(R: del. 1738. C. Fritzsch sculp Da, ſo im Thier-als Pflantzen-Reich, euch alles Gottes Wunder weiſe〈…〉〈…〉 Ach! das ihr Gott darin nicht findet, euch Sein nicht freut, u. Ihn nicht pre[iſ]〈…〉〈…〉
Eine Schrift, welche den Gruͤn - den unſerer Religion, oder dem Beſten der menſchlichen Geſell - ſchaft zuwiderlaufende Dinge enthaͤlt, wird nur denen gefallen, welche mit dem Verfaſſer gleiche ſchlimme Meynungen hegen; oder in dem ungluͤckſeligen Wahn ſtehen, man koͤnne das Licht ſeines Verſtandes in nichts ſo ſehr leuchten laſſen, als in Beypflicht - und Vertheidigung ſolcher Dinge, welche der ver - nuͤnftigſte Theil der Menſchen verabſcheuet, oder vielleicht denen, welche nicht vermoͤgend) (2ſind,Vorrede.ſind, den Zuſammenhang einer Wahrheit einzuſehen, und das Gute von dem Boͤſen zu unterſcheiden.
An Buͤchern, worin man keine andere, als ſolche Sachen findet, deren Jnhalt weder zur Beſſerung des Verſtandes, noch des Willens, Anleitung giebt, werden nur dieje - nigen Vergnuͤgen finden, denen an keiner von beyden gelegen.
Vernuͤnftige Menſchen aber, welche ſich ein Geſetz gemacht, nichts anzunehmen, als was ſie, nach genauer Unterſuchung, den un - umſtoͤßlichen Wahrheiten der Religion, und denen Pflichten eines redlichen Weltbuͤrgers nicht entgegen zu ſeyn, erkennen, werden dergleichen Buͤcher zu keinem andern End - zweck leſen, als etwan um noch mehr einzuſe - hen, wozu Menſchen faͤhig ſind, die ſich eine Bewundrung zuzuziehen ſuchen, ſollte es auch mit Hindanſetz - und Verſaͤumung aller dieſer Pflichten geſchehen. Sie werden bey Leſung derſelben wuͤnſchen, daß Verſtand und Zeit zu nuͤtzlichern Dingen angewendet worden: Ja ſie werden ſich kaum enthaltenkoͤn -Vorrede.koͤnnen, mit Ueberſchlagung vieler Blaͤtter das Ende zu ſuchen, oder ſie halb ungeleſen aus den Haͤnden zu legen.
Hingegen hoͤren dergleichen vernuͤnftige Leſer nicht auf, ſolche Werke hochzuachten, die uns Wahrheiten entdecken oder bekraͤfti - gen, durch welche wir auf Pflichten gefuͤhret werden, die wir dem hoͤchſten Weſen, dem ge - meinen Beſten, unſerm Naͤchſten und uns ſelber ſchuldig ſeyn.
Die Wirklichkeit der Exiſtenz des Schoͤp - fers uns zu zeigen, und zugleich deſſen Ei - genſchaften, benebſt den Pflichten, wozu uns dieſe Erkenntniß fuͤhret, auf eine unlaͤugbare Weiſe aus ſeinen Werken-anbey zugleich vor - zuſtellen, wie genau unſer Vergnuͤgen ſelbſt damit verbunden ſey, heißt ja wohl mit Recht, uns einen zugleich ſichern und angenehmen Weg zum wahren Gottesdienſt anweiſen; Und iſt unſtreitig eine ſo nuͤtzliche als noͤthige Bemuͤhung.
Leſer von dieſer Claſſe, welche ſolche be - traͤchtliche, nuͤtzliche und noͤthige Vorwuͤrfe lieben, haben theils in oͤffentlichen Schriften,) (3theilsVorrede.theils durch die begierige Aufnahme der fuͤnf erſten Theile des Jrdiſchen Vergnuͤgens in Gott, ihren beſondern Gefallen, und dadurch zugleich bezeuget, daß es unter diejenigen Werke zu rechnen, deren Vorwurf und Ab - ſicht ſie wuͤrdig macht, mit Nutzen geleſen zu werden.
Nun wird zwar bey einem Buche die gute Abſicht allein, wenn deren Ausfuͤhrung unſern Verſtand nicht zugleich ruͤhret, folg - lich auch unſern Willen nicht aͤndert, weiter nichts erhalten, als daß man das Verlangen des Verfaſſers, Nutzen zu ſtiften, billiget; zugleich aber wuͤnſchet, daß ein anderer, der auch Geſchicklichkeit genug beſeſſen, demſelben ein Genuͤge zu leiſten, dieſes Verlangen ge - heget haͤtte.
