Dem Durchlauchtigſten Fuͤrſten und Herrn, HERRN Wilhelm, Landgrafen und Erbprinzen zu Heſſen, Fuͤrſten zu Hersfeld, Grafen zu Cazzenelnbogen, Diez, Ziegenhain, Nidda und Schaumburg ꝛc. ꝛc. ꝛc. Regierenden Grafen zu Hanau ꝛc. ꝛc. ꝛc. Meinem gnaͤdigſten Fuͤrſten und Herrn.
Wenn ich von meiner Niedrigkeit auf den Thron Ew. Hochfuͤrſtlichen Durchlaucht ſehe, worauf Hoͤchſtdieſelbe die Vorſicht erhoͤhet hat; Wenn ich Hoͤchſtderoſelben erhabene Einſichten in die Wiſſenſchaften betrachte, und dabei erwege, wie bedenklich es iſt, ſich in dieſen aufgeklaͤrten Zeiten dem Urteil der gelehrten Welt oͤffentlich darzuſtellen; Ja wenn ich endlich das weite Feld der Bergwerkskunde uͤberdenke, und mich dabei errinnere, daß meine Kentnis darinnen noch ſehr unvollkommen iſt: So wechſeln Zweifel und Vorwuͤrfe bei mir mit einander ab, ob ich es wagen, und dieſem geringen Werk den hohen Nahmen eines ſo groſen Prinzens vorſezzen doͤrfe, Deſſen Anherrn ſich um die Wiſſenſchaften einen unſterblichen Ruhm erworben haben, und Deren Fustapfen die Tritte Ew. Hochfuͤrſt - lichen Durchlaucht ſind. Sehe ich dagegen auf der andern Seite aber auf die vorzuͤglichgroſe Wolthaten zuruͤk, wodurch Ew. Hochfuͤrſtliche Durchlaucht, und auch ſchon Jhro Koͤnigliche Hoheit die regierende Frau Landgraͤfin Maria zu Heſſen zur Zeit Hoͤchſtderoſelben glorwuͤrdigſten Regentſchaft meine Neigung zu der Mathe - matik, der Natur - und der Berg - und Salzwerkswiſſenſchaft anzufeuern, und zu unterſtuͤzzen gnaͤdigſt geruhet haben: So beſiegt iene Schwierigkeiten die Ehrfurcht und der Dank, die heilige Pflichten getreuer Unterthanen ſind. Jhnen Durchlauchtigſter Landgraf, gnaͤdigſter Fuͤrſt und Herr! bin ich in allen Abſichten alle Verehrung und Unter - wuͤrfigkeit ſchuldig, und wie ſolte ich alſo laͤnger verſaͤumen davon ein oͤffentliches Zeugnis abzulegen? Geſtatten Sie daher gnaͤdigſt Durchlauchtigſter Herr! daß Hoͤchſt - denenſelben ich dieſe, ob zwar geringe Blaͤtter, als ein Opfer der Dankbegierde, mit dem lebhafteſten und innerſten Gefuͤhl der Ehrfurcht unterthaͤnigſt zu Fuͤſen legen, und hierdurch zugleich vor Hoͤchſtderoſelben geheiligten Perſohn von meinen Bemuͤhungen einigermaſen Rechenſchaft ablegen darf. Die fuͤrſtlichgroſe Geſinnungen Ew. Hochfuͤrſtlichen Durchlaucht laſſen mich mit einer ehrfurchtsvollen Zuverſicht hoffen, daß Hoͤchſtdieſelbe, nach der Hoͤchſt - denenſelben angebohrnen Huld und Gnade, dieſe meine Kuͤhnheit, um ihrer guten Abſicht willen, nicht mit Ungnade anſehen werden.
Der guͤtige GOtt, der uns in der unſchaͤzbaren Perſohn Ew. Hochfuͤrſtlichen Durchlaucht, einen weiſen, gnaͤdigen, und gerechtigkeitsvollen Regenten, einen Vater des Vaterlands geſchenkt hat, der ſezze Hoͤchſtderoſelben, und Hoͤchſtdero Frau Gemahlin Koͤnigliche Hoheit theuerſte Jahre bis zu dem ſpaͤteſten Alter der Menſchheit hinaus, und erhalte das geſamte fuͤrſtliche Haus bis in die graue Zukunft in dem bluͤhendeſten Stand, damit Hoͤchſtdeſſelben erhoͤheter Ruhm bis in die Unſterblichkeit fortdauern, Hoͤchſtderoſelben getreue Unterthanen aber die reichſte Fruͤchte einer ſo preiswuͤrdigſten und geſeegneten Regierung ernden und genieſen moͤgen.
Wuͤrdigen Ew. Hochfuͤrſtliche Durchlaucht mich, daß ich unter dieſen eiferigen und ſehnſuchtsvollen Wuͤnſchen in der tiefſten Ehrfurcht verharren darf Durchlauchtigſter Landgraf Gnaͤdigſter Erbprinz und Herr, Ew. Hochfuͤrſtlichen Durchlaucht
unterthaͤnigſter Knecht Franz Ludwig Cancrinus.
So ungern ich auch weitlaͤuftig bin, und ſo gern ich das - ienige uͤbergehe, was man ſonſt ſchlieſen und urteilen kan: So finde ich doch noͤtig zu dieſem Werk eine Vorrede zu ſchreiben, um darinnen das Eine und das Andere zu erinnern, welches zu ſeiner Rechtfertigung etwas beitragen kan. Jch will meine Gedanken, die ich bei dieſem Buch gehabt habe, den geneigteſten Leſern kurz eroͤfnen, und dann noch dieienige Stuͤkke anzeigen, worinnen ich etwa gefehlt haben kan. Kein Buch iſt ohne Fehler, und das Meinige wird daher unter dieſen am wenigſten eine Ausnahme verdienen.
**JchVorrede.Jch habe dieſes Werk um deswillen in den Druk gegeben, damit ich den Anfaͤngern und den Reiſenden der Bergwerkskunde einen Vor - geſchmak von denen Bergwerken, nach ihrem ganzen Umfang beibringen, und dieſe Beſchreibung um deſto gemeinnuͤzziger machen moͤgte. Betruͤge ich mich dabei in meiner Hofnung nicht, daß zugleich auch die - ienige, dieſe meine Arbeit nicht ohne Nuzzen, oder ohne Vergnuͤgen leſen werden, die entweder ſchon Aemter bei dem Bergbau begleiten, oder auf die Natur der Dinge, und die Ausuͤbung der Mathematik aufmerkſam ſind: So wird meine Abſicht eine doppelte Belohnung, und meine Bloͤdigkeit in dem Schreiben eine Aufmunterung erhalten. Einige werden vielleicht mein Unternehmen billigen, andere aber meine Bemuͤhungen in vielen Abſichten tadeln. Von dem, daß ich die Be - ſchaffenheit der Werke zu viel entdekt haͤtte, und daß ich die Handarbeiten wol ſelbſt wenig kente, ob ich ſchon vieles verbeſſern wolte, werden manche ſehr vieles reden. Jch muß mir dieſes alles gefallen laſſen: Jch muß dabei aber auch bekennen, daß ich mich mit dem in einen Streit einzu - laſſen nicht gewohnt bin, dem es entweder an einem guten Vorſaz, oder an den Gruͤnden und der noͤtigen Einſicht fehlet. Doch ich rede in dieſen Ausdruͤkken nicht von Maͤnnern, unter deren Fuͤhrung und Freund - ſchaft Leute von meinem geringen Wiſſen allemal gluͤklich ſind. So viel will ich inzwiſchen bei denen Vorwuͤrfen, die ich mir vielleicht aus einer allzugroſen Beſorgnis bei denen mache, die weniger vor die Welt denken,nurVorrede.nur erinnern, daß ich, wann ich nicht zu viel ſage, nur natuͤrlich gedacht, daß ich die Bergwerke, deren keins dem andern Nachteile erwekken, und keins zu viel Metall machen kan, nicht mehr, als Schluͤter, Lehmann, Boͤſe und andere Auctoren entdekt, und daß ich die Arbeiten ſelbſt, ob ich mir ſchon ein anderes Ziel vorgeſtekt hatte, nicht ohne groſe Muͤhe mit mancherlei Erfahrungen durchwandert habe, wobei mir der treue Unterricht meines geliebten Vaters eine ſehr groſe Erleichterung verſchaft hat.
Dis ſei genug, ſo viel die Abſicht dieſes Werks betrift! Nun muß ich auch noch von ſeiner innern Beſchaffenheit reden. Jch kan darinnen gar oft gefehlt, oder geirt haben. Dis leugne ich nicht: Welche ſind aber dieſe Maͤngel? Es koͤnnen dieſe ſein. Jn Dingen, die nicht auf Empfindungen, und dem Urteil der Menſchen, ſondern blos auf der Erzaͤhlung anderer beruhen, kan ich auf meiner Reiſe, bei meiner damals ohnehin nicht uͤberfluͤſſigen Zeit leicht gefehlt haben. Ob der Mangel der Einſicht, oder des guten Willens anderer daran Schuld geweſen iſt? das weis ich nicht. Jch hoffe keins von beiden. So viel aber weis ich, daß ich das, was ich auf dieſer meiner Reiſe aufgezeichnet, nicht ohne Urteil niedergeſchrieben habe. Solten dem ohngeachtet aber doch der - gleichen Jrthuͤmer mit eingelaufen ſein: So glaube ich, daß ſie zu dem Weſentlichen der Sache eben nicht viel beitragen, weil ſie meiſt aͤuſerliche Dinge betreffen. Manches mag ſich indeſſen auch ſeit den Jahren 1763** 2undVorrede.und 1764, da ich das Vergnuͤgen hatte, die beſchriebene Werke zu beſe - hen, geaͤndert haben.
Dis iſt noch nicht genug. Jch mag ſelbſt Fehler in dieſem kleinen Werk begangen haben. Jch habe die Zeichnungen zu denen Kupfern nicht ſtets nach der mahleriſchen Perſpectiv entworfen. Was war aber Schuld daran? Jch entwarf vor das erſte viele um deswillen nicht nach der wahren Perſpectiv, weil ich alles auf einmal, ohne Grund-Stand - und Durchſchnittsriſſe vorſtellen, und dadurch mehrere Kupfer vermei - den wolte: Vor das andere wolte ich gern dieſe und iene Figuren nach ihrer wahren Groͤſe, und die vorzuͤglichſte Teile der Maſchinen, obſchon auf eine gezwungene Art, nach dem Maasſtab in das Geſicht ſtellen: Und vor das dritte fande ich bei meinen uͤbrigen vielen Geſchaͤften nicht die erforderliche Zeit zu aufenthaltlichen und weitlaͤuftigen Zeichnungen. Jch hoffe inzwiſchen, daß ich das Weſen der Maſchinen, und zwar hauptſaͤchlich derienigen, die nicht leicht einem Jeden zu Geſicht kommen, dargeſtelt habe. Dieſes doͤrfte aber auch meinem Zweck gemaͤs ſein, weil ich kein Theater von Bergwerksmaſchinen zu ſchreiben geſonnen bin.
Man findet uͤberdis auch verſchiedene Schreib - und Drukfehler in dieſem Buch. Jch habe hoffentlich, ſo viel mir die Zeit erlaubt hat, die mehreſte bemerket. Verſchiedene koͤnnen indeſſen noch in dieſem Werk ſein. Auch dieſe wird man entſchuldigen, da ich die CorrecturnichtVorrede.nicht uͤbernehmen, und die Fehler verbeſſern konte, die aus Geſchwin - digkeit, und einer eben nicht groſen Deutlichkeit des Manuſcripts herruͤhrten.
Dis moͤgten die Hauptfehler ſein, die ich mir noch zur Zeit ſelbſt vorzuruͤkken weis, und damit bin ich, nach meinem Ermeſſen, vor eine Vorrede ſchon ziemlich weitlaͤuftig geweſen. Doch muß ich noch etwas erinnern. Jch habe dieſes Werk, wie ich wenigſtens hoffe und wuͤnſche, in einem natuͤrlichen Zuſammenhang vorgetragen: Jch habe die Materien ſo unterſchieden, wie es die Bergwerkskunde, nach der Manchfaltigkeit der auf einander folgenden Gegenſtaͤnde erfordert: Ja ich habe auch hier und da, die Gruͤnde der Verfahrungsarten, und die Theorie dieſer Lehre mit eingemiſcht, damit ich dieſe Bergwerke in einer Art von einem Lehrgebaͤude beſchreiben moͤgte. Solte dieſe Me - thode von Kennern nicht misbilliget werden: So wird mir ſolches zu der Erfuͤllung meines Entſchluſſes ein Beweggrund ſein, die erſte Gruͤnde der Bergwerkskunde, und der Bergſtaats - und Bergprivatrechtslehre, wenn mir GOtt neben den Geſchaͤften meines Dienſtes Geſundheit, Kraͤfte, und Zeit verleihen wird, in einem natuͤrlichen Zuſammen - hang in dem Druk ausgehen zu laſſen, um auch hierinnen der Welt in einem ſo geringen Teil, als er nur ſein mag, nuͤzlich zu werden.
** 3WennVorrede.Wenn ich endlich bei dieſem allen in meinen Urteilen, welche dieſe und iene Arbeiten betreffen, etwa irre ſein ſolte: So bitte ich, daß man mich auf eine beſcheidene Art, die ich allzeit ſehr hoch zu ſchaͤzzen weis, von der Wahrheit uͤberzeugen, und dadurch meine geringe Kentnis er - weitern moͤge.
Hiermit empfiehlet ſich zu des Leſers geneigtem Wolwollen
der Auctor.
Nach der Erzaͤhlung des Winkelmanns iſt dieſes Bergwerk in dem Jahr 1590 entdekt worden. Die Fundgrube in dem Freudenthal ſoll im Jahr 1593 in dem Quartal Reminiscere 1600 -, im folgenden Jahr aber 1680 Guͤlden, Ausbeute gegeben haben, welche im Jahr 1595 bis auf 913 Guͤlden 22 Weispfennige herunter gefallen iſt. Nach dieſem Betrieb, und im Jahr 1659 und 1660 iſt dieſes Bergwerk von der Landesherrſchaft auf das Neue wieder belegt, und bisher betrieben worden.
Die Gebirge in dieſer Gegend ſind nicht ſehr hoch. Sie beſtehen aus ſanften, und zu Bergwerken ſehr ſchiklichen Bergen, welche mit denen Thaͤlern ſtets abwechſeln, und ſich in eine groſe Laͤnge und Breite erſtrekken. Man findet daher in dieſer Gegend keine ſehr hohe, oder ſtuͤkkelichte und pralligte Gebirge, wie ſie die Bergwerkskuͤndiger zu nennen gewohnt ſind.
Das Bergwerk ſelbſt liegt gegen Mitternacht, eine halbe Stunde von Frankenberg, zwiſchen dieſem Ort und Geismar, an der Eder hinunter. Es liegt in einem ſchoͤnen und ſanften Gebirg, welches auf zwei Seiten, nach der Laͤnge, mit Thaͤlern umgeben iſt, die ihren Fall nach dem tiefſten Thal haben, in welchem die Eder flieſet. Dasienige Thal, welches von Frankenberg aus zur rechten Hand liegt, wird wegen einem darin - nen gelegenen Dorf Gernshauſen, der gernshaͤuſer -, das zur Linken aber der hain - bacher Grund genennet.
Jn dem hainbacher Grund haben die Aeltere ſchon oben an dem Dorf Geismar, und zwar an dem Fus des Gebirges gebauet. Sie haben faſt Schacht an Schacht geſezzet, und dieſes Werk das Gnadenthal genennet. Die Neuere haben noch unter dieſem Werk zu bauen angefangen. Sie nennen dieſe Arbeit das neue -, iene aber, in Betracht dieſer, das alte Gnadenthal.
Es iſt dieſes Gebirg mit Waſſer angefuͤllet, welche in denen nieder gemachten Schaͤchten zuſammen laufen. Damit man nun die Schaͤchte von dem Waſſer befreien, und in ihnen ungehindert, und zu allen Zeiten arbeiten koͤnne: So iſt nicht weit von der Eder an dem Ende des hainbacher Grunds, welcher an dieſem Gebirg gelegen iſt, und ſehr viel von dem Horizont abfaͤlt, ein Stollen angefangen, und bis in dieſes Werk getrieben worden, welcher die Waſſer in der iezzigen Teufe der Erze loͤſet.
Jn dem gegen uͤber liegenden Fus dieſes Gebirges, auf der Seite des gernshaͤuſer Grundes, liegt noch ein anderes Werk, welches das Freudenthal genennet wird. Es iſt auch dieſes waſſernoͤtig, und darum iſt aus dem gernshaͤuſer Grund ein Stollen auf die hier liegende Schaͤchte gebauet worden. Es liegt dieſer Stollen, weil aus die - ſem Grund, von der Eder herauf, keine hinlaͤngliche Teufe einzubringen ſein ſoll, 8 Lachter hoͤher, als das Erzfloͤz. Er loͤſet daher nur die Tagewaſſer, keines weges aber dieienige, welche auf dem Floͤz ſind.
Uiber dieſen Bergwerken liegen noch zwei andere alte Werke, das huenslaͤnder Werk bei Geismar, und das kupferbiller Werk an der caſſeliſchen Landſtraaſe, zwi - ſchen Geismar und Ellershauſen. Es ſind aus ihnen uͤber 100,000 Centner Lettenerzegefoͤr -3von dem Silber - und Kupferbergwerk bei Frankenberg an der Eder. gefoͤrdert worden: Weil aber dieſelbe taub ſind, und wenig oder nichts halten; So ſind dieſe Werke wieder ſtehen geblieben.
Auf der Seite derer Werke, die izzo in dem Gang ſind, liegt noch ein anderes altes Werk, zwiſchen Geismar und Louviſendorf, welches das Cronsfeld genennet wird. Was die Alten da gewonnen haben, das weis man nicht, doch trift man auf denen Halden Spuhren von Erz an.
Durch den gernshaͤuſer Grund (§. 2.) flieſet ein kleines Waſſer, welches in denen heiſen Sommertagen ſehr trokken wird. Damit man nun, weil an keinem andern und naͤhern Ort ein ſchikliches Gefaͤll zu haben iſt, zu den in dieſem Grund ſtehenden Schmelzen und Waſchen die zu trokkenen Zeiten erforderliche Waſſer ſamlen koͤnne: So ſind in dieſem Thal zwei Teiche angelegt worden. Einer von dieſen Teichen, der aber klein iſt, liegt trokken, weil das Waſſer, durch die auf der Sohle befindliche Kluͤfte, durchfaͤlt. Der andere, welcher viel mehr Waſſer halten kan, iſt beſſer verwahret. Es koͤnnen aus ihm beſtaͤndig ſo viele Waſſer genommen werden, als in trokkenen Zei - ten zu der Betreibung der Waſchen und der Huͤtten erfordert werden. Er liegt zwiſchen zwei Gebirgen, und darum iſt nur ein Haupt - oder ein Wehrdamm davor, welcher 18 Fus hoch, 8 Fus in der Krone, und 24 Fus in dem Grund breit iſt. Der groͤſte Teil der Waſſer, welche in dieſem Teiche aufbehalten werden, entſpringet aus den in ihm ſelbſt befindlichen vielen Quellen. Damit man denſelben fiſchen, und von dem Schlamm ſaͤubern koͤnne: So iſt er ſo vorgerichtet, daß er durch einen Grundzapfen gaͤnzlich ab - gelaſſen werden kan. Ein noch anderer Grundzapfen, an der Seite nach dem Freuden - thal, liegt 4 bis 5 Fus hoͤher, als iener, und auf der Sohle des Grabens, welcher auf die ſogenannte Kunſtwaſche gefuͤhret iſt, worinnen die Erze gewaſchen werden. Die uͤberfluͤſſige Waſſer, welche in dieſem Thal bei Fluthzeiten zuſammen laufen, werden durch einen beſondern Fluthgraben abgefuͤhret. Es iſt dieſem ohngeachtet verſchiedene - mal geſchehen, daß dieſer Teich ausgebrochen iſt. Wenn die Daͤmme gut aufgefuͤhret ſind: So traͤgt ſich dieſes ſonſt ſelten, und nur bei auſerordentlichen groſen Waſſerguͤſſen zu. Den weitern Lauf und Gebrauch des in dieſem Teich geſamleten Waſſers muß ich noch etwas naͤher beſchreiben. Der Graben, welcher auf die eben gedachte Waſche gehet, treibet an dieſem Ort zwei Raͤder, welche 18 Fus hoch ſind, und zu der eigentlichen Kunſtwaſche gehoͤren, die ich in der vierten Abhandlung deutlicher vor Augen ſtellen werde. Unter dieſen Raͤdern werden die abfallende Waſſer wieder weggenommen, und auf eine in eben dieſem Grund gelegene Rohſchmelz gefuͤhret, welche die neue Huͤtte heiſet. Es koͤnnen dieſelbe auch hier bei einer Schneidmuͤhle gebraucht werden, worauf das zu dem Bergwerk erforderliche Holz geſchnitten werden kan. Die Waſſer, welche von dieſen Raͤdern abfallen, haben ein Stuͤckwegs einen ganz freien Lauf, unten an dieſem Thal aber ſind dieſelbe wieder ab - und an dem Gebirg in dem Grund an der Eder hinunter, durch einen beſonderen Graben, auf eine noch andere Schmelz, oder die Seigerhuͤtte an dem hainbacher Grund geleitet, welche die alte Huͤtte genent wird. Die Waſſer, welche hier abfallen, laufen nunmehr in die Eder.
Die aͤuſere Lage der Gebirge, und ihre Gefaͤlle habe ich beſchrieben. Jch will daher noch einer andern noͤtigen Bedoͤrfnis bei Bergwerken Erwehnung thun, die das Holz betrift. Die Waldungen in dieſer Gegend ſind etwas entlegen, und daher muß das Holz auf 2 bis 3 und mehr Stundwegs herbeigeſchaft werden. Es wird in denen herrſchaftlichen und kloͤſterlichen Waldungen gehauen. Eine Klaſter iſt 6 Fus weit, 5 Fus an dem Scheid, und 5 Fus hoch. Sie enthaͤlt alſo 150 Kubikfus. Vor eine Klafter werden 23 Albus 2[₰]. Forſtgeld bezahlet, das Roͤſtholz gibt die Landesherrſchaft hingegen umſonſt. Die Kohlen, welche bei dieſem Werk aufgehen, werden von zwei beſonders dazu beſtelten Koͤhlern gebrent. Die Dekken machet man bei feuchtem Wetter von Laub und Raſen, bei trokkenem aber von blos Raſen, damit ſich die Haufen nicht ſchuͤtten moͤgen. Das Kohlenmaas iſt unten in dem Durchmeſſer 3 Fus, oben aber 3 Fus 2½ Zoll weit, und 1½ Fus hoch. Es haͤlt alſo, wann man ſeinen koͤrperlichen Jnhalt berechnet, beinahe 11 Kubikfus. Zwoͤlf dieſer Buͤtten machen ein Fuder, oder eine ſo genante Reiſe. Der Koͤhler bekomt von einem Fuder Zukohlen 21 Albus, 1 Rthlr. Miethgeld, und noch 3⅓ fl. zu Korn, wobei ihm die Unterthanen noch das Holz in der Frohnde einfchieden muͤſſen. Jn einen Haufen ſezzet man 30 bis 40 Klafter, und 2½ Klafter geben ein Fuder Kohlen. Man gebrauchet alle Jahre 700 Klafter Kohlholz, 20 bis 30 Klafter Darrholz, und ohngefaͤhr 50 Klafter Roͤſtholz. Aus 700 Klafter Kohlholz werden ohngefaͤhr 250 Fuder Kohlen gebrent, und dieſe ſind anreichend, um die Huͤtten zu betreiben. Zuweiln geſchiehet es, daß auch Kohlen aus dem Waldekkiſchen gekanft werden, von dieſen aber koſtet das Fuder 7 Thaler. Das Holz und die erforderliche Kohlen koͤnnen beſtaͤndig aus den nahe gelegenen Waldungen angeſchaft werden: Denn es iſt keine Vermuthung da, daß es bei dem izzigen Betrieb dieſes Werks iemals an dem noͤtigen Brand fehlen ſolte, welehes ein nicht geringer Vorteil vor dieſes Werk iſt, da zumal ein Fuder Kohlen in allem nur auf 6 Thaler zu ſtehen komt.
Die Erd - und die Steinlagen in dieſem Gebirg wechſeln ſtets mit einander ab. Sie liegen in der folgenden Ordnung unter einander, wann man ſie mit einem Schacht durchſinket. Man findet naͤmlich:
Das Erzfloͤz liegt in verſchiedenen Teufen unter der Dammerde, und man bemer - ket, daß es eben ſo ſteigt und faͤlt, wie das Gebirg an dem Tag. Aus dieſer Urſach liegt daſſelbe an etlichen Orten nur 6 bis 8 -, an andern aber bei 30 Lachter unter der Oberflaͤche der Erde. Es machet daher lauter Bukkeln und Mulden, wie man in der Sprache der Bergleute zuweiln zu reden pflegt.
Bei einem ieden Werk, in dem Gnaden - und Freudenthal, trift man einen Hauptruͤkken an, welcher aus einem feſten, und von allen andern ganz verſchiedenem Gebirg beſtehet, das bei 20 Lachter maͤchtig iſt. Er ſezzet ſeigergerad nieder, und durch - ſchneidet nach der Quere das ganze Gebirg. An und fuͤr ſich iſt er unedel, doch legt ſich auf dem in dem Gnadenthal das Erzfloͤz zuweiln wieder an, da es dann edel wird. Bei dieſen Ruͤkken findet zwar die Vermuthung ſtatt, daß ſie in einer groͤſern Teufe Erze machen wuͤrden, es ſollen aber auf ihnen die Waſſer ſo ſtark ſein, daß man dieſelbe nicht in die Teufe verfolgen, und ihre weitere Beſchaffenheit erforſchen kan.
Die Mineralien bei dieſem Werk, welche, wie alle, durch die Sinnen erkent werden koͤnnen, beſtehen:
Daß man durch dieſe Kunſt den Gehalt der Erze, oder die Verhaͤltnis zwiſchen den metalliſchen und erdigen Teilchen eines Minerals beſtimmen, und ihre mehrere oder wenigere fluͤſſigere Natur im Schmelzen erforſchen, folglich ſie dadurch am beſten kennen lernen koͤnne, das iſt bekant genug. Jch will mich daher hierbei nicht lang auf - halten, weil ich keine Probierkunſt zu ſchreiben geſonnen bin.
Man bedienet ſich bei dieſem Werk zu den Kupferproben des Geblaͤſes, zu den Silberproben aber der kleinen eiſernen Probieroͤfen. Die Gefaͤſe beſtehen in den be - ruͤhmten allmeroͤder Tuten und Tiegeln. Die Treibſcherben werden aus rothem Thon, die Aſchengefaͤſe, oder die Kappellen aber aus einem Teil Bein - oder Knochenaſche, und zwei Teilen Holzaſche zubereitet. Zu den Kupferproben wird der bekante ſchwarze Fluß genommen, zu den Silberproben aber werden kleineriſche Bleie, die im Waldekkiſchen gemacht werden, gebrauchet, weiln dieſelbe rein ſind, und nur ½ Loth Silber halten.
Bei dem Probieren an dieſem Ort finde ich nichts beſonderes, das ich anmerken koͤnte. Jch will daher nur noch dieſes uͤberhaupt anfuͤhren. Es werden naͤmlich probieret:
Weil die Erd - und die Steinlagen vom Tage nieder, aus einem lettigten ſchieferi - chen und gebrechem Gebirg beſtehen (§. 8.), das einen ſehr ſtarken Druk hat: So erfordern auch die Schaͤchte, ſowol in dem Gnaden - als Freudenthal eine gute Verzimmerung. An den meiſten Orten, wo das Geſtein nicht ſtehen will, liegt daher Joch auf Joch, doch findet man auch Gegenden, wo die Joͤcher ½ Lachter von einander liegen, und an andern Orten ſind die Schaͤchte da, wo es feſt iſt, gar nicht verzim - mert, ſondern ſie ſtehen, wie man ſagt, in dem Ganzen.
Es ſind auf dieſem Werk nicht viele Schaͤchte in dem Gang. Jn dem Gnadenthal zaͤhlet man folgende, die Erz foͤrdern: Den Prinz Wilhelm, und den neuen Seegen: Jn dem Freudenthal aber, die Hofnung, die Prinzeſſin Charlotte, und den Prinz Georg. Jhre Teufe erſtrekt ſich bis auf 20 und 30 Lachter. Sie ſind etliche Hundert Lachter von einander entfernt, und ſie ſollen 60, 70 und mehrere Jahre gehen.
Da die Erze floͤzweis liegen (§. 8.): So werden dieſelbe durch Huͤlfe des Gezaͤhes ſtrebweis heraus gehauen. Das gewonnene Erz wird mit den ſogenanten Hunden, welche kleine mit vier Raͤdern verſehene Kaſten ſind, die 1½ Kuͤbell enthalten, durch lange Strekken gefoͤrdert, und von da zu Tag gezogen. Das Dach, oder die zuerſt uͤber dem Floͤz liegende Steinlage, darf, wie man ſagt, nicht durchbrochen werden, weil ſie der Gefahr des Einſturzes zu ſehr unterworfen iſt, und mit keinem Holz zu er - halten ſtehet. Die Strekken ſind daher nicht hoͤher, als 2½ Fus, und ſie ſtehen ohne Zimmerung in dem Ganzen. Jhre Niedrigkeit iſt die Urſach, daß man in ihnen auf Haͤnden und Fuͤſen kriechen muß. Erbaͤrmliche Art zu fahren! Wie ſauer wird denen Jungen ihre Arbeit, wann ſie die Hunde vor ſich her druͤkken, und auf Haͤnden und Fuͤſen gehen muͤſſen! Wenn das eigentliche Fahren eine ſo ſaure Arbeit waͤre, als dieſe: So wuͤrde Jedermann zu Fus gehen. Jener uneigentliche und verfuͤhreriſche Nahme, den man der Durchwanderung unterirdiſcher Gegenden beigelegt hat, iſt inzwiſchen dazu recht gut, um dieienige zu der Beſichtigung der Eingeweide der Erde zu bewegen, die ſie gern kennen lernen wollen, aber ihre Glieder weder beſchmuzzen noch ermuͤden, und in Gefahr begeben wollen. Wie unangenehm iſt es auch nicht, wann zarte Haͤnde beſchmieret, und durch Schwuͤhlen verunehrt werden!
Die Streben werden meiſtenteils nur ¾ Lachter breit genommen, damit man das Holz zu dem Unterſtuͤzzen des Daches erſpahren, und der Gefahr nicht ausgeſezt ſein moͤge, daß daſſelbe hereinbreche, und die Bergleute in ihrer Arbeit vergrabe. Die Arbeit in den Streben an ſich ſelbſt iſt verdungen. Von ¾ Lachter Breite und 1 Lachter Laͤnge werden, ie nachdem die Erze feſt ſind, 26 bis 32 Heſſenweispfennige bezahlt. Bei dieſem Geding muͤſſen die Haͤuer alle Loͤhne uͤbernehmen, und die Jungen und die Haspelknechte bezahlen, zugleich aber auch die Berge, oder die unmetalliſche Mine - ralien, in die Streben verſezzen, damit die Foͤrderungskoſten nicht zu gros werden. Nur das Gezaͤhe, naͤmlich Schlaͤgel und Eiſen, und die Keilhaue wird ihnen aus der Bergeaſſe geſtelt. Es werden dabei einem ieden, der in der Grube arbeitet, woͤchentlich noch 7 Loth -, dem Steiger aber 1 Pfund Unſchlitt gereichet. Dieſes Unſchlitt wird von dem Oberfuͤrſtenthum Marburg geliefert, und 14 Pfund bezahlt man mit 1 Thaler. Jn einem ganzen Jahr gehen ohngefaͤhr 5 Centner auf. Die Gedinge werden hier nicht, wie es an andern Orten gewoͤhnlich iſt, von denen Steigern gemacht, ſondern ein Haͤuer muß in ihrer Gegenwart, weil an dieſem Ort zwoͤlfſtuͤndige Arbeit eingefuͤhrt iſt, 12 Stunden arbeiten, worauf dann, nach der Groͤſe der verrichteten Arbeit, das Geding ausgeſchlagen wird. Der Lohn, wornach daſſelbe eingerichtet wird, iſt dieſer: Ein Haͤuer bekomt in zwoͤlf Stunden 16 -, ein Junge 9 -, ein Haspelknecht aber 13 Kreuzzer. Bei den erſtern machet man darinnen einen Unterſcheid, daß man ihnen 18 Kreuzzer bezahlet, wann ſie Holz einwechſeln. Alle Bergleute ſind uͤbrigens Unterthanen.
Die Wetter werden denen Schaͤchten durch Wetterlutten zugefuͤhret. Sie gehen bis uͤber die Kaue heraus, wo ihr Ende mit einem Trichter zuſammen haͤnget, der nach dem Wind, welcher wehet, gedrehet werden kan, und an einer Seite mit einer Oefnung verſehen iſt, damit die Luft hinein ſtuͤrmen, und durch die Lutten bis auf die Sohle des Schachts ziehen koͤnne. Jn die Streben und in die Oerter fuͤhret man die Wetter, durch Huͤlfe der Durchſchlaͤge, die von einem Schacht auf den andern gehen. Zuweiln werden auch verſchiedene und neben einander liegende Strekken mit einander durchſchlaͤgig gemacht, und dadurch, und durch Huͤlfe der mit Thon verſchmierten Wetterthuͤren, die Wetter in das Feld gefuͤhret, weil ſie durch dieſe Thuͤren genoͤtiget werden, an einen gewiſſen Ort zu ziehen.
Die Waſſer in dieſen Gebirgen ſind uͤber der Horizontlinie des Wieſengrunds nicht merklich ſtark. Es werden daher viele, die ſich in den Streben ſamlen, in die Kluͤfte gewieſen, die hier und da in dem Liegenden ſind, worinnen dann dieſelbe wegfallen. Die Waſſer unter der Teufe des Wieſengrundes ſind hingegen um deſto ſtaͤrker. Sie koͤnnen daher, und zumal bei naſſer Witterung, durch die Kluͤfte nicht weggeſchaft werden. Es iſt aus dieſer Urſache in dem Gernshaͤuſergrund, uͤber der neuen Huͤtte (§. 2. 3. und 4.), ein Stollen in das Freudenthal getrieben worden, der aber auf dem oberſten, dem neuen Schacht, welcher der Prinz Georg genent wird, die noͤtige Teufe auf das Floͤz nicht einbringet, und 8 Lachter zu hoch komt, weil daſſelbe an dieſem Ort einſchieſet, und ſehr waſſernoͤtig iſt. Jn dem Hainbachergrund, welcher viel tiefer liegt, als der zuvor gedachte, iſt nicht weit von der alten Huͤtte (§. 4.) auch ein Stollen gebauet worden, welcher die Waſſer von dem Floͤz in dem Gnadenthal loͤſet. Er gehet bis auf die Schaͤchte Prinz Wilhelm, und den neuen Seegen. Da zur Linken des neuen Seegens an dem Grund nach Geismar, oder dem alten Gnadenthal, noch ſchoͤne Erze zu hoffen ſind: So wird der Stollen in dieſe Gegend getrieben. Bei dem neuen Seegen wird zugleich ein Fluͤgelort aufgehauen, welches durch das Gebirg durch, bis in das Freudenthal, und auf den Schacht Prinz Georg getrieben werden ſoll, damit man dieſen Schacht, in dem nur bei ſehr trokkenem Wetter Erze gewonnen werden koͤnnen, von den Waſſern befreien moͤge.
Weil keine ſchikliche Gefaͤlle in dieſen Gebirgen befindlich, die Grubenwaſſer in dem Tiefſten auch allzuſtark ſein ſollen: So werden bei dieſem Bergwerk keine Kuͤnſte, oder ſolche Maſchinen angetroffen, welche die Waſſer aus dem Tiefſten der Gruben, und auf die Stollen heben.
Jch habe mir hier keines weges vorgenommen, eine Markſcheidekunſt zu ſchreiben: Jch will nur uͤberhaupt anzelgen, wie und auf was Art ſie ausgeuͤbet werde.
Das Maas, deſſen man ſich an dieſem Ort bei der Meſſung der Laͤngen der Flaͤchen, und der koͤrperlichen Raͤume bedienet, iſt eine angenommene Laͤnge von 7 caſſeliſchenFus,11von dem Silber - und Kupferbergwerk bei Frankenberg an der Eder. Fus, welche ein Lachter genennet wird. Es wird ein ſolches Lachter in 8 gleiche Teile geteilet, und ein ſolcher Teil heiſt ein Achtel. Dieſes teilt man wieder in zehn gleiche Teile, und ein ſolcher Teil wird ein Zoll genennet. Den Zoll teilt man noch einmal in zehn gleiche Teile, und nent einen ſolchen Teil eine Prime, den zehnten Teil einer Prime aber, eine Secunde u. ſ. w.
Die Werkzeuge, welche an dieſem Ort zu der Ausuͤbung dieſer Wiſſenſchaft ge - braucht werden, ſind 1) der Gradbogen, 2) der Haͤngcompaß, 3) die Lachterkette, 4) das Zuleginſtrument, 5) die Staͤbe, 6) die Primen, und 7) der Senkel oder das Loth. Zu der Ausrechnung der Sohle und der Seigerteufe gebrauchet man eine nach der Tabula Sinuum auf das Lachtermaas ausgerechnete Tabelle.
Da dieſes Werk von der Landesherrſchaft ſelbſt betrieben wird: So fallen keine Vermeſſungen des Feldes vor. Es iſt iedoch aber das ganze Werk, und ſo wol das Gnaden - als das Freudenthal in einen Grund - und Seigerris gebracht, damit man das friſche und auch das ausgehauene Feld, imgleichen die Laͤngen, die Hoͤhen, und die Tiefen der Oerter ſehen, und meſſen koͤnne.
Die Erze, welche in dieſem Gebirg gewonnen werden, beſtehen aus einem thonich - ten, doch ſchieferichem Gebirg (§. 8.), das mit verſchiedenen Arten von Grau - pen vermiſchet iſt (§. 11.). Die Erfahrung beſtaͤttiget, daß dieſe ſchieferartige Lettenerze nicht nur verwittern und in kleine Stuͤkger zerfallen, ſondern daß auch die in ihnen be - findliche metalliſche Teilcher um deſto mehr zuſammen rinnen, ie laͤnger ſie auf einen Haufen geſchuͤttet, und den Veraͤnderungen unſeres Dunſtkreiſes ausgeſezt werden, wobei ſie dann zugleich auch eine groͤſere Feſtigkeit erhalten. Es werden dieſemnach faſt alle Letten - erze, beſonders aber die freudenthaler, die ſehr fettig ſind, wann ſie keinen reichen Ge - halt haben, und ſich gut waſchen laſſen und nicht ballen, 2 bis 3 Jahre in einen Haufen unter freiem Himmel geſtuͤrzet, damit man ſie nachher, wann ſie in die Waſche kommen, wovon ich bald reden werde, beſſer kennen, und die Graupen von dem Gebirg, welches ſich alsdann in dem Waſſer aufloͤſen, auskralen, und wegſpuͤlen laͤſſet, ſcheiden und abſondern koͤnne. Die gnadenthaler Erze haben vor den Freudenthalern in dem Waſchen etwas zum Voraus. Man kan dieſelbe, weil ſie ſandig, und nicht fettig ſind, gleich nach der Foͤrderung waſchen.
B 2Zu12Das erſte StuͤkZu dem Waſchen dieſer Erze bedienet man ſich einer ganz beſonderen Maſchine, die an andern Orten nicht gewoͤhnlich iſt, und eine Kralwaſche genennet wird. Jn der Kunſtwaſche, welche, wie ich im 6. §. ſchon angezeigt habe, uͤber der neuen Huͤtte in dem Gernshaͤuſergrund lieget, ſind zwei dieſer Kralwaſchen vorgerichtet. Jhre Struktur zeigt Taf. 1. Fig. 1. Sie beſtehet aus einem oberſchlaͤgtigen Waſſerrad A, welches 18 Fus hoch iſt; aus einem Kammrad B, das auf der Welle des Waſſer - rads ſtehet, 9 Fus hoch iſt, und 72 Kammen hat; und aus einem Trilling C, der 1½ Fus hoch iſt, zwoͤlf Triebſtoͤkke hat, und mit dem einen Ende der Axe D auf einem Balken ruhet, mit dem andern aber durch eine in einer zwoͤlf Fus weiten Buͤtte befind - liche Huͤlſe E gehet, an welchem Ende dann uͤber dieſer Huͤlſe ein hoͤlzernes Kreuz mit einer Schraube befeſtiget iſt, welches 28 Zinken oder Krallen hat, die bis an den Boden der Buͤtte gehen, womit die in die Buͤtte geſchuͤttete Erze ſtets umgeruͤhret, und die in einen Schlamm zerfallene taube Bergarten weggeſpuͤlt werden koͤnnen. Damit man nun dieſes Kreuz nach Gefallen, und ie nachdem viel oder wenig Erze in der Buͤtte befindlich ſind, erhoͤhen und erniedrigen koͤnne: So iſt der Balken D an einen andern F befeſtiget, welcher in einem gerad aufſtehenden Poſten bei G in einem Nagel beweglich iſt, bei H aber in einer Scheere, vermittelſt eines eiſernen Stabes, mit einem Hebel I auf dem Fusboden der Buͤtte in die Hoͤhe gehoben, und wieder herunter gelaſſen werden kan. Die zu dem Kralen erforderliche Waſſer werden durch ein Gerinn L bei M in die Buͤtte, bei P aber durch ein anderes Gerinn wieder herausgefuͤhret, damit die Truͤbe, oder die in Schlamm gearbeitete Bergarten durch das Waſſer weggeſpuͤlet werden. Auf dem Boden der Buͤtte bei O iſt noch eine andere Oefnung, die mit einem Thuͤrgen verſehen iſt, wodurch die ausgewaſchene Erze in den davor liegenden Graben N, der bei 8 Fus lang und 3 Fus breit iſt, gefuͤhret, und in dieſem Sumpf durch das daruͤber weglaufende Waſſer mehr und mehr abgeſpuͤhlet, und durch Siebe geſezt, und in das Reine gebracht werden koͤnnen. Um die Erze mit leichter Muͤhe in die Buͤtte zu bringen: So iſt uͤber dieſelbe ein Trichter, oder eine Stuͤrze Q R gemacht worden, die bis in den obern Boden des Waſchhauſes gehet, bei R aber mit einer kleinen 9 Zoll hohen Oefnung ver - ſehen iſt, durch welche vermittelſt eines ſchmahlen Schuzbretgens S, das in den Trichter gehet, nach und nach die erforderliche Erze in die Buͤtte geſtuͤrzt werden koͤnnen. Damit man endlich den Umlauf dieſer Maſchine nach Gefallen aufhalten koͤnne; So gehen bei a und b zwei Dauben uͤber die andere hervor: Wann man nun zwiſchen zwei Krallen, und vor eine von dieſen hervorragenden Dauben einen Hebel leget; So bleibt die Maſchine alsbald ſtehen.
Die Verfahrungsart bei dieſem Waſchen, oder dem Scheiden der Erze von den Bergarten iſt dieſe.
Zu einer ſolchen Waſche wird eine Zeit von einer Schicht, oder von 12 Stunden erfordert. Die ganze Arbeit verrichten drei Waſcher, und dieſe koͤnnen in einer ſolchen Zeit, aus der zuvorgedachten Centnerzahl Lettenerze, fuͤnf Centner Erze waſchen. Vor einen ieden Centner bezahlet man 9¾ Kreuzzer Waſcherlohn, wobei dann ein Waſcher des Tages auf 15 Kreuzzer ſtehet. Der Gehalt dieſer Erze iſt ſehr ungleich: Denn die gnadenthaler halten 1 Loth Silber, und 12 Pfund Gaarkupfer, die freuden - thaler aber nur ¾ Loth Silber, und 6 Pfund Gaarkupfer.
So wol in den Aftern, als wie in dem Schlamm, welcher durch das Waſſer in eine gewiſſe Entfernung gefuͤhret wird, ſind noch metalliſche Teilcher enthalten. Die kleine blaue Waͤndger in den Aftern ſind davon ſelbſten nicht ausgenommen: Denn auf ihren Oberflaͤchen befinden ſich noch ſehr viele Fliegenfittiche, welche gruͤn an - laufen, wann ſie eine zeitlang liegen. Die in dieſen Bergarten verſtekte Metalle ſolte man nun auch noch zu dem Schmelzen zuzubereiten ſuchen: Da aber die Koſten den daraus entſpringenden Vorteil uͤberſteigen ſollen, wann man dieſelbe durch die Kunſt, und auf eine andere Art ausſcheidet; So werden dieſelbe nicht benuzzet. Die Fliegen - fittiche werden inzwiſchen, ſo viel moͤglich, von den Aftern, und den noch ungewaſchenen Lettenerzen abgeſpalten, und ausgehalten. Denen Arbeitern, welche dieſe Arbeit ver - richten, wird von einem iedem Centner, den ſie ausleſen, 5 Kreuzzer bezahlet.
Ehemals wurden die ausgekralten Erze trokken gepocht, und auf Planherden in die Enge gewaſchen: Da man aber nachher fande, daß bei dieſem Verfahren, weniger Erz, und folglich ein Verluſt an den Metallen herauskame, weil die zarte Gruͤnung, die Fliegenfittiche, und die Kohlgraupen, welche alle ſehr leicht ſind, in dem Waſſer fort - gingen; So blieb dieſe Arbeit, welche zu groſe Koſten machte, gar bald wieder ſtehen.
Vielleicht geſchaͤhe es, daß bey dieſem Werk mehr Ausbeute herauskaͤme, wann man die Erze in einer groͤſern Menge foͤrderte, und dieſelbe 4 bis 6 und mehrere Jahre wittern lieſe, ehe man ſie in die Waſche braͤchte.
Das Rad, welches die zu dem Schmelzen unentbehrliche Baͤlge treibet, iſt 16 Fus hoch. Es treibet zwei Paar hoͤlzerne Baͤlge, die den erforderlichen Wind in die Schmelzoͤfen bringen. Man bedienet ſich zu dem Schmelzen der Erze der Krumoͤfen. Sie ſind bekant genug. Jn der neuen oder in der Rohhuͤtte zaͤhlet man zwei. Jn dem einen, worinnen die rohe Erze geſchmolzen werden, liegt die Form 15 -, in dem andern aber, worauf man die Roͤſte durchſezzet, nur 12 Zoll hoch. Die erſtere liegt in der Waage, die andere aber etwas ſchuͤſſig.
Die rohe Erze werden, bei dieſer Vorrichtung, auf die nachfolgende Art geſchmolzen.
Damit die in den Steinen befindliche Kupfer deſto reiner werden, und bei dem Durchſtechen derſelben wenigere Spuhrſteine fallen moͤgen, welches nicht Jedermann vor gut anſehen kan: So werden die Rohſteine 9 bis 10mal geroͤſtet. Es haͤlt ein ſol - cher Roſt gewoͤhnlicher maſen 60 bis 100 Centner. Das Roͤſten an und vor ſich ſelbſt geſchiehet auf die izt folgende Art.
Die auf dieſe Art geroͤſtete Steine werden auf einem Krumofen durchgeſtochen, in welchem die Form 12 Zoll hoch liegt (§. 28.). Bei dem Durchſtechen werden Schmelzſchlakken zugeſchlagen, damit man eine zum Schmelzen erforderliche Naſe be - kommen moͤge. Das Zumachen und das Anfeuren des Ofens iſt eben ſo beſchaffen, wie bei dem Rohſchmelzen (§. 29.). Auf ein Fuͤllfaß Kohlen, derer drei auf einen ſo genanten Saz gerechnet werden, ſezzet man 6 bis 11 Troͤge. Jn 24 Stunden gehen ohngefaͤhr 70 Centner Roſt durch. Von drei Saͤzzen ſticht man einmal. Es wird alſo in 24 Stunden 5, 6 bis 7mal geſtochen, wovon ohngefaͤhr 25 Centner Schwarzkupfer, und 1 bis 2 Centner Spuhrſteine fallen. Die erſtere halten 6 bis 8 Loth Silber, und 96 Pfund Gaarkupfer, die andere aber 2 Loth Silber, und 60 Pfund Gaarkupfer. Jene werden verſeigert, dieſe aber noch einmal geroͤſtet.
Vielleicht koͤnte man bei dem Durchſtechen der Rohſteine, die Aftern (§. 26.) nach und nach mit zuſchlagen.
Die Roͤſtung der Spuhrſteine iſt von der Roͤſtung der Rohſteine wenig, und nur darinnen verſchieden, daß iene nur ſieben mal geroͤſtet werden. Das Einzige, worauf man dabei insbeſondere ſein Augenmerk richten muß, iſt dieſes, daß der Roſtwaͤnder, welcher zugleich der Schmelzer iſt, dieſe Steine bei Strafe ſo anroͤſten muß, daß aus 20 Centner 14 Centner Schwarzkupfer fallen. Man ſichet alſo bei dieſer Roͤſtung durchaus darauf, daß die Steine recht ſtark gebrennet werden. Es iſt ewig Schade, daß dieſes Geſez nicht ſchon zu der Roͤmer Zeiten gegolten hat. Es wuͤrde gewis in dieſen Tagen um deſto verehrungswuͤrdiger ſein. Das Geſez iſt inzwiſchen geſchrieben.
Die angeroͤſtete Spuhrſteine werden, wie zuvor, durchgeſtochen. Sie fallen in Schwarzkupfer, die 95 Pfund Gaarkupfer, und 4 Loth Silber halten. Es werden dieſe Schwarzkupfer der Kraͤtzſchicht um deswillen zugeſchlagen, damit man die Silber auf dieſe Art aus ihnen herausziehen koͤnne, und dieſelbe nicht mit Schaden zu friſchen genoͤtiget ſei. Auch bei dieſem Roſtdurchſtechen fallen noch einige Centner Stein: Da es aber nicht der Muͤhe werth iſt, daß man dieſelbe beſonders roͤſtet, und durch - ſticht; So werden ſie bei den zuerſt wieder vorfallenden Spuhrſteinen in die Roͤſtung genommen.
Damit man die in den Schwarzkupfern befindliche Silber, welche in der Roharbeit gefallen ſind (§. 31.), in ihrer wahren Geſtalt erhalten moͤge: So muͤſſen dieſe Kupfer geſeigert werden. Die Seigerarbeit beſtehet in dem Beſchikken und in dem Friſchen der Kupfer mit Blei, in dem Seigern, in dem Abtreiben der Werke, in dem Darren der Kienſtoͤkke, und in dem Gaarmachen der Darrlinge. Wir wollen eine Arbeit nach der andern durchgehen. Das Friſchen geſchiehet folgender Geſtalt.
Die Seigerſtuͤkke beſtehen aus einem Gemenge von Silber, Kupfer und Blei. Weil nun aus der Erfahrung bekant iſt, daß ſich das Silber lieber mit dem Blei, als dem Kupfer vermaͤhlet, und das Blei bei einem geringen Grad, und in der natuͤrlichen Waͤrme eines Kohlen - oder Flammenfeuers, durch die Zwiſchenraͤume aus denen Sei - gerſtuͤkkern herausſchmilzet: So werden dieſer Stuͤkke 5 bis 6 auf einen Seigerofen geſezzet, mit Kohlen umſchuͤttet, und angeſtekt, wodurch dann die Bleie, oder die Werke von den Kupfern geſeigert werden. Die Seigerofen ſind klein, ſie ſind aber von denen nicht verſchiedenen, welche an andern Orten in dem Gebrauch ſind. Die Seigerplatten haben der Laͤnge nach nur 3 -, der Breite nach 8 -, und in der Gaſſe, oder der Spuhr 6 Zoll Fall. Von drei abgeſeigerten Ofen, oder von 15 bis 18 Seiger - ſtuͤkken fallen nur 8, 9 bis 10 Centner Werke, welche hoͤchſtens 6 Loth Silber halten. Die Kupfer, welche auf den Seigerherden ſtehen bleiben, ſollen hingegen auch nur 2½ Loth Silber halten.
Die Silber, welche in denen Werken befindlich ſind, muͤſſen nunmehr wieder auf das Neue ausgeſchieden werden. Es iſt bekant genug, daß dieſes, durch das ſo genante Treiben, bewerkſtelliget wird, wann man die Bleie auf einen Aſchenherd ſezzet, und dieſelbe ſo hizzig treibet, daß ſie in eine Glaͤtt verwandelt werden, die teils abgelaſſen werden kan, und teils in den Aſchenherd ziehet. Das Verfahren bei denen Treiben, iſt dieſes.
Die Blikſilber haben noch viele Unart bei ſich, und darum muͤſſen dieſelbe noch einmal auf einem Teſt gebrennet werden. Es geſchiehet dieſes in einem kleinen Brenn - ofen. Das Verfahren kennet ein ieder Bergwerksverſtaͤndiger. Die Brandſilber, wel - che von dem Brennen fallen, halten, wann ſie gehoͤrig bearbeitet worden, 15 Loth und 14 bis 15 Graͤn fein Silber.
Damit die in den Kienſtoͤkken befindliche wenige Bleie durch die Zwiſchenraͤume des Kupfers herausſchwizzen, und alle andere Unarten mehr und mehr davon gehen moͤ - gen: So werden dieſe Kienſtoͤkke in einen kleinen Darrofen geſezzet, und ohngefaͤhr 36 Stunden gedarret.
Die gedarte Kupfer ſind keinesweges Kaufmannsgut. Sie werden daher auf einem kleinen Gaarherd, der in dem Anfang 2 -, bei dem Ende des Gaarmachens aber 4 Centner haͤlt, gaargemacht. Das Geſtuͤbe, welches man dabei gebrauchet, beſtehet aus ⅓ Leimen, und ⅔ Kohlloͤſche. Die Form iſt dergeſtalt vorgerichtet, daß ſie eine Hand breit unter die Oberflaͤche des Herds blaͤſet. Man hat dieſe Lage der Form nach der Erfahrung beſtimt: Denn, wenn dieſelbe ſchuͤßiger lieget; So blaͤſet ſie die Kupfer matt: Wird aber dieſelbe im Gegenteil hoͤher geleget; So werden die Kupfer zu hiz - zig, und ſie freſſen ein, und laſſen ſichnicht reiſen. Auf ein Gaarmachen werden 30 und 50 Centner gaargemacht. Der Centner von dieſen Gaarkupfern ſoll der Regel nach nur ¾ bis 1 Loth Silber halten. Es trift aber dieſes nicht allzeit zu: Denn ſie halten gar oft 1¼ und 1½ Loth.
Von dem Friſchen, dem Seigern und dem Darren faͤlt eine bleiiſche Unart ab, die man Kraͤz nennet. Auch dieſe haͤlt noch Kupfer und Silber. Damit man nun dieſe Metalle von ihr ausſcheiden moͤge: So muß dieſelbe auf dem Friſchofen geſchmol - zen, und ſo ſtark mit Blei beſchikt werden, daß treibwuͤrdige, und wenigſtens 5 loͤthige Werke herauskommen, wobei die aus ihr kommende Kupfer weder zu reich noch zu arm werden, und folglich im erſten Fall nicht viele Silber zuruͤk bleiben, im andern abernicht19von dem Silber - und Kupferbergwerk bei Frankenberg an der Eder. nicht mehrere Bleie verbrent werden, als noͤtig und nuͤzlich iſt. Wie das Kraͤzſchmelzen an und vor ſich vorgerichtet wird, das zeiget der Verfolg.
