Dem Durchlauchtigſten Fuͤrſten und Herrn, HERRN Wilhelm, Landgrafen und Erbprinzen zu Heſſen, Fuͤrſten zu Hersfeld, Grafen zu Cazzenelnbogen, Diez, Ziegenhain, Nidda und Schaumburg ꝛc. ꝛc. ꝛc. Regierenden Grafen zu Hanau ꝛc. ꝛc. ꝛc. Meinem gnaͤdigſten Fuͤrſten und Herrn.
Wenn ich von meiner Niedrigkeit auf den Thron Ew. Hochfuͤrſtlichen Durchlaucht ſehe, worauf Hoͤchſtdieſelbe die Vorſicht erhoͤhet hat; Wenn ich Hoͤchſtderoſelben erhabene Einſichten in die Wiſſenſchaften betrachte, und dabei erwege, wie bedenklich es iſt, ſich in dieſen aufgeklaͤrten Zeiten dem Urteil der gelehrten Welt oͤffentlich darzuſtellen; Ja wenn ich endlich das weite Feld der Bergwerkskunde uͤberdenke, und mich dabei errinnere, daß meine Kentnis darinnen noch ſehr unvollkommen iſt: So wechſeln Zweifel und Vorwuͤrfe bei mir mit einander ab, ob ich es wagen, und dieſem geringen Werk den hohen Nahmen eines ſo groſen Prinzens vorſezzen doͤrfe, Deſſen Anherrn ſich um die Wiſſenſchaften einen unſterblichen Ruhm erworben haben, und Deren Fustapfen die Tritte Ew. Hochfuͤrſt - lichen Durchlaucht ſind. Sehe ich dagegen auf der andern Seite aber auf die vorzuͤglichgroſe Wolthaten zuruͤk, wodurch Ew. Hochfuͤrſtliche Durchlaucht, und auch ſchon Jhro Koͤnigliche Hoheit die regierende Frau Landgraͤfin Maria zu Heſſen zur Zeit Hoͤchſtderoſelben glorwuͤrdigſten Regentſchaft meine Neigung zu der Mathe - matik, der Natur - und der Berg - und Salzwerkswiſſenſchaft anzufeuern, und zu unterſtuͤzzen gnaͤdigſt geruhet haben: So beſiegt iene Schwierigkeiten die Ehrfurcht und der Dank, die heilige Pflichten getreuer Unterthanen ſind. Jhnen Durchlauchtigſter Landgraf, gnaͤdigſter Fuͤrſt und Herr! bin ich in allen Abſichten alle Verehrung und Unter - wuͤrfigkeit ſchuldig, und wie ſolte ich alſo laͤnger verſaͤumen davon ein oͤffentliches Zeugnis abzulegen? Geſtatten Sie daher gnaͤdigſt Durchlauchtigſter Herr! daß Hoͤchſt - denenſelben ich dieſe, ob zwar geringe Blaͤtter, als ein Opfer der Dankbegierde, mit dem lebhafteſten und innerſten Gefuͤhl der Ehrfurcht unterthaͤnigſt zu Fuͤſen legen, und hierdurch zugleich vor Hoͤchſtderoſelben geheiligten Perſohn von meinen Bemuͤhungen einigermaſen Rechenſchaft ablegen darf. Die fuͤrſtlichgroſe Geſinnungen Ew. Hochfuͤrſtlichen Durchlaucht laſſen mich mit einer ehrfurchtsvollen Zuverſicht hoffen, daß Hoͤchſtdieſelbe, nach der Hoͤchſt - denenſelben angebohrnen Huld und Gnade, dieſe meine Kuͤhnheit, um ihrer guten Abſicht willen, nicht mit Ungnade anſehen werden.
Der guͤtige GOtt, der uns in der unſchaͤzbaren Perſohn Ew. Hochfuͤrſtlichen Durchlaucht, einen weiſen, gnaͤdigen, und gerechtigkeitsvollen Regenten, einen Vater des Vaterlands geſchenkt hat, der ſezze Hoͤchſtderoſelben, und Hoͤchſtdero Frau Gemahlin Koͤnigliche Hoheit theuerſte Jahre bis zu dem ſpaͤteſten Alter der Menſchheit hinaus, und erhalte das geſamte fuͤrſtliche Haus bis in die graue Zukunft in dem bluͤhendeſten Stand, damit Hoͤchſtdeſſelben erhoͤheter Ruhm bis in die Unſterblichkeit fortdauern, Hoͤchſtderoſelben getreue Unterthanen aber die reichſte Fruͤchte einer ſo preiswuͤrdigſten und geſeegneten Regierung ernden und genieſen moͤgen.
Wuͤrdigen Ew. Hochfuͤrſtliche Durchlaucht mich, daß ich unter dieſen eiferigen und ſehnſuchtsvollen Wuͤnſchen in der tiefſten Ehrfurcht verharren darf Durchlauchtigſter Landgraf Gnaͤdigſter Erbprinz und Herr, Ew. Hochfuͤrſtlichen Durchlaucht
unterthaͤnigſter Knecht Franz Ludwig Cancrinus.
So ungern ich auch weitlaͤuftig bin, und ſo gern ich das - ienige uͤbergehe, was man ſonſt ſchlieſen und urteilen kan: So finde ich doch noͤtig zu dieſem Werk eine Vorrede zu ſchreiben, um darinnen das Eine und das Andere zu erinnern, welches zu ſeiner Rechtfertigung etwas beitragen kan. Jch will meine Gedanken, die ich bei dieſem Buch gehabt habe, den geneigteſten Leſern kurz eroͤfnen, und dann noch dieienige Stuͤkke anzeigen, worinnen ich etwa gefehlt haben kan. Kein Buch iſt ohne Fehler, und das Meinige wird daher unter dieſen am wenigſten eine Ausnahme verdienen.
**JchVorrede.Jch habe dieſes Werk um deswillen in den Druk gegeben, damit ich den Anfaͤngern und den Reiſenden der Bergwerkskunde einen Vor - geſchmak von denen Bergwerken, nach ihrem ganzen Umfang beibringen, und dieſe Beſchreibung um deſto gemeinnuͤzziger machen moͤgte. Betruͤge ich mich dabei in meiner Hofnung nicht, daß zugleich auch die - ienige, dieſe meine Arbeit nicht ohne Nuzzen, oder ohne Vergnuͤgen leſen werden, die entweder ſchon Aemter bei dem Bergbau begleiten, oder auf die Natur der Dinge, und die Ausuͤbung der Mathematik aufmerkſam ſind: So wird meine Abſicht eine doppelte Belohnung, und meine Bloͤdigkeit in dem Schreiben eine Aufmunterung erhalten. Einige werden vielleicht mein Unternehmen billigen, andere aber meine Bemuͤhungen in vielen Abſichten tadeln. Von dem, daß ich die Be - ſchaffenheit der Werke zu viel entdekt haͤtte, und daß ich die Handarbeiten wol ſelbſt wenig kente, ob ich ſchon vieles verbeſſern wolte, werden manche ſehr vieles reden. Jch muß mir dieſes alles gefallen laſſen: Jch muß dabei aber auch bekennen, daß ich mich mit dem in einen Streit einzu - laſſen nicht gewohnt bin, dem es entweder an einem guten Vorſaz, oder an den Gruͤnden und der noͤtigen Einſicht fehlet. Doch ich rede in dieſen Ausdruͤkken nicht von Maͤnnern, unter deren Fuͤhrung und Freund - ſchaft Leute von meinem geringen Wiſſen allemal gluͤklich ſind. So viel will ich inzwiſchen bei denen Vorwuͤrfen, die ich mir vielleicht aus einer allzugroſen Beſorgnis bei denen mache, die weniger vor die Welt denken,nurVorrede.nur erinnern, daß ich, wann ich nicht zu viel ſage, nur natuͤrlich gedacht, daß ich die Bergwerke, deren keins dem andern Nachteile erwekken, und keins zu viel Metall machen kan, nicht mehr, als Schluͤter, Lehmann, Boͤſe und andere Auctoren entdekt, und daß ich die Arbeiten ſelbſt, ob ich mir ſchon ein anderes Ziel vorgeſtekt hatte, nicht ohne groſe Muͤhe mit mancherlei Erfahrungen durchwandert habe, wobei mir der treue Unterricht meines geliebten Vaters eine ſehr groſe Erleichterung verſchaft hat.
Dis ſei genug, ſo viel die Abſicht dieſes Werks betrift! Nun muß ich auch noch von ſeiner innern Beſchaffenheit reden. Jch kan darinnen gar oft gefehlt, oder geirt haben. Dis leugne ich nicht: Welche ſind aber dieſe Maͤngel? Es koͤnnen dieſe ſein. Jn Dingen, die nicht auf Empfindungen, und dem Urteil der Menſchen, ſondern blos auf der Erzaͤhlung anderer beruhen, kan ich auf meiner Reiſe, bei meiner damals ohnehin nicht uͤberfluͤſſigen Zeit leicht gefehlt haben. Ob der Mangel der Einſicht, oder des guten Willens anderer daran Schuld geweſen iſt? das weis ich nicht. Jch hoffe keins von beiden. So viel aber weis ich, daß ich das, was ich auf dieſer meiner Reiſe aufgezeichnet, nicht ohne Urteil niedergeſchrieben habe. Solten dem ohngeachtet aber doch der - gleichen Jrthuͤmer mit eingelaufen ſein: So glaube ich, daß ſie zu dem Weſentlichen der Sache eben nicht viel beitragen, weil ſie meiſt aͤuſerliche Dinge betreffen. Manches mag ſich indeſſen auch ſeit den Jahren 1763** 2undVorrede.und 1764, da ich das Vergnuͤgen hatte, die beſchriebene Werke zu beſe - hen, geaͤndert haben.
Dis iſt noch nicht genug. Jch mag ſelbſt Fehler in dieſem kleinen Werk begangen haben. Jch habe die Zeichnungen zu denen Kupfern nicht ſtets nach der mahleriſchen Perſpectiv entworfen. Was war aber Schuld daran? Jch entwarf vor das erſte viele um deswillen nicht nach der wahren Perſpectiv, weil ich alles auf einmal, ohne Grund-Stand - und Durchſchnittsriſſe vorſtellen, und dadurch mehrere Kupfer vermei - den wolte: Vor das andere wolte ich gern dieſe und iene Figuren nach ihrer wahren Groͤſe, und die vorzuͤglichſte Teile der Maſchinen, obſchon auf eine gezwungene Art, nach dem Maasſtab in das Geſicht ſtellen: Und vor das dritte fande ich bei meinen uͤbrigen vielen Geſchaͤften nicht die erforderliche Zeit zu aufenthaltlichen und weitlaͤuftigen Zeichnungen. Jch hoffe inzwiſchen, daß ich das Weſen der Maſchinen, und zwar hauptſaͤchlich derienigen, die nicht leicht einem Jeden zu Geſicht kommen, dargeſtelt habe. Dieſes doͤrfte aber auch meinem Zweck gemaͤs ſein, weil ich kein Theater von Bergwerksmaſchinen zu ſchreiben geſonnen bin.
Man findet uͤberdis auch verſchiedene Schreib - und Drukfehler in dieſem Buch. Jch habe hoffentlich, ſo viel mir die Zeit erlaubt hat, die mehreſte bemerket. Verſchiedene koͤnnen indeſſen noch in dieſem Werk ſein. Auch dieſe wird man entſchuldigen, da ich die CorrecturnichtVorrede.nicht uͤbernehmen, und die Fehler verbeſſern konte, die aus Geſchwin - digkeit, und einer eben nicht groſen Deutlichkeit des Manuſcripts herruͤhrten.
Dis moͤgten die Hauptfehler ſein, die ich mir noch zur Zeit ſelbſt vorzuruͤkken weis, und damit bin ich, nach meinem Ermeſſen, vor eine Vorrede ſchon ziemlich weitlaͤuftig geweſen. Doch muß ich noch etwas erinnern. Jch habe dieſes Werk, wie ich wenigſtens hoffe und wuͤnſche, in einem natuͤrlichen Zuſammenhang vorgetragen: Jch habe die Materien ſo unterſchieden, wie es die Bergwerkskunde, nach der Manchfaltigkeit der auf einander folgenden Gegenſtaͤnde erfordert: Ja ich habe auch hier und da, die Gruͤnde der Verfahrungsarten, und die Theorie dieſer Lehre mit eingemiſcht, damit ich dieſe Bergwerke in einer Art von einem Lehrgebaͤude beſchreiben moͤgte. Solte dieſe Me - thode von Kennern nicht misbilliget werden: So wird mir ſolches zu der Erfuͤllung meines Entſchluſſes ein Beweggrund ſein, die erſte Gruͤnde der Bergwerkskunde, und der Bergſtaats - und Bergprivatrechtslehre, wenn mir GOtt neben den Geſchaͤften meines Dienſtes Geſundheit, Kraͤfte, und Zeit verleihen wird, in einem natuͤrlichen Zuſammen - hang in dem Druk ausgehen zu laſſen, um auch hierinnen der Welt in einem ſo geringen Teil, als er nur ſein mag, nuͤzlich zu werden.
** 3WennVorrede.Wenn ich endlich bei dieſem allen in meinen Urteilen, welche dieſe und iene Arbeiten betreffen, etwa irre ſein ſolte: So bitte ich, daß man mich auf eine beſcheidene Art, die ich allzeit ſehr hoch zu ſchaͤzzen weis, von der Wahrheit uͤberzeugen, und dadurch meine geringe Kentnis er - weitern moͤge.
Hiermit empfiehlet ſich zu des Leſers geneigtem Wolwollen
der Auctor.
Nach der Erzaͤhlung des Winkelmanns iſt dieſes Bergwerk in dem Jahr 1590 entdekt worden. Die Fundgrube in dem Freudenthal ſoll im Jahr 1593 in dem Quartal Reminiscere 1600 -, im folgenden Jahr aber 1680 Guͤlden, Ausbeute gegeben haben, welche im Jahr 1595 bis auf 913 Guͤlden 22 Weispfennige herunter gefallen iſt. Nach dieſem Betrieb, und im Jahr 1659 und 1660 iſt dieſes Bergwerk von der Landesherrſchaft auf das Neue wieder belegt, und bisher betrieben worden.
Die Gebirge in dieſer Gegend ſind nicht ſehr hoch. Sie beſtehen aus ſanften, und zu Bergwerken ſehr ſchiklichen Bergen, welche mit denen Thaͤlern ſtets abwechſeln, und ſich in eine groſe Laͤnge und Breite erſtrekken. Man findet daher in dieſer Gegend keine ſehr hohe, oder ſtuͤkkelichte und pralligte Gebirge, wie ſie die Bergwerkskuͤndiger zu nennen gewohnt ſind.
Das Bergwerk ſelbſt liegt gegen Mitternacht, eine halbe Stunde von Frankenberg, zwiſchen dieſem Ort und Geismar, an der Eder hinunter. Es liegt in einem ſchoͤnen und ſanften Gebirg, welches auf zwei Seiten, nach der Laͤnge, mit Thaͤlern umgeben iſt, die ihren Fall nach dem tiefſten Thal haben, in welchem die Eder flieſet. Dasienige Thal, welches von Frankenberg aus zur rechten Hand liegt, wird wegen einem darin - nen gelegenen Dorf Gernshauſen, der gernshaͤuſer -, das zur Linken aber der hain - bacher Grund genennet.
Jn dem hainbacher Grund haben die Aeltere ſchon oben an dem Dorf Geismar, und zwar an dem Fus des Gebirges gebauet. Sie haben faſt Schacht an Schacht geſezzet, und dieſes Werk das Gnadenthal genennet. Die Neuere haben noch unter dieſem Werk zu bauen angefangen. Sie nennen dieſe Arbeit das neue -, iene aber, in Betracht dieſer, das alte Gnadenthal.
Es iſt dieſes Gebirg mit Waſſer angefuͤllet, welche in denen nieder gemachten Schaͤchten zuſammen laufen. Damit man nun die Schaͤchte von dem Waſſer befreien, und in ihnen ungehindert, und zu allen Zeiten arbeiten koͤnne: So iſt nicht weit von der Eder an dem Ende des hainbacher Grunds, welcher an dieſem Gebirg gelegen iſt, und ſehr viel von dem Horizont abfaͤlt, ein Stollen angefangen, und bis in dieſes Werk getrieben worden, welcher die Waſſer in der iezzigen Teufe der Erze loͤſet.
Jn dem gegen uͤber liegenden Fus dieſes Gebirges, auf der Seite des gernshaͤuſer Grundes, liegt noch ein anderes Werk, welches das Freudenthal genennet wird. Es iſt auch dieſes waſſernoͤtig, und darum iſt aus dem gernshaͤuſer Grund ein Stollen auf die hier liegende Schaͤchte gebauet worden. Es liegt dieſer Stollen, weil aus die - ſem Grund, von der Eder herauf, keine hinlaͤngliche Teufe einzubringen ſein ſoll, 8 Lachter hoͤher, als das Erzfloͤz. Er loͤſet daher nur die Tagewaſſer, keines weges aber dieienige, welche auf dem Floͤz ſind.
Uiber dieſen Bergwerken liegen noch zwei andere alte Werke, das huenslaͤnder Werk bei Geismar, und das kupferbiller Werk an der caſſeliſchen Landſtraaſe, zwi - ſchen Geismar und Ellershauſen. Es ſind aus ihnen uͤber 100,000 Centner Lettenerzegefoͤr -3von dem Silber - und Kupferbergwerk bei Frankenberg an der Eder. gefoͤrdert worden: Weil aber dieſelbe taub ſind, und wenig oder nichts halten; So ſind dieſe Werke wieder ſtehen geblieben.
Auf der Seite derer Werke, die izzo in dem Gang ſind, liegt noch ein anderes altes Werk, zwiſchen Geismar und Louviſendorf, welches das Cronsfeld genennet wird. Was die Alten da gewonnen haben, das weis man nicht, doch trift man auf denen Halden Spuhren von Erz an.
Durch den gernshaͤuſer Grund (§. 2.) flieſet ein kleines Waſſer, welches in denen heiſen Sommertagen ſehr trokken wird. Damit man nun, weil an keinem andern und naͤhern Ort ein ſchikliches Gefaͤll zu haben iſt, zu den in dieſem Grund ſtehenden Schmelzen und Waſchen die zu trokkenen Zeiten erforderliche Waſſer ſamlen koͤnne: So ſind in dieſem Thal zwei Teiche angelegt worden. Einer von dieſen Teichen, der aber klein iſt, liegt trokken, weil das Waſſer, durch die auf der Sohle befindliche Kluͤfte, durchfaͤlt. Der andere, welcher viel mehr Waſſer halten kan, iſt beſſer verwahret. Es koͤnnen aus ihm beſtaͤndig ſo viele Waſſer genommen werden, als in trokkenen Zei - ten zu der Betreibung der Waſchen und der Huͤtten erfordert werden. Er liegt zwiſchen zwei Gebirgen, und darum iſt nur ein Haupt - oder ein Wehrdamm davor, welcher 18 Fus hoch, 8 Fus in der Krone, und 24 Fus in dem Grund breit iſt. Der groͤſte Teil der Waſſer, welche in dieſem Teiche aufbehalten werden, entſpringet aus den in ihm ſelbſt befindlichen vielen Quellen. Damit man denſelben fiſchen, und von dem Schlamm ſaͤubern koͤnne: So iſt er ſo vorgerichtet, daß er durch einen Grundzapfen gaͤnzlich ab - gelaſſen werden kan. Ein noch anderer Grundzapfen, an der Seite nach dem Freuden - thal, liegt 4 bis 5 Fus hoͤher, als iener, und auf der Sohle des Grabens, welcher auf die ſogenannte Kunſtwaſche gefuͤhret iſt, worinnen die Erze gewaſchen werden. Die uͤberfluͤſſige Waſſer, welche in dieſem Thal bei Fluthzeiten zuſammen laufen, werden durch einen beſondern Fluthgraben abgefuͤhret. Es iſt dieſem ohngeachtet verſchiedene - mal geſchehen, daß dieſer Teich ausgebrochen iſt. Wenn die Daͤmme gut aufgefuͤhret ſind: So traͤgt ſich dieſes ſonſt ſelten, und nur bei auſerordentlichen groſen Waſſerguͤſſen zu. Den weitern Lauf und Gebrauch des in dieſem Teich geſamleten Waſſers muß ich noch etwas naͤher beſchreiben. Der Graben, welcher auf die eben gedachte Waſche gehet, treibet an dieſem Ort zwei Raͤder, welche 18 Fus hoch ſind, und zu der eigentlichen Kunſtwaſche gehoͤren, die ich in der vierten Abhandlung deutlicher vor Augen ſtellen werde. Unter dieſen Raͤdern werden die abfallende Waſſer wieder weggenommen, und auf eine in eben dieſem Grund gelegene Rohſchmelz gefuͤhret, welche die neue Huͤtte heiſet. Es koͤnnen dieſelbe auch hier bei einer Schneidmuͤhle gebraucht werden, worauf das zu dem Bergwerk erforderliche Holz geſchnitten werden kan. Die Waſſer, welche von dieſen Raͤdern abfallen, haben ein Stuͤckwegs einen ganz freien Lauf, unten an dieſem Thal aber ſind dieſelbe wieder ab - und an dem Gebirg in dem Grund an der Eder hinunter, durch einen beſonderen Graben, auf eine noch andere Schmelz, oder die Seigerhuͤtte an dem hainbacher Grund geleitet, welche die alte Huͤtte genent wird. Die Waſſer, welche hier abfallen, laufen nunmehr in die Eder.
Die aͤuſere Lage der Gebirge, und ihre Gefaͤlle habe ich beſchrieben. Jch will daher noch einer andern noͤtigen Bedoͤrfnis bei Bergwerken Erwehnung thun, die das Holz betrift. Die Waldungen in dieſer Gegend ſind etwas entlegen, und daher muß das Holz auf 2 bis 3 und mehr Stundwegs herbeigeſchaft werden. Es wird in denen herrſchaftlichen und kloͤſterlichen Waldungen gehauen. Eine Klaſter iſt 6 Fus weit, 5 Fus an dem Scheid, und 5 Fus hoch. Sie enthaͤlt alſo 150 Kubikfus. Vor eine Klafter werden 23 Albus 2[₰]. Forſtgeld bezahlet, das Roͤſtholz gibt die Landesherrſchaft hingegen umſonſt. Die Kohlen, welche bei dieſem Werk aufgehen, werden von zwei beſonders dazu beſtelten Koͤhlern gebrent. Die Dekken machet man bei feuchtem Wetter von Laub und Raſen, bei trokkenem aber von blos Raſen, damit ſich die Haufen nicht ſchuͤtten moͤgen. Das Kohlenmaas iſt unten in dem Durchmeſſer 3 Fus, oben aber 3 Fus 2½ Zoll weit, und 1½ Fus hoch. Es haͤlt alſo, wann man ſeinen koͤrperlichen Jnhalt berechnet, beinahe 11 Kubikfus. Zwoͤlf dieſer Buͤtten machen ein Fuder, oder eine ſo genante Reiſe. Der Koͤhler bekomt von einem Fuder Zukohlen 21 Albus, 1 Rthlr. Miethgeld, und noch 3⅓ fl. zu Korn, wobei ihm die Unterthanen noch das Holz in der Frohnde einfchieden muͤſſen. Jn einen Haufen ſezzet man 30 bis 40 Klafter, und 2½ Klafter geben ein Fuder Kohlen. Man gebrauchet alle Jahre 700 Klafter Kohlholz, 20 bis 30 Klafter Darrholz, und ohngefaͤhr 50 Klafter Roͤſtholz. Aus 700 Klafter Kohlholz werden ohngefaͤhr 250 Fuder Kohlen gebrent, und dieſe ſind anreichend, um die Huͤtten zu betreiben. Zuweiln geſchiehet es, daß auch Kohlen aus dem Waldekkiſchen gekanft werden, von dieſen aber koſtet das Fuder 7 Thaler. Das Holz und die erforderliche Kohlen koͤnnen beſtaͤndig aus den nahe gelegenen Waldungen angeſchaft werden: Denn es iſt keine Vermuthung da, daß es bei dem izzigen Betrieb dieſes Werks iemals an dem noͤtigen Brand fehlen ſolte, welehes ein nicht geringer Vorteil vor dieſes Werk iſt, da zumal ein Fuder Kohlen in allem nur auf 6 Thaler zu ſtehen komt.
Die Erd - und die Steinlagen in dieſem Gebirg wechſeln ſtets mit einander ab. Sie liegen in der folgenden Ordnung unter einander, wann man ſie mit einem Schacht durchſinket. Man findet naͤmlich:
Das Erzfloͤz liegt in verſchiedenen Teufen unter der Dammerde, und man bemer - ket, daß es eben ſo ſteigt und faͤlt, wie das Gebirg an dem Tag. Aus dieſer Urſach liegt daſſelbe an etlichen Orten nur 6 bis 8 -, an andern aber bei 30 Lachter unter der Oberflaͤche der Erde. Es machet daher lauter Bukkeln und Mulden, wie man in der Sprache der Bergleute zuweiln zu reden pflegt.
Bei einem ieden Werk, in dem Gnaden - und Freudenthal, trift man einen Hauptruͤkken an, welcher aus einem feſten, und von allen andern ganz verſchiedenem Gebirg beſtehet, das bei 20 Lachter maͤchtig iſt. Er ſezzet ſeigergerad nieder, und durch - ſchneidet nach der Quere das ganze Gebirg. An und fuͤr ſich iſt er unedel, doch legt ſich auf dem in dem Gnadenthal das Erzfloͤz zuweiln wieder an, da es dann edel wird. Bei dieſen Ruͤkken findet zwar die Vermuthung ſtatt, daß ſie in einer groͤſern Teufe Erze machen wuͤrden, es ſollen aber auf ihnen die Waſſer ſo ſtark ſein, daß man dieſelbe nicht in die Teufe verfolgen, und ihre weitere Beſchaffenheit erforſchen kan.
Die Mineralien bei dieſem Werk, welche, wie alle, durch die Sinnen erkent werden koͤnnen, beſtehen:
Daß man durch dieſe Kunſt den Gehalt der Erze, oder die Verhaͤltnis zwiſchen den metalliſchen und erdigen Teilchen eines Minerals beſtimmen, und ihre mehrere oder wenigere fluͤſſigere Natur im Schmelzen erforſchen, folglich ſie dadurch am beſten kennen lernen koͤnne, das iſt bekant genug. Jch will mich daher hierbei nicht lang auf - halten, weil ich keine Probierkunſt zu ſchreiben geſonnen bin.
Man bedienet ſich bei dieſem Werk zu den Kupferproben des Geblaͤſes, zu den Silberproben aber der kleinen eiſernen Probieroͤfen. Die Gefaͤſe beſtehen in den be - ruͤhmten allmeroͤder Tuten und Tiegeln. Die Treibſcherben werden aus rothem Thon, die Aſchengefaͤſe, oder die Kappellen aber aus einem Teil Bein - oder Knochenaſche, und zwei Teilen Holzaſche zubereitet. Zu den Kupferproben wird der bekante ſchwarze Fluß genommen, zu den Silberproben aber werden kleineriſche Bleie, die im Waldekkiſchen gemacht werden, gebrauchet, weiln dieſelbe rein ſind, und nur ½ Loth Silber halten.
Bei dem Probieren an dieſem Ort finde ich nichts beſonderes, das ich anmerken koͤnte. Jch will daher nur noch dieſes uͤberhaupt anfuͤhren. Es werden naͤmlich probieret:
Weil die Erd - und die Steinlagen vom Tage nieder, aus einem lettigten ſchieferi - chen und gebrechem Gebirg beſtehen (§. 8.), das einen ſehr ſtarken Druk hat: So erfordern auch die Schaͤchte, ſowol in dem Gnaden - als Freudenthal eine gute Verzimmerung. An den meiſten Orten, wo das Geſtein nicht ſtehen will, liegt daher Joch auf Joch, doch findet man auch Gegenden, wo die Joͤcher ½ Lachter von einander liegen, und an andern Orten ſind die Schaͤchte da, wo es feſt iſt, gar nicht verzim - mert, ſondern ſie ſtehen, wie man ſagt, in dem Ganzen.
Es ſind auf dieſem Werk nicht viele Schaͤchte in dem Gang. Jn dem Gnadenthal zaͤhlet man folgende, die Erz foͤrdern: Den Prinz Wilhelm, und den neuen Seegen: Jn dem Freudenthal aber, die Hofnung, die Prinzeſſin Charlotte, und den Prinz Georg. Jhre Teufe erſtrekt ſich bis auf 20 und 30 Lachter. Sie ſind etliche Hundert Lachter von einander entfernt, und ſie ſollen 60, 70 und mehrere Jahre gehen.
Da die Erze floͤzweis liegen (§. 8.): So werden dieſelbe durch Huͤlfe des Gezaͤhes ſtrebweis heraus gehauen. Das gewonnene Erz wird mit den ſogenanten Hunden, welche kleine mit vier Raͤdern verſehene Kaſten ſind, die 1½ Kuͤbell enthalten, durch lange Strekken gefoͤrdert, und von da zu Tag gezogen. Das Dach, oder die zuerſt uͤber dem Floͤz liegende Steinlage, darf, wie man ſagt, nicht durchbrochen werden, weil ſie der Gefahr des Einſturzes zu ſehr unterworfen iſt, und mit keinem Holz zu er - halten ſtehet. Die Strekken ſind daher nicht hoͤher, als 2½ Fus, und ſie ſtehen ohne Zimmerung in dem Ganzen. Jhre Niedrigkeit iſt die Urſach, daß man in ihnen auf Haͤnden und Fuͤſen kriechen muß. Erbaͤrmliche Art zu fahren! Wie ſauer wird denen Jungen ihre Arbeit, wann ſie die Hunde vor ſich her druͤkken, und auf Haͤnden und Fuͤſen gehen muͤſſen! Wenn das eigentliche Fahren eine ſo ſaure Arbeit waͤre, als dieſe: So wuͤrde Jedermann zu Fus gehen. Jener uneigentliche und verfuͤhreriſche Nahme, den man der Durchwanderung unterirdiſcher Gegenden beigelegt hat, iſt inzwiſchen dazu recht gut, um dieienige zu der Beſichtigung der Eingeweide der Erde zu bewegen, die ſie gern kennen lernen wollen, aber ihre Glieder weder beſchmuzzen noch ermuͤden, und in Gefahr begeben wollen. Wie unangenehm iſt es auch nicht, wann zarte Haͤnde beſchmieret, und durch Schwuͤhlen verunehrt werden!
Die Streben werden meiſtenteils nur ¾ Lachter breit genommen, damit man das Holz zu dem Unterſtuͤzzen des Daches erſpahren, und der Gefahr nicht ausgeſezt ſein moͤge, daß daſſelbe hereinbreche, und die Bergleute in ihrer Arbeit vergrabe. Die Arbeit in den Streben an ſich ſelbſt iſt verdungen. Von ¾ Lachter Breite und 1 Lachter Laͤnge werden, ie nachdem die Erze feſt ſind, 26 bis 32 Heſſenweispfennige bezahlt. Bei dieſem Geding muͤſſen die Haͤuer alle Loͤhne uͤbernehmen, und die Jungen und die Haspelknechte bezahlen, zugleich aber auch die Berge, oder die unmetalliſche Mine - ralien, in die Streben verſezzen, damit die Foͤrderungskoſten nicht zu gros werden. Nur das Gezaͤhe, naͤmlich Schlaͤgel und Eiſen, und die Keilhaue wird ihnen aus der Bergeaſſe geſtelt. Es werden dabei einem ieden, der in der Grube arbeitet, woͤchentlich noch 7 Loth -, dem Steiger aber 1 Pfund Unſchlitt gereichet. Dieſes Unſchlitt wird von dem Oberfuͤrſtenthum Marburg geliefert, und 14 Pfund bezahlt man mit 1 Thaler. Jn einem ganzen Jahr gehen ohngefaͤhr 5 Centner auf. Die Gedinge werden hier nicht, wie es an andern Orten gewoͤhnlich iſt, von denen Steigern gemacht, ſondern ein Haͤuer muß in ihrer Gegenwart, weil an dieſem Ort zwoͤlfſtuͤndige Arbeit eingefuͤhrt iſt, 12 Stunden arbeiten, worauf dann, nach der Groͤſe der verrichteten Arbeit, das Geding ausgeſchlagen wird. Der Lohn, wornach daſſelbe eingerichtet wird, iſt dieſer: Ein Haͤuer bekomt in zwoͤlf Stunden 16 -, ein Junge 9 -, ein Haspelknecht aber 13 Kreuzzer. Bei den erſtern machet man darinnen einen Unterſcheid, daß man ihnen 18 Kreuzzer bezahlet, wann ſie Holz einwechſeln. Alle Bergleute ſind uͤbrigens Unterthanen.
Die Wetter werden denen Schaͤchten durch Wetterlutten zugefuͤhret. Sie gehen bis uͤber die Kaue heraus, wo ihr Ende mit einem Trichter zuſammen haͤnget, der nach dem Wind, welcher wehet, gedrehet werden kan, und an einer Seite mit einer Oefnung verſehen iſt, damit die Luft hinein ſtuͤrmen, und durch die Lutten bis auf die Sohle des Schachts ziehen koͤnne. Jn die Streben und in die Oerter fuͤhret man die Wetter, durch Huͤlfe der Durchſchlaͤge, die von einem Schacht auf den andern gehen. Zuweiln werden auch verſchiedene und neben einander liegende Strekken mit einander durchſchlaͤgig gemacht, und dadurch, und durch Huͤlfe der mit Thon verſchmierten Wetterthuͤren, die Wetter in das Feld gefuͤhret, weil ſie durch dieſe Thuͤren genoͤtiget werden, an einen gewiſſen Ort zu ziehen.
Die Waſſer in dieſen Gebirgen ſind uͤber der Horizontlinie des Wieſengrunds nicht merklich ſtark. Es werden daher viele, die ſich in den Streben ſamlen, in die Kluͤfte gewieſen, die hier und da in dem Liegenden ſind, worinnen dann dieſelbe wegfallen. Die Waſſer unter der Teufe des Wieſengrundes ſind hingegen um deſto ſtaͤrker. Sie koͤnnen daher, und zumal bei naſſer Witterung, durch die Kluͤfte nicht weggeſchaft werden. Es iſt aus dieſer Urſache in dem Gernshaͤuſergrund, uͤber der neuen Huͤtte (§. 2. 3. und 4.), ein Stollen in das Freudenthal getrieben worden, der aber auf dem oberſten, dem neuen Schacht, welcher der Prinz Georg genent wird, die noͤtige Teufe auf das Floͤz nicht einbringet, und 8 Lachter zu hoch komt, weil daſſelbe an dieſem Ort einſchieſet, und ſehr waſſernoͤtig iſt. Jn dem Hainbachergrund, welcher viel tiefer liegt, als der zuvor gedachte, iſt nicht weit von der alten Huͤtte (§. 4.) auch ein Stollen gebauet worden, welcher die Waſſer von dem Floͤz in dem Gnadenthal loͤſet. Er gehet bis auf die Schaͤchte Prinz Wilhelm, und den neuen Seegen. Da zur Linken des neuen Seegens an dem Grund nach Geismar, oder dem alten Gnadenthal, noch ſchoͤne Erze zu hoffen ſind: So wird der Stollen in dieſe Gegend getrieben. Bei dem neuen Seegen wird zugleich ein Fluͤgelort aufgehauen, welches durch das Gebirg durch, bis in das Freudenthal, und auf den Schacht Prinz Georg getrieben werden ſoll, damit man dieſen Schacht, in dem nur bei ſehr trokkenem Wetter Erze gewonnen werden koͤnnen, von den Waſſern befreien moͤge.
Weil keine ſchikliche Gefaͤlle in dieſen Gebirgen befindlich, die Grubenwaſſer in dem Tiefſten auch allzuſtark ſein ſollen: So werden bei dieſem Bergwerk keine Kuͤnſte, oder ſolche Maſchinen angetroffen, welche die Waſſer aus dem Tiefſten der Gruben, und auf die Stollen heben.
Jch habe mir hier keines weges vorgenommen, eine Markſcheidekunſt zu ſchreiben: Jch will nur uͤberhaupt anzelgen, wie und auf was Art ſie ausgeuͤbet werde.
Das Maas, deſſen man ſich an dieſem Ort bei der Meſſung der Laͤngen der Flaͤchen, und der koͤrperlichen Raͤume bedienet, iſt eine angenommene Laͤnge von 7 caſſeliſchenFus,11von dem Silber - und Kupferbergwerk bei Frankenberg an der Eder. Fus, welche ein Lachter genennet wird. Es wird ein ſolches Lachter in 8 gleiche Teile geteilet, und ein ſolcher Teil heiſt ein Achtel. Dieſes teilt man wieder in zehn gleiche Teile, und ein ſolcher Teil wird ein Zoll genennet. Den Zoll teilt man noch einmal in zehn gleiche Teile, und nent einen ſolchen Teil eine Prime, den zehnten Teil einer Prime aber, eine Secunde u. ſ. w.
Die Werkzeuge, welche an dieſem Ort zu der Ausuͤbung dieſer Wiſſenſchaft ge - braucht werden, ſind 1) der Gradbogen, 2) der Haͤngcompaß, 3) die Lachterkette, 4) das Zuleginſtrument, 5) die Staͤbe, 6) die Primen, und 7) der Senkel oder das Loth. Zu der Ausrechnung der Sohle und der Seigerteufe gebrauchet man eine nach der Tabula Sinuum auf das Lachtermaas ausgerechnete Tabelle.
Da dieſes Werk von der Landesherrſchaft ſelbſt betrieben wird: So fallen keine Vermeſſungen des Feldes vor. Es iſt iedoch aber das ganze Werk, und ſo wol das Gnaden - als das Freudenthal in einen Grund - und Seigerris gebracht, damit man das friſche und auch das ausgehauene Feld, imgleichen die Laͤngen, die Hoͤhen, und die Tiefen der Oerter ſehen, und meſſen koͤnne.
Die Erze, welche in dieſem Gebirg gewonnen werden, beſtehen aus einem thonich - ten, doch ſchieferichem Gebirg (§. 8.), das mit verſchiedenen Arten von Grau - pen vermiſchet iſt (§. 11.). Die Erfahrung beſtaͤttiget, daß dieſe ſchieferartige Lettenerze nicht nur verwittern und in kleine Stuͤkger zerfallen, ſondern daß auch die in ihnen be - findliche metalliſche Teilcher um deſto mehr zuſammen rinnen, ie laͤnger ſie auf einen Haufen geſchuͤttet, und den Veraͤnderungen unſeres Dunſtkreiſes ausgeſezt werden, wobei ſie dann zugleich auch eine groͤſere Feſtigkeit erhalten. Es werden dieſemnach faſt alle Letten - erze, beſonders aber die freudenthaler, die ſehr fettig ſind, wann ſie keinen reichen Ge - halt haben, und ſich gut waſchen laſſen und nicht ballen, 2 bis 3 Jahre in einen Haufen unter freiem Himmel geſtuͤrzet, damit man ſie nachher, wann ſie in die Waſche kommen, wovon ich bald reden werde, beſſer kennen, und die Graupen von dem Gebirg, welches ſich alsdann in dem Waſſer aufloͤſen, auskralen, und wegſpuͤlen laͤſſet, ſcheiden und abſondern koͤnne. Die gnadenthaler Erze haben vor den Freudenthalern in dem Waſchen etwas zum Voraus. Man kan dieſelbe, weil ſie ſandig, und nicht fettig ſind, gleich nach der Foͤrderung waſchen.
B 2Zu12Das erſte StuͤkZu dem Waſchen dieſer Erze bedienet man ſich einer ganz beſonderen Maſchine, die an andern Orten nicht gewoͤhnlich iſt, und eine Kralwaſche genennet wird. Jn der Kunſtwaſche, welche, wie ich im 6. §. ſchon angezeigt habe, uͤber der neuen Huͤtte in dem Gernshaͤuſergrund lieget, ſind zwei dieſer Kralwaſchen vorgerichtet. Jhre Struktur zeigt Taf. 1. Fig. 1. Sie beſtehet aus einem oberſchlaͤgtigen Waſſerrad A, welches 18 Fus hoch iſt; aus einem Kammrad B, das auf der Welle des Waſſer - rads ſtehet, 9 Fus hoch iſt, und 72 Kammen hat; und aus einem Trilling C, der 1½ Fus hoch iſt, zwoͤlf Triebſtoͤkke hat, und mit dem einen Ende der Axe D auf einem Balken ruhet, mit dem andern aber durch eine in einer zwoͤlf Fus weiten Buͤtte befind - liche Huͤlſe E gehet, an welchem Ende dann uͤber dieſer Huͤlſe ein hoͤlzernes Kreuz mit einer Schraube befeſtiget iſt, welches 28 Zinken oder Krallen hat, die bis an den Boden der Buͤtte gehen, womit die in die Buͤtte geſchuͤttete Erze ſtets umgeruͤhret, und die in einen Schlamm zerfallene taube Bergarten weggeſpuͤlt werden koͤnnen. Damit man nun dieſes Kreuz nach Gefallen, und ie nachdem viel oder wenig Erze in der Buͤtte befindlich ſind, erhoͤhen und erniedrigen koͤnne: So iſt der Balken D an einen andern F befeſtiget, welcher in einem gerad aufſtehenden Poſten bei G in einem Nagel beweglich iſt, bei H aber in einer Scheere, vermittelſt eines eiſernen Stabes, mit einem Hebel I auf dem Fusboden der Buͤtte in die Hoͤhe gehoben, und wieder herunter gelaſſen werden kan. Die zu dem Kralen erforderliche Waſſer werden durch ein Gerinn L bei M in die Buͤtte, bei P aber durch ein anderes Gerinn wieder herausgefuͤhret, damit die Truͤbe, oder die in Schlamm gearbeitete Bergarten durch das Waſſer weggeſpuͤlet werden. Auf dem Boden der Buͤtte bei O iſt noch eine andere Oefnung, die mit einem Thuͤrgen verſehen iſt, wodurch die ausgewaſchene Erze in den davor liegenden Graben N, der bei 8 Fus lang und 3 Fus breit iſt, gefuͤhret, und in dieſem Sumpf durch das daruͤber weglaufende Waſſer mehr und mehr abgeſpuͤhlet, und durch Siebe geſezt, und in das Reine gebracht werden koͤnnen. Um die Erze mit leichter Muͤhe in die Buͤtte zu bringen: So iſt uͤber dieſelbe ein Trichter, oder eine Stuͤrze Q R gemacht worden, die bis in den obern Boden des Waſchhauſes gehet, bei R aber mit einer kleinen 9 Zoll hohen Oefnung ver - ſehen iſt, durch welche vermittelſt eines ſchmahlen Schuzbretgens S, das in den Trichter gehet, nach und nach die erforderliche Erze in die Buͤtte geſtuͤrzt werden koͤnnen. Damit man endlich den Umlauf dieſer Maſchine nach Gefallen aufhalten koͤnne; So gehen bei a und b zwei Dauben uͤber die andere hervor: Wann man nun zwiſchen zwei Krallen, und vor eine von dieſen hervorragenden Dauben einen Hebel leget; So bleibt die Maſchine alsbald ſtehen.
Die Verfahrungsart bei dieſem Waſchen, oder dem Scheiden der Erze von den Bergarten iſt dieſe.
Zu einer ſolchen Waſche wird eine Zeit von einer Schicht, oder von 12 Stunden erfordert. Die ganze Arbeit verrichten drei Waſcher, und dieſe koͤnnen in einer ſolchen Zeit, aus der zuvorgedachten Centnerzahl Lettenerze, fuͤnf Centner Erze waſchen. Vor einen ieden Centner bezahlet man 9¾ Kreuzzer Waſcherlohn, wobei dann ein Waſcher des Tages auf 15 Kreuzzer ſtehet. Der Gehalt dieſer Erze iſt ſehr ungleich: Denn die gnadenthaler halten 1 Loth Silber, und 12 Pfund Gaarkupfer, die freuden - thaler aber nur ¾ Loth Silber, und 6 Pfund Gaarkupfer.
So wol in den Aftern, als wie in dem Schlamm, welcher durch das Waſſer in eine gewiſſe Entfernung gefuͤhret wird, ſind noch metalliſche Teilcher enthalten. Die kleine blaue Waͤndger in den Aftern ſind davon ſelbſten nicht ausgenommen: Denn auf ihren Oberflaͤchen befinden ſich noch ſehr viele Fliegenfittiche, welche gruͤn an - laufen, wann ſie eine zeitlang liegen. Die in dieſen Bergarten verſtekte Metalle ſolte man nun auch noch zu dem Schmelzen zuzubereiten ſuchen: Da aber die Koſten den daraus entſpringenden Vorteil uͤberſteigen ſollen, wann man dieſelbe durch die Kunſt, und auf eine andere Art ausſcheidet; So werden dieſelbe nicht benuzzet. Die Fliegen - fittiche werden inzwiſchen, ſo viel moͤglich, von den Aftern, und den noch ungewaſchenen Lettenerzen abgeſpalten, und ausgehalten. Denen Arbeitern, welche dieſe Arbeit ver - richten, wird von einem iedem Centner, den ſie ausleſen, 5 Kreuzzer bezahlet.
Ehemals wurden die ausgekralten Erze trokken gepocht, und auf Planherden in die Enge gewaſchen: Da man aber nachher fande, daß bei dieſem Verfahren, weniger Erz, und folglich ein Verluſt an den Metallen herauskame, weil die zarte Gruͤnung, die Fliegenfittiche, und die Kohlgraupen, welche alle ſehr leicht ſind, in dem Waſſer fort - gingen; So blieb dieſe Arbeit, welche zu groſe Koſten machte, gar bald wieder ſtehen.
Vielleicht geſchaͤhe es, daß bey dieſem Werk mehr Ausbeute herauskaͤme, wann man die Erze in einer groͤſern Menge foͤrderte, und dieſelbe 4 bis 6 und mehrere Jahre wittern lieſe, ehe man ſie in die Waſche braͤchte.
Das Rad, welches die zu dem Schmelzen unentbehrliche Baͤlge treibet, iſt 16 Fus hoch. Es treibet zwei Paar hoͤlzerne Baͤlge, die den erforderlichen Wind in die Schmelzoͤfen bringen. Man bedienet ſich zu dem Schmelzen der Erze der Krumoͤfen. Sie ſind bekant genug. Jn der neuen oder in der Rohhuͤtte zaͤhlet man zwei. Jn dem einen, worinnen die rohe Erze geſchmolzen werden, liegt die Form 15 -, in dem andern aber, worauf man die Roͤſte durchſezzet, nur 12 Zoll hoch. Die erſtere liegt in der Waage, die andere aber etwas ſchuͤſſig.
Die rohe Erze werden, bei dieſer Vorrichtung, auf die nachfolgende Art geſchmolzen.
Damit die in den Steinen befindliche Kupfer deſto reiner werden, und bei dem Durchſtechen derſelben wenigere Spuhrſteine fallen moͤgen, welches nicht Jedermann vor gut anſehen kan: So werden die Rohſteine 9 bis 10mal geroͤſtet. Es haͤlt ein ſol - cher Roſt gewoͤhnlicher maſen 60 bis 100 Centner. Das Roͤſten an und vor ſich ſelbſt geſchiehet auf die izt folgende Art.
Die auf dieſe Art geroͤſtete Steine werden auf einem Krumofen durchgeſtochen, in welchem die Form 12 Zoll hoch liegt (§. 28.). Bei dem Durchſtechen werden Schmelzſchlakken zugeſchlagen, damit man eine zum Schmelzen erforderliche Naſe be - kommen moͤge. Das Zumachen und das Anfeuren des Ofens iſt eben ſo beſchaffen, wie bei dem Rohſchmelzen (§. 29.). Auf ein Fuͤllfaß Kohlen, derer drei auf einen ſo genanten Saz gerechnet werden, ſezzet man 6 bis 11 Troͤge. Jn 24 Stunden gehen ohngefaͤhr 70 Centner Roſt durch. Von drei Saͤzzen ſticht man einmal. Es wird alſo in 24 Stunden 5, 6 bis 7mal geſtochen, wovon ohngefaͤhr 25 Centner Schwarzkupfer, und 1 bis 2 Centner Spuhrſteine fallen. Die erſtere halten 6 bis 8 Loth Silber, und 96 Pfund Gaarkupfer, die andere aber 2 Loth Silber, und 60 Pfund Gaarkupfer. Jene werden verſeigert, dieſe aber noch einmal geroͤſtet.
Vielleicht koͤnte man bei dem Durchſtechen der Rohſteine, die Aftern (§. 26.) nach und nach mit zuſchlagen.
Die Roͤſtung der Spuhrſteine iſt von der Roͤſtung der Rohſteine wenig, und nur darinnen verſchieden, daß iene nur ſieben mal geroͤſtet werden. Das Einzige, worauf man dabei insbeſondere ſein Augenmerk richten muß, iſt dieſes, daß der Roſtwaͤnder, welcher zugleich der Schmelzer iſt, dieſe Steine bei Strafe ſo anroͤſten muß, daß aus 20 Centner 14 Centner Schwarzkupfer fallen. Man ſichet alſo bei dieſer Roͤſtung durchaus darauf, daß die Steine recht ſtark gebrennet werden. Es iſt ewig Schade, daß dieſes Geſez nicht ſchon zu der Roͤmer Zeiten gegolten hat. Es wuͤrde gewis in dieſen Tagen um deſto verehrungswuͤrdiger ſein. Das Geſez iſt inzwiſchen geſchrieben.
Die angeroͤſtete Spuhrſteine werden, wie zuvor, durchgeſtochen. Sie fallen in Schwarzkupfer, die 95 Pfund Gaarkupfer, und 4 Loth Silber halten. Es werden dieſe Schwarzkupfer der Kraͤtzſchicht um deswillen zugeſchlagen, damit man die Silber auf dieſe Art aus ihnen herausziehen koͤnne, und dieſelbe nicht mit Schaden zu friſchen genoͤtiget ſei. Auch bei dieſem Roſtdurchſtechen fallen noch einige Centner Stein: Da es aber nicht der Muͤhe werth iſt, daß man dieſelbe beſonders roͤſtet, und durch - ſticht; So werden ſie bei den zuerſt wieder vorfallenden Spuhrſteinen in die Roͤſtung genommen.
Damit man die in den Schwarzkupfern befindliche Silber, welche in der Roharbeit gefallen ſind (§. 31.), in ihrer wahren Geſtalt erhalten moͤge: So muͤſſen dieſe Kupfer geſeigert werden. Die Seigerarbeit beſtehet in dem Beſchikken und in dem Friſchen der Kupfer mit Blei, in dem Seigern, in dem Abtreiben der Werke, in dem Darren der Kienſtoͤkke, und in dem Gaarmachen der Darrlinge. Wir wollen eine Arbeit nach der andern durchgehen. Das Friſchen geſchiehet folgender Geſtalt.
Die Seigerſtuͤkke beſtehen aus einem Gemenge von Silber, Kupfer und Blei. Weil nun aus der Erfahrung bekant iſt, daß ſich das Silber lieber mit dem Blei, als dem Kupfer vermaͤhlet, und das Blei bei einem geringen Grad, und in der natuͤrlichen Waͤrme eines Kohlen - oder Flammenfeuers, durch die Zwiſchenraͤume aus denen Sei - gerſtuͤkkern herausſchmilzet: So werden dieſer Stuͤkke 5 bis 6 auf einen Seigerofen geſezzet, mit Kohlen umſchuͤttet, und angeſtekt, wodurch dann die Bleie, oder die Werke von den Kupfern geſeigert werden. Die Seigerofen ſind klein, ſie ſind aber von denen nicht verſchiedenen, welche an andern Orten in dem Gebrauch ſind. Die Seigerplatten haben der Laͤnge nach nur 3 -, der Breite nach 8 -, und in der Gaſſe, oder der Spuhr 6 Zoll Fall. Von drei abgeſeigerten Ofen, oder von 15 bis 18 Seiger - ſtuͤkken fallen nur 8, 9 bis 10 Centner Werke, welche hoͤchſtens 6 Loth Silber halten. Die Kupfer, welche auf den Seigerherden ſtehen bleiben, ſollen hingegen auch nur 2½ Loth Silber halten.
Die Silber, welche in denen Werken befindlich ſind, muͤſſen nunmehr wieder auf das Neue ausgeſchieden werden. Es iſt bekant genug, daß dieſes, durch das ſo genante Treiben, bewerkſtelliget wird, wann man die Bleie auf einen Aſchenherd ſezzet, und dieſelbe ſo hizzig treibet, daß ſie in eine Glaͤtt verwandelt werden, die teils abgelaſſen werden kan, und teils in den Aſchenherd ziehet. Das Verfahren bei denen Treiben, iſt dieſes.
Die Blikſilber haben noch viele Unart bei ſich, und darum muͤſſen dieſelbe noch einmal auf einem Teſt gebrennet werden. Es geſchiehet dieſes in einem kleinen Brenn - ofen. Das Verfahren kennet ein ieder Bergwerksverſtaͤndiger. Die Brandſilber, wel - che von dem Brennen fallen, halten, wann ſie gehoͤrig bearbeitet worden, 15 Loth und 14 bis 15 Graͤn fein Silber.
Damit die in den Kienſtoͤkken befindliche wenige Bleie durch die Zwiſchenraͤume des Kupfers herausſchwizzen, und alle andere Unarten mehr und mehr davon gehen moͤ - gen: So werden dieſe Kienſtoͤkke in einen kleinen Darrofen geſezzet, und ohngefaͤhr 36 Stunden gedarret.
Die gedarte Kupfer ſind keinesweges Kaufmannsgut. Sie werden daher auf einem kleinen Gaarherd, der in dem Anfang 2 -, bei dem Ende des Gaarmachens aber 4 Centner haͤlt, gaargemacht. Das Geſtuͤbe, welches man dabei gebrauchet, beſtehet aus ⅓ Leimen, und ⅔ Kohlloͤſche. Die Form iſt dergeſtalt vorgerichtet, daß ſie eine Hand breit unter die Oberflaͤche des Herds blaͤſet. Man hat dieſe Lage der Form nach der Erfahrung beſtimt: Denn, wenn dieſelbe ſchuͤßiger lieget; So blaͤſet ſie die Kupfer matt: Wird aber dieſelbe im Gegenteil hoͤher geleget; So werden die Kupfer zu hiz - zig, und ſie freſſen ein, und laſſen ſichnicht reiſen. Auf ein Gaarmachen werden 30 und 50 Centner gaargemacht. Der Centner von dieſen Gaarkupfern ſoll der Regel nach nur ¾ bis 1 Loth Silber halten. Es trift aber dieſes nicht allzeit zu: Denn ſie halten gar oft 1¼ und 1½ Loth.
Von dem Friſchen, dem Seigern und dem Darren faͤlt eine bleiiſche Unart ab, die man Kraͤz nennet. Auch dieſe haͤlt noch Kupfer und Silber. Damit man nun dieſe Metalle von ihr ausſcheiden moͤge: So muß dieſelbe auf dem Friſchofen geſchmol - zen, und ſo ſtark mit Blei beſchikt werden, daß treibwuͤrdige, und wenigſtens 5 loͤthige Werke herauskommen, wobei die aus ihr kommende Kupfer weder zu reich noch zu arm werden, und folglich im erſten Fall nicht viele Silber zuruͤk bleiben, im andern abernicht19von dem Silber - und Kupferbergwerk bei Frankenberg an der Eder. nicht mehrere Bleie verbrent werden, als noͤtig und nuͤzlich iſt. Wie das Kraͤzſchmelzen an und vor ſich vorgerichtet wird, das zeiget der Verfolg.
Der Bleiverbrand bei dieſer Seigerarbeit erſtrekt ſich auf ¼ und ⅓. Ob dieſes etwa in der zu ſehr in dem Kleinen getriebenen Arbeit, und in der Hoͤhe der Form lie - get? das muͤſſen Verſuche und Erfahrungen beweiſen.
Es iſt dieſem Werk ein Bergamt vorgeſezzet, welches der Berginſpector, der Berg - verwalter, und der Anrichter verwalten.
Die Aufſicht bei den Gruben haben zwei Steiger, wovon der eine woͤchentlich 2 -, der andere aber 1½ Thaler bekomt. Die gemeine Arbeiter bei dem Grubenbau beſtehen in den Haͤuern, den Karrnlaͤufern, den Jungen und den Haspelknechten. Jhren Lohn habe ich ſchon §. 17. bei den Gedingen angezeigt. Sie muͤſſen alle Morgen, ehe ſie an ihre Arbeit fahren, in dem Gebaͤt erſcheinen, wozu ein beſonderes Zechenhaus erbauet iſt.
Ein Zimmermeiſter bekomt in dem Taglohn 32 -, ein Geſelle aber 20 Kreuzer. Alle Akkorde, die mit dem Meiſter geſchloſſen werden, richtet man nach dieſem Tag - lohn ein. Er bekomt daher von einem Schuh, wann er ein Rad machet, 26 Heſſen - weispfennige, oder einen Kammergulden.
Der Mauermeiſter bekomt ebenwol 32 -, der Geſelle aber nur 18 Kreuzzer Taglohn. Das Handlangen wird durch die Unterthanen in der Frohnde verrichtet.
Der Schmidmeiſter, welcher das Gezaͤhe ausſchmiedet, und alle andere Schmide - arbeit macht, bekomt iaͤhrlich 98½ Rthlr., worunter 31½ Rthlr. zu 10½ Waagen Eiſen, und einem Fuder Kohlen begriffen ſind.
Jn dem 7. §. habe ich ſchon angemerket, was die Klafter Holz koſtet, wie und auf was Art gekohlet wird, und was der Koͤhler zu ſeinem Lohn bekomt. Jch will daher hier nur noch des Haͤuer - und des Fuhrlohns Erwehnung thun. Von einem Klafter Holz bezahlt man 10 Weispfennige Macherlohn. Das Roͤſt - und das Darrholz, welches zu dem Roͤſten der Steine, und dem Darren der Kupfer gebraucht wird, muß 3 und 4 Stund Weges, und von denen Unterthanen gefahren werden. Der Landbereuter iſt dazu angewieſen, daß er die Unterthanen, auf iedesmaliges Verlangen des Berg - amts, zu dieſem Dienſt mit der Execution anhalten muß. Von einer Fuhr Roͤſtholz werden ihnen 6 -, von dem Darrholz aber 14 Heſſenpfennige bezahlet. Dieſer Fuhren gehen 4 bis 5 auf eine Klafter.
Den Lohn der Waſcher, derer drei bei einer ieden Waſche und alſo ſechs ſind, habe ich §. 25. ſchon gemeldet: Jch wende mich daher zu den Schmelzerloͤhnen.
Es bekomt ein Schmelzer in einer Schicht, wann er wirklich vor dem Ofen arbei - tet, 9 Heſſenweispfennige und 7 Heller, oder 28 Kreuzzer 3 Heller: Wann er hinge - gen nicht vor dem Feuer arbeitet; So werden ihm vor eine zwoͤlfſtuͤndige Schicht nur 16 Kreuzzer gereichet. Der Vorlaͤufer, und ein ieder anderer gemeiner Huͤttenmann bekomt zu allen Zeiten in einer ſolchen Schicht 16 Kreuzzer.
Die Kupferſteine werden nicht in dem Schichtlohn geroͤſtet, ſondern der Schmel - zer bekomt von einem Centner Rohſtein anzuroͤſten 6 Kreuzzer, von einem Centner Spuhr - ſtein aber, weil dieſem nicht ſo viele Feuer, wie ienem, gegeben werden (§. 32.), nur 4 Kreuzzer. Er verrichtet dieſe Arbeit mit ſeinen Vorlaͤufern. Das Brechen des Schwarzkupfers wird ihm ebenwol noch beſonders bezahlt, und er bekomt von einem ieden Poſten, der ohngefaͤhr in 30. Centnern beſtehet, 8 Heſſenweispfennige.
Die Arbeit in der Seigerhuͤtte verrichtet ein Gaarmacher und ein Schuͤrknecht. Dem erſten werden die Woche 2 Rthlr., nebſt der freien Wohnung, und dem Brand, dem andern aber die Schicht nur 16 Kreuzzer gereichet. Das Seigern wird beſonders bezahlt. Von einem Ofen werden 8 Kreuzzer Seigerlohn gegeben.
Die Aſche zu denen Treiben wird in den angraͤnzenden Orten gekaufet. Man bezahlt vor einen Waagen 8 -, und vor das Fuhrlohn 6 Heſſenweispfennige.
Der Regel nach muß alle 4 Wochen bei dieſem Werk ausgelohnet werden. Der Bergverwalter macht daher auf einen ieden Monat die Lohnungen. Er zahlt darauf die Bergwerksverwanden aus, und laͤſſet ſich die Rechnung von dem Jnſpector be - ſcheinigen.
