PRIMS Full-text transcription (HTML)
Peſt-Buͤchlein: Oder Kurtzer / doch gruͤndlicher Unterricht Von der jetztmalen uͤber Teutſchland ſchwebenden gefaͤhrlichen Seuche der Peſtilentz.
In welchem wohlmeynend gezeiget wird / Woher ſolche kommet / wie ſie anſteckend und fort - gepflantzet / auch wie ſich Pfarrherren / Medici, Wundaͤrtzte / Apotheker / und die / welche mit ſolchen Peſt-inficirten Patienten umgehen muͤſſen / auch ſonſt jederman darbey zu verhalten habe: Nicht weniger auch / wie man ſolche Seuche von ſich durch GOttes Gnade abwenden / und darwider gluͤcklich præſerviren und curiren kan. Alles nach der ſichereſt und bewaͤhrteſten Methode mit guten und approbirten Huͤlff-Mitteln / nicht nur aus zweymaliger eigener Erfahrung / ſondern auch mit Beyhuͤlff gelehrter Medicorum Schrifften / treulich entworffen / und zu jeder - mans Nutzen und Gebrauch zum Druck befoͤrdert
Franckfurt am Mayn /In Verlegung Samuel Tobias Hockers. Gedruckt bey Matthias Andreaͤ.1714.

Vorrede.

Nach Standes Gebuͤhr Geſundheit-liebender und geneigter Leſer.

NAchdem der ge - rechte GOTT un - ſer geliebtes Vater - land Teutſcher Na - tion abermahl hin und wieder / um unſerer groſſen Suͤnden willen / mit ſeiner ge - rechten Zorn-Ruthe heimgeſu - chet / und die ſchwere Straff der Peſtilentz zugeſchicket / welche bereits viel tauſend Menſchen hingeraffet; So ſeynd deßwe - gen alle umliegende Obrigkei -) (2tenVorrede. Ordentli - che Fuͤr - ſorge.ten nicht nur ernſtlich bemuͤhet / ihre Unterthanen zu wahrer Buſſe und andaͤchtigem fleiſſi - gen Gebet eifrigſt anzumahnen / ſondern auch gute Fuͤrſorge zu thun / damit ſolche anſteckende Seuche nicht muthwilliger und frevelender Weiſe in die noch reinen Oerter getragen werden moͤchte: zu ſolchem Ende auch wohlgefaſſete Collegia Sanitatis verordnet / und mit weiſen / ge - lehrten und verſtaͤndigen Leuten beſetzet / welche ſowol der reiſen - den Perſonen als auch uͤber - ſchickter Kauffmañs-Guͤter we - gen / treue und gute Obſicht tra - gen / und alles nach Muͤglichkeit verhuͤten helffen.

Will nicht allemal helffen.

Ob dieſes wol eine loͤbliche Sache / wordurch vielmal ſolche Seuche abzuhalten / und einoderVorrede. oder anderer Ort durch die Gna - de GOttes verſchonet werden kan: So bezeuget doch die taͤg - liche Erfahrung / daß alle unſe - re Fuͤrſorge / Muͤhe und Arbeit vergebens / wann GOtt mit ſei - ner Straff kommen / und uns ſeine boͤſe Kinder zuͤchtigen will / weßwegen auch faſt jederman fuͤr ſolcher Peſtilentziſchen Kranckheit furchtſam iſt / auch Mittel und Wege ſuchet / der - ſelben zu entfliehen / oder aber ſich und die ſeinigen mit dienli - chen Præſervativ-Mitteln zu verſehen.

Es wollen aber gleichwol vielPeſt wird von vielen fuͤr un - muͤglich zu curiren gehalten. Leut / auch gelehrte und beruͤhm - te Medici ſelbſt / auf dieſer Mey - nung beharren / daß niemand die Peſtilentz curiren koͤnne / noch auch daß einiger Medicus) (3einVorrede. ein ungezweiffelt Mittel wider ſolche Peſtilentz-Kranckheit ha - be / vorwendende: Es ſey die Peſtilentz eine ſonderbare Straff und Heimſuchung Gottes / und ſolle man nur alle Artzney-Mit - tel ungebrauchet laſſen / indeme man ja ſehe / wie ſolche Seuche keiner Artzney weiche / ja auch der meiſte Theil ſolcher Kran - cken / auch Pfarrherren / Medi - cos, Barbirer ꝛc. ꝛc. ſelbſt / ja offt am allererſten weg ſterben muͤſten.

Welcher Meynung andere beyfallen.

Solcher Meynung faͤllet auch bey M. Martin Hammer / Schoͤnburgiſcher Herꝛſchafft Su - perintendent, in ſeiner 9. Peſti - lentz-Predigt / in folgenden Worten: Wormit man ſich in dieſer Seuche præſerviren und curiren kan / muͤſſen wir nichtexVorrede. ex Galeno, Hippocrate, Paracel - ſo, und andern fuͤrnehmen Me - dicis lernen / ſondern aus heili - ger Goͤttlicher Schrifft ſtudi - ren: Denn es bezeugen viel fuͤrtreffliche Medici, daß / ob man wol bey allen gifftigen Kranckheiten Alexipharinaca ha - be / womit dem Gifft zu begeg - nen; ſo hat ihm doch GOtt der HERR allein das Alexiterion gleichſam vorbehalten / und uns Menſchen verborgen / ut ma - lum hoc peculiare DEI flagel - lum eſſe agnoſcamus, daß nem - lich maͤnniglich ſpuͤre / es ſey dieſe Seuche ein beſon - dere Ruthe GOttes / damit er / wann es die Welt wohl ver - dienet / in groſſem Ernſt ſie zu zuͤchtigen pflege; dahero auch /) (4(wannVorrede. (wann GOtt ſtraffen will) die fuͤrnehmſten und beſten Experi - menta wenig oder gar nichts helffen muͤſſen. Dieſem faͤllet noch bey Cunradus Geſnerus l. 1. Epiſt. ult. Remedia certa adver - ſus peſtem nulla habemus; forte & non placet DEO, ut contra flagellum ſuum, peccatis debi - tum, ullum certum præſidium habeamus. i. e. Wir haben wider die Peſt keine gewiſ - ſe Artzney: vielleicht ge - faͤllet es auch GOtt dem HERRN nicht / daß wir wider ſeine / auff unſere Suͤnde gehoͤrige Peitſche und Ruthe / einige Huͤlff und Schutz haben ſollen. Und Johann Crato von Crafft -heimVorrede. heim Part. II. ſeiner Ordnung der Præfation ſaget alſo: Be - ſchließlichen aber ſoll ich bekennen / daß allein bey GOTT dem Allmaͤchti - gen vera Antidotus pe - ſtilentialis contagionis iſt / und keinem Menſchen recht bewuſt. Endlichen ſchreibt auch D. Michael Doͤ - ring / Breßlauer Phyſicus, nach Franciſci Ulmenſ. Meynung lib. 3. de Occultis in re Medicâ facultatibus c. 8. Daß ob zwar zu Peſtzeiten etliche Artz - neyen helffen / ſo ſey doch darauff weder zu bauen noch zu trauen / ſondern ſeyen alle ungewiß. Auch) (5Johan -Vorrede. Johannes Hartmannus: In pe - ſtis iræ Divinæ flagelli ſeveriſſi - mi curatione: Tam felix nemo unquam fuit ꝛc. Es iſt nie - mand jemals ſo gluͤcklich geweſen / der ſich haͤtte ruͤhmen doͤrffen / daß er die Peſt / welche GOttes ſcharffe Zorn-Ruthe iſt / mit einer beſondern und gewiſſen Artzney vertrei - ben koͤnte.

Naͤchſt dieſen Autoribus koͤn - ten noch viel andere mehr ange - fuͤhret werden / welche alle ob - beſchriebener Meynung beyfal - len. Wir aber wollen es unter ſolchem Verſtand nehmen / daß kein Univerſal-Mittel wider die Peſtilentz zu finden / damit allenundVorrede. und jeden geholffen werden koͤnte; jedoch iſt auch nicht zu laͤugnen / daß gar vielmahl die Artzneyen durch Seegen GOt - tes gar viel ausgerichtet haben / und erfahren wir ja taͤglichen / daß bey vielen hundert ja tau - ſend Perſonen privatim die Artz - neyen ſehr viel gutes gewuͤrcket / und ihre ſtattliche Krafft ſehen laſſen. Auch wiſſen wir ja / daß der Gebrauch der Artzney - Mittel in der Noth GOtt zu Ehren gereichet; ſintemalen da - durch ſeine vaͤterliche Guͤte und Fuͤrſorge gegen uns Menſchen geoffenbaret und mehr erkannt wird / als wenn er ſtaͤts ohne Mittel helffen wolte. Rode - rich à Caſtro de Peſte ſchreibt: Peſtis quidam ex natura ſua morbus eſt lethalis, pluresque demedioVorrede. medio tollet, niſi adhibitis con - venientibus remediis, homines auxilio artis Medicæ diligentiſſi - ac citò reſiſtant. Das iſt: Die Peſtilentz iſt zwar ihrer Natur nach eine gefaͤhrlich und toͤdtliche Kranckheit / welche den meiſten Theil der Krancken hinraffet / aber durch bequeme Mit - tel und Huͤlff der Artzney - Kunſt kan man ihr ſchon widerſtehen / wofern man nur moͤglichſten Fleiß an - wendet / und beyzeiten dar - zu thut. Und wie es nun Mittel gibt / welche dieſer oder jener Peſt gleichſam ſpecialiter entgegen und recht appropiat ſeyn / alſo iſt es auch nicht alle -malVorrede. mal unmoͤglich / die Peſt zu cu - riren / denn es kan ja noch heut zu Tage durch fleiſſiges Gebet und Nachſinnen ein - oder der an - der Medicus ſowol als Galenus, Simplicius, Ruffus oder Monta - gona auch die Gnad von GOtt haben / einige gute Huͤlffs-Mit - tel zu erlangen / und zu ergruͤn - den / und obwol dermalen noch kein ſolch ſpecificum remedium vorhanden / welches wider alle Peſtilentzen gut ſey / ſo iſt dan - noch durch Ubung / fleiſſiges ſtu - diren und experimentiren ſo viel erlanget worden / daß viel tau - ſend / welche die Peſtilentz - Kranckheit bereits am Halß ha - ben / errettet werden koͤnnen.

Wir wollen uns aber bey die - ſer Diſputation nicht weiter auff - halten / oder deßwegen in Sor -genVorrede. gen ſtehen / ſondern nur gelehr - ter Leut Schrifften anfuͤhren / welche deßwegen viel Arbeit an - gewendet / um den Menſchen in Contagion-Zeiten kraͤfftiglich die Hand zu bieten; wie deßwe - gen zu leſen Unzeri tract. de lue Peſtif. Fabricius de Peſte. Mer - curialis lection. de Peſte. Herlicii Conſil. Polit. Phyſ. Hornigii tr. de Peſt. Fracaſtor. de Morb. con - tag. Nicol. Maſſa Tr. de Peſt. Panſa Conſ. antipeſt. Tabernæ - mont. de Peſt. Octav. Robertus de Febr. Petech. und noch viel an - dere mehr / bey welchen die aus - erleßneſte Huͤlffsmittel beſchrie - ben worden / derer mich auch gu - tes Theils bey Aus fertigung die - ſes kleinen Tractaͤtleins bedie - net habe.

Ob ich wohl nicht der Mey -nungVorrede. nung bin / gelehrten und erfahr - nen Medicis damit Unterwei - ſung zu geben / und gern geſte - he / daß wann ſich ſolche die Muͤ - he geben wolten / von dieſer Ma - teri zu ſchreiben / uns ein weit beſſeres Licht auffſtecken wuͤr - den; Allein iſt auch unſtreitig / daß viel Medici jetziger Zeit am Leben / welche noch niemalen bey ſolcher gefaͤhrlichen und ſchnel - len Kranckheit practicirt / und wann es dann die Noth erfor - dert / daß man ſolche bey einreiſ - ſender Peſtilentz-Kranckheit be - ruffet / ſo will es auch manchem ſchwer fallen / ex tempore die be - noͤthigte Medicamenta zu ordi - niren / zumalen offt ſolche wi - der einander ſtreitende Sympto - mata unterlauffen / daß der Me - dicus kaum Augen genug / aller) () (OrtenVorrede. Orten zuzuſehen / welches dann auch ein Mit-Urſach iſt / daß Anfangs der Peſt ſo viel prave Leut hinſterben muͤſſen / zu geſchweigen der Wund - aͤrtzte / welche man bey der Peſt - Kranckheit ebenfalls nicht erman - geln kan: Und da ſiehet man denn erſt / was ſolches fuͤr experimentirte Leut / darunter bey guten und geſun - den Zeiten das Maul groͤſſer als die Wercke ſeyn / und die ihre gute Zeit lieber bey dem Brettſpiel / als bey ei - nem nuͤtzlichen Buch zu leſen an - wenden. Sonderbar aber will auch vonnoͤthen ſeyn / daß bey ſolchen ge - faͤhrlichen Zeiten auch ein jeder Haußvater (ſonderbar welche auff dem Land und vom Medico und Apo - theken weit abgelegen) nicht nur die - ſer ſchnellen uñ gefaͤhrlichen Kranck - heit wegen ein wenig unterrichtet werde / ſondern auch ſich zu Zeit der Noth mit bedoͤrffenden Præſervativ - und Huͤlffmitteln verſehen kan / weil es offtmal bey dieſer Kranckheit die Zeit nicht zugeben will / erſt etlich Stunden weit nach dem Medico zulauf -Vorrede. lauffen / und ſich deſſen Raths zu be - dienen. In dieſer guten Intention hab ich die Feder ergriffen / beygehen - den Unterricht von der jetztma - len uͤber Teutſchland ſchweben - den gefaͤhrlichen Seuche der Peſtilentz / zu jedermans Nutzen / in Teutſcher Sprach zum Druck zu be - foͤrdern / und ſolches mit vielen herr - lichen und approbirten Huͤlffmitteln in allerley benoͤthigten Recepten be - ſtehend / mittheilen wollen; Der ge - neigte Leſer laſſe ihm dieſe mein ge - ringe Arbeit nicht mißfallen / der ich denſelben der Goͤttlichen Fuͤrſorge / mich aber zu derer guten Gunſten treulichen empfehlende / verharre

Jederman / nach Standes Gebuͤhr / zu dienen verbundener

Franckfurt am Mayn / den 16. Nov. 1713.

D. Joh. Jacob Braͤuner / Med. 43jaͤhriger Pract.

) () (2Zu

Zu freundlicher Erinne - rung

WIrd dem Geſundheit-liebenden Leſer vermeldet / daß bey dem Autore dieſes Buͤchleins (welcher allhier zu Franckfurt am Mayn am Roßmarckt unter den Neuen Haͤu - ſern wohnhafft) zu bekommen iſt: Ein herrlich und fuͤrtrefflich Expe - riment, beſtehet in einem Electuario oder Latwerg / ſo wider dieſe gefaͤhr - liche Peſt-Kranckheit præſervativè & curativè bey letzter Leipziger und Halliſcher Contagion in Sachſen von viel tauſend Menſchen mit groſſem Nutzen gebrauchet und gut befun - den worden / und wird jedem / der es verlanget / zu halb und gantzen Pfunden / jedes Pfund um 60. Kr. uͤberlaſſen.

Das
1

Das Erſte Capitel. Vor-Bericht vonDas erſte Capitel. der Peſt.

ES wird allhier nicht zuVor-Be - richt von der Peſt. fragen vonnoͤthen ſeyn / was die ſo genannte Peſt oder Peſtilentz fuͤr eine Kranckheit iſt? weil uns ſolche nicht allein in H. Schrifft / ſon - dern auch die bereits uͤber Teutſchland ſchwe - bende Gefahr und Erfahrung zur Gnuͤge be - lernet: Aus H. Goͤttlicher Schrifft erſehen wir 2. Sam. c. 24. . 15. wie der Engel / der Verderber des Volcks / 70000. Seelen in dreyen Tagen durch die Peſtilentz geſchlagen. Procopius Cæſarienſis lib. Il. de bello Perſi -Groſſe Peſt zu Conſtan - tinopel und an - dern Or - ten. co ſchreibt / daß bey Regierung Kaͤyſer Ju - ſtiniani zu Conſtantinopel ein ſolche groſſe Peſtilentz graſſirt / an welcher offt in einem Tag 5000. biß 10000. Menſchen hingefal - len. Ritius lib. 3. Francor. Regum meldet / daß im Jahr Chriſti 1438. die Menſchen mit einer ſolchen Peſt befallen worden / an welcher ſie 3. Tage in einem tieffen SchlaffAge -2Das I. Capitel. gelegen / und hernach ſo haͤuffig hingeſtorben / daß kaum der dritte Theil Menſchen uͤbrig blieben: Auch ſchreiben die Hiſtorici, wie im Jahr Chriſti 1125. der dritte Theil menſch - lichen Geſchlechts von der Peſtilentz wegge - raffct: Auch iſt uns noch in guter Gedaͤcht - nuͤß / wie eine groſſe Anzahl Menſchen vor 32. Jahren zu Wien / Prag / Dreßden / Leip - zig / Hall / in Thuͤringen / und andern Orten Teutſchlandes von der Peſt auffgefreſſen / und ihr Leben endigen muͤſſen.

Peſt iſt ei - ne von den 3. Land - ſtraffen Gottes.

Es iſt aber ſolche Peſt-Kranckheit eigent - lich eine von den drey Haupt - und Landſtraffen Gottes / womit ſolcher aus gerechtem Zorn uns Menſchen wegen uͤber - haͤuffter Suͤnden heimzuſuchen und abzu - ſtraffen pfleget / dennoch aber wird ſolche von dem Koͤniglichen Propheten David / nemlich unter dem Krieg und theurer Zeit / fuͤr die leidlichſte und gelindeſte gehalten / und er - waͤhlet / da er in angezogenem Capitel ſaget: Es iſt beſſer in der Hand des HErrn als in den Haͤnden der Menſchen ſterben. Ariſto - teles 1. Problem. ſect. 7. ſaget: Daß die Peſt nicht allein ein gifftige Schwachheit ſondern fuͤr die gifftigſte unter allen gifftigen Kranckheiten zu halten waͤre. Und wenn wir Teutſchen das Wort Gifft brauchen / ſo verſtehen wir nicht? gutes / ſondern eine hoch -Iſt anſte - ckend. ſchaͤdliche Sache: So auch iſt ſolches ein anſteckend Gifft / weil man taͤglich ſiehet /daß3Vor-Bericht von der Peſt. daß die jenigen / welche ſich beyzeiten weit von dem Ort / da die Peſt graſſiret / hinweg be - geben / davon gefreyet ſeyn / hingegen aber die / welche ſolchen Krancken beywohnen / an - geſtecket / und gemeiniglich hinſterben / jedoch geſchiehet es auch nicht allezeit / ſintemal et - liche die Peſt natuͤrlicher Weiſe verurſachen und bekommen / da ſie ſie wol ſonſt niemal bekommen haͤtten: wie denn ſolches zu ge - ſchehen pfleget / wenn ſie mit den Inficirten oder ſonſt zu frey umbgehen / die gifftige Aus - daͤmpffung bey ſolchen Krancken durch den Athem in ſich ziehen ꝛc. und heiſſet alſo / wer ſich in die Gefahr gibt / der kommet in der Gefahr umb / Syr. 3. v. 26. Alſo folget / daßWie man der Gefahr auswei - chen kan. wer der Gefahr ausweichet / auch wol ſein Leben friſten und erhalten koͤn - ne. Und iſt alſo die Warheit / daß die Peſt ein anſteckende Seuche iſt / ja eine ſolche / wel - che mit anſtecken unter allen Kranckheiten / ſo jemals unter den Menſchen geweſen / ihres gleichen nicht hat / wiewol ſie auch eine Zeit mehr als die ander / item einen Menſchen mehr und eher als den andern / nachdem die vergiffte Qualitaͤt ſtarck und grimmig / auch ſolcher Qualitaͤt vehiculum, vermittelſt welches ſie von einem zum andern propagiret und fort - geſetzet wird / dick / duͤnn / ſpiritualiſch und dergleichen iſt / anſtecket und vergifftet.

Weiters iſt die Peſt eine abſonderli -Peſt iſt ei - ne abſon - che und eigene Kranckheit / denn obA 2ſchon4Das I. Capitel. derliche Kranck - heit.ſchon an einem Peſt-Patienten vielerley Schwachheiten / als Fieber / ſtaͤtiges Wa - chen / Hauptwehe / Wahnwitz / Erbrechen / Durchlauff / Geſchwaͤr / Flecken / und andere Dinge mehr geſpuͤret werden / ſo beſtehet dennoch die Eigenſchafft und Natur der Peſt in ſolchen nicht / ſondern ſolches ſind nur Symptomata oder Zufalle / welche ſich als - bald mit der Peſt erzeigen / oder doch noch hernach kommen / fuͤr ſich ſelbſt aber keine Peſt machen / noch den Menſchen in Leib - und Lebens-Gefahr ſetzen / geſtalt wir dann ſehen / daß offtmal das Fieber / der Roth - lauff ꝛc. ſehr gering ſind / die Patienten aber nichts deſto weniger hinweg ſterben / deſſen anders nichts als die Peſtilentzialiſche Gifft ein Urſach iſt.

Ob DIes Critici bey der Peſt zu beob - achten.

Es wollen auch einige der Meynung ſeyn / weil bey andern morbis acutis auff die Dies Critici geſehen wird / daß die Peſt auch ſol - che Eigenſchafft habe / daß ſie gemeiniglich zwiſchen dem viert - und neunten Tag ein Ende mit dem Patienten mache / welche aber druͤber lebeten / mehrentheils wieder auff - kommen ſolten / wie Fab. Paul. l. 1. prælect. Marc. p. 330. meldet. Solches iſt zwar ſo viel leichter zu glauben / weil erſtlich die Peſt als eine geſchwinde Kranckheit ſich alſo anzu - laſſen pfleget / daß man biß an den neunten Tag (weñ der Patient ſo lange lebet /) leicht - lich das Facit machen / und was daraus wer -den5Vor-Bericht von der Peſt. den will / abnehmen kan / ſintemal was nicht den fuͤnfften geſchicht / den ſechſten / und was nicht den ſechſten / den ſiebenden / und ſo fort - an biß an den neunten Tag incluſivè geſche - hen kan / auch gemeiniglich geſchiehet / weilen eben der gefaͤhrlichſte dies criticus der ſieben - de Tag unter ſolchen Tagen begriffen / und der neunte Tag den ſiebenden / die Criſin be - treffende / ſo nahe verwandt und gleich iſt / als kein einiger anderer / wie Galenus de dieb. decret. 2. c. 8. davon ſchreibet. Dahero auch ohn Zweiffel Thucydides ihm den ſiebenden vorgeſetzt hat / da er ſaget: Die Leibs-Kraͤff - te thaͤten der Kranckheit wider Verſehen ſol - chen Widerſtand / daß die meiſten den neun - ten und ſiebenden Tag erſt ſtuͤrben / anzu - deuten / daß offtermal wol mehr den neunten als den ſiebenden die critiſche Veraͤnderung empfunden werde. Geſtalt denn auch das gemeine Volck (hieſiger Orten inſonderheit) faſt bey allen Kranckheiten nur auff den neun - ten Tag ſiehet / und nicht eher / es ſey denn ſolcher fuͤrbey / Hoffnung ſchoͤpffet / dargegen des ſiebenden faſt nie gedacht wird. Braſa - vola ſchreibet in Comment. Aphoriſm. lib. 2. Aphoriſm. 24. Wir haben im Jahr 1528. erfahren / und wol 600. mal in acht genom - men / daß faſt alle / die an der Seuche kranck gelegen / den ſechſten Tag geſtorben ſeyn.

A 3Das6Das II. Capitel.

Das II. Capitel. Das II. Capitel.Wie die Peſt verurſachet wird.

Wie die Peſt ver - urſachet wird / als durch

WIe aber die Peſt fortgepflantzet wird / und eines das ander anſte - cke / davon waͤren vielerley Urſachen anzufuͤhren; Sonderlich wird die Vergifftung der Lufft fuͤr eine Urſache gehal - ten / darzu die Obere / als das Geſtirn / die Cometen / die Finſternuͤſſe / ꝛc. Gelegenheit geben. Unter den Untern aber præſentirenMittags - Wind. ſich erſtlich die Winde / und bezeuget es die Erfahrung / daß die Sund - und Weſtwin - de viel ſchaͤdlicher und vergiffteter Kranck - heiten Urſach geweſen ſeyn; Inſonderheit thut ſolches der Sud oder Mittagswind;Nebel und Regen - wetter. 2. Die Nebel / inſonderheit wenn ſie ſtincket ſeyn / und offtauff einander folgen. 3. Con - tinuirlich Regenwetter / welches nicht allein durch ſeine Langwuͤrigkeit eine Faͤule erreget / bevorab wenn es darbey warm iſt / auch al - lerley alten und zerlegenen Unrath auffruͤh -Veraͤnde - rung des Gewit - ters. Erdbeben. ret. 4. Unnatuͤrliche und unzeitige Veraͤn - derung des Gewitters / indem es kalt iſt / wenn es warm / und warm / wenn es kalt ſeyn ſoll. 5. Erdbeben / bevorab wenn ſie groß ſeyn / denn ſolche faſt nicht ohne groſſen boͤſen Rauch / ſchaͤdliche Daͤmpff und gifftigen Geſtanck abgehen. 6. Groſſe ungewoͤhnli - che Menge der jenigen Thiere / ſo aus einerFaͤu -7Unterricht von der Peſt. Faͤulung wachſen / als da ſeynd Heuſchre - cken / Wuͤrme / Kaͤfer ꝛc. wie Paulus Oro - ſius gedencket / daß einsmals in Africa wegen der ſehr viel Heuſchrecken und Wuͤrm eine groſſe Peſt entſtanden waͤre / derer der H. Auguſtinus lib. 3. de C. D. c. 31. eine An - zahl von 80000. Menſchen nennet / die umb - kommen ſeyn ſollen; und zwar daß in einer einigen Stadt / Utica genannt / von 30000. jungen Soldaten nicht 10. uͤbergeblieben. 7. Daͤmpff / Schwaͤden oder Lufft / ſo etwaIn Hoͤh - len ver - haltene Daͤmpffe. eine geraume Zeit in Hoͤhlen / Tieffen / oder andern Orten gleichſam verſchloſſen gewe - ſen / und immittelſt eine boͤſe Natur gewon - nen / und nun mit der aͤuſſerſten Lufft ſich zu vermiſchen freyen Paß bekom̃en. 8. Still -Stillſte - hende Waſſer und ſtin - ckende Moraͤſt. ſtehende Moraͤſt und ſtinckende Waͤſſer / Pfuͤtzen oder Suͤmpff / welche wegen Man - gel der Bewegung in ſich ſelbſt faulen. 9. Todte Aeſer / ſo entweder auff der Gaſſen ſterben / oder auff ſolche hingeworffen wer - den / und ſo lang liegen bleiben. 10. TodteTodte Coͤrper. Menſchen-Coͤrper / wenn ſolche bey Belaͤge - rungen / in Feldſchlachten und Scharmuͤtzeln lange unbegraben liegen bleiben. Woraus abzunehmen / wie und auff was Weiſe die Peſtilentz von der Luͤfft cauſirt und verurſa - chet werden koͤnte. Es will aber Hierony - mus Mercurialis lect. de Peſtil. c. 7. nicht zu - geben / daß die Lufft ſeminarium Peſtilentia in ſich begreiffe / und zu einem Gifft werdenA 4moͤ -8Das II. Capitel. moͤge / ſondern ſie werde nur tuͤchtig gema - chet / in denen Leibern / die hierzu diſponirt ſeyn / ein Gifft zu erregen / und zwar dieſes darum / weil nach Ariſtotel. 25. l. problem. 20. Meynung die Lufft voller Feuer ſey / das Feuer aber alles Gifft von ſich treibe; wenn aber die Lufft gifftig waͤre / ſo wuͤrde weder Thiere noch Menſchen leben koͤnnen / weil nichts ohne die Lufft leben kan / ſondern ſol - che ſtaͤts einhauchen muß. Ob nun wol die Lufft viel zu Verderbung der menſchlichen Leiber thut / ſo geſchiehet ſolches doch nicht allzeit und auff dieſe Manier alleine / ſondern es haͤlt die Lufft auch wol ſelbſt peſtilentziſche Seminaria in ſich / denn wenn dieſes nicht waͤre / wovon wolten manche ſo geſchwind dahin fallen / und in ſo wenig Stunden ſterben.

Wie man wiſſen moͤ - ge / ob der Lufft ver - gifftet.

Damit man aber deſto beſſer wiſſen moͤge / ob die Peſt von einer vergiffteten Lufft oder von andern Urſachen her - ruͤhre; So hat man Achtung zu geben / 1. Ob ſich die Voͤgel / welche ſonſt ſich ge - woͤhnlich auff der Ebene auffzuhalten pfle - gen / die Berge und Hoͤhen ſuchen / hingegen die ſich in der Hoͤhe auffhalten / herunter auff die Ebene kommen. 2. Wann die Voͤgel / die ſich in Gemaͤchern befinden / oder ſonſt mit mehrer Anzahl oder wider die Gewohn - heit ſterben. 3. Wenn ſolche ihre Neſter und Jungen verlaſſen. 4. Wenn ſich garwenig9Unterricht von der Peſt. wenig oder aber allzuviel Spatzen einfinden. 5. Wenn die Voͤgel wider ihre Gewohnheit des Nachts hin und wieder fliegen / und ſchreyen. 6. Wenn die Woͤlffe heulen. 7. Wenn es ſo viel Fliegen / Muͤcken und Maͤuſe gibt / daß man ſich ihrer faſt nicht er - wehren kan. 8. Wenn Brod / Eyer / Obs / friſch Fleiſch ꝛc. in der natuͤrlichen Lufft bald corrumpirt / ſchimmlich und faul wird. 9. Wenn das Waſſer / ſo ein Weile an der Lufft geſtanden / obenher entweder blaulecht oder gelb wird. 10. Wenn Schaaf und Vieh / ſo des Morgens geweydet wird / er - krancket und umbfaͤllet / ꝛc.

Warum aber bey ſo vergiffteter Lufft nichtWarum nicht alle Menſchen von ſolcher Lufft an - geſteckt werden. alle Menſchen angeſteckt werden / da ſie doch alle ſolcher genieſſen muͤſſen? darauff wird geantwortet: Daß ſolche Vergifft - und Un - reinigkeit zweyerley iſt / als Totalis und Par - tialis; Totalis iſt / wenn die gantze Subſtantz der Lufft verderbt / gleich wie ein Apffel oder Birn durchaus faul oder untauglich wird. Partialis, wenn ſie nicht durchaus / ſondern nur an einem Ort / und zwar an unterſchied - lichen / aber etwas fern von einander entle - genen Orten verdorben iſt; dafern nun die gantze Lufft gantz und gar in ihrer Subſtantz verderbt waͤre / ſo muͤſte folgen / daß alles / was ſich ſolcher Lufft gebrauchete / unfehlbar ſter - ben muͤſte; iſt ſie aber nur Partialis, ſo wer - den nur die jenige allein darnieder geleget /A 5wel -10Das II. Capitel. welche Antheil von ſolcher vergiffteten Lufft bekommen haben.

Gleich wie nun auff ſolche umſchweiffen - de Lufft ſelbſt geſehen werden muß / alſo ſeynd offtmal ſolche Umſtaͤnde Urſach daran / daß ein - oder der ander dem peſtilentzialiſchen Gifft entgehet: dann auch hilfft bey Menſchen ſehr viel / daß er eine gute Diæt beobachtet / und der auſſerlichen Lufft ſich um ſo viel we - niger theilhafft zu machen / daheim bleibet. Endlich auch widerſtehet ſolchem Gifft eine gute præſervirende Artzney / wenn ſolche ei - nem jeden nach ſeinem Alter / Temperament und Natur gegeben wird. Hingegen iſt auch bekannt / daß je freyer die Lufft / je ge - ſunder und beſſer ſolche iſt / und weniger Ge -Warum die Lufft in Staͤd - ten ſelten rein iſt. fahr mit ſich fuͤhret. Und iſt unſchwer zu erſinnen / warum die Lufft in Staͤdten ſelten rein ſey / nemlich / weil ſich ſolche ihrer Frey - heit nicht gebrauchen kan; denn wenn ſie auch gantz rein in die Stadt kommet / ſo wird ihre Natur doch ſehr bald und leichtlich ver - aͤndert / von allerley unreinen Duͤnſten / Daͤmpffen und Schwadem / zu welchem die Schlachthaͤuſer / Metzger und Gerbhaͤuſer / Cloacken / Allmenten / Antauchen / Miſthauf - fen / Kerſelplaͤtz / Winckel / Gaͤnſe-Hund - Schwein - und Viehſtaͤlle / groſſen Anlaß ge - ben / worzu noch kommet / daß viel unſaubere Leut den Harn oder wol gar ſ. h. Menſchen - koth auff die Gaſſe ſchuͤtten. So auch ſeyndofft11Unterricht von der Peſt. offt Frembde / die in einer Stadt anlangen / Urſach / daß die geſunde Lufft verunreiniget wird / wenn ſolche allbereit inficirt ſeyn / oder doch an ihren Kleidern / Waaren ꝛc. den Gifft mit bringen. Nicht aber allein die Frembde / ſondern auch Inheimiſche / da des Volcks gleichſam viel in einander ſtecket / wie denn das gemeine Volck ſonderlich uͤber ei - nen Hauffen in den engen Gaſſen / und wohl etliche Familien in einem Gemach beyſam - men wohnen / welche hernach einander deſto eher anſtecken / und der Seuche Gelegenheit geben ſo ſehr uͤberhand zu nehmen.

Das III. Capitel. Das III. Capitel. Wie und welcher geſtalt die Menſchen angeſteckt werden.Wie und welcher Geſtalt die Menſchen von der Peſt ange - ſteckt werden.

UNter allen / wordurch die Peſt fort - gepflantzet wird / iſt nicht eine der geringſten Urſachen / die Forcht /Durch Forcht / Schroͤ - cken / Ein - bildung / Schrecken und Einbildung / denn durch die Einbildung koͤnnen viel un - verhoffete Ding zuweg gebracht werden. So auch kan ein durch Furcht und Schrecken ab - gemattet Hertz ſolchem Gifft ſchwer wider - ſtehen; denn weil die natuͤrliche Waͤrm ſehr geſchwaͤchet iſt / und die lebhafften Geiſter haͤuffig zum Hertzen / daſſelbe zu erhalten / ey -len12Das III. Capitel. len / leichtlich geſchehen kan / daß wann ſie auch nur das geringſte von der Peſt gefangen / deſſen boͤſe Qualitaͤt ſo bald dem Hertzen mit - theilen / und die Peſt verurſachen; und weil kein Menſch auff Erden lebet / den nicht etwa in ſeinem Leben (er ſey was Condition er immer wolle) dergleichen ankommen ſolle / ſo laß ich ein jeden ſelbſt davon judiciren. Der groͤſte Schroͤcken iſt ungezweiffelt dieſer / wel - cher von der Peſtilentz entſtehet / ja er iſt groͤſ - ſer als die Kranckheit ſelbſt; denn die Er - fahrung bezeuget es / daß die / ſo die Peſt von Schroͤcken bekommen / eher als andere dahin ſterben. Offt hoͤret einer nur in Geſellſchafftvon diſcu - riren / oder ſonſt etwas von der Peſt reden / und erſchuͤttert ſich daruͤber / daß er gleich die Peſt uͤberkommet. Andere / wenn ſie etwa einenvon Anſe - hen der Krancken / von der Peſt Krancken uͤber die Gaſſe nach dem Lazareth tragen ſehen / oder einen Tod - ten / der an ſolcher Seuche geſtorben / wer - den im Augenblick von der Peſt uͤberfallen. Andere werden angeſteckt / wenn ſie den Ge - ruch von einem Todten empfinden. Wenn ein Menſch etwas von Peſtilentziſchem Schwadem und Geſtanck in Mund bekom -an Spei - ſen / met / oder etwa an einem Eſſen ein Eckel hat / kan eben ſo leicht und noch leichter die - ſe Kranckheit am Halß haben. Ja nur dasdas bloſſe Anden - cken. bloſſe Andencken derer an der Peſt lie - gender krancken Perſonen / ſonderlich naher Anverwandter / kan die Kranckheit zuwegebrin -13Bericht von der Peſt. bringen. Solche Einbildung kan nun ſo viel mehr Krafft haben / wenn der Menſch wegen allzuvieler Unreinigkeit im Leib darzu ditponirt iſt / dieweil ſolche unreine Feuchtig - keiten leichtlich in ein Gifft degeneriren koͤn - nen. Es muß ja die Peſtilentziſche SeucheWovon offt die Peſt ihren Anfang nimmet. einen Anfang haben / und an einem Ort ent - ſpringen / und wo ſie entſpringet / (dafern die Lufft nicht Urſache iſt) ſo ſeynd gemeinig - lich unreine Corpora in ſolchem Hauſe / die auch alles unrein und ſaͤuiſch halten / wie man denn erfahren / daß in ſtinckenden Gaͤß - lein die Seuche ihren Anfang gemachet / wel - che ſonſt zu andern Zeiten vor andern leer ausgangen. Mancher bekom̃t die Peſt vom Anhauchen oder Schnauffen eines andern / der die Peſt hat. Offter iſt die Einbildung ſo groß / daß ſich der Menſch fuͤr einem Brieff entſetzt / der wol 50. Stund weit von einem inficirten Ort kommen. Andere / wel - che mit jemand geſſen haben / welcher ſchon eine Zeit an der Peſt geweſen / und wieder ge - ſund worden / hat gleichwol von einer im - magination die Peſt bekommen.

Nach vorher beſchriebener immaginationAndere Urſachen welche an - ſtecken / als oder Einbildung ſeynd noch andere Urſachen fuͤrhanden / wordurch der Menſch angeſteckt werden kan / als 1. durch die Kleidung; denn D. David Herlicius P. II. c. 10. Conſilii Po - litico-Phyſici ſchreibet alſo: Die Bette / auffKleider und Bett. welchen jemand an der Peſt geſtorben / oderkranck14Das III. Capitel. kranck gelegen / ſoll man fuͤr allen Dingen meyden / ſich auch nicht frefeler Weiſe auff ſolche legen / noch der Verſtorbenen Kleider angreiffen / oder in ſein Hauß bringen / dann hierdurch manch Hauß vergifftet und die Menſchen umbs Leben bracht worden. De - rowegen zu erinnern noͤthig / daß man ja der Verſtorbenen Kleider und Bett-Gewandt nicht von den Oertern / da er geſtorben / an reine Oerter trage / oder auff dem Kraͤmpel - marckt feyl haben laſſe. Vielmal haben auch geſunde Leut das Peſt-Gifft an ihren Kleidern hangen / und ſtecken damit Geſun - de an / ſie aber hleiben unverletzt. Dem Geld will auch auffgebuͤrdet werden / daß ein Gifft daran klebe / aber es iſt auch eine Einbildung / wer dennoch deſſen ſicherer ſeyn will / kan das Geld in Eſſig legen und wa - ſchen / die Brieff aber wohl raͤuchern laſſen -Kirchen - gehen. Viele ſeynd auch der Meynung / daß man ſolcher Zeit die Kirchen nicht beſuchen ſolle / weil vielerley Schwaden von der Menge der Leute allda ausgelaſſen und von Geſunden eingeathmet werde; allein dieſe Meynung will kein Statt finden: denn bekannt iſt / daß allzeit die Kirchen mit gutem Raͤucherwerck verſehen / auch obenher Fenſter und Lufftloͤ - cher geoͤffnet werden / wordurch ſolcher Schwaden ausrauchen kan. Sonſt auch belernet uns unſer Chriſtenthum / daß wir uns von keiner Urſach wegen der VerſammlungChriſt -15Bericht von der Peſt. Chriſtlicher Gemeinde in der Kirchen entzie - hen ſollen / dann in ſolcher Verſammlung iſt GOtt der HErr ſelbſt mitten unter ihnen / Matth. 8. v. 20. Wie ſolten wir uns denn foͤrchten koͤnnen? Unter den Perſonen / wel -Wie einer fuͤr dem andern mit der Peſt an - griffen wird. che leichter als andere angeſteckt werden / wol - len einige auch ein Unterſcheid machen / und ſagen / daß die Sanguinei und Cholerici oder Biloſi viel eher als Phlegmatici und Melan - cholici die Peſt an ſich bekommen: deßglei - chen die / welche im Neu - oder Vollmonden gebohren / ſollen jederzeit mehr in Gefahr der Peſt als andere gelebet haben. Ebener ge - ſtalt werden auch die Knaben / Jungfrauen und Juͤnglinge eher als alte Leut / doch ehe Weibs-Perſonen als die Manns-Perſonen / die ſchwangern Weiber eher als andere Wei - ber uͤberfallen. Deßgleichen auch muͤſſen die Faullentzer / Muͤſſiggaͤnger / die auff der Baͤrenhaut liegen / viel eher an Tantz / als die / welche nach Gelegenheit der Kraͤfften et - was arbeiten. Auch werden die Arme eher als die Reichen / die Freſſer / Saͤuffer und Brandwein-Bruͤder eher / als die ſich maͤſſig halten / und die Forchtſame eher als die Be - hertzten angegriffen. Von allen dieſen Ur - ſachen waͤre allhier vonnoͤthen etwas weit - laͤuffiger zu handlen / weil es aber der Platz allhier nicht leyden will / kan es biß zu ande - rer Gelegenheit verſparet werden. Indeſſen bleibt es darbey / daß die Peſt allezeit die Ortſuche /16Das IV. Capitel. ſuche / wo die meiſten Leut wohnen / denn gleich wie ab concluſionem aëris oder wegen ver - ſchloßner und gefangener Lufft in einem Hauß manchmal ein gantze Familia an der Peſt dahin faͤllt / weilen ſolche Lufft mit Peſtilen - tziſchen Duͤnſten erfuͤllet und beſudelt iſt. Al - ſo gehet es auch in den Staͤdten / welche volck - reich / und die Gaſſen und Straſſen eng / und die Lufft dannenhero mehr gefangen iſt / dann daſelbſt die Peſtilentziſche inquinamenta leichtlich aus gantzen Haͤuſern / in gantze Gaſ - ſen / ja gantze Staͤdte ſich ausbreiten koͤnnen / dahero wird auch geſehen / daß die Staͤdte mehr als die Doͤrffer damit geplaget werden.

Das IV. Capitel.

Das IV. Capitel. Wie die Peſt erkennet wird.

Wie man die Peſt erkennet.

WEnn ſich die Peſt an einem Ort in Staͤdten oder auff dem Land ein - geſchlichen / ſo werden Anfangs ge - meiniglich etliche Patienten ſterben / eher man noch weiß / daß ihre Kranckheit ei - ne Peſtilentz geweſen iſt / und ein Medicus, der ohn dem an kein Peſt gedacht / oder noch von keiner gehoͤret / ſolche fuͤr keine Peſtilen - tziſche Symptomara anſiehet. Derowegen wenn man ſiehet / daß etliche Menſchen ſchnell ihren Geiſt auffgeben / ſoll man zwar fuͤrſichtig handlen / und nicht alsbald ein Peſtilentz aus - ſchreyen / und dadurch Stadt und Land inGe -17Bericht von der Peſt. Geſchrey bringen / ſondern aus folgenden Zeichen abmercken / daß die Peſt fuͤrhan - den ſey.

  • 1. So der Menſch eine ungewoͤhnliche
    Zeichen der Peſt.
    Veraͤnderung mit Froſt / Schaudern und Hitz empfindet / gleich als wenn einen ein Fie -
    1. Froſt und Hitze.
    ber oder Rothlauff anſtoſſen wolte / und die aͤuſſerſten Glieder kalt ſeyn / der Patient aber inwendig h[e]fftig brennet / und ob ihm ein Schweiß kommen wolte / kan aber doch nicht ſchwitzen.
  • 2. So einer kleinmuͤthig / traurig und un -
    2. Trau - rigkeit.
    ruhig wird / faſt an keinem Ort bleiben kan / und ſich immer im Bett hin und her wirfft.
  • 3. Wenn einer ein Stechen am Halß /
    3. Ste - chen.
    unter den Armen / bey der Schaam und Ge - maͤchte / oder ſonſt hin und wieder am Leib empfindet.
  • 4. So ſich Beulen oder Druͤſen an jetzt -
    4. Beulen.
    gemeldten Orten auffwerffen / oder aber Car - funckelen an dem Halß / Bruſt / Armen / Ruͤ - cken / Schenckeln / oder andern Orten des Leibs entſpringen.
  • 5. So einer Schmertzen im Haupt em -
    5. Haupt - Schmertz.
    pfindet; dieſes Symptomatis gedencket Thu - cydides in der Athenienſiſchen Peſt / und ſol - ches iſt gemeiniglich das erſte ſo den Men - ſchen ankommet.
  • 6. So der Patient mit den Augen / nach -
    6. Rothe Augen.
    dem ſie roth und entzuͤndet werden / ſcheuß -Blich18Das IV. Capitel. lich ausſiehet / ihm auch gruͤn und gelb fuͤr den Augen wird.
7. Ohren - ſauſen.
  • 7. Ohrenſauſen und klingen / ſo ex ſpiri - tuum animalium reſolutione & exſtinctione entſpringen.
8. Mattig - keit.
  • 8. So einem die Hand / Fuͤß und der gantze Leib muͤde und matt wird / mit Er - ſchlagung und Schwermuͤthigkeit aller Glieder.
9. Engbruͤ - ſtigkeit.
  • 9. Wenn einer groſſe Hitz um das Hertz und die Bruſt empfindet / mit Engigkeit des Athems / daß er denſelben tieff holen muß / worbey ſich ein groſſe Troͤckne und Bitter - keit des Mundes auch unloͤſchlicher Durſt findet.
10. Eckel ob Spei - ſe ꝛc.
  • 10. Wenn einer Widerwillen zur Speiſe empfindet / mit ſtetigen Auffruͤpſen / Schlu - cken und Unwillen / als wenn er ſich erbre - chen wolte / ſamt Blut-ſpeyen.
11. Schlaf
  • 11. Wenn ein unzeitiger Schlaff / oder ein groſſer unerſaͤttlicher Luſt zum ſchlaffen / den Patienten uͤberfaͤllet / daß er ſich deſſen nicht entbrechen kan.
12. Stin - ckender Athem uñ Schweiß.
  • 12. Wenn der Athem und der Schweiß einen uͤbelen Geruch hat.
13. Fle - cken.
  • 13. Wenn Peſtilentz-Flecken / Petechias genannt / an des Menſchen Leibe / fuͤrnemlich aber am Ruͤcken / an der Bruſt und Arsba - cken entſpringen.
14. Nieſen.
  • 14. Vieles Nieſſen / mit Schwachheit.
15. Hertz - druͤcken.
  • 15. Ausdaͤhnung der Seiten in derWeich /19Bericht von der Peſt. Weich / und ein ſpannen und trucken umb das Hertz / als wenn ſolches mit einer Klam - mer gepreſſet wuͤrde / und die Seiten mit Stricken umwunden waͤren.
  • 16. Wenn von zaͤher Feuchtigkeit des
    16. Heiſer - keit.
    Hirns / oder auch von groſſer Hitz / item ſehr groſſen und trocknen Huſten die Stimme heiſſer wird.
  • 17. Weñ der Patient ſein Angeſicht ver -
    17. Ver - ſtelltes Angeſicht.
    aͤndert und verſtellet / und von ſeiner natuͤr - lichen Form abweichet / ſo iſt ſolches ſonder - lich ein boͤſes Zeichen / wie zu ſolcher Zeit die taͤgliche Erfahrung bezeuget.
  • 18. Wenn Gall ausgeworffen / auch
    18. Gall ausſpeyen.
    Schmertzen in Daͤrmen / Lenden und Nie - ren empfunden wird.
  • 19. So finden ſich auch ein Schlucken /
    19. Schlu - cken / Krampff.
    ſo den Krampff nach ſich ziehet / item Bley - farbe des Leibs und Fleiſches / ſo auch Ent - zuͤndung der Geburts-Glieder.
  • 20. Erſtummung / als wenn einer erſchla -
    20. Er - ſtum̃ung.
    gen und nicht bey ſich ſelbſt waͤre / deßglei - chen Taubheit und Vergeſſenheit. Es kom - men auch etwan damit kalte Schweiß / mit Ohnmachten / welche die Krafft des Hertzens ſchwaͤchen / und die Lebens-Geiſter zerſtoͤren.
  • 21. Wenn ſtarcke Leut / welche man fuͤr
    21. Ploͤtz - lich nie - derfallen.
    geſund gehalten / ploͤtzlich niederfallen und ſterben / dergleichen in unterſchiedenen Sterb - laͤufften angemercket worden.
  • 22. Wenn nun von allen vorbenannten
    22. Fieber.
    B 2Zei -20Das IV. Capitel. Zeichen keines zu ſpuͤren / ſo zeiget ſich doch gemeiniglich ein bitzig ohnmaͤchtig Fieber / welches den Menſchen alſo ſanfft pfleget an - zugreiffen / daß er es kaum mercken oder fuͤh - len kan / dadurch dann etwa viel Leut verkuͤrtzt werden / denen das Gifft das Hertz alſo er - griffen und eingenommen hat / daß man ih - nen nicht mehr oder doch ſchwerlich zu Huͤlff kommen kan.

Wann nun jetztgemeldter Zeichen eines oder mehr ſich in Sterbenslaͤufften erzeigen / kan man gewiß ſeyn / daß etwas fuͤrhanden iſt / und darff man ſich nicht auff gute Anzei - gung des Harns und Puls verlaſſen / denn ſich ſolche gemeiniglich in ſolcher Zeit gut er - zeigen / da doch der Menſch in hoͤchſter Ge - faͤhrlichkeit ſeines Lebens ſtehet; derowegen ſoll man ohn Zeit-verſaͤumen ſich gutes RathsWie der Puls in der Peſt zu judici - ren. und Huͤlff bedienen. Obwol der Puls bey einigen Inficirten wegen der gelinden Hitze gantz natuͤrlich ſcheinet / und doch den Pa - tienten ploͤtzlich dahin wirfft / jedennoch aber giebt ſolcher auch gute Nachricht / die Peſt zu erkennen / wenn entweder uͤbernaturlicher Schlaf oder unnatuͤrlich Wachen und Phan - taſiren vermerckt wird: Sonderlich wenn der Puls an Schlaffenden gewaltig ſchlaͤget / alſo wenn dieſer genannten zweyer Zeichen eines fuͤrhanden / man unfehlbar es fuͤr eine Peſt halten moͤge. Den Urin betreffende / ſo ſiehet mancher bey den Peſt-Behafftetenſo21Bericht von der Peſt. ſo ſchoͤn / als wenn er von den geſundeſten Menſchen kommen waͤre: die Urſach hievon ſchreibet Thom. Jordan. de Peſt. phæn. tr. 1. Es begibt ſich aber / daß manchmal der Kran - cke von dem Gifft uͤberwunden wird / und ſtirbt / ehe eine ſtarcke empfindliche Faͤulung entſtehen kan: dieweil dieſes Gifft ſpecificâ quadam malitiâ aus angebohrner Feind - ſchafft den Spititibus cordis zuwider iſt / und offt weniger mit den viſceribus zu ſchicken hat; daher auch der Urin geringe Anzeigung geben kan.

Fuͤrnemlich aber gibt ſich die Peſt durchDie drey Haupt - ſtuͤck / wo - mit ſich die Peſt zu er - kennen gibt. 3. Haupt-Characteres zu erkennen / als durch Beulen / Blattern und Flecken. Die Beu - len ſind nichts anders als rothlechte Ge - ſchwulſten / mit einer Entzuͤndung / ſo hart in der Haut zu ſitzen pflegen / ſpannen / und wenn man darauff druͤckt / wiederbauſchen / halten ſich ſehr in Glandulis, als unter den Achſeln / hinter den Ohren / am Halß / Bruſt ꝛc. je hoͤher und ſcheinbarer ſolche aber ſeyn / je beſſer iſt es. Sonſt werden ſie auch Druͤſen oder Peſtilentz-Druͤſen genennet. Woher es aber komme / daß die Bubones und Beulen meiſtens unter den Achſeln und Heil-Druͤſen erſcheinen / und ſich herfuͤr thun / wird fuͤr die Urſach gehalten / 1. weil dieſe Oerter des Leibs vor andern ſo herauswaͤrts liegen / weich und feucht. 2. Weilen ſie ei - ne ſcharffe Hitz / oder mordacem ardorem &B 3pro -22Das IV. Capitel. proportionatam cum humido corrupto pe - ſtis materiam haben. 3. Weil die fuͤrſich - tige Natur das Gifft / damit es nicht dem Hertzen ſchade / von ſich treibet. 4. So ha - ben auch die Bruſt und Achſen mit den Heil - Druͤſen eine groſſe Sympathiam und conſen - ſum oder Verwandtſchafft / daher die dorten geſammlete Materi leichtlich auch ad inguina - ria flieſſen kan / und dieſes geſchiehet nun / wenn die Peſtilentziſche Materi an das Hertz will; wofern ſie aber das Haupt angreiffet / gibt es gemeiniglich Schlier und Carfunckel hinter den Ohren und am Halß / bißweilen auch wol in der Gurgel und Halß.

Was die Blattern und Car - funckel ſeyn.

Die Blattern und Carfunckel / ſonſt auch das Perſiſche Feuer genannt / haben ein ver - branntes Blut / welches keinen guten Eyter wie die Beulen oder Bubones gibt / und ſeynd brennende Geſchwulſten mit einer ſchwartzen Kruſten / freſſen weit um ſich / und fallen darnach breit aus / ſehen aͤuſſerlich umherWovon ſolche kommen. blau / dahero Galenus gewolt / es ſeyen ſolche Blattern ein morbus compoſitus ex tumore & ulcere; anfangs jucken ſie etwas / ſeynd klein / und wachſen allgemach / ſo ſie aber nicht wachſen / iſt es deſto beſſer / dann ſolches ver - bleibt ob defectum Expultricis facultatis & materiæ copiam quæ interiora rurſus petit & cor necat, und ſo man ſie unterftehet auff - zukratzen / werden ſie ſehr erzuͤrnet / und ſchmertz - hafft / erſcheinen ſonſt an allerley Orten desLeibs /23Bericht von der Peſt. Leibs / nach dem der gifftigen Materi viel an einem oder andern Ort ſich befindet / oder ein Glied ſchwach iſt; kommen von ver - branntem gifftigen Blut her / das entweder durch ſeine Ungeſtuͤmme dahin faͤllet / oder vermittelſt der natuͤrlichen Staͤrcke getrieben wird: je roͤther ſie ſeyn / je beſſer es iſt / denn die gruͤnen / gelblechten und blauſcheinenden ſind ſorglich; und je weiter ſolche vom Her - tzen / je mehr Hoffnung zu ſchoͤpffen.

Die Flecken / Petechiæ genannt / werdenPetechiæ oder Fle - cken. von der Natur / wenn ſie noch ſtarck genug getrieben / nicht eben allemal criticè, denn gleich im Anfang der Schwachheit kein ve - ra criſis erfolgen mag / weilen alsdenn die Facultas concoctrix ihr Ampt noch nicht ver - richtet / auch nicht allemal ſymptomaticè, ſondern medio quodam modo & motu; kommen ſonſten nicht allein in einer vaporo - ſa materia, ſondern â parte tenuiore humo - ris putreſcentis & corrupti her; und hindert nicht / daß ſie offtmalen leichtlich verſchwin - den / denn ſolches auch die Roͤthel oder mor - bili thun / wie auch nicht / daß ſie nicht ſchwaͤ - ren / jucken oder auffſchwellen / denn auch die vitiligo und andere Flecken ſolches nicht thun / die doch nicht weniger von humori - bus herruͤhren.

Ob man wol nicht argumentiren ſoll / daßWie man von ſol - chen Zei - chen wann an den Orten / wo man ſolche Zeichen findet / eine Peſt ſey / ſonderlich wenn in derB 4Stadt24Das IV. Capitel. ſchlieſſen ſoll.Stadt oder nahe auff dem Land umher noch nichts davon geſpuͤret worden / ſo ſoll den - noch / wenn anderwaͤrts die Peſt graſſirt / ein Medicus keiner einigen Schwachheit trauen / ſie ſey wie ſie wolle / denn ſie leichtlich etwas von den Peſtilentziſchen Schwaden und Lufft an ſich zu nehmen pflegen. Derowegen wenn zu ſolcher Zeit Beulen aufffahren / ſeynd ſie mehrentheils Peſtilentziſch zu halten: meh - rentheils / ſage ich / und nicht allzeit / denn es auch wol moͤglich / daß in Peſtzeiten Beulen aufffahren koͤnnen / die doch nicht Peſtilen - tziſch ſind. Man mercket aber bald / wenn ſie einer gifftigen Art ſind / denn andere Sym - tomata und boͤſe Zufaͤlle nicht lang auſſen bleiben. Und ob es ſchon auch Rothlauffs - Beulen waͤren / ſo nimmet doch der Argwohn bald ein End / alsbald der Rothlauff an Bei - nen oder ſonſt ausſchlaͤget. Mit den Car - bunckeln und Blattern aber iſt der Handel etwas unrichtiger / doch ſoll man nicht ſo bald ein Peſt ſchlieſſen / wenn / wie oben ge - dacht / die umliegende Gegend und Stadt noch nicht inficirt iſt. Die Petechiæ aber / welche aller Orten des Leibs ſich erzeigen / (doch wenigſtentheils im Angeficht) werden auch unterſcheiden 1. von den Klautern / tu -Unter - ſcheid un - ter den Flecken. berculis ac ulceribus, denn in dieſen iſt die Haut etwas erhaben / in Petechiis ſind es nur bloſſe Flecken. 2. Von andern Flecken / als lentigine und dergleichen entſcheidet ſiedie25Bericht von der Peſt. die Geſtalt / Groͤſſe / und das Fieber / wel - ches meiſtentheils mit ihnen iſt. 3. Von den Floͤhflecken / welche meiſtentheils ein Puͤnctlein in der Mitten haben / da die Floͤh hin gebiſſen / ſeynd ſie auch zu unterſcheiden / denn ſo man den Flecken gleich druͤcket / er ſich doch nicht verliehret / ſo auch erſcheinen Floͤhflecken im Angeſicht. Warum aber ſol - che Peſtflecken nicht ſowol am Angeſicht als auff der Bruſt und Rucken geſehen werden / wird fuͤr die Urſach gehalten / weil das Hertz / ſo mit dem Peſtilentz-Gifft am meiſten bela - den / die boͤſe Materi in die naͤchſt angelege - ne Oerter des Leibs treibet / welches vornen die Bruſt und der Ruͤcken ſeyn; daß ſolche aber nicht ins Angeſicht kommen / verhindert naturæ debilitas & diſtantia loci. Mercuria - lis cap. 7. tr. de maculis.

Es folget aber auch nicht / daß ein jeder ſoSind nicht alle - mal Pe - ſtis. die Peſt bekommet / etwas von dieſen dreyen Stuͤcken haben muͤſſe / denn es geſchiehet offtmalen / daß der von der Peſt erkranckete Patient von uͤbereyletem Gewalt des Giffts dahin ſtirbt / ehe noch ſolche Zeichen ausbre - chen: oder es iſt auch wol der Natur Krafft und Staͤrcke bey den Krancken ſo gering / daß ſie das Gifft auff ſolche Weiſe nicht auszu - treiben vermag; auch ſchreibt Paracelſus tr. de Peſte cap. 1. alſo: Mercke / daß zwey Pe -Peſtilentz iſt zweyer - ley. ſtilentzen ſeyn / eine die ſich inwendig vollen - det / die ander dringet heraus; die inwendi -B 5ge26Das IV. Capitel. ge gibt keine aͤuſſerliche Zeichen / allein in - wendig ſchnelles Hauptwehe und derglei - chen / die ander ſetzt ſich auswendig / an die Ohren / unter die Achſeln und Schlichten. Ob nun wol ſchnelles Hauptwehe / Froſt / Hi - tze / darneben entweder groſſer uͤbernatuͤrli - cher Schlaff / Verruckung der Sinne und Phantaſcyen / geſpuͤret werden / ſo ſoll man doch nicht gleich ſchlieſſen / wenn ſolche Zei - chen graſſante Peſte an einem Menſchen ge - ſpuͤret werden / daß es darum flugs Peſtis ſey. Dann bey ſchwangern Weibern / auch bey Weibsbildern / wenn ſie ihre Menſes ſollen uͤberkommen / oder die Eryſipelate laboriren / i. e. die Rothlauff an einem Glied haben / kommen offtmals auch ſolche Zeichen. Dar - bey iſt aber ſonderlich Peſtis zu erkennen / wenn entweder uͤbernatuͤrlicher Schlaff oder unnatuͤrliches Wachen und Phantaſeyen / ſonderlich wenn der Puls an Schlaffenden gewaltig ſchlaͤget / und vorgenannter dreyer Zeichen eines fuͤrhanden ſeyn / ſo mag man ſolches kecklich fuͤr eine Peſt erkennen. Man thut bey ſolchen Umſtaͤnden aber allzeit beſ - ſer / man ſage es den Patienten nicht / ſon - dern bilde ihnen nur ein / daß es nicht Peſtis waͤre / damit er deſto beſſer Hertz habe / ſo der Cur vortraͤglicher iſt.

Soll nicht verabſaͤu - met wer - den.

Offtermalen / und ſonderlich bey dem An - fang ſolcher Kranckheit / hat es das Anſehen / als ob kein Gefahr fuͤrhanden / aber deßwe -gen27Bericht von der Peſt. gen ſoll man doch mit Gebrauch der Artzney - Mitteln nicht nachlaſſen. Denn anfaͤnglich iſt das Hertz am ſtaͤrckſten / und jaget ſolchen gifftigen Feind von ſich / darbey ſich Patient und Medicus einbilden / ſie haͤtten gewonnen / weil aber der gifftige Feind nicht auff ein - mal genugſam durch den Schweiß ausge - trieben werden kan / pfleget ſolcher wol zum andern auch drittenmal anzuſetzen: Wenn nun ſolcher geſtalt das Hertz angegriffen wird / iſt es nicht mehr ſo ſtarck / ſolchen groſſen Widerſtand wie das erſtemal zu thun / weil die Spiritus vitales ziemlich ver - lohren / derhalben ſoll auch der Medicus mit der Cur nicht inhalten / noch ſolchen Zeichen trauen / und auff die Criſin warten / denn es kan ein ander alte Seuche / womit der Pa - tient ſonſt behafftet iſt / leichtlich in eine Peſt - Seuche verwandelt werden. Panſa Conſ. antipeſt. 3. quæſt. 75.

Das V. Capitel. Von hoher ObrigkeitlicherDas V. Capitel. Fuͤrſorge.

WEnn einer hohen Obrigkeit dasObrig - keitliche Fuͤrſorge. Ampt der Fuͤrſorge / ihre Untertha nen in gutem Wohlſtand zu erhal - ten / oblieget / ſo will auch die Nothwendig - keit erfordern / bey graſſirenden Peſtzeiten / dieſer Seuch fuͤrzukommen / und ſo viel moͤg -lich28Das V. Capitel. lich von ihren Staͤdten zu befreyen / daß ſol - che nicht durch Verwahrloſung mit andern angeſteckt werden / allda werden naͤchſt dem Exercitio Pietatis aus Obrigkeitlichen Mit - teln ſolche Perſonen erwaͤhlet / welche auff Reiſende / deren Waaren und Guͤter an den Lands-Graͤntzen und Thoren der Staͤdte gu - te Obſicht haben / daß von inficirten Orten keine verdaͤchtige Menſchen noch Sachen ein - gelaſſen werden. Inſonderheit wird beſtel -Collegium Sanitatis. let ein Collegium oder Officium Sanitatis, der Anzahl nach Gelegenheit des Orts und Volcks benahmet werden / zuſamt einem oder mehr Medicis oder ordinari Phyſicis, welche Krafft habenden Befehls alles / was zu ſol - chem hochnuͤtzlichen und heylſamen Werck dienlich iſt / alles dahin richten / wie durch Goͤttliche Huͤlff die aͤuſſerliche Gefahr und annahende Infection moͤge verhindert und auffs weiteſte abgetrieben / oder da ja ſolche allbereit eingezogen / und ſich in etwas mer - cken laſſen / hinwiederum auffs ſchleunigſte durch bequeme Artzney-Mittel und andere gute Rathſchlaͤge moͤge gedaͤmpffet und aus - geloͤſchet werden. Wie denn dahin ſonder - lich geſehen wird / daß auffs eheſte allerhand Perſonen und taugliche Diener angenom - men werden / derer ſich ſolch Collegium Sa - nitatis zu treuen Dienſten augenblicklich be - dienen koͤnne. Und dieweil bey ſolchem Ampt und Dienſt nicht allein groſſe Beſchwerlich -keit /29Von Obrigkeitlicher Fuͤrſorge. keit / ſondern ſolche auch unterweilen Leib und Leben in Gefahr ſetzen muͤſſen / ſolle an ſolchen kein Unkoſten geſparet / ſondern durch gebuͤh - rende Freygebigkeit zu hoͤherm Fleiß auffge - mundert werden.

Es werden aber zu gluͤcklicher FortſetzungWas fuͤr Perſonen zum Col - legio Sani - tatis be - ſtellt wer - den. ſolches fuͤrhabenden Wercks Perſonen un - terſchiedenen Standes erfordert / in ſonderheit aber Medicos, Apothecker / verſuchte Wund - aͤrtzte / Beyſteher / Huͤter allerley Sachen / Schreiber ꝛc. Manns - und Weibs-Perſo - nen / welche den Krancken warten / und entwe - der verdaͤchtige oder auch inficirte Oerter und Sachen ſaͤubern; item Kranckentraͤger / Zutraͤger / Todtengraͤber / und dergleichen Perſonen mehr.

So auch ſeynd ein oder mehr HoſpitaͤlerHoſpitaͤ - ler. oder Lazareth-Haͤuſer vonnoͤthen / die nicht nahe beyſammen ſtuͤnden / ut contagium unius Hoſpitalis minimè ad aliud traduci poſſit, damit das Gifft nicht leicht von einem Hauſe zum andern gebracht werden koͤnne / ſolche arme Leut dahinein zu bringen / die Wohlhabigen aber koͤnnen ſich darzu ihrer Vorwerg und Gaͤrten bedienen / weil es ſehr vortraͤglich / wenn ſolche Krancke auſſerhalb den Staͤdten in einer freyen Lufft curirt und begraben werden koͤnnen. Und wenn die Peſt erſtlich in ein Hauß kommen iſt / ſoll man alsdann dieſe inficirte Leut alsbald her - aus und in ſolche Haͤuſer bringen / ſo koͤntenſolche30Das V. Capitel. ſolche Leut ſich bißweilen ein wenig auswit - tern / und in der Lufft umher gehen / anbey aber muͤſten ſolche Leut getreue Waͤrther ha - ben / die ihnen die Nothwendigkeit zutruͤgen und reicheten / damit ſelbige keinen Man - gel leyden.

Wie Rei - ſende / ſo verdaͤch - tig / ſeyn zu halten.

Wenn auch jemand von einem inficirten Ort unumgaͤnglich reiſen muͤſte / ſo ſoll man ihn an dem geſunden Ort zuruͤck halten / und einen Ort anweiſen / allwo ſolcher etwa 15. 24. oder nach Befinden wol gar 40. Tage ſtill liegen bleibe / hernach ſeine bey ſich ha - bende Sachen fleiſſig durchſehen laſſen / da - mit in ſolchen kein Gifft verborgen / an die freye Lufft bringen / und alsdenn / wenn alles richtig befunden worden / in die Stadt laſ - ſen. Hierbey aber will auch vonnoͤthen ſeyn / ſolche Perſonen mit aller Nothdurfft zu ver - ſehen / und in waͤhrendem Inhalten allzeit gute Artzney reichen laſſen. Inſonderheit ſoll man ſich aber der Krancken treulich an - nehmen / als welche ohne das mehr als andere dieſem Jammer pflegen unterworffen zu ſeyn.

Es ſoll taͤglich dem Col - leg. Sanit. richtige Relation abgeſtattet werden.

Damit auch alles ordentlich gehalten wer - de / ſo ſollen die Præfecti Sanitatis von Tag zu Tag ein Verzeichnuß der inficirten Haͤu - ſer und der darinnen gefaͤhrlich liegenden Per - ſonen machen und bringen laſſen / aus wel - chen folgender Nutzen entſtehet: Daß die Præfecti Sanitatis gruͤndlich wiſſen koͤnnen / was es mit der Seuche fuͤr eine Beſchaffen -heit31Von Obrigkeitlicher Fuͤrſorge. heit habe / und ob ſelbige ab - oder zunehme. Item daß auch den Krancken eher und beſ - ſer mit zuſchicken des Medici und der Wund - aͤrtzte in Zeiten kan geholffen werden. Und fuͤrnehmlich durch dieſes Mittel die Seuch im Anfang gedaͤmpffet und abgewendet wer - den / ſintemal ſonſten wegen ihrer vielen Un - achtſamkeit / geringes Vertrauen gegen die Medicos, oder auch aͤuſſerſtes Armuths / die Seuche alſo einreiſſen und groſſen Schaden zu thun pfleget / daß es Anfangs faſt niemand recht gewahr werden kan.

Iſt derohalben eine Obrigkeit um ihrerWas fuͤr Medici und Chy - rurgi zu beſtellen. treuen Vorſorg willen hoch zu ruͤhmen / um der Lieb und vaͤterlichen Fuͤrſorg willen / ſo ſie gegen ihre Unterthanen thut / und ſonderlich hoch zu achten / wann ſie ſich nach wohler - fahrnen und geuͤbten Medicis und Wund - aͤrtzten umſiehet / ſolche annimmet / und mit ehrlichen und ſtattlichen Beſoldungen un - terhaltet.

Anbey muß auch eine Ordnung unter denOffentli - che Zu - ſammen - kuͤnfft ſind zu vermei - den. Buͤrgern und Inwohnern gemacht werden / daß ſie die oͤffentliche Zuſammenkuͤnfften / Schauſpiele / Gaſtereyen / Zechen / Hochzei - ten / Taͤntze / Jahrmaͤrckte / Schulen / und ge - meine Badſtuben meyden / dieweil kein ge - ringe Gefahr darbey / daß unter ſolcher An - zahl Leut nicht etwa ein oder ander inficirte Perſon gefunden werde / welche das Gifft weiter ausbreiten. Sonderlich iſt in vielenStaͤd -32Das V. Capitel. Auff die Doͤrffer ſpatzieren wird ver - dotten.Staͤdten die leidige Gewohnheit / daß das ledige gemeine Volck / Mann - und Weibs - Perſonen / an Sonn - und Feyertagen aus der Stadt auff die Doͤrffer und in die Zech - haͤuſer lauffen / allwo denn allerhand Uppig - keit getrieben und vielerley Volck unter ein - ander kommet / durch welche auch ſehr ſolche Seuche fortgepflantzet wird / derohalben wohl gethan waͤre / wenn man ſolchen Hand - wercks-Geſellen und ledigen Dienſt-Geſind ſolch Auslauffen gantz abſtellete.

Wie Vor - rath in der Stadt an - zuſchaffen.

Auch iſt vonnoͤthen / daß eine Obrigkeit in Peſtilentzzeiten bald im Anfang mit allerley Nothdurfft an Victualien und Lebensmitteln verſorge / dieweil die umliegenden Nachbarn ihren Unterthanen die Zufuhr hernach gemei - niglich hart verbieten / wenn denn eine Stadt mit den groͤſten Nothwendigkeiten verſor - get / ſo koͤnnen hernach die Arme und Kran - cke deſto beſſer verpfleget werden.

Die Rei - che / ſo flie - hen / ſollen vorher fuͤr die Arme Proviſion machen.

Dieweil auch die Reichen gemeiniglich zu ſolcher Zeit aus der Stadt fliehen / und den Armen / welchen ſie ſonſt Chriſtlicher Schul - digkeit nach ihre Hand oͤffnen ſolten / huͤlff - loß zuruͤck laſſen / ſo will denenſelben gebuͤh - ren / noch vor ihrer Abreiſe etwas von Kern / Rocken / Gerſten / Wein und Bier / Geld / Holtz / und allerhand Victualien zuruͤck zu laſ - ſen / davon man den armen Krancken zur Zeit der Noth austheilen koͤnne. Die be - nachbarte und geſunden Orte ſolten billig der -glei -33Von Obrigkeitlicher Fuͤrſorge. gleichen thun / und denen Nothleydenden zu Huͤlff kommen / weil ſie nicht wiſſen / wenn an ſie der Reihen auch kommen werde.

Es iſt auch vonnoͤthen / auff die MetzgerMetzger / Becker und Bier - brauer ſol - len kein muthwil - lige Theu - rung ma - chen. fleiſſig acht zu geben / damit ſolche kein un - reines Vieh ſchlachten / deßgleichen auff Be - cker und Bierbrauer / daß ſolche kein muth - willige Theurung einfuͤhren. Die Apothe - cken ſind noͤthig zu viſitiren / ob auch ſolche Materien vorhanden / damit der Peſt Wi - derſtand zu thun. Auff die Wundaͤrtzte iſt ebenfalls ein wachſames Auge zu halten daß ſie auch ſolche in der That ſeyn / welchen Na - men ſie fuͤhren / auch ob ſolche mit Pflaſtern und Salben der Nothwendigkeit nach ver - ſehen ſeyn.

Item iſt auch hoch vonnoͤthen / daß eineGaſſen wie ſolche von Un - rath und Vieh zu ſaͤubern. Loͤbl. Obrigkeit durch ihre Diener Vorſe - hung thue / damit aller Unluſt / Stanck / Un - flat / Moder / Miſthauffen / von den Straſ - ſen / ſonderlich in engen Gaͤßlein / ausgereini - get werden. So ſoll man auch todte Ae - ſer / Katzen / Hund / Schwein / Ratzen / Gaͤn - ſe ꝛc. davon die Menſchen ſonderlich corpo - ra impura & ad morbos prædiſpoſita, leicht - lich angeſteckt und vergifftet werden / inſon - derheit Gaͤnſe und Schwein auch den Miſt von den Straſſen abſchaffen. Die Barbie - rer ſollen auch kein Blut von Aderlaſſen / noch von Gifft abgenommene Pflaſter fuͤr die Thuͤr oder auff die Miſthauffen ſchuͤtten /Cnoch34Das V. Capitel. noch die Nacht-Geſchirre auff den Gaſſen ausledigen / durch welche gute Verordnung viel Unheyl abgeſchaffet und verhuͤtet wer - den kan.

Vieh ſoll aus der Stadt ge - ſchaffet werden.

So iſt auch vonnoͤthen / daß man in Pe - ſtilentzzeiten Kuͤhe / Ziegen / ſtinckende Boͤ - cke / Katzen / Hunde / Gaͤnſe / Enten ꝛc. aus der Stadt bringe / in welcher rauhen Wolle / Federn und Haar ſich der Gifft / wie auch im Beltzwerck / gern anhencket / weil nun ſolche Thier in den Haͤuſern hin und her lauffen / ſo kan leichtlich geſchehen / daß ſolch Gifft von einem Hauß zum andern getragen wuͤrde; Und iſt auch eine hochloͤbliche Verordnung / wo man in einer Stadt ſolch Vieh an Kuͤ - hen / Schweinen und Gaͤnſen nicht duldet / und auff den Gaſſen umlauffen ſiehet / ſon - dern ſolches vor den Thoren zu halten Ver - ordnung machet. Wenn die Gefahr hefftig iſt / ſo will auch nicht rathſam ſeyn / daß die Badſtuben geoͤffnet werden / nicht nur we - gen der Zuſammenkunfft vielerley Volcks / ſondern auch / weil gemeiniglich ſolche Leut ins Bad gehen / welche ſchon die Seuch am Halß haben / und ihnen in ſolchen Huͤlff durch ſchwitzen und ſchrepffen ſuchen wollen / ſich alſo zu den Geſunden nahen / und ſolche / eheBadſtu - ben ſind verdaͤch - tig. man es ſich verſiehet / zugleich anſtecken. So auch iſt bey ungeſunder Lufft das Baden oh - ne dem ſchaͤdlich / indem durch die Schweiß - loͤcher die gifftige Lufft ſich eindringen kan. Auch35Von Obrigkeitlicher Fuͤrſorge. Auch kommen an ſolchem Ort die ſchaͤdli - chen Duͤnſt hauffenweiſe zuſammen / und er - wecken allerley Ungemach. So ſeynd ohne dem / wie gedacht / die groſſe Verſammlun - gen ſchaͤdlich; Inſonderheit aber ſoll bey ſolchen gefaͤhrlichen Zeiten in Sommerzeit das Baden verbotten werden / damit die Hi - tze des Leibs nicht allzuviel vermehret / noch indem die Schweißloͤcher eroͤffnet / die boͤſe Lufft deſto ehender eindringen kan.

Ein Loͤbl. Obrigkeit ſoll auch ernſtlich dar -Kraͤmpel - marckt ab - zuſchaffen. an ſeyn / zu verhuͤten / daß zu ſolcher Zeit kein Kraͤmpelmarckt mit Kleidern / Betten / Bett - gewandt ꝛc. gehalten werde / noch daß ſolche iemand umtrage oder verkauffe / ſondern al - les zuvor wohl auswittere; ſich auch huͤte / daß kein geſtohlen Gut gekaufft werde / da - mit man nicht Suͤnde mit Suͤnde haͤuffe.

An einigen Orten pfleget man all ſolch Ge -Ob man inficirt Geraͤth verbren - nen ſoll. raͤthſchafft vor dem Thor mit Feuer zu ver - brennen / welches in inficirten Haͤuſern gefun - den wird / ſolches iſt wol eine Sache / wo - durch man das Gifft am ſicherſten abſchaffet / und waͤre wol zu thun / wenn es gleich An - fangs / ehe viel Haͤuſer inficirt ſeyn / jedoch alſo gethan wuͤrde / damit den armen hinter - laſſenen Waiſen ſolcher Schade aus dem ge - meinen Saͤckel wieder erſetzt werden moͤch - te: wenn aber die Seuche allbereit ausge - breitet / will ſich ſolches nicht mehr wohl thun laſſen / weil dadurch den Wuͤrthſchafften einC 2groſ -36Das V. Capitel. groſſer Schaden zuwachſen ſolte. So auch muͤſte man beſorgen / daß viele ihr Geraͤth verbergen / und hernach damit doppelt Un - heyl anrichten koͤnten. Panſæ. Conſ. anti - peſt. 2. c. 3. ſchreibt: Ob wol etliche rathen / daß man das unreine Gewand und Geraͤth verbrennen ſoll / jedoch weil mancher vor ſol - chem Geſtanck ein Abſcheu haben moͤchte / daß er daruͤber allein aus Forcht und Eckel die Seuch an Halß bringen koͤnte / ſo iſt am be - quemſten / daß man ſolche Sachen der Infi - cirten nicht lange im Geſtanck liegen laſſe / ſondern alsbald waſche / und ein Zeitlang an den Lufft haͤnge. So halten auch einige da - fuͤr / daß ein ſolches unreines Kleid des Ver - ſtorbenen innerhalb 20. Tagen von ſeinem Gifft / an die Lufft gehenckt / genugſam koͤn - ne gereiniget werden. Und dieſe des Panſæ Meynung ſcheinet auch in Rechten gegruͤn - det zu ſeyn / cum nemo rei ſuæ dominio pri - vandus l. ſi privatus, ff. Qui & à quib.

Das VI. Capitel. Das VI. Capitel.Wie den inficirten Orten aus - zuweichen / und wer fliehen darff.

Von flie - hen aus inficirten Orten.

ES wird faſt niemand an inficirten Orten angetroffen / welcher / da es ihm moͤglich waͤre / nicht gern ſein Leben ſalviren und ausweichen wolte / ſo auchvon37Ob und wer die Peſt fliehen ſoll. von den Reichen zu geſchehen pfleget / und wird auch nicht fuͤr gut gehalten / ſich ſelbſt in Gefahr zu begeben / wenn man ſolcher ent - fliehen kan. Dieſes Privilegii der Peſt / nem - lich des Ausweichens / haben ſich nicht nur eintzlechte und etwa privat-Perſonen / ſon - dern gantze Koͤnigl. und Fuͤrſtliche Hofhal - tungen / ja gantze Univerſitaͤten / nicht ohne groſſen Nutzen gebrauchet. Ja es hat die Seuche gantze Reichstage turbirt / wie wir denn heutiges Tages ein Exempel haben / daß ſich das gantze Reichs-Collegium um derer Sicherheit von Regenſpurg ab und nach Augſpurg verleget.

Es iſt aber ſolch Ausweichen dennoch nicht jedweden ohn Unterſcheid zu erlauben; deñ es ſind viele Ampts und Beruffs wegen zu bleiben verbunden / ſonderheitlich welche den Krancken Huͤlff und Rath ſchaffen koͤnnen /Welchen das Flie - hen ver - botten iſt. als da ſeynd die Seelſorger / Medici, Regen - ten oder Vorſteher der Gemeinde / das Dienſt - Geſind / und welche einer Gemeinde um Lohn dienen / alſo auch Apothecker / Barbierer / Schulmeiſter / Waͤchter / und gemeine Stadt-Diener.

Erſtlich ſind die Diener Goͤttliches WortsAls Pfarꝛ - herren. ſonderlich verbunden / denn ſolche ſollen / koͤn - nen und doͤrffen nicht von ihren Schaͤfflein fliehen / und ſie in der Noth verlaſſen / die - weil man ihrer zu Peſtzeiten am meiſten be - darff / dem Volck den Zorn GOttes zu ver -C 3kuͤn -38Das VI. Capitel. kuͤndigen / zu rechter Buß ſie zu ermahnen / die Sterbkunſt zu lehren / mit nothwendigem Troſt zu verſehen / die Sterbende mit dem H. Nachtmahl zu verſorgen / und durch un - ablaͤßlich Gebet den barmhertzigen GOtt wieder zu verſoͤhnen / auch nach Gelegenheit ihre Pfarrkinder zu ihrem Ruhbettlein beglei - ten zu helffen.

Die Medi - ci, Bar - bierer und Apothe - cker.

Die Medici oder Doctores der Artzney / wie auch Barbierer und Apothecker / ſollen ſo leichtlich ihre Gedancken nicht auff die Flucht ſetzen / ſondern bedencken / daß ſie GOtt dar - um in ſolchen Stand geſetzt / damit ſie den Geſunden bey Geſundheit erhalten helffen / den Krancken aber ſeynd ſie vielmehr obligirt zur Seiten zu ſtehen / weil ſolche des Artztes am meiſten benoͤthiget. Denn was waͤre diß fuͤr ein Handel / daß der Artzt auswei - chen ſolte / da man ſeiner am meiſten benoͤ - thiget waͤre? Denn wenn du zu ſolcher Zeit nicht zu bleiben gedacht haͤtteſt / waͤre beſſer geweſen / daß du an ſtatt des continuirten Studii Medici ein Pfefferkraͤmer worden waͤ - reſt. Im Fall aber ein Loͤbl. Obrigkeit be - ſondere Peſt-Medici beſtellet / die ſowol Spi - taͤler und Lazareth / als auch die andern Kran - ckenhaͤuſer zu beſuchen haben / ſo ſeynd die uͤbrige ſo gar hart nicht verbunden / ſondern moͤgen / wenn ſie ſich ja ſo ſehr fuͤrchten / nebſt den ihrigen ausweichen / doch daß ſolches mit Bewilligung der Obrigkeit geſchehe / auffwel -39Ob und wer die Peſt fliehen ſoll. welcher Erfordern ſie ſich wieder herbey ma -Ordinari beſtellte Medici bey einer Stadt ſind ge - nauer ver - bunden. chen ſollen / bevor / ſo wegen Abſterbens Man - gel an Medicis erſcheinen will. Und gleich wie die ordinari beſtellten und beeydigten Medici einer Stadt denen andern vorgezo - gen werden / alſo gebuͤhret ihnen auch fuͤr andern Fuß zu halten / es ſey die Noth ſo groß als ſie wolle / denn wer vor andern Lohn ge - nieſſet / der ſoll auch fuͤr andern arbeiten. In - ſonderheit aber und fuͤr allen ſollen die Sti - pendiarii bey gemeiner Stadt ſtehen / und Fuß halten; ſolches iſt nicht allein billig / ſon - dern es erfordert es auch die Danckbarkeit / die ſie gegen gemeiner Stadt ſchuldig ſeyn. Jemehr aber die Medici zu bleiben ange - ſtrengt ſeyn / um deſtomehr ſollen auch Pa - tienten ihrer Belohnung wegen Sorge tra - gen. Und was hier von Medicis geſagt wor - den / iſt auff ſolche Weiſe auch von Apothe - ckern / Wundaͤrtzten / Hebammen ꝛc. zu ver - ſtehen / als auff welche einer Obrigkeit in Sterbenslaͤufften ernſtliche Auffſicht zu ha - ben geziemet / damit ſie erheiſchender Noth - durfft nach bey der Hand bleiben / auff daß die arme Krancke nicht verſaͤumet werden. Und da ſolcher einer wider das Gebott der Obrigkeit ausweichet / kan er auch am Leben geſtrafft werden. Vincent. Caroc. de loc. & conduct. citante Phil. March. de bell. div. part. 1. c. 8. n. 5.

C 4Glei -40Das VI. Capitel.
Obrigkeit und Fuͤr - ſteher der Gemein - de.

Gleichermaſſen ſollen auch Obrigkeit und Fuͤrſteher der Gemeinde nicht ausweichen / es waͤre denn derer Zahl ſo groß / daß man wol einen Ausſchuß daraus machen koͤnte / und einem oder dem andern / welcher ſchon der Ge - meinde lange Zeit fuͤrgeſtanden / vergoͤnnet werden / geſuͤndere Lufft zu ſuchen / doch der - geſtalt / daß ſolcher wo moͤglich in der Naͤhe verbleibe / damit er dannoch fuͤr die Noth - leydende in der Stadt mit ſorgen helffe / und ſolche von auſſenher mit Proviant verſorgete / weilen doch die Ort um der Infection willen geſcheuet / und deßwegen die Zufuhr der Vi - ctualien verringert wird.

Dienſt - Geſinde welches zu bleiben obligat iſt.

Die Dienſtbotten ſind ebenmaͤſſig ihren Herren gleichſam als Kinder ihren Eltern verbunden / in allen Noͤthen / und alſo auch wo Peſtilentz-Gefahr vorhanden / beyzuſprin - gen / und ſie nicht zu verlaſſen; jedoch ſo ſind etliche / inſonderheit Handels-Bediente / auch Kuͤnſtler und Handwercks-Geſellen / welche auch anſehnlicher Leut Kinder ſeyn / und nur ihre Profeſſion beſſer zu erlernen / und die Welt zu ſehen / ausgezogen / keines weges ver - bunden / in Peſtilentz-Zeiten zu bleiben / ſon - dern wohl befuget / ihr Heyl anderwaͤrts und bey reiner und geſunder Lufft zu ſuchen / es waͤre dann Sach / daß ſie ſich expreßè, auch in Contagion-Zeit / bey ihren Herren zu blei - ben verbunden haͤtten.

Hin -41Ob und wer die Peſt fliehen ſoll.

Hingegen finden ſich auch Leut / wenn ſieWie ſich Dienſt - botten in der Peſt gegen ihre Herren / in Sterbzeiten von GOtt heimgeſuchet wer - den / welche treue Dienſtbotten an Knechten und Maͤgden um ſich haben / die ihnen in ih - rer Noth Tag und Nacht treulich beyſtehen / und mit ihrer Leibs - und Lebens-Gefahr huͤlffliche Hand bieten; wenn aber ſolcher einer treuen Dienſt-Geſindes wieder erkran - cket / und von ſolcher Seuche angegriffen werden / ſo laſſen theils ſolche liegen / verder - ben und ſterben / oder wiſſen nicht wie bald ſie ſolche aus dem Hauſe verſtoſſen und huͤlff - loß wegſchaffen ſollen / da doch manchem ſein Hauß weit und groß genug iſt / daß ſie ſol - chen Krancken wol im Hauß behalten und wieder verpflegen laſſen koͤnten. Dieſe fol - gen dem Exempel des Hauptmanns zu Ca - pernaum nicht / da doch die natuͤrliche Bil - lichkeit erfordert / die jenige in Leibs-Schwach - heit nicht zu verlaſſen / die ihnen zuvor treu - lich und fleiſſig gedienet haben. Wer aberauch Her - ren gegen die Dienſt - botten ver - halten ſol - len. ein ſolch krancken Dienſtbotten wegen Enge des Raums in ſeinem Hauß nicht haben kan / auch in Sorgen ſtehet / daß er die uͤbrigen auch anſtecken moͤchte / und alſo genoͤthiget iſt / ſolchen in ein Spital oder Lazareth brin - gen zu laſſen / derſelbe ſoll nicht dencken / daß er nun deſſen aus dem Hauß loß ſey / und nicht vonnoͤthen waͤre / ferner nach ihm zu fragen; Nein! ſeine Schuldigkeit iſt gleich ſo groß als vorhin / und ſoll ihm doch an gebuͤhrlicherC 5Pfleg42Das VII. Capitel. Pfleg und Wartung nichts ermangeln laſ - ſen / ſondern allzeit ein wachſames Aug auff ihn halten / zeitlich nach ihm fragen laſſen / und troͤſten / damit ihm an zeitlichen Mitteln nichts gebreche / weil man doch wol weiß / daß es in ſolchen Kranckenhaͤuſern alſo hergehet / daß es wol beſſer ſeyn moͤchte.

Ob Schul - meiſter weichen koͤnnen.

Es ſeynd endlich auch die Schulmeiſter verbunden / daß ſie nicht nach ihrem Gefal - len ausweichen doͤrffen / dennoch aber / wenn ſolche an ihre Stelle einen andern / ſo dienlich iſt / ſtellen / oder ſo in Peſt-Zeiten / wie wol billig erlaubt waͤre / die Schulen / gantz be - ſchloſſen waͤren / ſo kan bey ſolcher Bewand - nuͤß ein Schulmeiſter wol ſeine Sicherheit ſuchen.

