NAchdem der ge - rechte GOTT un - ſer geliebtes Vater - land Teutſcher Na - tion abermahl hin und wieder / um unſerer groſſen Suͤnden willen / mit ſeiner ge - rechten Zorn-Ruthe heimgeſu - chet / und die ſchwere Straff der Peſtilentz zugeſchicket / welche bereits viel tauſend Menſchen hingeraffet; So ſeynd deßwe - gen alle umliegende Obrigkei -) (2tenVorrede. Ordentli - che Fuͤr - ſorge.ten nicht nur ernſtlich bemuͤhet / ihre Unterthanen zu wahrer Buſſe und andaͤchtigem fleiſſi - gen Gebet eifrigſt anzumahnen / ſondern auch gute Fuͤrſorge zu thun / damit ſolche anſteckende Seuche nicht muthwilliger und frevelender Weiſe in die noch reinen Oerter getragen werden moͤchte: zu ſolchem Ende auch wohlgefaſſete Collegia Sanitatis verordnet / und mit weiſen / ge - lehrten und verſtaͤndigen Leuten beſetzet / welche ſowol der reiſen - den Perſonen als auch uͤber - ſchickter Kauffmañs-Guͤter we - gen / treue und gute Obſicht tra - gen / und alles nach Muͤglichkeit verhuͤten helffen.
Ob dieſes wol eine loͤbliche Sache / wordurch vielmal ſolche Seuche abzuhalten / und einoderVorrede. oder anderer Ort durch die Gna - de GOttes verſchonet werden kan: So bezeuget doch die taͤg - liche Erfahrung / daß alle unſe - re Fuͤrſorge / Muͤhe und Arbeit vergebens / wann GOtt mit ſei - ner Straff kommen / und uns ſeine boͤſe Kinder zuͤchtigen will / weßwegen auch faſt jederman fuͤr ſolcher Peſtilentziſchen Kranckheit furchtſam iſt / auch Mittel und Wege ſuchet / der - ſelben zu entfliehen / oder aber ſich und die ſeinigen mit dienli - chen Præſervativ-Mitteln zu verſehen.
Es wollen aber gleichwol vielPeſt wird von vielen fuͤr un - muͤglich zu curiren gehalten. Leut / auch gelehrte und beruͤhm - te Medici ſelbſt / auf dieſer Mey - nung beharren / daß niemand die Peſtilentz curiren koͤnne / noch auch daß einiger Medicus) (3einVorrede. ein ungezweiffelt Mittel wider ſolche Peſtilentz-Kranckheit ha - be / vorwendende: Es ſey die Peſtilentz eine ſonderbare Straff und Heimſuchung Gottes / und ſolle man nur alle Artzney-Mit - tel ungebrauchet laſſen / indeme man ja ſehe / wie ſolche Seuche keiner Artzney weiche / ja auch der meiſte Theil ſolcher Kran - cken / auch Pfarrherren / Medi - cos, Barbirer ꝛc. ꝛc. ſelbſt / ja offt am allererſten weg ſterben muͤſten.
Solcher Meynung faͤllet auch bey M. Martin Hammer / Schoͤnburgiſcher Herꝛſchafft Su - perintendent, in ſeiner 9. Peſti - lentz-Predigt / in folgenden Worten: Wormit man ſich in dieſer Seuche præſerviren und curiren kan / muͤſſen wir nichtexVorrede. ex Galeno, Hippocrate, Paracel - ſo, und andern fuͤrnehmen Me - dicis lernen / ſondern aus heili - ger Goͤttlicher Schrifft ſtudi - ren: Denn es bezeugen viel fuͤrtreffliche Medici, daß / ob man wol bey allen gifftigen Kranckheiten Alexipharinaca ha - be / womit dem Gifft zu begeg - nen; ſo hat ihm doch GOtt der HERR allein das Alexiterion gleichſam vorbehalten / und uns Menſchen verborgen / ut ma - lum hoc peculiare DEI flagel - lum eſſe agnoſcamus, daß nem - lich maͤnniglich ſpuͤre / es ſey dieſe Seuche ein beſon - dere Ruthe GOttes / damit er / wann es die Welt wohl ver - dienet / in groſſem Ernſt ſie zu zuͤchtigen pflege; dahero auch /) (4(wannVorrede. (wann GOtt ſtraffen will) die fuͤrnehmſten und beſten Experi - menta wenig oder gar nichts helffen muͤſſen. Dieſem faͤllet noch bey Cunradus Geſnerus l. 1. Epiſt. ult. Remedia certa adver - ſus peſtem nulla habemus; forte & non placet DEO, ut contra flagellum ſuum, peccatis debi - tum, ullum certum præſidium habeamus. i. e. Wir haben wider die Peſt keine gewiſ - ſe Artzney: vielleicht ge - faͤllet es auch GOtt dem HERRN nicht / daß wir wider ſeine / auff unſere Suͤnde gehoͤrige Peitſche und Ruthe / einige Huͤlff und Schutz haben ſollen. Und Johann Crato von Crafft -heimVorrede. heim Part. II. ſeiner Ordnung der Præfation ſaget alſo: Be - ſchließlichen aber ſoll ich bekennen / daß allein bey GOTT dem Allmaͤchti - gen vera Antidotus pe - ſtilentialis contagionis iſt / und keinem Menſchen recht bewuſt. Endlichen ſchreibt auch D. Michael Doͤ - ring / Breßlauer Phyſicus, nach Franciſci Ulmenſ. Meynung lib. 3. de Occultis in re Medicâ facultatibus c. 8. Daß ob zwar zu Peſtzeiten etliche Artz - neyen helffen / ſo ſey doch darauff weder zu bauen noch zu trauen / ſondern ſeyen alle ungewiß. Auch) (5Johan -Vorrede. Johannes Hartmannus: In pe - ſtis iræ Divinæ flagelli ſeveriſſi - mi curatione: Tam felix nemo unquam fuit ꝛc. Es iſt nie - mand jemals ſo gluͤcklich geweſen / der ſich haͤtte ruͤhmen doͤrffen / daß er die Peſt / welche GOttes ſcharffe Zorn-Ruthe iſt / mit einer beſondern und gewiſſen Artzney vertrei - ben koͤnte.
Naͤchſt dieſen Autoribus koͤn - ten noch viel andere mehr ange - fuͤhret werden / welche alle ob - beſchriebener Meynung beyfal - len. Wir aber wollen es unter ſolchem Verſtand nehmen / daß kein Univerſal-Mittel wider die Peſtilentz zu finden / damit allenundVorrede. und jeden geholffen werden koͤnte; jedoch iſt auch nicht zu laͤugnen / daß gar vielmahl die Artzneyen durch Seegen GOt - tes gar viel ausgerichtet haben / und erfahren wir ja taͤglichen / daß bey vielen hundert ja tau - ſend Perſonen privatim die Artz - neyen ſehr viel gutes gewuͤrcket / und ihre ſtattliche Krafft ſehen laſſen. Auch wiſſen wir ja / daß der Gebrauch der Artzney - Mittel in der Noth GOtt zu Ehren gereichet; ſintemalen da - durch ſeine vaͤterliche Guͤte und Fuͤrſorge gegen uns Menſchen geoffenbaret und mehr erkannt wird / als wenn er ſtaͤts ohne Mittel helffen wolte. Rode - rich à Caſtro de Peſte ſchreibt: Peſtis quidam ex natura ſua morbus eſt lethalis, pluresque demedioVorrede. medio tollet, niſi adhibitis con - venientibus remediis, homines auxilio artis Medicæ diligentiſſi - mè ac citò reſiſtant. Das iſt: Die Peſtilentz iſt zwar ihrer Natur nach eine gefaͤhrlich und toͤdtliche Kranckheit / welche den meiſten Theil der Krancken hinraffet / aber durch bequeme Mit - tel und Huͤlff der Artzney - Kunſt kan man ihr ſchon widerſtehen / wofern man nur moͤglichſten Fleiß an - wendet / und beyzeiten dar - zu thut. Und wie es nun Mittel gibt / welche dieſer oder jener Peſt gleichſam ſpecialiter entgegen und recht appropiat ſeyn / alſo iſt es auch nicht alle -malVorrede. mal unmoͤglich / die Peſt zu cu - riren / denn es kan ja noch heut zu Tage durch fleiſſiges Gebet und Nachſinnen ein - oder der an - der Medicus ſowol als Galenus, Simplicius, Ruffus oder Monta - gona auch die Gnad von GOtt haben / einige gute Huͤlffs-Mit - tel zu erlangen / und zu ergruͤn - den / und obwol dermalen noch kein ſolch ſpecificum remedium vorhanden / welches wider alle Peſtilentzen gut ſey / ſo iſt dan - noch durch Ubung / fleiſſiges ſtu - diren und experimentiren ſo viel erlanget worden / daß viel tau - ſend / welche die Peſtilentz - Kranckheit bereits am Halß ha - ben / errettet werden koͤnnen.
Wir wollen uns aber bey die - ſer Diſputation nicht weiter auff - halten / oder deßwegen in Sor -genVorrede. gen ſtehen / ſondern nur gelehr - ter Leut Schrifften anfuͤhren / welche deßwegen viel Arbeit an - gewendet / um den Menſchen in Contagion-Zeiten kraͤfftiglich die Hand zu bieten; wie deßwe - gen zu leſen Unzeri tract. de lue Peſtif. Fabricius de Peſte. Mer - curialis lection. de Peſte. Herlicii Conſil. Polit. Phyſ. Hornigii tr. de Peſt. Fracaſtor. de Morb. con - tag. Nicol. Maſſa Tr. de Peſt. Panſa Conſ. antipeſt. Tabernæ - mont. de Peſt. Octav. Robertus de Febr. Petech. und noch viel an - dere mehr / bey welchen die aus - erleßneſte Huͤlffsmittel beſchrie - ben worden / derer mich auch gu - tes Theils bey Aus fertigung die - ſes kleinen Tractaͤtleins bedie - net habe.
Ob ich wohl nicht der Mey -nungVorrede. nung bin / gelehrten und erfahr - nen Medicis damit Unterwei - ſung zu geben / und gern geſte - he / daß wann ſich ſolche die Muͤ - he geben wolten / von dieſer Ma - teri zu ſchreiben / uns ein weit beſſeres Licht auffſtecken wuͤr - den; Allein iſt auch unſtreitig / daß viel Medici jetziger Zeit am Leben / welche noch niemalen bey ſolcher gefaͤhrlichen und ſchnel - len Kranckheit practicirt / und wann es dann die Noth erfor - dert / daß man ſolche bey einreiſ - ſender Peſtilentz-Kranckheit be - ruffet / ſo will es auch manchem ſchwer fallen / ex tempore die be - noͤthigte Medicamenta zu ordi - niren / zumalen offt ſolche wi - der einander ſtreitende Sympto - mata unterlauffen / daß der Me - dicus kaum Augen genug / aller) () (OrtenVorrede. Orten zuzuſehen / welches dann auch ein Mit-Urſach iſt / daß Anfangs der Peſt ſo viel prave Leut hinſterben muͤſſen / zu geſchweigen der Wund - aͤrtzte / welche man bey der Peſt - Kranckheit ebenfalls nicht erman - geln kan: Und da ſiehet man denn erſt / was ſolches fuͤr experimentirte Leut / darunter bey guten und geſun - den Zeiten das Maul groͤſſer als die Wercke ſeyn / und die ihre gute Zeit lieber bey dem Brettſpiel / als bey ei - nem nuͤtzlichen Buch zu leſen an - wenden. Sonderbar aber will auch vonnoͤthen ſeyn / daß bey ſolchen ge - faͤhrlichen Zeiten auch ein jeder Haußvater (ſonderbar welche auff dem Land und vom Medico und Apo - theken weit abgelegen) nicht nur die - ſer ſchnellen uñ gefaͤhrlichen Kranck - heit wegen ein wenig unterrichtet werde / ſondern auch ſich zu Zeit der Noth mit bedoͤrffenden Præſervativ - und Huͤlffmitteln verſehen kan / weil es offtmal bey dieſer Kranckheit die Zeit nicht zugeben will / erſt etlich Stunden weit nach dem Medico zulauf -Vorrede. lauffen / und ſich deſſen Raths zu be - dienen. In dieſer guten Intention hab ich die Feder ergriffen / beygehen - den Unterricht von der jetztma - len uͤber Teutſchland ſchweben - den gefaͤhrlichen Seuche der Peſtilentz / zu jedermans Nutzen / in Teutſcher Sprach zum Druck zu be - foͤrdern / und ſolches mit vielen herr - lichen und approbirten Huͤlffmitteln in allerley benoͤthigten Recepten be - ſtehend / mittheilen wollen; Der ge - neigte Leſer laſſe ihm dieſe mein ge - ringe Arbeit nicht mißfallen / der ich denſelben der Goͤttlichen Fuͤrſorge / mich aber zu derer guten Gunſten treulichen empfehlende / verharre
Jederman / nach Standes Gebuͤhr / zu dienen verbundener
Franckfurt am Mayn / den 16. Nov. 1713.
