PRIMS Full-text transcription (HTML)
[figure]
verdeutſchte Grund-Saͤtze der Welt-Weisheit,
des Herrn Abts GENEST, nebſt verſchiedenen eigenen theils Phyſicaliſchen theils Moraliſchen Gedichten, als des Jrdiſchen Vergnuͤgens in GOTT
Dritter Theil;
zum Druck befoͤrdert von Joh. George Hamann.
Zweyte Auflage.
HAMBURG,beyKoͤnig und Richter,1730.

Vorrede zum zweyten Drucke.

Kaum iſt ein und ein halb Jahr verfloſſen, als dieſer dritte Theil des Brockeſiſchen Jr - diſchen Vergnuͤgens in GOTT die Preße zum erſten mahle verließ.

Man kan leicht errathen, ob derſelbe bey Kennern, gleich ſeinen Vorgaͤngern, Beyfall gefunden habe, wenn man in Erwegung ziehen will, in was fuͤr einer Friſt eine ziemliche ſtarcke Auflage vergriffen worden.

Es waͤren endlich auch uͤber dieſes leichtlich un - partheyiſche Zeugniße beyzubringen, wodurch dargethan werden koͤnnte: Daß dieſe Brockeſiſche Uberſetzung der Grund-Saͤtze, die der Abt Geneſt von der Welt - Weisheit in ſeiner Mutter-Sprache poetiſch aufgeſe - tzet, welche den betraͤchtlichſten Theil gegenwaͤrtigen Bu - ches ausmachet, von ſolchen Maͤnnern fuͤr ein Meiſter - Stuͤcke gehalten worden, von welchen man glaubet, daß ſie Einſicht genung beſitzen, von dieſen Sachen urthei - len zu koͤnnen.

Allein unſers trefflichen Herrn Brockes Beſchei - denheit verbeut ſolches, als welcher das fuͤr das beſte und gruͤndlichſte Lob haͤlt, wenn Er wahrnimmt, daß man ſeine Bemuͤhungen nach ihren ſeeligen Abſichten miſſet und beurtheilet. Jch bin auch vollkommen bey mir ſelbſt uͤberzeuget, daß die hohe und unverhoffte Gnade, welche der ſo wohl ausnehmend gelehrte und fromme,): (2alsVorrede zum zweyten Drucke. als auch Durchlauchtigſte Fuͤrſt, Guͤnther von Schwartzburg-Sondershauſen, dem Herrn Ver - faſſer, durch gnaͤdigſte Mittheilung der Wuͤrde eines Comitis Palatini Cæſarei, nur neulich aus eigener Bewegniß erwieſen; welche dieſer hoͤchſt-ſinnreiche Herr in der gnaͤdigſten Zuſchrifft auf eine großmuͤthige Art ei - nen Gefallen fuͤr das Vergnuͤgen, welches Jhro Hoch - Fuͤrſtl. Durchl. bey Durchleſung der Brockeſiſchen Gedichte empfunden, zu nennen, gnaͤdigſt Belieben getra - gen haben; den Herrn Verfaſſer zu deſto unterthaͤnigſter Danckbarkeit antreibe; je deutlicher ein ſo vortrefflicher hoher Beyfall die Abſichten ſeiner Gedichte rechtfertiget.

Der groͤſte Theil dieſer zweyten Auflage iſt waͤhren - der Zeit abgedrucket worden, in welcher Herr Brockes das muͤhſame Richter-Amt verwaltet hat. Alſo haben ſeine haͤuffige und wichtige Geſchaͤffte freylich nicht zuge - laſſen, das gantze Werck auf das genaueſte zu unterſu - chen und zu pruͤfen. Jnzwiſchen hat doch der Herr Ver - faſſer, ſo viel die ſehr eingeſchraͤnckte Muſſe es leiden wol - len, manche Stelle verbeſſert, und manchen Ausdruck nachdruͤcklicher und deutlicher gemacht.

Der SCHOEPFER wird auch abermahls dieſe Arbeit, ſo wie die vorhergehende, ſo wohl an dem Herrn Brockes, als an ſeinen Leſern nicht ohne Seegen ſeyn laſſen. Der Herr Verfaſſer wuͤnſchet ſolches denſelben; und ich uͤberzeuge mich von gantzem Hertzen, daß ſeine unpartheyiſche Leſer Demſelben ſolchen gleichfalls an - wuͤnſchen. Mein Wunſch iſt dabey, daß GOTT Beyder Wunſch erfuͤllen moͤge! Geſchrieben Hamburg, im Mertz, 1730.

Joh. George Hamann.

Vorrede.

Jch habe die Ehre, die deutſche Ausgabe eines Buches zu beſorgen, welchem ich, um vie - ler Urſachen willen, bey unſern Landes - Leuten eine gute Aufnahme verſprechen darff.

Die Grund-Saͤtze der Welt - Weisheit des Herrn Abts GENEST, haben ſogleich, nach ihrem erſten Fran - tzoͤſiſchen Druck, den Beyfall aller Ken - ner gefunden. Auch diejenigen, welche in den Gedancken geſtanden, als ob er den Grund-Lehren des Des Cartes allzu genau folge; haben ihn dennoch bewundert. Man hat ihn nachgeruͤh -): (3met,Vorrede. met, daß er in ſeinem Buche einen ſo groſ - ſen, als gruͤndlichen Geiſt ſehen laſſe; und daß in ſeiner Schreib-Art die Natuͤrlich - keit mit einer fluͤſſenden Annehmlichkeit verknuͤpfet ſey. (*)Jm XIV. Tome der Hiſtoire Critique de la Repub - lique de Lettres auf dem 406. Bl.Man hat an ihm gelobet, daß er die ſchwerſten Materien der Metaphyſic auf eine zwar hohe doch deutliche Art vorzutragen wiſſe. (**)Jn den Nouvelles de la Republique des Lettres von 1717. auf dem 362. Bl.Man hat ſich uͤber ſeine groſſe Geſchick - lichkeit verwundert, vermittelſt welcher er eine ſo weitlaͤufftige Wiſſenſchafft, als die Welt-Weisheit iſt, in ein Buch einzuſchraͤncken gewuſt, das man in acht Stunden durchleſen kan; in ein poetiſch Buch, welches bey aller Unge - zwungenheit alles, was es in ſich faſſet, mit der groͤſten Deutlichkeit darleget. (***)Jm Journal des Savans von 1717. auf dem 3. Bl.Andere, welche zwiſchen dem Herrn AbtundVorrede. und dem Lateiniſchen Dichter Lucretio eine Vergleichung angeſtellet, geben ihm das wohlverdiente Lob, daß er eine ge - wiſſe gluͤckliche Leichtigkeit ſich auszu - druͤcken beſitze, daß er die allerſchwerſten und verwirrteſten Sachen auf eine an - nehmliche und deutliche Art zu ſagen wiſſe, daß er ſo natuͤrlich mahlen, als anmuthig unterrichten koͤnne, und daß er endlich, wegen der Gruͤndlichkeit ſei - ner Welt-Weisheit gedachtem Poeti - ſchen Welt-Weiſen, der Lateiner weit vorzuziehen ſey. (*)Jn den Memoires de Trevoux vom Jahr 1717. auf den 327. und folgenden Blaͤttern.Unſer Herr Fa - bricius endlich, den die gantze gelahrte Welt fuͤr einen kundigen Richter, wie in andern Sachen, als auch in dieſem Stuͤcke, halten kan, unterſtehet ſich, in ſeinem Urtheile uͤber die Grund-Saͤtze der Welt-Weisheit des Herrn Abts, nicht eigentlich zu bekennen, ob man in): (4den -Vorrede. denſelben mehr die Gruͤndlichkeit und Lebhafftigkeit, oder die kuͤnſtliche Deut - lichkeit zu bewundern habe. (*)Jn dem Syllabo Scriptorum, qui Veritatem Religionis Chriſtianæ aſſeruerunt, auf dem 288. Blate.

Alle dieſe Zeugniſſe erweiſen die Wuͤr - digkeit dieſer Schrifft deutlich genung; wenn ihre innerliche Beſchaffenheit, und die deßwegen von Herrn Brockes uͤber - nommene Ueberſetzung derſelben, nicht allbereit ſattſame Zeugniſſe ihrer Schaͤtz - barkeit waͤren. Doch daß eben dieſes letztere den Werth derſelben klaͤrlich zu erkennen gaͤbe, bezeiget der Beyfall, wo - mit bishero des Herrn Brockes Schriff - ten faſt durchgaͤngig, ſo gar in den entlegenſten Laͤndern von Europa, auch von erlauchten Perſonen, geleſen und auf - genommen werden. Ein Geiſt, von ſei - ner Art, waͤhlet ſich nichts, was nicht ſeiner Groͤſſe wuͤrdig ſcheinet; und ichbinVorrede. bin ſo wenig ein Schmeichler zu nennen, indem ich dieſes ſage, was die unpar - theyiſche Welt laͤngſtens erkennet hat; als wenig ich uͤberhaupt geſchickt bin, Lob-Schrifften zu verfertigen; und als wenig die Beſcheidenheit des Herrn Brockes an ausſchweiffenden Lob-Re - den Gefallen traͤget. Man wird Jhm aber auch die gehoͤrige Billigkeit wiederfahren laſſen; wenn ſich hin und wieder etwas fehlerhafftes finden ſollte. Die Menſchlichkeit, und folglich das Fehlen-koͤnnen, verlaͤſſet auch die vor - trefflichſten Geiſter nicht gaͤntzlich; und vielleicht iſt dieſe Entſchuldigung auch wichtig genung, daß der Herr Verfaſſer, mitten unter den unzaͤhlichen Beſchwer - lichkeiten des Richter-Amtes, welches Er anitzo mit Ruhm verwaltet, dieſen Dꝛitten Theil des Jrdiſchen Vergnuͤ - gens in Gott drucken laſſen. Sonder): (5Zwei -Vorrede. Zweifel wuͤrden einige Dinge, ob ſie gleich an ſich gut, oder wenigſtens verantwort - lich ſind, verbeſſert worden ſeyn, wenn die an einander haͤngenden vielfaͤltigen Ar - beiten dem Herrn Verfaſſer ein genaue - res Nachſehen verſtattet haͤtten. Wenn man auch ferner betrachten will, daß es ſehr ſchwer ſey, poetiſche Ueberſetzungen zu verfertigen, und noch uͤber dieſes ſol - che poetiſche Ueberſetzungen, welche die allerſubtileſten Sachen der Welt-Weis - heit in ſich faſſen, und zwar in eine Sprache, wie die Deutſche iſt, die noch mit ſehr wenigen dazu gehoͤrigen Kunſt - Woͤrtern verſehen; ſo wird man die Bemuͤhung des Herrn Brockes um deſto hoͤher achten lernen; auch Demſelben et - wan einige Haͤrtigkeiten, welche der vermeinten Reinigkeit zuwider ſcheinen moͤchten, zu gute halten: und zwar ſol - ches um ſo viel eher, als Er, in einer von Jhm geſuchten genauen AusdruͤckungdesVorrede. des Originals, mehr auf den Nutzen des Leſers, als etwan durch gar zu ſtarckes Feilen, wodurch gar leicht auch dem Nothwendigen etwas abgehen koͤnnen, auf Seinen eigenen Ruhm zu ſehen, Sich vorgeſetzt.

Jch glaube nicht, daß es noͤthig ſey, den Titul dieſer Ueberſetzung, welche den Dritten Theil des Jrdiſchen Ver - gnuͤgens in Gott hauptſaͤchlich ab - giebet, weitlaͤufftig zu rechtfertigen. Wer ſich die Muͤhe geben wird, die Grund - Saͤtze der Welt-Weisheit des Hrn. Abts durchzuleſen, der wird leicht beob - achten, daß er mit dem Hrn. Brockes faſt gleichmaͤſſige Abſichten in Verfertigung derſelben gehabt, als der Herr Ueberſetzer mit Seinen bisherigen zween Theilen des Jrdiſchen Vergnuͤgens in Gott.

Die Aufmunterung zur Erkenntniß und Verehrung des Schoͤpfers, aus derBe -Vorrede. Beobachtung der Creaturen, leuchtet aus dieſer Beyden Groſſen Geiſter Ar - beit allenthalben hervor; und gegen - waͤrtiges Buch, welches ich den Leſern zu liefern die Ehre habe, verdienet noch um deſto mehr den Nahmen des Jrdi - ſchen Vergnuͤgens in GOTT, je mehr die eigenen Gedichte, des Herrn Verfaſſers, welche der Ueberſetzung an - gehaͤnget worden, was den Jnhalt und die Abſichten betrifft, den Gedichten gleich kommen, die in den erſten bey - den Theilen befindlich ſind.

Wie viel endlich die Haupt-Abſicht der bisherigen Theile des Jrdiſchen Ver - gnuͤgens in GOTT Gutes gewuͤr - cket; wuͤrde vielleicht mit ſehr vielen Zeug - niſſen erweißlich ſeyn; wenn die Sache nicht ſelbſt fuͤr ſich davon zeugete. Der gelehrte Herr General-Superintendens der Grafſchafft Lippe, D. Hauber, hatunterVorrede. unter andern in ſeiner zu Helmſtaͤdt ge - haltenen Jnaugural-Diſputation de Cogitationibus erwieſen, daß auch GOttes-Gelehrten an des Herrn Brockes Gedancken einen Gefallen tra - gen. Und vielleicht hat auch unſer vor - trefflicher Herr Fabricius, bey Gelegen - heit der Brockeſiſchen Schrifften, zu der ſo gelehrten Ueberſetzung der Phyſicaliſchen Theologie des Derhams, welche dieſe Meſſe gleichfalls zum Vorſchein kom - men wird, Anlaß genommen.

Der Schoͤpffer, zu deſſen Ehre alle dieſe Arbeit uͤbernommen worden, laſſe ſolche nach ihren Abſichten geſegnet ſeyn; alſo, daß viele Leſer gehoͤriger maſſen aus dem Schlafe ihrer Achtloſigkeit er - wachen, und ſich erinnern moͤgen, daß ſie in der Welt ſeyn, und daß ſie ſich der - ſelben, nach der Abſicht des Schoͤpfers, gebrauchen ſollen. Die Leſer aber die - ſes Dritten Theiles des JrdiſchenVer -Vorrede. Vergnuͤgens in GOTT erſuche ich, dem Herrn Brockes, ſo wohl in ſei - nem itzigen ſchweren Ammte, als zu al - len ſeinen ruhmwuͤrdigen, und zur Ehre GOTTES abzielenden Verꝛichtungen, Geſundheit und alle Gluͤckſeeligkeit und Ruhe des Leibes und Gemuͤthes anzu - wuͤnſchen. Ein Mann von Seiner Ehr - lichkeit, Beſcheidenheit, Klugheit, Ge - lehrſamkeit und GOttes-Furcht, iſt eines ſo redlichen Wunſches wuͤrdig; den all - bereit ſo viel tauſend Menſchen, die Jhn zum Theil von Perſon, theils aus Seinen Schrifften kennen, mit mir thun!

Geſchrieben in Hamburg, den 30. Septembr. 1728. Joh. George Hamann.

An

An Sr. Hoch-Edl. Herrn Lic. Brockes, Wuͤrdigſten Mit-Glied des Hoch-Weiſen Rahts-Collegii zu Hamburg, Bey der zweyten Ausgabe des dritten Theils Seines Jrrdiſchen Vergnuͤgens in GOTT. D. B. B. Richter, Jhro Hoch-Fuͤrſtl. Durchl. des Hrn. Biſchoffs zu Luͤbeck Hoff-Raht und Leib-Medicus.

Laſſe, Zierde Teutſcher Muſen, laſſe deine Saiten ruhn,
Weil der Eifer laͤngſt erloſchen, Dir es jemahls gleich
zu thun.
Unſre Tichter werden nie den erhaltnen Vorzug ſchwaͤchen,
Noch ein Wettſtreit mit Vernunfft die gewundnen Palmen
brechen.
Laß uns Zeit, Dich zu begreiffen, ſetze deinem Ruhm ein Ziel,
Unſers Lichtes iſt zu wenig, Deiner Strahlen ſind zu viel.
Doch ich hoͤre meinen Rath von den meiſten uͤberſtimmen,
Sollen Funcken dieſer Gluth in gedaͤmpffter Aſche glimmen?
Sollen dieſe Schrifften ſchweigen, die man fuͤr ein Muſter
ſchaͤtzt,
Und woran man nur die Kuͤrtze, ſtatt der Fehler ausgeſetzt?
Haͤlt man deſſen Kiel zuruͤck, der uns, wenn er will, beweget,
Hoffnung, Freude, Traurigkeit, Liebe, Furcht und Haß erreget,
), (); (Die
Die Begierden lenckt und beſſert, auf der Sachen Urſprun
fuͤhrt,
Und den Reichthum der Gedancken mit der Worte Nachdr[uck]
ziert?
Nein, ihr Eifrer, irrt euch nicht! Das, was Brocks bisher ge[-]
ſungen,
Jſt noch nicht im innern Theil eures Hertzens eingedrungen.
Welcher ſieht, wie rein Er dencket, welcher denckt, wie nett E[r]
ſchreibt,
Wird im Fortgang ſeines Urtheils durch den Uberfluß betaͤub
Die Verwunderung erſtickt, und verliehrt ſich in der Menge,
Unſer Umfang des Gemuͤhts iſt fuͤr dieſen Schatz zu enge.
Das Gefuͤhl geuͤbter Ohren wird durch die Gewohnheit ſchwach[,]
Und die lauter Wunder hoͤren, die ermuͤden allgemach.
Da die Wercke der Natur hier im ſchoͤnſten Riß zu finden,
Koͤmmt uns Furcht und Schwindel an, dieſe Tieffe zu ergruͤnden
Dieſen Abgrund auszumeſſen, dieſe Weite durchzugehn,
Dieſe Herrlichkeit zu ſchauen, dieſe Fuͤhrung zu verſtehn.
Und man fordert dennoch mehr? Kan man auch noch mehr ver[-]
tragen?
Kan man bey ſo reicher Koſt uͤber Durſt und Hunger klagen?
Wo die Weisheit ihre Taffel mit ſo viel Gerichten deckt,
Und den Nectar ihrer Quellen jeder ohne Mangel ſchmeckt.
Jſt nicht, wo man mehr verlangt, als man ſaͤhig zu genieſſen,
Billig Undanck oder Geitz, oder Unverſtand zu ſchlieſſen?
Wie denn ſelbſt die Lehr-Begierde ſich in gleicher Schuld be[-]
findt,
Wenn die Graͤntzen die ſie ſetzet, auſſer ihren Kraͤfften ſind.
Forſcht was man euch vorgelegt, pruͤft was euch zu ſich gezogen,
Was ihr annoch obenhin mehr bewundert als erwogen.
Glaubet, daß ein Trieb der Sehnſucht hier ein eitler Vorwitz iſt,
Der in Hoffnung neuer Dinge ſich bey ſeinem Gluͤck vergißt[.]
Folgt der Wahrheit auf der Spuhr, und bekennet ihr zur Ehre,
Daß zu ihrem Unterricht mehr Gedult und Zeit gehoͤre.
Welcher
Welcher ſich in Brockes Schrifſten als auf offner Bahne ſucht,
Den erquickt der Lohn der Muͤhe, den ergoͤtzt der Arbeit Frucht.
Dem, der hier bereits den Kern ihrer Lehren angetroffen,
Steht bey wiederholtem Fleiß, endlich ihr Geheimniß offen.
Er durchgruͤbelt Wort und Zeilen, und wenn dieſes offt ge -
ſchehn,
Werden ihm die Augen klaͤrer, und er faͤngt erſt an zu ſehn.
Jeder Satz gleicht einem Stamm voller Bluͤthen, Frucht und
Saͤffte,
Jede Redens-Art enthaͤlt neue Zierlichkeit und Kraͤffte,
Jeder Blick gewaͤhrt Vergnuͤgen, alles ſtimmt dem Zeugniß
bey,
Daß ein Schacht von dieſen Adern tieff und unerſchoͤpflich ſey.
Wie ein Kora auf fettem Land ſich in hundert Aehren breitet,
Wird aus einer engen Fluht hier ein gantzes Meer geleitet,
Wie die Hydra zehen Koͤpffe ſtatt des einen von ſich ſtreckt,
Wachſen hier zehn Gruͤnde, wenn man einen Grund ent -
deckt.
Alles ſcheint von Geiſt und Feuer, nur der Titul ſcheint zu truͤgen,
Denn es iſt kein irdiſches ſondern himmliſches Vergnuͤgen.
GOTT in der Natur erkennen, die in ihrem Schooß beſchleuſt,
Was den Arm des groſſen Schoͤpffers durch viel tauſend Zun -
gen preißt.
Dieſes macht, daß ſich der Geiſt dem, was irdiſch iſt, entziehet,
Und das Auge der Vernunfft naͤher in die Sonne ſiehet,
Daß die Schaͤrffe der Erkaͤnntniß ſich in jenem Licht verliehrt,
Wo der Ausfluß alles Seegens die entzuͤckten Sinne ruͤhrt.
Solches heiſt, ſchon in der Welt GOTT in ſeinem Licht erkennen,
Solches heiſt recht inniglich gegen ihn in Liebe brennen,
Ob gleich vieler Aberglauben dieſen Schimmer nicht vertraͤgt,
Und vor GOTT und ſeinen Wercken Hertz und Augen nieder -
ſchlaͤgt.
Aller Schein verblendet ſie, aller Glantz ſetzt ſie in Schrecken,
Moſes muß ſein Augeſicht vor ſo bloͤden Augen decken.
): (): (2Was
Was Natur und Wort eroͤffnet, ſcheint ein unbeſeelter Laut,
Dem die Schiffahrt ihres Lebens Maſt und Ruder anvertrant
Dieſer Jrrthum ſchwaͤcht den Muht, daß er ohne Kraͤfft
ringet,
Und nur bey der Demmerung die gelaͤhmten Fluͤgel ſchwinget,
Daß er keinen Vorſchmack fuͤhlt der verſprochnen Ewigkeit,
Die den Saamen der Betrachtung in uns allen ausgeſtreut.
Dieſer Saame wuchert nun, Theurer Brocks, in Deine
Schrifften,
Uns ſo wohl als jene Welt weydeſt Du auf dieſen Trifften,
Seit Du zum Behuff der Andacht ein unſterblich Werck ve[r]
faßt,
Und zum Bau des innern Tempels Kalck und Stein geliefe[rt]
haſt.
Tadelt nun, ihr Laͤſterer, der Poeten Sitten-Lehre,
Daß ihr Weyhrauch den Altar reiner GOttes-Furcht entehre,
Nennet ſie ein Spiel der Worte, nennet ſie der Jugend Peſt[,]
Die das Unkraut ſchnoͤder Luͤſte bey der Unſchuld wurtzel
laͤßt.
Nennt ſie ein Sirenen-Lied, eine Zauberey der Ohren,
Wo die Wahrheit auf der Fahrt offt ihr Ancker-Seil verlohren
Sprecht, daß Plato dieſe Klippen ſchon zu jener Zeit erkann[t ,]
Und die Tichter aus den Graͤntzen ſeiner neuen Welt ve[r]
bannt,
Schaut hieher, und denn verſucht, ob diß moͤglich ſey zu glauben
Jedes Blatt des Theuern Brocks wird der Schmaͤhſucht St[a]
chel rauben,
Als auf deſſen netten Zeilen man ein offnes Feld erblickt,
Wo die Wahrheit mit der Tugend in Geſellſchafft Bluhme
pfluͤckt.
Jede ſchmuͤckt und kroͤnet ihn, jede ſucht ihn liebzukoſen,
Sie beſtreuen ihn mit Laub, ſie bedecken ihn mit Roſen,
Jhre Haͤnde winden Kraͤntze, ihre Stimmen ruhen nie,
Und durch ſo bewaͤhrte Zeugen ſteigt der Preiß der Poeſie.
Die[ſe]
Dieſe lenckt durch ſuͤßen Zwang, ſie verbindet Ernſt mit Schertzen,
Jhrer Lehren ſanffter Zug locket und gewinnt die Hertzen,
Nichts iſt ſo gelehrt und gruͤndlich, nichts ſo ſinnreich und
beliebt,
Dem die Wahl gebundner Worte nicht ein neues Leben giebt.
Brocks dient voͤllig zum Beweiß, da wo dieſer Nahme kaͤmpffet,
Wird der Thorheit Gegen-Satz gleich in der Gebuhrt gedaͤmpffet,
Seine Buͤcher voll Erbauung gruͤnen wie ein Cedern-Wald,
Wo ein Danck-Lied froher Stimmen zu des Hoͤchſten Lob er -
ſchallt.
Zur Erhohlung kanſt Du nun, Theurer Brocks, Dir Ruhe
goͤnnen,
Weil wir doch im ſtaͤrckſten Tritt Dich nicht mehr erreichen
koͤnnen.
Sieh Dich um, wie Dein Exempel auch ein kaltes Blut erhitzt,
Und wie mancher auf dem Wege ſeinen Arm mit Kruͤcken
ſtuͤtzt,
Wie Dich viel in ihrem Lauff als ihr wahres Ziel betrachten,
Und, was Dir nicht aͤhnlich iſt, keiner Folge wuͤrdig achten.
Tritt man in den Hayn der Muſen, in Apollens Heiligthum,
So erklingt Dein wehrter Nahme durch ſo vieler Zeugen
Ruhm.
Jeder wuͤnſcht, ſo groß er iſt, daß er Dir in etwas gleiche,
Wie viel Tichter weichen Dir, ſo wie ich vor ihnen weiche?
Ruh demnach, weil aller Segen Deine Palmen gruͤn erhaͤlt,
Und kein Moder ſpaͤter Zeiten Deiner Wercke Glantz befaͤllt.
Ruhe, denn dem tieffſten Schatz Deiner Weisheit nachzugraben,
Wird die Welt, die kuͤnfftig lebt, immer was zu ſchaffen haben.
Und ich hoͤre fremde Sprachen, wie ihr Eifer ſich bemuͤht,
Und in ihren wuͤſten Gaͤrten Deine Bluhmen auferzieht.
Schau den Gipffel, wo du ſtehſt. Kan man auch noch hoͤher
ſteigen?
Ruhe! Doch, ſoll Tugend ruhn? Schweige! Wie? ſoll Wahr -
heit ſchweigen?
): (): (3Nein,
Nein, ich irre! fleuch die Ruhe, ſchreibe, trage Deine Laſt,
Nimm den Theil der Nacht zu Huͤlffe, gieb uns alles, waſ
Du haſt,
Denn hier iſt kein Wort umſonſt. Koͤnnen wir nicht alles faſſen
Muſt Du Dein geſegnet Feld darum nicht verbluͤhen laſſen.
Uberfluß hebt unſern Mangel doch nicht Deine Pflichten au[f]
Deinem Trieb und unſerm Wuͤnſchen goͤnne beyden freye[n]
Lauf,
Denn Dein Vorraht ſaͤttigt ſo, daß wir ſtets nach mehrer[n]
ſtreben,
Auch den Augen muß man nie ein ſo ſchoͤnes Recht vergeben.
Fahre fort, ſie zu entzuͤcken. Die Erſtaunung ſelbſt erbaut,
Und die Hertzen ſind ſchon froͤmmer, die man in Bewegung
ſchaut,
Lehre, beſſre, laß uns nie ohne neuem Zunder bleiben,
Teutſcher Muſen Schmuck und Zier! fahre taͤglich fort zu
ſchreiben!
Poeti -

Poetiſche Gedancken uͤber Sr. Hoch-Weish. Des Herrn Lic. Brockes, Rahts-Herrn in Hamburg, Gedichte, Bey der zweyten Ausgabe des dritten Theils Des Jrdiſchen Vergnuͤgens in GOTT.

Virgilii Bucol. Ecloga V. Tale tuum carmen nobis, divine Poëta, Quale ſopor feſſis in gramine: quale per aeſtum Dulcis aquae ſaliente ſitim reſtinquere rivo.
Ein ſtarcker Zug gerechter Pflicht
Giebt mir, o Brockes, neue Triebe,
Und dein Verdienſt, wie meine Liebe,
Erfordert heut ein Lob-Gedicht.
Jch darf, ich will, ich kan nicht ſchweigen,
Du nimmſt mich durch zu vieles ein;
Und, Dir mein Hertz ietzt nicht zu zeigen,
Wird mir gewiß unmoͤglich ſeyn.
Zwar denck ich nicht, ich wills geſtehn,
Es koͤnne meiner Muſen Lallen
Noch mehr als etwann Dir gefallen
Und Dich durch ihren Werth erhoͤhn;
Es koͤnnen dieſe ſchlechten Reime
Der Zeiten Raub Dein Lob entziehn,
An dem ſich durch Poetſche Traͤume
So viele ſchon umſonſt verſchrien.
): (): (4O Nein
O Nein. Dergleichen ſtoltzer Wahn
Schleicht ſich noch nicht in die Gedancken;
Mein Vorſatz ſetzt ſich engre Schrancken
Und fuͤhrt mich nur auf ſichre Bahn.
Du kanſt Dir ſelbſt ein Denckmahl ſtiften,
Das wuͤrcklich aller Endſchaft frey:
Der letzte Leſer Deiner Schriften
Stimmt ſtets des erſten Lob-Spruch bey.
Wer hat, wie Du, das weite Reich
Der herrſchenden Natur beſungen?
Wem ſind die Toͤne je gelungen,
Die deiner Sayten Wohlklang gleich?
Das Anſehu Teutſcher Pierinnen
Wird jetzt durch Brockes Ruhm vermehrt;
Uns ſcheint der Reichthum ſremder Sinnen
Schon weniger beneidenswehrt.
Gleicht Poeſie der Mahlerey
Und kan in wohlgetroffnen Bildern
Homer, wie der Apelles, ſchildern;
So leg ich, Brocks, Dir beyde bey.
Jſt doch, wie wir zu ſagen pflegen,
Ein jedes Bild ein ſtumm Gedicht,
Und alſo ein Gedicht hingegen
Nur eine Mahlerey, ſo ſpricht.
Was zeigſt Du nicht fuͤr Kunſt, fuͤr Fleiß
Jn der Gemaͤhlde ſchoͤnen Zuͤgen,
Womit Dein Jrrdiſches Vergnuͤgen
Uns Himmels-Luſt zu machen weiß!
Ein Schatz vollkommner Aehnlichkeiten
Schmuͤckt und bereichert jedes Bild,
So einſt das Auge ſpaͤter Zeiten
Mit freudiger Bewundrung fuͤllt.
Hi[er]
Hier reitzt der Erden praͤchtger Bau,
Der Widerſchein der bunten Felder,
Die gruͤne Nacht der dicken Waͤlder,
Der Bluhmen Perlen-Tranck, der Thau,
Der Morgen-Roͤthe ſuͤſſe Wonne,
Das Stern-Licht und der blaſſe Mond,
Der Haupt-Planeten Fuͤrſt, die Sonne,
Die in dem goͤldnen Schimmer thront.
Dieß ſcheint auf dem Papier zu ſtehn
Und hier zu blenden, hier zu ſtrahlen,
So teuſchet uns Dein dichtend Mahlen,
Man glaubt, was Du erzehlſt, zu ſehn.
Doch nur zu ſehn? Nein; auch zu hoͤren,
(Wo hat der Pinſel dieß erregt?)
Wann in der Nachtigallen Choͤren
Der Reim faſt zwitſchert, lockt und ſchlaͤgt.
Mich deucht, ich ſeh das Firmament,
Mich deucht, ich hoͤr der Winde Blaſen,
Der Schloßen Sturtz, der Wetter Raſen,
Das Wolcken bricht und Aeſte trennt.
Mich ſchreckt das donnernde Gebruͤlle,
Das Deiner Worte Schwall beſchreibt,
Bis bald des Reimes ſanfte Stille
Mein Hertz zur ſichern Ruhe treibt.
Jch fuͤhre keine Tichter an,
Dich uͤber ſie hinauf zu ruͤcken;
Dein Vers kan uns ſo ſehr entzuͤcken,
Daß man an ſie kaum dencken kan.
Man muß Dich ungetheilet lieben,
Weil man Dich unvergleichlich findt,
Und, daß auch andre ſchon geſchrieben,
Der, ſo Dich lieſt, ſich kaum beſinnt.
): (): (5Ein
Ein Seufzer, ein gereimter Schwur;
Der Wangen (nicht der Gaͤrten) Roſen;
Ein Lob, den Schoͤnen liebzukoſen;
Ein Ach! das aus dem End-Reim fuhr;
Schien, eh Du ſchriebſt, der Dicht-Kunſt Staͤrcke,
Und ieder Dichter, der ſich fand,
Beſang ſonſt keine Wunderwercke,
Als ſeiner Jris Mund und Hand.
Allein es hat mit Recht Dein Kiel
Sich was Fuͤrtreflichers erleſen;
Sein Vorwurf iſt das hoͤchſte Weſen,
Der erſten Weisheit wuͤrdigs Ziel,
Die Kraft, in der wir ſind und leben,
Der GOTT, durch Den die Kraͤuter bluͤhn,
Auf deſſen Winck Gebuͤrge beben,
Sich Fluͤſſe wenden, Meere fliehn.
Durch Dich, o Brockes, angefuͤhrt,
Kan ich die Tieffen und die Hoͤhen
Der Weisheits-vollen Allmacht ſehen,
Die Licht und Erd und Meer gebiehrt.
Wer wuͤnſchet nicht dem Dichter Seegen,
Der GOTTES lautre Lieb erweckt,
Und, uns zur Ehrfurcht zu bewegen,
Den SCHOEPFFER im Geſchoͤpf entdeckt?
O ſeelges Dichten! heilge Muͤh!
Dem HERRN der Herren Lobzuſingen.
Gewiß, es iſt von allen Dingen
Nichts tauglicher zur Poeſie.
Sie ſang die allererſten Lieder
Den Goͤttern in dem Alterthum,
Und du giebſt ihr die Andacht wieder,
Allein dem wahren GOTT zum Ruhm.
Ein
Ein ſolcher Vorzug kroͤnt Dein Haupt
Mit ewig-friſchen Lorbeer-Zweigen,
Die ſich um wenig Schlaͤfen beugen,
Seitdem ſie Opitzs Haar umlaubt,
Die nur der Preiß der beſten Floͤten,
Der Lohn der ſchoͤnſten Lieder ſind,
Von den der Poͤbel der Poeten,
Der ſchwaͤtzge Schwarm, kein Blatt gewinnt.
Begluͤckte Teutſchen! kommt und ſeht
Den Werth der Brocksſiſchen Gedichte,
Drin ſo viel Blumen, ſo viel Fruͤchte,
So viele Zier und Majeſtaͤt,
So viel Erbauung, ſo viel Leben,
So viele Wahrheit, ſo viel Geiſt,
Gelegenheit zum Zweifel geben,
Durch was Er ſich am groͤſten weiſt.
Erkennet dieß und legt dabey
Die Laſt der Vorurtheile nieder,
Als ob der Schall der fremden Lieder
Weit ſchmeichelnder, als unſrer ſey.
Erwacht aus euren blinden Traͤumen
Und ſchaut den Schatz, den ihr beſitzt
Und ſprecht, ob dann in andern Reimen
Ein rein-und lichtres Feuer blitzt.
Erlernt der Teutſchen Sprache Kraft,
Erlernt, wie weit ſie ſich erſtrecket,
Und wißt, wie buͤndig ſie entdecket
Der Coͤrper Form und Eigenſchaft.
Darf man ob ihrer Armuht klagen,
Da ſie uns ſolche Wunder lehrt,
Wovon das Kleinſte vorzutragen
Ein Nachdruck ſeltner Art gehoͤrt?
Die
Die Schoͤnheit, die ein Werck enthaͤlt,
Jſt eine Luſt den klugen Meiſtern:
Der iſt nicht von den kleinen Geiſtern,
Dem Brocks vor andern wohlgefaͤllt.
Was wir am Maro loben muͤſſen
Reitzt Kenner nur, nicht jedermann,
Und Brockſen zu bewundern wiſſen,
Zeigt Witz, Geſchmack und Einſicht an.
O Dicht-Kunſt! die du meine Bruſt,
Die dir geweihte Bruſt, regiereſt,
Und mich durch jene Hoheit ruͤhreſt,
Die Flaccus zu erreichen wuſt:
Belebe ferner Geiſt und Triebe,
Und ſtaͤrcke mich ohn Unterlaß,
So in des Theuren Brockes Liebe,
Als in gemeiner Saͤnger Haß.

London, den $$\frac{13}{24}$$ Februar. 1730. F. v. Hagedorn

[1]

PRINCIPES DE PHILOSOPHIE, par Mr. L’Abbe Genest. Grund-Saͤtze Der Welt-Weisheit, uͤberſetzt von Herrn B. H. Brockes.

[2]
[figure]

PRINCIPES DE PHILOSOPHIE LIVRE PREMIER.

Deſ Philoſopheſ. De l Origine du Monde. De l’Eſprit et du Corpſ. De Dieu. Deſ Proprietez de la Matiere. Deſ Loix du Mouvement.

Deſ Philoſopheſ.

L’UNIVERS eſt pour nous un ſpectacle inutile;
Son Ordre, ſa Structure, en vain frapent nos yeux.
Quelle ſtupidité tranquile
Arrête à cet aſpect nos Tranſports curieux?
Qvand nos Sens ſont frapez, l’Ame eſt-elle immobile?
Et n aurons-nous jamais, qv un ſentiment ſterile
De toutes les Beautez de la Terre & des Cieux?
Quoi! [3]
[figure]

Grund-Saͤtze Der Welt-Weisheit, Das Erſte Buch.

Von den Weltweiſen. Vom Urſprung der Welt. Vom Geiſt und von den Coͤrpern. Von GOTT. Von den Eigenſchafften der Materie. Von den Geſetzen der Be - wegung.

Von den Weltweiſen.

Es iſt fuͤr uns die Welt
Ein unnuͤtz Schauſpiel nur. Jhr Ordnung, ihr
Gebaͤude,
Erregen unſerm Blick nicht die geringſte Freude,
Und ſind uns nur vergebens vorgeſtellt.
Welch ſtille Tummheit haͤlt, bey ſolchem Blick,
Die neubegierige Verwunderung zuruͤck;
Will, wenn ſich unſre Sinne regen,
Die Seel allein ſich nicht bewegen?
Will man bey aller Pracht des Himmels und der Erden,
Nur obenhin geruͤhrt, nie recht empfindlich werden?
A 2Wie4Deſ Philoſopheſ.
Qvoi! nous pourrions ſans ceſſe avoir l experience
De tant d Objets divers ſur nos Sens imprimez,
Sans propoſer jamais à notte Intelligence,
De quelle ſorte ils ſont formez;
Ce qvi ſe trouve en nous, & qui ſent, & qui penſe,
Et par quels mouvemens nous ſommes animez!
Ne devons nous donc pas eſſayer de connoitre,
Autant que la Raiſon pourra nous éclairer,
Qvel eſt cet Univers; qvel eſt le premier Etre;
Ce, qvi nous a produits, & nous fait reſpirer;
Ce, qve c eſt qve le Corps, & ce, qve c’eſt qve l’Ame
Qvi joint à la Matiere une celeſte flame;
Et ce, qui doit en nous, ou finir, ou durer?
Eſt-il indifferent de juger ſi la Vie,
Par le dérangement d un Etre corporel,
Nous ſera pour jamais ravie;
Ou ſi la Mort, d un autre Etat ſuivie,
Ne ſauroit plus agir ſur l Eſprit immortel?
Qu’o[n]5Von den Weltweiſen.
Wie! koͤnnen wir ohn Unterlaß empfinden,
Daß ſo viel Vorwuͤrff ſich mit unſern Sinnen binden;
Ohn daß man ſich einſt zu Gemuͤthe fuͤhrt,
Auf welche Weiſe ſie formirt,
Was eigentlich in uns das ſey, ſo fuͤhlt und dencket?
Was die Bewegung ſey, die uns beſeelt und lencket?
Erfordert es demnach nicht unſre Schuldigkeit
Uns zu beſtreben, das zu kennen,
(So viel uns die Vernunfft dazu will Kraͤffte goͤnnen)
Was dieſe Welt? Wer der, der alle Dinge macht?
Wer uns den Athem giebt? Wer uns hervor gebracht?
Das, was ein Coͤrper ſey, und das, was eine Seele;
Wer mit dem ird’ſchen Stoff ein him̃liſch Feur vermaͤhle;
Und was das ſey, daß von uns ſoll vergehen?
Auch was das ſey, das ewig wird beſtehen?
Jſt uns denn nun gleich viel zu wiſſen,
Ob unſer Leben uns auf ewig dort,
Durch die Veraͤnderung des Coͤrpers, werd entriſſen?
Wie, oder ob der Tod, an jenem ſeel’gen Ort,
Den Geiſtern, die der Sterblichkeit entladen,
Nicht mehr vermoͤgend ſey zu ſchaden?
A 3Man6Deſ Philoſopheſ.
Qu’on ne nous diſe point, qu’une Audace hautaine
Propoſe à notre Eſprit l’infructueux eſpoir,
De sonder des Secrets, qu’il ne peut concevoir.
Qu on ne nous diſe point, qu une Science vaine,
Sous un frivole appas, cherche a nous decevoir.
Par ce charme attirant notre raiſon nous mene
Juſqu à la Raiſon Souveraine.
C’eſt-là ce, qui fait l Homme, & ce, qu’il doit ſavoir.
Un ſi noble plaiſir eſt ſon premier devoir.
Mais entre les Humains, qvi prendrai-je pour guide?
Des Sages, que vantoit la docte Antiquité,
Qvi conduira le mieux ma démarche timide
Au ſentier de la Verité?
Des Sciences, des Arts, je rappelle l’hiſtoire,
Les plus célebres Noms s’offrent à ma memoire.
Je raſſemble ces Grecs, ces illuſtres Vieillards,
Tels, qu’a ſû le moderne Apelle
Les préſenter à nos regards,
Dans ſon Ecole
(*)Tableau de Raphaël, nommé l Ecole d Athenes.
(*) immortelle.
De7Von den Weltweiſen.
Man ſpreche nicht: es ſey nur Frechheit, die den Geiſt
Mit einer unfruchtbar-und falſchen Hoffnung ſpeiſt,
Geheimniſſ auszufinden,
Die nie ein Menſch vermoͤgend zu ergruͤnden.
Man ſpreche nicht: es ſuch ein eitle Wiſſenſchafft
Durch falſchen Koͤder uns zu taͤuſchen, zu betruͤgen.
Uns leitet die Vernunfft, ſie reitzt durch ihre Krafft
Zur Ewigen Vernunfft uns zu verfuͤgen.
Dies iſt es eigentlich, was einen Menſchen macht,
Und was er wiſſen ſoll. Solch edeles-Vergnuͤgen
Soll billig einzig und allein
So ſeine Pflicht, als Endzweck ſeyn.
Allein, wen werd ich mir zu einem Fuͤhrer wehlen?
Wer von der Weiſen Zunfft, aus den begrauten Zeiten,
Wird meinen bangen Fuß, ſo daß ich nicht mag fehlen,
Zum Steig der Wahrheit leiten?
Jch uͤberlege die Geſchichte
Von Kuͤnſten und von Wiſſenſchafften.
Die Namen, welche das Geruͤchte
Verewigt, ſtell ich mir
Von neuen in Gedancken fuͤr.
Jch bringe von den alten Weiſen
Die ganze Zahl beruͤhmter Greiſen,
Die von den Griechen ſtammen,
Auf einen Hauffen hier zuſammen;
Wie der Apelles unſrer Zeit,
Jn ſeiner Schul,
(*)Der Herr Abt hat hier ſeine Abſicht auf ein vortreffliches Gemaͤhlde des Raphael gehabt, welches die Schule zu Athen genennet wird.
(*) in ſolcher Treff lichkeit,
Dieſelbigen gewuſt uns darzuſtellen.
A 4Sie8Deſ Philoſopheſ.
De la Philoſpohie Arbitres ſouverains
Ils ont inſtruit tous les Humains;
Ils ont de la Raiſon montré toutes les faces.
Les plus rares Talens, ardemment cultivez,
Chez eux ſont au comble arrivez.
On ne peut rien trouver de beau, que ſur leurs traces:
Tout nous ſert de modelle en leurs fameux Travaux;
Ils ont fait admirer jusques à leurs Défauts.
Mais ſur quoi ſe fonder? Cette Philoſophie,
Qvi devroit nous montrer un chemin aſſuré,
A cet uniqve Vrai, Vrai ſi deſiré,
En Sectes ſe ſepare & ſe diverſifie;
Et laqvelle embraſſer de tant d Opinions,
Qui ne ſont que diſpute & que diviſions?
Irois je m attacher à ceux, dont l arrogance
Veut comparer leur Sage avec l Etre Divin.
Et regler l Univers par l’aveugle Ordonnance,
L’inevitable Dépendance
Des Enchaînemens du Deſtin?
Cher[-]9Von den Weltweiſen.
Sie konnten von der Welt-Weisheit
Als Ober-Richter Urtheil faͤllen.
Sie unterrichteten die Menſchen; ſie entdeckten,
Wie weit die Kraͤffte ſich von der Vernunfft erſtreckten.
Die ſeltenſten Gemuͤhtes-Gaben,
Die ſie, durch feur’gen Trieb entglommen,
Aufs fleiſſigſte gepfleget haben,
Die ſind in ihrer Zunfft zum hoͤchſten Gipffel kommen.
Nichts gutes findet man als da, wo ſie gewandelt.
Zum Muſter dient ein Ding, wenn ſie es abgehandelt.
Sie haben es dahin gebracht,
Daß wir ſelbſt ihre Fehler ehren.
Doch worauf ſoll man ſich verlaſſen? da die Lehren,
Die einen ſichern Weg zur Wahrheit ſollten zeigen,
Die einzig iſt, wozu wir alles Sinnen neigen,
Jn Secten ſich zertheilen, ſich zertrennen?
Und was wird man mit Recht erwehlen koͤnnen
Aus den unzaͤhligen Gedancken,
Die nichts ſind, als nur Streit und Zancken?
Erwaͤhl ich denen beyzupflichten,
Die ihren weiſen Mann mit GOTT vergleichen wollen;
Die alles blos nach blinder Ordnung richten,
Auch daß die Dinge, welche ſeyn,
Nur blos allein
Dem unvermeidlichen Berhaͤngniß folgen ſollen?
A 5Soll10Deſ Philoſopheſ.
Chercherois-je avec Confiance
Ceux, dont la docte Extravagance,
Dans le doute & l inaction,
Dépouilloit leur Eſprit de toute connoiſſance;
Et croyant de leurs ſens vaincre l’impreſſion,
D’une ſubtile & ſuperbe ignorance
Oſoit faire profeſſion?
Ou Ceux, qui ſatisfaits de leut Indifference;
Sans donner d Objet fixe à leur attention,
Tout occupez de la ſimple Apparence,
Ou d une vague Vrai-ſemblance,
Ont pris l’amour du Vrai pour une illuſion!
Le Maitre du Lycée, expliqvant la Nature
Avec ſes Elemens, l’un dans l’autre mêlez,
Par un contraire accord unis, deſaſſemblez,
A poſé l’Univers d éternelle ſtructure;
Et laiſſe diſputer ſur ſa Phyſique obſcure.
Un autre en ſes Jardins fait la riche peinture
De ſes Mondes naiſſans & ſujets à la Mort;
Il veut, qu’ils ſoient ſans nombre, & qu’un aveugle Sor[t]
D atomes infinis les forme à l’avanture;
Su[r]11Von den Weltweiſen.
Soll ich denn etwa denen glauben,
Die, voll gelehrter Toll-und Thorheit immerzu,
Durch Zweifel und durch faule Ruh,
Dem Geiſt faſt alles Wiſſen rauben?
Die, da ſie doch recht laͤcherlich
Sich uͤber die Gewalt der Sinne weit erhoͤh’n,
Mit ihrer ſpitzigen und ſtoltzen Tummheit ſich
Was einzubilden unterſtehn?
Wie, oder denen, die vergnuͤgt
Mit der Gleichguͤltigkeit allein,
Ohn daß ſich zu dem Geiſt ein feſter Vorwurf fuͤg’t;
Die gantz beſchaͤfftiget mit einem bloſſen Schein,
Und, mit Wahrſcheinlichkeit zufrieden,
Nur glauben: Wahrheits-Liebe ſey
Nichts als Betruͤgerey?
Wenn Ariſtoteles uns die Natur erklaͤrt,
Und viel von Elementen lehrt,
Daß ſie
Durch wiederwaͤrt’ge Harmonie
Sich eins ins andre mengen,
Sich trennen bald, und bald zuſammen haͤngen;
So ſetzt er feſt: Es ſey die Welt von Ewigkeit
Und ſeiner Lehre Dunckelheit
Verurſacht lauter Zanck und Streit.
Ein andrer ſucht in Gaͤrten, Welt-und Erden
Die ſterben und gebohren werden,
Jn ſeiner Lehr uns praͤchtig fuͤrzumahlen.
Er meinet, ihre Zahl geh uͤber alle Zahlen,
Und daß ein blindes Ungefehr
Von einem Sonnen-Staͤubgen-Heer,
So auch unzehlbar, ſie formire.
Er12Deſ Philoſopheſ.
Sur les Sens incertains ſa doctrine s aſſure;
Il ne croit rien, que leur rapport.
Cherchant à s’echaper de cette nuit profonde,
Les plus Sages de Grecs ſe demandoient toujours,
Ou l’on avoit puiſé la matiere du Monde,
Et quel Moteur a commencé ſon cours?
Comme éternelle admettant la Matiere,
Et renonçant à concevoir,
D l’on en peut tirer l’Origine premiere,
Ils connurent hors d’elle un Souverain Pouvoir
Qui forma ſes beautez, ſon ordre, ſa lumiere.
Pherecyde eſt celui, qui montra le premier,
Qu’il falloit que du Monde un DIEU fût l’Ouvrier.
Le Sage de Claſomene
Reconnoiſſoit auſſi la Raiſon ſouveraine;
Et par-là chez les Grecs, d’un commun ſentiment,
Il fut nommé l’ENTENDEMENT.
Du Monde il donnoit la naiſſance,
La forme, le gouvernement
A la ſuprême Intelligence,
Au pouvoir de l’Eſprit Divin:
Et non à l aveugle Puiſſance,
Ou du Haſard, ou du Deſtin.
Dans les Diſcours divins, que prononçoit Socrat
De l’Arbitre éternel la connoiſſance éclate.
Plato[n]13Von den Weltweiſen.
Er fuſſt und gruͤndet ſeine Lehr
Auf Sinne, die jedoch ſo truͤglich ſeyn,
Und glaubt nicht, als durch ſie allein.
Um aus ſo dunckler Nacht ſich nun zu retten; frugen
Die, ſo in Griechen-Land der Weiſen Nahmen trugen,
Sich immer: Wo man doch den erſten Stoff der Welt
Zu allererſt geſchoͤpfft? Und wer doch der wol ſey,
Der ſie zuerſt bewegt? Es wurde feſt geſtellt,
Der Stoff muͤſſ ewig ſeyn. Sie gingen das vorbey,
Woher der erſte Stoff genommen.
Sie kannten auſſer ihm ein Allerhoͤchſte Macht,
So ihn in ſolchen Stand gebracht,
Wovon er Schoͤnheit, Licht und Ordnung, uͤberkommen.
Zuerſt hat Pherecyd die Lehr hervorgebracht,
Es hab ein GOTT die Welt gemacht.
Der weiſe Mann, den Claſomen uns weiſt,
Erkannt auch einen hoͤhern Geiſt,
Und ward daher in Griechenland
Von jedermann die Weisheit ſelbſt genannt.
Er fuͤhrt der Welt Gebuhrt, Form, Ordnung, Eigenſchafft,
Aus einer Hoͤchſten Macht und Hoͤchſten Weisheit her;
Nicht aber aus der blinden Krafft,
Vom Schickſal und vom Ungefehr.
Was wir von Socrates ſehr hohen Lehren leſen,
Zeigt einen hellen Glantz von einem Ew’gen Weſen.
Auch14Deſ Philoſopheſ.
Platon, qui ſurpaſſa tout le Savoir humain,
Range tous ſous les Loix d’un Eſprit Souverain:
Sa Science découvre un Monde intelligible,
Modelle du Monde viſible.
Mais ſans nous rappeller ces Sages ſi vantez,
Notre Siecle eſt fameux par des Hommes celebres,
Glorieux Scrutateurs des belles Veritez,
Ou qui des vieux Ecrits dévoilant les Tenebres,
En ont renouvellé les ſavantes Clartez.
Des Arts aprofondis l exacte connoiſſance,
Des Effets naturels l heureuſe experience
Diſſipent des Erreurs, qui nous ont prévenus;
Et malgré les grands noms & de Rome & d’Athenes!
Qui porterent ſi haut les Sciences humaines,
On apprend des ſecrets, qu elles n’ont point connus.
Vers les Sommets ſacrez la céleſte Uranie,
Par un Regard propice, éleve mon Genie.
Je vais, s’il m’eſt poſſible, aux plus doctes Leçons
De ma Lyre accorder les Sons,
Chercher un nouveau prix qui les Ages défie,
Goû[-]15Von den Weltweiſen.
Auch Plato, deſſen Witz der Menſchheit ſich entriſſen,
Hat alles ins Geſetz des Hoͤchſten Geiſts geſiellt.
Es zeigt uns eine Welt, die geiſtig iſt, ſein Wiſſen,
Als den Entwurf von einer ſichtbar’n Welt.
Doch ohne fernerhin, mit jenen weiſen Alten,
Uns aufzuhalten,
So hat manch edler Geiſt auch unſre Zeit geziert,
Der mancher ſchoͤn-und angenehmen Wahrheit
Lobwuͤrdig nachgeſpuͤrt.
Vor vielen haben ja die duncklen Finſterniſſen
Der alten Schrifften weichen muͤſſen,
Wenn ſie ſie, wie vorhin, in die gelehrte Klarheit
Von neuen ſetzeten. Der unterſuchten Kuͤnſte
Genaue Wiſſenſchafft, der Wuͤrckung der Natur
Durch der Erfahrung Licht begluͤckt entdeckte Spur
Vertreiben allgemach des groben Jrrthums Duͤnſte,
Die uns benebelten: und trotz den groſſen Nahmen
Von Nom und von Athen, wodurch ſo Kuͤnſt als Wiſſen
Des menſchlichen Geſchlechts auf ſolchen Gipffel kamen;
So haben wir jedoch geheime Ding erfahren,
Die ihnen jederzeit verborgen waren.
Es hebet meinen Geiſt durch einen guͤnſt’gen Blick
Urania empor nach jenen heil’gen Hoͤhen.
Jch will, ſo viel es kan geſchehen,
Jm reinſten Thon, ein neues Stuͤck
Auf der geſtimmten Leyer ſpielen;
Auf einen neuen Preis, der ewig dauret, zielen,
Und16Deſ Philoſopheſ.
Goûter du Vrai les ſenſibles douceurs
Entre les bras de la Philoſophie,
Parmi les Concerts des neuf Soeurs.
Je ne conçois rien de vulgaire,
Je le ſai, ce Projet, que je trouve ſi beau,
Nouveau chez les François, peut ſembler témeraire.
Je crains; & toute fois je me flatte, j eſpere,
Qu’il paroîtra louable autant qu’il eſt nouveau.
Empedocle, jadis l’honneur de la Sicile,
Et Lucrece chez les Romains,
A la Philoſophie ont conſacré le Stile,
Et leurs ſavans Concerts ont charmé les Humains.
Du même Enthouſiaſme eurent l’Ame ſaiſie
Ces Grecs, dont les Vertus relevoient le Savoir,
Pour attacher les Cœurs, pour les mieux émouvoir,
Des charmes de la Poëſie
Leur profonde Sageſſe employa le pouvoir.
Oui, dans ce grand deſſein mon ame ſe raſſure;
Et quoique je ne puiſſe égaler ces Concerts,
Je vais puiſer au moins le ſujet de mes Vers
Dans une ſource & plus belle & plus pure.
Je marche à la faveur d’une heureuſe Clarté.
Les Myſteres de la Nature
Vont ſortir devant moi de leur obſcurité.
Un homme parmi nous s’offre pour me conduire;
Dès que par ſa Méthode on commence à s inſtruire,
Un Chemin plus connu mene à la Verité.
D[e]17Von den Weltweiſen.
Und den die Jahre nicht bedeckten.
Jch will der Wahrheit Suͤßigkeit,
Jm holden Arm der Welt-Weisheit,
Beym lieblichen Geſang der klugen Schweſtern ſchmecken.
Was ich erſinn, iſt ungemein,
Jch weiß, daß mein Entwurf, der mir ſo wol gefaͤllt,
Da er in Franckreich neu wird vorgeſtellt,
Verwegen ſcheinen wird, und kaum gefaͤllig ſeyn.
Jch fuͤrcht und ſchmeichle mir zugleich: mein Hoffen gruͤnt,
Daß, wie mein Vorſatz neu, er ſo auch Nuhm verdient.
Es wollten ehedem Empedoeles, die Ehr
Siciliens, und Noms Lueretius noch mehr
Die Welt-Weisheit zum Zweck von ihren Liedern wehlen,
Und ihr gelehrter Thon bezauberte die Seelen.
Die Griechen ebenfalls, die ja ſo tugendhafft
Als weiſe, lieſſen ſich von gleicher Gluht entzuͤnden,
Und, um die Hertzen recht zu ruͤhren, zu verbinden,
Gebraucht ihr tieffer Wiz der Dicht-Kunſt Reitzungs-Krafft.
Ja, in dem groſſen Werck faſſt meine Seele Muth.
Denn klingt gleich mein Geſang ſo rein nicht, nicht ſo ſchoͤne;
So ſchoͤpff ich doch den Jnhalt meiner Thoͤne
Jn einer ſchoͤnern Quell, in einer reinern Fluth.
Jch wandere beym Glanz von einem heitern Licht,
Vor mir ſteigt die Natur aus ihren Dunckelheiten,
Ein Mann, aus unſerm Volck verſpricht mich zu begleiten.
Man nimmt von dieſen kaum ſo bald den Unterricht;
So fuͤhrt ein kurtzer Weg uns zu der Wahrheit hin.
BEs18Deſ Philoſopheſ.
De tant de Préjugez, qui venoient nous ſéduire
L’Obſtacle paroît écarté.
Tout ce, que la Raiſon dicta dans tous les âges
Aux Philoſophes les plus ſages,
Dans ſon Syſtême heureux nous ſemble réuni;
Tout s’y tient, tout ſe ſuit, tout s’arrange, s’explique;
L’Auteur de l’Univers par lui ſe communique;
On va du moindre Atome à cet Etre infini.
Eſprit! dont la profonde & divine ſcience
Parut, pour achever la Gloire de la France,
Pour témoigner qu’en tout elle emporte le prix,
Et peut également avoir ces avantages
De Mere des Guerriers & des plus grands Courages,
De Mere des Savans & des plus grands Eſprits.
Une voix, qui m’anime, un rayon qui m’éclaire,
M’inſpirent des tranſports preſſans.
J’entreprens d’expliquer par de nouveaux Accens,
Les Principes cachez du monde élementaire,
C[e]19Von den Weltweiſen.
Es ſcheint, als wenn die Hinderniſſen
Vom Vorurtheil, die unſern Sinn
Verfuͤhret hatten, weichen muͤſſen.
Was die Vernunfft von allen Zeiten her
Den Allerweiſeſten gezeiget; ſcheinet,
So in der Art, als Ordnung ſeiner Lehr
Begluͤckt, vereinet.
Denn alles folget ſich, es haͤngt zuſammen, flieſſt,
Und legt ſich deutlich aus, es uͤberzeugt und ſchlieſſt.
GOTT ſelber gibt durch ſie von Sich uns was zu leſen:
Vom kleinſten Sonnen-Staub geht man zum Hoͤchſten Weſen.
O Geiſt! des tieff-und hohes Wiſſen
Recht ſchien als ob es dienen muͤſſen,
Um Franckreichs Ehre zu erheben,
Um auch zugleich dadurch ein Zeugniß ſelbſt zu geben,
Daß uͤberall nur ihm der Preiß gehoͤre.
Und daß dieß Neich, zu zwiefach groͤſſrer Ehre,
So, wie es Helden ſtets der Welt geſchenckt;
Die groͤſten Weiſen auch an Mutter-Bruͤſten traͤnckt.
Jch fuͤhle, wie ein Thon mich ruͤhrt, ein Strahl begeiſtert:
Wodurch ein ſtrenger Trieb ſich meiner gantz bemeiſtert.
Jch unterfange mich durch neue Thoͤn und Lehren,
Den unbekannten Grund und Jnhalt zu erklaͤren
Der Welt, die man vom Element,
Elementariſch nennt:
B 2Was20De l’Origine du Monde.
Ce que ſont les Eſprits, ou les Etres penſans,
Et comment les Objets peuvent toucher nos Sens.
Par quelles actions ſi ſubtiles, ſi fortes,
En tant de differentes ſortes,
Notre Ame ſe ſent emouvoir.
Je croi déveloper la ſecrete tiſſure
Des Ouvrages de la Nature,
Et montrer à l’Eſprit ce, que l’oeil ne peut voir.

De l’Origine du Monde.

Dés le premier moment, que notre œil examine
Tous ces Objets, dont nous voulons juger,
Nous avons en ſecret à nous interroger;
Quel eſt cet Univers, quelle en eſt l’Origine,
Et par qui, dans cet ordre, il a ſe ranger?
Sans recourir d abord aux Oracles ſuprêmes,
Pour découvrir la Verité,
De l’humaine Raiſon employons la Clarté.
Elle vient propoſer le plus grand des Problêmes;
Comment eſt le Monde? a-t-il toujours été?
Des deux côtez l’Eſprit balance,
Quand il faut diſputer avec l Antiquité,
Ou ſi ce Monde a pris ſa naiſſance,
Ou s’il étoit de toute Eternité?
Cet Examen, ſi long-tems agité,
A paru des Humains paſſer la connoiſſance.
Notr[e]21Vom Urſprunge der Welt.
Was Geiſter ſeyn, was Weſen, welche dencken,
Und wie ein Vorwurf kann die Sinne lencken,
Durch welche Handlungen, bald kraͤfftig und bald zart,
Auf ſo verſchiedne Art,
Die Seele ſich beweget, fuͤhlet.
Und dieſes iſt worauf mein Dichten zielet;
Der wuͤrckenden Natur verborgne Kuͤnſte,
Geheimes, zaͤrtliches Geſpinſte
Zu zeigen, damit ein Gemuͤht
Das ſehe, was kein Auge ſieht.

Vom Urſprunge der Welt.

Den erſten Augenblick, wenn unſer Auge ſchaut
Der Gegenwuͤrffe Zahl, die wir begreiffen wollen,
Erfodert es das Recht, daß wir uns fragen ſollen:
Was iſt die Welt? Durch wen, und wie ward ſie gebaut,
Und in den Stand geſetzt? Ohn Anfangs gleich zu gehn
Zur Heilgen Schrifft, zu faſſen dieſe Wahrheit;
Gebrauche man zuerſt, um dieſes zu verſtehn,
Des menſchlichen Verſtandes Licht und Klarheit.
Es leget ſelbiger uns hier,
Von ſonderer Beſchaffenheit,
Die allergroͤſte Aufgab fuͤr:
Wie ward die Welt? Jſt ſie von Ewigkeit?
Es wanckt der Geiſt auf beyden Seiten,
Wenn mit dem Alterthum zu ſtreiten,
Ob unſre Welt zu ſeyn einſt angefangen?
Wie, oder ob die Dau’r der Welt von Ewigkeit?
Die Frage, welche man bekaͤmpfft ſo lange Zeit,
Jſt aller Menſchen Witz von je her uͤbergangen.
B 3Die22De l’Origine du Monde.
Notre Eſprit trop borné travaillera ſans fruit
A prouver, que de rien un Etre ſoit produit:
Soudain à ce penſer la Raiſon ſe rebelle.
Mais cet Eſprit ſuperbe, employant tous ſes ſoins,
Réuſſira ſans doute encore moins
A concevoir des corps l’Origine immortelle.
Ces deux partis nous ſont offerts.
Il faut, ou qu’une Cauſe active, intelligente,
Par ſa force toute puiſſante,
Ait tiré du néant & formé l’Univers;
Ou qu’un Cahos obſcur, une Maſſe peſante,
Dans ſa Confuſion de tout temps exiſtante,
Ait reçu du Haſard ſes ornemens divers.
Mais enfin ce Cahos & cette Maſſe obſcure,
Source & commencement de toute la Nature,
De ſon Etat confus, qui l’a donc fait ſortir?
Quoi donc s’eſt-il produit, s’eſt-il créé lui-même,
D’un pouvoir éternel l’irons-nous revêtir?
Jamais notre Raiſon peut-elle y conſentir?
De particules de Matiere,
Sans un principe actif, le Monde eſt-il formé?
Comment, ſans employer une cauſe premiere,
Le Mouvement au Corps ſera-t-il imprimé?
Etra[nge]23Vom Urſprunge der Welt.
Die in nur gar zu kleinen Schrancken
Verſchrenckte menſchliche Gedancken
Die haben ſich umſonſt zu zeigen vorgenommen,
Ob koͤnn aus Nichts, ein Etwas kommen.
Es leidet die Vernunfft ein ſolches Dencken nicht;
Doch wird bey allem ſeinem Licht
Es dieſem ſtolzen Geiſt noch weniger gelingen,
Sich einigen Begriff von coͤrperlichen Dingen,
Als waͤr von Ewigkeit ihr Urſprung, beyzubringen.
Aus den zwo Meinungen iſt eine zu erleſen:
Entweder zog ein wuͤrckend weiſes Weſen
Die Welt aus nichts, und gab ihr die Geſtalt,
Durch ein allmaͤchtige Gewalt.
Wo nicht; ſo hat ein Klump, der ungeheuer ſchwer,
Ein Chaos voller Dunckelheit,
Vermiſchet und verwirrt von Ewigkeit,
So mancher Schoͤnheit Pracht, von ohngefehr
Empfangen und erlangt: Allein,
Wer hat den Klumpen doch, wer hat des Chaos Nacht,
So von der gaͤnzlichen Natur der Quell ſoll ſeyn,
Aus dem verwirrten Stand hervorgebracht?
Zog er ſich ſelbſt heraus? hat er ſich ſelbſt geſchaffen?
Soll er von uns mit einer ew’gen Macht
Beſchencket und verherrlicht ſeyn?
Nein, die Vernunfft geht dieſes nimmer ein.
Kan von getheilten Stoff allein
Ohn einen Geiſt, der wuͤrckt, die Welt formiret ſeyn?
Wie kan ein Coͤrper doch Bewegung kriegen
Ohn einen erſten Trieb dazu zu fuͤgen?
B 4Wie24De l’Origine du Monde.
Etrange aveuglement qui fait dire à Spinoze
Qve la matiere & DIEU ſont une même choſe!
Ce grand Corps agité, mais tout materiel,
Animé par lui-même, eſt l’Etre univerſel;
Son ordre eſt tout enſemble & l’Effet & la Cauſe:
Il eſt toujours mobile & Moteur Eternel.
La Matiere, l’Intelligence,
Sont confondus dans cette maſſe immenſe.
le Corps eſt Eſprit, l’Eſprit eſt corporel!
Pourroit-on ſoutenir cette Erreur inſenſée?
Il faut du mouvement diſtinguer le Moteur.
L’Ordre, l’arrangement ſuppoſent leur Auteur,
Aucune oeuvre jamais ne ſera commencée
Sans l’Ouvrier, qui l’aura devancée.
Et quand elle paroît, n’eſt-il pas évident
Qu elle ſuivoit un ordre antecedent?
Dans l’Eſprit Souverain cet Ouvrage conſiſte;
De ſes materiaux il faut le ſéparer.
Le ſpectacle paroît, allons au Machiniſte,
Qu on y doit reconnoître, & qu on doit admirer.
Tan[t]25Vom Urſprunge der Welt.
Wie elend iſt Spinoſens Blindheit nicht,
Wenn er von dieſer Sache ſpricht:
Daß die Materie und GOTT nur einerley,
Und daß der Coͤrper, der ſich reget,
Materialiſch gantz, durch ſich belebt, beweget,
Das allgemeine Weſen ſey.
Sein Ordnung ſoll zugleich allein
Die Urſach und die Wuͤrckung ſeyn.
Er ſey zu aller Zeit
Bewegend, und zugleich bewegt von Ewigkeit.
Der Stoff zuſammt der Krafft, die ſie zuſammen haͤngt,
Die zeigen in dem Klumpen ſich,
Der unermaͤßlich iſt, vermengt.
Hier iſt der Coͤrper Geiſt; der Geiſt iſt coͤrperlich.
Sollt ſolch ein Jrthum nun wol wahr ſeyn, und zu leiden?
Man muß ja das, was man beweget, unterſcheiden
Von dem, der es bewegt. Die Ordnung, Zierlichkeit,
Erfordern einen allezeit.
Der ſie gemacht. Kein Werck wird jemals angefangen,
Daß der, ſo es gewuͤrckt, ihm nicht ſey vorgegangen.
Und wenn ſolch Werck erſcheint, iſt es nicht offenbahr,
Daß es vom erſteren Befehl die Folge war?
Dies groſſe Werck beſteht im Allerhoͤchſten Geiſt.
Denſelben muß man ja vom Werckzeug unterſcheiden.
Wir ſehen, wie ſich uns ein herrlich Schau-Werck weiſt.
Auf! laſſt uns was von Dem, der es verfertigt, wiſſen,
Den wir, in ſelbigem mit vielen Freuden,
Erkennen und bewundern muͤſſen.
B 5So26De l’Eſprit et du Corpſ.
Tant de difficultez, dont ne peut ſe défendre
Notre Eſprit foible & limité,
Viennent de ne pouvoir comprendre
Les Attributs de la Divinité.
Mais quand on avoueroit, que l’éternel Principe,
Sans le bien concevoir, d’abord eſt ſuppoſé;
Toute l’incertitude à la fin ſe diſſipe,
Des Etres juſqu à Luy le progrès eſt aiſé.
Un Corps doit en mouvoir un autre qu’il rencontre
Et toujours l’un par l autre eſt pareillement.
Retrogradez toujours; la Raiſon vous démontre,
Que nul Corps n’a de ſoi ce premier mouvement.
Donc ſi le Mouvement peut devenir posſible,
C’eſt de l’Eſprit Moteur une preuve infallible.
Vers lui par ſes degrez l on ſe peut élever;
Les Sens & la Raiſon nous le feront trouver.

De l’Eſprit et du Corpſ.

Lorsque par des Loix ſi conſtantes
L’Univers nous fait voir tant de faces changeantes,
Le Souverain Auteur en cache les Reſſorts.
Ce Reglement, cet Ordre ces Rapports
Sont un Poëme énigmatique,
notre Etude avec peine s’applique,
Qui ſans de grands Traveaux ne peut être compris,
Et des Sages ſans ceſſe exerce les Eſprits.
D’abor[d]27Vom Geiſt und Coͤrper.
So manche Schwuͤrigkeit, wovon ſich unſer Geiſt,
Da er ſo eingeſchraͤnckt und mangelhafft,
Muß uͤberwinden laſſen,
Entſteht daher, weil wir der Gottheit Eigenſchafft
Nicht faſſen.
Wofern man aber nur ein Weſen zugeſtehet,
Das ewig, ob man es ſo, gleich nicht ganz erhoͤhet;
Verſchwindet alſobald der Zweiſel und verfleucht,
Von den Geſchoͤpffen iſt zu Jhm der Fortgang leicht.
Ein Coͤrper muß den andern ja bewegen
Der ihm entgegen kommt, durch den muß der ſich regen,
Und alſo immerfort. Vernunfft wird ſolches zeigen,
Daß die Bewegung nicht fey einem Coͤrper eigen.
Wenn die Bewegung nun entſtehen kan,
So zeigt ſie einen Geiſt unwiderſprechlich an,
Der alle Dinge reg’t,
Und ſie zuerſt beweg’t,
Man kann zu ihn hinauf durch dieſe Stuffen ſteigen,
Die Sinnen werden ihn, auch die Vernunfft, uns zeigen.

Vom Geiſt und Coͤrper

Wenn durch Geſetze nun die unveraͤndert bleiben,
Die Welt ſo viel Veraͤnderungen weiſt,
Verbirgt uns GOtt dennoch die Raͤder, die ſie treiben.
Die Regeln, Ordnungen und der Zuſammenhang,
Sind Raͤhtſel, worinn unſer Geiſt
Mit Muͤhe die Bedeutung findet,
Die man nicht ſonder Fleiß und Arbeits-Laſt ergruͤndet,
Und die der Weiſen Schaaren,
Von je her, ſchwer zu faſſen waren.
Zu -28De l’Eſprit et du Corpſ.
D’abord, comme un amas d’inconnus Caracteres.
On doit regarder l’Univers;
Tous ces Objets pour nous ſont des Chiffres couverts,
Dont il faut pénetrer & percer les Myſteres.
Suſpendons tous nos Jugemens,
Cherchons dans nos Raiſonnemens
Les fonds d une pleine évidence.
Qu’un Syſtême ſoit ſimple & rempli de clarté,
Que rien ne s’y démente, & qu’il ſoit cimenté
Par la raiſon, jointe à l’Experience,
La Conjecture alors ſe change en Aſſurance,
Et l’Eſprit qui l’embraſſe, a lieu d’être flatté
D avoir trouvé la Verité.
Avant que de pouvoir définir aucun Etre,
C’eſt le nôtre, c’eſt Nous, que nous devons connoître;
Afin de démêler cet Accord merveilleux
De ce, qu’ils font en Nous, de ce, qu’ils ſont en Eux.
Il faut donc commencer de nouvelles revûes;
Examiner de prés dans la meure ſaiſon
Les choſes, que notre Raiſon
Croyoit dans la jeuneſſe avoir le mieux connues.
Pour y mieux parvenir forçons-nous à douter
De tout ce, que nos Sens ont nous rapporter.
Hommes faits, ſuppoſons que nous venons de naître,
Un Monde tout nouveau devant nous va paroître.
Sans29Vom Geiſt und Coͤrper.
Zuerſt hat man die Welt nicht anders anzuſehn,
Als Lettern, wovon wir den Jnhalt nicht verſtehn.
Ein jeder Vorwurff iſt mit Zahlen uͤberdeckt,
Worinnen was geheimes ſteckt,
Das man ergruͤbeln ſoll, das man durchdringen muß.
Es laͤſſt ſich auch ſobald kein Urtheil-Schluß,
Jn unbekannten Sachen
Unwiederſprechlich machen,
Man ſuch in unſerm Witz zuerſt den Schein der Wahrheit.
Nur einfach ſey die Lehr und voller Klarheit.
Es muͤſſe nichts darinn ſich widerſprechen;
Es muß befeſtigt ſeyn und recht verbunden,
So durch Erfahrung, als Verſtand:
Was man gemuhtmaſſt hat, wird denn zur Feſtigkeit.
Der Geiſt der’s alſo macht, iſt dann mit recht erfreut,
Daß er die Wahrheit ausgefunden.
Bevor man nun ein Weſen kan beſchreiben,
Soll man bey unſerm erſt und bey uns ſelber bleiben:
Daß wir den herrlichen Zuſammenklang verſtehen,
Des, was ſie bey uns thun, des, was ſie in ſich ſind,
Derhalben muß man ſie von neuen uͤberſehen.
Man wird in ſeinen reiffen Jahren
Die Dinge, die man als ein Kind
Am allerfeſteſten geglaubt zu wiſſen,
Noch einmal gruͤndlicher erfahren,
Noch einmal unterſuchen muͤſſen.
Dahin zu kommen nun, muß man an allen Dingen,
Die man durch Sinnen kennt, ſich ſelbſt, zu zweifeln, zwingen.
Erwachſen, dencke man: man kaͤm erſt auf die Welt.
Gleich wird uns eine Welt, die neu iſt, vorgeſtellt.
Jch30De l’Eſprit et du Corpſ.
Sans ſavoir ſi je ſonge, ou ſi c’eſt un réveil,
Je vois, ou je crois voir, une Terre, un Soleil,
Des Monts couverts de bois, des Collines fleuries,
Des Fleuves argentez, de riantes Prairies.
J entends mêler ou bruit des Eaux
La charmante voix des Oiſeaux!
Sont-ce de douces Reveries?
J’ignore tout, & rien ne m’eſt connû!
Attentif, étonné, je regarde, j’écoute,
Quî ſuis-je? ſuis-je? Et d ſuis-je venu?
Qu’arrive-t-il en moi? Je balance, je doute.
D’une choſe pourtant je ne ſaurois douter;
Je crois voir, je crois écouter.
Poſez qu’un Jupiter ait, par le Dieu des ſonges,
Produit, pour me tromper, mille & mille menſonges:
Aſſùrément je ne ſuis point trompé
Quand de ces vains objets je crois être occupé.
Oui, oui, Pyrrhoniens, indociles Sceptiques,
Indifferens Academiques,
On peut trouver le Vrai, l’Eſprit en eſt frappé.
Que des Fictions chimeriques,
Des illuſions fantaſtiques
Viennent à mon Eſprit ſe montret ſous des traits
Qui n ont jamais été, qui ne ſeront jamais;
Il eſt certain qu’en moi j’en ai l apercevance.
J’irai jusqu’à douter, qu’il ſoit rien au dehors,
A douter ſi j’aj même un Corps.
Mai[ſ]31Vom Geiſt und Coͤrper.
Jch weiß nicht ob es im-obs ohne Traum geſchehe;
Und ſehe, wenigſtens beduͤnckt mich, daß ich ſehe
Ein Erd, ein Sonnen-Licht, Gebirge voller Waͤlder,
Bebluͤhmte Huͤgel hier, dort angenehme Felder.
Jch hoͤr, wie mit des Bachs ſanfft rauſchendem Geziſche
Der liebliche Geſang der Voͤgel ſich vermiſche.
Jſt dies ein ſuͤſſer Traum? nichts weiß ich, was geſchehe,
Aufmerckſam, gantz erſtaunt, vernehm ich und ich ſehe.
Wer bin ich? Wo bin ich? Woher bin ich gekommen?
Und was geſchicht in mir?
Jch wancke hin und her und zweifle fuͤr und fuͤr.
Von einem Ding iſt mir der Zweifel doch benommen;
Jch glaube, daß ich ſeh, ich glaube, daß ich hoͤre.
Wenn auch ein Jupiter, durch Morpheus, Phantaſey’n,
Mich zu betruͤgen, haͤtt aus nichts hervorgezogen;
Bin ich jedennoch nicht betrogen,
Wann ich nur glaub es ſey ein Schein.
Ja ihr Pyrrhonier, verſtockte Sceptiei,
Und ihr gleichguͤltigen Academiſten!
Die Wahrheit findet ſich. der Geiſt beweget ſie.
Laſſt Phantaſeyen! Laſſt Chymeren!
Sich zeigen unſerm Geiſt bey gantzen Heeren
Jn ſolcher ungeformt-und wuͤſten Seltſamkeit,
Jn ſolcher grilligen Beſchaffenheit,
Als nie geweſen ſind und nimmer kommen koͤnnen,
Man kan mich doch davor nicht unempfindlich nennen.
Mein Zweifel geht ſo weit: ich zweifele daran,
Ob etwas auſſer mir. Jch zweifle gar dabey,
Ob auch mein Coͤrper wuͤrcklich ſey.
Allein32De l’Eſprit et du Corpſ.
Mais douter, c eſt penſer; je doute; donc je penſe.
Je cherche ſi j exiſte; ainſi je m’en inſtruis,
Pour penſer, il faut être; or je penſe, je ſuis.
Premiere Verité que connoiſſent les hommes;
Nous penſons, & par nous ſavons, que nous ſomme
Aſſuré par mon doute, il faudra confeſſer,
Que je ſuis un ſujet capable de penſer.
Ce Principe ſecret, qui m inſtruit de mon Etre,
Et ſeparé de tout, d abord ſe fait connoître,
Oui cet Etre penſant qui ſur ſoi reflêchit,
Eſt ce, que nous nommons notre Ame, notre Eſprit.
Juſques à ce moment de quelle erreur extrême
Nous avons été prévenus
En croyant, que les Corps ſont les premiers connus!
L’Objet connu d abord par l’Ame eſt elle-même;
Elle eſt; elle le ſait, dès qu’elle s’apperçoit
Des Sentimens qu elle reçoit.
Ma[iſ]33Vom Geiſt und Coͤrper.
Allein,
Kan Zweifeln ohne Dencken ſeyn?
Jch zweifle nun: ſo denck ich ſicherlich.
Jch denck, ob ich auch ſey? Dies uͤberfuͤhret mich;
Jch muß ja ſeyn, indem ich dencken kan.
Nun denck ich ja; ſo bin ich dann.
Dies iſt, mit unleugbarer Klarheit,
Der Menſchen allererſte Wahrheit;
Wir dencken; und dadurch erhellet, daß wir ſeyn.
Durch Zweifel nun befreyt von allem falſchen Schein,
Muß ich mich weiter noch, dies zu geſtehen, lencken:
Daß ich ein Weſen ſey, das faͤhig, zu gedencken.
Der ſo geheime Grund, der mir mein Weſen weiſt,
Jndem er ſich von allen Dingen trennet,
Wird alſobald erkennet:
Und dieſes Weſen, welches dencket,
Und auf ſich ſelbſt ſich wieder ruͤckwerts lencket,
Jſt, was wir nennen, Seel und Geiſt.
Was fuͤr ein Jrrthum hat uns unſern Witz geraubet,
Wenn wir, die Coͤrper erſt zu kennen, feſt geglaubet?
Die Seele ſelbſt war das, ſo ſie zuerſt verſtand.
Sie iſt: es wird dieß Seyn von ihr erkannt,
So bald als ſie das Sinnliche verſpuͤret,
So ſie beruͤhret.
CAllein34De l’Eſprit et du Corpſ.
Mais ne nous bornons pas à la ſeule Exiſtence.
Puisque notre Ame eſt nous, que c’eſt nous, qui penſon
Par cette raiſon même auſſi nous connoiſſons,
Que l’Ame, la Penſée eſt notre propre Eſſence.
Avant que le Corps même ait nos attentions,
L’Homme en l interieur apperçoit ſa Penſée.
Des ſenſibles Objets, ni de leurs Actions
Nulle Idée en nous n eſt tracée,
Que celle-ci n ait devancée.
Si derangeant ces Notions,
Sans nous bien obſerver, d abord nous prononcions,
Que c’eſt un Vent ſubtil, une Flâme legere
Qui fait notre Penſée, & l Action des Sens,
Cette Déciſion ſeroit trop témeraire.
Voici le premier pas, que la raiſon peut faire,
Nos Ames, nos Eſprits ſont des Etres penſans.
A découvrir ſon Etre ainſi l Ame commence.
Mais en ſuite attentive aux Objets du dehors,
Trouvant, qu elle eſt toujours émûe à leur preſence,
Et que cette Action ceſſe par leur abſence,
Par-la nous avons connoiſſance
De ces Objets divers, que nous nommons des Corps.
Lorsque notre Penſée, ou notre Ame eſt émûe
Par une Impreſſion, que l’Organe à reçûe,
En obſervant l’Effet ſur les Sens imprimé,
Elle juge, qu’il eſt formé
Par des ſujets étrangers & ſenſibles,
Le[ſ]35Vom Geiſt und Coͤrper.
Allein,
Man halte ſich nicht auf nur bey dem bloſſen Seyn.
Weil unſre Seele wir - wir die ſeyn, ſo gedencken;
So laͤſſt uns dieſes ja ganz uͤberzeuglich leſen:
So Seel als Dencken ſey auch unſer wahres Weſen.
Noch eh wir Coͤrper ſelbſt betrachten und beſehen,
So ſpuͤrt der Menſch in ſich ein innerliches Dencken,
Denn von den Sinnlichen, wie ſie ſich etwa lencken,
Empfinden wir in uns noch Spuren, noch Jdeen
Die aͤlter ſind, als das. Wenn man die Wiſſenſchafft
Ohn uns recht anzuſehn, mit dieſem Satz verwirrte:
Der Sinne Wuͤrckungen und der Gedancken Krafft
Sey ein gelinder Wind, ein leichtes Feu’r; ſo irr’te
Man grob und freventlich. Dieß iſt der erſte Schluß,
Den die Vernunfft uns machen muß,
Will ſie ſich anders nicht vom Pfad der Warheit lencken:
Des Menſchen Seel und Geiſt ſind Weſen, die ge -
dencken.
Die Seele faͤngt alſo Jhr Seyn zu kennen an.
Hernach betrachtet ſie, was aͤuſſerlich,
Und findet von den Gegenwuͤrffen ſich,
Durch deren Gegenwart, zu aller Zeit, bewoget,
Auch, daß, wenn die nicht da; ſich die Bewegung leget.
Wodurch wir denn erkennen koͤnnen
Die Dinge, die wir Coͤrper nennen.
Jſt unſre Seele nun durch einen Druck geruͤhrt,
Den unſrer Sinne Werckzeug ſpuͤrt;
So ſchlieſſet Sie, indem ſie uͤberleget,
Die Wuͤrckung, die den Sinnen eingepraͤget,
Daß ſelbige nothwendig muͤſſ entſpringen
Vou fremden coͤrperlichen Dingen.
C 2Dieſel -36De l’Eſprit et du Corpſ.
Les conçoit étendus, mobiles, diviſibles;
Differens de l Eſprit, ils ſont materiels,
Ils frapent notre Corps par des traits corporels.
Sous ces trois noms leur Nature eſt connue,
C eſt Matiere, Corps, Etendue.
En ce, qu’il donne aux ſens, notre Eſprit eſt tromp
Connoîtroit-il ces Corps, dont il eſt ſi frapé,
Si ce n’étoit par les Penſées,
A leur occaſion ſans relâche exercées?
Notre Corps même ainſi par l’Ame eſt apperçû.
Elle voit dans ces traits un merveilleux Ouvrage,
Des divers Elements le mobile Aſſemblage,
Un délicat Organe inceſſament émû,
Qui des Sens lui donne l’Uſage.
Elle voit, que c’eſt lui, qui par mille rapports
Nous lie & nous attache à toute la Nature;
Il ſert au ſentiment par ſa rare Structure;
Et nous en éprouvons les internes Reſſorts;
Nous l aimons, nous voulons, qu’il ſubſiſte, qu’il dur
Et nous l avons nommé proprement notre Corps.
Ce ſont des mains, des bras, des yeux, qui m’appartienner
Je m’apperçois toujours, que je ſuis agité
Des changemens, qui lui ſurviennent,
Et j eprouve ſouvent, qu il ſuit ma Volonté.
Tantôt il obeit, tantôt l Ame eſt ſujette:
Et par leur Liaiſon ſecrette,
A tous les Mouvemens, que l un peut recevoir,
L autre ausſi ſe ſent émouvoir.
[De]37Vom Geiſt und Coͤrper.
Dieſelbigen nun ſtellt ſie ihr
Gedehnt, beweglich, theilbar fuͤr;
Da denn, daß ſie verſchiedlich ſind vom Geiſt,
Und folglich coͤrperlich, ſich deutlich weiſ’t.
Den Coͤrper ruͤhren ſie durch coͤrperliche Zuͤge.
Drey Nahmen machen ſie uns insgemein bekannt:
Stoff, Coͤrper und was Ausgeſpannt.
Es irret unſer Geiſt nicht wenig bey den Sinnen.
Sollt er die Coͤrper, die ihn ruͤhren,
Wol anders kennen und verſpuͤren,
Als nur dadurch: Er denckt von innen?
Selbſt unſer Leib wird durch die Seel erkannt.
Sie ſieht in ſeinen Theil und Zuͤgen
Ein wunderbares Werck: Sie ſpuͤrt, wenn ſie erweg’t,
Wie mannichfach in ihm ſich Elementen fuͤgen,
Welch zartes Kunſt-Werck ſich in ihm beſtaͤndig reg’t,
Wodurch er fuͤhlet und empfindet.
Sie ſieht, daß er es ſey, der durch ſo manches Band
Uns gantz mit der Natur verbindet.
Es dient zur Sinnlichkeit ſein wunderbar Gebaͤude.
Wir mercken die in ihm verborg’nen Naͤder wol:
Wir lieben ihn, er macht uns Freude:
Wir wollen, daß er dauren ſoll;
Wir nennen eigentlich ihn unſern Leib; man ſpricht:
Die Hand, der Arm iſt mein, auch das Geſicht.
Jch merck, ich werde ſelbſt geruͤhret
Durch Aend’rungen, die er verſpuͤret.
Offt fuͤhl ich, daß er meinen Willen
Geneigt iſt zu erfuͤllen.
Offt herrſchet er, offt der Verſtand,
Und durch ein recht geheimes Band
Wird, wann den einen etwas reget,
Zugleich der andere ſtets mit beweget.
C 3Aus38De l’Eſprit et du Corpſ.
De cet accord en Nous vient la pente grosſiere,
Par ſont confondus l Eſprit & la Matiere.
Comme nous ne ſaurions jamais nous ſouvenir,
Que d agir ſans le Corps l Ame ait été capable,
Nous croyons, ne pouvoir jamais les deſunir;
L Erreur eſt preſque inevitable,
De les croire tous deux de Nature ſemblable.
Loin de ſe diſtinguer de l Etre corporel,
L’Eſprit s’aviliſſant ſe fait materiel.
Baſſes préventions dans le Berceau reçues!
Avec un foible Corps dès l Enfance engagez,
A ſuivre ſes beſoins à toute heure obligez,
Notre Ame & la Matiere ont été confondues;
Et nous avons à tort donné le Sentiment
Au Corps, qui n en étoit, que le ſeul Inſtrument.
Tous ces traits diſtinguez, qui font la differenc
Que dans les Corps on croit trouver,
Tout ce, qu en eux nous penſons obſerver,
N exiſte proprement, que dans l Ame, qui penſe.
Autant, que dans les Corps peuvent être comptez
D Attributs & de Qvalitez,
Autant dans notre Eſprit nous devons reconnoître
De divers Attributs, & de manieres d Etre.
Et toutes ces Modalitez,
Ces differens Etats, que les Objets font naître,
Des Organes touchez ſimples ébranlemens
Deviennent dans l Eſprit nos propres Sentimens.
[En]39Vom Geiſt und Coͤrper.
Aus dieſer Gleichheit nun entſteht
Die Meinung, welche falſch, wodurch man groͤblich irret,
Die Stoff und Geiſt vermiſchet und verwirret.
Wie man ſich nie erinnern kann,
Daß ſonder Coͤrper je die Seele was gethan;
So glanben wir, man koͤnne ſie nicht ſcheiden.
Es iſt der Jrrthum faſt nicht zu vermeiden,
Zu glauben, daß ſie einerley,
Und eine wie die andre ſey.
Der Geiſt, ſtatt daß er ſich,
Wenn er recht handeln wollte,
Vom Coͤrper unterſcheiden ſollte;
Macht ſich ſelbſt coͤrperlich.
Elendes Vorurtheil! ſo wir in unſrer Wiegen,
Mit einem ſchwachen Leib von Jugend auf ſchon fuͤgen,
Zur ſteten Nahrungs-Sorg ohn Aufſchub angetrieben.
Man ſieht, daß Seel und Stoff bey uns vermiſchet ſeyn.
Dem Coͤrper, welcher doch ein Werckzeug nur allein,
Wird die Empfindungs-Krafft mit Unrecht zugeſchrieben.
Die Sorten allzumal,
Der unterſchiedlichen Geſtallten ohne Zahl,
Auf ſo viel Art verſchrenck’t,
Die man in Coͤrpern glaubt zu finden,
Und alles, was man meint von ihnen zu ergruͤnden,
Beſtehet eigentlich nur in dem Geiſt, der dencket.
So manche Art und Eigenſchafften,
Die, wie man meint, an Coͤrpern hafften;
So manche Eigenſchaft, und manche Art zu ſeyn,
Trifft man allein
Jn unſern Geiſtern an: Und der Veraͤnderungen
So mannichfaltige Beſchaffenheit
Und Unterſchiedlichkeit,
So aus den Coͤrpern je entſprungen,
Die blos Bewegungen der Sinnen ſind,
Die werden blos im Geiſt das, was der Menſch empfindt.
C 4Jn40De l’Eſprit et du Corpſ.
En tout ce, qu il éprouve, & Chaleur & Froidur[e,]
Saveur, Odeur, & Son, & Couleur & Piquure,
Il ne connoit d abord, que ſes Perceprions;
Un Principe ſecret fait nos Senſations.
Que, ſi l’on peut prétendre à ſavoir davantage,
Et chercher dans les Corps par quelles Actions
Vous viennent ces impresſions;
Ces connoiſſances ſont l Ouvrage
De nos Raiſonnemens, de nos Reflexions.
Dans les Proprietez à nôtre Eſprit données;
Ne mêlons donc jamais rien de materiel;
Et que dans l Etre corporel
Ses qualitez à part ſoient diſcernées.
Car enfin, qui pourra jamais ſe propoſer,
De meſurer une Ame, ou de la diviſer?
Et veut-on, que d un Corps arrangeant les parcelles,
Quelque agitation, qu on ſe figure en Elles,
Une Ame connoiſſante ait s’en compoſer?
Comment en tous les Sens ces parcelles placées
Deviendront-elles des Penſées?
L’Eſprit lui même ainſi voudroit-il s abuſer?
En qualité d Eſprit, j entens, affirme, nie,
Je puis aimer, haïr, douter, deliberer,
Me repentir, craindre, eſperer,
Point de matiere ici, l idée en eſt bannie.
L’Eſprit n eſt point aigu, ni chaud, ni coloré,
En rond, en cube il n eſt point figuré;
Mais une autre Nature à la ſienne eſt unie.
C eſt un Corps, qui ſe peut diviſer & mouvoir,
Et dont les traits changeans peuvent s appercevoir.
Qu[e]41Vom Geiſt und Coͤrper.
Jn allen, was man ſpuͤrt, im Froſt und in der Hitze,
Jm Schmecken, im Geruch, im Stich von einer Spitze,
Jm Ton und in der Farb, erkennt er blos allein
Ein Fuͤhlen, anders nichts. Daß wir empfindlich ſeyn,
Macht ein geheimer Grund. Will man nun weiter gehen
Und, wie ein Coͤrper uns den Eindruck macht, verſtehen;
So iſt ſolch eine Wiſſenſchafft
Allein der Geiſter Werck und des Verſtandes Krafft.
So laſſ’t uns denn von coͤrperlichen Sachen,
Und was den Geiſt angeht, nie eine Miſchung machen.
Man muß der Coͤrper Eigenſchafft
Abſonderlich erwegen und betrachten.
Wer wird ſich doch dazu vermoͤgend achten
Zu meſſen eine Seel, zu theilen ihre Krafft?
Wie will man, daß, von der Materie,
Man mag ſie, wie man will, veraͤndern und verſetzen:
Man mag ſie noch ſo viel Bewegungs-faͤhig ſchaͤtzen;
Ein Geiſt, der dencken kan, entſteh?
Wie koͤnnten dieſe Theil und wenn ſie noch ſo klein,
Getheilet und geordnet ſeyn,
Doch der Gedancken Weſen kriegen?
Wollt unſer Geiſt ſich ſelbſt wol ſo betruͤgen?
Jn ſo weit ich ein Geiſt; verſteh’-bejah-verneine,
Lieb, haß, und zweifel ich:
Es reuet mich,
Jch fuͤrcht, ich hoff, und meine.
Hier iſt nichts coͤrperlichs: auch nicht einmahl die Spur.
Der Geiſt iſt weder ſpitz, noch warm, noch bunt,
Er iſt nicht laͤnglich, und nicht rund;
Doch iſt mit ihm vereint, ein andere Natur:
Ein Coͤrper, ſo ſich theilen kan und regen,
Und deſſen ſich veraͤndernde Figur
Wir mercken koͤnnen und erwegen.
C 5Der42De l’Eſprit et du Corpſ.
Que ce Corps, devenu plus leger, ou plus rate,
En ſubtiles Vapeurs s aſſemble, ou ſe ſepare,
Pour un Etre penſant peut-on le recévoir?
Sentiment, ni Raiſon peut-il s’y concevoir?
Non, ſur tout ce, qu il eſt privé de connoiſſance,
Jamais avec l Eſprit il ne ſauroit avoir
Conformité, ni reſſemblance,
Et dans tous leurs effets on voit leur difference.
C eſt ce, que nous devons ſans ceſſe examiner.
Etre Matiere, ou Corps, c eſt avoir des Parties
Qu on puiſſe deſunir, atranger, ou borner.
Etre Eſprit, c eſt ſentir, choiſir, & diſcerner,
C’eſt reflêchir ſur les choſes ſenties,
Se connoitre ſoi-même, entendre & raiſonner.
Le Corps , compoſé, par doit ſe diſſoudre
Changer & s’exhaler, & ſe reduire en poudre,
L Eſprit eſt ſimple eſt ſans diviſion;
De partage il eſt incapable;
Donc en lui-même il eſt inalterable,
Exemt de changement & de corruption.
D[E ]43Vom Geiſt und Coͤrper.
Der Coͤrper werde duͤnn, er werde leicht,
Er haͤuffe ſich in Dunſt und werde feucht,
Er theile ſich. Kan man ſich wohl mit Recht bequemen,
Jhn als ein Weſen anzunehmen,
Das uͤberlegt und denckt? Wird Witz und wird Verſtand
Jn ſelbigen erkannt?
Nein, mit demjenigen, was kein Erkentniß weiſ’t,
Kan unſer Geiſt
Nie etwas aͤhnliches und gleiches hegen.
Jn allen Wuͤrckungen wird ſich
Ein Unterſcheid zu Tage legen.
Dieß ſoll man offtermahls bedencken:
Ein Coͤrper ſeyn; heiſt: Theile haben,
Die man zertrennen kan, verſetzen und umſchraͤncken.
Ein Geiſt zu ſeyn hingegen
Heiſt fuͤhlen, wehlen, uͤberlegen,
Heiſt auf dasjenige, was man gefuͤhlet, achten,
Sich ſelbſt verſtehn, erkennen und betrachten.
Der Coͤrper, der bewegt, weil er gefuͤg’t aus Erden;
Muß dadurch aufgeloͤſt, veraͤndert, Erde werden.
Der Geiſt iſt einfach, der in ſich
Von keinen Theilen weiß, und unveraͤnderlich.
Daher natuͤrlich folgt: er ſey
Von Aenderung und von Verweſung frey.
Von44De DIEU.

De DIEU.

Je TE ſens en moi-même, ô Puiſſance infinie!
Par tout préſente, agiſſante en tous lieux.
TOI, qui de la Terre & des Cieux
Animes les Beautez, & regles l Harmonie.
TOI, par qui les flambeaux de la Nuit & du Jour,
Dans le Cercle des Temps, ont commence leur tour.
Eſprit, qui dans le nôtre exprimes Ton Image,
Auteur de la Nature, inſtruits-nous de ſes Loix;
Dêvoile-nous ce grand Ouvrage,
Qu’a fait naître Ta ſeule voix.
Si, dans ce beau Projet, qui me preſſe & m’enflâme
L’Etude & la Retraite ont fait mes vrais plaiſirs;
Si, loin des vulgaires deſirs,
Les ſoins de TE connoître ont occupé mon Ame;
Sois favorable aux Efforts innocens,
Par qui ma Raiſon & mes Sens
Ont tâché de trouver des Lumieres fidelles;
Ouvre-moi des Routes nouvelles,
Et propice à mes voeux, fais, que je puiſſe aller
Des Connoiſſances naturelles,
A ces Veritez èternelles,
Qu’il T’a plû de nous réveler.
Voici45Von GOTT.

Von GOTT.

Jch fuͤhle Dich in mir, Unendlich Starcke Macht,
Die allenthalben iſt, und uͤberall regieret,
Dich, der den Schmuck der Welt und aller Himmel Pracht
Belebet, und von Jhr die Harmonie formiret.
O HERR! durch den das Licht des Tages und der Nacht
Jm Zeiten-Creyſſe ſich zum erſtenmal beweget,
O Geiſt! der unſern Geiſt Dein Bildnis eingepraͤget.
Du Urſprung, Vater, Quell und Meiſter der Natur!
Zeig uns von ihres Gangs Geſetzen doch die Spur!
Erfuͤll und mach uns doch das groſſe Werck bekannt,
Das durch Dein Wort allein entſtand.
Wo in dem ſchoͤnen Zweck, den ich mir auserleſen,
Wodurch ich recht entflammt bin und entbrannt,
Da Fleiß und Einſamkeit mein einz’ge Luſt geweſen;
Wo, ſag ich, fern von eitler Triebe Tand,
Die Sorg, o HERR! von Dir Erkentniß zu bekommen,
Die Seele mir hat eingenommen;
So ſey dem Vorſatz doch geneigt,
Wodurch ſo wol Verſtand als Sinnen
Ein freyes Licht geſuchet zu gewinnen!
Mach einen neuen Weg, wodurch man aufwerts ſteigt,
Mir doch anitzt bekannt! Sey guͤnſtig meinem Flehn,
Und mache, daß durch Wiſſenſchafft und Klarheit
Der Creatur, ich koͤnne gehn
Zu der vollkommnen ew’gen Wahrheit.
Die uns die Schrifft giebt zu verſtehn!
Dieß46De DIEU.
Voici le grand Objet de la Philoſophie.
Il faut, ſi nous voulons atteindre à Sa hauteur,
En obſervant l Ouvrage, y rechercher l Auteur.
Par tour DIEU ſe découvre & tout le certifie;
Soit qu on veuille obſerver les Corps ou les Eſprits,
Un Eſprit Créateur ſera toujours compris.
Sans l’Etre Souverain pouvons-nous nous connoitre
Moi, qui ſai que je ſuis; ſuis-je Auteur de mon Etre?
Vient-il de la Matiere, à-t-elle le pouvoir
De me produire, & de me faire naître?
Elle même jamais ne ſauroit ſe mouvoir.
Je me trouve un Eſprit; il connoît, il raiſonne.
C’eſt mon Etre. Qui me le donne?
Peut-il être formé par un aveugle Agent?
Ne procede-t-il pas d’un Etre intelligent?
Par quelle Erreur vaine & grosſiere
Veut-on tirer l Eſprit du ſein de la Matiere;
Et qui pouvoit former un Etre connoiſſant,
Qu un Eſprit Souverain, tout Sage, tout Puiſſant?
Il eſt. S il donne l Etre; il a l Etre en partage.
Etre èternel dont le Notre eſt l Ouvrage,
Celui, par qui je ſuis, qui me fait exiſter,
A plus forte raiſon doit exiſter Lui-même.
Il eſt Eſprit, il eſt l Eſprit ſuprême.
Je penſe. C eſt par Lui. Je n en ſaurois douter.
Lui même à notre Eſprit s offre avec evidence.
Quelque choſe exiſtoit de toute éternité.
Car s il etoit un temps, que rien n’eût exiſté;
Veut -47Von GOTT.
Dieß iſt der groſſe Punet und Vorwurff aller Weiſen.
Man muß, will man zu Jhm ſich in die Hoͤhe ziehn,
Erwegt man das Geſchoͤpff, darinn den Schoͤpffer preiſen.
GOTT zeigt ſich uͤberall, und alles zeiget Jhn.
Man mag den Geiſt, man mag was coͤrperlichs ergruͤnden;
Ein Schoͤpffer, der ein Geiſt, iſt uͤberall zu finden.
Ohn dieſes Hoͤchſte Gut kan niemand ſich erkennen.
Jch, der ich weiß: ich ſey; Bin ich, der mich gemacht?
Kan die Materie ſich meinen Schoͤpffer nennen?
Bin ich durch ſie hervor gebracht,
Da ſie ſich ſelbſt ja nimmer reget?
Jch find, ich ſey ein Geiſt: Der Geiſt kennt, er erweget.
Dieß iſt mein wahres Seyn. Wer giebt es mir?
Kan es formiret ſeyn vom blinden Ohngefehr?
Kommt’s nicht von einem Geiſt, und weiſem Weſen her?
Durch welchen groben Schluß und Jrrthum ziehen wir
Den Geiſt aus der Materie herfuͤr?
Wer kan das Weſen doch den Geiſtern, welche dencken,
Sonſt, als ein Maͤchtigſtes, Allweiſes Weſen, ſchencken?
ER iſt. Der’s Weſen gibt, muß ſelbſt ein Weſen haben.
Das Ew’ge Seyn, ſo unſer Seyn gemacht,
Derjenige, wodurch ich bin hervor gebracht
Und deſſen Gaben,
Mein Seyn und Weſen bloß allein;
Muß ſelber ja nothwendig ſeyn.
Er iſt ein Geiſt, ER iſt der Hoͤchſte Geiſt.
Jch dencke. Dieß geſchicht durch JHR, und dieß iſt wahr,
Da ER ſich unſerm Geiſt ſo offenbar
So augenſcheinlich weiſt.
Von Ewigkeit
Muß was geweſen ſeyn. Waͤr eine Zeit,
Jn welcher nichts war, je vorhanden,
Wie48De DIEU.
Veut-on de Néant qu aucun Etre commence?
Jamais de rien, jamais rien ne ſera conçu.
Quel qu un poſſede l Etre, & ne l a point reçu,
Et de Lui tout à pris naiſſance.
C eſt Dieu ſeul. Seroit-il ſi ſa divine Eſſence
N’avoit l eternelle Exiſtence?
Il faudroit de ſon Etre avoir un autre Auteur,
Qui deviendroit le Créateur.
A l’infini ce DIEU ſera cherché de même,
Juſqu’à ce, qu on le trouve exiſtant par Lui-même.
Donc il eſt incréé, donc immateriel.
Il tient l enchaînement des Cauſes:
Lui, qui n eſt point produit, à produit toutes choſes,
Principe ſans principe, immuable, éternel.
Je ſai, qu’il s’eſt trouvé d aveugles temeraires,
Qui ſouvent ont voulu traiter d imaginaires
De cet Etre infini les Attributs ſacrez.
Les Mortels, diſoient ils, de frayeur pénetroz,
Expoſez aux douleurs, foibles & miſerables,
Ont mis ſur les Autels, ou des Dieux redoutables,
Ou des Deïtez ſecourables,
Spectres par l Erreur adorez
Comme vangeurs, ou comme favorables.
Pauvr[e]49Von GOTT.
Wie iſt aus ſolchem Nichts ein Etwas doch entſtanden?
Aus Nichts iſt niemals was hervorgegangen,
Nur ein Seyn hat das Seyn, und hat es nicht empfangen,
Und bloß von Jhm kommt alles. Er allein
Jſt GOTT. Koͤnnt Er wol ſeyn,
Wofern Sein Weſen nicht ein ewigwaͤhrend Weſen?
Man muͤſt ein ander Weſen ja,
So dann zu dem, der JHR gemacht, erleſen.
Selbſt ins Unendliche muß unſer Dencken gehn,
Bis man begreiffet: GOTT, muß aus ſich ſelbſt entſtehn:
Einfolglich muß ER unerſchaffen, EJN,
Und unmaterialiſch ſeyn.
Nur ER vereint und haͤlt in Sich
Der Creatur Zuſammenhang,
Der Gruͤnde lieblichen Zuſammenklang.
Nur ER allein, der nicht hervor gebracht,
Hat alle Ding hervorbracht und gemacht:
Ein Anfang ohn Beginn, ſtets, unveraͤnderlich.
Mir iſt nicht unbekannt,
Daß man gar offt verwegne Blinde fand,
Die frech gelehrt: als wenn die Heil’gen Eigenſchaften
Der Ew’gen Gottheit nur Chimaͤren
Und eitle Phantaſien waͤren.
Die Menſchen, ſprachen ſie, ſo voller Furcht und Schrecken,
Voll Schwachheit, Pein und Elend ſtecken,
Die haben ſich, bald fuͤrchterliche Goͤtter,
Bald andre gegentheils als Helffer und Erretter,
Selbſt ausgedacht,
Und aufs Altar gebracht:
Geſpenſter, die ſie haben wollten,
Daß ſie ſie raͤchen bald-bald ihnen helffen ſollten.
D Die50De DIEU.
Pauvres Mortels, en trouble jouiſſans
D’une vie, & ſi courte, & ſi mal aſſurée,
Ils ont d Atropos les Ciſeaux menaçans;
Ils ont imaginé ſur la Voute étherée
Des Dieux immortels, tout-puiſſans,
Poſſedans un bonheur d’eternelle durée,
Et leur ont prodigué leurs Voeux & leur Encens!
Dans les peines, dans les miſeres,
En plaignant les malheurs de leur condition,
Ils ont ſû par la fiction
Se former à plaiſir des Images contraires;
Au gré de leurs ſouhaits, & de leur pasſion,
Etendre, amplifier, aſſembler des Chimeres,
Et ſe forger un Etre, en qui fuſſent unis
Un pouvoir ſans Limite, & des biens infinis.
Non, non, ce ne ſont point des Images fondées
Sur l illuſion des Mortels.
Les Principes en ſont réels.
On ne peut du néant tirer nulles idées.
De l Etre ſouverain nous decouvrons les traits,
Dans leur Original éternellement vrais.
C’eſt DIEU, QUI de Lui-même à ſeul nous inſtruire.
D’o[u]51Von GOTT.
Die armen Sterblichen, ſo ſtets in Kummer ſchweben,
Bey ihrem ungewiß-und und kurzem Leben,
Die haben Atropos geſehn
Mit ihrer droh’nden Scheer. Jn den geſtirnten Hoͤhen
Sind Goͤtter hingedacht,
Von unumſchraͤnckter Macht,
Und deren Dauer ſich nicht endet,
Entfernt von aller Plag und Leid,
Voll unaufhoͤrlicher Gluͤckſeeligkeit:
Denſelben haben ſie Geluͤbd und Rauch verſchwendet.
Jn ihrer Noth, in ihren Plagen,
Bey unaufhoͤrlichem Beklagen,
Der ſteten Arbeit, Laſt und Muͤh;
Da haben ſie ſich ſelbſt erdichtet,
Und ſolche Bilder aufgerichtet,
Die ganz von andrer Art, wie ſie.
Sie haben ſich nach eigner Luſt,
Und aller Neigung ihrer Bruſt,
Viel abentheurliche Chymaͤren
Geſchmiedet, ausgedehnt, zuſammen bracht,
Und ſolch ein Weſen ausgedacht,
Drinn ein unendlichs Gut, ein unumſchraͤnckte Macht.
Verbunden und vereinigt waͤren.
Nein, nein, es fuſſet ſich von GOTT der Unterricht
Auf menſchlichen Betruͤgereyen nicht.
Die Gruͤnde ſind wahrhafftig. Es entſtehen,
Aus einem Nichts, nie wuͤrckliche Jdeen.
Wir koͤnnen von dem ew’gen Weſen.
Jn ſeinem Urſtand ſelbſt, der ewig war, die Schrifften
Unwiderſprechlich leſen.
Nur GOTT allein
Koͤnnt uns von Seinem Seyn
Die Nachricht ſelber goͤnnen.
D 2Wer52De DIEU.
D’où viendroit ſon Idée, & qui peut la produire,
S’il n’avoit découvert à notre Eſprit borné,
Le Parfait, l Infini, l Immenſe?
Ce que l Homme jamais n’auroit imaginé.
Loin que du plus parfait la ſublime Excellence,
En ſe montrant à nous ſous des traits empruntez,
Compoſez, embellis, aſſemblez, augmentez,
Par du moins parfait ait quelque dépendance,
Décidons au contraire àvec pleine aſſûrance,
Que la parfaite Idée a les réalitès,
Dont la défectueuſe a les traits limites.
Parceque l’Homme eſt foible, eſt miſerable,
Il ne fait point un Dieu tout-puiſſant, immuable;
Ces traits interieurs à l Ame préſentez
Sont d’exiſtantes Véritez.
Si mon Eſprit connoit ſes Erreurs, ſa ſoibleſſe,
Ce n’eſt, qu’en contémplant l’Eternelle Sageſſe,
Dont la réelle Idée étoit infuſe en moy;
C’eſt dans ce modelle, je voi
Ma Nature bornée, imparfaite & grosſiere.
On connoit les Défauts par la perfection,
Toujours d’un bien réel ſuit la privation,
Les Tenebres ne ſont, qu’où manque la Lumiere.
Recon[-]53Von GOTT.
Wer haͤtt in uns von JHM ein Denck-Mahl ſtifften
Und woher hat es kommen koͤnnen?
Haͤtt ER in unſern Geiſt, der von ſo engen Schrancken,
Vom Unermaͤßlichen,
Unendlichen, Vollkommenen,
Nicht ſelbſt geleget die Gedancken,
Worauf ein Menſch ſonſt nimmermehr gedacht.
Denn es ſey fern, zu dencken, daß die Pracht
Des Allerherrlichſten, indem es uns ſich zeiget
Als wie gefuͤgt, geſchmuͤckt, vereinet und vermehrt,
Von dem, was lange nicht zu ſolcher Hoͤhe ſteiget,
Dadurch abhaͤngig ſey gemacht.
Laſt uns im Gegentheil ganz feſt verſichert glaͤuben,
Es habe die Jdee der Vollenkommenheit
Die allerwahrſte Wuͤrcklichkeit,
Wovon der mindern nur umſchraͤnckte Zuͤge bleiben.
Dieweil der Menſch nur elend iſt und thoͤrlich,
Macht er ja keinen GOTT Allmaͤchtig, Unaufhoͤrlich,
Die Zuͤge, ſo von JHM in unſern Seelen ſtehn,
Die haben wir nicht anders anzuſehn
Als eine weſentliche Wahrheit.
Daß unſer Geiſt ſein eigne Schwachheit kennt,
Und ſich nicht frey vom Jrrthum nennt;
Kommt bloß daher,
Daß er in GOTT erkennt der ew’gen Weißheit Meer;
Woraus die wuͤrckliche Jdee
Jn ihn gegoſſen war. Nach dieſem Muſter ſeh
Jch meine grob umſchraͤnckt und ſchwaͤchliche Natur.
Bey der Vollkommenheit kennt man die Maͤngel nur.
Wofern kein wuͤrcklichs Gut; waͤr deſſen Mangel nimmer.
Es giebt ſonſt keine Finſterniſſen,
Als wenn wir nichts von Lichtes Schimmer
Und ſeinen hellen Strahlen wiſſen.
D 3Man54De DIEU.
Reconnôit-on l’Erreur, voit-on la Fauſſeté,
Si l’on ne les compare avec la Verité?
L’aveuglement n’eſt point, qu’en ſuppoſant la Vûe:
La borne du fini par l Infini connue,
Montre, qu’il en doit proceder.
Il faut une premiere & ſouveraine idée;
Comme Regle unique on doit la regarder;
Tout la ſuit, & de rien elle n’eſt precedée;
Tout eſt connu par elle, & tout montre en Effet,
Les traits diminuez de cet Etre parfait
Toujours la Verité ſous des voiles cachée,
Et par nos foibles yeux vainement recherchée,
Subſiſte dans ſa force & dans ſa pureté.
Quelque part qu’elle ſoit, elle eſt vive & réelle,
Toute notre Raiſon n’en eſt qu’une étincelle;
Elle ſera toujours, elle a toujours été.
Quand nos foibles Eſprits ſont dans l’obſcurité
Cherchons ſa lumiere immortelle;
Et ſongeons, en ouvrant les yeux à ſa Clarté,
Q[ue]55Von GOTT.
Man ſieht den Jrrthum nicht, nicht Falſchheit, recht mit
Klarheit,
Man halte ſie denn zu der Wahrheit.
Setzt man der Blindheit nicht entgegen das Geſicht;
So iſt auch keine Blindheit nicht.
Die Graͤnzen, welche endlich, und allein
Durch das Unendliche erkannt ſind, zeigen,
Daß ſie von Jhm entſtanden ſeyn.
Zu einer erſteren Jdee, die allgemein,
Und uͤber alles iſt, muß man nothwendig ſteigen.
Zur einz’gen Regel muß man dieſe bloß erleſen,
Der alles folgt, vor welcher nichts geweſen.
Durch ſie ſind alle Ding erkannt, und alle weiſen,
Daß ſie von GOTTES Groͤſſ und Herrlichkeit, allein
Verkleinte Zuͤge ſeyn.
Es bleibt die Wahrheit immer,
Obgleich verhuͤllet und verſtecket,
Wird ſie von uns gleich nicht entdecket,
Jn ihrer Krafft und reinem Schimmer.
Sie ſey auch, wo ſie ſey; ſo iſt ſie weſentlich,
Lebendig, und es zeiget ſich,
Daß unſer aller Witz ein Fuͤncklein nur aus Jhr.
Sie war von Ewigkeit, und wird auch ewig ſeyn.
Wenn unſer ſchwacher Geiſt nun hier
Jn Finſterniſſen ſtecket; ſo laſſet uns den Schein
Von Jhrem Ew’gen Licht doch ſuchen, und bedeucken,
Wenn wir die Augen lencken
Auf ihre wunderbahre Klarheit:
D 4Es56De DIEU.
Que DIEU lui même au ſein, de ſon Eternité
Eſt l Eternelle Verité.
Tout procede, tout vient de ce divin Principe.
Notre Eſſence eſt l’Eſprit, Eſprit qui participe
Aux privileges immortels.
Ausſi ce n’eſt pas lui, que je puis mettre en doute,
Ni les Dons intellectuels;
Plûtot l’Erreur, que je redoute,
Touche les ſujets corporels.
Je penſe, il ne ſe peut, que mon Ame s’ignore.
Mais ſachant, que je ſuis, je puis douter encore.
Si les Etres divers ſont tels, que je les ſens;
Si le brillant éclat, dont le jour ſe colore
Si tant d’Objets ſans ceſſe renaiſſans,
Avec réalité viennent fraper mes ſens.
L’Ame par eux pourroit êtrê deçûe.
Et nos Songes ſouvent ont nous avertir,
Que rien ne preſentoit à l’Eſprit, à la Vûe
Tant d’Objets, qu’au dehors nous avons crû ſentir.
Ou[i]57Von GOTT.
Es ſey GOTT ſelbſt, im Schooß vou ſeiner Ewigkeit,
Die ewige ſelbſtaͤnd’ge Wahrheit.
Aus dieſem Goͤttlichen und ew’gen Grunde
Kam alles, und entſtunde,
Koͤmmt alles, und entſteht. Mein Weſen iſt ein Geiſt.
Ein Geiſt der’s Vorzugs-Recht der Unvergaͤnglichkeit
Beſitzet und geneuſſt.
An Jhm und ſeiner Krafft Beſchaffenheit
Ereignet ſich der mindſte Zweifel nicht:
Vielmehr betrifft der Zweifel bloß allein
Die Vorwuͤrff, welche leiblich ſeyn.
Jch dencke; Darum muß die Seele, daß ſie ſey,
Unwiderſprechlich wiſſen.
Allein indem ich weiß; ich bin; werd ich dabey
An Dingen, die ſo vielerley,
Ob ſie auch das ſind, was ſie ſcheinen; zweiflen muͤſſen.
Ob die mit Glanz erfuͤllte Pracht,
Die Tag und Himmel helle macht,
Ob ſo viel Coͤrper, die entſtehn und ſich verlieren,
Mit einer Wuͤrcklichkeit mir meine Sinne ruͤhren.
Die Seele koͤnnte ja durch ſie betrogen ſeyn.
Die Traͤume geben uns ja voͤlligen Bericht,
Daß bloß ein Nichts dem Geiſt und dem Geſicht
Verſchiedne Dinge zeigt, die wir, durch falſchen Schein
Verfuͤhret und getaͤuſcht, nicht anders ſpuͤren,
Als ob ſie aͤuſſerlich die Sinnen wuͤrcklich ruͤhren.
D 5Ja58De DIEU.
Oui, ſur tous ces ſujets je ſuis encore en peine,
Cer Eſprit, ſeul Auteur de tout ce, que je voi,
Par ſa puiſſance ſouveraine,
Ne peut-il pas ſe plaire à ſe jouer de moy?
Dans l’Erreur du ſommeil peut-être, qu’il me plonge,
Et de toute ma Vie il ne me fait, qu’un ſonge.
Non, puiſque c’eſt un DIEU; que tout eſt ſous ſa Loi,
Qu’il eſt l’Etre Parfait, ma frayeur eſt bannie;
Nul défaut ne ſe mêle à la perfection,
Sa Bonté, Sa Sageſſe, & Sa Gloire infinie
Ne peuvent s’accorder avec illuſion.
Meditons à loiſir ſur ſon divin Ouvrage.
Gardons nous ſeulement de nous laiſſer frapper
Aux premiers lueurs de quelque fauſſe Image,
Il ne nous trompe point, ni ne laiſſe tromper
Ceux, en qui la Raiſon des ſens regle l’Uſage;
Nos Craintes, nos Erreurs peuvent ſe disſiper.
Ces Eſprits non chalans qui ſuivent Epicure,
Qn’on veuïlle, diſent-ils, nommer Deſtin, Nature,
Haſard, Eſprit, ou DIEU, ce qui meut l’Univers,
N’eſt-ce pas nous donner, ſous tous ces Noms divers,
Une cauſe premiere également obſcure?
Ce59Von GOTT.
Ja, aller dieſer Dinge wegen
Fuͤhl ich in meiner Seel ſich manchen Zweifel regen.
Der Geiſt, der alle Ding hervorgebracht,
Kan der durch Seine hoͤchſte Macht
Mit Ungewißheit mich zu plagen
Nicht etwan einigen Gefallen tragen?
Vielleicht hat Er dem Trug des Schlaffs mich uͤbergeben,
Und machet einen Traum aus meinem ganzen Leben.
Nein: Darum, weil Er GOTT, dieweil Er alles kan,
Weil Er vollkommen iſt; iſt alle Furcht verſchwunden.
Mit der Vollkommenheit iſt nie ein Fehl verbunden:
Die Weisheit, Seiner Guͤt und Ehre heit’rer Schein,
Die ſtimmen nimmermehr mit Blendung uͤberein.
Laſt uns mit Achtſamkeit Sein Goͤttlichs Werck be -
dencken!
Nur huͤte man ſich doch, damit ein Flatter-Licht
Von falſcher Phantaſey uns nicht vom Weg ablencken
Und uns verfuͤhren mag. Er truͤget warlich nicht,
Er giebet auch nicht zu, daß die betrogen ſeyn,
Die durch Vernunfft den Brauch der Sinne wol regieren.
Es mag ſich denn ſo Furcht als Jrrthum frey verliehren!
Zwar ſpricht die Schaar der lauen Geiſter,
Die Epicurum ihren Meiſter,
Doch faſt mit Unrecht, heiſt:
Man nenne das, ſo alle Welt regiert,
Verhaͤngniß, Ungefehr, Natur, GOTT, oder Geiſt;
Wird nicht in den verſchiednen Nahmen
Ein allererſtes Weſen
Von gleicher Dunckelheit verſpuͤrt?
Wird60De DIEU.
Ce DIEU, dont vous vantés lés Titres eternels,
En eſt-il mieux connu par les Foibles Mortels?
Non, Epicuriens, votre impie arrogance
D’un Sophiſme trompeur a ſaiſi l’apparence.
C’eſt la Grandeur de DIEU, c’eſt ſon Infinité,
Que ne peut embraſſer notre Eſprit limité;
Mais rien n’eſt mieux connu, que l’eſt Son Exiſtence,
Rien mieux ſenti, que Sa Puiſſance.
O Vous! qui perſiſtés dans votre aveuglement,
Qui du Monde au Haſard laiſſés le réglement,
Quand vous niez un DIEU, votre Raïſon rebelle
Reconnoît cependant une Eſſence éternelle.
D’éternels Elemens vous fermés tout ſans choix,
Sans dire, qui commence à leur donner des Loix.
Vous diſputés à DIEU la Sageſſe immortelle,
Lorsque dans la Matiere, avec indignité,
Vous mettés une aveugle & fauſſe Eternité.
Quand l’Eſprit Créateur à vos yeux ſe préſente,
Vous érigés en DIEU la Matiere impuiſſante
On61Von GOTT.
Wird denn der GOTT, den ihr zum GOTT erleſen,
Und welcher ewig wird genannt,
Den ſchwachen Sterblichen dadurch wol mehr bekannt?
Nein, nein, ihr Epicurer, nein
Es folget Euer Stoltz, von einem falſchen Schluß,
Den ja ſo falſchen Schein.
Die Groͤſſe GOTTES iſts und Sein Unendlichkeit,
Die unſer kleiner Geiſt nicht faſſen kan noch muß.
Allein;
Nichts iſt ſo klar erkannt, als GOTTES Seyn,
Nichts deutlicher gefuͤhlt, als Seine Macht.
O ihr! die ihr verharrt in eurer Blindheits-Nacht,
Die ihr der Welt
Ein Ungefehr zur Gottheit vorgeſtellt;
Jndem ihr einen GOTT verneint, wird jedennoch
Durch euren eigenen Verſtand,
Der euch ſelbſt widerſpricht,
Ein Ewigs Seyn empfunden und erkannt.
Jhr ſprecht ja ſelber: Alles ſey
Aus ew’gen Elementen kommen,
Und leugnet Den jedoch dabey,
Von Dem ſie die Bewegung hergenommen.
Jhr widerſprecht ja GOTT, der Ew’gen Weisheit Licht,
Da ihr, o Schande! doch dem Stoff, dem Element,
Ein Ewigkeit, die blind und falſch iſt, goͤnnt.
Da euren Augen ſich ein Geiſt
Als Schoͤpffer weiſ’t;
So wollt ihr euch den Stoff, ein Ohnmachts-volles Weſen,
Zu einer Gottheit auserleſen.
Man62De DIEU.
On vous a demontré, qu’elle eſt ſans action,
Qu’un autre Agent, qu’un Corps donne l’impresſion,
Que tout vient d’un Eſprit, ſeul Etre neceſſaire,
Qui ſeul meut tous les Corps, qui les Eſprits éclaire.
On ſait, qu’il eſt; c’eſt tout ſavoir.
Demandons-nous, comment s’exerce ſon pouvoir?
Pour Lui, c’eſt agir, que vouloir.
Par quel ordre veut-on que l’Univers commence?
Quel Auteur peut-on lui donner,
Qu’un DIEU, qui contient tout dans ſa Grandeur immenſe,
Que rien n’a precedé, que rien ne peut borner?
Si l’on ne reconnoit ce Principe ſuprême,
Il faudra, qu’un Néant du Néant ait puiſé
Ces Elemens dont tout eſt compoſé.
L’Infini pouvoit ſeul trouver tout en Lui-même,
Iroit-on hors de Lui rechercher vainement,
D’ou la Matiere a ſon commencement?
Il veut; & dans l’Inſtant même,
Il en voit l’accompliſſement.
Rien ne peut s’etablir, que ſur ce fondement.
Qu’il ait la Gloire toute entiere.
Quand ſes divins Decrets marqverent le moment,
De mettre dans un Monde & l’Ordre & la Lumiere
Alors63Von GOTT.
Man hat euch ja gezeigt: er koͤnne ſich nicht regen.
Ein Weſen, ſo kein Leib, muͤſſ ihn allein bewegen:
Daß alle Ding aus einem Geiſt entſtehn,
Der einzig, und allein
Nohtwendig muͤſſe ſeyn,
Der alle Coͤrper lenckt; der alle Geiſter klug
Und weiſe macht. Man weiß: Er ſey. Das iſt genug.
Will jemand, daß wir ihm, wie GOTT wuͤrckt, ſagen ſollen?
Des Schoͤpffers Wuͤrcken iſt ſein Wollen.
Durch weſſen Willen denckt ein Menſch doch, daß die Welt
Zuerſt entſtanden ſey, was ſetzt man ihr
Doch ſonſt fuͤr einen Schoͤpffer fuͤr,
Als einen GOTT, der alles in ſich haͤlt,
Vor welchem nichts je war, den nichts umſchraͤncken kan.
Sieht man ſolch einen GOTT fuͤr einen GOTT nicht an;
So hat ein Nichts aus Nichts hervor gebracht
Der Elementen Stoff, draus alles iſt gemacht.
Nur was unendlich iſt, allein,
Kan in ſich ſelber alles finden.
Gedenckt man auſſer Jhm zu faſſen, zu ergruͤnden
Woher der Stoff doch kan gekommen ſeyn?
Er will; gleich ſieht Er Seinen Willen
Den Augenblick erfuͤllen.
Man kan von allen, was wir ſchauen,
Nichts als auf dieſem Grunde bauen.
ER muß allein die Ehre haben.
So bald Sein Ewigs Wort die Zeit beſtimmen wollte,
Daß in der Welt ſo Licht, als Ordnung herrſchen ſollte,
Hat64De DIEU.
Alors il a créé cette même Matiere,
Dont il a fait l arrangement.
Il eſt tout, il peut tout; en Lui, ſont réunies,
Dans un Etat exempt de changement,
Les Perfections infinies,
Dont un parfait bonheur fait le couronnement.
C’eſt notre Principe, Eſprit-Dieu, Premier Etr[e],
Qui n’a point commencé, qui doit toujours durer,
Qui par tout agiſſant, ſe fait toujours connoître,
Et que l’on ne peut ignorer.
De ſes faux prêjugez la Raiſon rameneé,
Ne s’occupera plus à rechercher ſans fruit,
Comme on peut expliquer l’aveugle Deſtinée.
Qu’eſt-ce, que le Deſtin, qu’un nom, qui nous ſéduit?
Il eſt vrai, qu’une Cauſe à l’autre eſt enchainée,
Toujours l’une préſide à celle, qui la ſuit;
Mais remontant toujours, cette châine bornée
Juſqu’au premier Moteur à la fin nous conduit,
Par qui l’Univers fut produit.
L’Opinion Stoïque eſt ainſi condamnée.
[Et]65Von GOTT.
Hat ER zugleich den Stoff gemacht,
Der in die Ordnung wird gebracht.
Nur ER iſt alles, ER allein
Kan alles; Jn JHM ſeyn,
Jm Stande der Vergaͤnglichkeiten,
Vereint unendliche Vollkommenheiten:
Die durch JHN ſelbſt, ohn Ende, ſonder Zeit,
Gekroͤnet ſind mit ew’ger Seeligkeit.
Dies iſt nun unſer Grund. Ein erſtes Seyn, ein Geiſt,
Ein GOTT, Der immer waͤhrt, Der nie entſtand,
Der allenthalben wuͤrckt, Sich allenthalben weiſ’t,
Und welcher nirgend unbekannt.
Von allen Vor-Urtheilen frey
Wird die Vernunfft nun ferner nicht begehren,
Ohn’allen Nutzen, zu erklaͤren
Was eigentlich ein blind Verhaͤngniß ſey.
Was heiſſ’t Verhaͤngniß ſonſt? Ein Wort, das uns verfuͤhrt.
Zwar iſt es wahr, daß eine Urſach immer
Ein andere beruͤhrt,
Die eine trifft, es fehlet nimmer,
Die, ſo ihr folgt. Allein,
Geht man beſtaͤndig fort; ſo fuͤhret dieſe Kette
Uns endlich doch zuletzt zu einem Erſten Seyn,
So ſie zuerſt bewegt: Wodurch die Welt entſtunde:
Und alſo geht der Schluß der Stoiker zu Grunde.
EDer66De DIEU.
Et d’Epicure ausſi le Principe eſt detruit.
La Nature au Haſard ſeroit-elle entraînée?
Le précedent diſcours clairement nous inſtruit,
Qu’une Cauſe toujours par l’autre eſt gouvernée,
Par une anterieure elle eſt déterminée,
Juſqu à ce, que l’Eſprit ſe trouve enfin reduit,
A la premiere Loi, de nulle autre émanée,
Par qui cet Univers fut créé, fut conſtruit.
Ce, qu’on nomme Haſard, n’eſt rien, ne peut rien êtr[e,]
Qu’un nom pour déſigner ce, qu’on ne peut connoître
Et d’Effets en Effets, ſans jamais s’arrêter,
A la premiere Cauſe il faudra remonter.
Contre ce ſentiment les Songes d Epicure
Imaginoient un Vuide habité par les Dieux.
Ou leur Repos délicieux
Même craignoit d’ouïr le mouvement des Cieux,
Et mèpriſoit le ſoin de regir la Nature,
Ils mettoient le bonheur de l’Immortalité
Dans la profonde Oiſivité,
Et laiſſoient l’Univers aller à l Avanture,
Erreur injurieuſe à la Divinité!
Vo[u -]67Von GOTT.
Der Epicurer Grund ſtuͤrtzt ebenfalls danieder.
Flieg’t die Natur, durch ein blind Ungefehr,
Bald hin, bald her,
Stets hin und wieder?
Was wir vorher geſagt, zeigt uns gar klaͤrlich an,
Daß eine Urſach ſtets die andere regieret,
Durch eine erſtere wird ſie gefuͤhret;
Biß daß der Geiſt nicht weiter kommen kan,
Als zu dem erſteren Geſetz, das blos allein
Aus dem gefloſſen iſt, wodurch die ganze Welt
Erſchaffen iſt, und uns iſt vorgeſtellt.
Das was man insgemein pflegt Ungefehr zu nennen,
Jſt nichts, und kan nichts ſeyn,
Als bloß ein Nahme nur, der zeigt, was wir nicht kennen.
Von einer Wuͤrckung muß man ſtets zur andern gehn,
Und, ſonder jemals ſtill zu ſtehn,
Zur erſten Urſach ſich erhoͤhn.
Der Meinung traͤumt nun Epicur entgegen;
Als ob ein groſſes weites Leer
Von Goͤttern dort bewohnet waͤr,
Die nicht einmal, in ihrer Ruh, das Regen
Der Himmel wuͤrdigen zu hoͤren,
Die an dem Regiment der Welt ſich gar nicht kehren,
Und die ihr hoͤchſtes Gluͤck, da ſie unſterblich ſeyn,
Jm tieffſten Muͤſſiggange ſetzen.
Sie uͤberlaſſen uns dem Ungefehr allein.
Ein Schluß, den wir mit Recht der GOTTHEIT ſchimpf -
lich ſchaͤtzen!
E 2Wie68De DIEU.
Voudroit-on renfermer l’eternelle Penſée
Dans l’Indifference & l’Oubli?
Peut-elle être jamais, inactive ou laſſée?
DIEU veut: & dans l’Inſtant tout ſe trouve accompli.
Ni rien ne voile à ſon Intelligence,
L’ordre conſtant par Lui ſeul établi;
Dans ſon Immenſité féconde,
Que rien ne peut remplir, que rien ne peut borner,
S’il n’a point eu de peine à conſtruire le Monde,
En a-t-il à le gouverner?
Mais laiſſant ces Eſprits dont l’orgueil inflexible
Dans cette indigne erreur veut s’obſtiner toujours,
D’autres preuves encore appuiront ce Diſcours,
Et montreront cet Etre aux ſens inaccesſible.
Contentons-nous d’abord d’expliquer ſimplement
La Matiere & le Mouvement.
Quand des Objets, qui nous agitent,
Nous nous ſentons environner,
Quelles Proprietez pouvons nous leur donner,
Pour produire l’effet, qu’en nos ſens ils excitent?
Qu’eſt-ce, que nous pouvons d’abord imaginer
Dans la Matiere, ou l’Etendue
Que d’être figurée ou mûe?
Ain[ſi]69Von GOTT.
Wie kan man doch die ew’ge Weisheit ſchlieſſen,
Jn eine niedrige Gleichguͤltigkeit,
Jn eine ſchimpfliche Vergeſſenheit?
Kan Jhr, von Arbeit matt, zu wuͤrcken je verdruͤßen?
GOTT will. Den Augenblick iſt alles ſchon vollbracht;
Es iſt JHM alles leicht, nichts hemmet Seine Macht,
Und nichts verheelt dem heitren Weisheits-Licht
Die Ordnung, die ES Selbſt erricht’t.
Hat in der Unermaͤßlichkeit,
Die ewig fruchtbar iſt, die nichts erfuͤllen
Und nichts umſchraͤncken kan, es ſeinem Willen
Gar keine Muͤh gemacht, die Welt hervor zu fuͤhren:
Sollt es JHM Muͤhe ſeyn, dieſelbe zu regieren?
Allein,
Laſſt uns die Geiſter nur, die nicht zu biegen ſeyn,
Jn ihrem ſchaͤndlichen und groben Jrrthum laſſen!
Wir koͤnnen unſern Grund durch andre Proben faſſen.
Die Proben geben uns das groſſe Weſen,
So durch die Sinne nicht zu faſſen iſt, zu leſen.
Wir wollen anfangs ſehn in Einfalt einerley,
Was die Materie, was die Bewegung ſey.
Wenn wir verſpuͤren,
Daß Vorwuͤrff uns umgeben, die uns ruͤhren;
Was koͤnnen doch fuͤr Eigenſchafften,
Nach unſerem Begriff, an ſelben hafften,
Wodurch ſich in dem Sinn ſo manche Wuͤrckung praͤgt?
Was koͤnnen wir vom Stoff, was von der Dehnung
dencken?
Als daß ſie ſind gebildet und bewegt;
E 3Wir70Reflexions sur la Matiere &c.
Ainſi nous en ſerons aiſément aſſurez,
Les Corps environnans ſont mûs, ſont figurez.
Peut-on former ni des Regles plus ſûres,
Ni de plus claires Notions?
Si le ſeul Mouvement fait les Divîſions,
Et les Diviſions produiſent les Figures,
Tout naît tout s’entretient par leurs Concours divers:
Matiere, Mouvement compoſent l’Univers.