Das VII. Capitel. Das VII. Capitel.Wie ein Diætt ein gut Præſerva - tiv-Mittel iſt.

Wie man ſich præ - ſerviren ſoll.

ES beſtehet die Diæt und Maͤſſigkeit nicht nur in Eſſen und Trincken / ſon - dern vielmehr in Lufft / Speiß und Tranck / Schlaffen und Wachen / Ubung und Ruhe / Erfuͤll-Erledigung des Leibs / und den Affecten und Bewegung des Gemuͤths.

Wie der gifftige Lufft zu reinigen.

Die Lufft ſoll beſtehen in remotione mali fœtoris & poſitione boni odoris, ſoll dero - wegen frey von Suͤmpffen / boͤſen Daͤmpf - fen / Miſthauffen / Cloacken / Schwein / End -ten43Wie man ſich præſerviren ſoll. ten und Gaͤnſeſtaͤllen / auch trocken und kalt ſeyn / und da etwa ſolche Dinge oder aber ſtinckende Nebel die Lufft verfaͤlſchen / ſoll man ſie mit Feuer von Wachholder corrigi - ren. Es wird auch nichts auff Erden zu Reinigung des vergiffteten Luffts beſſers ge -Was der Schweffel fuͤr Wuͤr - ckung dar - zu hat. brauchet als der Schweffel / welcher als ein mineraliſch Hartz und warhaffter irdiſcher Balſam aller Faulnuͤß und Gifft widerſte - het / und deßhalber auch aus mitwuͤrckender Krafft und Tugend ſeines ſauerlechten Dampffs die Lufft und alle Unſauberkeit zu reinigen und zu verzehren vermag / wie alle Erfahrne davon werden bekennen muͤſſen.

Derohalber alle Medici, welche den Spi - taͤlern / Lazareth oder Kranckenhaͤuſern fuͤrge - ſetzt ſeyn / ſich befleiſſigen ſollen / daß der Schweffel-Rauch oder Dampff / welchem in dieſer Sucht nichts zu vergleichen / gebrau - chet werde.

Fuͤr die Naſe zu halten / auch innerlich zu gebrauchen / dienet folgender

Præſervirender componirter Eſſig.

Acetum compoſi - tum zum præſervi - ren.
  • . Wermuth / Cretiſch Dictam / aa. .
  • Waſſer-Bathengel / Cardobenedict /
  • aa. Mj.
  • Citronſchalen ß.
  • Zitwer ʒij.
  • Pimpinell-Wurtz ß.
  • Alant-Wurtz ʒij.
Thue44Das VII. Capitel.
  • Thue alles groblecht zerſchnitten und zer - ſtoſſen in Eſſig / ſo viel darzu vonnoͤthen / und behalt es zum Gebrauch.

Das Rauchwerck wird ſonſt gemeiniglich componirt aus Gehoͤltz / als aus Wach - holderholtz / Cypreſſenholtz / Paradißholtz / Rhodiſerholtz / Santelholtz ꝛc. Aus Rin - den / als Zimmet / Caſſia / Thimian / Citron - und Pomerantzenſchalen. Aus Fruͤchten / als Lorbeer / Wachholderbeer / Cypernuͤſſe / Naͤgelin / Muſcatnuͤſſen ꝛc. Aus Stau - den / als Roſmarin / Cretiſchen Diplam / Stabwurtz / Wermuth ꝛc. Aus Blaͤt - tern / als Wermuth / Lavendel / Yſop / Cret - Diptam / Lorbeerblaͤtter / Meliſſen / Poley / Raute / Salbey / Majoran / Baſilien / Schaff - ripp / Toſten / Quendel ꝛc. Von Blumen / als Roſmarin / Roſen / Roͤmiſchen Camillen / Graß-Naͤgelin / Arabiſch Stoͤchasblum / Ringelblumen / Caͤltiſchen Spickblumen ꝛc. Aus Gummi und Lachrymis, als Benzoe / Myrrhen / Weyrauch / Maſtix / Ladani / Sto - rax ꝛc. auch aus koſtbaren Sachen / als Bi - ſam / Ambra / Zibeth.

Aus dieſen und dergleichen nun werden dreyerley Rauchwerck gemacht / als Pulver / Zeltlein und Kertzen. Auff folgendePræſervi - rend Rauch - Pulver. Manier koͤnnen bereitet werden die

Raucher-Pulver.

  • . Rothe Roſen /
  • Olibani /
  • Naͤgelin aa. j.
  • 45
  • Benzoin / Storax aa. ʒvj.
  • Ladani ß.
  • Moſch in Roſenwaſſer aufgeloͤſet gr. vij.
  • Miſche es alles zu einem groblechten Pul - ver.

Ein ander Rauch-Pulver.

Oder fol - gendes.
  • . Wohlriechend Santelholtz /
  • Paradißholtz aa. ß.
  • Rhodiſerholtz ʒiij.
  • Benzoin ʒij.
  • Zimmet /
  • Citronſchalen aa. ʒiß.
  • Cort. Thymian. ʒj.
  • Miſche alles groblecht geſtoſſen zu Pulver.

Oder folgendes Raucher-Pulver.

Oder auch dieſes Raucher - Pulver.
  • . Wachholderbeer j.
  • Lorbeer /
  • Weyrauch / Storax aa. ß.
  • Maſtix / Myrrhen aa. ʒij.
  • Angelick-Wurtz /
  • Benedict-Wurtz aa. ʒiß.
  • Rauten und Scordien-Saam /
  • Lavendelblum aa. ʒj.
  • Miſche alles zu einem Raͤucher-Pulver.
  • Fuͤr gemeine Leut aber kan man bereiten fol -
    Pulver fuͤr Arme / in Zimmern damit zu raͤuchern.
    gend

Rauch-Pulver.

  • . Lorbeer 2. Loth /
  • Chymrinden oder Schalen /
  • 46
  • Citronſchalen aa. ß.
  • Weyrauch / Agdſtein / aa. ʒiij.
  • Roſenblaͤtter ʒiiß.
  • Majoran / Raute und Quendel / duͤr - re / aa. ʒij.
  • Miſche dieſes alles unter einander zu ei - nem Pulver.

Ein anders fuͤr geringe Leut.

Ander Rauch - Pulverfuͤr Arme.

Rauch-Pulver.

  • . Wermuth / Raute / Waſſer-Bathengel /
  • Meliſſen / jedes gedoͤrrt ß.
  • Wachholderbeeren j.
  • Myrrhen / Maſtix / aa. ʒij.
  • Alant / Angelick-Wurtz /
  • Pibenel-Wurtz / aa. ʒiß.
  • Miſche es alles zu Pulver.
  • Vorbeſchriebener fuͤnff Pulver eines kan man auff Kohlfeuer ſtreuen / und taͤglich zwey - oder dreymal die Zimmer raͤuchern.

Zu Winterszeit iſt Schwefel und Campf - fer mit Weyrauch und Maſtix recht vermi - ſchet ſehr nutzlich / denn die Campffer ein ſon - derbare Krafft wider die Faͤulung hat.

Die Zeltlein und Kuͤchlein aber werden auff nachfolgende Weiſe bereitet.

Raucher-Zeltlein.

Raucher-Zeltlein.

  • . Friſche rothe Roſen iij.
  • Zerſtoß ſolche mit einem hoͤltzern Staͤmpffel im ſteinern Moͤrſer 2. oder 3. Stunden lang / darnach thue darzu
  • 47
  • Benzoin iiiß.
  • Zucker ʒiij.
  • Moſch ʒß.

Zerreib es alles unter einander zu einer Maſſa, aus ſolcher formire kleine Zeltle in / und laß ſie trocknen / wenn man einen Rauch von - noͤthen / leget man derer eins oder zwey auff ein Glutpfanne / ſo geben ſolche im Zimmer einen angenehmen Rauch / und veraͤndern den boͤſen Lufft.

Ander Raucher-Zeltlein.

Ander Raucher - Zeltlein.
  • . Benzoe ʒvj.
  • Storax ß.
  • Zucker iij.

Loͤſe alles in Roſen-Julep / ſo viel vonnoͤ - then / auff / thue zu

  • Moſch j.
  • Aloesholtz ʒiß.

Mache daraus kleine Zeltlein.

Noch andere fuͤr geringe Leut.

Zeltlein fuͤr Arme.
  • . Zitber und Angelick-Wurtz / aa. ʒiß.
  • Laudan. opiat. ß.
  • Weyrauch ʒiß.
  • Agdſtein ʒij.
  • Myrrhen ʒj.
  • Wachholderbeer No. x.
  • Lavendel und Roſenblaͤtter / aa. j.
  • Mache daraus mit Tragant-Schleim / ſo von Roſenwaſſer auffgeloͤſet / Zeltlein zum rauchen.
Ander48Das VII. Capitel.
Ander Zeltleinfuͤr Arme.

Ander Zeltlein fuͤr Leut geringen Vermoͤgens.

  • . Myrrhen / Weyrauch / Agdſtein / aa. ʒij.
  • Roſmarin / Waſſer-Bathengel /
  • Raute / aa. ʒiß.
  • Thimian ʒj.
  • Lorbeer ij.
  • Diptam-Wurtz ʒß.
  • Pulveriſir alles / und mache mit Rauten - Safft kleine Zeltlein daraus / laß ſie trocknen zum Gebrauch.
Noch an - der Rau - cher-Zelt-lein.

Noch ander Raucher-Zeltlein fuͤr Arme.

  • . Myrrhen / Ladani /
  • Schweffelblum aa. ʒj.
  • Campffer j.
  • Agdſtein ʒj.
  • Weiſſen Zucker iij.
  • Mit Tragant-Schleim / ſo durch Regen - waſſer ausgezogen / mache Zeltlein dar - aus / wem beliebt / kan Lign. aloës ʒj. darzu thun / ſo werden ſie beſſer.

Noch folgen einige Formulen von Rau - cher-Kertzlein / von welchen nach Belieben zu gebrauchen.

Rauch-Kertzlein.

Rauch-Kertzlein.

  • . Benzoin ß.
  • Storax / Ladani / aa. ʒij.
  • Liquid. ambr. ʒj.
  • Paradißholtz / Judenleim / aa. ij.
  • 49
  • Die aͤuſſerſte gedoͤrrete-Schalen von
  • Porßdorffer Aepffeln ʒß.
  • Linden-Kohlen / mit Roſenwaſſer ge - loͤſchet /
  • Moſch aa. j.
  • Tragant-Schleim mit Roſenwaſſer /
  • q. ſ.
  • Davon mache Raucher-Kertzlein.

Auff andere Manier Rauch -Rauch - Kertzlein andere Manier. Kertzlein.

  • . Rothe Roſen / gelb Santel /
  • Citronſchalen / Ladani / aa. j.
  • Zimmet und Naͤgelin / aa. ij.
  • Moſchat. alepta ʒij.
  • Wohlriechend Baſilienkraut (Ocymi)
  • ʒj.
  • Moſch und Ambra aa. gr. iij.
  • Linden-Kohlen iiij. mit Tragant - Schleim ſo mit Roſenwaſſer auf -
  • geloͤſet.
  • Mache daraus Raucher-Kertzlein.

Andere Rauch-Kertzlein / geringe -Nauch - Kertzlein in gerin - gerem Werth. ren Werths.

  • . Ladani / Maſtix / aa. ß.
  • Gummi bdelli ʒij.
  • Thimian / Spicknardi / Majoran / aa.
  • ʒiß.
  • Schaffgarben-Kraut ʒj.
  • Kohlen von Weidenholtz ij.
DSol -50Das VII. Capitel.
  • Solches zerſtoß alles mit Tragant-Schleim / der mit Roſenwaſſer auffgeloͤſet / und ma - che Rauch-Kertzlein.
Noch ein andere Art Rauch-Kertzlein.

Noch andere Rauch-Kertzlein.

  • . Wachholderbeer / Lorbeer / aa. ʒiij.
  • Roſenblaͤtter j.
  • Florentiner-Wurtz ß.
  • Meliſſen ʒiß.
  • Pomerantzenſchalen ʒiiß.
  • Linden-Kohlen iiß.
  • Mit Terbenthin und Tragant / ſo in Ro - ſenwaſſer auffgeloͤſet / bereite nach der Kunſt Rauch-Kertzlein.
Wie man raͤuchern ſoll.

Mit angefuͤhrten Formulen / unter welchen man / welches beliebig / erwaͤhlen kan / hat man zur Præſervation ſattſame Raucherwerck / da - mit ſollen die jenige Gemaͤcher / welche taͤg - lich im Gebrauch ſeyn / alle Tage wohl be - rauchert und keines uͤbergangen werden / da - mit koͤnnen die unreinen Duͤnſte zerſtaͤubet und die Lufft corrigirt ſeyn. Die Gemaͤcher aber / welch ordinari gebrauchet werden / kan man oͤffter beraͤuchern / dieweil ſolcher in den - ſelbigen gar bald verflieget.

Ob man ſtinckende Sachen gebrau - chen kan.

Es pflegen auch einige mit ſtinckenden Sa - chen zu rauchern / als mit Toback / brennen - den Lunden / und dergleichen uͤbel riechenden Sachen / in Meynung / damit den boͤſen Lufft zu veraͤndern; wie dann beobachtet / daß in letzter Peſtilentz zu Leipzig man auff daſi -gem51Von præſervirenden Artzneyen. gem Rathhauß / als an einem ſonſt unge - woͤhnlichen Ort / haͤuffig Toback geſchmau - chet: Ich kan aber nicht glauben / daß ſol - cher Geruch den ſchwachen und krancken Pa - tienten dienlich ſeyn kan / ſondern daß die Le - bens-Geiſter durch ſolchen Geſtanck vielmehr geſchwaͤchet werden.

Das VIII. Capitel. Von præſervirenden MittelnDas VIII. Capitel. fuͤr Arm und Reiche.

NAch dem wir in vorigem Capitel der præſervirenden Rauchwerck fuͤr Arm und Reiche Meldung gethan / ſo ſoll auch allhier fortgefahren und der innerlichen præſervirenden Medicamen - ten gedacht werden. Anfaͤnglich der Rei -Reiche Leut wol - len all zeit den Vor - zug in Me - dicamen - ten haben. chen ihre Mittel betreffende / ſo finden ſich ei - nige / welchen keine Artzney / die wolfeil ſeyn / und eben auch gute Huͤlff thun / gebrauchen wollen / ſondern halten davor / was nicht viel Geld koſte / das werde auch nicht viel helffen oder Krafft haben; oder ob ſie ſchon an der Krafft und Tugend auch nicht zweiffeln / ſo wollen ſie doch fuͤr den Armen einen Vorzug haben / und mit etwas anders bedient ſeyn. Manche / ob ſie ſchon wiſſen / daß bey den je - nigen / ſo taͤglich antidota brauchen / der Gifft nicht leichtlich hafften mag / auch da ſie uͤber Zuverſicht befallen werden / ſicherer und ſchleu -D 2niger52Das VIII. Capitel. niger zu curiren ſeyn / ſo ſind ſie doch / wie Panſa Conſil. antipeſtif. 1. cap. 10. ſchreibet / ſolche karge Filtz / daß ſie nichts auff ihren Leib wenden / ſtehen derowegen in groͤſter Gefahr / und kommen ſelten davon / dieweil ſie die rechten Geſellen ſeyn / die in ſolcher Ge - legenheit die Cur verſaͤumen / und vor Geitz und ſchinden an die heylſame Cur nicht ge - dencken / vielweniger daß ſie ſelbige brauchen / derowegen man ſie hernach in nomine Do - mini mit dem ſi bona dahin wandern laſ - ſen muß.

Was die Præſerva - tion fuͤr Nutzen bringet.

Andere (ſchreibt Panſa ferner) die zuvor etwas zur Fuͤrſorge gebrauchet haben / die koͤnnen gar leichtlich und mit halbem Theil der Artzney curirt werden / und moͤgen wohl - habige Leut / damit die Natur einerley Artz - neyen nicht gewohne / und daſſelbe mehr fuͤr Speiß denn Artzney gebrauche / einen Tag nach dem andern / nach gereinigtem Leib durch ordentliche Purgantia, des Morgens nuͤch - tern von dem nachbeſchriebenen Guͤlden Ey / ſo in Apothecken muß zugerichtet wer - den / zur Præſervation einer Haſelnuß groß einnehmen / und alſo eſſen / vor andern ge - meinen Beſchreibungen zu erwaͤhlen / die Be - reitung iſt folgende.

GuͤldenesEy.

Electuarium de Ovo oder guͤlde - nes Ey.

. Ein friſch gelegtes Ey / mache an bey -den53Von præſervirenden Artzneyen. den Enden ein Loͤchlein drein / und blaſe das Weiſſe heraus / was darinn ledig wird / das fuͤlle wieder mit ſo viel gantzem Saffran / als eingehen kan / und mache es mit einer andern Schale feſt wieder zu / damit nichts ausrie - chen kan / und brate das Ey bey gelindem Feuer oder am warmen Ofen ſo lang / biß es beginnet ſchwartz zu werden / worbey denn fleiſſig in acht zu nehmen / daß das Ey nicht zu heiß ſtehe / und der Saffran verbrenne: nehm denn die Materi aus dem Ey / und trockne ſie voͤllig / daß ſie im Moͤrſel wohl kan geſtoſſen werden / und mache ein Pulver dar - aus / zu ſolchem thue ſo viel weiſſen Senff / als das ander alles wieget / hernach nehm pulveriſirte

  • Weiſſe Diptam-Wurtz /
  • Tormentill-Wurtz /
  • Rothe Myrrhen /
  • Hirſchhorn /
  • Kraͤhenaugen / (Nuc. Vom.)
  • Angelick /
  • Pimpinel /
  • Wachholderbeer /
  • Zitwer-Wurtz /
  • Campffer / aa. ß.

Miſche es alles wohl im Moͤrſer / und letz - lich thue darzu Theriac / ſo viel als obige Stuͤck alle wïegen / und ſtoß es alles noch einmal / und miſche es 3. Stunden lang / da du denn allemal etwas von Limonien-Sy -D 3rup /54Das VIII. Capitel. rup / ſo viel als noͤthig iſt / beyfuͤgen muſt / daß es ein Electuarium werde.

Dieſes Electuarii fuͤrnehmſter Gebrauch iſt in Peſt-Zeiten und Præſervation vor Gifft. Es treibt gewaltig den Schweiß / und mit demſelben den Gifft von Hertzen / zur Circum - ferenz, beſchuͤtzet das Hertz / und zertreibet die gifftigen Schaden.

Præſervi - rende Gift-Latwerg.

Ein ander præſervirend Electuarium.

  • . Angelickwurtzel ʒij.
  • Entzianwurtz ʒiij.
  • Rund und lang Oſterluci /
  • Biebenel / Baldrian / Meiſterwurtz /
  • Tormentil / weiſſen Diptam aa. ʒj.
  • Citron-Schalen ʒij.
  • Aloesholtz / Santelholtz / des gelben /
  • Saurampff-Saam / Citron-Kern /
  • Lorbeer aa. ʒj.

Zerſchneid und zerſtoß / und ziehe mit Wachholder-Spir. die Eſſentz heraus / denn evaporir den Spir. bis zur Honig-dicke / thue hinzu

  • Geraſpelt Helffenbein /
  • Bereitet Saphier. aa. ʒiij.
  • Hyacinthen / Perlein aa. ʒiß.
  • Beinlein von Hirſchhertz iiij.
  • Einhorn ʒij.
  • Campffer ʒiß.
  • Theriac. A. ij.

Miſche es zu einer Latwerg / zu Præſervi -rung /55Von præſervirenden Artzneyen. rung / die Doſ. j. ad ij. zu der Cur aber muß von ß. ad ʒij. genommen werden.

Bezoar-Waſſer zu PræſervirungAqua Be - zoardica. gegen die Peſt.

  • . Wurtz von Angelick / Entzian / Tor - mentill / Diptam / Zitwer / Peſti -
  • lentzwurtz aa. j.
  • Dreyer Santelholtz / geraſpelt aa. ß.
  • Extract von Cardbenedicten ʒvj.
  • Mithritat iij.
  • Campffer ʒj.
  • Grauen Amber gr. x.

Zerſchneid und zerſtoß alles groͤblecht / und gieß daruͤber

  • Rheinwein 1 Maaß.
  • Welſch Nuß-Waſſer 1 Maaß.

Stell es zuſammen an warmen Ort / ruͤt - tel es taͤglich 3 mahl / denn deſtillir es in Baln. wer es zu der Præſervation gebrauchen will / der ſoll davon einen Loͤffel voll / zur Cur aber 3 Loͤffel voll nehmen.

Es iſt auch ein fuͤrtrefflich Præſervativ, wann man Malvaſier uͤber Ambra gieſſet / und zuweilen einen halben Loͤffel voll davon trincket.

Die Wohlhabigen moͤgen auch / wann ſieZaͤltlein im Mund zu neh - men. ausgehen / ein baar von folgenden Mund - Zaͤltlein auf der Zung gemaͤhlig zergehen laſſen.

  • . Getroͤcknete Citron-Schalen j.
  • 56
  • Zimmet / Macis aa. ʒij.
  • Citron-Schalen-Oel / gutt. 10.
  • Zimmet-Oel /
  • Muſcatblum-Oel aa. gutt. v.
  • Weiſſen Zucker-Candi iiij.
  • Mit Tragant-Schleim / ſo mit Roſen - waſſer extrahirt / mache kleine Zaͤlt - lein auf die Zung zu nehmen.

So dienen auch in Peſt-Zeiten zu præſer - viren folgende

Trochiſci Prophy-lactici.

Præſervir-Zaͤltlein der Franckfurter.

  • . Armeniſchen Voli / der in Citron - Safft eingeweichet und wieder ge -
  • troͤcknet worden / ʒj.
  • Bereitete rothe Corallen ij.
  • Geraſpelt Hirſchhorn ʒj.
  • Weiſen Agdſtein ij.
  • Tormentillwurtz / Biebernel / Meiſter - wurtz /
  • Angelick und Zitwerwurtz /
  • Zimmet aa. ʒij.
  • Saffran j.

Mache alles zu ſubtilen Pulver von ſol - chem Pulver / nehm ʒij. beſpreng ſolches mit Zimmet und Angelick-Oel aa. gutt. j.

Mit Tragant-Schleim in Roſenwaſſer auffgeloͤſet / mache Zaͤltlein.

Auf andere Manier werden noch beſchrie - ben

Trochiſci Prophyla - ctici c. Mi-thridato.

Trochiſci Prophylactici.

  • . Armeniſchen Boli / mit Citron-Safft
  • bereitet.
  • 57
  • Zimmet aa. j.
  • Rothe bereitete Corallen /
  • Tormentill / Pimpinell / Angelick / Mei - ſterwurtz /
  • Zitwerwurtz /
  • Naͤgelein aa. ʒij.
  • Geſchabt Hirſchhorn /
  • Saurampff-Saam /
  • Marck aus Citron-Kern aa. ʒj.
  • Bereiteten Agdſtein ij.
  • Saffran j.

Mache und miſche alles zu ſubtilen Pul - ver / von ſolchen nimm ʒij.

  • Mithritat ʒj.
  • Ol. Cinamom. Angelicæ aa. gutt. vij.
  • Zucker iij.

Mit Tragant-Schleim in Roſenwaſſer auffgeloͤſet / mache Zaͤltlein.

Die Rotulæ Liberantis werden mit Zu - cker in aqua quadam appropriata diſſolvirt / von den Speciebus confectionis Liberantis bereitet / deren Beſchreibung dieſe:

Rotulæ Liborantis.

Rotula Li - berantis.
  • . Bereiteten Saurampff-Endiven-Co - riander - und Citron-Saam aa. ʒiß.
  • Dreyer Santel /
  • Weiß Dictam aa. ʒj.
  • Tormentillwurtz ʒiß.
  • Bereiteten Armeniſchen Bolus /
  • Terra lem. aa. ʒij.
  • Bereitete Perlen /
  • 58
  • Bereitete roth und weiſſe Corallen /
  • weiſſen Agdſtein /
  • Geraſpelt Elffenbein /
  • Gebrannt Elffenbein /
  • Bein von Hirſchhertz /
  • Been / roth und weiß.
  • Gemſenwurtz /
  • Cardomomi /
  • Zimmet / Macis / Aloesholtz /
  • Caſſienholtz / Saffran / Zittwer aa. ʒß.
  • Penidien-Zucker /
  • Candel-Zucker /
  • Serici crudi toſti pulver.
  • Smaragd. hyacinth. Granat. aa. ij.
  • Flor. Nymph. Bugloß. roſar. aa. j.
  • Camphor. gr. vij.
  • Moſch. ambra gr. iij.
  • Miſche alles zu einem ſubtilen Pulver.

Dieweil denn / wie zu ſehen / dieſe beyde Compoſitiones von Hertz-Hirn - und Ma - genſtaͤrckenden / inſonderheit aber von ſolchen ingredientibus, welche von allen autoribus und vornehmen Medicis, ſo von der Peſt ge - ſchrieben / wider dieſe boͤſe gifftige Seuche ſonderlich geruͤhmet werden / beſtehen; ſo iſt gantz kein Zweiffel / daß ſie beydes dem Peſt - Krancken ſelbſt nuͤtzlich und gut ſeyn / wie denn auch die Confectio liberantis inſonder - heit von dem loͤblichen Collegio Medicorum zu Augſpurg in ſeinen Pharmacopolien alſo angeruͤhmet wird.

Ein59Von præſervirenden Artzneyen.

Ein Electuarium, ſo wider die PeſtPeſt-Lat - werg. præſervativè & curativè dienet.

  • . Des beſien Theriacs ʒvj.
  • Mithritat ʒj.
  • Electuar. de Ovo ʒiij.
  • Bereiteten Boli Armen. ʒij.

Mit genugſamen Acetoſ. citri mache eine Latwerg.

Von dieſer Latwerg ſoll man ein Quintel oder etwas mehr / da es vonnoͤthen / mit Car - dobenedicten-Waſſer eingeben.

Nuß-Latwerg / zur Præſervation,Præſer - virende Nuß-Lat - werg. Tempore Peſtis dienlich.

  • . Geſchaͤlte Kern von Baum-Nuͤſſen /
  • No. xx.
  • Friſche Feigen / No. xv.
  • Tormentill / Bibenellwurtz / aa. aa. ʒiij.
  • Lorbeer / Citron-Schalen / Galgant /
  • Muſcatbluͤhe in Eſſig gebeitzt aa. ʒiß.
  • Hirſchhorn /
  • Boli Armeni /
  • Geſiegelte Erde aa. ʒij.
  • Myrrhen ʒj.
  • Saffran ʒß.

Dieſe Species ſoll man alle zart ſtoſſen / und mit iij. rein verſchaumten Honig zu einer Latwerge machen / davon Morgens nuͤchtern / ehe man aus dem Hauß gehet / einer Caſta - nien groß eingenommen.

Diejenigen / ſo geringeren Vermoͤgensſeyn /60Das VIII. Capitel. Præſervi - rende Mit - tel fuͤr Arme.ſeyn / ſolche theure Medicamenta zu bezahlen / denen kan man zur Præſervation bereiten fol - genden

Gifft-Eſſig.

Gifft-Eſſig.

  • . Rothe Roſen zu Pulver geſtoſſen ß.
  • Zitwer / Wachholderbeer / Naͤgelein /
  • Citron-Schalen aa. ʒj.

Zerſtoß alles groͤblecht / miſche es unter - einander / gieß eine halbe Maaß Wein-Eſſig daran / davon zuweilen einen Loͤffel voll zu trincken.

Peſt-Lat-werg.

Præſervirende Peſt-Latwerg.

  • . Abgeſchelte Nußkern ij.
  • Feigen iij.
  • Wein-Raute j.
  • Wacholderbeer vj.
  • Lorbeer ʒx.
  • Zitwer / runde Hollwurtz /
  • Baldrian / Aland aa. ʒij.
  • Saltz ʒß.

Mache es mit Eſſig oder beſſer mit Oxi - mell zu einer Latwerg / davon Morgens nuͤchtern ʒj. zu nehmen.

Peſt-Lat - werg fuͤr das Hauß-geſinde.

Koͤſtliche Peſt-Latwerg fuͤr das Haußgeſind.

  • . Welſche Nußkern No. iij.
  • Gute fette Feigen No. ij.
  • Raute ʒj.
  • Kohl / Saamen ʒj.
  • Paſtinack-Saam /
  • 61
  • Lange Hollwurtz aa. ʒß.
  • Runde Hollwurtz iiij.
  • Aronwurtz j.
  • Diptam / Pimpinellwurtz / Lorbeer /
  • aa. ʒij.
  • Gebrannt Hirſchhorn / Muſcatbluͤhe /
  • Myrrhen / geſiegelte Erde aa. ʒiij.

Alles wohl zerſtoſſen / untereinander ver - miſchet / und mit Honig zu einer Latwerg gemachet.

Ein ander Gifft-Latwerg.

Andere Gifft-Lat - werg.

. Honig ij. gieß ein wenig Waſſer darein / laß es wohl ſieden / und ſchaum es ab / weil es warm iſt / und ſo es ein wenig erkuͤh - let / ſo thue darzu

  • Angelickwurtz / Hollwurtz / Alandwurtz
  • aa. j.
  • Liebſtoͤckelwurz Baldrian / Natterwurz /
  • Biebenel / Zitwer / Lorbeer / Galgant /
  • Wacholderbeer / Wermuth-Koͤrner /
  • Fenchel / Cubeben / Theriac aa. ß.

Mache aus allen ein Latwerg / davon nim̃ alle Morgen / oder nur neben andern Stuͤ - cken Wechſel-weiſe / einer Caſtanien groß.

Es iſt fuͤr arme Leut auch gut / wenn ſie nur Wachholderbeer in Eſſig uͤber Nacht ein - weichen / und deroſelben des Morgens etliche eſſen. Etliche gebrauchen nur den Knob -Was von Knod - lauch zu halten. lauch / wiewol ſolcher von etlichen verworffen wird / hingegen Quercetan. in peſt-alexic. kan ſeine Tugend nicht ſowol fuͤr ſich ſelbſt /als62Das VIII. Capitel. als auch aus Dioſcoride, Celſo, Æginata, Hippocrate, Galeno, Virgilio, D. Ambro - ſio und Perſio nicht genugſam ruͤhmen. Sen - nert. lib. 4. cap. 7. de febr. ſchreibt: Zwieb - len und Knoblauch ſeynd zwar als ein Medi - camentum nutzlich / ſie geben aber kein gut Nutriment, derowegen man ſie auch im Leib in keiner groſſen Quantitaͤt wie die Speiſen / ſondern wie Artzneyen gebrauchen ſoll: aͤuſ - ſerlich haͤnget man ſolche in die Haͤuſer / weil ſie allen boͤſen Dunſt hefftig an ſich ziehen ſollen. Iſt alſo der Knoblauch theils Bau - ren ihr beſter Theriac / wie ingleichem die Aronswurtz oder Zehrwurtz / die gleichfalls fuͤr den Gifft dienet / und ſtatt des Imbers offt von ihnen gebrauchet wird.

Das Saͤchſiſche Gifft-Pulver / das man ſonſt das Churfuͤrſten-Pulver nennet / und vor dieſem fuͤr ein heimliche bewaͤhrte Kunſt vor alle Gifft iſt gehalten worden / ſoll unter allen fuͤr der vornehmſten Stuͤcken eines ge - braucht werden / ſo zwar nicht viel koſtet / deſ - ſen Beſchreibung iſt folgende.

Saͤchſiſche Peſt-Pul-ver.

Das Saͤchſiſche Peſt-Pulver.

  • . Baldrianwurtz ß.
  • Schwalbenwurtz / Neſſelwurtz / aa. j.
  • Engelſuͤß / wilder Angelick / Altheewurtz /
  • aa. ij.
  • Zahme Angelica iiij.
  • Rinde von Kellerhalß /
  • Loroͤhl / aa. .
Die63Von præſervirenden Artzneyen.

Die Wurtzeln aber ſollen alle zwiſchen dem 15. Aug. und 13. Septembr. gegraben und klein zerſchnitten werden / thue alles in einen verglaſſirten Hafen / gieß zwey zwerch Finger hoch Eſſig druͤber / verdeck und ver - papp das Gefaͤß mit einem Teiglein von Meelund Eyerklar gemacht / bey lindem Feuer zu ſieden / abzuſeihen / auszudrucken / und zu einem Pulver zu machen / davon Morgens ein paar Meſſerſpitz voll / allein trocken oder in warmen Bier einnehmen.

Ein gut bewaͤhrte Aqua vitæ inAqua vitæ ſo in Peſt - zeiten dienlich. Sterbenslaͤufften.

  • . Meiſterwurtz / Alantwurtz / Baldrian - wurtz /
  • Bihenellwurtz / Schellwurtz / Natterw.
  • Angelick / Diptam / aa. ß.

Alles klein geſtoſſen und zerſchnitten / und in ein Maaß guten Brandwein geleget / und darzu gethan

  • Venediger Theriac ß.

Laß ein Zeit beyſamm ſtehen / davon Mor - gens ein Loͤffel voll zu trincken.

Euſſerlich kan man ſich mit obgemeldtem Gifft-Eſſig beſtreichen / und Angelickwurtz / Zittwer / Callmus und Biebenellwurtz bey ſich tragen / und davon wechſelweiſe etwas in Mund nehmen. In den Kleidern dienet ein Buͤſchlein Baldrianwurtz bey ſich zu ha - ben: So kan man auch ein durchbohretenKnopff64Das VIII. Capitel. Knopff von Wachholderholtz in Haͤnden tra - gen / in welchem ein Schwaͤmmlein mit Ro - ſen Eſſig / oder Wein-Eſſig / oder oben ge - meldlen Gifft-Eſſig getuncket / und offt dar - an riechen / wenn man mit andren Leuten um - gehen muß.

Nehm auch Theriac ʒij. Saffran und Campffer / aa. gr. x. vermiſche es zu einem Saͤlblein mit ein wenig Roſen-Eſſig / damit ſchmiere dich ums Hertz.

Bewaͤhr - ter Peſt - Eſſig. D. Timæi.

Bewaͤhrter Peſt-Eſſig D. Timæi.

  • . Confect. Orvietan. ij.
  • Diaſcord. Frac. .
  • Theriac. Andtm. j.
  • Angelick / Gifftwurtz / Alant / Biebenell /
  • Tormentill / Scorzoner / weiß Di -
  • ptam / Peſtilentzwurtz / aa. ʒvj.
  • Lachen-Knoblauch-Kraut / Raute /
  • Schaffgarbe / aa. Mj.
  • Citronſchalen / Eſchenholtzrinde / aa. ß.
  • Wachholderbeer iiß.
  • Muſcatblum / Zitwerwurtz / aa. ʒiij.
  • Campffer / ij.
  • Saffran / ʒj.

Gieß darauff Himbeer-Safft / der zu ſau - rem Eſſig worden / ſoviel vonnoͤthen / miſche es wohl / und laß am warmen Ort wohl ver - bunden ſtehen / biß es die Tinctur ausgezo - gen / dann filtrire es / und behalt es zum Ge - brauch.

Wenn /65Von præſervirenden Artzneyen.

Wenn / ſo bald man einen Anſtoß von der Peſt vermerckt / man deſſelben ein paar Loͤffel voll entweder mit Theriac oder Diaſcorid. Fracaſt. ʒj. vermiſchet / einnimmet / bekraͤffti - get der Autor in ſeinen Conſil. p. m. 393. daß nichts bewaͤhrters zu finden ſeyn ſoll.

Noch ein bewaͤhrter Peſt-Eſſig.

Noch ein bewaͤhrter Peſt-Eſſig.
  • . Groß Schellkraut-Wurtz ß.
  • Meiſterwurtz / Angelick / Entzian / Nat - terwurtz / Baldrian / Biebenell / weiß
  • Diptam / Zitwer und Eberwurtz /
  • aa. ʒj.
  • Groß Wegbreitwurtz / ʒiß.
  • Lachen-Knoblauch / Cardbenedicten /
  • Cretiſch Diptamkraut / aa. p. ij.
  • Citronſchalen und Koͤrner / aa. ʒiß.
  • Wachholderbeer ʒij.
  • Geſchaͤlte Welſche Nußkern / ij.
  • Gelb Santelholtz ʒß.

Gieß darauff guten Roſen-Eſſig / daß er 4. Finger hoch daruͤber gehet / laß es mit ein - ander wohl vermachet an einem warmen Ort ſtehen; deſſen Nutz und Gebrauch iſt wie des Timæi.

Gifft-Waſſer.

Aqua Ale - xipharmi - ca, Zvvŏlf - feri.
  • . Friſche Angelick / Liebſtoͤckel / Alant - wurtz / aa. iij.
  • Zuwer / Meiſterwurtz / Gifftwurtz / aa. ß.
  • Friſche Raute / Lachen-Knoblauch / aa.
  • viij.
  • 66
  • Meliſſe / vj.
  • Saam von Raute / j.
  • Wachholderbeer / v.
  • Lorbeer / ij.
  • Pomerantzenſchalen / iij.
  • Citronſchalen / iiij.
  • Zimmet / ij.
  • Muſcatbluͤhe / j.
  • Gewuͤrtz-Naͤgelin / j.

Zerſtoß und ſchneid alles groblecht / thue es in ein glaſen Kolben / gieß darauff guten alten weiſſen Wein vj. wenn es genug ge - weichet / ſo deſtillir es im Sand in MB. biß auff die Troͤckne ab / aber in Schnabel haͤn - ge Saffran / Campffer aa. ʒß. Myrrhen ʒj. und verwahr ſolch Waſſer wohl.

Es dienet in allen Kranckheiten / die eine Malignitaͤt bey ſich haben / auch in der Pe - ſtilentz iſt es gut / ſowol zu præſerviren als auch zu curiren; man kan auch damit Pul - ver und ander Wider-Gifft eingeben / und den Schweiß befoͤrdern. Doſ. 2. biß 3. Loͤf - fel voll.

Aqua Pro - phylacti - ca, Sylvii.

Widergifft-Waſſer.

  • . Angelick-Zitwerwurtz aa. j.
  • Gifftwurtz ij.
  • Garten-Raute / Meliſſe / Scabioſen
  • aa. ij.
  • Unreiffe Wallnuͤſſe ij.
  • Friſche Citronen klein geſchnitten j.
Wenn67Von præſervirenden Artzneyen.

Wenn alles zur infuſion bereitet / ſo gieß daruͤber

  • Wein Eſſig des beſten / ſo von ſich ſelbſt biß auff den dritten Theil abdeſtillirt in einem glaſern Kolben xij.

Laß uͤber Nacht ſtehen / am Morgen de - ſtillir es aus der Aſche biß auff die Trockne.

Dieſes Waſſer iſt von groſſer Wuͤrckung / und kan man es in Peſtzeiten in ordinari Tranck / Bier / Suppen und dergleichen biß zu beliebiger Saurigkeit vermiſchen / es be - foͤrdert einen unbeſchreiblichen Schweiß / und loͤſchet den Durſt.

Theriack-Waſſer.

Aqua Tha - riacalis uſual.
  • . Alant / Dictam / Angelick / Zitwer / Tor - mentill und Eberwurtz aa. ß.
  • Kraut von Ziegen-Raute .
  • Raute / Scabioſen aa. Miß.
  • Schalen und Saam von Citron /
  • Johanniskraut-Blumen /
  • Dreyfaltigkeit-Blum /
  • Aloesholtz aa. ʒij.
  • Gelben Santel ʒiij.
  • Zimmet ß.
  • Naͤgelin ʒij.
  • Biebergeil j.

Gieß darauff Malvaſier-Wein ij.

  • Wein-Eſſig ß.
  • Cardbenedict-Waſſer / Meliſſen-Waſ - ſer aa. iij.

Hernach deſtillir es durch ein Mar. Baln.

E 2Es68Das VIII. Capitel.

Es dienet in Peſtzeiten zu præſerviren 1 Loͤf - fel voll / in der Cur aber kan man 2. oder 3. Loͤffel voll nehmen / und wol damit ſchwitzen.

Bezoardi - cus Peſti - lenzialis.

Bezoardiſcher Peſt-Balſam.

  • . Deſtillirt Rauten-Oel /
  • Citron - und Angelick-Oel
  • aa. ʒß.
  • Deſtillirt Agdſtein-Oel gr. v.
  • Campffer-Oel ʒiij.
  • Ausgepreſt Muſcatnuß-Oel ß.

Vereinige es zuſammen zu einem Balſam. Das Muſcat-Oel kan man mit Rauten-An - gelick - oder Citronwaſſer waſchen / biß es weiß wird.

F. F. Elect. Ale - xipharma - cum. de Spina.

Gifft-Latwerg.

  • . Diptamwurtz / Benedictwurtz /
  • Rund - und wilder Galgan aa. .
  • Haſelwurtz ʒvj.
  • Florentiner Veilwurtz /
  • Raute / rothe Roſen aa. .
  • Cretiſcher Diptam ʒiij.
  • Indianiſcher Spick .
  • Zimmet / Saffran aa. ß.
  • Wachholderbeer / Lorbeer aa. ʒvj.
  • Maſtix / Lerchenſchwamm præp. Myr - rhen aa. ʒij.
  • Armeniſchen Bolus.
  • Spec. liberant. aa. ʒvj.
  • Zerſtoß alles / ſieb es durch / darnach nehm Kern von Welſchen Nuͤſſen iij.
Gut69Von præſervirenden Artzneyen.
  • Gute Feigen ix.

Zerſtoß es miteinander / thue ein wenig Wein darzu / laß es durch ein Sieb lauffen / daß es ſo dick wie Brey wird / denn loͤſe von feinem Zucker iiß. iij. in genugſamen Waſſer bey gelindem Feuer auf / und thue abgeſchaͤumt Honig iij. darzu / laß es wohl kochen / biß das Waſſer abgerauchet / darnach thue das Teiglein von Feigen darbey / und die Nuß / auch

  • Theriac. andr. ix.
  • Rothe Roſen Conſerv. .
  • Dickgemachten Wermuth-Safft.

Miſche es wohl mit einem hoͤltzern Spa - tel / thue es hernach von Feuer / ruͤhr es / bis es kalt worden / denn miſche zulezt die Pulver auffs beſt darunter / und thue noch darzu

  • Grauen Amber ʒj.
  • Bieſam j.

Miſche alles nach der Kunſt zu einer Latwerg.

Dieſes Electuarium iſt in letzter Franck - furter Peſt ſehr gebrauchet worden / da dann ſolche ſowol in Præſervirung / als auch in Hei - lung der Peſt viel gethan hat.

Es iſt dieſes Electuarium corrigirt wor - den / und annotirt / daß der runde Galgan / Haſelwurtz / Florentiner Veyelwurtz / rothe Roſen / bereiteter Lerchen-Schwamm / Spec. Liberantes, Terbenthin und Theriac wohl ausgelaſſen werden koͤnnen / dieweilen die an -E 3dern70Das VIII. Capitel. dern zuſammen geſezte Stuck zu einem Gifft - Mittel genugſam waͤren.

Knob - lauch-Eli - xir wider die Peſt.

Elixir Alliatum.

. Gereinigte Knoblauch-Zehen No. xx. Zerſtoß und thue es in ein alembic, gieß wol - rectificirten Brandwein darauff / daß ſolcher vier quer Finger hoch daruͤber gehet / deſtillir es in MB durch oͤffters cohibiren / und thue immer neue Knoblauch-Haͤuptlein darzu / in der letzten deſtillation aber thue im Hals des alembici in ein Tuͤchlein Campffer ʒj. de - ſtillir es wie zuvor / ſo haſt du ein herrlich Elixir.

Es iſt ein trefflich Elixir und Præſervativ in der Peſt / und kan man alle Morgen einen Loͤffel voll entweder allein / oder in Cardbene - dicten-Waſſer oder Ehrenpreiß-Waſſer ein - nehmen. Nichtweniger kan es auch wider Colic und Mutter-Beſchwerde / wenn vorher clyſtirt worden / gebrauchet werden.

Elixir - Campho - .

Aqua Peſtilenzialis Hartmanni.

  • . Des beſten Brandweins j.
  • Campffer / zu Sommer-Zeit ʒvij. j.
  • im Winter ʒx. ij.

Incidir die Campffer / ſo ſolvirt ſie ſich gleich ohne Feuer / denn hang in einem Saͤck - lein guten Saffran ß. hinein / ſo farbt ſich der Brandwein / behalt es in wohlverſchloſſen Glaß.

Es hat trefflichen Nutzen in der Peſt / ſowol71Von præſervirenden Artzneyen. wol zu præſerviren / als zu heilen; treibt den Schweiß / ſtaͤrckt das Haupt und Hertz / hilfft auch wider Zipperlein. Doſ. iſt von gr. vj. ad j. in Hertz-Waſſer oder ſonſt beliebigen liquore.

Peſtilentz-Elixir.

Elixir Pe - ſtilenziale.
  • . Schwefelblum iij.
  • Rectificirt Wachholder-Oel viij.
  • Agdſtein-Oel ij.
  • digerir es / damit ſich die Blumen auffloͤſen / Theriae. Andr. j. ad ij.

Extrahir ihn mit den beſten Brandwein / der rectiſicirt iſt / und ziehe ihn ab / dann nimm

  • Aland - und Angelickwurtzel /
  • Wachholderbeer / aa. iij.

Ziehe die Tinctur mit eben dem Spiritus aus / und abſtrahir ihn wiederum / miſche die - ſen Extract mit den Theriac-Extract, und gieß die eſſentificirte Oel daran / welche vorher filtrirt ſeyn muͤſſen / und circulir ſie wohl bey gelindem Feuer.

Dieſes Geheimnuͤß wuͤrckt in der graſſi - renden Peſt / und andern anſteckenden Kranckheiten / mit Wunder / ſo wohl in Præſervirung / als auch in Austreibung des angeſteckten Giffts. Doſ. in der Præſervi - rung etliche Tropffen / zu der Cur aber von j. ad ij. in Wein / Roſen-Eſſig / Lachen - Knoblauch-Waſſer ꝛc.

E 4Elixir72Das VIII. Capitel.
Elixir pro - prietatis c. Rhabar-baro.

Elixir Proprictatis Parac. c. Rhabar - baro.

  • . Aloes Succotrin. .
  • Myrrhen j.
  • Oſterreicher Saffran ß.
  • Rhabarbara iij.
  • Malvaſir-Wein ij.
  • Spir. Sulph. per Campan. j.

Die erſten Species pulveriſir / den Saffran laß gantz / laß es 6 Wochen beyſammen in der digeſtion ſtehen / colir es durch ein Tuch / und heb es auf zum Gebrauch. Doſ. von j. ad ʒj.

In Peſtilentziſchen gifftigen Fie - bern / ja in der Peſtilentz ſelbſt / iſt es ein herrlich Purgir-Mittel / ingleichen auch in affectu Hypochondriaco und Mutter-Be - ſchwerden / iſt es eine rechte beruͤhmte und heilſame Artzney.

Morſel - len-Taͤff - lein widerdie Peſt.

Morſuli contra Peſtem.

  • . Baldrian / Angelick / Tormentil / Nat - terwurtz / Scordien und Cardbene - dicten aa. ʒß.
  • Saamen von Citron / Saurampff /
  • Bereitet Coriander aa. j.
  • Borragen-Blum / rothe Roſen /
  • Muſcatbluͤhe / Zimmet /
  • Lorbeer aa. ß.
  • Armeniſchen Bolus ij.
  • Bereitet Hirſchhorn / gebrannt Elffen - bein aa. j.
  • 73
  • Weis Santelholtz / Paradißholtz /
  • Roth Santelholtz aa. j.
  • Bereitete rothe Corallen / Perlen /
  • Smaragd / Hyacinth / Saphier /
  • Granad aa. j.
  • Troch. de Camphora ij.
  • Goldblattel No. viij.

Zucker in Roſenwaſſer und Saurampff - waſſer auffgeloͤſet / q. s. oder viiij. mache daraus Morſellen.

Zitwer-Morſellen in der Peſt.

Morſuli Zedoaria contr. Po - ſtem.
  • . Eingemachte Citron-Schalen iiij.
  • Pomrantzen Schalen ij.
  • Mannstreuwurtz /
  • Cichorienwurtz /
  • Biebenelwurtz aa. ij.

Waſche den Zucker ab / und ſchneide alles klein / thue darzu

  • Bereitete weiſſe Corallen / rothe Co - rallen aa. ʒj.
  • Aloesholz ß.
  • Myrrhen ʒj.
  • Goldblaͤttel No. iv.
  • Zitwerwurz ij.
  • Armeniſchen Bolus ʒß.

Mit Zucker q. s. in Zimmetwaſſer ſolvirt / mache nach der Kunſt daraus Morſellen.

Pilulæ Peſtilenziales D. Reineſi.

Peſtilen[tz]- Pillen D. Reineſi.
  • . Aloes mit Wermuth-Safft einge - traͤncket /
  • 74
  • Trochiſcirten Lerchen-Schwamm /
  • Zipriſchen Terbenthin /
  • Rhebarbara aa. ʒvj.
  • Myrrhen / Schwefelblum aa. ʒij.
  • Schwartz Nießwurtz-Extract .
  • Paradißholtz / Saffran aa. iiß.

Mache alles nach der Kunſt mit Peſt-Eſ - ſig zu einer Maſſa.

Peſtilenzi - ales Com - poſitæ Pi-lulæ.

Zuſammen geſetzte Peſt-Pillen.

  • . Aloes Succotr. j.
  • Saffran / Myrrhen aa. ʒj.
  • Zitwer / Enzian /
  • Der beſten Rhebarbar aa. ʒij.
  • Theriac androm. einer welſchen Nuß groß.

Die Species pulveriſir beſonders / dann miſche alles wohl in einem Moͤrſer / und formire nach der Kunſt Pillen.

Solche ſtaͤrcken die Gedaͤchtnuß / ſchaͤrffen das Geſicht / und geben allen Gliedern Krafft / ſtillen das Grimmen / laxiren / neh - men die Rohigkeit hinweg / und die Faulung / vertreiben die Penſtilenzialiſche Kranckhei - ten. Sie treiben auch den Schweiß / ſo / daß es etliche an ſtatt einer Panacea gebrauchen. Zu Præſervirung gebrauchet man alle Tage eins; zur Heilung aber acht oder zehen / in ei - nem bequemen Waſſer / und ſoll der Krancke darauff ſchwitzen.

Etliche nennen ſie Pilulas Jeſu, oder Ema - nuelis, damit derer Name verborgen bleibe.

Potio75Von præſervirenden Artzneyen.

Potio Bezoardica.

Potio Be - zoardica, in der Peſt zu neh - men.
  • . Bezoar-Pulver / nach meiner Compo -
  • ſition ʒij.
  • Elect. Dioſcordi F. j.
  • Volatiliſch Agdſtein-Hirſchhorn - und
  • Natter-Saltz aa. j.
  • Waſſer von Theriac ʒvj.
  • Cardbenedict-Waſſer .
  • Syrup von Erdreich ß.

Miſche es / davon alle zwey Stund zwey Loͤffel voll zu nehmen.

Mixtura Bezoardica Ang. Salæ.

Mixtura Bezoardi - ca Angl. Salæ.
  • . Weinſtein-Geiſt /
  • Wachholder-Brandwein aa. ij.
  • Des beſten Theriacs iiij.
  • Campffer ß.
  • Deſtillirt Eberwurtz-Oel /
  • Gifftwurtz-Oel /
  • Angelick-Oel aa. ʒß.

Man miſchet erſtlich den Campffer ſamt den Olitaͤten mit dem Theriac in einem Moͤr - ſer gar wohl / und laͤſt es alſo in einen Kol - ben / der ziemlich groß iſt / thun / gieſſet her - nach obgemeldten Spiritus daruͤber / verma - chet es wohl / und laͤſſet es alſo 8. Tage lang digeriren / alsdann deſtillirt man dieſem li - quorem ab per MB. bis der Theriac am Bo - den trocken bleibt; Unter den Spiritum aber / ſo heruͤber geſtiegen / vermiſchet man corre - cten Salpeter-Geiſt ß. und faͤrbt es mit ʒj. des76Das VIII. Capitel. des beſten Saffrans / und verwahret es wohl - vermachet zum Gebrauch.

Not. Durch dem Spir. Nitr. correct. wird verſtanden / welcher aus geſchmoltzenen Nitro mit Bolo armena deſtillirt / und darnach in MB. Ignis lento mit eben ſo viel Spir. Vini Hiſpan. der zum zweytenmahl abgezogen und rectificirt iſt / vermiſchet.

Es iſt ein trefflich Peſt-Mittel Doſ. j. ad ʒj. in bequemen Vehiculo.

Pulv. Pan - nonicusrubeus A.

Ungariſches rothe Pulver.

  • . Armeniſchen Bolus / mit Roſen - und
  • Saurampff-Waſſer bereitet / iij.
  • Tuͤrckiſche Erde ij.
  • Bereitete rothe Corallen ß.
  • weiſſe Corallen ʒvj.
  • Smaragd / Rubin / Saphir / Hya - zinth aa. ß.
  • Perlen ʒv.
  • Zimmet ʒij.
  • Naͤgelein ʒj.
  • Saurampff-Saam ʒij.
  • Citron-Schalen / weiß Santel aa. ʒiß.
  • Roth Santel ʒij.
  • Spodii ʒv.
  • Geraſpelt Elffenbein ʒiij.
  • Saffran ʒj.
  • Einhorn oder aber Hirſchhorn ß.
  • Goldblaͤtlein No. L.
  • Mache alles zu einem zarten Pulver.
Die -77Von præſervirenden Artzneyen.

Dieſes iſt ein vortrefflich Mittel die giff - tigen und Peſtilentzialiſchen Kranckheiten zu heylen. Wo man auch bey den Kindern die Maſern oder Pocken vermuthend iſt / ſo treibt dieſes dieſelben gewaltig aus. Es dienet ei - nem jeden Alter.

Allhier wollen wir mit den præſerviren - den Artzney Mitteln ein Zeit einhalten / und weiter beſehen / was bey dieſer graſſirenden Seuche zu erinnern ſeyn wird.

Das IX. Capitel. Das IX. Capitel.Wie ſich die jenige / ſo præſervi - rende Artzneyen gebrauchen / fer - ner zu verhalten haben.

WEnn nun ein rechtſchaffener Chriſt mit vorbeſchriebenen Præſervation - Mitteln zur Genuͤge verſehen / ſo iſt fuͤr allen Dingen vonnoͤthen / bey anna - hender Peſt mit einem andaͤchtigen Gebet GOtt den himmliſchen Artzt von Hertzen an - zuruffen / in folgendem

Gemeinen Peſt-Gebet.

OStarcker und gerechter GOtt! in deſ -Peſt-Ge - bet. ſen allmaͤchtigen Hand allein unſer gan - tzes Leben und Zeit beſtehet / du haſt uns nicht nur gedrohet / mit Krieg / Hunger und Pe - ſtilentz um unſerer Suͤnde willen heimzuſu - chen / ſondern auch bereits den Wuͤrg-En -gel78Das IX. Capitel. gel in unſer geliebtes Teutſche Vaterland ausgeſandt / mit dem Rachſchwerdt auff uns zu ſchlagen / und mit der ſchaͤdlichen Seuche der Peſtilentz heimgeſuchet / und uns deinen Zorn und Gewalt ſo empfindlich zu erkennen gegeben / und unſer Miſſethat fuͤrgeſtellet. Ach ja HERR / wir haben es wol verſchul - det: Aber wir heben unſer Hertz und Haͤnde in Himmel zu dir / und ſchreyen dich an / HErr hilff uns / wir verderben! Erbarm dich uͤber uns GOtt unſer Helffer und Artzt! vergib uns unſer Suͤnd und Miſſethat / um deines heiligen Namens willen; Du wilt ja den Tod des Suͤnders nicht / ſondern daß er ſich bekehre und lebe; darum ſo laß uns arme Suͤnder fuͤr dir Gnade finden / und nicht zu ſchanden werden. Mit dieſem un - ſerm Gebet liegen wir fuͤr dir / nicht auff ei - nige unſer Gerechtigkeit / ſondern auff deine groſſe Barmhertzigkeit; O HErr hilff uns von dieſem Strick des Jaͤgers / und von der ſchaͤdlichen Peſtilentz die im Finſtern ſchlei - chet / behuͤte uns fuͤr dem Grauen des Nachts / und fuͤr den Pfeilen die des Tages fliegen. O HErꝛ der du allein in ſolcher Gefahr bewah - ren kanſt / laß den Wuͤrg-Engel bey uns fuͤr - uͤber gehen; laß uns leben / daß wir dich lo - ben / und deinen allerheiligſten Namen an - ruffen / denn wer will dir in der Hoͤlle dan - cken? Dafern du aber je das Ziel unſers Lebens alſo geſtecket haſt / und es dein Williſt79Von fernern Verhalten der Geſ. iſt in deine Hand zu fallen / und an dieſer Plag das zeitliche Leben zu enden / wolan / ſo geſchehe dein Wille / wende nur deine Gnad nicht von uns / ſondern laß uns in aller Ge - dult das Creutz tragen / beſtaͤndig im wah - ren Chriſtlichen Glauben verbleiben / ſeliglich einſchlaffen / und am lieben Juͤngſten Tage mit allen Auserwaͤhlten wieder aufferſte - hen / damit wir alſo dich unſern GOtt und Vater ſamt deinem geliebten Sohn und Heiligen Geiſt in ewiger Glori und Herrlich - keit loben und preiſen moͤgen / Amen.

So iſt auch in ſolchen Zeiten vonnoͤthen /Wie man ſich gegen ſich ſelbſt zu verhal - ten hat. daß einer in ſeinem Hertzen zweyerley in acht nehme / nemlich: Daß er nicht zu kuͤhn und keck ſey in ſeinem Hertzen / und ohne Furcht des HErrn lebe / und ihm felbſt nicht ſo gar viel zutraue / denn es kan ein Menſch mit die - ſem Gifft nach Verhaͤngnuͤß GOttes bald angeſteckt werden / darbey ſoll er ſein Hauß beſchicken / und all ſeine Unordnung in Rich - tigkeit bringen / damit nach ſeinem Tod un - ter ſeinen Kindern und Erben kein Streit noch Zanck entſtehe / auch gegen die ſo ſich in ſolcher Zeit gegen ihm dienſtbar bezeiget / auch Medicos, Barbierer und Apothecker / und die ſeiner gepfleget und gewartet / alſo belohnen / damit er ſie / wenn er ihrer wieder beduͤrffte / willig und bereit finden moͤge / und ſeiner Un - danckbarkeit wegen nicht huͤlffloß gelaſſen werde.

So80Das IX. Capitel.
Wie ſich in Speiſen zu verhal - ten /

So iſt es auch ein boͤſer und heutiges Ta - ges gemeiner Gebrauch / daß viele / ſonderlich wohlhabende Leut / zu ſchleckhafften Dingen allzuſehr geneiget ſeyn / und offt nicht wiſſen / was ſie ihnen fuͤr ſeltſame Speiſen aufftra - gen und bereiten laſſen ſollen / da doch man - ches weder zur Saͤttigung noch zu der Ge - ſundheit dienen kan / ſondern dem Leib viel - mehr Schaden zufuͤget. Iſt derowegen nicht allein in Peſtilentz-Zeiten ſondern allzeit nutz - lich und heylſam / den Leib nicht mit ſo viel ſeltzamen Speiſen zu beladen / ſondern bloß allein mit 2. oder 3. Speiſen vergnuͤget ſeyn.

auch im ſchlaffen /

Es iſt auch in Peſtilentz-Zeiten ſicherer und beſſer / daß man mehr wache als ſchlaffe / ſon - derlich denen / welche ſchon mit der Seuch behafftet ſind; denn bey vielem ſchlaffen ſeynd die Kraͤffte muͤſſig / ruhig und traͤg / und nicht bereit oder geſchickt dem Gifft zu begegnen. Alſo ſollen die / die ſchon mit der Peſt beladen / den erſten Tag und Nacht / ja ſo lang das Gift nicht vom Hertzen abgewendet / (welches aus der Ungedult abzunehmen iſt) von allem Schlaff abgehalten werden; denn es iſt toͤdt - lich / weil der Schlaff dem Gifft ſtatt gibt / daß es mit der natuͤrlichen Waͤrm zum Her - tzen zuſchlaͤget / und ſelbiges alſo einnimmt und beſitzet / daß es ſchwerlich davon wieder abgetrieben werden kan. Da man ſich aber keiner gifftigen Materi, die zum Hertzen wei - ter ſchlagen moͤchte / zu beſorgen haͤtte / ſollman81Von fernern Verhalten der Geſ. man nur 3. oder 4. Stunden ſchlaffen / biß zu der andern Nacht / alsdenn wird der na - tuͤrliche Schlaff wieder geſtattet und zuge - laſſen. Den Mittags-Schlaff wollenſonderlich im Mit - tags - Schlaff. etliche als ein uͤberaus ſchaͤdliche Sache dar - um verwerffen / weil durch denſelben viel Daͤmpff und Feuchtigkeiten ſich hinauff zum Hirn ziehen / und daſſelbe befeuchten / auch weil ſolcher kurtz und unvollkommene Schlaff nicht genug iſt / daß die Dauungen bey dem - ſelben moͤchten vollkommenlich verrichtet werden. Es iſt aber auch nicht gantz zu ſchlieſſen / den Mittags-Schlaff zu vermey - den / denn er iſt in Peſtzeiten den jenigen nicht ſchaͤdlich / welche entweder alt / oder deſ - ſen gewohnt ſeyn / doch ſoll ſolcher nicht ſo gar bald nach dem Eſſen und Trincken fuͤr - genommen / ſondern ein Weil hernach / nach der Regul:

Poſt paſtum ſtabis aut paſſus mille meabis, auff und ab ſpatzieret werden.

Damit auch die Geſundheit beſſer erhal -Ein maͤſ - ſige Leibs - Ubung iſt zulaͤßlich. ten werde / ſo kan man ſich in Peſtzeiten ei - ner Leibs-Ubung nach eines jeden Qualitaͤt und Weſens bedienen / und eine freudige zu - gelaſſene Kurtzweil / reiten / fahren / mit Bal - len ſpielen / ſpatzieren gehen ꝛc. eine Bewe - gung machen / jedoch daß er in allem nicht zuviel thue / denn wenn man zu ſolcher Zeit froͤlich und guter Ding ſeyn wolte / moͤchte es das Anſehen haben / als ob man in Epi -Fcuri -82Das IX. Capitel. curiſcher Sicherheit beharren und die Zorn - Ruthe Gottes nicht achten wolte / darum ſoll man unter der maͤſſigen und unmaͤſſigen Freude einen Unterſcheid halten. Denn die unziemliche unchriſtliche Freude / mit unmaͤſ - ſigem ſauffen / buhlen / ſpringen und tantzen / auch andere unziemliche Sachen / ſind verbot - ten; denn dadurch wird das Gewiſſen be - ſchweret / und da ein ſolcher unverſehens mit ſo gifftigem Pfeil in ſeiner Suͤnde angetrof - fen wird / kan es leichtlich heiſſen: Qualem te invenio, talem de judico.

Der Leib ſoll wohl gereiniget oder pur - girt wer - den.

Es iſt auch bekannt / daß jederman ſein Gefaͤß / wenn er darinn eine Speiß kochen will / oder daraus er iſſet und trincket / waͤ - ſchet und ſauber haͤlt / die Gefaͤß ſeines Leibs aber zu reinigen wird von den meiſten un - achtſamer Weiſe verwahrloſet / ſo doch zu Fruͤhlings - und Herbſtzeiten durch eine dien - liche Purgation gar noͤthig geſchehen koͤnte; du ſprichſt aber / ich fuͤhle nichts / ſo darff ich auch nichts einnehmen: aber dieſe indicatio iſt manchmal falſch; mancher fuͤhlet keine Beſchwerung im Kopff / da doch alles Ubel aus dem Kopff in die Glieder herunter faͤl - let / mancher iſſet und trincket wohl / und den - noch hat er ein verſchleimten Magen / oder der Tod ſitzet ihm wol allbereit auff der Zunge. Gleich wie nun fuͤrnemlich des Jahrs zwey - mal die Purgationes vonnoͤthen ſeyn / alſo ſind ſie auch viel nothwendiger in der Peſti -lentz -83Von fernern Verhalten der Geſ. lentz-Seuche: da ſoll man den Leib rein hal - ten / damit der Gifft deſto weniger anfallen und ankleben koͤnne: Denn gleich wie man alles im Hauſe und Zimmern fein ſauber hal - ten ſoll / wie in ſterbens-gefaͤhrlichen Zeiten hoch vonnoͤthen / alſo ſind auch die innerſten Gebaͤu des Menſchen noch noͤthiger rein ge - halten zu werden / welches nicht allein durch Maͤſſigkeit / ſondern auch durch bequeme Pur - gantia geſchehen kan. Wie nun einer mehr ſchaͤdliche Feuchtigkeiten einſammlet als der ander / alſo will auch bey einem ein ſtaͤrckere Purgantz als bey dem andern vonnoͤthen ſeyn. Und ob ſich ein oder der ander im Herbſt und Fruͤhling ſchon purgirt haͤtte / ſo iſt doch von -Wenn es geſchehen ſoll. noͤthen / daß er ſich in ſchwebender Sterbens - Gefahr alle 8. Tage oder wenigſtens alle 14. Tage purgiere. Es gibt derer aber viel / die ſich ſelbſt eine Purgantz zurichten / ob aber das Uberlaͤſtige damit aus ſeinem Leib ausge - fuͤhret werde / ſtehet im Zweiffel / darinn ſoll man Rath bey einem verſtaͤndigen Medico ſuchen / welcher die Natur des Menſchen ver - ſtehet / und der Sache weder zu wenig noch zu viel thut. Denn ob du gleich ein Recept haſt / das dir ein - oder zweymal dienlich ge - weſen / ſo folget darum nicht / daß es ein an - dermal auch muß nuͤtzlich ſeyn / dieweil offt etwas anders zuſchlagen kan / und dein Natur ſich in etwas geaͤndert hat / dein Alter / und die Zeit / ſowol die Gelegenheit des Wetters kanF 2alſo84Das IX. Capitel. Und zu welcher Zeit.alſo beſchaffen ſeyn / daß deine vorige Artzney nicht das jenige verrichtet / was ſie vonnoͤ - then / oder vormals mag gluͤcklich ausgerich - tet haben / darum muß dieſelbe entweder ge - aͤndert / oder wol gaͤntzlich hindan und an der ſtatt ein andere geſetzet werden. Man nehm ſich aber in acht / und laſſe ſich von kei - nem Land-Betrieger nicht purgieren / wel - chen von der hohen Obrigkeit das Hand - werck gantz und gar ſolle niedergeleget wer - den / dieweil ſolche viel Leut von unbeſcheide - ner Artzney um das Leben bringen.

Was fuͤr purgiren - de Artz - neyen man ge - brauchen ſoll.

Wenn alſo gemercket wird / daß ohne Ge - brauch eines Pharmaci oder laxirendes Artz - ney-Mittel es in die Laͤnge nicht gut thun / ſondern etwa ein Schwachheit einfallen wol - te / muͤſte man unter zwey Boͤſen das ge - ringſte waͤhlen / und ein Solutivum brauchen / ſo nicht ſtarck / ſchnelltreibend oder hefftig iſt / und koͤnnen von gelinden und leicht-treiben - den Sachen gebrauchet werden die Geiß - molcken / Engelſuͤß / Manna / Caſſia / Rhabarber / Lerchenſchwamm / Sen - netblaͤtter / Diaprunum ſolutivum, Diaca - tholicum, Catharticum imperiale, Diaſena, Pilulæ Peſtilentiales &c. Unter dieſen iſt der Lerchenſchwamm der gemeineſte / und ei - ne gute Artzney zu allen Gliedern / er wider - ſtrebt dem Gifft / treibt den Schleim und Galle / und reiniget inſonderheit die Bruſt / derhalben gut fuͤr Engbruͤſtige zu gebrau -chen.85Von fernern Verhalten der Geſ. chen. Die Peſtilentz-Pillen / ſo von Aloes / Myrrhen und Saffran bereitet werden / einer Erbs groß und mit einem Gold - blaͤtel uͤberzogen / machen ſicher fuͤr aller Ge - fahr der Peſtilentz / wenn ſolche alle Wochen einmal vor dem Eſſen gebrauchet werden. Doſ. ʒj. ad iv. auch mehr nach Gelegen - heit des Alters; die unter 14. Jahren ſind / haben mit einem halben Quintel genug / ſol - che bereitet man alſo:

  • . Aloes ij.
    Pillen.
  • Myrrhen j.
  • Saffran ß.
  • Mit Alant-Zimmet - oder ſonſt einem gu - ten Wein zu Pillen einer Erbs groß ge - macht.

Wer den Schleim zugleich von der Bruſt abfuͤhren will / der thue weiſſen Lerchenſchwam̃ darzu / ſo iſt es ein recht Bezoardicum, ein Conſervans und Præſervans vitam à morbis & veneno.

Wolten aber die zaͤhe / ſchleimige / grobe /Wie man mit dem Antimo - nio vomi - ren ſoll. dicke / rotzige Feuchtigkeiten durch ſolche Mit - tel nicht weichen / muͤſte man zu erbrechen - machenden Artzneyen ſchreiten / und das præ - parirte und corrigi[r]te Antimonium, welches alle boͤſe Feuchtigkeiten von allen Gliedern erſtlich in Magen zu ſich locket / dieſelbige deñ gewaltig / ſamt denen ſo ſich im Magen an - gehenckt / oder feſt geſetzt / durch das Brechen auswirfft / offt mit groſſer VerwunderungF 3an -86Das IX. Capitel. anzuſehen. Es muß aber ein verſtaͤndiger Medicus wohl gedencken / wann / wie und wo er es geben will / gibts auch ſelten in der Subſtanz, ſondern mehrentheils in gutem Wein / Malvaſier / oder auch in Brandwein / bey 4. oder 5. Gran infundirt und abgelaͤu - tert / und iſt der Spir. Vini ein herrlich cor - rectorium. Es ſey auch das Antimonium præparirt auff welcherley Art es wolle / ſo halt ich das Infuſum allzeit beſſer als die Subſtanz. Nach dem Erbrechen ſoll der Magen / ſo nun ſchwach / wiederum mit kraͤfftigen ſauerlichten Fleiſch - oder Huͤnerbruͤhen und dergleichen / ſo bald Nahrung beybringen / geſtaͤrckt wer - den. Zu Ausfuͤhrung ſchaͤdlicher Materi / damit ſich das Peſtilentzialiſche Gifft vermen - gen kan / dienen folgende Purgantia.

Laxier - Traͤnck-lein.

Laxier-Traͤncklein.

  • . Auserleſene Manna j.

Loͤſe ſolches in genugſamen Decocto von Ta - merinden auff / ſeihe es / und thue darzu

  • Eroͤffnenden Roſen-Syrup ʒvj.
  • Cryſtall. Tarrari j.
  • Spiritus Sulphuris acid. gutt. iij.

M. F. Potiuncula.

Ander Laxier - Traͤnck-lein.

Oder folgend Laxier-Traͤncklein.

  • . Lachen-Knoblauchwaſſer ʒxiv.
  • Syrup. Violar. ſol. j.
  • Extr. Cnicopharm. j.
  • Rhabarbar. Extract. ß.

M. F. Potio. S. Laxier-Tranck.

Das87Was bey graſſirender Peſt ꝛc.

Das X. Capitel. Was bey graſſirender Peſt zuDas X. Capitel. beobachten.

ET was genauere Wiſſenſchafft aberWas bey graſſiren - der Peſt zu beobach - ten. von der Peſt zu haben / ſo ſeynd un - terſchiedene Schwachheiten / die der Peſt am naͤheſten verwandt ſeyn. Ferovan - tus gedencket derer 4. welche ſich der Peſt am naͤheſten vergleichen / unter welchen die erſte das Fleckenfieber genannt wird / welches ebenWas fuͤr Kranck - heiten der Peſt nahe kommen. ſo gefaͤhrlich als die Peſt ſelbſt iſt / und viel Menſchen umbringet. Die zweyte Schwach - heit ſeynd die Purpeln / ſo gleichſam eine Kranckheit der Kinder iſt / durch welche viel zum Grab befoͤrdert werden. Die dritte iſt ein Fieber mit einem faſt unleidlichen Haupt - ſchmertzen / welches anſteckend / und den Men - ſchen gleich wie die Peſtilentz umbs Leben bringet. Die vierte und letzte ſind die aus der Faͤule entſtandene Fieber / welche gleich - falls anſtecken / und wie die Peſtilentz Gefahr des Todes erregen. Dieſe vier Kranckhei - ten ſeynd mit der Peſt in naher Verwandt - ſchafft / und haben ſolche Patienten keine Si - cherheit mit der Peſtilentz des Sterbens we - gen zuvor / wiewol die rothe Ruhr und Hun - gariſche Kranckheit / wenn ſolche hart anſe - tzet / denen andern im anſtecken gar wenig zu - vor geben wird.

F 4Es88Das X. Capitel.
Die Mit - tagswind ſind in Peſt-Zei - ten die gefaͤhr - lichſte.

Es ſind auch alle Phyſici und Medici ein - ſtimmig / daß in Peſt-Zeiten kein Wind ſo ſchaͤdlich als der Mittags-Wind ſey / und zwar darum / weilen er warm und feucht / und dahero zu Erregung der Faͤule und daher ent - ſpringenden boͤſen Fiebern am bequemeſten. Dahero von den Medicis gerathen wird / fuͤr ſolchen Wind oder Lufft / Fenſter / Thuͤr und Thor zuzuſchlieſſen. Gleichwie aber die Peſt von dem meridionaliſchen climate am erſten oder meiſten ihren Aus - und Fortgang hat / oder aufs wenigſte von denſelbigen doch vor andern fovirt wird / alſo ſtreichet und ſchlei - chet ſie von den Orten hinweg / und wandert gegen der Sonnen Untergang / oder nach Weſten / wie Plinius Hiſtor. lib. 7. cap. 50. ſchreibt: Man hat wahr genommen / daß die Peſt allezeit von den mittaͤgigen Orten nach der Sonnen Niedergang wandere / welche Worte inſonderheit Mercurial. de Peſte c. 20. allegirt / welcher auch darbey ſchreibt: Dixi vobis, Auſtros eſſe eos, qui peſtes ad - vehant; ut Jure ſcriptum ſit, à Plinio lib. 7. c. 50. obſervatum eſſe, &c. i. e. Ich habe euch geſaget / die Suͤdwinde ſeyen diejenige / welche die Peſt herbey fuͤhren / daß alſo Pli - nius im 7. Buch am 50. Capitel recht und wohl geſaget: man habe wahr genommen / ꝛc. daß auch die Peſt von Mittag gegen Abend ſich zu wenden pflege / iſt mit vielen Peſten zu erweiſen.

Ob89Was bey graſſirender Peſt ꝛc.

Ob aber die Peſt bey naͤchtlicher Zeit ge -Auch iſt die Nacht nicht ſo ge - faͤhrlich als der Tag. faͤhrlicher als am Tage graſſire / davon ſchreibt Herlicius P. II. Conſil. Politico-Phyſici de Peſte cap. 1. Wer reiſen muß / kann es bey Nacht ſicherer thun / als bey Tage / ausge - nommen / wenn der Mond voll iſt / zu wel - cher Zeit beſſer iſt bey Tag / als in der Nacht wandern / und ſonderlich ſoll man acht ha - ben / daß der Mondſchein den Menſchen im Schlaffe nicht beruͤhre / weil er zu der putre - faction oder Faulung geſchickt mache. Denn unangeſehen derſelbe zu vielen groſſen Be - ſchwerungen und unnachlaͤſſigen Fluͤſſen Ur - ſach giebt / hat er uͤber das dieſes noch hinter ſich / daß wider faſt aller Medicorum Mey - nung die Nacht zur Zeit der Peſtilentz nicht ſo gefaͤhrlich als der Tag ſey.

So iſt auch die natuͤrliche Furcht in Peſt -Furcht giebt auch viel Urſach zum Ster - ben. Zeiten eine groſſe Mit-Urſache / warum ſo viel Leute jaͤhling wegſterben. Denn wenn ein Menſch etwan in Geſellſchafften oder ſonſt von der Peſt / und was derer anhaͤn - gig / diſcuriren und reden hoͤret / ſo er ſchuͤttert er ſich / und befindet ſich bald darauff uͤbel. So hat man auch Exempel / daß einige die Peſt bekommen / wenn ſie ſolche Peſt-Kran - cke uͤber die Gaſſe tragen ſehen: oder wann einer den Geruch von einem todten Coͤrper an ſich ziehet / ſo kann er ebenmaͤſſig alsbald die Peſt an Halß haben. Auch wird einer bald angeſtecket / wann er etwas von Peſti -F 5lenzi -90Das X. Capitel. lenziſchen Geſtanck oder Schrecken in ſich hauchet / oder etwa an einem Eſſen oder Ge - traͤnck ein Grauen empfunden. Item / wenn ein Menſch einen andern anruͤhret / von wel - chem er Gedancken ſchoͤpffet / daß er inficirt ſey. Auch mancher / wenn er allzuſehr an die Peſt gedencket / und derſelben nachſinnet / und ſich ſolchen uͤbelen und erbaͤrmlichen Zu - ſtand zu Hertzen ziehet / kann ebenergeſtalt durch immagination die Peſt bekommen: Denn man hat Exempel / daß einem / den ein Brieff von einem inficirten Ort / wol dreyſſig Meilweges fern entlegen / zu Handen kom - men / ſich vor ſolchen dergeſtalt entſetzt / daß er bald angefangen einen Schauer und Mat - tigkeit zu verſpuͤren / und in ein Erbrechen zu gerathen: derowegen auch an vielen Orten zu Peſt-Zeiten die Brieff 24 Stund in freye Lufft geleget und beraͤuchert werden. Iſt alſo die Peſt nichts anders / als eine geſchwin - de / anklebrichte und maligniſche Qualitaͤt / ſo da leichtlich durch Anhafftung von einem Menſchen zum andern kan transferirt wer - den / ſo entweder aus Anhauchen / oder durch Angreiffen gifftigen Geraͤths und der - gleichen / kan mitgetheilet werden. Iſt alſo die Peſt ein Morbus communis, oder gemei - ne Kranckheit / alſo / wenn ſie vermittelſt eines Contagii graſſirt / ſtecket ſie auch insgemein viele an / dahero das Anſtecken gleichſam der Character Peſtis genennet wird. Solchesaber91Was bey graſſirender Peſt ꝛc. aber geſchiehet entweder immediatè und ohn - mittelbar / da ein Leib ohne Mittel-Ding den andern beruͤhret / und ihme alſo das Peſtilen - ziſche Gifft mittheilet / oder mediatè, wenn die Peſt vermoͤge des Zunders fortgepflan - tzet wird.

Es werden die Menſchen auch von derAuf wel - cherley Art die Menſchen ſonſt an - geſteckt werden. Peſt angeſtecket durch die Bett / auf welchen jemand an der Peſtilentz geſtorben / oder kranck gelegen: derowegen ſoll man dieſelbe vor allen Dingen meiden / ſich nicht freveler und dummkuͤhner weiſe darauff legen / wie auch der Verſtorbenen Kleider nicht leichtlich gebrauchen / angreiffen / und in ſeine Ver - wahrung nehmen / weil die Erfahrung be - zeuget hat / daß dadurch manch Hauß und Menſch vergifftet und um ſein Leben bracht worden. Dann die Peſt hafftet gern an Wolle / Seide / Flachs / Hanff / Federn / lei - nen Geraͤth und dergleichen / darum ſoll man ſie nicht an vergifften Orten hohlen / noch zu ſich bringen / auch ſeine eigene offt beraͤu - chern. Nicolaus Maſſa, Medicus Venetia - nus, Tract. 2. de Peſte cap. 1. beſchreibt ein gantz Regiſter ſolcher Kauffmanns-Waa - ren / die das Gifftlang behalten koͤnnen / item / die gar kein Gifft an ſich ziehen: Des fuͤr -An wel - chen Waa - ren ein Verdacht iſt. nehmſten zu gedencken / ſo ziehet am meiſten das Gifft an ſich allerley Wolle / Fellwerck / oder Thier-Haͤute: alles Peltzwerck / Hanff / Flachs / Garn / Zwirn / Seide / Tuch / Bar -chen /92Das X. Capitel. chen / Bomeſin / Tapethen / Buͤcher / Federn / Leinwand / Saͤcke / Stricke / Decken und Koͤrbe / welchen allen aber von andern wider - ſprochen werden will.

Gelb nim - met kein Gifft an ſich.

Endlich auch haben einige Menſchen Furcht fuͤr dem Geld / ſolches anzuruͤhren / wenn es aus inficirten Orten oder Haͤnden kommet / davon ſchreibt Panſa in 2. conſ. an - tipeſt. in der 4. Frage. Es thun diejenige nicht recht / ſo die Schreiben und Muͤntzen / welche von inficirten Orten kommen / nicht wollen angreiffen / denn obſchon von etlichen Medicis ſtatuirt wird / daß der Gifft im Schreiben ſich verbergen koͤnne / und hernach andere anzuͤnden: ſo halte ich doch dafuͤr / daß die Perſon etwa uͤber der traurigen Bott - ſchafft / ſo im Brieff geſtanden / ſich zu ſehr commovirt / und alſo aus Schrecken ſey commovirt worden / oder ſeynd andere Sa - chen bey dem Brieff geweſen / oder iſt wol der Bott vergifftet geweſen / und hat den Gifft an ſeinen Kleidern haben koͤnnen. So aber jemand leichtlich einen Grauen haͤt - te / der kan das Geld in Eſſig legen / und ab - waſchen / den Brieff aber mit Myrrhen raͤu - chern. Mercurialis de Peſte c. 12. haͤlt die - jenige fuͤr einfaͤltig / welche ſich fuͤrchten / die Muͤntz anzugreiffen; hingegen ſo ſcheuen ſich gleichwol einen Weg wie den andern in Peſt - Zeiten Geld anzunehmen von denen / ſo an der Peſt gelegen / oder ſolche Seuche im Hau -ſe93Was bey graſſirender Peſt ꝛc. ſe haben. Kan derowegen nicht ſchaden / ſol - chen Leuten die Furcht zu benehmen / daß ſie ſolche Muͤntz in Eſſig werffen / oder abwa - ſchen.

So auch werden in Contagion-ZeitenWas bey dem Kir - chengehen zu beob - achten. von vielen die Kirchen geſcheuet / weil in ſol - chen manchmahl mehr als auf den Gaſſen Gelegenheit gegeben wird / die Peſt zu bekom - men: als von wegen mancherley Athem des vielen Volcks / davon viel vermiſchete wider - waͤrtige Duͤnſte entſpringen / welche wenn ſie mit der vereinigten Lufft vermiſchet / und von einem oder andern / welcher allbereit darzu diſponirt iſt / angezogen worden / geſchwind anfaſſen. Zum andern / daß mancher in der Kirch angefteckt wird / deſſen iſt kein geringe Urſach die immagination, ſo er faſſet / indem er etwa dem Prediger ſo lang von der Peſti - lenziſchen Seuche predigen oder beten hoͤret / oder dieſes oder jenes Menſchen / der ohn - laͤngſt an dieſer Seuch gelegen / anſichtig wird / und uͤber ſolchen erſchricket; Noch vielmehr aber thut dieſes viel zu ſolchem Un - heil / daß mancher Menſch / der die Peſt am Leib traͤgt / freventlich unter die Leut gehet / und ſich noch unter die Geſunden ſetzet / und ſie alſo anſtecket / worbey zu mercken / daß beſ - ſer ſey / einen Sitz in der Kirche an niedrigen Ort / als wegen auffſteigender Duͤnſte auf dem Laͤter oder Porkirchen zu haben. Ob nun wohl in Peſt-Zeiten nichts ſicheres / alsalle94Das X. Capitel. alle Gelegenheiten des anſteckens zu vermey - den / ſo entſtehet doch auch die Frage / ob ein geſunder Menſch / und der ohne dem furcht - ſam / mit gutem Gewiſſen die Kirche meyden ſoll? welche zu beantworten allhier denen Herren Theologis uͤberlaſſe.

Warum auch nicht jederman angeſteckt wird.

Item ſeynd die Naturen unterſchiedlich / denn einer wird von der Peſt leichtlich ange - ſteckt / ein anderer aber gar nicht. Denn gleich wie einerley gutes dem andern nicht gut iſt / alſo kan auch einerley ſchaͤdliches dem andern nicht ſchaͤdlich ſeyn / ob ſchon der Gifft menſch - licher Natur durchaus zuwider: Die Na - turen ſind mancherley / die Geſchicklichkeit und Diſpoſition des Hertzens iſt nicht einer - ley / und die Nahrung / die die Menſchen un - ter einander brauchen / iſt ungleich / darzu iſt an manchem Ort ein gar friſche geſunde Lufft / allda man ſelten erfaͤhret / daß Peſtis re - giert habe; derohalber auch etliche wegen eines geringen Schadens und Entſatzes oder Furcht dahin gehen / da hingegen andere / die ihnen den Tod wuͤnſchen / und alles thun / was ihnen den Tod und Gifft bringen mag / im geringſten nicht verletzt werden / ſondern zu jederzeit geſund bleiben. Daher kan eine Peſt entſtehen / welche allein die Kinder auff - reibt / ein andere kan entſtehen / welche die al - lerſtaͤrckeſten Maͤnner wegraffet: ein ande - re Peſt kan entſtehen / welche allein die Schwaͤcheſte angreiffet. Panſa Conſ. Anti -peſtif. 95Was bey graſſirender Peſt ꝛc. peſtif. 2. quæſt. 8. Philibertus Marchin. in problem. 2. de Peſte ſchreibt: Daß etliche von der Peſt angefallen werden / etliche aber nicht / iſt die Urſach / daß etliche weite Schweiß - loͤcher und Leibs-Gaͤnge haben / alſo daß die Peſtilentziſche Lufft eher bey ihnen penetri - ren kan; auch weilen in etlichen viel boͤſe Feuchtigkeiten ſich ſammlen / welche hernach je laͤnger je mehr einer Giffts-Quantitaͤt theil - hafftig werden.

Denn auch ſchadet die Peſt insgemein denJunge Leut wer - den insge - mein am erſten an - geſteckt. jungen Knaben / Juͤnglingen und Maͤgdlein leichter als andern Leuten / und werden ge - meiniglich leichter angeſteckt / wegen ihrer groſſen natuͤrlichen Waͤrme / ſo ſie in ſich ha - ben / wodurch ſie eines ſtarcken Einhauchens und an ſich ziehens der Lufft bedoͤrffen / mit welchem viel boͤſes vermiſchet iſt. Item weil wegen ihres feuchten und warmen Tempe - ramems eher eine Faͤulung entſpringet / ſo zu der boͤſen gifftigen Kranckheit Anlaß giebet: denn auch / weilen ſie ſich nicht im Eſſen und Trincken maͤſſiglich zu verhalten wiſſen / ſon - dern zu ſich nehmen / was ihnen geluͤſtet / auch der Veneri zu zeitlich opffern. Endlich / die - weilen ihre Leiber luͤfftig / und die Glieder nicht wie bey den Alten zuſammen gefallen / ſondern raͤumig / und nach Nothdurfft von einander unterſchieden liegen / daher das Peſt - Gifft ſich in ihnen deſtomehr regen und den Leib durchdringen kan. Letztens bleiben ſol -che96Das X. Capitel. che Juͤnglinge und Maͤgdlein ſelten daheim / und kommen vor andern offtmalen an ein Ort / da beſſer geweſen / daß ſie davon blie - ben waͤren.

Muͤſſig - gaͤnger ſind der Peſt leicht unter - worffen.

So auch iſt zu mercken / daß die muͤſſigen Leut leichter als andere angeſtecket werden / weil ſie in ihren Leibern viel cruditaͤten und Feuchtigkeiten ſammlen / welche die natuͤrli - che Waͤrme alſo ſchwaͤchen / und der Glieder Krafft einſchlaͤffern / daß ſie wider das Peſti - lentziſche Gifft ſo viel bey weitem nicht ver - moͤgen / als wenn ſie ſich eines Exercitii oder Ubung maͤſſiglich gebraucheten. So wer - den auch die / welche lange nuͤchtern ſeyn / eher als die g[e]ſſen und getruncken haben / inficirt werden. Darum ſollen die Leut in Peſtzei - ten nicht nuͤchtern ausgehen / ſondern wenig - ſtens Morgens fruͤhe Brod und Butter eſ - ſen; die aber gutes Vermoͤgens ſeyn / kan ein guten Trunck Wein / darinn etwas von Car - dobenedicten / Tauſendguͤldenkraut / Angelick - wurtz / Pimpinellwurtz / Citronſchalen / Wer - muth und dergleichen gelegen / darauff thun / oder andere obgemeldte Præſervative ge - brauchen.

Arme wer - den eher als Reiche angeſteckt.

Endlich auch iſt bekannt / daß die arme Leue viel eher als die Reichen von der Peſt angegriffen werden: warum ſolches aber ge - ſchiehet / beantwortet die geſunde Vernunfft / dann es mangelt den Armen ſowol bey ge - ſunden als krancken Zeiten an allen Orten;und97Was bey graſſirender Peſt ꝛc. und obwol ein Menſch nicht klagen ſoll / wenn er geſund iſt / ſo ſtecket er doch voller Sor - gen / wie er die jenige Mittel zu Handen ſchaffe / dadurch er ſolche ſeine Geſundheit er - halten moͤge / und wie er ſeinen Leib fuͤr Kranckheiten præſervire; und weil ſolche die Armen nicht / oder doch ſchwerlich zuwege bringen koͤnnen / die Reichen aber ihre Medi - dicos, Barbierer / Apothecker und andere Huͤlffmittel zur Hand haben / ſo iſt kein Wunder / daß ſolche Arme leichter als die Reichen inficirt werden. So eſſen und trin - cken die Armen auch allerley / es mag ihnen ſchaͤdlich oder nutzlich ſeyn / und ſammlen viel Boͤſes in ſich / dahingegen die Reichen Ge - legenheit haben / eine rechte Diæt zu gebrau - chen. Je mehr nun ſchaͤdliche Materi in Leib geſammlet wird / je ſchleuniger ſoll man ſol - che auspurgiren / welches aber die Armen wenig zu Sinn faſſen / und alſo auch deſto geſchwinder angeſteckt werden.

