gethan habe, das laſſe ich ihn ſelbſt verantworten; er hat das Al - ter: Vielleicht giebt dann die noch inneſtehende Waage meines Tadlers den Ausſchlag, daß er gewiß wiſſen kan, ob er Liskovs Freund oder Feind, Verehrer oder Tadler ſeyn wolle: Denn es kommt bey ihm nicht auf den Verſtand, ſondern auf den Willen an, ob er jemandem ſei - ne Gunſt oder Ungunſt wolle zu Theil werden laſſen.

Jch uͤberlaſſe nun den Entſcheid meinen Leſern, ob ich ohne zureichenden Grund gehandelt, oder ob mein Splitterrichter ohne einen ſolchen getadelt habe. Das iſt gewiß und erwieſen, daß ich meine oben eingefuͤhrten Abſichten auf keine ande - re Weiſe als durch die bewerkſtelligte Bezeichnung des trilleriſchen Nahmens haͤtte erhalten koͤnnen, denn wenn ich mehr oder weniger von ſeinem verſtuͤmmelten Nahmen angebracht haͤtte, ſo wuͤrde ich gerade wieder meine Abſichten gehan -delt60Echodelt haben. Daß aber mein Tadler und an - dere ſeines gleichen die zum Ruhm des Trille - riſchen Nahmens gehegeten ehrlichen Abſichten nicht einzuſehen vermocht haben, und vielleicht noch izo nicht erkennen wollen, iſt ja meine Schuld nicht, was kan ich dafuͤr, daß ſie ſo dumm ſind, und nichts merken wollen, bis man ſie bey den Ohren zupfet, und auf die Finger klo - pfet; und auch dannzumahlen muß man es noch auf ihre Faͤhigkeit und auf ihre Willkuͤr an - kommen laſſen, ob ſie klug werden wollen. Denn es giebt unter ihnen ſolche harte Koͤpfe, denen man ſchon in gedruͤckten Blaͤttern hat vorwerffen muͤſſen:

Wie oͤfters hat man dich ſchon auf die Fauſt geſchlagen, Und biſt doch noch nicht klug.
(Picander. )
Hiſtori -61des deutſchen Witzes.

III. Hiſtoriſcher Erweis, daß das Ergaͤntzungsſtuͤck zu der Vorrede vor dem Trilleriſchen Fabelbuche, Herren Doctor Trillern; die Vorrede und Anmerkungen zu demſelben aber Mich zum Verfaſſer haben.

DEr Verfaſſer der neuen Anmerckungen in den monatlichen Leipzigiſchen Beluſtigun - gen erweiſet ſich in der That als einen rechten Kunſtrichter, indem er allerley critiſche Raͤncke brauchet, ſeiner ſchlimmen Sache ein Faͤrblein an - zuſtreichen, und ſeinen deutſchen Leſern ein Blend - werck zu machen. Wie ſollte es aber einer an - derſt machen, wenn er ſich ohne den Beyſtand der Wahrheit zu einem critiſchen Zweykampfe frey - willig anbietet, und da es ihm an der gerechten Sache und einer gruͤndlichen Verantwortung man - gelt, dennoch ſo keificht iſt, daß er ſeinem Geg - ner nicht nachgeben will, ob er gleich zu Boden liegt, ſondern mit jenem geſtriegelten Manne noch immer unter der Bancke hervor ſchreyet: Jch bin doch das Haupt! Wer zwiſchen antworten und ſich verantworten keinen Unterſchied zu machen weiß, und ſie vor gleichguͤltig achtet, der wirdalle -62Echoallemahl demjenigen den Sieg zuſchreiben, der das letzte Wort hat: Und unſer Leipzigiſche Ver - faſſer ſcheinet ſich mit dergleichen Gedancken zu tragen, wenn er ſelbſt auf der 163ſten Seite beken - net, daß er ſich davon eine Arbeit gemachet ha - be, ſeinem Gegner auch etwas zu antworten, damit er nemlich nicht das Letzte habe.

Der Leipzigiſche Kunſtrichter glaͤubt, daß ge - gen einen Feind alles erlaubt ſey, wodurch man demſelben Abbruch thun kan. Jch will darum auf dieſem Blatte eine neue critiſche Kriegesliſt, deren ſich unſer Kunſtrichter bedienet hat, entdecken, damit jedermann ſehe, daß er bisdahin nur mit verbotenen Waffen, und wider ſeinen eigenen Schatten gefochten habe. Jch darf nicht foͤrch - ten, daß ich durch dieſes Vorhaben der Scharf - ſichtigkeit der deutſchen Leſer zu nahe trete, nach - dem dieſer Kunſtrichter, der ein Vormund der deutſchen Nation ſeyn will, ſich ſelbſt hat bereden koͤnnen, daß es nicht unmoͤglich ſey, ſeine Landes - leute und Mitbuͤrger durch dergleichen Raͤncke zu bethoͤren und hinter das Licht zu fuͤhren.

Die critiſche Kriegesliſt, der er ſich bedienet, beſtehet darinnen, daß er in der Vorrede zu ſei - nen Anmerckungen auf eine heimtuͤckiſche Weiſe eine hiſtoriſche Wahrheit, welche die Grundfeſte von dem Ruhme meines Helden iſt, und an welcher niemand, als der in das Gericht einer ſceptiſchen Verſtockung gefallen iſt, im geringſten zweifeln kan, beylaͤuftig zu untergraben, und verdaͤchtig zu machen ſuchet, wenn er auf der 166ſten Seite ſich vernehmen laͤßt:

Jch gehe darinnen vonmeinem63des deutſchen Witzes. meinem Herren Schweitzer ab, daß ich den Text zu meinen Noten nirgends ſelbſt gemacht habe.

So weit vergehet ſich der Neid, wenn er durch das Unvermoͤgen, dem ſich uͤberall ausbreitenden wohlverdienten Ruhme eines Dich - ters Abbruch zu thun, noch mehr gereitzet wird, daß er endlich keine Scheue traͤgt, das wirckliche Daſeyn deſſelben in Zweifel zu ziehen. Bey obi - ger Ausdruͤckung bitte ich nur ſo viel anzumercken, daß eine heimliche Beſtraffung ſeines Gewiſſens ihm nicht geſtattet hat, die gantze Luͤgen ohne das Milterungs-Woͤrtlein nirgends, wodurch im Gegenſatz der Verdacht nur auf einige Stellen des Trilleriſchen Fragmenti eingeſchraͤncket wird, herauszuſagen.

Aber der Leipzigiſche Verfaſſer dieſer neuen An - merckungen hat es bey dieſem um etwas zweydeu - tigen Anzuge nicht bewenden laſſen; ſondern nach - dem er einigen unberichteten Leſern dadurch einen Argwohn beygebracht zu haben ſich beredet, ſo hat er ferner in der zweyten Anmerckung auf der 170ſten und f. Seiten, wo er die Heimath des Ergaͤntzungsſtuͤckes unterſucht, die boshafte Liſt ge - braucht, alles ſo kunterbund durch einander zu werf - fen und kuͤnſtlich zu verwirren, daß man nicht leicht ſollte errathen koͤnnen, ob er das Ergaͤntzungs - ſtuͤck und die Anmerckungen uͤber daſſelbe nur ei - nem und demſelben, oder gantz verſchiedenen Ver - faſſern zueignen wolle: Wobey er ſich in dem gan - zen Vortrage mit Fleiſſe einer ſtarcken Zweydeu - tigkeit bedienet hat, damit er allenfalls gegen die Vorruͤckung einer offenbaren Luͤgen eine Aus -flucht64Echoflucht haben moͤgte. Dieſe Bosheit iſt aber um ſo viel groͤſſer, da er nicht alleine kein Bedencken hat, Hrn. D. Triller dieſe critiſche Gebuhrt ſtrei - tig zu machen, als ob ſie untergeſchoben waͤre; ſondern noch uͤberdas dieſe Ungerechtigkeit in der ſtraffbaren Abſicht begehet, damit er ſeinen Muth - willen an der Hrn. Trillern geraubten Schrift ſelbſt deſto beſſer veruͤben, und ſie als ein unvoll - kommenes / ungleiches / niedertraͤchtiges und in Beyfall und Tadel ausſchweifendes Jeder - mannswerck deſto freyer mißhandeln und herun - termachen duͤrffte; wovon ihn das Anſehen Hrn. D. Trillers noch wuͤrde hinterhalten haben. Er wird zwar ſeine Sache damit um etwas zu mil - dern und wieder gut zu machen gedacht haben, daß er das geraubte Stuͤcke, welches ich wegen ſeiner Vortrefflichkeit aus dem Staube hervorzuziehen, und mit Anmerckungen zu begleiten wuͤrdig geach - tet habe, einem Schweitzer zu Theil werden laͤßt: Allein die Schweitzer ſind es nicht gewohnt, die Wahrheit um eines falſchen Scheines der Ehre willen zu verrathen, zumahlen da die vergaͤllte Bos - heit dieſes Kunſtrichters die Ehre, ein Verfaſſer von dieſer Schrift zu ſeyn, zur Beſchimpfung der gan - zen ſchweitzeriſchen Nation mißdeutet und verkehret.

