GOTTHEJT, Die Du, bloß aus Liebe,
Aller Himmel Himmel Heer,
Sonnen, Welte, Lufft und Meer,
Aller Creaturen Pracht,
Und, zuſammt dem Geiſt des Lichts,
Aus der tieffen Nacht des Nichts,
Auch den ſtrengen Fluß der Zeit,
Die in ſtiller Schnelligkeit,
Wie es ſcheinet, flieht und flieſſet,
Und ins Meer der Ewigkeit
Ungehemmet ſich ergieſſet,
Durch ein Wort hervor gebracht!
Laß! ach laß uns uns beſtreben,
Daß wir Dir, von unſerm Leben,
Wenigſtens zur Wechſel-Zeit,
Einen Theil zum Opfer geben,
Und, in der Beſchaffenheit
Der Geſchoͤpf, und Herrlichkeit,
Deine Herrlichkeit erheben!
Wo eine Zeit von uns des Schoͤpfers Ruhm erfodert,
Wo ie dem menſchlichen Geſchlecht,
Nach ſeinen Pflichten, und mit Recht
Ein frohes Andacht-Feur in Bruſt und Seele lodert;
So iſt es dieſe Zeit, da wir zur Sonnen-Glut,Dem459
Dem Spiegel Goͤttlicher Vollkommenheiten,
Der Creaturen Seel’, und aller Fruchtbarkeiten,
Und alles Segens Quell, der Licht - und Lebens-Fluth,
Die, voller Waͤrm’ und Krafft, ſich uͤberall ergieſſet,
Und, als ein Seegens-Fluß, Lufft, Erd’ und Fluth durch - flieſſet,
Aufs neu uns wieder drehn.
Wo dieſes drehen nicht geſchaͤhe,
Wuͤrd’ alles, was da lebt’, erblaſſen und vergehn:
Es waͤr der Untergang der Coͤrper in der Naͤhe.
Ein immerwaͤhrend Eis wuͤrd alle Ding’ erdruͤcken,
Und aller Saamen Krafft ein ſtarrer Froſt erſticken.
O GOTT! der Du dem Todes-Eiſe
Bloß durch der Erde drehn, auf ſolche weiſe Weiſe,
Die Creatur entziehſt! o GOTT! durch Deſſen Wort
Zu unſerm Heil, der kalte Nord
Sich waͤrmen, ſich erquicken, ſich beleben,
Beſamen und befruchten kann,
Hab’ ewig Danck! und ſchau mit Gnaden an
Das Opfer, ſo wir Dir, zu Deinem Ruhm, zu geben,
Jn heiſſer Ehr-Furcht uns beſtreben!
Ach laß mein froh - und ehrerbietigs Singen,
Jndem wir uns zu Dir, durch Dein Geſchoͤpfe, ſchwingen,
Gelingen!
Nachdem ich offtmahls nachgedacht,
Ob auch ein Menſch, mit aller ſeiner Macht,
Den Schoͤpfer tuͤchtig ſey, zu ehren. Und460
Und ob wir in der That, durch dencken, Red’ und Schriften,
Vermoͤgend Seinen Ruhm zu mehren,
Jhm was gefaͤlliges zu ſtifften;
So hielt’ es Anfangs ſchwer, zu ſchlieſſen,
Daß, aus der Menſchen Lob, Erhebung, Ruhm und Ehre,
Da ja die Menſchen nichts, ſo gar ein Nichts, fuͤr Jhn,
Dem Schoͤpfer eine Luſt und Freude koͤnn’ entſprieſſen.
Es duͤnckte mich vielmehr,
Ob ſey es aufgeblaͤht und kuͤhn,
Von ſolcher Majeſtaͤt zu dencken,
Als ob was wuͤrdigs Jhr zu ſchencken,
Die gantze Menſchheit tuͤchtig waͤre.
Worin beſteht bey uns, gedacht ich, doch die Ehre?
Wenn andre Menſchen, unſers gleichen,
Daß man uns hoͤch haͤlt, uns ein Zeichen,
Mit Worten, Minen, oder Wercken geben.
Der Schoͤpfer aber kennt ſo wenig Seines gleichen,
Daß aller Himmel Himmel Heere,
Vielweniger ein Menſch, auf die Art, Seiner Ehre
Was nehmen, oder geben kann.
So wenig ferner man
Von ſolchen Creaturen hier,
Die ſo viel weniger, als wir,
Wie wir als GOTT, verlangen wird,
Geprieſen und geehrt zu ſeyn;
So wenig laͤſſt es auch, aufs wenigſt nach dem Schein,
Daß unſerm GOTT von uns, auf einig’ Art und Weiſe,
Zum Ruhm, zur Ehr und Preiſe,
Was wuͤrdiges gewircket werden koͤnne. Al -461
Allein:
So lang ich GOTT, mit Recht, die ewge Liebe nenne,
Kann ich, und muß mit Recht von Seiner Guͤte dencken,
Daß es Jhm anders nicht, als wol gefallen werde,
Wenn Seine Wunder ſich in unſre Seele ſencken:
Wenn unſer Geiſt, durch der Geſchoͤpfe Pracht,
Am Himmel, und hier auf der Erden,
Die Er, aus Lieb’ allein, fuͤr uns gemacht,
Und ihre Lieblichkeit, zu Seinem Ruhm, geruͤhret,
Ein inniglich Vergnuͤgen ſpuͤhret.
Dieß fuͤhl ich nun anietzt, o HErr, durch deine Gunſt:
Jch fuͤhl in der darob erſtaunten Seele,
Wann ich dein Werck betracht, wann ich die Wunder zehle,
Die nicht zu zehlen ſind, ein’ angenehme Brunſt,
Ein ſuͤſſes Freuden-Feur, voll heiſſer Andacht-Triebe,
Voll Ehrerbietigkeit, Erkenntlichkeit und Liebe,
Und voll Begierde, Dir, o Schoͤpfer, zu gefallen,
Jn meinem gantzen Weſen wallen.
Um nun von dieſer Loh den Ausbruch euch zu zeigen,
So will ich abermahl, zu Seiner Ehr,
Jns unbegrentzt’ und Boden-loſe Meer
Der vielen Creaturen ſteigen,
Um aus der Meng’, Groͤſſ’, und der Beſchaffenheit
Der Werck’ uns immer mehr Begriff zu machen
Von deſſen Weißheit, Lieb, und Macht,
Und Groͤſſ’, und Majeſtaͤt, und Herrlichkeit,
Der ſolcher Wercke Groͤſſ’ und Pracht
Erſchaffen, und aus nichts hervor gebracht.
Dieweil nun nichts ſo ſehr,
Von des Vollkommenen Vollkommenheit|,Uns462
Uns etwas wuͤrdigs zeigen kann,
Als das an Groͤſſ’ und Meng’ erſtaunens-wehrte Heer
Der himmliſchen Geſchoͤpff’ und Coͤrper; fang ich an
Den ſtarren Blick aufs neu auf ſelbiges zu lencken,
Und in das Firmament den regen Geiſt zu ſencken.
Denn wer kan oft genug dieß Heiligthum betreten,
Um, in der Wercke Pracht, den Schoͤpfer anzubeten?
O GOTT! was ſieht mein Aug! und noch weit meh mein Geiſt!
Wie unablaͤnglich iſt, was mir der Himmel weiſt!