Daß aber auch die Weibsbilder ehe alsUnd Weibs - Perſonen ehe als die Maͤnner. die Manns-Perſonen angeſtecket werden / ver - urſachet / weil ſie duͤnnere / poroſiſche und wei - chere Leiber haben / durch welche die vergiffte Lufft leichter eindringen kan. So ſind ſie auch der Leibs-Beſchaffenheit nach insge - mein ſchwaͤcher als die Maͤnner; auch wei - len ſie mehr uͤberfluͤſſige Feuchtigkeiten bey ſich haben / welche gleichſam der Zunder ſind / ſo das anſteckende Gifft an ſich ziehen. UndGwei -98Das X. Capitel. weilen ſie vielfaͤltig der Verſtopffung des weiblichen Fluſſes unterworffen / da alsdenn ſolch verſtopfftes Gebluͤt gar leichtlich eine boͤſe Natur gewinnet / und von dem Peſti - lentziſchen Gifft inficirt wird. Letztens auch / weil ſie wie die Kinder den Gemuͤths-Affe - cten / als Furcht / Zorn ꝛc. mehr als erwach - ſene Manns-Perſonen ergeben / und andern mehrern Schwachheiten unterworffen ſeyn. Schwan - gere ſind der Peſt auch ſon - derlich unter - worffen /So werden die ſchwangern Weiber auch leichter als die andern mit der Peſt inficirt / Urſach / weilen ſie von wegen ſchwerer Leibs - buͤrde ſchwaͤcher und matter ſeyn: auch weil es uͤber die halbe Zeit kommet / und das Kind waͤchſet / dero Athem je laͤnger je ſchwacher / das Einhauchen der Lufft aber groͤſſer wird / da denn zugleich mit der groſſen Menge der in ſich gezogenen Lufft viel boͤſes in Leib kom - men kan. Auch weilen wegen Verhaltung des monatlichen Gebluͤts die boͤſe Materien und Feuchtigkeiten im Leib gleichſam fer - mentiren / ebuliren oder jaͤhren und auffwal - len. Bey den ſchwangern Weibern iſt auchwie auch Leibs - frucht. die Frucht ſelbſt ein Theil / und ſagt Galen. 1. aphor. 4. daß die Leibsfrucht ihrer Mutter alſo anhange / wie eine Frucht dem Baum / und dieſes bezeuget auch die Vernunfft. Iſt derowegen kein Wunder / wann eine Mutter oder ſchwangere Frau mit der Peſt uͤberfal - len wird / daß gleichſam auch die Frucht im Leib part davon habe / und in nicht geringeGe -99Was bey graſſirender Peſt ꝛc. Gefahr geſetzet werde. Denn indem die Na - tur ſehr ſorgfaͤltig iſt / wie ſie die Frucht neh - re / mehre / und mit Vollkommenheit ehre / dannenhero ſie denn ihr allerley humores und ſpiritus zukommen laͤſt / koͤnnen mit ſolchen gar leicht peſtiferi halitus vermiſchet werden / zumalen weilen der uterus zu ſolcher Zeit hi - tziger iſt als andere Glieder / und deßwegen mehr an ſich ziehet. Nichts deſtoweniger ſind Exempla bekannt / daß wenn eine ſchwan - gere Frau mit der Peſt inficirt worden / die Geburtsſtunde bald darauff kommen / und das Kindlein geſund zur Welt gebohren wor - den. Alſo iſt es hingegen auch gar wol moͤg - lich / daß die Peſt / wo ſie bald dieſes bald je - nes Glied anfaͤllet / die Baͤrmutter am erſten anfalle / und dem zarten Kindlein den Gar - aus mache / welches / weilen es alsdann vom Gifft bald abgetrieben wird / zum oͤfftern die Mutter verſchonet / und bey dem Leben laͤſt.

Das XI. Capitel. Von Ampt und Bedienten / ſoDas XI. Capitel. Von Peſt - Bedien - ten. in Peſtzeiten verordnet wer - den. Vom Ampt der Peſtilentz-Pfarꝛherꝛn.

WEnn in anſehnlichen und volckrei -Von der Peſtilentz - Pfarrher - ren Ampt. chen Staͤdten die Peſt einreiſſen will / ſo werden gemeiniglich Paſto -G 2res100Das XI. Capitel. res Peſtilentiarii oder Peſtilentz-Pfarrherren von der Obrigkeit auffgenommen / welche in zwey Claſſes abgetheil[e]t werden / davon etli - che nur zu denen Inficirten / die in der Stadt in Haͤuſern liegen / die andern aber zu den je - nigen / ſo in die Spitaͤler / Lazareth oder Peſt - haͤuſer gebracht worden / beſtellet werden. Von den letztern aber zu reden / iſt die Fra - ge: Ob es genug ſey / daß ein beſtellter Pe - ſtilentz-Pfarrherr nur allein in das Lazareth komme / wenn er geruffen wird / oder ob ſol - cher mehrmal und zwar taͤglich die Krancken beſuchen ſoll? Allhier hat es wol das An - ſehen / als ob es genug waͤre / wenn er nur al - lein zum Krancken gienge / wenn er geruffen wuͤrde / um alſo der Gefahr deſto beſſer zu entgehen / und nicht ſo leicht in Leib - und Le - bens Gefahr gerathen moͤchte. Es will ſich aber doch nicht thun laſſen / und iſt nicht ge - nug / ſondern er ſoll ſich taͤglich auffs wenigſt einmal daſelbſt hoͤren / finden und ſehen laſ - ſen / aus Urſachen / weil faſt taͤglich neue Kran - cke in ſolche Lazareth gebracht werden. Item weil die Seuche mit den meiſten Krancken bald den Garaus machet / wodurch mancher arme Menſch an Troſt-Mangel dahin ſter - ben muß. So auch nimmet ein Patient im Lazareth ihm nicht gern das Hertz / einen Pfarrherrn zu ſich ruffen zu laſſen / theils weil er meynet er mache ihm beydes die Beruffe - ne und Beruffende zuwider / theils auch wei -len101Von Peſtilentz-Pfarrherren. len er ſelne Lebens-Gefahr nicht ſo weit be - dencket / theils weilen er auch in ſeiner Kranck - heit ſo beaͤngſtiget und in Forcht lieget / daß er auff ſolche geiſtliche Seelen-Artzney nicht ſinnen kan. So auch iſt des Pfarrherrn oͤff - tere Gegenwart vonnoͤthen / weil in ſolchen Haͤuſern unterſchiedene Religions-Ver - wandte angetroffen werden / bey welchen Fleiß anzukehren / ſie auff den rechten Weg zu brin - gen. So auch finden ſich offtmal viel gott - loſe ruchloſe Perſonen unter ſolchen Krancken / welche weder nach GOtt und ſeinem Wort fragen / und alſo viel weniger eines Pfarr - herren begehren werden / zu ſolchen ſoll ein Lazareth-Pfarrherr fleiſſig gehen / und ſich be - muͤhen / durch Schaͤrffung des Geſetzes / Warnung und Lehre / aus des Teuffels Stri - cken zu befreyen / und derer ſonſt verlohrne Seel zu erretten / dieweil an ſolcher weit mehr / als den Leib mit noͤthiger Diæt und Medicin zu verſorgen / gelegen. So auch haben die Lazarethmeiſter und ihre Bediente nicht al - lemal Zeit und Gelegenheit denſelben zu ruf - fen / oder thun es nur nach ihrem Gefallen / oder vergeſſen es gar / wie bey ſolchen Leuten vielfaͤltig zu geſchehen pfleget. Endlich auch wird durch des Pfarrherrn Fleiß / der Perſo - nen / die zum Krancken warten beſtellet / ihr Fleiß auch erwecket / auffgemuntert und ver - mehret / wenn ſie ſehen daß die Principal - Warter / als Pfarrherr / Medici und Barbie -G 3rer102Das XI. Capitel. rer ihr Ampt fleiſſig / ſorgfaͤltig und treulich verſehen / und alſo mit guten Exempeln vor - leuchten.

Wie es in Peſtzeiten mit den Schulen zu halten.

Am Ende des IV. Capitels iſt etwas mit wenigem der Schulen und Schulmeiſter ge - dacht worden / ſonderlich ob ſolche in gefaͤhr - lichen Peſtzeiten gar zu beſchlieſſen waͤren / weil es beſſer gethan ſcheinet / wie Hieron. in Epiſt. ſaget: Melius eſt neſcire aliquid, quam cum periculo diſcere, i. e. Es iſt beſſer man weiß ein theil nicht / als daß man es mit Ge - fahr lerne. Weßwegen D. Joh. Evvig c. 6. vom Ampt einer weiſen Obrigkeit in Peſt - zeiten alſo ſchreibt: Was ſolte ich von den Schulen / in welchen die Knaben zuſammen kommen / anders ſagen / denn daß es durch - aus zu rathen / und faſt noͤthig ſcheine / ſo wir die Fortpflantzung des Giffts verhuͤten wol - len / daß die Schulen / welche nicht koͤnnen an ein bequem Ort geleget werden / eine Zeit zugeſchloſſen bleiben / und lieber mit gerin - germ Nutz und Frucht die Jugend daheim unterwieſen werde / als daß ſie mit groſſer Gefahr unter den Hauffen gehe / denn es pfle - gen die jungen Knaben unterſchiedenen Al - ters dieſem Ungluͤck mehr als alte Leut unter - worffen zu ſeyn / deßwegen auch gelehrte Leut gerathen / man ſolle die Knaben ein Zeitlang von den vergiffteten Oertern in fremde Lan - de verſchicken. Obwol von vielen vorneh - men Geiſtlichen nicht gebilliget wird / daßman103Wie ſich ein Medicus zu verhalten. man die Schulen ſolcher Zeit beſchlieſſen ſoll / ſo muß man dennoch in Peſtzeiten et - was nachgeben / weil jede Eltern gerne ih - re Kinder fuͤr ſolcher Seuche bewahren wollen.

Was die Medicos anlanget / welche inMedicus wie ſich ſolcher in Peſtzeiten zu verhal - ten. Peſtzeiten beruffen werden / davon fallen unterſchiedene Meynungen / davon einige gedencken / wie nicht vonnoͤthen waͤre / die qualificirteſte Medicos, ſondern nur die ſchlechteſte in Peſtzeiten zu gebrauchen / aus Urſachen / weilen ſolche leichtlich durch die - ſe Seuche hingeriſſen werden / und durch den Verluſt ſolcher Leute dem gemeinen Beſten mehr Schade / als durch viel ande - rer Tod zugefuͤget werden kan. So auch wegen hoher Stands-Perſonen und ande - rer / von welchen die fuͤrnehmen Medici ge - ehrt / geliebt / und Raths gefraget werden / ſich nicht gern bey den inficirten Perſonen gebrauchen laſſen. Auch weilen nach Hi - pocratis Lehre die toͤdtlich darnieder Liegen - de Deo & prognoſtico zu uͤberlaſſen / und doch kaum der dritte oder vierte Theil der Krancken auffkomme / und das Gluͤck man - chen mehr als die Artzney helffe / welche ſo vielmehr glaublich / weil man wider die Peſt kein recht ungezweiffeltes pacificum re - medium habe / oder da ſchon eines ſey / ſo ſey es doch allein GOtt bekannt.

G 4Es104Das XI. Capitel.
Wie der Medicus qualificirt ſeyn ſoll.

Es iſt aber dennoch ſehr viel an einem Medico gelegen / welchen die von der Peſt inficirte Krancke unter die Haͤnde gegeben werden / und wird auch viel von ihm erfor - dert / und zwar / daß er ein exemplariſcher gottsfuͤrchtiger exercirt und erfahrner Mann ſey / einen guten Wandel fuͤhre / der auch in Abweſenheit des Pfarherren / oder ſonſt im Fall der Noth denen Krancken auf alle Wege troͤſtlich und ermahnend zuſprechen kan / daß er ein nuͤchtern und maͤſſig Leben fuͤhre / und alſo mit gutem Verſtand bey ſolcher hochge - faͤhrlichen Seuche ſeine Antidota und Artz - neyen ordne / daß er nicht ein bloſſer Empiri - cus oder Recepten-Schreiber ſey / ſondern al - ſo erfahren / daß er ſich in der Schwachheit / welche er zu curiren hat / wie auch in ihre Ei - genſchafft und Natur / auch zuſchlagende Kranckheiten richten / und ſeine Cur loͤblich auszufuͤhren wiſſe. Er ſoll auch ſo geuͤbet ſeyn / und ſeinen gantzen methodum curandi auf dieſe zwey Fulcra der Artzney-Kunſt / nemlich Rationem & Experientiam ſetzen / welches / ob er es treffe / daher eher wird abzu - nehmen ſeyn / wenn er die Urſachen der Kranckheit wird zu ſagen und zu erklaͤren wiſſen: auch wenn er weiß / woher die Kranckheit ihren Urſprung genommen / und in was fuͤr einem Stand und gradu ſich ſol - che jetzo befinde? ob ſie zu curiren ſey oder nicht / deßgleichen wenn er ſeinen Kranckenzu105Wie ſich ein Medicus zu ꝛc. zu rechter Zeit die Artzney ordnet / und ande - re Geſchicklichkeiten mehr: Ingleichen ſoll er auch nicht nachlaͤſſig oder verdroſſen ſeyn / ſondern ſeine Patienten / auf Erſuchen / fleiſſig bey Tag und Nacht bedienen; und dem / welchen er vermeinet aufzubringen / wie auch denjenigen / an deſſen Geneſung gezweiffelt wird / einen wie den andern beſuchen / und keinen ſeines Amts Huͤlffe nicht verſagen. Doch iſt er auch nicht verbunden / Tag und Nacht bey dem Patienten in Perſon zu ver - bleiben / bevorab wenn er der Patienten mehr zu beſuchen hat. So ſoll er auch / ſein gut Gewiſſen zu erhalten / keinen Patienten ver - wahrloſen oder verſaͤumen / auch um eigen Nutzens willen wegen Gabe oder Geſchenck den Krancken auffhalten.

Dieſes ſeynd alſo die fuͤrnehmſte Quali -Anfangs der Peſt ſterben ge - meiniglich viel Me - dici. taͤten und Requiſita, welche ein Medicus, der denen an der Peſt liegenden Patienten be - dient ſeyn will / an ſich haben muß: woraus leicht abzumercken / daß es mit angehendem Alter wegen Unvermoͤglichkeit und ſonſt an - dern / die den Kopff nicht viel an das Stu - diren geſtreckt / ausgerichtet iſt. Es beler - net uns aber bey ſolchen Peſt-Zeiten die Er - fahrung / daß gemeiniglich anfangs viel Me - dici hinſterben. Es iſt aber nicht conſe - quens, daß ſolche allemahl drauff gehen; und daß dieſerwegen andere ſich nicht an derer Platz ſtellen ſollen: denn es iſt des MediciG 5Acker106Das XI. Capitel. Acker und Pflug / davon er ſeine Nahrung ſuchen muß / und alſo nicht zu zweifflen / wenn die Patienten oder andere in ihren Namen ſich mit gebuͤhrender Verehrung zu rechter Zeit einſtellen / daß wenig Medicos zu finden / die ſich ihme zu dienen enthalten werden.

Welche Medicos ein Inficir - ter zu er - wehlen hat.

Es iſt auch nicht zu laͤugnen / daß unter denen Medicis ein groſſer Unterſcheid / weß - wegen derjenige verſtaͤndig handelt / welcher nicht den naͤheſten fuͤr den beſten haͤlt / noch einen wie den andern achtet / ſondern die Wahl liebet; viel ſeynd aber der Meynung / die Wahl beſtehe allein im Alter / und werden die alten den jungen allzeit fuͤrgezogen / wei - len dafuͤr gehalten wird / daß ſie wegen viel der Jahre groͤſſere Wiſſenſchafft in der Artz - ney erlangt / auch mehr ſtudirt und geleſen als die juͤngere; Andere aber bedienen ſich lie - ber den jungen Doctoren / weilen ſie in der Neuen Medicin, wie ſolche bis auf den heu - tigen Tag erfunden oder erlernet worden / in allen beſſer als die alten geuͤbt ſeyn / weilen ſie auch freudiger und mit weniger Verdruß als die alten die Cur verrichten: weilen ſie auch ein beſſer Gedaͤchtnuͤß haben / und weſ - ſen ſie der Schwachheit wegen im Anfang von den Krancken ſeynd berichtet worden; ſind alſo ſcharffſinniger / weil ſie alles koͤnnen beſſer als die Alten im Gedaͤchtnuͤß behalten. Die Sach aber zu entſcheiden / ſo wird dafuͤr gehalten / wenn neben den alten wohlgeuͤbtenauch107Vom Amt der Medicorum in Peſt ꝛc. auch ein junger Medicus gebrauchet wird. Dieſes waͤre alſo eine gute Meynung / wenn es nur die alten leiden moͤchten. Aber wie - viel werden doch gefunden / die ſo voller Neid ſtecken / daß ſie ſelbſt nicht ſehen / was zu ih - rer Ehr dienet / weniger was die Chriſtliche Liebe erfordert. Da fuͤrchten ja ſolche Neid - Hammel / es bekomme ein junger Medicus auch ein Stuͤck Brodt / und werde von gu - ten ehrlichen Leuten geliebet und gefoͤrdert: da er doch zuruͤck dencken ſolte / wie wohl es ihm gethan / da er noch ein junger Doctor war.

Nun iſt auch in Sterbens-Laͤufften unterWie ordi - nari Peſt - Medici be - ſtellt wer - den. andern ein loͤbliche Ordnung / und zwar nicht eine von den geringſten / daß ein oder der an - dere gewiſſe Medicus zu den Peſtſuͤchtigen beſtellt wird / den andern aber Befehl geben wird / ſich der inficirten Haͤuſer zu enthalten / damit durch das untereinander-lauffen von ſolchen das Peſtilentz-Gifft nicht aus den unreinen in die reine Haͤuſer getragen wer - de. Es finden ſich aber bey ſolcher Verord - nung andere Medici nicht wenig beſchweret; dieweil ihnen in ihrer Creation in Kaͤyſerli - chen Namen Macht und Freyheit gegeben worden / wo und wann ſie wollen Artzneyen zu verordnen; auch weil es in Peſt-Zeiten wenig andere Kranckheiten giebt / und alſo der Verdienſt gar gering ſeyn wuͤrde. Dafern aber ein ander Medicus, ſo von der Obrig -keit108Das XI. Capitel. keit expreſſe beſtellet worden / nicht anzutref - fen / und unterdeſſen ein anderer begehret wuͤrde / ſo waͤre leicht zu erachten / daß die - ſer mit gutem Gewiſſen ſich abſentiren und auſſenbleiben koͤnte / zumal wenn er ſonſt in geringer Praxin ſtuͤnde.

Ob der be - ſtellte auch von Pati - enten Lohn fordern darff.

So wird auch insgemein dafuͤr gehalten / daß ein Medicus, der von der Obrigkeit be - ſoldet wird / keinen Lohn von Patienten neh - men ſoll / er habe gleich eine Kranckheit was es fuͤr eine ſey / doch darffe er das wol anneh - men / was man ihm aus freyem Willen ge - be: denn offt ſchaͤmen ſich die Patienten oder dero Verwandte / wann ſie gar nichts geben ſolten; woraus aber erfolget / wann ein Me - dicus dasjenige / was ihm offerirt wird / an - nehmen doͤrffte / ſo wuͤrde aus dem Geben und Nehmen bald eine Gewohnheit werden: Es beſtehet aber nur in dem / wann die Obrig - keit ihm mit ſolcher Geſtalt accordiret hat / daß er von andern nichts nehmen ſoll. Solches Accords aber ungeachtet / mag er dennoch die offerirte Verehrung annehmen / wenn ſol - ches nach erlangter Geſundheit geſchiehet. Es iſt aber allhier nicht vonnoͤthen / gar viel von dieſer Materi zu eyfferen / weil nicht viel Oerter gefunden werden / da man den Me - dicis ſo viel / als ſie zu ihrem jaͤhrlichen Aus - kommen vonnoͤthen haben / zur Beſoldung giebt / vielweniger / daß ſie ihre Bibliothec verbeſſern / oder ihre Kinder redlich verſor -gen /109Vom Amt eines ordinari Phyſici. gen / noch weniger aber / daß ſie etwas zu ei - nem Schatz zuruͤck legen ſolten. Doch kan der / welcher eine ordentliche Jahrs-Beſol - dung hat / denen Armen viel leichter etwas ſchencken / als derjenige / welcher alles aus ſei - nem Verdienſt anſchaffen muß.

Nun werden / wie bekandt / bey anſehnli -Amt eines Stadt - Phyſici. chen Staͤdten ordinari Phyſici oder Medici benennet / und um eine gewiſſe jaͤhrliche Be - ſtallung angenommen / daß ſie alles / was in ſelbigem Gebiet zu der Leibes-Geſundheit der Menſchen erſprießlich iſt / mit Fleiß erwegen ſollen: die Nothdurfft der Gebuͤhr anzu - bringen und anzuordnen / die Apotheker er - heiſchender Nothdurfft nach viſitiren / un - tuͤchtige Perſonen und Artzneyen abſchaffen zu helffen / auf ihr und anderer Thun / ſo ſich der Artzney anmaſſen / ſonderlich aber auf die hochwichtige Compoſitiones oder Theriaca, Mithridatii &c. ernſtlich acht haben / und al - les treulich und fleiſſig verrichten / zu welchem Ende ſie als Ordinarii angenommen wer - den. Nun iſt allhier die Frage / ob ein ſol - cher auch fuͤr einen Ordinarium tauge / der ſich in Peſt-Zeiten nicht gebrauchen laſſen wolte? worauff kurtze Antwort erfolget: da - fern er ſich gantz bey keinen Patienten finden laſſen wolte / ſie ſeyen Perſonæ publicæ oder privatæ, ſo tauget er ſimpliciter nicht darzu. Wenn aber ein ſolcher Ordinarius nur allein die inficirte nicht beſuchen wolte? ſo ſollenſie110Das XI. Capitel. ſie eben darzu nicht verbunden ſeyn / ſondern koͤnnen auf der Barbirer Bericht / auf ge - nugſame eingenommene Relation, von Hauß aus mit treuem Rath einſtellen und beyſprin - gen; wann er aber keine Patienten beſuchen und den Lohn nur vergeblich einnehmen wol - te / waͤre ſolcher nur fuͤr einen halben Medi - cum zu halten.

In Peſt - Zeiten ſol - len ſonder - liche Me - dici darzu beſtellet werden.

Daß aber ſonderlich Medici beſtellt wer - den / die allein zu den mit Peſt inficirten Krancken und in ſolche Haͤuſer gehen / in an - dere Haͤuſer aber und zu andern Krancken nicht kommen doͤrffen / iſt eine recht loͤbliche Verordnung / dieweil es denen / ſo nicht eben an der Peſt kranck liegen / beſchwerlich ſeyn ſolte / und zumal / wenn ſie ſich fuͤr der Peſt fuͤrchten / wenn kein anderer Medicus zu ha - ben waͤr / als die taͤglich mit inficirten Leu - ten zu thun haͤtten. So waͤre es auch ei - ner in Sterbens-Gefahr befindlichen Stadt hoch ſchaͤdlich / wenn nicht von Obrigkeit wegen etliche wackere und wohlverdiente Me - dicos, welche man noch lange gebrauchen konte / zuruͤck gehalten und geſparet wurden. So iſt es auch gut / weil ein Peſt Medicus weiß / daß er zu keinen andern Krancken / als die mit Peſt inficirt / gehen darff / derſelbe ſich deſto mehr auf gute Artzney-Mittel befleiſ - ſige / und ſeinen Patienten damit deſto treu - licher zu dienen.

Wo111Vom Amt eines Ordinari Phyſici.

Wo aber an einem Ort bey graſſirenderWie weit ein Medi - cus ſchul - dig / auf des Infi - cirten Be - gebren zu erſcheinen. Seuche keine abſonderliche Peſt-Medici be - ſtellet / allda kan eine Obrigkeit keinen Me - dicum befehlen / daß er in inficirte Haͤuſer gehen ſoll / iſt auch nicht ſchuldig / auf der Pa - tienten Begehren zu erſcheinen / wenn es ihm nicht gefaͤllig iſt. Es iſt zwar hierin ein Unterſcheid / ob ein Medicus von privat Per - ſonen oder von der Obrigkeit zu erſcheinen erſuchet worden; denn von dieſer haͤtte er noch ſeinen ordentlichen Beruff / von jenen ſolchergeſtalt nicht / aber gleichwol wenn der Medicorum viel beyſammen / ſo kan ſie ſelbi - ge mit berechtigtem Fug nicht alle heiſſen / in - ficirte wider ihren Willen zu beſuchen. Wolte aber ein oder der andere ſich um ge - buͤhrenden Sold / oder auch nur um die Re - compens, ſo er von den Patienten zu gewar - ten hat / beſtellen laſſen / dem ſtehet es frey / und ſind die andern alsdann wohl entſchul - diget / wenn ſie ſich fuͤr andere Patienten / ſo nicht an der Peſt liegen / zu dienen ſparen; iſt ihnen auch fuͤr keine Zagheit / ſondern viel - mehr fuͤr eine Fuͤrſichtigkeit zu deuten / ihrer und der ihrigen Perſon / auch anderer nicht inficirter Sicherheit zu rechnen. Denn wann ein Medicus gebunden waͤr / zu allen Kran - cken zu gehen / ſo waͤre er in ſchlechterer Con - dition als ein Schuſter und Schneider / weil ein ſolcher von keiner privat Perſon gezwun - gen werden kan / daß er ihm Schue oder einKleid112Das XI. Capitel. Kleid machen muͤſſe; wenn es ſich aber be - gaͤbe / daß kein Stadt-Medicus ſich gebrau - chen laſſen wolte / ſo koͤnte die Obrigkeit nach Frembden trachten / und ſolche alſo remuneri - ren / daß ſie ſich ihres Fleiſſes hernach fuͤr den Inheimiſchen zu erfreuen haͤtten; wenn aber keine auslaͤndiſche zu bekommen / ſo koͤnte die Obrigkeit ihre anweſende zwingen nach laut der geiſtlichen Rechte: Ein Medicus iſt ſchul - dig zu artzneyen / ſonſt begehet er ein Todfuͤn - de / und iſt nach dem Goͤttlichen Geſetz / wenn der Krancke ſtirbt / als ein Todtſchlaͤger an - zuklagen / weilen der jenige toͤdtet / welcher ei - nen vom Tod / wenn er kan / nicht errettet.

Wenn ein Krancker keinen Medicum erfordern laſſen will.

Wann es ſich aber begaͤbe / daß ein Kran - cker nicht leyden wolte / von dem Medico be - ſuchet zu werden / ſo ſey der Medicus den - noch verbunden / zu dem Krancken zu gehen / und ihn mit nothwendigen Artzney-Mitteln zu verſehen / weil ein ſolcher Patient einem Furioſo oder Wahnwitzigen gleich zu ach - ten. Aber es geſchiehet ſelten / und wo es geſchiehet / ſo hat es bey dem Patienten ge - meiniglich ein Urſach / und iſt die Gelegenheit des Patienten zu beobachten. Denn man - cher Patient moͤchte wolgern einen Medicum haben / weil ihm aber das Vermoͤgen fehlet / ſo hat er nicht das Hertz einen requiriren zu laſſen. Ein anderer wolte gern eines Medici Rath pflegen / aber der verdammte Geitz will ihm nicht zulaſſen / den Medicum zu lohnen /ohn -113Vom Ampt eines Medici. ohnerachtet er doch von GOtt an zeitlichem Vermoͤgen geſegnet iſt. Mancher auch iſt etwa aus gewiſſen Urſachen dem Medico nicht hold / oder hat ſonſt kein gut Vertrau - en zu ihm: Mancher aber iſt von Schwach - heit ſo eingenommen / daß er nicht allerdings bey gutem Verſtand iſt / und ſonſt fuͤr Unge - dult und Mattigkeit nicht weiß wie ihm iſt: wird alſo dafuͤr gehalten / daß man dem letzten und erſten koͤnne und ſolle ohne remuneration dienen / den andern aber ſoll man durch red - liche Leut erinnern laſſen / was es fuͤr ein teuff - liſch Werck um den Geitz ſey / und wie uͤbel der ſeiner Seelen pflege / der ſeinen Leib nicht gebuͤhrlich verpflegen mag / darinnen die See - le wohnet / ita ut cauſa remota tollatur effe - ctus, und der Medicus einen freyen Zutritt gewuͤnne. Dieſes alles laͤſſet ſich wol pra - cticiren / wenn nur ein Medicus an ſolchem Ort wohnet / wo ihrer aber mehr ſeyn / ſo haben ſie zuzuſehen / daß keiner dem andern bey deſſen Patienten oder Kunden Ein - trag thue.

Es begibt ſich auch zum oͤfftern / daß einOb ein Medicus ſeine Se - ereta duꝛch den Apo - thecker zu machen obligat iſt. Medicus ein oder das ander Secretum hat / da - mit eine gewiſſe Kranckheit zu curiren / ſo iſt die Frage / ob es ihm auch erlaubt iſt / ſolches ſein Medicament oder Kunſtſtuͤck ſelbſt zu be - reiten / und in benoͤthigtem Fall den Kran - cken zu geben; dieſem aber widerſetzen ſich die Apothecker / vorwendende / wenn ein Medi -Hcus114Das XI. Capitel. cus ſelbſt Medicamenta bereitete / ſo wuͤrden ihnen ihre Waaren ſo viel laͤnger liegen blei - ben / auch deſto weniger Geld loͤſen / und ih - re Nahrung gewinnen / wuͤrden auch in ih - rem Ampt traͤge und nachlaͤſſig werden: ſo auch wuͤrde es zwiſchen ihnen und den Me - dicis leichtlich Unwillen und Mißverſtand erregen / da ſie doch den Patienten zu Nutz und beſten vielmehr friedlich beyſammen le - ben und freundliche correſpondenz pflegen ſolten. Und dieweil auch durch ſolches præ - pariren zuweilen wol allzuſehr auff den Ei - gennutz geſehen wird / weßwegen auch in fuͤr - nehmen Staͤdten deßhalben ein ſonderliche Ordnung gemacht worden / wie aber ſolche gehalten werden / iſt am heitern Tage. Deñ erſtlich iſt zu ſehen auff der Apothecker Hoch - tragenheit / daß die / welche der Medicorum rechte Hand ſeyn ſollen / groſſen theils der - malen ihnen mehr einbilden / als der Medi - cus ſelbſt / und auff ihr groß gewonnen Gut ſich verlaſſende / die Doctores gern als ihre Knechte gebrauchen wolten. Zu dem ſoApothe - cker greif - fen denen Medicis ein. weichen ſolche auch von ihrem Ampt ab / und greiffen dem Medico nach ſeiner Nahrung / fertigen faſt allen Patienten / die etwas an ihnen begehren / nach eigenem Gefallen Me - dicamenta, ordiniren Purgantia ins Gelag hinein / es mag der Patient leben oder ſter - ben / ſonder einige Recepta, woraus erhellet / wie wenig die Medici von ihnen geachtet wer -den.115Vom Ampt eines Medici. den. Zu dem ſo iſt ja einem Medico erlaubt / ſeine Secreta zu bereiten / und ſeinen Patien - ten in ehrlichem Preiß zu reichen / ſo auch da - her zu erweiſen / weil ihme / wenn er den gra - dum Doctoris erlanget / Krafft Kaͤyſerl. Pri - vilegien / alle Gewalt zu artzeneyen / und in der Medicin zu thun / wie er es in ſeinem Gewiſ - ſen zu verantworten getrauet. Und wann er es nicht thun ſondern andern zu bereiten ſeine Secreta geben muͤſte / ſo waͤren es nicht mehr Secreta, welches offt mehr Schaden als Nutzen bringen wuͤrde. So auch wendetWarum der Medi - cus ſeine Secreta nicht com - municirt. offt ein Medicus ein groß Theil ſeines Ver - moͤgens auff ein ſolch Experiment, wie ſolte ſolcher hernach gehalten werden koͤnnen / es ſo ſchlechter dings einem Apothecker anzuver - trauen / welches von ſeinen Geſellen oder Jun - gen bald anderswo ausgebreitet werden wuͤr - de. Ingleichem waͤre es auch der Doctor - Wuͤrde disreputirlich und ſchimpfflich / an - dern und geringern ſeine durch Studia erhal - tene Secreta gemein zu machen / und haͤtte al - ſo nur ſtudirt / damit er dem Apothecker ei - nen Gewinn zubringen koͤnte. Und warum ſolte der Nutzen von ſolchen Secretis nicht mehr dem Medico als dem Apothecker ge - buͤhren? Denn auch iſt ein Medicus ſolche aus Handen zu geben nicht verbunden / die - weil nicht allzeit zwiſchen dem Medico und Apothecker eine gute Harmonia, wie ſolche billig ſeyn ſolte / ſondern beſorget / daß quidH 2pro116Das XI. Capitel. pro quo, dieweil offt in einem arcano ſolche Sachen enthalten / welche dem Apothecker annoch unbekannt / und durch Chymiſche Handgriffe bereitet werden muͤſſen / zu wel - chen ſich oͤffters die Apothecker-Geſellen die Muͤhe nicht gerne machen / ſelbige vorgeſchrie - bener Ordnung nach zu bereiten.

Ob ein Medicus auch den Krancken ſelbſt Pfla - ſter auff - legen darff.

Dieweil es aber bey Ausgebung der Me - dicamenten / ſonderlich was Secreta ſeyn / bey der Doctorn ihrer Freyheit verbleibet / ſo fra - get es ſich / ob ſolchen auch erlaubt iſt / einem Patienten zu ſeinen Beulen / Schlieren oder Schwaͤren Pflaſter und Salben zu geben? Gleich Anfangs duͤncket mich / ich hoͤre ſchon / wie ſich die Barbierer daruͤber beſchweren / und ihnen die einfaͤltige Einbildung machen / als ob es ihnen allein gebuͤhrete / und daß nie - mand mehr als alleine die Wundaͤrtzte mit Pflaſtern / Salben und dergleichen umgehen und uͤberlegen doͤrfften. Aber ein ſolcher muß wiſſen / was es in dieſem Puncto mit den Do - ctoribus und Barbierern vor eine Gelegen -Privilegia Docto - rum. heit habe: Die Doctores haben / vermoͤge ih - rer Kaͤyſerl. Privilegien / Macht zu allen Kranckheiten / ſie ſeyen innerlich oder aͤuſ - ſerlich / und alſo zu offnen Schaͤden alles zu rathen / zu ordiniren / und zu geben / was nur den Patienten immer nutzlich und heylſam iſt / alſo daß ihnen hierinn kein Oberer / als der ſie principaliter zu Doctorn gemacht / und zwar nur in denen Dingen / welche nicht wi -der117Vom Ampt eines Medici, &c. der das Gewiſſen lauffen / einzureden. Wie unverſchaͤmt denn nun die Barbirer und an - dere Untere ſeyn / die ſich ein ſolches unter - nehmen / iſt leicht zu ermeſſen. Wenn es ei - nem Medico gefallen wolte / die Pflaſter ſelbſt zu uͤberlegen und zu verbinden / welche Obrig - keit wuͤrde ein Wort darwider reden / noch von Rechtswegen darwider reden koͤnnen? aber weil es ſeiner Reputation und Doctor - lichen Ehr nicht gemaͤß / ſolche Servitia in der Wund-Artzney zu verrichten / ſo ſind die Barbierer als Diener darzu beſtellt / wie ſol - ches der uralte Arabiſche Medicus Avenzoar bezeuget / da er ſpricht; Non eſt Medici ho - norati manibus operati, ſed ſuis miniſtris officio relicto, medicinâ & cibo ægrotanti - bus auxilio eſſe, i. e. Es ſtehet einem repu - tirlichen Medico nicht zu / Hand-Arbeit zu verrichten / ſondern ſolche ſeinen Dienern zu uͤberlaſſen / und den Krancken mit der Artz - ney wie auch Speiß und Tranck zu verſehen. Darum machet auch Hippocrates einen Unter - ſcheid zwiſchen einem Medico und Chirurgo, da er in ſeinem Jure jurando ſaget: Neque enim calculo laborantes ſecabo, ſed vires Chirurgiæ operariis ejus rei faciendæ locum dabo. Das iſt: Ich will auch keine ſo am Blaſenſtein ſchneiden / ſondern ſolches die jenige / die ſich dergleichen Handwuͤrckung ergeben / verrichten laſſen. Wenn aber dem alſo / ſo wird ein Medicus wenig Ehre davonH 3ha -118Das XI. Capitel. haben / wenn er alles verbinden / und die Haͤnd an garſtige ſtinckende faule Schaͤden oder in Peſtzeiten ſelbſt anlegen wolte.

Wie der Medicus des Lohns halber ſich bey Nei - chen und Armen zu verhalten.

Noch iſt auch an den Medicum die Frage zu thun / wenn er zweyerley Peſtkrancke Pa - tienten hat / davon einige arm / und nicht zah - len koͤnnen / die andern aber vermoͤgend / und ihm guten Lohn geben koͤnnen / ob er die er - ſten verlaſſen und um des Lohns willen al - lein zu den Reichen gehen darff? Dieſe Frage beantwortet ihm ſein Gewiſſen; Ob wol nicht ein jeglicher vergebens zum Kran - cken gehet / wenn die Kranckheit ſchon weder gefaͤhrlich noch anſteckend iſt / zu geſchwei - gen wo allererſt die Peſt zum Fenſter heraus ſiehet: Aber nicht allein die Chriſtliche Lie - be / ſondern auch ſein Ampt / darein ihn Gott geſetzet / erfordert von ihm / daß er Huͤlffe / Gunſt und Kunſt genieſſen laſſe / allen die de - rer benoͤthiget / ſie ſeyen arm oder reich. Es iſt auch die Billigkeit / daß er das Leben ei - nes krancken Menſchen errette / als Geld oder Gelds werth allein zu gewinnen ſuche / gibt ihm auch ein groͤſſern Ruhm / den Armen ver - gebens zu dienen / als dem Reichen ums Geld; denn es ſoll bey dem Medico kein An - ſehen der Perſon ſeyn / denn ſonſt verbergen ſie das ihnen von GOtt verliehene Talen - tum: und wenn ſie ſolches den Armen zu thun ſich weigern / koͤnnen ſie von der Obrig - keit darzu angehalten werden. Vor allenaber119Vom Ampt eines Medici, &c. aber iſt ein Stadt-Phyſicus und Medicus Ordinarius, die Armen ſowol vergebens / als die Reichen um ihre Belohnung / ſchuldig zu curiren.

Wenn aber einen Medicum beduͤnckt / daßMedicus ſoll ſeinen Patienten nicht muthwil - lig verlaſ - ſen. bey dem Inficirten alle Medicin umſonſt an - gewendet werden / und nichts mehr als der Tod zu gewarten iſt / ſo hat er eben nicht vonnoͤthen / mehr vergebliche Muͤhe und We - ge zu machen / und ſich in mehrer eigene Ge - fahr darbey ſetzen; aber dennoch muß ein Unterſcheid gehalten werden / und ſoll man ſehen / ob der Patient des Medici ferner be - gehret oder nicht / denn begehret er ſeines fer - nern Beſuchens / ſo kan er ſich deſſen nicht wol weigern / weil es ihm zu einer boͤſen Nach - rede gereichen moͤchte / ob haͤtte er muthwil - lig den Patienten verabſaͤumet: begehret aber der Patient oder deſſen Befreunde ſei - nes fernern Beſuchens nicht / ſo ſoll er doch ohn ihren Conſens nicht auſſen bleiben / wei - len es ſich offt zutraͤget / daß ein Medicus vermeynet / es ſey alle Huͤlff vergebens / der Patient dennoch ſich wieder erholet / und ge - ſund wird / hernach ſolches Medici ſpottet. Endlichen wenn der Medicus ſchon ſaͤhe und wol merckete / daß alles fernere artzneyen ver - geblich / ſo iſt es dem Patienten dennoch nuͤtz - lich / indem er ſich ſeines Medici Gegenwart freuet / und noch immer auff Geneſung hof - fet; ſonderlich wenn der Patient der Unko -H 4ſten120Das XI. Capitel. ſten nicht achtet / ſo hat auch der Medicus dar - uͤber nicht zu ſorgen.

Wie der Medicus ſeine Zah - lung for - dern darff.

Wie es aber mit der Zahlung oder Be - lohnung des Medici eine Bewandnuß habe / darzu gibt es unterſchiedene Leut / indeme mir offt und / noch kuͤrtzlich allhier / da ich meinen Lohn / ſo doch gantz billig war / nach des Kran - cken Geneſung forderte / dieſe Antwort be - kam: Ich haͤtte gemeynet / der Herr Doctor waͤre nur aus Hoͤfflichkeit zu mir kommen / in meiner Kranckheit mich zu beſuchen; da ich doch zu zweyenmalen von der Patientin Ehe - mann ordentlich requiriret worden. Ein anderer / welchen ich mit taͤglichen Viſiten fuͤnff Wochen lang bedienet / war ſo erkant - lich / daß er mir fuͤr meinen Lohn und noch mit Unwillen 15. Batzen auff den Tiſch le - gete. Und noch ein anderer gab die Ant - wort / er koͤnte Medicos genug haben / welche mit 5. Kr. fuͤr eine Viſite vergnuͤget waͤren. Alſo findet man grobe Leut / die dafuͤr halten / es ſey ein Medicus ſchuldig maͤnniglich um - ſonſt zu dienen / oder doch um das jenige / was ihm der Patient aus freyem Willen zu - ſtellen will. Mit den Armen hat es ein an - dere Bewandnuß / da es heiſſet: Pauperem gratis & fideliter curare debet. Die aber / welche geſund und ſtarck ſeyn / von denen mag er billig ſeinen verdienten Lohn fordern. Und damit ein jeder wiſſe / was er ſeinem Medico ſchuldig zu geben ſey / ſo iſt faſt je -des121Vom Ampt eines Medici. &c. des Orts von Obrigkeits wegen eine Ver - ordnung gemachet / und fuͤr den erſten Gang 30. xr. fuͤr den andern aber halb ſo viel ge - ſetzt worden; wenn er aber extraordinari Muͤhe gehabt / oder groſſe Gefahr ausge - ſtanden / oder die Zeiten weit anders als da - mahl / wenn dieſe Ordnung gemachet wor - den / ſo koͤnte auch billig ein beſſerer Lohn ge - fordert werden.

Nun wollen wir auch mit wenigen erin -Wund - Aertzte ihr Ampt / wie weit ſol - chen in der Peſt erfor - dert wird. nern / was zu der Wund-Aertzte und Bar - birer Amt in Peſt-Zeiten und ſonſt erfordert wird. So iſt heutiges Tages der Verrich - tung wegen unter denen Medicis und Chi - rurgis ein Unterſcheid / wie oben bereits erin - nert worden. Es iſt aber ein Wund-Artzt der Natur Diener / auch wol Defenſor und Auxiliarius, oder Helffer / der das geſchaͤdigte Glied wieder gebuͤhrender maſſen zurecht bringen / und denen Zufaͤllen wehren kan. Darum ſollen ſolche in Peſt-Zeiten allezeit bey der Hand haben eine ſolche Materiam und Zeug / die da zu Salben / Pflaſtern und Uber - ſchlaͤgen dienlich iſt: ſollen auch gleichfalls mit guten Inſtrumenten verſehen ſeyn / und jedesmahl Lancetten / Laß-Eiſen zum Aderlaſ - ſen / Scheermeſſer zum Auffſchneiden / und wohlverſehen Bind-Zeug und dergleichen bey ſich haben / ſelbiger ſich in Zeit der Noth zu bedienen; weiter aber ſollen ſolche nicht gehen / und den Patienten Purgier - undH 5Schweiß -122Das XI. Capitel. Schweiß-Traͤncke geben. Denn es ſeyndWund - Aertzte ſollen kei - ne inner - liche Mit - tel den Krancken geben. einige Barbier / ſo bald ſich nur jemand auſ - ſer oder in Peſt-Zeiten klaget / alsbald fertig / ihre Schweiß-Traͤncker und Purgier im Mund zu fuͤhren / und ihres Gefallens zu ordnen / und wenn ſie hernach ſ. h. den Karn (ſo zu reden) in Dreck geſchoben / hernach erſt den Patienten rathen / ſich eines Medici zu bedienen; der hernach ſolchen wieder heraus ziehe / wie wol offt allzulang gewartet iſt / und dem Krancken mit etlichen Schauffeln voll Erde das Maul geſtopffet wird. Viel ſol - cher Bartbutzer aber ruͤhmen ſich wohl / daß ſie in dieſem Studio ſo weit als ein Doctor kommen / die Complexion des Menſchen zu verſtehen / welches auch bey ein oder dem an - dern paſſiren koͤnte. Wenn aber Doctores in ſolcher Stadt wohnen / ſo gebuͤhret es ih - nen dennoch nicht / weil Purgiren und Schweiß-treiben zu den innerlichen ArtzneyenLaſſen ih - nen auch nicht gern eingreif - fen. gehoͤret. Gleichwie nun ein Barbier wuͤn - ſchet / daß man ihnen die Land-Curen allein uͤberlaſſe / und alle Æmulation und Wider - willen verhuͤtet werde; deſto mehr aber iſt ſolches zu beobachten / wann eine Obrigkeit ihnen ſolches expreſſe verboten hat. Im Fall aber ein Medicus ſchwer oder gar nicht zu bekommen / ſo koͤnte hierinnen nothfalls einem verſtaͤndigen Barbier nachgeſehen werden: doch daß ſolcher dieſe Mittel / wel - che von Antimonio, Mercurio, Diagrydio,Scom -123Vom Ampt eines Medici &c. Scommonio, Troch. Alhand. &c. bereitet / und von ſtarcker und gefaͤhrlicher Wuͤrckung ſind / derer ſollen ſie ſich nicht bedienen / da - mit er nicht etwan / wann er andere heilen will / ſein eigen Gewiſſen verwunde / welches in ſolchen Faͤllen gar leicht geſchehen kan. Die andern aber / denen ſelbſt genug bewuſt / daß ſie in der Artzney-Kunſt wenig erfahren /Was ſol - che darun - ter ſuchen. ihnen auch nicht gebuͤhret / ſich etwas zu un - terfangen / deß ihres Amts nicht iſt / haben ſolches vielmehr in Obacht zu nehmen / da ſie ſich weder von dem Geld-Geitz / um etwas mehrers zu gewinnen / oder von dem Ehr - Geitz / um geſehen zu ſeyn / und den Namen zu haben / als ob ſie neben ihren Bart-butzen auch gewaltige Doctores ſeyn / da doch man - cher Metzger mehr Hirn an ſeinem rothen Kamſol hat / als ſolche vorwitzige Geſellen zu den innerlichen Artzneyen in allen ihren Koͤpf - fen verfuͤhren laſſen.

Was in Peſt-Zeiten faſt am allernoth -Auf die Apotheker iſt in Peſt - Zeiten ſon - derlich zu ſehen. wendigſten / iſt daß man ein wachſames Au - ge auf die Apotheken richte / damit ſolche die vom Medico verordnete Artzneyen alſobald verfertige / auch ſolche Medicamenta, wann ſolche nicht allbereit friſch und gut præpari - ret fuͤrhanden / fuͤr allen andern / ſo gut und friſch ſeyn / bereite. So vlel dieſen Puncten betrifft / wird offt in Apotheken ſehr gefeh - let / und daruͤber geklaget / wann bey ſolchen gifftigen anſteckenden Kranckheiten ein Artz -ney124Das XI. Capitel. ney des Morgens in aller fruͤh geordnet wird / ſelbige bisweilen erſt zu Mittag / oder wohl gar erſt auf den Abend zu erhalten iſt / ſo bil - lich von einer Obrigkeit zu beſtraffen. Denn auch bald anfangs dieſer Seuche bey einem Menſchen periculum in mora iſt / zu geſchwei - gen / wann ſie ſchon ein / zwey oder mehr Ta - ge gewaͤhret / der Patient entweder den Schaden verſchweiget / oder weilen er ſonſt zum Medico oder Apotheker nicht gelangenSollen die Recepta eyligſt fer - tigen. koͤnnen: Derohalben die Apotheker / ſie ſeyn eigentlich zum Lazareth beſtellet oder nicht / ſich fleiſſig fuͤrſehen oder huͤten ſollen / daß ſie niemand verkuͤrtzen / zumal wann ein Re - cept mit citò oder citiſſimè bezeichnet iſt. Solchem koͤnnen ſie aber ſo viel mehr ein Ge - nuͤgen thun / wann ſie keine Unkoſten ſparen / (geſtalten ſie ſolche zu ſparen auch keine Ur - ſach haben / ſintemahlen unter denenjenigen / welche wegen der inficirten Krancken bemuͤ - het ſeyn / niemand mehr Geld gewinnet / und mit minderer Gefahr reich wird als eben der Apotheker / welche fein daheim bleiben / wohl leben / und ihnen das Geld continuè zutra - gen laſſen; da hergegen Medici, Barbirer ꝛc. den Gifft mehrentheils um ein geringes Schandgeld / als etwa halben Gulden oder halben Thaler ſelbſt entgegen gehen / allerley Dampff und Geſtanck einnehmen / und viel andere Ungelegenheit mit Seufftzen und Le - bens-Gefahr ausſtehen muͤſſen) genugſameund125Vom Ampt der Apotheker ꝛc. und tuͤchtige Geſellen zu bekommen / die ih - nen helffen / und die Patienten unverzuͤglich befoͤrdern. Im ubrigen ſo iſt den Apothe -Keine Me - dicamenta ordiniren. kern ſo wenig als auch den Barbirern erlaubt nach ihren Gefallen einige Artzneyen / es ſeyn purgirend - oder Schweiß-treibende Sachen zu geben; und zwar in Peſt-Zeiten den Pa - tienten zu verordnen / oder ohne von einem verſtaͤndigen Medico gegebene Recepta zu bereiten. So es nun den Wund-Aertzten nicht gebuͤhret noch nachgelaſſen / die doch et - licher maſſen Medici moͤgen genennet wer - den / wieviel weniger wird es dann den Apo - theker erlaubt ſeyn. D. Panſæ in ſeiner Hauß - Apothek cap. 3. ſchreibt dieſe Worte: Uber dieſes ſoll kein Apotheker Gifft ohne Vor - wiſſen des Medici verkauffen / oder andere Artzneyen / ſo die Menſes treiben / verdaͤchti - gen Perſonen zukommen laſſen / auch keine purgirende Artzney / wie denn ſolches die A - potheker im taglichen Gebrauch haben / daß ſie denen Leuten geſchaͤrffte Pillen / purgiren - de Magen-Pulver / Purgier-Traͤncke und andere Sachen / vor dieſe / bald fuͤr eine an - dere Kranckheit ausgeben: darbey ſehen ſie doch gern / daß der Medicus in ihre Officin alles ſchreibe / wollen auch wol mit ihm ex - poſtuliren / wenn er ihm nicht alles commu - niciren will. Nun frage ich dich bey ſolchem Verhalten / wie ſoll ſich denn ein Doctor ehr - lich aufffuͤhren / und ſeiner Studien erfreuenkoͤnnen /126Das XI. Capitel. koͤnnen / oder ſeine Nahrung gewinnen / wannDenen Medicis nicht in ihr Ampt greiffen. ihm ſo ſchaͤndlich von unwiſſenden Apothe - kern eingegriffen wird / muß er ſich nicht ſei - nes habenden Rechts bedienen / und ſelbſt nach den Materialien greiffen / ſeinen Pa - tienten benoͤthigte Medicamenta zu machen: worbey er ſich auch nicht zu beſorgen hat / daß ſein Patient mit dem ſchaͤdlichen quid pro quo um ſein theures Geld verſehen wird. Denn wenn der Medicus ſich die Muͤhe neh - men will / die Artzney fuͤr ſeine Patienten ſelbſt zu verfertigen / ſo iſt er vergewiſſert / daß ſie in wahrer Treue bereitet ſeyn: Erſtlich mit gu - ten Materialien / zum andern recht nach dem Recept / und nicht quid pro quo, drit - tens auch nach dem vorgeſchriebenen Ge - wicht / und das alles / damit er bey ſeinen Patienten Huͤlff verſchaffen / ehrlichen Lohn verdienen / auch einen guten Namen darbey erhalten moͤge. Solche und dergleichen Puncta werden in Apotheker-Ordnungen gefunden / und zum Theil im Druck gegeben; wenn aber auch nur uͤber ſolche Ordnungen gehalten wuͤrde. Soll alſo ein jeder Apo - theker ſein Gewiſſen wohl bedencken / und da - fuͤr halten / daß es nicht ein gering Ding ſey / Leib und Leben einem zu vertrauen; es iſt oh - ne dem die Artzney meiſtentheils widerwaͤrtig zu gebrauchen / und deßwegen deſto fleiſſiger als dasjenige / was beydes dem Medico und dem Apotheker gebuͤhret / in Acht zu nehmen /damit127Vom Ampt der Apotheker ꝛc. [d]amit ſie deſto beſſern Schutz wider die Un -[d]anckbaren in ihren Beruff / und wider die[b]etruͤglichen Kuͤh-Aertze und Landfahrer ha - ben moͤgen.

Rodericus à Caſtro ſchreibt unter andern alſo: Pharmacopæus praxin Medicam non exerceat, ſed conſulentes ad Medicum diri - rigat: das iſt: Ein Apotheker ſoll nicht ſelbſtVermah - nung an die Apo - theker. artzneyen / ſondern die Rathfragende zu de - nen Medicis weiſen; und zwar iſt ſolches an und fuͤr ſich ſelbſt billich / denn es hat beydes der Medicus und der Apotheker ein beſonders Ampt: Gleichwie nun der Apotheker nicht gern ſehen wuͤrde / daß der Medicus ſelbſt die Artzneyen præparirte / und ihm alſo in ſein Ampt fiele / wiewol der Medicus als Director ſolches oberwehnter maſſen noch wol Macht haͤtte / alſo kan ein Apotheker auch leicht er - meſſen / daß der Medicus ſich uͤber ſeine Artz - neyen (das doch gantz ohne Grund iſt / wei - len er ordentlicher Weiſe nicht darauff ſtu - dirt / noch die Freyheit zu artzneyen durch die gewoͤhnliche vorhergegangene Examina erlanget hat) billich offendirt befinde / und Urſach habe / den gehabten Favor gegen ſol - che Apotheker enger zuſammen zu ziehen / um ſich ſeines Schadens anderwaͤrtlich zu er - hohlen.

Das128Das XII. Capitel.
Das XII. Capitel.

Das XII. Capitel. Vom Ampt der Hebammen / Krancken-Waͤrter / ꝛc.

GLeichwie es nothwendig iſt / daß in Peſt-Zeiten die Krancken mit ab - ſonderlichen Pfarrherren / Medicis, und Barbirern / wie oben gemeldet / verſehenAbſonder - liche Heb - ammen ſollen in Peſt-Zei - ten beſtel - let wer - den. werden / eben ſo nothwendig iſt es auch / daß die Weiber / ſo mit der Peſt inficirt / auch ihre beſondere Hebammen haben. Sintemalen einerley Motiven und Bewegnuͤſſe / und alſo rei identites ein ſolches erfordern / nemlich damit / wenn die andere Hebammen verſcho - net bleiben / gebaͤhrende Weiber ſich dieſer ohne Furcht und Schaden der von denjeni - gen / ſo ſonſt mit Peſt inficirten umgehen / leichtlich entſtehen / und weit um ſich greiffen kan / in ihren Kindsnoͤthen gebrauchen kan / weßwegen auch Obrigkeiten ſchoͤne und loͤb - liche Ordnungen gemachet / und ſonderlich mit Eyd und Pflicht beleget / daß ſolche / wenn ſchwangere Weiber in den inficirten verſchloſ - ſenen Haͤuſern und die Zeit ihrer Geburt her - zu ruckt / oder auch ſonſt durch goͤttliche Ver - haͤngnuͤß / durch Staͤrcke der Kranckheit die Leibes-Frucht von ihnen getrieben werdenWie ſich ſolche zu verhalten. ſolte / ſolchen ſchwangern Weibern in der Noth beyſpringen / Huͤlff und Rettung thuen / damit die andern Hebammen ver -ſchonet /129Vom Ampt der Hebammen ꝛc. ſchonet / und fuͤr denſelbigen niemand Ab - ſcheu habe / ſondern andere Weiber ſolche ſi - cherer und ohne Furcht gebrauchen moͤchten. Solche Hebammen ſollen auch darbey er - mahnet werden / daß ſie ſich allzeit daheim finden laſſen / innenhalten / und unter denen Leuten nicht umher lauffen / auch auf Erfor - deren alsbald / es ſey bey vermoͤgenden oder unvermoͤgenden Leuten / erſcheinen / und ihren beſten Verſtand nach der Gebaͤhrerin mit Huͤlff beyſpringen.

Wann denn ſolche Weiber entbunden / ſoll ſie alſobald Anordnung thun / daß das neugebohrne Kindlein durch den beſtellten Peſtilentz-Pfarrherrn getaufft / und davon nicht verabſaͤumet werde / damit in ſolchen Sterbens-Laͤufften nicht zu verziehen / weil es bald um ſo ein zart Kindlein gethan ſeyn moͤchte.

Ob man wohl vorgemeldte Perſonen al -An gemei - nen Be - dienten will es zu Peſt-Zei - ten man - geln. leſamt wohl beſtellet hat / ſo will es doch auch offtmahl an geringem Geſindel / als Kran - ckenwaͤrter / Todten-ankleidende / Todten - graͤber / und dergleichen Volck fehlen; Ob nun wohl dergleichen geſunden werden / ſo iſt es doch gemeiniglich ein liederlich / unbarm - hertzig / faules / traͤges / meiſt aber verſoffen und diebiſch Geſindel / weil die Rechnung leicht zu machen / daß ſich ſolche ſonſt nicht zu dieſem Ampt gebrauchen laſſen wuͤrden / esJſey130Das XII. Capitel. ſey denn / daß ſelbige durch Armuth und Hun - ger darzu ermahnet werden.

Wie ſich die Kran - ckenwar - ter zu ver - halten.

Wenn ſich nun b[e]giebt / daß noch fromme Kranckenwarter zu finden / ſo iſt es damit noch nicht ausgemachet / ſondern es muͤſſen ſolche auch auff ihr eigene Perſon gute Ob - acht haben / und der Mittel ſich bedienen / wel - che zu Præſervation ihrer Geſundheit von - noͤthen / fleiſſig gebrauchen / damit ſolche nicht allein ſo lang GOtt will / ihr Leben friſten / ſondern auch ihren Krancken deſto langer auffwarten und dienen koͤnnen. D. HerliciusHerlicii Regeln / wie ſich Krancken - warier verhalten koͤnnen. Part. II. Conſil. Polit. Phyſic. cap. 11. hat fuͤr ſolche folgende Regeln zu beobachten fuͤr rath - ſam gehalten: Daß wenn ſie ſich zufoͤrderſt mit GOtt nach ſeinem Befehl verſoͤhnet / 1. In dem Gemach / darinn der Krancke lie - get / offt die Fenſter auffthun / ob ſchon der Winter fuͤrhanden / und ſonderlich wenn man den Wind von Mitternacht haben kan. Sol - len ſich 2. auch huͤten / daß die Lufft von dem Krancken nicht gegen ihm wehe; und wenn 3. der Krancke in obern Gemaͤchern lieget / daß man Treppen zu ihm ſteigen muß / ſo ſoll / der zu ihm will / erſt vor der Kammer an der Lufft ruhen / damit er den Athem nicht ſo ſtarck an ſich ziehen muͤſſe / wenn er zu dem Krancken kommet. 4. Soll auch ein jeder der zu den Krancken gehen will / ſich zufoͤrderſt des Stulgangs / Harns und alles Unraths entledigen; auch 5. nicht nuͤchtern ſolche be -ſuchen.131Vom Ampt der Kranckenwarter. ſuchen. Soll auch 6. offt aus dem Gemach gehen / und friſche gute Lufft ſchoͤpffen. 7. Auch ſo offt man in des Krancken Gemach gehet / ſoll man ſich vorher mit gutem ſcharf - fen Roſen-Eſſig an den Pulßadern / in Naß - loͤchern und an Haͤnden netzen. 8. An gruͤ - ne Raute riechen / auch Zitwer / Lorbeer / Di - ptam oder Angelick kauen. 9. Nicht viel mit dem Krancken reden / daß er nicht durch ſeinen Athem beſchaͤdiget werde. 10. Wer die Krancken beſuchen muß / ſoll bißweilen des Morgens ein halb Quintel guten The - riac zu Sommerzeit in Saurampff-Waſſer zu Winterzeit aber in Wein zertrieben zu ſich nehmen und genieſſen; oder 11. andere Sa - chen brauchen. Wenn der Krancke redet / ſollen ſie 12. ihren Mund allzeit beſchloſſen halten. 13. Sollen auch vor ſeiner Speiß / wovon der Krancke genoſſen / als auch fuͤr deſſen gebraucheten Geſchirr einen Eckel ha - ben. 14. Da es moͤglich / ſollen ſie alle Ta - ge ihre Kleider aͤndern / und die vorige aus - luͤfften / ſich auch fleiſſig fuͤr des Krancken oder Abgeſtorbenen Kleidern huͤten / weil der ver - gifftete Dunſt ſich in ſolchen lange Zeit ver - borgen haͤlt. 15. So ſollen auch ſolche Kranckenwaͤrter zuvor den Leib von allen boͤ - ſen Feuchtigkeiten reinigen / ſonderlich mit den oben beſchriebenen Peſtilentz-Pillen / und we - nigſt die Woche einmal einen Schweiß - tranck thun und einnehmen. Sie ſollen 16. J 2auch132Das XII. Capitel. auch Kuͤchlein unter die Zung zu nehmen ha - ben; Item Naſen-Saͤlblein brauchen / oder Kraͤuter fuͤr den Mund halten / ſonderlich gruͤ - ne Raute / oder Pomambra, Gifft-Knoͤpff - lein oder Schwaͤmmlein / daran ſie riechen / auch des Morgens ein Loͤffel voll Meerrettich mit Saltz und Saffran genoſſen / ſoll ein approbirt Præſervativ ſeyn. 17. Sollen des Morgens ihre Kleider auch des Tages offt gantz wohl durchraͤuchern laſſen. 18. Den Mund auch offt mit einem Decocto oder Wein ausſpuͤlen. 19. Sollen ſich auch al - ler Maͤſſigkeit gebrauchen / und mit Freſſen und Sauffen nicht uͤberladen. 20. Vom warmen Brod und warm Waſſer in etlichen Becken in die Stub zu ſtellen / iſt oben be - reits gerathen. Wenn 21. ein Menſch an der Peſt geſtorben / ſoll ein groß Flam̃ Feuer von Wachholderholtz in dem Zimmer ge - macht werden / auch ander gut Rauchwerck anzuͤnden. 22. Die Kranckenwaͤrter ſollen ſtaͤts / wo es moͤglich iſt / ein brennend Wachs - liecht in Handen haben / und fuͤr den Mund halten / wegen Verzehrung der boͤſen Duͤn - ſte. 23. In die heimlichen Gemach der Krancken auch Geſunden ſoll ungeloͤſchter Kalck geſchuͤttet werden / auch kan man aller - hand wohlriechende Kraͤuter daherum ſtreuen. 24. Die Prediger und Medici ſollen ſich nicht lange in des Krancken Gemach auffhalten / und ſich fuͤr dem Schweiß / Geſtanck derStul -133Vom Ampt der Kranckenwarter. Stulgaͤnge und Urins verwahren. 25. Sol - che Kranckenwaͤrter ſollen auch die Præcepta Medicorum in acht nehmen / daß ſie den Krancken alles verrichten / eingeben und ge - brauchen / wie es vom Medico und Barbie - rer verordnet worden; denn wenn des Me - dici Verordnung nicht in omnibus & per omnia gehalten wird / ſo muß der Krancke untergehen / und iſt die Schuld dem Medico nicht zu geben. 26. Sie ſollen dem Patien - ten auch ein froͤlich Hertz machen / ihn troͤ - ſten / und alle Furcht des Todes benehmen: auch ernſtlich und fleiſſig fuͤr ihn beten / denn das Gebet iſt in dieſer Sucht die beſte Artz - ney. 27. Im Gegentheil aber / da kein Hoff - nung mehr uͤbrig / das Leben zu behalten / ſo ſoll man ihm ſolches zu verſtehen geben / da - mit er / wo Unrichtigkeit fuͤrhanden / ſeinen Willen erklaͤre / auch mit geiſtlichen Mitteln verſorget werde. 28. Die Stulgaͤng und Harn ſollen ſo weit es muͤglich von des Kran - cken Kammer wegbracht werden an ein ſol - chen Ort / da der Geſunde keinen Schaden davon leyden moͤchte. 29. Sollen den Pa - tienten auch ermahnen / daß wenn er mit ſei - nem Pfleger oder mit jemand anders rede / ſeinen Mund von ihm abhalte / und ſolchen nicht unvernuͤnfftig anhauche; auch ſein Bett nicht ploͤtzlich auffdecke / damit vom Dampff und Schweiß die Geſunden nicht vergiff - tet werden; der Krancke ſoll auch andernJ 3nicht134Das XII. Capitel. nicht ſtarck ins Angeſicht ſehen / und die Ge - ſunden nicht muthwillig beſchmeiſſen. 30. Die Schlaffkammer der Krancken ſoll rein gehalten werden / man ſoll ſolche auch mit wohlriechenden Waſſern offt beſprengen / die Better und Leylacken ſoll man mit wohlrie - chenden Kraͤutern beſtreuen.

Wie die Krancken - waͤrter die Zimmer reinigen ſollen.

Wenn die Nothwendigkeit erfordert / daß der Pfarrherr / Medicus, Barbierer / Nota - rius, oder andere / ſo den Patienten beſuchen wollen / ankommen / ſoll vorher das Gemach geluͤfftet / berauchert und beſprengt werden / anbey auch verhuͤten / daß der Lufft von dem Krancken nicht nach ſolchen Leuten gehe / ſon - dern daß der Lufft von den Geſunden nach dem Krancken gehe. Auch ſetze man zwi - ſchen den Krancken und Beſucher Raucher - Kertzen / oder Wachsliechter; Item kan man ein Flacker-Feuer und Rauch ins Zimmer al - ſo machen / daß durch ſolche der gute Geruch von den Raucher-Kertzlein nicht vertrieben werde. So auch thut man an dem Ort / da es nicht gegen den Krancken wehet / ein oder zwey Glaßſcheiben aus. Dieſes ſeynd die fuͤrnehmſte Stuͤck / welche Warter und Warterin in Obacht zu nehmen.

Wie ſich die zu ver - halten / ſo die Kran - cken beſu -

Ob nun wol / wie oben gedacht / jeder moͤglichſt fuͤr der Peſt ausweichen ſoll / die - weil ſolche Krancke zu beſuchen kein Gang zum Tantz oder zu einer luſtigen Gaſterey iſt / ſo ſollen auch ſolche Perſonen ſich beobach -ten /135Vom Ampt der Kranckenwarter. ten / und mercken / daß ſie GOtt in fleiſſigemchen wol - len. Gebet ernſtlich als das koͤſtlichſte Præſervativ anruffen. 2. Ihren Mund zuvor mit kraͤff - tigen Waſſern / ſo mit Ringelblum-Rauten - Angelick - oder andern bequemen Eſſig ver - miſchet / ausſpuͤlen / und etwa rothe Myr - rhen / Citronſchalen / Wachholderbeer / An - gelick / Pimpinell oder Zitwer kauen / oder Præſervativ-Kuͤchlein / Latwergen / ꝛc. einneh - men. 3. Daß ſie fuͤr allen leiblichen Din - gen wochentlich etliche Laxier-Peſt-Pillen ge - brauchen / damit den Unrath des Leibs aus - zufuͤhren / auch zu rechter Zeit den Leib vom faulen Gebluͤt durch Aderlaſſen und Schrepf - fen ꝛc. entladen. 4. Daß ſie die Haͤnde / das Angeſicht / die Pulsadern an Schlaͤffen und Haͤnden / mit kraͤfftigen Eſſigen und andern bequemen Waſſern / item mit ſonderlich hier - zu bereiteten Salben oder Balſamen anſtrei - chen. 5. Daß ſie Wachholder - oder Pomam - bræ-Knoͤpff mit nuͤtzlichen hierzu bereiteten Salben / Valſam / auch andern wider die Peſt bereitete Sachen gefuͤttert / bey ſich haben / und ſittſam bißweilen daran riechen. 6. Sich auch ſo viel muͤglich fuͤr dem Dunſt / Athem und Schweiß der Krancken bewahren. 7. Auch der Amuleten / derer an ſeinem Ort ge - dacht wird / fleiſſig am Halß tragen; ſich 8. auch nicht allzulang bey den Patienten auff - halten.

Es werden zu Peſtzeiten von niemandJ 4groͤſſere136Das XII. Capitel. Der jeni - gen Ampt / ſo die Tod - ten anklei - den.groͤſſere Bubenſtuͤck ausgeuͤbet / als von de - nen / welche die Todten bekleiden ſollen. D. Herlicius im Erſten Theil ſeines Conſilii Phy - ſici, welchem dieſer Diebsſtuͤck nicht wenig fuͤrkommen / ſchreibt davon alſo: Zum an - ziehen und bekleiden der Todten ſoll man ge - treue und nicht leichtfertige loſe diebiſche Weiber oder Maͤnner nehmen / ſondern die getreu ſind / und ſich mit einer ziemlichen Be - ſoldung begnuͤgen laſſen: denn gemeiniglich wollen ſolche Leut nicht nur einen ziemlichen Lohn an Geld / ſondern auch des Verſtorbe - nen Kleider haben / ja ſie doͤrffen auch wol noch mehr Kleider darzu begehren. Und ſchreibt ein gewiſſer Medicus davon alſo:Sind ge - memiglich diebiſches Volck. Groͤſſere Bubenſtuͤck hab ich mit Peſt-Infi - cirten nie geſehen / als etliche von denen uͤben / welche die an der Peſt verſtorbenen Menſchen ſaͤubern / reinigen / anziehen / und in Sarg brin - gen ſollen / und halte ich das Sprichwort wahr ſeyn: Occaſio facit furem, Gelegen - heit machet Dieb; ſolches findet bey ſolchen Leuten ſtatt / bevorab wo ſie nebſt den Wart - weibern etwa Meiſter im Hauß ſind / wie ich mich erinnere dergleichen loſen Vetteln einer / die nach Abſterben einer Perſon alſobald der - ſelben Hembder / die ſie fein beyzeiten geſtoh - len und verwahret / angezogen. Etliche ſeynd ſo leichtfertig / was ſie nicht ſtehlen koͤnnen / groͤblich zu begehren / und bilden ihnen ein / es gehoͤre alles ihnen / was der Todte an ſei -nem137Vom Ampt der Kranckenwarter. nem Leib getragen / auch die guͤldene Ring / und ſolten ſolche noch ſo viel werth ſeyn. Waͤre alſo gut / wenn ſolchen Leuten von Obrigkeit eine Verordnung gemacht wuͤrde / ihnen ein gewiſſes zu geben / wofern derglei - chen Leut genugſam zu bekommrn waͤren.

Wann alſo ein von der Peſt angegriffe -Was nach Abſterben des Kran - cken zu thun. ner Krancker einen ſeligen Abſchied genom - men / und zu ſeinem Ruhbettlein bracht wer - den ſoll / auch bereits beerdiget worden / ſo ſoll die Warterin das Bett / darauff der Krancke geſtorben / alſobald abziehen / von einander trennen / und die Leylacher waſchen / in die Lufft auffhencken / die Federn aber gantz und gar weg thun: das Stroh / darauff der Todte geſtorben / auch zu bequemer Zeit aus - raumen / an einem ſichern Ort anzuͤnden und verbrennen / allen Unrath aus dem Hauſe weg tragen / Stub und Kammer / darinn der Tod - te geſtorben / fein ausrauchern / die Stub et - liche Tage nach einander einheitzen / oder wol gar mit Kalck ausweiſſen laſſen. Das Spañ - bett / Tiſch und Baͤncke / auch alles ſchwartz Geraͤth / ſo in der Kammer und Stub iſt / darinn der Todte gelegen / damit er gerieben oder getroͤcknet worden / beyſeit zu thun / allen Haußrath an Zinn / Kupffer / Meſſing / ja al - les anders in guten Beſchließ thun / damit Diebe kein Gelegenheit finden / ihre Dieberey auszuuͤben / und die jenige / ſo etwa noch im Hauß bleiben / ſamt dem Vieh nach Noth - durfft verſorgen.

J 5Uber138Das XII. Capitel.
Was fuͤr ein Pfleger im Laza - reth ver - ordnet werden ſoll.

Uber alles / ſo in Peſt-Zeiten beobachtet wird / hat eine Obrigkeit ihre gewiſſe Haͤu - ſer / Lazareth / ꝛc. worein die Dienſt-Geſinde / oder andere / auch Frembde / in Sterbens - Laͤufften gebracht werden / und daſelbſt mit noͤthiger Verpflegung unterhalten; weil aber in ſolchen Haͤuſern vielerley Geſinde vonnoͤthen / ſo ordnet die Obrigkeit einen ge - wiſſen Pfleger oder Haußvatter / welcher auf alles ein wachſames Auge haben / und der Verordnung nachzuleben hat. Weil nun an einem ſolchen Mann viel gelegen / ſo ſoll ein ſolcher erwaͤhlet werden / welcher eines frommen / ehrlichen Lebens und Wandels ſey / der inn - und auſſer dem Lazareth jeder - man / inſonderheit den Krancken / guten freund - lichen Beſcheid gebe / ſolche nicht anſchnarre / und furchtſamer mache / als ſie bereits ſeyn. Denn es ſeynd Exempel / daß mancher ſich fuͤr der Peſt / die er bereits am Hals gehabt / nicht ſo ſehr entſetzt / als er erſchrocken iſt / wenn man ihm geſaget / daß er nach dem La - zareth / oder Peſthauß getragen werden ſolte. Daß er auch die Logiamenter / darinnen die Krancken liegen / alſo rein und ſauber halte / damit die Pfarrherren / Doctor und Barbi - rer / ſo dahin kommen / kein Grauſen empfa - hen. Die Krancken ſoll er des Tages etliche mahl beſuchen / zu fleiſſigem Gebet / auch Ge - brauch der Artzney treulich ermahnen / ihnen einen guten Muth machen / und fleiſſig zuſe -hen /139Ampt des Lazareth-Pflegers ꝛc. hen / ob auch etwas ein oder dem andern man - gele / ſich fein gedeckt laſſen / und alſo bezei - gen / daß ſie Hoffnung zu ihrer Geſund heit machen koͤnnen: Auch wohl beobachte / daßAmpt der Lazareth - Pfleger. ſolche Krancke zu rechter Zeit mit der von Obrigkeit geordneter Speiß und Tranck verſehen werden: Daß er auch / wann etwa des Krancken Freunde / Herr oder Frau ſol - chen Patienten etwas an Geld / oder Speiß und guten Traͤncklein zu einer Labung ſchi - cken / ihme ſolches treulich und unbezwackt gereichet werde: oder ſo der Patient ſelbſt et - was Geld / und etwas verlangete / ſo ihm nuͤtzlich waͤre / ſolches treulich entweder ſelbſt anſchaffe / oder durch die Seinigen reichen laſſe. Wenn der Krancke auch einen Pfarr - herrn begehrete / er zu ſelbigem ungeſaͤumt ſchicke / und deſſen Begehren gebuͤhrlich an - bringen laſſe. Auch daß er leinen Geraͤth genug bey Handen habe / auf ſolches / ſo offt es die Noth erfordert / den Krancken rein zu legen / welches die Cur nicht wenig facilitirt und erleichtert. Wenn ſich auch der Patient wegen Schwachheit und zufallenden Unver - ſtandes halber nicht recht halten koͤnte / ſoll ſolcher Haußvatter nicht ungedultig auf den Krancken werden / oder andere Sachen fuͤr - nehmen / ſondern allzeit die Freundlichkeit und Sanfftmuth gegen ſolche gebrauchen / und ſie zu ſtillen ſuchen: Soll ſich auch zu Verhuͤtung aller Unordnung nicht mit Weinuͤber -140Das XII. Capitel. uͤberladen; ſondern wann nach dem Willen GOttes einer der Patienten mit Todt ab - gangen / er ſolchen von Stund an von den uͤbrigen / ſo noch im Gemach liegen / abſon - dern / und zu rechter Zeit gebuͤhrlich zur Erden beſtatten laſſen: Auch ſoll er allzeit bey den uͤbrigen Patienten einen Aufwarter halten / der acht habe / daß nicht etwa von einem Aberwitzigen den andern Krancken Schaden zugefuͤget werde: So ſoll er ſich auch nach Moͤglichkeit enthalten / und nicht aus dem Peſthauſe gehen / damit er andern geſunden Leuten keine Furcht einiage / und groͤſſer Un - heil anrichte. Obwohlen auch alle Krancke / welche ins Peſthaus bracht werden / von den abſonderlich beſtellten Leichſchreibern auff - zuzeichnen ſeyn; ſo ſoll dennoch der Pfleger des Kranckenhauſes aller zu ihm gebrachte Namen / Profeſſion, Heimat / Alter / auch deſſen Eltern Namen / und wo er vorher ſich bey einem Herrn auffgehalten / treulich in ein gewiß Buch einſchrieben / und da er nach GOttes Willen mit Todt abgehen ſolte / den Tag und Jahr darzuſchreiben / damit / wann uͤber kurtz oder lang nach ſolchem gefraget werden moͤchte / man alsdann gute Nach - richt davon erhalten koͤnne. Endlichen / daß er dieſes und andres mehr / ſo in ſolcher Ord - nung nicht klaͤrlich vermeldet / ſo etwa nach Zeit / Ort und Gelegenheit vonnoͤthen waͤre / treulich beobachte / auch ſeine zugegebeneWaͤr -141Ampt der Todtengraͤber. Waͤrter / Waͤrterinne / Siechenknechte alſo auf die armen Krancken beſcheide / nachdem es jedes Beruff und Dienſt erfordert / ſo lieb ihnen allen GOttes Gnade und Hulde zu erlangen iſt.

Zum Beſchluß dieſes Capitels haben wirWas fuͤr Todten - graͤber zu beſtellen. noch mit wenigen zu betrachten / wie die an der Peſt verſtorbene Todte zur Erden beſtat - tet werden; weil ſolches aber durch den or - dentlich beſtellten Todtengraͤber bey groſſem Sterben nicht verrichtet werden kan / ſon - dern andere / die zu ſelbiger Zeit das Ampt verrichten / auffgenommen werden / ſo hat die Erfahrung gelernet / daß unter ſolchen Leu - ten ſich allerhand Buben eingeſchlichen / wel - che allerhand Schelmſtuͤcke angeſtellet / und Dieberey veruͤbet / daß man gantze Tractaͤt - lein von ſolchen beſchreiben koͤnte: derohal - ben ſehr noͤthig / auf ſolche ein wachend Auge zu haben / derowegen E. E. Rath der Stadt Leipzig 1607 publicirten Peſt-Ordnung mit dieſen Worten bezeuget: So ſoll er (der Todtengraͤber) welcher nemlich der Princi - pal und Meiſter unter den andern / und deß - wegen vor alles / ſo unter ihnen bey ſolchem Ampt fuͤrlaͤufft / Red und Antwort geben: ſich auch aller Buͤberey und Betrugs / derer ſich die Todtengraͤber ſonſt in ſolchen Laͤuff - ten / ihres ſchnoͤden Gewinſts halber / wider die Chriſtliche Liebe und ihr Gewiſſen / zu ge - brauchen pflegen / nicht allein fuͤr ſich / ſon -dern142Das XII. Capitel. dern auch fuͤr ſein Weib und Kinder / enthal - ten. D. Herlicius Conſ. Polit. Phyſ. I. TheilBoßhei - ten einiger Todten - graͤber. cap. 1. ſchreibt: Inſonderheit muß hierauff gute Achtung geben werden / daß unter den Todtengraͤbern keine Schelme oder Diebe einſchleichen / welche die Lebendigen[t]odt ſchla - gen und berauben / oder / wenn ſie noch nicht halb todt ſind / dieſelbe ſtracks zu den Todten hinein werffen / darnach Kiſten und Kaſten auffbrechen / und alſo gleich greulichen Dieb - ſtahl / Mord und Raub begehen. Wann dann die verordnete Herren ein wachend Au - ge darauff haben / ſo ſcheuen ſich ſolche Moͤr - der und Diebe. Man lieſet / daß etliche Todtengraͤber in der Peſt die Todten in den Graͤbern auffs Angeſicht geleget / damit alſo / wie ſie meynen / das Sterben nicht bald auf - hoͤre: ſolche Schelmen ſolte man alsbald oh - ne Urtheil und Recht umbringen / und auf das Rad legen.

Was ſol - che fuͤr un - billichen Lohn for - dern.

Das gemeine Laſter aber / ſo die Todten - graͤber in Peſtzeiten begehen / iſt meines Er - achtens dieſes / daß ſie nemlich allerley Pra - ctiquen brauchen / die Leut ums Geld zu brin - gen / indem ſie ſelbige ſehr uͤbernehmen / denn bißweilen fordern ſie expreſſe fuͤr dem Grab - lohn mehr / als ihnen gebuͤhret / und iſt ihnen ein gemachter Handel / daß man ihnen / wie auch den Schreinern fuͤr den Sarg ꝛc. in ſol - cher letzten Ehr und Dienſt-Bezeugung nichts / oder doch wenig abzubrechen pfleget /da143Ampt der Todtengraͤber ꝛc. da ſie aber bedencken ſolten / daß mancher nichts zu ihnen ſaget / oder abbricht / bey an - dern aber ihrer deſto uͤbeler gedencket / und fuͤr leichtfertige Leut ausſchreyet. Bißwei - len / wenn Perſonen fuͤr ihre Todten gern ein Grab allein / oder an einen beſondern Ort gemachet haben wollen / weigern ſie ſich zum hoͤchſten / mit Vorwenden / wie unmoͤglich es ſeyn koͤnne; fullet man ihnen aber die Gur - gel mit einer Flaſche Wein / ſo kan es bald geſchehen: ja / es iſt ihnen manchmahl auch mit 3. oder 4. Maaß Wein nicht gedienet / ſondern es muͤſſen Thaler / Goldgulden / oder Ducaten verehret ſeyn / welches Geld wohl abgeſtohlen / und eine rechte Dieberey heiſſet. Bißweilen uͤbernehmen ſie auch Leut / wenn ſie etwa einen Dienſtboten / ſo verſtorben / oder einen Frembden bey Nacht abzuhohlen haben / und da iſt erſtlich ein beſonderer Lohn fuͤr das Grab zu machen / ein beſonderer fuͤr den Todten abzuhohlen / ein beſonderer den Todten in den Sarg zu legen / welchen Lohn ſie hier Einleg-Geld nennen: Einen beſon - dern Lohn fuͤr den Meiſter / einen beſondern Lohn (ſo ſie Trinckgeld nennen) fuͤr die Traͤ - ger oder Knechte: darbenebſt wird noch von ihnen gefordert ein oder mehr Leib Brodt / ja auch Fleiſch / und dieſes Brodt und Fleiſch muß mit einer Flaſchen Wein convojirt wer - den: und dafern jemand ſolch Proviant zu geben ſich weigert / machen ſie ſich noch wohlunnuͤtz144Das XII. Capitel. unnuͤtz darzu / und fordern den Werth an Geld dafuͤr / welcher allzugroſſen Anforde - rung und unbilligen uͤbernehmen die Obrig - keit billig beyzeiten vorkommen ſolte.

Wie ſich die Tod - tengraͤber verhalten ſollen.

Wie ſich aber ſolche Todtengraͤber gebuͤh - rend verhalten ſollen / beſtehet in folgendem: Daß ſie 1. ihren Dienſt / zu welchem ſie ſich begeben haben / treulich und fleiſſig ausrichten / und bedencken / daß / ob ſchon ihr Ampt allhier fuͤr den Menſchen veraͤchtlich / und geſcheuet wird / es gleichwol ein gottſelig und Chriſt - liches Werck iſt. Sollen ſich 2. auch zuͤch - tig und ſtill verhalten / der Todten Leichnam ehrlich angreiffen / und ins Grab legen / als die dereinſt mit der Seel wieder vereiniget werden ſollen. Auch 3. niemand uͤber die Gebuͤhr uͤbernehmen. 4. Die todten Leich - nam nicht berauben / auch niemand / wer der auch ſey / geſtatten. 5. Die Begraͤbnuß nicht auffſchieben / es muͤſſe denn aus Befehl der Obern und aus erheblichen Urſachen ge - ſchehen. 6. Keine Zauberey oder aberglau - biſches Fuͤrnehmen weder an Todten noch Lebendigen gebrauchen. 7. Nichts unchriſt - liches / unehrbares und ungebuͤhrliches den Verſtorbenen oder Lebendigen zu Nachtheil / Gefahr oder Schaden ſich unterwinden / noch ihren Zu - oder Angehoͤrigen zu thun verhaͤn - gen oder nachſehen. 8. Auch einem jeden verſtorbenen Menſchen in ſein eigen Grab (es waͤre denn wegen Menge der Begrabe -nen145Ampt der Todtengraͤber. nen nicht mehr moͤglich / oder von der Ob - rigkeit ein anders verordnet) welches ſeine rechte Laͤnge / Breite und Tieffe habe / legen / und mehr darein nicht begraben. 9. Sich nach Moͤglichkeit enthalten unter Leut zu ge - hen / damit niemand durch ihre Gegenwart erſchroͤckt werde. 10. Allen Betrug und Falſch / und was dißfalls zu Erregung groͤſ - ſeren Sterbens Urſach geben koͤnte / fuͤr ſich und die ihrige vermeyden. Und 11. da ſie an einem oder dem andern das geringſte ſpuͤ - ren und vermercken wuͤrden / daß mit Zau - berey oder andern unrichtigen verbottenen Haͤndeln / durch teuffliſchen Antrieb / jemand was fuͤrzunehmen ſich unterſtuͤnde / ſolches ohne einigen Verzug mit allen Umſtaͤnden der Obrigkeit / oder ihren Verordneten / an - melden / und zu erkennen geben.

Es iſt auch an einigen Orten der Gebrauch /Ob es wol gethan ſey / wenn alle Peſt - Be[d]iente ein gewiſ - ſes Zeichen truͤgen. daß man alle Perſonen / geiſtlich und weltli - che / welche ſich in Peſtzeiten gebrauchen laſ - ſen / mit einem gewiſſen Zeichen bemercke / damit andere / welchen ſolche auff der Gaſſe oder ſonſt begegnen / ausweichen koͤnnen / und in keine Furcht gerathen moͤchten. Viel aber widerſprechen ſolcher Verordnung / und ſa - gen / wie es ſich nicht wohl ſchicken wuͤrde / wenn man die Pfarrherren / Doctores, Bar - bierer und anſehnliche Leute alſo bezeichnen ſolte; ſo auch wuͤrde es vielmehr als ſonſt einen Schrecken verurſachen / wenn jemandKfurcht -146Das XIII. Capitel. furchtſames ſolchen Gezeichneten ohngefaͤhr oder ploͤtzlich auffſtoſſen ſolte. Waͤre alſo beſſer / daß ſolche Peſt-Bediente nicht viel un - ter ander Leut kaͤmen / ſondern ſich nach Moͤg - lichkeit einhielten.

Das XIII. Capitel. Das XIII. Capitel.Von allerhand Umſtaͤnden / ſo in Peſtzeiten zu eroͤrtern fuͤr - fallen.

Weñ einer inficirt iſt / wie er ſich zu verhal - ten hat.

WEnn es ſich nun begaͤbe / daß ein oder ander / welcherley Condition und Geſchlecht er ſey / mit dieſer Peſt - Seuche angefallen wuͤrde / ſo ſoll ſolcher fuͤr allen Dingen auff ſeiner Seelen Heyl acht haben / ſich mit ernſtlicher Reue uͤber ſeine Suͤnde und rechtſchaffener Buß zu GOtt bekehren / und zu Verſicherung ſei - nes Glaubens den Seelſorger zu ſich bitten / ſeine Suͤnde beichten / und die heiligen Sa - cramenta empfahen / hernach auch den leib - lichen Artzt zu ſich bitten laſſen / der ihm mit ordentlichen Medicamenten / welche zu wieder Erlangung ſeiner Geſundheit dienlich / an Handen gehe / auch gutem Rath gern folge / und verordnete Medicin ordentlich gebrau - che / auch ſo viel moͤglich ohne Verzug mit einem Chirurgo, wenn der Medicus deſſen noͤ - thig erachtet / rede / ſich auch mit Leuten / die ſeiner pflegen / verſehe / und ſein Geld oderGut147Allerhand eroͤrterte Umſtaͤnd ꝛc. Gut nicht hoͤher als ſeine Geſundheit oder Leib und Leben achte: ſeine Kranckheit auch nicht 2. oder 3. Tage verheele / wie von man - chen muthwillig zu ihrer eigenen Verwahr - loſung zu geſchehen pflegt / auch zugleich mit ſich andere Leut ins Verderben bringet: Deñ es gibt vielerley Leut / die ſolches thun / und wenden ihre groſſe Noth fuͤr / wegen Abgang der Nahrung und Lebens-Erhaltung. An - dere meynen / daß ihr Ausgehen nichts zu be - deuten habe / und miſchen ſich trotziglich in die Kirch und unter andere Leut: Etliche ſtel - len ſich friſch / in Meynung es heimlich zu halten / lachen / und ſind froͤlich / trincken mit andern einen guten Trunck Wein / damit es ja niemand mercken ſoll / daß ſie ſo hart dar - nieder gelegen haben / oder daß ſie wol gar noch nicht an ihrem Schaden geheylet ſeyn / ſagen wol / wer es nicht wiſſe / dem ſchade es auch nicht. Andere gehen muthwillig un - ter die Leut / ſelbigen nur ihren Schaden an - zuhencken / damit ſie derſelben deſto eher ledig werden wollen / oder vi transplantationis loß werden koͤnnen. D. Johann Ewig im Buch vom Ampt der Obrigkeit cap. 9. ſchreibt: So einer vor der beſtimmten Zeit ohne Er -Krancke ſollen ohn Erlaub - nuß nicht aus den Peſthaͤu - ſern ge - hen. laubnuß aus dem Hauſe gehen wird / und ſich unter den Hauffen anderer Leut miſchen / der ſoll von neuem wiederum im Hauß ver - ſchloſſen bleiben / als ihme zuvor die Zeit des Innenbleibens anbefohlen worden / und ſollK 2uͤber148Das XIII. Capitel. uͤberdas nach der Willkuͤhr mit Geld geſtrafft werden. Wann derjenige / ſo zuvor an der Peſt gelegen / und kaum wieder friſch wor - den / auszugehen ſich unterwinden wird / der ſoll der hoͤchſten Undanckbarkeit beſchuldi - get / und aller Gutthaten / die ihm haͤtten er - zeiget werden ſollen / beraubet / und uͤberdas mit laͤngerer Einſchlieſſung im Zwang gehal - ten werden. Aber wenn er dieſer Zeit die Peſt noch am Halß hat / und dieſe That aus freveliſchem Muthwillen und Buͤberey be - gehen wird / daß er unter die Leut gehet / der ſoll aller ſeiner Guͤther / wann er keine Kin - der hat / als ein Straſſen-Rauber verluſtiget / und dem Hencker uͤberantwortet werden.