Die Saͤtze, die der Leipzigiſche Verdreher zwar nicht gantz offenbar zu laͤugnen ſich getrauet, aber doch um etwas verdaͤchtig zu machen gute Luſt haͤt - te, ſind dieſe: Hr. D. Triller hat den Text des Ergaͤntzungsſtuͤcks verfaſſet: Dieſer Text iſt gewiedmet geweſen / die Vorrede / welche der neuen Herausgabe der Fabeln Hrn. D. Trillers65des deutſchen Witzes. Trillers vorgeſetzt iſt / zu ergaͤntzen: Dieſes Ergaͤntzungsſtuͤcke iſt durch einen Kaufmann von der Leipziger Michelis-Meſſe des vergan - genen Jahrs nach Zuͤrich in die Schweitz ge - bracht worden. Lauter hiſtoriſche Saͤtze, deret - halben kein vernuͤnftiger Menſch fodern wird, daß ich ſie à priori erweiſe, maſſen dergleichen Wahrheiten lediglich auf eigenem Geſtaͤndniſ - ſe, auf Zeugen und Urkunden beruhen; zu geſchwei - gen, daß dieſelben auch ohne die hiſtoriſchen Gruͤn - de ſo viel Wahrſcheinlichkeit fuͤr ſich haben, daß ſie ohne uͤberwegende Gegengruͤnde nicht ſo drei - ſte zu verwerffen ſind.

Fuͤr die Wahrheit dieſer Saͤtze haben wir erſt - lich das eigene Geſtaͤndniß Hrn. Doctor Trillers, auf welches ich mich in der Vorrede zu dem Er - gaͤntzungsſtuͤcke offentlich beruffen habe: Nun hat es Hr. D. Triller bis dieſe Stunde nicht widerſprochen; folglich gilt auch hier das bekann - te: Qui tacet conſentire videtur. Zweytens lehret das Ergaͤntzungsſtuͤck Bl. 154. mit klaren Worten, daß es zu der Vorrede vor dem Trilleri - ſchen Fabelbuche gewiedmet geweſen, und einen nahmhaften Theil derſelben habe ausmachen ſollen. Wer wollte aber vorgeben duͤrfen, daß die Vorrede zu den Trilleriſchen Fabeln in der Schweitz fabri - ciert worden? Drittens kan ich mich auf das Ge - wiſſen des Herausgebers dieſer Trilleriſchen Fa - beln, und aller Freunde und Verehrer der Tril - leriſchen Muſe in Leipzig, die dieſes Ergaͤntzungs - ſtuͤcke im Manuſcript geleſen, und von allem Wiſ - ſenſchaft gehabt, beruffen. Viertens kan ich das[Crit. Sam̃l. IV. St.] EOrigi -66EchoOriginal-Manuſcript aufweiſen, wie es von Leip - zig nach Zuͤrich gebracht worden; ich kan den be - ruͤhmten Kaufmann nennen, der ſolches uͤberbracht hat, und die Perſonen nahmhaft machen, die mit zugegen geweſen, als dieſer gelehrte critiſche Kram ausgepackt worden. Fuͤnftens habe ich Briefe von meinem ungenannten Correſpondenten in Leipzig, die mich nicht alleine von der Wahrheit alles obigen feyerlichſt verſichern; ſondern mir noch die weite - re Nachricht ertheilen, daß mein Manuſcript des Ergaͤntzungsſtuͤckes, ſo ich habe druͤcken laſſen, ge - rade zu Anfang um etwas mangelhaft ſey; denn kurtz vor der erſten Zeile: Mein! Was erhebet nicht der ehrliche Mann fuͤr ein greuliches Ler - men ꝛc. ? werden die Urtheile des Schweitzers kindiſch, ſeine Zunoͤthigungen abgeſchmakt, und ſeine Einwuͤrffe haͤmiſche Verdrehungen un - ſchuldiger Worte und Gedanken genennet. Die - ſe Briefe halte ich mit Fleiſſe zuruͤcke, theils mei - nem Correſpondenten zu verſchonen, der ſonſt we - gen ſeines Hochverraths kaum ſeines Lebens geſi - chert ſeyn wuͤrde; theils damit ich auf allen Fall die beſten Pfeile in dem Koͤcher behalte. Sechs - tens wird der gantze Jnhalt dieſes Fragmenti oder Ergaͤntzungsſtuͤckes, welches eine hertzhafte Be - ſchimpfung und Abfertigung des Schweitzeriſchen Kunſtrichters im Nahmen Hrn. D. Trillers ent - haͤlt, jedermann uͤberzeugen, daß ſolches weder von dem Zuͤrichiſchen Verfaſſer der critiſchen Dicht - kunſt, noch von einem ſeiner Freunde koͤnne verfer - tiget ſeyn. Und wer anders denkt, den wuͤrde ich billig in den Verdacht faſſen, daß er den unwi -derruf -67des deutſchen Witzes. derrufflichen Ausſpruch, Niemand hat jemahls ſein eigenes Fleiſch gehaſſet, in Zweifel ziehen muͤſſe. Siebendens habe ich durch Vergleichung dieſes Stuͤckes der Trilleriſchen Vorrede mit dem Aus - zuge, der in den hamburgiſchen Nachrichten zur Vertheidigung der Trilleriſchen Fabeln gemacht worden, augenſcheinlich dargethan, daß dieſe beyden Stuͤcke einander ſo aͤhnlich ſeyn, als ein Ey dem an - dern ſeyn kan; folglich daß ſie aus einer Feder ge - floſſen, und in einer gleichen Abſicht geſchrieben wor - den. Wer will ſich aber erfrechen, die Leute zu be - reden, daß der Auszug in den hamburgiſchen Nach - richten in der Schweitz verarbeitet worden? Achtens koͤnnte ich dieſes alles mit chronologiſchen Gruͤn - den befeſtigen, wenn ich der Sonne eine Fakel an - zuͤnden wollte, und es nicht vor uͤberfluͤſſig hielte, meine Leſer mit Gruͤnden von dieſer Natur zu be - ſchweren. Dazu koͤmmt noch neuntens, daß dieſer critiſche Fabelhans ſelbſt dieſe erwieſene hiſtoriſchen Saͤtze weder offentlich angreiffen, oder durchaus leugnen darf, ſondern nur einige unbeſtimmte Stel - len des Ergaͤnzungsſtuͤkes als zugeflickt und unter - geſchoben gerne verdaͤchtig machen wollte, und zwar aus keinem andern Grunde, als weil es ihm vor - traͤglich waͤre, wenn er die Leute dieſes uͤberreden koͤnnte. Er wird aber ſo lange den Nahmen ei - nes boshaften und frechen Kerls tragen muͤſſen, bis er dieſe ihm alleine verdaͤchtigen Stellen, an - zeiget, und erweiſet, daß ſie von einem Schwei - zer hinzugeflicket worden. Er hat auch bisdahin zum Behuf ſeiner frechen Muthmaſſung nichts anbringen koͤnnen, als daß er Bl. 173. ſich aufE 2ſeine68Echoſeine Fteyheit zu denken, was er will, beruffet. Meinethalben kan er denken, die Schweitzer woh - nen hinter den mit ewigem Schnee bedeckten Al - pen in den Spaͤlten und Kluͤften der Felſen; ſie ſehen den Himmel und das Licht des Tages nie - mahls als nach einer unterirrdiſchen Reiſe von et - lichen Stunden, und eſſen nichts als Haberſtroh und Pumpernikel. Dieſe willkuͤrliche Freyheit wird ihm niemand ſtreitig machen: Aber wenn er dergleichen poſſierliche Traͤume in offentlichem Dru - ke fuͤr baare Wahrheiten ausſtreuet und zu Markt traͤgt, ſo muß ers ſich gefallen laſſen, daß unſre groͤbſten Schweitzer Bauren, die niemahls uͤber einen Steinwurff von dem vaͤterlichen Felſen ſich verlaufen haben, wenn ſie in ihrer Hoͤle bey dem duͤſtern Licht einer brennenden Lampe die Beluſtigungen des deutſchen Witzes leſen, ſich uͤber ſeine dumme Unwiſſenheit recht hertzlich luſtig machen.

Nachdem ich nun unwiderſprechlich erwieſen habe, daß daß Ergaͤntzungsſtuͤcke Hrn. D. Tril - ler zum Verfaſſer habe, ſo muß ich noch eine wichtige Probe von dem critiſchen Geſchmacke die - ſes Leipzigiſchen Sprachrichters darlegen. Er ſagt auf der 172ſten Seite mit einer gravitaͤtiſchen Dorfſchultzenmine:

Jch bin nebſt andern ehrli - chen Deutſchen der Meinung, daß das Ergaͤn - zungsſtuͤcke gewiß einen Schweitzer zum Va - ter habe. Denn es iſt meines Erachtens ſo ſchweitzeriſch, daß es nicht ſchweitzeriſcher ſeyn koͤnnte. Und da es uns einmahl den Nahmen ſeines Verfaſſers nicht hat ſagen wollen: So wuͤr -69des deutſchen Witzes. wuͤrden die Deutſchen das bloſſe Vaterland endlich, auch ohne es nennen zu hoͤren, errathen haben.