Der Bleiverbrand bei dieſer Seigerarbeit erſtrekt ſich auf ¼ und ⅓. Ob dieſes etwa in der zu ſehr in dem Kleinen getriebenen Arbeit, und in der Hoͤhe der Form lie - get? das muͤſſen Verſuche und Erfahrungen beweiſen.
Es iſt dieſem Werk ein Bergamt vorgeſezzet, welches der Berginſpector, der Berg - verwalter, und der Anrichter verwalten.
Die Aufſicht bei den Gruben haben zwei Steiger, wovon der eine woͤchentlich 2 -, der andere aber 1½ Thaler bekomt. Die gemeine Arbeiter bei dem Grubenbau beſtehen in den Haͤuern, den Karrnlaͤufern, den Jungen und den Haspelknechten. Jhren Lohn habe ich ſchon §. 17. bei den Gedingen angezeigt. Sie muͤſſen alle Morgen, ehe ſie an ihre Arbeit fahren, in dem Gebaͤt erſcheinen, wozu ein beſonderes Zechenhaus erbauet iſt.
Ein Zimmermeiſter bekomt in dem Taglohn 32 -, ein Geſelle aber 20 Kreuzer. Alle Akkorde, die mit dem Meiſter geſchloſſen werden, richtet man nach dieſem Tag - lohn ein. Er bekomt daher von einem Schuh, wann er ein Rad machet, 26 Heſſen - weispfennige, oder einen Kammergulden.
Der Mauermeiſter bekomt ebenwol 32 -, der Geſelle aber nur 18 Kreuzzer Taglohn. Das Handlangen wird durch die Unterthanen in der Frohnde verrichtet.
Der Schmidmeiſter, welcher das Gezaͤhe ausſchmiedet, und alle andere Schmide - arbeit macht, bekomt iaͤhrlich 98½ Rthlr., worunter 31½ Rthlr. zu 10½ Waagen Eiſen, und einem Fuder Kohlen begriffen ſind.
Jn dem 7. §. habe ich ſchon angemerket, was die Klafter Holz koſtet, wie und auf was Art gekohlet wird, und was der Koͤhler zu ſeinem Lohn bekomt. Jch will daher hier nur noch des Haͤuer - und des Fuhrlohns Erwehnung thun. Von einem Klafter Holz bezahlt man 10 Weispfennige Macherlohn. Das Roͤſt - und das Darrholz, welches zu dem Roͤſten der Steine, und dem Darren der Kupfer gebraucht wird, muß 3 und 4 Stund Weges, und von denen Unterthanen gefahren werden. Der Landbereuter iſt dazu angewieſen, daß er die Unterthanen, auf iedesmaliges Verlangen des Berg - amts, zu dieſem Dienſt mit der Execution anhalten muß. Von einer Fuhr Roͤſtholz werden ihnen 6 -, von dem Darrholz aber 14 Heſſenpfennige bezahlet. Dieſer Fuhren gehen 4 bis 5 auf eine Klafter.
Den Lohn der Waſcher, derer drei bei einer ieden Waſche und alſo ſechs ſind, habe ich §. 25. ſchon gemeldet: Jch wende mich daher zu den Schmelzerloͤhnen.
Es bekomt ein Schmelzer in einer Schicht, wann er wirklich vor dem Ofen arbei - tet, 9 Heſſenweispfennige und 7 Heller, oder 28 Kreuzzer 3 Heller: Wann er hinge - gen nicht vor dem Feuer arbeitet; So werden ihm vor eine zwoͤlfſtuͤndige Schicht nur 16 Kreuzzer gereichet. Der Vorlaͤufer, und ein ieder anderer gemeiner Huͤttenmann bekomt zu allen Zeiten in einer ſolchen Schicht 16 Kreuzzer.
Die Kupferſteine werden nicht in dem Schichtlohn geroͤſtet, ſondern der Schmel - zer bekomt von einem Centner Rohſtein anzuroͤſten 6 Kreuzzer, von einem Centner Spuhr - ſtein aber, weil dieſem nicht ſo viele Feuer, wie ienem, gegeben werden (§. 32.), nur 4 Kreuzzer. Er verrichtet dieſe Arbeit mit ſeinen Vorlaͤufern. Das Brechen des Schwarzkupfers wird ihm ebenwol noch beſonders bezahlt, und er bekomt von einem ieden Poſten, der ohngefaͤhr in 30. Centnern beſtehet, 8 Heſſenweispfennige.
Die Arbeit in der Seigerhuͤtte verrichtet ein Gaarmacher und ein Schuͤrknecht. Dem erſten werden die Woche 2 Rthlr., nebſt der freien Wohnung, und dem Brand, dem andern aber die Schicht nur 16 Kreuzzer gereichet. Das Seigern wird beſonders bezahlt. Von einem Ofen werden 8 Kreuzzer Seigerlohn gegeben.
Die Aſche zu denen Treiben wird in den angraͤnzenden Orten gekaufet. Man bezahlt vor einen Waagen 8 -, und vor das Fuhrlohn 6 Heſſenweispfennige.
Der Regel nach muß alle 4 Wochen bei dieſem Werk ausgelohnet werden. Der Bergverwalter macht daher auf einen ieden Monat die Lohnungen. Er zahlt darauf die Bergwerksverwanden aus, und laͤſſet ſich die Rechnung von dem Jnſpector be - ſcheinigen.
Die Ausbeute dieſes Werks iſt nicht gros. Je nachdem die Zeiten und die Jahre ſind: So betraͤgt dieſelbe nicht mehr, als 1800 bis 2000 Thaler, weil in einem Jahr, wann das Werk gut gehet, nur 300 Centner Kupfer, und 150 bis 200 Mark Silber gemacht werden koͤnnen. Wann man die Arbeiten bei dieſem Werk, beſonders aber die, wel - che bei denen Huͤtten vorfallen, mehr in dem Groſen, und nicht zu viel in dem Kleinen triebe: So koͤnte es geſchehen, daß man bei einerlei Menge des Erzes mehr Ausbeute machte. Die Silber werden nach Caſſel in die Muͤnze geliefert, die Kupfer aber in das Coͤllnniſche verkauft. Vor die Mark Silber werden 13 -, vor den Centner Ku - pfer aber 30 Rthaler ſchweres Geld bezahlt.
Vor Zeiten fielen viele Strittigkeiten zwiſchen dem Civil - und dem Bergamt vor, woraus mancherlei Jrrungen und Unordnungen entſtanden ſind. Die Landesherr - ſchaft hat aber dieſelbe durch den in dem Druk ausgegangenen frankenberger Abſchied entſchieden. Die Bergſachen wurden dadurch von den Amtsſachen ganz abgeſondert, und dem Bergamt verſchiedene Rechte, den Bergwerksverwanden aber beſondere Frei - heiten zugeſtanden. Es begreift dieſer Abſchied alle vorfallende Berghaͤndel, und dar - um wird er in allem, ſo weit es zu dem gehoͤret, was bei Bergwerken recht oder unrecht iſt, zum Grunde geleget.
Um das Dorf Godelsheim iſt eine ſehr ſchoͤne Gegend. Sie liegt meiſt eben, und nur hier und da ſind kleine aufgeſezte Huͤgel.
Das Bergwerk an dieſem Ort beſtehet aus Schiefern, und es wird ſeit dem 1709. Jahre betrieben. Es iſt beſtaͤndig von Gewerken gebauet worden. Jn dieſen Tagen haben die Herrn Banquiers Bethmann zu Frankfurth daſſelbe in der Muthung. Sie ſind nicht auf Fundgruben und Maaſen, ſondern auf ganze Feldmarken, auf Godelsheim und Nordenbek in dem Amt Eiſenberg beliehen.
Man trift an gar vielen Orten in dieſer Gegend Schiefern an, und daher liegen die Gruben in gar verſchiedenen Gegenden, die ich in den folgenden §. §. beſchrei - ben will.
Die vorzuͤglichſte Gruben in dieſer Gegend, worauf gegenwaͤrtig am ſtaͤrkſten ge - bauet wird, liegen von dem Dorf Godelsheim, zwiſchen Morgen und Mitternacht, auf dem ſo genanten Bommelsberg. Jn dieſem Gebirg ſind drei Schaͤchte in dem Gang, aus welchen Schiefern gewonnen werden koͤnnen.
Uiber dieſen Gruben, in der Gegend nach Niederenſe, zwiſchen Mitternacht und Morgen, in dem ſo genanten Hottenbuſch, liegen viele andere Gruben, wovon aber nur noch der Salomon, aus welchem Schiefer gefoͤrdert werden, in dem friſchen Feld ſtehet.
Andere Schaͤchte liegen von Godelsheim aus gegen Norden, und auf dem Kal - ken. Nur noch eine Grube, welche der Gotthelf genennet wird, iſt von ihnen in dem Gang.
Ein noch anderes altes Gebaͤude in der godelsheimer Feldmark liegt gegen Mit - ternacht, in der Suͤdermikke. Es heiſt die Gottesgabe, und iſt ausgehauen.
Auch gegen Abend von Godelsheim, an dem Medebacherweg liegt ebenwol ein altes Werk, welches das neue Gluͤck genennet worden, izzo aber auch ausgehauen iſt.
Noch andere Gruben liegen im Knippenberg gegen Norden. Auch dieſe ſte - hen izzo ſtill.
Es iſt keine von denen Gruben, die ich eben izt erzaͤhlt habe, waſſernoͤtig, ausge - nommen die Eliſabeth, und daher iſt auch nur auf dieſe ein Stollen gebauet worden.
Weil dieſe Gruben nur in der godelsheimer Terminei liegen, die Gewerken aber zugleich auf Nordenbek beliehen ſind (§. 2.): So will ich auch die Gruben in dieſer Gegend beſchreiben.
Uiber dem Dorf Nordenbek, welches eine Stunde von Godelsheim iſt, liegt ein langes ſchoͤnes, und etwas hohes Gebirge, das mit ſehr ſchlanken Buͤchen bewachſen iſt, und der Enſenberg genennet wird. Jn dieſem ſind verſchiedene alte und neuere Schaͤchte, in denen man zwar Schiefern, aber keine ſolche erſchroten hat, die ſchmelz - wuͤrdig geweſen ſind.
Nur an dem Muͤhlenborn in dieſem Wald ſind verſchiedene andere Schaͤchte, die zwar gute Schiefern haben ſollen, anizzo aber nicht in dem Gang ſind.
Jn der Gegend des Muͤhlenborns uͤber Oberenſe iſt ein kleines Thal, uͤber dem noch verſchiedene andere Gruben liegen, wovon nur noch die Grube Eliſabeth in dem Gang iſt. Sie iſt mit vielen Waſſern angefuͤlt, und darum iſt aus dem eben gedachten Thal ein Stollen heraufgehohlet worden. Es bringt gegenwaͤrtig bei 4 Lachter mehr Teufe ein, als das Floͤz tief liegt.
Uiber dem Dorf Nordenbek und uͤber Oberenſe iſt noch ein anderes, und das beruͤhmte alte nordenbekker Werk. Es liegt gegen Abend, zwiſchen dem Wieberg, und dem Heuknoppen in einem Thal. Aus dieſem Thal war ein Stollen auf die Schaͤchte ge - trieben, der die Waſſer loͤſete. Jn der Zeit, da dieſes Werk in dem Gang ware, ge - wann man auf ihm gar ſchoͤne und reichhaltige Schiefern. Dieſe Zeiten aber ſind vor - bei, das Werk iſt ausgehauen, und aus denen Halden werden nur noch die Waſcherze ausgeſuchet, die ich in dem Verfolg genauer beſchreiben werde.
Da ich die Gebirge in dieſer Gegend beſchrieben habe: So will ich nunmehr auch zwoer andern Bedoͤrfniſſe zu Bergwerken, naͤmlich der Waſſergefaͤlle, und des Hol - zes Erwehnung thun. Jn dem Grund, worinnen das Dorf Godelsheim lieget, flieſet ein ſchwaches Waſſer, das zu der Betreibung einer Waſche, und Schmelzhuͤtte gebrau - chet wird. Es iſt auf eine Kunſt - oder Kralwaſche geleitet, die nahe unter dem Dorf lieget, von der es auf eine Muͤhle, und von da auf eine Huͤtte flieſet, welche die alte Schmelz genennet wird. Das Thal, worinnen dieſe Gebaͤude ſind, hat ſehr wenig Fall, und darum, und weil das Waſſer klein iſt: So ſind die Raͤder nicht viel uͤber 1½ Fus weit, und 12 bis 16 Fus hoch. Weil dieſes Waſſer in dem Sommer noch viel ſchwaͤcher wird, als es ohnehin iſt, und folglich die erforderliche Centnerzahl der Schie - fern nicht geſchmolzen, und das Werk in eine beſſere Ausbeute geſezzet werden kan: So haben die Gewerken, ſeit dem ſie dieſes Werk bauen, eine andere neue Huͤtte, in dem Arengrund erbauet, die ¾ Stunde von Godelsheim entfernt iſt.
Das noͤtige Holz, zu der Betreibung dieſes Werkes, muß auf 4 Stund Weges herbeigeſchaft werden. Das meiſte komt aus dem Coͤllnniſchen, doch wird auch vieles in den nahe liegenden Waldungen, in dem Waldekkiſchen, von denen Herrn von Dall - wigk erkaufet. Man rechnet in dieſen Gegenden nicht auf Klafter, ſondern auf Mal - ter. Es iſt aber dieſes ein Gemaͤs, das 4 Fus hoch, 4 Fus weit, und 6 Fus am Scheid iſt. Ein ſolches Malter enthaͤlt alſo 96 Kubikfus, 60 Malter aber machen ein Schok. Das Malter buͤchen Holz koſtet in dem Coͤllnniſchen ½ Gulden, in dem Land ſelbſt aber ½ Thaler Forſtgeld. Das eichene Holz wird allein in dem Land gekauft, und das Malter mit ½ Gulden bezahlt. Jn dem ganzen Jahr ſollen uͤberhaupt nicht mehr,als25von dem Schieferbergwerk bei Godelsheim in dem Waldekkiſchen. als 50 bis 80 Schok gebraucht werden. Das Kohlenmaas enthaͤlt beinahe 20 Kubik - fus, und zwoͤlf Maas machen eine ſo genante Reiſe. Aus dem Schok Holz werden 10 Reiſen Kohlen gebrent. Der Koͤhler bekomt vor eine Reiſe zu kohlen 6 Thaler er muß aber bei dieſem Lohn das Einſchieben, und dergleichen Koſten uͤber ſich nehmen. Jn einen Kohlhaufen wird 1 -, und auch wol 1½ Schok geſezzet. Er wird mit Raſen, bei feuchter Witterung aber mit Laub bedekt. Je nachdem die Huͤttenarbeit ſtark ge - het: So werden iaͤhrlich 5, 6, 8 bis 900 Reiſen Kohlen verbrent.
Ehe ich dieſes Kapittel endige: So muß ich noch anmerken, daß das Fuͤrſten - thum Waldek mit gar mancherlei Mineralien begabet iſt. Es beſizt nicht nur faſt alle Arten der Metalle, ſondern es iſt auch mit gar ſchoͤnen Salzquellen, Geſund - und Sauerbrunnen geſeegnet. Das Merkwuͤrdigſte dabei iſt dieſes, daß man in ihm ge - diegenes Gold findet, welches nicht viele Laͤnder in Teutſchland, auſer Ungern und Boͤh - men, aufweiſen koͤnnen. Ein Teil davon liegt in einem Seifenwerk, bei dem nach dieſem Metall benenten Dorf Goldhauſen an dem Eiſenberg. Dieſes Werk wurde vor langen Jahren betrieben, und noch vor 14 Jahren iſt daſſelbe wieder durch eine Gewerkſchaft gebauet worden. Es wurde waͤhrend dieſem Betrieb, aus einem Truͤm - chen und denen alten Halden zwar Gold gewaſchen: Allein da daſſelbe die dagegen auf - gewendete Koſten nicht bezahlte; So wurde es bald wieder auflaͤſſig. An einem an - dern Ort in dem Waldekkiſchen, uͤber dem Dorf Herzhauſen, befindet ſich ein Gold - baͤchelchen, in den ſo genanten Wuͤmen, das in dem Sand gediegen Gold fuͤhret. Eben ein dergleichen Waſſer iſt gegen uͤber an der Mombekke. Man will dabei wahrneh - men, wann man den Sand an einem Ort wegnimt, daß das Waſſer wieder einen an - dern in eben der Gegend anſezzet. Es gehen dieſe beide Waſſer in die Eder, aus wel - cher in verſchiedenen Orten in dem Heſſiſchen Gold gewaſchen wird. Das Merkwuͤrdigſte hierbei iſt dieſes: Daß man, wann man den Nachrichten trauen ſoll, uͤber dieſen Baͤ - chelchen kein Gold in der Eder findet. Daher komt auch die Vermuthung, daß das Gold aus ihnen in dieſen Strohm gefuͤhret werde.
Die Steinlagen in dieſem Gebirg beſtehen meiſten Teils aus kalkartigen, doch aber etwas hornigen Foſſilien. Sie liegen floͤz-ſchicht - oder bankweis unter einander.
Zwiſchen der Dammerde und dem Floͤzze ſind die Steinlagen nicht an allen Or - ten von einerlei Art. Jch will daher ihre Abwechſelungen folgender Geſtalt darſtellen.
DA. Auf26Das zweite StuͤkDas Merkwuͤrdigſte bei dieſen Werken iſt dieſes: Daß die Schiefern nicht unmit - telbar auf einander, ſondern nur truͤmmerweis zwiſchen den Kalk - oder Zechſteinsfloͤzzen liegen. Die Schiefern und die Kalkfloͤzze liegen daher wechſelsweis uͤber einander. Sie machen zuſammen eine Hoͤhe von 2, 3 und 4 Fus aus. Wann man die Hoͤhe der Schiefern in dem godelsheimer Revier nur allein zuſammen nimt: So betraͤgt ſie nur 2, bis 4, und hoͤchſtens 6 Zoll. Auf der Grube Eliſabeth in dem Eiſenberg ſind die Schiefern beſonders niedrig: denn ſie ſind nur 2½ Zoll hoch. Sie ſind aber gehaltiger, als die vorige, und ſie erweiſen ſich viel beſſer in dem Schmelzen.
Die Floͤzze an ſich ſind bei zwei und mehr Lachter hoch, und darum liegen in dem godelsheimer Feld oͤfters zwei - und dreimal Schiefern uͤber einander, zwiſchen ihnen aber liegen taube Kalkfloͤzze. Es werden daher zuweiln an dieſem oder an ienem Ort zwei und drei Arbeiten uͤber einander getrieben.
Nicht an allen Orten liegen zwiſchen den Floͤzzen Truͤmmer, und an einigen, wo man auch ſchon dieſelbe antrift, ſind ſie taub und unedel. Die Schiefern liegen alſo nur neſterweis. Man bemerkt hierbei, daß ſie in dem godelsheimer Feld unter den Huͤgeln, in dem Eiſenberg und zu Nordenbek aber unter den Thaͤlern oder den Ver - tiefungen edel ſind.
Die Floͤzze liegen nicht immer ſoͤhlig oder gerad, ſondern ſie ſteigen und fallen, wie die Gebirge, wobei man eine beſtaͤndige Abwechſelung wahrnimt. Jn dem godelshei - mer Feld faͤlt dieſe Abwechſelung gar zu haͤufig vor, und hierdurch, und durch die oͤf - ters vorfallende Schlechten und Kluͤften geſchiehet es, daß man die Schiefern, wann die Floͤzze ſteigen, in dem Dach, und wann ſie fallen, in der Sohle ſuchen muß. Man bemerkt hierbei zugleich, daß die Schiefern an den Ruͤkken, und an und zwiſchen den Kluͤften am beſten und edelſten ſind. Eben daher muß man aber auch auf den Ruͤkken auffahren, wann die Schiefern durch ſie abgeſchnitten, oder auf eine andere Seite geſchmiſſen werden.
Jn dem godelsheimer Revier liegen die Schiefern nicht tief, und nur 6 bis 10 Lach - ter unter der Erde, ia an etlichen Orten hat man dieſelbe an dem Tag, und unter demD 2Raſen28Das zweite StuͤkRaſen gewonnen. Die Schiefern, an dem enſer Wald, wo die Grube Eliſabeth iſt, liegen nur allein etwas tiefer, und 10 und mehr Lachter unter der Erde.
Die Schiefern beſtehen alle aus einem duͤnnen und blaͤtterichem Gewebe, und daher moͤgen ſie auch dieſen Nahmen erhalten haben. Sie koͤnnen bei dieſem Werk der Farbe nach in gelbe, graue und ſchwarze Schiefern geteilt werden. Die leztere wer - den nur allein auf der Eliſabeth gewonnen. Sie beſtehen aus einem duͤnnen Schaͤl - chen, das nur ¼ Zoll dik iſt, und etwas weiſe Speiſe hat. Die Guͤte der Schiefern uͤberhaupt, und ihren reichern und geringern Gehalt, beurteilt man daraus, wann ſie viele blaue und gruͤne Flekken haben. Geſchiehet es daher, daß ſie dieſe Eigenſchaft nicht beſizzen: So werden ſie auch nicht ausgehalten.
Bei den Schiefern brechen zuweiln gruͤne und braͤunliche derbe Graupen, die man zu dem Kupferglaserz zaͤhlen kan. Es fallen dieſe Erze nicht haͤufig vor, und ſie beſtehen aus ſehr kleinen Neſtern. Eben daher werden ſie aber auch keineswegs allein ausgehalten, ſondern unter die Schiefern gehauen. Die Schiefern ſelbſt werden in Schiefern, und in Waſcherze geteilet. Jene ſind feſt und blaͤtterich, und ſie haben viele Gruͤnung und Blauung: Dieſe aber ſind aͤrmer in dem Gehalt, und nicht feſt, ſondern faul. Sie werden daher gewaſchen, damit man unnoͤtige und groͤſere Schmelz - koſten vermeiden moͤge.
Die meiſte Schiefern bei dieſem Werk haben die Natur, daß ſie in dem Schmel - zen ſehr ſtreng ſind. Die Proben in dem Kleinen, und das groſe Schmelzfeuer beweiſen iedennoch aber, daß man in ihrer Strengfluͤſſigkeit einen Unterſcheid machen muͤſſe: Denn man bemerket, daß die godelsheimer uͤberaus ſtreng, die eliſabether etwasfluͤſſig,29von dem Schieferbergwerk bei Godelsheim in dem Waldekkiſchen. fluͤſſig, die nordenbekker aber, welche aus den alten Halden geſucht werden, ganz leichtfluͤſſig ſind.
Die Proben an ſich werden in einer Schmiedeeſſe gemacht. Das Verfahren da - bei erfordert wenig Kunſt: Weil man die Schiefern nur roͤſtet, und mit ſchwarzem Fluß anſiedet, die herausgebrachte Schwarzkoͤrner aber nicht auf die Gaare probieret. Durch die angeſtelte Verſuche weis man ſo viel, daß die godelsheimer Schiefern 2 bis 3 -, die eliſabether aber bei 4 Pfund Kupfer halten. Jn dem Groſen werden hingegen durch die Bank, auf einen Centner Schiefern, nicht mehr, als 3 Pfund Gaarkupfer heraus gebracht. Die Schliege, welche aus den Waſcherzen gemacht werden (§. 26.), ſind etwas reicher am Gehalt. Es erſtrekket ſich derſelbe, ie nachdem die Erze gut, und die Schliege rein ſind, auf 5 bis 8 Pfund Gaarkupfer, zu einem Centner Schlieg wer - den aber auch 10 bis 15 Centner Waſcherze erfordert.
Da das Gebirg in dieſer Gegend meiſten Teils aus feſtem Geſtein beſtehet (§. 19.): So bedarf man auch keiner ſchweren und ſtarken Verzimmerung. Die Schaͤchte ſind an den mehreſten Orten nur oben am Tag mit Joͤchern verzimmert, unten aber ſtehen dieſelbe in dem Ganzen. Die Joͤcher liegen ein halbes Lachter von einander, und an ſtatt der Poͤlze, ſind nur ſchwache Tragſtempel unter ihnen hergeleget, damit man das Holz zu ſeiner Zeit deſto beſſer, und ohne Gefahr heraus reiſen koͤnne. Jn denen mehreſten Strekken und Streben bedarf man faſt gar keiner Zimmerung, weil das Geſtein feſt iſt, und von ſich ſelbſt ſtehet.
Weil die Schiefern floͤz - oder bankweis liegen: So werden dieſelbe ſtrebweis her - aus gehauen, und durch Karn unter den Schacht, und von da zu Tag gefoͤrdert. Bei dem Gewinnen an ſich ſelbſt muß man ſehr behutſam zu Werke gehen: Denn da die Schiefern nicht unmittelbar auf einander, ſondern zwiſchen den Floͤzzen liegen (§. 20.); So muͤſſen auch die Floͤzze nach einander aufgehoben, die Schiefern davon abgeſpal - ten, das auf den Floͤzzen hengen bleibende Gruͤne und Blaue aber mit einer Art von Mauerhaͤmmern abgehauen, und herunter geſchrappet werden. Das Aufheben derD 3Floͤzze30Das zweite StuͤkFloͤzze iſt bei dieſer Arbeit nicht einerlei, ſondern verſchieden: Denn wann man unten lochet; So treibet man dieſelbe von oben herunter: Geſchiehet aber das Gegenteil, und man lochet oben; So hebet man ſie nach und nach von oben herunter auf. Die bei dem Gewinnen vorfallende Berge werden meiſten Teils verſezzet.
Die Arbeiten in denen Gruben ſind verdingt. Vor einen Kuͤbel Schiefern, wel - cher, ie nachdem die Schiefern gut ſind, 130 bis 140 Pfund wieget, werden 10 bis 30 Kreuzer bezahlet. Die Haͤuer, welche 12 Stunde arbeiten, muͤſſen ſich aber bei dieſem Lohn das Geleucht, und das Gezaͤhe, ſelbſt ſtellen, und die Foͤrderungskoſten be - zahlen. Nach einem gemachten Durchſchnitt hat man gefunden, daß ein Kuͤbel Schie - fern in den andern gerechnet ohngefaͤhr auf 15 Kreuzzer zu ſtehen komt.
Die Wetter ſind in dieſen Gebirgen ziemlich friſch und gut, man fuͤhret daher de - nen Strekken und Streben durch Durchſchlaͤge, denen Schaͤchten aber durch Streben friſche Wetter zu.
Da die Gebirge an dieſem Ort mit keinen ſtarken Waſſern angefuͤlt ſind, und die Schiefern meiſten Teils uͤber der Wieſenteufe liegen: So trift man auch bei dieſem Bau wenig Stollen, und gar keine Kuͤnſte an (§. 9). Es iſt daher nur allein auf die Grube Eliſabeth ein Stollen gebauet worden, den ich ſchon §. 13. beſchrie - ben habe.
Das Markſcheiden wird hier, wie gewohnlich, verrichtet, und ich finde dabei nichts beſonderes, welches ich anmerken koͤnte. Das Lachter wird in acht gleiche Teile, und eben ſo eingeteilt, wie ich im erſten Stuͤk §. 21. gezeigt habe. Obſchon dieſe Kunſtauch31von dem Schieferbergwerk bei Godelsheim in dem Waldekkiſchen. auch hier ausgeuͤbet werden kan: So iſt doch noch kein Hauptris von dem ganzen Werk gemacht worden.
Ein groſer Teil der Schiefern beſtehet aus Waſcherzen (§. 26.), und daher iſt in dem godelsheimer Grund eine Kralwaſche angelegt worden, die ich §. 15. genauer beſchrieben habe, damit man das Metalliſche, den Schlieg, herausziehen, die Erde aber davon waſchen, folglich groͤſere Schmelzkoſten erſpahren koͤnne. Sie iſt von eben der Art und der Zuſammenſezzung, wie die frankenberger, der ich in dem 1. Stuͤck §. 24 und 25 Erwehnung gethan habe, und darum will ich mich bei ihr nicht lang auf - halten, doch aber dasienige anmerken, was ſie vor iener zum Voraus hat. Den Schlamm, welcher aus dem an der Buͤtte ſtehenden Sumpf komt, worinnen geſezzet wird, faͤngt man noch einmal in einem Sumpf auf, und zieht ihn auf einem Graben zu Schlieg, wobei dann der abgehende Afterſchlamm zum zweiten mal in einem noch andern Sumpf aufgefangen, und noch einmal, wie zuvor, geſchlaͤmmet, und folglich durch dieſes Verfahren noch ein ſchoͤner Schlieg erhalten wird.
Man bedienet ſich bei dieſem Werk der kleinen, oder der ſo genanten Krumoͤfen. Man glaubt, daß ſie mehr Hizze gaͤben, als die hohe Oefen, und daß man das Schmelzen beſſer regieren, und eher ab - und zuthun koͤnne. Weil die Schiefern kei - nen Schwefel bei ſich haben, und weil das Holz theuer iſt; So werden ſie roh oder ohn - geroͤſtet auf einer 18 zoͤlligen Form geſchmolzen, die in der Waage liegt.
Die Verfahrungsart bei dem Schmelzen ſelbſt iſt folgende.
Da die fallende Schmelzſchlakken allzu ſtreng, und ſteif ſind, folglich viele Kupfer - koͤrnger in ihnen hengen bleiben: So werden die unreine Schlakken naß gepochet, durch Siebe geraͤdert, und zu einem ſo genanten Schlieg gezogen, der aus Kupferkoͤr - nern beſtehet, welche die Geſtalt des Sandes und des Hagels haben. Es iſt dieſer Schlieg noch mit vieler Unart vermiſcht, und darum wird er wieder durch den Ofen geſchmolzen. Wann die Huͤttenarbeit in dem voͤlligen Umgang iſt: So fallen nur ſo viele Schlakken vor, daß beſtaͤndig zwei Pochwerke gehen koͤnnen, man hat aber drei errichtet, damit es im noͤtigen Fall daran nicht fehlen moͤge.
Die Schiefern fallen gleich in Schwarzkupfer (§. 36. N. 4.). Weil nun dieſelbe nur etliche Loth Silber halten, und nicht ſeigerwuͤrdig ſind: So werden ſie gleich gaargemacht, welches in einem kleinen Herd geſchiehet, der nur 1½ Centner haͤlt. Er wird aus etwas leichterer, als der zuvor gedachten Stuͤbe zu dem Schmel - zen, zubereit[e]t, und mit Kohlloͤſche, welche mit zartem Sand vermiſcht iſt, ausgeſchlaͤmt. Die in ihn vorgerichtete Form blaͤſet beinahe in die Haͤlfte des Herds, weil die Kupfer eiſenſchluͤſſig ſ[i]nd. Sie werden vier - fuͤnf - und ſechsmal abgezogen, und eben darumbetraͤgt33von dem Schieferbergwerk bei Godelsheim in dem Waldekkiſchen. betraͤgt der Abgang auf einen Centner Schwarzkupfer 20 bis 25 Pfund. Bei dem Gaarmachen ſelbſt verfaͤhrt man uͤbrigens nach der ſonſt gewoͤhnlichen Art, wobei dann ſehr ſchoͤne Kupfer fallen, die vor Gallmeikupfer verkauft werden koͤnnen.
Die Oberbediente beſtehen in dem Bergverwalter, welcher die Direction, und zu - gleich auch die Rechnung fuͤhret, und in dem Bergſchreiber.
Auf die Schichten, die Arbeiten, und die Gedinge der Bergleute ſiehet ein Stei - ger, und zwei Unterſteiger, wovon die leztere, bei dem izzigen ſchwachen Betrieb des Werkes, abgegangen ſind. Der erſtere bekomt woͤchentlich 2 -, die andern aber nur 1½ Thaler. Ein Haͤuer bekomt in einer zwoͤlfſtuͤndigen Schicht, wann er auf den Schie - fern arbeitet, 15 -, in den Schaͤchten und Stollen aber, weil er beſtaͤndig ſchlaͤgeln muß, 20 Kreuzzer. Dem Karnlaͤufer werden woͤchentlich, ie nachdem er ſtark und gros iſt, 15, 20, bis 24 Weispfennige, und 1 Gulden bezahlet, wann er zugleich als Lehrhaͤuer arbeiten kan.
Die Waſcher bekommen vor eine Schicht 20 Kreuzzer, weil ſie beſtaͤndig arbeiten muͤſſen.
Der Schmelzer bekomt woͤchentlich 1⅓ Gulden: Es werden ihm aber bei dieſem Lohn von einem ieden Centner Gaarkupfer noch 10 Kreuzzer vor das Gaarmachen bezahlt.
Die Fuhren muͤſſen bei dieſem Werk mehren Teils mit Geld gezwungen werden, weil die Unterthanen nur allein die Erz - und Schieferfuhren zu thun gehalten ſind, wo - bei ihnen dann nach der Billigkeit, und nach der Weite des Wegs, von dem Kuͤbel Schiefern 5 bis 10 Kreuzzer bezahlt werden.
Die fallende Gaarkupfer werden nach Frankfurth an die Gewerken geſchikt. Wann das Werk gut gehet: So koͤnnen iaͤhrlich bei 500 Centner Kupfer gemacht werden, wobei ſich dann die Ausbeute auf 4000 Thaler erſtrekket.
Der denen Gewerken erteilte Lehnbrief, oder die ſo genante Muthung, vermoͤge deſ - ſen ſie berechtigt ſind, dieſes Werk zu bauen, gehet auf Erben und Erbnehmer, er muß aber bei einer ieden neuen Regierung auf das Neue beſtaͤttiget werden. Die beſondere Rechte der Gewerken, und die Freiheiten der Bergwerksverwanden enthaͤlt eine beſondere Verordnung.
Vor den, denen Gewerken verliehenen Nuzzen, entrichten dieſelbe an den Berg - herrn den Zehnden, welcher aus dem zugutgemachten Kupfer gegeben werden muß.
Von dem niederenſer Schieferbergwerk.
Es wird dieſes Werk von einem Kaufmann Nahmens Muͤller in Waarſtein in dem Coͤllnniſchen betrieben. Die Beſchaffenheit, und die Betreibungsart deſſelben iſt von der zu Godelsheim nicht verſchieden. Vor verſchiedenen Jahren war es ein ſehr anſehnliches Werk, gegenwaͤrtig aber iſt daſſelbe ziemlich verfallen. Hier und da ſind inzwiſchen noch ſchoͤne Anbruͤche. Durch fleiſiges Schuͤrfen koͤnte man vielleicht um ſo vielmehr noch mehrere Schiefern entdekken, weil die Gewerken zugleich auf die immen - haͤuſer Feldmark beliehen ſind. Es ſind izzo nur noch drei Schaͤchte in einem Wald in dem Gang, der von Niederenſe zwiſchen Mittag und Morgen lieget. Die meiſte Schie - fern, die aus dieſen Schaͤchten gewonnen werden koͤnnen, ſtehen in den Waſſern, weil man keinen Stollen zur rechten Zeit angefangen hat, der gar fuͤglich anzubringen ge - weſen waͤre.
Das Dorf Thalitter liegt in einem ſehr tiefen Thal, welches auf beiden Seiten mit ſehr hohen Gebirgen umgeben iſt, die ſich in der groͤſten Hoͤhe ziemlich gleich und eben legen, worauf man ſehr ſchoͤne Schieferfloͤzze, und alle Be - doͤrfniſſe zu Bergwerken antrift.
Man weis von dieſem Werk, daß es ſchon vor gar langen Jahren in dem Gang geweſen iſt, wovon gar viele alte Halden ein ſicheres Kennzeichen ſind. Jn dem 1709. Jahr iſt daſſelbe wieder auf das Neue rege gemacht, und betrieben worden. Es wird von einer Gewerkſchaft gebauet, die auf alle Kupferbergwerke in der Herrſchaft Thalit - ter beliehen iſt. Die Banquiers Bethmann und Steizze, und andere Kaufleute haben an ihm den groͤſten Anteil. Das Werk, welches dermalen betrieben wird, liegt nicht beiſammen, und darum will ich ein iedes beſonders beſchreiben.
Das erſte von den Werken in dieſer Gegend liegt am dorfitteriſchen Berg, uͤber Thalitter, zwiſchen Abend und Morgen, auf dem ſo genanten gebranten Holz, oder an der Graͤnze des in dem Waldekkiſchen gelegenen niederenſer Werkes, welches ich in dem zweiten Hauptſtuͤk §. 47. beſchrieben habe. Die Schiefern, welche an dieſem Ort brechen, ſind von der beſten Art, und darum iſt aus dem Wuͤrgethal ein Stollen, der 250 Lachter lang iſt, in dieſe Gegend getrieben worden, damit man die in ihr befind - liche Waſſer loͤſen koͤnne. Dieſer Stollen iſt nach und nach abgebauet worden: WeilE 2er36Das dritte Stuͤker nun die erforderliche Teufe nicht mehr einbringen konte; So iſt ein neuer und tiefe - rer Stollen auf der andern Seite dieſes Berges, uͤber Dorfitter zwiſchen Niederenſe in dem maiershager Grund angefangen worden, um nicht nur neue Schiefern zu er - ſchuͤrfen, ſondern auch die Waſſer in den izzigen Schaͤchten zu loͤſen. Man findet zwar bei dieſem Werk gar viele alte Gruben, es ſind aber gegenwaͤrtig nur noch zwei davon in dem Gang, ob ſchon ein noch friſches Feld da iſt, und ſchoͤne Schiefern in dem An - bruch ſind.
Ein anderes Werk, welches in einem ſanften Gebirg von Thalitter aus zwiſchen Morgen und Mittag liegt, wird der Wolfsnabel genennet. Es beſtehet meiſten Teils aus friſchem Feld, und es ſind vorizzo ſechs Schaͤchte auf demſelben in dem Gang. Weil es etwas waſſernoͤtig iſt: So iſt aus dem daran liegenden linſenfluͤſſer Gruͤndgen, welches dem Thal zufaͤlt, worinnen die Jtter flieſet, ein Stollen angefangen worden, welcher der Nebenſtollen heiſet, und die Waſſer loͤſen ſoll. Er iſt ſchon bei 200 Lach - ter in das Feld getrieben.
Etwas weiter in dieſem Feld, zwiſchen Mittag und Abend, neben dem Wolfs - nabel, liegen viele andere Gruben, in dem ſo genanten roſengaͤrter und weiſſenſeer Feld. Sie haben alle ſchoͤne und haltige Schiefern, viele aber unter ihnen ſind ausge - hauen. Es ſind auch in dieſem Werk viele Waſſer, und darum iſt uͤber dem Neben - ſtollen (§. 4.) ein anderer Stollen angefangen, und in dieſes Feld getrieben worden, welcher bei 1000. Lachter lang iſt. Er heiſt der Ur - oder der Hauptſtollen, und hat zehn Lichtloͤcher, die alle auf edle Schiefern nieder gekommen ſind. Dermalen ſind iedoch aber nur noch fuͤnf Schaͤchte, zwei in dem Roſengarten, und drei in der Weiſenſee in dem Gang.
Jn dem Gebirge gegen Morgen, uͤber Dorfitter, liegt noch ein anderes, und das dritte Werk, welches zu Thalitter gerechnet wird. Es iſt ganz ausgehauen, und hat ſehr viele alte Pingen.
Jn dem 1ten §. habe ich ſchon angemerket, daß man an dieſem Ort alle Erforder - niſſe zu Bergwerken antrift, und dieſe will ich anizzo etwas genauer beſchreiben. Jn dem Thal, worinnen die Jtter flieſet, iſt ein ſehr ſchoͤnes Gefaͤll zu Schmelzhuͤtten. Es iſt daher gleich unter Thalitter zu der Schmelzung und Zugutmachung der Schiefern eine anſehnliche Huͤtte angelegt worden, auf der alle Schiefern geſchmolzen werden koͤn - nen. Das Rad, welches man bei dieſer Huͤtte zu der Treibung der Baͤlge gebrau - chet, iſt nicht hoͤher, als zehn Fus: Da aber die Jtter ſowol in dem Sommer, als wie in dem Winter ſehr ſtark iſt; So iſt daſſelbe beinahe 4 Fus weit. Das Vorteilhaf - teſte bei dieſem Waſſer iſt dieſes: Daß es in dem kaͤlteſten Winter nicht zufrieret, unddaß37von dem Schieferbergwerk bei Thalitter in dem Darmſtaͤdtiſchen. daß es in dem Sommer nicht merklich kleiner wird. Jn dem Dorfe Niederenſe hat daſſelbe ſeinen Urſprung.
Da die Waldungen entfernet ſind: So muß das erforderliche Holz auf 7 Stund Weges herbei geſchaft werden. Es wird in denen herrſchaftlichen Waldungen malter - weis gekaufet. Das Malter iſt 4 Fus weit, 4 Fus hoch, und 6 Fus an dem Scheid. Sechszig Malter machen eigentlich ein Schok, dem Bergwerk aber werden 24 Klafter, wovon eine 6 Fus weit, 6 Fus hoch, und 4 Fus am Scheid iſt, vor ein Schok gege - ben, wovor daſſelbe 12 Thaler bezahlet. Die Klafter komt alſo nicht hoͤher, als einen halben Thaler zu ſtehen, ohngeachtet ſie aus Buͤchenholz beſtehet.
Die Minerallagen in dieſer Gegend ſind nicht merklich von denienigen unterſchieden, die man in dem godelsheimer und niederenſer Feld antrift. Sie wechſeln da - her von oben herunter folgender Geſtalt mit einander ab. Man findet naͤmlich:
Die Schiefern ſind ſowol ihrer innern Beſchaffenheit, als der Lage nach von den godelsheimer und niederenſer wenig verſchieden. Man wird daher gewahr, daß die - ſelbe nur neſterweis liegen, daß die Ruͤkken und die faule Kluͤfte die Schiefern bald in die Hoͤhe, und bald in die Teufe werfen, daß es daher zwiſchen den Kluͤften Graͤben und Pfei - ler machet, daß die Querkluͤfte die Schiefern oͤfters abſchneiden, und daß zwei und drei Arbei - ten oder zwei - und dreimal Schiefern uͤber einander liegen. Man findet dieſem ohngeachtet aber noch dieſen und ienen nicht weſentlichen Unterſcheid, zwiſchen den thalitteriſchen, und den godelsheimer Schiefern. Jch will auch dieſen erzaͤhlen. Er iſt folgender: 1) Die itteriſche Schiefern ſind leichtfluͤſſiger, und reicher, als die godelsheimer; Denn der Centner haͤlt 3, 4 und mehr Pfund, und in dem Groſen bringt man durch die Bank auf einen Centner 3 Pfund Kupfer heraus: 2. Man findet an dieſem Ort keineE 3Waſch -38Das dritte StuͤkWaſcherze: 3. Zwiſchen den Floͤzzen legen ſich oͤfters feſte und ſchwarze Schaͤlgen an, die nur ½ Pfund Kupfer halten, und alsdann erſt gruͤn anlaufen, wann ſie dem freien Zugang der Luft ausgeſezt werden, wobei man dann zu guten Anbruͤchen Hofnung hat, wann ſie auf ein taub Mittel erfolgen, dieſe aber alsbald verliehret, wann ſie ſich bei edlen Schiefern anlegen, indem ſie dieſelbe verunedlen, welche Bewandnis es dann auch mit einer gewiſſen Art von Steinkohlen hat, die ſich ie zuweiln mit untermiſchen: 4. Je blauer die Floͤzze ſind, um deſto eher hat man Hofnung zu guten Schiefern: 5. Die Schiefern liegen weit tiefer, als die godelsheimer, und bei 20 Lachter unter der Erde.
Da die Mineralien und die Schiefern an dieſem Ort nicht weſentlich von den godelsheimern unterſchieden ſind: So halte ich es auch nicht vor noͤtig, daß ich deswegen eine beſondere Ab - handlung hierher ſezze. Jch will alſo gleich zu dem Grubenbau ſchreiten.
Jn den meiſten Teufen in dieſer Gegend findet man ſehr feſtes Gebirg. Man ge - braucht alſo ſehr wenige Verzimmerung, und die Schaͤchte ſind nur in dem Ta - gegebirg, und in dem Kalkgeſtein verzimmert. Die dabei gewoͤhnliche Verzimmerung beſtehet in einfachen Joͤchern, die ½ Lachter von einander liegen. Die Streben und die Oerter ſind in den feſten Horn - und Kalkfloͤzzen getrieben, zwiſchen denen die Schiefern liegen, und daher bedoͤrfen ſie gar keiner Verzimmerung. Die Stollen ſind in der Gegend des Mundloches mit Kalkfloͤzzen ausgewoͤlbet, und hier und da mit Thuͤrſtoͤk - ken verzimmert, meiſten Teils aber ſtehen ſie in dem Ganzen.
Die Schiefern werden, ie nachdem ſie breit ſind, ort - und ſtrebweis herausgehauen, mit Karren aber unter den Schacht, und von da zu Tage gefoͤrdert. Die Kalkfloͤzze, zwiſchen welchen die Schiefern liegen, werden aufgehoben, die daran hangende Schie - fern aber mit Scheidehaͤmmern abgeſchieden, die an dem einem Ende eine Schaͤrfe, an dem andern aber einen Kopf haben. Man ſchrappet alſo dieſelbe nicht ab, wie zu Go - delsheim, und daher bleibet auf denen Floͤzzen noch ſtets viele Gruͤnung hengen. Man findet auch an dieſem Ort eine Art Schiefern, die eine gelbliche Farbe hat, ſie kan aber in dem Winter unter der Erde nicht wol erkennt, und ausgeſchieden werden. Sie bleibt daher ohngeſchieden bis in den Sommer liegen, da dann nicht nur dieſe, ſondern auch alle andere gewonnene Schiefern nochmals an dem Tag geſchieden werden, damit man ſie beſſer erkennen, die guten ausſondern, und dabei das Geleucht erſpahren moͤge.
Die Gewinnung und die Foͤrderung der Schiefern iſt durchgehends verdingt. Vor einen Kuͤbel Schiefern, der 130 bis 140 Pfund wieget, werden 8 bis 30 Kreuz - zer bezahlet, durch die Bank aber kommt derſelbe auf 16 Kreuzzer zu ſtehen. Die Haͤuer muͤſſen bei dieſem Lohn, auſer dem Geleucht und dem Gezaͤhe, das von der Ge - werkſchaft gereicht wird, alle Koſten uͤber ſich nehmen, und die Berge verſezzen.
Man fuͤhret die Wetter durch Huͤlfe der Durchſchlaͤge von einem Schacht, und von einer Strebe in die andere. Den neuen Schaͤchten fuͤhret man die Wetter durch Lutten zu, die oben mit einem Trichter, und einem daran befindlichen Hut verſehen ſind. Man ſezzet dieſer Trichter oͤfters zwei in einen Schacht, wann die Wetter ſehr boͤs ſind.
Weil man mit Stollen die noͤtige Teufen einbringen kan, und folglich keine Kuͤnſte gebrau - chet, und weil ich bei der Ausuͤbung der Markſcheidekunſt an dieſem Ort nichts beſonderes finde, das ich bemerken koͤnte: So will ich auch dieſe Abhandlung hiermit beſchlieſen, zugleich aber auch anzeig[en], daß ich von dem Waſchen der geringern und lettigen Schiefern nicht handeln werde, weil man durch Proben und Erfahrungen, mittelſt der Kralwaſchen, ausgemacht haben will, daß die zarte Gruͤnung und der Fluß, der bei den Schiefern in dem Letten beſtehen ſoll, in dem Waſ - ſer weggegangen ſei.
Zu dem Schmelzen der Schiefern gebrauchet man kleine Krum - oder Brilloͤfen, die nicht viel uͤber fuͤnf Fus hoch ſind, und eine Art der ungariſchen Oefen ſein ſollen. Die Form in ihnen liegt 36 Zoll hoch. Sie werden mit leichter Stuͤbe zugemacht, die aus ⅓ Leimen und ⅔ Kohlloͤſche beſtehet. Jn 12 Stunden gehen 20 bis 30 Centner Schiefern ganz vor ſich allein durch, wovon dann, ie nachdem die Schiefern gut ſind, 70, 80 bis 100 Pfund Schwarzkupfer abgeſtochen werden, die ziemlich rein ſind, und auf den Centner nur 14 Pfund Abgang leiden.
Die Eiſenknoten, welche bei dem Schmelzen fallen, und ſich oben auf den Stich ſezzen, werden zwei - bis dreimal geroͤſtet, und alsdann durchgeſtochen. Man hat die -ſes40Das dritte Stuͤkſes Verfahren um deswillen ergriffen, damit man dieſelbe nicht verblaſen muß, wozu mehrere Kohlen erfordert werden ſollen. Es finden ſich auch nach dem Ausblaſen in den Schmelzoͤfen von den ſo genanten Saͤuen, dieſe aber werden bei den nachfolgenden Schmelzen gleich wieder zugeſchlagen.
Man glaubt, die thalitteriſchen Schiefern waͤren fluͤſſiger, als die godelsheimer, und eben die - ſes haͤlt man vor die Urſach, warum iener mehr durchgehen, als dieſer. Wann man inzwiſchen uͤberleget, daß die Form auf die erſtere noch ſo hoch gelegt iſt, als auf die leztere, und daß es eine ausgemachte Sache iſt, daß auf einer hohen Form mehr Erze durchgehen, als wie auf einer niedrigen: So muß man auch den Grund von dem ſtaͤrkern Durchgang der itteriſchen Schiefern mehr in der Hoͤhe der Form, als in der Fluͤſſigkeit der Schiefern ſuchen, die dem Auge nach von den godelsheimern wenig verſchieden ſind. Man will inzwiſchen behaupten, daß es bei den godels - heimer Schiefern zuviel Eiſen gaͤbe, wann man die Form hoͤher legte, welches der Erfahrung zuwieder iſt, weil eine hohe Form viel reineres Metall liefert.
Die bei dieſem Werk fallende Schwarzkupfer werden auf einem kleinen Gaarherd gaargemacht, der bei 3 Centner haͤlt. Weil der Herd gros iſt, und die Kupfer eiſenſchuͤſſig ſind: So blaͤſet die Form beinahe bis auf den Grund.
Die zu dem Bergamt beſtelte Bedienten ſind der Berginſpector, der Bergmeiſter, und der Bergſecretarius.
Die Aufſicht bei denen Gruben haben ein Geſchworner, und zwei Steiger. Dem erſten werden, nebſt dem freien Brand, dem Geleucht, und der Wohnung, wochentlich 4 Gulden gereichet. Ein Steiger bekomt hingegen, nebſt dem freien Brand, und dem Geleucht, die Woche nur 2 Gulden, bei dieſem Lohn wird ihm aber das Geding - geld von den herausgeſchlagenen Toberigen, welches woͤchentlich 1 bis 2 Gulden betraͤgt, noch beſonders bezahlt.
Die Bergleute arbeiten nur acht Stunde. Jhr Lohn, nach denen man die Gedinge ein - richtet, iſt folgender. Ein Haͤuer bekomt die Schicht 16 bis 18 -, ein Karnlaͤufer aber woͤ - chentlich 30 bis 40 Kreuzzer, und 1 Gulden 10 Kreuzzer. Man hat bei dieſem Werk keine Haspelknechte: Denn die Haͤuer muͤſſen den Haspel ſelbſt ziehen, und die Berge und Schie - fern zu Tag foͤrdern. Es wird ihnen bei dieſem Lohn, wie ich §. 13. gezeigt habe, weiter nichts, als nur noch das Gezaͤhe und das Geleucht zugeſtanden. Es bekomt aber der Haͤuer woͤchent - lich in dem Winter 4 -, und der Karnlaͤufer 5 -, in dem Sommer hingegen, weil in dieſer Zeit die mehreſte Schiefern an dem Tage geſchieden werden, iener nur 3 -, und dieſer 4 Maͤsger Oehl, derer 20 ein gewoͤhnliches Maas ausmachen.
Damit die Schichten, welche nur 8 Stunde dauren, ordnungsmaͤſig verfahren werden moͤgen: So wird des Morgens um 4 -, und des Mittags um 12 Uhr zur Ar - beit gelaͤutet, da dann die Bergleute in dem Zechenhaus erſcheinen, und ihr Gebaͤt ver - richten muͤſſen.
Das Holz - und das Kohlenmaas iſt eben ſo gros, wie das godelsheimer, das ich in dem 3ten Stuͤk §. 16 beſchrieben habe. Jn einen Haufen werden 60 und auch 90 Mal - ter, oder 1 und auch 1½ Schok eingeſchoben. Die Haufen werden entweder mit Ra - ſen oder mit Laub gedekket, wobei dann im leztern Fall uͤber das Laub noch eine Dekke von Kohlloͤſche gemacht wird. Sie muͤſſen ſehr dicht geſezzet werden, damit nicht zu viele Luft in ihnen bleibet, die ſich von der Waͤrme zu ſehr ausdehnet, und den Hau - fen ſchuͤttet, und in Flamme ſezzet. Die Koͤhler pflegen, wann das Holz zu lukker ge - ſezt iſt, den ſchwefelichten Duͤnſten, die ſich unter den Haufen in der Erde befinden, die Schuld zu geben, wann ſich ein Haufen ſchuͤttet. Vor eine Reiſe Kohlen wird ein Gulden Koͤhlerlohn bezahlet.
Die Schmelzarbeiten verrichten der Huͤttenmeiſter, und die Vorlaͤufer. Dem erſtern werden woͤchentlich, nebſt dem freien Brand und der Wohnung, 3 bis 4 -, ei - nem Vorlaͤufer aber nur 2 Gulden gereichet. Ehedeſſen wurden vor einen Centner Kupfer gaarzumachen, 10 Kreuzzer bezahlet, izzo aber muß der Huͤttenmeiſter das Gaar - machen in dem Wochenlohn verrichten, dem Zuhalter werden inzwiſchen von einem ie - den Centner noch 3 Kreuzzer bezahlet.
Alle vier Wochen, und zwar auf den Sonnabend wird ausgelohnet, den erſten Frei - tag zuvor aber das Verleſen gehalten. Es muß in dieſem ein ieder Arbeiter die von ihm verfahrne Schichten, und alle ſonſtige gethane Arbeiten eingeben.
Jn einem Jahr koͤnnen 800 Centner Kupfer gemacht werden, wobei ſich die Aus - beute auf 8000 Gulden erſtrekket. Weil die Kupfer recht gut ſind, und zu den Gallmei - kupfern gehoͤren: So wird der Centner vor 52 Gulden verkaufet.
Es hat dieſes Bergwerk ſehr viele Freiheiten, und faſt alle Rechte, die man bei einer Bergſtadt antreffen kan. Die Bergwerksgebaͤude, und die Haͤuſer derer Bergleute liegen beiſammen, und unter dem Dorf Thalitter. Sie machen zuſammen genommen die ſo genante Bergfreiheit aus, weil alle die, die darauf wohnen, von allen herrſchaftlichen Abgaben und Beſchwerden befreiet ſind. Die Bewohner der Berg - freiheit ſtehen gaͤnzlich unter dem Bergamt, das ſehr anſehnlich iſt, und ein groͤſeres und kleineres Siegel fuͤhret.