Viel wol - len aus Halßſtar - rigkeit kein Artz - ney brau - chen.

Es gibt auch ſolche halßſtarrige Leute / die / ob ſie ſchon ſehen / in was Noth und Gefahr ſie ſtecken / dennoch die von GOtt verliehene Artzney-Mittel nicht gebrauchen wollen / und ſagen / die Peſt ſey ein ſonderbare Straff GOttes / worwider keine Mittel verfangen; ſo auch ſterbe der Menſch doch nicht fuͤr ſei - ner beſtimmten Zeit; und bezeuge es die taͤg - liche Erfahrung / daß die wenigſte von der Peſt wiederum geneſen / ſondern die meiſten / ob ſie ſchon Mittel gebraucheten / dennoch dar - an ſterben. Obwohl in heiliger Schrifft ſte - het / der Menſch ſeine beſtimmte Zeit habe / und die Zahl ſeiner Monden bey GOtt ſte - hen / der hat ein Ziel geſetzt / welches der Menſch nicht uͤbergehen kan. Aber man muß einUnter -149Allerhand eroͤrterte Umſtaͤnd ꝛc. Unterſchied vom Ziel das GOtt geſetzt / und zwiſchen dem / ſo ſich offtmalen ungefaͤhr er - eignet / zu machen wiſſen / in gemeldtem Spruch iſt nur von dem natuͤrlichen Lebens - Ziel geredet / welches der Menſch erreichet / es geſchehe auch wann es wolle / ſo weiß doch GOtt ſchon zuvor / daß er auf ſelbige Zeit hat ſterben ſollen / da er geſtorben iſt / nicht als wenn GOtt eben allemahl daſſelbe Ziel und kein anders haͤtte haben wollen. Aus die - ſem / was allhier geſaget wird / ſiehet man ja / was es mit des Menſchen Ziel fuͤr eine Beſchaffenheit habe / nemlich / daß er es ihm wohl durch Mittel verkuͤrtzen oder verlaͤngern koͤnne / und alſo viel an den Mitteln / die er brauchet / und an deſſen Geſchicklichkeit / der ſolches zu brauchen verordnet / gelegen ſey. Viel gebrauchen auch darum keine Artzney / weil ſie davor halten / es ſey nur ein bloß Gluͤck / wenn einer von der Peſt wieder aufkomme. Solches iſt wohl wahr / daher / wann er ei - nem ungeſchickten Artzt unter die Hand kom - met. So viel aber das Gluͤck der Medico - rum betrifft / beſtehet daſſelbe in zweyen Stuͤ - cken / nemlich in dem Seegen des Allmaͤch - tigen / als des obriſten Artzts / und denn in fleiſſigem Studieren: Wer denn ſich um die - ſe beyde ernſtlich bemuͤhet / und derer faͤhig wird / der kan wohl ein gluͤckhaffter Doctor und Artzt genennet werden. Alſo ein Kran - cker / der doch ſonſt die Mittel fuͤglich habenK 3kan /150Das XIII. Capitel. kan / wann er meynen wolte / es werde ihn GOTT doch wohl geſund werden laſſen / wann er ſchon keinen Doctor oder Artzney gebrauchete / derſelbe wird ihm weit zu kurtz thun / und fuͤr einen / der GOttes Mittel fre - ventlich verachtet / angeſehen werden.

Viel Krancke gebrauchẽ Juden - Aertzte.

Manchem Patienten auch gilt es alles gleich / wo ſie Huͤlff ſuchen / viel lauffen aus Unverſtand zu den heilloſen Juden-Aertzten / da ſie doch wohl wiſſen ſolten / was ſolche fuͤr eine falſche Liebe gegen die Chriſten tragen / und wann es ihnen moͤglich / alle mit einem Trunck Waſſer ertraͤncken wurden: Was ſolche fuͤr Curen thun / erfahren wir aus derer Practica. Ich halte es fuͤr unvonnoͤthen / all - hier mehrers von dieſer Materie zu gedencken / weil ihm doch der gemeine Mann ſo lange Jahr darwider nicht einreden laſſen will. So gehet auch ja nicht gern ein Juden-Artzt zu einem Krancken / wann er weiß / daß ſol - cher an der Peſt darnieder lieget / bevorab / wo eine gantze Gemeinde Juden wohnet. Offt beſuchet auch der Juden-Artzt den kran - cken Chriſten / in Meynung / die Kranckheit ſey nicht ſo gefaͤhrlich / wann er aber den Zu - ſtand gewahr wird / bleibt er aus / worauf hernach die Krancken genoͤthiget werden / ei -Ein Chriſtli - cher Medi - cus dienet nit gern / nen Chriſtlichen Medicum zu beruffen. Ich meines Theils wolte mich bedencken / zu ſo ei - nem Juden Freund alsbald zu kommen / ſon - derlich ſo ich andere Chriſtliche Patienten zubeſu -151Allerhand eroͤrterte Umſtaͤnde ꝛc. beſuchen haͤtte: Dieweil aber zu Zeiten derwo zuvor der Jud geweſen. Patient nichts darvon weiß / ſondern von deſſen Freunden ein Juden-Artzt beruffen worden / waͤre es noch einiger maſſen zu ent - ſchuldigen. Indeſſen aber dennoch / ſolte man dem Krancken vorſtellen / wie thoͤrlich er gethan / ſich einem ſtinckenden garſtigen Juden zu vertrauen / die doch uns Chriſten / ſamt unſerm Erloͤſer / nach deſſen Namen wir uns nennen / taͤglich verfluchen und verma - ledeyen / ja man koͤnte auch noch drohen / daß man ihm deßwegen ſeinen Beicht-Vatter uͤber den Halß ſchicken wolte / welcher ihn vermahnen ſolte / ſich ein ander mahl ſolcher Juden-Aertzte zu entaͤuſſern.

So iſt auch zu erinnern / wann es ſich be -Man ſoll auch nicht zwey Peſt - Sieche zu - ſam̃en in ein Betth legen. gebe / daß zwey inficirte Krancke in einem Hauſe waͤren / man ſolche nicht zuſammen in ein Betth legen ſolte / deßgleichen auch in Peſt-Haͤuſern: Weil bekandt iſt / daß ſolche Kranckheit die Entfernete anſtecket / wie viel mehr wuͤrde es nicht auch geſchehen / wann zwey in einem Betth ligen. Und dafern ein oder der ander im Betth ſterben ſolte / konte der ander darob ein ſolchen Schroͤcken em - pfahen / davon er / da er ſonſt wohl aufkom - men waͤre / endlich auch ſein Leben daruͤber einbuͤſſen.

Wann alſo ein Krancker bereits an derWie der Krancke in der Diæ[t]le - ben ſoll. Peſt liget / und ſich dem Medico und Chi - rurgo unter die Hand anvertrauet / ſo erfor -K 4dert152Das XIII. Capitel. dert es bey dem Patienten / daß er auch in Speiß und Tranck ein gute Lebens-Ord - nung halte: Zuforderiſt allen boͤſen Lufft ver - meide / ſich wohl inhalte / auch nicht allerley Speiſen eſſe / welche ihn nur geluſten / ſon - dern welche ihm von ſeinem Medico erlaubt werden. Obwohl die Eſſens-Luſt bey den Krancken offt ſehr gering iſt / ſo ſoll er doch ſolche brauchen / welche das Hertz ſtaͤrcken und leicht zu verdauen ſeyn: Zart wohl ausgeba - cken weiß Brodt / junge Huͤhner / ſaͤuerlich mit unreiffen Weinbeeren / auch mit Eßig / Citronen / Limonien / Pomerantzen / Johan - nis-Beer - oder Saurampff-Safft / zugerich - tet. Deßgleichen alles gelind und friſche Fleiſch von Laͤmmern / Kaͤlbern / Kuͤtzen / Schoͤpfen / jungen Hirſchen und Rehen / wegen ſeiner Ei - genſchafft mit dienlichen Kraͤutern / Wurtzel und Fruͤchten ausgeſotten / wiewohl ſolche und dergleichen Speiſen zu dieſer Zeit mehr gebraten als gekocht dienen: Da man dann zum Gebratens auſſetzen kan / Weichſel-Muß in Eßig zerrieben / Brunnkreſſen / Capern mit Eßig / Pomerantzen / Citronen / und Granat - Aepffel-Kern mit Zucker / rothe Ruben / mit Eßig und Coriander bereitet; kleine Grau - pen Gerſten / weich geſotten / nachmahls duꝛch - geſtrichen / und den durchgeſtrichenen Gerſten - Schleim mit Huͤhner-Copaun - oder anderer Fleiſch-Bruͤhe und ein wenig Eßig oder Li - monien-Safft vermiſchet / in Rind-Fleiſch - oder Huͤhner-Bruͤhe gekochet / und ſaͤuerlechtge -153Allerhand eroͤrterte Umſtaͤnd ꝛc. gemacht / Huͤhner-Bruͤhe mit Eyer-Dottern / Krafft-Bruͤhlein und Zimmer-Rinde / friſche Eyer / zuvor in Bruñ-Waſſer geleget / Galler - ten / geſtoſſen Suͤpplen von wilden Feld - und zahmen Huͤhnern / Capaunen / ꝛc. ſauerlechte Haber-Muͤßlein / Brod-Breylein / von Wei - ne / Waſſer / Brodt und Zucker gemachet. Schuͤſſel-Mueſel / und andere allerhand leich - te Speiſen mehr. Von Speiſen ſo ſchaͤdlich /Verbotte - ne Spei - ſen. ſind aber verbotten: Duͤrꝛ oder geraͤuchert Fleiſch / Kuh-Fleiſch / Schwein-Fleiſch / Kut - telfleck / Geluͤng / Gekroͤß / Kalbs-Koͤpff / aller - hand Schwaͤmme / Gaͤnſe / Storcken / Endten / rohes Obſt / allerley Arten Mandeln ꝛc. Und obſchon etliche die welſchen und Haſel-Nuͤß als ein ſonderlich gut Ding wider diß Gifft ruͤhmen / ſo ligen ſie doch ſehr lang im Magen / und ſeynd ihnen wegen uͤbler Verdauung nit wenig beſchwerlich; auſſer den kleinen Hech - ten / Faͤhren / Grundeln / ſind alle Fiſche un - dienlich; Kraut / harte Eyer / alles Gebackens / Waſſer-Voͤgel / Wachteln / rohe Milch / ſind undienlich; in Sum̃a / alle grobe / rohe / zaͤhe / geraucherte / harte / geſaltzene / und zu ſtarck ge - wuͤrtzte Sachen ſeynd ſchaͤdlich. Der Tranck kan in Bier-Landen wol ein gut lindes / abge - legenes / lauteres Bier ſeyn / welches nicht all - zuviel Heffen hat / doch ſind die geſottene Ger - ſten-Waſſer am dienlichſten. Der Wein iſt / ſo lang die groſſe Hitz und Weh-Tagen im Haupt anhalten / gantz ſchaͤdlich / wann aber die Gefahr weg / und die Hitz ziemlich nach -K 5gelaſ -154Das XIII. Capitel. gelaſſen / der Patient Pflegmatiſch oder Melancholiſcher Natur / kan bisweilen ein Truͤncklein gelinden Wein / mit Roſen Ger - ſten / Brod oder ſchlecht abgeſotten Waſſer vermiſchet / auch Citron / Pomerantzen / Granaten - oder Quitten-Wein / wenn kein Leibs-Verſtopffung fuͤrhanden / dazu ge - goſſen werden. Von ſtaͤrckenden und an - dern Traͤncken wird an ſeinem Ort gedacht werden. Der Patient ſoll ſich nicht ſo ſehr im Bett hin - und her werffen; ſich maͤſſig und moderat im ſchlaffen und wachen halten / wiewohl in den erſten zween Tagen das Wachen dienlicher als das Schlaffen iſt. Soll ſich auch nicht den Leib allzuviel anfuͤl - len / die Auslehrung alſo in Obacht neh - men / daß man (in den plethonicis und ca - cochimicis corporibns zuforderſt) zu rech - ter Zeit Ader laſſe / purgire / ſchwitze / den Leib bey taͤglicher Oeffnung erhalte / auf die gewoͤhnliche Evacuationes, als der guͤlden Aderfluß / alte Schaͤden / Fontanellen und weibliche Monat-Reinigung / gute Achtung geben / und ſelbige in ihrem gebuͤhrenden Eſſe erhalte. Alle ſtarcke Gemuͤths Be - wegungen / als da ſeynd Sorg / Bekuͤm - mernuͤß / Traurigkeit / Zanck / Zorn / ꝛc. fliehen / nicht nur zu Wiedererlangung vo - riger Geſundheit / ſondern auch weil der Pa -Ob man dem Krancken tient nicht weiß / wie langer leben werde.

Obwohl des Weintrinckens oben einiger maſſen gedacht worden / ſo iſt doch vonnoͤ -then /155Allerhand eroͤrterte Umſtaͤnde ꝛc. then / etwas mehrers davon zu erinnern /auch Wein ge - den darff. dieweil befunden worden / daß die an ſolcher Seuche liegende Krancke oftmal mehr nach Wein ſchreyen / als da ſie geſund geweſen ſeyn: ſonderlich wenn ſolche des Weins ge - wohnt geweſen. Ja auch kleine Kinder be - gehren oft in ſolcher Kranckheit Wein / wel - chen ſie doch bey geſunden Tagen ſonſt nicht verlanget haben. Dahero wird billig dafuͤr gehaltten / er ſey einem an der Peſt krancken Menſchen nicht ſchaͤdlich / ob er ihm auch gleich nicht gar zu nutzlich ſey. Aber vieler fuͤrtrefflich Gelehrten Meynung nach / iſt der Wein ſo wohl manifeſtis qualitatibus, als occutâ vi, wider die Peſt gut / in Fab. Paulin. in prælect. Marc. Præfat. lib. 2. Denn weil er / wie genugſam bekannt / die - ſe alle Leibs-Kraͤffte ſchwaͤchet / ſo erhaͤlt ſel - bige der Wein / und erſtattet ſie wieder / wie Hippocrates und Galenus Aph. 2. aph. ij. ſa - get: Es ſey leichter mit dem Tranck als mit der Speiſe ſich zu erquicken / und giebt Gu - lenus daſelbſt dem Wein das Lob / daß er geſchwinder und mehr als andere Ding neh - re / deßwegen man auch den Wein in Ohn - machten brauchet. Denn er die natuͤrliche Waͤrme ſtaͤrcket / mehret / und wegen ſon - derlicher Verwandſchafft / ſo er mit dem menſchlichen Leib hat / reine gute Spiritus machet. Damit aber das ſtetige Wein trin - cken keine unnatuͤrliche Hitze errege / das ſtaͤ -tige156Das XIII. Capitel. tige Waſſer trincken auch keine Cruditaͤten verurſache / ſoll einen Tag um den andern / Wein und Waſſer zu trincken / erlaubt wer - den. So ſchreibt auch Celſus lib. vj. daß der Wein einem Peſt Krancken wohl zuzulaſſen ſey / weilen er allem Gifft wieder ſtehet / nun kann niemand laͤugnen / daß die Peſt ein Gifft ſey / ja ſo vieler andern Gifften Natur an ſich nehme. Dannenhero auch wider den gifftigen Schmertzen warmer Wein gebrau - chet wird / dahero denn Galenus Epid. 6. Hyppocr. cent. 5. wider den Gifft und giff - tiger Thier Biß gewaͤrmten Wein gebrau - chet / da er ſaget: Es kommen zuweilen giff - tige Schmertzen von Gifften und gifftigen Thieren / ſo entweder ſchaͤdlicher Weiß oder Peſtilentzialiſcher Lufft im Leib entſprungen / von welcher dieſe Mittel / Milch / Knob - lauch / warmer Wein / Eßig und Saltz ge - ſaget ſeyn. So kann der Wein auch faſt zu allen Antidotis, inſonderheit aber zu dem Theriac und Mithridat; So bezeugen auch viel andere / daß der Wein in ſpecie wider die Peſt nutzlich ſey. Plinius poſtremo lib. 23. naruralis hiſtor. cap. 2. ſpricht vom Wein alſo: In peſtilentia quoque adpere - grinationibus vim magnam auxiliandi ha - bens dicitur.

Warum einige den Pattenten Wein ver - bleten.

Hergegen auch ſeynd nicht wenig / die dem Peſt-Krancken den Wein durchaus nicht zulaſſen wollen / als Thomas Jordanus depeſte157Allerhand eroͤrterte Umſtaͤnde ꝛc. peſte Phœnom. tract. 1. cap. 19. da er aus - truͤcklich ſchreibt / daß in der Peſt zu ſelbiger Zeit / da er ſeinen Tractat geſchrieben / die - jenige alle umkommen / welche Wein getrun - cken / ſeine Wort ſeyn zu Teutſch dieſe: Es iſt nie eine Schwachheit geſehen worden / darinnen die Patienten mehr nach Wein verlanget / als in dieſer / alſo / daß ſie ſich auch wiſſentlich / verſtaͤndlich und gern dem Tod ergeben / wenn ſie nur Wein haben moͤgen / und Tabernemontanus in ſeinem Peſt-Regiment p. 32. der Wein ſoll als ein ſchaͤdlich Gifft vermiedet werden. Denn er das Gifft ſchnell zum Hertzen fuͤhret / daß die Krancke unverſehens dahin ſterben. Man unterſcheidet aber ſo wohl unter der Schwachheit als unter den Wein ſelbſt. Die Schwachheit belangend / iſt die Peſt entweder mit einem Fieber oder ohne daſſelbe begleitet / wofern ſie ohn Fieber iſt / mag der Wein wohl eben ſo viel nicht ſchaden / wenn er nur nicht ſo ſtarck und in ſo groſſer Quantitaͤt gebrauchet wird. Iſt ſie aber mit einem Fieber / wie zum meiſten theil geſchie - het / ſo hat man in acht zu nehmen / ob es ſey ein Febris intermutens oder continua, Item ob es wenig oder ſehr hitzig ſey / des - gleichen ob die Humores, davon das Fieber eutſprungen / crudi oder cœti, und ob die Kraͤffte gering oder noch ziemlich gut ſeyn / und ob die Schwachheit noch im Zu - oderim158Das XIII. Capitel. im Abnehmen: Iſt alſo auch auf die Wahl in Wein zu ſehen / je ſtaͤrcker der Wein / je mehr er nutrirt und nehret / je mehr er aber auch in das Haupt ſteiget / die Fiebriſche Hitz vermehret / oder den Durſtergroͤſſert. Ins - gemein iſt ein duͤnner waͤſſerichter Wein in den Fiebern der beſte / viel ſeynd / die dafuͤr halten / dem Patienten den Neckar Wein zuzulaſſen / weil er duͤnner / als andere / aber es heiſt nach dem alten Sprichwort / Necker Wein / halb Wein / Francken Wein Krancken Wein / Rhein Wein / reine Wein / jedoch findet man unterweilen Rhei - niſche Wein die plus Rheni quam vini in ſich haben.

Biere trin - cken wie es dem Patienten erlaubt wird.

Was das Bier trincken anlanget / ſo wird ſolches auch von vielen Patienten in Peſt-Zeiten verlanget / ſolches kann auch wohl denenjenigen erlaubet werden / welche es von Natur gewohnet / und darbey erzo - gen ſeyn: Es ſoll aber ſolches wohl gebrauet / und mittelmaͤſſigen Alters ſeyn / und nicht in ſo groſſer Quantitaͤt noch zu kalt getruncken werden / ſo wird es keinen Schaden brin - gen / ſonderlich wenn in ſolchem Bier Car - dobenedicten / Knoblauch / Alant / Schaf - garben / Wacholder / Lorbeer und andre wider die Peſt beruͤhmte Mittel geſotten ſeyn / oder wenn aufs wenigſte ein Stuͤck gelb ge - roͤſtet Brod / oder gebrannt Hirſchhorn / oder beydes zuſammen drein geworffen iſt. Jedoch159Allerhand eroͤrterte Umſtaͤnde ꝛc. Jedoch waͤre beſſer / man hielte ſich in ſol - cher Kranckheit an beſſer Getraͤnck / bevorab in den erſten Tagen / dahero auch Theodo - rus Tabernamontanus im andern Theil ſei - nes Peſt-Regiments alſo ſchreibt: Der Wein ſoll als ein ſchaͤdlich Gifft vermieden werden / denn er das Gifft ſchnell zum Her - tzen fuͤhret / daß die Krancken unverſehens dahin ſterben / derowegen ſoll ſich maͤnnig - lich dafur huͤten / deßgleichen auch vor dem Bier / doch moͤgen die Krancken / die das Bier gewohnet / nach dem fuͤnfften oder ſechſten Tag / wohl ein Truͤncklein duͤnn / wohl geſottenes Bier gebrauchen. Im er - ſten Theil / da er von der Præſervativ redet / ſchreibt er: Alle Bier die truͤb und nicht wohl gekocht ſeyn / ſind ungeſund / und machen ein boͤs faul Gebluͤt.

Nun haben wir auch noch zu uͤberlegen /Waſſer / ob es der Patient trincken kann. ob man dem Patienten Waſſer zu trincken geben kan / davon ſchreibt D. Varvvig, Koͤ - nigl. Daͤniſcher Leib-Medicus, in ſeinem Be - richt wider die Peſtilentz alſo: Dieſen / welche die Peſt mit Schrecken anſtoſſet / iſt nuͤtzlich und gerathen / daß ſie ſo bald / wann ſie er - ſchrocken ſeyn / einen groſſen Trunck kaltes reines Waſſer zu ſich nehmen / oder guten friſchen Wein / oder aber ausgedruͤckten Po - merantzen-Safft / oder deſtillirt Waſſer von Saurampffer / Cardbenedicten / Kreſſen - Waſſer ꝛc. auf daß das Hertz erfriſchet / diegroſſe160Das XIII. Capitel. groſſe Hitz gedaͤmpffet / und zu den aͤuſſern Gliedern wiederum moͤge getrieben werden: wie auch den ſchwangern Frauen / wann ſie erſchrecken / daſſelbige gerathen iſt / auf daß ſie keine Mißgeburt uͤberkommen. Alſo hat Hippocrates in den peſtilentibus Conſtitu - tionibus kalt Waſſer geben / ſeptimo Epid. Ægroto. Galenus haͤlt davor / das einfache Waſſer und die Aderlaß ſeyen in Fetribus acutis die zwey groͤſte Mittel. Fracaſtorius rathet das kalte Waſſer ebenmaͤſſig / jedoch mit Saurwaſſer oder Citronen-Safft; de - nen aber / ſo in bluͤhender Ingend / und ſtarck genug ſind / und daſſelbe vertragen koͤnnen.

Hingegen verwerffen ſolch Waſſer-trin - cken andere gantz / und ſchreibt Unzerus de lue peſtifera lib. 3. c. 11. alſo: Etliche ruͤh - men einen ſtarcken Trunck Waſſer ſehr / de - nen wir doch keinen gaͤntzlichen Beyfall ge - ben koͤnnen. Denn obſchon der Durſt die Fiebriſche Hitze durch deſſen Kaͤlte wol ge - loͤſchet / ſo ſchwaͤchet es doch den Magen nicht wenig / und machet / daß das Gifft innerlich deſto mehr anklebt / auch daͤmpffe es den natuͤrlichen Balſam / der doch ohe das Noth leidet / zerſtreuet die reinen Spiritus, verur - ſachet cruditaͤten / und allerley Verſtopffun - gen / oder beſchweret den Leib und die Na - tur / in anderer Weiſe / daß ſie den Gifft nicht widerſtehen kan.

Es161Allerhand eroͤrterte Umſtaͤnde ꝛc.

Es dienet aber das kalte Waſſer-trincken nicht erſprießlicher / als da der Patient deſſen ſonſt wohl gewohnet iſt / der auch nicht gar alt / noch am Magen / Lung und Leber Man - gel hat: auch da das Waſſer an ſich ſelbſt rein / wohlſchmeckend / und zuvor geſotten / geſchaumt / gantz im Anfang (wenn nur nicht viel cruditaͤten im Leib ſind / oder in ſtatu der Schwachheit / wenn die Dauung geſchehen / und der Durſt / Appetit und Aufwallen der humorum groß / denn alſo werden die vi - ſcera deſtoweniger von der Kaͤlte verletzt / und geſchicht die Oeffnung durch das Erbrechen / durch den Schweiß / Urin und Stuhlgang deſto leicht - und reichlicher. Nur iſt zu mer - cken / daß / wann ſolche evacuation geſchehen / der Krancke ſich im Bett wohl zudecke / den Schweiß folgen laſſe / und da zu befoͤrchten / es werde das Waſſer ein oder andern Glie - dern ſchaden / man denſelben mit andern ge - buͤhrenden Mitteln / wie es denn mit in und aͤuſſerlichen geſchehen kan / beyſpringe.

Was aber das Saurwaſſer / ſonderbarSaurwaſ - ſer. das Schwalbacher / anlangt / ſo gedencket de - rer Tabernamontanus, daß ſolche in Peſizei - ten ein heilſamer Tranck ſeyn / denn ſie behuͤ - ten fuͤr Faͤulnuß / und wo Faͤulung vorhan - den / ſo verzehren ſie dieſelbige / und ſind ſon - derlich die Saurbrunnen zu langen / Schwal - bach die fuͤrnehmſten / unter welchen der Weinbrunnen den Primat behaͤlt / wie auchLder162Das XIII. Capitel. der zu Braubach / Andernach / und faſt alle Saurbrunnen in der Wetterau / und ſolten alle Menſchen zu ſolchen Saurbrunnen in Sterbzeiten ſich gewoͤhnen.

Was vom Saurwaſ - ſer-trin - cken in der Peſt zu halten.

Wird alſo dafuͤr gehalten / daß man an ſtatt der einfachen Brunnenwaſſer mit viel groͤſſern Nutzen ein Saurwaſſer / ſo aber friſch und ohnlaͤngſt geſchoͤpfft / auch wohl verwahrt ſeyn muͤſte / brauchen koͤnte: Und ob man wohl nach ihren ingredientien oder mineralien einfachen Krafft ſolche conſide - rirt / wie ſich nicht eben ein ſolche Tugend in ſelbigen wider die Peſtilentz oder andere giff - tige Schwachheiten befindet / welche ab ap - propriato & ſpecifico remedio herkomme / je - doch gleichwol offt viel in mixto iſt / ſo ſich in ſimplici nicht befindet / und dahero gleichſam eine quinta natura, wie Scaliger redet / entſte - het; Alſo bezeuget die taͤgliche Erfahrung / daß viel Saurwaſſer zu unterſchiedlichen gifftigen Kranckheiten gut und nuͤtzlich fun - den worden / welches denn von dem Schwal - bacher Saurwaſſer deſto leichter geglaubet werden kan / weil es unterſchiedliche Minera - lien / als Vitriol / Agdſtein / Schwefel / Sal - peter / ꝛc. in ſich haͤlt / die ſonſt wider die Peſt mit groſſem Nutzen gebrauchet werden koͤnnen.

Das163Eroͤrterung unterſchiedener ꝛc.

Das XIV. Capitel. Das XIV. Capitel. Aller hand Fragen betreffen - de.Eroͤrteꝛung unteꝛſchiedener Fra - gen / ſo bey inficirten Perſonen zu beobachten.

GEvor wir zu denen Huͤlffs-Mitteln greiffen / wollen wir noch einige nothwendige Fragen eroͤrtern / von ſolchen Umſtaͤnden / welche bey inficirten Pa - tienten zu beobachten / und zwar (1) des Pa -1. Ruhe. tienten Ruhe betreffende: ſo wird ſolche ei - nem Krancken treulich gerathen / weil er durch das viele Bewegen den Leib noch mehr erhi - tzet / und die Kraͤffte / die billich ſtarck ſeyn / und dem Gifft widerſtehen ſollen / geſchwaͤ - chet / und alſo dem Gifft freyer Zugang zum Hertzen und andern Gliedern gemachet wird. So wollen auch einige Medici (2) die Pa -2. Schlaff. tienten vom Schlaff bey Anfang der Kranck - heit abhalten / und ſeynd hieruͤber ungleicher Meynung / und ob ſolche wol der Zeit nach nicht einig / ſo faͤllet dennoch der Schluß da - hinaus / daß man den Krancken / bey Anfang / vom Schlaff abhalten ſoll. Jedennoch haͤlt man fuͤr ungereimt / alle Peſt-Patienten an einerley Zeit des Enthaltens des Schlaffs zuUnter - ſcheid un - ter dem Schlaffen. binden / ſondern fuͤr rathſamer zu achten / et - was beſſer auf die Umſtaͤnde zu ſehen / ob der Krancke des vielen Schlaffens gewohnt oder nicht / ob er ſehr krafftloß / oder ob er noch beyL 2ziem -164Das XIV. Capitel. ziemlichen Kraͤfften / ob er etwa etliche Zeit zuvor ſchon mehr / als ihm erſprießlich iſt / ge - wachet / und nicht ſchlaffen koͤnnen / ob er groſſe Hauptſchmertzen gehabt oder nicht / ob er ſchon ein oder mehr antidota gebrauchet oder nicht / item / ob er alt oder jung. Nach welchen Umſtaͤnden ein jeglicher Medicus ſei - nen Patienten 12 / 20 oder 24 Stund / ja auch gantze Tag vom Schlaff abhalten kan / und nur etwas wenigs ſchlaffen laſſe / aber allzeit zu rechter Zeit wieder auffwecken / und iſt zu mercken / daß der Patient den Mund unterwaͤhrenden Schlaffen nicht unter dem Deckbett habe / damit ihm die gifftigen Schwaͤren keinen Schaden zufuͤgen koͤnnen:Warum man den Patienten anfangs nicht will ſchlaffen laſſen. Die Urſach aber / warum man den Patien - ten / wann ihn die Peſt anſtoͤſſt / nicht will an - fangs ſchlaffen laſſen / ohnerachtet er doch ſchlaͤffrig iſt / iſt dieſe / weilen im Schlaffen die natuͤrliche Waͤrme ä circumferentia ad centrum, das iſt / von auſſen des Leibs innen - werts zu ſich begiebet / und alſo das Peſtilen - ziſche Gifft dem Hertzen naͤher zugezogen und in die Adern getrieben wird / dahero es den Krancken leichtlich erwuͤrgen kan. Durch das Wachen aber (welches doch auch nicht zu lang aneinander waͤhren muß / weil dadurch der Leib erhitzt / und die Spiritus ſehr reſolvirt werden) iſt die natuͤrliche Waͤrm mehr ge - gen auſſen zu / da ſich doch das Gifft und ſeine boͤſe Daͤmpffe auch daſelbſt befinden / undwegen165Eroͤrterung unterſchiedener ꝛc. wegen deß ſie weit von dem Hertzen / nicht ſo bald und leichtlich ſchaden.

Es ſollen ſich die Patienten zu PeſtzeitenSoll ſich fuͤr Zorn huͤten. ſonderlich fuͤr Zorn huͤten / denn von dem Zorn werden ſelbige erhitzet / und iſt nicht anderſt / als wenn man Schweffel ins Pulver ſchuͤt - tete / und ins Feuer ſtieſſe / angeſehen daß da - durch das Gifft ſich in alle Glieder ausbrei - ten und den Menſchen deſto eher ums Leben bringen kan. Soll anbey ein gut VertrauenGutes Vertrau - en gegen den Medi - cum ha - ben. und Zuverſicht gegen ſeinen Medicum haben / wodurch die Cur gewaltig befoͤrdert wird / denn man ſiehet / daß die Krancken durch ge - faſſeten Wahn und gutes Vertrauen gegen den Medicum (bevorab der gluͤckhafft iſt) wiederum zu ihrer vorigen Geſundheit ge - langen. Roder. à Caſtro in Medico-Polit. lib. 3. c. 12. ſchreibt: Des Patienten geſchoͤpfftes Vertrauen thut viel zu ſeiner Heylung / denn viel ſind nur ſelbigen wegen wieder geſund worden; Zwar etliche auch wol / weilen ſie aus ſolchem guten Vertrauen ſich in allem nach dem Willen und nach der Verordnung des Medici recht gehalten / aus ſolchem Ver - trauen ſeynd / wie Plinius ſchreibt / auch ih - res Wunſches gewaͤhret worden. Der Me -Was der Medicus fuͤr Mit - tel am An - fang ge - brauchen ſoll. dicus hingegen ſoll fuͤrſichtig mit dem Pa - tienten verfahren / denn einige tractiren den Patienten anfangs mit gar gelinden Mit - teln / weil ſie noch nicht wiſſen koͤnnen / wie ſich die Kranckheit anlaſſen / und was fuͤr Zu -L 3faͤlle166Das XIV. Capitel. faͤlle ſie mit ſich fuͤhren werde: weil auch Ga - len 2. de loc. aff. ſchreibt / man ſoll nicht al - ſobalden ſtarcke ſondern gelinde Mittel brau - chen. Andere aber trauen den gelinden Mit - teln ſo viel nicht / daß ſie einen ſo groſſen Stein heben ſolten / ſondern wollen / man ſoll alſobald mit recht kraͤfftigen und ſtarcken Mitteln dem Gifft entgegen arbeiten / weil man es mit einer ſolchen Kranckheit zu thun habe / die geſchwind und durchdringend iſt: geſtallen ſie nicht etwan unter die acutos, auch nicht per acutos, ſondern acutiſſimos morbos von allen gezehlet wird / und offtmal dem Menſchen ſeinen Reſt gibt / ehe er von den gelinden Mitteln an die ſtaͤrckere kom - met. Auch weilen alle Kraͤffte alſobald Noth leyden / denen aber nicht ſowol mit terreſtre - tiſchen Artzneyen (welche langſam von der Natur digerirt werden) als mit ſpirituoſi - ſchen / da das bloſſe Corpus von der Forma, in welcher die Krafft der Artzneyen beſtehet / ſeparirt iſt / geholffen werden kan / und iſt ſol - cher ſpirituoſiſchen Artzneyen deſtomehr von - noͤthen. Und weil auch das Gifft ſelbſt nichts anders als ein Dunſt / exhalation oder ſpiri - tus iſt / dahero hart gegen hart erfordert wird. Auch weilen ſich das Gifft nicht al - lein in die Viſcera, Adern und Glieder offt - malen tieff verbirget / ſondern auch in den - ſelben bevorab aber deren zaͤhen uͤberfluͤſſigen Feuchtigkeit hart anſchl[]get. Und endli -chen /167Eroͤrterung unterſchiedener ꝛc. chen / weilen das Gifft / ſo man durch den Schweiß auszutreiben vermeynet / ſelten durch ſelbigen fortgehet / man brauche denn ſtarcke Schweißtreibende Sachen. Und auch ſo nehmen die wenigſten Patienten gern offt Artzneyen ein: was wuͤrde denn alſo ge - ſchehen / wenn ſie mit gelinden Mitteln an - fangen und immer mit ſtaͤrckern fortfahren ſolten.

Was nun den erſten Einwurff betrifft / den kan man leichtlich nachgeben / daß die purgi - rende Sachen mehrentheils / wo nicht allzeit / gelind ſeyn ſollen / und ſolches mit den ſpe - cial-Gifft-treibenden Mitteln / aber es hat ein andere Gelegenheit und Meynung. Was aber Galeni Meynung betrifft / ſo redet er nur von denjenigen Kranckheiten / welche Ver - zug leyden / und nicht ſo leichtlich Gefahr bringen.

Warum aber auch die Artzneyen im An -Warum offt An - fangs kei - ne Mittel anſchla - gen wol - len. fang der Kranckheit offtmal nicht anſchlagen wollen / ſolches hat dreyerley Urſachen / 1. weil der Gifft etwa ſo ſtarck / daß er vielmehr die Artzneyen bezwinge / als daß er von ihnen be - zwungen werde. So iſt 2. auch der Man - gel am Medico, indem ſelbiger entweder nicht wiſſe noch verſtehe / daß die Kranckheit die Peſt ſey / oder aber Anfangs zu gelinde oder doch ſolche Mittel / die wie man ſagt / entre deux ſind / gebrauchen / dadurch die Seuche Uberhand gewinnet / und den Meiſter ſpielet. L 43. Auch /168Das XIV. Capitel. 3. Auch / weilen die Patienten bißweilen un - gehorſam ſind / dem Medico und andern / ſo es treulich mit ihnen meynen / und die Grau - ſamkeit der Schwachheit beſſer bedencken / nicht in allem der Gebuͤhr folgen / ſondern den Handel gering halten / und wol nicht mey - nen / daß es mit ihnen Noth haben werde / oder nicht glauben / daß es die Peſt ſey / ſon - dern dafuͤr nur von dem Medico und Barbi - rer gehalten wird / und ſie alſo um Gewinſts willen uͤberreden wolten.

Wenn kei - ne Præſer - vativ - Mittel ge - brauchet worden / was zu thun iſt.

Offtermalen wird auch einer mit der Peſt befallen / der vorher keine Præſervativ-Mit - tel gebrauchet / und ob er auch ſolche ſchon ge - brauchet haͤtte / doch keinen Nutzen darbey empfunden. Nun iſt bekannt / daß arme Leut gern Mittel braucheten / wenn ſich dero Vermoͤgen ſo weit erſtreckete; Es haben ſolche aber nicht vonnoͤthen deßwegen fuͤr Koſten zu ſorgen / ſondern doͤrffen nur die Muͤhe nehmen ſelbige zu holen / als da ſind Angelica / Bibenell / weiſſe Diptam / Bal - drian / Wachholderbeer ꝛc. viel verſaͤumen ſie aber muthwilliger weiſe / gehen dahin / ach - ten ihrer ſelbſt nicht / wenn nun ſolche unver - ſehens von der Peſt uͤberfallen werden / und zuvor weder purgirt noch Adergelaſſen / ſo hat man wahrzunehmen / ob viel Cruditaͤten vor - handen / die eine Purgation beduͤrfftig / deß - gleichen wie es mit dem Gebluͤt ſowol quo - ad quantitatem bewandt / ob eine Aderlaͤßvon -169Eroͤrterung unterſchiedener ꝛc. vonnoͤthen. Man purgiere nun / oder laß zuvor Ader / ſo muß bey Zeit ein Schweiß - treibende Artzney geben und nicht lange damit gewartet werden / auff gehaltenen Schweiß ſollen alsbald kraͤfftige Hertzſtaͤrckungen er - folgen. Was weiter zu thun iſt / ſoll an ſei - nem Ort unter den Medicamenten erinnert werden. Im Fall aber allerley Præſervati - va gebrauchet waͤren / und ſo viel gleichwol nicht operirt haͤtten / daß die Peſt ausgeblie - ben waͤre / iſt anders nichts als ſtaͤrckere Gifft - treibende Mittel nebſt Confortativen an Hand zu nehmen / und damit friſch anzu - halten.

Es iſt aber allhier die Frage / ob man denWelche Mittel zu gebrau - chen all - hier gera - then wer - den. Patienten Galeniſche oder Chymiſche Medi - camenta gebrauchen darff? Beyde ſind nicht zu verwerffen; weil es aber viel Leute gibt / welche fuͤr den Chymiſchen Artzneyen furcht - ſam gemacht werden / koͤnnen bey den Gale - niſchen bleiben; Ich laſſe jeden bey ſeiner Meynung / ſage auch nicht / daß alle Chymi - ſche Artzneyen unverwerffig ſeyn / doch aber muß man bekennen / daß offt ſo wenig mit ſtarcken Chymiſchen Sachen als mit gelinden Galeniſchen Mitteln ausgerichtet wird: wenn ſie aber beyderſeits genugſam in Kranckhei - ten probirt und bewaͤhrt erfunden werden / ſo hielt ich es mehr mit den Chymiſchen als Ga - leniſchen / fuͤrnemlich weil ſolche viel eher als andere penetriren und durchdringen koͤnnen;L 5auch170Das XIV. Capitel. auch weil die wenigſten Thell der Chymi - ſchen den Patienten leicht / der meiſte aber der Galeniſchen tàm propter quantitatem quàm qualitatem ſchwer einzunehmen ſind. Je - dennoch koͤnnen die Chymiſchen Artzneyen ſchwerlich die voͤllige Peſt-Cur verrichten / wenn nicht von einem gelehrten und verſtaͤn - digen Medico auch andere Sachen gebrau - chet werden.

Was fuͤr Chymiſche Artzneyen paſſiren koͤnnen.

Es wollen aber einige nicht alle / ſondern nur nachgeſetzte Chymiſche Artzneyen zulaſ - ſen: und wo der ſtarcken Chymiſchen Artz - neyen gedacht wird / man eben nicht die ſtar - cken Mercurialiſchen / Antimonialiſchen / und andere ſtuͤrmeriſche Artzneyen / welche die Na - tur uͤbern Hauffen werffen / verſtehen ſoll. Was aber fuͤr Chymiſche Medicamenten in der Peſt zugelaſſen / ſind fuͤrnemlich Tarta - rus Vitriolatus, Sal Eſſentiale, oder Cremor Tattari, ſamt deſſen Cryſtallo, Magiſterio, Spiritu, terra foliata, &c. deßgleichen aller - ley Extracta, Eſſentiæ, Salia, Tincturæ, Spi - ritus, Pulveres, und was des Dings mehr / ſo von dem Scammonio, Colocynthite, Mer - curio, Antimonio &c. durch die Medicos heu - tiges Tages bereitet / oder doch zum wenigſten ordiniret wird. Andere Chymiſche Medica - menta aber / als Extracta, Salia, Olea, Eſſen - riæ aus der Angelica, Zedoaria, Junipero, Roremarino, Meliſſa, Scordio, Camphora, Myrrha, Succino &c. præparirt / ſamt denFlori -171Eroͤrterung unterſchiedener ꝛc. Floribus Sulphuris, Spiritu Sulphuris acido, Elixire Proprietat. Paracelſi, kraͤfftig deſtillir - ten Waſſern / und dergleichen / welche un - ten an ihrem Ort beſchrieben werden / ſeynd wol zuzulaſſen / wenn nur die Verordnung von einem rechtſchaffenen Medico geſchiehet.

Die Zeit betreffende / wenn man den Kran -Man ſoll ohne Zeit - verſaͤumen nach der Huͤlff greiffen. cken zu Huͤlff kommen ſoll / ſo ſind viel der Meynung / daß man unverzuͤglich und ohne Zeit-verſaͤumen dem Ubel ſteuren muͤſſe. Obwol Patienten gefunden werden / welche ſagen: Es iſt noch Zeit genug / wenn nur die 24. Stunden noch nicht fuͤruͤber; aber / wenn die Peſt immer einerley Gattung waͤre / ſo koͤnte man leicht erkluͤgelen / wie viel Zeit er - fordert werde / biß man ſagen koͤnne / es ſey nun zu ſpat Artzneyen zu gebrauchen: ſie iſt aber ſo mancherley / daß es nicht moͤglich; denn manchen uͤberfaͤllt dieſe Seuche ſo grim - miglich / daß er nicht 12. geſchweige denn 24. Stund erlebt; manche kommt ihn ſo gelind an / daß auch die am 3. oder 4. Tage erſt ge - gebene Artzneyen genugſam gefruchtet haben. Daß aber gerathen wird / man ſoll innerhalb 24. Stunden zur Huͤlff greiffen / geſchiehet aus folgenden Urſachen: Weil die Leut vor - hin allzu ſicher ſeyn / auch weil eines Men - ſchen Hertz ſchwaͤcher als des andern iſt / und derowegen ihn das Gifft / welches am erſten und meiſten nach dem Hertzen dringet / wol in gar wenig Stunden hinrichten kan. Weilauch172Das XIV. Capitel. auch das Gifft manchmal ſo geſchwind ver - faͤhret / daß es nicht allererſt die Humores an - greifft / ſondern alsbald nach dem Hertzen ey - let / und ohne Verurſachung einiger Faͤulung oder Fiebers ſtracks zu ruiniren pfleget. So dienen auch forderſamſte Medicamenta, weil das Gifft im erſten Anlauff noch nicht ſo ſehr zugenommen / alſo daß ihm Anfangs mehr Widerſtand / als wenn man gewartet haͤtte / geſchehen und angethan werden kan. So ſind endlich am Anfang die Kraͤffte auch noch dauerhafft / und koͤnnen das Schwitzen ſamt andern Mitteln beſſer vertragen. Alſo heiſt es bey dieſer Seuche: Principiis obſta; und ſchreibt Panſa Conſil. antipeſt. c. 14. Und magſt du dein halbes Kopffſtuͤck / den Urin ſchauen zulaſſen / wol ſparen. Aber da hoͤret man offt die Patienten ſagen: Ich will heut noch zuſehen; Wilt du aber nicht treuem Rath folgen / und verſteheſt die Sach beſſer / ſo helff dir nachmals ſelbſt. Soll derohal - ben ſchon in der 4. Stunde / oder ſo bald der Menſch etwas fuͤhlet / Rath und Huͤlf - fe ſuchen.

Ob man ohne Me - dicum die Peſt curi - ren kan.

So gibt es auch viel Leut / welche Gewohn - heit haben / wenn ihnen oder den ihrigen et - was anſtoͤſſet / daß ſie augenblicklich / auch wol zu Peſtzeiten / uͤber des Coleri Haußbuch oder den Gabelkofer lauffen / oder ein Kraͤuter - duch auffſchlagen / und was ſie duͤnckt / daraus brauchen / und bilden ihnen ein / es ſey gar ge -nug /173Eroͤrterung unterſchiedener ꝛc. nug / ſolche Schwachheit damit zu curiren; aber ſie finden ſich betrogen / denn wenn man an ſolchen Buͤchern genug haͤtte / ſo thaͤten die Eltern an ihren Kindern thoͤricht / fuͤr ſel - bige ſo viel Koſten auffs Studiren zu wen - den: ſo finden ſich auch in ſolchen Buͤchern ſo viele Lateiniſche / Griechiſche / Arabiſche und andere Terminos, darauff ſich nicht der ze - hende verſtehet / und alſo leichtlich ſich ſelbſt betriegen kan. So gehoͤret auch viel darzu / ſich recht auff die Doſi, Maaß und Gewicht der Artzney zu verſtehen / wie iſt denn alſo ein Krancker verſorget? So dienen auch nicht alle Artzneyen allen Menſchen / ſondern ſie muͤſſen nach des Krancken Natur / Comple - xion, Alter / Sexu, Gelegenheit / ꝛc. gerichtet werden; denn die Jungen anderſt als die Al - ten / die Weibs-Perſonen anderſt als die Manns-Perſonen / einer ſo hitziger der ander kalter Natur iſt / zu tractiren und zu verpfle - gen. Weiters / ſo iſt die Peſt auch nicht ei - nerley Gattung / der ohalben auch unmoͤglich auff einerley Manier zu curiren: Denn an - derſt iſt ſie zu curiren / wenn ſie erſt anfaͤhet / anderſt / wenn ſie ſchon ein Weil gewaͤhret / anderſt / wenn ſie allein iſt / anderſt aber / wenn noch andere Zufaͤlle mit anwandeln. So kan auch ein jeder Menſch nicht allerley Artz - neyen wider die Peſt gebrauchen / denn einer ſcheuet Pulver / ein anderer Traͤncke / ein an - derer Pillen / ein anderer Latwergen; dieſerkan174Das XIV. Capitel. kan nicht ſuͤſſe / jener nicht bitter Ding ein - nehmen. Derohalben muͤſſen ſolche nach des Patienten Beſchaffenheit vom Medico ordi - nirt werden / weniger iſt auch ſolchen Leuten bekant / wenn und wie ſtarck der Patient zu cu[rri]ren ſey / oder durch was fuͤr Medica - menta es geſchehen muͤſſe / entweder wie ſol - che purgiret / oder wie und wo der Aderlaß anzuſtellen ſey. Sind alſo die in Artzney - und Kraͤuter-Buͤchern befindliche Artzneyen / eins der nicht darauf ſtudiret hat / und des Krancken Leibs Beſchaffenheit verſtehet / lauter nichts / als ſcharffe ſpitzige Meſſer in den Haͤnden der jungen Kinder.

Wie dieſe thun / ſo keine Artz - ney zah - len koͤn - nen.

Nun moͤchte wohl einer fragen / wie es doch die armen Bauren machen / die weder Doctor noch Barbirer haben / oder die Artz - neyen nicht bezahlen koͤnnen? darauf folget die Antwort: Wenn man nicht kann wie man will / ſo muß man wollen wie man kann. Und unterdeſſen ſo viel zuwege brin - gen / als moͤglich iſt / und werden Chriſtli - che / fromme Medici und Barbirer bey den Armen auch gern etwas uͤbriges thun. Zu - dem ſo ſind viel wolfeile Sachen / zu einen oder andern Peſt-Zuſtand zu bekommen. Und hat der liebe GOtt ſich noch nie antheure und koſtbare Sachen binden laſſen / ſondern ſeinen Segen ſo bald zu einem geringen Haus-Mittel als zu einem koſtbaren Medi - cament gegeben. So lieget es auch nicht al -lein175Eroͤrterung unterſchiedener ꝛc. lein an den leiblichen Mitteln / ſondern viel - mehr an den geiſtlichen / denn das fuͤrnehm - ſte das liebe Gebet iſt / und wenn GOTT will / ſo kann auch nur ein Pflaſter von Fei - gen helffen.

Endlichen fraget es ſich auch / ob einerUberfluͤſ - ſiger Ge - brauch deꝛ Artzney - en. auch mit Uberfluß der Artzneyen zuviel thun koͤnne? darum ſoll man einen Unterſcheid un - ter den Naturen und Artzney-Mitteln hal - ten. Denn wie Panſa conſil. antipeſtif. 3. in der 18. Frag ſchreibet: was ſtarcke Naturen und erwachſene Leut ſeynd / denen mag man wohl eine Artzney oft zweyfach eingeben. Denn gleich wie mancher gar ſtarcke Pur - gantien haben muß / und dieſelbe wohl ver - tragen kan / alſo kan eben ein ſolcher die Schweiß-treibende Mittel in groſſer Quan - titaͤt vertragen / als andere / die ſchwaͤchrer Natur ſeyn. Denn ſo man ſchwachen Natu - ren und der Jugend ſo viel auf einmal einge - ben ſolte / moͤchte man dieſelbe allzuſehr uͤber - treiben / die innerſte Waͤrme erſticken / und alſo gantz und gar darnieder werffen / und gebrauchet man erſtlich ein Mittel das gut iſt / und erwartet hierauf der Operation. Wird deßwegen ein verſtaͤndiger Medicus ſonder einziges erinnern von ſelbſt Ziel und Maaß zu halten roiſſen.

Dieweil nun wie oben gedacht ein groſſerWas bey Cur der Jung - frauen zu Unterſcheid der Naturen iſt zwiſchen Manns - und Weibs-Perſonen / ſo iſt auchwie -176Das XIV. Capitel. Acht zu nehmen iſt.wiederum zwiſchen Weibern und Jung - frauen mit der Cur ein Unterſcheid zu ma - chen / die Jungfrauen betreffende / dieweil bey denen / die erwachſen ſind / ge - meiniglich im Anfang der Kranckheit ihre Monatliche Reinigung herfuͤr bricht / wel - che eineſonderliche Vermuthung giebt / daß die Natur alsbald im Anfang des Giffts gewonnen geben will / und das Gebluͤt nicht mehr an ſich halten kan / ſo wil ihnen oblie - gen / daß ſie von Stund an / wenn ſie etwas im Haupt oder Gliedern verſpuͤren / oder / welches ihnen am meiſten begegnet / wenn ſie in eine unverſe hene Furcht gerathen ſeyn / daß man ihnen ein oder ander gelindes Schweiß-Traͤncklein / Schweiß-Latwerg / oder Puͤlverlein warm gebrauchen / und ſo lang darauf ſchwitzen laſſen / bis ein ziemli - cher Schweiß erfolget / worauf man alſo - fort wiederum anhalten kan. Wofern ſie aber ihrer Reinigung wegen Mangel befin - den / daß ſie ſich auf den Knien / und hinten auf dem Geſaͤß des dicken Fleiſches Schroͤpff - Koͤpffe ſetzen lieſſen / und ziemlich dicht hau - en / darbey auch folgendes der gelindern La - xativen / als præp arirten Weinſtein / laxi - rende Quetſchen-Lattwerg / ausgezogene Roſinen gebraucheten. Im Fall auch nur die geringſte Verſtopffung des Stuhlgangs vorhanden / nicht vergeſſen / dennoch aber mit ſtarck treibenden Mitteln / die die Mo -nats -177Eroͤrterung unterſchiedener ꝛc. nats Reinigung befoͤrdern ſollen / der Zeit noch einhalten / weil ſolcher Gaſt gar gut zu laden / aber wieder boͤß zu vertreiben iſt. Viel Jungfrauen auch ohne dem / und wann ihnen ſchon ſonſt nichts ſehlet / gantz kranck und matt daran darnieder liegen. Sonder - lich weil mehr daran gelegen / daß man auf das Gifft / als auf die Menſes ſehe / in Be - trachtung / daß jenes mehr urgirt / und vor allen Dingen gedaͤmpfft werden muß. Die uͤbrigen aber / welche reines Leibs / und kurtz vorher ihren Monat-Fluß gehabt / koͤnnen das Schroͤpffen auf den Knien allein gebrau -Wie ſol - che Cur fuͤrzuneh - men. chen / dieweilen bey ihnen gemeiniglich die gifftige Beulen um die Scham und am di - cken Fleiſch ſich herfuͤr zu thun pſlegen. Wel - ches alles mit halb wachſenden Jungfrauen / ſo uͤber 12. Jahr ſind / in Acht zu nehmen iſt / und nach Ermeſſung der gegenwaͤrtigen Kraͤfften zu verrichten. Iſt alſo jederzeit da - hinzu ſehen / daß man mit den Jungfrauen in dergleichen nicht leichtlich Theriac / Mi - thridat / guͤlden Ey-Latwerg / und derglei - chen hitzige Sachen / ſondern an deren ſtatt vielmehr das Diaſcordium Fracaſtori, wel - ches ohne groſſe Bewegung der humoren dem Gifft wiederſtehet / und der Faͤulung wehret / oder ander dergleichen Mittel ge - brauche. D. Daniel Sennertus de Fobr. lib. 4. c. 8.

MSo178Das XIV. Capitel.
Saͤugen - de Frauen wie ſich ſolche mit ihrem Kindlein zu verhal - ten.

So iſt auch nothwendig zu eroͤrtern / wie ſich eine ſaͤugende Frau / ſo an der Peſt lie - get mit ihrem Kindlein zu verhalten hat / denn ſolches iſt in Wahrheit keine geringe Sorge / wenn ſie noch Kinder ſaͤugen / und mit der Peſt uͤberfallen werden / dieweil ſie ihre mei - ſten Gedancken dahin richten / ob ſie ſolche fort trincken / oder abſtoſſen ſollen? dero - wegen ſie auch alſobald bey dem Medico, Heb-Ammen ꝛc. Raths erholen wollen. Welches gewißlich eine ſchwere Frage: denn rathet man ihnen / daß ſie das Kindlein nicht ferner ſaugen laſſen ſollen / ſo bekuͤmmern ſie ſich erſtlich um das Kind / und erbarmet ſie es / bevorab / wenn es noch gar jung iſt / und von ſeiner Mutter nicht mehr trincken ſoll: ſo machet die verhaltene Milch in Bruͤſten auch nicht wenig Ungelegenheit / dann die Hitz dadurch im Leib vermehret / durch den Schmertzen aber / welchen ſolche verhaltene Milcherreget / das Hertz und fuͤr - nehmſte Glieder ſehr krafftloß werden: Raͤ - thet man ihnen aber das Kind fort ſaugen zu laſſen / ſo trincket es nichts anderſt / als ei - ne boͤſe / hitzige / gifftige Milch / daher es nothwendig auch kranck werden muß / und weilen ſeine zarte Natur dem Peſt-Gifft nicht zu wiederſtehen vermag / es waͤre denn beſagtes Gifft uͤber die maſſe gering / oder wolte GOtt der HErr das Kind ſonderlich erhalten / in augenſcheinliche Todes-Gefahrgeſtuͤrtzt179Eroͤrterung unterſchiedener ꝛc. geſtuͤrtzt wuͤrde. Ja ſagett mancher / das Kind iſt ſeiner Mutter Artzt / und iſt ja beſ - ſer / man laſſe das Kind ſterben als die Mut - ter / ja / wenn ja eines ſterben ſoll / ſo iſt es um vieler Urſachen willen freilich beſſer / es ſterbe das Kind als die Mutter. Wie waͤre es aber meine kluge Plappertaſche / wenn man ſie beyde erhalten koͤnte? wie dann / ſolte es wohl ohnmoͤglich ſeyn? O nein / wenn nur die Kranck heit nicht ohne das ſchon die Oberhand hat / daß weder Artzney noch anderſt was mehr helffen kan. Sonſt die - net in ſolchen Proceß, daß ſo bald es immer moͤglich / das Kindlein von der krancken Mutter genommen / und indeß einer andern Saͤugerin anvertrauet werde / oder da es bereits 3. 4. 5. oder mehr Monat alt / und nicht matt / mit Schar Waſſer oder gefot - ten Waſſer / von Waſſer und Milch / oder von Waſſer / Hirſchhorn / und guten Ca - nari Zucker / ꝛc. trincken. Der Mutter aber waͤre zu ordiniren einige junge Huͤndlein / anzulegen / wordurch ſie der Schmertzen und Ungelegenheitentgehen koͤnte / oder auch ſich von einer andern Frauen außſaugen lieſſe / die gern den Pfennig verdienen / oder wenn ſolche auch nicht auffzubringen / daß man allerley nutzliche Milch-vertreibende Mittel anordnete / derer die Medici gern an Han - den geben werden.

M 2Wann180Das XIV. Capitel.
Wie man die kran - cken Kin - der tracti - ren ſoll.

Wann aber Kinder von unterſchiedenem Alter von der Peſt angriffen / ſo ſoll man ſolchen nicht insgemein einerley Artzney ver - ordnen / dieweil ſie unterſchiedener Comple - xion ſeyn / auch unterſchieden an Jahren; auch etliche noch ſaugen / andere aber nicht mehr angeleget werden: denen Saͤuglingen wird entweder durch der Mutter Einneh - men / oder auch durch ihren ſelbſt innerlichen oder aͤuſſerlichen Artzney-Gebrauch geholf - fen. Die Muͤtter koͤnnen gar offt ihrer Kind - lein Artzt ſeyn / wann ſie ſelbſt nur wollen / und diejenigen Artzneyen gebrauchen / derer Zweck man gern an Kindern ſehen wolte / ja / welche man gern den Kindern ſelbſt ein - gaͤbe / wann ſie ſolche nur brauchen und ein - nehmen koͤnten / welches alles vermittelſt der Milch bey denen Kindern geſchehen kann. Wann nun ein ſaugend Kind von der Peſt inficirt waͤre / koͤnte man ihm von dem Ma - giſterio Corn. Cerv. Perlarum. Lap. Bezoard. or. Unicorn. Vero. Bezoardico minerali, Spe - cier. liberantis, Spec. de hyacinth. pulv. mar - chion. &c. etwas / entweder in einer aqua appropriata, oder in einem warmen Bruͤh - lein / oder in Milch / (doch derer nicht viel / wann ein Fieber oder Hauptwehe fuͤrhan - den) oder in Krafftwaſſer eingeben. Er neh - me nun dieſe oder dergleichen Mittel / oder nehme ſie nicht / ſo iſt doch nuͤtzlich und gut / daß dje Mutter / oder welche das Kind ſau -get /181Eroͤrterung unterſchiedener ꝛc. get / von Gulden Ey / Diaſcordio, Fracaſt. Mithridat. &c. gebrauche / jedoch nicht ſelbſt darauff ſchwitze / ſondern nur das Kind offt anlege / wann es warm zugedeckt / nach Ge - legenheit ſeine Krafft und Staͤrcke ſchwitzen laſſe. Aeuſſerlich koͤnnen allerhand Epithe - mata oder Uberſchlaͤge / in Form der Hertz - Stirn - und Pulß-Saͤcklein / wie an ſeinem Ort aufgezeichnet zu finden / auch nach Noth - durfft allerley kraͤfftige Hertz-Stirn-Pulß - und Schlaff-Saͤlblein bey die Hand ge - bracht werden.

Die aber keine Saͤuglinge mehr ſind / koͤn - nen etwas ſtaͤrckere Medicamenta, und zwar / wann ſie eckelt ſeyn / gebrauchen / welche kei - ne oder doch gar wenig Geruch oder Ge - ſchmack haben / unterdeſſen man ihnen aber allerley Peſt-Mittel in - und aͤuſſerlich bey - bringt / muß man nicht ihrer allergemeineſten Beſchwernuͤß / nemlich der Wuͤrm / vergeſ - ſen / ſondern denenſelben ſtetigen Abbruch thun. Denen unter 8. oder 10. Jahren aber muß der Schweiß mehr eingezogen werden / und auch mit den Schroͤpffen verſchonen. Dieſen aber / welche gar vollblutig und ſtar - cker Natur ſeynd / kan man darzu noͤthigen. D. Jodocus Willichius lobt zum Schwitzen ſehr das Einhorn mit Agdſtein und Saur - waſſer / oder Mutter-Milch zu geben / und will / daß man gedacht Waſſer offtmahl zu trincken wie nicht weniger auf die WindelnM 3acht182Das XIV. Capitel. acht habe / damit ſie offt rein geleget werden koͤnnen.

Wie zu Peſt-Zei - ten mit Schwan - gern zu handthie - ren.

Wie aber mit den ſchwangern Frauen umzugehen / ſo ſind ſolche in Peſtzeiten am uͤbelſten dran / ſintemahl es am meiſten uͤber ſie und ihr Kindlein gehet: dahero auch Hip - pocrates 5. Aphor. 30. ſagt: Wann ein ſchwanger Weib mit einer geſchwinden Kranckheit uͤberfallen wird / ſo iſt es toͤdtlich / und zwar darum / weil kein Diæt anzuſtellen / noch Aderlaſſen / Schroͤpffen / und andre Artz - neyen ſich alſo gebrauchen kan / daß ſolche nicht etwa der Mutter oder Kind ſchaden und zuwider ſeyn. Man kan ſolche aber gleichwol nicht gantz Huͤlff-loß laſſen / ſon - dern mit ſolchen Mitteln / die beydes das Gifft von Hertzen treiben / und dann[auch]Mutter und Kind ſtaͤrcken / beyſpringen. Die Mut - ter betref - fende.Was die Mutter anlanget / ſoll ſie an einem Ort liegen / da ſie allzeit eine wohl tempe - rirte Lufft an ſich ziehe / ſich auch fleiſſig fuͤr langwaͤhrenden Hunger und Durſt huͤten / haben ſich auch fleiſſig zu huͤten fuͤr allzu - groſſer und hefftiger Leibs-Bewegung.

Wann nun eine ſchwangere Frau ſich nach ordentlichen Reglement / wie in unſerm Weiber - und Kinder-Artzt angewieſen / ver - halten wird / und aber uͤber alle ſolche fleiſſi - ge angewandte Fuͤrſorge ſich ein oder der an - dere unverhoffte Zufall / wodurch fruͤhzeiti - ger Abgang der Frucht / oder ander gefaͤhr -licher183Eroͤrterung unterſchiedener ꝛc. licher Schade zu beſorgen ſeyn moͤchte / er - aͤugnen wuͤrde: So kan man ein geroͤſtet Brodt in Himbeer-Rauten-Scordien - Holder - oder Roſen-Eſſig geweichet / nuͤch - tern eſſen. Welſche Nuͤſſe in dergleichen Eſ - ſig geweichet / oder in der Aſchen / wie Caſta - nien gebraten / ſind auch nicht zu verachten. Item / im Sommer die Blaͤtter von gruͤnen Scabioſen / Saurampffer und Rauten in Eſſig genoſſen. Im Winter aber ſind Fei - gen / Tormentil / Pomrantzen-Schalen / welſche Nuͤß und Rauten klein geſtoſſen / mit Honig und Saltz vermiſchet / zur Lattwerg gemachet / und einer Haſelnuß groß davon genommen / noch nuͤtzlicher / wem uͤber dieſe erzehlte Stuͤck / Wacholderbeer / Kuͤmmel / Coriander / Alandwurtz / Angelickwurtz ꝛc. in Eſſig gebeitzt / darzu zu thun beliebt / der wird nicht uͤbel thun. So dienen auch einer ſchwangern Frau nachbeſchriebene

D. Meurers Morſellen.

D. Meu - rers Mor - ſellen fuͤr Schwan - gere.
  • Tormentil-Zitwer-Angelickwurtz /
  • Cretiſchen Dictam aa. ʒß.
  • Geſiegelte Schleſiſche Erde /
  • Zimmet /
  • Armeniſchen Boli aa. j.
  • Saurampff-Saam / Citron-Kern /
  • rothen Santel aa. ß.
  • Bereitete Perlen gr. viij.
  • Sapphir /
  • 184
  • Bein von Hirſchhertzen aa. gr. iiß.
  • Weiſſen Ingber /
  • Roth und weiſſe Corallen aa. gr. iij.

Pulveriſir alles / miſche es / und mit Zu - cker / der in Meliſſen - und Roſenwaſſer auff - geloͤſet mache Morſellen.

Oder bereite folgende

AndereMorſellen

Morſellen.

  • Bereitete rothe Corallen j.
  • Perlen /
  • Geſiegelte Erde /
  • Gebrannt und bereitet Elffenbein /
  • Hirſchhorn aa. ʒß.
  • Ausgepreſſt Muſcaten-Oel /
  • Deſtillirt Citron-Schalen-Oel / aa.
  • gr. ij.
  • Zucker / der in Roſen - und Bethonien - Bluͤmlein-Waſſer auffgeloͤſet / das
  • genug iſt.

Mache aus allen nach der Kunſt Mor - ſellen / davon der Frau offt einige genieſſen laſſen.

Oder auch nachbeſchriebene

Staͤrcken - de Latt-werg.

Staͤrckende Latwerg.

  • Confection von Ochſenzungen ʒij.
  • Rothe alte Roſen: Conſerva ʒß.
  • Candirte Citron-Schalen ʒvj.
  • Muſcat-Nuß No. j.
  • Spec, elect. de Gem.
  • diamarg. calid. aa. ʒj.
  • 185
  • Bereitete Perlen ij.
  • rothe Corallen ʒß.
  • Smaragd / Hyacinth / Sap -
  • phir aa. j.

Mit Syrup. Conſerv. Citti. q. s. F. Ele - ctuarium.

Es werden auch nicht undienlich ſeyn fol - gende

Zaͤltlein.

Staͤrcken - de Zaͤlt - lein.
  • Poͤonien-Saam /
  • Cordial Species aa. ʒß.
  • Hyacinth. bereitet / ʒj.
  • Spec. liberant.
  • Citron-Oel aa. j.
  • Angelick-Oel ß.

Weiſſen Zucker in Roſenwaſſer auffgeloͤ - ſet / miſche es zu einer Conſerv. in Zaͤltlein.

Auch kan man einer ſchwangern Frau Ro - tuli liberantes No. j. ad ij. zu nehmen / ver - ordnen / die es aber noch koͤſtlicher und beſſer haben wollen / koͤnnen gebrauchen folgende

Noch an - der ſtaͤr - ckend Zaͤlt - lein.

Zaͤltlein.

  • Bereitete Perlen ʒß.
  • Saurampff-Saam /
  • Wurtzel und Saam von Poͤonien
  • Cordial Species,
  • Spec. diamargar. hyac. aa. ʒj.
  • Bereitete rothe Corallen jv.
  • Alte Roſen-Conſerva ʒj.

Zucker in Saurampff-Waſſer auffgeloͤſet /M 5das186Das XIV. Capitel. das genug iſt / mache daraus nach der Kunſt Zaͤltlein.

Electua - rium fuͤr Schwan - gere.

So wird auch von D. Schiller folgend Electuarium nicht nur fuͤr ſchwangere / ſon - dern auch fuͤr andere Weiber dienlich gefun - den:

  • . Bereitet Hyacinthen-Pulver ß.
  • Armeniſche Erde / geſiegelte Erde /
  • Diptam / Eberwurtz / Rhapontica /
  • Roth und weiſſen Been / Tormentil /
  • Spicanardi aa. ʒiij.
  • Campffer-Taͤfflein j.
  • Entzian / Kermesbeer /
  • Zitwer-Saam / Citron-Kern /
  • Wacholderbeer /
  • Geraſpelt Elffenbein /
  • Gebrannt Hirſchhorn aa. ʒiß.
  • Saffran ʒij.
  • Rothe Garten-Naͤgelein ß.
  • Bereitete Perlen ʒj.
  • Sapphir / Smaragd aa. ij.
  • Moſch ß.
  • Meliſſen-Saltz ʒj.
  • Vitriol-Geiſt ij.

Mit ſauren Citron-Syrup / das genug iſt / mache eine Lattwerg / taͤglich einer Caſta - nien groß zu nehmen.

Oder auch folgend

Puͤlver-lein.

Puͤlverlein.

  • . Rotul. liberant. j.
  • 187
  • Bereitete Perlen /
  • rothe Corallen aa. ʒiß.
  • Kinder-Pulver ʒiij.
  • Zimmet / Citron-Schalen aa. ʒiß.
  • Zucker ij.

Miſche es alles zu einem Pulver: Sol - ches kan in einem Suͤpplein / weichem Ey / oder Granat-Citron - oder Limonien-Safft eingenommen werden.

Sonſten dienet ſchwangern Weibern: Roſen-Saurampffer-Borragen-Zucker / eingemachte Johannis-Beer / oder Berbis - beer / eingemachter Zittber / eingemachte In - dianiſche Nuß / und dergleichen / dieſe ſtaͤrcken nicht allein die Mutter / ſondern auch die Frucht im Leibe.

Aeuſſerlich laſſe man ſie alle Morgen den Leib ſalben mit folgendem

Saͤlblein.

  • Maſtix-Oel / ʒvj.
    Saͤlblein.
  • Quitten-Oel /
  • Heidelbeer-Oel /
  • Myrten-Oel / aa. ß.
  • Spec. Diamarg. calid. ʒv.
  • Weyrauch / Maſtix / Naͤgelein.
  • Muſcat-Nuß / aa. j.
  • Armeniſchen Bolus /
  • Schleſier geſiegelte Erde / aa. gr. xv.
  • Ein wenig Wax.

Mach aus allem ein weich Saͤlblein.

Dar -188Das XIV. Capitel.

Damit wohl vorn vom Nabel an biß zu Ende des Leibs ſchmieren / ſo wohl auch auf dem Rucken / unter dem Guͤrtel und al - lenthalben / dann vermittelſt ſolches ſchmie - rens werden die Mutter-Bande geſtaͤrckt und feſt gemachet / darinne die Frucht biß zu ihrem rechten natuͤrlichen Fortgang getragen wird.

Wie der Patient mit der Waͤrm zu[t]ractiren.

Es iſt auch bey uns Teutſchen ein groſſer Irꝛthum / daß wir vermeinen / wann ein an der Peſt ligender Patient nicht eine Bad - heiſſe Stube habe / und das Gifft mit aller Gewalt außſchwitzete / ſo koͤnne er nicht ge - neſen: Da doch dem Patienten / der an einer ſolchen hitzigen Schwachheit liget / ohnedem heiß genug iſt. So wird auch in allzuheiß - gemachten Zimmern / gemeiniglich bey ſolcher Kranckheit vermehret / und der Schlaff ver - mindert. So iſt auch leicht zu glauben / daß der Patient daran ſehr matt werden muß / welches an einem Geſunden zu beobachten / wann man ihn allzuſehr in ein heiſſes Zim - mer ſperren wolte. Dieweil aber in einem kalten Logiament die Schweiß-Loͤcher an dem Angeſicht und andern Gliedern / die der Patient nicht gedeckt hat / verſtopfft bleiben / wordurch das Peſtilentziſche Gifft im̃er mehr und mehr verſtaͤrckt wird / ſo iſt rathſam / auch allhier die Mittel-Straß zu ergreiffen / und das Zimmer nur laulecht waͤrmen / auch zu Zeiten einen lieblichen Rauch darein zu machen.

Weilen189Eroͤrterung unterſchiedener ꝛc.

Weilen auch kein einig proprium oderWie man die Artz - ney-Mit - tel in der Peſt geben ſoll. ſpecificum Antidotum wider die Peſt / ſie ſey welcher Natur ſie wolle / gefunden wird / ſo iſt zwar diß die Frage nicht / ſondern ob ein oder die ander Artzney / welche ſonſt fuͤr an - dern wider die Peſt beruͤhmt iſt / ohn Unter - ſcheid allen Peſt-Krancken / ſie ſeyn jung oder alt / Manns - oder Weibs-Perſonen / ſtarcker oder ſchwacher Natur ꝛc. nuͤtzlich oder gut zu gebrauchen? Hierauf iſt kuͤrtzlich die Ant - wort: Daß der Bezoar / Einhorn / geſiegel - te Erde / und dergleichen kuͤhlende Gifft-Mit - tel gar wohl und ohn allen Unterſcheid zu al - ler Zeit gebraucht werden koͤnnen. Die Thi - riaca / Mithridatium / gulden Ey / und welche mehr dieſer Gattung ſeynd / nicht gar zu wohl als jene / dieweil ſie ſehr hitzig in das Gebluͤt treiben: Doch iſt dieſes dabey zu mercken / daß obwohlen jede ſolche Artzney wider dieſe Kranckheit ſehr erſprießlich iſt / wider ein und andern Zufall und Symptoma aber nicht ſo fuͤglich gebrauchet werden kan. E.g. Wann die Hitz und der Durſt groß / ſo werden die hitzige Antidota nicht ſo nuͤtzlich ſeyn / als die kuͤhlende: Wann eine Leibs-Verſtopffung da iſt / ſo wird hingegen die Terra ſigillata, Bolus armenus, und dergleichen / nicht uͤber - fluͤſſig gebraucht werden doͤrffen / ꝛc. daß man alſo einen delectum nach Erforderung beydes der Schwachheit und der Symptomatum ha - be / wie nicht weniger um dieſer und dannum190Das XV. Capitel. um anderer Urſachen und Umſtaͤnd wegen die Doſin der Artzney zu mindern und zu mehren / ander Artzneyen mehr darzu / oder wann es ein compoſitum iſt / darvon thu[t]corrigire / und an Staͤrcke / Geſchmack und Geruch veraͤndere.

Das XV. Capitel. Das XV. Capitel.Wie die Peſt-inficirte Krancke mit dem Schweiß zu tractiren.

Wie der Schweiß zu tracti - ren.

ES begibt ſich offtmahl / daß die guͤ - tige Natur die uͤberfluͤßigen Feuch - tigkeiten durch den Schweiß hin - wegtreibet / welches eine Anzeige herꝛlicherUnter - ſchiedene Art des Schweiſ - ſes / ſo ſelbſt kom - met. und guter Staͤrcke iſt; bißweilen aber kom̃t auch ein Schweiß / welcher nicht durch die Criſin oder durch die Krafft der Natur aus - getrieben wird / ſondern ein Symptoma oder boͤſe Zufall iſt / wie an dem Engliſchen Schweiß / deſſen faſt alle Medici, ſo von der Peſtilentz geſchrieben haben / gedencken. Gleichwie aber bey Peſt-Krancken der ge - machte Schweiß eine hoch-nothwendige Sache iſt / wann derſelbe zu ordentlicher Zeit und auf gewiſſe Maß fuͤrgenommen wird / ſo will allhier gefraget werden / ob man auch an einem Tage zugleich den Schweiß treiben und aderlaſſen kan? welches auf ge - wiſſe Maſe zulaͤßlich / denn bey einem Geſun -den /191Wie der Schweiß zu tractiren. den / da man nur præſerviren will / kan es wohl geſchehen; wiewohl es auch eben nicht hoch vonnoͤthen iſt. Bey Inficirten aber wann es vonnoͤthen / muß es mit guter Vor - ſichtigkeit geſchehen / dieweil alle Patienten beyde Stuck nicht zugleich außſtehen koͤn - nen. Die nun zu Morgens oder zu Mit - tags-Zeit von der Peſt-Seuche angeſtoſſen werden / denen kan man alsbald ein Alexi - pharmacum, oder Schweiß-treibend Mit - teleingeben / und gegen Abend / wenn nem - lich der Schweiß gehalten / und die Natur durch duͤnne / vielmehr zu kraͤfftigen als zu ſaͤttigen gerichtete Speiß / oder durch Artz - neyen vielmehr geſtarcket / zur Ader laſſen / und ſo es die Kraffte zulaſſen wolten / koͤnte nach Mitternacht abermal eine Schweiß - treibende Artzney gebrauchet werden.

Wie ſich aber ein jeder in ſolcher Peſt-ZeitDer Pati - ent ſoll un - geſaumt nach dem Schweiß trachten. zum Schweiß in Bereitſchafft halten ſoll / ſo thut ſolcher recht und wohl / daß ſo bald ſich ein oder mehr Zeichen der Peſt ereignen / man ſich GOTT dem himmliſchen Artzt be - fehlen / hernach nicht lang deliberiren und rathſchlagen / welchen Tag und was fuͤr Mit - tel man gebrauchen will / noch erſt durch den Urin bey dem Medico fragen laſſen / was ei - nem fehle / ſondern vielweniger warten / wie ſich die Kranckheit anlaſſen werde / alsbald und ohne Verzug ein Alexipharmacum oder Artzney wider den Gifft / die man denn nichtaller -192Das XV. Capitel. allererſt / wenn man ſie bedarff / aus der Apo - theck holen / ſondern zu ſolcher gefaͤhrlichen Zeit jedesmal in ſeinem Hauß in Bereitſchafft haben ſoll / damit zu Tag und Nacht / wenn man entweder ſelbſt oder die ſeinigen nach Gottes Willen angegriffen wuͤrde / und man ihrer in Eyl benoͤthiget waͤre / alsbald an der Hand habe / und nicht erſt darnach lauffen doͤrffe / gebrauchen und einnehmen; denn die Kranckheit leydet keinen Verzug / wer ihr zu - vor kommen will / der thut es in wenig Stun - den / ſonſt nimmet der Gifft das Hertz ein / und wird man ihr hernach / wenn viel Stunden verfloſſen / wenig Abbruch thun koͤnnen.

Unter - ſchiedene Gifft-trei - bende Schweiß - Mittel.

Es ſeynd aber ſolche Antidota oder Gifft - und Schweißtreibende Artzneyen mancher - ley / als Latwergen / Pulver / Waſſer / Eſſig / Traͤncke / Oel / Balſam / Pillulen / Elixir, Ex - tracta, Saltz / Magiſteria, Stein / Wurtzeln / Saamen / Spiritus, Safft / Kuͤchlein / Zaͤlt - lein / ꝛc. Die gemeineſte / uͤblichſte und be - ruͤhmteſte Electuaria aber ſind / Theriaca An - dromachi, Theriaca communis, Theriaca Diateſſenon, Mithridatium Democratis, Ele - ctuarium de Ovo, Diaſcordium Fracaſtori, Antidotus Matthioli, von welchen man nach Gelegenheit des Alters / des MedicamentiDoſis der Schweiß - treibenden Mittel. und des Menſchen / etwas eingeben kan; als von der Theriaca Andromachi und Mithridat Erwachſenen ʒj. Jungen halb ſo viel / als ʒß. von den uͤbrigen Latwergen aber ʒij. Sonſtgibt193Wie der Schweiß zu tractiren. gibt es noch hin und wieder andere Schweiß - treibende Sachen / derer an ſeinem Ort Mel - dung gethan werden wird.

Offtmal begibt es ſich / daß bey graſſiren -Weñ ihm einer ein - bildet / ob ſey er an - geſteckt / der Peſt ihm einer eine Einbildung machet / als ob er angeſteckt waͤre / und fuͤhle / daß ihm an einem Ort des Leibs etwas wehe thaͤte / oder iſt nahe an ein inficirtes Ort kommen / oder hat von der Peſt diſcuriren hoͤren / und ſich daruͤber entſetzt / ꝛc. Ob nun wol / wann ein ſolcher Menſch vorhiñ unreines Leibs / und ein Cacochymicus iſt / eine feine Purgation zu Benehmung der boͤſen Materi / darinnen der Gifft mehrentheils ſeine Reſidentz hat / vor allen Dingen gebrauchet werden ſolte / nichts deſtominder iſt doch viel beſſer / er legeob er auch ſchwitzen ſoll. ſich nieder / nehme ein Schweißtreibende Artz - ney alsbald ein / und ſchwitze wohl damit / wodurch das Gifft vom Centro des Leibs ab - gehalten / oder wo es bereits die Poſſeſſion genommen haͤtte / von demſelbigen ad cir - cumferentiam getrieben werden moͤge; denn das Gifft kommt offtmal verdeckt auffgezo - gen / weßwegen man ihm nicht trauen darff. Denn auch kan man die Schweißtreibende Artzney alſo zurichten / daß ſie keines weges ſchade / der Menſch ſey auch naturirt und be - ſchaffen wie er wolle / wenn er nur einen Schweiß halten kan und will; dann ein ſol - cher Schweiß iſt auffs wenigſte fuͤr ein Præ - ſervativ zu halten / wann es ja / da noch keineNPeſt194Das XV. Capitel. Peſt fuͤrhanden waͤre / als ein Curativ nicht paſſiren ſolte. So iſt es auch in Peſtzeiten dem Menſchen nicht ſchaͤdlich / ob er gleich nichts fuͤhle / zu Zeiten einen Schweiß zu halten; denn es iſt beſſer prævenire als præ - veniri, denn welchen es offt zu artzneyen zu fruͤhe ſeyn duͤncket / der kommet offt zu ſpat.

Ob man ſchwitzen darff / weñ ſich Erbre - chen und Durchfall findet.

Es begibt ſich auch wol / daß ein inficirter Patient mit einem Erbrechen beladen wird / und zugleich einen Durchfall empfindet / und dannoch auch zum ſchwitzen angehalten wer - den ſoll: ſolches aber ſcheinet eines theils un - gereimt / weil es widerwaͤrtige Bewegungen / indem die Natur das Gifft unten und oben ausfuͤhret / und gleichſam ſcheinet / ob wolte man ſelbiges durch Schweißtreibende Mit - tel wieder zuruͤck ruffen / da es dann noth - wendig dem Hertzen naͤher kommen und den Patienten in groſſe Gefahr ſetzen wuͤrde. Item auch weilen ein jede ſolche Bewegung dem Patienten genugſam zu thun gibt / ſo koͤnte geſchehen / daß durch die dritte ſelbigem gar aus der Welt geholffen wuͤrde. WerWie auff die Urſa - chen zu ſe - hen. aber ſiehet / woher gedachte zwey freywillige Evacuationes herruͤhren / der wird auch bald ſehen / welcher geſtalt ſich ſolche nebſt der drit - ten dulden moͤgen. Denn es iſt die Natur / die ſolche Ding verurſachet / und dem Gifft Widerſtand zu thun ſuchet / und in ſolchen wird der Patient vieler ſchaͤdlichen Feuchtig - keiten entladen. Ja die groſſe Unreinigkeitſelbſt195Wie der Schweiß zu tractiren. ſelbſt iſt es auch / welche ſich im Magen / in den erſten Adern und benachbarten Gliedmaſſen geſammlet / angeleget / und das Gifft ſo heff - tig gemachet hat / daß es oben und unten ſei - nen Ausgang ſuchet / ob es zwar durch ſolche Bewegung denſelben nicht allzeit ſo richtig findet / ſondern zufaͤlliger weiſe manchmal auch wol naͤher zum Hertzen getrieben wird / darum weilen gedachte excretiones nicht al - lemal criticæ ſondern offtmal ſymptomaticæ ſeynd; dahero je mehr man befindet / daß ſie criticæ ſind / je laͤnger kan man denſelben nach - ſehen / und mit der Stopffung einhalten: Im Fall aber der Patient matt wuͤrde / weil ſie zu lang anhalten / muß man mit guter Ma - nier zu einer und andern Bewegung thun / inſonderheit aber dem Erbrechen wehren. Waͤre auch zu befuͤrchten / daß das Gifft durch ſymptomatiſche Bewegung etwan dem Hertzen zu nahe komme / ſo waͤre mit den Schweißtreibenden Artzneyen deſto balder fortzufahren / oder das Hertz mit andern Ale - xipharmacis und Cordialibus zu defendiren / wiewol ſich auch beydes zugleich gar fuͤglich verrichten laͤſſet / zumalen wenn eine groſſe Menge gifftiger Materi durch das Erbrechen oder den Stulgang allbereit von ſich ſelbſt weg gangen.

Wann man nun dem Patienten eineWie man den Pati - enten zum Schweißtreibende Artzney beybracht hat / ſoll man ihm den[Mund] mit ein wenig Eſſig ſitt -N 2ſam -196Das XV. Capitel. Schweiß ſchicken ſoll.ſamlich warmlecht ausſpuͤhlen laſſen / ſolchen aber nicht mit gar zu ſchweren Decken bela - den / damit er nicht wegen allzugroſſer Un - leydlichkeit die Decken von ſich werffe / und zu entbloͤſſen genoͤthiget werde / auch ein gut Hertz einſprechen / und hernach / doch daß er nicht ſchlaffe / ſtille liegen laſſen. Wolte er aber immittelſt / und ehe der Schweiß recht gehalten / matt werden / ſo koͤnte man ihm et - was von Rofen / oder Saurampffer / oder von einer andern Conſerva, item von Johannes - Traͤubel / Citron / Granat-Safft ꝛc. bißwei - len in Mund geben; liebliche Rauchwerck thun auch viel darbey / derohalben man von einem Theriacaliſchen Eſſig auff gluͤende Zie - gelſtein gieſſen und ſonſt andere gute wohl - riechende Sachen gebrauchen kan. D. Da - niel Sennert will / man ſoll beneben ſolchen die Species liberantis oder ander dergleichen in einem Buͤchslein haben / und bißweilen von ſolchen einſchnupffen / damit auch das Gifft deſto leichter aus dem Leib getrieben werde. Etliche hoͤlen ein neugebacken warm Brod aus / und fullen die Luͤcke mit einem halben Loth Theriac / legen es auff den Na - bel / da denn das Brod den Gifft an ſich zie - het. Etliche legen Rettich in Scheiben zer - ſchnitten unter die Arm / Heyldruͤſen / und an - dere emunctoria, item unter die Fußſohlen. Weilen aber durch die naſſen und feuchten Sachen das Gifft bißweilen hinein getrie -ben197Wie der Schweiß zu tractiren. ben wird / bevorab wenn ſie nicht wohl warm auffgeleget werden / oder ſo lang auff dem Leib liegen / biß ſie erkalten / als tragen manche mehr Belieben an den Hertz-Pulß - und Schlaff - Saͤlblein; auch wird recommendirt fol - gender

Uberſchlag.

Uber - ſchlag.
  • . Roſen-Salb ʒß.
  • Theriac. Androm. vet. ʒij.
  • Spec. liberant. j.
  • Deſtillirt Citronſchalen-Oel ß. Miſc.
  • Welches auf ein Stuͤck Scharlach / Preuſ - ſiſch Leder oder rothen Zendel ge - ſtrichen uͤbergeleget werden kan.

In unverhofftem Fall der Schweiß nichtWenn der Patient nicht ſchwitzen kan. fort wolte / ſoll man einen gewaͤrmeten und mit Naͤgelin und Zimmet geſtreueten Brod - Deckel von Rockenbrod auff den Bauch le - gen / oder zwey Flaſchen mit warmen Waſſer fuͤllen / und eine an den Bauch die ander un - ter die Fuͤſſe / ſo warm es der Patient leyden kan / legen.

Wolte auch die eingenommene Schweiß -So die Schweiß - treibende Artzney wieder weg ge - brochen wird. treibende Artzney bey dem Patienten nicht bleiben / ſo ſoll man ſolchen den Mund mit friſchem Eſſig noch einmal ausſpuͤhlen laſ - ſen / eine Schnitte geroͤſtet Brod / ſo mit Naͤ - gelin geſtreuet / oder gebraten Muſcaten - nuß fuͤr den Mund halten / auch den Magen mit einer Schnitte geroͤſteten Brod / ſo mitN 3Eſſig198Das XV. Capitel. Eſſig befeuchtet / oder ein Saͤcklein voll Wer - muth / Krauſemuͤntz ꝛc. gemacht / und in al - tem Wein oder Eſſig gekochet / verwahren / oder einen Laß - oder Schrepffkopff mit einem Wachsliecht auff den Nabel ſetzen. Wuͤrde er aber gedachte Artzney gleichwol von ſich brechen / ſo ſoll man ihm dergleichen oder ein andere noch einmal eingeben / und wie zuvor procediren.