Jch laſſe meine Leſer aus dieſer Pro - be ermeſſen, wieviel dem mechaniſchen Geſchmak dieſer Deutſchen, denen der Leipziger den ſeinen leihet, im Puncte der Sprache und der Hoͤflich - keit zu trauen ſey, da ſie es in denen darauf ge - gruͤndeten Urtheilen eben ſo nahe und gluͤcklich tref - fen, als nahe die Schweitz von Saarbruͤken ab - gelegen iſt: Und nach welchen ſie die niederſaͤch - ſiſche Schreibart eines beruͤhmten deutſchen Dich - ters von der groben und rauhen Schweitzeriſchen nicht zu unterſcheiden wiſſen. Was im uͤbrigen den Vorwurff der Grobheit und andere Beſchim - pfungen, womit der gute Mann auf den erdich - teten Schweitzer gezielet, anbelangt, ſo fallen die - ſelben alle auf Hrn. D. Triller zuruͤcke, als den wahren Verfaſſer des Ergaͤntzungsſtuͤckes; und ich uͤberlaſſe ſeiner ſtreitbaren critiſchen Feder die - ſe Unbill zu raͤchen. Doch wie ich vermuthe, ſo wird er auch ſelbſt dieſer Muͤhe vielleicht koͤnnen uͤberhoben ſeyn, denn ich zweifle keineswegs, es werde der Leipzigiſche Tadler, wenn er ſehen wird, daß ihm ſein Anſchlag mißlungen, und er Hrn. D. Trillern obgleich wider Willen fuͤr den wah - ren Verfaſſer des Ergaͤntzungsſtuͤckes erkennen muß, nach ſeiner Freyheit zu denken, was er will, dieſes Ergaͤntzungsſtuͤck, welches ihm in der Beredung, daß es in der Schweitz zu Hauſe ſey, ſo abgeſchmakt vorgekommen, bald in einem andern Licht als eine abgenoͤthigte, gelaſſene, in Beyfall und Tadel unparteyiſche und gerechte Schutzſchrift,E 3die70Echodie unmoͤglich von jemand anders, als dem groͤ - ſten Dichter Deutſchlands haͤtte koͤnnen verferti - get werden, anſehen, und alſo Hrn D. Trillern ſeinen Ruhm wieder herſtellen.

Sollte aber der Leipzigiſche Tadler, der ſich allezeit ein offenes Loch zum Abzug vorbehaͤlt, (ſiehe auf der 167ſten Seite,) ſich mit dieſer kah - len Ausflucht bedecken wollen; er habe in der zwey - ten Anmerkung durch die hoͤflichen und hochdeut - ſchen Beſchimpfungen nicht ſo faſt das Ergaͤntzungs - ſtuͤcke ſelbſt, als vielmehr die ſchweitzeriſchen An - merkungen zu demſelben gemeint; ſo geſtehe ich zwar gar gerne, daß dieſe Anmerkungen aus meiner Feder gefloſſen, und daß ich ein ehrlicher Schwei[-]- zer bin, (denn es wird eben ſo wenig ein Lum - penſtuͤck ſeyn, ein Schweitzer, als ein Sachſe und Meiſſner zu ſeyn): Aber wenn er mich um die - ſer unſchuldigen Anmerkungen willen offentlich zu beſchimpfen uͤber das Hertz bringen koͤnnen, ſo ſage ich ihm gantz dreiſte ins Angeſicht, daß er Lob und Tadel nicht zu unterſcheiden weis, und daß ihn der bloſſe Neid dazu muß angetrieben haben. Jedermann hat erkennt und mir das Zeug - niß gegeben, daß ich Hrn. D. Trillers critiſche Großmuth u. Staͤrke nach Verdienen gelobet, und ſein Lob in das helleſte Licht geſetzet habe: Nur die - ſer neidiſche Kluͤgling will die Leute uͤberreden, ich habe ſelbigen durch dieſes Lob groͤblich beſchimpfet, und es ſey mir bey meinem Lobe nicht recht Ernſt geweſen. Welche Vermeſſenheit! Weiß er denn beſſer, was ich denke, als ich? Oder wer hat ihn zum Richter uͤber andrer Leute Abſichten ge -ſetzt?71des deutſchen Witzes. ſetzt? Jch fodere ihn offentlich heraus, daß er mir die Stellen in meinen Anmerkungen uͤber das Ergaͤntzungsſtuͤcke deutlich anzeige, mit wel - chen ich Hrn. D. Triller ſollte beſchimpfet haben, und wo er ſolches nicht leiſten kan, ſo ſage ich ihm, daß er ſich beſſer zu einem Fußknechte bey einem Schweitzerregimente, als zu einem Kunſtrichter in der Gelehrſamkeit ſchicke.

IV. Abgenoͤthigtes Lob eines critiſchen Ver - ſuches von einer freyen Ueberſetzung aus der ſchweitzeriſchen in die ſaͤchſiſche Sprache.

ES iſt ein untruͤgliches Symptoma und Kenn - zeichen einer ſchweren Leibes - oder Gemuͤthes - krankheit, mit Nahmen der Schwindſucht und der Zankſucht, wenn einer ſo murriſch iſt, daß er mit jedermann uͤber Sachen zu keifen anfaͤngt, wo doch kein Widerſpruch iſt. Da nun der Verfaſſer der neuen Anmerkungen ſelbſt bekennen muß, daß man ſeine Anmerkungen einer Unpaͤß - lichkeit zu danken habe, und daß dieſelben nicht anders als durch ſeine Krankheit moͤglich ge - weſen ſeyn, ſo laͤßt ſichs aus dem Jnhalt der vier - ten und der fuͤnf folgenden Anmerkungen auf der 176 178ſten Seite mit ziemlicher Wahrſchein - lichkeit ſchlieſſen, daß dieſe ungenannte Krank - heit, durch welche allein dieſe Anmerkungen moͤg - lich geweſen, keine andere, als die Schwind -E 4oder72Echooder Zankſucht ſeyn koͤnne. Er faͤngt daſelbſt an, mit mir ohne den geringſten Anlaß auf eine ſo bittere Weiſe uͤber ſolche Artickel zu keifen und zu balgen, woruͤber ich ihm doch niemahls wie - derſprochen habe. Es iſt mir niemahls in den Sinn gekommen, mich fuͤr einen gebohrnen Meiß - ner oder Hochdeutſchen auszugeben, vielweniger hat mich der Kitzel geſtochen, meine geringe Ar - beit uͤber das trilleriſche Ergaͤntzungsſtuͤcke fuͤr ein Muſter der Reinigkeit und Zierlichkeit der hoch - deutſchen ſaͤchſiſchen Mundart zu verkauffen, ob ihm gleich das auͤſſerilche Anſehen eines Autoris Claſſici nicht fehlt. Jch bin ein Schweitzer, der ſich ſeines Vaterlandes nichts zu ſchaͤmen hat, und verhoffentlich hat auch das Vaterland kei - ne Urſache ſich meiner zu ſchaͤmen. Habe ich nicht auf dem Titelblatte des Ergaͤntzungsſtuͤckes mit groſſen Buchſtaben ein offentliches Bekenntniß davon abgelegt, daß ich mir eine nicht gerin - gere Ehre daraus mache, ein Schweitzer, als ein Zunftgenoſſe der Verehrer der trilleriſchen Muſe zu ſeyn? Was hat er denn fuͤr Urſache ſich mit mir zu balgen, daß ich rein ſchweitzeriſch rede; er muß ja auch ſelbſt ſo reden, wie ihm der Schna - bel gewachſen? Doch es waͤre eine ſtrafbare Un - dankbarkeit, wenn ich nicht geſtuͤhnde, daß er mir obgleich wider ſeine Abſicht einen wichtigen Dienſt geleiſtet, daß er ſeine deutſchen Leſer nicht laͤnger hat rathen laſſen, wo ſie etwann ange - ſtanden haben, ſondern denſelben wiewohl ungebe - ten auf eine beſonders liebreiche Art an die Hand gegangen, indem er denſelben zu gefallen meinedunkeln73des deutſchen Witzes. dunkeln Redensarten und Suizeriſmos ins gut Deutſche uͤberſetzt, und dadurch das Lob meines Helden jedermann verſtaͤndlich gemacht. Und ich kan ihn verſichern, daß dieſe Probe ſeiner Faͤhig - keit im Ueberſetzen ihm in der Schweitz einen ſol - chen Credit erworben, daß ich nicht zweifle, wenn einmahl den Entlibucherbauren die Luſt an - kommen moͤgte, mit ſeinen ſaͤchſiſchen Hrn. Nach - barn im Thuͤringerwalde den ſo lange dauren - den Streit wegen des Vorzuges in der Compli - mentierkunſt abzuthun und beyzulegen, daß ſie ihn nicht vor allen andern zum Dollmetſchen er - nennen wuͤrden; um ſo viel mehr, weil bey den Hochdeutſchen ihre reine wohlflieſſende Mundart einem Erweiſe alle ſeine Kraft mittheilen muß; da hergegen eine mathematiſche Demonſtration in dem Munde eines Schweitzers gantz ſeichte und kraftlos wird. Jch muß auch bekennen, daß die - ſe ſeine Ueberſetzung einiger, obgleich weniger, doch wichtiger und ſchwerer Stellen aus der ſchwei - zeriſchen in die oberſaͤchſiſche Sprache nicht ſchlech - ter gerathen iſt, als manche die ſeit einigen Jah - ren aus franzoͤſiſchen Originalien in Leipzig ans Licht geſtellet worden iſt. Doch kan ich dabey nicht verhoͤlen, ich ſage es aber nicht ihn deswe - gen zu tadeln, daß, ob gleich ſeine Ueberſetzung, fuͤr ſich ſelbſt betrachtet, rein ſaͤchſiſch Hochdeutſch iſt, er gleichwol meine Begriffe und Gedanken durchgehends ziemlich uͤbel getroffen, und ausge - druͤckt hat: So daß man ſelbige in Abſicht auf meine Gedanken nur fuͤr eine freye Ueberſetzung halten muß. Wenn aber nach dem bekanntenE 5Spruͤch -74EchoSpruͤchwort, Gratia gratiam parit, ein Dienſt des andern werth iſt, ſo will ich ihm uͤber die ſchweitzeriſche Sprache in Abſicht auf die ange - fuͤhrten und uͤberſetzten ſchweren Redensarten izo einen vertraulichen Unterricht ertheilen; welcher ihn in den Stand ſetzen wird, die Natur die - ſer Sprache vollkommener einzuſehen und kennen zu lernen.