Reflexions Generales sur la M[a -]tiere et sur le Mouvement.

Ces Veritez jamais ne furent ignorées;
Les Poetes jadis les avoient célebrées.
Maîtres ingenieux, en leurs riches Tableaux
A la Philoſophie ils prêtoient leurs Pinceaux.
Ces genereux Eſprits, la Gloire de la Grece,
Qui puiſoient leur Science aux rives du Permeſſe,
Et par qui les neuf Sœurs ont reçu des Autels,
71Betrachtungen der Materie ꝛc.
Wir ſeyn denn uͤberfuͤhrt: Es habe von Natur,
Das, was uns rings umgiebt, Bewegung und Figur.
Verlangt man Regeln wol von mehrer Wahrheit,
Und Nachricht, die von groͤß’rer Klarheit?
Wenn aus Bewegung blos die Theilungen entſtehen;
Und durch die Theilungen Figuren ſind gemacht;
Wird, da ſie durch einander gehen,
Was uns vor Augen dargeſtellt,
Erhalten und hervorgebracht.
Bewegung und der Stoff formirt die Welr.

Allgemeine Betrachtungen der Materie und der Bewegung.

Dergleichen Wahrheit, wie wir leſen,
Jſt niemals unbekannt geweſen.
Es ſind von je her die Poeten,
Jn ihren Sinn - und Anmuth-reichen Bildern,
Als groſſe Meiſter,
Bemuͤht geweſen, ſie zu ſchildern,
Sie liehen der Philoſophie
Den Pinſel, zum Gebrauch. Dieſelben edlen Geiſter,
Die Ehre Griechenlandes, die
Jhr Wiſſen auf des Pindus-Hoͤhen
Aus deſſen Born geſchoͤpfft; und die der Muſen Schaar
Errichteten ſo Tempel als Altar,
E 4Jndem72Reflexions sur la Matiere &c.
Des vulgaires Eſprits menageant la foibleſſe,
De belles Fictions ont orné la Sageſſe
Pour faire mieux aimer ſes Appas immortels.
La Matiere, ont-ils dit, eſt ſeule toutes choſes,
Principe géneral, & Corps de tous les Corps;
Elle peut éprouver, par differens efforts,
Mille & Mille Metamorphoſes.
Mais quelques changemens, qu’on lui faſſe ſentir,
Rien ne ſauroit l’anéantir.
Qu’on le preſſe, qu’on la diviſe,
Qu’en mille enfantemens à toute heure on l’epuiſe,
Sans rien perdre de ce, qu’elle eſt.
Parmi ſon Inconſtance extrême
Elle ſe conſerve la même:
D’un Etre, qui perit l’autre ſoudain renaît.
C’eſt Saturne, ce Dieu, qui ſes Enfans devore
Ausſitôt que le Jour vîent de les eclairer,
Et qui toujours fecond les reproduit encore,
A fin de les devorer;
Ne ceſſant point d’engendrer, de detruire,
D’exterminer, & de produire.
L[a]73Betrachtungen der Materie ꝛc.
Jndem ſie von dem Volck die Schwachheit angeſehen,
Und nach derſelben ſich gerichtet:
So haben ſie zum Schmuck der Weisheit viel erdichtet,
Damit derſelben Glanz und ew’ge Schoͤnheit, allen
Noch moͤcht um deſtomehr gefallen.
Der Stoff, ſo ſprachen ſie, iſt alle Ding allein,
Der Coͤrper Coͤrper, ja ein Grund, der allgemein.
Jhm koͤnnen mitgetheilet ſeyn
Unzaͤhlige Verwandelungen.
Allein, was man ihn auch fuͤr Aenderungen
Empfinden laͤſt, durch tauſend Sachen;
Tangt ihn doch Nichts, zu Nichts zu machen.
Man theile nur den Stoff, man druͤcke,
Man geb auf tauſend Art ihm ein Geſchicke;
Er bleibt in ſeiner Unbeſtaͤndigkeit,
Ohn etwas von ſich zu verlieren,
Jn ſtetiger Vollkommenheit:
Jndem ein Weſen ſtets entſteht,
Aus einem Weſen, das vergeht.
Dies iſt Saturn, der Gott, der ſeine Kinder friſſt,
So bald ſie nur das Licht verſpuͤret,
Und der doch immer fruchtbar iſt,
Und ſie ſtets wiederum gebieret,
Um ſie aufs neue zu verzehren.
Er wird nicht muͤd im Zeugen, im Zerſtoͤhren;
Er hoͤrt nicht auf zu wuͤrgen, zu gebaͤhren.
E 5Der74Reflexions sur la Matiere &c.
La Matiere ſe cache aux yeux les plus perçans,
Toujours un voile envelope ſa Maſſe,
Et la ſeule Surface
Peut ſe découvrir à nos Sens.
Ses forces ſont toujours permanentes & vives;
Mais ſes Figures fugitives
Changent, & periſſent toujours.
Et quand ſous ces Voiles muables
De tous l’un aprés l’autre elle ſe couvriroit,
Qu’a force de changer, même elle épuiſeroit
Tous les Etats imaginables;
Au premier elle reviendroit,
Pour commencer encore des changemens ſemblables.
On la déſigne ausſi ſous le nom du Protée,
Que les Poëtes ont chanté,
Qui ne gardant jamais de Figure arrêtée,
Echappoit aux liens, qui l avoient garotté.
Armé d’une Forme changeante,
Tantôt comme un grand Fleuve, en onde il ſe répand;
Tantôt il a du Feu la chaleur devorante;
Tantôt il ſiffle en l’air, comme un affreux ſerpent;
Il eſt un lourd Métal, une debile Plante;
Juſqu’à ce, qu’épuiſant tous ſes Déguiſemens,
Sous ſa premiere forme aux yeux il ſe préſente,
Prêt à recommencer de pareils Changemens.
On75Betrachtungen der Materie ꝛc.
Der Stoff verheelet ſich den allerſchaͤrffſten Augen,
Den Klumpen huͤllet ſtets ein Schleyer ein;
Und nur die aͤuſſ’re Flaͤch allein,
Kan unſer Sinn zu faſſen taugen.
Die Kraͤffte dauren ſtets, die fluͤchtige Figur
Veraͤndert ſich, verdirbet nur.
Ja koͤnnte ſich der Stoff, von allen fluͤcht’gen Decken,
Jn eine nach der anderen verſtecken,
So, daß, durch ſtetiges Veraͤndern und Verkehren,
Der Aend’rung Arten all erſchoͤpffet waͤren;
So wuͤrd er ſich aufs neu zur erſten Art bequemen,
Um die Veraͤnderung noch einmal vorzunehmen.
Man hat auch bey der alten Welt
Jhn unter Proteus Bild uns vorgeſtellt:
Von welchem die Poeten viel geſungen,
Daß er beſtaͤndige Geſtallten
Nie habe lange Zeit behalten,
Wol aber aus den Banden, die ihn drungen,
Sich ſelbſt befreyt und weggeſchwungen.
Bald breitet er ſich aus im Fluß, wird eine Fluht;
Bald wird er zur verzehrnden Gluht;
Bald ziſcht er in| der Lufft, ergrimmten Schlangen gleich;
Bald iſt er hart Metall; bald in den Pflanzen weich;
Bis daß er wiederum, erſchoͤpfft von Aenderung,
Jn ſeiner erſten Form gantz fertig und geneiget
Zu abermahliger Verwandelung,
Sich unſern Augen wieder zeiget.
Man76Reflexions sur la Matiere &c.
On avoit bien d’abord conçû cette Matiere,
Principe à tous les Corps commun également,
Lorsqu’en un ſens abſtrait on l’appelle Premiere,
Propre à devenir tout, prête à tout Changement;
Mais qui n’eſt rien encor; comme l’informe Argile
Peut ſe paîtrir diverſement;
Au gré de l’Ouvrier à cent formes docile.
Donc ces divins Eſprits, concevant clairement,
Qu’elle eſt, demeurant immobile,
Et cauſe ſans effet & Principe inutile,
Et qu’il faut, que le Mouvement
Lui donne l’Action, la Vie & l’Ornement.
Ils chantoient, que des Dieux & le Maître & le Pere
L’Amour, par qui tout eſt produit,
Ce Dieu par tout brillant, avoit eu pour ſa Mere
La tenebreuſe Nuit.
Ils aſſûroient, que ſa Flâme feconde
De l’horreur du Cahos vint affranchir le Monde,
Et ſous d’heureuſes loix ranger les Elemens;
Que ſon flambeau divin alluma la Lumiere,
Que ſa main produiſit les premiers Mouvemens,
Qui débrouillerent la Matiere,
Et qu’il en entretient l’Ordre & les Reglemens.
Par77Betrachtungen der Materie ꝛc.
Man hatte wohl gefaſt, daß die Materie
Ein allgemeiner Grund zu allen Coͤrpern ſey,
Wenn man in tieffem Sinn ſie nennt: Die Erſtere;
Aus ungeformter Erden
Geſchickt zu allerley,
Und, ob ſie gleich noch nichts, doch allerley zu werden.
So wie ein roher Thon, der mancherley Geſtallten
Durch eines Kuͤnſtlers Hand von gleicher Weiſ erhalten.
Der edlen Dichter Witz hatt allzu wohl gefaſſt:
Es ſey der Stoff, ſo lang er in der Raſt
Und unbeweget waͤr,
Ein Urſach ſonder Folg, ein Grund, von Nutzen leer,
Und daß Bewegung blos die Ordnung, Zier und Leben
Jhm muͤſſe geben.
Sie ſungen: Daß die dunckle Nacht
Der Liebe Mutter ſey, des Urſprungs aller Goͤtter,
Die alle Ding hervorgebracht,
Und allenthalben ſtrahl: Daß die aus jener ſtamme.
Sie ſagten: Daß derſelben ſuͤſſe Flamme
Voll Fruchtbarkeit,
Aus Chaos gantz verworrner Dunckelheit,
Die Welt befreyt;
Und, durch ein gluͤckliches Geſetz, die Kette
Der Elementen wohl verbunden haͤtte;
Daß ihrer Fackel Strahl das Licht haͤtt angeſteckt.
Daß die Bewegung erſt durch ihre Hand erweckt:
Wodurch der Stoff erſt aus einander gieng;
Auch daß durch ſie ein jedes Ding
Sein Ordnung und ſein Maaß empfing.
Durch78Reflexions sur la Matiere &c.
Par cet Amour, Pere de la Nature,
Par ce premier des Dieux, de la Nuit obſcure,
Ils exprimoient excellemment,
Ce Principe eternel, ſource du Mouvément,
Cette force unique & premiere,
Qui forma tout de la Matiere;
Mais que l’on ne ſauroit montrer, ni définir.
Puiſqu’elle eſt avant toutes choſes,
Puiſqu elle eſt la premiere, & la Cauſes des Cauſes,
A rencontrer ſa Source, on ne peut parvenir.
Elle eſt toujours ſentie, & toujours inconnue;
Nul effort, nul travail, n’y porte nôtre Vûe;
A ſes ſeuls Attributs nous devons nous tenir.
C’eſt par les ſeuls Effets, que l’on peut la comprendre,
C’eſt par tant de Beautez, que nous voyons répandre,
Sur tous ces grands Objets à nos regards offerts,
C’eſt DIEU, de qui les traits en tout ſont découverts;
Par Luy le Mouvement joignit les Corps ſolides
En fit ſeparer les liquides,
Il affermit la Terre, il repandit les Mers,
Il découvrit le vaſte Champ des Airs,
Il étendit les Cieux & leurs Voutes lucides.
Enfin de tous les Corps; & peſans, & legers,
Des79Betrachtungen der Materie ꝛc.
Durch dieſe Liebe nun, als Urſprung der Natur,
Die Gottheit, die zuerſt, und aus der Nacht entſtund,
Erklaͤrten ſie gar ſchoͤn den erſten ew’gen Grund,
So der Bewegung Quell, die erſt und einz’ge Krafft,
Die aller Dinge Seyn und Eigenſchafft
Aus der Materie hervor hieß ſteigen;
Die man jedoch nicht zeigen,
Und nicht beſchreiben kan, die kein Verſtand ermiſſ’t:
Weil ſie die erſtere, weil ſie vor allen Dingen
Ein Urſach jeder Urſach iſt:
Dahin, wo ſie entſpringt, kan niemand dringen.
Sie iſt zu aller Zeit bekannt und unbekannt:
Kein Zwang, kein Arbeit kan zu ihr das Auge bringen.
Die Eigenſchafften nur erkennet der Verſtand;
Blos durch die Wuͤrckungen vermag man ſie zu mercken.
Durch ſo viel Schoͤnheit, Pracht und Vollenkommenheit,
Vortrefflichkeit und Herrlichkeit,
Die allenthalben ausgeſpannt;
Zumalen in den groſſen Wercken,
Die unſerem Geſicht ſo wunderſchoͤn,
Laͤſſt GOTT von ſich die Zuͤge ſehn.
Durch Jhn vereinigte mit Coͤrpern, welche ſchwer,
Sich die Bewegung erſt: Er theilte das, was feucht;
Die Erde gruͤndet Er; Es floß durch Jhn das Meer,
Das weite Feld der Lufft bereitet Seine Hand.
Er hat das Firmament des Himmels ausgeſpannt,
Vom Schimmer, Glanz und Licht, von dem, was ſchwer,
was leicht,
Von80Deſ Proprietez de la Matiere.
Des Chauds, des Froids, des Secs, & des Humides,
Ce grand DIEU regle les Concerts,
Et par le Mouvement entretient l’Univers.

Deſ Proprietez de la Matiere.

Mais de cette Matiere en Etres ſi feconde,
Ce Corps, de tous les Corps Principe General,
Si l’on en compoſe le Monde,
On doit en expliquer l Attribut principal.
Elle eſt Air, elle eſt Flâme, elle eſt Terre, elle eſt Onde,
Elle eſt ſeparément tel Etre, qu’il nous plaît;
Mais rien de tout cela, ne montre ce, qu’elle eſt.
Elle nous touche, elle nous environne,
Nos Corps même en ſont compoſez:
Aux ſentimens, qu’elle nous donne
Nous ſommes ſans ceſſe expoſez.
Mais par ces qualitez, dont elle eſt revêtue,
Notre Etude ſouvent deçue
Dans l’Erreur nous laiſſe engager.
Don[c]81Von den Eigenſchafften der Materie.
Von dem, was duͤrr und naß, von dem, was warm und kalt,
Regiert der Groſſe GOTT blos, den Zuſammenhalt,
Und ſeine weiſe Macht erhaͤlt,
Durch die Bewegung nur, die Welt.

Von den Eigenſchafften der Materie.

Allein,
Wenn man aus der Materie,
Die fruchtbar iſt von ſo viel Dingen,
Dem Coͤrper, der ein Grund, ſo allgemein
Von allen Coͤrpern iſt, die Welt hervor wil bringen.
Erfodert es die Schuldigkeit,
Daß ihre Eigenſchafft erklaͤret werde.
Sie iſt Lufft, Feuer, Waſſer, Erde;
Sie iſt ein jedes Ding inſonderheit.
Doch alles dieſes zeigt noch nicht,
Was ſie recht eigentlich, und wie ſie zugericht.
Wir werden ſtets von ihr umgeben und beruͤhret;
Ja unſer Coͤrper ſelbſt beſteht aus ihr.
Es wird dieſelbe fuͤr und fuͤr
Von uns auf manche Art verſpuͤret:
Allein, durch dieſe Eigenſchafften,
Die unaufhoͤrlich an ihr hafften,
Wird unſer Dencken offt getaͤuſchet und verfuͤhret.
FWenn82Deſ Proprietez de la Matiere.
Donc ſi de la Matiere on prétend bien juger,
Si l’on veut en avoir la veritable Idée,
A ſes Modes changeans; il faut ne point ſonger,
Et qu’elle ne ſoit regardée,
Par nul Accident paſſager.
La Matiere à l’Eſprit n’eſt proprement connue,
Par ce, qui dans les Corps ſe nomme Qualité;
Froid, Chaud, Humide, Sec, Poids, ou Dureté;
Mais nous la connoiſſons toujoûrs comme Etendue.
Nous concevons un Corps ſans Poids & ſans Couleu[r,]
Sans Dureté, ſans Froideur, ſans Chaleur,
Sans Mouvement, ſans Saveur, ſans Odeur;
Mais jamais ſans Longueur, Largeur, & Profondeur.
La Nature n’en eſt conçûe.
Si, quelque Idée enfin, qu’on en puiſſe excepter,
Tous les Corps, dans cette revûe,
Sous ſes Dimenſions viennent ſe préſenter;
Penſons, que l’Etendue eſt donc de la Matiere
L’Eſſence ſinguliere,
Ainſi le Lieu des Corps, qu’on nomme Interieur,
C’eſt leur propre Subſtance, & c’eſt toute leur Maſſe;
Et pour le Lieu, qu’on nomme Exterieur,
D[eſ]83Von den Eigenſchafften der Materie.
Wenn wir nun aber recht, und wie wir ſollen,
Von der Materie gedencken wollen;
So muß man nicht auf das, was ſich veraͤndert, achten,
Man muß dieſelbe nicht betrachten
Nach einem Zufall, welcher fluͤchtig:
Es wird, von unſrer Geiſter Krafft,
Nicht die Materie erkennet
Durch das, was man die Eigenſchafft
Jn Coͤrpern nennet,
Kalt, Trocken, Warm, Weich, Hart und Feucht,
Geruch, Geſchmack und Farben, Schwer und Leicht.
Sie wird von uns allein erkannt
Dadurch bloß, daß ſie Ausgeſpannt.
Wir koͤnnen Coͤrper ohn Gewicht,
Ohn Farben, ſonder Hitz und Kaͤlt, und Feſtigkeit,
Ohn Regung, ohn Geſchmack und ohn Geruch, zwar faſſen;
Doch will ſich die Natur derſelben nicht
Ohn eine Tieffe, Laͤng und Breite, faſſen laſſen.
Man mag ſich, was man will, fuͤr eine Ausnahm machen;
So ſtellen ſich doch alle Sachen
Mit ihrer Maaß und ihren Graͤnzen dar:
Demnach iſt dieſes klar
Und helle,
Daß der Materie ihr wahres Weſen
Sey: Daß ſie ausgedehnt. Drum iſt der Coͤrper Stelle,
Die man die Jnnre nennt, allein
Der Coͤrper Leib und wahres Seyn.
Die aber, ſo man nennet Aeuſſerlich,
F 2Sind84Deſ Proprietez de la Matiere.
Des Corps environnans c’eſt la ſimple Surface.
De-là nous conclurrons, que l’Univers eſt plein;
Sur ce même Principe il doit être certain,
Que, quand l’Eſprit ſe forme une immenſe Etenduc,
Il conçoit la Matiere en tous lieux répandue.
D Infinité, d’Immenſité,
Ne parlons, qu’avec retenue,
A la ſeule Divinité
La Gloire en eſt proprement dûe.
Ces termes toute fois peuvent ſe rapporter
Aux Sujets, que l’Eſprit ne ſauroit limiter.
Dans ſes Diſcours, dictez par la Sageſſe,
DES CARTES ſeulement admet l Indéfini;
Un indiſcret orgueil par-là ſe voit banni.
Car enfin il faudra, que notre Eſprit confeſſe,
Qu’on ne peut ſe tracer un Monde limité;
Et l’etendant ſans borne, alors notre foibleſſe
S’abime dans l Infinité.
L’un & l’autre parti doit donc être évité.
Ain[ſi]85Von den Eigenſchafften der Materie.
Sind blos die aͤuſſre Flaͤch der Coͤrper, welche ſich
Rings um dieſelbe legen:
Woraus man billig ſchlieſſt,
Wenn wir es recht erwegen,
Daß alles angefuͤllt. Und eben hieraus flieſſt,
Daß, wenn der Geiſt gedenckt auf eine Weite,
Die unermaͤßlich iſt; er anders nichts gedencke,
Als daß blos die Materie
Ohn End ins unermaͤßliche
Sich dehne, ſenck und lencke,
Und aller Orten ſich verbreite.
Von Unermaͤßlichkeit, Unendlichkeit,
Muß billig nur mit Schen geſprochen ſeyn.
Die Ehre, die Beſchaffenheit,
Gebuͤhrt der GOTTHEIT blos allein.
Doch muͤſſen ſich die Woͤrter brauchen laſſen
Jn Dingen, welche wir nicht faſſen.
Carteſius laͤſſt uns in ſeinen weiſen Lehren
Ein Wort, das unbegraͤntzt heiſſt, hoͤren;
Hiedurch wird aller Stolz verbannt.
Denn endlich muß doch unſer Geiſt bekennen:
Daß man die Welt mit Recht nicht eingeſchraͤnckt kan nennen.
Wird ſie von uns nun ſonder Graͤntz erkannt;
Sinckt unſre Schwach-und Unvollkommenheit
So gleich in die Unendlichkeit.
Von welchen beyden Schluͤſſen:
Wir beyde doch vermeiden muͤſſen.
F 3Wir86Deſ Proprietez de la Matiere.
Ainſi nous compterons pour de pures Chimeres
Les Eſpaces imaginaires.
Le Monde occupe tout; il n’eſt point au dehors,
Ou d Intervalle vuide, ou d’Eſpace ſans Corps.
Un Rien exiſteroit; la Raiſon nous le nie.
Sans borner d’un Neant les Cercles étherez,
Diſons, que la Grandeur en eſt Indefinie.
Que, ſi pour l’Univers on croit déterminer,
Le Contour, qu’on veut lui donner,
Nous renfermerons nous dans ces Bornes preſcrites?
Ou ſi comme Infini l’on veut imaginer,
Ne chercherons-nous pas à trouver ſes Limites?
Ce ſont des Soins, qu’il faut abandonner,
De l’etendre ſans borne, ou bien le borner.
Lorsqu’on n’apperçoit rien, croire un Eſpace vuide
C’eſt l’Erreur de l’Enfant, de l’Ignorant ſtupide.
Que ſans égard aux Corps, palpables, colorez,
Par leur ſeule Etendue ils ſoient conſiderez,
Et non par leur Nature, ou ſubtile, ou grosſiere.
L’Air avec ſa Legereté,
Son inviſible Agilité,
En l’Eſpace d’un pied n’a pas moins de Matiere,
Qu’une Maſſe de plomb de même quantité.
D[e]87Von den Eigenſchafften der Materie.
Wir halten denn, was man vom Leeren
Und eingebildten Raum erzehlet, vor Chimeren.
Die Welt nimmt alles ein. Man findet auſſer ihr
Nicht einen Zwiſchen-Stand, der leer,
Auch keinen Raum, worinn kein Coͤrper waͤr.
Ein Nichts entſtuͤnde ſonſt. Dies kommet unſerm Geiſt
Ganz falſch und unwahrſcheinlich fuͤr.
Laſſt uns der Himmel Kreyß mit keinem Nichts umſchraͤncken!
An ſtatt von ſelben zu gedencken,
Daß etwas leeres ihn umgaͤbe; glaub man frey,
Daß ſeine Groͤß ohn alle Schrancken ſey.
Denn wenn man um die Welt will einen Umſtrich ſchreiben;
Kan unſer Geiſt ſodann wol in den Graͤntzen bleiben?
Hingegen bildet man ſie ſich uuendlich ein:
So werden Schrancken doch von uns geſuchet ſeyn.
Man muß das Gruͤbeln unterlaſſen,
Sie weder eingeſchraͤnckt, noch unumſchraͤnckt zu faſſen.
Darum, weil man nichts merckt, den Raum fuͤr leer zu
achten;
Jſt gar ein kindiſcher und grober Unverſtand.
Man muß die Coͤrper nicht betrachten
Als fuͤhlbar, als gefaͤrbt, nur blos, als Ausgeſpannt;
Nicht ob ſie von Natur, groß oder klein,
Grob, oder zart, und duͤnne, ſeyn.
Es haͤlt die Lufft, die ſich ſo ſchnell beweget,
Die unſichtbar, und die von ſolcher Leichtigkeit,
Jn einem Raum, der eines Fußes breit,
Nicht weniger Materie,
Als wie ein Klumpen Bley von gleicher Groͤſſe heget.
F 4Auf88Deſ Proprietez de la Matiere.
De la Matiere ainſi l Eſſence reconnue,
Par ce Principe ſeul nous avons des clartez
Sur toutes ſes Proprietez:
Elles ſuivent de l’Etendue.
Un Corps, comme étendu, ne peut par nuls efforts
Tenir le même Lieu, qu’occupe un autre Corps;
Si déja le premier a rempli cet eſpace,
Il faut l’anéantir pour en prendre la place.
On aura beau le fouler, le preſſer,
Aucun autre avec lui ne pourra ſe placer,
Qu’il ſoit inviſible, impalpable;
Il a ſon étendue, il eſt impenetrable.
Ainſi comme étendus tous les Corps ſuppoſez,
Le Mouvement entre eux leur doit être imposſible,
A Moins qu’ils ne ſoient diviſez,
Qu’à ſe donner paſſage ils ne ſoient diſpoſez,
Et qu’ils ne ſoient d’un lieu dans l’autre tranſpoſez.
S’il y a du Mouvement; c’eſt la preuve infaillible,
Que la Matiere eſt diviſible.
Elle eſt même pour nous diviſible ſans fin.
Quelques efforts, que fit l’Eſprit humain.
Pour89Von den Eigenſchafften der Materie.
Auf dieſe Weiſe wird das Weſen
Von der Materie uns recht bekannt.
Der Grund allein giebt ihren Stand,
Und ihre Eigenſchafft uns klar zu leſen.
Sie flieſſen all daher, blos, daß ſie ausgeſpannt.
Ein ausgeſpannter Coͤrper kan,
Man fange, wie man will, es an,
Auf keine Art denſelben Ort,
Den erſt ein andrer fuͤllt, ſo lang er dort,
Erfuͤllen.
Wofern ein Erſter erſt den Raum hat eingenommen;
So muß, um ſeinen Raum zu uͤberkommen,
Er erſt vernichtig’t ſeyn:
Man mag ihn preſſen oder druͤcken;
Kein andrer nimmt mit ihm zugleich die Stelle ein.
Jſt er gleich noch ſo klein;
Kan man ihn gleich nicht fuͤhlen, nicht erblicken;
Jſt er doch ausgeſpannt, iſt er doch undurchdringlich.
Nimmt man die Coͤrper nun als ausgeſpannt;
So koͤnnen ſie unmoͤglich ſich bewegen,
Wofern ſie nicht getheilt; und ſich zu regen,
Jmgleichen
Geſchickt gemachet ſind einander auszuweichen.
Jſt die Bewegung da, ſo zeigt ſich gleich dabey,
Daß die Materie nothwendig theilbar ſey.
Sie iſt ſo gar fuͤr uns zertheilbar ſonder Ende.
Was auch der Menſchen Geiſt daran fuͤr Muͤhe wende,
F 5Ein90Deſ Proprietez de la Matiere.
Pour amener un morçeau de Matiere
A ſa Diviſion derniere,
Il y travailleroit en vain.
Le dernier petit Corps aura ſon étendue;
A quelque point ſubtil, qu’il ſe trouve réduit,
Il ſubſiſte en lui-même, & rien ne le détruit.
Qu’on prenne une parcelle inſenſible à la vûe,
Toujours ſous la Figure elle ſera connue;
Cette Figure a ſes côtez,
Son deſſus, ſon deſſous, & ſes extremitez;
Par les Dimenſions dont elle eſt compoſée,
Elle peut être diviſée.
Qu’on la ſepare encore en mille portions,
La moindre particule aux mêmes loix ſoumiſe,
Comme à l’infini ſe diviſe.
De toutes ces Diviſions,
Nous tirerons encor des Conſequences ſûres,
Qu’il doit naître autant de Figures;
Et bien, qu’on ne pût démontrer,
Comment ces ſubtiles parcelles,
Dans le détail ſe diſtinguent entre Elles;
Chacune a ſa Figure, on ne peut l’ignorer.
Ou91Von den Eigenſchafften der Materie.
Ein Stuͤck Materie
Zu ſeiner letzten Theilung hinzubringen;
Wuͤrd es ihm gleichwol nicht gelingen.
Das allerkleinſte Theil bleibt dennoch ausgeſpannt.
Wie klein der Punct auch iſt, zu welchen wir es ziehn;
Jſt es dennoch bekannt;
Er bleibt fuͤr ſich und nichts zerſtoͤret ihn.
Nimm ein ſo kleines Theil, das unſre Augen
Es nimmer zu erblicken taugen;
So mercket man von einiger Figur
Doch eine Spur.
Dieſelbige Figur hat ihre Seiten,
Hat Ober-Unter-Theil, hat Ecken, Laͤng und Breiten.
Durch die verſchiedne Groͤſſ, aus welcher ſie beſteht
Und welche wir verſchiedlich meſſen koͤnnen,
Kan man dieſelbe wieder trennen.
Man theile ſie darauf in tauſend Theil aufs neu.
Der allerkleinſte Theil, den man erdencken kan,
Jſt eben den Geſetzen unterthan;
Man merckt, daß der auch faſt unendlich theilbar ſey.
Von allen dieſen Theilen nun
Entſteht ein Schluß,
Den jederman geſtehen muß,
Daß auch darinn ſo viel Figuren ruhn.
Und ob man gleich nicht deutlich zeigen kan,
Wie die Particuln die ſo klein,
Jn ſich ſelbſt unterſchieden ſeyn;
So trifft jedennoch jedermann
Unleugbar die Figur in einer jeden an.
Wohin92Deſ Proprietez de la Matiere.
Où ces Réflexions vont-elles nous conduire?
En quels Corps infinis ne peut-on pas réduire
Méme un imperceptible Corps?
Il eſt un Animal, un Atome inſenſible,
A peine, avec tous nos efforts,
Le Verre, qui grosſit, peut le rendre viſible;
Plus petit qu’un Ciron, & mille & mille fois,
Des autres animaux il poſſede les droits.
Quel Art à donc formé ſa diſtincte figure?
Par quels reſſorts induſtrieux
Digere-t-il ſa nourriture,
Et quels Eſprits ſont mûs dans les nerfs de ſes yeux?
Cependant des mêmes parcelles
De la liqueur, qui forme ces Eſprits,
Sans ceſſe on formeroit des portions nouvelles!
Miracle naturel, vrai, ſans être compris!
Qu’un vaſte Eſprit veuille franchir le Monde,
Il s égare par tout dans une Mer profonde,
Dont il ne peut trouver ni le fond, ni les bords;
Il ne ſauroit jamais en borner l’Etendue,
S[i]93Von den Eigenſchafften der Materie.
Wohin nun werden uns doch die Gedancken fuͤhren?
Jn welch unendlich klein
Und zarte Theile kan von uns zertheilet ſeyn
Ein Coͤrpergen, das nicht einmal zu ſpuͤren!
Man trifft ein kleines Thier, ein Sonnen-Staͤubgen an,
Das ein Vergroͤßrungs-Glas kaum ſichtbar machen kan,
Viel tauſend tauſendmal ſo klein
Als wie die kleinſten Muͤlben ſeyn;
Und dennoch ſpuͤren wir
An ihm, daß es ein wuͤrcklich Thier.
Was hat fuͤr eine Kunſt die deutliche Figur
Formiret und hervorgebracht?
Durch welches Werckzeug, welche Krafft,
Wird ihm, zu ſeinem Nahrungs-Safft,
Die Nahrung doch geſchickt gemacht?
Und welche Geiſterchen ſind es, die ſtetig eilen,
Und die ſich in der Augen Nerv’gen ruͤhren?
Jndeſſen koͤnnten doch von allen dieſen Theilen
Der Feuchtigkeit, woraus die Geiſter ſich formiren,
Ob ſie gleich noch ſo klein,
Die Theil ohn Unterlaß aufs neu verkleinert ſeyn.
O Wunder der Natur! das wahr, gewiß und feſt,
Ob es ſich gleich nicht recht begreiffen laͤſſt.
Will ein entflammter Geiſt ſich aus der Welt erhoͤhen;
So wird er alſobald in einer tieffen See,
Woſelbſt kein Grund, kein Strand, verwirret untergehen:
Unmoͤglich findet er ein Ziel in dieſer Hoͤh.
Wenn94Deſ Proprietez de la Matiere.
Si l’on penſe aux plus petits Corps,
Sur les moindres Objets, ſi nous portons la vûe,
Nous ne ſaurions jamais les diviſer aſſez,
L’Eſprit ſe perd, nos Efforts ſont laſſez.
Notre Raiſon ſurpriſe & confondue
Trouve, que les Objets dans tout ces deux partis,
Sont infiniment grands, infiniment petits.
Tant d’Ouvrages, tirez d’une immenſe matiere,
Sont faits de petits Corps inconnus aux regards;
Et qui de même ausſi confuſement épars,
Retournent ſe mêler à la Maſſe premiere.
Tous les Etres divers, l’un ſur l’autre agiſſans,
Imperceptiblement s’attaquent, ſe ruinent,
Ne ceſſant d enlever de leurs Corps, qui ſe minent,
Des Atomes ſubtils, qui s’échapent aux Sens.
L’Air, tout leger, qu’il eſt, aux Rochers les plus dures
Fait des ſecretes ouvertures;
Le Jour riant, l’humide Nuit,
Ont des traits inconnus, par qui tout ſe détruit;
Sans employer les éclats de la Foudre,
Leur inviſibles coups font juſqu’aux fondemens
Tomber les fermes Bâtimens.
Tout95Von den Eigenſchafften der Materie.
Wenn man darauf ſein Aug aufs Kleine lencket,
Und auf der Kleinheit Groͤſſe dencket;
So theilt man ſie
Auch bis zu ihrem Ende nie.
Der Geiſt verlieret ſich, und alle Krafft vergehet,
Ja der Verſtand erſtaunt, bewundert, und geſtehet:
Die Ding auf beiden Seiten ſeyn
Unendlich groß, unendlich klein.
So viel und groſſe Werck aus der Materie,
Die unermaͤßlich iſt, hervorgebracht,
Sind all aus Coͤrperchen, ſo nicht zu ſehn, gemacht:
Und die aufs neu, wenn ſie ſich miſchen und verfliegen,
Sich abermahl zum erſten Klumpen fuͤgen.
Von allen unterſchiednen Dingen
Faͤllt jedes unvermerckt das, drauf es wuͤrcket, an,
Und ſuchet ihm den Untergang zu bringen.
Ein jedes zoͤgert nicht, und nimmt, wenn ſie ſich reiben,
So zarte Theilchen weg, die man nicht ſehen kan.
Die Lufft, ſo leicht ſie iſt, durchgraͤbt den haͤrtſten Stein:
Die feuchte Nacht, des frohen Tages Schein
Die haben unbekannte Spitzen,
Wodurch ſie alles abzunuͤtzen
Geſchickt und faͤhig ſeyn.
Ohn allen Knall vom Donner und von Blitzen
Vermag,
Jhr ſtet - und unſichtbarer Schlag,
Was noch ſo feſt gegruͤndet ſtund,
Bis auf den Grund
Herum zu ſtuͤrzen, zu verſtoͤhren.
Es96Deſ Proprietez de la Matiere.
Tout ſe choque, ſe nuit, tout cherche à ſe diſſoudre
Le Temps, par un ſecret pouvoir,
Ronge l Acier, & met le Marbre en Poudre,
Sans que nos yeux puiſſent l’appercevoir.
C’eſt par le même Effet ausſi, que ſe réparent
Les ruines de l’Univers.
Les petits Corps ſubtils, qui d’un Corps ſe ſéparent,
Confondus dans la Terre, ou volant dans les Airs,
Ne ſe perdent, ni ne s’égarent.
En retournant encor pas des ſecrets conduits,
S ouvrant de toutes parts, des pores, des paſſages,
Les Etres, qui ſembloient détruits,
Font de leurs petit Corps differens Aſſemblages;
La Nature cachée entretient ſes Ouvrages,
De nouveaux Etres ſont produits.
D’inviſibles Vapeurs ſe forment ces Rivieres,
Dont les flots font rouler dans un lit ſpacieux.
Les Marbres ſont produits au fond de leurs Carrieres,
De Parcelles, qu’en vain voudroient chercher nos yeux,
Et ces Métaux ſi chers aux Avares avides,
Cet Or & cet Argent, ſi maſſifs, ſi ſolides,
Sont faits de petits Corps, l’un à l’autre attachez,
Par qui nos ſens ne ſeroient point touchez.
Quand97Von den Eigenſchafften der Materie.
Es ſtoͤſſt ſich alles ſtets und ſucht ſich zu verſehren.
Die Zeit, durch eine ſtille Macht,
Zernagt den Stahl, der Marmor wird zerſtuͤcket,
Ohn daß es unſer Aug erblicket.
Auf gleiche Weiſ erſetzet ſich auch immer
Der Abgang unſrer Welt durch dieſe kleine Truͤmmer.
Die zarte Coͤrperlein, die ſich vom Coͤrper trennen,
Jndem ſie in der Lufft theils fliehn, theils mit der Erden
Vermiſchet werden,
Verlieren ſich-verirren ſich auch nimmer.
Jndem ſie wieder durch geheime Gaͤnge rennen,
Und ſich an jedem Ort,
Bald hier, bald dort,
Verſchiedne Oeffnungen und Thuͤren machen koͤnnen;
So zeugen Dinge, die nach unſerm Augen-Schein
Verſtoͤhret ſeyn,
Aus ihren Coͤrpern, die ſo klein,
Vereinigungen, welche neu
Und mancherley.
Selbſt die Natur, die wir nicht ſehn,
Erhaͤlt ihr Werck. Ganz neue Ding entſtehn.
Es werden ganze Stroͤm, aus unſichtbaren Duͤfften,
Die mit beſchaumten Stolz in weiten Ufern rennen.
Der Marmor wird formirt in ſeiner Bruͤche Kluͤfften,
Aus Theilgen, die kein Auge finden koͤnnen.
Das ſchwereſte Metall, das Silber und das Gold,
Dem alle Geitzige mit ſolcher Sehnſucht hold,
Beſteht aus Coͤrpern, die ſo klein,
Daß ſie nicht ſicht-nicht fuͤhlbar ſeyn.
GDa98Deſ Proprietez de la Matiere.
Quand la Matiere ainſi ſans fin eſt diviſible;
Le Vuide eſt inutile, ausſi bien qu’imposſible;
Sans lui le Mouvement ſe laiſſe concevoir;
Tout ſera plein, tout pourra ſe mouvoir.
Dans Athene, regnoit une Raiſon profonde,
Ceux qui ſoutenoient, que le Monde,
Comme nous l’aſſurons, eſt plein,
Faiſoient voir qu’un Poiſſon, d’un mouvement ſoudain,
Sans laiſſer après lui de Vuide,
Fend de Thetis le Sein humide;
Et qu’enfin ſes efforts ne ſont point arrêtez,
Parceque les Flots obeïſſent,
Et que les mêmes Flots au même inſtant rempliſſent
Les Lieux, que le Poiſſon, en nageant, a quittez.
Mais, diſoit Epicure, veut-on que ſe mettent
Les flots, que le Poiſſon diviſe, & vient preſſer?
Et parmi d’autres Corps comment peut-il paſſer,
Si des Vuides ne le permettent?
De ſes Partiſans diſent qu’il faut penſer,
Que l’Action des Corps, ſans Vuide, eſt imposſible;
Puiſque par les premiers, qu’on auroit à pouſſer,
D’autres à l Infini devroient ſe déplacer;
A quoi l’on trouveroit un obſtacle invincible,
Si99Von den Eigenſchafften der Materie.
Da nun der Stoff ohn Ende theilbar iſt;
So muß das Leere ja, wenn man es recht ermiſſt,
So unnuͤtz-als unmoͤglich ſeyn.
Man faſſet ſonder dieß ja die Bewegung wol:
Es iſt und bleibet alles voll,
Und alles kan ſich doch bewegen.
Die Weiſen aus Athen,
Woſelbſt wir von Vernunfft ſo manches Merckmal ſehn,
Erwieſen, daß, (wie wir dieſelbe Meinung hegen)
Die Welt erfuͤllet ſey: ſie zeigten, wie ſo ſchnelle
Ein Fiſch das Waſſer theil, ohn daß auf einer Stelle
Ein leerer Ort entſtuͤnd; ihn halte nichts zuruͤck,
Dieweil die Fluht ſich von ihm lencket;
Und daß dieſelbe Fluht in ſelbem Augenblick
Sich wieder in den Ort, den er verlaſſen, ſencket.
Allein, ſprach Epieur; wo ſoll das Weſen hin,
Das euer Fiſch zertheilt und druͤckt?
Jſt es durch einen Leib zu dringen wol geſchickt,
Wenn ihm blos durch das Leere
Der Durchgang nicht geſtattet waͤre?
Weshalben ſeine Folger ſprechen:
Ohnmoͤglich koͤnn ein Coͤrper, ohn ein Leer,
Sich ruͤhren und durch Coͤrper brechen;
Weil durch den erſteren, der einſt geruͤhret waͤr,
Bis ins unendliche, ſich andre ruͤhren muͤſſen;
Und dieß, wie wir es alle wiſſen,
Geſchehe ja wol nimmermehr.
G 2Je -100Deſ Proprietez de la Matiere.
Si l’on y prend mieux garde, on verra clairement
Qu’on imagine à tort ce long dérangement.
Les Corps, ſans admettre de Vuide,
Se peuvent circulairement
Mouvoir dans un milieu liquide.
Comme il-eſt vrai, qu’un Corps ne ſauroit avancer
Sans qu’un autre en ſon lieu ne vienne ſe placer,
Il ſe doit faire en cercle une ſoudaine trace.
Le Corps premier preſſé, preſſe jusqu’au dernier,
Qui ne ſe meut, qu’au temps, ce premier
Se diſpoſe à quitter la place;
Ainſi tout preſſe enſemble, & quelque ſoit l’Eſpace
Décrit par ce prompt Mouvement;
Cette action, ſans que rien s embaraſſe,
Se commence en un point, finit en un móment.
Pour juger comme à l’œil du Reſſort circulaire
Dont ſe fait cet enchaînement;
Empruntons de la Danſe une Image legere.
Figurons nous à l’ombrage d un Bois,
Des Bergeres en rond qu’anime une Bergere
Des aimables ſons de la Voix;
Si-tôt, que la Chanſon commence,
Toutes en même temps, à l’ordre de la Danſe,
Obéiſſent ſi promptement,
Q[ue]101Von den Eigenſchafften der Materie.
Jedoch betrachtet man dieß ernſtlich; wird man ſehn,
Wie falſch es iſt, wenn man den Coͤrpern ein Bewegen,
Das unaufhoͤrlich ſey, will zugeſtehn.
Die Coͤrper koͤnnen ja, ohn einigs Leer,
Als wie in einem weichen Meer,
Sich in die Ruͤnd und Circkel-weiſe regen.
Gleichwie es wahr, daß nie ein Coͤrper ſich
Von ſeiner Stelle ruͤhren koͤnne,
Daß nicht ein andrer gleich an deſſen Stelle renne;
So macht ſich circkelweis ein ſchneller Strich.
Der| Coͤrper, der zuerſt gedruͤckt, druͤckt bis zum letzten,
Der ſich nicht eher ruͤhrt, als in dem Augenblick,
Wenn ſich der erſte zieht zuruͤck.
Auf dieſe Weiſe druͤckt ſich alles, und wie weit
Der Raum auch iſt, den die Bewegung fuͤllet;
Entſteht das Ruͤhren doch in ſteter Richtigkeit
Jm Augenblick, vergeht auch in derſelben Zeit.
Um ſolch ein Druckwerck in den Kreyſen,
Wodurch ſich alles fuͤgt, recht klaͤrlich zu erweiſen;
So laſſet uns vom Tantz ein leicht Exempel geben.
Man ſtell ſich einen Chor
Verſchiedner Schaͤfferinnen,
Jm Schatten eines Waldes, vor;
Die nach der Stimme Ton den muntern Fuß erheben,
Und einen runden Tantz beginnen,
Sie hoͤren kaum ſobald den Ton erklingen;
So ſieht man ſie zugleich in ſolcher Ordnung ſpringen,
G 3Daß102Deſ Proprietez de la Matiere.
Que nôtre Oeil attentif à ſuivre la Cadence,
Trouvant par tout un egal Mouvement,
N’en diſcerne la fin, ni le Commencement.
Les Etres ſucceſſifs ont ainſi leur Naiſſance,
Leur unîforme difference:
Il ſuffit, pour conſtruire, & mouvoir l’Univers,
D’avoir de petits Corps, & plus, & moins legers,
Qui ſe cedent, qui ſe mélangent,
Qui mobiles toujours, en differens Degrez,
Et diverſement figurez,
Avec des Noeuds ſecrets ſe joignent, & s’arrangent,
Dont les Tours & Retours inceſſamment ſe changent;
Ils formeront ce Tout harmonieux,
Toujours égal, toujours diſſemblable à nos yeux.

Deſ Loix du Mouvement.

Mais comme la Matiere, en tout ſi variable
A des Loix dont jamais elle ne peut ſortir,
Le Mouvement de même a ſon Ordre immuable,
Auquel on doit l’aſſujettir.
S[on]103Von den Eigenſchafften der Materie.
Daß unſer Aug, indem es ſich bemuͤht,
Zu folgen ihren ſchnellen,
Gleichformigen behenden Faͤllen;
Das Ende nicht davon, auch nicht den Anfang ſieht.
Was auf einander folgt, hat ſo des Anfangs Zeit
Und gleichgeformten Unterſcheid.
Um eine Welt zu fuͤgen, zu bewegen;
Jſt es geuug, wenn kleine Coͤrperlein
Vorhanden ſeyn,
Die leicht bald und bald ſchwer, ſich immer regen,
Sich weichen, ſich verbinden,
Die ſtets beweglich, ſtets verſchiedentlich,
Mit recht geheimen Knoten ſich
Vereinen, ordnen, fuͤgen:
Die, ob ſie kommen, oder gehn,
Ob ſie ſich hin und herwerts drehn,
Stets andere Figuren kriegen.
Sie werden ſolch ein Ganz hervor zu bringen taugen,
So am Zuſammenklang und Lieblichkeiten reich,
Und welcher unſern Augen
Zwar immer, doch auch nimmer gleich.

Von den Geſetzen der Bewegung.

Wie aber die Materie in ſich,
Wie ſehr ſie auch veraͤnderlich,
Doch Schrancken hat, die ſie nicht uͤberſteigen kan;
Jſt die Bewegung auch gewiſſen Grund-Geſetzen,
Die unveraͤnderlich, nicht minder unterthan.
G 4Der104Deſ Loix du Mouvement.
Son Idée en un mot préciſement tracée;
Notre Axiome géneral,
Nous ne reconnoîtrons, qu’un Mouvement local,
Nul autre Mouvement n’eſt clair à la Penſée.
Le Mouvement eſt le tranſport
D’un Corps, qui s’ébranle, & qui ſort
D auprés des Corps qui l’environnent,
Et qui comme en repos paroiſſent le toucher,
Pour joindre d’autres Corps qui cedent, & lui donnent
Le Lieu nouveau, qu’il vient chercher.
Ce principe nous frappe avec pleine évidence;
De lui même nul Corps ne ſauroit ſe mouvoir.
Si par un autre Corps ſon Mouvement commence,
De Degrez en Degrez il s’agit de ſavoir
D’où celui, qui le donne, a le recevoir,
Ainſi donc la Raiſon toujours nous détermine,
A recourir à ce Premier Moteur,
Dont tout dépend, tout prend ſon Origine,
L’Auteur de la Nature, & le Conſervateur;
S[a]105Von den Geſetzen der Bewegung.
Der Eindruck, den ſie bey uns wirckt,
Jſt faſt in einem Wort bezirckt;
Man heiſſet ſie LOCAL. Ohn ſich vom Ort zu trennen,
Wird man Bewegungen nicht fuͤglich faſſen koͤnnen.
Bewegung iſt ein Weg des Coͤrpers, der ſich ruͤhret,
Wenn er ſich aus der Ordnung fuͤhret
Der Coͤrper, welche ihn umgeben,
Und die in Ruhe, wie wir meinen,
Jhn zu beruͤhren ſcheinen:
Um ſich nach andern zu erheben,
Die ihm, indem ſie weichen,
Den neuen Ort, wonach er ſtrebet, gleichſam reichen.
Durch dieſen klaren Grund wird jeder uͤberfuͤhret:
Kein Coͤrper finder ſich, der von ſich ſelbſt ſich
ruͤhret.
Faͤngt einer nun ſich zu bewegen
Durch einen andern an; ſo muß man uͤberlegen,
Und Stuffenweis erwegen,
Woher der Erſtere dasjenige bekommen,
Was er dem andern gab. So wird durch den Verſtand
Ein Erſtes Weſen gleich erkannt,
Von Welchem alle Ding ihr Weſen hergenommen,
Durch Welches ſie beſtehn, Das die Natur gemacht,
Und Welches ſie erhaͤlt.
G 5Sein106Deſ Loix du Mouvement.
Sa Puiſſance immortelle, immuable & feconde,
Quand par le Mouvement elle anima le Monde,
Laiſſa le Mouvement, dans le Monde imprimé,
Et l’y maintient toujours tel, qu’elle l’a formé.
DIEU mit dans la Matiere, à certaine meſure,
Le Repos & le Mouvement;
Et ſon puiſſant Concours fait, que dans la Nature
La même quantité demeure conſtamment.
Mais il eſt aiſé de comprendre,
Que les Etres divers changent à tout moment:
Le Mouvement de l’un à l’autre doît s’étendre;
Un Corps à d’autres Corps le transmet aiſément,
Et de même peut le reprendre.
Autant qu’il en donne, il en prend;
Et par ce merveilleux Concert,
Toujours le même Etat ſubſiſte en la Nature,
Et l’on voit, que tout change, & l’on voit que tout durc[e]
Dans chaque Corps Repos, & Mouvement,
Sont deux Modes divers, qu’il garde egalement.
Comme un Corps en repos, dans ce repos perſiſte,
S’il n’a pour ſe mouvoir un externe ſecours;
De même s’il ſe meut, il ſe mouvra toujours,
A moins qu’il ne trouve en ſon Cours
Quelque autre Corps, qui lui reſiſte.
Ma[iſ]107Von den Geſetzen der Bewegung.
Sein unveraͤnderlich, unſterblich fruchtbar Weſen
Als er zu Anfangs in die Welt
Durch die Bewegung recht den Geiſt hineingebracht,
Ließ das darinn, durch welches ſie ſich ruͤhret.
Und unterhaͤlt ſie noch, ſo wie er ſie formiret.
Es ſenckte GOTT, doch in gewiſſer Maaſſe nur,
Jn die Materie Ruh und Bewegung ein.
Und Seine Macht verſchafft, daß ſie in der Natur
Jn ſteter Meng und Gleichheit ſeyn.
Doch kan man leicht hiebey entdecken
Daß, da ſo viele Ding all’Augenblick ſich aͤndern,
Auch ihr Bewegen ſich auf andre muͤß erſtrecken.
Ein Coͤrper giebt es bald, empfaͤnget es auch leicht,
Da er denn ſtets ſo viel verlieret,
Als wie er einen andern reicht.
Durch dieſen lieblichen Zuſammenklang,
Und herrlichen Zuſammenhang
Wird ſtets in der Natur derſelbe Stand verſpuͤret.
Man ſieht, daß alles ſich veraͤndert und vertreibet,
Man ſieht, daß alles immer bleibet.
Ein jeder Coͤrper hat
Bewegung und auch Ruh in einem gleichen Grad:
So wie ein Coͤrper ſtets der ruht, in Ruhe bleibet,
Wo ihn ein andrer nicht aus ſeiner Ruhe treibet;
So muͤſſen Coͤrper, die ſich regen,
Ohn Unterlaß ſich auch bewegen,
Wo Coͤrper ihnen nicht im Lauff entgegen gehn,
Und ihnen widerſtehn.
Wir108Deſ Loix du Mouvement.
Mais nous, qui de nos ſens reglons mal les Rapports
Accoutumez ici bas dès l’Enfance.
A voir ceſſer le Mouvement des Corps,
Nous avons decidé, ſur cette experience:
Que chacun de ſoi-même arrête ſes efforts,
Et que c’eſt au Repos, que tend leur violence;
Nous aurions plutôt penſer:
Que dans le même Etat leur courſe continue;
Et qu’on ne la voit point s’affoibler, ou ceſſer,
Si rien ne l’interompt, ni ne la diminue.
On peut ici conſiderer,
Qu’en ſon Etat préſent chaque Etre doit durer,
Et s’y maintient toujours, ſi l’on ne l’en retire;
La Nature l’ordonne, & ne peut obliger
Rien par ſoi-meme, à ſe detruire.
Il faut pour ce Mobile un obſtacle étranger,
Qui le traverſe, & le faſſe changer.
C’eſt ce, que par l’épreuve il faut, que l’on confeſſe.
L’Air nous environnant d’imperceptibles Flots,
Les humides Vapeurs, & l’Onde plus épaiſſe,
Font que des Corps lancez, tout le Mouvement ceſſe,
Et qu’apres certain temps on les voit en Repos,
Selon que le milieu leur reſiſte, ou les preſſe.
S’il109Von den Geſetzen der Bewegung.
Wir aber, die der Sinn verfuͤhret,
Die wir gewohnt zu ſehn, von Jugend auf
Daß ſich ein Coͤrper nicht mehr ruͤhret:
Wir ſchlieſſen: daß er ſelbſt den Lauff
Und die Bewegung hemm und daß zur Ruh allein
Die Kraͤffte, die er zeigt, von ihm gebrauchet ſeyn.
Wir ſollten aber billig dencken,
Daß ſich der Coͤrper Lauff nicht ſelber unterbreche,
Daß er ſich ſelber nie verringere noch ſchwaͤche,
Wofern ihm nichts im Wege ſtuͤnde
Und er nicht ſeine Krafft dadurch verringert fuͤnde.
Man muß hiebey zugleich auch dies erwegen:
Es muß ein jedes Ding in ſeinem Stande bleiben,
Wofern ihn andre nicht aus ſelben treiben.
Es kan ja die Natur ſelbſt keinem auferlegen
Daß es ſich ſelbſt durch ſich zerſtoͤhre.
Und folgt dahero ganz gewis,
Daß eine fremde Hindernis,
Die jedes aͤndere, dazu gehoͤre.
Dies kan uns die Erfahrung lehren:
Was uns umgiebt, ohn daß mans fuͤhlt, die Lufft,
Ein feuchter Dufft,
Die Fluht, die dichter noch, als jene zwey, verwehren
Der fortgeſtoſſnen Coͤrper regen,
Und machen, daß nach kurtzer Zeit,
Da ſie ſich ferner nicht bewegen,
Man ſie in Ruh erblickt
Und zwar, nachdem mit mehr und mindrer Hefftigkeit,
Das Mittelſte ſie hemmet und ſie druͤckt.
Wenn110Deſ Loix du Mouvement.
S’il trouve a s’avancer plus de difficulté;
Le Corps ſent plutôt mourir ſa violence.
Ainſi par le Salpêtre, un Boulet emporté
Dans la Terre, qu’il s’ouvre; eſt bien-tôt arreté:
Mais s’il fendoit des Airs la molle reſiſtance,
Dans une longue Courſe il ſeroit emporté.
Comme c’eſt une Loi certaine,
Qu’un Corps autant, qu’il peut ſe meut directement;
Ceux qu’on meut circulairement
Tendent à s’êloigner d’une fuite ſoudaine
Du Centre de leur Mouvement.
Si voulant aller droit, on voit à tout moment,
Que leur Ligne ſe courbe; & leur Courſe eſt panchante.
Tirons-en la Preuve evidente,
Qu’ils trouvent quelque empêchement,
Qui les force à ce changement.
Donc le Mouvoment circulaire
Marque dans le Corps mille & mille détours;
A ſon Progrès direct quelque autre Corps contraire,
A chaque Inſtant fait incliner ſon Cours.
L’Ef -111Von den Geſetzen der Bewegung.
Wenn der bewegte Coͤrper nun
Jn ſeiner Fahrt mehr Hinderniß verſpuͤret;
Wird er viel eher ruhn,
Da nemlich ſich ſein ſtarcker Trieb verlieret.
So wird aus einem Stuͤck die Kugel in der Erden,
Wenn ſie dieſelbe trifft, ſehr ſchnell gehemmet werden,
Die, wenn ſie in der Lufft, die weich, ohn Einhalt floͤge;
Von ihrem Flug die Strich viel weit - und laͤnger zoͤge.
Wie es unſtreitig wahr
Daß alle Coͤrper ſtets, ſo viel ſie koͤnnen,
Jn einer Linie gerade rennen;
So iſt es ebenfalls nicht minder klar,
Daß die, ſo wir im Kreyſe drehen,
Und die da in der Ruͤnde gehen,
Jn ihren Fliehen, ohn Verweilen,
Von ihrem Mittelpunet beſtaͤndig abwaͤrts eilen.
Wenn ſie gerade vor ſich fliegen
Sieht man all Augenblick die Linien ſich biegen
Und daß ihr Lauff ſich lenckt. Daher iſt gantz gewiß,
Daß eine Hinderniß
Sie ſtoͤſſet, aus dem Wege dringet,
Und ſie zu dieſer Aendrung zwinget.
Dasjenige, nun was im Kreyſe gehet,
Beweiſſt, daß ſolch ein Coͤrper ſich
Auf tauſend tauſend Arten drehet.
Ein Coͤrper der ihm hinderlich,
Haͤlt durch den Widerſtand ihn auf,
Und bieget ſtets den ſonſt geraden Lauff.
Die112Deſ Loix du Mouvement.
L’Effort, qui pouſſe un Corps, ou le poids, qui l’inclin
En cent façons le détermine.
Il eſt des Mouvemens mixtes & compoſez,
Produits par des effets l’un à l’autre oppoſez.
Si le Corps, qui ſe meut, n’a pas tant de Puiſſance
A perſiſter toujours dans ſon Mouvement droit,
Qu’un autre Corps, qui ſa Chûte reçoit,
En a pour faire reſiſtence;
Le prémier repouſſé va vers un autre endroit:
Ou s’il eſt le plus fort, on connoît qu’il s avance
Comme il étoit determiné,
Et de ſon Mouvement le Foible eſt entraîné:
Mais ce plus Fort ausſi perd de ſa Violence
Ce, qu à l autre il en a donné.
Par cette Loi les Corps, mols, non liez, liquides,
Qui ne reſiſtent point, ou qui ſont aîſement
Suſceptibles d’ébranlement;
Prennent en Eux le mouvement,
Et le fônt perdre aux plus ſolides.
Quand l’Effort d’un Corps dur vainement ſe déploy
Et qu un Corps trés-dur le renvoye,
Il ne perd point ſon Action,
Mais ſa Determination.
[Ce]113Von den Geſetzen der Bewegung.
Die Krafft, ſo Coͤrper treibt, die Schwere, ſo ſie druͤckt,
Macht ſie zu mancherley Bewegungen geſchickt:
Es zeigt ſich manch vermiſcht, und manch gefuͤgt Bewegen,
Durch Wuͤrckungen, die ſich einander gantz entgegen.
Wenn nun ein Coͤrper, der ſich reget,
Nicht ſo viel Kraͤffte heget,
Jn dem geraden Lauff zu bleiben,
Als einer, den er trifft, Krafft hat zu widerſtehn;
So wird der erſte gleich abprallend abwerts gehn.
Doch iſt er maͤchtiger; wird er ſich vorwerts treiben,
Wohin er Anfangs gieng:
Der Schwaͤchere wird dann durch ihn mit fortgeriſſen,
Doch muß der Starcke das von ſeiner Staͤrcke miſſen,
Was jener erſt von ihm empfing.
Durch dieß Geſetz nun nehmen und empfangen
Die Coͤrper, welche weich und nicht zuſammen hangen,
Auch die, ſo fluͤſſig ſind, und die nicht widerſtehn,
Jmgleichen, welche leicht erſchuͤttern und ſich drehn,
Die ſchnelleſten Bewegungen in ſich:
Und machen, wie wir offt verſpuͤren,
Daß auch die feſteſten dieſelben bald verlieren.
Hoͤrt gleich, gehemmt in ſeinem Lauf,
Der Druck des harten Coͤrpers auf,
Wenn ein noch haͤrterer den Gang ihn unterbricht;
Verliert er zwar den Strich, doch ſein Bewegen nicht.
HDer114Deſ Loix du Mouvement.
Ce Corps ſe refléchit, & revient ſur ſa Voye;
S’il va droit, il retourne ausſi directement:
Mais ſi ſon Mouvement,
Avec, ou plus, ou moins de difference,
Le fait tomber obliquement,
Son Cours ſe refléchit à certaine diſtance;
Et l Angle de Reflexion,
D’une entiere Préciſion,
Se montre égal à celui d Incidence.
Quand il ſe trouve un Corps, ou liquide, ou fragile
Qui laiſſant paſſer le Mobile,
Fait changer ſa Direction;
La’route détournée eſt la Refraction,
Et l’Angle du Détour eſt à proportion,
Que la Paſſage eſt plus, ou moins facile.
Les Rayons lumineux ſeront moins inclinez,
Trouvant de l’Air dans l Eau la route plus aiſée;
De l’Eau dans l’Air, ils ſont plus détournez,
La route etant plus oppoſée.
De ces Refraction, les differens Degrez
Sont marquez avec évidence
Dans tous les Corps, qui, par leur tranſparence,
Sont vûs du Soleil penetrer.
Ce n’eſt que par ces Loix claires, ſimples, ſenſibles,
Que de tout l’Univers ſe font les Changemens;
Par l Effet de ces Mouvemens
Tous les Corps, tels qu’ils ſoient, viſibles, inviſibles,
Sont ſeparez, ſont aſſemblez,
Sont detruits, & renouvellez.
Nous115Von den Geſetzen der Bewegung.
Der Coͤrper prallt zuruͤck, da, wo er hergekommen.
Hat er zuvor den Weg gerade vorgenommen;
Kommt er auch wiederum gerade ruͤckwerts her:
Wo aber ſeine Fahrt bald weniger, bald mehr
Gebogen oder ſchieff den Vorwurff trifft; ſo fliegt
Er alsbald ſeitenwerts. Da denn vom Gegenſchlag
Der Winckel ſich mit dem, woran er ſtoſſen mag,
Jn einer ganzen Gleichheit fuͤgt.
Wann ein zerbrechlicher und feuchter Coͤrper biegt
Die Fahrt desjenigen, der durch ihn abwerts fliegt;
So iſt der Gang, der abweicht, was man nennt,
Den Ruͤck-Schlag, und es iſt der Winckel, der ſich trennt,
Groß oder kleiner offenbar,
Nachdem der Weg leicht oder ſchwerer war.
Der Sonnen lichter Strahl iſt weniger gebogen,
Wenn er ſich durch die Lufft ins Waſſer ſenckt;
Wird aber ſtaͤrcker abgelenckt,
Wenn er ſich in die Lufft vom Waſſer abgezogen.
Der Weg geht nicht ſo leicht hinein.
Die viele Graden nun von dem gebrochnen Schein
Sind deutlich gnug zu ſehen
Jn Coͤrpern, die durchſichtig ſeyn,
Wodurch der Sonnen Strahlen gehen.
Durch dieſe einfach-hell-und klare Regel nur
Veraͤndert alles ſich in der Natur.
Durch die Bewegungs-Krafft allein,
Sind alle Coͤrper, die unſicht-und ſichtbar ſeyn,
Getrennt, vereint, verſtoͤhrt,
Und wiederum in vor’gen Stand gekehrt.
H 2Jndem116Deſ Loix du Mouvement.
Nous détachant ainſi d une lourde Matiere,
Nous pouvons nous ouvrir une belle Carriere,
Et juſques dans les Cieux étendre nos progrés.
Mais propoſons-nous bien cette Maxime utile,
Lorsque de la Nature on cherche les Secrets;
De s ouvrir un accés facile
Aux Objets, qui ſont loin, par ceux, qui ſont plus prés;
Jugeons des Mouvemens, qui ſe font ſur la Nue,
Par ceux, qui ſe font ici bas;
Jugeons par les Objets, qui touchent notre Vûe,
De ceux, que nous ne voyons pas.
Quelque varieté, que l Univers étale,
De quelques traits changeans, que les Corps ſoient marquez
De quelques noms divers, qu’on les ait diſtinguez,
Leur Eſſence à tous eſt égale.
On reconnoîtra ſeulement
Les differens Degrez, d’un même Mouvement,
La Matiere ausſi n eſt changée,
Qu’en ce, qu elle eſt autrement partagée,
Et ſa même Nature exiſte conſtamment.
Les Mouvemens produits ſur ces brillantes Voutes
Recommencez toujours dans ces immenſes Routes,
Sont par la même regle accomplis dans les Cieux,
Que ceux, qui chaque jour ſe paſſent ſous nos yeux.
Pou[r]117Von den Geſetzen der Bewegung.
Jndem wir alſo nun von der Materie,
Die grob und ſchwer, uns trennen;
So werden wir auch droben in der Hoͤh,
Uns andre Wege bahnen koͤnnen.
Doch thut man wol, wenn man die feſte Regel lernt:
Wer der Natur Geheimniß will ergruͤnden,
Wird ſtets die beſten Wege finden,
Durch die, ſo nah, zu denen, die entfernt.
Laſſt uns ein ſicher Urtheil faͤllen
Durch die Bewegungen, die wir hier unten ſehn,
Von denen, die im Firmament geſchehn.
Nach Dingen, die wir ſehen, richte man
Diejenigen, ſo man nicht ſehen kan.
Wie ſehr die Welt an Aenderungen reich:
Wie viel Verſchiedenheit die vielen Coͤrper hegen:
Wie unterſchiedentlich wir ſie zu nennen pflegen;
So iſt jedoch ihr Weſen gleich.
Man kennt in ihnen blos allein
Verſchiedne Grad von einerley Bewegen.
Auch die Materie kau nicht geaͤndert ſeyn,
Als blos in ſo weit nur,
Daß ſie auf andre Art getheilet iſt. Es bleibet,
Ohn daß es etwas hintertreibet,
Jn ihr, zu aller Zeit, dieſelbige Natur.
Die Regungen, ſo man in den Saphiernen Hoͤhen
Vom Anfang immerfort in groſſen Kreyſen ſpuͤhrt,
Sind auf derſelben Art im Firmament vollfuͤhrt,
Als die, ſo wir allhier vor Augen taͤglich ſehen.
H 3Der118Deſ Loix du Mouvement.
Pour tous le Mechaniſme a ſes loix infallibles,
Dont le Puiſſant Moteur a reglé les accords;
Des Etres, que nos ſens trouvent imperceptibles,
Sont agitez par les mêmes reſſorts,
Que nous voyons mouvoir les plus grands Corps[.]
En ces moindres Objets, qui par leur petiteſſe,
Leur obſcurité, leur baſſeſſe,
Ne ſemblent pas dignes d etre obſervez,
Nous verrons le même Ordre, & la même Sageſſe,
Que pour les plus brillans, & les plus élevez.
Depuis la Naiſſance du Monde,
Le Soleil, les Saiſons, & les Nuits, & les Jours,
Les Cieux, les Airs, la Terre, & l’Onde.
Tout garde le même Ordre, & ſuit le même Cours.

Fin du Premier Livre.

[figure]
LIVRE119Von den Geſetzen der Bewegung.
Der Mechaniſmus hat, (ſind ſie gleich nicht zu zaͤhlen,)
Fuͤr alle einerley Geſetze, die nicht fehlen
Die DER, ſo alle Ding aufs kraͤfftigſte beweget,
Jn ſchoͤnſter Harmonie darein geleget.
Es muͤſſen ſich die Dinge, die ſo klein,
Daß ſie nicht ſicht-nicht fuͤhlbar ſeyn,
Durch eben ſolche Raͤder regen,
Durch welche ſich die Groͤſſeſten bewegen.
Auch ſelbſt in Dingen, die ſo klein,
Daß, wegen ihrer Niedrigkeit
Sie, wie es ſcheinet, kaum des Anſehns wuͤrdig ſeyn,
Da werden wir, wenn wir es wol ergruͤnden,
Dieſelben Ordnungen dieſelbe Weisheit finden.
Die in den herrlichſten und auserleſnen man
Nur immer finden kan.
Seit dem die Welt hervor gebracht,
Bleibt alles, wie es war, die Sonne, Tag und Nacht,
Lufft, Himmel, Erd und Fluht; nichts haͤlt die Ordnung auf:
Und alles haͤlt denſelben Lauff.

Ende des Erſten Buchs.

[figure]
H 4Das[120]
[figure]

LIVRE SECOND.

Deſ Elemenſ. De la Structure de l Uni[-]verſ. Du Soleil, deſ Planeteſ, et du Firmament. De la Peſanteur, et d[e]la Legerete. Du Flux et Reflux d[e]la Mer. De la Matiere Subtile[.]Deſ Mouvemenſ particuliereſ. De[ſ]Saiſonſ.

Deſ Elemenſ.

Quand je veux obſerver le Monde à ſa Naiſſanc[e,]
Je croi, que le Moteur, par ſa Toute-Puiſſance,
L’a fait dans la Perfection,
Sans employer du Temps la lente impresſion.
Mais cette Oeuvre immortelle en naiſſant accomplie,
A pour ſa durée une Regle établie.
Le même Pouvoir, qui ſoutient
De ce vaſte Univers la Structure admirable
Le même Ordre, qui l’entretient;
Pourroit à tous momens en former un ſemblable;
Et DIEU, qui le conſerve en un état ſi beau,
Semble ainſi rous les jours le créer de nouveau.
[Le][121]
[figure]

Das Zweyte Buch.

Von den Elementen. Von dem Bau der Welt. Von der Sonne, von Planeten, und von dem Firmament. Von der Schwere und von der Leichtigkeit. Von der Fluht und von der Ebbe des Meeres. Von der ſubtilen Materie. Von den ab - ſonderlichen Bewegungen. Von den Jah - res-Zeiten.

Von den Elementen.

Wenn ſich mein Geiſt den Anfang unſrer Welt
Vor Augen ſtellt;
So glaub ich, daß ſie GOTT durch ſeine Macht,
Jn ihrer Vollenkommenheit,
Auf einmahl hab hervorgebracht,
Ohn einige der Zeiten Langſamkeit.
Allein dies groſſe Werck, ſo allbereit
Vollkommen in der Wieg; empfing ein Ziel der Zeit.
Dieſelbe Macht, die von der groſſen Welt
Den wunderſchoͤnen Bau erhaͤlt:
Derſelbige Befehl, der ſie beweget,
Der ſie ſo ſchuͤtzt als traͤget,
Vermag ein, ihr in allen Sachen
Gantz gleiche, Welt, all Augenblick zu machen.
Es ſcheint, ob ſchaffte GOTT dies herrliche Gebaͤu
An einem jeden Tage neu.
H 5Jndem122Deſ Elemenſ.
Le contemplant d abord comme un grand Edifice,
Merveilleux dans ſon Ordre, & dans ſes Ornemens,
Engagez à chercher de ces Arrangemens,
Les noeuds cachez, les ſecrets changemens,
Il faut que notre Eſprit medite, & s eclairciſſe
Sur ce, qu’on appelle Elemens.
Comment de la Matiere on tire toutes choſes,
Voir ce, qui dans les Corps ſe nomme Qualitez;
Leurs Accords, leur Mélange, & leurs Proprietez:
Trouver enfin les Principes, les Cauſes
De tant d Effets divers, qu’étalent à nos yeux
Et la Terre, & les Eaux, & les Airs, & les Cieux.
Se faut-il étonner, qu’une aveugle ignorance
Regnât dans le Commencement?
Les Hommes par leurs ſens bornoient leur connoiſſance;
Des Dieux ils donnoient la Puiſſance
A la Matiere, aux Elemens.
Enveloppez dans cette Erreur grosſiere,
Tout ce, qui faiſoit voir quelque trait de Beauté,
Ou pouvoit les flatter de quelque utilité,
Leur devenoit une Divinité.
Ils ont adoré l Eau, l Air, le Feu, la Lumiere,
La Lune & le Soleil, Etres inanimez,
Tels, que ces Elemens, dont ils étoient formez,
Sous le titre des Dieux ont éclairé le Monde.
On123Von den Elementen.
Jndem wir ſie als ein Gebaͤu beſehn,
Das wunderbarlich groß und wunderbarlich ſchoͤn;
Und unſere Gedancken dahin gehn,
Der Ordnungen geheimes Band zu finden,
So Zier-als Aend’rungen zu faſſen, zu ergruͤnden;
So unterſucht mit Recht im Anfang unſer Geiſt
Das, was man Elementen heiſt;
Auch wie das Weſen aller Dinge
Aus der Materie entſpringe;
Nicht minder das, was man an Coͤrpern nennt,
Vermiſchung, Eigenſchafft, wie es ſich fuͤgt und trennt:
Vor allen auch den Urſprung und den Grund,
Woher ſo mancherley gewuͤrcket werde,
Jm Himmel, in der Lufft, im Waſſer, auf der Erde?
Kan man ſich wol mit Recht verwundern, wenn man ſpuͤrt,
Daß blinder Unverſtand zuerſt regiert?
Die Menſchen, da ſie nichts, als durch die Sinnen, kennten;
So uͤbergaben ſie die Goͤttliche Gewalt
Dem Stoff und auch den Elementen.
Jn dieſen Jrrthum nun verwickelt, ward ſobald
Das, welches ſonſt an Schoͤnheit und Geſtallt
Sich unterſchied, auch das, was ihnen Nutzen bracht,
Zu einer GOTTHEJT gleich gemacht.
Als Goͤtter ehrten ſie die Lufft, die Fluht,
Das Licht und auch des Feuers Gluht;
Es haben Sonn und Mond (ob ſie gleich ſonder Leben,
Den Elementen gleich, aus welchen ſie formiret;)
Als Goͤtter, wie es hieß, der Welt das Licht gegeben.
Sie124Deſ Elemenſ.
On crut en attirer l’Influence feconde,
Lorsqu au pied des Autels ils étoient reclamez.
Les Sages ſont venus. Leurs Veilles immortelles
Ont cherché le Secret des choſes naturelles.
Mais les Sages n’ont point les mêmes ſentimens,
En voulant éclaircir cette Science obſcure.
Qu’on écoute Heſiode, on entend, qu’il aſſure,
Que la Terre a fourni les divers Elemens.
Thalés ſoutient, que l Onde eſt leur ſource infinie.
Anaximene dit, que l Air a tout formé.
Le Feu, dit Heraclite, a ſeul tout animé.
Pythagore établit le Nombre, & l Harmonie,
Tel le Clair & l Obſcur, tel le Pair & l’Impair.
Anaxagore, Epicure, Leucippe.
Ont les Atomes pour Principe
Ariſtote le Feu, l Onde, la Terre, & l’Air.
Platon la Matiere & l Idée.
On125Von den Elementen.
Sie bildeten ſich ein,
Es wuͤrd ihr Einfluß und ihr Schein,
Mit mehrer Fruchtbarkeit herab gefuͤhret,
Wenn ſie vor dem Altar, auf ihren Knien,
Von ihnen wuͤrden angeſchrien.
Doch kamen endlich Weiſe, die
Mit unablaͤßlich groſſer Muͤh
Der Creatur Geheimniß auszufinden,
Und zu ergruͤnden
Sich ſtets beſtrebeten. Allein,
Jndem ſie ſich gedachten zu erklaͤren;
So ſtimmten ihre Lehren
Nicht mit einander uͤberein.
Man hoͤr Heſiodum, er ſpricht: Es werden
Die Elementen all erzeuget aus der Erden.
Hingegen Thales will, daß aus der Fluht allein
Dieſelbigen entſtanden ſeyn.
Anaximenes ſpricht: die Lufft hat ſie gemacht,
Das Feur, ſpricht Heraclit, hat ſie hervor gebracht.
Pythagoras erbauet ſie
Aus Zahlen und der Harmonie,
Der ſetzet Nacht und Licht, Gerad und Ungerad;
Da Anaxagoras, Leucippus, Epieur,
Die Sonnen-Staͤubgen nur
Zum Urquell aller Dinge hat.
Wenn Ariſtoteles die Lufft, die Fluht,
Die Erde, ſammt der Gluht,
Zu ſeinem Grunde ſetzt; hat Plato die Jdee
Und die Materie.
Es126Deſ Elemenſ.
On ne ſauroit nombrer tous leurs Avis divers.
Par differens chemins leur ſcience eſt guidée;
Et chacun à ſon gré veut former l Univers.
Je croirois toute fois, que ces fameux Genies
Soutenoient leur parti par des fortes raiſons,
Et que leurs ſavantes Leçons
Se verroient ſouvent réunies,
Si l on avoit ôté l’équivoque des Noms.
Oui, ſoit l Air, ou le Feu, ſoit ou la Terre, ou l’Onde,
Que l’on veuille donner pour Principes du Monde,
Ils ont de la Matiere, on a l’en former.
Il s’agit de bien voir ce, qu’on veut exprimer
Par tous ces Elemens, qu’à ſon gré l’on arrange.
Soit, qu’on en prenne un ſeul, ou ſoit, qu’on les mêlange,
On peut comme autrefois, d’un Art ingenieux,
Faire un Syſtême ſpecieux.
Mais enfin l’Element étant à chaque choſe,
Ce qui le premier la compoſe,
Ne doit point être propoſé,
Sous nulle Idée obſcure, imaginaire,
Sa127Von den Elementen.
Es ſind der Meinungen, ſo mancherley, daß man
Dieſelbigen nicht zaͤhlen kan.
Jedweden will ſein Witz durch andre Wege fuͤhren,
Ein jeder will die Welt nach ſeinem Kopff formiren.
Jch glaube gleichwol doch von Geiſtern, die ſo klug,
Daß jeder ſeinen Satz, mit gutem Grund und Fug,
Vertheidiget und unterſtuͤtzet;
Und daß die ſo gelehrten Lehren,
Wol etwan zu vereinen waͤren;
Wenn man nur wie man billig ſollte,
Die Doppel-Deutigkeit der Woͤrter aͤndern wollte.
Es ſey die Lufft, es ſey die Gluht,
Es ſey die Erd, es ſey die Fluht,
So man zum Grunde ſetzt der Welt, und aller Sachen;
Sie ſind Materie, aus welcher ſie zu machen.
Es kommt darauf nur an, mit Sorgfalt nachzuſehn,
Wie eigentlich das, was ſie Elementen
Jn ihren Lehren nennten,
Und ſo verſchiedentlich vermiſchten; zu verſtehn.
Man nehm in ſeiner Lehr
Von Elementen, eins, man nehme mehr;
So kan man, wie vorhin, durch kuͤnſteln, drehen, dichten,
Ein neues Lehr-Gebaͤu daraus errichten.
Doch da ein Element von einem jeden Dinge
Das iſt, durch welches es zuerſt das Seyn empfinge;
Muß man es unter duncklen Bildern
Fantaſtiſcher Jdeen ja nicht ſchildern.
Der128Deſ Elemenſ.
Sa Notion d abord doit être ſimple & claire,
En Sorte, que l Eſprit trouve toujours aiſé,
Dans le même inſtant, qu on y penſe,
D en reconnoître l Evidence.
Donc on ſemble avoir tort de nommer Element,
Par exemple, le Feu, l Air, & la Terre, & l Onde,
Si ces Corps pris ſeparément,
Sont des plus compoſez, que nous ayions au Monde,
Et ne ſont point d’abord connus diſtinctement,
Ils ne peuvent former une Idée aſſez claire.
Quand même on les prendroit dans la ſimplicité,
Que l’on appelle Elementaire.
Le terme eſt équivoque, & dans l Erreur vulgaire
Notre Eſprit, malgré nous, eſt ſans ceſſe emporté.
En nommant froid, humide, & chaud, & ſechereſſe
Premiers Qualitez, qu on mêle dans les Corps;
On marque obſcurément leurs débats, leurs accords:
Mais cela n’inſtruit point de leur Nature expreſſe.
On eſt toujours en peine à ſe bien expliquer,
Ce, que c’eſt que le chaud, le froid, le ſec, l’humide;
En quoi leur Action en Eux-mêmes reſide,
Et comment ſur l’Organe elle peut s’appliquer.
Les mots ſeuls ne ſont rien. Et comme il faut, qu’un Etr[e]
Naiſſe effectivement des Principes poſez,
Tout Principe inconnu ne nous fait rien connoître,
E[t]129Von den Elementen.
Zuerſt muß der Begriff ſo einfach ſeyn, als klar,
So daß der Geiſt, wenn er daran gedencket,
Den Augenblick ſich in die Sachen ſencket,
Und findet, daß ſie wuͤrcklich wahr.
Es ſcheint demnach, daß wir mit Recht nicht koͤnnen
Lufft, Erde, Gluth und Fluth die Elemente nennen:
Da dieſe Coͤrper ja, beſieht man ſie allein,
Von allen auf der Welt am minſten einfach ſeyn:
Da wir dieſelben nun durchaus nicht deutlich ſehen;
Kan auch kein deutlicher Begriff daraus entſtehen.
Ja, wenn man ſie ſo gar
Elementariſch einfach heiſt;
Jſt die Benennung doch nicht klar:
Jndem ſie unſern Geiſt
Jm Jrrthum mit ſich fort, auch wider Willen reiſſt.
Wofern man etwas will kalt, feucht, warm, trocken nennen,
(So ja die erſten Eigenſchafften,
Die, wie man ſpricht, an allen Coͤrpern hafften:)
So zeigt man zwar zu gleicher Zeit
Derſelben Streit und Einigkeit;
Allein, man lernt dadurch nicht die Natur erkennen.
Man hat noch immer Muͤh ſich deutlich zu erklaͤren,
Was warm und kalt, was trocken ſey und feucht,
Wie weit die Wuͤrckungen den Coͤrpern angehoͤren,
Wie mit dem Werckzeug ſich dieſelbige vergleicht.
Die Wort allein ſind nichts. Und, wie ein jedes Weſen
Aus einem Urſprung ja nothwendig erſt entſtand;
So iſt ein Urſprung ja, der ſelber nicht bekannt,
JAuch130Deſ Elemenſ.
Et par des Mots confus nous ſommes abuſez.
Ces autres Elemens, comme le Jour & l Ombre,
Ou le Pair & l Impair, l Harmonie & le Nombre.
Trop abſtraits, trop ſubtiliſez
Seroient vainement propoſez.
L Eſprit a peine à ſe réduire
A l exacte Simplicité;
Mais elle ſeule peut conduire
Sûrement à la Verité.
Quelques Agens divers, que la Nature employe,
Elle choiſit les chemins les plus courts;
Par la plus abregeé, & la plus ſimple voye
A ce, qu’elle veut faire, elle arrive toujours.
Depuis l Origine premiere.
Elle eſt toujours la même, en tous tems, en tous lieux,
Que les Corps ſoient obſcurs, ou brillants à nos yeux;
Que l’apparence en ſoit délicate, ou groſſiere,
Qu’ils ſoient, ou Fange vile, ou Metal précieux,
Des Abîmes profonds, juſqu’au plus haut des Cieux.
Tout eſt fait de même Matiere,
Tout ſe fait de même Maniere.
Sur les Etres naiſſans nos regards occupez,
Les verront compoſez, comme l Architecture,
Po[ur]131Von den Elementen.
Auch nicht geſchickt, daß er, was wahr iſt, lehrt:
Und durch verwirrte Wort allein ſind wir bethoͤrt.
Was man nun ſonſt zu Elementen macht,
Als Tag und Nacht,
Gerad und Ungerad, die Zahl, die Harmonie,
Die koͤnnen gleichfals nicht dafuͤr gerechnet ſeyn,
Jndem, daß ſie
Nur gar zu ſehr vertiefft, zu dunckel und zu fein.
Es will der Geiſt nicht gern daran,
Dem, welches einfach, nachzuſpuͤren;
Und dies jedoch alleine kan
Uns ſicher zu der Wahrheit fuͤhren.
Was auch die wuͤrckende Natur
Fuͤr unterſchiedne Mittel wehlet;
So ſucht ſie allezeit des kuͤrtzten Weges Spur,
Und, ſonder daß ſie jemals fehlet,
Gelangt ſie allezeit
Zum vorgeſteckten Zweck, blos durch die Einzelnheit,
Vom erſten Urſprung an verbleibt ſie immerfort
Zu aller Zeit, an jedem Ort,
Dieſelbige. Die Coͤrper moͤgen ſeyn
Voll Dunckelheit, voll Glantz, Gold, Koht, grob oder zart,
Vom Abgrund an, bis zu des Himmels Hoͤh;
Sind ſie von einerley Materie
Hervorgebracht, und zwar auf gleiche Art.
Wenn wir auf Dinge, die entſtehen,
Aufmerckſam ſehen;
So werden wir ſogleich befinden:
Daß ſie auf gleiche Art ſich binden,
Als wie die Bau-Kunſt, wenn ſie bauen
J 2Und132Deſ Elemenſ.
Pour faire un Bâtiment, employe à ſa Structure
Des pierres, des moilons de diverſe figure,
Que du même Rocher l Ouvrier a coupez.
Donc pour avoir l’Ideé & nette & ſinguliere
Des Mêlanges de la Matiere;
Par les Diviſions, & par les Mouvements.
Nous chercherons ces Elemens,
Qui des Etres divers compoſent la Texture.
Des ſecrets naturels, c eſt ici l ouverture.
Prenons de petits Corps aigus, ronds & crochus,
Cylindriques, plians, hériſſez ou branchus,
Qui, ſelon leur Figure, en cent façons ſe lient,
Et que leurs changemens ſans fin diverſifient.
Au lieu de Qualitez, qui n étoient que des Noms,
De la Forme d’un Ette, on trouve les raiſons;
Leurs proprietez s’éclairciſſent,
On reconnoît comme ils agiſſent.
Que tous ces petits Corps figurez & mouvans
Font de plaiſir aux yeux ſavans!
Que leurs atteintes inviſibles,
Quand on y penſe bien, ſont claires & ſenſibles!
Et que ces Elemens, du Vulgaire ignorez,
A l Eſprit ſont bien démontrez!
U[n]133Von den Elementen.
Und Haͤuſer machen will, zu ihrem Wercke nimmt,
Und ſo verſchiedene Figur von Stein dazu beſtimmt,
Die all aus einem Stein gehauen.
Damit nun der Begriff recht deutlich, klar und rein
Von der Materie Vermiſchung moͤge ſeyn;
So laſſet uns durch theilen, durch bewegen,
Die Elementen jetzt bemuͤhet ſeyn zu finden,
Wodurch ſich alle Coͤrper binden.
Dies iſt zu der Natur Geheimniß Thuͤr und Grund.
Man nehme Coͤrperlein, die ſcharf, die krumm und rund,
Geſpitzet, biegſam, rauh, gezackt, und welche ſich
Auf hundert tauſend Arten fuͤgen,
Und deren Aendrungen ohn End veraͤnderlich;
So wird man gleich, ſtatt der Beſchaffenheit,
Die bloß ein Nahme nur voll Eitelkeit,
Schon den Begriff von ihren Formen kriegen.
Man ſieht viel deutlicher die Eigenſchafften an;
Und wie ſie wuͤrcken, mercket man.
Ach! wie viel Freude, welche Luſt
Erwecken dieſe klein-geformt-und rege Dinge
Jn eines Weiſen Aug und Bruſt!
Wie wird dasjenige, was ſich in ihnen reget,
Das ſonſt unſichtbar iſt, und ſo geringe,
Wenn man es recht erweget,
So klar, ſo hell und fuͤhlbar dargeleget!
Und wie ſind nicht die Elemente,
So bis daher die unachtſame Welt
Noch nicht erkennte,
Dem Geiſt ſo deutlich vorgeſtellt!
J 3Ein134Deſ Elemenſ.
Un Moſchus, la memoire en doit être éternelle,
Ebaucha, nous dit-on, un Syſtême ſi beau.
La Philoſophie au berceau,
A ce Phenicien dut ſa clarté nouvelle.
Il a droit d’obtenir la Palme la plus belle,
Sur ces Pheniciens fameux dans l’Univers,
Qui découvrirent l Art de traverſer les Mers;
Et ſur ceux, qui par l Ecriture,
De la parole ont tracé la Peinture.
Si les uns dominant & les Vents & les Eaux,
Les Regards attachez ſur cet Aſtre Polaire,
Qui d un feu ſi conſtant nous guide & nous éclaire;
Furent chercher au loin des Rivages nouveaux;
Si d autres ont ttouvé la ſcience immortelle,
Qui ſait tranſmettre à l avenir
Des grandes actions l éclatant ſouvenir,
Et par qui le Commerce & l Amitie fidelle
Des bouts de l Univers peuvent s entretenir;
Ce lui-ci penetrant l immenſité profonde,
Ou ſe cachoient pour nous les Principes du Monde,
A ſû le premier démêler
Les nombreux petits Corps de diverſe figure,
Qu un mouvement ſecret ſans ceſſe fait rouler.
Pa[r]135Von den Elementen.
Ein Moſchus, (er verdient, daß ſein Ruhm ewig ſey.)
Entwarff zuerſt dies ſchoͤne Lehr-Gebaͤu.
Denn dem Phoenicier allein
Wird die Philoſophie den erſten neuen Schein
Jn ihrer Wieg, unſtreitig ſchuldig ſeyn.
Es werden ihm mit groͤſſern Rechte
Die Sieges-Palmen zugehoͤren,
Als denen, die die Kunſt dem menſchlichen Geſchlechte
Eroͤffneten, das Meer mit Schiffen zu beſchweren.
Als denen ebenfalls, die durch die Kunſt zu ſchreiben,
Die Woͤrter unſerm Blick vermochten vorzuſtellen.
Wenn jene ſich beſtrebt, als Herr’n von Wind und Wellen,
(Den ſteiffen Blick zum Pol-Stern hingekehrt,
Der durch ein ſtetes Licht uns ſichre Wege lehrt)
Jhr Schiff an ein entlegnes Land zu treiben:
Erfunden die die Kunſt, die wol unſterblich heiſt,
Wodurch ſich der Vergaͤnglichkeit
So manche Helden-That entreiſſt,
Wodurch zugleich, ob ſie gleich noch ſo weit
Sich von einander trennen,
Die Handlung, Freundſchafft, Treu und Pflicht,
Von allen Orten her ſich unterhalten koͤnnen;
Hat Dieſer, da ſein Geiſt die ungemeſſne Tieffe,
Worinn der Zeug der Welt fuͤr uns verſtecket,
Mit einem ſcharffen Blick durchlieffe,
Der Coͤrper ungezaͤhlte Zahl
Zuallererſt entdecket,
Die ſo verſchiedentlich geformt, ſich ſeltſam fuͤgen,
Die ein geheimer Trieb beweget allemahl.
J 4Durch136Deſ Elemenſ.
Par lui juſques aux Cieux notte Eſprit peut voler,
Nous voyons les Reſſorts, que voile la Nature,
Nous l obſervons juſqu à ſes moindres traits,
Et liſons dans ſon ſein ſes merveilleux ſecrets.
Sur les pas de Moſchus arriva Démocrite,
D un Syſtême imparfait célebre Imitateur,
Des Atomes roulans il parut l Inventeur.
Leucippe, Anaxagore, & le ſage Heraclite,
Avec les petits Corps, & leurs tiſſus divers,
Expliquerent ausſi l ordre de l Univers.
Epicure, qui vint en ſuite
Par la Déclinaiſon régla le Mouvement,
La Rencontre & l Enchaînement
Des Principes errans du ſavant Abderite.
En petits Corps ainſi tout étoit diviſé.
Loin de donner aux Corps des Qualitez obſcures,
Les divers Mouvemens, les diverſes Figures
Offroient pour les connoître un moyen plus aiſé.
Ma[iſ]137Von den Elementen.
Durch ihn kan unſer Geiſt bis an den Himmel fliegen;
Wir ſehn durch ihn das Kunſt-Werck und die Spur
Der ſich verhuͤllenden Natur,
Man kan in ihrem Schooß von den geheimen Weſen
Die zaͤrtſten Zuͤge deutlich leſen.
Nach Moſchus kam Democritus,
Und ahm’te Moſchus Lehre,
(Jn der annoch kein recht vollkommner Schluß)
Jn allen nach; es ſchien, als wenn er der Erfinder
Der regen Sonnen-Staͤubgen waͤre.
Nicht minder
Schien Anaxagoras, Leucippus, Heraclit,
Mit ihren Lehren
Von kleinen Coͤrperlein und ihrer Form, bemuͤht,
Die Ordnungen der Welt gleichmaͤßig zu erklaͤren.
Nachher bracht Epicur,
Durch die Abneigung, das Bewegen,
Den Druck und den Zuſammenhang,
Des Grund-Staubs der Natur
Des von Abdera in den Gang.
Man theilte damals alles ein
Jn Coͤrper, die ſehr zart und klein.
An ſtatt den Coͤrpern beyzulegen
Die Menge dunckeler Beſchaffenheiten;
Gab der Figuren Meng und ihr Bewegen
Zum gruͤndlichen Begriff weit groͤſſre Deutlichkeiten.
J 5Allein138Deſ Elemenſ.
Mais ce commun Princîpe, en general poſé,
Forma encor des Sectes contraires,
Anaxagore a cru ſes Notions plus claires,
En nous établiſſant chaque Etre compoſé
De Particules Simulaires.
Ces petits Corps, dit-il, confondus & cachez,
Douez chacun à part de Figures conſtantes,
Quand ils ſont tous pareils en grand nombre attachez;
On voit alors des Eſpeces naiſſantes.
Rien, à ce qu il penſoit, n etoit fait de nouveau.
Les parcelles changeant de place,
Les Etres différens changeoient auſſi de face.
L Eau ſ offroit à nos yeux, quand des parcelles d Eau,
Avec les autres Corps auparavant mêlées,
Venoient à ſe voir aſſemblées.
Il vouloit, que le Feu nous parût allumé,
Quand il ſ en raſſembloit diverſes étincelles,
Et que l Or tout de même, en petites parcelles
Au ſein de la Terre ſemé,
Par leur réunion y fût ausſi formé.
Heraclite a penſé, non ſans quelque apparence,
Que tous les Elemens, l un ſur l autre rangez,
Etoient l un en l autre changez;
Qu[e]139Von den Elementen.
Allein,
Der Grund-Satz, der ſo allgemein,
Erweckte doch auch zu derſelben Zeit
Verſchiedne Secten, Zanck und Streit.
Denn Anaxagoras lehrt: alles, was man faͤnde,
Beſtaͤnde
Aus Theilen, die einander gleich.
Wenn, ſprach er, dieſe Coͤrperlein,
Die allenthalben zwar, jedoch verborgen ſeyn,
Jn deren jeglichen Figur und Form zu finden,
Jn gleicher Meng und Groͤſſe ſich verbinden;
Sodann entſtehen
Die Dinge, die wir koͤnnen ſehen.
Und nichts, wie er vermeinte, wuͤrde neu.
Veraͤnderten die Theilgen ihren Ort;
So lehrt er, daß alsdenn ſo fort
Das Weſen auch veraͤndert ſey.
Wir koͤnnen nehmlich Waſſer ſehen,
Wenn Waſſer-Theilgen, die vorher
Mit andern Coͤrperchen vermiſcht, von ungefehr
Sich binden und zuſammen gehen.
Er lehrte, daß das Feur ſich ſchiene zu entzuͤnden,
Wenn viele Funcken ſich verbinden:
Und daß auch ſo das Gold, verſtreuet in der Erde,
Wenn ſeine Theilgen ſich vereinen, Gold erſt werde.
Hingegen Heraclit, und zwar
Nicht unwahrſcheinlich, hat gelehrt:
Es wuͤrde von der Elementen-Schaar|
Das eine ſtets ins andere verkehret.
Daß140Deſ Elemenſ.
Que l Air de l Eau prenoit la conſiſtance,
Que l Eau devenoit Terre, & la Terre à ſon tour
Reprenoit la forme de l’Onde.
Qui, reprenant de l Air la vertu vagabonde,
Revoloit au brillant ſejout.
Ce Sage a cru par-là marquer l ordre du Monde.
Et la Matiere ainſi, qui dans tous les Etats
Ou ſ éleve, ou ſe précipite,
Fait ce Mouvement, qu Heraclite
Nomme de bas en haut, nomme de haut en bas,
Ces Revolutions, ces forces mutuelles,
Cauſent inceſſamment les accords, les debats,
Ce cercle de formes nouvelles,
Qui font naître & mouvoir les choſes naturelles.
Lucrece enfin nous à chante:
Que les Atomes d Epicure,
De diverſe groſſeur, de diverſe figure,
D éternelle durée en leur ſolidité,
Se mêloient dans la vuide avec diverſité.
Reſpectant la Morale & la Foi la plus pure,
En notre ſiecle Gaſſendi,
Vou[-]141Von den Elementen.
Daß aus der Lufft die Fluht, und aus der Fluht die Erde,
Aus Erde wieder Fluht, Lufft aus dem Waſſer werde,
Die, wie vorhin, ſich aufwerts zoͤge,
Und in das Firmamente aufs neue wieder floͤge.
Hierdurch vermeinte nun der Weiſe
Die wahre Ordnung uns zu zeigen,
Und die Materie, die uͤberall bald faͤllt,
Bald anfaͤngt wiederum zu ſteigen.
Macht die Bewegung aus, die man mit Heraclit
Von unten auf, von oben ab, kan nennen.
Die Aendrungen, ſo man dadurch entſtehen ſieht,
Die Kraͤffte, die ſich bald vereinen, bald ſich trennen;
Erregen unaufhoͤrlich Streit,
Und wieder Einigkeit,
Jm Waſſer, in der Lufft, und auf der Erden,
Den Kreyß der ſtets veraͤnderten Figur;
Wodurch die Dinge der Natur
So ſterben, als gebohren werden.
Lucretius fing endlich an zu ſingen:
Als wenn die Staͤubelein des Epicur,
Von unterſchiedner Groͤß, und mancherley Figur,
Von einer ew’gen Daur, in ſteter Feſtigkeit,
Mit ſtetem Unterſcheid,
Jn einem leeren Raum ſich miſchten und ſich ſchwuͤngen.
Gaſſendus ſucht in unſern Zeiten,
Ohn daß es mit Moral und Glauben ſollte ſtreiten,
Durch142Deſ Elemenſ.
Vouloit par un projet ausſi vain, que hardi,
Dans les choſes de la Nature
Renouveller ces Dogmes d Epicure.
Bernier plein de Lucrece, amoureux de ſes Vers,
Inſtruit ſous Gaſſendi, nous décrit l Univers.
Il croit inſinuer, par des raiſons plauſibles,
Ses Atomes incorruptibles.
C eſt le terme, dit-il, ou l on doit ſ arrêter:
Il ne faut pas penſer, que jamais un Principe,
Ni s altere, ni ſe diſſipe,
Ce dont tout eſt formé, doit toujours ſubſiſter.
Mais eſt-on convaincu de ces Corps inſécables,
Abſolument inaltérables?
De même, que le Vuide on peut les rejetter.
Ces Regles ſeront démenties.
S’il eſt vrai, que tout Corps doit avoir des parties;
Les Atomes en ont, ainſi l on peut douter,
Qu à leur diviſion ils puiſſent réſiſter.
De[ſ -]143Von den Elementen.
Durch ein ſo kuͤhn-als eiteles Bemuͤhn,
Jn Dingen der Natur,
Die Lehre von dem Epicur
Aufs neu ans Licht zu ziehn.
Da, in Lucretius Gedichten gantz verliebet,
Uns Bernier, Gaſſendi Schuͤler, giebet
Die Nachricht vom Gebaͤude dieſer Welt:
Auch zu erweiſen ſucht, und uns vor Augen ſtellt,
Durch manchen Schein-Grund ſeiner Lehre,
Als wenn der Sonnen-Staub gantz unzerſtoͤhrlich waͤre.
Bey dieſem Ziel, vermeint er, muͤſſe man
Ohn weitres Gruͤbeln bleiben,
Und nimmer dencken, daß ein Grund
Von der Natur ſich ſelbſt zerreiben,
Vergehen, noch ſich aͤndern kan.
Das, woraus alle Ding entſtehen und beſtehn,
Kan, ſchreibt er, nimmermehr vergehn.
Allein,
Kan man von Coͤrpern, welche ſich
Nicht theilen, deren Daur ſo unveraͤnderlich,
Auch feſte vergewiſſert ſeyn?
Man kan es eben, wie das Leere wiederlegen.
Die Regel faͤllet weg. Wofern es wahr,
Daß alle Coͤrper Theile hegen;
So iſt es klar:
Die Sonnen-Staͤubgen muͤſſen
Nothwendig auch ja Theile hegen,
Man muß dahero dann nothwendig ſchluͤſſen,
Daß ſie der Theilung nicht zu widerſtehn vermoͤgen.
Car -144Deſ Elemenſ.
Deſcartes établit, invente, ou rectifie
Un héureux Plan de la Philoſophie:
Il met les Veritez dans un ordre nouveau;
Syſtême mieux ſuivi, plus facile, plus beau,
Que la ſage Methode éclaire & fortifie.
Il propoſe d abord, que ce Tout ſpacieux,
Sans vuide aucun ſe répand en tous lieux:
Voila notre Matiere égale, informe, unie,
Cette Etendüe indéfinie.
Il ne lui donne encore aucune qualité,
De l Onde, ni du Feu, de l Air, ni de la Terre.
Il ne met point d abord en guerre
La Moleſſe, & la Dureté,
Le Chaud avec le Froid, le Sec avec l humide.
Ce n eſt point le Cahos d Ovide.
Il ne nous la fait concevoir,
Que comme une Etendue également ſolide,
Qui peut ſe diviſer, & qui peut ſe mouvoir.
Pour aider notre intelligence,
Il nous fait du Grand Tout prévenir la Naiſſance.
Librés de tous Objets, eſſayons de penſer,
Que DIEU vient de produire une Matiere nûe;
Ma[iſ]145Von den Elementen.
Carteſius nun ſetzt, verbeſſert, und erfindet
Jm gluͤcklichſten Entwurf von der Philoſophie,
Da er die Wahrheit ſelbſt mit neuer Ordnung bindet,
Ein Lehr-Gebaͤu, worinn man mit geringrer Muͤh
Mehr Schoͤnheit, Deutlichkeit und Ordnung mercket;
Daß es die Lehr-Art ſelbſt erleichtert und beſtaͤrcket.
Zu Anfangs ſetzet er: Es dehne ſich und breite,
Ohn einz’ges Leer, das All, in unbegraͤntzter Weite,
An allen Orten aus. Hier ſeh
Und merck ich die Materie,
Die ungeformt, vereint, in allen Theilen gleich,
Was ausgedehnetes, das ohn Beſchaffenheit.
Er giebet Jhr annoch kein Eigenſchafft von Gluht,
Von Erde, Lufft und Fluht:
Er ſetzet noch nicht gleich in Wiedrigkeit und Streit
Die Weichheit mit der Haͤrtigkeit,
Die Hitze mit dem Froſt, Naß mit der Trockenheit.
Es iſt des Naſo Chaos nicht.
Er giebet uns bloß dieſen Unterricht,
Und macht uns anders nichts davon bekannt,
Als daß es etwas ſey, ſo ausgeſpannt,
Das allenthalben gleich und feſt,
Das ſich bewegen kan, und das ſich biegen laͤſſt.
Damit nun unſer Geiſt moͤg einig Huͤlffe ſpuͤren,
So will er zur Gebuhrt des weiten All uns fuͤhren.
Von allen Vorwurff frey, bemuͤh man ſich zu dencken:
Daß die Materie von GOTT hervorgebracht,
KSo146Deſ Elemenſ.
Mais le Mouvement ſoit prêt à commencer.
Qu il commence en effet, & s offre à notre vûe.
Autant que le peut l oeil humain,
Obſervons l’action du Maitre Souverain.
Si de cette Etendue il veut former le Monde,
En Cubes inégaux il va la diviſer;
Car la Diviſion ne ſe peut ſuppoſer
En des Corps de figure ronde;
Des Globes entaſlez, comme il nous eſt connu,
Ne ſauroient occuper d eſpace continu.
Figurons-nous, que cette Maſſe entiere
Se meuve circulairement.
Et que les morceaux de Matiere
Soient mûs ainſi chacun ſéparément,
Tout de ce double Mouvement
Suit l’impresſion circulaire.
Un petit Cube alors par les Angles ſe rompt;
L un gliſſant prés de l autre, il ſemble neceſſaire
Qu il change, qu il ſ écorne, & qu il devienne rond.
Or ſi le Vuide eſt imposſible,
Comme il nous paroît établi.
De[ſ]147Von den Elementen.
So, daß ſie zur Bewegung ſich zu lencken,
Bereit und fertig ſey. Sie fang auch wuͤrcklich an,
So, daß auch ſelbſt das Aug es ſehen kan.
Auf! laſſt uns dann, ſo weit ein menſchlich Auge ſieht,
Des Groſſen Schoͤpffers Thun zu ſehen, ſeyn bemuͤht.
Wenn er von dieſem Stoff will eine Welt formiren,
Theilt er vermuhtlich ihn in Cubos ein,
Die nicht von gleicher Art. Die Theilung zu vollfuͤhren,
Jn lauter runde Coͤrperlein,
Wird unbegreifflich ſeyn.
Wenn Kugeln bey einander liegen,
So koͤnnen ſie, wie es bekannt,
Sich ſo nicht fuͤgen:
Es wird der Raum nicht voll, es bleibt ein Zwiſchen-Stand.
Man ſtelle ſich nun vor, daß dieſe gantze Laſt
Jn einem Kreyſe ſich bewege,
Daß von den Theilchen auch, ohn alle Raſt,
Ein jedes ins beſondere ſich rege.
So wird, von doppelter Bewegung fort geriſſen,
Das Gantze ja dem Druck des Circkels folgen muͤſſen.
Ein kleiner Cubus nun bricht an den Ecken:
Da ſolche Ecken nun den andern an der Seiten
Beſtaͤndig hin und wieder gleiten;
So kans vermuhtlich ſich nicht anders finden,
Es muß der Cubus ſich abſtoſſen, aͤndern, ruͤnden.
Wann nun in der Natur
Sich die geringſte Spur
Von Leeren nicht begreiffen laͤſſt,
Wie dieſe Meinung ja vermuhtlich feſt,
K 2Und148Deſ Elemenſ.
Des Globules ſoudain l entre-deux eſt rempli;
Par ces Particules mobiles
Des Cubes arrondis les Briſures ſubtiles,
Et dont la petiteſſe, & la ſubtilité
S introduit à l inſtant avec facilité.
D autres Parcelles plus grosſieres
Ont moins du Mouvement ſenti l impreſſion,
Et demeurent encor dans leur diviſion
Inégales, irregulieres
Ont des Loins, des Replis qui peuvent ſ enchaſſer,
S accrocher, & s entrelaſſer.
Lorsqu ainſi la Matiere eſt diviſée & mûe,
Si l Acte du Moteur reglément continue,
Les Formes par degrez vont ſe débarraſſer,
Et les Etres diſtincts en leur rangs ſe placer.
Une Simplicité ſeconde
Nous développe ici les Principes du Monde.
Ces petits Corps ſubtils, les premiers diviſez,
Qui naiſſent des Angles briſez,
Son[t]149Von den Elementen.
Und gnug erwieſen bleibt; ſo muß von Kuͤgelein
Der Zwiſchen-Raum, in Eile,
Beſtaͤndig angefuͤllet ſeyn
Durch die beweglichen und kleine Theile
Des Cubus, welcher ſich geruͤndet,
Als deſſen zarte Kleinigkeit,
Ohn alle Hindrung, allezeit
Leicht einen Eingang findet.
Die Theilchen nun, die voͤllig nicht ſo klein,
Und etwas groͤber ſeyn,
Sind nicht ſo ſtarck bewegt, und bleiben
Jn ihrer Theilung nicht ſo gleich und glatt,
Sie haben Falten, Kruͤmmen, Ecken,
Die eine ſtets ſich in die andre ſtecken,
Die ſich zuſammen haͤckeln, faſſen,
Und in einander treiben laſſen.
Wenn die Materie nun dergeſtalt erreget,
Und ſo getheilet iſt; Wo der, ſo ſie beweget,
Dieſelbe Ordnung haͤlt; entſtehen allgemach,
Die Formen Staffelweis: und die beſondern Dinge
Verfuͤgen nach und nach
Sich all an ihren Ort.
Ein andre Einfachheit (wo ich ſo ſagen kan,)
Zeigt uns allhier ſo fort
Den Grund der Welt und ihren Ur-Stoff an.
Die kleine zarte Coͤrperlein,
Die aus den abgebrochnen Ecken
Entſtehen und erzeuget ſeyn,
K 3Sind150Deſ Elememſ.
Sont de ces autres Corps la pousſiere menue,
Elle ſe meut ſoudainement,
Plus vîte, que tous ceux, par qui même elle eſt muê.
D abord au moindre ébranlement,
Elle reprend ſon action perdue,
Elle gliſſe, elle cede, & par-tout s inſinue,
Pénetre tous les Corps, aide à leur Mouvement;
C’eſt ce, que nous nommons le Premier Element.
Tous les petits Globes ſolides,
Qui ne ceſſent point de rouler,
Et ſe touchent, ſans ſe mêler,
Forment de l’Univers les Eſpaces liquides;
Par leur Figure ils ſont mûs aiſement,
Dans le tour du grand Cercle ils vont rapidement:
C eſt notre Second Element.
Le troiſieme Element eſt fait de la Matiere,
Qui demeure briſée en morceaux plus grosſiers:
Un partage inégal ſe trouve en ces derniers,
Leur Figure eſt irréguliere.
Diverſement unis, confuſément mélez,
Les autres Elemens en rempliſſent les vuides;
151Von den Elementn.
Sind aller Coͤrper Staub, der ſo geſchwind
Und noch viel ſchneller ſich bewegt und reget,
Als ſelbſt diejenige, wodurch er wird beweget.
Bey dem geringſten Druck nimmt jeder
Die kaum verlohrene Bewegung wieder.
Er glitſchet, weicht, iſt immerfort zugegen,
Durchdringet alle Ding, und foͤrdert ihr Bewegen.
Dies iſt es eigentlich, was man mit Wahrheit nennt
Das erſte Element.
Die kleinen Kuͤgelchen, die feſt und dicht,
Die nimmer ihren Lauff verlieren,
Und die ſich nicht
Vermiſchen, ob ſie ſich gleich ſtets beruͤhren,
Sind die, ſo in der Welt was fluͤſſig iſt, formiren.
Sie ruͤhren und bewegen ſich gar bald
Durch ihre fluͤchtige, bewegliche Geſtallt;
Daher in groſſen Kreis ihr Gantzes hefftig rennt.
Dies iſt das andre Element.
Das dritte Element beſteht
Aus der Materie gebrochnen groͤbern Stuͤcken.
Jn dieſen nun erblicken
Und finden wir die Theilung gantz verſchieden.
Derſelbigen Figur iſt gantz nicht gleich gedreht;
Sie ſind verſchiedentlich vermengt,
Verwirrt, vereint und in ſich ſelbſt gedraͤngt:
Und da ſie nicht recht feſt verbunden ſeyn;
So nehmen ihre leere Stellen
Die andern Elementen ein.
K 4Nach152Deſ Elemenſ.
Ils compoſent des Corps plus mols, ou plus ſolides,
Selon qu’ils ſeront mûs & ſeront aſſemblez.
Voila les premiers Corps. Mais il n eſt pas étrange
La Matiere en effet changeant à tout moment,
De s’imaginer ſimplement
Qu’une parcelle en d autres change,
Par la Figure, & par le Mouvement.
Peut-être du premier, du ſecond Element,
De petits Corps unis deviendront le troiſiéme,
Et celui-ci peut tout de même,
En ſe froiſſant, ſe diviſant,
S’arrondiſſant, & ſe ſubtiliſant,
Prendre la forme du deuxiéme,
Devenir le premier par ſa viteſſe extrême.
Ainſi ſans recevoir les Amas ſimilaires,
Ni l’inſecable Atome, incertain dans ſon cours,
Ni ces renverſemens, ces mutuels retours,
Des Régions Elementaires,
Par ce Syſtême aiſé nous ſerons mieux inſtruits.
D[e]153Von den Elementen.
Nachdem, daß dieſe nun bewegt, und ſich geſellen,
So machen ſie, auf gantz verſchiedne Art,
Bald Coͤrper, welche hart, bald andre, welche zart.
Da haben wir die Erſten Coͤrper nun.
Allein,
Da der Materie Partickelchen nicht ruhn,
Und ſo veraͤnderlich in allen Theilen ſeyn;
Jſt es nicht ungereimt von ihnen zu gedencken,
Daß ſie, indem ſie ſich ſo gar verſchiedlich lencken,
Durch die Beweg - und Aendrung der Figur,
Sich ſelbſt in die Natur
Vom andern Element veraͤndern und verkehren.
Vielleicht, daß offt die kleinen Coͤrperlein
Vom erſt - und zweyten Element
Jns dritte gar verwandelt ſeyn,
Und daß auch dies, indem ſichs reibt und trennt,
Sich ruͤndet, ſich verduͤnnt,
Die Form des anderen gewinnt,
Vielleicht erhaͤlt es gar, durch ſeine Schnelligkeit,
Des erſtern Elements Beſchaffenheit.
Und alſo ohn uns zu bequemen,
Den Gleichheits-Klumpen anzunehmen;
Noch einen Sonnen-Staub, der nicht zu theilen,
Jn ſeinem ungewiſſen Eilen;
Noch die Verwendungen und oͤffters Wiederkehren
Des Aufbehalts der Elementen;
Kan man durch unſre leichte Lehren,
Daß alles deutlicher begreiffen und erklaͤren.
K 5Durch154Deſ Elemenſ.
De nos trois Elemens qu un different mêlange
Sans ceſſe unit, aſſemble, ou ſepare, ou dérange,
Tous les Etres ſeront produits,
Et de la même ſorte ausſi ſeront détruits.
Par les Figures innombrables,
Dans les Corps diviſez toujours inépuiſables,
Ces Elemens en leur ſimplicité,
Sans ceſſe fourniront à la varieté:
Mais leur mêlange encore a des plus grands uſages,
Leur differens concours, leur divers aſſemblages,
Recommencez toujours, n ont rien de limité:
D une même Matiere il naît tous ces Ouvrages,
Qui ne tariſſent point dans leur diverſité.
Tels que ſous l Ecrivain les mêmes Caracteres,
Placez diverſement & ſans ceſſe changez,
Melez, unis, repetez, & rangez
D une infinité de manieres,
Tracent à nos egards ce grand nombre de Vers,
Dont Homere & Virgile out charmé l Univers.
De155Von den Elementen.
Durch unſere drey Elementen, die
Ein fremd Gemiſch verſammlet, trennt, und ſie
Vereint und unterbricht; entſtehen
Die Coͤrper allzumal, ja ſie vergehen
Auf gleiche Weiſe, wie wir ſehen.
Durch die Figuren nun, die ohne Zahl
Jn Coͤrper eingetheilt und unerſchoͤpfflich ſeyn,
Stellt ſonder End und allzumal
Ein ungezaͤhltes Heer von Aenderung ſich ein.
Aus dieſen Miſchungen jedoch
Entſpringt ein andrer Nutzen noch.
Die unterſchiedliche Verſammelung,
Und gantz verſchiedene Vereinigung,
Die immer auf das neu ſich fuͤgt und lencket,
Hat an ſich nichts, das eingeſchraͤncket.
Nur bloß von einer Art Materie allein
Sind alle Dinge, ſo verhanden,
Hervorgekommen und entſtanden;
Die all an Aenderung ohn Ende ſeyn.
Gleich wie, wenn einer ſchreibt, die Lettern, welche ſich
So gar verſchiedentlich
Und ſo veraͤnderlich geordnet, finden,
Jndem ſie ſich bald trennen, bald verbinden,
Auf ungezaͤhlte Art geſtellet und geſetzt;
Dem menſchlichen Geſichte
Formiren die fuͤrtrefflichen Gedichte,
Wodurch Homer benebſt Virgil die Welt ergetzt.
Von156De la Structure de l’Univerſ.

De la Structure de l’Univerſ.

D abord d un noir Cahos on ſe fait les Images
Un mêlange confus brouille les Elemens,
Ou l Eſprit n’apperçoit, que les Renverſemens.
Tout eſt obſcurci de Nuages.
Mais quand des Elemens du Cahos dégagez,
En leur rang furent partagez;
Les Aſtres aſſervis à de reglez uſages,
Le Monde eut de ſûrs Fondemens;
Il montra ſes beautez & ſes Arrangemens;
Et ſes Pieces alors conſtamment aſſorties,
Ce ne fut plus, qu en ſes moindres Parties
Qu’il éprouva des changemens.
Par ces Deſcriptions en ornemens fecondes,
La Poeſie antique a toujours éclaté;
Et la Philoſophie a toujours médité
Pour expliquer ces Merveilles profondes.
D’un temeraire eſſor Epicure emporté,
Se formoit à plaiſir des millions de Mondes,
Et rien ne limitoit ſon Plan audacieux.
Les157Von dem Bau der Welt.

Von dem Bau der Welt.