Wann er nun ſchwitzet / ſoll man ihm den Schweiß ſonderlich unter dem Angeſicht offt abwiſchen / auch an Limonien / Citronen / Him - beer-Eſſig / Roſenwaſſer und dergleichen rie - chen laſſen: auch kan man Tuͤcher in Roſen - waſſer oder Eſſig eingenetzt an das Bett haͤn - gen / und wenn ſie trocken ſeyn / wieder an - feuchten.

Wie nach dom Schweiß mit dem Patienten umzuge - hen iſt.

Nachdem nun der Patient genugſam ge - ſchwitzet / welches nicht ſowolnach der Stund als nach den Kraͤfften und Menge des Schweiſſes zu judiciren iſt / ſoll man ihm den Leib uͤberall mit ſaubern trocknen und war - men Tuͤchern fleiſſig abwiſchen / ihn noch ein Weil im Bett jedoch trocken liegen laſſen / damit aber das Gifft nicht wieder in Leib wal - le / keine Lufft an ihn kommen laſſen: darauff gebe man ihm etwas kraͤfftiges / leicht und wohldauendes zu eſſen / als Fleiſch-Suͤpplein / Muͤeslein / weich geſottene Eyer / ꝛc. unter welchen bißweilen ein ſauerlecht Speißlein ſeyn kan / nicht auff einmal gar viel / wiewoldieſe199Wie der Schweiß zu ractiren. dieſe Krancken auch ſelten viel Appetir ha - ben / ſondern wenig und deſio oͤffter / denn allhier iſt noͤthig / daß die Kraͤffte geſtaͤrcket werden. Wie bald nach gehaltenen Schweiß wieder der ander Schweiß fuͤrzunehmen / ſolches iſt bey einer Stund nicht ſo gewiß zu definiren / ſondern es muß der Medicus des - wegen Rath gefraget werden / welcher des Patienten Alter und Natur / wie auch die Groͤſſe der Schwachheit und Beſchaffenheit ſamt andern Umſtaͤnden conſideriren wird / denn es offtmal mit zwey - oder dreymaligem Schwitzen / bisweilen auch nur mit einem einigen genug iſt.

Wann aber ein Patient ſtetig in groſſerWenn deꝛ Patient ſtetia in groſſer Hitz lie - get / ob ſolcher auch ſchwitzen darff. Hitze lieget / ſo wollen einige Bedencken tra - gen / ob man Hitze mit Hitze vermehren ſol - te / es iſt aber zu wiſſen / gleich wie man offt - malen den Durchlauff durch Purgatio zu cu - riren pfleget / allhier die Peſtilentziſche Hitze / ſo neben dem Schweiß entſtehet / gar wohl vertrieben werden kan / nur daß man allzeit gute Hertz-ſtaͤrckende Mittel beyhanden ha - be / denn es iſt die erſte Hitze nichts anderſt / als eine Ebullition oder Auffgehrung / und zwar iſt ſolche / wie Panſa Conſil. antipe - ſtif. 3. quæſt. 3. unterſcheidet / zweyerley / perfectiva & corruptiva, die perfectiva wird verurſachet von der natuͤrlichen Waͤrme / nachdem nemlich der Uberfluß abgeſondert worden. Denn gleich wie der Moſt durchN 4Huͤlff200Das XV. Capitel. Huͤlff der angebohrnen Waͤrme ſo wohl durch Beyſtand der aͤuſſern den groben Uber - fluß / als die Hefen zum theil abſondert / und zu Grund fallen laͤſt / das uͤbrige aber / wel - ches zu Gaͤſcht wird / uͤber ſich austreufft / und in der Mitte des Faſſes einen wohlge - ſchmackten reinen Wein behaͤlt / alſo geſchie - het es auch mit des Inficirten Blut / welches durch die natuͤrliche und umſtehende Waͤr - me gereiniget und abgeſondert wird / zum theil durch den Stuhlgang / zum theil auch durch den Schweiß. Wann nun der Gifft alſo gantz und gar aus dem Blut hinweg iſt / ſo ruͤhret das Werck von der Natur her / und laͤſt die Kranckheit nach. Die Ebullitio cor - ruptiva aber wird von der angebohrnen Waͤrme zwar auch vollbracht / doch in un - natuͤrliche verwechſelt / das Ende aber iſt nichts denn Faͤulung und Corruptio. Denn ob wohl allerley Uberfluß auch in dieſer Ebul - lition ausgetrieben wird / ſo iſt doch ſolche Expulſio allein ſymptomatica, und geſchieht nur wegen des haͤuffigen Giffts / der ſich al - lein im Leib nicht kan auffhalten / ſondern heraus fallen muß. Und kan alſo der Ebul - litione perfectiva durch Unachtſamkeit / leichtlich eine corruptiva entſtehen.

Wie man die Pa - tienten in rein Bett - Gewand

Es iſt auch bey einfaͤltigen Leut gen im Ge - brauch / ja ein groſſer Aberglaub eingeriſſen / daß ſie dem Patienten / welcher in groſſen Schweiß gelegen / und von Anfang derKranck -201Wie der Schweiß zu tractiren. Kranckheit alles Bett-Geraͤth und Hemme -halten ſoll. ter nicht abwechſeln wollen / ſondern ſolche wie Saͤue in ihrem Wuſt liegen laſſen / in Meynung / es ſchlage ihnen die Feuchtigkeit der neu-gewaſchenenen Leilacher und Hem - meter in Leib / und vermehre ihnen ihre Kranckheit / ſolches aber iſt eine loſe und ſchaͤd - liche Meynung / denn jeder / der ſolches ſie - het / wird bekennen muͤſſen / daß auch einen geſunden Menſchen / wenn er 3. oder 4. Wo - chen ein Hemmet an hat / elendiglich iſt / derowegen wenn er ein friſches anlegen ſoll / ihme wohl wird. Iſt es denn wahr / daß der Inficirten Bett-Gewand auch geſunde Leut anſtecken kan? wie ſolte denn dem Patien - ten ſelbſt darbey nicht Schaden geſchehen koͤnnen? und ſein eigen unrein Lager und Bett-Gewand / ſo er ſtetig um ſich hat / nicht Ungelegenheit zufuͤgen / indem der gifftige boͤſe Schweiß / ſo in ſolchen Hemmeden und Leilachen ſteckt / ſich wieder in des Patien - ten Leib ziehet? fuͤrchtet man / es ſchlage die Feuchtigkeit des neu-gewaſchenen Tuchs den Krancken in Leib / ey ſo kan man es ja an der Sonne / Feuer oder Lufft truͤcknen / warm machen / und mit Maſtix / Myrrhen und Agdſtein beraͤuchern / darnach kan man es brauchen / ſo wird keine Feuchtigkeit ſcha - den. Beſorget jemand dadurch eine Ver - neuerung der Kranckheit / ſo kan ſolche hier - durch boͤſer nicht werden / verneuert ſie ſichN 5aber202Das XV. Capitel. aber allgemach in Geſundheit / was wolte man mehr begehren? darum ſollen fromme Leute wiſſen / daß in gifftigen und anfalligen Kranckheiten nichts ſchaͤdlichers ſey / als wenn der Patient die gantze Kranckheit durch in ſeinem unſaubern Bett-Gewand liegen muß.

Durch ſchwitzen allein wird die Peſt nicht curirt.

Es bilden ihnen auch viel Leut ein / daß durch Schwitzen in Peſt-Zeiten der gantze Handel ausgerichtet waͤre. Mercurialis ruͤh - met lib. de Peſtil. c. 25. das Schwitzen uͤber die maſſen / und lehret den Schweiß zu be - foͤrdern / ein Gerſten-Waſſer mit Feigen und Viol-Pulver in ziemlicher Menge ein - zutrincken / aber es iſt mit ſolchem Schwitzen nicht allein gethan / noch der Patient gene - ſen / denn wenn deme alſo / wie waͤren die - jenige ſo uͤbel daran / welche von Natur gar nicht ſchwitzen koͤnnen / man fange auch mit ihnen an / was man immer wolle / zum an - dern ſetzt ſich das Gifft nicht allemal in die Seroſitaͤten / welche ſonſt allein durch den Schweiß ausgefuͤhret werden / ſondern auch in die dicke Feuchtigkeiten / und in zaͤhen / ſchleimmigen Unrath / Item in das Blut / ſo in den Adern iſt / ꝛc. Und wenn auch ſchon in Anſehung des Peſt-Giffts ein Schweiß zu halten / vonnoͤthen / wird ſolches doch durch andere Symptomata und contra indi - cantia leichtlich verhindert. Endlich iſt eben ſo viel vonnoͤthen der Natur zu geben als zunehmen /203Wie der Schweiß zu tractiren. nehmen / das iſt / die Natur mit kraͤfftigen Mitteln zu ſtaͤrcken / als ſie des Giffts zu entledigen.

Nun iſt unter einigen die Frage / welchesOb Ader - laſſen / Purgiren oder Schwi - tzen den Borzug habe. von den dreyen / als Aderlaſſen / Purgiren und Schwitzen bey Inficirten am erſten fuͤr - zunehmen iſt? welche Frag alſo beantwor - tet wird / wenn es nicht gar im Anfang iſt / oder wenn eine ſo groſſe Cacochymia oder Plethora vorhanden / daß der Patient da - von in viel groͤſſere Gefahr / als durch un - terlaſſen Schwitzens geſtuͤrtzt werden moͤch - te / ſo ſoll man fuͤr allen Dingen den Schweiß befoͤrdern.

Wenn aber die Patienten in keine wegeWenn gantz kein Schweitz zu erhal - ten iſt. zum Schweiß zu bringen waͤren / ſo ſoll man ſie damit ungeplaget laſſen / und nur fein warm zudecken / und inſonderheit die Fuͤſſe warm halten / denn auch per inſenſi - bilem tranſpirationem der Duͤnſten ſich viel verzehren und weggehen / ob ſchon nicht ein Tropffen den andern jaget. Doch kan man ihnen noch uͤber das / warme Ziegelſtein mit Eſſig oder Wein beſprengt / und in ein Tuch gewickelt / oder Flaſchen mit heiß ſiedenden Waſſer in die Seiten und zun Fuͤſſen legen. Denn wie oben gemeldet / iſt es mit langen groſſen und beſchwerlichen Zudecken nicht ausgemachet / und kan man mit ſolchem den Patienten ſo ſehrerhitzen / und gantz und gar erſticken / wie Panſa Conſ. antipeſt. 3. q. 5. von204Das XVI. Capitel. von einem ſolchen Empirico in Boͤhmen ſchreibt / der einen jungen von Adel / dem er ein Bett uͤbergeleget / gantz und gar erſticket hat. Immittelſt muſt man mit Hertz-ſtaͤr - ckenden und Gifft-treibenden Mitteln fleiſ - ſig anhalten / und ſo viel thun / als moͤg - lich iſt.

Das XVI. Capitel. Vom A - derlaſſen in Peſtzei-ten.

Das XVI. Capitel. Vom Adeꝛlaſſen in Peſt-Kranck - heiten.

GLeichwie wegen des Purgirens inOb Ader - laſſen bey Peſt-kran - cken dien - lich iſt. Peſtzeiten bey den Gelehrten des Streits kein Ende / alſo iſt es auch mit dem Aderlaſſen bewandt: dahero Mat - thias Unzerus de lue peſtif. lib. 3. c. 1. wohl hat ſagen doͤrffen: Utinam hic ram concors omnium Medicorum eſſct ſententia, quam longè diſcors, & diametraliter quaſi inter ſe pugnans eadem reperitur, ſanè publicæ opti - videretur conſultum ſaluti, & procul du - bio non exiguus numerus corum adhuc ſu - perſtes eſſet, quos damnanda, ſummeque de - teſtanda hæc diſcordia, nefariè ivit perdi - tum: Es brauchen aber die / welche das Ader -Argumen - ta derer / ſo die Ader - laͤß billi - gen. laſſen nuͤtzlich halten / folgende Argumenta: Als er ſtlich / weil zu groſſen Kranckheiten groſ - ſe Mittel vonnoͤthen / weil demnach das A - derlaſſen ein groſſes Mittel ſey / ergo, ſo koͤn -ne205Vom Aderlaſſen in Peſt ꝛc. ne man aderlaſſen. So auch / weil die Ader - laͤß die vom Gebluͤt allzugroſſe Leibs-Erfuͤl - lung mindert / und alſo auch die Peſtilentz - Hitze vermindert: Weil auch bey Peſtzeiten ſich die Natur ſelbſt durch das Naſenbluten des Gebluͤts entlediget / darum ſolle man der Natur nachfolgen / weil ſie uns nachdruͤck - lich zeiget / was man thun ſoll. So auch / weil die Aderlaͤß der Faulung und Verſtopf - fung widerſtehet: Item / weil es nicht ſo leer abgehen wird / daß mit dem Gebluͤt / ſo aus den Adern lauffet / auch nicht etwas von dem Peſt-Gifft mit heraus kommen ſolte. Wei - len ſich auch Galenus ſelbſt uͤber Hippocratem verwundert / daß er dem Peſt-krancken Cri - toni kein Ader oͤffnen laſſen / jedoch denſel - bigen hernach wieder entſchuldiget / weil er (Hippocrates) nicht beyzeiten waͤre geruffen worden: weil auch man Exempel hat / daß das Aderlaſſen an Peſt-krancken Leuten ſehr wohl bekommen: geſtalten denn Minadojus de abuſu non ſangv. mittendi c. 14. ſchreibt / daß in der Venetianiſchen Peſt viel durch das Aderlaſſen vom Todt errettet worden / und dieſer Meynung wird von vielen gelehr - ten Scribenten Beyfall geben / daß in der Peſt kein heilſamer Mittel ſey / als zeitige voͤllige Aderlaͤß; ſo ſchreibt auch Andr. Langner, part. 2. prompt. de Peſte, der ſich inficirt befindet / ſoll von Stund an ihm ein Ader oͤffnen laſſen / und ſich bey Leib nichtſelbſt206Das XVI. Capitel. ſelbſt verkuͤrtzen / denn ſo 15 Stund voruͤ - ber / ſey hernach mißlich zu helffen.

Argumen - ta derer / ſo der Ader - laß wider - ſprechen.

Die aber das Aderlaſſen widerſprechen / gebrauchen folgende Argumenta: Als weil / wie die Schrifft ſelbſt bezeuget / des Leibes Le - ben in ſeinem Blut iſt: Auch weil die von der Kranckheit ohnedem geſchwaͤchte Kraͤffte von dem Aderlaſſen noch mehr geſchwaͤchet werden / und ob ſie ſchon noch nicht ge - ſchwaͤchet waͤren / oder abgenommen haͤtten / ſo kan es aber noch geſchehen / alſo daß man nicht nur auf die gegenwaͤrtige / ſondern auch auf die zukuͤnfftige Schwaͤche und Abneh - men zu ſehen: welches Galenus in acht ge - nommen / da er dieienige Medicos lobet / wel - che in der Peſt zu Rom / bey Kaͤyſer Com - modi Regierungs Zeiten / der geringen Kraͤf - te halber von allen Aderlaſſen abgeſtanden / lib. de cib. bon. & mal. ſucc. desgleichen c. 4. de ſcarif. & hirud. Item / dieweil auch die Natur die boͤſe gifftige humores aus dem inwendigen Leib zu dem aͤuſſern zu treiben durch Aderlaſſen verhindert wird: da doch ein Medicus vielmehr dahin ſehen / und das boͤß austreiben ſoll / wo die Natur hin incli - nirt / und auszutreiben begehret. Hippocrat. 1. aphor. 21. 6. morb. vulgar. ſect. 2. part. 28. Denn ſonſten die boͤſe Feuchtigkeit im Leib wieder zuruͤck gehet / und den Menſchen offt alſo am allererſten toͤdtet / wie man an den Flecken ꝛc. wann ſolche wieder einſchlagen /klaͤr -207Vom Aderlaſſen in Peſt ꝛc. klaͤrlich ſiehet / Palmar. c. 23. de Febr. peſt. Dann auch / weilen in den Kranckheiten / wo die Natur nicht vollkommen Meiſter ſeyn kan / kein Aderlaſſen nuͤtzlich: Nun iſt aber eine ſolche die Peſt. Gvil. Marquis dec. pe - ſtif. probl. 6. Dieweil auch das Gifft nie mehr ſchadet / als wenn es aufgeruͤttelt wird / Gal. 2. de Sympt. cauſ. c. 7. wie ſolches aus - druͤcklich an denen zu ſpuͤren / welche etwa zur Peſtzeit erſchrecken / oder in eine jaͤhlinge Furcht gerathen / ſolches geſchicht aber bey dem Aderlaſſen: Eben wie ein Waſſer / dar - ein Aloe gethan wird / bittrer wird / wenn man es beweget / als wenn man es ſtill ſte - hen laͤſt. Und weil auch die Peſt eine boͤſe Qualitaͤt iſt / nun aber die Aderlaß nicht die Qualitaͤt / ſondern nur die Quantitaͤt ringert. Fallop. c. 11. lib. de med. purg. Auch iſt die Aderlaß kein Remedium wider die Faͤu - lung / darinnen doch die Peſt ſo offt beſtehet / ſondern es ſeynd hier andere vonnoͤthen / als Purgiren / Erbrechen / Harn und Schweiß zu treiben.

Dieweil die Galle in der Peſtzeit vielmehrWeñ man den Peſt - Krancken aderlaſſen ſoll. loſe Haͤndel mit Mehrung der Hitze / Schaͤrf - fe der humoren / geſchwinder execution ꝛc. an - ſtifften kan / wenn ſie des Bluts (welches mit ſeinem humido radicali ſie ſonſten im Zaum haͤlt) beraubet wird. Und endlich / dieweil / wenn das Aderlaſſen in der Peſt vonnoͤthen / gleich im Anfang und erſten Ta -ge208Das XVI. Capitel. ge fuͤr die Hand zu nehmen iſt: Nun ge - ſchehen aber alsdann wider aller Medicorum Gutachten zwo groſſe Auslehrungen auf ein - mal / nemlich Schweißtraͤnck und Aderlaſ - ſen / welches die Patienten in aͤuſſerſte Kraͤff - ten / Verluſt und Noth bringen kan. Da - hero in Betrachtung ſo vieler Rationen mit dieſem auch ein groſſe Anzahl gelehrter Me - dicorum, welche um Kuͤrtze willen allhier nicht citirt werden. Welches aber ſolche Faͤlle und Bedingungen ſeyn / darinnen man ohngeſcheut aderlaſſen moͤge / ſoll in nachfol - genden angezeiget werden.

Denn es ſind die wenigſten / welche den Patienten in der Peſt das Aderlaſſen ſimpli - citer rathen und verbieten werden / ſonder[n]die meiſten werden immer etwas zu excipi - ren haben; etliche zwar nur die Kraͤffte / wie Mercurialis, etliche nur das Alter / wie Andr. Langner. und ſo fortan. Kuͤrtzlich aber da - von zu kommen / ſo iſt wohl zu mercken / daß peſtis aut alius totius ſubſtantiæ morbus, quâ talis eſt, weder Purgier noch Aderlaß er - forderte / ſondern man hat auff die unter - ſchiedliche Materi und Umſtaͤnde zu ſehen. Dann Erſtlich iſt die Peſt entweder gantz einfach und alleinig / oder es iſt ein vitium ſanguinis, oder boͤß Gebluͤt darbey. Wo je - nes / da dienet keine Aderlaͤß / denn das Gifft ſtehet in einer verborgenen Qualitaͤt / und hat deßwegen vielmehr der Specificorum Alexi -phar -209Vom Aderlaſſen in Peſt ꝛc. pharmacorum oder ſonderlicher Gifft-trei - bender Mittel vonnoͤthen. Wo aber dieſes / da kan man ſich der Aderlaß nach Beſchaf - fenheit des gedachten vitii bedienen. Zum Andern / ſo iſt die Peſt entweder inwendig im Leib entſprungen / oder es hat ſie der Pa - tient aͤuſſerlich durch anſtecken / inficirte Sa - chen anruͤhren / vergifften Lufft an ſich ziehen / oder dergleichen bekommen: Wo bey je - mand das Gebluͤt / es ſey in quantitate oder qualitate, unrichtig / ſchuldig / ſo kan ein Ader - laß wol Platz haben: wo aber dieſes / ſo muß man ſie bleiben laſſen / dann ſonſt das Gifft im Leib vielmehr zum Hertzen geleitet werden moͤchte. Drittens / wofern zwar noch kein ſonderlich vitium im Gebluͤt iſt / jedoch aber etwan ein ſtarck faulecht Fieber ſich anſpin - nen wolte / durch welches der Patient nicht weniger als durch die Peſt ſelbſten in Gefahr geſetzt werden koͤnte / oder das Gebluͤt jaͤhling an ſolchem Ende und Ort des Leibs / da es fuͤr ſich Schaden erwecken oder doch die Cur hindern moͤchte / getrieben wird / iſt nach Ge - legenheit auch wohl ein Aderlaß zu billigen. Die Zeit aber / wenn ſolche Oeffnung geſche -Zu welcher Zeit man Aderlaſ - ſen ſoll. hen ſoll / kan ſo gar eigentlich nicht geſagt wer - den; etliche wollen / daß es innerhalb 24. Stunden geſchehen ſoll / andere aber mit mir der Meynung / je eher je beſſer / wenn es ja ſeyn muß / jedoch daß man ſehe / was das Al - ter / die Gewohnheit Ader zu laſſen / die StaͤrckOoder210Das XVI. Capitel. oder Kraͤffte des Leibs dulden moͤgen: deß - gleichen daß man dem Patienten zuvor An - tidora oder Alexipharmaca, das iſt / ſolche Artzneyen / die das Gifft durch den Schweiß austreiben / imgleichen auch Hertzſtaͤrckende Mittel darauff eingebe.

Erinne - rung an die / ſo den Patienten die Ader laſſen / als Barbirer und Ba - der.

D. Johan. Faber in ſeiner Information von Peſt-Fiebern erinnert alle / ſo die Aderlaß zu verrichten haben / mit folgenden Worten: Ich kan allhier die Aderlaͤſſer / Barbirer und Bader unermahnet nicht laſſen / daß ſie ihr Gewiſſen nicht zu weit ſpannen / und alſo nicht in allen Kranckheiten alſobald unerwogen / ob es nutz oder gut / nur zu Aderlaß rathen / auch das Gebluͤt in ſolcher Menge herauſſer zapf - fen / daß man eine Kuh damit traͤncken koͤnte / ſondern ſollen wohl in acht nehmen / daß die Kraͤfften die fuͤrnehmſte inrention zur Ader - laß / das Gebluͤt ein Schatz des Lebens ſey / und daß ſie ihre Unbedachtſamkeit / oder auch Unerfahrenheit / indem ſie offt mit dem Ge - bluͤt das Leben herauſſer laſſen / vor GOtt verantworten muͤſſen / und zu beſorgen / daß mancher ſeiner Seelen Unheyl und Verdam̃ - nuß werde verurſachen. Sintemal die taͤgli - che Erfahrung mit ſich bringet / daß die giff - tige Qualitaͤt dieſes Fiebers (peſſimi moris) alsbald dem Hertzen zudringet / und ſelbiges einnimmet / Mattigkeit des gantzen Leibs ver - urſachet / und durch die Aderlaß der Leib noch mehr geſchwaͤchet / das Gifft dem Hertzen zu -ge -211Vom Aderlaſſen in Peſt ꝛc. gezogen wird. Dahero denn die jenige / wel - che ihnen in dieſem Anliegen Adergelaſſen / ſo auch ſtarck und blutreich geweſen / mehren - theils geſtorben / oder in ſolche Schwachheit gerathen / daß ſie ſich ſchwerlich mehr haben erholen koͤnnen / deren Exempel ich viel erzeh - len koͤnte wenn ich wolte / und nicht beſor - gen muͤſte / daß ſie etlichen verdrießlich fuͤr - kommen wuͤrden.

Ich zweiffle nicht / es werden dißfalls mich allhier viele (welche ſich auff dieſe Kranckheit verſtehen wie der Eſel auff die Leyer) in dem Maul herum ziehen / und ſagen / dieſe Mey - nung waͤre nicht alſo / ſie haͤtten vielen gelaſ - ſen / ſeyen auch viel davon kommen. Ant - wort: Es ſeyn auch viel geſtorben / und moͤch - te ich wol einen hoͤren / der nur etliche mit Na - men nennete / die davon kommen / welchen die Aderlaß geholffen haͤtte / bey denen welche die Ungariſche Kranckheit gehabt / und nicht nur die bloſſen Worte gebrauchete; & poſito ſed non concedo: Es ſey aus vielen nur ei - ner durch die Aderlaß geſtorben / wie wird er ſolchen Tod bey GOtt verantworten koͤn - nen? ꝛc.

Unter denen / welche in Peſtzeiten dasWeñ Fle - cken / Beu - len und Blattern vorhan - den / ob man Ader - Aderlaſſen zugeben / ſind ſie ebenfalls auch noch nicht einig / ob man den Krancken auch laſſen ſolte / wenn allbereit Flecken / Blattern und Beulen vorhanden / denn etliche probi - ren alsdenn die Aderlaß darum nicht / weilenO 2da -212Das XVI. Capitel. laſſen darff?dadurch das Gebluͤt und mit demſelben zu - gleich auch das Gifft / ſo ſchon auswendig am Leib oder doch zum wenigſten zwiſchen Fell und Fleiſch ſtecket / wie derum in Leib hin - ein gezogen wird / dadurch denn die innerli - chen Glieder / als Hertz / Lung / Leber / ꝛc. daſ - ſelbe deſto eher aufffangen / und der Menſch alſo leichtlich ums Leben kommen kan / zu ge - ſchweigen daß auch der Medicus, oder wer Author des Aderlaſſens iſt / nicht ductum na - turæ, wie er nach dem methodo medendi billig ſolte / obſerviret. Zu dem ja auch die Aderlaͤſſe / wenn Frantzoͤſigte Schliere und Beulen ſich ereignen / welche doch dem Leben bey weitem nicht ſo bald als die Peſtilentzi - ſche ſchaden / verbotten wird / Fallop. c. 30. de Morb. Gall. Andere hergegen ſehen da - hin / ob auch der Leib voller Gebluͤts / ob die Kraͤffte noch ziemlich ſtarck / und ob durch das Aderlaſſen kein Abnehmen deſſelben zu be - foͤrchten? und zwar verwahren ſie ſich mit behutſam gehen ſo wohl / daß ſie auch noth - wendiger Umſtaͤnde halber ja ein Ader zu oͤff - nen rathſam halten / die herfuͤr gebrochene Beulen und Blattern mit an ſich ziehenden Mitteln / als Ventoſen / Pflaſtern ꝛc. aͤuſſer - lich verwahren / damit das Gifft durch Ader - laſſen ja nicht wieder in Leib lauffe. Sennert. [8]Febr. l. 4. c. 8. Joh. Varvvich im Bericht wider die Peſtilentz pag. 92. welcher aber die - ſe Cautelen darbey ſetzt / wenn die Beulen baldblau /213Vom Aderlaſſen in Peſt ꝛc. blau / bald roth erſcheinen / ſoll man ſich des Aderlaſſens und Schrepffens gaͤntzlich ent - halten / denn ſolches iſt ein Zeichen / daß die Natur ihren Platz ſchon eingenommen / und vor dem ſchleichenden Feind wohl verwahret / auch ſelbſt den Gifft der Peſtilentz mit Ge - walt auszutreiben unternommen hat. De - rohalben ſoll man der Natur bald auswen - dig bald inwendig zu Huͤlff kommen / und mit einem bewaͤhrten Antidoto und ſtarcken Cataplaſma ſchaͤrffen helffen.

Wenn ich allhier nicht der Aſtrologia zuWas im Aderlaſ - ſen vom Calender und Laß - Maͤñlein zu halten. nahe rede / ſo muß ich auch etwas erinnern / nemlich / ob man auch zuvor den Calender durchblaͤttern / oder nach dem Aderlaß Maͤñ - lein / in ſolchen / wenn man in Peſtfaͤllen Ader - laſſen ſoll / ſehen? Die Antwort folget bald: Es ſeyn etliche Leut ſo einfaͤltig / daß ſie keine Ader oͤffnen laſſen / wie groß auch die Noth ſey / es finde ſich dann auff einen Tag im Ca - lender ein gutes Zeichen / oder es ſtehe der Mond in dieſem oder jenem Viertel. Und zwar waͤre dieſe Einfalt den gemeinen Leuten noch einiger maſſen zu uͤberſehen / aber es fin - den ſich auch Idioten und Bartſcherer / die es entweder aus grobem Unverſtand / oder auch uͤbermaͤſſigen Witz herruͤhrende / mit ſolchen einfaͤltigen Leuten halten wollen. Daß aber bey der Peſt / und andern gefaͤhrlichen Kranck - heiten / nicht auff den Calender zu ſehen / leh - ret die Noth ſelbſt; denn eine ſolche Kranck -O 3heit214Das XVI. Capitel. heit zuweilen wol in 3. oder 4. Tagen / ja in einem Tage das Leben ausloͤſchet / wer nun ſich nach des Calenderſchreibers Tage und Zeichen richten wolte / der wird offt den Kuͤrtzern ziehen muͤſſen. Uber dieſes darff man auch dieſem nicht (zu geſchweigen in der Peſt ſelbſt) der Calenderſchreibern alle - mal folgen / denn ſie wol mehrmalen unzei - tige Warheiten und ungereimte Dinge ge - ſchrieben und fuͤrbracht / welche vielmehr la - chens als lobens werth geweſen. Daß aber die Finſternuͤſſen / Viertheil des Monds / ſo - wol auch deſſen Zuſammenfuͤgen / Gegen - fchein / wie nicht weniger Soliſtitia, æquino - ctia, ortus Syrii, arcturi, occaſus plejadum &c. vor andern groſſe Krafft und Aenderung in den Schwachheiten verurſachen / hat die Erfahrung Hippocratem, Galenum, der l. qui optimus Medicus ſit Philoſophus, und andere mehr erinnert / und alle Medicos ge - lehret. Im uͤbrigen bleibt es demnach dar - bey / daß die Noth den Regeln der Calender vorgehe / als welche ſich nach dem Menſchen und nicht nach den Geſetzen richtet / auch kei - nen Feyertag hat; alſo daß man in dieſer und dergleichen Kranckheiten vielmehr auff Galenum als Calendarium zu ſehen hat.

Wie man nicht ohn Unter - ſcheid der Perſonen

Nun wollen wir auch gantz wenig mel - den / was bey den inficirten Perſonen im Ader - laſſen fuͤr ein Unterſcheid zu halten. Dann ſo wohl unter denjenigen / welche die Aderlaßbey215Vom Aderlaſſen in Peſt-Kr. bey allen Inficirten / als auch denen / welche ſieaderlaſſen ſoll. kennen / dann bey welchem ſie das proprium indicans venæſectionis befindet / fuͤr rathſam achten / ſeynd noch etliche / welche allein die gar alte und gar junge Perſonen excipiren und ausnehmen; die Alte zwar / weilen ſie wenig Gebluͤt haben / trucken / kalt und ſchwach von Kraͤfften ſeyn. Galen. lib. de rat. cur. pro S. M. c. 9. & 13. comm. 4. de vict. acut. tr. 19. Die Junge aber / weil ſie hitziger / feuchter / weicher und duͤnner Natur / auch wegen ihrer verzehrenden Hitze mehrer Nahrung / und folgends auch mehrers Ge - bluͤts vonnoͤthen / zudem weilen ihre Leiber noch ſtreng wachſen / und dann weilen ſie die Aderlaͤß gemeiniglich ſcheuen. Hippocr. lib. de vict. acut. ſ. 1. aphor. 14. &c. Aber in das Regiſter derer / welche obſchon auch des pro - prium venæſectionis indicans nicht wol ader - laſſen doͤrffen / gehoͤren ebener Geſtalt alle an - dere duͤrre und verzehrte Leute / ſchwangere Weibs-Perſonen / und welche ihre Monat - Reinigung haben; deßgleichen welcher Leib mit uͤberfluͤſſiger Feuchtigkeit beladen / fer - ner / welche zeitlich Ohnmachten oder die gul - den Ader haben / fuͤr der Aderlaß ſich ſehr fuͤrchten und entſetzen / zeitlieh und ſehr ſchwi - tzen / im Anfang ſich hefftig wurgen / bluten / einen ſtarcken Durchlauff haben ꝛc. Ich ſa - ge aber ebener Geſtalt / denn offtmahlen mehr den contraindicantibus als den indicantibusO 4nach -216Das XVI. Capitel. nachzuſehen / geſtalten denn wohl Kindern von 2. oder 3. Jahren wie Avenzoar, Aver - roës, Fernelius ſammt andern bezeugen / und Alten von 70. Jahren wie Raſes zu geben / deßgleichen wohl Schwangern 2. à 3. mahl nuͤtzlich zur Ader gelaſſen worden / derowegen jederzeit ein erfahrner Medicus hierinn um Rath gefrager werden kan. Welche Ader aber zu oͤffnen vonnoͤthen erachtet werden / hat auch ſeinen Unterſcheid.

Vom Un - terſcheid der Adeꝛn / welche in Peſt-Zei - ten zu oͤff - nen.

Denn wann eine Aderlaß nur um des præſervirens wegen gerathen wird / oder zwar ſchon zur Cur vonnoͤthen waͤre / doch aber weder Beul / Blatter / Fleck oder Striem ſich noch nicht mercken laͤſſet / ſo iſt keiner groſſen Wahl vonnoͤthen / ſondern bleibt gemeinig - lich bey denen Adern / welche man ſonſt zu laſſen gewohnet iſt. Sonſten aber / wann einer allbereit von der Peſt uͤberfallen waͤre / und Beulen / Blattern / ꝛc. ſich ſehen laſſen / und des Aderlaſſens vonnoͤthen / ſo hat es ein andere Meynung / und gilt gar nicht gleich / welche Ader gelaſſen werde: ſondern es muß nach aller Medicorum Meynung eine vor derWie ſolche erwaͤhlet werden. andern erwaͤhlet werden. Und dieweil das Leben fuͤrnehmlich an dreyen Orten / nemlich in den 3. Principal-Gliedern des Menſchen / ſich aufhaͤlt / als im Gehirn / im Hertzen / und in der Leber / ſo muß man in Acht nehmen / welchem Glied das Gifft am naͤheſten / und nach demſelben die Aderlaß anzuſtellen / ſon -ſten217Vom Aderlaſſen in Peſt-Kr. ſten das Gifft unvorſichtiger Weiſe vielmehr in Leib und naher zum Hertzen getrieben wer - den moͤchte.

Wann ſich nun eine Blatter / Beule / oder ander Zeichen am Halß / oder bey den Ohren / ꝛc. herfuͤr thut / ſo iſt es die Ader an der Stirn und Naſen / oder die Haupt-Ader am Arm / oder zwiſchen dem Daumen und Zeiger / an der Hand zu laſſen vonnoͤthen. P. Droëtus in Conſil. novo de Peſt. ſchreibt: Es lieſſen gelaͤhrte Wund-Aertzte auch wohl die aͤuſſerliche / als am Halß / wie er ſelbſt mit Nutzen erfahren habe. Erzeiget ſich etwas unter dem Geſicht / ſo laſſe man die Ader un - ter der Zunge. Erzeiget ſich aber etwas an der Stirn oder Kihn / ſo ſchlage man die Ader unter der Zunge. Kommt aber ein Zeichen auf den Schultern / oder auf dem Nacken / ſo laſſe man die Leber-Ader / oder die Salva - tellam, welche zwiſchen dem Gold - und klei - nen Finger zu finden. Guilhel. Budæus ſchreibt hiervon alſo: Wo die benandten Blattern am Leib auffahren / es ſey auf der Bruſt oder am Rucken / ſo ſolle durchaus kein Ader ge - oͤffnet / ſondern am naͤchſt-gelegenen Orte / derivationis ergò, geſchroͤpffet und Koͤpff ge - ſetzt werden. Bricht etwas unter den Armen oder Achſeln herfuͤr / ſo laſſe man am Arm die Median-Ader. Erzeiget ſich aber etwas un - ter den Lenden / bey dem Gemaͤcht / Knyebuͤ - gen / oder an den Beinen und Fuͤſſen / ſo iſtO 5an218Das XVI. Capitel. an einer der naͤheſten zweyen Adern vor dem Knoten / oder die Ader bey der groſſen Zaͤhen zu laſſen nuͤtzlich. Erzeiget es ſich aber an den Lenden / ſo laſſe man an den Fuͤſſen / bey der kleinen Zaͤhen. Kommt aber etwas an beyden Seiten / muß man auch nach derſel - ben Gelegenheit an beyden Seiten mit der Aderlaß nachſetzen; und daß beyde Aderlaß nicht zugleich geſchehen / kan eine Stund dar - zwiſchen eingehalten werden. Darbey all - wege vor dem Laſſen / dem Patienten etwas von Perlen / Corallen / Hirſch-Creutz - und Eichorn mit Wein oder Cardobenedicten - Waſſer geben / und ſonſt alles nach Ermeſ - ſung der Kraͤffte anſtellen.

Was iſt zu thun / weñ man die Ader nicht ſe - hen kan?

Wann es ſich aber begibt / daß der Bar - bier ein oder die ander Ader nicht zu ſehen be - kommen koͤnte / oder ander Urſachen wegen nicht zu treffen waͤre / ſo muß man in ſolchem Fall die naͤchſt darbey ligende nehmen; wel - ches an den Armen um ſo viel fuͤglicher ge - ſchehen kan / weil die drey groſſe Adern da - ſelbſt eine ſolche Gemeinſchafft haben / daß es faſt gleich gilt / welche man laſſe / maſſen hier - von D. Guilhel. Budæus von der Peſt im 3. Cap. ſchreibt: Es iſt allhier nicht ſo groß Achtung zu geben nothwendig / welche Ader und auf welcher Seite dieſelbe zu oͤffnen noͤ - thig ſey / denn der Menſch noch zur Zeit nicht ungeſund / und flieſſen nicht allein die Haupt - und Leber-Ader aus einem Ramo her / auf derandern219Von Aderlaſſen in Peſt-Kr. andern Seiten iſt von der Haupt - und Miltz - Ader eben daſſelbe zu verſtehen / ſondern wer - den auch alsbald durch die Median-Ader wieder aneinander gehefftet / und in ein Ader oder tubum gebracht / wie man augenſchein - lich und zum theil aͤuſſerlich ſehen kan; und wird ohne das auch die innerliche Ader vena porta genannt / mit der aͤuſſerlichen venâ ca - in der Leber / an unterſchiedlichen Orten / per anaſtomaſin connectiret und zuſammen gehefftet / inmaſſen ſolches Archangelus Pi - tolhomini in ſeinen prælectionibus anatomi - cis, Romæ editis, klaͤrlich beſtaͤtiget / daß alſo eitel Fabelwerck und ungereimt Ding iſt / was etliche hochvermeſſene Calender-macher von ſo groſſer hochnothwendiger Erwaͤhlung der Adern erdichten und fuͤrgeben / damit ſie ihnen bey dem gemeinen Mann ein beſon - ders Anſehen und groſſen Namen machen wollen.

Nun iſt noch zu wiſſen vonnoͤthen / aufOb man auf der afficirten Seite aderlaſſen ſoll. welcher Seiten man dem Patienten laſſen ſoll / wenn er ſich nur auf eine Seite klaget? davon ſchreibet Joh. Kornthavver, die Ex - perientia cum rationibus conjuncta giebt mir das / daß ich an der andern Seite laſſen ſolle / da einem nicht wehe iſt / dieweil dadurch das Gebluͤt von dem angeſteckten Ort / gleichwie das Holtz oder Stroh vom Feuer hinweg gezogen wird. Derowegen aber ſchreibt D. Panſa cap. 24. ſeines Conſilii Phlebotomici,wie220Das XVI. Capitel. wie auch im 8. Capitel ſeines Conſil. 3. An - tipeſtif. alſo: An welchen Orten das Gebrech oder das Zeichen naͤher ſich angeben wuͤrden / an derſelben Seiten ſoll man auch Ader oͤff - nen / es ſey an Haͤnden / Fuͤſſen oder Arme / darum ſoll ſich der Meiſter huͤten / daß er an der geſunden Seite dem Krancken nicht laſ - ſe / denn wenn er ihm an der geſunden Sei - ten / da ihm nichts fehlete / die Ader oͤffne - te / ſo wuͤrde eins mit dem andern vergifftet werden / welches zwar ohne groſſe Lebens - Gefahr / oder dem Tode ſelbſt nicht geſche - hen mag. Quercetanus ſchreibt in peſt. alexic. cap. 6. alſo: In ſolchem gefaͤhrlichen Fall und Zuſtand muß man ſich vorſehen / daß man an dem Ort und Seiten / wo ſich der Patient klaget / und ein oder ander Chara - cter erſcheinet / zur Ader gelaſſen werde. Denn die Aderlaß ſo auf der andern Seiten geſchicht / nichts / oder doch gar wenig nutz / und kan auch der Patient keine Erleichterung davon empfinden. Item bald darauf bezeu - get er dieſes mit andern / und zwar nicht ge - ringen Mediois, da er ſpricht; Et hoc eſt celebriorum Medicorum Decretum.

Wie viel Blut zu laſſen vonnoͤ - hen iſt?

Es ſind auch viele in der Meynung / wenn man einem Krancken Ader laͤſſet / daß man ſo viel Blut lauffen laſſen muͤſſe / bis das ausrinnende Blut eine andere Farb zeigete. Allein es wuͤrde bey manchem uͤbel ablauffen / wenn man ſo lange bluten laſſen wolte / undwuͤrde221Vom Aderlaſſen in Peſt ꝛc. wuͤrde mancher Patient ſeinen Geiſt aufge - ben muͤſſen / eher man ſehen wuͤrde / daß ſich des Bluts Farb veraͤnderte. Denn es fruch - tet auch wenig / auf die Conſiſtenz oder Farb zu ſehen. Dann wenn man mercket / daß ſo viel Blut gelauffen / als die Kraͤffte entra - then koͤnnen / und die Groͤſſe der Schwach - heit erfordert / hat man nicht noͤthig auf was mehrers zu ſehen / ſondern kan die Ader nur verbinden.

Wenn eine ſchwangere Frau an der PeſtOb man auch ſchwan - gern Wei - bern Ader laſ - ſen darf. lieget / ſo fraget es ſich / ob man derſelben ſonder Beſchaͤdigung der Leibs-Frucht Ader laſſen koͤnte? Ob nun wohl Hyppo - crates aphor. 30. S. 5. ſchreibt / daß ein ſchwanger Weib unrichtig komme / wenn man ihr eine Ader oͤffnet / ſonderlich wenn das Kind ſchon groß ſey. Deſſen Galenus in commento die Urſach giebt / nemlich weil das Kind durch Aderlaſſen feiner Nahrung beraubet wuͤrde / und ſolcher gleichwohl um ſo vielmehr beduͤrffe / je groͤſſer und ſtaͤrcker es waͤre / und andere Urſachen mehr: Es iſt aber allhier des Hyppocratis Aphoriſmus auf gewiſſe Maſſe und Weiſe zu verſtehen / und nicht freventlich / ſondern mit verſtaͤn - digem Nachſinnen zu practiciren.

Nichts deſtoweniger / wenn nur die In - dication venæſectionis vorhanden / und die Kraͤffte noch nicht abgenommen / kan einer ſchwangern Frauen eben ſo nuͤtzlich als anderneine222Das XVI. Capitel. eine Ader geoͤffnet werden. Denn man ſehe ja / daß durch Aderlaſſen ihrer viel zu rechter Zeit die Frucht in dieſe Welt gebohren / wel - che ſonſt wegen Menge des Gebluͤts / von welchem die Frucht erdaͤmpfft und erſtickt werden kan / zu unrechter Zeit dieſelbe braͤch - ten. So giebt es auch die Erfahrung / daß / wenn Blut-reiche Weiber / indem ſie ſchwan - ger ſind / zu rechter Zeit Aderlaſſen / die Kin - der nicht leichtlich ſo grindig werden / als ſonſt. Zu dem fordert die Natur ſelbſt eine Aderlaß / indem das Gebluͤt zuweilen bey den Schwangern durch die Naſe / bißwei - len durch die Venas hæmorrhoidales, biß - weilen per Cervicem uteri ausbricht / wel - ches Galenus wohl ſelbſten obſervirt / wie l. 6. de loc. aff. c. 5. Item comm. 60. ſ. 5. aphor. Ferner ſo ſtehen die Schwangere ſamt ihrer Frucht zur Zeit eines morbi acuti (wie die Peſt vor allen andern iſt) in keiner geringen Gefahr / wie aphor. 31. ſ. 5. zu le - ſen / und ob die Aderlaß ſchon einer Frucht ſchadet / ſo iſt es doch beſſer / es gehe die Frucht allein drauf / wofern / ſo wider Ver - hoffen eines von beyden drauf gehen muͤſte / und es anderſt nicht ſeyn koͤnte / als zugleich auch die Mutter; Uber das darf man den Schwangern ja auch ein gelindes Solutivum geben / warum denn nicht eine kleine Ader - laß geſtatten / bevorab wann ſie im fuͤnfften oder ſechſten Monat geſchehen kan / unddarne -223Vom Aderlaſſen in Peſt ꝛc. darneben die Erfahrung bezeuget / daß nicht allein in dem mittelſten / ſondern auch erſten und letzten Monat eine Aderlaß ſehr erſprieß - lich geweſen. Derowegen ob ſchon das Peſt-Gifft an und vor ſich ſelbſt kein Ader - laß erforderte / ſo kan ſie ſo wohl bey den Peſt-Suchtigen als bey andern Schwan - gern in denen Faͤllen zugelaſſen werden.

Auf was Art aber ſolches Aderlaſſen ge -Wie oft das Aderlaſ - ſen geſche - ben ſoll. ſchehen ſoll / daruͤber fallen wiederum unter - ſchiedene Meynungen / wie nemlich man auf einmal nicht ſo viel Blut lauffen laſſen ſolle / und beſſer waͤre / man verrichtete die Ader - laß auf etliche mal. Dieſem entgegen aber lehren andere / daß man es nicht auf vielmal / ſondern auf einmal thun ſolte. Denn was man auf einmal thun koͤnne / waͤre nicht von - noͤthen / auf zwey - oder dreymal zu verrichten. Zudem ſo endigte ſich vielmehr eine Schwachheit und verhalte ein und ander Symptoma, wannn ihr die Cauſa auf einmal benommen wurde. Aber dieſes mag wohl in præſervatione, und wo keine Hindernuͤß ge - ſpuͤret wird / zugelaſſen werden. Sonſt aber / wenn die Schwachheit eine groſſe Aderlaß erfordert / die Kraͤffte aber ſchwach ſind / eine laſſitudo phlegmonoſa vorhanden iſt / der Patient bald ohnmaͤchtig wird / und die Aderlaß der revulſion nicht aber der ſchlechten vacuation halber vorgenommen worden / iſt rathſamer / daß man partitisvici -224Das XVI. Capitel. vicibus oder auf unterſchiedliche mahl die Aderlaß verrichte / jedes mahl aber deſtowe - niger flieſſen laſſe. Wie bald aber die unter - ſchiedliche mahl auf einander folgen ſollen: ſo iſt in boͤſen Fiebern und gifftigen Kranck - heiten dienſam / daß es beyzeiten und zwar in wenig Stunden geſchehe / wenn die Menge des Gebluͤts und deſſen ſtarcken Anfluß zur Hefftigkeit der Kranckheit groſſe Anleitung giebt. Sonſten aber und wenn es um der Revulſion willen allein zu thun / und der An - fluß des Gebluͤts nicht ſo ſtarck / kan wol laͤn - ger gewartet werden.

Weibs - Perſonen / ſo ihre Menſes nicht ha - ben / wie zu thun iſt.

Wenn aber inficirte Weibs-Perſonen / ihre monatliche Reinigung nicht haben / ſo iſt die Frag / ob ſolche zuvor ſchwitzen / oder aderlaſſen ſollen? Es iſt zwar allhier zu un - terſcheiden / unter denen / welche alle Monat obwol nicht eben auf den Tag / wann ihnen die Peſt anſtoͤſſet / ihre Reinigung haben; und unter denen / welche deſſen unnatuͤrliche Verhalt - oder Verſtopffung eine zeitlang er - litten / und noch in beſagter ihrer Kranckheit leiden. Bey jenem mag man es / und wie ſonſt gewoͤhnlich / halten / bey dieſem aber iſt zuvor vorzunehmen: Erſtlich / woher die Verhaltung ruͤhre? zum andern / ob ſie lang gewaͤhret? drittens / ob ſie ſchon vor der Kranckheit Beſchwernuß gemacht habe / oder allererſt in der Kranckheit ausdruͤcklich an - gefangen? Der Verhaltung iſt entweder dieGebaͤhr -225Vom Aderlaſſen in Peſt ꝛc. Gebaͤhr-Mutter ſelbſten oder aber der gantzeUrſach ſol - cher Ver - haltung. Leib ein Urſache: Die Gebaͤhr-Mutter zwar / wann ſie das Blut nicht auffnimmet / oder ſo ſie es gleich auffnimmet / daſſelbe nicht wie - derum austreibt. Der gantze Leib iſt aber ſolcher Verhaltung ein Urſache / die weil er kein Blut dahin ſchicket / entweder / weil des Bluts wenig vorhanden / oder weil es gar zu dick iſt / oder weil es anderſt wohin von den Adern der Mutter abgehalten wird / wie denn ſolche Abwendung leichtlich in Kranck - heiten und Schmertzen des Leibs / und auch des Gemuͤths (als in Traurigkeit und Furcht) zu geſchehen pfleget. Wenn Uterus oder Mattix das Blut nicht annimmet / und der Mangel an ihr ſelbſten iſt / ſo ſind entweder die Adern ſo ſehr verſtopfft / oder zu trocken: Und diß geſchiehet entweder wegen einer gro - ben zaͤhen Feuchtigkeit / die ſich in die Adern leget: oder wegen einer Geſchwulſt: oder aus uͤbriger Fettigkeit: oder wann die Mutter aus ihrer Stelle kommen / und verrucket wor - den: oder wann die Mutter gar verhaͤrtet: oder ſo die Adern darinn gar zu eng und klein ſind / welche dem Blut ſeinen Ausgang hindern: wann auch des Bluts im Leib we - nig iſt / entweder von Natur / als in gar Magern und Trocknen / oder von langwie - riger Kranckheit / oder wegen vorgegange - nen hefftigen Blutens / davon die Monatzeit ſich hernach verſetzt / oder ſo das Blut inPMilch226Das XVI. Capitel. Milch verwandelt wird / oder zur Nahrung der Frucht im Mutterleib gereichet / ſo darff man es weder durch Artzney noch durch Ader - laſſen foͤrdern. Bißweilen wird durch die viele Bewegung / auch durch geringe Diæt, oder durch Hunger das Blut verzehret / deß - wegen entweder die Menſes gar nicht flieſſen koͤnnen / oder gar zu wenig / welche man gleichwol nicht hefftiger foͤrdern darff. Bis - weilen wird das Blut durch das Naſenblu - ten gemindert / bisweilen auch durch die Se - des, welches die Foͤrderung der ordentlichen Reinigung auch verhindern kan. Wann man wenig oder gar keine Bewegung hat / ſo verhaͤlt ſich das Blut gleichergeſtalt: auch kan es zuruͤck bleiben wegen unmaͤſſigen Aderlaſſens und Schroͤpffens: auch beſtehet es Alters halber / dennoch bey einer eher als bey der andern; allwo man es auch nicht fer - ner befoͤrdern ſoll: Bey etlichen kommet es zwar natuͤrlicher Weiſe alle Monat / bey etli - chen einen Monat um den andern: bey etli - chen alle 6 Wochen / auch natuͤrlicher Weiſe: bey etlichen haͤlt der Blutfluß laͤnger an / bey etlichen bleibt er innerhalb 3 Tagen auſſen / auch natuͤrlicher Weiſe; Unnatuͤrlicher Wei - ſe aber kommt er alle 14 Tage / wegen Men - ge oder Schaͤrffe des Gebluͤts.

Wie ſich ein Medi - cus darbey

Wann derohalben ein Medicus, ohn wel - ches Rath ein ſolche Weibs-Perſon nichts thun ſoll / die Verhaltung vor eine Urſachder227Vom Aderlaſſen in Peſt ꝛc. der Hitze / Hefftigkeit der Kranckheit / oderzu verhal - ten. ſonſten fuͤr ein Magis urgens erkennet / ſoll vor allen Dingen die Ader / welche am dien - lichſten erachtet wird / geoͤffnet / und darauff bald ein Schweiß-Mittel / darbey Cordialia ſeyn / gegeben werden / inſonderheit wann die Weibs-Perſonen blutreich / denn alſo wird die Vollbluͤtigkeit benommen / der Schweiß mit groͤſſern Nutzen gefoͤrdert / denen einreiſ - ſenden Faͤulungen gewehret / und die Ver - ſtopffung auffgehoben werden. Es kan auch nach Erfordern erſtlich eine univerſal Eva - cuation etwa am Arm / und nach hierauff er - folgtem Schweiß eine particularis an den Fuͤſſen / da die Roſen-Adern ſich befinden / ge - ſchehen. Sonſten wann die Weibs-Per - ſonen nicht blutreich ſind / noch die Verhal - tung lang gewaͤhret / noch einige Beſchwer - nuß davon empfunden worden / ſo iſt D. Pan - ſæ Meynung / daß ſie den erſten Tag / wann ſie der Gifft zu Mittag ankommen / ſchwitze; den andern Tag fruͤhe die Roſen-Ader laſſe / und Nachmittag wieder ſchwitze. Greiffe ſie aber das Gifft mehr gegen Morgen an / ſoll ſie Vormittag ſchwitzen / Nachmittag die Roſen-Ader laſſen / den folgenden-Mor - gen ſoll ſie wieder ſchwitzen: dann wofern man nicht das verhaltene Gebluͤt aus fuͤhren wird ſo kan es durchaus zu Gifft werden; daher ein Gifft den andern anſtecket / alſo daß man zweyen Feinden kaum genugſamenP 2Wider -228Das XVI. Capitel. Widerſtand mit Schwitzen allein wird thun koͤnnen: denn das verhaltene Menſtrum iſt an ihm ſelber ein Gifft / darneben nichts de - ſtominder gelinde und nach Gelegenheit ſtaͤr - ckere Clyſtirlein zuweilen vonnoͤthen thun. Dieweil ſich aber auch ein freywilliges Na - ſenbluten bey den voͤlligen Weibs-Perſonen und Manns-Perſonen zutragen kan / ſo bey - de vollbluͤtig ſeyn; Iſt das Blut in ziemli - cher Menge ausgefloſſen / ſo laſſe man es in den erſten dreyen Tagen allein beym Schwi - tzen bleiben; waͤr aber des ausgelauffenen Bluts wenig / ſoll man dennoch Ader laſ - ſen / jedoch nur in den Vollbluͤtigen / und nicht allein alsbald im Anfang aderlaſſen / wie vorgemeldt / ſondern auch ſchwitzen.

Ob die Monat - reinigung bey den Inficirten nuͤtzlich ſey.

Wann aber ſolche monatliche Reinigung bey inficirten Weibes-Perſonen im Anfang der Kranckheit kommet / ſo halten einige da - fuͤr / daß es bey den Patienten gute Hoff - nung zur Beſſerung mache / aber ſolches fol - get nicht bey allen / ſonderlich wenn ſie matt ſeyn / und die Kranckheit ſchon eine Weile gewaͤhret / auch der Fluß gar ſtarck gehet: Dieſes aber / wenn das verbrannt Gebluͤt viel zu Verurſachung der Kranckheit gethan / oder als ſelbe ankommen / hinderlich geweſen / daß ſie nicht ſo bald ihre tempora vollenden / und ad declinationem kommen koͤnnen. Deßglei - chen wenn die Kraͤffte noch fein beyſammen / der Fluß zu rechter Zeit ſich einſtellet / nichtuͤber229Vom Aderlaſſen in Peſt ꝛc. uͤber die gewoͤhnliche Zeit anhaͤlt / allgemaͤh - lig gehet / und ſonſten auch die Perſonen nicht ſehr darnieder zu werffen pfleget: wie dann Weibs-Perſonen gefunden werden / welche ſich auch faſt jedesmahl / wenn ſolche Mo - nat-Reinigung kommen will / zu Bettlegen muͤſſen / da ſie hergegen andern nichts / oder doch gar wenig zu thun giebt.

Endlichen giebt es auch Perſonen / wel -Wie de - nen zu thun / die gar nicht aderlaſſen doͤrffen. che gar nicht aderlaſſen doͤrffen / all - wo ſolches das Schroͤpffen guten Theils vertretten muß / oder an ſtatt des Aderlaſ - ſens gebraucht werden / wie nachgehends mit mehren angezeiget werden ſoll. Sonſten wann es nur um die von den uͤbrigen oder entzuͤndeten Gebluͤt entſprungene Hitz zu thun / kan man noch andere viel Artzneyen / derſelben zu ſteuren / erlangen: Im uͤbrigen wird der Garten-Hahnenfuß / als ein wunderbarliches Experiment gehalten / ſo der Patient auf die Seite / wo die Peſt iſt / ſie ſey am Arm / Ohr / oder andern obern Theil des Leibs / zwiſchen dem Daumen / und dem Zeig - Finger an der Hand; wo ſie aber am Schen - ckel / zwiſchen die groſſe Zaͤhen binden ſoll / ſo werde die Blatter aufflauffen / welche er aus - raͤumen laſſen ſolle / ſo werde er geneſen. vid. Andræ Lagner part. 2. ſeines Promptuarii von der Peſtilentz. An ſtatt der Aderlaß kan man auch ſowol Jungen als Alten Hirudi - nes oder Egel anſetzen / damit ſie das GifftP 3ſtarck230Das XVI. Capitel. ſtarck ausziehen; daß ſie aber deſto lieber an - faſſen / ſoll man den Ort mit ein wenig Wein anfeuchten.

Was vom Schroͤpf - fen zu hal - ten.

Des Schroͤpffens auch mit wenigem zu gedencken / ſo wird ſolches von allen Medicis zum guten Theil fuͤr eine vicariam venæ ſe - ctionis oder Vice-Aderlaß gehalten; doch ſchreibt Minadois de abuſu non ſanguin. mit - tend. c. 14. Bey welchem Patienten man vermittelſt des Schroͤpffens das Gifft aus - zuziehen vermeynet / ſelbiger ſeyen viel geſtor - ben / andere aber / welchen man vor dem Schroͤpffen Adergelaſſen / waͤren davon kom - men. Es ſeynd aber andere hierinn nicht gleicher Meynung / welcher Widerſinnigen allhier nicht gedencken will / ſondern vielmehr beſtaͤttigen helffen / daß bey Blutreichen das Schroͤpffen guten Nutzen bringet: und iſt den Krancken eine groſſe Beyhuͤlffe / welche den Medicum entfernet. D. Panſa ſchreibt cap. 34. Conſilii Phlebetomici alſo: Dieſes muß ich um beſſerer Nachricht willen / weil der Krancke offt den Medicum nicht allzeit alsbald erlangen kan / oder anderer Urſachen halben Aderlaſſen einſtellen muß / auch erin - nern / daß ich vor meine Perſon (doch einem andern Medico nichts fuͤrzuſchreiben) zu je - derzeit / wenn jemand vergifftet / lieber wolte zum Schroͤpffen / beydes den voͤlligen / ſowol auch den blutreichen / als auch den unreinen Coͤrpern / als zum Aderlaſſen rathen: Unddaß231Vom Schroͤpffen in Peſt ꝛc. daß ein jeder beyzeiten / ehe er mit dieſer Pla - ge angegriffen / wo er blutreich / aderlaſſen / wo er aber ſonſten im Leib gar unrein / ſich pur - giren ſolte. Und im Fall der Gifft ſolchen præſervirten Perſonen noch mals zuſetzen wuͤr - de / ſo achte ich dafuͤr / daß ſchroͤpffen bey - des im Anfang / ſowol auch wenn ein giffti - ges Zeichen auffgeſchoſſen / am bequemſten ſey: beſonders wenn die Haut deſto tieffer eroͤffnet / moͤchte es die Aderlaͤß wol vertret - ten / und muͤſſe die uͤbermaͤſſige Hitze durch andere Mittel / wenn hier das Schroͤpffen zu ſch wach / benommen werden. Und obwol ein hefftiger Schmertz an dem preſthafften Glied oder um daſſelbe gefuͤhlet wuͤrde / wel - ches den Laßkopff nicht zulaſſen moͤchte / ſo kan ſolches an dem naͤchſten Ort dabey ge - ſchehen / damit das verderbte Blut ausgezo - gen werde. Und dieſes Mittel waͤre umb dreyerley Urſachen willen vorzuſchlagen: 1. Weil ſchroͤpffen nicht ſo ſehr ſchwaͤchen kan / als Aderlaſſen. 2. Weil durch ſchroͤpf - fen das Blut nicht ſo hefftig kan beweget / und alſo deſſen Menge ſanffter als durch A - derlaſſen abgeholffen werden / die Bewegung aber / wie oben gedacht / zugleich das Blut von dem Gifft beweget / und weiter ausge - ſireuet. 3. Auch weil die Laßkoͤpfflein dieſe Art haben / daß ſie an ſich ziehen / ſo kan da - durch der Gifft neben dem Blut ausgezogen / oder zum wenigſten heraus gegen die HautP 4ge -232Das XVI. Capitel. gelocket werden / daß hierauff das eingenom - mene Antidotum den Gifft deſto leichter und ſtaͤrcker austreiben koͤnne / es ſey gleich vor - hin etwas auffgrfahren oder nicht. So iſt uͤber diß bey jungen Leuten und Schwangern Aderlaſſen ſorglicher denn das ſchroͤpffen.

Von Veñ - catorien / ob / wenn / wie und wo ſolche fuͤrzuneh - men.

Zum Beſchluß dieſes Capitels wollen wir noch kuͤrtzlich uͤberlegen / was gelehrte Leute in Peſtzeiten von dem Blaſen ziehen ge - halten. Denn ſo bald ſich an des Inficirten Leib eine Druͤſe oder Beule auffwirfft / pfle - gen die meiſten Barbirer alsbald zum Bla - ſen-ziehen zu eylen / ob ſolche ſchon nicht wiſ - ſen noch verſtehen / ob / wenn / wo und wie ſolch Mittel fuͤrzunehmen / da ihnen doch wohl anſtehen wuͤrde / ihnen auch in allwege ge - buͤhrete / daß ſie (als welche auff die inner - liche Kranckheiten oͤffter ſo viel Verſtand ha - ben als der Eſel auff der Laute zu ſpielen) we - gen unterſchiedener Zeichen und mancherley Zufaͤllen / einen oder mehr Medicos conſulir - ten und zu Huͤlff nehmen; denn zu geſchwei - gen / ob die Veſication (vermittelſt des Eu - phorbii oder Spaniſchen Muͤcken bevorab) allzeit rathſam ſey? wird noch unter vorneh - men Medicis diſputirt.

Blaſen - ziehen wird wi - derſpro - chen.

Gerhardus Columba Diſput. Med. de Febr. peſt. cog. & cur. lib. 2. c. 7. & ſeq. vernei - net ſolches gar um folgender Urſachen willen / als / weil ſie durch den Schmertzen / welchen ſie verurſachen / die Kraͤfften mercklich ſchwaͤ -chen /233Vom Blaſenziehen in Peſt ꝛc. chen / die man doch billig bey dieſer Kranck - heit beyſammen haben ſolte; auch weil die Cantharides &c. mit ihrer viergradigen Waͤr - me die Hitze des Fiebers / ſo bißweilen bey der Peſt iſt / vermehren / da man doch vielmehr kuͤhlen ſolte. Galen. lib. 10. Meth. c. 10. & lib. 11. Method. c. 9. Daß ſie aber im 4. Grad hitzig und trucken ſeyen / bezeugen ferner Paulus lib. 7. c. 3. Plin. lib. 29. c. 4. und inſonderheit Ardoynus lib. 4. de Venen. c. 1. wiewol Avicenna ſolche im 3. Grad warm ſchreibt. So auch weil ſie mit ihrer gifftigen Qualitaͤt das Gifft im Leib vielmehr vermehren / als heraus ziehen; daß ſie aber einer gifftigen Qualitaͤt ſeyn / iſt aus Dioſco - rid. l. 6. c. 1. Avicenn. lib. 4. fen. 6. tract. 2. c. 2. & 3. Galen. lib. 3. Simpl. c. 23. Item 4. Sim. c. 19. &c. zu ſehen. Auch weilen / in - dem ſie die dickere Feuchtigkeiten durch das Geaͤder / welches unter den Armen oder Uch - ſen und an den Heyldruͤſen iſt / zur Haut zie - hen / ſelbige auch durch die Enge der Venarum capillarium fuͤhren / und alſo eine groͤſſere Verſtopffung und groͤſſere Faͤulung verurſa - chen / weil die Tranſpiration gehemmet wird: Denn daß die obſtructio oder Verſtopffung die fuͤrnehmſte und meiſte Urſach der Faͤu - lung ſey / lehret Galenus 11. Meth. c. 4. 1. diff. Feb. c. 3. & lib. de inæqual. intemper. c. 7. Endlich auch / weil Galenus, Paulus, Aëtius, Oribaſius und Celſus zwar ſonſt in vielenP 5Schwach -234Das XVI. Capitel. Schwachheiten / aber in Peſtilentzialiſchen Fiebern niemalen der Veſication ſich bedinet. Wider dieſe Argumenta nun lehnen ſich Hercules Saxonia de Uſu Veſicat. & de Phœ - nigmis und Marcellus Copra libr. de morbo pandemico auff / und zwar ſolcher geſtalt: Erſtlich / die Veſicantia verurſachen keinen Schmertzen / oder doch wenig / und da ja Schmertzen ſich ereignen / ſeyn ſolche nicht der Veſicantium oder Blaſenziehenden Artzneyen Natur / ſondern der Ungeſchicklichkeit deren / welche ſolche aufflegen / zuzuſchreiben. Fer - ner ob die Veſicantia ſchon hitzig und ſcharff ſeyn / vermehren ſie dennoch nicht das Fie - ber / weil ſie die Arterias (die jenige Adern / darinn ſich die Geiſter befinden) nicht beruͤh - ren. So auch ziehe das auswendige Gifft ſuæ ſubſtantiæ ſimilitudine das inwendige an ſich / dahero das inwendige durch das aͤuſſere nicht vermehret werden koͤnte. So muͤſſe auch die Veſicantia erſt nach gethaner Purgation und Aderlaß / als welche die grobe Feuchtig - keiten mindern und benehmen / erſt gebrauchet werden. Endlichen laſſe Paulus gleichwol die Veſicatoria in dem Peſtilentziſchen Fiebern zu /Was bey dem Bla - ſenziehen zu beob - achten. lib. 2. c. 36. Aber auff alle dieſe Einwuͤrffe kan abgenommen werden / daß man in Bla - ſen-ziehen mit Verſtand handlen / und mit den Cantharidibus, Euphorbio, und andern gar zuſtarcken gifftigen Sachen nicht ſo ſehr eylen ſoll: und obwolen nicht alle Veſicato -ria235Vom Blaſenziehen in Peſt ꝛc. ria ſo groſſen Schmertzen erregen / noch eben eine jede abtractio oder Anziehung durch Schmertze / ſondern auch durch Hitze / den - noch Achtung gebe / wie die Kraͤffte / das Alter / die Beſchaffenheit des Leibs ꝛc. be - wandt ſey / ſich nach denſelben richte / und wo die Veſicatoria von Cantharidibus &c. ja vor noͤthig erachtet werden / daß man ſel - bige mit Alexipharmacis vermiſche / auch nicht brauche / wenn ein Fieber / oder groſſe Hitze / oder Durchlauff / oder Mattigkeit und Ohnmachten fuͤrhanden; daß man ſich ihrer auch bey den Hecticis oder verzeh - renden kalten Coͤrpern / wie nicht weniger in principio acceſſionis oder paroxyſmi ent - halte. Und dann / wann die Blaſe nun ge - zogen / und vorhanden / mit Abziehung der epidermidis oder Haͤutleins / deßgleichen mit erſter Aufflegung des Leinwands / um die Blaſe zu trucken / gantz gemaͤchlich verfahre / und nicht / wie etliche Toͤlpel vermeynen / je groͤſſer der Schmertz / je beſſer die Feuchtig - keiten heraus kommen / nach dem Sprich - wort: Ubi dolor ibi fluxus, daß die Pa - tienten Mordio ſchreyen / und fuͤr Angſt vergehen moͤch - ten.

Das236Das XVII. Capitel.
Das XVII. Ca-pitel.

Das XVII. Capitel. Von Erbrechen / Purgieren und Clyſtieren bey Peſt-Krancken.

Von Er - brechen / Purgierẽ / und Cly - ſtteren ꝛc.

DIe Gelehrte halten dafuͤr / daß / wie bißweilen die Peſt einen Leib / deſ - ſen Magen und Bruſt voller Un - rath ſtecket / bißweilen aber einen reinen er - greiffet / alſo kan zwar zu Benehmung des beſagten Unraths / darinnen ſich offtmahl das Peſtilentziſche Gifft aufhaͤlt / und daher leicht - lich Fieber erreget werden koͤnnen / ein Vomi - torium nicht ſchaden. Aëtius tetr. 2. ſerm. 1. c. 95. Paul. l. 2. c. 36. de re medica. Toubert. c. 17. de Peſt. u. a. m. weilen es viel leichter iſt / denſelben durch den Halß oder Mund / als durch den Stuhlgang auszufuͤhren / aber es muß nicht durch antimonialiſche / mercuria - liſche oder andere dergleichen gifftige ſtarcke Mittel geſchehen / ſondern durch gelinde / ob - ſchon jene an ein - oder dem andern wohl aus - geſchlagen / iſt ſolches doch ungefehr geſche - hen / und darauf kein Rechnung zu machen. Iſt derowegen ſolch Experiment eben derje - nigen eines / von welchen Hyppocrates in ſei - nem erſten aphorismo ſagt / daß es gefaͤhr - lich / und das judicium oder Urtheil davonWorinnẽ einige das Erbrechen fuͤr gut achten. ſchwer ſey. Und diejenigen / welche ein Er - brechen bey Peſt-inficirten Patienten fuͤr gut achten / thun ſolches fuͤrnemlich aus folgen -den237Vom Erbrechen / Purgieren / ꝛc. den Urſachen / weilen man faſt keine Peſt ſie - het / da nicht ein Eckel oder Erbrechen bey ſey / nun ſey es ja keine ungereimte Sache / ein Erbrechen durch ein ander Erbrechen zu cu - riren / damit die Materia, derer ſich die Na - tur ohnedem zu entledigen unterſtehet / gemin - dert / und aus dem Weg geraumet werde; auch weilen durch das Erbrechen die Beu - len / Blattern / ꝛc. deſto eher und lieber zu der Hauth heraußkommen. Dann auch nach Cardani Lehre / das Gifft wieder an dem Ort heraus zu fuͤhren / da es hinein kommen / weil nun das Gifft gemeiniglich durch den Halß in Leib gezogen werde / ergò ſo ſolte es auch wieder durch dieſen Weg heraus bracht wer - den; und endlich / dieweil zu Austreibung vieler andern Gifft mehr / ein herꝛlich Ding iſt / wie beym Mercuriali de venen. & morb. venenoſ. deßgleichen bey andern hin und wieder zu leſen / auch die Chymici des Tur - bir. mineral. oder den Mercurium præcipita - tum. Alphanus c. 31. lib. de peſte, wie auch den Vitriolum rectificatum ſehr ruͤhmet / als welcher oben und unten purgirt / Angel. Sa - la. tr. 1. c. 9. & 2. ſ. 1. & de peſte curat Al - phanus c. 31. l. de peſte, deßgleichen thun viel andere mehr; denn Quercetanus alex. l. 2. c. 7. ſchreibt: Die von dem Antimonio oder Spießglaß bereitete Erbrechen-machende Artzneyen ſeyn wider die Peſtilentziſche Fie - ber und alle febres epidemicas gut / bekraͤff -tiget238Das XVII. Capitel. tiget ſelbiges auch mit vielen Experimenten / welche ihn in ſeiner Hoffnung (wie er ſaget /) niemahls betrogen. Matthioius ſchreibt / es ſeyen in der Peſt / ſo Anno Chriſti 1592. in gantz Boͤhmen graſſirt / ſehr viel erhalten wor - den / welche nur gran. iiij. Antimonii Hya - cynthini und ʒj. Antidoti liberantis im An - fang der Schwachheit gebrauchet.

Wie den Erbrechen Mitteln wideꝛſpꝛo - chen wird.

Hergegen aber ſchreibt Mindirerus, es ſey keiner jemahls durch Erbrechen von der Peſt errettet worden / weil das Erbrechen in der Peſtilentziſchen Kranckheit ein Symptoma ſey / und keine Criſis; und andere beruͤhmte Authores mehr. Wie wollen aber allhier bey der meiſten Meynung fallen / gleich an - fangs gedacht worden. Denn auch Maſſa - rias diſput. 2. l. 2. & cap. 45. Saxoniæ ra - thet / wann man befindet / daß das Erbrechen von der Natur erreget wird / man ſich der uͤberfluͤſſigen ſchleimigen Materie zu entſchuͤt - ten wohl ein Erbrechen zuwegen bringen doͤrff - te. Valeſius l. 7. c. 4. und Minder. c. 14. de peſt. beantworten aber dieſe Meynung / ſa - gende: Wo ein Eckel und Erbrechen iſt / ein groſſer Eckel und Erbrechen erreget werden muͤſſe / und obſchon bißweilen ein Erbrechen durch ein ander Erbrechen gleichwie ein Durchlauff mit mehrerm Purgieren geſtillet und curirt wird / geſchiehet ſolches nicht per ſe, ſondern per accidens, wegen der vielen boͤſen Materie / ſo im Leib verſammlet. Inder239Vom Erbrechen / Purgieren / ꝛc. der Peſt aber findet ſich ſolches nicht in allen Leibern / dennoch aber iſt ein Erbrechen da / und hier iſt kein Brech-Mittel vonnoͤthen / ſondern vielmehr auf die gifftige Qualitaͤt zu ſehen / welche / weil ſie ſpiritualis, und in dem Hertzen am meiſten ſteckt / keinesweges durch Erbrechen außgefuͤhret werden kan. Eben ſo wenig iſt zu Beantwortung des andern Einwurffs darum ein Erbrechen zu erregen / damit die Characteres peſtis, als Beulen / ꝛc. deſto lieber und eher zu der Haut heraus - kommen moͤgen: Denn wer will denn ſa - gen / ob auch ſolche Characteres ſich aͤuſſer - lich werden ſehen laſſen? wie viel Peſtilentz ſeyn / da ſie / man unterſtehe ſich auch die - ſelbe heraus zu bringen / wie man wolte / niemalen erſcheinen? Und wenn ſolche auch heraus kommen / waͤre doch das Erbrechen die wenigſte Urſach deren / ja auch durch Aus - lehrung des Leibs wird vielmehr Urſach ge - geben / daß die Materi / welche nun mehr durch Beulen ꝛc. heraus will / per revulſionem wie - derum in Leib zuruͤck gehe / und erſt rechte loſe Haͤndel anhebet. Joan Villa real. lib. 2. c. 3. de morbo ſuffocante ſaget: Es hat mit der Peſtil. Gifft ein andere Gelegenheit / als mit denen / welche dem Menſchen in Eſſen und Trincken beygebracht werden / denn dieſe beſtehen in einer lieblichen / dicken und mate - rialiſchen Subſtanz, welche gelinder ſind / im Magen liegen / und wol Verzug leiden / weilſie240Das XVII. Capitel. ſie nicht eher ihre Wuͤrckung verrichten / ſie werden denn von dem Calido innato auffge - muntert / und kan derowegen fuͤglich aus dem Magen bracht werden: Mit dem Pe - ſtilentz-Gifft aber verhaͤlt es ſich anderſt / ſin - temal ſolches als mehr vaporiſch denn mate - rialiſch / mit groſſer Geſchwindigkeit / wenn es auch nur das duͤnneſte Luͤfftlein vehiculo l[o]co hat / in den Leib / oder in die Lufft - und Blut-Adern hinein wiſchet / welches ſubtile Luͤff[t]lein vom Erbrechen nicht / ſondern durch den Schweiß ꝛc. wiederum heraus gebracht werden kan.

Purgi - ren / wer[ſo]lches wiederra - chen wiꝛd.

Nachdem bishero der Erbrechen machen - den Urſachen wegen gedacht worden / ſoll auch billig angefuͤhret werden / wie ſich infi - cirte Krancken / mit dem Purgieren unter ſich zu verhalten haben. Ob man ſolche aber zu ſolcher Zeit ſicherlich gebrauchen ſolle / iſt noch unter den Gelehrten ein groß Diſputat, und welche dem Purgiren wiederſprechen / gebrauchen folgende Urſachen / und ſagen / daß faſt keine Purgation geſchiehet / daß der Leib davon nicht ewas Kraͤffte verliehre / daß auch durch purgiren die boͤſe Feuchtigkeit noch mehr bewegt werde / und das Gifft à circumferentia ad centrum, i. e. zum Her - tzen treibet. So koͤnte ſolche auch gar leicht - lich ſchaͤdliche Durchlauff / Bauch-Fluͤſſe / die ohndem in peſtilentziſchen Fiebern / ſon - derlich in unreinen Leibern / gemein ſeyn /auch241Vom Erbrechen / Purgiren ꝛc. auch groſſen Durſt / Eckel fuͤr Speiſe / Grim - men / ꝛc. verurſachen. So ſey auch das pe - ſtilentziſche Gifft ſo ſubtil / daß es durch keine Purgationem Deiectoriam ausgefuͤhret wer - den kan / dieweil es bald das Hertz einnimmt / und in demſelben ſtabilirt / daraus es durch keine Purgation gebracht werden kan. Auch weil das purgiren der Natur in ihrer Criſi und Austreibung hinderlich iſt / dieweil auch in den purgirenden Artzneyen gemeinig - lich ein Gifft verborgen lieget / auch weil die gelehrte Medici ihnen das Purgiren nicht wollen gefallen laſſen. Hippocrat. aphor. 24. in acutis morbis rarò utendum eſt purganti - bus, i. e. in groſſen und hefftigen Kranck - heiten ſoll man gar ſelten purgirende Sachen gebrauchen. Und Crato in ſeiner Ordnung von der præſervation, auch Sennert. de Fe - brib. l. 4. c. 8. ſchreiben: Es kan das Semi - narium peſtis durch keine purgirende Medi - camenten ausgetrieben werden / und Panſa conſ. 3. antipeſt. c. 10. Es iſt gantz gefaͤhr - lich im Anfang der Infection der Krancken mit Purgantibus anzugreiffen / welches der diebiſchen Land-Betrieger beſte Kunſt iſt / ruͤhmen ſich noch deſſen / wiſſen mehr nichts denn purgiren / noch glaubt man ihnen / welche mit ihrem Betrug und Mord was anders verdient haͤtten. Quercct. alex. l. 2. c. 7. Man purgire gleich zeitlich oder lang - ſam / gelind oder ſtarck / ſo iſt doch allwegeQgroſſe242Das XVII. Capitel. groſſe Gefahr dabey / und gemeiniglich ge - gen der allererfahrneſten Medicorum Mey - nung der Tod fuͤr der Thuͤr.

Mey - nung der - jenigen / ſo das Pur - giren ap - probiren wollen.

Denenjenigen aber / welche zu dem Pur - giren rathen / die thun es aus folgenden Ur - ſachen / als dieweil nach Hippocrat. Lehre / extremis morbis, extrema remedia gebuͤh - ren / auch weil unmoͤglich waͤre / daß nicht ſo viel boͤſe ſchleimige / galliſche Materia und Unrath im Leib ſeyn ſolte / welcher nicht pur - girens vonnoͤthen haͤtte. So koͤnte es auch unmoͤglich ſeyn / wenn ſo viel boͤſe Materie aus dem Leib purgiret wuͤrde / daß auch nicht ein Theil des Giffts mit ausgefuͤhret werden ſolte. So auch werde ja das Purgiren von ſo viel vornehmen Medicis approbiret und gut geheiſſen. Wir wollen es aber mit denen halten / welche bey inficirten Krancken das Purgiren nicht eben verachten / ſondern zu rechter Zeit / und auf gewiſſe Manieren / Weiſe und Maß verrichten / wie in folgen - den erhellet.

Wenn und zu welcher Zeit das Purgiren zu billi - gen.

Wenn es endlich zur Reſolution kom - men / daß das Purgiren bewilliget wuͤrde / ſo finden ſich wieder neue dubia, ob man ſich der Purgier alsbald bedienen / oder ob man ſo lang warten ſoll / bis vorher die Materia præparirt iſt? denn ſo man alsbald purgiren wolte / waͤre es wider den Methodum me - dendi, welcher will / daß man die boͤſe Ma - terie zuvor koche / præparire oder bereite / undzu243Vom Erbrechen / Purgiren / ꝛc. zu der Ausfuͤhrung geſchickt und tuͤchtig ma - che. Thut man aber dieſes / ſo leidet ja der peſtilentziſche Gifft keinen ſolchen langen Verzug. Weil es eine gifftige Materie / die das Hertz beſeſſen / und nicht viel Zeit zu ko - chen oder præpariren zulaͤſſet. So will auch Galenus lib. 1. de diff. Febr. daß man pur - gire / dieweil die Kraͤffte noch beyſammen / und das peſtilentziſche Gifft die Furcht des Hertzens noch nicht uͤbereilet / denn je mehr die Kranckheit zunimmet / oder je laͤnger ſie waͤhret / je mehr die Kraͤffte abnehmen / und von dem Gifft uͤberwunden werden. So koͤnte auch durch Zuſchlagung eines Bauch - Fluſſes / oder der Beulen und Blattern ꝛc. die nothwendige Purgation verhindert wer - den / daß ſolches hernach die Natur nicht ausſtehen koͤnte. Uber dieſes auch ſo kan ja die Natur alle von der Peſt herruͤhrende Faͤu - lung nicht recht auskochen oder uͤberwinden / dannenhero beſſer gethan / daß man ſolche bey Zeiten aus dem Wege ſchaffe. Beſſer iſt es ja auch / daß man ſolches thue / ehe ſie ſich im Leibe ſetze / und etwa ein vornehm Glied einnehme / und noch mehr faule und boͤß wer - de / auch das Fieber darauf wachſe. Endli - chen wofuͤr wird es nutz ſeyn / diejenige Evacuation zu erwarten / welche erſt in con - ſiſtendi vigore geſchehen will? da doch alle Judicia, welche von der Peſt geſchehen / mehr zum Tode als zum Leben zielen. Da -Q 2hero244Das XVII. Capitel. hero auch Menandus lib. 13. epiſt. 1. dieje - nige lieber hoͤret / welche ehe im Anfang der Peſt / ſo bald immer nur geſchehen kan / al - lerley evacuationes an Hand zu nehmen. Je - dennoch aber ſo will die boͤſe Materie nach Hippocr. Meynung zuvor præparirt / und von der Natur zahm gemachet ſeyn. Hinge - gen wenn man gleich von Anfang der Kranckheit purgiren wolte / ſo wuͤrde die na - tura regitiva zu ſehr niedergeworffen. Sin - temal ihr ohne daß der Peſt-Gifft ſo hart zu - ſetzet. Man ſoll aber die Natur mehr ſtaͤr - cken als ſchwaͤchen. Hierauf folget nun der Schweiß / daß wofern der inficirte Leib voller uͤberfluͤſſiger boͤſer Feuchtigkeit ſteckt / und ſolche an der empfangenen Peſt Urſach ſind / ſoll man auf die Concoction und Præ - paration derſelben nicht warten; Im Fall aber keine ſo groſſe Menge beſagter Materie vorhanden / das Gifft auch etwa anderwert - lichen herkommen / und der Medicus nicht alſobald geruffen worden / ſoll man das Purgiren ſo lange aufſchieben / bis der Gifft durch Krafft der Gifft-treibenden Artzneyen gantz gedaͤmpffet / zumalen weil auch der ge - ringſte Peſt-Gifft durch purgirende Artzneyen auffgeruͤttelt werden kan / daß der Patient / welcher zuvor noch haͤtte koͤnnen davon kom - men / alsdann allererſt recht erkrancket / und den Geiſt auffgeben wird.

Endli -245Vom Erbrechen / Purgiren / ꝛc.

Endlichen / und zum Beſchluß / ſo wirdOb ſtar - cke oder gelinde Purgantia zu ge - brauchen. auch noch geweiffelt / ob man gelinde oder ſtarcke purgirende Mittel erwehlen ſoll. Et - lichen aber gefallen dieſe / andern aber jene / denn weil die ſtarcken offtmal nur bewegen / aber nicht ausfuͤhren / zuweilen aber auch gar zuviel wuͤrcken; So geſchiehet es auch /Ratio von gelinden Purgir - Mitteln. daß durch gelinde / die boͤſe Feuchtigkeiten nur auffgeruͤhret / geſchaͤrfft / und neben dem Gifft aͤrger und boͤſer gemacht werden / geſchiehet aber dieſes / ſo bekommen ſie eine gifftige Natur und Eigenſchafft / und werf - fen die noch uͤbrig gelaſſene wenige Kraͤffte vollend darnieder / welche / wenn ſie im Bauch kommen / boͤſe / gefaͤhrliche Durch - laͤuff und dergleichen / wie denn ſolche Kran - cke dergleichen Affecten ohne des mehr als an - dere unterworffen / erregen. Je ſtaͤrcker aber die Purgier iſt / um ſo vielmehr wird das Gifft / welches um und an den aͤuſſern Leib hafftet / mehr in den Leib gezogen. Nun ſind auch die ſtarck purgirende Artzneyen oh - ne dem nicht ohne Gifft / daher nothwendig folget / daß der Gifft / ſo zuvor ſtill gelegen / durch mehrern Zuſatz geſtaͤrcket / und ge - faͤhrlich auffgeruͤhret werde. So kan ohne dem kein Medicus wiſſen / ob die Natur auch zum unten aus purgiren geneigt ſey; daher weniger Schade von gelinden Pur - gier-Mitteln / als von den ſtarcken Sachen zu befuͤrchten iſt. Und was werden dieQ 3auff -246Das XVIII. Capitel. auffgeruͤhrte boͤſe Feuchtigkeiten nicht erſt thun / dieweil ohne dem alle ſtarcke Purgan - tia das Hertz offendiren. So auch ſind un - ſere Naturen durch unordentliches Leben alſo geſchwaͤchet / daß auch diejenige Artzneyen / welcher ſich Hippocrates, Galenus, Aëtius, Avenzoar zu ihrer Zeit bedienet / uns viel zu ſtreng und gifftig ſeyn wuͤrden. So ſehen wir ja auch / wenn bey etlichen Peſt-Patien - ten die gifftige Humores ohne das in dem Haupt und andern Gliedern in einer ſolchen Bewegung ſeyn / daß ſich einige ſelbſt ums Leben bringen. Was ſolte alſo nicht geſche - hen koͤnnen / wenn ſtarcke Purgantia gebrau - chet wuͤrden. Iſt alſo beſſer / daß man durch gelinde Mittel etwas von boͤſen Feuchtigkei - ten noch im Leib laſſe / als daß man durch ſtarcke zwar alles Boͤſe ausfuͤhre / aber die Natur und Kraͤffte alſo ruinire / daß ſie ſich nicht wiederum erhohlen koͤnnen. So hat man ja auch nicht noͤthig dasjenige durch ſtarcke Mittel zu verrichten / was man mit den gelinden ausrichten kan.

Ratio von ſtarcken Purgier - Mitteln.

Ungeachtet dieſem allen aber / ſo ſind doch etliche / welchen die ſtarck-purgirende Artz - neyen mehr als die gelinden gefallen wollen / mit Vorwenden: weil der gifftige humor, ſo bald immer moͤglich / auszutreiben waͤre / welcher ſich von einem linden und geringen Mittel wegen ſeiner ſtrengen boͤſen Qualitaͤt nicht werde zwingen laſſen: Auch weil diePeſt247Vom Erbrechen / Purgiren / ꝛc. Peſt eine groſſe hefftige Kranckheit iſt / der - gleichen Kranckheiten aber einen groͤſſern heff - tigen Widerſtand und Artzney erforderten / allwo die geringen nichts verfangen wuͤrden: Weil man auch Exempel hat / daß ſtarcke Artzneyen viel / die gelinden aber nichts / ge - fruchtet haben: Dann auch waͤren nicht we - nig beruͤhmte Medici, die mehr vom Ge - brauch der ſtarcken / als vom Gebrauch der gelinden Mittel gehalten haben: Als Jo - hann. Herculanus, welcher nach langen di - ſputiren endlich ſchlieſſet: Die Artzneyen von Scammoneo ſeyn viel fruchtbarer als die ge - linden; denn dieſe dem Hertzen nicht ſo bald zu Huͤlff kommen / noch das Boͤſe fluͤchtig machen. Avenzoar. 3. teiſir tr. 3. cap. 4. der eine Latwerge vom Euphorbio, und eine Artz - ney von Tauben-Miſt / Lerchenſchwamm / Aloe / Nießwurtz / Schwertel / Coliquinten / und dergleichen verſchreibt. Fallopius und Heurnius, welche den Gebrauch des Euphor - bii gleichfalls ruͤhmen / und fuͤr ein gut Gifft - Mittel achten. Martin. Henrici, welcher q. 13. rom. 1. ausdruͤcklich ſchreibt: Derje - nige / welcher die Peſt-Cur mit linden und geringen Mitteln anzugreiffen vermeinet / der thut thoͤrlich.