Jch ſtuhnd gantz betretten) iſt rein ſchweitze - riſch, ſagt er, und heißt auf deutſch ſo viel, als: Jch war gantz zweifelhaft. Allein da muß ich erinnern, daß der Hr. Ueberſetzer den Nach - druk dieſes Suizeriſmi nicht gluͤklich errathen hat. Einen auf der Stelle, uͤber der That, betre - ten iſt unſtreitig eine hochdeutſche gute Redens - art, wie auch Hr. Steinbach in ſeinem Libro ſymbolico verſichert. Der Gemuͤtheszuſtand eines ſolchen Menſchen, der auf der That be - treten wird, muß nothwendig voll Beſtuͤrtzung, Verwirrung, Scham, Rathloſigkeit und Un - ſchluͤſſigkeit ſeyn: Wenn ich nun dieſen oder ei - nen aͤhnlichen Gemuͤtheszuſtand mit Worten aus - druͤcken will, ſo kan es gewiß nicht deutlicher und fuͤglicher geſchehen, als durch die Verglei - chung, wenn ich ſage: Jch bin in einem ſol - chen Zuſtande, oder, ich ſtehe da, wie einer, der auf der That betreten worden. Nemlich nicht bloß zweifelhaft, was ich thun wolle, denn dieſes iſt nur etwas zufaͤlliges bey dieſem Zuſtan - de; ſondern ich bin gantz beſtuͤrtzt, in der groͤ - ſten Verwirrung, voll Scham, und ohne Rath. Dieſe Hauptbegriffe aber kan das Wort zwei -felhaft75des deutſchen Witzes. felhaft gar nicht ausdruͤcken, weil der Zweifel bey gantz andern Gemuͤthesverfaſſungen eben ſo wohl ſtatt haben kan. Und in ſo weit, als lange ich bey der Vergleichung ſtille ſtehe, und ſage, ich ſtehe, wie betreten, iſt nun meine Ausdruͤ - kung noch gut Deutſch, weil die Redensart, einen betreten, unſtreitig den Oberſachſen gar gelaͤufig iſt. Aber wenn ich dann nur einen Schritt wei - ter gehe, und dieſe Vergleichung in eine Meta - phor verwandle, und ſage, ich ſtehe betreten, ſo verfalle ich eben dadurch in den Suizeriſmum; denn die Hochdeutſchen, damit man ſie auch ver - ſtehe, wenn ſie nichts ſagen, haſſen alle Aus - druͤcke, die viel gedenken laſſen; und darum ha - ben ſie auch ſeit einem halb Dutzend Jahre eine Menge Metaphoren aus ihrer Sprache verbannet. Sie ſind nicht mehr auf eine ſo haushaͤltliche Einrichtung ihrer Sprache, wie ehedeſſen, be - dacht, da man ſich ein groſſes darauf eingebil - det, daß man mit wenig Worten viel hat ſagen koͤnnen, gleich als ob man ſich ſeiner Sprache haͤtte zu ſchaͤmen gehabt. Wie wollten ſie aber heut zu Tage den Reichthum ihrer Sprache be - haupten koͤnnen, wenn ſie nicht durch haͤufige Exempel und Proben unwiderſprechlich dargethan, daß ſie in ihrer Heldenſprache mehr ſagen koͤn - nen, als ſie gedencken; zumahlen da ihre Leſer groſſentheils gewohnt ſind, nur uͤber ihre Buͤch - lein weg zu riechen. Zugeſchweigen, daß ſolche Ausdruͤckungen, die dem Nachdenken die geringſte Arbeit machen, den zarten deutſchen Ohren noth - wendig als hart und rauh vorkommen und dieſel -ben76Echoben verletzen muͤſſen. Wenn denn gleich dieſe Redensart in Opitzens und anderer Schriften zu - weilen vorkommen ſollte, ſo muß man wiſſen, daß man ſich iezo nicht mehr an dieſe Muſter zu hal - ten hat, nachdem Hr. Gottſched die wohlflieſ - ſende Sprache vor allem Zwange der Gedanken, und den Schweitzeriſchen Metaphoren vollkommen gereiniget hat, indem er dieſe wieder in ihre Elemente aufgeloͤſet, und das Vergleichungswoͤrt - gen wie wieder in ſein altes Recht eingeſetzet hat. Man wird alſo inskuͤnftige nicht mehr ſagen, Jch ſtehe betreten, ſondern mit allen redlichen Hochdeutſchen, Jch ſtehe wie betreten. Oder wenn man ſich nach Art der neumodiſchen deut - ſchen Sprache, die niemahls weniger ſagt, als ſie ſagen will, etwas vollſtaͤndiger ausdruͤcken wollte, wird es heiſſen muͤſſen: Jch bin gantz be - ſtuͤrtzt, in der groͤſten Verwirrung, voll Ver - druß und Scham, und dabey gantz zweifel - haft.

Jch ſtuhnd in der Beredung, d. i. (nemlich auf Deutſch) in der Meinung.] Bey uns in der Schweitz hat man niemahls keine Meinung ohne eine vorhergehende Beredung, daß etwas ſeyn, oder nicht ſeyn koͤnne, welche durch wahr - ſcheinliche Gruͤnde und Vorſtellungen gewirket wird. Aber in Deutſchland verhaͤlt ſich die Sache ganz anders, angeſehen die Deutſchen nach ihrer angebohrnen Freyheit ſich keine Meinung durch Gruͤnde aufdringen, oder, welches gleichguͤltig iſt, ſich dazu bereden laſſen; ſondern ſie wehlen ihre Meinungen nach ihrer freyen Willkuͤr, kraft de -ren77des deutſchen Witzes. ren einem auch erlaubt iſt, zwo gantz widerwaͤr - tige Meinungen anzunehmen und zu herbergen, auf die Weiſe, wie die zwey leinene Tuͤcher in Stoppens Fabel ſich in einem Sacke haushaͤltlich niedergelaſſen, ob ſie gleich einander beſtaͤndig in den Haaren lagen, und ſich mit einander rauften. Jch bin ſicher, daß ohne dieſe vorlaͤuftige Nach - richt von dem Character dieſer beyden Nationen, die ich aber nur in den Perſonen ihrer Repraͤ - ſentanten vorſtelle, die wenigſten von meinen Le - ſern den Grund, warum der ſaͤchſiſche Sprach - richter die Redensart, ich ſtehe in der Bere - dung, durch ich ſtehe in der Meinung, wohl uͤberſetzet hat, wuͤrden eingeſeheu haben.

Sich vermeſſen, heißt am gewoͤhnlichſten bey den alten Deutſchen, ſich auf eine freche und unverſchaͤmte Art ruͤhmen, oder ausbiethen.) Jch muß hier erinnern, daß der ſaͤchſiſche Sprach - richter durch die alten Deutſchen, nicht die al - ten Schweitzer, denen aus Liebe zur Freyheit die Herrſchaft der deutſchen Kaiſer unertraͤg - lich geworden iſt, noch die Meiſterſaͤnger, die zur ſelbigen Zeit in Deutſchland geſchwaͤrmt haben; ſondern diejenigen verſtehe, die ſeit Opi - zens Zeiten bis auf Hrn. Gottſched in deutſcher Sprache geredet und geſchrieben haben: Dieſe werden in Abſicht auf die Sprache die alten Deutſchen genennet, weil Hr. Gottſched dieſe Sprache in ein gantz neues Model gegoſſen, ſo daß uns die Schriften jener alten Deutſchen faſt un - verſtaͤndlich geworden ſind. Dieſe Redensart: Sich vermeſſen, iſt folglich kein Suizeriſmus,ſondern78Echoſondern ein Archaiſmus; weilen Hrn. Gott - ſched und den uͤbrigen Puriſten unſrer Zeiten ge - fallen hat, dieſelbe in die Reichsacht zu erklaͤren, angeſehen ſie in ihrem Urſprunge ebenmaͤſſig auf ei - ne Metapher gegruͤndet iſt. Hr. Prof. Breitin - ger hat in dem zweyten Theile ſeiner critiſchen Dichtkunſt in dem zweyten Abſchnitte auf der 81ſten Seite den Grund und Urſprung dieſer Re - densart weitlaͤuftig erklaͤret, und gezeiget daß ſich vermeſſen eigentlich ſo viel ſey, als in Reden und Thaten das Maaß der Kraͤfte gleichſam uͤberſtei - gen, und ſich dadurch in augenſcheinliche Gefahr werffen; daneben hat er behaupten wollen, daß es durch ſich unterſtehen als eine gleichguͤltige Redensart keineswegs uͤberſetzt werden koͤnne. Al - lein in dergleichen Glaubensartikeln muͤſſen wir unſere Vernunft unter den Gehorſam des tyran - niſchen Gebrauches gefangen nehmen, deſſen Au - tonomie dieſer Zeit Hr. Gottſched und ſeine ge - heimſten Freunde mit unbeſchraͤnkter Gewalt ver - walten.