Die Ausbeute dieſes Werks iſt nicht gros. Je nachdem die Zeiten und die Jahre ſind: So betraͤgt dieſelbe nicht mehr, als 1800 bis 2000 Thaler, weil in einem Jahr, wann das Werk gut gehet, nur 300 Centner Kupfer, und 150 bis 200 Mark Silber gemacht werden koͤnnen. Wann man die Arbeiten bei dieſem Werk, beſonders aber die, wel - che bei denen Huͤtten vorfallen, mehr in dem Groſen, und nicht zu viel in dem Kleinen triebe: So koͤnte es geſchehen, daß man bei einerlei Menge des Erzes mehr Ausbeute machte. Die Silber werden nach Caſſel in die Muͤnze geliefert, die Kupfer aber in das Coͤllnniſche verkauft. Vor die Mark Silber werden 13 -, vor den Centner Ku - pfer aber 30 Rthaler ſchweres Geld bezahlt.
Vor Zeiten fielen viele Strittigkeiten zwiſchen dem Civil - und dem Bergamt vor, woraus mancherlei Jrrungen und Unordnungen entſtanden ſind. Die Landesherr - ſchaft hat aber dieſelbe durch den in dem Druk ausgegangenen frankenberger Abſchied entſchieden. Die Bergſachen wurden dadurch von den Amtsſachen ganz abgeſondert, und dem Bergamt verſchiedene Rechte, den Bergwerksverwanden aber beſondere Frei - heiten zugeſtanden. Es begreift dieſer Abſchied alle vorfallende Berghaͤndel, und dar - um wird er in allem, ſo weit es zu dem gehoͤret, was bei Bergwerken recht oder unrecht iſt, zum Grunde geleget.
Um das Dorf Godelsheim iſt eine ſehr ſchoͤne Gegend. Sie liegt meiſt eben, und nur hier und da ſind kleine aufgeſezte Huͤgel.
Das Bergwerk an dieſem Ort beſtehet aus Schiefern, und es wird ſeit dem 1709. Jahre betrieben. Es iſt beſtaͤndig von Gewerken gebauet worden. Jn dieſen Tagen haben die Herrn Banquiers Bethmann zu Frankfurth daſſelbe in der Muthung. Sie ſind nicht auf Fundgruben und Maaſen, ſondern auf ganze Feldmarken, auf Godelsheim und Nordenbek in dem Amt Eiſenberg beliehen.
Man trift an gar vielen Orten in dieſer Gegend Schiefern an, und daher liegen die Gruben in gar verſchiedenen Gegenden, die ich in den folgenden §. §. beſchrei - ben will.
Die vorzuͤglichſte Gruben in dieſer Gegend, worauf gegenwaͤrtig am ſtaͤrkſten ge - bauet wird, liegen von dem Dorf Godelsheim, zwiſchen Morgen und Mitternacht, auf dem ſo genanten Bommelsberg. Jn dieſem Gebirg ſind drei Schaͤchte in dem Gang, aus welchen Schiefern gewonnen werden koͤnnen.
Uiber dieſen Gruben, in der Gegend nach Niederenſe, zwiſchen Mitternacht und Morgen, in dem ſo genanten Hottenbuſch, liegen viele andere Gruben, wovon aber nur noch der Salomon, aus welchem Schiefer gefoͤrdert werden, in dem friſchen Feld ſtehet.
Andere Schaͤchte liegen von Godelsheim aus gegen Norden, und auf dem Kal - ken. Nur noch eine Grube, welche der Gotthelf genennet wird, iſt von ihnen in dem Gang.
Ein noch anderes altes Gebaͤude in der godelsheimer Feldmark liegt gegen Mit - ternacht, in der Suͤdermikke. Es heiſt die Gottesgabe, und iſt ausgehauen.
Auch gegen Abend von Godelsheim, an dem Medebacherweg liegt ebenwol ein altes Werk, welches das neue Gluͤck genennet worden, izzo aber auch ausgehauen iſt.
Noch andere Gruben liegen im Knippenberg gegen Norden. Auch dieſe ſte - hen izzo ſtill.
Es iſt keine von denen Gruben, die ich eben izt erzaͤhlt habe, waſſernoͤtig, ausge - nommen die Eliſabeth, und daher iſt auch nur auf dieſe ein Stollen gebauet worden.
Weil dieſe Gruben nur in der godelsheimer Terminei liegen, die Gewerken aber zugleich auf Nordenbek beliehen ſind (§. 2.): So will ich auch die Gruben in dieſer Gegend beſchreiben.
Uiber dem Dorf Nordenbek, welches eine Stunde von Godelsheim iſt, liegt ein langes ſchoͤnes, und etwas hohes Gebirge, das mit ſehr ſchlanken Buͤchen bewachſen iſt, und der Enſenberg genennet wird. Jn dieſem ſind verſchiedene alte und neuere Schaͤchte, in denen man zwar Schiefern, aber keine ſolche erſchroten hat, die ſchmelz - wuͤrdig geweſen ſind.
Nur an dem Muͤhlenborn in dieſem Wald ſind verſchiedene andere Schaͤchte, die zwar gute Schiefern haben ſollen, anizzo aber nicht in dem Gang ſind.
Jn der Gegend des Muͤhlenborns uͤber Oberenſe iſt ein kleines Thal, uͤber dem noch verſchiedene andere Gruben liegen, wovon nur noch die Grube Eliſabeth in dem Gang iſt. Sie iſt mit vielen Waſſern angefuͤlt, und darum iſt aus dem eben gedachten Thal ein Stollen heraufgehohlet worden. Es bringt gegenwaͤrtig bei 4 Lachter mehr Teufe ein, als das Floͤz tief liegt.
Uiber dem Dorf Nordenbek und uͤber Oberenſe iſt noch ein anderes, und das beruͤhmte alte nordenbekker Werk. Es liegt gegen Abend, zwiſchen dem Wieberg, und dem Heuknoppen in einem Thal. Aus dieſem Thal war ein Stollen auf die Schaͤchte ge - trieben, der die Waſſer loͤſete. Jn der Zeit, da dieſes Werk in dem Gang ware, ge - wann man auf ihm gar ſchoͤne und reichhaltige Schiefern. Dieſe Zeiten aber ſind vor - bei, das Werk iſt ausgehauen, und aus denen Halden werden nur noch die Waſcherze ausgeſuchet, die ich in dem Verfolg genauer beſchreiben werde.
Da ich die Gebirge in dieſer Gegend beſchrieben habe: So will ich nunmehr auch zwoer andern Bedoͤrfniſſe zu Bergwerken, naͤmlich der Waſſergefaͤlle, und des Hol - zes Erwehnung thun. Jn dem Grund, worinnen das Dorf Godelsheim lieget, flieſet ein ſchwaches Waſſer, das zu der Betreibung einer Waſche, und Schmelzhuͤtte gebrau - chet wird. Es iſt auf eine Kunſt - oder Kralwaſche geleitet, die nahe unter dem Dorf lieget, von der es auf eine Muͤhle, und von da auf eine Huͤtte flieſet, welche die alte Schmelz genennet wird. Das Thal, worinnen dieſe Gebaͤude ſind, hat ſehr wenig Fall, und darum, und weil das Waſſer klein iſt: So ſind die Raͤder nicht viel uͤber 1½ Fus weit, und 12 bis 16 Fus hoch. Weil dieſes Waſſer in dem Sommer noch viel ſchwaͤcher wird, als es ohnehin iſt, und folglich die erforderliche Centnerzahl der Schie - fern nicht geſchmolzen, und das Werk in eine beſſere Ausbeute geſezzet werden kan: So haben die Gewerken, ſeit dem ſie dieſes Werk bauen, eine andere neue Huͤtte, in dem Arengrund erbauet, die ¾ Stunde von Godelsheim entfernt iſt.
Das noͤtige Holz, zu der Betreibung dieſes Werkes, muß auf 4 Stund Weges herbeigeſchaft werden. Das meiſte komt aus dem Coͤllnniſchen, doch wird auch vieles in den nahe liegenden Waldungen, in dem Waldekkiſchen, von denen Herrn von Dall - wigk erkaufet. Man rechnet in dieſen Gegenden nicht auf Klafter, ſondern auf Mal - ter. Es iſt aber dieſes ein Gemaͤs, das 4 Fus hoch, 4 Fus weit, und 6 Fus am Scheid iſt. Ein ſolches Malter enthaͤlt alſo 96 Kubikfus, 60 Malter aber machen ein Schok. Das Malter buͤchen Holz koſtet in dem Coͤllnniſchen ½ Gulden, in dem Land ſelbſt aber ½ Thaler Forſtgeld. Das eichene Holz wird allein in dem Land gekauft, und das Malter mit ½ Gulden bezahlt. Jn dem ganzen Jahr ſollen uͤberhaupt nicht mehr,als25von dem Schieferbergwerk bei Godelsheim in dem Waldekkiſchen. als 50 bis 80 Schok gebraucht werden. Das Kohlenmaas enthaͤlt beinahe 20 Kubik - fus, und zwoͤlf Maas machen eine ſo genante Reiſe. Aus dem Schok Holz werden 10 Reiſen Kohlen gebrent. Der Koͤhler bekomt vor eine Reiſe zu kohlen 6 Thaler er muß aber bei dieſem Lohn das Einſchieben, und dergleichen Koſten uͤber ſich nehmen. Jn einen Kohlhaufen wird 1 -, und auch wol 1½ Schok geſezzet. Er wird mit Raſen, bei feuchter Witterung aber mit Laub bedekt. Je nachdem die Huͤttenarbeit ſtark ge - het: So werden iaͤhrlich 5, 6, 8 bis 900 Reiſen Kohlen verbrent.
Ehe ich dieſes Kapittel endige: So muß ich noch anmerken, daß das Fuͤrſten - thum Waldek mit gar mancherlei Mineralien begabet iſt. Es beſizt nicht nur faſt alle Arten der Metalle, ſondern es iſt auch mit gar ſchoͤnen Salzquellen, Geſund - und Sauerbrunnen geſeegnet. Das Merkwuͤrdigſte dabei iſt dieſes, daß man in ihm ge - diegenes Gold findet, welches nicht viele Laͤnder in Teutſchland, auſer Ungern und Boͤh - men, aufweiſen koͤnnen. Ein Teil davon liegt in einem Seifenwerk, bei dem nach dieſem Metall benenten Dorf Goldhauſen an dem Eiſenberg. Dieſes Werk wurde vor langen Jahren betrieben, und noch vor 14 Jahren iſt daſſelbe wieder durch eine Gewerkſchaft gebauet worden. Es wurde waͤhrend dieſem Betrieb, aus einem Truͤm - chen und denen alten Halden zwar Gold gewaſchen: Allein da daſſelbe die dagegen auf - gewendete Koſten nicht bezahlte; So wurde es bald wieder auflaͤſſig. An einem an - dern Ort in dem Waldekkiſchen, uͤber dem Dorf Herzhauſen, befindet ſich ein Gold - baͤchelchen, in den ſo genanten Wuͤmen, das in dem Sand gediegen Gold fuͤhret. Eben ein dergleichen Waſſer iſt gegen uͤber an der Mombekke. Man will dabei wahrneh - men, wann man den Sand an einem Ort wegnimt, daß das Waſſer wieder einen an - dern in eben der Gegend anſezzet. Es gehen dieſe beide Waſſer in die Eder, aus wel - cher in verſchiedenen Orten in dem Heſſiſchen Gold gewaſchen wird. Das Merkwuͤrdigſte hierbei iſt dieſes: Daß man, wann man den Nachrichten trauen ſoll, uͤber dieſen Baͤ - chelchen kein Gold in der Eder findet. Daher komt auch die Vermuthung, daß das Gold aus ihnen in dieſen Strohm gefuͤhret werde.
Die Steinlagen in dieſem Gebirg beſtehen meiſten Teils aus kalkartigen, doch aber etwas hornigen Foſſilien. Sie liegen floͤz-ſchicht - oder bankweis unter einander.
Zwiſchen der Dammerde und dem Floͤzze ſind die Steinlagen nicht an allen Or - ten von einerlei Art. Jch will daher ihre Abwechſelungen folgender Geſtalt darſtellen.
DA. Auf26Das zweite StuͤkDas Merkwuͤrdigſte bei dieſen Werken iſt dieſes: Daß die Schiefern nicht unmit - telbar auf einander, ſondern nur truͤmmerweis zwiſchen den Kalk - oder Zechſteinsfloͤzzen liegen. Die Schiefern und die Kalkfloͤzze liegen daher wechſelsweis uͤber einander. Sie machen zuſammen eine Hoͤhe von 2, 3 und 4 Fus aus. Wann man die Hoͤhe der Schiefern in dem godelsheimer Revier nur allein zuſammen nimt: So betraͤgt ſie nur 2, bis 4, und hoͤchſtens 6 Zoll. Auf der Grube Eliſabeth in dem Eiſenberg ſind die Schiefern beſonders niedrig: denn ſie ſind nur 2½ Zoll hoch. Sie ſind aber gehaltiger, als die vorige, und ſie erweiſen ſich viel beſſer in dem Schmelzen.
Die Floͤzze an ſich ſind bei zwei und mehr Lachter hoch, und darum liegen in dem godelsheimer Feld oͤfters zwei - und dreimal Schiefern uͤber einander, zwiſchen ihnen aber liegen taube Kalkfloͤzze. Es werden daher zuweiln an dieſem oder an ienem Ort zwei und drei Arbeiten uͤber einander getrieben.
Nicht an allen Orten liegen zwiſchen den Floͤzzen Truͤmmer, und an einigen, wo man auch ſchon dieſelbe antrift, ſind ſie taub und unedel. Die Schiefern liegen alſo nur neſterweis. Man bemerkt hierbei, daß ſie in dem godelsheimer Feld unter den Huͤgeln, in dem Eiſenberg und zu Nordenbek aber unter den Thaͤlern oder den Ver - tiefungen edel ſind.
Die Floͤzze liegen nicht immer ſoͤhlig oder gerad, ſondern ſie ſteigen und fallen, wie die Gebirge, wobei man eine beſtaͤndige Abwechſelung wahrnimt. Jn dem godelshei - mer Feld faͤlt dieſe Abwechſelung gar zu haͤufig vor, und hierdurch, und durch die oͤf - ters vorfallende Schlechten und Kluͤften geſchiehet es, daß man die Schiefern, wann die Floͤzze ſteigen, in dem Dach, und wann ſie fallen, in der Sohle ſuchen muß. Man bemerkt hierbei zugleich, daß die Schiefern an den Ruͤkken, und an und zwiſchen den Kluͤften am beſten und edelſten ſind. Eben daher muß man aber auch auf den Ruͤkken auffahren, wann die Schiefern durch ſie abgeſchnitten, oder auf eine andere Seite geſchmiſſen werden.
Jn dem godelsheimer Revier liegen die Schiefern nicht tief, und nur 6 bis 10 Lach - ter unter der Erde, ia an etlichen Orten hat man dieſelbe an dem Tag, und unter demD 2Raſen28Das zweite StuͤkRaſen gewonnen. Die Schiefern, an dem enſer Wald, wo die Grube Eliſabeth iſt, liegen nur allein etwas tiefer, und 10 und mehr Lachter unter der Erde.
Die Schiefern beſtehen alle aus einem duͤnnen und blaͤtterichem Gewebe, und daher moͤgen ſie auch dieſen Nahmen erhalten haben. Sie koͤnnen bei dieſem Werk der Farbe nach in gelbe, graue und ſchwarze Schiefern geteilt werden. Die leztere wer - den nur allein auf der Eliſabeth gewonnen. Sie beſtehen aus einem duͤnnen Schaͤl - chen, das nur ¼ Zoll dik iſt, und etwas weiſe Speiſe hat. Die Guͤte der Schiefern uͤberhaupt, und ihren reichern und geringern Gehalt, beurteilt man daraus, wann ſie viele blaue und gruͤne Flekken haben. Geſchiehet es daher, daß ſie dieſe Eigenſchaft nicht beſizzen: So werden ſie auch nicht ausgehalten.
Bei den Schiefern brechen zuweiln gruͤne und braͤunliche derbe Graupen, die man zu dem Kupferglaserz zaͤhlen kan. Es fallen dieſe Erze nicht haͤufig vor, und ſie beſtehen aus ſehr kleinen Neſtern. Eben daher werden ſie aber auch keineswegs allein ausgehalten, ſondern unter die Schiefern gehauen. Die Schiefern ſelbſt werden in Schiefern, und in Waſcherze geteilet. Jene ſind feſt und blaͤtterich, und ſie haben viele Gruͤnung und Blauung: Dieſe aber ſind aͤrmer in dem Gehalt, und nicht feſt, ſondern faul. Sie werden daher gewaſchen, damit man unnoͤtige und groͤſere Schmelz - koſten vermeiden moͤge.
Die meiſte Schiefern bei dieſem Werk haben die Natur, daß ſie in dem Schmel - zen ſehr ſtreng ſind. Die Proben in dem Kleinen, und das groſe Schmelzfeuer beweiſen iedennoch aber, daß man in ihrer Strengfluͤſſigkeit einen Unterſcheid machen muͤſſe: Denn man bemerket, daß die godelsheimer uͤberaus ſtreng, die eliſabether etwasfluͤſſig,29von dem Schieferbergwerk bei Godelsheim in dem Waldekkiſchen. fluͤſſig, die nordenbekker aber, welche aus den alten Halden geſucht werden, ganz leichtfluͤſſig ſind.
Die Proben an ſich werden in einer Schmiedeeſſe gemacht. Das Verfahren da - bei erfordert wenig Kunſt: Weil man die Schiefern nur roͤſtet, und mit ſchwarzem Fluß anſiedet, die herausgebrachte Schwarzkoͤrner aber nicht auf die Gaare probieret. Durch die angeſtelte Verſuche weis man ſo viel, daß die godelsheimer Schiefern 2 bis 3 -, die eliſabether aber bei 4 Pfund Kupfer halten. Jn dem Groſen werden hingegen durch die Bank, auf einen Centner Schiefern, nicht mehr, als 3 Pfund Gaarkupfer heraus gebracht. Die Schliege, welche aus den Waſcherzen gemacht werden (§. 26.), ſind etwas reicher am Gehalt. Es erſtrekket ſich derſelbe, ie nachdem die Erze gut, und die Schliege rein ſind, auf 5 bis 8 Pfund Gaarkupfer, zu einem Centner Schlieg wer - den aber auch 10 bis 15 Centner Waſcherze erfordert.
Da das Gebirg in dieſer Gegend meiſten Teils aus feſtem Geſtein beſtehet (§. 19.): So bedarf man auch keiner ſchweren und ſtarken Verzimmerung. Die Schaͤchte ſind an den mehreſten Orten nur oben am Tag mit Joͤchern verzimmert, unten aber ſtehen dieſelbe in dem Ganzen. Die Joͤcher liegen ein halbes Lachter von einander, und an ſtatt der Poͤlze, ſind nur ſchwache Tragſtempel unter ihnen hergeleget, damit man das Holz zu ſeiner Zeit deſto beſſer, und ohne Gefahr heraus reiſen koͤnne. Jn denen mehreſten Strekken und Streben bedarf man faſt gar keiner Zimmerung, weil das Geſtein feſt iſt, und von ſich ſelbſt ſtehet.
Weil die Schiefern floͤz - oder bankweis liegen: So werden dieſelbe ſtrebweis her - aus gehauen, und durch Karn unter den Schacht, und von da zu Tag gefoͤrdert. Bei dem Gewinnen an ſich ſelbſt muß man ſehr behutſam zu Werke gehen: Denn da die Schiefern nicht unmittelbar auf einander, ſondern zwiſchen den Floͤzzen liegen (§. 20.); So muͤſſen auch die Floͤzze nach einander aufgehoben, die Schiefern davon abgeſpal - ten, das auf den Floͤzzen hengen bleibende Gruͤne und Blaue aber mit einer Art von Mauerhaͤmmern abgehauen, und herunter geſchrappet werden. Das Aufheben derD 3Floͤzze30Das zweite StuͤkFloͤzze iſt bei dieſer Arbeit nicht einerlei, ſondern verſchieden: Denn wann man unten lochet; So treibet man dieſelbe von oben herunter: Geſchiehet aber das Gegenteil, und man lochet oben; So hebet man ſie nach und nach von oben herunter auf. Die bei dem Gewinnen vorfallende Berge werden meiſten Teils verſezzet.
Die Arbeiten in denen Gruben ſind verdingt. Vor einen Kuͤbel Schiefern, wel - cher, ie nachdem die Schiefern gut ſind, 130 bis 140 Pfund wieget, werden 10 bis 30 Kreuzer bezahlet. Die Haͤuer, welche 12 Stunde arbeiten, muͤſſen ſich aber bei dieſem Lohn das Geleucht, und das Gezaͤhe, ſelbſt ſtellen, und die Foͤrderungskoſten be - zahlen. Nach einem gemachten Durchſchnitt hat man gefunden, daß ein Kuͤbel Schie - fern in den andern gerechnet ohngefaͤhr auf 15 Kreuzzer zu ſtehen komt.
Die Wetter ſind in dieſen Gebirgen ziemlich friſch und gut, man fuͤhret daher de - nen Strekken und Streben durch Durchſchlaͤge, denen Schaͤchten aber durch Streben friſche Wetter zu.
Da die Gebirge an dieſem Ort mit keinen ſtarken Waſſern angefuͤlt ſind, und die Schiefern meiſten Teils uͤber der Wieſenteufe liegen: So trift man auch bei dieſem Bau wenig Stollen, und gar keine Kuͤnſte an (§. 9). Es iſt daher nur allein auf die Grube Eliſabeth ein Stollen gebauet worden, den ich ſchon §. 13. beſchrie - ben habe.
Das Markſcheiden wird hier, wie gewohnlich, verrichtet, und ich finde dabei nichts beſonderes, welches ich anmerken koͤnte. Das Lachter wird in acht gleiche Teile, und eben ſo eingeteilt, wie ich im erſten Stuͤk §. 21. gezeigt habe. Obſchon dieſe Kunſtauch31von dem Schieferbergwerk bei Godelsheim in dem Waldekkiſchen. auch hier ausgeuͤbet werden kan: So iſt doch noch kein Hauptris von dem ganzen Werk gemacht worden.
Ein groſer Teil der Schiefern beſtehet aus Waſcherzen (§. 26.), und daher iſt in dem godelsheimer Grund eine Kralwaſche angelegt worden, die ich §. 15. genauer beſchrieben habe, damit man das Metalliſche, den Schlieg, herausziehen, die Erde aber davon waſchen, folglich groͤſere Schmelzkoſten erſpahren koͤnne. Sie iſt von eben der Art und der Zuſammenſezzung, wie die frankenberger, der ich in dem 1. Stuͤck §. 24 und 25 Erwehnung gethan habe, und darum will ich mich bei ihr nicht lang auf - halten, doch aber dasienige anmerken, was ſie vor iener zum Voraus hat. Den Schlamm, welcher aus dem an der Buͤtte ſtehenden Sumpf komt, worinnen geſezzet wird, faͤngt man noch einmal in einem Sumpf auf, und zieht ihn auf einem Graben zu Schlieg, wobei dann der abgehende Afterſchlamm zum zweiten mal in einem noch andern Sumpf aufgefangen, und noch einmal, wie zuvor, geſchlaͤmmet, und folglich durch dieſes Verfahren noch ein ſchoͤner Schlieg erhalten wird.
Man bedienet ſich bei dieſem Werk der kleinen, oder der ſo genanten Krumoͤfen. Man glaubt, daß ſie mehr Hizze gaͤben, als die hohe Oefen, und daß man das Schmelzen beſſer regieren, und eher ab - und zuthun koͤnne. Weil die Schiefern kei - nen Schwefel bei ſich haben, und weil das Holz theuer iſt; So werden ſie roh oder ohn - geroͤſtet auf einer 18 zoͤlligen Form geſchmolzen, die in der Waage liegt.
Die Verfahrungsart bei dem Schmelzen ſelbſt iſt folgende.
Da die fallende Schmelzſchlakken allzu ſtreng, und ſteif ſind, folglich viele Kupfer - koͤrnger in ihnen hengen bleiben: So werden die unreine Schlakken naß gepochet, durch Siebe geraͤdert, und zu einem ſo genanten Schlieg gezogen, der aus Kupferkoͤr - nern beſtehet, welche die Geſtalt des Sandes und des Hagels haben. Es iſt dieſer Schlieg noch mit vieler Unart vermiſcht, und darum wird er wieder durch den Ofen geſchmolzen. Wann die Huͤttenarbeit in dem voͤlligen Umgang iſt: So fallen nur ſo viele Schlakken vor, daß beſtaͤndig zwei Pochwerke gehen koͤnnen, man hat aber drei errichtet, damit es im noͤtigen Fall daran nicht fehlen moͤge.
Die Schiefern fallen gleich in Schwarzkupfer (§. 36. N. 4.). Weil nun dieſelbe nur etliche Loth Silber halten, und nicht ſeigerwuͤrdig ſind: So werden ſie gleich gaargemacht, welches in einem kleinen Herd geſchiehet, der nur 1½ Centner haͤlt. Er wird aus etwas leichterer, als der zuvor gedachten Stuͤbe zu dem Schmel - zen, zubereit[e]t, und mit Kohlloͤſche, welche mit zartem Sand vermiſcht iſt, ausgeſchlaͤmt. Die in ihn vorgerichtete Form blaͤſet beinahe in die Haͤlfte des Herds, weil die Kupfer eiſenſchluͤſſig ſ[i]nd. Sie werden vier - fuͤnf - und ſechsmal abgezogen, und eben darumbetraͤgt33von dem Schieferbergwerk bei Godelsheim in dem Waldekkiſchen. betraͤgt der Abgang auf einen Centner Schwarzkupfer 20 bis 25 Pfund. Bei dem Gaarmachen ſelbſt verfaͤhrt man uͤbrigens nach der ſonſt gewoͤhnlichen Art, wobei dann ſehr ſchoͤne Kupfer fallen, die vor Gallmeikupfer verkauft werden koͤnnen.
Die Oberbediente beſtehen in dem Bergverwalter, welcher die Direction, und zu - gleich auch die Rechnung fuͤhret, und in dem Bergſchreiber.
Auf die Schichten, die Arbeiten, und die Gedinge der Bergleute ſiehet ein Stei - ger, und zwei Unterſteiger, wovon die leztere, bei dem izzigen ſchwachen Betrieb des Werkes, abgegangen ſind. Der erſtere bekomt woͤchentlich 2 -, die andern aber nur 1½ Thaler. Ein Haͤuer bekomt in einer zwoͤlfſtuͤndigen Schicht, wann er auf den Schie - fern arbeitet, 15 -, in den Schaͤchten und Stollen aber, weil er beſtaͤndig ſchlaͤgeln muß, 20 Kreuzzer. Dem Karnlaͤufer werden woͤchentlich, ie nachdem er ſtark und gros iſt, 15, 20, bis 24 Weispfennige, und 1 Gulden bezahlet, wann er zugleich als Lehrhaͤuer arbeiten kan.
Die Waſcher bekommen vor eine Schicht 20 Kreuzzer, weil ſie beſtaͤndig arbeiten muͤſſen.
Der Schmelzer bekomt woͤchentlich 1⅓ Gulden: Es werden ihm aber bei dieſem Lohn von einem ieden Centner Gaarkupfer noch 10 Kreuzzer vor das Gaarmachen bezahlt.
Die Fuhren muͤſſen bei dieſem Werk mehren Teils mit Geld gezwungen werden, weil die Unterthanen nur allein die Erz - und Schieferfuhren zu thun gehalten ſind, wo - bei ihnen dann nach der Billigkeit, und nach der Weite des Wegs, von dem Kuͤbel Schiefern 5 bis 10 Kreuzzer bezahlt werden.
Die fallende Gaarkupfer werden nach Frankfurth an die Gewerken geſchikt. Wann das Werk gut gehet: So koͤnnen iaͤhrlich bei 500 Centner Kupfer gemacht werden, wobei ſich dann die Ausbeute auf 4000 Thaler erſtrekket.
Der denen Gewerken erteilte Lehnbrief, oder die ſo genante Muthung, vermoͤge deſ - ſen ſie berechtigt ſind, dieſes Werk zu bauen, gehet auf Erben und Erbnehmer, er muß aber bei einer ieden neuen Regierung auf das Neue beſtaͤttiget werden. Die beſondere Rechte der Gewerken, und die Freiheiten der Bergwerksverwanden enthaͤlt eine beſondere Verordnung.
Vor den, denen Gewerken verliehenen Nuzzen, entrichten dieſelbe an den Berg - herrn den Zehnden, welcher aus dem zugutgemachten Kupfer gegeben werden muß.
Von dem niederenſer Schieferbergwerk.
Es wird dieſes Werk von einem Kaufmann Nahmens Muͤller in Waarſtein in dem Coͤllnniſchen betrieben. Die Beſchaffenheit, und die Betreibungsart deſſelben iſt von der zu Godelsheim nicht verſchieden. Vor verſchiedenen Jahren war es ein ſehr anſehnliches Werk, gegenwaͤrtig aber iſt daſſelbe ziemlich verfallen. Hier und da ſind inzwiſchen noch ſchoͤne Anbruͤche. Durch fleiſiges Schuͤrfen koͤnte man vielleicht um ſo vielmehr noch mehrere Schiefern entdekken, weil die Gewerken zugleich auf die immen - haͤuſer Feldmark beliehen ſind. Es ſind izzo nur noch drei Schaͤchte in einem Wald in dem Gang, der von Niederenſe zwiſchen Mittag und Morgen lieget. Die meiſte Schie - fern, die aus dieſen Schaͤchten gewonnen werden koͤnnen, ſtehen in den Waſſern, weil man keinen Stollen zur rechten Zeit angefangen hat, der gar fuͤglich anzubringen ge - weſen waͤre.
Das Dorf Thalitter liegt in einem ſehr tiefen Thal, welches auf beiden Seiten mit ſehr hohen Gebirgen umgeben iſt, die ſich in der groͤſten Hoͤhe ziemlich gleich und eben legen, worauf man ſehr ſchoͤne Schieferfloͤzze, und alle Be - doͤrfniſſe zu Bergwerken antrift.
Man weis von dieſem Werk, daß es ſchon vor gar langen Jahren in dem Gang geweſen iſt, wovon gar viele alte Halden ein ſicheres Kennzeichen ſind. Jn dem 1709. Jahr iſt daſſelbe wieder auf das Neue rege gemacht, und betrieben worden. Es wird von einer Gewerkſchaft gebauet, die auf alle Kupferbergwerke in der Herrſchaft Thalit - ter beliehen iſt. Die Banquiers Bethmann und Steizze, und andere Kaufleute haben an ihm den groͤſten Anteil. Das Werk, welches dermalen betrieben wird, liegt nicht beiſammen, und darum will ich ein iedes beſonders beſchreiben.
Das erſte von den Werken in dieſer Gegend liegt am dorfitteriſchen Berg, uͤber Thalitter, zwiſchen Abend und Morgen, auf dem ſo genanten gebranten Holz, oder an der Graͤnze des in dem Waldekkiſchen gelegenen niederenſer Werkes, welches ich in dem zweiten Hauptſtuͤk §. 47. beſchrieben habe. Die Schiefern, welche an dieſem Ort brechen, ſind von der beſten Art, und darum iſt aus dem Wuͤrgethal ein Stollen, der 250 Lachter lang iſt, in dieſe Gegend getrieben worden, damit man die in ihr befind - liche Waſſer loͤſen koͤnne. Dieſer Stollen iſt nach und nach abgebauet worden: WeilE 2er36Das dritte Stuͤker nun die erforderliche Teufe nicht mehr einbringen konte; So iſt ein neuer und tiefe - rer Stollen auf der andern Seite dieſes Berges, uͤber Dorfitter zwiſchen Niederenſe in dem maiershager Grund angefangen worden, um nicht nur neue Schiefern zu er - ſchuͤrfen, ſondern auch die Waſſer in den izzigen Schaͤchten zu loͤſen. Man findet zwar bei dieſem Werk gar viele alte Gruben, es ſind aber gegenwaͤrtig nur noch zwei davon in dem Gang, ob ſchon ein noch friſches Feld da iſt, und ſchoͤne Schiefern in dem An - bruch ſind.
Ein anderes Werk, welches in einem ſanften Gebirg von Thalitter aus zwiſchen Morgen und Mittag liegt, wird der Wolfsnabel genennet. Es beſtehet meiſten Teils aus friſchem Feld, und es ſind vorizzo ſechs Schaͤchte auf demſelben in dem Gang. Weil es etwas waſſernoͤtig iſt: So iſt aus dem daran liegenden linſenfluͤſſer Gruͤndgen, welches dem Thal zufaͤlt, worinnen die Jtter flieſet, ein Stollen angefangen worden, welcher der Nebenſtollen heiſet, und die Waſſer loͤſen ſoll. Er iſt ſchon bei 200 Lach - ter in das Feld getrieben.
Etwas weiter in dieſem Feld, zwiſchen Mittag und Abend, neben dem Wolfs - nabel, liegen viele andere Gruben, in dem ſo genanten roſengaͤrter und weiſſenſeer Feld. Sie haben alle ſchoͤne und haltige Schiefern, viele aber unter ihnen ſind ausge - hauen. Es ſind auch in dieſem Werk viele Waſſer, und darum iſt uͤber dem Neben - ſtollen (§. 4.) ein anderer Stollen angefangen, und in dieſes Feld getrieben worden, welcher bei 1000. Lachter lang iſt. Er heiſt der Ur - oder der Hauptſtollen, und hat zehn Lichtloͤcher, die alle auf edle Schiefern nieder gekommen ſind. Dermalen ſind iedoch aber nur noch fuͤnf Schaͤchte, zwei in dem Roſengarten, und drei in der Weiſenſee in dem Gang.
Jn dem Gebirge gegen Morgen, uͤber Dorfitter, liegt noch ein anderes, und das dritte Werk, welches zu Thalitter gerechnet wird. Es iſt ganz ausgehauen, und hat ſehr viele alte Pingen.
Jn dem 1ten §. habe ich ſchon angemerket, daß man an dieſem Ort alle Erforder - niſſe zu Bergwerken antrift, und dieſe will ich anizzo etwas genauer beſchreiben. Jn dem Thal, worinnen die Jtter flieſet, iſt ein ſehr ſchoͤnes Gefaͤll zu Schmelzhuͤtten. Es iſt daher gleich unter Thalitter zu der Schmelzung und Zugutmachung der Schiefern eine anſehnliche Huͤtte angelegt worden, auf der alle Schiefern geſchmolzen werden koͤn - nen. Das Rad, welches man bei dieſer Huͤtte zu der Treibung der Baͤlge gebrau - chet, iſt nicht hoͤher, als zehn Fus: Da aber die Jtter ſowol in dem Sommer, als wie in dem Winter ſehr ſtark iſt; So iſt daſſelbe beinahe 4 Fus weit. Das Vorteilhaf - teſte bei dieſem Waſſer iſt dieſes: Daß es in dem kaͤlteſten Winter nicht zufrieret, unddaß37von dem Schieferbergwerk bei Thalitter in dem Darmſtaͤdtiſchen. daß es in dem Sommer nicht merklich kleiner wird. Jn dem Dorfe Niederenſe hat daſſelbe ſeinen Urſprung.
Da die Waldungen entfernet ſind: So muß das erforderliche Holz auf 7 Stund Weges herbei geſchaft werden. Es wird in denen herrſchaftlichen Waldungen malter - weis gekaufet. Das Malter iſt 4 Fus weit, 4 Fus hoch, und 6 Fus an dem Scheid. Sechszig Malter machen eigentlich ein Schok, dem Bergwerk aber werden 24 Klafter, wovon eine 6 Fus weit, 6 Fus hoch, und 4 Fus am Scheid iſt, vor ein Schok gege - ben, wovor daſſelbe 12 Thaler bezahlet. Die Klafter komt alſo nicht hoͤher, als einen halben Thaler zu ſtehen, ohngeachtet ſie aus Buͤchenholz beſtehet.
Die Minerallagen in dieſer Gegend ſind nicht merklich von denienigen unterſchieden, die man in dem godelsheimer und niederenſer Feld antrift. Sie wechſeln da - her von oben herunter folgender Geſtalt mit einander ab. Man findet naͤmlich:
Die Schiefern ſind ſowol ihrer innern Beſchaffenheit, als der Lage nach von den godelsheimer und niederenſer wenig verſchieden. Man wird daher gewahr, daß die - ſelbe nur neſterweis liegen, daß die Ruͤkken und die faule Kluͤfte die Schiefern bald in die Hoͤhe, und bald in die Teufe werfen, daß es daher zwiſchen den Kluͤften Graͤben und Pfei - ler machet, daß die Querkluͤfte die Schiefern oͤfters abſchneiden, und daß zwei und drei Arbei - ten oder zwei - und dreimal Schiefern uͤber einander liegen. Man findet dieſem ohngeachtet aber noch dieſen und ienen nicht weſentlichen Unterſcheid, zwiſchen den thalitteriſchen, und den godelsheimer Schiefern. Jch will auch dieſen erzaͤhlen. Er iſt folgender: 1) Die itteriſche Schiefern ſind leichtfluͤſſiger, und reicher, als die godelsheimer; Denn der Centner haͤlt 3, 4 und mehr Pfund, und in dem Groſen bringt man durch die Bank auf einen Centner 3 Pfund Kupfer heraus: 2. Man findet an dieſem Ort keineE 3Waſch -38Das dritte StuͤkWaſcherze: 3. Zwiſchen den Floͤzzen legen ſich oͤfters feſte und ſchwarze Schaͤlgen an, die nur ½ Pfund Kupfer halten, und alsdann erſt gruͤn anlaufen, wann ſie dem freien Zugang der Luft ausgeſezt werden, wobei man dann zu guten Anbruͤchen Hofnung hat, wann ſie auf ein taub Mittel erfolgen, dieſe aber alsbald verliehret, wann ſie ſich bei edlen Schiefern anlegen, indem ſie dieſelbe verunedlen, welche Bewandnis es dann auch mit einer gewiſſen Art von Steinkohlen hat, die ſich ie zuweiln mit untermiſchen: 4. Je blauer die Floͤzze ſind, um deſto eher hat man Hofnung zu guten Schiefern: 5. Die Schiefern liegen weit tiefer, als die godelsheimer, und bei 20 Lachter unter der Erde.
Da die Mineralien und die Schiefern an dieſem Ort nicht weſentlich von den godelsheimern unterſchieden ſind: So halte ich es auch nicht vor noͤtig, daß ich deswegen eine beſondere Ab - handlung hierher ſezze. Jch will alſo gleich zu dem Grubenbau ſchreiten.
Jn den meiſten Teufen in dieſer Gegend findet man ſehr feſtes Gebirg. Man ge - braucht alſo ſehr wenige Verzimmerung, und die Schaͤchte ſind nur in dem Ta - gegebirg, und in dem Kalkgeſtein verzimmert. Die dabei gewoͤhnliche Verzimmerung beſtehet in einfachen Joͤchern, die ½ Lachter von einander liegen. Die Streben und die Oerter ſind in den feſten Horn - und Kalkfloͤzzen getrieben, zwiſchen denen die Schiefern liegen, und daher bedoͤrfen ſie gar keiner Verzimmerung. Die Stollen ſind in der Gegend des Mundloches mit Kalkfloͤzzen ausgewoͤlbet, und hier und da mit Thuͤrſtoͤk - ken verzimmert, meiſten Teils aber ſtehen ſie in dem Ganzen.
Die Schiefern werden, ie nachdem ſie breit ſind, ort - und ſtrebweis herausgehauen, mit Karren aber unter den Schacht, und von da zu Tage gefoͤrdert. Die Kalkfloͤzze, zwiſchen welchen die Schiefern liegen, werden aufgehoben, die daran hangende Schie - fern aber mit Scheidehaͤmmern abgeſchieden, die an dem einem Ende eine Schaͤrfe, an dem andern aber einen Kopf haben. Man ſchrappet alſo dieſelbe nicht ab, wie zu Go - delsheim, und daher bleibet auf denen Floͤzzen noch ſtets viele Gruͤnung hengen. Man findet auch an dieſem Ort eine Art Schiefern, die eine gelbliche Farbe hat, ſie kan aber in dem Winter unter der Erde nicht wol erkennt, und ausgeſchieden werden. Sie bleibt daher ohngeſchieden bis in den Sommer liegen, da dann nicht nur dieſe, ſondern auch alle andere gewonnene Schiefern nochmals an dem Tag geſchieden werden, damit man ſie beſſer erkennen, die guten ausſondern, und dabei das Geleucht erſpahren moͤge.
Die Gewinnung und die Foͤrderung der Schiefern iſt durchgehends verdingt. Vor einen Kuͤbel Schiefern, der 130 bis 140 Pfund wieget, werden 8 bis 30 Kreuz - zer bezahlet, durch die Bank aber kommt derſelbe auf 16 Kreuzzer zu ſtehen. Die Haͤuer muͤſſen bei dieſem Lohn, auſer dem Geleucht und dem Gezaͤhe, das von der Ge - werkſchaft gereicht wird, alle Koſten uͤber ſich nehmen, und die Berge verſezzen.
Man fuͤhret die Wetter durch Huͤlfe der Durchſchlaͤge von einem Schacht, und von einer Strebe in die andere. Den neuen Schaͤchten fuͤhret man die Wetter durch Lutten zu, die oben mit einem Trichter, und einem daran befindlichen Hut verſehen ſind. Man ſezzet dieſer Trichter oͤfters zwei in einen Schacht, wann die Wetter ſehr boͤs ſind.
Weil man mit Stollen die noͤtige Teufen einbringen kan, und folglich keine Kuͤnſte gebrau - chet, und weil ich bei der Ausuͤbung der Markſcheidekunſt an dieſem Ort nichts beſonderes finde, das ich bemerken koͤnte: So will ich auch dieſe Abhandlung hiermit beſchlieſen, zugleich aber auch anzeig[en], daß ich von dem Waſchen der geringern und lettigen Schiefern nicht handeln werde, weil man durch Proben und Erfahrungen, mittelſt der Kralwaſchen, ausgemacht haben will, daß die zarte Gruͤnung und der Fluß, der bei den Schiefern in dem Letten beſtehen ſoll, in dem Waſ - ſer weggegangen ſei.
Zu dem Schmelzen der Schiefern gebrauchet man kleine Krum - oder Brilloͤfen, die nicht viel uͤber fuͤnf Fus hoch ſind, und eine Art der ungariſchen Oefen ſein ſollen. Die Form in ihnen liegt 36 Zoll hoch. Sie werden mit leichter Stuͤbe zugemacht, die aus ⅓ Leimen und ⅔ Kohlloͤſche beſtehet. Jn 12 Stunden gehen 20 bis 30 Centner Schiefern ganz vor ſich allein durch, wovon dann, ie nachdem die Schiefern gut ſind, 70, 80 bis 100 Pfund Schwarzkupfer abgeſtochen werden, die ziemlich rein ſind, und auf den Centner nur 14 Pfund Abgang leiden.
Die Eiſenknoten, welche bei dem Schmelzen fallen, und ſich oben auf den Stich ſezzen, werden zwei - bis dreimal geroͤſtet, und alsdann durchgeſtochen. Man hat die -ſes40Das dritte Stuͤkſes Verfahren um deswillen ergriffen, damit man dieſelbe nicht verblaſen muß, wozu mehrere Kohlen erfordert werden ſollen. Es finden ſich auch nach dem Ausblaſen in den Schmelzoͤfen von den ſo genanten Saͤuen, dieſe aber werden bei den nachfolgenden Schmelzen gleich wieder zugeſchlagen.
Man glaubt, die thalitteriſchen Schiefern waͤren fluͤſſiger, als die godelsheimer, und eben die - ſes haͤlt man vor die Urſach, warum iener mehr durchgehen, als dieſer. Wann man inzwiſchen uͤberleget, daß die Form auf die erſtere noch ſo hoch gelegt iſt, als auf die leztere, und daß es eine ausgemachte Sache iſt, daß auf einer hohen Form mehr Erze durchgehen, als wie auf einer niedrigen: So muß man auch den Grund von dem ſtaͤrkern Durchgang der itteriſchen Schiefern mehr in der Hoͤhe der Form, als in der Fluͤſſigkeit der Schiefern ſuchen, die dem Auge nach von den godelsheimern wenig verſchieden ſind. Man will inzwiſchen behaupten, daß es bei den godels - heimer Schiefern zuviel Eiſen gaͤbe, wann man die Form hoͤher legte, welches der Erfahrung zuwieder iſt, weil eine hohe Form viel reineres Metall liefert.
Die bei dieſem Werk fallende Schwarzkupfer werden auf einem kleinen Gaarherd gaargemacht, der bei 3 Centner haͤlt. Weil der Herd gros iſt, und die Kupfer eiſenſchuͤſſig ſind: So blaͤſet die Form beinahe bis auf den Grund.
Die zu dem Bergamt beſtelte Bedienten ſind der Berginſpector, der Bergmeiſter, und der Bergſecretarius.
Die Aufſicht bei denen Gruben haben ein Geſchworner, und zwei Steiger. Dem erſten werden, nebſt dem freien Brand, dem Geleucht, und der Wohnung, wochentlich 4 Gulden gereichet. Ein Steiger bekomt hingegen, nebſt dem freien Brand, und dem Geleucht, die Woche nur 2 Gulden, bei dieſem Lohn wird ihm aber das Geding - geld von den herausgeſchlagenen Toberigen, welches woͤchentlich 1 bis 2 Gulden betraͤgt, noch beſonders bezahlt.
Die Bergleute arbeiten nur acht Stunde. Jhr Lohn, nach denen man die Gedinge ein - richtet, iſt folgender. Ein Haͤuer bekomt die Schicht 16 bis 18 -, ein Karnlaͤufer aber woͤ - chentlich 30 bis 40 Kreuzzer, und 1 Gulden 10 Kreuzzer. Man hat bei dieſem Werk keine Haspelknechte: Denn die Haͤuer muͤſſen den Haspel ſelbſt ziehen, und die Berge und Schie - fern zu Tag foͤrdern. Es wird ihnen bei dieſem Lohn, wie ich §. 13. gezeigt habe, weiter nichts, als nur noch das Gezaͤhe und das Geleucht zugeſtanden. Es bekomt aber der Haͤuer woͤchent - lich in dem Winter 4 -, und der Karnlaͤufer 5 -, in dem Sommer hingegen, weil in dieſer Zeit die mehreſte Schiefern an dem Tage geſchieden werden, iener nur 3 -, und dieſer 4 Maͤsger Oehl, derer 20 ein gewoͤhnliches Maas ausmachen.
Damit die Schichten, welche nur 8 Stunde dauren, ordnungsmaͤſig verfahren werden moͤgen: So wird des Morgens um 4 -, und des Mittags um 12 Uhr zur Ar - beit gelaͤutet, da dann die Bergleute in dem Zechenhaus erſcheinen, und ihr Gebaͤt ver - richten muͤſſen.
Das Holz - und das Kohlenmaas iſt eben ſo gros, wie das godelsheimer, das ich in dem 3ten Stuͤk §. 16 beſchrieben habe. Jn einen Haufen werden 60 und auch 90 Mal - ter, oder 1 und auch 1½ Schok eingeſchoben. Die Haufen werden entweder mit Ra - ſen oder mit Laub gedekket, wobei dann im leztern Fall uͤber das Laub noch eine Dekke von Kohlloͤſche gemacht wird. Sie muͤſſen ſehr dicht geſezzet werden, damit nicht zu viele Luft in ihnen bleibet, die ſich von der Waͤrme zu ſehr ausdehnet, und den Hau - fen ſchuͤttet, und in Flamme ſezzet. Die Koͤhler pflegen, wann das Holz zu lukker ge - ſezt iſt, den ſchwefelichten Duͤnſten, die ſich unter den Haufen in der Erde befinden, die Schuld zu geben, wann ſich ein Haufen ſchuͤttet. Vor eine Reiſe Kohlen wird ein Gulden Koͤhlerlohn bezahlet.
Die Schmelzarbeiten verrichten der Huͤttenmeiſter, und die Vorlaͤufer. Dem erſtern werden woͤchentlich, nebſt dem freien Brand und der Wohnung, 3 bis 4 -, ei - nem Vorlaͤufer aber nur 2 Gulden gereichet. Ehedeſſen wurden vor einen Centner Kupfer gaarzumachen, 10 Kreuzzer bezahlet, izzo aber muß der Huͤttenmeiſter das Gaar - machen in dem Wochenlohn verrichten, dem Zuhalter werden inzwiſchen von einem ie - den Centner noch 3 Kreuzzer bezahlet.
Alle vier Wochen, und zwar auf den Sonnabend wird ausgelohnet, den erſten Frei - tag zuvor aber das Verleſen gehalten. Es muß in dieſem ein ieder Arbeiter die von ihm verfahrne Schichten, und alle ſonſtige gethane Arbeiten eingeben.
Jn einem Jahr koͤnnen 800 Centner Kupfer gemacht werden, wobei ſich die Aus - beute auf 8000 Gulden erſtrekket. Weil die Kupfer recht gut ſind, und zu den Gallmei - kupfern gehoͤren: So wird der Centner vor 52 Gulden verkaufet.
Es hat dieſes Bergwerk ſehr viele Freiheiten, und faſt alle Rechte, die man bei einer Bergſtadt antreffen kan. Die Bergwerksgebaͤude, und die Haͤuſer derer Bergleute liegen beiſammen, und unter dem Dorf Thalitter. Sie machen zuſammen genommen die ſo genante Bergfreiheit aus, weil alle die, die darauf wohnen, von allen herrſchaftlichen Abgaben und Beſchwerden befreiet ſind. Die Bewohner der Berg - freiheit ſtehen gaͤnzlich unter dem Bergamt, das ſehr anſehnlich iſt, und ein groͤſeres und kleineres Siegel fuͤhret.
Die Gewerkſchaft, welche dieſes Werk bauet, iſt auf die ganze Herrſchaft Thal - itter beliehen, und die Landesherrſchaft iſt ſelbſt ein Mitgewerke. Auſer den ſonſt ge - woͤhnlichen Bergfreiheiten iſt der Gewerkſchaft noch insbeſondere das Jus Patronatus bei der Bergkirche zugeſtanden, und ſie praeſentiret der Landesherrſchaft zwei in dem Land gebohrne Candidaten. Sie kan auch dem Superintendenten einen Schuldiener vorſchlagen. Es iſt in dieſer Abſicht und in Betracht dieſer Rechte von dem hoͤchſtſee - ligen Herrn Landgrafen Ernſt Ludwig eine beſondere Bergkirchenordnung ausgegangen. Die uͤbrige und ſonſt gewoͤhnliche Berggeſezze enthaͤlt ein beſonderes Patent, das dem Gewerkenbuch einverleibet iſt, worin alle Gewerken, nur keine Juden eingeſchrieben werden, weil dieſelbe als unglaubige keine Bergwerke bauen, und der Schaͤzze der Erde nicht teilhaftig ſein ſollen. Wann Bergſachen vorkommen, die nicht in dieſem Patent entſchieden ſind; So wird die kazzenellnboger Bergordnung zu Rath gezogen: Jſt der Fall aber auch nicht in dieſer beſtimt; So wird der frankenberger und immenhaͤuſer Abſchied, und nach dieſem die ſaͤchſiſche und freiberger Bergordnung zum Grund gele - get, weil dieſe Verordnungen bei dieſem Werk alleſamt recipiret ſind.
Vor die der Gewerkſchaft verliehene Bergnuzzungen hat ſich die Landesherrſchaft den zehnten Centner Gaarkupfer, und bei einem ieden Centner noch uͤberdis zwei Gulden vor das nachgelaſſene Vorkaufsrecht ausbehalten.
Die Unterthanen ſind ſchuldig und gehalten, gegen eine billige Bezahlung, alle Bergwerksfuhren zu thun, und darum koͤnnen dieſelbe dazu mit Zwang angehalten werden.
Uiber alle Hauptveraͤnderungen, die bey dem Bergbau vorfallen, wird ein beſon - deres Bergprotocoll gefuͤhret. Daß dieſes eine der nuͤzlichſten Bemuͤhungen iſt, das iſt daraus klar, weil der Nachwelt dadurch eine zuverlaͤſſige Geſchichte von dieſem Werk hinterlaſſen wird.
Das Eiſenwerk an dieſem Ort iſt eines der anſehnlichſten, und es ſoll ſchon bei zwei Jahrhundert in dem Gang ſein. Es liegt nicht beiſammen, ſondern in verſchie - denen Gegenden. Das weitlaͤuftigſte liegt gegen Norden, ½ Stunde von Adorf an dem Martenberg, worauf zwanzig Schaͤchte in dem Gang ſind. Ein anderes liegt weiter hinunter an dieſem Berg, an der ſo genanten Plettenmuͤhle, das dritte unter dieſen aber gegen Abend, zwei Stunde von Adorf, an dem Heidberg.
Jn der Gegend der Plettenmuͤhle iſt ein Stollen angefangen worden, der nach dem Martenberg getrieben wird, damit man die Waſſer loͤſen, und den Eiſenſtein aus der Tiefe gewinnen koͤnne.
Der Eiſenſtein bricht gangweis, und die Gaͤnge ſtreichen ganz zu Tag aus. Jhre groͤſte Machtigkeit betraͤgt ſieben Lachter, und ſie haben ſo wol zu dem Hangenden, als dem Liegenden ein ſchieferiches Gebirg. Der Eiſenſtein wird ſchon an dem Tag gewon - nen, und von da in die Teufe verfolget. Weil der Gang ſehr maͤchtig iſt: So wird keine ordentliche Firſten - und Stroſſenarbeit getrieben. Die Eiſenſteine werden ſtufen - weis in ſo groſen Hoͤhlungen herausgehauen, in die man ganze Haͤuſer ſezzen kan. Jn dem Dach oder in der Firſte werden Fahrten angeſchlagen, damit man an den Eiſen - ſtein kommen, und denſelben hereintreiben koͤnne. Der ganze Grubenbau ſiehet einem Steinbruch ſehr aͤhnlich. Man muß daher in ihm, wie eine Gemſe an den Klippen und Felſen herum klettern. Merkwuͤrdig iſt es uͤbrigens bei dieſen Eiſenſteinsgaͤngen, daß ſie alle dem Gebirg zufallen, und daß der plettenmuͤhler Gang lauter Baͤuche wirft, und eben ſo ſtreicht, wie der Fus des Berges herumlaͤuft.
Die Grubenarbeiten ſind verdungen. Von einem Fuder Stein, das in 6 Karn, oder 18 Kuͤbeln beſtehet, und etwa 18 bis 20 Centner wieget, werden 8 bis 9 Marien - groſchen Gewinnerlohn bezahlet, wobei man dann denen Bergleuten noch Stahl und Eiſen, und auf ein Fuder Stein eine Kanne, oder ein Maas Oehl reichet.
Der Eiſenſtein wird, ie nachdem er ſich in dem Schmelzen erweiſet, in hizzigen, in willigen oder leichtfluͤſſigen, und in kaltblaͤſigen oder ſtrengen Eiſenſtein getei - let. Er wird alle verkauft, und das Fuder koſtet 16, 18 bis 24 Mariengroſchen, wobei die Kaͤufer von allen Gattungen nehmen muͤſſen. Bei dem Schmelzen wird er dergeſtalt vergattiret, daß von einer ieden Gattung ein Drittel in die Malterung komt. Wann dabei der Ofen verdorben iſt; So darf man nur etliche Gichten von lauter hizzigem Stein aufgeben; So wird er alsbald wieder gereiniget.
Die Oberbedienten bei dieſem Werk beſtehen in dem Jnſpector, und dem Control - leur: Die Unterbedienten hingegen aus drei Steigern.
Das ganze Bergwerk iſt vergewerkſchaftet, und es wird, wie zu Freiberg in Curſach - ſen, auf Fundgruben und Maaſen verliehen. Jene iſt ein Raum von 42 Lachter lang, und 7 Lachter breit, dieſe aber von 28 Lachter lang und eben ſo viel Lachter breit, wor - innen die Gewerken in eine ewige, oder in eine unbeſtimte Teufe zu bauen berech - tiget ſind.
Es werden von dieſem Bergwerk ſieben Huͤtten betrieben, wovon die meiſte in dem Waldekkiſchen liegen. Viele Eiſenſteine werden auſer dieſem iedennoch in das Coͤllnniſche verkauft.
Das Gebirg in dieſer Gegend iſt nicht merklich hoch. Es liegt ſehr flach, und darum trift man an dieſem Ort kein ſtuͤklichtes oder pralliges Gebirg an. Nur an einigen Orten ſind kleine Thaͤler, die wenig von dem Horizont abfallen.
Das Bergwerk an ſich ſelbſt ſoll ſchon einige Jahrhundert gehen, und es wird von der Landesherrſchaft ſelbſt betrieben.
Es iſt mehr, wie ein Werk an dieſem Ort. Das aͤlteſte liegt an dem Ende des Dorfs Hohenkirchen, nach Burgufeln zu. Man trift bei ihm ſehr viele alte Schaͤchte an. Es hat nicht viele Waſſer, und darum, und weil dieſelbe mit Men - ſchenhaͤnden gezogen werden koͤnnen: So iſt auf daſſelbe weder ein Stollen noch eine Kunſt gebauet worden.
Ein anderes Werk liegt eine halbe Stunde von Hohenkirchen, nach Burgufeln zu, an dem ſo genannten Hopfenberg. Auch bei dieſem ſind verſchiedene alte und neue Schaͤchte. Da es waſſernoͤtig iſt: So iſt vor ohngefaͤhr 30 Jahren ein Stollen auf daſſelbe gebauet worden, der 500 Lachter lang iſt. Er iſt, wegen dem Triebſand, aus - gemauert, und mit ovalen Lichtloͤchern verſehen worden, die alle ausgemauert ſind, da -F 3mit46Das vierte Stuͤkmit man denſelben um deſtocher auf erhalten, und nicht noͤtig haben moͤge, beſtaͤndig an ihm zu verzimmern. Gegenwaͤrtig bringt dieſer Stollen die gehoͤrige Teufe nicht ein. Es wuͤrde daher beſſer geweſen ſein, wann man ihn aus dem gegen uͤber liegenden tie - fern Thal herauf getrieben haͤtte.
Das zu dem Grubenbau erforderliche Holz wird aus den nahe liegenden Waldun - gen in dem Land, und zwar auf ſieben Stunde Wegs herbeigeſchaft. Es wird ſtam - weis verkauft, wobei dann die Staͤmme ausgemeſſen, und 150 Kubikfus vor ein Klaf - ter gerechnet werden, die man mit einem halben Thaler bezahlt. Von dem Klafter werden vor die erſte Stunde 20 -, vor eine iede andere weitere Stunde aber 10 Heſſen - weispfennige mehr Fuhrlohn bezahlet.
Die Mineralien wechſeln folgender Geſtalt mit einander ab, wann man ſie durch - ſinket. Man findet naͤmlich:
Der Eiſenſtein liegt meiſt ſoͤhlich und floͤzweis. An einigen Orten findet man den - noch aber, daß er einſchieſet, und auf dem Kopf ſtehet, oder daß er ſeiner Lage nach mit dem Horizont einen ſchiefen Winkel machet.
Der Eiſenſtein laͤſſet ſich, nach ſeiner Natur in dem Schmelzen, in vier Gat - tungen verteilen.
Die erſte ſiehet braͤunlich aus. Sie iſt leicht, und etwas kaͤltblaͤſig, oder kaltfluͤſſig, und nicht reich in dem Gehalt. Um deſto beſſer gehet ſie aber in dem Ofen, und ſie gibt zaͤhes und gutes Eiſen. Es iſt nur Schade, daß man dieſen Eiſenſtein nicht ſo haͤufig antrift, als andere Arten.
Die zwote Gattung iſt blaulich und derb, und darum heiſt dieſer Eiſenſtein der blanke, An dem Gehalt iſt er reich, er gehet aber etwas hizzig.
Die dritte Gattung ſiehet ſchwarz aus, und hat ein koͤrniges Gewebe. Sie iſt uͤberaus hizzig, ſchaͤumet und gaͤhret, und gibt ein ſproͤdes Eiſen. Wie die Verſuche beweiſen: So iſt dieſer Stein ein wirklicher Stahlſtein, und er muß daher von dem wahren Eiſenſtein ausgehalten werden, es wird iedoch aber aus ihm kein Stahl gemacht.
Die vierte Gattung des Eiſenſteins iſt endlich roͤthlich, und ſpahtig. Es zerſpringt dieſer Eiſenſtein in dem Feuer mit einem Praſſeln, er gehet ſehr boͤs in dem Ofen, und daher muß er von den erſtern ausgeſondert werden.