Damit aber dieſer Streit beygeleget wer -Was aus beyden Ra - tionen zu ſchlieſſen. de / ſo haben beyde Theil ſtarcke Argumenta, aber bey einer jeden Complexion, Alter / ꝛc. da ſchicken ſich weder allzeit die ſtarcke / nochQ 4allzeit248Das XVII. Capitel. allzeit nur die gelinde / ſondern man muß alle Umſtaͤnde / derer ſchon offt Meldung ge - ſchehen / betrachten / und nach Befinden der - ſelben den Handel anſtellen / denn bißweilen thun die gar gelinde / als die Manna, Flores Caſſiæ, Pulpa Tamarindorum, Mechoacana, Cremor Tartari, Criſtalli Tartari &c. genug; bißweilen hat man ſtaͤrckere / als das Rha - barbari, Agaritium, Fol. Sennæ, Rad. Jalop - pa, &c. bißweilen nach etlicher Meynung der allerſtaͤrckeſten / als des Scammonii, Dia - grydi, troch, alhandal. Antimoni &c. vonnoͤ - then: doch iſt zu bedencken / ob dieſe letztere an und fuͤr ſich ſelbſt ſicherlich gebraucht wer - den koͤnten. Es meldet zwar Panæus lib. 21. Chirurg. daß es viel aus ihrer ſelbſt eigenen Erfahrung ruͤhmen / dieweil es aber von de - nen Medicis zu Paris einhellig verworffen worden / als wolle er es gleichfalls uͤbergeben und auslaſſen.

Wann es dann mit dem Purgiren ſo eine gefaͤhrliche und zweiffelhaffte Sache / ſo iſt ja beſſer gethan / ſolches nach Moͤglichkeit gar zu unterlaſſen / und da ja vonnoͤthen waͤre / wegen Verſtopffung etwas zu thun / ſo hat man ja Suppoſitoria oder Zaͤpfflein / desglei - chen Clyſtier / welche ihren Effect und Wuͤr - ckung bald erreichen / und in einem Tag offtmahl repetirt und applicirt werden koͤn - nen.

Was249Vom Erbrechen / Purgiren / ꝛc.

Was aber das Clyſtiren anlangt / ſo be -Clyſtiren / zu was ſol - ches dien - lich iſt. zeugen die alleraͤlteſte und fuͤrtrefflichſte Me - dici, daß faſt keine Kranckheit ſey / wider wel - che das Clyſtiren nicht nuͤtzlich waͤre / com. ad aphor. 2. lib. 18. daher auch Renodæus in inſtit. pharmaceut. lib. 5. cap. 5. ſchreibt / daß das Clyſtiren dienete in Hauptwehta - gen / in Augentrieffen / und andern Augen - Maͤngeln / in engen Athem / und Bruſt - Kranckheiten / in Auffblaͤhung des Leibs / in Nieren-Entzuͤndung / in Verſtopffung der Kroͤß Adern / in Harn-Verhaltung ꝛc. Die - ſes ſind aber nur die wenigſten erzehlt / wor - wider das Clyſtiren remediren koͤnte / wie denen Medicis practicis ſelbſt bewuſt iſt. UndWie man - cherley der Clyſtier ſeyn. iſt des Clyſtirens mancherley / denn etliche er - weichen / etliche reinigen / etliche vertreiben die Winde / andere ziehen zuſammen; andere / welche gleichſam zuſammen leimen; andere / welche die Schmertzen ſtillen; andere / welche ſtaͤrcken / und Kraͤffte geben; andere / welche purgiren; andere / welche ſtopffen.

Dieweil aber ſelten einer mit der Peſt be - fallen wird / der nicht zugleich etwas in - oder an ſeinem Leib empfinde / darzu ein oder an - der Clyſtir nicht nutzlich ſey / ſo kan ein jeder leicht erkennen / daß diejenige die Sach kei - neswegs verſtehen / welche das Clyſtiren ver - achten / oder daß ſolches den an der Peſt-lie - genden zuſtatten kommen koͤnte / und laͤug - nen wollen / daß man ſolche Mittel gar wohlQ 5an250Das XVII. Capitel. an ihnen brauchen koͤnne; noch weniger einen Grund hat / wenn ſie ſagen / es erfolge auf manch Clyſtiren ein Grimmen /[Contractur] oder Laͤhme / oder wohl gar der Tod: denn kein Grimmen oder Laͤhme wird erfolgen / es ſey dann / daß ein Clyſtir viel zu kalt applici - ret wuͤrde / oder die boͤſe Materi nur auff - geruͤhret / nicht aber ausgefuͤhret / vielweniger kan es den Tod verurſachen / es muͤſſe dann gar wunderlich / ſeltzam und gantz ungeſchickt damit umgegangen werden; moͤglich iſt es zwar / daß der Tod darauff folgen kan / aber daran iſt das Clyſtier ſo wenig ſchuldig / als die Schlag-Uhr an deſſen Todt / der um 11 oder 12 Uhr geſtorben / denn was kan die Uhr darzu / ob es ſchon geſchlagen hat / wenn der Patient ohne das ſchon ſeinen Geiſt geben muß. Es ſeynd ja die Clyſtier keine Mittel wider den Tod / ſonſten wuͤrden ſie manchen ſehr angenehm ſeyn / ſondern ſie thun offt ſo viel guts / als andere Mittel auch in den ober - ſten Gliedern / deſſen ſich keiner verwundern darff: Nur iſt zu bedauren / daß ſich ein Pa - tient ſolche nicht (ohne ſonderbare Inſiru - menta) ſelbſten appliciren kan: darum ver - richten ſolches gemeiniglich die Apotheker - Geſellen / gegen gebuͤhrende Verehrung / wel - ches auch fuͤr ihr Ampt und accidentale zu achten; doch finden ſich auch Weiber / wel - che die Clyſtirer denen Weibs-Perſonen fein beyzubringen wiſſen. Dieweil ſolches nun /wie251Vom Purgiren / Clyſtiren / ꝛc. wie geſaget / des Apothekers Ampt iſt / als ſeynd etliche der Meynung / ſolche muͤſten die Clyſtier auch bey krancken Peſtſuͤchtigen ap - pliciren / deſſen ſie ſich aber oͤffter aus Furcht weigerten: ſo ſoll man keinen darzu noͤtigen / welcher furchtſam iſt / ſondern weil Barbier - Geſellen doch ohnedem zum Krancken gehen / kan man ſolche gar leichtlich unterweiſen / daß ſelbe die Application verrichten muͤſſen: ſonſt aber / wo man gar niemand finden koͤnte / ſo iſt es derjenige billich zu thun ſchuldig / deſſen Ampt es iſt / und der es zu andern Zeiten nicht wol leiden wuͤrde / daß ihm ein ander ſein Accidenz oder Verehrung fuͤr der Naſe wegziehe. Die Formul aber Clyſtier zu be - reiten / kan man machen e. g.

Clyſtier.

Clyſtier insgemein gut.
  • Ibiſch-Saurampff-Ochſenzungwur - tzel aa. ʒij.
  • Garten-Pappel / Tag und Nacht / Pap - peln / Endivien / Veyel / Saurampff
  • und Bingelkraut aa. .
  • Damaſcener Zwetzgen No. iv.
  • Sebeſten / rothe Bruſtbeer aa. p. j.

Koche alles in Gerſtenwaſſer / dieſer Cola - tur nehm . x.

  • Bingelkraut Honig .
  • Veyel - und Roſen-Honig aa. ʒvj.
  • Oel von Seeblum / weiſſe Lilien / Veyel
  • und Dill / aa. ß.
  • 252
  • Meyenbutter ʒij.
  • Gelb von einem Ey.

Miſche alles zu einem Clyſtier / in rechter Waͤrm zu geben. Dieſes Clyſtier iſt darum von ſo vielen ingredientien anher geſetzt / da - mit ein jeder / nachdem ihm beliebt / die Wahl daraus alsbald haben kan.

Wenn einem ſchwindelt / und es fuͤr den Augen umher laͤufft / ſo mache man folgend

Clyſtier im Augen - Schwin-del.

Clyſtier.

  • . Friſche Milch-Schotten xij.
  • Roſen - und Violen-Oel aa. ij.
  • Elect. von der Caſſiæ fiſtul. j.
  • Zucker j.
  • Gelb vom Ey No. j.
  • Saltz ʒj.

Vermiſche es durcheinander / und laß ihm eine Stund vor dem Nach-Eſſen appliciren.

Ein ander Clyſtier / wenn ein Bauch - fluß kommet.

Clyſtier.

  • . Gerſtenwaſſer xiiij.
  • Zucker .
  • Gelb vom Ey No. ij.
  • Temperir es durcheinander / und gib es als ein Clyſtier ein.

Noch ein Clyſtier / ſo Blaͤhungen fuͤrhanden:

Clyſtier.

  • . Decoct. Emoll. ʒix.
  • Elect. diaprun. lenit. j.
  • 253
  • Camillen-Oel /
  • Suͤß Mandel-Oel / aa. ʒvlj.
  • Cremor Tartari j.

Will man aber ein Clyſtier fuͤr junge Kin - der machen / ſo gebrauch folgendes

Kinder-Ciyſtier.

  • . Geſotten Gerſtenwaſſer / oder Quet - ſchenbruͤhe / oder Geißſchotten / oder
  • Fleiſchbruͤhe / davon das Fett ab - gehebt worden iij. oder wann ſie
  • nur von 1. ad 2. Jahr / ij.
  • Bingelkraut-Honig / oder laxirenden
  • Viol-Honig j.

Laß zuſammen zergehen / thue darzu Rothen Candel-Zucker ʒij. Gelb von Ey No. j. Saltz par.

Miſche es / ſo iſt es ein Clyſtierlein.

Das XVIII. Capitel. Mancherley bey der Peſt fuͤr -Das 18. Capitel. kommende Symptomata.

ES wird die Peſt-Kranckheit niemalVon aller - hand Zu - faͤllen bey Peſt Kran - cken. allein kommen / ſondern mit noch gar viel andern ſchweren Kranckheiten begleitet werden / daß offt ein Medicus nicht weiß / auff welch Symptoma er zu erſt ſeine Augen und Gedancken hinwenden ſoll / denn es werden gemeiniglich alle fuͤnff Sinne / alsGe -254Das XVIII. Capitel. Gehoͤr / Geſicht / Geſchmack und Geruch / am meiſten aber das Fuͤhlen durch lauter Schmertzen / bißweilen aber verkehrt / und in eine Unempfindlichkeit verwandelt / angegrif - fen. Unter allen Symptomatibus aber iſt das Hauptwche am gemeinſten; nebſt die -Beneñung mancher - ley Sym - ptomaten. ſem findet ſich auch bißweilen ein Nieſen / Schwindel / Wahnwitz / Verruckung der Sinne oder Vernunfft / uͤbermaͤſ - ſiges Wachen / allzuviel Schlaffen / groſſe Unruhe / Naſenbluten / Halß - Geſchwaͤr / Heiſerkeit / Erbrechen / Schlucken / Eckel / ſtinckender Athem / Undaͤuen und Schwachheit des Ma - gens / Engbruͤſtigkeit / Hertzdruͤcken / Hertzzittern / ungewoͤhnlicher Hu - ſten / unleidlicher Durſt / Ohnmach - ten / Seitenſtechen / Grimmen / Durch - lauff / Verſtopffung des Stulgangs / Wuͤrm / Gelbſucht / beſchwerliche Hitz und Entzuͤndung / und andere mehr; Wiewol nun mancherley Symptomata, Ac - cidentia und Zufaͤlle bey den Krancken ſich herfuͤr thun / ſo ſolte man ſich verwundern / woher doch die Peſt ſo vielerley und zwar et - liche ſolche Zufaͤlle habe / welche einander gantz entgegen und zuwider ſeyn? Als da einer groſſen Schmertzen empfindet / ein anderer gantz keinen fuͤhlet / ſondern unempfindlich iſt: dieſer muß viel wachen / ein anderer ſchlaͤffet zu viel: dieſen geluͤſtet allerley / ei -nem255Von alllerhand zuſchlagend. ꝛc. nem andern eckelt dafuͤr: einer hat groſſenWarum doch ſolche Sympto - mata ſo contrar ausfallen. Durſt / da doch jenen nicht einmal duͤrſtet: einer muß offt zu Stul gehen / ein anderer iſt gar verſtopfft / ꝛc. Der ſoll aber wiſſen / daß ſolches alles von der Beſchaffenheit der angebohrnen Natur und Complexion der Menſchen / ſo dann auch von der in ſeinem Leib ſich befindenden boͤſen Materi oder Peſt - Zunder / und von der Art / welche GOtt der graſſirenden Peſt ertheilet und eingepflantzet / deßgleichen von dem Verhalten der Patien - ten in der Diæt, und Gebrauch der Mittel / auch von der Abwartung und Bedienung / vor andern Umſtaͤnden herkomme / wie nach - gehends wird geſagt werden.

Es finden ſich bißweilen im Anfang dieſerPeſt-Beu - len / Schlieren. Kranckheit Bubones, Beulen oder Schlie - ren / bißweilen aber kommen ſolche etliche Ta - ge nach angefangener Kranckheit an der Infi - cirten Leibern herfuͤr / aber unter den Armen und an den Heyldruͤſen / oder auch an den Schenckeln bey dem Gemaͤcht / laſſen ſich ſol - che gemeiniglichen antreffen / welche in der Cur auff mancherley Manier tractirt werden.

Wann man alles zuſammen faſſet / ſo ſie -Wie die Schlieren oder Peſt - Beulen zu curiren. het man in Heylung derſelben erſtlich auff das inwendige Gifft / von welchein ſie ausgetrie - ben werden / und denn auff die Beulen ſelbſt. Dem Gifft wird durch Schweißtreibende und andere Mittel mehr / davon oben gedacht worden / widerſtanden: die Beulen ſelbſtwer -256Das XVII. Capitel. werden durch Blaſenziehen / Schroͤpffkoͤpff auffſetzen / ſchroͤpffen / Erweichungen / anzie - hende und andere benoͤthigte Handgriffe tra - ctirt. Vom Blaſenziehen iſt im vorigen Ca - pitel gehandelt: auch iſt hier ferner zu wiſ - ſen vonnoͤthen / daß daſſelbe durch Aufflegung gewiſſer Artzneyen / ſo bald der Patient etwas ſpuͤret / beobachtet werde / derer Mittel ſeyn einige gar ſtarcker / etliche mittelmaͤſſiger Art / etliche von beyden unterſchieden; gar ſtarcke ſind / welche man von den Cantharidibus, von Euphorbio, &c. præparirt / als folgender

Starcker Uber-ſchlag.

Uberſchlag.

  • . Spaniſche Mucken / ohne Kopff und
  • Fluͤgel p. 3.
  • Sauerteig dreymal ſo viel /
  • Eſſig ſo viel noͤthig.
  • Mache ein Teiglein daraus / lege es warm - lecht uͤber / oder nachdem es die Noth - durfft erfordert / neben oder unter die Beule / laß 10. oder etlich Stunden mehr alſo liegen.
Mittel - maͤſſiger Uber - ſchlag.

Mittelmaͤſſige ſeynd folgender

Uberſchlag.

  • . Senff-Saame /
  • Mittlere Rinde von Hollunder aa.
  • Zerſtoß dieſe beyde Stuͤck zuſammen / und gieſſe etwas Eſſig daran / ſtreich es auff ein Tuͤchlein / und applicire es obge - dachter maſſen.
Oder257Allerley Zufaͤlle in der Peſt ꝛc.

Oder folgenden

Geringer Uber - ſchlag.

Uberſchlag.

  • . Holderblaͤtter /
  • Borragenblaͤtter /
  • Senff-Saame /
  • Alt Nußkern / aa.
  • Zerreibe dieſe Stuͤck / und beſtreiche den Ort zuvor um und um mit Theriac / dar - nach lege es uͤber.

Wofern der Schmertz zu groß wer -So der Schmertz groß iſt. den wolte / beſtreichet man die Gegend herum mit dem weiſſen Campffer-Saͤlbel / und weñ die Blaſe zeitig / wie ſie ſeyn ſoll / ſo ſchneide ſie auff / ziehe das Haͤutlein gemaͤchlich ab / Diachylon-Pflaſter / friſche Butter darauff / denn ſolche lindern den Schmertzen; etliche legen uͤber den friſchen Butter ein Koͤhlblat.

Betrifft es junge Kinder / ſo gebraucheUberſchlag fuͤr Kin - der. man ſicherlich Feigen / Taubenkoth / Eibiſch - wurtz / mit etwas Hartz und Lilien-Oel zu ei - nem Pflaſter gemacht / und lege es uͤber / ſolches ziehet das Gifft gar fein ohne alle Schwaͤ - chung der Kraͤffte aus.

Betrifft es arme Leut / ſo koͤnnen ſolcheFuͤr arme Leut. hartgeſottene Eyerdotter mit Saltz vermi - ſchet / oder Bechkalck / alt Schmeer / Sauer - teig und Vitriol zu einem Pflaſter vermiſchet aufflegen.

D. Sennert haͤlt das Blaſenziehen / dasBlaſen - ziehen be[y] Schroͤpffen / oder oͤffnen mit einer Lancet / fuͤrRdas258Das XVIII. Capitel. den Beu - len und Schlieren.das nuͤtzlichſte Remedium, damit das Gifft nicht allein heraus daͤmpffe / ſondern auch die gifftige Peſtilentziſche Humores und Feuch - tigkeiten einen rechten freyen offenen Paß zu flieſſen haben moͤchten: denn / ſpricht er / von ſo wenigem ſchroͤpffen und geſchwinden oͤff - nen ein geringer Schmertz zu befoͤrchten.

Derer Schmertz zu ſtillen.

Zu Stillung der Schmertzen an den Peſt-Beulen wird geruͤhmet ein Pflaſter von Feigen / Weitzen und Viol - wurtz / wohl unter einander geſtoſſen / und auffgeleget; Oder von friſchen Tobackblaͤt - tern und Garbenkraut zuſamt den Wurtzeln und ein wenig Saltz / zuſammen geſtoſſen; Oder eines / ſo von gepulvertem Pech und kleinen Roſinlein zuſamm geſtoſſen / gema - chet iſt.

Schmertz bey Kin - dern zu ſtillen.

Kindern und weichen Leuten den Schmertz zu ſtillen / kan man gepulver - te Camillenblumen / Reinfahren / Ibiſchwurtz und Scabioſenblaͤtter mit friſchem Milch - ram zu Pflaſter machen / und ſtuͤndlich ver - neuet / uͤberlegen.

Wann nun das Apoſtem oder Beule er - oͤffnet / ſo ſchneidet man in die auffgelegete Pflaſter einen Creutzſchnitt / daß das Gifft Lufft habe / und exſpiriren oder ausdaͤmpffen koͤnne.

Wie die Beule zu zeitigen

Wann vonnoͤthen iſt / die Beule zu er - weichen und zeitig zu machen / ſo brauche man im Anfang etwas gelinde Mittel / alsda259Allerley Zufaͤlle in der Peſt ꝛc. da iſt das Emplaſtrum Diachyllon cum & ſi -und zu er - weichen. ne Gummis, Emplaſtrum de Meliloto, Empl. de Mucilagin, das Zwiebel-Pflaſter mit Mi - thritat oder Theriac / Saffran und ein we - nig Venediſcher Seiffe zugerichtet. Wol - ten ſolche Dinge aber ihre Operation nicht thun / ſo gebrauche man ziehende Pfla - ſter / als von Gummi Ammoniaco, Hartz / Pech und Lilienoͤl vermiſchet / warmlecht uͤber zu legen: hieher dienet auch der Hanenfuß / Knoblauch / Senff / Sauerteig / Tauben - miſt / ꝛc. Es zeitiget ſonſt auch ſehr wohl fol - gendes

Pflaſter.

Zeitigend Pflaſter.
  • . Friſche Feigen No. vj.
  • Eibiſchwurtz /
  • Weiß Lilienwurtz aa. ß.
  • Leinſaam-Meel /
  • Bockshornſaam-Meel aa. ʒiij.
  • Camillenblumen-Pulver /
  • Steinklee-Pulver aa. ʒj.
  • Gummi Ammoniaci in Eſſig auffgeloͤ - ſet ß.
  • Weiß Lilien - und Scorpion-Oel
  • aa. ß.
  • Huͤnerſchmaltz ʒiij.
  • Ungeſaltzen Butter ſo viel noͤthig.
  • Mache alles zu einem Pflaſter / lege ein Theil davon mit einem leinen[Tuch] warm uͤber / und erneuere es alle 24. Stund zu dreyenmalen.
R 2Dafern260Das XVIII. Capitel.

Dafern man aber bey ſolchen ſtarcken Pflaſtern in der Beule ein Stechen oder Buͤ - cken ſamt mehrerer Hitze vermercken ſolte / ſo thue man ſolche beyſeiten / und lege dargegen ſolche auf / welche beydes erweichen und lin - dern / als einen gebratenen Zwiebel / mit But - ter / oder Capaͤunen-Schmaltz / oder Theriac vermiſchet. Waͤre alsdann die Beule zu hart und widerſpaͤnſtig / ſo ſind alsdann die Blaſen zu ziehen nothwendig. Derowegen / wann es nur die Noth leiden mag / man jetzt-gedachte weichende und attrahirende Sachen zuvor verſuchen ſoll.

Zum reinigen dienet eins von folgenden

Erwei - chendSaͤlblein.

Erweichend Saͤlblein.

  • . Gewaſchen Terbentin / mit Scabioſen - Waſſer. j.
  • Gelbes von einem Ey.
  • Saffran. j.
  • Miſche es untereinander.

Oder Fleiſchleim mit Roſen-Honig / Myrrhen und Aloe zu einem Saͤlblein ge - miſchet: Oder gewaſchen Terbentin / Roſen - Honig aa. . mit Gerſten-Mehl / ſo viel man bedarff zu einem Salbel. Nimm Ter - bentin 3. Theil. Eyerdotter 1. Theil / mit ein wenig Roſen-Oel vermiſchet. Oder fol - gend

Lavament.

Lavament.

  • . Schwertel-Wurtz.
  • 261
  • Oſterluci-Wurtz aa. ʒij.
  • Wermuth-Kraut.
  • Lachen-Knoblauch.
  • Tauſendgulden-Kraut. aa. mj.
  • Koche es zuſammen mit Wein biß auf . thue darzu
  • Schwefel-Balſam ʒij.
  • Damit waſche und reinige die Wunde aus.

Wer ein herꝛliche Salb / welche allen Unrath / Geſtanck und Eiter wegnimmt / be - reiten oder haben will / bedien ſich folgendes

Reinigung-Saͤlblein.

Reini - gungs - Saͤlblein.
  • . Terbentin. ʒvj.
  • 3. Eyer-Dotter.
  • Honig / ſo viel jetzt-beſagte 2. Stuck
  • waͤgen.
  • Koche alles zuſammen beym Feuer / zu rechter Conſiſtenz, und ruͤhr zuletzt dar - unter / wann es halb erkalten will /
  • Gepulverte Myrꝛhen / und Mercur.
  • præcip. aa. ʒj.
  • Miſche es zu einem Saͤlblein.

Wann nun die Wunde genugſam ge -Wie die Wunde zu heilen iſt. eytert und gereiniget iſt / kan man ſolche hei - len / darzu nimmet man Terpenthin / Roſen - Honig aa. j. Myrrhen / Fleiſchleim / Oliba - ni aa. q. s. und machet ein Pflaſter daraus. Oder folgend

Saͤlblein.

Saͤlblein.
  • . Myrꝛhen / Aloes.
  • 262
  • Fleiſchleim. aa. ʒij.
  • Maſtix. ʒiß.
  • Weyrauch. Tutie aa. ʒj.
  • Tormentil-Wurtz. ij.
  • Alles pulveriſirt / und thue darzu
  • Eyer-Oehl. St. Johannis-Blum - Oehl. aa. ʒvj.
  • Schwefel-Balſam. ʒiß.
  • Weyrauch-Oehl. ij.
  • Wax. q. ſ.
  • Mache aus allem ein Saͤlblein.

Nota. Alle Salben und Pflaſter ſollen warmlecht applicirt werden / damit beydes / das Gifft nicht wieder zuruckweiche / und die Materia des Geſchwaͤrs nicht haͤrter werde. 2. Daß man nach Eroͤffnung der Beulen nichtsdeſtoweniger die weiche Pflaſter zur Außfuͤhrung des Eyters uͤberlege. 3. Daß man auch die Wunde an der Beule nicht ſo bald zuheile / ſondern eine geraume Zeit offen laſſe / damit alles Gifft wohl herauſſer kom - me. 4. Daß auch bey Eroͤffnung der Beule zugeſehen werde / damit keine Ader / Nerve oder Arterien verletzt werden.

Taberna - montani cura wi - der die Beulen.

Nach Tabernamontani[Meinung] / ſchreibt ſolcher in ſeiner Hauß-Apotheck / p. 74. ſeq. Es ſollen die Apoſtema oder Peſtilentz-Beu - len nicht wie andere gemeine Geſchwaͤr ge - heilet werden / wie etliche ungeſchickte Aertzte und Eſels-Chirurgi thun / die ohn alles ver - nuͤnfftige Bedencken mit ihrer Schmier -Buͤchſe263Allerley Zufaͤlle in der Peſt ꝛc. Buͤchſe daher wiſchen / und mit ihrer Kut - ſchen-Schmiere mehr verderben / denn gut iſt. Wann du nun die Beule mit einer Flie - ten oder Lancett eroͤffnet haſt / ſo laß wol lauf - fen / damit das gifftige Gebluͤt heraußkom - me; wenn das geſchehen / ſo nimm ein friſch Ey / klopff es mit 2. Loͤffel voll Roſen-Oeles durcheinander / netze einen Meiſel darein / le - ge es in die Wunde / das ſtillet den Schmer - tzen / ſo es aber zu viel bluten wolte / daß man eine Schwachheit oder Ohnmacht ver - muthen ſolte / ſo nehm das Weiſſe vom Ey / vermiſche darunter Poli armeni ʒj. weiſ - ſen Weyrauch / Drachen Blut. aa. j. Tor - mentill-Wurtz / Aloe epat. aa. gr. 10. darein netze ein Meyſel / und lege es in die Wunde.

  • NB. Es verſtehet aber allhier Taberna - montanus nicht eine Beule oder Schweren / welche bereits zur Suppu - ration gehet / zu eroͤffnen / ſondern will / daß man ſo bald in 24. Stunden von Anfang der Kranckheit / die Beu - le / ſie ſey zeitig oder nicht / mit einer Flieten unter ſich oͤffnen ſoll / damit die boͤſe Materie bald ausflieſſen moͤ - ge / und die boͤſen gifftigen Duͤnſte / die dem Hertzen zu ziehen / hinter ſich zuruͤck gezogen werden.

Wann nun ſolch Bluten und Schmertz geſtillet / ſo dienet uͤberzulegen folgend

R 4Pfla -264Das XVIII. Capitel.
Pflaſter auf dieBeulen.

Pflaſter.

  • . Eibiſch Wurtz. .
  • Boxhorn und Lein-Samen. aa. ß.
  • Weiß Lilien Wurtz / in warmer Aſche
  • gebraten / und zu Muß geſtoſſen.
  • guten Sauerteig. aa. ʒx.
  • Tauben Koth ʒvj.
  • Saffran ʒß.
  • Siede ſolche Stuͤck zuſammen in Waſſer / in welchem zuvor Camillen Blum . und Eibiſch Wurtz ʒij. geſotten worden / bis es wie ein dicker Brey wird / zu ſol - chem thu
  • Schwein-Schmaltz. ij.
  • Lilgen-Oel. ʒx.
  • Scorpion-Oel. ʒvj.
  • Siede es wieder / bis es ſich vereinbaret / und lege ſolches des Tages zweymal warm uͤber den Schaden / binde es nicht zu harte /

Denen welche nicht von Vermoͤgen ſeyn / bereite folgend

Pflaſter fuͤr armeLeut.

Pflaſter.

  • . Klein Roſinel. iij.
  • guten Sauerteig. ij.
  • Friſche fette Feigen / No. x.
  • Salpeter.
  • Aloepatick. aa. ß.
  • Veyel-Wurtz. ʒij.
  • Camillen-Oel. q. ſ.
Stoß265Allerley Zufaͤlle in der Peſt / ꝛc.
  • Stoß zuſammen im Moͤrſer / bis zur Form eines Pflaſters / lege es des Tages zwey - mal uͤber.
  • Oder nimm Feigen / Tauben Koth ß. klein Roſinel j. Sauerteig. Honig. aa. 1. Loͤffel voll / Saltz ß. ſtoß es wohl un - tereinander / und lege es taͤglich zwey - mal warmlecht uͤber.

Oder nimm Zwiebel / hoͤhle ſolche ein wenig aus / fulle darein Theriack ß. brate es in warmer Aſche / und lege es wie obiges uͤber.

Oder nimm eine gedorrete Krotte / legeGedoͤrre - te Krotte zu ge - brauchen. ſie in Wein / bis ſie weich wird / binde es uͤber die Beule / iſt ein oft probirt Experi - ment. Es wird die Krott alſo gedoͤrret / man ſtecket einen ſpitzigen Stecken durch de - ren Kopff / und ſtecket ſie auf an der Sonne / bis ſie doͤrre iſt.

Wenn nun wie oben gemeldet / das Saͤlblein mit dem Ey und Roſen-Oel einen Tag in die geoͤffneten Beul eingeleget wor - den / ſo brauchet man folgenden Tag fol - gend Eyter-Saͤlblein / ſo wird ſich dieEyter zie - hend Saͤlb - lein. gifftige Materie in zweyen Tagen zu Eyter ziehen / das bereitet man alſo / . Terpen - tin j. gelbes von einem halben Eyer Dot - ter / Roſen-Oel ß. vermiſche es / und lege es mit Myſſeln ein / und eines der vorge - ſchriebenen Pflaſter druͤber. Wenn es nun wohl zu Eyter bracht worden / ſo gebrauchetR 5man266Das XVIII. Capitel. Reini - gend Saͤl - bel.man zum reinigen folgend Saͤlblein / . Ger - ſten-Mehl das genug duͤnckt / Terpentin j. Roſen-Honig j. mache daraus ein duͤnn Saͤlblein / das gebrauche hernach wie vori - ges in die Oeffnung / thue auch das ander Pflaſter hinweg / und lege uͤber nach beſchrie - benes

Pflaſter.

  • . Diachylon Pflaſter iiij.
  • Gummi Armoniaci.
  • Galbani. aa. j.
  • Hunds-Zungen Wurtz / ʒij.
  • Gedorret Krotten Pulver.
  • Baldrian Wurtz /
  • Scabioſen Kraut. aa. ʒij.
  • Attich Wurtz ʒj.
  • Liebſtoͤckel Wurtz ʒß.
  • Mache es alſo: Die Gummi zerlaß in Wein / ſeihe es durch ein Tuch / und inſpiſſir es wieder zu rechter Conſiſtenz eines Un - guenti, mache ein Moͤrſer und Stempel etwas warm / thu das Pflaſter darein / gieß ein wenig Lilien-Oel und Scorpion - Oel darzu / und malaxir es alſo wohl durch einander / denn thu die andern Stuͤck auch darbey / und treib alles wohl durch einander / malaxir es ferner mit Lilien - und Scorpion-Oel / daß genug iſt / und formire Zapffen.

Wenn nun die Beule genug geeytert / und ſich wohl gereiniget hat / ſo brauche folgendSaͤlb -267Allerley Zufaͤlle in der Peſt / ꝛc. Saͤlblein / das machet friſch Fleiſch wach - ſend / und dienet fuͤr Arme und Reiche.

Saͤlblein.

Saͤlb - lein / ſo wieder friſch Fleiſch machet.
  • . Terpentin j.
  • Roſen-Honig. j.
  • Gerſten-Mehl.
  • Fleiſch-Leim.
  • Weyrauch / Myrrhen / aa. par. daß es ein Saͤlbel werde / ſo nicht zu dick iſt.

So ſich aber faul Fleiſch in der Beule zeigete / kan die Reinigung ſtaͤrcker gema - chet werden / dazu auch das Unguent. Ægy - ptiacum, und Unguent. Apoſtolorum die - nen kan.

Man ſoll auch / wie oben bereits gemel - det das Geſchwuͤr nicht ſo bald zugehen laſ - ſen / damit keine Gifftigkeit zuruͤck bleibe. Wenn es aber an der Zeit iſt / daß man das Geſchwuͤr ſchlieſſen ſoll / ſo thut man das ander Pflaſter hinweg / und gebraucht fol - gendes

Pflaſter.

Pflaſter damit das Geſchwaͤr zu ſchlieſ - ſen.
  • . Inßlet von einem Hammel /
  • Terpentin / aa. iiij.
  • Roſen-Oel / Camillen-Oel / Kaͤl - ber Unſchlit. aa. iij.
  • Rindern Marck /
  • Jungfrauen Wachs. aa. ij.
  • Bleyweis / Mennig. aa. ß.
Das268Das XVIII. Capitel.
  • Das Wachs und Terpentin laß ſittiglich uͤber linden Feuer ſieden / darnach nim̃ es ab / und thu die andern Stuͤck auch darzu / ruͤhre es ſtetiglich / bis ſich alles wohl verei - niget / mehr darnach das Feuer etwas groͤſ - ſer / laß es ſieden / bis es ſchwartz wird / und ſiede es / daß es nicht aubrenne / zu - letzt thue den Terpentin und Wachs dar - bey / ruͤhr es unter einander / ſo haſt du ein edel Pflaſter darzu / ſo auch zu allen andern gifftigen Schaͤden und Geſchwuͤ - ren dienet.

Dieſes waͤre alſo eine ſichere Art zu der Cur in Schlieren und Beulen / wir wollen aber forſchen / und noch andere Symptomata zu Handen nehmen / als

Peſtilentz Blatter / Carbun-ckel.

Peſtilentz-Blatern oder Car - bunckel.

Die Peſtilentz-Blattern / zinn Blat - tern / Carbunckeln / Carbunculi, Carbones und Anthraces genannt / erſcheinen gemei - niglich mit den Apoſtemen oder Beulen / ha - ben aber keine benannte oder gewiſſe Oerter wie die Beulen / ſondern entſpringen faſt an allen Oertern des Leibes / als nemlich auf dem Haupt / Bruſt / Rucken / Armen / Schen - ckeln / auch an der Scham / auch auf der Mannes Ruthen / auch an andern Gliedern mit einer Geſchwulſt / Stechen und ſcharf - fen brennenden Schmertzen / wie derSchmertz269Allerley Symptomata in der Peſt ꝛc. Schmertz vom Brand des Feuers: Bey der Cur ſehen etliche / wenn die Natur ſolche ſucceſſivè und mit geraumer Zeit die Zeiti - gung bringet / halten dafuͤr / man muͤſſe der - ſelben folgen / und gleichſam nur dahin ſehen / wie die Beulen zur Zeitigung kommen: denn / ſagen ſie / wenn man mit Veſicatoriis, Schroͤpffen und Aufhauen eine Oeffnung vornehmen wolle / ſo erfolge darauff nicht al - lein ein groſſer Schmertz / ſo darnach ein Urſach einer groͤſſern Entzuͤndung / und Schwaͤchung der Kraͤfften ſey / ſ[o]ndern das von der Natur heraus getriebene und ſtill-lie - gende Gifft / wann es beweget werde / vermi - ſche ſich mit den Spiritibus und humoribus, und lauffe wieder zum Hertzen.

Etliche aber / weil die Peſtilentziſche Ma -Unterſchie - dene Mey - nungen von derer Eroͤff - nung. teri hartnaͤckigt / und nicht leichtlich zu Eyter zu bringen iſt / halten davor / man muͤſſe nicht allein Suppurantia und Eyter-ziehende Sa - chen brauchen / oder die Zeitigung erwarten; ſondern dem Gifft einen Ausgang / wie er ihm ſelbſt ſuchet / machen / und hernach vol - lend zeitigen / denn ſonſten nicht weniger zu fuͤrchten / daß er wiederum den Spiritibus und humoribus mitgetheilet werde / eher es zur Zeitigung gelange: Anderer[Meynung] iſt / wann man ſpuͤret / daß das meiſte Gifft all - bereit aus den Beulen / ſo koͤnne man wol die Concoction, ob ſie ſchon nicht ſo vollkom - men / wie in andern Beulen und Geſchwul -ſten /270Das XVIII. Capitel. ſten / erwarten / und ihn zu Huͤlff kommen: waͤren aber die Beulen nicht genug heraus / und das Gifft von der Natur entweder we - gen ihrer Mattigkeit / oder wegen ſeiner Menge nicht genugſam ausgetrieben / oder da es ſchon mehrentheils in den Beulen waͤ - re / und aber wegen ſeiner Groͤſſe der Beu - len ſehr gemehret wuͤrde / daher die Febriſche Hitze und andere Zufaͤlle nicht allein nicht ab / ſondern wol zunehmen / ſey keineswegs zu ge - warten / ſondern man ſoll mit dem Aufthun eilen.

Es ſeyn nun ſolches Beulen oder Carbun - ckeln / ſie ſeyn von Farb oder Groͤſſe / wie ſie wollen / ſoll man nebſt fleiſſigem Gebrauch der innerlichen Medicamenten / ſonderlich der Schweiß-treibenden / erſtlich etliche Vento - ſen um die Gegend herum / da ſie ſich erzei - gen / anſetzen / darnach auch wol gar und ziemlich tieff ſchroͤpffen / damit die Peſtilen - tziſche Feuchtigkeiten und das verderbte boͤſe Gehluͤt heraus komme: wenn dieſes geſche - hen / ſo waſche man den Ort mit warmen Waſſer von Oliven oder andern mit dem halben Theil Wein-Eſſig vermiſchet / wohl ab / und lege folgend Pflaſter alsbald warm druͤber.

Pflaſter auf dieBlattern.

Pflaſter.

  • . Linſen-Mehl /
  • Breit Wegreich /
  • 271
  • Einbeer-Blaͤtter aa. Mj.
  • Rockenbrodt-Broſamen iij.
  • Siede dieſe Stuͤck in friſchem Waſſer / daß ein Brey daraus werde / ſolchen ſtreich alsdann auf ein Tuch / leg es warm uͤber / alle 4 Stund wieder zu erfri - ſchen: ſolch Pflaſter iſt nicht koſtbar / derohalben leichtlich ſowol fuͤr Arme als Reiche zu bereiten und zugebrauchen.

Oder mache ein ſolch Pflaſter / welches die Schaͤrffe der gifftigen Feuchte mildert / und reutet die Blatter gleich im Anfang aus / und iſt offt probat gefunden folgend . Zwey Wein-ſaure Granat-Aepffel / oder in derer ſtatt einen ſauren und ſuͤſſen: die zerſchneid in Stuͤcken / und ſiede ſie in ſtarcken weiſſen Wein-Eſſig / ſo viel dich duͤnckt genug zu ſeyn / die ſiede ſo lang / biß du kanſt die Gra - nat-Aepffel zu Mueß druͤcken: ſolches Mueß lege uͤber wie ein Pflaſter / ſo warm es zu lei - den iſt / und erfriſche es wieder alle 4 Stun - den: Aber rings um die Blatter herum ſoll[man] Unguent. Populeon zu einem Defenſiv ſchmieren. Oder welches beſſer iſt / ſo nehm folgend

Saͤlblein.

Defenſiv - Saͤlblein
  • . Roſen-Oel .
  • Roſen-Eſſig ß.
  • Bol. armen. q. s.
  • Temperir alles wohl durcheinander zu ei -nem272Das XVIII. Capitel. nem duͤnnen Saͤlblein / ſchmier ſolches rings um die Blatter / ſolches verhuͤtet / daß die Blatter nicht weiter um ſich freſſe / und das geſunde nicht vergifftet werde.
Gemeine doch gute Mittel fuͤr Arme.

Die Armen nehmen Cotula fœtidia oder Krottendill / ſtoſſen es zu Mueß / und legen es um die Blatter herum / das verhuͤtet weitern Brand / und loͤſchet / aber es muß offt erfri - ſchet werden / denn es trocknet gar bald / und verdorret. Man kan auch nehmen eichene Kohlen / und zu Pulver ſtoſſen / durch ſieben / mit Honig zu einem Saͤlblein machen / auf ein Tuch ſtreichen / und uͤber die Blatter le - gen / es thut ſo viel als eine ſehr koͤſtliche Artzney.

Experi - ment.

Auch iſt ein ſonderliches Experiment fol - gend . Safft von Wallwurtz / von Sca - bioſen / Taubenfuß-Safft aa. 6. Loͤffel voll / Linſen-Mehl / Gerſten-Mehl / aa. 3. Loͤffel voll / vermiſche es untereinander / und lege es Pflaſter-weiſe uͤber / und erfriſche es offt / ſol - ches iſt ein offt probat gefundenes Mittel.

Pflaſter fuͤr arme Leut.

Folgendes iſt auch in Zinnblattern ein ſehr koͤſtlich Pflaſter. . Friſche Wallwurtz / Scabioſenkraut aa. ß. Salpeter ß. gelbes von einem friſchen Ey / temperir ſolche Stuͤck wohl durcheinander / im Moͤrſer / daß es wie ein Pflaſter werde / und leg es uͤber die Blatter / es thut ſo viel als eine ſehr koſt -bare273Allerley Symptomata in der Peſt ꝛc. bare Artzney. Es dienet allhier ſonderlich auch das

Emplaſtrum de Fuligine Camini.

Ruß - Pflaſter.
  • . Theriac. Mithridat. aa. ß.
  • Sauerteig / Terpenthin /
  • Ungeſaltzene Butter j.
  • Roſen-Honig ʒvj.
  • Saltz ß.
  • Ruß aus dem Camin ʒv.
  • Venediſche Seiffe .
  • Saffran ʒiß.
  • Gelb vom Ey. No. 2.

Miſche alles durcheinander / und mache daraus ein Pflaſter.

Wann die Blatter nun ein Ruͤffen ge - wonnen hat / ſo huͤte dich / daß du dieſelbe nicht hinweg thuſt / ſondern laß ſie ſelbſt ab - fallen / und lege ſolches zu befoͤrdern uͤber / nach - folgend

Pflaſter.

Pflaſter / damit die Ruͤffe ab - zuheilen.
  • . Eibiſchwurtz / gepuͤlvert / .
  • Ochſenzungwurtz / gepulvert / j.
  • Bockshorn-Saam /
  • Lein Saam-Mehl aa. .

Laß mit Waſſer zu einem dicken Brey ſie - den / mache darnach mit friſcher ungeſaltzener Butter ein Pflaſter darauff / das lege uͤber die Ruͤffen / ſo wird es ſich bald maturiren / und zum abfallen ſchicken.

SWenn274Das XVIII. Capitel.

Wann das geſchehen / ſo ſchmier die Ruͤffe alle Tag etiiche mahl mit folgendem Saͤlb - lein. . Schwein-Schmaltz / mit friſchem Waſſer rein gewaſchen / j. gelb vom Ey / No. j. weiß Mehl / ʒj. Miſche es alles. Es iſt nichts koͤſtlichers / aber doch heilfam zu ge - brauchen.

Wann eine harte verbrannte Ruͤffe oder Kruſt um die Wunde iſt / ſo beſtreichen etli - che ſolche ſo lang mit friſcher ungeſaltzener Butter / unter welche etwas von weiſſem Streu-Zucker gemenget / bis ſie gaͤntzlich ab - nimmet. Es verrichtet ſolches auch nach - folgendes

Pflaſter / damit die Ruͤffe von deꝛ Wunde abzuhei-len.

Pflaſter.

  • . Friſche Raute Mj.
  • Sauerteig ß.
  • Pfeffer ʒj.
  • Saltz ʒvj.
  • Feigen No. iij.
  • Stoß alles wohl zuſammen / und mache ein Pflaſter daraus / des Tages uͤber zwey mahl auffzulegen.

Oder . Ungeſaltzen Schwein-Schmaltz ß. Eyerdotter / Weitzen-Mehl aa. ʒj. mi - ſche es / und leg es uͤber. Oder . Gepuͤl - verte Eibiſchwurtz . Ochſenzungwurtz ß. Boxshorn-Saam / Leinſaam-Mehl aa. . Koche es zuſammen mit ungeſaltzener Butte zu einem Pflaſter.

Wann275Allerley Symptomata in der Peſt ꝛc.

Wann nun ſolche Rufe herab iſt / ſo brau - che das Saͤlblein / ſo oben von der Beulen zu reinigen geſchrieben / oder das Unguentum de Apio, oder das Unguentum de melle Ra - ſis, welches fuͤrtrefflich gut iſt / und lege das obgemeldte Pflaſter von Diachyllon daruͤber / biß es ſich genug gereiniget hat.

Den Kindern unter 6. Jahren ſoll manWie Kin - der zu tra - ctiren. geringere Artzney gebrauchen / doch moͤgen ſie die gemeldten Artzneyen mit dem Tauben - fus / Schwartz - oder Wallwurtz wohl ge - brauchen / und uͤber die Blatter legen / deßglei - chen auch die Pariß-Krautblaͤtter; das Pi - cken aber mit der Flieten ſoll man unterlaſ - ſen / dann die Kinder ſind zu ſchwach darzu. Auch mag man ein friſche Lilienwurtz zu Mues ſtoſſen / und Kindern Pflaſter weiſe uͤberlegen / auch ein friſch Wullkraut Blatt druͤber binden. Es dienet den Kindern auch ſehr wohl folgend Pflaſter. . Baumnuß - kern und Blaͤtter / Gerſtenmeel / klein Roſi - nel / friſche feiſte Korbfeigen / aa. ſtoß es mit einander klein / ſied es in Waſſer zu dickem Mues / thue Roſen und Wullblum-Oel dar - zu q. ſ. und leg es Pflaſterweiſe uͤber.

Es werden noch zum Uberfluß einige guteWie der groſſe Brand und Hitze bey Car - bunckeln zu begeg - Mittel angefuͤget / ſo wider den Schmertz und brennen der Carbunckeln oder Zinnblat - tern dienen; Als den Kindern ſoll man ohn unterlaß neben den aͤuſſerlichen Artzneyen zu - weilen ein Loͤfflein voll RingelkrautwaſſerS 2mit276Das XVIII. Capitel. nen / fuͤr Kinder.mit 2. Theil Scabioſenwaſſer vermiſchet zu trincken geben / biß die Blatter geheylet. So ſchreibt auch Tabernamontanus, daß der edle Saphirſtein die Natur habe / den Carbun - ckel oder Zinnblatter zu toͤdten / wenn man einen Circul damit um die Blatter reiſſet / und eine gute Weile gegen die Blatter uͤber haͤlt / ſo ſoll ſolcher nicht allein die Blatter toͤdten / ſondern auch verhuͤten / daß ſolche nicht weiter um ſich freſſe.

Fuͤr alte Leut.

Den erwachſenen Menſchen ſoll man alle Wochen zweymal folgendes Traͤncklein ge - ben / ſo lang man an der Carbunckel oder Zinnblatter heylet / das treibet alle gifftige Materi zum Schaden heraus / und foͤrdert die Heylung: . Scabioſenkrautwaſſer / Ringelblumen - und krautwaſſer / aa. . zer - reib darein Schleſier geſie gelte Erde ʒj. und gebs wie obgedacht. Oder nehm Safft von Ringelkraut und von Scabioſen / jedes drey Loͤffel voll / und gebs zu trincken. Man ſoll ihnen auch in ihren Suppen und Speiſen Ringelkraut gebrauchen / und gepulvert Sca - bioſenkraut-Wurtzel in ihre Speiſen vermi - ſchen. Wann auch Ohnmachten oder Schwachheiten anwandelten / ſoll man Per - lenwaſſer oder die (mit Unrecht alſo genann - ten) manus Chriſti Taͤfflein gebrauchen.

Proba ob der Menſch

Will nun jemand die Proba haben / ob al - les Peſtilentziſche Gifft aus den Beulen und Blattern heraus gezogen ſey / der kan nachAn -277Allerley Symptomata in der Peſt ꝛc. Andreas Langners Prompt - de Peſte part. 2. voͤllig vom Gifft ge - reiniget ſey.Anleitung einer iungen Heñe die Federn hin - ter dem Strauß glatt wegrupfftn / und ſie mit bloſſem Steiß auff die Blatter ſetzen / ſtirbt die Henne auff der Blatter / ſo iſt noch mehr Gifft fuͤrhanden / allwo hernach die all - bereit verſchriebene Mittel zu gebrauchen: bleibt ſie aber lebendig / ſo iſt der Gifft alle weg / und der Menſch gereiniget. Davon ſchreibt auch Calpar Kegler in ſeinem Peſt-Regiment / und ſetzet noch darzu: Oder ſetze der lebendigen Tauben oder Hen - nen ſo viel auff / biß eine lebendig bleibt / ſo biſt du ſicher / daß alles Gifft ausgezogen iſt.

Wann ſolcher geſtalt der Patient zu ſei -Wie man mit den abgenom - menen Pflaſtern und Uber - ſchlaͤgen von Peſt - Schaͤden verfahren ſoll. ner voͤlligen Geſundheit gelanget / ſo ſoll man unter der Cur mit den gebrauchten Medica - menten / als abgenommenen Pflaſtern und Salben / nicht fahrlaͤſſig verfahren / und ſol - che in den Zimmern umher liegen laſſen / oder wie etliche thun / auff die Gaſſe werffen; ſo ſoll man ſolche auch nicht in die heimlichen Gemaͤcher thun / ſondern kurtz zu ſagen im Feuer verbrennen / damit durch ſolche kein neues Ungluͤck angerichtet werde.

Es pflegen auch in Peſtzeiten bey ein oderWie die kleinen Blattern zu euri - ren. den andern kleine Blaͤtterlein auffzuſchieſſen / gleich wie aber die groſſen Blattern ihrer Groͤſſe wegen nicht deſto gefaͤhrlicher ſeyn / alſo ſeyn die kleinen ihrer kleinen Proportion halber nichts deſto geringer zu achten / dero -S 3wegen278Das XVIII. Capitel. wegen traue man ſolchen nicht / und verſaͤu[-]me ſich in der Cur / denn ſie koͤnnen den Men - ſchen ſo bald als auch die groſſen ums Leben bringen. Was nun dieſer ihre Cur oder Heylung anlanget / iſt nechſt der inwendigen Cur / welcher oben bey Heylung der Beulen oder Schlieren gedacht worden / vonnoͤthen / daß man vor allen Dingen die Blaͤtterleln oͤffne / und dem Gifft Lufft mache / welches durch anſetzen der Ventoſen ohne Verletzung der Haut / item durch gelindes Schroͤpffen / und denn durch Aufflegung des gedachten Zwiebel-Pflaſters mit Theriac / geſchehen kan. Im uͤbrigen aber / wann ſie groͤſſer und zu Carbunckel werden wolten / kan mit ſol - chen / wie gelehrt / procedirt werden.

Wann die Krancken mit groſſer Hitz befal - len / zu cu - riren.

Wann die an der Peſt liegenden Patien - ten mit groſſer Hitze befallen werden / welche von Entzuͤndung der Spirituum und allerley humores im Leib entſtehet / ſo ſoll man ſolche abwehren durch Oeffnung des Leibs / ſolches geſchehe nun durch gelinde Purgier-Traͤnck - lein / Puͤlverlein ꝛc. oder Clyſtier / ſo kan es auch durch Aderlaß geſchehen / wenn kein contra indicans prævalens fuͤrhanden. Son - ſten iſt auch gut / die Arm und Bein oben herab mit Tuͤchern / nachdem es der Patient leyden mag / zu beſtreichen / auch kraͤfftige Hertzſtaͤrckungen und durſtloͤſchende Mittel / derer aller an ſeinem Ort gedacht wird / ge - brauchen / auch die Fuͤſſe wol mit Eſſig undSaltz279Allerley Symptomata in der Peſt ꝛc. Saltz reiben / darnach Raute / Wachholder - beer / Rockenbrod / mit Eſſig durch einander geſtoſſen / unter die Fußſohlen binden / oder nur eine Schnitte nach der andern (wann nemlich eine 3. oder 4. Stunden gelegen / dann ſie bald uͤbel zu riechen anfahen) von einem ſchwartzen Rettich mit ein wenig Saltz. Item geſchnitten Peterſilli oder Brunnkteß mit Saltz auffzulegen / und innerlich mit Him - beerlaubwaſſer oder Saurampffwaſſer von der Terra ſigillata zu trincken geben.

Das XIX. Capitel. Fernere Continuation, wie manDas XIX. Capitel. allen andern Zufaͤllen in dieſer vergiffteten Seuche begegnen kan.

DIeweilen in dieſer vergiffteten ge - faͤhrlichen Seuche noch viel und mancherley Zufaͤlle einfallen / wollen wir ſolche nach und nach durchgehen / und betrachten / wie man ſolchen mit gebuͤhrenden Huͤlffsmitteln begegnen ſoll. Unter dieſen findet ſich gewoͤhnlichen ein

Haupt-Schmertzen.

Haupt - Schmer - tzen / deſſen Urſachen und Cur.

Solcher entſpringet dieſes Orts von Feuchtigkeit und Duͤnſten / die entweder durch das Geaͤder oder aus dem Magen undS 4unter -280Das XIX. Capitel. untergebenen Gliedern und Gefaͤſſen nach dem Haupt ſteigen / und entweder mit ihrer Menge daſſelbe aͤusdehnen / oder mit ihrer intemperie und Schaͤrffe die Meninges und das Pericranium zupffen und aͤngſten. Hier - wider gehoͤren nun die Mittel / welche ſonſt insgemein gebrauchet werden / als Aderlaſſen / wenn das Gebluͤt ſchuldig / Clyſtiren / Zaͤpff - lein brauchen / laxiren / ſchroͤpffen / ꝛc. da der boͤſen Materi zu viel / von welchen / wann ſie fuͤglich zugelaſſen werden koͤnnen / oben ge - ſagt worden. Zur revulſion dienet das Rei - ben mit leinen Tuͤchern unterwarts. Nach den evacuantibus & revellentibus wird fol - gender Uberſchlag mit Nutzen gebrauchet: . Roſenoͤhl iiij. Frauenmilch ij. Eſſig ß. vermiſche es durch einander / netze zweyfache Tuͤchlein darinn / und lege es laulecht uͤber die Stirn und Schlaͤff / ſo bald es trocken worden / kan man es wieder erfriſchen. Oder nehm Roſenoͤhl / j. Violoͤhl / Frauenmilch / aa. ß. guten Wein-Eſſig ß. vermiſche und gebrauch es wie das vorige; wenn es aber im Winter iſt / ſo gebrauchet man an ſtatt des Roſenoͤhls das Camillenoͤhl / oder folgenden

Schmertz - ſtillender Uberſchlag in Haupt-ſchmertzen.

Schmertzſtillenden Uberſchlag.

  • . Geſchaͤlte Pferſichkern /
  • Bittere Mandeln / aa. ʒvj.
  • Dillſaam /
  • Weiß Magſaam / aa. ʒiij.
Zer -281Allerley Symptomata in der Peſt / ꝛc.
  • Zerreib alles in ſteinen Moͤrſer mit genugſa - men Eiſenkraut - und Hollerbluͤt-Waſ - ſer / und mache eine Milch daraus / thue dazu
  • Roſen-Eſſig. iij.
  • Lapis Brunelli. ʒiiß.
  • Miſche alles / tuncke reine Tuͤcher drein / drucke ſie wieder etwas aus / und ſchlage ſolche warmlecht uͤber das Haupt / der Stirn / und wenn es trocken / ſo erfriſche es wieder.

Oder nimm Gerſten-Mehl / 2. Hand - voll / Fenchel-Kraut / Safft und Roſen-Oel / das genug iſt / temperire es durcheinander / ſtreiche es auf ein Tuch / und lege es warm uͤber die Stirn und Schlaͤff: Die Blaͤtter von Weinreben / ſo friſch zerſtoſſen und uͤber - geleget / ſeyn auch ein gut Mittel / es muß aber offt wiederholet werden. Der ſchwartze Ret - tich / deſſen ſchon oben gedacht worden / nach der Laͤnge geſchnitten / mit Saltz und Eßig angemacht / und entweder an der Schlaͤff / oder in den Nacken / oder unter die Fußſoh - len aufgeleget / ziehet die Malignitaͤt an ſich.

Etliche Artzneyen ziehen die hitzige Schwadem vielmehr an ſich / als daß ſie ſel - bige zurucktreiben und kuͤhlen ſollen / als da iſt die Camphora, das Sedum majus, Aloë Armenicana, deſſen Safft mit Weiber-Milch die Hitze ſehr daͤmpffet.

Uber - ſchlaͤge Sennerti.

Sennertus lib. 4. c. 16. de Febr. beſchrei -S 5bet282Das XIX. Capitel. bet folgende Oxyrrhodina oder Stirn-Uber - ſchlaͤge /

  • . Aqua Roſar. iv.
  • Weiden-Blaͤtter. j.
  • Roſen-Eßig. ʒvj.
  • Weiß von einem Ey.
  • Koche es ein wenig / zu einem Uberſchlag auf die Stirn zu legen.

Oder:

  • . Roſen-Waſſer. iij.
  • Holder-Bluͤth.
  • Betonica.
  • Eiſenkraut. aa. ij.
  • Weiß Mag-Saam. ß.
  • Pferſig-Kern. No. vj.
  • Stoß alles zu einer Emulſion, netze Tuͤcher darein / und lege es offt warm uͤber die Stirn und Schlaͤff.

Oder:

  • . Roſen-Waſſer. iiij.
  • Holder-Bluͤth. Weiden-Laub. aa. j.
  • Dilla. ß.
  • Roſen-Eßig. ʒvj.
  • Campffer. gr. vj.
  • Miſche es / und wañ der Schmertz zu groß / kan man Opii gran. i. ad gr. ij. darzu thun / und wie obiges warm auf Schlaͤff und Stirn ſchlagen / und wann es tro - cken / von neuem wiederholen.

Es wird die Roſenholtz-Wurtz / ſonſt Rhodiſer-Holtz-Wurtz genannt / hoch ge -ruͤhmt /283Allerley Symptomata in der Peſt / ꝛc. ruͤhmt / wann man ſolche zerſtoſſen mit Ro - ſen-Waſſer uͤberleget / denn ſolche lindert nicht allein den Schmertzen / ſondern ſtaͤrcket auch das Haupt / e. g.

  • . Rhodiſer-Holtz-Wurtz. j.
    Uber -
  • ſchlag.
  • Roſen-Waſſer. .
  • Koche es / und laß den dritten Theil ein - ſieden. Netze leinen Tuͤchlein darein / und lege ſie uͤber Stirn und Schlaͤffe.

Oder auch folgenden

Uberſchlag.

Noch ein ander Uber - ſchlag.
  • . Viol-Blumen.
  • Roſen.
  • See-Blumen / jedes gleich viel.
  • der dreyer Santel Geſchlecht. aa. ʒj.
  • weiſſer Mohn-Saam. ʒij.
  • Camillen-Blum. iiß.
  • Stoß alles groblecht untereinander / und miſche Roſen-Waſſer / Toback-Waſ - ſer / und ein wenig Eſſig darzu / daß es zu ein dicken Brey werde / und lege es wie obige uͤber.

Es iſt bey dieſen aͤuſſerlichen Mittel zu beobachten / daß / wann die vapores erſt an - fangen auffzuſteigen / jedoch das Haupt noch nicht erfuͤllen / oder da die Hitz zu groß / daß ein Wahnwitz zu befuͤrchten / man viel beſſer thue Repellentia zu gebrauchen / jedoch daß der Leib zuvor gereiniget ſey. Denn auf dieſe Weiſe werden die viæ eng / und das Hirngekuͤh -284Das XIX. Capitel. gekuͤhlet / daher es die Daͤmpffe nicht ſo leichtlich an ſich kommen laͤſt. Etliche appli - ciren die Repellentin nicht dem Haupt / ſon - dern dem Hals / damit die Duͤnſte nicht durch die Adern deſſelben fortkommen moͤ - gen; wenn aber die Duͤnſt und Feuchtigkei - ten das Haupt und Hirn ſchon eingenom - men / oder die Feuchtigkeiten ſo hitzig und duͤnn nicht ſeyn / ſo ſeynd die Repellentia und Refrigerantia (bevorab allein gebraucht) ſo nutzlich nicht / denn zu befuͤrchten / die humores moͤchten dick gemachet / und dem Hirn garzu ſehr einverleibet werden / dahe - ro denn Schlaff-ſuͤchtige Kranckheiten boͤſe / und auf die Lung fallende Fluͤſſe / ſamt an - dern Dingen entſtehen koͤnnen / weßwegen der mittelmaͤßige Anodina als Dill / Camil - len Blumen / Holder / Steinklee / Beto - nien / Pfirſich-Kern / ꝛc. allzeit darbey zu gebrauchen.

AllzuvielSchlaff.

Von allzuvielen Schlaffen der Krancken.

Wann der an der Peſt-liegende Kran - cke zuviel ſchlaͤffet / welches dann kommt von kalten groben und dicken Duͤnſten / ſo iſt ſol - ches in der Peſt ſehr ſchaͤdlich / da muß man den Patienten nach Moͤglichkeit davon ab -Wie ſol - cher abzu - halten. halten / dieweil ſich den Schlaffenden das Gifft deſtomehr zum Hertzen nahet / und ihm oft zu reden / zupffen / rupffen und mitTuͤchern285Allerley Symptomata in der Peſt /; c. Tuͤchern reiben und binden / darzu dienen denn die Zaͤpfflein oder Clyſtier von Hiera picra, damit die Materia vom Haupt unter ſich zu ziehen / die Fußſolen ſoll man ihm wohl mit Saltz und Eßig reiben und ſtaͤrcken / Wein-Eßig und friſchen Poley fuͤr die Na - ſe halten. Oder man kan ein Stuͤcklein Bie - bergeil in ein Tuͤchlein binden / in Eßig tun - cken / fuͤr die Naſe halten. So koͤnte auch folgende Baͤhung bisweilen gebrauchet wer - den: . Betonien / Salbey / Schluͤſſel - blum / Raute / Camillen / Wohlgemuth / Maͤyen-Blumen / Steinklee-Blumen / je - des eine Hand voll / mache ſolche Species in 2. Saͤcklein / ſiede ſie in Wein / Eſſig und Waſſer / aa. und lege immer eines nach dem andern Wechſels-Weiſe warm uͤber das Haupt / und continuire damit eine Stund lang / darnach trockne das Haupt mit war - men Tuͤchern wieder ab.

Man kan den Patienten auch das Haar vom Kopf zum theil abſchneiden / und ihm gebrauchen folgende

Baͤhung.

Haupt - Baͤhung.
  • . Lorbeer /
  • Wacholder Beer / aa. .
  • Angelick / Zitwer und Meiſter-Wurtz.
  • aa. j.
  • Roßmarin / Salbey / Betonia. aa.
  • Mj.
  • 286
  • Raute / Satenwey / Majoran.
  • Lavendel-Blumen / aa. .
  • Schneid alles klein / koche alles in genugſa - men Wein-Eßig / netze Schwaͤmme oder leinene Tuͤcher darein / und lege ſolche Wechſel-Weiſe / warmlecht uͤber das Haupt / und continuire eine Weile da - mit / und wenn das Haupt wieder ge -
    Haupt zu ſalben.
    trocknet / ſo ſalbe man ihm ſolches mit folgenden Olitaͤten.
  • . Rauten - und Majoran-Oel. ʒij.
  • Deſtillirt Saturey-Oel. j.
  • Agdſtein-Oel. ß.
  • Roßmarin Oel.
  • Zittwer-Oel. aa. gutt. vij.
  • Miſche alles / gebrauch es wie oben gemel - det.

Nach Gebrauch deſſen / gebe man dem Patienten etwas bisweilen ein Loͤffel voll von folgender

Mixtur.

Mixtur.

  • . Wacholder-Beer Extract. ʒj.
  • Angelick und Zittwer Extract. aa. j.
  • Alten Theriack. ij.
  • Syrup von Scordien-Safft.
  • von Citronen. aa. ʒv.
  • Rauten-Waſſer. ʒiij.
  • Zimmet-Waſſer / ʒiß.
  • Vitriol Geiſt / gutt. viij.
  • Miſche alles.
Daß287Allerley Symptomata in der Peſt / ꝛc.

Daß man den Patienten nieſen mache / iſt nicht undienlich / welches fuͤglich mit ge - pulverten Maͤy-Bluͤmlein geſchehen kan / wolte aber das Wachen noch nicht folgen / ſo koͤnte man auch bey der 1. und 2. Verte - bræ ſchroͤpffen / Item hinter den Ohren Bla - ſen ziehen / weilen doch ohne daß die Natur ſich criticè durch die parotidos ſolvirt und loͤſet.

Wenn es ſich aber begiebet daß der Kran - cke uͤbermaͤſſig wachet und

keinen Schlaff

Uber - maͤſſiges Wachen.

hat / und die Hitze das Hirn allzuſehr ein - genommen / oder wann die Schmertzen all - zu groß / oder die Feuchtigkeiten allzuſehr von der Hitze vertrocknet ſeynd / dahero denn die meiſten Medicamenta welche den Schmer - tzen ſtillen / auch den Schlaff zu wege brin - gen. Wenn man diejenige Medicamenta, welche den Schmertzen ſtillen / und die Hitz lindern / gebrauchet / ſo kan man folgenden Uberſchlag bereiten / als . Roſen-Oel / ij. Cur.Wein-Eſſig ß. Eyer No. ij. das Weiſſe davon / temperir es wohl durch einander / und lege es mit einem zweyfachen Tuch uͤber die Stirn / und beyde Schlaͤffe / oder . Magſamen Haͤupter / No. v. ſtoß ſolche zu reinen Pulver / und temperir ſolche mit friſchen Eyer-Weiß / und ein wenig Roſen - Waſſer wie ein Pflaſter / und ſtreich es aufein288Das XIX. Capitel. ein Tuch / und leg es obgemeldter maſſen uͤber. Roſen-Kuchen mit Roſen-Eſſig und Hollerbluͤth waſſer beſprengt / uͤber das Haupt geleget / thut gar wohl. So das Wachen lange waͤhret / und die Hitz gar groß iſt / ſo gebrauch folgenden

Schlaff - machender Uber-ſchlag.

Uberſchlag.

  • . Roſenwaſſer ij.
  • Roſen-Oel /
  • Viol-Oel aa. ß.
  • Temperir es alles mit weiß von einem Ey / und zerreib darein Opii ſicc. gr. iiij.

Zarten Leuten und Kindern ſoll man kein Opium brauchen / weil es ihnen ihr Lebtag an dem Gedaͤchtnuͤß ſchadet. Den Kindern ſchmieret man die Schlaͤff mit Roſen - und Viol-Oel / oder mit dem Populeum Saͤlb - lein; den alten und erwachſenen aber ſalbet man die Schlaͤff / Naßloͤcher und die Soh - len an den Fuͤſſen mit folgendem Saͤlblein:

  • . Alabaſter-Salb /
  • Pappelknoſpen-Salb aa. ʒiij.
  • Opii Saffts gr. iij.
  • Temperir es durcheinander.

Darneben iſt auch ein Fußbad gut / von Reblaub / Weidenlaub / Lattichkraut / und Magſamen-Haͤuptern / des Abends die Schenckel darinnen gebadet / und mit den Kraͤutern von den Knyen unten hinab geſtri -chen289Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. chen / und gerieben. Ehe aber der Krancke einſchlaͤffet / ſo geb ihm Lattichwaſſer iv. mit Magſamen-Syrup . vermiſchet zu trin - cken / das bringt den Schlaff bald. Man kan den Krancken auch an 6. Theil Man - deln / und einen Theil weiſſen Magſaam ge - machet / ein Mandel-Milch zu trincken geben. Oder mache folgend

Fußbad.

Schlaff - bringend Fußbad.
  • . Weiden - und Lattichblaͤtter /
  • Seeblumen /
  • Haſen-Pappeln /
  • Violkraut aa. Mij.
  • Die Gipffel von Dill Mj.
  • Magſamen-Haͤupter No. xx.
  • Siede ſolches mit Regenwaſſer und Bier.

Folgende Saͤlblein ſind auch nuͤtzlich zu den Schlaͤffen / Bulſen und Naßloͤchern.

Linimentum.

Liniment.
  • . Popolien-Salb ʒij.
  • Viol-Oel /
  • Seeblum-Oel / aa. ʒj.
  • Ausgepreſſt Muſcat-Nuß-Oel gr. xv.
  • Miſche es zu einem Liniment.

Wer ſtarcke Mittel bedarff / den kan man von Extracto Croci Specier. Diambræ, das iſt / laudano opiato oder Opi Thebaico 3. 4. 5. à 6. gran. darzu thun / wem ein Buͤſch - lein beliebet / laſſe bereiten folgenden

TNodu -290Das XIX. Capitel.
Nodulus.

Nodulum.

  • . Seeblumen /
  • Violblumen aa. ʒij.
  • Alraunwurtz-Rinde ʒiij.
  • Opii gr. vj.
  • Saffran gr. jv.
  • Binde alles zuſammen in rothen Zendel / und laß den Patienten offt / entweder ſo trocken / oder in Roſenwaſſer / Lat - tichwaſſer ꝛc. daran riechen.

Auch nimm Magſamen-Haͤupter mit dem Saamen No. iij. ſtoſſe ſie / thue hernach Dillwaſſer ß. darzu / und noch ſo viel Ro - ſenwaſſer als vonnoͤthen / mache einen Brey daraus / und lege es auf die Stirn.

Innerli - che Mittel.

Man kan auch innerlich eine Mandel - Milch gebrauchen / darbey die vier kuͤhlenden Samen / ſamt dem weiſſen Magſamen mit Gerſtenwaſſer / Borragenwaſſer / und Vio - lenwaſſer geſtoſſen / bereiten / und den Pati - enten davon trincken laſſen. Oder auch folgend

Latwerg.

Electuarium.

  • . Conſerva Violarum,
  • Nymph. alb.
  • Roſarum aa. ß.
  • Candirte Lattichſtengel ß.
  • Die 4 groſſe kuͤhlende Saamen / zerſtoſ - ſen / ʒj.
  • Weiſſen Magſamen-Syrup / q. s.

Miſche alles zu einer Latwerg.

Oder291Von allerhand Zufaͤllen ꝛc.
  • Oder gib dem Patienten zu trincken fol - gendes

Traͤncklein.

  • . Lactucwaſſer /
  • Violenwaſſer aa. .
  • Weiſſen Magſamen-Syrup ß.
  • Viol-Syrup j.

Miſche alles zu einem Traͤncklein.

Wann der Peſt-krancke Menſch phan -Phanta - ſia oder Wahn - witz. taſiret / oder wahnwitzig iſt / allda die - nen die Artzney-Mittel / welche bey dem Hauptwehe verzeichnet ſind / denn ſolche Zu - faͤlle pflegen gemeiniglich mit den Haupt - ſchmertzen zu kommen; als von ſcharffen boͤ - ſen Duͤnſten / oder von einem duͤnnen gal - lichten humor, welche das Hirn eingenom - men. Und wenn die Univerſalia, ſo viel ſich thun laͤſſet / gebrauchet werden / ſo hat man revellentia und repercutientia vonnoͤthen / als Clyſtieren / reiben / ſchroͤpffen / (zwar auf den Schultern erſtlich / darnach immer abwerts biß auf die Knye) Blaſen-ziehen ꝛc. und wenn dieſe Ding alle nicht verfangen wol - len / ſo nehmen etliche eine warme Kalbs - oder Hammels-Lung / oder an derer ſtatt eine ſchwartze Henne oder Taube / ſo in der Mit - ten entzwey geſchnitten / und legen ſie auf die Stirn / oder das beſchorne Haupt. Auch kan man den Krancken geben Scorzonern / Conſerven-Zucker / Conſerva von Ochſen -T 2zung -292Das XIX. Capitel. zung-Bluͤmlein / und von Borragen-Bluͤm - lein; deßgleichen von Meliſſen-Bluͤmlein / und Citronat-Rinden. Morgens und A - bends zu gebrauchen ſoll man nehmen von folgenden

Traͤnck - lein / ſo das Hauptſtaͤrcket.

Traͤncklein.

  • . Borragen - und Ochſenzung-Waſſer /
  • aa. iij.
  • Scorzoneren - und Meliſſen-Waſſer /
  • Schwalbenwurtz-Waſſer aa. .
  • Citron Syrup /
  • Ochſenzungen-Syrup /
  • Meliſſen-Syrup aa. .
  • Borragen-Syrup j.
  • Vermiſche alles / und gib dem Krancken Morgens und Abends No. vj. biß ſieben Loͤffel voll darvon.

Man ſoll auch dem Krancken Ochſen - zungen - und Borragen-Blaͤtter bey ſeiner Speiſe kochen / und ihre Wurtzeln in das Trincken legen. Der Tranck ſoll ſeyn ein Waſſer / darin etlich mahl gluͤend Gold ge - loͤſchet worden; wenn kein Hitz vorhanden / ſoll man den Wein damit miſchen.

Es iſt auch gut dieſes Oxyrrhodinum:

  • . Wegbreit-Waſſer /
  • Nachtſchatten-Waſſer /
  • Haußlaub-Waſſer aa. iv.
  • Roſen-Oel iiß.

Miſche alles.

In293Von allerhand Zufaͤllen ꝛc.

In Hitz und Wahnwitz hab ich folgend Traͤncklein zum oͤfftern mit groſſem Nutzen gebrauchet:

Traͤnck - lein / ſo in Hitz und Wahnwitz dienlich.

Traͤncklein.

  • . Roſenwaſſer / Violwaſſer aa. j.
  • Citronwaſſer ʒvj.
  • Weiſſen Mag-Saam-Syrup j.
  • Corallen-Syrup ß.
  • Edelgeſtein-Syrup ʒij.
  • Extract von Spec. diambr. gr. j.
  • Miſche alles zu einem Traͤncklein / davon offt ein baar Loͤffel voll zu geben.

So ſich aber bey den krancken MenſchenWenn der Patient gar raſend wuͤrde. die Sinne verrucketen / daß ſolcher gar ra - ſend oder taubſuͤchtig wuͤrde: ſo ſoll man ſolchen Patienten erſt alles Haar abſcheren / und ihm darnach folgende Artzneyen uͤber das Haupt ſchlagen / und Roſen-Eſſig und Roſenwaſſer durcheinander vermiſchet in die Naſe laſſen.

Haupt-Uberſchlag.

Haupt - Uberſchlag
  • . Roſen-Waſſer ij.
  • Eſſig .
  • Der 3. Santel Geſchlecht / gepuͤlvert /
  • aa. ij.
  • Campffer gr. x.
  • Bethonien-Nachtſchatten - und Och - ſenzung-Waſſer aa. j.
  • Temperir es untereinander / und leg es dem Krancken mit einem zweyfachen TuchT 3lau -294Das XIX. Capitel. laulecht uͤber das Haupt / und erfriſche es offt wieder.

Darnach halt den Krancken ſtill in einem finſtern Gemach / und geb ihme Mandelmilch zu trincken / ſo mit geſottenem Ochſenzungen - oder Boretſchwaſſer gemacht / mache ihm auch ein Fußwaſſer von Weidenlaub / Reb - laub / weiſſen Seeblumen und Magſaam - Haͤuptern.

Naſen - bluten bey Peſt - Kranck - heiten.

Wann bey den Peſt-Krancken ein Na - ſenbluten kommet / ſo kan man Anfangs nicht ſo bald ſchlieſſen / ob ſolches ihm gut oder ſchaͤdlich ſey / denn es iſt nicht allzeit gut / iſt auch nicht allzeit boͤſe oder ſchlimm / dero - halber muß man acht haben / ob der Patient davon Linderung bekommet / oder ob er ſchwaͤ - cher wird / befindet er Leichterung und Erqui - ckung davon / ſoll man es bluten laſſen / und nicht bald ſtopffen / doch auch nicht zuviel lauf - fen laſſen / ſondern darbey die Staͤrck und Kraͤffte des Patienten erwegen; boͤß iſt es allein / wann der Krancke ſich uͤbel davon be - findet / und keine Linderung des Haupt - ſchmertzens / der Hitz und dergleichen verfpuͤ - ret / ſondern vielmehr ſchwaͤcher wird; daWie ſolch bluten zu ſtillen. ſolches nun geſchiehet / muß man nicht lang nachſehen / ſondern ihne mit binden der Glie - der ſtarck zuziehen / auch die Finger mit Ne - ſteln binden / auff das Geſaͤß / Kniekehl / Schroͤpffkoͤpffe ſetzen / in die Haͤnde auch Herrgottsbaͤrtlein-Wurtz oder Taͤſchelkrautder -295Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. derſelben Seite / wo das Blut aus der Naſe rinnet / geben / daß es darinn erwaͤrme / und henck ihm einen Blutſtein an den Halß / oder einen rothen Jaſpis / und geb ihm auch einen in die Hand auff der Seite da er blutet / haͤn - ge ihm auch ein Pater noſter von Carneolen um den Halß / und auch eins um die Hand an der Seiten da es blutet. Das Moos ſo auff den Todtenkoͤpffen waͤchſet / ſoll ein ſon - derbar Experiment fuͤr alle Blutfluͤſſe ſeyn / wann man ſolches in der Hand haltet: dar - nach nehm breit Wegreichwaſſer und ſtar - cken Eſſig / jedes gleich viel / netze ein zwey - fach Tuch darinn / leg es aͤuſſerlich uͤber die Leber / inwendig in die Haͤnde / und unten an die Fußſohlen / haſtu das Waſſer nicht / ſo nehm das gruͤne Kraut oder Blaͤtter des Wegreichs / ſtoß es wohl / feuchte es mit Eſ - ſig / und ſchlag es alſo uͤber / es thut gleich viel. Nachfolgende Artzneyen ſtreich auf ein Tuch:

Uberſchlag.

Uber - ſchlag.
  • . Kreiden / Gyps / aa. ij.
  • Blutſtein / Orientaliſchen Bolus / aa. j.
  • Drachenblut /
  • Gebrannt Haſenhaar / aa. ß.
  • Weiß von Ey / No. ij.
  • Eſſig und Roſenwaſſer / q. ſ,

Miſche alles / daß es wie ein Brey wird / ſtreich es auff ein Tuch / lege es dem Mann auff die Teſticul, den Weibern aber neben die Scha am / und erneue es offt.

T 4Die296Das XIX. Capitel.

Die Armen nehmen Kreide und Gyps / ſtoſſen und legen es uͤber. So iſt auch gut auff die Stirn zu ſchlagen folgend Anacol - lema oder

Uberſchlag.

Uber - ſchlag.
  • . Wegbreit-Waſſer /
  • Taͤſchelkraut-Waſſer / aa. iij.
  • Roſen-Eſſig ij.
  • Weiß von Ey No. ij.
  • Blutſtein præpar.
  • Armeniſchen Bolus / aa. ʒj.
  • Bereit Salpeter-Taͤfflein ʒiß.

Miſche es.

Wann inwendige Artzneyen vonnoͤthen ſeyn / kan man gebrauchen folgenden Tranck.

Traͤnck-lein.

Traͤncklein.

  • . Waſſer von Eichen Rinden /
  • von Wegreich / aa. .
  • Corallen-Syrup j.
  • Extract von Tormentill-Wurtz ʒß.
  • Inſpiſſirten Wegreich-Safft ij.
  • Salpeter-Taͤfflein ʒß.
  • Vitriol-Geiſt ß.

Miſche ſolches / in zweymalen zu geben.

In gefaͤhrlichem Halß - oder Naſenbluten wird geruͤhmet das Compoſit. Sperniolæ Crolli, in Taͤſchelkraut-Waſſer einzugeben gr. 3. oder 5. und dafuͤr gehalten / daß es wegen etlicher ſeiner ingredientien / ſo zugleich wider die Peſt dienen / als Myrrhen / Saff -ran297Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. ran und Campffer ſonderlich nutzlich ſeyn / oder folgend

Pulver.

Pulver.
  • . Gerechten Armenier-Boli ʒj.
  • Magiſterium von Blutſtein /
  • Corallen aa. ij.
  • Eyſen-Saffran ʒß.
  • Gebrannt Hirſchhorn /
  • Tormentill-Wurtz /
  • Agdſtein / aa. j.
  • Miſche alles zu ſubtilem Pulver / davon ij. in Wegreich - oder Schafft - heu-Waſſer zu nehmen.

Es iſt auch der an der Peſt liegende Pa -Braͤun im Halß. Boͤſe Haͤl - ſe. tient in nicht geringer Lebens-Gefahr / wenn ſolcher mit der Braͤune befallen wird / man nennet es insgemein boͤſe Haͤlſe / Brand - ſchrunden / Auffriſſe und Geſchwulſt der Zun - ge / ſolches wird durch die auffſteigende hitzige Daͤmpff verurſachet / da dann præ - miſſis univerſalibus vonnoͤthen / daß der Pa - tient den Mund ſtaͤtig und offt mit Gerſten - oder einem friſchen Brunnwaſſer mit dem vierten Theil Eſſig vermiſchet waͤſche und ausſpuͤle / die Zung auch wohl mit einem Zungenſchaͤberlein oder blechen Loͤffel abſcha - ben und putzen laſſen. Und wenn jetzt er - wehnte Zufaͤlle der Zunge und des Halſes groß / kan man die Braͤun-Ader unter der Zung oͤffnen laſſen: Zu oben gedachtemT 5Ger -298Das XIX. Capitel. Gerſtenwaſſer koͤnte auch der Safft von ge - ſtoßnen Krebſen gethan werden / und den Halß offt damit gegurgelt. Sonſt kan man auch zur Braͤune brauchen folgend

Gurgel-waſſer.

Gurgelwaſſer.

  • . Nachtſchattenwaſſer ij.
  • Roſenwaſſer /
  • Wegbreitwaſſer /
  • Waldwindenwaſſer / aa. j.
  • Granatenwein .
  • Maulbeer-Syrup mit Honig berei - tet ʒx.
  • Syrup von gedoͤrrten Roſen ʒvj.
  • Miſche es zu einem Gurgelwaſſer / warm zu gebrauchen.

Iſt ein ſtaͤrckeres vonnoͤthen / ſo kan folgen - des dienen:

Ein ſtaͤr - cker Gur-gelwaſſer.

Gurgelwaſſer.

  • . Rothe Roſen / Granatbluͤhe / Myrthen /
  • Eichen Laub /
  • Wegreich / Maußoͤhrl / Braunellen /
  • aa. .
  • Gedoͤrrte Heydelbeer ß.
  • Gedoͤrrte Schlehen ʒj.
  • Sumach ij.
  • Granat-Rinde ʒiß.
  • Gallapffel No. j.
  • Gebrannt Alaun ij.
  • Koche alles zuſammen in geſtahltem Waſſer / oder Schmiede-Loͤſchwaſ -ſer299Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. ſer iiß. daß der dritte Theil einſie - det / ſeihe es / und thue zu ſolchem Roſenhonig und Maulbeer-Syrup aa. ij. mache daraus ein Gurgel - waſſer / ſo wie obiges zu gebrauchen.

Zum ordinari Tranck nimm ein MaaßTranck fuͤr ordi - nari in der Braͤune. Brunnen-Waſſer / und laß 2. Loth gerei - nigten Salpeter darin zergehen / klopffe auch Spir. Nitri ʒß. und ſchwenck es fein unter einander / ſo hat man einen guten Kuͤhl - Tranck / welcher auch in hitzigen Fiebern ein ſonderlich appropriatum iſt / denn der Sal - peter in dieſen Kranckheiten nicht genugſam zu loben / weil ſie Sulphuriſcher Art und der Nitrum in ſeinem innerſten Weſen / ebenfals ein ſulphuriſcher Geiſt iſt / welcher der ſchwache Sulphur von ſich treibet / denn er es nicht leiden kan. D. Joh. Agricola in Chi - rurgia parva. tract. 7.

Demnach ſoll man den Hals mit ſuͤß Mandel-Oel / (ſo von gantzer Eigenſchafft darzu dienſtlich geachtet wird) und Vitriol - Oel wohl reiben / hernach warm uͤberlegen folgends

Pflaſter.

Pflaſter.
  • . Ebiſch Blaͤtter / Kaͤß-Pappel. aa. Mj.
  • Camillen / Steinklee / Lachen Knob - lauch /
  • Klapper-Roſen. aa. .
  • Friſches Feigen Marck No. iv.
  • 300
  • Ebiſch - und weiß Lilien-Wurtz. aa.
  • ʒiij.
  • Zwiebel. No. iij.
  • Koche alles in genugſamen gemeinen Oel / und mache es in Form eines Cataplaſma - tis, zu ſolchen thue
  • Mehl von Gerſten / Lein-Saam / und
  • Boxhorn-Saam. aa. ʒiij.
  • Koth vom Hund der Bein gefreſſen
  • hat. ß.
  • Schwalben-Neſt geſiebet. ij.
  • Miſche alles / und lege es oft erneuert auf.

Wenn aber die Braͤune oder das Hals - Geſchwaͤr in declinatione, ſo koͤnte man gebrauchen nachfolgendes

Gurgel-Waſſer.

Gurgel-Waſſer.

  • . Decocti pectoralis. .
  • Mellis roſacei colati. ij.
  • Scabioſen-Safft Syrup.
  • Oximel ſimplex. aa. j.
  • Dentis apri pulti. ʒj.

Miſche alles zu ein Gurgel-Waſſer.

So ſoll man auch das Geſchwaͤr zu zer - theilen und zu verzehren ſtets im Munde hal - ten folgende

Latwerg.

Lattwerg.

  • . Spec. Diajreos Salomo.
  • Diatragacanthi frigidi. aa. ʒiß.
  • Inſpiſſirten Suͤßholtz-Safft. ʒß.
  • Candel - und Poͤnidien-Zucker. aa.
  • .
  • 301
  • Pineen-Nuͤßlein / Piſtatien-Nuͤß - lein / zuvor in Hufflattich Waſ -
  • ſer geweichet. aa. ß.
  • bereit wild Schweins Zahn / ʒij.

Mit ſuͤſſen Mandel-Oel q. ſ. mache daraus ein

Electuarium.

Etliche gebrauchen zum gurgeln folgendGurgel - Waſſer. Waſſer / . ein Schwalben-Neſt mit al - len / ſiede es in einer Maß Waſſer / den vierdten Theil ein / ſeihe es durch / und thu darbey Maulbeer-Safft. iiiß. und gurgel den Hals alle viertel Stund warm damit / nach dem Gurgeln ſalbe dem Patienten mit einem Federlein die Kehl und den Hals wohl mit Schwalben-Oel. Man kan auch einUber - ſchlag. Schwalben-Neſt zu Pulver ſtoſſen / und darzu 2. Loth Eibiſch-Wurtzel Mehl thun / und in ein Waſſer zu einen Brey ſieden / dar - nach ferner darzu thun Honig 3. Loͤffel voll / Lilgen-Oel 6. Loͤffel voll / und darnach noch ein wenig ſieden / dann auf ein Tuch ſtrei - chen / und auswendig warm um die Kehl le - gen / und taͤglichen zweymal erfriſchen.

Item wenn die Zunge gleichſam ver -Wenn die Zung ver - brant / ge - ſchwollen und auff - geſchrun - den iſt. brant / geſchwollen / auffgeriſſen und voller Schrunden iſt / ſo dienet uͤber vorbeſagte Mittel wohl / daß man ſelbige oft mit ei - nem friſchen Huͤner-Schmaltz / ſo in Bru - nellen oder Hinbeer-Waſſer etlich mal ab - gewaſchen / ſalbe / oder man nehme friſcheeinge -302Das XIX. Capitel. eingeſaltzene Butter / waſche ſolche wohl mit Roſen-Waſſer / und vermiſche ein wenig Penidien-Zucker darunter / und ſchmier die Zunge oft damit / ſolches dienet fuͤr alte und junge Leut.

Wenn die Duͤrrung der Zung gar zu groß iſt / ſo nimm Roſen-Oel. j. weiß Wachs ß. laß ſittiglich zuſammen ſchmel - tzen / und kalt werden / dann waͤſche es oft mit weiß Roſen-Waſſer / und ſalbe oft die Zung damit.

Artzney fuͤr junge Kinder.

Es dienet auch wohl jungen Kindern / wenn man nimmet kleine Provintz-Pflaͤum - lein / j. ſchwartze Bruſt-Beerlein / ß. ſiede ſolche in einer Echt-Maß Roſen-Waſ - ſer zum vierdten Theil ein / ſeihe es / und gib ihm etlich mal in einer Stund ein paar Loͤf - fel voll ein / kan man der Provintz-Pflaͤum - lein nicht haben / ſo nehme man an deren Stelle ſaure Zwetſchen / von den Kernen gereiniget. Es dienen auch darzu die weiſſe Spaniſche Zwetſchen. Sonſten gebe man den Kindern Mandel-Milch genug zu trin - cken / mit Candel-Zucker ſuͤß gemachet. Die Armen nehmen die mittlere Rinde von einer Linde zerſchnitten / legens in ein Waſſer / und thun darein den ſechſten Theil Wein - Eſſig / davon wird ein Schleim / den ſollen ſie oft auf die Zunge ſtreichen / und allweg den Mund zuvor gurgeln mit Waſſer daraus die Pferd getruncken / und ihren Geifferdarein303Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. darein fallen laſſen / es iſt eine ſchlechte Artz - ney / und doch ein gewiß Experiment.

In der auffgeriſſenen Zung gebrauchen etliche auch dieſes

Gurgelwaſſer.

Gurgel - waſſer zu auffgeriſ - ſener Zun - ge.
  • . Gut ſchleimiges Gerſtenwaſſer ß.
  • Ouitten-Kern /
  • Bingelkraut aa. ʒj.
  • Gummi / Traganth. ij. gr. vj.
  • Laß ſanfft ſieden / ſeihe es / thue darzu Veyel - Syrup j. miſche es zum Gebrauch.

Wann die Zung geſchwollen / ſo gebrau -Zungen - geſchwulſt zu heilen. che darwider folgend

Lavament.

Lavament.
  • . Camillen-Blumen /
  • Myrthen-Blaͤtter /
  • Winter-Roſen /
  • Pappel-Saam aa. mp.
  • Siede ſolche Stuͤck in friſchem Waſſer / thue ein wenig Roſen-Syrup darzu / und waſche die Zung offt damit.

Oder nimm Eibiſchkraut-Waſſer / oder Pappeln - von Winter-Roſenwaſſer / mit ein wenig Zucker ſuͤß gemachet / waſche und ſpuͤle die Zunge wohl damit. Oder mache folgend

Decoctum.

