Okraͤfftigſt ruͤhrendes, durchdringend ſuͤſſes Buch!
Sey der geruͤhrten Bruſt viel tauſend mahl willkommen
Sie iſt im lodernden, doch ſuͤſſen Feur entglommen,
Wozu der Eifer Holtz, die Andacht Oele, trug.
bGOTTGOTT Lob! es brennet ſchon die vierte Himmels-Glut,
Hier iſt der vierte Theil vom Jrdiſchen Vergnuͤgen!
Und, kan ein Stuͤck davon mich ſchon ſo ſtarck beſiegen,
So ſchlieſſ’ ich, was es gantz fuͤr kraͤfftge Wirckung thut.
Vortreffliches Geſchoͤpf! du Kleinod der Natur!
Durch GOtt beruͤhmter Brocks! Du Lehrer Seiner Wunder!
Du Herold Seiner Macht! Du, Du entzuͤndſt den Zunder,
Erregeſt meinen Geiſt, durch Ruhm der Creatur.
Jch lechze! welche Krafft greifft mich empfindlich an?
Jch ruffe ſelbſt: ach Brocks! es regt mein Geiſt die Schwingen
Und will ſich, Dich zu ſehn, zu Dir im Garten dringen,
Daß ſich ſein naher Blick an Dir ergetzen kann.
Er eilt, und findet Dich im Garten-Hauſes Sahl,
Hier knieſt Du, frommer Brocks! voll Andacht, Danck und
Freude,
Dein Morgen-Opfer iſt auch Deiner Anmuth Weide,a)p. 14.
a) Du wechſelſt, mit der Zeit, auch Deines Weirauchs Wahl.
Hernachmahls ſeh’ ich Dich, wie Du, voll heilger Luſt,
Von GOttes Weisheit ſchreibſt, wie ſich die Seite fuͤllet:
Mich duͤnckt, daß ſanfte Freud in Deiner Seelen quillet,
Und daß Gelaſſenheit die Fuͤlle Deiner Bruſt.
Dein Schreiben ruhet nun: ein neuer Trieb erwacht,
Du hebeſt Aug und Hand, voll Ehr-Furcht in die Hoͤhe,
Mich duͤncket, daß ich Dich erſtaunend dencken ſehe;
Doch bald erholft Du Dich, und ſchreibſt von GOTTES
Macht.
Welch friſche Munterkeit erheitert Dein Geſicht?
Du legſt die Feder hin, gehſt freudig auf und nieder,
Was ſinneſt Du? Doch, ja! Du ſinnſt auf Lobes-Lieder,
Des Schoͤpfers Liebe hat den Jnhalt eingericht’t.
DuDu ſetzeſt Dich, Du ſchreibſt: dann ſchlaͤgſt Du an die
Bruſt,
Du legſt die Feder weg, und Dich im Stuhl zuruͤcke.
Wie ruhig ſiehſt Du aus! wie ſanft ſind Deine Blicke!
Und ſo verwechſelt ſtets die Andacht Luſt mit Luſt.
Jedoch ietzt ſeuffzeſt Du, die Luſt verlieret ſich,
Du ſtuͤtz’ſt Dein denckend Haupt, die muntern Zuͤge ſchwinden,
Verdruß und Unwill iſt bey Traurigkeit zu finden,
Der Menſchen Haͤrtigkeit verdreuſt, betruͤbet Dich.
Jezt ſtehſt Du auf, und gehſt die Garten-Stieg hinab,
Du hoͤrſt, die Erde klagt, die Lufft ſtillt, reitzt die Erde,b)p. 17. 18.
b) Die Schoͤnheit zu erhoͤhn, daß GOTT erhaben werde,
Der, zu der Menſchen Luſt, die Schoͤnheit beiden gab.
Dein Feuer-reicher Blick nimmt manche Blum’ in Acht,
Du denckſt der Nacht, und ſprichſt: Jhr praͤchtgen Fruͤhlings -
Kinder,
Die Nacht raubt euren Glantz, doch ſeyd ihr drum nicht min
der,c)p. 26.
Wer weiß, welch Weſen euch des Nachts mit Luſt betracht’t.
Du hoͤreſt mit Bedacht der Bluhmen Lehren an,
Wie bunte Lippen hier Unachtſamkeit beſtraffen.