Der ſo genante Waſchſtein iſt von den zuvor erzaͤhlten Arten nur darinnen verſchie - den, daß er aus kleinen, und vielen erdigen Stuͤkgern beſtehet. Er muß aus dieſer Urſache, um ihn von der Erde zu reinigen, in dem Waſſer abgeſpuͤhlt werden. Es be - darf dieſe Waſchung gar keiner Kunſt, und darum halte ich es auch vor uͤberfluͤſſig, daß ich ſie genauer beſchreibe.
Aus dem 6. §. iſt klar, daß das Gebirg in dieſer Gegend durchgehends mit Trieb - ſand angefuͤllet iſt, und daher iſt die Verzimmerung in den Schaͤchtenſtrekken und Stollen ſehr koſtbar, ia beſchwerlich und gefaͤhrlich.
Jn den Schaͤchten wird mit Joͤchern, die ¼ Lachter von einander liegen, und mit genau zuſammen ſchlieſenden Pfaͤhlen verzimmert. So lange man dabei in dem Trieb - ſand iſt: So wird, wie es an andern Orten gewoͤhnlich iſt, angeſtekt, die Fugen aber werden mit Moos verſtopft. Da man dieſem ohngeachtet aber nicht leicht einen Schacht niederbringt, indem in dem Triebſand gar zu viele Waſſer ſind: So muͤſſen, in einer ohngefaͤhren Weite von 9 Lachter, zwei Schaͤchte neben einander, mit einerlei Verzim - merung niedergemacht, und ſtets einer um den andern etwas weiter abegeſenkt werden, damit die Waſſer dem tiefern zufallen moͤgen, woraus man alsdann dieſelbe waͤltigen, und in dem andern weiter niederkommen, und abſinken kan.
Jn den Stollen wird mit Thuͤrſtoͤkken, Kappen und Grundſohlen verzimmert, mit zuſammen ſchlieſenden Pfaͤhlen aber angeſtekt. Unter die Grundſohlen werden nach der Laͤnge Bohlen geleget, damit der Triebſand nicht von unten herauf wachſen koͤnne. Wann der Triebſand allzu boͤs und flieſend iſt: So werden auf die Bohlen Wieder - lagen gemauert, die oben mit einem Gewoͤlbe geſchloſſen, alle Rizze aber mit Moos ver - ſtopft werden. Es bleibt alſo bei dieſer Ausmaurung der Stollen das Holz hinter der Mauer ſtehen, weil es dem Druk des Sandes zugleich wiederſtehen hilft.
Da der Triebſand das Dach von dem Eiſenſtein iſt (§. 6. N. 3.), und folglich keine Streben ohne Gefahr aufgehauen werden koͤnnen: So muß auch der Eiſenſtein ortweis herausgehauen werden. Es geſchiehet dieſes durch Huͤlfe ſolcher Oerter, die bei 9 Fus weit ſind, damit man um deſto mehr Raum haben moͤge. Die dabei ge - woͤhnliche Verzimmerung iſt alſo beſchaffen: Man leget erſtlich eine Grundſohle und eine Kappe, in der Mitte aber ſchlaͤgt man einen verlohrnen Stempel: Jſt dieſes ge - ſchehen; So wird unter ein iedes Ende der Kappe ein Stempel geſchlagen, und der mittlere wieder herausgenommen: Damit aber die Kappe in der Mitte nicht zuſam - men brechen moͤge; So wird noch von der Mitte an in der Entfernung zweier Fus auf eine iede Seite ein Stempel geſchlagen, und alsdann uͤber der Kappe und zwiſchen dem Triebſand angeſtekt.
Die ſaͤmtliche Grubenarbeit iſt verdingt, und es wird vor ein Fuder Eiſenſtein zu gewinnen und zu foͤrdern ¼ bis ½ Thaler bezahlet. Bei dieſem Lohn muͤſſen ſich die Bergleute das Gezaͤhe Kuͤbel, Seil und Karn, und alles, ausgenommen das Pulver, ſelbſt ſtellen und anſchaffen. Sie muͤſſen 12 Stunde arbeiten, und man rich - tet ſich in den Gedingen nach einem Wochenlohn von 1¼ Thaler. Ein Fuder Eiſenſtein wird in 12 Maas geteilet. Das Maas aber enthaͤlt vier homberger oder fuͤnf caſſeliſche Mezzen. Ein ganzes Fuder wiegt uͤberbaupt, ie nachdem der Stein ſchwer iſt, 18 bis 20 Centner.
Die Aufſicht bei dem Grubenbau hat ein Steiger, welcher woͤchentlich 2½ Tha - ler, freie Wohnung, Geleucht und Holz bekomt. Der gewonnene Eiſenſtein wird, durch herrſchaftliche Pferde, nach Vekkerhagen, auf die Eiſenhuͤtte gefahren. Er wird an dieſem Ort gewogen, und nach dem herausgebrachten Gewicht werden die Berg - leute bezahlet. Man miſſet ihn um deswillen nicht gern auf denen Gruben, weil ſonſt der Landesherr den Abgang leiden wuͤrde, wann der Stein zu lang liegt, und zerfaͤlt.
Jn einem Wald nach Vekkerhagen zu, 2 Stunde von Hohenkirchen, welcher der Alenberg heiſet, hat man um das Jahr 1761. ein Holzkohlenwerk angefangen. Es ſoll dieſes Werk ſchon vor 30 Jahren, da man mit den Kohlen eine Glashuͤtte betrieben hat, in dem Gang geweſen ſein. Jn dieſen Tagen hat man auf dieſes Werk nur einen Stollen gebauet, der erſt 150 Lach - ter lang iſt. Die Kohlen an ſich ſind gut, und bei 6 Fus hoch: Sie ſchieſen aber nach dem Fus des Gebirges ein, und ſie werden in dieſer Gegend, wo das Ausgehende iſt, von dem Sand in dem Dach, und von einem blauen Letten in dem Liegenden ausgekeilet. Man will dieſelbe bei dem neuen Salzwerk zu Carlshafen gebrauchen, das erſt im Jahr 1762 angefangen worden.
Die Eiſenhuͤtte, welche von dem hohenkircher Eiſenſtein betrieben wird, liegt uͤber dem Dorf Vekkerhagen an der Weſer, und zwar an einem Thal, das von dem Reinhardswald, der viele Stunden lang iſt, herunterkomt. Sie hat viele Gebaͤude, und liegt in einer ſehr angenehmen, und zu Huͤttenwerken recht vorteilhaften und ſchik - lichen Gegend, weil man an dieſem Ort alle Bedoͤrfniſſe zu einem ſolchen Werk antrift.
Es flieſet durch dieſes Thal, worinnen die Huͤtte lieget, ein Waſſer, das in dem Fruͤhiahr, und in dem Herbſt ziemlich ſtark, in dem Sommer aber etwas ſchwach iſt. Weil nun zwiſchen der Huͤtte und dem Thal, worinnen die Weſer flieſet, ſehr viel Fall iſt: So liegen auch an dieſem Ort acht Raͤder unter einander. Das erſte beſtehet in dem eiſenhuͤtter Rad, das 16 Fus hoch, und 3 Fus weit iſt. Unter dieſem liegen noch zwei andere kleine Raͤder zu dem Pochen der Eiſenſchlakken, und eine Schleifmuͤhle zu dem Schleifen der gegoſſenen Waaren: Die unter dieſen liegende Raͤder aber treiben Mahlmuͤhlen.
Das erforderliche Holz wird aus dem Reinhardswald, der herrſchaftlich iſt, an - geſchaft, und klafterweis bezahlet. Die Klafter iſt 5 Fus hoch, 6 Fus weit, und 5 FusGan50Das vierte Stuͤkan dem Scheid. Sie enthaͤlt alſo 150 Kubikfus. Vor eine dieſer Klaftern werden 12 Heſſenweispfennige Forſtgeld bezahlet, wobei der Hauerlohn noch 10⅔ Heſſenweis - pfennige betraͤgt. Das Holz wird alle verkohlet, und nur ſo viel zur Huͤtte gefahren, als die Bedienten zu ihrem Brand noͤtig haben. Jn einen Haufen, der mit Raſen und Kohlſtuͤbe gedekt wird, werden 30 bis 35 Klafter Holz eingeſchoben. Auf ein Fuder Kohlen, das 12 Maas, ein iedes Maas aber 12 Kubikfus enthaͤlt, gehen 1⅞ Klafter, wann es gut Holz, 2 Klafter, wann es Mittelholz, und 2⅛ Klafter, wann es ſchlechtes Birken - und Erlenholz iſt. Ein Fuder Kohlen enthaͤlt alſo 144 Kubikfus: Nach dem Gemaͤs der Fruͤchte hingegen haͤlt ein Maas Kohlen 24 hom - berger oder 30 caſſeliſche Mezzen. Der Koͤhler bekomt von dem Fuder zu kohlen einen Gulden, bei dieſem Lohn muß er aber auch das Einſchieben bezahlen. Jn allem komt ein Fuder Kohlen nicht hoͤher, als auf 2½ Thaler zu ſtehen: Es gehen aber iaͤhrlich bei 1000 Fuder auf, wozu ohngefaͤhr 2000 Klafter Holz erfordert werden.
Damit man die Unart aus dem Eiſenſtein heraustreiben, und denſelben milder und geſchmeidiger machen moͤge: So wird derſelbe vor dem Schmelzen, auf freiem Plaz, gewoͤhnlichermaſen geroͤſtet, und alsdann gefchmolzen. Das Schmelzen des Eiſenſteins ſelbſt geſchiehet auf die nachfolgende Art.
Die Erfahrung beweiſet, daß man aus einem boͤſen und hizzigen Eiſenſtein, dadurch gut Eiſen erhalten kan, wann man die Form nicht unter 10 und nicht uͤber 11 bis 12 Zoll hoch leget, und bei dem Eiſenſtein etwas Bachſand zuſchlaͤget. Jch bin daher der Meinung, wann man wei - tere Verſuche anſtellen will, daß man auch ohne den homberger Eiſenſtein gut Eiſen machen kan.
Das Schmelzrad iſt viel ſchwerer und weiter, als es die Menge des Waſſers, und die uͤbrige Umſtaͤnde erfordern. Man glaubt dabei, es habe mehr Kraft, und die Bewegung ſeie viel einfoͤr - miger. Wer inzwiſchen uͤberleget, daß ein Rad auf allen Seiten gleich ſchwer ſein muß, und daß es daher bei einerlei Aufſchlagwaſſer weder eine groͤſere Kraft noch eine einfoͤrmigere Bewegung er - halten kan, der wird auch dieſen Glauben um deſto eher verleugnen, weil ein ſchweres Rad zwi - ſchen den Zapfenlagern und den Zapfen viel mehr Anreiben verurſacht, als ein leichteres.
Von dem Ausbringen des Eiſens wird alle 14 Tage ein Geblaͤs - oder ein Ge - wichtszettel gemacht. Es werden in einer ſolchen Zeit bei dem Anfang der Huͤttenreiſe 3 bis 4 -, und bei dem Ende 5 bis 600 -, eine 14 Tage in die andere aber ohngefaͤhr 350 Centner Eiſen erblaſen. Zu einem Fuder Eiſenſtein werden 10 bis 11 Maas Koh - len erfordert, zu einer Huͤttenreiſe von 40 bis 42 Wochen aber 900 bis 1000 Fuder Eiſenſtein.
Da die Gußwaaren ſehr ſtark abgehen, und bei ihnen ein groͤſerer Nuzzen, als wie bey denen Groſen herauskomt, welche verſchmiedet werden: So wird auch meiſten Teils Form - oder Gußwaare gemacht. Sie wird auf der Weſer nach Bremen und Holland geſchikt, welches ein nicht kleiner Vorteil vor dieſes Werk iſt. Der groͤſte Teil dieſer Waare beſtehet in Sandguß, und in Plattenofen. Es werden dieſe Oefen mit lateiniſchen Buchſtaben, die von A anfangen, bezeichnet, damit man ſie bei dem Verkauf dadurch von einander unterſcheiden koͤnne. Das Eiſen an ſich iſt etwas dik und muſig, weil es ſehr gaar geblaſen werden muß. Es geſchiehet daher, daß die Oefen nicht ſo fein und ſauber gegoſſen werden koͤnnen, und daß ſie ſehr ſchwer werden, das dem Kaͤufer nicht allemal angenehm iſt. Die Eiſenſchlakken enthalten noch einen merk - lichen Teil Eiſen: Weil es nun gar wol der Muͤhe werth iſt, daß man denſelben von ihnen ausſcheidet; So werden alle Schlakken gepocht, wobei dann denen Arbeitern vor einen ieden Centner Eiſen ¼ Thaler Pocherlohn bezahlet wird.
Die dieſem Werk vorgeſetzte Bedienten ſind der Jnſpector, der Verwalter und der Huͤttenvogt.
Die Arbeit bei der Huͤtte verrichtet der Huͤttenmeiſter mit zwei Aufgebern, und einem Steinpocher. Der erſte bekomt die Woche 3 -, die andern 2 -, und der leztere 1¾ Thaler.
Die Formarbeit, welche in dem Accord gemacht wird, verrichtet der Foͤrmermei - ſter mit ſeinen Knechten. Von dem Centner Sandguß bekomt er einen guten Gro - ſchen, von den Kugeln zwei Heſſenweispfennige, von Bomben und Granaden ¼ -, von dem Leimenguß aber ¾ Thaler.
Ein Tagloͤhner bekomt taͤglich 20 Kreuzzer. Die Fuhren werden nach der Weite und der Billigkeit bezahlet, die Unterthanen ſind aber ſchuldig und gehalten alle dieſe Fuhren zu thun. Alle vier Wochen werden die ſaͤmtliche Arbeiter ausbezahlet.
Der Centner Gußeiſen, der 108 Pfund wieget, wird vor einen Thaler verkauft, die Waage Plattenoͤfen, welche 120 Pfund ausmacht, vor 2½ Thaler auſerhalb Lan - des, im Lande aber vor 1 Thaler 27 Heſſenweispfennige, die Waage Leimenguß hinge - gen vor 3 Thaler.
Die Berg - und die Huͤttenſachen ſind gaͤnzlich von dem Civilamt abgeſondert, und ſie werden nach den heſſiſchen Bergverordnungen geſchlichtet.
Auch dieſes Hammerwerk liegt in einer angenehmen und vorteilhaften Gegend, uͤber dem Dorf Lippoldsberg, an einem Waſſer, das die Schwuͤlms genennet wird, welches von Uisler in einem Thal herunter flieſet, und unter Lippoldsberg in die Weſer faͤlt, die auf beiden Seiten nach der Laͤnge mit gar betraͤchtlichen Waldungen um - geben iſt.
Da die Schwuͤlms ſo wol in dem Sommer, als wie in dem Winter ſehr ſtark iſt: So koͤnnen die zu dem Hammer erforderliche Maſchinen beſtaͤndig und von einem Fluthbette betrieben werden. Es ſind bei dieſem Hammer vier oberſchlaͤgtige Waſſer -raͤder,53von dem hohenkircher Eiſenbergwerk bei Caſſell. raͤder, zu der Betreibung der Baͤlge, und zwey Hammerraͤder, wovon die erſtere 9 -, die andere aber 10 Fus hoch ſind. Die abfallende Waſſer werden unter dieſen Raͤdern wieder weggenommen, und auf ein unterſchlaͤgtiges Waſſerrad geleitet, das 10 Fus hoch iſt, welches einen Zainhammer A, der unten rund iſt, einen Modellhammer B, der eine platte Bahne hat, und zugleich auch zwei Baͤlge zu dem Zainſchmieden treibet, die durch eiſerne Staͤbe C. C. aufgezogen werden. Die 2. Figur auf der II. Tafel zeigt die Struktur dieſer Maſchine, die an ſich ganz artig iſt: Weil ſie inzwiſchen zu ſehr zuſammen geſezt, und nach ihrer Beſchaffenheit zu viel Rukken und Stoſen in ihrer Be - wegung iſt: So kan man auch dieſe Erfindung um ſo weniger loben, als die Baͤlge zu geſchwind gehen, wann unter den Haͤmmern geſchmiedet wird.
Mit dem Holz und dem Kohlenmaas hat es bei dieſem Hammer eben die Bewand - nis, wie zu Vekkerhagen (§. 22.). Jn einigen Stuͤkken findet man iedoch aber eine Aenderung, und die will ich alsbald bekantmachen. Der Koͤhler bekomt von dem Fu - der Kohlen einen Thaler, wovon ihm der Haͤuer - und der Einſchieberlohn abgezogen wird. Geſchiehet es bei dieſem Lohn, daß das Holz geſtuͤrzt, und weit herbei gefahren werden muß: So werden ihm dieſe Unkoſten noch beſonders verguͤtet. Jm Ganzen komt ein Fuder Kohlen, nach der Entlegenheit der Schlaͤge, dermalen 4 bis 5 Thaler zu ſtehen. Das Bau - und das Werkholz wird forſtfrei gegeben. Uiberhaupt werden iaͤhrlich bei 2000 Klafter erfordert, woraus ohngefaͤhr 1000 Fuder Kohlen gebrent werden.
Das noͤtige Roheiſen wird von der vekkerhager und homberger Eiſenhuͤtte ange - ſchaft, ein Teil wird aber auch auſerhalb Landes gekauft, und der Centner mit 1 bis 1½ Thaler bezahlet.
Da ich die Erforderniſſe dieſes Hammerwerks erzaͤhlt habe: So will ich nunmehr auch die Hammerfeuer ſelbſt beſchreiben. Es ſind ihrer vier, drei ſind auf die haarzer Art vorgerichtet, das vierte aber wird zu der Verfertigung der Werkzeuge, und zu dem Blechſchmieden gebrauchet. Jhre Beſchaffenheit, und die Art und Weiſe des Eiſen - ſchmiedens iſt folgende:
Es unterſcheiden ſich alſo dieſe Feuer dadurch von andern, und den ſauerlaͤndiſchen, daß 1. groͤſere Herde vorgerichtet, und groͤſere Formen gebraucht, 2. die Baͤlge ſtaͤrker und friſcher betrie - ben, 3. ſtaͤrkere Luppen gemacht, und 4. ſchwerere Haͤmmer gebraucht werden. Bei einem Eiſen, das ſehr boͤs und roh iſt, doͤrfte inzwiſchen dieſe Vorrichtung eben nicht zutraͤglich ſein, weil dieſe Feuer zu gros ſind, und das Eiſen nicht gezwungen, und zu der rechten Gaare gebracht werden moͤgte. Jn der Stellung der Form muß man uͤbrigens die Fuͤrſicht gebrauchen, daß man ſie auf gutes und gaar geblaſenes Eiſen flach, auf boͤſes und rohes aber tief oder ſchuͤſſig leget. Bei dem leztern muß man beſonders ſehr aufmerkſam ſein, und darauf ſehen, daß der Hammerſchmied nicht zu flach, oder nicht tief genug ſtellet, und boͤs Eiſen ſchmiedet, indem er bei einer flachen Form eher auf die Lieferung kommen, und ſich einen Vorteil machen kan.
Die Hammerſchmiede muͤſſen bei ihrer Arbeit ihr Augenmerk hauptſaͤchlich auf drei Stuͤkke richten: 1. Auf die Guͤte des Eiſens; 2. Auf die Zu - und Wiederliefe - rung; und 3. auf die Menge des Eiſens, das woͤchentlich geſchmiedet werden ſoll. Was den erſten Punkt betrift: So muß ſich der Hammerſchmied, wie ich ſchon in der vorhergehenden Anmerkung gezeigt habe, nach der Beſchaffenheit des einzufriſchendenRoh -55von dem hohenkircher Eiſenbergwerk bei Caſſell. Roheiſens richten, und ie nach dem das Eiſen gut oder boͤs iſt, die Form flach oder tief ſtellen. Bei dem zweitern Punkt muß derſelbe dahin den Bedacht nehmen, daß er aus 1200 Pfund, oder 12 Centner Roheiſen, 960 Pfund oder 8 Waage Stabeiſen zuruͤckliefert, wobei ihm dann vor eine iede Waage, die 120 Pfund wieget, 8 Heſſen - weispfennige bezahlt werden. Wann dabei derſelbe aus 12 Centner Roheiſen mehr, als wie 8 Waage Stabeiſen liefert; So wird ihm vor eine iede Waage des Uiberge - wichts ein Thaler bezahlet: Geſchiehet es hingegen, daß er aus 12 Centner Roheiſen weniger, als 8 Waage Stabeiſen liefert; So muß er das fehlende Eiſen, wann die Schuld an ihm iſt, bezahlen: Jſt dis aber nicht; So muß er den Mangel in dem an - dern Quartal an dem Uibergewicht beizubringen ſuchen. Auf 5 Waage Stabeiſen wird zugleich auch ferner ein Fuder Kohlen, und auf 12 Centner Roheiſen ein Pfund Unſchlitt verrechnet, welches leztere den Hammerſchmieden an baarem Geld bezahlt wird. Die Blechſchmiede muͤſſen ebenwol auf Lieferung ſchmieden. Es muͤſſen aber dieſelbe aus 120 ℔ oder einer Waage Stabeiſen, oder Blechluppen 100 Pfund rein beſchnittenes Blech liefern, wobei ihnen dann vor einen ſo genanten Waldcentner, oder 130 Pfund Blecheiſen, zwoͤlf Heſſenweispfennige vor das Breiten bezahlt, und auf 5 Waldcentner Blech ein Fuder Kohlen, auf 10 ſolcher Centner aber 1 Pfund Unſchlitt gerechnet wird. Auch der Zainſchmied muß auf die Lieferung ſchmieden, und er muß aus 20 Waagen Stab - oder Zaineiſen, 18 Waage und 100 Pfund Krauseiſen liefern, wobei auf 18 Waage von ſolchem Eiſen ein Fuder Kohlen, auf 20 Waage aber ein Pfund Unſchlitt gerechnet wird, und von ieder Waage 4 Heſſenweispfennige vor das Schmieden oder das Zainen bezahlt werden. Was nun endlich auch den dritten und den lezten Punkt anlangt: So ſind die Schmiede dazu angewieſen, daß ſie woͤchentlich von einem Friſch - feuer an gutem Stabeiſen von allerhand Sorten 40 bis 45 Waage, an Blecheiſen 16 Waldcentner, und an Kraus - oder Zaineiſen 30 Waage liefern muͤſſen. Zu dem erſtern Eiſen werden vier Perſonen erfordert, der Meiſter und drei Purſche, zu dem zweitern und dem drittern aber nur zwei.
Die Waage Stabeiſen wird, ie nach dem das Eiſen theuer iſt, vor 3 bis 3¾ Tha - ler verkaufet, die Waage Krauseiſen vor 5 bis 6 -, und der Waldcentner Blecheiſen vor 8 bis 10 Thaler. Damit man bei dieſem Preis das gemacht werdende Eiſen von Zeit zu Zeit verkaufen koͤnne: So ſind in denen Aemtern gewiſſe Eiſenhaͤndler ange - nommen, die iaͤhrlich ein beſtimtes Gewicht abnehmen muͤſſen. Weil ſich der Verkauf in dem Land dennoch aber nicht viel uͤber 1000 Waagen belaͤuft, und gewoͤhnlicher - maſen in einem Jahr bei 4000 Waagen gemacht werden: So muß der Uiberreſt nach Bremen, Hamburg und Amſterdam verkauft werden, wozu dann die Weſer gar ſchik - lich und gelegen iſt. Man muß ſich inzwiſchen bei dieſem Vertrieb des Eiſens nach den Preiſen in der Nachbarſchaft richten, und mit denſelben zu rechter Zeit ſteigen und fal - len, da ſich dann die Ertraͤgnis dieſes Hammers auf 3000 Thaler erſtrekken kan.
Die bei dieſem Werk ſtehende Bedienten ſind der Verwalter, der Huͤttenſchrei - ber, und der Hammervogt. Der erſtere hat die Direction und die Rechnung, der zweete ſtelt den Gegenſchreiber vor, und der dritte fuͤhret die Rechnung uͤber die Ma - terialien.
Dem Verwalter iſt zugleich auch die Juſtiz uͤber die Hammerſchmiede, die Koͤh - ler, und alle bei dieſem Werk arbeitende Leute anvertrauet. Er richtet ſie nach denen heſſiſchen Bergverordnungen, und nach der unter Wilhelm VIII. ausgegangenen Ver - ordnung vom Jahr 1753, welche den frankenberger Abſchied erlaͤutert, und die ſtrittige Fragen entſcheidet, die zwiſchen den Berg - und den Civilaͤmtern vorgefallen ſind.
Das Blaufarbenwerk an dieſem Ort liegt in einem Grund, uͤber Carlshafen, an der Duͤmel, die zwei unterſchlaͤgtige Waſſerraͤder treibet, welche die zu dem Far - bemachen erforderliche Maſchinen bewegen, die in den Pochwerken und in den Muͤh - len beſtehen, die man zu dem Glasmahlen gebrauchet.
Der zu dieſem Werk erforderliche Kobolt wird eines Teils von Riegelsdorf in Heſſen, und andern Teils von Bieber in dem Hanauiſchen angeſchaffet. Das Werk an ſich iſt nicht weitlaͤuftig: Denn es wird nur mit zwei Muͤhlen betrieben.
Die allgemeine Verfahrungsart bei dem Blaufarbe - oder Schmaltemachen iſt folgende.
Die Aufſicht bei dieſem Werk hat ein Verwalter, der die Rechnung fuͤhret, und zugleich auch Farbenmeiſter iſt.
Das Eiſenwerk an dieſem Ort liegt in einem flachen und ſanften Gebirg, von Mardorf aus gegen Mitternacht. Die in den Gruben befindliche Waſſer ziehen durch die Kluͤfte in dem Kalkſtein ab, welcher das Liegende iſt. Man gebrauchet alſo bei dieſem Werk keine Stollen. Eine halbe Stunde von Mardorf, nach Caſſell zu, liegt noch ein anderes, das ſo genante hebler Werk, wel - ches mehrenteils ausgehauen iſt, und ſtrengen Eiſenſtein hat. Jn einer noch andern Gegend bei Kaßdorf wird auſer dieſem ein Teil des Eiſenſteins einesteils auf dem Feld zuſammen geleſen, andernteils aber unter der Dammerde gewonnen. Dieſer Stein iſt arm, und er wird nur um deswillen mit geſchmolzen, damit er den Ofen lukker hal - ten moͤge, wovon ich §. 12. mehr ſchreiben werde.
Die Eiſenhuͤtte, worauf der Eiſenſtein geſchmolzen wird, den man an dieſem Ort gewinnet, liegt uͤber Holzhauſen. Sie wird mit einem Waſſer betrieben, das die Efze heiſet, und in dem Sommer ſehr klein wird.
Die Waſſer, welche von der Huͤtte herunter kommen, gehen auf den Hammer, der an dem Dorf Holzhauſen liegt, wo ſie zwei Raͤder zu den Baͤlgen, und ein Hammer - rad treiben.
Der noͤtige Brand muß etwas weit, und auf vier Stunde Weges herbeigeſchaft wer - den. Mit dem Holz - und dem Kohlenmaas, und denen dabei vorkommenden uͤbrigen Um -ſtaͤnden,59von dem Eiſenwerk bei Homberg in Heſſen. ſtaͤnden, hat es eben die Bewandnis, wie zu Vekkerhagen und Lippoldsberg. Auf ein Fuder Kohlen rechnet man 1⅞ Klafter, wann es Buͤchen - und 2½ Klafter, wann es Eichenholz iſt. Ein Fuder Kohlen komt uͤberhaupt auf 5 Thaler zu, ſtehen. Zu dem Betrieb der Eiſenhuͤtte werden iaͤhrlich 800 -, zu dem Hammer aber nur 300 Fuder Kohlen erfordert. Das Grubenholz gibt der Landesherr, welcher das Werk ſelbſt trei - bet, forſtfrei.
Der Eiſenſtein bei Mardorf liegt nicht tief, und nur 6 bis 8 Lachter unter der Erde. Die Minerallagen in dieſer Gegend wechſeln inzwiſchen von oben herunter alſo mit einander ab. Man findet naͤmlich:
Es ſcheinet beinahe wider alle Erfahrung zu ſein, daß der Kalkſtein unter dem Erzfloͤz liegt, und daß er das lezte und das wahre Liegende ſein ſolte, und daher entſtehet bei mir die Vermu - thung, daß unter dem Kalkſtein noch ein anderes und ein tieferes Floͤz lieget.
Man machet ſich bei dieſem Werk um deſto groͤſere Hofnung auf guten Eiſenſtein, wann der Letten recht blau iſt, hingegen bemerkt man aber auch, daß die vorfallende Ruͤkken denſelben verdrukken.
Der Grubenbau iſt an und vor ſich nicht beſchwerlich, und darum wird in den Schaͤchten nur ſchlechtweg mit Joͤchern, in den Strekken und Oertern aber mit Kappen und Stempeln oder Poͤlzen verzimmert. Geſchiehet es dabei, daß der Trieb - ſand ſtark und maͤchtig iſt: So wird auf demſelben, wie zu Hohenkirchen, angeſtekt.
Die Grubenarbeit iſt nicht verdingt, ſondern ſie gehet meiſten Teils in dem Schicht - lohn. Es komt daher ein Fuder Eiſenſtein auf 1 Gulden bis ¾ Thaler zu ſtehen. Zwoͤlf Maas, wovon eins vier homberger Mezzen haͤlt, und ohngefaͤhr 2 Centner wieget, machen ein Fuder. Das ganze Fuder wiegt alſo 20 bis 24 Centner.
Da der Eiſenſtein aus lauter Koͤrnern beſtehet, welche die Geſtalt des Hagels ha - ben, und unter ihm noch viele Berge und Erden ſind: So muͤſſen alle Steine gewa - ſchen, und von dem Schlamm geſaͤubert werden. Es werden daher vor ein Fuder zu waſchen ſieben Heſſenweispfennige bezahlet.
Ueber die Eiſenſteinsgruben hat ein Steiger die Aufſicht, welcher woͤchentlich 1½ Thaler bekomt. Die Bergleute arbeiten bei dieſem Werk in einer Schicht 10 Stunden, und zwar von des Morgends 6 bis des Nachmittags 4 Uhr, wobei ihnen dann von 11 bis 12 Uhr eine Ruheſtunde verſtattet wird. Dem Haͤuer und dem Has - pelknecht werden die Schicht 20 -, dem Karnlaͤufer 15 -, dem Anſchlaͤger aber nur 10 Kreuzzer bezahlet.
Es wird bei dieſer Eiſenhuͤtte auf eben die Art geſtelt und geſchmolzen, wie zu Vek - kerhagen, die Form aber liegt 12 Zoll hoch.
Weil der Eiſenſtein etwas ſtreng iſt: So werden auf 3 bis 4 Fuder 10 Maas Kalkſteine, an ſtatt des Fluſſes, zugleich aber auch 2 Maas Pochſtein (§. 1.) zugeſchla - gen, damit ſich der koͤrnige mardoͤrfer Eiſenſtein nicht zuſammen ſezzen, und deſto mehr Luft in dem Ofen ſein moͤge.
Auf 3 Rispen oder 1½ Maas Kohlen werden 48 bis 68 Schippen von dem Mal - ter geworfen, wobei in 24 Stunden 3 bis 3½ Fuder Eiſenſtein durchgehen, und ohn - gefaͤhr 4 Fuder Kohlen verbrent werden. Jn dieſer Zeit wird zweimal, des Morgends und des Abends um 6 Uhr laufen gelaſſen, da dann 24 bis 28 -, auf ein Fuder aber 9 Centner Eiſen heraus gebracht werden. Auf einen Geblaͤs - oder einen Gewichtszettel von 14 Tagen kommen daher 300 bis 400 Centner Eiſen.
Es arbeiten bei dieſer Huͤtte ein Meiſter, der die Woche 3 -, zwei Aufgeber, welche 2 -, und ein Steinpocher, der 1¾ Thaler bekomt.
Wann die Waare abgehet: So wird mehr Form - und Gußwaare gemacht, als Goſen, weil bei iener weit mehr Vorteil iſt. Die mehreſte Formarbeit beſtehet aber in gemeinem Sandguß, als Ofenplatten, und dergleichen Waaren. Von dem Leimenguß bekomt der Foͤrmer ½ -, von dem Ladenguß ¼ Thaler, von dem gemeinen Sandguß aber nur 2 Heſſenweispfennige.
Der Eiſenhammer an dieſem Ort wird nur mit zwei Feuern betrieben, und oͤfters gehet nur eins, wann die Waſſer in dem Sommer klein ſind.
Die Vorrichtung dabei iſt dieſe. Der Herd iſt 20 Zoll lang und breit, die Zakken ſind 11 Zoll hoch, und die Form, welche flach lieget, und an das Ende des Bodens blaͤſet, gehet 3 Zoll in das Feuer. Wann ſie weniger weit in den Herd gehet: So ſoll das Eiſen nicht gaar werden.
Die Feuer ſind alſo nicht ſo eingerichtet, wie zu Lippoldsberg, und darum werden die Luppen nur 100 bis 120 Pfund ſchwer gemacht. Die Lieferung iſt hingegen von der lippoldsberger nicht verſchieden, und aus 108 Pfund Roheiſen muͤſſen 80 Pfund gut Stabeiſen zuruͤkgeliefert werden. Aus 12 Centner Roheiſen muͤſſen alſo 8 Waage Stabeiſen geliefert werden, wovon eine 120 Pfund wieget.
Wann der Hammerſchmied aus 12 Centner Roheiſen mehr, als 8 Waage Stab - eiſen liefert; So werden ihm vor eine iede Waage 2 Thaler 9 Heſſenweispfennige be - zahlet: Fehlt hingegen an der Lieferung, und es iſt ſein Verſchulden; So muß er das fehlende Eiſen bezahlen. Er bekomt vor eine Waage geſchmiedetes Eiſen 7 Heſſenweis - pfennige, oder 21 Kreuzzer, bei dieſem an ſich geringen Lohn bekomt er aber iaͤhrlich noch 12 Thaler Baugeld, und alle Vierteliahr 3 Centner Roheiſen zu der Verfertigung der Werkzeuge, die in dem Hammer, dem Amboß, den darunter befindlichen Unterlagen, und in den Keilen zu dem Hammer beſtehen, welche er, wann ſie abgenuzzet ſind, in ſeinen Nuzzen verwenden kan. Auſer dieſem bekomt er auch noch auf einen Karn oder 12 Centner Roheiſen 18 Heller zu Unſchlitt.
Vor einem Feuer werden die Woche mit einem Meiſter und einem Purſchen 16 -, und wann es auf die dritte Hand gehet, 24 bis 28 Waage Eiſen geſchmiedet: Uiber - haupt aber koͤnnen vor beiden Feuern in einem Jahr 1000 bis 1500 Waage gemacht werden, wobei dann auf 12 Centner oder einen Karn Eiſen 2 Fuder 3 Maas Kohlen gerechnet werden.
Die Waage Eiſen wird dermalen vor 10 Gulden, mithin ein Pfund vor 5 Kreuz - zer verkauft. Wann das Werk recht in dem Gang iſt: So kan ſich der Uiberſchuß bei der Huͤtte und dem Hammer auf 4000 Thaler erſtrekken.
Die Direction und die Rechnung fuͤhret, nebſt einem Controleur, der Verwal - ter, die Materialien aber verrechnet der Huͤttenvogt.
Dieſes Werk liegt in einer ſehr bergigten Gegend. Berge und Thaͤler wech - ſeln ſtets mit einander ab, und daher koͤnnen die Gebirge in das Vor -, das Mittel - und das Hohegebirg geteilet werden. Das Werk an ſich ſelbſten liegt eine ½ Stunde von Riegelsdorf aus gegen Abend, und es erſtrekt ſich auf 1½ Stunde Weges. Es wird von der Landesherrſchaft betrieben. Jn dem Jahr 1530 iſt es ſchon, nach dem Bericht des Winkelmans, in dem Gang geweſen, in dem Jahr 1544 aber liegen geblieben, und von 1586 wieder bis auf das Jahr 1623 gebauet worden. Nicht lang nach dieſem Betrieb hat man daſſelbe wieder auf das Neue angefangen, und es ſoll ſchon 80 Jahre mit Ausbeute betrieben werden. So viel man aus verſchiedenen Anzeigen ſchlieſen kan: So haben ſchon neun Huͤtten in dieſer Gegend geſtanden. Man will daher auch vorgeben, daß es ſchon vor 500 Jahren gegangen habe.
Die Gruben liegen von Riegelsdorf aus zwar alle in einem Strich nach Nenters - hauſen zu: Weil ſie aber nicht an einander liegen; So wird der ganze Grubenbau in vier beſondere Werke geteilet. Man nennet ſie das Bauhaus, das Stollenrevier, das Gunkelroth, und das Bodenthal.
Alle dieſe Werke ſind waſſernoͤtig, und darum iſt ein Hauptſtollen von Nenters - hauſen in das Bauhaus getrieben worden, der die Waſſer loͤſet, 55 Lachter Teufe ein - bringet, und der Carlsſtollen genennet wird. Damit man durch eben dieſen Stollen auch die Waſſer in dem Stollenrevier loͤſen koͤnne: So iſt aus ihm einFluͤgel -64Das ſechste StuͤkFluͤgelort in dieſe Gegend getrieben worden. Das gunkelroͤther Werk iſt ebenwol mit Waſſer angefuͤllet, und daher ſind zwei uͤber einander befindliche Stollen in daſſelbe ge - trieben worden, wovon iezzo der tiefſte die Waſſer loͤſet. Das Bodenthal iſt weniger von den Waſſern befreit, als wie iene Werke, und darum hat man auch auf dieſes einen Stollen angeleget. Da die Schiefern noch tiefer einſchieſen, als der Carlsſtollen Teufe einbringet: So iſt ein ganz neuer, der ſo genante Friedrichsſtollen, zwiſchen Riegelsdorf und dem Dorf Suͤß, uͤber der alten Huͤtte, unter der Dietrichsmuͤhle an - gefangen worden, welcher 17 Lachter mehr als der Carlsſtollen, und alſo 72 Lachter Teufe einbringet. Er wird ohngefaͤhr ½ Stunde lang, und durch ihn iſt es moͤglich, daß man die in dem Tiefſten des Bauhauſes unter dem Dorf Suͤß ſtekkende Schie - fern gewinnen kan. Man findet an dieſem Ort wenig Kuͤnſte, und nur allein in dem Gunkelroth iſt auf einen Koboltsruͤkken eine Kunſt angeleget, welche auf dem fuͤnften Lichtloch einſchiebet, und die Waſſer auf den Stollen hebet.
Man trift in dieſer Gegend alle Bedoͤrfniſſe zu Bergwerken an, und darum fehlet es weder an den erforderlichen Waſſergefaͤllen, noch an dem noͤtigen Holz. Es ſind daher zwei Huͤtten und zwei Pochwerke erbauet worden. Die erſte oder die alte Huͤtte, welche auch von einem ehedem daran gelegenen Dorf die Bernshuͤtte genennet wird, liegt in dem Grund des Bauhauſes nicht weit von Riegelsdorf. Es ſtehen in ihr zwei hohe Oefen und ein Gaarherd, gleich daneben aber ein noch beſonderes Pochwerk, wel - ches in einem Waſſer - und in einem auf ſeiner Welle ſtehenden Kamrad beſtehet, das in den Trilling greifet, der auf der Pochwelle ſtehet, und die Stempel hebet. Die Waſſer, welche dieſe Maſchinen treiben, kommen von dem Dorf Suͤß herunter. Sie ſind in dem Sommer ſehr ſchwach, und darum iſt gegen der Huͤtte uͤber ein kleiner Sammelteich angelegt worden, der den Zufluß von den Quellen an dieſem Ort hat, und die fehlende Waſſer vier Wochen erſezzen kan. Die Waſſer, welche von dieſer Huͤtte kommen, ſind gleich darunter wieder gefaſt. Sie werden auf einen Kupferhammer, von da aber auf ein darunter liegendes, und das zweitere Pochwerk gefuͤhret. Eine andere die neue, oder die ſo genante Friedrichshuͤtte liegt bei drei Stunde Weges von der alten, und unter dem Dorf Jba, daher man ſie dann auch die ibaiſche Huͤtte nennet. Sie wird von einem ſtarken Waſſer betrieben, das von Jba herunter komt, und darum entſtehet bei ihr niemals Waſſermangel. Die Raͤder bei dieſen Huͤtten und Pochwerken ſind 16, 18 bis 20 Fus hoch.
Ohngeachtet das Werk in denen Waldungen lieget: So muß doch ein groſer Teil des Holzes auf vier und ſechs Stunde Weges herbeigeſchaft werden. Es wird in den herrſchaftlichen, in den rotenburgiſchen und adelichen Waldungen gekaufet. Jn den drottiſchen Waldungen iſt das naͤheſte, man kaufet aber in dieſen mehr Bau - als anderes Holz. Es wird klafter - und malterweis verkaufet. Eine Klafter iſt 5 Fus hoch, 5 Fus weit, und 6 Fus an dem Scheid, ein Malter aber 4 Fus hoch, 4 Fusweit,65von dem riegelsdoͤrfer Schieferwerk in Heſſen. weit, und 5 Fus an dem Scheid. Jenes betraͤgt alſo in dem koͤrperlichen Maas 150 -, dieſes aber nur 80 Kubikfus. Das Forſtgeld iſt verſchieden, und die Klafter wird mit zwoͤlf Heſſenweispfennige, und auch mit einen Gulden bezahlet.
Die Minerallagen in dieſem Gebirg wechſeln ſehr verſchieden mit einander ab, und gar ofte liegen nicht merklich von einander unterſchiedene Mineralien etlichemal unter einander. Man durchſinket naͤmlich:
Die Schieferfloͤzze liegen nicht eben, ſondern ſie ſchieſen alle nach Mittag, und in 10 Lachter ein Lachter ein. Jhr Fallen gehet alſo von Mitternacht nach Mittag, ihr Streichen aber von Abend nach Morgen. Jn dem Einzeln, und in kleinen Entfernun - gen, iſt das Fallen des Floͤzzes ſehr verſchieden, und man wird gewahr, daß es eben ſo ſteigt und faͤlt, wie das Gebirg an dem Tag, es macht aber keine Bukkeln und Mul - den, ſondern die Schiefern liegen in einer geraden Flaͤche.
Zuweiln geſchiehet es, daß es ſein Fallen ganz veraͤndert, und 1 Fus, ia 2, 3, 5, 6 und mehr Lachter tief ſeigergerad in die Erde faͤlt, welche Veraͤnderung des Floͤzzes man einen Ruͤkken zu nennen gewohnt iſt. Es fallen dieſe Ruͤkken, woran ſich die Schie - fern gemeiniglich verunedlen, ſehr haͤufig vor, dagegen aber ſezzen an ihnen andere Gaͤn - ge, die Kobolt fuͤhren, und Koboltsruͤkken heiſen, ab, und in das Liegende. Auch dieſe fallen meiſten Teils ſeigergerad, und ſie werden vor gut und edel gehalten, wann ſie zwiſchen der 6ten und 8ten Stunde ſtreichen: Wann ihr Streichen hingegen ſchon in der 9ten und 10ten Stunde komt; So machet man ſich wenig Hofnung zu guten und anhaltenden Kobolten, weil man aus der Erfahrung weis, daß dieſe Gaͤnge nicht gut thun. Es behalten dieſe Ruͤkken, wann man nicht auf ihr Hauptſtreichen ſiehet, iedoch aber nicht ſtets einerlei Streichen, ſondern ſie werfen gar oft groſe Baͤuche. Sie ſezzen nicht uͤber 20 bis 22 Lachter nieder, indem das Liegende in dieſer Teufe roth wird, und die Gaͤnge verklemt. Jm Gegenteil ſezzen dieſelbe bis in den Sand (§. 6. N. 8.) in die Hoͤhe, und manchmal bis ganz zu Tage aus, wo ſie aber unedel ſind. Jhr Ganggebirg beſtehet aus Letten, aus Quarz, und aus Spaht. Wann man alle dieſe Bergarten, und den Kobolt, der darzwiſchen bricht, zuſammen nimt: So ſind dieſe Gaͤnge nicht uͤber ein Lachter maͤchtig. Das Hangende und das Liegende iſt einerlei Geſtein, und das ſo genante Floͤz, das ich §. 6. N. 13. beſchrieben habe. So wol die Schiefern, als auch die Koboltsruͤkken ſind nicht an allen Orten edel. Die erſte werden insbeſondere nach dem Ausgehenden, und dem Tiefſten aͤrmer, und eiſenhal - iger, bei den leztern aber fallen ſehr viele taube Mittel, und feſte Kaͤmme vor.
Die Mineralien an dieſem Ort laſſen ſich, nach dem aͤuſern Anſehen, in verſchie - dene Klaſſen einteilen, wozu gezaͤhlet werden koͤnnen:
Die Schiefern werden nicht in dem Kleinen, ſondern durch das groſe Schmelz - feuer probieret. Man findet dabei, daß ein Fuder Schiefern, das 24 Maas enthaͤlt, wovon eins 2¼ bis 2½ Centner wieget, einen Centner oder 108 Pfund Gaar - kupfer gibt. Es haͤlt alſo ein Centner Schiefern nicht gar 2 Pfund Gaarkupfer. Nur allein die Sanderze koͤnnen in dem Kleinen probieret werden, und man findet in dem Centner 10 bis 15 Pfund Gaarkupfer. Sie ſind alſo viel reicher, als die Schiefern, es koͤnnen ihrer aber auch um deſto weniger gewonnen werden.
Wie man die Schiefern auf Kupfer probieren koͤnne, das habe ich in meiner Abhandlung von der Zubereitung und Zugutmachung der Kupfererze in dem 40 §. gezeiget. Jch erinnere da - her bei dieſer Probe nur noch dieſes, daß man um deswillen bei ihr ſehr behutſam und fuͤrſichtig ſein muß, weil das Gaarkorn, ofters bei armen Schiefern nur ein Loth und noch weniger wieget wann man nur einen Centner mit einem Loth Weinſtein, einem halben Loth Salpeter, und zwanzig Probierpfund rohem Spiesglas anſiedet.
Die Kupferſteine, welche bei dem Rohſchmelzen fallen, werden ebenwol durch die kleine Probe unterſucht, und man erfaͤhrt, daß ſie bei 40 Pfund Gaarkupfer halten. Der von dieſen Steinen fallende Spurſtein aber, wann ſie geroͤſtet, und wieder durch - geſtochen werden, haͤlt ſchon 64 Pfund Gaarkupfer. Die fallende Schwarzkupfer wer - den ſelten probieret: Sie halten aber 2 Loth Silber und 88 Pfund Gaarkupfer, wo - bei dann die Gaarkupfer 2½ bis 3 Loth Silber halten. Daß alſo die Schwarzkupfer zu arm, und nicht ſeigerwuͤrdig ſind, das erkennet Jedermann.
Die Kobolte werden dadurch erkennet, wann man ihnen, ie nachdem ſie gut ſind, 3, 4, 5 bis 6 mal ſo ſchwer Sand, und die Haͤlfte des Sandes an Pottaſche beimi - ſchet, und ſie in einem Windofen, oder vor dem Geblaͤs zu einem Glas ſchmilzet, da dann dieſes Gemenge blau werden muß, wann das mit ihm vermengte Mineral ein Kobolt iſt.
Dieſer Bau iſt bei den, an dieſem Ort gelegenen Werken, ziemlich weitlaͤuftig. Man zaͤhlet daher, auſer denen (§. 3.) angemerkten Stollen folgende Gruben:
Da die Schiefern floͤzweis, die Kobolte aber gangweis brechen (§. 7. und 8.): So muͤſſen iene mit Streben, dieſe aber mit Oertern und Stroſſen gewonnen werden.
Die Streben, welche man zu der Gewinnung der Schiefern gebrauchet, ſind nur 1 Fus, und 3 bis 8 Zoll hoch. Weil nun die Bergleute liegend darinnen arbei - ten muͤſſen: So nent man dieſe Gewinnung der Schiefern Krumhaͤlſerarbeit. Sie verdienet dieſen Nahmen mit ſehr groſem Recht: Denn es gehet denen armen Berg - leuten dabei, die nur einen Schatten von Freiheit haben, ob ſie ſchon die Schaͤzze aus der Tiefe der Erde graben, wie denen Kutſchenpferden, die durch die Gewalt der Stangen eine Zeitlang einen krummen Hals, und ihrem Geſchlecht Ehre machen muͤſ -J 3ſen,70Das ſechste Stuͤkſen, worauf ſie endlich zur Ruhe, und in den langſamen Karn der Fuhrleute kommen. Andere Arbeiten, wo das Dach los und nicht feſt iſt, ſind bei einem halben Lachter hoch: Da nun die Berge bei dieſen, durch Klopfen mit den Faͤuſteln, hereingetrieben werden; So nennet man ſie Klopfarbeiten. Wann es die Bergleute verſehen, und die krum - haͤlſer Streben niedriger als 15 Zoll machen: So werden ſie aus der Urſache geſtraft, weiln dabei das Fahren den Steigern zu ſauer, und die Foͤrderung zu beſchwerlich wird. Die ſaͤmtliche Grubenarbeit iſt verdingt. Bei dem Schieferhauen hat man ein gewiſſes Maas angenommen, das 2¼ bis 2½ Centner in den Schiefern wieget. Die Zahl der Maͤſer nun, die ein Haͤuer mit dem Karnlaͤufer in einer Woche hauen, foͤrdern, und ausſcheiden kan, hat man mit dem Lohn dieſer Arbeiter verglichen, wovon der erſte 1 Thaler und 10 -, der andere aber einen Gulden und 10 Weispfennige, bis 1 Thaler in frankfurther Wehrung bekomt, und darnach das Gedinge gemacht. Es machen die - ſer Maͤſer 24 ein Fuder. Vor das Gewinnen, das Foͤrdern und das Ausſcheiden eines Maſes werden nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde 6, 7, 8, 9 bis 10 gute Groſchen be - zahlet, das Fuder Schiefern komt alſo auf 6, 7, 8, 9 bis 10 Thaler zu ſtehen. Bei dieſem Lohn muͤſſen die Haͤuer noch die Foͤrderungskoſten, das Pulver, das Gezaͤhe, und das Geleucht bezahlen, die Kuͤbel, Seiler, Karn und Hunde aber werden von der Herrſchaft gehalten. Die bei dem Schieferhauen vorkommende Arbeiten ſind eigent - lich dieſe. Des Morgends Fruͤhe um 6 Uhr muß der Haͤuer vor ſeine Strebe fahren, die ihm vorgeben worden, und 2 Lachter breit iſt, und bis um 12 Uhr des Mittags Schiefern hauen, wobei dann oͤfters bei 20 Purſche an einer Reihe vor Streb liegen. Wann er dieſe Arbeit verrichtet hat: So muß er 2 Stunde Haspel ziehen, und das Gewonnene zu Tage foͤrdern, darauf aber in noch 2 Stunden die Schiefern kliebern oder kleinen, und dieienige wol aushalten, welche §. 9. N. 1. bei A. bemerket worden, wobei er dann keine boͤſe mit untermiſchen, iedoch aber zugleich die guten und gelbſpeiſigen heraus - kleinen darf, welche etwa noch an der §. 6. N. 11. beſchriebenen groben und kieſigen Oberſchahle befindlich ſind. Auſer dieſem muß derſelbe auch bei dem Kleinen, oder dem Reinmachen der Schiefern, darauf bedacht ſein, daß ſie nicht groͤſer, als eine flache Hand gros werden, damit er nicht vor iedes Stuͤk einen guten Groſchen Strafe erlegen muß, weil dieſelbe, wann ſie zu gros ſind, in dem Maas zuviel auftragen, wobei der Herr an dem Gewicht verliehret. Die Bergleute muͤſſen auch noch ferner die Schiefern auf denen Huͤtten meſſen, und ſie zugleich auf einen Roſthaufen bringen.
Es wollen einige davor halten, daß das Fuder Schiefern aniezzo hoͤher zu ſtehen kaͤme, als vormals, weil es aufgekommen ſei, daß der Purſche die Woche nicht hoͤher, als auf zwei Gulden arbeiten ſolte, wobei er dann den noͤtigen Fleis nicht anwendete, indem er wol wuͤſte, daß er dadurch nichts gewoͤnne, und daß ihm alsbald abgebrochen wuͤrde, wann er uͤber ienen Lohn kaͤme.
Auf denen Koboltsruͤkken, in denen Strekken und Oertern wird auf 3 bis 4 Fus weit, ein Lachter lang und hoch, und den vorigen Lohn verdingt. Je nachdem das Ge -ſtein71von dem riegelsdoͤrfer Schieferwerk in Heſſen. ſtein feſt iſt: So werden vor das Lachter 10 bis 14 Thaler bezahlet. Es muͤſſen aber auch hierbei die Haͤuer die Foͤrderung und alle uͤbrige Koſten tragen, und ſich Pulver, Geleucht, und Gezaͤhe anſchaffen. Den Kobolt muͤſſen ſie zugleich auch rein und ſauber aushal - ten, worauf dann die Scheidekinder die Pocherze an dem Tag noch einmal durchſu - chen, und den Kobolt ausſondern.
Aus denen Streben werden die Schiefern mit Hunden, die nur 3 Zoll hoch ſind, ſolchergeſtalt in die Foͤrderſtrekken geſchleppet, daß ſie die Jungen an das Bein ſchnallen, und mit ihnen auf dem Liegenden fortruͤtſchen. Die Karnlaͤufer laufen ſie hierauf in das Fuͤllort unter dem Schacht, und ſchlagen ſie an, da ſie dann von den Haͤuern zu Tag gezogen werden. Was ein bei Bergwerken gewoͤhnlicher Hund ſei, das habe ich in dem erſten Stuͤk §. 16. beſchrieben.
Die Verzimmerung beſtehet in den Stollen und Strekken aus Thuͤrſtoͤkken, die oben mit Kappen, unten aber mit Grundſohlen verknuͤpft, auf den Seiten mit Pfaͤh - len umgeben, und ein halb Lachter von einander geſtellet ſind. Die Schaͤchte beſtehen aus Fahr - und Ziehſchaͤchten, die durch Wandruthen von einander abgeſondert ſind. Sie ſind 4 Fus weit, und 9 Fus lang. Jhre Verzimmerung beſtehet aus genau zuſam - men gepaſten Bohleioͤchern, die 4 Zoll dik, 12 bis 14 Zoll breit, uͤber einander gebla - tet, und in der Entfernung von ½ bis 2 Lachter mit Tragſtempeln verſehen ſind, damit ſie ſich nicht ſezzen koͤnnen. Jn den Streben wird wenig, und faſt gar nicht verzim - mert: Denn man ſezzet nur hier und da, um der Bergfeſte willen, Mauern, die von den Bergen gemacht werden. Jn denen Stroſſen wird hingegen mit Stempeln und Anpfaͤhlen verzimmert.
Da die Schaͤchte ſehr gut verzimmert ſind, und die Joͤcher ſehr genau zuſammen paſſen, der Fahrſchacht auch von dem Ziehſchacht abgeſondert iſt: So entſtehen in ihnen gar ſelten boͤſe Wetter, weil ſie in dem einen Schacht hinein, und in dem andern wie - der heraus ziehen, folglich mit einander wechſeln koͤnnen. Denen Streben werden hin - gegen dadurch friſche Wetter zugefuͤhret, daß man von einer nach der andern Durch - ſchlaͤge machet. Weil es nicht ſelten geſchiehet, daß unter denen Streben Kobolts - ſchraͤme befindlich ſind: So werden die Wetter auch durch Uiberſichbrechen in das Feld gefuͤhret. Zuweiln bedienet man ſich uͤberdis auch bey denen Strekken der Wetterlut - ten. Wann inzwiſchen alle dieſe Mittel nicht hinreichend ſind, um friſche Wetter in das Feld zu bringen: So ſchlaͤgt man neue Schaͤchte vor.
Das Schieferfloͤz liegt in einer merklichen Teufe unter der Erde, und daher ſind die Schaͤchte 20 bis 35 -, ia wol 50 Lachter tief, wann ſie unter die Schieferſohle, undauf72Das ſechste Stuͤkauf die Koboltsruͤkken abgeteuft werden. Weil nun ſo wol die Schiefern, als auch die Koboltsruͤkken ſehr tief liegen, und ie zuweiln taube Mittel vorfallen (§. 8.), wobei man nicht wiſſen kan, wie und wo ſich das Geſchikke in dem friſchen Feld veraͤndert: So werden auf allen Werken Feldoͤrter getrieben, damit man die Natur und die Beſchaf - fenheit der Schiefern und der Koboltsruͤkken zum Voraus erforſchen, zugleich aber auch die Waſſer loͤſen moͤge, wann dieſe Oerter auf den Stollenſohlen getrieben werden. Es werden dieſe Oerter 200 und mehr Lachter mit guten Wettern in das Feld getrieben, ehe man noͤtig hat, einen Schacht auf ſie abzuſenken. Nach dem Urteil der Bergver - ſtaͤndigen werden ſie vor eine hoͤchſtnoͤtige und unentbehrliche Sache gehalten.
Aus dem 3. §. iſt klar, daß die Waſſer groͤſten Teils durch Stollen geloͤſet werden. Es werden daher in dieſer Abſicht bei dem Grubenbau ſehr wenige Maſchinen gebrauchet. Nur eine einzige Kunſt trift man an dieſem Ort an, die ich in dem eben gedachten §. ſchon bemerkt habe. Jhre Beſchaffenheit will ich hier etwas genauer be - ſchreiben. Sie iſt von den ſonſt gewoͤhnlichen Kuͤnſten, ſo viel das Feldgeſtaͤnge betrift, darinnen verſchieden, daß dieſes Geſtaͤnge durch Armen unterſtuͤzt und geleitet wird, die wie ein rechtwinklichtes Dreiek beſchaffen, und an Staͤndern oder gerad aufſtehenden Poſten, durch Hakken in Pfannen beweglich ſind. Das Waſſer, wodurch ſie bewe - get wird, komt aus einem Thal unter Gunkelroth. Das Rad iſt 40 Fus hoch, und in 16 gleiche Teile geteilet, wobei dann die Arme durch die Welle gehen. Aus tan - nenen Stangen, die 28 Fus lang ſind, iſt das Feldgeſtaͤnge zuſammengeſezzet, in einer eben ſo groſſen Entfernung aber ſtehet ein Staͤnder mit ſeinem Leitarmen. Die Kunſt ſelbſt iſt bei 600 Lachter, oder 4200 Fus lang. Sie gehet uͤber Berge und Thaͤler. Da, wo alſo die Linie des Geſtaͤnges mit dem Perpendikel einen andern Winkel macht, da ſind geradſtehende Leitarmen oder Zwillinge angebracht worden: Wo dieſelbe hin - gegen ſeitwaͤrts, oder nach einer andern Weltgegend einen Winkel macht, da hat man ſich der Wendboͤkke, oder der Werkſtempel bedienet, die in horizontal liegenden Zwil - lingen beſtehen. Die Laſt, welche dieſe Maſchine zu uͤberwaͤltigen hat, iſt nicht gros: Denn es ſind ihr nicht mehr, als vier, und manchmal auch nur zwei Pompen ange - haͤngt, die man Kunſtſaͤzze zu nennen pfleget, welche 9 Zoll weit ſind, und 4 Lachter oder 28 Fus hoch heben. Wer die Mechanik, die Aerometrie, die Hydroſtatik, und die Hydraulik gut verſtehet, und uͤberdis auf die Erfahrung aufmerkſam genug geweſen iſt, der wird auch das Vermoͤgen einer ſolchen Maſchine beilaͤuftig berechnen koͤnnen: Wer inzwiſchen aber auch kein Fremdling in den Schriften der Mathematikker iſt, der wird geſtehen, daß dieſe Rechnungen mehrenteils betruͤglich ſind. Jch habe uͤber ſie manche Stunde verſchwendet, und verſchiedene Verſuche angeſtelt. Meine Abſicht erheiſcht es dermalen nicht, daß ich von dieſer Sache weitlaͤuftiger handele. Jch will daher nurnoch73von dem riegelsdoͤrfer Schieferwerk in Heſſen. noch dieſes bei dieſer Kunſt anmerken, daß der an der Korbſtange, oder dem Bleuel befindliche Zwilling horizontal liegt, und wie eine Scheere beſchaffen iſt, und daß darin - nen ſo wol die Korbſtange, als auch das Feldgeſtaͤnge, mittelſt der an ihnen haͤngen - den gegoſſenen eiſern Kugeln beweglich iſt, die zwiſchen zwei nach ihrer Geſtalt aus - gehoͤhlten gegoſſenen eiſern Futtern befindlich ſind. Eine eben dergleichen Vorrichtung trift man auch an denen Wendboͤkken an.