Mein Auge ſieht, in dieſer duncklen Ferne,
Jm reinſten Schimmer helle Sterne,
Wie kleine Lichter, ſonder Zahl.
Mein Geiſt ſinckt in das tieffe Thal
Des Grentzen-loſen Raums des Himmels, und erblicket,
Jn einem ieden Punct, der dieſe Tieffe ſchmuͤcket,
Ein gantzes Welt-Gebaͤud. O GOTT! er ſieht noch mehr
Er ſieht in ihrer Meng ein Sonnen-Heer,
So groß, daß aller Menſchen Seelen
Unmoͤglich faͤllt, dieſelbigen zu zehlen,
Noch weniger von ſolchen Licht-Gefaͤſſen
Die ungeheure Groͤſſ - und Maaſſ’ und Zahl zu meſſen.
Wann aber iedennoch der Menſch ſich unterwunden,
Und einen Maaß-Stab ausgefunden,
Der, ob er gleich zum Ziel der Groͤſſe gar nicht ſteiget,
Doch einigen Begriff von einer Groͤſſe zeiget;
Den Durchſchnitt nehmlich unſrer Welt,
Der auf zwey tauſend Meilen haͤlt;
So will ich auch, an einer laͤngern Stelle,
Mich dieſer kurtzen Elle,Der463
Der Goͤttlichen Geſchoͤpfe Wunder-Groͤſſe
Zu meſſen, zu bedienen,
Mich, neben andern, auch erkuͤhnen.
Sie iſt zwar von ſich ſelbſt nicht klein;
Da auf der Flaͤche unſrer Erden,
Die wir bewohnen,
Auf neun und viertzig Millionen
Von Teutſchen Meilen ja gerechnet werden.
Allein,
Wir werden ſie dennoch in dieſes Raumes Gruͤnden,
Und, bey des Schoͤpfers Werck, gar bald zu klein befinden;
Da, drey Planeten ausgenommen,
Wir lang’ an Groͤſſe nicht bey allen andern kommen.
Und iſt ja, wie bekannt, Saturnus Durchſchnitt bloß,
Nebſt drey und zwantzig tauſend Meilen
Drey hundert zwey und ſechzig groß.
Den Durchſchnitt Jupiters auf gleiche Art zu theilen,
So laͤſſt ſich ſicherlich ſo viel von ihm entdecken,
Daß deſſen Meilen ſich
Sechs hundert drey und ſechszig mehr,
Als zwey und dreyſſig tauſend ſtrecken.
Entſetzlich iſt ja dieſe Groͤſſe,
Zumahl wenn ich die gantze Flaͤch’ ermeſſe,
Als die, wenn man es wol erwegt,
Auf drey und zwanzig Billionen(*)Eine Billion iſt tauſend mahl tauſend Millionen.
(*) Und noch an Millionen druͤber
Drey hundert achtzig ſich betraͤgt.
Wie464Wie ungeheuer groß nun dieſe Corper ſeyn,
Wie unbegreifflich dick, wie ſchrecklich ihr Gewicht;
So reichen ſie doch lange lange nicht
An unſrer Sonnen-Kugel Groͤſſe.
Denn wenn ich ihren Durchſchnitt meſſe,
So wird derſelben Meilen Zahl
Auf die zwey tauſend tauſend mahl
Fuͤnf tauſend und fuͤnf hundert gehn.
Wer kann den Jnnhalt nun verſtehn
Von dieſes Coͤrpers gantzen Breite,
Deſſelben Flaͤche, Dicht’ und Weite?
Mein GOTT! ich zittr’, erſtaun’, erſchrecke,
Mich nimmt ein billigs Schaudern ein,
Jndem ich ſolche Groͤſſ’ in deinem Werck entdecke.
Allein,
Es iſt dieß groſſe Licht
Von unſers Schoͤpfers Werck das groͤſſeſte noch nicht.
Ach nein!
Wie Er unendlich iſt an Weisheit, Lieb’ und Staͤrcke;
So ſind auch Seine Wercke
Ohn’ Ende, ſonder Maaſſ’ und Zahl.
Denn, ſencken wir die forſchenden Gedancken
Aufs neu ins Firmament, und in den Abgrunds-Thal,
Der ohne Grund und ſonder Schrancken;
So treffen wir daſelbſt ſo viele Sonnen an,
Als Fix-Stern’ in der Nacht den Himmel zieren:
Jn welchen wir, zugleich mit Furcht und Luſt, verſpuͤren,
Daß man dieſelbigen nicht zehlen kann:
Abſonderlich, da nicht nur in den Hoͤhen
Des Himmels, uͤber uns, dieſelbigen zu ſehen;Nein,465
Nein, da auch unter uns, ja gar auf allen Seiten,
Der Tieffen Tieffen ſich verbreiten,
Und ich die Grentzen-loſe Ruͤnde
Bis ins unendliche, voll Sonnen finde.
O GOTT! ſo wie vorhin der Sonnen Breit’ und Laͤnge
Mich ſchreckt, ſo ſchreckt mich jetzt ſolch eine Sonnen Menge:
Zumahl ich ja dabey mit Recht nicht anders dencken
Und folgern kann, als: ſo wie uͤm das Licht
Von unſrer Sonnen ſich ſo viel Planeten lencken;
So werden
Auch Coͤrper dort, gleich ſolchen Erden,
Sich uͤm die Sonnen drehn, und Waͤrm’ und Licht genieſſen,
Die aus den Sonnen dort, ſo wie aus unſrer, flieſſen. (*)Eodem modo abſurdum eſt, ſiquis in infinito mun - dum vnicum collocaret, ac ſi in magno campo vnica ſpica naſceretur. Non eſt maior ratio, cur DEUS vnicum mundum produxerit, quam plures, quando - quidem infinita virtute pollet. Quapropter, ut ſuam virtutem et omnipotentiam manifeſtam redderet, plures mundos producere debuit: ſiquidem eius ma - ieſtatem productio illa maxime decet, vt a pluribus mundis laudem, gloriam et honorem accipiat. Si natura facit, quod eſt melius, ita et DEVS qui natu - ram longisſime ſuperat etc. Metrodorus de Plac. Phil. vid. Reinbeck p. 219. in notis.
(*) O welche Tieffe ſtellt ihr mir,
O welche Werck’, o welchen Schau-Platz fuͤr!
O wuͤrdiger Pallaſt des Schoͤpfers! Millionen
Von Sonnen, ſtat den Leuchter-Cronen,Er -466
Erleuchten dieſen Raum. Wie wird mir? ich erſchrecke,
Und freue mich zugleich. So Groͤſſe, Pracht, als Schein
Der Wohnung unſers Schoͤpfers druͤcket
Mir Demuth, Ehr-Furcht, Andacht ein.
Wie herrlich, rufft mein Geiſt, muß doch der Schoͤpfe ſeyn,
Der ſolche Coͤrper ſchuff, und alle Himmel ſchmuͤcket!
Wie koͤnnt’ ein anderer, als Goͤttlicher Verſtand,
Ein’ ander’, als des Schoͤpfers Allmacht-Hand,
Materie genug zu ſolchen Coͤrpern finden,
Und ihren Stoff ſo wunderbar verbinden!
Jedoch noch weiter fort! Auch dieſe Coͤrper ſchwinde[t]
Mit aller ihrer Groͤſſ’, aufs nen, im Gegenhalt
Der Unermeßlichkeit des Raums, worin ſie gehen.