Daß nun nicht allein die gute Abſicht dieſes Werks gebilliget werde, ſondern auch zugleich die Ausfuͤhrung gerathen ſey: Da - von giebt obermeldeter Beyfall ſo vieler Le - fer auch in dieſem Stuͤcke einen zuverlaͤßigen Beweis.
EineVorrede.Eine nuͤtzliche Wahrheit, die jemand zu bekraͤftigen verſpricht, aber dazu keine Gruͤn - de vortraͤgt, die uns mehr bewegten, ihm bey - zupflichten, als wir vorher dazu geneigt ge - weſen, wird zwar an und fuͤr ſich Wahrheit, aber auch der Leſer eben derjenige verbleiben, der er vorher geweſen.
Je deutlicher, je leichter und angenehmer eine Sache vorgetragen wird, je eher darf ſich ein Verfaſſer verſprechen, daß er ſeinen Endzweck erhalten werde. So noͤthig dieſes uͤberhaupt, ſo unentbehrlich iſt es denen, die das Herze ihrer Leſer ruͤhren, und in ihnen eine Neigung, ſeinen Abſichten gemaͤß, erwe - cken wollen.
Eine Lehre, die uns bloß zeiget, was wir thun und unterlaſſen ſollen, heißt eine trocke - ne Moral. Werden Gruͤnde hinzugefuͤget, die tuͤchtig genug ſind, an der einen Seite, ei - ne Neigung zu einer Sache, die wir als uns nuͤtzlich und noͤthig anſehen, an der andern Seite einen Abſcheu fuͤr einer andern zu er - regen, die wir uns ſchaͤdlich, und unſerm wahren Beſten hinderlich zu ſeyn erkennen:) (4SoVorrede.So iſt die Sache ihrer Natur gemaͤß ausge - fuͤhret. Geſchicht dieſes auf eine ordentliche und angenehme Weiſe: So hat man ſich da - bey nach den Neigungen derer bequemt, die man unterrichten will, durch einen Vortrag, der uns lebhaft vor Augen ſtellet, was wir daraus lernen ſollen; ſodann iſt das Ange - nehme mit dem Nuͤtzlichen und Gruͤndlichen verbunden, und wird die Sache ſelbſt um ſo viel ſtaͤrker und leichter in unſer Gemuͤthe Eindruck verurſachen.
Dem irdiſchen Vergnuͤgen wird man auch dieſe Vortheile verhoffentlich nicht ab - ſprechen koͤnnen
Ein Verfaſſer, der endlich alle ſeine Le - ſer auf gleiche Weiſe unterhaͤlt, wird das Mis - vergnuͤgen haben, zu ſehen, daß wenige davon ſein Werk zum zweytenmale leſen, und noch weniger ſeines Unterrichtes ſich bedienen werden. Jhre Gemuͤthsneigungen ſind ſo unterſchiedlich, als die Bildungen der Geſich - ter, und folglich wird einer anders beweget, als der andere.
DaßVorrede.Daß auch die Beobachtung dieſer Regel zur Aufnahme des Jrdiſchen Vergnuͤgens vieles beygetragen, iſt als unlaͤugbar von vielen vorgeſtellet. Sie geben zum Grun - de davon an, den Vorzug, welchen faſt ein je - der dem angenehmen Wohlklang der Poeſie vor dem ungebundenen verſtattet, naͤchſt dem, die unerſchoͤpflichen Veraͤnderungen der Ge - genſtaͤnde dieſer Betrachtung, und der daher genommenen Bewegungsgruͤnde, da, wie ſie ſagen, ein jedes Gedichte auf eine andere Weiſe uns zu dem loͤblichen Endzweck fuͤhre; daß wir Gott aus ſeinen Werken erkennen lernen ſollen, wodurch diejenigen, welche mit vielem Nachſinnen ſich nicht behelfen koͤnnen, eine Sache aus dem erſten Anſchauen, als eine ſolche, die uns zu dieſer Erkenntniß fuͤh - ret, anſehen lernen; andere aber, durch Schluͤſſe und Ueberlegung dieſe Wahrheit noch ſicherer zu erkennen, Gelegenheit haben. Sie ſchreiben es endlich denen, wie ſie es nen - nen, lebhaften, natuͤrlichen und angenehmen Ausdruͤckungen, Beſchreibungen und gan - zem Vortrage dieſes Werkes zu, daß es ſolchen Beyfall gefunden.
) (5EbenVorrede.Eben dieſe gute Aufnahme nun, und das Verlangen, auch andere, ſo viel moͤglich, im - mermehr von der Wahrheit, von der Noth - wendigkeit, von dem Nutzen und dem Vergnuͤ - gen zu uͤberfuͤhren, womit dergleichen Be - trachtungen verbunden, haben meinem Vater hauptſaͤchlich beweget, ſeine fortgeſetzte Be - trachtungen herauszugeben, ſo wie das wirk - liche Vergnuͤgen, welches er fuͤr ſich darinnen findet und die niemals mangelnden Vorwuͤrfe, daß er daran fuͤr ſich arbeitet.