Die Wunde, welche durch Abloͤſung der Ribbe geſchlagen worden) Es giebt gewiſſe ver - bluͤhmte Redensarten, die ſich auf eine landuͤbli - che Mode oder Gewohnheit gruͤnden. Da nun dieſe Moden und Gewohnheiten an verſchiedenen Orten gantz verſchieden ſind; ſo muß zwar ein Sprachverſtaͤndiger Mann in allen Theilen der Gelehrſamkeit ſich wol umgeſehen haben, wenn er in ſeinem Ausdrucke keine Schnitzer begehen, und andern nicht laͤcherlich werden will: Doch koͤnnen die Leſer eben wegen dieſer Verſchiedenheitder79des deutſchen Witzes. der Gebraͤuche von einem Schriftverfaſſer ohne die groͤſte Ungerechtigkeit nicht fodern, daß er alle - mahl gerade die bey ihnen uͤblichen Gebraͤuche zum Grunde ſeiner Alluſionen annehme; ſondern man muß zufrieden ſeyn, wenn er dergleichen verbluͤhm - te Redensarten mit der bey ihm landuͤblichen Mode und Gewohnheit rechtfertigen kan. Die - ſemnach muß man wiſſen, daß ich die Blaͤtter der Trilleriſchen Schutzvorrede, wie ſie auf einander folgen und mit einander verknuͤpft ſind, als ſo viele Ribben angeſehen, da nun dieſe in dem Schwei - zerlande nach dem bey den daſigen Artzneyverſtaͤn - digen beliebten Kunſtworte abgeloͤſt, hergegen Arm und Bein abgenommen oder abgeſtoſſen werden, habe ich mich nicht wohl anderſt ausdruͤ - ken koͤnnen: Denn bey uns ſind mit einander verbunden ſeyn, und auf oder abgeloͤſt wer - den, Redensarten, die ſich auf einander bezie - hen, und man kan bey uns keine Ribbe weg - ſchneiden, ohne dieſelbe abzuloͤſen. Aber in Deutſchland muß dergleichen Operation, wie ich hoͤre, gantz anders eingerichtet ſeyn. Daſelbſt iſt das Ribbenabloͤſen ſeit einer Handvoll 1000. Jahre beynahe uͤberall aus der Mode gekom - men, und man hat eine gewiſſe neue Erfindung, nach welcher man die Ribbe wegſchneiden kan, ohne ſie zu loͤſen. Hergegen werden die Glie - der, Arm und Bein, nicht mehr abgenommen oder abgeſtoſſen, ſondern nur abgeloͤſt. So werden auch in Deutſchland die Wunden nicht geſchlagen, ſondern nur ſchlechtweg gemacht. Und ich wollte niemand rathen, daß er ſo frechſeyn80Echoſeyn und fragen ſolte, wie ſie denn gemacht wer - den? Denn dieſes iſt ein Geheimniß, das man nicht leichterdings verrathen und unter die Leu - te bringen muß. Man ſiehet alſo aus dieſem Beyſpiele, wie ſorgfaͤltig man die Suizeriſmos von den Germaniſmis zu unterſcheiden hat, wenn ſie auf gantz ungleiche Gewohnheiten gebauet ſind. Jch muß auch hier beylaͤuftig erinnern, daß es ein anatomiſch-phyſiologiſcher Soloeciſmus iſt, wenn man ſagt: Sein groſſes und dabey ſanft - muͤthiges Hertz kan alle Unbillen verdauen: Anſtatt, daß man mit unſerm hochdeutſchen No - tenmacher ſagen ſollte: Sein groſſer und dabey ſanftmuͤthiger Magen [verſteht ſich, der Ma - gen der Seelen,] kan alle Unbillen verdauen.

Alpgebuͤrge, Dieſes heißt ſo viel als Alpen - gebuͤrge.] Es iſt ſeltſam, daß die Leipziger, die keine Alpen haben, die Alpeneinwohner erſt noch lehren muͤſſen, wie ſie ihre Gebuͤrge auf gut Deutſch nennen ſollen. Bisdahin haben die Schweitzer geſagt, die Alpe, in plurali, die Alpen. Hin - gegen der Alp, oder das Alpmaͤnnchen; Und in der Zuſammenſetzung Alpſtein, Alphorn. Aber ich werde auf den erſten Landsgemeinden zu Zug, Uri, Schweitz, Unterwalden, Glarus und Appenzell, mit allem Ernſt vortragen laſſen, daß man auf und annehme, inskuͤnftige nicht mehr Alp - ſtein, Alphorn ꝛc., ſondern nach der hochdeut - ſchen, ſaͤchſiſchen Analogie Alpenſtein, Alpen - horn, ꝛc. zu ſagen; aus dem wichtigen Grunde, damit die Hochdeutſchen nicht meinen moͤchten, die ſchweitzeriſchen Alpgebuͤrge ſeyn unſichere,duͤrre81des deutſchen Witzes. duͤrre und ſchrekliche Wuͤſteneyen, wo der Alp, oder die Alpmaͤnnchen, die Leute und das Viehe durch ein graͤſſliches Blaſen in ein Horn erſchre - ken, und des Nachts druͤcken und plagen.

Der ihnen das Handwerk niedergelegt] Jn Deutſchland ſagt man von einem Handwerker, wenn er ſein Handwerk freywillig nicht mehr trei - ben will: Er leget es nieder. Hergegen kan man paſſive nicht ſagen: Es iſt ihm niederge - legt worden, wenn einer wieder ſeinen Willen dazu gezwungen wird, daß er es niederlegen muß. Dieſes waͤre ein grober Suizeriſmus; dafuͤr die Hochdeutſchen gantz nachdruͤklich ſagen: Es iſt ihm gelegt worden. Wollte mich jemand fragen, wenn einer ſein Handwerk ſelbſt nieder - legen kan, ob es denn lediglich unmoͤglich ſey, daß einem andern daſſelbe mit Gewalt koͤnne nie - dergelegt werden? So wuͤrde ich ihm kurtz ant - worten, daß man dergleichen gefaͤhrlichen Ein - ſtreuungen des critiſchen Unglaubens kein Gehoͤr geben, ſondern dieſelben unterdruͤcken muͤſſe: Es gilt hier nicht gruͤbeln, ſondern einfaͤltig glauben.

Grad als ob man zugeben muͤſte; d. i. zu Deutſch, gerade (und mir iſts zu Franzoͤſiſch): Denn von den 360. Zirkeltheilen iſt hier nicht die Rede.] Jch bitte zwar, nicht zu glauben, daß ſonſt in Deutſchland jemand ſo dumm ſey, dem bey dieſer Art des Ausdruckes: Grad als ob ꝛc. der Sinn an die 360. Zirkeltheile kommen ſollte. Sonſt wenn ich nicht ſo wohl wuͤßte, daß dieſes ein ſehr gewohnter Suizeriſmus waͤre, ſo wuͤrde ich mirs nicht ausreden laſſen, der Hr. Noten -[Crit. Sam̃l. IV. St.] Fmacher82Echomacher habe mit dieſer Anmerkung Hrn. D. Steinbach eins verſetzen wollen, weil dieſer in ſei - nem deutſchen Woͤrterbuche das Schweitzeriſche Grade dem Hochdeutſchen Gerade vorziehet.

Obrigkeitlich verordnete Buͤcheraͤrzte.] Bey dieſer Metapher fragt es ſich, ob ſie fuͤr eine Spoͤtterey und fuͤr laͤcherlich zu halten ſey[?]Der Leipzigiſche Notenmacher weiß an der Richtigkeit der Metapher nichts zu tadeln: Es iſt ſo ferne, daß ſie an Deutlichkeit und Wahrſcheinlichkeit ei - nigen Mangel leide, daß ſie eben deswegen dem Leipzigiſchen Tadler ſo verhaßt iſt. Er ſagt da - her auf der 180ſten Seite:

Er geraͤth daruͤber gar in die Metapher, und nennt dieſe Cenſo - ren, mit einer recht feinen Spoͤtterey, obrig - keitlich verordnete Buͤcheraͤrtzte. Und auf der folgenden Seite: Die dritte Unbedachtſamkeit, die er begangen hat, iſt dieſe, daß er Leute, von denen er uns vorzuſagen weiß, daß ſie durch hoͤhern Befehl verordnet ſind, mit Titeln be - legt, die von ihm fuͤr ſpoͤttiſch und laͤcher - lich gehalten werden.