Jm Anfang ſtellt man ſich ein ſchwartzes Chaos vor.
Ein wild Gemiſch verwirrt die Elementen alle,
So daß der Geiſt ſonſt nichts erblickt, als nur,
Wie alles durch einander walle.
Denn alles iſt verhuͤllt in dunckler Wolcken Flohr.
Allein, ſo bald der Elementen Schaaren,
Vom Chaos abgetrennt, in ihrer Ordnung waren;
So bald als das Geſtirn in ſeinem Lichte ſtund;
Bekam dadurch die Welt den feſten Grund;
Es zeigte ſich die Schoͤnheit, Ordnung, Pracht,
Die Theile waren all feſt in einander bracht.
Es war nur in den kleinen Stuͤcken,
Worinn man Aendrung konnt erblicken.
Mit ſolchen zierlichen Beſchreibungen war immer
Die alte Poeſie
Beſchaͤfftigt und geſchmuͤckt; und die Philoſophie
Bemuͤhete ſich ſtets, und unterließ es nimmer,
Jn ihren Lehren
Die tieffen Wunder zu erklaͤren.
Ein faſt verwegner Trieb bracht Epicur dahin,
Daß er ſich millionen Welte
Jn ſeinen Sinn,
Und zwar ohn End und Ziel, vor Augen ſtellte.
Sein158De la Structure de l’Univ erſ.
Les Atomes etrans, ſemences vagabondes,
Compoſoient au Hazard Terres, Aſtres, & Cieux;
Son engageant Syſtême établiſſant le Vuide,
Le donnoit pour Principe avec le Corps ſolide;
Outre un Vuide mêlé dans les Etres divers,
Il aſſuroit, que la Matiere
Dans un Vuide infini doit avoir ſa carriere,
Et qu’il n eſt dans le Plein aucun Chemin ouvert.
Contre lui la Raiſon décide,
S’il ne veut point, qu une Cauſe préſide
Aux Atomes épars, qu’il conçoit dans le Vuide;
Comment pour compoſer ſes Mondes infinis,
Ces Corps toujours tombans ſe ſeroient-ils unis?
Et ſur quel fondement prétendre,
Que du Mouvement droit ils puſſent décliner?
Sans fin ils auroient deſcendre,
Sans pouvoir s’accrocher, ſe joindre, ni ſe prendre,
A moins que de s’imaginer
Le concours d’un Agent, qui les fit détourner.
Pour nous, qui penſons au contraire,
Et qu’il n’eſt point de Vuide, & que le Mouvement
Se communique inceſlament
Nous en avons la Cauſe neceſſaire,
E[n]159Von dem Bau der Welt.
Sein ſchwaͤrmend Sonnen Staͤubgen-Heer,
Voll Fruchtbarkeit, ließ Himmel, Sternen, Erden,
Bloß durch ein Ungefehr
An allen Orten werden.
Sein ſchimmernd Lehr-Gebaͤu, das ſich aufs Leere gruͤndet,
Haͤlt das fuͤr ſeinen Grund, ſammt Coͤrpern, welche feſt.
Ja, uͤber dem, was leer in allen Coͤrpern waͤre,
Setzt er annoch ein gantz unendlichs Leere,
Das der Materie den Durchgang laͤſſt,
Weil, ſeiner Meinung nach, im Vollen nichts ſich regen,
Und die Materie nicht koͤnne drinn bewegen.
Jedoch ſpricht die Vernunft das Urtheil gegen ihn.
Wofern er will in Zweifel ziehn
Ein Weſen, das geſchickt die Staͤubgen zu regieren,
Die er in leeren Raum laͤſſt allenthalben wallen;
Wie koͤnnen Coͤrper doch, die immer abwaͤrts fallen,
Um ungezaͤhlte Welte zu formiren,
Sich zu vereinen ſich bemuͤhn?
Wie kan er doch mit Recht verlangen und gedencken,
Daß ſie, indem ſie ſich gerad herunter ſencken,
Sich ſelber koͤnnten abwerts lencken?
Sie haͤtten ſonder End herunter ſincken muͤſſen,
Ohn im geringſten ſich zu binden und zu ſchluͤſſen,
Wofern man nicht auf ſolch ein Weſen dencket,
Das mit Bedacht ſie abwerts lencket.
Wir aber, die wir nicht, wie er-wol aber ſchluͤſſen:
So wol daß gar kein Leer, als daß durch ein Bewegen
Sich alle Coͤrper ſtetig regen;
Wir160De la Structure de l’Univerſ.
En remarquant des Corps l’action circulaire.
En vain on veut nous objecter,
Si notre Monde eſt plein, & s’il eſt tout l’eſpace,
Que nulle portion ne s’en peut transporter,
Qui puiſſe ailleurs trouver ſa place.
Répondons, que les Corps, ſur leur Centre agitez,
Sans tenir plus le lieu, ſe mouvans, qu’arrêtez,
Tournent l un parmi l autre, en rond tourne la Maſſe;
Comme dun Cercle d acier parfaitement poli,
Encore que tout ſoit rempli,
Il ne s’arrête point, quelque tour qu il embraſſe,
Sur lui-même il ſe meut, il ſe ſuit & ſe chaſſe;
Tout eſt , tout eſt plein, tout change & ſe remplace
En tous les Mouvements cet Ordre ſe maintient,
Un Corps quitte ſa place, un autre Corps yzvient;
A meſure qu un Poiſſon nage,
L’onde ſe meut en Cercle, en lui donnant paſſage;
Si le Poiſon avance, il faut, qu’au même temps
Son Lieu ſoit occupé par ces Cercles flottans.
Tout Corps reſiſte à celui, qui le preſſe.
Dans le plein les Corps dêtachez,
Sont tous de ſe mouvoir l un par l autre empéchez;
Pour s eloigner du centre ils s’agitent ſans ceſſe,
Et dans leur Cours direct par leur Choc reprimez,
[En]161Von dem Bau der Welt.
Wir ſprechen dies darauf: Die Coͤrper, welche ſich
Um ihren Mittel-Punct in einem Creyſe regen,
Jndem, (ſie moͤgen ſich bewegen,
Wie oder ſtille ſtehn)
Sie nicht mehr Raum gebrauchen; drehn
Sich durch einander um: Es drehet allemal
Die gantze Maſſe ſich, recht wie ein Creyß aus Stahl,
Der glatt und wol polirt. Ob er gleich gantz erfuͤllt;
So hoͤrt gleichwohl ſein Lauff,
Wohin er ſich auch dreht, deswegen doch nicht auf.
Er dreht ſich auf ſich ſelbſt, er folgt und jaget ſich.
Bewegt iſt alles, voll iſt alles, alles treibt
Sich in der Aendrung fort, da, welches ſonderlich,
Jn der Bewegung doch ein Ordnung immer bleibt.
Ein Coͤrper gehet fort, ein andrer nimmt die Stelle.
Ein Fiſch, indem er ſchwimmt, ſo giebt die Welle,
Die ſich im Creyſe dreht, ihm Raum. Geht er nun fort;
So iſt zu gleicher Zeit der Ort,
Aus welchem er gekommen,
Von Circkeln, welche reg und fluͤßig, eingenommen.
Ein jeder Coͤrper wiederſtehet
Dem Coͤrper, der ihm druͤckt. Jndem nun alles voll,
So wird der Coͤrper Trieb, daß er nicht weiter gehet,
Von ihnen unter ſich gehemmt. Jedennoch ſtreben
Sie alle, ſich vom Mittel-Punct zu heben,
Doch halten, im geraden Lauff,
Sie ſelbſt durch ihren Druck einander auf;
LDie162De la Structure de l’Univerſ.
En redoublant leur force & leur viteſſe,
Des Tourbillons en ſont formez.
Ces Corps, que cet obſtacle en grand nombre raſſemble,
Diſpoſez par leur pente à ſe mouvoir enſemble,
Dans leur rapide effort obligez à tourner,
En rond doivent ſe ramener.
Ainſi differens Aſſemblages
De l air ſubtil, & des Corps étherez,
Se ramaſſant dans leurs partages
Autour des Centres ſéparez,
Ont fait ces Tourbillons, qui tous ſont mûs de même,
Sur leurs Cercles tournans d une viteſſe extrême,
En divers ſens, en différens degrez.
Ces Tourbillons divers partagent la Matiere,
Et leur Circonférence à tous eſt ſinguliere.
Ceuz, qui ſont plus maſſifs, par-la moins détournez,
Dans un plus grand eſpace étendent leur Carriere,
Ceux dont la force eſt moindre, ont des tours plu[s]
bornez,
A tenir moins d eſpace ils ſont déterminez.
Pa[r]163Von dem Bau der Welt.
Die Krafft und Schnelligkeit verurſacht nun ein Drehen,
Dar aus die Wirbel dann entſtehen.
Die Coͤrper, ſo die Hinderniß noch mehr
Verſammlet und zuſammen dringt,
Durch ſtrengen Druck gepreſſt, vereinen ſich gar ſehr;
Wodurch er ploͤtzlich ſie, ſich zu bewegen, zwingt:
So, daß ſie alle ſich in einer Ruͤnde ſchwingen,
Wodurch ſich alle ſtets im Creyſe wiederbringen.
Durch die verſchiedlichen Veraͤnderungen nun
Der zarten Lufft und Himmels-Lufft, die ſich
Um manchen Mittel-Punct rings-um zuſammen thun,
Sind Wirbel zugericht, die auch gemeinſchafftlich,
Wie ſie, beweget ſind; da jeder dann im Creyſe
Unglaublich ſchnell ſich dreht, auf gantz verſchiedne Weiſe.
Durch dieſe Wirbel, die ſo ſehr verſchiedlich ſeyn,
Theilt die Materie ſich ein.
Es iſt von einem jeden
Der Umkreiß ſonderlich und unterſchieden.
Da denn dieſelben, welche feſt,
Einfolglich weniger gebogen und gepreſſt;
Die breiten ihren Lauf
Viel weiter aus, gehn hoͤher noch hinauf.
Die aber, deren Krafft geringer; ſind verſchraͤnckt
Jn einem kleinen Creyſe:
Daher in ihrer ſteten Reiſe
Jhr Gang ſich lange nicht ſo hefftig auswaͤrts lenckt.
L 2Durch164De la Structure de l Univerſ.
Par la violence rapide,
Dont chaque Tourbillon à part eſt emporté,
Dans ſa Circonférence il paroit limité,
Comme s’il n etoit point fluide,
Ou qu’il demeurât arrêté
Par quelque barriere ſolide.
Les divers Tourbillons ſur leur Centre roulez
Tournez chacun ſur ſoi, jamais ne ſont melez.
Quelques-uns cependant s’allongent en ovales,
Les uns pat les autres preſſez;
Et de quelque façon, qu’ils ſe trouvent placez,
Ils doivent tous entr eux laiſſer des Intervalles.
Mais on le ſait, ce ſeroit ſe tromper,
De croire, que le Vuide ait les occuper.
Dans ces milieux triangulaires,
Quelques Corps du premier, du ſecond Element,
Echapez des mouvantes Spheres,
Sans laiſſer aucun Vuide agitez vivement,
Peuvent s’en écarter dans leurs courſes legeres,
Et revenir à tout moment.
[De]165Von dem Bau der Welt,
Durch die geſchwinde Macht, wodurch abſonderlich
Ein jeder Wirbel ſich
Nun drehet, ſchnell herum geſchwungen,
Scheint jeglicher begraͤntzt, und in ſich ſelbſt gedrungen,
Als wenn er gar nicht fluͤßig waͤre:
Wie oder recht, als ob er, durch Gewalt,
Von einem feſt - und dichten Gegenhalt
Befeſtigt und gehemmet ſtuͤnde.
Die unterſchiedne Wuͤrbel drehn,
Sich jeder um ſich ſelbſt, in ihrer Ruͤnde,
Wodurch ſie nie vermengt, noch in einander gehn.
Jedoch ſind einige,
(Da ſie gedruckt durch andere)
Verlaͤnget, wie ein Ey. Auf welche Weiſe
Auch gleich die Wuͤrbel ſtehn; behalten ihre Creyſe
Doch einen Zwiſchenſtand.
Allein es iſt bekannt,
Und wuͤrde man ſich ſehr betruͤgen,
Zu glauben, daß ein Leer dazwiſchen koͤnne liegen.
Die drey geeckten Zwiſchen-Stellen
Sind immer angefuͤllt, durch kleine Coͤrperlein
Vom Erſt - und Zweyten Element,
So von den Sphaͤren, die beweglich, abgetrennt
Und abgeriſſen ſeyn.
Die, ſonder daß dadurch das mindſte Plaͤtzgen leer,
Und ungefuͤllet waͤr,
Jn ihrem ſchnellen Lauf geſchickt ſtets weg zu fliegen,
Und auch all Augenblick ſich ruͤckwerts zu verfuͤgen.
L 3Von166De la Structure de l’Univerſ.
De tous ces Tourbillons les Maſſes aſſemblées,
Jamais dans notre Eſprit ne ſauroient ſe borner;
Mais bien, qu’on puiſſe imaginer,
Juſqu à l’indéfini leurs bornes reculées,
Songeons à nous determiner,
Dans cet Eſpace enclos de Voutes étoilees;
Sans aller s’égarer en des Mondes divers,
Que ce ſoit-là notre Univers.
Voila ce Tourbillon, dont le grand Cercle embraſſ
Terre, Lune, Soleil, & ces Globes épars,
Saturne, Jupiter, Venus, Mercure, Mars,
Qui des fluides Champs courent le vaſte eſpace,
Et brillant plus ou moins s’offrent à nos egards.
Ces Globes ſuſpendus à divers intervalles,
Sont en des Tourbillons de grandeurs inégales,
En des temps inégaux différemment tournez.
Le Tourbillon terreſtre entraîne dans ſa Sphere
La petite Maſſe Lunaire.
D autres Aſtres encor ſont vûs ſubordonnez.
Saturne, Jupiter, ont plus d un Satellite,
Dans le vaſte Liquide attachez à leur ſuite.
[Par]167Von dem Bau der Welt.
Von dieſen Wirbeln nun wird ſich die Zahl nicht faſſen,
Und von der Menſchen Geiſt ſich je begreiffen laſſen.
Allein, ob wir gleich in Gedancken ſehn,
Daß ihre Schrancken all ins Unbegraͤntzte gehn;
So laſſet uns, uns einzuſchraͤncken, ſtreben,
Jn dieſem Raum, den das geſtirnte Blau
Als ein Gewoͤlb umſchloſſen und umgeben,
Und, daß dies unſre Welt ſey, bloß gedencken;
Ohn in ein andre Welt uns irrend zu verſencken.
Seht da den Wirbel an, in deſſen groſſem Creiſe
Die Erde, Sonne, Mond, nebſt andrer Kugeln-Heer,
Saturnus, Venus, Mars, Mercur und Jupiter
Jn einem Raum, der fluͤßig, circkelweiſe
Beſtaͤndig vorwerts gehn,
Wovon wir einige bald hell - bald dunckler ſehn.
Die Coͤrper nun, wovon in ſolchem Unterſcheid
Ein jeglicher weit von einander ſtehet;
Sind, in verſchiedner Daur der Zeit,
Jn Wirbeln, die verſchiedlich groß, gedrehet.
Der Erden-Wirbel zieht, in ſeinem Creiſe,
Des Mondes kleine Maſſ und Kugel mit ſich fort.
Verſchiedne Sterne ſind auf gleiche Weiſe
Durch andre mitgefuͤhrt von ihrem Ort.
Saturnus hat verſchiedene Trabanten,
Jngleichen Jupiter, in jener tieffen Weite,
Zu ihrem ſtetigen Geleite.
L 4Durch168De la Structure de l’Univerſ.
Par un Aſtre plus fort de moindres gouvernez,
Sont de leur mouvement & du ſien entraînez;
Comme lorsqu un Torrent, dans ſes fureurs extrêmes,
D’un Cours précipité fait les Flots écumer,
On voit en Tourbillon les Vogues ſe former,
Et tourner autour d’elles mêmes,
Tandis, que le Torrent en pourſuivant ſon cours,
Dans ſon ſein écumeux les emporte toujours.
Lorsque nous contemplons dans ces immenſes plaines
De ces Aſtres épars les divers Phenomenes,
Nous demandons: comment ces Globes ſont formez
Au ſein des Tourbillons, dont il ſont enfermez?
Comment de tous les points d’une Circonference,
L’Ether dans ſa Fluidite
Vers un Centre certain pouſſe avec violence
Des Corps, ou nous voyons tant d’inégalité.
Ici par l’Effort circulaire
Se forme dans le Centre un Globe lumineux;
Et dans une autre Sphere
Se fait au Centre un Globe tenebreux.
Le Soleil renfermé ſous une Voute ardente,
Concentre ſa Clarté brillante.
Qui peut donc ainſi reſerrer
Cette active & promte Matiere,
Prê[te]169Von dem Bau der Welt.
Durch einem ſtaͤrckern Stern, wird immer der, ſo ſchwach,
Sammt ſeiner eigenen Bewegung, fortgeriſſen:
Wie, wenn in ſeiner Wuht, ein aufgeſchwollner Bach
Macht, daß durch ſchnellen Lauff die Fluhten ſchaͤumen muͤſſen;
Man Wirbel rollen ſieht,
Wovon ein jeglicher ſich um ſich ſelbſten drehet,
Die aber doch der Bach, als der beſtaͤndig gehet,
Jn dem beſchaͤumten Schooß beſtaͤndig mit ſich zieht.
Wenn wir in dieſen tieffen Hoͤhen
So mancherley Geſtalt ſo vieler Sterne ſehen;
So fraget ſichs: auf welche Weiſe werden
So viele Sonnen, ſo viel Erden
Jn dieſer Wirbel Schooß, in welchen ſie verſchrenckt?
Es fraget ſich, auf welche Weiſe,
Von allen Ecken her, von ihrem aͤuſſern Creyſe,
Die Himmels-Lufft, in ihrer Fluͤſſigkeit,
Sich ſo gewaltig ſencket
Nach einem Mittel-Punct von Coͤrpern, die nicht gleich?
Hier wird, da alles ſich mit Macht im Creyſe fuͤhrt;
Jm Mittel-Punet ein helles Rund formirt:
Und dort auf gleiche Weiſe,
Ein dunckles Rund in einem andern Creyſe.
Die Sonne, die umſchraͤnckt in einer gluͤhnden Ruͤnde,
Zieht ihrer Klarheit helle Flammen
Jn einen Mittel-Punet zuſammen.
Wer kan doch ſo zuſammen dringen
Solch einen regen Stoff, der ſich empor zu ſchwingen
L 5Und170De la Structure de l’Univerſ.
Prête à voler par-tout, propre à tout penetrer,
Qui n’eſt, que Mouvement, que Flâme, & que Lumiere?
Penſons, que la rondeur de ſon Diſque enflâmé,
Vient du ſeul mouvement au grand Tout imprimé.
Souvenons-nous des parcelles mobiles,
Les plus pures, les plus ſubtiles,
Qui par leur petiteſſe ont plus facilement
Conſervé tout leur Mouvement.
Cette Matiere en tous lieux répandue,
Et qui ſe meut inceſſamment,
Des Abîmes profonds juſques au Firmament,
Ne ſe trouve point confondue.
Dans les Corps penetrez de ſon activité,
Il en demeure encore en grande quantité,
Qui par des Corps maſſifs de tous côtez chaſſée,
Contrainte à leur ceder en un Globe eſt preſſée.
Elle compoſe une ardente Liqueur;
Et voulant s echaper, par l Ether reprimée,
Comme dans ſa Fournaiſe en cercle renfermée,
Du Tourbillon Solaire elle occupe le Coeur.
Mais171Von dem Bau der Welt.
Und alles durch zu gehn, zu jeder Zeit,
So hurtig als bereit:
Der an ſich ſelber bloß allein
Bewegung, Flamme, Licht und Schein?
Laſſt uns dann dies wol uͤberlegen:
Die Ruͤnde von der Sonnen Scheibe
Entſtehet bloß durch das Bewegen,
So GOTT beliebt dem Gantzen einzupraͤgen.
Erinnert euch der kleinen regen Theile,
Die ſo ſubtil, ſo zart und rein,
Jn welchen, eben weil ſie klein,
Die rege Krafft von einer ſteten Eile,
Und fluͤchtigem Bewegungs-Triebe,
Am ſtaͤrckſten aufbehalten bliebe.
Derſelbe Stoff, der allen Raum durchbricht,
Und der ſich unaufhoͤrlich reget,
Vom tieffſten Abgrund ſich zum Firmament beweget,
Miſcht ſich mit den, von ihm durchdrungnen Coͤrpern, nicht.
Es bleibt noch eine groſſe Menge,
Die eine ſtrenge Macht der Coͤrper, welche feſt,
Und der er welchen muß, in eine Enge,
Und folglich in die Form, von einer Kugel preſſt.
Dadurch entſteht ein heiſſe Fluͤſſigkeit,
Und da daſſelbe ſtets davon zu fliehn bereit,
Jedennoch allezeit,
Von jener Himmels-Lufft gedruͤcket und gepreſſt,
Als wie ein gluͤender und runder Ofen laͤſſt;
So nimmt ſein runder Schein
Den Mittel-Punct vom Sonnen-Wirbel ein.
Die172De la Structure de l’Univers.
Mais la Terre, au contraire inactive & peſante,
Et qui ſous nos yeux ſe préſente
Comme un mélange épais, materiel, obſcur;
Forme un Globe grosſier dans l Air liquide & pur.
Son Tout apparemment fùt d’abord moins ſolide:
Ce n’etoit, qu’un amas inégal & poreux
D’Atomes longs, crochus, entortillez, rameux.
Que de ſemblables Corps nageant dans le liquide,
Viennent à ſe preſſer, à s’accrocher entr’eux,
Qu un autre après un autre approche & s’entrelaſſe,
Toujours d autres pareils y viendront ſe mêler,
Par le concours du temps, en grosſiſſant la Maſſe,
Ne poutrons plus ſe mouvoir, circuler.
Les petits Corps branchus, pendant leur réſiſtance,
Chaſſez de tous les points de la circonférence,
Doivent enſemble ſe coller;
Liez par la force preſſante
De la Liqueur environnante,
En Globe, dans le centre, on les voit s’aſſembler.
La Terre en ſa rondeur eſt ainſi compoſée:
Et nous en convaincrons notre eſprit curieux,
Par une experience aiſée,
Sans aller l obſerver de la Voûte des Cieux.
Un173Von dem Bau der Welt.
Die Erd im Gegentheil, die Regungs-los und ſchwer,
Und die ſich unſern Augen zeiget,
Als wenn ſie dunckel, dicht, materialiſch waͤr;
Scheint in der Lufft, die fluͤſſig iſt und rein,
Ein grober runder Klump zu ſeyn.
Jhr Ganzes war vermuhtlich anfangs nicht
So feſt und dicht:
Es war ein ungleich-luckrer Hauffeu
Von Staͤubgen, die theils lang, und theils gekruͤmmt,
Theils voller Aeſt und theils gewunden.
Wenn ſolcher Coͤrper Meng in weichen Luͤfften ſchwimmt,
Sind ſie gepreſſt, gehaͤckelt und verbunden,
Wenn eines nun ſich in das andre dringt,
Und ſich zuſammen ſchlingt;
Haͤngt eines ſtets ſich an das ander an,
Wodurch denn, da die Maſſe ſich vermehret,
Jhr eigner Druck und ihr Gewicht verwehret
Daß ſie ſich nicht mehr drehn und regen kan.
Die zaͤſerichte Coͤrperlein,
Die von der aͤuſſern Creyſe Ruͤnden
Zuſammen ſtets gedruͤckt, gepreſſt, getrieben ſeyn,
Die muͤſſen ſich vereinen und verbinden.
Dahero durch des Druckes-Krafft
Der ſie umgebenden und fluͤſſ’gen Eigenſchafft
Wir ſie im Mittel-Punct, als eine Kugel, finden.
So iſt die Erde nun formiret:
Und dieſes wird, ohn von des Himmels Hoͤhen
Die Erden anzuſehen,
Durch ein ſehr leicht Experiment
Gar leicht probiret:
Ein174De la Structure de l’Univers.
Un vaſe tranſparent expoſe à notre Vûe,
De l’Eau, que l’on agite en rond,
Et de Cire rougie une poudre menue,
Que ſon poids fait couler a fond.
Par le premier effort du branle circulaire
La Cire nage, & va vers les bords de la Sphere;
Mais quand le vaſe aura tourné long-temps,
Et que dans ces Cercles flottans,
Au mouvement commun l’eau s’eſt mieux ajuſtée;
Qu’on laiſſe le Vaſe en repos,
Cette eau, parmi la Cire, alors roulant ſes flots,
Plus coulante, plus agitée,
Vient à tenir le premier lieu;
Loin du Centre elle eſt emportée,
Et la Poudre rougie eſt chaſſée au milieu,
Ou ſes Corps accrochez font une Maſſe ronde,
Un Globe dans ce Centre environné de l’Onde.
N’eſt-ce pas à peu près par de ſemblables Loix,
Et pour nous en donner une ſenſible preuve,
Qu175Von dem Bau der Welt.
Ein klares Glas kan unſern Augen
Es deutlich gnug zu zeigen taugen:
Wenn Waſſer drinnen rund gedreht wird und gewendt,
Und man von Siegel-Wachs ein Pulver darein reibt,
Das ſeine eigne Laſt zu Grunde treibt;
So wird durchs allererſte Drehen,
Das Pulver nach dem Umkreis gehen:
Allein dreht man dies Glaß nur lange Zeit,
Und ſtimmt des Waſſers Fluͤßigkeit
Jn dieſen Circkelchen, die ſich beſtaͤndig regen,
Mit der Bewegung, die dann allgemein,
Jemehr und mehr allmaͤhlich uͤberein;
So ſetze man
Das Glas ſo dann
Nur ſtille nieder:
So wird das Waſſer, welches ſich
Viel fluͤſſiger und hefftiglich
Durchs Pulver jaget hin und wieder,
Sich immer in der Fluht bequemen
Die erſte Stelle einzunehmen;
Und wird vom Mittel-Punct weit abgefuͤhrt:
Das rohte Siegel-Wachs hingegen
Wird ſich in Mittel-Punct gejagt zuſammen legen;
Da aus den Theilchen denn, die an einander kleben,
Ein rundes Weſen ſich formirt,
Das eine Kugel wird, mit Waſſer gantz umgeben.
Geſchah es nicht faſt auf dieſelbe Art,
Damit uns dieſes deutlich waͤr,
Daß176De la Structure de l’Univers.
Qu’une Isle ſe forma dans le Tibre autre fois
De Gerbes, qu’au hazard on jetta dans ce Fleuve?
Une touchant le fond, & ceſſant de flotter,
Celles, qui la ſuivoient s’y vinrent arrêter:
Le Limon, que les Eaux y charioient ſans ceſſe,
Rendit la Maſſe plus épaiſſe;
Et de nouveau Limon, qui s’y joignit toujours,
L’augmenta, l’affermit par le nombre des jours.
Mais cette Isle, ou Terre naiſſante,
Touchant le ſable par ſon fond,
L’eau ne put la former en rond,
Comme une Planete flottante;
L’Onde, qui l’embraſſoit gliſſant le long des bords,
Par de continuels efforts,
L’allonge en forme de Navire,
Les ans l’ont cimentée, ou lieu de la detruire.
Elle porta de fermes Bâtimens;
Rome y jetta les Fondemens
D’un Temple d’Eſculape, & de vaſtes Portiques.
On en voit aujourd’hui les veſtiges antiques,
Et de cette Isle
(*)A préſent l’Isle de Saint Barthelemi à Rome.
(*) encor les bords ſont célebres
Par des Edifices ſacrez.
Souvent de cette Sorte il ſe forme une Tache,
Qui commence à nager ſur le front du Soleil;
Ce qu’il a de moins pur en écume s’attache,
D177Von dem Bau der Welt.
Daß eine Jnſul einſt in Rom erzeuget ward,
Aus Garben, welche man von ohngefehr
Hatt in die Tiber eingeſenckt,
Wovon die eine erſt den Grund beruͤhret,
Daran die andern ſich hernachmahls angehaͤngt.
Der Schlamm, der durch die Fluht darauf gefuͤhret,
Macht, daß die Maſſe ſtets verdickt ward, und genaͤhrt;
Worauf ein neuer Schlamm,
Der alle Tage darauf kam,
Sie mehr befeſtigt und vermehrt.
Die Jnſel aber nun der neu gebohrnen Erden,
Jndem ſie auf dem Grunde ruht;
So konnte ſie auch von der Fluht
Nicht rund, wie ein Planet, der ſchwimmt, formiret werden.
Das Waſſer, welches ſie umgiebt, da an der Seiten
Die Wellen immer gleiten,
Macht ſie, durch ſeinen ſteten Drang,
Als wie ein Schiff oval und lang.
Die Jahre haben es befeſtigt, nicht zerſtoͤret.
Sie trug ſehr wichtige Gebaͤude, ja den Grund,
Worauf des Aesculaps erhabner Tempel ſtund.
Wie manch bedeckter Gang ward nicht drauf gebauet,
Wie man das Alterthum daran noch itzo ſchauet?
(*)Es iſt dieſes die itzige Bartholomaͤus-Jnſel zu Rom.
(*)
Ja man ſieht itzt noch groſſe Hoͤhen
Von heil’gen Tempeln auf ihr ſtehen.
Auf gleiche Weis entſtehen oͤffters Flecken,
Die wir ſo gar im Glantz der Sonnen ſelbſt entdecken.
Das was bey ihr am meiſten klar und rein,
Kan, wie ein Schaum vereint, und ſo entſtanden ſeyn,
MKan178De la Structure de l’Univers.
Devient un Corps opaque à la Terre pareil;
Juſqu’à ce, que cet Aſtre, en ſa force premiere,
Ait diſſipé la Tache, & repris ſa lumiere.
Pour un temps telle Etoile a ſes traits effacez,
Puis de ce voile obſcur elle ſe débarraſſe;
Elle renaît & brille dans ſa place.
Telle autre pour jamais diſparoît & s’efface;
Sa nature ſe change, & ſes feux éclipſez,
Sont dans l’Ecorce opaque à jamais enfoncez.
Une ſemblable Ecume épaisſie & grosſiere,
Des Planetes ſans doute a fourni la matiere.
Si l’on ne peut plus conteſter,
Que la Terre en leur rang ne ſe doive compter,
Pour montrer leur nature elle-même décide;
Chacune eſt un amas de divers Corps mêlez,
Dans le Liquide unis, vers un centre aſſemblez;
De même, que la Terre ils font un Tout ſolide;
Et c’eſt cette épaiſſeur, & cette opacité,
Qui des rayons du Jour reflêchit la clarté.
S179Von dem Bau der Welt.
Kan bald, gleich unſrer Erden,
Ein undurchſichtiger, ein dunckler Coͤrper werden;
Bis daß dies Wunder-Licht, in ſeiner vor’gen Krafft,
Die Flecken von ſich ab und wieder fortgeſchafft.
Auf eine Zeit verliert ein Stern ſein Feuer;
Bald drauf zerreiſſet er den duncklen Schleyer,
Und wird an ſeiner erſten Stelle,
Aufs neu gebohren, wieder helle.
Ein andrer dort verliert auf immer
Den bis daher beſeſſuen Schimmer;
Er aͤndert die Natur; und der verſchwundne Schein
Huͤllt ſich in dicht-und dunckle Rinden ein.
Aus ſolchem Schaum, der grob und dicht,
Jſt der Planeten Stoff vermuhtlich zugericht.
Da man nicht ferner leugnen kan,
Daß unſrer Erden-Ball nicht in der Reih
Auch ein Planete ſey.
Jhr Weſen zeigt es uns ja ſelber deutlich an.
Ein Coͤrper iſt ein jeglicher Planet,
Der aus verſchiednen Stoff und Coͤrperchen beſteht;
Der in dem Mittel-Punct im Fluͤſſigen vereint,
So wol, als unſre Erd, ein ſeſtes Gautz,
Und dieſe Dick, und dieſe Dichte,
Jſt Urſach, daß der Strahl vom Lichte
Zuruͤcke prallt und helle ſcheint.
M 2Wenn180De la Structure de l’Univers.
Si pour mieux découvrir toutes les circonſtances,
Soit des vrais Mouvemens, ſoit de leurs apparences,
Vers les Voutes du Ciel nos yeux ſont élevez,
Nous trouvons les ſujets d’une étude profonde.
Du grand Aſtre des Jours les Pas ſont obſervez,
Des bornes du Matin au Couchant arrivez,
Eclairant ſans repos les Cieux, la Terre, & l’Onde.
Ou l on peut croire ausſi, que ce Flambeau du Monde,
Immobile au milieu de ce vaſte Contour,
Laiſſe aux Aſtres errans faire leur Courſe ronde;
Et que de ſes regards ils viennent tour à tour,
Emprunter la Lumiere, & recevoir le Jour.

Du Soleil, des Planetes, du Firmament.

D’un Endroit élevé de ce Monde ſenſible,
Voyons le Tout entier, autant, qu’il eſt poſſible,
C181Von dem Bau der Welt.
Wenn, um die Umſtaͤnd all noch beſſer zu entdecken,
Von den Bewegungen, die ſcheinbar theils, theils wahr,
Die Blicke ſich ins Firmament erſtrecken;
So treffen wir daſelbſt recht wunderbar
So viele Vorwuͤrff an, die eines tieffen Denckens
Vor andern wuͤrdig ſind. Man muß bewundrend ſehen
Das helle Tages-Licht beſtaͤndig vorwerts gehen.
Es laͤufft von Oſten ab, und laͤufft nach Weſten zu,
Erhellet Himmel, Erd und Fluht, ſtets ohne Ruh.
Da man auch glauben kan, es ſey dies Licht der Welt,
Jn jener ungemeſſnen Ferne,
Gantz unbeweglich hingeſtellt,
Um welches die nie ſtillen Sterne
Jn einer ſteten Ruͤnde wandern,
Und daß von ſeinem Blick ſie, einer nach dem andern,
Jhr Licht erborgen und erlangen,
Einfolglich ihren Tag empfangen.

Von der Sonne, den Planeten, und vom Firmament.

Von einem hohen Ort auf dieſer ſichtbarn Welt
Laſſt uns, ſo viel man kan, das groſſe Gantz beſehen!
M 3Das182Du Soleil, des Planetes, du Firmament.
Ce qui frappe le plus nos yeux & nos Eſprits,
Ce ſont les clairs Flambeaux des Voutes étherées:
Les uns ſont attachez au celeſte Lambris,
Les autres nous font voir des Courſes meſurées;
Les uns brillent toujours de leurs propres clartez;
Les autres ſont brillans par des feux empruntez.
C’eſt le Soleil, qui regne, & par ſa vive flame
Du Monde Elementaire il eſt la Vie & l’Ame,
Il ſemble décrire en ſon Cours,
Et le Cercle annuel, & les Cercles des jours.
Avec l’Aſtre des Nuits les Etoiles errantes,
Se montrent à nos yeux ſous des formes changeantes,
Et le ſublime Ciel, notre oeil eſt borné,
Eſt de Feux infinis ſuperbement orné.
Le grand Aſtre paroît une mouvante Sphere,
Il n’eſt rien, qu’il n’echauffe, il n’eſt rien, qu’il n’éclaire.
Elançant de ſon Globe un Feu brillant & pur,
Perçant l’Eſpace entier du tranſparant azur,
On le voit ſans rélache imprimer ſa puiſſance
Sur tous les Elemens, de ſon Feu penetrez,
Sur tous les Corps, par lui ſeul éclairez.
Autour de nous occupant notre vûe
Et du vaſte Horiſon parcourant l’étendue,
C183Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Das, was am ſtaͤrckſten uns in Geiſt und Augen faͤllt,
Jſt jener Lichter Meng in den Saphirnen Hoͤhen,
Wovon verſchiedene beſtaͤndig ſtille ſtehen;
Wann in gemeſſnem Lauff die andern immer gehen.
Verſchiedne glaͤntzen ſtets in ihrem eignen Schein;
Wann vom erborgten Feur die andern helle ſeyn.
Die Sonne herrſcht, und iſt, durch ihre rege Flammen,
Der Coͤrperlichen Welt ihr Leben, Seel und Geiſt.
Es ſcheinet, als ob ſie in ihrem Lauff zuſammen,
So wol den Jahres-Creys, als Tages-Creys durchreiſ’t:
Nebſt der Planeten Heer zeigt das Geſtirn der Nacht
Sich ſtets veraͤnderlich: indem am Firmament
Der feſten Sterne Feur, in wunderbarer Pracht,
Als welche ſonder Zahl, recht Majeſtaͤtiſch brennt.
Es ſcheint der Sonnen Gluht ein reger Creys zu ſeyn,
Durch ſie wird alles warm, durch ſie wird alles licht.
Sie ſchickt aus ihrem Schoos ein Feur, das hell und rein,
Und durch den weiten Raum durchſicht’ger Luͤffte bricht.
Mau ſieht ohn Unterlaß ſie ihre Kraͤffte druͤcken
Jn Waſſer, Erd und Lufft, die ihre Gluht durchdringt,
Und auf der Coͤrper Meng, die ſich durch ſie nur ſchmuͤcken;
Als denen ſie allein ſo Licht als Schoͤnheit bringt.
Jndem wir nun rings um uns ſehen,
Und auch zugleich den Raum von den geſtirnten Hoͤhen;
M 4So184Du Soleil, des Planetes, du Firmament.
Ce Globe, que nous habitons,
Formé de la Térre, & de l’Onde,
A nos ſens prévenus nous le repréſentons,
Comme placé dans le Centre du Monde.
Une apparence encore nous a préoccupez:
Obſervant de nouveau la parfaite ordonnance,
Qu’expoſe à notre Eſprit cette Machine immenſe,
Nous pourrons être détrompez.
Lorsque notre Raiſon avec ſoin conſidere
Tout ce, que notre Monde à nos yeux vient offrir,
L’Ordre & les Mouvemens, qu’il laiſſe découvrir,
Ne ſauroient s’accorder au ſentiment vulgaire.
Ptolomée a penſé, que le Flambeau des Cieux,
Et les Aſtres errans, que cette Voute enſerre,
Tournoient tous autour de la Terre;
Mais aujourd hui, que l’Art ſecourir nos yeux,
On ſe peut aſſurer, de les obſerver mieux.
Il faut de Ptolomée oublier le Syſtême.
On connoit clairement, que Mercure & Venus,
Les plus près du Soleil autour de Lui ſont mûs.
La Terre tourne enſuite, eſt Planete elle-même:
Mar185Von der Sonne, Planeten, Firmament.
So kommt uns unſre Kugel hier,
Aus Erd und Fluht gemacht, nicht anders fuͤr,
Als waͤre ſie in der ſo groſſen Welt
Nur wie ein Mittel-Punct geſtellt.
Allein,
Es blendet uns auch hier der Schein;
Wenn wir aufs neue nur ergruͤnden,
Der Ordnung Trefflichkeit, ſo unſern Geiſt
Die unermeſſliche Machine weiſt;
So werden wir gar bald den Jrrthum finden.
Wenn unſer Geiſt nun alles wol erweget,
Was unſre Welt uns vor die Augen leget;
So zeigt ſich, daß ſo Gang, als Ordnung, die wir ſehn,
Als wie der Poͤbel meint, in ihr ſo nicht geſchehn.
Es bildete ſich Ptolomaͤus ein,
Daß aller irrenden und feſten Sterne Schein,
Die wir am Firmamente ſehen,
Sich rings um unſre Erde drehen.
Allein,
Da nun zu unſrer Zeit
Die Kunſt den Augen Huͤlffe beut;
Kan man gewiß verſichert bleiben,
Daß wir davon was beſſres glaͤuben.
Des Ptolomaͤus Satz muſſ gantz vergeſſen ſeyn;
Jndem man klar geſtehen muß,
Daß Venus und Mereurius,
Wie wir ſie ſelbſt mit Augen ſehn,
Jn ihrer Nachbarſchafft rings um die Sonne gehn.
Die Erde folgt darauf, als die ſelbſt ein Planet:
M 5Mars,186Du Soleil, des Planetes, du Firmament.
Mars, Jupiter, Saturne, enfin tournent de même;
Le Soleil eſt leur Centre, & d’un Ordre pareil
Tous roulent autour du Soleil.
Cette idee eſt plus ſimple, & plus juſte, & plus clair
Par des Sages fameux le Plan en fut tracé.
L’Ecole de Samos avoit ainſi penſé,
Que dans l Ordre du Monde il etoit nécéſſaire,
Qu’un Aſtre, qui l’anime, & l’echauffe & l’éclaire,
Au Centre ſe trouvât placé.
Numa, dont le Genie & ſi grand, & ſi ſage,
Apptit dans la Retraite à régir les Humains;
Et fondant ſur les Loix l’Empire des Romains,
En Eux ſut allier la Sageſſe au Courage;
Philoſophe Religieux,
Du Monde dans un Temple il dreſſa la Figure.
Au ſein de l’Edifice un Feu myſterieux
Conſervoit ſa chaleur perpetuelle & pure;
Il voulut exprimer l’Ordre de l’Univers,
Tel, que l’enſeigna Pythagore,
Ou le Soleil, au Centre, épanche dans les Airs
L’ardeur, dont tour s’anime, & dont tout ſe colore,
La Terre n’etoit point dans le milieu des Cieux;
Et loin de la croire immobile,
Il crut plus raiſonnable ainſi, que plus facile,
De fixer du Soleil le Trône radieux.
187Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Mars, Jupiter, Saturn, ſind auch uͤm ſie gedreht;
Sie iſt der Mittel-Punct. Der andern ihre Reiſe
Geht um der Sonnen Gluht auf eine gleiche Weiſe.
Die Meinung iſt weit leichter, ſichrer, klaͤrer.
Sie ward zuerſt geſetzt, durch ſehr beruͤhmte Lehrer.
Die Schul in Samos ſchon hat auch alſo gedacht,
Daß es nohtwendig ſey, zur Ordnung unſrer Welt,
Daß das, ſo ſie beſeelt, erwaͤrmt und helle macht;
Jm Mittel-Punct ſey hingeſtellt.
Es ſtellte Numa dort, (deß groß-und weiſer Geiſt
Die Kunſt zu herrſchen lernt, in ſeiner Einſamkeit,
Und der das Regiment von Rom, zur Sicherheit,
Auf Ordnungen, Geſetz und Regeln wuſſt zu gruͤnden,
Und mit der Tapfferkeit die Weisheit zu verbinden:
Der Weltweiſ und zugleich auch Geiſtlich war;)
Der Welt Figur in einem Tempel dar:
Jn deren Mitte brannt Geheimnißvoll und rein,
Von einem ew’gen Feur, ein lichter Schein:
Dadurch er die Figur und Ordnungen der Welt,
Wie ſie Pythagoras gelehret, vorgeſtellt.
Woſelbſt die Sonn im Mittel-Punct, den Schein,
Dadurch die Ding erwaͤrmt, belebt, gefaͤrbet ſeyn,
Jns Reich der Luͤffte ſchickt. Es war die Erde nicht
Der Mittel-Punct am Himmliſchen Saphir,
Er konnte ſie nicht unbeweglich ſchaͤtzen.
Es kam hingegen ihm viel leicht und beſſer fuͤr,
Den Strahlen reichen Thron der Sonnen feſt zu ſetzen.
Auch188Du Soleil, des Planetes, du Firmament.
Et le divin Platon à la fin de ſa Vie,
Obſervant de nouveau l’Ordre de l’Univers,
Sur cette Verité ſes yeux furent ouverts,
Il ſuivit Pythagore & ſa Philoſophie;
De la Terre mobile il reconnut le Cours,
Autour du grand Aſtre des Jours.
Ace Roi lumineux des jours & des années,
Les Loix du mouvement ſont toujours enchaînées.
La commence l’activité,
Et de-là tout s’ébrande avec rapidité.
Tout y repond, tout ſuit cette belle harmonie;
Dans le Reſſort central toute la force unie,
Se répand par degrez, par elle tout ſe fait,
D’un Ordre immuable & parfait.
Dans les Régions Planetaires
Les Globes décrivant leurs Routes circulaires,
Leur courſe eſt méſurée à leur éloignement;
Les plus près du Soleil vont plus rapidement;
Et ceux, qui ſont placez dans les lointaines Spheres,
En des termes plus longs, roulent plus lentement.
Tout va de même ſens du Centre juſqu’au Faîte,
Sans que rien ſe démente, ou ſe nuiſe, ou s’arrête.
Admirable Uniformité!
Merveilleuſe Simplicité!
Te189Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Auch Plato, den man insgemein
Den Goͤttlichen benahmt, ſtimmt hiermit uͤberein.
Wie er, bevor er ſtarb, die Ordnung dieſer Welt
Noch einmahl uͤberſah, erkannt er dieſe Wahrheit.
Er folgt Pythagoras und ſeiner Lehre Klarheit.
Der regen Erde Lauff blieb bey ihm feſt geſtellt.
An dieſem hellen Herrn der Jahre, Tag und Stunden,
Sind der Bewegungen Geſetze ſtets verbunden.
Jn ihm faͤngt alles an ſich zu bewegen,
Aus ihm entſteht das hefftigſchnelle Regen.
Mit ſeinem hellen Wunder-Schein
Stimmt alles uͤberein,
Und alles folgt der ſchoͤnen Harmonie.
Jm Mittel-Punct der Krafft vereinet ſie
Die gantze Macht; die breitet ſich
So dann in Stuffen aus. Durch ſie allein entſtehn
Die Dinge, welche wir in ſolcher Ordnung ſehn,
Die ſchoͤn und unveraͤnderlich.
Jn dem Revier der nimmer ſtillen Sterne,
Jn dem die Kugeln ſich in weiten Creyſen drehn,
Miſſ’t ſich ihr Lauff nach ihrer Ferne.
Die, ſo der Sonnen nah, ſieht man viel ſchneller gehn:
Und die, ſo weiter weg in den entfernten Creyſen,
Sieht man ſo hefftig nicht, nicht ſo geſchwinde reiſen.
Es gehet alles gleich vom Mittel bis zur Hoͤhe,
Ohn daß das mindſte, ſich verhind’rend, ſtille ſtehe.
O! wundernswuͤrdige Gleichfoͤrmigkeit!
O! wunderreiche Einfachheit!
Wie190Du Soleil, des Planetes, du Firmament.
Tel qu’un Monarque au ſein de ſon Empire,
Cet Aſtre ſouverain agit de toutes parts;
Sur tout ce, qui ſe meut, & vegete, & reſpire,
Par un juſte partage il porte ſes regards.
Pouvoit-il occuper, que le Centre du Monde?
C eſt-là, que ſa chaleur doit avoir ſon foyer.
C eſt de-là, qu’il doit envoyer
Les rayons embraſez, qui percent à la ronde.
ſe tournant ſur ſoi, ſes prompts élancemens,
Ses efforts reſſerrer, ſes vifs bouillonnemens,
Jettent de tous côtez l’ardeur féconde & pure,
Qu’il fait ſentir à toute la Nature.
Mais cette ſource enfin de flame & de clarté,
Souvent ne garde pas toute ſa pureté,
Nous voyons ſur ſont front tourner plus d’une tache;
Et le terme reglé, qui les montre, ou les cache,
Nous prouve, que cet Aſtre à chacun de ces tours
Employe environ trente jours.
Par ſa chaleur, par ſa lumiere,
Il eſt ſemblable au feu parmi nous allumé.
Quelques Sages penſoient, qu’il ſeroit conſumé
En verſant tant de feux dans ſa vaſte Carriere,
Sans l humide Aliment des Vapeurs exprimé,
Qui l entretient toujours dans ſa force premiere.
Mais191Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Wie eines Koͤnigs Macht und Krafft ins gantze Reich
Sich aus der Reſidenz, als deſſen Hertz, verbreiten;
So wuͤrckt dies herrliche Geſtirn von allen Seiten.
Es ſchickt den holden Blick, recht eingetheilt, und gleich
Auf alles, was ſich regt, und was man wachſen ſieht,
Auf alles, welches Athem zieht.
Wie haͤtt ſie in der Welt doch einen andern Ort,
Als in der Mitte, kriegen koͤnnen?
Daſelbſt nur hat ihr Feur den Heerd, ſie ſchickt von dort
Der Strahlen heiſſe Gluht, die in der Ruͤnde brennen.
Daſelbſt, indem ſie um ſich ſelbſt ſich dreht,
Wirfft ihr geſchwinder Druck, und die gedrengte Krafft,
Zuſammt den feur’gen Schwall, ſo ſtets in ihr entſteht,
Von allen Seiten aus die Lebensreiche Hitze,
Wodurch ſie der Natur ſo unentbehrlich nuͤtze.
Doch bleibet dieſe Quell von Flammen, Licht und Schein,
Nicht ſtets gleich unbefleckt und rein:
Man kan auf ihre Stirn offt mehr, als einen Flecken,
Gantz eigentlich entdecken,
Und die gemeſſ’ne Zeit, ſo ſie verbirgt und weiſet,
Zeigt, daß ſie ihren Creys in dreyſſig Tagen reiſet.
Der Sonnen Waͤrm und Licht wird man vergleichen koͤñen
Mit unſern irrdſchen Feur. Sie wuͤrde ſelbſt verbrennen
(War unterſchiedner Weiſen Lehre)
Da ſie mit ſo viel Gluht ſo weite Circkel fuͤllt,
Wenn nicht die Feuchtigkeit, die aus den Duͤfften quillt,
Jhr eine Rahrung waͤr[e .]
Allein,192Du Soleil, des Planetes, du Firmament.
Mais preſſé par les Cieux, en ſa Sphere enfermé,
Il eſt toujours nourri de ſa propre matiere;
Le premier Element, qui d’abord l’a formé,
Et qui vole par tout d’une courſe legere,
Redonne à la brillante Sphere
Tout ce, qui s’echapoit de ſon ſein enflâmé.
Quand ſes Feux ſont cachez ſous le rivage More,
De cet autre Hemiſphere il nous éclaire encore;
De Spheriques Miroirs nous rendent ſa ſplendeur;
Il ſe préſente à nous ſur le front des Planetes.
Nous avons remarqué comme eller ſe ſont faites;
On en connoit le cours, l’eclat, & la rondeur,
Leurs Cercles inégaux, leur diverſe grandeur.
On voit, que dans l’Ether une Planete nage,
Par ſon poids, par ſa maſſe y prend certain étage;
Ainſi que les Corps durs, plongez dans les liqueurs,
Nagent ſelon leur poids à diverſer hauteurs.
Il faut que dans ſon Ciel une Planete roule,
Et ſur ſoi-même encor tourne, comme une Boule.
Comme ces Corps roulent plus lentement
Que l’Ether qui ſur eux pourſuit ſon mouvement.
So193Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Allein, vom Firmament gedruͤckt, in Creis gebracht,
Wird ſie durch eignen Stoff ernaͤhret.
Das erſtre Element, woraus ſie ſelbſt gemacht,
Das allenthalben fleugt, ſich hurtig dreht und kehret,
Floͤſt ihrem Creiſe, voller Schein,
Das, was aus ihrem Schooß hervor brach, wieder ein.
Wann ihre Gluht von uns entfernt iſt und verſtecket,
Da ſie der Mohren Strand verdecket;
Erleuchtet ſie uns doch
Von jenem halben Welt-Theil noch.
Es ſtellen ihren Strahl uns klar
Verſchiedne runde Spiegel dar.
Es zeiget uns die Sonn ihr helles Licht
Auf der Planeten Angeſicht.
Wir haben erſt geſehn, wie ſie gemacht: wir kennen,
Sam̃t ihrem Glantz und Ruͤnd, auch ihr ſo ſchnelles Rennen,
Jhr unterſchiedne Groͤß, und die verſchiedne Weiſe
Des Zuſtands ihrer groſſen Creiſe,
Wie der Planeten Meng in Himmels-Luͤfften ſchwimmt,
Und, durch Gewicht und Groͤß, gewiſſe Stellen nimmt,
So, wie wir in der Fluht an harten Coͤrpern ſehen.
Sie treiben ſo, wie ſie, auch in verſchiednen Hoͤhen.
Es muß ein Jrr-Stern ſtets in ſeinem Himmel gehn:
Er muß ſich um ſich ſelbſt, als eine Kugel, drehn.
Wie dieſe Coͤrper nun ſich nicht vermoͤgen
So ſchnell, als wie die Himmels-Lufft, zu regen,
Die uͤber ſie beſtaͤndig ſich bewegt;
NSo194Du Soleil, des Planetes, du Firmament.
Son choc les fait tourner ſans ceſſe;
Leur cours alors eſt de plus d’une eſpece;
Dans le tour d’un grand Cercle on les voit entraînez,
Et ſur leur Axe propre en même temps tournez.
Dans l’Eſpace fluide, ou la Terre eſt placée,
Toujours flottante & balancée,
Comme les autres Corps, qui ſont placez ainſi,
A ſe laiſſer mouvoir ausſi
Peut-elle n’être pas forcée?
Le Mouvement des Cieux, qui meut de plus grands Corp
La pouvant emporter par de moindres efforts,
Quelles Chaînes, quels Noeuds feroient ſa réſiſtance?
Même ſeroit la Vraiſemblance,
Que le Soleil, d’une énorme Grandeur,
Pût en ſi peu de temps parcourir la Rondeur
De toute la Circonference,
Que doit avoir ſon Tourbillon immenſe:
Qu’avec les Cercles Etoilez,
Eſpaces, que tout l’Art n’a jamais calculez,
Des Corps, tels que l’on ſait, Jupiter & Saturne,
Pat le ſeul mouvement diurne,
En ſi peu de momens ſur nous fuſlent roulez?
quoi dans l’Univers la Terre, un grain de Sable,
D’un liquide entourée, eſt ferme, inébranlable?
Elle voit l’Univers ſur elle circuler
Tandis, qu’elle demeure ſtable!
N’eſt-il donc pas plus vraiſemblable,
Que ſur ſon petit Axe elle doive rouler?
Qua195Von der Sonne, Planeten, Firmament.
So druͤckt ihr Trieb ſie ſtets in ſchneller Fahrt,
Und iſt ihr Lauff ſo dann von unterſchiedner Art:
Jm groſſen Circkel-Creys ſieht man ſie fortgeriſſen,
Da ſie um ihre Ax zugleich ſich drehen muͤſſen.
Kan es wol anders ſeyn, daß unſre Erde,
Jm Raum, der fluͤſſig iſt, getrieben und gewiegt,
Wie andre Coͤrper auch, die ſo, wie ſie, gefuͤgt,
Nicht auch wie ſie, mit fortgefuͤhret werde?
Jndem des Himmels Trieb, der groͤſſre Coͤrper traͤget,
Sie ja mit weniger Gewalt beweget.
Durch welche Ketten, welche Bande
Erhielte ſie ſich doch in einem feſten Stande?
Ja, wie kan es doch nur den Schein der Wahrheit kriegen?
Die Sonne, die ein ſolch unmeßbares Gefaͤſſe,
Soll in ſo kurtzer Zeit des Creyſes Rund durchfliegen
Von ihres Wirbels Wunder-Groͤſſe?
Sie ſoll, ſammt den geſtirnten Creyſen,
(Ob ihren Raum kein Menſch gleich rechnen kan;)
Auch der Planeten Heer,
Saturn und Jupiter,
Durch eine taͤgliche Bewegung nur allein
Jn ſo gar wenigen Minuten um uns reiſen?
Wie? hat denn in der Welt die Erde, die ſo klein,
Als wie ein Koͤrnchen Sand,
Jm Raum, der fluͤſſig, einen Stand,
Der unveraͤnderlich, allein?
Sie ſieht, indem ſie feſte ſtehet,
Daß die ſo groſſe Welt um ſie in Creyſe gehet.
Schlieſſt man denn nicht mit mehr Wahrſcheinlichkeit,
Daß ſich die Erde allezeit
Um ihre kleine Axe drehet?
N 2Be196Du Soleil, des Planetes, du Firmament.
Quand on lui donneroit un Aſſiette tranquile,
Son Ciel au moins l’emporte, & l on peut concevoir,
Lorsqu’en un jour ſur nous tout paroît ſe mouvoir,
Que c’eſt nous, qui tournons ſur ce monceau d’argile
Qu’emporte dans un jour ſon Tourbillon mobile.
Ne ſait-on pas, que les Nochers,
Quand ils abondonnent les Rives,
Penſent voir éloigner les Tours & les Rochers,
Et courir devant eux les Côtes fugitives.
Le Soleil à nos yeux décrit un Cercle ardent,
Parceque nous tournons ſur une Maſſe ronde.
Quand il paroit courir de l’Aube à l’Occident,
Ici ſortant des Flotſ, ſe plongeant dans l’Onde,
C’eſt la Terre, qui ſe mouvant,
Au tour de ſon Eſſieu, du Couchant au Levant,
Fait, qu’en un ſens contraire on voit tourner le mond
En tournant chaque jour, la Terre tourne encor
Par Son mouvement annuel.
Autour de ce grand Aſtre elle parcourt le Ciel,
Et roule en s’avançant du Couchant vers l’Aurore.
Ses deux Poles Fixez obſervent conſtamment,
De répondre à deux points marquez au Firmament.
Li197Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Beſtimmte man der Erd gleich einen feſten Ort,
So reiſſet ſie jedoch ihr Himmel mit ſich fort.
Man wird es leicht begreiffen koͤnnen,
(Scheint gleich was uͤber uns des Tages fort zu rennen)
Daß wir es dennoch ſeyn, die auf den Leimen-Hauffen
Uns drehn, und alle Tag im regen Wirbel lauffen.
Es laͤſſ’ts, wenn wir zu Schiff, uns die Erfahrung lernen;
Jndem wir ja ſo dann nicht anders meinen;
Als daß ſo Thuͤrm, als Felſen, ſich entfernen,
Und daß die Ufer ſtets zu fliehen ſcheinen.
Es ſcheint, ob wir die Sonn im Creyſe lauffen ſehn,
Dieweil wir uns auf einer Kugel drehn.
Wenn ſie von Oſten her, nach Weſten ſcheint zu eilen,
Und aus dem Waſſer hier, dort in die Fluht zu gehn;
Jſt es die Erd allein, die, da ſie gehet,
Und ſich um ihre Ax, von Weſt nach Oſten drehet;
Verurſacht, daß es uns, als wenn die Welt
Gantz anders ſich bewegt, ins Auge faͤllt.
Jndem die Erde ſich nun taͤglich dreht, ſo wendet
Sie ſich auch in der Zeit, worinn das Jahr ſich endet.
Sie laͤufft den Himmel durch, um unſre Sonn, im Creyſe,
Und rollet vorwerts ſtets, in ihrer groſſen Reiſe,
Von Weſten, Oſtenwerts: die beyden Angel ſtehn
Beſtaͤndig gegen zwo am Himmel feſte Stellen.
N 3Jn198Du Soleil, des Planetes, du Firmament.
Liée à ce rapport fidelle,
Dans les fluides Champs à ſa Carriere ouverts,
Elle garde toujours ſon Axe parallele
Aux mêmes point de l’Univers.
Ainſi le Divin Mechaniſme
A ces deux mouvemens joint le Paralleliſme;
Mêlé ſans être confondu,
Par un Exemple ſimple il peut être entendu.
En abregé la Raiſon, s’en explique
Dans le fer, qui reçoit la vertu magnétique.
Avec le Firmament obſervons le rapport;
Que garde l Aiguille aimantée;
Lorsque ſur ſon pivot elle s’eſt agitée,
Et qu’à prendre ſa place elle a fait ſon effort,
Elle eſt par ſes deux bouts conſtamment arrêtée,
A regarder & le Sud & le Nord.
On juge, que ſe fer, Ame de la Bouſſole,
Sans être gouverné par d’internes reſſorts,
Fait ſimplement paſſage à d’inviſibles Corps,
Dans ſes pores percez vers l’un & l’autre Pole,
Et ſuit l’impresſion, qu’il reçoit du dehors.
Ceſt du Paralleliſme une aſſez juſte image.
A des Corps dont les Cieux, les Airs ſont pénetrez,
199Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Jn dieſem Stande nun, wo wir ſie ſtetig ſehn,
Behaͤlt ſie allezeit im ſtets geraden Strich
Die Angeln unverruͤckt; dieſelben wenden ſich
Durch die ſo fluͤſſige, als leicht und offne Hoͤh’n,
Stets nach demſelben Punct der groſſen Welt.
So hat der SCHOEPFFER denn
Zu denen zwo Bewegungen
Auch eine Gleich-Geradigkeit geſellt,
Vermiſcht, doch nicht verwirrt. Man kan es leicht verſtehn,
Und in dem folgenden Exempel deutlich ſehn.
Es kan es die Vernunfft uns klaͤrlich weiſen
Jn einem von Magnet beſtrichnen Eiſen.
Die Gleichheit, die ſolch eine Nadel heget
Dort mit dem Firmament, muß wol erwogen ſeyn.
Wenn ſie auf ihrer Spitz ſich hin und her beweget,
Zu finden ihren rechten Ort,
Wird ſie gar bald gehemmt an beyden Enden,
Und muß ſie ſich nach Suͤd und Nord
Beſtaͤndig wenden.
Man weiß von dieſem Stahl, ſo des Compaſſes Seele,
Daß es an einem Trieb von innen ihm ſtets fehle,
Und daß er Coͤrper, ſo unſichtbar, durch ſich laͤſſ’t,
Und zwar durch ſeine kleine Roͤhren,
Die ſich nach beyden Angeln kehren,
Und bloß dem Drucke folgt, der ihn von auſſen preſſ’t.
Dies iſt vom Paralell ein ziemlich gleiches Bild.
Der Erden Oeffnungen verſtatten
Den Coͤrpern, womit Lufft und Himmel angefuͤllt,
N 4Von200Du Soleil, des Planetes, du Firmament.
Depuis le haut ſommet des Lambris étherez,
Dans ſes pores la Terre ausſi donne paſſage.
Tous ces petits Corps canelez,
Entre trois Globules moulez,
Rencontrent des Chemins propres pour leur Uſage,
Preſſant d un & d’autre côté,
Entrant vers chaque Pole avec rapidité,
Directement par eux la Terre eſt traverſée,
Et dans ſa ferme Aſſiette ils la tiennent placéé.
Si bien, qu’en cet état, qu’elle garde toujours,
D’un Ordre égal elle pourſuit ſon Cours.
Sur le plan du grand Cercle appellé l’Eccliptique,
Qui coupe l’Equateur d’une maniere oblique,
Elle va du Soleil recevoir les Aſpects
Plus obliques, ou plus directs.
Vers lui diverſement tournée
Parcourant ces douze maiſons,
Signes, ſont marquez les Jours, & les Saiſons,
De différens Côtez toujours illuminée;
Par l’ordinaire effet, qu’une Boule produit,
D’avoir ſur ſa moitié la Lumiere épanchée,
Quand l’autre partie eſt cachée,
Le201Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Von ihren hoͤchſten Hoͤh’n den Durchgang. Hiermit gatten
Die kleinen Coͤrper ſich, ſo gleichſam canaliret,
Und zwiſchen dreyen Kuͤgelchen formiret.
Es findet ihre groſſe Menge
Zu ihrem Lauff bequeme Gaͤnge.
Von allen Seiten hergedruͤcket, dringen ſie
Jn beyde Angeln ein, mit groſſer Schnelligkeit,
Und iſt dadurch die Erde jederzeit,
Jn Jhrer Mitten,
Von ihnen gleichſam recht durchzogen und durchſchnitten.
Hierdurch erhalten ſie die Erd an ihrem Ort,
So, daß in dieſem Stand, das Rund von unſrer Welt,
Ohn allen Anſtand fort und fort
Den immer gleichen Lauff behaͤlt.
Jn einem groſſen Creyß Eccliptica genannt,
Der den Aequator ſchraͤge theilet,
Sieht man, wie ſie beſtaͤndig eilet;
Daß ſie der Sonnen Blick, bald ſeitenwerts gewandt,
Und bald gerad empfange.
Jndem ſie gegen ſie in ihrem Gange
Verſchiedentlich gekehret ſtehet;
Durchrennet ſie, und drehet
Sich durch die Zwoͤlf beſtimmten Haͤuſer,
(Die Zeichen, wo des Tags, zuſammt des Jahres Zeiten,
Gezeichnet und geſetzt) zwar an verſchiednen Seiten,
Doch allezeit im Licht.
So, wie ihr es an einer Kugel ſehet,
Daß, wenn die eine Helfft im Lichte ſtehet:
Die andre Seite ſtets ein dunckler Schatten deckt;
N 5So202Du Soleil, des Planetes, du Firmament.
Le Jour naît au matin, le Soir, s’cvanouït.
Sur nos Climats roulans tout paſſe, tout ſe ſuit,
Et par ce Mouvement, qui nous eſt inſenſible,
Notre Hemiſphere perd la Clarté, qui nous luit,
Lorqu à l’autre Hemiſphere elle ſe rend viſible;
On croit, que le Soleil nous approche, & nous fuit,
Nous vient rendre le Jour, & nous laiſſe la Nuit.
D’un Degré chaque Jour dans ſa Route elle avance,
Et le Soleil, qui prend cette Apparence,
Dans l’Eccliptique ausſi nous doit faire obſerver,
Des Degrez differens, ou point de ſon lever.
Sur la Ligne Equinoxiale
Ou le Globe terreſtre, au milieu ſeparé,
Eſt de l’Aube au Couchant, dans ſon tour, éclairé,
Du Jour & de la Nuit la durée eſt égale.
De-là vers chaque Pole on a les Nuits, les Jours
De ſuite par Degrez & plus longs, & plus courts,
Pour le Sud, pour le Nord cette regle s’applique,
Les Peuples oppoſez, ſoumis aux mêmes Loix.
Ont une ſeule Nuit, un ſeul Jour de ſix mois.
S203Von der Sonne, Planeten, Firmament.
So zeigt ſich fruͤh das Licht, das ſich des Nachts verſteckt.
Auf unſerm Welt-Theil, der ſich reget,
Geht alles, folget ſich und wird beweget.
Durch die Bewegung nun, ob wir ſie gleich nicht ſpuͤren,
Muß unſre Helffte dann ihr Licht verlieren;
Wenn ſich das Licht der andern Helffte zeigt.
Man meinet, daß die Sonn uns naht, ſich hebt und neigt,
Daß ſie uns fruͤh die Pracht des Tages ſchencket,
Und uns des Nachts in Schatten ſencket.
Die Erde geht von ihrem Ort,
Um einen Grad alltaͤglich weiter fort,
Wodurch die Sonne, ſo uns ſcheinet, als ob ſie
Um einem Grad ſey fort gereiſet
Jn der Eccliptica, uns fruͤh
Jn ihrem Stand ein Aendrung weiſet.
Da, wo die Linie, die man
Darum ſo Tag-als Nacht gleichmachend nennet,
Weil ſie der Erden Rund in gleiche Theile trennet,
Wo ſie die Sonne ſtets in Gleichheit treffen kan;
Sind Taͤg und Naͤchte gleich. Was aber nach der Lage
Nach beyden Angeln weicht,
Hat Graden-Weis, bald lang bald kuͤrtzre Naͤcht und Tage.
Die Regel trifft bey Suͤd und Norden ein:
So daß ſo wol
Jm Suͤder-als im Norder-Pol
Die Voͤlcker, die einander gantz entgegen,
Nach einerley Geſetzen ſich bewegen.
Sechs Monat waͤhrt die Nacht, und ſechs des Tages Schein.
Wenn204Du Soleil, des Planetes, du Firmament.
Si l Aſtre eſt dans l’un & dans l’autre Solſtice,
C’eſt la Terre en effet, qui court dans cette Lice;
Et quand elle accomplit ſes Retours meſurez,
Soit vers le Capricorne, ou ſoit vers l’Ecrevice,
Il ſemble à l’oppoſité en ces Champs étherez
Parcourir autant de Degrez.
Ses Regards ſont toujours la Cauſe génerale,
Qui de ces Changemens diviſe l’Intervale.
Comme la Terre expoſe à ſes Clartez,
Pendant ſix Mois ſa moitie Boreale|,
Pendant ſix autres mois l’Auſtrale.
Il y produit en des temps limitez
De conſtantes Varietez.
L’Eté ſuccede à l’horreur glaciale;
L’Hiver ſuccede à l’ardeur des Etez;
Un Equinoxe double à ſes termes nous donne,
Et les Fleurs du Printemps, & les Fruits de l’Autonne;
Et ce, qui fait des Jours les Inégalitez,
De ces quatre Saiſons fait les Diverſitez.
Si le Soleil n’a plus à courir l’Eccliptique,
Et ſi de ſon repos nous ſommes aſſurez,
Nous dreſſons aiſément le Plan Coſmographique.
Les Poles, l’Equateur, l’un & l’autre Tropique,
Ne s’imaginent plus dans le Ciel figurez.
Cer -205Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Wenn wir die Sonn in beyden Sonnen-Wenden,
Wie es uns vorkommt, ſehn;
So wuͤrckt dies alles doch allein der Erde Drehn.
Denn, wenn ſich die gemeſſne Schrancken enden,
Es mag beym Steinbock ſo, als auch beym Krebs geſchehn;
So ſcheint im Gegen-Lauff die Sonn in jenen Hoͤhen,
So viele Grade fortzugehen.
Jhr Blick allein verurſacht allezeit
Der Aenderung getheilten Unterſcheid.
So wie die Erd am Sonnen-Strahl
Jn einem halben Jahr die Norder-Seite beut;
Jm andern halben ihr die Suͤder-Seite zeiget,
So zeiget ſie gantz richtig allemahl
Veſtaͤndig Aendrung ohne Zahl:
Der Sommer folget ſtets dem grauſen Froſt,
Der Froſt folgt abermahl des Sommers ſchwuͤlen Glantz:
Wenn Naͤcht und Tage gleich; ſo reicht der Herbſt uns Moſt,
Der Fruͤhling manchen Bluhmen-Crantz.
Durch eben das, was uns der Taͤg Ungleichheit macht.
Sind auch die Aendrungen des Jahrs hervorgebracht.
Wenn nun die Sonne nicht mehr laͤufft
Jn der Eccliptica, und man von ihrem Stand
Die Wahrheit recht begreifft,
Und ihre Ruh uns recht bekannt;
So macht man mit geringrer Muͤh
Die Welt - und Land-Chart unſrer Erden.
Es duͤrfen Poli nicht, Aequator, Tropici,
Am Firmamente ſich mehr eingebildet werden.
Die206Du Soleil, des Planetes, du Firmament.
Cercles, Zones, & points ſur la terreſtre Sphere
Sont marquez ſimplement par l’Aſtre, qui l’éclaire,
Et les divers Climats diſtincts & meſurez.
Le Soleil remplit tout. Et lorsqu’en un Champ
libre
Chaque Planete à part garde ſon Equilibre,
Sur elles par degrez il répand ſes rayons;
En différens Aſpects par lui nous les voyons.
Terre ou Planete enfin, c’eſt la même matiere,
Ces Corps conſtruits de même, ont mêmes mouvemens,
Sont joints, ſont oppoſez en la même maniere,
Ont aux termes preſcrits de pareils changemens,
Ont leurs acroiſſemens, & leurs decroiſſemens.
Selon que le Soleil accorde ſa préſence
Aux Globes revêtus de ſes feux éclatans,
L’Aſtronome calcule, & meſure le temps;
Du ſein de l’Univers ce grand Aſtre diſpenſe
Er les Jours, & les Nuits, & les Mois|, & les Ans.
Dans207Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Die Circkel-Punct und Zonen ſind nicht dort,
Sie ſind bey uns allein, auf unſrer Welt,
Selbſt durch das Licht der Sonnen vorgeſtellt.
Es miſſt und theilet ſich, durch ſie, ein jeder Ort.
Der Sonnen heller Schein
Erfuͤllet alle Ding allein,
Und reichet jeglichen Planeten, auf der Reiſe,
Als der, in freyen Raum, in ſeinem groſſen Creiſe,
Sein ſtetes Gleich-Gewicht
Ohn Aenderung behaͤlt; der Strahlen helles Licht.
Wie ſie in vielerley Aſpecten ſtehen,
Kan man allein durchs Licht der Sonne ſehen.
Ob man nun ſpricht, daß es die Erde ſey,
Wie oder ein Planet, iſt alles einerley.
Sie ſind aus einerley Materie gemacht,
Auf eine Art hervorgebracht,
Sie haben einerley Bewegen,
Vereinen ſich, und ſtehen ſich entgegen
Jn einerley Beſchaffenheit;
Ja, zu gewiſſer Zeit
Verſpuͤren ſie gewiſſe Aehnlichkeit
An Aendrung, und zwar ohne Ruh:
Sie nehmen ab, ſie nehmen zu.
Nachdem der Sonnen-Strahl die Erde nun erhellt,
Miß’t der Aſtronomus die Zeit mit groſſem Rechte.
Es zeigt dies groſſe Licht im Schooß der groſſen Welt
Die Jahre, Monden, Tag und Naͤchte.
Man208Du Soleil, des Planetes, du Firmament.
Dans le Cercle annuel on connoît, que la Lune
Obſerve avec la Terre une Route commune.
Mais dans un moindre Cercle elle a ſon propre cours,
En l’Eſpace de trente Jours.
Des Mois diligente Courriere,
Douze fois en un An elle fait ſa Carriere;
On la voit en Croiſſant, en ſon Plein, en Decours.
Sa face dans ſon plein au Soleil oppoſée
Nous renvoyant ſes feux, montre un Globe argenté.
Au Croiſſant, au Declin ſa face eſt diviſée;
L’Opaque par degrez y cede à la Clarté
Et par degrez le Clair cede à l’Obſcurité,
A meſure, que ſur ſon Globe
La Splendeur du Soleil s’étend, ou ſe dérobe,
Tant qu’à la fin de ce jour limité,
Jointe au Soleil, ou la voit diſparoître;
Par elle aucun Rayon n’eſt renvoyé vers nous,
Sa partie haute alors les reçoit tous;
Mais viſible bien-tôt elle ſemble renaître,
Et de même à nos yeux toujours croître & décroître.
Si lorsqu en decrivant ſon tour
Directement elle ſe place
Entre nous & l’Aſtre du Jour,
Par toute l’epaiſſeur de ſon obſcure Maſſe,
Elle intercepte alors les Rayons lumineux;
Du Soleil éclipſe l’on voit mourir les feux.
209Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Man ſpuͤrt, es thu der Mond in eines Jahres Creiſe
Mit unſrer Erden Rund dieſelbe Reiſe:
Doch hat derſelbige, in einer kleinern Ruͤnde,
Noch ſeinen eignen Lauf,
Der hoͤrt in dreyßig Tagen auf.
Der Monath-Laͤuffer eilt geſchwinde,
Und legt in einem Jahr zwoͤlfmal den Weg zuruͤck.
Es waͤchſt der Mond, wird voll, nimmt ab. Wenn ſein Geſicht,
Jndem er voll, recht zu dem Sonnen-Licht
Gekehrt iſt; ſchickt er uns der Sonnen Schein
Zuruͤck, und ſcheint ſodann ein ſilbern Rund zu ſeyn.
So wol, wenn er erſcheint, als wenn er von uns eilt;
Jſt ſein Geſicht getheilt.
Das Dunckle weicht dem Lichte nach und nach,
Das Licht dem Duncklen allgemach,
Nachdem der Sonnen Glantz ihm ihre Strahlen ſchenckt,
Und wieder von der Kugel lenckt.
Bis daß zuletzt er zur gewiſſen Zeit,
Wenn er der Sonnen nah, ſich gantz verlieret.
Es wird ſodann kein Strahl herab gefuͤhret.
Der Ober-Theil empfaͤnget gantz
Der Sonnen Glantz.
Bald aber wird er ſichtbar, neu gebohren,
Und hat er bald am Schein gewonnen, bald verlohren.
Stellt er in ſeinem Lauf
Sich zwiſchen uns und auch dem Sonnen-Lichte,
So faͤngt er, da ſein dunckler Klump ſo dichte;
Der hellen Sonnen-Strahlen auf.
Hiedurch nun ſchwindet offtermal
Der aufgefangne Sonnen-Strahl.
OEs210Du Soleil, des Planetes, du Firmament.
Et la Terre ausſi, par ſon Ombre,
A l’egard de la Lune, a le même pouvoir.
Entre elle & le Soleil venant à ſe mouvoir,
Le Corps terreſtre épand un voile ſombre;
La Lune en eſt couverte, on ne peut plus la voir.
Ceſſant ainſi de recevoir
La Clarté du Soleil dont la ſienne eſt formée,
Dans une noire Ecclipſe elle eſt toute abîmée.
Souvent à l’Aſtronome un Objet curieux
S’offre ſous le voile nocturne.
Mercure, Venus, Mars, Jupiter, Saturne,
Semblent pour égarer nos yeux
D’un Cours non regulier ſe mouvoir dans les Cieux.
Comment, arrive-t-il, ſous leur voute tranquille,
Qu’on voye un Aſtre avancer, retarder,
Ou ſuſpendre ſon Cours, ou le retrogader?
Cette apparence vient de la Terre mobile,
Qui ſous divers Aſpects nous les fait regarder.
Sur la Terre placez, comme dans un Navire,
Nous y voguons en rond. Tous ces Globes errans,
Comme autant de Vaiſſeaux guidez par le Zephire
Flottent dans le liquide Empire,
Et chacun y parcourt des Cercles différens.
Pour tous les mêmes Loix ſon faites:
Mais comme un Voyageur, en traverſant les flots,
Voit tout marcher, & croit être en repos:
Nous ne voyons ausſi, que le Cours des Planetes.
C’[eſt]211Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Es hat die Erde durch den Schatten
Auch auf den Mond dieſelbe Macht.
Wenn ſie ſich zwiſchen ihm und unſrer Sonnen lencket;
So wirfft der Erden Rund auch eine Schatten-Nacht.
Wodurch der Mond ſo gleich bedecket,
Und ſich fuͤr uns verſtecket.
So bald die Sonn ihm keinen Schein mehr ſchenckt,
Jſt er in Finſterniß und Dunckelheit verſenckt.
Offt zeigt bey dunckler Nacht den Stern-Gelehrten ſich
Ein Vorwurf, der verwunderlich.
Saturnus, Jupiter, Mars, Venus und Mereur,
Die ſcheinen hin und her zu irren,
Und unſre Blicke zu verwirren.
Wie geht denn dieſes zu, daß wir am Himmel ſehn
Daſſelbige Geſtirn itzt ſtille ſtehn,
Jtzt vor-itzt ruͤckwerts gehn?
Daher: da unſre Erd ohn Stillſtand vorwerts ruͤckt;
Entſteht, daß man ſie ſo verſchiedentlich erblickt.
Wir ſeeglen, als im Schiff, auf unſrer Erd herum
Die andern Jrr-Geftirn, als Schiffe, gleicher Weiſe,
So durch den Wind gefuͤhrt, vollfuͤhren ihre Reiſe
Jm duͤnnen Reich der Lufft. Ein jeder eilt
Jn einem gantz beſonderm Creiſe.
Sie ſind nach einerley Geſetz zu gehn bemuͤht.
Doch wie ein Reiſender, wenn er die Fluhten theilt,
Jn Ruhe glaubt zu ſeyn, und alles lauffen ſiehet;
So ſehn wir auch das Lauffen dieſer Sterne.
O 2Ein212Du Soleil, des Planetes, du Firmament.
C’eſt un jeu dans les Cieux, vûs plus loin, ou plus prês.
Ces Corps changent pour nous leurs phaſes, leur progres.
Nous, qui roulons entre eux dans la troiſieme Sphere,
Et dont le mouvement d’avec les leurs differe,
Leur rencontre pour nous a des diverſitez,
Quoique d’un ordre égal ces Corps ſoient emportez.
Quand l’un d’eux nous paroît dans ſa Route ordinaire,
Au même endroit du Ciel répondre quelques Jours;
Nous nous imaginons, qu’il arrête ſon Cours,
Nous le nommons Stationaire.
Et lorsque devant lui nous avancous toujours,
L’apparence nous perſuade,
Que c’eſt lui, qui nous fuit, on le dit Retrograde.
Ils ſemblent quelque fois plus lents, ou plus hâtez.
Et ſelon qu’ils ſont vûs de différens côtez,
Ils brillent plus ou moins de leurs feux empruntez.
Des Routes quelques fois dans le Ciel ſont tracées
Par des Corps incertains, qu’on voit de temps en temps
Montrer d’ardens Cheveux, des Glaives éclatans;
On peut les appeller Planetes deplacées,
D’un Tourbillon peut-êrre en un autre paſſées.
213Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Man ſieht im Firmament ein Spiel bald nah, bald ferne.
Die Coͤrper aͤndern ſtets fuͤr uns Geſtalt und Weiſe.
Wir, die wir in dem dritten Creiſe
Beſtaͤndig zwiſchen ihnen gehn,
Da unſer Gang von ihrem ſehr verſchieden;
So muͤſſen wir ſie ſtets veraͤndert ſehn.
Sind alle Coͤrper gleich auf eine Art gefuͤhret.
Wird etwan einſt von uns verſpuͤret,
Daß einer in des Firmamentes Hoͤh,
Jn ſeinem Wege,
An ſelbem Orte bleib und ſich nicht rege;
So bilden wir uns ein, als ob er ſtille ſteh,
Daher wir ihn feſt ſtehend nennen.
Wenn wir von ihm nun ſelber vorwerts rennen,
So bildet blos der Schein,
Als ob er ruͤckwerts eilt, uns ein,
Dahero ſie ſo dann den Nahmen
Von ruͤckwerts gehenden bekamen.
Sie ſcheinen offt geſchwind, offt langſam fortzugehn.
Nachdem wir ſie von andren Seiten ſehn;
So glaͤntzt ihr funckelnd Heer
Von der erborgten Gluht, bald weniger, bald mehr.
Zuweilen wird man Gaͤng am Firmament gewahr
Von Coͤrpern, welche wir nicht kennen,
Die bald ein funckelnd Schwerdt, und bald ein brennend Haar
Uns zeigen, welche wir mit allem Rechte nennen
Planeten, ſo verruͤckt, und die vermuhtlich wandern
Aus einem Wirbel in den andern.
O 3Wo214Du Soleil, des Planetes, du Firmament.
l’on en forme encore un autre Jugement;
On veut attribuer à tous leurs Phenomenes
Des Revolution certaines;
Leur longue abſence vient d’un grand éloignement,
Et lorsqu’ils ont fini cette Courſe inconnue,
Ils reviennent encor s’offrir à notre vûe,
Et cauſer notre étonnement.
Ces Corps, dont nous voyons les brillantes figures
L’Origine cachée, & les progrès douteux
Exciter des Savans les hautes conjectures;
Par la nouveauté de leurs feux
Sont aux foibles Eſprits des menaces fatales:
On les croit pour les Grands des Signes malheureux,
Que des exemples vains marquent dans les Annales.
Mais qu’auroient-ils de dangereux?
Le Soleil leur fournit ces Clartez paſſageres;
Loin de nous, comme ils ſont, tous les traits effrayans,
Et les longs Cheveux flamboyans
De ces Etoiles étrangeres,
Sont des Menaces menſongeres,
Qui n’epouvantent plus les Eſprits clair voyans.
D’immenſes Regions des autres ſeparées
Retiennent nôtre Eſprit, & nos yeux arrêtez.
Ave215Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Wovon jedoch auch viele meinen,
Daß, zu gewiſſer Zeit, ſie uns erſcheinen.
Jhr langes Wegſeyn kaͤm aus der Entfernung her,
Und wenn ſie ihren Lauff, der unbekannt iſt, enden,
So ſaͤh man ſie ſich wieder zu uns wenden,
Und wundert ſich ſo dann ein jeder ſehr.
Die Coͤrper, deren Glantz und funckelnde Figur,
Jhr unbekannte Quell und zweifelhaffte Spur,
Bey denen, welche weiſe ſeyn,
Viel wichtige Vermuthungen erwecken;
Die wuͤrcken, durch den neuen Strahl und Schein,
Den Unvernuͤnfftigen offt ein fatales Schrecken:
Da man ſie, fuͤr die Groſſen dieſer Welt,
Vor ein gefaͤhrlich Zeichen haͤlt.
Welch eine Zahl ſo eiteler Gedichte
Erzaͤhlen uns hievon doch die Geſchichte!
Allein,
Weswegen ſollen ſie doch ſo gefaͤhrlich ſeyn?
Die Sonne macht ſie hell, auf eine kurtze Weile.
Jndem ſie nun von uns ſo ferne;
So ſind die grauſen Schrecken Pfeile
Der fremden Sterne,
Ein albern eingebildet Draͤuen,
Das keine kluge Geiſter ſchenen.
Die ungemeſſne Plaͤtz und Weiten, ſonder Schrancken,
Verſchraͤncken unſren Blick ſo wol, als die Gedancken;
O 4Mit216Du Soleil, des Planetes, du Firmament.
Avec quelle Splendeur les Nuits ſont décorées,
Lorsque le Ciel paiſible étale ces Clartez,
Dont nous aimons toujours les conſtantes Beautez?
Quel charme de courir les Voutes étherées
Dans tout ce beau Contour, appellé Firmament,
Qui le Jour voit pâlir ſes Lumieres dorées,
Pour briller dans la Nuit avec plus d’Ornement!
L’Olympe eſt radieux de pures étincelles.
Des figures de feu, dans cet Eloignement,
Sans effacer leurs traits luiſent plus doucement;
Font aprês de beaux Jours des Nuits encor plus belles.
Que ce Lambris ſemé de Chiffres lumineux,
A nos regards charmez occupe bien la place
Des Objets éclairez, que l’Ombre nous efface!
Quel Spectacle aux Humains! quel Theatre pompeux!
Tous ces Objets fixer dans leur magnificence,
Obſervent le même Ordre, & la même Diſtance.
Dès que ſous l’Horiſon le jour va ſe plonger,
Ces Aſtres devant nous viennent tous ſe ranger.
La217Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Mit welchem Wunder-Glantz iſt eine Nacht geſchmuͤckt,
Wenn ihre Klarheit uns ein ſtiller Himmel weiſet,
Wo man die ſtete Pracht mit ſteter Luſt erblickt!
Welch Anmuth, wenn der Blick den hohen Raum durchreiſet,
Jn jenem ſchoͤnen Creis, den man das Firmament
Gemeiniglich benennt:
Der ſeiner Lichter Gold des Tags erbleichen ſieht,
Um bald darauf im Dunckeln
Noch herrlicher zu funckeln.
Man ſiehet, wie die Lufft, als lauter Funcken, gluͤht:
Die feurige Figur der Sterne,
Ohn in der ungemeßnen Ferne
Von ihrem Schimmer zu verliehren,
Jſt noch annehmlicher und ſanffter zu verſpuͤren.
Sie laſſen offt, nach Tagen, welche ſchoͤn,
Uns Naͤchte, die noch ſchoͤner, ſehn.
Wie herrlich nehmen die, mit Licht und Schein
So wunderſchoͤn bezogne, Himmels-Decken
Jn unſern Augen doch die Stellen ein
Der Coͤrper, welche uns die Schatten gantz verſtecken!
Was fuͤr ein herrliches Speetacul! welche Buͤhne
Voll Majeſtaͤt und Pracht!
Was uns daſelbſt an Coͤrpern je erſchiene,
Nimmt alles ſeinen Rang und Ordnung ſtets in Acht.
Es ſchwindet kaum des hellem Tages Schein;
So ſtellen ſich die Stern in hellen Schimmer ein.
O 5Jn218Du Soleil, des Planetes, du Firmament.
La Route du Soleil ſous eux nous eſt tracée.
Phaëton, que perdit ſon audace inſenſée,
Aux ſignes, que ſon Pere expoſoit à ſes yeux,
Eût marché ſûrement dans ſon Cours radieux.
Des Heros fabuleux la Vertu ſignalée
Fait de riches Tableaux ſur la Voute etoilée;
Mais en nous amuſant la docte Antiquité,
Voulut à ces plaiſirs joindre l’utilité.
Ces Aſtres au ſortir des humides demeures,
Marquent d’un Ordre exact les Climats & les Heures:
Des Voyageurs errans les regards appliquez
Trouvent, que dans le Ciel tous leurs pas ſont marquez
Seule, ſans ſe cacher, la belle Cynoſure
Offre au ſavant Pilote une lumiere ſûre.
Au Ciel le Laboureur va lire les Leçons
Pour le temps favorable à ſemer les Moiſſons.
L’orageux Orion, & les triſtes Pleïades
Défendent aux Nochers d’abandonner les Rades:
Et le Belier doré, le Taureau, les Gemeaux
Annoncent le Printemps, & ſes charmes nouveaux.
C’eſt un vaſte Cadran, une Horloge immortelle,
Qui de tous les Humains eſt la Regle fidelle.
Mais vont s’égarer ces Eſprits indiſcrets,
Qui des Succès futurs y cherchent les Secrets?
L’Aſtro -219Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Jn ihnen iſt der Sonnen Weg zu ſehen.
So gar ein Phaeton, geſtuͤrtzt
Durch thoͤriehte Vermeſſenheit,
Haͤtt in dem hellen Gang gantz ſicher koͤnnen gehen,
Bey der von Phoebus ihm gezeigten Deutlichkeit.
Die ſondre Tapfferkeit der fabelhafften Helden
Erfuͤllt, mit manchem ſchoͤnen Bilde,
Das Himmliſche Gefilde:
Doch wenn von ihnen was die weiſen Alten melden,
So wuſten ſie den Nutzen zum Vergnuͤgen
Recht angenehm zu fuͤgen.
Es nuͤtzt uns das Geſtirn, wanns aus dem Meere ſteigt,
Da es ſo ordentlich uns Strich und Stunden zeigt.
Wofern er darauf merckt, ſieht einer, welcher reiſet,
Daß es ihm ebenfalls faſt alle Schritte weiſet.
Es zeigt dem Steuermann der Pol-Stern, der allein
Nie ſich verliert, ſtets einen ſichern Schein.
Der Land-Mann kan von ſeinem Acker-Weſen,
Wenn gute Witterung, zum ſaen, am Himmel leſen.
Es warnen, daß man ſich vom Ufer nicht entferne,
Die truͤben Plejades, Orions finſtre Sterne.
Die Zwillinge, der Widder und der Stier
Verkuͤndigen des Fruͤhlings holde Zier.
Es iſt ein herrlich-groß und nimmerfehlend Uhr,
Die allen Menſchen zeigt die Regel-rechte Spur.
Was aber dencken doch die frechen Sinnen,
Die kuͤnfftige Geheimniße darinnen
Ergruͤbeln und erkennen wollen?
Ein220Du Soleil, des Planetes, du Firmament.
L’Aſtrologue impoſteur dans ce Livre veut lire
L’Avenir, qu’un Mortel ne peut jamais prédire;
Le Deſtin des Humains, leur Vie, & leur Trépas;
Même au fond du Néant ce, qui ne ſera pas.
Mepriſons ces Erreurs, n’écoutons queles Sages,
Tirons d’autres Leçons de ces brillans Ouvrages.
Ciel! ou va de ces Corps le nombre & la grandeur?
Quel en eſt de plus près & l’éclat & l’ardeur?
Quand on ſait, que perçant ces grandes Voutes bleues;
Cent mille millions de millions de lieues,
Nous laiſſent d’une Etoile encor voir la Splendeur!
Quelle vive Lumiere en eux eſt ramaſſée?
O du Pouvoir Suprême immenſe profondeur!
Si chaque Etoile ainſi s’offre à notre penſée,
Au ſein d’un Tourbillon comme un Soleil placée,
Et ſi ces Tourbillons ſont au nôtre pareils,
Que l’éternel Auteur à forme des Soleils!
Que ſi nous ajoutons aux Etoiles viſibles
Celles, qui nous ſont inſenſibles,
Ou dont on n’apperçoit, qu’une reſte blanchiſſant,
S’affoibliſſant toujours, & toujours s’effaçant;
221Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Ein ertzbetruͤglicher Aſtrologus will leſen
Am Himmel, was von je uns unbekannt geweſen,
Das, was dem Menſchen einſt begegnen ſollen,
Jhr Leben, ihren Tod. Sie glauben gar zu ſehn
Jm Schooß des groſſen Nichts, was nimmer ſoll geſchehn.
Laſſt uns die Thorheit doch verlachen,
Und hoͤren nur der Weiſen Lehre!
Laſſt uns auf andre Weiſ uns doch zu Nutzen machen
Die leuchtende Geſchoͤpff! O Himmel! welche Heere!
Wie weit geht ihre Groͤß und ungeheure Zahl!
Wie ſtarck ihr nahes Feur, wie hell ihr Glantz und Strahl!
Wenn man begreifft, daß in ſaphirnen Blauen,
Durch ſo viel Million - und Millionen Meilen,
Man doch von einem Stern das Licht vermag zu ſchauen.
Was fuͤr ein helles Licht, was fuͤr ein ſtrenger Schein
Muß in denſelbigem gehaͤuffet ſeyn?
O ungemeſſne Tieff und Hoͤh der hoͤchſten Macht!
Wenn man von jedem Stern gedencket,
Daß er in Wirbel ſich, als eine Sonne, lencket,
Und daß die Wirbel dann, den unſern gleich geacht:
O! wie viel Sonnen hat denn GOTT hervorgebracht!
Wenn wir nun gar
Zu der uns ſichtbarn Sternen-Schaar
Noch jene, welche wir nicht ſehen koͤnnen, fuͤgen,
Wie, oder die, wovon wir nur allein
Ein ungewiſſes Weiß, und einen ſchwachen Schein
Der immer ſchwaͤcher wird, zu ſehen kriegen.
Ja222Du Soleil, des Planetes, du Firmament.
Et ſi plus loin encore un fonds inpenetrable
Nous offre de ces Corps la ſuîte inconcevable,
Que nos Chiffres jamais ne pourroient exprimer,
nos Eſprits troublez ſe vont-ils abîmer!
Mais bornons des penſees trop au deſſus des Hommes
Du grand, Tourbillon, nous ſommes,
Contentons-nous de voir l’ordre & l’arrangement,
Arretons nos Regards aux bords du Firmament.
Le Monde ainſi formé ſuit des Regles conſtantes:
Il ſubſiſte, il change toujours;
De nos trois Elemens le different Concours
Fait des Etres divers les Formes differentes.
Le premier a formé le bel Aſtre des Jours
Et du Ciel étoilé les Beautez éclatantes.
Le ſecond, qui remplit tout l’eſpace des Cieux,
Roule & porte en ſon Sein les Etoiles changeantes,
De ſon riant Azur les Ondes transparentes,
Les petites Boules mouvantes,
De tant d’Aſtres divers transmettent à nos yeux
Les juſtes mouvemens & les traits radieux.
Le troiſieme, mêlé d’inegales parcelles
Propres à recevoir mille formes nouvelles,
Compoſe auprès de nous la Region des Airs.
Le[ſ]223Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Ja, ſieht man ferner noch ein undurchdringlich Thal
Voll Sterne, ſonder Maaß und Zahl,
Die unbeſchreib - und unausſprechlich ſeyn;
Jn welchem Abgrund ſinckt ſodann der Geiſt hinein!
Doch halt! wir muͤſſen die Gedancken,
Die gar die Menſchheit uͤbergehn,
Zuruͤcke ziehn in unſers Wirbels Schrancken,
Und ſeine Pracht und Ordnung ſehn.
Laſſt uns allein mit unſern Blicken
Der Dinge Schoͤnheit ſchaun, die unſern Himmel ſchmuͤcken.
Die Welt nun, die auf ſolche Art formiret,
Folgt unveraͤnderlich dem vorgeſetzten Gang.
Sie bleibet, ob man gleich ein ſtetes Aendern ſpuͤret.
Der unterſchiedliche Zuſammendrang
Der dreyen Elementen macht,
Daß ſo verſchiedne Ding verſchiedene Geſtallten
Bekommen haben und behalten.
Das erſte hat der hellen Sonnen-Pracht,
Und das hellglaͤntzende Geſtirn hervor gebracht.
Das zweyte, ſo den Raum des Himmels fuͤllt; beweget
Die Jrr-Geſtirn, ſo es in ſeinem Schooſſe traͤget.
Durch die durchſicht’ge Fluht von ſeinem hellen Blauen,
Die kleine Kuͤgelchen, die ſo beweglich ſeyn;
Kan man die Ordnungen, zuſammt der Strahlen Schein
Von ſo verſchiednen Sternen ſchauen.
Das dritte, ſo gemiſcht von Theilen, die nicht gleich,
Die an Veraͤndrungen faſt unerſchoͤpfflich reich,
Formirt den zarten Dufft
Der uns umgebenden und ausgeſpannten Lufft.
Die224De la Peſanteur, Legerte, du Flux &c.
Les Feux tombans, les roulantes Planetes,
Et les menaçantes Cometes,
Les Corps, que nous touchons, les Terres, & les Mers
Sont de cet Element les Mélanges divers.

De la Peſanteur et de la Lege[-]rete, du Flux et Reflux de la Mer.

Dans ce Syſtême, ſimple autant que vraiſemblable,
De tout ce, que le Monde offroit d’inconcevable,
Avec plus de clarté nous pouvons diſcourir;
Ses plus profonds Secrets ſemblent ſe découvrir.
Deux Mouvemens encore occupent nos penſées.
Celui qui fait des Corps & la Chûte & le poids
Et celui, qui fait voir, par de contraires Loix,
Les Ondes de la Mer ſur leur bords élancées.
Juſq[u ]225Von der Schwere, Leichte, Fluth, Ebbe.
Die Gluht, die abwerts ſchuͤß’t, die rollende Planeten,
Zuſammt den drohenden Cometen,
Die Coͤrper, ſo man fuͤhlt, die Erde ſammt dem Meer,
Ja alles, was man kennt,
Stammt aus dem dritten Element,
Und ſeiner ſo verſchiednen Miſchung her.

Von der Schwere und der Leichte, von der Fluht und Ebbe des Meeres.

Nach dieſem Lehr-Grund nun, der, allem Schein nach, feſt,
So wol als leicht und einfach laͤſſt
Kan man mit mehrerm Lichte lehren
Von allen dem, was uns in dieſer Welt
Sonſt unbegreifflich faͤllt.
Was recht geheim iſt, ſcheint dadurch ſich zu erklaͤren.
Noch zwo Bewegungen erfuͤllen die Gedancken.
Die, ſo der Coͤrper Fall verurſacht und die Schwere:
Und die, wodurch im Gegentheil die Meere
Gedruckt ſind und gedraͤngt aus ihres Ufers Schrancken.
PBis226De la Peſant. Leger. du Flux, Reflux.
Juſqu’ici par un ordre, obſervé conſtamment,
Nous avons , que les parcelles
Les plus propres au Mouvement,
Qui s’accrochent le moins entre elles,
Volent le plus rapidement:
Qu’elles repouſſent, qu’elles chaſſent
Les parcelles, qui s’embarraſſent,
Et que leur embarras fait mouvoir peſamment.
Le Tourbillon terreſtre en ſa Citconference,
Au premier rang contient de ces Corps étherez,
Les globules ſubtils, & ſeparez,
Qui cedent aiſément, s’ouvrent ſans reſiſtance,
Et pour le Mouvement exprès ſont figurez.
L’Atmoſphere de l’Air eſt un autre liquide,
Qui fait auprès de nous des Cercles azurez:
Dans l’etage au deſſous eſt l’Element humide,
Qui fait rouler ſes flots ſur les Champs alterez.
La Terre eſt plus baſſe, une pierre jettée
S’y voit ſoudain précipitée.
Et ces Corps differens de leur place changez
Bien-tôt, ſelon leur poids, nous paroitroient rangez.
D227Von der Schwere, Leichte, Fluht, Ebbe.
Bis hieher haben wir erblickt,
Daß durch die Ordnungen, die unveraͤnderlich,
Die Theilchen, ſo am mindſten ungeſchickt
Sich zu bewegen, und die ſich
Am wenigſten verwickeln und verbinden,
Am allerfluͤchtigſten und ſchnellſten ſeyn:
Daß ſie zuruͤck - und von ſich jagen
Die Theilchen, die ſich insgemein
Schnell in einander ſchlagen,
Und daß dadurch, daß ſie ſich feſt zuſammen legen
Dieſelben ſich viel ſchwer - und langſamer bewegen.
Der Erden Wirbel hegt, in ſeinem aͤuſſern Creiſe,
Von duͤnner Himmels-Lufft die zarten Kuͤgelein:
Die, da ſie einfach, rund, und nicht verwickelt ſeyn;
Sich oͤffnen und ſich fliehn, auf eine leichte Weiſe.
Sie ſcheinen recht dazu formirt,
Daß ſich ein jedes ſchnell beweget, regt und ruͤhrt.
Der Lufft-Creis iſt ein anders fluͤßigs Weſen,
Das ſich um uns in blauen Circkeln lenckt.
Das feuchte Element hat ſich herab geſenckt,
Durch welches ſich das Feld in ſeinem Durſte traͤnckt,
Die Erde iſt das unterſte von allen.
Ein aufgeworffner Stein wird bald herunter fallen.
Und werden wir nach unterſchiednen Hoͤhen,
Die Coͤrper, die von ihrem Ort
Entfernet ſind, ſo fort
Jn ihrer Ordnung liegen ſehen.
P 2Von228De la Peſant. Leger. du Flux, Reflux.
Des Corps nommez peſans on cherche la Nature,
Au centre de la Terre ils ſemblent attirez,
Par leur chemin, leur maſſe, leur figure,
De leur Deſcente on regle les Degrez.
Quelle inclination les dirige & les pouſſe,
Et rend leur chûte, ou plus grave, ou plus douce
Il ne faut point ici de Mouvements ſecrets,
De deſirs d’union, ni d’occultes crochets.
Ce, qui rend une choſe, ou peſante, ou legere,
Eſt une cauſe unique & generale, & claire.
Le même Mouvement, par qui furent pouſſez
Tous ces terreſtres Corps en Globes ramaſſez;
Le même ausſi fait, que l’Air preſſe & chaſſe
D’autres Corps, qu’il rejoint à la terreſtre Maſſe,
Ainſi les Corps humains, les Corps des Animaux,
Qui reſpirent dans l’Air, & que cet Air enſerre,
Formez d’un Suc terreſtre, en cela tous égaux,
Marchent pieds contre pieds ſur le rond de la Terre.
Tous les Corps agitez vont naturellement
Loin du Centre, du Mouvement:
Mais les plus ronds, les plus rapides,
Fe[n -]229Von der Schwere, Leichte, Fluth, Ebbe.
Von Coͤrpern, welche ſchwer, erforſcht man die Natur.
Sie ſcheinen, als ob ſie zum Mittelpunet der Erden
Herabgezogen werden:
Nach ihrem Lauff, der Dicke, der Figur,
Berechnet man den Grund von ihrem Fallen.
Was vor ein Trieb regiert von ihnen allen
Jm Sincken, ihre Fahrt? Was kan ſie lencken,
Daß ſie bald langſam ſich, bald ſchneller abwerts ſencken?
Man muß nichts von geheim-bewegenden Geſetzen,
Nichts von Vereinungs-Trieb, noch kleinen Haͤcklein ſchwaͤtzen.
Ein eintzig Urſach iſt allein,
(Und zwar die klar und allgemein)
So Coͤrper ſchwer und leichte macht.
Dieſelbige Bewegung ird’ſcher Theile,
Wodurch ſo manche Welt in runde Form gebracht,
Verurſacht noch, daß unſre Lufft in Eile
Auch andre Coͤrper druͤckt,
Und ſie herab zum irdſchen Klumpen ſchickt.
Daher kommts, daß ſo wol von Menſchen, als von Thieren,
Die Coͤrper, ſo durch Lufft umgeben und erfuͤllt,
Und die ſich alle gleich aus ird’ſchem Stoff formiren,
Mit Fuͤſſen gegen ſich,
Rund um den Erd-Kreis her marſchiren.
Die Coͤrper, ſo beweget werden,
Entfernen ſich, nach ihrer Weiſe,
Stets von dem Mittelpunet. Doch, die ſo rund, als Creiſe,
Gehn ſchneller, und mit wenigern Beſchwerden,
P 3Durch230De la Peſant. Leger. du Flux, Reflux.
Fendent plus aiſément les Compagnes liquides.
A ſe mouvoir, cette facilité
Deviendra la Legereté.
Toute Matiere ainſi, par degrez comparée,
Se cede reſpectivement.
Bien, que notre Air ſe meuve peſamment,
Près de la Matiere étherée;
Pour l’Onde, & pour la Terre il eſt un Corps leger.
Les Corps, par ces degrez doivent tous ſe ranger.
Ceux, de qui la figure eſt plus embarraſſante,
Et de qui la courſe eſt plus lente,
Tous, d’un rapide effort par les autres chaſſez,
Paroiſſent à nos yeux de nature peſante,
Et vers le bas ſont repouſſez.
Ainſi qu’un contre poids ce Mouvement s’acheve.
Un Corps deſcend toujours, dès que l’autre s’éleve;
Les uns prennent le lieu des autres déplacez.
Leur Figure retarde ou preſſe leur deſcente:
Selon, qu’ils ſont maſſifs, on la voit differente,
Et d’un ſeul Mouvement ces deux effets divers
Nous font nommer les Corps, ou peſans, ou legers.
Mais de quelle action la Mer eſt agitée,
Quand ſur les bords nous la voyons montée,
Et que par des efforts nouveaux,
Malgré ſa Peſanteur, elle éleve ſes Eaux,
Et ſemble d’elle-même hors de ſon lit jettée?
231Von der Schwere, Leichte, Fluht, Ebbe.
Durch die ſo duͤnne Lufft. Nun dieſe Fertigkeit
Sich zu bewegen, wird zur Leichtigkeit. So weichet,
Wenn man ſie Stuffenweis vergleichet,
Sich die Materie einander allezeit.
Ob gleich die Lufft ſich ſchwer und langſam nur beweget,
Vergleichet man ſie mit der Himmels-Lufft;
Jſt ſie doch bey der Fluht und Erd ein leichter Dufft.
Nach ſeiner Schwere, die er heget,
Senckt jeder Coͤrper ſich. Diejenigen, ſo mehr
Verwickelt und vereint, auch nicht ſo ſchnelle gehn,
Sind, da die andern ſie ſtarck drucken, anzuſehn,
Als waͤren ſie nach ihrem Weſen ſchwer.
Sie ſincken unterwerts. Dieß aber nun geſchicht
Durch eine Gegen-Laſt und ſchwereres Gewicht.
Ein Coͤrper ſinckt, wenn ſich ein andrer Coͤrper hebet;
Es nehmen einige der andern Stellen ein.
Es treibet die Figur den Lauff,
Es haͤlt auch die Figur ihn auf.
Man ſieht den Unterſcheid, nachdem ſie dichte ſeyn.
Aus einer eintzigen Bewegung fleuſſt
Die dopple Wuͤrckung her, weswegen man
Die Coͤrper ſchwer und leichte heiſt.
Allein, durch welche Macht wird doch das Meer beweget,
Wann wir es ſeinen Strand verſchlingen ſehn,
Und daß, wie ſchwer es gleich, durch neuen Druck erreget,
Die ſaltzen Fluhten ſich erhoͤhn,
So daß es ſcheint, als ob aus ſeinem Bette
Man es geworffen haͤtte?
P 4Es232De la Peſant. Leger. du Flux, Reflux.
Elle ſurmonte l’Air par ces Elancemens:
Mais ſut les vaſtes Flots, ſi notre Oeil peut s’étendre,
Il doit être aiſé de comprendre,
Que l’Air preſſé d’ailleurs cauſe ces Mouvemens.
En lês voyant reglez ſur le Cours de la Lune,
Le Flux & le Reflux alors nous ſurprend moins:
Il montre avec cet Aſtre une action commune,
Qui doit à l’expliquer encourager nos ſoins.
La Matiere fluide, circule la Terre,
Décrit un tour ovale avec rapidité;
La Lune, qui s’y meut a moins d’activité;
Au petit Diametre le chemin ſe ſerre,
Par le Corps de la Lune, & ſa ſolidité,
Ce Torrent, qu’elle arrête en eſt plus irrité.
A ce Choc la Terre ébranlée,
Vers l’endroit oppoſé ſe trouve reculée,
Ou le chemin par-là de nouveau retreſſi,
Fait, que dans cet endroit le Torrent preſſe ausſi.
Les Eaux à ces deux points, ſur la Terre preſſées,
Sous le Cercle Equinoxial
Dans le milieu ſe trouvent enfoncées;
Et vers le Pole Arctique, & vers le Pole Auſtral,
Le long des Rives ſont hauſſées.
233Von der Schwere, Leichte, Fluht, Ebbe.
Es uͤberſteigt die Lufft durch ſeinen Schwall: Allein
Wenn unſer Blick das weite Reich der Wellen
Betrachtet; wird es uns gar leicht begreifflich ſeyn:
Die ſonſt gepreſſte Lufft erreg ein ſolches Schwellen.
Bemerckt man, daß die Ebb und Fluht des Mondes Lauff
Beſtaͤndig folge; hoͤrt bald die Bewundrung auf.
Man nimmt an beyden faſt denſelben Gaug in Acht,
So uns denn muthiger zur Unterſuchung macht.
Der Zeug, der fluͤßig iſt, worinn die Erde geht,
Wird in ovalem Creis in hoͤchſter Eil gedreht.
Der Mond, der auch darinn ſich reget,
Wird dennoch nicht ſo ſchnell beweget,
Beym kleinſten Durchſchnitt nun, wo ſich der Weg verengt,
Jſt, durch die Feſtigkeit des Mondes, dieſer Fluß
Gehemmet und gedraͤngt:
Durch welchen Stoß die Erde dann, geruͤcket,
Aus ihrer Lag in etwas weichen muß.
Dahin, wo dieſer Weg dadurch zugleich gedruͤcket,
Macht, daß der Lufft-Fluß auch daſelbſt gepreſſet wird.
Die Waſſer, ſo allda, beym doppeln Punct der Erden,
Gedruͤcket und gedraͤnget werden;
Sind an dem Ort, woſelbſt der Circkel iſt gezogen,
Der Tag und Nacht gleich macht, gebogen,
Und in der Mitten gleichſam hol:
Wodurch im Gegentheil bey einem jeden Pol
Die Fluhten ſich erhoͤhn,
Und uͤber ihre Ufer gehn.
P 5Und234De la Peſant. Leger. du Flux, Reflux.
Et quand la Terre, en achevant ſon Tour,
Revient, en la moitie d’un jour,
Répondre ſous l’endroit, la Lune eſt placée,
La Terré de nouveau, par les Airs repouſſée,
Recule, & voit les Flots ſalez,
Pour la même raiſon, ſur le Rivage enflez.
Au plus grand Diametre, ou la Courſe eſt plus lente,
Le Tourbillon terreſtre en circulant toujours,
Laiſſe aux Eaux reprendre leur pente,
La Mer rentre en ſon Lit, les Fleuves ont leur Cours.
Les Eaux ainſi diverſement chaſſées,
Sont deux fois chaque jour ſix heures à hauſſer,
Et deux fois elles ſont ſix heures à baiſſer,
Tantôt libres, tantôt forcées.
Et ce, qui marque enfin ce Rapport, ces Concerts
De la Lune avec l’Air, de l’Air avec les Mers,
C’eſt, que la Lune entre les deux Tropiques,
Preſſant le vaſte ſein des Ondes Atlantiques,
Elle y fait commencer ce long bouillonnement,
Ce general Soulevement,
Qui dans tout l’Ocean étendent les Marées,
Par deux fois chaque jour toujours réïterées.
Les Eaux gliſſent delà, du Sud jusques au Nord,
Et font ou plus ou moins reſſentir leur effort,
Selon que par les bords elles ſont reſſerrées.
D’une235Von der Schwere, Leichte, Fluht, Ebbe.
Und wenn die Erde, die ſich drehet,
Nach einen halben Tag, aufs neu,
An ſelben Ort hinkommt, woſelbſt der Mond dann ſtehet;
So wird ſie durch die Lufft aufs neue weggedruckt:
Wodurch die Fluht den Strand denn abermahl verſchluckt.
Daſelbſt nun, wo der Durchſchnitt lang,
Und wo der Lauff am mindſten ſchnelle gehet,
Laͤſſt unſers Wirbels Lauff, der ſich beſtaͤndig drehet,
Dem Waſſer wieder ſeinen Gang.
Es ſencket ſich das Meer in ſeine Lager-Statt:
Die Fluͤſſe ſind ſo dann entbunden.
Das Waſſer, da es ſo verſchiednen Eindruck hat,
Erhebt ſich jeden Tag zweymal ſechs Stunden,
Und ſinckt zweymal ſechs Stunden wieder,
Bald frey und bald gezwungen, nieder.
Was auch noch deutlicher uns den Zuſammenhang,
Des Mondes mit der Lufft, der Lufft mit unſerm Meer
Vor Augen legt, iſt dies: wenn ſich des Mondes Gang
Jn beyden Tropiets befindet, wird der Drang
Jn weiten Schooß des Welt-Meers ſtarck: daher
Entſteht daſelbſt ein Wallen, deſſen Schwall,
Als allgemein in Welt-Meer, uͤberall,
Die Ebb und Fluht des Tages zweymal bringet.
Die Waſſer gleiten dann gen Suͤd - und Norden fort,
Man ſpuͤrt ſie weniger und mehr; nachdem ein Ort,
Auch weniger und mehr von Ufern iſt umringet.
Um236De la Peſant. Leger. du Flux, Reflux.
D’une heure chaque jour le Flux doit retarder,
Parcequ’avec la Lune il ſe doit accorder.
La Planete ſe meut du côté de l’Aurore
De treize degrez en un Jour,
Et quand la Terre a fait ſon tour,
Il faut, qu’elle s’avance encore
Vis-à-vis de la Lune, en ce même degré,
de ſon tourbillon le chemin eſt ſerré;
Ce qui regle la difference
D’une heure chaque Jour, le Flux recommence.
La Mer croit davantage au deſſus de ſes bords
Aux Lunes pleines & nouvelles;
Dans l’Equinoxe enfin ſont ſes plus-grands efforts:
C’eſt, que dans tous ces temps, par des Regles fidelles,
Il ſe fait ſur les Eaux des preſſemens plus forts,
L’Aſtre les fait ſur l’Air, enſuite l’Air ſur Elles,
Et l’on ne voit jamais démentir ces Accords.
Les Aſtres, qui ſur nous exercent leur Puiſſance,
Ne nous agitent point par des Traits inconnus;
Occultes Qualitez, & ſecrete Influence
Sont des Noms, dont l’Erreur nous avoit prévenus,
Et faiſoit reverer une vaine Science.
On237Von der Schwere, Leichte, Fluht, Ebbe.
Um eine Stunde muß die Fluht verſpaͤtet ſeyn.
Denn mit des Mondes Lauff trifft ſie ſtets uͤberein.
Derſelbe geht von Oſten dreyzehn Grad
Jn einem Tage fort,
Und wenn die Erde nun den Lauff vollfuͤhret hat;
Muß ſie noch weiter an den Ort,
Wo neben ihm der Wirbel enger wird.
Wodurch ſodann der Unterſcheid entſteht,
Daß eine Stunde ſtets die Fluht znruͤcke geht.
Bey’m Neu - und Vollen Monden-Schein,
Wird allezeit das Meer geſchwollner ſeyn.
Wenn Tag und Naͤchte gleich, erhebt es ſich noch mehr.
Und zwar daher:
Weil zu derſelben Zeit
Die Fluht gedruͤcket wird, mit groͤſſrer Hefftigkeit.
Der Mond wuͤrckt auf die Lufft, die wieder auf die Fluht,
Und nimmer ſiehet man, daß ſie es anders thut.
Von Sternen, deren Macht und Kraͤffte wir verſpuͤren,
Jſt uns die Art, wodurch ſie uns regiren,
Nun nicht mehr unbekannt.
Verborgne Eigenſchafft, geheimer Einfluß-Tand
Sind Nahmen, die der Jrrthum lehrte,
Durch welche man vordem ein albern Wiſſen ehrte.
Die238De la Peſant. Leger. du Flux, Reflux.
On ſait, par quels moyens les Corps ſuperieurs
Ont le pouvoir d’agir ſur les inferieurs.
Ce ſont impulſions, tantôt plus, ou moins vives,
Dont les atteintes ſucceſſives,
Dans la Maſſe des Elemens,
Font naître tour à tour ſes divers changemens.
Comme le Monde eſt plein, loin que la plenitude
S’oppoſe au mouvement des Corps,
Elle fait de tous leurs Accords
La conſtante Viciſſitude;
Et par-là tout Corps doit avec certitude
Sur d’autres Corps voiſins déployer ſes efforts.
L’impresſion de l’un ſur le ſuivant s’applique;
C’eſt toujours un Reſſort à quelque autre enchaîné,
Deprès, de loin le Tout ſe communique,
Par une même Roue inceſſamment tourné:
Un Corps en pouſſe un autre, & jamais ne l’attire.
Dans cette grande Montre enſemble tout conſpire
A l’uniforme Mouvement
Qui fait de l’Univers l’Ordre, & le Reglement.
De239Von der Schwere, Leichte, Fluht, Ebbe.
Die Weiſe kan uns nun nicht mehr verborgen bleiben,
Daß nemlich Obere die Untern Coͤrper treiben.
Bald iſt’s ein ſanffter, bald ein ſtarcker Druck allein,
Durch deſſen wechſelndes Gedraͤnge
Jm Elementen, ſolche Menge
Von Aendrungen gewuͤrcket ſeyn.
Jſt gleich die Welt gantz voll; wird durch die Fuͤlle doch,
Statt, daß ſie dem Bewegen
Der Coͤrper waͤr entgegen,
Von der beſtaͤndigen Veraͤnderung annoch
Die Harmonie gemehrt. Dadurch nun muͤſſem
Von allen Coͤrpern, die ſich ruͤhren,
Die nahgelegenen denſelben Druck verſpuͤren.
Ein Coͤrper preſſt den Druck dem andern ein.
Ein eintzigs Feder-Werck kan ſie zuſammen ſchlieſſen.
Jm nah und fernem iſt die Wirckung allgemein,
Bloß durch ein eintzig Rad, das ſich beſtaͤndig drehet.
Ein Coͤrper druͤcket ſtets, und zieht hingegen
Nie etwas nach ſich her.
Jn dieſer groſſen Uhr ſtimmt alles uͤberein,
Mit dem gleichfoͤrmigen Bewegen,
Wodurch die gantze Welt
Nach ihren Regeln geht, ſich in der Ordnung haͤlt.
Von240De la Matiere Subtile.

De la Matiere Subtile.

Si, parmi tous les Corps le Vuide eſt imposſible;
Une Matiere aux Sens imperceptible,
Et que ſon Mouvement introduit en tous Lieux,
Cauſe tous les Effets, qui ſurprennent nos yeux.
Or la Crainte du Vuide eſt un Nom inutile,
Puiſque l’Experience a ſû nous démontrer,
Que tous Corps ſont poreux, & d’un accès facile,
A cette Matiere ſubtile,
Toujours prête á les pénetrer.
Par l’Air, qui fait Reſſort, qu’on preſſe, qu’on entaſſe
Reduit dans des Tuyaux en un petit eſpace,
Nous découvrions clairement,
Que de ſes petits Corps la Structure inviſible,
Laiſſe quelque Intervalle à d’autres accesſible.
On voit par ce Reſſort, & par ce Preſſement,
Que les potes de l’Air ſont pleins d’une Matiere,
Près de qui la ſienne eſt grosſiere;
Matiere, qui ſe meut, qui vole inceſſamment,
Et qui, prompte à changer ſes petites figures,
De tous les autres Corps remplit exactement
Les inegales Ouvertures,
Et redoublant ſa force au moindre preſſement
Favoriſe le Mouvement.
Elle241Von der Subtilen Materie.

Von der Subtilen Materie.

Da zwiſchen Coͤrpern nun ein Leer unmuͤglich;
So wuͤrckt ein Stoff, der nicht in unſre Sinne dringt,
Und welchen die Bewegung doch gar fuͤglich
An alle Orte bringt;
Die wunderbaren Ding, die unſre Augen
Nicht gnugſam zu bewundern taugen.
Die Furcht des Leeren iſt ein eitler Nahm allein,
Jndem uns die Erfahrung lehret,
Daß alle Coͤrper hol durchroͤhret,
Und von dem Himmels-Stoff, der ſo gar duͤun und fein,
Auch ſtets bereit ſie durchzudringen;
Gar leichtlich durchzudringen ſeyn.
Es zeigt die Lufft, ſo man zuſammen draͤngt und preſſt,
Jn einen kleinen Raum, durch enge Roͤhren,
Daß die Struetur von ihren Coͤrperlein,
So nicht einmal zu ſehen ſeyn,
Doch andern noch den Durchgang laͤſſt.
Man ſieht durch dieſen Druck die Oeffnungen der Lufft,
Erfüllt mit ſolchem duͤnnen Dufft;
Wogegen ſie ſelbſt grob. Ein Stoff, der allezeit
Jn unveraͤnderlich-ſtets reger Fluͤchtigkeit.
Der, da er die Figur zu aͤndern ſtets geſchickt,
Sich in die Oeffnungen der andern Coͤrper druͤckt,
Die ſo verſchiedlich ſind. Der das Bewegen lehrt,
Jndem er ſeine Krafft beym kleinſten Druck vermehrt.
QEs242De la Matiere Subtile.
Elle tient jeu de Vuide; elle fuit, elle échappe,
Dès qu’elle heurte un Corps, & dès qu’un Corps la frappe,
Et s’ouvrant devant eux avec facilité,
Laiſſe à leur Mouvement l’entiere liberté.
Sa force n’eſt point affoiblie
Par ſa grande legereté.
D’une Lame d’acier, que Lemnos a polie,
Elle écarte la dureté.
Lorsque la main de Mars par fois eſt occupée
A ployer pour eſſai ſa redoutable Epée,
Que tous les petits Corps, par la trempe durcis,
Ont dans leur Curvité leurs pores étreſſis;
Elle s’y fait paſſage, elle entre avec Viteſſe,
Penetre dans la Lame, & ſoudain la redreſſe.
Elle produit ainſi le Reſſort de l’Acier,
Et ſait ſentir par tout cette force élaſtique.
Du plus profond Abîme, au Sommet Olympique
Elle parcourt le Monde entier.
Zenon reconnoiſſoit une pure Matiere,
Qui nourrit le Soleil, repare la Lumiere,
Voyant243Von der Subtilen Materie.
Es ſcheint derſelbe Stoff, als ob er ſelbſt das Leere
Recht eigentlich und wuͤrcklich waͤre.
Er flieht, er eilt davon, ſo bald ein Coͤrper ihn,
Er einen Coͤrper trifft. Mit groſſer Fertigkeit
Thut er ſich ihnen auf, und laͤſſt ſie allezeit,
Ohn alle Hinderung, ſich regen, eilen, fliehn.
Wie leicht er aber auch; dennoch verlieret
Er ſeine Kraͤffte nicht. Er kan von Klingen,
So Lemnos ſelbſt polirt,
Die Haͤrtigkeit des Stahls entfernen und bezwingen.
Will offtermahlen Mars ſein Schwerdt zur Probe biegen,
Und daß die kleinen Coͤrperlein,
So durch die Fluht gehaͤrtet ſeyn,
Jndem ſie krumm, die kleinen Loͤcher fuͤgen;
So bahnt er ſich den Weg, dringt in die Kling, und zwinget
Dieſelbige, daß ſie ſogleich gerade ſpringet.
Er zeugt auf dieſe Art die Federn in den Stahl,
Und zeigt die Spannungs-Krafft an allen Orten.
Vom allerunterſten, verborgnen Abgrunds-Thal,
Bis an des hoͤchſten Himmels Pforten,
Durchlaͤufft er alle Welt. Ein Stoff, der rein,
War ſchon von Zeno auch erkannt,
Als wenn er naͤhrete der hellen Sonnen Brand,
Erſetzt und mehrete des Lichtes Schein.
Q 2Sah244De la Matiere Subtile.
Voyant avec tant d’Art cet Univers formé,
Il l’eſtima vivant, & par elle animé.
Mais ſans aller ſi loin, des raiſons convaincantes,
Par tout nous la font concevoir.
Par ce feu, qui fait tout mouvoir,
Elle dévelope les Plantes,
Introduit dans leur ſein les Séves nourriſſantes,
De leurs Germes feconds c’eſt l’eternel eſpoir;
Elle excite en nos Corps ce radical humide,
Qui pouſſe les Eſprits, qui rend le ſang liquide.
Dans toute la Nature on reſſent ſon pouvoir.
Elle prend toute forme en paſlant dans les Vuides,
Souvre les Corps les plus ſolides,
Des Airs & de l’Ether agite les Reſſoits,
Toujours prompte, legere & vive,
Et l’Effet géneral de ſa Viteſſe active
Commence l’Action, qui meut tout ce grand Corps.
Deſ245Von der Subtilen Materie.
Sah er, ſo voller Kunſt, den ſchoͤnen Bau der Welt;
Hat er ſich ihn, als wenn er lebte,
Und durch den Himmels-Stoff beſeelt ſey, vorgeſtellt.
Doch ſonder ſo gar weit zu gehen,
Kan man von dieſem Stoff ſo| viel gewiß verſtehen,
Er ſey an jedem Ort. Durch die ſtets rege Gluht
Entwickelt er die Pflantzen, ſenckt ihr Bluht,
Den fruchtbarn Nahrungs-Safft, in ihren Schooß;
Es wird der Keim durch ihn bloß fruchtbar, reg und groß.
Er wirckt in unſerm Leib den wurtzelichten Safft,
Der unſre Geiſter treibt, wodurch das Bluht
So fluͤßig wird, und nimmer ruht:
Die gaͤntzliche Natur verſpuͤhret ſeine Krafft.
Er nimmt, indem er ſich da, wo es leer iſt, ſencket;
Stets allerley Geſtalten an,
Durchdringt das feſteſte, weil nichts ihn| hemmen kan.
Der Lufft, der Himmels-Lufft geheime Federn lencket,
Sein immerfluͤßige Beſchaffenheit,
Die ſich ſo leicht, ſo fertig reget:
Sein Druck der wuͤrckenden Geſchwindigkeit
Faͤngt die Bewegung an, die alle Welt beweget.
Q 3Von246Des Mouvemens Particuliers.

Des Mouvemens Parti - culierſ.

De chaque Mouvement la diverſe Puiſſance
Vient d’un Mouvement géneral,
Et quelle, qu’en ſoit l’apparence,
Ce n’eſt qu’un Mouvement local;
Encore que la Connoiſſance
A nos ſens en puiſſe échaper:
L’Eſprit ne doit point s’y tromper.
Outre tous ces Effets ſi grands, & ſi ſenſibles,
Il ſe fait à tous les Momens
Dans les Etres divers de ſoudains changemens,
Que produiſent encor des Reſſorts inviſibles.
On veut à tous ces Mouvemens
Donner des Cauſes différentes,
On yveut concevoir mille Diverſitez;
Au lieu de s’arrêter aux Cauſes évidentes,
On remplit les Sujets d’obſcures facultez.
Ce ne ſont plus, que Vertus attractives,
Sympathiques, fermentatives,
Un même Mouvement, par d’inutiles Noms,
Se multiplie en cent façons.
Mais247Von den abſonderlichen Bewegungen.

Von den abſonderlichen Bewe - gungen.

Die unterſchiedne Macht
Von einer jeglichen Bewegung ſtammt allein
Von der Bewegung her, die allgemein.
Und ob es gleich gantz anders ſcheint zu ſeyn,
Jſt es dennoch, wenn wir es uͤberlegen,
Richts, als von einem Ort zum andern, ein Bewegen.
Kan unſer Sinn nun gleich hievon nicht Nachricht kriegen:
So muß ſich unſer Geiſt doch nicht damit betruͤgen.
Noch bey der uͤberall bemerckten Fluͤchtigkeit
Die ſolche Wunder wirckt, und ſolche Laſt bewegt,
Sieht man zu aller Zeit,
Jn unterſchiednen Dingen,
So manche ploͤtzliche Veraͤnderung entſpringen,
Durch kleine Federchen erregt,
Die nicht zu ſehen ſind. Man will es ſtets ergruͤnden,
Und immer jedem Ding ein eigne Urſach finden.
Man gruͤbelt und man ſucht ſo manchen Unterſcheid,
An ſtatt gefundner Deutlichkeit;
Erfuͤllt man alle Ding mit dunckler Eigenſchafft.
Man hoͤret anders nichts, als eine gaͤhrende,
Bald eine Sympathetiſche,
Bald eine zu ſich ziehnde Krafft.
Die einige Bewegung muß allein
Durch eitle Nahmen nur ſo offt vervielfacht ſeyn.
Q 4Der248Des Mouvemens Particuliers.
Mais l’Impulſion ſeule à l’Eſprit ſe préſente.
La Loi des Mouvemens, generale & conſtante,
Eſt, qu’il s’y trouve un Agent, un Milieu;
Il y faut reconnoître un changement de Lieu,
Il y faut l’action d’une Cauſe mouvante,
De qui la force agiſſant au dehors
Par ſon impulſion vienne ébranler un Corps.
Ainſi les Mouvemens ont tous la même Cauſe;
Ils ſe font tous avec ſimplicité.
Jamais ces Regles, qu’on propoſe,
Ne produiront d’obſcurité.
On reconnoît la même choſe
Dans tout ce, qu’on appelle, ou Generation,
Ou Croiſſance, ou Corruption.
Quelque ſujet, qu’on s’imagine
S’accorde à ce Raiſonnement;
Par tout l’Impulſion agit uniquement
Et des Etres divers la Fin, ou l’Origine
Vient de leurs petits Corps pouſſez diverſement.
Leur aſſemblage, on leur Ecoulement
Produit un Etre, ou cauſe ſa ruine.
Tout249Von den abſonderlichen Bewegungen.
Der Geiſt hingegen kennt nichts, als den Druck allein.
Die Regel nun, wodurch ein Ding ſich reget,
Die unveraͤnderlich und allgemein,
Jſt, daß ein wuͤrckend Seyn, und welches ſich beweget,
Darinn befindlich ſey. Ein’Aenderung vom Ort
Wird man in ihm gewahr; man ſieht darinn ſo fort
Auch eine Urſach des Bewegens,
Wovon die Krafft, ſo aͤuſſerlich nur blos
Den Coͤrper rege macht, durch ſeinen Druck und Stoß.
So haben die Bewegungen denn immer
Blos eine Urſach nur. Durch eine Eintzelnheit
Geſchehen ſie allein; es bringet nimmer
Die Regel voller Deutlichkeit,
Verwirrung oder Dunckelheit.
Es laͤſſet allezeit daſſelbige ſich ſehen,
Dieſelbe Wuͤrckung wird erkennet
Jn allen Dingen, die man nennet
Erzengen, Wachſen, und Vergehn.
Man dencke was man will, ſo widerſpricht
Es dieſer unſrer Meinung nicht.
Es wuͤrckt der Druck in allen gantz allein,
Und aller Coͤrper End und Urſprung koͤmmt nur blos
Daher, daß kleine Coͤrperlein
So gantz verſchiedentlich gedraͤnget ſeyn.
Es wuͤrcket ihr Verband und ihr Entbinden,
Den Urſprung und den Untergang.
Q 5Von250Des Mouvemens Particulierſ.
Tout dépend d’un Principe égal.
C’eſt une Impulſion, un Mouvement local,
Qui joint ces petits Corps, ou qui les deſaſſemble.
Quand des Atomes ſeparez
Viennent à ſe mêler enſemble
Avec certains Accords, avec certains degrez,
Des Etres ſont engendrez.
Et quand ce Tout éprouve une force preſſante,
Par qui tous ſes Noeuds ſe défont,
Que de ſes petits Corps l’Aſſemblage ſe rompt,
Il ſe voit menacé d’une fin violente.
Si ces Mouvemens ſont ſi forts
Qu’ils détruiſent tous ces Accords,
Il ſe corrompt, s’exhale, & la Mort le devore.
Mais ſi ce Mouvement un peu plus moderé,
Le laiſſe reconnoître encore,
Il eſt ſimplement alteré.
Souvent un même Corps ſe montre en apparence,
Tantôt plus reſerré, tantôt plus étendu,
Sans que de ſa propre Subſtance
Il ait rien augmenté, ni qu’il ait rien perdu.
La Raiſon nous certifie
Que quand un certain Corps s’étend, ſoudainement
Et qu’on dit, qu’il ſe rarefie,
Il faut que d’autres corps, d’un ſubtil Mouvement,
Entre ſes pores s’introduiſent;
Ils les écartent, les diviſent,
Et251Von den abſonderlichen Bewegungen.
Von allen koͤnnen wir denſelben Anfang finden.
Es iſt allein der Drang,
Sammt der Bewegung von dem Ort,
So kleine Coͤrpergen verbindet und entbindet.
Wann ſich des Staubes Heer zuſammen findet,
Jn rechter Maaß, in recht behoͤrigem Aceord;
Entſtehen Coͤrper alſofort.
Und wenn das Gantze nun ſolch einen Druck empfindet,
Wodurch das Band deſſelben ſich entbindet,
Und die Vereinigung der kleinen Coͤrperlein
Zerreiſſt; wird ihr Verderb bald gegenwaͤrtig ſeyn.
Wenn die Bewegungen ſo ſtarck, daß ſie
Die gantze Harmonie
Des Coͤrpers theilen und zerſtoͤhren;
Vergeht, verdufftet er und ſtirbt. Wenn das Bewegen
Nun nicht ſo hefftig iſt hingegen,
Und man ihn noch erkennen kan;
So ſieht man ihn mit Recht nur fuͤr veraͤndert an.
Ein Coͤrper ſcheint zuweilen
Bald mehr gepreſſt, bald ſtaͤrcker ausgeſpannt,
Da er jedoch in ſeinen Theilen
Nicht zugenommen, nichts verlohren. Der Verſtand
Zeigt deutlich, wenn ſich offt die Coͤrper ſchnell verbreiten,
Und man, es ſich verduͤnnen, nennt,
Daß andre Coͤrpergen in ihre Oeffnung gleiten,
Wodurch ſich alles theilt, und dehnt und trennt.
Sie252Deſ Mouvemenſ Particulierſ.
Et font imperceptiblement
Cotte eſpece d’Accroiſſement.
Pour ſa propre Matiere, il n’a pas plus d’eſpace.
Ainſi quand nous voyons, que dans l’Airain brûlant,
L’Onde en franchit les bords d’un eſſor violent,
Et nous ſemble augmenter ſa Maſſe,
L’Onde en effet ne tient pas plus de place;
Des Corps d’Air & de Feu parmi les ſiens mêlez,
Font, que les Flots nous paroiſſent enflez.
Et quand un Corps de même ſe condenſe;
Tous ces petits Corps étrangers,
En s’évaporant dans les Airs,
Font reſſerrer par leur abſence
Les pores, qu’ils avoient ouverts.
Donc la droite Raiſon, ſi-tôt qu’on la conſulte,
Nous dit, que tout ſe fait par la même Action.
Loin d’ici Sympathie, Horreur, Attraction,
Banniſſons de ces mots la vaine Invention,
Rie[n]253Von den aaſonderlicheu Bewegungen.
Sie wuͤrcken unvermerckt, daß man es nicht verſpuͤret;
Daher ſo dann der Wachsthum ruͤhret.
Jn ſeinem eignen Stoff hat er nicht mehrern Raum.
Wie, wenn in kupffernen und gluͤhenden Gefaͤſſe
Das Waſſer uͤberbrauſt, und in dem weiſſen Schaum,
Dem Schein nach, ſeine Groͤſſe
Vermehrt; ſo hat doch in der That die Fluht
An ſich nicht groͤſſern Platz, indem von Lufft und Gluht
Die Theile mit derſelben ſich vereinen,
Wodurch die Fluhten denn, als wie vermehret, ſcheinen.
Wenn auch ein Coͤrper ſich verdickt; ſo fliehn
Die kleinen fremden Coͤrperlein
Jn Duͤnſten in die Lufft; es ziehn
Dadurch, daß ſie nun nicht mehr gegenwaͤrtig ſeyn,
Die Oeffnungen, die blos von ihnen ſtammen,
Sich wieder, wie vorhin, zuſammen.
Die richtige Verunfft ſelbſt ſaget,
Wird ſie darinn um Rath gefraget:
Daß alle Dinge, die wir ſehn,
Auf eine Weiſ allein geſchehn.
Weg Sympathie, weg Anzug, weg was ſchrecket.
Es ſey der eitlen Woͤrter Tand
Sammt den Erfindungen verbannt,
Worinn man nichts bekamit-nichts deutliches entdecket.
Es254Deſ Mouvemenſ Particulierſ.
Rien de connu, rien de clair n’en reſulte;
Jamais le Mouvement n’aura de Cauſe occulte;
Nous expliquerons tout avec l’Impulſion.
C’eſt par ce Principe ſolide,
Que ce Siecle a trouvé des Eclairciſſemens
Sur ces merveilleux Mouvemens,
Qu’on imputoit à la crainte du Vuide.
Si nous examinons l’Air, comme un Corps liquide,
Si nous conſiderons, qu’il a ſa peſanteur,
De nos Pompes d’abord la Nature eſt trouvée;
C’eſt par le poids de l’Air, que l’Onde eſt éleveé,
Juſques à certaine hauteur,
Non par ce Vuide affreux, que la Nature abhorre,
Car paſſé ces degrez nous pouvons obſerver,
Quoique le Vuide y fût à craindre encore,
Que l’Eau ne peut plus s’élever.
Deſ255Von den abſonderlichen Bewegungen.
Es ſteckt in unſeren Bewegungs-Lehren
Kein’unbekannte Eigenſchafft.
Blos durch des Druckes Krafft
Sind alle Dinge zu erklaͤren.
Durch dieſen feſt und unbewegten Grund
Entdecket man zu unſrer Zeit
Nur der Bewegung Seltenheit,
Die aus der Leere-Scheu, ſo wie man meint, entſtund.
Wenn wir die Lufft, als fluͤßig, recht erwegen,
Wenn wir auch, daß ſie ſchwer, wol uͤberlegen;
Erkennen wir ſo gleich der Antlia Natur:
Denn es geſchicht
Blos durch der Lufft Gewicht,
Daß ſich das Waſſer aufwerts hebet,
Bis zu gewiſſer Hoͤh. Nicht aber, wie man ſpricht,
Aus einer Leere-Scheu,
Der die Natur gantz widerſtrebet.
Denn, wenn es dieſe Hoͤh erſtiegen, ſiehet man,
Ob gleich das Leere noch zu ſcheuen;
Daß doch das Waſſer dann nicht hoͤher ſteigen kan.
Von256Deſ Saiſonſ.

Deſ Saiſonſ.

Parcourons l’Univers, toutes choſes ſont néec
Par les mêmes impresſions.
On voit par ces impulſions
Nos Saiſons dans leur Ordre, en Cercle ramenées.
Que l’on faſſe tourner la Terre, ou le Soleil,
L’Effet du Mouvement ſera toujours pareil,
Cet Aſtre, qui paroît des Rives de l’Aurore
Dans les flots du Couchant venir plonger le Jour,
Et du bord Indien recommencer encore
A faire ſon oblique Tour,
Sans que ſon Char, dans ſa Carriere ardente,
Viſite les Climats divers,
Demeurant immobile au ſein de l’Univers,
Il marque également, dans ſa Courſe apparente,
La borne des Etez, & celle des Hyvers;
De nos Champs tour à tour la face eſt differente,
Ils ſont ou de Verdure, ou de Glace couverts.
Prenons-le aux premiers jours, ou la Toiſon dorée
De l’Equateur vers nous lui ſemble ouvrir l’entrée;
D257Von den Jahrs-Zeiten.

Von den Jahrs-Zeiten.