Hilff ew’ger HERR und GOTT! was aller Engel Heer,
Geſchickt und faͤhig ſind zu dencken,
Wird ſich in dieſes Himmels Meer
Das unergruͤndlich iſt, verſencken.
Wir wollen iedennoch von dieſen tieffen Quellen
Ein Troͤpflein etwa vorzuſtellen,
Anietzt bemuͤhet ſeyn.
O welch ein unermeßlich Bild
Von einem Welt-Meer nicht, von einem Himmel-Meere
Das uns, in aller Welt - und aller Sonnen-Heere,
Mit einem herrlichen Begriff von GOttes Groͤſſe,
Der Seelen innerſtes erfuͤllt!
Erweget denn den Abſtand und die Weite
Der himmliſchen Geſchoͤpf’ und Coͤrper, unter ſich:
Deuckt mit erſtauntem Geiſt der Groͤſſe, Laͤng’ und BreiteDie467
Die zwiſchen ihnen iſt, ein wenig nach! da ſie,
Wie gar entſetzlich weit gleich ihre Wege, nie
Einander hinderlich;
Ja da ſie unter ſich und von einander gar,
O Wunder! ſo entfernt, daß auch die Schatten nicht,
Bey ihrem nimmer ſtillen rennen,
Sie treffen noch erreichen koͤnnen?
Betrachten wir zuerſt nur bloß des Mondes Kreis,
Der, wie man aus der Stern-Kunſt weiß,
Der allerkleineſte von allen, die man kennet;
So iſt ſein Durchſchnitt doch vom monatlichen Gang
Noch ungefehr
Auf zwanzig tauſend Meilen mehr,
Als hundert tauſend Meilen lang.
Der Kreis, durch den, nebſt ihm, die Erde jaͤhrlich rennet,
Auf der wir Menſchen wohnen,
Jſt drey und vierzig Millionen
Allein in ſeinem Durchſchnitt groß.
So ſchrecklich dieſe Groͤſſ’, iſt iedennoch die Schooß
Des allgemeinen Raums ſo wunderbar
Und unbegreifflich weit - und groͤſſer, daß es klar,
Wie unſrer Welt, ſie geh’ auch, wo ſie gehet,
Kein Coͤrper ie im Wege ſtehet.
Allein,
Es wird auch dieſer Kreis (wie groß er) wieder klein,
Wenn wir auf jene Kreiſ’ entfernter Jrr-Stern’ achten,
Jn welchen ſie, ohn Aufſchub, ohn verweilen,
Sammt ihren vielen Monden, eilen,
Und etwa vom Saturn des Lauffes Kreis betrachten;G g 2So468
So werden wir, an Millionen Meilen
Vier hundert zehn und faſt noch eine halbe finden.
Ja wenn wir fernerhin des Ganges Laͤng’ ergruͤnden,
Wodurch die andern Jrr-Stern’ eilen,
So weiß man, daß vom Kreiſ’, den Jupiter durchſtreichet
Der Durchſchnitt an der Zahl
Zwey hundert tauſend tauſend mahl,
Nebſt drey und zwantzig tauſend mahl noch tauſend, ja
Noch ſieben hundert drey und achtzig tauſend reichet,
Benebſt fuͤnff hundert noch. Wie grauſam muß an Groͤſſ
Des Durchſchnitts gantzer Kreis! wie groß der Jnnhal ſeyn!
Der Circkel, welchen Mars durchlaͤufft,
Hat abermahl
Von dieſer ungeheuren Zahl
Mehr als den dritten Theil.
Der Venus Kreis iſt meiſtens halb ſo groß,
Als der, den Mars durchrennt. Der, den Mereurius
Durchlauffen muß,
Wenn wir ihn durch den Durchſchnitt theilen,
Jſt ſechszehn tauſend tauſend Meilen,
Sechs hundert fuͤnf und zwanzig tauſend
Und noch zwey hundert funfzig lang.
Wen ſchwindelt nicht, wenn man nur bloß den Gang
Der Jrr-Stern’ und allein den tieffen Raum erweget
Von unſrer Sonnen-Welt? Ja wenn man uͤberleget,
Wie in gehoͤriger Entfernung alle ſtehen
Von ihrem Mittel-Punct der Sonnen, wie ſie ſich
Einander gar nicht hinderlich;
So muß, indem wir uns mit Recht darin verlieren,Die469
Die Unermeßlichkeit, der Regel-rechte Stand,
Uns zum allmaͤchtigen und weiſen Schoͤpfer fuͤhren.
Allein,
Es wird hiedurch des Schoͤpfers Lieb’ und Macht
Jn ſeiner Creatur, die Er hervor gebracht,
Noch lange nicht genug bekannt.
Denn wie entſetzlich groß die Coͤrper immer ſeyn,
Wie ſchrecklich weit ihr Raum,
Wird alles abermahl zu einem Puͤnctchen kaum,
Wenn man ſich tieffer noch ins unuͤmſchrenckte Meer
Des tieffen Firmamentes ſencket,
Und auf den weiten Raum gedencket,
Worin das Sonnen-Heer
Der Fix-Stern’, ihre Jrr-Stern’ lencket.
Hier ſtutz’ ich, weil ich hier
So Maaß als Zahlen gar verlier.
Denn wenn ich gleich den Raum von unſrer Sonnen-Welt
Sammt allem, welches ſie in ihrem Schooß enthaͤlt,
Jn einen Circkel zoͤg’, und deſſen Durchſchnitt mir,
So wie zuerſt der Durchſchnitt unſrer Erden,
Zu einem Maaß-Stab koͤnnte werden;
So wuͤrde dieſe Laͤng’, ob gleich faſt ſonder Schrancken,
Den immer tieffer noch verſinckenden Gedancken,
Trotz ihrer Schnelligkeit und ungehemmtem rennen,
Hier kaum zum Anfang dienen koͤnnen.
So will ich nun
Nur einen Blick annoch in dieſe Tieffe thun.
Unleugbar iſt, daß ieder feſte Stern
Entſetzlich-unbegreifflich fern,G g 3Jn470
Jn einer ungemeſſnen Hoͤhe,
Annoch von unſrer Sonnen ſtehe.
Den Abſtand legen hell und klar
Uns die Vergroͤſſrungs-Glaͤſer dar;
Da, wenn ſie alles das, was unſre Sonnen-Welt
Jn ihrem weiten Circkel haͤlt,
Auf wie viel tauſend mahl vergroͤſſern;
Sie alle Fix-Stern unſern Augen
Nicht uͤm ein einzigs Haar nur zu vergroͤſſern taugen.
So uns denn offenbar entdecket,
Daß dieſes Abſtands Tieff’ und Weite,
Entfernung, Hoͤhe, Laͤng’ und Breite
Sich ſo entſetzlich fern erſtrecket,
Daß unſer Blick, wie ſehr man ihn auch ſtaͤrckt,
Doch, in der ungeheuren Ferne,
Nicht die geringſte Aendrung merckt.
Wir finden, daß der Sirius,
Der dreiſſig tauſend mahl faſt, uns verkleinet,
Jm Gegenhalt der Sonn’, erſcheinet,
Auch wenigſtens ſo viel entfernter ſitzen muß:
So denn, wenn mans genau erweget,
Auf Millionen Millionen
Von Teutſchen Meilen ſich betraͤget.
Wann dem nun ſo; welch’ eine tieffe Ferne
Jſt in des Firmamentes Gruͤnden!