D. Joh. Jacob Braͤuner / Med. 43jaͤhriger Pract.
WIrd dem Geſundheit-liebenden Leſer vermeldet / daß bey dem Autore dieſes Buͤchleins (welcher allhier zu Franckfurt am Mayn am Roßmarckt unter den Neuen Haͤu - ſern wohnhafft) zu bekommen iſt: Ein herrlich und fuͤrtrefflich Expe - riment, beſtehet in einem Electuario oder Latwerg / ſo wider dieſe gefaͤhr - liche Peſt-Kranckheit præſervativè & curativè bey letzter Leipziger und Halliſcher Contagion in Sachſen von viel tauſend Menſchen mit groſſem Nutzen gebrauchet und gut befun - den worden / und wird jedem / der es verlanget / zu halb und gantzen Pfunden / jedes Pfund um 60. Kr. uͤberlaſſen.
DasES wird allhier nicht zuVor-Be - richt von der Peſt. fragen vonnoͤthen ſeyn / was die ſo genannte Peſt oder Peſtilentz fuͤr eine Kranckheit iſt? weil uns ſolche nicht allein in H. Schrifft / ſon - dern auch die bereits uͤber Teutſchland ſchwe - bende Gefahr und Erfahrung zur Gnuͤge be - lernet: Aus H. Goͤttlicher Schrifft erſehen wir 2. Sam. c. 24. ℣. 15. wie der Engel / der Verderber des Volcks / 70000. Seelen in dreyen Tagen durch die Peſtilentz geſchlagen. Procopius Cæſarienſis lib. Il. de bello Perſi -Groſſe Peſt zu Conſtan - tinopel und an - dern Or - ten. co ſchreibt / daß bey Regierung Kaͤyſer Ju - ſtiniani zu Conſtantinopel ein ſolche groſſe Peſtilentz graſſirt / an welcher offt in einem Tag 5000. biß 10000. Menſchen hingefal - len. Ritius lib. 3. Francor. Regum meldet / daß im Jahr Chriſti 1438. die Menſchen mit einer ſolchen Peſt befallen worden / an welcher ſie 3. Tage in einem tieffen SchlaffAge -2Das I. Capitel. gelegen / und hernach ſo haͤuffig hingeſtorben / daß kaum der dritte Theil Menſchen uͤbrig blieben: Auch ſchreiben die Hiſtorici, wie im Jahr Chriſti 1125. der dritte Theil menſch - lichen Geſchlechts von der Peſtilentz wegge - raffct: Auch iſt uns noch in guter Gedaͤcht - nuͤß / wie eine groſſe Anzahl Menſchen vor 32. Jahren zu Wien / Prag / Dreßden / Leip - zig / Hall / in Thuͤringen / und andern Orten Teutſchlandes von der Peſt auffgefreſſen / und ihr Leben endigen muͤſſen.
Es iſt aber ſolche Peſt-Kranckheit eigent - lich eine von den drey Haupt - und Landſtraffen Gottes / womit ſolcher aus gerechtem Zorn uns Menſchen wegen uͤber - haͤuffter Suͤnden heimzuſuchen und abzu - ſtraffen pfleget / dennoch aber wird ſolche von dem Koͤniglichen Propheten David / nemlich unter dem Krieg und theurer Zeit / fuͤr die leidlichſte und gelindeſte gehalten / und er - waͤhlet / da er in angezogenem Capitel ſaget: Es iſt beſſer in der Hand des HErrn als in den Haͤnden der Menſchen ſterben. Ariſto - teles 1. Problem. ſect. 7. ſaget: Daß die Peſt nicht allein ein gifftige Schwachheit ſondern fuͤr die gifftigſte unter allen gifftigen Kranckheiten zu halten waͤre. Und wenn wir Teutſchen das Wort Gifft brauchen / ſo verſtehen wir nicht? gutes / ſondern eine hoch -Iſt anſte - ckend. ſchaͤdliche Sache: So auch iſt ſolches ein anſteckend Gifft / weil man taͤglich ſiehet /daß3Vor-Bericht von der Peſt. daß die jenigen / welche ſich beyzeiten weit von dem Ort / da die Peſt graſſiret / hinweg be - geben / davon gefreyet ſeyn / hingegen aber die / welche ſolchen Krancken beywohnen / an - geſtecket / und gemeiniglich hinſterben / jedoch geſchiehet es auch nicht allezeit / ſintemal et - liche die Peſt natuͤrlicher Weiſe verurſachen und bekommen / da ſie ſie wol ſonſt niemal bekommen haͤtten: wie denn ſolches zu ge - ſchehen pfleget / wenn ſie mit den Inficirten oder ſonſt zu frey umbgehen / die gifftige Aus - daͤmpffung bey ſolchen Krancken durch den Athem in ſich ziehen ꝛc. und heiſſet alſo / wer ſich in die Gefahr gibt / der kommet in der Gefahr umb / Syr. 3. v. 26. Alſo folget / daßWie man der Gefahr auswei - chen kan. wer der Gefahr ausweichet / auch wol ſein Leben friſten und erhalten koͤn - ne. Und iſt alſo die Warheit / daß die Peſt ein anſteckende Seuche iſt / ja eine ſolche / wel - che mit anſtecken unter allen Kranckheiten / ſo jemals unter den Menſchen geweſen / ihres gleichen nicht hat / wiewol ſie auch eine Zeit mehr als die ander / item einen Menſchen mehr und eher als den andern / nachdem die vergiffte Qualitaͤt ſtarck und grimmig / auch ſolcher Qualitaͤt vehiculum, vermittelſt welches ſie von einem zum andern propagiret und fort - geſetzet wird / dick / duͤnn / ſpiritualiſch und dergleichen iſt / anſtecket und vergifftet.
Weiters iſt die Peſt eine abſonderli -Peſt iſt ei - ne abſon - che und eigene Kranckheit / denn obA 2ſchon4Das I. Capitel. derliche Kranck - heit.ſchon an einem Peſt-Patienten vielerley Schwachheiten / als Fieber / ſtaͤtiges Wa - chen / Hauptwehe / Wahnwitz / Erbrechen / Durchlauff / Geſchwaͤr / Flecken / und andere Dinge mehr geſpuͤret werden / ſo beſtehet dennoch die Eigenſchafft und Natur der Peſt in ſolchen nicht / ſondern ſolches ſind nur Symptomata oder Zufalle / welche ſich als - bald mit der Peſt erzeigen / oder doch noch hernach kommen / fuͤr ſich ſelbſt aber keine Peſt machen / noch den Menſchen in Leib - und Lebens-Gefahr ſetzen / geſtalt wir dann ſehen / daß offtmal das Fieber / der Roth - lauff ꝛc. ſehr gering ſind / die Patienten aber nichts deſto weniger hinweg ſterben / deſſen anders nichts als die Peſtilentzialiſche Gifft ein Urſach iſt.
Es wollen auch einige der Meynung ſeyn / weil bey andern morbis acutis auff die Dies Critici geſehen wird / daß die Peſt auch ſol - che Eigenſchafft habe / daß ſie gemeiniglich zwiſchen dem viert - und neunten Tag ein Ende mit dem Patienten mache / welche aber druͤber lebeten / mehrentheils wieder auff - kommen ſolten / wie Fab. Paul. l. 1. prælect. Marc. p. 330. meldet. Solches iſt zwar ſo viel leichter zu glauben / weil erſtlich die Peſt als eine geſchwinde Kranckheit ſich alſo anzu - laſſen pfleget / daß man biß an den neunten Tag (weñ der Patient ſo lange lebet /) leicht - lich das Facit machen / und was daraus wer -den5Vor-Bericht von der Peſt. den will / abnehmen kan / ſintemal was nicht den fuͤnfften geſchicht / den ſechſten / und was nicht den ſechſten / den ſiebenden / und ſo fort - an biß an den neunten Tag incluſivè geſche - hen kan / auch gemeiniglich geſchiehet / weilen eben der gefaͤhrlichſte dies criticus der ſieben - de Tag unter ſolchen Tagen begriffen / und der neunte Tag den ſiebenden / die Criſin be - treffende / ſo nahe verwandt und gleich iſt / als kein einiger anderer / wie Galenus de dieb. decret. 2. c. 8. davon ſchreibet. Dahero auch ohn Zweiffel Thucydides ihm den ſiebenden vorgeſetzt hat / da er ſaget: Die Leibs-Kraͤff - te thaͤten der Kranckheit wider Verſehen ſol - chen Widerſtand / daß die meiſten den neun - ten und ſiebenden Tag erſt ſtuͤrben / anzu - deuten / daß offtermal wol mehr den neunten als den ſiebenden die critiſche Veraͤnderung empfunden werde. Geſtalt denn auch das gemeine Volck (hieſiger Orten inſonderheit) faſt bey allen Kranckheiten nur auff den neun - ten Tag ſiehet / und nicht eher / es ſey denn ſolcher fuͤrbey / Hoffnung ſchoͤpffet / dargegen des ſiebenden faſt nie gedacht wird. Braſa - vola ſchreibet in Comment. Aphoriſm. lib. 2. Aphoriſm. 24. Wir haben im Jahr 1528. erfahren / und wol 600. mal in acht genom - men / daß faſt alle / die an der Seuche kranck gelegen / den ſechſten Tag geſtorben ſeyn.