Laſſt uns die gautze Welt durchgehn,
So wird man ſehn,
Daß alle Ding auf eine Weiſe,
Und zwar durch einen Druck geſchehn.
Man ſieht, durch dieſen Trieb in ihrem Creiſe,
Die Jahres-Zeiten wiederkehren.
Man mag nun, daß die Sonn, wie, oder daß die Erde
Herumgefuͤhret werde,
Nach unterſchiedner Meinung, lehren;
So wird die Wuͤrckung doch, die eigen dem Bewegen,
Auf gleiche Weiſe ſich zu Tage legen.
Die Sonne, die im Oſten aufzugehn,
Und wieder Weſtwerts, wie man meinet,
Jns Meer zu ſincken ſcheinet;
Und die wir wiederum des Morgens ſehn
Den krummen Weg aufs neu durchrennen,
Ob ſchon ſein Flammen-reicher Creis
Jm Mittelpunet der Welt nichts von Bewegung weiß;
Zeigt unveraͤnderlich in ſeinem Schein-Lauff an
Des Sommers und des Winters Graͤntzen;
Wodurch verſchiedentlich die Felder dann
Jm holden Gruͤnen bald, und bald im Eiſe glaͤntzen.
Man ſeh ſie, wenn durch des Aequators-Thuͤren,
Der guͤldne Widder ſie uns ſcheint herzu zu fuͤhren,
RLaͤſſt258Deſ Saiſonſ.
Des changeantes Saiſons obſervons le progrés,
Retraçons-nous d’abord d’agréable peinture
De ce Printemps cheri, plein de rians Attraits,
Qui rajeunit, & pare la Nature:
Quand le Ciel blanchiſſant répand ſes riches pleurs,
Que le Pere du Jour amoureux de la Terre,
Chaſſe par de tiedes Chaleurs
Le Froid cruel, qui la reſſerre,
Elle produit les tendres Fleurs,
Donne aux Prez leur feconds herbages,
Aux Arbres leurs épais feuillages,
Et de ſon Sein humide agité doucement,
Des Plantes & des Fruits fait ſortir l’Aliment,
Ce Suc précieux, qu’elle enferme.
Et par cet heureux changement
Tout naît, tout s’entretient, tout fleurit, & tout germe
Les Champs ont leurs Tréſors, les Bois leur Ornement,
Tout prend ſa Nourriture & ſon accroiſſement.
Quand la Terre, au Soleil encor plus expoſée,
Separe des Epics croiſſans,
Et que par les longs Jours Cerés favoriſée,
Voit meurir des Guerets les Tréſors jauniſſans;
S[ur]259Von den Jahrs-Zeiten.
Laſſt uns den Fortgang unſrer Zeiten,
Die ſo veraͤnderlich, erwegen.
Wir wollen erſtlich uͤberlegen
Des holden Fruͤhlings Lieblichkeiten,
Der die Natur verjuͤnget und ſie ſchmuͤckt,
Wann uns des Himmels Gunſt den Seegens-Regen ſchickt:
Wann unſres Tages Fuͤrſt, in unſre Welt verliebet,
Durch warme Lauigkeit den ſtrengen Froſt verjagt,
Der ſie bisher gefeſſelt und geplagt,
Da ſie uns dann ſo zarte Blumen giebet,
Da man ſo dann, auf Wieſen, fruchtbar Kraut,
Auf Baͤumen, dichte Blaͤtter ſchaut,
Und ſie der Fruͤcht und Pflantzen Nahrungs-Krafft,
Aus ihrem fenchten Schooß hervor bringt, ſanfft beweget,
Als den ſo ſchaͤtzbarn Safft,
Den ſie in ſich verborgen heget.
Durch ſolche gluͤckliche Veraͤnderung entſteht,
Entſprieſſt, erhaͤlt und bluͤht nun alles, was ihr ſeht.
Das Feld hat ſeine Schaͤtz, es hat der Wald
Hiedurch die liebliche Geſtallt.
Hierdurch waͤchſt alles fort und wird vermehrt,
Hierdurch ſind alle Ding’ernaͤhrt.
Wenn nun die Erde noch die Sonne naͤher ſpuͤret,
Und ſich mit reiffen Aehren zieret;
Wenn Ceres, durch der langen Tage Gunſt,
Den gelben Schatz der Furchen reiffen ſieht;
R 2So260Deſ Saiſonſ.
Sur cette ronde Maſſe, au tour de lui roulante,
L’Aſtre enflâmé répand une Clarté brûlante,
Tout percé de ſes traits, le halé Moiſſonneur
Tire des champs dorez ſon Uſure innocente,
Et ramaſſe en faiſceaux la Recolte abondante
Qui fait ſa Joye & ſon Bonheur.
Quand pour comble de Biens, & Bacchus, & Pomone
De Raiſins, & de Fruits ſe font une Couronne.
Qu’on celebre leurs Noms par des cris éclatans,
En voyant accomplir, par les Dons de l’Autonne,
Les Eſperances du Printemps.
d’un Feu moins brûlant la Terre eſt éclairée.
Le Soleil, qui paroît reculer dans les Cieux,
Verſe en des Jours moins longs une ardeur remperé,
Et ſous les Pampers verds cuit le Suc précieux
Des plus charmans Feſtins, attrait délicieux.
Pour ces Arbres feconds, que ſa preſence anime,
Il fomente la Seve, en eux l’aide à couler.
Sans qu’elle puiſſe au dehors s’exhaler;
Et par les Mouvemens, qu à loiſir il imprime,
Dans les Tuyaux ligneux il la fait circuler;
Tant qu’il forme ces Fruits, dont l’Odeur attrayante,
Dont la Couleur, la Beaute raviſſante,
Pour le Goût, & les Yeux viennent nous préſenter,
Tout ce, qui pouvoir nous flatter.
Aus -261Von den Jahrs-Zeiten.
So breitet das Geſtirn voll Flammen, Glantz und Brunſt,
Auf unſern runden Creis, der immer um ſie flieht,
Erſt einen heiſſen Schein. Der Landmann, braun gefaͤrbt,
Erhitzt durch ſeinen Strahl,
Erhebt ſo dann und erbt
Vom gelben Feld, im lauen Schweiſſe,
Die Unſchuld-volle Frucht von ſeinem Fleiſſe.
Jn Garben ſammlet er und bindet
Das, woran er ſein Gluͤck und ſeine Freude findet.
Wenn endlich vollends gar ſo Barchus, als Pomone
Sich eine Crone
Von Trauben und von Fruͤchten winden,
Und man derſelben Ruhm durch lautes Jauchzen mehrt,
Weil, durch des Herbſts Geſchenck, des Fruͤhlings Hoffen
Erfuͤllet iſt und eingetroffen;
So wird durch minder Feur der Creis der Welt verklaͤrt.
Die Sonne, welche ſcheint am Firmamente
Als wenn ſie ruͤckwerts rennte,
Wirfft ein gemildert Feur, bey etwas kuͤrtzern Tagen,
Und kocht im Reben-Laub den edlen Safft,
Der bey ſo manchen Feſt uns manche Freude ſchafft.
Jn Baͤumen, welche Fruͤchte tragen,
Erhaͤlt ſie ihren Safft, verduͤnnt und macht ihn flieſſen,
So, daß er auswerts ſich im Dunſt nicht kan ergieſſen.
Durch ein gemaͤchliches Bewegen
Treibt ſie ihn in die hole Roͤren
Bis daß die Fruͤcht’entſtehn, die ſo viel Anmuht hegen,
Die mit ſo holden Ruch und Farben, Naſ und Augen
Sehr zu vergnuͤgen taugen,
Und dem Geſchmack zugleich ſo manche Luſt gewaͤhren.
R 3Wann262Deſ Saiſonſ.
Ausſi, quand il paroît au plus lointain Tropique,
Et qu’il nous ſemble fuïr vers le Cercle Antarctique,
A chaque pas, qu’il marque en ces autres Climats;
Nous voyons dans nos Champs avancer les Frimats,
De nos Jardins l’Hyver efface la parure,
Des utiles Vergers, des ombreuſes Forêts
On voit tomber la verte Chevelure,
L’Aquilon furieux ramene la Froidure,
Enchaîne les Ruiſſeaux, & durcit les Guerets;
Tout prend un air affreux, tout eſt ſans Nourriture,
L’humide Suc n’a plus de Mouvement:
Un fatal Engourdiſſement
Saiſit la Terre pareſſeuſe,
Et les Germes feconds dans ſon ſein enfermez,
Tant qu’on entend ſouffler la Bize rigoureuſe,
Demeurent comme inanimez.
L’extrême Froid, la Chaleur dévorante
Sechent egalement la Verdure & les Fleurs,
Quand du Soleil la Flâme eſt trop ardente,
Ou que des Aquilons la rigueur violente
De l’Aurore à glacé les pleurs.
Flore, qui de ſon teint n’entretient les Couleurs,
Que par l’heureux ſecours d’une vapeur humide,
Auſſi-tôt, que les Champs ne ſont plus humectez.
S[ur]263Von den Jahrs-Zeiten.
Wann ſie nun fern von unſerm Nord
Und nach den Suͤd-Pol ſcheint zu fliehen,
Bemercken wir bey allen Schritten dort,
Wie Froſt und Eis bey uns die Felder uͤberziehen.
Der Winter wirfft ſo dann der Gaͤrten-Schmuck ins Grab.
Von Schatten-reichen-Wald und Buͤſchen
Faͤllt ihr begruͤntes Haar herab.
Der wilde Nord-Wind fuͤhrt mit ſcharffen Ziſchen
Die ſtrenge Kaͤlt herbey, verſteint die Furchen, bindet
Und feſſelt Fluß und Bach. Es ſiehet alles hart,
Veroͤdet, traurig aus,
Die Nahrungs-Krafft verſchwindet,
Der feuchte Safft empfindet
Nun kein Bewegen mehr;
Es liegt die Erd erſtarrt.
Sie ſcheinet traͤg. Es bleibt in ihrer Schooß entlaubt
Das Heer der Nahrungs-reichen-Sproſſen:
So lang der kalte Nord-Wind ſchnaubt,
Als unbeſeelet eingeſchloſſen.
Ein gar zu ſtrenger Froſt, ein’allzu ſtrenge Hitze,
Verheeren beyde Kraut und Bluͤht.
Empfinden wir zu ſtarcke Sonnen-Blitze;
Wie, oder daß der Nord, der weiſſe Flocken ſpruͤht,
Den Morgen-Thau in Reiff verkehrt;
Wird Flora buntes Reich, weil ſie der Farben-Schein,
Durch feuchter Duͤnſte Huͤlff und Zufluß bloß allein
Jn ihrem Glantz erhaͤlt, wann’s Feld kein Naß mehr naͤhrt,
R 4Ent -264Deſ Saiſonſ.
Sur la Terre gelée, ou ſur le Sable aride,
Voit perir ſes Attraits, & flêtrir ſes Beautez.
Voyons le Tronc ſuperbe, & le vaſte feuillage
De ces Chênes audacieux,
Dont les Rameaux touffus vont embraſſer les Cieux,
Et cachent le Soleil ſous leur épais Ombrage.
Un Gland dans la Terre jetté
S’amollit, & s’entr’ouvre en cette humidité,
Se dévelope, etend ſes petites Racines,
Et l’humide Limon, par la Chaleur émû,
Etant dans leurs pores reçu,
Y monte, & fait pouſſer des branches enfantines.
On plie avec la main un Arbriſſeau naiſſant:
Mais ſa tige tendre & debile
S’augmentant tous les Jours, par le ſuc nourriſſant,
Par le Cours des Saiſons toujours s’affermiſſant,
Elle prend dans la terre une Aſſiette immobile;
D’un inſenſible Cours ſans ceſſe s’accroiſſant:
Ce, qui n’etoit d’abord, qu’une ſi foible Plante,
Eſt un Arbre Geant de grandeur étonnante.
Ce juſte Mouvement, cette force feconde,
Par un Cours ſucceſſif regne en tous les Climats.
Les265Von den Jahrs-Zeiten.
Bald im gefrornen Lande,
Bald im verbrannten Sande,
Des ſchoͤnen Schmucks beraubt, veroͤdet und zerſtoͤhrt.
Laſſt uns den ſtoltzen Stamm verwegner Eichen,
Die mit den Aeſten faſt bis an die Wolcken reichen,
Wodurch nicht einſt der Sonnen Strahlen gehn,
Sammt ihren dichten Blaͤttern ſehn.
Man wirfft ein’Eichel in das Land;
Daſelbſt wird ſie erweicht,
Eroͤffnet ſich, und da ſie feucht,
Entwickelt ſie ſich bald, und ſpannt
Die kleinen Wurtzeln aus; worauf der Erden Safft,
Beweget durch der Hitze Krafft,
Jn ihre Loͤcher dringt, gemaͤchlich aufwerts ſteiget
Und anfangs kleine Zweiglein zeiget.
Man beuget einen Baum, der jung iſt, mit der Hand,
Allein ſein Stamm, der zart und ſchwach,
Vermehrt ſich nach und nach.
Durch ſeine Rahrungs-Safft, und durch den Lauff der Zeit
Stets mehr befeſtiget, nimmt er ſo feſten Stand,
Und hat zuletzt ein Unbeweglichkeit.
Da er nun taͤglich waͤchſt, wiewol gantz unvermerckt;
So wird, was anfangs nur ein ſchwaches Pflaͤntzgen wieſe,
Ein ungeheurer Baum, ein rechter Rieſe.
Ein ſolches ordentlichs Bewegen,
Und eines ſolchen Drucks und Dranges fruchtbars regen,
Herrſcht nach und nach in allen Erden-Theilen.
R 5Es266Deſ Saiſonſ.
Les Jours & les Saiſons ſont partagez au Monde,
Selon que le Soleil, ſemblant ſortir de l’Onde,
Fait paroître, qu’il fuit, ou revient ſur ſes pas;
Dans ſon eloignement tous les Etres languiſſent,
A ſon Aſpect tous vivent, tous fleuriſſent,
Et dans tous l’Univers, par un progrés pareil,
Le Mouvement dépend des regards du Soleil.

Reflexion ſur l’Ordre et la Duree du Monde.

Ainſi de ce Grand-Tout contemplant la Structure,
Un Syſtême trés-ſimple en montre les Accords,
Nous découvre ces Noeuds, cet Ordre, ces Rapports,
Par l Auteur de la Nature,
De ce vaſte Univers à lié tous les Corps.
Cette immenſe Machine eſt ſi bien diſpoſée,
Se meut par des Reſſorts ſi reglez, ſi conſtans,
Agiſſant tous enſemble, unis, en même temps;
Que ſi quelque autre Loi par la force impoſée
Contraignoit l’Univers à ſuivre un autre Cours,
Si -267Von den Jahrs-Zeiten,
Es theilet auf der Welt ſich allemal
Die Jahr-und Tages-Zeit, nachdem der Sonnen-Strahl,
So aus dem Waſſer ſcheint zu eilen,
Sich uns zu naͤhern ſcheint, und wiederum zu weichen.
Wenn ſie entfernet iſt, verſchmachten und verbleichen
Die Dinge, die wir ſehn. Nah’t man ſich aber ihr,
So leben ſie und bluͤhn in ſchoͤnſter Zier:
Und in der gantzen Welt entſteht und haͤngt allein
Bloß die Bewegung ab vom Sonnen-Schein.

Betrachtung uͤber die Ordnung und Dauer der Welt.

Betrachten wir nun ſo, vom Groſſen All, den Bau;
So wird vom Lehr Gebaͤu, das einfach, gantz genau,
Ein deutlicher Zuſammenhang gefunden.
Es weiſ’t von ſeinem Band und Ordnungen die Spur,
Wodurch der Schoͤpffer der Natur,
Von dieſer weiten Welt, die Coͤrper all’verbunden.
Es iſt der Wunder-Bau ſo herrlich eingericht;
Er reget ſich durch ein ſo ordentlich Gewicht,
Und daurhafft Raͤder-Werck. Er wuͤrckt zu gleicher Zeit
Jn allen Theilen ſo, in ſolcher Einigkeit;
Daß, wenn ein neu Geſetz, den Welt-Creis mit Gewalt
Zwaͤng’einen andern Lauff zu nehmen;
So268Reflex. ſur l’Ordre, Duree du Monde.
Si-tôt, qu’il ſeroit libre, il reprendroit toujours
Cette Conſtruction à nos yeux expoſée;
On verroit rétablir ces Ordres differens;
On reverroit encor ces nombreuſes Etoiles;
Qui de l’epaiſſe Nuit percent les ſombres Voiles;
La Terre, l’Eau, les Airs reviendroient à leurs rangs,
Les Cieux, l’Aſtre des Jours, & les Globes errans.
Ecphantes, Philolas, Copernics, Galilées,
Tycho-Brahez, Keplers, & Casſinis,
O de quels plaiſirs infinis
Vos Ames ont été comblées;
Quand votre Eſprit perçant juſqu’au plus haut des Cieux,
Malgré l’épaiſſe Nuit, qui nous couvre les yeux,
Ces Merveilles pour vous ſe trouvoient dévoilées!
Que Deſcartes ſouvent ſentit de doux tranſports,
Lorsque d’Egmont la longue Solitude
Lui permit la profonde Etude,
Qui du Monde à ſes yeux démêla les Accords,
Qui ſembla demonter cette immenſe Machine,
En pénetrer les plus ſecrets Reſſorts,
Comme s’il en eût la premiere Origine.
O269Betracht. uͤber die Ordn. Dauer der Welt.
Wuͤrd alles alſobald,
So bald es wieder frey, ſich augenblicks bequemen,
Und eben dieſen Weg, den wir anitzo ſehn,
Von neuen wieder gehn.
Man wuͤrde wiederum dieſelbe Ordnung finden;
Es wuͤrde, wie zuvor, in jenen tieffen Gruͤnden,
Das helle Sternen-Heer, womit die Nacht ſich ſchmuͤckt,
Von neuen wiederum erblickt.
Die Erde, Fluht und Lufft, der Himmel, Sonn und Sterne,
Die ſtuͤnden, wie vorhin, in ihrer Stell und Ferne.
Ecphantes, Philolas, Caſſin, Copernicus,
De Brahe, Kepler, Galilaͤus;
O welch unendliches Vergnuͤgen muß
Euch eure Seelen doch erfuͤllet haben!
Wenn euer ſchneller Geiſt ſich Himmel aufgeſchwungen,
Und ihr die dicke Nacht, in welcher wir vergraben,
Mit regen Fluge durchgedrungen,
Und in den allerhoͤchſten Hoͤh’n
Die Wunder unverhuͤllt geſeh’n.
Was hat Carteſius fuͤr tieffe Luſt empfunden,
Als Egmonds lange Einſamkeit
Zum dencken ihm vergoͤnnt ſo viel Gelegenheit,
Jn welcher er der Welt Zuſammenhang gefunden.
Die ihm das Welt-Gebaͤn faſt von einander nahm,
Daß er auf die geheim - und innre Raͤder kam,
Die er ſo deutlich ſah, in ſolcher Ordnung, gehen,
Als ob er ſie vom Anfang werden ſehen.
O270Reflex. ſur l’Ordre, Duree du Monde.
Opurs Contentemens d’un Eſprit glorieux,
Qui va puiſer des Biens ſi précieux
Dans la ſource de la Lumiere;
Et connoît, que la Terre entiere
Ne ſera plus, qu’un grain de Sable & de Pouſſiere,
Ne ſera plus, qu’un point inviſible à nos yeux,
Si nous en viſageons l’Immenſité des Cieux!
Mais ils vont plus avant ces Eſprits magnanimes,
Ils vont par ces Degrez ſublimes
Juſqu’au Trône de l Immortel;
Juſqu’où l’on voit briller les Eſprits ſans Matiere,
l’intelligible Lumiere
Rend l’Etre inalterable & le Jour eternel.

Fin du Second Livre.

[figure]
LIVRE271Betracht. uͤber die Ordn. Dauer der Welt
Oreine Luſt erhabener Gemuͤhter!
Die ſo unendlich ſchoͤne Guͤter,
Selbſt in den Born des Lichtes finden,
Und gar ergruͤnden,
Daß unſre gantze Erde
Zu einem Staub-und Sand-Korn werde.
Zum Puͤnctgen, das die Augen gar nicht ſeh’n;
Erwegt man gegen ihm die weiten Himmels Hoͤh’n.
Ja, es erhoͤhen ſich und fliegen
Die Edlen Geiſter, fort in ungehemmtem Lauff.
Sie ſteigen auf ſo hohe Stiegen
Bis zu dem Thron des SCHOEPFFERS ſelbſt hinauf;
Da, wo man Geiſter ſieht in einem hellen Schein,
Die unmaterialiſch ſeyn.
Wo ein begreifflich Licht, in ewig’heller Pracht,
Die Weſen dauerhafft, die Tage ewig macht.

Ende des Zweyten Buchs.

[figure]
Das[272]
[figure]

LIVRE TROISIEME.

Deſ Objetſ ſenſibleſ en general. De la Durete et de la Liquidite. De la Chaleur et de la Froideur. Deſ Sapeurſ. Deſ Odeurſ. Du Son. De la Lumiere. Deſ Couleurſ. Du Tranſparent et de l’Opaque.

Deſ Objetſ ſenſibleſ en general.

Nous avons obſervé les choſes génerales,
L’Ordre, & les Mouvemens que l’enceinte des Cieux,
D’un immuable Cours dévelope à nos yeux,
Des Jours & des Saiſons les juſtes intervales;
Par quelles Actions les Etres ſont produits,
Et tour à tour ſont changez & détruits.
Eſſay[273]
[figure]

Das Dritte Buch.

Von den fuͤhlbaren Vorwuͤrffen insgemein. Von der Haͤrte und der Fluͤſſigkeit. Von der Hitze und der Kaͤlte. Von dem Ge - ſchmack. Von dem Geruch. Von dem Ton. Vom Licht. Von den Farben. Von den durchſichtigen und dichten Coͤr - pern.

Von den fuͤhlbaren Vorwuͤrffen insgemein.

Bishero haben wir beſehen
Die allgemeinen Ding, die Ordnung, das Bewegen,
So uns des Firmamentes Hoͤhen
Jn unverruͤcktem Lauff fuͤr Augen legen,
Die richtig Aenderung der Tag und Zeiten,
Durch was fuͤr Handlungen die Coͤrper ſich bereiten
Und Wechſels-Weiſe bald ſich aͤndern, bald vergehn;
SLaſſt274Deſ Objetſ ſenſibleſ.
Eſſayons de trouver des Lumieres égales,
Pour juger de ces Corps, qui nous ſont de plus près,
Sentir, & diſcerner leurs traits.
Un mêlange infini ſe trouve ſur la Terre.
La mille & mille Objets à nos Sens ſont tracez;
Attirez par les uns, par les autres bleſſez,
Tout nous flatte, ou nous fait la guerre.
Souvent les Elemens paroiſſent en courroux,
Et ſouvent tous leurs Dons ſe répandent ſur nous.
De Fleurs le Printemps ſe couronne;
Les jaunes Tréſors de Cerès
Sortent des fertiles Guerets;
Nos Vergers ſont remplis des préſens de Pomone.
Les Aquilons enſuite amenent les Hyvers,
Et les Champs heriſſez ſont de Glace couverts.
Les Fleuves bien-faiſans, roulant leur claires ondes,
Rendent les Campagnes fecondes;
Et ſoudain blancs d’écume, en Torrens débordez,
Par eux ces Champs ſont inondez.
Tantôt l’Aſtre du Jour dore, & peint les Nuages,
Tantôt il ſemble éteint par les affreux Orages.
Des275Von den fuͤhlbaren Vorwuͤrffen.
Laſſt uns auf gleiche Art, dergleichen Licht zu kriegen,
Anitzt befliſſen ſeyn, um gleichfalls zu verſtehn
Die Dinge, die uns hier vor Augen liegen,
Um auch dieſelben zu empfinden,
Und ihre Zuͤg, ihr Weſen zu ergruͤnden.
Ein faſt unendliches Gemiſch iſt hier auf Erden,
Viel tauſend tauſend Ding’empfindet unſer Sinn.
Wenn dieſes uns erſchreckt; zieht das uns nach ſich hin|,
Da wir von allen bald vergnuͤget,
Bald aber auch bekrieget,
Ergetzet bald, und bald verletzet werden:
Bald ſtuͤrmet gegen uns der Elementen Wuth,
Bald ſchuͤtten ſie auf uns hingegen all ihr Gut.
Bald ſiehet man den lauen Lentzen
Sich mit den holden Bluhmen kraͤntzen.
Bald ſuchen uns mit Ceres blonden Schaͤtzen
Die fetten Furchen zu ergetzen.
Die Gaͤrten ſind mit Fruͤchten angefuͤllt.
Den Winter bringen drauf die ſtrengen Norden-Winde,
Die Felder ſind in Schnee und Eys gehuͤllt.
Der Fluͤſſe klare Fluth flieſſt itzo, ſtroͤmt gelinde
Und ſchwaͤngert Feld und Land;
Bald aber, weiß vom Schaum, verſchlinget ſie den Strand,
Und uͤberſtroͤmt das Feld. Jtzt uͤberguͤldet, mahlet,
Das heitre Sonnen-Licht die Wolcken: aber bald
Scheint durch der Stuͤrme Grimm und wuͤtende Gewalt
S 2Sie276Deſ Objetſ ſenſibleſ.
Des feux ſont allumez ſous les Rochers tremblans;
Pour engloutir les Monts, la Terre ouvre ſes flancs;
Pour le bien des Humains, elle ouvre ausſi ſes pores
A la Vertu d’un feu Central,
Qui répand en tous lieux un Eſprit vegetal.
Autour de ſa ſurface on voit les Meteores,
Formez, & diſſipez dans le milieu des Airs;
Neige, Pluye, & Brouillards, Iris, Tonnere, Eclairs,
La Grêle ſi funeſte aux Plaines abondantes.
Autant que la Nature a de faces changeantes,
Autant de neuveaux Mouvemens
Nous font ſentir ces changemens.
Par les Sons, par le bruit, notre oreille eſt émue;
Le Soleil lumineux éblouït notre vûe,
Et de tous les Objets anime la couleur;
On reſſent au toucher la Froideur, la Chaleur,
Le Mol, le Dur, & le Liquide,
Le Poli, le Piquant, & le Sec, & l’Humide,
Les Liqueurs, & les fruits nous offrent leurs Saveurs;
Les Fleurs, & les Parfums exhalent leurs odeurs.
Chacun de ces Objets, par notre Experience,
De ce, qu’ils font en nous, nous donne connoiſſance:
Mais277Von den fuͤhlbaren Vorwuͤrffen.
Sie faſt gantz ausgeloͤſcht. Es gluͤhet, brennt und ſtrahlet
Die unterirdſche Gluht, und macht die Felſen ſpringen,
Die Erde oͤffnet ſich, um Felſen zu verſchlingen.
Doch oͤffnet ſie ſich auch, und laͤſſet uns zu gut,
Durch zarte Loͤcherchen, von ihrer innerm Gluht
Die Lebens-Kraͤffte dringen,
So uͤberall den Geiſt des Wachsthums bringen.
Rings um ſie her kan man die Lufft-Geſicht
Entſtehen ſehen
Und vergehen.
Schnee, Regen, Nebel, Dufft, der Jris buntes Licht,
Blitz, Donner, Hagel-Schaur, der reiffen Felder Peſt.
Was die Natur uns nun von Aendrung ſehen laͤſſt,
So vielerley veraͤndertes Bewegen,
Sind die Veraͤndrungen uns faͤhig zu erregen.
Durch Toͤn’und durchs Geraͤuſch wird unſer Ohr bewegt,
Es ruͤhren das Geſicht der Sonnen helle Blitze,
Der Farben Glantz wird uns durch ſie zur Schau gelegt,
Jm Fuͤhlen ſpuͤret man die Kaͤlt nud auch die Hitze,
Was weich, was hart, was fluͤſſig, ſcharff und glatt,
Was trocken iſt, was feucht. Es liefern Saͤfft’und Fruͤchte,
Jn mancherley Geſchmack, ſo mancherley Gerichte.
Aus Bluͤht-und Rauch-Werck dampfft ein’angenehme Krafft;
Ein jeder Vorwurf zeigt durch die Erfahrung an,
Und giebt uns eine Wiſſenſchafft,
Daß er in uns was wuͤrckt, und was er wuͤrcken kan.
S 3Doch278Deſ Objetſ ſenſibleſ.
Mais comment par l’Objet ces effets ſont produits
Ce qu’il eſt; c’eſt de quoi nous voulons être inſtruits.
Que nous ſoyons touchez du Fer, ou de la Flâme,
Leur action nous oblige a penſer,
Comment celle-ci brûle, & l’autre peut percer.
Ne parlons point ici de l’Ame;
Pour un autre Diſcours je veux la reſerver.
D’abord ce ſont les Corps, qu’il s’agit d’obſerver.
Avant tout il eſt neceſſaire,
Si nous voulons des Sens diſtinguer les Rapports,
D’avoir la connoiſſance claire
Des ſimples mouvemens, qui ſe font dans les Corps.
Attachons-nous à nous inſtruire,
Comment leur Action en nous peut ſe produire.
Tant d’Etres corporels, dont nous ſommes touchez,
Sont fait de petits Corps, tous à notre Oeil cachez,
Mêlangez, enlacez, de diverſe maniere.
Si le regard en vain cherche à les diſcerner,
Par leurs effets tâchons d’imaginer,
Chaque figure ſinguliere
Des particules de Matiere:
Par-là nous pouvons concevoir
Quelles impresſions doivent nous émouvoir.
Une parcelle eſt mùe, un petit Corps s’applique,
Quelque choſe nous preſſe, ou nous heurte, ou nous pique,
Tout vient de leur figure, & de leurs Mouvemens.
Ce279Von den fuͤhlbaren Vorwuͤrffen.
Doch wie vom Vorwurff nun die Wuͤrckungen geſchehen,
Und, was er eigentlich, das wollen wir beſehen.
Wir moͤgen ſcharffen Stahl, wir moͤgen Feur empfinden,
So wird die Wuͤrckung uns, darauf zu ſehn, verbinden,
Auf welche Weis und Art dies brennt und jenes ſticht.
Wir ſprechen hier von unſrer Seele nicht.
Jch wil davon zu andrer Zeit gedencken;
Zu Anfangs muͤſſen wir uns zu den Coͤrpern lencken.
Vor allen wird man ſich dahin beſtreben muͤſſen,
Wil man die Harmonie der Sinnen unterſcheiden,
Die einzelnen Bewegungen zu wiſſen,
Die wir in unſern Coͤrpern leiden,
Wie ihre Wuͤrckung ſich in uns erzeigen kan.
Die Coͤrper allzumal, die uns beruͤhren,
Beſtehn, aus Coͤrperchen, die keine Augen ſpuͤren,
Die, auf verſchiedne Art vermiſcht, zuſammen kleben.
Wenn aber unſer Blick umſonſt ſie ſucht zu finden;
So laſſet uns dahin im Dencken doch beſtreben,
Um jede einzelne Figur
Der Theilchen, von dem Stoff in der Natur,
Durch ihre Wuͤrckung zu ergruͤnden:
Dadurch wir denn vermoͤgend ſind zu faſſen,
Durch welchen Druck und Trieb wir uns bewegen laſſen.
Ein Theilchen wird bewegt, ein Coͤrper legt ſich an,
Es druͤcket uns ein Ding, es ſtoͤſſt uns, oder ſticht;
So liegt doch alles, was geſchicht,
An der Bewegung und Figur.
S 4Ein280Deſ Objetſ ſenſibleſ.
Ce ſont toujours de vrais attouchemens,
Dont rien ne diſtingue l’eſpece,
Que la conſtruction des Organes des Sens,
Ou plus, ou moins de force & de delicateſſe,
Des Corps ſur l’Organe agiſſans.
Cette Regle bien entendue,
A tous les Sens s’étend également.
Le Gout vient d’un ébranlement
Sur ces filets nerveux, dont la langue eſt tiſſue.
L’Odeur naît de l’epanchement
D’une vapeur juſqu’au nez répandue.
Le Son provient de certain tremblement,
Dont l’Action par l’Air dans l’Oreille eſt reçûe.
C’eſt ſur les nerfs des yeux un ſoudain preſſement,
Qui de tant de façons exerce notre vûe.
Ces Actions ont un Principe égal,
Pour tous les Sens en general.
Il faut donc des Sujets diſtinguer la Puiſſance,
Et rechercher comment ces Corps ſont compoſez,
Pour ébranler nos Corps organiſez,
De tant d’Agens divers, quelle eſt la difference?
A les analyſer nous ſerons occupez;
Leurs mêlanges ſecrets, leur tiſſus inviſibles,
Avec281Von den fuͤhlbaren Vorwuͤrffen.
Ein Fuͤhlen iſts, wovon der Sinnen Werckzeug nur
Die eigentliche Art begreiffen kan,
Der denn, nachdem er mehr und minder wird geruͤhret,
Auch mehr und minder Druck verſpuͤret.
Die Regel, hat man ſie recht innen,
Erſtrecket ſich auf alle Sinnen.
Es zeigt ſich der Geſchmack, durch ein beweglich Zittern
Der Nervgen, draus die Zung, als wie ein Netz, gewebt.
Wie der Geruch entſteht, wenn ſich ein Dunſt erhebt,
Und bis zur Naſe ſteigt. Aus einem regen Schuͤttern
Wird allezeit der Ton gebohren;
Die Wuͤrckung in der Lufft empfangen unſre Ohren.
Es iſt ein ſchneller Druck der Nervgen in den Augen,
Wodurch dieſelbigen ſo viel zu ſehen taugen.
Von jeder Handlung iſt ein Urſprung nur allein
Fuͤr alle Sinnen insgemein.
Man muß demnach die Macht der Vorwuͤrff’unterſcheiden
Und mit Bedacht wol uͤberlegen,
Was eigentlich fuͤr Art die Coͤrper in ſich hegen,
Wie ſie verbunden ſind, wenn ſie den Leib bewegen.
Wer faſſet doch, wie mancherley
Die Art der Coͤrperchen, ſo auf uns wuͤrcken, ſey?
Wir wollen uns denn itzt dahin beſtreben,
Jhr innerſtes zu ſehn,
Wie mit geheim-unſichtbaren Geweben
Sie durch einander gehn,
Und in einander ſtecken.
S 5Laſſt282Deſ Objetſ ſenſibleſ.
Avec un ſoin exact ſeront dévelopez;
Ce, qui les fait mouvoir, ce, qui les rend ſenſibles;
Enfin tout ce, qu’on nomme en eux leurs qualitez,
Leur forme, leur nature, & leurs proprietez.

De la Durete et de la Liquidite.

Qu’un Homme, par quelque Avanture,
Marche dans une Nuit obſcure,
De ces Voiles épais par tout envelopé,
De quoi premierement ſe trouve-t il frapé?
Il s’appercevra, s’il avance,
D’un Corps, ou qui lui cede, ou qui fait réſiſtance.
Un Corps, qui nous réſiſte, en y portant le bras,
Nous fait ſentir ſolidité, rudeſſe;
Et dans celui, qui ne réſiſte pas,
Nous éprouvons fluidité, moleſſe.
Par diverſement peuvent-ils nous toucher?
Voilà leurs qualitez, que nous devons chercher.
Par283Von den fuͤhlbaren Vorwuͤrffen.
Laſſt uns mit hoͤchſtem Fleis bemuͤht ſeyn zu entdecken,
Was das, ſo ſie bewegt, was die Empfindungs-Krafft,
Auch endlich alles das, was man an ihnen nennt
Beſchaffenheit, Geſtalt, Natur und Eigenſchafft.

Von der Haͤrte und von der Fluͤßigkeit.

Wenn jemand ohngefehr bey dunckler Nacht ſpatziert,
Von ihrem ſchwartzen Flor umgeben;
Wovon wird er zuerſt getroffen und beruͤhrt?
Er fuͤhlt, wenn er darauf wird Achtung geben,
Was coͤrperlichs, das ihm entweder weicht,
Wo nicht, ihm widerſteht.
Jm Coͤrper, welcher ihm nicht aus dem Wege geht,
Wenn man nach ihm die Haͤnde ſtrecket,
Wird Rauhigkeit und Feſtigkeit entdecket;
Der aber, welcher weicht, entdeckt uns allezeit
Die Weichheit und die Fluͤßigkeit.
Woher nun koͤmmt es doch, daß ſie, wie wir verſpuͤren,
Uns ſo gar unterſchiedlich ruͤhren?
Die Eigenſchafften ſind es eben,
Die wir anitzt zu ſuchen uns beſtreben.
Durch284De la Durete et Liquidite.
Par l’attention ſeule aux Qualîtez palpables
Ils doivent étre examinez.
Dans la Terre poreuſe, l’Argile, les Sables,
Rencontrent des chemins differemment tournez,
Les Souphres, & les Sels, & petits Corps ſemblables,
En des moules divers criblez, & façonnez,
Se mêlent aux premiers, avec eux entraînez.
Dégagez de la Terre en ſes pores ils paſſent;
Ils ſe joignent de près, ſe ſerrent, s’entrelaſſent.
La Preſſion, le poids, l’irregularité
Fait, que le Mouvement en Eux eſt arrêté,
Leurs Angles, leurs Rameaux, l’un dans l’autre s’enchaſſent;
C’eſt d’où vient la ſolidité,
Et c’eſt ce, qui fait dans la Terre,
Soit du Métall, ſoit de la Pierre,
L’Epaiſſeur, & la Dureté.
Si bien que quand un Corps eſt formé de parties,
Qui ſont pour ſe joindre aſſorties,
Et ſans que d’aurres Corps rompent leur Union,
Se touchent, demeurent enſemble;
Le285Von der Haͤrte und Fluͤßigkeit.
Durch ihre Eigenſchafft der Fuͤhlbarkeit allein,
Wenn man dieſelbige wol uͤberleget,
Wird ſie am ſicherſten von uns erweget,
Am beſten unterſuchet ſeyn.
Jn unſrer luckren Erd, in welcher Thon und Sand
Auf unterſchiedne Art gekruͤmmte Wege finden,
Sucht Schwefel, Saltz, und ſonſten allerhand
Gantz kleine Coͤrperchen, geformt verſchiedentlich,
Verſchiedlich durchgeſiebt, in jener ſich
Als fortgezogen, zu verbinden.
Sie dringen, da ſie erſt von ihr getrennet ſeyn,
Sich in der Erden Loͤcher ein:
Sie fuͤgen, ruͤcken ſich, verwickeln ſich. Die Laſt,
Der Druck, die Ungleichheit, verurſacht, daß das Regen
Jn ihnen bald vergeht, und ſie ſich nicht bewegen.
Es haͤngen ſich die kleinen Aeſt
Und Winckel in einander feſt,
Daher kommt die Beſchaffenheit
Der Dichte, wodurch in der Erden
So von Metall, als Stein, die Dick’und Haͤrtigkeit
Entſtehen und verurſacht werden.
So daß demnach ein Coͤrper, der gefuͤget
Aus kleinen Theilchen, deren Weſen,
Um ſich zu fuͤgen auserleſen,
Und deren Einigkeit kein andrer Coͤrper trennt,
Sich draͤnget und zuſammen lieget.
Das286De la Durete et Liquidite.
Le tout, joint & ſerré par ce Noeud qui l’aſſemble,
Réſiſte en même temps à ſa diviſion.
Ce ſera le Corps dur, qui d’une forme extrême
Se maintient en repos, & ſe borne lui-même.
Les Corps ont plus de force, ont plus de Dureté,
Lorsqu’ils ſont compoſez de parcelles ſolides,
Qui s’enchâſſent le mieux, & laiſſent moins de Vuides.
Ceux, dont les petits Corps ont moins d’egalité,
De ſorte qu’en plus de manieres
Les Figures irrégulieres
Soient propres à s’embarraſſer,
A s’accrocher, s’entrelacer,
Sont à rompre plus difficiles;
Ceux, dont les petits Corps, plus droits & plus polis,
Sans beaucoup ſe lier, ſont ſeulement unis,
Dans leur Dureté ſont fragiles.
Sans ces refléxions on ſe peut aſſurer,
Qu’un Corps, qui briſe tout, qui peut tout pénetrer,
Le Fer, eſt compoſé d’inflexibles parcelles,
Et287Von der Haͤrte und Fluͤßigkeit.
Das Gantze, ſo ſich druͤckt und preſſt,
Das widerſteht zugleich der Trennung, da es feſt.
Dies ſind die Coͤrper nun,
Die hart, und die ſich ſelbſt begrentzend, immer ruhu.
Es ſind die Coͤrper auch von groͤſſrer Haͤrtigkeit,
Und feſterer Beſchaffenheit,
Wenn ſie gefuͤget ſind, aus Theilchen, welche feſt,
Die ſich am beſten in ſich ſencken,
Und mit einander ſich verſchraͤncken,
Daß keines zwiſchen ſich ein leeres Plaͤtzgen laͤſt.
Die, deren Coͤrperchen, ſo klein,
Und ſich am mindſten aͤhnlich ſeyn,
So, daß auf manche Art die mancherley Geſtalten
Geſchickt ſind, ſich zu binden, ſich zu fuͤgen,
Und feſt zuſammen ſich zu halten;
Sind mit der groͤſten Muͤh zu brechen, zu zerſpalten.
Die, deren kleine Theil’hingegen,
Jndem ſie ſteiffer ſind und glaͤtter,
So feſt ſich nicht zuſammen legen;
Dieſelben werden insgemein
Zwar hart, doch auch zerbrechlich ſeyn.
Aus dieſen und dergleichen Gruͤnden
Wird man nun folgends leichtlich finden:
Ein Coͤrper, welcher das, worauf er trifft, verletzt,
Und was er ruͤhrt, durchdringt, das Eiſen nemlich, muͤſſe
Zuſammen ſeyn geſetzt,
Von288De la Durete et Liquidite.
Et qui par leur longueur s’entortillent entre elles.
Leur liaiſon commune, & leur ſolidité
Donne au Tout cette force & cette Dureté.
Il tranche, il coupe, il perce, & rien ne lui réſiſte.
Le Cryſtal eſt plus dur, mais quand il eſt heurté,
Il ſe rompt, il ſe briſe avec facilité.
L’Acier aquiert ausſi cette fragilité.
Leur Dureté fragile, en tous les deux conſiſte,
Dans leurs petits Corps longs, l’un ſur l’autre couchez,
Polis, qui ne ſont point l’un à l’autre attachez.
Et le Marbre & le Bronze, affermis & durables
Propres à conſerver les Titres éclatans,
Aux aſſauts du dehors réſiſtent plus long-temps;
Aux attaques de l’Air ſont plus impenetrables.
C’eſt que leurs pores plus ſerrez
Aux vapeurs refuſent l’entrée,
Au lieu, que ceux du Fer s’en trouvent penetrez;
Par-la ſa conſiſtance en a moins de durée.
Des corps du Sel ausſi dans ſa Maſſe fourez,
Et qui dans un Air ſec font le tout plus ſolide,
Sont dérangez, fondus, lorsque l’Air eſt humide.
Ainſi le Fer ſe rouille; il eſt bien-tôt gâté
Par l’Air & par l’humidité.
Cepen289Von der Haͤrte und Fluͤßigkeit.
Von einer ſolchen Coͤrper Menge,
Die nicht zu biegen,
Und ſich jedoch durch ihre Laͤnge
Verwickeln und ſich feſt zuſammen fuͤgen.
Jhr ſtarck gemeinſam Band giebt die Beſchaffenheit,
Es kriegt ihr Glantz dadurch ſo Krafft, als Haͤrtigkeit:
Es ſchneidet, theilt, durchdringet;
Nichts widerſtehet ihm. Criſtall iſt harte zwar,
Allein, wenn man es ſtoſſt, zerbricht es leicht und ſpringet.
Auch die Zerbrechlichkeit betrifft den Stahl ſo gar:
Wie denn die Theil’an ihm ſich gantz geſchwinde ſcheiden.
Die ſproͤde Haͤrte ſteckt in beyden,
Jn langen Coͤrperchen, die auf einander liegen,
Jn glatten, die ſich nicht ſo ſtarck, ſo feſte fuͤgen.
Der Marmor und das Ertzt, die hart, die lange bleiben,
(Worinn, der Zeit zu Trotz, wir Helden-Nahmen ſchreiben)
Die maͤchtig einen Sturm von auſſen abzutreiben;
Sind undurchdringlich fuͤr die Lufft.
Denn ihre Loͤcherchen, die enge,
Verſtatten durch ſo kleine Gaͤnge
Gantz keinen Eingang einem Dufft,
Statt daß er durch den Stahl gantz ungehindert gehet;
Wodurch ſein Weſen denn ſo lange nicht beſtehet.
Auch Coͤrperchen von Saltz, ſo ſich in Eiſen finden,
Sind ſchnell geſchmoltzen, ſchnell zerſtoͤhret.
Das Eiſen roſtet dann, und wird gar leicht,
So bald die Luͤffte feucht,
Durch Lufft und Feuchtigkeit verſehret.
TEs290De la Durete et Liquidite.
Cependant, pour la force, il n’a point de ſemblable;
On voit pat ſon ſecours nos traveaux abregez;
De tout exécuter l’Artiſan eſt capable,
Avec les Inſtruments, que Vulcain a forgez.
Ah! pourquoi ce Métal a-t-il un autre Uſage,
Que de ſeconder l’Art, qui cultive le Champs,
Et d’armer la Charue avec les Socs tranchans,
Qui font l’honneur du Labourage!
Mais un cruel Demon, un Deſtin rigoureux
Ont inventé ces Piques, ces Epées,
Par l’aveugle fureur au ſang humain trempées.
A quoi ſongez-vous, Malheureux?
Ce Fer inſtrument de la Guerre,
Ce Fer, que vous forgez, pour vous faire perir,
Mortels, vous eſt donné pour tirer de la Terre
Les Fruits, qui vous doivent nourrir.
Le Fer, ce Corps ſi dur, ſe corrompt, ſe dérange,
En laiſſant dans ſon ſein percer l’humidité;
Et par le Chaud, l’humide fange,
Prend une ferme aridité.
Quand on voit la Terre épaiſſie,
Et que ſes Corps plus ſecs, en repos entaſſez,
Sont par le temps plus liez, plus preſſez,
En Pierres, en Cailloux, lour Maſſe eſt endurcie.
Ainſi291Von der Haͤrte und Fluͤßigkeit.
Es hat jedoch an Krafft ſonſt ſeines gleichen nicht.
Durch ſeine Huͤlffe wird die Arbeit leicht gemacht.
Denn durch das Werck, das uns Vulcanus zugericht,
Wird von dem Handwercks-Mañ, was er nur will, vollbracht.
Ach! warum wird doch dies Metall
Zu etwas anders angewandt,
Als zu der Kunſt, das fette Land
Mit einer Pflugſchaar uͤberall,
(Als eine Zier und Ehr vom Ackerban) zu pfluͤgen?
Allein ein grimmiger, verfluchter Geiſt erfand
So Lantz-als Degen, die wir traͤncken,
Durch eine blinde Wuth,
Mit Menſchen-Blut.
Armſeel’ge Sterbliche! was moͤgt ihr doch gedencken?
Das Eiſen, welches ihr zu Klingen
Verfertigt, um euch umzubringen,
Hat euch der Himmel wollen ſchencken,
Nur blos, auf daß dadurch moͤg aus der Erden
Die Frucht, die euch ernaͤhrt, hervor gezogen werden.
Das Eiſen, das ſo hart, verdirbt und wird zerſtoͤhret;
Dringt in daſſelbige die Feuchtigkeit.
Und durch die Hitze wird der feuchte Koht verkehret
Jn eine feſte Trockenheit.
Denn wenn die Erde ſich verdicket,
Und ihre Coͤrper duͤrr und mehr in Ruhe ſeyn,
Wann ſie die Zeit verbindet und ſie druͤcket;
Wird ihre Maſſa hart, ein Fels, ein Kieſelſtein.
T 2Und292De la Liquidite et Durete.
Ainſi ſont endurcis les riches Mineraux,
Et ces brillans & precieux Criſtaux,
Qui ſont comme une Onde glacée,
En des Corps transparéns fixée.
Le Liquide eſt un Corps, qu’il faut examiner,
Comme échappant toujours, difficile à borner.
Lorsqu’en ſon Lit penchant nous voyons courir l’Onde,
Tâchons de nous imaginer
De nombreux petits Corps de forme longue & ronde,
Qui peuvent tous, ſeparément,
Se fuïr, & conſerver leur propre mouvement.
Ils formeront cette Eau fugitive & mobile,
Dont la liquidité ſe doit entreténir
Par une Matiere ſubtile,
Qui paſſe entre ces Corps, & vient les deſunir.
Ces Corps longs & plians, de ſurface polie,
Par leur ſoupleſſe aiſez à ſe mouvoir
Nageant chacun à part, & ſans, que rien les lie,
Se feront ainſi concevoir,
Comme autant d’Anguilles gliſſantes,
En ondoyant vives & penetrantes,
Qui coulent aiſément, ſans pouvoir s’attacher;
Et293Von der Haͤrte und Fluͤßigkeit.
Und alſo haͤrten ſich die edelſten Metallen,
Und die ſo glaͤntzenden als koͤſtlichen Cryſtallen,
Die, wie gefrohrne Fluht in einem reinen Schein,
Durchſicht’ge Coͤrper ſeyn.
Was fluͤßig iſt, muß man wol uͤberlegen.
Es iſt ein Stoff, den, weil er bald verlaͤufft,
Man nicht ſo leicht begreifft.
Sehn wir in ſeinem Bett ein Waſſer ſich bewegen;
So laſſt uns uns bemuͤhn, das Reich der Wellen
Als kleine Coͤrperchen uns vorzuſtellen,
Die laͤnglich von Figur, jedoch auch rund dabey,
Die alle, ob ſie gleich ſich trennen,
Dennoch vor ſich beſtaͤndig rennen:
Dieſelben machen nun die Fluth,
Die fluͤß-und fluͤchtig iſt und nimmer ruht,
Von welcher ſich die feſte Fluͤßigkeit
Vermuthlich unterhalten muß,
Durch einen duͤnnen Stoff, der durch dieſelben eilet,
Und ſie ſtets von einander theilet.
Die Coͤrperchen, die lang, die glatt, die biegſam ſeyn,
Und, da ſie ſo gelenck, ſich leichtlich regen,
Wenn wir ſie, abgetrennt, abſonderlich erwegen;
Die bildet man ſich leicht, als Aale, welche klein,
Und rege, glatt, und ſchluͤpfrig, ein,
Die ſich ſtets ſchlaͤngeln und ſich draͤngen,
Leicht gleiten, ohne ſich woran zu haͤngen.
T 3Wo -294De la Durete et Liquidite.
Et ſi leur action contrainte, & reprimée,
Dans un Vaiſſeau n’eſt renfermée,
On voit, que la Liqueur eſt promte à s’épancher.
Quand de l’Eau, par Exemple, en un Vaſe poſée,
Paroît demeurer en repos,
Il faut croire pourtant, que mille petits flots
Sont dans ſa Maſſe diviſée,
A couler, à ceder ſans ceſſe diſpoſée.
Ces petirs Corps gliſſans, qui ſe meuvent toujours,
En haut, en bas prennent leur Cours,
Paſſent l’un parmi l’autre, en longs replis ondoyent,
Aux Murs de leur Priſon heurtent de tous côtez,
Et ſans, que nos Regards le voyent,
Comme un Mer ſont agitez.
Cette diviſion à connoitre eſt aiſée,
Si dans un Vin vermeil nous répandons de l’Eau,
Il ſe fait ſur le champ un Coloris nouveau,
La Teinture plus pâle eſt des deux compoſée;
L’Eau ſe mêle par tout à la vive liqueur,
Et le Vin n’a plus ſa vigueur;
Le tout eſt mêlangé des diverſes parcelles,
Ne comprend-on pas clairement,
Comme295Von der Haͤrte und Fluͤßigkeit.
Wofern ihr Trieb nun nicht gehemmt,
Und wir ſie nicht, durch Ufer eingedaͤmmt,
Jn ein Gefaͤße ſchluͤßen,
So iſt die Feuchtigkeit ſtets fertig weg zu fluͤſſen.
Wenn zum Exempel, wir im Glaſe Waſſer ſehn
Gantz ſtill und ohn Bewegung ſtehn;
Beliebe man nur frey viel tauſend kleine Wellen,
Wodurch ſich ſeine Maſſe theilt,
Jn ſelbigen ſich vorzuſtellen,
Die zugerichtet ſind, daß jede weicht und eilt.
Die kleinen glatten Coͤrper nun,
Die nimmer ruhn,
Die lauffen fertig auf und nieder,
Durchdringen ſich, und wallen hin und wieder
Jn langen Voͤgen fort. Sie ſtoſſen an den Waͤnden
Von ihrem Kercker ſtets, an allen Enden,
Und werden, ob das Aug es gleich nicht ſpuͤhrt,
Doch immer als ein Meer geruͤhrt.
Die Theilung iſt gar leicht zu faſſen;
Man darf in rohten Wein nur Waſſer gieſſen laſſen;
So wird ſo gleich ein andre Farb entſtehn.
Von Zweyen miſchet ſich die Blaſſe, wie wir ſehn,
Das Waſſer miſcht ſich gantz mit Reben-Safft,
Der Wein verliehrt die vor’ge Krafft,
Das Gantze iſt gemiſcht von unterſchiednen Theilen.
Begreifft man nun nicht ſichtbarlich,
T 4Wie296De la Durete et Liquidite.
Comme chacune à part étant en mouvement,
Elles ſe font paſſage entre elles,
Et de tous les côtez gliſſent en un moment?
De même ſi du Sel dans l’Eau vient à ſe fondre,
Les petits Corps diſſous par tout ſeront mêlez,
Dans les parcelles d’Eau propres à ſe confondre,
En haut, en bas, ce ſont des flots ſalez;
Et quelque Corps enfin, qu’on jette dans cette Onde,
Soit, qu’abſolument il s’y fonde,
Soit, que les petits Corps ſe puiſſent détacher,
Elle en aura le Goût, l’Odeur & la Teinture,
Et par tout avec elle on les voit s’épancher:
Ce qui nous force de conclure,
Que tous ces petits Corps, ainſi de tous côtez,
Avec les ſiens ſont emportez.
Mais comme en tous les Corps tour à tour ſe ſuccedent
Repos & Mouvement; ainſi la Dureté
Fait place dans un Corps à la liquidité,
Et le liquide ausſi prend la Solidité.
Les lourds Métaux eux-mêmes cedent
Aux devorantes ardeurs,
Sont297Von der Haͤrte und Fluͤßigkeit.
Wie daß, da jegliches fuͤr ſich
Sich ruͤhret und bewegt, ſie durch einander eilen,
Und faſt im Augenblick an allen Seiten
Sehr fertig ſind, ſich auszubreiten.
Jmgleichen, wenn man Saltz im Waſſer ſchmeltzen laͤſſt,
So ſind die Coͤrperchen, ſo aufgeloͤſet ſeyn,
Mit jeden Waſſer-Coͤrperlein,
Die ſich ſo leicht vermengen, feſt
Und uͤberall verbunden,
Es wird ſo hoch als tieff das Waſſer ſaltzig funden.
Und was man endlich auch ſonſt in das Waſſer leget,
Es mag daſſelbige geſchehn
Von Coͤrpern, welche gantz darinn zergehn;
Wie, oder daß davon ſich kleine Theilchen trennen,
Und allgemach entfernen koͤnnen;
So wird es den Geſchmack, Geruch und Farb empfangen.
Es wird feſt an einander hangen,
Und allenthalben mit ihm fluͤßen.
Und dies beweget uns zu ſchluͤßen:
Daß uͤberall die kleinen Coͤrperlein
Von jedem Waſſer-Theil mit fortgefuͤhret ſeyn.
Wie nun in Coͤrpern immerzu
Bewegung wechſelt mit der Ruh:
So weicht die Haͤrt auch offt der Fluͤßigkeit.
Das Fluͤßige wird feſt, auch die Beſchaffenheit
Des dichteſten Metalls weicht ſelber ſchnellen Flammen,
T 5Wird298De la Durete et Liquidite.
Sont diſſous, ſont changez en brûlantes Liqueurs;
Puis redeviennent durs; & la Chaleur paſſée,
Leur Maſſe en eſt encor mieux jointe, & plus preſſée.
Par la même raiſon nous pourrons éclaircir,
Pourquoi tout autre Corps eſt, ou dur, ou fluide;
Nous verrons comment l’Eau liquide
Dans le froid de l’Hyver, ſouvent peut ſe durcîr.
Par le Souffle perçant du rigoureux Borée,
Les Airs ſont comprimez, la Terre eſt reſerrée,
L’Onde ſe fixe, & reſiſte au pouvoir,
Des petits Corps ſubtils, qui la faiſoient mouvoir;
Les replis ondoyans s’arrêtent, ſe roidiſſent,
Et n’obéiſſant plus au premier Element,
Les parcelles ainſi s’attachent, & s’uniſſent,
Comme nous voyons, ſe durciſſent.
Et toutes en repos, perdent leur mouvement.
Lorsqu’elle maintenoit ſes parcelles, gliſſantes,
Flexibles, obéïſſantes,
Comme elles s’arrangoient avec facilité,
Elles occupoient moins de place.
Preuve de cette Verité;
On voit enfler l’Eau, qui ſe glace;
Les299Von der Haͤrte und Fluͤßigkeit.
Wird aufgeloͤſ’t, veraͤndert, faͤllt zuſammen
Jn eine heiſſe Fluth, verhaͤrtet ſich aufs nen.
Wenn nun der Hitze Krafft verſchwunden;
So iſt der Klump alsdenn weit dichter noch verbunden.
Aus eben dieſem Grund entdecket man,
Warum die Coͤrper all theils fluͤßig und theils hart:
Wir ſehn dadurch, wie offt die Fluth erſtarrt,
Und wie ſie ſich im Froſt verhaͤrten kan.
Durch Boreas ergrimmtes Raſen,
Und ſein durchdringend kaltes Blaſen,
Sind Lufft und Land gepreſſet und verſchloſſen,
Die Fluth wird feſt, und widerſteht der Macht
Der kleinen Coͤrperchen, durch die ſie ſonſt gefloſſen
Und in Bewegung war gebracht.
Es hoͤren auf ſich ferner zu bewegen
Die kleine Theil, und werden ſtarr; ſie regen
Sich ferner nicht, und keines rennt,
Wie vormals, nach dem Druck vom erſten Element.
Die Theilchen hangen ſich zuſammen, ſie verbinden
Und haͤrten ſich, wie wir es finden,
Und da ſie gleichſam ſich zur Ruhe legen,
Verliehren ſie ihr voriges Bewegen.
So lange noch das Waſſer ſeine Theile,
Die biegſam, glatt, unwiderſpenſtig ſeyn,
Zuſammen fuͤgt, in leichter Eile,
Nimmt es ſo groſſen Raum nicht ein.
Dies iſt gantz deutlich vorzuſtellen,
Man ſiehet allezeit ein frierend Waſſer ſchwellen.
Zer -300De la Durete et Liquidite.
Les fragiles Vaiſſeaux, au dedans trop preſſez,
P[a]r cette Eau dilatée alors ſeront caſſez.
C’eſt un Effet ſurprenant à la Vûe,
Que mêlant deux Liqueurs on en forme un Corps dur.
Mais pour nous il n’eſt plus obſcur;
La Raiſon nous en eſt connue.
Nous pouvons aiſément juger,
Qu’une de ces Liqueurs dans l’autre inſinue,
Et doit tellement s’y ranger,
Que des Corps ondoyans la fluidité ceſſe;
Etant de ſe mouvoir l’un par l’autre empêchez,
Des Vuides ſont remplis, des pores ſont bouchez,
Ils forment une Maſſe épaiſſe,
Et ſont l’un à l’autre attachez.
Ainſi les Corps ſont durs, ou ſont liquides,
Sont fluides, coulans, ſont ſecs, ou ſont arides,
Selon que nous trouvons unis, ou diviſez
Les petits Corps, dont ils ſont compoſez,
Et qu à l atteinte, que leur donnent
D autres Corps, qui les environnent,
Ils ont des Mouvemens, ou plus, ou moins alſez.
Ces301Von der Haͤrte und Fluͤßigkeit.
Zerbrechliche Gefaͤß, indem ſie innerlich
Zu ſehr gepreſſt, zu ſehr gedruͤcket,
Die werden durch das Naß, indem es ſich
Jm frieren ausgedehnt, zerknicket und zerſtuͤcket.
Wenn wir zwey Dinge, welche fluͤſſen,
Zuſammen guͤſſen;
Wird offt ein harter Coͤrper draus,
Das ſieht nun dunckel zwar, und wunderbarlich aus.
Allein fuͤr uns iſt dies nicht dunckel mehr,
Wir ſchluͤſſen leicht: es komme dies daher,
Weil eine Feuchtigkeit in eine andre dringet,
Mit ſolcher eigenen Beſchaffenheit,
Daß es die kleinen Theil um ihre Wallung bringet,
Und um die Fluͤßigkeit,
Da eins dem andern wehr’t, und ſein Bewegen ſtillt:
Was leer war, das wird voll, die Loͤcherchen erfuͤllt,
Daraus wird eine Maſſa dann,
Und haͤnget eins dem andern an.
Und alſo ſind die Coͤrper fluͤßig, hart,
Sind fluͤßend, feucht, ſind trocken, duͤrr, erſtarrt,
Nachdem die kleinen Theil, aus welchen ſie beſtehn,
Getheilet und verbunden,
Jn ihnen ſich gefunden.
Und werden ſie ſchnell oder langſam gehn,
Nachdem die Coͤrper, die ſie regen,
Und rings um ihnen ſind, ſich ſanfft und ſtarck bewegen.
Die302De la Durete et Liquidite.
Ces Regles, par l’Experience,
Aux Corps chauds, aux Corps froids, doiventſe rapporter
En les examinant on ne pourra douter
D’une parfaite reſſemblance;
La Chaleur, la Froideur, naiſſent évidemment
Du Repos & du Mouvement.

De la Chaleur et de la. Froideur.

Des Sages autrefois ont paru temeraires,
Qui dans la Niege ont nié la blancheur,
Et dans la Flâme, la Chaleur;
Mais cette Opinion, que les Eſprits vulgaires
Accuſent de Folie & de Temerité,
A bien l’examiner contient la Verité.
Si d’un ardent brazier ont ſent la violence,
Qu’eſt-ce en nous, que l’appercevance
De ce Tourment, que le Feu vient cauſer?
Et qu’eſt-ce dans le Feu, que certaine Puiſſance
D’ébranler notre Organe, & de le diviſer?
Lorsque ſur nous l’ardeur du Feu s’exerce,
On ne doit point en lui mettre ce Chaleur;
Non plus, que quand un fer nous déchire, & nous perce
On ne ſauroit en lui placer notre douleur.
Puiſ -303Von der Haͤrte und Fluͤßigkeit.
Die Regel, wie wir es ja durch Erfahrung faſſen,
Wird ſich zugleich auf heiſſ und kalte Coͤrper paſſen.
Wenn man ſie unterſucht, wird aller Zweiſel weichen,
Daß ſie ſich unter ſich nicht ſollten voͤllig gleichen.
Die Hitz und Kaͤlt entſtehn, wenn wir es uͤberlegen,
Gantz offenbar aus Ruh und aus Bewegen.

Von der Hitze und von der Kaͤlte.

Man ſpottete vor dem gewiſſer Weiſen Lehre,
Die ſagten, daß der Schnee nicht weiß:
Jngleichen waͤre
Das Feuer auch nicht heiß.
Allein die Meinungen, die ein gemeiner Geiſt
Verwegen, laͤcherlich, und thoͤricht heiſſt,
Wenn wir dieſelben recht erwegen,
Erweiſen, daß ſie offt die Wahrheit in ſich hegen.
Empfindet man die Macht und Wuth
Von angeſchuͤhrter Kohlen-Gluht;
Was kan in uns das Fuͤhlen dieſer Pein,
So uns vom Feur entſpringt, doch ſeyn?
Und was iſt ſonſt im Feuer, wenns uns brennet,
Als eine Macht, die uns das Fleiſch verruͤckt und trennet?
Wenn ſich in uns des Feuers Theilchen preſſen;
So widme man darum dem Feur die Hitze nicht,
So wenig, als wenn uns der Stahl zerreiſt und ſticht,
Man unſern Schmertz mit Recht dem Stahl ſucht beyzumeſſen.
Die -304De la Chaleur et Froideur.
Puiſque le Feu n’eſt point ſemblable
A ce qu’il nous fait éprouver;
C’eſt la Refléxion, qui doit faire trouver
De ſes effets la cauſe veritable;
Ce que c eſt que ſa force, & ſon agilité,
Son Ardeur, ſon Activé.
Pour expliquer ſa qualité brûlante,
Cette vertu ſi promte, ſi puiſſante,
Et qui produit tant d’effets differens,
Nous pouvons définir ce Feu, comme un Liquide,
Dont les Corps durs, & pénetrans,
Sont roulez d’un eſſor rapide.
Ils nagent, emportez du premier Element,
Ils prennent ſa nature active,
Et ſuivent de ſon Mouvement
La promptitude la plus vive.
Ce ſont des Flots bruyans, ondoyans, & legers,
Qui s’écoulant parmi les Airs,
Agitez ſans repos, fremiſſent, pirouettent;
Et loin de leur Centre emportez;
Mais par l’Air, qui les preſſe, en leur Sphere arrêtez,
Sur les Objets prochains ſe lancent, & ſe jettent.
Ils agiſſent de tous côtez;
Par leur agilité penetrent, s’introduiſent,
Percent les autres Corps, les ouvrent, les inciſent.
C 305Von der Hitze und Kaͤlte.
Dieweil das Feur nun keine Gleichheit heget
Mit dem, was es in uns erreget;
So findet unſer Geiſt, wenn man es recht erweget,
Den wahren Grund von ſeiner Wuͤrckung bald,
Was ſeine freſſig-ſtreng-und hefftige Gewalt,
Was ſeine hitzige Beſchaffenheit,
Und welches ſeine Schnelligkeit.
Um nun des Brennens Eigenſchafft,
Die ſo gewaltige geſchwinde Krafft,
Die ſo verſchiedne Wuͤrckung thut,
Recht gruͤndlich einzuſehn; ſo koͤnnen wir die Gluht
Als etwas fluͤſſiges beſchreiben,
Worinn die kleinen Coͤrperlein,
Die hart und ſehr durchdringend ſeyn,
Mit einer ſchnellen Fluth gedrehet ſind und treiben.
Sie ſchwimmen, fortgeruͤckt vom erſten Element,
Sie nehmen die Natur von deſſen ſchnellen Regen
Und folglich von deſſelbigen Bewegen
Die ſchnellſte Fertigkeit. Dasjenige, was brennt,
Sind brauſende, beweglich-leichte Wellen,
Die, da ſie durch die Luͤffte dringen,
Stets umgetrieben, knaſtern, ſpringen,
Und weit vom Mittelpunet getrennt:
Doch von der Lufft, durch welche ſie gedruͤckt,
Jn ihrem Kreis zuruͤck gehalten und geſchickt,
Auf jeden nahen Vorwurff fallen.
Sie ſuchen ſich auf allen Seiten
Jn ſchnellſter Wuͤrckung auszubreiten.
Durch ihre Fluͤchtigkeit, zertheilen ſie, durchdringen
Die Coͤrper, oͤffnen, trennen, ſchneiden.
UJn306De la Chaleur et Froideur.
C’eſt en ce Mouvement vif & continuel,
Que conſiſte du Feu le principe formel,
A diviſer les Corps, ſi la force eſt extrême;
Il faut, pour les mouvoir, qu’il ſe meuve lui-même.
Le Feu, qui nous fait de trop prés
Sentir la pointe de ſes traits,
En agiſſant ſur nous, comme un Fer pourroit faire,
Nous cauſe une vive douleur;
Si la diſtance le modere,
Nous ſommes chatouillez d’une douce chaleur.
Afin qu’il s’allume, ou qu’il dure,
Le Feu doit rencontrer des alimens cachez,
Qui ſoient aiſément détachez
Pour lui ſervir de Nourriture.
Mais s’il a beſoin d’aliment,
Il faut, que l’Air ausſi cede à ſon Mouvement.
C’eſt d’où vient dans le Feu cette action legere,
Qui s’entretient toujours en ligne circulaire;
Les parcelles de Feu ne pouvant avancer:
Si l’Air, que leur Mouvement chaſſe,
N’en force d’autre à ſe mettre en la place,
Qu’elles ſont prêtes de laiſſer.
Le Feu chaſſe toujours par ſon eſſor agile
L’air, dont il eſt environné;
Et l’air, pour lui donner le paſſage facile,
Doit être vers la Flame en Cercle ramené.
Cet307Von der Hitze und Kaͤlte.
Jn dieſer hefftigen Bewegungs-Krafft
Beſteht des Feuers Grund und Eigenſchafft.
Da ſeine Krafft ſo groß zu trennen und zu ſcheiden;
So muß, um ſelbige zu treiben und zu regen,
Es ſich nothwendig ſelbſt bewegen.
Die Gluht, die, wenn ſie nah, in uns die Spitzen ſenckt,
Und, da ſie auf uns wuͤrckt, wie ſcharffes Eiſen pfleget,
Uns einen herben Schmertz erreget;
Erregt uns, wenn ſie nicht ſo weit von uns gelenckt,
Durch ihrer Hitze ſanfftes Spiel,
Ein kuͤtzelnd angenehm Gefuͤhl.
Damit es ſich entzuͤnd: auch daß es lange waͤhre;
So muß das Feur verborg’ne Nahrung finden
Von Theilchen, die ſich leicht entbinden,
Damit es ſich an ſelben naͤhre.
Allein, muß etwas gleich ihm ſtets die Nahrung reichen;
So muß zugleich die Lufft auch ſeinem Triebe weichen.
Daher bekoͤmmt die Gluht das fluͤchtige Bewegen,
Wodurch die Theilchen ſich im Circkel immer regen,
Als welche ſonſt ſich nicht erheben koͤnnten,
Wofern die Lufft, als die ihr Druck verdringt,
Nicht eine andre zwingt
Denſelben Platz, den ſie verlaſſen,
Geſchwinde wiederum zu faſſen.
Die Gluht vertreibet ſtets die Lufft, ſo ſie umſchraͤnckt
Durch ihren ſchnellen Druck.
Die Lufft, um ihr nun leicht den Durchgang zu bereiten,
Wird zu der Gluht im Circkel ſtets gelenckt.
U 2Die308De la Chaleur et Froideur.
Cet Acte reciproque entre eux eſt neceſſaire;
Toujours les Corps de Feu tendent à s’echaper;
Toujours agitez dans leur Sphere,
En circulant ils viennent nous fraper.
Dans un Sujet d’où la Flame s’écoule,
Ce Feu devroit toujours leger, rapide, & promt,
Libre, ne s’étendre, qu’en rond;
Il devroit nous paroître une brillante Boule.
Que ſi nous obſervons, qu’en s’élevant aux Cieux,
Comme une Pyramide il paroît à nos yeux,
C’eſt, qu’entouré de l’Air, il cherche une ouverture,
Pour ſe faire paſſage, il contraint ſa figure;
Et dans l’endroit, qu’il s’ouvre il doit, en ſe bordant,
Former un trait aigu, non pas un Globe ardent.
Le Feu ſepare, il aſſemble, il diviſe,
Il purifie, éprouve les Metaux;
Un Chimiſte ſavant par lui fait l’Analyſe
Des Mineraux, des Vegetaux.
On voit, que tous les Corps plus, ou moins ſe dérangent.
Attaquez par des Feux plus, ou moins moderez;
Et leurs noeuds ſont détruits, s’alterent, & ſe changent,
Selon, qu’à cette ardeur ils ſe trouvent livrez.
Il n’eſt rien ſi dur, que le Feu n’amoliſſe,
Qui ne cede à ſon Mouvement.
Le309Von der Hitze und Kaͤlte.
Die Handlung nun von beyden Seiten
Jſt noͤthig: denn des Feuers Theile
Beſtreben ſich in ſteter Eile
Sich zu entfernen, wegzufliegen,
Daher, indem ſie ſich im ſteten Creiſe biegen,
Sie ſich zu uns im Circkel wieder fuͤgen.
Wenn Flammen irgendswo an einem Ort entſtehn,
Formiren ſie leicht, hefftig und geſchwinde,
Wofern ſie frey, ſtets eine Ruͤnde,
Wir wuͤrden ſie in Form von einer Kugel ſehn.
Daß aber ſich das Feur, indem es aufwaͤrts ſteiget,
Als eine Piramide zeiget;
Entſteht daher, daß, von der Lufft umringet,
Die es zertheilt und durch ſie dringet,
Sich die Figur zuſammen zieht,
So daß man an den Ort, durch welchen es ſich zwinget,
Nur einen ſpitzen Strich und keine Kugel ſieht.
Das Feuer ſcheidet, theilt, vereinet, weiß zu laͤutern,
Probiret die Metallen; Ein Chymiſt
Ergruͤbelt und erforſcht, was in den Kraͤutern
Und Mineralien verborgen iſt.
Man ſieht, daß Coͤrper mehr und minder ſich zertrennen,
Nachdem ein ſtaͤrckeres und ein gelindes Brennen
Sie draͤnget und bekaͤmpfft: nachdem die Gluht ſich mehrt,
Sind ihre Bande auch veraͤndert und zerſtoͤhrt.
So hart iſt nichts, daß es die Gluht nicht zwinget,
Das ſein Bewegen nicht mit in Bewegung bringet.
U 3Der310De la Chaleur et Froideur.
Le bras du Forgeron imprimé fortement,
Le rend ſouple à ſon artifice.
Mais au contraire, il faut, que la Chaleur durciſſe
Tous les Corps humectez, & qui ſont amollis
Par de moites vapeurs, des parcelles liquides,
Quand leurs pores demeurent vuides
De ces humides Corps, dont ils etoient remplis.
Ces differens effets ont tous la même cauſe;
C’eſt par ſon Mouvement, que le Feu les produit.
Quelque Sujet ausſi, que l’Eſprit ſe propoſe,
tout change par la Flâme, & tout ſera détruit;
Et le Marbre, & le Fer, & le Diamant même,
De ſes traits penetrans trop vivement frapez,
Et trop long-temps l’Objet de ſon ardeur extrême,
Seroient à la fin diſſipez.
Pour montrer qu’il ſe fait de petites parcelles,
Qui ſont dans tous les Corps ſes Alimens cachez,
Des petits Corps, du Fer, d’un Caillou, détachez
En s’élançant dans l’Air forment des étincelles.
Du Sel qui ſort des flots par la Rame agitez;
Des parcelles même de Glace,
Il naît une brillante trace,
Dont les effets ſur nos yeux ſont portez.
Le Bois, ou le Poiſſon, qui par la pourriture
Exhalent dans les Airs de petits Corps volans;
Font à nos yeux dans une Nuit obſcure
Luire des Feux étincelans.
Tou[t]311Von der Hitze und Kaͤlte.
Der Arm des Schmidts, indem er tapffer ſchlaͤget
Auf Eiſen, wenn es gluͤht, und es dadurch beweget;
Macht es geſchickt zu ſeiner Kunſt.
Hingegen haͤrtet ſie die Coͤrper, welche feucht,
Und angefuͤllet ſind, von einem naſſen Dunſt,
Wenn ihre Feuchtigkeit aus ihren Loͤchern weicht.
Die beyden Wuͤrckungen, die ſo verſchiedlich ſeyn,
Entſtehn jedoch aus einem Grund allein:
Das Feur erzeuget ſie nur blos durch das Bewegen.
Von Dingen, worauf je ein Geiſt denckt und gedacht,
Veraͤndert alles ſich, wird alles gantz verheeret,
Durch heiſſer Flammen Macht,
Wie dieſes Marmor ſelbſt und Stahl vor Augen legen,
Ja gar der Diamant: als welche, wenn die Gluht
Sie gar zu hefftig trifft, durch ihre Wuth,
Zumal wenn ſie zu lange waͤhret,
Beſieget werden und zerſtoͤhret.
Zu weiſen, wie ſie ſich aus kleinen Theilchen zeugen,
Die ihre Nahrung ſind und allen Coͤrpern eigen,
Wie es von Kieſelſtein und Eiſen,
Die kleinen Coͤrperlein uns augenſcheinlich weiſen,
Jndem ſie in der Lufft in leichten Funcken ſpringen.
Von Saltz, das aus der Fluth beſchaͤumte Ruder bringen,
Von Eiſes Theilchen ſelbſt entſteht ein Glantz, ein Schein
Wovon die Wirckungen den Augen ſichtbar ſeyn.
Das Holtz, wie auch ein Fiſch, die, da ſie faulen, ſchicken
Viel Coͤrperlein von ſich, die fliegen in die Lufft,
Wodurch wir in der Nacht ein funckelnd Feur erblicken.
U 4Denn312De la Chaleur et Froideur.
Tout ce qui s’echapant en parcelles ſubtiles,
Dans l’air, en liberté, ſuit les Elans agiles,
Du premier Element,
Du Feu prendra le mouvement.
Du Bois les parcelles rameuſes,
Se dégageant, ſe quittant peu à peu,
Sont propres à nourrir le Feu;
Et quand le Bois n’a plus de parcelles aqueuſes,
En brûlant, il fournit des Flâmes lumineuſes.
Du Naphte, du Bitume, & des graſſes Liqueurs,
Les particules onctueuſes
S’enflâment de vives ardeurs.
Sur-tout l’Huile & la Cire, en qui, par leur Nature,
Se rencontre un amas de petits corps branchus,
Détachant lentement ces Atomes crochus,
A la Flâme long-temps ſervent de nourriture.
Leur Lumiere durable, & pure
Des Feſtins, & des Jeux éclairant l’appareil,
Imite dans la Nuit la Splendeur du Soleil.
Le Feu jette dans l’Air une grande Lumiere,
Lorſque la brûlante matiere
Se meut en grande quantité,
Avec rapidité.
Mais313Von der Hitze und Kaͤlte.
Denn alles, welches ſich in einem zarten Dufft
Jn Freyheit ſetzt, und ſich vom Coͤrper trennt,
Da es dem Triebe folgt vom erſten Element,
Nimmt die Bewegung und den Schein
Vom Feur allein.
Des Holtzes aͤſtige und Zweigen-foͤrm’ge Theile
Sind, wenn ſie allgemach ſich loͤſen und ſich trennen,
Geſchickt die Gluht zu naͤhren, und zu brennen;
Und wenn das Holtz die Theilchen, welche feucht,
Jndem es brennt, verliehrt, entſtehn die Flammen leicht.
Es brennt in wilder Gluht der fetten Theilchen Krafft,
Von Naphta, Hartz und manchem zaͤhen Safft.
Zumal das Oel und Wachs, in welchen, gleich den Zweigen,
Sich eine Menge Theilchen zeigen,
Wodurch, da ſich gemach die krumme Staͤubgen trennen,
Die Flammen lange Zeit, durch ſie genaͤhret, brennen.
Jhr dauerhafft und reines Licht,
Macht Spiele, Feſt, und Baͤlle,
Jn ausgezierten Zimmern helle,
Und ſtellet in der duncklen Nacht
Den Augen gleichſam vor des hellen Tages Pracht.
Die Gluht ſchickt einen hellen Schein
Beſchaͤfftigt in die Lufft hinein,
Wenn ſich der Stoff, ſo brennt, in groſſer Menge reget,
Und mit Geſchwindigkeit beweget.
U 5Wo -314De la Chaleur et Froideur.
Mais quand elle eſt mal allumé,
Et qu’elle ſe meut lentement,
Le Corps brûlé s’exhale en des flots de fumée,
Qui dans l’Air obſcurci perdent leur Mouvement.
Au temps que la Chaleur dans l’Air eſt répandue,
Le Feu s’y fait des chemins plus aiſez;
Ainſi pendant l’Eté, des Buchers embraſez
La Flâme eſt moins active, étant plus étendue,
Mais lorsque l’Aquilon vient des Antres du Nord,
Souffler d’un violent effort
Les noirs Frimats, & la Gelé,
L’Air plus épais, plus condenſé,
Fait que l’ardeur du Feu nous ſemble redoublée;
Quand ſon chemin eſt traverſée,
Il gronde, il s’élance, il petille,
Il luit, il étincelle, il brille,
Et ſa Chaleur alors devient l’heureux ſecours,
Qui tient lieu dans l’Hyver du bel Aſtre des Jours.
S’il eſt des Feux brillans par des Clartez ſi vives,
Il eſt ausſi des Feux en ſecret refermez;
Des Corps, qui ſans jamais nous paroître allumez,
Nous font ſentir des Chaleurs excesſives.
Melant un Corps liquide, regne la Froideur,
Avec un autre Corps liquide,
En qui le même froid réſide,
Ils s’embraſent tous deux d’une ſoudaine ardeur.
Quand315Von der Hitze und Kaͤlte.
Wofern ſie aber ſich nicht recht entzuͤndet, ruͤhret,
Und ſich nur langſam aufwerts fuͤhret;
So duͤnſtet ſie ſich aus in einer matten Gluht
Vom Rauch, als eine Circkel-Fluth,
Die ihr Bewegen bald in dunckler Lufft verliehret.
Wenn in der Lufft die Hitze ſich verbreitet,
So dringt die Gluht dadurch viel leichter fort,
Ein Holtz-Stoß, der im Sommer zubereitet,
Brennt, da die Lufft gedehnt, ſo hefftig lange nicht.
Wenn aber der ergrimmte Nord
Aus den gefrornen Hoͤlen bricht,
Und nichts, als ſchwartzen Dufft,
Froſt, Eiß und Schloſſen, ſchnaubt; ſo macht die dicke Lufft,
Daß ſich des Feuers Krafft recht zu verdoppeln pfleget.
Wenn ihm der Weg verleget,
So krachet, huͤpffet es, und ſpringet,
Es glaͤntzet, ſpitzet ſich, es funckelt, es durchdringet,
Und ſeine Waͤrme nimmt ſodann vom Sonnen-Schein
Die Stell im Winter gleichſam ein.
Wenn man nun oͤffters Feur, ſo glaͤntzt und ſcheinet, findet;
So trifft man auch zuweilen Feuer an,
Das brennt, ob man es gleich nicht ſehen kan.
Ein Coͤrper, der ſich nie, dem Anſehn nach, entzuͤndet,
Der brennt und hitzet hefftiglich,
Wenn offt ein fluͤßiger und kalter Coͤrper ſich
Mit einem andern mengt, der fluͤßig iſt und kalt,
Entzuͤnden ſie ſich offt gar hefftig und zwar bald.
Be -316De la Chaleur et Froideur.
Quand cet Objet vient nous ſurprendre,
Et que ces deux liqueurs, froides ſeparément,
Ainſi qu’une Matiere le Feu peut ſe prendre,
D’elles-mêmes en un moment
S’echauffent, s’enflent, & bouillonnent,
D’ou peuvent leur venir ces Feux, qui nous etonnent?
C’eſt que leur Corps roulans, qui ſe ſont rencontrez,
Se faiſant des chemins plus étroits, plus ſerrez,
Tous veulent écarter ceux, qui les environnent;
Le Chemin n’eſt ouvert, qu’au premier Element,
De qui ces petits Corps prennent le Mouvement;
Et par les coups, qu’ils s’entredonnent,
L’un parmi l’autre agitez vîvement,
Cauſent dans les Liqueurs ce prompt embraſement.
Ces Raiſons pour la Chaux ſont encore apparentes,
Ses petits Grumeaux calcinez,
Détrempez avec l’eau, ſéparez, entraînez,
Du premier Element preſſez, environnez;
Produiſent par leur Choc des ardeurs dévorantes.
Et cet Exemple apprend ce, qui doit arriver
Dans les Minieres differentes,
Lorsqu 317Von der Hitze und Kaͤlte.
Bewundert man nun dieſes ſehr,
Auf welche Weiſe doch zwo Feuchtigkeiten
Die, wenn ſie einzeln kalt, als wenn es feurig waͤr,
Sich von ſich ſelbſt erhitzen, brudeln, ſtreiten
Jn einem Augenblick, wo kommt das Feuer her,
Woruͤber man ſich ſo verwundern muß?
Daher, dieweil der rundeu Coͤrper Fluß,
Die ſich begegnen, ihre Gaͤnge
Verſtopffen, hindern, und ſie enge
Und ſchwierig machen: Da ſie dann,
So viel ein jeder immer kan,
Was ſie umgiebet, von ſich draͤngen.
Nichts kan ſo dann ſich durch dieſelbe zwaͤngen,
Als blos das erſte Element,
Wodurch die kleine Coͤrperlein
Beweget ſeyn:
Und durch die Stoͤſſe, die ſie ſich
Einander ſo gar hefftiglich
Und mit ſo ſtrengem Triebe geben,
Erregen ſie in dieſer kalten Fluth
Solch eine ſchnelle Gluht.
Es ſcheinet mit dem Kalck auch eben ſo zu gehn.
Wenn ſeine kleine Theil entzuͤndt, gebrennt,
Mit Waſſer angefeucht; zertheilt er ſich und trennt,
Umgeben und gedruckt vom erſten Element,
Durch deren ſtrengen Druck des Brennens Kraͤfft entſtehn.
Und dieſes lehret uns, wie in des Bergwercks Gruͤnden
Bey ſo verſchiedenem Metall es gehen muͤſſe,
Wenn318De la Chaleur et Froideur.
Lorsqu’en ces Souterrains il ſe pourra troùver
Des Tuyaux trop ſerrez, & des Sources coulantes.
Les Eaux, que leur priſon renferme étroitement,
S’echapant avec force à cet empêchement,
Parmi les Mineraux, & les Méteaux roulantes,
Enlevent de ces Corps, qui par leur frotement,
Par leur Choc redoublé l’un l’autre s’enflâmant,
Produiſent au dehors ces Fontaines brûlantes,
Dont nous voyons avec étonnement
La Chaleur, la Fumêe & le Bouillonnement.
Dans les Conduits ſecrets des Arteres, des Veines,
Les flots de notre Sang inceſſamment pouſſez,
S’ils n’y peuvent paſſer ſans être trop preſſez,
S’allument d’une ardeur, ſemblable à ces fontaines.
De ces diverſes Preſſions
Viennent les Fermentations,
Les promtes Ebulitions.
Nous ſentions des Chaleurs douces, vivifiantes;
Quand le Sang dans le Coeur, doucement dilaté,
Répandoit les Eſprits avec facilité;
Ses mouvemens donnoient la Force & la Santé.
Mais on reſſent la Fievre, & ſes Vapeurs bouillantes,
Le Redoublement ſuit les Intermisſions,
Quan[d]319Von der Hitze und Kaͤlte.
Wenn ſich in ſolchen Gruben, Fluͤße
Und gar zu enge Roͤhren finden.
Das Waſſer, ſo daſelbſt ein Kercker feſt verſchleuſſt,
Jndem es mit Gewalt der Bande ſich entreiſſt;
So nimmt es, nebſt den kleinen Theilen,
Von Mineralien und rollenden Metallen,
Auch von den Coͤrpern mit, die durch ein ſtetes Wallen,
Durch ein beſtaͤndigs Regen,
Und unaufhoͤrliches Bewegen,
Sich ſelber innerlich entzuͤnden,
Wodurch wir aͤuſſerlich viel Feuer-Brunnen finden,
Wovon wir offt erſtaunt, daſelbſt, wo ſie entſtehn,
Die Gluht und nebſt dem Rauch ihr ſprudelnd Kochen ſehn.
Wann in verborgner Adern Gaͤngen
Von unſerm Blut
Die ſtets gepreſſte Fluth
Nicht anders, als mit ſtarckem Draͤngen,
Jm Creiſe lauffen kan; entſteht dergleichen Gluht.
Von ſo verſchiednem Drang entſtehn
Die Gaͤhrung und ein ſchnelles Kochen,
Man fuͤhlt ein ſanfftes Feur durch unſern Coͤrper gehn,
Wenn das Gebluͤt, im Hertzen ausgebreitet,
Die Geiſter, ſonder Zwang, in alle Theile leitet.
Das ſanffte Regen ſeiner Saͤffte
Gab uns Geſundheit, Staͤrck und Kraͤffte.
Allein man ſpuͤhrt des Fiebers wildes Pochen,
Des Blutes Stocken folgt ein uͤbereilter Schlag,
Wo320De la Chaleur et Froideur.
Quand un aigre Levain, par des Obſtructions,
Reſerre le paſſage à ces Courſes ardentes;
Que du Sang épaiſſi les flots ſont emportez
De l’Obſtacle plus irritez:
Alors dans le Cerveau, dans le Coeur agitez,
Par leur Secouſſes violentes,
Ces Ardeurs, ces Bouillons, ces Feux ſont excitez.
Le Corps chaud eſt formé de parcelles agiles
Qui ſe meuvent rapidement:
Le Corps Froid, ſon contraire, eſt ſur ces fondement
Formé de petits Corps, ou qui ſont immobiles,
Ou qui font du Corps chaud ceſſer le mouvement.
Le Marbre, froid de ſa nature,
Eſt une Maſſe épaiſſe & dure,
Et dont chaque parcelle eſt dans un plein repos;
Et n’éprouvons-nous pas, par la rude Gelée,
Que l’haleinê du Nort ſur nos Climats ſoufflée,
Dans un repos glacé vient endurcir les Flots?
L’Eau froide introduiſant ſes Anguilles gliſſantes
Dans les pores ouverts des matieres brûlantes
Fait, que les Corps de Feu ne peuvent s’y mouvoir,
Et par-là de l’éteindre elle aura le pouvoir
E321Von der Hitze und Kaͤlte.
Wofern ein Sauerteig den Gang verſtopfft und ſchluͤſſet,
So, daß die Fluth nicht ferner fluͤſſet,
Und ihren Lauf nicht wohl vollziehen mag.
Wenn des verdickten Bluts erzuͤrnte Wellen,
Durch Hinderniß noch mehr gereitzet, ſchwellen.
Wovon ſodann im Hirn und Hertzen, wie wir ſehn,
Durch ſolch ein hefftiges Bewegen,
Und auſſerordentliches Regen,
Solch Kochen, Hitz und Feur, entſtehn.
Ein heiſſer Coͤrper iſt formirt von kleinen Theilen,
Die ſehr beweglich ſind, die unaufhoͤrlich eilen.
Ein kalter, gegentheils, beſteht
Aus Theilchen, welche ſich entweder nie bewegen,
Wie, oder deren Krafft der Hitz entgegen geht,
So hefftig, daß ſie ſich, gehemmt, nicht mehr kan regen.
Es iſt ja von Natur der Marmor kalt, erſtarrt,
Ein Klumpen, welcher dicht und hart.
Es liegt ein jeder Theil davon in ſteter Ruh.
Legt ſich im Froſt nicht eben auch,
Durch des beeiſten Nordwinds Hauch,
Jn einer kalten Raſt, das harte Waſſer zu?
Jn Oeffnungen der Dinge, welche brennen,
Fuͤhrt ſeine glatten Aal ein kaltes Waſſer ein,
Und machet, daß ſie ſich nicht ferner regen koͤnnen;
Und eben dadurch loͤſcht es ſeinen Brand und Schein.
XEs322De la Chaleur et Froideur.
Le Froid procede encor d’un Mouvement contraire
A celui, qui fait la Chaleur;
Celui-ci vient du Circulaire,
Et le direct peut cauſer la Froideur.
C’eſt ce, que nous voyons. Lorsque le Vent de l’Ourſe
Sur nos Champs déſolez a pris ſa triſte courſe;
L’Air entraine directement,
Suit ce rapide mouvement,
Il ne circule plus, & toute la Nature
S engourdit ſous l’âpre Froidure.
Nous pouvons appliquer à cette Verité
Ce, qu’Eſope a repréſenté
Dans une ingenieuſe Fable.
Un Voyageur, preſſé du Froid & de la Faim,
Reçoit chez un Satyre un acueil favorable;
Il ſouffloit en tremblant pour echauffer ſa main,
Il ſouffle encore, aſſis à table,
Pour refroidir les Mets brûlans.
Le Satyre ignorant, que ce Spectacle touche,
Eſt étonné de voir en même temps
Sortir le Froid, le Chaud, par une même bouche.
Ce n’étoit qu’un ſeul Mouvement,
Que l’Etanger pouſſoit diverſement.
Soufflant avec lenteur, ménageant ſon haleine,
Il réchauffoit ſes doigts glacez;
Au lieu qu’élançant l’Air de ſes poumons preſſez,
Par une impulſion, & directe, & ſoudaine,
Les petits Corps fumans des mets étoient chaſſez.
Les323Von der Hitze und Kaͤlte.
Es haben ebenfalls, auch im Bewegen,
So Hitz als Froſt durchaus nicht gleiche Gruͤnde:
Die Hitze ſtammt aus der Bewegung in der Nuͤnde;
Der Froſt entſteht, wenn ſich gerade Striche regen.
Das werden wir gewahr, wenn der beeiſte Nord,
So wild, als grauſamlich, das Feld verheert.
Die Lufft muß im geraden Strich
Sodann mit ſeinem Wuͤten fort,
Sie drehet ſich nicht mehr im Circkel: es erſtarrt
Selbſt die Natur durchs Winters Gegenwart.
Mit dieſer Wahrheit ſcheint recht uͤberein zu kommen,
Was uns Aeſopus dort in kluger Fabel ſagt:
Von einem Wald-Gott ward, aus Mitleid, aufgenommen
Ein Reiſender, den Froſt und Hunger plagt:
Er haucht in ſeine Hand, um minder Froſt zu fuͤhlen;
Er blaͤſet auch beym Tiſch, die heiſſe Koſt zu kuͤhlen.
Der Wald-Gott, der den Handel nicht verſtunde,
War gantz beſtuͤrtzt und auſſer ſich, zu ſehn,
So kalt und warm aus einem Munde
Und faſt in ſelbiger Minute gehn.
Derſelbe Hauch geſchah nur auf verſchiedne Weiſe,
Jndem er langſam haucht, und blaͤſt den Athem leiſe;
Erwaͤrmt er ſeine Hand, die gantz durch Froſt erſtarrt.
An ſtatt, daß da die Lufft aus ſeiner Lunge
Durch einen Stoß gerad und hefftig drunge,
Der Speiſen heiſſer Dampff dadurch verjaget ward.
X 2Des324De la Chaleur et Froideur.
Les Bâtimens de la belle Italie
Font, que dans les Chaleurs l’Air peut nous rafraîchir,
Quand nous le ſentons reflêchir
Par une ſurface polie.
L’Eté dans les Salons de nos riches Palais,
le Marbre nous le renvoye,
D’une Courſe directe il revient ſur ſa voye,
Et nous le reſſentons plus frais.
Quand ſous la Canicule avec peine on reſpire,
Un Eventail nous devient un Zephire:
Par le Souffle ſoudain au Viſage pouſſé,
On reçoit un Air frais, & le Chaud eſt chaſſé.
N’avons nous pas encore une preuve ordinaire
Que par un Corps moins chaud un autre eſt refroidi,
Et c’eſt du Mouvement une Loi neceſſaire.
Ainſi quand le Soleil ſemble au point du Midi,
Dans les Etez ſur nous marquer ſa Courſe ronde,
Notre Eſtomac rempli d’une bouillante ardeur,
Reſſent un Froid extréme, en ſe plongeant dans l’Onde,
notre main ſentoit de la tiédeur.
Mais les Corps le plus froids, dont les Maſſes
peſantes
Ont tant de peine à ſe mouvoir
Si d’un feu pénetrant ils ſentent le pouvoir,
Ils325Von der Hitze und Kaͤlte.
Des holden Welſchlands Bauwerck macht,
Daß uns die Lufft in ſchwuͤlen Sommer kuͤhlet,
Jndem man ſie zuruͤcke prallen fuͤhlet
Von einer glatten Flaͤch. Jn unſrer Schloͤſſer Pracht,
Wenn Marmor uns die Lufft im Sommer ruͤckwerts ſchicket,
Kommt ſie gerad auf uns, wodurch ſie uns erquicket.
Wenn uns der Hundes-Stern kaum Athem holen laͤſſt;
So wird ein Faͤcher uns ein angenehmer Weſt.
Durch einen ſchnellen Druck, der das Geſicht vergnuͤgt,
Empfaͤngt man friſche Lufft, die Hitze wird beſiegt.
Zeigt die Erfahrung uns nicht ferner an,
Daß, wenn ein Coͤrper lau, er einen andern doch,
Der mehr’re Hitze hat, erkaͤlten kan.
Die Regeln der Bewegung dauren noch.
Denn zeiget uns die Sonn in heiſſer Mittags-Zeit
Der hellen Strahlen ſchwuͤle Blitze;
So fuͤhlet unſre Bruſt, die voller Hitze,
Der Kaͤlte Hefftigkeit,
Wenn ſie ins Waſſer ſinckt; das doch die Hand
Vorhin gantz laulich fand.
Allein,
Die Coͤrper, welche kalt, und die durch ihre Schwere
Faſt unbeweglich ſeyn,
Wofern die Flamme ſie bezwinget;
X 3So326De la Chaleur et Froideur.
Ils font des Flâmes plus ardentes.
C’eſt ce, que nous voyons aux Pierres au Métaux;
Quand on les a fondus ils ſont ſentis plus chauds,
Leurs atteintes ſont plus cruelles;
Et de plus grands effets par eux ſeront cauſez,
Que par les legeres parcelles
Des Corps aiſément embraſez.
Sans le Secours du Froid, que l’Ourſe nous envoye,
Sans éprouver l’Hyver, & ſes riguers,
Au temps que la Moiſſon ſur les Plaines ondoye,
On trouve le ſecret de glacer des Liqueurs.
Un Art commun à cet effet s’employe;
On met de l’Eau dans un Cryſtal,
Entouré d’un mêlange égal
De Sel & de Glace pilée:
Notre Oeil, avec étonnement,
S’apperçoit ou même moment,
Que le Sel eſt fondu, la Glace eſt écoulée,
Et l’Eau dans le Verre gelée.
Penſons au premier Element,
Qui des parcelles d’Eau maintient le Mouvement;
Si parmi ce mêlange, & de Sel, & de Glace,
Il peut couler plus librement
D’un Cours ſubit il y paſſe:
Er l’Eau, qui perd ſans lui ſes Ondoîmens legers,
Se glace dans l’Eté, comme au fort des Hyvers.
Ces327Von der Hitze und Kaͤlte.
So iſt kein Feur, das ſo, wie ſie, durchdringet,
So wild und hefftig iſt: wie wir es klaͤrlich koͤnnen
An Steinen und Metallen ſehn,
Wenn ſie geſchmoltzen ſind, da ſie viel ſchaͤrffer brennen,
Und groͤſſre Quaal und Pein dadurch entſtehn,
Auch Wuͤrckungen durch ſie, die hefftiger, geſchehn,
Als wie wir durch die leichten Theil empfinden
Der Coͤrper, die ſich leicht entzuͤnden.
Auch, ſonder Eis und Froſt, ſo uns der Nord-Pol ſchicket,
Und, ohn des Winters Grimm, Schnee, Schloſſen, Sturm
und Krachen,
Selbſt, wenn man reiffes Korn auf unſerm Feld erblickt,
Beſitzt man itzt die Kunſt, aus Waſſer Eis zu machen.
Die Kunſt, ſo gantz gemein, iſt dieſe: Man erfuͤllt
Mit Waſſer ein Gefaͤß, umgiebet und verhuͤllt
Mit gleich viel Eis und Saltz daſſelbe Glas. So dann
Sieht unſer Auge faſt nicht ohn Erſtaunen an,
Wie ſich im Augenblick das Saltz verliert,
Das Eis zergeht, die Fluth im Glaſe friert.
Aus erſte Element muß man hiebey gedencken,
Wodurch, mit wallenden Bewegen,
Die Waſſer-Theilchen ſtets ſich regen.
Wenn es ſich zwiſchen Eis und Saltz kan ferner ſencken,
So eilt es ſchnell dadurch: wodurch ſodann die Fluht,
Jndem ihr leichter Trieb und Wallen ſich verliehrt,
Jm Sommer eben ſo gefriert,
Als wie ſie ſonſt im Winter thut.
X 4Die328Deſ Saveurſ.
Ces Regles vont ſur tout ſervir de ſûres guides.
On voit diſſoudre ainſi les Corps les plus ſolides;
On voit durcir les plus liquides,
Glacer les plus ardens, embraſer les plus froids.
Et c’eſt du Mouvement toûjours les mêmes Loix.

Deſ Saveurſ.

On eût diſtinguer encor plus d’une Eſpece
Des Objets de l’attouchement;
Mais par ce, qui précede, on verra clairement,
Ce que c’eſt, que Poli, Fermeté, Séchereſſe,
Humidité, Fluidité,
Tiédeur, & Flexibilité.
Touchant le Tact les choſes ſont aiſées;
Il eſt le plus groſſier, le plus ſimple des Sens;
L’Odorat, & le Goût en nous ſont agiſſans
Par des formes plus compoſées.
Mais pourſuivant la Route, nous ſommes entrez,
Il ſemble, qu’à nos pas les chemins s’aplaniſſent,
Que les difficultez devant nous éclairez.
Obſervons les Saveurs, eſſayons de connoître
Ce qu’elles ont, pour faire naître
Ces Sentimens divers, que nous éprouvons tous.
Le329Von dem Geſchmack.
Die Regeln zeigen uns den ſichern Weg, wir ſehn
Die haͤrtſten Coͤrper offt zergehn,
Und die, ſo fluͤßig, feſte werden,
Was noch ſo hefftig brennt, wird Eis,
Und, was am allerkaͤltſten, heiß.
Dies ſind beſtaͤndige Bewegungen auf Erden.

Von dem Geſchmack.

Man haͤtte leicht vermocht noch mehren Unterſcheid
Vom Gegenwurf des Fuͤhlens vorzuſtellen.
Jedoch, es wird aus dem, was ſchon geſagt, erhellen,
Was glatt, was Feſtigkeit, was Trockenheit,
Was fluͤßig, welches feucht,
Was laulich iſt, und was die Biegſamkeit,
Was das Gefuͤhl betrifft, iſt alles leicht:
Es iſt das einfachſte, das groͤbſte von den Sinnen.
Denn der Geruch ſo wol, als der Geſchmack von innen,
Wuͤrckt ſchon mit kuͤnſtlicher vereinter Seltenheit.
Allein, indem wir immer weiter
Auf unſrer einſt erkohrnen Bahne gehn,
So ſcheint, es werden glatt und eben alle Hoͤhn.
Was ſchwer iſt, loͤſt ſich auf. Um uns wird alles heiter,
Laſſt uns die Saͤffte doch betrachten und probiren,
Woher die Wuͤrcknngen, die ſo verſchiedlich, ruͤhren.
X 5Man330Deſ Saveurſ.
Le Goût, que ces Saveurs frapent en tant de ſortes,
Par leur impresſions, douces, vives, & fortes,
Tous les Jours nous apprend ce, qu’elles ſont en nous;
Mais ce, que ſont les Corps, qui peuvent les produire,
C’eſt le Raiſonnement, qui doit nous en inſtruire.
Dans le Corps ſavoureux nous devons concevoir,
Que de ſa Maſſe diviſée
Se détachent des Corps, exerçant leur pouvoir,
Sur certains filamens faciles à mouvoir,
Dont notre langue eſt compoſée.
Ces Corps, comme on le peut prévoir,
Par des particules mobiles,
Les unes rondes & ſubtiles,
Chatouilleront la Langue avec mille douceurs,
Par d’autres longues & perçantes,
Font ces impresſions puiſſantes,
Qui ſont la pointe des Saveurs.
Quand l’Action ſe fait avec rudeſſe,
Et que ces petits Corps, dont les Nerfs ſont piquez,
Sont des traits trop aigus, trop avant appliquez,
Alors l’impreſſion nous déplaît, & nous bleſſe.
Ou331Von dem Geſchmack.
Man kan durch den Geſchmack, den dieſe Saͤffte
Auf ſo viel Art in uns erwecken,
Durch ihres Eindrucks viel und mannigfache Kraͤffte,
Da ſie bald ſuͤß, bald ſtarck, bald ſcharff ſind, das entdecken:
Daß ſie in uns allein.
Doch was die Coͤrperchen, die ſie erzeugen, ſeyn;
Macht der drauf ſinnende Verſtand
Uns nur allein bekannt.
Von Coͤrpern, welche ſchmackbar ſind,
Muß man ſich vorzuſtellen wiſſen,
Daß ſich vom Gantzen abgeriſſen
Viel kleine Coͤrper ſondern muſſen,
Die aufs bewegliche Geweb, (aus den die Zungen
Verwunderlich zuſammen ſind geſchlungen;)
Zu wuͤrcken faͤhig ſind. Die Coͤrper, wie wir ſehn,
Vergnuͤgen unſre Zung auf tauſend Art,
Durch Theilchen, die beweglich, rund und zart.
Durch andere, die lang und ſpitzig ſeyn,
Druckt ihre Krafft ſich ins Gehirn hinein,
Die kraͤfftig in ſie dringt und gehet:
Worinn denn eigentlich des Schmeckens Krafft beſtehet.
Wenn die Bewegung hart und ſtrenge,
Und daß der kleinen Coͤrper Menge,
Wodurch die Nerven ſtarck gedruͤcket ſeyn,
Sehr ſpitzig, ſich zu tieff in ſie verſencken;
Mißfaͤllet uns der Druck, nimmt nus mit Eckel ein.
Wie332Deſ Saveurſ.
Ou ſi des traits perçans ne ſont point détachez,
Que le ſujet trop ſec, trop fluide,
Nous trouvons un Goût inſipide,
Dont les Nerfs ne ſont point touchez.
Suivant toujours les Regles, qui nous guident,
Examinons les Corps, les Saveurs réſident.
Par tout nous pourrons prévoir,
Les changemens, qu’ils doivent recevoir,
Soit dans leur Action, ou ſoit dans leurs Figures,
Dans leur Mêlange, ou leurs Tiſſures,
Nous trouvons infailliblement
Dans les Saveurs le même changement.
Le Feu, qui pour le Goût travaille ſans relâche,
Dans les Mets, qu’on nous ſert, produit des mouvemens;
Avant notre Eſtomac il cuit nos Alimens,
Et de cent Corps divers les Fibres, qu’il relâche,
Leurs Chairs, qu’il amollit, les ſucs, qu’il en détache,
Les preparent pour nos Repas,
Avec un Goût, qu’ils n’avoient pas.
Du Sel les parcelles pointues,
Sont des Saveurs l’ordinaire ſecours.
Il333Von dem Geſchmack.
Wie, oder wenn der Speiſen ſcharffe Spitzen
Zu feſte ſitzen,
Und keines aus einander weicht;
Auch wenn ihr Stoff zu trocken, auch zu feucht;
So wird faſt kein Geſchmack verſpuͤret;
Dieweil die Nerven nicht dadurch geruͤhret.
Jndem man nun den Regeln, die uns leiten,
Wie billig folgt: ſo laſſt uns die Beſchaffenheiten
Der Coͤrper wol beſehn, die ſchmackhafft ſeyn!
An allen Orten, wo wir nur
Derſelben Aenderungen ſehen,
Es mogen ſelbige geſchehen,
Durch Wuͤrckung, durch Figur,
Geweb - und Miſchungen; ſo findet man ſodann
Und trifft auch im Geſchmack dieſelbe Aendrung an.
Des Feuers heiſſe Gluht,
Die, dem Geſchmack zum beſten, nimmer ruht,
Erregt und wuͤrckt, auf eine ſeltne Weiſe,
Bewegungen, in unſrer Speiſe,
Sie kocht dieſelbigen, eh, als der Magen, gar,
Und, da ſie von ſo mancherley -
Und vielen Coͤrpern trennt die Fibern, ihren Safft
Erpreſſt, das Fleiſch erweicht, zeugt ſie zur Gaſterey,
So mancherley Geſchmack, der vor darinn nicht war.
Von Saltz die ſpitzen Coͤrperlein
Vergnuͤgen den Geſchmack faſt insgemein.
Wenn334Deſ Saveurſ.
Il porte ſur nos Nerfs des atteintes aigues,
Qui font, qu’elles plaiſent toujours;
Il flatte le Goût, & l’irrite
Il le réveille, il l’exite;
Et parmi tous nos Mets mis ſans profuſion
Il en eſt l’Ame & l’Action.
Tout ce, que l’Art recherche encore,
Pour augmenter les aſſaiſonnemens;
Tout ce, qui vient à nous du Couchant, de l’Aurore,
Pour former des Saveurs les plus vifs ſentimens,
Poivre, Girofle, & Muſcade, & Canelle,
Qu’à travers les perils de la vague infidelle
Le Nocher vient nous apporter,
Qu’ont ils pour plaire au Goût, le flatter l’inciter,
Qu’un pouvoir, que leur communique
La cuiſante Chaleur de l’Inde, & de l’Aſrique?
Ils ont de petits Corps à ſe mouvoir aiſez,
Par un ardent Soleil arrondis, aiguiſez,
Dont l’Action perce, chatouille, pique,
Et fait dans leur uſage oublier la Santé,
Pour la nuiſible volupté.
Con -335Von dem Geſchmack.
Wenn es mit ſcharffen Druck die Nerven ruͤhret;
Wird mehrentheils auch Luſt dadurch verſpuͤret.
Es ſchmeichelt dem Geſchmack, es reitzt ihn, es erweckt
Und machet, daß es dann den meiſten ſchmeckt.
Weiß man an Speiſen Saltz, ohn Uberfluß, zu geben;
Jſt es derſelben Seel und Leben.
Was nun die Kunſt auch immer thut,
So mancherley Geſchmack noch immer zu verbeſſern,
Sammt allem, was man uns daher bringt, wo die Gluht
Der Sonnen ſich erhebt, auch da, woſelbſt ſie ruht,
Um die Empfindlichkeit im Schmecken zu vergroͤſſern,
So Pfeffer, als Muſcat, Caneel und Naͤgelein,
Die von den Schiffern uns, durch mancherley Gefahr
Der ungeſtuͤmen Wind und Wellen,
Gebracht und zugefuͤhret ſeyn;
Was hat es ſonſt der Zung annehmlichs vorzuſtellen,
Derſelben ſanfft zu ſchmeicheln, ja ſo gar
Zu reitzen? als nur blos die heiſſe Krafft allein,
Womit ſie Jndien und Afriea beſchencken.
Aus kleinen Coͤrperlein, die fertig ſich zu lencken,
Beſtehn dieſelbigen, die durch der Sonnen Hitze
Geruͤndet und zugleich verſehn mit mancher Spitze,
Wodurch ſie Zung und Gaum durchdringen, kuͤtzeln, ſtechen,
Und machen, daß gar offt, um ſchnoͤder Wolluſt Tand,
Wir der Geſundheit gantz vergeſſen und ſie ſchwaͤchen.
Laſſt336Deſ Saveurſ.
Conſiderons un fruit, qui ſortant de ſa tige,
N’eſt, qu’un terreſtre Suc, qui s’amaſſe, & ſe fige.
De l’Ecorce de l’Arbre il a la dureté,
On ne peut en tirer aucune humidité.
Au bout de quelque temps il croît, & ſe colore,
Les petits corps l’un ſur l’autre engagez,
Sont plus ſouples, & mieux rangez;
Mais ne le mangez point encore;
Il vous bleſſe la Langue avec ſon âprete.
Tout ce, qu’il a de Suc humide
Eſt trop piquant, & trop acide.
Attendez ſa maturité;
Alors cueillez-en les prémices,
Vous y trouvez mille délices.
Mais ſi l’on ne le cueille il, eſt bien-tôt gâté;
Il ſe pourrit, ſe détruit, ſe conſume,
Et n’eſt plus, que Dégoût, que Fadeur, qu’Amertume.
Pour le rang des Saveurs, s’il faut, que ſur nos Goûts
Un juſte ſentiment décide,
N’oppoſons point l’Amer & Doux
Mais337Von dem Geſchmack.
Laſſt uns nur eine Frucht betrachten und bedencken,
Die, da ſie aus dem Zweige ſteigt,
Nichts, als nur einen Safft, der irdiſch iſt, uns zeigt,
Von dem die Theilchen ſich verdicken und verſchraͤncken.
Zuerſt hat ſie vom Baum die Haͤrtigkeit der Ninde,
Worinnen ich nichts feuchtes finde.
Nach einer kurtzen Zeit vergroͤſſert, faͤrbt ſie ſich;
Die kleinen Coͤrperlein,
Die allgemach verſammlet ſeyn,
Sind zaͤrtlicher ſodann, ſind ordentlich
Verbunden und gefuͤgt. Doch iſt es noch nicht Zeit,
Dieſelbige zu eſſen, zu verzehren.
Sie wird dir ſonſt, durch herbe Widrigkeit,
So Zung als Gaum verletzen und verſehren.
Was ſie ſodann an Saͤfften bey ſich fuͤhrt,
Jſt gar zu ſcharff, iſt gar zu ſauer.
Allein, nach einer kurtzen Dauer,
Wenn ſie gereifft, dann koſte man ſie bald,
So iſt die Anmuth mannichfalt.
Wo man ſie aber nicht ſodann
Genieſſt; verfaulet ſie, verſchrumpffet, ſteckt ſich an,
Und anders iſt ſie nichts, zu ſolcher Zeit,
Als Eckel und als Bitterkeit.
Will man von dem Geſchmack der Coͤrper eigentlich,
Und von derſelben Nang ein billig Urtheil faͤllen;
So muß man ſuͤß und bitter ſich
Einander nicht entgegen ſtellen.
YWol338Deſ Saveurſ.
Mais que l’Amer, & l’Acide
Soient les oppoſez pour nòus.
Une parcelle acide eſt de figure aigue,
Qui dans la Langue s’inſinue;
Elle pique profondément,
Et produit, un vif ſentiment.
L’Amer eſt compoſé d’un tiſſu tout contraire;
Ce qui fait la Saveur amere,
Sont des Corps aplatis, inégaux, émouſſez,
Immobiles, peſans l’un ſur l’autre entaſſez;
Leur atteinte groſſiere eſt ſans force & ſans Ame;
Leurs traits ſont amortis, aucun ne nous entame,
Les nerfs, ces coups ſont portez,
En ſont choquez, & rebutez.
Le Doux tient le milieu. Ses petites parcelles
Rondes, & circulant entre elles,
Impriment ſur la Langue un leger Mouvement,
Qui cauſe un doux Chatouillement.
L’Acîde dans le Feu s’émouſſe, & ſe conſume;
Ainſi les Corps brûlez auront de l’amertume.
L’Acre, l’Acide eſt dans tous les fruits verds;
Mûrs, ils deviennent doux; en ſe gâtant, amers.
Une même Saveur pique avec difference
Les divers Goûts ſoumis à ſon impresſion.
C’eſt,339Von dem Geſchmack.
Wol aber ſtehen Saur und Bitter allezeit
Jn ſteter Widerſetzlichkeit.
Ein ſaures Theilchen iſt von ſpitziger Figur,
Und draͤngt ſich in die Zung hinein,
Es gehet tieff in ihre Zaͤſerlein,
Und laͤſſet eine tieffe Spur.
Was bitter aber, iſt demſelben gantz entgegen,
Denn das, was eigentlich die Bitterkeit,
Sind Theile, welche platt und von Beſchaffenheit
Verwirrt, ſtumpf, ungleich, ſchwer, und die ſich nicht bewegen:
Jhr Druck iſt plump und ſonder Krafft und Geiſt,
Die Spitzen ſind nicht ſpitz, da keine ſticht und beiſt.
Die Nerven, die ihr Druck verſehret,
Sind ſehr dadurch beleidigt und beſchweret.
Das Suͤſſe haͤlt das Mittel zwiſchen beyden,
Die Theilchen, welche rund ſich in der Ruͤnde regen,
Erwecken in der Zung ein leicht Bewegen,
Und machen uns mit Kuͤtzeln ſanfte Freuden.
Das Saure wird im Feur ſtumpf und verzehret ſich.
Was bittres trifft man an in Coͤrpern, die verbrannt.
Jn reiffen Fruͤchten wird ſo herb als ſaur erkannt,
Suͤß ſind ſie reiff: gantz bitter, widerlich
Sind ſie, wenn ſie die Faͤulniß trennt.
Derſelbige Geſchmack ruͤhrt auf verſchiedne Weiſe
Verſchiedne Zungen offt, auf die er ſich erſtrecket,
Y 2Da -340Deſ Saveurſ.
C’eſt, d’où vient cet amour, & cette averſion,
D’un Mets, qui plait à l’un, & dont l’autre s’offenſe.
C’eſt ainſi, que chacun à ſon gré peut choiſir,
Et que l’un mange avec plaiſir,
Ce que l’autre ſouvent accuſe d’amertume,
Mais nous voyons changer nos propres Goûts;
A certaine Saveur ausſi l’on s’accoutume,
Et ce, qui nous bleſſoit enfin nous devient doux.
Le Goût, que l’on avoit dans la vive Jeuneſſe,
N’eſt plus celui de la froide vieilleſſe:
Mais ſans que d’un long âge on rappelle le cours,
Touchant le Goût l’experience prouve,
Que trop ſouvent en peu de jours,
Un fâcheux Changement s’y trouve.
Lorsque nos Corps mal diſpoſez,
Sont par la Bile émûs, par la Fievre embrâſez,
Des Vapeurs s’élevant d’un Eſtomac malade,
Leur effet ſur la Langue alors vient s’appliquer,
Tout ce, qu’on mange après, ne fait, que nous choquer,
Devient amer, aigre, inſipide, fade;
Et ce Degoût par le mal excité,
Peut quelque fois durer dans la Santé.
On341Von dem Geſchmack.
Daher kommt Eckel offt und Luſt bey einer Speiſe,
Die dieſem widrig iſt, und jenem herrlich ſchmeckt.
Daher nun kan ein jeder wehlen,
Nach eigner Luſt, was ihm gefaͤllt,
So, daß man oͤffters iſſt, mit Luſt der Seelen,
Das, was ein andrer hier fuͤr bitter haͤlt.
Allein, wir ſehen gar,
Daß unſer eigener Geſchmack ſich aͤndern kan.
Denn man gewoͤhnet offt gewiſſen Schmack ſich an,
Und oͤffters wird uns ſuͤß, was erſt verdruͤßlich war.
Dasjenige, was uns in friſcher Jugend ſchmecket,
Das ſchmecket uns nicht mehr, ſo bald
Man alt geworden iſt und kalt.
Allein, ohn daß zu weit das Alter ſich erſtrecket;
So zeigt ja die Erfahrung an,
Daß offtermals bey uns, und zwar in wenig Tagen,
Solch eine Aenderung ſich zugetragen;
Wenn unſer Coͤrper ſich nicht wol befindet,
Durch Galle aufgebracht, durchs Fiebers Hitz entzuͤndet,
Und Duͤnſte ſich ſodann
Aus unſerm krancken Magen heben,
Die an der Zunge Zaͤſern kleben.
Daher denn, was man iſſt, uns nichts als Eckel ſchafft,
Jndem es bitter, ſaur, verdruͤßlich, unſchmackhafft.
Und ſolche durch die Plag erzeugte Widrigkeit
Waͤhrt, wenn man gleich geſund, noch oͤffters lange Zeit.
Y 3Zu -342Deſ Odeurſ.
On ſe degoûte auſſi d’une choſe, qu’on aime,
Lorsqu’un excés nous en fait trop manger.
En vain d’un Mets exquis la douceur eſt extrême,
Nous demandons à le changer.
La Langue n’en eſt plus piquée;
Il faut, que quelque autre Saveur,
Par de nouveaux traits appliquée,
Des Nerfs comme engourdis réveille la Langueur.

Deſ Odeurſ.

De plus en plus notre Raiſon découvre
Des Objets de nos Sens le plus ſecret Pouvoir;
De degrez en degrez c’eſt un Rideau, qui s’ouvre,
Pour nous découvrir mieux ce, que nous voulons voir;
On voit, comment des Corps la trame eſt compoſée;
Et ce, qu’on vient de dire, au ſujet des Saveurs,
Rendra notre Recherche aiſée.
Si nous voulons de même expliquer les Odeurs.
Chacun connoît l’Odeur par ſon experience:
Mais cherchons ce, que c’eſt dans les Corps odorans.
343Von dem Geruch.
Zuweilen eckelt uns fuͤr etwas, ſo uns doch
Vorhin recht ſchmackhafft vorgekommen,
Wenn uns der Uberfluß den Appetit benommen.
Umſonſt iſt eine Speiſe
Uns angenehm und ſuͤß auf ſonderbare Weiſe.
Wir ſuchen ſie annoch
Zu aͤndern: unſre Zung iſt ferner nicht geruͤhrt,
Wofern ſie den Geſchmack auf andre Art nicht ſpuͤrt.
Durch neue Spitzen muß ein anders Schmecken,
Der Nerven Mattigkeit, die gleichſam ſtarr, erwecken.

Von dem Geruch.

Es faͤngt je mehr und mehr der Geiſt an zu verſtehn,
Wie weit der Vorwuͤrff Kraͤfft auf unſre Sinne gehn.
Ein Vorhang oͤffnet ſich allmaͤhlig Staffelweiſe,
Und zeigt uns beſſer noch, was man zu ſehn verlangt;
Man ſieht der Coͤrper Bau, wie er zuſammen hangt.
Denn das, was wir geſagt, von dem Geſchmack der Speiſe,
Wird uns in riechenden und Dunſt-erfuͤllten Sachen,
Die Nachfrag allbereit um ſo viel leichter machen.
Ein jeder kan an ſich, was riechen ſey, verſtehen:
Allein wir muͤſſen itzo ſehen,
Was der Geruch in dufftgen Coͤrpern ſey.
Y 4Stimmt344Deſ Odeurſ.
Si nous ſuivons toujours la même vraiſemblance,
De nombreux petits Corps, de tiſſus differens,
Produiſent les Odeurs, en font la difference.
Que les Corps odorans ſoient donc imaginez,
Comme envoyant toujours de ſubtils corpuſcules,
Qui chatouillent des pellicules,
Que le Cerveau prolonge au fond de notre Nez.
A cet Endroit ces Membranes poſées,
A travers l’Os cribleux en filets diviſées,
Y reçoivent les coups des petits corps legers,
Qui s’évaporent dans les Airs.
des Odeurs l’impreſſion commence,
Et d’elles au Cerveau fait la correſpondance.
De même que pour les Saveurs
La Raiſon ainſi nous aſſure,
De tous ces petits Corps de diverſe figure,
En quoi conſiſtent les Odeurs.
Selon que dans les Airs ces parcelles ſont mûes,
Quelles ſont rondes, ou pointues
Elles font éprouver leur force, ou leur douceurs.
Comme un ſubtil Extrait de ces mêmes parties,
Qui ſur la Langue étoient ſenties,
Leurs345Von dem Geruch.
Stimmt man demſelben Schein der Wahrheit ferner bey;
So zeugen die verſchiedene Geſpinnſte,
Verſchiedner Coͤrperlein die unterſchiedne Duͤnſte.
Man ſtelle ſich demnach die Coͤrper fuͤr,
So mit Geruch erfuͤllet ſeyn,
Als wenn ſie zart und kleine Coͤrperlein
Jn groſſer Menge von ſich ſchicken,
So kuͤtzelnd die ſo zart-als kleinen Haͤutchen druͤcken,
Die aus dem Hirn bis in die Naſe gehn.
An dieſem Ort, woſelbſt die kleine Nervgen ſtehn,
Empfangen ſie durch das durchbohrte Bein,
Das wie ein Sieb daſelbſt in Netzen eingetheilet,
Den Druck der Coͤrper, die ſo klein,
So leicht, daß jeglicher ſchnell in die Luͤffte eilet.
Woſelbſt denn vom Geruch der erſte Druck entſpringt,
Der denn darauf bis ins Gehirne dringt.
Recht eben als wie bey dem Schmecken,
Kan uns auch die Vernunft entdecken,
Jn Coͤrpern von ſo mancherley Figur,
Was eigentlich auch des Geruchs Natur.
Nachdem in duͤnner Lufft die Theilchen ſind beweget,
Nachdem ſie ſpitzig oder rund,
Wird ein Empfindlichkeit bey uns erreget,
Wird ihre Suͤßigkeit und ihre Strenge kund.
Wie einen Auszug aus den Theilen,
Die wir auf unſrer Zunge fuͤhlen;
Y 5So346Deſ Odeurſ.
Leurs Corps les plus legers parmi l’Air envolez
Juſqu’au Cerveau ſont exhalez,
On ſent l’aimable Odeur des Arbres, qui fleuriſſent.
On ſent avec plaiſir les doux Fruits, qui meuriſſent,
Nous trouvons, qu’un Vin genereux,
Sur la Langue ſi ſavoureux
Exhale dans le Verre un Eſprit, qui nous flatte;
Avant qu’à l’eſſayer le Goût ſoit excité,
Une Vapeur ſubtile, & délicate
Nous fait juger de ſa Bonté.
Si tout ce, qui produit une Odeur agréable,
Au Goût d’ordinaire eſt charmant,
Ce fut du Créateur le ſage Reglement,
Qui, par ce ſubtil ſentiment,
Voulut, que l’Animal ſe trouvât plus capable
De diſtinguer d’abord, de chercher l’Aliment
Qui lui ſeroit plus convenable,
Et le trouver plus aiſement.
On voit parmi les Pâturages
Les Animaux, & privez, & ſauvages,
Par l’inſtinct, que l’Auteur leur donne en les formant,
Choſir toujours heureuſement,
Dans l’Herbe, dont l’Odeur a d’abord ſû leur plaire,
La Nourriture neceſſaire
Ou le Remede ſalutaire.
Mieux, que nous ne ferions par le Raiſonnement.
Ainſi347Von dem Geruch.
So ſpuͤret man, daß ſich bis ins Gehirne ſpielen
Die leichten Coͤrperlein, ſo durch die Luͤffte eilen.
Man riecht die Suͤßigkeit der Baͤume, wenn ſie bluͤhen.
Von ihren Fruͤchten auch, die reiff geworden ſeyn,
Kan man den ſuͤſſen Dufft mit Anmuth an ſich ziehen.
Wir finden, daß ein edler Wein,
Der unſrer Zunge lieblich ſchmecket,
Jn einem Dufft ſich aus dem Glaſe ſtrecket,
Der unſerm Geiſte Luſt erwecket.
Bevor noch der Geſchmack geruͤhrt wird, macht ein Dufft,
Der ſehr ſubtil und zart, daß jedermann
Schon von deſſelben Guͤt ein Urtheil faͤllen kan.
Wenn nun aus dem, woraus ein ſuͤſſes Riechen dringet,
Ein lieblicher Geſchmack uns mehrentheils entſpringet:
So ſtammet ſolches blos aus GOTTES Ordnung her,
Der durch dies zaͤrtliche Gefuͤhl es ſo gefuget,
Daß jedes Thier dadurch geſchickt und faͤhig waͤr,
Jn ſeiner Koſt, die ihn ſo naͤhret, als vergnuͤget,
Den Unterſcheid, und was ihm dienlich, zu ergrunden,
Auch ſolche leichter noch zu finden.
Man kan auf den begraſten Auen,
So wild, als zahme Thiere, ſchauen,
Wie ſie, durch einen Trieb, (den, als ſie GOTT gemacht,
Er ihnen beygebracht;)
Jn Kraͤutern, ohne daß ſie fehlen,
Geſchickt und faͤhig ſind zu wehlen,
Viel ſicherer, als wir, mit unſerm Witz.
Auf348Deſ Odeurſ.
Ainſi donc, hors des temps des Sujets contraires
Dérangent notre Gout, & ſes Loix ordinaires,
Les Odeurs, les Saveurs ont la même action:
Font à la Langue, au Nez, la même impresſion:
On voit preſque toujours ces Regles veritables,
Les Mets, qui ſentent bon, au Goût ſont delectables.
On l’eprouve dans ces Repas,
l’abondance avec Art ſe déploye.
Les Mets aſſaiſonnez, exquis, & délicats,
Par l’attirante Odeur, que leur préſence envoye
Des Conviez invitent le Deſir,
A les goûter, à les choiſir.
Une trop forte Odeur nous eſt inſuportable,
Le Cerveau n’en ſauroit ſouffrir l’ébranlement;
Une plus temperée agite doucement,
Et cauſe un effet agreable.
Autant que l’on prévoit aux Sujets odorans,
De Mouvemens différens,
De differens effets leur Odeur eſt capable.
Telle, qui nous bleſſoit d’abord
Change, & ſur le Cerveau ne fait qu’un doux effort.
Les voltigeantes parties,
Dont un Corps odorant ſe trouve compoſé,
Selon qu’à ſe mouvoir l’Organe eſt diſpoſé,
Seront diverſement ſenties.
Un349Von dem Geruch.
Auf ſolche Weiſe nun (doch dieſes ausgenommen,
Wenn wir um den Geſchmack durch einen Zufall kommen.)
Hat eine Handlung nur das Riechen und das Schmecken,
Da ſie in Naſ und Zung denſelben Druck erwecken.
Es bleibet mehrentheils die Regel feſt geſtellt,
Daß Speiſe, die wohl riecht, auch dem Geſchmack gefaͤllt.
Dieß alles koͤnnen wir bey Gaſtereyen finden,
Woſelbſt ſich Kunſt und Uberfluß verbinden.
Die niedliche und leckerhaffte Speiſen,
Die ihre Krafft ſchon im Geruch erweiſen,
Sind faͤhig, eine Luſt den Gaͤſten zu erwecken,
Sie zu genieſſen und zu ſchmecken.
Wenn der Geruch zu ſtarck, kan man ihn nicht wohl leiden,
Das Hirn vertraͤget nicht ſo hefftiges Bewegen;
Wenn er gemildert iſt hingegen,
Wuͤrckt er ſo hefftig nicht, und macht uns ſanfte Freuden.
So, wie verſchiedene Bewegungen zu ſehn
An Dingen, woraus Dunſt, Geruch und Duͤfft entſtehn;
So wuͤrckt auch ihr Geruch verſchiedentlich.
Der, welcher uns zuerſt zuwider, aͤndert ſich
Und wuͤrckt in das Gehirn und in der Bruſt
Nichts als ein angenehm und ſuͤſſe Luſt.
Die Theilchen, ſo ſich immer regen,
Und die dasjenige, was riecht, formiren,
Wird man verſchiedentlich verſpuͤren,
Nachdem das Werckzeug ſelbſt geſchickt ſich zu bewegen.
Ein350Deſ Odeurſ.
Un Homme a d’une Odeur un trop fort ſentiment,
Qu’un autre auprès de lui n’éprouve nullement.
Il eſt quelques Cerveaux, dont la délicateſſe
Ne ſauroit ſupporter l’atteinte des Odeurs,
Des petits Corps ſubtils le Mouvement les bleſſe
Plus, que l’impresſion des groſſieres vapeurs.
Tous les Jours même il eſt viſible
Qu’un homme eſt aux Odeurs bizarrement ſenſible,
Pour lui cauſer un mal ſoudain,
Si de cette façon la Nature en diſpoſe,
Il ne faut, qu’une Fleur dans un riant Jardin,
Tel ne pourra ſouffrir la ſenteur de la Roſe,
Tel fuit la ſenteur du Jaſmin.
Dans un Corps la force odorante,
Avec le mouvement ſe produit, & s’augmente.
L’Ambre jette un Parfum après, qu’on l’a frotté;
Et par la Cire en feu l’Odorat eſt flatté.
Ainſi lorsqu’au Printemps la diligente Aurore
A dans les Champs fleuris verſé ſes riches pleurs,
Que les feux du Soleil, dont l’horiſon ſe dore,
Séchent l’Email des Prez animent leurs Couleurs,
Que de jeune Zephir, vers l’Objet qu’il adore,
Pouſſe de ſes ſoupirs les fecondes Chaleurs,
Il répand à l’entour le doux Eſprit de Flore,
Un Eſprit parfumé ſe détache des Fleurs.
Dans351Von dem Geruch.
Ein Menſch wird offt ein Ding ſehr ſtrenge riechend finden;
Der nahe bey ihm ſteht, wird nichts davon empfinden.
Man findet manch Gehirn von ſolcher Zaͤrtlichkeit,
Daß es faſt nichts, was riecht, vertragen kan,
Der kleinen Coͤrperchen Bewegung ficht ihn an,
Faſt mehr, als die Beſchaffenheit
Von groͤbern Duͤfften ihn verletzt.
Es zeiget ja faſt taͤglich ſich,
Wie offt ein Menſch ſo wunderlich
Durch den Geruch gantz aus ſich ſelbſt geſetzet,
Und ſchnell gekraͤncket wird; Hat jemand die Natur,
So braucht es einer Blum in einem Garten nur.
Der kan nicht den Geruch von einer Roſ ertragen,
Den andern kan der Dufft der Jelſomin verjagen.
Jn einem Coͤrper wird erzeuget und vermehret,
Wenn er beweget wird, des Niechens Krafft.
Der Ambra hat die Eigenſchafft,
Er riecht, wenn man ihn reibt. Wenn Feuer Wachs verzehret,
Vergnuͤgt es den Geruch. Nicht minder, wenn im Lenzen
Der Morgenroͤthe Fleiß auf die bebluͤhmte Au
Die ſuͤſſen Thraͤnen gieſſt, den Seegen-reichen Thau,
Und daß der Sonnen Gluht, wodurch die Luͤffte glaͤntzen,
Den Schmeltz der Wieſen doͤrrt, der Farben Schmuck beſeelet,
Der junge Zephir dann zu der Vollkommenheit
Derjenigen, die er zu ſeiner Lieb erwehlet,
Der Seufzer Lauigkeit,
Die nuͤtz-und fruchtbar, treibt; er Florens ſuͤſſen Geiſt
An allen Orten fuͤhrt. Da von den Blumen ſich
Ein Geiſt voll Balſam reiſſt.
Jn352Deſ Odeurſ.
Dans les Champs Sabéens, tant de riches Plantes
Charment, & raviſſent les Sens
Par leur qualitez odorantes,
l’Arbre, qui porte l’Encens,
Semble attirer du Ciel les faveurs careſſantes,
Que fait le bel Aſtre des Jours?
Sur ces Arbres aimez il arrête ſon Cours,
Pour eux d’un plus beau feu ſa Carriere s’allume;
Il change, il corrige, il conſume,
Il ſubtiliſe, il fait purifier
Tout ce, qu’ils ont d’humide, & de groſſier.
On en recueille enfin ces dépouilles ſi cheres,
Propres à s’en voler en parcelles legeres;
Et les Encenſoirs enflammez,
Pour honorer le Ciel, dans les ſacrez Myſteres,
De l’heureuſe Arabie ont les Dons parfumez.
Entre tous les Parfums qu’on aime, & qu’on eſtime,
Deux ont le Rang le plus ſublime;
C’eſt au Muſc, c eſt à l’Ambre gris,
Que l’on donne le premier prix.
Cet Ambre précieux ſur plus d’un Sens s applique,
Au Goût, à l’Odorat ſes charmes ſont offerts,
Il ſurpaſſe les Dons de la Plaine Arabique.
Ce Tréſor, qu’on recherche aux plus lointaines Mers,
Que Thetis jette à bord parmi ſes fiers Caprices,
Fait353Von dem Geruch.
Jn der Sabeer Feld, auf dem mit reichen Schaͤtzen
Die Pflantzen unſern Sinn bezaubern und ergetzen
Durch lieblichen Geruch, wo gleichſam allemahl
Die Weyrauch-Baͤume ſich bemuͤhn,
Des Himmels Gunſt auf uns herab zu ziehn,
Was thut daſelbſt der hellen Sonnen Strahl?
Er hemmet da, und haͤlt den Lauff
Auf den geliebten Baͤumen auf.
Noch ſchoͤner glaͤntzt daſelbſt ſein wunderſchoͤner Schein,
Er aͤndert, beſſert, nimmt, verduͤnnet, machet rein,
Was an demſelbigen zu grob und feucht.
Man erndtet dann von ihnen ein,
Die ſo geſchaͤtzte Frucht, die ſich ſo leicht
Jn kleine Theilchen theilt. Zur heilgen Pfanne Gluht,
Durch welche wir den Himmel ehren,
Wie man in unſern Kirchen thut,
Muß uns Arabien ſein ſuͤß Geſchenck gewaͤhren.
Von allen riechenden Geſchoͤpffen, dran wir hie
Uns laben, freuen und ergetzen,
Sind Amber, ſammt dem Muſeus, die,
So wir am allerhoͤchſten ſchaͤtzen.
Der rare Ambra labt noch mehr als einen Sinn,
Vergnuͤget den Geſchmack, nebſt dem Geruch zugleich,
Da er Arabiens Geſchenck noch uͤbertrifft.
Der Schatz, nach welchen man ſo ferne
Und auf entlegnen Meeren ſchifft,
Geworffen an dem Strand, durch Thetis wildes Reich|,
ZJſt354Deſ Odeurſ.
Fait des pompeux Feſtins les exquiſes Delices,
Et d’un Eſprit ſubtil parfume au loin les Airs.
De l’Ambre gris, du Muſc l’Odeur inépuiſable
Fait demander, comment l’un & l’autre eſt capable
De fournir ſi long-temps ces nombreux petits Corps,
Qui répandus dans l’Air, ſur l’Odorat agiſſent,
En le touchant toujours par tant de doux efforts,
On s’étonne, qu’ils ne tariſſent.
Mais il faut ſeulement juger,
Que ces parcelles agitées,
De la Maſſe même emportées,
Peuvent tout à l’entour encore voltiger
Et pour voir, comme il eſt poſſible,
Que cet écoulement puiſſe continuer,
Sans laiſſer rien diminuer
D’une douceur ſi vive, & ſi ſenſible;
Il faudra ſe reſſouvenir,
Que pour nous la Matiere eſt ſans fin diviſible,
Et qu’une parcelle inviſible
A des Diviſions ſans ceſſe peut fournir.
Cette Objection même eſt la preuve nouvelle,
De355Von dem Geruch.
Jſt faſt das Koͤſtlichſte auf groſſen Gaſtereyen,
Und fuͤllt mit ſuͤſſem Dufft
Von weiten ſchon den Kreis der Lufft.
Der unerſchoͤpffliche Gernch, den Ambra heget,
So wie der Muſeus auch, macht, daß man wol erweget,
Auf welche Weiſe ſie ſo kleine Coͤrperlein,
Jn ſolcher Zeiten Laͤnge
Hervor zu bringen faͤhig ſeyn,
Und zwar in ſolcher Menge,
Die in der Lufft verbreitet, umgefuͤhret,
Und durch ſo ſanften Druck Gehirn und Naſe ruͤhret.
Man wundert ſich,
Daß ihre Krafft ſich endlich nicht verlieret.
Allein, man darf nur dieſes dencken,
Daß die bewegte Theil, als unveraͤnderlich,
Ob ſie ſich gleich von ihrer Maſſa trennen,
Sich um ſie in der Ruͤnde lencken.
Damit wir dieſes nun, als moͤglich, faſſen koͤnnen,
Wie ſolch ein Ausfluß immer waͤhre,
Ohn daß ihn jemahls was vermindre, noch zerſtoͤhre
Von der empfindlichen und holden Suͤſſigkeit;
So dencke man nur dies dabey,
Daß die Materie ohn Ende theilbar ſey,
Und daß ein Theil, wenns auch nicht ſichtbar iſt,
Sich dennoch immer trenne,
Und immer kleiner werden koͤnne.
Ja dieſer Gegenwurff, wenn man ihn recht ermiſſt,
Beweiſet auf das neu,
Z 2Daß356Du Son.
De ce, que pour les Corps nous avons défini.
Par cette Odeur perpetuelle
On connoîtra, qu’un Corps, dans la moindre parcelle,
Se pourroit diviſer juſques à l’Infini.