Bin ich nun als ein Sohn des Verfaſ - ſers, durch die oͤftere Auflagen dieſes Werks, zum oͤftern erfreuet worden: So kann ich dennoch nicht bergen, daß ich nicht ſelten eine unertraͤgliche Unempfindlich - keit, auch von ſolchen Leuten, denen man es nicht zutrauen ſollte, bemerket habe: Woruͤber ich denn zuweilen meinem Vater mein Misvergnuͤgen zu entdecken, mich nicht enthalten koͤnnen; welcher mir aber insgemein darauf zu antworten pflegte: Daß man daruͤber, daß die Copie ihnen nicht anſtaͤnde, ſich nicht verwundern koͤnn -te,Vorrede.te, da ja das herrliche Original ihres An - ſchauens nicht gewuͤrdiget wuͤrde.
Es giebt mir nunmehro die Erlaubniß meines Vaters Gelegenheit, die Fortſetzung dieſes Werks, welche den 6ten Theil des Jrdiſchen Vergnuͤgens in Gott ausmacht, dem geneigten Leſer durch eine Vorrede zu uͤberliefern.
Hiebey kann ich nicht umhin, oͤffentlich zu bezeugen, wie ſehr ich dieſe Freude ſowohl deswegen beſonders ſtatt finden laſſe, weil ich mich einen Sohn des Verfaſſers nennen darf, als auch deswegen, welches ich mit andern gemein habe, weil ich zugleich ein Werk ſeinen Endzweck erreichen ſehe, wel - ches ein jeder von ungemeinem Nutzen zu ſeyn erkennet.
Um nun von dem Nutzen, der Abſicht und dem Jnhalt ſowohl dieſes als anderer auf gleichen Endzweck abzielender Buͤcher, (unter welchen nebſt Herrn Zellen erbauli - chem Buche, des beruͤhmten Herrn Doct. Trillers vortreffliches Werk vor andern nicht genug zu ruͤhmen) noch etwas zu er -waͤh -Vorrede.waͤhnen; wird der geneigte Leſer mir erlau - ben, meine eigentliche Meynung mit wenigen anzuzeigen.
Jſt es wahr, wie es denn wohl nicht wird koͤnnen geleugnet werden, daß alle Dinge zwo Seiten haben? Jſt es ferner wahr, wie man ebenfalls zugeſtehen wird, daß in der Welt gutes und boͤſes auf eine bewundernswerthe Art verbunden; ſo iſt es nicht weniger an dem, daß es nicht zu be - greifen, wie eine ſolche Menge Buͤcher in der Welt vorhanden, welche alles Bittere, Beſchwerliche, Traurige, Widrige, Laſter - hafte, Gottloſe, was auf unſerer Erden in der That vorhanden, mit einem andaͤchti - gen Fleiß heraus zu klauben, zuſammen zu ſetzen, und eine ſo ſchreckhafte Abbildung von der Welt zu machen, ſich bemuͤhen, daß, wo - fern der Menſchen Seelen vor ihrer Geburt derſelben anſichtig wuͤrden, und es in ihrer Willkuͤhr ſtuͤnde, hinein zu treten oder nicht, ſie ſich vermuthlich alle ſtraͤuben, und keine mit gutem Willen in eine ſolche Moͤrderhoͤle, zu kommen, ſich entſchlieſſen wuͤrde.
WannVorrede.Wann es nun aber eben ſo wenig zu leugnen, daß das wunderſame Gebaͤude der Welt ein Geſchoͤpf ſey, nicht allein einer all - maͤchtigen und weiſen, ſondern auch einer liebreichen Gottheit; wann es ferner nie - mand in Zweifel ziehet, ſie ſey zu Gottes Eh - re geſchaffen; wann es endlich eben ſo un - leugbar, daß es eine der weſentlichſten Eigen - ſchaften unſrer Seelen ſey, ſich nach einem Vergnuͤgen zu ſehnen, und, deſſen theilhaf - tig zu werden, ſich begierig zu beſtreben, ja man von dieſer Eigenſchaft zugeben muß, daß ſolche nicht anders, als eine von der Gott - heit ſelbſt in ſie geſenkte Faͤhigkeit, anzuſehen: So iſt es am unbegreiflichſten: Warum nicht mehrere Menſchen ſich vorlaͤngſt be - muͤhet, auch das, nach Beſchaffenheit der Welt, in derſelben ſo haͤufig ſich mit befin - dende weſentliche Gute, ebenfalls heraus zu ziehen, es zuſammen zufuͤgen, und eine nicht weniger als jene nach dem Leben ge - malte Schilderey, zu Gottes Ehren, vorzuſtel - len; indem dadurch die menſchlichen Seelen, Gottes Allmacht, Weisheit und Liebe, zu be -wun -Vorrede.wundern, ſich ſelbſt zu vergnuͤgen, Gott zu danken, und durch ſo ungezaͤhltes Gute geruͤh - ret, aus einer kindlichen Liebe und Erkennt - lichkeit, ſich von Laſtern abzuziehen, ohne Furcht der Strafe, Gott zu lieben, und ihm nach Vermoͤgen gefaͤllig zu leben, angefuͤhret, und zu den uͤbrigen Pflichten des Gottesdien - ſtes, nemlich einem wahren Glauben, deſto - mehr zubereitet werden koͤnnten.