Die Gewerkſchaft, welche dieſes Werk bauet, iſt auf die ganze Herrſchaft Thal - itter beliehen, und die Landesherrſchaft iſt ſelbſt ein Mitgewerke. Auſer den ſonſt ge - woͤhnlichen Bergfreiheiten iſt der Gewerkſchaft noch insbeſondere das Jus Patronatus bei der Bergkirche zugeſtanden, und ſie praeſentiret der Landesherrſchaft zwei in dem Land gebohrne Candidaten. Sie kan auch dem Superintendenten einen Schuldiener vorſchlagen. Es iſt in dieſer Abſicht und in Betracht dieſer Rechte von dem hoͤchſtſee - ligen Herrn Landgrafen Ernſt Ludwig eine beſondere Bergkirchenordnung ausgegangen. Die uͤbrige und ſonſt gewoͤhnliche Berggeſezze enthaͤlt ein beſonderes Patent, das dem Gewerkenbuch einverleibet iſt, worin alle Gewerken, nur keine Juden eingeſchrieben werden, weil dieſelbe als unglaubige keine Bergwerke bauen, und der Schaͤzze der Erde nicht teilhaftig ſein ſollen. Wann Bergſachen vorkommen, die nicht in dieſem Patent entſchieden ſind; So wird die kazzenellnboger Bergordnung zu Rath gezogen: Jſt der Fall aber auch nicht in dieſer beſtimt; So wird der frankenberger und immenhaͤuſer Abſchied, und nach dieſem die ſaͤchſiſche und freiberger Bergordnung zum Grund gele - get, weil dieſe Verordnungen bei dieſem Werk alleſamt recipiret ſind.
Vor die der Gewerkſchaft verliehene Bergnuzzungen hat ſich die Landesherrſchaft den zehnten Centner Gaarkupfer, und bei einem ieden Centner noch uͤberdis zwei Gulden vor das nachgelaſſene Vorkaufsrecht ausbehalten.
Die Unterthanen ſind ſchuldig und gehalten, gegen eine billige Bezahlung, alle Bergwerksfuhren zu thun, und darum koͤnnen dieſelbe dazu mit Zwang angehalten werden.
Uiber alle Hauptveraͤnderungen, die bey dem Bergbau vorfallen, wird ein beſon - deres Bergprotocoll gefuͤhret. Daß dieſes eine der nuͤzlichſten Bemuͤhungen iſt, das iſt daraus klar, weil der Nachwelt dadurch eine zuverlaͤſſige Geſchichte von dieſem Werk hinterlaſſen wird.
Das Eiſenwerk an dieſem Ort iſt eines der anſehnlichſten, und es ſoll ſchon bei zwei Jahrhundert in dem Gang ſein. Es liegt nicht beiſammen, ſondern in verſchie - denen Gegenden. Das weitlaͤuftigſte liegt gegen Norden, ½ Stunde von Adorf an dem Martenberg, worauf zwanzig Schaͤchte in dem Gang ſind. Ein anderes liegt weiter hinunter an dieſem Berg, an der ſo genanten Plettenmuͤhle, das dritte unter dieſen aber gegen Abend, zwei Stunde von Adorf, an dem Heidberg.
Jn der Gegend der Plettenmuͤhle iſt ein Stollen angefangen worden, der nach dem Martenberg getrieben wird, damit man die Waſſer loͤſen, und den Eiſenſtein aus der Tiefe gewinnen koͤnne.
Der Eiſenſtein bricht gangweis, und die Gaͤnge ſtreichen ganz zu Tag aus. Jhre groͤſte Machtigkeit betraͤgt ſieben Lachter, und ſie haben ſo wol zu dem Hangenden, als dem Liegenden ein ſchieferiches Gebirg. Der Eiſenſtein wird ſchon an dem Tag gewon - nen, und von da in die Teufe verfolget. Weil der Gang ſehr maͤchtig iſt: So wird keine ordentliche Firſten - und Stroſſenarbeit getrieben. Die Eiſenſteine werden ſtufen - weis in ſo groſen Hoͤhlungen herausgehauen, in die man ganze Haͤuſer ſezzen kan. Jn dem Dach oder in der Firſte werden Fahrten angeſchlagen, damit man an den Eiſen - ſtein kommen, und denſelben hereintreiben koͤnne. Der ganze Grubenbau ſiehet einem Steinbruch ſehr aͤhnlich. Man muß daher in ihm, wie eine Gemſe an den Klippen und Felſen herum klettern. Merkwuͤrdig iſt es uͤbrigens bei dieſen Eiſenſteinsgaͤngen, daß ſie alle dem Gebirg zufallen, und daß der plettenmuͤhler Gang lauter Baͤuche wirft, und eben ſo ſtreicht, wie der Fus des Berges herumlaͤuft.
Die Grubenarbeiten ſind verdungen. Von einem Fuder Stein, das in 6 Karn, oder 18 Kuͤbeln beſtehet, und etwa 18 bis 20 Centner wieget, werden 8 bis 9 Marien - groſchen Gewinnerlohn bezahlet, wobei man dann denen Bergleuten noch Stahl und Eiſen, und auf ein Fuder Stein eine Kanne, oder ein Maas Oehl reichet.
Der Eiſenſtein wird, ie nachdem er ſich in dem Schmelzen erweiſet, in hizzigen, in willigen oder leichtfluͤſſigen, und in kaltblaͤſigen oder ſtrengen Eiſenſtein getei - let. Er wird alle verkauft, und das Fuder koſtet 16, 18 bis 24 Mariengroſchen, wobei die Kaͤufer von allen Gattungen nehmen muͤſſen. Bei dem Schmelzen wird er dergeſtalt vergattiret, daß von einer ieden Gattung ein Drittel in die Malterung komt. Wann dabei der Ofen verdorben iſt; So darf man nur etliche Gichten von lauter hizzigem Stein aufgeben; So wird er alsbald wieder gereiniget.
Die Oberbedienten bei dieſem Werk beſtehen in dem Jnſpector, und dem Control - leur: Die Unterbedienten hingegen aus drei Steigern.
Das ganze Bergwerk iſt vergewerkſchaftet, und es wird, wie zu Freiberg in Curſach - ſen, auf Fundgruben und Maaſen verliehen. Jene iſt ein Raum von 42 Lachter lang, und 7 Lachter breit, dieſe aber von 28 Lachter lang und eben ſo viel Lachter breit, wor - innen die Gewerken in eine ewige, oder in eine unbeſtimte Teufe zu bauen berech - tiget ſind.
Es werden von dieſem Bergwerk ſieben Huͤtten betrieben, wovon die meiſte in dem Waldekkiſchen liegen. Viele Eiſenſteine werden auſer dieſem iedennoch in das Coͤllnniſche verkauft.
Das Gebirg in dieſer Gegend iſt nicht merklich hoch. Es liegt ſehr flach, und darum trift man an dieſem Ort kein ſtuͤklichtes oder pralliges Gebirg an. Nur an einigen Orten ſind kleine Thaͤler, die wenig von dem Horizont abfallen.
Das Bergwerk an ſich ſelbſt ſoll ſchon einige Jahrhundert gehen, und es wird von der Landesherrſchaft ſelbſt betrieben.
Es iſt mehr, wie ein Werk an dieſem Ort. Das aͤlteſte liegt an dem Ende des Dorfs Hohenkirchen, nach Burgufeln zu. Man trift bei ihm ſehr viele alte Schaͤchte an. Es hat nicht viele Waſſer, und darum, und weil dieſelbe mit Men - ſchenhaͤnden gezogen werden koͤnnen: So iſt auf daſſelbe weder ein Stollen noch eine Kunſt gebauet worden.
Ein anderes Werk liegt eine halbe Stunde von Hohenkirchen, nach Burgufeln zu, an dem ſo genannten Hopfenberg. Auch bei dieſem ſind verſchiedene alte und neue Schaͤchte. Da es waſſernoͤtig iſt: So iſt vor ohngefaͤhr 30 Jahren ein Stollen auf daſſelbe gebauet worden, der 500 Lachter lang iſt. Er iſt, wegen dem Triebſand, aus - gemauert, und mit ovalen Lichtloͤchern verſehen worden, die alle ausgemauert ſind, da -F 3mit46Das vierte Stuͤkmit man denſelben um deſtocher auf erhalten, und nicht noͤtig haben moͤge, beſtaͤndig an ihm zu verzimmern. Gegenwaͤrtig bringt dieſer Stollen die gehoͤrige Teufe nicht ein. Es wuͤrde daher beſſer geweſen ſein, wann man ihn aus dem gegen uͤber liegenden tie - fern Thal herauf getrieben haͤtte.
Das zu dem Grubenbau erforderliche Holz wird aus den nahe liegenden Waldun - gen in dem Land, und zwar auf ſieben Stunde Wegs herbeigeſchaft. Es wird ſtam - weis verkauft, wobei dann die Staͤmme ausgemeſſen, und 150 Kubikfus vor ein Klaf - ter gerechnet werden, die man mit einem halben Thaler bezahlt. Von dem Klafter werden vor die erſte Stunde 20 -, vor eine iede andere weitere Stunde aber 10 Heſſen - weispfennige mehr Fuhrlohn bezahlet.
Die Mineralien wechſeln folgender Geſtalt mit einander ab, wann man ſie durch - ſinket. Man findet naͤmlich:
Der Eiſenſtein liegt meiſt ſoͤhlich und floͤzweis. An einigen Orten findet man den - noch aber, daß er einſchieſet, und auf dem Kopf ſtehet, oder daß er ſeiner Lage nach mit dem Horizont einen ſchiefen Winkel machet.
Der Eiſenſtein laͤſſet ſich, nach ſeiner Natur in dem Schmelzen, in vier Gat - tungen verteilen.
Die erſte ſiehet braͤunlich aus. Sie iſt leicht, und etwas kaͤltblaͤſig, oder kaltfluͤſſig, und nicht reich in dem Gehalt. Um deſto beſſer gehet ſie aber in dem Ofen, und ſie gibt zaͤhes und gutes Eiſen. Es iſt nur Schade, daß man dieſen Eiſenſtein nicht ſo haͤufig antrift, als andere Arten.
Die zwote Gattung iſt blaulich und derb, und darum heiſt dieſer Eiſenſtein der blanke, An dem Gehalt iſt er reich, er gehet aber etwas hizzig.
Die dritte Gattung ſiehet ſchwarz aus, und hat ein koͤrniges Gewebe. Sie iſt uͤberaus hizzig, ſchaͤumet und gaͤhret, und gibt ein ſproͤdes Eiſen. Wie die Verſuche beweiſen: So iſt dieſer Stein ein wirklicher Stahlſtein, und er muß daher von dem wahren Eiſenſtein ausgehalten werden, es wird iedoch aber aus ihm kein Stahl gemacht.
Die vierte Gattung des Eiſenſteins iſt endlich roͤthlich, und ſpahtig. Es zerſpringt dieſer Eiſenſtein in dem Feuer mit einem Praſſeln, er gehet ſehr boͤs in dem Ofen, und daher muß er von den erſtern ausgeſondert werden.
Der ſo genante Waſchſtein iſt von den zuvor erzaͤhlten Arten nur darinnen verſchie - den, daß er aus kleinen, und vielen erdigen Stuͤkgern beſtehet. Er muß aus dieſer Urſache, um ihn von der Erde zu reinigen, in dem Waſſer abgeſpuͤhlt werden. Es be - darf dieſe Waſchung gar keiner Kunſt, und darum halte ich es auch vor uͤberfluͤſſig, daß ich ſie genauer beſchreibe.
Aus dem 6. §. iſt klar, daß das Gebirg in dieſer Gegend durchgehends mit Trieb - ſand angefuͤllet iſt, und daher iſt die Verzimmerung in den Schaͤchtenſtrekken und Stollen ſehr koſtbar, ia beſchwerlich und gefaͤhrlich.
Jn den Schaͤchten wird mit Joͤchern, die ¼ Lachter von einander liegen, und mit genau zuſammen ſchlieſenden Pfaͤhlen verzimmert. So lange man dabei in dem Trieb - ſand iſt: So wird, wie es an andern Orten gewoͤhnlich iſt, angeſtekt, die Fugen aber werden mit Moos verſtopft. Da man dieſem ohngeachtet aber nicht leicht einen Schacht niederbringt, indem in dem Triebſand gar zu viele Waſſer ſind: So muͤſſen, in einer ohngefaͤhren Weite von 9 Lachter, zwei Schaͤchte neben einander, mit einerlei Verzim - merung niedergemacht, und ſtets einer um den andern etwas weiter abegeſenkt werden, damit die Waſſer dem tiefern zufallen moͤgen, woraus man alsdann dieſelbe waͤltigen, und in dem andern weiter niederkommen, und abſinken kan.
Jn den Stollen wird mit Thuͤrſtoͤkken, Kappen und Grundſohlen verzimmert, mit zuſammen ſchlieſenden Pfaͤhlen aber angeſtekt. Unter die Grundſohlen werden nach der Laͤnge Bohlen geleget, damit der Triebſand nicht von unten herauf wachſen koͤnne. Wann der Triebſand allzu boͤs und flieſend iſt: So werden auf die Bohlen Wieder - lagen gemauert, die oben mit einem Gewoͤlbe geſchloſſen, alle Rizze aber mit Moos ver - ſtopft werden. Es bleibt alſo bei dieſer Ausmaurung der Stollen das Holz hinter der Mauer ſtehen, weil es dem Druk des Sandes zugleich wiederſtehen hilft.
Da der Triebſand das Dach von dem Eiſenſtein iſt (§. 6. N. 3.), und folglich keine Streben ohne Gefahr aufgehauen werden koͤnnen: So muß auch der Eiſenſtein ortweis herausgehauen werden. Es geſchiehet dieſes durch Huͤlfe ſolcher Oerter, die bei 9 Fus weit ſind, damit man um deſto mehr Raum haben moͤge. Die dabei ge - woͤhnliche Verzimmerung iſt alſo beſchaffen: Man leget erſtlich eine Grundſohle und eine Kappe, in der Mitte aber ſchlaͤgt man einen verlohrnen Stempel: Jſt dieſes ge - ſchehen; So wird unter ein iedes Ende der Kappe ein Stempel geſchlagen, und der mittlere wieder herausgenommen: Damit aber die Kappe in der Mitte nicht zuſam - men brechen moͤge; So wird noch von der Mitte an in der Entfernung zweier Fus auf eine iede Seite ein Stempel geſchlagen, und alsdann uͤber der Kappe und zwiſchen dem Triebſand angeſtekt.
Die ſaͤmtliche Grubenarbeit iſt verdingt, und es wird vor ein Fuder Eiſenſtein zu gewinnen und zu foͤrdern ¼ bis ½ Thaler bezahlet. Bei dieſem Lohn muͤſſen ſich die Bergleute das Gezaͤhe Kuͤbel, Seil und Karn, und alles, ausgenommen das Pulver, ſelbſt ſtellen und anſchaffen. Sie muͤſſen 12 Stunde arbeiten, und man rich - tet ſich in den Gedingen nach einem Wochenlohn von 1¼ Thaler. Ein Fuder Eiſenſtein wird in 12 Maas geteilet. Das Maas aber enthaͤlt vier homberger oder fuͤnf caſſeliſche Mezzen. Ein ganzes Fuder wiegt uͤberbaupt, ie nachdem der Stein ſchwer iſt, 18 bis 20 Centner.
Die Aufſicht bei dem Grubenbau hat ein Steiger, welcher woͤchentlich 2½ Tha - ler, freie Wohnung, Geleucht und Holz bekomt. Der gewonnene Eiſenſtein wird, durch herrſchaftliche Pferde, nach Vekkerhagen, auf die Eiſenhuͤtte gefahren. Er wird an dieſem Ort gewogen, und nach dem herausgebrachten Gewicht werden die Berg - leute bezahlet. Man miſſet ihn um deswillen nicht gern auf denen Gruben, weil ſonſt der Landesherr den Abgang leiden wuͤrde, wann der Stein zu lang liegt, und zerfaͤlt.
Jn einem Wald nach Vekkerhagen zu, 2 Stunde von Hohenkirchen, welcher der Alenberg heiſet, hat man um das Jahr 1761. ein Holzkohlenwerk angefangen. Es ſoll dieſes Werk ſchon vor 30 Jahren, da man mit den Kohlen eine Glashuͤtte betrieben hat, in dem Gang geweſen ſein. Jn dieſen Tagen hat man auf dieſes Werk nur einen Stollen gebauet, der erſt 150 Lach - ter lang iſt. Die Kohlen an ſich ſind gut, und bei 6 Fus hoch: Sie ſchieſen aber nach dem Fus des Gebirges ein, und ſie werden in dieſer Gegend, wo das Ausgehende iſt, von dem Sand in dem Dach, und von einem blauen Letten in dem Liegenden ausgekeilet. Man will dieſelbe bei dem neuen Salzwerk zu Carlshafen gebrauchen, das erſt im Jahr 1762 angefangen worden.
Die Eiſenhuͤtte, welche von dem hohenkircher Eiſenſtein betrieben wird, liegt uͤber dem Dorf Vekkerhagen an der Weſer, und zwar an einem Thal, das von dem Reinhardswald, der viele Stunden lang iſt, herunterkomt. Sie hat viele Gebaͤude, und liegt in einer ſehr angenehmen, und zu Huͤttenwerken recht vorteilhaften und ſchik - lichen Gegend, weil man an dieſem Ort alle Bedoͤrfniſſe zu einem ſolchen Werk antrift.
Es flieſet durch dieſes Thal, worinnen die Huͤtte lieget, ein Waſſer, das in dem Fruͤhiahr, und in dem Herbſt ziemlich ſtark, in dem Sommer aber etwas ſchwach iſt. Weil nun zwiſchen der Huͤtte und dem Thal, worinnen die Weſer flieſet, ſehr viel Fall iſt: So liegen auch an dieſem Ort acht Raͤder unter einander. Das erſte beſtehet in dem eiſenhuͤtter Rad, das 16 Fus hoch, und 3 Fus weit iſt. Unter dieſem liegen noch zwei andere kleine Raͤder zu dem Pochen der Eiſenſchlakken, und eine Schleifmuͤhle zu dem Schleifen der gegoſſenen Waaren: Die unter dieſen liegende Raͤder aber treiben Mahlmuͤhlen.
Das erforderliche Holz wird aus dem Reinhardswald, der herrſchaftlich iſt, an - geſchaft, und klafterweis bezahlet. Die Klafter iſt 5 Fus hoch, 6 Fus weit, und 5 FusGan50Das vierte Stuͤkan dem Scheid. Sie enthaͤlt alſo 150 Kubikfus. Vor eine dieſer Klaftern werden 12 Heſſenweispfennige Forſtgeld bezahlet, wobei der Hauerlohn noch 10⅔ Heſſenweis - pfennige betraͤgt. Das Holz wird alle verkohlet, und nur ſo viel zur Huͤtte gefahren, als die Bedienten zu ihrem Brand noͤtig haben. Jn einen Haufen, der mit Raſen und Kohlſtuͤbe gedekt wird, werden 30 bis 35 Klafter Holz eingeſchoben. Auf ein Fuder Kohlen, das 12 Maas, ein iedes Maas aber 12 Kubikfus enthaͤlt, gehen 1⅞ Klafter, wann es gut Holz, 2 Klafter, wann es Mittelholz, und 2⅛ Klafter, wann es ſchlechtes Birken - und Erlenholz iſt. Ein Fuder Kohlen enthaͤlt alſo 144 Kubikfus: Nach dem Gemaͤs der Fruͤchte hingegen haͤlt ein Maas Kohlen 24 hom - berger oder 30 caſſeliſche Mezzen. Der Koͤhler bekomt von dem Fuder zu kohlen einen Gulden, bei dieſem Lohn muß er aber auch das Einſchieben bezahlen. Jn allem komt ein Fuder Kohlen nicht hoͤher, als auf 2½ Thaler zu ſtehen: Es gehen aber iaͤhrlich bei 1000 Fuder auf, wozu ohngefaͤhr 2000 Klafter Holz erfordert werden.
Damit man die Unart aus dem Eiſenſtein heraustreiben, und denſelben milder und geſchmeidiger machen moͤge: So wird derſelbe vor dem Schmelzen, auf freiem Plaz, gewoͤhnlichermaſen geroͤſtet, und alsdann gefchmolzen. Das Schmelzen des Eiſenſteins ſelbſt geſchiehet auf die nachfolgende Art.
Die Erfahrung beweiſet, daß man aus einem boͤſen und hizzigen Eiſenſtein, dadurch gut Eiſen erhalten kan, wann man die Form nicht unter 10 und nicht uͤber 11 bis 12 Zoll hoch leget, und bei dem Eiſenſtein etwas Bachſand zuſchlaͤget. Jch bin daher der Meinung, wann man wei - tere Verſuche anſtellen will, daß man auch ohne den homberger Eiſenſtein gut Eiſen machen kan.
Das Schmelzrad iſt viel ſchwerer und weiter, als es die Menge des Waſſers, und die uͤbrige Umſtaͤnde erfordern. Man glaubt dabei, es habe mehr Kraft, und die Bewegung ſeie viel einfoͤr - miger. Wer inzwiſchen uͤberleget, daß ein Rad auf allen Seiten gleich ſchwer ſein muß, und daß es daher bei einerlei Aufſchlagwaſſer weder eine groͤſere Kraft noch eine einfoͤrmigere Bewegung er - halten kan, der wird auch dieſen Glauben um deſto eher verleugnen, weil ein ſchweres Rad zwi - ſchen den Zapfenlagern und den Zapfen viel mehr Anreiben verurſacht, als ein leichteres.
Von dem Ausbringen des Eiſens wird alle 14 Tage ein Geblaͤs - oder ein Ge - wichtszettel gemacht. Es werden in einer ſolchen Zeit bei dem Anfang der Huͤttenreiſe 3 bis 4 -, und bei dem Ende 5 bis 600 -, eine 14 Tage in die andere aber ohngefaͤhr 350 Centner Eiſen erblaſen. Zu einem Fuder Eiſenſtein werden 10 bis 11 Maas Koh - len erfordert, zu einer Huͤttenreiſe von 40 bis 42 Wochen aber 900 bis 1000 Fuder Eiſenſtein.
Da die Gußwaaren ſehr ſtark abgehen, und bei ihnen ein groͤſerer Nuzzen, als wie bey denen Groſen herauskomt, welche verſchmiedet werden: So wird auch meiſten Teils Form - oder Gußwaare gemacht. Sie wird auf der Weſer nach Bremen und Holland geſchikt, welches ein nicht kleiner Vorteil vor dieſes Werk iſt. Der groͤſte Teil dieſer Waare beſtehet in Sandguß, und in Plattenofen. Es werden dieſe Oefen mit lateiniſchen Buchſtaben, die von A anfangen, bezeichnet, damit man ſie bei dem Verkauf dadurch von einander unterſcheiden koͤnne. Das Eiſen an ſich iſt etwas dik und muſig, weil es ſehr gaar geblaſen werden muß. Es geſchiehet daher, daß die Oefen nicht ſo fein und ſauber gegoſſen werden koͤnnen, und daß ſie ſehr ſchwer werden, das dem Kaͤufer nicht allemal angenehm iſt. Die Eiſenſchlakken enthalten noch einen merk - lichen Teil Eiſen: Weil es nun gar wol der Muͤhe werth iſt, daß man denſelben von ihnen ausſcheidet; So werden alle Schlakken gepocht, wobei dann denen Arbeitern vor einen ieden Centner Eiſen ¼ Thaler Pocherlohn bezahlet wird.
Die dieſem Werk vorgeſetzte Bedienten ſind der Jnſpector, der Verwalter und der Huͤttenvogt.
Die Arbeit bei der Huͤtte verrichtet der Huͤttenmeiſter mit zwei Aufgebern, und einem Steinpocher. Der erſte bekomt die Woche 3 -, die andern 2 -, und der leztere 1¾ Thaler.
Die Formarbeit, welche in dem Accord gemacht wird, verrichtet der Foͤrmermei - ſter mit ſeinen Knechten. Von dem Centner Sandguß bekomt er einen guten Gro - ſchen, von den Kugeln zwei Heſſenweispfennige, von Bomben und Granaden ¼ -, von dem Leimenguß aber ¾ Thaler.
Ein Tagloͤhner bekomt taͤglich 20 Kreuzzer. Die Fuhren werden nach der Weite und der Billigkeit bezahlet, die Unterthanen ſind aber ſchuldig und gehalten alle dieſe Fuhren zu thun. Alle vier Wochen werden die ſaͤmtliche Arbeiter ausbezahlet.
Der Centner Gußeiſen, der 108 Pfund wieget, wird vor einen Thaler verkauft, die Waage Plattenoͤfen, welche 120 Pfund ausmacht, vor 2½ Thaler auſerhalb Lan - des, im Lande aber vor 1 Thaler 27 Heſſenweispfennige, die Waage Leimenguß hinge - gen vor 3 Thaler.
Die Berg - und die Huͤttenſachen ſind gaͤnzlich von dem Civilamt abgeſondert, und ſie werden nach den heſſiſchen Bergverordnungen geſchlichtet.
Auch dieſes Hammerwerk liegt in einer angenehmen und vorteilhaften Gegend, uͤber dem Dorf Lippoldsberg, an einem Waſſer, das die Schwuͤlms genennet wird, welches von Uisler in einem Thal herunter flieſet, und unter Lippoldsberg in die Weſer faͤlt, die auf beiden Seiten nach der Laͤnge mit gar betraͤchtlichen Waldungen um - geben iſt.
Da die Schwuͤlms ſo wol in dem Sommer, als wie in dem Winter ſehr ſtark iſt: So koͤnnen die zu dem Hammer erforderliche Maſchinen beſtaͤndig und von einem Fluthbette betrieben werden. Es ſind bei dieſem Hammer vier oberſchlaͤgtige Waſſer -raͤder,53von dem hohenkircher Eiſenbergwerk bei Caſſell. raͤder, zu der Betreibung der Baͤlge, und zwey Hammerraͤder, wovon die erſtere 9 -, die andere aber 10 Fus hoch ſind. Die abfallende Waſſer werden unter dieſen Raͤdern wieder weggenommen, und auf ein unterſchlaͤgtiges Waſſerrad geleitet, das 10 Fus hoch iſt, welches einen Zainhammer A, der unten rund iſt, einen Modellhammer B, der eine platte Bahne hat, und zugleich auch zwei Baͤlge zu dem Zainſchmieden treibet, die durch eiſerne Staͤbe C. C. aufgezogen werden. Die 2. Figur auf der II. Tafel zeigt die Struktur dieſer Maſchine, die an ſich ganz artig iſt: Weil ſie inzwiſchen zu ſehr zuſammen geſezt, und nach ihrer Beſchaffenheit zu viel Rukken und Stoſen in ihrer Be - wegung iſt: So kan man auch dieſe Erfindung um ſo weniger loben, als die Baͤlge zu geſchwind gehen, wann unter den Haͤmmern geſchmiedet wird.
Mit dem Holz und dem Kohlenmaas hat es bei dieſem Hammer eben die Bewand - nis, wie zu Vekkerhagen (§. 22.). Jn einigen Stuͤkken findet man iedoch aber eine Aenderung, und die will ich alsbald bekantmachen. Der Koͤhler bekomt von dem Fu - der Kohlen einen Thaler, wovon ihm der Haͤuer - und der Einſchieberlohn abgezogen wird. Geſchiehet es bei dieſem Lohn, daß das Holz geſtuͤrzt, und weit herbei gefahren werden muß: So werden ihm dieſe Unkoſten noch beſonders verguͤtet. Jm Ganzen komt ein Fuder Kohlen, nach der Entlegenheit der Schlaͤge, dermalen 4 bis 5 Thaler zu ſtehen. Das Bau - und das Werkholz wird forſtfrei gegeben. Uiberhaupt werden iaͤhrlich bei 2000 Klafter erfordert, woraus ohngefaͤhr 1000 Fuder Kohlen gebrent werden.
Das noͤtige Roheiſen wird von der vekkerhager und homberger Eiſenhuͤtte ange - ſchaft, ein Teil wird aber auch auſerhalb Landes gekauft, und der Centner mit 1 bis 1½ Thaler bezahlet.
Da ich die Erforderniſſe dieſes Hammerwerks erzaͤhlt habe: So will ich nunmehr auch die Hammerfeuer ſelbſt beſchreiben. Es ſind ihrer vier, drei ſind auf die haarzer Art vorgerichtet, das vierte aber wird zu der Verfertigung der Werkzeuge, und zu dem Blechſchmieden gebrauchet. Jhre Beſchaffenheit, und die Art und Weiſe des Eiſen - ſchmiedens iſt folgende:
Es unterſcheiden ſich alſo dieſe Feuer dadurch von andern, und den ſauerlaͤndiſchen, daß 1. groͤſere Herde vorgerichtet, und groͤſere Formen gebraucht, 2. die Baͤlge ſtaͤrker und friſcher betrie - ben, 3. ſtaͤrkere Luppen gemacht, und 4. ſchwerere Haͤmmer gebraucht werden. Bei einem Eiſen, das ſehr boͤs und roh iſt, doͤrfte inzwiſchen dieſe Vorrichtung eben nicht zutraͤglich ſein, weil dieſe Feuer zu gros ſind, und das Eiſen nicht gezwungen, und zu der rechten Gaare gebracht werden moͤgte. Jn der Stellung der Form muß man uͤbrigens die Fuͤrſicht gebrauchen, daß man ſie auf gutes und gaar geblaſenes Eiſen flach, auf boͤſes und rohes aber tief oder ſchuͤſſig leget. Bei dem leztern muß man beſonders ſehr aufmerkſam ſein, und darauf ſehen, daß der Hammerſchmied nicht zu flach, oder nicht tief genug ſtellet, und boͤs Eiſen ſchmiedet, indem er bei einer flachen Form eher auf die Lieferung kommen, und ſich einen Vorteil machen kan.
Die Hammerſchmiede muͤſſen bei ihrer Arbeit ihr Augenmerk hauptſaͤchlich auf drei Stuͤkke richten: 1. Auf die Guͤte des Eiſens; 2. Auf die Zu - und Wiederliefe - rung; und 3. auf die Menge des Eiſens, das woͤchentlich geſchmiedet werden ſoll. Was den erſten Punkt betrift: So muß ſich der Hammerſchmied, wie ich ſchon in der vorhergehenden Anmerkung gezeigt habe, nach der Beſchaffenheit des einzufriſchendenRoh -55von dem hohenkircher Eiſenbergwerk bei Caſſell. Roheiſens richten, und ie nach dem das Eiſen gut oder boͤs iſt, die Form flach oder tief ſtellen. Bei dem zweitern Punkt muß derſelbe dahin den Bedacht nehmen, daß er aus 1200 Pfund, oder 12 Centner Roheiſen, 960 Pfund oder 8 Waage Stabeiſen zuruͤckliefert, wobei ihm dann vor eine iede Waage, die 120 Pfund wieget, 8 Heſſen - weispfennige bezahlt werden. Wann dabei derſelbe aus 12 Centner Roheiſen mehr, als wie 8 Waage Stabeiſen liefert; So wird ihm vor eine iede Waage des Uiberge - wichts ein Thaler bezahlet: Geſchiehet es hingegen, daß er aus 12 Centner Roheiſen weniger, als 8 Waage Stabeiſen liefert; So muß er das fehlende Eiſen, wann die Schuld an ihm iſt, bezahlen: Jſt dis aber nicht; So muß er den Mangel in dem an - dern Quartal an dem Uibergewicht beizubringen ſuchen. Auf 5 Waage Stabeiſen wird zugleich auch ferner ein Fuder Kohlen, und auf 12 Centner Roheiſen ein Pfund Unſchlitt verrechnet, welches leztere den Hammerſchmieden an baarem Geld bezahlt wird. Die Blechſchmiede muͤſſen ebenwol auf Lieferung ſchmieden. Es muͤſſen aber dieſelbe aus 120 ℔ oder einer Waage Stabeiſen, oder Blechluppen 100 Pfund rein beſchnittenes Blech liefern, wobei ihnen dann vor einen ſo genanten Waldcentner, oder 130 Pfund Blecheiſen, zwoͤlf Heſſenweispfennige vor das Breiten bezahlt, und auf 5 Waldcentner Blech ein Fuder Kohlen, auf 10 ſolcher Centner aber 1 Pfund Unſchlitt gerechnet wird. Auch der Zainſchmied muß auf die Lieferung ſchmieden, und er muß aus 20 Waagen Stab - oder Zaineiſen, 18 Waage und 100 Pfund Krauseiſen liefern, wobei auf 18 Waage von ſolchem Eiſen ein Fuder Kohlen, auf 20 Waage aber ein Pfund Unſchlitt gerechnet wird, und von ieder Waage 4 Heſſenweispfennige vor das Schmieden oder das Zainen bezahlt werden. Was nun endlich auch den dritten und den lezten Punkt anlangt: So ſind die Schmiede dazu angewieſen, daß ſie woͤchentlich von einem Friſch - feuer an gutem Stabeiſen von allerhand Sorten 40 bis 45 Waage, an Blecheiſen 16 Waldcentner, und an Kraus - oder Zaineiſen 30 Waage liefern muͤſſen. Zu dem erſtern Eiſen werden vier Perſonen erfordert, der Meiſter und drei Purſche, zu dem zweitern und dem drittern aber nur zwei.
Die Waage Stabeiſen wird, ie nach dem das Eiſen theuer iſt, vor 3 bis 3¾ Tha - ler verkaufet, die Waage Krauseiſen vor 5 bis 6 -, und der Waldcentner Blecheiſen vor 8 bis 10 Thaler. Damit man bei dieſem Preis das gemacht werdende Eiſen von Zeit zu Zeit verkaufen koͤnne: So ſind in denen Aemtern gewiſſe Eiſenhaͤndler ange - nommen, die iaͤhrlich ein beſtimtes Gewicht abnehmen muͤſſen. Weil ſich der Verkauf in dem Land dennoch aber nicht viel uͤber 1000 Waagen belaͤuft, und gewoͤhnlicher - maſen in einem Jahr bei 4000 Waagen gemacht werden: So muß der Uiberreſt nach Bremen, Hamburg und Amſterdam verkauft werden, wozu dann die Weſer gar ſchik - lich und gelegen iſt. Man muß ſich inzwiſchen bei dieſem Vertrieb des Eiſens nach den Preiſen in der Nachbarſchaft richten, und mit denſelben zu rechter Zeit ſteigen und fal - len, da ſich dann die Ertraͤgnis dieſes Hammers auf 3000 Thaler erſtrekken kan.
Die bei dieſem Werk ſtehende Bedienten ſind der Verwalter, der Huͤttenſchrei - ber, und der Hammervogt. Der erſtere hat die Direction und die Rechnung, der zweete ſtelt den Gegenſchreiber vor, und der dritte fuͤhret die Rechnung uͤber die Ma - terialien.
Dem Verwalter iſt zugleich auch die Juſtiz uͤber die Hammerſchmiede, die Koͤh - ler, und alle bei dieſem Werk arbeitende Leute anvertrauet. Er richtet ſie nach denen heſſiſchen Bergverordnungen, und nach der unter Wilhelm VIII. ausgegangenen Ver - ordnung vom Jahr 1753, welche den frankenberger Abſchied erlaͤutert, und die ſtrittige Fragen entſcheidet, die zwiſchen den Berg - und den Civilaͤmtern vorgefallen ſind.
Das Blaufarbenwerk an dieſem Ort liegt in einem Grund, uͤber Carlshafen, an der Duͤmel, die zwei unterſchlaͤgtige Waſſerraͤder treibet, welche die zu dem Far - bemachen erforderliche Maſchinen bewegen, die in den Pochwerken und in den Muͤh - len beſtehen, die man zu dem Glasmahlen gebrauchet.
Der zu dieſem Werk erforderliche Kobolt wird eines Teils von Riegelsdorf in Heſſen, und andern Teils von Bieber in dem Hanauiſchen angeſchaffet. Das Werk an ſich iſt nicht weitlaͤuftig: Denn es wird nur mit zwei Muͤhlen betrieben.
Die allgemeine Verfahrungsart bei dem Blaufarbe - oder Schmaltemachen iſt folgende.
Die Aufſicht bei dieſem Werk hat ein Verwalter, der die Rechnung fuͤhret, und zugleich auch Farbenmeiſter iſt.
Das Eiſenwerk an dieſem Ort liegt in einem flachen und ſanften Gebirg, von Mardorf aus gegen Mitternacht. Die in den Gruben befindliche Waſſer ziehen durch die Kluͤfte in dem Kalkſtein ab, welcher das Liegende iſt. Man gebrauchet alſo bei dieſem Werk keine Stollen. Eine halbe Stunde von Mardorf, nach Caſſell zu, liegt noch ein anderes, das ſo genante hebler Werk, wel - ches mehrenteils ausgehauen iſt, und ſtrengen Eiſenſtein hat. Jn einer noch andern Gegend bei Kaßdorf wird auſer dieſem ein Teil des Eiſenſteins einesteils auf dem Feld zuſammen geleſen, andernteils aber unter der Dammerde gewonnen. Dieſer Stein iſt arm, und er wird nur um deswillen mit geſchmolzen, damit er den Ofen lukker hal - ten moͤge, wovon ich §. 12. mehr ſchreiben werde.
Die Eiſenhuͤtte, worauf der Eiſenſtein geſchmolzen wird, den man an dieſem Ort gewinnet, liegt uͤber Holzhauſen. Sie wird mit einem Waſſer betrieben, das die Efze heiſet, und in dem Sommer ſehr klein wird.
Die Waſſer, welche von der Huͤtte herunter kommen, gehen auf den Hammer, der an dem Dorf Holzhauſen liegt, wo ſie zwei Raͤder zu den Baͤlgen, und ein Hammer - rad treiben.
Der noͤtige Brand muß etwas weit, und auf vier Stunde Weges herbeigeſchaft wer - den. Mit dem Holz - und dem Kohlenmaas, und denen dabei vorkommenden uͤbrigen Um -ſtaͤnden,59von dem Eiſenwerk bei Homberg in Heſſen. ſtaͤnden, hat es eben die Bewandnis, wie zu Vekkerhagen und Lippoldsberg. Auf ein Fuder Kohlen rechnet man 1⅞ Klafter, wann es Buͤchen - und 2½ Klafter, wann es Eichenholz iſt. Ein Fuder Kohlen komt uͤberhaupt auf 5 Thaler zu, ſtehen. Zu dem Betrieb der Eiſenhuͤtte werden iaͤhrlich 800 -, zu dem Hammer aber nur 300 Fuder Kohlen erfordert. Das Grubenholz gibt der Landesherr, welcher das Werk ſelbſt trei - bet, forſtfrei.
Der Eiſenſtein bei Mardorf liegt nicht tief, und nur 6 bis 8 Lachter unter der Erde. Die Minerallagen in dieſer Gegend wechſeln inzwiſchen von oben herunter alſo mit einander ab. Man findet naͤmlich:
Es ſcheinet beinahe wider alle Erfahrung zu ſein, daß der Kalkſtein unter dem Erzfloͤz liegt, und daß er das lezte und das wahre Liegende ſein ſolte, und daher entſtehet bei mir die Vermu - thung, daß unter dem Kalkſtein noch ein anderes und ein tieferes Floͤz lieget.
Man machet ſich bei dieſem Werk um deſto groͤſere Hofnung auf guten Eiſenſtein, wann der Letten recht blau iſt, hingegen bemerkt man aber auch, daß die vorfallende Ruͤkken denſelben verdrukken.
Der Grubenbau iſt an und vor ſich nicht beſchwerlich, und darum wird in den Schaͤchten nur ſchlechtweg mit Joͤchern, in den Strekken und Oertern aber mit Kappen und Stempeln oder Poͤlzen verzimmert. Geſchiehet es dabei, daß der Trieb - ſand ſtark und maͤchtig iſt: So wird auf demſelben, wie zu Hohenkirchen, angeſtekt.
Die Grubenarbeit iſt nicht verdingt, ſondern ſie gehet meiſten Teils in dem Schicht - lohn. Es komt daher ein Fuder Eiſenſtein auf 1 Gulden bis ¾ Thaler zu ſtehen. Zwoͤlf Maas, wovon eins vier homberger Mezzen haͤlt, und ohngefaͤhr 2 Centner wieget, machen ein Fuder. Das ganze Fuder wiegt alſo 20 bis 24 Centner.
Da der Eiſenſtein aus lauter Koͤrnern beſtehet, welche die Geſtalt des Hagels ha - ben, und unter ihm noch viele Berge und Erden ſind: So muͤſſen alle Steine gewa - ſchen, und von dem Schlamm geſaͤubert werden. Es werden daher vor ein Fuder zu waſchen ſieben Heſſenweispfennige bezahlet.
Ueber die Eiſenſteinsgruben hat ein Steiger die Aufſicht, welcher woͤchentlich 1½ Thaler bekomt. Die Bergleute arbeiten bei dieſem Werk in einer Schicht 10 Stunden, und zwar von des Morgends 6 bis des Nachmittags 4 Uhr, wobei ihnen dann von 11 bis 12 Uhr eine Ruheſtunde verſtattet wird. Dem Haͤuer und dem Has - pelknecht werden die Schicht 20 -, dem Karnlaͤufer 15 -, dem Anſchlaͤger aber nur 10 Kreuzzer bezahlet.
Es wird bei dieſer Eiſenhuͤtte auf eben die Art geſtelt und geſchmolzen, wie zu Vek - kerhagen, die Form aber liegt 12 Zoll hoch.
Weil der Eiſenſtein etwas ſtreng iſt: So werden auf 3 bis 4 Fuder 10 Maas Kalkſteine, an ſtatt des Fluſſes, zugleich aber auch 2 Maas Pochſtein (§. 1.) zugeſchla - gen, damit ſich der koͤrnige mardoͤrfer Eiſenſtein nicht zuſammen ſezzen, und deſto mehr Luft in dem Ofen ſein moͤge.
Auf 3 Rispen oder 1½ Maas Kohlen werden 48 bis 68 Schippen von dem Mal - ter geworfen, wobei in 24 Stunden 3 bis 3½ Fuder Eiſenſtein durchgehen, und ohn - gefaͤhr 4 Fuder Kohlen verbrent werden. Jn dieſer Zeit wird zweimal, des Morgends und des Abends um 6 Uhr laufen gelaſſen, da dann 24 bis 28 -, auf ein Fuder aber 9 Centner Eiſen heraus gebracht werden. Auf einen Geblaͤs - oder einen Gewichtszettel von 14 Tagen kommen daher 300 bis 400 Centner Eiſen.
Es arbeiten bei dieſer Huͤtte ein Meiſter, der die Woche 3 -, zwei Aufgeber, welche 2 -, und ein Steinpocher, der 1¾ Thaler bekomt.
Wann die Waare abgehet: So wird mehr Form - und Gußwaare gemacht, als Goſen, weil bei iener weit mehr Vorteil iſt. Die mehreſte Formarbeit beſtehet aber in gemeinem Sandguß, als Ofenplatten, und dergleichen Waaren. Von dem Leimenguß bekomt der Foͤrmer ½ -, von dem Ladenguß ¼ Thaler, von dem gemeinen Sandguß aber nur 2 Heſſenweispfennige.
Der Eiſenhammer an dieſem Ort wird nur mit zwei Feuern betrieben, und oͤfters gehet nur eins, wann die Waſſer in dem Sommer klein ſind.
Die Vorrichtung dabei iſt dieſe. Der Herd iſt 20 Zoll lang und breit, die Zakken ſind 11 Zoll hoch, und die Form, welche flach lieget, und an das Ende des Bodens blaͤſet, gehet 3 Zoll in das Feuer. Wann ſie weniger weit in den Herd gehet: So ſoll das Eiſen nicht gaar werden.
Die Feuer ſind alſo nicht ſo eingerichtet, wie zu Lippoldsberg, und darum werden die Luppen nur 100 bis 120 Pfund ſchwer gemacht. Die Lieferung iſt hingegen von der lippoldsberger nicht verſchieden, und aus 108 Pfund Roheiſen muͤſſen 80 Pfund gut Stabeiſen zuruͤkgeliefert werden. Aus 12 Centner Roheiſen muͤſſen alſo 8 Waage Stabeiſen geliefert werden, wovon eine 120 Pfund wieget.
Wann der Hammerſchmied aus 12 Centner Roheiſen mehr, als 8 Waage Stab - eiſen liefert; So werden ihm vor eine iede Waage 2 Thaler 9 Heſſenweispfennige be - zahlet: Fehlt hingegen an der Lieferung, und es iſt ſein Verſchulden; So muß er das fehlende Eiſen bezahlen. Er bekomt vor eine Waage geſchmiedetes Eiſen 7 Heſſenweis - pfennige, oder 21 Kreuzzer, bei dieſem an ſich geringen Lohn bekomt er aber iaͤhrlich noch 12 Thaler Baugeld, und alle Vierteliahr 3 Centner Roheiſen zu der Verfertigung der Werkzeuge, die in dem Hammer, dem Amboß, den darunter befindlichen Unterlagen, und in den Keilen zu dem Hammer beſtehen, welche er, wann ſie abgenuzzet ſind, in ſeinen Nuzzen verwenden kan. Auſer dieſem bekomt er auch noch auf einen Karn oder 12 Centner Roheiſen 18 Heller zu Unſchlitt.
Vor einem Feuer werden die Woche mit einem Meiſter und einem Purſchen 16 -, und wann es auf die dritte Hand gehet, 24 bis 28 Waage Eiſen geſchmiedet: Uiber - haupt aber koͤnnen vor beiden Feuern in einem Jahr 1000 bis 1500 Waage gemacht werden, wobei dann auf 12 Centner oder einen Karn Eiſen 2 Fuder 3 Maas Kohlen gerechnet werden.
Die Waage Eiſen wird dermalen vor 10 Gulden, mithin ein Pfund vor 5 Kreuz - zer verkauft. Wann das Werk recht in dem Gang iſt: So kan ſich der Uiberſchuß bei der Huͤtte und dem Hammer auf 4000 Thaler erſtrekken.
Die Direction und die Rechnung fuͤhret, nebſt einem Controleur, der Verwal - ter, die Materialien aber verrechnet der Huͤttenvogt.
Dieſes Werk liegt in einer ſehr bergigten Gegend. Berge und Thaͤler wech - ſeln ſtets mit einander ab, und daher koͤnnen die Gebirge in das Vor -, das Mittel - und das Hohegebirg geteilet werden. Das Werk an ſich ſelbſten liegt eine ½ Stunde von Riegelsdorf aus gegen Abend, und es erſtrekt ſich auf 1½ Stunde Weges. Es wird von der Landesherrſchaft betrieben. Jn dem Jahr 1530 iſt es ſchon, nach dem Bericht des Winkelmans, in dem Gang geweſen, in dem Jahr 1544 aber liegen geblieben, und von 1586 wieder bis auf das Jahr 1623 gebauet worden. Nicht lang nach dieſem Betrieb hat man daſſelbe wieder auf das Neue angefangen, und es ſoll ſchon 80 Jahre mit Ausbeute betrieben werden. So viel man aus verſchiedenen Anzeigen ſchlieſen kan: So haben ſchon neun Huͤtten in dieſer Gegend geſtanden. Man will daher auch vorgeben, daß es ſchon vor 500 Jahren gegangen habe.
Die Gruben liegen von Riegelsdorf aus zwar alle in einem Strich nach Nenters - hauſen zu: Weil ſie aber nicht an einander liegen; So wird der ganze Grubenbau in vier beſondere Werke geteilet. Man nennet ſie das Bauhaus, das Stollenrevier, das Gunkelroth, und das Bodenthal.
Alle dieſe Werke ſind waſſernoͤtig, und darum iſt ein Hauptſtollen von Nenters - hauſen in das Bauhaus getrieben worden, der die Waſſer loͤſet, 55 Lachter Teufe ein - bringet, und der Carlsſtollen genennet wird. Damit man durch eben dieſen Stollen auch die Waſſer in dem Stollenrevier loͤſen koͤnne: So iſt aus ihm einFluͤgel -64Das ſechste StuͤkFluͤgelort in dieſe Gegend getrieben worden. Das gunkelroͤther Werk iſt ebenwol mit Waſſer angefuͤllet, und daher ſind zwei uͤber einander befindliche Stollen in daſſelbe ge - trieben worden, wovon iezzo der tiefſte die Waſſer loͤſet. Das Bodenthal iſt weniger von den Waſſern befreit, als wie iene Werke, und darum hat man auch auf dieſes einen Stollen angeleget. Da die Schiefern noch tiefer einſchieſen, als der Carlsſtollen Teufe einbringet: So iſt ein ganz neuer, der ſo genante Friedrichsſtollen, zwiſchen Riegelsdorf und dem Dorf Suͤß, uͤber der alten Huͤtte, unter der Dietrichsmuͤhle an - gefangen worden, welcher 17 Lachter mehr als der Carlsſtollen, und alſo 72 Lachter Teufe einbringet. Er wird ohngefaͤhr ½ Stunde lang, und durch ihn iſt es moͤglich, daß man die in dem Tiefſten des Bauhauſes unter dem Dorf Suͤß ſtekkende Schie - fern gewinnen kan. Man findet an dieſem Ort wenig Kuͤnſte, und nur allein in dem Gunkelroth iſt auf einen Koboltsruͤkken eine Kunſt angeleget, welche auf dem fuͤnften Lichtloch einſchiebet, und die Waſſer auf den Stollen hebet.
Man trift in dieſer Gegend alle Bedoͤrfniſſe zu Bergwerken an, und darum fehlet es weder an den erforderlichen Waſſergefaͤllen, noch an dem noͤtigen Holz. Es ſind daher zwei Huͤtten und zwei Pochwerke erbauet worden. Die erſte oder die alte Huͤtte, welche auch von einem ehedem daran gelegenen Dorf die Bernshuͤtte genennet wird, liegt in dem Grund des Bauhauſes nicht weit von Riegelsdorf. Es ſtehen in ihr zwei hohe Oefen und ein Gaarherd, gleich daneben aber ein noch beſonderes Pochwerk, wel - ches in einem Waſſer - und in einem auf ſeiner Welle ſtehenden Kamrad beſtehet, das in den Trilling greifet, der auf der Pochwelle ſtehet, und die Stempel hebet. Die Waſſer, welche dieſe Maſchinen treiben, kommen von dem Dorf Suͤß herunter. Sie ſind in dem Sommer ſehr ſchwach, und darum iſt gegen der Huͤtte uͤber ein kleiner Sammelteich angelegt worden, der den Zufluß von den Quellen an dieſem Ort hat, und die fehlende Waſſer vier Wochen erſezzen kan. Die Waſſer, welche von dieſer Huͤtte kommen, ſind gleich darunter wieder gefaſt. Sie werden auf einen Kupferhammer, von da aber auf ein darunter liegendes, und das zweitere Pochwerk gefuͤhret. Eine andere die neue, oder die ſo genante Friedrichshuͤtte liegt bei drei Stunde Weges von der alten, und unter dem Dorf Jba, daher man ſie dann auch die ibaiſche Huͤtte nennet. Sie wird von einem ſtarken Waſſer betrieben, das von Jba herunter komt, und darum entſtehet bei ihr niemals Waſſermangel. Die Raͤder bei dieſen Huͤtten und Pochwerken ſind 16, 18 bis 20 Fus hoch.
Ohngeachtet das Werk in denen Waldungen lieget: So muß doch ein groſer Teil des Holzes auf vier und ſechs Stunde Weges herbeigeſchaft werden. Es wird in den herrſchaftlichen, in den rotenburgiſchen und adelichen Waldungen gekaufet. Jn den drottiſchen Waldungen iſt das naͤheſte, man kaufet aber in dieſen mehr Bau - als anderes Holz. Es wird klafter - und malterweis verkaufet. Eine Klafter iſt 5 Fus hoch, 5 Fus weit, und 6 Fus an dem Scheid, ein Malter aber 4 Fus hoch, 4 Fusweit,65von dem riegelsdoͤrfer Schieferwerk in Heſſen. weit, und 5 Fus an dem Scheid. Jenes betraͤgt alſo in dem koͤrperlichen Maas 150 -, dieſes aber nur 80 Kubikfus. Das Forſtgeld iſt verſchieden, und die Klafter wird mit zwoͤlf Heſſenweispfennige, und auch mit einen Gulden bezahlet.
Die Minerallagen in dieſem Gebirg wechſeln ſehr verſchieden mit einander ab, und gar ofte liegen nicht merklich von einander unterſchiedene Mineralien etlichemal unter einander. Man durchſinket naͤmlich:
Die Schieferfloͤzze liegen nicht eben, ſondern ſie ſchieſen alle nach Mittag, und in 10 Lachter ein Lachter ein. Jhr Fallen gehet alſo von Mitternacht nach Mittag, ihr Streichen aber von Abend nach Morgen. Jn dem Einzeln, und in kleinen Entfernun - gen, iſt das Fallen des Floͤzzes ſehr verſchieden, und man wird gewahr, daß es eben ſo ſteigt und faͤlt, wie das Gebirg an dem Tag, es macht aber keine Bukkeln und Mul - den, ſondern die Schiefern liegen in einer geraden Flaͤche.
Zuweiln geſchiehet es, daß es ſein Fallen ganz veraͤndert, und 1 Fus, ia 2, 3, 5, 6 und mehr Lachter tief ſeigergerad in die Erde faͤlt, welche Veraͤnderung des Floͤzzes man einen Ruͤkken zu nennen gewohnt iſt. Es fallen dieſe Ruͤkken, woran ſich die Schie - fern gemeiniglich verunedlen, ſehr haͤufig vor, dagegen aber ſezzen an ihnen andere Gaͤn - ge, die Kobolt fuͤhren, und Koboltsruͤkken heiſen, ab, und in das Liegende. Auch dieſe fallen meiſten Teils ſeigergerad, und ſie werden vor gut und edel gehalten, wann ſie zwiſchen der 6ten und 8ten Stunde ſtreichen: Wann ihr Streichen hingegen ſchon in der 9ten und 10ten Stunde komt; So machet man ſich wenig Hofnung zu guten und anhaltenden Kobolten, weil man aus der Erfahrung weis, daß dieſe Gaͤnge nicht gut thun. Es behalten dieſe Ruͤkken, wann man nicht auf ihr Hauptſtreichen ſiehet, iedoch aber nicht ſtets einerlei Streichen, ſondern ſie werfen gar oft groſe Baͤuche. Sie ſezzen nicht uͤber 20 bis 22 Lachter nieder, indem das Liegende in dieſer Teufe roth wird, und die Gaͤnge verklemt. Jm Gegenteil ſezzen dieſelbe bis in den Sand (§. 6. N. 8.) in die Hoͤhe, und manchmal bis ganz zu Tage aus, wo ſie aber unedel ſind. Jhr Ganggebirg beſtehet aus Letten, aus Quarz, und aus Spaht. Wann man alle dieſe Bergarten, und den Kobolt, der darzwiſchen bricht, zuſammen nimt: So ſind dieſe Gaͤnge nicht uͤber ein Lachter maͤchtig. Das Hangende und das Liegende iſt einerlei Geſtein, und das ſo genante Floͤz, das ich §. 6. N. 13. beſchrieben habe. So wol die Schiefern, als auch die Koboltsruͤkken ſind nicht an allen Orten edel. Die erſte werden insbeſondere nach dem Ausgehenden, und dem Tiefſten aͤrmer, und eiſenhal - iger, bei den leztern aber fallen ſehr viele taube Mittel, und feſte Kaͤmme vor.