Da wir in ſelbigen viel tauſend tauſend Sterne,
Die immer mehr und mehr noch klein,
Und folglich immer mehr und mehr entfernet ſeyn,
Durch ſcharffe Perſpective finden. Der -471
Derſelbigen noch zu geſchweigen,
Die, auch mit aller Kunſt, ſich nie den Augen zeigen.
Wenn alle dieſe nun, wie nicht zu leugnen ſteht,
Als unſre Sonn’, auch manche Welt regieren,
Erleuchten, waͤrmen, uͤm ſich fuͤhren;
Und ich erwege dann von ihrer aller Reiſe,
Die ungezehlt-und unmeßbaren Kreiſe,
Derſelben Tieffe, Hoͤh’ und Breite,
Zuletzt den Raum, worin, in Regel-rechter Weite
Und Ordnung unter ſich die Kreiſ’ entfernet ſtehn;
HERR ZEBAOTH! wie herrlich und wie maͤchtig,
Wie unermeßlich groß, und praͤchtig
Erſcheineſt Du mir hier! Hier glaub ich Dich zu ſehn.
Von aller Herrlichkeit iſt meine Seel’ erſtarrt:
Ein heilger Schander zeigt mir Deine Gegenwart,
Jn Deiner Majeſtaͤt, Pracht, Weisheit und Gewalt.
Hier weiſet das Geſchoͤpf den Schoͤpfer dergeſtalt,
Als es Jhn nirgends zeigt. Furcht, Wunder und Entſetzen
Erſtaunen, Ehr-Furcht, Luſt, Erſchrecken und Ergetzen
Umgeben, nehmen ein, durchdringen mich, erfuͤllen
Die rege Seele gantz. Es wuͤnſcht, es ſehnet ſich
Der forſchende Verſtand, zuſammt dem Willen,
O ewge Liebe, Macht und Weisheit, Dich
Noch immer deutlicher in Deinem Werck zu ſehn,
Um ihre Seligkeit, zu Deinen heilgen Ehren,
Darin zu foͤrdern und zu mehren.
Jndem ich nun hierauf gedencke,
Den faſt entzuͤckten Geiſt in GOTTES Wunder ſencke,G g 4Um472
Um zu dem ſeligen Geſchaͤffte,
Der Sinnen Werck-Zeug’, alle Kraͤffte,
Gedaͤchtniß, Witz und Willen anzuwenden;
Erblick’ ich abermahl was groſſes, bey dem Licht
Der Gottheit: Denn ein Weſen,
Das durch des Schoͤpfers Huld erleſen,
Von Goͤttlicher Gewalt, Huld, Majeſtaͤt und Macht
So viel, wie es begreifft, zu faſſen,
Kann nicht gering, veraͤchtlich, klein,
Vergaͤnglich und verwerfflich ſeyn.
Hiedurch nun angeſpornt, kann ich nicht unterlaſſen,
Der Geiſter Eigenſchaft aufmerckſam zu beſehn,
Und auf das neu in ihr die Gottheit zu erhoͤhn.
Jndem ein Geiſt, wenn man ihn wol erweget,
Des Schoͤpfers Allmacht uns noch mehr vor Augen leget,
Als alle Groͤſſe, Tieffe, Hoͤh,
Und Weſen der Materie.
Ein Geiſt, dem GOTT die Faͤhigkeit zu dencken,
Und zwar von Seiner Groͤſſ’, ſo mancherley, ſo viel,
Faſt ſonder Schrancken, Maaſſ’ und Ziel,
Gewuͤrdiget zu ſchencken,
Verherrlicht Seine Macht
Noch mehr, als alle Pracht
Der unbelebten Creaturen.
Wenn bey der Himmels-Coͤrper Heer,
Wovon wir alleweil in jenen tieffen Hoͤhn,
Mit Schrecken und mit Luſt, nur einen Theil geſehn,
Kein Geiſt, kein denckend Weſen waͤr;Wuͤrd’473
Wuͤrd’ alles unfruchtbar und ewig oͤde ſeyn.
GOTT koͤnnte nicht erkannt, bewundert, noch erhoͤht,
Geprieſen nicht, nicht angebetet werden.
Denn alle Sonnen, alle Erden,
Wo nicht ein denckender vernuͤnftger Geiſt in ihnen,
Vermoͤgten GOTT mit nichts zu dienen.
Und koͤnnten Jhn, ſo wenig als ein Stein,
Zu ehren und zu ruͤhmen tuͤchtig ſeyn.
Das Seyn iſt eigentlich kein Gut mit Recht zu nennen,
Als fuͤr Geſchoͤpf’ allein, die was begreiffen koͤnnen.
Das Weſen dienet dem, das nicht beſeelt, zu nichts,
Weil es ſein eigen Seyn nicht einſt vermag zu fuͤhlen.
Daruͤm hat GOTT, die Quell des Lebens und des Lichts,
Die Creatur beſeelt, und nicht allein ein Leben,
So gar die wunderbare Krafft
Und unbegreiffliche beſondre Eigenſchaft,
Den Sinn auf ſich zuruͤck zu lencken,
Auf ſich, auf andre Ding’ auf GOtt ſelbſt, zu gedencken,
Derſelbigen gewuͤrdiget zu ſchencken.
Sie hat, benebſt der Faͤhigkeit zu wehlen,
Die Unterſcheidungs-Krafft, die Krafft zu uͤberlegen,
Sich zu erinnern, was geſchehn,
Und das, was kuͤnfftig iſt, wol gar vorher zu ſehn.
Ach laſſ’t uns dieſes wol erwegen!
Er hat, o Wunder Lieb’ und Huld! ihr wollen goͤnnen,
Jn ſeiner Wercke Pracht, und ihrem Wunder-Schein’,
Jhr eigenes Vergnuͤgen zu erkennen,
Und eben darin froh, ja ſeelig faſt, zu ſeyn.
Jch bet’, o HErr, o Allmacht-voller GOTT,
Du unbegreifflicher HErr Zebaoth,G g 5Da474
Da ich die Wuͤrdigkeit des Geiſts erwegen kann,
Die Unermeßlichkeit von deiner Weißheit, an;
Ja noch vielmehr die Zaͤrtlichkeit der Liebe,
Da du, o Liebe! bloß aus Liebe,
Den Creaturen Luſt und Seeligkeit zu ſchencken,
Sie faͤhig macheſt, zu gedencken.
Je mehr ich dieß bedenck’, und ihre Krafft erwege,
Je mehr ich recht, was Geiſt, was Seelen, uͤberlege,
Je mehr ich herrliches in Geiſtern finden kann;
Je majeſtaͤtiſcher treff ich die Gottheit an.
Druͤm laſſt uns, GOTT zum Ruhm, den Vorwurff weiter treiben,
Und von dem Weſen ſelbſt des Geiſts noch etwas ſchreiben.
Unſer Geiſt, wie ſehr er gleich mit der Coͤrper Stoff vereinet,
So daß er ſich gar mit ihm gleichſam zu vermiſchen ſcheinet,
Jſt dennoch von ſolchem Vorzug, ſolchem Adel, ſolcher Krafft,
Solcher wunderbaren Hoͤhe, und von ſolcher Eigenſchaft,
Die vom Stoff ſich unterſcheidet, daß, ie mehr man es be - dencket,
Man dadurch ſelbſt in den Geiſt aller Geiſter ſich verſencket.