Sie ſprechen: hat uns denn ein Ungefehr erſchaffen,
Daß man uns ſo verſchmaͤht? es hats ja GOtt gethan.
Der fruͤhe Fruͤhling zeigt zwar manches Bluhmen-Kind,
Jedoch es kan mein Geiſt ſich noch mehr Bluhmen bilden,
Mit Blau und Roht beziehn, verſilbern und verguͤlden,
Daß ſich ein Bluhmen-Heer in ſtaͤrckrer Anzahl findt.
Aurickel, Hyacinth verbinden ſich mit Mah,d)p. 30. 105. 103. 119. 61. 43. 73. 124. 60.
d) Die Roſ’ und Amaranth mit hoher Kaiſer-Crone,
b 2DieDie Glocken-Bluhme haͤngt am Schnee-Balls-Bluhmen-Throne,
Bey gelber Roſen Gold glaͤntzt Veris Primula.
Erſt ſiehſt Du uͤberhaupt den praͤchtig bunten Schein,
Du laͤſſt der Augen Strahl vor - ſeit - und ruͤckwaͤrts fliegen,
Der Schoͤnheit ſuͤſſer Sturm will, kan dein Hertz beſiegen,
Die Anmuth thut es auf, ſo zieht die Andacht ein.
Du riechſt den holden Dufft, der Lufft und Hirn erfuͤllt,e)p. 50. 51.
e) Du ziehſt ihn ein und lechzſt: was Huld hat GOtt erwieſen!
Du hauchſt ihn aus und ſeufzſt: O! Geber, ſey geprieſen,
Daß Dufft und Danck zugleich aus Bluhm und Seele quillt.
Du ſieheſt ferner noch der Bluhmen ſchoͤnſtes Heer,
Du ſpuͤhrſt ein buntes Feur auf klaren Blaͤttern gluͤhen,f)p. 101.
f) Und wie ein Freuden-Feur, ihr funckeln Funcken ſpruͤhen;
Doch ſpielt Dein reges Hertz im Freuden-Feur noch mehr.
Von GOtt geſtaͤrckter Geiſt, was kan Dein Auge ſehn?
Kannſt Du von GOttes Groͤſſ’ in Bluhmen Lettern leſen?
Du lieſeſt: GOtt iſt groß! So giebt dieß groſſe Weſen
Sich ſeinem Freunde recht im Wercke zu verſtehn.
Allein die Gottheit macht ſich Dir noch mehr bewuſt:
Du ſiehſt Sie im Geſchoͤpf auch wircklich gegenwaͤrtig,
Wie Allmacht, Weisheit, Huld uns zu vergnuͤgen fertig,
Dieß dehnt Dein Hertze weit, und fuͤllet es mit Luſt.
Du ſieheſt, wie Natur ſo viele Kinder zeugt,h)p. 46.
h) Soll Dein vernuͤnftger Geiſt dem Geiſt der Erden weichen?
Ach nein! Du wilt der Erd’ an fruchtbarn Zeugen gleichen,
Da ein Gedancken-Heer voll Dancks zur Hoͤhe ſteigt.
Jetzt eilſt du Bluhmen zu, und bleibſt bey ieder ſtehn,
Beſiehſt mit froher Luſt, mit emſigem Erwegen,
Brichſt Bluhmen, ſchauſt genug, und wilt ſie niederlegen;
Doch nein! Betrachtung muß des Stengels Seul’ erſt ſehn. i)p. 48.
i) GleichGleich ietzo bracheſt Du drey Hyacinthen ab,k)p. 43.
k) So tritt Beraldo ein, Aurander ſchleppt daneben,l)p. 41. 42.
l) Du wilt auch ihnen Theil von Freud und Bluhmen geben,
Die Dir des Schoͤpfers Huld und maͤchtge Weisheit gab.
Beraldo, deſſen Geiſt nach GOttes Luſt geſchmuͤckt,m)p. 114.
m) Nimmt ſie mit Eifer an, den ihr betrachten mehret,
Der Schoͤpfer wird geruͤhmt, Beraldo ſelbſt belehret,
Ein eingedruͤckter Wunſch, mit Seufzen ausgedruͤckt.