Du Son.

Avec le Mouvement les Odeurs excitées,
Sont des Corps odorans parmi l’Air apportées;
Mais le Son n’eſt, que l’Air, qui vient nous emouvoir,
Ebranlé par des Corps, dont il prend ſe pouvoir.
Si notre Etude eſt occupée
A chercher en détail, comment il eſt formé;
Nous connoîtrons, que l’Oreille eſt frapée
D’un certain tremblement dans les airs imprimé.
Il faudra, que les Corps, d’où les Sons ſe produiſent,
Emeuvent le même Air par des treſſaillemens,
Y faſſent par ces Mouvemens,
Comme des vagues, qui ſe friſent,
Et ſe ſuivent à tous momens.
Lorſque les Inſtrumens reſonnent,
C’eſt par des Ondolations,
Des Retours, des Vibrations;
C’eſt357Von dem Ton.
Daß das, ſo wir geſagt von Coͤrpern, ſicherlich
Und in der That gegruͤndet ſey.
Durch dieſen ſtetigen Geruch kan man ja faſſen,
Daß der geringſte Theil vom Coͤrper ſich,
Bis ins Unendliche noch koͤnne theilen laſſen.

Von dem Ton.

Was durch Bewegen riecht, ſind Coͤrper, deren Dufft
Getragen zwiſchen, mit, und in der Lufft.
Allein der Ton iſt nichts, als Lufft, die ſich beweget,
Der ſich durch Coͤrper zeugt, erſchuͤttert, und erreget.
Wenn wir bemuͤht ſind zu ergruͤnden,
Und gruͤndlich zu verſtehn, wie er formirt;
So werden wir ſogleich befinden,
Daß unſre Ohren ſind geruͤhrt
Durch eine Schuͤtterung, die in die Lufft gedruͤckt.
Es muͤſſen Coͤrper ſtets, aus welchen Toͤn entſtehn,
Die Luͤffte, durch ein reges Zittern,
Auf ſolche Art bewegen und erſchuͤttern,
Wie Wellen, die ſich kraͤuſelnd drehn,
Wovon die eine ſtets die andere beruͤhrt.
Wenn man die Jnſtrumenten ſpuͤrt,
Geſchieht es durch ein reges Wallen,
Durch zitterndes Bewegen, Ruͤckwaͤrts-Prallen,
Z 3Durch358Du Son.
C eſt par des ſecouſſes, qu’ils donnent
A l’Air environnant propre à les recevoir,
Et qu’en Cercles ils font mouvoir.
Selon que l’Air eſt , le Son frape de même,
Il ſe varie en cent façons;
L’Air ému lentement produit les graves Sons,
Et fait le Son aigu par ſa Viteſſe extrême.
Le Son eſt etendu plus loin, plus vivement
Dans la proportion, que l’Action eſt forte,
Et qu’un plus vaſte Champ s’ouvre à l’Air, qui le porte.
L’Airain frapé dans l’Air éclate hautement;
Du haut de nos Béfrois, & de nos Tours ſacrées,
De ces Vaſes d’Airain dans les Airs ſuſpendus,
Le ſecouſſes réïterées
Font ces Sons éclatans par le Peuple entendus,
Dans les Citez, dans les Champs répandus,
Pour annoncer, que les Allarmes
Obligent de courir aux Armes,
Ou que des Devoirs ſolemnels
Invitent d’aſſiſter au Culte des Autels.
Quand du tonnant Airain la fureur ſe déploye,
Contre les Murs, qu’elle foudroye,
On359Von dem Ton.
Durch Stoͤſſ und Druͤckungen, die ſie den Luͤfften geben,
So um ſie ſchweben,
Die faͤhig, daß ſie ſich denſelben einverleiben,
Und welche ſie in Circkeln treiben.
Rachdem die Lufft bewegt wird und geruͤhret;
So wuͤrcket auch der Ton. Er iſt veraͤnderlich,
Auf ungezaͤhlte Art erzeigt er ſich.
Die Lufft, woferne man ſie langſam regt, gebieret
Stets einen tieffen Ton. Beweget ſie ſich ſchnell;
So wird derſelbe ſcharff und hell.
Der Ton wird weiter weg und kraͤfftiger geſpuͤret,
Nachdem die Handlung ſtarck, aus welcher er entſteht,
Und daß der Luͤffte Feld, darinn er fortgefuͤhret,
Sehr weit iſt ausgedehnt. Das Ertz, wenn es erhoͤht
Und dann geſchlagen wird, erſchallet ſtarck und weit:
Der in die Lufft von Ertz erhabenen Gefaͤſſe
Offt wiederholte Schlaͤg und Stoͤſſe,
Erregen einen Schall mit heller Hefftigkeit,
Von unſern Wart-und Kirchen-Spitzen,
Daß alles Volck im Feld und in der Stadt
Verſtehet, daß es noͤthig hat
Durch Waffen und Gewehr, im Lermen ſich zu ſchuͤtzen.
Auch giebt dies Schallen zu verſtehn,
Es ſey nun Zeit zum Gottes-Dienſt zu gehn.
Wenn auch vom donnernden Geſchuͤtze
Die Wuth die Mauren trifft, daß ſie zerſchmetternd fallen,
Z 4Ver -360Du Son.
On entend le Bruit effrayant
Des Globes deſtructeurs, que le Salpêtre emporte.
Par une impulſion ſi forte,
Tout l’Air mugit en Cercles ondoyant;
Mais le Vent quelque fois à ce grand bruit s’oppoſe,
Ces Flots de l’Air ſon agitez
Avec des inégalitez,
L’Aquilon violent de leur courſe diſpoſe:
Lorsque du coup, qui part notre oeil eſt le Temoin,
Les Vents font d’un Côté mourir le bruit, qu’il cauſe,
Et de l’autre avec eux ils le portent plus loin.
De près certain Son nous offenſe,
Qui ſe peut ſupporter dans une autre diſtance;
Comme avec difference il peut nous émouvoir,
Differemment ausſi l’on peut le recevoir.
Chacun a le Son en ſoi-même,
Et deux Hommes ainſi n’entendent pas de même.
Par de longues douleurs un Malade accablé,
Eſt par le moindre bruit rudement ébranlé.
Et meme ſans la Maladie
Deux hommes nous font voir cette diverſité;
L’un du Son le plus foible a la tête étourdie;
L’autre par un grand bruit à peine eſt agité.
Qu[]361Von dem Ton.
Verſpuͤret man ein fuͤrchterliches Knallen
Von den zerſtoͤr’nden Ballen,
Die fortgeriſſen ſind durch des Salpeters Blitze.
Durch ſolchen ſchnellen Druck erthoͤnt die Lufft und bruͤllt,
Von Circkeln, die ſich drehn und wallen, angefuͤllt.
Doch widerſetzt ſich offt der Wind den ſtarcken Schallen.
Es drehen ſich der Luͤffte Wellen
Nicht gleich an allen Stellen;
Es treibt der Nord ſie fort nach eigenem Gefallen.
Wenn wir dergleichen Schuß mit unſern Augen ſehn;
So machen Winde, wenn ſie wehn,
Daß ſich an einer Seit das Knallen ſchnell verliert,
Jndem es an der andern Seite,
Jn eine groſſe Fern und Weite
Mit ihnen ſelbſt wird fortgefuͤhrt.
Uns kan ein naher Ton verdrießlich ſeyn und plagen,
Den man von weiten kan ertragen.
So wie er uns bewegt verſchiedentlich,
Alſo empfaͤngt man ihn auch auf verſchiedne Weiſe.
Ein jeder hat den Ton in ſich.
Es hoͤren zween ihn nicht gleich ſtarck und auch gleich leiſe.
Ein Krancker, der vom Schmertzen abgezehret,
Fuͤhlt Unmuth, wenn er auch den kleinſten Schall nur hoͤret.
Ja wenn ſie gleich nicht kranck; So laſſen zween
Uns von demſelben Ton verſchiedne Wuͤrckung ſehn.
Dem einen ſchwindelt ſchon
Durch einen nicht gar ſtarcken Ton:
Da jener, wenn er gleich ein ſtarckes Lermen ſpuͤret,
Dennoch nicht wird geruͤhret.
Z 5Wenn362Du Son.
Qu’une ruſtique Voix en glapiſſant éclate,
Le Ruſtre y prend plaiſir, & ſe laiſſe attirer,
Lorsqu’une Oreille délicate
S’éloigne, & ſe ſent déchirer.
La Conſtruction organique,
Qui fait, qu’un Mouvement dans l’Oreille excité
Frape chacun de nous avec diverſité,
Varie en nous ausſi l’Effet de la Muſique.
Les Sons, dont nous ſommes touchez,
Aux battemens du pouls ont des rapports cachez.
Lorsque les Troupes ſont rangées,
Par un bruyant ſignal au Combat engagées,
Le Son des guerriers Inſtrumens
Produit dans les Soldats de nouveaux mouvemens;
Des Ondoîmens de l’Air les ſecouſſes ſoudaines
Emeuvent le Sang dans les Veines;
Et les Sons éclatans, les Fanfares, les Cris,
Vont dans les nerfs glacez agiter les Eſprits.
Suivant des autres Corps les regles generales,
Les Sons ont leurs Varietez,
Ont des Proportions, & des Propriétez,
Des Changemens, des Intervalles,
Et ſur divers ſujets des forces inegales.
Pour363Von dem Ton.
Wenn eines Bauern Hals ſehr laut und widrig ſchreyt,
So wird ein Bau’r dadurch gelocket und erfreut:
Jndem ein zaͤrtlich Ohr dadurch, faſt wie zerriſſen,
Sich wird davor entfernen muͤſſen.
Des Werckzeugs Bau, ſo Urſach, daß in Ohren
Bey einem jeglichen, durch das Bewegen,
Ein andre Art von Toͤnen wird gebohren;
Kan auch in der Muſie Veraͤnderung erregen.
Die Toͤne, wodurch wir geruͤhret ſeyn,
Die ſtimmen, auf verborgne Weiſe,
Mit unſerm Puls-Schlag uͤberein.
Wenn Voͤlcker in der Ordnung ſtehen,
Um auf gegebenes Signal:
Zur Schlacht zu gehen,
So wuͤrckt bey ihnen uͤberall
Der Kriegriſchen Trompeten-Schall
Ein neu und ungewohnt Bewegen.
Es foͤrdern und erregen
Die Stoͤſſe, die ſodann in Luͤfften wallen,
Jn Adern des Gebluͤtes Lauff.
Das Lermen, Schreyen und das Schallen
Erregt und weckt den Geiſt in kalten Nerven auf.
So wie die Regeln allgemein
Bey andern Coͤrpern ſeyn;
So haben Toͤn auch ihr Abwechſelung,
Sie haben Gleichheit, Maß, auch Abſtand, Aenderung
Und ſonderbare Eigenſchafft,
Ja nach verſchiednem Stand, auch unterſchiedne Krafft.
Die364Du Son.
Pour fraper les Corps d’alentour,
L’Air émû le premier leur donne ſa puiſſance;
Mais ces effets entre eux ont de la difference.
Les Vitres d’un Palais tremblent par un Tambour,
Qui rend un certain Son à certaine diſtance:
Un autre Son plus fort frape en vain à ſon tour.
Par les coups de l’Archet une Corde agitée,
Fait voir, qu’à lui répondre une autre eſt excitée,
Eſt celle-ci tendue à l’uniſſon.
Tremble ſans qu’on la touche, & rend le même Son.
Il eſt des lieux, qui jamais ne nous rendent
Les Sons dans leur ſein répandus.
Il en eſt, les Sons s’étendent,
Et pluſieurs fois nous ſont rendus;
Des Antres, jamais les Sons ne ſe dêployent,
les Sons abſorbez meurent ingratement;
D’autres Antres, qui les renvoyent,
Et qui les font éclater doublement;
Des Grottes, des Rochers la Voix renfermée
Se ramene, & revient telle, qu’on l’a formée,
Et ſe répere pluſieurs fois.
Une fable agréable eſt ainſi ranimée.
Nous ſavons, quelle eſt cette Voix
Qui plaint, à ce, qu’on dit, des tourmens ſi ſenſibles.
La365Von dem Ton.
Die erſt bewegte Lufft giebt ihnen Macht zu druͤcken
Die Coͤrper, ſo da um ſie ſeyn;
Die Wuͤrckung aber iſt verſchiedlich, insgemein.
Durch Trummel-Schlaͤg erzittern Fenſter-Scheiben,
Die auf gewiſſe Weit entfernet bleiben;
Da ſie ein ſtaͤrckrer Ton im mindſten nicht bewegt.
Durch einen Bogen-Strich wird eine Sait erregt:
Wodurch man alſobald verſpuͤrt,
Daß eine andere ſich gleichfalls ruͤhrt.
Die denn, wofern man ſie in ſelben Ton geſtimmt,
Erbebt und unberuͤhrt auch gleichen Ton annimmt.
Viel Oerter finden ſich, die nie zuruͤcke lencken
Die Toͤne, die wir in ſie ſencken:
Und andere, worinn alſo die Toͤne fallen;
Daß ſelbe, wiederholt, zum oͤfftern ruͤckwerts prallen.
Viel Hoͤlen giebts, worinn die Toͤne gleichſam ſterben,
Und, als verſchluckt, ohn Gegenklang verderben.
Noch giebt es andre Hoͤlen,
Die, was man ihnen ſagt, gedoppelt uns erzehlen.
Auch Grotten, Felſen, Stein, in die der Ton ſich ſenckt,
Sich recht zuſammen preſſt und ruͤckwerts lenckt,
Ja eben, wie man ihn formirt,
Uns, oͤffters wiederholt, wird wieder zugefuͤhrt.
Hiedurch belebet ſich die Fabel auf das neu,
Wir wiſſen nun, welch eine Stimm es ſey,
Die, wie man ſpricht, ſo aͤngſtlich ſich beklaget.
Die366De la Lumiere.
La Nymphe Echo nous répond dans les Bois,
Quand de l’Air les Flots inviſibles,
Rencontrant un Obſtacle, & vers nous rechaſſez
Rapportent les Accens, que nous avions pouſſez.

De la Lumiere.

Ouvrons une plus grande, & plus noble Carriere,
Et cherchons d’heureuſes Clartez
Sur le ſujet de la Lumiere;
Elle, qui ſemble moins être Corps & Matiere,
Qu’une Ame, qui du Monde anime les beautez.
Splendeur de l’Univers, charme de nôtre Vûe,
A nôtre Oeil, qui l’admire elle-même, inconnue,
Dans le même Moment, qu’elle nous fait tout voir.
Qu’un glorieux ſuccès répondroit à nos Veilles;
Si ſes éclatantes Merveilles
A notre Eſprit enſin ſe laiſſoient concevoir!
Le367Von dem Licht.
Die Echo ſpricht im Wald uns nach, wenn man ſie fragt.
So bald der Lufft unſichtbar Wallen
An einen Vorwurff ſtoͤſſt, und, im Zuruͤcke-Prallen,
Die Woͤrter wiederbringt, die man vorher geſagt.

Von dem Licht.

Auf! auf! ihr forſchenden Gedancken,
Waͤhlt itzt weit edlere, weit groͤſſre Schrancken.
Beſtrebet euch, und ſucht die Wahrheit
Jn der gluͤckſeel’gen Klarheit,
Auf nehmt zu eurem Zweck des Lichtes Schein,
Das weniger ein Stoff und Coͤrper ſcheint zu ſeyn,
Als wie ein Geiſt, der unſrer Erden Pracht
Beſeelet und lebendig macht.
Ein Glantz der Welt, ein Neitz der Augen,
Den unſre Augen ſelbſt, wenn ſie durch ihn entzuͤckt,
Nicht einſten zu erkennen taugen,
Auch dann, wenn alles wird allein dadurch erblickt.
Wie gluͤcklich haͤtten wir gedacht,
Wann ſeine helle Wunder-Pracht
Den Geiſt, durch das, ſo wir itzt auf Papier gebracht,
Waͤr etwas deutlicher gemacht!
Die368De la Lumiere.
Le Soleil, les Aſtres, la Flâme,
Sont les Sujets, appellez Lumineux;
Nous éprouvons aſſez ce, qu’ils font ſur notre Ame.
Il faut s’inſtruire ici de ce, qu’ils ſont en eux.
Que peut avoir de propre un Corps, qui nous éclaire,
Qu’une Action ſoudaine, & rapide, & legere?
Ici plus, que jamais il ſe faut avertir
De diſtinguer l’Objet, de ce, qu’il fait ſentir.
Les celeſtes Flambeaux, Rois des Etres viſibles,
Prennent ces qualitez ſi vives, ſi ſenſibles,
Lorsqu’ils cauſent en nous de promts ébranlemens,
Dont les nerfs de nos yeux ſe trouvent ſuſceptibles,
Comme nos autres nerfs d’autres attouchemens:
Comparons les Rayons à de petites Balles,
Ou concevons, qu’ils ſont autant de Dards,
Qui dans leur Cours direct viennent ſans intervalles
Toucher, & fraper nos Regards.
De la Lumiere ainſi nous ſentons les atteintes;
Et ſelon que ces traits plus, ou moins penetrans,
Sur nos yeux agitez enfoncent leurs empreintes,
Nous éprouvons des effets differens.
Une369Von dem Licht.
Die Sonne, das Geſtirn, die Flamme, welche brennt,
Sind Vorwuͤrf, die man licht und helle nennt.
Es kennet unſer Geiſt die Krafft von ihrem Schein,
Wir forſchen hier nach dem, was ſolche wuͤrcklich ſeyn.
Worinn kan ſonſt die Krafft von einem Stoff beſtehen,
Der alles helle macht, durch den wir ſehen;
Als blos in einer leicht - und ſchnellen Fertigkeit?
Man muß den Vorwurf hier wohl unterſcheiden
Vom Eindruck, den wir durch ihn leiden.
Die Himmels-Lichter, die ſo ſchoͤn,
Die das vortrefflichſte von allem, was zu ſehn,
Beſitzen ſo ein ſchnell-und fuͤhlbares Bewegen,
Wenn ſie in uns ein zitternd Licht erregen,
Vor deſſen ſchnellem Schein
Die Nerven des Geſichts empfindlich ſeyn,
So wie, wenn Coͤrper ſonſt an andre Nerven ruͤhren,
Dieſelben ſolchen Druck verſpuͤren.
Mit Recht vergleichet man die Strahlen, kleinen Ballen,
Auch etwan kleinen zarten Spieſſen,
Die im geraden Lauf herunter ſchieſſen,
Und ohne Zwiſchen-Raum uns in die Augen fallen.
Auf die Art ſpuͤren wir, daß von dem Licht
Die Wuͤrckung ſtets auf uns geſchicht.
Nachdem die Strahlen nun von ſolchem Schein
Mehr oder minder ſpitzig ſeyn,
Und tieffer ſich in unſre Augen dringen;
Verſpuͤren wir, daß ſie uns andre Wuͤrckung bringen.
A aEin370De la Lumiere.
Une Lumiere moderée,
Qui par un moindre mouvement
Cauſe ſur notre Organe un leger preſſement,
Nous rejouït, & nous recrée;
Mais lorsque pars l’Activité
Des traits perçans de la Clarté,
Notre vûe eſt trop ébranlée,
Ils nous cauſent de la douleur,
Comme feroit ſur notre main brûlée
Une violente Chaleur.
Cette pure Lumiere, Ame & Beauté du Monde,
Dans le Corps du Soleil a ſa ſource feconde.
Regardons cet Aſtre des Jours,
Tel que l’Orient le revere,
Dans l’inſtant, qu’il paroît recommencer ſon Cours,
Et redore notre Hemiſphere,
A ſon Lever nous le voyons,
Comme un Globe de feu couronné de Rayons;
Tout s’anime par ſa préſence;
Il pénetre, il remplit des Cieux l’eſpace immenſe.
Sans le faire courir dans les Signes divers,
On doit fixer ſa place au ſein de l’Univers
Formé des parcelles mobiles,
Les plus pures, les plus ſubiles,
Spherique reſervoir du premier Element,
Ses371Von dem Licht.
Ein maͤßig ein gemildert Licht,
Das, nur gelind und ſanft beweget,
Auf unſer Aug ein ſchwach Gefuͤhl erreget,
Ergoͤtzet und vergnuͤgt uns das Geſicht.
Wenn aber durch die Schnelligkeit der Theile,
Und durch der Klarheit ſpitze Pfeile
Die Augen ſehr erſchuͤttert ſeyn;
Erreget es uns eine Pein,
Wie eine ſtrenge Hitz auf eine Hand,
Wenn ſelbe ſchon vorhin verbrannt.
Dies reine Licht, die Seel und Schoͤnheit dieſer Welt,
Hat in der Sonnen Rund die Lebens-reiche Quelle.
Man ſehe nur von ihrer Pracht die Stelle,
Da, wo der Morgen ſie fuͤr ſeine Gottheit haͤlt.
Den Augenblick, wenn ſie den Lauf ſcheint anzufangen,
Und ſie den halben Theil der Erden uͤberguͤldet;
So ſehen wir, ſo bald ſie aufgegangen,
Sie als ein feurig Rund, mit Glantz gekroͤnt, gebildet.
Es ruͤhret alles ſich durch ihren Lebens-Schein,
Sie fuͤllt, durchdringt, und nimmt die Himmels-Tieffen ein.
Man dencke nicht, daß ſie durch ſo viel Zeichen rennt,
Und glaube ſicherlich, ihr Sitz ſey feſt geſtellt
Jm Mittelpunct der Welt,
Formirt aus Coͤrperchen, die zart und rein,
Und ſehr beweglich ſeyn,
Ein rund Gefaͤß, das voll vom erſten Element,
A a 2Von372De la Lumiere.
Ses feux ont tout autour la matiere étherée,
Qui les borne, & s oppoſe à leur écoulement.
Son activité reſſerrée,
Dans les Cieux, dans les Airs jette un ébranlement,
Par qui leur étendue en rond eſt penetrée.
Du ſecond Element les Globules pouſſez,
Et directement élancez,
Les derniers dans nos yeux viennent s ouvrir l entrée:
Et comme il ne s’agit que du ſeul preſſement,
D une tendance au Mouvement,
Qui n’exige aucune durée;
Soudain par le Soleil la Terre eſt éclairée,
Et le Jour en tous lieux éclate en un moment.
Une Comparaiſon l’explique:
Penſez, que d un autre Homme à vous
On ſuſpende une longue Pique;
Si cet Homme oppoſé pouſſe par l un des bouts,
L’autre bout dans cet Inſtant même,
Sans que la Pique ait beſoin d avancer,
A la force de vous preſſer;
L’Effet de la Lumiere eſt à peu près le même.
Les Rayons, qui du Ciel parviennent juſqu à nous,
Sont faits des petits Corps, qui s entre-ſuivent tous,
Dès que l un eſt preſſé, d une viteſſe extrême,
Sur celui qui le touche, il preſſe tout de même,
Et ſans que de ſa place aucun doive ſortir,
Du point ou le Rayon commence,
Quelle qu’en ſoit la diſtance,
A l’autre extremité le Coup ſe fait ſentir.
Cette373Von dem Licht.
Von aller Himmels-Lufft iſt ihre Gluht umringt,
Die ſie umgrentzt und ihr ſich ſtets entgegen leget,
Daß ſie nicht aus einander dringt.
Jhr wuͤrckend Feur, da es gedrenget wird, erreget
Ein Zittern in der Lufft und in des Himmels Feld,
Wodurch denn alles ſich in einer Ruͤnd erhellt.
Vom andern Element, die Kuͤgelchen gedruckt,
Und ausgedehnt, und von ſich weggeſchickt,
Die letzten oͤffnen ſich in unſre Augen-Thuͤren,
Und wie es blos in einem Druck beſteht,
Der vom geſpanneten zu der Bewegung geht,
So ohne Zeit-Verluſt geſchwinde zu verſpuͤren;
Daher erleuchtet uns der Sonnen Glantz ſo ſchnell,
Und wird im Augenblick der Creis der Erden hell.
Ein Gleichniß macht es klar. Man ſtelle ſich nur fuͤr,
Ob hinge zwiſchen dir und mir
Ein langer Spieß,
Und daß ich dann an eine Spitze ſtieß,
So wuͤrde gleich die andere dich druͤcken,
Ohn daß man erſt den Spieß gebrauchte fortzuruͤcken.
Des Lichtes Wuͤrckung nun iſt mehrentheils dieſelbe,
Ein Strahl, der zu uns kommt, vom himmliſchen Gewoͤlbe,
Beſteht aus Coͤrperchen, die an einander liegen,
So bald man eines ruͤhrt, ſo druͤckt zu gleicher Zeit
Der den, der an ihn liegt, mit groſſer Schnelligkeit,
Ohn daß ſie ſich darum aus ihren Stellen fuͤgen,
Von einem Punct, woraus ein Strahl auf uns gezielt,
Es ſey der Abſtand auch noch eins ſo lang, ſo weit,
Bis zu der andern Eck, iſt gleich der Stoß gefuͤhlt.
A a 3Nun374De la Lumiere.
Cette matiere ainſi mouvante, & vive,
Qui bornée en ſoi même, & par plus active,
Sur un Centre enflâmé tourne rapidemént,
Et repand alentour ce même mouvement,
Eſt ce, qu on peut nommer Lumiere primitive.
Les Globules ſubtils parmi les Airs placez,
L’un par l’autre vers nous directement pouſſez,
En ſorte que le Coup ſur l organe réponde,
On peut les nommer proprement,
Lumiere derivée, ou Lumiere ſeconde,
C eſt celle, qui nous touche, & fait le ſentiment.
Ces Corps, qui dans notre Oeil produiſent la Lumiere
Des Cieux, des Airs ont l étendue entiere,
Pour s’y mouvoir de tous côtez
Si-tôt que le Soleil ſemble ouvrir ſa Carriere,
De toutes parts ces Corps ſont agitez;
En tous lieux, en tous ſens, mêmes Coups ſont portez;
Et dans un ſeul inſtant tout brille de Clartez.
Quand à cet examen notre raiſon s’applique
La Lumiere paroît ſoumiſe exactement,
Comme les autres Corps aux Loix du mouvement.
Que375Von dem Licht.
Nun die Materie, die lebt, und ſich ſtets ruͤhrt,
Die in ſich ſelbſt begraͤntzet und bezircket,
Und eben dadurch noch viel ſtaͤrcker wuͤrcket,
Wird um den Mittelpunct ſehr ſchnell herum gefuͤhrt,
Sie ſpannet um ſich her daſſelbige Bewegen,
Und wird ein erſtes Licht, ein Uhrſprungs-Licht ge -
nennt.
Der zarten Kugeln Heer, das in den Luͤfften rennt,
Die alle nach uns zu und zwar gerade fallen,
Jn Werckzeug unſers Aug’s, in die Geſichts-Cryſtallen,
Kan man ein anderes, ein abgeſtammtes Licht,
Mit allem Rechte nennen,
Das iſt es, ſo uns ruͤhrt, und das wir fuͤhlen koͤnnen.
Die Coͤrper, ſo das Licht in unſer Auge bringen,
Sind uͤberall im gantzen Himmels-Creiſe,
Um ſich darinn auf-und von allen Seiten
Zu regen und ſich auszubreiten.
Die Sonne hebt kaum an, dem Schein nach, ihre Reiſe,
So ſieht man ſie, bewegt, ſich allenthalben ſchwingen.
Sie ſind an jedem Ort, auf gleiche Weiſe
Getrieben und gedruͤckt.
Jn einem Augenblick, im kleinſten Theil der Zeit,
Glaͤntzt alles wunderbar geſchmuͤckt,
Jn einem reinen Glantz in klarer Heiterkeit.
Wenn unſere Vernunft es recht bedencket,
So ſcheinets, daß das Licht ſich ebenmaͤßig lencket,
Wie andre Coͤrper auch nach Regeln und Geſetze,
So die Bewegung giebt,
A a 4Es376De la Lumiere.
Que ſa Chûte ſoit droite, ou qu elle ſoit oblique,
Et que ſes traits ſoient unis, ou diffus,
Qu ils ſoïent réflechis, ou rompus,
En diverſes façons elle ſe communique.
Les Corps parfaitement ſolides & polis,
Par qui ſes beaux Rayons ne ſont point affoiblis,
La repouſſent vers nous, pure, vive, éclatante;
Et ſi par d’autres Corps â ſes traits oppoſez,
Les Coups ſont affoiblis, détournez, diviſez,
Elle revient vers nous moins forte, & moins brillante.
Quand le Soleil paroît au plus lointain Tropique,
N eclairer nos Climats, que d’un Aſpect oblique,
Pluſieurs de ſes Rayons ne viennent point à nous
Un grand nombre en chemin laiſſent perdre leurs coups,
Et nous voyons alors ſortir de ſa Carriere
Moins de Chaleur & de Lumiere.
Mais ausſi dans l autre Saiſon,
ſon Char nous paroît embrâſer l Horiſon,
Et proche du Cancer rouler ſur notre tête;
Alors tous ſes Rayons percent de tous côtez;
Nul obſtacle ne les arête,
Nous ſentons plainement ſa force & ſes Clartez.
Par la Refraction, dans les Airs ſi connue,
La Lumiere naiſſante abuſe notre vûe.
377Von dem Licht.
Es mag entweder ſchraͤg, es mag gerade fallen,
Es mag vereint, getheilt, gebrochen, ruͤckwerts prallen;
So theilt es ſich
Auch unſern Augen mit verſchiedentlich.
Die Coͤrper, welche glatt und dicht,
Wodurch der Strahlen Schoͤnheit nicht
Geſchwaͤcht iſt, druͤcken ſie hell, glaͤntzend, rein,
Schnell wiederum zuruͤck in hellen Wiederſchein.
Wenn aber ſie die Krafft an andre Coͤrper brechen,
Die ſie zertheilen, biegen, ſchwaͤchen;
So prallen ſie auf unſre Blicke
So glaͤntzend lange nicht, und nicht ſo ſtarck, zuruͤcke.
Wenn Phoebus ſich von uns entfernet, (wie man meinet)
Und er mit ſchraͤgem Blick auf unſre Flaͤche ſcheinet;
So treffen uns von ſeinem Licht
Sehr viele Strahlen nicht:
Da eine groſſe Meng in Luͤfften ſich verlieret,
Wodurch man minder Licht und minder Waͤrme ſpuͤret.
Hingegen in der Sommer-Zeit,
Wenn unſer Horizont von Glantz und Heiterkeit
Faſt angezuͤndet iſt, durch ſeinen Flammen-Wagen,
Der uͤber unſerm Haupt ſcheint in den Krebs zu jagen;
So dringet auf uns zu, von allen Seiten,
Sein Strahlen-Heer mit regen Heiterkeiten,
Nichts hemmet ihren Lauf, nichts mindert ihre Pracht,
Und wir empfinden mehr der Sonnen Licht und Macht.
Es taͤuſchet unſern Blick das fruͤhe Morgen-Licht,
Das, wie man weiß, ſich in den Luͤfften bricht.
A a 5Es378De la Lumiere.
du chemin direct ſes traits ſont écartez;
Le Soleil, qui n eſt pas entré dans ſa barriere,
Et qui ſous l Horiſon devroit être caché,
En rompant ſes Rayons nous paroît approché;
La Nue a vers nos yeux replié ſa Lumiere,
Et ſur notre Horiſon on croit, qu’il eſt levé,
Avant qu’il y ſoit arrivé.
De ſes Portraits les Cieux quelque fois s’embelliſſent,
Si l Effet des Rayons vient à ſe déployer
Sur quelque Corps poli, propre à les renvoyer,
Nous voyons, qu ils ſe réfléchiſſent,
Et dans leur éclat radieux,
Une ſeconde fois viennent fraper nos yeux.
Ainſi les ſurfaces polies,
Des Nuages glacez élevez dans les Airs,
Sont des Miroirs à ce bel Aſtre offerts.
Les Campagnes du Ciel alors ſont embellies,
Pendant le Jour par des Aſtres divers;
Les Rayons n’ayant plus leurs paſſages ouverts,
Sont réflêchis, forment des Parélies;
Et l on croit voir pluſieurs Soleils,
Tous éclatans, & tous pareils.
De379Von dem Licht.
Es muß ſodann von ſeiner gleichen Straſſen,
Der Strahlen Heer ſich ſeitwerts lencken laſſen.
Die Sonne, deren Schein
Sodann noch nicht entdecket,
Und, unter dem Geſicht-Creis noch verſtecket,
Verborgen ſollte ſeyn;
Scheint durch gebrochnen Strahl zu uns ſich ſchon zu fuͤgen,
Jndem die Wolcken ihn zu uns, herabwerts biegen:
Man glaubt, man ſaͤhe ſchon die Sonne prangen,
Noch eher, als ſie aufgegangen.
Es ſcheinet offtermal mit Sonnen-Bildern
Der Himmel ſich zu ſchmuͤcken und zu ſchildern,
Wenn ihrer Strahlen Meng auf Coͤrper, die polirt,
Und die geſchickt, ſie abzuweiſen, fallen;
So ſehn wir, daß ſie ruͤckwerts prallen,
Und daß ſie unſrer Augen-Strahl
Sich zeigen noch zum andern mal.
Da denn die glatten Flaͤchen
Gefrorner Wolcken ihrem Schein
Recht hell-polirte Spiegel ſeyn,
Wodurch die himmliſchen Revieren
Bey Tage ſelbſt verſchiedne Sonnen zieren;
Jndem der Strahlen Heer gehemmet, fortzugehn,
Dadurch Parelien formiren.
Man glaubt ſodann viel Sonnen zu erſehn,
Die alle gleich hellglaͤntzend, und gleich ſchoͤn.
Jm -380De la Lumiere.
De même quand les Vents, & l Onde,
Jouïſſent d’une paix profonde,
L’Aſtre du Jour ſe mirant dans les Eaux,
Y forme de ſes traits mille brillans Tableaux;
Ses Rayons réflêchis ſont de riches Pinceaux,
Et ſur la Glace vagabonde,
On voit l image de ſes feux,
Qui revient nous fraper par des traits Lumineux.
Souvent aux plus beaux Jours s’élevent des Orages,
On voit de tenebreux Nuages,
Qui de l Aſtre du Jour cachent l’eclat vermeil;
Les Rayons juſqu à nous ne trouvent plus paſſage,
Ses traits ſont ſans pouvoir, ſa force eſt ſans uſage;
Il n eſt plus de Lumiere, il n eſt plus de Soleil.
Quelque fois quand la Nue eſt de Vapeur legere,
La brillante Clarté ſeulement ſe modere,
Cet Aſtre s affoiblit, ſans toute fois ceder;
La Vapeur étendue alors ſert d’une Toile;
Il nous paroît comme au travers d un Voile,
Nos yeux ſans s’éblouïr peuvent le regarder.
Deſ381Von dem Licht.
Jmgleichen, wenn ſo Wind, als Fluth,
Jn einer ſanften Stille ruht,
Und dann die Sonn ins Waſſer ſtrahlet,
Als in ein Spiegel-Glas, alsdenn ſo mahlet
Und bildet ſie viel helle Schildereyen:
Die Strahlen dienen ihr an Pinſel ſtatt;
Und auf den wallenden Cryſtallen, die ſo glatt,
Erblickt man ihr beflammtes Bild,
Das unſern Blick mit Glantz und Wiederſchein erfuͤllt.
An einem heitern Tag, wenn oͤffters Stuͤrm entſtehn,
Erblickt man finſtrer Wolcken Decken,
Wie ſie den hellen Glantz der Sonnen offt verſtecken:
Es kan ihr Funckeln nicht zu uns hinunter gehn,
Ohn Krafft und ohn Gebrauch iſt ihrer Strahlen Heer,
Man ſiehet faſt kein Licht und keine Sonne mehr.
Jſt ſolche Wolcke nun nur bloß ein duͤnner Dufft;
So mildert ſich daran das Strahlen-reiche Feuer.
Es ſchwaͤcht ſich, doch entweichts nicht gaͤntzlich aus der Lufft.
Dann dienet ihr der duͤnne Dufft zum Schleyer.
Uns kommt die Sonne dann nicht anders vor,
Als ſaͤh man ſie durch einen Flor,
Und man vermag ſodann, was ſonſt nicht kan geſchehen,
Sie ungeblendet anzuſehen.
Von382Deſ Couleurſ.

Deſ Couleurſ.

Par les vifs mouvemens, que la Lumiere imprime,
Tout rit dans l’Univers, tout brille, tout s’anime.
Mais ce ſont les Couleurs, dont les traits moderez,
Et les mêlanges temperez,
Nous offrent les Objets, marquent leur différences;
Par elles nous allons de Beautez en Beautez;
Ces heureux changemens, & ces douces Nuances,
Charment toujours notre Oeil par les diverſitez.
D’autant que les Couleurs tiennent a la Lumiere
Par une dependance entiere,
Et que nous en voyons l étroite liaiſon,
Si cet enchaînement conduit notre Raiſon,
Des Sujets colorez nous apprendrons l Eſſence,
Et que cette varieté,
Qui d émouvoir nos Sens, leur donne la puiſſance;
En eux de la Lumiere eſt un bien emprunté.
Si383Von den Farben.

Von den Farben.

Durch das lebendige Bewegen,
So uns des Lichtes Glantz und ſchoͤne Theil erregen,
Bewegt ſich alles, lacht, und ſchimmert in der Welt:
Allein die Farben ſinds, durch deren ſanften Krafft
Gemildertes Gemiſch uns alles erſt gefaͤllt,
Und das der Vorwuͤrff Eigenſchafft
Und Unterſcheid uns zeiget,
Durch ſie begiebt man ſich und ſteiget:
Von einer Schoͤnheit zu der andern,
Durch deren Aenderung und liebliches Verbinden
Wir tauſendfachen Reitz in ihrer Menge finden.
So fern die Farben nun
Vom Lichte, wie ſie wuͤrcklich thun
Entſprieſſen und abhangend ſtammen,
Und daß wir ſehn, wie ſie ſo feſt zuſammen
Berbunden ſind, wo anders der Verband
Den forſchenden Verſtand
Begleitet, wie er ſoll; ſo werden wir ergruͤnden,
Und dann das Weſen erſt gefaͤrbter Coͤrper finden,
Daß die Veraͤnderung, woran
Sich unſre Aug empfindlich laben
Ja ſelbſt das Hertz ergetzen kan,
Ein Gut ſey ſo ſie bloß vom Licht erborget haben.
So384Deſ Couleurſ.
Si-tôt que l’Horiſon voit la riante Aurore,
Des Champs & des Forêts l Email ſe recolore,
De ces Tableaux divers la Beauté ſe produit;
Et ſi-tôt que le Jour a fait place à la Nuit,
Il n’eſt plus de Couleurs, la Noirceur les dévore,
Et tout cet éclat ſe détruit.
Donc la Couleur des Corps eſt la ſeule Lumiere,
Qu’ils repouſſent vers nous de diverſe maniere;
Et ce qu ils ont de propre en eux,
C’eſt la façon, dont ils renvoyent
Les traits, qui ſur eux ſe déployent
A l’Aſpect du Corps lumineux.
Une preuve bien ſimple à nos yeux verifie,
Par quel merveilleux changement
La Lumiere ſe modifie;
Et des Couleurs produit le Sentiment,
Nous verrons qu elle fera naître,
Les Couleurs du Corail, de l Ambre & de l Azur,
Paſ -385Von den Farben.
Sobald der Horizont Auroren laͤchlen ſiehet,
So glaͤntzt aufs neu und gluͤhet
Der Waͤld-und Felder Schmeltz: ſo ſchoͤne Schildereyen
Erzeigen ſich von neuen.
So bald hingegen auch die Nacht
Den hellen Tag verdrungen;
Jſt aller Farben bunte Pracht
Dahin; Es haben ſie die Schatten eingeſchlungen,
Und ihr ſo lieblicher und ſchoͤner Glantz
Verliert ſich gantz.
So iſt der Coͤrper Farb allein das Licht,
Das auf dieſelbe ſich auf manche Weiſe bricht.
Derſelben eigene Beſchaffenheiten
Sind blos die Art, wie ſie die Theile ruͤckwerts ſchicken,
So ſich auf ſie alsdann verbreiten,
Wenn helle Coͤrper auf ſie blicken.
Es legt ſich deutlich hell und klar
Durch eine leichte Probe dar,
Wie wunderbar
Das Licht ſich mildere, ſich breche,
Sich faͤrbe, ſtaͤrck und ſchwaͤche,
Sie bringt von dem, was eine Farbe ſey
Uns die Empfindung bey.
Wir ſehen, daß des Lichtes Schein
Erzeuge Roth, und Gelb, und Blau
B bFaͤllt386Deſ Couleurſ.
Paſſant dans un Cryſtal, tout transparent, tout pur,
Ou rien de pareil ne peut être:
ſes Réfractions nous la font méconnoître;
Par cet effet ſoudain, dont nos Yeux ſont ſurpris;
Dans le Priſme l on voit paroître,
Toutes les Couleurs de l’Iris.
Cet Iris, que le Ciel montre après les Orages,
Ces vaſtes Champs d Azur, ces grands Châteaux dorez,
Ces Monſtres, ces Geans parmi l Air colorez,
Cés Amas étonnans de confuſes images,
Tous ces Tableaux tracez ſur des Nuages,
Sont des Corps purs, & transparens,
Qui n ont point de figures peintes;
Tous ces Coloris différens,
Qui portent à nos Yeux de ſi vives atteintes,
Ne ſont, que des Rayons plus, ou moins amortis;
Et ſelon que la Nue a permis, qu on les voye,
Et que ſous certain Angle un Objet les renvoye,
Sous diverſes Couleurs ces traits ſont reſſentis.
La Lumiere s’altere aux plus legeres teintes;
Soit au travers des Vitres peintes,
Ou ſoit au travers des Rideaux,
Ses Rayons ſont chargez de Coloris nouveaux,
Qui s’impriment, qui s’apperçoivent,
Sur les Objets, qui les reçoivent.
Lors -387Von den Farben.
Faͤllt es durch ein Chryſtall, das gantz durchſichtig, rein,
Jn welchem nichts, das ihnen gleich, zu finden.
Daſelbſt nun koͤnnen wir den Ruͤckbruch nicht ergruͤnden,
Durch den ſo ſchnellen Glantz,
Der faſt das Aug erſchreckt.
Es wird der Farben Schmuck vom Regen-Bogen, gantz
Jn einem Priſma, uns entdeckt.
Der Bogen, welchen uns die Lufft zeigt, nach den Stuͤrmen,
Das weite blaue Feld, zuſammt den guͤldnen Thuͤrmen,
Die Wunder-Thier und Rieſen in der Lufft,
Das ſeltzame Gemiſch von ſo verwirrten Bildern,
Die auf der Wolcken Dufft,
Sich auf ſo fremde Weiſe ſchildern,
Sind Coͤrper, die durchſichtig, rein
Und ohn Figuren ſeyn.
Die Farben alle nun, die unſre Augen
Auf ſo verſchiedne Weiſ offt zu vergnuͤgen taugen,
Sind nichts als Strahlen, die verſchiedentlich,
Bald mehr, bald minder ſich
Verſammlen und verlieren:
Und ſo, als wie die Wolcke, die ſie ſchmuͤckt,
Jn ſichre Winckel ſie, gebrochen, ruͤckwerts ſchickt;
Sind ihre Theile bunt und ſchoͤn gefaͤrbt zu ſpuͤhren.
Durch die geringſte Farb veraͤndert ſich das Licht.
Es ſey, daß es durch bunte Fenſter-Scheiben,
Wie, oder etwan durch gefaͤrbte Vorhaͤng bricht;
Wird eine neue Farb an ſeinen Strahl bekleiben,
Die wir auf jedem Vorwurf finden,
Mit dem ſie ſich vereinen und verbinden.
B b 2Das388Deſ Couleurſ.
Lorsque l on regarde aux flambeaux
Un Cryſtal le Vin montre un Vermeil aimable,
La blancheur de la Nape offre un Rouge ſemblable;
les traits lumineux, en la Couleur changez,
Par des Réfractions agitant notre Vûe,
Leur atteinte en nous eſt reçue,
Dans l ordre, par le Verre ils ont été rangez.
Un homme eſt quelque fois différent de ſoi-même;
A l égard des Couleurs, dont ſon Oeil eſt touché;
Un Malade accablé d une langueur extrême,
Loin du bruit, & du Jour ſur la plume couché,
S il penſe ouvrir ſa debile paupiere,
Pat le moindre Rayon il eſt tout éblouï,
Eſt bleſſé des Couleurs, comme de la Lumiere,
Dont ſont Oeil, etant ſain, eût été réjoui.
Mais des Objets, qui ſont de même eſpece,
Sur des Yeux differens ont différent pouvoir;
Tel ſent, qu une Couleur lui déplaît, & le bleſſe,
Qu’un autre prend plaiſir à voir,
Oui, toutes avec différence,
Font à chacun de nous éprouver leur préſence.
Nous nous trompons à tout moment,
En reglant les Couleurs ſur notre Sentiment.
Ne voit-on pas, qu’un Icterique,
Qui porte ſon mal en tous lieux,
Aux Objets du dehors injuſtement applique,
Ce Jaune épanché dans ſes Yeux?
La Bile en ſes regards à tout ſe communique,
Et ſe Venin contagieux,
Jaunit le Verd des Prez, jaunit l Azur des Cieux.
S’il389Von den Farben.
Das weiſſe Tiſch-Tuch zeigt uns einen rothen Schein,
Sieht man beym Licht darauf ein Glaß mit rothem Wein;
Jn Farben kehren ſich die Theilchen von dem Licht,
Und durch den Wider-Schein erregt er das Geſicht.
Wir fuͤhlen ihren Druck ſich ſo ins Auge dringen,
Wie ſie die Ordnungen erſt durch das Glas empfingen.
Ein Menſch kan oͤffters ſelbſt mit ſich nicht einig ſeyn
Bey Farben, die er ſieht. Ein Krancker, der allein,
Entfernt von Lerm und Licht, in groſſer Mattigkeit
Auf ſeinem Bette liegt, (hebt er einmal
Die Augen-Lieder auf) iſt durch den kleinſten Strahl
Geblendet und verletzet
Durch Farben, die ihn ſonſt, benebſt dem Licht, ergoͤtzet.
Doch wuͤrcken Vorwuͤrff offt von einer Art
Auf unterſchiedne Weiſ in unterſchiednen Augen.
Es duͤncken Farben dem unangenehm und hart,
Die jenen zu vergnuͤgen taugen.
Der Farben Gegenwart wuͤrckt ſtets mit Unterſcheid
Auf einen jeglichen inſonderheit,
Und man betruͤget ſich zu aller Zeit,
Wenn man die Farben ſtets nach ſeiner Meinung richt.
Man ſpuͤret beym gelb-ſuͤchtigen Geſicht,
Das uͤberall ſein Elend mit ſich traͤget,
Wie er das gelb, ſo er im Augen heget,
Auf aͤuſſerliche Ding unbillig leget.
Er theilet andern mit die Gall in ſeinen Blicken,
Und ſein beklebend Gifft
Macht gelb, das Blau und Gruͤn, ſo Lufft und Wieſen ſchmuͤcken.
B b 3Haͤtt390Deſ Couleurſ.
S’il avoit apporté ce mal à ſa naiſſance,
Il auroit tout jaune; & nous dans la Santé,
De toutes les Couleurs jugeant dés notre Enfance,
Nous n’avons entre nous nulle conformité.
D’Organes différens ces ſentimens dépendent;
Et rien ſur les Couleurs ne nous fait conformer,
Que la façon de les nommer;
Jamais ſur ce ſujet les Hommes ne s’entendent,
Bien que dans leur Commerce ils ſemblent de concert,
Nommer Bleu, Jaune, Rouge ou Vert.
Cependant on doit roconnoître,
Que des Tableaux, un beau Ciel, & des Fleurs,
Qu’enfin tous les Objets, ont de quoi faire naître,
Les divers mouvemens, d ou naiſſent les Couleurs.
Des Jours, que leur Surface altere, & diſtribue,
Se forment ces Couleurs, qu’ils font appercevoir.
Ces traits modifiez, en frapant notre Vûe,
Font le Rouge, le Bleu, le Vert, le Blanc, le Noir.
Si les Surfaces ſont changées,
Le Coloris devient, ou plus ſombre, ou plus clair;
Bien-tôt en certains Corps elles ſont dérangées,
Par les impresſions de l Air;
Par la flame elles ſont rongées;
On391Von den Farben.
Haͤtt ihn von Jugend an die Kranckheit eingenommen;
So waͤr ihm alles gelb auf Erden vorgekommen:
Und wir, die wir geſund, da von der Jugend an
Die Farben bloß bey uns beurtheilt ſeyn,
So ſtimmen wir darin mit niemand uͤberein.
Der Werckzeug Unterſcheid erregt bey jedermann
Die Mannigfaltigkeit, die man kaum zaͤhlen kan.
Jn Farben hat uns nichts vereinen koͤnnen,
Als daß wir ſie auf eine Weiſe nennen.
Die Menſchen werden wol auf Erden
Jn dieſen Punct nicht leicht vereinigt werden:
Ob ſie ſich gleich beſtreben und befleiſſen
Die Dinge blau, gelb, roth und gruͤn zu heiſſen.
Jndeſſen muß man doch geſtehn,
Daß Schildereyen, Bluͤht und eine Lufft, die ſchoͤn,
Ja endlich alle Ding geſchickt ſind zu erregen
Das unterſchiedliche Bewegen,
Woraus bey uns die Farb entſprieſſet. Aus dem Licht,
Das auf den Flaͤchen ſich veraͤndert, theilt und bricht,
Entſpringen und entſtehen
Der Farben Meng und Zahl, durch welche wir ſie ſehen.
Die Striche, blos durchs Licht veraͤndert, die ich ſchau,
Formiren roth und gruͤn, und ſchwartz, und weiß,
und blau.
Veraͤndern ſich die Flaͤchen; werden ſchnell
Die Farben alſobald mehr dunckel, und mehr hell.
Bald ſind ſie durch den Druck der Lufft zertrennet,
Durchs Feuer ſind ſie auch zerſtoͤhret und verbrennet.
B b 4Auf392Deſ Couleurſ.
On voit les Corps, le feu peut agir,
Blanchir, noircir, & jaunir, & rougir.
Enfin tout ce, qu’on voit de diverſes Teintures,
Vient des differentes Tiſſures,
Qui ſe trouvent aux Corps, qu’on nomme Colorez,
Autant qu’ils ſont en différens degrez,
Plus âpres, plus unis, plus lâches, plus ſerrez,
Ils montrent des Couleurs, ou plus, ou moins obſcures.
Un Corps ne paroît Blanc, que par ſes âpretez;
Il y faut concevoir des inégalitez,
Qui n’affoibliſſent point les Rayons de Lumiere,
Mais en réflêchiſſant leur multitude entiere,
Les écartent de tous côtez.
Les nerfs en ſont encor trop rudement heurtez,
Et la blancheur ausſi bleſſe notre paupiere.
Le Noir eſt compoſé de filets heriſſez,
les Rayons du Jour demeurent énfoncez,
Et dont le repli les recele;
Ils s’y trouvent perdus, engagez, diſperſez,
Ils ne reviennent point juſqu à notre prunelle.
Et n’en avons-nous pas une preuve fidelle?
La ſombre Nuit, les Nuages épais,
Les Lieux profonds, jamais
Aucun Rayon ne paſſe, aucun trait n’étincelle,
Dans leur tenebreuſe épaiſſeur,
Ne ſont à nos Yeux que Noirceur.
Les393Von den Farben.
Auf Corpern ſiehet man, wenn ſie die Gluht durchdringt,
Daß roth, ſchwartz, gelb, und weiß auf ſelbigen entſpringt,
Ja alles, was wir nur von bunten Coͤrpern kennen,
Entſtehet vom Geweb und Zaͤſerchen allein,
So in dem Coͤrper ſind, die wir gefaͤrbet nennen.
Man ſpuͤret, daß ſie mehr und minder dunckel ſeyn,
Nachdem ein jeglicher, in unterſchiednem Grad,
Mehr glatt-und rauch-mehr feſt-und loſes hat.
Kein Coͤrper ſcheinet Weiß, als durch die Rauhigkeit;
Man findet allezeit in ihnen Ungleichheiten,
Die aber doch des Lichtes Strahl nicht ſchwaͤchen,
Wol aber, (wenn ſie ſich auf ihnen brechen,)
Die Menge von ſich ab auf allen Seiten treiben,
So, daß ſie ſich ſtarck an die Nerven reiben;
Wodurch denn unſre Augen
Das Weiſſe kaum zu dulden taugen.
Das Schwartze nun beſteht aus Netzen, voller Ecken,
Worinn die Strahlen ſich vertieffen und verſtecken,
Und deren kleine Falten
Dieſelbigen verbergen und behalten,
Worinn ſie ſich vertheilen und verlieren,
So, daß ſie unſer Aug nicht wieder ruͤhren.
Ja koͤnnen wir davon nicht klar die Probe ſpuͤren?
Die dunckle Nacht, der Wolcken truͤber Dufft,
Die tieffen Oerter, worinn nimmer
Ein Licht gelangt, noch ſonſt ein Schimmer,
Sind in der Finſterniß, worinn ſie ſtehn,
Nichts anders als nur ſchwartz und dunckel, anzuſehn.
B b 5Der394Deſ Couleurſ.
Les riantes Couleurs, ſoit des Plaines fleuries,
Dont l Email enchante nos Yeux,
Soit des Tableaux, & des Tapiſſeries,
Qu’étale à nos regards un Art ingenieux,
Ont ainſi pour former toutes les différences,
Que l’on remarque en leurs Nuances,
Leur Surface inégale en ſes arrangemens,
Qui cauſe dans nos Yeux tels & tels mouvemens.
Qu’on nomme, ſi l on veut, ces Couleurs naturelles,
Qu’on les nomme, artificielles,
Qu elles ſe paſſent vîte, ou ſubſiſtent long-temps,
Le même effet produit leurs charmes éclatans.
Et celles de l Iris, qui n’ont que des inſtans,
Non ſeulement ſont ausſi belles,
Mais au fond ſont ausſi réelles,
Que celles des Objets, qui ſont le plus conſtans.
L’Eclat, dont le Pinceau colore une figure,
N’eſt pas plus artificiel,
Que celui des Rubis, qu’on nomme, naturel.
Tout n’eſt, que la Lumiere, & toujours la Nature
Trace de même ſorte une aimable Peinture.
Mais395Von den Farben
Der bunten Farben Glantz, ſo wol bebluͤhmter Auen,
Die unſern Blick mit ihren Schmeltz erfreuen,
Als auch der Schilder-und Tapezereyen,
Die unſerem Geſicht die kluge Kunſt laͤſſt ſchauen,
Hat um den Unterſcheid der Farben, ſo ſie zieren,
Jn Miſchungen, die ſo verſchieden, zu formiren;
Nichts, als der Flaͤche Tieff und Hoͤh’n
Aus denen ſie gewebt ſind und beſtehn,
Durch welche ſie in unſern Augen
So viel Bewegungen zu wuͤrcken taugen.
Man nenne, wie man wil, die Farben von Natur,
Man nenne ſie durch Kunſt gemacht,
Es ſchwinde bald, es dau’re ihre Pracht,
Dieſelbe Wuͤrckung bringt derſelben Schmuck und Zier
Allein herfuͤr.
Der Jris Farben ſelbſt, die nur ſo kurtze Zeit
Jn ihren Schimmer ſtehn,
Sind nicht allein ſo ſchoͤn,
Sie ſind auch in der That von gleicher Wuͤrcklichkeit,
Als wie der Farben Schein,
Der Coͤrper, die beſtaͤndig ſeyn.
Der Glantz von Bildern, die gemahlet
Jſt gar nicht kuͤnſtlicher,
Als eben der,
Der in Rubinen ſtrahlet,
Den man natuͤrlich nennt. Das Licht allein
Jſt alles. Der Natur Manier iſt einerley
Mit welcher ſie formirt ſo manche Schilderey.
Um396Deſ Couleurſ.
Mais pour mieux voir, comment tous ces traits ſont
formez,
Et ſont dans notre Oeil imprimez,
Il faut penſer, qu une Regle harmonîque
Regne dans les Couleurs, comme dans la Muſique.
Les Rayons lumineux ont des Vibrations,
Qui par leur Nombre, & leurs Proportions,
Leur Contraſte, & leur Alliance,
Des viſibles Objets reglent la difference.
Les coups d’un habile Pinceau,
D’un vivant Coloris animent un Tableau;
De nos Peintres fameux le ſtudieux Genie,
A rencontré cette belle Harmonie;
Par les tons de Couleurs, & forts & gracieux,
La Nature imitée appelle tous les Yeux.
On juge que les Couleurs claires,
Participent de l’Air, & ſont les plus legeres;
Les Couleurs, qui leur ſont contraires,
Tenant plus de la Terre, & de ſon épaiſſeur,
Des Coloris legers abſorbent la douceur.
Comme divers Sons ſe répondent,
Et quelque fois ſe troublent, ſe confondent;
Les397Von den Farben.
Um aber beſſer noch zu faſſen, wie die Zuͤge
Formiret ſind: auf welche Weiſe ſie
Den Augen
Sich einzudruͤcken taugen;
Erwege man, daß eine Harmonie,
Recht wie in der Muſie, ſo auch in Farben, liege.
Des holden Lichtes helle Strahlen
Beſitzen in ſich ſelbſt, und hegen
Ein zitterndes Bewegen;
Daß durch die Gleich-Maaß und die Zahlen,
Durch die Vereinigung und durch das Widerſtreben
Der Coͤrper, die man ſieht
Beſondren Unterſchied
Uns deutlich zu erkennen geben.
Des Mahlers Hand beſeelt mit Farben, die faſt leben,
Sein ſchoͤn und kuͤnſtlich Werck. Der weitberuͤhmten Meiſter.
Jn ihrer ſchoͤnen Kunſt tief eingedrungne Geiſter
Erfanden, nach viel Fleiß und Muͤh,
Der Farben holde Harmonie.
Ja durch der Farben Ton zieht, recht verwunderlich,
Die nachgeahmete Natur
Faſt jedes Aug an ſich.
Man glaubet insgemein
Daß helle Farben leicht und lufftig ſeyn,
Und daß die dunckelen hingegen,
Als die mehr irdiſches und ſchweres in ſich hegen,
Der leichten Lieblichkeit verdringen.
So, wie verſchiedne Toͤn offt wol zuſammen klingen,
Auch oͤffters ſich verwirren und ſich hindern;
So398Deſ Couleurſ.
Les couleurs ont ainſi leur oppoſition,
De même que leur Union;
Elles ſe nuiſent, & ſe chaſſent,
Elles s’affoibliſſent, s’effacent.
Sur tout dans les Objets de loin conſiderez,
Les plus foibles Couleurs le cédent aux plus fortes.
Lorsqu en éloignement nous regardons ces Prez,
Qui de Fleurs de diverſes ſortes,
Sont ſi richement diaprez,
Si le Rouge, ou le Jaune avec le Blanc s’allie.
Le Rouge, & le Jaune ſe perd;
Et la Plaine à nos Yeux paroît toute embellie,
De Fleurs d’argent ſur un fond vert.
Nous trouverons encor des preuves convaincantes,
De ce, que ſont en eux les Objets colorez;
Des Hommes, qui du Jour n’etoient point éclairez,
Ont jugé des Couleurs, plus ou moins éclatantes.
Des Aveugles, dit-on, touchant, au lieu de voir,
Ont diſtingué le Blanc d avec le Noir,
Par les Surfaces differentes.
L’accoutumance, ou la neceſſité,
Qui ſait nous rendre tout facilé,
Reparant de leurs yeux la triſte obſcurité,
Avoit mis dans leur doigts une addreſſe ſubtilé;
Et des nerfs de leurs mains le Tact induſtrieux
Avoit le même effet, que les nerfs de nos Yeux.
Du399Von den Farben.
So haben Farben auch, ſo wie Vereinigungen;
Nicht minder Gegenſaͤtz und Hinderungen,
Wodurch ſie ſich vertreiben, ſich vermindern,
Sich ſchaden, und ſich unterbrechen,
Offt ſich vertilgen, offt ſich ſchwaͤchen.
Man ſieht es ſonderlich, wenn Coͤrper ferne liegen,
Daß ſtarcke Farben ſtets die ſchwaͤcheren beſiegen.
Wenn wir ein ſchoͤnes Feld von fern erblicken,
Das von ſo mancher Art viel tauſend Blumen ſchmuͤcken,
Und etwan roth und gelb mit weiſſen ſich verbinden;
Wird roth und gelb von weiten gantz verſchwinden.
Es iſt das ebne Feld nicht anders anzuſehn,
Als wenn auf gruͤnem Grund, von Silber, Bluhmen ſtehn.
Wir koͤnnen noch verſchiedne Gruͤnde finden
Von dem, was eigentlich gefaͤrbte Coͤrper ſind.
Es koͤnnten Menſchen, welche blind,
Wol eh, ob Farben weiß, wie oder ſchwartz, ergruͤnden.
Sie haben, wie man ſagt, gefuͤhlt, an ſtatt zu ſehn,
Und an der Flaͤchen Tieff - und Hoͤhn,
Ob ſelbe ſchwartz, ob ſelbe weiß zu nennen;
Gar eigentlich begreiffen koͤnnen.
Gewohnheit oder Noth, die alles leichte macht,
Da ſie die Trauer-Nacht der Augen halb verbannt,
Hat eine zarte Krafft in ihre Finger bracht.
Jhr forſchendes Gefuͤhl der Nerven in der Hand,
Koͤnnt eben ſo, als wie die Nerven ihrer Augen,
Der Farben Unterſcheid zu faſſen taugen.
Von400Du Tranſparent et de l’Opaque.

Du Tranſparent et de L’Opaque.

Ainſi ſur les Objets la Lumiere étendue,
Et par ces Objets même en Couleurs répandue,
Mais on voit ausſi d autres Corps,
Dont la Tiſſure ſinguliere,
Montre de plus étroits rapports,
Avec l eclat de la Lumiere.
Il faut imaginer, que ces Corps différens,
L’Onde, le Verre, & l Air, appellez Transparens,
Par nous ſont transmis tous les Objets viſibles,
Ont un nombre infini de pores inſenſibles,
Aux Rayons, en tous ſens, directement ouverts.
Par-là tous leurs effets leur deviennent poſſibles;
Tous les Objets ainſi ſont découverts,
Au travers du Cryſtal, & de l’Onde, & des Airs.
L’Air, quand il eſt ſerein, l’Onde, quand elle eſt pure,
Ont tous leurs petits Corps mouvans & ſeparez,
Qui préſentent entre eux une libre ouverture,
Au Jour dont ils ſont éclairez.
Mais401Von den durchſichtigen undnicht ꝛc.

Von den durchſichtigen und nicht durch - ſichtigen Dingen.

So wird demnach das Licht, das uͤber Coͤrper faͤllt,
Durch ſolche Coͤrper ſelbſt in Farben ausgebreitet.
Doch ſieht man Coͤrper auch, die dergeſtalt bereitet,
Daß wir in ihrer Form und Zubereitung finden,
Wie ſie ſich mit dem Glantz des Lichts weit mehr verbinden.
Man ſeh demnach verſchiedne Coͤrper an,
Das Waſſer, Glas, die Lufft, ſo man durchſichtig nennet
Wodurch man alles das, was ſichtbar ſehen kan;
Als durch und durch zerloͤchert und zertrennet,
Mit Oeffnungen die unempfindlich klein:
Daß dieſe Oeffnungen jedoch gerade ſeyn,
So, daß des Lichtes Strahl und Schein
Sie in geraden Strich durchdringt;
Wodurch die Wuͤrckung denn gelingt,
Daß durch die Lufft, das Waſſer, die Cryſtallen,
Die Vorwuͤrff all uns in die Augen fallen.
Die Lufft, die heiter iſt, das Waſſer, wenn es rein,
Hat jedes abgetheilt und rege Coͤrperlein,
Durch deren Oeffnungen des Tages Licht
Und deſſen heller Schein gantz ungehindert bricht
C cAllein402Du Tranſparent et de l’Opaque.
Mais ſi l Air eſt couvert par un ſombre Nuage,
Si l Eau roule avec elle un Sable limonieux,
Au ſecond Element ils ferment le paſſage,
Et font ceſſer l Effect de ſes traits lumineux.
Le Verre, le Cryſtal, quoique durs & ſolides,
Entres leurs petit Corps ont des Eſpaces vuides,
Des pores infinis, qui s ouvrent en tous ſens,
Ou les Rayons ſans obſtacle perçans,
Ont de les traverſer liberté toute entiere;
Tandis que l Onde plus groſſiere,
Les touche| ſans les pénetrer,
Que le Vent même, & l Air n’y peuvent pas entrer.
Quant à ces autres Corps, qui ſervent de barriere
A l Action de la Lumiere,
Et par qui les Rayons nous ſont interceptez,
Ils offrent à ces traits, qui leur ſont préſentez,
Des pores non ſuivis, dont la Route confuſe
Au Jour le paſſage refuſe,
Des embarras, des ſinuoſitez,
les brillans Rayons ſè trouvent arretez.
Une grande Forêt, ſous le feuillage ſombre,
Ainſi fait en plein jour regner la Nuit & l Ombre
Et du brillant Soleil nous cache les clartez;
Ainſi403Von den durchſichtigen und nicht ꝛc.
Allein, erfuͤllt die Lufft
Ein falber Dufft;
Und treibt ein truͤber Schlamm im Waſſer; wird ſo gleich
Dem andern Element der Weg benommen,
Und kan ſodann ſein Glantz nicht ferner durch ſie kommen.
Es haben Glas ſowol als die Cryſtallen,
Ob ſie gleich hart und feſte ſeyn,
Doch zwiſchen ihren Coͤrperlein
Viel Oeffnungen, ſo leer, wodurch die Strahlen fallen,
Und ſonder Hinderniß, in aller Freyheit gehn.
Da wir indeſſen ſehn,
Daß, Waſſer, welches groͤber, nicht,
Ob es ſie gleich beruͤhret, durch ſie bricht,
Da nicht einmal die Lufft, auch nicht der Wind,
Durch ſie zu dringen faͤhig ſind.
Was andre Coͤrper nun betrifft, durch die der Schein
Und Licht-Strahl aufgefangen ſeyn;
So haben die ein Art von Oeffnungen in ſich
Die, wie die andere, nicht in geraden Strich
Durch ihre Coͤrper gehen,
Nein, durch verwirrte Gaͤng den Strahlen wiederſtehen:
Verwicklungen, die ſich unordentlich verbinden,
Wodurch die Strahlen denn ſich aufgehalten finden.
So wird, durch dichtes Laub, ein groſſer Wald,
Selbſt in der Mittags-Zeit, der Schatten Aufenthalt,
Und hindert uns der Sonnen Schein zu ſehen.
C c 2So404Du Tranſparent et de l’Opaque.
Ainſi ſous des Berceaux compoſez de branchages,
On évite l’ardeur des plus brûlans Etez;
Si le jour s’introduit entre quelques feuillages,
D autres rameaux encor viennent le traverſer,
Et ſes traits arrêtez ſous les épais ombrages,
Enfin ne peuvent plus paſſer.
Tandis que le Soleil luit pour le nouveau Monde,
Le nôtre eſt enfoncé dans une Nuit profonde.
Enſuite nous voyons lever ce Voile épais,
Qui de l Aſtre du Jour nous deroboit les traits.
Tous les Matins la belle Aurore
Aux Objects éclairez vient rendre leur Beauté,
Dés qu aux rives du Soir le Jour ſe plonge encore,
La Nuit ſur nous répand l Obſcurité.
Tout ſe ſuit. Mais qu enfin les Scenes renaiſſantes
Raniment les Couleurs, ſoit fixes, ſoit changeantes,
Dans ce vaſte Univers tout ce, que nous voyons,
Ce n eſt, que le Soleil, ce n eſt, que ſes Rayons.
Re -405Von den durchſichtigen und nicht ꝛc.
So kan auch nicht durch dichte Bogen Gaͤnge
Des ſchwuͤlen Sommers Hitze gehn.
Wenn gleich der Sonnen Licht
Durch einige von ihren Blaͤttern bricht;
So hemmet ſie jedoch der Zweig und Blaͤtter Menge.
Es kan ſein ſcharffer Pfeil ſie alle nicht durchſtechen,
Noch durch die Dunckelheit der Schatten brechen.
So lang der Sonnen Gluth die neue Welt anlacht,
Liegt unſere verſenckt, in einer tieffen Nacht;
Hernach erhebet ſich derſelben dicker Schleyer,
So uns bisher vom hellen Sonnen-Feuer
Den ſchoͤnen Glantz geraubt. Der Morgenroͤthe Pracht
Giebt den verlohrnen Glantz an jedem Vorwurf wieder.
Es gehet kaum ſobald der Tag im Weſten nieder;
So uͤberdecket uns aufs neu die ſchwartze Nacht.
Es wechſelt alles ab. Doch moͤgen noch ſo ſchoͤn
Die neuen Scenen uns die Farben mahlen,
So fluͤchtig oder daurhafft ſeyn;
So iſt doch auf der Welt, von allem, was wir ſehn,
Nichts anders, als nur Sonnen-Schein
Nichts anders, als nur Sonnen-Strahlen.
C c 3Betrach -406Reflexion.

Reflexion.

Voila donc ce, qu en eux ſont tous les Corps ſenſibles,
Qui produiſent en nous tant d Effects differens,
Chauds, Froids, Liquides, Durs, Savoureux, Odorans,
Ceux, dont le Son procede, & Ceux, qui ſont viſibles.
Ce ne ſont, que des noms donnez aux Sentimens,
Qui nous viennent des Mouvemens
De petits Corps imperceptibles.
Au lieu de s élever à l Auteur Souverain,
Et de le reconoître à ces pures Lumieres,
Se peut-il, que l Eſprit humain
S arrête à des Ombres groſſieres?
Ne voit-il pas la Main, qui conduit l Univers,
En tout ce, qui nous environne?
Inceſſament inſtruit par tant d Objets divers
A ſon aveuglement faut-il, qu’il s abandonne?
On a beau regarder l Or & l Azur des Cieux,
Cette riche Splendeur n attache point nous yeux;
On ne peut eſtimer, que des richeſſes vaines;
D inutiles Tréſors aux Indes ſont cherchez;
On court mille perils, on ſouffre mille peines,
Pour trouver ceux, qui ſont cachez
Dans les Cavernes ſouterraines;
O[n]407Betrachtung.

Betrachtung.

Man kan demnach recht klar und deutlich ſehn,
Was Coͤrper, die man fuͤhlt, und woraus ſie beſtehn,
Die uns ſo mancherley Bewegungen erwecken,
Die warm ſind und die kalt, hart, fluͤſſig, die im Schmecken
Und im Geruch Vergnuͤgen bringen:
Die ſichtbar ſind, auch die, woraus die Toͤn entſpringen.
Es ſind nur Nahmen bloß allein,
So dem Gefuͤhl gegeben ſeyn,
Die der ſo zarten Coͤrperlein
Verſchiednen Druck, verſchiedentlich Bewegen,
Jn uns erregen.
Jſts moͤglich daß der Geiſt ſich laͤſſt ſo ſehr bethoͤren,
Daß er ſich bloß allein an grobe Schatten haͤlt?
An ſtatt zum Hoͤchſten HERRN und SCHOEPFFER
aller Welt,
Jn Seines reinen Lichts Erkenntniß ſich zu kehren?
Wird nicht in allen dem, was uns umgiebt, verſpuͤret
Die Hand Desjenigen, der alles lenckt und fuͤhret?
Bleibt er, da alle Ding ihm GOTT entdecken,
Dennoch in ſeiner Blindheit ſtecken?
Man ſieht das reine Gold und Blau des Himmels an:
Der ſchoͤne Glantz hat nichts, das uns vergnuͤgen kan.
Man achtet nichts, als Reichthum nur.
Man ſucht in Jndien unnuͤtzer Schaͤtze Spur.
Man nimmt ſo manche Noth und Pein,
So mancherley Gefahr auf ſich, um die zu finden,
Die in der Erden tieffen Gruͤnden,
Verholen und verborgen ſeyn.
C c 4Man408Reflexion.
On plonge au plus profond des Mers,
On iroit encor des Enfers,
Percer les tenebreus abîmes!
Pour avoir ces faux Biens, pour leur Poſſesſion,
Luxe, Avarice, Ambition,
Ne craignent plus de Travaux, ni de Crimes!
Mais quand nous aurons même accoutumé nos ſens
A voir avec plaiſir les Objets innocens;
Quand une heureuſe conjecture,
Par un long Examen nous fera découvrir,
Ces moyens ignorez, dont ſe ſert la Nature,
Pour former tant d’Objets, qu’elle nous vient offrir,
Que de tous ces Objets l’Etude eſt imparfaite,
Si nous n’expliquons pas la liaiſon ſecrete,
Qui rend l Eſprit ſenſible à leurs impresſions!
Admirable Sujet de nos Reflexions!
Obſervant la Matiere, ou figurée, ou mûe,
Et toutes les diviſions,
Qui ſont propres à l’étendue,
Les Etres corporels peuvent s’imaginer.
Mais409Betrachtung.
Man ſenckt ſich in den Grund der tieffen See hinein.
Ja man begaͤbe ſich gern nach den ſchwartzen Schwellen
Des fiuſtern Abgrunds, nach der Hoͤllen,
Um dieſes Schein-Gut, hin. Sich deſſen zu erfreuen
Sieht man Luſt, Stoltz und Geitz, noch Muͤh noch Laſter
ſcheuen.
Allein, wenn wir auch gleich ſo weit
Die Sinnen braͤchten, daß mit Freuden,
An aller Vorwuͤrff Herrlichkeit;
Wir, Unſchulds voll, die Augen koͤnnten weiden:
Wenn eine gluͤckliche Vermuthung uns gleich lehret,
Worauf man viele Zeit gewandt;
Wie etwan die Natur verfaͤhret,
Mit Mitteln, die uns unbekannt
Um eine ſolche Meng von unterſchiednen Dingen
Zu bilden und hervor zu bringen;
Wie unvollkommen iſt jedennoch unſer dencken,
Das wir mit ſo viel Muͤh auf alle Vorwuͤrff lencken,
Wenn wir nicht wiſſen zu erklaͤren,
Wie alles das zuſammen haͤngt,
Wodurch der Geiſt das, was er fuͤhlt empfaͤngt.
O ſchoͤner Gegenwurf von unſern Lehren!
Wer die Materie beſieht und uͤberlegt,
Sie ſey geformt, ſie ſey bewegt;
So kan, wenn wir es wol ergruͤnden,
Jn Theilchen, die auch noch ſo klein,
So mannigfalt gedehnt und ausgeſpannet ſeyn,
Man etwas coͤrperliches finden.
C c 5Allein,410Reflexion.
Mais dans quel Sujet eſt reçue,
L’Action, qui nous fait ſentir, & raiſonner?
Comment ſera-t-elle connue?
Les Tuyaux délicats, d’inviſibles Reſſorts,
Confondent-ils l’Ame, & le Corps?
Non, non, l Ame mieux éclairée,
Elle-même ſe ſent diſtincte, & ſeparée,
Pourſuivons ce Projet noblement entrepris.
Achevons. Que dans mes Ecrits,
Cette Verité démontrée,
Faſſe approuver mon Zele à de Sages Eſprits,
Et ſoit de mon Travail la Couronne & le Prix.

Fin du Troiſieme Livre.

[figure]
LIVRE411Betrachtung.
Allein in welchem Vorwurff ſtecket
Die Handlung, welche uns empfinden, dencken macht?
Wie wird dieſelbe doch entdecket?
Verwirren unſichtbar und zarte Roͤhren
Den Coͤrper und den Geiſt? Nein, Nein!
Die Seel, als uͤberfuͤhret,
Erkennt ſich ſelbſt und ſpuͤret,
Sie ſey ein eigenes, ein unterſchiednes Seyn.
Der Vorſatz, den wir uns ſo edel vorgenommen,
Sey weiter ausgefuͤhrt. Auf! bis zum Schluß zu kommen.
Damit in meiner Schrifft die Wahrheit offenbar
Erwieſen, und darbey
Ein Beyfall meines Muths, von jener weiſen Schaar
So Cron, als Preiß, von meiner Arbeit ſey!

Ende des Dritten Buchs.

[figure]
Das[412]
[figure]

LIVRE QUATRIEME.

Deſ Senſationſ en general. De l’Ouïe. De la Vue. Deſ Lunetteſ et deſ Mi - roirſ. Du Siege deſ Senſationſ. Deſ Ideeſ. De l’Union et de la Diſtin - ction de l’Ame et du Corpſ.

Deſ Senſationſ en general.

De tant d Objets divers le Nombre inconcevable,
De leur fecondité la ſuite inépuiſable,
Dépendent ſimplement d’un Ordre general.
Par les Productions d’une Cauſe immuable,
Dont l Effet eſt toujours égal.
Des[413]
[figure]

Das Vierte Buch.

Von den Sinnlichkeiten insgemein. Von dem Gehoͤr. Von dem Geſicht. Von Fern-Glaͤſern und Spiegeln. Von den Sitz der Sinnlichkeiten. Von denen Jdeen. Von der Vereinigung und von dem Unterſcheid der Seelen und des Coͤr - pers.

Von denen Sinnlichkeiten insgemein.

Die ungezaͤhlt und nie begriffne Zahl
Von allen Dingen hier, die ſo verſchieden ſeyn:
Die hangen allzumal,
Sammt ihrer Fruchtbarkeit nie leeren Folg, allein
Von einer Ordnung ab, die allgemein.
Durch Dinge, die hervorgebracht
Von einer Urſach, die unwandelbar
Und deren Wuͤrckung waͤhrt, ſo, wie ſie einmal war,
Bleibt414Deſ Senſationſ en general.
Des Etres variez l aſſemblage eſt durable;
Et le Monde a reçu dès le premier des Jours,
De quoi toujours changer, & renaître toujours.
Et quel en eſt l’Objet? Les Cieux & la Lumiere,
Pour qui répandent-ils leur brillante Clarté?
Pendant toute une Eternité,
Ils auroient parcouru leur immenſe Carriere,
Dans une vaine activité;
On n auroit apperçu mouvement, ni matiere,
Et la Nature toute entiere,
N auroit eu ſans l Eſprit nulle diverſité;
Cet Univers ſeroit comme en ſa nuit premiere,
Comme s il n eut jamais êté.
Il falloit que l Auteur, pour achever l Ouvrage,
Y produisît encor des Etres connoiſſans;
Qu’il fît naître l’Homme, & lui donnat l Uſage,
Et de la Raiſon, & des Sens.
Contempler, méditer, doit être ſon partage;
Cette Etude eſt l emploi du Sage;
L’Univers eſt formé pour ces attentions,
Puiſque tant de Beautez, qui le diverſifient,
N e ſeroient rien ſi nous ne les ſentions;
Nos ſentimens le vivifient
Uniquement connu par nos perceptions,
Par notre intelligence, & nos réflexions.
Cette415Von den Sinnlichkeiten insgemein.
Bleibt immer der Verband der Dinge, welche ſich
Veraͤndern, unveraͤnderlich.
Die Welt erhielte das, vom erſten Tage an,
Wodurch ſie ſich verneu’n und ſtets veraͤndern kan.
Fuͤr wen geſchicht nun dies? Der Himmel und das Licht,
Fuͤr wen verbreiten ſie den hellen Glantz und Schimmer?
Sie haͤtten ihren Lauff ja ewiglich und immer
Jn eitler Emſigkeit verricht’t;
Man haͤtte keinen Stoff und kein Bewegen
Jn ihnen ſehn und unterſcheiden moͤgen.
Ja ſelber die Natur, in allen ihren Wercken,
Koͤnnt ohne Geiſt kein Aenderung vermercken:
Der gantze Welt-Creis laͤg in ſeiner erſten Nacht,
Als waͤr er nie hervor gebracht.
So muſte denn der SCHOEPFFER aller Sachen,
Um alles in Vollkommenheit zu bringen,
Geſchoͤpffe, die vernuͤnfftig, machen,
Und Menſchen, die von ihm emfingen
So Sinnen als Verſtand. Erwegen und betrachten
Jſt unſer Theil. Dies iſt der Weiſen Amt. Die Welt
Jſt blos zu dieſem Zweck uns vorgeſtellt,
Daß wir darauf mit Freuden achten.
Es waͤr Veraͤnderung und aller Schoͤnheit Pracht,
Empfaͤnde man ſie nicht, nichts, und umſonſt gemacht.
Nur unſre Sinnlichkeit belebt ſie. Durch Verſtand,
Betrachtung, und Begriff, iſt ſie uns bloß bekannt.
Nun416Deſ Senſationſ en general.
Cette matiere enfin dans ſon Ordre rangée,
En Cieux, en Elemens, en Aſtres partagée,
Pourrions-nous ſans l Eſprit jamais l’appercevoir?
Confondus dans la Maſſe il faudroit ſe mouvoir;
L’Homme ne connoîtroit non plus, qu’un bloc de marbre
Ou ſeroit mis au rang d une Fleur, ou d un Arbre;
Au ſein de la matiere il ſeroit retourné,
Sans ſavoir, s’il vivoit, ſans ſavoir, qu’il fut ;
Si nous n’avions reçû de l Auteur de notre Etre,
L Eſprit, qui peut penſer, l Eſprit, qui peut connoître.
Et ce Corps toute fois vil & materiel,
Eſt un merveilleux Edifice,
Qui montre en abregé l indicible Artifice,
De ſon Ouvrier immortel.
Outre l aſſemblage du Monde,
Ce compoſé des Cieux de la Terre & de l Onde,
Que l Auteur Souverain voulut tout à la fois,
Regler par les plus ſimples Loix,
Il eſt des Corps remplis d une Vertu feconde,
Des Etres animez, qui changez & détruits,
Par eux-mêmes ſont réproduits.
Ces417Von den Sinnlichkeiten insgemein.
Den Zeug den wir geordnet ſehn,
Getheilt in Element, in Himmel und in Sternen,
Sollt ohne Geiſt man ſelbe wol verſtehn,
Ja ihre Gegenwart einſt zu bemercken lernen?
Verwirret und vermiſcht mit jenen groſſen Hauffen,
Wuͤrd jeder unvermerckt beweget, vorwaͤrts lauffen.
Kein Menſch wuͤrd etwas anders ſeyn,
Als eine Bluhm, ein Baum, ein Marmor-Stein.
Jn die Materie wuͤrd er ſich wieder ſencken,
Ohn einmal daß er leb und worden ſey, zu dencken;
Wenn uns nicht GOTT der SCHOEPFFER wollen
goͤnnen,
Den Geiſt, der faͤhig iſt zu dencken, zu erkennen.
Und dennoch iſt ſein Leib, der irdiſch und gebrechlich,
Ein wunderbahrer Bau, der uns verkleinet, weiſ’t
Solch eine Kunſt die unausſprechlich,
Die ihren Groſſen SCHOEPFFER preiſ’t.
Noch auſſer den Verſammlungen der Welt
Und den Zuſammenſatz von Himmel, Fluth und Erden,
Die GOTT der HERR auf einmal hingeſtellt,
Da ſie durch eintzelne Geſetz erhalten werden;
So giebt es Coͤrper noch die jederzeit
Erfuͤllet ſind mit Krafft von Fruchtbarkeit:
Belebte Weſen, welche ſich
Veraͤndern und verſtoͤhren
Und durch ſich ſelbſt ſich wiederum gebaͤhren
D dDen418Deſ Senſationſ en general.
Ces Etres qu en leur origine,
A diſtinguer l attention divine;
Reçurent dans leur ſein de quoi s entretenir,
Et ſe multiplier durant tout l avenir.
Un inſenſible Atome en ſoi garde la vie;
Les petits Rejettons, l un dans l autre enfermez,
En des temps ſucceſſifs ſont éclos, ſont formez,
Un Germe eſt de l Eſpece une ſource infinie.
Un ſeul Maron venu des Indiennes Mers,
Nous a donné des Maronniers ſans nombre;
Nos Parcs ſont ombragez de leur feuillage ſombre;
Et le dernier Maron à des Germes couverts,
Qui ſuffiroient toujours à remplir l Univers.
Peut-on trop admirer la fabrique des Plantes?
Et quel Art tout divin devons-nous découvrir,
Dans la production des Machines vivantes,
Que nous voyons reſpirer, ſe nourir,
Dormir, veiller, voler, nager, courir,
Et | que par tant d effets de l inſtinct qui les mene,
On veut aſſocier à la Raiſon humaine?
Mais419Von den Sinnlichkeiten insgemein.
Den Coͤrpern, welche ſonderlich
Die GOETTLJCHE Verordnung mit Bedacht
Jm Urſprung unterſchied, iſt etwas beygebracht,
Wodurch ſie immer ſich erhalten und vermehren.
Ein Staͤubchen, welches man
Nicht fuͤhlen und nicht ſehen kan,
Enthaͤlt ein Leben, kleine Sproſſen,
Die in einander eingeſchloſſen,
Entſtehen mit der Zeit, und folgen ſich.
Es iſt jedwedes Augleins Stelle
Von ſeiner Art, ein unerſchoͤpffte Quelle.
Ein eintzige Maron aus Jndien gebracht,
Hat uns ſo viel Maronen Baͤum erziehlet,
Die Gaͤrten ſind beſchattet und gekuͤhlet
Durch ihrer Blaͤtter gruͤne Nacht.
Und in den allerletzten ſtecket
Ein Saamen Schatz zum Schmuck der gantzen Welt verdecket.
Da man der Pflantzen Bau nicht gnug bewundern kan;
Was fuͤr ein GOETTLJCHS Werck trifft man nicht an,
Jn ſolcher Werck Erſchaffung, welche leben
Und welche wir, ſich ruͤhren, athmen, wachen,
Auch ſchlaffen, in der Fluth, auch in den Luͤfften ſchweben,
Und auf der Erden rennen ſehn,
Und welche man durch ſo viel Wunder-Sachen,
Die eintzig aus dem Trieb entſtehn,
So gar der menſchlichen Vernnunft will aͤhnlich machen.
D d 2Doch420Deſ Senſationſ en general.
Mais ſans parler ici des divers Animaux,
Sans conſulter l Ecole d Epicure,
Pour juger s ils nous ſont egaux,
Suſpendons aujourd hui la queſtion obſcure,
Que par une autre Etude il faudra dêmêler.
C eſt de Nous ſeulement que nous devons parler.
Laiſſons, laiſſons penſer aux Partiſans des Bêtes,
Qu une Grenouille au fond de ſes Marais,
Voit comme nous, le Ciel, qui tourne ſur nos Têtes;
Qu elle jouït d un Sort rempli d attraits,
Sous le Roſeaux tremblans, & ſur l Herbage frais,
Que la Pluye abondante, & le Jour qui l éclaire,
Sont fait pour la ſervir & ſont faits pour lui plaire.
La Roſe, ſi comme autrefois
Du ſage Phrygien elle empruntoit la voix,
Se vanteroit auſſi, que la Saiſon nouvelle
Revient, pour admirer de ſon teint dèlicat,
L odorante Fraîcheur, & le vif Incarnat;
Sur ſon Trône épineux, écloſe, épanouïe,
Elle ſeroit elle-même éblouïe,
De ſon riant éclat;
Cette Reine des Fleurs, en ſe voyant ſi belle,
Ne diroit-elle pas, qu elle orne les beaux jours,
Qu elle regne avec les Amours,
Et que les doux Zephirs ne volent que pour Elle?
La421Von den Sinnlichkeiten insgemein.
Doch ſonder hier von Thieren viel zu ſagen
Und ſonder Epicur um Rath zu fragen:
Ob ſie uns gleich? Laſſt itzt die Dunckelheit
Von dieſer Frag auf eine andre Zeit
Und einen andern Ort noch ausgeſetzet ſeyn.
Wir reden itzo bloß von Uns allein.
Es moͤgen immerhin die Thier-Patronen dencken
Ob ſeh ein Froſch im Sumpf, wie wir, den Himmel lencken:
Ob waͤr ihm nichts als Anmuth und als Luſt
Auf friſchem Gras, im ſchwancken Rohr bewuſt:
Des Regens Uberfluß, des heitern Tages Schein
Ergoͤſſe ſich und ſtrahl uͤm und fuͤr ihm allein.
Die Roſe, wenn ihr auf das neu
Der kluge Phrygier die Stimme lieh,
Spraͤch eben: daß der Lentz, verliebt in ſie,
Nur bloß darum erſchienen ſey,
Den lieblichen Geruch, die Farben, die ſie ſchmuͤcken
Voll holder Gluht, zu ſchmecken, zu erblicken.
Aus ihrem Thron, von Dornen ausgeſpannt,
Waͤr ſie in eignem Glantz und holdem Schmuck entbrannt.
Die Blumen-Koͤnigin, die ſo viel Lieblichkeit
Jn ihren eignen Weſen ſpuͤrt,
Sagt ohne Zweiffel ſelbſt von ihr:
Sie ſey der ſchoͤnen Zeit,
Der angenehmen Tage, Zier,
Daß nebſt den Goͤtterchen der Lieb auch ſie regier
Und daß die Zephir ihrentwegen
Allein, die lauen Fluͤgel regen.
D d 3Es422Deſ Senſationſ en general.
La Terre offre en tous lieux des Corps organiſez,
Comme le nôtre diſpoſez
Par des Moyens pareils nous les voyons éclore;
De la ſeule Matiere ont les voit compoſez;
Ils ſont nez comme nous, perſonne ne l ignore,
Ils reçoivent la Vie, ils ſouffrent le Trépas:
Mais avec ce, qu ils ont, n’avons-nous pas encore,
La Connoiſſance, qu ils n ont pas?
L’Homme, formé, par la Main Souveraine,
Seul Habitant de l Univers,
Contenoit dans ſons Sein toute la Race humaine.
Ses Deſcendans ont peuplé les Deſerts,
Ont défriché les Champs, ont traverſé les Mers.
Dans l homme on voit l extrait des Eſpeces changeantes.
Il nous paroît d abord à ſa conception,
N avoir nulle diſtinction,
Tel, qu un nombre infini d Animeaux, & de Plantes,
Dont une graine, un oeuf font la production.
S avançant par degrez à la perfection,
Il commence bien-tôt d avoir quelque figure;
Il ſemble vegeter dans le Sein maternel;
Comme une Plante il prend ſa nourriture.
Le423Von den Sinnlichkeiten insgemein.
Es werden hier und dar uns Coͤrper auf der Welt,
Die, wie die unſrigen bereitet, dargeſtellt.
Wir koͤnnen augenſcheinlich ſehen,
Daß ſie auf gleiche Weiſ, als wir, entſtehen,
Man ſiehet, daß ſie allzuſammen
Aus der Materie gefuͤget ſind, und ſtammen.
Sie ſind, wer leugnet es? gebohren, ſo, wie wir:
Jhr Leben faͤngt ſich an; ſie ſcheiden auch von hier.
Allein, hat denn der Menſch, nebſt allen ihren Gaben,
Nicht den Verſtand dazu, den ſie nicht haben?
Der Menſch, durch GOTTES Hand gebildet und formirt,
Der eintzig unſre Welt bewohnet und regiert,
Enthielt in ſeinem Schooß die Nachwelt auf einmal.
Die Wuͤſten fuͤllete ſein Saame, ſonder Zahl,
Bebauete das Feld, beſchiffete das Meer.
Von Dingen, die ſich aͤndern und vergehen,
Kan man in Menſchen recht den Auszug ſehen.
Es findet ſich in ſeiner erſten Zeit,
Wenn er empfangen wird, kein Unterſcheid.
Wie eine groſſe Zahl von Thier-und Pflantzen,
Die bald aus einem Korn, bald einem Ey entſpringt,
Zu ſeiner Vollenkommenheit
Sich Staffel-Weiſe dringt;
Empfaͤnget auch der Menſch gar bald
Ein Art von Bildung und Geſtalt:
Es ſcheint, ob werd er in der Mutter Schooß
Recht auf die Art, als eine Pflantze, groß:
D d 4Als424Deſ Senſationſ en general.
Le temps formant toujours cet Etre corporel,
Accru par l aliment; Les Arteres, les Veines,
Les Muſcles, le Cerveau, le Coeur dévelopez,
Aux Actes de la Vie en commun occupez,
Du Sang & des Eſprits font les courſes ſoudaines.
Cet Embryon n eſt plus un ſimple Vegetal,
Il ſe meut, il reſpire, & c eſt un Animal.
De ces Etres divers les qualitez mêlées,
En cet Etre plus noble ainſi ſont raſſemblées;
Mais c eſt toujours un Corps formé des Elemens,
Qui n a que la figure & des arrangemens,
Juſqu’à ce, qu élevé dans un degré ſublime,
Un Rayon tout Divin, & l éclaire, & l anime.
L Ame eſt unie à tous ſes mouvemens;
Pour le rendre accompli, ſon Ouvrier lui donne,
L’Eſprit, qui ſent, & qui raiſonne.
Il conſerve en vivant tous ces ſecrets rapports.
Son Poids materiel l entraîne,
Et vers la Terre le ramene;
Souvent pour s en deprendre il fait de vains efforts,
Et l eſſor de l Eſprit cede aux liens du Corps.
D une Prévention, & honteuſe, & grosſiere,
Nous ſommes toujours emportez.
De tant d Objets divers à toute heure agitez,
Nous ne comptons que la matiere,
Qui nous preſſe de tous côtez.
Par425Von den Sinnlichkeiten insgemein.
Als eine Pflantze nehrt er ſich,
Die Zeit die ſolchen Leib formiret und verbeſſert,
Der durch die Nahrung ſich vergroͤſſert,
Die Adern, Muskeln, Hirn und Hertz, faſt ſichtbarlich
Entwickelt und entdeckt; bemuͤhen ſich zu leben,
Und, nebſt der Geiſtigkeit, dem Blut den Lauf zu geben.
Es ſtellt die Frucht forthin kein bloß Gewaͤchs mehr fuͤr,
Sie athmet, reget ſich, und iſt ein Thier.
So unterſchiedner Ding, verſchiedne Eigenſchafften
Vermengen ſich, verbinden ſich und hafften
Jn-und an ſeinem edlen Weſen.
Jedoch iſt es ein Leib aus Elementen nur
Der bloß die Ordnung hat und die Figur,
Bis ihn, da er zum hoͤhern Grad erleſen,
Ein Strahl belebt, der aus der GOTTHEJT fleuſſt.
Mit den Bewegungen verbindet ſich der Geiſt:
Damit er noch vollkommner ſey; ſo ſchencket
Sein SCHOEPFFER ihm den Geiſt der fuͤhlet und
gedencket.
So lang er lebt, behaͤlt er die geheimen Ketten:
Es reiſſt die irdſche Laſt ihn mit ſich fort und druͤckt
Jhn Erdwerts: offt bemuͤht er ſich umſonſt zu retten,
Durchs Leibes Drang wird offt der Geiſt mit fortgeruͤckt.
Von einem ſchimpflichen und groben Vorurtheil
Sind wir beſtaͤndig fortgeriſſen.
Von Dingen deren Druck wir ſtets empfinden muͤſſen;
Wird die Materie nur bloß von uns erblickt
Die uns auf allen Seiten druͤckt.
D d 5Es426Deſ Senſationſ en General.
Par ce premier panchant nos Ames abaiſſées,
Ne ſe diſtinguent point des Organes des Sens;
Nous cherchons contre nous des raiſons inſenſées.
DIEU par ſes Ordres tout-puiſſans,
Ne peut-il pas, dit-on, faire des Corps penſans?
Oui, DIEU forme à ſon gré des Corps & des penſées;
Mais ils ſeront toujours tels qu’îl les aura faits,
De diverſe Nature, on ne verra jamais,
Les Qualitez des uns dans les autres paſſées;
Et bien que la Penſée au Corps ſe puiſſe unir,
Aucun Corps à penſer ne ſauroit parvenir.
DIEU ne veut point ſe contredire,
Dans leur Commerce mutuel,
Il conſerve en tous deux ſon immuable Empire;
Ce qu il fait, de matiere, eſt toujours corporel,
Et ce, qu il crée, Eſprit eſt immateriel.
L’Ame humaine n eſt point l’Ame materielle,
Comme a tous les Animaux,
Que par abus du nom d’Ame on apelle;
Et ſur leurs mouvemens nous en jugeons à faux.
Des427Von den Sinnlichkeiten insgemein.
Es unterſcheiden ſich die Seelen,
Erniedrigt durch des Coͤrpers Druck-Gewicht,
Von ihrer Sinnen Werckzeug nicht,
Wenn wir, voll Unvernunft, uns falſche Schluͤſſe wehlen:
Kan, ſpricht man, GOTT der HERR und SCHOEPF -
FER aller Sachen
Nicht Coͤrper, welche dencken, machen?
Ja, GOTT der HERR formirt nach Seinem Willen
Sowol die Coͤrper, als Gedancken:
Doch beyde bleiben ſtets, Sein Wollen zu erfuͤllen,
Jn ihren angewieſnen Schrancken.
Von denen von Natur verſchiednen Eigenſchafften
Und Kraͤfften wird man nimmer ſehn
Die eine Art zur andern uͤbergehn.
Ob die Gedancken gleich ſich an die Coͤrper hangen;
So koͤnnen Coͤrper doch zum Dencken nie gelangen.
Die GOTTHEJT will Sich Selbſt nicht widerſprechen
Jn Jhren Ordnungen den Schluß zu unterbrechen.
Jn beyden bleibet Jhr zugleich
Jhr unveraͤnderliches Reich.
Es bleibet coͤrperlich, was GOTT zum Coͤrper macht,
Und geiſtig, ſo er nicht aus Stoff hervorgebracht.
Materialiſch iſt der Menſchen Seele nicht,
Als welche bloß den Thieren nur gemein,
Von welchen man mit Unrecht ſpricht,
Daß ſelbe Seelen ſeyn,
Und uͤber welcher ihr Bewegen
Wir eine falſche Meinung hegen.
Wird428Deſ Senſationſ en general.
Des Pierres, même, des Métaux,
Ne voit-on pas mouvoir la maſſe corporelle?
Le Fer, que l Aimant touche, eſt tourné vers le Nort,
Le Métal ſans repos ſemble chercher la Pierre,
La Pierre ſemble ausſi le joindre avec transport,
Et ſouvent l un à l autre à fuïr ils font effort,
Comme s ils ſe craignoient, ou ſe faiſoient la guerre.
Mais peut-on leur donner ni ſentiment, ni choix?
Sans doute une matiere inſenſible à la vûe,
Les penetre au dedans, les pouſſe, les remue,
Et les fait obéïr à ſes ſecretes Loix.
L’Action qu en ces Corps ſouvent on imagine,
N eſt point celle, dont l homme en lui ſe ſent toucher.
Si nous voyons des Corps ſe chaſſer, s accrocher,
Aller en haut, en bas, s’eloigner, s approcher;
C eſt un Vent, un Reſſort, qui meut une Machine;
Ce n eſt point avec choix ſe fuïr, ou ſe chercher.
Notre premiere Etude eſt donc de bien connoître
Ce, qui ſe paſſe en nous, dans les Etres penſans;
Bien429Von den Sinnlichkeiten insgemein.
Wird nicht in uns verſpuͤrt
Daß ſich die Steine ſelbſt, ja gar Metallen, regen?
Das Eiſen, vom Magnet beruͤhrt,
Wird Nordtwerts hingefuͤhrt.
Es ſcheinet das Metall bemuͤht den Stein zu finden,
Der Stein ſucht ebenfalls mit ihm ſich zu verbinden,
Und oͤffters ſiehet man ſie beyde ſich bemuͤhn,
Einander zu entfliehn,
Als wenn ſie ſich einander ſcheuten,
Als wollten ſie zuſammen ſtreiten.
Doch kan man ihnen ja wol keine Wahl
Und auch kein Fuͤhlen zuerkennen.
Ein zarter Zeug, den keiner Augen Strahl
Gewahr wird und vermag zu ſehen,
Wird ſonder Zweifel durch ſie gehen,
Stoſſ’t und beweget ſie und kan ſie zwingen,
Geſetze, die geheim ſind, zu vollbringen.
Die Handlung, die man offt in dieſen Coͤrpern ſpuͤrt,
Jſt nicht diejenige, die uns beruͤhrt.
Wenn wir offt Coͤrper ſehn,
Die ſich bald jagen, bald umfahen,
Bald hoch, bald niedrig gehn,
Bald ſich entfernen, bald ſich nahen;
Jſt es ein Wind, ein Rad, ſo die Machine ziehen.
Das heiſſt nicht: mit Bedacht ſich ſuchen und ſich fliehen.
Was nun am noͤthigſten von unſeren Studieren
Jſt, daß wir uns bemuͤhen, auszuſpuͤren
Das, was in uns geſchicht im Weſen, das gedencket:
Daß430Deſ Senſationſ en general.
Bien diſtinguer l Eſprit, ſes Modes, & ſon Etre,
Des effets corporels qui ſurprennent nos Sens.
Hors de lui, trop ſeuvent, il aime à ſe répandre;
Et dans tous les Objets, par ſon illuſion,
Il meut ce, qu il eprouve à leur occaſion.
Nous ne voulons jamais comprendre,
Que ces Corps l on voit tant de diverſitez,
Ne tiennent, que de nous, toutes leurs qualitez,
N ont que des mouvemens, qui ſur les nerfs s’appliquent
Que reciproquement des Corps ſe communiquent.
Ces Nerfs même n’ont point d autres proprietez,
Que d être ainſi plus, ou moins agitez,
L atteinte eſt ſeulement plus forte, ou plus legere;
Et ſi chacun des Sens d avec l autre differe,
Songeons, que c eſt l Eſprit, qui ſeul y doit trouver
Cette diverſité, qu ils nous font éprouver.
Cherchant comment le feu nous échauffe, & nous brûle,
Songeons bien, qu’il ſeroit abſurde & ridicule,
De reconnoître en lui cette même chaleur,
Qui, ſelon que la main s’approche, ou ſe recule,
Changeante en nous, devient, ou plaiſir, ou douleur.
Par431Von den Sinnlichkeiten insgemein.
Daß wir zugleich den Geiſt, ſein Weſen, ſeine Art
Von dem, was eoͤrperlich, und offt die Sinnen lencket,
Bemuͤhet ſeyn zu unterſcheiden.
Es ſetz’t der Menſch, und wol recht als mit Freuden,
Sich aus ſich ſelbſt heraus, und zwar die meiſte Zeit,
Ja, durch ſich ſelbſt geteuſcht, ſetzt er in andre Dinge
Das, was bloß durch Gelegenheit
Der Vorwuͤrff er in ſich von Sinnlichen empfinge.
Wir ſperren uns und wollen nicht verſtehen,
Daß Coͤrper, von ſo unterſchiednen Gaben,
Nur bloß von uns die Eigenſchafften haben,
Daß nichts bey ihnen ſey, als bloß nur ein Bewegen,
Wodurch ſie denn den Nerven das erregen,
Was Coͤrper insgemein
Von Coͤrpern zu empfangen pflegen:
Wie denn auch ebenfalls kein andre Eigenſchafften
An denen Nerven ſelber hafften;
Als daß ſie minder bald, bald mehr beweget ſeyn,
Und jede von dem Druck bald mehr bald minder leidet:
Wann aber ſich ein Sinn von audern unterſcheidet;
So ſey man uͤberfuͤhrt, daß bloß der Geiſt allein
Geſchickt iſt zu befinden
Den Unterſcheid, den wir durch ſie empfinden.
Wenn man befliſſen iſt, daß man erkenne,
Auf welche Weiſe uns das Feuer waͤrm und brenne;
So dencke man nur frey,
Daß es recht laͤcherlich und kindiſch ſey,
Wofern man in das Feur die Waͤrme wollte ſetzen,
Die uns, nachdem die Hand, bald fern, bald nah dabey,
Jm Wechſel, kan ergetzen und verletzen.
Die432Deſ Senſationſ en general.
Par le rapport des Sens nous pourrons nous inſtruire
De ce, qui ſert au Corps, de ce, qui lui peut nuire.
Mais ils trompent ſouvent, quand ils ſont conſultez,
Pour découvrir des Veritez;
Si la Raiſon manque de les conduire,
Nous ſommes dans l erreur bien-tôt precipitez.
Par le penchant vulgaire, les Sens nous inclinent,
Loin de ſervir l Eſprit, ſouvent ils le dominent;
Et dans un abandon aveugle & dangereux;
Nous ſemblons nous regler uniquement par eux.
Aux ſenſibles Objet l Ame trop attachée,
Par leurs traits les plus forts ſe plaìt d être touchée;
Sans ceſſe elle ſe livre à leurs impresſions,
Et trouvant un ſupplice en ſes réflexions,
De ſes propres clartez elle-même ſe prîve:
Elle ſe déconcerte, & borne ſes deſirs
A cette impresſion tumultueuſe & vive,
Qui l empêche d être attentive,
A ſes veritables plaiſirs:
Ainſi, que dans une Aſſemblée,
D’un éloquent Diſcours le ſuccès eſt détruit,
D’un beau Concert la douceur eſt troublée,
Par le desordre, & par le bruit.
Mai[ſ]433Von den Sinnlichkeiten insgemein.
Die Sinnen koͤnnen uns durch ein Gefuͤhl erklaͤren,
Was unſerm Coͤrper nuͤtzt, und was ihn kan verſehren.
Doch taͤuſchen ſie uns offt, wenn wir ſie fragen,
Um uns die Wahrheit recht zu ſagen.
Wenn die Vernunfft dieſelbigen nicht leitet,
Verſpuͤret man, wie bald der Fuß in Jrrthum gleitet.
Durch ſtarcke Vorurtheil, wohin die Sinnen fuͤhren,
Statt ihnen unterthan zu ſeyn,
Beherrſchen und regieren
Sie oͤffters unſern Geiſt. Es ſcheinet anders nicht,
Als daß, erbarmenswerth geblendet, bloß allein
Man ſich nach ihnen richt.
Die Seele, welche ſich
Nur gar zu ſtarck gewoͤhnt an das, was coͤrperlich,
Verſpuͤrt, daß ſie durch ihre ſtarcke Zuͤge,
Die ſie beruͤhren, ſich vergnuͤge.
Sie laͤſſt ohn Unterlaß, ſich von demſelben lencken,
Und recht, als litte ſie in ihrem Dencken;
Beraubet ſie ſich ſelbſt von ihrem eignem Licht.
Ja ſie verwirret ſich,
Und hat ihr Augenmerck auf anders nichts gericht’t
Als auf den Druck und Trieb, die ſo unordentlich,
Und welche ihr recht mit Gewalt verwehren
Auf ihre wahre Luſt den Blick zu kehren.
So wie, bey einer groſſen Menge,
Der Zweck der kuͤnſtlichſten Beredſamkeit
Verfehlet wird, durch ein Getoͤſ und Schwaͤrmen;
Und wie der Reitz der lieblichſten Geſaͤnge
Geſtohret wird durch ein zu ſtarckes Lermen.
E eAllein434Deſ Senſationſ en general.
Mais de cet Examen abregeons l étendue.
Laiſſons des Sens grosſiers l Uſage & les Effets.
Sur des faits moins communs nous ſerons ſatisfaits,
Si nous nous attachons à l Ouïe, à la Vûe.
Ce ſont les plus nobles des Sens,
Les plus promts, les plus ſûrs, & les plus agiſſans,
Principaux Inſtrumens des Arts & des Sciences,
Organes de nos connoiſſances;
Quand nous philoſophons, tâchons de parvenir,
A les connoître, à les bien définir.

De l’Ouïe.

O ſurprenans Accords! o Merveille infinie!
Sans ceſſe nous reconnoiſſons,
Sur l’Eſprit des Humains ce, que peuvent les Sons;
Par eux d un Noeud ſecret l Ame au Corps eſt unie,
De la commune Erreur à la fin revenus,
Tâchons de démêler ces rapports inconnus;
Des préjugez trompeurs ſongeons à nous défendre.
Le435Von den Sinnlichkeiten insgemein.
Allein wir ſtellen itzt die Unterſuchung ein,
Und wollen vom Gebrauch der groͤbern Sinne ſchweigen,
Wir werden mehr zufrieden ſeyn
Mit Wuͤrckungen, die weniger gemein,
Und welche das Gehoͤr und das Geſicht uns zeigen.
Dies ſind die edelſten von allen Sinnen, auch
Die fertigſt-ſicherſten und ſchnellſten im Gebrauch:
Von Kunſt und Wiſſenſchafft die beſten Jnſtrumente,
Wodurch wir den Begriff aus allen Dingen ziehn.
Wenn wir die Welt-Weisheit nun treiben,
So laſſt uns auch dahin bemuͤhn,
Sie recht zu kennen, zu beſchreiben!

Von dem Gehoͤr.

O unbegreifflicher Zuſammenklang!
Der faſt unendlich wunderbar.
Wir werden offtermals gewahr,
Was auf der Menſchen Geiſt ein Ton wuͤrckt, ein Geſang.
Durch Toͤne binden und vermaͤhlen
Sich, mit dem Coͤrper, unſre Seelen,
Durch ein geheimes Band.
Auf! laſſt dereinſt den Jrrthum uns entziehen,
Und den Zuſammenhang, der uns ſonſt unbekannt,
Zu unterſcheiden uns bemuͤhen.
Laſſt uns des Vorurtheils Betruͤgerey entfliehen,
E e 2Es436De l’Ouïe.
Le Son n’eſt point dans l’Air, nous croyons l entendre,
Et les Corps reſonnans n ont point le Son en eux.
Que ſous l effort des Vents impetueux,
On entende gémir les Forêts agitées,
Qu’on entende mugir les Vagues irritées,
Avec le mouvement le Son n eſt point mêlé;
Il n’eſt produit, qu en nous, par l’Organe ébranlé.
Et n arrivé-t-il pas, qu’au milieu du ſilence,
Dans la tête aſſourdie on à des Tintemens,
Des bruits, & des Bourdonnemens,
A qui rien du dehors ne peut donner naiſſance?
Quelques Maux, dans leur violence,
Par des certains frémiſſemens
Nous font ouïr des hurlemens,
Qui cauſent des peines extrêmes,
Et ne ſont produits, qu en nous-mêmes.
Un Hipocondriaque entend parmi les Airs
Raiſonner d aimables Concerts;
Son Ame eſt ſurpriſe & charmée
D’une douce Muſique, en lui-même formée.
Les437Vom Gehoͤr.
Es iſt nicht in der Lufft der Ton, wie man vermeint,
Und Coͤrper, welche klingen,
Die haben nicht den Klang in ihnen, wie es ſcheint.
Es mag ein laut Geheul uns in die Ohren dringen
Vom Walde, der gepeitſcht durch wilder Winde Wuth;
Man hoͤre das Gebruͤll der aufgebrachten Fluth.
Der Ton iſt nicht vermiſcht mit dem Bewegen:
Er wird in uns gezeugt dadurch allein,
Daß ſich der Ohren Nerven regen.
Kommt es nicht offtermals, daß, mitten in der Stille,
Man fuͤhlet im verſtopfften Kopff
Ein Klingen, Toͤnen, ein Geklopff,
Die ja von aͤuſſerlichen Dingen,
Unſtreitig nicht entſtehen noch entſpringen.
Es laſſen uns ein Heulen, ein Gebruͤlle,
Durch ein Geknirſch gewiſſe Anfaͤll hoͤren,
Die uns mit Schmertz und Pein
Zum oͤfftern jaͤmmerlich beſchweren,
Und die doch bloß in uns erzeuget ſeyn.
Ein Krancker, den die Miltz-Beſchwerung druͤckt,
Hoͤrt offt, wie in der Lufft ein ſchoͤn Concert erklinget;
Es iſt die Seel in ihm erſtaunet und entzuͤckt,
Durch liebliche Muſic, die in ihm ſelbſt entſpringet.
E e 3Es438De l’Ouïe.
Les Sens ont toutefois leur ſiége, leur reſſorts,
Et certaine Structure en nous eſt diſpoſée,
Qui peut recevoir du dehors
L impreſſion par les Objets cauſée.
L’Oreille eſt l Inſtrument formé pour recevoir
Les Sons, qui du dehors viennent nous emouvoir.
A la tête appliquée, entre ſes cartilages,
Aux mouvemens de l’Aîr elle ouvre des paſſages,
Au dedans du Canal, pour cet effet conſtruit,
Reçoit les Sons, & les conduit,
Fait qu avec plus de force ils frapent la Membrane,
Qui de Sens de le Ouïe eſt le premier Organe.
D un tambour reſonnant elle imite la peau;
De-là tous les Coups retentiſſent,
Par l Air interieur, juſqu’au fond du Cerveau,
Ou les Nerfs auditifs s uniſſent;
Et dans l Ame, qu ils avertiſſent,
Par divers tremblemens nous font en cent façons,
Sentir & diſtinguer les Sons.
Ces mouvemens du Corps ſont apperçûs de l’Ame;
Diverſes Ondolations
Font diverſes emotions;
L une nous calme, & l autre nous enflâme:
Le439Von dem Gehoͤr.
Es haben ordentlich, nebſt ihren Sitz die Sinnen,
Zugleich Springfederchen von innen,
Und ein gewiſſer Bau iſt in uns aufgefuͤhret,
Der jeden Druck empfaͤngt, ſo ihn von auſſen ruͤhret,
Durch Gegenwuͤrff erregt.
Ein Werckzeug iſt das Ohr, gemacht, um zu empfangen
Die Toͤne, die zu uns von auſſen her gelangen.
Es iſt dicht an das Haupt gelegt,
Durch Knoͤrpel oͤffnet es der Lufft, die ſich bewegt
Den Weg, drauf faſſt ein Gang, der recht dazu gemacht,
Die Toͤne, die von ihm dann ferner fortgebracht.
Er wuͤrcket, daß dadurch die Haut vielmehr
Geruͤhret wird, (als welche vom Gehoͤr
Das ſtaͤrckſte Werckzeug iſt) gleich einem Drommel-Fell:
Dahero dringen dann die Toͤne klar und hell
Durch Lufft bis ins Gehirn, woſelbſten ſich verbinden
Die Nerven des Gehoͤrs, ſo faſt die Seel erſchuͤttern;
Und geben mannichfach, ihr durch verſchiedlichs Zittern,
Den Unterſcheid der Toͤn zu kennen zu empfinden.
Was ſich nun an den Coͤrper ruͤhret,
Wird von der Seelen auch ſogleich verſpuͤret.
Verſchiedne Wallungen erregen
Auch ein verſchiedenes Bewegen.
Das eine reitzet uns, wenn uns ein anders ſtillet.
E e 4Durch440De l’Ouïe.
Le Son lent cauſe dans les Cœurs
Le Repos la Triſteſſe, & les froides Langueurs.
La meſure promte au contraire
Fait nâitre l Enjoument, la Joie, & la Colere,
Autant que ces impreſſions
Par les ſons differens occupent nos Penſées,
Autant nos Ames ſont pouſſées
A differentes Paſſions.
Ce Sentiment n’eſt point dans l’Oreille frapée,
N’eſt point dans les nerfs agitez,
Ni dans le Cerveau même, les coups ſont portez;
Il n’eſt produit, qu en l Ame au dedans occupée,
Des Mouvemens de l Air au dehors excitez.
La chaleur dans le Sang, ou s’appaiſe, ou s’augmente,
Comme à l égard d un Corps un autre à le pouvoir
De l arrêter, de le mouvoir;
Ainſi le Lut pincé par une Main ſavante,
Emeut de doux frémiſſemens,
Remplit de vifs treſſaillemens
Un Sang dont la courſe eſt trop lente,
Ou la viteſſe ttop bouillante;
Et l Ame alors reçoit des Sentimens
D une Nature, ou calme, ou violente.
Alexan -441Vom Gehoͤr.
Durch einem Ton, der langſam, wird das Hertz
Mit Ruhe, Traurigkeit, und langer Weil erfuͤllet:
Geſchwinde Toͤn hingegen wuͤrcken Schertz,
Vergnuͤgen, Freude, Zorn. Nachdem die Druͤcke nun
Durch unterſchiedne Toͤn, an den Gedancken hafften,
Und unterſchiedne Wuͤrckungen veruͤben,
Nach dem ſind unſre Seelen auch getrieben
Zu unterſchiednen Leidenſchafften.
Ein ſolch Empfinden nun geſchicht
Jn den getroffnen Ohren nicht,
Auch nicht in den bewegten Sehnen,
Nicht im Gehirn, wohin die Regungen ſich dehnen.
Nein, in der Seele zeigets ſich,
Die ſich beſchaͤfftigt, innerlich,
Durch die Bewegungen, die von der Lufft geſchehn,
Und aͤuſſerlich entſtehn.
Die Hitze wird im Blut gelindert und erreget:
Gleichwie ein Coͤrper Kraͤffte heget,
Daß er den andern hemmt, und auch beweget.
Alſo erregt die Laute, die die Hand
Des Meiſters kuͤnſtlich greifft, ein ſolch Erſchuͤttern
Jm Blut, das ſich zu langſam regt:
Sie fuͤllt mit einem regen Zittern
Ein anders, deſſen Lauff ſich feuriger bewegt:
Und unſre Seele fuͤhlt die Eigenſchafft ſo bald
Von einer ſanfteren und ſtrengeren Gewalt.
E e 5Durch,442De l’Ouïe.
Alexandre touché d un Chant harmonieux,
Dont l’éclat exprimoit la Gloire & les Allarmes,
Saiſi d un transport furieux,
Au milieu d un Feſtin voulut prendre les Armes.
Par des Accords moins vifs on voit, que dans un Coeur
L’emportement s’appaiſe, & ſe modere,
La Paix ſuccede à la Colere;
Et Saül délivré d un état plein d’horreur,
Sentoit d’un noir Demon ralentir la fureur,
Dans les momens ſa Bile enflâmée,
Etoit par de doux Sons heureuſement calmée.

Conſiderationſ ſur l’Ouïe.

Tout ce, que pour nous a d attraits,
La plus belle Muſique, & la mieux compoſée,
Doit ſupoſer en nous certains raports ſecrets
De notre Ame bien diſpoſée.
Ils ſont en notre Eſprît infus & naturels,
Augmentez par l’Uſage, achevez par l’Etude,
Qui de ces beaux Accords a fait une habitude,
Ces plaiſirs délicats ne ſont point corporels.
Pour l Ame tranquile & contente,
Que la Symphonie eſt touchante!
Lorsque les nerfs tendus de divers Inſtrumens,
Produiſent tous ces Roulemens,
Ces Fugues, ces Modes charmans,
Dont le mêlange nous enchante.
Que443Vom Gehoͤr.
Durch einen muntern Klang, der Lerm und Ruhm begreifft,
Fuͤhlt Alexander ſich bewegen,
Und greifft, gantz auſſer ſich, vor Wuth,
Bey einer Gaſterey zum Degen.
Hingegen ſiehet man das Blut
Durch ſanfte Toͤne ſich beſaͤnftigen, ſich legen.
Der Friede folgt auf Zorn und Wuͤten. Saul wird frey
Von ſeiner Noth; es weicht der Geiſt der Raſerey
Den Augenblick, wann die entbrannte Gall
Jn ihm beſaͤnftigt wird durch ſuͤſſen Saiten-Schall.

Betrachtungen uͤber das Gehoͤr.

Von dem Vergnuͤgen und Ergetzen,
So die Muſic in uns erweckt,
Wenn ſie wohl componirt, muß man zum Grunde ſetzen
Geheimer Zuͤge Krafft, ſo in der Seele ſteckt.
Die ſind in unſern Geiſt natuͤrlich eingegoſſen,
Durch den Gebrauch ſind ſie vermehret und vergroͤſſert,
Durch Muͤh und Fleiß verbeſſert:
Er wird dadurch, daß er den Wohl-Laut offt genoſſen,
Noch immer fertiger und mehr Erkenntniß kriegen.
Es iſt nicht coͤrperlich ſo zaͤrtliches Vergnuͤgen.
Wie ſehr vermag ein ſuͤſſes Muſiciren,
Die Seele, die vergnuͤgt und ruhig iſt, zu ruͤhren!
Wenn eine Menge, duͤnner Sehnen,
So wir auf Jnſtrumente dehnen,
Solch Rollen, Melodie und Fugen uns gebiert,
Durch deren liebliches Gemiſch wir ſeyn geruͤhrt.
Was444De l’Ouïe.
Que de ces Accords meſurez
Les douces liaiſons, les differenz degrez
Touchent l’Ame harmonique, en touchant notre Oreille;
Que le ſublime Orphée en ménageant ſes tons,
Pouſſe de merveille en merveille
Le beau Chant, que nous écoutons,
Et qui nous fait douter ſi quelque heureux Genie
N a point ici des Cieux tranſporté l Harmonie.
Mais parmi ces Accords ſi doux, & ſi puiſſans
Dont l ordinaire Effet eſt de ravir les Sens
Ce qui prouve, que l’Ame eſt la ſeule Maîtreſſe;
Elle reſiſte à ces attentions;
Elle ſe livre à des diſtractions;
Le même Chant qui cauſoit l allegreſſe
Par ces vives expreſſions,
Lui fait ſentir d autres impreſſions:
Le Son, qui nous plaiſoit, nous offenſe & nous bleſſe.
Qu’une Mere, une Epouſe, en l’excés de leur deuil,
Gémiſſent auprès du Cercueil,
la Mort à jetté l’Objet de leur rendreſſe,
Une Muſique gaye augmente leur triſteſſe;
Rien ne les flatte en ces momens
Que des Sanglots, & des Gémiſſemens.
Pour nous prouver encor, que ce n’eſt point l’Organe
Et que c eſt Eſprit, ſeul qui forme nos plaiſirs,
Si445Vom Gehoͤr.
Was wird fuͤr Luſt (wenn es die Ohren trifft,)
Durch abgemeſſenen Zuſammenklang,
Durch Abſtand und Zuſammenhang
Jn Seelen, die harmoniſch, nicht geſtifft?
Wenn ſonderlich ein Hendel moduliret
Und ſeine Toͤne moderiret,
Jn lieblichen Geſaͤngen, die man hoͤrt,
Ja immer mehr die Wunder noch vermehrt,
Und uns faſt glauben macht,
Ob nicht ein holder Geiſt den Klang vom Himmel bracht.
Doch mitten in der ſchoͤnſten Melodey,
Die maͤchtig, uns die Sinnen zu entfuͤhren,
Kan dieſes uns am kraͤfftigſten probiren,
Daß unſre Seele doch allein nur Meiſter ſey.
Sie kan ſich ſelbſt von der Betrachtung lencken,
Sie kan auf etwas anders dencken.
Durch eben den Geſang, der durch die Munterkeit
Auch Luſt und Munterkeit in ihr erregt,
Wird ſie zur anderen, auf andre Art bewegt.
Der Ton, der einmal uns gefiel, kan uns mißfallen.
Laͤſſt eine Frau, laͤſſt eine Mutter Klagen
Bey des Geliebten Sarg erſchallen;
So mehrt die froͤlichſte Muſic derſelben Plagen:
Sodann kan nichts als Schluchzen, Seuffzen, Heulen
Derſelben Troſt ertheilen.
Um uns noch mehr zu uͤberfuͤhren,
Es koͤnne nicht das Werckzeug ſeyn,
Und es ſey bloß der Geiſt allein
Geſchickt und maͤchtig uns zu ruͤhrrn.
Wenn446De l’Ouïe.
Si nous entendons les ſoupirs,
D Andromaque, ou de Mariane,
Ces Maux imaginez, tous ces cris, ces regrets,
Par le penſer ſecret, que ce ſont des images
De l’Eſprit & de l Art ingenieux Ouvrages,
Ont des douceurs & des attraits.
L Ame, qui réflêchit rencontre mille charmes,
A voir couler ces feintes larmes;
Nous voyons avec joye imiter ces douleurs.
Et ſerions-nous touchez par des plaiſirs ſemblables,
Si naturellement on répandoit ces pleurs,
Et ſi nous écoutions des plaintes veritables?
Preuve qui doit nous confirmer,
Que l’Ame ſeule éprouve en elle-même,
L effet, qui ſur les Sens nous paroît s’imprimer;
Entre tous les accens que l on entend former,
De la perſonne, que l on entend former,
De la perſonne, que l on aime,
La ſimple voix fait un plaiſir extrême;
Celui, qui n aime point, n eſt point touché de même.
Au Son de la parole on ſe laiſſe charmer.
De l Art le plus parfait la Muſique animée,
N’a rien de comparable à cette Voix aimée.
Par447Vom Gehoͤr.
Wenn wir das Seuffzen und das Klagen
Der Andromach und Marianen ſpuͤren;
So koͤnnen die verſtellte Plagen
Das Schreyen, Winſeln, Weinen, Zagen,
Durch ein geheimes Dencken,
Als koͤnten ſie in ſolchen Bildern,
Die uns ſo Geiſt als Kunſt natuͤrlich ſchildern,
Uns reitzen und Vergnuͤgen ſchencken,
Die Seele, welche denckt, trifft tauſend Anmuth an,
Wenn ſie den Fluß erdichter Zaͤhren ſieht.
Man ſchaut mit froͤlichem Gemuͤth,
Wie man den Schmertz natuͤrlich bilden kan.
Sollt es wol moͤglich ſeyn, daß ſolche Luſt uns ruͤhrte,
Wenn ſolche vorgeſtellte Zaͤhren
Recht ernſtlich und natuͤrlich waͤren,
Und wenn man wahre Klagen ſpuͤrte?
Was dis noch mehr bewaͤhret,
Daß unſ’re Seel allein
Jn ſich die Wuͤrckung bloß empfindet und erfaͤhret,
Die nach dem Augen-Schein
Sich in die Sinne druͤckt: Jſt, daß von allen Toͤnen
Die Stimme der Perſon, die jemand liebt,
Jhm das empfindlichſte Vergnuͤgen giebt,
Da einer, der vom Reitz derſelben Schoͤnen
Nicht angeflammet, nicht geruͤhrt,
Dergleichen Anmuth nicht verſpuͤrt.
Man wird vom Schall der Woͤrter bloß entzuͤcket.
Der Stimme, die man liebt, muß alles weichen,
Die herlichſte Muſie iſt ihr nicht zu vergleichen.
Es448De l’Ouïe.
Par lui-même le Son nous bleſſe, ou nous attire,
Nous en ſommes d’abord, ou flattez, ou choquez.
Mais quand de la parole il établit l Empire,
Que les ſons entre nous par l’Uſage marquez,
Sur ce que l Ame eſpere, aime, hait, craint, deſire,
Sont au divers Sujets par l’Organe appliquez;
Alors l’homme avec l’homme exprime ſes penſées,
D un Eſprit avec l autre on voit la liaiſon;
Dans un commerce heureux les Ames exercées,
Se communiquent leur Raiſon.
Rien n’égale ces Sons, que l’Eloquence employe
Pour nous flêchir, nous animer,
Nous attacher, ou nous calmer.
L’Aſſurance, & la Peur, la Triſteſſe, & la Joye,
Pour émouvoir l’Eſprit ont leurs inflexions.
Une Ame bien touchée agit ſur une autre Ame,
Elle la glace, elle l enflâme,
Lui cauſe ſes deſirs, & ſes émotions,
Lui fait ſentir toutes ſes pasſions.
Quand449Vom Gehoͤr.
Es reitzt uns durch ſich ſelbſt ein Ton; Ein Ton verletzet
Uns gleichfalls durch ſich ſelbſt. Wir werden offt ſogleich
Durch ihn betruͤbt, durch ihn ergoͤtzet.
Wenn aber er das Reich
Der Woͤrter macht, formirt und gruͤndet,
Und mit demſelben ſich verbindet;
Wenn Toͤne, welchen der Gebrauch
Ein feſtes Zeichen giebet;
Wenn unſre Seele hofft, verlanget, haßt und liebet
Durchs Werckzeug des Gehoͤrs, auf manche Dinge denckt;
Sodann entdeckt ein Menſch dem andern, was er denckt.
Man ſieht, von jenem Geiſt mit dieſem, den Verband;
Und durch ein Wechſelweiſ getriebenes Erzehlen
Eroͤffnen, theilen mit und geben ſich die Seelen
Einander gluͤcklich den Verſtand.
Man wird am kraͤfftigſten geruͤhret
Durch Toͤne, ſo die Red-Kunſt fuͤhret;
Als die uns lencken und entzuͤnden,
Beſaͤnftigen, verbinden.
Die Vergewiſſerung, Furcht, Freud und Traurigkeit,
Beſitzen in ſich eine Macht,
Durch deren Biegung allezeit
Der Geiſt wird in Bewegung bracht.
Ein recht geruͤhrter Geiſt wird andre Geiſter ruͤhren:
Er macht ihn brennen und gefrieren,
Erregt ihm ſeine Luſt und ſeiner Triebe Krafft,
Und zeugt in ihm ſein eigne Leidenſchafft.
F fWann450De l’Ouïe.
Quand de Mars irrité les fureurs inhumaines,
A deux Camps oppoſez, font chercher les Combats,
Un Mot des fameux Capitaines
Souvent aux timides Soldats
Allume le Sang dans les Veines;
Et fait pour les pouſſer à braver le Trépas,
Plus que l Airain ſonnant la Trompete éclatante;
D une ardeur intrepide on ſent brûler ſon Cœur
Lorſque l’Eſprit ſe préſente
Les Noms de Victoire, & d’Honneur.
Le Cerveau machinal peut bien être capable
De ſecouſſes, de coups, de forts ébranlemens;
Par des cris furieux, de vifs emportemens,
On produit dans autre un mouvement ſemblable.
Mais loin de ces tons vehemens,
Quelque fois un ſouris, un mot doux, agréable,
Lorsque l Eſprit y donne un ſens moqueur,
Penetre, déchire le Cœur,
Eſt une atteinte inſuportable,
Qui fait voir, que l Eſprit de l injure occupé,
Eſt ſeul ſenſible, & ſeul frapé.
C eſt ainſi qu autre fois, par la ſage Ironie,
Socrate confondoit les ſuperbes Eſprits;
Par les tons les plus doux, bien mieux, que par des cris
Des Sophiſtes hautains réprimoit la Manie;
Il leur montroit ſans s émouvoir,
De la droite Raiſon les Loix & le Pouvoir.
En -451Vom Gehoͤr.
Wann dort von Mars gereitzt, zwo feindliche Armeen
Voll frecher Grauſamkeit zum kaͤmpffen fertig ſtehen;
So floͤſſet bloß ein Wort vom tapfern Capitain
Auch ſelbſt den Feigeſten Hertz Muth und Feuer ein,
Und treibt ſie kraͤfftiger zum Wuͤrgen und zum Toͤdten,
Als der geſchaͤrffte Klang der lermenden Trompeten.
Man fuͤhlet, wie das Hertz von tapffrer Hitz entbrennt,
Wenn ſich der Geiſt ein Bildniß, mit Vergnuͤgen,
Bloß aus den Nahmen macht von Ehr und Siegen.
Das coͤrperliche Hirn iſt faͤhig, daß ein Schlag,
Ein Stoß, ein Schuͤttern es ſehr ſtarck bewegen mag.
Durch raſendes Geſchrey, durch Keiffen und durch Schmaͤhlen
Erregt man eben das in einer andern Seelen.
Allein, auch ſonder Schall, und ſonder hefftigs Klingen
Kan offt ein ſanftes Wort, ein Laͤcheln, wenn der Geiſt
Was ſpoͤttiſches, was ſpitzigs drinnen weiſ’t,
Ein Hertz zerreiſſen und durchdringen,
So, daß daſſelbe zu ertragen
Dem Menſchen faſt nicht moͤglich faͤllt.
Dies zeiget, daß der Geiſt, der ſich geſchimpffet haͤlt,
Allein empfindlich ſey, daß er allein geſchlagen.
Alſo ward Soerates, ſo vieler ſtoltzen Geiſter,
O kluge Jronie! durch deine Staͤrcke, Meiſter.
Durch ſanfte Toͤne mehr, als durch ein ſtarck Geſchrey
Zwang er der wuͤtigen Sophiſten Raſerey.
Er lehrte ſie ohn alle Leidenſchafft
Der richtigen Vernunft Geſetze, Recht und Krafft.
F f 2Je -452De l’Ouîe.
Enfin plus de nos Sens, nous obſervons l’Uſage,
Plus nos juſtes Réflexions,
Nous font voir clairement, que nos Senſations,
Du ſeul Eſprit ſont le partage.
Les effets de la Vûe encor mieux que les Sons,
Tant d’Objets différens que nous nous retraçons,
En rendent tour à tour un puiſſant témoignage,
La Parole, l’Ouïe ont un grand avantage;
Tout s’explique par le Langage;
L’utile enſeignement à l’Eſprit vient s’offrir:
Mais l’Univers entier ſans l’Art de diſcourir,
Imprime en nous ſa merveilleuſe Image;
Et ſi tôt que nôtre Oeil peut ſeulement s’ouvrir,
L’immortelle Splendeur ſe laiſſe découvrir.