WIe aber die Peſt fortgepflantzet wird / und eines das ander anſte - cke / davon waͤren vielerley Urſachen anzufuͤhren; Sonderlich wird die Vergifftung der Lufft fuͤr eine Urſache gehal - ten / darzu die Obere / als das Geſtirn / die Cometen / die Finſternuͤſſe / ꝛc. Gelegenheit geben. Unter den Untern aber præſentirenMittags - Wind. ſich erſtlich die Winde / und bezeuget es die Erfahrung / daß die Sund - und Weſtwin - de viel ſchaͤdlicher und vergiffteter Kranck - heiten Urſach geweſen ſeyn; Inſonderheit thut ſolches der Sud oder Mittagswind;Nebel und Regen - wetter. 2. Die Nebel / inſonderheit wenn ſie ſtincket ſeyn / und offtauff einander folgen. 3. Con - tinuirlich Regenwetter / welches nicht allein durch ſeine Langwuͤrigkeit eine Faͤule erreget / bevorab wenn es darbey warm iſt / auch al - lerley alten und zerlegenen Unrath auffruͤh -Veraͤnde - rung des Gewit - ters. Erdbeben. ret. 4. Unnatuͤrliche und unzeitige Veraͤn - derung des Gewitters / indem es kalt iſt / wenn es warm / und warm / wenn es kalt ſeyn ſoll. 5. Erdbeben / bevorab wenn ſie groß ſeyn / denn ſolche faſt nicht ohne groſſen boͤſen Rauch / ſchaͤdliche Daͤmpff und gifftigen Geſtanck abgehen. 6. Groſſe ungewoͤhnli - che Menge der jenigen Thiere / ſo aus einerFaͤu -7Unterricht von der Peſt. Faͤulung wachſen / als da ſeynd Heuſchre - cken / Wuͤrme / Kaͤfer ꝛc. wie Paulus Oro - ſius gedencket / daß einsmals in Africa wegen der ſehr viel Heuſchrecken und Wuͤrm eine groſſe Peſt entſtanden waͤre / derer der H. Auguſtinus lib. 3. de C. D. c. 31. eine An - zahl von 80000. Menſchen nennet / die umb - kommen ſeyn ſollen; und zwar daß in einer einigen Stadt / Utica genannt / von 30000. jungen Soldaten nicht 10. uͤbergeblieben. 7. Daͤmpff / Schwaͤden oder Lufft / ſo etwaIn Hoͤh - len ver - haltene Daͤmpffe. eine geraume Zeit in Hoͤhlen / Tieffen / oder andern Orten gleichſam verſchloſſen gewe - ſen / und immittelſt eine boͤſe Natur gewon - nen / und nun mit der aͤuſſerſten Lufft ſich zu vermiſchen freyen Paß bekom̃en. 8. Still -Stillſte - hende Waſſer und ſtin - ckende Moraͤſt. ſtehende Moraͤſt und ſtinckende Waͤſſer / Pfuͤtzen oder Suͤmpff / welche wegen Man - gel der Bewegung in ſich ſelbſt faulen. 9. Todte Aeſer / ſo entweder auff der Gaſſen ſterben / oder auff ſolche hingeworffen wer - den / und ſo lang liegen bleiben. 10. TodteTodte Coͤrper. Menſchen-Coͤrper / wenn ſolche bey Belaͤge - rungen / in Feldſchlachten und Scharmuͤtzeln lange unbegraben liegen bleiben. Woraus abzunehmen / wie und auff was Weiſe die Peſtilentz von der Luͤfft cauſirt und verurſa - chet werden koͤnte. Es will aber Hierony - mus Mercurialis lect. de Peſtil. c. 7. nicht zu - geben / daß die Lufft ſeminarium Peſtilentia in ſich begreiffe / und zu einem Gifft werdenA 4moͤ -8Das II. Capitel. moͤge / ſondern ſie werde nur tuͤchtig gema - chet / in denen Leibern / die hierzu diſponirt ſeyn / ein Gifft zu erregen / und zwar dieſes darum / weil nach Ariſtotel. 25. l. problem. 20. Meynung die Lufft voller Feuer ſey / das Feuer aber alles Gifft von ſich treibe; wenn aber die Lufft gifftig waͤre / ſo wuͤrde weder Thiere noch Menſchen leben koͤnnen / weil nichts ohne die Lufft leben kan / ſondern ſol - che ſtaͤts einhauchen muß. Ob nun wol die Lufft viel zu Verderbung der menſchlichen Leiber thut / ſo geſchiehet ſolches doch nicht allzeit und auff dieſe Manier alleine / ſondern es haͤlt die Lufft auch wol ſelbſt peſtilentziſche Seminaria in ſich / denn wenn dieſes nicht waͤre / wovon wolten manche ſo geſchwind dahin fallen / und in ſo wenig Stunden ſterben.
Damit man aber deſto beſſer wiſſen moͤge / ob die Peſt von einer vergiffteten Lufft oder von andern Urſachen her - ruͤhre; So hat man Achtung zu geben / 1. Ob ſich die Voͤgel / welche ſonſt ſich ge - woͤhnlich auff der Ebene auffzuhalten pfle - gen / die Berge und Hoͤhen ſuchen / hingegen die ſich in der Hoͤhe auffhalten / herunter auff die Ebene kommen. 2. Wann die Voͤgel / die ſich in Gemaͤchern befinden / oder ſonſt mit mehrer Anzahl oder wider die Gewohn - heit ſterben. 3. Wenn ſolche ihre Neſter und Jungen verlaſſen. 4. Wenn ſich garwenig9Unterricht von der Peſt. wenig oder aber allzuviel Spatzen einfinden. 5. Wenn die Voͤgel wider ihre Gewohnheit des Nachts hin und wieder fliegen / und ſchreyen. 6. Wenn die Woͤlffe heulen. 7. Wenn es ſo viel Fliegen / Muͤcken und Maͤuſe gibt / daß man ſich ihrer faſt nicht er - wehren kan. 8. Wenn Brod / Eyer / Obs / friſch Fleiſch ꝛc. in der natuͤrlichen Lufft bald corrumpirt / ſchimmlich und faul wird. 9. Wenn das Waſſer / ſo ein Weile an der Lufft geſtanden / obenher entweder blaulecht oder gelb wird. 10. Wenn Schaaf und Vieh / ſo des Morgens geweydet wird / er - krancket und umbfaͤllet / ꝛc.
Warum aber bey ſo vergiffteter Lufft nichtWarum nicht alle Menſchen von ſolcher Lufft an - geſteckt werden. alle Menſchen angeſteckt werden / da ſie doch alle ſolcher genieſſen muͤſſen? darauff wird geantwortet: Daß ſolche Vergifft - und Un - reinigkeit zweyerley iſt / als Totalis und Par - tialis; Totalis iſt / wenn die gantze Subſtantz der Lufft verderbt / gleich wie ein Apffel oder Birn durchaus faul oder untauglich wird. Partialis, wenn ſie nicht durchaus / ſondern nur an einem Ort / und zwar an unterſchied - lichen / aber etwas fern von einander entle - genen Orten verdorben iſt; dafern nun die gantze Lufft gantz und gar in ihrer Subſtantz verderbt waͤre / ſo muͤſte folgen / daß alles / was ſich ſolcher Lufft gebrauchete / unfehlbar ſter - ben muͤſte; iſt ſie aber nur Partialis, ſo wer - den nur die jenige allein darnieder geleget /A 5wel -10Das II. Capitel. welche Antheil von ſolcher vergiffteten Lufft bekommen haben.
Gleich wie nun auff ſolche umſchweiffen - de Lufft ſelbſt geſehen werden muß / alſo ſeynd offtmal ſolche Umſtaͤnde Urſach daran / daß ein - oder der ander dem peſtilentzialiſchen Gifft entgehet: dann auch hilfft bey Menſchen ſehr viel / daß er eine gute Diæt beobachtet / und der auſſerlichen Lufft ſich um ſo viel we - niger theilhafft zu machen / daheim bleibet. Endlich auch widerſtehet ſolchem Gifft eine gute præſervirende Artzney / wenn ſolche ei - nem jeden nach ſeinem Alter / Temperament und Natur gegeben wird. Hingegen iſt auch bekannt / daß je freyer die Lufft / je ge - ſunder und beſſer ſolche iſt / und weniger Ge -Warum die Lufft in Staͤd - ten ſelten rein iſt. fahr mit ſich fuͤhret. Und iſt unſchwer zu erſinnen / warum die Lufft in Staͤdten ſelten rein ſey / nemlich / weil ſich ſolche ihrer Frey - heit nicht gebrauchen kan; denn wenn ſie auch gantz rein in die Stadt kommet / ſo wird ihre Natur doch ſehr bald und leichtlich ver - aͤndert / von allerley unreinen Duͤnſten / Daͤmpffen und Schwadem / zu welchem die Schlachthaͤuſer / Metzger und Gerbhaͤuſer / Cloacken / Allmenten / Antauchen / Miſthauf - fen / Kerſelplaͤtz / Winckel / Gaͤnſe-Hund - Schwein - und Viehſtaͤlle / groſſen Anlaß ge - ben / worzu noch kommet / daß viel unſaubere Leut den Harn oder wol gar ſ. h. Menſchen - koth auff die Gaſſe ſchuͤtten. So auch ſeyndofft11Unterricht von der Peſt. offt Frembde / die in einer Stadt anlangen / Urſach / daß die geſunde Lufft verunreiniget wird / wenn ſolche allbereit inficirt ſeyn / oder doch an ihren Kleidern / Waaren ꝛc. den Gifft mit bringen. Nicht aber allein die Frembde / ſondern auch Inheimiſche / da des Volcks gleichſam viel in einander ſtecket / wie denn das gemeine Volck ſonderlich uͤber ei - nen Hauffen in den engen Gaſſen / und wohl etliche Familien in einem Gemach beyſam - men wohnen / welche hernach einander deſto eher anſtecken / und der Seuche Gelegenheit geben ſo ſehr uͤberhand zu nehmen.
UNter allen / wordurch die Peſt fort - gepflantzet wird / iſt nicht eine der geringſten Urſachen / die Forcht /Durch Forcht / Schroͤ - cken / Ein - bildung / Schrecken und Einbildung / denn durch die Einbildung koͤnnen viel un - verhoffete Ding zuweg gebracht werden. So auch kan ein durch Furcht und Schrecken ab - gemattet Hertz ſolchem Gifft ſchwer wider - ſtehen; denn weil die natuͤrliche Waͤrm ſehr geſchwaͤchet iſt / und die lebhafften Geiſter haͤuffig zum Hertzen / daſſelbe zu erhalten / ey -len12Das III. Capitel. len / leichtlich geſchehen kan / daß wann ſie auch nur das geringſte von der Peſt gefangen / deſſen boͤſe Qualitaͤt ſo bald dem Hertzen mit - theilen / und die Peſt verurſachen; und weil kein Menſch auff Erden lebet / den nicht etwa in ſeinem Leben (er ſey was Condition er immer wolle) dergleichen ankommen ſolle / ſo laß ich ein jeden ſelbſt davon judiciren. Der groͤſte Schroͤcken iſt ungezweiffelt dieſer / wel - cher von der Peſtilentz entſtehet / ja er iſt groͤſ - ſer als die Kranckheit ſelbſt; denn die Er - fahrung bezeuget es / daß die / ſo die Peſt von Schroͤcken bekommen / eher als andere dahin ſterben. Offt hoͤret einer nur in Geſellſchafftvon diſcu - riren / oder ſonſt etwas von der Peſt reden / und erſchuͤttert ſich daruͤber / daß er gleich die Peſt uͤberkommet. Andere / wenn ſie etwa einenvon Anſe - hen der Krancken / von der Peſt Krancken uͤber die Gaſſe nach dem Lazareth tragen ſehen / oder einen Tod - ten / der an ſolcher Seuche geſtorben / wer - den im Augenblick von der Peſt uͤberfallen. Andere werden angeſteckt / wenn ſie den Ge - ruch von einem Todten empfinden. Wenn ein Menſch etwas von Peſtilentziſchem Schwadem und Geſtanck in Mund bekom -an Spei - ſen / met / oder etwa an einem Eſſen ein Eckel hat / kan eben ſo leicht und noch leichter die - ſe Kranckheit am Halß haben. Ja nur dasdas bloſſe Anden - cken. bloſſe Andencken derer an der Peſt lie - gender krancken Perſonen / ſonderlich naher Anverwandter / kan die Kranckheit zuwegebrin -13Bericht von der Peſt. bringen. Solche Einbildung kan nun ſo viel mehr Krafft haben / wenn der Menſch wegen allzuvieler Unreinigkeit im Leib darzu ditponirt iſt / dieweil ſolche unreine Feuchtig - keiten leichtlich in ein Gifft degeneriren koͤn - nen. Es muß ja die Peſtilentziſche SeucheWovon offt die Peſt ihren Anfang nimmet. einen Anfang haben / und an einem Ort ent - ſpringen / und wo ſie entſpringet / (dafern die Lufft nicht Urſache iſt) ſo ſeynd gemeinig - lich unreine Corpora in ſolchem Hauſe / die auch alles unrein und ſaͤuiſch halten / wie man denn erfahren / daß in ſtinckenden Gaͤß - lein die Seuche ihren Anfang gemachet / wel - che ſonſt zu andern Zeiten vor andern leer ausgangen. Mancher bekom̃t die Peſt vom Anhauchen oder Schnauffen eines andern / der die Peſt hat. Offter iſt die Einbildung ſo groß / daß ſich der Menſch fuͤr einem Brieff entſetzt / der wol 50. Stund weit von einem inficirten Ort kommen. Andere / wel - che mit jemand geſſen haben / welcher ſchon eine Zeit an der Peſt geweſen / und wieder ge - ſund worden / hat gleichwol von einer im - magination die Peſt bekommen.