Bilde dir, von einem Coͤrper, Theilchen, welche noch ſo klein,
Noch ſo duͤnne noch ſo zart, ja die kaum noch Coͤrper, ein:
Sollten ſie dadurch zum dencken wol geſchickt und faͤhig ſeyn?
Laß den Stoff ſich durch Gedancken noch ſo ſehr verkleinern laſſen;
Kann er daruͤm uͤberlegen? kann er lieben? kann er haſſen? Kann475
Kann er ſich erinnern, ſinnen und erwegen? Stell ihn dir
Spitzig, eckigt, lang und rund, unſicht-und unfuͤhlbar fuͤr;
Rechn’ ihn ſelbſt zur Himmels-Lufft; mach ihn leicht, be - weglich, fluͤchtig;
Dennoch wird er nimmermehr, als ein Geiſt zu dencken tuͤchtig.
Ja wir wiſſen daß der Vorzug unſers Geiſts noch weiter geht,
Und daß aller Coͤrper Schoͤnheit blos allein im Geiſt beſteht.
Aller Sinnen Kraͤffte, Sehen, Hoͤren, Riechen, Fuͤhlen, Schmecken,
Sind in unſrer Seel allein, nicht in Coͤrpern zu entdecken.
Selbſt das Weſen aller Farben, ja noch mehr, ſo gar das Licht,
Hafften blos an unſern Seelen, liegen in dem Coͤrper nicht;
Ja, ſo wenig, als wenn iemand von der Laute dencken wollte,
Daß ſie vor dem ſuͤſſen Thon’ und der holden Melodey
Der durch Kunſt erregten Seiten, fuͤhlend und empfindlich ſey,
Und ſich an der Lieblichkeit ihres Klangs vergnuͤgen ſollte;
Werden wir ſo Licht als Farben von der Seelen Weſen trennen,
Und, daß ſie den Coͤrpern eigen, mit Beſtand erweiſen koͤnnen.
Wie der treffliche Geneſt dieſe ungemeine Wahrheit,
Mit unwiederſprechlicher uͤberzeuglich heller Klarheit,
Uns in ſeinem Buche zeigt. Aber laſſt uns weiter gehen!
Wir haben an des Himmels Bogen
Des Schoͤpfers Groͤſſ’, in Seinen groſſen Wercken,
Erſtaunet angeſehn, betrachtet und erwogen.
Wenn wir nun auch, mit gleichem Fleiß, bemerckenDie476
Die ungezehlte Zahl beſeelter Creaturen
Nur erſt auf unſrer Welt. O GOTT! was ſeh ich hier,
Von Deiner Weisheit, Lieb’ und Wunder-Macht,
Aufs neu fuͤr wunderbare Spuren!
Wie unbegreiff-und faſt unendlich iſt der Thier’
Entſetzlich groſſe Zahl! von der Materie
Sind alle Theile faſt bevoͤlckert: und ich ſeh’
Jn ihnen weder Zahl noch Ende,
Wann ein Vergroͤſſrungs-Glas mir meine Augen ſtaͤrckt.
Ein iedes Blat, ein iedes Troͤpfchen Naß,
So in der Thiere Coͤrpern ſtecket,
Wenn man dieſelbige mit Fleiß und Ernſt bemerckt,
Zeigt uns viel lebende Geſchoͤpfe. Man entdecket
Sie Schaaren-weiſ’, und faſt bey Millionen.
Ja aͤuſſerlich auf vieler Thiere Haut
Wird ihrer eine Zahl, die ſonder Zahl, geſchaut.
Noch mehr: ſo Stein’ als Marmor ſelbſt bewohnen
Verſchiedne Thierchen, die ſo klein,
Daß ſie nicht zu erkennen ſeyn.
Was ſchwimmen denn wol nicht fuͤr lebendige Heere
Jn Teichen, Stroͤmen und im Meere!
Welch eine Menge lebt auf Bergen, in den Feldern,
Jn den Moraſten, Thaͤlern, Waͤldern!
Ja, was noch mehr, worin ſich aller Witz verlieret,
Da allem Anſehn nach (wie alle Ding auf Erden
Von Dingen, die belebt, erfuͤllt gefunden werden,)
Auch in den ungezehlt unzehlbaren Planeten
Dergleichen auch wird ſonder Zahl verſpuͤhrt.
Wann477Wann wir nun unſern Geiſt auf die Geſchoͤpfe lencken
Die GOTT belebet hat, derſelben Unterſcheid,
Und Stuffen der Vollkommenheit,
Die ebenfalls unzehlich, uͤberdencken;
So treffen wir von Creaturen
Solch eine wunderbar’ und heilge Leiter an;
Wovon ein’ iede Sproß uns zu dem wahren GOTT,
Zu Dir, o groſſes All! HERR Zebaoth!
Und einzig wahren HErrn der Schaaren!
Jn froher Ehr-Furcht, leiten kann.
Je mehr man dieß erwegt, ie mehr wird man erfahren,
Wie unbegreifflich, auch in dieſem Punct allein,
Des Schoͤpfers Wunder-Wercke ſeyn.
Es giebt lebendige Geſchoͤpff’ auf unſrer Erden,
Die von dem Stoff, der nicht belebt, mit Recht
Nur eben unterſchieden werden.
So waͤchſt an Felſen ſelbſt, von andern nichts zu ſprechen,
Ein’ Art von Fiſchen, an Geſtalt
Faſt Kegel-Foͤrmig, die, ſo bald
Wir ſie von ihrem Sitze brechen,
Schon todt ſind. Manche Creatur
Entdeckt man, welche nur
Um einen Grad von dieſen unterſchieden,
Und die nur den Geſchmack und das Gefuͤhl, nichts mehr
Von andern Sinnen an ſich haben.
Verſchiedne haben noch, zu beiden, das Gehoͤr,
Noch andre, den Geruch: der Augen Wunder Gaben
Sind andern ferner zugeſellt.
Gantz unbegreifflich ſind, in der belebten WeltDie478
Die Staffeln, ja in ieder Sorte
Gehn faſt bis zur Unendlichkeit
Die Staffeln der Vollkommenheit.
Ja dieſe Art der Stuffen geht ſo weit,
Daß die vollkommenſte von einer untern Art
Dem unvollkommenſten von der, ſo ihr am naͤchſten
Doch uͤber ihr, faſt gleich.
Man merck hiebey, mit redlichem Gemuͤthe,
Wie ſo unendlich reich
Der Schoͤpfer an Gewalt und Weisheit, Huld und Guͤte!
Da nicht nur, was man ſieht, mit Thieren, welche leben,
Verwunderlich erfuͤllt; So gar der Unterſcheid
Jn ihnen ſelbſt, kann ja ſo ſehr,
Als ihre Zahl, die Lieb’ und die Vollkommenheit
Des groſſen Schoͤpfers hoch erheben.
Haͤtt’ Er von lebendigen Thieren
Nicht mehr als eine Sort’ zum Leben zugericht;
So koͤnnten ja die andern alle nicht
Vermoͤgend ſeyn, des Weſens Gluͤck zu ſpuͤren.
Den Zwiſchen-Stand, von einer Pflantzen an,
Bis zu dem Menſchen, fuͤllt ſolch ungezehlte Zahl
Von gantz verſchiedenen Geſchoͤpffen, welche man (Da ſie ſich allgemach, nicht auf einmahl
Verbeſſern, und ſich ſo gelind und ſanft erhoͤhn;
So daß kein Abſatz faſt zu mercken, zu verſtehn)
Nicht gnug beſehn nicht gnug bewundern kann.