Aurander nimmt ſie traͤg’ und ſieht daruͤber hin,
Er dreht, zum Zeitvertreib, ſein Bluͤmchen hin und wieder,
Zerknickt und druͤcket es in ſeine Taſche nieder,
Er iſt ein Ungeheur, bey Sinnen ohne Sinn.
Hierob verdunckelt ſich Dein heiteres Geſicht,n)p. 43.
n) Du muſt bey reger Luſt ein ſtilles Leiden haben,
Ach! Schoͤpfer! brichſt Du aus: haſt du fuͤr ſolche Gaben,
Nicht einſt ein froͤhlichs Hertz, ein danckbars dencken nicht!
Wenn ſich ein tummer Mops von ſchoͤnen Bluhmen wendt,o)p. 81.
o) So kennt ſie Tummheit nicht, ihm ſind ſie nicht erſchaffen,
Doch kluge Menſchen muß Dein Eifer traurig ſtraffen,
Daß der, dem ſie gemacht, der ſie verſteht, verblendt.
Du denckſt: Aurander ſieht mit viehiſchem Geſicht,
Was Vorrecht kann er doch vor Thier’ und Ochſen haben? p)p. 78.
p) Denn, beider Augen ſehn des Schoͤpfers ſchoͤne Gaben,
Und beider Augen ſehn doch Gab und Geber nicht.
Jndeß die Freunde gehn, und Du zu dem Altan,
Um durch erhoͤhten Stand die Blicke zu verbreiten,
Hier iſt Dein Predigt-Stuhl, da predigſt Du zwar Leuten,q)p. 79.
q) Doch ach! die Predigten ſind Froͤſchen nur gethan.
b 3DuDu ſiehſt im Sonnen-Glantz ein lichtes warmes Meer,r)p. 116. 117.
r) Und dieſe ſtille Fluth auf bunten Blumen liegen:
Die Seele ſchwimmt im Meer, im wallenden Vergnuͤgen;
Du wuͤnſcheſt, Deine Luſt ſey GOttes Luſt und Ehr.
Du fuͤhlſt den lauen Hauch der ſchmeichelnd-ſanften Lufft,s)p. 82. 83.
s) Stat, daß die Winter-Lufft mit Kaͤlte pflag zu ſchneiden,
Jhr wallend Saͤuſeln ruͤhrt, reitzt Hertz und Mund zu Freuden,
Daß Er, wie maͤchtig! weiſ’! wie hold iſt GOTT doch
rufft.
Dein gruͤner Erlen-Gang iſt nun ein dicker Wald,
Worin der Voͤgel Heer ſitzt, ſchlupffet, fliegt und ſpringet,
Mit mancher feinen Stimm’, in ſtarcken Choͤren, ſinget,
Du ſieheſt, hoͤrſt, bemerckſt, behorchſt ſie alſobald.
Du ſieheſt ihren Bau, die Pracht, Geſchwindigkeit,t)p. 52. ſqq.
t) Bemerckſt genau, wie ſchoͤn ihr kuͤnſtliches Gefieder,
Du hoͤrſt die Melodey, behorchſt den Text der Lieder,
Wie ſie, zu GOTTES Ruhm, die ſchoͤne Welt erfreut.
Drauf tritt der Strich der Welt in Kreis des Mittags ein,
Der Mittag heiſſet Dich herab, ins Haus, zu gehen,
Doch wilt Du, eh Du gehſt, den Sonnen-Zeiger ſehen,u)p. 80.
u) Und wuͤnſchſt, von GOttes Strahl ein Schatten auch zu
ſeyn.
Hier laͤſſet Dich mein Geiſt, er kehrt zu mir und ruht.
Nach Mittag’ eilt er fort, durch Dich zu Dir getrieben,
Und ſieht Dich wiederum ſchon in Betrachtung uͤben,
Dich traͤgt ein kleines Schiff durch ſanfter Elbe Fluth. w)p. 19. et 20.
w) Das Schiff geht maͤſſig fort; Dein Geiſt ſteigt ſchnell empor;
Die Augen ſehn hinauf, und bleiben lange ſtehen,
Das ſilberne Gebuͤrg’ am Horizont zu ſehen,
Das, ſamt dem blauen Feur, die Luſt zum Zweck erkohr.