Nach vorher beſchriebener immaginationAndere Urſachen welche an - ſtecken / als oder Einbildung ſeynd noch andere Urſachen fuͤrhanden / wordurch der Menſch angeſteckt werden kan / als 1. durch die Kleidung; denn D. David Herlicius P. II. c. 10. Conſilii Po - litico-Phyſici ſchreibet alſo: Die Bette / auffKleider und Bett. welchen jemand an der Peſt geſtorben / oderkranck14Das III. Capitel. kranck gelegen / ſoll man fuͤr allen Dingen meyden / ſich auch nicht frefeler Weiſe auff ſolche legen / noch der Verſtorbenen Kleider angreiffen / oder in ſein Hauß bringen / dann hierdurch manch Hauß vergifftet und die Menſchen umbs Leben bracht worden. De - rowegen zu erinnern noͤthig / daß man ja der Verſtorbenen Kleider und Bett-Gewandt nicht von den Oertern / da er geſtorben / an reine Oerter trage / oder auff dem Kraͤmpel - marckt feyl haben laſſe. Vielmal haben auch geſunde Leut das Peſt-Gifft an ihren Kleidern hangen / und ſtecken damit Geſun - de an / ſie aber hleiben unverletzt. Dem Geld will auch auffgebuͤrdet werden / daß ein Gifft daran klebe / aber es iſt auch eine Einbildung / wer dennoch deſſen ſicherer ſeyn will / kan das Geld in Eſſig legen und wa - ſchen / die Brieff aber wohl raͤuchern laſſen -Kirchen - gehen. Viele ſeynd auch der Meynung / daß man ſolcher Zeit die Kirchen nicht beſuchen ſolle / weil vielerley Schwaden von der Menge der Leute allda ausgelaſſen und von Geſunden eingeathmet werde; allein dieſe Meynung will kein Statt finden: denn bekannt iſt / daß allzeit die Kirchen mit gutem Raͤucherwerck verſehen / auch obenher Fenſter und Lufftloͤ - cher geoͤffnet werden / wordurch ſolcher Schwaden ausrauchen kan. Sonſt auch belernet uns unſer Chriſtenthum / daß wir uns von keiner Urſach wegen der VerſammlungChriſt -15Bericht von der Peſt. Chriſtlicher Gemeinde in der Kirchen entzie - hen ſollen / dann in ſolcher Verſammlung iſt GOtt der HErr ſelbſt mitten unter ihnen / Matth. 8. v. 20. Wie ſolten wir uns denn foͤrchten koͤnnen? Unter den Perſonen / wel -Wie einer fuͤr dem andern mit der Peſt an - griffen wird. che leichter als andere angeſteckt werden / wol - len einige auch ein Unterſcheid machen / und ſagen / daß die Sanguinei und Cholerici oder Biloſi viel eher als Phlegmatici und Melan - cholici die Peſt an ſich bekommen: deßglei - chen die / welche im Neu - oder Vollmonden gebohren / ſollen jederzeit mehr in Gefahr der Peſt als andere gelebet haben. Ebener ge - ſtalt werden auch die Knaben / Jungfrauen und Juͤnglinge eher als alte Leut / doch ehe Weibs-Perſonen als die Manns-Perſonen / die ſchwangern Weiber eher als andere Wei - ber uͤberfallen. Deßgleichen auch muͤſſen die Faullentzer / Muͤſſiggaͤnger / die auff der Baͤrenhaut liegen / viel eher an Tantz / als die / welche nach Gelegenheit der Kraͤfften et - was arbeiten. Auch werden die Arme eher als die Reichen / die Freſſer / Saͤuffer und Brandwein-Bruͤder eher / als die ſich maͤſſig halten / und die Forchtſame eher als die Be - hertzten angegriffen. Von allen dieſen Ur - ſachen waͤre allhier vonnoͤthen etwas weit - laͤuffiger zu handlen / weil es aber der Platz allhier nicht leyden will / kan es biß zu ande - rer Gelegenheit verſparet werden. Indeſſen bleibt es darbey / daß die Peſt allezeit die Ortſuche /16Das IV. Capitel. ſuche / wo die meiſten Leut wohnen / denn gleich wie ab concluſionem aëris oder wegen ver - ſchloßner und gefangener Lufft in einem Hauß manchmal ein gantze Familia an der Peſt dahin faͤllt / weilen ſolche Lufft mit Peſtilen - tziſchen Duͤnſten erfuͤllet und beſudelt iſt. Al - ſo gehet es auch in den Staͤdten / welche volck - reich / und die Gaſſen und Straſſen eng / und die Lufft dannenhero mehr gefangen iſt / dann daſelbſt die Peſtilentziſche inquinamenta leichtlich aus gantzen Haͤuſern / in gantze Gaſ - ſen / ja gantze Staͤdte ſich ausbreiten koͤnnen / dahero wird auch geſehen / daß die Staͤdte mehr als die Doͤrffer damit geplaget werden.
WEnn ſich die Peſt an einem Ort in Staͤdten oder auff dem Land ein - geſchlichen / ſo werden Anfangs ge - meiniglich etliche Patienten ſterben / eher man noch weiß / daß ihre Kranckheit ei - ne Peſtilentz geweſen iſt / und ein Medicus, der ohn dem an kein Peſt gedacht / oder noch von keiner gehoͤret / ſolche fuͤr keine Peſtilen - tziſche Symptomara anſiehet. Derowegen wenn man ſiehet / daß etliche Menſchen ſchnell ihren Geiſt auffgeben / ſoll man zwar fuͤrſichtig handlen / und nicht alsbald ein Peſtilentz aus - ſchreyen / und dadurch Stadt und Land inGe -17Bericht von der Peſt. Geſchrey bringen / ſondern aus folgenden Zeichen abmercken / daß die Peſt fuͤrhan - den ſey.
Wann nun jetztgemeldter Zeichen eines oder mehr ſich in Sterbenslaͤufften erzeigen / kan man gewiß ſeyn / daß etwas fuͤrhanden iſt / und darff man ſich nicht auff gute Anzei - gung des Harns und Puls verlaſſen / denn ſich ſolche gemeiniglich in ſolcher Zeit gut er - zeigen / da doch der Menſch in hoͤchſter Ge - faͤhrlichkeit ſeines Lebens ſtehet; derowegen ſoll man ohn Zeit-verſaͤumen ſich gutes RathsWie der Puls in der Peſt zu judici - ren. und Huͤlff bedienen. Obwol der Puls bey einigen Inficirten wegen der gelinden Hitze gantz natuͤrlich ſcheinet / und doch den Pa - tienten ploͤtzlich dahin wirfft / jedennoch aber giebt ſolcher auch gute Nachricht / die Peſt zu erkennen / wenn entweder uͤbernaturlicher Schlaf oder unnatuͤrlich Wachen und Phan - taſiren vermerckt wird: Sonderlich wenn der Puls an Schlaffenden gewaltig ſchlaͤget / alſo wenn dieſer genannten zweyer Zeichen eines fuͤrhanden / man unfehlbar es fuͤr eine Peſt halten moͤge. Den Urin betreffende / ſo ſiehet mancher bey den Peſt-Behafftetenſo21Bericht von der Peſt. ſo ſchoͤn / als wenn er von den geſundeſten Menſchen kommen waͤre: die Urſach hievon ſchreibet Thom. Jordan. de Peſt. phæn. tr. 1. Es begibt ſich aber / daß manchmal der Kran - cke von dem Gifft uͤberwunden wird / und ſtirbt / ehe eine ſtarcke empfindliche Faͤulung entſtehen kan: dieweil dieſes Gifft ſpecificâ quadam malitiâ aus angebohrner Feind - ſchafft den Spititibus cordis zuwider iſt / und offt weniger mit den viſceribus zu ſchicken hat; daher auch der Urin geringe Anzeigung geben kan.
Fuͤrnemlich aber gibt ſich die Peſt durchDie drey Haupt - ſtuͤck / wo - mit ſich die Peſt zu er - kennen gibt. 3. Haupt-Characteres zu erkennen / als durch Beulen / Blattern und Flecken. Die Beu - len ſind nichts anders als rothlechte Ge - ſchwulſten / mit einer Entzuͤndung / ſo hart in der Haut zu ſitzen pflegen / ſpannen / und wenn man darauff druͤckt / wiederbauſchen / halten ſich ſehr in Glandulis, als unter den Achſeln / hinter den Ohren / am Halß / Bruſt ꝛc. je hoͤher und ſcheinbarer ſolche aber ſeyn / je beſſer iſt es. Sonſt werden ſie auch Druͤſen oder Peſtilentz-Druͤſen genennet. Woher es aber komme / daß die Bubones und Beulen meiſtens unter den Achſeln und Heil-Druͤſen erſcheinen / und ſich herfuͤr thun / wird fuͤr die Urſach gehalten / 1. weil dieſe Oerter des Leibs vor andern ſo herauswaͤrts liegen / weich und feucht. 2. Weilen ſie ei - ne ſcharffe Hitz / oder mordacem ardorem &B 3pro -22Das IV. Capitel. proportionatam cum humido corrupto pe - ſtis materiam haben. 3. Weil die fuͤrſich - tige Natur das Gifft / damit es nicht dem Hertzen ſchade / von ſich treibet. 4. So ha - ben auch die Bruſt und Achſen mit den Heil - Druͤſen eine groſſe Sympathiam und conſen - ſum oder Verwandtſchafft / daher die dorten geſammlete Materi leichtlich auch ad inguina - ria flieſſen kan / und dieſes geſchiehet nun / wenn die Peſtilentziſche Materi an das Hertz will; wofern ſie aber das Haupt angreiffet / gibt es gemeiniglich Schlier und Carfunckel hinter den Ohren und am Halß / bißweilen auch wol in der Gurgel und Halß.
Die Blattern und Carfunckel / ſonſt auch das Perſiſche Feuer genannt / haben ein ver - branntes Blut / welches keinen guten Eyter wie die Beulen oder Bubones gibt / und ſeynd brennende Geſchwulſten mit einer ſchwartzen Kruſten / freſſen weit um ſich / und fallen darnach breit aus / ſehen aͤuſſerlich umherWovon ſolche kommen. blau / dahero Galenus gewolt / es ſeyen ſolche Blattern ein morbus compoſitus ex tumore & ulcere; anfangs jucken ſie etwas / ſeynd klein / und wachſen allgemach / ſo ſie aber nicht wachſen / iſt es deſto beſſer / dann ſolches ver - bleibt ob defectum Expultricis facultatis & materiæ copiam quæ interiora rurſus petit & cor necat, und ſo man ſie unterftehet auff - zukratzen / werden ſie ſehr erzuͤrnet / und ſchmertz - hafft / erſcheinen ſonſt an allerley Orten desLeibs /23Bericht von der Peſt. Leibs / nach dem der gifftigen Materi viel an einem oder andern Ort ſich befindet / oder ein Glied ſchwach iſt; kommen von ver - branntem gifftigen Blut her / das entweder durch ſeine Ungeſtuͤmme dahin faͤllet / oder vermittelſt der natuͤrlichen Staͤrcke getrieben wird: je roͤther ſie ſeyn / je beſſer es iſt / denn die gruͤnen / gelblechten und blauſcheinenden ſind ſorglich; und je weiter ſolche vom Her - tzen / je mehr Hoffnung zu ſchoͤpffen.
Die Flecken / Petechiæ genannt / werdenPetechiæ oder Fle - cken. von der Natur / wenn ſie noch ſtarck genug getrieben / nicht eben allemal criticè, denn gleich im Anfang der Schwachheit kein ve - ra criſis erfolgen mag / weilen alsdenn die Facultas concoctrix ihr Ampt noch nicht ver - richtet / auch nicht allemal ſymptomaticè, ſondern medio quodam modo & motu; kommen ſonſten nicht allein in einer vaporo - ſa materia, ſondern â parte tenuiore humo - ris putreſcentis & corrupti her; und hindert nicht / daß ſie offtmalen leichtlich verſchwin - den / denn ſolches auch die Roͤthel oder mor - bili thun / wie auch nicht / daß ſie nicht ſchwaͤ - ren / jucken oder auffſchwellen / denn auch die vitiligo und andere Flecken ſolches nicht thun / die doch nicht weniger von humori - bus herruͤhren.