Es giebt ja Fiſche, welche fliegen,
Und Voͤgel, die im Waſſer liegen,
Und denen ja ſo kaltes Blut,Als479
Als wie den Buͤrgern kalter Fluth,
Jn ihren Adern wallt.
Noch giebt es eine Art von Thieren, die halb Thiere,
Und halb auch Voͤgel ſind. Jſt vieler Aufenthalt
Nicht in der Fluth zugleich und auf dem Lande?
Das Meer-Kalb lebet ja im Meer und auf dem Strande:
Wie viele naͤhern ſich, an Sinn und an Verſtande,
Den Menſchen ſelber faſt!
Jndem ich nun des Schoͤpfers Lieb’ und Macht,
Jn dieſer Wunder-Leiter Laͤnge,
Und ihrer Sproſſen groſſe Menge,
Die von uns abwaͤrts fuͤhrt, betracht;
Werd’ ich aufs neu (o Wunder) ſehr geruͤhret
Durch eine Leiter, die ich ſeh,
Daß ſie mich noch weit hoͤher in die Hoͤh,
Als jene niederwaͤrts mich fuͤhrte, fuͤhret.
O GOTT! was wird mein Geiſt alhier
Fuͤr eine neue Welt gewahr,
Wohin ſich meine Seele ſchwinget!
Was ſtellt ſich mir fuͤr eine Schaar
Von geiſtigen Geſchoͤpfen fuͤr,
Die ins unendliche mich bringet!
Jch dencke nicht, wie ich zuvor gedacht:
Jch fuͤhl und ſeh’, auf eine neue Weiſe,
O HERR der Schaaren, Dir zum Preiſe,
Ein wuͤrdigs Meiſter-Stuͤck von Deiner Wunder-Macht.
Es ſtimmt mit GOttes Lieb’ und Weisheit uͤberein
Unendlich, uͤberall, zu ſeyn. Und480
Und wie wir allenthalben ſehen,
Daß keine Spruͤng’ in der Natur geſchehen;
So werden wir dadurch uͤm deſto mehr
Zu des Allmaͤchtigen Lob, Preis und Ehr,
Unwiederſprechlich uͤberzeuget,
Daß man von uns nicht auf einmahl,
Nein, allgemach durch eine Zahl,
Die nicht zu zehlen iſt, zu ſolchen Engeln ſteiget,
Die man bald Thron-bald Seraphinen,
Ertz-Engel bald, bald Cherubinen,
Und ſonſten nennt, von welchen uns bisher
Kaum einiger Begriff, von aller Ordnung leer,
Verwirret, zweifelhaft und dunckel, ja faſt gar
Nicht das geringſte ie in Sinn gekommen waͤr.
Jndem wir uns (wer weiß, obs nicht aus Stoltz geſchehn,
Um uns unmittelbar der Gottheit nah zu ſehn)
Nicht die geringſte Muͤh genommen,
Zu einigem Begriff von ihrem Seyn zu kommen.
Da doch die Bibel ſelbſt ſie uns bey Schaaren zeiget,
Wovon die Meng’ und Zahl faſt alles uͤberſteiget,
Was einigen Begriff von Vielheit in uns macht.
Hieraus nun flieſſt von ſelbſt, und kann der Schluß nicht fehlen,
Daß, da von ihrer Meng und ungezehlten Schaaren
Die Millionen nicht zu zehlen;
Der GOTT, der alle Ding, nach Ordnung und Geſetzen,
So wunderbar hervor gebracht,
Auch einen weiſen Rang von Ordnung, Unterſcheid,
Und, in verſchiedlicher Vollkommenheit,Un -481
Uuzehlige Veraͤndrungen und Gaben
Bey ihnen wird geſetzet haben.
Einfolglich werden auch, von uns an, allgemach
Die Geiſter immer ſich auf ſolche Weiſ’ erheben,
Und, ins unendliche, ſich nach und nach
Noch zu verbeſſern, ſich beſtreben;
Als wie von uns, wie die Erfahrung zeiget,
Die Creatur, an Krafft vermindert, abwaͤrts ſteiget. (**)Multae ſpecies deſunt, quae non ſunt in hoc mundo; ſiquidem inter DEVM et Angelos multae creaturae collocari poſſunt, quae, ſicut DEO inferiores, ita et Angelis omnibus ſuperiores erunt. Poſſunt et inter Angelos & homines aliquae perſonae ſpecie diſtin - ctae reponi; idemque dicendum eſt de multis ſpe - ciebus inter homines et animalia, inter plantas et mixta cetera conſtituendis, quibus cum mundus no - ſter careat, par eſt, vt credamus, aut plures alios, aut vnum ſaltem alium exiſtere, a quo nulla prorſus ſpecies abſit; vt ab omnibus gradibus et ordinibus retum DEVS Opt. Max. laudibus afficiatur. Me - trodorus loc. cit.
(**) Wer ſtimmt nun nicht der Meinung bey,
Daß, weit von einer groͤſſern Laͤnge
Die Creaturen-Leiter ſey,
Die uͤber uns, von uns an ſich erhoͤht,
Als die, von uns an, abwaͤrts geht?
Jndem wir ja wol leichtlich faſſen,
Daß wir von GOTT unendlich weit,
An Graden der Vollkommenheit,Bis482
Bis zur Unendlichkeit
Und mehr, entfernet ſind,
Als wenn wir uns, von uns hinunter laſſen
Zum allerniedrigſten und ſchlechtſten Grad
Des Weſens, welches ſich dem Nichts am meiſten naht.
Und dennoch bildet ſich der Menſch, aus Hochmuth, ein,
Und handelt anders nicht, als wenn nur ihm allein
Der hoͤchſte Grad der Vollenkommenheiten
Bloß zugetheilet waͤr. Wie niedrig und wie klein
Muß aber unſer Witz dergleichen Engeln ſcheinen!
Wo etwas uns zur Demuth ſollte leiten,
So ſollt’ es die Betrachtung ſeyn.
Mein GOTT! indem mein Geiſt, von dieſer Geiſter Welt,
Sich einigen Begriff formiret;
Wird durch Vermuthungen mir etwas vorgeſtellt,
Das mich faſt aus mir ſelber fuͤhret.
Jn welchem ſich mein Geiſt zwar gantz verlieret,
Und gleichſam zu verkommen ſcheinet;
Jedoch ſo viel davon zu faſſen meinet,
Daß der verklaͤrten Creaturen
Natur, Kraͤfft’, Eigenſchaft und ihrer Herrlichkeit
Nicht auszudruͤckende Vollkommenheit
Jn weit verſchiednern Grad und Unterſcheid,
Als der Geſchoͤpfe hier auf Erden,
Beſtehen werden.
So ſehr von einer Pflantz’ ein Wurm ſich unterſcheidet,
Von einem Wurm ein Thier, ja wie das Thier-Reich ſehr
Jn ſich verſchiedlich iſt, und ſo verſchiednen Grad
Von Feuer, von Begriff und von Gedaͤchtniß hat,Da483
Da ja von einem Schaaf zu einem Hund’ allein
Die Staffeln faſt unzehlig ſeyn.