Die Mineralien an dieſem Ort laſſen ſich, nach dem aͤuſern Anſehen, in verſchie - dene Klaſſen einteilen, wozu gezaͤhlet werden koͤnnen:
Die Schiefern werden nicht in dem Kleinen, ſondern durch das groſe Schmelz - feuer probieret. Man findet dabei, daß ein Fuder Schiefern, das 24 Maas enthaͤlt, wovon eins 2¼ bis 2½ Centner wieget, einen Centner oder 108 Pfund Gaar - kupfer gibt. Es haͤlt alſo ein Centner Schiefern nicht gar 2 Pfund Gaarkupfer. Nur allein die Sanderze koͤnnen in dem Kleinen probieret werden, und man findet in dem Centner 10 bis 15 Pfund Gaarkupfer. Sie ſind alſo viel reicher, als die Schiefern, es koͤnnen ihrer aber auch um deſto weniger gewonnen werden.
Wie man die Schiefern auf Kupfer probieren koͤnne, das habe ich in meiner Abhandlung von der Zubereitung und Zugutmachung der Kupfererze in dem 40 §. gezeiget. Jch erinnere da - her bei dieſer Probe nur noch dieſes, daß man um deswillen bei ihr ſehr behutſam und fuͤrſichtig ſein muß, weil das Gaarkorn, ofters bei armen Schiefern nur ein Loth und noch weniger wieget wann man nur einen Centner mit einem Loth Weinſtein, einem halben Loth Salpeter, und zwanzig Probierpfund rohem Spiesglas anſiedet.
Die Kupferſteine, welche bei dem Rohſchmelzen fallen, werden ebenwol durch die kleine Probe unterſucht, und man erfaͤhrt, daß ſie bei 40 Pfund Gaarkupfer halten. Der von dieſen Steinen fallende Spurſtein aber, wann ſie geroͤſtet, und wieder durch - geſtochen werden, haͤlt ſchon 64 Pfund Gaarkupfer. Die fallende Schwarzkupfer wer - den ſelten probieret: Sie halten aber 2 Loth Silber und 88 Pfund Gaarkupfer, wo - bei dann die Gaarkupfer 2½ bis 3 Loth Silber halten. Daß alſo die Schwarzkupfer zu arm, und nicht ſeigerwuͤrdig ſind, das erkennet Jedermann.
Die Kobolte werden dadurch erkennet, wann man ihnen, ie nachdem ſie gut ſind, 3, 4, 5 bis 6 mal ſo ſchwer Sand, und die Haͤlfte des Sandes an Pottaſche beimi - ſchet, und ſie in einem Windofen, oder vor dem Geblaͤs zu einem Glas ſchmilzet, da dann dieſes Gemenge blau werden muß, wann das mit ihm vermengte Mineral ein Kobolt iſt.
Dieſer Bau iſt bei den, an dieſem Ort gelegenen Werken, ziemlich weitlaͤuftig. Man zaͤhlet daher, auſer denen (§. 3.) angemerkten Stollen folgende Gruben:
Da die Schiefern floͤzweis, die Kobolte aber gangweis brechen (§. 7. und 8.): So muͤſſen iene mit Streben, dieſe aber mit Oertern und Stroſſen gewonnen werden.
Die Streben, welche man zu der Gewinnung der Schiefern gebrauchet, ſind nur 1 Fus, und 3 bis 8 Zoll hoch. Weil nun die Bergleute liegend darinnen arbei - ten muͤſſen: So nent man dieſe Gewinnung der Schiefern Krumhaͤlſerarbeit. Sie verdienet dieſen Nahmen mit ſehr groſem Recht: Denn es gehet denen armen Berg - leuten dabei, die nur einen Schatten von Freiheit haben, ob ſie ſchon die Schaͤzze aus der Tiefe der Erde graben, wie denen Kutſchenpferden, die durch die Gewalt der Stangen eine Zeitlang einen krummen Hals, und ihrem Geſchlecht Ehre machen muͤſ -J 3ſen,70Das ſechste Stuͤkſen, worauf ſie endlich zur Ruhe, und in den langſamen Karn der Fuhrleute kommen. Andere Arbeiten, wo das Dach los und nicht feſt iſt, ſind bei einem halben Lachter hoch: Da nun die Berge bei dieſen, durch Klopfen mit den Faͤuſteln, hereingetrieben werden; So nennet man ſie Klopfarbeiten. Wann es die Bergleute verſehen, und die krum - haͤlſer Streben niedriger als 15 Zoll machen: So werden ſie aus der Urſache geſtraft, weiln dabei das Fahren den Steigern zu ſauer, und die Foͤrderung zu beſchwerlich wird. Die ſaͤmtliche Grubenarbeit iſt verdingt. Bei dem Schieferhauen hat man ein gewiſſes Maas angenommen, das 2¼ bis 2½ Centner in den Schiefern wieget. Die Zahl der Maͤſer nun, die ein Haͤuer mit dem Karnlaͤufer in einer Woche hauen, foͤrdern, und ausſcheiden kan, hat man mit dem Lohn dieſer Arbeiter verglichen, wovon der erſte 1 Thaler und 10 -, der andere aber einen Gulden und 10 Weispfennige, bis 1 Thaler in frankfurther Wehrung bekomt, und darnach das Gedinge gemacht. Es machen die - ſer Maͤſer 24 ein Fuder. Vor das Gewinnen, das Foͤrdern und das Ausſcheiden eines Maſes werden nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde 6, 7, 8, 9 bis 10 gute Groſchen be - zahlet, das Fuder Schiefern komt alſo auf 6, 7, 8, 9 bis 10 Thaler zu ſtehen. Bei dieſem Lohn muͤſſen die Haͤuer noch die Foͤrderungskoſten, das Pulver, das Gezaͤhe, und das Geleucht bezahlen, die Kuͤbel, Seiler, Karn und Hunde aber werden von der Herrſchaft gehalten. Die bei dem Schieferhauen vorkommende Arbeiten ſind eigent - lich dieſe. Des Morgends Fruͤhe um 6 Uhr muß der Haͤuer vor ſeine Strebe fahren, die ihm vorgeben worden, und 2 Lachter breit iſt, und bis um 12 Uhr des Mittags Schiefern hauen, wobei dann oͤfters bei 20 Purſche an einer Reihe vor Streb liegen. Wann er dieſe Arbeit verrichtet hat: So muß er 2 Stunde Haspel ziehen, und das Gewonnene zu Tage foͤrdern, darauf aber in noch 2 Stunden die Schiefern kliebern oder kleinen, und dieienige wol aushalten, welche §. 9. N. 1. bei A. bemerket worden, wobei er dann keine boͤſe mit untermiſchen, iedoch aber zugleich die guten und gelbſpeiſigen heraus - kleinen darf, welche etwa noch an der §. 6. N. 11. beſchriebenen groben und kieſigen Oberſchahle befindlich ſind. Auſer dieſem muß derſelbe auch bei dem Kleinen, oder dem Reinmachen der Schiefern, darauf bedacht ſein, daß ſie nicht groͤſer, als eine flache Hand gros werden, damit er nicht vor iedes Stuͤk einen guten Groſchen Strafe erlegen muß, weil dieſelbe, wann ſie zu gros ſind, in dem Maas zuviel auftragen, wobei der Herr an dem Gewicht verliehret. Die Bergleute muͤſſen auch noch ferner die Schiefern auf denen Huͤtten meſſen, und ſie zugleich auf einen Roſthaufen bringen.
Es wollen einige davor halten, daß das Fuder Schiefern aniezzo hoͤher zu ſtehen kaͤme, als vormals, weil es aufgekommen ſei, daß der Purſche die Woche nicht hoͤher, als auf zwei Gulden arbeiten ſolte, wobei er dann den noͤtigen Fleis nicht anwendete, indem er wol wuͤſte, daß er dadurch nichts gewoͤnne, und daß ihm alsbald abgebrochen wuͤrde, wann er uͤber ienen Lohn kaͤme.
Auf denen Koboltsruͤkken, in denen Strekken und Oertern wird auf 3 bis 4 Fus weit, ein Lachter lang und hoch, und den vorigen Lohn verdingt. Je nachdem das Ge -ſtein71von dem riegelsdoͤrfer Schieferwerk in Heſſen. ſtein feſt iſt: So werden vor das Lachter 10 bis 14 Thaler bezahlet. Es muͤſſen aber auch hierbei die Haͤuer die Foͤrderung und alle uͤbrige Koſten tragen, und ſich Pulver, Geleucht, und Gezaͤhe anſchaffen. Den Kobolt muͤſſen ſie zugleich auch rein und ſauber aushal - ten, worauf dann die Scheidekinder die Pocherze an dem Tag noch einmal durchſu - chen, und den Kobolt ausſondern.
Aus denen Streben werden die Schiefern mit Hunden, die nur 3 Zoll hoch ſind, ſolchergeſtalt in die Foͤrderſtrekken geſchleppet, daß ſie die Jungen an das Bein ſchnallen, und mit ihnen auf dem Liegenden fortruͤtſchen. Die Karnlaͤufer laufen ſie hierauf in das Fuͤllort unter dem Schacht, und ſchlagen ſie an, da ſie dann von den Haͤuern zu Tag gezogen werden. Was ein bei Bergwerken gewoͤhnlicher Hund ſei, das habe ich in dem erſten Stuͤk §. 16. beſchrieben.
Die Verzimmerung beſtehet in den Stollen und Strekken aus Thuͤrſtoͤkken, die oben mit Kappen, unten aber mit Grundſohlen verknuͤpft, auf den Seiten mit Pfaͤh - len umgeben, und ein halb Lachter von einander geſtellet ſind. Die Schaͤchte beſtehen aus Fahr - und Ziehſchaͤchten, die durch Wandruthen von einander abgeſondert ſind. Sie ſind 4 Fus weit, und 9 Fus lang. Jhre Verzimmerung beſtehet aus genau zuſam - men gepaſten Bohleioͤchern, die 4 Zoll dik, 12 bis 14 Zoll breit, uͤber einander gebla - tet, und in der Entfernung von ½ bis 2 Lachter mit Tragſtempeln verſehen ſind, damit ſie ſich nicht ſezzen koͤnnen. Jn den Streben wird wenig, und faſt gar nicht verzim - mert: Denn man ſezzet nur hier und da, um der Bergfeſte willen, Mauern, die von den Bergen gemacht werden. Jn denen Stroſſen wird hingegen mit Stempeln und Anpfaͤhlen verzimmert.
Da die Schaͤchte ſehr gut verzimmert ſind, und die Joͤcher ſehr genau zuſammen paſſen, der Fahrſchacht auch von dem Ziehſchacht abgeſondert iſt: So entſtehen in ihnen gar ſelten boͤſe Wetter, weil ſie in dem einen Schacht hinein, und in dem andern wie - der heraus ziehen, folglich mit einander wechſeln koͤnnen. Denen Streben werden hin - gegen dadurch friſche Wetter zugefuͤhret, daß man von einer nach der andern Durch - ſchlaͤge machet. Weil es nicht ſelten geſchiehet, daß unter denen Streben Kobolts - ſchraͤme befindlich ſind: So werden die Wetter auch durch Uiberſichbrechen in das Feld gefuͤhret. Zuweiln bedienet man ſich uͤberdis auch bey denen Strekken der Wetterlut - ten. Wann inzwiſchen alle dieſe Mittel nicht hinreichend ſind, um friſche Wetter in das Feld zu bringen: So ſchlaͤgt man neue Schaͤchte vor.
Das Schieferfloͤz liegt in einer merklichen Teufe unter der Erde, und daher ſind die Schaͤchte 20 bis 35 -, ia wol 50 Lachter tief, wann ſie unter die Schieferſohle, undauf72Das ſechste Stuͤkauf die Koboltsruͤkken abgeteuft werden. Weil nun ſo wol die Schiefern, als auch die Koboltsruͤkken ſehr tief liegen, und ie zuweiln taube Mittel vorfallen (§. 8.), wobei man nicht wiſſen kan, wie und wo ſich das Geſchikke in dem friſchen Feld veraͤndert: So werden auf allen Werken Feldoͤrter getrieben, damit man die Natur und die Beſchaf - fenheit der Schiefern und der Koboltsruͤkken zum Voraus erforſchen, zugleich aber auch die Waſſer loͤſen moͤge, wann dieſe Oerter auf den Stollenſohlen getrieben werden. Es werden dieſe Oerter 200 und mehr Lachter mit guten Wettern in das Feld getrieben, ehe man noͤtig hat, einen Schacht auf ſie abzuſenken. Nach dem Urteil der Bergver - ſtaͤndigen werden ſie vor eine hoͤchſtnoͤtige und unentbehrliche Sache gehalten.
Aus dem 3. §. iſt klar, daß die Waſſer groͤſten Teils durch Stollen geloͤſet werden. Es werden daher in dieſer Abſicht bei dem Grubenbau ſehr wenige Maſchinen gebrauchet. Nur eine einzige Kunſt trift man an dieſem Ort an, die ich in dem eben gedachten §. ſchon bemerkt habe. Jhre Beſchaffenheit will ich hier etwas genauer be - ſchreiben. Sie iſt von den ſonſt gewoͤhnlichen Kuͤnſten, ſo viel das Feldgeſtaͤnge betrift, darinnen verſchieden, daß dieſes Geſtaͤnge durch Armen unterſtuͤzt und geleitet wird, die wie ein rechtwinklichtes Dreiek beſchaffen, und an Staͤndern oder gerad aufſtehenden Poſten, durch Hakken in Pfannen beweglich ſind. Das Waſſer, wodurch ſie bewe - get wird, komt aus einem Thal unter Gunkelroth. Das Rad iſt 40 Fus hoch, und in 16 gleiche Teile geteilet, wobei dann die Arme durch die Welle gehen. Aus tan - nenen Stangen, die 28 Fus lang ſind, iſt das Feldgeſtaͤnge zuſammengeſezzet, in einer eben ſo groſſen Entfernung aber ſtehet ein Staͤnder mit ſeinem Leitarmen. Die Kunſt ſelbſt iſt bei 600 Lachter, oder 4200 Fus lang. Sie gehet uͤber Berge und Thaͤler. Da, wo alſo die Linie des Geſtaͤnges mit dem Perpendikel einen andern Winkel macht, da ſind geradſtehende Leitarmen oder Zwillinge angebracht worden: Wo dieſelbe hin - gegen ſeitwaͤrts, oder nach einer andern Weltgegend einen Winkel macht, da hat man ſich der Wendboͤkke, oder der Werkſtempel bedienet, die in horizontal liegenden Zwil - lingen beſtehen. Die Laſt, welche dieſe Maſchine zu uͤberwaͤltigen hat, iſt nicht gros: Denn es ſind ihr nicht mehr, als vier, und manchmal auch nur zwei Pompen ange - haͤngt, die man Kunſtſaͤzze zu nennen pfleget, welche 9 Zoll weit ſind, und 4 Lachter oder 28 Fus hoch heben. Wer die Mechanik, die Aerometrie, die Hydroſtatik, und die Hydraulik gut verſtehet, und uͤberdis auf die Erfahrung aufmerkſam genug geweſen iſt, der wird auch das Vermoͤgen einer ſolchen Maſchine beilaͤuftig berechnen koͤnnen: Wer inzwiſchen aber auch kein Fremdling in den Schriften der Mathematikker iſt, der wird geſtehen, daß dieſe Rechnungen mehrenteils betruͤglich ſind. Jch habe uͤber ſie manche Stunde verſchwendet, und verſchiedene Verſuche angeſtelt. Meine Abſicht erheiſcht es dermalen nicht, daß ich von dieſer Sache weitlaͤuftiger handele. Jch will daher nurnoch73von dem riegelsdoͤrfer Schieferwerk in Heſſen. noch dieſes bei dieſer Kunſt anmerken, daß der an der Korbſtange, oder dem Bleuel befindliche Zwilling horizontal liegt, und wie eine Scheere beſchaffen iſt, und daß darin - nen ſo wol die Korbſtange, als auch das Feldgeſtaͤnge, mittelſt der an ihnen haͤngen - den gegoſſenen eiſern Kugeln beweglich iſt, die zwiſchen zwei nach ihrer Geſtalt aus - gehoͤhlten gegoſſenen eiſern Futtern befindlich ſind. Eine eben dergleichen Vorrichtung trift man auch an denen Wendboͤkken an.
Es wird dieſe Kunſt auch hier mit der Kette, dem Kompas, und dem Gradbogen, und eben ſo ausgeuͤbet, wie es an andern Orten gewoͤhnlich iſt. Es werden, durch dieſe Wiſſenſchaft, alle Laͤngen, Hoͤhen und Tiefen der Oerter beſtimt. Alle Durchſchlaͤge werden durch ſie gemacht, und der ganze Bergbau nach ihr gefuͤhret. Wie das Markſcheiden bei dieſem Bau verrichtet worden, das zeigen die beſondere, und ein Hauptris.
Die Erze, welche bei dieſem Werk von den Bergarten ausgeſchieden werden muͤſ - ſen, beſtehen nur allein in Kobolten. Jhre Scheidung wird mit der Hand, und durch das Pochen und Waſchen verrichtet. Jch will von einer ieden Art be - ſonders handeln.
Die Kobolte laſſen ſich in blanke, in gemeine - und Lettenkobolte, und in Pocherze verteilen (§. 9. N. 2.). Die drei erſtere Arten koͤnnen durch das Geſicht und das Gefuͤhl von einander unterſchieden, und mit der Hand, durch das Faͤuſtel und einen Scheidehammer, von einander geſchieden werden. Man gebraucht daher bei ihrer Aus - ſcheidung nur folgende Handgriffe: Es werden naͤmlich dieſelbe
K1. durch74Das ſechste StuͤkDie §. 9. N. 2. bei D. gemeldete Pocherze enthalten noch kleine Koboltsteilchen, die mit der Hand nicht ausgeſchieden werden koͤnnen. Man muß daher den in ih - nen befindlichen Kobolt auf eine andere Art von den Bergarten ausſcheiden, welches durch das bekante Pochen und Waſchen geſchiehet. Jenes wird durch die Pochwerke ſelbſt, die ich §. 4. beſchrieben habe, dieſes aber durch die in den Pochwerken befindliche Schlaͤmgraben und Herde mit Waſſer bewerkſtelliget. An dem Pochen der Pocherze, dem Schlaͤmmen des Schoßgerinnes, und dem Waſchen des Schlammes finde ich nichts beſonderes, das ich anmerken koͤnte. Jch will daher nur noch dieſes anfuͤhren: Man pochet um deswillen ein gar zartes und gleiches Korn, weil der Spaht faſt ſo ſchwer, wie der Kobolt iſt, und weil man des leztern wenig erhalten wuͤrde, wann man ein grobes Korn pochen wolte, wobei die Koboltskoͤrner mit dem Spaht auf den Her - den fortrollen.
Die Raͤder, welche zu der Betreibung der Baͤlge gebraucht werden, die den Wind in die Oefen und auf die Gaarherde bringen, ſind 18 bis 20 Fus hoch, und oberſchlaͤgtig. Die Baͤlge ſelbſt ſind aus Holz gemacht, und bei 12 Fus lang. Siewerden75von dem riegelsdoͤrfer Schieferwerk in Heſſen. werden unten durch Tretſchemel, und durch kleine bei 6 Zoll dikke Walzen, derer zwei zu einem Balg gehoͤren, zu -, durch Huͤlfe der uͤber ihnen liegenden Wippen aber wie - der aufgezogen. Die Oefen, welche man zu der Schmelzung der Schiefern ge - brauchet, beſtehen in den ſo genanten hohen Oefen. Zwei dieſer Oefen, nebſt einem Gaarheerd ſind in der alten oder der Bernshuͤtte, drei aber und ein Gaarheerd in der ibai - ſchen oder Friedrichshuͤtte. Sie ſind von der Bruſt oder dem Auge an gerechnet 20 Fus hoch. Jn der Hoͤhe der Form ſind dieſelbe 32 Zoll weit und 36 Zoll lang, an dem Ende aber rund und 20 Zoll in dem Durchmeſſer. Die Form liegt bei denen, die mit offener Bruſt gehen, 20 bis 22 -, bei denen aber, die mit Brillen gehen, 3 Zoll hoch.
Einige unter den Schmelzverſtaͤndigen wollen dafuͤr halten, daß die kleine oder die Krum - oͤfen, den hohen Oefen um deswillen bei der Kupferarbeit und dem Schieferſchmelzen vorzuzie - hen ſeien, weil iene reiner arbeiteten, und beſſern Stein und reichere Schwarzkupfer, als dieſe gaͤben, die nur 5 bis 6 Pfund Abgang litten.
Die Schiefern halten auſer den Kupferteilchen, auch noch Pech, Schwefel, und etwas Arſenik, das man ſchon aus ihrer aͤuſern Geſtalt erkennen kan (§. 9. N. 1. lit. A.). Weil nun dieſe Mineralien, vermoͤge der Erfahrung, von der Beſchaffenheit ſind, daß ſie die Schmelzen hizzig und unrein machen, woher dann Schwuͤhlen und wilde Stei - ne entſtehen: So werden die Schiefern einmal auf freiem Plaz geroͤſtet, damit iene Nachteile vermieden, und die Schiefern milder und leichtfluͤſſiger gemacht werden. Man brauchet bei dieſer Roͤſtung wenig Muͤhe anzuwenden: Denn wann die Schie - fern erſt einmal in dem Brand ſind; So brennen ſie, wegen dem in ihnen befindlichen Schwefel, in ſich ſelbſt. Es werden daher 40, 50 bis 100 Fuder auf eine Roſtſtaͤdte, und auf einen Kranz von Wellen gebracht, der eine Welle hoch und lang iſt, und an - geſtekt, da ſie dann in einem fort roͤſten. Je nachdem der Haufen gros iſt, und die Schiefern vielen Schwefel haben: So brent derſelbe bald, und in einer Zeit von einer bis vier und fuͤnf Wochen aus, da dann die Schiefern zu dem Schmelzen zubereitet ſind, und nicht wieder geroͤſtet werden, weil ſie nicht mehr in ſich ſelbſt brennen, und eine wiederhohlte Roͤſtung, ohne Nuzzen, zu viel Holz wegnehmen wuͤrde.
Die Verfahrungsart bei dem Schmelzen der geroͤſteten Schiefern iſt eigentlich dieſe.
Angeſtelte Verſuche haben es ſehr klar gezeiget, daß man auch auf einem bei den Eiſen - huͤtten gewoͤhnlichen hohen Ofen, der eine von Steinen erbauete Stellung hat, ſolche Kupfer - erze ſchmelzen koͤnne, die in einen Stein fallen, und eben daher halte ich auch dafuͤr, daß man die Schiefern auf einer ſolchen Stellung ſchmelzen, und dabei groͤſere Koſten erſpahren koͤnne, weil auf ihr mehr durchgehet, und der Ofen viel laͤnger in dem Gang erhalten werden kan.
Die Steine, welche von dem Schieferſchmelzen fallen, enthalten noch einen gar groſen Teil an Schwefel und Arſenik: Damit man nun dieſe Mineralien aus ihnen heraustreiben, und die Kupfer von den Unarten mehr und mehr reinigen moͤge; So muͤſſen dieſe Steine geroͤſtet werden, wobei dann iene ſchaͤdliche brennliche Weſen in der natuͤrlichen Waͤrme des Feuers abdaͤmpfen. Die dabei gewoͤhnliche Roͤſtung iſt keiner groſen Weitlaͤuftigkeit unterworfen: Denn die Steine werden in gemauerten Roſtſtaͤdten, die 6 Fus weit und 14 Fus lang ſind, mit Quentelkohlen und Reiſig geroͤ - ſtet, und 2 bis 300 Centner in einen Roſt gebracht. Wann nun dieſe Roͤſte einige von dieſen Feuern bekommen haben: So werden ſie etwas ſtaͤrker angegriffen, und ſechs bis ſieben mal geroͤſtet.
Von denen angeroͤſteten Roh - oder Kupferſteinen werden bei 600 Centner auf ei - nem hohen Ofen mit offener Bruſt durchgeſtochen, worinnen die Form 20 Zoll hoch liegt, und die Stuͤbe etwas ſchwerer, als wie bei dem Schieferſchmelzen gemacht iſt. Bei dieſem Durchſtechen der Steine fallen von einem ſolchen Poſten ohngefaͤhr 200 Centner Schwarzkupfer, und 20 bis 22 Centner Spurſteine. Auf einen Centner Schwarzkupfer gehen alſo ohngefaͤhr drei Centner Roſt. Die fallende Schwarzkupfer halten 86 bis 88 -, die Spurſteine aber nur 64 Pfund Gaarkupfer. Die leztere wer - den nicht allein geroͤſtet und durchgeſtochen, wann ſie ſich nicht auf 100 Centner belau - fen, ſondern mit andern Roh - oder Kupferſteinen angeroͤſtet. Die bei dem Durchſte - chen fallende Roſtſchlakken ſind ſehr hizzig und ſchwuͤhlig. Sie ſind zwar noch gehal - tig: Weil ſie aber zu hizzig ſind, und mehrenteils Eiſen halten; So werden ſie nicht wieder zugeſchlagen, ſondern in die Halde gelaufen. Es dauret ein ſolches Roſtdurch - ſtechen nur etliche Tage, und man iſt der Meinung, daß boͤſere und unreinere Kupfer erfolgten, wann groͤſere Poſten durchgeſtochen, und die Arbeiten laͤnger betrieben wuͤrden.
Wie andere davor halten, ſo bringen kurze Schmelzen einem Werk um deswillen keinen Borteil, weil alsdann ſchon ausgeblaſen wird, wann der Ofen erſt recht in den Gang, und in die Hizze komt.
Da die Spurſteine ein ſchoͤneres Kupfer geben, als die Rohſteine: So moͤgte es auch nicht uͤbel gethan ſein, wann man dieſelbe zuſammen haͤufte, und allein roͤſtete, und durchſtaͤche.
Das Gaarmachen des Schwarzkupfers geſchiehet zwar aniezzo noch auf kleinen Gaarherden, man iſt aber in dem Begrif das groſe Gaarmachen, oder das Spleiſen in das Werk zu richten, weshalben man ſchon verſchiedene Verſuche ange - ſtelt hat, die aber noch nicht gut ausgeſchlagen ſind.
Das kleine Gaarmachen wird auf die nachfolgende Art verrichtet.
Man leſe in Auſehung des Abgangs die Anmerkung des 26. §, wobei ich noch weiter bemerke, daß vormals zu einem Centner Gaarkupfer nur ein halb Maas Kohlen noͤtig gewe - ſen ſein ſoll.
Jch habe in dem 4. §. ſchon angezeigt, daß er unter der Bernshuͤtte lieget. Er wird von einem Waſſerrad betrieben, das die Baͤlge zu einem Schmelzfeuer, und einen Blech - und einen Modellhammer treibet, worunter die kupferne Gefaͤſe in ihre Geſtalt gebracht werden. Neben dem Schmelzfeuer und unter einer Eſſe iſt noch ein anderes, das ſo genante Waͤrmfeuer, mit einem groſen Handbalg, worinnen das Ku - pfer, nachdem es geſchmiedet worden, wieder warm gemacht werden kan.
Das Schmelzfeuer beſtehet aus einem von Stuͤbe gemachten Tiegel, der einen Centner Kupfer haͤlt. Die Forin liegt in ihm ganz flach: Denn wann ſie ſchuͤſſiger lie - get; So werden zu viele Kupfer, und alsbald einige Pfund mehr verbrent. Wanndie79von dem riegelsdoͤrfer Schieferwerk in Heſſen. die Zeit komt, daß die Kupfer gaar ſind; So wird ein Spahn genommen: Jſt nun dieſer duͤnn und zaͤhe; So hat das Kupfer die ſo genante Hammergaare. Sind die Kupfer gut; So ſtellet ſich die Gaare gar bald und in einer gar kurzen Zeit nach dem Einſchmelzen ein: Wann man daher nicht alsbald abſchuͤzzet, und man uͤbertrei - bet die Kupfer; So leiden ſie nicht nur einen groſen Abgang, ſondern ſie zerſpringen und zerfallen auch unter dem Hammer.
Es arbeitet bei dieſem Hammer ein Meiſter mit einem Geſellen, der in 12 Stun - den einen Centner Gaarkupfer einſchmelzen und ausſchmieden kan. Der Centner ge - ſchmiedetes Kupfer erfordert zwei Maas Kohlen. Jn einem Jahr kan man auf einem ſolchen Hammer bei 500 Centner Kupfer verſchmieden.
Zu der Fuͤhrung des Werks iſt ein Bergamt angeordnet, welches der Amtmann zu Nentershauſen, als Jnſpector, der Bergcommiſſarius, und der Bergſchreiber verwalten. Jenem iſt insbeſondere die Juſtiz, dieſem der Bergbau, dem leztern aber die Rechnung anvertrauet.
Die taͤgliche Aufſicht bei denen Gruben hat der Geſchwohrne und der Oberſteiger. Bei dem gunkelroͤther Werk ſind auſer dieſen noch zwei Gruben - und ein Meß - oder ein Haldenſteiger beſtelt, ein iedes andere Werk aber iſt nur mit einem Gruben - und einem Meßſteiger beſezzet. Die gemeine Arbeiter beſtehen in den Haͤuern, und in den Karn - laufern, wovon die leztere zugleich auch anſchlagen. Jhren Lohn habe ich §. 15. ſchon angezeigt. Sie muͤſſen alle Morgen nach dem Gelaͤute um fuͤnf Uhr in das Gebaͤt kommen, welches ¾ Stunden dauret, worauf ſie dann um ſechs Uhr an ihre Arbeit fahren.
Die Aufſicht bei dem Koboltsſcheiden hat ein Poch - und ein Scheideſteiger. Die Steiger bekommen woͤchentlich, nebſt der freien Wohnung 1½ bis 2 -, der Geſchwohrne aber 3 und mehr Thaler. Die Waſchkinder muͤſſen bis des Abends um ſechs Uhr ar - beiten, und ſie bekommen die Schicht, nachdem ſie gros ſind, 3, 4, 5, 6, 8, und hoͤchſtens 10 Kreuzzer.
Das Kohlenmaas, derer zwoͤlf ein Fuder machen, haͤlt 36 homberger Mezzen. Der Koͤhler bekomt von dem Fuder zu kohlen ¾ Thaler. Drei Klafter Holz gehen auf ein Fuder Kohlen, welches in allem 6 bis 7 Thaler zu ſtehen komt. Jn einen Kohlhau - fen, den man mit Laub und Raſen dekket, werden 35 bis 40 Klafter Holz geſezzet. Zu dem Betrieb des Werkes werden in einem Jahr bei 5000 Klafter Holz, und 1500 Fu - der Kohlen erfordert.
Die Schmiedemeiſter, derer drei ſind, machen alle Schmiedearbeiten in dem Ge - ding. Ein jeder Purſche muß die Woche vor die Ausſchmiedung ſeines Gezaͤhes zwei gute Groſchen bezahlen. Der Zimmer - und der Mauermeiſter ſtehen mit ihren Geſel - len mehrenteils in dem Taglohn. Ein Meiſter bekomt taͤglich ½ Gulden, ein Geſelle aber ¼ Thaler.
Die Huͤttenarbeiten verſehen zwei Huͤttenmeiſter, wovon der eine bei der alten, der andere aber bei der neuen Huͤtte ſtehet. Der leztere macht die Kupfer ſelbſt gaar, neben dem andern aber iſt noch ein beſonderer Gaarmacher. Die Kupferſteine werden in dem Geding geroͤſtet. So vielmal als bei dem Durchſtechen des Roſtes zehn Cent - ner Schwarzkupfer fallen, ſo oft bekommen die Roſtwaͤnder einen Thaler. Man hat dieſes Geding mit Fleis auf die fallende Schwarzkupfer gemacht, damit die Steine um deſto beſſer angeroͤſtet werden, und mehrere und beſſere Schwarzkupfer fallen moͤgen. Die Schmelzarbeit verrichten beſondere Schmelzer, mit ihren Vorlaͤufern. Die erſtere bekommen die Schicht ¼ Thaler, die andere aber 20 Kreuzzer. Das Gaarmachen wird nach dem Centner bezahlet. Der Gaarmacher bekomt von demſelben 4 -, der Zuhalter aber 2 Heſſenweispfennige.
Der Geſchwohrne, der Huͤttenmeiſter, und die uͤbrige Unterbedienten, muͤſſen alle ſechs Wochen von den unter ihnen ſtehenden Leuten einen Lohnzettel machen, worauf dann dieſelbe auf dem Bergamt von dem Bergſchreiber, in Gegenwart der uͤbrigen Bergbeamten ausgelohnet werden. Das Koboltswerk hat hingegen eine beſondere Caſſe, die der Bergcommiſſarius und der bei der alten Huͤtte ſtehende Huͤttenmeiſter verwalten.
Ein Centner Gaarkupfer wird vor 31½ -, das geſchmiedete Kupfer aber vor 38 Tha - ler, in ſchwerem Geld verkaufet, wobei die Louisdor nicht hoͤher, als zu 5 Thaler ange - ſchlagen wird. Jn einem Jahr werden 2500 Centner gemacht. Die daher entſprin - gende Ausbeute iſt ſehr anſehnlich, und ſie ſoll ſich auf 30,000 Thaler erſtrekken.
Das Koboltswerk traͤgt nur die Koſten.
Die Bergwerksverwanden ſtehen unter einem beſonderen Gericht, und in allen Faͤl - len unter der Gerichtsbarkeit des ſchon angefuͤhrten Bergamtes, welches ſie nach den gemeinen, den landuͤblichen, und den heſſiſchen Berggeſezzen richtet. Sie haben beſondere Freiheiten zu genieſen, und daher ſind ſie von allen Dienſten, dem Zoll und andern auſerordentlichen Abgaben befreiet.
Der Weiſener iſt eines der hoͤchſten Gebirge in Heſſen. Er liegt ohngefaͤhr eine Meile von der Stadt Eſchwegen, uͤber dem Dorf Germerode. Er bringt ſehr ſchoͤnes buͤchenes Holz und allerlei Kraͤuter hervor, beinahe in der hal - ben Hoͤhe deſſelben liegen aber gar vortrefliche unterirdiſche Pech - Braun - und Holzkohlen, wovon die leztere nicht benuzt werden. Man hat dieſe ſchoͤne Koh -Llen82Das ſiebende Stuͤklen als ein herrliches Geſchenk der Natur ſchon ſehr lang entdekt, und in dem Jahr 1578 hat man ſie zu bauen angefangen.
Es werden in dieſen Tagen, an dieſem Gebirge drei beſondere Werke getrieben, welche das Schwalbenthal, das Brandsroth, und der neue Friedrichsſtollen ge - nennet werden. Der Zechſtein und das auf den Kohlen liegende Gebirg iſt allzumaͤch - tig, und darum findet man hier keine Schaͤchte: Weil man aber mit Stollen gar fuͤglich in die Kohlen kommen kan; So ſind bei einem ieden Werk zwei angelegt, und uͤber einander fortgetrieben worden, die nicht nur zu der Foͤrderung, ſondern auch zu der Wetter - und der Waſſerloſung dienen muͤſſen. Die Stollen in dem Schwal - benthal ſind mit einander bei 500 Lachter in das Feld getrieben, der obere oder der ſo genante Karlsſtollen aber liegt 11 Lachter hoͤher, als der tiefe, oder der Hauptſtollen. Auf dem Brandsroth liegt der Wetterſtollen 12 Lachter uͤber dem Hauptſtollen, beide aber gehen ohngefaͤhr 400 Lachter in das Gebirg. Der Wetterſtollen auf dem dritten Werk liegt endlich nur 10 Lachter uͤber dem Friedrichsſtollen, und ſie ſind ebenwol bei 400 Lachter mit einander fortgetrieben.
Das zu dem Grubenbau erforderliche Holz wird von der Landesherrſchaft forſt - frei gegeben. Es wird aus dem Weiſener genommen, der 2 Stunden breit, und 3 Stunden lang iſt, wobei dann nicht leicht ein Holzmangel zu befuͤrchten iſt.
Der Weiſener iſt faſt um und um mit einem Kohlenfloͤz umgeben, das viele Buk - keln und Mulden machet. Es liegt uͤberhaupt von allen Seiten, unter einem ſehr maͤchtigen Zechſtein, der ohne Abwechſelung einer andern Minerallage, von Tag an bis auf das Kohlenfloͤz niederſezzet, und 80 bis 100 Lachter maͤchtig iſt. Die Hauptſtollen werden tiefer angeſezzet, als das Floͤz lieget, welches gegen das Gebirg einſchieſet. Es werden daher mit ihnen nachfolgende Minerallagen uͤberfahren:
Die Kohlen ſind nicht an allen Orten von einerlei Hoͤhe: Denn das ganze Floͤz iſt ab - und zuwechſelnd 6 bis 10 Lachter maͤchtig. Es iſt, wegen ſeiner Maͤchtigkeit, eines der anſehnlichſten Kohlenwerke in Teutſchland. Die Guͤte der Kohlen wird da - her erkent, wenn ſie gut brennen, viel Pech und Schwefel haben, und eine weisliche oder braͤunliche Aſche zuruͤklaſſen. Die Pech - und die Stangenkohlen ſind die beſten, die Braunkohlen ſind ſchon ſchlechter, die Holz - oder die ſchlechte Braunkohlen werden hingegen gar nicht gefoͤrdert.
Da die Kohlen floͤzweis liegen (§. 4); So werden ſie auch in groſen Raͤumen, und mit Streben gewonnen: Weil ſie ſich aber in drei beſondere Gattungen vertei - len, die uͤber einander liegen (§. 4.); So werden ſie ſtroſſenweis heraus gehauen. Es muß ein Haͤuer aus einer Strebe drei Hundelaͤufer foͤrdern, deren ein ieder, ie nachdem die Foͤrderung weit iſt, 7, 8, 9 bis 10 Hunde voll Kohlen zu Tag laufen muß, wovon einer 11 homberger Mezzen enthaͤlt, 8 aber zu einem Fuder gerechnet werden. So bald dieſe Arbeit geſchehen iſt: So haben auch die Bergleute eine Schicht verrichtet, worinnen ſie zugleich die Berge verſezzen muͤſſen, die dann 8 bis 9 Stunden lang iſt. Das, was man ſonſt bei dem Gewinnen beobachtet, das iſt dieſes: Daß man die Koh - len von hinten her heraushauet, damit ſich, wann dieſes im Gegenteil von Vorn geſchie - het, die Waſſer nicht ſakken, und dem Bau keinen Schaden bringen moͤgen.
Wie ich ſchon in dem 2 und 4. §. bemerkt habe; So iſt der Zechſtein ſo maͤchtig, daß keine Schaͤchte ohne gar groſe Koſten niedergemacht werden koͤnnen: Weil nun alle Kohlen durch Hunde aus den Stollen zu Tag gefoͤrdert werden muͤſſen (§. 6.); So be - dienet man ſich dieſer Stollen zugleich auch, weil ſie uͤber einander weggetrieben wer - den, mit ſehr groſſem Vorteil, zu der Zufuͤhrung der friſchen Wetter, die bei 1000 Lachter durch ſie in das Feld gefuͤhret werden koͤnnen. Man gebrauchet aber hierbei dieſes Huͤlfsmittels, daß man den Eingang der Wetter in andere Strekken, durch Wetterthuͤren verhindert, wodurch ſie dann genoͤtiget werden in den einen Stollen hinein, auf dem andern aber wieder heraus zu ziehen. Wann man auf ſolche Weiſe in dem Feld friſche Wetter hat: So werden ſie, mittelſt der Durchſchlaͤge in die obere Stollen, in die Streben, und durch Querſchlaͤge nach andern Strekken weiter fort - gebracht.
Die Verzimmerung iſt an etlichen Orten leicht, an andern aber, wo Triebſand iſt, ſchwer, an noch andern bedarf man hingegen gar keine. Jn dem erſten Fall wird mit doppelten Thuͤrſtoͤkken, wovon einer an dem andern ſtehet, und mit Kappen und Grundſohlen verzimmert. Jn dem andern Fall iſt die Verzimmerung ſchon mehrerer Schwuͤrigkeit unterworfen: Denn es muß durchgehends angeſtekt, und alles getrie - ben werden, wobei man ſich dann der Kaͤſten und Polſter, oder kleiner zwiſchen den Thuͤrſtoͤkken befindlicher Poͤlze bedienet. Es geſchiehet zuweiln auch, daß in den Letten in dieſem Gebaͤude Waſſer kommen, worauf der Letten zuſammen waͤchſet, und die Oerter verdrukket. Dieſem Vorfall kan nun nicht beſſer begegnet werden, als wann man den Letten auf das Neue wieder heraushauet, das Ort friſch verzimmert, und dieſe Arbeit etliche mal und ſo lang wiederhohlet, bis der Letten und das Ort ſtehet.
Es pfleget oͤfters zu geſchehen, daß in denen alten Gebaͤuden, worinnen boͤſe Wet - ter ſind, Feuer entſtehet: Weil ſich nun die Kohlen dadurch alsbald entzuͤnden, und daraus ein gar groſer Schaden entſtehen kan; So muß dieſem bevorſtehenden Uibel alsbald vorgebeugt werden. Es kan dieſes auf dreierlei Art geſchehen. Man ver - ſtampfet naͤmlich: 1) den Ort, wo man Feuer ſpuͤhret, entweder gleich mit Sand und Letten, damit keine Luft zu dem Feuer kommen koͤnne, oder man umfaͤhrt 2) das Feuer mit einem Ort, ſchneidet es dadurch von den Kohlen ab, und ſezzet es mit Letten zu, oder man ſchlaͤgt auch wol 3) drei hinter einander liegende Daͤmme, in den Stollen, wo man Feuer merket, die verſchiedene Zapfen haben, damit man die Waſſer, ohne Schaden des Stollens, nach und nach wieder abzapfen koͤnne, und daͤmmet dadurch die Waſſer in das Feuer, die dann daſſelbe wieder ausloͤſchen. Bei dem leztern Mit - tel iſt eine ſehr groſe Gefahr, weil die geſakte Waſſer losbrechen, und den Stollen leicht zuſammen ſchieben koͤnnen.
Es hat ein Bergſchreiber bei dieſem Werk die Aufſicht, der zugleich die Rechnung fuͤhret. Der Ober - und noch zwei andere Steiger ſehen auf die taͤgliche Arbei - ten der Bergleute. Der erſtere bekomt die Woche 2½ -, die andere aber, nebſt 8 Heſ - ſenweispfennige zu Geleucht, nur 1½ Thaler, alle aber frei Holz und Wohnung.
Der Kohlenhaͤuer bekomt die Schicht (§. 6.) vier Heſſenweispfennige, eben dieſen Lohn bekommen aber auch die Hundelaͤufer. Die Zimmerhaͤuer, welche das Holz aus - wechſeln, und vor Ort bringen muͤſſen, bekommen den vorigen Lohn, ſie muͤſſen aber in einer Schicht acht Paar Thuͤrſtoͤkke einwechſeln. Der Lohn der Bergleute iſt alſo ſehr gering, ſie bekommen inzwiſchen dabei noch frei Gezaͤhe und Geleucht.
Das Holz zu dem Grubenbau richten beſondere Zimmerleute vor. Vor ſo viel, als zu drei Paar Thurſtoͤkken erforderlich iſt, werden ihnen 2½ Heſſenweispfennige bezahlet.
Jn einem Jahr werden bei 18,000 Hunde Kohlen gefoͤrdert, wovon einer ein Maas machet. Es komt ein ſolches Maas Kohlen in denen Gewinnungs - und Foͤrderungs - koſten nicht hoͤher, als acht Heller. Die ſaͤmtliche Kohlen werden durch herrſchaftliche Geſchirr nach Allendorf, auf ein drei Stunde von dem Weiſener gelegenes Salzwerk gefahren, wo ſie zu dem Sieden des Salzes gebraucht werden. Weil dieſe Sode die Kohlen bekomt: So bezahlt ſie auch alle Koſten des Bergbaues, und es wird alle 14 Tage ausgelohnet. Die Ertraͤgnis des Kohlenwerks laͤſſet ſich alſo nicht beſtimmen, weil die Kohlen nicht verkauft werden. So viel iſt in zwiſchen gewiß, daß ſie mit meh - rerem Nuzzen gebraucht werden, als das Holz, man muß ſie aber dergeſtalt vergattiren, daß unter ⅔ Pech - und Stangenkohlen nur ⅓ Braunkohlen komt.
Das Bergwerk in dem Rammelsberg iſt eines der aͤlteſten in Teutſchland. Es iſt nach dem Bericht des Albini um das 968 Jahr unter Kaiſer Otto dem I, oder wie andere davor halten, in dem 972 Jahr rege, durch Peſt und an - dere Ungluͤksfaͤlle aber verſchiedenemal auflaͤſſig worden. Wer die Geſchichte nachſchlagen will, der wird von der Erfindung und dem Fortkommen dieſes Bergwerks mehreres leſen koͤnnen. Er wird aber auch wohl thun, wann er die dabei vorkommende ſeltſame Geſchichten mehr zu den Fabeln, als zu den wahrhaften Begebenheiten zaͤhlet. Unſere Abſicht erheiſchet es nicht, daß wir hiervon weitlaͤuftiger handeln, es iſt genug, daß wir das Jahr bemerkt haben, worinnen dieſes Werk entdekt worden iſt.
Der Rammelsberg an ſich iſt ein ſehr hohes Gebirg. Er liegt von Goslar aus zwiſchen Morgen und Mittag, und eine kleine Viertelſtunde von der Stadt. Die darauf befindliche Gruben liegen alle nahe an einander, und in dem Mittelgebirg, zwi - ſchen der kleinſten und der groͤſten Hoͤhe des Gebirges. Zur Seite des Rammelsbergs ſind viele und ſehr hohe Gebirge, die ſich in der Hoͤhe gleich legen, worauf dann die Haarzgebirge ihren Anfang nehmen.
Zur Rechten des Rammelsbergs von Goslar aus hat man ehedem in der halben Hoͤhe eines anderen Gebirges, das der Herzberg heiſet, einen Stollen getrieben, wel -cher87von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergw. bei Gosl. ꝛc. cher der weiſe Hirſch genennet wird, wodurch man ſchoͤne Erze erſchuͤrft hat. Weil aber die Waſſer in dieſem Gebirg allzuſtark waren; So iſt dieſer Stollen wieder ſtehen gelaſſen worden: Solte es inzwiſchen dereinſt geſchehen, daß es an Erzen fehlet, wann der Rammelsberg ausgehauen wird; So koͤnnen dieſe Waſſer gar leicht mit einem neuen tiefern Stollen, oder mit einem Fluͤgelort aus einem oder dem andern Stollen in dem Rammelsberg geloͤſet werden, die ich in dem folgenden §. beſchreiben werde. Ueber dem weiſen Hirſch, in der Gegend des ſo genanten Kunſtteiches, iſt in dem Fus des Gebirges noch ein anderer Suchſtollen in eben dieſen Berg getrieben worden, der ſich in zwei Oerter verteilet, wovon ein iedes etliche Hundert Lachter lang iſt. Man hat mit ihm keine Erze getroffen, und darum iſt er wieder ſtehen gelaſſen worden.
Der Rammelsberg iſt durchaus mit Waſſer angefuͤlt: Damit man nun dieſe loͤſen, und ungehindert in den Gruben arbeiten koͤnne; So ſind zwei Stollen in den - ſelben getrieben worden. Der erſte und oberſte gehet uͤber einer Muͤhle, uͤber dem Claus - thor aus: Er iſt bei 900 Lachter lang, und bringt 34 Lachter Teufe ein. Der andere und tiefere Stollen, welcher der Auguſtfortunatusſtollen heiſet, gehet unten an dem Breitenthor zu Tage aus: Er iſt ohngefaͤhr 1500 Lachter lang, und bringt 57 Lachter Teufe ein.
Da die Gruben noch viel tiefer ſind, als der tiefe Stollen Teufe einbringet, wobei die Waſſer in dem Tiefſten der Gewinnung der Erze noch viele Hinderniſſe ſezzen: So ſind, um dieſe Nachteile aus dem Weg zu raͤumen, noch verſchiedene Kuͤnſte unter der Erde angele - get worden, weil an dem Tag der noͤtige Fall nicht erhalten werden konte. Damit man ſich auch in der Foͤrderung, oder in der Herausſchaffung der Mineralien, die ſonſt mit groſen Koſten, durch Huͤlfe der Haspeln mit Menſchenhaͤnden geſchehen muͤſte, einen Vorteil machen moͤge: So iſt in dieſer Abſicht eine beſondere Treibkunſt an dem Tag erbauet worden: Die Beſchaffenheit des Waſſervorrathes, und das Gefaͤlle dieſer Ma - ſchinen will ich nunmehr etwas genauer beſchreiben. Es werden dieſe Kuͤnſte von einem Waſſer betrieben, das zwiſchen dem Rammels - und dem Herzberg aus dem Gebirg zu - ſammen flieſet. Es iſt ſchon an ſich klein, in dem Sommer aber wird es um deſto ſchwaͤ - cher: Damit es nun an Waſſer nicht fehlen moͤge; So iſt in der Gegend der Gruben in dem Thal zwiſchen dem Rammels - und dem Herzberg, ein mittelmaͤſiger Teich ange - legt worden, der nur einen Grundzapfen hat, in dem Damm 5 Lachter hoch, und eben ſo viel Lachter in der Krone breit iſt, in der Boͤſchung aber 45 Grad ausmachet. Es koͤnnen in dieſem Teich die mehreſte Zeit in dem Jahr zwar die erforderliche Waſſer ge - ſamlet werden: Wann aber eine ſehr trokkene Zeit einfaͤllet; So fehlet es dennoch an den noͤtigen Waſſern zu der Treibkunſt, welchem Mangel man gar leicht dadurch abhelfen koͤnte, wann man noch einen Teich uͤber dieſem anlegte, und in demſelben bei Fluthzeiten die vorbeigehende Waſſer ſamlete, welche zugleich den Kuͤnſten unter der Erde zu Huͤlfe kommen koͤnten. Es iſt nicht genug, daß ich den Vorrath des Waſſersbeſchrie -88Das achte Stuͤkbeſchrieben habe: Jch will izzo auch zeigen, wie ſie geleitet und auf die Kuͤnſte verteilet werden. Es iſt aber ihre Leitung folgende. Jn dem Graben uͤber dem Teich, der in dem Thal herunter ziehet, iſt bei a, Taf. V. fig. 16, eine doppelte Schuͤzze, wodurch die Waſſer auf der einen Seite in einem Graben a b herunter, und auf die an dem Tag bei c ſtehende Treibkunſt, in einem andern Graben a d aber, und bei e in den Teich geſchlagen werden koͤnnen, die dann durch das Grundgerinn in den Graben g h gelaſ - ſen werden, der in den Berg und auf die Kuͤnſte unter der Erde gehet, wobei in Fluth - zeiten durch den Graben a d, und einen in den Damm gemachten Einſchnitt i die uͤber - fluͤſſige Waſſer fortlauſen koͤnnen. Da die Treibkunſt inzwiſchen noch hoͤher lieget, als der Grundzapfen des Teiches: So iſt bei f ein Sumpf gemacht, damit man in der Nacht, um ſie bei dem Tag deſto beſſer betreiben zu koͤnnen, etwas Waſſer ſamlen koͤnne. Damit aber auch in trokkenen Zeiten keine Waſſer vergeblich wegflieſen moͤgen: So iſt die Treibkunft in der Hoͤhe angelegt worden, daß nicht nur die auf dem Gerinn uͤbrig bleibende Waſſer, durch eine Lutte g k, ſondern auch die unter dem Rath wegfallende Waſſer c l in den Kunſtgraben g h geſchlagen werden koͤnnen, der in der Hoͤhe des Grundzapfens von dem Teich lieget, und auf die in der Grube befindliche Kuͤnſte ge - het, wobei dann der Teich in dem Fall zugeſezt wird, wann dieſe Waſſer zu der Be - treibung dieſer Kuͤnſte hinreichend ſind. Weil nun endlich die unterirdiſche Kuͤnſte ſo vorgerichtet ſind, daß das Waſſer von einer auf die andere faͤlt: So wird auch das Waſſer in dem Graben g h, Taf. V. fig. 16, durch eine Roͤhre a, Taf. III. fig 6, auf das erſte Kunſtrad b geleitet. Unter dieſem flieſet es durch eine Strekke c wieder fort, und auf das andere Rad d, wovon es noch einmal durch ſein Roͤhrwerk in einer andern Strekke e weiter, und auf das lezte Rad f geleitet wird, da es dann durch den tiefen Stollen g ab - und zu Tag ausflieſet.
Da ich die Kuͤnſte, und ihre Waſſerleitungen beſchrieben habe: So will ich nun - mehr auch der Gefaͤlle Erwehnung thun, die zu den Huͤtten gebraucht werden, worin - nen man die Erze ſchmilzet, und zu Kaufmansgut machet. Weil an dieſem Ort viele Erze gefoͤrdert werden; So hat man auch drei Huͤtten erbauet: Weiln aber nicht in einer Gegend der noͤtige Fall zu erhalten ſtunde; So ſind dieſelbe an verſchiedenen Or - ten erbauet worden. Die erſte, die ſo genante Frau Marienhuͤtte, liegt zwiſchen Mor - gen und Mittag, zur Seite des Rammelsbergs, eine halbe Stunde von Goslar, an einem Waſſer, das von dem Haarz herunter komt, und die Oker genennet wird. Es werden in dieſer Huͤtte, durch fuͤnf Raͤder, die 10 Fus hoch und 3 Fus weit ſind, vier Bleioͤfen, zwei Kupferſchmelzoͤfen, ein Friſch - und ein Glaͤttfriſchofen, zwei Treiboͤfen und ein kleiner Gaarherd betrieben, wobei dann noch zwei Seiger - und ein Darrofen in derſelben befindlich ſind, wozu man keine Geblaͤſe brauchet. Die Oker, welche, ie nachdem es noͤtig iſt, auf die zuvor gedachte Huͤttenraͤder eingeteilt wird, gehet auſer dem, ehe ſie bei der Huͤtte gebraucht werden kan, auf ein uͤber derſelben liegendes Meſ - ſingwerk, wo ſie vier oberſchlaͤgtige Raͤder treibet, die 8 bis 9 Fus hoch ſind, wovon das eine zu dem Drahtzug, die andere aber zu den Haͤmmern gebraucht werden, wor -unter89von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. ꝛc. unter das Meſſing geſchmiedet wird. Unter der zuvor gedachten Huͤtte liegt ferner ein Kupferhammer, wobei die Oker noch vier oberſchlaͤgtige Raͤder treibet, die 6 bis 8 Fus hoch ſind, wovon zwei zu der Betreibung des Schmelz - und des Waͤrm - feuers, ein iedes andere aber zu einem Platt - und einem Tiefhammer gebraucht wird. Andere Huͤtten, die bei dieſem Werk gebraucht werden, liegen von Goslar aus zwi - ſchen Mittag und Abend, eine halbe Stunde von der Stadt, und an einem Waſſer, das die Grane genennet wird, und von dem Hahnenklee in einem Thal herunter komt. Es iſt zwar in dieſem Thal, damit man zu allen Zeiten die erforderliche Waſſer haben koͤnne, ein groſer und ſehr anſehnlicher Teich angelegt worden: Weil aber der Fluth - graben zugeworfen; So iſt derſelbe anizzo ganz verſchlemmet. So gros auch, um der unter ihm liegenden Huͤtten willen, der aus ihm entſpringende Vorteil iſt: So hat man dennoch noch zur Zeit die Koſten geſcheuet, denſelben friſch ausgraben zu laſ - ſen. Nicht weit von dieſem Teich, und von dem Dorf Aſtfeld liegt eine Treibhuͤtte, in welcher zwei Treiboͤſen, und ein Friſchofen, zu dem Friſchen der Glaͤtte erbauet worden. Unter dieſer Huͤtte liegt eine noch andere Schmelzhuͤtte, welche die Herzogiulius - huͤtte genennet wird, in der drei Bletoͤfen durch zwei Raͤder betrieben werden, die 20 Fus hoch, und 2½ Fus weit ſind. Noch weiter in dieſem Thal, unter der eben ge - dachten Schmelz, bei dem Dorf Langensheim, liegt die Frauſophienhuͤtte, in der vier Bleioͤfen mit zwei Raͤdern betrieben werden, die 9 Fus hoch, und 4 Fus weit ſind, gleich darunter aber die dazu gehoͤrige Treibhuͤtte, in welcher zwei Raͤder zwei Treib - oͤfen und einen Glaͤttfriſchofen treiben.