DesDes Himmels Schimmer ſchwaͤcht der Augen ſtarcken
Strahl;
Drum ſenckt’ er ſich herab, ſich ruhend zu erquicken;
Doch Silber und Sapphir laͤſſt ſich dennoch erblicken,
Es ſpiegelt ſich im Fluß, und glaͤntzet nun zweymahl.
Da faͤllt und ſtuͤrtzt die Luſt auf Dich in Menge loß,
Die Luſt vergnuͤget Dich, doch Meng’ und Zuſturtz ſchrecket,
Du wirſt zu ſtarck geruͤhrt, doch zwiefach ſtarck erwecket,
Und Andacht, Danck-Begier wird zwiefach ſtarck und groß.
Das Schiff treibt auf der Fluth, am Himmel mancher Dufft,
Das Ufer hemmt die Fahrt, der Dunſt des Himmels Strahlen,
Du trittſt ans Land, ſiehſt auf, beſchauſt der Wolcken mahlen,x)pag. 122.
x) Wie manches helles Bild ein Schmuck der blauen Lufft.
Der Wolcken ſanftes Licht durchdringt die glatte Fluth,
Lufft, Fluth ſtimmt uͤberein in Harmonie von Bildern,
Kann aber Lufft und Fluth im Dunſt ſo ſchoͤn ſich ſchildern,
So fuͤhlſt Du, welche Luſt im Dufft und Duͤnſten ruht.
Du gehſt durchs feuchte Land mit tieffen Schritten fort,
Die Elbe lieſſ’ſt Du kaum, den Elb-Strand zu beſehen,
So heiſſt ein kleiner Bach den Fuß ſchon wieder ſtehen,y)p. 107. ſeqq.
y) Doch nein, es haͤlt den Fuß ein gaͤntzlich ſchoͤner Ort.
Zur Rechten ſpiegelt ſich im Bach ein kleiner Wald,
Dein ſchoͤner Roſen-Strauch will Lufft und Balſam miſchen,
Den Gaum ein ſuͤſſer Safft von Chinens Frucht erfriſchen,
Der Sonnen Neigen ſteigt an herrlicher Geſtalt.
Des Abends kuͤhler Weſt ergetzet Hertz und Bruſt,
Der Nachtigall Muſic erfuͤllt bebluͤhmte Hecken:
Bey ſolchem Hoͤren, Sehn, bey Riechen, Fuͤhlen, Schmetken,
Schallt iedesmahl: GOTT Lob! bey iedes Sinnes Luſt.
b 4Be -Beſonders findeſt Du in lauer Luͤffte Hauch,z)p. 82. 83.
z) Wann die gemiſchte Lufft Blut, Zung’ und Naſ’ erquicket,
Kein Froſt mehr peinlich ſchneid’t, die Hitze noch nicht druͤcket,
Des gegenwaͤrtgen Guts erkenntlichen Gebrauch.
Vom Bache geheſt Du nach jenem Graben hin,
Den gruͤner Wieſen Rand mit Gras und Klee bekraͤntzet,
Und der, vom Wiederſchein, im gruͤnen Schimmer glaͤntzet,
Du buͤckſt Dich, ſchaueſt zu; was ruͤhret Deinen Sinn?
Was iſts? ein grauer Stein? nein, ſeht, was reget ſich,aa)p. 87. ſqq.
aa) Ein neu-belebter Froſch kommt langſam aufgeſtiegen,
Er reinigt ſich vom Schmutz, ſieht ſtarr, ſchreyt fuͤr Vergnuͤgen,
Doch ſo ein ſchmutzger Froſch lehrt, groſſer Lehrer, Dich.
Er ſtellet Dir den Stand geſchiedner Seelen vor,
Wann ſie ſich aus der Welt, der Winter-Wohnung, heben,
Und ſich zu jener Welt, dem ewgen Lentz, begeben,
Dieß dencken breit’t ſich aus, ſteigt mehr und mehr empor.
Des Grabens hohe Fluth befleuſſt der Wieſen Gruͤn,bb)p. 39.
bb) Worin des Himmels Blau ein klares Blau gedruͤcket,
Das Blau vom Graſes Gruͤn und manchem Licht geſchmuͤcket,
Der Himmel will zur Welt, und Dich gen Himmel ziehn.