Ob man wol nicht argumentiren ſoll / daßWie man von ſol - chen Zei - chen wann an den Orten / wo man ſolche Zeichen findet / eine Peſt ſey / ſonderlich wenn in derB 4Stadt24Das IV. Capitel. ſchlieſſen ſoll.Stadt oder nahe auff dem Land umher noch nichts davon geſpuͤret worden / ſo ſoll den - noch / wenn anderwaͤrts die Peſt graſſirt / ein Medicus keiner einigen Schwachheit trauen / ſie ſey wie ſie wolle / denn ſie leichtlich etwas von den Peſtilentziſchen Schwaden und Lufft an ſich zu nehmen pflegen. Derowegen wenn zu ſolcher Zeit Beulen aufffahren / ſeynd ſie mehrentheils Peſtilentziſch zu halten: meh - rentheils / ſage ich / und nicht allzeit / denn es auch wol moͤglich / daß in Peſtzeiten Beulen aufffahren koͤnnen / die doch nicht Peſtilen - tziſch ſind. Man mercket aber bald / wenn ſie einer gifftigen Art ſind / denn andere Sym - tomata und boͤſe Zufaͤlle nicht lang auſſen bleiben. Und ob es ſchon auch Rothlauffs - Beulen waͤren / ſo nimmet doch der Argwohn bald ein End / alsbald der Rothlauff an Bei - nen oder ſonſt ausſchlaͤget. Mit den Car - bunckeln und Blattern aber iſt der Handel etwas unrichtiger / doch ſoll man nicht ſo bald ein Peſt ſchlieſſen / wenn / wie oben ge - dacht / die umliegende Gegend und Stadt noch nicht inficirt iſt. Die Petechiæ aber / welche aller Orten des Leibs ſich erzeigen / (doch wenigſtentheils im Angeficht) werden auch unterſcheiden 1. von den Klautern / tu -Unter - ſcheid un - ter den Flecken. berculis ac ulceribus, denn in dieſen iſt die Haut etwas erhaben / in Petechiis ſind es nur bloſſe Flecken. 2. Von andern Flecken / als lentigine und dergleichen entſcheidet ſiedie25Bericht von der Peſt. die Geſtalt / Groͤſſe / und das Fieber / wel - ches meiſtentheils mit ihnen iſt. 3. Von den Floͤhflecken / welche meiſtentheils ein Puͤnctlein in der Mitten haben / da die Floͤh hin gebiſſen / ſeynd ſie auch zu unterſcheiden / denn ſo man den Flecken gleich druͤcket / er ſich doch nicht verliehret / ſo auch erſcheinen Floͤhflecken im Angeſicht. Warum aber ſol - che Peſtflecken nicht ſowol am Angeſicht als auff der Bruſt und Rucken geſehen werden / wird fuͤr die Urſach gehalten / weil das Hertz / ſo mit dem Peſtilentz-Gifft am meiſten bela - den / die boͤſe Materi in die naͤchſt angelege - ne Oerter des Leibs treibet / welches vornen die Bruſt und der Ruͤcken ſeyn; daß ſolche aber nicht ins Angeſicht kommen / verhindert naturæ debilitas & diſtantia loci. Mercuria - lis cap. 7. tr. de maculis.
Es folget aber auch nicht / daß ein jeder ſoSind nicht alle - mal Pe - ſtis. die Peſt bekommet / etwas von dieſen dreyen Stuͤcken haben muͤſſe / denn es geſchiehet offtmalen / daß der von der Peſt erkranckete Patient von uͤbereyletem Gewalt des Giffts dahin ſtirbt / ehe noch ſolche Zeichen ausbre - chen: oder es iſt auch wol der Natur Krafft und Staͤrcke bey den Krancken ſo gering / daß ſie das Gifft auff ſolche Weiſe nicht auszu - treiben vermag; auch ſchreibt Paracelſus tr. de Peſte cap. 1. alſo: Mercke / daß zwey Pe -Peſtilentz iſt zweyer - ley. ſtilentzen ſeyn / eine die ſich inwendig vollen - det / die ander dringet heraus; die inwendi -B 5ge26Das IV. Capitel. ge gibt keine aͤuſſerliche Zeichen / allein in - wendig ſchnelles Hauptwehe und derglei - chen / die ander ſetzt ſich auswendig / an die Ohren / unter die Achſeln und Schlichten. Ob nun wol ſchnelles Hauptwehe / Froſt / Hi - tze / darneben entweder groſſer uͤbernatuͤrli - cher Schlaff / Verruckung der Sinne und Phantaſcyen / geſpuͤret werden / ſo ſoll man doch nicht gleich ſchlieſſen / wenn ſolche Zei - chen graſſante Peſte an einem Menſchen ge - ſpuͤret werden / daß es darum flugs Peſtis ſey. Dann bey ſchwangern Weibern / auch bey Weibsbildern / wenn ſie ihre Menſes ſollen uͤberkommen / oder die Eryſipelate laboriren / i. e. die Rothlauff an einem Glied haben / kommen offtmals auch ſolche Zeichen. Dar - bey iſt aber ſonderlich Peſtis zu erkennen / wenn entweder uͤbernatuͤrlicher Schlaff oder unnatuͤrliches Wachen und Phantaſeyen / ſonderlich wenn der Puls an Schlaffenden gewaltig ſchlaͤget / und vorgenannter dreyer Zeichen eines fuͤrhanden ſeyn / ſo mag man ſolches kecklich fuͤr eine Peſt erkennen. Man thut bey ſolchen Umſtaͤnden aber allzeit beſ - ſer / man ſage es den Patienten nicht / ſon - dern bilde ihnen nur ein / daß es nicht Peſtis waͤre / damit er deſto beſſer Hertz habe / ſo der Cur vortraͤglicher iſt.
Offtermalen / und ſonderlich bey dem An - fang ſolcher Kranckheit / hat es das Anſehen / als ob kein Gefahr fuͤrhanden / aber deßwe -gen27Bericht von der Peſt. gen ſoll man doch mit Gebrauch der Artzney - Mitteln nicht nachlaſſen. Denn anfaͤnglich iſt das Hertz am ſtaͤrckſten / und jaget ſolchen gifftigen Feind von ſich / darbey ſich Patient und Medicus einbilden / ſie haͤtten gewonnen / weil aber der gifftige Feind nicht auff ein - mal genugſam durch den Schweiß ausge - trieben werden kan / pfleget ſolcher wol zum andern auch drittenmal anzuſetzen: Wenn nun ſolcher geſtalt das Hertz angegriffen wird / iſt es nicht mehr ſo ſtarck / ſolchen groſſen Widerſtand wie das erſtemal zu thun / weil die Spiritus vitales ziemlich ver - lohren / derhalben ſoll auch der Medicus mit der Cur nicht inhalten / noch ſolchen Zeichen trauen / und auff die Criſin warten / denn es kan ein ander alte Seuche / womit der Pa - tient ſonſt behafftet iſt / leichtlich in eine Peſt - Seuche verwandelt werden. Panſa Conſ. antipeſt. 3. quæſt. 75.
WEnn einer hohen Obrigkeit dasObrig - keitliche Fuͤrſorge. Ampt der Fuͤrſorge / ihre Untertha nen in gutem Wohlſtand zu erhal - ten / oblieget / ſo will auch die Nothwendig - keit erfordern / bey graſſirenden Peſtzeiten / dieſer Seuch fuͤrzukommen / und ſo viel moͤg -lich28Das V. Capitel. lich von ihren Staͤdten zu befreyen / daß ſol - che nicht durch Verwahrloſung mit andern angeſteckt werden / allda werden naͤchſt dem Exercitio Pietatis aus Obrigkeitlichen Mit - teln ſolche Perſonen erwaͤhlet / welche auff Reiſende / deren Waaren und Guͤter an den Lands-Graͤntzen und Thoren der Staͤdte gu - te Obſicht haben / daß von inficirten Orten keine verdaͤchtige Menſchen noch Sachen ein - gelaſſen werden. Inſonderheit wird beſtel -Collegium Sanitatis. let ein Collegium oder Officium Sanitatis, der Anzahl nach Gelegenheit des Orts und Volcks benahmet werden / zuſamt einem oder mehr Medicis oder ordinari Phyſicis, welche Krafft habenden Befehls alles / was zu ſol - chem hochnuͤtzlichen und heylſamen Werck dienlich iſt / alles dahin richten / wie durch Goͤttliche Huͤlff die aͤuſſerliche Gefahr und annahende Infection moͤge verhindert und auffs weiteſte abgetrieben / oder da ja ſolche allbereit eingezogen / und ſich in etwas mer - cken laſſen / hinwiederum auffs ſchleunigſte durch bequeme Artzney-Mittel und andere gute Rathſchlaͤge moͤge gedaͤmpffet und aus - geloͤſchet werden. Wie denn dahin ſonder - lich geſehen wird / daß auffs eheſte allerhand Perſonen und taugliche Diener angenom - men werden / derer ſich ſolch Collegium Sa - nitatis zu treuen Dienſten augenblicklich be - dienen koͤnne. Und dieweil bey ſolchem Ampt und Dienſt nicht allein groſſe Beſchwerlich -keit /29Von Obrigkeitlicher Fuͤrſorge. keit / ſondern ſolche auch unterweilen Leib und Leben in Gefahr ſetzen muͤſſen / ſolle an ſolchen kein Unkoſten geſparet / ſondern durch gebuͤh - rende Freygebigkeit zu hoͤherm Fleiß auffge - mundert werden.
Es werden aber zu gluͤcklicher FortſetzungWas fuͤr Perſonen zum Col - legio Sani - tatis be - ſtellt wer - den. ſolches fuͤrhabenden Wercks Perſonen un - terſchiedenen Standes erfordert / in ſonderheit aber Medicos, Apothecker / verſuchte Wund - aͤrtzte / Beyſteher / Huͤter allerley Sachen / Schreiber ꝛc. Manns - und Weibs-Perſo - nen / welche den Krancken warten / und entwe - der verdaͤchtige oder auch inficirte Oerter und Sachen ſaͤubern; item Kranckentraͤger / Zutraͤger / Todtengraͤber / und dergleichen Perſonen mehr.
So auch ſeynd ein oder mehr HoſpitaͤlerHoſpitaͤ - ler. oder Lazareth-Haͤuſer vonnoͤthen / die nicht nahe beyſammen ſtuͤnden / ut contagium unius Hoſpitalis minimè ad aliud traduci poſſit, damit das Gifft nicht leicht von einem Hauſe zum andern gebracht werden koͤnne / ſolche arme Leut dahinein zu bringen / die Wohlhabigen aber koͤnnen ſich darzu ihrer Vorwerg und Gaͤrten bedienen / weil es ſehr vortraͤglich / wenn ſolche Krancke auſſerhalb den Staͤdten in einer freyen Lufft curirt und begraben werden koͤnnen. Und wenn die Peſt erſtlich in ein Hauß kommen iſt / ſoll man alsdann dieſe inficirte Leut alsbald her - aus und in ſolche Haͤuſer bringen / ſo koͤntenſolche30Das V. Capitel. ſolche Leut ſich bißweilen ein wenig auswit - tern / und in der Lufft umher gehen / anbey aber muͤſten ſolche Leut getreue Waͤrther ha - ben / die ihnen die Nothwendigkeit zutruͤgen und reicheten / damit ſelbige keinen Man - gel leyden.
Wenn auch jemand von einem inficirten Ort unumgaͤnglich reiſen muͤſte / ſo ſoll man ihn an dem geſunden Ort zuruͤck halten / und einen Ort anweiſen / allwo ſolcher etwa 15. 24. oder nach Befinden wol gar 40. Tage ſtill liegen bleibe / hernach ſeine bey ſich ha - bende Sachen fleiſſig durchſehen laſſen / da - mit in ſolchen kein Gifft verborgen / an die freye Lufft bringen / und alsdenn / wenn alles richtig befunden worden / in die Stadt laſ - ſen. Hierbey aber will auch vonnoͤthen ſeyn / ſolche Perſonen mit aller Nothdurfft zu ver - ſehen / und in waͤhrendem Inhalten allzeit gute Artzney reichen laſſen. Inſonderheit ſoll man ſich aber der Krancken treulich an - nehmen / als welche ohne das mehr als andere dieſem Jammer pflegen unterworffen zu ſeyn.