Zu der Verfertigung des Vitriols und des Schwefels gebraucht man keine Gefaͤlle. Es ſind aber bei dieſem Werk zwei Vitriolhoͤfe, die in der Stadt liegen, und eine Schwefelhuͤtte, die unter dem eben gedachten Teich, zwiſchen der oberſten Treib - und der Herzogiuliushuͤtte erbauet worden.
Jch will nunmehr auch des noͤtigen Brandes Erwehnung thun. Das Holz, die Kohlen, und die Waaſen, oder die Wellen, werden auf 2, 4 bis 6 Stunde Weges aus den Communionwaldungen herbeigeſchaft, die Hanover und Braunſchweig ge - hoͤren. Ehedeſſen war der Ober - und der Unterhaarz ganz mit Holz bewachſen: Da aber daſſelbe bei dem ſtarken Aufwand nach und nach abnahme, und ſo viel nicht wie - der anwachſen konte, als man verbrauchte; So hat man die Einrichtung gemacht, daß das Holz ſchlagweis abgetrieben wird, und nur hier und da Saamenreiſer ſtehen bleiben. Dem bevorſtehenden Holzmangel iſt daher dadurch vorgebeuget worden, weil man die ausgehauene Schlaͤge in 20 bis 30 Jahren wieder auf das Neue abzutreiben gedenket, wobei nur dieienige 40 bis 50 Jahre ſtehen, woraus das zu dem Grubenbau erforderliche Bauholz genommen wird, welches keinen groſen Vorteil bringet. Das Bergamt kaufet das Holz und die Kohlen von dem Forſtamt. Es hat mit den Forſt - ſachen und dem Kohlweſen nichts zu ſchaffen: Denn das Forſtamt macht alle Jahr eineMAus -90Das achte StuͤkAusteilung von dem Holz und denen Kohlen, die eine iede Huͤtte noͤtig hat, und weiſt dazu gewiſſe Schlaͤge an. Es laͤſſet daher das Holz auf herrſchaftliche Koſten hauen und kohlen Die Huͤtten bezahlen ihm vor das Holz und die Kohlen, die auf denen Huͤtten gemeſſen werden, ein gewiſſes Geld: Damit aber das Forſtamt in ſeiner gemach - ten Rechnung keinen Mangel haben moͤge; So laͤſſet daſſelbe das Malter Holz ein Paar Finger hoͤher machen, als das Maas iſt. Das gewoͤhnliche Malter iſt dem ſtollbergiſchen gleich, welches 30 Zoll weit, 32 Zoll hoch, und 42 Zoll an dem Scheid iſt, und alſo 23 Kubikfus 576 Zoll betraͤgt, wobei man bei dem Kohlholz darinnen ei - nen Unterſcheid machet, daß die Scheider ein Fus laͤnger gehauen werden. Das Koh - lenmaas hat oben in dem Durchmeſſer 2 Fus 3 Zoll, unten 3 Fus 3 Zoll, in der Hoͤ - he aber 1 Fus 6 Zoll. Es betraͤgt alſo in dem koͤrperlichen Maas 8 Kubikfus, und 471 Zoll. Es machen dieſer Maͤſer in harten 9 -, in weichen 10 -, in halb harten und halb weichen Kohlen aber 9½ Maas einen Karren Kohlen. Auf einen ſolchen Karn Kohlen gehen 4½ bis 5 Malter Kohlholz. Jn einen Haufen, der mit tannen Buͤſchen und Kohlſtuͤbe gedekt wird, werden ohngefaͤhr 120 Malter Holz eingeſezzet.
Das in dem Rammelsberg befindliche Bergwerk beſtehet aus einem maͤchtigen und ſehr feſten Gang. Man trift daher in dieſem Gebirg nicht ſo vielerlei Minerallagen an, als wie an andern Orten, wo Floͤzwerke ſind. Es werden ihrer nur drei bemer - ket, und die ſind, das Hangende, der Gang und das Liegende. Jenes iſt ein graues, horniges und ganzes Geſtein, das uͤber dem Gang liegt, dieſer iſt eine nach dem Mit - telpunkt der Erde gehende, und von dem Horizont abweichende Erzlage, das leztere aber ein blaues ſchieferiches Geſtein, worauf der Gang liegt. Das Hangende und das Liegende machen alſo mit dem Horizont einen Winkel, und ſie fallen eben ſo in die Teufe, wie der Gang.
Der Gang iſt, nach der Sprache der Bergleute, ſehr mozzig: Denn er ſtreicht nicht weit, und nur etliche hundert Lachter in das Feld. Er liegt daher wie ein Keil in der Erde. Was ihm an der Laͤnge fehlt, das erſezt die Maͤchtigkeit: Denn er iſt 6, 12, 20, und 42 Lachter maͤchtig. Er faͤlt dem Gebirg zu, und ſehr ſeiger, doch iſt ſein Fallen ſehr veraͤnderlich. Es betraͤgt oftmals nur 45 - bis 50 -, manchmal aber auch 70 bis 80 und mehr Grad, welches ich Taf. III. fig. 7. vorſtelle. Er ſtreicht nach der Laͤnge und in der mittlern Hoͤhe des Gebirges, zwiſchen der 7ten und 8ten Stunde. Jn dem Streichen bleibt er ſich iedoch nicht immer gleich, ſondern er machet in verſchie - denen Winkeln Baͤuche, wovon die 8. fig. auf der III. Taf. einen Abris liefert. Mit dem Hangenden und dem Liegenden hengt er ſehr feſt zuſammen: Er hat alſo keine Abloͤ -ſungen,91von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. ꝛc. ſungen, und daher ſagt man, daß er angewachſen ſei. Es ſind ſchon 136 Lachter, bei guten Anbruͤchen, auf ihm abgeſunken, und man weis noch nicht, wie tief er nieder - ſezzen wird. An dem Tag gehet er zwar aus, die Erze ſind aber hier grau und unedel. Die Erze, welche er in der Tiefe fuͤhret, beſtehen aus Silber-Kupfer-Blei - und Schwe - felerzen, und aus Atramentſtein, wovon der gruͤne Vitriol gemacht wird. Jn der zwoten Abhandlung werde ich Gelegenheit finden, dieſe Mineralien genauer zu beſchreiben.
Das in dem Rammelsberg befindliche Waſſer, das ich als ein fluͤſſiges Mineral betrachte, iſt von einer beſondern Eigenſchaft. Es hat einen zuſammen ziehenden Ge - ſchmak, und iſt ſehr vitriliſch. Es bewahret das in die Gruben gebrachte Holz vor der Faͤulnis. Das Merkwuͤrdigſte bei ihm iſt dieſes: Daß das Eiſen, uͤber wel - ches es flieſet, zu Kupfer wird, ohnerachtet es ſo hell iſt, daß man gar keine feſte Teilchen in ihm wahrnehmen, oder vermuthen kan. Es hat dieſe Begeben - heit keine wirkliche Verwandlung des einen Metalles in das andere zum Grund, wie einige davor halten, die weniger auf die Natur aufmerkſam geweſen ſind. Die Vi - triolſaͤure loͤſet nur das Eiſen auf, und indem ſie dieſes zernaget, und in die Zwiſchen - raͤume deſſelben eindringet, und dadurch die in den vitriliſchen Waſſern befindliche Ku - pferteilchen, die ſich niederſchlagen, gefaͤllet werden: So ſezzen ſich dieſelbe in die Oerter der aufgeloͤſten Eiſenteilchen an, wodurch dann nach und nach ein ſolches Stuͤk Kupfer er - zeugt wird, wie das Eiſen beſchaffen geweſen iſt, das in dieſes Waſſer gelegt worden. Daß dieſes die richtigſte Erklaͤrung von dem zu Eiſen werdenden Kupfer ſei, das ſiehet man daran gar deutlich, weiln in dem Jnnern eines in Kupfer verwandelten Eiſens noch Eiſen iſt, wann daſſelbe zu fruͤhzeitig aus dem Waſſer genommen wird. Man weis ſich dieſe ſeltſame Wirkung der Natur an dem Rammelsberg gar artig zu Nuz zu machen. Man leget in die Stollen, wodurch dieſes Waſſer flieſet, altes Eiſen, damit man ihm die Kupferteilchen abnehmen moͤge. Nach dem Verlauf dreier Jahre wird dieſes Eiſen wieder heraus genommen, da man dann bei 36 Centner gediegen Kupfer vor das in das Waſſer gelegte Eiſen bekomt. Auch die in dem Rammelsberg herunter troͤpfelnde vitriliſche Waſſer machen das unter ſie gelegte Eiſen zu Kupfer, und darum wird unter ſie altes Eiſen geleget, damit man das in ihnen befindliche Kupfer erhalten moͤge. Die an dieſen Oertern befindliche Stuͤkker Eiſen werden aber viel eher zu Kupfer, als das, was man in die Stollen leget. Sie bleiben mehrenteils ganz, und haben eine ſchoͤne rothe Farbe, die man da am mehreſten gewahr wird, wo die Tro - pfen auffallen. Dasienige Cementkupfer, welches ſich an das Eiſen anſezzet, und noch nicht feſt iſt, wird abgeſchrappet, und Kupferſchlieg genennet. Bei alle dieſem muß man die Vorſicht gebrauchen, daß man das Eiſen, ehe man es in die Cementirung brin - det, erſt gluͤet, und wieder in ſich erkalten laͤſſet, damit die Zwiſchenraͤume deſſelben erweitert, und den vitriliſchen Waſſern ein beſſerer Eingang in daſſelbe verſtattet wer - den moͤge. Bei der Troͤpflung merket man dieſes, als etwas beſonderes an: Daß ſie bei naſſer Witterung viel ſtaͤrker und beſſer iſt, als wie bei trokkener. Wer ein wenig nachdenket, der wird auch die Urſache darinnen ſezzen, daß ein groͤſerer Teil vitriliſcherM 2Waſſer92Das achte StuͤkWaſſer mehr Kupfer aufloͤſen und in ſeinen Zwiſchenraͤumen beherbergen koͤnne, als ein kleinerer. Das Seltſamſte bei alle dieſem iſt uͤbrigens dieſes: Daß man auſer dem, wann kein Eiſen in die Gruben gelegt wird, kein gediegen Kupfer in dieſem Gebirg findet.
Es beſtaͤrket mich dieſe Naturbegebenheit in der Meinung, die ich izzo nicht weiter aus - fuͤhren kan, daß 1. die in den Erzen befindliche Metalle, nach allen ihren weſentlichen Beſtim - mungen, in unmerklich kleinen Teilchen vorhanden und gediegen ſind, und daß 2. durch die Waſſer, welche, ie nachdem ſie mit Salzen angefuͤlt ſind, die Metalle aufloͤſen, Erze erzeugt und wieder zernichtet werden koͤnnen. Wer wolte daher wol zweifeln, daß dadurch Bergwerke entſtehen, wann die Waſſer die Metalle an einem Ort wegnehmen, an einem andern aber in Kluͤften und Gaͤngen wieder anſezzen?
Auſer dem Kupfer fuͤhren die Waſſer in dem Rammelsberg auch noch vielen Vitriol bei ſich, der bald eine blaue und gruͤne, bald aber eine braune Farbe hat. Durch die Waͤrme in dem Berge, die durch das Feuerſezzen, womit man die Erze gewinnet, erregt wird, ſezzet er ſich, wie Eiszapfen an. Es fuͤhren auch die vitriliſchen Waſſer noch fer - ner eine gelbe Erde, das ſo genante Okergelb bei ſich, welches man als eine Farbe ge - brauchet. Es ſezzet ſich gern an, und darum wird es in Suͤmpfen aufgefangen. Der Vorteil, welcher dabei herauskomt, iſt nicht gros, und er iſt ein Accidenz vor den Bergvogt.
Die Mineralien koͤnnen uͤberhaupt, durch Huͤlfe der Sinnen, an der Farbe, dem Gewicht, der Lage ihrer Teile, und an dem Geſchmak erkent werden. Man kan ſie daher, wann man ſich ein wenig genau mit ihnen bekant gemacht hat, gar leicht von einander unterſcheiden, und unter gewiſſe Klaſſen bringen. Zu den Mineralien, welche in dem Rammelsberg brechen, koͤnnen folgende gezaͤhlet werden, die alle ſehr merklich von einander unterſchieden ſind.
Bei den milden Schwefelerzen bemerkt man dis Beſondere, daß ſie, wegen des in ihnen befindlichen Kupferrauchs und des Vitriols, wieder zuſammen wachſen, und auf das Neue mit Schlaͤgel und Eiſen gewonnen werden muͤſſen, wann ſie etliche Jahre ohnverarbeitet liegen bleiben.
Den Atramentſtein findet man mehrenteils in dem alten Mann, und er ſoll ein erhaͤr - teter Schlamm ſein. Man ſiehet noch in ihm die kleine Erzſtuͤkger, die unter ihn gehauen worden: Sie haben aber das Anſehen, als wann ſie von ie her und der bloſen Natur darin - nen waͤren.
Das Merkwuͤrdigſte bei dem Kupferrauch iſt dieſes: Daß er ſtaͤrker an dem Vitriol wird, wann er eine Zeitlang an dem Tag in dem Trokkenen liegt.
Der gruͤne und der blaue Vitriol entſtehet von denen Kupfer -, der weiſe aber von denen Bleierzen. Daß dieſes keinem Zweifel unterworfen ſei, das iſt daraus klar, weil man durch die Kunſt aus dieſen Erzen dergleichen Arten des Vitriols zubereitet, wie ich in der fuͤnften Ab - handlung mit mehrerem zeigen werde. Der gedachte braune Vitriol iſt kein anderer, als der weiſe, er bekomt nur dieſe Farbe dadurch, wann die vitriliſchen Waſſer uͤber faules Holz laufen, wovon ſie braun werden.
Die Zeugung des gewachſenen Vitriols oder des Joͤkkels entſtehet durch die Waͤrme in dem Rammelsberg, die durch das Feuerſezzen erregt wird; Denn indem dadurch dieſe waͤſſerichte Teile verrauchen; So rinnet der Vitriol aus denen herunter troͤpfelnden dikken vitriliſchen Waſ - ſern zuſammen, und er hengt ſich in der Geſtalt der Eiszapfen an.
Es kan durch Huͤlfe dieſer Kunſt, der Gehalt aller Mineralien, die bei dieſem Werk brechen, erforſcht werden. Man findet, daß die Bleierze durch die Bank 20 bis 30 Pfuͤnd Blei, und ½ Loth Silber, die Kupferze aber 20 bis 25 Pfund Gaarku - pfer, und ¼ bis ½ Loth Silber halten.
Dieſer Bau iſt an dieſem Ort ſehr weitlaͤuftig. Die dabei befindliche Gruben, welche Erz foͤrdern, ſind geteilt. Sie gehoͤren teils der Communion, Hanno - ver und Braunſchweig, und teils dem Stadtrath zu Goslar. Jener ſind acht; 1. die Oberenachtigall, 2. der Breitling, 3. der Kanekul, 4. die Vegtſche, 5. die Unterenachtigall, 6. die Kunſtſtrekke, 7. die Bleizeche, und 8. das Sereniſſimorumtiefſte: Dieſer aber nur vier; 1. das Rathstiefſte, 2. die Jn - nige, 3. die Luͤderſuͤll, und 4. der Eſſigenſtollen ein Kupferrauchsort. Unter den erſtern ſind der Kanekul, die Vegtſche, und Sereniſſimorumtiefſte, unter den lez - tern aber das Rathstiefſte, die Jnnige, und die Luͤderſuͤll mit Treibſchichten verſehen. Die Gruben an dieſem Ort haben verſchiedene Teufen, das Tiefſte aber iſt 136 Lach - ter, wovon ein iedes 6 Fus 8 Zoll ausmacht. Was es vor eine Beſchaffenheit mit der Verteilung dieſer Gruben hat, das zeige ich in der ſiebenden Abhandlung.
Weil der Gang, das Hangende und das Liegende ſehr feſt iſt: So werden alle Erze durch Feuerſezzen und firſtenweis gewonnen, man bedienet ſich aber des Feuers nur als ein Mittel, wodurch man die Erze milder und gebrecher machen kan. Es wer - den dieſemnach dieſelbe, weil der Gang auſer der Feſtigkeit auch ſehr maͤchtig iſt (§. 10), in einer Hoͤhe von 15 bis 20 Lachter zu beiden Seiten des Schachts a, Taf. III. fig. 9. in dem Raͤumen b. b. b. b. b. b. herausgehauen: Damit man aber alle Gefahr ver -huͤten96Das achte Stuͤkhuͤten moͤge, und keinen Einſturz zu befuͤrchten habe; So werden zwiſchen den Firſten Mittel c. c. c. c. c. c, um der Bergfeſte willen, ſtehen gelaſſen, die 9 bis 10 Lachter hoch ſind: Um eben dieſer Urſach willen laͤſſet man aber auch an dem Schacht die Erze d. d. d. d. d. d. ſtehen, und hauet an ihm nur die Foͤrderſtrekken e. e. e. e. auf. Die dabei vorfallende Gewinnung der Erze, durch Huͤlfe des Feuerſezzens, iſt eigentlich dieſe. Wann man die Erze mit dem Feuer nicht mehr erreichen kan: So wird von Bergen und Schieferſteinen eine Mauer a, Taf. III. fig. 10. auf das Liegende geſezzet, worauf dann der ſo genante Brand b, von etlichen Anſtoͤſen oder Scheidlaͤngen uͤber einander auf - geſtelt und angeſtekt wird, wodurch ſich alsdann das daruͤber hangende Erz c muͤrb und los brennet, das hernachmals noch mit Schieſen und Schlaͤgel und Eiſen gewonnen werden muß. Dieſe Mauer wird nach und nach, und wann man das Erz mit dem Brand nicht mehr erreichen kan, ſtets weiter in die Hoͤhe gefuͤhret: Wann ſie aber zu - lezt ſo hoch wird, daß man dem Hangenden d zu nahe komt; So wird neben dieſer wieder eine andere auf dem Liegenden angefangen. Die Alten begiengen bei dem Feuer - ſezzen einen ſehr merklichen Fehler: Denn weil ſie die Erze von dem Hangenden nach dem Liegenden durchfeuerten; So geſchahe es auch, daß ſie das erſtere nicht nur bruͤ - chig machten, wobei ſie viele Erze, die noch izzo gewonnen werden, in dem Stich laſ - ſen muſten, ſondern die Flamme ſchlug auch mehr an das Hangende, als an die Erze an, daher dann viel vergebliches Holz verbrent wurde. Die Mauern werden vor Haupt aus Schieferſteinen aufgefuͤhret, die an dem Rammelsberg gebrochen, und Bazzen genennet werden, wobei man dann zwiſchen dieſe Mauern und das Liegende die Berge fuͤlt. Bei den Mauern ſelbſt bedienet man ſich des Kupferrauchs, als eines Cementes, um ſie zu verbinden, der aber nicht allzufett ſein muß, damit er nicht waͤchſet, und die - ſelbe aus einander treibet. Das Holz, welches man zu dem Brand gebrauchet, muß gut zuſammen geſezzet, und an dem Geſtein hinauf geſtelt werden, damit die Flamme das zu gewinnende Erz beſſer angreifen koͤnne. Um der mehreren Deutlichkeit willen ſtelle ich Taf. III. fig. 11. einen Aufſaz von einer Scheidlaͤnge vor, der ein Anſtos ge - nennet, und mit etlichen in Spaͤhne geriſſenen Hoͤlzern a. a, welche Baͤrte heiſen, an - geſtekt wird. Es geſchiehet dieſes Feuerſezzen die Woche ein - auch zweimal, und ge - meiniglich den Sonnabend, wann die Bergleute ausfahren, damit ſie ihre Arbeit auf die kuͤnftige Woche vorrichten, und nicht in einer allzu groſen Hizze arbeiten moͤgen. Aber auch hierbei muͤſſen dieſelbe die Vorſicht gebrauchen, daß ein Geding um das an - dere Feuer ſezzet, damit nicht ein Brand den andern austhun moͤge.
Eine noch andere Art die Erze zu gewinnen wird die Trettung genen - net. Sie beſtehet darinnen, daß man die frei ſtehende Erze ſo lang ſtehen laͤſſet, bis ſie ſich von ihrer eigenen Laſt ziehen, und von ſelbſt herunter fallen, wo - bei dann die hereingeſtuͤrzte groſe Stuͤkker mit Schieſen und Schlaͤgel und Ei - ſen gewonnen werden muͤſſen. Daß dieſe Gewinnung vor die Bergleute ſehr gefaͤhrlich ſei, das laͤſt ſich leicht begreifen: So lang es inzwiſchen noch hell kni - ſtert; So hat man noch keine Gefahr zu befuͤrchten: Wann es inzwiſchen aber an - faͤngt betumpfen zu krachen; So iſt es ſehr wol gethan, wann man dieſe Gegenden wenig und gar nicht beſuchet: Denn die herunter fallende Laͤſte ſind gar oft die Urſach von dem fruͤhern Tod der Bergleute, die ſchon in dieſen Tagen die Hizze eines unter -irdiſchen97von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. ꝛc. irdiſchen Pfuhls empfinden, und nakkend arbeiten muͤſſen. Dieſe der Schwere uͤber - laſſene Gewinnung iſt inzwiſchen eine der vorteilhafteſten: Denn es brechen mit einem grauſamen und fuͤrchterlichen Gebruͤlle ungeheure Laͤſte von Erzen herein.
Da man bei alle dieſen Gewinnungen dennoch das Bohren zu Huͤlfe nehmen muß: So will ich auch die Art und Weiſe zeigen, wie man an dieſem Ort zu bohren gewohnt iſt. Es wird dieſe Arbeit zweimaͤnniſch, und mit Kolbenbohrern verrichtet: Weil es nun ſehr feſt iſt; So werden nicht ſelten auf ein Loch, das zwei Fus tief iſt, zwei - bis dreihundert Bohrer verſchlagen: Und wann die Bergleute daſſelbe nur eine Viertel - ſtunde ſtehen laſſen; So wird der Bohrer in dem Loch feſt, welches von dem Schlamm und dem Kupferrauch herkomt, der zu wachſen anfaͤngt, wie man zu reden gewohnt iſt, und in der Waͤrme hart und trokken wird. Eben dergleichen bemerkt man bei dem alten Mann, den verſtuͤrzten Bergen, die mit der Zeit durch die Waͤrme und die dazu kom - mende vitriliſche Waſſer wieder ſo feſt werden, daß man ſie durch Schieſen gewinnen muß.
Auch hierbei liefert die Erfahrung einen Beweis, daß noch taͤglich neue Arten von Steinen erzeugt werden koͤnnen.
Die Erze werden in dem Schichtlohn gewonnen, die uͤbrige Arbeit aber iſt verdingt. Die Geſchwohrne muͤſſen woͤchentlich von einer ieden Grube 100 Scherben Erz liefern, wovon eine 29 Zoll lang, 19 Zoll breit, und 13 Zoll tief iſt, und im koͤrperlichen Maas 7163 Kubikzoll, in der Schwere aber 3 Centner enthaͤlt. Es werden daher, da bei dieſem Werk eilf Gruben ſind, die Erz foͤrdern, ohngefaͤhr 160,000 Centner Erze in einem Jahr gefoͤrdert. Ein ieder Purſche hat dabei die Woche ſechs Fruͤh - und vier Nacht - oder Nebenſchichten. Jn ienen faͤhrt er des Morgens Fruͤhe um 5 Uhr an, und arbeitet bis des Nachmittags um 1 Uhr: Jn dieſen aber arbeitet er nicht laͤnger, als von des Nachts 11 bis des Morgens um 4 Uhr. Es iſt aber bei dieſen Schich - ten hergebracht, daß der Kleinknecht vor eine Fruͤheſchicht 3 -, der Grosknecht 4 - und der Erzarbeiter 5 -, einer wie der andere aber vor eine Nebenſchicht 5 Mariengroſchen bekomt, und darum werden auch alle Gedinge auf dieſen Lohn gerichtet. Es wird da - bei denen Bergleuten von Bergwerks wegen Gezaͤhe und Geleucht umſonſt gereichet, wobei dann der Erzarbeiter allwoͤchentlich 1¾ -, ein ieder Gros - und Kleinknecht aber nur 1½ Pfund Unſchlitt bekomt.
Die Erze und die Berge werden durch Karn unter den Schacht, und von da zu Tag gefoͤrdert. Es geſchiehet dieſe Arbeit in dem Geding und in den Nacht - oder Ne - benſchichten. Die Foͤrderung aus denen Schaͤchten geſchiehet durch beſondere Maſchi - nen, die Treibkuͤnſte heiſen, wovon ich in dem zweiten Kapittel weitlaͤuftiger handeln werde. So viel will ich inzwiſchen zum Voraus erinnern, daß bei den PferdstreibenNnur98Das achte Stuͤknur ein Anſchlaͤger und ein Stuͤrzer, bei den Waſſertreiben aber zwei Anſchlaͤger und zwei Stuͤrzer gebraucht werden. Der Anſchlaͤger bekomt von einem Pferdstreiben, das aus 72 Scherben beſtehet, 4 -, der Stuͤrzer aber, welcher die Erze zugleich ſortiren muß, 7 Mariengroſchen. Bei einem Waſſertreiben bekomt der erſtere hingegen zwar eben - wol 4 -, der andere aber nur 5 Mariengroſchen.
Da ſo wol der Gang, als das Hangende und das Liegende ſehr feſt iſt (§. 10.), und auf das Liegende Mauern geſezzet werden (§. 16.): So bedarf man auch auf dem Gang ſelbſt keiner Verzimmerung, die Strekken und die Schaͤchte aber haben dieſelbe um deſto noͤtiger. Jene beſtehet, wie gewoͤhnlich, aus Thuͤrſtoͤkken, Kappen, Grund - ſohlen, und Pfaͤhlen, dieſe aber iſt etwas beſchwerlicher und koſtbarer. Von der leztern liefert die 12. Figur auf der III. Tafel einen Abris, worinnen vorgeſtellet ſind: Die Joͤcher a. a, die nur 1 bis 1½ Achtel von einander liegen; Die Heidhoͤlzer b. b. b. b, die unter den Joͤchern, und ein Lachter von einander liegen, dabei aber ein Stuͤk Wegs in das Geſtein gehen; Die Pfaͤhle c. c, die aus drei Zoll dikken Stangen zubereitet ſind; Die Wandruthen d. d. d. d, wovon dieienige, die zwiſchen den Heidhoͤlzern an den Enden befindlich ſind, 6 Lachter lang und angeſtoſen, die mittlere aber nur 3 Lach - ter lang und zuſammen geſtoſen ſind; Die Stempel e. e, zwiſchen den Wandruthen, damit ſich dieſelbe nicht zuſammen drukken und verſchieben koͤnnen; und die Tragſtem - pel f. f. f. f. f. f, die 6 Lachter von einander, und unter die Joͤcher und Heidhoͤlzer, aber in das Geſtein hinausgelegt ſind, damit ſich die Zimmerung nicht ſezzen koͤnne. Die Pfaͤndkeile, welche aus kleinen Kloͤzzern beſtehen, die zwiſchen die Wandruthen und die Joͤcher getrieben werden, damit alles an einander liegen, und ſich die Joͤcher nicht drukken moͤgen, habe ich in dieſer kleinen Zeichnung mit Deutlichkeit nicht vorſtellen koͤnnen: Jch habe ſie aber hiermit doch beſchreiben und anzeigen wollen. Jm Mehre - ren will ich auch, ſo viel die Zimmerung angehet, noch dieſes bemerken, daß in denen Treibſchaͤchten verſchidene Schoßbuͤhnen gemacht werden, damit die Kette, wann ſie entzwei bricht, nicht ganz bis auf die Sohle des Schachts fallen, ſondern auf ihnen wieder bequem zuſammen gemacht werden koͤnne.
Bei der Verzimmerung muß ich dieſes im Uibrigen, als etwas Beſonderes anfuͤhren, daß ſich der Atramentſtein, von dem, was die Waſſer in ihn fuͤhren, ſehr ausdehnet, und zu wachſen an - faͤngt, wie es die Bergleute nennen, daher es dann geſchiehet, daß er das Holz in den Strekken zuſammen drukket.
Da das Holz, welches zu dem Grubenbau gebraucht wird, ſehr ſchwer iſt: So wird daſſelbe durch Huͤlfe einer ſo genanten Bremſe in die Gruben gehengt, die ich Taf. IIII. fig. 13 vorſtelle. Jhre Struktur iſt dieſe: a und b ſind die Bremſen, die bei c. c in Naͤgeln beweglich, bei d aber mit Sponten oder Futterhoͤlzern verſehen ſind,und99von dem rammelsberger Silber-Kupfer - und Bleibergwerk bei Gosl. und durch den Hebel e zuſammen gedrukt werden koͤnnen, damit das zwiſchen ihnen ſte - hende und mit einer Welle verſehene Rad g. h mit dem bei f unter einer Rolle an ein Seil gehengtes Holz nicht laufen, ſondern langſam herumgehen moͤge, wobei man dann das Gehoͤlze bequem in die Grube hengen kan.
Weil die Raͤume, in denen die Erze gewonnen werden, ſehr gros ſind, und durch das Feuerſezzen, und die daher entſtehende Verduͤnnung der Luft, der Zug der Wetter befoͤrdert wird: So fallen auch bei dieſem Bau ſelten boͤſe Wetter vor. Man gebrau - chet daher wenig oder gar keine Wettermaſchinen. Es doͤrfen aber dabei viele Strekken aus der Urſache nicht verſtuͤrzt werden, damit man die Wetter erhalten, und die Braͤnde nicht ausgehen, folglich beſſer brennen moͤgen. Geſchiehet es im Gegenteil dennoch, daß an dem einen, oder dem andern Ort boͤſe Wetter einfallen, und es entſtehet ein Man - gel in dem Zug der Luft: So loͤſet man dieſelbe mit Durchſchlaͤgen, und Uiberſichbre - chen. Jenes geſchiehet, wann man das Mittel zweier in einer Horizontallinie getrie - bene Strekken mit einem dritten Ort durchfaͤhret; Dieſes aber, wann man das Mittel zweier uͤber einander getriebenen Strekken mit einem Uiberſichbrechen, oder einem uͤber dem Scheitel getriebenen Ort durchſchneidet.
Jn dem 4. und 5. §. habe ich ſchon angefuͤhret, daß man in dieſer Abſicht verſchie - dene Stollen und Kuͤnſten gebauet hat. Beide habe ich ſchon beſchrieben, von den leztern will ich aber nunmehr etwas weitlaͤuftiger reden. Das Rad an der erſten und der oberſten Kunſt iſt 27 -, das an der andern 26 -, und das an der dritten 24 Fus hoch. Damit die Welle um deſto dauerhafter ſein moͤge: So ſind die Arme um ſie herum geleget. Jhre Geſtaͤnge, die mit Kammen, oder Schloſſen, wie man ſie nen - net, an einander gehengt, und mit Ringen, und zwei durch die Schloſſe gehenden Schrauben befeſtiget ſind, hengen mit gerad aufſtehenden Zwingen, und auf eben die Art zuſammen, wie die Geſtaͤnge an der Treibkunſt, Taf. V. fig. 15, wovon ich in dem 25. §. mehr handeln werde. Die erſtere hat 5 Fus Hub, und 5 Pompen, die man Saͤzze nennet, die andere 4 Fus Hub, und 15 Saͤzze, und die dritte 4 Fus Hub, und 8 Saͤzze. Die Saͤzze ſind 8 bis 11 Zoll weit, und ſie heben bis an den Ausguß 5 Lach - ter hoch. Die Kuͤnſte ſchieben alle drei, durch die obere, die mittlere, und die untereN 2Kunſt -100Das achte StuͤkKunſtſtrekke in einen, in den ſo genanten Bolgenſchacht. Die Waſſer heben ſie bei 40 Lachter hoch, und bis auf den tiefen, den Auguſtfortunatusſtollen. Bei alle dieſem ſtehen aber ſtets zwei Saͤzze neben einander, und einer hebt dem andern die Waſſer zu.
Es iſt merkwuͤrdig, daß das Gehoͤlz in den Gruden nicht ſo leicht, als wie an dem Tag ver - ſaulet, weil die vitriliſche Waſſer daſſelbe vor der Faͤulnis bewahren (§. 11.).
Es wollen einige unter den Bergwerkskuͤndigern die Kuͤnſte, welche doppelte Schwingen ha - ben, denen, die mit Leitarmen verſehen ſind, um deswillen vorziehen, weil ſie dafuͤrhalten, daß iene viel leichter gehen, indem ſich die Geſtaͤnge in dem Schub und dem Hub einander beſſer das Gleichgewicht halten. Es iſt wahr, daß ſich die Maſchinen um deſto leichter bewegen, ie einfoͤr - miger ihre Bewegung iſt, und es iſt auch nicht zu leugnen, daß bei denen mit doppelten Schwin - gen das eine Geſtaͤnge ziehen hilft, wann das andere in dem Hub iſt: Da aber dieſes nur in dem Fall ſtatt haben kan, wann das Geſtaͤnge ſo vorgerichtet iſt, daß es uͤber den Horizont in die Hoͤhe ſteigen muß; So iſt auch iener Grund nicht allgemein.
Das Beſondere, was ich bei dieſen Maſchinen noch anzumerken vor noͤtig finde, das iſt die - ſes, daß die Geſtaͤnge aus ſehr ſchwachen Stangen beſtehen, wodurch, wegen der geringern Schwere, nicht nur viele Laſt, ſondern auch das unnoͤtige Anteiben vermieden wird.
Man bedienet ſich in dieſer Abſicht der Pferdegaipel, und der Treibkuͤnſte. Den er - ſtern habe ich Taf. IIII. fig. 14, die andere aber Taf. V. fig. 15. vorgeſtellet. Jn dem nachfolgendem 24 und 25. §. will ich ihre Struktur und die Art ihrer Bewe - gung genauer beſchreiben.
Die Teile des Ros - oder des Pferdegaipels ſind folgende: Die Korbe a. b, die 8 Fus hoch iſt, und 5 Lachter in dem Umkreis betraͤgt; Die Stoͤkke a. c, worauf ſich die Kette, oder das eiſerne Seil aufwikkelt, die 8 Zoll weit von einander ſtehen, 4 bis 5 Zoll dik und 6 Zoll breit ſind, etwas uͤber die Kraͤnze hervor gehen, und an die Arme feſt gemacht ſind, welche uͤber das Kreuz um die Welle gehen; Die Welle ſelbſt, die bei d mit einem Hakken - oder Winkelzapfen, Taf. IIII. fig. A, verſehen iſt, damit die - ſelbe durch einen Bleuelzapfen nicht zu ſehr verlocht werden moͤge, wodurch ſie durch dieauf101von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. auf ihr liegende Laſt leicht ſpringen koͤnte; Der Schuh f. g, in welchem die Welle bei e in einer Pfanne beweglich iſt, der durch die daruͤber liegende Kreuzze, die an die vier Hauptſpiesbaͤume des Gaipels angebeſſert, und mit eiſernen Naͤgeln feſt gemacht ſind, mittelſt der Balken f. h, und g. i, ie nachdem es die Umſtaͤnde erheiſchen, herauf und herunter geſchoben werden kan; Der Schwengbaum k. l, der aus zwei Balken beſte - het, in die Welle der Korbe eingelaſſen, in der Mitte aber mit einem Futterholz ausge - fuͤttert, und durch kleine Stoͤkger m. m. m. m. m. m, und die daran befindliche kleine Keile zuſammen geſchloſſen iſt, nebſt dem Stuhle oder dem Siz des Fuhrmanns n, der Deichſel o, und eines bei p beweglichen eiſernen Stabs, welchen der Fuhrmann in dem Ruͤkken auf die Erde niederſezzet, damit der Stos von der gegenſeitigen Wendung der Maſchine nicht ſo viel auf die Pferde wirken koͤnne; Die um den Korb gelegte Ketten, oder eiſerne Seile q r, und s. t, wovon die eine links, die andere aber rechts aufgewik - kelt iſt, damit die eine Tonne, wovon 1¼ Tonne eine Scherbe machen (§. 17.), in die Grube hinein, die andere u aber herausgehen moͤge; Die kleine Walzen v. v. v. v. v. v, die auf Stegbaͤumen liegen, welche durch geradaufſtehende Balken an dem Gaipel feſt gemacht ſind, auf denen ſich dann die Kette in dem Auf - und Niedergehen auflegen kan; und die Rollen r und t, woruͤber die Ketten in den Schacht gehen, die 26 bis 30 Zoll hoch ſind. Uiber dis gehet auch in dem Korb eine Fahrt oder eine Leiter hinauf, damit man darinnen in die Hoͤhe kommen koͤnne. Damit aber auch noch ferner kein Ungluͤk entſtehen moͤge, wann der Nagel an der Deichſel etwa abbrechen ſolte: So iſt dieſelbe, wie die Figur zeiget, noch einmal mit einer Kette, die ganz los iſt, an den Schwengbaum angehengt, zu dem Stuͤrzen der Tonnen aber iſt an den Schacht ein Kloz geleget, worauf der Stuͤrzer ſtehet, der durch Huͤlfe der Stuͤrzſchuͤrze w und x, die er unten in den Ring der Tonne einhengt, und ein wenig ruͤkwaͤrts treiben laͤſſet, ausſtuͤrzet. Soll mit dieſer Maſchine getrieben, und die Foͤrderung der Mineralien be - werkſtelliget werden; So ſpant der Fuhrmann, wann die Mineralien aus Erzen beſte - hen, drei -, wann ſie aber Berge ausmachen, nur zwei Pferde an, und faͤhrt ſo lang einen Weg, und in dem Kreis herum, bis die gefuͤlte Tonne heraus iſt, da er alsbald den eiſernen Stab p hinter ſich auf die Erde fallen laͤſt: So bald die herausgetriebene Tonne von dem Stuͤrzer geſtuͤrzt iſt; So wendet er, und faͤhrt den andern Weg herum, damit die waͤhrend dem vorigen Treiben in den Schacht gegangene Tonne herausgehen moͤge, da er alsdann, ſo bald dieſes geſchehen iſt, das Hemeiſen wieder vorſezzet, und die Tonne geſtuͤrzt wird. Mit dieſem vor - und ruͤkwaͤrts Fahren haͤlt nun dieſer Fuhr - mann ſo lang an, bis er ein Treiben von 72 Scherben heraus getrieben hat.
Die Treibkunſt iſt ebenwol aus ſehr vielen Stuͤkken zuſammen geſezt, und die ſind dieſe: Das Kehrrad a. b, das rechts und links geſchaufelt iſt; Das Bremsrad c. d, auf der Welle des Kehrrads, welches von eben der Beſchaffenheit iſt, wie das Rad, welches ich §. 20. beſchrieben habe, auſer daß die obere Bremſe nicht gezogen, ſondern durch den Hebel e zuſammen gedrukt wird; Der Schuͤzkaſten f. g, mit den drei Schuͤz - ſtangen h. i. k, die beinahe in ihrer halben Laͤnge, doch ſo in einer Axe beweglich ſind,N 3daß102Das achte Stuͤkdaß die an der Schuͤzze befindliche Teile, woran die Schuzbretter bei l in einem Gewerbe bewegt werden, etwas ſchwerer ſind, damit ſie um deſto leichter auf - und niedergeſcho - ben werden koͤnnen, und ſich nich tzwaͤngen moͤgen; Die Korbſtangen, oder die Bleuel m und n, wovon der erſte in eine horizontal liegende mit einer gerad aufſtehenden Welle o verſehene Schwinge von da, aus q aber wieder in eine uͤber ſich ſtehende Schwinge r greifet; Die kleine Schwingen s. t, und die daran befeſtigte, und in Naͤgeln beweg - liche Felggeſtaͤnge; Die an dem Korb liegende horizontale und geradaufſtehende Zwingen u. v, nebſt den Korbſtangen w. w, an dem Korb x mit ſeinen Krummenza - pfen, der zwei Lachter in dem Umkreis betraͤgt, worauf ſich dann die Seiler, das eine links, das andere aber rechts, uͤber die Rollen g. g, mit der Tonne z aus dem Schacht aufwikkelt; und der Treibſchacht, der etwas flach gemacht ſein muß, damit die Tonne nicht untergreifen, ſondern etwas aufliegen koͤnne, nebſt den Stuͤrzeſchuͤrzen 4 und 5, welche in den Ring an dem Boden der Tonne gehengt werden, damit ein auf dem Kloz 6 ſtehender Mann die Tonne ſtuͤrzen koͤnne. Das Hauptſaͤchlichſte, worauf man bei dieſer Maſchine zu ſehen hat, das iſt dieſes: Daß ſo wol die Korbſtangen an die Kor - ben in einem Winkel von 90 Graden angehengt, als auch alle uͤbrige Teile des Feldge - ſtaͤnges in einem ſolchen Winkel mit einander verknuͤpft werden, damit in der Maſchine kein unnoͤtiges Anreiben, oder gar Stuͤkker und Bruͤche entſtehen moͤgen. Die Korb - zapfen muͤſſen zugleich auch ſo auf einander gerichtet werden, daß ſie in ihrer Stellung einen Quadranten ausmachen, und folglich der eine perpendicular, der andere aber hori - zontal ſtehet, wobei dann der eine der Laſt des andern um deſto eher zu Huͤlfe kommen, und eine einfoͤrmigere Bewegung hervorgebracht werden kan. Der Treibeſchacht muß zugleich etwas flach abgeſinkt werden, damit die Tonnen nicht untergreifen, ſondern aufliegen koͤnnen. Damit man nun auch wiſſen koͤnne, wann an - und abgeſchuͤzt wer - den, und die Tonne hinein, oder heraus gehen ſoll: So iſt aus dem Schachte heraus ein Klopfgeſtaͤnge A gemacht, durch welches man dem Stuͤrzer mit dem Hammer ein Zeichen geben kan. Weil aber auch der Schuͤzzer, der unten bei dem Rad iſt, dieſes Zeichen wiſſen muß, damit er ſich in dem An - und Abſchuͤzzen darnach richten koͤnne: So iſt ein anderes Klopfgeſtaͤnge B, unter dem Feldgeſtaͤnge her an die Stroßbaͤume, oder die Stege befeſtiget, worauf die Zwingen liegen, durch welches dann von dem Stuͤrzer zum zweitenmal gekloft werden kan. Um des Raums, und der Verwirrung willen, habe ich dieſe kleine Huͤlfsmaſchinen alleine vorgeſtellet, aus eben der Urſache habe ich aber auch die Treibekunſt ſelbſt nicht nach ihrer wahren Laͤnge, ſondern ver - kuͤrzt, iedoch nach ihren Hauptbruͤchen und Winkeln dargeſtelt. Damit endlich der Schuͤzzer etwas eher wiſſen moͤge, als geklopft wird, wann die Tonne heraus komt; So ſtehet inwendig in der Schuͤzkammer noch ein beſonderer Weiſer C, welcher von der Beſchaffenheit iſt: a und b ſind auſer dem Bau uͤber dem Rad befindliche Stangen, wovon die eine a bei 1 an die Hauptſchwinge r die andere b aber bei 2 an die Schwinge p der Treibkunſt angehengt iſt; c und e ſind kleine Schwingen, die kleine Wellen haben, wie die Figur zeigt, woran iene Stangen gehengt ſind; f und d aber ſind wieder andre kleine Schwingen auf eben den Wellen, die durch die kleine Stangen o und p, und zwei Zoll hohe zu beiden Seiten liegende Krummezapfen, eine kleine Welle q mit einem Kumpf von drei Stoͤkken treiben, der in ein Stirnrad g von 21 Zaͤhnen -, deſſen Kumpf von 3Stoͤkken103von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. Stoͤkken aber wieder in ein anderes Stirnrad h von 30 Zaͤhnen greifet, an deſſen Welle dann der an den aus 200 Umgaͤngen beſtehenden Zifferblat befindliche Weiſer i feſt gemacht iſt, der von einem Strichen bis zu dem andern einen Herumgang der Maſchine anzeiget, der 2 Lachter betraͤgt. Es iſt auſer dieſem zugleich an der Welle des Stirnrads h noch ein Schwungrad k befeſtiget, woran etliche Zapfen befindlich ſind, welches die Haͤm - mer l und m treibet, damit der Stuͤrzer, wann er nicht auf den Weiſer geſehen hat, hoͤren moͤge, wann dieſe oder iene Tonne heraus iſt. Uibrigens muß man bei dieſer Maſchine noch dieſe Fuͤrſicht gebrauchen, daß man die krumme Zapfen in den Qua - dranten und eben ſo ſtellet, wie die Zapfen an der Treibkunſt, und daß man hierauf alle ihre Teile in dem rechten Winkel mit einander verknuͤpft.
Wie dieſe Maſchine gebraucht wird, das wollen wir nunmehr auch zeigen, da wir ihre Zuſammenſezzung beſchrieben haben. Wann Erze zu Tag getrieben werden ſollen: So ſchuͤzzet der Schuͤzzer die eine Schuͤzze an, und laͤſſet das Rad ſo lange herum ge - hen, bis er an dem Weiſer ſiehet, daß die eine Tonne heraus iſt, da er dann alsbald das Rad bremſet, und wieder abſchuͤzzet. Jſt dieſes geſchehen, und die herausgekom - mene Tonne geſtuͤrzt, die andere in der Grube aber gefuͤlt, und darauf geklopft wor - den: So ſchuͤzzet er die andere Seite an, und laͤſſet das Rad verkehrt, und den andern Weg ſo lang herumlaufen, bis auch dieſe Tonne heraus iſt, welches er ebenwol an dem Weiſer ſiehet, worauf er dann das Rad wieder bremſet, und abſchuͤzzet, hernachmals aber, wann auch dieſe Tonne wieder geſtuͤrzt, die andere aber gefuͤlt iſt, die vorige Schuͤzze wieder ziehet, und ſo ſtets fort durch das Ab - und Anſchuͤzzen das Rad ruͤk - und vor - waͤrts laufen laͤſſet. Es wird dieſem nach die uͤber dem Rad befindliche dritte Schuͤzze k gar nicht gebrauchet: Denn ſie dienet nur dazu, daß man die uͤberfluͤſſige Waſſer, durch eine ſo genante Fehllutte 3, abſchuͤzzen koͤnne, damit dieſelbe in dem Winter nicht uͤber das Rad laufen, und Eis anſezzen moͤgen: Dieſem ohngeachtet aber iſt auſſer dem Bau an dem Fluder noch eine andere Fehllutte, durch welche die uͤberfluͤſſige Waſ - ſer wegfallen koͤnnen, die dann, wie ich Taf. V. fig. 16. vorgeſtelt und §. 5. geſchrieben habe, von k nach g, und in den Graben flieſen, der auf die Kuͤnſte unter der Erde gehet.
Bei denen Treibkuͤnſten kan die Frage aufgeworfen werden, ob eine dikke oder eine duͤnne Korbe, worauf ſich das Seil aufwikkelt, eine leichtere und vorteilhaftere Bewegung hervorbringet? Wann man bei dieſer Frage auf die Geſezze der Mechanik zuruͤkgehet; So iſt es wahr, daß durch eine dikke oder eine gefuͤtterte Korbe die Entfernung der Laſt vermehrt, und folglich mehr Auf - ſchlagwaſſer erfordert, oder in deren Ermangelung, eine langſamere Bewegung der Maſchine verurſacht werden muß, und daß man daher mit einer duͤnnen Korbe, bei geringen Aufſchlagwaſ - ſern, viel eher ſeinen Zwek erreichen koͤnne: Wann man hingegen aber auch betrachtet, daß eine dikke Korbe viel mehr, als eine duͤnne auf einen Herumgang aufwikkelt, und daß daher die Tonne eher zu Tag komt, folglich auch an der Zeit erſpahrt wird; So wird man auch in dem Fall, wann an Aufſchlagwaſſern kein Mangel iſt, um ſo mehr eine dikke Korbe erwaͤhlen koͤnnen, weil das Seil nicht ſo oft umſchlungen werden muß, wobei es viel laͤnger gehen kan.
Das Markſcheiden wird auch hier, wie ich ſchon mehrmal gemeldet habe, mit der Kette, dem Gradbogen, und dem Kompas verrichtet.
Das Maas, deſſen man ſich, zu der Beſtimmung der unbekanten Groͤſen, bei der Ausuͤbung dieſer Wiſſenſchaft bedienet, beſtehet in einer angenommenen Laͤnge von 6 Fus und 8 Zoll, die man ein Lachter nennet. Es wird in acht gleiche Teile getei - let, wovon ein Teil ein Achtel, der zehnte Teil eines Achtels aber ein Zoll genennet wird u. ſ. w. (1 St. §. 21.). Eine nach der Laͤnge und nach dem Winkel mit dem Ho - rizont gemeſſene Laͤnge nent man einen Zug. Siehet man dieſe Laͤnge, als die Hypo - thenuſa eines rechtwinkelichten Triangels an: So kan man ſich auch dabei die Catheti leicht vorſtellen, wovon der, welcher dem Horizont parallel iſt, die Sohle, der aber, der auf ihm perpendicular ſtehet, die Seigerteufe genennet wird. Gar oft iſt es noͤtig, daß man dieſe Groͤſen auf eine leichte Art finden muß. Weil man nun in dem gemeſ - ſenen Zug die Donlaͤgeſchnur, und einen Winkel weis, in dem rechtwinkelichten Trian - gel aber ein Winkel von 90 Graden bekant iſt, und folglich der dritte in einem ſolchen Triangel durch die Abziehung gefunden werden kan, wann man nemlich den einen ſpizzen Winkel von 90 abziehet, da dann der verlangte uͤbrig bleibet: So kan man auch durch Huͤlfe der Trigonometrie die Sohle und die Seigerteufe leicht finden, wann man mittelſt der Sinuum von den Winkeln auf die ihnen entgegen ſtehende Seiten ſchlieſet. Man hat daher, da man ſich hierzu der Sinustafeln bedienen kan, aus die - ſen andern Tafeln nach dem Lachtermaas ausgerechnet, die man zu der Ausrechnung der Zuͤge mit gutem Vorteil gebrauchet. Aus dem hier gegebenen ſehr kurzen und unvoll - ſtaͤndigen Begrif dieſer Wiſſenſchaft iſt alſo ſo viel klar, daß die dabei vorkommende Rechnungen groͤſten Teils auf der Lehre von dem rechtwinkelichten Dreiek beruhen.
Viele Markſcheidertabellen werden bei Bergwerken nur nachgeſchrieben, und auf eine mecha - niſche Art gebrauchet: Soll man ihnen aber trauen doͤrfen; So muß man ſie ſelbſt berechnen, und ihre Richtigkeit unterſuchen koͤnnen.
Da die Erze zu ſehr mit einander vermiſcht, und allzufeſt ſind: So koͤnnen ſie we - der mit Scheidehaͤmmern geſchieden, noch gepocht und gewaſchen werden. Sie werden daher, wie ich ſchon in dem 18. §. gemeldet habe, von denen Stuͤrzern ausgele - ſen und ſortiret, folglich eine iede Art beſonders ausgehalten. Weil aber dieſe Arbeiter bei denen Treiben, wobei ſie die Erze nur in dem Groben aushalten, ſo viele Zeit nicht haben, daß ſie die, durch das Feuerſezzen unkentbar gemachte Erze, anſchlagen, und rein aushalten koͤnnen: So werden dieſelbe noch einmal von den Bergleuten in den Nebenſchichten durchſuchet, und gehoͤrig angeſchlagen, damit ſie ſolche kennen, und ein iedes Erz zu ſeiner Art und allein werfen koͤnnen, wobei ſie dann dreierlei Arten des Erzes aushalten, als nemlich: Blei - und Silbererze, Kupfererze, und Schwefelerze. Bei dem Sortiren dieſer Erze muͤſſen die Bergleute dieſe Regel in Acht nehmen, daß ſie dieienige, welche mehr aus Kupfer - als aus Bleierzen beſtehen, zu den Kupfererzen, die aber zu den Bleierzen werfen, welche mehr aus Blei - als aus Kupfererzen zuſammen - gehaͤuft ſind. Da es inzwiſchen bei alle der Vorſicht, die man bei dem Aushalten die - ſer Erze gebrauchet, dennoch geſchiehet, daß dieſelbe nicht rein genug ausgehalten wer - den koͤnnen: So werden ſie auf der Huͤtte noch einmal durchſuchet.
Die kleine Erzſtuͤkger, welche die Braͤnde heben, koͤnnen mit der Hand nicht wol ausgehalten werden. Sie werden daher in einem Sumpf unter einer Stuͤrze geſpuͤh - let, wobei die Berge herausgeworfen, die groͤbere Stuͤkker des Erzes aber ausgehalten werden, damit man das kleine Erz, das oben auf die Roͤſte komt, wie ich §. 31. zeige, allein bekommen moͤge.
Die Erze, welche in dem Rammelsberg brechen, ſind mit mancherlei, und ganz von einander unterſchiedenen Mineralien vermiſcht, worunter der Schwefel und der Arſenik einen gar groſen Teil ausmacht (§. 13.). Da nun die Erfahrung lehret, daß die Schmelzen ſehr unrein und hizzig werden, und daß die Scheidung der Metalle von den Erdarten auf eine wenigere vorteilhaftere Art bewirkt werden kan, wann man nicht zuvor die feuerfluͤchtige Mineralien aus den Erzen heraustreibet, und dieſelbe dadurch zugleich milder machet: So muͤſſen alle Arten des Erzes vor dem Schmelzen geroͤſtet werden. Man machet aber an dieſem Ort zweierlei Roͤſte, welche in Kupfer - und in Bleiroͤſten beſtehen. Zu den leztern nimt man zugleich auch die Schwefelkieſe, weil mit ihnen noch ein wenig Bleierz vermiſcht iſt, von beiden Arten der Roͤſte aber faͤngt man den Schwefel auf eine beſondere Art auf, die ich in dem Nachfolgenden alsbald bekant machen werde.