Es muß einer wahr - haftig ſelbſt ein hochgeſchorner Buͤcher-Cenſor ſeyn, wenn er ſich daruͤber aͤrgert, daß man ihn mit einem Artzte in Vergleichung ſtellet. Und wenn der Leipzigiſche Tadler dieſe Metapher als niedertraͤchtig und unedel, und darum als ſpoͤttiſch und laͤchtrlich durchziehet, ſo muß ich es, weil ich ſelbſt kein Artzt bin, der medieiniſchen Fa - cultaͤt uͤberlaſſen, die Wuͤrde dieſer Metapher zugleich mit der Wuͤrde ihrer Profeſſion zu ret - ten, da man dieſelbe ſo niedrig tractiert, als obes83des deutſchen Witzes. es die beſtellte Buͤchercenſoren fuͤr einen Schimpf zu rechnen haͤtten, wenn man ihr Amt mit die - ſer ihrem vergleicht. Wenigſtens bey uns in der Schweitz ſtehen die Aerzte in einem beſſern Anſehen, und jedermann achtet es ſich fuͤr eine beſondere Ehre mit denſelben verglichen zu werden. Aber viel - leicht iſt es in Deutſchland Suͤnde von Maͤn - nern, die in einem offentlichen Amte ſtehen, in der Metapher zu reden. Jm uͤbrigen iſt mein Tadler entweder zu dumm oder zu boshaft gewe - ſeu, als daß er haͤtte merken wollen, daß ich von der Gelindigkeit und Gefaͤlligkeit der Buͤ - chercenſoren nur gantz hiſtoriſch geredet, ohne daruͤber zu urtheilen, ob ich dieſes Verfahren fuͤr lob - oder tadelwuͤrdig achte; weil ich durch mein Urtheil das Geſchehene nicht aͤndern konnte: Mein Tadler iſt deswegen recht unverſchaͤmt und bos - haft, daß er mir Schuld giebt, ich wolle den L*** Cenſoren Geſetze geben, und anordnen, was ſie ſtehen laſſen oder ausſtreichen ſollen. Oder mit was vor Fuge haͤtte ich es tadeln koͤn - nen, daß ſie haben ſtehen laſſen, was ich ſelbſt, nachdem es durch einen Zufall verlohren gegan - gen, aus dem Staube hervorgezogen, und des Tageslichtes wuͤrdig geachtet habe? Allein fuͤr dergleichen Troͤpfe kan ich wohl beten, aber ſie uͤberzeugen ſo wenig, als einen Mohren weiß waſchen.

F 2Abſon -84Echo des deutſchen Witzes.

Abſonderliche Nachricht.

MEinem geheimen Correſpondenten, der mich mit ſo getreuen Nachrichten und ſo geſchikten Erinne - rungen bedienet, wird die Verſicherung gethan, daß ich mich derſelben allemal auf eine ſo behutſame Art gebrauchen werde, damit ihm daher von dem maͤch - tigen Arm der geſtraften Poeten und Kunſtrichter kein Verdruß begegnen moͤge. Jch wuͤnſche, daß er nur großmuͤthig fortfahre, mir zur Beſchaͤmung des uͤbeln Geſchmackes die Hand zu bieten. Jnsbeſondere waͤre mir lieb, daß es ihm gefiele, mir in Nuͤrnberg, Ulm, Tuͤbingen, oder ſonſt an einem bequemen Orte eine Perſon zu benennen, an welche ich dasjenige zur Be - ſtellung uͤberſchicken koͤnnte, was ich je zu Zeiten mit ihm abſonderlich und im Vertrauen zu ſprechen habe.

Erlenbach Conrect.

Druck -85

Druckfehler in der Abhandlung von den poetiſchen Gemaͤhlden.

  • 7. S. 15. Z. Er empfaͤngt die Eindruͤcke ſo zu ſagen ohne Bewegung. Leſet: oh - ne ſich zu bewegen.
  • 8. 1. Leſet: und helfen einander in der Formierung unſrer Jdeen, eben auf dieſelbe Art, wie die Augen ꝛc.
  • 10. 4. Leſet: ſie wuͤrde uns ſehen laſſen.
  • 18. 5. Leſet: als daß er von den Muſen auf eine Zeitlang Abſchied nahm, und eine Reiſe that.
  • 18. 18. Leſet: Abziehung. Denn Abge - zogenheit bedeutet den habitum.
  • 20. 7. Leſet: das andere Mittel.
  • 25. 14. Leſet: uͤbelgeſtaltet.
  • 27. 12. Leſet: Maſſen alle dieſe Kuͤnſte in einer genauen Verwandtſchaft mit einander ſtehen, welche vornehm - lich darinnen beſteht, daß ſie ſaͤmt - lich eine geſchickte Nachahmung der Natur ſind.
  • 29. 2. Schreibet: Bettelmoͤnche.
  • 30. 5. Leſet: was vor Abſcheu wuͤrde der Anblick ꝛc.
  • 31. 10. Leſet: die uͤbrigen dreye.
  • 32. 25. Leſet: die in dem Zeuge verbor - gen lagen.
  • 36. 20. Leſet: gnugſame Anzeige.
  • 37. 8. Leſet: ſie werden ſich genoͤthiget ſehen.
  • 44. 9. Leſet: deſiato Viſo.
F 353 S.86Druckfehler in der Abhandl.
  • 53. S. 11 Z. Leſet: die Natur greift in Verfer - tigung ihrer Gemaͤhlde die Arbeit alſo an.
  • 53. 17 Leſet: Alſobald nimmt das muntere Gemuͤthe dieſe Veraͤnderung wahr, die ꝛc.
  • 55. 13 Leſ. Wer denſelben hererzehlen will, muß beynahe die Natur hererzehlen.
  • Ib. 18 Leſet: wenn wir durch dieſen Nahmen ꝛc.
  • 58. antep. Leſet: den aber die Natur.
  • 62. pen. Leſet: die wenigen Nachrichten der H. Scribenten.
  • 78. 20 Leſet: dieſe Stuͤcke ziehen gantz ei - gene und verſchiedene Umſtaͤnde mit ſich, derer Erzehlung die Per - ſonen gleichſam in unſre Gegen - wart herbeybringt.
  • 80. 14 Achilles richtet den Geſandten Agamemnons mit eigenen Haͤnden ein Gaſtmahl zu.
  • 81. ult. Ob ſie gleich dem Dantes ꝛc.
  • 82. 6 Leſet: der Umſtaͤnde.
  • 93. ult. Leſet: nachdruͤcklich und genau - beſtimmt.
  • 94. 24 Leſet: verſchaffet wird.
  • 103. 3 Leſet: Ohne Sparen.
  • 107. 7 Leſet: Selbſt in den Erzehlungen.
  • 108. 3 L. der geringſten u. der wildeſten.
  • Ib. 18 Leſet: wo man ihn nach der Natur ꝛc.
  • 109. 1 Wahrſcheinlichkeit genug.
  • 111. 21 Leſet: Gleichheit genug.
120 S.87von den poetiſch. Gemaͤhlden.
  • 120. S. 6 Z. Leſet: in alle Libereyen der Som - merpracht.
  • 121. 16 Leſet: So daß wir dabey in eine Einſicht ꝛc.
  • 125. 9 Leſet: einigermaſſen erklaͤre, und wenigſtens uͤberhaupt anzeige.
  • 132. 18 Leſet: und den Empfindungen an - ſtellet, die von den gegenwaͤrtigen Sachen und Neigungen entſtehen.
  • 139. 2 Leſet: weil man ſie nicht anderſt, als mit vielen Worten erklaͤren kan.
  • 140. 20 Leſet: Er meinet, dieſes ſey von demjenigen ꝛc.
  • 142. 7 Leſet: als die Zufriedenheit, die in demſelben ꝛc.
  • 146. 6 Leſet: Schloͤſſer.
  • 147. 10 Leſet: abgeſonderte Stuͤcke.
  • 147. 11 Leſet: und zu welchen.
  • 148. pen. Leſet: noch.
  • 149. 1 Leſet: eben aus dieſer Urſache ein beſtaͤndiges Auge.