Damit auch alles ordentlich gehalten wer - de / ſo ſollen die Præfecti Sanitatis von Tag zu Tag ein Verzeichnuß der inficirten Haͤu - ſer und der darinnen gefaͤhrlich liegenden Per - ſonen machen und bringen laſſen / aus wel - chen folgender Nutzen entſtehet: Daß die Præfecti Sanitatis gruͤndlich wiſſen koͤnnen / was es mit der Seuche fuͤr eine Beſchaffen -heit31Von Obrigkeitlicher Fuͤrſorge. heit habe / und ob ſelbige ab - oder zunehme. Item daß auch den Krancken eher und beſ - ſer mit zuſchicken des Medici und der Wund - aͤrtzte in Zeiten kan geholffen werden. Und fuͤrnehmlich durch dieſes Mittel die Seuch im Anfang gedaͤmpffet und abgewendet wer - den / ſintemal ſonſten wegen ihrer vielen Un - achtſamkeit / geringes Vertrauen gegen die Medicos, oder auch aͤuſſerſtes Armuths / die Seuche alſo einreiſſen und groſſen Schaden zu thun pfleget / daß es Anfangs faſt niemand recht gewahr werden kan.
Iſt derohalben eine Obrigkeit um ihrerWas fuͤr Medici und Chy - rurgi zu beſtellen. treuen Vorſorg willen hoch zu ruͤhmen / um der Lieb und vaͤterlichen Fuͤrſorg willen / ſo ſie gegen ihre Unterthanen thut / und ſonderlich hoch zu achten / wann ſie ſich nach wohler - fahrnen und geuͤbten Medicis und Wund - aͤrtzten umſiehet / ſolche annimmet / und mit ehrlichen und ſtattlichen Beſoldungen un - terhaltet.
Anbey muß auch eine Ordnung unter denOffentli - che Zu - ſammen - kuͤnfft ſind zu vermei - den. Buͤrgern und Inwohnern gemacht werden / daß ſie die oͤffentliche Zuſammenkuͤnfften / Schauſpiele / Gaſtereyen / Zechen / Hochzei - ten / Taͤntze / Jahrmaͤrckte / Schulen / und ge - meine Badſtuben meyden / dieweil kein ge - ringe Gefahr darbey / daß unter ſolcher An - zahl Leut nicht etwa ein oder ander inficirte Perſon gefunden werde / welche das Gifft weiter ausbreiten. Sonderlich iſt in vielenStaͤd -32Das V. Capitel. Auff die Doͤrffer ſpatzieren wird ver - dotten.Staͤdten die leidige Gewohnheit / daß das ledige gemeine Volck / Mann - und Weibs - Perſonen / an Sonn - und Feyertagen aus der Stadt auff die Doͤrffer und in die Zech - haͤuſer lauffen / allwo denn allerhand Uppig - keit getrieben und vielerley Volck unter ein - ander kommet / durch welche auch ſehr ſolche Seuche fortgepflantzet wird / derohalben wohl gethan waͤre / wenn man ſolchen Hand - wercks-Geſellen und ledigen Dienſt-Geſind ſolch Auslauffen gantz abſtellete.
Auch iſt vonnoͤthen / daß eine Obrigkeit in Peſtilentzzeiten bald im Anfang mit allerley Nothdurfft an Victualien und Lebensmitteln verſorge / dieweil die umliegenden Nachbarn ihren Unterthanen die Zufuhr hernach gemei - niglich hart verbieten / wenn denn eine Stadt mit den groͤſten Nothwendigkeiten verſor - get / ſo koͤnnen hernach die Arme und Kran - cke deſto beſſer verpfleget werden.
Dieweil auch die Reichen gemeiniglich zu ſolcher Zeit aus der Stadt fliehen / und den Armen / welchen ſie ſonſt Chriſtlicher Schul - digkeit nach ihre Hand oͤffnen ſolten / huͤlff - loß zuruͤck laſſen / ſo will denenſelben gebuͤh - ren / noch vor ihrer Abreiſe etwas von Kern / Rocken / Gerſten / Wein und Bier / Geld / Holtz / und allerhand Victualien zuruͤck zu laſ - ſen / davon man den armen Krancken zur Zeit der Noth austheilen koͤnne. Die be - nachbarte und geſunden Orte ſolten billig der -glei -33Von Obrigkeitlicher Fuͤrſorge. gleichen thun / und denen Nothleydenden zu Huͤlff kommen / weil ſie nicht wiſſen / wenn an ſie der Reihen auch kommen werde.
Es iſt auch vonnoͤthen / auff die MetzgerMetzger / Becker und Bier - brauer ſol - len kein muthwil - lige Theu - rung ma - chen. fleiſſig acht zu geben / damit ſolche kein un - reines Vieh ſchlachten / deßgleichen auff Be - cker und Bierbrauer / daß ſolche kein muth - willige Theurung einfuͤhren. Die Apothe - cken ſind noͤthig zu viſitiren / ob auch ſolche Materien vorhanden / damit der Peſt Wi - derſtand zu thun. Auff die Wundaͤrtzte iſt ebenfalls ein wachſames Auge zu halten daß ſie auch ſolche in der That ſeyn / welchen Na - men ſie fuͤhren / auch ob ſolche mit Pflaſtern und Salben der Nothwendigkeit nach ver - ſehen ſeyn.
Item iſt auch hoch vonnoͤthen / daß eineGaſſen wie ſolche von Un - rath und Vieh zu ſaͤubern. Loͤbl. Obrigkeit durch ihre Diener Vorſe - hung thue / damit aller Unluſt / Stanck / Un - flat / Moder / Miſthauffen / von den Straſ - ſen / ſonderlich in engen Gaͤßlein / ausgereini - get werden. So ſoll man auch todte Ae - ſer / Katzen / Hund / Schwein / Ratzen / Gaͤn - ſe ꝛc. davon die Menſchen ſonderlich corpo - ra impura & ad morbos prædiſpoſita, leicht - lich angeſteckt und vergifftet werden / inſon - derheit Gaͤnſe und Schwein auch den Miſt von den Straſſen abſchaffen. Die Barbie - rer ſollen auch kein Blut von Aderlaſſen / noch von Gifft abgenommene Pflaſter fuͤr die Thuͤr oder auff die Miſthauffen ſchuͤtten /Cnoch34Das V. Capitel. noch die Nacht-Geſchirre auff den Gaſſen ausledigen / durch welche gute Verordnung viel Unheyl abgeſchaffet und verhuͤtet wer - den kan.
So iſt auch vonnoͤthen / daß man in Pe - ſtilentzzeiten Kuͤhe / Ziegen / ſtinckende Boͤ - cke / Katzen / Hunde / Gaͤnſe / Enten ꝛc. aus der Stadt bringe / in welcher rauhen Wolle / Federn und Haar ſich der Gifft / wie auch im Beltzwerck / gern anhencket / weil nun ſolche Thier in den Haͤuſern hin und her lauffen / ſo kan leichtlich geſchehen / daß ſolch Gifft von einem Hauß zum andern getragen wuͤrde; Und iſt auch eine hochloͤbliche Verordnung / wo man in einer Stadt ſolch Vieh an Kuͤ - hen / Schweinen und Gaͤnſen nicht duldet / und auff den Gaſſen umlauffen ſiehet / ſon - dern ſolches vor den Thoren zu halten Ver - ordnung machet. Wenn die Gefahr hefftig iſt / ſo will auch nicht rathſam ſeyn / daß die Badſtuben geoͤffnet werden / nicht nur we - gen der Zuſammenkunfft vielerley Volcks / ſondern auch / weil gemeiniglich ſolche Leut ins Bad gehen / welche ſchon die Seuch am Halß haben / und ihnen in ſolchen Huͤlff durch ſchwitzen und ſchrepffen ſuchen wollen / ſich alſo zu den Geſunden nahen / und ſolche / eheBadſtu - ben ſind verdaͤch - tig. man es ſich verſiehet / zugleich anſtecken. So auch iſt bey ungeſunder Lufft das Baden oh - ne dem ſchaͤdlich / indem durch die Schweiß - loͤcher die gifftige Lufft ſich eindringen kan. Auch35Von Obrigkeitlicher Fuͤrſorge. Auch kommen an ſolchem Ort die ſchaͤdli - chen Duͤnſt hauffenweiſe zuſammen / und er - wecken allerley Ungemach. So ſeynd ohne dem / wie gedacht / die groſſe Verſammlun - gen ſchaͤdlich; Inſonderheit aber ſoll bey ſolchen gefaͤhrlichen Zeiten in Sommerzeit das Baden verbotten werden / damit die Hi - tze des Leibs nicht allzuviel vermehret / noch indem die Schweißloͤcher eroͤffnet / die boͤſe Lufft deſto ehender eindringen kan.
Ein Loͤbl. Obrigkeit ſoll auch ernſtlich dar -Kraͤmpel - marckt ab - zuſchaffen. an ſeyn / zu verhuͤten / daß zu ſolcher Zeit kein Kraͤmpelmarckt mit Kleidern / Betten / Bett - gewandt ꝛc. gehalten werde / noch daß ſolche iemand umtrage oder verkauffe / ſondern al - les zuvor wohl auswittere; ſich auch huͤte / daß kein geſtohlen Gut gekaufft werde / da - mit man nicht Suͤnde mit Suͤnde haͤuffe.
An einigen Orten pfleget man all ſolch Ge -Ob man inficirt Geraͤth verbren - nen ſoll. raͤthſchafft vor dem Thor mit Feuer zu ver - brennen / welches in inficirten Haͤuſern gefun - den wird / ſolches iſt wol eine Sache / wo - durch man das Gifft am ſicherſten abſchaffet / und waͤre wol zu thun / wenn es gleich An - fangs / ehe viel Haͤuſer inficirt ſeyn / jedoch alſo gethan wuͤrde / damit den armen hinter - laſſenen Waiſen ſolcher Schade aus dem ge - meinen Saͤckel wieder erſetzt werden moͤch - te: wenn aber die Seuche allbereit ausge - breitet / will ſich ſolches nicht mehr wohl thun laſſen / weil dadurch den Wuͤrthſchafften einC 2groſ -36Das V. Capitel. groſſer Schaden zuwachſen ſolte. So auch muͤſte man beſorgen / daß viele ihr Geraͤth verbergen / und hernach damit doppelt Un - heyl anrichten koͤnten. Panſæ. Conſ. anti - peſt. 2. c. 3. ſchreibt: Ob wol etliche rathen / daß man das unreine Gewand und Geraͤth verbrennen ſoll / jedoch weil mancher vor ſol - chem Geſtanck ein Abſcheu haben moͤchte / daß er daruͤber allein aus Forcht und Eckel die Seuch an Halß bringen koͤnte / ſo iſt am be - quemſten / daß man ſolche Sachen der Infi - cirten nicht lange im Geſtanck liegen laſſe / ſondern alsbald waſche / und ein Zeitlang an den Lufft haͤnge. So halten auch einige da - fuͤr / daß ein ſolches unreines Kleid des Ver - ſtorbenen innerhalb 20. Tagen von ſeinem Gifft / an die Lufft gehenckt / genugſam koͤn - ne gereiniget werden. Und dieſe des Panſæ Meynung ſcheinet auch in Rechten gegruͤn - det zu ſeyn / cum nemo rei ſuæ dominio pri - vandus l. ſi privatus, ff. Qui & à quib.