Die Verfahrungsart bei dem Roͤſten des Bleierzes, und dem Auffangen des Schwe - fels iſt dieſe:
Weil der kleine Roſt ſchon beſſer angeroͤſtet iſt, als der groͤbere, indem er ſonſt nicht in klei - ne Stuͤkker zerfallen ſein wurde: So wird er unten in den Roſt gebracht, wo er weniger Hizze bekomt, als der groͤbere, der in der Mitte und oben befindlich iſt.
Zu dem Ausbeſſern der Schwefeltiegel kan man, an ſtatt des Vitriolkleins, auch Erzklein ge - brauchen, es darf aber kein ſchon wirklich klein geroͤſtetes Erz ſein, indem die Hizze durch daſſelbe durchgehet, wobei ſich dann der Schwefel, weil er verbrent, nicht ſtellen kan.
Die Bleierze werden aus der Urſache nur dreimal geroͤſtet, weil man durch die Erfah - rung ausgemacht hat, daß zu viele Metalle in der Schlakke mit fortgehen, wann man ſie mehrmal roͤſtet.
Vor noch nicht langen Jahren war man Willens die Erze zu brennen. Man richtete daher einen Brennofen mit zwei Herden vor, wovon der eine etwas hoͤher, als der andere lage. Man bauete auch zu dem Pochen der Erze ein Pochwerk, wobei die Welle durch zwei Kunſtgeſtaͤnge, mittelſt Krummerzapfen, getrieben wurde, es blieb aber dieſes Vorhaben als - bald wieder liegen.
Warum man die Schwefelkieſe unter die Bleierze miſchet, das ſehe ich nicht ein: Denn da alle Schwefelkieſe viel Eiſen halten; So machen ſie auch die Schmelzen hizzg und unrein, wobei nicht wenig Blei verlohren gehet. Es moͤgten ſich daher dieſe Erze viel eher zu den Kupfer -, als den Bleierzen ſchikken. Man behauptet inzwiſchen bei den Huͤtten eine ganz andere Meinung: Man glaubt, daß der in den Schwefelkieſen befindliche Schwefel das Ei - ſen in den Bleierzen verzehrte, wobei dann die Schmelzen weniger unrein und hizzig giengen. Wer weis es aber nicht, daß ſelbſt der Schwefelkies viel Eiſen enthaͤlt?
Da man ſchon ſeit langen Jahren wahrgenommen hat, daß die Bleierze einen weiſen Vitriol bei ſich fuͤhren: So werden auch dieſelbe nach dem Roͤſten ausgelau - get, aus welcher Lauge dann der weiſe Vitriol geſotten wird. Das dabei gewoͤhn - liche Auslaugen geſchiehet auf die nachfolgende Art. Es wird der Roſt, der noch gluͤend ſein muß, wann der Schwefelfang vorbei iſt, angebrochen, und 40 bis 50 Centner in eine Buͤtte gelaufen, die mit Waſſer angefuͤlt iſt. Damit das Waſſer den Vitriol in den Erzen aufloͤſen, und aus dieſen herausziehen, und in ſich nehmen moͤge;So109von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. ꝛc. So wird der Roſt in der Buͤtte 24 Stunden ſtehen gelaſſen, worauf die Lauge in eine andere Buͤtte gegoſſen wird: Weil dieſe aber noch nicht ſtark genug iſt; So wird noch einmal ſo viel Roſt hinein gelaufen, als wie vorher, da ſie dann, nach geſchehener Extraction des Vitriols, in eine andere Buͤtte abgezapfet, und hernachmals in Faſ - ſern auf die Vitriolhoͤfe geſchaft wird.
Ob der weiſe Vitriol von dem Bleierz, oder dem in ihm befindlichen Zink herruͤhre? das iſt eine Frage, die man weder auf der einen noch auf der andern Seite mit Ja beant - wortet. So viel will man inzwiſchen bemerkt haben, daß die ausgelaugte Bleiroͤſte bei dem Schmelzen noch eben ſo viel, und faſt noch mehreren Zink geben, als die nicht ausgelaugte.
Die Kupfererze werden auf die zuvor beſchriebene Art, und dreimal geroͤſtet, man faͤngt aber bey ihnen mehr Schwefel, als wie bei den Bleierzen.
Um der Urſach willen, die ich §. 31. in der 3. Anm. gezeigt habe, roͤſtet man ſie ebenwol nur dreimal.
Es fuͤhren auch dieſe Erze einen Vitriol bei ſich, der aber blau iſt. Er wird auf die nemliche Art ausgelauget, wie der weiſe, wovon ich §. 32. weitlaͤuftiger gehandelt habe.
Die Bleiroͤſte werden in einem kleinen Ofen uͤber den Tiegel geſchmolzen. Es iſt aber dieſer Ofen 5 Fus hoch, 3 Fus lang, und in der Brandmauer 2 Fus -, vorn in der halben Hoͤhe der Vorwand aber nur 8 Zoll weit, wobei er oben und unten in der Vorwand zu beiden Seiten eine kleine Schmiege, wie einen Ab - und Anlauf, hat, der oben etwas laͤnger, als wie unten iſt. Die Form gehet beinahe 6 Zoll in den Ofen, und ſie liegt 10 bis 12 Zoll uͤber dem Tiegel, wann der Ofen zugemacht iſt, uͤber dem Auge aber nur 6 bis 8 Zoll. Sollen auf dieſem Ofen Bleiroͤſte geſchmolzen werden: So nimt man dabei folgende Regeln in Acht.
Man fuͤhret bei dieſer Schmelzart keine Naſe, die aus einer Kruſte von Schlakken beſtehet, welche ſich uͤber der Form anſezzet, worauf das Geſchmelze ruhen, und nicht ſo gleich roh vor das Geblaͤſe kommen kan, ſondern man bricht dieſelbe fleiſig weg, eben daher gehet aber auch die Form, die dabei ſo leicht nicht verbrennen und weggehen kan, 6 Zoll in den Ofen. Damit man inzwiſchen wiſſen moͤge, wie viel der Ofen tragen koͤnne, ob naͤmlich zu ſchwer oder zu leicht ge - ſezzet worden: So laͤſt man dieſelbe zuweiln etwas anlaufen. Findet man hierbei, daß die Naſe waͤchſet, und laͤnger wird; So iſt zu ſchwer geſezzet worden: Wann ſie hingegen abnimt, oder ganz weggehet; So hat man zu leicht geſezzet. Die Hoͤhe der Form ſoll nicht auf allen Oefen gleich hoch liegen, ob man ſchon ein - vor allemal bei ihr darauf ſiehet, daß ſie nicht uͤber den Zinkſtuhl, ſondern gerad auf die Schaͤrfe deſſelben blaͤſet, damit der Zink von dem Geblaͤſe um deſto weniger angegriffen, und nicht verbrent werden koͤnne. Auſer dieſem findet man bei einigen Oefen in der Lage der Form auch noch darinnen einen Unterſcheid, daß ſie nicht ſchuͤſſig, ſondern entweder waagerecht liegt, oder etliche Grade uͤber ſich, iedoch in allen Faͤllen unter den Zinkſtuhl blaͤſet.
Damit der Zink, der ein mattes, ſproͤdes und weiſes metalliſches, aber ſehr verbrenliches Weſen iſt, nicht zu lang in dem Feuer ſtehen, und verbrennen moͤge: So mauert man bei einigen Oefen von dem Zinkſtuhl zur Seite des Ofens, durch die Vorwand, eine eiſerne kleine Roͤhre, die in eine zur Seite ſtehende Pfanne gehet, wodurch der Zink aus dem Ofen laufen kan. Man bezahlt dabei denen Schmelzern und Vorlaͤufern vor ein iedes Pfund Zink, das man bei dem Schmelzen erhaͤlt, zugleich zwei Mariengroſchen, damit ſie um deſto mehr auf die Erhaltung dieſes Metalls bedacht ſein moͤgen. Der Vorrath des Zinkes iſt bei alle dem ſehr gros, und es iſt Schade, daß man von ihm noch keinen ſonderlichen Gebrauch zu machen weis. Er kan zwar zu verſchiedenen metalliſchen Zuſammenſezzungen, und zu dem Meſſingmachen gebraucht werden, in beiden Faͤllen aber ſchaft er wenig Nuzzen, weil man in dem erſten wenig vonnoͤten hat, in dem andern aber den Preis des Meſſings erhoͤhen wuͤrde, indem man den Centner Zink zu 12 und16 Tha -112Das achte Stuͤk16 Thaler anſchlaͤget. Jn dem Feuer erzeigt er ſich, wie eine Koboltsſpeiſe, und er iſt vielleicht zu den Gemengen zu gebrauchen, um den Blaufarben einen gewiſſen Anſchein zu geben.
Die oberhaarzer Schlakken bringen bei dem Schmelzen einen gedoppelten Nuzzen: Denn da ſie ſtrenge ſind; So wird der geſchwinde Durchgang des heisgraͤdigen Roſtes verhindert, wobei er weniger hizzig gehen, und nicht ſchwuͤhlen kan: Weil ſie aber auch zugleich gehaltig ſind, und 18, 20 bis 22 Pfund Blei halten; So erhaͤlt man dabei einen Zuwachs an dem Metall. Der zu dem Zuſchlag gebraucht werdende Herd, welcher etwas ſtreng iſt, wird zwar ebenwol aus der Urſach mit vorgeſchlagen, damit der Roſt weniger hizzig gehen moͤge, man ſchlaͤgt ihn aber hauptſaͤchlich um deswillen mit zu, damit er ohne beſondere Koſten geſchmolzen, und die in ihm befindliche Silber herausgezogen werden moͤgen.
Da in den geroͤſteten Erzen noch vieler Arſenik, und andere in dem Feuer ſehr gaͤhrende Mi - neralien befindlich ſind: So gehet auch die Schlakke uͤberaus hizzig, und faſt hizziger, als eine Roſtſchlakke, die von den Kupferſteinen faͤllet. Sie kan daher, denen gehabten Erfahrungen zu Folge, unmoͤglich rein ſein, und ſie muß noch Blei, Kupfer, und Silber halten. Was liegt aber daran? Man verlanget, daß das in den Bleierzen befindliche Kupfer in der Schlakke mit fort - gehen ſoll, weil es bei den Bleien, oder den Werken, die es boͤs, unartig, und ſproͤd machet, keinen Vorteil bringet, ob man daſſelbe ſchon gar leicht, durch die Seigerung, von den Bleien ſcheiden koͤnte. Es iſt genug, daß die Schlakken ſehr viel Eiſen, aber auch zugleich noch einige Pfund Kupfer und Blei halten, woraus man an andern Orten noch einigen Nuzzen ſchaffen wuͤrde.
Daß der Zink aus den in den Erzen befindlichen Blenden herruͤhre, das iſt nicht ohne Grund, weiln man aus dieſem Mineral nicht nur Zink machen, ſondern daſſelbe auch, ſtatt des Gall - meies, zu dem Meſſingmachen gebrauchen kan.
Die Kupferroͤſte werden auf einem gewoͤhnlichen Krumofen geſchmolzen, in dem die Form aus dem Tiegel 14 -, von dem Auge an gerechnet aber nur 6 Zoll hoch lieget. Das Schmelzen bei dieſer Art der Erze iſt folgendes.
Da man bei den hohen Oefen gar viel an der Zeit und an denen Kohlen erſpahren kan: So wuͤrde ich meines Orts alle Krumoͤfen abſchaffen, und auf den wenigen Zink, der dabei erhalten wird, gar keine Ruͤkſicht nehmen. Jch wuͤrde zugleich auch verſuchen, ob man mehr Vorteil davon haͤtte, wann man die Erze nicht roͤſtete und keinen Schwefel finge.
Die von dem Kupferſchmelzen fallende Steine halten noch vielen Schwefel und Arſenik: Weil nun die in ihnen befindliche Metalle, auf eine vorhergehende Roͤſtung, mit wenigern Koſten aus ihnen erhalten werden koͤnnen, wie die Erfahrung klar zeiget: So werden alle dieſe Steine in Roſtſtaͤdten angeroͤſtet. Es werden aber dieſelbe von einem halben Quartal, und ohngefaͤhr 150 Centner zuſammen geſamlet, die dann auf die Art, wie die Kupfererze geroͤſtet werden. Man roͤſtet dieſelbe inzwiſchen, zumal da ſie eine ſtarke Sohle bekommen, um deswillen nur drei - bis viermal, damit ſie bei dem Durchſtechen weniger in Kupfer fallen, folglich die Silber in eine kleinere Maſſe des Kupfers verteilt werden moͤgen.
Die zuvor geroͤſtete Rohſteine werden auf einen Krummofen durchgeſtochen, in welchem die Form 6 Zoll hoch liegt. Er wird mit etwas leichterer Stuͤbe zuge - macht, als die iſt, welche man bei dem Kupferſchmelzen gebrauchet. Die Schicht wird aus 10 Scherben Roſt zubereitet, wobei dann noch ſo viel Kupferkneiſt und Kupferſchlak - ken zugeſchlagen werden, bis ſie 22 Scherben ausmacht. Von denen angeroͤſteten Rohſteinen fallen alsdann bei dieſer Vorrichtung ohngefaͤhr 80 Centner Kupferroſt - ſteine, und 50 Centner Schwarz - oder Roſtkupfer, wovon die erſte 1½ Loth Sil - ber, und 35 Pfund Gaarkupfer, die leztere aber, die zu dem Reichfriſchen kommen, 7 bis 8 Loth Silber, und 60 Pfund Gaarkupfer halten.
Die Kupferroſtſteine werden wieder 6 bis 7 mal geroͤſtet, und auf die vorige Art durchgeſtochen. Es fallen alsdann von einem ſolchen Poſten bei 30 Centner Armſteine, und 25 Centner Schwarz - oder Kupferroſtkupfer, wovon die erſte 2 Loth Silber, und 40 bis 50 Pfund Gaarkupfer, die leztere aber, die in das Armfriſchen genommen wer - den, 5 bis 6 Loth Silber, und 70 Pfund Gaarkupfer halten.
Die Armſteine werden endlich 7 bis 8mal geroͤſtet, und auf das Neue durchgeſto - chen, wovon alsdann Spurſteine, und Armſteinkupfer fallen. Jene werden zu den vorhergehenden Roͤſten gethan, weil ſie eine gar kleine Centnerzahl ausmachen, dieſe aber ohnverfriſcht auf dem kleinen Herd gaargemacht, weil ſie nur 3 bis 4 Loth Silber halten, folglich zu arm ſind, und die bei der Seigerung aufgehende Koſten nicht bezahlen.
Jch will nunmehr auch die bei dieſem Bergwerk gebraͤuchliche Seigerung nach ihrem ganzen Umfang naͤher beſchreiben, und mit denen Friſchen den Anfang machen. Das Armfriſchen der von dem Kupferroſtdurchſtechen gefallenen Kupferroſtkupfer (§. 39.) ge - ſchiehet auf die nachfolgende Art.
Die Roſtkupfer, welche von den Rohſteinen fallen (§. 38.), werden entweder mit den in dem vorhergehenden § gedachten Arm -, oder mit Kraͤzwerken, die man nicht vertreibet, weil ſie ebenwol nur 3 bis 4 Loth Silber halten, wovon ich §. 48. mehr handeln werde, reichgefriſchet Es geſchiehet dieſes Friſchen aus der Urſache mit Arm - werken, damit man einen groͤſern Bleiverbrand erſpahren moͤge, weil die Kupfer zu dem Reichfriſchen mit bleiiſchen Vorſchlaͤgen zu arm, zu dem Armfriſchen aber zu reichſind.115von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. ꝛc. ſind. Die Regel, welche man bei dieſem Reichfriſchen beobachtet, iſt dieſe: Man ſchlaͤgt ſo viele Arm - oder Kraͤzwerke zu 81 Pfund Kupfer, bis die in einem Stuͤkke beflndliche Silber 18 Loth ausmachen, wovon dann 6 loͤthige Werke fallen ſollen.
Da uͤber 3 Cenkner Werke vorgeſchlagen werden muͤſſen, wann in ein Stuͤk 18 Loth Silber kom - men ſollen: So geſchiehet es auch, daß nicht nur mehrere Bleie verbrent, ſondern auch aͤrmere Werke vertrieben werden muͤſſen, als es noͤthig iſt. Man ſucht inzwiſchen durch dieſen Weg die Kupfer um deſto reiner auszufriſchen, obſchon die Gaarkupfer noch 1 und 1¾ Loth Silber halten.
Damit man das in den Bleiſchlakken befindliche Blei wieder bekommen moͤge: So ſchlaͤgt man ſie bei der Kraͤzſchicht wieder zu. Einen kuͤrzern und beſſern Weg wuͤrde man aber gehen, wann man ſie vor ſich ein - bis zweimal nach dem Friſchen durch den Ofen ſchmilze, wobei die Bleie mit keiner ſo groſſen Maſſe vermengt wuͤrden, und ſich folglich weniger verſchlakken koͤnten. Die dadurch zuruͤk bleibende arme Bleiſchlakken koͤnte man nachher dennoch bei denen Kraͤzſchichten wieder zuſchlagen, damit die in ihnen befindliche noch wenige Bleie erhalten, denen Schmelzen ſelbſt aber eine mehrere Fluͤſſigkeit verſchaft wuͤrde.
Jn denen Friſchſtuͤkken iſt Blei, Kupfer, und Silber in einer Maſſe beiſammen. Weil ſich nun das Silber viel lieber zu dem Blei, als dem Kupfer geſellet, und die Bleie, oder die Werke dadurch mit dem in ihnen befindlichen Silber allein erhalten werden koͤnnen, wann man dieſe Stuͤkker in ein maͤſiges Kohlfeuer bringet, da dann die Werke her - aus ſchmelzen, die Kupfer aber ſtehen bleiben: So werden ſtets ſechs Stuͤkker, in einer Entfernung von 8 Zoll auf einen Seigerherd geſezzet, worauf ſie dann mit Kohlen, die man alsbald anſtekt, umſchuͤttet, und gehoͤrig abgeſeigert werden. Gehet dieſes Sei - gern gut von Statten: So fallen von einem Ofen 4 bis 5 Centner Werke. Es hal - ten aber die Werke von dem Reichfriſchen 6 -, die von dem Armfriſchen aber nur 3 bis 4 Loth Silber, wobei ſich der Gehalt der Kienſtoͤkke auf 2 bis 2½ Loth erſtrekket. Dasienige, worauf man bei dem Seigern uͤberhaupt zu merken hat, das beſtehet darin - nen, daß man mit allem Fleis darauf ſiehet, daß ſich die Stuͤkker recht ſezzen: Denn wenn dieſes nicht geſchiehet, und der Grad des Feuers iſt nicht ſtark genug geweſen; So ſind auch die Zwiſchenraͤumgen nicht genug geoͤfnet worden, wobei dann in den Kienſtoͤkken zu viel Blei, und folglich auch Silber zuruͤkbleiben, die man nachher wie - der in der Darrkraͤz ſuchen muß.
Damit man die Silber von den Bleien ausſcheiden moͤge: So muͤſſen die Wer - ke, die von den Friſchen und dem Bleiſchmelzen fallen, vertrieben werden. Das Trei - ben dieſer Werke geſchiehet aber auf dieſe Art.
Der Abzug wird geſamlet und auf einem Krummofen geſchmolzen, der dann Bleiſteine und Werke fallen laͤſſet, wovon die erſtere geſpleiſt, die leztere aber mit andern Werken vertrieben wer - den: Den Abſtrich verteilet man auf die Bleierzſchichten: Die weiſe Glaͤtt wird groͤſtentheils ver - friſcht, und zu Kaufmannsgut gemacht, ein Teil aber bei denen Friſchen und den Kraͤzſchichten zu - geſchlagen: Die rothe Glaͤtt wird verkauft: Der Herd wird endlich bei den Kupfererz-Kraͤz - und Bleierzſchichten wieder zugeſchlagen, wobei man dann die Unterſcheidung machet, daß man den erſtern Schichten den Herd von den Seigerwerken, der leztern aber den von der rohen Bleiarbeit zuſchlaͤget, weil iener an dem Silber reicher iſt, als dieſer.
Da an dieſem Ort drei Huͤtten erbauet, in einer ieden aber zwei Treiboͤfen befindlich ſind (§. 6.): So muß auch das Jahr durch gar oft getrieben werden. Wann man daher groͤſere Treiboͤfen vor - richten, und, an ſtatt 60, 180 Centner Werke auf einmal treiben wuͤrde: So wuͤrde man ſich auch einen ſehr groſen Vorteil machen, weil bei groͤſern Treiben nicht nur vieles an dem Holz, der Zeit, und den Arbeitsloͤhnen, ſondern auch an dem Bleiverbrand erſpahret wird.
Die Glaͤttgaſſe liegt bei dieſen Treiboͤfen nicht vorn an dem groſen Schuͤrloch, wo die Werke eingeſezt werden, ſondern an dem Windofen. Man hat dieſes nicht ohne hinreichenden Grund gethan: Denn da an dieſem Ort die Flamme aus der Hoͤlle des Windofens auf die Glaͤtt ſpielet; So kan dieſelbe auch, weil ſie hizziger bleibet, beſſer und reiner ablaufen.
Die Erfahrung lehret, daß man alsdann die mehreſte rothe Glaͤtt bekomt, wann man das Treiben nicht hizzig, ſondern kalt gehen laͤſſet. Weil nun eben dieſe Glaͤtt, wo nicht theurer, doch eben ſo hoch, wie das Blei, verkauft, die weiſe Glaͤtt hingegen gefriſcht und in Blei gearbeitet werden kan; So treibt man auch mehr auf Glaͤtt, als auf Herd, und ſo viel moͤglich kalt, damit man viele rothe Glaͤtt bekommen moͤge. Man laͤſſet aber auf denen Werken ſtets eine ziemliche Menge Glaͤtt ſtehen, damit die Werke bedekt ſein, und nicht zu ſehr abdaͤmpfen moͤgen, wobei ein Meh - reres an Blei und Silber erhalten wird. Aber auch hierinnen muß man Maas und Ziel halten, und nicht zu viele Glaͤtt auf den Werken ſtehen, ſondern dieſelbe nicht weiter gehen laſſen, als eine Hand breit von dem Geblaͤſe, damit der Herd nicht zu ſtark ziehen, und mehr Herd, als Glaͤtt er - folgen moͤge.
Man bekomt alſo, denen gemachten Erfahrungen nach, um deſto mehr rothe Glaͤtt, ie kaͤlter man treiben kan: Da nun die Treiben in dem Winter viel kaͤlter, als wie in dem Sommer gehen; So laͤſt es ſich auch leicht begreifen, warum man in ienen Tagen mehr rothe Glaͤtt bekomt, als wie in dieſen.
Faſt alle Schmelzverſtaͤndige kommen darinnen mit einander uͤberein, daß man zwei loͤthige Werke ohne Schaden nicht vertreiben koͤnne. Es geſchiehet inzwiſchen bei dieſem Werk ſeit lan - gen Jahren, daß man dergleichen Werke, die von den Bleierzroͤſten fallen (§. 35.), wirklich ver - treibet. Man haͤlt inzwiſchen davor, weil man die Bleie nicht kaufen darf, daß die Kaufglaͤtt nicht nur einen groſen Teil der Koſten, und des Bleiverbrandes bezahlet, ſondern daß auch die Bleie viel beſſer und annehmlicher wuͤrden, als wann man die Werke nur ſchlechterdings abſeigern wolte. Dieſe Verfahrungsart iſt freilich ſchon alt, ia ſie iſt bei denen Meiſten zur andern Natur worden.
Der Abzug, und die von dem Seigern fallende kuͤpferiche Kraͤz wird geſamlet, und in einem Friſchofen, der mit ſchwerer Stuͤbe zugemacht iſt, noch einmal geſchmolzen. Man bedienet ſich dabei der Verblasſchlakken, die einen beſſern Fluß machen, und noch bleiiſch ſind, als eines Zuſchlags, da dann von einem ſolchen Schmelzen kuͤpferiche Blei - ſteine und Werke fallen, wovon die leztere ausgekelt, und denen Treiben zugeſezt werden.
Die ausgeſeigerte Kupfer (§. 43.) ſind noch mit vielen Unarten vermiſcht, ſie hal - ten aber auch zugleich noch etwas Blei. Damit nun auch noch dieſe aus den Zwi - ſchenraͤumger der Kupfer herausſchwizzen moͤgen: So werden 28 bis 30 Centner in einem gewoͤhnlichen Darrofen bei 24 Stunden gedarret, wovon dann die fallende Darr - linge noch 1½ Loth Silber und 84 Pfund Gaarkupfer halten.
Die weiſe Glaͤtt friſchet man auf einer vier Zoll hohen Form, und auf einem Ofen, der wie ein Friſchofen beſchaffen, und mit ſchwerer Stuͤbe zugemacht iſt, die aus 2 Tei - len Leimen, und 1 Teil Koͤhlloͤſch beſtehet. Man gebraucht dabei gar keine Zuſchlaͤge, weil viele Schlakken Blei rauben. Die Bleie, welche von dieſen Friſchen fallen, wer - den rein abgezogen und gereiniget, ſodann aber in Mulden ausgekelt, und noch einmal geſeigert, worauf ſie dann verkauft werden.
Die Unart, die ſo genante Kraͤzze, die von dem Friſchen, dem Seigern und dem Darren faͤllet, enthaͤlt noch Blei, Kupfer und Silber. Weil nun auch dieſe Metalle zugutgemacht werden muͤſſen, die in der Kraͤz befindliche Bleie aber den gehoͤrigen Teil des Silbers nicht in ſich faſſen koͤnnen, folglich noch viele Silber in den Werkenzuruͤk119von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. zuruͤk bleiben: So muß auch dieſe Kraͤz mit bleiiſchen Vorſchlaͤgen befchikt, und uͤber einen Friſchofen noch einmal geſchmolzen werden. Man bedienet ſich hierzu des Herds und der Schlakken, die von denen Friſchen fallen, wovon man die leztere in der Ab - ſicht mit zuſchlaͤget, damit ſie reiner werden, das Schmelzen aber fluͤſſiger gehen moͤge. Wie man bei dieſem Schmelzen zu Werk gehet, das lehret der Verfolg.
Bei den Friſchen und den Kraͤzſchmelzen hat man eine ſehr ſchikliche Hoͤhe der Formen gewaͤh - let: Denn wenn dieſelbe hoͤher liegen wuͤrden; So wuͤrden die Friſchen viel hizziger gehen, wo - bei man dann einen groͤſern Teil des Bleies verliehren wuͤrde.
Man pfleget nicht, wie es andern Orten gewoͤhnlich iſt, einen Ofen abzuſeigern, wann 6 Stuͤkker gemacht ſind. Daß man einem Werk bei der Seigerarbeit inzwiſchen einen groſen Scha - den thun koͤnne, wann man die Werke zu arm oder zu reich machet, das weis ein ieder Huͤtten - verſtaͤndiger.
Die von dem Abzug gefallene Bleiſteine (§. 45.) werden in einem Treibofen ver - blaſen, oder gefpleiſet. Es geſchiehet dieſes Spleiſen aus zweierlei Urſachen, einmal, weil ſich dieſe Steine nicht gut roͤſten laſſen, ſondern zu ſtark in die Sohle gehen, und vor das andere, weil man dabei an dem Holz und denen Kohlen zu ſpahren gedenket. Das Spleiſen ſelbſt geſchiehet dergeſtalt.
Die Schwarzkupfer, die von dem Spleiſen des Bleiſteins fallen, und die ausge - darte Kraͤzkupfer werden auf die vorige Art, und auf ſchwerer Stuͤbe verblaſen. Man treibt ſie aber viel laͤnger, als den Bleiſtein, und machet ſie gleich gaar und zu Kauf - mannsgut. Sie werden, wann ſie gaar ſind, in zwei neben einander liegende Vor - herde abgeſtochen, damit man ſie geſchwinder und um einander herausreiſen koͤnne. Es fallen von einem ſolchen Gaarmachen, wobei man 27 Centner Kupfer einſezzet, ohnge - faͤhr 18 bis 21 Centner Gaarkupfer, die etwas dik und nicht duͤnn ſind.
Man ſchlaͤgt die Schlakken, die von den Verblaſen, und den Kraͤzſchmelzen fallen, auf die gepochte und geſezte Ofenbruͤche zu, die aus dem Verblasofen kommen. Die Kupfer, welche man daraus machet, verblaͤſt man auf das Neue, die fallende Schlakken aber laͤuft man in die Halde. Ob dieſe Schlakken inzwiſchen nicht noch einen ſo reichen Gehalt haben, daß man ſie entweder noch einmal durchſezzen, oder bei andern Schichten zuſchlagen kan, das muͤſſen Verſuche und Er - fahrungen beweiſen.
Die Kupfer, die von dem Durchſtechen der Armſteine (§. 40), und von dem Arm - und dem Reichfriſchen fallen, und ausgedart ſind (§. 46), werden auf einem kleinen Gaarherd gaargemacht. Das gewoͤhnliche Verfahren dabei iſt dieſes.
1. Man121von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl.Die Hoͤhe und die Lage der Form richtet man uͤberhaupt nach der Guͤte und der Beſchaffen - heit der Kupfer ein. Sind daher die Kupfer gut; So muß die Form nicht zu tief liegen, ſonſten blaͤſet man dieſelbe matt: Sind ſie aber unartig und boͤs; So darf dieſelbe im entgegen geſezten Fall nicht zu hoch, oder zu flach gelegt werden, damit man die Kupfer nicht noch hizziger blaſen, und dieſelbe einfreſſen moͤgen.
Je nachdem ſich die Kupfer reiſen laſſen, nachdem wird auch die Stuͤbe ſchwerer oder leichter gemacht. Jenes geſchiehet, wann ſie ſich ohnehin duͤnn genug reiſen laſſen, und dabei gern ein - freſſen: Dieſes aber, wann ſich die Scheiben anhaͤngen und zu dik werden.
Die Kupfer, die auf die vorhergehende Art gemacht werden, ſind etwas dik, zugleich aber auch bleiiſch, weil ſie aus der Seigerung kommen: Eben daher komt es aber auch, daß ſie zu dem Meſſingmachen nicht gebraucht werden koͤnnen, weil das Blei das Meſſing ſproͤde machet. Man kan ſie inzwiſchen doch zu dem Arco oder der ſo genanten Mengepreſſe gebrauchen, wovon ich in dem 4. Kapittel mehr handeln werde.
Auch dieſe Kupfer koͤnten in dem Verblasofen gaargemacht werden. Man wuͤrde dabei nicht nur viele Koſten erſpahren, ſondern dieſelbe auch zu der Hammergaare viel geſchikter machen.
Man haͤlt davor, daß der Bleiverbrand bei der Seigerarbeit nur den vierten Teil betruͤge: Er kan aber den Umſtaͤnden nach groͤſer ſein.
Die auf den Schmelzhuͤtten gaar gemachte Kupfer werden unter einer etwas groͤ - ſern, als einer Schmiedeeſſe noch einmal geſchmolzen, und zu einer ſolchen Gaare gebracht, daß man aus ihnen allerlei Arten von Gefaͤſen ſchmieden und zubereiten kan. Es geſchiehet aber dieſes auf die izt nachfolgende Art.
Es kan von einem ſolchen Einſchmelzen der Meiſter mit zwei und mehreren Geſellen etliche Tage, ia auch wol eine ganze Woche arbeiten, wann die Waaren, die davon gemacht werden, ſehr aufenthaltlich ſind.
Wann man boͤſe und gute Kupfer hat, die verſchmiedet werden ſollen: So muß man iene auf dieſe einzuteilen ſuchen. Man ſezzet auch wol etwas von altem geſchmiedeten Kupfer mit zu, damit die Kupfer deſto beſſer werden moͤgen. Es ſcheint inzwiſchen ſeit dem, als man ſo viel altes Kupfer zugeſchlagen hat, daß es nicht mehr ſo viel gutes altes Kupfer geben wird. Man behau - ptet auch, daß an dem alten Kupfer mehr Abgang ſei, als wie bei dem noch niemals verſchmie - deten.
Bei der Gaare muß man ſich ſehr wol in Acht nehmen: Denn wenn die Kupfer nicht hoch ge - nug getrieben werden; So zerfallen und zerſpringen ſie unter dem Hammer, und man kan ſie nicht ſchmieden: Wenn man ſie im Gegenteil aber zu hoch treibet; So verliehren ſie einen Teil der Schmeidigkeit, und ſie werden hart.
Weil die Kupfer durch das Schmelzen und Schmieden einen merklichen Abgang leiden: So werden dem Meiſter auf einen ieden Centner rohes Kupfer, wie es von den Bergwerken komt, 6 Pfund gut gethan.
Die Maſchine, welche die Haͤmmer zu dem Kupferſchmieden treibet, iſt von eben der Zuſammenſezzung, wie die, welche ich Taf. II. fig. 2. vorgeſtelt, und in dem 4. Stuͤk §. 33. beſchrieben habe. Nur in einigen Stuͤkken findet man einen Unterſcheid, den ich alsbald anzeigen will. Man gebrauchet, an ſtatt des Zainhammers, einen Tiefhammer, der unten ſpizzig und zwei Zoll breit iſt, aber eine erhabene Oberflaͤche hat. Die Baͤlge find nicht an die Welle dieſer Maſchine angehengt. Es werden daher ſo wol zwei Baͤlge zu dem Schmelzfeuer, als auch noch vier andere zu zwei Waͤrmfeuern, die unter einer Eſſe ſind, durch beſondere Waſſerraͤder getrieben. Zu den vier leztern gebrauchet man nur ein Rad, wovon ich, Taf. VI. fig 18, einen Abris liefere. Es iſt aber bei dieſer Maſchine a die Welle des Waſſerrades, die durch die Korbe, und die an ſie feſt ge - machte Korbſtange die horizontal liegende kleine Wellen b. b. b. b. b. mit ihren liegenden und gerad aufſtehenden Armen c. c. c. c. c. c. c. c. c. c. beweget, wovon dann die liegende an den vier kleinern Wellen, woran die Ketten hengen, die Dekkel der Baͤlge, die durch ein auf ſie gelegtes Gewicht niedergedrukt werden, wechſelsweis aufziehen. Man leſe hierbei den 6. §.
Die von dem Hammerſchmied geſchmiedete kupferne Gefaͤſe ſind zu dem Gebrauch noch nicht geſchikt. Sie muͤſſen daher von beſondern Handwerkern noch einmal mitQ 2kleinen124Das achte Stuͤkkleinen Haͤmmern ausgeſchlagen, und zu dem Verkauf fertig gemacht werden, welches in einem beſondern, in dem ſo genanten Bereithaus geſchiehet.
Da bei dieſem Hammer zwei Waͤrmfeuer befindlich ſind, und unter zwei Platt - und zwei Tiefhaͤmmern ausgeſchmiedet wird: So ſollen auch alle Jahre 500 Centner rohes Kupfer erfor - derlich ſein.
Es iſt ſchon[ seit] langen Jahren bekannt, daß das Kupfer, wann man es mit einem Mineral, das man Gallmei nennet, cementiret, nicht nur eine gelbe Farbe, ſondern auch in dem Gewicht einen merklichen Zuwachs bekomt, welchen metalliſchen Koͤrper man dann Meſſing zu nennen pfleget. Der Gallmei, den man dazu gebrauchet, wird an vielen Orten in der Erde gewonnen, bei dieſem Werk aber beſtehet er in einem Ruß, der ſich von dem zinkiſchen Weſen in denen Schmelzoͤfen anſezzet, und dermalen wieder aus denen alten Halden geſucht wird, worin er vormals verſtuͤrzt worden iſt, weil man ihn nicht kente. Es entſtehet dieſe Art des Gallmeies von dem Zink, und eben daher kan der leztere am beſten zu dem Meſſing gebraucht werden, man wendet ihn aber dazu nicht an, weil er zu theuer iſt (§. 35. 2. Anm.). Man kan auſer dieſem aber auch die Blende zu dem Meſſingmachen gebrauchen, welche eine ſchwere, glaͤnzende, wuͤrfelichte Bergart iſt, die kein Metall haͤlt (§. 35. 5. Anm.).
Das Meſſingmachen iſt etwas weitlaͤuftig und muͤhſam, man verfaͤhret aber dabei auf die nachfolgende Art.
Bei der Menge der Kohlen, die man zu dem Cement gebrauchet, kan man kein gewiſſes Gewicht annehmen: Denn man muß ſich, ie nachdem viel Kupfer, Gallmei und alt Meſſing zugeſezt wird, darnach richten, daß die Tiegel nicht zu voll werden, und daß, wie ich N. 5. gemeldet habe, ein Stuͤk oder eine gegoſſene Platte Meſſing 92 Pfund wieget.
Bei den Keſſeln und dem Drat erſtrekt ſich der Zuwachs in dem Meſſing oder dem zu - geſezten Kupfer auf 52½ -, bei dem Lattun aber, weil dazu weniger Gallmei genommen wird, nur auf 43½ Pfund. Nach dieſem Anſaz nun, und dem zu dem Meſſingmachen gelieferten Kupfer muß das Meſſing geliefert werden.
Dieſes muß ich noch ein - vor allemal erinnern, daß ſo oft eine Sorte Meſſing ge - ſchmiedet, oder der Drat gezogen worden, ſo oft muß auch das Meſſing wieder gegluͤet werden, ehe man es wieder ſchmieden und ziehen kan, damit es nicht hart und ſproͤd wird, und folglich entzwei ſpringet. Bei dieſem oͤftern Waͤrmen und Schmieden hat man zugleich aber auch den Vorteil, daß das Meſſing nicht nur dichter, ſondern auch viel ſchmeidiger wird, indem die Teile deſſelben naͤher zuſammen getrieben werden. Es geſchiehet dieſes Gluͤen in einem Windofen mit Flammenfeuer, worinnen das Meſſing ganz gelind, und nicht zu ſtark auf einmal erwaͤrmt wird, damit es nicht zerſpringen moͤge.
Man gebrauchet zu dem Schmieden des Meſſings drei beſondere Maſchinen, wo - von eine iede vier Haͤmmer treibet. Sie ſind dem Weſen nach von eben der Beſchaf - fenheit, wie die, welche ich Taf. II. fig. 2. vorgeſtelt habe. Man bemerket nur einen kleinen Unterſcheid zwiſchen ihnen, und der beſtehet blos darinnen, daß die Haͤmmer, wie ich ſchon zuvor angezeigt habe, von einer andern Art ſind, und daß dieſe Raͤder nicht zugleich auch Baͤlge treiben.
Die Maſchine, die man zu dem Dratziehen gebrauchet, habe ich Taf. VI. fig. 20. vorgeſtellet. Die Bewegungen, die aus ihrer Zuſammenſezzung erfolgen muͤſſen, wenn ſie durch eine Kraft lebendig gemacht wird, find folgende.
Aus der Zeichnung iſt zwar klar, daß an dieſer Maſchine zwei Scheiben und ſechs Zangen befindlich ſind. Jch halte es aber vor ganz uͤberfluͤſſig, daß ich eine iede beſonders beſchreibe: Denn ſie ſind von eben der Struktur, wie die ſchon angezeigte, und ſie werden auch auf ein und eben dieſelbe Art beweget.
Die in den Zieheiſen befindliche Loͤcher ſind ſo verſchieden in ihrer Weite, als manchfaltig die Dikken, oder die Numern des Drates ſind. So weit inzwiſchen dieſe Loͤcher ſind; So weit muß auch die Zange nur zugehen, damit ſie, wann ſie enger zuſammen gehet, in den Drat keine Hoͤhlungen machet.
Man ziehet den Drat auf denen Scheiben zum leztenmal, da er dann blank, und zugleich auch aufgewikkelt wird.
Der von denen Roͤſten gefangene Schwefel (§. 31 und 33) iſt noch viel zu roh, und mit noch viel zu vieler Unart vermiſcht, als daß er ſo verkauft und gebraucht wer - den koͤnte. Er muß daher von dieſer Unart gereiniget werden, welches in einer eiſernen Pfanne durch das Abſchaͤumen, und in Retorten durch das Uiberziehen geſchiehet, wovon man das erſtere das Schwefellaͤutern, das andere aber das Deſtilliren des Schwefels nennet.
Das Laͤutern des Schwefels geſchiehet dergeſtalt.
Der zuvor gedachte graue Schwefel iſt zu dem Gebrauch noch nicht tuͤchtig, und daher muß er erſt noch uͤbergezogen oder deſtilliret werden. Es geſchiehet dieſes in einem beſonders dazu vorgetichteten Deſtillirofen, in welchem auf einer ieden Seite vier eiſerne Retorten befindlich ſind unter denen der Windfang lieget, der durch und durch gehet. Ein ſolcher Ofen iſt alſ[o]faſt von eben der Beſchaffenheit, wie ein Blaufarbeofen, den ich Taf. II. fig. 4. vorgeſtellet, und in dem vierten Stuͤk §. 43. beſchrieben habe. Die Vorlagen, die man dabei gebrauchet, gehen von zwei Retorten in einen gemeinſchaftli - chen Topf, worinnen ſich der Schwefel ſamlet, in dem Boden dieſes Topfes aber iſtein131von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. ꝛc. ein mit einem Stopfen verwahrtes kleines Loch, durch welches man den Schwefel nach Gefallen heraus, und in eine darunter ſtehende Schuͤſſel laufen laſſen kan. Das De - ſtilliren an ſich ſelbſt geſchiehet in einem ſolchen Ofen auf die izt nachfolgende Art.
Da ſich der Vitriol gar gern in dem Waſſer aufloͤſen laͤſſet: So kan auch der - ſelbe auf keine leichtere und vorteilhaftere Art aus den Mineralien geſchieden werden, als durch eine vorhergehende Auslaugung. Wie der weiſe und der blaue Vi - triol aus denen Blei - und den Kupfererzen ausgelauget werde, das habe ich ſchon §. 32. und 34. beſchrieben. Jch will daher in dieſem §. nur noch zeigen, wie der gruͤne Vitriol aus denen Mineralien gezogen werde, die ich §. 13. N. 3. bekant gemacht habe. Man lauget naͤmlich
Von dem Sieden des Vitriols will ich nunmehr auch handeln. Es geſchiehet dieſes in einer eingemauerten bleiernen Pfanne, die 11 Fus lang, 9 Fus breit, und 2⅓ Fus tief iſt, hinter der dann noch eine beſondere Waͤrm - oder eine ſo genante Waſſer - pfanne befindlich iſt, in welcher das Waſſer zu dem Auslaugen warm gemacht werden kan. Das Sieden ſelbſt verrichtet man nun auf dieſe Art.
R 21. Man132Das achte StuͤkDie Kraͤz, die bei dem Auslaugen des Vitriols uͤbrig bleibet, und Vitriolklein heiſet, iſt noch metalliſch. Sie wird daher auf die Huͤtten gebracht, wo ſie hauptſaͤchlich bei den Roͤ - ſten zu dem Schwefelfang gebraucht wird, wovon ich §. 31. ein Mehreres geſchrieben habe.
Das Bergamt, das in Goslar ſeinen Siz hat, dirigiret das ganze Werk. Es beſtehet aus dem Berghauptmann, der an dem Oberhaarz, und nicht immer ge - genwaͤrtig iſt, dem Zehndner, dem Bergvogt, dem Huͤttenreuter, dem Zehndgegen - ſchreiber, und dem Bergſchreiber.
Die unter dem Bergamt ſtehende Bediente ſind:
1. Berg -133von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. ꝛc.Die eben gedachte Grubenbediente beſchaͤftigen ſich blos allein mit dem Bergbau: Die Huͤttenvoͤgte verſehen das Amt der ſonſt gewoͤhnlichen Huͤttenmeiſter, und ſehen auf die Arbeiten der Huͤttenleute: Die Huͤttenwaͤchter nehmen die Materialien auf, und fuͤhren daruͤber eine Rechnung: Die Schichtmeiſter beſchaͤftigen ſich endlich mit denen Lohnungen.
Dieſe Bediente muͤſſen alle Arbeiten von vorn an durchgehen, damit ſie ihrem Amt um deſto beſſer vorſtehen koͤnnen. Die Grubenbediente muͤſſen insbeſondere zu erſt in der Grube von unten bei denen gemeinen Arbeiten anfangen, wovon ſie an die Holzarbeit, und von dieſer zu den Kunſtwerken kommen, da ſie dann erſt Stollen -, hernach aber Grubenſteiger werden, und ſo weiter fortſteigen.
Jn den Gruben des Rammelsbergs arbeiten 150 Mann. Jhren Lohn habe ich bei den Gedingen §. 17. und 18. ſchon beſchrieben. Jch will daher nur noch verſchie - dene andere Umſtaͤnde anfuͤhren, die bei ihren Arbeiten in Erwaͤgung kommen, und die ſind dieſe. Des Montags fruͤhe, ehe die Bergleute mit der friſchen Wochen ihre Arbei - ten antretten: So wird von einem Prediger in Goslar, in einer beſonders dazu ge - widmeten Kirche von 6 bis 7 Uhr eine Betſtunde gehalten, worauf dann die Bergleute an ihre Arbeit fahren, dieſer Prediger haͤlt zugleich aber auch alle Mitwochen eine Pre -R 3digt.134Das achte Stuͤkdigt. Es halten auch auſer dieſem die Steiger alle Abend von halb 7 bis 8 Uhr auf den Gruben mit ihren Leuten eine Betſtunde, worauf ſie dann des Nachts um 11 Uhr wieder an ihre Arbeit fahren, und bis des Morgens um 4 Uhr arbeiten, von 4 bis 5 Uhr aber eine Ruheſtunde halten, von der ſie wieder bis des Nachmittags um 1 Uhr arbeiten muͤſſen.
Von einem Treiben, das 72 Scherben ausmachet, bezahlet man auf ein iedes Lachter 4 Pfennige: So viel Lachter daher der Schacht tief iſt; So vielmal bekomt der Fuhrmann dieſes Geld. Er bringt bei einem ſolchen Treiben inzwiſchen ½ Tag zu, und er muß bei den Bergen zwei -, bei den Erzen aber drei Pferde anſpannen.
Alle acht Tage, und zwar den Donnerſtag werden den Bergleuten ihre Gedinge abgenommen, und eingeſchrieben, worauf dann den naͤchſtfolgenden Freitag das Ver - leſen gehalten wird. Es werden in dieſem Verleſen alle Schichten nach der Reihe her geleſen, die Geſchwohrne aber geben dabei darauf Achtung, ob ſie alle mit ihrem Buch uͤbereintreffen, das ſie nach den Zetteln der Steiger gemacht haben. Den Sonnabend nach dem Verleſen wird Bergamt gehalten und ausgelohnet, da dann nicht nur alle Unterbediente, ſondern auch alle und iede Arbeiter, ſie moͤgen Nahmen haben wie ſie wollen, ihren verdienten Lohn bekommen. Auf eben dieſen Tag bezahlt auch das Forſt - amt die Koͤhler, welches um deſto leichter geſchehen kan, weil die angefahrne Kohlen woͤchentlich an den Forſtſchreiber bezahlt werden, der die in dem Wald arbeitende Leute lohnet. So viel alſo den Aufwand des Bergwerks angehet; So wird die Rechnung alle Woche geſchloſſen: Was hingegen die Huͤttenrechnung uͤber die gemachte und die wieder verkaufte Metalle anlanget, So wird daruͤber nur alle Quartal eine Rechnung aufgeſtellet.
Das Gezaͤhe, und alle andere Eiſenwaaren werden von zwei Schmidmeiſtern ver - fertiget. Es bekomt ein ſolcher Meiſter vor das Ausſchmieden des Gezaͤhes von einem ieden Purſchen die Woche zwei Mariengroſchen, vor ein Pfund neues Eiſen aber, das er ausſchmiedet, werden ihm 16 leichte Pfennige bezahlet, wovon drei zwei gute Pfen - nige machen.
Das Holz, welches man zu dem Grubenbau gebrauchet, wird aus den commu - nion, den hannoͤveriſchen und den braunſchweigiſchen Waldungen forſtfrei gegeben. Den Fuhrlohn muß das Bergwerk inzwiſchen bezahlen. Es bekomt aber ein Fuhrmann von einem Stamm, der 6 Lachter lang iſt, und ⅜ an dem dikkeſten Ende in dem Um - kreis ausmacht, 4 Mariengroſchen, wann das Holz ſo weit entfernt iſt, daß er dabei einen Tag zubringet. Das Scheid - oder das Malterholz, das man zu den Braͤndenin135von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. ꝛc. in der Grube gebrauchet, wird ebenwol nicht verforſtet, ob man ſchon 1200 bis 2000 Malter brauchet.
Der Roſtmeiſter bekomt von einem Roſt, der 1000 Scherben, oder beinahe 3000 Centner haͤlt, 8 Guͤlden vor das Roͤſten. Er bekomt dabei von einem ieden Centner Schwefel, der bei dem Roͤſten gefangen wird, noch einen Gulden, oder 16 Gutegro - ſchen. Von einem ieden andern Roſt, der zwei und mehrmal geroͤſtet wird, bekomt er hingegen 12 Guͤlden.
Dem Schmelzer, der vor einem Bleiofen arbeitet, bezahlet man woͤchentlich nur 31 Mariengroſchen und 6 Pfennige, einem Vorlaͤufer aber 29 Mariengroſchen und 6 Pfennige. Beide haben inzwiſchen hierbei noch beſondere Vorteile, und die ſind dieſe: Der erſtere bekomt von einem ieden Pfund Zink nicht nur 2 Mariengroſchen, wovon er dem Vorlaͤufer den zehnten Teil bezahlen muß, ſondern es werden ihm auch vor einen ieden Centner Blei, den er woͤchentlich uͤber 20 Centner liefert, noch 12 -, dem Vor - laͤufer aber nur 6 Pfennige bezahlet. Der Huͤttenvogt bekomt zugleich auch von einem ieden Centner Blei, der uͤberhin geliefert wird, einen Mariengroſchen, damit er um deſto mehr auf das Ausbringen des Bleies bedacht ſein moͤge.
Die Schmelzer, die bei denen Kupferſchmelzen, denen Roſtdurchſtechen, denen Fri - ſchen, und andern dergleichen Schmelzen arbeiten, bekommen in einer Schicht, die 12 Stunden dauret, 8 -, die Vorlaͤufer aber nur 7 Mariengroſchen.
Von der Abſeigerung eines Ofens bezahlet man einen Mariengroſchen.
Von einem Treiben bekomt der Treiber 1 Thaler 12 Mariengroſchen, der Schuͤr - knecht aber ½ Thaler, oder 18 Mariengroſchen.
Die Gaarknechte bekommen von dem Darren woͤchentlich ½ Thaler, wovor ſie die zu allen Zeiten vorfallende Kupfer darren muͤſſen.
Das kleine Gaarmachen geſchiehet ebenwol in dem Geding. Es bekomt aber der Huͤttenvogt, als Gaarmacher, von einem Centner Gaarkupfer 1 Gutengroſchen, demZuhal -136Das achte StuͤkZuhalter oder dem Gaarknecht werden hingegen von einem neuen Herd zu machen 3 Ma - riengroſchen, von einem Centner zu wiegen aber 4 Pfennige bezahlet.
Von einem iedem Verblaſen des Bleiſteins bekommen die Huͤttenvoͤgte zur Oker nur 1 Thaler, wovon ſie die Haͤlfte an die Arbeiter abgeben muͤſſen. Das groſe Gaar - machen wird ihnen hingegen viel beſſer bezahlet: Denn die Huͤttenvoͤgte bekommen von einem ieden Centner 24 -, die dabei arbeitende Leute aber nur 12 Mariengroſchen.
Der Hammerſchmid bekomt von dem Centner Kupfer vor das Einſchmelzen und das Ausſchmieden 30 Mariengroſchen. Von dem Bereiten der Keſſel bezahlt man auf den Centner ebenwol 30 Mariengroſchen, von den Blaſen aber 1 Thaler 9 Ma - riengroſchen. Ein Pfund alt Kupfer, welches man in dem Hammer mit zuſezzet, wird mit ¼ Thaler bezahlet.
Bei dem Meſſingshof bekomt der Brennmeiſter, wann alle vier Oefen gehen, woͤ - chentlich 3½ -, ein Knecht aber nur 2 Thaler. Dem Meſſingſchlaͤger, der das Meſſing ſchmiedet, bezahlt man von dem Keſſelſchmieden und zwar vor einen Centner 1 Thaler, von dem Bereiten eines Centners werden hingegen nur 30 Mariengroſchen gegeben. Von einem Centner ſchwarzen Drat bezahlet man nicht nur vor das Schmieden, ſon - dern auch vor das Schneiden 12 Mariengroſchen, vor das Ziehen aber 1 Thaler 12 Mariengroſchen. Der blanke Drat komt hingegen in dem Arbeitslohn viel hoͤher zu ſtehen: Denn man bezahlet nicht nur vor einen Centner zu ſchmieden, zu ſchneiden und zu ziehen 3½ -, und auch 4 Thaler, wann er in Knopfdrat beſtehet, ſondern auch 1 Tha - ler, 1 Thaler 6 Mariengroſchen, 1 Thaler 9 Mariengroſchen, und 1 Thaler 12 Ma - riengroſchen Schaberlohn, wann er aus der erſten, der zwoten, der dritten, und der vierten Sorte beſtehet. Vor einen Centner Lattun zu ſchmieden bezahlt man, ie nach - dem er duͤnn ſein muß, 1 Thaler 6, 8, 9, 12 und 16 Mariengroſchen, vor das Trum - melmeſſing aber 1 Thaler 20 Mariengroſchen, und vor das Rollmeſſing 2½ Thaler. Das Schaben wird dabei noch beſonders bezahlet, man gibt aber vor einen Centner Lattun von der erſten Sorte 1 Thaler, von der zwoten 1 Thaler 6 -, von der dritten 1 Thaler 9 -, und von der vierten 1 Thaler 12 -, von dem Trummelmeſſing hingegen 1 Thaler 20 Mariengroſchen, von dem Rollmeſſing aber 2 Thaler.
Das Laͤutern und das Deſtilliren des Schwefels wird von zwei Arbeitern verrich - tet. Man bezahlet aber vor einen Centner zu laͤutern 5 -, zu deſtilliren aber 10 Ma - riengroſchen.
Der Vitriolmeiſter ſtehet iaͤhrlich auf 200 -, der Arbeiter aber die Woche auf 1½ Thaler. Der erſtern ſind zwei, wovon der eine bei dem Communion -, der andere aber bei dem Rathsvitriolhof dienet. Der bei der Communion bekomt, auſer ſeinem Ge - halt, vor einen Centner weiſen Vitriol zu calciniren noch 6 Mariengroſchen, wovon er zugleich die Leute lohnen muß, die den Vitriol in den Mulden durch einander arbei - ten, und in die Form bringen.