Es wird dieſe Kunſt auch hier mit der Kette, dem Kompas, und dem Gradbogen, und eben ſo ausgeuͤbet, wie es an andern Orten gewoͤhnlich iſt. Es werden, durch dieſe Wiſſenſchaft, alle Laͤngen, Hoͤhen und Tiefen der Oerter beſtimt. Alle Durchſchlaͤge werden durch ſie gemacht, und der ganze Bergbau nach ihr gefuͤhret. Wie das Markſcheiden bei dieſem Bau verrichtet worden, das zeigen die beſondere, und ein Hauptris.
Die Erze, welche bei dieſem Werk von den Bergarten ausgeſchieden werden muͤſ - ſen, beſtehen nur allein in Kobolten. Jhre Scheidung wird mit der Hand, und durch das Pochen und Waſchen verrichtet. Jch will von einer ieden Art be - ſonders handeln.
Die Kobolte laſſen ſich in blanke, in gemeine - und Lettenkobolte, und in Pocherze verteilen (§. 9. N. 2.). Die drei erſtere Arten koͤnnen durch das Geſicht und das Gefuͤhl von einander unterſchieden, und mit der Hand, durch das Faͤuſtel und einen Scheidehammer, von einander geſchieden werden. Man gebraucht daher bei ihrer Aus - ſcheidung nur folgende Handgriffe: Es werden naͤmlich dieſelbe
K1. durch74Das ſechste StuͤkDie §. 9. N. 2. bei D. gemeldete Pocherze enthalten noch kleine Koboltsteilchen, die mit der Hand nicht ausgeſchieden werden koͤnnen. Man muß daher den in ih - nen befindlichen Kobolt auf eine andere Art von den Bergarten ausſcheiden, welches durch das bekante Pochen und Waſchen geſchiehet. Jenes wird durch die Pochwerke ſelbſt, die ich §. 4. beſchrieben habe, dieſes aber durch die in den Pochwerken befindliche Schlaͤmgraben und Herde mit Waſſer bewerkſtelliget. An dem Pochen der Pocherze, dem Schlaͤmmen des Schoßgerinnes, und dem Waſchen des Schlammes finde ich nichts beſonderes, das ich anmerken koͤnte. Jch will daher nur noch dieſes anfuͤhren: Man pochet um deswillen ein gar zartes und gleiches Korn, weil der Spaht faſt ſo ſchwer, wie der Kobolt iſt, und weil man des leztern wenig erhalten wuͤrde, wann man ein grobes Korn pochen wolte, wobei die Koboltskoͤrner mit dem Spaht auf den Her - den fortrollen.
Die Raͤder, welche zu der Betreibung der Baͤlge gebraucht werden, die den Wind in die Oefen und auf die Gaarherde bringen, ſind 18 bis 20 Fus hoch, und oberſchlaͤgtig. Die Baͤlge ſelbſt ſind aus Holz gemacht, und bei 12 Fus lang. Siewerden75von dem riegelsdoͤrfer Schieferwerk in Heſſen. werden unten durch Tretſchemel, und durch kleine bei 6 Zoll dikke Walzen, derer zwei zu einem Balg gehoͤren, zu -, durch Huͤlfe der uͤber ihnen liegenden Wippen aber wie - der aufgezogen. Die Oefen, welche man zu der Schmelzung der Schiefern ge - brauchet, beſtehen in den ſo genanten hohen Oefen. Zwei dieſer Oefen, nebſt einem Gaarheerd ſind in der alten oder der Bernshuͤtte, drei aber und ein Gaarheerd in der ibai - ſchen oder Friedrichshuͤtte. Sie ſind von der Bruſt oder dem Auge an gerechnet 20 Fus hoch. Jn der Hoͤhe der Form ſind dieſelbe 32 Zoll weit und 36 Zoll lang, an dem Ende aber rund und 20 Zoll in dem Durchmeſſer. Die Form liegt bei denen, die mit offener Bruſt gehen, 20 bis 22 -, bei denen aber, die mit Brillen gehen, 3 Zoll hoch.
Einige unter den Schmelzverſtaͤndigen wollen dafuͤr halten, daß die kleine oder die Krum - oͤfen, den hohen Oefen um deswillen bei der Kupferarbeit und dem Schieferſchmelzen vorzuzie - hen ſeien, weil iene reiner arbeiteten, und beſſern Stein und reichere Schwarzkupfer, als dieſe gaͤben, die nur 5 bis 6 Pfund Abgang litten.
Die Schiefern halten auſer den Kupferteilchen, auch noch Pech, Schwefel, und etwas Arſenik, das man ſchon aus ihrer aͤuſern Geſtalt erkennen kan (§. 9. N. 1. lit. A.). Weil nun dieſe Mineralien, vermoͤge der Erfahrung, von der Beſchaffenheit ſind, daß ſie die Schmelzen hizzig und unrein machen, woher dann Schwuͤhlen und wilde Stei - ne entſtehen: So werden die Schiefern einmal auf freiem Plaz geroͤſtet, damit iene Nachteile vermieden, und die Schiefern milder und leichtfluͤſſiger gemacht werden. Man brauchet bei dieſer Roͤſtung wenig Muͤhe anzuwenden: Denn wann die Schie - fern erſt einmal in dem Brand ſind; So brennen ſie, wegen dem in ihnen befindlichen Schwefel, in ſich ſelbſt. Es werden daher 40, 50 bis 100 Fuder auf eine Roſtſtaͤdte, und auf einen Kranz von Wellen gebracht, der eine Welle hoch und lang iſt, und an - geſtekt, da ſie dann in einem fort roͤſten. Je nachdem der Haufen gros iſt, und die Schiefern vielen Schwefel haben: So brent derſelbe bald, und in einer Zeit von einer bis vier und fuͤnf Wochen aus, da dann die Schiefern zu dem Schmelzen zubereitet ſind, und nicht wieder geroͤſtet werden, weil ſie nicht mehr in ſich ſelbſt brennen, und eine wiederhohlte Roͤſtung, ohne Nuzzen, zu viel Holz wegnehmen wuͤrde.
Die Verfahrungsart bei dem Schmelzen der geroͤſteten Schiefern iſt eigentlich dieſe.
Angeſtelte Verſuche haben es ſehr klar gezeiget, daß man auch auf einem bei den Eiſen - huͤtten gewoͤhnlichen hohen Ofen, der eine von Steinen erbauete Stellung hat, ſolche Kupfer - erze ſchmelzen koͤnne, die in einen Stein fallen, und eben daher halte ich auch dafuͤr, daß man die Schiefern auf einer ſolchen Stellung ſchmelzen, und dabei groͤſere Koſten erſpahren koͤnne, weil auf ihr mehr durchgehet, und der Ofen viel laͤnger in dem Gang erhalten werden kan.
Die Steine, welche von dem Schieferſchmelzen fallen, enthalten noch einen gar groſen Teil an Schwefel und Arſenik: Damit man nun dieſe Mineralien aus ihnen heraustreiben, und die Kupfer von den Unarten mehr und mehr reinigen moͤge; So muͤſſen dieſe Steine geroͤſtet werden, wobei dann iene ſchaͤdliche brennliche Weſen in der natuͤrlichen Waͤrme des Feuers abdaͤmpfen. Die dabei gewoͤhnliche Roͤſtung iſt keiner groſen Weitlaͤuftigkeit unterworfen: Denn die Steine werden in gemauerten Roſtſtaͤdten, die 6 Fus weit und 14 Fus lang ſind, mit Quentelkohlen und Reiſig geroͤ - ſtet, und 2 bis 300 Centner in einen Roſt gebracht. Wann nun dieſe Roͤſte einige von dieſen Feuern bekommen haben: So werden ſie etwas ſtaͤrker angegriffen, und ſechs bis ſieben mal geroͤſtet.
Von denen angeroͤſteten Roh - oder Kupferſteinen werden bei 600 Centner auf ei - nem hohen Ofen mit offener Bruſt durchgeſtochen, worinnen die Form 20 Zoll hoch liegt, und die Stuͤbe etwas ſchwerer, als wie bei dem Schieferſchmelzen gemacht iſt. Bei dieſem Durchſtechen der Steine fallen von einem ſolchen Poſten ohngefaͤhr 200 Centner Schwarzkupfer, und 20 bis 22 Centner Spurſteine. Auf einen Centner Schwarzkupfer gehen alſo ohngefaͤhr drei Centner Roſt. Die fallende Schwarzkupfer halten 86 bis 88 -, die Spurſteine aber nur 64 Pfund Gaarkupfer. Die leztere wer - den nicht allein geroͤſtet und durchgeſtochen, wann ſie ſich nicht auf 100 Centner belau - fen, ſondern mit andern Roh - oder Kupferſteinen angeroͤſtet. Die bei dem Durchſte - chen fallende Roſtſchlakken ſind ſehr hizzig und ſchwuͤhlig. Sie ſind zwar noch gehal - tig: Weil ſie aber zu hizzig ſind, und mehrenteils Eiſen halten; So werden ſie nicht wieder zugeſchlagen, ſondern in die Halde gelaufen. Es dauret ein ſolches Roſtdurch - ſtechen nur etliche Tage, und man iſt der Meinung, daß boͤſere und unreinere Kupfer erfolgten, wann groͤſere Poſten durchgeſtochen, und die Arbeiten laͤnger betrieben wuͤrden.
Wie andere davor halten, ſo bringen kurze Schmelzen einem Werk um deswillen keinen Borteil, weil alsdann ſchon ausgeblaſen wird, wann der Ofen erſt recht in den Gang, und in die Hizze komt.
Da die Spurſteine ein ſchoͤneres Kupfer geben, als die Rohſteine: So moͤgte es auch nicht uͤbel gethan ſein, wann man dieſelbe zuſammen haͤufte, und allein roͤſtete, und durchſtaͤche.
Das Gaarmachen des Schwarzkupfers geſchiehet zwar aniezzo noch auf kleinen Gaarherden, man iſt aber in dem Begrif das groſe Gaarmachen, oder das Spleiſen in das Werk zu richten, weshalben man ſchon verſchiedene Verſuche ange - ſtelt hat, die aber noch nicht gut ausgeſchlagen ſind.
Das kleine Gaarmachen wird auf die nachfolgende Art verrichtet.
Man leſe in Auſehung des Abgangs die Anmerkung des 26. §, wobei ich noch weiter bemerke, daß vormals zu einem Centner Gaarkupfer nur ein halb Maas Kohlen noͤtig gewe - ſen ſein ſoll.
Jch habe in dem 4. §. ſchon angezeigt, daß er unter der Bernshuͤtte lieget. Er wird von einem Waſſerrad betrieben, das die Baͤlge zu einem Schmelzfeuer, und einen Blech - und einen Modellhammer treibet, worunter die kupferne Gefaͤſe in ihre Geſtalt gebracht werden. Neben dem Schmelzfeuer und unter einer Eſſe iſt noch ein anderes, das ſo genante Waͤrmfeuer, mit einem groſen Handbalg, worinnen das Ku - pfer, nachdem es geſchmiedet worden, wieder warm gemacht werden kan.
Das Schmelzfeuer beſtehet aus einem von Stuͤbe gemachten Tiegel, der einen Centner Kupfer haͤlt. Die Forin liegt in ihm ganz flach: Denn wann ſie ſchuͤſſiger lie - get; So werden zu viele Kupfer, und alsbald einige Pfund mehr verbrent. Wanndie79von dem riegelsdoͤrfer Schieferwerk in Heſſen. die Zeit komt, daß die Kupfer gaar ſind; So wird ein Spahn genommen: Jſt nun dieſer duͤnn und zaͤhe; So hat das Kupfer die ſo genante Hammergaare. Sind die Kupfer gut; So ſtellet ſich die Gaare gar bald und in einer gar kurzen Zeit nach dem Einſchmelzen ein: Wann man daher nicht alsbald abſchuͤzzet, und man uͤbertrei - bet die Kupfer; So leiden ſie nicht nur einen groſen Abgang, ſondern ſie zerſpringen und zerfallen auch unter dem Hammer.
Es arbeitet bei dieſem Hammer ein Meiſter mit einem Geſellen, der in 12 Stun - den einen Centner Gaarkupfer einſchmelzen und ausſchmieden kan. Der Centner ge - ſchmiedetes Kupfer erfordert zwei Maas Kohlen. Jn einem Jahr kan man auf einem ſolchen Hammer bei 500 Centner Kupfer verſchmieden.
Zu der Fuͤhrung des Werks iſt ein Bergamt angeordnet, welches der Amtmann zu Nentershauſen, als Jnſpector, der Bergcommiſſarius, und der Bergſchreiber verwalten. Jenem iſt insbeſondere die Juſtiz, dieſem der Bergbau, dem leztern aber die Rechnung anvertrauet.
Die taͤgliche Aufſicht bei denen Gruben hat der Geſchwohrne und der Oberſteiger. Bei dem gunkelroͤther Werk ſind auſer dieſen noch zwei Gruben - und ein Meß - oder ein Haldenſteiger beſtelt, ein iedes andere Werk aber iſt nur mit einem Gruben - und einem Meßſteiger beſezzet. Die gemeine Arbeiter beſtehen in den Haͤuern, und in den Karn - laufern, wovon die leztere zugleich auch anſchlagen. Jhren Lohn habe ich §. 15. ſchon angezeigt. Sie muͤſſen alle Morgen nach dem Gelaͤute um fuͤnf Uhr in das Gebaͤt kommen, welches ¾ Stunden dauret, worauf ſie dann um ſechs Uhr an ihre Arbeit fahren.
Die Aufſicht bei dem Koboltsſcheiden hat ein Poch - und ein Scheideſteiger. Die Steiger bekommen woͤchentlich, nebſt der freien Wohnung 1½ bis 2 -, der Geſchwohrne aber 3 und mehr Thaler. Die Waſchkinder muͤſſen bis des Abends um ſechs Uhr ar - beiten, und ſie bekommen die Schicht, nachdem ſie gros ſind, 3, 4, 5, 6, 8, und hoͤchſtens 10 Kreuzzer.
Das Kohlenmaas, derer zwoͤlf ein Fuder machen, haͤlt 36 homberger Mezzen. Der Koͤhler bekomt von dem Fuder zu kohlen ¾ Thaler. Drei Klafter Holz gehen auf ein Fuder Kohlen, welches in allem 6 bis 7 Thaler zu ſtehen komt. Jn einen Kohlhau - fen, den man mit Laub und Raſen dekket, werden 35 bis 40 Klafter Holz geſezzet. Zu dem Betrieb des Werkes werden in einem Jahr bei 5000 Klafter Holz, und 1500 Fu - der Kohlen erfordert.
Die Schmiedemeiſter, derer drei ſind, machen alle Schmiedearbeiten in dem Ge - ding. Ein jeder Purſche muß die Woche vor die Ausſchmiedung ſeines Gezaͤhes zwei gute Groſchen bezahlen. Der Zimmer - und der Mauermeiſter ſtehen mit ihren Geſel - len mehrenteils in dem Taglohn. Ein Meiſter bekomt taͤglich ½ Gulden, ein Geſelle aber ¼ Thaler.
Die Huͤttenarbeiten verſehen zwei Huͤttenmeiſter, wovon der eine bei der alten, der andere aber bei der neuen Huͤtte ſtehet. Der leztere macht die Kupfer ſelbſt gaar, neben dem andern aber iſt noch ein beſonderer Gaarmacher. Die Kupferſteine werden in dem Geding geroͤſtet. So vielmal als bei dem Durchſtechen des Roſtes zehn Cent - ner Schwarzkupfer fallen, ſo oft bekommen die Roſtwaͤnder einen Thaler. Man hat dieſes Geding mit Fleis auf die fallende Schwarzkupfer gemacht, damit die Steine um deſto beſſer angeroͤſtet werden, und mehrere und beſſere Schwarzkupfer fallen moͤgen. Die Schmelzarbeit verrichten beſondere Schmelzer, mit ihren Vorlaͤufern. Die erſtere bekommen die Schicht ¼ Thaler, die andere aber 20 Kreuzzer. Das Gaarmachen wird nach dem Centner bezahlet. Der Gaarmacher bekomt von demſelben 4 -, der Zuhalter aber 2 Heſſenweispfennige.
Der Geſchwohrne, der Huͤttenmeiſter, und die uͤbrige Unterbedienten, muͤſſen alle ſechs Wochen von den unter ihnen ſtehenden Leuten einen Lohnzettel machen, worauf dann dieſelbe auf dem Bergamt von dem Bergſchreiber, in Gegenwart der uͤbrigen Bergbeamten ausgelohnet werden. Das Koboltswerk hat hingegen eine beſondere Caſſe, die der Bergcommiſſarius und der bei der alten Huͤtte ſtehende Huͤttenmeiſter verwalten.
Ein Centner Gaarkupfer wird vor 31½ -, das geſchmiedete Kupfer aber vor 38 Tha - ler, in ſchwerem Geld verkaufet, wobei die Louisdor nicht hoͤher, als zu 5 Thaler ange - ſchlagen wird. Jn einem Jahr werden 2500 Centner gemacht. Die daher entſprin - gende Ausbeute iſt ſehr anſehnlich, und ſie ſoll ſich auf 30,000 Thaler erſtrekken.
Das Koboltswerk traͤgt nur die Koſten.
Die Bergwerksverwanden ſtehen unter einem beſonderen Gericht, und in allen Faͤl - len unter der Gerichtsbarkeit des ſchon angefuͤhrten Bergamtes, welches ſie nach den gemeinen, den landuͤblichen, und den heſſiſchen Berggeſezzen richtet. Sie haben beſondere Freiheiten zu genieſen, und daher ſind ſie von allen Dienſten, dem Zoll und andern auſerordentlichen Abgaben befreiet.
Der Weiſener iſt eines der hoͤchſten Gebirge in Heſſen. Er liegt ohngefaͤhr eine Meile von der Stadt Eſchwegen, uͤber dem Dorf Germerode. Er bringt ſehr ſchoͤnes buͤchenes Holz und allerlei Kraͤuter hervor, beinahe in der hal - ben Hoͤhe deſſelben liegen aber gar vortrefliche unterirdiſche Pech - Braun - und Holzkohlen, wovon die leztere nicht benuzt werden. Man hat dieſe ſchoͤne Koh -Llen82Das ſiebende Stuͤklen als ein herrliches Geſchenk der Natur ſchon ſehr lang entdekt, und in dem Jahr 1578 hat man ſie zu bauen angefangen.
Es werden in dieſen Tagen, an dieſem Gebirge drei beſondere Werke getrieben, welche das Schwalbenthal, das Brandsroth, und der neue Friedrichsſtollen ge - nennet werden. Der Zechſtein und das auf den Kohlen liegende Gebirg iſt allzumaͤch - tig, und darum findet man hier keine Schaͤchte: Weil man aber mit Stollen gar fuͤglich in die Kohlen kommen kan; So ſind bei einem ieden Werk zwei angelegt, und uͤber einander fortgetrieben worden, die nicht nur zu der Foͤrderung, ſondern auch zu der Wetter - und der Waſſerloſung dienen muͤſſen. Die Stollen in dem Schwal - benthal ſind mit einander bei 500 Lachter in das Feld getrieben, der obere oder der ſo genante Karlsſtollen aber liegt 11 Lachter hoͤher, als der tiefe, oder der Hauptſtollen. Auf dem Brandsroth liegt der Wetterſtollen 12 Lachter uͤber dem Hauptſtollen, beide aber gehen ohngefaͤhr 400 Lachter in das Gebirg. Der Wetterſtollen auf dem dritten Werk liegt endlich nur 10 Lachter uͤber dem Friedrichsſtollen, und ſie ſind ebenwol bei 400 Lachter mit einander fortgetrieben.
Das zu dem Grubenbau erforderliche Holz wird von der Landesherrſchaft forſt - frei gegeben. Es wird aus dem Weiſener genommen, der 2 Stunden breit, und 3 Stunden lang iſt, wobei dann nicht leicht ein Holzmangel zu befuͤrchten iſt.
Der Weiſener iſt faſt um und um mit einem Kohlenfloͤz umgeben, das viele Buk - keln und Mulden machet. Es liegt uͤberhaupt von allen Seiten, unter einem ſehr maͤchtigen Zechſtein, der ohne Abwechſelung einer andern Minerallage, von Tag an bis auf das Kohlenfloͤz niederſezzet, und 80 bis 100 Lachter maͤchtig iſt. Die Hauptſtollen werden tiefer angeſezzet, als das Floͤz lieget, welches gegen das Gebirg einſchieſet. Es werden daher mit ihnen nachfolgende Minerallagen uͤberfahren:
Die Kohlen ſind nicht an allen Orten von einerlei Hoͤhe: Denn das ganze Floͤz iſt ab - und zuwechſelnd 6 bis 10 Lachter maͤchtig. Es iſt, wegen ſeiner Maͤchtigkeit, eines der anſehnlichſten Kohlenwerke in Teutſchland. Die Guͤte der Kohlen wird da - her erkent, wenn ſie gut brennen, viel Pech und Schwefel haben, und eine weisliche oder braͤunliche Aſche zuruͤklaſſen. Die Pech - und die Stangenkohlen ſind die beſten, die Braunkohlen ſind ſchon ſchlechter, die Holz - oder die ſchlechte Braunkohlen werden hingegen gar nicht gefoͤrdert.
Da die Kohlen floͤzweis liegen (§. 4); So werden ſie auch in groſen Raͤumen, und mit Streben gewonnen: Weil ſie ſich aber in drei beſondere Gattungen vertei - len, die uͤber einander liegen (§. 4.); So werden ſie ſtroſſenweis heraus gehauen. Es muß ein Haͤuer aus einer Strebe drei Hundelaͤufer foͤrdern, deren ein ieder, ie nachdem die Foͤrderung weit iſt, 7, 8, 9 bis 10 Hunde voll Kohlen zu Tag laufen muß, wovon einer 11 homberger Mezzen enthaͤlt, 8 aber zu einem Fuder gerechnet werden. So bald dieſe Arbeit geſchehen iſt: So haben auch die Bergleute eine Schicht verrichtet, worinnen ſie zugleich die Berge verſezzen muͤſſen, die dann 8 bis 9 Stunden lang iſt. Das, was man ſonſt bei dem Gewinnen beobachtet, das iſt dieſes: Daß man die Koh - len von hinten her heraushauet, damit ſich, wann dieſes im Gegenteil von Vorn geſchie - het, die Waſſer nicht ſakken, und dem Bau keinen Schaden bringen moͤgen.
Wie ich ſchon in dem 2 und 4. §. bemerkt habe; So iſt der Zechſtein ſo maͤchtig, daß keine Schaͤchte ohne gar groſe Koſten niedergemacht werden koͤnnen: Weil nun alle Kohlen durch Hunde aus den Stollen zu Tag gefoͤrdert werden muͤſſen (§. 6.); So be - dienet man ſich dieſer Stollen zugleich auch, weil ſie uͤber einander weggetrieben wer - den, mit ſehr groſſem Vorteil, zu der Zufuͤhrung der friſchen Wetter, die bei 1000 Lachter durch ſie in das Feld gefuͤhret werden koͤnnen. Man gebrauchet aber hierbei dieſes Huͤlfsmittels, daß man den Eingang der Wetter in andere Strekken, durch Wetterthuͤren verhindert, wodurch ſie dann genoͤtiget werden in den einen Stollen hinein, auf dem andern aber wieder heraus zu ziehen. Wann man auf ſolche Weiſe in dem Feld friſche Wetter hat: So werden ſie, mittelſt der Durchſchlaͤge in die obere Stollen, in die Streben, und durch Querſchlaͤge nach andern Strekken weiter fort - gebracht.
Die Verzimmerung iſt an etlichen Orten leicht, an andern aber, wo Triebſand iſt, ſchwer, an noch andern bedarf man hingegen gar keine. Jn dem erſten Fall wird mit doppelten Thuͤrſtoͤkken, wovon einer an dem andern ſtehet, und mit Kappen und Grundſohlen verzimmert. Jn dem andern Fall iſt die Verzimmerung ſchon mehrerer Schwuͤrigkeit unterworfen: Denn es muß durchgehends angeſtekt, und alles getrie - ben werden, wobei man ſich dann der Kaͤſten und Polſter, oder kleiner zwiſchen den Thuͤrſtoͤkken befindlicher Poͤlze bedienet. Es geſchiehet zuweiln auch, daß in den Letten in dieſem Gebaͤude Waſſer kommen, worauf der Letten zuſammen waͤchſet, und die Oerter verdrukket. Dieſem Vorfall kan nun nicht beſſer begegnet werden, als wann man den Letten auf das Neue wieder heraushauet, das Ort friſch verzimmert, und dieſe Arbeit etliche mal und ſo lang wiederhohlet, bis der Letten und das Ort ſtehet.
Es pfleget oͤfters zu geſchehen, daß in denen alten Gebaͤuden, worinnen boͤſe Wet - ter ſind, Feuer entſtehet: Weil ſich nun die Kohlen dadurch alsbald entzuͤnden, und daraus ein gar groſer Schaden entſtehen kan; So muß dieſem bevorſtehenden Uibel alsbald vorgebeugt werden. Es kan dieſes auf dreierlei Art geſchehen. Man ver - ſtampfet naͤmlich: 1) den Ort, wo man Feuer ſpuͤhret, entweder gleich mit Sand und Letten, damit keine Luft zu dem Feuer kommen koͤnne, oder man umfaͤhrt 2) das Feuer mit einem Ort, ſchneidet es dadurch von den Kohlen ab, und ſezzet es mit Letten zu, oder man ſchlaͤgt auch wol 3) drei hinter einander liegende Daͤmme, in den Stollen, wo man Feuer merket, die verſchiedene Zapfen haben, damit man die Waſſer, ohne Schaden des Stollens, nach und nach wieder abzapfen koͤnne, und daͤmmet dadurch die Waſſer in das Feuer, die dann daſſelbe wieder ausloͤſchen. Bei dem leztern Mit - tel iſt eine ſehr groſe Gefahr, weil die geſakte Waſſer losbrechen, und den Stollen leicht zuſammen ſchieben koͤnnen.
Es hat ein Bergſchreiber bei dieſem Werk die Aufſicht, der zugleich die Rechnung fuͤhret. Der Ober - und noch zwei andere Steiger ſehen auf die taͤgliche Arbei - ten der Bergleute. Der erſtere bekomt die Woche 2½ -, die andere aber, nebſt 8 Heſ - ſenweispfennige zu Geleucht, nur 1½ Thaler, alle aber frei Holz und Wohnung.
Der Kohlenhaͤuer bekomt die Schicht (§. 6.) vier Heſſenweispfennige, eben dieſen Lohn bekommen aber auch die Hundelaͤufer. Die Zimmerhaͤuer, welche das Holz aus - wechſeln, und vor Ort bringen muͤſſen, bekommen den vorigen Lohn, ſie muͤſſen aber in einer Schicht acht Paar Thuͤrſtoͤkke einwechſeln. Der Lohn der Bergleute iſt alſo ſehr gering, ſie bekommen inzwiſchen dabei noch frei Gezaͤhe und Geleucht.
Das Holz zu dem Grubenbau richten beſondere Zimmerleute vor. Vor ſo viel, als zu drei Paar Thurſtoͤkken erforderlich iſt, werden ihnen 2½ Heſſenweispfennige bezahlet.
Jn einem Jahr werden bei 18,000 Hunde Kohlen gefoͤrdert, wovon einer ein Maas machet. Es komt ein ſolches Maas Kohlen in denen Gewinnungs - und Foͤrderungs - koſten nicht hoͤher, als acht Heller. Die ſaͤmtliche Kohlen werden durch herrſchaftliche Geſchirr nach Allendorf, auf ein drei Stunde von dem Weiſener gelegenes Salzwerk gefahren, wo ſie zu dem Sieden des Salzes gebraucht werden. Weil dieſe Sode die Kohlen bekomt: So bezahlt ſie auch alle Koſten des Bergbaues, und es wird alle 14 Tage ausgelohnet. Die Ertraͤgnis des Kohlenwerks laͤſſet ſich alſo nicht beſtimmen, weil die Kohlen nicht verkauft werden. So viel iſt in zwiſchen gewiß, daß ſie mit meh - rerem Nuzzen gebraucht werden, als das Holz, man muß ſie aber dergeſtalt vergattiren, daß unter ⅔ Pech - und Stangenkohlen nur ⅓ Braunkohlen komt.
Das Bergwerk in dem Rammelsberg iſt eines der aͤlteſten in Teutſchland. Es iſt nach dem Bericht des Albini um das 968 Jahr unter Kaiſer Otto dem I, oder wie andere davor halten, in dem 972 Jahr rege, durch Peſt und an - dere Ungluͤksfaͤlle aber verſchiedenemal auflaͤſſig worden. Wer die Geſchichte nachſchlagen will, der wird von der Erfindung und dem Fortkommen dieſes Bergwerks mehreres leſen koͤnnen. Er wird aber auch wohl thun, wann er die dabei vorkommende ſeltſame Geſchichten mehr zu den Fabeln, als zu den wahrhaften Begebenheiten zaͤhlet. Unſere Abſicht erheiſchet es nicht, daß wir hiervon weitlaͤuftiger handeln, es iſt genug, daß wir das Jahr bemerkt haben, worinnen dieſes Werk entdekt worden iſt.
Der Rammelsberg an ſich iſt ein ſehr hohes Gebirg. Er liegt von Goslar aus zwiſchen Morgen und Mittag, und eine kleine Viertelſtunde von der Stadt. Die darauf befindliche Gruben liegen alle nahe an einander, und in dem Mittelgebirg, zwi - ſchen der kleinſten und der groͤſten Hoͤhe des Gebirges. Zur Seite des Rammelsbergs ſind viele und ſehr hohe Gebirge, die ſich in der Hoͤhe gleich legen, worauf dann die Haarzgebirge ihren Anfang nehmen.
Zur Rechten des Rammelsbergs von Goslar aus hat man ehedem in der halben Hoͤhe eines anderen Gebirges, das der Herzberg heiſet, einen Stollen getrieben, wel -cher87von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergw. bei Gosl. ꝛc. cher der weiſe Hirſch genennet wird, wodurch man ſchoͤne Erze erſchuͤrft hat. Weil aber die Waſſer in dieſem Gebirg allzuſtark waren; So iſt dieſer Stollen wieder ſtehen gelaſſen worden: Solte es inzwiſchen dereinſt geſchehen, daß es an Erzen fehlet, wann der Rammelsberg ausgehauen wird; So koͤnnen dieſe Waſſer gar leicht mit einem neuen tiefern Stollen, oder mit einem Fluͤgelort aus einem oder dem andern Stollen in dem Rammelsberg geloͤſet werden, die ich in dem folgenden §. beſchreiben werde. Ueber dem weiſen Hirſch, in der Gegend des ſo genanten Kunſtteiches, iſt in dem Fus des Gebirges noch ein anderer Suchſtollen in eben dieſen Berg getrieben worden, der ſich in zwei Oerter verteilet, wovon ein iedes etliche Hundert Lachter lang iſt. Man hat mit ihm keine Erze getroffen, und darum iſt er wieder ſtehen gelaſſen worden.
Der Rammelsberg iſt durchaus mit Waſſer angefuͤlt: Damit man nun dieſe loͤſen, und ungehindert in den Gruben arbeiten koͤnne; So ſind zwei Stollen in den - ſelben getrieben worden. Der erſte und oberſte gehet uͤber einer Muͤhle, uͤber dem Claus - thor aus: Er iſt bei 900 Lachter lang, und bringt 34 Lachter Teufe ein. Der andere und tiefere Stollen, welcher der Auguſtfortunatusſtollen heiſet, gehet unten an dem Breitenthor zu Tage aus: Er iſt ohngefaͤhr 1500 Lachter lang, und bringt 57 Lachter Teufe ein.
Da die Gruben noch viel tiefer ſind, als der tiefe Stollen Teufe einbringet, wobei die Waſſer in dem Tiefſten der Gewinnung der Erze noch viele Hinderniſſe ſezzen: So ſind, um dieſe Nachteile aus dem Weg zu raͤumen, noch verſchiedene Kuͤnſte unter der Erde angele - get worden, weil an dem Tag der noͤtige Fall nicht erhalten werden konte. Damit man ſich auch in der Foͤrderung, oder in der Herausſchaffung der Mineralien, die ſonſt mit groſen Koſten, durch Huͤlfe der Haspeln mit Menſchenhaͤnden geſchehen muͤſte, einen Vorteil machen moͤge: So iſt in dieſer Abſicht eine beſondere Treibkunſt an dem Tag erbauet worden: Die Beſchaffenheit des Waſſervorrathes, und das Gefaͤlle dieſer Ma - ſchinen will ich nunmehr etwas genauer beſchreiben. Es werden dieſe Kuͤnſte von einem Waſſer betrieben, das zwiſchen dem Rammels - und dem Herzberg aus dem Gebirg zu - ſammen flieſet. Es iſt ſchon an ſich klein, in dem Sommer aber wird es um deſto ſchwaͤ - cher: Damit es nun an Waſſer nicht fehlen moͤge; So iſt in der Gegend der Gruben in dem Thal zwiſchen dem Rammels - und dem Herzberg, ein mittelmaͤſiger Teich ange - legt worden, der nur einen Grundzapfen hat, in dem Damm 5 Lachter hoch, und eben ſo viel Lachter in der Krone breit iſt, in der Boͤſchung aber 45 Grad ausmachet. Es koͤnnen in dieſem Teich die mehreſte Zeit in dem Jahr zwar die erforderliche Waſſer ge - ſamlet werden: Wann aber eine ſehr trokkene Zeit einfaͤllet; So fehlet es dennoch an den noͤtigen Waſſern zu der Treibkunſt, welchem Mangel man gar leicht dadurch abhelfen koͤnte, wann man noch einen Teich uͤber dieſem anlegte, und in demſelben bei Fluthzeiten die vorbeigehende Waſſer ſamlete, welche zugleich den Kuͤnſten unter der Erde zu Huͤlfe kommen koͤnten. Es iſt nicht genug, daß ich den Vorrath des Waſſersbeſchrie -88Das achte Stuͤkbeſchrieben habe: Jch will izzo auch zeigen, wie ſie geleitet und auf die Kuͤnſte verteilet werden. Es iſt aber ihre Leitung folgende. Jn dem Graben uͤber dem Teich, der in dem Thal herunter ziehet, iſt bei a, Taf. V. fig. 16, eine doppelte Schuͤzze, wodurch die Waſſer auf der einen Seite in einem Graben a b herunter, und auf die an dem Tag bei c ſtehende Treibkunſt, in einem andern Graben a d aber, und bei e in den Teich geſchlagen werden koͤnnen, die dann durch das Grundgerinn in den Graben g h gelaſ - ſen werden, der in den Berg und auf die Kuͤnſte unter der Erde gehet, wobei in Fluth - zeiten durch den Graben a d, und einen in den Damm gemachten Einſchnitt i die uͤber - fluͤſſige Waſſer fortlauſen koͤnnen. Da die Treibkunſt inzwiſchen noch hoͤher lieget, als der Grundzapfen des Teiches: So iſt bei f ein Sumpf gemacht, damit man in der Nacht, um ſie bei dem Tag deſto beſſer betreiben zu koͤnnen, etwas Waſſer ſamlen koͤnne. Damit aber auch in trokkenen Zeiten keine Waſſer vergeblich wegflieſen moͤgen: So iſt die Treibkunft in der Hoͤhe angelegt worden, daß nicht nur die auf dem Gerinn uͤbrig bleibende Waſſer, durch eine Lutte g k, ſondern auch die unter dem Rath wegfallende Waſſer c l in den Kunſtgraben g h geſchlagen werden koͤnnen, der in der Hoͤhe des Grundzapfens von dem Teich lieget, und auf die in der Grube befindliche Kuͤnſte ge - het, wobei dann der Teich in dem Fall zugeſezt wird, wann dieſe Waſſer zu der Be - treibung dieſer Kuͤnſte hinreichend ſind. Weil nun endlich die unterirdiſche Kuͤnſte ſo vorgerichtet ſind, daß das Waſſer von einer auf die andere faͤlt: So wird auch das Waſſer in dem Graben g h, Taf. V. fig. 16, durch eine Roͤhre a, Taf. III. fig 6, auf das erſte Kunſtrad b geleitet. Unter dieſem flieſet es durch eine Strekke c wieder fort, und auf das andere Rad d, wovon es noch einmal durch ſein Roͤhrwerk in einer andern Strekke e weiter, und auf das lezte Rad f geleitet wird, da es dann durch den tiefen Stollen g ab - und zu Tag ausflieſet.
Da ich die Kuͤnſte, und ihre Waſſerleitungen beſchrieben habe: So will ich nun - mehr auch der Gefaͤlle Erwehnung thun, die zu den Huͤtten gebraucht werden, worin - nen man die Erze ſchmilzet, und zu Kaufmansgut machet. Weil an dieſem Ort viele Erze gefoͤrdert werden; So hat man auch drei Huͤtten erbauet: Weiln aber nicht in einer Gegend der noͤtige Fall zu erhalten ſtunde; So ſind dieſelbe an verſchiedenen Or - ten erbauet worden. Die erſte, die ſo genante Frau Marienhuͤtte, liegt zwiſchen Mor - gen und Mittag, zur Seite des Rammelsbergs, eine halbe Stunde von Goslar, an einem Waſſer, das von dem Haarz herunter komt, und die Oker genennet wird. Es werden in dieſer Huͤtte, durch fuͤnf Raͤder, die 10 Fus hoch und 3 Fus weit ſind, vier Bleioͤfen, zwei Kupferſchmelzoͤfen, ein Friſch - und ein Glaͤttfriſchofen, zwei Treiboͤfen und ein kleiner Gaarherd betrieben, wobei dann noch zwei Seiger - und ein Darrofen in derſelben befindlich ſind, wozu man keine Geblaͤſe brauchet. Die Oker, welche, ie nachdem es noͤtig iſt, auf die zuvor gedachte Huͤttenraͤder eingeteilt wird, gehet auſer dem, ehe ſie bei der Huͤtte gebraucht werden kan, auf ein uͤber derſelben liegendes Meſ - ſingwerk, wo ſie vier oberſchlaͤgtige Raͤder treibet, die 8 bis 9 Fus hoch ſind, wovon das eine zu dem Drahtzug, die andere aber zu den Haͤmmern gebraucht werden, wor -unter89von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. ꝛc. unter das Meſſing geſchmiedet wird. Unter der zuvor gedachten Huͤtte liegt ferner ein Kupferhammer, wobei die Oker noch vier oberſchlaͤgtige Raͤder treibet, die 6 bis 8 Fus hoch ſind, wovon zwei zu der Betreibung des Schmelz - und des Waͤrm - feuers, ein iedes andere aber zu einem Platt - und einem Tiefhammer gebraucht wird. Andere Huͤtten, die bei dieſem Werk gebraucht werden, liegen von Goslar aus zwi - ſchen Mittag und Abend, eine halbe Stunde von der Stadt, und an einem Waſſer, das die Grane genennet wird, und von dem Hahnenklee in einem Thal herunter komt. Es iſt zwar in dieſem Thal, damit man zu allen Zeiten die erforderliche Waſſer haben koͤnne, ein groſer und ſehr anſehnlicher Teich angelegt worden: Weil aber der Fluth - graben zugeworfen; So iſt derſelbe anizzo ganz verſchlemmet. So gros auch, um der unter ihm liegenden Huͤtten willen, der aus ihm entſpringende Vorteil iſt: So hat man dennoch noch zur Zeit die Koſten geſcheuet, denſelben friſch ausgraben zu laſ - ſen. Nicht weit von dieſem Teich, und von dem Dorf Aſtfeld liegt eine Treibhuͤtte, in welcher zwei Treiboͤſen, und ein Friſchofen, zu dem Friſchen der Glaͤtte erbauet worden. Unter dieſer Huͤtte liegt eine noch andere Schmelzhuͤtte, welche die Herzogiulius - huͤtte genennet wird, in der drei Bletoͤfen durch zwei Raͤder betrieben werden, die 20 Fus hoch, und 2½ Fus weit ſind. Noch weiter in dieſem Thal, unter der eben ge - dachten Schmelz, bei dem Dorf Langensheim, liegt die Frauſophienhuͤtte, in der vier Bleioͤfen mit zwei Raͤdern betrieben werden, die 9 Fus hoch, und 4 Fus weit ſind, gleich darunter aber die dazu gehoͤrige Treibhuͤtte, in welcher zwei Raͤder zwei Treib - oͤfen und einen Glaͤttfriſchofen treiben.
Zu der Verfertigung des Vitriols und des Schwefels gebraucht man keine Gefaͤlle. Es ſind aber bei dieſem Werk zwei Vitriolhoͤfe, die in der Stadt liegen, und eine Schwefelhuͤtte, die unter dem eben gedachten Teich, zwiſchen der oberſten Treib - und der Herzogiuliushuͤtte erbauet worden.
Jch will nunmehr auch des noͤtigen Brandes Erwehnung thun. Das Holz, die Kohlen, und die Waaſen, oder die Wellen, werden auf 2, 4 bis 6 Stunde Weges aus den Communionwaldungen herbeigeſchaft, die Hanover und Braunſchweig ge - hoͤren. Ehedeſſen war der Ober - und der Unterhaarz ganz mit Holz bewachſen: Da aber daſſelbe bei dem ſtarken Aufwand nach und nach abnahme, und ſo viel nicht wie - der anwachſen konte, als man verbrauchte; So hat man die Einrichtung gemacht, daß das Holz ſchlagweis abgetrieben wird, und nur hier und da Saamenreiſer ſtehen bleiben. Dem bevorſtehenden Holzmangel iſt daher dadurch vorgebeuget worden, weil man die ausgehauene Schlaͤge in 20 bis 30 Jahren wieder auf das Neue abzutreiben gedenket, wobei nur dieienige 40 bis 50 Jahre ſtehen, woraus das zu dem Grubenbau erforderliche Bauholz genommen wird, welches keinen groſen Vorteil bringet. Das Bergamt kaufet das Holz und die Kohlen von dem Forſtamt. Es hat mit den Forſt - ſachen und dem Kohlweſen nichts zu ſchaffen: Denn das Forſtamt macht alle Jahr eineMAus -90Das achte StuͤkAusteilung von dem Holz und denen Kohlen, die eine iede Huͤtte noͤtig hat, und weiſt dazu gewiſſe Schlaͤge an. Es laͤſſet daher das Holz auf herrſchaftliche Koſten hauen und kohlen Die Huͤtten bezahlen ihm vor das Holz und die Kohlen, die auf denen Huͤtten gemeſſen werden, ein gewiſſes Geld: Damit aber das Forſtamt in ſeiner gemach - ten Rechnung keinen Mangel haben moͤge; So laͤſſet daſſelbe das Malter Holz ein Paar Finger hoͤher machen, als das Maas iſt. Das gewoͤhnliche Malter iſt dem ſtollbergiſchen gleich, welches 30 Zoll weit, 32 Zoll hoch, und 42 Zoll an dem Scheid iſt, und alſo 23 Kubikfus 576 Zoll betraͤgt, wobei man bei dem Kohlholz darinnen ei - nen Unterſcheid machet, daß die Scheider ein Fus laͤnger gehauen werden. Das Koh - lenmaas hat oben in dem Durchmeſſer 2 Fus 3 Zoll, unten 3 Fus 3 Zoll, in der Hoͤ - he aber 1 Fus 6 Zoll. Es betraͤgt alſo in dem koͤrperlichen Maas 8 Kubikfus, und 471 Zoll. Es machen dieſer Maͤſer in harten 9 -, in weichen 10 -, in halb harten und halb weichen Kohlen aber 9½ Maas einen Karren Kohlen. Auf einen ſolchen Karn Kohlen gehen 4½ bis 5 Malter Kohlholz. Jn einen Haufen, der mit tannen Buͤſchen und Kohlſtuͤbe gedekt wird, werden ohngefaͤhr 120 Malter Holz eingeſezzet.
Das in dem Rammelsberg befindliche Bergwerk beſtehet aus einem maͤchtigen und ſehr feſten Gang. Man trift daher in dieſem Gebirg nicht ſo vielerlei Minerallagen an, als wie an andern Orten, wo Floͤzwerke ſind. Es werden ihrer nur drei bemer - ket, und die ſind, das Hangende, der Gang und das Liegende. Jenes iſt ein graues, horniges und ganzes Geſtein, das uͤber dem Gang liegt, dieſer iſt eine nach dem Mit - telpunkt der Erde gehende, und von dem Horizont abweichende Erzlage, das leztere aber ein blaues ſchieferiches Geſtein, worauf der Gang liegt. Das Hangende und das Liegende machen alſo mit dem Horizont einen Winkel, und ſie fallen eben ſo in die Teufe, wie der Gang.
Der Gang iſt, nach der Sprache der Bergleute, ſehr mozzig: Denn er ſtreicht nicht weit, und nur etliche hundert Lachter in das Feld. Er liegt daher wie ein Keil in der Erde. Was ihm an der Laͤnge fehlt, das erſezt die Maͤchtigkeit: Denn er iſt 6, 12, 20, und 42 Lachter maͤchtig. Er faͤlt dem Gebirg zu, und ſehr ſeiger, doch iſt ſein Fallen ſehr veraͤnderlich. Es betraͤgt oftmals nur 45 - bis 50 -, manchmal aber auch 70 bis 80 und mehr Grad, welches ich Taf. III. fig. 7. vorſtelle. Er ſtreicht nach der Laͤnge und in der mittlern Hoͤhe des Gebirges, zwiſchen der 7ten und 8ten Stunde. Jn dem Streichen bleibt er ſich iedoch nicht immer gleich, ſondern er machet in verſchie - denen Winkeln Baͤuche, wovon die 8. fig. auf der III. Taf. einen Abris liefert. Mit dem Hangenden und dem Liegenden hengt er ſehr feſt zuſammen: Er hat alſo keine Abloͤ -ſungen,91von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. ꝛc. ſungen, und daher ſagt man, daß er angewachſen ſei. Es ſind ſchon 136 Lachter, bei guten Anbruͤchen, auf ihm abgeſunken, und man weis noch nicht, wie tief er nieder - ſezzen wird. An dem Tag gehet er zwar aus, die Erze ſind aber hier grau und unedel. Die Erze, welche er in der Tiefe fuͤhret, beſtehen aus Silber-Kupfer-Blei - und Schwe - felerzen, und aus Atramentſtein, wovon der gruͤne Vitriol gemacht wird. Jn der zwoten Abhandlung werde ich Gelegenheit finden, dieſe Mineralien genauer zu beſchreiben.
Das in dem Rammelsberg befindliche Waſſer, das ich als ein fluͤſſiges Mineral betrachte, iſt von einer beſondern Eigenſchaft. Es hat einen zuſammen ziehenden Ge - ſchmak, und iſt ſehr vitriliſch. Es bewahret das in die Gruben gebrachte Holz vor der Faͤulnis. Das Merkwuͤrdigſte bei ihm iſt dieſes: Daß das Eiſen, uͤber wel - ches es flieſet, zu Kupfer wird, ohnerachtet es ſo hell iſt, daß man gar keine feſte Teilchen in ihm wahrnehmen, oder vermuthen kan. Es hat dieſe Begeben - heit keine wirkliche Verwandlung des einen Metalles in das andere zum Grund, wie einige davor halten, die weniger auf die Natur aufmerkſam geweſen ſind. Die Vi - triolſaͤure loͤſet nur das Eiſen auf, und indem ſie dieſes zernaget, und in die Zwiſchen - raͤume deſſelben eindringet, und dadurch die in den vitriliſchen Waſſern befindliche Ku - pferteilchen, die ſich niederſchlagen, gefaͤllet werden: So ſezzen ſich dieſelbe in die Oerter der aufgeloͤſten Eiſenteilchen an, wodurch dann nach und nach ein ſolches Stuͤk Kupfer er - zeugt wird, wie das Eiſen beſchaffen geweſen iſt, das in dieſes Waſſer gelegt worden. Daß dieſes die richtigſte Erklaͤrung von dem zu Eiſen werdenden Kupfer ſei, das ſiehet man daran gar deutlich, weiln in dem Jnnern eines in Kupfer verwandelten Eiſens noch Eiſen iſt, wann daſſelbe zu fruͤhzeitig aus dem Waſſer genommen wird. Man weis ſich dieſe ſeltſame Wirkung der Natur an dem Rammelsberg gar artig zu Nuz zu machen. Man leget in die Stollen, wodurch dieſes Waſſer flieſet, altes Eiſen, damit man ihm die Kupferteilchen abnehmen moͤge. Nach dem Verlauf dreier Jahre wird dieſes Eiſen wieder heraus genommen, da man dann bei 36 Centner gediegen Kupfer vor das in das Waſſer gelegte Eiſen bekomt. Auch die in dem Rammelsberg herunter troͤpfelnde vitriliſche Waſſer machen das unter ſie gelegte Eiſen zu Kupfer, und darum wird unter ſie altes Eiſen geleget, damit man das in ihnen befindliche Kupfer erhalten moͤge. Die an dieſen Oertern befindliche Stuͤkker Eiſen werden aber viel eher zu Kupfer, als das, was man in die Stollen leget. Sie bleiben mehrenteils ganz, und haben eine ſchoͤne rothe Farbe, die man da am mehreſten gewahr wird, wo die Tro - pfen auffallen. Dasienige Cementkupfer, welches ſich an das Eiſen anſezzet, und noch nicht feſt iſt, wird abgeſchrappet, und Kupferſchlieg genennet. Bei alle dieſem muß man die Vorſicht gebrauchen, daß man das Eiſen, ehe man es in die Cementirung brin - det, erſt gluͤet, und wieder in ſich erkalten laͤſſet, damit die Zwiſchenraͤume deſſelben erweitert, und den vitriliſchen Waſſern ein beſſerer Eingang in daſſelbe verſtattet wer - den moͤge. Bei der Troͤpflung merket man dieſes, als etwas beſonderes an: Daß ſie bei naſſer Witterung viel ſtaͤrker und beſſer iſt, als wie bei trokkener. Wer ein wenig nachdenket, der wird auch die Urſache darinnen ſezzen, daß ein groͤſerer Teil vitriliſcherM 2Waſſer92Das achte StuͤkWaſſer mehr Kupfer aufloͤſen und in ſeinen Zwiſchenraͤumen beherbergen koͤnne, als ein kleinerer. Das Seltſamſte bei alle dieſem iſt uͤbrigens dieſes: Daß man auſer dem, wann kein Eiſen in die Gruben gelegt wird, kein gediegen Kupfer in dieſem Gebirg findet.
Es beſtaͤrket mich dieſe Naturbegebenheit in der Meinung, die ich izzo nicht weiter aus - fuͤhren kan, daß 1. die in den Erzen befindliche Metalle, nach allen ihren weſentlichen Beſtim - mungen, in unmerklich kleinen Teilchen vorhanden und gediegen ſind, und daß 2. durch die Waſſer, welche, ie nachdem ſie mit Salzen angefuͤlt ſind, die Metalle aufloͤſen, Erze erzeugt und wieder zernichtet werden koͤnnen. Wer wolte daher wol zweifeln, daß dadurch Bergwerke entſtehen, wann die Waſſer die Metalle an einem Ort wegnehmen, an einem andern aber in Kluͤften und Gaͤngen wieder anſezzen?
Auſer dem Kupfer fuͤhren die Waſſer in dem Rammelsberg auch noch vielen Vitriol bei ſich, der bald eine blaue und gruͤne, bald aber eine braune Farbe hat. Durch die Waͤrme in dem Berge, die durch das Feuerſezzen, womit man die Erze gewinnet, erregt wird, ſezzet er ſich, wie Eiszapfen an. Es fuͤhren auch die vitriliſchen Waſſer noch fer - ner eine gelbe Erde, das ſo genante Okergelb bei ſich, welches man als eine Farbe ge - brauchet. Es ſezzet ſich gern an, und darum wird es in Suͤmpfen aufgefangen. Der Vorteil, welcher dabei herauskomt, iſt nicht gros, und er iſt ein Accidenz vor den Bergvogt.
Die Mineralien koͤnnen uͤberhaupt, durch Huͤlfe der Sinnen, an der Farbe, dem Gewicht, der Lage ihrer Teile, und an dem Geſchmak erkent werden. Man kan ſie daher, wann man ſich ein wenig genau mit ihnen bekant gemacht hat, gar leicht von einander unterſcheiden, und unter gewiſſe Klaſſen bringen. Zu den Mineralien, welche in dem Rammelsberg brechen, koͤnnen folgende gezaͤhlet werden, die alle ſehr merklich von einander unterſchieden ſind.
Bei den milden Schwefelerzen bemerkt man dis Beſondere, daß ſie, wegen des in ihnen befindlichen Kupferrauchs und des Vitriols, wieder zuſammen wachſen, und auf das Neue mit Schlaͤgel und Eiſen gewonnen werden muͤſſen, wann ſie etliche Jahre ohnverarbeitet liegen bleiben.
Den Atramentſtein findet man mehrenteils in dem alten Mann, und er ſoll ein erhaͤr - teter Schlamm ſein. Man ſiehet noch in ihm die kleine Erzſtuͤkger, die unter ihn gehauen worden: Sie haben aber das Anſehen, als wann ſie von ie her und der bloſen Natur darin - nen waͤren.
Das Merkwuͤrdigſte bei dem Kupferrauch iſt dieſes: Daß er ſtaͤrker an dem Vitriol wird, wann er eine Zeitlang an dem Tag in dem Trokkenen liegt.
Der gruͤne und der blaue Vitriol entſtehet von denen Kupfer -, der weiſe aber von denen Bleierzen. Daß dieſes keinem Zweifel unterworfen ſei, das iſt daraus klar, weil man durch die Kunſt aus dieſen Erzen dergleichen Arten des Vitriols zubereitet, wie ich in der fuͤnften Ab - handlung mit mehrerem zeigen werde. Der gedachte braune Vitriol iſt kein anderer, als der weiſe, er bekomt nur dieſe Farbe dadurch, wann die vitriliſchen Waſſer uͤber faules Holz laufen, wovon ſie braun werden.
Die Zeugung des gewachſenen Vitriols oder des Joͤkkels entſtehet durch die Waͤrme in dem Rammelsberg, die durch das Feuerſezzen erregt wird; Denn indem dadurch dieſe waͤſſerichte Teile verrauchen; So rinnet der Vitriol aus denen herunter troͤpfelnden dikken vitriliſchen Waſ - ſern zuſammen, und er hengt ſich in der Geſtalt der Eiszapfen an.
Es kan durch Huͤlfe dieſer Kunſt, der Gehalt aller Mineralien, die bei dieſem Werk brechen, erforſcht werden. Man findet, daß die Bleierze durch die Bank 20 bis 30 Pfuͤnd Blei, und ½ Loth Silber, die Kupferze aber 20 bis 25 Pfund Gaarku - pfer, und ¼ bis ½ Loth Silber halten.
Dieſer Bau iſt an dieſem Ort ſehr weitlaͤuftig. Die dabei befindliche Gruben, welche Erz foͤrdern, ſind geteilt. Sie gehoͤren teils der Communion, Hanno - ver und Braunſchweig, und teils dem Stadtrath zu Goslar. Jener ſind acht; 1. die Oberenachtigall, 2. der Breitling, 3. der Kanekul, 4. die Vegtſche, 5. die Unterenachtigall, 6. die Kunſtſtrekke, 7. die Bleizeche, und 8. das Sereniſſimorumtiefſte: Dieſer aber nur vier; 1. das Rathstiefſte, 2. die Jn - nige, 3. die Luͤderſuͤll, und 4. der Eſſigenſtollen ein Kupferrauchsort. Unter den erſtern ſind der Kanekul, die Vegtſche, und Sereniſſimorumtiefſte, unter den lez - tern aber das Rathstiefſte, die Jnnige, und die Luͤderſuͤll mit Treibſchichten verſehen. Die Gruben an dieſem Ort haben verſchiedene Teufen, das Tiefſte aber iſt 136 Lach - ter, wovon ein iedes 6 Fus 8 Zoll ausmacht. Was es vor eine Beſchaffenheit mit der Verteilung dieſer Gruben hat, das zeige ich in der ſiebenden Abhandlung.
Weil der Gang, das Hangende und das Liegende ſehr feſt iſt: So werden alle Erze durch Feuerſezzen und firſtenweis gewonnen, man bedienet ſich aber des Feuers nur als ein Mittel, wodurch man die Erze milder und gebrecher machen kan. Es wer - den dieſemnach dieſelbe, weil der Gang auſer der Feſtigkeit auch ſehr maͤchtig iſt (§. 10), in einer Hoͤhe von 15 bis 20 Lachter zu beiden Seiten des Schachts a, Taf. III. fig. 9. in dem Raͤumen b. b. b. b. b. b. herausgehauen: Damit man aber alle Gefahr ver -huͤten96Das achte Stuͤkhuͤten moͤge, und keinen Einſturz zu befuͤrchten habe; So werden zwiſchen den Firſten Mittel c. c. c. c. c. c, um der Bergfeſte willen, ſtehen gelaſſen, die 9 bis 10 Lachter hoch ſind: Um eben dieſer Urſach willen laͤſſet man aber auch an dem Schacht die Erze d. d. d. d. d. d. ſtehen, und hauet an ihm nur die Foͤrderſtrekken e. e. e. e. auf. Die dabei vorfallende Gewinnung der Erze, durch Huͤlfe des Feuerſezzens, iſt eigentlich dieſe. Wann man die Erze mit dem Feuer nicht mehr erreichen kan: So wird von Bergen und Schieferſteinen eine Mauer a, Taf. III. fig. 10. auf das Liegende geſezzet, worauf dann der ſo genante Brand b, von etlichen Anſtoͤſen oder Scheidlaͤngen uͤber einander auf - geſtelt und angeſtekt wird, wodurch ſich alsdann das daruͤber hangende Erz c muͤrb und los brennet, das hernachmals noch mit Schieſen und Schlaͤgel und Eiſen gewonnen werden muß. Dieſe Mauer wird nach und nach, und wann man das Erz mit dem Brand nicht mehr erreichen kan, ſtets weiter in die Hoͤhe gefuͤhret: Wann ſie aber zu - lezt ſo hoch wird, daß man dem Hangenden d zu nahe komt; So wird neben dieſer wieder eine andere auf dem Liegenden angefangen. Die Alten begiengen bei dem Feuer - ſezzen einen ſehr merklichen Fehler: Denn weil ſie die Erze von dem Hangenden nach dem Liegenden durchfeuerten; So geſchahe es auch, daß ſie das erſtere nicht nur bruͤ - chig machten, wobei ſie viele Erze, die noch izzo gewonnen werden, in dem Stich laſ - ſen muſten, ſondern die Flamme ſchlug auch mehr an das Hangende, als an die Erze an, daher dann viel vergebliches Holz verbrent wurde. Die Mauern werden vor Haupt aus Schieferſteinen aufgefuͤhret, die an dem Rammelsberg gebrochen, und Bazzen genennet werden, wobei man dann zwiſchen dieſe Mauern und das Liegende die Berge fuͤlt. Bei den Mauern ſelbſt bedienet man ſich des Kupferrauchs, als eines Cementes, um ſie zu verbinden, der aber nicht allzufett ſein muß, damit er nicht waͤchſet, und die - ſelbe aus einander treibet. Das Holz, welches man zu dem Brand gebrauchet, muß gut zuſammen geſezzet, und an dem Geſtein hinauf geſtelt werden, damit die Flamme das zu gewinnende Erz beſſer angreifen koͤnne. Um der mehreren Deutlichkeit willen ſtelle ich Taf. III. fig. 11. einen Aufſaz von einer Scheidlaͤnge vor, der ein Anſtos ge - nennet, und mit etlichen in Spaͤhne geriſſenen Hoͤlzern a. a, welche Baͤrte heiſen, an - geſtekt wird. Es geſchiehet dieſes Feuerſezzen die Woche ein - auch zweimal, und ge - meiniglich den Sonnabend, wann die Bergleute ausfahren, damit ſie ihre Arbeit auf die kuͤnftige Woche vorrichten, und nicht in einer allzu groſen Hizze arbeiten moͤgen. Aber auch hierbei muͤſſen dieſelbe die Vorſicht gebrauchen, daß ein Geding um das an - dere Feuer ſezzet, damit nicht ein Brand den andern austhun moͤge.