De la Vue.

L’Ignorant eſt frapé de même, que le Sage.
Dans ces Corps infinis à nos regards offerts,
Dans ces Champs étoilez à nos yeux découverts,
Notre Eſprit voit l’Auteur de cet immenſe Ouvrage.
(*)Pſ. 18. Cœli enarrant Gloriam DEI.
(*)Des Elemens ſoumis les immuables Loix,
Parlent ſans ceſſe à notre Vûe.
La viſible harmonie eſt par tout entendue,
Et453Vom Gehoͤr.
Jemehr wir den Gebrauch der Sinnen nun erwegen,
Mit deſto groͤſſrer Klarheit
Zeigt der Verſtand uns dieſe Wahrheit,
Daß die Empfindung bloß dem Geiſt ſey beyzulegen.
Noch beſſer, als die Toͤn, erweiſen des Geſichts
Verſchiedne Wuͤrckungen, ſammt vieler Vorwuͤrff Bildern,
Die wir uns ſelber ſchildern,
Und machen es recht uͤberzeuglich klar.
Die Rede, das Gehoͤr, hat einen Vortheil zwar,
Es kan ein jedes Ding ſich durch die Sprach erklaͤren,
Es zeigen ſich dem Geiſt die Nutz-erfuͤllte Lehren.
Allein das groſſe Rund druͤckt uns den Wunder-Schein
Und ſein ſo herrlich Bild, ohn alle Red-Kunſt ein.
So bald ſich nur ein Aug eroͤffnen kan,
Sieht man bereits den Glantz, den nichts verdunckelt, an.

Von dem Geſicht.

Ein Dummer iſt ſowol, als der, ſo klug, geruͤhrt.
Jn aller Coͤrper Meng, die wir bey uns erblicken,
Jn allen, die den Bau des weiten Himmels ſchmuͤcken,
Wird von dem Geiſte, DER, ſo ſie gemacht, verſpuͤrt.
Die Ordnungen, die unzerſtoͤrlich,
Und welchen ſelbſt der Ur-Stoff unterthan,
(*)Die Himmel erzehlen die Ehre GOTTES. Pſ. 18.
(*)
Die reden alle unaufhoͤrlich
Der Menſchen Augen an.
Der ſichtbare Zuſammenklang
Jſt allenthalben zu verſtehen,
F f 3Und454De la Vue.
Et par toute la Terre éclate cette Voix;
Ces Peuples différens de Mœurs & de Langages,
Qui du vaſte Ocean occupent les deux Bords,
Les Barbares les plus ſauvages,
Entendent ces divins Accords.
Avec quelle vaſte étendue,
Quelle varieté s’exerce notre Vûe?
C’eſt le premier des Sens, le moins materiel,
C’eſt le plus merveilleux, le plus univerſel;
Dans ſa viteſſe inconcevable;
C’eſt lui, qui de l’Eſprit ſuit mieux le mouvement,
Et ſe trouve le plus capable,
De ſervir au Raiſonnement.
De l’Aurore au Couchant le Regard ſe promene;
Par les feux de la Nuit, par le flambeau des Jours,
Nous ſommes éclairez ſur cette immenſe Scene,
Qui toujours eſt la même, & qui change toujours.
Cet Oeil du Corps humain l’Ornement & le Guide,
Infatigable Agent de l’Eſprit curieux,
Vivant Tableau, Miroir ingenieux,
Montre en ſon petit Cercle, & l’Empire liquide,
Et l’immenſe Voute des Cieux.
Mais455Vom dem Geſicht.
Und durch die gantze Welt erſchallet ihr Geſang.
Von Voͤlckern, welche wir ſo ſehr verſchieden ſehen
An Sitten, Sprach und Art, und die von weiten Meer
Den weitgetheilten Strand zur Wohnung uͤberkommen;
Selbſt von den Schaaren
Der allerwildeſten Barbaren
Wird dieſes Goͤttliche Concert vernommen.
Jn welcher Fern und auf wie mancherley
Erſtrecket das Geſichte ſich!
Es iſt der erſte Sinn, der faſt nicht coͤrperlich,
Der wunderbarlich iſt, und der dabey
Am meiſten allgemein, der an Geſchwindigkeit
Gantz unbegreifflich iſt. Des Geiſts Beſchaffenheit
Folgt dieſer gantz allein;
Ja er wird dem Verſtand am meiſten brauchbar ſeyn.
Der ſchnelle Blick verbreitet ſich
Von Oſten an, biß gegen Weſten.
Uns leuchten Sonn und Stern von der gewoͤlbten Feſten
Auf dieſen Erden-Bau, der ſtets veraͤnderlich
Doch immer einerley.
Dies Auge, das die Zier
Des Coͤrpers und ſein Licht, ein nimmer muͤder Knecht
Des Geiſts, der voller Neu-Begier.
Ein kluges Spiegel-Glas und eine Schilderey
Die lebend, ſtellet uns des Himmels Heer,
Stellt uns das weite Meer
Jn ſeinen kleinen Creiſen fuͤr.
F f 4Laſſt456De la Vue.
Mais que ſa fonction ſoit clairement connue;
Rejettant les Erreurs, dont l’Ame eſt prévenue,
Diſtinguons bien l’Objet à notre Oeil préſenté,
D’avec le Sentiment dans l’Eſprit excité.
Ne nous figurons point des Clartez épanchées,
Dans l’Eſpace des Cieux, dans l’Air, nous vivons;
Ne croyons point les Couleurs attachées,
Aux Objets du dehors, nous les obſervons.
Lorsque du haut de leur Carriere,
Les Corps brillans frapent nos yeux,
Nous leur attribuons ces filets radieux,
Mais nous ne devons point y placer la Lumiere;
Ils n’ont, qu’un mouvement de certaine maniere;
La Lumiere eſt de l’Ame une Modalité,
Qui naît, comme le Son, de l’Organe agité.
Et n’en faiſons-nous pas une épreuve ordinaire?
Pour voir briller la flâme il n’eſt pas neceſſaire,
Qu aucun trait lumineux nous frape du dehors;
Un Coup, qui de l’Organe ébranle les Reſſorts,
Eſt cauſe, qu’au dedans un Rayon nous éclaire;
Et les Eſprits ſubtils au Cerveaux renfermez,
Par leur ſeul mouvement, ſans maniere étrangere,
Deviennent traits de feu dans nous-mêmes formez.
Si457Von dem Geſicht.
Laſſt aber uns ſein Amt recht eigentlich entdecken,
Und ſonder Vorurtheil, die uns in Hertzen ſtecken,
Den Vorwurff, welcher ſich dem Blick zeigt unterſcheiden
Von den Empfindungen, die unſre Geiſter leiden.
Man bilde ſich nicht ein,
Ob fuͤlle Firmament und Lufft ein heller Schein;
Man glaube nicht, daß bunte Farben ſtehen
An Coͤrpern, wo wir ſie von auſſen ſehen.
Wenn von des hohen Himmels Welt
Der Coͤrper Glantz uns in die Augen faͤllt,
Legt man denſelbigen die bunten Strahlen bey.
Allein,
Da muß das Licht nicht hin verfetzet ſeyn:
Sie haben nichts, als bloß ein eintzelnes Bewegen.
Das Licht iſt eine Art der Krafft der Seel hingegen,
Die auf dieſelbe Art, wie man verſpuͤrt,
Ein Werckzeug, das beweget wird, gebiert.
Empfinden wir davon zum oͤfftern nicht
Selbſt eine Probe, die gemein?
Der Flammen Glantz zu ſehn, wird es nicht noͤthig ſeyn,
Daß uns von auſſen treff ein Strich von einem Licht.
Ein Schlag, wodurch das Aug wird in Erſchuͤttrung bracht,
Verurſacht, daß ein Strahl es in uns helle macht.
Die duͤnnen Geiſterlein, die im Gehirn ſich finden,
Vermoͤgen bloß durch eigenes Bewegen
Ohn einen fremden Stoff, ſich in ſich zu entzuͤnden.
F f 5Entſte -458De la Vue.
Si dans notre Cerveau la Lumiere étincelle,
Sans que rien de dehors aux yeux vienne éclater;
Les Couleurs y naîtront comme elle,
Sans qu’à l’exterieur on les faſſe exiſter.
Lors que tout l’Horiſon au matin ſe redore,
Qu’à l aſpect du Soleil tout brille, & ſe colore,
Songeons, que les Côteaux ſi rians, & ſi verds
N’on point en eux l’Email dont ils ſemblent couverts.
Et ne voyons-nous pas que de l’Eau ſimple & pure,
Qu’un morceau de Cryſtal, qu’en triangle on figure,
Ou rien de coloré ne ſe peut concevoir?
Donc ſéparons en toute choſe
Le Sentiment d’avec ce, qui le cauſe;
Ne plaçons point dans un Air pluvieux
Le Cercle coloré, qu appercoivent nos yeux.
On ſait que des ſavans, d’opinion contraire,
Suivent obſtinément les Erreurs du Vulgaire.
Leur préjugé ne ſauroit conſentir
Qu’un Corps, n’ait pas en lui ce, qu’il nous fait ſentir.
La Viſion eſt-elle intelligible,
Lorsqu’ils la veulent expliquer;
Ils459Von dem Geſicht.
Entſtehet nun in unſern Hirn ein Schein,
Ohn daß von auſſen uns was in die Augen faͤllt;
So werden Farben auch darinn erzeuget ſeyn,
Ohn daß man ſie am Coͤrper auswerts ſtellt.
Wann fruͤh am Horizont ſich alles uͤberguͤldet,
Und durch der Sonnen Strahl ſich faͤrbet, glaͤntzt und bildet;
So dencke man nur frey,
Daß in den Gegenden, wie gruͤn ſie gleich, wie ſchoͤn,
Dennoch der gruͤne Schmeltz, in welchen wir ſie ſehn,
Nicht anzutreffen ſey.
Bemercken wir denn nicht, daß Waſſer, welches rein,
Auch daß ein Stuͤck Cryſtall, ſo man zum Drey-Eck macht,
Jn welchen keine Farben ſeyn,
Uns doch das Aug erfreut, durch ſchoͤner Farben Pracht?
Man ſey demnach bemuͤht in allen Sachen,
Doch zwiſchen dem Gefuͤhl, und dem, was es erregt,
Stets einen Unterſcheid zu machen!
Man muß nicht, wie man meiſtens pflegt,
Jn feuchte Lufft den bunten Bogen ſetzen,
Woran die Augen ſich ergetzen.
Man kennt Gelehrte zwar, die anders dencken,
Die ſich voll Eigenſinn zum Poͤbels Jrrthum lencken.
Jhr Vorurtheil formirt die falſche Schluͤſſe,
Daß, was ein Coͤrper wuͤrckt, er auch beſitzen muͤſſe.
Jſt wol die Art und Weiſe, wie wir ſehn,
Wie ſie ſie uns erklaͤren, zu verſtehn?
Sie460De la Vue.
Ils diſent, qu’un Objet viſible,
Produit dans l’Air voiſin une Image inſenſible,
Qui ſe peut par degrez toujours communiquer,
Tant qu’au fond de notre Oeil elle vient s’appliquer.
Voila ces Eſpeces frivoles,
Dont retentiſſent les Ecoles;
On nous forme à plaiſir ces Fantômes legers,
Et ces Images voltigeantes,
A l’Original reſſemblantes,
Qui viennent à nos yeux par le milieu des Airs,
Eſpeces intentionelles,
Des Corps chimeriques portraits,
De Couleur, de Figure inviſibles Extraits,
En partant de l’Objet ſi ſages, ſi fidelles,
Que ne ceſſant tout le long de leur Cours,
De ſe diminuer toujours,
Elles entrent dans nos prunelles;
Et qu ainſi dans notre Cerveau,
L’Objet, quî les envoye, imprime ſon Tableau.
On peut bien égaler cette rare peinture,
Aux Simulacres d’Epicure.
Il veut, que dans l’Objet dont nous ſommes touchez,
Des Corps minces ſoient détachez,
Qui de tout cet Objet conſervent la figure,
Fils461Von dem Geſicht.
Sie ſprechen, daß ein Vorwurff, den man ſieht,
Ein unempfindlich Bild in naͤh’re Lufft formiret,
Das Staffelweiſe ſich gemaͤhlig aufwaͤrts fuͤhret,
Bis es ſich in den Grund von unſerm Auge zieht.
Dis ſind die frevelhafften Lehren,
So wir in Schulen hoͤren.
Man ſchmiedet uns Geſpenſter, nach Gefallen
Und Bilder, welche ſchwebend wallen,
Die ihrem Urbild aͤhnlich ſeyn,
Die mitten in der Lufft ſich unſern Augen
Zu naͤhern taugen.
Ein Grillen-Heer, erdichte Bilderlein
Von Coͤrpern, bloß im Schein,
Von Form und Farben Auszuͤg, die im Reiſen
Von ihren Vorwurff ſich ſo klug, ſo treu erweiſen:
Sie hoͤren all, in ihrem gantzen Lauff,
Sich zu verkleinern niemals auf,
Bis ſie in unſer Auge gehn,
Wodurch denn ins Gehirn, von Vorwurff, der ſie ſchickt,
Sich eine Schilderey und Bildniß druͤckt.
Dis herrliche Gemaͤhld kan wohl verglichen ſeyn
Mit Epicurens Bilderlein.
Er will, daß von den Coͤrpern, die uns ruͤhren,
Sich duͤnne Coͤrper abwerts fuͤhren,
Die von den Coͤrpern, die Geſtalten,
Aus welchen ſie entſtehn, behalten.
Als462De la Vue.
Fils déliez, delicates vapeurs,
Legere écorce, & membrane inviſible,
Qui nous viennent cauſer Son, Lumiere, & Couleurs,
En touchant ſimplement l’Organe ſuſceptible,
De leur atteinte imperceptible.
Mais peut-on raiſonner ſur de tels fondemens?
Pourquoi peupler tout l’Air de volantes Chimeres?
Qui conduiroit ces Images legeres,
Qui leur aſſigneroit de divers Reglemens,
Pour leur proximité, pour leurs éloignemens?
Et comment un ſi frêle Ouvrage,
Juſques dans le Cerveau ſe feroit-il paſſage,
Sans rompre ſes arrangemens?
Obſervons avec ſoin notre Oeil, ce bel Organe,
Par l’Ouvrier Divin ſavamment travaillé,
C’eſt proprement un Verre, & pur, & diaphane,
Pour ſervir à la Vûe expreſſement taillé.
Enveloppé de la paupiere,
Il laiſſe entrer plus, ou moins la Lumiere.
Six Muſcles differens ſervent à le mouvoir;
Il s’applatit, s’allonge, & ſe hauſſe, & s’abaiſſe,
Se plaçant pour mieux recevoir,
Les traits plus, ou moins vifs, qui nous viennent ſans ceſſe
Des Objets, que nous voulons voir.
La463Von dem Geſicht.
Als zarte Faͤden, duͤnne Duͤnſte,
Auswertig zarte Rind, unſichtbare Geſpinſte,
Die Toͤne, Licht und Farben uns formiren,
Dadurch, daß ſie ohn daß wir es verſpuͤren,
Das Werckzeug bloß allein beruͤhren.
Allein, wie fuſſ’t man ſich auf ſolchen eitlen Grillen?
Warum wil man das Gantz der Luͤffte
Mit fliegenden Chymeren fuͤllen?
Wer ſolte doch die leichten Duͤffte
Der unfuͤhlbahren Bilder fuͤhren?
Wer ſie, ſo in der Naͤh als in der Fern, regieren?
Und wie kan doch ein Werck, das voll Zerbrechlichkeiten,
Bis ins Gehirn ſich einen Weg bereiten,
Ohn aus einander ſich zu ſetzen
Und ſeine Theile zu verletzen?
Auf! laſſet uns mit Ernſt das Auge, das ſo ſchoͤn,
Das GOTT ſo Weisheits-voll gebildet hat, beſehn!
Es iſt recht wie ein Glas durchſichtig, rein,
Ja eigentlich bereitet zum Geſicht.
Es huͤllen es die Augen-Lieder ein,
Es dringt darein offt mehr, offt minder Licht.
Sechs Muskeln dienen ihm, wodurch es ſich bewegt,
Es macht ſich platt, verlaͤngt ſich, hellt ſich, ſencket,
Und fuͤgt ſich ſo, uͤm beſſer zu empfangen
Die Zuͤge, die bald ſtarck, bald ſchwach aus Coͤrpern gehn,
Die wir verlangen
Anzuſehn.
Der464De la Vue.
La Prunelle en eſt l’ouverture;
Et par de promts reſſorts ſerrez, ou dilatez,
L’Oeil en changeant d’aſſiete, ou de figure,
Introduit ces Rayons, qui lui ſont préſentez.
Quand la Prunelle au Jour ouvre l’Entrée,
Les trois humeurs, l’aqueuſe, la vitrée,
Et celle du milieu, lentille de Cryſtal
Dans l’action de l’Oeil ont l’emploi principal.
Tranſparent au dedans, borné de ſes tuniques,
Les Rayons envoyez d’un point de quelque Objet,
Font en traverſant l’Oeil un ſi juſte trajet,
Que tous au même point viennent aux nerfs optiques.
D’un Réſeau chaque Orbite au fond eſt tapiſſé,
Par l’un & l’autre nerf en filets diſperſé;
Ils forment la retine ou l’atteinte eſt reçue
Des Objets éclaires, préſens à notre Vûe.
ce Sens délicat fait ſes enchantemens;
Comme ſur une Toile nue,
Mille & mille Tableaux naiſſent à tous momens.
De465Von dem Geſicht.
Der Apffel iſt die Thuͤr, durch ſchneller Feder Schlieſſen
Und Oeffnen, fuͤhrt das Aug, indem es bald den Ort,
Bald die Figur veraͤndert, immerfort
Die Strahlen bey ſich ein, die allezeit drauf ſchieſſen.
Eroͤffnet ſich der Apffel nun dem Licht;
So wird von den Beſchaffenheiten
Der dreyen Feuchtigkeiten,
Die Waͤſſrichte, nebſt der, ſo in der Mitten,
Und, Linſen gleich, ſcheint aus Cryſtall geſchnitten,
Auch die von Glas: zur Handlung vom Geſicht
Das mehreſte verricht.
Da es von innen gantz durchſichtig und umringt
Von ſeiner Haͤutgen Meng; ſo dringt
Der zarten Strahlen Heer,
Das von den Coͤrpern ruͤckwerts ſpringt,
Sich ſo gerad, ins Aug, daß, wo das Nervgen ſteht,
Es alles auf ein Puͤnctgen geht.
Jm Grund iſt jedes Rund mit einem Netz bedeckt,
Dahin ſich jede Nerv in kleine Faͤden ſtreckt,
Daſelbſt formiren ſie, was man Retina heiſſt,
An welcher ſich der Anfang weiſt
Von Gegenwuͤrffen, die vom Licht
Erleuchtet ſind, und nahe beym Geſicht.
Da wuͤrckt der zarte Sinn ſein kuͤnſtlich Zauber-Stuͤck,
Als wie auf einen Tuch, das leer: daſelbſt entſtehen
Und kan man jeden Augenblick
Viel tanſend Schildereyen ſehen.
G gMit466De la Vue.
De Simulacres vains, d’eſpeces imposſibles,
A tort on veut former ces Images viſibles;
Il ſuffit, que les traits du jour,
Avec des mouvemens diverſement ſenſibles,
Soient dans le fond de l’Oeil appliquez tour à tour.
Tant de Sujets placez dans la vaſte Etendue,
Qu’autour de nous nous voyons repandue,
En ce petit eſpace impriment leurs Portraits.
Autant que chacun d’eux nous touche de plus près,
Sous un plus grand Volume une Image eſt connue;
Autant que de plus loin ils font ſentir leurs traits,
Cette même peinture à nos yeux diminue;
Enfin plus ces Objets de loin ſont apperçûs,
Plus des extremitez de leur ſuperficie
Ils viennent fraper l’Oeil par des Angles aigus,
Et paroiſſent toujours plus foibles, plus confus,
Par trop d’eloignement l’image eſt obſcurcie,
Tant que ſa petiteſſe aboutiſſe en un point,
Elle ſe perd allors, & l’oeil ne la voit point.
Dans les mêmes inſtans la Vûe attentive
Parcourt tous les degrez de cette Perſpective;
L’Ame forme ſes Jugemens
Par ſes naturels Argumens.
Selon467Von dem Geſicht.
Mit Unrecht wil man uns die Bilder, die wir ſpuͤren,
Aus eitlem Larven-Werck, ans Gattungen formiren,
Die gantz unmoͤglich ſind. Genung iſt, daß das Licht
Mit unterſchiedenen Beweglichkeiten,
Die uns verſchiedenes Empfinden zubereiten,
Jn unſers Auges Grund mit ſtetem Wechſel bricht.
Es drucken ſich mit dieſem Schein,
So manche Coͤrper, die an allen Orten ſeyn,
Jn ſolchen kleinen Raum uns ihre Bilder ein.
Je naͤher nun ſolch Bildniß uns beruͤhret;
Je groͤſſer wird es auch von uns verſpuͤret:
Je mehr wir ihre Zuͤg entfernet von uns ſehn;
Je mehr verkleinert ſich dies Mahlwerck unſern Augen:
Je weiter daß die Coͤrper von uns gehn,
Je minder koͤnnen auch die aͤuſern Flaͤchen taugen,
Jns Auge ſonſt, als bloß mit ſpitzen Ecken,
Sich zu erſtrecken,
Und laſſen folglich allgemach
Stets mehr verwirrt und ſchwach.
Durch gar zu groſſe Weit entfernet ſich das Licht,
So, daß die Kleinheit dann wird als ein Punct geſpuͤret,
Die ſich ſodann verlieret,
Und unſer Auge ſieht ſie nicht.
Zur ſelben Zeit, wenn das Geſicht
Auf alle Staffel dieſer Weite
Die Krafft mit allem Ernſt gericht;
Formirt die Seel ihr Urtheil durch die Schluͤſſe,
G g 2Die468De la Vue.
Selon que par degrez elle change, elle applique
L’inclinaiſon de l Axe optique:
Les Angles qu’il produit, plus aigus, plus ouverts,
Font juger à l’Eſprit, par cette difference,
Soit la grandeur, ſoit la diſtance
Des Objets, qui nous ſont offerts.
De ſimples traces ſont formées,
Tout le reſte eſt de l’Ame; & ſans autre appareil
De tout d’Etre divers, qu’eclaire le Soleil,
Les Images en nous ſe trouvent imprimées.
Ces traces font chercher l’Objet, que nous ſentons
A ſon lieu veritable, nous le rapportons.
Mais nous tombons d’ailleurs en des Erreurs extrémes.
Un Objet, qui concourt à nos Senſations,
Nous confond avec lui par ſes impreſſions,
Et nous alonge hors de nous-mêmes.
On croit, que les Objets d’ou ſont partis les coups,
Ont en eux dehors ce, qui ſe forme en nous.
Non. Cette Image en fin toute ſpirituelle
N’appartient, qu’à nôtre Ame, & n’exiſte, qu’en elle.
La469Von dem Geſicht.
Die ihr natuͤrlich ſind. Nachdem ſie Staffel-Weiſe
Sich aͤndert, weiß ſie, daß ſich muͤſſe
Die Sehungs-Axe gleichfalls biegen.
Die Winckel, die ſie macht, die enge bald, bald weit,
Veranlaſſt, daß der Geiſt, durch dieſen Unterſcheid,
Sein Urtheil von der Groͤß und von der Weite faͤllt,
Der Coͤrper, die ihm vorgeſtellt.
Nur bloß die Zuͤge ſind formiret,
Das uͤbrige gebuͤhret
Der Seelen nur allein.
Von allen Coͤrpern, die der Schein
Der Sonnen auf der Welt beſtrahlt und ſchmuͤcket,
Sind Bilder in uns eingedruͤcket.
Da denn die Zuͤge uns ſofort
Den vorwurf, den man fuͤhlt zu ſuchen dringen
An ſeinen rechten Ort,
Wohin wir ihn gewohnt ſind hinzubringen.
Sonſt aber findet man, daß man ſich groͤblich irrt,
Wann mit dem Eindruck uns ein Vorwurf ſtets verwirrt,
Und uns aus uns verlaͤngt, der mit dem Sinn allein
Beſchaͤfftigt ſollte ſeyn.
Es bildet ſich ein jeder ein,
Daß auf der Coͤrper Flaͤch, woraus die Druͤcke ruͤhren
Die Dinge gegenwaͤrtig ſeyn,
Die ſich in uns formiren.
Nein, dieſes Bild, das geiſtig bloß allein,
Steht nur der Seele zu, beſtehet bloß in ihr.
G g 3Der470De la Vue.
La Matiere fournit de ſimples inſtrumens;
Des Rayons lumineux les divers preſſemens,
De leur Réfractions les ſoudains changemens,
Sont les pinceaux ſubtils, par qui ſur la Retine
Ce grand nombre d’Objets ſe peint, & ſe deſſine,
Avec tous leurs Lineamens,
Avec leurs Coloris, même leurs Mouvemens.
De crainte, qu’on ne s’imagine,
Que d’un Syſtême vain nous voulons nous flatter,
Si l’Art humain s’efforce d’imiter,
L’Ouvrage d’une main Divine,
Si ſous la forme d’Oeil une adroite machine,
Par un Verre taillé nous peut repréſenter,
L’Effet de l’humeur cryſtalline,
Et qu’on place un Velin au lieu de la Retine,
les Rayons unis ſe puiſſent arrêter,
Des Objets du dehors nous avons la Peinture;
Le Velin en reçoit les fidelles Portraits,
Ainſi que dans notre Oeil, chaque Objets s’y figure,
Avec ſes couleurs & ſes traits.
Par jugeons de l’Oeil, & de ſes vrais uſages,
Ils nous ſert ſeulement à former les Images,
Autant qu’il eſt bien diſpoſé,
Et que par des Vitres plus nettes,
Et par des tailles plus parfaites,
La Nature l’a compoſé.
Puis -471Von dem Geſicht.
Der Stoff formirt das Werckzeug, anders nichts:
Und den verſchiednen Druck formirt der Strahl des Lichts.
Die Bruͤche, welche ſich veraͤndern fuͤr und fuͤr,
Sind zarte Pinſelchen, wodurch von allen Bildern
Solch eine Menge ſich auf der Retina ſchildern,
Mit allen ihren Linien
Und Farben, ſelbſt mit den Bewegungen.
Um ohne Furcht zu ſeyn, daß wir uns ſelbſt nicht heucheln,
Noch mit dem Lehr-Gebaͤu uns ſelber ſchmeicheln.
Wenn ſich ein menſchlicher Verſtand
Beſtrebt, das Werck von GOTTES Wunder-Hand,
Jm Form von einem Aug uns kuͤnſtlich nachzumachen;
So ſtellet ein geſchliffen Glas
Uns alle Wuͤrckungen und alle Sachen
Von dem cryſtallnem Naß
Recht augenſcheinlich dar; zumahlen
Wenn man an der Retinen ſtatt
Ein Pergament-Blat ſtellt, wo die vereinten Strahlen
Sich hemmen und zuſammen halten;
So ſtellt ſich, von den aͤuſeren Geſtalten,
Das Mahlwerck deutlich dar.
Das Pergament empfaͤngt die Bilder hell und klar;
So wie in unſer Aug ein jeder Vorwurf faͤllt,
Und ſich in ſelbiges mit Zuͤg und Farben ſtellt.
Hiedurch nun koͤnnen wir vom Aug ein Urtheil faͤllen,
Es dienet, uns allein die Bilder vorzuſtellen:
Jndem es kuͤnſtlicher geſchnitten und formirt,
Und die Natur ihr Glas noch ſauberer polirt.
G g 4Nach -472De la Vue.
Puisque ces traits & ces figures,
Comme nous l avons , ſe trouvent imprimez,
Sur des Sujets inanimez;
On connoît que nos yeux ſont ſeulement formez,
Pour nons transmettre ces peintures;
Et que l Ame par eux doit ſentir & juger,
Comme elle juge & ſent par un Corps étranger.

Conſiderationſ ſur la Vue.

De nos Perceptions l extrême promtitude,
Fait, qu à l Organe ſeul on panche à les donner,
Et par l Effet d une longue habitude,
On croit ſentir ſans raiſonner.
L Ame intervient toujours, même ſans qu elle y penſe;
Toujours ſes ſecrets Jugemens,
Confirmez par l accoutumance,
Depuis notre premiere Enfance
Accompagnent nos ſentimens.
Mais aux Perceptions ſimples, momentanées,
Nous en joignons encor d autres plus raiſonnées,
Et qui font qu’à l Erreur nous ſommes moins ſujets.
Au premîer ſentiment s unit l’intelligence.
D un473Von dem Geſicht.
Nachdem die Zuͤge nun, wie wir geſehn,
Zuſammt den Bildungen nur eingedruͤcket ſtehn
Auf Coͤrper, welche nicht belebet;
So kann man ja dahero leichtlich faſſen,
Daß unſer Auge bloß dazu gemacht,
Um dieſe Mahlerey durch ſich zu laſſen,
Und daß durch ſie die Seel auf andre Weiſe nicht
Empfindet, urtheilt, ſchlieſſt, als wie von ihr geſchicht,
Wenn ſie daſſelbige
Durch Coͤrper, die ihr frembd, verricht.

Betrachtungen uͤber das Geſicht.

Von unſerem Begriff die groſſe Fertigkeit
Macht, daß wir ſo geneigt, dem Werckzeug ihn zu ſchencken,
Und daß wir, durch Gewohnheit und durch Zeit,
Zu fuͤhlen glauben, ohn zu dencken.
Die Seel iſt allemal dabey,
Wenn, daß ſie gegenwaͤrtig ſey,
Sie ſelber gleich nicht glaubt. Jhr heimlichs Uberlegen,
So durch Gewohnheit wir noch zu verſtaͤrcken pflegen;
Begleitet allemal die Sinnen
Auch dann ſchon, wenn wir kaum zu ſeyn beginnen.
Doch fuͤgt man zum Begriff, der einfach, ſchnell entſteht,
Noch einen andern meiſt, der tieffer geht,
Und welcher uns ſo leicht nicht irren laͤſſt. Es bindet
Sich der Verſtand mit dem, was man zuerſt empfindet.
G g 5Vom474De la Vue.
D un Objet éloigné nous jugeons la diſtance,
Quand on ſent affoiblir ſes couleurs & ſes traits;
Et que pour nous toucher il n’a pas la puiſſance,
Qu’on ſait, qu’il avoit de plus prés.
Et ſi l’Uſage encor nous à fait reconnoître,
Que des Objets de loin nous ſont repréſentez,
Moins diſtincts, & moins grands, qu ils ne doivent paroître,
Quand ſur eux nos Regards de prés ſont arrêtez,
Dès que de leur Maſſe on à la connoiſſance,
Et qu on ſent affoiblir leurs traits & leur couleur;
Par la grandeur connue on juge leur diſtance,
Comme par la diſtance on juge leur grandeur.
Une Experience ordinaire
Ici nous donne encore une remarque à faire.
Souvent nous ſommes abuſez,
Lorsque ſur un Objet attachant nôtre Vûe;
Pluſieurs Objets interpoſez.
Nous font de ſa diſtance allonger l étendue.
Par le contraire auſſi la penſée eſt deçue;
S il ſe trouve des Champs, des endroits enfonçez,
De475Von dem Geſicht.
Vom fernen Vorwurf merckt man, daß er ferne liege,
Wenn man von ihm verſpuͤret,
Daß ſeine Farben und die Zuͤge
Viel ſchwaͤcher anzuſehn,
Und daß er uns nicht mehr ſo kraͤfftig ruͤhret,
Als wie von ihm, da er uns nah, geſchehn.
Und weil man auch durch den Gebrauch gelernt,
Daß Coͤrper, die von uns entfernt,
So deutlich nicht, und nicht ſo groß erſcheinen,
Als wenn die Blicke ſich mit ihnen nah vereinen:
Dadurch, daß wir den Stand von ihrer Groͤſſe kennen,
Und daß man ihre Zuͤg und Farben ſchwinden ſieht;
Beurtheilt ein Gemuͤth,
Durch die erkannte Groͤſſ auch ihrer Weite Stand,
So wie durch ihre Fern die Groͤſſe wird erkannt.
Noch ein Erfahrung, die gemein,
Heiſſt uns Anmerckungen und Schluͤſſe machen.
Wir finden, daß wir offt betrogen ſeyn,
Wenn wir auf einen Vorwurf ſehn,
Und daß ſodann verſchiedne Sachen
Dazwiſchen ſtehn;
So ſcheinet es, als ob die Weite
Sich noch vergroͤſſerte: hingegen
Befindet man, daß wir uns auch zu irren pflegen,
Wenn, zwiſchen uns und den von fern geſehnen Hoͤhen,
Sich flache Felder und in Gruͤnden
Vertieffte Thaͤler finden;
So476De la Vue.
De nous à des Objets dans un lointain placez,
Leur diſtance aux Yeux diminue;
Et cependant nos pas n en peuvent approcher,
Lorsque nous croyons les toucher.
Notre Raiſon, ou guide, ou ſuit la Vûe,
D un vaſte Objet la grandeur eſt connue;
Si lorsqu on veut enviſager,
L Aſſiette de notre Oeil a beſoin de changer,
Pour en parcourir l étendue.
On en connoît le mouvement,
Par une conſequence ſûre,
Si l Oeil pour voir l Objet tourne diverſement;
Ou ſi demeuramt fixe en la même poſture,
L Objet à nos regards échape promtement.
L Ame s échape aux fers dont elle étoit chargée;
Elle-même ſouvent dans l erreur engagée,
Et qu à ſuivre les ſens ſa foibleſſe réduit,
Les éclaire à ſon tour, les regle, les conduit;
La Mépriſe ſouvent par elle eſt corrigée,
Et leur fonction dirigée;
Et ce qui nous paroît aveugle ſentiment,
Eſt un ſoudain raiſonnement.
Tout dépend de l Eſprit: Mais qu il juge lui-même,
Avant477Von dem Geſicht.
So wird ihr Abſtand ſich zu mindern ſcheinen;
Und doch kan unſer Fuß dahin nicht gehn.
Ob wir dieſelben gleich faſt zu beruͤhren meinen.
Es leitet das Geſicht, es folgt ihm der Verſtand.
Vom Coͤrper, der ſehr groß, wird ſeine Groͤſſ erkannt,
Weil, wann man ſeine Groͤſſ erkennen will und wiſſen,
Wir unſrer Augen Stand veraͤndern muͤſſen,
Um ſelben gantz zu uͤberſehn.
Man wird, auf welche Weiſ er ſich beweget,
Durch ſichre Folge bald verſtehn,
Wenn ſich, um ihn zu ſehn, das Auge mit ihm reget.
Wie oder wo es ſtets am erſten Ort ſich bindet,
Der Vorwurff ſchnell aus unſern Blick verſchwindet.
Die Seele ſucht offt aus den Ketten,
Die ſie umſchlingen, ſich zu retten;
Sie ſelber, wenn ſie offt durch Jrrthum fortgeriſſen,
Und daß aus Schwachheit ſie den Sinnen folgen muͤſſen,
Erleuchtet ſie ſie doch gar offt hingegen,
Und leitet ſie auf rechten Wegen,
Ja richtet ihre Handlung ein.
Der Jrrthum wird durch ſie vertilget und verbeſſert,
So, daß was Anfangs ſchien ein blinder Sinn zu ſeyn,
Hernachmahls ploͤtzlich wird erkannt,
Daß es ein wuͤrcklicher Verſtand.
Vom Geiſt haͤngt alles ab. Allein
Er ſelber muß erſt Richter feyn,
Und478De la Vue.
Avant que de ceder à des promts mouvemens,
Ce qu il voit, comme il voit, quels ſont ſes inſtrumens
Et l inconvenient eſt extrême,
S il ne s applique pas à ces diſcernemens.
Quand un Tour quarrée ainſi nous paroît ronde
Dans un certain éloignement,
Quand un Bâton tout droit paroît briſé dans l Onde,
Sans qu on puiſſe par l Oeil en juger autrement,
On veut, qu un Sens alors par l autre ſe redreſſe.
De la Tour on peut s approcher,
Le Bâton il faut le toucher,
Mais doit être enfin la Regle, la juſteſſe?
N eſt-ce pas l Eſprit ſeul, qui s applique, s’inſtruit,
Et reconnoît d vient l erreur, qui l a ſeduit?
Dans les beaux Arts, dans les Sciences,
Les yeux conduits par des ſoins diligens,
Des plus doctes Experiences
Sont les neceſſaires Agens.
Mais dira-t-on, qu’ils ſont intelligens?
Que de l Architecture un Chef-d œuvre s éleve,
Qu’une rare Statue, un beau Tableau s acheve,
Eſt-ce dans les yeux, dans les mains
Qu étoit l heureux ſecret de former ces deſſeins;
Ne479Von dem Geſicht.
Und, eh er durch ein uͤbereilt Bewegen
Sich ſelbſt entfuͤhren laͤſſt, erſt ſelber uͤberlegen,
Auf welche Weis er ſiehet, was er ſieht,
Und was ſein Werckzeug ſey: wo er ſich nicht bemuͤht
Dergleichen wol zu unterſcheiden;
So iſt die Folge ſchlimm. So, wann uns, nach dem Schein
Ein Thurm, der viereckt iſt, von fern ſcheint rund zu ſeyn.
Wenn ein gerader Stock, den wir ins Waſſer ſencken,
Gekruͤmmt ſcheint, ohn daß man durchs Aug kan anders
dencken:
So ſpricht man zwar, es muß ein Sinn den andern lehren,
Die Fuͤſſe duͤrffen uns zum Thurm nur naͤher fuͤhren,
Man darf ja nur den Stock beruͤhren:
Allein,
Wo ſoll denn endlich doch der Wahrheit Richtſchnur ſeyn?
Jſt es nicht bloß der Geiſt, der ſich bemuͤht und lernet
Die Urſach, wodurch er vom Wahren ſich entfernet?
Jn jeder edlen Kunſt und Wiſſenſchafft,
Gebraucht man allerdings der Augen rege Krafft,
Jn allen nuͤtzlichen Experimenten
Sind ſie nothwendige Agenten.
Allein,
Spricht man darum mit Recht, daß ſie vernuͤnfftig ſeyn?
Wenn von der Bau-Kunſt wir ein Meiſter-Stuͤck erhoͤhn,
Und wenn wir Stein und Tuch, durch Kunſt belebet ſehn;
Beſteht es in der Hand, beſteht es in den Augen,
Daß wir ſolch kuͤnſtlich Werck wohl anzugeben taugen?
480De la Vue.
Ne conviendrons-nous pas, quand l humaine In -
duſtrie,
Fait des temples aux Dieux, des Palais aux Céſars,
Que c eſt dans notre Eſprit, & non dans nos regards,
Qu eſt la Proportion, la juſte Symetrie;
Ces premiers Modelles des Arts,
Ces Dons ſuperieurs, ces Lumieres exquiſes,
Regles du Beau, du Bon, qui ne ſont point apriſes,
A qui doit Phidias ſes Chef-d’oeuvres vantez;
Idée originale, eternel Exemplaire,
Qui fait qu un bel Objet nous ſaiſit, nous ſait plaire,
Purs Talens de l Eſprit, en naiſſant apportez,
le noble Artiſan ne peut ſe ſatisfaire,
Et plus ſon Etude l éclaire,
Plus il cherche ardemment les parfaites Beautez!
Nous ne pouvons trouver de ſecours plus fidelles,
Que le Miniſtere des Yeux,
Pour obſerver, pour contempler des Cieux,
Et de leurs clairs flambeaux les courſes éternelles.
Mais voit-on la Grandeur de ces Champs ſpacieux,
Ni le tour étonnant des Globes radieux?
Ils tromperont toujours notre Vûe égarée,
Si la Raiſon ne prête une regle aſſurée.
En des temps la Lune eſt loin de l Horiſon,
En s élevant ſur la Voute azurée,
Elle ſemble toucher un Arbre, une Maiſon,
Et n’en paroît point ſéparee.
Les481Von dem Geſicht.
Jſt es nicht ausgemacht, daß, wenn der Menſchen Fleiß
Den Goͤttern Tempel baut, und den Monarchen weiß
Pallaͤſte zu erhoͤhn; im Blick nicht, bloß im Geiſt
Die Gleichmaß, der Entwurff, die Symmetrie ſich weiſſt?
Die Himmliſchen Geſchenck, das auserleſne Licht,
Wornach das Schoͤne ſich zuſammt dem Guten richt,
Die niemand lernen kan,
Durch welche Phidias die Wunder ansgeuͤbet,
Die er zum ewgen Ruhm erſann,
Die heitre Ur-Jdee, ein ewigs Muſter-Bild,
So wircket, daß man gleich was ſchoͤn iſt, ſchaͤtzt und liebet,
Die bloß nur des Gemuͤthes-Gaben,
So wir in der Gebuhrt empfangen haben;
Worinn ein edler Geiſt ſich nie kan ſatt ſtudiren,
Und welchen er, jemehr ihn Licht und Schoͤnheit ruͤhren,
Um deſto eifriger ſucht nachzuſpuͤren.
Wir koͤnnen nimmermehr getreure Huͤlff erlangen,
Als unſrer Augen Huͤlff, des Firmamentes Prangen,
Den wundervollen Lauff der Lichter ſeiner Hoͤh’n
Zu uͤberlegen, zu beſehn.
Allein kan man der Tieffe Groͤſſ erblicken,
Und ihrer Kugeln Glantz und Wunderwuͤrdigkeit?
Sie werden das Geſicht, ſo ſich verirrt, beruͤcken;
Wo uns nicht die Vernunfft getreue Regeln beut.
Wann, fern vom Horizont, der Mond ſich aufwerts fuͤhret,
Und in den blauen Lufft-Creis ſteigt;
So ſcheint er, als ob er den Baum, das Haus beruͤhret,
Von welchem er ſich gantz nicht abgeſondert zeigt.
H hUm -482De la Vue.
Les yeux font-ils le tour univerſel?
Quand du vaſte Univers la Maſſe eſt meſurée,
L Ame en ſes Jugemens au dedans éclairée,
Ne laiſſe-t-elle pas l Organe corporel?
Traverſant la Plaine étherée,
Du Séjour de l Olympe elle s ouvre l entrée,
En voit la Symetrie & le Plan immortel;
Et doit dans ſon eſſor être conſiderée,
Comme ſe détachant du Joug materiel.

Des Miroirs et des Lunettes.

Si les yeux façonnez par l Ouvrier ſuprême
Sont pour la viſion de ſimples inſtrumens,
Les differens Miroirs, les Lunettes de même,
Sont d autres yeux, ou ſont des Supplemens,
Que l Art humain à faits ſur le Modelle,
Que lui fournit cette main immortelle.
Et rien ne ſauroit prouver mieux
Ce que nous avons dit au ſujet de nos yeux;
Chaque Miroir, chaque Lunette,
De cette opinion eſt la preuve parfaite.
Par483Von dem Geſicht.
Umlaͤufft wol unſer Aug den Creis, der allgemein?
Wenn man den groſſen Bau des Firmamentes miſſt;
Laͤſſt dann die Seele, die in ſich erleuchtet iſt,
Jhr Jnſtrument, das leiblich, nicht allein?
Sie oͤffnet ſich ſo gar den Eingang zu den Sternen,
Sieht ihre Symmetrie und ew’gen Wunder-Schein,
Und muß in ihrem Schwung betrachtet ſeyn,
Daß ſie vom irdſchen Joch geſchickt ſich zu entfernen.

Von Spiegeln und Fern - Glaͤſern.

Wenn unſre Augen nun, vom SCHOEPFFER zugericht,
Nur Jnſtrumente ſind fuͤr das Geſicht;
So ſind die Fern-und Spiegel-Glaͤſer auch
Nicht minder eine Art von Augen,
Ja die der Unſrigen Gebrauch
Noch gleichſam zu verbeſſern taugen,
Die Menſchen-Kunſt nach dem Modell gemacht,
Das GOTTES Wunder-Hand hervorgebracht.
Und nichts erweiſet uns mit groͤßrer Klarheit
Von dem, was vom Geſicht wir erſt geſagt, die Wahrheit.
Ein jedes Spiegel-Glas und Fern-Glas zeigt vollkommen
Die Meinung, die wir angenommen.
H h 2Es484Deſ Miroirſ et Lunetteſ.
Par les Verres divers, doctement figurez,
On connoît qu une heureuſe adreſſe
Sait de notre Oeil réparer la foibleſſe,
Raprocher les Objets de nous trop ſéparez,
Augmenter ceux de qui la petiteſſe,
Les, empêchoit d être conſiderez
Et nous montrat de tous les Secrets ignorez.
Mais regardons encor comment l Ame eſt deçue
Par des yeux affectez d étrangeres humeurs;
Que dans un Air épais, & chargé de vapeurs,
Avec des changemens une Image eſt reçûe.
Il faut voir avec ſoin, quels ſont tous les milieux,
Par ou l Objet eſt tranſmis à nos yeux.
Des Verres differens obſervons la Surface,
Nous verrons comment un miroir,
Renvoyant les Rayons, peut faire appercevoir
Des Tableaux vrais, ou faux ſur la brillante glace.
Leur effet general touchant la Viſion,
C eſt qu aux Rayons du jour leur fond fait réſiſtance,
Que ces Rayons au point de la Reflexion
Font un Angle pareil à celui d incidence.
Tout dans le miroir plat garde ſon ordonnance;
Les485Von Spiegeln und Fern-Glaͤſern.
Es zeigen uns durch Kunſt geſchliffne Glaͤſer an,
Wie man die Bloͤdigkeit der Augen beſſern,
Entfernte Vorwuͤrff nah, und zu uns ziehen kan,
Und ſolche Coͤrper ſtarck vergroͤſſern,
Die durch die Kleinheit nicht zu ſehn.
Sie geben, was ſich ſonſt verbarg, uns zu verſtehn.
Doch laſſet uns noch uͤberlegen,
Wie Augen, voll von fremden Feuchtigkeiten,
Die Seele manchesmal verleiten.
Wie ſich in einer truͤben Lufft,
Beſchwert mit einem dicken Dufft,
Figuren bilden, durch veraͤndertes Bewegen.
Man muß mit Ernſt beſehn, durch welche Mittel-Dinge,
Dergleichen Vorwurff ſich in unſer Auge dringe.
Wir muͤſſen die verſchiedne Flaͤchen
Von unterſchiednen Glaͤſern ſehn;
So findet man, wenn ſich die Strahlen brechen,
Daß hell und klar,
Auf einen Spiegel-Glas entſtehn
Gemaͤhlde, welche bald nicht wahr ſind, und bald wahr.
Derſelben Wuͤrckung nun, was das Geſicht angeht,
Jſt, daß ihr Grund dem Strahl des Lichtes widerſteht,
Daß dieſer Strahl im Punct, woſelbſt er ruͤckwerts ſpringet,
Denſelben Winckel macht, mit dem, der in ihn dringet.
Jm platten Spiegel bleibt ein Vorwurff, wie er iſt.
H h 3Die486Deſ Miroirſ et Lunetteſ.
Les filets lumineux ſans être détournez,
Dans le même ordre & la même diſtance,
Juſques à nous ſont ramenez,
Conſervant de l Objet le lieu, la reſſemblance.
Il rend un Objet à nos yeux,
Tel, que le Pinceau fidelle
D un Copiſte induſtrieux,
Imiteroit ſon modelle.
Mais de ces féints Tableaux le Secret nous deçoit;
Lorsque par le Miroir notre Oeil les apperçoit,
Il obſerve au dedans la peinture diſtante,
Autant qu eſt au dehors l Objet, qu on lui préſente.
Tout le changement, qu on y voit,
Le Droit devient le Gauche, & le Gauche le Droit.
Pour les autres Miroirs leur Surface inégale,
Avec diverſité réflêchit les Rayons;
Ils ne reviennent point, en gardant l intervalle,
les avoit pouſſez l Objet, que nous voyons;
La Lumiere par eux ſe ſerre, ou ſe ſépare,
Et revient former dans nos yeux,
Des traits regne un mêlangé bizare,
Un desordre capricieux.
Les Angles ſont confus, les Lignes ſont changées;
D inegales Réflexions,
Nous cauſent des illuſions;
Toutes choſes ſont dérangées.
Par487Von Spiegeln und Fern-Glaͤſern.
Die Strahlen von dem Licht, ohn abwaͤrts ſich zu ſencken,
Begeben ſich zuruͤck; da ſie ſich zu uns lencken,
Jn ihrer Ordnung, Lag und Abſtand, und behalten
Von ihrem Gegenwurff die Weit und die Geſtalten.
Er ſtellet unſerm Blick ſo deutlich und ſo klar
Den vorgeſetzten Coͤrper dar,
Daß auch der kuͤnſtlichſte Copiſt
Mit allem Fleiß,
So aͤhnlich ſein Modell nicht nachzuſchildern weiß.
Gleichwol befindet ſichs, daß von der Schilderey
Man doch geteuſchet ſey.
Wenn unſer Auge ſie im Spiegel-Glas | erblicket;
So ſcheinet das Gemaͤhld ſo weit hinein geruͤcket,
Als wie der Gegenwurff von auſſen abwaͤrts ſteht.
Was ihr darinn veraͤnderliches ſeht,
Jſt, daß das Rechte lincks, das Lincke rechts ſich dreht.
Bey andern Spiegeln nun von ungeraden Flaͤchen,
Sieht man die Strahlen ſich gantz unterſchiedlich brechen.
Sie kommen nicht zuruͤck, wohin ſie erſt getrieben
Vom Vorwurff, den wir ſehn, weil Raum dazwiſchen blieben.
Es zieht das Licht durch ſie ſich bald zuſammen;
Bald dehnet es ſich aus, wodurch verwirrte Striche,
Wovon kein einziger dem Vorbild gliche,
Und wunderlich gemiſchte Zuͤge ſtammen.
Die Winckel ſind verwirrt, die Linien und Ecken,
Die ſonder Ordnungen ſich durch einander ſtrecken,
Formiren uns viel eitle Phantaſeyen,
Und alles iſt verruͤcket und verſtoͤrt,
H h 4Durch488Deſ Miroirſ et Lunetteſ.
Par le Moyen du Cryſtal impoſteur,
Un bel Objet ſouvent nous paroîtra difforme;
Tantôt on voit un Nain d une extrême laideur,
Et tantôt un Geant d une grandeur énorme;
Nous y pourrons appercevoir
Des figures, qui ſont tantôt plus enfoncées,
Tantôt plus avancées;
Et quelquefois l Objet, qu au dedans on doit voir,
Se montre devant nous au deça du Miroir.
Ouvrages du même Art, les diverſes Lunettes,
Par leurs courbures, leurs facettes,
De changer les Objets ont ausſi le pouvoir;
Selon que la Lumiere en penetrant le Verre,
Par les Réfractions s écarte, ou ſe reſerre,
Tous les Objets peuvent nous decevoir;
Ils ſont changez, s eloignent, s amoindriſſent,
Ou s approchent, ou ſe groſſiſſent,
En plus grand nombre auſſi peuvent ſe faire voir.
Chaque facette différente,
Exprime à part l Objet, qu’à toutes on préſente,
Et notre Oeil pourra par ces Loix,
Au lieu d un ſeul Objet en voir vingt à la fois.
Utile enſeignement! Quel plaiſir de connoître,
Par quelle Regle en nous ces traces peuvent naïtre,
Que l Eſprit juge ſeul, que lui ſeul peut ſentîr,
Que ſur tout ce, qui peut nous tromper, nous inſtruire,
Guider nos Sens, ou les ſéduire,
La Raiſon doit nous avertir!
Mais489Von Spiegeln und Fern-Glaͤſern.
Durch des Cryſtalls Betruͤgereyen,
Wird offt die Schoͤnheit ſelbſt in Heßlichkeit verkehrt.
Bald ſiehet man vom Zwerg ein ſcheußlich Abentheuer,
Und bald ein Rieſen-Bild, ſehr groß und ungeheuer.
Figuren, die vertiefft, ſind bald darinn zu ſehn,
Bald andre, die herauf und vorwerts ſtehn.
Offt ſcheint ein Gegenwurff ſich gantz heraus zu ruͤcken,
Den man doch billig ſollt im Spiegel-Glas erblicken.
Durch eben dieſe Kunſt vermoͤgen Glaͤſer auch,
Durch unterſchiedentlich geſchliffne Flaͤch-und Kruͤmmen,
Den Coͤrpern andere Geſtalten zu beſtimmen:
Nachdem das Licht,
Das durch die Glaͤſer bricht,
Sich dehnt, verbreitet und ſich fuͤget,
Da jeder Gegenwurff uns dann betruͤget.
Sie aͤndern, naͤhern ſich, ſie werden groß und klein,
Entfernen ſich, ſie koͤnnen gar
Vermehret und vervielfacht ſeyn.
Jedwede Seite ſtellt den gantzen Vorwurff dar,
So, daß durchs Auge mein Gemuͤth,
Statt eines Vorwurffs, zwantzig ſieht.
O vortheilhaffte Lehr! O Anmuht! recht zu ſehn,
Durch welche Regel doch die Zuͤg in uns entſtehn,
Daß bloß der Geiſt vermag zu richten und zu ſpuͤren,
Daß wir in allen dem, was uns verfuͤhren,
Nicht weniger uns auch belehren,
Die Sinnen wol und recht regieren,
Auch ſie verleiten kan; man die Vernunfft muß hoͤren!
H h 5Der490Deſ Miroirſ et Lunetteſ.
Mais en laiſſant ici l innocente Magie,
Qui par ces traits legers amuſe nos regards,
A quelque degrée ſublime a-t-on porté les Arts?
O vous, Sciences, Vous, Phyſique, Aſtrologie,
(*)Ce n eſt point celle à qui on ajoûte le titre de Judiciaire.
(*)
Que vous montrez de Veritez!
Par les merveilleux Teleſcopes,
Par les excellens Microſcopes.
Tout l’Univers n’a plus d obſcuritez.
Veut-on examiner un Atome inviſible;
Regardé par un Verre il deviendra ſenſible,
En forme de Montagne on le voit augmenté,
On le croiroit de Geans habité,
On voit un Ciron, une Mite,
Armez de Cuirs épais, d Ecailles ſur le dos,
Comme des Elephans, & des Rinocerots,
Dans une goute d éau, comme au ſein d Amphitrite,
On voit de grands Poiſſons nager parmi les Flots.
Un vieux livre poudreux peut ſur la Couverture,
Que l humiditê fait moiſir,
Nous faire voir avec plaiſir,
D un Parterre émaillé la riante Peinture,
L’éclat des belles fleurs, & l aimable verdure;
Il montre en abregé l Effet de ces Pinceaux,
Dont la ſage & ſimple Nature,
Fait ſes Ouvrages les plus beaux.
Veut -491Von Spiegeln und Fern-Glaͤſern.
Der Zauberey, die gantz unſchuldig, zu geſchweigen,
Durch die ſo zarte Zuͤg uns manche Schoͤnheit zeigen,
Wie ſehn wir nicht bereits ſo hoch die Kuͤnſte ſteigen!
Was zeigt uns euer edles Licht,
O Stern-Kunſt und Phiſie, fuͤr Wahrheit nicht!
(*)Es iſt keinesweges diejenige, ſo man die Beurtheilende nennet.
(*)
Kennt doch die Welt durch die Vortrefflichkeiten,
Wozu uns Stern-und Groͤſſrungs-Glaͤſer leiten,
Faſt ferner keine Dunckelheiten.
Will man ein Staͤubchen, ſo vorhin nicht ſichtbar, ſehn:
Man ſchau es durch ein Glas! es wird entſtehn,
Ja, es vergroͤſſert ſich, wird wie ein Berg geſtallt,
Und ſcheint der Rieſen Aufenthalt.
Mit einer dicken Haut mit Schuppen auf den Ruͤcken
Kan man ſelbſt eine Muͤlb und eine Miet erblicken,
Faſt dem Rinoceros und Elephanten gleich.
Jn einem Troͤpffchen Naß (als wie in Thetis Reich)
Vermag ein Glas uns zwiſchen regen Wellen
Recht groſſe Fiſche vorzuſtellen.
Ein alt beſtaͤnbtes Buch zeigt uns auf ſeinem Bande,
Jn feuchter Faͤulniß weichem Wuſt,
Mit einer gantz beſondern Luſt,
Den allerſchoͤnſten Schmeltz von einem Garten-Lande,
Jn bunter Blumen Glantz, in angenehmen Gruͤnen.
Es zeiget uns verkleint den Pinſel und die Spur,
Wodurch die weiſe Hand der bildenden Natur,
Die wundervolle Pracht
Von ihren ſchoͤnſten Wercken macht.
Es492Deſ Miroirſ et Lunetteſ.
Veut-on porter les yeux juſques dans l’Empyrée;
Par un nouveau Calcul on compte ſes Flambeaux,
On voit d’Aſteriſmes nouveaux,
Son immenſe Voute éclairée;
Un Verre à nos regards expoſe clairement,
Juſques aux moindres traits, la face des Planetes;
Et pour nous en donner des Lumieres parfaites,
Abrege leur éloignement,
nous faiſant percer la plus vaſte étendue,
Juſqu’au ſein de Saturne éleve notre Vûe.
Combien d’effets prodigieux,
A produit l’Homme ingenieux!
En travaillant la ſurface d’une Verre,
Il a ſû ſe former d’autres yeux, que les ſiens.
Laiſſant bien loin ſous lui le Globe de la Terre,
Il ignore ſon Corps, & ſes peſans liens.
Il n’a dans l’Univers nulle borne preſcrite.
Il connoit la Nature, il la change, l’imite.
Pour les nobles Eſprits, qui du vrai ſont touchez,
En contemplant de Dieu les Oeuvres admirables,
Dans ces Merveilles innombrables,
Il n’eſt plus de ſecrets cachez.
Du493Von Spiegeln und Fern-Glaͤſern.
Es wird, wo man den Blick ins Himmels Tieffe ſtreckt,
Durch neue Rechen-Kunſt der Lichter Meng entdeckt.
Man ſchauet, mit erſtaunten Blicken
Ein neues Sternen-Heer die tieffe Ruͤnde ſchmuͤcken.
Es zeiget unſern Blick ein Glas recht klar und helle
Von den Planeten faſt die kleinſte Stelle:
Und um uns nun davon ein heller Licht zu geben;
Verkuͤrtzt es ihre Weit, und weiß den Blick zu heben,
Daß wir die tieffſte Tieff in ſchneller Eil durchdringen,
Und unſrer Augen Strahl bis zum Saturnus bringen.
Was hat ein weiſer Mann auf dieſer Welt
Fuͤr Wunder-Dinge nicht ans Licht geſtellt!
Er hat ihm Augen ſelbſt, indem er Glas polirt,
Die anders, als die ſeinigen, formirt:
Da er der Erden Rund weit unter ſich gelaſſen,
Weiß ihn derſelben Bau und Klumpen nicht zu faſſen,
Er hat im weiten All, nunmehr faſt keine Schrancken.
Es kennen die Natur die forſchende Gedancken,
Er ahmt ihr nach, und weiß ſich ihrer zu bemeiſtern.
Es iſt nunmehr ja den erhabnen Geiſtern,
Die das, was wahr, ergoͤtzt, wenns ihnen ſich entdeckt,
Da ſie von GOTTES Wunderwercken
Die ungezaͤhlte Zahl und Herrlichkeit bemercken;
Faſt kein Geheimniß mehr verſteckt.
Von494Du Siege deſ Senſationſ.

Du Siege deſ Senſationſ.

Loin des vains embarras d’une obſcure Science,
D tranquille plaiſir nous ſerons occupez;
Il ſemble, que par l’Evîdence
Enfin nos Eſprits ſont frapez.
Ces Veritez, je croi, ſont aſſez confirmées;
Nous ôterons aux Corps ces formes, ces Vertus,
Sous des noms ſi vain exprimées,
Toutes ces Qualitez qu’on ne reconnoît plus
Dans les choſes inanimées.
Les Corps ſont étendus, ils ont du mouvement,
Sont ſituez differemment,
Ont des figures differentes;
Mais la Clarté du jour, les Couleurs éclatantes,
Des Saveurs, des Odeurs les traits piquans, ou doux,
Le bruit de l’Olympe en courroux,
Et du Feu les ardeurs cuiſſantes;
Tout cela n’appartient qu’à nous.
Que495Von dem Sitz der Sinnlichkeiten.

Von dem Sitz der Sinnlichkeiten.

Laſſt uns nunmehr, entfernt von ſchwachen Dunckelheiten
Der eitlen Wiſſenſchafft, beſchaͤfftigt ſeyn
Jn ruhigen Vergnuͤglichkeiten!
Es iſt ja nach dem Augenſchein,
Der Geiſt, indem er uͤberfuͤhret,
Nunmehr geruͤhret.
Es ſteht ja hoffentlich nunmehr die Wahrheit
Jn uͤberzeugender und unleugbarer Klarheit.
Wir wollen nun hinfort von Coͤrpern trennen
Der Kraͤfft und Formen Meng die, mit ſo eitlen Nahmen,
So haͤuffig, daß man ſie kaum zaͤhlt,
Bisher uns ſtets vor Augen kamen,
Als Eigenſchafften, die wir nicht mehr kennen
An Dingen, welche nicht beſeelt.
Die Coͤrper ſind gedehnt, ſie haben ein Bewegen,
Sind unterſchiedentlich gelegt, ſie hegen
So mancherley Figur. Allein,
Der Farben ſchoͤner Glantz, der Sonnen heller Schein,
Der ſcharff und ſuͤſſe Druck vom Riechen und von Schmecken,
Der Schall, mit welchem uns die Wolcken ſchrecken,
Zuſam̃t des Feuers herben Pein,
Gehoͤren uns nun gantz allein.
Es496Du Siege deſ Senſationſ.
Que le Tonnere gronde, ou l’Acier nous entame,
Que le Marbre nous touche, la Glace, la Flame,
L’Eſprit ſent & diſtingue, & nomme Froid, Chaleur
Ou dureté, bruit, & douleur,
Sur les impresſions, que l’Organe lui donne;
L’Ame à qui les Objets viennent ſe préſenter,
Joint des Noms à l’Idée, examine, raiſonne,
Et par ces mouvemens ſe laiſſant exciter,
Juge ce, qu’il faut ſuivre, ou qu’il faut éviter.
Pretendre que ce Corps, à qui l’Ame eſt unie,
Sente l’impreſſion, qu’il nous fait recevoir,
C’eſt vouloir, que le Lut entende l’harmonie
De ſes Cordes, qu’on fait mouvoir;
C’eſt à cet inſtrument accorder le Savoir,
La Connoiſſance, le Genie,
Qui de chârmer nos Sens lui donnent le pouvoir,
C’eſt, devant un Tableau, dire qu’une Statue
Connoît & l’Ordonnance, & les tons de Couleur;
Et ſi par hazard elle eſt mûe,
Qu’elle en a du plaiſir, ou ſent de la douleur.
Nous avons , que l’Oeil eſt de telle maniere,
Qu’on le doit prendre ſimplement,
Comme un facile & commode Inſtrument,
Pour recevoir en nous les traits de la Lumiere;
Notre497Von dem Sitz der Sinnlichkeiten.
Es mag des Donners Knall erklingen,
Uns mag ein ſcharffer Stahl durchdringen,
Es mag uns Marmor, Eis, wie oder Feur beruͤhren;
Der Geiſt allein kan es bemercken und verſpuͤren,
Und nennt es Kaͤlte, Hitz, Waͤrm, Haͤrtigkeit und Pein,
Nachdem der Druck in ihn von Werckzeug iſt geſencket:
Der Geiſt, zu welchem ſich ein jeder Vorwurff lencket,
Fuͤgt Nahmen zum Begriff, er uͤberleget, dencket,
Und durch Bewegungen geruͤhrt, macht er den Schluß,
Wem man zu folgen hat, und was man meiden muß.
Vom Coͤrper, womit ſich die Seele bind’t, verlangen,
Daß er den Druck empfind, den wir durch ihn empfangen,
Jſt eben, als wenn man von einer Laute wollte,
Daß ſie die Melodey vernehmen ſollte
Von den, von uns erregten Saiten.
Dies heiſſt dem Jnſtrument das Wiſſen, das Vermoͤgen,
Die Anmuth ſammt den Lieblichkeiten,
Die es den Sinnen nur verurſacht, beyzulegen.
Dies heiſſt die Meinungen von einem Bilde hegen,
Daß es an einer Schilderey,
Der Ordnung, und des Tons der Farben kundig ſey,
Und daß, wofern man es von ungefehr beweget,
Es ihm entweder Luſt, entweder Schmertz erreget.
Vom Auge haben wir geſehen und erkennt,
Daß es nicht anders anzuſehen,
Als ein bequem und leichtes Jnſtrument,
Wodurch in uns des Lichtes Strahlen gehen.
J iJa498Du Siege deſ Senſationſ.
Notre Corps eſt de même un Organe total,
Faits pour les Sens en general.
Qu avec un ſoin nouveau notre Eſprit examine,
Quel art incomparable à fait notre Machine.
Des nerfs pour la mouvoir ſont par tout rêpandus,
Juſqu aux extrêmitez leurs filets ſont tendus,
La peau qui nous entoure en eſt toute formée,
Des muſcles, des tuyaux ſubtilement tiſſus,
Plein d’une liqueur enflamée,
Sont les Reſſorts, par qui nos Corps ſont mûs.
Comme dans le Cerveau les Eſprits ont leur ſource,
Que de-là par les nerfs ils prennent tous leur courſe,
Ce ſont des indices puiſſans,
Que le Cerveau lui ſeul eſt le Siege des Sens.
De-là nos Sentimens tirent leur Origine,
Les Nerfs partagez en tous lieux,
Vont à la Langue, au Nez, aux Oreilles, aux Yeux,
Par tout quelque rameau s étend & ſe termine;
Par eux quand les Objets viennent nous agiter,
Juſques dans le Cerveau les coups vont ſe porter.
Ainſi de tous les Sens l’effet ſe communique.
Le Corps organiſé, qui nous fait ce rapport,
Er un Claveſſin bien d’accord,
Qui499Von dem Sitz der Sinnlichkeiten.
Ja unfer gantzer Leib, wenn man ihn recht betracht,
Scheint fuͤr die Sinne bloß gemacht.
Laſſt unſern Geiſt mit Ernſt von neuen uͤberlegen,
Wie wunderbar des Coͤrpers Bau formirt!
Viel Nerven, um ihn zu bewegen,
Sind allenthalben hingefuͤhrt.
Bis zu dem aͤuſerſten von ſeinen Theilen,
Sieht man dieſelbigen gleich kleinen Seilen.
Die Haut, von welcher wir umgeben ſeyn,
Jſt gantz davon gewebt, die Roͤhren, die ſo klein,
Zuſammt den Maͤuſelein,
Jn welchen ſich ein fluͤſſend Feuer reget,
Sind Federchen, wodurch der Coͤrper ſich beweget.
Wie nun in dem Gehirn der Geiſter Quell allein
Aus welcher ſie von da durch alle Nerven rinnen;
So muß ja dies die ſtaͤrckſte Probe ſeyn,
Daß eintzig das Gehirn der Sitz der Sinnen.
Hieraus entſtehn bey uns Empfindlichkeiten.
Die Nerven, die ſich uͤberall verbreiten,
Verfuͤgen ſich zur Zunge, zum Gehoͤre,
Zur Naſe, zum Geſicht, und eine kleine Roͤhre,
Ein zarter Zweig durchdringet alle Seiten:
Durch dieſe wird, wenn uns ein Vorwurff ruͤhrt,
Der Druck bis ins Gehirn gefuͤhrt.
Auf ſolche Weiſe nun wird[uns] von allen Sinnen
Die Wuͤrckung mitgetheilt. Der Leib, durch welchen wir
Dies ſo empfinden, iſt ein wol geſtimmt Clavier,
J i 2Das500Du Siege deſ Senſationſ.
Qui rend fidellement les tons de la Muſique,
Qu’une ſavante main ſur ſes touches aplique.
Mais que ſervent ces Tons ſi cet Art enchanteur,
Ne trouve un habile Auditeur,
Qui ſoit touché, qui juge, qui reſſente
Cette Muſique raviſſante?
Telle eſt l’Ame attentive à tous ces mouvemens,
Elle en juge, & par eux reçoit les Sentimens.
On ne peut s’y tromper, la Raiſon nous l’aſſure,
Ce qui nous fait ſentir eſt d’une autre Nature,
Que ces Eſprits ſubtils, cette ardente liqueur,
Que le Cerveau rafine, & qui bout dans le Cœur.
Une Corde de Lut, quand elle eſt animée,
Par le toucher d’un Amphion nouveau,
Son Action ſur l’Oreille imprimée,
Paſſe au moyen des nerfs juſques dans le Cerveau.
Cette Corde eſt matiere, un Nerf n’eſt que matiere.
Tous deux mûs de même maniere,
Suivent le même tremblement;
Mais eſt-ce le ſentiment?
Paſſez dans le Cerveau, ſa moëlle cendrée,
En filamens ſubtils rangée, & ſeparée,
Se meut plus delicatement;
Mais, à-t-elle le ſentiment?
Qu’on501Von dem Sitz der Sinnlichkeiten.
Das alle Toͤne rein und deutlich wieder giebet,
Die eine kluge Hand auf ſelben ausgeuͤbet;
Allein, was nuͤtzet doch der ſchoͤnen Toͤne Klang?
Wenn dieſe Wunder-Kunſt nicht einen Hoͤrer findet,
Der den bezaubernden Geſang
Hoͤrt und beurtheilt und empfindet.
Dies iſt die Seele nun, die dies Bewegen ſpuͤrt,
Sie uͤberleget ſie, und wird durch ſie geruͤhrt.
Man irret ſich hierinnen nicht,
Da der Verſtand ſelbſt uͤberzeuglich ſpricht:
Das, was uns fuͤhlen macht, durchaus nicht einerley
Mit den ſo zarten Geiſtern ſey,
Und daß die heiſſe Feuchtigkeit,
Die in den Nerven rinnt,
Jm Hertzen kocht und wallt, ſich im Gehirn verduͤnnt,
Gantz anderer Beſchaffenheit.
Wann eine Lauten-Sait ein weiſer WEISE ruͤhret;
So wird der Schlag, wodurch er ſie belebt,
Wenn er ſich bis ans Ohr erhebt,
Durch unſrer Nerven Gang biß ins Gehirn gefuͤhret.
Die Nerven nun ſowol, als auch die Sait,
Jſt bloß Materie, auf gleiche Art bewegt,
Die beyd ein gleiches Zittern regt.
Allein heiſſt dies Empfindlichkeit?
Sind ſie nun im Gehirn; ſo regt ſich zwar
Deſſelben graues Marck, das, zaͤrter als ein Haar,
Jn kleinen Faͤden liegt, viel ſanffter: doch deßwegen
Vermag man ihm mit Recht nichts ſinnlichs beyzulegen.
J i 3Man502Du Siege deſ Senſationſ.
Qu’on y faſſe couler la matiere étherée,
Cette Vapeur ſubtile à l’excés épurée,
Les Eſprits agitez peuvent ſubitement,
Ouvrir plus d’une trace à leur cours préparée;
Ce ſont des Corps legers mûs très-rapidement,
Mais de qui l’action toujours materielle,
Ne laiſſe reconnoître en elle,
Que ſon rapide mouvement.
Nous devons donc ailleurs chercher le Sentiment.
C’eſt dans l’Ame, qu’il eſt. Mais les Sens ont leur ſiege
Dans un point du Cerveau, qu’il s’agit de marquer.
Organe general, voilà ſon privilege;
Il raſſemble les Sens, & les fait diſtinguer.
Le Nez ne reçoit point les traits de la Lumiere,
L’Oeil n’apperçoit point les Odeurs,
L’Oreille n’eſt point propre à gouter les Saveurs,
La fonction des Sens à tous eſt ſinguliere.
Mais bien plus, on le ſait, le Nez n’odore point,
Nul Sentiment du ſon à l’Oreille n’eſt joint,
Notre Oeil n’eſt point touché des choſes lumineuſes,
Ni la Langue des ſavoureuſes;
Il faut donc pour notre Ame un Organe commun,
Qui ſeul puiſſe odorer, voir ſavourer, entendre,
En503Von dem Sitz der Sinnlichkeiten.
Man ſpreche, daß darin ein Stoff der himmliſch, rinne,
Der unbegreifflich rein und duͤnne,
Und daß der Geiſter Meng in ihm auch ſtets geſchwinde
Manch ungezaͤhlte Thuͤr und Oeffnung finde;
Sind es doch Coͤrper nur, die leicht und ſchnell bewegt,
Und deren Handlung doch, die bloß nur coͤrperlich,
Nichts als ein ſchnell Bewegen hegt.
So werden wir demnach das Fuͤhlen und das Wiſſen
Am andern Orte ſuchen muͤſſen.
Was iſt, iſt in der Seel: doch haben unſre Sinnen
Den Sitz in einem Punct des Hirns von innen,
Der werth, daß man ihm wohl beachtet und erkennt.
Als wie ein allgemein und noͤthig Jnſtrument,
(Dis iſt ſein Vorzugs-Recht und eigentlichs Geſchaͤffte)
Vereint und theilt er ein der Sinnen Kraͤffte.
Die Naſe fuͤhlet nie den Eindruck von dem Licht,
Das Auge ſpuͤrt das Riechen nicht,
Das Ohr iſt nicht geſchickt zu ſchmecken,
Jn jedem Sinn kan man ſein eigen Amt entdecken.
Allein noch mehr, man weiß, die Naſe ſelber kan
Nicht riechen, auch der Ton ſchlaͤgt an das Ohr nicht an.
So ruͤhren Dinge, welche Licht,
Auch unſer Auge nicht,
Noch unſre Zunge die, ſo ſchmackhafft ſeyn.
Drum muß ſich in der Seele finden
Ein Jnſtrument, das allgemein,
Das eintzig hoͤren kan und ſehn,
Auch ſchmecken und verſtehn,
J i 4Wohin504Du Siege deſ Senſationſ.
En qui de tous côtez l’action vient ſe rendre,
Et qui réunit tout en un.
L’exemple ſert de preuve à cette conjecture.
Si dans chacun des Yeux l’Objet fait la peinture,
Pourquoi dans le fond du Cerveau,
Ce même Objet ne fait-il qu’un Tableau?
En obſervant de prés l’interne Mechanique,
Cette Experience s’explique.
Lunettes, & Miroirs dans la tête placez,
Des traits du Jour les yeux ſont traverſez;
Par la prunelle, on voit que d’une image peinte
En chacun d’eux il ſe forme l’empreinte.
Mais ce n’eſt pas ici, qu’il en faut demeurer;
Et ces impreſſions plus loin vont pénetrer.
Juſqu’au fond du Cerveau ſuivons les Nerfs optiques,
Tant que des filets ſympatiques
De l’un & de l’autre Oeil viennent ſe rencontrer;
dans un ſeul Tableau l’Objet doit ſe montrer.
Les deux Nerfs auditifs ainſi ſe réuniſſent
Les Nerfs de la Langue, & du Nez;
Les Nerfs par tout le Corps au toucher deſtinez
Selon leurs fonctions ſéparément agiſſent.
Et c’eſt dans cet endroit, tous ils aboutiſſent,
de tous leurs filets les pointes vont finir
Que s’acheve des Sens l’Action generale.
Ce505Von dem Sitz der Sinnlichkeiten.
Wohin die Handlungen von allen Seiten
Sich fuͤgen und damit verbinden,
Und welches alles kan zu einem leiten.
Ein Beyſpiel zeiget uns, daß dies die Wahrheit ſey:
Wenn ſich in jeden Aug ein Gegenwurf formiret,
Wie kommt es denn, daß man nur eine Schilderey
Von ſelben Gegenwurff in unſerm Hirn verſpuͤret?
Wenn man nun dieſen Bau, der wol recht wunderbar,
Von innen nahe ſieht; wird die Erfahrung klar.
Jm Haupte ſieht man Fern-und Spiegel-Glaͤſer ſitzen,
Durch unſre Augen dringt des Lichtes ſchnelles Blitzen.
Jns Auges Apffel wird erblickt,
Wie ſich in jeglichem ein kleines Bildniß druͤckt.
Allein hier muß man nicht verbleiben,
Jndem der Eindruck noch viel tieffer geht.
Laſſt uns bis in den Grund des Hirns das Dencken treiben,
Wo des Geſichtes Nervgen ſteht.
Da, wo aus beyden Augen ſich
Verbindungs-Faͤden ſchnell begegnen und beruͤhren,
Wird man vom Vorwurff ſichtbarlich
Nur eine Schilderey verſpuͤren.
Alſo vereinen ſich die Ohren-Nerven auch.
Der Zungen und der Naſ und die, ſo zum Gebrauch
Des Fuͤhlens zugericht’t und unſern Leib durchgehen,
Die koͤnnen wir fuͤr ſich auch alſo wuͤrcken ſehen.
Jn dieſem Ort, wohin ſich alle wenden,
Und wo die Puncten ſich von ihren Faͤden enden,
Wird uͤberhaupt der Sinnen Werck vollfuͤhrt,
J i 5Der506Du Siege deſ Senſationſ.
Ce lieu n’eſt pas facile a définir;
Mais que ce ſoit, ou non, la Glande pineale,
Il faudra toujours convenir,
De quelque choſe, qui l’égale.
Les filamens des Nerfs, déliez, confondus,
Deviennent ſi ſubtils, qu’ils paroiſſent perdus.
Et ce doit être enfin ce Siege imperceptible,
L’unique point de jonction,
diſcernant l’Effet de chaque impresſion,
Notre Ame eſt frapée & ſenſible.
des mouvemens corporels,
Font des Tableaux ſpirituels;
Et l’Ame, par l’Organe, avec le Corps unie,
D’elle & des Sens éprouve l’harmonie.
Quand l’Oeil fait des Objets la nette expresſion,
C’eſt, que dans un ſeul point s’unit l’impresſion.
La Vûe au contraire eſt troublée,
Lorsqu’en preſſant un de nos yeux,
On détourne un des Nerfs, en ſorte qu’en deux lieux,
Par eux ſéparément la Glande eſt ébranlée.
La même image ausſi-tôt eſt doublée;
Et ce double Tableau par ſon illuſion,
Cauſe en l’Eſprit l’erreur & la confuſion.
Dans507Von dem Sitz der Sinnlichkeiten.
Der Ort iſt aber nicht gar leicht zu finden,
Noch eigentlich die Stelle zu ergruͤnden.
Doch mag es, oder nicht die Glandul ſeyn,
Die Pinealis insgemein
Genennet wird, ſo ſtimmt doch dem ein jeder bey,
Daß es ein ſolcher Ort, der ihr nicht ungleich, ſey.
Der Nerven Faͤden ſind allhier ſo zart und klein,
Verwirren ſich und ſind faſt nicht zu ſpuͤren,
Ja ſcheinen ſich faſt gaͤntzlich zu verlieren.
Dis muß nun eigentlich der unſichtbare Sitz,
Das Puͤnctgen der Verbindung ſeyn,
Woſelbſt, da ſie des Eindrucks Wuͤrckung ſpuͤret,
Die Seele fuͤhlbar iſt, und wo ſie wird geruͤhret:
Bewegungen, von coͤrperlichen Sachen
Die muͤſſen dort ein geiſtigs Mahlwerck machen,
So daß die Seele hier, die mit dem Leib ſich bindet,
Der Sinnen Harmonie, auch ihre ſelbſt, empfindet.
Wann deutlich, nett und rein ein Vorwurff wird erblickt;
Entſteht es bloß, daß er ſich in ein Puͤnctgen druͤckt.
Hingegen wird das Sehn verwirret und verſtoͤret,
Wenn, da man etwan eins von unſern Augen preſſt,
Man gleich das Nervchen abwerts kehret,
Da an zween Orten dann die Glandul wird beweget,
Wodurch daſſelbe Bild ſo gleich gedoppelt laͤſſt,
Und folglich ſind im Geiſt und in der Phantaſey
Durch dieſe dopple Schilderey
Verwirrungen erreget.
Jm508Du Siege deſ Senſationſ.
Dans l’Yvreſſe, dans les Vertiges,
Par de fortes vapeurs les Eſprits mutinez
En courrant dans les Nerfs, confus, deſordonnez,
Confondent du Cerveau les traces, les veſtiges.
Les portraits ſont tremblans, doubles, & renverſez,
La Bacchante en fureur, par ces cris inſenſez,
De ſa Vûe égarée exprime les Préſtiges.
Et Panthée agité par des troubles pareils,
Effrayé, chancellant n’apperçoit que Prodiges,
Voit deux Thebes, & deux Soleils.
Les autres Sens, de même que la Vûe,
Seront ſujets à des déreglemens,
Si par de confus mouvemens,
Ou mêlez, ou trop vehemens,
L’harmonie eſt troublée, ou trop interrompue.
L’Ame n’a plus de lieu pour ſes diſcernemens,
Et toute impreſſion demeure confondue.
Quelquefois il ſurvient de tels ébranlemens
Que par les motions, qui font nos Sentimens,
La moindre ſeulement demeure ſuſpendue.
Quand il n’arrive aucun de ces dérangemens,
Le Cerveau ſain reçoit d’innombrables atteintes,
Qui par les divers Sens ont même Rendez-vous;
De509Von dem Sitz der Sinnlichkeiten.
Jm Schwindel, in der Trunckenheit,
Wie auch durch ſtarcker Duͤnſte Macht,
Sind unſre Geiſter aufgebracht:
Wodurch, wenn ſie mit groſſer Hefftigkeit
Unordentlich durch unſre Nerven irren;
Sie im Gehirn die Zuͤg und Spuren gantz verwirren.
Die Bilder zittern ſehr, ſind doppelt, und verkehrt.
Durch ihren Blick, der gantz verſtohrt,
Und durch ihr wild Geſchrey, ſtellt die Bacchantin vor,
Wie nebſt den Sinnen ſie auch die Vernunfft verlohr,
Und Pentheus, der durch ſolche Wuth
Erſchrecket, umgejagt und an zu raſen finge,
Sah ſtolpernd lauter Wunder-Dinge
Zwey Theben und zugleich auch zweyer Soñen Gluht.
Jn andern Sinnen auch, ſowol als im Geſicht,
Sieht man ein gleiches ſich erregen,
Wann ein zu ſtarck gemiſcht, verwirretes Bewegen,
Die Harmonie verwirrt und unterbricht.
Die Seele kan ſodann nicht ferner unterſcheiden,
Und aller Eindruck iſt verwirrt,
Ja offt geſchichts, wenn ſie muß ſolch Erſchuͤttern leiden,
Daß durch Bewegungen, die ſie in Sinnen ſtifft,
Der Druck zum Ziel nicht voͤllig trifft.
Wann nun von dem, was ihre Ordnung ſtoͤhret,
Jhr keines wiederfaͤhret;
Wird ein geſund Gehirn von innen,
Durch tauſend Gegenſtaͤnd erregt und eingenommen,
Die alle durch verſchiedne Sinnen
An einen Ort zuſammen kommen.
Die510Du Siege deſ Senſationſ.
De mille & mille Objets d’ou procedent les coups,
La glande en même temps ſepare les Empreintes:
Par les traits viſuelles au Cerveau décochez,
Les Reſſorts auditifs ne ſont point empêchez;
Sans nous laiſſer connoître d’intervalle,
Deux divers Sens ſont mûs par une force égale;
Le Nez eſt chatouillé d’une agreable Odeur,
Tandis qu’au pied gouteux s’excite la douleur.
Mais qui pourra comprendre avec quelle viteſſe,
Les differens ſujet ſur nos Sens appliquez,
Par ces Actes diſtincts au Cerveau ſont marquez;
Dans une infinité d’Objets de toute eſpece,
Quel Ouvrier, quel Art, quelle Juſteſſe,
Sait comme dans un point ainſi les raſſembler,
Et dans un même point auſſi les démêler?
Notre Ame à ces Objets par l’Organe occupée,
Veut, que ces Sentimens ſoient attachez aux Corps,
Dans l’Erreur de l’Enfance elle eſt envelopée,
Et rapportant tout au dehors
De traits exterieurs ſe croit toujours frapée.
En éprouvant que l’eſpace des Cieux,
Le vaſte ſein des humides Campagnes,
Les Bois, les Plaines, les Montagnes
Sont à la fois découverts à nos yeux,
On511Von dem Sitz der Sinnlichkeiten.
Die Glandul ſondert hier von Dingen ohne Zahl,
Woraus die Druͤck entſtehn, den Eindruck auf einmal
Schnell von einander ab.
Durch Striche des Geſichts,
Die ins Gehirn gedruͤckt,
Sind die von dem Gehoͤr auch im geringſten nichts
Verhindert noch verruͤckt.
Zween Sinnen ſind durch gleiche Krafft geruͤhret,
Ohn daß man einen Raum der Zeit darin verſpuͤret:
Durch einen ſuͤſſen Dunſt wird unſre Naſ ergoͤtzt,
Jndem das Podagra den Fuß in Schmertzen ſetzt.
Wer aber faſſet doch, mit welcher Schnelligkeit,
Von ſo verſchiedener Beſchaffenheit,
Die Vorwuͤrff, die die Sinnen ruͤhreu,
Durch unterſchiednen Druck ſich im Gehirn formiren,
Jn dieſer Coͤrper Meng, die ohne Zahl ſich haͤufft?
Wo iſt ein Witz, ein Meiſter, der begreifft,
Wie ſie in einem Puct ſich ſo vereinen koͤunen,
Auch in demſelben Punct ſo ordentlich ſich trennen?
Die Seele, die hiermit durchs Werckzeug ſich beſchaͤfftigt,
Will, daß die Sinnlichkeit in unſerm Coͤrper ſey,
Statt daß ſie von dem Fehl der dummen Kindheit frey
Und ſich entfernen ſollt, wird ſie darin bekraͤfftigt.
Und da ſie alles glaubt von auſſen her zu kriegen,
Haͤlt ſie ſich ſtets geruͤhrt von aͤuſſerlichen Zuͤgen.
Jndem man fuͤhlt, daß uns des tieffen Himmels Zelt,
Zuſammt dem weiten Reich der fluͤſſenden Cryſtallen,
Gebuͤrge, Thaͤler, Wald und Feld,
Auf einmal in die Augen fallen;
Bere -512Du Siege deſ Senſationſ.
On s aſſure, que ſi la Vûe,
Appercoit tous les traits dont ils ſont exprimez,
Sous une ſi vaſte étendue,
Notre raiſon ſeroit déçûe,
De croire, que chez nous ils fuſſent renfermez.
Avons-nous oublié nos Songes?
Ne nous ſouvient-il plus de ces plaiſans Menſonges,
Qui nous ont figuré des Montagnes, des Mers,
Des Fleuves ſerpentans les verdoyantes Rives,
L’immenſe plaine des Airs,
Sous des peintures ſi vives,
Sans que nos yeux fuſſent ouverts?
D’un Sommeil décevant les charmes agréables,
Nous montrent tant d Objets ſous des traits ausſi forts,
Sous des éloìgnemens, & des couleurs ſemblables,
Sans que pour les produire, il ſoit rien au dehors.
Dans ces Tableaux legers, qu un Songe nous figure
Regardons l Art de la Nature,
Bien que notre Ame agiſſe avec le Corps,
Reconnoiſſons à part ſes regles, ſes rapports.
Par les Angles formez, par les Lignes tracées,
Dans513Von dem Sitz der Sinnlichkeiten.
Beredet man ſich ſelbſt, daß, da die Augen,
Jn ſolchem groſſen Raum, ſolch eine Menge Zuͤge,
Dadurch ſie ausgedruckt zu ſehen taugen,
Sich unſere Vernunfft betruͤge;
Stimmt ſie mit dieſer Meinung ein:
Daß alle Ding in uns beſchloſſen ſeyn.
Hat man der Traͤume dann vergeſſen,
Erinnert man ſich nicht der holden Luͤgen,
Die, ſammt der weiten Lufft, ſo nicht zu meſſen,
Auch Berge, nebſt des Meeres Wellen,
Auch Ufer, die bebluͤhmt, von hellen Fluͤſſen,
Jn ſolcher Deutlichkeit uns vorzuſtellen,
Bey gantz geſchloßnen Augen, wiſſen.
Des truͤgeriſchen Traums ſo liebe Zauberey
Zeigt viele Gegenwuͤrff mit ſolchen ſtarcken Zuͤgen,
Bald nah und bald entfernt mit Farben, mancherley,
Ohn daß von allen dieſen Dingen,
Um ſelbige hervor zu bringen,
Von auſſen etwas wuͤrcklich ſey.
Jn dieſen leichten Bildern nun,
Den uns ein Traum formirt, laßt uns die Spur
Von der geheimen Kunſt der wuͤrckenden Natur,
Beſehen und erwegen.
Thun Seel und Coͤrper gleich zuſammen, was ſie thun;
Laſſt uns die Regeln doch beſonders uͤberlegen.
Jndem ſie Winckel macht,
Und Linien formiret
K kJm514Du Siege deſ Senſationſ.
Dans la Subſtance du Cerveau,
Quand même nous dormons, rappellant nos penſées
Sans rien d exterieur l Ame fait un Tableau;
Par ſa Géometrie, & ſure, & naturelle,
Elle ſait arranger ce Globe ſpacieux,
Tel que pendant la veille il s offroit à nos yeux;
Et par ces mêmes traits, qu elle gardoit en elle,
Retrace les Beautez de la Terre & des Cieux.
Notre Ame agit toujours. Des Arts c eſt la Maîtreſſe,
Ne les a-t-elle pas elle ſeule inventez?
N eſt-ce pas par ces Loix qu avec tant de juſteſſe
Nous les voyons executez?
Le peintre Imitateur, par les Regles certaines
Des plans dans ſon Eſprit dreſſez
Fait des Perſpectives lointaines
les Objets trompeurs nous ſont ainſi tracez,
Et ne ſont point l Art nous les fait voir placez.
Et nous venons encor de le mieux reconnoître
Dans les ſavans effets des Verres différens,
Ou les réfractions font naître
Des Objets colorez plus petits, ou plus grands,
Regardez ſous des traits, qui ne ſont, qu apparens.
Si515Von dem Sitz der Sinnlichkeiten.
Jm Weſen des Gehirns, und wieder ruͤckwerts fuͤhret
Was ſie vorhin gedacht;
Formiret unſre Seel, obgleich der Leib nicht wacht,
Ohn daß was aͤuſſerlichs darbey;
Jn ſich doch eine Schilderey.
Durch dieſe Erd-Meß-Kunſt, die ſicher und natuͤrlich,
Stellt ſie den weiten Creis ſich deutlich und figuͤrlich,
So, wie ſie ihn des Tages ſahe, fuͤr:
Und zeiget durch die Zuͤg, die ſie behielt, in ihr,
Des Himmels und der Erden Zier.
Die Seele wircket ſtets. Von Kunſt und Wiſſen
Jſt ſie die Meiſterin. Hat ſie ſie nicht erdacht?
Sind die Geſetze nicht von ihr gemacht,
Wornach mit ſolcher Richtigkeit
Sie ausgefuͤhret werden muͤſſen?
Durch feſte Regeln weiß des Schildrers kluge Hand
Aus dem Entwurff, den ſein Verſtand
Zuerſt formirt, Entfernungen zu ſchildern,
Wo, von den truͤgeriſchen Bildern
Die Zuͤge nicht daſelbſt zu ſehn,
Wo ſie durch ſeine Kunſt gebildet ſtehn.
Wir koͤnnen ihre Krafft nunmehr
Jn fremden Wuͤrckungen verſchiedner Glaͤſer ſpuͤren,
Worin die Gegenbruͤch erzeugen und formiren
Gefaͤrbte Gegenwuͤrff, bald groß, bald klein,
Die blos nur nach dem Schein,
Durch Striche, die nicht da, zu ſehen ſeyn.
K k 2Sind516Du Siege deſ Senſationſ.
Si nous Songes enfin ſont un trop foible exemple,
Pour montrer, que le Corps n’a, que des mouvemens,
Et que l Ame elle Seule à tous les Sentimens,
Qu ici notre Raiſon contemple
Ce que produit la fiévre, & ſes accés brûlans.
Voyons tous les Objets, qu elle nous repréſente,
En portant à la tête une vapeur ardente;
Voyons les tranſports violens
Des Furieux, des Phrenetiques,
Les Viſions des Fanatiques,
Lorſque d un Sang brûle les rapides Elans
Pouſſent dans le Cerveau des Eſprits turbulans,
Qui font mouvir les Nerfs optiques.
Quels fantômes alors ſemblent fraper les Sens,
Plus forts, que les Objets, & réels, & préſens?
De-là viennent ces Rêveries,
Qui frapent ſi profondement;
Et c eſt ainſi qu Oreſte à tout moment
Etoit ſuivi de Spectres, de Furies
Qui l agitoient cruellement,
Et qu il fournit encor ces plaintes pathetiques,
Que l on fait retentir ſur les Scenes tragiques,
Pour excitet l horreur & le frémiſſement.
C eſt517Von den Sitz der Sinnlichkeiten.
Sind unſre Traͤume nun ein gar zu ſchwach Exempel
Zu zeigen, daß der Leib nichts hat, als das Bewegen,
Und daß die Seele blos der Sinnen Sitz und Tempel;
So laſſet uns bedachtſam uͤberlegen
Die Dinge, ſo in uns des Fiebers Gluht erregen.
Laſſt uns die Vorwuͤrff einſt, die ſie uns weiſet, ſehn,
Wenn unſer Haupt durch ſie erhitzte Duͤnſte fuͤllen:
Man ſeh gewaltſame Vergehungen entſtehn,
Von Wahnwitz, Raſerey, auch von der Schwaͤrmer Grillen,
Wann von dem aufgebrachten Blut
Das voller wilden Hitz und Gluht,
Die ſchnellen Trieb ins Hirn verwirrte Geiſter treiben,
Die ſich an des Geſichts ſo zarte Nerven reiben.
Welch Schreck-Geſpenſter-Heer nimmt uns die Sinnen ein,
Das uns noch ſtaͤrcker ruͤhrt,
Als Sachen, die man leiblich ſpuͤrt,
Und wuͤrcklich gegenwaͤrtig ſeyn.
Daher Erſcheinungen und Larven denn entſtehn,
Die tief bis in die Seele gehn;
Auf ſolche Art muß ſich Oreſtes immerfort,
Von Furien verfolgt, an jedem Ort,
Von Schreck-Geſpenſtern foltern ſehn,
Wie deſſen ſcharffe Plag und Klag auf unſren Scenen,
Zuweilen noch erthoͤnen,
Um wahres Schaudern, Furcht und Schrecken,
Auch aus verſtellter Noht, uns zu erwecken.
K k 3So518Du Siege deſ Senſationſ.
C’eſt ainſi que Brutus, dans les champs Philippiques,
Quand la Nuic déployoit ſes voiles tenebreux,
Triſtement accablé des affaires publiques,
Crut voir un noir Demon, entendre un Spectre affreux,
Qui lui vint annoncer ſon Deſtin malheureux.
Avouons, avouons ſur tant d experiences,
Que l Ame eſt incitée à tous ces jugemens,
Quand des Eſprits par leur vifs mouvemens,
Des Sens interieurs émeuvent les puiſſances.
Pourtant n accuſons point les Sens d etre menteurs,
Ni du vrai, ni du faux, ils ne ſont les Auteurs;
Ils ſont mûs ſimplement, & leurs raports nous rendent.
Ce, que produit en eux l Objet, dont ils dépendent.
Qu’ils fuſſent des portraits effrayans, ou flatteurs,
C eſt aux hommes alors à bien voir ce, qu’ils ſentent;
Et nos ſeuls Jugemens ſeront des Impoſteurs,
Si touchant un Objet, que nos Sens nous préſentenr,
Nous formons des Raiſonnemens,
Sur des vains Préjugez, & des faux fondemen[s].
Jugeons bien, jugeons mal, tout eſt dans notre tét[e.]
S[i]519Von den Sitz der Sinnlichkeiten.
So glaubet Brutus auch, bey finſtrer Nacht,
Jn dem Philippiſchen Gefilde,
Als die gemeine Sorg ihn voller Schwermuht macht,
Ein ſchwartz Geſpenſt zu ſehn,
Und von dem Schrecken-Bilde
Sein hartes Schickſal zu verſtehn.
Ach! laſſt uns denn, beſtuͤrtzt durch ſo viel Proben, ſchlieſſen,
Daß unſre Seelen ſo gedencken muͤſſen,
Wann Geiſter, durch ihr hefftiges Bewegen,
Der innern Sinnen Kraͤfft erregen.
Doch koͤnnen wir uns nicht beſchweren,
Als ob die Sinnen uns betruͤgen,
Sie koͤnnen nicht was wahr, auch nicht was falſch iſt, lehren,
Sie ſind nur blos bewegt. Was ſie vom Vorwurff kriegen;
Das geben ſie zuruͤck. Ob ſie, voll Luſt und Schrecken
Gemaͤhld in uns erwecken;
So muß der Menſch bemuͤht ſeyn zu ergruͤnden,
Das, welches wir durch ſie empfinden.
Und unſer Urtheil blos allein,
Jſt am Betruge Schuld, wenn wir von Dingen,
Die unſre Sinnen uns vor Augen ſtellen,
Da wir voll Vorurtheil und eitlem Grunde ſeyn,
So offte falſche Schluͤſſe faͤllen.
Wir moͤgen recht, wir moͤgen unrecht richten;
Geſchicht es alles blos in unſern Haupt allein.
K k 4Jſt520Du Siege deſ Senſationſ.
Si l on à le Cerveau de Vapeurs obfuſqué,
Dans les Maux, dont lui ſeul il ſe trouve attaqué,
Si le cours des Eſprits n eſt plus communiqué,
Alors par tout le Corps le Sentiment s arrête,
Mais ſi, loin du Cerveau, le mal eſt appliqué,
Si le fer, ſi le Feu nous font quelque bleſſure,
Soudain il en reçoit la plus vive pointure.
Des Eſprits agitez, les cruels mouvemens,
Rapportent au Cerveau de forts élancemens.
L Ouvrier montre ainſi ſa Sageſſe parfaite,
Ce Reglement ſecret entretient notre Corps.
Verroit-on durer ces Accords,
Si l Ame n étoit pas ſujette,
A reſſentir pour lui tous les traits du dehors?
S’ils agiſſoient ſur nous d une autre Sorte,
Nous ne pourrîons nous conſerver;
Ils nous falloit l atteinte vive & forte,
Qu ils nous font ſans ceſſe éprouver.
Par une ſimple connoiſſance,
De ce, qui meut le Corps, & de ce, qu il offenſe,
L’Ame y remedieroit moins attentivement;
Mai[ſ]521Von dem Sitz der Sinnlichkeiten.
Jſt das Gehirn von Duͤnſten eingenommen,
Die in daſſelbige durch Kranckheit und durch Pein
Entſtanden und gekommen,
Und theilt ſich folgends nicht mehr mit der Geiſter Lauf;
So hoͤret das Gefuͤhl im gantzen Coͤrper auf.
Wann aber fern vom Hirn der Schmertz die Glieder trifft.
Wenn Feur und Stahl uns Wunden macht und ſchlaͤget,
Wird gleich in ihm ein ſcharffer Schmertz geſtifft.
Da ſich der Geiſter Heer gewaltig ſchnell beweget;
Wird ploͤtzlich im Gehirn ein ſcharffer Druck erreget.
Der weiſe SCHOEPFFER aller Welt
Hat auch hierinn den Glantz der Weisheit vorgeſtellt,
Da der geheime Zwang die Coͤrper unterhaͤlt.
Wie waͤr es muͤglich, daß die Harmonie beſtaͤnde,
Wenn unſre Seele nicht
Auf eine Art waͤr zugericht’t,
Daß ſie fuͤr ſich
Von allen, welches aͤuſerlich,
Den Druck, die Wuͤrckungen empfaͤnde?
Wenn dieſes ſollt auf andre Art geſchehn;
Unmoͤglich koͤnten wir beſtehn.
Nothwendig muͤſten wir ſo ſtarcke Triebe ſpuͤren,
Die uns durch ſie beſtaͤndig ruͤhren.
Denn durch erkennen blos allein
Desjenigen, was unſern Leib beweget,
Und etwan Pein und Plagen ihm erreget,
Wuͤrd unſrer Seele nicht ſo ſchnell zu helffen ſeyn.
K k 5So522Du Siege deſ Senſationſ.
Mais elle en a le Sentiment,
Et rapporte aux endroits, l Action commence,
Les Coups, qui par les Nerfs paſſent ſoudainement
Au Cerveau, qui reçoit leur vif ébranlement.
Qu’on nous frape à la Jambe, auſſi-tôt la penſée,
Par cet Ordre établi pour conſerver nos Jours,
Juge, que la Jambe eſt bleſſée,
Et que c eſt-là, qu’il faut donner ſecours.
Que la Nature en nous ſoit ainſi diſpoſée,
Et qu aux Membres frapez l Eſprit doive imputer,
Le Mal, qu au Cerveau ſeul les Nerfs vont exciter,
Nous en avons la preuve aiſée.
Au ſortir des ſanglans Combats,
l impitoyable Bellone,
Sous les coups furieux de ſa foudre, qui tonne,
Emporte les Jambes, les Bras,
Quand un noble Guerrier, qui ſait braver les Parques,
Revient avec les triſtes marques,
De ſon intrepide Valeur,
Que les ſoins d Eſculape ont dérobé ſa vie,
Aux Coups, qui l ont preſque ravie,
Il ſent tout étonné renaître ſa douleur;
Des Nerfs du Bras coupé, de la Jambe coupée,
Dans le Cerveau les reſtes mutilez,
Comme les Nerfs entiers s y trouvent ébranlez;
De douloureux élans ſon Ame encor frapée,
Raporte ce, qu il ſouffre aux lieux, qui ne ſont plus,
Aux Mains, aux Pieds, qu il a perdus.
Re -523Von dem Sitz der Sinnlichkeiten.
So aber fuͤhlt ſie es, und bringt ſofort
An ſelben Ort,
Den Druck zuruͤck, wo er erſt angefangen,
Der ins Gehirn ſchnell durch die Nerven gangen.
Man ſchlag uns an ein Bein, ſo wird man wiſſen,
Durch das Geſetz; ſo uns zum Heil gemacht,
Daß ſolches unſer Bein,
Und daß wir |ihm daſelbſt zu Huͤlffe kommen muͤſſen.
D unſere Natur ſo zugerichtet ſey,
Und daß vom Geiſt die Pein den Gliedern zuzuſchreiben,
Die ins Gehirn die Nerven treiben;
Dem ſtimmet dieſe Probe bey.
Nach einer blutgen Schlacht, woſelbſt Bellonen Wuht,
Durch die zerſchmetternd-wilde Blitze
Der donnernden Geſchuͤtze,
So Arm, als Beine, raubt; wenn Helden, deren Muht
Der Parcen Stahl getrotzt, mit dem betruͤbten Zeichen
Von ihrer Tapfferkeit zuruͤcke kommen,
Und denen Esculap das Leben,
Das durch die Wunden faſt geraubt war, wiedergeben,
Wird eine neue Pein von ihnen wahrgenommen:
Da vom zerſtuͤckten Arm und Bein,
Der Nerven Reſt im Hirn ſo ſtarck erſchuͤttert ſeyn,
Als waͤren ſie noch gantz. Die Seele, die geruͤhret
Durch ſolche ſcharffe Pein,
Bringt das, was ſie verſpuͤret,
An Orten wieder hin, die wuͤrcklich nicht mehr ſeyn,
Zu dem verlohrnen Arm und Bein.
Betrach -524Reflexions sur les Idees.

Reflexions sur les Idees.

Pouvons-nous deſirer des Lumieres plus vives,
Pour connoitre l Eſprit & ſes prérogatives?
Tout montre, tout ſoutient ſes droits.
Nous avons remarqué, juſqu en ſes Erreurs même,
Séparement du Corps ſa dignité ſuprême,
Et qu il a toujours à ſon choix,
Sçu corriger les Sens, & leur donner des Loix.
Dans l action des Sens on fait la différence,
Du Sentiment obſcur, que nous en recevons,
D avec la claire connoiſſance,
Qu en notre Ame nous éprouvons.
Chaque Objet apperçû réveille nos Idées;
Mais pour les bien conſiderer,
Que dans l Eſprit elles ſoient regardées,
Du mêlange des Corps ils faut les ſéparer.
Gardons-nous de prendre pour elles,
Ces traits materiels, ces traces corporelles,
Qui font dans le Cérveau l image des Objets,
Notre525Betrachtungen uͤber die Jdeen.

Betrachtungen uͤber die Jdeen.

Kan man ein heller Licht begehren,
Zu kennen unſern Geiſt? ſein Vorrecht zu erklaͤren?
Es zeiget jedes Ding, und unterſtuͤtzt ſein Recht.
Wir haben ja geſehn, daß ſelber, wenn er fehlet,
Erwegt man ihn allein,
Die Hoheit und die Wuͤrd an ihm ausnehmend ſeyn:
Und daß nur er nach eignem Willen wehlet,
Daß er die Sinnen kan zum Guten treiben,
Und maͤchtig ſey Geſetz denſelben vorzuſchreiben.
Jn allen Handlungen der Sinnen
Macht man den Unterſcheid,
Von einer dunckelen Empfindlichkeit,
Durch welche man von ihnen wird geruͤhret,
Zu einem deutlichen Begriff, den man von innen,
Jn unſrer Seele ſelbſt verſpuͤret.
Ein jeder Vorwurff, den wir ſehen,
Erreget und erweckt in uns Jdeen.
Allein,
Wofern man uͤberleget,
Daß es der Geiſt allein, der ſie erreget,
So muͤſſen ſie vom Leib wol unterſchieden ſeyn.
Man huͤte ſich,
Daß man ſtatt ſeiner nicht erwehle
Die Striche, welche coͤrperlich,
Aus welchen mit ſo vielen Bildern,
Die Vorwuͤrff im Gehirn ſich ſchildern.
Denn526Reflexions sur les Idees.
Notre Idée eſt dans l Ame, & s y trouve formée,
Même avant qu une trace au Corps ſoit imprimée;
Ce ſont de differens Sujets.
Si lorsque les Objets font ſentir leurs atteintes,
Sur une Table raze on reçoit leurs Empreintes,
Quel Principe aurons nous de nos Raiſonnemens?
Par qui donc en nos Sentimens,
Tant de diverſitez ſont-elles diſcernées?
Quand l Organe eſt touché de ſimples mouvemens,
Plus d’une Idée en nous regle nos Jugemens;
Dans l Eſprit ſeul les premieres ſont nées:
Propres aux Etres connoiſſans,
Elles s offrent toujours l une à l autre enchaînées,
L une à l autre ſubordonnées,
Sans être admiſes par les Sens.
Obſervons la plus tendre Enfance,
Elle n eſt point ſans connoiſſance.
Quelle Lumiere en nous paroît anticiper,
L Inſtruction, l Experience.
L Enfant ſur les Objets, dont il ſe ſent fraper,
Choiſit, ſuit ſes panchans, & dans cette Innocence,
A comme une Reminiſcence,
Qui toujonrs par degrez vient ſe déveloper.
La Raiſon d abord eſt guidée
A reconnoître DIEU, comme premiere Idée;
Elle527Betrachtungen uͤber die Jdeen.
Denn die Jdeen ſind in unſrer Seele,
Und zwar in ſelbiger viel eher noch formirt,
Bevor ein Strich, ein Druck, vom Coͤrper ſie beruͤhrt.
Es ſind gantz unterſchiedne Sachen.
Wenn Gegenwuͤrff uns einen Eindruck machen;
Empfaͤngt man ihrer Bilder Heer,
Auf eine Tafel, welche leer:
Hierdurch iſt aber uns noch vom Verſtand
Nicht die geringſte Spur bekannt.
Wodurch erkennet man in der Empfindlichkeit
So unterſchiedner Ding ſo groſſen Unterſcheid?
Wenn unſer Werckzeug blos geruͤhrt iſt durchs Bewegen;
So ſpuͤret man, wie ſich zum Schluß und Uberlegen
Verſchiedene Jdeen in uns regen:
Wovon die erſten blos in unſerm Geiſt gebohren:
Die, fuͤr vernuͤnfftige Geſchoͤpffe nur erkohren,
Sich immer an und bey einander finden,
Jedoch ſich nie mit unſern Sinnen binden.
Laſſt uns die zarte Kindheit ſehen,
Wir treffen ſie nicht ohn Erkenntniß an,
Es ſcheint ja ihr ein Licht noch eher zu entſtehen,
Als die Erfahrung ihr und Lehr was zeigen kan.
Ein Kind, wenn es ein Vorwurff ruͤhret,
Erwehlt, und folget ſeinem Willen,
Es laͤſſt, als wenn in ihm man ein Erinnern ſpuͤret,
Man ſiehts ſich Staffelweis entwickeln und enthuͤllen.
Es leitet uns beſonders der Verſtand
Zur GOTTHEJT, die ſie uns als ewig weiſ’t,
Sie528Refleximnſ ſur leſ Idee.
Elle va de ſoi-même à cet Eſprit Parfait,
Par qui tout fut produit, & par qui tout ſe fait?
pourroit-on trouver des Peuples ſi ſauvages,
Qu ils ne ſentent un Dieu ſous de confus Nuages!
Dans ces Religions pleines d abſurditez,
D extravagantes fauſſetez,
A la ſupreme Idée ils rendent leurs hommages;
Un foible Jour, qui luit en ces Obſcuritez,
A fait d un même Dieu mille Divinitez;
Contemplant ſa grandeur ſous diverſes images,
De ſes Attributs ſeparez,
Ils forment à plaiſir des Etres adorez.
L’Ame au deſſus du Corps noblement élevée,
Ne ſauroit renoncer à ſes droits ſouverains;
La Raiſon eſt Raiſon, ſauvage, ou cultivée;
C eſt le bien commun des humains.
Dans tous les Temps, dans tous les Ages,
Quelles que ſoient les Mœurs, quelsque ſoient les Uſages,
Les Hommes inſtruits des mêmes Veritez,
Sans qu ils ſe ſoient connus, ni ne ſoient conſultez.
Le Tout plus grand, que la Partie,
Eſt une Verité d elle même ſentie;
Le Chinois au Lapon n’a point à la prouver.
Qu 529Betrachtung uͤber die Jdeen.
Sie fuͤgt ſich von ſich ſelbſt zu dem vollkommnen Geiſt,
Der alles, was bekannt und unbekannt,
Erſchaffen und hervorgebracht.
Wo trifft man Voͤlcker an, die einer GOTTHEJT Macht,
Ob ſie des Jrrthums Dunſt und Nebel gleich bethoͤren,
Nicht fuͤhlen und nicht ehren?
Jn ihrem Gottesdienſt, er mag ſo naͤrriſch ſeyn,
So voll von wunderlich-und laͤcherlichen Dingen;
So ſchlagen ſie dennoch den Weg zur Gottheit ein,
Und ſuchen Ehr und Furcht zum Opffer Jhr zu bringen.
Ein ſchwaches Schimmer-Licht in dieſer duncklen Nacht,
Hat tauſend Goͤtter gar aus einem GOTT gemacht.
Jndem ſie Seine Groͤſſ in unterſchiednen Bildern,
Jn ihrer Phantaſey ſich ſchildern;
Erdichten ſie, ans jeder Eigenſchafft,
Sich einen eignen Gott von einer eignen Krafft.
Die Seelen, welche ſich weit uͤbern Coͤrper heben,
Die koͤnnen ihrem Recht und Vorzug nichts vergeben.
Vernunfft iſt doch Vernunfft, es mag dieſelbe ſeyn
Gezogen, oder wild: dies Gut iſt nur gemein
Der Menſchheit. Wuͤrcklich ſind zu allen Zeiten,
Es moͤgen auch
Die Sitten, der Gebrauch
Noch ſo verſchiedlich ſeyn, und mit einander ſtreiten;
Die Menſchen uͤberfuͤhrt von einem Wahrheits-Glantz:
Ob keiner desfalls gleich den andern je um Rath
Gefragt, und ſich mit ihm verſtanden hat.
Denn daß ein Theil ſo groß nicht, als ſein Gantz;
Jſt eine Wahrheit, die man von ſich ſelber ſpuͤret.
Es braucht es der aus China nicht,
Daß er davon den Lappen uͤberfuͤhret.
L lEs530Reflexions sur les Idees.
Qu on ait imaginé, pour former de Triangles,
D aſſembler trois Côtez, trois Angles,
Dans la ſeule penſée on à pu les trouver.
Même il n eſt pas beſoin qu aucun Triangle exiſte
Pour être ſûr de ſes proprietez;
L’Idée eſt dans l Eſprit, en lui ſeul tout conſiſte:
Des figures enfin de dix mille côtez,
Sans que l Oeil les diſtingue, ont leurs réalitez.
Les ſimples Veritez conſtantes, neceſſaires,
Sont univerſelles, ſont claires;
Et leurs éternelles Clartez,
Propres à notre Eſprit, ne ſont point arbitraires.
Bien que les Sens en nous puiſſent les ſuſciter,
L Homme dès ſa naiſſance à les apporter.
Que penſe-t-on, lorsqu on demande,
Comment ſur l Ame un Corps agit?
Par quelle impreſſion croit-on, qu’un Corps ſe rende
Capable de toucher l’Eſprit?
Tout, à dire le vrai, ne gît qu en des penſées,
En des perceptions, qu un Corps ne forme point,
Et qui doivent toujours être débarraſſées,
De ces mêmes Objets, ou nôtre Eſprit les joint.
Pour531Betrachtung uͤber die Jdeen.
Es mache jemand dieſen Schluß,
Daß man drey Winckel und drey Seiten,
Um einen Dreyeck zu bereiten,
Nothwendig nehmen muß;
So konnte man ihn ſchon im Dencken finden:
Ja, um die Eigenſchafft deſſelben zu ergruͤnden,
Braucht es der Wuͤrcklichkeit des Drey-Ecks nicht.
Jm Geiſt allein ſind die Jdeen,
Die alle bloß in ihm beſtehen.
Figuren haben ſtets von hundert tauſend Seiten,
Merckt es der Blick gleich nicht, doch ihre Wuͤrcklichkeiten.
Gantz allgemein und klar iſt jede Wahrheit,
Die ſo nothwendig,
Als auch beſtaͤndig:
Und ihre ew’ge Klarheit,
Die unſerm Geiſt allein
Nur eigen, kan durchaus nicht ſo willkuͤhrlich ſeyn.
Ob unſer Sinn nun gleich ſie in uns rege macht;
So ſind ſie doch von uns mit auf die Welt gebracht.
Was denckt man, wenn man fragt, wie doch auf eine Seele
Ein Coͤrper wuͤrcken kan?
Durch welche Art von Druck kan man
Vereinen, und ſich uͤberfuͤhren,
Daß einen Geiſt ein Coͤrper koͤnne ruͤhren?
Es liegt, wenn wir die Wahrheit ſagen wollen,
Jm Dencken bloß allein,
Und in Vernehmungen, die nie erzeuget ſeyn
Von eines Coͤrpers Stoff, und welche billig ſollen
Vom Vorwurff unterſchieden werden,
Mit dem die Seelen ſie verbinden.
L l 2Damit532Reflexions sur les Idees.
Pour diſtinguer des Corps la vraye Idée, ou l’Etre,
Songeons, que les ſentir, ce n’eſt pas les connoître;
Avec l’aide des Sens ils ſeront apperçûs;
Mais, ce n’eſt, qu à l Eſprit, que ces Corps ſont connus.
En lui leur Action eſt même incorporelle,
La plus commune Idée eſt immaterielle,
Nul Corps ne peut s’en rêvetir.
C eſt à l’Eſprit capable de ſentir,
Que chaque Idée appartient toute entiere.
Elle n eſt rien, ni des Corps appliquez,
Ni de l’Organe, leurs traits ſont marquez;
C’eſt, par exemple, Odeur, Son, Couleur, & Lumiere,
Qui n’etant point dans la Matîere,
Ne conſiſtant, qu en leur impreſſion,
Ou l’Ame fait attention,
Les Sens, ni les Objets ne s’y font point connoître;
Mais ſeulement la façon d’être,
Qui ſe produit dans l’Ame à leur occaſion.
Lors -533Betrachtung uͤber die Jdeen.
Damit wir nun den Unterſcheid
Der Coͤrper, der Jdee, und ihrer Wuͤrcklichkeit
Recht deutlich finden;
So darf man dieſes nur erwegen:
Sie fuͤhlen und erkennen, ſey
Durchaus nicht einerley.
Sie ſind vermoͤgend, ſich an Tag zu legen,
Durch unſrer Sinnen Huͤlff; allein,
Es iſt nur bloß der Geiſt, dem Coͤrper kenntlich ſeyn.
Es iſt im Geiſt, ſo gar
Der Coͤrper Handlung ſelbſt, uncoͤrperlich.
Ein jegliche Jdee, ob ſie gleich gantz gemein,
Kan nicht materialiſch ſeyn,
Mit ihr vermiſcht kein Coͤrper ſich,
Und ein Jdee gehoͤret gantz dem Geiſt,
Als welcher nur allein empfindet.
Sie iſt der Coͤrper nicht, an welchen ſie ſich bindet,
Und auch das Werckzeng nicht, worein ſein Druck ſich findet.
Sie iſt, Exempels-Weiſ, Geruch, Ton, Farb und Licht,
Die, da dieſelbigen ſich nicht
Jn der Materie befinden, und allein
Jn ihrem Eindruck ſeyn,
Worauf die Seele merckt; ſo finden ſich darinnen
So wenig Vorwuͤrff als auch Sinnen.
Und wird nur bloß die Art zum Seyn
Jn ſelbiger geſpuͤret,
Die durch derſelbigen Gelegenheit allein
Jn unſern Seelen ſich gebiehret.
L l 3Wenn534Reflexions sur les Idees.
Lorsque ſur ces Objets notre Raiſon médite,
C’eſt un Pais ſans Corps, qu elle voit, qu elle habite.
Ce n’eſt point ce Soleil, qu on place dans les Cieux,
Qui ſe fait connoître à notre Ame;
Mais d’un autre Soleil l’interieure flâme,
Eclate à notre Eſprit, & non pas à nos yeux.
Ces mobiles Sujets, Surfaces colorées,
Brillantes au dehors d’attraits & de clartez,
Ces Champs couverts de fleurs & de moiſſons dorées,
Ces Eaux, ce Ciel, cet Azur, ces Beautez,
Ne ſont point ce, qui s offre à mes yeux enchantez;
Au milieu des Objets, dont l’Ame eſt poſſedée,
Ce n’eſt point eux, qui nous ſont découverts.
Quand nous regardons l’Univers,
Nous n’en connoiſſons rien, que notre propre Idée.
Nous l’enviſageons tous ſous des Aſpects divers;
Autant que pour ſentir nous avons de fineſſe,
D’attention & de juſteſſe,
Ces Spectacles nous ſont offerts.
Mais, qui peut ſans Pinceau produire ces Images,
Sans Matiere élever ces viſibles Ouvrages?
notre Eſprit prend-il tous ces traits, qu’il reçoit,
Tous ces Tableaux, qu’il apperçoit?
Au vrai Principe, à DIEU la raiſon nous rappelle,
A l’Eſprit, qui contient l’Idée univerſelle.
En535Betrachtung uͤber die Jdeen.
Wenn unſer Geiſt die Vorwuͤrff uͤberleget,
Sind ſie ein Land, ſo keinen Coͤrper heget,
Das er bewohnet, das er ſieht.
Es iſt die Sonne nicht, die man an Himmel ſetzet,
Die eigentlich ſich zeiget dem Gemuͤth;
Von einer andern Sonn, die in uns gluͤht,
Wird unſer Geiſt, und nicht das Aug ergoͤtzet.
Die Gegenwuͤrffe, die ſo fluͤchtig ſeyn,
Die bunten Flaͤchen voll von Klarheit, Glantz und Schein,
Die Felder voller Bluͤht, voll guͤldner Aehren Spitzen,
Die Fluth, der Himmel und ſein Blau,
Die ſind die Schoͤnheit nicht, die ich bezaubert ſchau.
Von Coͤrpern gantz umringt, die unſern Geiſt beſitzen,
Sind ſie es dennoch nicht, die wir erblicken.
Wenn wir die gantze Welt betrachten und beſehen,
Erkennen wir doch nichts, als unſere Jdeen.
Es ſiehet jederman die Welt verſchiedlich an.
Nachdem wir Witz, Verſtand und Achtſamkeit empfangen,
Empfinden wir auch mehr der Creaturen Prangen.
Allein, wer kan von ſo viel Bildern,
Die Schoͤnheit ohne Pinſel ſchildern?
Und wer kan, ſonder Stoff und Zeug zu ſehn,
Ein ſichtbarlich Gebaͤu erhoͤhn.
Woher erhaͤlt und nimmt ein forſchendes Gemuͤth,
Der Schildereyen Meng und Zuͤge, die es ſieht?
Es weiſ’t uns die Vernunft zu GOTT, dem Born der Welt,
Zum Geiſt, der aller Ding Jdeen in ſich haͤlt.
L l 4Jm536Reflexions sur les Idees.
En l’Homme il daigna faire voir,
Une merveilleuſe Machine,
l’Emanation divine,
S’unit par des moyens dignes de ſon Pouvoir,
Que notre Eſprit borné ne ſauroit concevoir.
Quand il joignit au Corps l’Ame ſpirituelle,
Comme les Sentimens n’etoient faits, que pour elle,
Il voulut, qu’une impresſion,
Sur la Machine corporelle,
Soudain cauſât dans l’Ame une perception.
De l Ame avec le Corps la liaiſon fut telle,
Que quand le Corps eſt d’une telle façon,
Nous ſentons Froid, Chaleur, Couleur, Lumiere, & Son.
Mais ces traits reflêchis de Couleur, de Lumiere,
Ce Froid, cette Chaleur, ces Sons,
Entant que nous les connoiſſons,
Sont détachez de la Matiere:
Sans que rien du dehors s’y laiſſe découvrir,
La ſimple Idée à l’Eſprit vient s’offrir.
Et comment voudroit-on que toutes ces peintures,
Qui ſe font, & défont dans les mêmes inſtans,
Sans laiſſer diſtinguer d’eſpace, ni de temps,
-537Betrachtung uͤber die Jdeen.
Jm Menſchen zeiget GOTT der HERR,
Wie Er
Die wunderbarlichſte Machin hervorgebracht,
Worinn von Goͤttlichkeit ein Ausfluß klar erſcheint,
Der ſich, durch Mittel, die der Macht
Der GOTTHEJT wuͤrdig ſind, darinn vereint,
Die unſer Geiſt, als der umſchraͤnckt,
Nicht faſſen kan. Da GOTT die Seelen,
Um mit dem leiblichen was geiſtigs zu vermaͤhlen,
Jn Coͤrper eingeſenckt;
Wie die Empfindlichkeit fuͤr ſie allein
Nur ſollte ſeyn;
So wollt er, daß ein Druck, den Coͤrper zu bewegen,
Sollt in der Seel ein ſchnell Gefuͤhl erregen.
Er wollte Leib und Seel auf dieſe Art verbinden,
Daß, wenn man unſern Leib auf ſolche Art beruͤhrte,
Man Farben, Hitz und Froſt, auch Licht und Ton verſpuͤrte.
Da doch ein jeder Druck, der ruͤckwerts faͤllt,
Von Farben, Toͤnen, Licht, von Hitz und Kaͤlt,
So fern als man dieſelbigen erkennt,
Von der Materie ſich trennt.
Ohn daß ſich aͤuſerlich nur das geringſte weiſ’t:
So zeigt bloß die Jdee, ſo einfach, ſich dem Geiſt.
Wie kan man auch mit Recht begehren,
Daß alle Bilder, welche ſich
Jm Augenblick formiren und verſtoͤhren,
Jn welchen eigentlich
Noch Raum noch Zeit enthalten,
L l 5Un -538Reflexions sur les Idees.
Mêlanges infinis d’innombrales figures,
Diſparoiſſans toujours, & toujours renaiſſans,
Paſſent toût à la fois au Siege de nos Sens,
Si leur impreſſion vive & perpetuelle,
N’eſt de Nature incorporelle?
Au même inſtant, que nous ouvrons les yeux,
Tout ſe découvre à nous, juſqu’au plus haut des Cieux.
Dès que nous fermos la paupiere,
Tout eſt évanouï, Cieux, Aſtres & Lumiere.
Quels traits, ou quels Tableaux, partis du Firmament,
Paroîtroient, & fuïroient dans le même moment?
Cette Action n’eſt point materielle.
Toujours nos Sentimens du Corps ſont degagez.
L’Auteur par ces moyens plus promts, plus abregez,
Nous fait participer à l’Eſſence immortelle,
Tous les Objets en nous n’occupent point de lieu,
Et dans l’etonnement que l Art divin nous cauſe,
Le plus grand Philoſophe y voit-il autre choſe,
Que le Chef d’oeuvre d’un DIEU?
Mais, diſent quelques-uns, le Monde & ſa matiere
N’a donc rien de réel, l’Auteur nous y ſéduit,
Nous n’admirons, qu’un monceau de pousſiere,
De Fantômes trompeurs l’Univers eſt conſtruit.
Ces539Betrachtung uͤber die Jdeen.
Unendliches Gemiſch unzaͤhlbarer Geſtalten,
Die allezeit verſchwinden,
Und allezeit ſich wieder finden,
Auf einmal in den Sitz der Sinnen dringen;
Wenn ihre Regungen, die ſtet - und lebendig,
Nicht von Natur uncoͤrperlich?
Wir oͤffnen nicht ſo bald die Augenlieder,
So laͤſſet alles gleich bis zu des Himmels Hoͤhn,
Jn einem Augenblick von uns ſich ſehn.
Verſchlieſſen wir dieſelben wieder;
So ſieht man Himmel, Licht und Sternen,
Jm Augenblick verſchwindend, ſich entfernen.
Was vor Gemaͤhld und Zuͤg ſind faͤhig ſich zu ziehn
Vom Firmament, und wieder zu entfliehn?
Die Handlung iſt nicht leiblich, das Empfinden
Jſt bloß im Coͤrper nur zu finden:
Die ſchnellen Mittel hat des SCHOEPFFERS Huld er -
leſen,
Daß Er mit uns verbaͤnd ein nie vergaͤnglich Weſen.
Es nehmen keinen Raum die Vorwuͤrff in uns ein.
Jn den Bewundrungen, die uns erreget ſeyn,
Durch Kunſt des SEHOEPFFERS, ſieht des groͤſten
Weiſen Blick
Nichts als ein Goͤttlich Meiſter-Stuͤck.
Allein, ſpricht mancher hier:
So hat ja dann die Welt, nebſt der Materie
Nichts wuͤrckliches in ihr,
Der SCHOEPFFER aͤfft mich nur, was ich bewundere,
Jſt bloß ein Hauffen Staub. Es iſt die Welt gemacht
Aus nichts als truͤgeriſch - und eitlen Phantaſeyen.
Was540Reflexions sur les Idees.
Ces touchantes Beautez, que la Nature étale,
Ces Objets apparens, qui parent l’Univers,
N’auront point de Cauſe finale,
Puiſque nos yeux ſur eux ſont vainement ouverts.
Qu’enfin ſi des Loix neceſſaires,
Font mouvoir les celeſtes Spheres,
Le Mechaniſme ſeul les regle, & les conduit.
Quoi! n’a-t-on pas donné les preuves les plus
claires,
Du ſouverain Moteur, par qui tout fut produit?
Croit-on que de ſes Loix il ne ſoit par inſtruit?
Dès le commencement l’Auteur de la Nature,
Diſpoſa la matiere avec poids & meſure.
Par l’Ordre géneral, qui mit dans l’Univers,
Son pouvoir balança tous les Agens divers.
Il a rempli la Terre, & les Airs, & les Ondes,
D’un mêlange infini de Semences fecondes:
Tout change, tout renaît par des Retours conſtans,
Et ſes premieres Loix durent dans tous les temps.
L’Excellence Divine éclate davantage,
Dans la ſimple matiere, & les ſeuls mouvemens,
Dont l’Effet ſe varie en tous nos Sentimens.
Par541Betrachtung uͤber die Jdeen.
Was die Natur uns zeigt, woran wir uns erfreuen,
Und aller Coͤrper Schmuck, der gantzen Erden Pracht
Jſt ſonder Endzweck nur gemacht:
Weil unſre Augen
Nichts wuͤrckliches darinn zu ſchauen taugen.
Ja, wenn ein Noth-Geſetz die Himmels-Creiſe
Beweget und ſie fuͤhrt;
So werden ſie auf dieſe Weiſe,
Vom Mechaniſmo bloß geordnet und regiert.
Wie aber! haben wir nicht klar genug gemacht
Den SEHOEPFFER, Deſſen Wort dies ALL hervorge -
bracht?
Und glaubt mit Recht ein menſchlicher Verſtand,
Ob ſey ſein eigenes Geſetz Jhm unbekannt?
Der Meiſter der Natur hat die Materie
Vom Anfang allbereit, nach Maaß und nach Gewicht
Sehr weislich zugericht’t.
Es hat durch ein Geſetz, das allgemein,
Sein Allmacht in der Welt
Die Wuͤrckungen, die gantz verſchiedlich ſeyn,
Doch in ein gleich Gewicht geſtellt.
ER hat gemacht, daß Waſſer, Lufft und Erde,
Durch ein unendliches Gemiſch von Fruchtbarkeit
Und Saamen angefuͤllet werde.
Es aͤndert alles ſich,
Und kehret allezeit
Durch ſteten Wechſel wieder her,
Sein ewigs Ur-Geſetz bleibt unveraͤnderlich.
Des SCHOEPFFERS Herrlichkeit erſcheinet deſtomehr
Jm Stoff, der einfach iſt, und nur in dem Bewegen,
Durch deſſen Aendrung bloß in unſern Sinnen ſich
Verſchiedne Aendrungen erregen.
Der542Reflexions sur les Idees.
Par tout l’Eſprit Suprême y montre ſon Ouvrage.
Quels que ſoient les Objets, qui viennent ſe montrer,
N’eſt-ce pas l’Artiſan, qu’il en faut célebrer?
Quand le Pilote, ou quand le Machiniſte,
Quand l’Horloger, ou l’Organiſte,
Se ſervent d’un toucher, & de reſſorts ſavans
Font jouer le Métal, l’Air, les Eaux, & les Vents,
Ne doit-on pas louer l’adreſſe ſinguliere,
Dont ils dirigent la matiere?
Dans l’Ordre permanent, que l’Univers fait voir,
DIEU nous découvre en tout ſon Art & ſon pouvoir.
Lorsqu’il dirige ainſi la Maſſe generale,
Témoigner ſa Grandeur eſt la Cauſe finale.
Lui, qui fit la machine, il ſait l’entretenir;
C’eſt la créer toujours, que de la maintenir.
De tant d’Etres divers la pente continue,
A chercher une fin, qui leur eſt înconnue,
Nous prouve, quelle main à lie ces rapports;
DIEU ſe fait admirer par le Pouvoir immenſe,
Qui des Spheres des Cieux meſure les accords,
Et par la vaſte intelligence,
Qui de même s’étend aux inviſibles Corps,
Et543Betrachtung uͤber die Jdeen.
Der SCHOEPFFER laͤſſt Sein Werck an allen Orten ſehn.
Es moͤgen Vorwuͤrff auch noch ſo verſchiedlich ſeyn;
Jſt es der Kuͤnſtler nicht allein,
Der desfalls billig zu erhoͤhn?
Wenn ein Mechanieus, ein Steuermann,
Ein Organiſt, und einer, deſſen Hand
Ein kuͤnſtlich Uhrwerck machen kan,
Durch Rad - und Feder-Werck, die ihr Verſtand
Zum nuͤtzlichem Gebrauch erfand,
Metall, Lufft, Fluth und Winde zwingt;
Muß man dieſelbigen nicht loben,
Und wird nicht ihre Kunſt mit Recht erhoben,
Die die Materie in ſolche Ordnung bringt?
Jn dem unwandelbar - und ſtetem Gang der Welt,
Wird GOTTES Macht und Kunſt in allem vorgeſtellt.
Da er die Maſſa, die ſo groß und allgemein,
So wunderbar regieret;
Kan anders ſonſt kein Abſehn ſeyn,
Als daß ſein Allmacht, Groͤſſ und Weisheit ſey verſpuͤret.
Er der das Triebwerck macht, verſteht es zu verwalten,
Ein ſtetes Schaffen iſt, daſſelbe ſtets erhalten.
Von allen Coͤrpern nun das nimmer muͤde Rennen,
Zu ſuchen einen Zweck, den ſie nicht kennen;
Erweiſet uns die Hand,
Die ſie ſo wunderbar zuſammen band.
Der SCHOEPFFER wird erhoͤht durch Seine Wunder -
Krafft,
Mit welcher er der Himmel-Creiſe miſſt,
Auch durch die tieffe Wiſſenſchafft,
Die in dem unſichtbarſt - und kleinſten Coͤrper iſt.
Durch544Reflexions sur les Idees.
Et d’un brin d’herbe agite les reſſorts.
A-t-il manqué de voir la fin & les uſages,
Qui deſtinoit à ſes Ouvrages?
Tout eſt fait pour l’Eſprit: toutes les Actions,
Qu’aux formes des Corps on croit dûes,
Des Actes de l’Eſprit ſont les occaſions.
Ces Beautez, que l’on croit ſur les Corps répandûes,
Ne nous font voir, que DIEU, que ſes Perfections.
Sous diverſes proportions
Il a de tous les Corps arrangé la Structure,
Ils ont mouvement & figure,
Aſſemblages, diviſions,
Cauſes de leurs impresſions;
Et l’Eſprit ſéparé trouve dans ſa Nature,
Une ſubſtance incorporelle & pure,
L’Idée, & les Perceptions,
L’Intelligence, & les Réflexions.
De545Betrachtung uͤber die Jdeen.
Durch welche auch die kleinſten Zaͤſerlein
Jm allerkleinſten Kraut getrieben ſeyn.
Hat er ein eintzigs mal in allen ſeinen Wercken,
Nur einen Fehl im Brauch und Endzweck koͤnnen mercken?
Nur fuͤr den Geiſt iſt alles blos gemacht,
Die Handlungen, die man als leiblich nur betracht,
Sind blos, zu Handlungen des Geiſts, Gelegenheiten.
Was man an Coͤrpern findt fuͤr Herrlichkeiten
Und alles, was an ihnen ſchoͤn,
Laͤſſt uns nichts, als die GOTTHEJT ſehn,
Und ſeine Vollenkommenheiten.
Mit unterſchiedner Gleichmaaß hat
Der SCHOEPFER das, was coͤrperlich, gefuͤget;
Daher in ihnen, in der That,
Nichts als die Form und das Bewegen,
Vereinigung und Trennung lieget,
Durch welche ſie den Eindruck blos erregen.
Der abgetheilte Geiſt hingegen
Kan nichts, als blos allein ein rein
Uncoͤrperliches Seyn,
Begriff, Verſtaͤndniß und Jdeen,
Sammt einem reiffen Uberlegen,
Jn ſeinem Weſen ſehen.
M mVon546Del’Union et Diſt. del’Ame et du Corpſ.