  • Ib. 16 die Schoͤnheit ſowohl eines Gedich - tes, als eines Angeſichtes, auszu - machen.
  • Ib. Antep. zu unterrichten. Jn denſelben herrſchet.
  • 156. 7 Leſet: Ungeſtalt.
  • Ib. 11 Leſet: Nun lehret uns die Erfahrung.
  • 164. 17 Leſet: Aber in dieſem Abſchnitte iſt es uns ꝛc.
  • 166. 5 Leſet: das Angeſicht.
  • 183. 3 Leſet: nichts mehrers, als ſein Wille.
F 4196 S.88Druckfehler in der Abhandl.
  • 196 S. 15 Z. Leſet: dieſe zwo Zeilen.
  • 214. 24 Leſet: wodurch denn die Erſtaunung geſetzter worden, und auf einen ge - ringern Grad gefallen iſt.
  • 217. 14 Leſet: welche beyde das Concavum ꝛc.
  • 223. 22 Leſet: ſie uns in ihrer Groͤſſe ꝛc.
  • 250. 15 Leſet: entbinden, damit er ausra - ſten koͤnne.
  • 269. 7 Leſet: welches zum theil nicht wahr iſt.
  • Ib. 16 Leſet: weil eine ſolche ein viel ruhi - geres Gemuͤthe erfodert.
  • 270 27 Leſet: ob ſie gleich viel gewoͤhnli - cher ſind.
  • 274. 20 Leſet: zu den gewaltthaͤtigen Werck - zeugen des materialiſchen Reiches.
  • 291. 26 Leſet: zu welchem unter den jungen Fuͤrſten ſie am meiſten Zuneigung bey ſich verſpuͤrete.
  • 302. 18 Leſet: zeiget uns Ovidius dieſelbe
  • 304. 7 Leſet: den Eingang in die unſrige.
  • Ib. 18 Leſet: Eine tiefe Erſchlagung des Gemuͤthes.
  • 306. 17 Leſet: nachdem ſie izo ihre letzte Hoffnung mit Polidor verlohren.
  • 311. 25 Leſet: Epiſtrophe.
  • 318. 5 Leſet: Jezo vertieft ſich das Hertz.
  • 323. pen. Leſet: die Art der Saͤtze mag aus - geſetzet ꝛc.
  • 328. 5 Leſet: damit er ſich zum wenigſten die kurtze Zeit wohl zu Nutzen ge - machet. ꝛc.
  • 329. 14 Leſet: Andencken ſtatt Angedenken.
339 S.89von den poet. Gemaͤhlden.
  • 339 S. 14 Z. Leſet: oder daß ſie mehrern Grund in meinem Witze ꝛc.
  • 348. 25 Leſet: Schickte es ſich vor ſeinen Affect, koͤnnte man ſagen, auf der Gaſſe oder in ſeinem Zimmer ſelbſt die Worte in Verſe oder in Reimen zu binden? Geſetzt, der Ehmann ꝛc.
  • 370. 1 Leſet: ſich in allerhand Umſtaͤnden des gemeinen Lebens offenbaret.
  • 373. 3 Leſet: Paſcals Gedancken koͤnnen auch unter dieſe Claſſe gebracht wer - den, wiewohl ſie einer andern Art ſind.
  • Ib. pen. Leſet: Jnsbeſondre hindern mich
  • 375. ult. Leſet: geht wohl ein Jahr vorbey
  • 391. 15 Leſet: die ihn zu einer gewiſſen Tu - gend ꝛc.
  • 392. 2 Leſet: da dieſe zur Anleitung des Lebens ꝛc.
  • 397. 1 Leſet: Ob ihm gleich nicht eine ein - zige Legion zu Gebote ſtuhnd.
  • 397. 14 Leſet: und aller nichtswerthen jun - gen Leute.
  • Ib. 24 Leſet: beſeſſen.
  • 399. 20 Leſet: zubereitet war.
  • 401. 22 Leſet: die einander.
  • 402. 18 Leſet: denn man ſtellt ſich einen Ver - ſchwender vor, als einen, der ꝛc. hingegen einen Geitzigen, als einen der ꝛc.
  • 408 9 Leſet: und einen jeden Pinſelzug oder Pinſelſtrich der Mahlerey ꝛc.
  • 410 5 Leſet: Jhnen.
F 5411 S.90Druckfehler in der Abhandl.
  • 411 S. 9 Z. Leſet: von.
  • 414 2 Leſet: welche aus den Jdealen, d. i. den moraliſchen, und den hiſtori - ſchen zuſammengeſetzet waͤren.
  • 418 14 Leſet: von der Luͤgen.
  • 424 5 Leſet: und dem Scipio zuwider.
  • 427 17 Leſet: einen Buhler nicht mißgoͤnnen.
  • 431 21 Leſet: Andencken.
  • 433 24 Leſet: publik Spirit.
  • 450 23 Leſet: die Moͤnche. Jtem 451. 4.
  • 454 6 Leſet: Scholiaſtas.
  • 469 23 Leſet: die zehn Jahre.
  • 470 13 Leſet: was dieſe anlanget, ſo haben ſie zwar ꝛc.
  • 472 6 Leſet: von einer Materie.
  • 455 12 Leſet: einen heimlichen Stich, in - dem ſie zu gedencken geben, warum Caͤſar ſich alleine vor ſicher achte ꝛc.
  • 492 8 l. muͤſſen dieſe Eigenſchaften noth - wendig verborgen und im Dunckeln bleiben.
  • 499 12 l. daher genommen hat.
  • 498 16 l. welche uͤber die Gemuͤther, ſo ꝛc.
  • 500 20 l. wo wir desfalls eine groſſe Aehn - lichkeit ꝛc.
  • 501 9 l. Gedaͤchtniß.
  • Ib. 16 l. Drangſal.
  • 502 1 l. ungeachtet die Bilder und Figu - ren der Ebraͤer alle beybehalten wor - den. Das macht, ſie ſind von gantz gemeinen Wuͤrkungen u. Sitten der der Natur hergenommen. Und auf dieſe Weiſe ꝛc.
506 S.91von den poet. Gemaͤhlden
  • 506 S. 27 Z. leſ. Man beruͤhret mit der Hand, wenn man mißt.
  • 529 6 l. des Verſtandes und der Narrheit deutlich zu begreiffen.
  • 533 18 l. Es iſt vergebens, daß ꝛc.
  • 535 25 l. am meiſten bewieſen haͤtte.
  • 28 l. Buſſe gethan hat.
  • 557 8 l. damit er von ſolchen ſeltſamen Nachrichten gruͤndlichern Bericht einnaͤhme.
  • 559 10 l. offenhertzig erklaͤret hatte.
  • 561 7 Dieſe Zeile ſollte eingeſchlagen ſeyn.
  • 562 12 l. daß ſie den Mitreus dieſe Schwach - heit nicht mitanſehen ließ.
  • 565 pen. Eine ſo ſtandhafte Liebe zu einer Per - ſon gefaſſet, die ſich ꝛc.
  • 566 16 l. Ahalibama.
  • 568 7 l. daß er noch lebete.
  • 573 1 l. mitgetheilet.
  • 11 l. dieſe poetiſche Vorſtellung der geiſt - lichen Weſen in ſichtbarer Geſtalt.
  • 579 16 l. ſind ungeſtaltet ohne Nuzen.
  • 583 18 l. ein ſo fuͤrchterliches Anſehen.
  • 587 5 l. eine mehr als rieſenmaͤſſige Geſtalt!
  • 591 18 l. als ſo vieler geiſtlichen Nationen.
  • 593 8 l. Sakſper.
  • 602 13 l. Scharfſinnigkeit und Erfindungs - kraft genug.
  • 603 6 l. Jn der ſtrengen Lehrart verfaſſet, wie ſie von einem dogmatiſchen Leh - rer verfaſſet wuͤrden.
612 S.92Druckfehler in der Abhandl.
  • 612 S. 27 Z. l. daß einer Fabel darum nicht viel von ihrem Werthe abgehet, wenn darinnen gleich nichts ernſthaftes, praͤchtiges, und unerhoͤrtes enthal - ten iſt.
  • 615 23 l. ſeines Eheweibes.
  • 617 14 l. das ſie nur an eine Frau bindet.
  • pen. l. eingefuͤhrt werden.
  • 618 16 l. keine geringere Verbindung ge - funden wird.
  • 620 ult. l. wenn indeſſen einige ꝛc ſo bekoͤmmt dasjenige ꝛc.
  • 621 7 l. durch die Uebereinſtimmung.