Eine noch andere Art die Erze zu gewinnen wird die Trettung genen - net. Sie beſtehet darinnen, daß man die frei ſtehende Erze ſo lang ſtehen laͤſſet, bis ſie ſich von ihrer eigenen Laſt ziehen, und von ſelbſt herunter fallen, wo - bei dann die hereingeſtuͤrzte groſe Stuͤkker mit Schieſen und Schlaͤgel und Ei - ſen gewonnen werden muͤſſen. Daß dieſe Gewinnung vor die Bergleute ſehr gefaͤhrlich ſei, das laͤſt ſich leicht begreifen: So lang es inzwiſchen noch hell kni - ſtert; So hat man noch keine Gefahr zu befuͤrchten: Wann es inzwiſchen aber an - faͤngt betumpfen zu krachen; So iſt es ſehr wol gethan, wann man dieſe Gegenden wenig und gar nicht beſuchet: Denn die herunter fallende Laͤſte ſind gar oft die Urſach von dem fruͤhern Tod der Bergleute, die ſchon in dieſen Tagen die Hizze eines unter -irdiſchen97von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. ꝛc. irdiſchen Pfuhls empfinden, und nakkend arbeiten muͤſſen. Dieſe der Schwere uͤber - laſſene Gewinnung iſt inzwiſchen eine der vorteilhafteſten: Denn es brechen mit einem grauſamen und fuͤrchterlichen Gebruͤlle ungeheure Laͤſte von Erzen herein.
Da man bei alle dieſen Gewinnungen dennoch das Bohren zu Huͤlfe nehmen muß: So will ich auch die Art und Weiſe zeigen, wie man an dieſem Ort zu bohren gewohnt iſt. Es wird dieſe Arbeit zweimaͤnniſch, und mit Kolbenbohrern verrichtet: Weil es nun ſehr feſt iſt; So werden nicht ſelten auf ein Loch, das zwei Fus tief iſt, zwei - bis dreihundert Bohrer verſchlagen: Und wann die Bergleute daſſelbe nur eine Viertel - ſtunde ſtehen laſſen; So wird der Bohrer in dem Loch feſt, welches von dem Schlamm und dem Kupferrauch herkomt, der zu wachſen anfaͤngt, wie man zu reden gewohnt iſt, und in der Waͤrme hart und trokken wird. Eben dergleichen bemerkt man bei dem alten Mann, den verſtuͤrzten Bergen, die mit der Zeit durch die Waͤrme und die dazu kom - mende vitriliſche Waſſer wieder ſo feſt werden, daß man ſie durch Schieſen gewinnen muß.
Auch hierbei liefert die Erfahrung einen Beweis, daß noch taͤglich neue Arten von Steinen erzeugt werden koͤnnen.
Die Erze werden in dem Schichtlohn gewonnen, die uͤbrige Arbeit aber iſt verdingt. Die Geſchwohrne muͤſſen woͤchentlich von einer ieden Grube 100 Scherben Erz liefern, wovon eine 29 Zoll lang, 19 Zoll breit, und 13 Zoll tief iſt, und im koͤrperlichen Maas 7163 Kubikzoll, in der Schwere aber 3 Centner enthaͤlt. Es werden daher, da bei dieſem Werk eilf Gruben ſind, die Erz foͤrdern, ohngefaͤhr 160,000 Centner Erze in einem Jahr gefoͤrdert. Ein ieder Purſche hat dabei die Woche ſechs Fruͤh - und vier Nacht - oder Nebenſchichten. Jn ienen faͤhrt er des Morgens Fruͤhe um 5 Uhr an, und arbeitet bis des Nachmittags um 1 Uhr: Jn dieſen aber arbeitet er nicht laͤnger, als von des Nachts 11 bis des Morgens um 4 Uhr. Es iſt aber bei dieſen Schich - ten hergebracht, daß der Kleinknecht vor eine Fruͤheſchicht 3 -, der Grosknecht 4 - und der Erzarbeiter 5 -, einer wie der andere aber vor eine Nebenſchicht 5 Mariengroſchen bekomt, und darum werden auch alle Gedinge auf dieſen Lohn gerichtet. Es wird da - bei denen Bergleuten von Bergwerks wegen Gezaͤhe und Geleucht umſonſt gereichet, wobei dann der Erzarbeiter allwoͤchentlich 1¾ -, ein ieder Gros - und Kleinknecht aber nur 1½ Pfund Unſchlitt bekomt.
Die Erze und die Berge werden durch Karn unter den Schacht, und von da zu Tag gefoͤrdert. Es geſchiehet dieſe Arbeit in dem Geding und in den Nacht - oder Ne - benſchichten. Die Foͤrderung aus denen Schaͤchten geſchiehet durch beſondere Maſchi - nen, die Treibkuͤnſte heiſen, wovon ich in dem zweiten Kapittel weitlaͤuftiger handeln werde. So viel will ich inzwiſchen zum Voraus erinnern, daß bei den PferdstreibenNnur98Das achte Stuͤknur ein Anſchlaͤger und ein Stuͤrzer, bei den Waſſertreiben aber zwei Anſchlaͤger und zwei Stuͤrzer gebraucht werden. Der Anſchlaͤger bekomt von einem Pferdstreiben, das aus 72 Scherben beſtehet, 4 -, der Stuͤrzer aber, welcher die Erze zugleich ſortiren muß, 7 Mariengroſchen. Bei einem Waſſertreiben bekomt der erſtere hingegen zwar eben - wol 4 -, der andere aber nur 5 Mariengroſchen.
Da ſo wol der Gang, als das Hangende und das Liegende ſehr feſt iſt (§. 10.), und auf das Liegende Mauern geſezzet werden (§. 16.): So bedarf man auch auf dem Gang ſelbſt keiner Verzimmerung, die Strekken und die Schaͤchte aber haben dieſelbe um deſto noͤtiger. Jene beſtehet, wie gewoͤhnlich, aus Thuͤrſtoͤkken, Kappen, Grund - ſohlen, und Pfaͤhlen, dieſe aber iſt etwas beſchwerlicher und koſtbarer. Von der leztern liefert die 12. Figur auf der III. Tafel einen Abris, worinnen vorgeſtellet ſind: Die Joͤcher a. a, die nur 1 bis 1½ Achtel von einander liegen; Die Heidhoͤlzer b. b. b. b, die unter den Joͤchern, und ein Lachter von einander liegen, dabei aber ein Stuͤk Wegs in das Geſtein gehen; Die Pfaͤhle c. c, die aus drei Zoll dikken Stangen zubereitet ſind; Die Wandruthen d. d. d. d, wovon dieienige, die zwiſchen den Heidhoͤlzern an den Enden befindlich ſind, 6 Lachter lang und angeſtoſen, die mittlere aber nur 3 Lach - ter lang und zuſammen geſtoſen ſind; Die Stempel e. e, zwiſchen den Wandruthen, damit ſich dieſelbe nicht zuſammen drukken und verſchieben koͤnnen; und die Tragſtem - pel f. f. f. f. f. f, die 6 Lachter von einander, und unter die Joͤcher und Heidhoͤlzer, aber in das Geſtein hinausgelegt ſind, damit ſich die Zimmerung nicht ſezzen koͤnne. Die Pfaͤndkeile, welche aus kleinen Kloͤzzern beſtehen, die zwiſchen die Wandruthen und die Joͤcher getrieben werden, damit alles an einander liegen, und ſich die Joͤcher nicht drukken moͤgen, habe ich in dieſer kleinen Zeichnung mit Deutlichkeit nicht vorſtellen koͤnnen: Jch habe ſie aber hiermit doch beſchreiben und anzeigen wollen. Jm Mehre - ren will ich auch, ſo viel die Zimmerung angehet, noch dieſes bemerken, daß in denen Treibſchaͤchten verſchidene Schoßbuͤhnen gemacht werden, damit die Kette, wann ſie entzwei bricht, nicht ganz bis auf die Sohle des Schachts fallen, ſondern auf ihnen wieder bequem zuſammen gemacht werden koͤnne.
Bei der Verzimmerung muß ich dieſes im Uibrigen, als etwas Beſonderes anfuͤhren, daß ſich der Atramentſtein, von dem, was die Waſſer in ihn fuͤhren, ſehr ausdehnet, und zu wachſen an - faͤngt, wie es die Bergleute nennen, daher es dann geſchiehet, daß er das Holz in den Strekken zuſammen drukket.
Da das Holz, welches zu dem Grubenbau gebraucht wird, ſehr ſchwer iſt: So wird daſſelbe durch Huͤlfe einer ſo genanten Bremſe in die Gruben gehengt, die ich Taf. IIII. fig. 13 vorſtelle. Jhre Struktur iſt dieſe: a und b ſind die Bremſen, die bei c. c in Naͤgeln beweglich, bei d aber mit Sponten oder Futterhoͤlzern verſehen ſind,und99von dem rammelsberger Silber-Kupfer - und Bleibergwerk bei Gosl. und durch den Hebel e zuſammen gedrukt werden koͤnnen, damit das zwiſchen ihnen ſte - hende und mit einer Welle verſehene Rad g. h mit dem bei f unter einer Rolle an ein Seil gehengtes Holz nicht laufen, ſondern langſam herumgehen moͤge, wobei man dann das Gehoͤlze bequem in die Grube hengen kan.
Weil die Raͤume, in denen die Erze gewonnen werden, ſehr gros ſind, und durch das Feuerſezzen, und die daher entſtehende Verduͤnnung der Luft, der Zug der Wetter befoͤrdert wird: So fallen auch bei dieſem Bau ſelten boͤſe Wetter vor. Man gebrau - chet daher wenig oder gar keine Wettermaſchinen. Es doͤrfen aber dabei viele Strekken aus der Urſache nicht verſtuͤrzt werden, damit man die Wetter erhalten, und die Braͤnde nicht ausgehen, folglich beſſer brennen moͤgen. Geſchiehet es im Gegenteil dennoch, daß an dem einen, oder dem andern Ort boͤſe Wetter einfallen, und es entſtehet ein Man - gel in dem Zug der Luft: So loͤſet man dieſelbe mit Durchſchlaͤgen, und Uiberſichbre - chen. Jenes geſchiehet, wann man das Mittel zweier in einer Horizontallinie getrie - bene Strekken mit einem dritten Ort durchfaͤhret; Dieſes aber, wann man das Mittel zweier uͤber einander getriebenen Strekken mit einem Uiberſichbrechen, oder einem uͤber dem Scheitel getriebenen Ort durchſchneidet.
Jn dem 4. und 5. §. habe ich ſchon angefuͤhret, daß man in dieſer Abſicht verſchie - dene Stollen und Kuͤnſten gebauet hat. Beide habe ich ſchon beſchrieben, von den leztern will ich aber nunmehr etwas weitlaͤuftiger reden. Das Rad an der erſten und der oberſten Kunſt iſt 27 -, das an der andern 26 -, und das an der dritten 24 Fus hoch. Damit die Welle um deſto dauerhafter ſein moͤge: So ſind die Arme um ſie herum geleget. Jhre Geſtaͤnge, die mit Kammen, oder Schloſſen, wie man ſie nen - net, an einander gehengt, und mit Ringen, und zwei durch die Schloſſe gehenden Schrauben befeſtiget ſind, hengen mit gerad aufſtehenden Zwingen, und auf eben die Art zuſammen, wie die Geſtaͤnge an der Treibkunſt, Taf. V. fig. 15, wovon ich in dem 25. §. mehr handeln werde. Die erſtere hat 5 Fus Hub, und 5 Pompen, die man Saͤzze nennet, die andere 4 Fus Hub, und 15 Saͤzze, und die dritte 4 Fus Hub, und 8 Saͤzze. Die Saͤzze ſind 8 bis 11 Zoll weit, und ſie heben bis an den Ausguß 5 Lach - ter hoch. Die Kuͤnſte ſchieben alle drei, durch die obere, die mittlere, und die untereN 2Kunſt -100Das achte StuͤkKunſtſtrekke in einen, in den ſo genanten Bolgenſchacht. Die Waſſer heben ſie bei 40 Lachter hoch, und bis auf den tiefen, den Auguſtfortunatusſtollen. Bei alle dieſem ſtehen aber ſtets zwei Saͤzze neben einander, und einer hebt dem andern die Waſſer zu.
Es iſt merkwuͤrdig, daß das Gehoͤlz in den Gruden nicht ſo leicht, als wie an dem Tag ver - ſaulet, weil die vitriliſche Waſſer daſſelbe vor der Faͤulnis bewahren (§. 11.).
Es wollen einige unter den Bergwerkskuͤndigern die Kuͤnſte, welche doppelte Schwingen ha - ben, denen, die mit Leitarmen verſehen ſind, um deswillen vorziehen, weil ſie dafuͤrhalten, daß iene viel leichter gehen, indem ſich die Geſtaͤnge in dem Schub und dem Hub einander beſſer das Gleichgewicht halten. Es iſt wahr, daß ſich die Maſchinen um deſto leichter bewegen, ie einfoͤr - miger ihre Bewegung iſt, und es iſt auch nicht zu leugnen, daß bei denen mit doppelten Schwin - gen das eine Geſtaͤnge ziehen hilft, wann das andere in dem Hub iſt: Da aber dieſes nur in dem Fall ſtatt haben kan, wann das Geſtaͤnge ſo vorgerichtet iſt, daß es uͤber den Horizont in die Hoͤhe ſteigen muß; So iſt auch iener Grund nicht allgemein.
Das Beſondere, was ich bei dieſen Maſchinen noch anzumerken vor noͤtig finde, das iſt die - ſes, daß die Geſtaͤnge aus ſehr ſchwachen Stangen beſtehen, wodurch, wegen der geringern Schwere, nicht nur viele Laſt, ſondern auch das unnoͤtige Anteiben vermieden wird.
Man bedienet ſich in dieſer Abſicht der Pferdegaipel, und der Treibkuͤnſte. Den er - ſtern habe ich Taf. IIII. fig. 14, die andere aber Taf. V. fig. 15. vorgeſtellet. Jn dem nachfolgendem 24 und 25. §. will ich ihre Struktur und die Art ihrer Bewe - gung genauer beſchreiben.
Die Teile des Ros - oder des Pferdegaipels ſind folgende: Die Korbe a. b, die 8 Fus hoch iſt, und 5 Lachter in dem Umkreis betraͤgt; Die Stoͤkke a. c, worauf ſich die Kette, oder das eiſerne Seil aufwikkelt, die 8 Zoll weit von einander ſtehen, 4 bis 5 Zoll dik und 6 Zoll breit ſind, etwas uͤber die Kraͤnze hervor gehen, und an die Arme feſt gemacht ſind, welche uͤber das Kreuz um die Welle gehen; Die Welle ſelbſt, die bei d mit einem Hakken - oder Winkelzapfen, Taf. IIII. fig. A, verſehen iſt, damit die - ſelbe durch einen Bleuelzapfen nicht zu ſehr verlocht werden moͤge, wodurch ſie durch dieauf101von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. auf ihr liegende Laſt leicht ſpringen koͤnte; Der Schuh f. g, in welchem die Welle bei e in einer Pfanne beweglich iſt, der durch die daruͤber liegende Kreuzze, die an die vier Hauptſpiesbaͤume des Gaipels angebeſſert, und mit eiſernen Naͤgeln feſt gemacht ſind, mittelſt der Balken f. h, und g. i, ie nachdem es die Umſtaͤnde erheiſchen, herauf und herunter geſchoben werden kan; Der Schwengbaum k. l, der aus zwei Balken beſte - het, in die Welle der Korbe eingelaſſen, in der Mitte aber mit einem Futterholz ausge - fuͤttert, und durch kleine Stoͤkger m. m. m. m. m. m, und die daran befindliche kleine Keile zuſammen geſchloſſen iſt, nebſt dem Stuhle oder dem Siz des Fuhrmanns n, der Deichſel o, und eines bei p beweglichen eiſernen Stabs, welchen der Fuhrmann in dem Ruͤkken auf die Erde niederſezzet, damit der Stos von der gegenſeitigen Wendung der Maſchine nicht ſo viel auf die Pferde wirken koͤnne; Die um den Korb gelegte Ketten, oder eiſerne Seile q r, und s. t, wovon die eine links, die andere aber rechts aufgewik - kelt iſt, damit die eine Tonne, wovon 1¼ Tonne eine Scherbe machen (§. 17.), in die Grube hinein, die andere u aber herausgehen moͤge; Die kleine Walzen v. v. v. v. v. v, die auf Stegbaͤumen liegen, welche durch geradaufſtehende Balken an dem Gaipel feſt gemacht ſind, auf denen ſich dann die Kette in dem Auf - und Niedergehen auflegen kan; und die Rollen r und t, woruͤber die Ketten in den Schacht gehen, die 26 bis 30 Zoll hoch ſind. Uiber dis gehet auch in dem Korb eine Fahrt oder eine Leiter hinauf, damit man darinnen in die Hoͤhe kommen koͤnne. Damit aber auch noch ferner kein Ungluͤk entſtehen moͤge, wann der Nagel an der Deichſel etwa abbrechen ſolte: So iſt dieſelbe, wie die Figur zeiget, noch einmal mit einer Kette, die ganz los iſt, an den Schwengbaum angehengt, zu dem Stuͤrzen der Tonnen aber iſt an den Schacht ein Kloz geleget, worauf der Stuͤrzer ſtehet, der durch Huͤlfe der Stuͤrzſchuͤrze w und x, die er unten in den Ring der Tonne einhengt, und ein wenig ruͤkwaͤrts treiben laͤſſet, ausſtuͤrzet. Soll mit dieſer Maſchine getrieben, und die Foͤrderung der Mineralien be - werkſtelliget werden; So ſpant der Fuhrmann, wann die Mineralien aus Erzen beſte - hen, drei -, wann ſie aber Berge ausmachen, nur zwei Pferde an, und faͤhrt ſo lang einen Weg, und in dem Kreis herum, bis die gefuͤlte Tonne heraus iſt, da er alsbald den eiſernen Stab p hinter ſich auf die Erde fallen laͤſt: So bald die herausgetriebene Tonne von dem Stuͤrzer geſtuͤrzt iſt; So wendet er, und faͤhrt den andern Weg herum, damit die waͤhrend dem vorigen Treiben in den Schacht gegangene Tonne herausgehen moͤge, da er alsdann, ſo bald dieſes geſchehen iſt, das Hemeiſen wieder vorſezzet, und die Tonne geſtuͤrzt wird. Mit dieſem vor - und ruͤkwaͤrts Fahren haͤlt nun dieſer Fuhr - mann ſo lang an, bis er ein Treiben von 72 Scherben heraus getrieben hat.
Die Treibkunſt iſt ebenwol aus ſehr vielen Stuͤkken zuſammen geſezt, und die ſind dieſe: Das Kehrrad a. b, das rechts und links geſchaufelt iſt; Das Bremsrad c. d, auf der Welle des Kehrrads, welches von eben der Beſchaffenheit iſt, wie das Rad, welches ich §. 20. beſchrieben habe, auſer daß die obere Bremſe nicht gezogen, ſondern durch den Hebel e zuſammen gedrukt wird; Der Schuͤzkaſten f. g, mit den drei Schuͤz - ſtangen h. i. k, die beinahe in ihrer halben Laͤnge, doch ſo in einer Axe beweglich ſind,N 3daß102Das achte Stuͤkdaß die an der Schuͤzze befindliche Teile, woran die Schuzbretter bei l in einem Gewerbe bewegt werden, etwas ſchwerer ſind, damit ſie um deſto leichter auf - und niedergeſcho - ben werden koͤnnen, und ſich nich tzwaͤngen moͤgen; Die Korbſtangen, oder die Bleuel m und n, wovon der erſte in eine horizontal liegende mit einer gerad aufſtehenden Welle o verſehene Schwinge von da, aus q aber wieder in eine uͤber ſich ſtehende Schwinge r greifet; Die kleine Schwingen s. t, und die daran befeſtigte, und in Naͤgeln beweg - liche Felggeſtaͤnge; Die an dem Korb liegende horizontale und geradaufſtehende Zwingen u. v, nebſt den Korbſtangen w. w, an dem Korb x mit ſeinen Krummenza - pfen, der zwei Lachter in dem Umkreis betraͤgt, worauf ſich dann die Seiler, das eine links, das andere aber rechts, uͤber die Rollen g. g, mit der Tonne z aus dem Schacht aufwikkelt; und der Treibſchacht, der etwas flach gemacht ſein muß, damit die Tonne nicht untergreifen, ſondern etwas aufliegen koͤnne, nebſt den Stuͤrzeſchuͤrzen 4 und 5, welche in den Ring an dem Boden der Tonne gehengt werden, damit ein auf dem Kloz 6 ſtehender Mann die Tonne ſtuͤrzen koͤnne. Das Hauptſaͤchlichſte, worauf man bei dieſer Maſchine zu ſehen hat, das iſt dieſes: Daß ſo wol die Korbſtangen an die Kor - ben in einem Winkel von 90 Graden angehengt, als auch alle uͤbrige Teile des Feldge - ſtaͤnges in einem ſolchen Winkel mit einander verknuͤpft werden, damit in der Maſchine kein unnoͤtiges Anreiben, oder gar Stuͤkker und Bruͤche entſtehen moͤgen. Die Korb - zapfen muͤſſen zugleich auch ſo auf einander gerichtet werden, daß ſie in ihrer Stellung einen Quadranten ausmachen, und folglich der eine perpendicular, der andere aber hori - zontal ſtehet, wobei dann der eine der Laſt des andern um deſto eher zu Huͤlfe kommen, und eine einfoͤrmigere Bewegung hervorgebracht werden kan. Der Treibeſchacht muß zugleich etwas flach abgeſinkt werden, damit die Tonnen nicht untergreifen, ſondern aufliegen koͤnnen. Damit man nun auch wiſſen koͤnne, wann an - und abgeſchuͤzt wer - den, und die Tonne hinein, oder heraus gehen ſoll: So iſt aus dem Schachte heraus ein Klopfgeſtaͤnge A gemacht, durch welches man dem Stuͤrzer mit dem Hammer ein Zeichen geben kan. Weil aber auch der Schuͤzzer, der unten bei dem Rad iſt, dieſes Zeichen wiſſen muß, damit er ſich in dem An - und Abſchuͤzzen darnach richten koͤnne: So iſt ein anderes Klopfgeſtaͤnge B, unter dem Feldgeſtaͤnge her an die Stroßbaͤume, oder die Stege befeſtiget, worauf die Zwingen liegen, durch welches dann von dem Stuͤrzer zum zweitenmal gekloft werden kan. Um des Raums, und der Verwirrung willen, habe ich dieſe kleine Huͤlfsmaſchinen alleine vorgeſtellet, aus eben der Urſache habe ich aber auch die Treibekunſt ſelbſt nicht nach ihrer wahren Laͤnge, ſondern ver - kuͤrzt, iedoch nach ihren Hauptbruͤchen und Winkeln dargeſtelt. Damit endlich der Schuͤzzer etwas eher wiſſen moͤge, als geklopft wird, wann die Tonne heraus komt; So ſtehet inwendig in der Schuͤzkammer noch ein beſonderer Weiſer C, welcher von der Beſchaffenheit iſt: a und b ſind auſer dem Bau uͤber dem Rad befindliche Stangen, wovon die eine a bei 1 an die Hauptſchwinge r die andere b aber bei 2 an die Schwinge p der Treibkunſt angehengt iſt; c und e ſind kleine Schwingen, die kleine Wellen haben, wie die Figur zeigt, woran iene Stangen gehengt ſind; f und d aber ſind wieder andre kleine Schwingen auf eben den Wellen, die durch die kleine Stangen o und p, und zwei Zoll hohe zu beiden Seiten liegende Krummezapfen, eine kleine Welle q mit einem Kumpf von drei Stoͤkken treiben, der in ein Stirnrad g von 21 Zaͤhnen -, deſſen Kumpf von 3Stoͤkken103von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. Stoͤkken aber wieder in ein anderes Stirnrad h von 30 Zaͤhnen greifet, an deſſen Welle dann der an den aus 200 Umgaͤngen beſtehenden Zifferblat befindliche Weiſer i feſt gemacht iſt, der von einem Strichen bis zu dem andern einen Herumgang der Maſchine anzeiget, der 2 Lachter betraͤgt. Es iſt auſer dieſem zugleich an der Welle des Stirnrads h noch ein Schwungrad k befeſtiget, woran etliche Zapfen befindlich ſind, welches die Haͤm - mer l und m treibet, damit der Stuͤrzer, wann er nicht auf den Weiſer geſehen hat, hoͤren moͤge, wann dieſe oder iene Tonne heraus iſt. Uibrigens muß man bei dieſer Maſchine noch dieſe Fuͤrſicht gebrauchen, daß man die krumme Zapfen in den Qua - dranten und eben ſo ſtellet, wie die Zapfen an der Treibkunſt, und daß man hierauf alle ihre Teile in dem rechten Winkel mit einander verknuͤpft.
Wie dieſe Maſchine gebraucht wird, das wollen wir nunmehr auch zeigen, da wir ihre Zuſammenſezzung beſchrieben haben. Wann Erze zu Tag getrieben werden ſollen: So ſchuͤzzet der Schuͤzzer die eine Schuͤzze an, und laͤſſet das Rad ſo lange herum ge - hen, bis er an dem Weiſer ſiehet, daß die eine Tonne heraus iſt, da er dann alsbald das Rad bremſet, und wieder abſchuͤzzet. Jſt dieſes geſchehen, und die herausgekom - mene Tonne geſtuͤrzt, die andere in der Grube aber gefuͤlt, und darauf geklopft wor - den: So ſchuͤzzet er die andere Seite an, und laͤſſet das Rad verkehrt, und den andern Weg ſo lang herumlaufen, bis auch dieſe Tonne heraus iſt, welches er ebenwol an dem Weiſer ſiehet, worauf er dann das Rad wieder bremſet, und abſchuͤzzet, hernachmals aber, wann auch dieſe Tonne wieder geſtuͤrzt, die andere aber gefuͤlt iſt, die vorige Schuͤzze wieder ziehet, und ſo ſtets fort durch das Ab - und Anſchuͤzzen das Rad ruͤk - und vor - waͤrts laufen laͤſſet. Es wird dieſem nach die uͤber dem Rad befindliche dritte Schuͤzze k gar nicht gebrauchet: Denn ſie dienet nur dazu, daß man die uͤberfluͤſſige Waſſer, durch eine ſo genante Fehllutte 3, abſchuͤzzen koͤnne, damit dieſelbe in dem Winter nicht uͤber das Rad laufen, und Eis anſezzen moͤgen: Dieſem ohngeachtet aber iſt auſſer dem Bau an dem Fluder noch eine andere Fehllutte, durch welche die uͤberfluͤſſige Waſ - ſer wegfallen koͤnnen, die dann, wie ich Taf. V. fig. 16. vorgeſtelt und §. 5. geſchrieben habe, von k nach g, und in den Graben flieſen, der auf die Kuͤnſte unter der Erde gehet.
Bei denen Treibkuͤnſten kan die Frage aufgeworfen werden, ob eine dikke oder eine duͤnne Korbe, worauf ſich das Seil aufwikkelt, eine leichtere und vorteilhaftere Bewegung hervorbringet? Wann man bei dieſer Frage auf die Geſezze der Mechanik zuruͤkgehet; So iſt es wahr, daß durch eine dikke oder eine gefuͤtterte Korbe die Entfernung der Laſt vermehrt, und folglich mehr Auf - ſchlagwaſſer erfordert, oder in deren Ermangelung, eine langſamere Bewegung der Maſchine verurſacht werden muß, und daß man daher mit einer duͤnnen Korbe, bei geringen Aufſchlagwaſ - ſern, viel eher ſeinen Zwek erreichen koͤnne: Wann man hingegen aber auch betrachtet, daß eine dikke Korbe viel mehr, als eine duͤnne auf einen Herumgang aufwikkelt, und daß daher die Tonne eher zu Tag komt, folglich auch an der Zeit erſpahrt wird; So wird man auch in dem Fall, wann an Aufſchlagwaſſern kein Mangel iſt, um ſo mehr eine dikke Korbe erwaͤhlen koͤnnen, weil das Seil nicht ſo oft umſchlungen werden muß, wobei es viel laͤnger gehen kan.
Das Markſcheiden wird auch hier, wie ich ſchon mehrmal gemeldet habe, mit der Kette, dem Gradbogen, und dem Kompas verrichtet.
Das Maas, deſſen man ſich, zu der Beſtimmung der unbekanten Groͤſen, bei der Ausuͤbung dieſer Wiſſenſchaft bedienet, beſtehet in einer angenommenen Laͤnge von 6 Fus und 8 Zoll, die man ein Lachter nennet. Es wird in acht gleiche Teile getei - let, wovon ein Teil ein Achtel, der zehnte Teil eines Achtels aber ein Zoll genennet wird u. ſ. w. (1 St. §. 21.). Eine nach der Laͤnge und nach dem Winkel mit dem Ho - rizont gemeſſene Laͤnge nent man einen Zug. Siehet man dieſe Laͤnge, als die Hypo - thenuſa eines rechtwinkelichten Triangels an: So kan man ſich auch dabei die Catheti leicht vorſtellen, wovon der, welcher dem Horizont parallel iſt, die Sohle, der aber, der auf ihm perpendicular ſtehet, die Seigerteufe genennet wird. Gar oft iſt es noͤtig, daß man dieſe Groͤſen auf eine leichte Art finden muß. Weil man nun in dem gemeſ - ſenen Zug die Donlaͤgeſchnur, und einen Winkel weis, in dem rechtwinkelichten Trian - gel aber ein Winkel von 90 Graden bekant iſt, und folglich der dritte in einem ſolchen Triangel durch die Abziehung gefunden werden kan, wann man nemlich den einen ſpizzen Winkel von 90 abziehet, da dann der verlangte uͤbrig bleibet: So kan man auch durch Huͤlfe der Trigonometrie die Sohle und die Seigerteufe leicht finden, wann man mittelſt der Sinuum von den Winkeln auf die ihnen entgegen ſtehende Seiten ſchlieſet. Man hat daher, da man ſich hierzu der Sinustafeln bedienen kan, aus die - ſen andern Tafeln nach dem Lachtermaas ausgerechnet, die man zu der Ausrechnung der Zuͤge mit gutem Vorteil gebrauchet. Aus dem hier gegebenen ſehr kurzen und unvoll - ſtaͤndigen Begrif dieſer Wiſſenſchaft iſt alſo ſo viel klar, daß die dabei vorkommende Rechnungen groͤſten Teils auf der Lehre von dem rechtwinkelichten Dreiek beruhen.
Viele Markſcheidertabellen werden bei Bergwerken nur nachgeſchrieben, und auf eine mecha - niſche Art gebrauchet: Soll man ihnen aber trauen doͤrfen; So muß man ſie ſelbſt berechnen, und ihre Richtigkeit unterſuchen koͤnnen.
Da die Erze zu ſehr mit einander vermiſcht, und allzufeſt ſind: So koͤnnen ſie we - der mit Scheidehaͤmmern geſchieden, noch gepocht und gewaſchen werden. Sie werden daher, wie ich ſchon in dem 18. §. gemeldet habe, von denen Stuͤrzern ausgele - ſen und ſortiret, folglich eine iede Art beſonders ausgehalten. Weil aber dieſe Arbeiter bei denen Treiben, wobei ſie die Erze nur in dem Groben aushalten, ſo viele Zeit nicht haben, daß ſie die, durch das Feuerſezzen unkentbar gemachte Erze, anſchlagen, und rein aushalten koͤnnen: So werden dieſelbe noch einmal von den Bergleuten in den Nebenſchichten durchſuchet, und gehoͤrig angeſchlagen, damit ſie ſolche kennen, und ein iedes Erz zu ſeiner Art und allein werfen koͤnnen, wobei ſie dann dreierlei Arten des Erzes aushalten, als nemlich: Blei - und Silbererze, Kupfererze, und Schwefelerze. Bei dem Sortiren dieſer Erze muͤſſen die Bergleute dieſe Regel in Acht nehmen, daß ſie dieienige, welche mehr aus Kupfer - als aus Bleierzen beſtehen, zu den Kupfererzen, die aber zu den Bleierzen werfen, welche mehr aus Blei - als aus Kupfererzen zuſammen - gehaͤuft ſind. Da es inzwiſchen bei alle der Vorſicht, die man bei dem Aushalten die - ſer Erze gebrauchet, dennoch geſchiehet, daß dieſelbe nicht rein genug ausgehalten wer - den koͤnnen: So werden ſie auf der Huͤtte noch einmal durchſuchet.
Die kleine Erzſtuͤkger, welche die Braͤnde heben, koͤnnen mit der Hand nicht wol ausgehalten werden. Sie werden daher in einem Sumpf unter einer Stuͤrze geſpuͤh - let, wobei die Berge herausgeworfen, die groͤbere Stuͤkker des Erzes aber ausgehalten werden, damit man das kleine Erz, das oben auf die Roͤſte komt, wie ich §. 31. zeige, allein bekommen moͤge.
Die Erze, welche in dem Rammelsberg brechen, ſind mit mancherlei, und ganz von einander unterſchiedenen Mineralien vermiſcht, worunter der Schwefel und der Arſenik einen gar groſen Teil ausmacht (§. 13.). Da nun die Erfahrung lehret, daß die Schmelzen ſehr unrein und hizzig werden, und daß die Scheidung der Metalle von den Erdarten auf eine wenigere vorteilhaftere Art bewirkt werden kan, wann man nicht zuvor die feuerfluͤchtige Mineralien aus den Erzen heraustreibet, und dieſelbe dadurch zugleich milder machet: So muͤſſen alle Arten des Erzes vor dem Schmelzen geroͤſtet werden. Man machet aber an dieſem Ort zweierlei Roͤſte, welche in Kupfer - und in Bleiroͤſten beſtehen. Zu den leztern nimt man zugleich auch die Schwefelkieſe, weil mit ihnen noch ein wenig Bleierz vermiſcht iſt, von beiden Arten der Roͤſte aber faͤngt man den Schwefel auf eine beſondere Art auf, die ich in dem Nachfolgenden alsbald bekant machen werde.
Die Verfahrungsart bei dem Roͤſten des Bleierzes, und dem Auffangen des Schwe - fels iſt dieſe:
Weil der kleine Roſt ſchon beſſer angeroͤſtet iſt, als der groͤbere, indem er ſonſt nicht in klei - ne Stuͤkker zerfallen ſein wurde: So wird er unten in den Roſt gebracht, wo er weniger Hizze bekomt, als der groͤbere, der in der Mitte und oben befindlich iſt.
Zu dem Ausbeſſern der Schwefeltiegel kan man, an ſtatt des Vitriolkleins, auch Erzklein ge - brauchen, es darf aber kein ſchon wirklich klein geroͤſtetes Erz ſein, indem die Hizze durch daſſelbe durchgehet, wobei ſich dann der Schwefel, weil er verbrent, nicht ſtellen kan.
Die Bleierze werden aus der Urſache nur dreimal geroͤſtet, weil man durch die Erfah - rung ausgemacht hat, daß zu viele Metalle in der Schlakke mit fortgehen, wann man ſie mehrmal roͤſtet.
Vor noch nicht langen Jahren war man Willens die Erze zu brennen. Man richtete daher einen Brennofen mit zwei Herden vor, wovon der eine etwas hoͤher, als der andere lage. Man bauete auch zu dem Pochen der Erze ein Pochwerk, wobei die Welle durch zwei Kunſtgeſtaͤnge, mittelſt Krummerzapfen, getrieben wurde, es blieb aber dieſes Vorhaben als - bald wieder liegen.
Warum man die Schwefelkieſe unter die Bleierze miſchet, das ſehe ich nicht ein: Denn da alle Schwefelkieſe viel Eiſen halten; So machen ſie auch die Schmelzen hizzg und unrein, wobei nicht wenig Blei verlohren gehet. Es moͤgten ſich daher dieſe Erze viel eher zu den Kupfer -, als den Bleierzen ſchikken. Man behauptet inzwiſchen bei den Huͤtten eine ganz andere Meinung: Man glaubt, daß der in den Schwefelkieſen befindliche Schwefel das Ei - ſen in den Bleierzen verzehrte, wobei dann die Schmelzen weniger unrein und hizzig giengen. Wer weis es aber nicht, daß ſelbſt der Schwefelkies viel Eiſen enthaͤlt?
Da man ſchon ſeit langen Jahren wahrgenommen hat, daß die Bleierze einen weiſen Vitriol bei ſich fuͤhren: So werden auch dieſelbe nach dem Roͤſten ausgelau - get, aus welcher Lauge dann der weiſe Vitriol geſotten wird. Das dabei gewoͤhn - liche Auslaugen geſchiehet auf die nachfolgende Art. Es wird der Roſt, der noch gluͤend ſein muß, wann der Schwefelfang vorbei iſt, angebrochen, und 40 bis 50 Centner in eine Buͤtte gelaufen, die mit Waſſer angefuͤlt iſt. Damit das Waſſer den Vitriol in den Erzen aufloͤſen, und aus dieſen herausziehen, und in ſich nehmen moͤge;So109von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. ꝛc. So wird der Roſt in der Buͤtte 24 Stunden ſtehen gelaſſen, worauf die Lauge in eine andere Buͤtte gegoſſen wird: Weil dieſe aber noch nicht ſtark genug iſt; So wird noch einmal ſo viel Roſt hinein gelaufen, als wie vorher, da ſie dann, nach geſchehener Extraction des Vitriols, in eine andere Buͤtte abgezapfet, und hernachmals in Faſ - ſern auf die Vitriolhoͤfe geſchaft wird.
Ob der weiſe Vitriol von dem Bleierz, oder dem in ihm befindlichen Zink herruͤhre? das iſt eine Frage, die man weder auf der einen noch auf der andern Seite mit Ja beant - wortet. So viel will man inzwiſchen bemerkt haben, daß die ausgelaugte Bleiroͤſte bei dem Schmelzen noch eben ſo viel, und faſt noch mehreren Zink geben, als die nicht ausgelaugte.
Die Kupfererze werden auf die zuvor beſchriebene Art, und dreimal geroͤſtet, man faͤngt aber bey ihnen mehr Schwefel, als wie bei den Bleierzen.
Um der Urſach willen, die ich §. 31. in der 3. Anm. gezeigt habe, roͤſtet man ſie ebenwol nur dreimal.
Es fuͤhren auch dieſe Erze einen Vitriol bei ſich, der aber blau iſt. Er wird auf die nemliche Art ausgelauget, wie der weiſe, wovon ich §. 32. weitlaͤuftiger gehandelt habe.
Die Bleiroͤſte werden in einem kleinen Ofen uͤber den Tiegel geſchmolzen. Es iſt aber dieſer Ofen 5 Fus hoch, 3 Fus lang, und in der Brandmauer 2 Fus -, vorn in der halben Hoͤhe der Vorwand aber nur 8 Zoll weit, wobei er oben und unten in der Vorwand zu beiden Seiten eine kleine Schmiege, wie einen Ab - und Anlauf, hat, der oben etwas laͤnger, als wie unten iſt. Die Form gehet beinahe 6 Zoll in den Ofen, und ſie liegt 10 bis 12 Zoll uͤber dem Tiegel, wann der Ofen zugemacht iſt, uͤber dem Auge aber nur 6 bis 8 Zoll. Sollen auf dieſem Ofen Bleiroͤſte geſchmolzen werden: So nimt man dabei folgende Regeln in Acht.
Man fuͤhret bei dieſer Schmelzart keine Naſe, die aus einer Kruſte von Schlakken beſtehet, welche ſich uͤber der Form anſezzet, worauf das Geſchmelze ruhen, und nicht ſo gleich roh vor das Geblaͤſe kommen kan, ſondern man bricht dieſelbe fleiſig weg, eben daher gehet aber auch die Form, die dabei ſo leicht nicht verbrennen und weggehen kan, 6 Zoll in den Ofen. Damit man inzwiſchen wiſſen moͤge, wie viel der Ofen tragen koͤnne, ob naͤmlich zu ſchwer oder zu leicht ge - ſezzet worden: So laͤſt man dieſelbe zuweiln etwas anlaufen. Findet man hierbei, daß die Naſe waͤchſet, und laͤnger wird; So iſt zu ſchwer geſezzet worden: Wann ſie hingegen abnimt, oder ganz weggehet; So hat man zu leicht geſezzet. Die Hoͤhe der Form ſoll nicht auf allen Oefen gleich hoch liegen, ob man ſchon ein - vor allemal bei ihr darauf ſiehet, daß ſie nicht uͤber den Zinkſtuhl, ſondern gerad auf die Schaͤrfe deſſelben blaͤſet, damit der Zink von dem Geblaͤſe um deſto weniger angegriffen, und nicht verbrent werden koͤnne. Auſer dieſem findet man bei einigen Oefen in der Lage der Form auch noch darinnen einen Unterſcheid, daß ſie nicht ſchuͤſſig, ſondern entweder waagerecht liegt, oder etliche Grade uͤber ſich, iedoch in allen Faͤllen unter den Zinkſtuhl blaͤſet.
Damit der Zink, der ein mattes, ſproͤdes und weiſes metalliſches, aber ſehr verbrenliches Weſen iſt, nicht zu lang in dem Feuer ſtehen, und verbrennen moͤge: So mauert man bei einigen Oefen von dem Zinkſtuhl zur Seite des Ofens, durch die Vorwand, eine eiſerne kleine Roͤhre, die in eine zur Seite ſtehende Pfanne gehet, wodurch der Zink aus dem Ofen laufen kan. Man bezahlt dabei denen Schmelzern und Vorlaͤufern vor ein iedes Pfund Zink, das man bei dem Schmelzen erhaͤlt, zugleich zwei Mariengroſchen, damit ſie um deſto mehr auf die Erhaltung dieſes Metalls bedacht ſein moͤgen. Der Vorrath des Zinkes iſt bei alle dem ſehr gros, und es iſt Schade, daß man von ihm noch keinen ſonderlichen Gebrauch zu machen weis. Er kan zwar zu verſchiedenen metalliſchen Zuſammenſezzungen, und zu dem Meſſingmachen gebraucht werden, in beiden Faͤllen aber ſchaft er wenig Nuzzen, weil man in dem erſten wenig vonnoͤten hat, in dem andern aber den Preis des Meſſings erhoͤhen wuͤrde, indem man den Centner Zink zu 12 und16 Tha -112Das achte Stuͤk16 Thaler anſchlaͤget. Jn dem Feuer erzeigt er ſich, wie eine Koboltsſpeiſe, und er iſt vielleicht zu den Gemengen zu gebrauchen, um den Blaufarben einen gewiſſen Anſchein zu geben.
Die oberhaarzer Schlakken bringen bei dem Schmelzen einen gedoppelten Nuzzen: Denn da ſie ſtrenge ſind; So wird der geſchwinde Durchgang des heisgraͤdigen Roſtes verhindert, wobei er weniger hizzig gehen, und nicht ſchwuͤhlen kan: Weil ſie aber auch zugleich gehaltig ſind, und 18, 20 bis 22 Pfund Blei halten; So erhaͤlt man dabei einen Zuwachs an dem Metall. Der zu dem Zuſchlag gebraucht werdende Herd, welcher etwas ſtreng iſt, wird zwar ebenwol aus der Urſach mit vorgeſchlagen, damit der Roſt weniger hizzig gehen moͤge, man ſchlaͤgt ihn aber hauptſaͤchlich um deswillen mit zu, damit er ohne beſondere Koſten geſchmolzen, und die in ihm befindliche Silber herausgezogen werden moͤgen.
Da in den geroͤſteten Erzen noch vieler Arſenik, und andere in dem Feuer ſehr gaͤhrende Mi - neralien befindlich ſind: So gehet auch die Schlakke uͤberaus hizzig, und faſt hizziger, als eine Roſtſchlakke, die von den Kupferſteinen faͤllet. Sie kan daher, denen gehabten Erfahrungen zu Folge, unmoͤglich rein ſein, und ſie muß noch Blei, Kupfer, und Silber halten. Was liegt aber daran? Man verlanget, daß das in den Bleierzen befindliche Kupfer in der Schlakke mit fort - gehen ſoll, weil es bei den Bleien, oder den Werken, die es boͤs, unartig, und ſproͤd machet, keinen Vorteil bringet, ob man daſſelbe ſchon gar leicht, durch die Seigerung, von den Bleien ſcheiden koͤnte. Es iſt genug, daß die Schlakken ſehr viel Eiſen, aber auch zugleich noch einige Pfund Kupfer und Blei halten, woraus man an andern Orten noch einigen Nuzzen ſchaffen wuͤrde.
Daß der Zink aus den in den Erzen befindlichen Blenden herruͤhre, das iſt nicht ohne Grund, weiln man aus dieſem Mineral nicht nur Zink machen, ſondern daſſelbe auch, ſtatt des Gall - meies, zu dem Meſſingmachen gebrauchen kan.
Die Kupferroͤſte werden auf einem gewoͤhnlichen Krumofen geſchmolzen, in dem die Form aus dem Tiegel 14 -, von dem Auge an gerechnet aber nur 6 Zoll hoch lieget. Das Schmelzen bei dieſer Art der Erze iſt folgendes.
Da man bei den hohen Oefen gar viel an der Zeit und an denen Kohlen erſpahren kan: So wuͤrde ich meines Orts alle Krumoͤfen abſchaffen, und auf den wenigen Zink, der dabei erhalten wird, gar keine Ruͤkſicht nehmen. Jch wuͤrde zugleich auch verſuchen, ob man mehr Vorteil davon haͤtte, wann man die Erze nicht roͤſtete und keinen Schwefel finge.
Die von dem Kupferſchmelzen fallende Steine halten noch vielen Schwefel und Arſenik: Weil nun die in ihnen befindliche Metalle, auf eine vorhergehende Roͤſtung, mit wenigern Koſten aus ihnen erhalten werden koͤnnen, wie die Erfahrung klar zeiget: So werden alle dieſe Steine in Roſtſtaͤdten angeroͤſtet. Es werden aber dieſelbe von einem halben Quartal, und ohngefaͤhr 150 Centner zuſammen geſamlet, die dann auf die Art, wie die Kupfererze geroͤſtet werden. Man roͤſtet dieſelbe inzwiſchen, zumal da ſie eine ſtarke Sohle bekommen, um deswillen nur drei - bis viermal, damit ſie bei dem Durchſtechen weniger in Kupfer fallen, folglich die Silber in eine kleinere Maſſe des Kupfers verteilt werden moͤgen.
Die zuvor geroͤſtete Rohſteine werden auf einen Krummofen durchgeſtochen, in welchem die Form 6 Zoll hoch liegt. Er wird mit etwas leichterer Stuͤbe zuge - macht, als die iſt, welche man bei dem Kupferſchmelzen gebrauchet. Die Schicht wird aus 10 Scherben Roſt zubereitet, wobei dann noch ſo viel Kupferkneiſt und Kupferſchlak - ken zugeſchlagen werden, bis ſie 22 Scherben ausmacht. Von denen angeroͤſteten Rohſteinen fallen alsdann bei dieſer Vorrichtung ohngefaͤhr 80 Centner Kupferroſt - ſteine, und 50 Centner Schwarz - oder Roſtkupfer, wovon die erſte 1½ Loth Sil - ber, und 35 Pfund Gaarkupfer, die leztere aber, die zu dem Reichfriſchen kommen, 7 bis 8 Loth Silber, und 60 Pfund Gaarkupfer halten.
Die Kupferroſtſteine werden wieder 6 bis 7 mal geroͤſtet, und auf die vorige Art durchgeſtochen. Es fallen alsdann von einem ſolchen Poſten bei 30 Centner Armſteine, und 25 Centner Schwarz - oder Kupferroſtkupfer, wovon die erſte 2 Loth Silber, und 40 bis 50 Pfund Gaarkupfer, die leztere aber, die in das Armfriſchen genommen wer - den, 5 bis 6 Loth Silber, und 70 Pfund Gaarkupfer halten.
Die Armſteine werden endlich 7 bis 8mal geroͤſtet, und auf das Neue durchgeſto - chen, wovon alsdann Spurſteine, und Armſteinkupfer fallen. Jene werden zu den vorhergehenden Roͤſten gethan, weil ſie eine gar kleine Centnerzahl ausmachen, dieſe aber ohnverfriſcht auf dem kleinen Herd gaargemacht, weil ſie nur 3 bis 4 Loth Silber halten, folglich zu arm ſind, und die bei der Seigerung aufgehende Koſten nicht bezahlen.
Jch will nunmehr auch die bei dieſem Bergwerk gebraͤuchliche Seigerung nach ihrem ganzen Umfang naͤher beſchreiben, und mit denen Friſchen den Anfang machen. Das Armfriſchen der von dem Kupferroſtdurchſtechen gefallenen Kupferroſtkupfer (§. 39.) ge - ſchiehet auf die nachfolgende Art.
Die Roſtkupfer, welche von den Rohſteinen fallen (§. 38.), werden entweder mit den in dem vorhergehenden § gedachten Arm -, oder mit Kraͤzwerken, die man nicht vertreibet, weil ſie ebenwol nur 3 bis 4 Loth Silber halten, wovon ich §. 48. mehr handeln werde, reichgefriſchet Es geſchiehet dieſes Friſchen aus der Urſache mit Arm - werken, damit man einen groͤſern Bleiverbrand erſpahren moͤge, weil die Kupfer zu dem Reichfriſchen mit bleiiſchen Vorſchlaͤgen zu arm, zu dem Armfriſchen aber zu reichſind.115von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. ꝛc. ſind. Die Regel, welche man bei dieſem Reichfriſchen beobachtet, iſt dieſe: Man ſchlaͤgt ſo viele Arm - oder Kraͤzwerke zu 81 Pfund Kupfer, bis die in einem Stuͤkke beflndliche Silber 18 Loth ausmachen, wovon dann 6 loͤthige Werke fallen ſollen.
Da uͤber 3 Cenkner Werke vorgeſchlagen werden muͤſſen, wann in ein Stuͤk 18 Loth Silber kom - men ſollen: So geſchiehet es auch, daß nicht nur mehrere Bleie verbrent, ſondern auch aͤrmere Werke vertrieben werden muͤſſen, als es noͤthig iſt. Man ſucht inzwiſchen durch dieſen Weg die Kupfer um deſto reiner auszufriſchen, obſchon die Gaarkupfer noch 1 und 1¾ Loth Silber halten.
Damit man das in den Bleiſchlakken befindliche Blei wieder bekommen moͤge: So ſchlaͤgt man ſie bei der Kraͤzſchicht wieder zu. Einen kuͤrzern und beſſern Weg wuͤrde man aber gehen, wann man ſie vor ſich ein - bis zweimal nach dem Friſchen durch den Ofen ſchmilze, wobei die Bleie mit keiner ſo groſſen Maſſe vermengt wuͤrden, und ſich folglich weniger verſchlakken koͤnten. Die dadurch zuruͤk bleibende arme Bleiſchlakken koͤnte man nachher dennoch bei denen Kraͤzſchichten wieder zuſchlagen, damit die in ihnen befindliche noch wenige Bleie erhalten, denen Schmelzen ſelbſt aber eine mehrere Fluͤſſigkeit verſchaft wuͤrde.
Jn denen Friſchſtuͤkken iſt Blei, Kupfer, und Silber in einer Maſſe beiſammen. Weil ſich nun das Silber viel lieber zu dem Blei, als dem Kupfer geſellet, und die Bleie, oder die Werke dadurch mit dem in ihnen befindlichen Silber allein erhalten werden koͤnnen, wann man dieſe Stuͤkker in ein maͤſiges Kohlfeuer bringet, da dann die Werke her - aus ſchmelzen, die Kupfer aber ſtehen bleiben: So werden ſtets ſechs Stuͤkker, in einer Entfernung von 8 Zoll auf einen Seigerherd geſezzet, worauf ſie dann mit Kohlen, die man alsbald anſtekt, umſchuͤttet, und gehoͤrig abgeſeigert werden. Gehet dieſes Sei - gern gut von Statten: So fallen von einem Ofen 4 bis 5 Centner Werke. Es hal - ten aber die Werke von dem Reichfriſchen 6 -, die von dem Armfriſchen aber nur 3 bis 4 Loth Silber, wobei ſich der Gehalt der Kienſtoͤkke auf 2 bis 2½ Loth erſtrekket. Dasienige, worauf man bei dem Seigern uͤberhaupt zu merken hat, das beſtehet darin - nen, daß man mit allem Fleis darauf ſiehet, daß ſich die Stuͤkker recht ſezzen: Denn wenn dieſes nicht geſchiehet, und der Grad des Feuers iſt nicht ſtark genug geweſen; So ſind auch die Zwiſchenraͤumgen nicht genug geoͤfnet worden, wobei dann in den Kienſtoͤkken zu viel Blei, und folglich auch Silber zuruͤkbleiben, die man nachher wie - der in der Darrkraͤz ſuchen muß.
Damit man die Silber von den Bleien ausſcheiden moͤge: So muͤſſen die Wer - ke, die von den Friſchen und dem Bleiſchmelzen fallen, vertrieben werden. Das Trei - ben dieſer Werke geſchiehet aber auf dieſe Art.
Der Abzug wird geſamlet und auf einem Krummofen geſchmolzen, der dann Bleiſteine und Werke fallen laͤſſet, wovon die erſtere geſpleiſt, die leztere aber mit andern Werken vertrieben wer - den: Den Abſtrich verteilet man auf die Bleierzſchichten: Die weiſe Glaͤtt wird groͤſtentheils ver - friſcht, und zu Kaufmannsgut gemacht, ein Teil aber bei denen Friſchen und den Kraͤzſchichten zu - geſchlagen: Die rothe Glaͤtt wird verkauft: Der Herd wird endlich bei den Kupfererz-Kraͤz - und Bleierzſchichten wieder zugeſchlagen, wobei man dann die Unterſcheidung machet, daß man den erſtern Schichten den Herd von den Seigerwerken, der leztern aber den von der rohen Bleiarbeit zuſchlaͤget, weil iener an dem Silber reicher iſt, als dieſer.
Da an dieſem Ort drei Huͤtten erbauet, in einer ieden aber zwei Treiboͤfen befindlich ſind (§. 6.): So muß auch das Jahr durch gar oft getrieben werden. Wann man daher groͤſere Treiboͤfen vor - richten, und, an ſtatt 60, 180 Centner Werke auf einmal treiben wuͤrde: So wuͤrde man ſich auch einen ſehr groſen Vorteil machen, weil bei groͤſern Treiben nicht nur vieles an dem Holz, der Zeit, und den Arbeitsloͤhnen, ſondern auch an dem Bleiverbrand erſpahret wird.
Die Glaͤttgaſſe liegt bei dieſen Treiboͤfen nicht vorn an dem groſen Schuͤrloch, wo die Werke eingeſezt werden, ſondern an dem Windofen. Man hat dieſes nicht ohne hinreichenden Grund gethan: Denn da an dieſem Ort die Flamme aus der Hoͤlle des Windofens auf die Glaͤtt ſpielet; So kan dieſelbe auch, weil ſie hizziger bleibet, beſſer und reiner ablaufen.
Die Erfahrung lehret, daß man alsdann die mehreſte rothe Glaͤtt bekomt, wann man das Treiben nicht hizzig, ſondern kalt gehen laͤſſet. Weil nun eben dieſe Glaͤtt, wo nicht theurer, doch eben ſo hoch, wie das Blei, verkauft, die weiſe Glaͤtt hingegen gefriſcht und in Blei gearbeitet werden kan; So treibt man auch mehr auf Glaͤtt, als auf Herd, und ſo viel moͤglich kalt, damit man viele rothe Glaͤtt bekommen moͤge. Man laͤſſet aber auf denen Werken ſtets eine ziemliche Menge Glaͤtt ſtehen, damit die Werke bedekt ſein, und nicht zu ſehr abdaͤmpfen moͤgen, wobei ein Meh - reres an Blei und Silber erhalten wird. Aber auch hierinnen muß man Maas und Ziel halten, und nicht zu viele Glaͤtt auf den Werken ſtehen, ſondern dieſelbe nicht weiter gehen laſſen, als eine Hand breit von dem Geblaͤſe, damit der Herd nicht zu ſtark ziehen, und mehr Herd, als Glaͤtt er - folgen moͤge.
Man bekomt alſo, denen gemachten Erfahrungen nach, um deſto mehr rothe Glaͤtt, ie kaͤlter man treiben kan: Da nun die Treiben in dem Winter viel kaͤlter, als wie in dem Sommer gehen; So laͤſt es ſich auch leicht begreifen, warum man in ienen Tagen mehr rothe Glaͤtt bekomt, als wie in dieſen.
Faſt alle Schmelzverſtaͤndige kommen darinnen mit einander uͤberein, daß man zwei loͤthige Werke ohne Schaden nicht vertreiben koͤnne. Es geſchiehet inzwiſchen bei dieſem Werk ſeit lan - gen Jahren, daß man dergleichen Werke, die von den Bleierzroͤſten fallen (§. 35.), wirklich ver - treibet. Man haͤlt inzwiſchen davor, weil man die Bleie nicht kaufen darf, daß die Kaufglaͤtt nicht nur einen groſen Teil der Koſten, und des Bleiverbrandes bezahlet, ſondern daß auch die Bleie viel beſſer und annehmlicher wuͤrden, als wann man die Werke nur ſchlechterdings abſeigern wolte. Dieſe Verfahrungsart iſt freilich ſchon alt, ia ſie iſt bei denen Meiſten zur andern Natur worden.
Der Abzug, und die von dem Seigern fallende kuͤpferiche Kraͤz wird geſamlet, und in einem Friſchofen, der mit ſchwerer Stuͤbe zugemacht iſt, noch einmal geſchmolzen. Man bedienet ſich dabei der Verblasſchlakken, die einen beſſern Fluß machen, und noch bleiiſch ſind, als eines Zuſchlags, da dann von einem ſolchen Schmelzen kuͤpferiche Blei - ſteine und Werke fallen, wovon die leztere ausgekelt, und denen Treiben zugeſezt werden.
Die ausgeſeigerte Kupfer (§. 43.) ſind noch mit vielen Unarten vermiſcht, ſie hal - ten aber auch zugleich noch etwas Blei. Damit nun auch noch dieſe aus den Zwi - ſchenraͤumger der Kupfer herausſchwizzen moͤgen: So werden 28 bis 30 Centner in einem gewoͤhnlichen Darrofen bei 24 Stunden gedarret, wovon dann die fallende Darr - linge noch 1½ Loth Silber und 84 Pfund Gaarkupfer halten.
Die weiſe Glaͤtt friſchet man auf einer vier Zoll hohen Form, und auf einem Ofen, der wie ein Friſchofen beſchaffen, und mit ſchwerer Stuͤbe zugemacht iſt, die aus 2 Tei - len Leimen, und 1 Teil Koͤhlloͤſch beſtehet. Man gebraucht dabei gar keine Zuſchlaͤge, weil viele Schlakken Blei rauben. Die Bleie, welche von dieſen Friſchen fallen, wer - den rein abgezogen und gereiniget, ſodann aber in Mulden ausgekelt, und noch einmal geſeigert, worauf ſie dann verkauft werden.
Die Unart, die ſo genante Kraͤzze, die von dem Friſchen, dem Seigern und dem Darren faͤllet, enthaͤlt noch Blei, Kupfer und Silber. Weil nun auch dieſe Metalle zugutgemacht werden muͤſſen, die in der Kraͤz befindliche Bleie aber den gehoͤrigen Teil des Silbers nicht in ſich faſſen koͤnnen, folglich noch viele Silber in den Werkenzuruͤk119von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. zuruͤk bleiben: So muß auch dieſe Kraͤz mit bleiiſchen Vorſchlaͤgen befchikt, und uͤber einen Friſchofen noch einmal geſchmolzen werden. Man bedienet ſich hierzu des Herds und der Schlakken, die von denen Friſchen fallen, wovon man die leztere in der Ab - ſicht mit zuſchlaͤget, damit ſie reiner werden, das Schmelzen aber fluͤſſiger gehen moͤge. Wie man bei dieſem Schmelzen zu Werk gehet, das lehret der Verfolg.
Bei den Friſchen und den Kraͤzſchmelzen hat man eine ſehr ſchikliche Hoͤhe der Formen gewaͤh - let: Denn wenn dieſelbe hoͤher liegen wuͤrden; So wuͤrden die Friſchen viel hizziger gehen, wo - bei man dann einen groͤſern Teil des Bleies verliehren wuͤrde.
Man pfleget nicht, wie es andern Orten gewoͤhnlich iſt, einen Ofen abzuſeigern, wann 6 Stuͤkker gemacht ſind. Daß man einem Werk bei der Seigerarbeit inzwiſchen einen groſen Scha - den thun koͤnne, wann man die Werke zu arm oder zu reich machet, das weis ein ieder Huͤtten - verſtaͤndiger.
Die von dem Abzug gefallene Bleiſteine (§. 45.) werden in einem Treibofen ver - blaſen, oder gefpleiſet. Es geſchiehet dieſes Spleiſen aus zweierlei Urſachen, einmal, weil ſich dieſe Steine nicht gut roͤſten laſſen, ſondern zu ſtark in die Sohle gehen, und vor das andere, weil man dabei an dem Holz und denen Kohlen zu ſpahren gedenket. Das Spleiſen ſelbſt geſchiehet dergeſtalt.