Del’Union et de la Diſtinction de l’Ame et du Corpſ.

Ou porterai-je encor mon temeraire Ouvrage?
Quelle heureuſe Clarté guideroit mon Courage?
Dire par quel Miracle un Sujet immortel,
Sans Corps, ſans Lieu, & ſans Figure,
Eſt joint à l’Action d’un Sujet corporel,
Etre changeant, materiel,
C’eſt notre Raiſon trouve une Nuit obſcure.
Mais de vouloir auſſi, que l’Ame ſoit un Corps,
Parcequ’avec le Corps elle ſe trouve unie,
Et que nous ignorons la ſecrete harmonic,
Les inconcevables accords,
Par cette Ame enfin toute ſpirituelle
Semble faire mouvoir la Maſſe corporelle,
Et quels noeuds forment leurs rapports;
C’eſt vouloir avec Epicure
Etouffer de l’Eſprit la Clarté la plus pure.
L[ui ,]547Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers.

Von der Vereinigung und dem Unter - ſcheid der Seelen und des Coͤrpers.

Wohin werd ich zuletzt mein kuͤhnes Werck noch leiten?
Welch ein begluͤckter Glantz wird meinen Muht begleiten?
Zu zeigen, und den Grund des Wunderwercks zu finden,
Auf welche Weiſ ein Seyn von daurender Natur,
Das ſonder Leib, ohn Ort und ohn Figur
Doch faͤhig ſey, ſich zu verbinden
Mit Handlungen von coͤrperlichen Weſen,
Veraͤnderlich und ungewiß;
Da, ſag ich ſpuͤrt der Witz die dickſte Finſterniß.
Allein, wofern man auch vermeinet:
Es ſey die Seele coͤrperlich,
Blos darum, weil ſie ſich
Mit einem Coͤrper feſt vereinet,
Und weil man den Zuſammenklang
Der ſo geheim, und den Zuſammenhang
Der unbegreifflich iſt, wodurch die Seele ſcheinet,
Ob ſie gleich blos ein Geiſt, die Maſſa zu bewegen,
Und was fuͤr Baͤnde ſie verbinden
Nicht wiſſen, nicht geſchickt ſeyn zu ergruͤnden;
Dies ſag ich iſt, mit Epicurus wollen,
Daß wir den hellſten Glantz des Geiſts verdunckeln ſollen.
M m 2Er845[548]Del’Union et Diſt. de l’Ame et du Corpſ.
Lui, dont la Volupté regloit tous les Deſirs,
Pour l’Homme & pour la Bête égale ſon Syſtême.
Si tout eſt Corps, peut-il dans cette Erreur extrême,
Du Corps & de l’Eſprit ſéparer les plaiſirs?
Il ſemble à chaque inſtant ſe démentir lui-même.
Quel Projet inſenſé d’abolir nos Eſprits,
Lorsque de la Sageſſe il diſputoit le prix?
Un Eſprit corporel eſt-il fait pour la gloire,
Dont le ſien même etoit épris?
Si pour l’Ame immortelle il eut tant de mépris,
Pour qui reſervoit-il la flateuſe Memoire,
Qu’il oſoit en mourant promettre à ſes Ecrits?
Quelqu’un a-t-il encor de la peine à le croire?
Sur la Matiere ouvrons les yeux.
Par l’agilité, qu’on lui donne,
On veut donc, qu’elle ſente, & connoiſſe, & raiſonne!
Des Atomes legers ſeront ingenieux,
Eclairez, Eloquens, Sages, Religieux.
La549Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers.
Er, deſſen Gottheit nichts als Wolluſt war, und Freude,
Errichtete ſein Lehr-Gebaͤude
Fuͤr Vieh und Menſchen gleich. Wenn alles Coͤrper waͤre,
Wie kan er doch, im Jrrthum ſeiner Lehre,
Des Coͤrpers und des Geiſtes Freuden
Wol voneinander unterſcheiden?
Es ſcheint, daß er ſich ſelbſt beſtaͤndig widerſpricht.
Welch eine Thorheit iſt es nicht,
Da er die Geiſter ſelbſt vernichtigt und vergraͤdt,
Zu der Zeit, da er ſich beſtrebt,
Der Weisheit Preis zu uͤberkommen,
Wie daß ein coͤrperlicher Geiſt
Auch einen Trieb fuͤr Ruhm und Ehre weiſt,
Wovon der ſeinige ſo ſehr doch eingenommen?
Betrachtet er mit der Veraͤchtlichkeit
Der Seelen dauernde Beſchaffenheit,
Fuͤr wen verlangte er ſich einen Ruhm zu ſtifften,
Den er ſich ſterbend doch verſprach aus ſeinen Schrifften.
Jſt jemand, welcher es noch nicht begreiffen kan?
Blos durch die Regſamkeit, die wir ihr ſchencken,
Will man ſie koͤnnen ſehn, verſtehen und gedencken!
Es ſollen Sonnen Staͤubelein
Erleuchtet, fromm, beredt, klug, weiß und ſinnreich ſeyn.
M m 3Ein550De l’Union et Diſt. de l’Ame et du Corpſ.
La Matiere agitée en petites parcelles,
Forme de la Raiſon les Clartez éternelles,
Prend de l’Eſprit l’Attribut glorieux,
Et comprend les ſecrets de la Terre & des Cieux.
Il faut donc, que nos fruit, les herbes de nos Plaines
Et le Cryſtal de nos Fontaines,
Cuits dans notre Eſtomac, melez & digerez,
En Chair, en Sang, en Eſprits figurez,
Broyez, criblez, ſubtiliſez ſans ceſſe,
Acquierent la délicateſſe,
Que pour former notre Ame on veut imaginer;
Que la Matiere ainſi changeant de Conſiſtance,
Reçoive l’Intelligence,
Et puiſle tout d’un Coup ſentir & raiſonner.
Mais qu’on m’apprenne donc, à quel point ſe ter -
mine
L’Acte purement corporel.
Quand celui-ci finit, prend ſon Origine,
Un autre Acte intellectuel?
Qu’un Etre, qui n’etoit, qu’inſenſible matiere,
Puiſſe dans un inſtant raiſonner & ſentir.
Un Eſprit vain, qu’abuſe une fauſſe Lumiere,
De cet abîme obſcur peut-il jamais ſortir?
Cepen551Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers.
Ein reger Stoff, der ſich in kleine Theilchen bricht,
Formirt der Weisheit ewigs Licht,
Will, daß die Eigenſchafft des Geiſts ihm eigen werde,
Begreiffet was geheim im Himmel, auf der Erde.
So werden Fruͤcht und Kraͤuter muͤſſen,
Zuſammt dem Waſſer aus den Fluͤſſen,
Wenn ſie in unſerm Magen nur
Gekocht, gemiſcht, verdaut, und die Natur
Vom Fleiſch und Blut und Geiſtern angenommen,
Dadurch daß ſie ſtets mehr geſiebt, verkleint, zerrieben,
Dieſelbe Zartheit uͤberkommen,
Die man bisher, mit Recht, der Seelen zugeſchrieben.
Es folgt, daß die Materie ſich gantz
Von ihrem vorgen Weſen trenne,
Daß ſie ſo gar der Weisheit Glantz
Empfang, und auf einmal verſtehn und fuͤhlen koͤnne.
Allein, man lehre mich,
An welchem Ort, auf welcher Stelle ſich
Die Handlung endiget, die blos nur coͤrperlich,
Und, wenn der Leiblichen ihr Ziel beſtimmet,
Wo dann die Geiſtige den Anfang nimmt?
Auf welche Weiſ ein Weſen, das vorhin
Ein Stoff war, ohn Gefuͤhl und ſonder Sinn;
Jm Augenblick kan fuͤhlen und gedencken:
Wird auch ein eitler Geiſt, verfuͤhrt durch falſchen Schein,
Aus dieſem Abgrund ſich zu retten maͤchtig ſeyn?
M m 4Jndeß552De l’Union et Diſt. de l’Ame et du Corpſ.
Cependant Epicure a compoſé notre Ame
De Vapeurs, s’il veut d’Air, de Vent, & de Flâme,
Et d’un, je ne ſai quoi, quil ne peut definir.
Sans rien chercher de plus on oſe ſoutenir,
Dans une confiance aveugle autant que fiere,
Qu’il n’eſt rien, que des Corps, & que tout eſt Matiere.
On ſe repaît avidement,
Dans les Vers pompeux de Lucrece,
D’un frivole raiſonnement:
On nous vient objecter le Sommeil, & l’Yvréſſe,
La foible Enfance, & la froide Vieilleſſe.
On veut que l’Eſprit-Corps dans le Corps engagé,
Seulement plus ſubtil eſt de la même eſpece,
Se dérange avec lui, de ſon poids eſt chargé;
Qu’il croît dans les Enfans, comme aux Vieillards il
baiſſe;
Que par les maux du Corps il languit, & s’affaiſſe,
Que les mêmes reſſorts reglent leurs actions,
Que mêmes accidens troublent leurs fonctions,
Que la Vie en tous deux au même moment ceſſe.
Mais faut-il repeter les précedens Diſcours?
Lo rsque l’on ſait du Corps l’admirable Structure,
Des Muſcles & des Nerfs la ſubtile tiſſure,
Des Eſprits le rapide cours;
Ces553Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers.
Jndeß ſetzt Epieur die Seel aus einem Dufft,
Auch, wie es ihm gefaͤllet, aus der Lufft,
Aus Wind und Flammen,
Aus einem Etwas, ſo ihm unbekannt, zuſammen.
Ohn das man weiter geht und ſinnt.
Jn einer Zuverſicht, die ja ſo ſtoltz, als blind,
Verficht man ohne Scheu:
Daß blos Materie, und nichts als Coͤrper ſey.
An den verwegnen Saͤtzen,
Jn des Lucretius hochtrabenden Gedichten,
Sucht man begierig ſich zu naͤhren, zu ergoͤtzen.
Man wirfft uns vor den Schlaf, die Trunckenheit.
Man ſpricht: Der Geiſt-Leib, der ſich mit dem Coͤrper paart,
Sey nichts, als duͤnner nur, und von derſelben Art,
Daß er mit ihm zugleich vergeh und ſich zerftoͤhre,
Daß ihn deſſelben Laſt beſchwere,
Daß er in Kindern wachſ, im Alter ſich verliehre,
Daß durch des Coͤrpers Pein, er Pein und Unmuht ſpuͤre,
Daß einerley Getrieb, auch beyder Thun regiere,
Daß gleiche Faͤll ihr Amt verhindern und verderben,
Daß ſie zu gleicher Zeit auch alle beyde ſterben.
Allein,
Muß, was wir ſchon geſagt, hier wiederholet ſeyn?
Wenn man das herrliche Gebaͤu des Coͤrpers kennet,
Wie Nerv und Maͤuſelein ſo zart gewebet ſind,
Und wie ſo ſchnell der Geiſter Menge rennet,
M m 5Die554De l’Union et Diſt. de l’Ame et du Corpſ.
Ces Canaux remplis d’Air, & de Vent, & de Flâme,
Voilà ce, qu’Epicure avoit nommé notre Ame,
C’eſt ce, qui peut s’accroître, & qui peut s’exhaler,
C’eſt ce, qu’avec le Sang nous voyons écouler.
Ce n’eſt point-là cette Ame raiſonnable,
Eſprit, Eſſence impériſſable.
Quelles atteintes lui porter?
S’il eſt incorporel, s’il eſt indiviſible,
Il eſt inalterable, il eſt incorruptible;
Il doit donc toujours ſubſiſter,
Comme l’Etre Infini, qui l’a fait exiſter.
Peut-on contre l’Eſprit inſiſter davantage?
Son Organe, le Corps, ſera mal diſpoſé,
Ou troublé de Vapeurs, ou par le temps uſé;
Alors c’eſt un Vaiſſeau ſans Voile & ſans Cordage,
Dont le Nocher ne peut plus faire Uſage,
Mais le ſeul Corps ſouffre ces changemens.
Un Corps ſeul eſt ſujet à ces dérangemens.
Un mauvais Inſtrument jamais ne ſauroit rendre,
Ce, que d’un Maître habile on auroit lieu d’attendre.
Entre les mains d’un Arion ſavant,
Que le Lut ſoit briſé, les Cordes ſoient rompues,
Il prend pour les toucher des peines ſuperflues;
Bien que le Chantre ait comme auparavant
Cet Art, que nous avons admiré ſi ſouvent.
L’Ame555Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers.
Die Roͤhren, die erfuͤllt von Flammen, Lufft und Wind:
Dies iſt was Epicur der Menſchen Seelen nennet,
Dies iſt, was groͤſſer wird, in Duͤnſten ſich verduͤnnt,
Und was mit unſrem Blut zugleich von hinnen rinnt.
Dies iſt die Seele nicht, die man vernuͤnfftig heiſſt,
Ein unvergaͤnglich Seyn, ein Geiſt.
Wenn er untheilbar iſt, wenn er uncoͤrperlich;
Jſt er ohn Aendrung und unzerſtoͤhrlich,
Und folglich waͤhrt er unaufhoͤrlich,
Wie die unendliche, ſelbſt-ſtaͤndig ew’ge Macht,
Die ihn hervorgebracht.
Erzeiget man dem Geiſt noch mehr Veraͤchtlichkeit?
Der Leib, ſein Werckzeug ſey nicht richtig im Geſchicke,
Er ſey von Dunſt verwirrt, zernaget durch die Zeit;
Sodann iſt er ein Schiff ohn Seegel, ſonder Stricke,
Des ſich der Steuermann
Nicht mehr gebrauchen kan.
Doch duldet unſer Leib die Aenderung allein,
Der Faͤulniß muß der Leib nur unterwoffen ſeyn.
Kein ſchlechtes Jnſtrument kan ſolchen Ton gewaͤhren,
Als man ihn ſonſten wuͤrd von guten Meiſter hoͤren.
Waͤr ſelber in Arions Hand
Die Laut entzwey, die Saiten abgeriſſen;
Wuͤrd er darauf doch nicht zu ſpielen wiſſen,
Jſt ihm die Kunſt gleich nach als vor bekannt,
Die wir ſo offt bewundern muͤſſen.
Die556De l’Union et Diſt. du l’Ame et du Corpſ.
L’Ame eſt unie au Corps, tant que le Corps reſpire:
Mais quand les Inſtrumens, quand les Corps ſont gâtez,
Sont épuiſez d’eſprits, troublez, deconcertez,
Elle ne peut ſur Eux exercer ſon Empire.
Dans un Corps périſſant ne pouvant plus agir,
Sans en partager la ruine,
Elle abandonne enfin l’inutile Machine,
Quelle ne ſauroit plus régir.
Souvent un Mal ſoudain cauſe la Défaillance,
De ſa Raiſon, de ſon Intelligence:
Son feu divin, ſans paroître au-dehors,
Nous ſemble enſeveli ſous le débris du Corps;
Mais elle ne perd pas ſa veritable Eſſence;
Semblable en quelque ſorte à la Clarté des Cieux,
Que d obſcures Vapeurs dérobent à nos Yeux.
Quoi! lorsque nous voyons dans les affreux Orages
Le Jour enſeveli ſous l amas des Nuages,
Que du Sein de Thetis, & du fond de Marais
S’elevent des brouillards épais,
Que le vaſte Horiſon tout convert de Tenebres,
Imitant de l’Enfer les Cavernes funebres,
Abîme en ce Cahos les Etres confondus;
Dira-t-on pour cela, que le Soleil n’eſt plus?
Lors -557Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers.
Die Seel iſt in dem Leib ſo lang er Athem fuͤhrt:
Doch, iſt das Jnſtrument, der Coͤrper, erſt verſehret,
Von Geiſtern ausgeleert, verwirret und zerſtoͤhret;
So werden ſie von ihr nicht mehr regiert.
Wenn ſie nicht wuͤrcken kan im Coͤrper, der vergeht,
Ohn ihren Untergang zugleich mit zu empfinden;
Sucht ſie zuletzt ſich zu entbinden
Von einem Jnſtrument, das ferner nicht beſteht.
Ein ploͤtzlich Uebel wuͤrckt ein Ohnmacht offtermahlen:
Dann laͤſſet es, als waͤren tauſend Strahlen
Von der Vernunfft, die wir von oben haben,
Jm Schutt des Coͤrpers mit vergraben.
Jedoch verlieret ſie ihr wahres Weſen nicht,
Und gleicht ſo dann des Himmels Licht,
Wenn ſchwartzer Wolcken Dufft es unſern Augen raubet.
Wie, wenn der wilde Nord entſetzlich ſchnaubet,
Und unter ſchwartzen Dunſt den lichten Tag begraͤbt;
Wenn aus des Meeres Schooß und ſchlipffrichten Moraͤſten,
Ein dicker Nebel ſich erhebt,
Und daß der gantze Kreis der Veſten
Voll dicker Finſterniſſen ſchwebt,
Der faſt die Schrecken-Grufft der Hoͤllen
Scheint vorzuſtellen,
Und aller Dinge Form vermiſcht, verwirrt, verſchrenckt,
Und ſie in einen Chaos ſenckt;
Spricht jemand wol mit Recht deswegen;
Die Sonne ſelber iſt nicht mehr zugegen?
Wenn558De l’Union et Diſt. de l’Ame et du Corpſ.
Lorsque cet Aſtre même au milieu de ſa Courſe,
Lui qui de la Lumiere eſt la feconde Source,
Voit par l’Aſtre inconſtant, qui lui doit ſes Beautez,
Ses propres feux interceptez,
Dira-t-on que ſa flâme, & ſi pure, & ſi vive,
Toujours en elle-même également active,
Parcequ’un Corps opaque a nous la couvrir,
En s’eclipſant vient de mourir.
N’avons nous pas des Yeux dans une Nuit obſcure,
Et de voir les Objets avons-nous le pouvoir?
Non, tant que l’Obſcurité dure,
Tant qu’ils ſont dans la Nuit nous ne pouvons rien voir.
Mais quoi des Maux du Corps l’Ame ſe ſent frappée!
Comment dans ſa foibleſſe eſt-elle envelopée?
On veut approfondir, on cherche la raiſon
De leur êtraite liaiſon.
Qui produit ce Mêlange, & de quelle Maniere
L’Eſprit eſt joint à la Matiere?
L’homme eſt le compoſé d’un Eſprit & d’un Corps;
De tous les deux à part nous avons connoiſſance,
Nous en ſavons la difference,
Et559Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers.
Wenn mitten in dem Lauf das Sonnen-Licht,
Aus deſſen fruchtbarn Quell, ſo Licht als Waͤrme bricht,
Vom unbeſtaͤnd’gen Mond, der Schimmer Glantz und
Prangen,
Von ihm allein empfangen,
Sein eigen Licht ſieht aufgefangen;
Spricht jemand darum wol: Daß ſeine reine Gluht,
Die aus ihr ſelber ſtammt und nimmer ruht,
Weil ſie ein dicker Coͤrper decket,
Verloͤſcht und ſtirbt, indem ſie ſich verſtecket?
Wie! fehlt uns das Geſicht in einer finſtern Nacht,
Hat man ſo dann zu ſehen auch wol Macht?
Nein, weilen Dunckelheit und Finſterniß beſtehn
Und ſie in dunckler Nacht, vermag man nicht zu ſehn.
Wie aber, es wird ja die Seele doch geruͤhret
Durch Schmertzen, die der Leib verſpuͤret!
Wie wird ſie doch mit ſeiner Schwaͤch und Pein,
Verwickelt und mit fortgeriſſen?
Man unterſucht, man wil die Urſach wiſſen,
Auf welche Weiſe ſie ſo feſt verbunden ſeyn.
Wer wuͤrckt die Miſchungen, wer weiß auf welche Art
Mit der Materie der Geiſt verbunden ward?
Es iſt der Menſch gefuͤgt vom Coͤrper und vom Geiſt:
Wir haben Wiſſenſchafft von allen beyden,
Und wiſſen ſie ſehr wol zu unterſcheiden.
Was560De l’Union et Diſt. de l’Ame et du Corpſ.
Et dans leur union nous cherchons quels rapports,
De Sujets ſi divers fait la correſpondence.
Que decouvrons nous? L’Ame penſe;
Le Corps reçoit des mouvemens.
Il faut donc établir ſur ces deux fondemens,
Leur Concert & leur Alliance.
Que l’un puiſſe être , l autre puiſſe penſer
Au gré des Noeuds, qui les uniſſent,
L Ame ſe doit intereſſer
A l Etat de ce Corps, pour qui les ſens agiſſent;
Et que le Corps doit de ſon Coté
Avoir des mouvement dont l Ame s aperçoive,
Et dont il faut qu elle reçoive,
De la douleur, de la volupté
Par raport au maintien de leur Societé.
Le Corps ſe meut au gré de la Penſée,
Sur l Etat de ſon Corps l’Ame peut s émouvoir;
A l egard l’un de l autre employant ce pouvoir;
La| Loi de Union entre eux eſt exercée.
L Ame, comme on l’a dît, n’a qu à s apercevoir
Du changement, qui dans le Corps peut naître;
Et le Corps n’a, qu’à recevoir,
L impreſſion que l Eſprit peut connoître.
Mouvement et Penſée ont ainſi leurs raports;
Le Corps agit ſur l’Ame, et l’Ame ſur le Corps.
Ainſi ſans ſe confondre ils ſeront joints enſemble;
Ce qui par leur Nature en eux eſt diviſé,
Par des Actes communs dans l Homme ſe raſſemble,
Et fait de tous les deux un parfait compoſé.
Par561Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers.
Was ſich in ihrem Band fuͤr eine Gleichheit weiſt,
Die ſo verſchiedne Dinge binden,
Bemuͤhen wir uns zu ergruͤnden.
Was finden wir? Die Seel erregt und uͤberleget,
Der Coͤrper wird beweget.
Man muß demnach derſelben Einigkeit
Auf dieſe beyde Gruͤnde ſencken:
Bewegt kan dieſer ſeyn, und jene kan gedencken,
Nach der Verbindungen Beſchaffenheit.
Es nimmt die Seele Theil an ihres Coͤrpers Stand,
Durch den die Sinnen ſich beſchaͤfft’gen und bereiten,
Der Coͤrper hat auf ſeiner Seiten
Bewegungen, die unſerm Geiſt bekannt,
Durch die er Schmertz und Luſt empfindet,
Weil, und damit, ihr Band ſich deſto feſter bindet.
Nach der Gedancken Sinn muß ſich der Leib bewegen,
Durch ihres Coͤrpers Stand kan ſich der Geiſt erregen:
Da ſie nun dieſer Macht ſich unter ſich bedienen,
So bleibt der Einigkeit Geſetze zwiſchen ihnen.
Die Seele, wie geſagt, darf nur verſpuͤren
Die Aendrungen, die ſich in ihrem Coͤrper ruͤhren,
Und unſer Coͤrper nimmt nur an
Den Eindruck, den der Geiſt erkennen kan.
So ſtimmen uͤberein, das Dencken und Bewegen;
Die Seele kan den Leib, der Leib die Seel erregen.
Und alſo binden ſie ſich mit einander feſt,
Ohn daß im minſten ſich Verwirrung ſpuͤren laͤſſt,
Und was ſonſt von Natur gantz unterſchiedentlich,
Vereint im Menſchen ſich,
Durch Handlungen, die ſtets gemeinſam ſeyn:
Aus beyden wird dadurch ein vollenkommen Ein.
N nDurch562De l’Union et Diſt. de l’Ame et du Corpſ.
Par ces deux rapports neceſſaires,
Nos Sentimens ont fait nos Craintes, nos Deſirs,
Les choſes, qu’à ſon Corps l’Ame trouvoit contraires,
qu’elle trouvoit ſalutaires,
Même dès le Sein de nos Meres,
Firent obſcurément des douleurs, des plaiſirs.
Mêmes impresſions, d’abord peu démêlées,
Par le cours des Eſprits ſe ſont renouvellées;
Le Coeur, qui s’en laiſſe ſaiſir,
Se ſerre a la douleur, ſe dilate au plaiſir.
Notre Ame unie au Corps par cet Organe inſtruite,
Sur ce, qui le regarde a le droit de choiſir,
Elle en a le Régime, elle en a la Conduite,
Reſſent la Crainte, ou forme le Deſir,
Portée à la recherche, & portée à la fuite.
Nos premieres Senſations,
Dans la ſuite ont cauſé toutes les pasſions,
Dont l’habitude à la fin nous entraîne,
L’Amour des Voluptez, & l’horreur de la peine,
Ces Penchans, ces Averſions,
Redoublant leurs impreſſions,
Deviennent dans l’Eſprit, & l Amour, & la haine.
C eſt la Condition humaine.
Ils563Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers.
Durch die zwo noͤthige Verbindungen, erwecken
Die Sinnen beyderſeits in uns Begierd und Schrecken.
Die Dinge, ſo der Geiſt dem Coͤrper ſchaͤdlich hielte,
Und die er dienſam fand, ſind Urſach, daß man Luſt,
Auch Schmertzen allbereit an unſrer Mutter Bruſt,
Wiewol faſt unvermercket, fuͤhlte.
Denſelben Druck, den man zu Anfangs kaum vermerckt,
Sind durch der Geiſter Lauf verneuret und verſtaͤrckt.
Das durch dieſelbigen erfuͤllte Hertz
Dehnt durch die Luft ſich aus, und ziehet ſich durch Schmertz
Zuſammen in ſich ſelbſt. Die Seel, als welche ſich
Mit ihrem Coͤrper feſtiglich
Vereinet und verbindet,
Und durch dies Jnſtrument, das, was ihn ruͤhrt, empfindet,
Hat Recht, in dem, was ihn betrifft, zu wehlen.
Sie hat das Regiment, er wird durch ſie gefuͤhret.
Verlangen wird durch ſie, ſowol als Furcht, formiret,
Als die zur Folge ſo, als auch zur Flucht geneigt.
Es haben uns die erſten Sinnlichkeiten
Die Leidenſchafften all’erzeugt,
Die durch Gewohnheit uns beſtricken und verleiten.
Die Neigung fuͤr die Luſt, der Abſcheu fuͤr die Pein,
Der Eckel und die Neigungs-Triebe,
Jndem dieſelbigen vermehret ſeyn,
Und immer uns, mit ſtaͤrckerm Druck, erfuͤllen;
So werden ſie im Geiſt zu Haß und Liebe.
Dies iſt die menſchliche Beſchaffenheit.
N n 2Dieſel -564De l’Union et Diſt. de l’Ame et du Corpſ.
Ils reglent notre volonté,
Sur ce, qui nous paroît nuiſible, ou convenable,
Ou plaiſant, ou deſagréable.
Objets, que l’Homme fuit, ou dont il eſt flatté,
Avec Intelligence, & Choix, & Liberté.
Nous ſentons nos Inſtincts, & nos Deſirs contraires.
Les Actes de l’Eſprit ſont libres, volontaires.
Le Corps ſoumis à d’autres Loix,
Se meut ſans liberté, ſans choix.
Notre Ame par les Sens trop vivement touchée,
Eſt dans ſes paſſions aſſujettie au Corps;
Mais, quand elle veut bien, elle en eſt détachée,
Et ſuit les plus nobles tranſports.
Même les pasſions de leur défauts purgées,
En des vertus ſe trouvent changées,
Et par les grands Objets, qui leur ſont propoſez,
Des Deſirs les plus purs nos cœurs ſont embraſez.
Quelque fois attentive à ce Monde ſenſible,
Une Ame eſt elevée à l’Auteur înviſible;
Elle met loin des Sens ſa pure Volupté,
A contempler la Verité.
On565Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers.
Dieſelbige regieren unſren Willen,
Nachdem uns etwas ſcheint zuwider, und erſprießlich,
Vergnuͤglich, oder auch verdrießlich,
Als Gegenwuͤrffe, die der Menſch verlangt und meidet,
Die er mit Wahl, Verſtand und Freyheit unterſcheidet.
Man ſpuͤrt, daß unſer Trieb und Wollen ſtreitig ſey.
Die Handlungen des Geiſts ſind ohne Zwang und frey.
Der Leib nimmt andre Regeln an,
Und wird bewegt ohn Freyheit, ſonder Wahl.
Die Seele, die der Sinn zu ſtarck druckt, auf einmal,
Jſt in der Leidenſchafft dem Coͤrper unterthan;
Allein, wenn ſie recht will, iſt ſie von ihm entbunden
Und folgt dem edlen Trieb. Ja, von den Laſtern rein,
Kan gar die Leidenſchafft nicht ſtraͤfflich mehr befunden,
Jn Tugend ſelbſt verkehrt, ſelbſt eine Tugend ſeyn,
Da groſſe Gegenwuͤrff die wir offt vor uns finden,
Die Hertzen mit der reinſten Brunſt entzuͤnden.
Offt wird die Seele, wenn die Welt,
Die wir vor unſern Augen haben,
Jn der Betrachtung ihr ſo wundervoll gefaͤllt,
Zum SCHOEPFFER, der nicht ſichtbar iſt, erhaben:
Sie ſetzet, ohn den Wuſt der Sinnen mehr zu achten,
Die reine Luſt darinn, die Wahrheit zu betrachten.
N n 3Um -566De l’Union et Diſt. de l’Ame et du Corpſ.
On veut confondre en vain le Corps & la Penſée,
Ils ſont toujours diſtincts, encor qu’ils ſoient unis.
Apres des efforts infinis,
Notre foible Raiſon vainement balancée,
A ſentir ſa Nobleſſe elle même eſt forcée.
Ne les ſentons-nous pas ces merveilleux Accords,
Les peut-on ignorer ces Ordres admirables,
Des noeuds interieurs, ces Regles immuables,
Qui diſtinguent notre Ame en la joignant aux Corps?
Dans les baſſes erreurs, ou l’Eſprit s’abandonne,
Avec le Corps il n’eſt point confondu.
Concevera-t-on jamais, quelque ſoin, qu on ſe donne,
Qu’un morceau de matiere & médite & raiſonne?
Quelque ſubtil, qu on l’ait rendu,
D’aimer, & de haïr deviendra-t-il capable?
Il ſera bien leger, rond, penetrant, aigu,
Mobile, tant qu’on veut, tant qu’on veut impalpable,
Mais enfin, il faut confeſſer,
Qu’il ne pourra jamais parvenir à penſer,
Et ne peut être raiſonnable.
Une567Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers.
Umſonſt iſts, wenn man Geiſt und Leib zu miſchen meint.
Sie unterſcheiden ſich ſtets, ob ſie gleich vereint.
Nach viel vergeblichem Bemuͤhn, muß der Verſtand
Wie ſehr die Zweifel auch gewohnt, mit ihm zu ſpielen;
Doch ſeinen eignen Adel fuͤhlen.
Empfinden wir denn nicht, und iſt uns nicht bekannt
Jhr unvergleichlicher Verband?
Wird man die Ordnung, die ſo ſchoͤn
Und wunderbar mit Recht zu nennen,
Die Regeln, die nicht zu veraͤndern ſtehn,
Den innerlich-geheimen Band erkennen;
Wodurch, ob Seel und Leib ſich gleich verbinden,
Wir einen Unterſcheid doch zwiſchen ihnen finden?
Jm groben Jrrthums Dunſt, worin der Geiſt ſich ſencket,
Verwirrt er ſich doch mit dem Coͤrper nicht.
Begreifft ein Menſch, wie ſehr er ſich den Kopff zerbricht,
Wie doch ein Stuͤckchen Stoff, erweget und gedencket?
Wie duͤnne man es gleich gemacht, wie zart, wie klein,
Kan es dadurch zum Haß zur Liebe faͤhig ſeyn?
Es ſey leicht, rund und ſpitz, er koͤnn auch alles trennen,
Es mag, ſo viel man will, unfuͤhlbar ſeyn und fluͤchtig;
So muß man doch zuletzt bekennen,
Es werde nimmermehr zum Dencken tuͤchtig,
Man koͤnn es nimmermehr mit Recht vernuͤnfftig nennen.
N n 4Ein568De l’Union et Diſt. de l’Ame et du Corpſ.
Une Matiere aveugle, un Mouvement ſans choix,
Ont décidé des Vertus, & des Loix,
Ont rencontré la Sageſſe & la Gloire,
Ont élevé des plans d’éternelle memoire,
Et de l’Auteur Suprême ont reconnu les Loix!
Eſt-ce le Corps, qui par ſes conſequences,
Ses invincibles argumens,
Et ſes profonds raiſonnemens,
A former le Cercle des Sciences,
Et de leurs Veritez poſer les fondemens?
Aura-t-il trouver ces Regles, ces Maximes,
Par qui lui-même eſt arrêté
Au panchant de la Volupté?
Preſcrire ces ſages Regimes,
Qui ſavent conſerver, & rendre la Santé?
Eſt-ce le Corps, qui dans la ſoif ardente,
Défend l’Onde rafraîchiſſante,
A ce deſir de boire immoderé;
Qui par le plaiſir tue un Malade alteré?
Si569Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers.
Ein blinder Stoff, ein ungefehr Bewegen,
Die haben uns Geſetz und Tugenden gemacht?
Die koͤnnen eine Luſt zur Ehr und Weisheit hegen?
Die haben ihnen ſelbſt hervorgebracht
Des Nachruhms Trieb, von ewigem Beſtand?
Und haben das Geſetz des SCHOEPFFERS ſelbſt erkannt?
Kan es der Coͤrper ſeyn, der durch der Folgrung Krafft,
Durch Gruͤnde, welche nicht umſtoͤßlich,
Und Schluͤſſe, die gantz unaufloͤßlich,
Formiret hat den Creiß der Wiſſenſchafft?
Und von der Wahrheit, die er heget,
Den Grund geleget?
Haͤtt er vermocht, die Regeln zu erdencken,
Wodurch er faͤhig iſt, ſich ſelbſt zuruͤck zu treiben,
Und ſich vom Pfad der Wolluſt abzulencken?
Haͤtt er vermocht ihm Regeln vorzuſchreiben,
Auf welche Weiſ es anzufangen,
So wolauf lange Zeit geſund zu bleiben,
Als wenn Geſundheit fort, ſie wieder zu erlangen?
Jſt es der Trieb, der, wenn die Hefftigkeiten
Des Durſtes in der Hitz uns plaget,
Uns kaltes Waſſer unterſaget,
Und einen ſtarcken Trunck verbeut?
Durch welch ein kalt und gar zu jaͤhes Trincken,
Ein Krancker in der Luſt wird in die Grube ſincken?
N n 5Wo -570De l’Union et Diſt. de l’Ame et du Corpſ.
Si l’Homme tout entier eſt de pure Matiere,
En quelques parts faut-il la diviſer?
Qui d’entre elles aura le droit de diſpoſer
Du Sort de cette Maſſe entiere?
Qui decidera la premiere?
Qui ſe donne l’autorité,
Et detruit leur égalité?
De petits Corps roulans, répandus dans les veines,
Soumettant leurs pareils à des Loix ſouveraines,
Ordonnent-ils, par la peur du Trepas,
De couper leur jambe, ici couper leur bras.
Eſt-ce le Corps enfin, qui par ſa noble envie
Fait volontairement l’offrande de ſa Vie?
Eſt-ce lui, qui bravoit la fureur des Tyrans,
Sous les pilons de fer, dans les feux devorans.
Sur de trompeuſes eſperances
Formons-nous le deſir de vaincre le Trepas?
D’in -571Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers.
Wofern der gantze Menſch beſteht
Bloß aus Materie allein:
Wie muß dieſelbige doch eingetheilet ſeyn?
Wer von den Theilen iſt dazu erhoͤht,
Das Wohl des Gantzen einzurichten?
Wer ſoll den Streit am erſten ſchlichten?
Wer giebt ihm ſelber doch ein Vorzugs-Recht,
Und ſucht die Gleichheit zu vernichten?
Sind kleine runde Coͤrperlein,
Die rollend in den Adern rennen,
Geſchickt, daß ſie befehlen koͤnnen
Den andern, die nicht minder ſeyn,
Daß ſie aus Furcht, um nicht den Tod zu leiden,
Sich laſſen Arm und Bein abſchneiden?
Kan es der Coͤrper ſeyn, der offt ſein eignes Leben,
Aus einem edlen Trieb, nicht ſcheut dahin zu geben?
Jſt er es, welcher trotzt, auch mitten in der Gluht,
Jm eiſern Moͤrſer ſelbſt, der Wuͤteriche Wuth?
Faſſt man aus eitlen Phanthaſeyen
Wol den Endſchluß, den Tod ſelbſt nicht zu ſcheuen?
Bemer -572De l’Union et Diſt. de l’Ame et du Corpſ.
D’interieurs connoiſſances,
De ſecrets Sentimens ne nous parlent-ils pas?
L’Eſprit n’a point pour lui de marque plus ſenſible.
Comment croire, qu’un Corps puiſſe être ſuſceptible
De ces nobles transports, de cette activité,
Qui portent une Ame invincible,
Au lumineux Séjour| de l’Immortalité?
Cette Ame, qui s’échape aux fers de la matiere,
A qui tout l’Univers, tout ce, qu’il a de beau,
Ne fournit, qu’une Joie imparfaite & grosſiere.
Cette Ame, qui des Cieux à franchi la barriere,
Sublime Intelligence, indicible Lumiere,
Iroit-elle s’éteindre en la Nuit du Tombeau?
Ceux qui diſen[t]toujours, qu’ils ne ſauroient com -
prendre,
Qu’un Etre exiſte, agiſſe, & ne ſoit pas un Corps,
Conçoivent-ils, par quels reſſorts
Un Corps peut agir, peut entendre?
Diront-ils les motifs, dont il eſt inſpiré?
Diront ils les raiſons, dont il eſt éclairé?
Com -573Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers.
Bemercken wir denn nicht ein innerlichs Erkenntniß,
Spricht nicht mit uns, und lehrt uns kein geheim Verſtaͤndniß?
Nichts uͤberzeuglichers hat unſer Geiſt.
Hat es auch den geringſten Schein,
Ob koͤnn ein Coͤrper faͤhig ſeyn,
So reger Munterkeit und ſolcher edlen Triebe,
Wodurch die Seele ſich dem Leiblichen entreiſſt
Und zur Unſterblichkeit verklaͤrten Sitz ſich ſchwinget?
Die Seele, welche aus den Ketten
Von der Materie vermoͤgend ſich zu retten,
Und welcher alles, was die Welt
Fuͤr ſchoͤn und herrlichs in ſich haͤlt,
Nur eine laue Freude bringet.
Die Seele, die biß in den Himmel dringet,
Ein unbeſchreiblich Licht, ein gruͤndliches Verſtehn
Sollt in des Grabes Nacht verloͤſchen und vergehn?
Diejenigen, die dies ſtets von ſich hoͤren laſſen,
Als koͤnnten ſie unmoͤglich faſſen,
Wie doch ein Weſen ſey, und wuͤrck, und doch dabey
Kein Coͤrper ſey;
Begreiffen die, wie es doch kan geſchehen,
Daß Coͤrper wuͤrcken und verſtehen?
Jſt ihnen der Bewegungs-Grund,
Der Coͤrpern eingegeben, kund?
Jſt ihnen der Verſtand,
Der ſie erleuchtet, recht bekannt?
Wie574De l’Union et Diſt. de l’Ame et du Corpſ.
Comment le rendont-ils égal aux grandes Ames,
Qui, pour avoir un Nom des Siecles reveré,
Ou meriter le prix aux Vertus préparé,
N’ont craint, ni les traveaux, ni le fer, ni les flâmes?
Ces Ames, qu’on à des Sens ſe détacher,
Qu’un Bonheur limité ne pouvoit plus toucher?
D’un Eſpoir decevant etoient elles pouſſées?
Eſt-ce l’Objet d’un Corps compoſé pour mourir,
Ou d’un Etre immortel dont les hautes penſées
N’aſpirent, qu’à des biens, qui ne peuvent perir?

Fin du Livre Quatrieme.

[figure]
575Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers.
Wie koͤnnen ſie den Leib in einen gleichen Wehrt
Mit jenen groſſen Seelen ſetzen,
Die, bloß daß ihren Ruhm die Nachwelt moͤchte ſchaͤtzen,
Und daß ihr groſſer Nahm erkannt wuͤrd, und verehrt;
Als ein verdienter Lohn, der Tugenden gehoͤrt,
Nicht Arbeit, Stahl noch Gluht geſcheuet?
Die Seelen, die man ſah ſich von den Luͤſten trennen,
Und die ein endlich Gluͤck nicht mehr bewegen koͤnnen,
Sind ſie durch Hoffnungs-Dunſt, der ſie betrogen,
Getrieben worden und gezogen?
Jſt dies ein Gegenwurff des Coͤrpers, der zu ſterben
Gefuͤget und gemacht, und nicht vielmehr
Von einem ew’gen Geiſt, der ſich nach nichts ſo ſehr,
Als bloß nach Guͤtern ſehnt, die nimmermehr verderben?

Ende des Vierten Buchs.

[figure]
[576][577]

Herrn B. H. Brockes eigene, ſo wohl Moraliſche als Phyſicaliſche, Gedichte.

[578]
Hag, o Menſch! auf welche Weiſe
Kann ſich, zu des Schoͤpfers Preiſe,
Unſre Seele ſchoͤner ſchmuͤcken,
Als wenn wir von Seinen Wercken,
Dadurch, daß wir ſie bemercken,
Jn den Geiſt ihr Bildniß druͤcken?
Was an den Geſchoͤpfen ſchoͤn,
Kann der Schoͤpfer in den Seelen,
Welche ſolchen Zierrath wehlen,
Doppelt und vergeiſtert ſehn.
Ja es ſcheint, daß ſie die Pracht
Sich nicht nur zum Schmuck erleſen,
Sondern, daß ſie gar ihr Weſen
Selber noch vollkommner macht.
Die dadurch erregten Triebe
Stiller Freuden, bruͤnſt’ger Liebe,
Ein durch Luſt| gewirckt Entzuͤcken
GOttes Wunder anzublicken,
Und mit Danck ſie zu beſchauen,
Ehrfurcht, Andacht, einen Willen,
GOTTES Willen zu erfuͤllen,
Und ein kindliches Vertrauen,
Stellen ſie in holder Zier
Jhrem GOTT gefaͤllig fuͤr.
[579]

Die Schonkilje.

Ach! wie lieblich riecht es hier? welch ein holder Vor -
wurff haucht
Moſch, Ziebeth und Biſam aus? welche balſamirte
Duͤffte,
Welch ambrirte ſuͤſſe Theilchen fuͤllen hier die lauen Luͤffte?
Scheint es nicht daß aller Orten ein unſichtbar Rauch-Faß
raucht?
Solche Fragen, ſolche Seuffzer! die durch Luſt offt unter -
brochen,
Hatt ich ſchnauffend kaum gethan, kaum die Woͤrter aus -
geſprochen,
Als ich hinter mir ein Beet bluͤhender Schonkiljen ſah.
Kaum hatt ich ihr ſtrahlend Gold, kaum ihr funckelnd Gruͤn
erblicket,
Als mein innerſtes, durchs Auge, wie durch den Geruch
vorhin,
Jnniglich geruͤhrt, vergnuͤget, lieblich angeſtrahlt, erquickt,
Und faſt halb entzuͤcket ward. Dem fuͤr Luſt erſtaunten Sinn
Ließ der reich bebluͤhmte Platz, voller Anmuht, wunderſchoͤn,
Als am gruͤnen Firmamente tauſend guͤlden Sterne ſehn,
Deren Prangen Form und Farben, nebſt dem Schimmer -
reichen Glaͤntzen,
Deren angenehmes Feur, voll von holden Jnfluentzen,
Deren Lieblichkeit und Menge, deren Anmuhts-reichen Pracht,
O o 2So580
So dem Coͤrper, als der Seele ſolchen ſtarcken Eindruck
macht;
Daß, nicht nur erfriſcht und duͤnner, mein aufs neu belebt
Gebluͤte,
Schneller in den Adern wallt, ſondern daß ſelbſt mein Gemuͤthe
Sich befiedert, rege, munter, fluͤchtig, halb entzuͤckt, erhoben,
Von der Erden aufwerts ſchwingt, um von GOTTES
Macht und Guͤte
Jn des neuen Vorwurffs Prangen unlaͤugbare Wunder -
Proben,
Mit aufs neu verjuͤngter Krafft zu bewundern und zu loben.
Um nun GOTTES Wunder-Werck in der Naͤhe zu be -
trachten,
Und auf ihrer Pracht und Zierde beſſer, als bisher, zu achten;
Brach ich ihrer viele ſelber mit vergnuͤgten Haͤnden ab,
Da denn die vereinte Menge, mir noch mehr Vergnuͤgen
gab.
Staͤrcker brach noch in der Naͤhe, als vorhero in der Ferne,
Aus der Sammlung dieſer Bluhmen ein verdickter Anmuths -
Schwall,
Fuͤllete Gehirn, die Naſe, und den Lufft-Kreis uͤberall.
Unbeſchreiblich lieblich, ſuͤſſe, ſtarck, gelinde, niedlich, zart,
Und von allen andern Bluhmen einer gantz verſchiednen Art,
Jſt die Anmuths-reiche Dufft, ſo aus den Schonkiljen quillet,
Und zu unſer Seelen Wonne, ihren Sitz, das Hirn, erfuͤllet.
Es iſt das, was aus den Bluhmen, wie aus einer Quelle, bricht,
Bitter nicht, nicht ſuͤß, nicht ſauer: alles, und doch keines
nicht;
Dem Jesmin, und ihrem Oehl’iſt es noch am erſten gleich,
Aber doch an Krafft und Staͤrcke mehr noch als Jesminen
reich,
Denn es ſind derſelben Duͤffte in ſo gleichem Grad gemiſchen
Und die unſichtbaren Theilchen ſtehn in ſolchem Gleich-Ge -
wicht,
Daß581
Daß derſelben Harmonie ſich in unſre Sinnen flicht,
Durch den ſpuͤrenden Geruch unſre Seele ſelbſt erfriſchet.
Aber ihr iſt nicht genung, Geiſt und Hertz durch eine Thuͤr,
Zu vergnuͤgen, zu erquicken, zu erfriſchen, zu ergoͤtzen,
Sondern ihrer Farben Prangen, ihre Bildung, Schmuck
und Zier,
Suchen uns auch durch die Augen in ein Andachts-Feur zu
ſetzen,
Wovon Luſt der Zunder iſt. Wo auf Erden eine Bluhme,
Jn verwunderlicher Form und in holder Bildung bluͤht,
Wo auf Erden eine Pflantze, zu des groſſen Schoͤpfers Ruhme,
Jn ſo angenehmen Farben, die vor Glantz faſt brennet,
gluͤht,
So ſind es wol die Schonkiljen; deren ſchlancken Stengels
Glantz,
Jhr ſo lieblich dunckel Gruͤn, ihre Glaͤtte, ihre Ruͤnde,
Deſſen gleichfals rundes Kraut ich nicht minder lieblich finde,
Spitzen oben allgemach ihre glatt polirte Stangen,
Bis in einem kleinen Knoten, der mit einer Huͤlſ umfangen,
Offt ſich in viel Bluhmen theilt. Dieſe kleine Stangen tragen
Erſt ein dunckel-gruͤnes Dreyeck, drinn ein licht-gruͤn Roͤhr -
gen ſteckt,
Welches hohl, und welches in ſich ein ſubtiles Staͤnglein decket,
Wie ich es alſo befunden, da ich es einſt in der Mitten,
Recht bedachtſam mit der Spitze eines Meſſerchens durch -
ſchnitten,
Um das Jnnerſte zu ſehn. Jn der zarten Spitze nun,
Scheint das Allerkoͤſtlichſte, ſcheint des Saamens Schatz zu
ruhn:
Rings um dieſe kleine Spitze, die ein kleines Dreyeck macht,
Sieht man eigentlich die Schoͤnheit und der guͤldnen Bluh -
men Pracht:
Hier erſtaunt ein Menſchlich Auge durch das ſchoͤne Gold
beſtrahlet,
O o 3Womit582
Womit hier ſechs nette Blaͤtter, von den Fingern der Natur,
Auf des Hoͤchſten Schoͤpfers Ordnung, wunderwuͤrdig ſind
bemahlet,
Wunderwuͤrdig ausgeſchmuͤckt. Dieſe Blaͤtter ſind nicht nur
Um ihr Gold bewunderns-wuͤrdig, da ſie mehr faſt als ver -
guͤldet;
Sondern um der Zierlichkeit. Sie ſind wunderſchoͤn gebildet.
Jedes Blatt iſt unten ſchmal, dann verbreitet ſichs gemach,
Macht, wenn man es recht betrachtet, faſt ein Ey-Rund
nach und nach,
Eins ums andre traͤgt ein Blat ein klein Spitzgen. Jedes
Blat
Hat ein ſonderlich Gewebe, es iſt aus der maſſen glatt,
Und dadurch, wenn Sonnen-Strahlen, auf die klare Blaͤs -
lein fallen,
Siehet man den hellen Schein, gleich dem Golde, ruͤckwerts
prallen.
Auf dem Mittel-Punct der Blaͤtter ſieht man eine hohle
Ruͤnde,
Einem guͤldnen Becher gleich, worinn ich fuͤr dem Geruch,
Das annehmlichſte Getraͤncke, zu der Seelen Labſahl, finde.
Die Natur ſcheint ſelbſt verliebet in der Bluhmen Eigenſchafft,
Darum ſie noch nicht vergnuͤget, daß ſie einfach nur zu finden,
Sondern ſie verdoppelt offt in derſelben Blat und Krafft,
Dann wird unſer Hirn und Hertz durch den Schwall faſt uͤber -
ſchwemmet,
Und fuͤr uͤberhaͤuffter Luſt unſre Lunge faſt beklemmet,
So daß wir faſt mit Gewalt uns zum Schoͤpfer zu erheben,
Um demſelben Ehre, Danck, Preis und Lob und Ruhm zu
geben,
Dadurch angetrieben werden. Widerſtrebe dañ doch nicht,
Lieber Menſch! Ach laß dich doch durch ſo viele Lieblich -
keiten,
Die583
Die dir hier dein Schoͤpfer ſchenckt, erſt zu deiner eignen Luſt,
Und ſo dann durch dein Vergnuͤgen, zu dem groſſen Geber leiten.
Noch laͤſſt uns in den Terzetten die Natur nicht minder - ſchoͤn,
Da ſie weiß, wie Silber; gleichſam ſilberne Schonkil - jen ſehn;
Nicht genug iſts, um noch reicher in der Aendrung ſich zu weiſen,
Zeigt ſie uns zum Unterſcheid, wie derſelben Silber-Blat,
Ein verguldet Becherchen offters in der Mitten hat.
Ach! vergeſſt fuͤr ſo viel Schoͤnheit doch den Schoͤpfer nicht zu preiſen!
O o 4Ein584

Ein gruͤner und bebluͤhmter Waſſer-Graben.

Das Gras, durch den ſo nahen Safft,
Des Waſſers, ſo ſie traͤnckt, hat deſto groͤſſre Krafft,
Steht folglich in gedoppelt ſchoͤner Zier,
Jſt laͤnger, gruͤner, dicht - und ſchoͤner hier,
Als anderwerts das Gras. Man ſieht durch helle Hoͤh’n,
Und holden dunckel-gruͤnen Tieffen,
Viel nettes Kraͤuter-Werck, voll bunter Blaͤtter, ſtehen:
Die bald beſchattet, bald im Licht,
Nachdem der Sonnen Glantz durch lange Bluͤhte bricht,
Da denn das hohe Gras, auf deſſen glatte Spitzen
Viel kleine Sonnen-Bilder blitzen,
Mit denen es ſich lieblich reget,
Den Schatten auch zugleich beweget,
Und ein gefaͤllig Spiel von Daͤmmrung, Licht und Nacht,
Die alle lieblich, gruͤn, zur Luſt der Augen macht.
Mein GOTT, mit welcher Luſt wird Aug und Hertz ge -
traͤnckt,
Wenn ſich der Blick bald auf die Spitzen lenckt;
Die angenehm, verwirret und verſchrenckt,
Bald in die dunckle Tieffen ſenckt,
Jn welchen tauſend Seltenheiten
Jn gruͤner Daͤmmerung zu ſehen ſeyn.
Es miſcht ſich wunder-ſchoͤn ein mannigfalt’ger Schein,
Von Farben, Schatten, Licht und Glantz.
Kein mit der groͤſten Kunſt geflochtner Crantz
Sieht lieblicher, ſieht bunter aus,
Als dieſes Grabens Rand. Es ſchien
An manchem Ort das holde Gruͤn
So585
So angenehm, durchflochten und gemiſcht,
Es ſchien ein buntes Heer, von Bluhmen eingebunden,
Dort, wo bey Tauſenden gefaͤrbte Bluhmen ſtunden,
Schien etwas Kraut mit Fleiß mit eingewunden:
Ein brennend Gelb, ein Silber-weiſſer Schein,
Ein gluͤhend Roth, ſo hier das Gruͤn bedecket,
Ein lebendiges Gruͤn, das dort
An dieſem bald, und bald an jenem Ort,
Der bunten Bluhmen Schmeltz verſtecket,
Die theils der Sonnen Glantz, indem er durch ſie ſtrahlte,
Mit einem Glantz, der guͤlden ſchien, bemahlte,
Wann einige der ſchwanck - und glatten Spitzen
Jn Silber-weiſſen Schimmer blitzen:
War angenehm, ja mehr als wunderſchoͤn,
Zumahl denjenigen, die ſolche Lieblichkeit,
Als ein von der Natur ihr ſelbſt-gewircktes Kleid,
Mit Luſt und Ehr-Furcht ſehn.
Seh ich in ſtiller Luſt die Lieblichkeit und Pracht,
Und in derſelbigen die Weisheit, Lieb und Macht,
Desjenigen, aus welchem alles quillet,
Der Erde, Lufft und Meer,
Ja aller Himmel Himmel Heer,
Nur durch ein Wort mit Licht und Schoͤnheit fuͤllet;
So wuͤnſch ich aus dem innerſten der Seelen,
Daß Jhm, ſo lang ich hier auf Erden walle,
Mein Leben, meine Freud, an ſeinem Werck gefalle,
Und ich, in frohe Luſt geſetzt zu Seiner Ehr,
Jndem ich Jhn in Seinem Werck erkenne;
Auch gegen Jhn je mehr und mehr,
Jn ſuͤſſer Gegen-Lieb und Danck, entbrenne!
O o 5Friſch586

Friſch umgegrabenes Land im Fruͤhling.

Kein dunckel-brauner Samm’t, in welchen ſich das Licht
Auf eine ſanffte Weiſe ſencket,
Erfuͤllt mit ſolcher Luſt das Menſchliche Geſicht;
Als, wenn man Aug und Sinnen lencket,
Auf ein friſch umgegrabnes Land,
Und deſſen Dunckelheit den Blick und den Verſtand
Mit Luſt erfuͤllt, wenn man es recht bedencket.
Der noch nicht durch die Lufft heraus gezogne Safft
Entdeckt uns gleichſam ſelbſt die Krafft,
Die Fettigkeit, die Fruchtbarkeit der Erden.
Ach GOTT! ſo offt wir dies im Fruͤhling ſehn,
Gieb, daß es mag zu Deinem Ruhm geſchehn!
Die, durch des Gaͤrtners ſcharffen Rechen,
So glatt gemacht - und ebne Flaͤchen
Vergnuͤgen unſern Blick, der ſanfft daruͤber ſchieſſet,
Wobey er denn beſondrer Luſt genieſſet,
Wenn etwan hier und dort,
Ein Stuͤckchen Glas, an einem andern Ort
Ein Scherb, und dort ein glatter Stein,
Den gegenwaͤrt’gen Sonnen-Schein
Jm Wiederprallen zeigt. Der Glantz, das helle Blitzen,
Bald vom Glaſur, bald von den Spitzen,
Erhoben durch das dunckle Land,
Laͤſſt faſt, als wenn ein ſammtenes Gewand
Mit Silber hier, mit Golde dort geſtickt,
Ja mit Juweelen gar geſchmuͤckt
Und ausgezieret waͤr. Jch ſtelle mir
Die587
Die Erde dann als unſre Mutter fuͤr,
Die in ein dunckel-braun - und ehrbar-ſammtnes Kleid,
Das hier und dar jedoch mit mancher Koſtbarkeit,
Mit Schimmer-Glantz im Stein erfuͤllet,
Sich gleichſam praͤchtig eingehuͤllet.
Laß dies was ich geſagt, dir nicht zu praͤchtig duͤncken,
Denn alle deine Pracht, Juwelen, Silber, Gold,
Der du allein mit ſolchem Eifer hold,
Jhr heller Glantz, ihr glattes Blincken,
Jſt an ſich ſelbſt nicht heller und nicht groͤſſer,
Ja ſie ſind an ſich ſelbſt, bedenckt mans recht, nicht beſſer.
Dein Will und deine Noth giebt ihrem Schein,
Die Koſtbarkeit und ihren Wehrt allein.
Jndem ich alſo ſtand und dacht,
Erblickt ich daß des Kleides dunckle Pracht,
Noch mehr geſchmuͤckt und ſchoͤner noch gezieret,
Mit ſchoͤnem Ranckenwerck brodieret
Und recht durchwircket war.
Mein Gaͤrtner hatte hier und dar
Den braunen ſammtenen Talar
Mit nettem Laubwerck ſchoͤn geſtickt,
Und ihn mit zarten Laub geſchmuͤckt,
Da er von jungen Erbs - und Bohnen
Die Pflantzen, welche er im Winter aufgebracht,
Bald hier bald dar verpflantzt. Der gruͤnen Farbe Pracht
Zumahl,
Wenn durch das zarte Laub der helle Sonnen Strahl,
Mit holdem Schimmer drang, war ſo vortrefflich ſchoͤn,
So klar ſo lieblich anzuſehn,
Abſonderlich auf dem ſo duncklen Grunde;
Daß ich, dadurch geruͤhrt, mit Hertz und Munde,
Dem groſſen Schoͤpfer aller Dinge,
Ein froͤlich Fruͤhlings-Lied gleich an zu ſingen finge:
Jris588

Jris Perſica.

Es hat, geſchaͤtzter Schenck, dein liebliches Geſchencke
Zuſammt der wohlgeſetzten Schrifft,
Dasjenige, was du bey mir verlangt, geſtifft:
Es macht, daß ich aufs neu an GOTTES Wunder dencke.
Jch bin mit neuer Luſt erfuͤllt,
Da ich der Wolcken Gnaden-Bild,
Dem Nahmen und den Farben nach,
Zur Zeit, als Lentz und Winter brach,
Nach Regen, Sturm, nach Froſt und Schnee,
Jn deiner Wunder-Bluhme ſeh.
Das ſeltene Gewaͤchs die Jris Perſiea,
Als ich ſie mit Aufmerckſamkeit beſah,
Beſtand, dem Anſehn nach, aus dreyen Blaͤttern nur,
Worunter drey, die ſich auf weiß, auf blau, auf gruͤn,
Jn ſanfft - und lieblicher Vermiſchung ziehn:
Dieſelben ſind an bunt - und zartem Glantz,
Den klaren Perlen-Muſcheln gantz,
Was ſag ich, ſelbſt den Perlen gleich,
An ihren Seiten ſind dieſelbigen durchſchnitten,
Die andern drey ſind Gold und Purpur reich,
Es ſtrahlt ein gelber Strich in ihrer Mitten,
Der oben gantz erhoͤht, und unten gantz beſprengt
Mit Puͤnctgen, die mit Strichen untermengt,
Jn einem Purpurfarbnen-Schein.
Bey dieſer Schoͤnheit fiel mir ein:
Was nimmſt du eitler Menſch dir nicht fuͤr Sorg und Muͤh,
Jn Purpur, Gold und Silber dich zu zeigen,
Dein Schmuck iſt nur geborgt. Hingegen hie
Jſt589
Jſt alle Pracht und Zier der Bluhmen eigen,
Selbſt die Natur hat ſie ſo ſchoͤn geſchmuͤckt,
Der allerduͤnnſte Tafft iſt dick und grob bey ihnen;
Durchſichtig wie ein Glas. Es ſpielt im holden Gruͤnen
Ein angenehmes weislich Blau,
Das ich Verwundrungs-voll beſchau.
Ein wiederſcheinender veraͤnderlicher Glantz,
Gleicht faſt dem Tauben-Hals, gleicht einem Pfauen - Schwantz.
So ſanfft als deiner Farben Schein;
So ſanfft pflegt dein Geruch zu ſeyn.
Wie zart nun dein Geruch wie zart auch deine Blaͤtter,
Wie zart die Farben ſeyn, ſo tritt dein ſanffter Flor,
Doch mitten in dem Schnee hervor,
Und ſcheuet weder Sturm noch ſonſt ein rauhes Wetter.
Ach moͤgt auch ich ohn eckle Zaͤrtlichkeit,
Zu deinem Ruhm, mein Schoͤpfer, bluͤhen!
Ach moͤcht auch ich der Erden mich entziehen,
Und ſtets in froͤlicher Gelaſſenheit,
Dich zu verehren mich bemuͤhen!
Der590

Der ſchoͤnſte Thau.

  • Als Beliſander, eines ſchweren Falles halber, verhindert war, im Garten zu gehen, hatte Beliſa ihm eine Menge der ſchoͤnſten Bluhmen in ein Koͤrbchen ge - ſammlet. Jndem er nun, um ihre ungemeine Schoͤn - heit, ſo lange als moͤglich, zu erhalten, im Begriff war, dieſelben mit friſchem Waſſer zu beſpruͤtzen, und er ſie mit beſonderer Achtſamkeit noch einmahl anſahe; ward er durch die ausnehmende Schoͤnheit ſo geruͤh - ret, daß ihm die Thraͤnen in die Augen traten, und eine davon ungefehr auf die Bluhmen fiel. Dieſes gab ihm Anlaß zu folgender Betrachtung.
Dies Troͤpfgen, das ſo rein, ſo rund,
Und, wie ein Troͤpfchen Thau, auf Bluhmen klar
und bunt;
Auch klar und bunt auf bunten Bluhmen lieget,
Ergetzt, erquicket und vergnuͤget
Mich recht auf eine neue Weiſe.
Ein ſuͤſſes Hoffen ſchmeichelt mir,
Es glaͤntze dieſes Naß, in ſeiner reinen Zier,
Dem groſſen Schoͤpfer ſelbſt zum Preiſe,
Und werde dieſe kleine Fluht,
(Die aus der Creaturen Pracht,
Zu Ehren dem, der ſie gemacht,
Durch eifriger Betrachtung Gluht,
Gezogen, erſt ſich ſublimiret,
Und vom Gehirn den Sitz der Seelen diſtilliret,)
Jn591
Jn ihrem rein und ſchoͤn gefaͤrbten Schein,
Vielleicht der Gottheit ſelbſt gefaͤllig ſeyn.
Ja, ja, wo etwas auf der Welt geſchickt,
Dem Schoͤpfer Freude zu gewaͤhren;
So iſt es ſolch ein Thau, ſo ſind es Freuden-Zaͤhren,
Die Sein Geſchoͤpf, zu Seinen Ehren,
Voll Lieb, aus Danckbarkeit, uns aus den Augen druͤckt.
Be -592

Bewunderns-wuͤrdige Ordnung in der Folge der Bluhmen.

Noch ſeh ich einen neuen Strahl
Von GOTTES Weisheit, Macht und Liebe.
Wenn Waͤrm und Feuchtigkeit die Bluhmen ſonder Zahl,
Nicht nach einander, auf einmahl,
Wie es natuͤrlich ſcheint, aus Erd und Saamen triebe;
So folgte ja gewiß: es bliebe
Die Welt geſchmuͤckt nur blos auf eine kurtze Zeit:
Hernach wuͤrd alles weit und breit,
Veroͤdet, wuͤſt und traurig ſtehen.
Da wir hingegen jetzt ſo ordentlich,
Wenn eine Bluhme welckt, und ſich
Verliert, ein andre kommen ſehen.
Fuͤr ſolche Wunder, die allein
Durch Deine weiſe Macht, zu unſrer Luſt geſchehen,
Laß uns, o Schoͤpfer, Dich bewundernd, danckbar ſeyn!
Ein593

Ein ausbuͤndig-ſchoͤner, in der Bluͤhte ſtehender, Caſtanien-Baum.

Betrachte mich! ſchau meine Pracht,
Mein ſchoͤnes Laub, den Stamm, die Zweige,
meine Bluͤhte,
Bewundre mich mit froͤlichem Gemuͤthe,
Und denck in deiner Luſt an Den, der mich gemacht!
So deucht mich, daß ein Baum, der recht vor meiner Thuͤr
Gepflantzt war, zu mir ſprach: Die praͤchtige Geſtalt,
Des hohen Wipffels Breit und Dicke,
Stellt gleichſam einen gantzen Wald
Jn Schatten reich - und gruͤner Daͤmm’rung fuͤr.
Der Zweige Meng und zierliches Geſchicke,
Die alle, wie ein halber Bogen,
Sich von dem Stamm ab-aufwerts zogen,
Von Blaͤttern gantz umwoͤlckt, formirten
Jm ſchoͤnſten Wipffel, eine Crone,
So zierlich, daß auch kaum
Der zierlichſte Orange-Baum,
Der in der Ruͤnde zeigt, was Kunſt und Scheere koͤnnen,
Sich weigert, ihm den Rang zu goͤnnen.
Die gruͤne Nacht, die in dem Baum regieret,
Wird durch das ſchoͤne Laub erzeuget und formiret:
Das Laub, dergleichen Laub man ſonſten nirgends findet,
Jſt nah ſowohl, als auch von weiten, ſchoͤn
An Groͤſſe, Farb und Bildung anzuſehn.
Faſt einer halben Elle lang
Jſt manches Blat; derſelben Rang
Jſt frembd und ſehr verwunderlich:
Von einer Seite ſpannt es ſich,
P pJn594
Jn einer angenehmen Ruͤnde,
Gleich einem Faͤchtel aus. Die Unterſten ſind klein,
Jndem die Mittelſten die allergroͤſten ſeyn.
Ein jedes Blatt
Jſt unten zierlich ſpitz, und oben zierlich breit,
Wodurch es die Geſtalt von einer Birne hat.
Der allerſchoͤnſte Tafft iſt nicht ſo ſchoͤn,
Als ſolch ein Blatt, zumahl
Jm hellen Sonnen-Strahl,
Wenn man es recht betrachtet, anzuſehn.
Der Adern Menge, die in ſchoͤnſter Ordnung ſteht,
Laͤſſt recht, als waͤre ſie gewuͤrcket und geneht.
Auf eines jeden Zweiges Ecken,
Die mit dem ſchoͤnſten Laubwerck prangt,
So wie ein gruͤner Buſch von Federn abwaͤrts hangt,
Sieht man die weiſſe Bluͤth ſich praͤchtig aufwerts ſtrecken,
Der ſchoͤnſten Pyramide gleich.
Es gehen dieſer Bluͤth, im ſchoͤnen Bluhmen-Reich,
An Groͤſſe, Nettigkeit, an Farben, Form und Zier,
Sehr wenig Bluhmen fuͤr.
Wer dies nicht glauben will, beſchau ſie in der Naͤhe,
So wird es ihm gewiß, wie mir, ergehn,
Jch hielte ſie von weiten artig, ſchoͤn:
Allein, ich ſtutzte recht, als ich ſie nah erblickte,
Und wie, mit ſolcher Seltenheit,
Auch nie bisher von mir geſpuͤhrter Lieblichkeit,
Sie von Natur an Farb und Bildung ſchmuͤckte.
Es iſt der Stiel, der ſonderlich formirt,
Mit vierzig Stengeln ausgeziert,
Die alle, erſtlich auf-hernach ſich abwerts biegen,
Und welche oberwaͤrts allein
Mit Bluhmen ausgezieret ſeyn,
Die595
Die ſie, und zwar bloß an der Spitze, decken,
Da denn ſie ſich ein wenig abwerts ſtrecken,
Jch eine angenehme Ruͤnde
Dadurch formiret finde:
Und weil die Obern etwas klein,
Die untern Stengel laͤnger ſeyn;
Entſteht dadurch an einer jeden
Die zierliche Figur von einer Pyramiden.
Das Bluͤhmgen ſelbſt iſt ſonderlich formirt:
Man ſieht um ſechs gekruͤmmten weiſſen Spitzen,
Die oberwerts ein braun-roth Koͤrbchen ziert,
Fuͤnf weiſſe Blaͤtterchen, die unten kraus ſind, ſitzen,
Und welche man nicht ſonder Luſt erblickt,
Weil ihren Schooß ein ſchoͤner Purpur ſchmuͤckt.
Wer muß nicht der Natur bewunderns-werthe Kuͤnſte,
An dieſer Blaͤtter kuͤnſt - und zierlichem Geſpinnſte,
Mit Luſt und Ehrfurcht ſchauen,
Der etwan ihr Geweb einmal,
Wie ich, einſt in der Sonnen Strahl
Aufmerckſam ſieht?
Mich uͤberfiel ein heiligs Grauen,
Als ich ein jeglichs Blatt
Zugleich von Blaͤschen, welche glatt,
Und auch von Millionen Spitzen
Verwunderlich verbunden ſah.
Wenn man ſich durch die Kunſt beſtrebte,
Und ein weiß ſammtenes Gewand,
Mit feinem Silber-Draht durchwebte;
So wuͤrde ſolches ſtoltze Augen
So ſehr kaum zu vergnuͤgen taugen,
Als ein zu GOTTES Ruhm beſchaͤfftigter Verſtand,
P p 2Jn596
Jn den ſo zarten Kleinigkeiten,
So ſich durch die Natur bereiten,
Wenn er ſie recht betrachtet und ergruͤndet,
Vergnuͤgen in des Hoͤchſten Allmacht findet.
Um von dem Baume nun noch mehrers zu erzehlen,
Auf dem man ſolchen Schmuck in ſolcher Meng erblicket;
So iſt kein Menſch, der ſeine Pracht,
Die Anmuth ſeiner gruͤnen Nacht,
Zumahl in ſchwuͤler Zeit, in hellen Sonnen-Strahlen
Natuͤrlich bilden kan, beſchreiben oder mahlen.
Wenn man die Augen mit Bedacht
Auf ſeine aͤuſre Schoͤnheit lencket,
Auch in die gruͤne Tieffe ſencket;
Vergnuͤget ſich das Hertz, und ruͤhmt des Schoͤpfers Macht.
Jndem, dies holde Gruͤn dem, der es wol bemerckt,
Nicht nur ſein leibliches ſein Seelen-Aug auch ſtaͤrckt.
So mancher Grad vom Licht, ſo mancher Grad vom Schatten
Jſt in den dunckel-gruͤnen Gruͤnden,
Worinn ſie ſich bald ſcheiden, bald ſich gatten.
Hier nimmt ein dunckler Zweig, von vielen Blaͤttern kraus,
Sich dort von einer lichten Stelle,
Die durch der Sonnen Feur beſtrahlt und helle,
Recht unvergleichlich aus.
Dort ſticht ein heller Platz, der gantz im Lichten ſteht,
Jndem des Himmels Gluth auf ihn herab
Mit vollen Strahlen faͤllt; ſich ebenmaͤßig ab
Von einer Schattenreichen Tieffe,
Die ſein Licht-helles Gruͤn als eine Fulg erhoͤht:
Wenn nun der guͤldnen Sonnen Schein
Sich allgemaͤhlich abwerts ſenckt,
Und ſich, dem Schein nach, von uns lenckt;
Zieht in dies gruͤne Zelt, bey gantzen Schaaren, ein
Das597
Das leichte Voͤgel-Volck: es huͤpfft, es ſchlupfft, es ſpringt,
Es gurgelt, zwitſchert, pfeifft und ſingt.
Des Gipffels gantzen Raum
Erfuͤllt ein heller Klang: es lebt der gantze Baum.
Ein neues zierliches Gebaͤude,
So unweit hinter dieſen Baum,
Vermehrt, im Unterſcheid der Farben, unſre Freude.
Jndem man es nie ſonder Anmuth ſieht,
Wenn das beſtrahlte Dach in heller Roͤthe gluͤht,
Und hier von ungefehr ein kleiner Zweig ſich beuget,
Da in den Blaͤttern ſich ſodann ein Oeffnung zeiget;
So laͤſſt es faſt, als wenn Aurorens Roſen-Licht
Durch eine gruͤne Daͤmmrung bricht.
Es ſcheint, als wenn es ſich mit ihrem Schatten miſche;
Wie, oder auch, als wenn durch dunckle Buͤſche
Ein feurig Abend-Roth vom heitern Himmel ſtrahlte,
Und ihre Blaͤtter, mehr verguͤldet, als bemahlte.
Ach GOtt! wenn ich den Baum ſo herrlich prangen ſehe,
Gieb, daß es mir zur Luſt und Dir zum Ruhm geſchehe!
Laß meine Seele doch, durch mein geruͤhrt Geſicht,
Die Sprache, voll geheimer Lehren,
So die Natur beſtaͤndig mit uns ſpricht,
Und dieſes Baumes Rede hoͤren:
Betrachte mich! ſchau meine Pracht,
Mein ſchoͤnes Laub, den Stamm, die Zweige, meine
Bluͤthe,
Bewundre mich mit froͤlichem Gemuͤthe,
Und denck, in deiner Luſt, an Den, der mich gemacht!
P p 3Ge -598

Geſang zur Zeit eines Ungewitters, im Thon: O GOTT du frommer GOTT ꝛc.

1.
O GOTT! aus Deſſen Wort Lufft, Meer und Erde
quillet,
Der Erde, Meer und Lufft, allgegenwaͤrtig fuͤllet;
Jch lobe Deine Lieb, und preiſe Deine Macht,
Auch da, beym ſchnellen Blitz, der ſtrenge Donner kracht.
2.
Dreut gleich der Grund der Welt zu wancken, zu vergehen,
Laͤſſt die geborſtne Lufft gleich nichts, als Flammen, ſehen,
Rauſcht gleich der Winde Wuth, netzt gleich ein Regen -
Schwall
Das uͤberſtroͤmte Land mit Waſſern uͤberall.
3.
So zittert, blitzt und rauſcht, doch alles GOTT zu Ehren,
Er laͤſſet ſeine Stimm im Donner gleichſam hoͤren,
Er zeiget ſeine Krafft und ſeine Lieb, es bricht,
Selbſt durch den lichten Blitz, des Schoͤpfers Weisheits -
Licht.
4.
Denn, der durch ſchwuͤlen Dunſt zu heiſſer Schwefel-Duͤffte,
Aus ſeinem Gleich-Gewicht gepreſſte, Creiſ der Luͤffte
Wird durch den regen Blitz gereinigt, ausgeleert,
Und durch das ſchnelle Feur zertheilt und aufgeklaͤrt.
5. Das,599
5.
Das, durch der Sonnen Gluht, und ihrer Strahlen Blitze,
Faſt gantz verſengte Gras, das, durch ſo ſtete Hitze
Gantz aufgeborſtne Land wuͤrd Aſche, Sand und Stein,
Und folglich Menſch und Vieh bald ausgerottet ſeyn.
6.
So aber fuͤhret GOTT, zum Heil, und nicht zur Ruhten,
Der Wolcken feuchte Frucht, die Seegens-reiche Fluhten,
Durch Wind und Wetter her, macht durch der Blitze
Brand
Nicht nur die Luͤffte rein, traͤnckt auch das duͤrre Land.
7.
O Weisheit ſonder Ziel! O Allmacht ſonder Gleichen!
O wahrer Vater-Lieb untruͤglich-helles Zeichen!
Ach moͤchten wir es doch in froher Ehrfurcht ſehn,
Und auch im Wetter ſelbſt der GOttheit Huld verſtehn!
8.
Denn ob daruͤber gleich Lufft, Meer und Erd erſchuͤttern,
So darff ein frommes Hertz doch darum nicht erzittern:
Schreckt dich des Schoͤpfers Macht; ſo dencke doch darbey:
Daß Er, zu deinem Schutz, nicht minder maͤchtig ſey.
9.
Gewiß, du ehrſt Jhn nicht, wenn ein zu ſtarckes Schrecken,
Blitz, Hagel, Knall und Strahl, dem ſcheuchen Sinn er -
wecken,
Sieh deinen ſtarcken GOTT doch nicht ſo ſchwaͤchlich an,
Daß er im Wetter dich nicht auch beſchirmen kan.
10.
Es wuͤrcke Seine Macht ein Ehrfurcht-volles Grauen;
Doch auch nicht weniger ein kindliches Vertrauen!
P p 4An600
An uns liebt unſer GOTT zwar Ehrerbietigkeit,
Doch mehr noch Zuverſicht, noch mehr Gelaſſenheit.
11.
Denn ſollteſt du dadurch auch Schaden nehmen koͤnnen;
So laß dich dennoch nicht von deinem Schoͤpfer trennen!
Ohn Jhn kann nichts geſchehn: und was durch Jhn ge -
ſchicht,
Jſt alles nuͤtz und gut, begreifft man es gleich nicht.
12.
Wann aber dieſes nicht in unfern Haͤnden ſtehet,
Und man ſich bloß, o HERR! durch Dich, zu Dir erhoͤhet,
So fleh ich inniglich: Gieb mir die Eigenſchafft,
Die Dir gefaͤllig iſt, und des Vertrauens Krafft.
13.
So offt wir blitzen ſehn, ſo offt wir donnern hoͤren,
Laß uns, HERR Zebaoth, Dich lieben, fuͤrchten, ehren!
Denn ob im Wetter gleich uns GOTTES Lieb anlacht,
Sind Blitz und Donner doch auch Proben Seiner Macht.
14.
Von unſerm Nichts kan nichts ſo klar uns uͤberfuͤhren,
Als wenn wir die Gewalt der Elementen ſpuͤren.
Die ungeheure Macht erweiſet, wie ſo klein,
So elend, ſo gering und arm wir Menſchen ſeyn.
15.
Drum HERR erbarme Dich! erbarme Dich aus Gnaden,
Laß dies Gewitter doch den Unſrigen nicht ſchaden!
Gieb daß der grauſe Sturm, gieb daß der Schloſſen Heer
Uns weder Leib noch Gut beſchaͤdig und verſehr.
16. Gieb601
16.
Gieb, daß der wilde Blitz, ſo Feld-als Garten-Fruͤchte,
Nicht treffe, nicht verſeng und ſonſt zu Grunde richte!
Kein Rach-Strahl ſtuͤrtz und kehr, im wohlverdienten
Grimm,
Haus, Gaͤrten, Baͤume, Korn und andre Guͤter uͤm!
17.
Ach laß in dieſer Noth, im Donner, Blitz und Stuͤrmen,
Uns deine Lieb und Macht, o Vater, doch beſchirmen!
Vor allem aber gieb, wenn die Gefahr vorbey,
Daß ſo vor Schutz als Nutz Dir jeder danckbar ſey!
P p 5En -602

Engliſch Gras.

Bewundere mein Hertz, wie mancherley
Die Art, nur bloß von Graſe, ſey.
Verſchiedner andern zu geſchweigen;
So ruͤhrt ein Gras, ſo Engliſch wird genannt,
(Weil Engelland es uns zum erſten zugeſandt,)
Mit groſſem Recht durchs Auge den Verſtand.
Es iſt von dieſem Gras ein jedes Blat,
Nicht wie das Gras ſonſt, duͤnn und platt;
Nein, es iſt dicker, und ſo fein,
Daß faſt nichts zierlicher kan ſeyn.
Die ſchoͤne Bluhme, die es traͤget,
Verdienet, daß man ſie beſchauet und erweget,
Ein jegliche beſteht aus vielen,
Jn welchen gris de lin und blaſſer Purpur ſpielen.
Fuͤnf Saamen-Koͤrnerchen erblicket man in ihr,
Jn einer ſuͤſſen Farben Zier
Vom ſchoͤnſten Seladon, die auf ein bleiches gruͤn
Sich aber, wenn ſie reiffen, ziehn.
Der Stengel iſt, verwunderlich formieret,
Mit zarten Spitzen ausgezieret,
Die faſt unzaͤhlig ſind, woran man eine Haut,
Die, welches fremd und ſeltſam laͤſſt,
An ihrem Stengel gar nicht feſt,
Jndem der obre Theil des Stengels in ihr ſtecket,
Als wie vom Futteral bedecket.
Jn603
Jn dieſer fremd - und ſeltſamen Figur
Bewundr ich abermahl die ſpielende Natur,
Und finde, wie ſich jedes Ding bemuͤhe,
Daß es durch Aenderung die Augen auf ſich ziehe.
Der Zweck, wie leichtlich zu ergruͤnden,
Jſt, daß wir auch allhier die Macht des Schoͤpfers finden,
Damit ein ſolcher Schatz von ſchoͤnen Seltenheiten
Uns moͤchte naͤher zu Jhn leiten.
Man -604

Mannichfaltige Fruͤhlings - Freude.

Liebſter GOTT! wie bunt, wie ſchoͤn,
Wie ſo lieblich, klar und helle
Jſt anjetzo jede Stelle
Auf dem Welt-Kreiß anzuſehn!
Wie ſo heiter, licht und rein
Jſt des guͤldnen Morgens Schein,
Der das Firmament erfuͤllet!
Wie ſo eben, glatt und flach
Jſt der Binſen-reiche Bach,
Welcher dort in Bluhmen quillet,
Recht als ein polierter Spiegel!
Seht, wie funckeln dort die Huͤgel!
Schaut, die Segens-reiche Felder,
Wie ſie dort das Laub der Waͤlder
Als mit einem Krantz bekraͤntzen!
Seht, wie dorten Kraut und Gras
Vom gefallnen Nacht-Thau naß,
Recht als Edelſteine glaͤntzen!
Durch der Bluhmen bunte Pracht,
Wann auf ſie die Sonne ſtrahlet,
Und ſo tauſend-faͤrbig mahlet,
Werd605
Werd ich gleichſam angelacht.
Doch vor allen andern ſchien,
Recht mit Farben von Rubin,
Das geſchmuͤckte Heer der Roſen
Aug und Naſe liebzukoſen.
Jn der aufgeklaͤrten Lufft
Schwebt ein angewuͤrtzter Dufft,
Den wir mit den ſchaͤrfſten Augen,
Nicht zu ſehn, nicht zu entdecken,
Doch zu riechen und zu ſchmecken,
Und ihn ſo zu mercken taugen:
Tauſend, Tauſend, Tauſend Arten,
Aus dem Feld und aus dem Garten,
Die, aus Bluhmen, Kraͤutern, Buͤſchen,
Wunderbarlich ſich vermiſchen,
Suchen ein draufmerckend Hertz,
Zu erquicken, zu erfriſchen.
Auch die ſtaͤrckſte Specerey
Kann ſo holde Lieblichkeiten
Dem Gehirn nicht zubereiten,
Als das friſch-gemachte Heu.
Wenn deſſelben Suͤſſigkeit,
Mit dem Dufft bethauter Bluhmen,
Jn der Lufft zuſammen flieſſet,
Und606
Und man dies Gemiſch genieſſet;
Jſt der Balſam aus Jdumen
Nicht ſo lieblich, nicht ſo ſchoͤn.
Moͤgt uns ſolche Eigenſchafft,
Und die angenehme Krafft,
GOTT zum Ruhm, zu Hertzen gehn!
Moͤgten wir uns doch ergetzen
An den unſichtbaren Schaͤtzen,
Die der Luͤffte weiten Kreiß
Mit ſo raren Kraͤfften fuͤllen!
Moͤgte doch aus unſrer Bruſt
Auch ein Balſam reiner Luſt,
Unſerm GOTT zu Ehren, quillen!
Moͤgte doch durch ſo viel Guͤte,
Durch ſo mancher Schoͤnheit Schein,
Unſer aufgeweckt Gemuͤthe,
GOTT zu Ehren, froͤlich ſeyn!
Fach’te doch des Schoͤpfers Liebe,
Die man ſehn und fuͤhlen kann,
Holder Gegen-Liebe Triebe
Jn der Menſchen Seelen an!
Ach! bewundert in der Pracht
Solcher ſchoͤnen Creaturen,
Die ſo offenbahre Spuhren
Seiner607
Seiner Weisheit, Seiner Macht!
Wenn nur einmahl ſolche Luſt,
Die aus GOTTES Wercken quillet,
Eine Danck-begierge Bruſt,
Jhrer Quell zum Ruhm, erfuͤllet;
Wird, aus ſolchem edlen Saamen,
Bald der Sehnſucht Frucht entſtehn,
Nicht nur Seinen groſſen Nahmen,
Nach Vermoͤgen, zu erhoͤhn;
Sondern man wird angetrieben,
Und von Andacht bruͤnſtig werden,
Ueber alles was auf Erden,
GOTT aufs zaͤrtlichſte zu lieben.
Sollte die Beſchaffenheit
Einer ſolchen Zaͤrtlichkeit,
Von Vertrauen angeflammet,
Die aus GOTTES Wundern ſtammet,
Und nur GOTT zum Endzweck hat,
Unſern GOTT fuͤr andern allen
Nicht gefallen?
Schoͤn -608

Schoͤnheit der zur Abend-Zeit hinter einem Gebuͤſche hervorſtrah - lenden Sonne.

Ey ſehet! ſeht doch dort uͤm GOTTES Willen
Die guͤldne Gluht, den roſenfarbnen Glantz,
Die dort des Waldes Nacht und gruͤne Schatten, gantz
Mit einer himmliſchen nicht irdſchen Schoͤnheit fuͤllen!
Hat wol ein Menſchlich Aug ein holders Licht erblickt,
Was ſchoͤners je geſehn? es dringt mir in die Seele
Dies helle Freuden-Feu’r: ſie wird faſt als entzuͤckt
Und fuͤhlet, wie mit ihr ein etwas ſich vermaͤhle,
Das uͤberirdiſch iſt. Sie ſenckt in dieſen Schein,
Dem Urquell dieſes Lichts, dem groſſen All zu Ehren,
Sich, als ein Opffer, ſelbſt hinein.
Ach moͤgte dieſe reine Gluht,
Das, was an ihr nicht gut,
Verbrennen und verzehren,
Damit, wenn das, ſo boͤſ an ihr, verginge;
Sie Dir, o Schoͤpfer aller Dinge,
Moͤgt ein gefaͤlligs Opfer ſeyn!
ARIA.
Seeligs All! ſelbſtſtaͤnd’ge Wonne,
Heller Abgrund ew’ger Luſt!
Aller Sonnen Licht und Sonne,
Fuͤll, erleuchte meine Bruſt!
Laß mich Deine Wunder mercken,
Mache mir in deinen Wercken
Deine Lieb und Macht bewuſt! D. C.
Wenn609
Wenn Moſes einen Buſch, der brannt und nicht verbrannte,
Jn heilger Ehrfurcht ſah; ſo ſtellt ſich mir
Die Gluht, ſo dieſen Buſch erfuͤll’t,
Recht als ein Bild
Von jenem Wunder fuͤr.
Mich deucht, ich koͤnn hier, in des Himmels-Gluht,
Das Licht, ſo alles ſchafft und ewig Wunder thut,
Durch welches alles ſchoͤn, was ſchoͤn,
Den Schoͤpfer im Geſchoͤpfe ſehn.
Ach laß mich denn, o HERR, von Deinem Ruhm
nicht ſchweigen,
Laß mich dieß Sonnen-Licht auch andern wuͤrdig zeigen!
ARIOSO.
Laͤſſt man allhier die Sonne, die ſo ſchoͤn,
Die GOTTES Werck, des Abends nicht
vergebens,
Nicht unbewundert untergehn;
So werden wir am Abend unſers Lebens
Der Sonnen Sonne, GOTT, in ew’gem Mor -
gen, ſehn.
Der augenehme Wald,
So ſonſt ein dunckler Aufenthalt,
Der Lichtſcheu-gruͤn - und falben Schatten,
Jſt jetzo gantz
Mit einer hellen Gluht, mit einem guͤldnen Glantz
Verwunderlich erfuͤllt. Es ſcheinen ſich zu gatten
Der Glantz von Gold, Schmaragd und von Rubin.
Man glaubt ein gruͤnes Feur, wodurch die Luͤffte gluͤh’n,
Bald einen guͤldnen Wald zu ſehen.
Aus Hoͤlen, welche gruͤn und klein,
Q qDringt610
Dringt, ſchimmert, funckelt, ſtrahlt und bricht,
Von einem Glantz, der groß und allgemein,
Bald hier bald dort ein klein-getheilter Schein,
Ein kleines blitzend Licht,
Faſt einer kleinen Sonne gleich,
Aus deren klein-doch hellen Ruͤnde,
Als einem Mittel-Punct, viel tauſend Strahlen ſchieſſen,
Denn uns die Dunckelheit des Baumes deutlich zeiget,
Wie ihre bunte Meng von innen auswerts ſteiget,
Und wie ein Meer von Licht ſich rings in Creiß ergieſſet.
Ein uͤber Wunder ſchoͤner Crantz,
Von Millionen bunten Spitzen,
Die all, in ſtetiger Bewegung, feurig blitzen,
Umgiebt auf einer jeden Stelle,
Des kleinen Lichtes helle Quelle,
Die das Geſicht, durchs dunckel-gruͤn geſtaͤrckt,
Auf ihrem duncklen Grund bemerckt.
Jndem ich hier bewundernd ſtehe,
Und faſt erſtaunt, fuͤr ſuͤſſer Freude,
An dieſer Schauſpiels-Luſt mein Auge weide,
Und durch den gruͤnen Buſch viel Sonnen-Bilder ſehe;
Faͤllt, bey dem mannigfach-getheilten Schein,
Die ungezaͤhlte Meng und Zahl der Sterne,
Jn jener dunckel-blauen Ferne
Des tieffen Firmaments, mir ein:
Und auch zugleich dabey, was ich einmahl
Von einem allgemeinen Strahl
Der Lebens-Gluht, die GOTTES heil’gen Thron
Vermuhtlich deckt, umgiebet und erfuͤllet,
Und deren gantze Macht und Klarheit, Glantz und Brennen,
Weil ſie die Creatur nicht haͤtt ertragen koͤnnen,
Er611
Er durch das Firmament verdecket und verhuͤllet,
Und nur an unterſchiednen Orten,
Als des gemilderten und ſanfften Lichtes Pforten,
Sie den Geſchoͤpffen mitzutheilen,
Schon eins gedacht, beſungen und geſchrieben,
Und zwar mit dieſen Worten:
Jn der Sonnen hellen Schein
Senckt ſich meine Seel hinein,
Da ſie denn in ſtiller Freuden,
Von dem Vorurtheil der Welt,
Allgemaͤhlig ſucht zu ſcheiden,
Und nicht fuͤr unmoͤglich haͤlt,
Daß die wunderbare Stelle,
Dieſer Lichts - und Lebens-Quelle,
Und deſſelben Wunder-Schein
Schon was Goͤttlichs koͤnne ſeyn;
Spraͤche man hiewieder: nimmer!
Dieß iſt faͤlſchlich offenbar.
Denn, wie herrlich gleich ihr Schimmer,
Wie belebend, hell und klar;
Hat dennoch derſelben Glaͤntzen
Endlich Maſſe, Ziel und Grentzen,
Da wir (wie du muſt geſtehn)
Jhres Coͤrpers Grentzen ſehn;
So erlaub’t mir dieſe Worte:
Es iſt wahr, der Sonnen Reich
Strahl’t nur bloß an einem Orte,
Scheint nur einer Kugel gleich:
Q q 2Doch612
Doch wie, wenn es nur ſo ſchiene,
Wenn des Firmamentes Buͤhne
Etwan auf der Stelle mehr
Als wo ſonſten offen waͤr?
Koͤnnen wir den Sinnen trauen,
Die nicht unbetrieglich ſeyn?
Koͤnnen wir mit Recht wol bauen
Auf den bloſſen Augen-Schein,
Der uns faͤlſchlich hintergehet?
Deucht uns nicht, die Erde ſtehet?
Da doch bloß der Sonnen Gluht,
Und die Erde nimmer, ruht.
Recht, wie wenn ein helles Zimmer,
Welches man mit Boy bedeckt,
Alsbald einen ſchnellen Schimmer,
Durch die klein’ſte Oeffnung ſtreckt,
Und man glaubte, dieſe Stelle
Sey allein des Lichtes Qvelle,
Jrr’te man ſich dennoch ſehr,
Weil’s die Gluht des Zimmers waͤr.
Koͤnnte hinter dieſen Decken,
Die kein Augen-Strahl durchbricht,
Nicht ein Meer von Strahlen ſtecken,
Ein unendlich Reich von Licht,
Das613
Das in ſtillen Heiterkeiten
Ewiger Vollkommenheiten
Unergruͤndlich, unbegraͤntzt,
Ewig, unveraͤndert glaͤntzt?
Denn weil ird’ſcher Coͤrper Augen
Solchen Sitz der Gottheit gantz
Nimmer zu ertragen taugen;
Hat vielleicht GOTT Seinen Glantz
Jn das dichte Kleid der Feſten,
Bloß zu der Geſchoͤpfe beſten,
Jn gelind - und ſanfterm Grad
Eingehuͤllt aus lauter Gnad?
Alſo daß man an dem Orte,
Wo der Glantz der Sonne gluͤh’t,
Gleichſam, als durch eine Pforte,
Einen Punct des Licht’s nur ſieht,
Das unendlich, unzertrennlich,
Undurchdringlich, unverbrennlich
Um den Thron des Schoͤpfers flammt,
Woraus alles alles ſtamm’t.
Weil aber dazumahl ein Zweifel uͤbrig blieben,
Woraus des Vorhangs Gleichniß mich
Nicht gantz zu ziehn vermocht, indem ein Unterſcheid
Der Weite vieler Sterne ſich
Durch ſelbes nicht erklaͤren ließ;
Q q 3So614
So freut ich mich, daß dies Gebuͤſche hier
Auch dieſes Zweifels Ausgang wieß:
Jndem von einem Baum die gruͤne Tieffe mir
Ein Bild der unterſchiednen Dicke,
Vom blauen Firmament recht deutlich zeigete.
Vermuhtlich iſt die Dichtigkeit der Feſte,
Die GOTT zu unſerm Heil zuſammen preſſte,
Von unterſchiedner Dick und unterſchiedner Hoͤh.
Es wird in meiner Seelen helle,
Wenn ich mir hinter dieſer Decke
Ein Meer von Licht vor Augen ſtelle,
Das gantz unendlich, unzertrennlich,
Das undurchdringlich, unverbrennlich,
Um GOttes heil’gen Thron, in ſolcher Klarheit flammet,
Das durch ſo reiner Strahlen Schein,
Der aus des Schoͤpffers Einfluß quillet,
Und aller Himmel Himmel fuͤllet,
So gar die Geiſter ſichtbar ſeyn.
Ein ſolch unendlich Strahlen-Heer,
Solch unergruͤndlich Flammen-Meer,
Voll Freude, Fruchtbarkeit und Leben,
Womit des Hoͤchſten Thron umgeben,
Formirt im Jnnern meiner Seelen,
So gantz dadurch erheitert und erfuͤllt,
Das allerwuͤrdigſte und groͤſſte Bild,
Von GOTTES heiliger und groſſer Majeſtaͤt,
Die aller Creatur Begriff weit uͤbergeht.
Denn in des Lichtes Krafft, Glantz, Wirckung und Figur,
Scheint die ſo geiſt - als leibliche Natur,
Wenn wir dieſelbige erwegen und ergruͤnden,
Erhaltung, Labſal, Luſt, ja Leben ſelbſt zu finden.
Es615
Es iſt auf Erden nichts,
Was edler, herrlicher und koͤſtlicher zu ſchaͤtzen,
Woran ein Menſch ſich kan ergoͤtzen,
Als an die Herrlichkeit des Lichts.
Ob man vielleicht auch etwan dencken koͤnnte,
Als waͤr es dennoch nicht gewiß,
Daß um des Schoͤpffers Thron ein ſolches Feuer brennte:
So uͤbertrifft das Licht jedoch die Finſterniß.
Die Heil’ge Schrifft bezeugt ſelbſt offenbar,
Daß unſre Meinung war,
Und zeiget ihren Beyfall an,
Wenn ſie mit| klaren Worten ſpricht:
Es wohnet GOTT in einem Licht,
Zu welchem niemand kommen kann.
Q q 4Wein -616

Wein - und Eßig-Roſen.

Den rothen, weiſſ - und wilden Roſen-Strauch
Hab ich, durch ihren Schmuck dazu getrieben,
Zu ihres Schoͤpfers Ruhm beſchrieben.
Jetzt find ich, daß annoch verſchiednes uͤbrig blieben,
Das eben auch
Zum ſelben Zweck geruͤhmt zu ſeyn begehrt,
Und welches es nicht minder wehrt.
Es ſuchen dem Geruch, und dem Geſicht,
Die bunten Wein - und Eßig-Roſen,
Sowol als jene, liebzukoſen.
Ein Auge, daß darauf gericht’t,
Trifft auf denſelbigen von neuen,
Veraͤnderte beſondre Wunder an,
Die unſer Hertz dnrchs Aug erfreuen,
Und die nach Wuͤrden doch kein Kiel beſchreiben kan.
Was kan doch mehr das Aug und auch das Hertze ruͤhren,
Als wenn auf einem Blat zugleich
Wir die verbundne Zier von weiß und rothen ſpuͤren?
Es ſcheinet die Natur, die an Erfindung reich,
Noch nicht damit zu frieden,
Daß ſie die Farben unterſchieden,
Wenn ſie auf dieſer weiß, auf jener roͤhtlich glaͤntzt.
Auf einer andern Art iſt ſie gedoppelt ſchoͤn;
Und laͤſſt zugleich uns weiſſ und rothe Striche ſehn,
Zwo Farben ſiehet man recht angenehm vermengt;
Hier ſieht man ſie geſtricht, mit Puͤnetgen, dort beſprengt.
Auf Tulpen und auf Nelcken Art,
Sind Farb und Formen drauf gepaart;
Sie ſcheinen recht mit Fleiß gezeichnet und gemahlet
Vom617
Vom Pinſel der Natur. Jn ihrem Schooſſe ſtrahlet
Ein gelbes Heer von gleichſam guͤldnen Spitzen,
Die uͤm den Mittelpunet in ſuͤſſer Ruͤnde ſitzen.
Noch ſieht man eine Art, die hohen Jncarnat,
Zum Schmuck der ſanfften Blaͤtter hat.
Noch nicht genug, man ſieht noch andre Roſen bluͤhen,
Die einer Purpur Farb, an dunckel rothem Schein,
Vollkommen aͤhnlich ſeyn.
Sie ſcheinen recht zu brennen und zu gluͤhen:
Kein dunckel rother Sammt, kein Purpur-Schnecken-Blut
Jſt voͤller, kraͤfftiger, glaͤntzt praͤchtiger und flammt
Jn ſo gefuͤllter Zier. Die holde Dunckelheit
Um deſto beſſer zu formiren;
Beſchaͤfftiget ſie ſich die Roͤthe zu ſchattiren,
Mit einer blauen Farb, in der was ſanfftes ruht.
Jch ſah den Unterſcheid der Farben und Figur,
Die man nur blos allein an Roſen ſieht,
Mit einem froh - und danckbarem Gemuͤht,
Dem Schoͤpfer der Natur in dieſer Bluhme,
Zum Preis und Ruhme,
Jn einer frohen Andacht an.
Noch hab ich dir die wunderbare Krafft,
Die in den Roſen-Blaͤttern ſteckt,
Bisher mein Leſer, nicht entdeckt.
Jſt dieſer Bluhme Eigenſchafft,
Nicht Danckens, nicht Bewunderns wehrt,
Da ſelbſt, wenn ſie die Zeit entblaͤttert,
Aus ihren Blaͤttern noch verſchiedne Sachen,
Zum Labſal des Geruchs, ja des Geſchmacks zu machen?
Wie angenehm ſchmeckt die Conſerve nicht,
Die, wenn man ſie mit Zucker miſcht,
Q q 5Aus618
Aus Roſen-Blaͤttern zugericht’t,
Die den Geſchmack ſowol, als unſre Bruſt erfriſcht?
Wie wird ſo unſre Zung als unſer Hirn geruͤhret,
Wenn man das Balſam-reiche Naß,
Aus Roſen-Blaͤttern diſtilliret,
Zum lieblichen Gewuͤrtz auf unſern Eſſen?
Nechſt dieſen muͤſſen wir,
Zuſammt des Roſen Eßigs, hier
Des Roſen Honigs nicht vergeſſen.
O Ew’ge Brunnquell aller Kraͤffte,
Die, in den unerforſchten Gruͤnden,
Jm Schooſſe der Natur zu finden.
Ach! laß Dir doch dies denckende Geſchaͤffte,
Wenn wir von Deine Goͤttlichkeit,
Jn der Natur Vollkommenheit,
Den hellen Wunder-Strahl und Schein
Betrachten, ruͤhmen und erwegen,
Und froͤlich bey uns uͤberlegen;
Aus Gnaden wolgefaͤllig ſeyn!
Noch619

Noch andere Gedancken uͤber die Schmetterlinge.

Siehe die Vierte Ansgabe des Erſten Theiles des Jrdiſchen Vergnuͤgens in GOTT auf den 206. Blatt.

Juͤngſt ſah ich abermal, mit innigem Vergnuͤgen,
Verſchiedne Schmetterling in meinem Garten fliegen.
Es ſchien die ſtille Lufft durch ſie belebt,
Ja wenn bald hie, bald dort, die bunte Menge ſchwebt,
So ſchien ſo gar die Lufft ſich gleichſam zu bemuͤhn,
Nicht minder, als das Land den Blick auf ſich zu ziehn,
Nicht minder, als die Erd in bunter Pracht zu bluͤhn.
Denn jeder Schmetterling, an ſchoͤnen Farben reich,
Sieht einer fliegenden lebend’gen Bluhmen gleich.
Noch nicht genung, ich werd noch mehr ergoͤtzt,
Wenn manche ſich auf bunte Bluhmen ſetzt;
Es ſchien, ob wollen ſie durch ihre Bluhmen-Pracht,
Die die Natur ſo ſchoͤn gemacht,
Mit Bluhmen um den Vorzug ſtreiten.
Daruͤber hab ich offt gefunden,
Daß es nicht anders ließ,
Als wenn auf Bluhmen Bluhmen ſtunden;
Wodurch ſich dann der Schmuck der Farben doppelt wieß.
Offt uͤberwand die Bluhm, offt ward ſie uͤberwunden.
Jndem ich dieſes Farben Spiel,
Das mir ſo wohl gefiel,
Nebſt meinem dritten Sohn, dem muntern Erich, ſah,
Und620
Und er dem einen ziemlich nah,
Um ſelben zu erhaſchen, ging,
Hoͤrt ich, wie er ſchnell an zu ruffen fing:
Papa! Papa!
Was hat doch dieſer hier fuͤr eine lange Naſe!
Jch lachte, fuͤgte mich zu ihm, und ſahe klar,
Daß es des Thierchens Zunge war,
Jch fing es, ſetzte mich im Graſe,
Um dieſes Werckzeug zu betrachten.
Allein, indem ich ſie kaum wieder funde,
Weil ſie in einem Kreis wie aufgewickelt ſtunde,
Stund ich von neuen auf, zu ſehn, wie ſie es machten,
Wenn ſie in Freyheit ſich deſſelbigen bedienen.
Jch ließ den meinen wieder fliegen,
Und ſah an andern mit Vergnuͤgen,
Wie wunderbar von ihnen
Dieß kleine Werckzeug wird gebrauchet und bewegt.
Verwunderlich wird es geregt;
Sie koͤnnen ſie tief in die Bluhmen ſencken,
Sie wiſſen ſie auf tauſend Art zu lencken,
Sie ſcheinen nicht allein damit zu ſpielen,
Sie ſcheinen recht, als wie mit einer Hand,
Damit zu taſten und zu fuͤhlen.
Kan auch ein menſchlicher Verſtand,
Fiel mir hieruͤber ein, dies Wunderwerck begreiffen!
Das Kunſtwerck dieſer kleinen Pfeiffen
Verwirret die Vernunfft.
Bey aller dieſer Wunder-Menge
Bewundert ich inſonderheit,
Der621
Der regen Zunge ſchlancke Laͤnge,
Die, welches ja wol wunderbar,
Viel laͤnger, als das gantze Thierchen war:
Und die es doch mit ſolcher Fertigkeit,
Und faſt unglaublicher Geſchwindigkeit regierte,
Und mit denſelbigen der Koſt nach ſpuͤrte.
Jch dachte, wie ſo groß die Krafft
Solch langes Werckzeug zu bewegen.
Die ſonderbare Eigenſchafft
Der Fibern, die nicht nur zum regen,
Zum fuͤhlen, auch ſo gar zum ſchmecken,
Und was ihm dienlich, zu entdecken,
Recht unbegreiflich faͤhig ſeyn,
Nahm Aug und Hertz bewundern ein;
Zumal, als bald darauf mein forſchender Verſtand,
Die Urſach dieſer Laͤnge fand.
Jndem der Kopff am Rumpff ſich ſonder Nacken fuͤget,
Derſelbe folglich ſich nicht bieget,
Die Augen auch ſo zart, daß ſie ſie ſonder Schader,
Um ihre Nahrung zu entdecken,
Nicht koͤnnen zwiſchen Blaͤtter ſtecken;
So hat ſie die Natur
Mit ſolchen Ruͤſſelchen verſehn,
Daß ſie auch in den tieffſten Gruͤnden
Der Bluhmen, das, was ihnen dienlich finden.
Wie622
Wie kommt es, daß ein Menſchliches Gemuͤht,
Solch Wunder offt fuͤr Augen ſieht;
Und daß es ihn dennoch nicht ruͤhrt,
Daß er nicht in den Creaturen,
Von Weisheit und von Macht ſo offenbahre Spuren,
Des Allmachtsvollen Schoͤpfers ſpuͤrt?
Auf -623

Aufmunterung zum Lobe GOTTES, beym Genuß allerley Erſtlinge von Fruͤchten.

Da ich anjetzt in dieſem Jahre
  • Der reiffen
    • Kirſchen
    • Erbſen
    • Bohnen
    • Aepffel
    • Pfirſchen
    • Trauben
    Erſtling eſſe,
So gieb, O! liebſter GOTT, daß ich, mit Danck, ermeſſe
Die Huld, die ich darin durch Dich aufs Neu erfahre!
Da mein vergnuͤgter Gaum, Zung, Magen und Gebluͤhte,
Erfriſcht, getraͤnckt, genaͤhrt,
Vergnuͤgt, erquickt, vermehrt,
Geſtaͤrckt und rege wird; Auf! auf! o mein Gemuͤhte,
Laß nicht den Leib allein
Dadurch vergnuͤgt, ergetzt,
Erfriſcht, getraͤnckt, genaͤhret ſeyn!
Sey Seele, wenn der Leib der Fruͤchte Zucker ſpuͤret,
Doch auch geruͤhret,
Und dencke doch an Den, durch Deſſen weiſe Macht
Feld-Baum - und Huͤlſen-Frucht, fuͤr dich hervor gebracht,
Gewachſen und gereifft! Durch den der Nahrungs-Safft
Durch den der Wachsthums-Trieb den Baͤumen eingeſenckt,
Der ſie mit Waͤrme naͤhrt, der ſie mit Regen traͤnckt,
Durch den des Saamens Geiſt mit ſo geheimer Krafft
Begabet und verſehen! Es hat zu aller Zeit
Die Menſchheit eine Art von Danckbarkeit,
Der GOttheit, im Genuß der erſten Frucht, gewieſen.
Durch624
Durch Opfer haben ſie den Geber ſtets geprieſen:
Die Heyden thaten es. So iſt es noch der Brauch
Bey unſern Juden auch.
Bey allen Erſtlingen zum Schoͤpfer ſich zu lencken,
Und bey der neuen Gab des Gebers zu gedencken,
Wie! wollen denn die Chriſten gantz allein,
So unerkaͤnntlich ſeyn?
Und nicht einmal (der Opfer zu geſchweigen)
GOTT ein Erkentlichkeit, nur im Gedancken zeigen?
Ach GOTT! du Urquell aller Gaben,
Du Weiſer Vater, Du, aus Deſſen Allmachts-Hand
So manche Frucht, an welcher wir uns laben,
Uns dargereichet wird, ach! ſchaͤrffe den Verſtand!
Gieb daß in Deinen Wunderwercken
Wir Deine Weisheit, Macht und Vater-Liebe mercken!
Laß uns, ſo offt wir Erſtling eſſen,
Doch Dein, o Vater, nicht vergeſſen!
Laß ein vergnuͤgt GOtt Lob, das wir fuͤr Freuden lallen,
Aus Gnaden Dir gefallen!
So wirſt Du, HERR, in dieſem Leben,
Noch oͤffters Erſtlinge, wo es uns nuͤtzlich geben.
Win -625

Winter-Vergnuͤgen im Zimmer.

Wann drauſſen die erſtarrte Welt
Mit ſcharffem Froſt, der dunckle Winter ſchrecket,
Wenn ſchroffes Eis das harte Feld
Mit rauhen Schollen druͤckt und decket;
Vergoͤnnet mir des Schoͤpffers Guͤte,
Daß, mit Bequemlichkeit und ruhigem Gemuͤthe,
Jch ein vergnuͤglich Feur, in meinem Zimmer,
Den waͤrmenden Camin mit Luſt erleuchten ſeh.
Es ſteigt der regen Flammen Schimmer
Roth, gelb und weiß zugleich, hell-lodernd in die Hoͤh;
Wovon durch jeden Sinn, der ihre Krafft verſpuͤret,
Jch Freuden-voll erquickt werd und geruͤhret.
Jch ſehe die getheilten Spitzen,
Um fuͤr den ſcharffen Froſt mich gleichſam zu beſchuͤtzen
Mit reger Aemſigkeit ſich aufwerts ſchwingen.
Jch fuͤhle durch die ſtarre Bruſt
Ein ſanfftes Wohl, und eine laue Luſt
Jn meinen gantzen Coͤrper dringen,
Und, was durch Kaͤlte ſtarr, erfriſchen.
Jch hoͤr ein muntres Rauſchen, Ziſchen,
Ein durch die ſchnelle Loh erregtes Schallen,
Mit offtmahls unterbrochnen Knallen,
Der in dem Holtz verſchraͤnckt - und ſchnell befreyten Lufft,
Wodurch, bald hier bald dort, geſprengte Funcken fliegen.
Jch rieche den geſunden Dufft
Der fetten Fichten mit Vergnuͤgen.
Es ſchmeckt bey dieſer Zeit das holde Kraut, der Thee,
R rDen626
Den ich in gruͤner Farb in feinen Schaͤlchen ſeh,
Den kalten Lippen wol. Bald waͤrmt ein heiſſer Wein,
Voll ſuͤſſer Saͤurlichkeit und Luſt, Hand, Mund und Magen.
Man ſieht mit Luſt zu Tiſche tragen
Caſtanien, die ſuͤſſe Winter-Koſt;
Und was der Anmuth mehr, die auch im ſtrengen Froſt
Uns unſer GOTT, der liebe Vater, ſchencket.
Die Kinder ſtehen auch, vergnuͤget durch den Schein,
Und halten gegen’s Feur, von ihrer kalten Hand
Die kleinen Finger ausgeſpannt;
Wobey ſie ſich denn ſonderlich ergetzen,
Wenn ſie mit kindiſchem Gewuͤhl
Ein Aepfelchen ans Feur zu braten ſetzen.
Wenn ich ſodann durchs Fenſter ſeh,
Wie drauſſen alles voller Schnee,
Wie ſchwartz die Lufft, wie ſcharff und kalt,
Und dencke, wie bequem und gut der Aufenthalt,
Den mir des Schoͤpffers Guͤte goͤnnet,
So danck ich Jhm mit Recht: Jch denck auch oͤffters nach,
Wie wahr es ſey, was jener ſprach:
Von einer warmen Stub in kalter Winters-Zeit:
Daß bloß ein Scheiben-Glas der Unterſcheid,
Der gleichſam Africa von Nova Zembla trennet.
GOTT gieb daß, ſo von mir, als meiner kleinen Heerde,
Dein Allmacht, wie gefuͤhlt, auch ſo erkennet werde!
Und laß uns doch davor, o Vater! Dir allein
Jn oͤffterer Betrachtung danckbar ſeyn!
Ent -627

Entwurff einiger Betrachtungen, uͤber den Zuſtand der Seeligen. Beym Anfang des 1727ſten Jahres.