Doch weil die Roſen-Glut der Sonnen tieffer ſinckt,
So muſt Du Abſchied hier, die Freude mit Dir, nehmen,
Nach Elb und Schiffe gehn; zur Ruͤck-Fahrt Dich bequemen:
Da ſiehſt Du, wie die Fluht von Gold und Purpur blinckt. cc)p. 20.
cc) Ein ſchwaͤrtzliches Gewoͤlck verdeckt der Sonnen Kreis,
Doch flammt ſie rings uͤmher mit groſſen hellen Strahlen,
Und kann ihr ſtrahlend Gold, uͤm ſchwartz, im Waſſer mahlen,
Ja dieſer Schatten ſelbſt erhebt des Lichtes Preis.
Blitzt Weſt-waͤrts Majeſtaͤt, ſo glaͤntzt es Oſt-waͤrts ſchoͤn,
Die Fluht gleicht Hidekel in Adams paradieſe,
DerDer bunten Wieſen Schein macht ſie zur ſchoͤnſten Wieſe,
Wo Bluhmen, Kraut und Laub, doch ohne Leib, zu ſehn.
Dort iſt ſie Piſon gleich, ſie fuͤhrt der Sonnen Gold;
Doch laͤſſt ſie auch der Mond ſein reines Silber fuͤhren,
Und Gihons Onyx weicht des Firmaments Sapphiren,
Da ſchiffſt Du voller Luſt, der deren Geber hold.
Jm Hafen ſteigſt Du aus, Dein Wagen fuͤhrt Dich weg,
Die Fahrt zum Garten hin erheiſchet Pferd’ und Wagen,
Und Du kannſt ſo die Laſt der Freude kaum ertragen,
Um dieſe fuhrſt Du aus, nun haſt Du Deinen Zweck.
Du gehſt ins Garten-Haus, Dein frommes Eh’-Gemahl
Kann, mit geruͤhrter Bruſt, aus Deinen Augen leſen,
Daß, weil ſie aufgeklaͤrt, die Fahrt erfreut geweſen,
Du theilſt mit ihr die Luſt, iedoch nicht auf einmahl.
Du muſt zuerſt mit ihr des Himmels Schoͤnheit ſehn,
Ein allgemeines rein und helles daͤmmrichts ſcheinen,dd)pag. 65-67.
dd) (Weil ſchwache Schatten ſich mit ſchwachem Licht vereinen)
Will uͤber Fluth und Land, voll Luſt und Kuͤhlung gehn.
Ein Graben lockt Dich an mit ſeiner klaren Fluth,
Den Spiegel anzuſehn; Du koͤmmſt, Du gehſt ſpatzieren,
Und weil die Fluthen ſich mit gruͤnen Weiden zieren,
So ſiehſt Du, wie der Schein auf buntem Waſſer ruht.
Sein Naß fuͤllt Deine Spur, ein Monden-Bild das Naß,
Wie ſtutzſt Du, einen Mond im gruͤnen Rand zu ſehen,
Und bald den wahren Mond ob Deinem Haupte ſtehen,
Du ſchauſt, und wechſelſt Luſt mit Lob ohn Unterlaß.
Die Jnbrunſt preiſet GOtt, die Andacht wuͤnſcht dabey:
Es moͤgte dieſe Luſt ſtets ungeſtoͤhret waͤhren;
So aber muſt Du fort. Du gehſt, Du muſt ſie ſtoͤhren.
Die Freude macht Dich nicht von edlen Sorgen frey.
b 5DennDenn da Dein hohes Ampt mit Wuͤrd’ und Buͤrd’ erfuͤllt;
So muß des Himmels Luſt der Erden Laſt offt weichen.
Du biſt dem Sonnen-Licht in Wolcken, zu vergleichen,
Jndem Dein ſchweres Ampt Dich oͤffters uns verhuͤllt.
Jedoch Dein ruhiger von GOTT erweckter Geiſt
Laͤſſt, was ſonſt lange druͤckt, Dich bald vom Halſe werffen,
Und Dein auf GOttes Werck geſchaͤrfftes Auge ſchaͤrffen,
Daß Du verworrnes Garn leicht aus einander reiſſ’ſt.