Die Schwarzkupfer, die von dem Spleiſen des Bleiſteins fallen, und die ausge - darte Kraͤzkupfer werden auf die vorige Art, und auf ſchwerer Stuͤbe verblaſen. Man treibt ſie aber viel laͤnger, als den Bleiſtein, und machet ſie gleich gaar und zu Kauf - mannsgut. Sie werden, wann ſie gaar ſind, in zwei neben einander liegende Vor - herde abgeſtochen, damit man ſie geſchwinder und um einander herausreiſen koͤnne. Es fallen von einem ſolchen Gaarmachen, wobei man 27 Centner Kupfer einſezzet, ohnge - faͤhr 18 bis 21 Centner Gaarkupfer, die etwas dik und nicht duͤnn ſind.
Man ſchlaͤgt die Schlakken, die von den Verblaſen, und den Kraͤzſchmelzen fallen, auf die gepochte und geſezte Ofenbruͤche zu, die aus dem Verblasofen kommen. Die Kupfer, welche man daraus machet, verblaͤſt man auf das Neue, die fallende Schlakken aber laͤuft man in die Halde. Ob dieſe Schlakken inzwiſchen nicht noch einen ſo reichen Gehalt haben, daß man ſie entweder noch einmal durchſezzen, oder bei andern Schichten zuſchlagen kan, das muͤſſen Verſuche und Er - fahrungen beweiſen.
Die Kupfer, die von dem Durchſtechen der Armſteine (§. 40), und von dem Arm - und dem Reichfriſchen fallen, und ausgedart ſind (§. 46), werden auf einem kleinen Gaarherd gaargemacht. Das gewoͤhnliche Verfahren dabei iſt dieſes.
1. Man121von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl.Die Hoͤhe und die Lage der Form richtet man uͤberhaupt nach der Guͤte und der Beſchaffen - heit der Kupfer ein. Sind daher die Kupfer gut; So muß die Form nicht zu tief liegen, ſonſten blaͤſet man dieſelbe matt: Sind ſie aber unartig und boͤs; So darf dieſelbe im entgegen geſezten Fall nicht zu hoch, oder zu flach gelegt werden, damit man die Kupfer nicht noch hizziger blaſen, und dieſelbe einfreſſen moͤgen.
Je nachdem ſich die Kupfer reiſen laſſen, nachdem wird auch die Stuͤbe ſchwerer oder leichter gemacht. Jenes geſchiehet, wann ſie ſich ohnehin duͤnn genug reiſen laſſen, und dabei gern ein - freſſen: Dieſes aber, wann ſich die Scheiben anhaͤngen und zu dik werden.
Die Kupfer, die auf die vorhergehende Art gemacht werden, ſind etwas dik, zugleich aber auch bleiiſch, weil ſie aus der Seigerung kommen: Eben daher komt es aber auch, daß ſie zu dem Meſſingmachen nicht gebraucht werden koͤnnen, weil das Blei das Meſſing ſproͤde machet. Man kan ſie inzwiſchen doch zu dem Arco oder der ſo genanten Mengepreſſe gebrauchen, wovon ich in dem 4. Kapittel mehr handeln werde.
Auch dieſe Kupfer koͤnten in dem Verblasofen gaargemacht werden. Man wuͤrde dabei nicht nur viele Koſten erſpahren, ſondern dieſelbe auch zu der Hammergaare viel geſchikter machen.
Man haͤlt davor, daß der Bleiverbrand bei der Seigerarbeit nur den vierten Teil betruͤge: Er kan aber den Umſtaͤnden nach groͤſer ſein.
Die auf den Schmelzhuͤtten gaar gemachte Kupfer werden unter einer etwas groͤ - ſern, als einer Schmiedeeſſe noch einmal geſchmolzen, und zu einer ſolchen Gaare gebracht, daß man aus ihnen allerlei Arten von Gefaͤſen ſchmieden und zubereiten kan. Es geſchiehet aber dieſes auf die izt nachfolgende Art.
Es kan von einem ſolchen Einſchmelzen der Meiſter mit zwei und mehreren Geſellen etliche Tage, ia auch wol eine ganze Woche arbeiten, wann die Waaren, die davon gemacht werden, ſehr aufenthaltlich ſind.
Wann man boͤſe und gute Kupfer hat, die verſchmiedet werden ſollen: So muß man iene auf dieſe einzuteilen ſuchen. Man ſezzet auch wol etwas von altem geſchmiedeten Kupfer mit zu, damit die Kupfer deſto beſſer werden moͤgen. Es ſcheint inzwiſchen ſeit dem, als man ſo viel altes Kupfer zugeſchlagen hat, daß es nicht mehr ſo viel gutes altes Kupfer geben wird. Man behau - ptet auch, daß an dem alten Kupfer mehr Abgang ſei, als wie bei dem noch niemals verſchmie - deten.
Bei der Gaare muß man ſich ſehr wol in Acht nehmen: Denn wenn die Kupfer nicht hoch ge - nug getrieben werden; So zerfallen und zerſpringen ſie unter dem Hammer, und man kan ſie nicht ſchmieden: Wenn man ſie im Gegenteil aber zu hoch treibet; So verliehren ſie einen Teil der Schmeidigkeit, und ſie werden hart.
Weil die Kupfer durch das Schmelzen und Schmieden einen merklichen Abgang leiden: So werden dem Meiſter auf einen ieden Centner rohes Kupfer, wie es von den Bergwerken komt, 6 Pfund gut gethan.
Die Maſchine, welche die Haͤmmer zu dem Kupferſchmieden treibet, iſt von eben der Zuſammenſezzung, wie die, welche ich Taf. II. fig. 2. vorgeſtelt, und in dem 4. Stuͤk §. 33. beſchrieben habe. Nur in einigen Stuͤkken findet man einen Unterſcheid, den ich alsbald anzeigen will. Man gebrauchet, an ſtatt des Zainhammers, einen Tiefhammer, der unten ſpizzig und zwei Zoll breit iſt, aber eine erhabene Oberflaͤche hat. Die Baͤlge find nicht an die Welle dieſer Maſchine angehengt. Es werden daher ſo wol zwei Baͤlge zu dem Schmelzfeuer, als auch noch vier andere zu zwei Waͤrmfeuern, die unter einer Eſſe ſind, durch beſondere Waſſerraͤder getrieben. Zu den vier leztern gebrauchet man nur ein Rad, wovon ich, Taf. VI. fig 18, einen Abris liefere. Es iſt aber bei dieſer Maſchine a die Welle des Waſſerrades, die durch die Korbe, und die an ſie feſt ge - machte Korbſtange die horizontal liegende kleine Wellen b. b. b. b. b. mit ihren liegenden und gerad aufſtehenden Armen c. c. c. c. c. c. c. c. c. c. beweget, wovon dann die liegende an den vier kleinern Wellen, woran die Ketten hengen, die Dekkel der Baͤlge, die durch ein auf ſie gelegtes Gewicht niedergedrukt werden, wechſelsweis aufziehen. Man leſe hierbei den 6. §.
Die von dem Hammerſchmied geſchmiedete kupferne Gefaͤſe ſind zu dem Gebrauch noch nicht geſchikt. Sie muͤſſen daher von beſondern Handwerkern noch einmal mitQ 2kleinen124Das achte Stuͤkkleinen Haͤmmern ausgeſchlagen, und zu dem Verkauf fertig gemacht werden, welches in einem beſondern, in dem ſo genanten Bereithaus geſchiehet.
Da bei dieſem Hammer zwei Waͤrmfeuer befindlich ſind, und unter zwei Platt - und zwei Tiefhaͤmmern ausgeſchmiedet wird: So ſollen auch alle Jahre 500 Centner rohes Kupfer erfor - derlich ſein.
Es iſt ſchon[ seit] langen Jahren bekannt, daß das Kupfer, wann man es mit einem Mineral, das man Gallmei nennet, cementiret, nicht nur eine gelbe Farbe, ſondern auch in dem Gewicht einen merklichen Zuwachs bekomt, welchen metalliſchen Koͤrper man dann Meſſing zu nennen pfleget. Der Gallmei, den man dazu gebrauchet, wird an vielen Orten in der Erde gewonnen, bei dieſem Werk aber beſtehet er in einem Ruß, der ſich von dem zinkiſchen Weſen in denen Schmelzoͤfen anſezzet, und dermalen wieder aus denen alten Halden geſucht wird, worin er vormals verſtuͤrzt worden iſt, weil man ihn nicht kente. Es entſtehet dieſe Art des Gallmeies von dem Zink, und eben daher kan der leztere am beſten zu dem Meſſing gebraucht werden, man wendet ihn aber dazu nicht an, weil er zu theuer iſt (§. 35. 2. Anm.). Man kan auſer dieſem aber auch die Blende zu dem Meſſingmachen gebrauchen, welche eine ſchwere, glaͤnzende, wuͤrfelichte Bergart iſt, die kein Metall haͤlt (§. 35. 5. Anm.).
Das Meſſingmachen iſt etwas weitlaͤuftig und muͤhſam, man verfaͤhret aber dabei auf die nachfolgende Art.
Bei der Menge der Kohlen, die man zu dem Cement gebrauchet, kan man kein gewiſſes Gewicht annehmen: Denn man muß ſich, ie nachdem viel Kupfer, Gallmei und alt Meſſing zugeſezt wird, darnach richten, daß die Tiegel nicht zu voll werden, und daß, wie ich N. 5. gemeldet habe, ein Stuͤk oder eine gegoſſene Platte Meſſing 92 Pfund wieget.
Bei den Keſſeln und dem Drat erſtrekt ſich der Zuwachs in dem Meſſing oder dem zu - geſezten Kupfer auf 52½ -, bei dem Lattun aber, weil dazu weniger Gallmei genommen wird, nur auf 43½ Pfund. Nach dieſem Anſaz nun, und dem zu dem Meſſingmachen gelieferten Kupfer muß das Meſſing geliefert werden.
Dieſes muß ich noch ein - vor allemal erinnern, daß ſo oft eine Sorte Meſſing ge - ſchmiedet, oder der Drat gezogen worden, ſo oft muß auch das Meſſing wieder gegluͤet werden, ehe man es wieder ſchmieden und ziehen kan, damit es nicht hart und ſproͤd wird, und folglich entzwei ſpringet. Bei dieſem oͤftern Waͤrmen und Schmieden hat man zugleich aber auch den Vorteil, daß das Meſſing nicht nur dichter, ſondern auch viel ſchmeidiger wird, indem die Teile deſſelben naͤher zuſammen getrieben werden. Es geſchiehet dieſes Gluͤen in einem Windofen mit Flammenfeuer, worinnen das Meſſing ganz gelind, und nicht zu ſtark auf einmal erwaͤrmt wird, damit es nicht zerſpringen moͤge.
Man gebrauchet zu dem Schmieden des Meſſings drei beſondere Maſchinen, wo - von eine iede vier Haͤmmer treibet. Sie ſind dem Weſen nach von eben der Beſchaf - fenheit, wie die, welche ich Taf. II. fig. 2. vorgeſtelt habe. Man bemerket nur einen kleinen Unterſcheid zwiſchen ihnen, und der beſtehet blos darinnen, daß die Haͤmmer, wie ich ſchon zuvor angezeigt habe, von einer andern Art ſind, und daß dieſe Raͤder nicht zugleich auch Baͤlge treiben.
Die Maſchine, die man zu dem Dratziehen gebrauchet, habe ich Taf. VI. fig. 20. vorgeſtellet. Die Bewegungen, die aus ihrer Zuſammenſezzung erfolgen muͤſſen, wenn ſie durch eine Kraft lebendig gemacht wird, find folgende.
Aus der Zeichnung iſt zwar klar, daß an dieſer Maſchine zwei Scheiben und ſechs Zangen befindlich ſind. Jch halte es aber vor ganz uͤberfluͤſſig, daß ich eine iede beſonders beſchreibe: Denn ſie ſind von eben der Struktur, wie die ſchon angezeigte, und ſie werden auch auf ein und eben dieſelbe Art beweget.
Die in den Zieheiſen befindliche Loͤcher ſind ſo verſchieden in ihrer Weite, als manchfaltig die Dikken, oder die Numern des Drates ſind. So weit inzwiſchen dieſe Loͤcher ſind; So weit muß auch die Zange nur zugehen, damit ſie, wann ſie enger zuſammen gehet, in den Drat keine Hoͤhlungen machet.
Man ziehet den Drat auf denen Scheiben zum leztenmal, da er dann blank, und zugleich auch aufgewikkelt wird.
Der von denen Roͤſten gefangene Schwefel (§. 31 und 33) iſt noch viel zu roh, und mit noch viel zu vieler Unart vermiſcht, als daß er ſo verkauft und gebraucht wer - den koͤnte. Er muß daher von dieſer Unart gereiniget werden, welches in einer eiſernen Pfanne durch das Abſchaͤumen, und in Retorten durch das Uiberziehen geſchiehet, wovon man das erſtere das Schwefellaͤutern, das andere aber das Deſtilliren des Schwefels nennet.
Das Laͤutern des Schwefels geſchiehet dergeſtalt.
Der zuvor gedachte graue Schwefel iſt zu dem Gebrauch noch nicht tuͤchtig, und daher muß er erſt noch uͤbergezogen oder deſtilliret werden. Es geſchiehet dieſes in einem beſonders dazu vorgetichteten Deſtillirofen, in welchem auf einer ieden Seite vier eiſerne Retorten befindlich ſind unter denen der Windfang lieget, der durch und durch gehet. Ein ſolcher Ofen iſt alſ[o]faſt von eben der Beſchaffenheit, wie ein Blaufarbeofen, den ich Taf. II. fig. 4. vorgeſtellet, und in dem vierten Stuͤk §. 43. beſchrieben habe. Die Vorlagen, die man dabei gebrauchet, gehen von zwei Retorten in einen gemeinſchaftli - chen Topf, worinnen ſich der Schwefel ſamlet, in dem Boden dieſes Topfes aber iſtein131von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. ꝛc. ein mit einem Stopfen verwahrtes kleines Loch, durch welches man den Schwefel nach Gefallen heraus, und in eine darunter ſtehende Schuͤſſel laufen laſſen kan. Das De - ſtilliren an ſich ſelbſt geſchiehet in einem ſolchen Ofen auf die izt nachfolgende Art.
Da ſich der Vitriol gar gern in dem Waſſer aufloͤſen laͤſſet: So kan auch der - ſelbe auf keine leichtere und vorteilhaftere Art aus den Mineralien geſchieden werden, als durch eine vorhergehende Auslaugung. Wie der weiſe und der blaue Vi - triol aus denen Blei - und den Kupfererzen ausgelauget werde, das habe ich ſchon §. 32. und 34. beſchrieben. Jch will daher in dieſem §. nur noch zeigen, wie der gruͤne Vitriol aus denen Mineralien gezogen werde, die ich §. 13. N. 3. bekant gemacht habe. Man lauget naͤmlich
Von dem Sieden des Vitriols will ich nunmehr auch handeln. Es geſchiehet dieſes in einer eingemauerten bleiernen Pfanne, die 11 Fus lang, 9 Fus breit, und 2⅓ Fus tief iſt, hinter der dann noch eine beſondere Waͤrm - oder eine ſo genante Waſſer - pfanne befindlich iſt, in welcher das Waſſer zu dem Auslaugen warm gemacht werden kan. Das Sieden ſelbſt verrichtet man nun auf dieſe Art.
R 21. Man132Das achte StuͤkDie Kraͤz, die bei dem Auslaugen des Vitriols uͤbrig bleibet, und Vitriolklein heiſet, iſt noch metalliſch. Sie wird daher auf die Huͤtten gebracht, wo ſie hauptſaͤchlich bei den Roͤ - ſten zu dem Schwefelfang gebraucht wird, wovon ich §. 31. ein Mehreres geſchrieben habe.
Das Bergamt, das in Goslar ſeinen Siz hat, dirigiret das ganze Werk. Es beſtehet aus dem Berghauptmann, der an dem Oberhaarz, und nicht immer ge - genwaͤrtig iſt, dem Zehndner, dem Bergvogt, dem Huͤttenreuter, dem Zehndgegen - ſchreiber, und dem Bergſchreiber.
Die unter dem Bergamt ſtehende Bediente ſind:
1. Berg -133von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. ꝛc.Die eben gedachte Grubenbediente beſchaͤftigen ſich blos allein mit dem Bergbau: Die Huͤttenvoͤgte verſehen das Amt der ſonſt gewoͤhnlichen Huͤttenmeiſter, und ſehen auf die Arbeiten der Huͤttenleute: Die Huͤttenwaͤchter nehmen die Materialien auf, und fuͤhren daruͤber eine Rechnung: Die Schichtmeiſter beſchaͤftigen ſich endlich mit denen Lohnungen.
Dieſe Bediente muͤſſen alle Arbeiten von vorn an durchgehen, damit ſie ihrem Amt um deſto beſſer vorſtehen koͤnnen. Die Grubenbediente muͤſſen insbeſondere zu erſt in der Grube von unten bei denen gemeinen Arbeiten anfangen, wovon ſie an die Holzarbeit, und von dieſer zu den Kunſtwerken kommen, da ſie dann erſt Stollen -, hernach aber Grubenſteiger werden, und ſo weiter fortſteigen.
Jn den Gruben des Rammelsbergs arbeiten 150 Mann. Jhren Lohn habe ich bei den Gedingen §. 17. und 18. ſchon beſchrieben. Jch will daher nur noch verſchie - dene andere Umſtaͤnde anfuͤhren, die bei ihren Arbeiten in Erwaͤgung kommen, und die ſind dieſe. Des Montags fruͤhe, ehe die Bergleute mit der friſchen Wochen ihre Arbei - ten antretten: So wird von einem Prediger in Goslar, in einer beſonders dazu ge - widmeten Kirche von 6 bis 7 Uhr eine Betſtunde gehalten, worauf dann die Bergleute an ihre Arbeit fahren, dieſer Prediger haͤlt zugleich aber auch alle Mitwochen eine Pre -R 3digt.134Das achte Stuͤkdigt. Es halten auch auſer dieſem die Steiger alle Abend von halb 7 bis 8 Uhr auf den Gruben mit ihren Leuten eine Betſtunde, worauf ſie dann des Nachts um 11 Uhr wieder an ihre Arbeit fahren, und bis des Morgens um 4 Uhr arbeiten, von 4 bis 5 Uhr aber eine Ruheſtunde halten, von der ſie wieder bis des Nachmittags um 1 Uhr arbeiten muͤſſen.
Von einem Treiben, das 72 Scherben ausmachet, bezahlet man auf ein iedes Lachter 4 Pfennige: So viel Lachter daher der Schacht tief iſt; So vielmal bekomt der Fuhrmann dieſes Geld. Er bringt bei einem ſolchen Treiben inzwiſchen ½ Tag zu, und er muß bei den Bergen zwei -, bei den Erzen aber drei Pferde anſpannen.
Alle acht Tage, und zwar den Donnerſtag werden den Bergleuten ihre Gedinge abgenommen, und eingeſchrieben, worauf dann den naͤchſtfolgenden Freitag das Ver - leſen gehalten wird. Es werden in dieſem Verleſen alle Schichten nach der Reihe her geleſen, die Geſchwohrne aber geben dabei darauf Achtung, ob ſie alle mit ihrem Buch uͤbereintreffen, das ſie nach den Zetteln der Steiger gemacht haben. Den Sonnabend nach dem Verleſen wird Bergamt gehalten und ausgelohnet, da dann nicht nur alle Unterbediente, ſondern auch alle und iede Arbeiter, ſie moͤgen Nahmen haben wie ſie wollen, ihren verdienten Lohn bekommen. Auf eben dieſen Tag bezahlt auch das Forſt - amt die Koͤhler, welches um deſto leichter geſchehen kan, weil die angefahrne Kohlen woͤchentlich an den Forſtſchreiber bezahlt werden, der die in dem Wald arbeitende Leute lohnet. So viel alſo den Aufwand des Bergwerks angehet; So wird die Rechnung alle Woche geſchloſſen: Was hingegen die Huͤttenrechnung uͤber die gemachte und die wieder verkaufte Metalle anlanget, So wird daruͤber nur alle Quartal eine Rechnung aufgeſtellet.
Das Gezaͤhe, und alle andere Eiſenwaaren werden von zwei Schmidmeiſtern ver - fertiget. Es bekomt ein ſolcher Meiſter vor das Ausſchmieden des Gezaͤhes von einem ieden Purſchen die Woche zwei Mariengroſchen, vor ein Pfund neues Eiſen aber, das er ausſchmiedet, werden ihm 16 leichte Pfennige bezahlet, wovon drei zwei gute Pfen - nige machen.
Das Holz, welches man zu dem Grubenbau gebrauchet, wird aus den commu - nion, den hannoͤveriſchen und den braunſchweigiſchen Waldungen forſtfrei gegeben. Den Fuhrlohn muß das Bergwerk inzwiſchen bezahlen. Es bekomt aber ein Fuhrmann von einem Stamm, der 6 Lachter lang iſt, und ⅜ an dem dikkeſten Ende in dem Um - kreis ausmacht, 4 Mariengroſchen, wann das Holz ſo weit entfernt iſt, daß er dabei einen Tag zubringet. Das Scheid - oder das Malterholz, das man zu den Braͤndenin135von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. ꝛc. in der Grube gebrauchet, wird ebenwol nicht verforſtet, ob man ſchon 1200 bis 2000 Malter brauchet.
Der Roſtmeiſter bekomt von einem Roſt, der 1000 Scherben, oder beinahe 3000 Centner haͤlt, 8 Guͤlden vor das Roͤſten. Er bekomt dabei von einem ieden Centner Schwefel, der bei dem Roͤſten gefangen wird, noch einen Gulden, oder 16 Gutegro - ſchen. Von einem ieden andern Roſt, der zwei und mehrmal geroͤſtet wird, bekomt er hingegen 12 Guͤlden.
Dem Schmelzer, der vor einem Bleiofen arbeitet, bezahlet man woͤchentlich nur 31 Mariengroſchen und 6 Pfennige, einem Vorlaͤufer aber 29 Mariengroſchen und 6 Pfennige. Beide haben inzwiſchen hierbei noch beſondere Vorteile, und die ſind dieſe: Der erſtere bekomt von einem ieden Pfund Zink nicht nur 2 Mariengroſchen, wovon er dem Vorlaͤufer den zehnten Teil bezahlen muß, ſondern es werden ihm auch vor einen ieden Centner Blei, den er woͤchentlich uͤber 20 Centner liefert, noch 12 -, dem Vor - laͤufer aber nur 6 Pfennige bezahlet. Der Huͤttenvogt bekomt zugleich auch von einem ieden Centner Blei, der uͤberhin geliefert wird, einen Mariengroſchen, damit er um deſto mehr auf das Ausbringen des Bleies bedacht ſein moͤge.
Die Schmelzer, die bei denen Kupferſchmelzen, denen Roſtdurchſtechen, denen Fri - ſchen, und andern dergleichen Schmelzen arbeiten, bekommen in einer Schicht, die 12 Stunden dauret, 8 -, die Vorlaͤufer aber nur 7 Mariengroſchen.
Von der Abſeigerung eines Ofens bezahlet man einen Mariengroſchen.
Von einem Treiben bekomt der Treiber 1 Thaler 12 Mariengroſchen, der Schuͤr - knecht aber ½ Thaler, oder 18 Mariengroſchen.
Die Gaarknechte bekommen von dem Darren woͤchentlich ½ Thaler, wovor ſie die zu allen Zeiten vorfallende Kupfer darren muͤſſen.
Das kleine Gaarmachen geſchiehet ebenwol in dem Geding. Es bekomt aber der Huͤttenvogt, als Gaarmacher, von einem Centner Gaarkupfer 1 Gutengroſchen, demZuhal -136Das achte StuͤkZuhalter oder dem Gaarknecht werden hingegen von einem neuen Herd zu machen 3 Ma - riengroſchen, von einem Centner zu wiegen aber 4 Pfennige bezahlet.
Von einem iedem Verblaſen des Bleiſteins bekommen die Huͤttenvoͤgte zur Oker nur 1 Thaler, wovon ſie die Haͤlfte an die Arbeiter abgeben muͤſſen. Das groſe Gaar - machen wird ihnen hingegen viel beſſer bezahlet: Denn die Huͤttenvoͤgte bekommen von einem ieden Centner 24 -, die dabei arbeitende Leute aber nur 12 Mariengroſchen.
Der Hammerſchmid bekomt von dem Centner Kupfer vor das Einſchmelzen und das Ausſchmieden 30 Mariengroſchen. Von dem Bereiten der Keſſel bezahlt man auf den Centner ebenwol 30 Mariengroſchen, von den Blaſen aber 1 Thaler 9 Ma - riengroſchen. Ein Pfund alt Kupfer, welches man in dem Hammer mit zuſezzet, wird mit ¼ Thaler bezahlet.
Bei dem Meſſingshof bekomt der Brennmeiſter, wann alle vier Oefen gehen, woͤ - chentlich 3½ -, ein Knecht aber nur 2 Thaler. Dem Meſſingſchlaͤger, der das Meſſing ſchmiedet, bezahlt man von dem Keſſelſchmieden und zwar vor einen Centner 1 Thaler, von dem Bereiten eines Centners werden hingegen nur 30 Mariengroſchen gegeben. Von einem Centner ſchwarzen Drat bezahlet man nicht nur vor das Schmieden, ſon - dern auch vor das Schneiden 12 Mariengroſchen, vor das Ziehen aber 1 Thaler 12 Mariengroſchen. Der blanke Drat komt hingegen in dem Arbeitslohn viel hoͤher zu ſtehen: Denn man bezahlet nicht nur vor einen Centner zu ſchmieden, zu ſchneiden und zu ziehen 3½ -, und auch 4 Thaler, wann er in Knopfdrat beſtehet, ſondern auch 1 Tha - ler, 1 Thaler 6 Mariengroſchen, 1 Thaler 9 Mariengroſchen, und 1 Thaler 12 Ma - riengroſchen Schaberlohn, wann er aus der erſten, der zwoten, der dritten, und der vierten Sorte beſtehet. Vor einen Centner Lattun zu ſchmieden bezahlt man, ie nach - dem er duͤnn ſein muß, 1 Thaler 6, 8, 9, 12 und 16 Mariengroſchen, vor das Trum - melmeſſing aber 1 Thaler 20 Mariengroſchen, und vor das Rollmeſſing 2½ Thaler. Das Schaben wird dabei noch beſonders bezahlet, man gibt aber vor einen Centner Lattun von der erſten Sorte 1 Thaler, von der zwoten 1 Thaler 6 -, von der dritten 1 Thaler 9 -, und von der vierten 1 Thaler 12 -, von dem Trummelmeſſing hingegen 1 Thaler 20 Mariengroſchen, von dem Rollmeſſing aber 2 Thaler.
Das Laͤutern und das Deſtilliren des Schwefels wird von zwei Arbeitern verrich - tet. Man bezahlet aber vor einen Centner zu laͤutern 5 -, zu deſtilliren aber 10 Ma - riengroſchen.
Der Vitriolmeiſter ſtehet iaͤhrlich auf 200 -, der Arbeiter aber die Woche auf 1½ Thaler. Der erſtern ſind zwei, wovon der eine bei dem Communion -, der andere aber bei dem Rathsvitriolhof dienet. Der bei der Communion bekomt, auſer ſeinem Ge - halt, vor einen Centner weiſen Vitriol zu calciniren noch 6 Mariengroſchen, wovon er zugleich die Leute lohnen muß, die den Vitriol in den Mulden durch einander arbei - ten, und in die Form bringen.
Vor 60 Malter oder ein Schok Roͤſtholz werden 7 Guͤlden bezahlet, deren einer 20 Mariengroſchen ausmacht. Jn einem Jahr verbrent man bei drei Huͤtten ohngefaͤhr 6000 Malter Holz, wovon dann alle Huͤttenbediente zugleich den freien Brand haben. Vor einen Karn Kohlen, der von dem harten Holz 9 -, von dem weichen 10 -, von halb hartem und halb weichem aber 9½ Maas Kohlen haͤlt (§. 8.), zahlte das Bergamt vormals an das Forſtamt 1 Thaler und 19 Mariengroſchen, izzo aber muß daſſelbe den Karn Kohlen mit 2 Thaler und noch 4 Mariengroſchen Forſtzins bezahlen. Wann einem ſolchen Karn Kohlen, der auf der Huͤtte gemeſſen genommen wird, ein Maas fehlt: So wird dem Forſtamt ½ Karn abgezogen, das dann deshalb die Fuhrleute zur Strafe ziehet. Das Forſtamt bezahlet alſo den Haͤuer - den Koͤhler - und den Fuhrlohn, das Bergamt aber nur blos die Kohlen, worunter das Forſtgeld mit einbegriffen iſt. Jn einem Jahr gehen bei den Huͤtten in dieſer Gegend ohngefaͤhr 9300 Karn Kohlen auf. Vor die Wellen, oder die ſo genante Waaſen bezahlt das Bergamt nur allein den Bin - der - und den Fuhrlohn. Bei den Privatwaldungen muß hingegen das Schok, das 60 Stuͤk ausmacht, mit ½ Thaler verforſtet werden, worunter der Binderlohn zugleich mit begriffen iſt. Jn einem Jahr gebrauchet man dieſer Waaſen 48 - bis 50,000 Stuͤk, oder 800 bis 1000 Schok.
Ein Centner Blei wird vor 2¾ Thaler verkaufet, in einem Jahr aber werden uͤber 5000 Centner gemacht. Man machet des Jahres bei 14,000 Pfund Zink, wovon das Pfund vor 12 Mariengroſchen oder ½ Gulden verkauft wird. Den Centner Kaufglaͤtt verkaufet man vor 2¾ Thaler, in einem Jahr aber fallen bei 4500 Centner. Es wer - den des Jahres ohngefaͤhr 400 Centner Gaarkupfer gemacht, wovon der Centner vor 22 Thaler verkauft wird. Die Silber werden an dem Oberhaarz vermuͤnzet, dem Bergamt aber wird ſo viel an feinem Geld davor zuruͤk geſchikt, als die Markzahl aus - machet, die ſich in einem Jahr auf 3000 Mark belaͤufet. Man machet in einem Jahr bei der Communion ohngefaͤhr 1400 Centner Schwefel, wovon man einen Centner vor 5 Thaler verkaufet. Ein Centner gruͤner Vitriol wird vor 2 -, der blaue hingegen vor 8 -, der weiſe aber vor 12 Thaler verkaufet. Von dem erſteren ſiedet man in einem Jahr 2000 -, von dem andern 2 - bis 3 -, von dem dritten aber 5 - bis 600 Centner. Der blaue Vitriol hat wenig Abgang, und es iſt an ihm wenig Vorteil, weil er zu viel Ku -Spfer138Das achte Stuͤkpfer bei ſich fuͤhret, eben daher macht man ihn aber auch nicht alle Jahr. Bei dem weiſen Vitriol iſt der mehreſte Gewinn, man kan aber um deswillen keine groͤſere Cent - nerzahl machen, weil er ebenwol nicht ſtark abgehet. Der Stadtrath laͤſſet nur gruͤnen Vitriol ſieden, der ſich in einem Jahr gleichfals auf 2000 Centner belaͤufet. Nach den izt gedachten Preiſen der Mineralien, und ihrer Menge, und den bei dieſem Werk aufgehenden Koſten ſoll ſich endlich die Ausbeute iaͤhrlich auf 30 - bis 40,000 Thaler er - ſtrekken.
Die Berghandlungen zu Hannover und Braunſchweig uͤbernehmen, in den zuvor ge - dachten Peiſen, alle Mineralien, die bei dieſem Werk gemacht werden. Von dieſen Mineralien bekomt aber Braunſchweig nur $$\frac{3}{7}$$ , Hannover hingegen $$\frac{4}{7}$$ , welche, wann es moͤglich iſt, ſo gleich geteilet werden. Dieſe Berghandlungen verkaufen die Metalle ſo gut, als es thunlich iſt, den Uiberſchuß aber, der bei denen geringen Preiſen ſehr an - ſehnlich ſein muß, berechnen ſie den Landesherrſchaften. Das Bergwerk ſtehet bei dem Preis der Mineralien an und vor ſich ſehr ſchlecht, der bei den Berghandlungen heraus - kommende Nuzzen bleibt inzwiſchen den Landesherrſchaften.
Die Berghandlungen treiben zugleich auch den Kupferhammer und den Meſſings - hof. Sie haben nicht nur bei einem ieden Werk, ſondern auch in Goslar noch andere Factor beſtellet, welche die in denen Huͤtten gemachte Mineralien in Empfang und in Einnahme nehmen.
Zu dem Kupferhammer werden alle Jahr, wie ich ſchon §. 55. in der Anmerkung erinnert habe, 500 Centner Kupfer erfordert, wann vor zwei Feuern ausgeſchmiedet wird, man gebraucht dabei aber auch ohngefaͤhr 400 Karn Kohlen. Bei denen Keſ - feln verkauft man den Centner vor 36 Thaler und einen Gulden, bei den Brandeweins - blaſen aber, derer man eben nicht viel machet, vor 37 Thaler. Der Uiberſchuß ſoll ſich daher alle Jahr auf 1000 Thaler erſtrekken.
Bei dem Meſſinghof gebrauchet man iaͤhrlich ohngefaͤhr 500 Centner Kupfer, 1000 Centner Gallmei, und 600 Karn Kohlen, wobei man dann 7 bis 800 Centner Meſſing machet, das auf die nachfolgende Ar: verkauft wird. Es koſtet naͤmlich der Centner Keſſel 36 -, ein Centner ſchwarzer Drat 34 -, ein Centner blanker Drat 36 -, und ein Centner Knopfdrat 41 Thaler. Der Centner Lattun koſtet von Nro. 1 bis 8, 34 -, von Nro. 9 bis 12, 35 -, von Nro. 13 bis 16, 36 -, und von Nro. 17 bis 18, 37 Thaler. Das Trummel - und das Rollmeſſing koſtet hingegen 38½ Thaler. Die Preiſe des Meſſings uͤberſteigen dieſem nach zwar den Preis der Kupfer, der Uiberſchußbei139von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. ꝛc. bei dem Meſſinghof ſoll dennoch aber nicht uͤber 3 - bis 4000 Thaler austragen, obſchon das Kupfer uͤber ein Drittel Zuwachs erhaͤlt.
Das rammelsbergiſche Bergwerk gehoͤrte anfaͤnglich, als ein zu den Reichsgefaͤllen gehoͤriges Stuͤk, unmittelbar dem Kaiſer. Dieſes Bergwerk wurde aber um das 1235 Jahr vom Kaiſer Friederich II an den Herzog Otto, den Stamvater der Herzoge von Luͤnneburg und Braunſchweig uͤberlaſſen. Nachher verpfaͤndete man daſſelbe an die Sechsmann in Goslar, es loͤſete ſolches aber Herzog Heinrich der Juͤn - gere wieder ein, worauf dann der Stadtrath zu Goslar zulezt noch vier Gruben be - hielte, der Rammelsberg nachher aber ſo geteilet wurde, daß Hannover an ihm $$\frac{4}{7}$$ , Braunſchweig aber nur $$\frac{3}{7}$$ beſizzet. Die Stadt Goslar bauet daher die ihr zugeſtan - dene Gruben nur als eine Gewerkſchaft: Denn ſie muß die Bergleute lohnen, und es werden ihr vor eine Scherbe durch einander gemengtes Erz, von den Gruben Jn - nige und Luͤderſuͤl, nur vier -, von dem Rathstiefſten aber fuͤnf Mariengroſchen bezah - let, wobei ſie dann noch 9 Scherben zum Zehnden, und eben ſo viel Scherben zu dem Neunten, uͤber dis aber auch noch 90 Scherben zu einem Treiben geben muß, das ſonſt nur 72 Scherben enthaͤlt. Es komt aber dieſe Auflage des Zehnden und des Neunten daher, weil die Communion den tiefſten Stollen, der noch 100 Lachter zu treiben ware, durchgetrieben, und deshalb mit dem Stadtrath accordiret hat. Weil inzwiſchen der Stadtrath ſo viel abgeben, und die Erze der Communion um ein geringes Geld uͤberlaſſen muß: So werden ihm alle Quartal 100 Centner Blei verabfolget, wobei er dann alle Woche aus ſeinen Gruben zugleich auch ein Trei - ben Kupferrauch, wovon er 7 Scherben zuruͤklaſſen muß, verſieden, dennoch aber nicht mehr Vitriol machen darf, als die Communion zu vertreiben gedenket.
Da das Werk an dieſem Ort unter zwei Herrſchaften verteilet iſt: So fuͤhrt auch in dem Bergamt ein Berghauptmann um den andern das Directorium, das alle Jahr umwechſelt, und ein Jahr bei Hannover, das andere aber bei Braunſchweig iſt. Es richtet dieſes Bergamt nach den haarzer Bergverordnungen, und den ſonſt hergebrach - ten Rechten. Wann keine beſondere Vorfaͤlle vorkommen: So wird nur alle Sonna - bend Bergamt gehalten. Es hat dieſes Amt uͤber die ihm untergebene Bediente und Arbeiter ſo wol in civil - als peinlichen Faͤllen die Cognition, in ſo weit ſolche zu dem Bergwerk gezaͤhlet werden koͤnnen, und ſolche Verbrechen betreffen, die auf der Berg - freiheit begangen werden, doch ſtehet das Bergamt unter den Landescollegiis. Ob nun ſchon ein groſer Teil der Bergleute aus goslariſchen Buͤrgern beſtehet: So ſtehen dieſeS 2dennoch,140Das neunte Stuͤkdennoch, und wann ſie auch auf denen Rathsgruben arbeiten, als Bergleute in Berg - ſachen unter dem Bergamt, als Buͤrger und Einwohner aber unter dem Stadtrath zu Goslar.
Die Bergwerksverwande genieſen beſondere Freiheiten, und daher ſind ſie von den Handdienſten und dergleichen befreiet. Jch habe nunmehr das allgemeinſte von dem Bergſtaats - und dem Bergprivatrecht abgehandelt, und darum will ich weiter und zu denen oberhaarziſchen Bergwerken fortgehen.
Die Bergwerke an dem Oberhaarz haben uͤberhaupt in dem eilften Jahrhundert ihren Anfang genommen. Jn dem Jahr 1045 entdekte man den Wilden - mann, nachher und 1070 aber das Bergwerk zu Zellerfeld, die ich in dem zehnten Stuͤk beſchreibe. Sie ſind, wegen Krieg, Peſt und andern Zufaͤl - len verſchiedenemal liegen geblieben. Um das Jahr 1181. verdarb ſie der Bergmeiſter Her - mann von der Goſewiſche aus Rachgier gegen den damals regierenden Herzog zu Braun - ſchweig, der ſich unbillig gegen ihn bezeigt hatte. Er lies die Kuͤnſte und die Schaͤchte zu - ſammen hauen und zernichten, worauf er dann mit ſeinen Bergleuten nach Freiberg in Mei -ſen141von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. len zoge. Jn dem Jahr 1348 entſtunde an dem Oberhaarz eine groſe Peſtrlenz, worauf die ſaͤmtliche Bergwerke auflaͤſſig wurden. Man nahm ſie aber 1524 nach und nach wieder auf, und da wurden auch die Bergwerke zu Klausthal und St. Andreasberg fuͤndig.
Die Bergwerke, die zu dieſer Stadt gehoͤren, liegen in der Ebene, und auf den groͤſten Hoͤhen des Haarzgebirges. Ein Teil der Gruben liegt von Klausthal aus nach Morgen, der andere aber nach Abend. Alle Gruben ſind auf Gaͤngen abgeſenket wor - den, und darum liegen ſie in einem Strich nach der Reihe weg, welche Lage der Gru - ben man einen Zug zu nennen gewohnt iſt. Die Gruben gegen Morgen machen den Burgſtaͤdter -, die gegen Abend aber den Churmroſenhoͤferzug aus. Noch andere, die Gruben Joſua und Buſchesgluͤk, liegen an der Communiongrenze.
Die Gruben, welche auf dem Burgſtaͤdter - und dem Thurmroſenhoͤferzug liegen, ſind alle ſehr waſſernoͤtig: Damit man nun dieſe loͤſen, und die Erze mit Vorteil aus der Tiefe der Erde ſchaffen koͤnne; So hat man nach und nach, und ie nachdem die Gru - ben tiefer worden ſind, verſchiedene ſehr koſtbare und beſchwerliche Stollen in dieſe Ge - baͤude gefuͤhret. Auf dem erſtern Zug zaͤhlet man derſelben drei, auf dem andern aber nur zwei. Jene ſind: a. Der frankenſcharner Stollen, der an dem zehnten Poch - werk im Thal gegen Abend zu Tag ausgehet, mit allen Gruben auf dieſem Zug durch - ſchlaͤgig, und 2560 Lachter lang iſt, aber nur 28 Lachter Teufe einbringet; b. Der Neunzehnlachterſtollen, welcher bei der Bergſtadt Wildemann, gegen Abend an dem Treppenberg ausgehet, bei ¾ Stunde lang iſt, 54 Lachter Teufe einbringet, und die Waſſer von dem ganzen Burgſtadterzug, und den gegen uͤber liegen den zellerfeldiſchen Communionwerken loͤſet; c. Der Dreizehnlachterſtollen, der bei 2 Stunde lang iſt, und 65 Lachter Teufe einbringet, worauf dann, weil er der tiefſte iſt, alle Kuͤnſte in dem klausthaliſchen und zellerfeldiſchen Revier ihre Grundwaſſer ausgieſen, die in der Berg - ſtadt Wildemann unter dem Rathhaus zu Tag ausgehen; Auf dieſem Zug liegt d. zu - gleich auch eine Waſſerſtrekke, die man die Hundertlachterſtrekke nennet. Sie iſt in der Grube, die man die engliſche Treue heiſet, aufgehauen, von der ſie durch alle Gru - ben durch, und bis auf die Caroline, die oberſte Grube, getrieben worden. Man hat ſie um deswillen aufgehauen, damit man die Grundwaſſer, die man mit den Kuͤnſten in einer Grube, wegen ihrer Staͤrke, nicht wol zwingen, und auf den uͤber dieſer Strekke liegenden tiefen Stollen heben kan, durch dieſe Strekke verteilen, und auf an - dere Gruben fuͤhren, folglich dadurch iener Grube zu Huͤlfe kommen koͤnne. Dieſe Strekke iſt alſo auch ein Huͤlfsmittel die Waſſer aus denen Gruben zu ſchaffen, ſie iſt aber kein wirklicher Stollen, weiln ſie nicht zu Tag ausgehet. Die auf dem Thurm - roſenhoͤferzug befindliche Stollen ſind hingegen: a. Der Fuͤrſtenſtollen, der unter dem Ro - ſenhof in dem Thal, an dem vierten Pochwerk zu Tag ausgehet, 757 Lachter lang iſt, 21 Lachter Teufe einbringet, und im Jahr 1554 angefangen worden; und b. der Ra - benſtollen, welcher uͤber der frankenſcharner Huͤtte auch gegen Abend zu Tag ausge -S 3het,142Das neunte Stuͤkhet, 1283 Lachter lang iſt, 38 Lachter Teufe einbringet, und in dem Jahr 1573 ange - fangen worden.
Da die Gruben noch viel tiefer abgeſenket worden, als die Stollen Teufe einbrin - gen: So ſind nicht nur viele Waſſerkuͤnſte, ſondern auch verſchiedene Treibkuͤnſte an - gelegt worden, um ſo wol die Waſſer, als auch die Erze und die Berge aus den ſo tie - fen Gruben herausſchaffen zu koͤnnen. Von der Anlage und der Structur dieſer Ma - ſchinen an und vor ſich ſelbſt werde ich dem zweiten Kapittel der dritten Abhandlung umſtaͤndlicher handeln. Jch will daher anizzo nur den Waſſervorrath, und die davon abhangende Gefaͤlle beſchreiben. Die Tagewaſſer in dieſer Gegend ſind in dem Som - mer ſehr klein, und einige pflegen ganz zu vertroknen. Man hat daher verſchiedene Teiche anlegen muͤſſen, um die Maſchinen gehoͤrig betreiben zu koͤnnen. Jch will ſie in den folgenden §§. ſo beſchreiben, wie ſie von oben herunter auf einander folgen, zugleich aber auch zeigen, wie ſie die Waſſer einer Kunſt nach der andern mitteilen.
Die Zahl und die Beſchaffenheit der Teiche bei dem Burgſtaͤdterzug iſt folgende.
Der Lauf des Waſſers bei denen Gefaͤllen, die von den zuvor gedachten Teichen entſtehen, iſt nun folgender. Die Waſſer, die von dem caroliner Kunſtrad fallen, gehen auf das dorotheer und caroliner Kehrrad. Weil ſie hierbei aber zu ſchwach ſind, und die mehreſte Erze und Berge mit Pferden herausgetrieben werden muͤſſen, indem dieſe Kunſt von dem Hirſchlerteich nur noch 1¼ Lachter Waſſer bekomt, wobei dann ſehr groſe Koſten ſind: So iſt man in dem Begrif, die dieſem Teich gegen uͤber in einem Thal liegende Waſſer mit einem Stollen durch den Berg durch, und auf dieſes Kehr -rad144Das neunte Stuͤkrad zu fuͤhren. Die von dieſem Rad fallende Waſſer werden inzwiſchen auf das doro - theer und eliſabether Kunſtrad, von dieſem aber auf die herzog chriſtian ludwiger, und weiſe roͤſſer Kunſtraͤder, welcher Fall zugleich auch, wann hinlaͤngliche Aufſchlagwaſſer da ſind, bei den margrether, hausisraeler, und annaeleonorer Kehrraͤdern gebraucht werden kan, ſo dann aber auf die hausisraeler Kuͤnſte, oder die herzog georg wilhelmer Treibkuͤnſte, endlich aber durch einen Graben nach dem darunter liegenden Thurmroſen - hoͤferzug gefuͤhret. Neben dieſen Maſchinen hat die ſophier Kunſt einen beſondern Fall. Die von ihr abfallende Waſſer gehen auf das herzog georg wilhelmer Kunſtrad, von welchem ſie auf das annaeleonorer Kunſtrad, von da aber auf die darunter liegende unterſchlaͤgtige Saͤgmuͤhle gefuͤhret werden, da ſie dann in die Communion flieſen, wo ſie bei verſchiedenen Kuͤnſten und Pochwerken gebrauchet, hernach aber wieder in das Thal, an das zehnte klausthaliſche Pochwerk, geleitet, und noch einmal bei fuͤnf Pochwerken, zulezt aber zugleich mit bei der frankenſcharner Huͤtte gebraucht werden, wovon ich in dem folgenden §. mehr reden werde.
Bei dem Thurmroſenhoͤferzug zaͤhlet man den untern naſſe wieſer, den baͤren - bruͤcher, den ziegenberger, den ſchwarzbaͤcher, kleinen waſſerlauf - und bixhaͤuer Muͤhlenteich. Jhre Waſſer bekommen ſie aus den Thaͤlern, und daher wird ihnen wenig oder gar keines durch Graben zugefuͤhret. Sie daͤmmen mehrenteils 5 Lachter. Die Waſſer aus ihnen gehen auf die bixhaͤuer Muͤhle, wovon ſie, nebſt denen, die aus dem flambacher Muͤhlenteich kommen, auf die flambacher Muͤhle gefuͤhret werden. Sie flieſen alsdann, nebſt dem dazu kommenden Waſſer aus dem haſenbacher Teich, in zwei Graben durch etliche Waſſerlaͤufe fort, wovon der eine auf die drei koͤniger und altſeegner Waſſerkunſt, und von da auf die in dem Thal liegende Pochwerke, der an - dere aber auf die Kehrraͤder oder die Treibkuͤnſte der izt gedachten Gruben gehet, wo - von dann die Waſſer in den Graben fallen, der die Waſſer von dem burgſtaͤdter Zug herunter fuͤhret. Es gehen die Waſſer in dieſem Graben eines Teils auf die beide in - wendige an dem Gaipel ſtehende roſenhoͤfer Kehrraͤder, wovon ſie auf vier unter ein - ander in der Grube hengende Kunſtraͤder fallen, und auf dem Raabenſtollen abflieſen, der ¾ Stunde von Klausthal gegen Abend in dem Thal uͤber der frankenſcharner Huͤtte zu Tag ausgehet, andern Teils aber auf die an dem Tag ſtehende Kuͤnſte. Die leztere fallen naͤmlich auf die neue roſenhoͤfer - und die St. iohannes -, von dieſen aber auf die braune lilier Waſſer - und Treib -, und auf die noch andere roſenhoͤfer Kuͤnſte, von welchen ſie dann auf einige in dieſem Thal liegende Pochwerke flieſen, derer man 14 zaͤhlet, von hieraus aber auf die hintere altſeegner Waſſer - und Treibkunſt, und ſodann auf die uͤbrige Pochwerke, und endlich auf die frankenſcharner Huͤtte gehen.
Noch andere Teiche, die der hadebacher, der neue muͤhlen, und der kleine klaus - thaler Teich genennet werden, ſind blos allein zu der Betreibung der an der Oker und der Unterinnerſt liegenden ſieben Pochwerke, der neuen Muͤhle an der frankenſcharnerHuͤtte,145von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. Huͤtte, und der eigentlichen frankenſcharner Muͤhle angelegt worden, weil die von der Jnnerſt kommende Waſſer zugleich auch mit bei der Huͤtte gebraucht werden, wo die Grenze von dem einſeitigen und dem Communionhaarz iſt.
Weil die Zugaͤnge bei denen Teichen bald ſtark und bald ſchwach ſind, die Grubenwaſſer aber nicht ſtets einerlei Staͤrke haben, und bei denen Gruben nicht immer gleich viel Erze zu Tag getrieben werden: So kan man auch nicht beſtimmen, wie lang man bei denen Kuͤnſten von dem Vorrath des Waſſers, der in dieſen Teichen beherbergt wird, nachlangen kan.
Wann man die Waſſer mittelſt eines Stollens durch einen Berg herdurch fuͤhret: So nennet man dieſes einen Waſſerlauf.
Von dem Bau der Graben und der Teiche wollen wir nunmehr auch reden. Man muß ſich aber dabei teils nach der Groͤſe des Teiches, und teils nach der Art des Geſteins richten. Bei dem leztern merket man darauf, ob das Geſtein ganz und lettig oder kluͤftig iſt, da man dann in dem leztern Fall die Graben ausmauert, hinter die Mauer aber Letten ſtampfet. An den Teichen beſtimt man die Dikke der Daͤmme und ihre Boͤſchungen nach der Menge des Waſſers, die in ihnen geſamlet werden ſoll. Je nach - dem alſo der Damm hoch und lang, das Geſtein aber, worauf er geſezzet wird, kluͤf - tig oder ſumpfig iſt, nachdem muß man auch die Anlage des Dammes machen, und denſelben nicht eher anfangen, als bis man einen guten Grund hat. Man kan als - dann den Damm ſo dik, als hoch machen, demſelben aber noch uͤber dieſes eine Boͤ - ſchung geben, die mit dem Perpendikel 60 Grade ausmachet, ſo dann aber nach der Laͤnge in der Mitte des Dammes ein Raſenhaupt, in dieſem aber eine Lettenwand auffuͤhren, die man mit Ziegelplatten oder mit Schlakken beſezzet, damit das Ungeziffer den Damm nicht durchbohren koͤnne. Daß man ſich bei dieſer Anlage der Daͤmme auſer aller Gefahr ſez - zet, das iſt klar genug: Denn ie ſchwerer der Koͤrper, und ie groͤſer ſeine Grundflaͤche iſt, um deſto feſter ſtehet derſelbe, weil er durch einen groͤſern Raum bewegt werden muß, ehe er umſtuͤrzen kan. Dieſe Daͤmme erfordern inzwiſchen gar zu groſe Koſten. Die Kronen der Daͤmme an denen haarzer Teichen ſind daher oͤfters nicht einmal ſo breit, als die Daͤmme hoch ſind. Jhre Boͤſchungen machen nicht viel uͤber 50 Grade aus, weil man auf ein Lachter Seigerteufe nur 1¼ Lachter Sohle rechnet. Jn der Mitte des Dammes fuͤhrt man nur ſchlechterdings ein Raſenhaupt a auf, das 6 bis 7 Fus dik iſt, wovon ich Taf. VIII. fig. 34. einen Durchſchnitt liefere. Man war ſonſten gewohnt die Grundſtriegel in den Teich zu ſezzen, izzo aber machet man dieſelbe, ver - mittelſt eines ausgemauerten Schachtes, in den Teichdamm, damit man um deſto beſſer zu ihnen kommen koͤnne.
Aus dem 5. 6. 7 und 8 §. iſt alſo klar, daß bei dieſem Bergbau 25 Pochwerke befindlich ſind, wovon 14 in dem Thal unter Klausthal, ſieben an der Jnnerſt, unter, aber doch zur linken Seite der frankenſcharner Huͤtte, noch vier aber in dem Polſterthal nach der altenauer Huͤtte zu liegen, auf welchen beiden Huͤtten die gewonnene Erze zu - gutgemacht werden. Auſer dieſen Gebaͤuden zaͤhlet man an dieſem Ort auch noch zwei Trokkenpochwerke, wovon in einer ieden Huͤtte eins iſt. Alle dieſe Pochwerke ſind ſehr einfach: Denn ſie haben nur ein einziges, das Waſſerrad. Auf der frankenſcharner Huͤtte zaͤhlet man 8 Brenn - 8 Schmelz - 2 Friſch - und 5 Treiboͤfen. Zu den Brenn - oͤfen bedarf man keine Geblaͤſe, zu der Betreibung der uͤbrigen Oefen aber ſind 10 Raͤ - der erbauet worden, die 16 Fus hoch, und 1½ bis 2½ Fus weit ſind. Jn der altenauer Huͤtte ſind zwar eben ſo viel Oefen, man betreibt davon aber nur die Haͤlfte, weiln die Arbeit an dieſem Ort ſo ſtark nicht gehet.
Das Holz und die Kohlen werden aus den einſeitigen Haarzwaldungen angeſchaft, die ſich etliche Meilen in die Laͤnge und in die Breite erſtrekken. Das dabei gewoͤhn - liche Maas iſt eben ſo gros, wie das goslariſche, welches ich in dem 8. Stuͤk §. 8. beſchrie - ben habe. Es kommen dabei auch eben die Umſtaͤnde in Erwegung, die ich dort er - zehlt habe.
Dieſe Stadt liegt von Klausthal 2 Stunde Weges, zwiſchen Morgen und Mitter - nacht. Die an ihr gelegene Werke waren vormals in einer recht guten Aufnahme: Weil ſich aber die Erze nach und nach verunedelten, und ſchmaͤhler wurden; So hat man alle vormalige Gruben eingeſtellet. Nur noch zwei Gruben ſind in dem Gang, die man noch nicht lange angefangen hat.
Die eine von dieſen Gruben beſtehet in dem zehnten Lichtloch des tiefen ſchazkam - mer Stollens, welches oben an der Stadt lieget. Es wird aus ihm ein Querſchlag getrie - ben, der 30 Lachter zu treiben, aber erſt 9 Lachter fort iſt. Man treibet dieſen Querſchlag nach dem ſchon vormals gebauet geweſenen Gnadegottesgang, damit man erforſchen moͤge, ob dieſer Gang in dieſem Feld edel und bauwuͤrdig ſei? Die andere von dieſen Gruben, die man den Sonnenaufgang nennet, liegt unter der Stadt, aber uͤber der altenauer Huͤtte, auf einem noch unerſchrotenen Gang, an dem Thal des ſo genanten Roͤhren -bergs.147von den einſeitigen churhannoͤv. Kupfer-Silber - u. Bleibergwerken ꝛc. bergs. Sie iſt erſt 4 Lachter tief. Der Gang, worauf ſie abgeſenket wird, fuͤhret Glanzerze, die nur noch einen Zoll maͤchtig ſind. Sie ſind reich an Blei, aber arm an Silber: Denn ſie halten nur 2 Loth.
Von dieſem Bergbau kan ich iezt zur Zeit noch wenig oder nichts ſagen. Jch werde da - her von dieſem Werk nicht mehr handeln.
Die Bergwerke an und um dieſe Stadt liegen in ſehr hohen und ſtuͤkkelichten Ge - birgen, und 3 Meilen von Klausthal. Sie liegen in verſchiedenen Gegenden, und daher werden ſie in beſondere Zuͤge geteilet. Jn den folgenden §. §. will ich ſie, nebſt ihren Gruben, wovon viele auf einem Gang allein ſtehen, nach der Reihe erzaͤhlen.
Der vornehmſte Zug liegt von Andreasberg aus gegen Mitternacht, und ſehr nahe an der Stadt. Man pfleget ihn den ſamſohner Zug zu nennen. Die Gruben, die auf ihm gebauet werden, ſind der Samſohn, und Catharina Neufang.
Jn eben dieſem Gebirg liegt noch ein anderer, der Gnadegotteszug, auf dem man die Gruben bauet, welche die Gnadegottes, und die Abendroͤthe genennet wer - den. Sie ſtehen beide auf einem Gang, der mit dem vorigen in einem ſpizzen Win - kel ein Kreuz machet, welches man das Scharen zu nennen gewohnt iſt, wann die Gaͤnge eine gewiſſe Laͤnge beiſammen bleiben, und ſich mit einander ſchleppen.
Gegen Mittag bauen auf drei beſondern Gaͤngen, die Gruben Andreaskreuz, in dem ſo genanten Waͤſchberg, Jacobsgluͤk an dem Baͤrberg, und der Silberbaͤr an dem Gottesakkerberg, der keinen Schacht hat, ſondern auf dem Jacobsgluͤk foͤrdert. Zwiſchen Morgen und Mittag liegt der engelsburger Zug, auf deſſen Gang der alte weintrauber und der engelsburger Schacht bauen.
Ein noch anderer, der ſo genante auswaͤrtige Zug, liegt gegen Morgen. Eine iede Grube, die auf ihm gebauet wird, liegt auf einem beſondern Gang, die Gruben ſelbſt aber ſind dieſe: Der Seegen des Herrn an dem Oderberg; die neue Wein - traube in der Margraf gelegen; und der neue Weinſtok, nebſt dem Theuerdank, in dem morgenſterner Thal, welche beide Gruben in Gemeinſchaft betrieben werden.
T 2Die148Das neunte StuͤkDie Felicitas und der Koͤnig Ludwig liegen auf einem Gang an der Stadt, ſie haben aber nur einen Schacht.
Die Grube Prinz Maximilian liegt gegen Abend, und ebenwol auf einem be - ſondern Gang.
Die Grube Gluͤkauf, die auch auf einem beſondern Gang bauet, liegt endlich gegen Mitternacht.
Damit man die Waſſer loͤſen, und nicht noͤtig haben moͤge, dieſelbe durch Kuͤnſte bis zu Tag zu heben: So ſind verſchiedene Stollen angelegt worden, und die ſind dieſe.
Auf dem ſamſohner Zug zaͤhlet man: a. Den Spoͤtterſtollen, welcher in dem Andreasberg zu Tage ausgehet, 500 Lachter lang iſt, und 30 Lachter Teufe einbringet; b. Den gruͤnenhirſcher Stollen, der in dem gruͤnen Hirſch zu Tage ausgehet, bei 1000 Lachter lang iſt, und 65 Lachter Teufe einbringet; c. Den Sieberſtollen, wel - cher auf dem Koͤnigshof ausgehet, faſt eine Stunde lang iſt, und 97 Lachter Teufe einbringet; und d einen Tageſtollen, der aus dem Thal in die Catharina Neufang getrieben worden, wo er, in einer Laͤnge von 60 Lachter, 25 Lachter Teufe einbringet. Die drei erſtere Stollen gehen zugleich durch die Gnadegottes, der Sieberſtollen aber auf Andreaskreuz, Jacobsgluͤk, und den Silberbaͤr, wo er, in einer Laͤnge von 800 Lachter, 82 Lachter Teufe einbringet.
Bei dem engelsburger Zug iſt nur ein Stollen, der unter der Halde in dem Thal zu Tag ausgehet, und, in einer Laͤnge von 50 Lachter, 11 Lachter Teufe einbringet.
Auf dem auswaͤrtigen Zug ſind nur noch Tageroͤſchen, welche kleine Stollen ſind, die wenig Teufe einbringen, und unter den Halden angefangen werden. Man iſt inzwiſchen in dem Begrif einen Stollen aus dem Morgenſternskopf von der Oder herauf zu hohlen.
Jn die Felicitas und den Koͤnig Ludwig gehet der Gruͤnehirſcher - und der Sieber - ſtollen. Es iſt auf dieſe Gruben aber auch noch ein anderer Stollen gebauet, welcher der Fuͤrſtenſtollen heiſet. Er gehet unter der Halde in dem Thal aus, und bringt, in einer Laͤnge von 300 Lachter, 16 Lachter Teufe ein.
Der oftgedachte Sieberſtollen gehet zugleich auf den Prinz Maximilian.