ES wird faſt niemand an inficirten Orten angetroffen / welcher / da es ihm moͤglich waͤre / nicht gern ſein Leben ſalviren und ausweichen wolte / ſo auchvon37Ob und wer die Peſt fliehen ſoll. von den Reichen zu geſchehen pfleget / und wird auch nicht fuͤr gut gehalten / ſich ſelbſt in Gefahr zu begeben / wenn man ſolcher ent - fliehen kan. Dieſes Privilegii der Peſt / nem - lich des Ausweichens / haben ſich nicht nur eintzlechte und etwa privat-Perſonen / ſon - dern gantze Koͤnigl. und Fuͤrſtliche Hofhal - tungen / ja gantze Univerſitaͤten / nicht ohne groſſen Nutzen gebrauchet. Ja es hat die Seuche gantze Reichstage turbirt / wie wir denn heutiges Tages ein Exempel haben / daß ſich das gantze Reichs-Collegium um derer Sicherheit von Regenſpurg ab und nach Augſpurg verleget.
Es iſt aber ſolch Ausweichen dennoch nicht jedweden ohn Unterſcheid zu erlauben; deñ es ſind viele Ampts und Beruffs wegen zu bleiben verbunden / ſonderheitlich welche den Krancken Huͤlff und Rath ſchaffen koͤnnen /Welchen das Flie - hen ver - botten iſt. als da ſeynd die Seelſorger / Medici, Regen - ten oder Vorſteher der Gemeinde / das Dienſt - Geſind / und welche einer Gemeinde um Lohn dienen / alſo auch Apothecker / Barbierer / Schulmeiſter / Waͤchter / und gemeine Stadt-Diener.
Erſtlich ſind die Diener Goͤttliches WortsAls Pfarꝛ - herren. ſonderlich verbunden / denn ſolche ſollen / koͤn - nen und doͤrffen nicht von ihren Schaͤfflein fliehen / und ſie in der Noth verlaſſen / die - weil man ihrer zu Peſtzeiten am meiſten be - darff / dem Volck den Zorn GOttes zu ver -C 3kuͤn -38Das VI. Capitel. kuͤndigen / zu rechter Buß ſie zu ermahnen / die Sterbkunſt zu lehren / mit nothwendigem Troſt zu verſehen / die Sterbende mit dem H. Nachtmahl zu verſorgen / und durch un - ablaͤßlich Gebet den barmhertzigen GOtt wieder zu verſoͤhnen / auch nach Gelegenheit ihre Pfarrkinder zu ihrem Ruhbettlein beglei - ten zu helffen.
Die Medici oder Doctores der Artzney / wie auch Barbierer und Apothecker / ſollen ſo leichtlich ihre Gedancken nicht auff die Flucht ſetzen / ſondern bedencken / daß ſie GOtt dar - um in ſolchen Stand geſetzt / damit ſie den Geſunden bey Geſundheit erhalten helffen / den Krancken aber ſeynd ſie vielmehr obligirt zur Seiten zu ſtehen / weil ſolche des Artztes am meiſten benoͤthiget. Denn was waͤre diß fuͤr ein Handel / daß der Artzt auswei - chen ſolte / da man ſeiner am meiſten benoͤ - thiget waͤre? Denn wenn du zu ſolcher Zeit nicht zu bleiben gedacht haͤtteſt / waͤre beſſer geweſen / daß du an ſtatt des continuirten Studii Medici ein Pfefferkraͤmer worden waͤ - reſt. Im Fall aber ein Loͤbl. Obrigkeit be - ſondere Peſt-Medici beſtellet / die ſowol Spi - taͤler und Lazareth / als auch die andern Kran - ckenhaͤuſer zu beſuchen haben / ſo ſeynd die uͤbrige ſo gar hart nicht verbunden / ſondern moͤgen / wenn ſie ſich ja ſo ſehr fuͤrchten / nebſt den ihrigen ausweichen / doch daß ſolches mit Bewilligung der Obrigkeit geſchehe / auffwel -39Ob und wer die Peſt fliehen ſoll. welcher Erfordern ſie ſich wieder herbey ma -Ordinari beſtellte Medici bey einer Stadt ſind ge - nauer ver - bunden. chen ſollen / bevor / ſo wegen Abſterbens Man - gel an Medicis erſcheinen will. Und gleich wie die ordinari beſtellten und beeydigten Medici einer Stadt denen andern vorgezo - gen werden / alſo gebuͤhret ihnen auch fuͤr andern Fuß zu halten / es ſey die Noth ſo groß als ſie wolle / denn wer vor andern Lohn ge - nieſſet / der ſoll auch fuͤr andern arbeiten. In - ſonderheit aber und fuͤr allen ſollen die Sti - pendiarii bey gemeiner Stadt ſtehen / und Fuß halten; ſolches iſt nicht allein billig / ſon - dern es erfordert es auch die Danckbarkeit / die ſie gegen gemeiner Stadt ſchuldig ſeyn. Jemehr aber die Medici zu bleiben ange - ſtrengt ſeyn / um deſtomehr ſollen auch Pa - tienten ihrer Belohnung wegen Sorge tra - gen. Und was hier von Medicis geſagt wor - den / iſt auff ſolche Weiſe auch von Apothe - ckern / Wundaͤrtzten / Hebammen ꝛc. zu ver - ſtehen / als auff welche einer Obrigkeit in Sterbenslaͤufften ernſtliche Auffſicht zu ha - ben geziemet / damit ſie erheiſchender Noth - durfft nach bey der Hand bleiben / auff daß die arme Krancke nicht verſaͤumet werden. Und da ſolcher einer wider das Gebott der Obrigkeit ausweichet / kan er auch am Leben geſtrafft werden. Vincent. Caroc. de loc. & conduct. citante Phil. March. de bell. div. part. 1. c. 8. n. 5.
C 4Glei -40Das VI. Capitel.Gleichermaſſen ſollen auch Obrigkeit und Fuͤrſteher der Gemeinde nicht ausweichen / es waͤre denn derer Zahl ſo groß / daß man wol einen Ausſchuß daraus machen koͤnte / und einem oder dem andern / welcher ſchon der Ge - meinde lange Zeit fuͤrgeſtanden / vergoͤnnet werden / geſuͤndere Lufft zu ſuchen / doch der - geſtalt / daß ſolcher wo moͤglich in der Naͤhe verbleibe / damit er dannoch fuͤr die Noth - leydende in der Stadt mit ſorgen helffe / und ſolche von auſſenher mit Proviant verſorgete / weilen doch die Ort um der Infection willen geſcheuet / und deßwegen die Zufuhr der Vi - ctualien verringert wird.
Die Dienſtbotten ſind ebenmaͤſſig ihren Herren gleichſam als Kinder ihren Eltern verbunden / in allen Noͤthen / und alſo auch wo Peſtilentz-Gefahr vorhanden / beyzuſprin - gen / und ſie nicht zu verlaſſen; jedoch ſo ſind etliche / inſonderheit Handels-Bediente / auch Kuͤnſtler und Handwercks-Geſellen / welche auch anſehnlicher Leut Kinder ſeyn / und nur ihre Profeſſion beſſer zu erlernen / und die Welt zu ſehen / ausgezogen / keines weges ver - bunden / in Peſtilentz-Zeiten zu bleiben / ſon - dern wohl befuget / ihr Heyl anderwaͤrts und bey reiner und geſunder Lufft zu ſuchen / es waͤre dann Sach / daß ſie ſich expreßè, auch in Contagion-Zeit / bey ihren Herren zu blei - ben verbunden haͤtten.
Hin -41Ob und wer die Peſt fliehen ſoll.Hingegen finden ſich auch Leut / wenn ſieWie ſich Dienſt - botten in der Peſt gegen ihre Herren / in Sterbzeiten von GOtt heimgeſuchet wer - den / welche treue Dienſtbotten an Knechten und Maͤgden um ſich haben / die ihnen in ih - rer Noth Tag und Nacht treulich beyſtehen / und mit ihrer Leibs - und Lebens-Gefahr huͤlffliche Hand bieten; wenn aber ſolcher einer treuen Dienſt-Geſindes wieder erkran - cket / und von ſolcher Seuche angegriffen werden / ſo laſſen theils ſolche liegen / verder - ben und ſterben / oder wiſſen nicht wie bald ſie ſolche aus dem Hauſe verſtoſſen und huͤlff - loß wegſchaffen ſollen / da doch manchem ſein Hauß weit und groß genug iſt / daß ſie ſol - chen Krancken wol im Hauß behalten und wieder verpflegen laſſen koͤnten. Dieſe fol - gen dem Exempel des Hauptmanns zu Ca - pernaum nicht / da doch die natuͤrliche Bil - lichkeit erfordert / die jenige in Leibs-Schwach - heit nicht zu verlaſſen / die ihnen zuvor treu - lich und fleiſſig gedienet haben. Wer aberauch Her - ren gegen die Dienſt - botten ver - halten ſol - len. ein ſolch krancken Dienſtbotten wegen Enge des Raums in ſeinem Hauß nicht haben kan / auch in Sorgen ſtehet / daß er die uͤbrigen auch anſtecken moͤchte / und alſo genoͤthiget iſt / ſolchen in ein Spital oder Lazareth brin - gen zu laſſen / derſelbe ſoll nicht dencken / daß er nun deſſen aus dem Hauß loß ſey / und nicht vonnoͤthen waͤre / ferner nach ihm zu fragen; Nein! ſeine Schuldigkeit iſt gleich ſo groß als vorhin / und ſoll ihm doch an gebuͤhrlicherC 5Pfleg42Das VII. Capitel. Pfleg und Wartung nichts ermangeln laſ - ſen / ſondern allzeit ein wachſames Aug auff ihn halten / zeitlich nach ihm fragen laſſen / und troͤſten / damit ihm an zeitlichen Mitteln nichts gebreche / weil man doch wol weiß / daß es in ſolchen Kranckenhaͤuſern alſo hergehet / daß es wol beſſer ſeyn moͤchte.
Es ſeynd endlich auch die Schulmeiſter verbunden / daß ſie nicht nach ihrem Gefal - len ausweichen doͤrffen / dennoch aber / wenn ſolche an ihre Stelle einen andern / ſo dienlich iſt / ſtellen / oder ſo in Peſt-Zeiten / wie wol billig erlaubt waͤre / die Schulen / gantz be - ſchloſſen waͤren / ſo kan bey ſolcher Bewand - nuͤß ein Schulmeiſter wol ſeine Sicherheit ſuchen.
ES beſtehet die Diæt und Maͤſſigkeit nicht nur in Eſſen und Trincken / ſon - dern vielmehr in Lufft / Speiß und Tranck / Schlaffen und Wachen / Ubung und Ruhe / Erfuͤll-Erledigung des Leibs / und den Affecten und Bewegung des Gemuͤths.
Die Lufft ſoll beſtehen in remotione mali fœtoris & poſitione boni odoris, ſoll dero - wegen frey von Suͤmpffen / boͤſen Daͤmpf - fen / Miſthauffen / Cloacken / Schwein / End -ten43Wie man ſich præſerviren ſoll. ten und Gaͤnſeſtaͤllen / auch trocken und kalt ſeyn / und da etwa ſolche Dinge oder aber ſtinckende Nebel die Lufft verfaͤlſchen / ſoll man ſie mit Feuer von Wachholder corrigi - ren. Es wird auch nichts auff Erden zu Reinigung des vergiffteten Luffts beſſers ge -Was der Schweffel fuͤr Wuͤr - ckung dar - zu hat. brauchet als der Schweffel / welcher als ein mineraliſch Hartz und warhaffter irdiſcher Balſam aller Faulnuͤß und Gifft widerſte - het / und deßhalber auch aus mitwuͤrckender Krafft und Tugend ſeines ſauerlechten Dampffs die Lufft und alle Unſauberkeit zu reinigen und zu verzehren vermag / wie alle Erfahrne davon werden bekennen muͤſſen.
Derohalber alle Medici, welche den Spi - taͤlern / Lazareth oder Kranckenhaͤuſern fuͤrge - ſetzt ſeyn / ſich befleiſſigen ſollen / daß der Schweffel-Rauch oder Dampff / welchem in dieſer Sucht nichts zu vergleichen / gebrau - chet werde.