Die Ampts-Pflicht iſt erfuͤllt. Nun ſoll die frohe Pflicht,
Zu der Dich GOTT erſehn, Dein ſel’ger Endzweck bleiben,
Du ſuchſt des Geiſtes Schrifft ietzt leiblich aufzuſchreiben
Mit Worten, deren Krafft durch Felſen-Hertzen bricht.
Du ſitzeſt Andachts-voll, erinnerſt Dich, erwegſt,
Du wendſt es Lehr-reich an, erkennſt der Allmacht Proben,
Erkennſt die weiſe Huld und freuſt Dich, ſie zu loben,
Bis Du zur Tafel wilt, die Feder niederlegſt.
Hier findet Dein Gemahl die erſt verlohrne Luſt,
Jetzt ſuchſt Du Deine Freud ihr voͤllig mitzutheilen,
Hernachmahls wilt Du bald zum Zimmer wieder eilen.
Die heilge Dicht-Begier treibt, drengt recht Deine Bruſt.
Drauf kehret, wie es ſcheint, der Sonnen Licht zuruͤck,ee)pag. 84. 85.
ee) Den erſt erhellten Tag noch einmahl zu erhellen,
Dieß ſcheinen reitzet Dich ans Fenſter hinzuſtellen,
Du ſiehſt: wie voll Begier! wie eifrig iſt Dein Blick!
Doch, freyer uͤmzuſehn, ſteigſt Du zum Luſt-Altan,
Hier prangt der Silber-Mond in vollen hellen Kreiſe,
Raubt Form und Farben, nein! formt, faͤrbt auf ſanfte Weiſe,
Daß Farb und Form Dir Freud’ in Zweifel ſchaffen kann.
Und dort entzuͤcket Dich der Sternen funckelnd Heer,
Jhr Stillſtand laͤſſet Dich in Ehr-Furcht ſtille ſtehen,
JhrJhr Eilen laͤſſt die Luſt mit ſchnellem Triebe gehen,
Und aller Kaͤlte Gluth entzuͤndt Dich, ach wie ſehr!
Du merckeſt Andacht-voll des Schoͤpfers Gegenwart,
Dir ſcheint die ſtille Pracht, ihr ehrerbietigs ſchweigenff)p. 111. 112.
ff) Dem gegenwaͤrtgen GOTT ihr’ Ehr-Furcht zu bezeigen,
Durch Den vom Anfang her ihr Lauff gelencket ward.
Du ſinnſt dem Rennen nach, hier ſchwindelt Dein Ver -
ſtand,gg)p. 6. ſeqq.
Du ſiehſt die Majeſtaͤt des rechten HErrn der Schaaren,
Dich duͤnckt der gantze Raum, draus Blitz und funckeln fahren,
Ein Diamant zu ſeyn an GOttes Allmachts-Hand.
O herrlicher Begriff von GOTTES Majeſtaͤt!
So herrlich, Wunder-ſchoͤn wird Tag und Werck beſchloſſen,
Und, haſt Du tauſend Luſt aus GOttes Werck genoſſen;
So wird der Schoͤpfer nun mit Danck dafuͤr erhoͤht.
Jetzt legſt Du Dich zur Ruh, iedoch es wacht Dein Geiſt,
Was Dich der Froſch gelehrt vom Stand geſchiedner Seelen,
Muß Dein getriebner Geiſt zum Zweck des denckens wehlen,
Bis daß der Sinnen Ruh Dein dencken ruhen heiſſt.
Allein, es ruhet nicht. O Lehr-reich ſchoͤner Traum:
Du faͤhrſt nach jener Welt, Du ſpuͤreſt Schmutz und Flecken,hh)p. 90. feqq.
hh) Doch manche Reinigkeit iſt dennoch zu entdecken;
Denn Luſt an GOttes Werck fand in der Seele Raum.
Und endlich ruheſt Du, Dein hoher Traum entweicht,
Es kann Dein ſanfter Schlaff Leib, Seel und Geiſt Dir ſtaͤrcken,
Der Tag ermuntert Dich zu gleichen heilgen Wercken,
Daß ieder Lebens-Tag dem einen Tage gleicht.