Auf die Grube Gluͤckauf iſt nur eine Tageroͤſche gebauet.
Um die unter den Stollenteufen befindliche Waſſer auf die Stollen ſohlen -, die Erze aber zu Tage ſchaffen zu koͤnnen: So ſind verſchiedene Kuͤnſte, zugleich aber auch noch einige Poch - und Schmelzwerke angeleget worden, damit man die Erze rein - undzugut -149von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. zugutmachen koͤnne. Man bedienet ſich zu ihrer Betreibung verſchiedener Waſſerge - faͤlle, und einiger Teiche, die ich ſogleich beſchreiben will. Uiberhaupt zaͤhlet man an dieſem Ort nur drei Teiche, und die ſind dieſe: Der beruͤhmte groſe Oderteich, an welchem der Damm gemauert iſt, der Gotteshuͤlfer - und der Brunnenbacherteich. Der erſtere liegt 1½ Stunde von der Stadt an der Oder. Von dieſem Waſſer und der Rudenbach, den in dem Thal zuſammen laufenden Waſſern, bekomt er den Zufluß. Er daͤmt die Waſſer 9 Lachter hoch, und auf eine Stunde Weges in der Laͤnge. Jn dem Grund iſt er 20 -, in der Krone aber nur 9 Lachter breit, ſeine Laͤnge betraͤgt hin - gegen 50 Lachter. Er enthaͤlt vor ½ Jahr Waſſer, er ſoll aber auch 30000 Thaler ge - koſtet haben. Den meiſten und faſt allen Gruben gibt er die noͤtige Aufſchlagwaſſer ab, und darum erhaͤlt er noch zur Zeit die Werke. Die Beſchaffenheit des Dammes zeiget die 39. fig. auf der VIII. Taf. in einem Durchſchnitt. Es iſt aber in dieſem die innere und die aͤuſere Boͤſchung mit einer ſehr ſtarken Mauer verſehen, der dazwiſchen befindliche Raum a a. aber mit grobem Sand, oder dem ſo genanten Kiß, ausgeſtampfet, in der mittlern Mauer b hingegen hat man einen Schacht herauf ge - mauert, worinnen der Striegel oder der Grundzapfen befindlich iſt. Der andere, der ſo genante Gotteshuͤlferteich daͤmmet nur 5 Lachter, und er enthaͤlt einen Teil der Waſ - ſer, die aus dem eben zuvorgedachten Teich, zu der Betreibung der ſamſohner Kunſt gebraucht werden. Der Brunnenbacherteich, welcher izzo ausgebrochen iſt, daͤmmet auch nur 4 bis 5 Lachter, und er bekomt ſeinen Zufluß aus denen Thaͤlern. Die von dieſen Teichen abhengende Gefaͤlle ſind folgende. Die Waſſer, die aus dem Oderteich kommen, werden in einem langen Graben, der um die Gebirge herumgehet, in einem fort bis an das ſo genante Roͤhrholz gefuͤhret, da ſie dann in zwei Teile geteilet wer - den. Es gehet alsdann der eine Teil von dieſen Waſſern von einer Maſchine auf die andere, und zwar 1. auf die Saͤgmuͤhle, von da 2. auf die Grube Gluͤkauf, 3. auf Catharina Neufang, 4. auf die Gnadegottes, 5. auf das Pochwerk an der St. An - dreashalde, 6. auf die Felicitas, 7. auf die obere Muͤhle, 8. auf das erſte Pochwerk, 9. auf den Prinz Maximilian, 10. auf die andreasberger Huͤtte in dem Grund nach Lauterberg zu, und 11. auf die untere Muͤhle, von welchem Ort dann die Waſſer nach Lauterberg flieſen. Ein Nebenumſtand, den ich hierbei zugleich auch bemerken muß, iſt dieſer: Daß das Waſſer, welches die an der Catharina Neufang auf einem Zug ge - legene ſamſohner Grube zu ihren Kuͤnſten brauchet, gleich unter der Saͤgmuͤhle in den Gotteshuͤlferteich gelaſſen wird, da es dann, wann es bei dieſen Kuͤnſten ſeine Dien - ſte gethan hat, bei der Gnadegottes wieder in die vorige Teilung und in eins komt, und ein Teil dieſer Waſſer auf noch zwei Pochwerke gehet, die unter einander liegen. Die Waſſer von der andern Abteilung in dem Roͤhrholz gehen in einem fort bis in den Waſchberg, bei den ſo genanten drei Jungfrauen aber, an einem kleinen Holz, ſind dieſelbe wieder in zwo Teile geteilet. Ein Teil von dieſen Waſſern gehet 1. auf Ja - cobsgluͤk, 2. auf Andreaskreuz, 3. auf zwei Pochwerke, und 4. auf die Huͤtte, wo ſich dieſe Waſſer wieder mit denen vereinigen, die von der erſten Teilung kommen. Der andere Teil der Waſſer von der zwoten Teilung gehet hingegen auf den engelsburget Zug, von da ſie dann weiter fortlaufen, und nicht benuzt werden. An der Engels - burg liegt, auſer den ſchon zuvor gedachten, noch ein anderes Pochwerk, nach demT 3Brei -150Das neunte StuͤkBreitenberg zu, welches mehrenteils von den Grubenwaſſern betrieben wird. Jn dem Oderthal liegt auch noch ein Trokken -, ein Kraͤzpochwerk aber an der ſchon gedachten Huͤtte.
Die Waſſer aus dem Brunnenbacherteich gehen auf die Kuͤnſte bei den in dieſer Gegend befindlichen Gruben, als naͤmlich auf den Weinſtok, und die Weintraube, da ſie dann wegflieſen, und nicht gebraucht werden. Bei dieſem Werk zaͤhlet man alſo 7 Naſſe -, ein Trokken -, und ein Kraͤzpochwerk, und eine Schmelzhuͤtte. Jn dieſer ſind 3 Brennoͤfen, 8 Roͤſtoͤfen, 4 Schmelzoͤfen, ein Friſchofen, zwei Seigerherde, zwei Treiboͤfen, ein Bleiſteinstreibofen, ein Darrofen, und ein Gaarherd.
Wie man bei der Anlage der Graben, und der Teiche zu Werk gehen muß, das habe ich §. 9. ſchon gezeiget.
Mit dem Holz und denen Kohlen hat es bei dieſem Werk eben die Beſchaffenheit, wie ich §. 11. gemeldet habe.
Es liegen auch dieſe Werke in ſehr hohen Gebirgen, und uͤberhaupt gegen Morgen, fuͤnf Meilen Wegs aber von Klausthal. Sie verteilen ſich in Kupfer - und in Blei - bergwerke. Zu den erſtern gehoͤren die Kupfergaͤnge, und verſchiedene noch ungebauet, aber doch fuͤndig geweſene Schieferwerke, zu dieſen aber ein neues Blei - und Silber - bergwerk. Beide will ich mit ihren Gruben etwas genauer beſchreiben. Gegen Mit - ternacht auf einem Kupfergang, an einem Gebirge, das der Hohetroſt heiſet, liegen die Gruben der neue Kupferſeegen, und die Lowiſa Chriſtiana. Noch an dieſem Gebirge liegt aber auch auf einem beſondern Gang die Grube, welche man den neuen Freudenberg nennet. Das Schieferwerk hat man an verſchiedenen Orten erſchuͤrfet, als nemlich, an dem Haikenberg, an dem Glaͤsnerthal, und an dem Kaltenborn. Man iſt noch in dem Begrif, die wahre Schiefern ausfuͤndig zu machen, und darum iſt auf ſie noch kein ordentlicher Bau vorgerichtet. Eine noch andere Grube, die ſo genante neue Kupferroſe, liegt gegen Morgen an dem Kummelberg, der an einem Thal liegt, das von der andreasberger Huͤtte herunter komt. Dieſe Grube, welche erſt 14 Lachter tief iſt, fuͤhret zuweiln etwas Bleiglanz.
Anmer -151von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc.Es waren vormals in dieſer Gegend ſehr ſchoͤne und viele anſehnliche Bergwerke. Der kupferroͤſer Schacht, welcher bei 170 Lachter tief ware, verdient darunter beſonders demerkt zu werden. Er hatte in der Teufe noch Erze, die Gewinnungskoſten waren aber bei ihnen zu hoch. Die Gewerken hatten auch den Luſten zu dem Bauen verlohren.
Man zaͤhlet bei dieſem Werk folgende Stollen, einen auf der Lowiſa Chriſtiana und dem neuen Lutterſeegen, drei aber in dem neuen Freudenberg. Der erſte, wel - cher auf der einen Seite des Berges hinein - auf der andern aber herausgehet, bringt, in einer Laͤnge von 600 Lachter, 39 Lachter Teufe ein. Von denen drei leztern bringt der tiefſte 59 -, der mittlere 49 -, der obere aber 28 Lachter Teufe ein, wobei der erſtere 180 -, der zweete 150 -, und der dritte 80 Lachter lang iſt. Auf dem Schieferwerk und der neuen Kupferroſe ſind noch kleine Stollen erbauet, weil man noch nicht weis, wohinaus man das Feld ſtrekken ſoll, und wie tief die Erze liegen.
Die Teiche, die zu der Betreibung dieſer Werke angeleget worden, beſtehen in dem alten kupferroͤſer Teich, an der gleichen Lutter, bei dem Freudenberg, und in noch zwei andern Teichen, an der krummen Lutter, uͤber dem neuen Lutterſeegen. Aus ienem wird die freudenberger Kunſt, nebſt dem darunter liegenden Huͤtten - und Poch - werk, aus dieſem aber die zwei neue lutterſeegner Kuͤnſte betrieben, die unter einander liegen. Die eine von dieſen Kuͤnſten iſt ſo vorgerichtet, daß man zugleich auf der einen Seite des Rades ein Treibwerk anhengen kan.
Man gibt denen Graben an dem Haarz auf zehn Lachter nur einen Zoll Fall. Dieſe Regel iſt ſehr gut: Denn man kan dabei gar viel an dem Gefaͤll erſpahren.
Jch beziehe mich auch hier, wegen dem erforderlichen Brand, auf den 11. §. So viel will ich aber doch bemerken, daß auch bei dieſen Werken das Gruben - und das Roͤſt - holz forſtfrei gegeben wird, und daß ein Malter von dem leztern nicht uͤber vier und fuͤnf Mariengroſchen zu ſtehen komt, weil man es nicht weit zu fahren brauchet. Aus eben der Urſach koſtet aber auch ein Karn Kohlen nur 1 Thaler und 24 Mariengroſchen.
Die Bergwerke an dieſem Ort beſtehen aus Gaͤngen (§. 2.), die von Tag an in einem feſten Geſtein liegen. Man trift daher bei ihnen nur drei Minerallagen an, und dieſe ſind das Hangende, der Gang, und das Liegende. Bei dem Burg - ſtaͤdterzug iſt ienes ein graues, zuweiln auch ein ſchwarzes ſchieferiches feſtes Geſtein, das uͤber dem Gang liegt, bei den roſenhoͤfer Gaͤngen hingegen ein wakkiges graues Geſtein, deſſen Teile dem Ganzen aͤhnlich ſind, das ein zartes Gewebe beſizzet. Der Gang iſt eine von dem Horizont abweichende Erzlage, die nach dem Mittelpunkt der Erde gehet, und von den zu beiden Seiten liegenden Steinlagen gar merklich unter - ſchieden iſt. Das Liegende iſt bei allen klausthaliſchen Gaͤngen, auſer bei dem altſeegner Gang auf dem Roſenhof, wo es in einem grauen Geſtein beſtehet, ein ſchwarzes ſchie - feriches Geſtein, das ſich von dem Gang, der auf ihm liegt, durch eine glatte Ober - flaͤche, die man ein Saalband nennet, unterſcheidet und abloͤſet. Wann dieſe Geſteine vor das wahre Hangende, oder das Liegende gehalten werden ſollen; So muͤſſen die in ihnen befindliche Abloͤſungen und Spaltungen, die man Schlechten nennet, quer gegen das Streichen oder die Laͤnge des Ganges laufen: Denn ſo lang dieſes noch nicht iſt, und die Schlechten ſtreichen mit dem Gang noch parallel; So lang kan man auch ein dergleichen Geſtein vor kein wahres Hangendes oder Liegendes halten, ſondern vor ein mit und auf dem Gang ſtreichendes Geſtein, das demſelben zugehoͤret.
Die Gaͤnge in dieſen Gruben ſind hauptſtreichend, und gehen zu Feld: Denn ſie erſtrekken ſich auf eine groſe Weite in die Laͤnge. Auſer den ſchon angefuͤhrten all - gemeinen haben ſie noch viele beſondere Beſtimmungen, die nach den Gegenden, worin - nen ſie liegen, ſehr verſchieden ſind. Damit ich nichts verſaͤume, was zu ihren einzeln Beſtimmungen gehoͤret: So will ich ſie nach einander etwas genauer beſchreiben. Der Gang auf dem Burgſtaͤdterzug iſt uͤber 900 Lachter uͤberfahren. Er hengt mit dem zellerfeldiſchen zuſammen, der ½ Stunde weiter gegen Abend liegt, wovon ich in dem folgenden Stuͤk handele. Seine Maͤchtigkeit erſtrekt ſich auf ¼, 1, 10, 15 bis 20 Lachter, doch da, wo er am maͤchtigſten iſt, in dem eliſabether und dem margrether Schacht, da iſt er ausgehauen. Er faͤlt nach Mittag von der Horizontlinie ab, mit der er einen Winkel von 50, 60, 70 und 80 Graden machet. Jn die Teufe ſezt er bei 205 Lachter mit guten Anbruͤchen nieder, wobei die Gewinnungs - und die Foͤrderungs - koſten ſchon zu ſchwer werden. Er ſtreicht in der 9ten und in der 10ten Stunde, under153von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. er macht in dieſem ſeinem Streichen wenige Veraͤnderungen. Das Gebirg, das er bei ſich fuͤhret, welches man das Ganggebirg nennet, beſtehet eines Teils aus einem blauen lettigen und wuͤrfelichten Geſtein, andern Teils aber aus Spaht. Er fuͤhret nur ab - und zuwechſelnd Erz, das in ihm vertruͤmmert lieget, und bald maͤchtig, und bald ſchmahl iſt. Die Gruben auf dem Roſenhoͤferzug ſtehen nicht auf einem, ſondern auf verſchiedenen Gaͤngen, die nach den Nahmen der Gruben genennet werden. Der erſte iſt der ſo genante eigentliche roſenhoͤfer Gang, der uͤber 1000 Lachter fortſezzet, und bis 4 Lachter maͤchtig iſt. Er faͤlt gegen Mittag, und 50, 60, 70 bis 80 Grade. Jn die Teufe ſezt er bei 256 Lachter. Er ſtreicht in der 8ten Stunde, worinnen er we - nige Veraͤnderungen machet. Das Ganggebirg, das er fuͤhret, beſtehet aus einem ſchwarzen ſchieferichem Geſtein, und aus Spaht. Er fuͤhrt ebenwol nur ab - und zu - wechſelnd Erz. Die Erze ſchneiden ſich alſo zuweiln ab, man nimt iedoch aber an ihnen niemals eine gaͤnzliche Verklemmung wahr. Den andern Gang auf dieſem Zug, wor - auf die Zilla bauet, nent man den braunen lilier Gang. Es beſizt auch dieſer die Eigenſchaften des vorigen, er iſt aber darinnen von ihm unterſchieden, daß er nur 60 Grad faͤlt, und nicht uͤber 185 Lachter niederſezzet. Einen noch andern Gang auf die - ſem Zug nent man den altſeegner Gang. Es bauen auf ihm der Alte - und der Sil - berſeegen, der Willegottes, und das Himmeliſcheheer. Er beſizt die vorigen Eigenſchaften, doch ſezt er nur 165 Lachter in die Teufe, zu dem Hangenden und dem Liegenden aber hat er ein graues Geſtein (§. 23.). Es gehen einige von dieſen Gaͤngen gegen Morgen zu Tag aus, da wo aber dieſes geſchiehet, da trift man entweder einen blauen Letten, der bald maͤchtig und bald ſchmahl, und oͤfters nur einen Meſſerruͤkken dik iſt, oder wirkliches Erz an.
Man machet ſich bei den Gaͤngen an dieſem Ort alsdann Hofnung zu guten Anbruͤchen, wann ſich viele Spahte und Druſen anlegen, wovon die leztere eine ungleiche aufgethuͤrmte, zuweiln aber auch eine wuͤrfelichte Oberflaͤche haben.
Das Sonderbare, welches man an den Gaͤngen bemerket, iſt dieſes: Daß die ſchmahlen Gaͤnge an dem Haarz reiche, die maͤchtige aber arme Erze fuͤhren. Zu den erſtern zaͤhlet man die Roth - und Weisguͤlden -, zu den leztern aber alle arme Silbererze, und Glanze, die an dem Blei reich ſind.
Da die Gaͤnge nicht viel uͤber 300 bis 400 Lachter in die Erde ſezzen, der halbe Durchmeſſer der Erde aber nicht mehr, als 860 teutſche Meilen betraͤgt: So begreift man auch gar leicht, daß die Gaͤnge nur in der aͤuſern Rinde der Erde verborgen liegen, ſo gros uns auch die Teufen der Schaͤchte vorkommen, die man auf ihnen abſenket. Es iſt dieſes hierbei zugleich merkwuͤrdig, daß die Gaͤnge in der Mittelteufe, in 80 bis 100 Lachter, am maͤchtigſten und edelſten ſind. Bei dieſen gegen die Dikke der Erde ungemein kleinen Teufen der Gruben werden wir alſo die Hahnen der An - tipoden noch nicht kraͤhen hoͤren, wie ſich die Einfalt traͤumen laͤſſet.
Es beſtehen auch dieſe Werke aus Gaͤngen, die in einem ſehr feſten Geſtein liegen. Man trift alſo auch hier nur drei Minerallagen an, naͤmlich das Hangende, den Gang ſelbſt, und das Liegende. So wol das Hangende, als das Liegende iſt ein ſchwarz - graues feſtes ſchieferiches Geſtein, das ein grobes und ſplitteriches Gewebe hat. Die Gaͤnge ſuͤhren, an ſtatt des Ganggebirges, Quarz und Spaht, und 1, 2, und 3 fin - germaͤchtige Rothguͤldenerze, die eingeſprengt ſind. Sie hengen meiſten Teils mit dem Hangenden und dem Liegenden zuſammen, und darum fuͤhren ſie kein Saalband, ſon - dern ſie ſind angewachſen. Bei denen, worauf zugleich Kupfererze brechen, muß man iedoch eine Ausnahme machen: Denn dieſe fuͤhren ein Saalband, von dem man ie zuweiln in der Sprache der Bergleute ſaaet, der Gang fuͤhret einen Harniſch, wann er eine feine und glatte Abloͤfung hat. Bei denen Gaͤngen, die Roth - und Weisguͤl - denerz fuͤhren, iſt die Maͤchtigkeit nicht gros: Denn ſie ſind oͤfters nur ⅛ Lachter und 12 Zoll maͤchtig. Die Maͤchtigkeit der Gaͤnge, auf welchen Kupfererze brechen, erſtrek - ket ſich hingegen auf etliche Lachter (§. 24. 2te Anm.). Sie ſtreichen bei 1000 Lachter in das Feld, und ſezzen 100, 200, 300, und wer weis es genau, wie viel Lachter tief in die Erde. Jhr Fallen iſt inzwiſchen ſehr ſeiger: Denn ſie fallen mehrenteils 70 und 80 -, der Gang auf dem Jacobsgluͤk aber nicht viel uͤber 45 Grad. Einige unter die - ſen Gaͤngen ſezzen mit einem braunen Mulm, der Silber haͤlt, und mit Spaht zu Tag aus, andere aber nehmen erſt in der Erde ihren Anfang. Man bemerkt dieſes als etwas beſonderes, daß dieſe Gaͤnge da an dem edelſten ſind, wo ein Geſchiebe mit einem glat - ten Saalband von der Seite zu ihnen komt. Uiber dis ſpuͤhret man aber auch ferner, daß die Erze da reicher ſind, wo die Gaͤnge druſigt werden.
Der alte St. Andreasſchacht war ehemals der tiefſte unter den Schaͤchten an dieſem Ort. Er hatte eine Teufe von 270 Lachter erlanget, aus der man die Erze nicht mehr durch Kuͤnſte mit Vorteil herausſchaffen konte. Er blieb daher, zumal da er mehrenteils ausgehauen ware, liegen. Vielleicht geſchiehet es, daß die Waſſer die zuruͤkgelaſſene Hoͤhlungen wieder mit Erz aufuͤllen, weil ſie geſchikt genug ſind Metallteilchen in ihren Zwiſchenraͤumgern zu beherbergen.
Jch will die beſondere Umſtaͤnde, die bei dieſem oder ienem Gang in Erwegung kommen, nunmehr auch erzaͤhlen. So wol der Gang auf dem Samſohner - und dem Catharinaneufanger -, als dem Gnadegottesſchacht ſtreicht gegen Morgen, und wirft ſeine Doniege, die ſchiefe Abweichung von dem Horizont, nach Mitternacht. Ein eben dergleichen Streichen und Fallen haben aber auch die Gaͤnge auf dem Andreaskreuz,dem155von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. dem Jacobsgluͤk, und dem Silberbaͤr. Der Gang auf der Engelsburg ſtreicht gegen Mittag, ſeine Donlege aber wirft er gegen Abend. Jn dem auswaͤrtigen Zug ſtreicht der Gang auf dem Seegen des Herrn gegen Morgen, die Donlege aber wirft er gegen Mittag, der neue weintrauber Gang faͤlt gegen Morgen, und ſtreicht nach Mittag, der Gang auf dem Weinſtok und dem Theuerdank ſtreicht hingegen nach Mittag, und faͤlt gegen Abend. Die Gaͤnge auf der Felicitas und dem Koͤnig Ludwig, auf dem Prinz Maximilian, und dem Gluͤkauf ſtreichen endlich nach Morgen, und fallen nach Mitter - nacht. Das Hangende und das Liegende iſt ſehr feſt. Die Gaͤnge ſchmeiſen ſich nicht nur gar oft aus ihren Stunden, ſondern ſie machen auch in dem Fallen verſchiedene Veraͤnderungen.
Die Kupfergaͤnge in dieſer Gegend fuͤhren zu dem Hangenden ein roͤthliches, zu dem Liegenden aber ein blauliches Lebergeſtein. Die Gaͤnge an ſich ſelbſt, und die auf ihnen brechende Erze, die gelb - und gruͤnlich ſind, liegen in einem weiſen, manchmal aber auch in einem roͤthlichen ſpahtigen und quarzigem Sand. Sie ſtreichen wol 1000 Lachter in das Feld, ſie fuͤhren aber nicht ſtets einerlei Metall. Sie ſezzen 50, 60, 80, 100 und mehr Lachter mit Erzen nieder. Jhre Maͤchtigkeit erſtrekt ſich auf 1, 2, 3, 4, 5, und 7 Lachter. Jhr Streichen iſt faſt nach allen Weltgegenden gerichtet, mehren - teils aber ſtreichen ſie in der 9ten und 10ten Stunde. Jhr Fallen gehet hingegen bald gegen Mitternacht, und bald gegen Mittag. Das Streichen veraͤndern ſie gar oft. Nicht ſelten machen ſie aber auch aus dem Hangenden Liegendes, und aus dem Liegen - gen Hangendes, da man dann zu ſagen pfleget, der Gang faͤlt wiederſinnig. Auſer dieſem nimt man ferner noch dieſes an ihnen wahr, daß es alsdann bald Erze gibt, wann ſich ein brauner Spaht, oder ein gelblicher roſtiger Sand auf ihnen anleget: Wann fich hingegen dieſe Bergarten wieder verliehren, und der Spaht und Sand wird rauh und quarzig; So ſchneiden ſich auch die Erze bald wieder ab.
Bei denen §. 19. gemeldeten Schiefern trift man von Tag an bis auf das Floͤz ein kalkigtes Gebirg an. Die unter ihm liegende Schiefern, die das Floͤz ausmachen, ſind 18, 20 bis 24 Zoll hoch, ſie ſind aber nicht alle edel: Denn es haben nur dieienige einen ſchmelzwuͤrdigen Gehalt, die zart und ſchwarz ſind, und die, welche eine braune Farbe, und gruͤne und blaue Flekgen haben, welche nur 2 bis 3 Zoll hoch ſind. Das Liegende, das man auch die Sohle nennet, iſt von einer beſondern Art. Es iſt ein kurz - wuͤrfelichtes kalkartiges gelbgraues Geſtein.
U 2Anmer -156Das neunte StuͤkDas Geſchik und die Art der Schiefern iſt eben ſo beſchaffen, wie zu Haingruͤndan in der Grafſchaft Buͤdingen, wo man ein Schieferwerk antrift.
Auf der neuen Kupferroſe (§. 19.) trift man eben das Hangende und das Liegende an, das ich §. 25. ſchon beſchrieben habe. Von den uͤbrigen Umſtaͤnden des Ganges in dieſem Schacht, kan man um deswillen noch nichts ſagen, weil erſt 14 Lachter auf ihm abgeteuft ſind.
Jch habe in den vorhergehenden §. §. natuͤrliche Kennzeichen angegeben, wobei man ſich auf gute Anbruͤche Hofnung machen kan. Dieſes iſt aber noch nicht genug, wir muͤſſen auch unter der Erde Geſpenſter haben, die zukuͤnftige Dinge bedeuten, welche entweder gut oder boͤs ſind. Man muß ſich alſo nicht wundern, wann ſich der Bergmann auch alsdann auf einen guten Anbruch Rechnung machet, wann ſich das Bergmaͤnlein an dieſem oder an ienem Ort ſehen laͤſſet, welches ein Geſpenſt von einer beſondern Art iſt, das nur unter der Erde ſeine Rolle ſpielet. Es muß recht artig ausſehen, wann dieſes Geſpenſt in der Geſtalt eines kleinen Bergmannes, mit einem fuͤrchterlichen Gedonner, bei ſeinem hellſchimmernden Grubenlicht, vor entfernten ſchwarzen Oertern arbeitet. Noch angenehmer aber muß den Bergleuten der Gedanken ſein, wann ihre betaͤubte Ein - bildungskraft ganz gewis, und bis zu dem Grabe weis, daß ihnen ihre Steiger ſo gar in der Grube erſcheinen, wann ſie doch wirklich zu Haus ſind. Die Thorheit hat noch nicht ganz bei dem Reich der Vernuͤnftigen Abſchied genommen: Wer vermag aber dieſe eingewurzelte Schwachheiten zu heilen?
Die Bergwerke und die in ihnen ſo tief unter der Erde verborgene Schaͤzze werden durch Muth - maſungen, die aus der Erfahrung hergehohlet ſind, und durch ohngefaͤhre Zufaͤlle entdekket, die oͤfters gar ſelten ſind. Man will dieſelbe inzwiſchen auch gar oft durch die Wuͤnſchelruthe ent - dekken, welche ein Jnſtrument iſt, das zu allen Zeiten unter den Hoch - und den Tiefgelehrten gar vielen Streit verurſacht hat. Man glaubet, wie einige vorgeben, daß ſie eine Gemeinſchaft mit den Metallen in der Erde hat, und daß dis die Urſache iſt, warum ſie da nach der Erde ziehet, wo Mineralien verborgen ſind. Wer kein Fremdling in der Naturlehre iſt, der wird auch gar leicht begreifen, daß ihr Ziehen nach der Erde in den Regeln der Elaſticitaͤt gegruͤndet iſt, das ſich aller Orten, und auch da aͤuſern muß, wo keine Mineralien ſind, wann man die Ruthe nur unter einerlei Umſtaͤnde bringet, die ich izzo nicht ausfuͤhren kan, weil ich mir ein anderes Ziel vorge - ſtekt habe. Wann daher durch die Wuͤnſchelruthe Bergwerke ausfuͤndig gemacht werden: So trift dieſes nur von ohngefaͤhr zu, weil man dieſelbe gemeiniglich in den Gegenden ausgehet, wo man ſich ohnehin muthmaslich auf Erze Rechnung machen kan. Man muß ſich alſo uͤber die recht ſehr verwundern, die ſchlechterdings glauben, daß die Wuͤnſchelruthe mit den Metallen in der Erde eine gewiſſe Gemeinſchaft hat. Wie ſchwach ſind die nicht, die nach der Angabe der Ruthengaͤnger Schaͤchte niedermachen laſſen! Thomaſius war vermoͤgend vielen Menſchen den Gedanken der Hexerei zu entreiſen, ob man aber dieſe Thorheit aus dem Weg raͤumen kan, daran zweifle ich noch gar ſehr.
Die Mineralien, die in dieſen Bergwerken gewonnen werden, laſſen ſich unter fol - gende Klaſſen bringen. Man findet naͤmlich
Alle Mineralien, die ich zuvor erzaͤhlt habe, koͤnnen durch das Feuer in dem Klei - nen auf ihren Gehalt probieret werden, da man dann die Verhaͤltnis zwiſchen den me - talliſchen und den erdigen Teilchen zu beſtimmen ſuchet. Bei dieſen Verſuchen erfaͤhrt man aber, daß die Stuferze von dem Burgſtaͤdterzug 4, 5, 6, 7, 8, 12, und 13 Loth Silber, und 30 bis 40 Pfund Blei, die von dem Roſenhoͤferzug hingegen nur 2 bis 4 Loth Silber, aber eben ſo viel Blei halten. Jn dem Durchſchnitt halten dennoch die erſtere, wann man eine Sorte in die andere rechnet, 6 -, die andere aber nur 3 Loth Silber, beide Arten hingegen 35 Pfund Blei. Dieſe Erze halten uͤbrigens an Kupfer wenig oder gar nichts.
Jch halte es nicht vor noͤtig, daß ich zeige, wie man bei dem Probieren dieſer Erze verfaͤhret, weil ich nichts Beſonderes dabei wahrnehmen kan. Wie man dergleichen Erze probieren ſoll, das zeigen die Probierbuͤcher. Jch habe in meiner Abhandlung von der Zubereitung und der Zugut - machung der Kupfererze zugleich auch von dieſen Proben gehandelt.
Die Mineralien, die in denen Gruben in dieſer Gegend gewonnen werden, kan man in folgende Klaſſen einteilen. Es brechen naͤmlich in denſelben:
Man probieret auch dieſe Mineralien in dem Kleinen, und man findet, daß die Rothguͤldenerze 20 bis 100 und mehr -, ia manchmal wol 180 -, die Weisguͤldenerze aber nur 2, 3 bis 4 Mark Silber, und 20, 26 bis 28 Pfund Kupfer halten, welchen Kupfergehalt dann auch die Gelbekupferze haben. Die Bleiglanze halten hingegen nur 4 Loth Silber, und 40 bis 50 Pfund Blei. Man leſe im Mehreren die Anmerkung des 31. §.
Die Mineralien, die in dieſen Gruben gewonnen werden, beſtehen:
Der Gehalt aller dieſer Erze iſt folgender. Die Gelbekupfer halten in dem Durch - ſchnitt 30 -, die Glaserze 40 -, die blaͤuliche und violetroͤthliche Kupferze aber, welche dem eigentlichen Glaserz gleich ſind, 70 bis 80 Pfund Gaarkupfer. Die Glanzerze halten 3 bis 4 Loth Silber, und 40 Pfund Blei. Die Schiefern werden nicht leicht im Kleinen probieret, dem Anſehen nach halten aber dieſelbe 2 Pfund Gaarkupfer.
Da die Gaͤnge in einem feſten Geſtein liegen, und in eine merkliche Teufe niederſezzen, wobei ſie ſehr maͤchtig ſind (§. 23. und 24.): So iſt der Grubenbau nicht nur wegen der Gewinnung und der Foͤrderung der Mineralien, ſondern auch wegen der Verzimmerung, weil die Schaͤchte lang gehen, ſehr koſtbar und beſchwerlich. Er iſt auch uͤberdis ſehr weitlaͤuftig: Denn man zaͤhlet bei dieſen Werken folgende Schaͤchte, die noch in dem Gang ſind:
Weil die Gaͤnge, wegen dem auf ihnen brechenden Ganggebirg, in dem die Erze vertruͤmmert liegen, ſehr feſt ſind (§. 23. und 24.): So koͤnnen auch die Erze auf keine andere Art, als durch das Schieſen gewonnen werden. Man gebrauchet alſo ſehr ſelten, und nur alsdann Schlaͤgel und Eiſen, wann die Schuͤſſe das Geſtein losgeho - ben haben. Zu der Gewinnung der Erze bedienet man ſich uͤberhaupt der Firſten - und der Stroſſenarbeit. Man hat bei dieſer Vorrichtung einen groſen Vorteil: Denn da man dabei viele Leute auf einen Bau legen, und die Stroſſen und Firſten ſehr gut ver - zimmern kan; So iſt man auch vor allem Einſturz ſicher. Es ſind dieſe Arbeiten faſt eben ſo vorgerichtet, wie zu Goslar an dem Unterhaarz, wovon ich §. 16. in dem 8. Stuͤk gehandelt habe. Man bemerket dabei inzwiſchen noch einigen Unterſcheid. Sol -len165von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. len naͤmlich die Erze ſtroſſenweis weggenommen werden: So faͤhrt man 1. von a bis b, Taf. VII. fig. 21, etliche Lachter in die Laͤnge, und, ie nachdem der Gang maͤchtig iſt, auf das hoͤchſte drei Lachter in die Breite auf, und ſchieſet die Erze und die Berge in dieſem Raum heraus; 2. Von b. bis c. machet man ein Geſenk nie - der, das auf dem roſenhoͤfer Zug, wo es feſt iſt, nur 1 -, auf dem Burg - ſtaͤdterzug aber, wo der Gang gobrecher iſt, 2 Lachter tief iſt; 3. Aus dieſem Ge - ſenk faͤhrt man wieder etliche Lachter nach d, und ſo lang auf, als Erze auf dieſer Sohle ſind, oder eine Stroſſe geſchwinder oder langſamer gehen ſoll, als die andere; Hierauf 4. ſenket man wieder bis e. ab, und faͤhrt alsdann, ſo lang man Anbruͤche hat, bis f, und bis in das unter dieſen Stroſſen ſtehende Ort, oder in ein dahinter befindliches Geſenk oder Uiberſichbrechen auf, wann es an Wetter - und Waſſerloſung mangeln ſolte, und das Waſſer nicht uͤber die Stroſſen gepfuͤzt, oder die Foͤrderung gehoͤrig be - ſtritten werden koͤnte. Wann man ſolchergeſtalt mit dieſen Stroſſen an das Ende ge - kommen iſt; So hauet man die Erze von hinten her, oder ruͤkwaͤrts nach dem Schacht zu in dieſer Hoͤhe bis auf die Sohle e. f. unter ſich ſtroſſen - oder ſtufenweis heraus, wobei man dann viele Leute auf dieſen Bau legen kan: So bald aber dis geſchehen iſt; So ſezt man, wie ich bei g. vorſtelle, gleich unter der Teufe der Sohle e. f. wie - der an, und faͤhrt bis c, von c nach h, von h nach e, und ſo weiter auf, wobei man dann die Stroſſen ruͤkwaͤrts nach dem Schacht wieder heraus hauet, die zwiſchen die - ſen beiden Stroſſen ſtehen gebliebene Erze aber durch Huͤlfe neuer Gefenke eben ſo, wie zuvor, mit Stroſſen gewinnet, wann man nicht gleich wieder unter der Stroſſe a, und wirklich bei g ſo angefangen hat, daß die neue Stroſſe ſtets an die Berge der ausge - hauenen anſtoͤſet, wobei man aber mehr aus dem Ganzen arbeiten muß, und die Vorteile bei der ſchon vorhin auf die Hoͤhe b. h vorgerichteten Stroſſenarbeit verlieh - ret. Man nimt alſo die Erze ſtets ſtufenweis von oben herunter heraus, wobei man a. b. die Sohle, b. c. aber den Stos, oder die Stroſſe zu nennen gewohnt iſt. Wann die Erze im Gegenteil firſtenweis gewonnen werden: So faͤhret man 1. von i bis nach k in der vorigen Maaſe auf, und ſchieſt die Erze in dieſem Raume heraus; 2 Man macht alsdann von k nach l ein Uiberſichbrechen, das ein Lachter hoch iſt; 3. Von l bis m faͤhret man wieder einige Lachter auf; Hierauf bricht man 4. wieder von m nach n in die Hoͤhe; Und faͤhrt ſodann 5. wieder nach o und ſo weiter auf, wobei man dann ebenwol viele Leute in den Stoͤſen der Firſten, oder in den Uiberſichbrechen anſtellen, und die gewonnene Erze entweder durch eine Rolle herunterſtuͤrzen, oder gleich durch einen Schleppſchacht, oder einen ſo genanten Bremer nach den obern Strekken foͤr - dern laſſen kan. Jſt man mit dieſer Arbeit zu Ende: So faͤngt man wieder vorn bei p. oder auch bei k an, und verfaͤhrt eben ſo, wie vorher. Es werden demnach die Erze bei der Firſtenarbeit eben ſo, wie bei der Stroſſenarbeit, ſtufenweis, nur aber mit dem Unterſcheid weggenommen, daß die Erze bei dieſer von oben herunter, bei iener aber von unten hinauf gewonnen werden. Man kan indeſſen die Stroſſen auch eben ſo vorrichten, wie die Firſten, indem man naͤmlich von i nach k, l, m, n und o auf - faͤhrt, und alsdann die darunter ſtufenweisſtehen gelaſſene Erze mit Stroſſen unter ſich in dieſer Hoͤhe heraushauet, und ſo ſtets eine nahe unter der andern anfaͤngt. Wann es die Um - ſtaͤnde bei alle dieſem erheiſchen, daß man mit dem Stroſſen - oder dem Firſtenbau nichtX 3ſo166Das neunte Stuͤkſo weit auffahren will, als man Erze hat: So kan man, vermoͤge ihrer Vorrichtung, bei welcher die Erze ſtets ſtufenweis weggenommen werden, die hinter oder uͤber den Stroſſen ſtehen gebliebene Erze wieder durch Firſten, die hinter oder unter den Firſten gelaſſene Erze aber wieder durch Stroſſen gewinnen. Man faͤngt uͤberdis den Stroſſen - und den Firſtenbau an dem Ort an, wo man ſchon einen Stos, und denſelben nicht erſt zu machen noͤtig hat, welches gemeiniglich in den Schaͤchten geſchiehet, wann kein Bruch zu beſuͤrchten ſtehet. Die taube Bergarten, die man Berge nennet, welche in denen Stroſſen und Firſten gewonnen werden, verſtuͤrzt, oder verſezzet man in die ausgehauene Raͤume. Dieſes Verſezzen der Berge geſchiehet aber dergeſtalt, daß man die Berge aus denen Stroſſen uͤber ſich, auf den naͤchſten Kaſten, wovon ich §. 41. handele, die aus denen Firſten aber unter ſich in die ausgehauene Raͤume verſezzet. Die ſaͤmtliche Hoͤhlungen, die man auf denen Gaͤngen machet, werden alſo wieder verſtuͤr - zet. Dabei erhaͤlt man aber einen doppelten Vorteil: Denn man hat einmal nicht noͤtig, daß man die Berge zu Tag foͤrdert, es wiederſtehen aber auch dieſelbe vor das andere zugleich dem Druk des Hangenden und des Liegenden.
Die Erze werden in denen Stroſſen und Firſten in dem Schichtlohn gewonnen. Eine Schicht dauret aber 8 Stunden: Es ſind alſo 24 Stunde in drei gleiche Teile geteilet, die man drei Drittel nennet. Es arbeiten daher die Bergleute von des Mor - gens 4 Uhr, nach gehaltenem Gebaͤt in dem Zechenhaus, bis des Mittags um 12 Uhr, da alsdann andere anfahren, die bis des Abends um 8 Uhr arbeiten, welche von noch andern abgeloͤſet werden, die dann wieder bis des Morgens 4 Uhr, da der erſtern ihre Arbeiten wieder anfangen, fortarbeiten. Man teilet die Bergleute in Bohr - und in Stroſſenhaͤuer, die auf den Stroſſen arbeiten, in Anſchlaͤger, welche die Erze in der Grube ausſuchen und ausſcheiden, in Holzarbeiter, die das Holz vorrichten, und in Gedinghaͤuer, die in den Schaͤchten, und vor den Oertern arbeiten. Die Bohr - und die Stroſſenhaͤuer, die Anſchlaͤger, und die Holzarbeiter bekommen in einer Schicht 5 Mariengroſchen, bei dieſem Lohn aber muͤſſen die beide erſte in einer Schicht, ie nach - dem es feſt iſt, 45, 48 bis 60 Zoll unter ſich, und in dem Naſſen 30 bis 40 -, in dem Trokkenen aber nur 20 bis 24 Zoll uͤber ſich bohren. Denen Gedinghaͤuern verdingt man im Gegenteil nach der Laͤnge, der Breite, der Hoͤhe und der Feſtigkeit eines Ortes, und zwar dergeſtalt, daß einer die Schicht 5 Mariengroſchen bekomt. Das Foͤrdern, das Anſchlagen, das Stuͤrzen, und alle andere Nebenarbeiten geſchehen von den er - wehnten Bergleuten in den Nebenſchichten, die nur 6 Stunden lang ſind, und mit 4 Mariengroſchen bezahlt werden. Das Pulver, das Geleuchte, und das Gezaͤhe wird dieſen Leuten neben ihrem Lohn noch beſonders aus der Bergcaſſe gereichet. Die Erze und die Berge werden durch Karn, die man hier Sturzkarn nennet, an den Schacht und in die Fuͤlloͤrter gelaufen, da ſie dann angeſchlagen, und zu Tag gefoͤrdert werden, welches durch Haspel und durch noch andere Maſchinen geſchiehet, wovon ich in dem folgenden zweiten Kapittel mehr reden werde.
Da die Gruben mit vielen Waſſern angefuͤlt, und ſehr tief ſind (§. 3. und 36.), folglich viele Treib - und Waſſerkuͤnſte auf ihnen einſchieben: So muͤſſen auch dieſelbe ziemlich gros ſein. Es ſind aber die meiſte Schaͤchte 4 Lachter lang, und 1 ½ Lachter breit, deren eines 6 Fus 8 Zoll ausmacht. Durch dieſe ſo groſe Schaͤchte wird dem Druk des Ge - ſteines zu beiden Seiten des Schachts ſehr viel Luft gemacht: Weil nun die Schaͤchte ganze Jahrhunderte gehen; So muͤſſen dieſelbe auch ſehr gut, und recht dauerhaft verzimmert werden, worin der haarzer Bau vor allen andern einen ſehr groſen Vor - zug hat. Man verzimmert aber in den langen Seiten des Schachts, die man die lan - ge Stoͤſe nennet, mit den Joͤchern a. a, Taf. VII. fig. 22, wobei Joch auf Joch, oder Schrot auf Schrot lieget, in den kurzen Stoͤſen hingegen mit Wandruthen b. b, die an die Tragſtempel c. c. angeſtoſen ſind, welche in das Geſtein hinein - und in Buͤhn - loͤchern liegen, damit ſich das Gezimmer nicht ſezzen koͤnne. Zwiſchen die Wandru - then ſchlaͤget man Stempel d. d, damit ſich der Schacht nicht zuſammen drukken koͤn - ne, welche man nach der Gegend ſchief oder ſtreb ſtellet, wo das Geſtein den ſtaͤrkeſten Druk hat. Damit ſich aber auch das Geſtein in den kurzen Stoͤſen zwiſchen dieſen Stempeln nicht herein drukken moͤge: So treibet man halbe Schahlen, oder ganze runde Pfaͤhle e. e, die 3 bis 4 Zoll dik und ein Lachter lang ſind, hinter die etwas ſtaͤrkere ſchiefliegende Querhoͤlzer f. f, die 6 Zoll dik ſind, welches man eine Pfaͤndung zu nennen gewohnt iſt. Die Pfandkeile, die zwiſchen die Joͤcher und die Wandru - then gekeilet werden, damit keine leere Raͤume uͤbrig bleiben, fondern alles ausgefuͤlt ſeie, und dicht an einander liegen moͤge, beſtehen in kleinen Kloͤzzern, die ſich in dieſer Figur mit Deutlichkeit nicht vorſtellen laſſen. Die Wandruthen in der Mitte des Schachtes ſind von eben der Beſchaffenheit, wie die, die man an den beiden Enden, oder in den kurzen Stoͤſen vorrichtet. Man gebrauchet nur bei ihnen keine Pfaͤndung mit Pfaͤhlen. Sie dienen dazu, daß man den Fahr - von dem Ziehſchacht unterſchei - den, abſonderlich aber daß das Geſtein den Schacht in den langen Stoͤſen nicht zuſammen drukken moͤge. Man gebrauchet dieſe Zimmerung auch in den Geſenken und in kleinen Abteufen: Weil aber dieſe viel kleiner ſind; So iſt ſie auch viel leichter, man nimt naͤmlich viel duͤnneres Holz.
Jn denen Stollen, Strekken und Oertern, die in einem gebrechen Geſtein ſtehen, und vor dem Einſturz nicht ſicher ſind, verzimmert man mit Thuͤrſtoͤkken a. a, Taf. VII. fig. 23, mit einer Kappe, oder einem Unterzug b, mit Grundſohlen e. e, die man nach der Laͤnge leget, und mit Pfaͤhlen c. c. c: Damit aber die Blaͤtter d. d. von der tro - henden Laſt des Geſteines nicht entzwei gedrukt werden koͤnnen; So ſind dieſe Kap - pen, wie die Figur zeigt, dergeſtalt mit den Thuͤrſtoͤkken zuſammen geſchnitten, daß die ganze Dikke der Kappe auf die Thuͤrſtoͤkke zu liegen komt. Dieſe Thuͤrſtoͤkke, welche ſchreg geſtellet ſind, dienen dazu, daß ſich das Geſtein nicht von der Seite zuſammen geben koͤnne, die Kappen halten den Druk in der Firſte zuruͤk, die Grundſohlen ver -hindern,168Das neunte Stuͤkhindern, daß ſich das ganze Gezimmer nicht ſezzen -, die Pfaͤhle aber, daß das Geſtein zwiſchen den Thuͤrſtoͤkken und den Kappen nicht hereinfallen, ſondern an vielen Thuͤr - ſtoͤkken anliegen koͤnne.
Weil die Gaͤnge meiſtenteils flach oder ſchreg, und nicht ſenkrecht in die Erde fal - len, ein ſchreg - oder ſtrebſtehendes Holz aber einer den Einſturz trohenden Laſt am meh - reſten wiederſtehet: So wird auch auf denen Stroſſen mit ſchreg liegenden Stempeln a, die in das Liegende, in ein ſo genantes Buͤhnloch g, geleget ſind, mit dem wieder das Hangende angeſezten Anpfahl b, und den Pfaͤhlen c. verzimmert, welche Zimmerung ich Taf. VII. fig. 24. in dem Proſpekt zeige. Es wiederſtehen dieſe Stempel mit ihren Anpfaͤhlen dem gewaltigen Druk des Hangenden: Weil ſich dieſelbe aber auch nicht ſenken koͤnnen, indem ſie hierbei einen kleinern Raum einnehmen muͤſten, das der Na - tur der Sache zuwieder iſt; So kan ſich auch die auf einen ſo genanten Kaſten, bis an den naͤchſt oberſten geſtuͤrzte Laſt von Bergen (§. 37.) nicht ſezzen. Sie drukt im Gegenteil den Anpfahl noch mehr an das Hangende: Und da ſolchergeſtalt die uͤber einander geſchlagene Kaͤſten feſt hengen; So iſt man auch vor dem Hereinbrechen des Geſteins, und der Laſt, die auf den Kaͤſten ruhet, ſicher. Geſchiehet es inzwiſchen bei dieſer Verzimmerung, daß die Stempel in dem Fall zu ſchwach werden, wann ſie die Laͤnge dreier Lachter bekommen: So leget man unter dieſelbe eine Schwelle, oder eine Grundſohle d. e, auf dieſe aber ſtellet man Polze d. f, damit ſich die Stempel nicht zuſammen drukken, und entzwei brechen koͤnnen. Die Dikke der Stempel betraͤgt 2 - bis ⅜ Lachter, oder beinahe 30 Zoll. Je nachdem das Geſtein feſt oder gebrech iſt: So liegen dieſelbe 2 - bis ⅜ Lachter weit von einander. Die Anpfaͤhle ſind zwar von eben der Dikke, ſie ſind aber nur 12 - bis $$\frac{14}{8}$$ Lachter lang. Wann der Gang maͤchti - ger, als 3 Lachter iſt: So koͤnnen die Erze nicht auf einmal heraus genommen wer - den, weil ſich laͤngere Stempel beugen und entzwei brechen, und wann man ſie auch ſchon durch Polzen unterſtuͤzzet. Man muß daher bei ſo maͤchtigen Gaͤngen oftmal von vorn wieder anfangen, und neue Stroſſen aufhauen, die man neben ienen fort - treibet. Bei dieſen Stroſſen verzimmert man nun zwar auf die vorhergehende Art, man ſezt aber die Anpfaͤhle an die Berge, an den ſo genanten alten Mann, wobei dann die Stempel, an ſtatt die alte in dem Erz geſtanden, nunmehr in das Liegende zu ſtehen kommen.
An etlichen Orten iſt es auf dieſen Gaͤngen ſo feſt, daß man die Zimmerung nicht noͤtig hat: Damit man aber unter den alten neue Stroſſen faſſen, und die verſtuͤrzte Berge nicht herunter fallen koͤnnen; So darf man dieſelbe doch nicht weglaſſen.
Die Kaͤſten hengen zwiſchen dem Hangenden und dem Liegenden ſo feſt, daß man die Erze getroſt bis an die Stempel und Anpfaͤhle darunter wegſchieſen kan.
Die Verzimmerung in den Firſten iſt die leichteſte. Es wird in ihnen nur mit den Unterzuͤgen a, Taf. VII. fig. 25, und mit den Poͤlzen b. b. verzimmert. Sind die Unterzuͤge zu lang, und man fuͤrchtet, daß ſie entzwei brechen moͤgten: So unter - ſtuͤzzet man ſie noch einigemal mit andern Poͤlzen c. c. Wann die Erze aus einer Firſt heraus gehauen ſind: So reiſt man das Holz wieder weg, und ver - ſtuͤrzet den zuruͤkgelaſſenen Raum durch eine Fahrt, die man ſonſt auch eine Rolle nent, von oben herunter mit Bergen (§. 37.), da dann dieſe Berge auf der unterſten Sohle ruhen.
Das Holz wird teils durch Bremſen, die ich Taf. IIII. fig. 13. vorgeſtellet, und §. 20. in dem 8. Stuͤk beſchrieben habe, und teils durch Pferdegaipel, und durch Treib - kuͤnſte in die Grube gehengt.
Weil viele Kuͤnſte in die Gruben ſchieben, und verſchiedene Stollen angeleget worden, der Zug der Luft in den weiten Raͤumen auch eher befoͤrdert, als verhindert wird, und uͤberdis in dieſen Gebirgen keine faule Geſteine befindlich ſind: So entſte - hen auch bei dieſem Bergbau eben nicht oft boͤſe Wetter, die dem Bergmann fruͤhzeitig die Schwindſucht einhauchen, die er aber, vielleicht aus Liebe zu ſeinem Handwerk, die Bergſucht zu nennen pfleget, welche in einem ſtolpernden und kurzem Athem beſte - het, der an der ſich aufgeloͤſten Faͤulnis beſtaͤndig anſtoͤſet. Es erwuͤrgen dieſe boͤſe Wetter nicht ſelten den Bergmann, wobei die Einfalt glaubet, der Kobolt habe ihn getoͤdtet, weil man keine Verlezzung an ihm wahrnimt. Geſchiehet es inzwiſchen bei dieſem Bau, daß dieſer ſo gefaͤhrliche Feind, an dem einen oder dem andern Ort ein - faͤlt: So machet man ihm durch Durchſchlaͤge und Uiberſichbrechen einen freien Durchzug, damit man friſche Wetter in das Feld bekomt. Man gebrauchet alſo an dieſem Ort ſehr wenig Wettermaſchinen, und man bedienet ſich ihrer nur alsdann, wann man einen neuen Schacht abſinket, in welchem boͤſe Wetter einfallen. Was man unter den Durchſchlaͤgen, und Uiberſichbrechen verſtehet, das habe ich §. 21. in dem 8. Stuͤk ſchon gezeigt.
Die Gaͤnge ſind nicht beſtaͤndig edel (§. 24.), ſie fuͤhren aber auch in dem Han - genden und in dem Liegenden zuweiln noch Nebentruͤmmer, und dieſe ſind die Ur - ſachen, warum man an dieſem oder an ienem Ort, wo man ſich aus Gruͤnden, die man aus der Erfahrung herhohlet, warſcheinlicherweis zu guten Anbruͤchen Hofnung machen kan, Such - und Feldoͤrter aufhauet, die man in das Hangende und in das Liegende, oder auf dem Gang treibt. Man treibet dieſe Oerter, womit man zum voraus neue Anbruͤche zu erſchroten ſuchet, aus der Bergbaucaſſe. Damit man aberYdie170Das neunte Stuͤkdie Zimmerung erſpahren moͤge: So treibet man dieſe und alle andere Oerter auf den Gaͤngen, ſo viel moͤglich und zutraͤglich iſt, und wann es auch durch Umbruͤche geſche - hen ſolte, in dem Liegenden, und nicht auf dem Gang fort. Man muß hierbei ieden - noch aber zugleich auch die Nebenumſtaͤnde in Erwegung ziehen, und insbeſondere uͤberlegen, ob die Feſtigkeit des Geſteins nicht mehr Koſten verurſachet, als die Ver - zimmerung, wann man auf den Gaͤngen auffaͤhret?
Gleich zu Anfang will ich mich bei dieſem Bergbau auf das beziehen, was ich ſchon §. 36. geſchrieben habe: Es iſt naͤmlich auch dieſer Bau ſehr koſtbar und be - ſchwerlich. Die Gruben, die in dem Gang ſind, habe ich §. 15. ſchon bemerket. Jch erinnere alſo nur noch ſo viel, daß ſie ſich in eine Teufe erſtrekken von 100 und 200 Lachter.
Es iſt auf den Gaͤngen in dieſer Gegend ſehr feſt, und dieſes iſt die Urſach, war - um alles durch Schieſen gewonnen werden muß. Man bohret aber Loͤcher, die 4 - bis ⅝ Lachter tief, und 1½ Zoll weit ſind, denen man dann ½ Pfund Pulver gibt. Schlaͤ - gel und Eiſen gebrauchet man alſo nur alsdann, wann der Schuß das Geſtein losge - hoben hat. Man treibet auch hier lauter Stroſſen und Firſtenarbeit, die ich §. 37. beſchrieben habe, in den Stroſſen machet man aber die Stoͤſe nur ¾ bis ein Lachter hoch. Der Firſtenarbeit bedienet man ſich nur allein auf der Engelsburg, und auf der Felicitas, in allen uͤbrigen Gruben aber hat man lauter Stroſſenarbeit vorgerichtet.
Die Arbeiten, die Schichten, und die Loͤhne der Bergleute ſind eben ſo beſchaffen, wie zu Klausthal (§. 38.). Nur die Gedinghaͤuer, welche die Woche auf drei Guͤlden ſtehen, nennet man dahier Schramhaͤuer. Man pfleget ihnen auf ¼ Lachter lang, ½ Lachter weit, und 1 Lachter hoch zu verdingen, wovor ſie dann, ie nachdem das Ge - ſtein feſt iſt, 20 bis 30 Guͤlden bekommen.
Die Verzimmerung in den Schaͤchten, den Oertern, den Stroſſen, und den Fir - ſten iſt von der Art, wie zu Klausthal, wovon ich §. 39. 40. 41. und 42. gehandelt habe. Man gebrauchet dieſelben inzwiſchen, weil es auf dieſen Gaͤngen feſter iſt, als wie in dem Klausthaliſchen, nicht ſo oft, und in den Stroſſen iſt ſie um deswillen indem171von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. dem Holz viel ſchwaͤcher, als wie an ienem Ort, weil man alle zwei Lachter Kaͤſten ſchlaͤget, und die Weiten, wegen den ſchmahlen Gaͤngen, viel kleiner ſind. Jm Meh - reren leſe man, ſo viel auch dieſen Bau angehet, den 43. 44. und 45. §.
Da die meiſte Erze an dieſem Ort zwiſchen dem Hangenden und dem Liegenden in dem Sand brechen (§. 27.): So iſt auch der Grubenbau etwas beſchwerlich. Die Schaͤchte, die in dem Gang ſind, habe ich §. 19. ſchon angezeigt. Jch bemerke alſo nur noch ſo viel, daß ihre Teufen 50, 60, 70, 80, und 100 Lachter betragen.
Die Arbeiten, die Schichten, und die Loͤhne der Bergleute ſind auch hier nicht merklich von den klausthaliſchen verſchieden. Es bekomt ein Bergmann die Woche einen Guͤlden Lohn, und noch einen Guͤlden Gedinggeld, wobei ihm dann woͤ - chentlich noch 8 Loth Unſchlitt gereicht werden, wovon der Steiger das 8te Loth vor das Auswiegen zu ſeinem Geleucht behaͤlt.
Die Erze werden ſtroſſen - und firſtenweis, und eines Teils mit Schlaͤgel und Ei - ſen, andern Teils aber mit Keilhauen gewonnen. Man macht die Stroſſen nur ein Lachter hoch, alle Lachter aber ſchlaͤget man Kaͤſten, damit das Gebaͤude nicht zuſam - men gehen moͤge, wann die Waſſer aufgehen, und in den Sand kommen. Die Verzimmerung iſt zwar von der vorigen Beſchaffenheit: Wann aber unter einer Firſt ein Ort aufgehauen werden muß; So verzimmert man dieſe Firſte, wie in den Stroſſen, mit Stempeln und Anpfaͤhlen.
Die alte Kupferroſe, die ich ſchon §. 19. in der Anmerkung angefuͤhrt habe, ſte - het in dem Sand. Sie iſt daher, weil ſie ohne zu groſe Koſten in dem Gezimmer nicht zu erhalten ſtunde, bis auf das Feſte oder das Ganze ausgemauert worden. Noch heut zu Tag ſtehet ſie auf, aber unbearbeitet. Jn der VIII. Taf. fig. 44. ſtelle ich die Art und Weiſe vor, wie ſie ausg[em]auert worden. Um die Dauer dieſer Grube nicht zu ſchwaͤchen: So hat man ſich zugleich auch zu beiden Seiten des Schachts auf dem Gang, ſtatt der Verzimmerung, ein Stuͤk Weges der gemauerten Gewoͤlbe bedienet, die von dem Hangenden nach dem Liegenden geſprenget, und alle 10 Lachter uͤber ein - ander geſezzet worden, welche ich Taf. VIII. fig. 45. vorſtelle. Zwiſchen dieſe GewoͤlbeY 2hat172Das neunte Stuͤkhat man alsdann die Berge verſezzet: Damit aber dieſe Berge dem Schacht keinen Nachteil bringen, und derſelbe um deſto feſter ſein moͤge; So hat man zwiſchen den Gewoͤlben und dem Schacht zu beiden Seiten noch eine gerade Mauer in die Hoͤhe ge - fuͤhret, die ich um deswillen in der Figur nicht vorſtelle, weil man ſonſt die Berge zwiſchen den Gewoͤlben nicht ſehen wuͤrde. Da, wo endlich dieſe Gewoͤlbe ein Ende ge - habt haben, da hat man ſich auf dem Gang wieder der gewoͤhnlichen Zimmerung be - dienet.
Jn dem 3. und 4. §. habe ich ſchon gezeiget, daß dieſe Abſicht durch zwei Mittel er - reicht werden koͤnte: Einmal durch den Stollen -, und vor das andere durch den Kunſtbau. Den erſten habe ich in den angezogenen §. §. ſchon beſchrieben, von dieſem aber will ich meiner gethanen Verheiſung zu Folge nunmehr etwas weitlaͤuftiger handeln.