Fuͤr die Naſe zu halten / auch innerlich zu gebrauchen / dienet folgender
Das Rauchwerck wird ſonſt gemeiniglich componirt aus Gehoͤltz / als aus Wach - holderholtz / Cypreſſenholtz / Paradißholtz / Rhodiſerholtz / Santelholtz ꝛc. Aus Rin - den / als Zimmet / Caſſia / Thimian / Citron - und Pomerantzenſchalen. Aus Fruͤchten / als Lorbeer / Wachholderbeer / Cypernuͤſſe / Naͤgelin / Muſcatnuͤſſen ꝛc. Aus Stau - den / als Roſmarin / Cretiſchen Diplam / Stabwurtz / Wermuth ꝛc. Aus Blaͤt - tern / als Wermuth / Lavendel / Yſop / Cret - Diptam / Lorbeerblaͤtter / Meliſſen / Poley / Raute / Salbey / Majoran / Baſilien / Schaff - ripp / Toſten / Quendel ꝛc. Von Blumen / als Roſmarin / Roſen / Roͤmiſchen Camillen / Graß-Naͤgelin / Arabiſch Stoͤchasblum / Ringelblumen / Caͤltiſchen Spickblumen ꝛc. Aus Gummi und Lachrymis, als Benzoe / Myrrhen / Weyrauch / Maſtix / Ladani / Sto - rax ꝛc. auch aus koſtbaren Sachen / als Bi - ſam / Ambra / Zibeth.
Aus dieſen und dergleichen nun werden dreyerley Rauchwerck gemacht / als Pulver / Zeltlein und Kertzen. Auff folgendePræſervi - rend Rauch - Pulver. Manier koͤnnen bereitet werden die
Ein anders fuͤr geringe Leut.
Zu Winterszeit iſt Schwefel und Campf - fer mit Weyrauch und Maſtix recht vermi - ſchet ſehr nutzlich / denn die Campffer ein ſon - derbare Krafft wider die Faͤulung hat.
Die Zeltlein und Kuͤchlein aber werden auff nachfolgende Weiſe bereitet.
Zerreib es alles unter einander zu einer Maſſa, aus ſolcher formire kleine Zeltle in / und laß ſie trocknen / wenn man einen Rauch von - noͤthen / leget man derer eins oder zwey auff ein Glutpfanne / ſo geben ſolche im Zimmer einen angenehmen Rauch / und veraͤndern den boͤſen Lufft.
Loͤſe alles in Roſen-Julep / ſo viel vonnoͤ - then / auff / thue zu
Mache daraus kleine Zeltlein.
Noch folgen einige Formulen von Rau - cher-Kertzlein / von welchen nach Belieben zu gebrauchen.
Mit angefuͤhrten Formulen / unter welchen man / welches beliebig / erwaͤhlen kan / hat man zur Præſervation ſattſame Raucherwerck / da - mit ſollen die jenige Gemaͤcher / welche taͤg - lich im Gebrauch ſeyn / alle Tage wohl be - rauchert und keines uͤbergangen werden / da - mit koͤnnen die unreinen Duͤnſte zerſtaͤubet und die Lufft corrigirt ſeyn. Die Gemaͤcher aber / welch ordinari gebrauchet werden / kan man oͤffter beraͤuchern / dieweil ſolcher in den - ſelbigen gar bald verflieget.
Es pflegen auch einige mit ſtinckenden Sa - chen zu rauchern / als mit Toback / brennen - den Lunden / und dergleichen uͤbel riechenden Sachen / in Meynung / damit den boͤſen Lufft zu veraͤndern; wie dann beobachtet / daß in letzter Peſtilentz zu Leipzig man auff daſi -gem51Von præſervirenden Artzneyen. gem Rathhauß / als an einem ſonſt unge - woͤhnlichen Ort / haͤuffig Toback geſchmau - chet: Ich kan aber nicht glauben / daß ſol - cher Geruch den ſchwachen und krancken Pa - tienten dienlich ſeyn kan / ſondern daß die Le - bens-Geiſter durch ſolchen Geſtanck vielmehr geſchwaͤchet werden.
NAch dem wir in vorigem Capitel der præſervirenden Rauchwerck fuͤr Arm und Reiche Meldung gethan / ſo ſoll auch allhier fortgefahren und der innerlichen præſervirenden Medicamen - ten gedacht werden. Anfaͤnglich der Rei -Reiche Leut wol - len all zeit den Vor - zug in Me - dicamen - ten haben. chen ihre Mittel betreffende / ſo finden ſich ei - nige / welchen keine Artzney / die wolfeil ſeyn / und eben auch gute Huͤlff thun / gebrauchen wollen / ſondern halten davor / was nicht viel Geld koſte / das werde auch nicht viel helffen oder Krafft haben; oder ob ſie ſchon an der Krafft und Tugend auch nicht zweiffeln / ſo wollen ſie doch fuͤr den Armen einen Vorzug haben / und mit etwas anders bedient ſeyn. Manche / ob ſie ſchon wiſſen / daß bey den je - nigen / ſo taͤglich antidota brauchen / der Gifft nicht leichtlich hafften mag / auch da ſie uͤber Zuverſicht befallen werden / ſicherer und ſchleu -D 2niger52Das VIII. Capitel. niger zu curiren ſeyn / ſo ſind ſie doch / wie Panſa Conſil. antipeſtif. 1. cap. 10. ſchreibet / ſolche karge Filtz / daß ſie nichts auff ihren Leib wenden / ſtehen derowegen in groͤſter Gefahr / und kommen ſelten davon / dieweil ſie die rechten Geſellen ſeyn / die in ſolcher Ge - legenheit die Cur verſaͤumen / und vor Geitz und ſchinden an die heylſame Cur nicht ge - dencken / vielweniger daß ſie ſelbige brauchen / derowegen man ſie hernach in nomine Do - mini mit dem ſi bona dahin wandern laſ - ſen muß.
Andere (ſchreibt Panſa ferner) die zuvor etwas zur Fuͤrſorge gebrauchet haben / die koͤnnen gar leichtlich und mit halbem Theil der Artzney curirt werden / und moͤgen wohl - habige Leut / damit die Natur einerley Artz - neyen nicht gewohne / und daſſelbe mehr fuͤr Speiß denn Artzney gebrauche / einen Tag nach dem andern / nach gereinigtem Leib durch ordentliche Purgantia, des Morgens nuͤch - tern von dem nachbeſchriebenen Guͤlden Ey / ſo in Apothecken muß zugerichtet wer - den / zur Præſervation einer Haſelnuß groß einnehmen / und alſo eſſen / vor andern ge - meinen Beſchreibungen zu erwaͤhlen / die Be - reitung iſt folgende.
℞. Ein friſch gelegtes Ey / mache an bey -den53Von præſervirenden Artzneyen. den Enden ein Loͤchlein drein / und blaſe das Weiſſe heraus / was darinn ledig wird / das fuͤlle wieder mit ſo viel gantzem Saffran / als eingehen kan / und mache es mit einer andern Schale feſt wieder zu / damit nichts ausrie - chen kan / und brate das Ey bey gelindem Feuer oder am warmen Ofen ſo lang / biß es beginnet ſchwartz zu werden / worbey denn fleiſſig in acht zu nehmen / daß das Ey nicht zu heiß ſtehe / und der Saffran verbrenne: nehm denn die Materi aus dem Ey / und trockne ſie voͤllig / daß ſie im Moͤrſel wohl kan geſtoſſen werden / und mache ein Pulver dar - aus / zu ſolchem thue ſo viel weiſſen Senff / als das ander alles wieget / hernach nehm pulveriſirte
Miſche es alles wohl im Moͤrſer / und letz - lich thue darzu Theriac / ſo viel als obige Stuͤck alle wïegen / und ſtoß es alles noch einmal / und miſche es 3. Stunden lang / da du denn allemal etwas von Limonien-Sy -D 3rup /54Das VIII. Capitel. rup / ſo viel als noͤthig iſt / beyfuͤgen muſt / daß es ein Electuarium werde.
Dieſes Electuarii fuͤrnehmſter Gebrauch iſt in Peſt-Zeiten und Præſervation vor Gifft. Es treibt gewaltig den Schweiß / und mit demſelben den Gifft von Hertzen / zur Circum - ferenz, beſchuͤtzet das Hertz / und zertreibet die gifftigen Schaden.
Zerſchneid und zerſtoß / und ziehe mit Wachholder-Spir. die Eſſentz heraus / denn evaporir den Spir. bis zur Honig-dicke / thue hinzu
Miſche es zu einer Latwerg / zu Præſervi -rung /55Von præſervirenden Artzneyen. rung / die Doſ. ℈ j. ad ℈ ij. zu der Cur aber muß von ℈ ß. ad ʒij. genommen werden.
Zerſchneid und zerſtoß alles groͤblecht / und gieß daruͤber
Stell es zuſammen an warmen Ort / ruͤt - tel es taͤglich 3 mahl / denn deſtillir es in Baln. wer es zu der Præſervation gebrauchen will / der ſoll davon einen Loͤffel voll / zur Cur aber 3 Loͤffel voll nehmen.
Es iſt auch ein fuͤrtrefflich Præſervativ, wann man Malvaſier uͤber Ambra gieſſet / und zuweilen einen halben Loͤffel voll davon trincket.
Die Wohlhabigen moͤgen auch / wann ſieZaͤltlein im Mund zu neh - men. ausgehen / ein baar von folgenden Mund - Zaͤltlein auf der Zung gemaͤhlig zergehen laſſen.
So dienen auch in Peſt-Zeiten zu præſer - viren folgende
Mache alles zu ſubtilen Pulver von ſol - chem Pulver / nehm ʒij. beſpreng ſolches mit Zimmet und Angelick-Oel aa. gutt. j.
Mit Tragant-Schleim in Roſenwaſſer auffgeloͤſet / mache Zaͤltlein.
Auf andere Manier werden noch beſchrie - ben
Mache und miſche alles zu ſubtilen Pul - ver / von ſolchen nimm ʒij.
Mit Tragant-Schleim in Roſenwaſſer auffgeloͤſet / mache Zaͤltlein.
Die Rotulæ Liberantis werden mit Zu - cker in aqua quadam appropriata diſſolvirt / von den Speciebus confectionis Liberantis bereitet / deren Beſchreibung dieſe:
Dieweil denn / wie zu ſehen / dieſe beyde Compoſitiones von Hertz-Hirn - und Ma - genſtaͤrckenden / inſonderheit aber von ſolchen ingredientibus, welche von allen autoribus und vornehmen Medicis, ſo von der Peſt ge - ſchrieben / wider dieſe boͤſe gifftige Seuche ſonderlich geruͤhmet werden / beſtehen; ſo iſt gantz kein Zweiffel / daß ſie beydes dem Peſt - Krancken ſelbſt nuͤtzlich und gut ſeyn / wie denn auch die Confectio liberantis inſonder - heit von dem loͤblichen Collegio Medicorum zu Augſpurg in ſeinen Pharmacopolien alſo angeruͤhmet wird.
Mit genugſamen Acetoſ. citri mache eine Latwerg.
Von dieſer Latwerg ſoll man ein Quintel oder etwas mehr / da es vonnoͤthen / mit Car - dobenedicten-Waſſer eingeben.
Dieſe Species ſoll man alle zart ſtoſſen / und mit ℔ iij. rein verſchaumten Honig zu einer Latwerge machen / davon Morgens nuͤchtern / ehe man aus dem Hauß gehet / einer Caſta - nien groß eingenommen.
Diejenigen / ſo geringeren Vermoͤgensſeyn /60Das VIII. Capitel. Præſervi - rende Mit - tel fuͤr Arme.ſeyn / ſolche theure Medicamenta zu bezahlen / denen kan man zur Præſervation bereiten fol - genden
Zerſtoß alles groͤblecht / miſche es unter - einander / gieß eine halbe Maaß Wein-Eſſig daran / davon zuweilen einen Loͤffel voll zu trincken.
Mache es mit Eſſig oder beſſer mit Oxi - mell zu einer Latwerg / davon Morgens nuͤchtern ʒj. zu nehmen.
Alles wohl zerſtoſſen / untereinander ver - miſchet / und mit Honig zu einer Latwerg gemachet.
℞. Honig ℔ ij. gieß ein wenig Waſſer darein / laß es wohl ſieden / und ſchaum es ab / weil es warm iſt / und ſo es ein wenig erkuͤh - let