Vor 60 Malter oder ein Schok Roͤſtholz werden 7 Guͤlden bezahlet, deren einer 20 Mariengroſchen ausmacht. Jn einem Jahr verbrent man bei drei Huͤtten ohngefaͤhr 6000 Malter Holz, wovon dann alle Huͤttenbediente zugleich den freien Brand haben. Vor einen Karn Kohlen, der von dem harten Holz 9 -, von dem weichen 10 -, von halb hartem und halb weichem aber 9½ Maas Kohlen haͤlt (§. 8.), zahlte das Bergamt vormals an das Forſtamt 1 Thaler und 19 Mariengroſchen, izzo aber muß daſſelbe den Karn Kohlen mit 2 Thaler und noch 4 Mariengroſchen Forſtzins bezahlen. Wann einem ſolchen Karn Kohlen, der auf der Huͤtte gemeſſen genommen wird, ein Maas fehlt: So wird dem Forſtamt ½ Karn abgezogen, das dann deshalb die Fuhrleute zur Strafe ziehet. Das Forſtamt bezahlet alſo den Haͤuer - den Koͤhler - und den Fuhrlohn, das Bergamt aber nur blos die Kohlen, worunter das Forſtgeld mit einbegriffen iſt. Jn einem Jahr gehen bei den Huͤtten in dieſer Gegend ohngefaͤhr 9300 Karn Kohlen auf. Vor die Wellen, oder die ſo genante Waaſen bezahlt das Bergamt nur allein den Bin - der - und den Fuhrlohn. Bei den Privatwaldungen muß hingegen das Schok, das 60 Stuͤk ausmacht, mit ½ Thaler verforſtet werden, worunter der Binderlohn zugleich mit begriffen iſt. Jn einem Jahr gebrauchet man dieſer Waaſen 48 - bis 50,000 Stuͤk, oder 800 bis 1000 Schok.
Ein Centner Blei wird vor 2¾ Thaler verkaufet, in einem Jahr aber werden uͤber 5000 Centner gemacht. Man machet des Jahres bei 14,000 Pfund Zink, wovon das Pfund vor 12 Mariengroſchen oder ½ Gulden verkauft wird. Den Centner Kaufglaͤtt verkaufet man vor 2¾ Thaler, in einem Jahr aber fallen bei 4500 Centner. Es wer - den des Jahres ohngefaͤhr 400 Centner Gaarkupfer gemacht, wovon der Centner vor 22 Thaler verkauft wird. Die Silber werden an dem Oberhaarz vermuͤnzet, dem Bergamt aber wird ſo viel an feinem Geld davor zuruͤk geſchikt, als die Markzahl aus - machet, die ſich in einem Jahr auf 3000 Mark belaͤufet. Man machet in einem Jahr bei der Communion ohngefaͤhr 1400 Centner Schwefel, wovon man einen Centner vor 5 Thaler verkaufet. Ein Centner gruͤner Vitriol wird vor 2 -, der blaue hingegen vor 8 -, der weiſe aber vor 12 Thaler verkaufet. Von dem erſteren ſiedet man in einem Jahr 2000 -, von dem andern 2 - bis 3 -, von dem dritten aber 5 - bis 600 Centner. Der blaue Vitriol hat wenig Abgang, und es iſt an ihm wenig Vorteil, weil er zu viel Ku -Spfer138Das achte Stuͤkpfer bei ſich fuͤhret, eben daher macht man ihn aber auch nicht alle Jahr. Bei dem weiſen Vitriol iſt der mehreſte Gewinn, man kan aber um deswillen keine groͤſere Cent - nerzahl machen, weil er ebenwol nicht ſtark abgehet. Der Stadtrath laͤſſet nur gruͤnen Vitriol ſieden, der ſich in einem Jahr gleichfals auf 2000 Centner belaͤufet. Nach den izt gedachten Preiſen der Mineralien, und ihrer Menge, und den bei dieſem Werk aufgehenden Koſten ſoll ſich endlich die Ausbeute iaͤhrlich auf 30 - bis 40,000 Thaler er - ſtrekken.
Die Berghandlungen zu Hannover und Braunſchweig uͤbernehmen, in den zuvor ge - dachten Peiſen, alle Mineralien, die bei dieſem Werk gemacht werden. Von dieſen Mineralien bekomt aber Braunſchweig nur $$\frac{3}{7}$$ , Hannover hingegen $$\frac{4}{7}$$ , welche, wann es moͤglich iſt, ſo gleich geteilet werden. Dieſe Berghandlungen verkaufen die Metalle ſo gut, als es thunlich iſt, den Uiberſchuß aber, der bei denen geringen Preiſen ſehr an - ſehnlich ſein muß, berechnen ſie den Landesherrſchaften. Das Bergwerk ſtehet bei dem Preis der Mineralien an und vor ſich ſehr ſchlecht, der bei den Berghandlungen heraus - kommende Nuzzen bleibt inzwiſchen den Landesherrſchaften.
Die Berghandlungen treiben zugleich auch den Kupferhammer und den Meſſings - hof. Sie haben nicht nur bei einem ieden Werk, ſondern auch in Goslar noch andere Factor beſtellet, welche die in denen Huͤtten gemachte Mineralien in Empfang und in Einnahme nehmen.
Zu dem Kupferhammer werden alle Jahr, wie ich ſchon §. 55. in der Anmerkung erinnert habe, 500 Centner Kupfer erfordert, wann vor zwei Feuern ausgeſchmiedet wird, man gebraucht dabei aber auch ohngefaͤhr 400 Karn Kohlen. Bei denen Keſ - feln verkauft man den Centner vor 36 Thaler und einen Gulden, bei den Brandeweins - blaſen aber, derer man eben nicht viel machet, vor 37 Thaler. Der Uiberſchuß ſoll ſich daher alle Jahr auf 1000 Thaler erſtrekken.
Bei dem Meſſinghof gebrauchet man iaͤhrlich ohngefaͤhr 500 Centner Kupfer, 1000 Centner Gallmei, und 600 Karn Kohlen, wobei man dann 7 bis 800 Centner Meſſing machet, das auf die nachfolgende Ar: verkauft wird. Es koſtet naͤmlich der Centner Keſſel 36 -, ein Centner ſchwarzer Drat 34 -, ein Centner blanker Drat 36 -, und ein Centner Knopfdrat 41 Thaler. Der Centner Lattun koſtet von Nro. 1 bis 8, 34 -, von Nro. 9 bis 12, 35 -, von Nro. 13 bis 16, 36 -, und von Nro. 17 bis 18, 37 Thaler. Das Trummel - und das Rollmeſſing koſtet hingegen 38½ Thaler. Die Preiſe des Meſſings uͤberſteigen dieſem nach zwar den Preis der Kupfer, der Uiberſchußbei139von dem rammelsberger Silber-Kupfer - u. Bleibergwerk bei Gosl. ꝛc. bei dem Meſſinghof ſoll dennoch aber nicht uͤber 3 - bis 4000 Thaler austragen, obſchon das Kupfer uͤber ein Drittel Zuwachs erhaͤlt.
Das rammelsbergiſche Bergwerk gehoͤrte anfaͤnglich, als ein zu den Reichsgefaͤllen gehoͤriges Stuͤk, unmittelbar dem Kaiſer. Dieſes Bergwerk wurde aber um das 1235 Jahr vom Kaiſer Friederich II an den Herzog Otto, den Stamvater der Herzoge von Luͤnneburg und Braunſchweig uͤberlaſſen. Nachher verpfaͤndete man daſſelbe an die Sechsmann in Goslar, es loͤſete ſolches aber Herzog Heinrich der Juͤn - gere wieder ein, worauf dann der Stadtrath zu Goslar zulezt noch vier Gruben be - hielte, der Rammelsberg nachher aber ſo geteilet wurde, daß Hannover an ihm $$\frac{4}{7}$$ , Braunſchweig aber nur $$\frac{3}{7}$$ beſizzet. Die Stadt Goslar bauet daher die ihr zugeſtan - dene Gruben nur als eine Gewerkſchaft: Denn ſie muß die Bergleute lohnen, und es werden ihr vor eine Scherbe durch einander gemengtes Erz, von den Gruben Jn - nige und Luͤderſuͤl, nur vier -, von dem Rathstiefſten aber fuͤnf Mariengroſchen bezah - let, wobei ſie dann noch 9 Scherben zum Zehnden, und eben ſo viel Scherben zu dem Neunten, uͤber dis aber auch noch 90 Scherben zu einem Treiben geben muß, das ſonſt nur 72 Scherben enthaͤlt. Es komt aber dieſe Auflage des Zehnden und des Neunten daher, weil die Communion den tiefſten Stollen, der noch 100 Lachter zu treiben ware, durchgetrieben, und deshalb mit dem Stadtrath accordiret hat. Weil inzwiſchen der Stadtrath ſo viel abgeben, und die Erze der Communion um ein geringes Geld uͤberlaſſen muß: So werden ihm alle Quartal 100 Centner Blei verabfolget, wobei er dann alle Woche aus ſeinen Gruben zugleich auch ein Trei - ben Kupferrauch, wovon er 7 Scherben zuruͤklaſſen muß, verſieden, dennoch aber nicht mehr Vitriol machen darf, als die Communion zu vertreiben gedenket.
Da das Werk an dieſem Ort unter zwei Herrſchaften verteilet iſt: So fuͤhrt auch in dem Bergamt ein Berghauptmann um den andern das Directorium, das alle Jahr umwechſelt, und ein Jahr bei Hannover, das andere aber bei Braunſchweig iſt. Es richtet dieſes Bergamt nach den haarzer Bergverordnungen, und den ſonſt hergebrach - ten Rechten. Wann keine beſondere Vorfaͤlle vorkommen: So wird nur alle Sonna - bend Bergamt gehalten. Es hat dieſes Amt uͤber die ihm untergebene Bediente und Arbeiter ſo wol in civil - als peinlichen Faͤllen die Cognition, in ſo weit ſolche zu dem Bergwerk gezaͤhlet werden koͤnnen, und ſolche Verbrechen betreffen, die auf der Berg - freiheit begangen werden, doch ſtehet das Bergamt unter den Landescollegiis. Ob nun ſchon ein groſer Teil der Bergleute aus goslariſchen Buͤrgern beſtehet: So ſtehen dieſeS 2dennoch,140Das neunte Stuͤkdennoch, und wann ſie auch auf denen Rathsgruben arbeiten, als Bergleute in Berg - ſachen unter dem Bergamt, als Buͤrger und Einwohner aber unter dem Stadtrath zu Goslar.
Die Bergwerksverwande genieſen beſondere Freiheiten, und daher ſind ſie von den Handdienſten und dergleichen befreiet. Jch habe nunmehr das allgemeinſte von dem Bergſtaats - und dem Bergprivatrecht abgehandelt, und darum will ich weiter und zu denen oberhaarziſchen Bergwerken fortgehen.
Die Bergwerke an dem Oberhaarz haben uͤberhaupt in dem eilften Jahrhundert ihren Anfang genommen. Jn dem Jahr 1045 entdekte man den Wilden - mann, nachher und 1070 aber das Bergwerk zu Zellerfeld, die ich in dem zehnten Stuͤk beſchreibe. Sie ſind, wegen Krieg, Peſt und andern Zufaͤl - len verſchiedenemal liegen geblieben. Um das Jahr 1181. verdarb ſie der Bergmeiſter Her - mann von der Goſewiſche aus Rachgier gegen den damals regierenden Herzog zu Braun - ſchweig, der ſich unbillig gegen ihn bezeigt hatte. Er lies die Kuͤnſte und die Schaͤchte zu - ſammen hauen und zernichten, worauf er dann mit ſeinen Bergleuten nach Freiberg in Mei -ſen141von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. len zoge. Jn dem Jahr 1348 entſtunde an dem Oberhaarz eine groſe Peſtrlenz, worauf die ſaͤmtliche Bergwerke auflaͤſſig wurden. Man nahm ſie aber 1524 nach und nach wieder auf, und da wurden auch die Bergwerke zu Klausthal und St. Andreasberg fuͤndig.
Die Bergwerke, die zu dieſer Stadt gehoͤren, liegen in der Ebene, und auf den groͤſten Hoͤhen des Haarzgebirges. Ein Teil der Gruben liegt von Klausthal aus nach Morgen, der andere aber nach Abend. Alle Gruben ſind auf Gaͤngen abgeſenket wor - den, und darum liegen ſie in einem Strich nach der Reihe weg, welche Lage der Gru - ben man einen Zug zu nennen gewohnt iſt. Die Gruben gegen Morgen machen den Burgſtaͤdter -, die gegen Abend aber den Churmroſenhoͤferzug aus. Noch andere, die Gruben Joſua und Buſchesgluͤk, liegen an der Communiongrenze.
Die Gruben, welche auf dem Burgſtaͤdter - und dem Thurmroſenhoͤferzug liegen, ſind alle ſehr waſſernoͤtig: Damit man nun dieſe loͤſen, und die Erze mit Vorteil aus der Tiefe der Erde ſchaffen koͤnne; So hat man nach und nach, und ie nachdem die Gru - ben tiefer worden ſind, verſchiedene ſehr koſtbare und beſchwerliche Stollen in dieſe Ge - baͤude gefuͤhret. Auf dem erſtern Zug zaͤhlet man derſelben drei, auf dem andern aber nur zwei. Jene ſind: a. Der frankenſcharner Stollen, der an dem zehnten Poch - werk im Thal gegen Abend zu Tag ausgehet, mit allen Gruben auf dieſem Zug durch - ſchlaͤgig, und 2560 Lachter lang iſt, aber nur 28 Lachter Teufe einbringet; b. Der Neunzehnlachterſtollen, welcher bei der Bergſtadt Wildemann, gegen Abend an dem Treppenberg ausgehet, bei ¾ Stunde lang iſt, 54 Lachter Teufe einbringet, und die Waſſer von dem ganzen Burgſtadterzug, und den gegen uͤber liegen den zellerfeldiſchen Communionwerken loͤſet; c. Der Dreizehnlachterſtollen, der bei 2 Stunde lang iſt, und 65 Lachter Teufe einbringet, worauf dann, weil er der tiefſte iſt, alle Kuͤnſte in dem klausthaliſchen und zellerfeldiſchen Revier ihre Grundwaſſer ausgieſen, die in der Berg - ſtadt Wildemann unter dem Rathhaus zu Tag ausgehen; Auf dieſem Zug liegt d. zu - gleich auch eine Waſſerſtrekke, die man die Hundertlachterſtrekke nennet. Sie iſt in der Grube, die man die engliſche Treue heiſet, aufgehauen, von der ſie durch alle Gru - ben durch, und bis auf die Caroline, die oberſte Grube, getrieben worden. Man hat ſie um deswillen aufgehauen, damit man die Grundwaſſer, die man mit den Kuͤnſten in einer Grube, wegen ihrer Staͤrke, nicht wol zwingen, und auf den uͤber dieſer Strekke liegenden tiefen Stollen heben kan, durch dieſe Strekke verteilen, und auf an - dere Gruben fuͤhren, folglich dadurch iener Grube zu Huͤlfe kommen koͤnne. Dieſe Strekke iſt alſo auch ein Huͤlfsmittel die Waſſer aus denen Gruben zu ſchaffen, ſie iſt aber kein wirklicher Stollen, weiln ſie nicht zu Tag ausgehet. Die auf dem Thurm - roſenhoͤferzug befindliche Stollen ſind hingegen: a. Der Fuͤrſtenſtollen, der unter dem Ro - ſenhof in dem Thal, an dem vierten Pochwerk zu Tag ausgehet, 757 Lachter lang iſt, 21 Lachter Teufe einbringet, und im Jahr 1554 angefangen worden; und b. der Ra - benſtollen, welcher uͤber der frankenſcharner Huͤtte auch gegen Abend zu Tag ausge -S 3het,142Das neunte Stuͤkhet, 1283 Lachter lang iſt, 38 Lachter Teufe einbringet, und in dem Jahr 1573 ange - fangen worden.
Da die Gruben noch viel tiefer abgeſenket worden, als die Stollen Teufe einbrin - gen: So ſind nicht nur viele Waſſerkuͤnſte, ſondern auch verſchiedene Treibkuͤnſte an - gelegt worden, um ſo wol die Waſſer, als auch die Erze und die Berge aus den ſo tie - fen Gruben herausſchaffen zu koͤnnen. Von der Anlage und der Structur dieſer Ma - ſchinen an und vor ſich ſelbſt werde ich dem zweiten Kapittel der dritten Abhandlung umſtaͤndlicher handeln. Jch will daher anizzo nur den Waſſervorrath, und die davon abhangende Gefaͤlle beſchreiben. Die Tagewaſſer in dieſer Gegend ſind in dem Som - mer ſehr klein, und einige pflegen ganz zu vertroknen. Man hat daher verſchiedene Teiche anlegen muͤſſen, um die Maſchinen gehoͤrig betreiben zu koͤnnen. Jch will ſie in den folgenden §§. ſo beſchreiben, wie ſie von oben herunter auf einander folgen, zugleich aber auch zeigen, wie ſie die Waſſer einer Kunſt nach der andern mitteilen.
Die Zahl und die Beſchaffenheit der Teiche bei dem Burgſtaͤdterzug iſt folgende.
Der Lauf des Waſſers bei denen Gefaͤllen, die von den zuvor gedachten Teichen entſtehen, iſt nun folgender. Die Waſſer, die von dem caroliner Kunſtrad fallen, gehen auf das dorotheer und caroliner Kehrrad. Weil ſie hierbei aber zu ſchwach ſind, und die mehreſte Erze und Berge mit Pferden herausgetrieben werden muͤſſen, indem dieſe Kunſt von dem Hirſchlerteich nur noch 1¼ Lachter Waſſer bekomt, wobei dann ſehr groſe Koſten ſind: So iſt man in dem Begrif, die dieſem Teich gegen uͤber in einem Thal liegende Waſſer mit einem Stollen durch den Berg durch, und auf dieſes Kehr -rad144Das neunte Stuͤkrad zu fuͤhren. Die von dieſem Rad fallende Waſſer werden inzwiſchen auf das doro - theer und eliſabether Kunſtrad, von dieſem aber auf die herzog chriſtian ludwiger, und weiſe roͤſſer Kunſtraͤder, welcher Fall zugleich auch, wann hinlaͤngliche Aufſchlagwaſſer da ſind, bei den margrether, hausisraeler, und annaeleonorer Kehrraͤdern gebraucht werden kan, ſo dann aber auf die hausisraeler Kuͤnſte, oder die herzog georg wilhelmer Treibkuͤnſte, endlich aber durch einen Graben nach dem darunter liegenden Thurmroſen - hoͤferzug gefuͤhret. Neben dieſen Maſchinen hat die ſophier Kunſt einen beſondern Fall. Die von ihr abfallende Waſſer gehen auf das herzog georg wilhelmer Kunſtrad, von welchem ſie auf das annaeleonorer Kunſtrad, von da aber auf die darunter liegende unterſchlaͤgtige Saͤgmuͤhle gefuͤhret werden, da ſie dann in die Communion flieſen, wo ſie bei verſchiedenen Kuͤnſten und Pochwerken gebrauchet, hernach aber wieder in das Thal, an das zehnte klausthaliſche Pochwerk, geleitet, und noch einmal bei fuͤnf Pochwerken, zulezt aber zugleich mit bei der frankenſcharner Huͤtte gebraucht werden, wovon ich in dem folgenden §. mehr reden werde.
Bei dem Thurmroſenhoͤferzug zaͤhlet man den untern naſſe wieſer, den baͤren - bruͤcher, den ziegenberger, den ſchwarzbaͤcher, kleinen waſſerlauf - und bixhaͤuer Muͤhlenteich. Jhre Waſſer bekommen ſie aus den Thaͤlern, und daher wird ihnen wenig oder gar keines durch Graben zugefuͤhret. Sie daͤmmen mehrenteils 5 Lachter. Die Waſſer aus ihnen gehen auf die bixhaͤuer Muͤhle, wovon ſie, nebſt denen, die aus dem flambacher Muͤhlenteich kommen, auf die flambacher Muͤhle gefuͤhret werden. Sie flieſen alsdann, nebſt dem dazu kommenden Waſſer aus dem haſenbacher Teich, in zwei Graben durch etliche Waſſerlaͤufe fort, wovon der eine auf die drei koͤniger und altſeegner Waſſerkunſt, und von da auf die in dem Thal liegende Pochwerke, der an - dere aber auf die Kehrraͤder oder die Treibkuͤnſte der izt gedachten Gruben gehet, wo - von dann die Waſſer in den Graben fallen, der die Waſſer von dem burgſtaͤdter Zug herunter fuͤhret. Es gehen die Waſſer in dieſem Graben eines Teils auf die beide in - wendige an dem Gaipel ſtehende roſenhoͤfer Kehrraͤder, wovon ſie auf vier unter ein - ander in der Grube hengende Kunſtraͤder fallen, und auf dem Raabenſtollen abflieſen, der ¾ Stunde von Klausthal gegen Abend in dem Thal uͤber der frankenſcharner Huͤtte zu Tag ausgehet, andern Teils aber auf die an dem Tag ſtehende Kuͤnſte. Die leztere fallen naͤmlich auf die neue roſenhoͤfer - und die St. iohannes -, von dieſen aber auf die braune lilier Waſſer - und Treib -, und auf die noch andere roſenhoͤfer Kuͤnſte, von welchen ſie dann auf einige in dieſem Thal liegende Pochwerke flieſen, derer man 14 zaͤhlet, von hieraus aber auf die hintere altſeegner Waſſer - und Treibkunſt, und ſodann auf die uͤbrige Pochwerke, und endlich auf die frankenſcharner Huͤtte gehen.
Noch andere Teiche, die der hadebacher, der neue muͤhlen, und der kleine klaus - thaler Teich genennet werden, ſind blos allein zu der Betreibung der an der Oker und der Unterinnerſt liegenden ſieben Pochwerke, der neuen Muͤhle an der frankenſcharnerHuͤtte,145von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. Huͤtte, und der eigentlichen frankenſcharner Muͤhle angelegt worden, weil die von der Jnnerſt kommende Waſſer zugleich auch mit bei der Huͤtte gebraucht werden, wo die Grenze von dem einſeitigen und dem Communionhaarz iſt.
Weil die Zugaͤnge bei denen Teichen bald ſtark und bald ſchwach ſind, die Grubenwaſſer aber nicht ſtets einerlei Staͤrke haben, und bei denen Gruben nicht immer gleich viel Erze zu Tag getrieben werden: So kan man auch nicht beſtimmen, wie lang man bei denen Kuͤnſten von dem Vorrath des Waſſers, der in dieſen Teichen beherbergt wird, nachlangen kan.
Wann man die Waſſer mittelſt eines Stollens durch einen Berg herdurch fuͤhret: So nennet man dieſes einen Waſſerlauf.
Von dem Bau der Graben und der Teiche wollen wir nunmehr auch reden. Man muß ſich aber dabei teils nach der Groͤſe des Teiches, und teils nach der Art des Geſteins richten. Bei dem leztern merket man darauf, ob das Geſtein ganz und lettig oder kluͤftig iſt, da man dann in dem leztern Fall die Graben ausmauert, hinter die Mauer aber Letten ſtampfet. An den Teichen beſtimt man die Dikke der Daͤmme und ihre Boͤſchungen nach der Menge des Waſſers, die in ihnen geſamlet werden ſoll. Je nach - dem alſo der Damm hoch und lang, das Geſtein aber, worauf er geſezzet wird, kluͤf - tig oder ſumpfig iſt, nachdem muß man auch die Anlage des Dammes machen, und denſelben nicht eher anfangen, als bis man einen guten Grund hat. Man kan als - dann den Damm ſo dik, als hoch machen, demſelben aber noch uͤber dieſes eine Boͤ - ſchung geben, die mit dem Perpendikel 60 Grade ausmachet, ſo dann aber nach der Laͤnge in der Mitte des Dammes ein Raſenhaupt, in dieſem aber eine Lettenwand auffuͤhren, die man mit Ziegelplatten oder mit Schlakken beſezzet, damit das Ungeziffer den Damm nicht durchbohren koͤnne. Daß man ſich bei dieſer Anlage der Daͤmme auſer aller Gefahr ſez - zet, das iſt klar genug: Denn ie ſchwerer der Koͤrper, und ie groͤſer ſeine Grundflaͤche iſt, um deſto feſter ſtehet derſelbe, weil er durch einen groͤſern Raum bewegt werden muß, ehe er umſtuͤrzen kan. Dieſe Daͤmme erfordern inzwiſchen gar zu groſe Koſten. Die Kronen der Daͤmme an denen haarzer Teichen ſind daher oͤfters nicht einmal ſo breit, als die Daͤmme hoch ſind. Jhre Boͤſchungen machen nicht viel uͤber 50 Grade aus, weil man auf ein Lachter Seigerteufe nur 1¼ Lachter Sohle rechnet. Jn der Mitte des Dammes fuͤhrt man nur ſchlechterdings ein Raſenhaupt a auf, das 6 bis 7 Fus dik iſt, wovon ich Taf. VIII. fig. 34. einen Durchſchnitt liefere. Man war ſonſten gewohnt die Grundſtriegel in den Teich zu ſezzen, izzo aber machet man dieſelbe, ver - mittelſt eines ausgemauerten Schachtes, in den Teichdamm, damit man um deſto beſſer zu ihnen kommen koͤnne.
Aus dem 5. 6. 7 und 8 §. iſt alſo klar, daß bei dieſem Bergbau 25 Pochwerke befindlich ſind, wovon 14 in dem Thal unter Klausthal, ſieben an der Jnnerſt, unter, aber doch zur linken Seite der frankenſcharner Huͤtte, noch vier aber in dem Polſterthal nach der altenauer Huͤtte zu liegen, auf welchen beiden Huͤtten die gewonnene Erze zu - gutgemacht werden. Auſer dieſen Gebaͤuden zaͤhlet man an dieſem Ort auch noch zwei Trokkenpochwerke, wovon in einer ieden Huͤtte eins iſt. Alle dieſe Pochwerke ſind ſehr einfach: Denn ſie haben nur ein einziges, das Waſſerrad. Auf der frankenſcharner Huͤtte zaͤhlet man 8 Brenn - 8 Schmelz - 2 Friſch - und 5 Treiboͤfen. Zu den Brenn - oͤfen bedarf man keine Geblaͤſe, zu der Betreibung der uͤbrigen Oefen aber ſind 10 Raͤ - der erbauet worden, die 16 Fus hoch, und 1½ bis 2½ Fus weit ſind. Jn der altenauer Huͤtte ſind zwar eben ſo viel Oefen, man betreibt davon aber nur die Haͤlfte, weiln die Arbeit an dieſem Ort ſo ſtark nicht gehet.
Das Holz und die Kohlen werden aus den einſeitigen Haarzwaldungen angeſchaft, die ſich etliche Meilen in die Laͤnge und in die Breite erſtrekken. Das dabei gewoͤhn - liche Maas iſt eben ſo gros, wie das goslariſche, welches ich in dem 8. Stuͤk §. 8. beſchrie - ben habe. Es kommen dabei auch eben die Umſtaͤnde in Erwegung, die ich dort er - zehlt habe.
Dieſe Stadt liegt von Klausthal 2 Stunde Weges, zwiſchen Morgen und Mitter - nacht. Die an ihr gelegene Werke waren vormals in einer recht guten Aufnahme: Weil ſich aber die Erze nach und nach verunedelten, und ſchmaͤhler wurden; So hat man alle vormalige Gruben eingeſtellet. Nur noch zwei Gruben ſind in dem Gang, die man noch nicht lange angefangen hat.
Die eine von dieſen Gruben beſtehet in dem zehnten Lichtloch des tiefen ſchazkam - mer Stollens, welches oben an der Stadt lieget. Es wird aus ihm ein Querſchlag getrie - ben, der 30 Lachter zu treiben, aber erſt 9 Lachter fort iſt. Man treibet dieſen Querſchlag nach dem ſchon vormals gebauet geweſenen Gnadegottesgang, damit man erforſchen moͤge, ob dieſer Gang in dieſem Feld edel und bauwuͤrdig ſei? Die andere von dieſen Gruben, die man den Sonnenaufgang nennet, liegt unter der Stadt, aber uͤber der altenauer Huͤtte, auf einem noch unerſchrotenen Gang, an dem Thal des ſo genanten Roͤhren -bergs.147von den einſeitigen churhannoͤv. Kupfer-Silber - u. Bleibergwerken ꝛc. bergs. Sie iſt erſt 4 Lachter tief. Der Gang, worauf ſie abgeſenket wird, fuͤhret Glanzerze, die nur noch einen Zoll maͤchtig ſind. Sie ſind reich an Blei, aber arm an Silber: Denn ſie halten nur 2 Loth.
Von dieſem Bergbau kan ich iezt zur Zeit noch wenig oder nichts ſagen. Jch werde da - her von dieſem Werk nicht mehr handeln.
Die Bergwerke an und um dieſe Stadt liegen in ſehr hohen und ſtuͤkkelichten Ge - birgen, und 3 Meilen von Klausthal. Sie liegen in verſchiedenen Gegenden, und daher werden ſie in beſondere Zuͤge geteilet. Jn den folgenden §. §. will ich ſie, nebſt ihren Gruben, wovon viele auf einem Gang allein ſtehen, nach der Reihe erzaͤhlen.
Der vornehmſte Zug liegt von Andreasberg aus gegen Mitternacht, und ſehr nahe an der Stadt. Man pfleget ihn den ſamſohner Zug zu nennen. Die Gruben, die auf ihm gebauet werden, ſind der Samſohn, und Catharina Neufang.
Jn eben dieſem Gebirg liegt noch ein anderer, der Gnadegotteszug, auf dem man die Gruben bauet, welche die Gnadegottes, und die Abendroͤthe genennet wer - den. Sie ſtehen beide auf einem Gang, der mit dem vorigen in einem ſpizzen Win - kel ein Kreuz machet, welches man das Scharen zu nennen gewohnt iſt, wann die Gaͤnge eine gewiſſe Laͤnge beiſammen bleiben, und ſich mit einander ſchleppen.
Gegen Mittag bauen auf drei beſondern Gaͤngen, die Gruben Andreaskreuz, in dem ſo genanten Waͤſchberg, Jacobsgluͤk an dem Baͤrberg, und der Silberbaͤr an dem Gottesakkerberg, der keinen Schacht hat, ſondern auf dem Jacobsgluͤk foͤrdert. Zwiſchen Morgen und Mittag liegt der engelsburger Zug, auf deſſen Gang der alte weintrauber und der engelsburger Schacht bauen.
Ein noch anderer, der ſo genante auswaͤrtige Zug, liegt gegen Morgen. Eine iede Grube, die auf ihm gebauet wird, liegt auf einem beſondern Gang, die Gruben ſelbſt aber ſind dieſe: Der Seegen des Herrn an dem Oderberg; die neue Wein - traube in der Margraf gelegen; und der neue Weinſtok, nebſt dem Theuerdank, in dem morgenſterner Thal, welche beide Gruben in Gemeinſchaft betrieben werden.
T 2Die148Das neunte StuͤkDie Felicitas und der Koͤnig Ludwig liegen auf einem Gang an der Stadt, ſie haben aber nur einen Schacht.
Die Grube Prinz Maximilian liegt gegen Abend, und ebenwol auf einem be - ſondern Gang.
Die Grube Gluͤkauf, die auch auf einem beſondern Gang bauet, liegt endlich gegen Mitternacht.
Damit man die Waſſer loͤſen, und nicht noͤtig haben moͤge, dieſelbe durch Kuͤnſte bis zu Tag zu heben: So ſind verſchiedene Stollen angelegt worden, und die ſind dieſe.
Auf dem ſamſohner Zug zaͤhlet man: a. Den Spoͤtterſtollen, welcher in dem Andreasberg zu Tage ausgehet, 500 Lachter lang iſt, und 30 Lachter Teufe einbringet; b. Den gruͤnenhirſcher Stollen, der in dem gruͤnen Hirſch zu Tage ausgehet, bei 1000 Lachter lang iſt, und 65 Lachter Teufe einbringet; c. Den Sieberſtollen, wel - cher auf dem Koͤnigshof ausgehet, faſt eine Stunde lang iſt, und 97 Lachter Teufe einbringet; und d einen Tageſtollen, der aus dem Thal in die Catharina Neufang getrieben worden, wo er, in einer Laͤnge von 60 Lachter, 25 Lachter Teufe einbringet. Die drei erſtere Stollen gehen zugleich durch die Gnadegottes, der Sieberſtollen aber auf Andreaskreuz, Jacobsgluͤk, und den Silberbaͤr, wo er, in einer Laͤnge von 800 Lachter, 82 Lachter Teufe einbringet.
Bei dem engelsburger Zug iſt nur ein Stollen, der unter der Halde in dem Thal zu Tag ausgehet, und, in einer Laͤnge von 50 Lachter, 11 Lachter Teufe einbringet.
Auf dem auswaͤrtigen Zug ſind nur noch Tageroͤſchen, welche kleine Stollen ſind, die wenig Teufe einbringen, und unter den Halden angefangen werden. Man iſt inzwiſchen in dem Begrif einen Stollen aus dem Morgenſternskopf von der Oder herauf zu hohlen.
Jn die Felicitas und den Koͤnig Ludwig gehet der Gruͤnehirſcher - und der Sieber - ſtollen. Es iſt auf dieſe Gruben aber auch noch ein anderer Stollen gebauet, welcher der Fuͤrſtenſtollen heiſet. Er gehet unter der Halde in dem Thal aus, und bringt, in einer Laͤnge von 300 Lachter, 16 Lachter Teufe ein.
Der oftgedachte Sieberſtollen gehet zugleich auf den Prinz Maximilian.
Auf die Grube Gluͤckauf iſt nur eine Tageroͤſche gebauet.
Um die unter den Stollenteufen befindliche Waſſer auf die Stollen ſohlen -, die Erze aber zu Tage ſchaffen zu koͤnnen: So ſind verſchiedene Kuͤnſte, zugleich aber auch noch einige Poch - und Schmelzwerke angeleget worden, damit man die Erze rein - undzugut -149von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. zugutmachen koͤnne. Man bedienet ſich zu ihrer Betreibung verſchiedener Waſſerge - faͤlle, und einiger Teiche, die ich ſogleich beſchreiben will. Uiberhaupt zaͤhlet man an dieſem Ort nur drei Teiche, und die ſind dieſe: Der beruͤhmte groſe Oderteich, an welchem der Damm gemauert iſt, der Gotteshuͤlfer - und der Brunnenbacherteich. Der erſtere liegt 1½ Stunde von der Stadt an der Oder. Von dieſem Waſſer und der Rudenbach, den in dem Thal zuſammen laufenden Waſſern, bekomt er den Zufluß. Er daͤmt die Waſſer 9 Lachter hoch, und auf eine Stunde Weges in der Laͤnge. Jn dem Grund iſt er 20 -, in der Krone aber nur 9 Lachter breit, ſeine Laͤnge betraͤgt hin - gegen 50 Lachter. Er enthaͤlt vor ½ Jahr Waſſer, er ſoll aber auch 30000 Thaler ge - koſtet haben. Den meiſten und faſt allen Gruben gibt er die noͤtige Aufſchlagwaſſer ab, und darum erhaͤlt er noch zur Zeit die Werke. Die Beſchaffenheit des Dammes zeiget die 39. fig. auf der VIII. Taf. in einem Durchſchnitt. Es iſt aber in dieſem die innere und die aͤuſere Boͤſchung mit einer ſehr ſtarken Mauer verſehen, der dazwiſchen befindliche Raum a a. aber mit grobem Sand, oder dem ſo genanten Kiß, ausgeſtampfet, in der mittlern Mauer b hingegen hat man einen Schacht herauf ge - mauert, worinnen der Striegel oder der Grundzapfen befindlich iſt. Der andere, der ſo genante Gotteshuͤlferteich daͤmmet nur 5 Lachter, und er enthaͤlt einen Teil der Waſ - ſer, die aus dem eben zuvorgedachten Teich, zu der Betreibung der ſamſohner Kunſt gebraucht werden. Der Brunnenbacherteich, welcher izzo ausgebrochen iſt, daͤmmet auch nur 4 bis 5 Lachter, und er bekomt ſeinen Zufluß aus denen Thaͤlern. Die von dieſen Teichen abhengende Gefaͤlle ſind folgende. Die Waſſer, die aus dem Oderteich kommen, werden in einem langen Graben, der um die Gebirge herumgehet, in einem fort bis an das ſo genante Roͤhrholz gefuͤhret, da ſie dann in zwei Teile geteilet wer - den. Es gehet alsdann der eine Teil von dieſen Waſſern von einer Maſchine auf die andere, und zwar 1. auf die Saͤgmuͤhle, von da 2. auf die Grube Gluͤkauf, 3. auf Catharina Neufang, 4. auf die Gnadegottes, 5. auf das Pochwerk an der St. An - dreashalde, 6. auf die Felicitas, 7. auf die obere Muͤhle, 8. auf das erſte Pochwerk, 9. auf den Prinz Maximilian, 10. auf die andreasberger Huͤtte in dem Grund nach Lauterberg zu, und 11. auf die untere Muͤhle, von welchem Ort dann die Waſſer nach Lauterberg flieſen. Ein Nebenumſtand, den ich hierbei zugleich auch bemerken muß, iſt dieſer: Daß das Waſſer, welches die an der Catharina Neufang auf einem Zug ge - legene ſamſohner Grube zu ihren Kuͤnſten brauchet, gleich unter der Saͤgmuͤhle in den Gotteshuͤlferteich gelaſſen wird, da es dann, wann es bei dieſen Kuͤnſten ſeine Dien - ſte gethan hat, bei der Gnadegottes wieder in die vorige Teilung und in eins komt, und ein Teil dieſer Waſſer auf noch zwei Pochwerke gehet, die unter einander liegen. Die Waſſer von der andern Abteilung in dem Roͤhrholz gehen in einem fort bis in den Waſchberg, bei den ſo genanten drei Jungfrauen aber, an einem kleinen Holz, ſind dieſelbe wieder in zwo Teile geteilet. Ein Teil von dieſen Waſſern gehet 1. auf Ja - cobsgluͤk, 2. auf Andreaskreuz, 3. auf zwei Pochwerke, und 4. auf die Huͤtte, wo ſich dieſe Waſſer wieder mit denen vereinigen, die von der erſten Teilung kommen. Der andere Teil der Waſſer von der zwoten Teilung gehet hingegen auf den engelsburget Zug, von da ſie dann weiter fortlaufen, und nicht benuzt werden. An der Engels - burg liegt, auſer den ſchon zuvor gedachten, noch ein anderes Pochwerk, nach demT 3Brei -150Das neunte StuͤkBreitenberg zu, welches mehrenteils von den Grubenwaſſern betrieben wird. Jn dem Oderthal liegt auch noch ein Trokken -, ein Kraͤzpochwerk aber an der ſchon gedachten Huͤtte.
Die Waſſer aus dem Brunnenbacherteich gehen auf die Kuͤnſte bei den in dieſer Gegend befindlichen Gruben, als naͤmlich auf den Weinſtok, und die Weintraube, da ſie dann wegflieſen, und nicht gebraucht werden. Bei dieſem Werk zaͤhlet man alſo 7 Naſſe -, ein Trokken -, und ein Kraͤzpochwerk, und eine Schmelzhuͤtte. Jn dieſer ſind 3 Brennoͤfen, 8 Roͤſtoͤfen, 4 Schmelzoͤfen, ein Friſchofen, zwei Seigerherde, zwei Treiboͤfen, ein Bleiſteinstreibofen, ein Darrofen, und ein Gaarherd.
Wie man bei der Anlage der Graben, und der Teiche zu Werk gehen muß, das habe ich §. 9. ſchon gezeiget.
Mit dem Holz und denen Kohlen hat es bei dieſem Werk eben die Beſchaffenheit, wie ich §. 11. gemeldet habe.
Es liegen auch dieſe Werke in ſehr hohen Gebirgen, und uͤberhaupt gegen Morgen, fuͤnf Meilen Wegs aber von Klausthal. Sie verteilen ſich in Kupfer - und in Blei - bergwerke. Zu den erſtern gehoͤren die Kupfergaͤnge, und verſchiedene noch ungebauet, aber doch fuͤndig geweſene Schieferwerke, zu dieſen aber ein neues Blei - und Silber - bergwerk. Beide will ich mit ihren Gruben etwas genauer beſchreiben. Gegen Mit - ternacht auf einem Kupfergang, an einem Gebirge, das der Hohetroſt heiſet, liegen die Gruben der neue Kupferſeegen, und die Lowiſa Chriſtiana. Noch an dieſem Gebirge liegt aber auch auf einem beſondern Gang die Grube, welche man den neuen Freudenberg nennet. Das Schieferwerk hat man an verſchiedenen Orten erſchuͤrfet, als nemlich, an dem Haikenberg, an dem Glaͤsnerthal, und an dem Kaltenborn. Man iſt noch in dem Begrif, die wahre Schiefern ausfuͤndig zu machen, und darum iſt auf ſie noch kein ordentlicher Bau vorgerichtet. Eine noch andere Grube, die ſo genante neue Kupferroſe, liegt gegen Morgen an dem Kummelberg, der an einem Thal liegt, das von der andreasberger Huͤtte herunter komt. Dieſe Grube, welche erſt 14 Lachter tief iſt, fuͤhret zuweiln etwas Bleiglanz.
Anmer -151von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc.Es waren vormals in dieſer Gegend ſehr ſchoͤne und viele anſehnliche Bergwerke. Der kupferroͤſer Schacht, welcher bei 170 Lachter tief ware, verdient darunter beſonders demerkt zu werden. Er hatte in der Teufe noch Erze, die Gewinnungskoſten waren aber bei ihnen zu hoch. Die Gewerken hatten auch den Luſten zu dem Bauen verlohren.
Man zaͤhlet bei dieſem Werk folgende Stollen, einen auf der Lowiſa Chriſtiana und dem neuen Lutterſeegen, drei aber in dem neuen Freudenberg. Der erſte, wel - cher auf der einen Seite des Berges hinein - auf der andern aber herausgehet, bringt, in einer Laͤnge von 600 Lachter, 39 Lachter Teufe ein. Von denen drei leztern bringt der tiefſte 59 -, der mittlere 49 -, der obere aber 28 Lachter Teufe ein, wobei der erſtere 180 -, der zweete 150 -, und der dritte 80 Lachter lang iſt. Auf dem Schieferwerk und der neuen Kupferroſe ſind noch kleine Stollen erbauet, weil man noch nicht weis, wohinaus man das Feld ſtrekken ſoll, und wie tief die Erze liegen.
Die Teiche, die zu der Betreibung dieſer Werke angeleget worden, beſtehen in dem alten kupferroͤſer Teich, an der gleichen Lutter, bei dem Freudenberg, und in noch zwei andern Teichen, an der krummen Lutter, uͤber dem neuen Lutterſeegen. Aus ienem wird die freudenberger Kunſt, nebſt dem darunter liegenden Huͤtten - und Poch - werk, aus dieſem aber die zwei neue lutterſeegner Kuͤnſte betrieben, die unter einander liegen. Die eine von dieſen Kuͤnſten iſt ſo vorgerichtet, daß man zugleich auf der einen Seite des Rades ein Treibwerk anhengen kan.
Man gibt denen Graben an dem Haarz auf zehn Lachter nur einen Zoll Fall. Dieſe Regel iſt ſehr gut: Denn man kan dabei gar viel an dem Gefaͤll erſpahren.
Jch beziehe mich auch hier, wegen dem erforderlichen Brand, auf den 11. §. So viel will ich aber doch bemerken, daß auch bei dieſen Werken das Gruben - und das Roͤſt - holz forſtfrei gegeben wird, und daß ein Malter von dem leztern nicht uͤber vier und fuͤnf Mariengroſchen zu ſtehen komt, weil man es nicht weit zu fahren brauchet. Aus eben der Urſach koſtet aber auch ein Karn Kohlen nur 1 Thaler und 24 Mariengroſchen.
Die Bergwerke an dieſem Ort beſtehen aus Gaͤngen (§. 2.), die von Tag an in einem feſten Geſtein liegen. Man trift daher bei ihnen nur drei Minerallagen an, und dieſe ſind das Hangende, der Gang, und das Liegende. Bei dem Burg - ſtaͤdterzug iſt ienes ein graues, zuweiln auch ein ſchwarzes ſchieferiches feſtes Geſtein, das uͤber dem Gang liegt, bei den roſenhoͤfer Gaͤngen hingegen ein wakkiges graues Geſtein, deſſen Teile dem Ganzen aͤhnlich ſind, das ein zartes Gewebe beſizzet. Der Gang iſt eine von dem Horizont abweichende Erzlage, die nach dem Mittelpunkt der Erde gehet, und von den zu beiden Seiten liegenden Steinlagen gar merklich unter - ſchieden iſt. Das Liegende iſt bei allen klausthaliſchen Gaͤngen, auſer bei dem altſeegner Gang auf dem Roſenhof, wo es in einem grauen Geſtein beſtehet, ein ſchwarzes ſchie - feriches Geſtein, das ſich von dem Gang, der auf ihm liegt, durch eine glatte Ober - flaͤche, die man ein Saalband nennet, unterſcheidet und abloͤſet. Wann dieſe Geſteine vor das wahre Hangende, oder das Liegende gehalten werden ſollen; So muͤſſen die in ihnen befindliche Abloͤſungen und Spaltungen, die man Schlechten nennet, quer gegen das Streichen oder die Laͤnge des Ganges laufen: Denn ſo lang dieſes noch nicht iſt, und die Schlechten ſtreichen mit dem Gang noch parallel; So lang kan man auch ein dergleichen Geſtein vor kein wahres Hangendes oder Liegendes halten, ſondern vor ein mit und auf dem Gang ſtreichendes Geſtein, das demſelben zugehoͤret.
Die Gaͤnge in dieſen Gruben ſind hauptſtreichend, und gehen zu Feld: Denn ſie erſtrekken ſich auf eine groſe Weite in die Laͤnge. Auſer den ſchon angefuͤhrten all - gemeinen haben ſie noch viele beſondere Beſtimmungen, die nach den Gegenden, worin - nen ſie liegen, ſehr verſchieden ſind. Damit ich nichts verſaͤume, was zu ihren einzeln Beſtimmungen gehoͤret: So will ich ſie nach einander etwas genauer beſchreiben. Der Gang auf dem Burgſtaͤdterzug iſt uͤber 900 Lachter uͤberfahren. Er hengt mit dem zellerfeldiſchen zuſammen, der ½ Stunde weiter gegen Abend liegt, wovon ich in dem folgenden Stuͤk handele. Seine Maͤchtigkeit erſtrekt ſich auf ¼, 1, 10, 15 bis 20 Lachter, doch da, wo er am maͤchtigſten iſt, in dem eliſabether und dem margrether Schacht, da iſt er ausgehauen. Er faͤlt nach Mittag von der Horizontlinie ab, mit der er einen Winkel von 50, 60, 70 und 80 Graden machet. Jn die Teufe ſezt er bei 205 Lachter mit guten Anbruͤchen nieder, wobei die Gewinnungs - und die Foͤrderungs - koſten ſchon zu ſchwer werden. Er ſtreicht in der 9ten und in der 10ten Stunde, under153von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. er macht in dieſem ſeinem Streichen wenige Veraͤnderungen. Das Gebirg, das er bei ſich fuͤhret, welches man das Ganggebirg nennet, beſtehet eines Teils aus einem blauen lettigen und wuͤrfelichten Geſtein, andern Teils aber aus Spaht. Er fuͤhret nur ab - und zuwechſelnd Erz, das in ihm vertruͤmmert lieget, und bald maͤchtig, und bald ſchmahl iſt. Die Gruben auf dem Roſenhoͤferzug ſtehen nicht auf einem, ſondern auf verſchiedenen Gaͤngen, die nach den Nahmen der Gruben genennet werden. Der erſte iſt der ſo genante eigentliche roſenhoͤfer Gang, der uͤber 1000 Lachter fortſezzet, und bis 4 Lachter maͤchtig iſt. Er faͤlt gegen Mittag, und 50, 60, 70 bis 80 Grade. Jn die Teufe ſezt er bei 256 Lachter. Er ſtreicht in der 8ten Stunde, worinnen er we - nige Veraͤnderungen machet. Das Ganggebirg, das er fuͤhret, beſtehet aus einem ſchwarzen ſchieferichem Geſtein, und aus Spaht. Er fuͤhrt ebenwol nur ab - und zu - wechſelnd Erz. Die Erze ſchneiden ſich alſo zuweiln ab, man nimt iedoch aber an ihnen niemals eine gaͤnzliche Verklemmung wahr. Den andern Gang auf dieſem Zug, wor - auf die Zilla bauet, nent man den braunen lilier Gang. Es beſizt auch dieſer die Eigenſchaften des vorigen, er iſt aber darinnen von ihm unterſchieden, daß er nur 60 Grad faͤlt, und nicht uͤber 185 Lachter niederſezzet. Einen noch andern Gang auf die - ſem Zug nent man den altſeegner Gang. Es bauen auf ihm der Alte - und der Sil - berſeegen, der Willegottes, und das Himmeliſcheheer. Er beſizt die vorigen Eigenſchaften, doch ſezt er nur 165 Lachter in die Teufe, zu dem Hangenden und dem Liegenden aber hat er ein graues Geſtein (§. 23.). Es gehen einige von dieſen Gaͤngen gegen Morgen zu Tag aus, da wo aber dieſes geſchiehet, da trift man entweder einen blauen Letten, der bald maͤchtig und bald ſchmahl, und oͤfters nur einen Meſſerruͤkken dik iſt, oder wirkliches Erz an.
Man machet ſich bei den Gaͤngen an dieſem Ort alsdann Hofnung zu guten Anbruͤchen, wann ſich viele Spahte und Druſen anlegen, wovon die leztere eine ungleiche aufgethuͤrmte, zuweiln aber auch eine wuͤrfelichte Oberflaͤche haben.
Das Sonderbare, welches man an den Gaͤngen bemerket, iſt dieſes: Daß die ſchmahlen Gaͤnge an dem Haarz reiche, die maͤchtige aber arme Erze fuͤhren. Zu den erſtern zaͤhlet man die Roth - und Weisguͤlden -, zu den leztern aber alle arme Silbererze, und Glanze, die an dem Blei reich ſind.
Da die Gaͤnge nicht viel uͤber 300 bis 400 Lachter in die Erde ſezzen, der halbe Durchmeſſer der Erde aber nicht mehr, als 860 teutſche Meilen betraͤgt: So begreift man auch gar leicht, daß die Gaͤnge nur in der aͤuſern Rinde der Erde verborgen liegen, ſo gros uns auch die Teufen der Schaͤchte vorkommen, die man auf ihnen abſenket. Es iſt dieſes hierbei zugleich merkwuͤrdig, daß die Gaͤnge in der Mittelteufe, in 80 bis 100 Lachter, am maͤchtigſten und edelſten ſind. Bei dieſen gegen die Dikke der Erde ungemein kleinen Teufen der Gruben werden wir alſo die Hahnen der An - tipoden noch nicht kraͤhen hoͤren, wie ſich die Einfalt traͤumen laͤſſet.
Es beſtehen auch dieſe Werke aus Gaͤngen, die in einem ſehr feſten Geſtein liegen. Man trift alſo auch hier nur drei Minerallagen an, naͤmlich das Hangende, den Gang ſelbſt, und das Liegende. So wol das Hangende, als das Liegende iſt ein ſchwarz - graues feſtes ſchieferiches Geſtein, das ein grobes und ſplitteriches Gewebe hat. Die Gaͤnge ſuͤhren, an ſtatt des Ganggebirges, Quarz und Spaht, und 1, 2, und 3 fin - germaͤchtige Rothguͤldenerze, die eingeſprengt ſind. Sie hengen meiſten Teils mit dem Hangenden und dem Liegenden zuſammen, und darum fuͤhren ſie kein Saalband, ſon - dern ſie ſind angewachſen. Bei denen, worauf zugleich Kupfererze brechen, muß man iedoch eine Ausnahme machen: Denn dieſe fuͤhren ein Saalband, von dem man ie zuweiln in der Sprache der Bergleute ſaaet, der Gang fuͤhret einen Harniſch, wann er eine feine und glatte Abloͤfung hat. Bei denen Gaͤngen, die Roth - und Weisguͤl - denerz fuͤhren, iſt die Maͤchtigkeit nicht gros: Denn ſie ſind oͤfters nur ⅛ Lachter und 12 Zoll maͤchtig. Die Maͤchtigkeit der Gaͤnge, auf welchen Kupfererze brechen, erſtrek - ket ſich hingegen auf etliche Lachter (§. 24. 2te Anm.). Sie ſtreichen bei 1000 Lachter in das Feld, und ſezzen 100, 200, 300, und wer weis es genau, wie viel Lachter tief in die Erde. Jhr Fallen iſt inzwiſchen ſehr ſeiger: Denn ſie fallen mehrenteils 70 und 80 -, der Gang auf dem Jacobsgluͤk aber nicht viel uͤber 45 Grad. Einige unter die - ſen Gaͤngen ſezzen mit einem braunen Mulm, der Silber haͤlt, und mit Spaht zu Tag aus, andere aber nehmen erſt in der Erde ihren Anfang. Man bemerkt dieſes als etwas beſonderes, daß dieſe Gaͤnge da an dem edelſten ſind, wo ein Geſchiebe mit einem glat - ten Saalband von der Seite zu ihnen komt. Uiber dis ſpuͤhret man aber auch ferner, daß die Erze da reicher ſind, wo die Gaͤnge druſigt werden.
Der alte St. Andreasſchacht war ehemals der tiefſte unter den Schaͤchten an dieſem Ort. Er hatte eine Teufe von 270 Lachter erlanget, aus der man die Erze nicht mehr durch Kuͤnſte mit Vorteil herausſchaffen konte. Er blieb daher, zumal da er mehrenteils ausgehauen ware, liegen. Vielleicht geſchiehet es, daß die Waſſer die zuruͤkgelaſſene Hoͤhlungen wieder mit Erz aufuͤllen, weil ſie geſchikt genug ſind Metallteilchen in ihren Zwiſchenraͤumgern zu beherbergen.
Jch will die beſondere Umſtaͤnde, die bei dieſem oder ienem Gang in Erwegung kommen, nunmehr auch erzaͤhlen. So wol der Gang auf dem Samſohner - und dem Catharinaneufanger -, als dem Gnadegottesſchacht ſtreicht gegen Morgen, und wirft ſeine Doniege, die ſchiefe Abweichung von dem Horizont, nach Mitternacht. Ein eben dergleichen Streichen und Fallen haben aber auch die Gaͤnge auf dem Andreaskreuz,dem155von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. dem Jacobsgluͤk, und dem Silberbaͤr. Der Gang auf der Engelsburg ſtreicht gegen Mittag, ſeine Donlege aber wirft er gegen Abend. Jn dem auswaͤrtigen Zug ſtreicht der Gang auf dem Seegen des Herrn gegen Morgen, die Donlege aber wirft er gegen Mittag, der neue weintrauber Gang faͤlt gegen Morgen, und ſtreicht nach Mittag, der Gang auf dem Weinſtok und dem Theuerdank ſtreicht hingegen nach Mittag, und faͤlt gegen Abend. Die Gaͤnge auf der Felicitas und dem Koͤnig Ludwig, auf dem Prinz Maximilian, und dem Gluͤkauf ſtreichen endlich nach Morgen, und fallen nach Mitter - nacht. Das Hangende und das Liegende iſt ſehr feſt. Die Gaͤnge ſchmeiſen ſich nicht nur gar oft aus ihren Stunden, ſondern ſie machen auch in dem Fallen verſchiedene Veraͤnderungen.