Die Abwartung meines Studirens haͤlt mich gegenwaͤrtig von meinem Vater entfer - net. Jch habe alſo nicht Gelegenheit gehabt, dieſen ſechſten Theil ſelbſt, ehe zu ſehen, als diejenigen, denen ich ihn uͤberliefern ſoll. Ein Fremder in dieſen Umſtaͤnden wuͤrde vielleicht ſagen, daß es auch deſſen, imgleichen einer weitlaͤuftigen Vorrede, nicht gebraucht. Er wuͤrde den Leſer auf die fuͤnf erſten Theile des Jrdiſchen Vergnuͤgens verweiſen, und behaupten, daß ſie ihm Erlaubniß geben, den - ſelben in dem ſechſten ſehr viel Gutes zu ver - ſprechen; wenn, zumal die beſtaͤndige Unter - ſuchung dieſer Wahrheiten, dem Verfaſſer immer geſchickter machen, darinn mehr zuent -Vorrede.entdecken, als andere, die um dergleichen Be - trachtungen ſich nicht ſehr bemuͤhen.
Jch weis nicht, ob es mir als ein wirkli - ches Verbrechen koͤnnte ausgeleget werden, wenn ich dabey bliebe, und zugleich glaubte, be - haupten zu koͤnnen, daß der Character eines Sohnes mich in ſo weit nicht hindern duͤrfe, auch oͤffentlich als wahr zu erkennen, was ich fuͤr mich ſo einſehe, wenn ich dem Urtheile ſo vieler großen Leute folge, die nicht gewohnt ſind, was anders zu ſagen, als was ſie glau - ben, und die ſelbſt nicht Urſache gehabt, et - was anders zu ſagen; verhoffe einfolglich nicht zu irren, wenn ich dem Leſer in der Fortſetzung dasjenige verſpreche, was dieſel - ben von den fuͤnf erſten Theilen bereits ge - meldet.
Worinn ſich indeſſen hauptſaͤchlich dieſer Theil von denen andern unterſcheidet, iſt die - ſes: Daß ein merkliches Stuͤcke deſſelben ei - nige Vorwuͤrfe aus dem Thierreich beſchrei - ben und zeigen wird, wie wir auch da - durch Anleitung uͤberkommen, die mit ſo vie - ler Guͤte verbundene Weisheit eines ſo maͤch -) () (tigenVorrede.tigen Schoͤpfers zu erkennen, zu bewundern, und zu verehren. Jch ſchreibe mit Fleiß ei - nige Vorwuͤrfe, weil ich mich erinnere, ein ei - genes großes Werk unter den Haͤnden mei - nes Vaters geſehen zu haben, worinn er die drey Reiche der Natur ins beſondere zu be - trachten, den Anfang gemacht, auch bey mei - ner Abreiſe ſchon ziemlich weit damit gekom - men war. Hier geſchicht es bey Gelegenheit eines vortrefflichen Werks, worinnen der be - ruͤhmte Ridinger einen Theil von den uns bekannten vierfuͤßigen Thieren, in uͤberaus ſchoͤnen Kupfern, aus Licht geſtellet, wovon er die Originalzeichnungen meinem Vater geſchenket hat ꝛc.
Wer die Wahrheit und den Nutzen ſol - cher Betrachtungen einſiehet, wer ein Ver - langen hat, durch eine vernuͤnftige Zueignung irdiſcher Vergnuͤglichkeiten, ſich zum Schoͤp - fer zu machen, der wird ohne Zweifel ein Ver - gnuͤgen daruͤber empfinden, daß dieſelben fort - geſetzet werden, und zugleich wuͤnſchen: Daß durch ein langes Leben und bey erwuͤnſchter Geſundheit erhaltenen Kraͤften des LeibesundVorrede.und des Gemuͤthes, der Verfaſſer in den Stand geſetzet werden moͤge, die darinn ent - haltene Wahrheit noch ferner, ſo viel moͤglich, in ihr Licht zu ſetzen. Mit dieſem herzlichen Wunſch, mit welchem der geneigte Leſer den ſeinigen verhoffentlich zugleich verbinden wird, empfehle ich mich deſſen Gewogenheit.
E. N. Brockes.