Decoct wider ge - ſchwollent Zunge.
  • . Myrten-Blaͤtter / Wegreich / Satu - rey aa. .
  • 304
  • Steinklee / Doſten / Quindel / Yſopp /
  • aa. P. ij.
  • Rothe Roſen / Camillen / und Pappel - Blumen aa. Mj.

Koche alles in halb Waſſer halb Wein / ſeihe es / und thue darzu

  • Roſen-Honig ij.
  • Guten Eſſig j.

Miſche es / damit die Zung fleiſſig zu waſchen.

Es kommet auch zuweilen vom Halß - Geſchwaͤr / Anguina genandt / alſo daß der Halß zugeſchweller / darzu laͤſſet man alſobald die 2. Adern unter der Zung / und gurgelt den Halß offtmahl mit folgendem

Gurgel-waſſer.

Gurgelwaſſer.

  • . Ein gantz Schwalben-Neſt / mit al - len / zerſtoß es / und ſiede es in einer Maaß Waſſer / ſeihe es durch / und zu dem durchgeſeiheten thue Ibiſch und Pappel-Kraut . koche es noch ein - mahl wohl auf / und ſeihe es durch / thue darein Maulbeer-Safft iiij. und gurgele den Mund alle viertel Stund einmahl warm damit.

Darbey kan man das vorbeſchriebene Ca - taplaſma brauchen / und auswendig um den Halß legen.

Erbrechen bey Kran - cken.

Uber alles findet ſich noch bey dem Pa - tienten offtermahl ein ſtarckes Erbrechen /ſolches305Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. ſolches kommet zuweilen von uͤberfluͤſſigerDeſſen Urſach und Cur. Feuchtigkeit des Magens / bißweilen iſt nicht nur die bloſſe Menge ſolcher Feuchtigkeiten / ſondern die gifftige Qualitaͤt / ſo den Magen immer zupffet / oder auch eine ſcharffe Galle ſchuldig: Im Fall das Gifft den Magen noch nicht beruͤhret haͤtte / ſondern beſagte Menge der humoren ein Urſache des Bre - chens und Wuͤrgens waͤre / ſo bedarff es ſo bald kein Stopffens / dann wann ſolche weg iſt / ſo hoͤret das Brechen wol von ſich ſelbſt auf; Ja wenn die humores zahe und dick ſeyn / hilfft man ihnen noch mit dem Oximelle ſimplici oder Scyllitico fort. Die Gall und dero Schaͤrffe wird durch das Decoct. hor - dei c. Sem. melonum Syr. acetoſ. & Nymph. c. aq. bugloſ. violar. & ſimil. temperirt: Man kan auch und darff des Rhabarb. ʒj. zuvor einnehmen / hat das Gifft den Magen ſchon eingenommen / ſo kan man zwar etwas weniges zuſehen / dann auch durch das Bre - chen viel Boͤſes weggehet; folgends aber / da - mit die Kraͤffte nicht entgehen moͤchten / ſol - che Dinge gebrauchen / welche / indem ſie den Magen ſchlieſſen / zugleich auch den Gifft ſteuren: als den Syrup von Limonien / von unzeitigen Trauben / von Portulac / von trock - nen Roſen / den Safft von ſauren Citronen / oder deſſen Syrup / Himbeer-Safft / Bre - beris-Safft / Maulbeer-Safft / und andere mehr.

UMan -306Das XIX. Capitel.
Wann der Patient alle Artz - ney wieder heraus bricht.

Mancher Patient kan auch nichts in ſei - nem Magen behalten / ſondern er bricht alle Artzney-Mittel wieder heraus; es iſt aber nicht allemahl das Gifft / ſondern auch ein angebohrner Widerwille / oder ein ſonderba - re und von hefftigen Brechen und herab - fallenden Fluͤſſen entſtandene Bloͤdigkeit / des Magens ein Urſach: Ob nun ſchon die ein - genommene Artzney zum andern / dritten und vierdten mahl wieder weggienge / ſoll man an der Huͤlff dennoch nicht verzagen / ſondernMit waꝛm Brodt zu curiren. ein neubackenes Brodt nach der Breite ent - zwey ſchneiden / und in der Mitte des auff - geſchnittenen Brodts ein Theil Broſamen heraus nehmen / daß ein Loch werde / darein ſoll man Malvaſier gieſſen / oder guten Wein / mit ein wenig des beſten Brandweins / und guten Theriac vermiſchet / dieſes Brodt ſoll man alſo wohl warm auf den Leib und uͤber den Nabel legen / darauff ſoll der Krancke et - liche Stunden ſchwitzen / und den Schweiß offt abtrocknen: wann dieſes uͤbergelegte Brodt kalt worden / ſoll man mit der uͤbrigen Helfft gleich alſo verfahren / und dieſelbe uͤber - legen / diß Mittel kan man oͤffter gebrauchen und wiederhohlen / da man aber alſo neuge - backen Brodt nicht haben koͤnte / ſo nehm man ander Brodt / das nicht ſo ſehr altbacken iſt / und waͤrme daſſelbe in der Ofen-Roͤhre / da der Krancke lieget / damit ihm deſto waͤr - mer gemachet werde / und er deſto leichterſchwitzen307Von allerhand Zufaͤllen. ſchwitzen moͤge: Das in Wein geweichete Brodt kan man auch mit pulveriſirten Co - rallen / Muſcat-Nuß / Muſcat-Blumen / Spec. diarrh. Abbat. aromat. roſ. liberant. &c. beſtreuen. Ebenmaͤſſig dienet auch das Empl. de Cruſtæ panis, de baccis lauri. Oder folgend

Pflaſter.

Pflaſter.
  • . Scharffen Sauerteig ß.
  • Theriac j.
  • Getrocknete Krauſemuͤntz Mj.
  • Maſtix ß.
  • Stoß alles untereinander / und mit Maſtix - Oel mache daraus ein Pflaſter.

Etliche nehmen gepuͤlvert Paradißholtz ein / wie ſie moͤgen / und wenn dieſe Ding alle nicht helffen wollen / ſo ergreiffet man das laudanum opiatum, und giebt deſſen etwa 2. oder 3. gran mit Granaten - oder Johan - nes-Traubel-Safft ein. Etliche legen einen warm gemachten Ziegelſtein / mit Roſen-Eſ - ſig und weiſſen Wein beſprengt / in einem doppelten Tuch auf den Magen; etliche thun ſolches durch Saͤcklein von Tormentilwurtz / Zittwer / Wermuth / rothe Roſen / Muſcat - Nuß ꝛc. Etliche laſſen den Patienten 9. a 10. Troͤpfflein Spir. Sulphur. mit Granaten - und Corallen-Safft einnehmen; nicht wenig thut auch darbey / wenn man dem Patienten ein gut Hertz zuſpricht / und die eingenommeneU 2Artz -308Das XIX. Capitel. Artzneyen durch Ableitung der Gedancken aus dem Sinn redet; ſonſten wird durch Clyſtieren nicht wenig ausgerichtet / als durch welches die Materi fich abwaͤrts fuͤhren laͤſſet.

Bittere Artzneyen und dero Wuͤr - ckung.

So haben auch der meiſte Theil Patien - ten einen Widerwillen fuͤr den bittern Artz - neyen / darum ſolche auch mehrmalen durch Erbrechen wieder von ſich geben / dennoch aber gibt man ihnen / wenn ſie an der Peſt liegen / ſolche / weil ſie wegen ihrer Bitter - keit eine eroͤffnende und durchdringende Krafft an ſich haben / auch weil ſie die Ver - ſtopffung als eine Urſach vieler Kranckheiten nicht wurtzeln laſſen / und weil ſolche der Faͤu - lung / ſo zu Empfaͤngnuß des Giffts befoͤr - derlich und bequem iſt / ſteuren. Doch kan man die bittern Sachen auch mit Zucker und dergleichen miſchen / damit ſie den Patienten nicht alſo ſehr zuwider ſeyn / oder nach einge - nommener bittern Artzney ein ſuͤſſe Confe - ction darauff eingeben / den Geſchmack des Mundes zu verſuͤſſen / und anmuthig zu machen.

Schlucken was bey Krancken davon zu - halten.

Es kommet auch bey Peſt-Krancken offt - mal ein Schlucken / welches einige fuͤr ein Symptoma der Peſt halten; ob nun wol das Schlucken nicht fuͤr ein ſehr werthen Gaſt gehalten wird / ſo iſt dennoch am boͤſeſten / wann bey den Patienten ein Erbrechen vor - her gangen iſt. Es kommt aber das Schlu -cken309Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. cken bey den Peſt-Patienten von boͤſen giff - tigen ſcharffen Humoren her / welche den Ma - genſchlund immer zupffen / und gleichſam ei - ne Convulſion deſſelben verurſachen; denn weilen der Magenſchlund kein muſculus iſt / noch auch nicht muſculoſus, ſo kan der Schlucken nicht eigentlich eine Convulſion genennet werden.

Wenn nun einen Peſt-Krancken ſolchCur der Schlu - ckens. Schlucken ankommet / ſo ſoll man ſolchem von Stund an Muͤntz - oder Balſam-Sy - rup j. mit Orientaliſchem Bolo / mit Och - ſenzungen - oder Borragen-Waſſer verruͤhrt auff einmal eingeben; oder geb ihm ge - pulverte Krauſemuͤntz ʒj. mit ſaurem Gra - nat-Safft zu trincken: Iſt die Hitz groß / ſo gib ihm Magſaamen-Syrup j. mit Muͤntze oder Balſamwaſſer ij. oder iiß. zu trin - cken / darneben ſchmier ihm den Magen mit Dill - oder krauſen Balſam-Oel / oder mit ſuͤſſen Mandel-Oel / laß auch ein Waſſer ſie - den von Hirſchzungen / ein Stuͤcklein Zim - met / und ein wenig Dillſaam; gedeſtillrt Hirſchzungenwaſſer iſt auch ſehr gut / zuwei - len ein Truͤncklein davon gethan.

D. Sennert. brauchet die kuͤhlende Saam - Milch / vitriolirte Roſen-Conſerv, endlich auch das Laudanum Opiatum mit dem de - ſtillirten Corall - und Dill-Oel / oder in Man - gel des Laudani das Philonium oder den The -U 3riac /310Das XIX. Capitel. riac / und wenn dieſe Ding alle nicht helffen wollen / ſo laͤſt er flammende Schrepffkoͤpff auff den Magen (andere auff den Ruͤcken) ſetzen. Sonſt hoͤret der Schlucken auch auff / wann ein Nieſen darauff kommt / Hippocr. 6. Aphor. 13. Ariſtor. problem. ſect. 33. probl. 1. 5. & 17. wiewol ſolches dennoch nicht allzeit geſchicht / entweder weil das Schlucken ſo ſtarck / oder das Nieſen nicht Critiſch ſondern Symptomatiſch iſt / daß der Schlucker nicht à repletione ſondern ab ma - nitione entſprungen.

Engbruͤ - ſtigkeit / ſchwerer Athem und Keu - chen.

Wann ſich Engbruͤſtigkeit oder ſchwerer Athem und Keuchen mercken laͤſſet / ſo von boͤſen gifftigen Duͤnſten kom - men / die zu der Bruſt ſteigen / oder vom Haupt flieſſen / und andere boͤſe Materi / die ſich um die Bruſt ſammlet / dienen die Taͤff - lein Diapenidion, Diacreos ſimplex, Diatra - gacanthi, Poͤnidienzucker / Candelzucker / Ro - ſinen-Latwerg / die Bruſt-Latwerg Lohoch ſanum, Suͤßholtz-Syrup / Scabioſen-Sy - rup / davon ſoll man den Krancken jezuweilen zu gebrauchen geben; Bolus armenus iſt ſehr dienlich mit Suͤßholtz-Syrup temperirt ein - geben: es dienet auch die Scabioſen-Con - ſerva, item Conſerva von Scorzoneren / deß - gleichen Scabioſen-Waſſer / Hufflattich - Waſſer / Morgenſtern - und Bocksbart - Waſſer: Iſt der Stulgang verſtopfft / ſo gebe man ihm Caſſia Fiſtel / ausgezogen mitHuff -311Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. Hufflattich oder obgemeldeten Waſſern ei - nem zu trincken.

So gibt es auch bißweilen druͤcken umBruſt - und Hertz - druͤcken. den Magenſchlund / ſo die gemeinen Leut Hertzdruͤcken nennen / ſolches kommet von uͤberhaͤufften boͤſen Daͤmpffen / von allzugroſ - ſer Hitze / von einer gifftigen verderbten Ma - teri / welche das Hertz und den Magenſchlund moleſtirt / es zittert auch daher bißweilen das Hettz / klopffet und bebet / wider ſolches alles koͤnnen die offtgemeldete General-Remedia gebrauchet werden / ſo viel ſich will thun laſ - ſen / darneben kan man den Krancken auch von folgendem Pulver geben.

Pulver.

Pulver.
  • . Bereitet Agdſtein ʒij.
  • Terra ſigillata,
  • Gerechtes Einhorn /
  • Bereitet Perlen /
  • Orientaliſchen Bolus / aa. ʒj.
  • Zerreib ſolche mit Scorzoneren - oder Och - ſenzungen-Waſſer / und geb den Patienten dieſes Pulvers ʒß. auff einmal.

Iſt aber ein Hertzzittern in der Hitze fuͤr -Hertzzit - tern. handen / ſo miſche ein Loͤffel voll ſauren Limo - nien - oder Citronen-Syrup darunter / und auch ſo viel des Waſſers von deſtillirtem Li - monien-Syrup / oder geb dem Patienten ein paar Manus Chriſti cordiales Taͤfflein in einU 4Loͤffel312Das XIX. Capitel. Loͤffel voll der oben gedachten Waſſer zerrie - ben. Die præparirten Perlen mit obgemeld - ten Hertzwaſſern einem ein wenig eingenom - men / hilfft trefflich wohl / ſolches thut auch das bereitete Beinlein aus dem Hirſchen-Her - tzen / damit aber bey einigen Materialiſten ein groſſer Betrug vorgehet. Die bereitete Co - rallen geben / vertreibt auch ſolch zittern: die Armen koͤnnen die Manus Chriſti Kuͤchlein gebrauchen / und Conſerven-Zucker von Ro - ſen / Roſinarinbluͤmlein / Saurklee / Ochſen - zung / Borragen und Hertzblumen / darzu dienen auch alle Artzneyen / ſo unter dem Ti - tul Ohnmachten zu finden ſeyn.

Huſten bey den Krancken.

Wann in der Peſt zufaͤlliger Weiſe ein Huſten anſtoͤſſet / ſeynd deſſen fuͤrnemlichen vrererley Urſachen / denn entweder ent - ſpringet er von einem Haupt-Fluß / oder von einem Geſchwaͤr / eines aus den Inſtru - menten / welche zum Athem noͤthig und dien - lich ſeyn: oder von einem Apoſtemate, ſo in denſelben ſich findet / oder von einem Empye - mate, Hipp. ibid. Am meiſten aber erreget ſich ein Huſten von der warmen und trocke - nen intemperie oder Entrichtung / ſo von den groſſen Peſtilentziſchen Entzuͤndungen ent - ſteht / welche / wenn ſie durch vielgemeldte generalia und ſpecialia Medicamenta benom - men werden / ſo muß auch der Huſten nach - laſſen / zumalen wann man die appropriata darneben gebrauchet. Die Generalia ſeyndPur -313Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. Purgiren und Aderlaſſen / die Specialia aberCura. alles was feuchtet und kuͤhlet; die appro - priata ſeynd / welche der Lufftroͤhr / Lungen und andern Vaſis oder Inſtrumentis ſpiritua - libus eigentlich wohl bekommen / als: Bruſt - beerl / Extract von Suͤßholtz / Violen-Con - ſerva, Diapenidium, Diacodium, Diatraga - canthum frigidum, cum & ſine bolo, pulvis anonymus Auguſtanorum, weiſſen Ruͤben - ſafft-Zucker / und dergleichen mehr.

Nun werden auch von den Peſt-Patien -Ohn - machten / wovon ſolche kommen / ten zum oͤfftern von Schwaͤchung der leben - digen Geiſter Ohnmachen erreget / oder ſolche entweder erſtickt / oder zerſtreuet und gerin - gert / oder in andere Wege von Peſtilentzi - ſchen gifftigen Daͤmpffen offendirt werden. Wann nun eine ſo geſchwinde Ohnmacht erfolget / ſoll man nach Tabernamontani Meynung den Patienten erſtlich bey der Na -wie ſie ab - zuwenden. ſen und Ohren zupffen / in das Angeſicht Ro - ſenwaſſer ſprengen / darunter etwas Wein gemiſchet. Friſch Poley-Kraut mit Him - beer-Holder - und dergleichen Eſſig vor die Naſe gehalten / ſtillet die Ohnmachten bald; etliche geben den Patienten / ſo bald es ſeyn kan / ein Quintlein Orientaliſchen Boli mit etlichen Loth Borragen - oder Ochſenzungen - waſſer / und etwas Citronen-Safft darunter gemiſchet / zu trincken. Eben auff ſolche Ma - nier koͤnte man auch des Orientaliſchen Be - zoars 10. 12. oder mehr Gran / item des Ma -U 5giſterii314Das XIX. Capitel. giſterii Corallorum, Perlarum, bereitet Edel - geſtein / als des Smaragds / geben. Man kan auch davon bereiten laſſen gute

Krafft-waſſer.

Krafftwaſſer.

  • . Roſenwaſſer /
  • Saurkleewaſſer /
  • Violwaſſer aa. j.
  • Zimmetwaſſer mit Roſenwaſſer deſtil - lirt ʒj.
  • Magiſterium von Hirſchhorn /
  • von Corallen /
  • von Perlen / aa. j.
  • Manus Chriſti mit Perlen ß.

Miſche alles / davon Loͤffelweiſe zu geben. Oder folgende

Hertzſtaͤr - ckendeLatwerg.

Hertzſtaͤrckende Latwerg.

  • . Conſerva von Roſen / Borretſch und
  • Borragen /
  • Dick geſottener Johannisbeer-Safft
  • aa. j.
  • Alkermes-Confection ʒß.
  • Sauren Granaten-Syrup / q. ſ.
  • Vitriol-Geiſt / ſo viel zu einer angeneh - men Saͤure vonnoͤthen.
  • Miſche ſolches mit zuthun einiger Gold - blaͤttlein in einem Zuckerglaß / davon den Patienten bißweilen ein gute Meſſerſpitz voll zu geben.

Man hat auch gute Mittel / daß man bey den Patienten des Ruͤpffens und Naſenzuͤpf - fens nicht vonnoͤthen hat / wie dann abſonder - lich dienet folgend

Hertz -315Von allerhand Zufaͤllen / ꝛc.

Hertz-Pulß - und Schlaͤff-Saͤlbel.

Hertz - Pulß - und Schlaͤff - Saͤlbel.
  • . Des Meſue Roſen-Saͤlblein. ß.
  • Deſtillirt Citron Oel. ß.
  • Roſen-Oel. gutt. v.
  • Miſce. Damit den Ohnmaͤchtigen anzu - ſtreichen.

Da ſich auch bey den Patienten gewoͤhn -Groſſer Durſt / wie ſol - cher zu ſtillen. lichen ein groſſer Durſt einfindet / kan nicht gezweiffelt werden. Damit man aber ſelbi - gem widerſtehe / ſo kan man alle diejenige Medicamenra, welche wider die groſſe Hitze verordnet / allhier auch gebrauchen / zuma - len durch das Nitrum præparatum, Lapis Pruncllæ oder præparirten Salpeter die Hitz und Durſt gewaltig gelegt werden. Sonſt ſoll der Patient den Mund oft waͤſchen / und ſolchen mit friſchem Brunnen-Waſſer / darunter ein wenig Eßig vermiſchet / aus - waſchen. Man gebe ihm auch ein Brod - oder Gerſten-Waſſer mit Limonien / oder Citronen-Hinbern-Erdbeern-Johanns - Traͤublein oder Eſſig-Syrup / darbey etli - che Tropffen Spiritus Vitrioli zu angenehmer Saͤure / und laß ihn bisweilen einen guten Trunck thun. Dann es iſt gewiß / wann man dieſen Patienten das Trincken wehret / und ihnen zwar oft / doch jedesmal wenig / als damit der Durſt nicht geloͤſchet werden mag / zu trincken gibt / iſt es eben ſo viel / als wenn man ein Loͤffel voll Waſſer in ein ſtarck Feuer ſchuͤttet. Der Safft von ſau -ren316Das XIX. Capitel. ren Granaten / mit Saurampffer / Weg - wart / Endiven / oder Hinbeer-Blaͤtter - Waſſer loͤſchet den Durſt uͤber die maſſen wohl / ſolches thut auch das deſtillirte Meer - Linſen Waſſer / und von Nacht-Schatten; Ferner gebrauch der ſauren gedoͤrrten Kir - ſchen / der kleinen Provintz-Pflaͤumlein / und mit friſchem Waſſer abgewaſchene ſaure Zwetſchen / darnach lege ſolche in Ro - ſen-Waſſer / und davon. Dazu dienen auch ſaure Pomerantzen und Lemonien zu Scheiblein geſchnitten / in eine Schuͤſſel ge - leget / und wohl unten und oben mit Zucker beſtreuet / giebt es einen Syrup / davon zu - weilen ein Loͤffel voll zu nehmen / oder nimm ein Maß friſch Brunnen-Waſſer / darein thu einen Schoppen geringen Wein / Ro - ſen - und Viol-Syrup. aa. iij. vermiſch es durch einander / und trinck jederweilen einen ſtarcken Trunck davon. Der Arme kan ein Maß friſch Brunnen-Waſſer nehmen / und 8. Loͤffel voll guten Wein-Eßig darein thun / und trincken.

Im Fall man aber Bedencken habe / daßvon vielem Trincken der Leib auffgetrie - ben werden moͤchte / ſo kan man Harn-trei - bende Mittel darneben brauchen / geſtalten denn der Spir. Vitrioli ſolches ohne dem ver - richtet. Unzerus lobet in tr. de lue peſtif. l. 3. c. 13. folgende 2. Julepp.

Ju -317Von allerhand Zufaͤllen ꝛc.

Julepp zum Durſt loͤſchen.

Durſt-loͤ - ſchender Julepp.
  • . Endivien-Waſſer / Cichorien-Waſſer /
  • Borragen-Waſſer. aa. iij.

Unter welche kan gethan werden

  • Conſerva von Roſen / Violen / Saur - klee und Garten-Naͤgelein-Syrup. aa. ʒiij.
  • Laß einmal auffſieden / und wenn es durch - geſeihet / wieder erkuͤhlen / darnach gieß noch darzu
  • gutes Roſen-Waſſer / .
  • bereit Salpeter /
  • Wacholder Extract. aa. ʒj.
  • Cichori Extract. ij.
  • Syr. von Citron.
  • Ceraſor.
  • Caryophyl. noſt. aa. iiß.

M. exquiſitè in vicem.

Der ander iſt dieſer

Julepp.

Ein an - deꝛ Durſt - loͤſchender Julepp.
  • . Cardbenedict-Saurampffer - und
  • Viol-Waſſer. aa. ij.
  • Viol-Syrup. iij.
  • rectificirten Vitriol-Geiſt. ij.

Miſche alles unter einander zu einen Syrup.

Es ſoll auch die Hitze und Durſt ge - waltig daͤmpffen folgender

Tranck.

Durſt - loͤſchender Tranck.
  • . Saurampffer Wurtzel / j.
  • Tamarinden Marck. ʒvj.
  • 318
  • Gedurrte ſaure Kirſchen / j.
  • Klein Roſinel. ß.
  • Melonen-Saam. ʒiij.
  • Zerſchneid alles klein / koche es im beſchloſ - ſen Gefaͤß / in genugſamen Waſſer / daß ij. uͤbrig bleiben / ſeihe es / und thue zu ſolchen Limonien-Safft iv. davon zu trincken.

Wolte man die Durſt-loͤſchende Sachen viel mit Zucker vermengen / ſo iſt es nicht dien - lich / denn der Zucker vermehret den Durſt vielmehr / ehe er ſolchen verringert / Cry - ſtallen im Mund gehalten / oder von einem ſuͤſſen Granaten genoſſen oder Haus-Wurtz und Burtzel / davon die Haͤutlein abgezogen / auf die Zung geleget / oder in friſch Brun - nen-Waſſer geweichet / und mit Zuthun ei - nes wenigen Salpeters-Saltzes den Mund damit gewaſchen / iſt auch nutzlich / wie in - gleichen der flehſamen Schleim.

Ob auch einer von allzugroſ - ſen Durſt ſterben koͤnne.

Nun fraget es ſich aber / ob auch ein Pa - tient von allzugroſſem Durſt ſterben koͤnne? dieſes bejahet Altimanus, und ſpricht: Es ſterben wohl bisweilen Leut vom Durſt / un - terſtehet ſich auch ſolches mit Galeni Worten de Symptom. cauſis 7. zu beweiſen / da er ſa - get / daß etliche / nachdem ſie geſaltzen Waſ - ſer getruncken / in einem Durchlauff gera - then / und ſolch Beiſſen und Wehe davon empfunden / daß ſie geſtorben. Aber ob ein Menſch von groſſen Durſt verſchmachtenkan /319Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. kan / und wie der Hunger leichter als der Durſt zu ertragen / ſo hat es Altimanus nicht troffen / deßwegen er denn nicht unbillig von Mercuriali taxirt wird / ſintemal Galenus nicht meldet / daß ſie vom Durſt / ſondern wegen des Bauch-Fluſſes Schmertzens / und im Trincken begangenen Irrthums ge - ſtorben ſeyn.

Wenn in der Peſt-Zeit ein Patient mitWenn Gicht und Grimmen bey der Peſt. Grimmen und Darm-Gichter angegriffen wird / ſo ſind zwar dieſe beyde einander ſo nahe verwand / daß wie Avicenna bezeuget / ſie nur das Bett unterſcheidet / und oft ſich eine in die andere verwandelt. Derowegen werden ſie allhier auch zuſammen genommen / daß ſie aber unter die Symptomata Peſtis, oder Zufaͤlle der Peſt zu rechnen / bezeugen nicht allein die alten / ſondern auch unter - ſchiedene neue Autores. Und kommen dieſe Zuſtaͤnde gemeiniglich von einer ſcharffen / galliſchen / gifftigen Materie her / welche auszufuͤhren / nicht nur die Chalagoga Me - lanagoga und dergleichen Gall-treibende Mittel / ſondern auch die Bezoardica und Gifft treibende Artzneyen fleiſſig in Clyſti - ren ſo wohl als in andern formis geſucht und gebrauchet ſeyn wollen / davon aber hin und wieder allbereit Meldung geſchehen / und kan nach Eigenſchafft des humoris peccantis biloſi eine Aenderung vorgenommen werden.

Es320Das XIX. Capitel.
Durch - lauff / wo auch Fle - cken ſeyn zu curiꝛen.

Es thut auch ſelten gut / wenn die Na - tur zwey wiedrige Bewegungen hat / und der Patient einen Durchlauff bekommt / der doch vorhin Flecken hat? Jedoch wofern es keine blaue / ſchwartze / oder ſonſt dunckel - farbene Flecken / ſondern nur leibfarb oder roth ausſehen / der Durchlauff auch nicht groß iſt / ſo kan man der Natur in etwas nachſehen / und mit den alterantibus nur fort - fahren; im Fall er aber ſo ſtarck werden wol - te / daß der Patient matt davon wuͤrde / muß man ein abwaſchend und bequemes Clyſtier brauchen / auch ſo bald darauff mit den Gifft - treibenden Artzneyen anſetzen / welche zugleich eine Natur zu ſtopffen haben: als da ſind die Terra ſigillata, Bolus armena, &c. Aus - wendig kan man das Emplaſtrum de Cruſta panis oder de Baccis lauri mit alten Theriac und Ouitten-Oel ꝛc. aufflegen / auch Quitten - Wein oder Safft trincken.

Ob in der Peſt der Durch - lauf ſchaͤd - lich ſey?

Es iſt aber bekandt / daß ihrer viel / welche neben der Peſt auch einen Durchlauff be - kommen / dahin ſterben / als wird auch der - ſelbe / wann er kommt / von dem Patienten nicht unbillich gefuͤrchtet. Es iſt aber un - ter ſolchem Durchlauff und Bauchfluͤſſen die - ſes Orts dieſer Unterſcheid / daß etliche alſo - bald im Anfang und Zunehmen der Peſt ſich eraͤugnen / etliche aber wenn die Kranckheit nun wiederum abnimmet / oder wenn die Dauung der boͤſen humoren geſchehen iſt:jene321Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. jene werden fuͤr hochſchaͤdlich und toͤdtlich / dieſe aber fuͤr nuͤtzlich gehalten / daher Celſus lib. 1. c. ult. ſaget: Man ſoll in der Peſt einigen Durchlauff weder erregen / noch wenn er von ſich ſelbſt kommen / ſtopffen: Doch iſt vonnoͤthen gute acht zu geben / daß / wann die Natur ſchon zu rechter Zeit ſich der boͤ - ſen Materie entlediget / nicht etwan per ac - cidens und zufaͤlliger weiſe derſelbe laͤnger an - halte / als er ſonſten thaͤte oder thun ſolte / wie gar leichtlich geſchehen kan. Taberna - montanus ſchreibet: Wenn in dieſer Seuche ein Bauchfluß kommet / ſo ſoll man ſolchen uͤber ein baar Tage nicht lauffen laſſen / als - dann ſoll man dem Krancken Syrupi Pantha - leonis iiij. mit einer Bruͤhe drey oder vier Stunden nach dem Nacht-Eſſen eingeben / das nimmet alle Schaͤdlichkeit / auch die Schluͤpffrigkeit der Gedaͤrm hinweg / und wird der Stuhlgang darauff feſt: Den fol - genden Tag waͤſchet man den Maſt-Darm mit folgendem Clyſtier ab.

Clyſtier.

Clyſtier.
  • . Gerſtenwaſſer xiv.
  • Speiſe-Zucker .
  • Friſche Eyerdotter No. ij.
  • Gibs dem Krancken als ein Clyſtier.

Darnach gib dem Krancken alle Mor - gen und Abend / eine viertel Stund allwegeXvor322Das XIX. Capitel. vor dem Eſſen / einer gemeinen Caſtanien groß / von folgender

Lattwerg.

Lattwerg.

  • . Alten Roſen-Zucker /
  • Quitten Lattwerg /
  • Saurach und Johannes-Traͤublein - Lattwerg aa. j.
  • Pulv. Liberantis j.
  • Terra ſigillata,
  • Armeniſchen Bolus /
  • Wegreich-Saam / gepuͤlvert /
  • Bereitete Corallen aa. ʒj.
  • Muſcat-Nuß / gepuͤlvert / ʒj.
  • Daraus mache mit Quitten-Syrup eine Lattwerg.

Die Armen koͤnnen nehmen gepuͤlverte Schaffgarben mit Roſen-Zucker / Kuͤnger - ten-Waſſer / aa. einen Loͤffel voll oder drey getruncken / hilfft wohl: ſolches thut auch das gediſtillirte Rockenbrodt-Waſſer / auch das deſtillirte Waſſer von jungen Eichen - laub / Morgens und Abends j. ſchwer da - von getruncken.

Weñ aber die Kran - cken ver - ſtopfft ſeyn.

Begiebt es ſich aber / daß von uͤbermaͤſſi - ger Hitz und Troͤckne eine groſſe und lang - waͤhrende Verſtopffung des Leibs verurſa - chet wuͤrde / da iſt nichts erſprießlichers / als daß man nicht lange warte / ſondern ſo bald der Leib etwas laͤnger / als er ſoll / verſtopfft / ſo iſt anfangs ein lindes Clyſtierlein gut;wenn323Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. wenn aber dieſes nichts verfangen wolte / ſoll man ein anders / und zwar etwas ſtaͤrckers / gebrauchen / wie derer vielerley angemercket[werden]. Nach dieſem gebe man dem Pa - tienten zeitlich laxirende Speiſen / als Zwet - ſchen / Roͤſinlein / ꝛc. wie droben angezeiget worden. Will aber einer lieber eine milde Purgation brauchen / ſo nehm Zwetſchen . oder Zwetſchen-Lattwerg mit einer zieſer Erbsbruͤhe zertrieben nuͤchtern warm ein / und faſte 4 Stunden darauff.

Ausgezogene Caſſien-Fiſtul j. oder guteGelind - purgiren - de Mittel. Manna . gleichfalls eingenommen / iſt ſehr gut / und purgiret linde: Das thut auch der Aloes-Extract / mit Roſenwaſſer vor dem Naͤcht-Eſſen in einer Oblat verſchlucket. Es verrichtet ſolches auch purgirender Roſen - Syrup / oder der purgirende Violen-Sy - rup / wie auch der Syrupus Diaſireos, deren jeden auf einmal iij. in einer Bruͤhe einge - nommen: Oder nimm Sennetblaͤtter j. Engelſuͤß ʒij. Wegwertwurtz / weiſſen Ing - ber / alles klein geſchnitten aa. ʒj. Kleine Ro - ſinen ß. ſiede ſolches in Schotten j. laß den Drittel einkochen / vermiſche darunter Ro - ſen - oder Violen-Syrup j. und gibs warm zu trincken. Die Armen nehmen eine Hand voll Bingelkraut / und ſieden es in einem Haͤflein mit Fleiſchbruͤhe / trinckens warm / und purgiren ſaͤn fftiglich.

X 2Wenn324Das XIX. Capitel.
Wann die Wurm bey dem Kran - cken fort - gehen.

Wenn bey den Peſt-Krancken die Wuͤrm im Leib fortgehen / hat man daruͤber ſein ſon - derbares Bedencken / denn an ſich ſelbſt iſt es gut / wenn ſich ſolch Ungeziefer ſelbſt aus dem Leib begiebt / er ſey nun kranck oder ge - ſund / am andern Theil aber iſt es bey den Patienten / die mit der Peſt behafftet / ein boͤ - ſes Zeichen / und eine Anzeigung / daß die Pu - trefaction oder Faulung nun ſo groß / daß ſich ſolch Ungezieſer / ſo doch aus faulen hu - moribus waͤchſet / nicht laͤnger allda im Leib auffhalten mag / geſtalten man dann ſiehet / daß offtmahl bey denen / ſo nunmehr / wie man im Sprichwort ſaget / auf dem letzten Loch pfeiffen / auch die Laͤuſe vom Haupt lauffen. Wie ſolche fort zu treiben.Dafuͤr gebe man dem Krancken rohen Li - monien-Safft / Bortzelkraut oder Wegtritt - Waſſer aa. . zu trincken. Die Armen nehmen ſo viel Saurach oder Erbſellen-Saft und trincken es mit gemeldtem Waſſer. Das gediſtillirte Waſſer von ſauren Safft der Li - monien ij. oder iiß. getruncken / vertreibt die Wuͤrm gewaltiglich ohne Schaden aus: ſolches thut auch Schlehenbluͤh - und Pfer - ſichbluͤhwaſſer / und der Conſerv-Zucker von groſſen Naͤgelein / ſtetig gegeſſen. Pferſich - laub geſtoſſen / mit Eſſig befeuchtet / und uͤber den Nabel geſchlagen / hilfft wohl. Deßglei - chen thut auch die Geißraute / Ruta capraria genannt / in bitter Mandel-Oel geroͤſtet / und uͤber den Nabel gelegt. Burtzelkraut-Safft inWaſſer325Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. Waſſer geſotten / und davon iiß. mit Baum - Oel j. getruncken. Burtzelkraut-Safft iij getruncken / treibt allerhand Wuͤrm aus: die - ſes thut auch die Wein-Raute in Waſſer ge - ſotten / wie oben gedacht. Item Haußwurtz - Safft mit j. Wein getruncken; Item / bit - ter Mandel-Oel getruncken iiß. thut auch gut.

Wider die Gelb-Sucht / ſo in der Peſt-Seuche / oder oft nach derſelben zu kommen pfleget / geb dem Patienten folgend

Traͤncklein.

Gelb - Sucht Traͤnck - lein / z. E.
  • . Saurampffer Waſſer.
  • Endivien Waſſer.
  • Schellwurtz Waſſer.
  • Citron Safft Syrup. aa. j.
  • Wegwart Syrup. ß.
  • Miſche es / und gib dem Krancken etliche Tag lang ſolches taͤglich zweymal zu trincken.

Erfordert nun die Nothdurfft den Leib zu erweichen / ſo mache folgendes ſanfftes

Purgier-Tranck.

  • . Rhabarber. ß.
  • Zimmet. ʒj.
  • Schneide beydes klein / thue es in eine Kan - ne / gieß daruber friſchen Milch-Schol - ten / iiij. laß in einer Pfanne mit Waſ - ſer eine viertel Stunde ſieden / laß ſo ver - deckt in ein warm Ort ſtehen / des Mor -X 3gens326Das XIX. Capitel. gens druck es aus / und in ſolche Bruͤhe zerreib

Manna j. oder ſo viel Caſſien Fiſtul

  • Gibs dem Krancken vier Stund vor dem Eſ - ſen zu trincken.

Der Arme nehme Eſels-Miſt / Mj. und gieß daruͤber einen Becher oder 10. Loth Schell-Wurtz Waſſer / zerreib es / und laß drey Stunden weichen / darnach druck es durch ein Tuch / zerreib darein Theriac. ʒj. gibs zu trincken / und laß ein paar Stunden darauf ſchwitzen.

Unruhe bey den Peſt - Krancken.

Wenn die Krancken nicht an einem Ort bleiben koͤnnen / und immer unruhig ſeyn / ſo kommt ſolches von Schaͤrffe des Giffts / und daß daſſelbe das Hertz begehret anzugreiffen / darwider brauche das Peterlin Waſſer / oder geb ihm oft ein wenig bereiteten weiſſen Agdſtein mit Roſen - oder Ochſen-Zungen - Waſſer / gib ihm auch taͤglich der gerechten Terræ ſigillatæ des Tages zweymal ʒj. mit ij. Saurampff-Waſſer und j. Meliſſen - Waſſeꝛ zu trincken / die Wohlhabigen koͤnnen Orientaliſchen Bezoar gr. vj. mit Meliſſen - und Ampffer-Waſſer einnehmen. Iſt aber eine Verſtopffung des Stuhlgangs darbey / ſo ſind gelinde Clyſtier dienlich / darneben ſoll man das Hertz aͤuſſerlich mit Scorpion - Oel ſalben / und das Hertz-Waſſer zum Uberſchlag und Puls-Saͤcklein / wie oben gemeldet / gebrauchen.

Wer327Von allerhand Zufaͤllen ꝛc.

Wem aber bey dieſer Kranckheit einWider verlohr - nen Eſ - fens Ap - petit Unwillen zur Speiſe / und der Eſſens Appe - tit waͤre verlohren / ſo ſuchet man ſolchen wieder zu erwecken durch folgend

Magen-Pflaſter.

Magen - Pflaſter.
  • . Quitten-Latwerg / iij.
  • Roͤmiſchen Wermuth /
  • Rothe Roſen /
  • Maſtix / aa. ʒj.
  • Pulveriſir alles / thu noch darzu
  • Gemein Wermuth / ʒj.
  • Miſche alles durch ein ander / ſtreich es auf Leder / uͤberziehe es mit rothen Zendel / enge / daß es nicht zuſammen lauffe / und lege es uͤber den Magen.

Die Speiſen koche ihm ſauerlecht mit unzeitigen Trauben oder Kreuſelbeer Safft. Andre nehmen ſaure Lemonien und Pome - rantzen / darzu ſind auch dienlich Suͤlſen vom Saurampffer mit Eſſig / desgleichen von Johannis Traͤublein / Saurach und ſauren Kirſchen bereitet. Es bringen auch den verlohrnen Appetit die geſaltzene Lemo - nien / und die Capern mit Eßig gemachet.

Weme aber der Magen ſehr ſchwach waͤre / daß er nichts verdauen koͤnte / auch alles wieder von ſich erbrechen muͤſte / wel - ches kommt von einer boͤſen daͤmpffigen Feuchtigkeit / ſo ſich im Magenverſammlet / muß die Natur ein wenig geholffen werden /X 4mit328Das XIX. Capitel. mit einer Feder in Oel getunckt / und in Hals geſtoſſen / oder nimm Lattig / ſiede ſolchen in Waſſer / nimm davon j. und thue darzu Baum-Oel / Eſſig / Syrup / jedes ein paar Loͤffel voll / vermiſche es durch einander / und trincke es laulecht / uͤber eine Weil noͤthige dich zum Erbrechen / doch nicht zuviel / weil ſolches die Natur ſchwaͤ - chet / und nach dem Erbrechen ſo ſtaͤrck den Magen wieder mit folgenden

Magen - ſtaͤrckendeSaͤcklein.

Magen-ſtaͤrckende Saͤcklein.

  • . Wermuth / Roſen / Weinreben Bluͤ - the der wilden / aa. Mj.
  • Myrten-Blaͤtter / Quitten-Blaͤtter.
  • aa. Mj.
  • Bereiten Coriander gequetſcht / ß.
  • Rothen Santel / ß.
  • Daraus mache vermiſchet ein Magen - Saͤcklein.
  • Beſpreng einen heiſſen Ziegel mit Wein / und laſſe den Schwaden davon an das Saͤcklein / lege es alſo warm uͤber den Magen.

Oder nimm einen Boden von einem Brett / ſo wie ein Schild geſchnitten / roͤ - ſte es auf gluͤenden Kohlen / beſpreng es mit gutem Eſſig / reib ein wenig Deymant / Ro - ſen / Muſcaten und Maſtix gepuͤlvert darein / ſchlage es in ein Tuch / und lege es warm uͤber den Magen. Schmiere auch den Ma -gen329Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. gen mit Quitten-Roſen - und Maſtix-Oel / und gib dem Patienten Saurach / Johan - nis Traubel und Quitten Lattwerg zu eſſen.

Empfindet der Patient ein Seiten -Seiten - Stechen. Stechen an den Rippen / Pleurites ge - nannt / ſo auch in dieſer Seuche offt anwan - delt / ſo ſetze Schroͤpff-Koͤpfflein an den ſchmertzhafften Ort / und laß tieff hauen / damit das gifftige Gebluͤt wohl auslauffen kan / und gib dem Patienten gepuͤlvert Car - dobenedict Saam / ʒj. mit Cardobenedicten Waſſer iiß. ein zu trincken / auch iſt der Marien oder Veh-Diſtel Saam mit ſeinem Waſſer auch gut zu gebrauchen / Camillen - Blum Waſſer iiß. ad iij. getruncken / iſt nicht zu verbeſſern / den Kindern geb man weniger. Die Armen ſieden Camillen in Waſſer / und trincken Morgens / Mittags und Nachts / jedesmal einen guten Trunck davon. Ihr Tranck ſoll ſeynein Suͤßholtz - Waſſer mit Gerſten und Roſinlein / oder eine Mandel-Milch / die ſie auch zu Suͤp - lein und Breylein nuͤtzlich gebrauchen koͤnnen. Iſt Verſtopffung des Stuhlgangs darbey / ſo gib ihm purgirenden Viol-Syrup iij. mit obgemeldtem Waſſer ein / oder Man - na . oder ausgezogene Caſſien Fiſtel j. Sonſt ſeynd auch dienlich Penidien-Zucker / Suͤßholtz-Safft / und was oben bey dem Huſten geſaget worden.

Bekommet auch der Patient eine uner -X 5traͤgli -330Das XIX. Capitel. Hitze und Entzuͤn - dung.traͤgliche Hitze und Entzuͤndung / ſo laſſe ihm Arm und Bein oben herab mit warmen Tuͤchern ſtreichen / ſo viel er es leiden mag / und geb ihm ſolche Hertz-Staͤrckungen / wie oben bey den Ohnmachten und Hertz - Klopffen gemeldet worden / und laß ihm die Fuͤß wohl mit Saltz und Eſſig reiben. Dar - nach nimm Rauten / Wacholder Beer / und Broſam von Rocken-Brod / ſtoß mit Eſſig durch einander / und binde es ihm um die Fußſohlen / es ziehet die groſſe Hitz heraus / und giebt gute Krafft; Man ſoll dem Kran - cken auch Terra ſigillata ʒj. mit Saurampf - fer Waſſer und Hinbeer-Laub Waſſer ein - geben / iſt der Leib verſtopfft / ſo gebrauche ſanffte Clyſtier mit Caſſien Fiſtel und Veyel Oel bereitet.

Schmertz am Ruͤ - cken / Schenckel Schien - bein / ꝛc. Fuß - Bad.

Nun folget oft nach dieſer Kranckheit / daß der Menſch groſſen Schmertzen am Ruͤcken / Schenckeln / Schienbein und der Fuͤß empfindet / darwieder gebrauch folgend

Fuß-Bad.

  • . Braunen Wieſen-Klee /
  • Stein-Klee. aa. Mj.
  • Weinreben Laub.
  • Weiden-Laub / aa. Mj.
  • Erd-Kuͤffer / rothe Roſen / aa. Mj.
  • Siede alles in friſchen Waſſer / und mache mit anderm kuͤhlenden Waſſer ein lau Fuß-Bad daraus / darin laß den Kran - cken Morgens und Abends die Fuͤß ba -den /331Von allerhand Zufaͤllen / ꝛc. den / und laß ihn die Schenckel von den Beinen an wohl unten hinab reiben / ſol - ches ziehet die Hitz / Kranckheit und Schmertzen unten hinaus.
  • Den Ruͤcken ſchmier Morgens und Abends mit der Alabaſter-Salb.

Noch iſt uͤbrig ein Zuſtand / welcher nichtPetechien oder Peſti - lentz-Fle - cken. nur ein ſondern auch offt unter der Peſt - Kranckheit mit anwandelt / ſolches ſeynd Lin - ſen oder Peſtilentz Flecken / welches warlich nicht ein geringer Zuſtand iſt / und kraͤfftig genug / wenn man den Patienten mit der Waͤrm und Schweiß verabſaͤumet / allein den Tod zu bringen / und ſind ſolche Flecken eben ſo gifftig als die Peftilentz ſelbſt / auch anſteckend / darum ſo bewahre den Krancken / daß er an keine Lufft komme / ſonſt iſt es ey - lend um ihn geſchehen / wie ich denn bey ſol - cher Kranckheit / als mich in Wien auffge - halten / viel Exempel eines ſchnellen Tods er - fahren habe; dieſem zu begegnen / bereite fuͤr den Patienten folgendes

Schweiß-Traͤncklein.

Schweiß - Traͤnck - lein in Pe - techien.
  • . Geiß-Raute / oder auch gruͤn Cardbe - nedicten-Kraut /
  • Graß-Naͤgelin-Kraut und Wurtzel /
  • aa. Mj.
  • Eiſenkraut Mj.
  • Tormentill-Wurtz .
  • Gemeinen Eſſig ij.
  • Hollwurtz ß.
Siede332Das XX. Capitel.

Siede ſolche Stuͤck in Gerſtenwaſſer iij. und laß den dritten Theil einſieden / wirff darzu Zucker ij. und ſeihe es / Doſ. ij. Mor - dens und Abends zu trincken / und wohl dar - auff ſchwitzen; continuire damit / und zer - reib allemal Boli armeni ʒj. darein / gebrauch es alſo jedesmal warm / biß die Flecken gar heraus kommen und vergehen. Zum ordi - nari Tranck kan man dem Patienten ein Waſſer von Feigen / Fenchel / Anieß / Bruſt - beer und Gerſten ſieden.

Das XX. Capitel. Das XX. Capitel.Von allerhand dienlichen Mit - teln wider die Peſtilentz.

Recepta.

1. Agricolæ Præſervativ - und Curativ - Latwerg / in der Peſtzeit dienlich.

* Præſer - vat. und Curativ Latwerg Agrieolæ.
  • . Creutzwurtz .
  • Hertzkraut mit den Duͤpfflein j.
  • Durant j.
  • Pimpinell / Angelick / weiſſen Senff /
  • aa. ß.
  • Knoblauch j.
  • Poley Mj.
  • Theriac ß.
  • Scorpion-Oel j.

Dieſe Species mache alle unter einander zu zartem Pulver / und vermiſche ſie unter den Theriac ſamt dem Scorpion-Oel / ſetz es anein333Artzneyen in Peſtzeiten ꝛc. ein warmen Ort / zu fermentiren. Doſ. fuͤr einen Mann einer Caſtanien groß / in Quit - ten - oder Citronfafft / oder in Citronwaſſer / oder warmen Eſſig / und ſchwitze darauff ein paar Stund / wer aber ſchon inficirt iſt / der nehm ſolche taͤglich dreymal / und ſchwitze darauff / nachdem es die Kraͤffte ertragen koͤn - nen.

2. Latwerg fuͤr Peſtilentz / Grim̃en / und andere Febriliſche Kranckheiten.

  • . Des beſten Theriacks ij.
    Ein ande -
  • re Latwerg
  • fuͤr Peſt.
  • Guten Mithridat /
  • Guͤlden Ey aa. j.
  • Schweffelblum ß.
  • Myrrhen ʒij.
  • Saffran / Campffer / Einhorn / aa. ʒj.
  • Was noͤthig hat / zerſtoß / und miſch es im Moͤrſer wol mit Johannestraͤu - bel-Safft / daß es eine Latwerg werde.

Von dieſem Electuar. kan man zu præ - ſerviren alle Morgen einer Haſelnuß groß nehmen / ſonſt aber in andern obgemeldten Schwachheiten ʒß. ad ʒj. darauff laß den Patienten ein Truͤncklein Citronwaſſer thun / mit ein wenig Granat-Safft vermiſchet / und darauff fleiſſig ſchwitzen.

3. Am Anfang der Peſt / und eherTraͤnck - lein ſo gleich An - fangs der Peſt g[e -] noch 6. oder 8. Stund verfloſſen / dienet folgend Traͤncklein:

  • . Cardbenedict - und Ehrenpreiß-Waſ - ſer aa. ʒiß.
  • 334
  • brauchet
  • werden
  • ſoll.
    Citronenſchalen-Syrup j.
  • Des beſten Theriacks ʒj.
  • Orientaliſchen Bezoar gr. x.
  • Deſtillirt ſauer Schweffel-Oel / oder
  • auch an deſſen Stelle Campffer -
  • Oel gutt. vj.
  • Scordien - oder Ringelbum-Eſſig
  • Cochl. j.
  • Dieſes alles fleiſſig vermiſchet / gebs warm ein / laß den Krancken / ſo bald moͤglich / darauff ſchwitzen / leg ihn dar - nach in ein warm ſauber Bett.
Latwerg præſervat. & curativèdienlich.

4. Latwerg ſo præſervativè & cura - tivè wider die Peſt dienet.

  • . Des beſten Theriacks ʒvj.
  • Mithridat j.
  • Elect. de Ovo ʒiij.
  • Bereitet Boli armeni ʒij.
  • Mit genugſam Citron-Eſſig / mache dar - aus ein Latwerg / Doſ. ʒj. ad iiij. mit Cardbenedict-Waſſer zu nehmen / und darauff zu ſchwitzen. Der es aber præ - ſervativè gebrauchet / darff nicht drauff ſchwitzen / ſondern nur einer Erbs groß im Mund zergehen laſſen.
Præſerva - tiv fuͤr die ſo zu Krancken gehen muͤſſen.

Welche die Krancken in Peſtzeiten viſiti - ren oder beſuchen muͤſſen / die bedienen ſich des Morgens fruͤhe / ehe ſie ausgehen / einer Butterſchnitte / mit friſcher Raute / ſo wohl gewaſchen / und ein wenig Theriack / koͤnnendar -335Artzneyen in Peſtzeiten ꝛc. darbey auch ein geſchelte Welſche Nuß und eine Feige genieſſen / auch ein Stuͤcklein Zit - werwurtz oder Diptam im Mund halten / ſo ſeynd ſolche gut præſervirt / und naͤchſt Gott 24. Stund ſicher fuͤr der Peſtilentz.

5. Ein gut Præſervativ-Mittel.

Gut Præ - ſervativ - Mittel / ſo auch den Leib offen haͤlt.
  • . Leibfarbene Roſen-Conſerv. ß.
  • Bereitet Weinſtein .
  • Zimmet-Oel gutt. v.
  • Ruͤhr es zu einer Latwerg / Doſ. ß. alle - mal uͤber den andern Tag zu neh - men / wird den Leib offen halten.

6. Ein ander Præſervativ.

Ein ander Præſerva - tiv.
  • . Brandwein j.
  • Venediſchen Theriac j.
  • Zerreib es wohl durch einander / darvon gutt. ij. ehe man ausgehet / auf die Zung zu nehmen / auch in die Naßloͤcher zu ſtreichen.

7. Noch ein Præſervativ.

Noch ein ander præſervi - rend Ele - ctuarium.
  • . Wachholder-Latwerg iij.
  • Johannestraͤubel-Safft v.
  • Mithridat /
  • Antidoti Matthioli, aa. .
  • Vermiſche es zu einer Latwerg / und ge - brauch es zur Zeit der Peſtilentz alle Ta - ge einer kleinen Bohnen groß. Iſt D. Weikardi Compoſition.
8. Ein336Das XX. Capitel.
Præſerva - tiv fuͤr Schwan - gere / ſokoͤſtlich iſt.

8. Ein Præſervativ fuͤr ſchwangere Weiber / die den Theriac nicht gebrau - chen doͤrffen.

  • . Rothe Roſen-Conſerv oder Zucker / ſo
  • mit Spir. Vitrioli angeſaͤuert ij.
  • Graßblum-Zucker /
  • Borragenblumen-Zucker aa. j.
  • Eingemachten Citronat / klein geſchnit - ten .
  • Species liberantis,
  • Diamargar. frigid. aa. ʒj.
  • Oriental. Bezoar ʒß.
  • Vermiſche dieſes alles mit ſo viel Johan - nestraͤubel-Safft zu einer Latwerg / und thue Zimmet-Oel gutt. vj. darzu / behalt es in einem Zuckerglaß auff / davon Morgens und Abends ein gute Meſ - ſerſpitz voll der Frauen zu geben.
Præſerva - tiv fuͤr arme ſchwange-re Frguen.

9. Præſervativ fuͤr arme ſchwangere Frauen.

  • . Cardbenedicten-Kraut / gepulvert /
  • 4. Loth oder ij.
  • Geſtoſſen Hirſchhorn j.
  • Gemein Holler-Latwerg xij.

Dieſes vermiſche zu einer Latwerg / ge - brauch es wie obiges / und geb ein Loͤffel voll Hollerbluͤht-Eſſig darauff zu trincken Oder nehm nur friſche Wachholderbeer / leg ſie uͤber Nacht in Eſſig / und laß alle Morgen 5. oder 6. davon eſſen / ſo iſt man mit GOtt ſicher.

10. Lat -337Artzneyen in Peſtzeiten ꝛc.

10. Latwerg wider Peſtilentz undLatwerg wider Pe - ſtilentz und boͤſe Lufft. boͤſe Lufft.

  • . Leibfarben Roſenzucker /
  • Borragenzucker / aa. iij.
  • Johannes-Traͤubel-Safft ß:
  • Theriac .
  • Guͤlden Ey /
  • Lebendigen Schweffel / aa. ʒiij.
  • Diptam / Angelic / Zittwer / Baldrian /
  • Biebenell / Liebſtoͤckel und Tor -
  • mentillwurtz / aa. ʒij.
  • Rothe Muͤntz ʒ.
  • Campffer iv.
  • Bereitet Perlen / Corall und Hirſch - horn / aa. ʒj.
  • Geſchlagen Goldblaͤttel No. x.
  • Bieſam ß.

Wenn die Wurtzeln alle recht pulveriſirt / ſo miſche alles im Moͤrſer / thue Citronſafft q. v. darzu / und mache davon ein zarte Lat - werg / davon nehm alle Morgen temp. Peſt. einer Bohnen groß in Mund / ſolches behuͤ - tet fuͤr dem Gifft. Iſt aber der Menſch ſchon inficirt / ſo geb davon ʒj. oder mehr / nach Krafft der Perſon / mit Saurampffer - waſſer oder gutem Eſſig ein / ſonderlich wenn groſſe Hitz darbey / kommt es aber mit Kaͤl - te / ſo vermiſche die Latwerg mit Ehrenpreiß - oder Cardbenedicten-Waſſer / und laß den Patienten wohl drauff ſchwitzen.

Y11. Lat -338Das XX. Capitel.
Latwerg / ſo præſer - vativè & curativèdienlich.

11. Latwerg præſervativè & curativè in Peſtzeiten zu gebrauchen.

  • . Armenlſchen Boli mit Roſenwaſſer ge - waſchen ʒiij.
  • Geſiegelte Erde /
  • Rothe bereitete Corallen / aa. ʒj.
  • Das Gelbe von friſchen Citronſcha - len ʒß.
  • Zitwer / Saffran / aa. ʒß.
  • Syrup von Citronſafft v.

Stoß alles durch einander zu einer Lat - werg / thue es in ein zinnern oder Porcellin Buͤchslein / dieſe dienet ſchwangern Frauen / Kindern und alten Leuten / davon geb man ei - nem Kind 1. gutt. einem Alten ʒij. in Ampf - fer / Scabioſenwaſſer / oder alten weiſſen Wein / und ſoll 3. a 4. Stund drauff nuͤch - tern ſeyn / und das wochentlich ein oder zwey - mal zu nehmen / nachdem die Lufft unrein iſt.

Wenn aber einer inficirt waͤre / ſo geb man ihm von dieſer Latwerg ʒij. und Theriac ʒj. wol unter einander in Ampffer - oder Sca - bioſenwaſſer gemenget / und laß ihn 4. oder 5. Stund ſchwitzen / ſo er aber ſchwach oder ohnmaͤchtig werden wolte / ſo geb ihm einen Loͤffel voll Roſenzucker / mit Ochſenzungen - waſſer ausgezogen. D. Stocker.

Gemeine Peſtilentz-Latwerg.

12. Gemeine Peſtilentz-Latwerg.

  • . Gelben Schweffel j.
  • Angelick / Liebſtoͤckel / Pimpinell / Scor - zoneren /
  • 339
  • Diptam / Baldrian / Eberwurtz / Tor - mentilwurtz aa. ij.
  • Wachholderbeer / Lorbeer aa. iij.
  • Baſilien - und Citron-Saam aa. ß.
  • Geraſpet Hirſchhorn / Myrrhen aa. ij.
  • Saffran ß.
  • Welſche Nußkern iij.
  • Wachholder-Lattwerg j.
  • Gelaͤutert Honig / ſo viel vonnoͤthen.
  • Mache aus allen ein Lattwerg / und wenn Saffran und Myrrhen ausgelaſſen wer - den / dienet es auch ſchwangern Weibern / die Doſ. iſt einer Caſtanien groß auf ein - mahl.

13. Eine andere dienliche Hauß -Eine an - dere dien - liche Hauß Latwerg. Latwerg.

  • . Holder-Muß j.
  • Scordien ß.
  • Pimpinel-Diptam-Angelick-Peſti - lentz-Meiſter - und Eberwurtz / Zitt -
  • wer aa. ʒij.
  • Hirſchbrunſt / Citron-Schalen und
  • Saamen aa. ʒij.
  • Campffer / Myrrhen / Saffran aa. ʒj.
  • Theriac .
  • Die Wurtzeln zerſchneid erſtlich klein / beitze ſolche 24 Stund in Eſſig / und trockne ſie wieder / hernach ſtoß ſie zu zarten Pulver / und mache mit Ringelblum und Saur - ampffer-Safft q. s. davon eine Latwerg.
Y 214. Eine340Das XX. Capitel.
Gifft-Lat - werg fuͤr reiche Leut.

14. Eine Gifft-Latwerg / fuͤr Reiche.

  • . Des beſten Mithridats j.
  • Electuarii de Ovo,
  • Theriaca andromachi, aa. ʒij.
  • Conſerva von Roſen /
  • von Borragenblum /
  • von Garten-Naͤgeleinblum /
  • aa. ʒiß.
  • Schwefelblum mit Myrrhen ſubli -
  • mirt ʒj.
  • Spec. cord. temper. lætific. Rhaſis,
  • aa. ij.
  • Perlein bereitet / Agdſtein bereitet / aa. ʒß.
  • Extract, Angelick ß.
  • Extract von Zittwer j.
  • Sauren Schwefel / Oehls gutt. xv.
  • Mit ſauren Citronen-Safft untereinander zu einer Latwerg gemiſchet.
Electua - rium Cu - rativum.

15. Electuarium Curativum.

  • . Theriac. androm.
  • Mithridat / des beſten / aa. ij.
  • Elect. de Ovo ß.
  • Wermuth-Saltz ʒij.
  • Terræ ſigillatæ ß.
  • Bereitet Hirſchhorn ʒiij.
  • Sauren Citron-Syrup q. s.
  • Miſche alles untereinander zu einer Latwerg.
16. Ele -341Artzneyen in Peſtzeiten ꝛc.

16. Electuarium Curativum,Elect. Cu - tativum auf ande - re Art. andere Art.

  • . Theriac. androm. j.
  • Mithridat ß.
  • Elect. de Ovo ʒij.
  • Specierum liberant. ʒj.
  • Diptam und Tormentilwurtz /
  • Boli armenæ aa. j.
  • Mit Syrup. acetoſ. Citri mache daraus eine Latwerg.

17. Præſervir-Latwerg.

Præſervir - Latwerg.
  • . Conſerv. von Roſen / Borragenblum /
  • Ochſenzungblumen / Naͤgeleinblumen /
  • aa. j.
  • Eingemachte Citronen und Pomran - tzenbluͤhen aa. ß.
  • Spec. lætitiæ Galeni ʒij.
  • Zimmet / Citron-Schalen aa. ʒj.
  • Zittwer / Gemſenwurtz aa. .
  • Saffran ß.
  • Citron-Schalen-Syrup q. s.
  • Untereinander zu einer Latwerg gemachet / Doſ. ʒj. ad ʒij.

18. Præſervirende Latwerg / fuͤrPræſervi - rende Lat - werg fuͤr Arme. Arme.

  • . Geſchelte und in Wein-Eſſig gelegete
  • Nußkern No. xvj.
  • Feigen / ſo friſch / No. xxv.
  • Runde Hollwurtz /
  • 342
  • Lange Hollwurtz aa. ʒiß.
  • Geſchelte Lorbeer /
  • Armeniſchen Boli aa. ʒj.
  • Tormentil / weiſſen Diptam / Bibinel /
  • aa. ʒiß.
  • Wermuth-Knoͤpfflein / Schabioſen /
  • Haſelwurtz aa. Mj.
  • Zerſchneid und ſtoß alles zum kleineſten / ma - che daraus mit verſchaͤumten Honig q. s. eine Latwerg / Doſ. ʒj.
Peſt-Lat - werg fuͤrKinder.

19. Peſt-Lattwerg fuͤr Kinder.

  • . Confect. Hyacinth.
  • Ungariſch roth Pulver /
  • Liberanten Pulver /
  • Orientaliſchen Boli /
  • Bereitet Hirſchhorn aa. ʒj.
  • Geſiegelte Erde /
  • Præpar. Smaragd aa. ʒß.
  • Hirſchhertzen-Creutzel j.
  • Orientaliſchen Bezoar gr. xv.
  • Einhorn gr. x.
  • Mit Syrup von Corallen zu einer Latwerg gemachet / Doſ. j.
Eine gute Peſt-Lat-werg.

20. Eine gute Peſt-Latwerg.

  • . Schoͤne fette Feigen /
  • Ausgeſchaͤlte friſche Nußkern aa. iij.
  • Rautenblaͤtter Mj.
  • Tormentil / Bibenel / Meiſterwurtz / Teuffels Abbiswurtz / Diptam / Pe - ſtilentzwurtz / Angelick und Zittwer - wurtz /
Wach -343Artzneyen in Peſtzeiten ꝛc.
  • Wacholderbeer aa. ʒij.
  • Armeniſchen Boli iiij.
  • Stoß alles zu Pulver / und mit guten ver - ſchaumten Honig und Roſen-Eſſig ver - miſche alles zu einer Latwerg.

21. Peſt-Latwerg fuͤr Arme.

* Peſt-Lat - werg fuͤr Arme.
  • . Nußkern 4 Lot /
  • Feigen iij.
  • Weinraute j.
  • Wacholderbeer vj.
  • Lorbeer ʒx.
  • Zitwer / runde Hollwurtz / Baldrian /
  • Aland aa. ʒij.
  • Gemein Saltz ʒß.
  • Mache es mit Eſſig oder mit Oximell zu ei - ner Latwerg.

22. Peſt-Latwerg fuͤr das Hauß -Peſt-Lat - werg fuͤr das Hauß - geſind. geſind.

  • . Welſche Nußkern No. 3.
  • Gute fette Feigen No. 2.
  • Rautenblaͤtter ʒj.
  • Praſſii ʒß.
  • Wermuth - und Paſtinack-Saam / lan - ge Hollwurtz aa. ʒß.
  • Runde Hollwurtz iiij.
  • Aronwurtz j.
  • Diptam und Pibenelwurtz / Lorbeer /
  • aa. ʒij.
  • Gebrannt Hirſchhorn / Muſcatenblum /
  • Myrrhen /
  • 344
  • Geſiegelte Erde aa. ʒiij.
  • Alles wohl zerſtoſſen / untereinander gemi - ſchet / und mit Honig zu einer Latwerg ge - machet.
Peſt-Lat - werg fuͤr Schwan-gere.

23. Peſt-Latwerg fuͤr Schwan - gere.

  • . Tormentil und Alandwurtz aa. ʒvj.
  • Anieß und Feld-Kuͤmmel aa. .
  • Mache daraus mit gelaͤuterten Honig eine Latwerg.
Kraͤfftige Nuß-Lat - werg wi - der diePeſt.

24. Kraͤfftige Nuß-Latwerg wider die Peſt.

  • . Gute friſche Feigen ij.
  • Geſchaͤlte friſche welſche Nußkern /
  • Wachholderbeer aa. j.
  • Rautenblaͤtter und Knopff ij.
  • Saltz j.
  • Saffran ʒij.
  • Zerſtoß alles / und mache mit ſtarcken Wein - Eſſig eine Latwerg.
Gute Peſt-Latwerg.

25. Eine gute Peſt-Latwerg.

  • . Holler-Latwerg ij.
  • Theriac ʒx.
  • Wermuth-Cardbenedict - und Eſchen - holtz-Saltz aa. ʒj.
  • Spirit. Vitrioli j.
  • Bereitete rothe Corallen ʒij.
  • Mit Lachen-Knoblauch-Syrup mache da - von eine Latwerg.
26. Noch345Artzneyen in Peſtzeiten ꝛc.

26. Noch eine andere gute Peſt-Lat -Noch eine andere gute Peſt - Latwerg der FFur - ter. werg / der F. Furter.

  • . Wacholderbeer ß.
  • Lorbeer ʒx.
  • Schwefelblum j.
  • Bereiteten Salpeter ß.
  • Peſt-Pulver / Feigen / welſche Nuß - kern aa. ij.
  • Scordien / Raute / Salbey aa. Miij.
  • Gelaͤutert Honig iiij.
  • Zerſtoß zuvor alles zu Pulver / miſche es wohl unter den Honig zu einer Latwerg.

27. Noch eine beſſere Latwerg.

Noch eine beſſere Lat - werg.
  • . Venediſchen Theriac j.
  • Des Theriacaliſchen Extracti ß.
  • Bezoardici Animalis ʒij.
  • Fluͤchtig Hirſchhorn-Saltz /
  • Agdſtein-Saltz /
  • Campffer aa. ʒß.
  • Eberwurtz / Angelickwurtz aa. ʒiij.
  • Mache davon mit Scabioſen-Syrup eine Latwerg.

28. Noch eine andere Peſt-Lat -* Noch ein andere. werg.

  • . Myrrhen / Aloes / Saffran /
  • Hirſchhertz-Beinlein /
  • Weiſſen Diptam aa. ij.
  • Ingber ß.
  • Campffer ʒß.
  • 346
  • Pimpinel-Natter - und Tormentill - wurtz aa. j.
  • Zittwer ij.
  • Theriac / Mithridat aa. iij.
  • Mit Syrup von Scordien / mache daraus eine Latwerg.
Theriac oder Lat - werg fuͤrArme.

29. Theriac oder Lattwerg fuͤr Arme.

  • . Ehrenpreiß / Scordien /
  • Cardbenedicten / gedoͤrret / aa. ij.
  • Fœcul. aron.
  • Schwefelblum aa. j.
  • Zittwer / Meiſterwurtz / Aland / Bal - drian / Schwalbenwurtz / Eberwurtz /
  • Myrrhen aa. ʒvj.
  • Vitriol-Oel ʒij.
  • Gelaͤutert Honig iij.
  • Wachholder-Latwerg ß.
  • Pulveriſir alles / was noͤthig / klein / und ruͤhre es wohl untereinander zu einer Latwerg.
Peſt-Lat - werg derPrager.

30. Der Prager kraͤfftige Peſti - lentz-Latwerg.

  • . Rothe geſiegelte Erde /
  • Orientaliſchen Boli /
  • Schweißtreibend Spießglaß /
  • Vipern Pulver /
  • Eberwurtz / Meiſterwurtz / Tormentil - wurtz / Gifftwurtz / Scorzonern /
  • Gifftheil / Schwalbenwurtz /
  • 347
  • Rothe Myrrhen / Campffer / Wolffs - Beer / Saffran /
  • Kraͤhen-Aeuglein / Hirſchhertzen Bein - lein.
  • Fluͤchtig Hirſchhorn-Saltz /
  • Peſtilentz-Kraut / Scordien / Geiß - Bart. aa. ß.
  • Elixir Peſtilenzial. Crolli.
  • Proprietatis aa. ʒij.
  • Venediſchen Theriac. j.
  • Saurampffer / Klee / Ringelblum.
  • Conſerv. aa. ß.
  • Mit Scordien Syrup. q. ſ. mache alles ſ. a. zu einer Latwerg. Doſ. ʒj. ad ʒiß.
  • Fuͤr Schwanger koͤnnen die Myrrhen und Saffran ausgelaſſen werden.

31. Extractum Peſtilenziale.

Extra - ctum Pe - ſtilentiale.
  • . Angelick Wurtz / Meiſter-Wurtz /
  • Zitwer-Aland-Baldrian und
  • Schwalben Wurtz / jedes ß.
  • Tormentill / Dictam / Entzian / Peſti - lentz-Wurtz / Teuffels Abbis und
  • Pimpinel. aa. j.
  • Liebſtoͤckel Saam. .
  • Angelick - und Meliſſen-Saam. aa. ʒij.
  • Citron Saam / ʒj.
  • Wacholder Beer 2. Hand voll.
  • Gipffel vom Ehrenpreiß / Meliſſen /
  • Scardien / Scabioſen / Cardbene -
  • dicten. aa. Mjß.
  • 348
  • Johannis Blum / Wullkraut Blum.
  • aa. Mj.
  • Die Wurtzeln und Kraͤuter zerſchneide klein / Wacholder-Beer zerquetſche / wie auch den Saam ein wenig / und gieß guten Brantwein daruͤber / wenn ſolcher genug ausgezogen / ſo gieß ihn ab in ein à parte Glaß / und andern druͤber / ſo oft / bis ſich ſolcher nicht mehr faͤrbet / dann gieß die tingirten Brand - wein zuſammen in einen Kolben / lege ei - nen Recipienten vor / und deſtillir den Brandwein ſo viel uͤber / bis ein dicker Satz im Alembico bleibt / und dieſes iſt der Extract, ſolchen nimm heraus / und verwahr ihn in einer Blatten / den Brandwein kan man wieder zu andern Sachen gebrauchen. Doſ. j.
Extra - ctum Dia-teſſeron.

32. Extractum Diateſſeron.

  • . Die Species Diateſſeron, (von En - tzian / Lorbeer / Myrrhen / runder Hollwurtz) iij.
  • Angelick Wurtz. j.
  • Zitber. ß.
  • Cardbenedict Saam. ʒij.
  • Die deſtillirten Waſſer von Scordien / Cardobenedicten / Angelick und Meliſſen / aa. j.
  • Extrahir die Tincturen / und mache dar - aus ein Extract, wie oben gelehret worden.
33. Ex -349Artzneyen in Peſtzeiten / ꝛc.

33. Extractum Antipeſtiferum.

Extra - ctum Antipeſti - ferum.
  • . Latwerg von Attich / Wacholder-Beer und Holder-Beer. aa. ß.
  • Venediſchen Theriac. ʒiij.
  • Confect, Alkermes. ʒij.
  • Citron Schalen ʒiß.
  • Angelick Wurtz / Zitber Wurtz. aa. ʒj.
  • Ziehe die Tinctur mit guten Brandwein aus / und mache davon ſ. a. ein Extra - ctum.

34. Spiritus Vini Camphoratus.

Spiritus ViniCam - phoratus.

. Vom beſten Brandwein j. ſolvi - re darinnen Kampffer ʒvj. j. in dem Som - mer / in Winter j. gr. 40. haͤnge in ein duͤnnes ſaubers Tuͤchlein gebunden guten Saffran gr. xij. darein / verſtopff das Glaß wohl / und es muß auch den fuͤnfften Theil ledig ſeyn / ſo faͤrbt ſich der Spiritus Vini ſchoͤn hoch Rubin roth / davon nimmet man etliche Tropffen zum Gebrauch.

35. Koͤſtliche Scorzoneren EſſenzScorzone - ren Eſſenz wider Peſt. wider Peſt.

. Scorzoneren Wurtz / q. v. Macerir es in einem Waſſer / exprimir alsdann den Safft / clarificir ſelbigen / und laß ihn bis zur rechten Dicke eveperiren / hernach wird die Tinctur oder Eſſenz extrahirt / Doſ. iſt gutt. 20. ad 30. in einem Vehiculo, gleicherArt350Das XX. Capitel. Art kan man es auch mit Tormentil / Schwalben-Wurtz ꝛc. machen.

Electua - rium au - reum wi - der diePeſt.

36. Electuarium aureum wider die Peſt.

  • . Angelick Wurtz / Zitber Wurtz / Pe - ſtilentz Wurtz / weiß Diptam / Flo - rent. Veyel Wurtz / Scorzonern / Citron Schal / Wacholder Beer / aa. ʒij.
  • Roſen-Blaͤtter / Scordien / Galgant /
  • Paradis-Holtz / aa. ij.
  • Theriac und Mithridat. aa. ʒvj.
  • Elect. de ovo. ʒvj.
  • Oriental. Bezoar. ß.
  • Citronen-Oel. gr. 8.
  • Gold-Blaͤtter. No. 10.
  • Mache alles zu einer Latwerg.

Folgen unterſchiedene kraͤfftige Eſſige / ſo in Peſtilentz-Zeiten dienlich ſeyn.

Bezoar - diſcherEſſig.

37. Ein guter Bezoardiſcher Eßig.

  • . Angelick / Pimpinel / Meiſter-Wurtz / aa. j.
  • Zitber / Diptam / ad ʒvj.
  • Tormentil / Entzian. aa. j.
  • Teuffels Abbis / Benedict Wurtz / aa. .
  • Peſtilentz-Wurtz / Schelkraut-Wurtz / Baldrian. aa. ʒvj.
  • 351
  • Rhapontick j. Aland Wurtz. ʒvj.
  • Rauten-Blaͤtter. Miß.
  • Holler-Bluͤhe. Miß.
  • Wacholder-Beer. .
  • Gebrant Hirſchhorn. j.
  • Geſiegelte Erde. ʒvj.
  • Rothen Santel. ʒij.
  • Campffer. iiß.
  • Zimmet. ʒiiß.
  • Alles groblecht zerſchnitten / untereinan - der vermiſchet / und des beſten Eſſig . viij. daruͤber groſſen / und 14. Tage an der Sonnen ſtehen laſſen. Doſ. ʒvj.

38. Noch ein anderer Peſt-Eßig.

Noch ein anderer Peſt - Eſſig.

. Peſtilentz-Wurtz / Tormentil-Wurtz / Zittber-Wurtz / Schwalben-Wurtz / Ange - lick Wurtz / Citron - und Lemonien Schalen / Wein-Raute / Galgant / Scordien / aa. ß. Wacholder-Beer iiij. alles groblecht zerſtoſſen / untereinander vermiſchet / in ein weit Glaß gethan / und guten Wein-Eßig . x, daruͤber goſſen / und auffbehalten.

39. Noch ein guter BezoardiſcherNoch ein guter Be - zoardi - ſcheꝛ Eſſig. Eſſig.

  • . Geſtoſſen Wacholder Beer / Rauten - Blatter / Peſtilentz-Wurtz / Zitber - Wurtz / Baldrian / Entzian / Eber - Wurtz. aa. ß.
  • Citron - und Pomerantzen-Schalen. aa. ʒiij.
  • 352
  • Rauten-Saam / Citron Kern. aa. ʒß.
  • Zerſchneid und zerſtoß alles gieß guten Wein-Eſſig daruͤber / und behalt es zum Gebrauch.
Theriacal-Eſſig.

40. Theriacal-Eſſig.

  • . Groß Schellkrautwurtz / .
  • Angelickwurtz / Meiſterwurtz / Entzian - wurtz / Natterwurtz / Baldrian - wurtz / Biebenellwurtz / Diptam - und Eberwurtz / Zitwer / aa. ʒj.
  • Groß Wegreich ʒiß.
  • Scordienblaͤtter / Cardobenedicten - Kraut / aa. Mij.
  • Schalen und Saam von Citronen / aa. ʒiß.
  • Wachholderbeer ʒij.
  • Welſche Nußkern ij.
  • Gelb Santel ʒiß.
  • Guten Eſſig Menſ. iiiß.
  • Infundire es / und laß ein zeitlang beyſam - men ſtehen / iſt aus - und inwendig gut zu gebrauchen.
D. Spinæ Bezoardi - ſcher Eſ-ſig.

41. Bezoardiſcher Eſſig D. Spinæ.

  • . Alantwurtz ij.
  • Angelica / Meiſterwurtz / Baldrian / Schwalbenwurtz / Pimpinell und Schellkrautwurtz / aa. ʒvj.
  • Entzian-Dipram-Hollwurtz / Tormen - till-Scabioſen-Abbiß-Peſti - lentz - und Zitwerwurtz / aa. ß.
  • 353
  • Wachholderbeer Miiij.
  • Myrrhen ß.
  • Rautenblaͤtter / Schwalbenkraut / Scor - di, Gamanderlin / Cardbenedict / aa, Mij.
  • Zerſchneid und zerſtoß alles groblecht / gieß guten Wein-Eſſig Menſ. iij. guten Brandwein j. darzu / lege noch darein Theriac ij. Spirit. Tartari ß. Campffer ʒij. digerire es 14. Tage / drucke es wol aus / und filtrirs.

42. Franckfurter Rauten-Eſſig.

FF. Rau - ten-Eſſig.
  • . Weinraute / Scordi / Cardbenedicten / Rheinfahrn / aa. Mj.
  • Wachholderbeer / Angelickwurtz / aa. ij.
  • Zitwer / Citronſchaal / aa. ß.
  • Infundire es in anderthalb Maaß Eſſig / oder 6. Pfund / behalt es zum Gebrauch.

43. Franckfurter Peſt-Eſſig.

FF. Peſt - Eſſig.
  • . Tormentillwurtz / Zitwerwurtz / Natter - wurtz / aa. ij.
  • Angelickw. Meiſterw. Schwalbenw. aa. .
  • Pimpinell / Diptam / Hollwurtz / aa. ij.
  • Cardobenedict / Geiß-Raut / Scordi / aa. Miß.
  • Ringelblum Miiß.
  • Rothe Roſen / Seeblum / Borragen Naͤgelin und Hollerbluͤhe / aa. Mj.
  • Friſche Pomerantzen No. viij.
ZZer -354Das XX. Capitel.
  • Zerſchnitten und zerſtoſſen / beitze es in be - ſten Wein-Eſſig / Menſ. iiß. laß drey Tage alſo ſtehen / Doſ. 1. oder 2. Loͤffel voll.
D. Rivii Acetum Alexica - cum de-ſtill.

44. Acetum Alexicacum deſtil - latum.

  • . Tormentillwurtz /
  • Zitwerwurtz /
  • Natterwurtz / aa. ij.
  • Angelickwurtz /
  • Meiſterwurtz /
  • Schwalbenwurtz / aa. .
  • Pimpinell /
  • Weiß Diptam /
  • Runde Oſterluci / aa. j.
  • Cardbenedict / Geiß-Raute / Scordium,
  • aa. Miß.
  • Haußwurtz / Endivien / aa. Mij.
  • Lavendelblum .
  • Roſen / Seeblum / Borragen / Naͤgelin /
  • Hollerbluͤhe / aa. Mj.
  • Citronen No. iv.
  • Gieß guten Wein-Eſſig xij. drauff / laß 3. Tage in der infuſion ſtehen / dann deſtillir es / behalts zum Gebrauch.
Bewaͤhrt guter Peſt-Eſſig.

45. Bewaͤhrter guter Peſt-Eſſig.

  • . Raute / Cardobenedicten mit Blumen
  • und Saamen / aa. Miß.
  • Holderbluͤhe / Ringelblum / Tauſend - guͤldenkraut-Blumen / aa. Mj.
  • 355
  • Gifftheil / Zitwer / Meiſter - und Gifft - wurtz / aa. ß.
  • Theriac / Methridat / Rothe Gifft-Lat - werg / aa. ʒiij.
  • Geſtoſſen Wachholderbeer vj.
  • Infundire es in 3. Maaß Eſſig / es iſt be - waͤhrt.

46. Ein guter Rauten-Eſſig.

Rauten - Eſſig.
  • . Friſche Weinraute / Scordien / Rhein - fahrn / Cardobenedicten / aa. Mj.
  • Wachholderbeer .
  • Angelicawurtz ij.
  • Zitwer j.
  • Citronſchalen ʒvj.
  • Zerſchneid alles groblecht / thue es in ein Glaß / gieß ſcharffen Eſſig 2. Maaß drauff / laß alſo beyfamm ſtehen; dieſen Eſſig kan man ſowol inn - als aͤuſſerlich gebrauchen / ſolcher wider - ſtehet der boͤſen Lufft / vertreibt Mat - tigkeit / ſo man Tuͤchlein darein netzet / und auff die Pulßadern leget / auch daran gerochen / und etlich Troͤpfflein in Mund genommen.

Folgen allerhand bewaͤhrte Peſt-Pulver.

47. Ein koͤſtlich Peſt-Pulver.

Koͤſtlich Peſt-Pul - ver.
  • . Orientaliſchen Bezoar ʒij. und gr. xx.
  • Gerechtes Einhorn ʒiiß.
  • 356
  • Hirſchenhertz-Creutzel ij.
  • Spitzen von Hirſchhorn ʒij.
  • Armeniſchen Boli / Helffenbein aa. ʒij.
  • Gute Perlen bereitet /
  • Roth und weiß Corall aa. ʒj.
  • Amber j.
  • Vermiſche alles zu einem zarten Pulver. Doſ. ʒj.
Prageriſch Peſt-Pul-ver.

48. Das Prageriſche Peſt - Pulver.

  • . Scorzoneren-Wurtzel /
  • Bereitet Hirſchhorn /
  • Scordium,
  • Braͤun-Zaͤltlein / i. e. bereitet Salpeter /
  • aa. iij.
  • Campffer ʒiij.
  • Saffran ʒß.
  • Vermiſche alles zu einem zarten Pulver. Doſ. quintl. j.
Der Wie - ner Peſt-Pulver.

49. Das Wiener Peſt-Pulver.

  • . Salbey / Weinkraͤutlein / Welſch Nuß - kern /
  • Wachholderbeer / Tormentillwurtz /
  • Pimpinell / Entzian / Natterwuꝛtz / aa. ß.
  • Ausgetrockneten Theriac ʒvj.
  • Feucht es mit ein wenig Hollunder-Eſſig an / laß trocknen / und mache es zu Pulver. Doſ. ʒj.
50. Bezoar -357Artzneyen in Peſtzeiten ꝛc.

50. Bezoar-Pulver Sennerti.

Bezoar - Pulver Sennerti.
  • . Ohne Feuer bereitet Hirſchhorn ʒiß.
  • Bereitet Krebsaugen /
  • Schleſier geſiegelte Erde /
  • Bereit Agdſtein /
  • Perlen /
  • Rothe Corallen / aa. j.
  • Creutzel von Hirſchenhertzen /
  • Der 4. Edelgeſtein præpar. aa. j.
  • Oriental. Bezoar gr. xx.
  • Goldblaͤttel No. iij.

Vermiſche alles auffs ſubtileſte zu Pulver.

51. Peſt-Pulver fuͤr Hauß -Peſt-Pul - ver fuͤr Hauß - Arme. Arme.

  • . Baldrianwurtz / Meiſterwurtz / Liebſtoͤ - ckel - und Angelicawurtz / aa. ß.
  • Weinkraͤutl / Wermuth / Cardobene - dict / aa. ß.
  • Scordien ʒij.
  • Wachholderbeer / Lorbeer / aa. ʒvj.
  • Myrrhen ʒiß.
  • Campffer ʒj.
  • Muſcatbluͤhe und Nuß aa. ʒß.

Vermiſche alles zu zartem Pulver. Doſ. ʒj.

52. Auch folgend Pulver fuͤrEin ander Peſt-Pul - ver fuͤr Arme. Arme.

  • . Peſtilentzwurtz / Schwalbenw. aa. ʒiij.
  • Baſilienſaam / Cardbenedictenſaam /
  • Lorbeer / aa. ʒiß.
  • 358
  • Bereitete Krebsaugen / Hecht-Kief - fer / ʒiij.
  • Schweffelblum ʒij.
  • Bereitet Hirſchhorn / Agdſtein / aa. ʒij.
  • Geſiegelte Erde ʒiij.
  • Campffer ʒiß.
  • Mache alles unter einanderzu zartem Pul - ver. Doſ. ʒj.
Bezoar - diſch Pul - ver fuͤr Vermoͤ-gende.

53. Koͤſtlich Bezoardiſch Pulver fuͤr Wohlhabige.

  • . Occidental. Bezoar ʒij.
  • Oriental. Bezoar ʒiß.
  • Einhorn ʒj.
  • Hirſchhertz-Beinlein ij.
  • Ohne Feuer bereit Elffenbein ʒß.
  • Drachenzaͤhn / gegraben Einhorn /
  • Der 5. præparirten Edelgeſtein /
  • Præparirte Perlen / aa. j.
  • Ohne Feuer bereitet Hirſchhorn ʒiij.
  • Orientaliſchen Bolum /
  • Geſiegelte Erde / aa. ʒß.
  • Schweffelblum / weiß Agdſtein /
  • Citronſchalen / Zitwer / aa. ʒj.
  • Veyelwurtz ʒß.
  • Goldblaͤtter No. xxj.
  • Vermiſche es zart pulveriſirt unter einan - der. Doſ. j. ad ʒß.
* Peſt - Pulverfuͤr Arme.

54. Peſt-Pulver fuͤr Arme.

  • . Lachen-Knoblauch Mj.
  • Weinraute / Cardbenedicten aa. .
  • 359
  • Lorbeer / Wachholderbeer / aa. ß.
  • Zitber / Peſtilentzwurtz / aa. ʒij.
  • Campffer / ʒß.
  • Citronſchalen / ʒij.
  • Schweffelblum / bereit Salpeter / aa. ʒj.
  • Miſche alles unter einander zu zartem Pul - ver. Doſ. ʒj. ad ʒij.

55. Schweißtreibend Pulver fuͤrSchweiß - Pulver fuͤr ſchwange - re Frauen. Schwangere.

  • . Boli armeni, ſo offt mit Ehrenpreiß - Waſſer gemiſchet / und wieder ge -
  • trocknet / ʒij.
  • Tormentillwurtz / ʒiß.
  • Muſcatnuß / gefeylt Elffenbein /
  • Alkermes-Beer / rothe Corallen /
  • Bereitete Perlen / Geſiegelte Erde /
  • Gemſenwurtz / Zitber /
  • Peonienwurtz und Saam / aa. ʒj.
  • Goldblaͤtter No. viij.
  • Vermiſche es zu einem Pulver. Doſ. ʒß. auff einmal.

56. Peſt-Pulver fuͤr die Kinder.

Peſt-Pul - ver fuͤr Kinder.
  • . Liberanten Pulver.
  • Hyacinthen-Pulver.
  • Roth Ungariſch Pulver.
  • Bereitet Hirſchhorn / aa. ʒj.
  • Orientaliſch Bezoar.
  • Bereitete Perlen / roth Corallen. aa.
  • gr. 10.
  • 360
  • Orientaliſchen Boli. Geſiegelte Erde.
  • aa. gr. 30.
  • Schweffel-Milch / weis Agdſtein /
  • aa. j.
  • Weiſſen Zucker-Candel. ij.
  • Alles wohl vermiſchet zu Pulver / davon 1. à 2. Meſſer-Spitz voll.
Gifft - Pulver fuͤr jeder-man.

57. Ein Gifft-Pulver fuͤr jederman.

  • . Gerechte Terra ſigillata, Armeniſchen
  • Boli.
  • Ohn Feur bereit Hirſchhorn.
  • Bereitete Perlen / aa. iiij.
  • Weiß Diptam.
  • Tormentill-Blumen.
  • Zitber / aa. ʒiß.
  • Citron-Saam. Saurampff-Saam.
  • aa. j.
  • Campffer. ij.
  • Schweiß-treibend-Spießglaß. j.
  • Miſche alles zu einem ſubtilen Pulver. Doſ. ij. ad ʒj.
Bewaͤhrt Pulver taͤglich zu gebrau-chen.

58. Bewaͤhrt Pulver taͤglich zu gebrauchen.

  • . Boli Armeni mit Roſen-Waſſer berei - tet. j.
  • Diptam-Wurtz. Tormentil-Wurtz.
  • Rothen Santel. aa. ʒj.
  • Geraſpelt Helffenbein.
  • 361
  • Citron Schalen und Kern.
  • Ampffer-Saam.
  • Bereitete Perlen. aa. ʒß.
  • Zimmet. ʒj. j.
  • Wer will kan auch Zucker darunter mi - ſchen / Doſ. alle Tage ʒj. ad ʒiß. in mit Roſen-Waſſer vermiſcheten Wein zu geben.