Druckfehler in der Abhandlung von dem Wunderbaren.

  • 8 S. 20 Z. l. weil ſt. zumahl. Desgl. bl. 10. z. 12. u. bl. 16. z. 19.
  • 13 12 l. u. das die menſchl. Natur uͤberſteige.
  • 17 27 l. von Engeln u. von Gott ſelbſt.
  • 23 19 und ihre Kaͤmpfe ſelbſt.
  • 24 14 l. die ihm auf gewiſſe Weiſe wieder geſchenkt worden.
  • 25. 14. l. gewiſſer maſſen bekannt ſind.
  • Ib. 22 l. von ihren Charactern, Sitten ꝛc.
  • 26 5 l. wiewohl es Milton von Voltaire ꝛc.
  • 19 l. werden tauſendfaches Vergnuͤ - gen ꝛc.
  • 28 14 l. und was er von der hohen Ehr - furcht ſagt, die ſie ꝛc.
28 S.93vom Wunderbaren.
  • 28 S. 21 Z. l. die er ſich wegen dieſer ſeichten Spoͤtter ꝛc.
  • 36 21 l. wenn ſie ſich den Menſchen auf Er - den haben ſichtbar zeigen wollen.
  • 41 4 l. Zumalen, da es uns den Weg bahnet.
  • 42 11 l. die ſich ſelber u. keinen andern vor - ſtellen.
  • 43 19 l. Und die heil. Scribenten ſelbſt ha - ben ſie ꝛc.
  • 44 5 l. Abſcheu.
  • 45 16 l. dawider.
  • 49 7 l. nicht ein mehreres fodern.
  • 55 19 l. auf den hoͤchſten Grad der Vollkom - menheit ſetzen.
  • 60 15 l. Gegner.
  • 62 15 l. immaſſen dieſe Unfaͤhigkeit.
  • 63 13 l. zumal, da ſie dieſen Begriff ꝛc.
  • 65 20 l. am weiſeſten gedacht.
  • 66 4 l. den St. Evremond bey dieſem An - laß anbringt.
  • 67 14 l. maſſen dieſes.
  • Ib. 18 l. daß das himmliſche Gewehr bey Milton dem irdiſchen gleich ſey.
  • 68 16 l. ſo will ich nur erinnern.
  • 24 l. maſſen ſie den Feind.
  • 69 2 l. bey der ſchweren Niederlage der En - gel angewendet wird.
  • 71 23 l. teufliſch.
  • 74 15 l. ob Voltaͤrs abentheurliche Gleich - nißbilder.
  • 76 2 l. ihrer Natur ſey, alſo folglich wiſſen ꝛc.
80 S.94Druckfehler in der Abhandl.
  • 80 S. 12 Z. l. u. dem Unweſen ſo lange den Lauf gelaſſen ꝛc.
  • 81 22 l. die guten Engel haben die ihrige ꝛc.
  • 9 l. die Wallſtatt des Streites ꝛc.
  • 84 22 l. u. haͤtte ſeine Staͤrke verborgen ge - halten.
  • 86 5 l. was kan zu unſerm Leiden hinzuge - ſetzet, was vor eine ſchwerere Strafe ꝛc.
  • Ib. ult l. der Koͤnig des Himmels.
  • 91 25 l. die Hoͤlle ſtillgeſtellet.
  • 95 9 l. Saint Maur.
  • Ib. 26 l. der Beſitz u. das Anſchauen derſelben.
  • 96 24 l. der Goldbegierde Mammons ꝛc.
  • 97 12 l. wo er ſie auch ſchon angeredet. Der Rath ꝛc.
  • Ib. ult. l. auf das hoͤchſte treibt, iſt dieſes, daß ꝛc.
  • 99 13 l. dem Gebaͤude vorruͤket.
  • Ib. 23 l. wenn ihre Werke darinnen in ihrer Vollkommenheit.
  • 102 6 l. und Fenelons Telemach.
  • Ib. 22 l. Nach dieſem nimmt man Beſitz von den Verſen des Werkes.
  • 112 21 l. den Sohn nach ſeiner goͤttlichen Menſchenliebe zu verherrlichen, die ihn vermochte ꝛc.
  • 120 5 l. der verdunkelte Glantz bedeutet nicht ein wenigeres.
  • Ib. 9 l. Er giebt auch nicht ein mehreres, oder einen groͤſſern Glantz zu verſtehen.
  • 121 16 l. mit einem Abſcheu begleitet iſt.
  • 129 19 l. die erſte, und die mich auf dieſe Materie ꝛc.
135 S.95vom Wunderbaren.
  • 135 S. 20 Z. l. Einem Mangel an Einſicht.
  • 137 20 l. daß Satan darum zeugend vorge - ſtellt worden, weil das Wort Suͤn - de im Engliſchen im weiblichen Ge - ſchlechte gebraucht werde.
  • 140 25 l. Milton hat dieſelbe Manier zu denken.
  • 144 6 l. uͤberzeugende Proben
  • 146 6 l. welches daſeyn muß.
  • 149 10 l. mit den boͤſen Einwohnern der Hoͤl - le zu ſetzen.
  • 155 27 l. fœminini generis.
  • 158 8 l. um deretwillen.
  • 166 9 l. wer zu metaphyſicaliſchen Abziehun - gen geſchikt iſt.
  • Ib. 22 l. Sie habe ihre Geburt alleine.
  • 173 pen. l. bey ihm zu bleiben.
  • 8 l. dieſes giebt dem Hr. Magny Anlaß.
  • Ib. 26 l. und fuͤr Even ſo ehrenruͤhrig iſt.
  • 176 2 l. wenn ſolcher hoch geſtiegen waͤre.
  • 183 10 l. dazu verband Milton ferner.
  • 185 24 l. noch eherne Wagen geſehen; des - gleichen bl. 188. z. 10.
  • 189 pen. l. Sie war ungewaffnet, aber ꝛc.
  • 195 24 l. verzaͤrtelte u. aus ſich ſelbſt ſetzen - de Liebe.
  • 197 11 l. u. in die wunderbaren mehr Wahr - ſcheinlichkeit gebracht.
  • 198 10 l. Es giebt in dem Polytheismo.
  • 200 11 l. gewiß iſt, daß dieſe ſchaͤndliche ꝛc.
  • 203 17 l. nach Plutarchs.
  • 209 antep. l. mit den Zauberinnen daſelbſt zu tanzen.
210 S.96Druckfehler.
  • 210 S. 17 Z. l. vom Morgen bis zum Mittage ꝛc.
  • 218 ult. l. die Hinabfahrt in das Chaos zu wagen.

Druckfehler in dem Gedichte von den Wolthaͤtern der Stadt Zuͤrich.

  • Der vierzehnte Vers ſoll ſtehen:
  • Denn eure Nahmen ſind, ſo wol als ihr, geſtorben.
  • Der 53ſte Vers:
  • Und lehrt es ſeine Kraft, und jener Tyrannie.
  • Der 67ſte V.
  • Noch regt uns Brunen Geiſt u. laͤßt ſich nicht erſchoͤpfen.
  • Der 76ſte V.
  • Doch daß ſein erſter Grund und die Verfaſſungs-Art.
  • Der 86ſte V.
  • Dort wo die Milchſtraß Nachts mit Sternen lichtgegruͤndet.
  • Der 94ſte V.
  • Und es in ſeiner Pflicht ſein beſtes Gluͤck gelehret.
  • Der 147ſte V.
  • Wie er fuͤr andre mehr, als fuͤr ſich ſelbſt gelebet.
  • Der 203te V.
  • Damit verlohr denn Zuͤrch durch eines Mannes Schuld.
  • Der 274 u. 275ſte V.
  • Wenn die Gedanken dann mir nicht nach Willen flieſſen, So muß das Sylbenmaß die Schuld des Geiſtes buͤſſen.
  • Der 284ſte V.
  • Nicht anderſt ſchleppt die Schlang an einem warmen Bach.
  • Der 190ſte V.
  • Grauſamer Friederich, der ſelbſt im Sterben wuͤtet.

Druckfehler in der Elegie an Hrn. D. Haller.

  • Der zehnte V.
  • Worinn das ſchlechte Volk ſich nach der Erde neiget.
Der97Druckfehler und Verbeſſerungen.
  • Der 46ſte V.
  • Jch waͤre in den Rath der Buͤrger aufgenommen.
  • Der 89ſte und der 90ſte V.
  • Wann himmliſche Begriff in coͤrperlichen Bildern, Und in der Menſchen Sprach ſich deutlich laſſen ſchildern.
  • Der 98ſte V.
  • Von dem, wovon ich dich ſo dreiſte darf befragen.
  • Der 154ſte V.
  • Sein geiſterfuͤllt Gedicht aus Kaltſinn nicht geſchmeket.

Druckfehler und Verbeſſerungen in den Charactern der deutſchen Gedichte.

  • Der zwoͤlfte und der 13te V.
  • Der Barde ſang zuerſt in ehrfurchtvollen Gruͤnden Den Gott, der ſich allda verſchloſſen in den Rinden.
  • Der 93ſte V.
  • Jn einer ein’gen Bruſt beyſammen moͤgte liegen.
  • Der 112te V.
  • Bis ſich die muͤden Fuͤſſ im Sterneneſtrich ſtellten.
  • Der 119te V.
  • Der Narr war ſein Geſang (Stofs gnug u. zu verſchwenden.)
  • Der 124ſte V.
  • So hat er doch gewußt den Gauch im Neſt zu finden.
  • Der 297ſte V.
  • Tiz, Tſcherning, Flemming, Riſt, Harsdoͤrfer, Cepko, Dach.
  • Der 367ſte V.
  • Und was noch fremder iſt, er brauchts zum uͤberfuͤhren.
  • Der 404te V.
  • Man geb ihm Ottoberten, Von Hochbergs albern Sohn, zum kleineren Gefaͤhrten.
  • Der 454ſte V.
  • Die Loken waren los, und flogen nach dem Wind.
  • Der 519te V.
  • Dann zeugt ſich holde Luſt und ein vergnuͤgtes Thun.
[Crit. Sam̃l. IV. St.] GDer98Druckfehler und Verbeſſerungen.
  • Der 525ſte V.
  • Der muntre Wernike, der Wahr und Falſch nicht mengte.
  • Der 584ſte V.
  • Sein wahrer Held Auguſt iſt Koͤnigs Schreibart werth.
  • Der 597ſte V.
  • Dem Ding und Mann gemaͤß, geſetzt und wolbedacht.
  • Der 602te V.
  • Und Neukirchs Telemach ſelbſt auf die Buͤhne ſtehn.
  • Der 682ſte V.
  • Stoͤrt eine Nymphe ſie in ihres Schmertzens Lauf.
  • Der 791ſte V.
  • Spreng, Baͤrmann, Hagedorn, die muntre junge Schaar.
  • Der 849ſte V.
  • Von dieſer Schoͤnheit ward Petrarch einſt angeſteket.
  • Der 887ſte V.
  • Dann melde wie er doch zuletzt in See gegangen.
  • Der 924ſte V.
  • Dafuͤr befliß ſich nur die wolgezogne Magd.
  • Der 934ſte V.
  • Die laͤngſt dem Meere hin und auf den Jnſeln wohnen.
  • Der 951ſte V.
  • Denn deine Muſe liebt Vielfaͤltigkeit und Menge.
  • Der 952ſte V.
  • Und fuͤhlet einen Geiſt von maͤnnlichſtarker Art.
  • Der 953ſte V.
  • Wolan erwehl ein Werck von weiterm Jnbegriffe.
  • Der 1037ſte. V.
  • Was ſie im Himmelsſaal, im tiefen Thal der Hoͤllen.
  • Der 1039ſte V.
  • Geſetzt daß dein Gedicht vom wuͤrklich Wahren weicht.

ENDE.

[99]

Druckfehler.

  • Jm vierten St. Bl. 17. loͤſchet Z. 11. 12. die Worte aus: Gleichwie bey der erſten Schoͤpfung der Erden geſche - hen war.
[100]

About this transcription

TextSammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften
Author Johann Jacob Bodmer
Extent102 images; 19548 tokens; 5094 types; 141920 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationSammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften Zur Verbesserung des Urtheiles und des Witzes in den Wercken der Wolredenheit und der Poesie Viertes Stück Johann Jacob Bodmer. . [1] Bl., 98 S. OrellZürich1742.

Identification

SUB Göttingen SUB Göttingen, 8 SVA II, 4845:4

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationBelletristik; Lyrik; Prosa; Belletristik; Lyrik; Prosa; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ImprintBerlin 2019-12-09T17:29:08Z
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ShelfmarkSUB Göttingen, 8 SVA II, 4845:4
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