Und wie von dem zu uns die Abſtaͤnd’ |ohne Zahl,
So daß es nicht einmahl
Die wenigſte Vergleichung leidet;
So unterſchiedlich muͤſſen dort,
Und zwar ohn Ende fort und fort,
Die Kraͤffte, die Vollkommenheiten,
Empfind-Entzuͤckungen und Seeligkeiten,
Jn immer, GOTT zum Lob’, aufs neu entbranntem Triebe
Zu finden ſeyn. Dieß iſt, fuͤr GOTT, ja nicht zu viel,
Jndem des Schoͤpfers Macht ſo groß, als Seine Liebe,
Und beide ſonder Maaß, und beide ſonder Ziel.
Anbetungs-wuͤrdiger Monarch, was ſtellt von Dir
Uns die Jdee von der unſichtbarn Welt
Fuͤr eine neue Groͤſſ’ auf dieſe Weiſe fuͤr!
Es ſcheint, ob waͤre hier, indem wir hievon dencken,
Ein neues Heiligthum uns vorgeſtellt.
So nahe kann man ſich durch nichts zur Gottheit lencken,
Als wenn man, da Er ſich als einen Geiſt uns zeiget,
Der aller Geiſter Geiſt; zu Jhm, fuͤr Luſt entzuͤckt,
Auf der ohn End’ erhabnen Leiter ſteiget,
Und immer mehr Vortrefflichkeiten,
Und immer mehr Vollkommenheiten
Jn alle Ewigkeit im Geiſtigen erblickt.
Ob wir nun gleich hier nur geringe Spuren
Von dieſen herrlichen und ſeelgen Creaturen
Vermercken, da ſie ſich fuͤr unſern Sinn verhuͤllen;
So wird ſich iederman doch leicht bereden laſſen,H h 2Daß484
Daß ſie nicht nur des Himmels Tieff’ erfuͤllen,
Nein, daß ſie uns, iedoch im unſichtbaren Schein,
Umgeben, und zugegen ſeyn;
Denn ihrer iſt ein gar zu groſſes Heer,
Und nichts iſt von Geſchoͤpfen leer.
Wie herrlich ſtimmt zugleich der Jnhalt unſrer Lehre
Selbſt mit der Bibel uͤberein!
Es nennt ſich unſer GOTT Selbſt einen HErrn der Heere〈…〉〈…〉
HERR ZEBAOTH iſt ja von allen Nahmen,
Die von der Gottheit ie zu unſerm Wiſſen kamen,
Der allerherrlichſte, der allerpraͤchtigſte,
Jn welchem ich zugleich in holder Majeſtaͤt,
Die wie ein Strahl mir durch die Seele geht,
Und ſie mit tieffer Ehr-Furcht fuͤllt,
Ein wahres Bild
Vom wahren GOTT, im hoͤren gleichſam ſeh.
Was ſind die Heere nun und Schaaren eigentlich,
Wovon der Schoͤpfer ſelbſt ſich nennet HERRN und Meiſter,
Als Sonnen, Welt’, als Engel, Geiſter,
Die allenthalben ſind, wovon das tieffe Meer
Des allgemeinen Raums an keinem Orte leer,
Und gaͤntzlich angefuͤllet iſt.
Wie billig wuͤnſcht und betet nicht ein Chriſt,
Recht zum Beweißthum unſrer Sache: Befiehl Dein’m Engel, daß er komm,
Und uns, Dein Eigenthum, bewache!
Mit dieſem ſtimmen uͤberein,
Daß ſie uns alle nahe ſeyn,Denn485
Denn ſollten ſie viel hundert tauſend Meilen,
Bey iedem Dienſt, herab, und uns zu Huͤlffe eilen?
Dieß ſcheinet ja wol in der That,
Daß es nicht einſt den Schein der Wahrheit in ſich hat.
Doch halt, erſtaunter Geiſt! du magſt anietzt mit Fug
Den faſt zu kuͤhnen Flug
Der forſchenden Gedancken hemmen.
Da, wo ſich Wunder-Werck’ in ſolchem Ausbruch zeigen,
Geziemt am beſten ſich ein ehrerbietigs Schweigen.
Druͤm will ich mich fuͤr ietzt vom uͤbertriebnen dencken,
Worin, ob mir gleich alle Krafft verſchwunden,
Und ich doch mehr ein Nichts, als GOttes Groͤſſe funden,
Zum dancken, voller Andacht lencken.
O unendlichs ewigs All! deſſen Groͤſſ’ in Seinen Wer - cken,
Welche ſonder Maaſſe groß, wir ſchon hier im Geiſt be - mercken,
Ach wie iſt, HERR, Deine Groͤſſe doch im Kleinen auch ſo groß!
Maͤchtig, weiſ’ und wunderbar, da Du nicht die Welt allein,
Ob ſie gleich, bey andern Coͤrpern Deiner Wunder, Wun - der klein,
Sondern auch mich armen Staub, mich elenden Erden - Kloß,
Dieſes Jahres Kreis-Lauff durch, nebſt den Meinigen, er - halten,
Und ſo gnaͤdig benedeyt, daß ich, mit geruͤhrter Seelen,
Von den ungezehlten Wundern etwas wenigs zu erzehlen,
Mich hier nicht enthalten kann.
H h 3HERR,486HERR, ich bete Deine Wunder, Deine Weisheit, Macht und Guͤte,
Wenn ich es recht uͤberlege, recht mit Freuden-Thraͤnen an.
Alles meine, nebſt den Meinen, haſt Du mir, mein GOTT, erhalten:
Du allein, durch Deine Liebe, haſt mich in den Stand ge - ſetzt,
Mein ſo ſchweres Richter-Ampt ſonder Nachtheil, unverletzt
An Gewiſſen, an Geſundheit, Ehr’ und Wolfahrt, zu ver - walten.
Es iſt, Dir, o HERR, ſey Danck! auch das fuͤnft’ und letzte Jahr,
Worin ich, nach unſrer Ordnung, dazu angewieſen war,
Bey entſtandnen Feuers-Bruͤnſten in Perſon zu ſeyn, ver - floſſen.
HERR wie hab’ ich offt dabey in ſo mancherley Gefahr,
Die mir nah genug geweſen, Deiner Huͤlffe wunderbar,
Mehr als einmahl augenſcheinlich und recht ſichtbarlich ge - noſſen!
Da von einer Maur der Schutt zweymahl mich gewiß be - graben,
Und in einer heiſſen Laſt wuͤrde gantz verſchuͤttet haben,
Wenn ihr krachendes Geraſſel mir zur Warnung nicht ge - dient,
Und mich von dem Ort getrieben, wohin ich mich hatt’ er - kuͤhnt,
Um der lodernden Gewalt kraͤfftiger zu wiederſtehn,
Und, die Schlangen anzufuͤhren, nebſt der Loͤſcher Schaar, zu gehn.
HERR! verdienet dieſes nicht, daß ich offt daran gedencke,
Und, fuͤr dieſen Schirm und Schutz, Ehre, Preis und Danck Dir ſchencke? Ja,487
Ja, daß ich, durch Deine Gunſt,
Jn der letzten Feuers-Brunſt
Jn dem Stande bin geweſen, wehrtes Hamburg, dir zu nuͤtzen,
Und an Wehrt viel hundert tauſend fuͤr des Feuers Wuth zu ſchuͤtzen,
Jſt Dir, HERR, nur zuzuſchreiben, daß Du in der duncklen Nacht
Vielen, Gut und Blut zu retten, mich zum Werckzeug haſt gemacht.