Die an dieſem Ort gewoͤhnliche Kuͤnſte ſind eben ſo zuſammen geſezzet, wie die bei dem tammelsbergiſchen Bergwerk, welche ich in dem 8. Stuͤk §. 22. beſchrieben habe. Die mehreſte ſtehen an dem Tag, vier aber ſind unter der Erde, in der braunelilier Grube be - findlich, wobei die Waſſer von einer Kunſt auf die andere fallen. Sie beſtehen aus einem Waſſerrad mit den daran befeſtigten krummen Zapfen, wobei die Arme um die Welle ge - legt ſind, damit dieſelbe mehr Staͤrke behalten moͤge, aus der Korbſtange, und dem dar - an hangenden Feldgeſtaͤnge, wobei man die Haupt - und die kleine Schwingen zu bemerken hat, die mit ihren Axen auf den Stegen liegen, die durch Boͤkke unter - ſtuͤzzet werden, und aus den halben oder ganzen Kreuzzen, woran die Schachtge - ſtaͤnge hangen, an den die Zuͤge oder die Zugſtangen mit ihren Kolben befeſtigt ſind, die in die an dem Schachtgeſtaͤnge ſtehende Pompen gehen, die man bei Bergwerken Saͤzze nennet, wobei dann der eiſerne Saz an ſich〈…〉〈…〉 lbſt, die an den beiden Enden be - findliche Einfaſſung von Holz, das Ventil, welches bei Bergwerken das Thuͤrlein heiſet, das Kielſtuͤk, die davon hangende Roͤhren, der Sumpf, und der Schleucher bei dem unterſten Saz in der Sohle des Schachtes erwogen werden muß. Da ich nun ſolcher geſtalt das Weſen dieſer Maſchinen bemerkt, dieſelbe auch ſchon Taf. V,fig. 15.173von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. fig. 15. vorgeſtellet habe, ihre Vorrichtungen und Erbauungen in den Gruben aber be - kant genug ſind: So will ich mich izzo auch bei dieſen Maſchinen nicht laͤnger aufhal - ten. Jn den folgenden Anmerkungen will ich iedoch aber noch das Beſondere anfuͤh - ren, das ich bei ihnen wahrnehme.
Verſchiedene unter dieſen Kuͤnſten haben keine ganze, ſondern nur halbe Schwingen. Es ſind dieſe durch kleine Wellen beweglich, die mit ihren Axen auf den Stegen liegen. Bei dieſer Art der Kuͤnſte erſpahret man zwar vieles an dem Holz: Weil aber das Gegengewicht des andern halben Geſtaͤnges, wovon ich §. 22. in der 2. Anm. des 8. Stuͤks geredet habe, nicht ſtatt findet; So ge - hen auch dieſe Kuͤnſte viel ſchwerer, als die mit ganzen Schwingen.
Man ſchneidet die Kunſtſtangen durch vier Kammen dergeſtalt uͤber einander, daß ſie, wann man ſie mit Ringen verbindet, eine ausmachen, welche Verbindung man dann ein Schloß zu nen - nen pfleget. An dieſen Orten findet man verſchiedene Kuͤnſte, die ganz beſondere Schloſſe haben. Es ſind dieſe zwar auch uͤber einander geſchnitten, und mit etlichen Ringen, und vier Schrauben verbunden, die durch die Schloſſe gehen: Allein da, wo die Schloſſe a. b. c. d ſind, Taf. VII. fig. 26, da gehen kleine laͤnglichte vierekkigte Keile durch ſie durch, die durch noch kleinere quer durch ſie durchgehende Keile, bald auf dieſer und bald auf iener Seite angezogen werden, damit ſie ſich nicht herausgeben koͤnnen. Es erhaͤlt eine ſolche Kunſt durch dergleichen Keile ein beſſeres und ſchoͤneres Ausſehen: Denn die Stangen behalten dabei einerlei Dikke, indem die Schloſſe nicht mehr auftragen koͤnnen, als die Stangen ſelbſt dik ſind.
Da die Wangeiſen an den kleinen Schwingen, Taf. V. fig. 15, durch deren Huͤlfe die Ge - ſtaͤnge an ſie angehenget ſind, ein Betraͤchtliches an dem Eiſen ausmachen, das zu einer Kunſt erfordert wird; So hat man dieſelbe bei etlichen Kuͤnſten weggelaſſen: Man machet aber, ſtatt ihrer, oben und unten in die Schwingen nur einen Schliz a. b, Taf. VII. fig. 27, in den man die Stangen leget, welche man dann von der Seite mit einem Nagel, wovor ein eiſernes Blech iſt, verbindet.
Da die ſonſt gewoͤhnliche Axen in denen Schwingen, die eine cilindriſche Figur haben, in ſehr vielen Punkten aufliegen, und folglich ein groͤſeres Anreiben, und mehrere Laſt verurſachen: So hat man eine beſondere Art der Axen erfunden, die, wie ein Waagebalken beſchaffen ſind, und nur mit einer ſcharfen Ekke, in einer darnach eingerichteten Pfanne beweglich ſind, die ich Taf. VII. fig. 27. bei c. vorſtelle, wodurch man dann ſehr vieles Anreiben vermeidet.
Einige unter dieſen Kuͤnſten ſind mit ſehr ſchwachen, und halben oder geſpaltenen, andere aber mit ganzen und vierkantigen Stangen verſehen.
Damit man den Umgang dieſer Maſchinen ſo einrichten koͤnne, daß ſie gleichfoͤrmig, und ein - mal ſo geſchwind, wie das anderemal gehen, folglich in gleichen Zeiten gleiche Raͤume durchlau -Y 3fen:174Das neunte Stuͤkfen: So hat man, wann ſie mit doppelten Zeugen verſehen ſind, wobei ſie in dem Schub und in dem Hub eine Laſt zu heben haben, an die leichtere Zeuge ſo viel Gegengewicht angehenget, wie ich Taf. VII. fig. 28, und Taf. VIII. fig. 46. vorſtelle, als dazu erforderlich iſt, wann die Laſt des Waſſers in den entgegen geſezten Saͤzzen in gleicher Zeit gehoben werden, und die Maſchine ein - foͤrmig gehen ſoll.
Man war in der Zeit, als ich an dem Haarz war, Willens, eine Kunſt mit ihrem Feldge - ſtaͤnge an die Hauptſchwinge an der Korbe einer andern Kunſt anzuhengen. Jene ſolte dieſer zu Huͤlf kommen, dieſer Vorſchlag ging aber, wegen den ungleichen Bewegungen, nicht gut von Statten.
Damit das Geſtaͤnge, wann es in den Schaͤchten Bruͤche machet, nicht zu tief fallen, und zu vielen Schaden verurſachen moͤge: So iſt daſſelbe verſchiedentlich in den Gruben mit ſtarken Ketten angehengt, die ſo lang ſind, daß es ſich frei auf und nieder bewegen kan. Man nennet dergleichen Ketten Fangſchuͤrze.
Das Schmier, welches man zu dieſen Kuͤnſten gebrauchet, beſtehet aus zwei Teilen Ruͤboͤhl, und einem Teil Tonnenharz. Es ſoll unter allem Schmier das Beſte ſein, weil es nicht nur kuͤh - let, ſondern auch viel laͤnger anhaͤlt, als Baumoͤhl, und alle dergleichen andere Schmiere, die weit koſtbarer ſind.
Zu der Luͤderung der Kolben und der Thuͤrlein gebrauchet man das ſo genante Fiſchleder, das zwar ſehr dik, aber ſchmeidig, und nicht ſo theuer, als das Buͤffelleder iſt, indem man das Pfund, vermoͤge eines Contracts, nur mit ſechs Mariengroſchen bezahlet.
Der Hub der Kuͤnſte iſt ſehr verſchieden, und er betraͤgt 3, 4 bis 5 Fus. Bei einigen machet er zuweiln noch weniger, als 3 Fus aus, wann die Kuͤnſte gar zu weit ſchieben, da ſich dann der Hub in den vielen Naͤgeln zergliedert, und oͤfters um einen Fus kuͤrzer wird. Wann man alle falſche Winkel, ſo viel moͤglich waͤre, vermiede: So duͤnkt mich, daß man dieſem Nachteil leicht abhelfen koͤnne. Wie man eine Kunſt ohne Bruͤche und verticale Zwillinge, mittelſt der dazu vorgerichteten Schloſſe, dergeſtalt uͤber Berg und Thal leiten koͤnne, daß dieſelbe ſo ſanft gehet, als man es nur verlangen kan, das zeigen verſchiedene Kuͤnſte, die in dem Heſſiſchen von dem Herrn von Waiz angeleget worden.
Die Saͤzze heben mehrenteils bis an den Ausguß 5 Lachter hoch. Jn dem Herzog Wilhelm - ſchacht aber hebet ein Saz 6¾ Lachter, oder 45 Fus, weil ein Lachter 6 Fus 8 Zoll ausmachet. Da das Waſſer, nach den Verſuchen der Naturkuͤndiger, in dem luftleeren Raum nicht hoͤher, als 32 rheinlaͤn - diſche Schuhe in die Hoͤhe ſteiget: So ſcheinet iene Erfahrung dieſen Verſuchen zuwieder zu ſein. Es bleibt inzwiſchen dieſes, meinen Erfahrungen nach, eine ausgemachte Sache, daß die hohe Saͤzze, wann ſie auch Waſſer heben, gar zu vielen Beſchwerlichkeiten unterworfen ſind, und daß ſie viel ſchwerer gehen, als die niedrige, die nur 4 Lachter heben. Meine Abſicht erheiſchet es nicht, daß ich dieſe Sache dermalen weiter ausfuͤhre, weil ich, um dieſe Sache gruͤndlich aus einander zu ſez -zen,175von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. zen, gar viele weitlaͤuftige Gruͤnde aus der Aerometrie, der Hydroſtatik, der Hydraulik und der Mechanik borgen muͤſte.
Man wird bei ſehr vielen Kuͤnſten in dieſer Art gewahr, daß ſie ruͤkken und ſtoſen. Es ruͤhret aber dieſer Fehler daher, wann ihre Werkmeiſter entweder eine genaue Aufmerkſamkeit bei Seite ſezzen, oder wann es ihnen an der gehoͤrigen Kentnis fehlet, die zu einem ſolchen Bau erfordert wird.
Einige unter dieſen Kuͤnſten, wozu man beſonders die andreasberger zaͤhlen kan, die 30 Fus hohe Raͤder haben, treiben 10, 16 bis 20 Saͤzze, die von unten herauf 8, 9, 10, 11 bis 12 Zoll weit ſind. Es wuͤrden dieſe Kuͤnſte dennoch aber noch viel ſchwerer heben koͤnnen, wann in ihnen weniger Stoſen waͤre. Dieſes, daß ſie inzwiſchen aber auch nur ſo ſchwer heben, das ruͤhret da - her, weil ſie: a. mit Schwingen verſehen ſind, wobei ſich die Geſtaͤnge beſſer das Gleichgewicht halten; weil man b. an ihnen kein ſo ſchweres Holz gebrauchet, das weniger Laſt hat, und folglich auch weniger Friction verurſachet; und weil dieſe Kuͤnſte endlich c. mit Gegengewichten verſehen ſind. Bei dieſem allen bemerkt man iedennoch auch dieſes, daß ſie alsdann am beſten gehen, wann ihnen nicht mehr, als 16 Saͤzze angehenget werden.
Da, wo die Geſtaͤnglinie in dem Schacht einen Bruch machet, wo naͤmlich zwei Linien von verſchiedenen Neigungen zuſammen kommen, die einen Winkel ausmachen, da ſind die Geſtaͤnge, durch Huͤlfe eines kurzen Kruͤmlings a. an dem Leitarmen b, Taf. VIII. fig. 40, zuſammen gehenget, damit man alle falſche Winkel, die mehr oder weniger, als 90 Grade ausmachen, wann das Zeug auf dem halben Hub ſtehet, vermeiden moͤge. Zuweiln henget man die Schachtſtangen nur allein mit einem Leitarmen, ohne einen ſolchen Kruͤmling, und in einem ſolchen Nagel zuſammen: Es entſtehet aber hierbei Rukken und Stoſen.
Damit man die doppelte Zeuge an dem Tag erſpahren moͤge: So ſind bei einigen Gruben uͤber die Schaͤchte zwei halbe Kreuzze vor einander geleget, durch deren Huͤlfe man dann zwei Zeuge mit einem Feldgeſtaͤnge treiben kan, wovon ich Taf. VIII. fig. 41. einen Abris liefere, bei wel - chem a. und b. die Feldgeſtaͤnge vorſtellen.
Man erreichet auch dieſe Abſicht durch Maſchinen, die auf eine ſo verſchiedene Art zu - ſammen geſezzet werden, als manchfaltig die Kraͤfte ſind, durch die ſie bewegt werden ſollen. Es werden daher einige durch Thiere, andere aber durch lebloſe Koͤrper beweget. Zu ienen rechnet man den einfachen Haspel a. b, Taf. VII. fig. 29, mit den Korben, dem Seil, und der Tonne, die man auch den Kuͤbell nennet, und dennoch176Das neunte Stuͤknoch mit einem Schwungrad c zuſammen geſezten Haspel, welches durch den Schwung an der Laſt ziehen hilfet, welche Haſpel dann durch Huͤlfe der Korbe, die man ein Haspelhorn nennet, mit Menſchen bewegt werden, und den Pferdegaipel: Zu dieſen aber die Treibkuͤnſte, die durch den Druk des Waſſers bewegt werden.
Die Struktur des Pferdegaipels und des Waſſertreibens habe ich ſchon Taf. IV. fig. 14. und Taf. V. fig. 15. vorgeſtellet, ia ich habe auch ihre Teile, und die Art ihrer Bewegung in dem 24 und 25. §. des 8. Stuͤks beſchrieben. Jch halte es daher vor ſehr uͤberfluͤſſig, wann ich die, welche an dieſen Orten gewoͤhnlich ſind, noch beſonders in dem Kupfer darſtellen wolte, weil ſich das Zufaͤllige bei ihrer Anlage allemal nach der Laͤnge und nach der Lage der Gegend uͤber dem Horizont richtet, und die an dieſem Ort von ienen nicht weſentlich unterſchieden ſind. Verſchiedene Umſtaͤnde, die nicht ohne Nuzzen ſind, will ich inzwiſchen nur noch erzaͤhlen. Die Pferdegaipel unterſcheiden ſich darinnen von den unterhaarziſchen: 1. Daß der Schwengbaum 11 Lachter lang, und dabei zugleich auch oben auf einer ieden Seite noch einmal mit einer Strebe an die Welle des Korbes an - gehenget iſt, damit er ſich nicht ſchwenken moͤge; 2. Daß an den beiden Enden deſſel - ben eine Deichſel mit einem Stuhl vor den Fuhrmann befindlich iſt, damit man im noͤ - tigen Fall an ein iedes Ende zwei, und alſo vier Pferde an den Gaipel ſpannen koͤnne, die dann in einem Kreis hinter einander herlaufen; und daß 3. die Welle des Kor - bes oben nur in einem Hahnenbalken e, Taf. VIII. fig. 33, und in einer Pfanne be - weglich iſt, an welchem Balken dann, da, wo der Zapfen ſtehet, ein Spont lieget, da - mit man die Welle nach Gefallen herausnehmen koͤnne. Die Groͤſe und die Figur der Tonne, die 6 Kubikfus 792 Zoll enthaͤlt, und ſo wol bei dem Pferdegaipel, als denen Waſſertreiben gebrauchet wird, zeiget Taf. VIII. fig. 32. Das Gehoͤlze des Gaipels, der rund, und ſo weit iſt, daß die Pferde den gehoͤrigen Plaz haben, ſtelle ich Taf. VIII. fig. 33. vor, wobei die Schuhe a. a, die Spisbaume a. b, und die Stelzen c. d. in Erwegung kommen. Die Waſſertreiben weichen darinnen von den goslariſchen ab, daß einige ſehr nahe an den Gruben ſtehen, wobei dann der Korb auf die Welle des Waſſerrades geſezzet iſt. Von dieſem Korb gehen die Ketten, die man eiſerne Seiler zu nennen pfleget, uͤber die Rollen gleich in den Schacht. Geſchiehet es bei dieſen Ma - ſchinen, und den ſo tiefen Gruben, daß die Ketten nicht mehr halten wollen, und es werden dieſelbe denen Kuͤnſten, wegen ihrer groſen Laſt, zu ſchwer: So leget man ohn - gefaͤhr in die halbe Tiefe des Schachts noch eine Korbe, und treibet die Erze und die Berge bis in dieſe Gegend heraus, die dann durch eine noch andere Maſchine vollends zu Tag getrieben werden. Auſer dieſem findet man auch an einer Maſchine in dieſer Art, daß das Feldgeſtaͤnge mit der Korbſtange a, Taf. VII. fig. 30. nicht unmittelbar an die an dem Korb befindliche Korbe b. angehenget iſt, ſondern es ſchiebet erſt in eine Schwinge c, aus der eine andere Korbſtange d, die an die Korbe b. angehengt iſt, zu - ruͤkſchiebet, wodurch dann der Korb beweget wird. Daß man inzwiſchen dieſe Vor - richtung um deswillen gemacht habe, damit der Korb nicht zu nahe an den Schacht kommen moͤge, das laͤſſet ſich leicht begreifen. Zu St. Andreasberg und zu Lauterbergtrift177von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. trift man endlich auch einige Waſſerkuͤnſte an, an deren Korben man, im noͤtigen Fall, zugleich ein Treibzeug anhengen kan. Bei dieſen Werken gebrauchet man uͤberhaupt keine Pferdegaipel, weil dieſe Art der Foͤrderung zu koſtbar iſt. Jn den tieſen Gruben bedienet man ſich daher der Waſſertreiben, in den weniger tiefen aber der Haſpeln.
Damit man in dem Fall, wann an den Pferds - den Waſſer - und den Treibkuͤnſten in der Grube etwas gebrochen iſt, die Stuͤkker des Geſtaͤnges oder der Kette wieder be - quem heraufhohlen koͤnne: So bedienet man ſich in dieſer Abſicht einer Winde, die ich Taf. VII. fig. 31. vorſtelle. Es beſtehet dieſe aus dem Schwengel oder dem Hebel a, aus dem Kumpf b. von 4 Stoͤkken, aus dem Stirnrad c. von 12 Stoͤkken, und aus dem auf ſeiner Welle ſtehenden Kumpf d. von 4 Stoͤkken, der in die ausgezahnte Stange e. f. greifet, die mit den Ringen f. und e. vertical aufgehengt werden kan, wobei dann die Laſt, die man an die Ringe g. und h. anhenget, durch den Hebel a. aufgewunden wird. Die Getriebe ſind bei dieſer Maſchine in einem auf ihren Raum gerichteten Kaͤſtgen beweg - lich, das ſich in dem Kupfer nicht zeigen laͤſſet, wann man die innere Structur nicht bedekken will.
Das Markſcheiden wird, wie an andern Orten, mit der Kette, dem Kompas, und dem Gradbogen verrichtet. Das Maas, welches man dabei gebrauchet, beſte - het in einer angenommenen Laͤnge von 6 Fus und 8 Zoll. Sie iſt in Achtel, ein Achtel aber in zehn gleiche Zolle geteilet, u. ſ. w. Jn dem 27. §. des 8. Stuͤkshabe ich den Jnbe - grif dieſer Wiſſenſchaft kuͤrzlich angezeigt. Weil ich nun bei dieſen Werken in der Aus - uͤbung dieſer Wiſſenſchaft keine andere Aufgaben, als die gemeine bemerke: So will ich auch dieſes Kapittel um ſo mehr alsbald wieder beſchlieſen, weil mir der weite Um - fang dieſer Wiſſenſchaft nicht erlaubet, daß ich weitlaͤuftiger davon handele.
Wie weitlaͤuftig inzwiſchen die Markſcheidekunſt iſt, das hat der Herr von Oppel, ein ſehr groſer Bergmann, in ſeiner Anleitung zur Markſcheidekunſt gar deutlich gewieſen, ia er hat auch gezeiget, daß ſie auf ſehr feſten Gruͤnden ruhet. Haͤtten andere Schriftſteller in der Art, die bald dieſe und bald iene Teile der Bergwerkskunde abgehandelt haben, mehr philoſophiſch und mathe - matiſch gedacht: So wuͤrde dieſe Lehre auch ſchon zu einem hoͤhern Grad der Vollkommenheit ge - ſtiegen ſein, und man wuͤrde nicht Urſache haben uͤber einen Mangel gruͤndlicher Schriften Klagen zu fuͤhren, die oͤfters nur auf dem Tittelblatt mit dem leeren Gedanken der Gruͤndlichkeitgeſchmuͤkt ſind.
Es geſchiehet dieſes Scheiden der Erze von denen Bergarten um deswillen, damit man die unmetalliſche Erden und Steine nicht mit groſen und unnoͤtigen Koſten ſchmelzen muß, wobei allemal ein ſehr groſer Schaden iſt. Sie iſt alſo eine Zuberei - tung zu dem Schmelzen in dem Groſen. Man verrichtet aber dieſe Scheidung uͤber - haupt auf eine vierfache Art: 1. Durch das Scheiden mit der Hand, vermittelſt der Scheidehaͤmmer; 2. Durch das Siebſezzen; 3. Durch das Pochen, Schlaͤmmen und Waſchen; und 4. durch das Amalgamiren, oder das Anquikken. Die leztere Art gebrauchet man bei dieſen Werken gar nicht, weil ſie nur da in dem Umgang iſt, wo die Erze gediegenes Silber halten. Man verfaͤhrt dabei inzwiſchen uͤberhaupt der - geſtalt, daß man die Erze mit dem Quekſilber reibet, und alsdann das Quekſilber durch ein Leder drukket, da dann das Silber zuruͤkbleibet.
Die Scheiderze, die ich §. 30. erzaͤhlt habe, brechen ſo rein nicht, daß ſie nicht noch mit groͤbern Bergarten zuſammen hengen ſolten. Weil ſich nun dieſe Erze nicht wol in das Pochwerk ſchikken, indem von dem zart gepochten Erz zu viel in dem Waſ - ſer fortgehet: So koͤnnen die Unarten weit kuͤrzer, und mit einem groͤſerem Vorteil mit der Hand, vermittelſt der Scheidehaͤmmer, ausgeſchieden werden, die an dem einen Ende eine Schaͤrfe haben. Man gebrauchet bei dieſer Scheidung weiter keine Kunſt - griffe, als daß man nur darauf ſiehet, daß die Erze rein ausgeſchieden, und gehoͤrig ſortirt werden. Die daher entſtehende Ausſchlaͤge, welche noch kleine Erzteilchen ent - halten, die nicht ausgeſchlagen werden koͤnnen, kommen alsdann in das naſſe Poch - werk, wovon ich hernach handeln werde.
Die kleine Erze, welche von denen Schuͤſſen losgehoben werden, und die, welche nicht viel groͤſer ſind, als Haſſelnuͤſſe, ſcheidet man dadurch am beſten von den Bergarten, wann man ſie mit einem Sieb in das Waſſer tauchet, und darauf mit einem gewiſſen Schwung herumtreibet, da ſich dann die Berge obenhin ſezzen, die her - nach weggenommen, und auf ſolche Weiſe von dem darunter liegenden Erz geſchieden werden, welche Arbeit man das Siebſezzen, oder die Sezarbeit zu nennen pfleget.
Die Werkzeuge, die man bei dieſer Arbeit gebrauchet, beſtehen in einem Raͤder, der bei a. Taf. VIII. fig. 36, mit einem Sieb verſehen iſt, deſſen Gefaͤchergen ¼ Zoll weit ſind, in dem Sezfaß, oder in einer Buͤtte mit Waſſer, Taf. VIII. fig. 37, und in einem Sezſieb, Taf. VIII. fig. 38, das in dem Boden mit einem aus meſſingern Drat gemachten Sieb verſehen iſt, welches in den Gefaͤchergen beinahe ¼ Zoll und ſo weit iſt, als ein bei dem Pochen gewoͤhnliches Vorſezblech.
Die Regeln, die bei dieſer Arbeit ſelbſt beobachtet werden, ſind folgende.
Die kleine Erzſtuͤkger, die man izzo Sezgraupen nennet, werden alſo durch dieſen Weg, ſo viel moͤglich, von allen unmetalliſchen Gebirgen ausgeſchieden. Aus der Na - tur des Verfahrens iſt aber auch zugleich klar, daß ſehr viele kleine Stuͤkgen, die durch den Raͤder gefallen ſind, auch hier durch das Sezſieb durch, und in das Sezfaß gehen muͤſſen. Weil nun dieſe ſo klein ſind, daß ſie nicht mehr geſezzet werden koͤnnen: So werden ſie in denen Schlaͤmgraben, wovon ich hernach handeln werde, geſchlaͤmmet, und zu einem Schlieg gezogen, den man Sezſchlieg nennet, welcher dann um deswil - len allein gehalten wird, weil er reicher, als der gemeine Schlieg iſt, und 3¾, 4 bis 5 Loth Silber haͤlt. Die Aftern, die bei dem Schlaͤmmen von ihm abfallen, halten noch etwas Erz, und darum werden ſie in das naſſe Pochwerk gebracht.
Das Pochen der Erze geſchiehet auf eine zwofache Art, naͤmlich ohne und mit Waſ - ſer. Jenes nennet man das trokken -, dieſes aber das naſſe Pochen.
Das erſtere geſchiehet nur in der Abſicht, damit man die Stuf - oder die Blank - erze von einander ſcheiden, und dieſelbe in die Geſtalt des Sandes bringen moͤge, um ſie beſſer roͤſten, und allen Teilen einen gleichſtarken Grad des Feuers mitteilen zu koͤn - nen. Das naſſe Pochen geſchiehet hingegen um deswillen, damit man durch das Waſſer alle unmetalliſche Erden und Steine von dem zarten Erz ſcheiden moͤge, das in dieſe Bergarten eingeſprengt iſt.
Das trokken Pochen verrichtet man unter einem Pochwerke, das drei Stempel hat. Man pochet darunter die Erze auf eben die Art, wie man die Stuͤbe zu pochen gewohnt iſt, die man zu denen Schmelzoͤfen gebrauchet. Wann das Erz zart genug gepochet iſt: So wird daſſelbe durch einen Raͤder geworfen, der in den Gefachen ¼ Zollweit181von den einſeitigen churhannoͤv. Kupfer-Silber - u. Bleibergwerken ꝛc. weit iſt, da es dann zu dem Roͤſten geſchikt iſt. Der Raͤder, den man in dieſer Abſicht gebrauchet, wird durch die Pochwelle beweget, wobei dann das Raͤdern viel geſchwin - der gehet, als wie bei dem Raͤdern mit der Hand durch ein Sieb. Auf der VIII. Taf. in der 35. fig. ſtelle ich dieſe Maſchine vor. Jhre Beſchaffenheit iſt folgende. Auf der Welle des Pochrades ſtehet ein Kamrad a, das mit ſeinen Kammen, durch den Arm b, die Welle b. c. beweget. Dieſe Welle hat bei c. einen kleinen Daͤumerling, der, indem ſich die Welle wendet, an einen andern anſtoͤſet, welcher hinter ihm auf dem Balken c. d. ſtehet. Auf dieſem Balken, der auf denen gerad aufſtehenden kleinen Walzen auflieget, iſt der Raͤder e. in einer Axe, wie ich bei A. zeige, hin und her be - beweglich, indem er ſtets von einer Seite zu der andern ſchwanket. Jn der Gegend d. aber iſt eine elaſtiſche Stange mit einer Kette f. befindlich, die, indem ſie an den Hak - ken d. angehengt wird, den Arm b. ſtets ſo weit vor ſich ziehet, daß er an die Kammen des Kamrades a. anſtoͤſet. Wann es daher bei dieſer Maſchine und dem Umgang der Pochwelle geſchiehet, daß der Daͤumerling c. den Balken c. d. faſſet; So muß derſelbe zuruͤkgehen: Kaum aber als dieſer Kamm den Arm b. wieder losgelaſſen hat; So ziehet auch die Stange, die gebogen worden, mittelſt der Kette f. dieſen Balken mit dem Raͤder e. wiederum zuruͤk: Jndem aber auch dieſes geſchiehet, und dieſer Balken hin - und her bewegt wird; So wird das klein gepochte Erz, durch den hin und herſchwankenden Raͤder, der beſtaͤndig geruͤttelt wird, durchgeſiebet, wobei dann das noch grobe Erz uͤber den Raͤder wegrollet, und in den Kaſten g. faͤlt, das hernach - mals noch einmal gepochet wird.
Jn dem 30. 61. und 64. §. habe ich die Arten der Pocherze ſchon angezeiget, aus den man die Erze durch dieſen Weg auszuſcheiden pfleget. Weil man nun die Erze aus den Pocherzen, in denen ſie in ſehr kleinen Teilchen eingeſprengt ſind, weder mit der Hand, noch durch das Siebſezzen ausſcheiden kan: So iſt auch dieſe Art der Scheidung um deswillen ſehr vorteilhaft, weil man dabei das Erz, ſo viel moͤglich, in ſeiner reinen Geſtalt erhaͤlt, wobei viele Huͤttenkoſten erſpahret werden.
Die vorzuͤglichſte Werkzeuge, die man hierzu gebrauchet, beſtehen, in dem Poch - werk, wodurch die Pocherze klein gepochet werden, damit man das Unmetalliſche her - auswaſchen koͤnne, in den Schlaͤmgraben, und in den Herden, die ſich in Kehr - Plan - und Schlaͤmherde verteilen, durch deren Huͤlfe die Bergarten aus den Erzen herausgewaſchen werden. Bei dem Pochwerk bemerket man folgende Stuͤkke: 1. DasZ 3Poch -182Das neunte StuͤkPochrad mit der Welle, und den Hebkoͤpfen oder den Hebarmen, wovon drei zu einem Stempel gehoͤren; 2. das Pochwerk ſelbſt, wozu man rechnet die Pochſaͤu - len, die Pochleitungen oder die Pochladen, die Pochriegel, den Pochtrog, mit den Pochlaſchen, oder den Seitenbrettern, mit der darinnen liegenden Pochſohle von gegoſſenen Eiſen, und mit den unter ihr befindlichen Pochkloͤzzern, die den hohen Weg geſtelt ſind, ſamt dem Poch - oder dem Vorſezblech, und die Pochſtempeln mit ihren Daͤumerlingen und Pocheiſen, wobei der eine, unter dem man unterſchuͤret, der Erz - der darauf folgende der Mittel - und der drittere der Blechſtempel genennet wird; und 3. die Pochgerinne, worinnen das klein gepochte Erz, ie nachdem es ſchwer und reich iſt, in naͤhern und entferntern Orten aufgefangen wird, wozu man dann zaͤhlet das Reichgerinn, das ſich in das arme und das reiche Reichgerinn verteilet, das Schoßgerinn, das Untergerinn, das Schlam - oder Zaͤhgerinn, und die auſer dem Pochhaus befindliche Schlam - oder Zaͤhgerinnſuͤmpfe. Von den beiden erſtern Ge - rinnen iſt ein iedes mit einem Sponten verſehen, wobei das erſtere 8 bis 10 -, das an - dere aber 14 bis 20 Fus lang iſt. Das Schoßgerinn hat ebenwol nur einen Sponten, und es iſt 14 bis 20 Fus lang, es liegt aber dergeſtalt, daß es mit ienen einen Fall von 14 Zoll ausmacht. Das Untergerinn hat zwei Sponten, und es iſt 14 bis 20 Fus lang. Das Zaͤhgerinn gehet endlich durch das ganze Pochhaus, und es hat alle 20 Fus einen Sponten. Die beide leztere Gerinne liegen bei alle dieſem beinahe ganz ſoͤhlig.
Bei denen Schlaͤmgraben kommen dieſe Stuͤkke in Erwegung: Der Schlaͤm - kaſten oder die Schlaͤmbuͤhne, der Graben ſelbſt, mit den an dem Ende darinnen befindlichen Loͤchern, die nach und nach verſtopft werden, wodurch das Waſſer abflieſet, und der vor dem Graben liegende kleine und groſe Sumpf. Der leztere gehet in das Saugerinn, und die daran liegende Sauſuͤmpfe, die in die auſerhalb des Waſch - baues liegende Schlamſuͤmpfe gehen, worinnen der arme Schlam aufgefangen wird.
Bei den Kehr - und Planherden muͤſſen erwogen werden: Die Waſſergerinne, die Gefaͤlle, die Herde ſelbſt, die unter ihnen liegende Sauſuͤmpfe, in welche die Suͤmpfe von den Graben gehen, die Saugerinne, die in die zuvor gedachte auſer dem Waſchbau befindliche Schlamſuͤmpfe gehen, worinnen man den armen Schlam auffaͤngt, und die Aftergerinne, mit den auſer dem Bau befindlichen Afterſuͤmpfen.
Die Schlaͤmherde, auf den man das Reich - und das Schoßgerinn zu ſchlaͤmmen pfleget, ſind aus Ungern in dieſe Gegend gebracht worden. Sie ſind nicht vielen be - kant, und darum liefere ich von ihnen, Taf. VIII. fig. 42, einen Grundris. Es kom - men bei ihnen folgende Stuͤkke in Erwegung: Die Roͤhre a, durch die das Waſſer bei b. und c. auf das in den Schlaͤmkaſten d. gethane Erz gelaſſen wird, die Kaͤntele, durch die das Werk, mittelſt der Gruͤndel f. g, herunter flieſet, die kleine aufgeſtelte Kloͤzger h. h, an den ſich die Waſſer brechen, da ſie ſich dann gleich ſtark uͤber den Herd austeilen, der Schlaͤmherd i. k. ſelbſt, und der unter dem Schlaͤmherd befind - liche kleine Sumpf oder Durchlaß l, aus welchem die Waſſer, vermittelſt der in ihngemach -183von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. gemachten Loͤcher, in den Schlamſumpf m, und von da in die Sauſuͤmpfe gehen, die in das Saugerinn und in die auſer dem Bau befindliche Schlamſuͤmpfe gefuͤhret ſind.
Jn den folgenden §. §. will ich nunmehr auch dasienige abhandeln, worauf man bei dieſen Maſchinen zu ſehen hat. Jch will dabei ſo wol auf das Allgemeine, als das Beſondere mein Augenmerk richten. Die Pochraͤder an dem ganzen Haarz ſind nicht hoͤher, als 14, 15 bis 16 Fus. Es halten einige unter den Pochverſtaͤndigen davor, daß hoͤhere nicht vorteilhaft ſind. Sie ſind der Meinung, daß ſie, wegen des groͤſern Umfangs, langſamer herumgehen, wodurch das Pochen aufgehalten wird. Nach meinem Dafuͤrhalten ſind dieienige Raͤder die beſten, die 20 bis 22 Fus hoch ſind: Denn da dergleichen Raͤder mit einer geringern Kraft eine Laſt bewegen koͤnnen; So koͤnnen ſie auch in der Geſchwindigkeit beſchleunigt, und eben ſo geſchwind herumgetrie - ben werden, als kleinere Raͤder, mit eben ſo ſtarken, oder noch ſtaͤrkern Aufſchlagwaſſern. Die Umſtaͤnde des Orts vergoͤnnen uns inzwiſchen bei alle dem gar keine Wahl, und daher ſiehet man ſich genoͤtiget bald hoͤhere und bald niederige Raͤder zu bauen.
Man pfleget an etlichen Orten auf einen ieden Stempel vier Hebkoͤpfe vorzurich - ten, wobei dann der Stempel in einem Herumgang des Rades viermal gehoben wird. Jch glaube nicht, daß alle Pochverſtaͤndige dieſe Vorrichtung billigen werden, wann ſie die Sache genau uͤberlegen: Denn wenn dabei die Pochwelle nicht dikker gemacht wird, als eine ſonſt gewoͤhnliche zu drei Hebkoͤpfen; So faſſen dieſe Hebkoͤpfe, wann das Pochwerk geſchwind gehen ſoll, die Stempel alsdann ſchon, wann ſie noch nicht recht aufgefallen ſind, und den Stos vollkommen verrichtet haben: Wann man im Gegen - teil aber die Welle dikker macht, als wie gewoͤhnlich; So werden mehrere Aufſchlag - waſſer erfordert, indem die Laſt, die ſich zur Kraft verhaͤlt, wie der Halbmeſſer des Rades zu dem Halbmeſſer der Welle, um deſto mehr von dem Bewegungspunkt ent - ſernt wird: Wann nun keine hinlaͤngliche Aufſchlagwaſſer da ſind; So muß das Pochwerk entweder langſamer umgehen, oder bei trokkenen Zeiten gar ſtill ſtehen.
Die Groͤſe des in kleine Teilchen gepochten Pocherzes nennet man das Korn. Es wird in ein grobes und in ein zartes Korn geteilet. Jenes erſcheinet in der Groͤ - ſe eines groben, dieſes aber in der Geſtalt eines feinen Sandes.
Man machet dieſen Unterſcheid auch am Haarz: Man pochet nur die grobſpeiſige glanzige und milde Pocherze in ein grobes, die feſte und zartſpeiſige aber in ein zartes Korn. Das erſtere pfleget man ſonſt auch das Roͤſchpochen zu nennen. Es iſt dieſe Unterſcheidung in der Natur der Sache gegruͤndet, und ſehr vorteilhaft: Denn wenn man die grobſpeiſige Pocherze in ein zartes Korn pochen wolte; So wuͤrden gar viele kleine Erzteilchen zutode gepocht, und von dem Waſſer fortgeſchleppet werden, die als -dann184Das neunte Stuͤkdann in die weite Welt gingen: Wolte man im Gegenteil aber die zartſpeiſigen Poch - erze in ein grobes Korn pochen; So wuͤrden zu viele Erzteilchen in den groben Aftern zuruͤkbleiben, die von dem Schlieg abfallen, wovon ich hernach handeln werde. Man erhaͤlt indeſſen ein grobes Korn dadurch, wann man a. den Stempeln mehreren Hub gibt, damit ſie das Erz mehr in die Hoͤhe ſchmeiſen, wann man b. etwas ſtarke Poͤcher - waſſer nimt, die das Gepochte mehr heben, wann man c. die Unterlagen nicht zu tief leget, folglich mehreren Auswurf gibt, damit das Pochmehl um deſto leichter heraus gehoben werden koͤnne, und nicht zu lange unter den Stempeln bleibet, wobei es wieder zuruͤkfaͤllet, und wann man d. groͤbere Vorſezbleche gebrauchet, die in denen Gefaͤcher - gen einen ſtarken ⅛ Zoll weit ſind. Soll hingegen ein zartes Korn gepocht werden: So beobachtet man gerad das Gegenteil, man nimt naͤmlich wenigere Poͤcherwaſſer, und gebrauchet engere Vorſezbleche, die in den Gefaͤchergen nur einen kleinen ⅛ Zoll weit ſind.
Es halten einige davor, daß man bei den klausthaliſchen Glanzerzen mehr Schlieg erhalten koͤnte, wann man ein noch groͤberes Korn pochen, und mit wenigern Waſſern waſchen wurde. Sie ſind der Meinung, daß in beiden Faͤllen weniger Erze in den Schlam gepochet, und in die Bach geiaget wuͤrden. Ein zu zartes Korn, und ein zu langſames Waſchen bringt eben keinen Vorteil. Man kan es auch ohnmoͤglich vermeiden, daß keine Erze in dem Waſſer weggehen ſolten. Es be - ruhet inzwiſchen bei Bergwerken faſt alles auf Verſuchen und Erfahrungen.
Die Groͤſe des Hubs bei den Stempeln gruͤndet ſich nicht allein auf die Groͤſe des zu pochenden Korns (§. 71.), ſondern auch auf die Feſtigkeit des Pocherzes. Man gibt aber denen Stempeln einen kleinen Hub, wann die Erze milde ſind, einen groſen aber, wann ſie mehrere Feſtigkeit beſizzen. Es beruhet auch dieſe Regel auf Gruͤnden, die aus der Natur hergehohlet ſind: Denn da die Groͤſe der Wirkung eines fallenden Koͤrpers in einer ieden Hoͤhe zunimt; So muß auch ein Stempel um deſto mehr in das Erz wirken, ie hoͤher er faͤlt, bei einer geringen Hoͤhe aber kan er daſſelbe nicht ſo leicht in Staub und Schlam zertruͤmmern. Bei einem groſen Hub, den man bei feſten Erzen gebrauchet, wird alſo die Kraft des Stoſes vermehrt, und man kan folglich in einerlei Zeit mehr durchpochen, als wie bei einem geringern. Bei einem kleinen Hub, deſſen man ſich bei den milden Erzen bedienet, verhuͤtet man hingegen, daß das Erz nicht allzuſehr zerſtoſen, und in einen Schlam gepochet wird, welches man das Tod - pochen nennet. Auf denen klausthaliſchen Pochwerken beobachtet man folgende Re - gel: Man gibt naͤmlich dem Erzſtempel 8 -, dem Mittelſtempel 10 -, und dem Blech - ſtempel an dem Vorſezblech 14 Zoll Hub. Es komt auſer dieſem allen auch auf die Schwere der Stempel ſehr viel an: Denn ie nachdem ſie mehr oder weniger ſchwer ſind, ſo kan man auch eher ein grobes oder ein zartes Korn, oder feſte und milde Erze mit ihnen pochen. An dem Haarz ſind ſie 7 Zoll dik, 8 Zoll breit, und 14 Fus lang. Die Pochwellen pfleget man uͤberdis gemeiniglich in die halbe Hoͤhe der Stempel zu legen, weil ſie alsdann viel leichter zu heben ſein ſollen.
Man hat ſeit einigen Jahren das Pochen uͤber eine Sohle eingefuͤhret, die aus Pocherzen, oder aus andern feſten Mineralien beſtehet, die man, ſtatt der eiſernen Unter - lagen, in den Pochtrog pochet. Da ſich dieſe Sohlen, wann man auf ſie aufmerkſam genug iſt, nicht hoͤher und auch nicht tiefer pochen: So erhaͤlt man bei ihnen einige nicht geringe Vorteile. Man behaͤlt naͤmlich ſtets einerlei, und den denen Stempeln gegebenen Hub, welches bei den Unterlagen ſo leicht nicht geſchiehet, weil ſich die Stem - pel, und zumal die, welche den groͤſten Hub haben, gar bald ſo tief in ſie hinein pochen, daß ſie den ihnen gegebenen Hub verliehren. Ein noch anderer und ſehr merklicher Vor - teil aber beſtehet zugleich auch darinnen, daß man bei ihnen ein mehr ganzes und grobes Korn pochen kan, wobei man nicht nur mehreren, ſondern auch reichern Schlieg be - komt, weil die Erze, bei dem wenigern Wiederſtand der Pochſohle, nicht ſo leicht in Schlam, und zutodgepocht werden koͤnnen, wie bei den eiſernen Unterlagen, da die Gegenwirkung des Stoſes in das Erz, das zwiſchen ihnen und den Stempeln lieget, viel groͤſer iſt.
Die Schlaͤmgraben, und die Schlaͤm - die Plan - und die Kehrherde werden uͤber den Horizont mit dem einen Ende erhoͤhet, oder in eine ſchiefe Flaͤche geleget, die mit dem Horizont einen ſpizzen Winkel machet. Dieſe Lage der Herde iſt ſehr noͤtig: Denn da durch das uͤber ſie hinflieſende Waſſer die Erze von denen Bergarten ausgeſchieden werden ſollen: So doͤrfen auch die Herde um deswillen nicht ſoͤhlig, ſondern ſchuͤſſig gelegt werden, damit das Waſſer die leichtere Bergarten, die ohnehin ſo viel von ihrer eigentlichen Schwere verliehren, als der Teil des Waſſers wieget, den ſie aus der Stelle iagen, vor ſich weg ſtoſen moͤge. Es geſchiehet daher bei dieſer Lage der Schlaͤmgraben und der Herde, da die Bergarten, welche leichter, als das Erz ſind, vermoͤge des Druks von dem Waſſer, und ihrer darinnen wiegenden wenigern Schwere, um ſo mehr voraus rollen muͤſ - ſen, als ſie bei alle dieſem auf einer ſolchen ſchiefliegenden Flaͤche auch noch vieles an ihrer abſoluten Schwere verliehren, daß die Erzteilchen, vermoͤge ihrer groͤſern Schwere, oben auf den Herden liegen bleiben, weil ſie dem Stos des Waſſers mehr wiederſtehen. Man erhaͤlt alſo auf dieſe Art die kleine Erzteilchen, die man Schlieg zu nennen ge - wohnt iſt, ſo viel moͤglich, allein. Das Schlaͤmmen und das Waſchen, das durch Menſchenhaͤnde mit kleinen Werkzeugen geſchiehet, beruhet alſo vornemlich auf zwei Gruͤnden: Einmal auf dem Stos des Waſſers, und vor das andere auf der ſchiefen Lage der Schlaͤmgraben und der Herde, deren Erhoͤhung uͤber dem Horizont man den Fall zu nennen pfleget. Weil nun bei dieſem Fall dem Waſſer eine groͤſere Kraft ver - ſtattet wird, die Bergarten zu bewegen: So ſtreitet es auch ganz mit der Natur der Sache, und es iſt ohnmoͤglich, daß zwiſchen den Erzen und denen Bergarten eine Scheidung vorgehen kan, wann man die Graben und die Herde ſoͤhlig, und mit dem Horizont parallel legt. Erze und Bergarten ſezzen ſich vielmehr, wegen dem mangeln - den Stos des Waſſers, durch einander, und zuſammen auf den Boden.
A aAnmer -186Das neunte StuͤkDie Mathematikker, welche die Ausdruͤkke, die abſolute und die reſpective Schwere gebrauchen, verſtehen unter der erſtern die ganze Kraft, mit welcher der Koͤrper, wann ihm keine Hinderniſſe geſezzet ſind, nach dem Mittelpunkt der Erde wirket, unter der andern aber nur dieienige Kraft, mit welcher der Koͤrper wirket, wann er in einer fchiefliegenden Flaͤche iſt.
Weil ſich, wie aus der Mechanik bekant iſt, die abſolute Schwere eines in einer ſchiefliegenden Flaͤche b. c, Taf VIII. fig. 43, befindlichen Koͤrpers A, zu der reſpecti - ven verhaͤlt, wie die Laͤnge der Flaͤche b. c, zu der Hoͤhe derſelben a. c: So folgt auch, da man die ſchiefliegende Flaͤchen aͤndern kan, daß man die reſpective Schwere vermeh - ren und vermindern koͤnne. Das erſtere geſchiehet, wann man die Flaͤche c. b. in ei - nem groͤſern, und das andere, wann man ſie in einem kleinern Winkel uͤber den Hori - zont a. b. in die Hoͤhe ſteigen laͤſſet. Da nun dieſes iſt, und da die klein gepochte Berg - arten, ie nachdem ſie gros, ſchwer, zaͤhe und ſchlammig ſind, dem Stos des Waſſers bald mehr und bald weniger wiederſtehen, indem ſie ſich entweder leicht oder ganz feſt auf den Boden ſezzen: So laͤſſet es ſich auch ohne langes Nachdenken begreifen, war - um man den Graben und den Herden bald wenigen und bald vielen Fall geben muß. Weil ferner das uͤber die Graben und die Herde ſchieſende Waſſer, vermoͤge des hinter ihm liegenden Druks, ie nach dem deſſen viel oder wenig iſt, bald ſtaͤrker und bald ſchwaͤ - cher an das zu ſchlaͤmmen - und zu waſchende Erz anſtoſet: So muß auch die Menge des aufzugebenden Waſſers nach der Groͤſe, Schwere und der Zaͤhigkeit des Erzes ab - gemeſſen werden. Man gibt daher denen Schlaͤmgraben und Herden aus den zuvor angefuͤhrten Gruͤnden wenig Fall, wann man ein grobes und roͤſches oder ein ſolches Pochmehl zu Schlieg ziehen will, wobei die Bergarten merklich leichter ſind, als das Erz, damit das Waſſer den Schlieg, der ſich oben anſezzet, nicht mit fortſchleppen moͤge: Wann die Bergarten hingegen ſehr ſchwer, und faſt eben ſo ſchwer ſind, wie das Erz, und der Vorrath, der gewaſchen werden ſoll, iſt zaͤh und ſchlammig, wobei er mit dem Erz ſehr ſtark zuſammenhengt; So gibt man dieſen Werkzeugen etwas mehreren Fall. Eben dieſes beobachtet man auch bei der Menge des Waſſers, das auf - gegeben werden ſoll: Man gibt naͤmlich in dem erſten Fall ſchwache, in dem andern aber ſtarke Waſſer.
Jch habe zwar das Allgemeine angeben, worauf man bei dem Fall und der Menge des Waſſers zu ſehen hat: Man kan aber in beiden Faͤllen die Groͤſen ohne Verſuche nicht wol, aus der bloſen Theorie, beſtimmen, weil dieſes eine Sache iſt, die aus dem Anſe - hen der Pocherze, und dem Erfolg zugleich mit beurteilt werden muß. Man muß es alſo durch Verſuche ausmachen, bei welchem Fall, und mit was vor einer Menge von Aufſchlagwaſſern man den mehreſten und relneſten Schlieg erhaͤlt. An dem Haarz gibt man den Schlaͤmgraben 18 bis 20 Zoll Fall, wann die Bergart leicht iſt, hingegenaber187von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. aber 24 bis 26 Zoll Fall, wann ſie eine groͤſere Schwere beſizzet. Denen Schlaͤm - herden, worauf das reiche Reich - und das Schußgerinn geſchlaͤmt wird, gibt man 16 bis 18 -, den Schlaͤmherden aber, worauf man das arme Reich - und das Schußge - rinn zu ſchlaͤmmen pfleget, 20 bis 22 Zoll Fall. Bei den erſtern Schlaͤmherden gibt man um deswillen wenig Fall, damit man, zumal bei ſtarken Waſſern, nicht alles durch - einander iagen moͤge, bei den andern aber ſezt man aus der Urſach an dem Fall zu, weil man ſonſt die zaͤhe Bergart nicht aus den Erzen heraustreiben wuͤrde. Aus eben dieſen Urſachen gibt man aber auch denen Kehr - und Planherden 20, 22 bis 24 Zoll Fall. Die Graben ſind auſer dieſem 14, die Schlamherde aber 18 und mehr Fus lang, weil auf laͤngern Herden mehr Schlieg erhalten wird, als auf kurzen. Die Laͤnge der Plan - und der Kehrherde erſtrekt ſich auf 26 Fus. Die Schlaͤmgraben ſind 22 Zoll weit. Die Schlaͤmherde betragen hingegen in ihrer Weite 5 -, die Plan - und Kehr - herde aber nur 4 Fus.
Jch habe kuͤrzlich die Gruͤnde vorgetragen, nach denen das Pochen und das Waſchen beurteilt werden muß, und darum, und weil ich zugleich die hierzugehoͤrige Werkzeuge beſchrieben habe: So will ich nunmehr auch die Art und Weiſe zeigen, wie das Gepochte bei denen klausthaliſchen Pochwerken zu Schlieg gezogen wird.
Es fallen demnach von dem Schlaͤmmen dreierlei Schliege: a. Grabenſchlieg, den man Grobgewaſchen nennet, welcher aus dem groben Erz gemacht wird, das ſich oben in dem Graben ſezzet, worunter man dann auch den Schlieg menget, den man aus denen Aftern auf den Planherden machet; b. guter Schwenzel, den man auch nur ſchlechtweg Schwenzel nennet, welcher in demienigen Schlieg beſtehet, der aus dem Schwenzel gemacht wird, das von dem erſten Schlaͤmmen faͤlt; und c. gerin - ger Schwenzel oder Auffang, welches derienige Schlieg iſt, der aus dem Abgang von dem guten Schwenzel gemacht wird. Der erſtere haͤlt gemeiniglich 4, 5, 5½, 6 und 8 -, ia manchmal 9, 11 und 12 Loth Silber, wann er aus den ſpahtigen Erzen von dem Kranich gemacht worden. Die andere Sorte des Schliegs iſt hingegen ſchon geringer, und ſie haͤlt nur 2¼, 3, 3¼, 3¾ und 4 Loth Silber. Der Auffang haͤlt noch weniger, und nur 1¾, 2 und 3 Loth Silber. Auſer den iztgedachten Schliegen machet man auch noch aus dem, was in dem Sezfaß zuruͤkbleibet (§. 64.), in denen Graben auf eben dieſe Weiſe eine noch andere Art des Schlieges, den man Sezſchlieg nennet. Es fallen auch bei dieſem Aftern ab, die man in das naſſe Pochwerk bringet.
Den durch dieſen Weg gemachten Schlieg nennet man Untergerinnſchlieg, oder auch nur Untergerinn. Er haͤlt 2½, 4¼ und 4½ Loth Silber.
Den davon fallenden Schlieg nennet man alsdann Schlamſchlieg. Jn dem Gehalt erſtrekt er ſich auf 1¾, 2 bis 3½ Loth Silber. Man ziehet auf dieſe Art auch dasienige zu Schlamſchlieg, was in den Sauſuͤmpfen unter den Herden aufgefangen wird, damit auch dieſer Abgang ganz ausgepauſchet werde.
Die auf dieſe Art gemachte Afterſchliege halten alsdann bei 6½ - die Schlamſchliege aber von dem Afterſchlam und denen Schlamſuͤmpfen nur ¾, 1½ bis 2 Loth Silber. Der Bleigehalt alle dieſer Schliege erſtrekt ſich auf 25, 30 bis 40 Pfund.
Die Aftern von den Aftern werden nicht mehr gebrauchet, ſondern in die Bach geſtuͤrzet.
Man darf ſich daruͤber gar nicht verwundern, daß der Grabenſchlieg von den Aftern noch eben ſo reich, und ofters noch ¼ Loth reicher iſt, als der Schlieg, der aus dem Reich - und dem Schußgerinn gemacht wird: Denn da die Pocherze in ein grobes Korn gepocht werden; So ge - ſchiehet es auch, daß viel zartſpeiſiges Weisguͤldenerz, das viel reicher als das Glanzerz iſt, in den groben Aftern zuruͤkbleibt.
Die kleine Vorteile, und die Handgriffe, die bei dieſen Arbeiten beobachtet werden muͤſſen, laſſen ſich beſſer zeigen, als erklaͤren und beſchreiben. Jch will mich daher bei ihnen nicht aufhal - ten, damit ich in keine unnoͤtige Ausſchweifung verfallen moͤge.
Das Vorteilhafte, das bei den Pochwerken an dieſem Ort, auſer dem bereits angefuͤhrten, bemerket werden muß, beſtehet darinnen, daß die Schlaͤmgraben, und die Herde in einer ſolchen Ordnung neben einander gelegt ſind, wie es die Natur, und der auf ihnen zu verarbeitende reichereA a 3oder190Das neunte Stuͤkoder aͤrmere Schlam erfordert. Es liegen naͤmlich an dem Reich - und dem Schußgerinn die Gra - ben, auf dieſe folgen dietenige Herde, worauf der reiche Schlam, das Untergerinn, gewaſchen wird, an dieſen aber liegen noch andere und dieienige Herde, auf denen man den armen Schlam, das Schlamgerinn, zu verarbeiten pfleget. Dem Sau - und dem Flut - oder dem Aftergerinn hat man dabei aber auch dahin den Fall gegeben, wo die arme Vorraͤthe verarbeitet werden, damit der reichere und der aͤrmere Vorrath in dem entgegen geſezten Fall, wann dieſe Gerinne nach den reichern Vorraͤthen abfallen, nicht wieder durch einander kommen moͤge, welches der Abſicht des Pochens zuwieder iſt (§. 68.).
Weil man bei dem Froſt mit keinem ſo groſen Vorteil pochen und waſchen kan, als wie in dem Sommer, die Huͤtten in dem Winter auch eben ſo viel Schlieg nicht erfordern: So werden die arme Vorraͤthe, die man auſer den Waſchbaͤuen aufzufangen pfleget, in den Wintertagen ver - arbeitet, und keine Pocherze gepochet.
Es ſind viele unter den Pochverſtaͤndigen der Meinung, daß man einen groſen Teil der Plan - herde abſchaffen, davor mehr Kehrherde anlegen, und auf denſelben das Unter - und das Schlam - gerinn waſchen ſolte. Sie halten davor, man muͤſte nur den groben roͤſchen und rolligen Vorrath, der in den von den Graben fallenden Aftern beſtehet, auf den Planherden, den zarten und ſchlam - migen aber auf den Kehrherden zu Schlieg ziehen, weil der zarte Schlieg auf den leztern Herden beſſer ſtehen bliebe, als wie auf den erſtern. Sie verſprechen ſich von dieſem Verfahren ſehr groſe Vorteile, indem ſie ganz gewis glauben, daß man ohne Ausnahme bei den Kehrherden nicht nur mehreren und reineren Schlieg erhalten, ſondern auch eine kuͤrzere Arbeit bekommen, und weniger Erze in die Sau iagen wuͤrde. Denen, die dieſe Gedanken hegen, pflichten ſehr viele bei, und ſie wenden nur dieſes ein, daß man in dieſem Fall, weil alsdann die auswendige Vorraͤthe zu arm wuͤrden, der Knapſchaftscaſſe, die dieſe Vorraͤthe bekaͤme, eine andere Quelle zu ihren Einnahmen verſchaffen muͤſte. Wann ich nicht ganz irre: So muß man bei dieſer Sache auf eine ganz andere, und die nachfolgende Art unterſcheiden. Wann die Pocherze in ein grobes Korn gepocht werden muͤſſen, und wann das Erz in dem Unter - und in dem Schlamgerinn merklich ſchwerer iſt, als die Bergart; So ſind die Kehrherde, aus den zuvor gedachten Urſachen, beſſer, als die Planherde, weil man alsdann reinern Schlieg machen, und um deſto geſchwinder fertig werden kan: Wann es im Gegenteil aber die Notdurft erheiſchet, daß man die Pocherze zart pochen muß, und die Bergart iſt faſt ſo ſchwer, als das Erz ſelbſt; So thut man ſehr weislich, wann man die Plan - herde, in deren Planen ſich der zarte Schlieg feſtſezzen kan, den Kehrherden um deswillen vorzie - het, weil der zarte Schlieg auf den leztern, wann man ihnen den gehoͤrigen Fall geben, und etwas zuwegebringen will, nicht ſtehen bleiben kan, ſondern wegen ſeiner geringen Schwere, dem Druk des Waſſers, und dem Fall der Herde mit dem Schlamm fortrollen muß (§. 74 und 75). Jch hoffe nicht, daß meine Gedanken ohne Grund ſind: Denn weil ſich der zarte, doch etwas ſchwerere Schlieg, als die Bergart, in die Zwiſchenraͤumger der Planen, die aus Zwillich beſtehen, ſezzen, und dadurch vor dem Anſtos des uͤber die Herde rollenden Waſſers ſicher ſein, die dabei befindliche etwas leichtere Bergart aber daruͤber wegrollen, und folglich von dem Schlieg ausgeſchieden wer - den kan; So duͤnkt mich auch, daß bei dem zarten Schlieg die Planherde viel beſſer ſind, als wie die Kehrherde: Wann ich im Gegenteil aber auch uͤberlege, daß ſich bei dem Untergerinn und einem groͤbern Korn, die ſchon groͤſere Erzkoͤrnger ſo leicht nicht in den Zwiſchenraͤumger der Planen nie - derlaſſen, und mit keinem Beſen aufgehalten werden koͤnnen, ſondern eines Teils mit der Bergart vermiſcht bleiben, wann ſie zumal nicht merklich leichter iſt, als das Erz, andern Teils aber mit derſelben fortrollen; So glaube ich auch, daß ich nicht unrecht geurteilt habe, wann ich behaupte, daß man die Vorraͤthe, die man in ein grobes Korn pochen muß, auf den Kehrherden verarbeiten ſoll, weil man alsdann mehreren und reineren Schlieg bekomt. Eben hierinnen liegt zugleich aberauch191von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. auch der Grund, warum man wenigern viel und reinen Schlieg bekomt, wann man das grobe Untergerinn auf Planherden zu Schlieg ziehet. Wann die groͤbere Vorraͤthe in Aftern beſtehen, die einen ſehr zarten Schlieg bei ſich haben, der weder auf den Graben, noch auf den Kehrherden ſtehen will; So kan man bei alle dieſem nur eine Ausnahme von der Regel machen, und dieſen Vorrath auf den Planherden waſchen, weil ſich hierbei der zarte Schlieg in die Planen ſezzen, die grobe Bergart aber daruͤber wegrollen kan.
Jn einem ieden Pochwerk an dem Oberhaarz ſind drei Schlaͤmgraben und ſechs Herde, unter welchen das After - und das Saugerinn lieget. Man machet die Woche in einem Pochwerk im Durchſchnitt, aus 4 bis 5 Treiben Pocherz, deren eins 40 Tonnen, iede Tonne aber 6 Centner enthaͤlt, und alſo aus 1000 bis 1200 Centner Pocherz, 132 bis 195 Centner Schlieg. Zu einem Centner Schlieg werden alſo 8 bis 9 Centner Pocherz erfordert.
Die ungeriſche Schlaͤmherde, welche an ſtatt der Schlaͤmgraben gebraucht werden koͤnnen, worauf man das Reich - und das Schußgerinn verarbeitet, ſind nur noch in einem Pochwerk in dem Gang. Es ſind ihrer ebenwol drei, zwei gebrauchet man zu dem beſten, den dritten aber zu dem etwas geringern Vorrath. Wie man auf dieſen Herden zu waſchen pfleget, das lehret der Verfolg.