59. Noch ein Gifft-Pulver fuͤrGifft - Pulver fuͤr Arme. Arme.

  • . Tormentill / Entzian / Zimmet /
  • Rothen Santel / Diptam / Citron - Saam.
  • Sem. acetoſ. aa. ʒij.
  • Geſchaben Elffenbein.
  • Citron-Schalen. aa. .
  • Bereiten Armeniſchen Boli.
  • Geſiegelte Erde. aa. j.
  • Alles aufs ſubtileſte gepulvert / unterein - ander gemiſchet / und mit Candel-Zu - cker ij. wohl abgerieben / dann thut man es in ein ledern Saͤcklein / traͤget ſolches bey ſich / und brauchet alle Tage davon / ʒß. mit Wein / wer ſolches fleißig gebrauchet / iſt vor der Peſt præ - ſervirt geweſen.

60. Koͤſtliches Hertz-Pulver / fuͤrKoͤſtlich Hertz - Pulver wider Peſt und die Peſt und hitzige Fieber.

  • . Weiſſen bereiteten Agdſtein. ij.
  • 362
  • hitzige
  • Fieber.
    Terra lemnia vera. .
  • Ohne Feur bereitet Hirſchhorn. ß.
  • Zart geraſpelt Elffenbein. ʒiij.
  • Præparirte Perlen.
  • Oriental. Bezoar Stein.
  • Gelben Santel. Citron-Schalen.
  • aa. ʒiij.
  • Grauen Amber. j.
  • Einhorn ʒiß.
  • Gold-Blaͤttel. No. XXI.
  • Pulveriſir alles aufs zarteſte / miſche es unter einander / Doſ. von gr. 1. ad 2. bis gr. 10. zu geben.
Peſt-Pul - ver ſo præſer - vat. & cu - rat. zubrauchen.

61. Peſt-Pulver Præſerv. & curati - dienlich.

  • . Wacholder-Beer / Zitwer / Diptam.
  • Bereiteten Armeniſchen Boli.
  • Weiß Agdſtein / Citron Kern. aa. ij.
  • Zimmet / ʒij.
  • Gedorrete Rauten-Blaͤtter. ʒiij.
  • Saffran / ij.
  • Zucker. ʒij.

Miſche alles wohl pulveriſirt. Doſ. ʒij.

Rothes Peſt-Pulver.

62. Rothes Peſt-Pulver.

  • . Auserleſene Myrrhen.
  • Saffran. aa. ʒj.
  • Hirſchhertz Beinlein / ij.
  • Bereit Hirſchhorn. Tormentil.
  • Cretiſch Diptam. Entzian.
  • Pimpinel. aa. ʒij. ij.
  • 363
  • Zitwer / Ingber aa. ʒiij.
  • Lebendigen Schweffel / Boli armeni. aa. ß.
  • Campffer / iiij.
  • Theriac / Mithridat. aa. ʒvj.
  • Alles aufs beſte untereinander gemiſchet / und mit etwas aqua vita beſprengt.

63. Ein gemein doch bewaͤhrtesBewaͤhr - tes gemei - nes Pul - ver. Peſt-Pulver.

  • . Schweffel-Blum / ʒiiß.
  • Bereitet Hirſchhorn / ʒiß.
  • Boli Armeni.
  • Terra ſigillata. aa. ij.
  • Myrrhen. ʒj.
  • Saffran j.
  • Miſche es wohl / darvon nuͤchtern 3. Meſſer-Spitz voll zu nehmen.

64. Oeſterreicher Schwitz -Oeſter - reicher Schwitz - Pulver. Pulver.

  • . Gifftheyl / Gifftwurtz / Contrajervæ,
  • Imber / Geſiegelt Erde / Boli Armenæ, aa. ʒiij.
  • Schweffel / bereit Salpeter / aa. ʒß.
  • Campffer j.
  • Candelzucker ʒiij.
  • Wermuth-Saltz ʒj.
  • Vipren-Pulver ʒiß.

Miſc. Doſ. ʒj.

65. Breß -364Das XX. Capitel.
Breß - lauer Schwitz-Pulver.

65. Breßlauer Schwitz-Pulver.

  • . Pimpinellwurtz ß.
  • Weiß Diptam / Baldrianwurtz / aa. ʒij.
  • Tormentillwurtz ʒvj.
  • Angelica ʒij.
  • Bereit Hirſchhorn /
  • Krebsaugen / aa. ʒiij.
  • Weiß Agdſtein ʒij.
  • Cardobenedict. ʒiij.
  • Geſiegelt Erde ij.
  • Boli armenæ,
  • Schweffel mit Myrrhen præp. aa. ʒj.
  • Saltz von Epheu /
  • von Scabioſen.
  • Cardbenedicten.
  • Wermuth.
  • Baldrian.
  • Beyfuß. aa. ʒß.
  • In Eſſig gebeitzte Muſcaten-Bluͤthe.
  • Saffran. aa. j.
  • Alles wohl pulveriſirt und vermiſchet / Doſ. j. ad ʒj.
Franck - furter BezoarPulver.

66. Franckfurter Bezoar Pulver.

  • . Orientaliſchen Boli. Hirſchhertz
  • Beinlein. aa. ʒj.
  • Aller Santel. aa. j.
  • Geſiegelte Erde. ʒj. j.
  • Bezoar Or. gr. ix.
  • Campffer. ß.
  • Zimmet. ʒj.
  • Saffran / gr. ix.
  • 365
  • Citron-Saam ß.
  • Bereitet Hyacinth ß.
  • Biſam / Ambra aa. gr. v.
  • Weiß Diptam / Tormentil / Zitber /
  • Heydelbeer aa. ij.
  • Goldblaͤtel No. .
  • Pulveriſir und miſche es wohl / Doſ. j. ad ʒß.

67. Campffer-Schwitz-PulverD. Ett - mullers Schwitz - Pulver. D. Etmüllers.

  • . Schleſier geſiegelte Erde ß.
  • Hirſchhorn / Campffer /
  • Cardbenedict / Salbey aa. ʒj.

Miſche es in 6. gleiche Theil / eins auf einmahl zu nehmen.

Folgen allerhand bewaͤhrte Waſſer und Spiritus.

68. Herrlich Aqua Vitæ wider die Pe -Herrlich Aqua vita wider die Peſt. ſtilentz.

  • . Rautenblaͤtter / Scordium, Abbis / mit
  • der Wurtzel /
  • Salbeyblaͤtter / Tormentillkraut und
  • Wurtzel /
  • Baldriankraut und Wurtzel aa. Mj.
  • Wachholderbeer / ſo zeitig / Mij.
  • Geſcheelte Lorbonen Mj.
  • Friſche Citron No. ij.
  • Myrrhen ij.
  • Zitwanwurtz iij.
  • 366
  • Angelick .
  • Saffran j.
  • Naͤgelein ß.
  • Dieſe Stuͤck zerſchneid und ſtoß groͤblicht / thue es in ein weit Glaß / gieß Malvaſier Menſ. j. und ſtarcken Brandwein Menſ. ß. vermach es wohl / laß 8 Tag ſtehen / deſtil - lir es in Kolben / Doſ. zu præſerviren / Mor - gens und Abends / gutt. ij. auf die Zung / und beſtreich damit auch die Naßloͤcher; Einem Inficirten gib davon ʒj. in einem Loͤffel voll Citronen-Safft / und laß ihn wohl ſchwitzen / ſo wird er geneſen.
Engliſch Præſerva - tiv-Waſ-ſer.

69. Engliſch Præſervativ-Waſſer.

  • . Angelickwurtz ij.
  • Meiſterwurtz .
  • Biebenel j.
  • Florent. Veyelwurtz ʒvj.
  • Alandwurtz ß.
  • Anieß und Fenchel-Saam aa. ʒvj.
  • Majoran / Roßmarin aa. ß.
  • Citron-Schalen / Pomrantzen-Scha - len aa. ʒiij.
  • Wachholderbeer x.
  • Saffran / Campffer aa. ß.
  • Gieß alles in ein weitbauchig Glaß / mit Brandwein 4 Maaß / der rectificirt iſt / laß 8 Tag maceriren / darnach deſtillir es in MB. nach der Kunſt. Es iſt uͤberaus herrlich in boͤſer Lufft / des Morgens nuͤch -tern367Artzneyen in Peſtzeiten ꝛc. tern ein halb Loͤfflein voll getruncken / und ein wenig Zucker darzu gethan.

70. Krafft-Julep fuͤr Inficirte.

Krafft - Julep fuͤr Inficirte.
  • . Bereitete Perlen j.
  • Rothe Corallen ß.
  • Orientaliſchen Bezoar / gr. v.
  • Manus Chriſti Taͤffel ß.
  • Zerſtoß alles im Moͤrſer / und gieß daruͤber Saurampffwaſſer / Borragenwaſſer aa. . Roſenwaſſer j. Citron-Safft / ein Loͤffel voll.
  • Vermiſche alles / davon gib dem Krancken offt ein paar Loͤffel voll zu trincken.

71. Ein ander Krafft-Waſſer fuͤrAnder Krafft - Waſſer. Inficirte.

  • . Scabioſen / Violen / Endivien und
  • Borragenwaſſer aa. iiij.
  • Roſen-Julep / Citron-Safft /
  • Sauer Granat-Aepffel. Safft /
  • Johannes-Traubel-Syrup aa. j.
  • Rothe bereitete Corallen ʒj.
  • Vermiſch es fleiſſig / und gib dem Patien - ten offt etlich Loͤffel voll.

72. Eine Perlen-Milch fuͤr Peſt -Perlen - Milch fuͤr Krancke. Patienten / in groſſer Mattig - keit zu geben.

  • . Borragenwaſſer / Ochſenzungwaſſer /
  • Saurampffwaſſer / Meliſſenwaſſer /
  • aa. j.
  • 368
  • Roſenwaſſer ij.
  • Zimmetwaſſer des beſten .
  • Manus Chriſti Taͤflein j.
  • Bereitete Perlen ʒj.
  • Miſche alles fleiſſig durch einander / davon den Krancken 2. oder 3. Eßloͤffel voll wohl geruͤttelt zu geben / es ſtaͤrcket und kraͤfftiget das Hertz uͤber die maſſen wohl / iſt auch gantz lieblich zu nehmen.
Emulſion in Ohn-machten.

73. Ein herrliche Emulſion in Ohn - machten dienlich.

  • . Bereitete rothe Corallen /
  • Perlen / aa. ʒß.
  • Saurampffer und Roſenwaſſer / aa. j.
  • Borragenwaſſer / Ochſenzungenwaſſer /
  • Cardbenedict - und Zim̃etwaſſer / aa. ß.
  • Weiß Candelzucker .
  • Miſche alles wohl durch einander / zwing es durch ein leinen Tuch / davon den Krancken zuweilen ein Loͤffel voll in Mund zu geben / und ſtreich ihn dar - bey mit wohlriechendem Eſſig an.
Tranck bey groſſer fliegenderHitz.

74. Tranck bey groſſer fliegender Hitz in Peſt-Kranckheiten.

  • . Cardbenedictwaſſer / Vehrdiſtelwaſſer /
  • Kornblumwaſſer / Guͤlden Ginſelwaſſ.
  • Ehrenpreißwaſſer / Ochſenzungwaſſer /
  • Saurampffwaſſer / Burtzelkrautwaſſer /
  • Borragenwaſſer / jedes j.
Thue369Artzneyen in Peſtzeiten ꝛc.
  • Thue zu ſolchen Waſſern weiſſen Zucker - Candi ß. laß eine gute Weil zuſammen ſieden / heb es vom Feuer / und zerreib Jo - hannes-Traubel-Safft ſo viel darein / daß es wie ein rother Wein werde / davon gib nach Durſt zu trincken.

75. Schweiß-Traͤncklein /

Schweiß - Traͤnck - lein.
  • . Theriarwaſſer ʒß.
  • Citronwaſſer ij.
  • Hirſchhorn-Geiſt /
  • Weinſtein-Geiſt aa. j.
  • Salpeter-Geiſt gutt. vij.
  • Miſche es / gebs auf einmahl / worauff zu ſchwitzen.

76. Loͤſch-Tranck in groſſer Hitze.

Loͤſch - Tranck in groſſer Hitz.
  • . Rothe Roſen /
  • Blaue Violen aa. Mj.
  • Hirſchzungen / 5 Blaͤtter.
  • Koche alles in einer Maaß Waſſer / wanns eine viertel Stund geſotten / ſo ſeihe es / und thue darunter
  • Roſen-Zucker /
  • Borragen-Zucker /
  • Graßblumen-Zucker /
  • Blau Veyel-Conſerv. jedes einer wel - ſchen Nuß groß.
  • Johannis-Traubel-Safft / 3. à 4. Loͤffel voll / davon gib dem Patienten nach Belieben zu trincken.
A a77. Tranck570[370]Das XX. Capitel.
Tranck widergroſſe Hitz.

77. Ein Tranck wider groſſe Hitz.

  • . Wegwartwurtzel ʒvj.
  • Odermennig / Suͤßholtz aa. ʒij.
  • Saurampff / Saurklee / Erdbeerkraut /
  • Klapproſen aa. Mj.
  • Saure Pflaͤumel No 10.
  • Klein gewaſchene Roſinel j.
  • Siede alles in Waſſer Menſ. ij. laß den hal - ben Theil einſieden / darnach gieß es durch / und clarificir es mit weis vom Ey / thue darzu
  • Citron - und Johannis-Traubel-Safft
  • aa. .
  • Veyel-Syrup j.
  • Davon nach Belieben zu trincken.
Aqua Be -[zoar]dica.

78. Bezoar-Waſſer.

  • . Wilde Eppichwurtz ʒj.
  • Zitwer / Galgant aa. ʒij.
  • Angelick j.
  • Benedictwurtz ʒj.
  • Weiß Diptam ß.
  • Scordi Mj.
  • Roßmarin und Ringelblum aa. Mj.
  • Wachholderbeer j.
  • Theriac iij.
  • Mithridat j.
  • Campffer ʒvj.
  • Brandwein ij.
  • Digerir und deſtillir es / und thue hernach Saffran-Extract darzu ʒj. behalt es zum Gebrauch.
79. Præ -371Artzneyen in Peſtzeiten ꝛc.

79. Præſervativ-Waſſer.

  • . Zwey in Stuck geſchnittene Citronen
  • mit Saam /
  • Tormentillwurtz ij.
  • Muſcatbluͤhe / uͤber Nacht in Roſen - Eſſig macerirt j.
  • Naͤgeleinblum-Conſerv. iiij.
  • Zitwer ʒj.
  • Zimmet ʒvj.
  • Gut Roſenwaſſer ij.
  • Scordien - und Cardbenedicten-Waſ - ſer aa. ij.
  • Digerir es 24 Stund in warmen Sand / ſuͤſſe es mit Roſen-Julep q. s. ab / und gib davon Loͤffel-weiſe.

80. Aqua Vitæ Antipeſtilenzialis.

Com. à Wolcken - ſtein ſccre - tirten A - qua Vitæ wider die Peſt.
  • . Gerechten Orientaliſchen Bezoar j.
  • Einen Kuͤhn / ſo gerecht / j.
  • Bereitet Hirſchhorn / ſo zwiſchen zwey
  • Frauen-Taͤgen gefaͤllet worden v.
  • Bezoar mineralis .
  • Campffer iij.
  • Zerſtoß alles / thue es in einen glaͤſern Kol - ben / und gieß Spir. Vini opt. daruͤber / Menſ. ij. laß 2. Tag und Nacht im Keller digeriren / ſetze hernach einen Helm dar - auf / und treib es mit gelinden Feur in MB. heruͤber in eine groſſe vorlegen / darnach haͤng gantzen Saffran ʒij. in ein Saͤck - lein gebunden / drein / ſo tingirt es ſichA a 2ſchoͤn372Das XX. Capitel. ſchoͤn goldfarb. Es bleibt 30. oder 40. Jahr in ſeiner Krafft / wenn es wohl ver - wahret iſt; das Glaß aber / darin es auff - behalten wird / ſoll nicht gantz voll ſeyn / damit es in der Waͤrme nicht zerſprengt werde / wann es feſt und wohl verbun - den iſt.
Gebrauch dieſes Spi - ritus.

Zur Præſervation fuͤr eine erwachſene Perſon gutt. 3. 4. ad 5. auf ein Schnittlein Brodt / oder in einem Trunck warmen Wein / Bier / Fleiſch - oder Huͤnerbruͤhe fal - len laſſen. Einem Kind aber von 3. 4. ad 10. Jahren 3. Tropffen gleichergeſtalt gebrau - chen.

Will man zu Leuten gehen / kan man Troͤpflein 2. unter die Naſe ſtreichen / oder in ein Tuͤchlein fallen laſſen / und offt daran rie - chen / es præſerviret den Menſchen 24 Stun - den. Waͤre aber ein Menſch bereit mit der Seuche behafftet / ſoll man ihm / ehe 24. Stunden vergehen / einen Loͤffel voll dieſes Gifftwaſſers eingeben / entweder fuͤr ſich oder in einem Trunck Saurampffwaſſer / Sca - bioſen - oder Cardbenedictenwaſſer.

Kommet die Peſt mit Froſt / ſo geb es in einem Trunck warmen Wein / und laß den Patienten / wann es die Kraͤffte leiden wol - len / im Gemach hin und wieder fuͤhren eine viertel Stund lang / hernach warm zugedeckt / ein Stund oder laͤnger darauff ſchwitzen / dar - nach ein friſch Hemd anlegen. In waͤhren -den373Artzneyen in Peſtzeiten ꝛc. den ſchwitzen ſoll man den Patienten keinen Durſt leyden laſſen / ſondern von einem oben geordneter Traͤncke genieſſen laſſen. Zu meh - rer Vergewiſſerung ſeiner Geſundheit kan es der Patient des andern Tages wiederholen / hernach mit Rath eines Medici eine gelinde Purgier oder Aderlaß zu Handen nehmen.

81. Spiritus Tartari Alexiphar -Spir. Tar - tari Alexi - pharma - cus. macus.

  • . Gerechten Spiritum Tartari .
  • darein thue
  • Zitwer / Angelica / Wacholderbeer / aa. j.
  • Friſche Citron - und Pomerantzenſcha - len / aa. ʒvj.
  • Muſcatbluͤhe ʒiij.
  • Wenn es macerirt / ſo deſtillir es ad ſiccita - tem mit beobachten / daß es nicht anbren - ne / in Schnabel des Helms thue in ein Tuͤchlein gebunden Citronſchalen ʒij. Saffran ʒß. Campffer j. behalt den Spiritum fuͤr ein koͤſtlich Antipeſtilentiale, es treibt alle Malignitaͤt von Hertzen.

82. Spiritus Alexipharmacus com -Spirirus Alexiphar - macus compoſir. poſitus.

  • . Friſchen Scordi, Weinraute / aa. ij.
  • Citronenſchalen / Angelick - und Lieb - ſtoͤckelwurtz / aa. .
  • Pomerantzenſchalen j.
  • Rothe Myrrhen j.
  • 374
  • Campffer ß.
  • Muſcatblum und Nuß / Cardamomi,
  • aa. ʒij.
  • Naͤgelin ʒiij.
  • Zerſchneid und ſtoß alles groblecht / gieß daruͤber
  • Rectificirten Hollerbluͤh-Geiſt /
  • Wachholder-Geiſt / aa.
  • .
  • Wenn es digerirt / ſo deſtillir / und im Schnabel des Helms thue darzu Gifftheilwurtz / Contrajervæ und Zitber / aa. ʒiij. Saffran ʒi. man kan hernach ein Syrup von Scor - dien und Citronſchalen darzu mi - ſchen. Doſis von ʒj. ad ʒij. zu neh - men.
Extractum Peſtilen - ziale Dia - phoreti-cum.

83. Extractum Peſtilenziale Diapho - reticum.

  • . Angelickwurtz / Entzianwurtz /
  • Scordienblaͤtter / aa. ij.

Zerſchneid und zerſtoſſe es / ziehe mit gu - tem Brandwein eine Tinctur heraus / gieß die Tinctur all zuſammen / mache ein gantz wei - ches Extract, zu ſolchem thue gepulvert

  • Meiſterwurtz j.
  • Zimmet ß.
  • Muſcatnuß ʒiij.
  • Saffran ʒij.
Miſche375Artzneyen in Peſtzeiten ꝛc.
  • Miſche alles wohl / ſo iſt ſolches eine koͤſt - liche Gifft-Latwerg / in Peſt-Kranck - heit zum ſchwitzen dienlich.

Folgen nun auch unterſchiedene Præſervativ-Morſellen und ande - re Zaͤltlein.

84. Præſervation-Kuͤchlein widerPræſervir - Zaͤltlein wider boͤſe Lufft. boͤſen Lufft.

  • . Aloës Succotrin.
  • Zimmet / Myrrhen / aa. ʒiij.
  • Paradißholtz / Boli Armenæ,
  • Maſtix / aa. ʒß.

Mache alles zu einem Pulver / ſtoß mit gutem Theriac im Moͤrſer wohl unter einan - der / formire daraus kleine Kuͤchlein / davon alle Morgen j. zu nehmen / darauff trinck ein Glaß voll Cardobenedicten-Wein / ſo biſt du dieſen Tag ſicher fuͤr der Peſt.

85. Præſervir-Zaͤltlein auff an -Andere Art Præ - ſervir - Zaͤltlein. dere Art.

  • . Boli Armeni, ſo zuvor eine Nacht in
  • Citronſafft geweichet / und wieder
  • trocken worden / j.
  • Bereitete rothe Corallen ʒij.
  • Hirſchhorn / weiß Agdſtein /
  • aa. ʒj.
  • Tormentillwurtz ʒij.
  • Pimpinellwurtz ʒij.
  • 376
  • Angelickwurtz / Meiſterwurtz / Zitwer /
  • Baldrianwurtz / aa. ʒij.
  • Geſchelter Citron-Saam /
  • Saurampffer-Saam aa. ʒj.
  • Zimmet ʒij.
  • Saffran ʒß.
  • Mache aus allem ein ſubtil Pulver / davon nehm ß.
  • Theriaca Andromachi ʒij.
  • Zucker iij.
  • Zimmet-Oel / Angelick-Oel / aa. gut. ij.
  • Stoß im Moͤrſer mit ein wenig zerlaſſen Tragant / mache ein Teiglein / dar - aus formire kleine Kuͤchlein / und laß ſolche in der warmen Stub tro - cken werden / gebrauche ſolche wie vorige.
Præſervir - Zaͤltlein fuͤr jungeKinder.

86. Præſervir-Zaͤltlein fuͤr junge Kinder.

  • . Zucker iiij.
  • Ammel-Meel ʒj.
  • Geſiegelte Erde ʒij.
  • Boli Armeni,
  • Occidental. Bezoar / aa. ʒß.
  • Mache alles erſt zu einem Pulver / ſtoß mit zerlaſſen Tragant zu einer Maſſa, und thue etliche Tropffen Citron - Oel darzu / mache daraus kleine Kuͤchlein / ein oder zwey im Mund zu tragen.
87. Præ -377Artzneyen in Peſtzeiten ꝛc.

87. Præſervir-Zaͤltlein noch an -Præſervir - Zaͤltlein noch ande - rer Art. derer Art.

  • . Specier. Confect. liberant. ʒj.
  • Cordial Pulver ʒij.
  • Spec. Diamargar. frig. ʒj.
  • Corall. r. præp. ʒiß.
  • Weiſſen bereiteten Agdſtein ʒij.
  • Tormentill - und Bibenellwurtz / aa. ʒj.
  • Oriental. Bezoar iiij.
  • Weiſſen Zucker x.
  • Miſche alles pulveriſirt mit Tragant - Schleim / der in Roſenwaſſer auff - geloͤſet / formire daraus Zaͤltlein / un - ter dem Einruͤhren reibe deſtillirt Citronſchalen-Oel darunter j. vor boͤſen Lufft des Morgens in Mund zu nehmen.

88. Peſt-Kuͤchlein.

Peſt Kuͤch - lein.
  • . Entzianwurtz / rund Hollwurtz /
  • Rautenblaͤtter / aa. ʒij.
  • Lorbeer / Alantwurtz /
  • Wachholderbeer / aa. ʒiij.
  • Tormentill / Rettichwurtz /
  • Weiß Diptam / Biebenell / aa. ʒiij.
  • Stoß alles zu reinem Pulver / miſche ſol - ches mit Theriac zu Kuͤchlein / daß jedes ʒiß. wieget / derer ſoll ein Per - ſon des Morgens eines in Mund nehmen; kan es die Perſon aber alſo nicht hinab bringen / mag man esA a 5in378Das XX. Capitel. in Roſen-Waſſer zerreiben / und auf einmal einnehmen.
Morſel - len-Taͤff - lein widerPeſt.

89. Morſellen-Taͤfflein wider Peſt.

  • . Tormentill Wurtz.
  • Schlangen-Wurtz. aa. ʒj.
  • Diptam. ʒj.
  • Angelick / Zittwer / aa. ʒiij.
  • Specier. Bezoart. liberantis. aa. ʒiß.
  • Armeniſchen Boli. ʒj.
  • Elect. de Ovo.
  • Theriac / Mithridat / aa. iiß.
  • Weiſſen Zucker. ix.
  • Den Zucker loͤſe in Saurampff-Waſſer auf / mache daraus Morſellen.

90. Ander Morſellen wider die Peſt.

  • . Bereiteten Boli Armenæ. j.
  • Tormentill / Diptam-Wurtz / aa. ʒiß.
  • Citron-Saam. ʒj. Saurampf-Saam.
  • ij.
  • Specier. Elect. de Gemmis. ʒiß.
  • Zimmet. iv.
  • Zucker / ſo mit Roſen - und Ampffer - Waſſer auffgeloͤſet / und wieder
  • gehoͤrig inſpiſſirt. ß.
  • Mache daraus nach der Kunſt Morſellen.

91. Fuͤrtreffliche Peſt-Zeltlein.

  • . Wacholder-Beer / Galgant.
  • 379
  • Muſcat-Bluͤhe und Nuſſe.
  • Ingber / Zitber. aa. iiij.
  • Runde Hollwurtz / Entzian.
  • Tormentil-Wurtz. aa. ß. j.
  • Myrrhen. ʒiij.
  • Diptam Wurtz. ʒij. iiß.
  • Lorbeer / Aland / Pimpinel. aa. ʒij.
  • Gemſen-Wurtz / Saffran.
  • Saam von Saurampff / Citron und
  • Baſilien.
  • Maſtix / Weyrauch / geſiegelte Erde.
  • Spodi / geſchaben Elffenbein / Perlen.
  • aa. ʒj.
  • Raute / Muͤntz / Poley / Lavandel / roth
  • Corallen.
  • Paradiß-Holtz / rother Sandel / Arme - niſcher Boli.
  • Specier. diamarg. frigid.
  • Zucker in Angelick-Waſſer auffgeloͤ - ſet. q. ſ.
  • Mache daraus Morſellen oder Taͤfflein.

92. Gifft-Zaͤltlein auf andere Art.

  • . Angelick Wurtz / Schwalben Wurtz /
  • Tormentill-Wurtz / Pimpinel-Wurtz.
  • Eberwurtz. aa. ß.
  • Weiſſen Zucker mit Tormentil-Waſ - ſer zerlaſſen.
  • Und nach der Kunſt zu Morſellen bereitet.
93. Koͤſt -380Das XX. Capitel.

93. Koͤſtliche Gifft-Taͤfflein.

  • . Specier. liberant. ß.
  • Extract von Angelick.
  • von Zittwer. aa. ʒß.
  • Weiſſen feinen Zucker / j.
  • Die Extracte als auch den Zucker / laß mit Cardebenedicten / Tormentil - oder Scabioſen-Waſſer auf / und mache nach der Kunſt davon Morſellen.
Fuͤrtreff - licher Gifft-Balſam.

94. Fuͤrtrefflicher Gifft-Balſam / abſonderlich denen gut / ſo zur Peſt - Zeit gantz kein Artzney nehmen koͤnnen.

  • . Schlangen Schmaltz.
  • Olei Rubetarum.
  • Scorpion-Oel. aa. j.
  • Gruͤner Froſch-Oel. ʒvj.
  • Rauten-Balſam / Angelick - und Agd - ſtein-Balſam. aa. ʒij.
  • Muſcaten-Balſam. ß.
  • Citron-Majoran-Salbey-Zimmet - Naͤgelin - und Biebergeil-Balſam.
  • aa. ʒj.
  • Elixir Proprietatis. ʒiij.
  • Vermiſche es unter einander / damit un - ter Tages einmal auf beyde Puͤlſe der Haͤnde / auch auf das Hertz ein wenig geſalbet / præſervirt und bewahret fuͤr Peſtilentz-Gifft / auch wenn es auf gifftiger Thier Biß und Stich geſalbet wird.
95. Gu -381Artzneyen in Peſtzeiten / ꝛc.

95. Guter Krafft-Balſam.

Guter Krafft - Balſam.
  • . Muſcat-Nuß-Oel. v.
  • Naͤgelein-Oel. ʒij.
  • Gefloſſen Ambra. ʒj.
  • Vermiſche es unter einander / dienet das Haupt / Hirn / und alle Glieder zu ſtaͤrcken / ſonderlich in Ohnmachten und Hertzens-Mattigkeiten / wird in allen gefaͤhrlichen Affecten gebrauchet.

96. Herrlich riechende Seiffen-Ku - geln fuͤr groſſe Herrn.

  • . Florentiner Veyel-Wurtz. j.
  • Naͤgelein. ß.
  • Reines Laudani.
  • Storax Calam. aa. ʒiij.
  • Celtrſchen Spick.
  • Indianiſch Spick.
  • Weiſſen Santel / Rhodiſer Holtz /
  • Lavendel-Blum / Roßmarin / Thi -
  • mian / aa. ʒij.
  • Muſcat-Nuß / Zittwer / aa. ʒj.
  • Angelick. ʒß.
  • Biſam. gr. xv.
  • Amber. ß.
  • Venediſch Seiffe / ij.
  • Bergemotten-Oel / Zimmet-Oel.
  • Rhodiſer Holtz-Oel / Lavendel-Oel /
  • aa. q. ſ.
  • Mache alles nach der Kunſt zu Seiffen - Kugeln.
97. Uber -382Das XX. Capitel.
Uber - ſchlag in groſſem Haupt-Wehe.

97. Uberſchlag in groſſem Haupt - Wehe.

. Weiſſen Mag-Saam / Hanff - Saam / Pferſig-Kern / bitter Mandeln / eines jeden ſo viel als des andern / ſtoß un - ter einander / und thue auch ein wenig Wey - rauch darzu / ſo viel als eines von vorgedach - ten Stuͤcken waͤget / und auch ſo viel klein geſtoſſen Raute / gieß Wein-Eßig darzu / und Roſen-Oel / daß es gleich einer Salb werde / dieſes ſoll man warm machen / auf ein Tuch ſtreichen / und uͤber Stirn und Schlaff binden / und wenn es kalt worden / wiederum erwaͤrmen.

Uber - ſchlag / wenn der Patient nicht ſchlaffenkan.

98. Uberſchlag / wann der Patient nicht ſchlaffen kan.

  • . Weiſſen Mag-Saam.
  • Weiſſen Kuͤmmel.
  • Hanff-Saam. aa. 2. Loͤffel voll.
  • Nuß-Kern / No. xx.
  • Zerſtoß alles mit rothen Wein zu einem dicken Brey / und lege es zwiſchen zwey Tuͤchern auf das Haupt gegen die Schlaͤff.
Uber - ſchlag in groſſen Haupt - Schmertzund Hitze.

99. Haupt-Uberſchlaͤg / in groſſen Schmertz und Hitze dienlich.

  • . Roſen-Waſſer / Majoran-Waſſer /
  • Bethonien Waſſer.
  • Schluͤſſel-Blumel-Waſſer / Eiſen - kraut Waſſer.
  • 383
  • Holler-Bluͤth Waſſer / aa. iij.
  • Das Weiſſe vom Ey. No. ij. geklopfft.
  • Saltz. ʒj.
  • Wohl untereinander bracht / uͤber Feur gewaͤrmet / und vierfache leinen Tuͤcher drein genetzt / und uͤber Schlaͤff und Stirn loh-warm gebunden.

100. Ein ander Uberſchlag in groſ -Ein andeꝛ Uber - ſchlag. ſem Haupt-Wehe.

  • . Rauten / Mj.
  • Nachtſchatten Kraut. Mj.
  • Wermuth. .
  • Das Weiß vom Ey.
  • Roſen-Eßig. 2. Loͤffel voll.
  • Zerſtoß alles im Moͤrſer zu ein Muß / und leg es Pflaſter-Weiſe auf Stirn und Schlaͤff / es dienet in Fiebern und ſonſt hitzigen Schwachheiten.

101. Noch ein Uberſchlag inNoch ein Uber - ſchlag in Haupt - Wehe. Haupt-Wehe.

. Gemein Speiß-Saltz / ſo groß als ein Hennen Ey / thu es in ein Pfaͤnnlein / doͤrr es wohl auf einer Gluth / bis es graulecht wird / laß wieder kalt werden / klopff das Weiß von zwey Eyern darunter / und gieß vier Eß-Loͤffel voll Baum-Oel darzu / ruͤhr es untereinander / laß ob einen kleinem Feuer auffſieden / darnach tunck reinen Hanff darein / und binde es alſo warm uͤber Stirn und Schlaͤff etliche mal.

102. Bie -384Das XX. Capitel.
Bieſam - Knoͤpff / daran zuriechen.

102. Bieſam-Knoͤpfflein vor die Peſt.

  • . Storax Calamit. j.
  • Ladani ß.
  • Specier. diambræ,
  • diamoſch.
  • Muſcatbluͤhe aa. ʒß.
  • Leibfarbene Roſen j.
  • Spicanardi ß.
  • Bieſam gr. viij.
  • Florentiner Veyelwurtz ʒß.
  • Callmus / Galgant aa. ß.
  • Ambraͤ Grieß. gr. vj.
  • Maſtix ʒß.
  • Dieſe Dinge all beſondern in einen ſaubern und warmen Moͤrſer geſtoſſen / darnach mit Roſenwaſſer / darinnen Tragaranth und Styrax liquido zerlaſſen / ein Apffel formirt / und ſolchen letzlich mit Citron - Schalen aͤuſſerlich beſtrichen / in einen ro - then Zendel gebunden / und wann man ausgehet / ſtets daran gerochen.
Ander wohlrie - chend Knoͤpff-lein.

103. Ein ander wohlriechend Knoͤpf - lein wider Peſt.

  • . Storax Calamit. Ladani. aa. ʒij.
  • Naͤgelein ʒv.
  • Campffer ß.
  • Muſcat-Nuß /
  • Spicanardi aa ʒß.
Stoß385Artzneyen in Peſtzeiten ꝛc.
  • Stoß alles zu einem Pulver / und miſch es durcheinander / darnach mit Roſenwaſſer / in welchen Tragant verlaſſen / mache dar - aus ein oder zwey Knoͤpfflein / und be - ſtreich ſolche / wenn ſie trocken werden / mit ein wenig Citron-Oehl / gebrauch es / wie das vorige.

104. Præſervativ fuͤr Schwangere. Mynſichti Præſerva - tiv fuͤr Schwan - gere.Mynſichti.

  • . Angelick-Extract / mit deſtillirten Eſſig
  • ausgezogen ʒiß.
  • Philoſophiſch bereit Hirſchhorn.
  • Geſiegelt Erde / Boli armen. bereitet.
  • Poͤoniwurtz / Weiblein / Saurampff - Saam aa. ʒj.
  • Perlen-Zaͤltlein / Magiſterium von Co - rallen /
  • Bereitet Hyacinth aa. ʒß.
  • Macis / in Eſſig gebeitzt / und getroͤck - net /
  • Caſſienholtz / Saffran aa. j.
  • Weiß Agdſtein-Oehl / Zittwer-Oehl /
  • aa. ß.
  • Naͤgelein - und Citron-Oehl aa. gr. iv.
  • Candel-Zucker in Tormentill - und Eh - renpreißwaſſer aufgeloͤſet / j.
  • Miſche es / und mache nach der Kunſt Zaͤlt - lein daraus.
B b105. Ro -386Das XX. Capitel.
Præſervi - rende Zitt - wer-Kuͤch - lein fuͤrKinder.

105. Rotulæ Zedoariæ, fuͤr Kinder in Peſtzeiten zu gebrauchen.

  • . Zitwer-Extract / mit deſtillirten Eſſig
  • bereitet / ʒiß.
  • Bereitet Elends-Klau /
  • weiſſen Agdſtein /
  • geſiegelte Erde /
  • Bol. armen. aa. ʒj.
  • Poͤonienwurtz / weiß Diptam / Tor - mentil aa. ij.
  • Bereitet Smaragd /
  • Hyacinth /
  • Geſchaͤlte Citron-Kern /
  • Saurampff - und Wuͤrm-Saam /
  • aa. ʒß.
  • Magiſterium von rothen Corallen /
  • von Perlen /
  • Hirſchhertz-Beinlein / Krebsaugen be - reitet /
  • Balſam Sulphuris mit Anieß bereitet /
  • aa. j.
  • Zimmet / Macis und Citron-Oehl aa.
  • gutt. iv.
  • Weiſſen Zucker / in Seeblumenwaſſer
  • zerlaſſen / mit Roſenwaſſer vermi -
  • ſchet / aa. ( j) daraus mache Kuͤch -
  • lein oder Zaͤltlein / Doſ. No. j. ad
  • No. ij.
106. Præ -387Artzneyen in Peſtzeiten ꝛc.

106. Præſervirende Mithridat-Zaͤlt -Mynſichti Præſervi - rende Zaͤltlein. lein Mynſichti in Peſt-Zeiten dienlich.

  • . Extract von Mithridat / mit deſtillirten
  • Eſſig bereitet / ʒiß.
  • Philoſophiſch bereitet Hirſchhorn /
  • Geſchaͤlte Citron-Kern /
  • Componirte Schwefelblum /
  • Bereitet Smaragd /
  • Orientaliſchen Boli aa. ʒj.
  • Tormentil und Zittwerwurtz aa. ʒß.
  • Magiſter. Corallar. r. & Perlar.
  • Campffer aa. j.
  • Angelick-Oehl / weiß rectificirtes Agd - ſtein-Oehl aa. ß.
  • Naͤgelein-Oehl / Rauten-Oehl / aa.
  • gr. iiij.
  • Zucker-Candi j. in Buchampffer und
  • Roſenwaſſer aufgeloͤſet.
  • Miſche und mache nach der Kunſt daraus Zaͤltlein.

107. Rotulæ Theriacales Liberantes. Rotulæ Theriaca - les Libe - rantes.

  • . Theriac-Extract / mit deſtillirten Eſſig
  • bereitet / ʒiß.
  • Elends-Klau / philoſophicè bereitet /
  • Geſiegelte Erde / Saurampff-Saam /
  • Schwefel-Tinctur / bereitet Hyacinth /
  • aa. ʒj.
  • Aland und Angelickwurtz aa. ʒß.
  • 388
  • Aloesholtz / Hirſchhertz-Creutzel /
  • Weiß bereiteten Agdſtein aa. j.
  • Myrrhen - und Campffer-Oehl aa. ß.
  • Caſſienholtz-Oehl / Zittwer-Oehl aa.
  • gr. iv.
  • Weiſſen Zucker j. in Cardobenedict - und Scabioſenwaſſer aufgeloͤſet.
  • Bereite daraus nach der Kunſtkleine Scheib - lein. Doſ. No. j. ad ij.

Dieſe vier vorgeſchriebene Recepten ver - moͤgen gar viel wider die Peſt / denn dieſelbe helffen nicht allein davon denen / die bereits inficirt ſeyn / ſondern ſie præſerviren und be - wahren auch den Leib vor boͤſer Lufft und ver - derblichen anſteckenden Seuchen.

* Peſt - Latwerg zu præſer-viren.

108. Electuarium wider die Peſt.

  • . Gruͤne Raute Mj.
  • Feigen / ſo friſch /
  • Welſche Nuͤß / ſo geſchaͤlt / aa. No. 10.
  • Wachholderbeer j.
  • Stoß alles zuſammen mit ein wenig See - Saltz / davon alle Morgen einer Haſelnuß groß zu nehmen: Es beſchuͤtzet den Leib vor der Peſt / Gifft / und ſonſt bey jedweder Kranckheit / bis zum hoͤchſten Alter: Da - mit ſeynd durch Huͤlff GOttes Leut an der Schwind - und Lungenſucht geheilet worden / die fuͤr groſſer Schwachheit nicht mehr im Zimmer umher gehen koͤnnen.
109. Pul -389Artzneyen in Peſtzeiten / ꝛc.

109. Pulver wider PeſtilentziſchePulver wider Pe - ſtilentziſche Fieber. Fieber.

  • . Gerechtes Einhorn /
  • Rothe Corallen præparirt /
  • Weiſſen bereiteten Agdſtein /
  • Orientaliſche bereitete Perlen.
  • Gefeilt Gold /
  • Aloesholtz / gepuͤlvert /
  • Jedes ſo viel als des andern.
  • Mache aus allen / untereinander vermiſchet / ein zartes Pulver davon (nach Beſchaf - fenheit der Kranckheit und Perſon) von 3. à 12. gran. in Cardbenedict - oder Lavan - del-Waſſer zu geben.

110. Deſtillirt Waſſer fuͤr Peſt / ſoWaſſer / ſo in Peſt und Sei - tenſtich dienet. ein Seitenſtechen dabey iſt.

  • . Roßmarinblaͤtter Mj.
  • Beyfuß /
  • Fenchel /
  • Kleine Salbey /
  • Alandkraut aa. Mj.
  • Lachen-Knoblauch Mij.
  • Weiſſen Wein / daß ſolcher zwey quer
  • Finger hoch daruͤber gehet.
  • Miſche die Kraͤuter klein zerhackt unterein - ander / thue ſolche in ein weitbauchigt Glaß / gieß den Wein daruͤber / laß drey Tage alſo am warmen Ort ſtehen / nehm her -B b 3nach390Das XX. Capitel. nach die Kraͤuter aus dem Wein / und laß ſie alſo ein Stund lang abtrieffen / thue ſie in einen Brenn-Kolben / und deſtillir ſolche uͤber rechten Feuer ab / davon dem Patienten nuͤchtern ij. zu geben.
Præſeryi - rende Pil-len.

111. Præſervativ-Pillen wider die Peſt.

  • . Aloe Epatic. ß.
  • Gelbe Myrobalanen ß.
  • Myrrhen /
  • Saffran /
  • Boli Armenæ,
  • Rothe Corallen aa. j.
  • Abgeſchaͤumeten und inſpiſſirten Ho - nig / q. s.
  • Mache / was vonnoͤthen / zu Pulver / vermi - ſche es mit dem Honig zu einer Maſſa Pi - lularum, und formire daraus kleine Kuͤch - lein / welche koͤnnen uͤberguldet werden; davon in der Woche des Abends und Morgens ʒj. zu nehmen.

Beſchluß.

Beſchluß dieſes Tra - ctaͤtlein.

ALlhier hat der geneigte Leſer den Beſchluß dieſes Tractaͤtleins / und wird in vorge - henden zur Gnuͤge Materie angetroffen ha - ben / wie man ſich in dieſer gefaͤhrlichen Kranckheit / ſo wol curativè als præſervativèzu391Beſchluß dieſes Tractaͤtleins. zu verhalten hat. Es moͤchte aber ein oder der ander auf die Frage fallen / warum aber mehr inficirte Leut ſterben / als wiederum auffkommen? ſolches beantwortet uns Mar - tinus Panſa in 1. cap. conſil. antipeſtif. 1. al - ſo: Wir wenden uns zu den natuͤrlichen Ur -Warum mehr Krancke an der Peſt ſterben / als wieder auffkom - men. ſachen / warum die inficirte Perſonen alſo in groſſer Menge und groſſer Anzahl dahin ſter - ben? Erſtlich iſt das groſſe Erſchroͤcknuͤß / Kleinmuͤthigkeit und Schwermuͤtigkeit der Krancken / welcher / ſo bald er mit der giffti - gen Seuche angegriffen wird / nicht anders vermeynet / als es ſey ihm dieſelbe zum Tod aufferleget: laͤſſet demnach alle Mittel fah - ren / und iſt alſo ſeines Verderbens ſelbſt Ur - ſache: So iſt auch der ſchaͤndliche Verzug und Hinlaͤſſigkeit der Krancken ein nicht ge - ringe Urſache; als der nicht zu rechter Zeit Huͤlff ſuchet: ſondern ſiehet zu / und erwartet mit hoͤchſten Schaden / was es ferner mit ihm vor einen Ausgang nehmen werde: Schicket erſt den Urin zum Doctor, und will ſich bey ſelbigem ſeines Leibes Zuſtand er - kundigen / welches doch nicht allezeit aus dem Waſſer erforſchet werden kan / will geſchwei - gen daß ſolche unbedachtſame Leut mit ihrem Urin tragen nicht allein die Medicos, ſondern auch ſich ſelbſt vergifften koͤnnen.

Zu dieſem kommet auch der Patienten Un - bedachtſamkeit / daß ſolche vorhero ſelbſt / oh - ne vorher gepflogenen Rath / an ihrem LeibB b 4kuͤnff -392Das XX. Capitel. kuͤnſteln / und ihnen ſelbſt rathen wollen / und auff ein Experiment ſo gar veſt verlaſſen / da er doch weder auff die Artzney / ſo er einnim - met / noch auff andere Umſtaͤnde keine verſte - het. So iſt auch nicht eine geringe Urſach zum Tod / wenn er in ſchwebender Gefaͤhr - lichkeit allerhand verbottene Mittel ergreiffet / und zu alten Segenſprecherin / Juͤdenaͤrtzt / Henckern und Schindern lauffet / ſolchen eher / wider Gottes Gebott / Glauben zuſtellt / denn bey gottsfoͤrchtigen und erfahrnen Aertzten Huͤlffe verlanget. Uber dieſes auch ſo iſt die Einfalt der armen Krancken ſo groß / daß ſolche als blind auff den Jahrmaͤrckten zu den Marckſchreyern / Wurtzelkraͤmern und Land-Betriegern lauffen / und allerley Schmiererey von ſolchen um ihr gut Geld kauffen / wordurch mancher nicht nur ums Geld / ſondern auch zugleich mit um Leib und Leben bracht wird. Unter andern iſt nicht ein geringe Urſache die unreinen Logiamen - ter / und wann inficirte Geraͤth und Kleider nicht gebuͤhrend gereiniget werden / daher ſich der Gifft zu Zeiten verliehret / aber auff ein andere Zeit ein noch groͤſſer Ubel anrichtet. So iſt auch die Schuld einigen Patienten zuzumeſſen / welche unordentlich mit der Artz - ney umgehen. Es ſey aber der Peſt Urſache wie ſie wolle / ſo muͤſſen fuͤr allen Dingen die Leiber / ſo nicht angriffen werden / und aber vor der Peſt wollen geſichert ſeyn / von ihremUn -393Beſchluß dieſes Tractaͤtleins. Unflat und ſcheußlichen Uberfluß nach Noth - durfft gereiniget werden. Denn es iſt keinAlle Leiber der Men - ſchen ſam̃ - len Unrath bey ſich. einiger Menſch auff Erden / er lebe ſo maͤſſig als er wolle / ſo ſammlet er doch taͤglichen ei - nen Uberfluß / der ſich hernach in Gliedern und Adern haͤuffet / und ob wir es gleich nicht allemal fuͤhlen / dermaſſen einlagert / daß hieraus leichtlich eine Kranckheit erwachſen kan. Dieſen des Herrn Panſæ oberzehlten Urſachen kan auch mit angefuͤget werden / daß das Peſtilentzialiſche Gifft ſo ſtarck iſt / und ſtreng / daß es die Kraͤffte des Hertzens zerſtoͤhret / ehe man ſeiner recht gewahr wird. Zu dem auch wohnen offters die Leut wegen theuren Haußzinſes in engen Gaͤßlein und Lo - giamenten uͤber einen Hauffen / daß es nicht fehlen kan / es muͤſſen ſolche Ausdaͤmpffun - gen der Krancken / und ihrer ſchlechten Abwar - tung willen / eines das ander anſtecken / allwo es dann gemeiniglich an Mitteln fehlet / daß ſolche Leute ihre ordentliche Medicamenta nicht gebrauchen oder bekommen koͤnnen / und alſo eher als andere dahin ſterben muͤſſen. Nicht weniger werden auch viel von des Me - dici Unverſtand und Unfleiß verwahrloſet / und dem Tod in Rachen geſchicket / woruͤber ſolche aber ſchwere Verantwortung zu ge - warten haben.

Nun aber werden auch viele in Peſtzeiten inficirt / welchen es an guter Gelegenheit / Ab - wartung / ordentlichen Medicamenten / auchB b 5an394Das XX. Capitel. an dem geſchickteſt - und gelehrteſten Medico nicht ermangelt / und gleichwol ſterben muͤſ - ſen. Es dienet aber zu wiſſen / daß kein Me - dicus unter allen Menſchen zu finden iſt / der allen Krancken helffen moͤge / ſintemal allein zu helffen ein Reſervatum Dei iſt / oder ein ſolches Ding / welches GOtt ſeiner Macht vorbehalten hat / daher er auch ſagt: Ich bin der HErr dein Artzt; als wolt er ſagen: Ich bin der rechte perfecte und vollkommeneſte Medicus, der / wenn er will / allein helffen kan. So ſind die Medici Menſchen / das iſt / ſolche / an welchen dergleichen Perfection vom Fall Adams her keines weges zu finden. So halten ſich nicht alle Patienten wie ſie ſollen / wie ſolte denn ein Medicus (ob er ſchon mit ſolchem Verſtand von GOtt be - gabet waͤre) alle erretten koͤnnen. Item ſo adminiſtriren die Kranckenwaͤrter / welche dar - zu verordnet ſeyn / ihr Ampt gar unfleiſſig / und leben des Medici Verordnung ſehr ſchlecht nach / daß ſie den Krancken die Artz - neyen ordentlich reichen ſollen. Dann auch uͤbereylet offtermal die Kranckheit den Pati - enten und Medicum, alſo daß die præſcri - birten Mittel nicht bald oder geſchwind ge - nug gereichet / und ihre gehoͤrige Wuͤrckung verrichten kan. Inſonderheit weil viel / die die Peſt bekommen / ſolches verhaͤlen / biß das Hertz und Spiritus allzuſehr eingenommen / daß keine Rettung mehr zu finden iſt. Iſtalſo395Beſchluß dieſes Tractaͤtleins. alſo allhier nicht allein agentis fortitudo ſon - dern auch patientis diſpoſitio zu conſideri - ren / und ſich derohalben nicht ſo ſehr zu ver - wundern / daß kein Medicus zu finden / der allen helffen koͤnne / viel weniger ſeyn darum die Artzneyen oder der Artzt zu verachten / wie - wol mancher den Doctorem oder Medicum veracht / und uͤber ihn klaget / damit er ihm nicht ſeine gebuͤhrliche Belohnung geben darff.

Wann ſich aber begiebt / daß ein ſolcherWie man ſich nach erlangter Geſund - heit zu verhalten. an der Peſt gelegener Patient wieder zu ſei - ner vorigen Geſundheit gelanget / ſo ſoll ſich ſelbiger zufoͤrderſt zu GOtt den himmliſchen Artzt wenden / und ihm dafuͤr hertzlich danck - ſagen. Sollen auch ihre Nachbaren und gu - te Freunde / welche noch mit dieſer Plage be - hafftet / mit Beſuchung / Pflegung / War - tung / Troſts und ſonſt bedient ſeyn / diewei - len ſie ſolches faſt ohne Gefahr thun koͤnnen. Sollen ſich auch nach Obrigkeitlicher Ver - ordnung eine Zeitlang einhalten / und andere noch geſunde Haͤuſer und Perſonen vermey - den / nicht alle Winckel auslauffen / noch ih - nen einbilden / (nach der gemeinen Leut Mey - nung) er koͤnne nunmehr die Peſt nicht mehr bekommen / weil er ſie einmal ausgeſtanden habe. So ſoll er ſich auch mit Fleiß huͤten / daß ſie andern nicht Forcht und Schroͤcken einjagen / welches nichts anders waͤre / als wann ſie ihren Neben-Menſchen die Kranck -heit396Das XX. Capitel. heit mit Fleiß an Halß werffen wolten. In Speiß und Tranck ſollen ſie ſich fein maͤſſig - lich halten / und die jenigen Speiſen / welche dieſe Kranckheit erregen / ernſtlich vermeyden / auch wenigſt in 14 Tagen nicht an den Lufft gehen. Nun iſt zwar wahr / daß die jeni - gen / welche die Peſt uͤberſtanden haben / ſol - che nicht ſo bald wieder bekommen / als an - dere / welche noch nicht daran gelegen / aber dannoch ſollen ſie nicht freveln / noch ſich muth - willig in Gefahr begeben / ſondern dennoch uͤber den andern oder dritten Tag ein Præ - ſervativ-Mittel einnehmen / und das Gemach / Kleider und Bette ein Zeitlang ungebrauchet laſſen / in welchen er kranck gelegen iſt.

Wie ſich bey den Sterben - den zu verhalten iſt.

Wann aber ein krancker Menſch an der Peſt ſeinen Geiſt und Leben auffgiebet / ſo ſoll man ihm alsbald ein Stuͤck warm Brod an den Mund an die Naßloͤcher legen / oder in deſſen Mangel ein Stuͤck Brod in einem Waſſer erwallen laſſen / und weil es noch warm / dem Sterbenden fuͤr den Mund hal - ten / wenn er aber verſtorben / ſeine Augen und Mund zuthun / wo ſolche nicht allbereit zu ſeyn / das Brod hernach von ihm nehmen / (aber nicht mit den Haͤnden anruͤhren) ver - deckt / tieff in das Erdreich vergraben / ihn ſaͤu - bern und reinigen / das Sterb - oder Kleider an - und vorige ausziehen / das Gemach raͤu - chern / und etlich Tage nach einander aushei - tzen / hernach auffs neue mit Kalck ausweiſſenlaſſen /397Beſchluß dieſes Tractaͤtleins. laſſen / den Sarg ohnverzuͤglich verfertigen / und den Todten darein legen / die Betten ab - ziehen / und was zu waſchen iſt / waͤſchen / und ein Zeitlang hoch in Lufft haͤngen / das Stroh / darauff der Krancke verſtorben / auff freyem Feld anzuͤnden / aber nicht in flieſſend Waſſer werffen / damit es nicht andere Leut inficire. Herlic. Conſil. Politico-Phyſic. Part. I. cap. 8. und Part. 2. c. 13. An einigen Or -Ob es recht ge - than / der Verſtor - benen Bet - ten und Kleider zu verbren - nen. ten pfleget die Obrigkeit alle Betten / worauff Peſt-Krancke geſtorben / mit Feuer zu ver - brennen / ob aber ſolches zu verantworten / wi - der der Eigenthums oder Beſitzer willen ſol - ches zu thun / iſt etwas bedencklich / ſonder - lich wenn ſolchen nicht von Obrigkeit oder gantzen Gemeinde dafuͤr gebuͤhrende Satisfa - ction gegeben wird. Sondern vielmehr ſoll man durch darzu beſtellte Perſonen auſſer - halb der Stadt ſolche ſaͤubern / reinigen / klopf - fen / fuͤrſichtiglich berauchern; auff dieſe Weiſe ſoll man auch mit den Kleidern / De - cken / Matratzen / Leinen Gewand / und andern dergleichen verfahren / und nicht wie offt ge - ſchehen iſt / armer Wittwen / oder hinterlaſ - ſener Kinder / vorſetzlich in ſolchen Verluſt ſtuͤrtzen / und ohne Noth um das ihrige bringen.

So pfleget man auch / ſo bald der MenſchWie man das Gifft im Kran - cken-Zim - mer ein - geſtorben / oder wol weil er noch in letzten Zuͤgen lieget / einen Zuber voll laulecht Waſ - ſer / ſo keinen Dampff mehr von ſich gibt /(dann398Das XX. Capitel. fangen ſoll.(dann ſich ſonſt das Gifft damit vermenget / im Gemach austheilet / und leicht von den Umſtehenden eingeathmet werden kan) nahe bey ihm zu ſtellen / oder in etlichen Gefaͤſſen im Gemach hin und her zu ſetzen / zuvor aber weich Brod darein zu legen / dann ſich offt begeben / daß das Gifft war zum theil ins Brod bracht / zum theil wie ein blauer Zun - der ſich auffs Waſſer geleget / wordurch die Umſtehende verſchonet blieben: ſolch Waſ - ſer ſoll man hernach / wenn es ein Weil ge - ſtanden / ungeruͤttet an ein Ort / da niemand zu ſchaffen hat / gegoſſen werden. Dieſes alles iſt fleiſſig zu beobachten / inſonderheit was vom Athem der Sterbenden gemeldet worden. Denn ich achte dafuͤr / ſchreibtVor dem Braden der Ster - benden ſoll man ſich huͤten. Herlitius im 13. Cap. daß der vergifftete A - them am ſtaͤrckeſten und gefaͤhrlichſten ſey / wenn der Menſch jetzund ſtirbt / denn wenn der Verſtorbene noch warm iſt / gehet die rech - te Subſtantia des Giffts am meiſten von dem Menſchen; Urſach iſt der verſchloſſene giff - tige Spiritus, derſelbe bricht erſt mit dem letz - ten Dampff aus dem Menſchen herfuͤr / als der keine Temperatur und Erhaltung mehr hat / indem der Athem ausgehet / ſondern rau - chet und daͤmpffet fuͤr ſich ſelbſt / und gehet in die naͤchſte aͤuſſerſte Lufft deſſelben Ge - machs / wo der Krancke lieget / bleibt auch naͤchſt bey dem Krancken in der Lufft ſchwe - bend: Ja man ſiehet vielmals eigentlich / wieein399Beſchluß dieſes Tractaͤtleins. ein dicker Dampff / der ſich zuſammen haͤlt / von dem ſterbenden Menſchen ausgehet. Und wer will es nicht dafuͤr halten / daß derſelbe Dampff / ſo er nicht in den naͤchſten Men - ſchen kommen kan / ſich anhencke / anklebe / und in den Kleidern / Betten / Decken / einlege / de - rowegen ſoll man ſolche Gemach wohl raͤu - chern mit ſolchem Raucherwerck / wie oben zur Gnuͤge bedeutet worden.

Wenn nun alles vorbeſchriebener maſſenWie Zim - mer und Gewand des Ver - ſtorbenen zu reini - gen. beobachtet / auch der Todte gebuͤhrend zur Erden beſtattet worden / ſo ſoll man das Bett / Zimmer und Leinwand / ſamt den ge - braucheten Kleidern / ſaubern und reinigen: Die Perſonen aber / denen ſolches aufgetra - gen wird / ſollen ſich vorher mit guten Præ - ſervations-Mitteln verſehen / hernach den Mund mit einem reinen Tuch verbinden / da - mit ſie nicht allen gifftigen Braden einhau - chen; hernach mit Beſemen alles zum fleiſ - ſigſten auskehren: Nach dieſem ſollen ſie alle Fenſter zuthuen / und in das Gemach ein Kohlfeur tragen / und mit darauff geſtreue - ten Rauchwerck / wo moͤglich / einen gantz na - tuͤrlichen Tag darinne raͤuchern; den fol - genden Tag aber alle Fenſter wieder oͤffnen / damit die Lufft frey und ungehindert in ſel - big Zimmer gehen kan. Unterdeſſen ſoll man alles mit dem ſchaͤrffeſten Eſſig abwaſchen / und die Waͤnde / wie gemeldet / uͤberweiſſen laſſen. Die im Zimmer befindliche Buͤcherſoll400Das XX. Capitel. ſoll man eben alſo reinigen / und ſamt dem / was Papier iſt / beraͤuchern / und hernach auf - geſchlagen an die freye Lufft geleget werden.

Todte ſoll man nicht lang lie - gen laſſen / auch nicht ſo bald be - graben.

Zum Schluß hat noch erinnert werden ſollen / daß man auch nicht ſo gar geſchwin - de mit dem Verſtorbenen zu Grab eylen ſoll / auch ſoll man ſolche nicht uͤber die Gebuͤhr liegen laſſen / ſintemahl die Lufft nichts mehr verderben / noch die Peſt erregen kan / als eben / wenn die Todten-Coͤrper ſo lang un - begraben liegen bleiben. Bey uns Teut - ſchen pfleget man die Todten am dritten Tag zu begraben / welches aber in Peſtilentz-Zeiten etwas zu lang / doch muß man auch nicht ſo geſchwind eylen / und die Menſchen / wenn ſie noch warm ſeyn / hinunter ſcharren / weil Ex - empel fuͤrhanden / daß etliche fuͤr todt gehal - ten und begraben werden / die doch nicht recht todt ſeyn / ſondern nur in Ohnmacht liegen / und erſt in den Graͤbern erſticken und verder - ben muͤſſen.

Der fromme und gerechte GOtt wolle unſer geliebtes Vaterland Teutſcher Nation wieder mit gnaͤdigen Augen anſehen / und ſeine uͤber uns ausgeſteckte Zorn-Ruthe von uns abwenden / uns aber in ſolcher Chriſtli - chen Bereitſchafft alſo erfinden laſſen / daß wir mit Freuden und Verlangen erwarten moͤgen ein ſeliges

ENDE.

Regi -[401]

Regiſter aller in dieſem Tractat enthaltener Materien.

A.

  • ACetum Alexicacum deſtillatum354
    • Compoſitum zu præſerviren43
  • Aderlaſſen / wie ſich darbey in Peſtzeit zu ver - halten204
  • Aderlaſſen / wie offt ſolches in Peſtzeit vonnoͤthen225
    • ob ſolches auf der inficirten Seite geſche - hen muß219
    • wann und zu was Zeit es geſchehen ſoll207. 209
    • Ader welche man in Peſtzeiten zu laſſen erwaͤhlen ſoll216
    • Antimonium wie man damit in Peſtzeiten vomiren ſoll85
    • Apotheker / ob ſolche in Peſtzeiten ausweichen doͤrffen38
      • wie auf ſolche in Peſtzeiten zu ſehen123
      • wie ſolche in Peſtzeiten die Recepta eiligſt verfertigen ſollen124
      • ſollen dem Medico nicht in ihr Amt greif - fen126. noch Medicamenta ordiniren114. 125
C cApo -[402]Regiſter.
  • Apotheker / Vermahnung an ſolche127
  • Aqua Alexipharmaca65
    • Antipeſtilenzialis Comit. à Wolckenſtein371
    • Bezoardica ſich damit zu præſerviren55
    • Peſtilenzialis, Hartmanni. 70
    • Prophylactici, Sylvi66
    • Theriacalis uſual. 67
    • Vitæ in Sterblaͤufften65. 365
  • Arme / warum ſolche eher als Reiche von der Peſt an - geſtecket werden96
    • ſo die Artzney nicht zahlen koͤnnen / wie zu rathen175
  • Artzney-Mittel / wie man ſolche in Peſtzeiten geben ſoll189
    • welche der Medicus anfangs der Peſt geben ſoll? 165
    • Uberfluß / wie unnoͤthig ſolcher iſt175
    • Veraͤchter / wie mit ſolchen zu thun148
  • Athem / wenn derſelb bey Peſt-Krancken ſehr ſchwer iſt310

B.

  • Badſtuben ſollen in Peſtzeiten verſperret werden34
  • Baͤhnung fuͤr groſſe Haupt-Schmertzen285
  • Barbirer / was bey ſolchen des Aderlaſſens wegen zu erinnern210
  • Becker ſollen kein muthwillige Theurung machen33
  • Bediente / was fuͤr welche in Peſtzeiten beſtellet wer - den ſollen99
  • Belohnung / wie ſolche ein Medicus bey Reich - und Ar - men fordern ſoll118
Beloh -[403]Regiſter.
  • Belohnung / wie er ſolche fordern darff120
  • Bett-Gewand und weiß-gewaſchene Hemder / ob man ſolche Peſt-Krancken anlegen ſoll200
  • Beulen / wie ſolche zu zeitigen258
    • wie man ſolche curiren und heilen ſoll255
  • Bezoardicus Peſtilenzialis68
  • Bezoardiſche Eſſige / ſo in Peſtzeiten dienlich zu berei - ten350. 351
    • D. Spinæ352
    • Pulver / Sennerti351
    • Peſt-Pulver fuͤr Reiche358
    • Peſt-Balſam68
    • Waſſer / ſich damit zu præſerviren55
    • fuͤr Peſt-Krancke zu gebrauchen370
  • Bierbrauern ſoll kein muthwillige Theurung verſtat - tet werden158
  • Bieſam-Knoͤpff in Peſtzeiten dienlich384
  • Blattern / in Peſtzeit / was ſolches ſeyn22
    • die kleinen / wie ſolche zu curiren277
    • wie ſolche bey kleinen Kindern zu curiren275
  • Blaſenziehen bey Peſt-Beulen / was davon zu halten257. 258
  • Blut / wie viel bey Aderlaſſen in Peſtzeiten abzuzapffen221
  • Boͤſe Haͤlſe bey Peſt Krancken / wie ſolche zu tractiren279
  • Braͤune / was in Peſtzeiten fuͤr Gefahr dabey297
  • Bruſt-Drucken bey Peſt-Krancken zu curiren311
C c 2Bubo -[404]Regiſter.
  • Bubones, oder Schlieren / wie ſolche bey Peſt-Kran - cken zu tractiren255

C.

  • Calender und Laß-Maͤnnlein / was davon bey Ader - laſſen zu halten iſt213
  • Campffer Schwitz-Pulver / D. Ettmuͤllers365
  • Carbunckel was ſolches ſeyn / woher ſie kommen22.
    • wie man ſolche tractiren ſoll268. wie derer groſ - ſen Brand und Hitze zu begegnen275. bey Kin - dern und alten Leuten276
  • Chymiſche Medicamenta, ob ſolche in Peſtzeiten zu ge - brauchen170
  • Chyrurgi, was fuͤr welche bey Peſtzeiten zu beſtellen31
  • Clyſtier / was bey Peſt-Krancken davon zu halten236
    • was zu ſolchen dienlich iſt / und wie man ſie in Peſt-Kranckheiten gebrauchen ſoll249
    • wie ſolche insgemein fuͤr Peſt-Krancke zu be - reiten251
    • wider Bauchfluß in der Peſt321. 252
    • Blaͤhungenibid.
    • fuͤr junge Kinder253
    • Schwindel252
  • Collegium Sanitatis, mit was fuͤr Perſonen ſolche zu beſtellen29
  • Cur in der Peſt / was zwiſchen Jungfrauen und Wei - bern fuͤr Unterſcheid zu machen176. 177

D.

  • Darm-Gicht / wie ſolche bey Peſt-Krancken zu cu - riren319
Defen -[405]Regiſter.
  • Defenſiv-Saͤlbel zu machen271
  • Diæt in Speiſen fuͤr Peſt-Krancke80. 151
  • Dies critici, ob in Peſt-Kranckheiten auff ſolche zu ſe - hen4
  • Dienſt-Geſind / ob ſolches in Peſtzeiten fliehen darff40
    • wie ſich ſolches in Peſtzeit gegen ihre - Herren / und die Herren gegen ſelbige zu verhalten haben41
  • Drey Hauptſtuͤck / woran man die Peſt erkennet21
  • Durchlauff / ob ſolcher in der Peſt ſchaͤdlich iſt320
    • ſo Flecken darbey / wie ſich darbey zu ver - haltenibid.
  • Durſt / ob jemand davon ſterben koͤnne318
    • wie ſolcher bey Peſt-Krancken zu ſtillen315
    • loͤſchende Julepp / zweyerley317
    • Tranckibid.

E.

  • Einbildung / ob einer die Peſt haͤtte / wie ſolcher zu tra - ctiren193
  • Eiterziehend Saͤlblein zu machen265
  • Electuarium alexipharmacum de Spina68
    • aureum wider die Peſt350
    • curativum wider die Peſt340. 341
    • de Ovo zu bereiten52
    • præſervat. & curativè in Peſtzeit zu ge - brauchen59
    • wider Peſt388
    • fuͤr Schwangere wider die Peſt186
  • Elixir alliatum wider die Peſt70C c 3Cam -[406]Regiſter.
    • Camphoræibid.
    • Peſtilenzialis70
    • Proprietatis cum Rhebarbaro72
  • Emulſion, ſo in Ohnmachten dienlich iſt368
  • Engliſch Præſervativ-Waſſer366
  • Engbruͤſtigkeit bey Peſt-Krancken / woher ſolche kom - met / und wie man ſie curiren ſoll311
  • Erbrechen machende Artzneyen / was davon in Peſt - Kranckheiten zu halten236. auch wie ſolchem widerſprochen wird238. und258
    • wie ſich ſolches bey Peſt-Krancken einfindet304. und deſſen Urſachen305
    • der Artzneyen / wie ſolches zu curiren306
  • Eſſens-Appetit ſo verlohren / wie ſolcher wieder zu brin - gen327
  • Eſſig mancherley / ſo in Peſtilentz dienlich ſeyn350
  • Experiment auf Peſtilentz-Blattern zu gebrauchen272
  • Extractum antipeſtiferum zu bereiten349
    • Diateſſeron zu machen348
    • Peſtilenziale347
    • Diaphoreticum374

F.

  • Flecken-Fieber23. derer Unterſchied24
  • Fliehen oder ausweichen / wenn ſolches in Peſtzeiten erlaubt iſt36
  • Fleiſchmachend Saͤlbel267
  • Franckfurter Bezoar-Pulver364
    • Peſt-Eſſig zu bereiten353
    • Rauten Eſſigibid.
G. Gelb -[407]Regiſter.

G.

  • Gelbſucht / in der Peſt zu curiren325
  • Geld / ob ſolch-s Gifft an ſich nimmet92
  • Gifft-Balſam fuͤr die / ſo keine Artzneyen nehmen koͤn - nen380
  • Gifft-Eſſig zu machen / ſo in Peſtilentz præſervativè zu gebrauchen fuͤr Arme60. 61
    • Latwerg / fuͤr Wohlhabige zu gebrauchen340
    • der Franckfurter68
    • zu præſerviren54
    • Pulver fuͤr jederman360
    • fuͤr Arme zu gebrauchen361
    • Taͤfflein in Peſtzeiten dienlich380
    • Zaͤltlein379
  • Grimmen bey Peſt-Krancken zu curiren319
  • Gurgelwaſſer wider Braͤun und boͤſe Haͤlſe298.300
    • ſo ſtaͤrcker298. 301
    • in Halß-Geſchwaͤren dienlich304

H.

  • Halß-Geſchwaͤr bey Peſt-Krancken zu beylen304
  • Halß-Kranckheiten oder boͤſe Haͤlſe in Peſtzeit zu cu - riren297
  • Hauptſchmertzen in Peſt-Kranckheit zu ſtillen279. 280
    • ſtillender Uberſchlag280 .282.283. 382
    • ſtaͤrckend Traͤncklein292
    • Uberſchlag in Raſerey dienlich293
    • wider groſſen Schmertz und Hitz bey Peſt-Krancken382
C c 4Heb -[408]Regiſter.
  • Hebammen / wie abſonderliche in Peſtzeiten zu beſtel - len128
    • wie ſich ſolche zu verhalten haben129
  • Herlicii Regeln fuͤr Krancken-Waͤrter130
  • Hertzdrucken bey Peſt-Krancken zu curiren311
  • Hertz-Pulß - und Schlaff-Saͤlbel315
    • Pulver / ſo koͤſtlich fuͤr Peſt und hitzige Fie - ber361
    • ſtaͤrckende Latwerg314
    • zittern der Peſt-Krancken zu ſtillen311
  • Hitzſtillender Tranck fuͤr Peſt-Krancke368
  • Hitze bey Peſt-Krancken / wie ſolcher zu begegnen278
  • Hoſpitaͤler / wie ſolche in Contagion-Zeiten bereit ſeyn ſollen29
  • Huſten bey Peſt-Krancken / deſſen Unterſcheid und Cur312. 313

J.

  • Inficirt Geraͤth / wie damit zu handthieren35
  • Inficirte Perſonen / wie ſich ſolche zu verhalten ha - ben146
    • ſollen ohne Erlaubnuß nicht aus ihren Haͤuſern gehen147
  • Inden-Aertzte / ob man ſolche gebrauchen darff 150. und ob ein Medicus ſelbigen bey Chriſtlichen Pa - tienten nach dienen ſoll151
  • Jungfern / wie ſolche in Peſtzeiten zu tractiren175

K.

  • Kinder / wie ſolche in der Peſt zu tractiren ſeyn181
Kirchen -[409]Regiſter.
  • Kirchengehen / ob ſolches in Peſtzeit unterlaſſen wer - den kan15. 93
  • Knoblauch / was in Peſtzeiten davon zu halten iſt61
  • Krafft-Balſam in Peſtzeiten zu gebrauchen380. 381
    • Julepp fuͤr Inficirte367
    • Waſſer fuͤr Peſt-Kranckeibid.
    • in Ohnmachten314
  • Kraͤmpel-Marckt ſeynd in Contagionn-Zeiten nicht zulaͤſſig35
  • Krancke ſollen nicht zwey in ein Bett geleget wer - den151
    • beſuchen / was darbey in Obacht zu nehmen234
  • Krancken-Waͤrter / wie ſich ſolche zu verhalten ha - ben130
  • Kranckheiten / welche mit der Peſt zu vergleichen87
  • Kroͤte ſo gedoͤrret / wie ſolche gebrauchet wird265

L.

  • Latwerg / bey Durchlauff fuͤr Peſt-Krancke zu gebrau - chen322
    • wider boͤſe Peſtilentziſche Lufft333
    • ins Hauß / bey Peſtzeiten dienlich339
    • fuͤr Haußgeſind / zum præſerviren60. &61
    • ſo præſervativè & curativè dienlich334. 338
    • ſo gemein / fuͤr jederman dienlich339
    • in Peſt-Grimmen zu gebrauchen333
    • ſo ſtaͤrcket / fuͤr Schwangere in Peſtzeiten385
  • Lavament auff Peſt-Beulen zu gebrauchen261
  • Laxier-Traͤncke / fuͤr Peſt-Krancke zu gebrauchen86
  • [410]
  • Lazareth-Pfleger / was man fuͤr Leut darzu beſtellen und wie ſie dero Ampt verwalten ſollen138. 139
  • Loͤſch-Tranck / wider groſſen Durſt und Hitze zu ge - brauchen369. 370
  • Lufft / wie man wiſſen moͤge ob ſolche anſteckend iſt8
    • da ſolche gifftig / wie ſie zu reinigen42
    • warum ſolche in Staͤdten ſelten rein iſt10

M.

  • Magen-Pflaſter / bey verlohrnem Eſſens-Appetit dien - lich327
    • ſtaͤrckend Saͤlblein328
  • Medicamenta, was fuͤr welche in der Peſt gerathen werden169
    • warum ſolche offt Anfangs nicht an - ſchlagen wollen167
  • Medici, was fuͤr welche man in Peſtzeiten beſtellen ſoll37
    • ob ſolche auch in Peſtzeiten fliehen doͤrffen39
    • warum ſolche Anfangs der Peſt gemeinig - lich ſterben105
    • ſollen abſonderliche in Peſtzeiten beſtellet werden110
    • Ordinarii, ſo in Peſtzeiten beſtellet / ob ſie Lohn nehmen doͤrffen108
  • Medicus, wie ſolcher ſoll qualificirt ſeyn104
    • wie ſich ſelbiger verhalten ſoll103
    • ob ſolcher zu dienen ſchuldig / wo der Kran - cke vorher einen Juden-Artzt gebrauchet hat150
    • [411]
    • wie weit er ſchuldig auff Peſt-Inficirter Be - gehren zu erſcheinen111
    • ob er auch ſelbſt bey den Krancken Hand an - legen und Pflaſter aufflegen darff116
    • ob er obligirt / ſeine Secreta bey den Apo - thekern machen zu laſſen113. und war - um er ſolche nicht communicirt115
  • Metzgern ſoll man keine muthwillige Theurung ver - ſtatten33
  • Monat-Reinigung / ob ſolche bey Inficirten nuͤtzlich iſt228
    • da ſolche in Peſtzeiten ausbleibt / was ein Medicus darbey zu thun hat224
    • Urſachen ſolchen Verhaltens225. 227
  • Morſuli contra Peſtem73
    • Zedoariæibid.
  • Morſellen-Taͤflein wider die Peſt73 .378 .378
    • fuͤr Schwangere / D. Maͤurers183. 184

N.

  • Naſenbluten / inficirter Perſonen294. wie ſolches zu ſtillen295

O.

  • Obrigkeitliche Fuͤrſorge in der Peſt27
  • Obrigkeitliche Perſonen / ob ſolche in graſſirender Pe - ſtilentz von ihrem Ort fliehen doͤrffen40
  • Officium Sanitatis, aus was Perſonen ſolche zu beſe - tzen28
Ohn -[412]Regiſter.
  • Ohnmachten / wovon ſolche kommen / und wie ſie ab - zuwenden313
  • Ordinari Peſt-Medici, wie ſolche ſollen beſtellet wer - den107

P.

  • Perlen-Milch fuͤr Peſt-Patienten367
  • Peſt oder Peſtilentz / wie ſolche ihren Anfang nimmet13.15
    • was ſolches fuͤr eine Kranckheit iſt1 .2. 4
    • wie man ſolche erkennet16. 17
    • iſt zweyerley25
    • iſt anſteckend3
    • wie ſolche anſtecket10
    • wie ſolche verurſachet wird6
    • was darbey zu beobachten87
    • Bediente / was ſolches fuͤr Perſonen ſeyn129
    • ob ſolche gewiſſe Zeichen tragen ſollen145
    • Beulen / wie ſolche kommen / und curiret werden255
  • Peſt-Eſſig / Timæi64
    • auf andere Manier65
    • ſo bewaͤhrt iſt334
    • Elixir70
    • Gebet77
    • Kuͤchlein371
    • Latwerg / ſo gut iſt446 .344. 342
    • fuͤr arme Leut343. 346
    • der Franckfurter445
Peſt -[413]Regiſter.
  • Peſt-Latwerg fuͤr Haußgeſind341
    • fuͤr Kinder342
    • von Nuͤſſen344
    • der Prager346
    • fuͤr Schwangereibid.
    • ob ſolche ohne Medicamenta zu curiren172
  • Peſtilentz-Pillen / D. Reineſii75
    • Blattern zu curiren268
    • bey Kindern275
  • Peſt-Pulver fuͤr arme Leut357.358
    • ſo bewaͤhrt / taͤglich zu gebrauchen360
    • ſo gemein / doch bewaͤhrt iſt363
    • ſo koͤſtlich355
    • fuͤr Kinder359
    • das Prageriſche356
    • præſervativè & curativè zu gebrauchen362
    • das rotheibid.
    • das Wiener356
    • Zaͤltlein / ſo fuͤrtrefflich378
  • Petechien oder Peſtilentz-Flecken331
  • Pfarrherren-Ampt in Peſtzeiten99
    • ob ſolche in der Peſt fliehen duͤrffen37
  • Pflaſter damit Peſtilentz-Beulen zu zeitigen259
    • auf eroͤffnete Peſtilentz-Beulen264
    • fuͤr Arme264
    • damit das Geſchwaͤr zu ſchlieſſen267
    • auf Peſtilentz-Blattern270. und fuͤr Arme272
    • damit die Ruͤfe abzuheilen273. 274
    • auf boͤſe Haͤlſe299
Pflaſter[414]Regiſter.
  • Pflaſter wider Erbrechen307
  • Phyſici ordinari, was derer Ampt iſt in Peſt-Zeiten109
  • Pilulæ Compoſit. Peſtilenzialis74
  • Potio Bezoardica75
  • Præſervativ in Peſtzeiten / wie ſolche furzunehmen42
  • Præſervirende Mithridat-Zaͤltleln387
  • Præſervirende Mittel in Peſtzeiten / lege à pag. 44. ad 52 item No. 3. 335
  • Præſervirende Mithridat-Zaͤltlein387
  • Præſervirende Zaͤltlein fuͤr Schwangere385
  • Præſervatio, was ſolche wider die Peſt fuͤr Nutzen biringet52
  • Præſervirende Mittel / wenn der Menſch keine gebrau - chen will168
  • Præſervativ - und Gurativ-Latwerg332
    • Kuͤchlein wider boͤſe Lufft375
    • Latwerg341
    • fuͤr arme Leutibid.
    • Pillen380
    • fuͤr Schwangere385. 336
    • ſo arm ſeynibid.
    • Waſſer371
    • Zaͤltlein der Franckfurter56
    • fuͤr junge Kinder376. 377
  • Privilegia Doctorum116
  • Proba, ob der Patient voͤllig vom Gifft gereiniget iſt277
  • Pulß / wie davon in Peſt-Kranckheiten zu judiciren20
  • Pulver wider Peſtilentziſche Fieber389
Pulver[415]Regiſter.
  • Pulver fuͤr Schwangere in Peſtzeiten186
  • Pulvis Pannonicus rubeus76
  • Purgiren ob ſolches in Peſt-Kranckheiten nothwendig82
    • wenn es geſchehen ſoll242. 83
    • was man fuͤr welche gebrauchen ſoll84
    • wie ſolches approbirt wird242
    • in welchem Gebrechen es zulaͤſſigibid.
    • ratio, von gelinden und ſtarcken Purgiren242. 245
    • Mittel ſo gelinde operiren325
    • wie ſich Inficirte darbey zu verhalten240
    • Pillen85
    • Traͤncklein in der Gelbſucht325

R.

  • Raſend / wenn der Peſt-Krancke ſo wird / was zu thun293
  • Raͤucher-Kertzlein in Peſtzeiten dienlich48.49
    • in geringerm Werth49. 50
    • Pulver zu præſerviren44. 45
    • fuͤr arme Leut45. 46
    • Zaͤltlein / in die Zimmer46. 47
    • fuͤr Haußarme47. 48
  • Rauten-Eſſig zum præſerviren in Peſtzeiten355
  • Reiche wie ſolche in Peſtzeiten fuͤr Arme ſorgen ſollen32
  • Reinigungs-Saͤlblein bey offenen Peſt-Beulen268
  • Reiſende / wie ſolche wegen ihrer Paſſæ anzuhalten30
  • Rotulæ Liberantes zu machen57
Rotulæ[416]Regiſter.
  • Rotulæ Theriacales Liberantes
  • Rotulæ Zedoariæ fuͤr Kinder in Peſtzeiten zu gebrau - chen386
  • Ruͤck-Schmertzen bey Peſt-Krancken zu vertreiben330
  • Ruß-Pflaſter auf Peſt-Beulen dienlich273

S.

  • Saͤchſiſch Peſt-Pulver zu bereiten62
  • Saͤlblein damit Peſtilentz-Beulen zu erweichen260
    • zu heilen261
    • fuͤr Schwangere187
  • Saͤugerin / wie ſich ſolche zu verhalten178
  • Saurwaſſer / ob ſolches Peſt-Krancke trincken doͤrffen161
  • Schenckel - und Schienbein-Schmertzen der Peſt - Krancken331
  • Schlaff / warum man ſolchen dem Peſt-Krancken an - fangs nicht zulaſſen ſoll164. 284
    • allzuviel / wie ſchaͤdlich ſolcher iſt284
    • Mangel / wie ſolcher befordert werden ſoll287
    • bringend Fußbad289
    • Electuatium291
    • Liniment289
    • Nodulus290
    • Saͤlblein288
  • Schlieren oder Peſt-Beulen / wie ſolche tractiret wer - den255
  • Schroͤpffen / was davon zu halten250
Schlu -[417]Regiſter.
  • Schlucken / was bey Peſt-Krancken davon zu halten309
  • Schulen / wie es in Peſtzeit damit zu halten iſt102
  • Schulmeiſter / ob ſolche in der Peſt fliehen doͤrffen42
  • Schwangere / ob man ſolchen in Peſtzeiten aderlaſſen darff221
    • wie ſolche in Peſtzeiten zu tractiren182
  • Schweiß / wie ſich der Peſt-Krancke darzu ſchicken ſoll195
    • wie man den Krancken damit tractiren ſoll191
    • wenn keiner erfolgen will / was da zu thun iſt197
    • deſſen unterſchiedene Arten191
    • Mittel unterſchiedene fuͤr Peſt-Patienten192
  • Schweißtreibend Pulver der Breßlauer364
    • das Oeſterreichiſche363
    • fuͤr Schwangere359
  • Schweißtraͤncklein369
  • Scorzoneren-Eſſentz wider die Peſt349
  • Schweißtraͤncklein in Flecken-Fiebern oder Petechien331
  • Seiffen-Kugeln fuͤr groſſe Herrn in Peſtzeiten dienlich381
  • Seitenſtechen bey Peſt-Krancken zu curiren329
  • Speiſen ſo verbotten und ſchaͤdlich153
  • Spiritus Alexipharmacus compoſitus373
    • Vini Camphoratus349
    • Tartari Alexipharmacusibid.
  • Stadt-Phyſici, worin derer Ampt beſtehet109
D dSterben[418]Regiſter.
  • Sterben ſo merckwuͤrdig in Conſtantinopel1
  • Stinckenden Sachen / ob ſolche dienlich ſeyn50
  • Symptomata mancherley / ſo in Peſt-Kranckheiten fuͤr - kommen253. 254
    • warum ſolche ſo contrar ausfallen255

T.

  • Theriacal-Eſſig352
  • Todte Leichnam / wie man damit umgehen ſoll137
  • Todten-Ankleider / wie ſich ſolche verhalten ſollen136
  • Todtengraͤber / was fuͤr Leut man darzu gebrauchen ſoll141
    • Boßheit und Unbeſcheidenheit / wie ſol - chen abzuwehren142
    • wie ſich ſolche zu verhalten haben144
  • Tranck in der Braͤune / fuͤr ordinari zu trincken299
  • Traͤncklein / ſo gleich anfangs in Peſtzeiten zu gebrau - chen333
    • ſo das Haupt ſtaͤrcket292
    • in groſſer Hitze369. 370
    • in groſſer Hitz und Wahnwitz dienlich293
  • Trochiſci Prophylactici der Franckfurter56
    • Mithritateibid.

U.

  • Uberſchlag auf Peſt-Blattern / ſo geringe257
    • ſo ſtarck256
    • fuͤr Kinder257
    • fuͤr Arme257
    • in boͤſen Haͤlſen301
Uber -[419]Regiſter.
  • Uberſchlag in groſſen Hauptwehe382 .383 .383
    • bey groſſen Naſenbluten dienlich296
    • im Schlaff-Mangel zu gebrauchen382
  • Verſtopffung bey Peſt-Patienten zu eroͤffnen322
  • Vertrauen der Patienten gegen den Medicum165
  • Veſicatoria, wenn / wie und wo ſolche zu gebrauchen232
    • und was darbey zu beobachten234
  • Vieh ſoll in Peſtzeiten aus der Stadt geſchaffet wer - den34
  • Unruhe bey Peſt-Krancken326
  • Vomiren / vid. Erbrechen236

W.

  • Wahnwitz bey Peſt-Krancken291
  • Waaren / welche in Peſtzeiten verdaͤchtig ſeyn91
  • Warum an der Peſt mehr ſterben / als wieder geſund werden392
  • Waſſer ob ſolches Peſt-Krancke trincken doͤrffen159
    • allerhand wider die Peſt365
    • wenn Seitenſtechen bey der Peſtilentz iſt388
  • Wein ob man ſolchen Peſt-Krancken geben darff155156
  • Wohlriechende Knoͤpff wider die Peſt384. 384
  • Wund-Artzt / ob ſolcher fliehen darff38
    • was deſſen Ampt in Peſtzeiten iſt121
    • laͤſſet ihm nicht gern in ſein Ampt greif - fen122
    • ſoll keine innerliche Mittel gebenibid.
  • Wuͤrm / wenn ſolche bey Peſt-Krancken fortgehen / was davon zu halten324
D d 2Z. Zaͤlt -[420]Regiſter.

Z.

  • Zaͤltlein zu præſerviren / im Mund zu nehmen55
    • fuͤr Schwangere185
  • Zeichen der anweſenden Peſtilentz17
    • ob ſolche Peſt-Bediente an ihren Kleidern tra - gen ſollen145
  • Zimmer der Krancken / wie ſolche gereiniget werden ſollen134
  • Zittwer-Morſellen wider die Peſt73
  • Zorn ſoll in Peſtzeiten verhuͤtet werden165
  • Zungen-Geſchwulſt bey Peſt-Krancken303
    • Kranckheiten in Peſtzeiten zu curiren301
    • bey Kindern302

ENDE.

[figure]
[421][422][423][424][425]

About this transcription

TextPest-Büchlein: Oder Kurtzer/ doch gründlicher Unterricht Von der jetztmalen über Teutschland schwebenden gefährlichen Seuche der Pestilenz
Author Johann Jacob Bräuner
Extent447 images; 73371 tokens; 12136 types; 530767 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationPest-Büchlein: Oder Kurtzer/ doch gründlicher Unterricht Von der jetztmalen über Teutschland schwebenden gefährlichen Seuche der Pestilenz In welchem wohlmeynend gezeiget wird/ Woher solche kommet/ wie sie ansteckend und fortgepflantzet/ auch wie sich [...] welche mit solchen Pest-inficirten Patienten umgehen müssen/ auch sonst jederman darbey zu verhalten habe: Nicht weniger auch/ wie man solche Seuche von sich durch Gottes Gnade abwenden/ und darwider glücklich præserviren und curiren kan Alles nach der sicherest und bewährtesten Methode [...] treulich entworffen/ und zu jedermans Nutzen und Gebrauch zum Druck befördert Johann Jacob Bräuner. . [20], 400, [20] S. HockerFrankfurt (Main)1714.

Identification

SUB Göttingen SUB Göttingen, 8 MED PRACT 2358/80

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationFachtext; Medizin; Wissenschaft; Medizin; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:29:16Z
Identifiers
Availability

Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.

Holding LibrarySUB Göttingen
ShelfmarkSUB Göttingen, 8 MED PRACT 2358/80
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.