Die zwey Richter-Jahre ſind mehrentheils, GOTT Lob! dahin.
HERR! wie froh iſt meine Seele! wie vergnuͤget ſich mein Sinn!
Durch das Strudel-reiche Meer ungeſtuͤmer Rechts-Ge - ſchaͤffte
Schifft’ ich ſonder Sturm und Wetter, ſonder ſcheitern, gluͤcklich hin.
Wer regierete das Steuer, wer verliehe mir die Kraͤffte?
Und wer zaͤhmete die Winde anders, als Du HErr allein?
Wer ſollt anders denn von mir, fuͤr ſo ſonderbare Gnade,
Als Du Schoͤpfer und Regierer aller Ding’, erhoben ſeyn?
Ja mein GOTT, ich dancke Dir, da ich mich der Laſt entlade.
Jch verehr’, in tieffer Demuth, Deine Weisheit, Lieb und Macht,
Nehme Deine weiſe Fuͤhrung, mit geruͤhrter Seel’, in Acht,
Jn dem Richter-Ampt ſowol, als im gantzen Lebens-Lauff,
Opfre, was ich Guts gethan, Dir mit Freuden danckbar auf,
Flehe Dich, uͤm aller Fehler gnaͤdige Vergebung an,
Der ich mich ſowol erinnern, als auch nicht erinnern kann:H h 4Und488
Und erſuche, Demuths-voll, bey ſo vielen, noch die Gabe:
Daß ich dieſe Deine Gnade Lebenslang vor Augen habe.
Wann ich auch in dieſem Jahr mit dem Richter-Ampt im Lande
Auf das neu beleget werde, wolleſt Du zu ſolchem Stande
Deine Gnad aufs neu verleihen; Licht und Recht aufs neu gewaͤhren:
Weil auch dort viel tauſend Seelen Huͤlff’ und Recht von mir begehren.
Laß mich, dort ſowol, als hier, mein Gewiſſen nicht be - ſchweren!
Laß mich nicht mich uͤbereilen! laß mich beide Theile hoͤren
Laß kein Feur der Leidenſchaft mich im uͤberlegen ſtoͤren!
Gieb, daß ich mich meines Ampts, das mir bloß von Dir ge - geben,
Zu der Unterthanen Beſten, ja nicht uͤberheben mag!
Laß mich Geitz und Hochmuth fliehen! und vernuͤnftgen Uberſchlag
So mit Billigkeit, als Recht, ſtets zu machen, mich beſtre - ben.
Ja es floͤſſe Deine Furcht mir die Wahrheit oͤffters ein:
Daß nicht Edle nur, und Buͤrger, auch die Bauren Men - ſchen ſeyn!
Jhre harte Lebens-Art, die ſie, uns zum beſten, fuͤhren,
Und wovon nur wir die Fruͤchte heben, und den Nutzen ſpuͤren,
Laß mich mehr dahin vermoͤgen, (wenn ich kann) in allen Sachen,
Jhre Buͤrde minder ſchwer, und ihr Leben leicht zu machen,
Als durch gar zu groſſe Strenge, ſie noch haͤrter zu beſchwe - ren,Und489
Und dadurch, an ſtat des Dancks, welchen ſie fuͤr Deine Guͤte,
Bey ſo offt verſpuͤrtem Segen, mit bewunderndem Gemuͤthe,
Dir, o groſſer Geber, ſchuldig; noch ihr murren zu ver - mehren.
Laß mich auf ihr nuͤtzlichs Werck, das dem menſchlichen Geſchlecht
Noͤthiger, als alle Wercke, mit Vernunft und Freuden achten,
Und beym pfluͤgen, ſaͤen, maͤhen, Deine weiſe Macht be - trachten;
Bald in ſuͤſſen Huͤlſen-Fruͤchten, bald im Graſe, bald im Heu,
Jm Getraid’ und in dem Obſt, wie Dein Seegen taͤglich neu,
Mit vergnuͤgtem Sinn bewundern, und, mit hoͤchſt-erfreu - ter Seelen,
Bald in Worten, bald in Schriften, Deiner Wunder Meng’ erzehlen.
HERR! wer kann nach Wuͤrden ruͤhmen, wie im ab - gewichnen Jahr
Deine Gnad an allen Orten ſo gar uͤberſchwenglich war!
Solche Fruchtbarkeit in allen haſt du uns erleben laſſen,
Daß ſo Scheunen, als auch Boͤden, unſrer Felder Fruͤcht’ zu faſſen,
Uberall zu klein geweſen. Keiner lebet, der den Preis
Des Getraides ſich ſo wolfeil iemahls zu erinnern weiß.
Korn, wovon wol einſt die Laſt hundert funfzig Thaler galt,
Kauffte man fuͤr acht und zwantzig. Laß uns HERR daran gedencken,
Und Dir wenigſtens ein Danck - und Erinnrungs-Opfer ſchencken! H h 5Denn490
Denn von wem kommt alles Gute? wer verleihet Frucht - barkeit?
Wer laͤſſt Korn und Kraͤuter wachſen? wer verleiht den Nahrungs-Segen?
Und woher entſpringt und flieſſet, fruͤh’ und ſpat, zu rechter Zeit,
Jn der Maſſe, wie es noͤthig, Sonnen-Schein, und Thau, und Regen
Anders, als aus GOTTES Liebe, und aus Seiner weiſen Macht,
Die die Creatur ernehret, wie Er ſie hervor gebracht?
Noch hab ich in dieſem Jahr’ auch an meiner krancken Frauen
Die zu fruͤh von Zwillingen, und zwar ſonderbar, ent - bunden,
Gegen aller Aertzte Hoffnung, Huͤlffe, bloß durch Dich, gefunden,
Daß ich ſie nunmehro wieder lebend und geſund kann ſchauen.
Weiſer, maͤchtger, liebſter Vater und Erhalter, bloß nur Dir,
Als dem allerbeſten Artzte, ſey Lob, Preis und Danck dafuͤr!
Von dem Jrdiſchen Vergnuͤgen hat man, weil ſie abgegangen,
Die zwey letzten Theile wieder aufzulegen angefangen.
Welches ich denn anders nicht, als daß es (Dir, HErr, ſey Preis!)
Hin und wieder Nutzen ſchaffe, billig auszulegen weiß.
HERR, ich lege denn hiemit abermahl die Feder nieder;
Wiederhole Danck und Flehen. Nimm, aus Gnaden, bei - des an! Setz’491
Setz’ und halte mich im Stande, daß ich Danck - und Freu - den-Lieder
Auch beym Ende dieſes Jahres wieder ſchallen laſſen kann!
Mehre meiner Seelen-Kraͤffte, ſtaͤrcke Sinnen und Geſicht,
Daß ich Dein verhuͤlletes Weisheits-Macht - und Gnaden - Licht,
So in Deinen Wercken lodert, mit Vergnuͤgen, Dir zur Ehr,
Mir, den Meinigen, und vielen zur Erbauung, mehr und mehr
Moͤg’ entdecken und bewundern! bis Du uns, nach dieſer Zeit,
Jn der Zahl verklaͤrter Geiſter, die Dich ewiglich erheben,
O HERR ZEBAOTH, von Dir, Deiner Macht und Herrlichkeit,
Die unendlich, wuͤrdigeſt, mehr Erkenntniß noch zu geben.