Die ungeheure Laſt, das ſchreckliche Gewichte
Der Erd - und Waſſer-Welt, hemmt itzt den ſtrengen
Lauff.
Jhr raſcher Schwang, der ſo gewaltig, hoͤret auf,
Es kehrt ſich unſre Flaͤch aufs neu zum Sonnen-Lichte.
Wer hemmt nun dieſe Flucht? Wer haͤlt die grauſe Schwere
Der Erde, ſamt der Laſt der Meere,
So Nordwerts ſich bißher gedreht, im Rennen an?
Wer bringt den ſchnellen Druck zur Aenderung, zur Stille?
Wer iſts, der dieſes wuͤrcken kann
Als Du, unendlichs ALL, allein?
Ach GOTT! ach laß uns doch dadurch erweckt, geruͤhret,
Und aus der alten Bahn der Schlaͤffrigkeit gefuͤhret,
Zu Deinem Ruhm aufs neu, o HERR, geleitet ſeyn!
Wir naͤhern uns der Sonnen Lebens-Schein,
Es tritt dadurch zugleich ein Neues Jahr herein.
Ach! laſſt uns denn, da wir zur Sonn uns wieder lencken,
Doch an der Sonnen SONN in Ehrfurcht itzt gedencken!
Jch bau, o GOTT, dann hier zu dieſem Neuen Jahr,
Dir einen Danck - und Lob-Altar.
Mein Vorſatz iſt, beym Wechſel unſrer Zeit,
Auch einſt auf das, was folgt, wenn keine Zeit nicht mehr,
Auf jene ſeel’ge Ewigkeit
Der Seelen Krafft zu lencken,
Und, dem Allmaͤchtigen, liebreichen GOTT, zur Ehr,
R r 2An628
An jenen Zuſtand zu gedencken,
Den GOTT, als der die ew’ge Liebe,
Dereinſt uns geben wird: wovon Er allbereit,
So gar in dieſer Sterblichkeit,
Uns einigen Begriff in unſre Seele ſchriebe.
Wenn wir in einem andern Lande
Die Wohnungen gedaͤchten aufzuſchlagen;
So wuͤrden wir vermuthlich fleißig fragen,
Rach ſolches Orts Beſchaffenheit und Stande.
Da wir nun alle dort in jene ſeelge Hoͤhen,
Nach dieſer Zeit, verhoffen einzugehen:
Was kann denn billiger von uns geſchchen,
Als die Gedancken auch dahin zu ſchwingen,
Um, nach Vermoͤgen, einzudringen
Jn die etwannige Beſchaffenheit,
Der, dermahleinſt verſprochnen Seeligkeit?
Znmahl es uͤberdies dem groſſen GOTT zur Ehr,
Zum Preis und Ruhm gereicht, wenn man je mehr und mehr
Der Seelen Eigenſchafft,
Die uns von Jhm geſchencket,
Mit aller Krafft,
Auf einen ſolchen Vorwurff lencket,
Wodurch, von Seiner Lieb und Macht,
Uns recht was herrliches wird beygebracht.
Wenn man aus dem, was man hier ſchoͤnes ſiehet,
Von kuͤnfft’ger Schoͤnheit auch gerechte Schluͤſſe ziehet.
Ja, ſolch ein GOTT-ergebnes Dencken
Jſt uͤberdem geſchickt in allen Dingen
Beſondern Nutzen uns zu bringen,
Da, wenn das Gluͤck uns lacht, man ſich nicht uͤberheben,
Und an dem irdiſchen zu ſehr nicht kleben,
Nein,629
Nein, ſondern dencken wird: Gebrauche dich der Welt,
Doch ſo, daß es dem Schoͤpffer wohl gefaͤllt;
Damit du deſſen dort, was tauſendmal ſo ſchoͤn,
Nicht darffſt verluſtig gehn.
Beym Ungluͤck wird es gleichfalls nuͤtzen.
Ein beſſerer Begriff von kuͤnfft’ger Seeligkeit
Wird hier die Unvollkommenheit,
Ja alles Ungluͤcks Sturm und Krachen,
Uns leichter und ertraͤglich machen,
Und ſonderlich uns fuͤr Verzweifflung ſchuͤtzen.
Es ſtellten ſich nicht nur ſehr viele Heyden,
Viel Juden noch anitzt, viel Tuͤrcken eben auch,
Recht laͤcherliche Ding und ſeltſam ſuͤſſe Freuden
Von jenem Leben vor. Es iſt ſo gar der Brauch
Auch in der Chriſtenheit, daß, leider! offtermal
Recht laͤppiſche Gedancken, Fratzen, Grillen,
Von jener Welt, die meiſten Koͤpffe fuͤllen.
Da ſtellt man mehrentheils ſich einen ſchoͤnen Saal,
Vortrefflich ausgeputzt, voll Paucken und Trompeten,
Schallmeyen, Orgelwerck, Chytarren, Lauten, Floͤhten,
Rebſt einem reichen Tiſch, voll niedlicher Gerichte,
Voll aller Schleckerey, voll auserleſner Fruͤchte,
Jm Sinne ſo, wie in den Worten, dar,
Und was der Freuden mehr. Jch ſchaͤme mich fuͤrwahr,
Daß man ſich nicht entſieht,
So fleiſchlichen Begriff, von ſo erhabnen Dingen,
Die GOTT verkleinerlich, ſich ſelber beyzubringen.
Die Eliſaͤiſchen, ſo ſuͤß beſchriebnen Anen,
Die wir in Heydniſcher Poeten Schrifften ſchauen,
Sind wuͤrcklich lieblicher, ſehn angenehmer aus.
Ach! daß man ſich doch nicht nach GOTTes Wort bemuͤht,
R r 3Von630
Von GOTTES Majeſtaͤt was wuͤrdigers zu dencken!
Jch will dann itzt von jenem ſeel’gen Weſen,
So, was ich in der Schrifft, und ſonſt davon geleſen,
Als auch, ſo weit ſich meine Kraͤffte ſtrecken,
Jn froher Demuth euch entdecken.
Doch iſt die Meinung nicht, daß das, was ich erzehle
Nothwendig ſo, und zwar, daß nichts dran fehle,
Dereinſten ſich begeben muͤſſe.
Ach nein! ich mache nur,
Nach einigen Geſetzen der Natur,
Und Richtſchnur der Vernunfft, gantz unmaßgeblich Schluͤſſe.
Das Unerſchaffne Licht, der Schoͤpffer, kann und wird
Ja uͤberſchwenglich mehr, als wir gedencken,
Den Seelen, die er liebt, den ſeel’gen Frommen ſcheucken.
Aufs wenigſt hoff ich nicht, daß ich geirrt,
Wenn ich zugleich daraus dir eine Probe gebe,
Daß unſer Geiſt zwar ſchwach, jedoch ſo ſehr verwirrt
Am Jrdiſchen nicht klebe:
Nein, daß dem Menſchen, mehr, als er gedencket,
Zum dencken Faͤhigkeit geſchencket,
Wodurch ſich denn zugleich noch ein Beweis entdecket
Von unſrer Seelen Daur, der in der Folge ſtecket.
Auf denn! mein Geiſt! auf! auf! ſpann alle deine Kraͤffte,
Zu dieſem nuͤtzlichen Geſchaͤffte,
Mit Luſt und Andacht an!
Du aber, groſſes ALL! erbarm dich mein, und lencke
Mein Sinnen dergeſtalt,
Daß ich von Deiner Lieb, Huld, Weisheit und Gewalt
Nichts niedertraͤchtiges, nichts unanſtaͤndigs dencke.
Gieb, daß ich auch in dem nicht fehle,
Was ich zu dieſem Zweck von andern etwan wehle!
Ob631
Ob gleich die GOTTHEJT immerfort
An allen Orten iſt; ſo iſt jedoch ein Ort,
Woſelbſt Sie ſonderlich,
Zu Jhrem ew’gen Lob und Preiſe,
Auf eine herrlich ſicht-und wunderbare Weiſe,
Den ſeeligen Geſchoͤpffen Sich
Unendlich praͤchtig zeigt: Der nach der Bibel Lehren,
Der dritte Himmel, Paradeis,
Des Allerhoͤchſten Thron, die Wohnung Seiner Ehren,
Der Mittel-Punct und Kreiß
Der ew’gen Seeligkeit, genannt wird; iſt allda,
Woſelbſt mit ungezaͤhlt unzaͤhlbarn Millionen,
Jn tauſend, tauſend, tauſend Choren,
Mit ewigem Hallelujah,
Die Engel, Jhren Schoͤpffer, ehren.
Es iſt unſtreitig wahr, daß GOTT ſo weſentlich
An allen Orten ſey, als Er an dieſem iſt:
Allein, hier wohnt und zeigt Er ſich
Jn einer Majeſtaͤt, die zwar kein Geiſt ermiſſt,
Die doch empfindlich iſt. Es wohnt die ew’ge Guͤte,
Es wohnt die ew’ge Macht daſelbſt, in einem Schein
Von ſolchem Glantz, als in dem Menſchlichen Gemuͤthe,
Und keiner Creatur, je mag erſchienen ſeyn.
Jn dieſem groſſen Glantz und Lichte zeigen ſich
So gar die Geiſter ſichtbarlich.
Das Allerheiligſte in Salomonis Tempel
Scheint faſt, als waͤr es ein Exempel,
Ein Schatten-Riß, von dieſer Herrlichkeit.
Mit welcher Wunder-Kunſt und Pracht,
R r 4Der632
Der unausdruͤcklichſten Vollkommenheit,
Muß unſers Schoͤpffers Thron gemacht,
Mit welchem ſeel’gen Schein,
Mit welchem Wunder-Glantz erfuͤllet ſeyn!
Sich dieſes himmliſche Revier
Von Diamant, Rubin, Saphier,
Smaragd, und Perlen vorzuſtellen,
Jſt etwas zwar; Allein,
Wenn von der edlen Steine Schein,
Und ihres Schimmers Glantz, wir recht ein Urthel faͤllen;
So iſt die gantze Pracht ein bloſſer Widerſchlag
Vom Sonnen-Licht,
Das bloß durch das Geſicht,
Wann man es in gewiſſer Maaſſe ſpuͤret,
Dem, der es ſelten ſieht, das Hertze gleichſam ruͤhret.
Wer aber iſt nun, der begreiffen mag
Welch eine Freude, welche Wonne
Die Seelen dann entzuͤcken muͤſſen,
Wenn aller Lichter Quell, wenn aller Sonnen Sonne
An etwas, welches mehr, als Demant und Rubinen,
Geſchickt, ſo reinen Glantz deu Blicken
Gemildert, wieder zuzuſchicken,
Jn ſeel’gem Schimmer ſtrahlt!
Die Allmacht, die im ſchoͤnen Bogen,
Mit welchem ſie das Firmament uͤmzogen,
Den kleinen Troͤpfgen ſolchen Schein
Und ſolche Farben eingepraͤget,
Daß es die Seelen ſelbſt erreget;
Wie ſollte die nicht faͤhig ſeyn,
Den Thron von Seiner Majeſtaͤt
Mit ſolchen Farben auszuſchmuͤcken,
Jhm633
Jhm ſolche Herrlichkeit und Strahlen einzudruͤcken;
Die auch dem allerhellſten Scheine
Der allerreinſten Edelſteine,
Worin ſie durch die Sonne gluͤhn,
Viel tauſendmahl noch vorzuziehn.
Mit welcher Simmetrie, die Geiſt und Seel entzuͤckt,
Muß dieſe Wohnung ausgeſchmuͤckt
Und aufgefuͤhret ſeyn; Die, Deſſen Allmachts-Hand,
Der Hiram angefuͤllt, Bezaleeln begluͤckt
Mit Weisheit und Verſtand,
Zu Seiner Ehren ſelbſt geſchmuͤckt und aufgefuͤhret!
Welch eine Majeſtaͤt muß, ſonder Maaß und Grentzen,
So uͤm, als in demſelben Orte glaͤntzen,
Den GOTT gebauet, GOTT gezieret,
Um Seine Majeſtaͤt, Huld, Allmacht, Herrlichkeit
Jn Seiner Herrlichkeit zu zeigen!
Wie muß die Vollenkommenheit
Derſelben Anmuth, Zier und Pracht
All andre Zierde, Pracht und Anmuth, uͤberſteigen,
Die Menſchen-Witz, die Engel-Weisheit faſſen,
Und alle Creatur ergruͤnden kan!
O Himmel! welch ein Bau, den ſelbſt die ew’ge Macht,
Von ew’ger Weisheit unterſtuͤtzet,
Zu Seiner Ehre werden laſſen!
Wie unausſprechlich licht, wie unbegreifflich helle
Muß jeder Punct, muß jede Stelle,
Muß jeder Theil, wie ſchoͤn das Gantze, ſeyn!
Welch Anmuth muß aus jedem Orte quillen!
Welch holder Freuden-Glantz muß alle Plaͤtze fuͤllen!
Muß nicht ein ſeel’ger Wieder-Schein,
R r 5Da634
Da GOTT, der aller Sonnen Sonne,
Unendlich an ſie ſtrahlt, von allen Orten prallen,
Und allen Seeligen in ihre Seelen fallen,
Jhr Jnnerſtes ergetzen und erquicken,
Sie ſtets durchdringen und entzuͤcken!
Wie muß der Seelen-Luſt ſo unausdruͤcklich,
Empfindlich, uͤberſchwenglich, rein,
Bey jedes Vorwurfs Anblick ſeyn!
Den GOTT, (als welchem das, wodurch die Seele gluͤcklich
Und ſeelig werden kann, nicht unbekannt,) beſtimmt,
Daß ſie dadurch begluͤcket,
Aufs innigſte geruͤhrt, entzuͤcket,
Und ſeelig werden ſoll. Es glaͤntzt des Monden Licht
Bey ſolchen Strahlen nicht.
Der allerhellſten Sternen Schein,
Sind bey dem Licht gantz dunckel und nicht rein.
Der Sonnen Glantz, der hellen Coͤrper Funckeln,
Die wir in ſolcher Pracht, im Dunckeln,
Am Firmament ſo wunderſchoͤn,
Mit faſt entzuͤckten Augen ſehn;
Sind ſchwache Strahlen nur, ſind Schatten, Dunckelheiten,
Vergleicht man ſie mit jenen Herrlichkeiten,
Die um des Schoͤpffers Sitz in reiner Klarheit ſchweben,
Und GOTTES heil’gen Thron umgeben.
Wann nun die Herrlichkeit von dieſen ſeel’gen Schwellen
Den Menſchlichen Begriff unendlich uͤberſteiget;
So faͤllt es gar nicht ſchwer, zugleich uns vorzuſtellen,
Daß dieſer Raum ſolch eine Groͤſſe zeigt,
Die, wo ſie nicht unendlich; doch unendlich
Nach Menſchlichem Begriff: Wir finden keine Schrancken,
Es wird allhier ein Ziel den forſchenden Gedancken
Ohn635
Ohn End hinaus geſetzt. Ein End iſt unverſtaͤndlich.
Wenn GOTT den Raum der Welt, der, wie wir ihn be -
finden,
Materialiſch iſt, ſo groß, ſo tief, ſo weit,
Fuͤr Coͤrper nur erbaut, daß wir ihn kaum ergruͤnden;
Von welcher Unermaͤßlichkeit
Muß nicht ein Wohn-Platz ſeyn,
Worinn die GOTTHEJT Selbſt in einer hellen Fuͤlle
Von Licht und Majeſtaͤt, von Herrlichkeit und Schein,
Von Glantz und Wonne wohnt? woſelbſt in ſeel’ger Stille
Viel tauſend, tauſend Millionen
Begluͤckte Seelige, bey ſo viel Engeln wohnen,
Die an den Glantz der Vollenkommenheiten,
So aus der GOTTHEJT fluͤſſt, die ewig ſich vermehren,
Jn ſtets ſich mehrenden unnennbar’n Suͤßigkeiten,
Jn unausſprechlichem Vergnuͤgen naͤhren.
Dies iſt gewiß, daß unſre Krafft zu dencken
Sich nimmer hoch genug auf dieſen Punct zu lencken
Vermag, noch faͤhig iſt, ſich etwas vorzuſtellen,
Was bey dem Mittel-Punet der Allmacht, bey den Quellen
Der Weisheit, bey dem Meer der Guͤte, nicht geringe
Und niedertraͤchtig iſt. Unmoͤglich iſt es nicht,
Daß bey der Aendrung aller Dinge,
So gar auch unſre Welt, nebſt ſo viel tauſend Erden,
Ein Anhang und ein Theil vom Paradieſe werden,
Und ſich verhimmeln kann. Denn hier iſt gar kein Ziel,
Und ſelbſt die heil’ge Bibel ſpricht
Von einer neuen Erd und neuen Himmel viel.
Bevor wir nun ins Heilige zu gehen
Uns unterſtehen;
So muͤſſen wir vorher die irrigen Jdeen,
Von636
Von allem fleiſchlichen, und eitelen Ergetzen,
Wie etwan Mahomet gehabt, bey Seite ſetzen.
Wenn unſrer Coͤrper irdſche Huͤtten,
(Die Faͤulung und Verweſung hier zerruͤtten)
Nach abgelegtem Stoff der duncklen Erden,
Verherrlichet, verklaͤrt und gantz verwandelt werden,
Ja faͤhig und geſchickt an Goͤttlich-ſeel’gen Freuden,
Die ſie zu ew’ger Daur erhalten haben,
Sich ewiglich zu weiden,
Sich ewiglich zu laben;
So koͤnnen fleiſchliche Empfindlichkeiten,
Von dieſer Art, wie ſie den Coͤrper hier erquickt,
Jhm kein Vergnuͤgen mehr bereiten,
Weil ſich, was Jrdiſch iſt, zum Geiſtigen nicht ſchickt.
Zur Wuͤrd und zur Vollkommenheit
Von einer reinen Geiſtigkeit,
Wozu der Leib ſodann gelangt, kan ein Vergnuͤgen
Das grob, vergaͤnglich iſt, und irdiſch, ſich nicht fuͤgen.
Darum erfodern unſre Pflichten,
Die niedertraͤchtigen Gedancken,
Aus ihrem, durch ſich ſelbſt vereng’ten, Schrancken,
Zu etwas herrlicherm und koͤſtlicherm zu richten;
Das iſt, zu ſolchen Dingen,
Die uns allhier auf Erden,
Jn keinen andern Sinn-Gemuͤhts-und Geiſtes-Bildern,
Als die mit ew’ger Luſt uns unſre Geiſter ſchildern,
Je koͤnnen vorgeſtellet werden.
Die Seeligkeit beſteht auch ferner nicht allein
Jn einer ſtillen Ruh, da wir von Schmertz und Pein
Entfernet und befreyet ſeyn.
Die eintzige Entfernung von den Boͤſen
Jſt637
Jſt nicht genug
Ein mit Vernunfft begabtes Weſen
Begluͤckt zu machen, zu vergnuͤgen:
Es muß ein etwas ſeyn, das wuͤrcklich da,
Das ſich mit ihm verbindet, das ihm nah,
Wodurch er weſentlich kan ein Empfinden kriegen.
Ein Weſen von Natur, ſtets wuͤrckend, ſtets geſchaͤfftig,
Vermag kein andre Ruh, kein andre Luſt zu finden,
Als wenn es wuͤrckend iſt, als wenn es kraͤfftig,
Mit ſolchen Sachen ſich zu gatten, zu verbinden,
Die ewig weſentlich,
Und immer mehr und mehr die Dinge zu ergruͤnden,
Die ihm recht angenehm. Wir ſpuͤren hier auf Erden
Dergleichen Neigung ſchon, doch weil der Leib verwehrt
Allhier was gruͤndliches zu faſſen;
Muß unſer Geiſt es hier bloß beym Bewundern laſſen.
Vermuthlich muß daher ſein wuͤrckliches Vergnuͤgen
Jn gleich gearteten,
Stets aneinander hangenden,
Und angenehmſten Wuͤrckungen,
Womit ſich der Verſtand beſchaͤfftigt, liegen.
Noch ſind verſchiedene, die meinen,
Als wenn die Seel in einem ſanfften Schlummer,
Ohn alle Noth, Verdrießlichkeit und Kummer,
Biß Leib und Seele ſich aufs neu vereinen,
Doch ohn Empfindlichkeit fuͤr Luſt und Wonne bleibe;
Wie Kirchen-Lehrer ſelbſt, als wir es leſen,
Vor langer Zeit hierinn der Meinung wol geweſen.
Denſelben aber beyzuſtimmen,
Vertraͤget mein Begriff von GOTTES Liebe nicht.
Mich deucht es iſt der Menſchen-Pflicht,
Von638
Von GOTT das Herrlichſte, das Groͤſſte zu gedencken:
Nun iſt es ja der GOttheit wuͤrdiger
Zu glauben, daß, da GOTT der HERR
Aus Gnaden uns beſtimmt, die Seeligkeit zu ſchencken,
Er unſerm beſten Theil dieſelbige ja nicht
So lange vorenthalten werde,
Bis daß der morſche Leib dereinſten aus der Erde,
Wer weiß nach wie viel Jahren,
Erſtehen wird und ſich mit ſeiner Seele paaren.
Es ſcheinet uͤber dem, daß dieſe Lehre
Auch einem Sterbenden mehr Troſt gewehre.
Jſt es nicht glaublicher,
Daß GOTT, der HERR,
Der alles Gute will und kan,
Sogleich von unſerm Sterben an,
Der Seele von dem ew’gen Leben
Werd einen Anfang ſchon und ſuͤſſen Vorſchmack geben?
Der aber doch vermuthlich nicht
Der groͤſſern Herrlichkeit, der Seeligkeit, dem Licht
Wird zu vergleichen ſeyn, ſo ſie erlangen werden
Wenn dermaleinſt die Coͤrper aus der Erden
An jenem Tage ſich zu ihnen wieder fuͤgen,
Und ſie ſodann im ſeeligen Vergnuͤgen,
Die GOttheit ſelbſt zu ſehn, vielleicht gewuͤrdigt werden.
Wer weiß, ob GOTT ſie nicht, in den Saphirnen Hoͤh’n,
Der Sonn und Weldten Meng, als Seiner Wercke Pracht,
Um in den Wercken Jhn zu ſehen, faͤhig macht.
Doch ſtell ichs GOTT anheim, und halte die Gedancken
Von ſeinen Ordnungen in Demuhts-vollen Schraneken.
So bald demnach die Seelen nun hienieden
Von ihren Coͤrpern ſich geſchieden,
Zieht,639
Zieht, allem Anſehn nach, den Augenblick
Wie eine Decke ſich zuruͤck,
Und oͤffnet auf einmal den Frommen,
Die in den ſeel’gen Zuſtand kommen,
An Glantz, an Licht, an Pracht, an Anmuth und Geſtalt,
Den allerherrlichſten und licht’ſten Aufenthalt
Der ſeel’gen Geiſter und der Seelen,
Die GOTT beliebt aus Gnaden zu erwehlen.
Sie werden,
Nach abgelegten Stoff der Erden,
Von Engeln ſelbſt bewillkommt ſeyn,
Die werden ſie vermuhtlich gleichfalls zieren
Mit einem hellen Schein,
Der reiner noch und heller, als die Sonne.
Vermuhtlich werden ſie ſie fuͤhren
Zu allen Seeligen. O welche Luſt! o Wonne!
O unbeſchreiblichs Licht,
Das durch ihr gantzes Weſen bricht!
O unbegreiffliches Vergnuͤgen und Entzuͤcken
Die ſie ſodann bey allen Glantz durchdringt!
Wer iſt geſchickt die Wolluſt auszudruͤcken,
Die die Erſtaunens-wuͤrdige,
So ploͤtzlich-ſchnelle, herrliche
Und himmliſche Veraͤndrung ſolchen Seelen
Vermuthlich wircken muß. Es waͤren eh’r
Die Tropffen in der Fluth, der Sand am Meer,
Als die erquickende Vergnuͤgungen, zu zaͤhlen.
Sie fuͤhlen nunmehr und empfinden,
Daß aller Zweifel, Angſt und Furcht, der Sicherheit,
Der Wahrheit und Gewißheit wegen,
Von ihrer kuͤnfft’gen Seeligkeit,
Die640
Die ſie bisher gar offt zu foltern pflegen,
Dahin, verſchwunden und vergangen,
Da ſie nunmehr die Ehren-Kron empfangen,
Und alſo ſicher ſind, ſie nimmer zu verlieren.
Welch ein entzuͤckend Feur der Anmuth muß ſie ruͤhren!
Welch ein verwunderndes und froͤliches Bewegen
Muß ſich im gantzen Weſen regen!
Welch uͤberſchwengliches und innerlichs Ergetzen
Muß ſie von ſuͤſſer Lieb in frohe Brunſt verſetzen!
Wie groß allein iſt nicht das Gluͤck, von Kummer, Leiden,
Von Noth, Verdrießlichkeit, von Schmertzen, Plag und Pein,
Auf einmal frey, erloͤſ’t, ja gar in ew’gen Freuden,
Ohn End und ewiglich verſetzt zu ſeyn!
Es iſt nicht nur Furcht, Zweifel, Angſt und Quaͤlen,
Sammt allen Widrigen, was ſie auf Erden nagte,
Und allen Schroͤcklichen, was ſie auf Erden plagte,
Sodann als wie ein Dunſt, verſchwunden und dahin;
Verſpottung, Tyranney, Beſchimpffung, Zanck und Neid,
Verfolgung, Laͤſterung, Verleumdung, Haß und Streit
Zerfoltern ferner nicht dem immer heitern Sinn.
Von dem nichtswerthem Theil der Menſchen ſind ſie nun,
Umringt von ſeel’ger Ruh, erfuͤllt mit ew’gen Frieden,
Durch eine groſſe Klufft geſchieden:
Mit niemand haben ſie nunmehr zu thun,
Als bloß allein mit ſolchen Seelen,
Die auch, wie ſie, befreyt von allen Quaͤlen,
Mit ihnen einen Zweck und eine Neigung hegen.
Die Unſrigen, die wir
Mit groſſer Zaͤrtlichkeit allhier
Geliebet, wird man dort,
Nach einem langen Scheiden,
Mit641
Mit unausdruͤcklich-lang-und ungeſtoͤhrten Freuden,
An jenem ſeel’gen Ort,
Verhimmelt wieder ſehn;
Wie wird uns doch ſowol dabey geſchehn!
Mit tauſendfacher Luſt und innigem Vergnuͤgen
Wird ihnen dann zugleich zu wiſſen fuͤgen,
Die Schaar der Heiligen,
Wie ſie, durch GOTTES Huld darzu bewogen,
Sich auf der Welt vom Boͤſen abgezogen;
Wie ſie, von GOTT geruͤhrt, durch ein unſtraͤfflich Leben,
Beſtrebet, GOTT ſich zu ergeben;
Wie ſie ſo manchesmal, von Luſt und Geitz verfuͤhrt,
Vom Hochmuth fortgefchleppt, von Truͤbſal weggeriſſen,
Faſt in Verzweifflung fincken muͤſſen,
Woruͤber ſie jedoch zuletzt noch triumphirt.
Die Buſſe, Reu, Zerknirſchungen des Hertzens,
Die, ob ſie gleich in einer frommen Bruſt
Nicht immer ohne Luſt,
Doch ſelten ohne Dorn des herbſten Schmertzens,
Auf dieſer Welt
Sich eingeſtellt;
Die hoͤren uunmehr auf ſammt Unruh, Schwachheit, Gram.
Die wegen ihrer Schuld gar offt empfund’ne Scham
Empfinden ſie nicht mehr. Verſuchung, Eitelkeit
Sind ihnen unbekannt. Sie fuͤhlen ferner nicht,
Wie eine Neigung ſtets der andern widerſpricht.
Das ſonſt in ihrer Bruſt gar offt verloſchne Licht
Der frohen Zuverſicht
Zu Goͤttlicher Barmhertzigkeit und Liebe,
Brennt ewig lichter Loh. Sie fuͤhlet keine Triebe,
S sAls642
Als die unſtraͤfflich, heilig, rein,
Und ihrem GOtt gefaͤllig ſeyn.
Wenn die Gerechte nur allein von dieſer Erden
Die Schau-Plaͤtz uͤberſehen werden;
Wie ſtets die Goͤttliche Verſehung hier geſpielt,
Und wie ſie allemal zum beſten abgezielt:
Was muß es fuͤr Beluſtigung erwecken!
Zumal wenn ſie die Sorgfalt ſelbſt entdecken,
Die GOTT fuͤr ſie ſo wunderbar getragen,
Auch wenn, dem Anſehn nach, Er ſie geſchlagen;
Da auch, indem Er ſie betruͤbt,
Er ſie dennoch nicht weniger geliebt.
Wenn ſie zugleich als wie in einem Spiegel ſehen,
Wie alles in der Welt zu ihrem Heil geſchehen:
Wie manche Noth, wie mancherley Gefahr,
Die ſonſten unvermeidlich war,
Der Schoͤpfer doch ſo wunderbar
Von ihnen abgewandt.
Wie GOTTES maͤcht’ge Wunder-Hand,
Von dem ſchon gegenwaͤrt’gen Grabe
Sie ſo gar offt befreyet habe.
Aus welchem Mangel-Pfuhl, drinn ſie verſincken muͤſſen,
Jhr GOTT, ihr VATER, ſie ſo offt heraus geriſſen.
Wie er ſo offt mit Seegen und Gedeyen,
Mit Ehr und Neichthum ſie gewuͤrdigt zu erfreuen.
Welch eine ſanffte Luſt wird ſie entzuͤcken,
Wenn ſie ſo klaͤrlich ſehn, ſo offenbar befinden,
Wie GOTT des Glaubens Licht, in ihnen anzuzuͤnden,
Und einen neuen Strahl in ihren Geiſt zu ſchicken,
So offt ſie wehrt geacht’t;
Wodurch Er Hertz und Willen
Mit Seinem Wollen zu erfuͤllen;
Er -643
Erleuchtet und geſchickt gemacht!
Wie werden ſie ſich freu’n, wenn ſie ermeſſen,
Wie manchen Augenblick, wie manche frohe Stunden,
(Die ſie, wol leider! hier nicht einſt empfunden,
Aus Mangel ſchuldiger Aufmerckſamkeit
Und wenigſtens ſie ſchnell vergeſſen)
Der Schoͤpffer ſie allhier vergnuͤgt erleben laſſen.
Jndem ſie dann vollkommen werden faſſen,
Daß keiner was verdient, daß alles, was man habe
Empfangen und gethan, allein des Schoͤpfers Gabe.
Was vor ein Jubel-Ton wird nicht ſodann erklingen!
Wie werden ſie zum Ruhm des Groſſen Schoͤpffers ſingen:
O welche Tieffen! welche Hoͤhen!
Des Reichthums Deiner Wunder-Guͤte,
Die wir mit bruͤnſtigem Gemuͤthe
Jn ewig ſeel’ger Klarheit ſehen!
Wie hat Dein Vaͤterlichs Erbarmen,
Wenn wir gar offt in Suͤnden-Strudel kommen,
Auf Erden dort ſich unſer Armen
So huld-und liebreich angenommen!
Wie unbeſchreiblich ſind die Triebe,
O Ew’ge GOttheit, Deiner Liebe!
Der Du, damit wir ewig moͤchten leben,
So gar den Groſſen SOHN fuͤr uns dahin gegeben,
So, daß wir nun, da ſich die Noth geendet,
Jm Port des Friedens angelaͤndet,
Wo wir in ſtoltzer Ruh und ungeſtoͤrten Freuden
An Deinem Seel’gen Licht uns ewig, ewig, weiden.
Amen!
Lob, Weisheit, Ehr und Danck und Preis und Krafft
und Staͤrcke
S s 2Sey644
Sey Dir, o ewigs ALL, Quell der Vollkommenheit,
Und Deinem wunderbaren Nahmen,
Von Ewigkeit zu Ewigkeit,
Amen!
Welch unausſprechlich reine Luſt,
Welch eine Wonne wird ſie ruͤhren!
Welch eine Seelen-Ruh wird die verklaͤrte Bruſt,
Und ihr verhimmelt Weſen ſpuͤren!
Wenn ſich vielleicht die Schaar der Seraphinen,
Der Thronen und der Cherubinen,
Zu ihnen wird zugleich verfuͤgen,
Und ihnen die Beſchaffenheiten
Der Goͤttlich-groſſen Herrlichkeiten,
Auch die Geheimniſſe von der Dreyeinigkeit,
Die dem Verſtande nicht, dem Glauben nur allein
Begreifflich ſeyn,
Jn unausſprechlichen, uns unbekannten Lehren,
Auf unbegreiffliche erhabne Weiſ erklaͤren.
Wie wird ſie von den Herrlichkeiten
Und wunderwuͤrdigen Vollkommenheiten
Der Schoͤpffung nicht ſeyn eingenommen!
Mit welcher Luſt, mit welchem Freuden-Schein
Wird das Erloͤſungs-Werck ihr innerſtes nicht ruͤhren,
Wenn ſie viel deutlicher, als hier auf Erden,
Deſſelben Groͤſſe wird vermoͤgend ſeyn zu ſpuͤhren!
Von welchem Wunder ich, dieweil ich es nicht faſſe,
Voll Ehrfurcht, ſchweig, und von deſſelben Tieffe
Die GOtts-Gelehrten ſingen laſſe.
Mit welchem Glantz, mit welchem Wunder-Licht
Der Goͤttlichen Verſehung, wird ſie nicht
Erleuchtet, angefuͤllt und angeſtrahlet werden!
Mit welchem Vorrath ew’ger Luſt,
Jn den Erfahrungen von ihres Schoͤpfers Willen,
Wird645
Wird ſich ihr gantzes Gantz dadurch erfuͤllen!
Wenn ſie nur bloß die Huld, und die Gerechtigkeit,
Durch welche GOTT die Welt regieret,
Zu welchem Zweck er alles das gefuͤhret,
Was ihnen vormahls in der Zeit
Nicht billig ſchien, Verwund’rungs voll erwegen,
Wenn ſie erſtaunet uͤberlegen,
Wie ihr vorher verfinſterter Verſtand,
So offtmahls Boͤſes Gut, und Gutes Boͤs genannt,
Wovon ſie nun in ſtiller Andacht leſen,
Wie herrlich allezeit die Abſicht ſey geweſen.
Ja, wie ſich, durch ein ſeeligs Ueberlegen
Der Fuͤhrung, welche GOTT bloß ihrentwegen
Hier in der Welt gezeigt, ihr Heil vermehren,
Und immer groͤſſer wird; ſo wird zu GOTTES Ehren
Daſſelbe noch weit groͤſſer werden;
Wenn ſie die wichtigen Begebenheiten,
Und die gewaltige Veraͤnderung der Zeiten,
Den Wachsthum und den Fall der Regiment auf Erden,
Erſtaunend uͤberſehn:
Da ſie denn, was kein Menſch auf Erden konnt ergruͤnden,
Vor Luſt entzuͤcket, werden finden,
Daß alles Gutes, was geſchehen,
Allein geſchehen ſey, den weiſen Willen
Des herrlichen Beherrſchers aller Welt,
Zum guten Endzweck, zu erfuͤllen.
Sie werden deutlich koͤnnen leſen;
Daß alles, was gebaut und angefangen,
Daß alles, was verſtoͤhret und vergangeu;
Vortrefflich, nuͤtzlich, gut und noͤthig ſey geweſen.
Wie werden ſie mit ſolcher Seelen-Speiſe
Sich ewig und unendlich naͤhren,
S s 3Auf646
Auf welche angenehme Weiſe
Wird von Verrichtungen der Engel auf der Erden,
Wenn ſie manch Reich geſtuͤrtzt, ein anders unterſtuͤtzet,
Hier eine Stadt verheert, ein and’re dort geſchuͤtzet;
Den Seeligen erzaͤhlt und kund gemachet werden!
Ja werden ſie ſich nicht in ſeel’ger Luſt verliehren,
Wenn ſie dergleichen Wunderwercke,
Und herrlichen Beweis, von GOTTES Lieb und Staͤrcke,
Jn hundert tauſend Welten ſpuͤren?
Betrachten wir hierauf das Gluͤck der ſeel’gen Seelen
Nach des Verſtandes Krafft;
Ach welcher Geiſt kan doch die Eigenſchafft
Der Vollenkommenheit erzaͤhlen,
Da ſie in richtigen, beſtaͤndigen,
Gewiſſen, unaufhoͤrlichen
Und ſtets vergnuͤgenden Beſchaͤfftigungen ſtehet,
Mit den ihr zugetheilten Dingen,
Die ihr beſtaͤndig Luſt und Anmuth bringen.
Und weil der Menſch abſonderlich gemacht,
Um ſeinen Blick, mit allen Kraͤfften,
An ſeines Weſens Quell, den Schoͤpffer ſtets zu hefften,
Jn Seiner Majeſtaͤt, in Seiner Wercke Pracht,
Jhn anzubeten, zu verehren,
Sein unausdruͤcklich Lob beſtaͤndig zu vermehren;
So muß er ja ſodenn vollkommen ſelig ſeyn,
Wenn ſeine Seel und ſein Gemuͤthe
Die groͤſſte Staͤrcke braucht, um mit der ew’gen Guͤte
Und ihrer Liebe ſeel’gem Schein
Je mehr und mehr ſich zu verbinden.
Wenn in Beſitz der ew’gen Seeligkeit
Die647
Die Seele nun ſich wird begabet finden
Mit ſolcher dauernden Beſchaffenheit,
Mit ſo geſchaͤff tigen und reinen Lebens-Geiſtern;
Wie aufgeklaͤrt, wie lebhafft werden nicht
Derſelben Kraͤffte ſeyn? Als wie ein ſchnelles Licht,
Wird ſie die dickſte Dunckelheit
Des Zweifels ſchnell durchdringen und bemeiſtern.
Es wird des Geiſtes Faͤhigkeit
Um deſto mehr erhoͤht, geſtaͤrcket und erweitert,
Vermehrt und ausgeheitert,
Je hurtiger, ſubtiler und geſchwinder,
Die Werckzeug ihrer Handlung ſeyn.
Es dringt der Geiſt in alles ſchnell hinein,
Es moͤgen ſich die Schwuͤrigkeiten haͤuffen;
Er iſt geſchickt ſie alle zu begreiffen.
Er kan geſchwind und richtig ſchlieſſen,
Wie Sachen aus einander flieſſen.
Es oͤffnet ſich vor ihm die Wahrheit.
Gedaͤchtniß nebſt der Phantaſey,
Sind in viel groͤſſrer Staͤrck und Klarheit,
Als ſie auf Erden
Bey Sterblichen gefunden werden.
Am meiſten ſchien bey uns der Seelen vorgeſchrieben,
Jm Tugend-Pfad einher zu gehn,
Sich in unſtraͤfflichen Verrichtungen zu uͤben,
Und nicht ſo ſehr auf Wiſſenſchafft zu ſehn:
Dort aber, in der Seeligkeit,
Wird ſie ſich immer hoͤher ſchwingen,
Und, ſonder Unvollkommenheit,
Die allertieffſte Wiſſenſchafft,
Die allerdunckelſten Geheimniſſe durchdringen.
S s 4Welch648
Welch Anmuth! welche Luſt! was fuͤr Verwunderung!
Welch unausſprechliche Beluſtigung!
Wird ſolches nicht in ihr erwecken,
Wenn ſie durch richtige beſtaͤndige Jdeen,
Die ihr Gemuͤth erleuchten, alles ſehen,
Und den geheimen Grund von allen kan entdecken!
Denn daß wir uns der Dinge dieſer Erden
Auch dorten wol erinnern werden,
Kommt mir ſehr glaublich fuͤr:
Unmoͤglich kan uns alles, was wir hier,
Durch GOTTES Gnade, Guts begangen,
Auch was wir von des Schoͤpffers Huld empfangen,
So gar gleichguͤltig ſeyn.
Was GOTT in uns zu wuͤrcken angefangen,
Schlieſſt die Vergeſſenheit unmoͤglich ein.
Jſt denn ſo manches Gut, das GOTT uns hier beſchehrt,
Nicht eines Angedenckens werth?
Vermuthlich werden ſie zu GOTTES Ehren
Den Danck in unſrer Freude mehren.
Es kommen alle Dinge mir,
Allhier auf unſrer Erden
Jm Gegenſatz von dem, was wir dann ſehen werden,
Nicht anders fuͤr:
Als wenn man etwan einen Wald
Des Nachts, beym Sternen-Licht, durchreiſet,
Da denn das wenigſte ſich weiſet
Von der ſo lieblichen Geſtalt,
Weil ein genugſam Licht gebricht:
Hernachmals aber wird des ſeel’gen Lebens Morgen
Dasjenige, was uns allhier verborgen,
Jn gantz verklaͤrtem Schimmer zeigen.
Wo -649
Wobey denn nicht, wie hier, Gewohnheit Eckel bringen,
Die Luſt vermindern wird; wie wir in allen Dingen
Dies Ungluͤck auf der Welt erfahren.
Ach nein! was ſie vor hundert Jahren,
Als lieblich, herrlich und als ſchoͤn,
Zu GOTTES Ehren angeſehn,
Bleibt ewig neu bey Jhnen. Keine Luſt
Wird, aus der nimmer ecklen Bruſt,
Durch eine neue Luſt, verdrenget:
Wol aber wird ein neu Vergnuͤgen
Sich ſtets zu allen andern fuͤgen;
Und ſo wird ihre Luſt, zu ihres Schoͤpffers Ehren,
Mit neuer Wiſſenſchafft, ſich, ſonder Ende, mehren.
Die Wunder, ſo auf dieſer Erden,
Durch GOTTES Allmachts-Wort geſchehn,
Wird er erſtaunend uͤberſehn.
Er wird ſodann gar leichtlich faſſen
Die Wunder, anf der Berge Hoͤh,
Die Wunder in der tieffen See,
Auf welche Art von der Materie
Die Theilchen an einander hangen,
Davon wird er die Nachricht bald erlangen.
Es wird ſich das ſodann von ihm begreiffen laſſen,
Was alle Weiſen hier verwirrt,
Worinn der kluͤgſte Geiſt geirrt.
Es wird ihm die Natur, die Urſach und der Grund,
Der Schwehr und der Bewegung kund.
Von den Erſcheinungen der wuͤrckenden Natur
Kommt er auch gleichfalls auf die Spur:
Es wird ihm deutlich ſeyn und klar,
S s 5Durch650
Durch welche Miſchungen die Mannigfaltigkeit
Der Dinge, die ſo wunderbar
Und ſo verſchiedlich ſind, entſtehn;
Daß obgleich allezeit
Die Coͤrper, durch beſtaͤndigs reiben,
Stets einen Abgang ſehn, den ſie erſetzen
Durch andern Stoff, ohn dies ihr Weſen zu verletzen;
Doch ſtets dasjenige, was ſie geweſen, bleiben.
Er kennt ſodann der Thiere Seelen,
Ob, und wie weit ſie coͤrperlich.
Es kann fuͤr ſein Erkenntniß ſich
Das Allerkleinſte nicht verheelen.
Es wird der Geiſt ſodann erkennen,
Auf welche wunderbare Weiſe
Am Himmel ſo viel tauſend Creiſe
Beſtaͤndig glaͤntzen, ſtrahlen brennen,
Jn ſo verſchiednem Licht und Schein,
Jn ſolcher Schimmer-reichen Pracht.
Es wird ihm unverholen ſeyn,
Durch welche Staͤrcke, Krafft und Macht,
Ein ſolch unzaͤhlbar Heer, von Sonnen und von Erden,
Jm Creiſe ſtets getrieben werden.
Wann wir ſodann, weit hoͤher noch erhoben,
Als der Planeten rege Heere,
Mit einem ſcharffen Blick von oben,
Recht als im unuͤmſchraͤnckten Meere,
Viel tauſend Coͤrper, gleich der Erden,
Voll Wunder ſchwimmen ſehen werden,
Und zwar, weil unſrer Seelen Augen
Viel weiter, als allhier die Coͤrperlichen taugen
Durch hohl geſchliffnes Glaß zu ſehn;
Jn651
Jn eine ungemeßne Ferne
Sodann geſchickt ſich zu erſtrecken!
Was werden wir fuͤr Herrlichkeit entdecken,
Wenn ſo viel Sonnen, als wie Sterne,
Jm unuͤmſchrencktem Licht und Strahl,
Die ohne Maaß an Groͤß an Menge ſonder Zahl,
Jn eine Tieffe ſonder Grentzen,
Jn herrlich-reinen Flammen glaͤntzen.
Mein GOTT! was ſtellt ſich mir
Daſelbſt fuͤr eine Tieff und Weite fuͤr!
Jndem wir, nicht wie hier von unſrer Erden,
Den halben Himmels-Creiß, nur uͤberſehen werden;
Man wird ſo gar die Himmels-Ruͤnde gantz,
O Wunder! voller Licht und Glantz,
O wuͤrdigs Haus des Schoͤpffers aller Welt!
Als einen hellen Saal der praͤchtig ausgeziert,
Und der, an ſtatt mit Licht und Fackeln ſich zu ſchmuͤcken,
Von einem Sonnen-Heer illuminirt;
Durch ſolche Pracht entzuͤckt, in ſeel’ger Luſt, erblicken.
Wie wird ihn nicht der Glantz von allen Lichtes-Schaͤtzen
Entzuͤcken, in Erſtaunen ſetzen,
Wenn er von oben auf einmal
Durch vieler Sonnen-Heer, an vieler Atmoſpheeren
Bewolckter Lufft gebrochnen Strahl,
Viel tauſend Morgenroͤthen ſiehet,
Von deren jegliche, zu ihres Schoͤpffers Ehren,
Jm Graͤntzen-loſen Raum, in bunter Klarheit gluͤhet!
Ach GOTT! wenn ich nur dies allein,
Mit Andacht uͤberleg; erblick ich ſchon hienieden,
Ein Licht, das mich begluͤckt:
Weil ich darinn, je mehr ich es ergruͤnde,
Ein652
Ein etwas, welches uns nicht unbegreifflich, finde.
Jch werde gleichſam, als entzuͤckt!
Mich uͤberſchuͤttet Freud und Wonne,
Wenn aus der Pracht von unſrer Welt,
Und aus der Schoͤnheit einer Sonne,
Mein Geiſt ſich fuͤrgeſtellt:
Wie tauſend Millionen Erden,
Von unterſchiedner Pracht und Groͤſſe,
Mir ſo viel herrliche Gefaͤſſe,
Voll Majeſtaͤt des Schoͤpffers, werden.
Wenn nichts von einem ſeel’gen Leben
Mir einigen Begriff ſonſt faͤhig waͤr zu geben;
So wuͤrde dieſes gantz allein
Schon einigen Begriff von der Vollkommenheit
Des Schoͤpffers, und zugleich von einer Seeligkeit,
Mir zu erwecken, kraͤfftig ſeyn.
Geliebte Leſer! Stellt mit mir
Euch doch einſt in Gedancken fuͤr,
Ob es nicht herrlich ſey, als wie ein Strahl
Sich auf einmahl,
Von einer Welt zur andern hin zu ſchwingen,
Und da die Goͤttlichen Befehle
Als Sein Geſandter zu vollbringen.
O hoͤchſt begluͤckt-o dreymahl ſeel’ge Seele!
Was wirſt du ſehn? was wirſt du finden?
Wie unbegreifflich wird der Unterſcheid,
Von Pracht, von Anmuth, Herrlichkeit,
Von Wundern, von Geſtalten, von Figuren
Der ungezaͤhlten Creaturen,
Was vor ein Reichthum doch von Farben, Licht und Schein,
Ja653
Ja wie wird deine Krafft ſo groß im Dencken ſeyn!
So groß die Faͤhigkeit, Vergnuͤgen zu empfinden!
Wer kan der frohen Seel Empfindlichkeit ergruͤnden?
Wenn GOTT, der alles kan, ihr eine Faͤhigkeit,
Mit immer groͤſſerer Vollkommenheit,
Die Wunder Seiner Lieb und Allmacht zu bedencken,
Bey der Unzaͤhlbarkeit derſelbigen, wird ſchencken!
Welch ungezaͤhlte Meng entzuͤckender Jdeen
Wird nicht all Augenblick in ihr entſtehen,
Wenn ſich in allzeit neuem Schimmer,
Voll Wunder und voll Licht, viel helle Schau-Plaͤtz immer
Dem ſeeligen Geſicht eroͤffnen und entdecken,
Ja ſich zugleich auf jeden Sinn erſtrecken!
Wie wird ſich ihre Luſt und ihr Erkenntniß mehren,
Wenn ihnen eine neue Welt
Wird nach der andern vorgeſtellt!
Wenn auf die Mannigfaltigkeit
Und die verſchiedliche Beſchaffenheit
Der Weſen, die in ihnen leben,
Sie, voll Verwunderung und Anmuth, Achtung geben.
Von der unendlichen Macht, Weisheit, Lieb und Guͤte
Des ew’gen Urſprungs aller Weſen
Wird ihr von ſeel’ger Luſt entzuͤckt Gemuͤthe
Den Jnhalt, der ſie mehr und mehr beſeeligt, leſen.
Sie werden ſich daran, zu ihres Schoͤpfers Ehren,
Jn ſeeliger Verwundrung, ewig naͤhren.
Ein ſolch verhimmelndes Entzuͤcken,
Das bloß aus dem Begriff von GOTTES Werck entſteht,
Jſt abzubilden nicht, nicht auszudruͤcken.
Zwar, wenn man denckt, wie es auf Erden geht,
Daß Menſchen insgemein,
Aus654
Aus kalter Schlaͤfrigkeit, faſt unempfindlich ſeyn;
Daß ſie, von allen Schoͤpffungs-Wercken,
So viel als nichts, bemercken;
Und daß der Seelen Krafft,
Allein auf Ehr, und Luſt, und Geld erpicht,
Von einer ſolchen Eigenſchafft,
Als welche bloß zu Ehr und Reichthum fuͤhret,
Faſt das geringſte nicht
Verlangt, empfindet, ſpuͤret;
So folgt von ſelbſt, daß ſie von ſolchen Sachen,
Von aller Freud und Luſt, die aus ſo hohen Dingen,
Und ihrer Wiſſenſchafft Vermehrungen entſpringen;
Sich keinen wuͤrdigen Begriff und Eindruck machen.
Allein, ein weiſer Mann,
Der mit nie muͤden Fleiß ſich lange Zeit befliſſen,
Ein ihm verborgenes Geheimniß recht zu wiſſen,
Und es zuletzt ergruͤndet; der nur kann
Sich ein etwannigs Bild von jenen Freuden-Quellen,
So weit zu dencken ihm erlaubt, vor Augen ſtellen,
Die dort der Seel’gen Seelen-Heer,
Aus einer Anmuths-See, aus einem Freuden-Meere,
Wenn ſie die Wunder-Werck des Schoͤpffers uͤberdencken,
Jn ſtets vermehrter Luſt und Anmuth, werden traͤncken.
Es weiß allhier die Seele nicht,
Auf welche Weiſe ſie ſich in den Coͤrper flicht,
Auf welche Weiſe ſie mit ihm verbunden,
Sie weiß nicht, wie ſie ihm Geſtalt und Wachsthum gebe,
Sie weiß nicht, wie ſie ihn belebe.
Es iſt ihr unbekannt, ſie kanns hier nicht ergruͤnden,
Mit was vor Art dem Coͤrper das Empfinden,
Und die Geſchicklichkeit ſich zu bewegen,
Sie655
Sie ſelbſt geſchickt ſey beyzulegen:
Die Kraͤffte ſelbſt, wodurch ſie ſeiner Meiſter,
Erkennet ihre Schwachheit nicht,
Die immer-rege Lebens-Geiſter,
Sind ihr ſo gut als unbekannt.
Jhr eigner Trieb, durch welchen ſie befiehlt,
Verbirget ſich vor ihr, ſie kan ihn nicht entdecken,
So wenig als die Kraͤfft, ſo ihren Winck vollſtrecken.
Wenn aber GOTT ihr wird das ſeel’ge Leben goͤnnen;
Wird ſie ſich innerlich erkennen,
Sie wird ſodenn, als wie ein Licht,
Sich ſelbſt durchdringen und verſtehn,
Zu welcher Herrlichkeit ſie GOTT hat auserſehn.
Wie wird ſodann zugleich
Die Seele nicht an Wiſſenſchafften reich,
Und reich an Goͤttlicher Geſchoͤpff Erkenntniß, werden
Jn allen Wundern aller Erden!
Was wird ſie nicht in aller Himmel Gruͤnden
Vor unerforſchliche Geheimniß finden,
Vor Machts - und Weisheits-Meere ſehn?
Wenn ſie ſodann gemeinſchafftlich erſehn:
Wie der Zuſammenhang der groſſen Kette nimmer
Getrennet worden ſey: wie alles immer
So ordentlich, ſo wunderſchoͤn,
Nicht nur allein auf unſrer Erden,
Jn andern auch geſchehn, die man nicht zaͤhlen kann;
Wie ſehnlich wird ſodann
Der Schoͤpffer nicht gelobt und angebetet werden?
Es wird jedoch die Seeligkeit
Nicht darinn nur allein beſtehn,
Daß wir zu groͤſſerer Vollkommenheit,
Jm656
Jm Wachsthum des Begriffs und der Vernunfft gelangen;
Der Seelen edelſte und beſte Krafft, der Wille,
Wird eine Faͤhigkeit und eine ſeel’ge Fuͤlle,
Den edelſten Beſitz der Ruh empfangen.
Es iſt die Wiſſenſchafft, Erfahrung und Erkenntniß,
Begriff, Betrachtung und Verſtaͤndniß
Ein Mittel nur; und von der Seeligkeit
Die wuͤrckliche Vollkommenheit
Noch lange nicht, die bloß in der Verwunderung,
Jn der entzuͤckenden Beluſtigung,
So aus ſo herrlicher Erkenntniß ſtammt und gehet,
Und dem dadurch erzeugten Triebe,
Der ewig ſeel’gen Schoͤpffers Liebe,
Als einem Mittel-Punct der Seeligkeit, beſtehet.
Sie wird durch Danckbarkeit und durch Verwundrungs -
Triebe,
Jn ſtetig brennender und bruͤnſt’ger GOTTES Liebe,
Am allerſeeligſten und recht verhimmelt ſeyn.
Jn einem bruͤnſtigen Vertrauen,
Und in der Lieb allein,
Vermag man in der GOTTHEIT hellen Schein
Am allertieffſten einzuſchauen.
Des Schoͤpffers Ehre ſelbſt beſtehet in der Liebe:
Denn wenn wir noch ſo viel von GOTTES Macht er -
kennten;
Und ſolch Erkenntniß uns dahin nicht triebe,
Daß wir in Seiner Liebe brennten;
So waͤre GOTTES Ehr und Ruhm dadurch nicht groͤſſer,
Jhm nicht gefaͤlliger, nichts beſſer;
Als wenn man etwann auf der Welt
Weiß, daß ein Schoͤpffer ſey: Doch Jhn im Hertzen nicht,
Als wie das hoͤchſte Gut, fuͤr Liebenswuͤrdig haͤlt.
So657
So wie der wahre Glaub ein Strahl in unſrer Seelen
Von GOTTES Liebe iſt; ſo iſt der Menſchen Liebe,
Die aus dem Glauben ſtammet,
Ein Gegenſtrahl, wodurch die Seel entflammet,
Den Schoͤpfer gleichſam faſſt, mit Jhm ſich zu vermaͤhlen
Und zu verbinden wuͤnſcht. Hieraus erhellt nun klar,
Daß unſrer Seelen Stand, Krafft, Weſen und Natur,
Jn lauter Liebe nur
Dann wird verwandelt werden muͤſſen.
Sie wird nichts fuͤhlen, nichts begehren,
Nichts wuͤnſchen, als zu GOTTES Ehren:
Sie wird nichts anders wollen wiſſen
Als den geliebten GOTT. Sein Allmacht, Herrlichkeit,
Pracht, Schoͤnheit, Lieblichkeit und Vollenkommenheit
Wird ſie ohn Hinderniß in ew’ge Wonne ſetzen.
Wie nun die Lieb aus der Erkenntniß ſprieſſet;
So ſtammet, ſprießt und flieſſet,
Aus Liebe, nichts als Luſt, Vergnuͤgen und Ergetzen:
Jn der Beſchaͤfftigung der Seele nur allein
Entſteht das Goͤttliche Genieſſen.
Was werden ſich fuͤr Freuden-Stroͤm ergieſſen?
Jn welchem Anmuths-Meer von ſeel’ger Suͤßigkeit
Wird der Gerechten Seele ſchwimmen!
Von Anmuth gantz entzuͤckt,
Mit ew’ger Klarheit ausgeſchmuͤckt,
Wird ſie, von Lieb entbrannt, in ſeel’ger Sehnſucht glimmen.
Wie wird ihr bruͤnſtig Lob, dem groſſen ALL zu Ehren,
Jn ihrer Luſt ſich ewig, ewig mehren,
Wenn jede froͤhlich ſelbſt am Schoͤpfer ſpuͤret,
Wie ihre Wonne ſelbſt ſein Goͤttlich Weſen ruͤhret,
Daß Er durch Gnaden-reiche Triebe,
T tVon658
Von einer wahren Vater-Liebe,
Aus ihren ſeeligen Vergnuͤgen,
Sich Selber ein Vergnuͤgen macht.
Und hierinn wird gewiß
Ein groſſes Theil von ihrer Freude liegen.
Daß ſolche Luſt nun ſonder Ende waͤhren,
Ja gar in Ewigkeit ſich immer noch vermehren,
Und groͤſſer werden kann, auch groͤſſer werden wird,
Weil GOTT unendlich iſt im Wollen und im Koͤnnen:
Jſt wol ein Jnbegriff zu nennen
Von jener Seeligkeit.
Welch ein beſtaͤnd’ger Gnaden-Guß!
Welch ein unendlicher und ruh’ger Wolluſt-Fluß
Wird alle Seelen uͤberſchuͤtten!
Welch ein Entzuͤcken, welche Fuͤlle,
Von inniger Zufriedenheit,
Muß ein verherrlichter Verſtand, ein reiner Wille,
Der nichts, als Luſt und Herrlichkeit,
Nichts, als unendliche Vollkommenheit
Zu ſeinem Vorwurff hat, empfinden und verſpuͤren;
Wenn GOTT, die ewig ſeel’ge Liebe,
Die ewig weiſe Macht, ihn ſeelig haben will.
Was kann und wird doch Der ſodann,
Der alles Gute will und kann,
Vor unumſchraͤnckte Faͤhigkeiten,
Begluͤcket und vergnuͤgt zu leben,
Jhm, uͤber alles Dencken, geben!
Wie kann und wird Er nicht den Geiſt Jhm zubereiten
Als eine Tieff, in der kein Grund zu finden.
Worinn ein Wolluſt-Meer, das auch nicht zu ergruͤnden,
Jn ſteter Anmuth wallt, worinn kein Troͤpffchen ſchwimmet,
Das659
Das nicht zu ſeiner Luſt beſtimmet,
Das er nicht fuͤhlen kann, das er nicht immer fuͤhlt,
Das nicht auch mit auf ſeine Freude zielt.
Wie unbegreifflich wird die Luſt, die allgemein,
Die aus unzaͤhlbaren Vergnuͤgungen beſtehen,
Die alle fuͤhlbar ſind, und tieff aus Hertze gehen;
Jn ihrem gaͤntzlichen Zuſammenhang nicht ſeyn!
Auf Erden iſt der Menſchen Luſt
So eng verſchrenckt, daß unſre Bruſt
Aus einer Sache nur auf einmahl Freud empfindet,
Und ſolches nur auf kurtze Zeit:
Dort aber wird die Seel, und zwar in Ewigkeit,
Mit einer tauſendfachen Krafft,
Mit einer gleichſam nicht umſchraͤnckten Eigenſchafft,
Die Goͤttlichen Geſchoͤpffe zu begreiffen,
Die Faͤhigkeit noch immer haͤuffen.
Die Seel iſt ja ſchon hier geſchickt ſich auszubreiten,
Jn unterſchiednen Faͤhigkeiten.
Sie kan verlangen, lieben, ſehn,
Empfinden, froh ſeyn und verſtehn:
Was ſie nun einzeln hier und nicht auf einmahl kann,
Das wird vermuthlich dort vereint, verbunden,
Jn vollenkomm’ner Luſt, zugleich von ihr empfunden.
Ja, wie die Vorwuͤrff auf der Erden,
Wodurch die Sinnen hier vergnuͤgt beſchaͤfftigt werden,
Ohn Ende faſt und ſonder Zahl;
So koͤnnen auch durch GOTT viel tauſend, tauſendmahl
Die Faͤhigkeiten ſelbſt ſich mehren,
Die alle wiederum, die Seel’gen zu vergnuͤgen,
Unzaͤhlbar ſchoͤne Vorwuͤrff kriegen.
T t 2Jndem660
Jndem wir ja allhier auf Erden,
Durch mehr als einen Sinn, vergnuͤget werden:
So kann man auch mit Wahrheits-Grunde dencken,
Ja gar faſt uͤberzeuglich glauben,
Daß GOTT, der ſchon allhier
Uns manche Freuden-Thuͤr,
Jn vielen Sinnen uns gewuͤrdiget zu ſchencken;
Uns, ſtatt im Himmel dort dieſelbe zu verſchlieſſen,
Und uns ein wuͤrckliches Genieſſen
Dadurch zu rauben;
Viel eh uns mehr annoch eroͤffnen werde.
Es iſt viel glaublicher,
Daß GOTT, der HERR,
So Leib als Seel annoch zu tauſend Faͤhigkeiten,
Vergnuͤget und ergoͤtzt zu ſeyn,
Uns koͤnne, woll und werde zubereiten.
Wie wird nicht offt das Hertz geruͤhret,
Wenn unſer irdiſch Ohr ein irdiſch Singen ſpuͤret:
Wie wird denn nicht ein himmliſch Schallen
Verklaͤrten Seelen dort gefallen?
Wenn ſie von tauſend Engel-Choͤren
Ein ewigs Lob - und Danck-Lied hoͤren?
Ach! wie wird nicht der Seraphinen Singen
Jhr Jnnerſtes, mit ſuͤſſer Luſt, durchdringen!
Welch eine Freude, welch Entzuͤcken
Wird nicht, bey jedem Thon, ſich in die Seele druͤcken!
Jhr Gantzes wird vergnuͤgt, ihr Gantzes wird geruͤhrt,
Durch einen jeden Schall, den es ſo ſeelig ſpuͤrt.
Ja man wird nicht, wie hier, durch einen Sinn allein,
Durch alle, ja durch mehr, zugleich vergnuͤget ſeyn.
Stell ich den Menſchen mir
Jn dieſer Welt, nach ſeinem Weſen, fuͤr;
So661
So ſcheint die Meinung mir nicht fern vom Zweck zu
zielen,
Wenn man vor dem den Stand der ſeel’gen Welt
Sich etwann folgends vorgeſtellt:
GOTT haͤtt uns ſolchen Trieb vergebens nicht gegeben,
Jn ſtetem Wechſel Luſt zu finden,
Und in Veraͤnderung Vergnuͤgen zu empfinden,
Nein, eben dadurch nur noch mehr geſchickt gemacht,
Von ſeiner Herrlichkeit, Macht, Majeſtaͤt und Pracht,
Die unerſchoͤpfflich ſind, in jenem ſeel’gen Leben,
Unendlichen Beweis auf nie erſchoͤpffte Art,
Mehr, als wir ewig koͤnnen dencken;
Uns ſonder End und Ziel zu ſchencken.
Vermuthlich wuͤrden wir ſo ſchnell nicht wuͤnſchen koͤnnen,
GOTT wuͤrde den Beſitz uns augenblicklich goͤnnen.
Die Wolluſt einer gantzen Welt
Die wuͤrde ſie nach eigenen Verlangen,
Mit einer, die ihr mehr gefaͤllt,
Vertauſchen; und derſelben Prangen
Kaum bis zur Saͤttigung verſpuͤren,
Da ſie im Augenblick von neuen
Sich einer andern kann erfreuen.
Will etwann dieſes dir zu groß, zu herrlich ſcheinen,
Und zwaͤnge dich dein Unglaub auch zu meinen,
Daß dieſe Herrlichkeit fuͤr dich zu herrlich waͤre,
Dein gantzes Weſen ſey nicht faͤhig ſolcher Ehre;
So dencke nur zuruͤck auf das, was du geweſen,
Eh, daß du worden biſt. Die Finſterniß, das Nichts,
Aus welchem GOTT dich hat gezogen und erleſen,
Zum froͤlichen Genuß des Sonnen-Lichts.
Wie unbeſchreiblich groß iſt doch der Unterſcheid,
T t 3Vom662
Vom Schatten zu dem Licht, vom Nichts zur Wuͤrcklichkeit!
Wenn dies ein Menſch mit Ernſt bedencket,
So wird er ja mit Recht nicht zweifflen koͤnnen,
Daß nicht derſelbe GOTT, der ihm ſo viel geſchencket,
Auch gut, auch maͤchtig gnung, ein mehrers ihm zu goͤnnen,
Sein Gutes immer noch zu mehren, zu vergroͤſſern,
Ja ins unendliche ſein Weſen zu verbeſſern.
Jn welcher Zaͤrtlichkeit und inniglicher Liebe
Der GOTTHEIT muß ſodann die gantze Seele ſtehn!
Welch Andachts-Bruͤnſtigkeit und Ehrfurcht-volle Triebe,
Nicht durch ihr gantzes Weſen gehn!
Mit welchem ſehnlichen und bruͤnſtigen Vertrauen,
Muß ſie die Majeſtaͤt der GOTTHEIT ſchauen!
Jn ew’ger Emſigkeit, ſie anzuſehn befliſſen;
Wird gleichſam ſie
Zu lauter Liebe werden muͤſſen!
Ach! wenn ich dieſemnach ſolch einen Stand erwege,
Und in der Vollenkommenheit,
So unausſprechlicher und ew’ger Seeligkeit,
Des Schoͤpffers Liebe, Macht und Weisheit uͤberlege;
Fuͤhl ich bereits auf ird’ſche Sinnen,
Von einer nie gefuͤhlten Luſt,
Aus jenem Wolluſt-Meer, verſchied’ne Tropffen rinnen.
Es lechtzt, und wallt, und ſtehnt die Seel in meiner Bruſt;
Sie ſchwingt die Fittige, dahin ſich zu verfuͤgen:
Ein ſuͤſſes Sehnen dehnt in ruhigen Vergnuͤgen
Mein gantzes Weſen aus: Ein aufgeklaͤrte Stille
Umgiebt, durchdringet mich: Von jenem reinen Licht,
Das, wie ein reger Blitz, durch Nacht und Nebel bricht,
Trifft mich ein kleiner Strahl: Von jener feel’gen Fuͤlle
Verſpuͤr ich halb entzuͤckt, in bruͤnſtigen Verlangen,
Schon663
Schon einen Vorſchmack hier. Ach GOTT! laß doch bey
Zeiten
Mich von dem Dienſt der morſchen Eitelkeiten,
Voll ſuͤſſer Hoffnungs-Gluht, entfernen!
Ach! laß mich auf der Welt
An das, was Dir gefaͤllt,
An Deiner Wunder Heer, die Du uns vorgeſtellt,
Mich inniglich vergnuͤgen lernen!
Ach! laß mich Deine Weg und Deine Wunder kennen,
Und ſtets in froher Danckbarkeit,
Derſelben Vollenkommenheit,
Und was Du uns ſchon hier ſo gnaͤdig wollen goͤnnen;
Betrachten, und in allen Schaͤtzen
Der Erden, Dir zur Ehr, mich inniglich ergetzen!
So machen wir ſchon in der Zeit
Uns, HERR, zu Deinen Ruhm, zur Seeligkeit bereit.
Jndeſſen, da der Wechſel unſrer Zeit
Uns nachzudencken Anlaß giebt,
Mit welcher Huld, mit welcher Zaͤrtlichkeit
Uns GOTT im vor’gen Jahr geliebt;
Auf! laſſt uns denn nun dran gedencken,
Und Jhm ſo offt ein Lied zum Neu-Jahr ſchencken,
Des Hoͤchſten Ruhm und unſre Luſt verneuern,
Bis wir dereinſten dort ein ewig Neu-Jahr feyern.
O GOTT, der Du mich abermahl
Ein Jahr vergnuͤgt beſchluͤſſen laſſen;
Wer kan doch deiner Wunder Zahl,
Die Du an mir gethan, erzaͤhlen oder faſſen?
Man zahle nicht allein die Tage, Naͤchte, Stunden;
So viel Minuten und Secunden,
T t 4Als664
Als ich in dieſem Jahr erlebt; ſo manche Quelle
Von deiner Guͤter Heer iſt uͤber mich gefloſſen.
Ja nicht allein auf mich, ein jeder Augenblick
Hat ſich zugleich, mit Heil und Gluͤck,
Auf alle Meinigen ergoſſen.
Wie mancherley Gefahr, wie viele Ungluͤs-Faͤlle
Die jeden Augenblick uns haͤtten ſtuͤrtzen koͤnnen,
Hat Deine Gnaden-Hand,
All Augenblick, HERR! von uns abgewandt.
Wer kan die Plagen alle nennen,
Die uͤber unſerm Haupt beſtaͤndig ſtehn,
Dadurch ohnfehlbar wir ſonſt muͤſten untergehn,
Aufs wenigſte verletzt, geplagt, gekraͤncket werden.
Wenn wir den Coͤrper nur ſam̃t ſeinen Gliedern ſehn,
Wie groß iſt ihre Meng, und wie ſo lang die Liſte,
Weñ man ſie nach der Reih und Ordnung zaͤhlen wollte,
Wovon das kleinſte, wenns uns fehlen ſollte,
Uns elend machen wuͤrd. Jch muß abſonderlich
Denn Dir, o Vater! noch um ſo viel mehr Lob ſingen,
Da aller Meinigen geſunde Coͤrper ich
Mit auch geſundem Geiſt, (o ſeltnes Gluͤcke!)
Durch ſo viel Augenblicke,
Vergnuͤgt erhalten ſeh. Denn jegliche Minute
Jſt ja ein Theil, ein Stuͤck von unſrer Zeit,
Und665
Und Du haſt uns, o HERR! mit Deinem Gute,
Jn einem jeglichen ſo wunderbar erfreut,
Erhalten und bewahrt. Hab ewig Danck dafuͤr!
Sey aber auch inſoderheit geprieſen,
Daß Du, nebſt tauſend andern, mir
Solch eine ſeltne Gab erwieſen,
Daß ich den Andern Theil vom Jrdiſchen Vergnuͤ -
gen,
Jm abgewichnen Jahr, zum Erſten koͤnnen fuͤgen,
Und daß es allbereit,
So wie ich hoͤren ſagen,
Zum Preiſe Deiner Herrlichkeit,
Schon hin und wieder Frucht getragen.
Es freuet ſich in mir das Jnnerſte der Seelen,
Daß, zur Verherrlichung von Deiner Wunder-Pracht
Du mich, aus Gnaden bloß, zum Werckzeug haſt ge -
macht.
Ach laß mich fernerhin, o HERR, noch mehr erzaͤhlen,
Zu Deines Nahmens Ehr und Preiſe,
Wie Gegenwaͤrtig, Groß und Weiſe
Dein Goͤttlich Weſen ſey. Was ich mir vorgenommen,
Vom Trefflichen GENEST in unſre Sprach zu
bringen,
Das laß, wo Dirs gefaͤllt, o HERR! gelingen,
Und auch in dieſem Jahr zu Stande kommen!
T t 5Dieweil666
Dieweil im kuͤnfftigen des Richter-Amtes Buͤrde
Mich ſonſt vielleicht daran verhindern wuͤrde.
Geſegne meinen Stand, laß meine Kinder-Zucht
Zugleich geſegnet ſeyn.
Erhalte Stadt und Land; das Ungluͤck, ſo uns droht,
Bey der faſt allgemeinen Noth,
Sey gnaͤdiglich, durch Deine Vater-Hand,
Von uns und Deutſchland abgewandt!
Laß aber uns ſodann die holde Friedens-Zeit
Als ein Geſchenck von Dir erkennen,
Und laß, im Feur der Danckbarkeit,
Stets unſre frohe Seelen brennen!
Be -667

Betrachtung des Schlafs, als eine Goͤttliche Wohlthat, bey dem 1728ſten Jahres-Wechſel.

Wofern uns eine Zeit zu GOTTES Ruhm verpflichtet,
So iſt es die ja wol, wenn ein verneu’tes Jahr
Den Theil von unſrer Welt zur Sonnen wieder richtet,
Wovon im vorigen ſie weit gewichen war.
Wolan denn, weil die Zeit nun abermal erſchienen,
Da ſich des Schoͤpffers Macht, in der ſich dreh’nden Welt,
Zum Nutz der Creatur, aufs neu vor Augen ſtellt;
So laſſt uns Jhn nicht nur mit ſolchen Dancken dienen,
Das bloß nach Eigen-Lieb und eig’nen Vortheil ſchmeckt,
Da man ſich ſelbſt aus Ernſt; mit eitlem Wort-Gepraͤnge
Hingegen andern offt, worinnen ſonſt nichts ſteckt,
Als bloß ein Schall und leerer Toͤne Menge,
Ein froͤlichs Neu-Jahr wuͤnſcht. Nein, laſſt uns uns er -
wecken,
Aus dem Gewohnheits-Schlaf! Auf! laſſt uns, GOTT
zum Preiſe,
Ein herrlichs Gut, das er, auf wunderbarer Weiſe,
Jn unſerm Leben uns ſo wunderbar zu ſchencken,
So gnaͤdig wuͤrdiget; betrachten, uͤberdencken
Und wohl behertzigen. Denn es iſt eins der groͤſten,
Der wunderwuͤrdigſten und beſten,
Wenn man es recht betrachtet und erwegt,
Was unſer GOTT darinn fuͤr Nutz und Luſt gelegt.
Auf! laſſt uns in der Zeit und ihren Wechſel mercken
Auf unſre halbe Zeit. Es iſt die dunckle Nacht,
Es668
Es iſt der ſuͤſſe Schlaf, der uns des Schoͤpffers Macht,
Huld, Weisheit, Lieb und Groͤſſ, in Seinen Wunderwercken,
Aufs allerdeutlichſte recht uͤberzeuglich weiſſt.
Wie, daß man Jhn denn nicht erkennt und Jhn nicht preiſ’t!
Ach GOTT! Unendlichs Licht! bey Deſſen Herrlichkeit
Die allerdickſte Dunckelheit
Nicht ſchwartz, nicht dunckel iſt; bey Dem die Finſterniß
Nicht finſter, und bey Dem die Nacht ſelbſt, wie der Tag
Verklaͤrt iſt, leuchtet, glaͤntzt. Gieb, daß ich lehren mag
Was Dir gefaͤllig iſt! Ach! ſtaͤrcke meine Augen,
Daß ſie, was uns bisher verholen, ungewiß,
Und kaum bemercket war, zu ſehn, zu mercken taugen!
Ach! laß die Wunder in der Nacht,
Abſonderlich den Schlaf, wodurch Du uns begluͤckeſt,
Und faſt aufs neu belebſt, erfriſcheſt und erquickeſt,
Mir einen Spiegel ſeyn von Deiner Lieb und Macht!
Es iſt mehr, als man glaubt, Danck-und Bewunderns werth,
Was uns von GOTT im Schlaf vor Gnade wiederfaͤhrt.
Wenn wir aufmerckſam uͤberlegen,
Was GOTT, durch die Natur, zu unſrer Ruh,
Fuͤr Wunder-Dinge wuͤrck, und was ſie desfalls thu;
So kan man bloß allein
Aus den ſo wichtigen Beſchaͤfftigungen ſehen,
Wie wichtig und wie groß der Endzweck muͤſſe ſeyn,
Weshalben ſie mit ſo viel Kunſt geſchehen.
Wie eine Mutter ihrem Kinde,
Damit daſſelbige gelinde
Und ſanffte ſchlaffen mag, die Wiege zuzudecken,
Um eine Dunckelheit durch Kunſt ihm zu erwecken,
Und eine kleine Nacht zu machen pflegt;
So ziehet GOTTES Huld, die Sorge fuͤr uns traͤget,
Um669
Um jedes Theil der Welt, wenn wir von Muͤdigkeit,
Von Arbeit und von Muͤh gedruͤckt ſind, und geſchwaͤcht,
Wie ein Gewand, gewebt aus Dunckelheit,
An allen Orten vor. Wir ſind recht eingehuͤllet,
Jn duͤſterer Finſterniß, die alle Ding erfuͤllet,
Um alles das zu ſehn uns zu verwehren,
Was uns gewiß ſonſt wuͤrd in unſrer Ruhe ſtoͤhren.
Merckt, wie ſich die Natur, zu unſerm Nutz, bemuͤht!
Merckt, wie ſie gleichſam faſt die Welt, der Welt entzieht!
Sie hindert unſer Aug, ſo ſich nicht muͤde ſieht,
Daß, ob ſichs gleich nicht ſchließt, bloß durch die Dunckelheit
Es doch gehindert wird, was eigentlich zu ſchauen.
Sie ſcheinet ferner noch fuͤr jedermann,
So Pfad, als Weg und Stege zu verſtecken,
Daß man nicht gehn noch wandeln kan.
Sie ſucht ſo gar durch ein geheimes Grauen,
Der duncklen Schatten Kind, uns gaͤntzlich abzuſchrecken
Von allen Handlungen. Noch mehr, daß nichts die Ruh
Uns leicht zu unterbrechen tauge;
So zieht ſie wunderbar uns uͤber jedes Auge
Noch einen eignen Vorhang zu,
Der, wenn man ihn genau erweget und ermiſſt,
Nicht gnugſam zu bewundern iſt.
Man ſpuͤret uͤberdem, wie eine ſanffte Stille,
Zu eben dieſem Zweck ſodann die Lufft erfuͤlle,
Die ſonſten voll Geraͤuſch und uͤberall
Voll Toͤne, voller Lerm und Schall.
Wie dann vermuthlich auch viel rege Geiſtigkeiten,
Die aus dem Licht in uns entſtehn,
Auch wieder mit dem Licht vergehn.
Jn uns erhebt ſich aus dem Magen
Ein670
Ein feuchter Dufft umnebelt das Gehirn,
Betaͤubt die rege Krafft, erfuͤllet unſre Stirn,
Sinckt allgemach gantz unvermerckt hernieder,
Und druͤckt mit ſanffter Laſt der Augen ſchlaffe Lieder,
Des Leibes Fenſter-Schlaͤge, zu.
Dann ſchleicht der Schlaf herein,
Und bringet nicht das Aug und Ohr allein;
Den gantzen Leib, zur Ruh.
Es ſchlafen Hand und Fuß, es ſchlaͤfet Arm und Bein,
Es ſchlaͤft der gantze Menſch, jedoch das Hertze ruht
Und ſchlaͤft zu keiner Zeit: es treibet ſtets das Blut,
Jedoch ſo hefftig nicht: es gehen dennoch richtig
Die innern Raͤderchen. Dies Werckzeug bleibet tuͤchtig
Zu allen Handlungen, wie es vorhero war,
So gar,
Daß, um die Nahrungs-Saͤffte
Wol abzuſondern, zu vereinen,
Auch zum Verdauen, ihre Kraͤffte
Sich dann noch zu vermehren ſcheinen.
Bewunderns-wuͤrd’ges Werck der weiſen Lieb und Macht
Des Schoͤpffers dieſer Welt! Wer ſieht hier nicht die Spur
Der Allmacht, in dem Schooß der aͤmſigen Natur?
Und alles dieſes wird doch, leider! ſchlecht bedacht,
Ja mancher ſieht es gar mit ſcheelen Augen an:
Es iſt, ſpricht Trax, der Schlaff ein raͤub’riſcher Tyrann,
Der uns des groͤſſten Theils von unſerm Leben,
Das in ſo kleiner Maaß uns ohne das gegeben,
Gewaltfamlich beraubt: Es heiſt, daß er uns ſtaͤrcke,
Und unſer Leben uns verlaͤngre: aber mercke,
Daß er davor die Helfft, als einen Lohn fuͤr ſich,
Fuͤr ſeine Muͤhe nimmt. Jſt es nicht ſonderlich,
Daß671
Daß, um das Leben zu erwerben,
Man gleichſam taͤglich muͤſſe ſterben,
Hat nicht ein Schlafender dieſelbige Geſtalt
Von Todten, welcher warm, und gleicht ein Todter nicht
Faſt einem Schlafenden, der kalt?
Ach lieber Menſch! wer alſo ſpricht,
Zeigt faſt nichts menſchliches, und ſpricht mit Unbedacht.
Wo wir den ſuͤſſen Schlaf in Andacht nicht betrachten,
Und ihn nicht, als gewuͤrckt von GOTTES Finger achten;
So haben wir das Leben zugebracht
Noch aͤrger, als im Schlaf, ja gaͤntzlich wie ein Vieh.
Wenn uns, ſo lang es Tag, Fleiß, Arbeit, Sorg und Muͤh
Des Coͤrpers Krafft geſchwaͤcht, erſchoͤpfft, verzehret,
Wird alles wiederum uns auf das neu beſcheret
Durch dieſe Frucht der Nacht.
Wie ſchwartz, wie traurig iſt zuweilen unſer Sinn
Des Abends, ehe man ſich ſchlaffen leget;
Fruͤh aber, wenn man aufgewacht,
Jſt aller Gram verſchwunden und dahin,
Den wir des Abends ſpaͤt in unſrer Bruſt geheget.
Wie, fuͤhlen wir uns fruͤh nicht munter und erquickt,
Erfriſcht, aufs neu belebt, froh, faͤhig und geſchickt,
Das, was aus Muͤdigkeit wir muͤſſen unterlaſſen,
Von neuen wieder anzufaſſen!
Es hoͤrt, o Wunderwerck! des Coͤrpers Handlung auf,
Damit der Geiſter Krafft, die unſre Waͤrme naͤhret,
Wovon der Sinnen-Schaar den groͤſten Theil verzehret,
Sich mehr vereinen koͤnn und ſich verbinden,
Um unſer Lebens-Feur von neuen anzuzuͤnden:
Daher, wenn gleich bey uns das Fuͤhlen, Hoͤren, Sehn,
Bewegen, der Geruch, in Sinnen, ſtille ſtehn;
So672
So ſtehen doch in ſtetigem Geſchaͤffte,
Blut, Magen, Lung und Hertz, der Eingeweide Kraͤffte,
Nie muͤßig, nimmer ſtill; um wieder zu erſetzen
Was abgegangen war. Ach welche Suͤßigkeit!
Welch aͤnſſerlich und innerlichs Ergetzen
Empfindet man bey ſtiller Abend-Zeit,
Wenn wir den muͤden Leib auf weichen Feder-Decken,
Mit einigen Erwegen ſtrecken!
Wir fuͤhlen wie die muͤden Sehnen,
Jn ſuͤſſer Luſt, ſich aus einander dehnen.
Wodurch, wenn wir recht uͤberdaͤchten,
Wie GOTT den Leib ſo wunderbar formirt,
Und daß nur Jhm davor Lob, Preiß und Ruhm gebuͤhrt;
Wir Jhm in unſrer Luſt das beſte Danck-Lied braͤchten.
Man ſtelle ſich doch einſt die Welt und unſer Leben,
Als ohne Nacht, als ſonder Ruhe, fuͤr.
Welch elend Einerley wuͤrd alle Ding umgeben,
Welch eckle Lange-Weil und Stunden wuͤrden wir,
Bey einem ſteten Mittag, finden?
Wuͤrd uns ein ſolches Luſt-und Wechſel-loſes Ein
Richt unertraͤglich ſeyn?
Nie waͤr es ſpath, nie fruͤh,
Nie waͤr ein Morgen-Gold an den Saphiernen Hoͤhen,
Kein lieblichs Abend-Roth am Horizont zu ſehen.
Man ſaͤhe nimmermehr, im Dunckeln,
So vieler Sonnen Heer in hellen Sternen funckeln.
Ein unaufhoͤrliches Getoͤſe wuͤrde nie,
Durch eine ſanfft und holde Stille,
Wie itzt durch Nacht und Schlaf gemindert,
Der Menſchen Gram und Arbeit nie gelindert,
Und kurtz, es wuͤrd uns auf der Erden
Das673
Das Leben, ſonder Schlaf, und Nacht, verdruͤßlich werden.
Wer dieſen uns von GOTT geſchenckten Schatz die Ruh,
Nicht recht zu ſchaͤtzen weiß; der hoͤr einſt denen zu,
Fuͤr die das ſanffte Kind der ſtillen Schatten flieht,
Und ihnen bloß dadurch Geſundheit, Muth, Vergnuͤgen,
Ja offt Verſtand und Witz entzieht:
Wie ſie auf ihren Bett, als wie auf Dornen, liegen,
Wie Unruh, Bitterkeit und Unzufriedenheit,
Verwirrung, Grimm und Gram, Angſt und Verdruͤßlich -
keit,
Ohn Aufſchub ſie beſtuͤrmt, ſie wechſelsweiſe plaget,
Jhr Eingeweide kneipt, als wie ein Wurm ſie naget,
Und als ein Feur ſie brennt. Es wuͤrckt ihr ſiedend Blut,
Da es beſtaͤndig wallt, gedrengt wird und gepreſſt,
Daß, ſelber im Gehirn, der Seelen reine Gluht
Gedaͤmpfft, verſtreu’t, ſich kaum erkennen laͤſſt,
Und zu verleſchen droht. Es iſt fuͤrwahr ein Jammer
Der unbeſchreiblich iſt, es leidet Leib und Geiſt,
Als die die Unruh beyd aus ihren Schrancken reiſſt:
Daher, wenn alle Welt der ſuͤſſen Ruh ſich freuet,
Ein ſolcher jede Nacht, als ſeinen Hencker, ſcheuet.
Es wird ihr muͤrber Geiſt geplagt, verwirrt, geſchreckt,
Wenn ihn voll Phantaſey ein traͤger Schlummer weckt,
Der leicht und ſchwer zugleich.
Zur Folter wird das Bett, zum Kercker ſeine Kammer,
Wodurch ihm dann die gantze Welt,
Und alles, was darinn, biß auf den Tod mißfaͤllt,
Jſt es nun nicht ein Gluͤck, ein groſſes Gluͤck zu nennen,
Ein ſolches Ungluͤck nicht zu kennen?
Ja gar, an deſſen ſtatt, durch ein geruhig Schlaffen,
Dem Coͤrper und dem Geiſt aufs neue Krafft zu ſchaffen.
U uAch674
Ach ſo gedencke doch ein jeder,
Der alle Nacht ſo ſuͤß, ſo ſanffte ruht,
Und ſinge Dem, der ihm die Gnade thut,
Jn Ehrſurcht Danck-und Freuden-Lieder.
Wie angenehm nun aber auch die Ruh;
So iſt jedoch ein neues Wunder-Werck,
So wohl verdient, daß ich es hier bemerck,
Daß, ob ſie noch ſo ſuͤß; ſie doch nicht immerzu,
Und nur gewiſſe Zeit bey Thier und Menſchen waͤhret,
Jndem uns allen ja ein uͤbermaͤßigs Liegen
Nicht Ruh, nicht Luſt, Erquickung noch Vergnuͤgen
Erweckt und ſchafft, nein, uns vielmehr beſchwert:
So mein bewundernd Hertz denn zum Beweißthum nimmt,
Daß wir zum Muͤßiggang und Faulheit nicht beſtimmt;
Hingegen, daß von einem weiſen Weſen,
Wir, ordentlich zu wuͤrcken auserleſen.
Denn, waͤre nicht ein Ziel der Ruh uns angeſchaffen;
So wuͤrd ein groſſes Theil der Menſchen immer ſchlaffen.
Was koͤnnte wol auf dieſer Erden,
Wo mehrentheils die Luſt vermenget mit Beſchwerden,
Wo nicht allein der Leib matt und geſchwaͤchet wird,
Wo auch die Geiſter traͤg, unfaͤhig, ſtumpff, verirrt,
Bey ſteten Wachen ſind; wol anserſonnen werden,
Das, wie der ſanffte Schlaf, auf einmahl Leib und Geiſt
Verwunderlich erquickt, der Laͤßigkeit entreiſſt,
Und beyd aufs neu belebt. Was kann ein traurigs Hertz,
Das Sorg und Gram beklemmt, wenn auch ſein bittrer
Schmertz
Am unertraͤglichſten, und ſeine Noth am groͤſten,
So, daß er faſt erliegt, erfriſchen, ſtaͤrcken, troͤſten
Als wie ein feſter Schlaf? Verdruß, Furcht, Pein und Leid
Vergehen, hoͤren auf. Jn der Vergeſſenheit
Tief675
Tief unergruͤndlichs Meer, iſt alle Noth verſencket.
Jndem er ſie nicht fuͤhlt, und nicht daran gedencket;
So iſt ſie wuͤrcklich nicht. Was man von Lethens Fluth
Wol ehe fabulirt, das trifft hier gleichſam ein.
Scheint ein Betruͤbter nicht, ſo bald er ſchlaͤfft und ruht,
Mit dieſem holden Naß getraͤnckt zu ſeyn?
Wer Ehre, Gut und Blut, Haus, Weib und Kind muß
miſſen,
Wer elend, kranck und arm, im ſchwartzen Kercker ſteckt;
Wen ein ſchon naher Tod mit grauſem Blick erſchreckt,
Der iſt gleich ſeiner Angſt, ſo bald er ſchlaͤfft, entriſſen,
Und wird man ihn mit Recht, ſo lang er ſchlaͤfft, nicht koͤnnen
Gefangen, elend, arm und ungluͤckſeelig nennen.
Jndem ich dieſes ſchreib und ernſtlich uͤberdencke,
Wie leicht ein Sterblicher von Angſt und Jammer frey,
Und aus dem Ungluͤcks-Pfuhl heraus zu ziehen ſey,
Bloß durch den Schlaf allein, und daß, ſo lang er waͤhret,
Sein Leid fuͤr ihm ſo gut als wuͤrcklich aufgehoͤret;
So denck ich: wie vielmehr wird durch des Schlafes Bruder,
Ein hier Geaͤngſteter, durch Jammer, Schmach und Pein,
Von aller Noth befreyt, im Grabe ruhig ſeyn,
Wenn er von allen dem, wodurch er auf der Erden,
Mit Armuth, Froſt und Pein, mit Jammer und Beſchwerden,
Auch wenn die Leidenſchafft ſein Jnnerſtes durchwuͤhlt,
Auf einmahl frey gemacht, nicht das geringſte fuͤhlt.
Wie aber, faͤllſt du mir vielleicht, mein Leſer, ein:
Soll einem Schlafenden ein Todter aͤhnlich ſeyn,
Wo bleibt der Himmel denn? der Stand der ſeel gen
Seelen;
Soll bis zum juͤngſten Tag er uns denn etwann fehlen?
U u 2Be -676
Befuͤrchte nicht, daß ſich dadurch dein Gluͤck verſaͤume,
Du denckeſt nicht daran, daß man im Schlaf auch traͤume.
Sprich nicht, was Traͤumerey, es iſt ein leichter Schaum
So eitel und ſo leer nicht einſt, als wie ein Traum.
Nein, dencke beſſer nach: es faſſt ja dein Verſtand
Nicht, was die Traͤume ſind.
Dir iſt, wie ihre Quell, ihr Weſen unbekannt,
Doch magſt du, was du willt, von Traͤumen meynen;
So wirſt du hoffentlich doch dieſes nicht verneinen,
Daß unſre Seel im Traum, Beaͤngſtigung und Freude,
Vergnuͤgen und Verdruß verſpuͤr, empfind und leide.
Jn welch empfindliches Vergnuͤgen kann uns nicht
Ein angenehmer Traum verſetzen!
Kein wuͤrckliches Ergoͤtzen
Durchdringt die Seele ſo. Ein ſolches Freuden-Licht,
Als wie uns offt im Traum beſtrahlet,
Beſtrahlt uns wachend nie. Ein uͤberirdiſch Weſen
Wird uns im Traum bisweilen vorgemahlet,
Zumahl, wenn unſer Leib durch Kranckheit abgezehrt
Die zur Geſundheit dient, nun anfaͤngt zu geneſen,
Und die Gefahr entweicht und aufgehoͤrt,
Der Kranckheit-Wuſt verjagt, vertrieben, ausgefuͤhrt,
Die Seele, da der Feind beſieget, triumphiert.
Hiedurch nun, da das Blut aufs neue circuliert;
Wird Coͤrper, Seel und Geiſt aufs lieblichſte geruͤhrt,
Und inniglich erfriſcht, erquickt, ja faſt verklaͤrt:
Es wird auf ſolche Art der Seelen
Ein uͤberſchwengliches Vergnuͤgen nimmer fehlen.
Nur liegt es bloß daran; ein ſolches Traͤumen waͤhrt
Nur gar zu kurtze Zeit.
Des laugen Schlaffs, des Todes Traum hingegen,
Wird677
Wird nicht mehr Lieblichkeit und Wuͤrcklichkeit nur hegen;
Nein, auch von laͤnger Daur und ſeeliger noch ſeyn.
Du faͤhrſt vielleicht noch fort, und wirffſt mir ferner ein:
Es koͤnne ſich ein Traum hierher durchaus nicht ſchicken,
Als der ein Gegen-Satz der Wuͤrcklichkeit ja ſey:
So nenn es ein Geſicht, ſo nenn es ein Entzuͤcken,
Genung, daß allenfalls die Traͤume mancherley.
Die Wuͤrcklichkeit, die du ſo ſtarck begehreſt,
Jſt etwas ohnedem, das dir gantz unbekannt.
Was du nicht greiffen kannſt, nicht ſchmeckeſt, ſiehſt noch hoͤreſt,
Haͤlt dein von Vor-Urtheil verfinſterter Verſtand
So gut, als waͤr es nicht.
Gerad, als koͤnnten dich die Sinnen lehren,
Gerad, als ob ſie Richter waͤren
Von wahrer Wuͤrcklichkeit: da doch die Seel allein,
Von dem, was weſentlich, von einem wahren Seyn,
Das, was man weiß, begreifft.
Wie koͤnnten Engel, Geiſter, Seelen,
Als welchen ja die Sinne fehlen,
Was wuͤrckliches empfinden und verſtehn,
Wenn ſie die Wuͤrcklichkeit der Dinge, die geſchehn,
Nicht, als durch Sinnen nur, empfuͤnden.
Es wuͤrde, wenn ſie ſonſt nicht fuͤhlten und verſtuͤnden,
Jhr eigne Wuͤrcklichkeit, zuſammt der Wuͤrcklichkeit
Der Dinge, in-und nach der Zeit,
Nach unſerem Begriff, verſchwinden.
Uns zeigt demnach ein Traum weit mehr, als man gedencket;
Verdienet folglich auch, daß man Verſtand und Witz
Auf ihn ein wenig mehr, als man gewohnt iſt, lencket,
Dieweil ihr Weſen uns mehr, als man glaubet, nuͤtz.
Es iſt ein Traum geſchickt uns zu entdecken,
U u 3Von678
Von welcher Art die Feuchtigkeiten ſeyn,
Die in des Coͤrpers Miſchung ſtecken.
Mich deucht ich treff hierinnen etwas an,
Das uns zu herrlichen Gedancken leiten kan.
Es ſcheinet uns ſo gar ein Traum zu zeigen,
Wie unſre Seel ein Dencken, ſo ihr eigen,
Und von den Sinnen gantz verſchiedlich.
Mich deucht, daß ich im Traum faſt eine Probe ſehe,
Auf welche Weiſ ein Geiſt und eine Seele,
Fuͤr ſich allein gedenck und auch beſtehe,
Ohn daß ſie mit dem Coͤrper ſich vermaͤhle,
Jndem ſie ohne Licht, und ſonder Auge,
Jm Traum zu ſehn und zu empfinden tauge.
Man kann durch eines Traums wohl angewandte Lehren,
Zugleich uns unſre Groͤſſ und Nichtigkeit erklaͤren.
Die kluͤgſten Menſchen, wenn ſie wachen,
Sind, wenn ſie traͤumen, dumm,
Es lauffen gantz verworr’ne Sachen
Jn ihrem Kopff herum.
Das billig denn von unſrer Niedrigkeit,
Uns eine Lehre ſollte geben,
Da wir die halbe Zeit
Von unſern gantzen Leben,
Jn einer halb nicht wahr-halb wahren Thorheit ſchweben.
Wie geht es aber zu, daß Toͤne, ſonder Klang,
Daß Farben, ſonder Farb und Strahlen, ſonder Licht,
Daß Coͤrper, die nicht breit, nicht lang,
Man ſonder Ohren und Geſicht,
Jm Schlaff und Traum erblickt,
Aufs wenigſte zu ſehn vermeinet?
Ja, was mir noch am Traum gantz unbegreifflich ſcheinet,
Jſt679
Jſt, daß uns offt gar traͤumt, uns traͤume.
Wenn wir im Schlaf offt gute Reime
Ohn alle Schwuͤrigkeit erfinden:
Wenn wir im Traum recht gute Lehren
Von einem Fremden etwan hoͤren,
Wie geht dies zu? geſchicht es ohne mich,
Daß jemand in mir mit mir ſpricht?
Bin ich derſelbige, der mir wovon Bericht,
Durch eines andern Mund, ertheilt, und innerlich,
So daß es niemand ſonſt, als ich, verſtehe, ſaget,
Das, wornach ich kein eintzigmal gefraget?
Da wir nun das, was in uns ſelbſt geſchicht,
Nicht kennen und nicht faſſen;
Wie wird ſich denn von uns doch die verborgne Spur,
Der maͤchtigen Natur,
Ergruͤblen und begreiffen laſſen?
Man uͤberlege doch und dencke,
Wie ſonderbar, wie ſeltſam, wie verſchiedlich,
Wie unerwartet, fremd, wie ſehr veraͤnderlich,
Wie naͤrriſch bald, bald klug, wie eckelhafft, wie niedlich,
Vergnuͤglich, thoͤricht, wild, gewaltig, groß und klein,
Wie ſchreck-und laͤcherlich, wie ungeformt und zierlich,
Wie albern, wie geſcheut, wie ernſthafft, wie poßirlich,
Die nicht zu bildende behende Traͤume ſeyn.
Es laͤſſet uns, von ihrem leichten Weſen,
St. Auguſtin ein artig Gleichniß leſen:
Wie, wenn man einen Wurm, den, wegen vieler Fuͤſſe
Man Tauſend-fuͤſſer nennt,
Jn kleine Stuͤcke theilet;
Es recht verwunderlich, wie alles laͤufft und eilet,
Wie jedes Stuͤckgen flieht, bald hier, bald dahin rennt,
U u 4Und680
Und doch nicht weiß, wohin. Denn alle ſind
Bis auf das erſte Stuͤck, woran der Kopff noch, blind.
Jndeſſen lauffen ſie beſtaͤndig hin und her,
Als ob ein jedes Stuͤck ein gantzes Wuͤrmgen waͤr:
Dort rennet eins auf ſechs, hier eins auf ſieben Fuͤſſen,
Wie ſie der Zufall gab, und traͤgt am andern Ort
Das Stuͤckgen Leib und Seel, ſo ſein iſt, mit ſich fort;
Man ſiehet, ſie ſich fliehn, ſich ſtoſſen und mit Hauffen
Bald an-bald von einander lauffen.
Nicht anders gehet es in unſrer Ruh
Mit unſern Traͤumen zu:
Scheint einer etwan erſt manierlich, ordentlich,
Gleich bricht er und zertheilet ſich
Jn tauſend Grillen, welche fliegen,
Sich ſencken, ſich begegnen, lauffen, ſtehn,
Verworren durch einander gehn,
So, daß nicht zwo geſchickt ſich wiederum zu fuͤgen.
Wenn man in einer klaren Fluth
Sich ſpiegelt, ſich beſieht, iſt alles deutlich, rein
Und eigentlich zu ſehen.
Allein,
So bald man ſie bewegt; wird alſobald
Die deutlichſte Geſtalt,
Verzogen, auseinander gehen,
Nachdem die wallenden nie ſtillen Circkel ſich
Jn klein und groſſe Creiſe drehen:
Auf gleiche Weiſe ſcheint die Phantaſie,
Jn einer ſtets geſtoͤrten Harmonie,
Jm Traum, wie eine Fluth, beweget,
Wodurch wir Theile ſehn,
Die nicht zuſammen hangen,
Und681
Und Bilder, die den Augenblick vergehn,
Da ſie ſich kaum zu bilden angefangen.
Man kann jedoch noch ziemlich deutlich machen,
Woher ſo wunderlich verworr’ne Sachen
Jm Traum uns vorgeſtellet ſeyn.
Verſtimmet einſt ein Jnſtrument,
Verſucht ſodenn, ob ihr die Toͤne,
Die ſonſt ſo lieblich, rein und ſchoͤne,
Aus ſelben zwingen koͤnnt?
Jhr werdet nichts aus ihm, als Diſſonantzen bringen,
Die wunderlich und elend klingen.
So, wenn der Leib verſtimmt, die Nerven nachgelaſſen,
Wie koͤnnen ſie ſodann den Ton behalten,
Wie kann denn das Gehirn was anders faſſen,
Als ungeformt und ſeltſame Geſtalten,
Die ſonder Harmonie, und nicht zuſammen hangen.
Wie aber, und warum wir eben die Jdeen
Und and’re nicht an deren Stelle ſehen;
Warum ſo leicht die, welche laͤngſt vergangen,
Als unlaͤngſt erſt geſehne Bilder kommen;
Ob ſie, als wie ein Schall,
Der durch den Wiederhall
Zuruͤcke kehrt, von uns vernommen,
Und ſo gehoͤret wird, wie ihn der Mund gebohren,
Ob er ſich gleich ſchon eine Zeit verlohren;
Ob, ſag ich, etwan auch auf gleiche Weiſe,
Die Bilder, die nicht mehr zu ſehen,
An ſtatt vollkommen zu vergehen,
Noch bleiben, und zuruͤcke kehren;
Jſt nicht ſo leichte zu erklaͤren.
Nicht minder, ob und wie ſo Seel und Geiſt,
U u 5Bey682
Bey Traͤumen ſich geſchaͤfftig weiſt,
Da wir im Traum offt ernſthafft diſputiren,
Und, wie bereits geſagt, auch gar poetiſiren.
So wie die Coͤrper Coͤrper zeugen;
So iſt es unſern Seelen eigen,
Gedancken aus ſich ſelbſt hervor zu bringen:
Die Kinder nun, die aus der Seel entſpringen,
Sind auch im Traum ſo gar ein Theil von unſrer Seelen,
Wie man ja dieſes deutlich ſpuͤrt,
Wird unſre Seele nicht in Traͤumen ſtarck geruͤhrt,
Verurſacht ihr ein Traum nicht ein empfindlichs Quaͤlen?
Wird ſie nicht auch gar offt in Traum ergoͤtzt?
Kann nicht ein Traum ihr Angſt und Grauen, Furcht und
Schrecken,
Und ſolche Leidenſchafft und Regungen erwecken,
Daß ſie dadurch gantz aus ſich ſelbſt geſetzt,
Das Blut in Adern treibt, Schweiß aus dem Coͤrper preßt,
Und wahre Thraͤnen flieſſen laͤſſt.
Dies kann uns nun zugleich entdecken,
Wie ſehr die Seele auch in Traum, durch Gram und Pein,
Offt ſehr bewegt, offt ſehr empfindlich ſeyn.
Entſetzlich iſt die Angſt, unleidlich iſt der Schmertz,
So uns ein ſchwerer Traum erwecken,
Und in uns wuͤrcken kann. Wenn das beklemmte Hertz,
Von banger Furcht erfuͤllt, blutgier’ge Raͤuber ſchrecken,
Die in geſchwaͤrtzten Moͤrder-Hoͤlen,
Uns zu zerſleiſchen, zu entſeelen,
Mit Stahl und Flammen drohn. Wenn aufgeſperrte Ra -
chen,
Von Tigern, Baſilisken, Drachen,
Um uns zu wuͤrgen, zu zerſticken,
Den683
Den heiſſen Zahn, mit knirſchendem Geraͤuſch,
Jn das ſchon angefaſſte Fleiſch,
Ergrimmt bereits zuſammen druͤcken.
Wenn wir offt ſchwartz-und aufgeſperrte Klauen
Verlarffter Schreck-Geſpenſter ſchauen,
Die ſie bereits zum Greiffen ausgeſtreckt,
Und man von Schrecken ſtarr, ſodann,
Um ihnen zu entfliehn, kein Glied nicht regen kann.
Wer in ſo naher Noth von ohngefehr erweckt,
Und ſchnell ermuntert wird, ſcheint von des Todes Schwelle,
Ja gleichſam ſelbſten aus der Hoͤlle,
Entriſſen und befreyt.
Wenn nur dergleichen Traum vielleicht nach dieſer Zeit,
Verruchter Suͤnder Seelen ſchreckte,
Bis an den juͤngſten Tag,
Vermeint ihr, daß darinn nicht eine Straffe ſteckte?
Wie duͤrfft es um dich ſtehen,
Wann nicht, wie hier, durch unſre Sinnlichkeit,
Die Bilder, die uns nicht gefallen, nicht vergehen?
Wann nicht, wie hier auf dieſer Welt,
Da, was uns etwan nicht gefaͤllt,
Sich durch die Sinnlichkeit laͤſſt aus dem Sinne ſchlagen;
Und die erſchrecklichſten Gedancken ſich verjagen:
Nein, unaufhoͤrlich dir von deinem Leben
Das ſcheußlichſte fuͤr Augen duͤrffte ſchweben?
Es ſcheinet ſelbſt zur Straff ein ſolches Quaͤlen,
Recht eigentlich dem Weſen unſrer Seelen,
Und ihrer Art gemaͤs,
So lang ſie ſonder Leib, im Dencken auch zu leiden;
Und dies iſt ſchrecklich gnug.
Jedoch,684
Jedoch, mich leitet dies vielleicht zu weit
Von meinem erſten Zweck, und aus den Schrancken,
Die ich mir vorgeſetzt zu dieſer Wechſel-Zeit.
Die Abſicht war allein, dem Groſſen GOTT zu dancken
Fuͤr Seine Weisheit, Lieb und wunderbare Macht,
Womit Er uͤber uns, auch wenn wir ſchlaffen, wacht.
Und Seine Wunder-Huld in Seinen Wercken,
Jn ehrerbietiger Betrachtung zu bemercken.
Dies iſt vor andern ja der Menſchen Schuldigkeit,
Mit Luſt, zu unſerm Heil, den Schoͤpffer anzuſehn,
Und danckend Seinen Ruhm nach Moͤglichkeit erhoͤhn.
Das Behten heiſſt den Schoͤpffer ehren,
Und bloß von Seiner Guͤt und Macht
Was, das uns nuͤtzlich iſt, erſuchen und begehren:
Einfolglich wird es GOTT mit allem Recht gebracht.
Das Dancken aber fluͤſſt und faſſt in ſich
Lob, Jnbrunſt, Andacht, Frenden-Triebe,
Preis, Ehr, Erkenntlichkeit und Liebe.
Ja, man empfindet inniglich
Recht eine kindliche Begier,
Die Seele, Sinnen, Geiſt und Leben,
O ew’ge Lieb und Schoͤpffer, Dir
Gantz aufzuopffern, hinzugeben.
Wofern der Menſchen Seele nun
Was GOTT-gefaͤlliges noch in ſich heget;
So wird ein ſolches bruͤnſtigs Wallen,
Durch Lieb und Danckbarkeit erreget,
Dem Groſſen Vater nicht mißfallen.
So laß denn itzt, o Ew’ge Guͤte!
Mein Dancken Dir gefaͤllig ſeyn,
Das ich, voll Andacht, Dir allein,
Aus685
Aus inniglich-geruͤhretem Gemuͤthe,
Zum Anfang dieſes Jahrs, befliſſen bin zu weih’n!
Es iſt ja wol der Muͤhe werth,
Die Geiſter einſt zuruͤck zu lencken,
Und voller Jnbrunſt zu gedencken
Auf das, was uns der HERR im vor’gen Jahr beſchehrt.
Was in dem Geiſtlichen, durch den geweihten Orden,
Und ſonderlich durch Wolff, uns vorgetragen worden:
Wie in dem Leiblichen auch unſre gantze Stadt
Des Hoͤchſten Herrſchers Schutz ſo ſtarck verſpuͤret hat,
Daß, ob gleich uͤberall und von ſo manchem Ort
Ein Drangſals-Sturm, ein Ungluͤcks-Nord
Das Wohlfahrts-Schiff ergrimmt genung beſtuͤrmet;
Es unter GOTTES Hut dennoch beſchirmet,
Und wohlbehalten blieb.
Wie haſt Du nicht, o GOTT! das abgewichne Jahr
Mit unbeſchreiblichem Heil, Ueberfluß und Seegen,
So Stadt als Land gekroͤnt! wie mancherley Gefahr,
Von Feuers-Brunſt, von Waſſers-Fluthen,
Von ſtuͤrmeriſcher Lufft, die Deines Eifers Ruthen,
Sind, HERR, durch Deine Gnaden-Hand,
So treulich von uns abgewandt.
Du haſt auf unſern Gaſſen,
Jn eines jeden Haus, o ew’ger Seegens-Born!
Dich, voller Gnad und Huld, nicht unbezeigt gelaſſen.
Wie fuͤll’teſt Du das Land mit Fruͤchten, Wein und Korn
Mit Obſt: mit Wild ſo gar;
Daß auch das fette Jahr,
Das drey und zwanzigſte noch kaum ſo fruchtbar war.
Es hat an Trauben ja das Holtz von einer Reben
Vierhundert Sechszehn mir gegeben:
Ja686
Ja allenthalben hat der Weinſtock viel gebracht,
So daß man gar in Hamburg Wein gemacht.
Wie wolfeil war das Fleiſch, ſowol was zahm, als wild:
Man konnte Ochſen-Fleiſch um wenig Pfennig heuer,
Und ein Pfund Schweine-Fleiſch um eben ſo viel kauffen,
War mit Gefluͤgel nicht die Lufft ſo ſehr erfuͤllt?
Von Srammets-Voͤgeln galt ein Hauffen
Von zwantzig Stuͤck, zwey Groſchen und zwey Dreyer.
Es ſpreche jeder denn mit bruͤnſtigen Gemuͤthe,
Wie theur, O GOTT, iſt Deine Guͤte!
Was hat nicht jeder Guts in ſeinem Haus erhalten!
Wenn recht als wie ein Seegens-Guß
Geſundheit, Nahrung, Ueberfluß,
So wol den Jungen, als den Alten,
Sich reichlich mitgetheilt; ſo huldreich zugewandt;
Es zaͤhlt es keine Zung, es faſſt es kein Verſtand.
Wie mancher ſchloß ohn Unmuht, ſonder Quaal,
Drey hundert fuͤnf und ſechzig mal
Die, mit dem ſuͤſſen Schlaf erfuͤllten Augen-Lieder,
Des Abends ſanffte zu, und oͤffnete ſie wieder
Des Morgens ja ſo offt. Wie mancher hat nicht minder
Dergleichen Gluͤck erlebt, daß jedes ſeiner Kinder
Jm abgewichnen Jahr, mehr als vier tauſend Stunden
Dergleichen Gluͤck, nur bloß im Schlaf, empfunden:
Ohn mehr, als noch ſo viel, die mancher ohn Verdruß
(Wofern er den ihm ſelber nicht gemacht)
Jm Wachen vor’ges Jahr behalten, zugebracht.
Ach GOTT! ſo viel Secunden und Minuten,
Als im verwichnen Jahr geweſen und verfloſſen,
So viele Quellen auch von tauſendfachem Guten,
So, nebſt den Meinigen, auch ich genoſſen,
So687
So Du, o HERR! auf uns gelencket,
Sind, ich erkenn es wol, mir bloß durch Dich geſchencket:
Denn jeder kleiner Augenblick
Jſt ja von unſrer Zeit ein weſentliches Stuͤck,
Worinn uns GOTT nicht nur das Leben,
Auch alles das zugleich, was Er auf dieſer Welt,
An Gut, Bequemlichkeit, Geſundheit uns gegeben,
Recht wunderbar erhalten, noch erhaͤlt.
Nicht nur ein Jahr, ein Tag und eine Stunde,
Ein jede fluͤchtige Secunde
Verdienet ja demnach, daß man in Ehrfurcht dencket:
Du haſt uns, Groſſer GOTT, derſelbigen ſo viel,
Und uns in jeglicher ſo mancherley geſchencket.
Wie haſt Du Groſſes ALL auch mich
Jm abgewichnen Jahr abſonderlich
So mancher Bitte doch gewaͤhret,
Und ſo viel Gutes mir beſcheret.
Denn ob mir gleich im vor’gen Jahr
Ein ploͤtzlich Ungluͤck uͤberkam,
Da ich im Fallen Schaden nahm,
Und mir von meinem Arm ſo gar,
Wie ſtarck er gleich, der obre Knochen
Dennoch entzwey gebrochen:
So hab ich doch, o Schoͤpffer! Deine Huld,
Auch ſelbſt in dieſem Stand, empfunden.
Du ſchenckteſt mir Bequemlichkeit,
Gelaſſenheit, Geduld,
Du linderteſt, ſowol wenn ich verbunden,
Als ſonſt, der Schmertzen Hefftigkeit:
So, daß ich, weil der Bruch gantz rein;
Faſt keine Pein,
Wenn688
Wenn ich verbunden war, gefuͤhlt. Jch dancke Dir,
Liebreicher GOTT, Du beſter Artzt, dafuͤr,
Daß Du ſo vaͤterlich Dich meiner angenommen!
Jch hab aufs neu Gelegenheit
Bey dieſem Zufall uͤberkommen,
Des Schoͤpffers Weisheit, Macht und Guͤtigkeit,
Die Er in Bildungen der Coͤrper zeigt, zu preiſen.
Wie koͤnnt Er guͤtiger ſich gegen uns erweiſen,
Als da Er wunderbar den Knochen
Wollt eine Eigenſchafft ertheilen,
Daß, wenn ſie wo, von ungefehr gebrochen;
Sie ſelbſt geſchickt, ſich wiederum zu heilen,
Ohn daß mit wilder Pein und ſchmertzlichen Beſchwerden,
So Haut als Fleiſch erſt duͤrfft zerſchnitten werden.
Was dieſes fuͤr ein Gluͤck, weiß der allein zu ſchaͤtzen,
Den Zufaͤll ohngefehr in ſolchen Stand verſetzen.
Es hat mir GOTT auch wollen goͤnnen,
Daß der Geſundheit abzuwarten,
Nebſt meiner Jlsgen auf den Garten,
Jch bey recht angenehm-und ſchoͤner Witterung,
Die Waſſer, aus Pyrmont, frey von Belaͤſtigung,
Mit guter Wirckung trincken koͤnnen.
Wenn dieſes Waſſer nun ſo edlen Balſam heget,
So danck ich GOTT, daß Er die Krafft darein geleget,
Zumal da offenbar,
Wovor abſonderlich ich meinem Schoͤpffer preiſe,
Daß mir der Coͤrper, auf die Weiſe,
Zu der mich bald darauf betroffenen Gefahr
Des Armbruchs, zugericht’t, gereinigt war.
Auch689
Auch haſt Du GOTT und Vater abermahl
Jn dieſem Jahr die achte Zahl
Von meinen Kindern noch vermehret,
Und mir noch einen Sohn beſcheret,
Fuͤr den, ſo wie auch fuͤr die andern alle,
Jch Deine Huld noch ferner zu erbitten
Mich nicht enthalten kan. Was ich hier bruͤnſtig lalle,
Das hoͤre, liebſter GOTT! erbarme doch aus Gnaden
Dich ihrer fernerhin, wie Du bisher gethan,
Und nimm Dich Vaͤterlich der kleinen Heerde an!
Ach! habe Deine Luſt an ihnen,
Und laß ſie Dir getreu aus allen Kraͤfften dienen!
Gieb ihnen Deine Groͤß und Liebe zu erkennen;
So werden ſie ſich nicht von Deinen Wegen trennen!
Noch iſt mit Recht von mir die Gnade hoch zu ſchaͤtzen,
Daß, da ich den GENEST zu uͤberſetzen,
Jm abgewichnen Jahr mir vorgenommen,
Jch ebenfalls damit begluͤckt zu Stande kommen!
Muß ich nun auch in dieſem Jahr,
Nach unſrer Stadt Verfaſſung, mich bequemen,
Das ſchwere Richter-Amt zu uͤbernehmen;
So ſchuͤtze Du mich, HERR, fuͤr allerley Gefahr,
Und ruͤſte Du mich aus, mit ſolcher Krafft,
Mit ſolchen Tugenden, mit ſolcher Eigenſchafft,
Die ein ſo wichtig Amt erfodert!
Wenn etwan, ohne Noth, ein ſchneller Eifer lodert;
Laß mich ihn mit Vernunfft beſaͤnfftigen und daͤmpffen!
Laß mich jedoch mit Ernſt der Laſter Brut bekaͤmpffen!
Ach ſende mir dazu aus Deiner heil’gen Hoͤhe
Der Weisheit Licht, voll Vorſicht und voll Klarheit,
Daß ich die offtermahls ſo ſehr verſteckte Wahrheit
X xKann690
Kann durch den ſchwartzen Dunſt der ſchnoͤden Luͤgen
ſehn!
Gieb, daß ich offt den Zweck von meinem Amt ermeſſe,
Und nie der Billigkeit und meiner Pflicht vergeſſe;
Die Frommen nemlich zu beſchuͤtzen,
Die Boͤſen, kann es ſeyn, zur Beſſerung zu leiten,
Und die Grund-Boͤſen auszureuten!
Ach laß mir kein Geſchenck die reine Hand beſchmitzen!
Laß keine Menſchen-Furcht bey mir das Recht verdrehn,
Um etwan die Perſon im Richten anzuſehn!
Laß mich mit Redlichkeit und Treu mein Amt verwalten,
Und Reich-und Armen gleich, der Wage Zuͤnglein halten!
Ach HERR! ach laß es nicht geſchehn,
Daß, durch Affecten weggeriſſen,
Jch uͤbereilet, mich im Urtheln mag vergehn!
Ach gieb mir Wiſſen und Gewiſſen!
Gieb mir Geduld, bedaͤchtlich anzuhoͤren,
Und laß nie Ungeduld gerechte Klagen ſtoͤhren!
Ach mache mein Gedaͤchtniß kraͤfftig!
Ach ſchaͤrfft mir den denckenden Verſtand!
Ach mache mir das rechte Recht bekannt!
Mein Wille ſey nie traͤg! vielmehr geſchaͤfftig!
Laß mich aus Leidenſchafft doch keine frembde Sachen
Zu meiner Sache machen!
Laß mich, aus Ungunſt, Haß und Neid,
Am hoͤchſten Recht zu ſtarck nicht kleben,
Auch niemand etwas Unrechts geben,
Aus ungegruͤndeter Barmhertzigkeit!
Wenn meine Zung ein Urtheil ſpricht,
Sey es dem Redlichen ergoͤtzlich.
Ach HERR! es ſey mir Dein Gericht,
Mehr, als den Streitenden, entſetzlich.
Denn691
Denn dieſe hadern unter mir,
Jch aber richte unter Dir.
Laß, wenn der Sachen Eigenſchafft;
Und ihre Faͤlle zweifelhafft,
Mich mehr geneigt ſeyn, loßzuzaͤhlen,
Als ſtrenge Straffen zu erwaͤhlen.
Es ſey mein Anſehn nie durch ſchelten, ſchnarchen, pochen,
Und naͤrrſchen Amts-Trutz unterbrochen!
Gieb, daß mit aufgeklaͤrt - und heiterem Geſichte,
Jch nicht als ein Tyrann, nein, als ein Vater richte!
Und daß ich voller Lieb und Sanff tmuth jedem zeige
Daß ich ihm Gutes goͤnn und doch das Recht nicht beuge!
Gieb, daß die Sanfftmuth auch ſo weit ſich nicht er -
ſtrecke,
Daß ein Gewaltiger mich ſchrecke,
Und mich, auch in dem kleinſten Dinge,
Den Niedrigen zu unterdruͤcken zwinge!
Gieb, daß ich dergeſtalt gelaſſen,
Bemuͤht ſey, ſo das Urtheil abzufaſſen,
Daß niemand Urſach haben moͤge,
Wenn Leidenſchafften mich verfuͤhren,
Von mir an mich zu appelliren.
Laß mich mit Niedertraͤchtigkeit
Mein wichtig Amt niemahls beflecken|,
Doch aber auch zu keiner Zeit
Mich hoͤher, als mein Amt geht, ſtrecken!
Gieb, daß im Strudel-reichen Meer,
Der offt nur gar zu ſehr gedehneten Geſetze,
Mit Vorbedacht nicht nur, auch nicht von ungefehr,
Jch andre nicht, auch nicht mich ſelbſt verletze!
Ach laß mich nicht der mancherley Beſchwerden,
Noch der Gerichts-Zeit, muͤde werden!
X x 2Gieb,692
Gieb, daß abſonderlich in dieſen zweyen Jahren,
Jch ſonſten nichts zum Lohn zu haben ſey befliſſen,
Von meinem redlichen Verfahren,
Als bloß allein ein gut Gewiſſen.
Gieb, daß ich, Dir allein zum Preiſe,
Der Du, aus vielen, mich zu dieſem Stand erhoben,
Mich immer dergeſtalt erweiſe;
Daß Dich auch meine Thaten loben!
Sollt ich denn etwan nicht des Amtes End erleben,
So wolleſt du mir, HERR, ein ſelig’s Ende geben!
Wird es mir aber, HERR, durch deine Huld gelingen;
Werd ich die Zeit geſund und gluͤcklich uͤberbringen;
So gieb, daß ich nicht moͤge nur allein
Daruͤber hertzlich mich erfreuen,
Und Dir in Ehrfurcht danckbar ſeyn;
Ach laß mein Saiten Spiel ſodann, wie vor, erklingen!
Ach laß mich voller Brunſt, ſodann von neuen,
Jn Deinen herrlichen Geſchoͤpffen, Dich beſingen!
Jndeß gieb, daß ſo offt wir uns zur Ruhe legen,
Wir Dein ſo herrlich Werck, an unſern Schlaf, er -
wegen,
Laß unſer Hertz davor durch Dancken Dich erhoͤhn,
Da Du ſo Nutz, als Luſt im Schlaffen uns beſchieden,
So ſprechen wir mit Recht, wenn wir zur Ruhe gehn,
Jch lieg und ſchlafe gantz mit Frieden.
GOt -693

GOttes Groͤſſe.

Zirckel, den kein Menſch mit Worten,
Und kein Geiſt, durch Dencken, miſſt,
Deſſen Mittel aller Orten,
Deſſen Umkreiß nirgends iſt!
Geiſt, der Geiſtern Geiſt und Leben
Krafft und Herrlichkeit gegeben:
Durch die Groͤſſe wird Dein Stand
Kund zwar, doch auch unbekannt.
Du, als der Unwandelbare,
Legeſt keine Zeit zuruͤck.
Deine Stunden, Tag und Jahre
Sind ein ſteter Augenblick.
GOTT, vor dem beſtaͤndig ſtehet,
Was entſteht, und was vergehet!
Quell der grauen Ewigkeit,
Ewigs Jtzt, beſtaͤndigs Heut!
Auch der kluͤg’ſten Geiſter Schrancken
Sind zu eng, zu kurtz ihr Ziel.
Den geſchaͤrffteſten Gedancken
Jſt ein Nichts ſchon viel zu viel:
Wer will ſich denn traͤumen laſſen,
Ein unendlichs All zu faſſen,
Das, was Erd und Himmel hegt,
Jn ſich ſelbſt begreifft und traͤgt?
X x 3Wenn694
Wenn nun meine Seele ſpuͤret,
Daß, nebſt der Gedancken Heer,
Sie ſich ſelbſt in GOTT verliehret,
Wie ein Tropffen in dem Meer;
So ſoll mir, zu Deinen Ehren,
Dein Geſchoͤpff die Groͤſſ erklaͤren.
Jede Deiner Creatur
Zeiget Deiner Groͤſſe Spur.
Seh ich dort ein Sternchen ſtrahlen,
Und erwege, wie ſein Schein
Meiſtens pflegt viel hundert mahlen
Groͤſſer, als die Welt zu ſeyn;
Seh ich, wie ein and’rer blitzet,
Der beym erſten nahe ſitzet;
So gedenck ich wer wol miſſt,
Welch ein Raum dazwiſchen iſt?
Wenn ich dann noch weiter gehe,
Und auf einen dritten Stern,
Mein erſtauntes Auge drehe,
Der vom erſten etwas fern,
Und erwege drauf die Breite,
Groͤſſ und ungeheure Weite
Dieſes Orts; ſo koͤmmt mir ein:
Kein Platz koͤnne groͤſſer ſeyn.
Wenn695
Wenn ich aber endlich dencke,
Was der Suͤd - und Norder-Pol
Wol fuͤr einen Raum verſchrencke,
Und was dieſer Abgrund wol
Fuͤr ein Sternen-Heer bedecke;
So erſtaun ich, zittr, erſchrecke.
Mein ſo gar verſchlung’ner Sinn
Weiß nicht, ob und was ich bin.
Hat ein Geiſt ſo ferne Schrancken;
Jſt ein menſchlichs Hertz ſo kuͤhn;
Durch den Raum, nur in Gedancken,
Eine Linie zu ziehn,
Und ihm bliebe dennoch druͤber
Eine Krafft zu dencken uͤber;
Der erwege, GOTT zum Preis,
Einmahl dieſes Durchſchnitts Creis.
Ja, was groͤſſers noch zu weiſen,
Wie iſt doch ein Creis ſo klein,
Bey den Millionen Creiſen,
Die an ſolcher Ruͤnde ſeyn,
Was gleicht ſolcher Kugel Dichte,
Flaͤche, Feſtigkeit, Gewichte!
Nun denckt an den Brunn des Lichts;
Gegen Den dies alles nichts!
X x 4Sollt696
Sollt ein gantzes Rund der Erden,
HERR, durch Deine Wunder-Hand,
Aus jedwedem Staͤubchen werden,
Und aus jedem Koͤrnchen Sand:
Waͤr ein Creis von ſolcher Groͤſſe,
Der ſie all in ſich beſchloͤſſe;
Wuͤrd er gegen GOTT doch klein,
Und nicht einſt ein Staͤubchen ſeyn.
Sollte gar von ſolchen Erden
Auch der allerkleinſte Staub
Zu viel tauſend Nullen werden,
Und zu Zahlen jedes Laub;
Ueberſtiege doch vielmahlen
GOTTES Groͤſſe dieſe Zahlen,
Ja ſelbſt dieſer Zahlen Heer,
Wenn’s in ſich vermehret waͤr.
Nur des HERRN Vollkommenheiten,
Wobey auch die finſtre Zahl,
Ewiger Unendlichkeiten,
Nicht die erſte Zahl einmahl,
Ueberſteigen ſo die Schrancken
Menſch - und Engliſcher Gedancken,
Daß, was aller Schaͤrffe denckt,
Sich wie nichts in Jhn verſenckt.
Des697
Des Verſtandes Aug erblindet,
Weil bey GOTTES Majeſtaͤt
Alles endliche verſchwindet,
Aller Zahlen Zahl vergeht;
Alle Laͤnge, Tieff und Weite,
Alle Hoͤhe, Groͤſſ und Breite,
Wird nicht enge, flach noch klein,
Hoͤrt gar auf ein Maaß zu ſeyn.
Zitt’re denn, o mein Gemuͤthe!
Aber nein, erzitt’re nicht!
Dieſe Groͤſſ iſt nichts als Guͤte,
Dieſer Glantz ein Gnaden-Licht.
Zaͤrtlichkeit und Neigungs-Triebe,
Sanfftmuth, Huld, Geduld und Liebe
Sind des Schoͤpffers Eigenſchafft,
Und die Wuͤrckung Seiner Krafft.
X x 5Die698

Die lehrende Ruinen.

Nachdem ich bey dem Kern und Auszug kluger Geiſter,
Dem Welt-bekannten Burgermeiſter,
Dem theuren Anderſon, juͤngſt Seinen groſſen Schatz,
Von tauſend Wundern ſah: und tauſend Seltenheiten,
Womit Sein Haus erfuͤllt, recht als ein Sammel-Platz
Von dem, was ſonſt in den verborgnen Gruͤnden
Der Erden und der See zu finden,
(Von deren Ordnung, Meng und Trefflichkeiten
Jch kuͤnfftig mehr zu melden Willens bin)
Bewundernd angeſchaut, mit faſt erſtauntem Sinn,
Und bald darauf daſelbſt, von einer fremden Hand,
Ein Wunderwerck der Kunſt in raren Riſſen fand;
Bin ich bey dem, was ich geſehn, gehoͤrt, geleſen,
Mehr als vergnuͤgt, mehr als erſtaunt, geweſen.
Beruͤhmter Obriſt Lieutenant,
Verſuchter Looſe Du, der an Geſchicklichkeit,
An Tapferkeit, Erfahrung und Verſtand,
Zumal im Feſtungs-Bau, der Erd-meß-Zeichnungs-Kunſt,
Abſonderlich an weit entfernten Reiſen,
Die Du durch Ottomans und Deines Koͤnigs Gunſt,
Jm Orient gethan, wie Deine Riſſe weiſen,
Nicht Deines gleichen kennſt; was haſt Du uns gezeigt!
Wir haben was geſehn, ſo alles uͤberſteigt
Was Hamburg ſonſt erblickt.
Des grauen Alterthums vorlaͤngſt verſchwundne Zeiten,
So die Vergeſſenheit ſchon lange weggeruͤckt,
Verjuͤnget Deine Kunſt, Du ſtellſt an Seltenheiten,
Was699
Was gleichſam ſchon zu nichts geworden war,
Aus Moder, Aſch und Graus uns auf das Neue dar.
Du zeigeſt uns nicht nur
Die Wunder der Natur,
Die Lage, die Geſtalt der Laͤnder und der Erden
Aufs allerrichtigſte; Du zeigeſt uns zugleich
Die Wunder, ſo durch Menſchen Witz und Staͤrcke
Vor dem geweſen ſind, und noch gefunden werden.
Da wir durch Deine Kunſt hier das vor Augen haben,
Was ſo viel Secula, was ſo viel Sand begraben.
Denn nichts als eine Laſt von Steinen
Fehlt Deinem Zauberwerck; Erfindung, Ordonantz,
Der Maſſe Richtigkeit,
Worinnen die Vollkommenheit
Und Herrlichkeit der Kunſt beſtehen,
Sind hier, in Deinem Riß, aufs deutlichſte zu ſehen.
Es zeigt uns Deine kluge Hand
Aegypten, das gelobte Land,
Coloſſen, Graͤber, Mauſoleen,
Geweſne Tempel, jetzt Moſcheen,
Palmyra, deſſen Reſt mich ungemein ergoͤtzt,
Und mich zugleich in Furcht und in Erſtaunen ſetzt,
Deß ungezaͤhlter Saͤulen Menge
Zerbrochner Uber-Reſt, ein wunderbar Gepraͤnge
Noch in dem Staube zeigt. Die unterbrochnen Gaͤnge,
Die nicht zu zaͤhlen ſind, die kommen mir
Als lauter Grotten-Wercke fuͤr:
Jn welcher Nettigkeit und Moder, Luſt und Grauſen,
Verachtung, Majeſtaͤt, erbaͤrmlich-ſchoͤn,
Vermiſcht, verwirrt, vereint zu ſehn;
Wo Barbarey und Kunſt verknuͤpft zuſammen hauſen.
Jch700
Jch habe drauf die gantze Nacht
Mit tauſend Traͤumen zugebracht.
Jtzt, da ich meinen Sinn auf das vergangne lencke,
Und, was ich geſtern ſah, noch einmahl uͤberdencke,
Die Wunder der Natur, das Wunder-Werck der Kunſt;
Erhebet ſich in mir ein truͤber Schwermuths-Dunſt,
Benebelt mein Gehirn, wird der erſtaunten Geiſter
Jn einen Augenblick Tyrann und Ober-Meiſter:
Ein kalter Schauder preſſt und aͤngſtet Hertz und Sinn,
Und meine Seele ſelbſt empfand ein ſchuͤchtern Grauen,
So viele Wunder-Werck im Staub und Graus zu ſchauen.
Welch ein fataler Fall, welch ſchreckliches Exempel!
Der koͤſtlich-praͤchtige Sophien-Tempel,
Ein Wunder-Werck der neuen Zeit,
An Heiligkeit, an Pracht, an Kunſt und Koſtbarkeit,
Jſt Mahometh geweyht.
Von Tuͤrckſchen Seuffzern dampfft und duͤnſtet der Altar,
Der ehemahls den Chriſten heilig war.
Erſchrecklich-ſtrenge Macht der Raͤuberiſchen Zeit!
Was laͤſſet uns dein Grimm fuͤr wilde Proben ſehen!
Von welcher grauſen Koſtbarkeit
Sind deine graͤßliche Tropheen!
Sie hauchen wuͤrcklich noch aus Schutt und Graus
So Majeſtaͤt als Ehrfurcht aus.
Von ihrem Uber-Reſt praͤgt ein bemoſter Stein
Zugleich Erſtaunen, Gram, Verwund’rung, Mitleid, ein.
Ja eine Lehre ſelbſt find ich daran geſchrieben,
Die auch im Schutt und Graus ſelbſt unverſehrt geblieben,
Ja die ſo gar in ihrem Sturtz und Fall
Recht ausgedruͤckt, und uͤberall
Erſt deutlich vorgeſtellt,
Die701
Die jedem, der es lieſt, gleich in die Augen faͤllt:
Der Menſchen Werck iſt, wie er ſelber, nichtig,
Vergaͤnglich, wandelbar und fluͤchtig.
Ja, fiel mir ferner ein,
Wer weiß, ob dies, was wir in ihnen leſen,
Von ihrem eigentlichen Seyn,
Jhr wahrer Endzweck nicht geweſen?
Wer weiß, ob GOTT ſie nicht zum Fall erbauen laſſen;
Damit die Menſchheit, recht die Eitelkeit zu faſſen,
Von der Vergaͤnglichkeit ein unvergaͤnglich Bild,
Ein uͤberzeugend Buch, mit Wahrheit angefuͤllt,
Vor Augen haben moͤcht? Und wenn ichs recht erwege,
Und ſonder Vorurtheil den Zuſtand uͤberlege;
So koͤnnen uns die praͤchtigen Ruinen,
Auf dieſe Art, zu mehr Erbauung dienen,
Als ihre vor’ge Pracht.
Man kann in ihrem Schutt mehr Troſt und Lehre finden,
Als wenn ſie noch, wie vor, im Glantz und Schimmer
ſtuͤnden.
Wo etwas auf der Welt geſchickt, zu GOTT zu leiten;
So iſt es dies verworrne A. B. C.
Jn welchem ich, in deutlich-heller Klarheit,
Auch in gebrochnen Lettern, ſeh,
Die Lehre voller Licht und Wahrheit
Von irdiſchen Vergaͤnglichkeiten.
Be -702

Bewaͤhrtes Mittel, Gemuͤths - Bewegungen zu ſtillen.

Zu leugnen iſt es nicht,
Daß eine ſtarcke Leidenſchafft
Die Muskeln im Geſicht
Veraͤnder und bewege,
Mithin ein and’re Min errege.
Nun fragt ſichs, ob ſo lang, als ſolche Stellung waͤhrt,
Auch der Affect nicht wenigſtens beſteht,
Und ob denn folglich auch, wenn man ſie anders kehrt;
Die Leidenſchafft nicht eh vergeht?
Mir kommt es glaublich vor, daß es ſich ſo verhaͤlt.
Wann es uns Menſchen nun viel leichter faͤllt,
Die Zuͤge des Geſichts zu zwingen,
Als das ſtarck wallende Gebluͤth,
Und ein entzuͤndetes Gemuͤth
Zur Stille ſo gar ſchnell zu bringen;
So deucht mich, waͤr es gut mit Ernſt darauf zu dencken,
Wann etwan unſer Geiſt vor Zorn und Unmuth gluͤht,
Die Muskeln im Geſicht zuerſt zu recht zu lencken
Und gleichſam mit Gewalt die Augen aufzuklaͤren,
Den Mund zu ziehn, zuſammt den Augen-Branen.
Dies wird zum Gleichgewicht gewiſſe Wege bahnen,
Und der Affect wird nicht mehr lange waͤhren.
Ge -703

Gedancken auf den Schnupff - Toback.

Wann ich offtermals mit andern ſelber Schnupff-To -
back genommen,
Bin ich je zuweilen wol auf die Gedancken kommen:
Was fuͤr Urſach uns doch treibe, zum Vergnuͤgen, Staub
zu wehlen?
Man erkaufft ihn, traͤgt ihn bey ſich, braucht ihn oͤffters,
reicht ihn gar,
Aus gantz ſeltner Hoͤflichkeit, ungefodert andern dar.
Ja, was wunderns wehrt, man nahet ihn zum Hirn, dem
Sitz der Seelen:
Necht, als ſuche man mit ihm den Verſtand ſelbſt zu vermaͤhlen.
Scheint es nicht, als wenn der Trieb uns dadurch erinnern
wolle,
Daß die Seele dieſe Wahrheit oͤffters uͤberlegen ſolle:
Lieber Menſch, du ſelber biſt Staub, und ſtammeſt aus der Erden,
Wirſt auch, eh du dichs verſiehſt, wieder Staub und Er - den werden?
Schluß704

Schluß.

Sieht man eine ſchoͤne Bluhme,
Sieht man gruͤnes Laub und Gras;
Ach! ſo denckt nur, GOTT zum Ruhme:
Ey! GOTT Lob! wie ſchoͤn iſt das!
Jn des Schoͤpffers Wunder-Wercken
Seine Macht und Weisheit mercken,
Und, an der Geſchoͤpffe Schaͤtzen,
GOTT zu Ehren, ſich ergoͤtzen;
Dient nicht nur zur Luſt fuͤr euch;
Jſt ein GOTTES-Dienſt zugleich.
Adam ſelbſt im Paradeiſe,
Hat, auf eben dieſe Weiſe,
Sich zur Luſt und GOTT zum Preiſe,
Jhn als Schoͤpffer zu erhoͤhn,
Sein Geſchoͤpff offt angeſehn:
Ja er wuͤrde, GOTT zur Ehre,
Wenn er nicht gefallen waͤre;
An des Schoͤpffers Wunder-Gaben
Ewig ſich gelabet haben.
Darum wende jedermann
Seiner Seelen Sinn und Kraͤffte,
Zu ſo lieblichem Geſchaͤffte,
Wiederum mit Freuden an:
Sich von neuen zu bereiten,
Zum Genuß der Herrlichkeiten,
Die in jenem Himmels-Garten
Unſrer warten.
Regi -[705]

Regiſter uͤber die in dieſem Buche befindlichen Poeſien.

I. Der Ueberſetzung von den Grund-Saͤtzen der Welt-Weis - heit des Hrn. Abts Geneſt.

Jm Erſten Buch.

  • Von den Welt-Weiſen. 3
  • Von dem Urſprunge der Welt. 21
  • Von dem Geiſt und Coͤrper. 27
  • Von GOTT 45
  • Allgemeine Betrachtungen von der Mate - rie und Bewegung. 71
  • Von den Eigenſchafften der Materie. 81
  • Von den Geſetzen der Bewegung. 103

Jm Zweyten Buch.

  • Von den Elementen. 121
  • Von dem Bau der Welt. 157
  • Von der Sonne, Planeten und Fir - mament. 181
Y yVon[706]Regiſter.
  • Von der Leichte und Schwere, von der Ebbe und Fluht. 225
  • Von der ſubtilen Materie. 241
  • Von den abſonderlichen Bewegungen. 247
  • Von den Jahres-Zeiten. 257
  • Betrachtung uͤber die Ordnung und Dauer der Welt. 267

Jm Dritten Buch.

  • Von den fuͤhlbaren Vorwuͤrffen insgemein. 273
  • Von der Haͤrte und Fluͤßigkeit. 283
  • Von der Hitze und Kaͤlte. 303
  • Vom Geſchmack. 329
  • Vom Geruch. 343
  • Vom Ton. 357
  • Vom Licht. 367
  • Von der Farbe. 383
  • Von den durchſichtigen und nicht durchſich - tigen Dingen 401
  • Betrachtung hieruͤber. 407

Jm Vierten Buch.

  • Von den Sinnlichkeiten insgemein. 413
  • Vom Gehoͤr. 436
  • Betrachtungen hieruͤber. 443
  • Vom Geſicht. 453
  • Betrachtungen hieruͤber. 473
Von[707]Regiſter.
  • Von Spiegeln und Fern Glaͤſern. 483
  • Von dem Sitz der Sinnlichkeiten. 495
  • Betrachtungen uͤber die Jdeen. 525
  • Von Vereinigung und dem Unterſcheid der Seele und des Coͤrpers. 547

II. Des Hrn. Ueberſetzerseigne Gedichte.

Die mit[]bezeichneten handeln von gleicher Materie mit verſchiedenen in vorigen Theilen.

  • []Der Sonne Schoͤnheit des Abends hinter einem Gebuͤſche. 608
  • Mittel, die Affecten zu beſaͤnfftigen 702
  • Baum. ſ. Caſtanien.
  • Der Bluhmen bewundernswuͤrdige Ordnung in der Folge.
  • Bluͤhte. ſ. Caſtanien-Baum.
  • Caſtanien-Baum in der Bluͤhte. 593
  • Engliſch Graß. 602
  • Erſtlinge der Fruͤchte. 623
  • Folge der Bluhmen, ſ. B.
  • Mannigfaltige Freude im Fruͤhling. 604
  • Friſch umgegrabenes Land im Fruͤhlinge. 586
  • Fruͤchte, Erſtlinge derſelben.
  • Gebuͤſche vor der untergehenden Sonne. 608
  • Geſang zur Zeit eines Ungewitters. 598
Y y 2Gra -[708]Regiſter.
  • Graben. ſ. Waſſer.
  • Graß. ſ. Engliſch.
  • Groͤſſe GOTTES. 693
  • Jris Perſica. 588
  • Friſch umgegrabenes Land im Fruͤhlinge. 586
  • Bewundernswuͤrdige Ordnung der Bluhmen in der Folge. ſ. Bluhmen.
  • Die lehrende Ruinen. 698
  • []Uber die Schmetterlinge. 627
  • Der Seeligen Zuſtand beym Anfang des Jahrs 1727. 579
  • Der Schlaff, bey dem Anfange des 1728ſten Jahres. 667
  • Gedancken uͤber den Schnupff-Toback. 703
  • Schoͤnheit der Sonne zur Abend-Zeit hinter einem Gebuͤſche. 608
  • Schonkilje. 579
  • Der ſchoͤnſte Thau. 590
  • Ungewitter. ſ. Geſang.
  • Ein gruͤnbebluͤhmter Waſſer-Graben. 584
  • Wein - und Eßig-Roſen. 616
  • Verherrlichung der Wercke GOttes in der Seele. 578
  • Winter-Vergnuͤgen im Zimmer. 625

About this transcription

TextHerrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest
Author Barthold Heinrich Brockes
Extent738 images; 123141 tokens; 18156 types; 807568 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationHerrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest nebst verschiedenen eigenen theils Physicalischen theils Moralischen Gedichten, als des Jrdischen Vergnügens in Gott Dritter Theil Barthold Heinrich Brockes. 2. Auflage. [7] Bl., 704 S., [3] Bl. : Ill. (Frontispiz) König und RichterHamburg1730.

Identification

HAB Wolfenbüttel HAB Wolfenbüttel, M: Lo 677:2 (1)

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationBelletristik; Lyrik; Belletristik; Lyrik; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:29:22Z
Identifiers
Availability

Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.

Holding LibraryHAB Wolfenbüttel
ShelfmarkHAB Wolfenbüttel, M: Lo 677:2 (1)
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.