Die Kupfergaͤnge in dieſer Gegend fuͤhren zu dem Hangenden ein roͤthliches, zu dem Liegenden aber ein blauliches Lebergeſtein. Die Gaͤnge an ſich ſelbſt, und die auf ihnen brechende Erze, die gelb - und gruͤnlich ſind, liegen in einem weiſen, manchmal aber auch in einem roͤthlichen ſpahtigen und quarzigem Sand. Sie ſtreichen wol 1000 Lachter in das Feld, ſie fuͤhren aber nicht ſtets einerlei Metall. Sie ſezzen 50, 60, 80, 100 und mehr Lachter mit Erzen nieder. Jhre Maͤchtigkeit erſtrekt ſich auf 1, 2, 3, 4, 5, und 7 Lachter. Jhr Streichen iſt faſt nach allen Weltgegenden gerichtet, mehren - teils aber ſtreichen ſie in der 9ten und 10ten Stunde. Jhr Fallen gehet hingegen bald gegen Mitternacht, und bald gegen Mittag. Das Streichen veraͤndern ſie gar oft. Nicht ſelten machen ſie aber auch aus dem Hangenden Liegendes, und aus dem Liegen - gen Hangendes, da man dann zu ſagen pfleget, der Gang faͤlt wiederſinnig. Auſer dieſem nimt man ferner noch dieſes an ihnen wahr, daß es alsdann bald Erze gibt, wann ſich ein brauner Spaht, oder ein gelblicher roſtiger Sand auf ihnen anleget: Wann fich hingegen dieſe Bergarten wieder verliehren, und der Spaht und Sand wird rauh und quarzig; So ſchneiden ſich auch die Erze bald wieder ab.
Bei denen §. 19. gemeldeten Schiefern trift man von Tag an bis auf das Floͤz ein kalkigtes Gebirg an. Die unter ihm liegende Schiefern, die das Floͤz ausmachen, ſind 18, 20 bis 24 Zoll hoch, ſie ſind aber nicht alle edel: Denn es haben nur dieienige einen ſchmelzwuͤrdigen Gehalt, die zart und ſchwarz ſind, und die, welche eine braune Farbe, und gruͤne und blaue Flekgen haben, welche nur 2 bis 3 Zoll hoch ſind. Das Liegende, das man auch die Sohle nennet, iſt von einer beſondern Art. Es iſt ein kurz - wuͤrfelichtes kalkartiges gelbgraues Geſtein.
U 2Anmer -156Das neunte StuͤkDas Geſchik und die Art der Schiefern iſt eben ſo beſchaffen, wie zu Haingruͤndan in der Grafſchaft Buͤdingen, wo man ein Schieferwerk antrift.
Auf der neuen Kupferroſe (§. 19.) trift man eben das Hangende und das Liegende an, das ich §. 25. ſchon beſchrieben habe. Von den uͤbrigen Umſtaͤnden des Ganges in dieſem Schacht, kan man um deswillen noch nichts ſagen, weil erſt 14 Lachter auf ihm abgeteuft ſind.
Jch habe in den vorhergehenden §. §. natuͤrliche Kennzeichen angegeben, wobei man ſich auf gute Anbruͤche Hofnung machen kan. Dieſes iſt aber noch nicht genug, wir muͤſſen auch unter der Erde Geſpenſter haben, die zukuͤnftige Dinge bedeuten, welche entweder gut oder boͤs ſind. Man muß ſich alſo nicht wundern, wann ſich der Bergmann auch alsdann auf einen guten Anbruch Rechnung machet, wann ſich das Bergmaͤnlein an dieſem oder an ienem Ort ſehen laͤſſet, welches ein Geſpenſt von einer beſondern Art iſt, das nur unter der Erde ſeine Rolle ſpielet. Es muß recht artig ausſehen, wann dieſes Geſpenſt in der Geſtalt eines kleinen Bergmannes, mit einem fuͤrchterlichen Gedonner, bei ſeinem hellſchimmernden Grubenlicht, vor entfernten ſchwarzen Oertern arbeitet. Noch angenehmer aber muß den Bergleuten der Gedanken ſein, wann ihre betaͤubte Ein - bildungskraft ganz gewis, und bis zu dem Grabe weis, daß ihnen ihre Steiger ſo gar in der Grube erſcheinen, wann ſie doch wirklich zu Haus ſind. Die Thorheit hat noch nicht ganz bei dem Reich der Vernuͤnftigen Abſchied genommen: Wer vermag aber dieſe eingewurzelte Schwachheiten zu heilen?
Die Bergwerke und die in ihnen ſo tief unter der Erde verborgene Schaͤzze werden durch Muth - maſungen, die aus der Erfahrung hergehohlet ſind, und durch ohngefaͤhre Zufaͤlle entdekket, die oͤfters gar ſelten ſind. Man will dieſelbe inzwiſchen auch gar oft durch die Wuͤnſchelruthe ent - dekken, welche ein Jnſtrument iſt, das zu allen Zeiten unter den Hoch - und den Tiefgelehrten gar vielen Streit verurſacht hat. Man glaubet, wie einige vorgeben, daß ſie eine Gemeinſchaft mit den Metallen in der Erde hat, und daß dis die Urſache iſt, warum ſie da nach der Erde ziehet, wo Mineralien verborgen ſind. Wer kein Fremdling in der Naturlehre iſt, der wird auch gar leicht begreifen, daß ihr Ziehen nach der Erde in den Regeln der Elaſticitaͤt gegruͤndet iſt, das ſich aller Orten, und auch da aͤuſern muß, wo keine Mineralien ſind, wann man die Ruthe nur unter einerlei Umſtaͤnde bringet, die ich izzo nicht ausfuͤhren kan, weil ich mir ein anderes Ziel vorge - ſtekt habe. Wann daher durch die Wuͤnſchelruthe Bergwerke ausfuͤndig gemacht werden: So trift dieſes nur von ohngefaͤhr zu, weil man dieſelbe gemeiniglich in den Gegenden ausgehet, wo man ſich ohnehin muthmaslich auf Erze Rechnung machen kan. Man muß ſich alſo uͤber die recht ſehr verwundern, die ſchlechterdings glauben, daß die Wuͤnſchelruthe mit den Metallen in der Erde eine gewiſſe Gemeinſchaft hat. Wie ſchwach ſind die nicht, die nach der Angabe der Ruthengaͤnger Schaͤchte niedermachen laſſen! Thomaſius war vermoͤgend vielen Menſchen den Gedanken der Hexerei zu entreiſen, ob man aber dieſe Thorheit aus dem Weg raͤumen kan, daran zweifle ich noch gar ſehr.
Die Mineralien, die in dieſen Bergwerken gewonnen werden, laſſen ſich unter fol - gende Klaſſen bringen. Man findet naͤmlich
Alle Mineralien, die ich zuvor erzaͤhlt habe, koͤnnen durch das Feuer in dem Klei - nen auf ihren Gehalt probieret werden, da man dann die Verhaͤltnis zwiſchen den me - talliſchen und den erdigen Teilchen zu beſtimmen ſuchet. Bei dieſen Verſuchen erfaͤhrt man aber, daß die Stuferze von dem Burgſtaͤdterzug 4, 5, 6, 7, 8, 12, und 13 Loth Silber, und 30 bis 40 Pfund Blei, die von dem Roſenhoͤferzug hingegen nur 2 bis 4 Loth Silber, aber eben ſo viel Blei halten. Jn dem Durchſchnitt halten dennoch die erſtere, wann man eine Sorte in die andere rechnet, 6 -, die andere aber nur 3 Loth Silber, beide Arten hingegen 35 Pfund Blei. Dieſe Erze halten uͤbrigens an Kupfer wenig oder gar nichts.
Jch halte es nicht vor noͤtig, daß ich zeige, wie man bei dem Probieren dieſer Erze verfaͤhret, weil ich nichts Beſonderes dabei wahrnehmen kan. Wie man dergleichen Erze probieren ſoll, das zeigen die Probierbuͤcher. Jch habe in meiner Abhandlung von der Zubereitung und der Zugut - machung der Kupfererze zugleich auch von dieſen Proben gehandelt.
Die Mineralien, die in denen Gruben in dieſer Gegend gewonnen werden, kan man in folgende Klaſſen einteilen. Es brechen naͤmlich in denſelben:
Man probieret auch dieſe Mineralien in dem Kleinen, und man findet, daß die Rothguͤldenerze 20 bis 100 und mehr -, ia manchmal wol 180 -, die Weisguͤldenerze aber nur 2, 3 bis 4 Mark Silber, und 20, 26 bis 28 Pfund Kupfer halten, welchen Kupfergehalt dann auch die Gelbekupferze haben. Die Bleiglanze halten hingegen nur 4 Loth Silber, und 40 bis 50 Pfund Blei. Man leſe im Mehreren die Anmerkung des 31. §.
Die Mineralien, die in dieſen Gruben gewonnen werden, beſtehen:
Der Gehalt aller dieſer Erze iſt folgender. Die Gelbekupfer halten in dem Durch - ſchnitt 30 -, die Glaserze 40 -, die blaͤuliche und violetroͤthliche Kupferze aber, welche dem eigentlichen Glaserz gleich ſind, 70 bis 80 Pfund Gaarkupfer. Die Glanzerze halten 3 bis 4 Loth Silber, und 40 Pfund Blei. Die Schiefern werden nicht leicht im Kleinen probieret, dem Anſehen nach halten aber dieſelbe 2 Pfund Gaarkupfer.
Da die Gaͤnge in einem feſten Geſtein liegen, und in eine merkliche Teufe niederſezzen, wobei ſie ſehr maͤchtig ſind (§. 23. und 24.): So iſt der Grubenbau nicht nur wegen der Gewinnung und der Foͤrderung der Mineralien, ſondern auch wegen der Verzimmerung, weil die Schaͤchte lang gehen, ſehr koſtbar und beſchwerlich. Er iſt auch uͤberdis ſehr weitlaͤuftig: Denn man zaͤhlet bei dieſen Werken folgende Schaͤchte, die noch in dem Gang ſind:
Weil die Gaͤnge, wegen dem auf ihnen brechenden Ganggebirg, in dem die Erze vertruͤmmert liegen, ſehr feſt ſind (§. 23. und 24.): So koͤnnen auch die Erze auf keine andere Art, als durch das Schieſen gewonnen werden. Man gebrauchet alſo ſehr ſelten, und nur alsdann Schlaͤgel und Eiſen, wann die Schuͤſſe das Geſtein losgeho - ben haben. Zu der Gewinnung der Erze bedienet man ſich uͤberhaupt der Firſten - und der Stroſſenarbeit. Man hat bei dieſer Vorrichtung einen groſen Vorteil: Denn da man dabei viele Leute auf einen Bau legen, und die Stroſſen und Firſten ſehr gut ver - zimmern kan; So iſt man auch vor allem Einſturz ſicher. Es ſind dieſe Arbeiten faſt eben ſo vorgerichtet, wie zu Goslar an dem Unterhaarz, wovon ich §. 16. in dem 8. Stuͤk gehandelt habe. Man bemerket dabei inzwiſchen noch einigen Unterſcheid. Sol -len165von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. len naͤmlich die Erze ſtroſſenweis weggenommen werden: So faͤhrt man 1. von a bis b, Taf. VII. fig. 21, etliche Lachter in die Laͤnge, und, ie nachdem der Gang maͤchtig iſt, auf das hoͤchſte drei Lachter in die Breite auf, und ſchieſet die Erze und die Berge in dieſem Raum heraus; 2. Von b. bis c. machet man ein Geſenk nie - der, das auf dem roſenhoͤfer Zug, wo es feſt iſt, nur 1 -, auf dem Burg - ſtaͤdterzug aber, wo der Gang gobrecher iſt, 2 Lachter tief iſt; 3. Aus dieſem Ge - ſenk faͤhrt man wieder etliche Lachter nach d, und ſo lang auf, als Erze auf dieſer Sohle ſind, oder eine Stroſſe geſchwinder oder langſamer gehen ſoll, als die andere; Hierauf 4. ſenket man wieder bis e. ab, und faͤhrt alsdann, ſo lang man Anbruͤche hat, bis f, und bis in das unter dieſen Stroſſen ſtehende Ort, oder in ein dahinter befindliches Geſenk oder Uiberſichbrechen auf, wann es an Wetter - und Waſſerloſung mangeln ſolte, und das Waſſer nicht uͤber die Stroſſen gepfuͤzt, oder die Foͤrderung gehoͤrig be - ſtritten werden koͤnte. Wann man ſolchergeſtalt mit dieſen Stroſſen an das Ende ge - kommen iſt; So hauet man die Erze von hinten her, oder ruͤkwaͤrts nach dem Schacht zu in dieſer Hoͤhe bis auf die Sohle e. f. unter ſich ſtroſſen - oder ſtufenweis heraus, wobei man dann viele Leute auf dieſen Bau legen kan: So bald aber dis geſchehen iſt; So ſezt man, wie ich bei g. vorſtelle, gleich unter der Teufe der Sohle e. f. wie - der an, und faͤhrt bis c, von c nach h, von h nach e, und ſo weiter auf, wobei man dann die Stroſſen ruͤkwaͤrts nach dem Schacht wieder heraus hauet, die zwiſchen die - ſen beiden Stroſſen ſtehen gebliebene Erze aber durch Huͤlfe neuer Gefenke eben ſo, wie zuvor, mit Stroſſen gewinnet, wann man nicht gleich wieder unter der Stroſſe a, und wirklich bei g ſo angefangen hat, daß die neue Stroſſe ſtets an die Berge der ausge - hauenen anſtoͤſet, wobei man aber mehr aus dem Ganzen arbeiten muß, und die Vorteile bei der ſchon vorhin auf die Hoͤhe b. h vorgerichteten Stroſſenarbeit verlieh - ret. Man nimt alſo die Erze ſtets ſtufenweis von oben herunter heraus, wobei man a. b. die Sohle, b. c. aber den Stos, oder die Stroſſe zu nennen gewohnt iſt. Wann die Erze im Gegenteil firſtenweis gewonnen werden: So faͤhret man 1. von i bis nach k in der vorigen Maaſe auf, und ſchieſt die Erze in dieſem Raume heraus; 2 Man macht alsdann von k nach l ein Uiberſichbrechen, das ein Lachter hoch iſt; 3. Von l bis m faͤhret man wieder einige Lachter auf; Hierauf bricht man 4. wieder von m nach n in die Hoͤhe; Und faͤhrt ſodann 5. wieder nach o und ſo weiter auf, wobei man dann ebenwol viele Leute in den Stoͤſen der Firſten, oder in den Uiberſichbrechen anſtellen, und die gewonnene Erze entweder durch eine Rolle herunterſtuͤrzen, oder gleich durch einen Schleppſchacht, oder einen ſo genanten Bremer nach den obern Strekken foͤr - dern laſſen kan. Jſt man mit dieſer Arbeit zu Ende: So faͤngt man wieder vorn bei p. oder auch bei k an, und verfaͤhrt eben ſo, wie vorher. Es werden demnach die Erze bei der Firſtenarbeit eben ſo, wie bei der Stroſſenarbeit, ſtufenweis, nur aber mit dem Unterſcheid weggenommen, daß die Erze bei dieſer von oben herunter, bei iener aber von unten hinauf gewonnen werden. Man kan indeſſen die Stroſſen auch eben ſo vorrichten, wie die Firſten, indem man naͤmlich von i nach k, l, m, n und o auf - faͤhrt, und alsdann die darunter ſtufenweisſtehen gelaſſene Erze mit Stroſſen unter ſich in dieſer Hoͤhe heraushauet, und ſo ſtets eine nahe unter der andern anfaͤngt. Wann es die Um - ſtaͤnde bei alle dieſem erheiſchen, daß man mit dem Stroſſen - oder dem Firſtenbau nichtX 3ſo166Das neunte Stuͤkſo weit auffahren will, als man Erze hat: So kan man, vermoͤge ihrer Vorrichtung, bei welcher die Erze ſtets ſtufenweis weggenommen werden, die hinter oder uͤber den Stroſſen ſtehen gebliebene Erze wieder durch Firſten, die hinter oder unter den Firſten gelaſſene Erze aber wieder durch Stroſſen gewinnen. Man faͤngt uͤberdis den Stroſſen - und den Firſtenbau an dem Ort an, wo man ſchon einen Stos, und denſelben nicht erſt zu machen noͤtig hat, welches gemeiniglich in den Schaͤchten geſchiehet, wann kein Bruch zu beſuͤrchten ſtehet. Die taube Bergarten, die man Berge nennet, welche in denen Stroſſen und Firſten gewonnen werden, verſtuͤrzt, oder verſezzet man in die ausgehauene Raͤume. Dieſes Verſezzen der Berge geſchiehet aber dergeſtalt, daß man die Berge aus denen Stroſſen uͤber ſich, auf den naͤchſten Kaſten, wovon ich §. 41. handele, die aus denen Firſten aber unter ſich in die ausgehauene Raͤume verſezzet. Die ſaͤmtliche Hoͤhlungen, die man auf denen Gaͤngen machet, werden alſo wieder verſtuͤr - zet. Dabei erhaͤlt man aber einen doppelten Vorteil: Denn man hat einmal nicht noͤtig, daß man die Berge zu Tag foͤrdert, es wiederſtehen aber auch dieſelbe vor das andere zugleich dem Druk des Hangenden und des Liegenden.
Die Erze werden in denen Stroſſen und Firſten in dem Schichtlohn gewonnen. Eine Schicht dauret aber 8 Stunden: Es ſind alſo 24 Stunde in drei gleiche Teile geteilet, die man drei Drittel nennet. Es arbeiten daher die Bergleute von des Mor - gens 4 Uhr, nach gehaltenem Gebaͤt in dem Zechenhaus, bis des Mittags um 12 Uhr, da alsdann andere anfahren, die bis des Abends um 8 Uhr arbeiten, welche von noch andern abgeloͤſet werden, die dann wieder bis des Morgens 4 Uhr, da der erſtern ihre Arbeiten wieder anfangen, fortarbeiten. Man teilet die Bergleute in Bohr - und in Stroſſenhaͤuer, die auf den Stroſſen arbeiten, in Anſchlaͤger, welche die Erze in der Grube ausſuchen und ausſcheiden, in Holzarbeiter, die das Holz vorrichten, und in Gedinghaͤuer, die in den Schaͤchten, und vor den Oertern arbeiten. Die Bohr - und die Stroſſenhaͤuer, die Anſchlaͤger, und die Holzarbeiter bekommen in einer Schicht 5 Mariengroſchen, bei dieſem Lohn aber muͤſſen die beide erſte in einer Schicht, ie nach - dem es feſt iſt, 45, 48 bis 60 Zoll unter ſich, und in dem Naſſen 30 bis 40 -, in dem Trokkenen aber nur 20 bis 24 Zoll uͤber ſich bohren. Denen Gedinghaͤuern verdingt man im Gegenteil nach der Laͤnge, der Breite, der Hoͤhe und der Feſtigkeit eines Ortes, und zwar dergeſtalt, daß einer die Schicht 5 Mariengroſchen bekomt. Das Foͤrdern, das Anſchlagen, das Stuͤrzen, und alle andere Nebenarbeiten geſchehen von den er - wehnten Bergleuten in den Nebenſchichten, die nur 6 Stunden lang ſind, und mit 4 Mariengroſchen bezahlt werden. Das Pulver, das Geleuchte, und das Gezaͤhe wird dieſen Leuten neben ihrem Lohn noch beſonders aus der Bergcaſſe gereichet. Die Erze und die Berge werden durch Karn, die man hier Sturzkarn nennet, an den Schacht und in die Fuͤlloͤrter gelaufen, da ſie dann angeſchlagen, und zu Tag gefoͤrdert werden, welches durch Haspel und durch noch andere Maſchinen geſchiehet, wovon ich in dem folgenden zweiten Kapittel mehr reden werde.
Da die Gruben mit vielen Waſſern angefuͤlt, und ſehr tief ſind (§. 3. und 36.), folglich viele Treib - und Waſſerkuͤnſte auf ihnen einſchieben: So muͤſſen auch dieſelbe ziemlich gros ſein. Es ſind aber die meiſte Schaͤchte 4 Lachter lang, und 1 ½ Lachter breit, deren eines 6 Fus 8 Zoll ausmacht. Durch dieſe ſo groſe Schaͤchte wird dem Druk des Ge - ſteines zu beiden Seiten des Schachts ſehr viel Luft gemacht: Weil nun die Schaͤchte ganze Jahrhunderte gehen; So muͤſſen dieſelbe auch ſehr gut, und recht dauerhaft verzimmert werden, worin der haarzer Bau vor allen andern einen ſehr groſen Vor - zug hat. Man verzimmert aber in den langen Seiten des Schachts, die man die lan - ge Stoͤſe nennet, mit den Joͤchern a. a, Taf. VII. fig. 22, wobei Joch auf Joch, oder Schrot auf Schrot lieget, in den kurzen Stoͤſen hingegen mit Wandruthen b. b, die an die Tragſtempel c. c. angeſtoſen ſind, welche in das Geſtein hinein - und in Buͤhn - loͤchern liegen, damit ſich das Gezimmer nicht ſezzen koͤnne. Zwiſchen die Wandru - then ſchlaͤget man Stempel d. d, damit ſich der Schacht nicht zuſammen drukken koͤn - ne, welche man nach der Gegend ſchief oder ſtreb ſtellet, wo das Geſtein den ſtaͤrkeſten Druk hat. Damit ſich aber auch das Geſtein in den kurzen Stoͤſen zwiſchen dieſen Stempeln nicht herein drukken moͤge: So treibet man halbe Schahlen, oder ganze runde Pfaͤhle e. e, die 3 bis 4 Zoll dik und ein Lachter lang ſind, hinter die etwas ſtaͤrkere ſchiefliegende Querhoͤlzer f. f, die 6 Zoll dik ſind, welches man eine Pfaͤndung zu nennen gewohnt iſt. Die Pfandkeile, die zwiſchen die Joͤcher und die Wandru - then gekeilet werden, damit keine leere Raͤume uͤbrig bleiben, fondern alles ausgefuͤlt ſeie, und dicht an einander liegen moͤge, beſtehen in kleinen Kloͤzzern, die ſich in dieſer Figur mit Deutlichkeit nicht vorſtellen laſſen. Die Wandruthen in der Mitte des Schachtes ſind von eben der Beſchaffenheit, wie die, die man an den beiden Enden, oder in den kurzen Stoͤſen vorrichtet. Man gebrauchet nur bei ihnen keine Pfaͤndung mit Pfaͤhlen. Sie dienen dazu, daß man den Fahr - von dem Ziehſchacht unterſchei - den, abſonderlich aber daß das Geſtein den Schacht in den langen Stoͤſen nicht zuſammen drukken moͤge. Man gebrauchet dieſe Zimmerung auch in den Geſenken und in kleinen Abteufen: Weil aber dieſe viel kleiner ſind; So iſt ſie auch viel leichter, man nimt naͤmlich viel duͤnneres Holz.
Jn denen Stollen, Strekken und Oertern, die in einem gebrechen Geſtein ſtehen, und vor dem Einſturz nicht ſicher ſind, verzimmert man mit Thuͤrſtoͤkken a. a, Taf. VII. fig. 23, mit einer Kappe, oder einem Unterzug b, mit Grundſohlen e. e, die man nach der Laͤnge leget, und mit Pfaͤhlen c. c. c: Damit aber die Blaͤtter d. d. von der tro - henden Laſt des Geſteines nicht entzwei gedrukt werden koͤnnen; So ſind dieſe Kap - pen, wie die Figur zeigt, dergeſtalt mit den Thuͤrſtoͤkken zuſammen geſchnitten, daß die ganze Dikke der Kappe auf die Thuͤrſtoͤkke zu liegen komt. Dieſe Thuͤrſtoͤkke, welche ſchreg geſtellet ſind, dienen dazu, daß ſich das Geſtein nicht von der Seite zuſammen geben koͤnne, die Kappen halten den Druk in der Firſte zuruͤk, die Grundſohlen ver -hindern,168Das neunte Stuͤkhindern, daß ſich das ganze Gezimmer nicht ſezzen -, die Pfaͤhle aber, daß das Geſtein zwiſchen den Thuͤrſtoͤkken und den Kappen nicht hereinfallen, ſondern an vielen Thuͤr - ſtoͤkken anliegen koͤnne.
Weil die Gaͤnge meiſtenteils flach oder ſchreg, und nicht ſenkrecht in die Erde fal - len, ein ſchreg - oder ſtrebſtehendes Holz aber einer den Einſturz trohenden Laſt am meh - reſten wiederſtehet: So wird auch auf denen Stroſſen mit ſchreg liegenden Stempeln a, die in das Liegende, in ein ſo genantes Buͤhnloch g, geleget ſind, mit dem wieder das Hangende angeſezten Anpfahl b, und den Pfaͤhlen c. verzimmert, welche Zimmerung ich Taf. VII. fig. 24. in dem Proſpekt zeige. Es wiederſtehen dieſe Stempel mit ihren Anpfaͤhlen dem gewaltigen Druk des Hangenden: Weil ſich dieſelbe aber auch nicht ſenken koͤnnen, indem ſie hierbei einen kleinern Raum einnehmen muͤſten, das der Na - tur der Sache zuwieder iſt; So kan ſich auch die auf einen ſo genanten Kaſten, bis an den naͤchſt oberſten geſtuͤrzte Laſt von Bergen (§. 37.) nicht ſezzen. Sie drukt im Gegenteil den Anpfahl noch mehr an das Hangende: Und da ſolchergeſtalt die uͤber einander geſchlagene Kaͤſten feſt hengen; So iſt man auch vor dem Hereinbrechen des Geſteins, und der Laſt, die auf den Kaͤſten ruhet, ſicher. Geſchiehet es inzwiſchen bei dieſer Verzimmerung, daß die Stempel in dem Fall zu ſchwach werden, wann ſie die Laͤnge dreier Lachter bekommen: So leget man unter dieſelbe eine Schwelle, oder eine Grundſohle d. e, auf dieſe aber ſtellet man Polze d. f, damit ſich die Stempel nicht zuſammen drukken, und entzwei brechen koͤnnen. Die Dikke der Stempel betraͤgt 2 - bis ⅜ Lachter, oder beinahe 30 Zoll. Je nachdem das Geſtein feſt oder gebrech iſt: So liegen dieſelbe 2 - bis ⅜ Lachter weit von einander. Die Anpfaͤhle ſind zwar von eben der Dikke, ſie ſind aber nur 12 - bis $$\frac{14}{8}$$ Lachter lang. Wann der Gang maͤchti - ger, als 3 Lachter iſt: So koͤnnen die Erze nicht auf einmal heraus genommen wer - den, weil ſich laͤngere Stempel beugen und entzwei brechen, und wann man ſie auch ſchon durch Polzen unterſtuͤzzet. Man muß daher bei ſo maͤchtigen Gaͤngen oftmal von vorn wieder anfangen, und neue Stroſſen aufhauen, die man neben ienen fort - treibet. Bei dieſen Stroſſen verzimmert man nun zwar auf die vorhergehende Art, man ſezt aber die Anpfaͤhle an die Berge, an den ſo genanten alten Mann, wobei dann die Stempel, an ſtatt die alte in dem Erz geſtanden, nunmehr in das Liegende zu ſtehen kommen.
An etlichen Orten iſt es auf dieſen Gaͤngen ſo feſt, daß man die Zimmerung nicht noͤtig hat: Damit man aber unter den alten neue Stroſſen faſſen, und die verſtuͤrzte Berge nicht herunter fallen koͤnnen; So darf man dieſelbe doch nicht weglaſſen.
Die Kaͤſten hengen zwiſchen dem Hangenden und dem Liegenden ſo feſt, daß man die Erze getroſt bis an die Stempel und Anpfaͤhle darunter wegſchieſen kan.
Die Verzimmerung in den Firſten iſt die leichteſte. Es wird in ihnen nur mit den Unterzuͤgen a, Taf. VII. fig. 25, und mit den Poͤlzen b. b. verzimmert. Sind die Unterzuͤge zu lang, und man fuͤrchtet, daß ſie entzwei brechen moͤgten: So unter - ſtuͤzzet man ſie noch einigemal mit andern Poͤlzen c. c. Wann die Erze aus einer Firſt heraus gehauen ſind: So reiſt man das Holz wieder weg, und ver - ſtuͤrzet den zuruͤkgelaſſenen Raum durch eine Fahrt, die man ſonſt auch eine Rolle nent, von oben herunter mit Bergen (§. 37.), da dann dieſe Berge auf der unterſten Sohle ruhen.
Das Holz wird teils durch Bremſen, die ich Taf. IIII. fig. 13. vorgeſtellet, und §. 20. in dem 8. Stuͤk beſchrieben habe, und teils durch Pferdegaipel, und durch Treib - kuͤnſte in die Grube gehengt.
Weil viele Kuͤnſte in die Gruben ſchieben, und verſchiedene Stollen angeleget worden, der Zug der Luft in den weiten Raͤumen auch eher befoͤrdert, als verhindert wird, und uͤberdis in dieſen Gebirgen keine faule Geſteine befindlich ſind: So entſte - hen auch bei dieſem Bergbau eben nicht oft boͤſe Wetter, die dem Bergmann fruͤhzeitig die Schwindſucht einhauchen, die er aber, vielleicht aus Liebe zu ſeinem Handwerk, die Bergſucht zu nennen pfleget, welche in einem ſtolpernden und kurzem Athem beſte - het, der an der ſich aufgeloͤſten Faͤulnis beſtaͤndig anſtoͤſet. Es erwuͤrgen dieſe boͤſe Wetter nicht ſelten den Bergmann, wobei die Einfalt glaubet, der Kobolt habe ihn getoͤdtet, weil man keine Verlezzung an ihm wahrnimt. Geſchiehet es inzwiſchen bei dieſem Bau, daß dieſer ſo gefaͤhrliche Feind, an dem einen oder dem andern Ort ein - faͤlt: So machet man ihm durch Durchſchlaͤge und Uiberſichbrechen einen freien Durchzug, damit man friſche Wetter in das Feld bekomt. Man gebrauchet alſo an dieſem Ort ſehr wenig Wettermaſchinen, und man bedienet ſich ihrer nur alsdann, wann man einen neuen Schacht abſinket, in welchem boͤſe Wetter einfallen. Was man unter den Durchſchlaͤgen, und Uiberſichbrechen verſtehet, das habe ich §. 21. in dem 8. Stuͤk ſchon gezeigt.
Die Gaͤnge ſind nicht beſtaͤndig edel (§. 24.), ſie fuͤhren aber auch in dem Han - genden und in dem Liegenden zuweiln noch Nebentruͤmmer, und dieſe ſind die Ur - ſachen, warum man an dieſem oder an ienem Ort, wo man ſich aus Gruͤnden, die man aus der Erfahrung herhohlet, warſcheinlicherweis zu guten Anbruͤchen Hofnung machen kan, Such - und Feldoͤrter aufhauet, die man in das Hangende und in das Liegende, oder auf dem Gang treibt. Man treibet dieſe Oerter, womit man zum voraus neue Anbruͤche zu erſchroten ſuchet, aus der Bergbaucaſſe. Damit man aberYdie170Das neunte Stuͤkdie Zimmerung erſpahren moͤge: So treibet man dieſe und alle andere Oerter auf den Gaͤngen, ſo viel moͤglich und zutraͤglich iſt, und wann es auch durch Umbruͤche geſche - hen ſolte, in dem Liegenden, und nicht auf dem Gang fort. Man muß hierbei ieden - noch aber zugleich auch die Nebenumſtaͤnde in Erwegung ziehen, und insbeſondere uͤberlegen, ob die Feſtigkeit des Geſteins nicht mehr Koſten verurſachet, als die Ver - zimmerung, wann man auf den Gaͤngen auffaͤhret?
Gleich zu Anfang will ich mich bei dieſem Bergbau auf das beziehen, was ich ſchon §. 36. geſchrieben habe: Es iſt naͤmlich auch dieſer Bau ſehr koſtbar und be - ſchwerlich. Die Gruben, die in dem Gang ſind, habe ich §. 15. ſchon bemerket. Jch erinnere alſo nur noch ſo viel, daß ſie ſich in eine Teufe erſtrekken von 100 und 200 Lachter.
Es iſt auf den Gaͤngen in dieſer Gegend ſehr feſt, und dieſes iſt die Urſach, war - um alles durch Schieſen gewonnen werden muß. Man bohret aber Loͤcher, die 4 - bis ⅝ Lachter tief, und 1½ Zoll weit ſind, denen man dann ½ Pfund Pulver gibt. Schlaͤ - gel und Eiſen gebrauchet man alſo nur alsdann, wann der Schuß das Geſtein losge - hoben hat. Man treibet auch hier lauter Stroſſen und Firſtenarbeit, die ich §. 37. beſchrieben habe, in den Stroſſen machet man aber die Stoͤſe nur ¾ bis ein Lachter hoch. Der Firſtenarbeit bedienet man ſich nur allein auf der Engelsburg, und auf der Felicitas, in allen uͤbrigen Gruben aber hat man lauter Stroſſenarbeit vorgerichtet.
Die Arbeiten, die Schichten, und die Loͤhne der Bergleute ſind eben ſo beſchaffen, wie zu Klausthal (§. 38.). Nur die Gedinghaͤuer, welche die Woche auf drei Guͤlden ſtehen, nennet man dahier Schramhaͤuer. Man pfleget ihnen auf ¼ Lachter lang, ½ Lachter weit, und 1 Lachter hoch zu verdingen, wovor ſie dann, ie nachdem das Ge - ſtein feſt iſt, 20 bis 30 Guͤlden bekommen.
Die Verzimmerung in den Schaͤchten, den Oertern, den Stroſſen, und den Fir - ſten iſt von der Art, wie zu Klausthal, wovon ich §. 39. 40. 41. und 42. gehandelt habe. Man gebrauchet dieſelben inzwiſchen, weil es auf dieſen Gaͤngen feſter iſt, als wie in dem Klausthaliſchen, nicht ſo oft, und in den Stroſſen iſt ſie um deswillen indem171von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. dem Holz viel ſchwaͤcher, als wie an ienem Ort, weil man alle zwei Lachter Kaͤſten ſchlaͤget, und die Weiten, wegen den ſchmahlen Gaͤngen, viel kleiner ſind. Jm Meh - reren leſe man, ſo viel auch dieſen Bau angehet, den 43. 44. und 45. §.
Da die meiſte Erze an dieſem Ort zwiſchen dem Hangenden und dem Liegenden in dem Sand brechen (§. 27.): So iſt auch der Grubenbau etwas beſchwerlich. Die Schaͤchte, die in dem Gang ſind, habe ich §. 19. ſchon angezeigt. Jch bemerke alſo nur noch ſo viel, daß ihre Teufen 50, 60, 70, 80, und 100 Lachter betragen.
Die Arbeiten, die Schichten, und die Loͤhne der Bergleute ſind auch hier nicht merklich von den klausthaliſchen verſchieden. Es bekomt ein Bergmann die Woche einen Guͤlden Lohn, und noch einen Guͤlden Gedinggeld, wobei ihm dann woͤ - chentlich noch 8 Loth Unſchlitt gereicht werden, wovon der Steiger das 8te Loth vor das Auswiegen zu ſeinem Geleucht behaͤlt.
Die Erze werden ſtroſſen - und firſtenweis, und eines Teils mit Schlaͤgel und Ei - ſen, andern Teils aber mit Keilhauen gewonnen. Man macht die Stroſſen nur ein Lachter hoch, alle Lachter aber ſchlaͤget man Kaͤſten, damit das Gebaͤude nicht zuſam - men gehen moͤge, wann die Waſſer aufgehen, und in den Sand kommen. Die Verzimmerung iſt zwar von der vorigen Beſchaffenheit: Wann aber unter einer Firſt ein Ort aufgehauen werden muß; So verzimmert man dieſe Firſte, wie in den Stroſſen, mit Stempeln und Anpfaͤhlen.
Die alte Kupferroſe, die ich ſchon §. 19. in der Anmerkung angefuͤhrt habe, ſte - het in dem Sand. Sie iſt daher, weil ſie ohne zu groſe Koſten in dem Gezimmer nicht zu erhalten ſtunde, bis auf das Feſte oder das Ganze ausgemauert worden. Noch heut zu Tag ſtehet ſie auf, aber unbearbeitet. Jn der VIII. Taf. fig. 44. ſtelle ich die Art und Weiſe vor, wie ſie ausg[em]auert worden. Um die Dauer dieſer Grube nicht zu ſchwaͤchen: So hat man ſich zugleich auch zu beiden Seiten des Schachts auf dem Gang, ſtatt der Verzimmerung, ein Stuͤk Weges der gemauerten Gewoͤlbe bedienet, die von dem Hangenden nach dem Liegenden geſprenget, und alle 10 Lachter uͤber ein - ander geſezzet worden, welche ich Taf. VIII. fig. 45. vorſtelle. Zwiſchen dieſe GewoͤlbeY 2hat172Das neunte Stuͤkhat man alsdann die Berge verſezzet: Damit aber dieſe Berge dem Schacht keinen Nachteil bringen, und derſelbe um deſto feſter ſein moͤge; So hat man zwiſchen den Gewoͤlben und dem Schacht zu beiden Seiten noch eine gerade Mauer in die Hoͤhe ge - fuͤhret, die ich um deswillen in der Figur nicht vorſtelle, weil man ſonſt die Berge zwiſchen den Gewoͤlben nicht ſehen wuͤrde. Da, wo endlich dieſe Gewoͤlbe ein Ende ge - habt haben, da hat man ſich auf dem Gang wieder der gewoͤhnlichen Zimmerung be - dienet.
Jn dem 3. und 4. §. habe ich ſchon gezeiget, daß dieſe Abſicht durch zwei Mittel er - reicht werden koͤnte: Einmal durch den Stollen -, und vor das andere durch den Kunſtbau. Den erſten habe ich in den angezogenen §. §. ſchon beſchrieben, von dieſem aber will ich meiner gethanen Verheiſung zu Folge nunmehr etwas weitlaͤuftiger handeln.
Die an dieſem Ort gewoͤhnliche Kuͤnſte ſind eben ſo zuſammen geſezzet, wie die bei dem tammelsbergiſchen Bergwerk, welche ich in dem 8. Stuͤk §. 22. beſchrieben habe. Die mehreſte ſtehen an dem Tag, vier aber ſind unter der Erde, in der braunelilier Grube be - findlich, wobei die Waſſer von einer Kunſt auf die andere fallen. Sie beſtehen aus einem Waſſerrad mit den daran befeſtigten krummen Zapfen, wobei die Arme um die Welle ge - legt ſind, damit dieſelbe mehr Staͤrke behalten moͤge, aus der Korbſtange, und dem dar - an hangenden Feldgeſtaͤnge, wobei man die Haupt - und die kleine Schwingen zu bemerken hat, die mit ihren Axen auf den Stegen liegen, die durch Boͤkke unter - ſtuͤzzet werden, und aus den halben oder ganzen Kreuzzen, woran die Schachtge - ſtaͤnge hangen, an den die Zuͤge oder die Zugſtangen mit ihren Kolben befeſtigt ſind, die in die an dem Schachtgeſtaͤnge ſtehende Pompen gehen, die man bei Bergwerken Saͤzze nennet, wobei dann der eiſerne Saz an ſich〈…〉〈…〉 lbſt, die an den beiden Enden be - findliche Einfaſſung von Holz, das Ventil, welches bei Bergwerken das Thuͤrlein heiſet, das Kielſtuͤk, die davon hangende Roͤhren, der Sumpf, und der Schleucher bei dem unterſten Saz in der Sohle des Schachtes erwogen werden muß. Da ich nun ſolcher geſtalt das Weſen dieſer Maſchinen bemerkt, dieſelbe auch ſchon Taf. V,fig. 15.173von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. fig. 15. vorgeſtellet habe, ihre Vorrichtungen und Erbauungen in den Gruben aber be - kant genug ſind: So will ich mich izzo auch bei dieſen Maſchinen nicht laͤnger aufhal - ten. Jn den folgenden Anmerkungen will ich iedoch aber noch das Beſondere anfuͤh - ren, das ich bei ihnen wahrnehme.
Verſchiedene unter dieſen Kuͤnſten haben keine ganze, ſondern nur halbe Schwingen. Es ſind dieſe durch kleine Wellen beweglich, die mit ihren Axen auf den Stegen liegen. Bei dieſer Art der Kuͤnſte erſpahret man zwar vieles an dem Holz: Weil aber das Gegengewicht des andern halben Geſtaͤnges, wovon ich §. 22. in der 2. Anm. des 8. Stuͤks geredet habe, nicht ſtatt findet; So ge - hen auch dieſe Kuͤnſte viel ſchwerer, als die mit ganzen Schwingen.
Man ſchneidet die Kunſtſtangen durch vier Kammen dergeſtalt uͤber einander, daß ſie, wann man ſie mit Ringen verbindet, eine ausmachen, welche Verbindung man dann ein Schloß zu nen - nen pfleget. An dieſen Orten findet man verſchiedene Kuͤnſte, die ganz beſondere Schloſſe haben. Es ſind dieſe zwar auch uͤber einander geſchnitten, und mit etlichen Ringen, und vier Schrauben verbunden, die durch die Schloſſe gehen: Allein da, wo die Schloſſe a. b. c. d ſind, Taf. VII. fig. 26, da gehen kleine laͤnglichte vierekkigte Keile durch ſie durch, die durch noch kleinere quer durch ſie durchgehende Keile, bald auf dieſer und bald auf iener Seite angezogen werden, damit ſie ſich nicht herausgeben koͤnnen. Es erhaͤlt eine ſolche Kunſt durch dergleichen Keile ein beſſeres und ſchoͤneres Ausſehen: Denn die Stangen behalten dabei einerlei Dikke, indem die Schloſſe nicht mehr auftragen koͤnnen, als die Stangen ſelbſt dik ſind.
Da die Wangeiſen an den kleinen Schwingen, Taf. V. fig. 15, durch deren Huͤlfe die Ge - ſtaͤnge an ſie angehenget ſind, ein Betraͤchtliches an dem Eiſen ausmachen, das zu einer Kunſt erfordert wird; So hat man dieſelbe bei etlichen Kuͤnſten weggelaſſen: Man machet aber, ſtatt ihrer, oben und unten in die Schwingen nur einen Schliz a. b, Taf. VII. fig. 27, in den man die Stangen leget, welche man dann von der Seite mit einem Nagel, wovor ein eiſernes Blech iſt, verbindet.
Da die ſonſt gewoͤhnliche Axen in denen Schwingen, die eine cilindriſche Figur haben, in ſehr vielen Punkten aufliegen, und folglich ein groͤſeres Anreiben, und mehrere Laſt verurſachen: So hat man eine beſondere Art der Axen erfunden, die, wie ein Waagebalken beſchaffen ſind, und nur mit einer ſcharfen Ekke, in einer darnach eingerichteten Pfanne beweglich ſind, die ich Taf. VII. fig. 27. bei c. vorſtelle, wodurch man dann ſehr vieles Anreiben vermeidet.
Einige unter dieſen Kuͤnſten ſind mit ſehr ſchwachen, und halben oder geſpaltenen, andere aber mit ganzen und vierkantigen Stangen verſehen.
Damit man den Umgang dieſer Maſchinen ſo einrichten koͤnne, daß ſie gleichfoͤrmig, und ein - mal ſo geſchwind, wie das anderemal gehen, folglich in gleichen Zeiten gleiche Raͤume durchlau -Y 3fen:174Das neunte Stuͤkfen: So hat man, wann ſie mit doppelten Zeugen verſehen ſind, wobei ſie in dem Schub und in dem Hub eine Laſt zu heben haben, an die leichtere Zeuge ſo viel Gegengewicht angehenget, wie ich Taf. VII. fig. 28, und Taf. VIII. fig. 46. vorſtelle, als dazu erforderlich iſt, wann die Laſt des Waſſers in den entgegen geſezten Saͤzzen in gleicher Zeit gehoben werden, und die Maſchine ein - foͤrmig gehen ſoll.
Man war in der Zeit, als ich an dem Haarz war, Willens, eine Kunſt mit ihrem Feldge - ſtaͤnge an die Hauptſchwinge an der Korbe einer andern Kunſt anzuhengen. Jene ſolte dieſer zu Huͤlf kommen, dieſer Vorſchlag ging aber, wegen den ungleichen Bewegungen, nicht gut von Statten.
Damit das Geſtaͤnge, wann es in den Schaͤchten Bruͤche machet, nicht zu tief fallen, und zu vielen Schaden verurſachen moͤge: So iſt daſſelbe verſchiedentlich in den Gruben mit ſtarken Ketten angehengt, die ſo lang ſind, daß es ſich frei auf und nieder bewegen kan. Man nennet dergleichen Ketten Fangſchuͤrze.
Das Schmier, welches man zu dieſen Kuͤnſten gebrauchet, beſtehet aus zwei Teilen Ruͤboͤhl, und einem Teil Tonnenharz. Es ſoll unter allem Schmier das Beſte ſein, weil es nicht nur kuͤh - let, ſondern auch viel laͤnger anhaͤlt, als Baumoͤhl, und alle dergleichen andere Schmiere, die weit koſtbarer ſind.
Zu der Luͤderung der Kolben und der Thuͤrlein gebrauchet man das ſo genante Fiſchleder, das zwar ſehr dik, aber ſchmeidig, und nicht ſo theuer, als das Buͤffelleder iſt, indem man das Pfund, vermoͤge eines Contracts, nur mit ſechs Mariengroſchen bezahlet.
Der Hub der Kuͤnſte iſt ſehr verſchieden, und er betraͤgt 3, 4 bis 5 Fus. Bei einigen machet er zuweiln noch weniger, als 3 Fus aus, wann die Kuͤnſte gar zu weit ſchieben, da ſich dann der Hub in den vielen Naͤgeln zergliedert, und oͤfters um einen Fus kuͤrzer wird. Wann man alle falſche Winkel, ſo viel moͤglich waͤre, vermiede: So duͤnkt mich, daß man dieſem Nachteil leicht abhelfen koͤnne. Wie man eine Kunſt ohne Bruͤche und verticale Zwillinge, mittelſt der dazu vorgerichteten Schloſſe, dergeſtalt uͤber Berg und Thal leiten koͤnne, daß dieſelbe ſo ſanft gehet, als man es nur verlangen kan, das zeigen verſchiedene Kuͤnſte, die in dem Heſſiſchen von dem Herrn von Waiz angeleget worden.
Die Saͤzze heben mehrenteils bis an den Ausguß 5 Lachter hoch. Jn dem Herzog Wilhelm - ſchacht aber hebet ein Saz 6¾ Lachter, oder 45 Fus, weil ein Lachter 6 Fus 8 Zoll ausmachet. Da das Waſſer, nach den Verſuchen der Naturkuͤndiger, in dem luftleeren Raum nicht hoͤher, als 32 rheinlaͤn - diſche Schuhe in die Hoͤhe ſteiget: So ſcheinet iene Erfahrung dieſen Verſuchen zuwieder zu ſein. Es bleibt inzwiſchen dieſes, meinen Erfahrungen nach, eine ausgemachte Sache, daß die hohe Saͤzze, wann ſie auch Waſſer heben, gar zu vielen Beſchwerlichkeiten unterworfen ſind, und daß ſie viel ſchwerer gehen, als die niedrige, die nur 4 Lachter heben. Meine Abſicht erheiſchet es nicht, daß ich dieſe Sache dermalen weiter ausfuͤhre, weil ich, um dieſe Sache gruͤndlich aus einander zu ſez -zen,175von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. zen, gar viele weitlaͤuftige Gruͤnde aus der Aerometrie, der Hydroſtatik, der Hydraulik und der Mechanik borgen muͤſte.
Man wird bei ſehr vielen Kuͤnſten in dieſer Art gewahr, daß ſie ruͤkken und ſtoſen. Es ruͤhret aber dieſer Fehler daher, wann ihre Werkmeiſter entweder eine genaue Aufmerkſamkeit bei Seite ſezzen, oder wann es ihnen an der gehoͤrigen Kentnis fehlet, die zu einem ſolchen Bau erfordert wird.
Einige unter dieſen Kuͤnſten, wozu man beſonders die andreasberger zaͤhlen kan, die 30 Fus hohe Raͤder haben, treiben 10, 16 bis 20 Saͤzze, die von unten herauf 8, 9, 10, 11 bis 12 Zoll weit ſind. Es wuͤrden dieſe Kuͤnſte dennoch aber noch viel ſchwerer heben koͤnnen, wann in ihnen weniger Stoſen waͤre. Dieſes, daß ſie inzwiſchen aber auch nur ſo ſchwer heben, das ruͤhret da - her, weil ſie: a. mit Schwingen verſehen ſind, wobei ſich die Geſtaͤnge beſſer das Gleichgewicht halten; weil man b. an ihnen kein ſo ſchweres Holz gebrauchet, das weniger Laſt hat, und folglich auch weniger Friction verurſachet; und weil dieſe Kuͤnſte endlich c. mit Gegengewichten verſehen ſind. Bei dieſem allen bemerkt man iedennoch auch dieſes, daß ſie alsdann am beſten gehen, wann ihnen nicht mehr, als 16 Saͤzze angehenget werden.
Da, wo die Geſtaͤnglinie in dem Schacht einen Bruch machet, wo naͤmlich zwei Linien von verſchiedenen Neigungen zuſammen kommen, die einen Winkel ausmachen, da ſind die Geſtaͤnge, durch Huͤlfe eines kurzen Kruͤmlings a. an dem Leitarmen b, Taf. VIII. fig. 40, zuſammen gehenget, damit man alle falſche Winkel, die mehr oder weniger, als 90 Grade ausmachen, wann das Zeug auf dem halben Hub ſtehet, vermeiden moͤge. Zuweiln henget man die Schachtſtangen nur allein mit einem Leitarmen, ohne einen ſolchen Kruͤmling, und in einem ſolchen Nagel zuſammen: Es entſtehet aber hierbei Rukken und Stoſen.
Damit man die doppelte Zeuge an dem Tag erſpahren moͤge: So ſind bei einigen Gruben uͤber die Schaͤchte zwei halbe Kreuzze vor einander geleget, durch deren Huͤlfe man dann zwei Zeuge mit einem Feldgeſtaͤnge treiben kan, wovon ich Taf. VIII. fig. 41. einen Abris liefere, bei wel - chem a. und b. die Feldgeſtaͤnge vorſtellen.
Man erreichet auch dieſe Abſicht durch Maſchinen, die auf eine ſo verſchiedene Art zu - ſammen geſezzet werden, als manchfaltig die Kraͤfte ſind, durch die ſie bewegt werden ſollen. Es werden daher einige durch Thiere, andere aber durch lebloſe Koͤrper beweget. Zu ienen rechnet man den einfachen Haspel a. b, Taf. VII. fig. 29, mit den Korben, dem Seil, und der Tonne, die man auch den Kuͤbell nennet, und dennoch176Das neunte Stuͤknoch mit einem Schwungrad c zuſammen geſezten Haspel, welches durch den Schwung an der Laſt ziehen hilfet, welche Haſpel dann durch Huͤlfe der Korbe, die man ein Haspelhorn nennet, mit Menſchen bewegt werden, und den Pferdegaipel: Zu dieſen aber die Treibkuͤnſte, die durch den Druk des Waſſers bewegt werden.
Die Struktur des Pferdegaipels und des Waſſertreibens habe ich ſchon Taf. IV. fig. 14. und Taf. V. fig. 15. vorgeſtellet, ia ich habe auch ihre Teile, und die Art ihrer Bewegung in dem 24 und 25. §. des 8. Stuͤks beſchrieben. Jch halte es daher vor ſehr uͤberfluͤſſig, wann ich die, welche an dieſen Orten gewoͤhnlich ſind, noch beſonders in dem Kupfer darſtellen wolte, weil ſich das Zufaͤllige bei ihrer Anlage allemal nach der Laͤnge und nach der Lage der Gegend uͤber dem Horizont richtet, und die an dieſem Ort von ienen nicht weſentlich unterſchieden ſind. Verſchiedene Umſtaͤnde, die nicht ohne Nuzzen ſind, will ich inzwiſchen nur noch erzaͤhlen. Die Pferdegaipel unterſcheiden ſich darinnen von den unterhaarziſchen: 1. Daß der Schwengbaum 11 Lachter lang, und dabei zugleich auch oben auf einer ieden Seite noch einmal mit einer Strebe an die Welle des Korbes an - gehenget iſt, damit er ſich nicht ſchwenken moͤge; 2. Daß an den beiden Enden deſſel - ben eine Deichſel mit einem Stuhl vor den Fuhrmann befindlich iſt, damit man im noͤ - tigen Fall an ein iedes Ende zwei, und alſo vier Pferde an den Gaipel ſpannen koͤnne, die dann in einem Kreis hinter einander herlaufen; und daß 3. die Welle des Kor - bes oben nur in einem Hahnenbalken e, Taf. VIII. fig. 33, und in einer Pfanne be - weglich iſt, an welchem Balken dann, da, wo der Zapfen ſtehet, ein Spont lieget, da - mit man die Welle nach Gefallen herausnehmen koͤnne. Die Groͤſe und die Figur der Tonne, die 6 Kubikfus 792 Zoll enthaͤlt, und ſo wol bei dem Pferdegaipel, als denen Waſſertreiben gebrauchet wird, zeiget Taf. VIII. fig. 32. Das Gehoͤlze des Gaipels, der rund, und ſo weit iſt, daß die Pferde den gehoͤrigen Plaz haben, ſtelle ich Taf. VIII. fig. 33. vor, wobei die Schuhe a. a, die Spisbaume a. b, und die Stelzen c. d. in Erwegung kommen. Die Waſſertreiben weichen darinnen von den goslariſchen ab, daß einige ſehr nahe an den Gruben ſtehen, wobei dann der Korb auf die Welle des Waſſerrades geſezzet iſt. Von dieſem Korb gehen die Ketten, die man eiſerne Seiler zu nennen pfleget, uͤber die Rollen gleich in den Schacht. Geſchiehet es bei dieſen Ma - ſchinen, und den ſo tiefen Gruben, daß die Ketten nicht mehr halten wollen, und es werden dieſelbe denen Kuͤnſten, wegen ihrer groſen Laſt, zu ſchwer: So leget man ohn - gefaͤhr in die halbe Tiefe des Schachts noch eine Korbe, und treibet die Erze und die Berge bis in dieſe Gegend heraus, die dann durch eine noch andere Maſchine vollends zu Tag getrieben werden. Auſer dieſem findet man auch an einer Maſchine in dieſer Art, daß das Feldgeſtaͤnge mit der Korbſtange a, Taf. VII. fig. 30. nicht unmittelbar an die an dem Korb befindliche Korbe b. angehenget iſt, ſondern es ſchiebet erſt in eine Schwinge c, aus der eine andere Korbſtange d, die an die Korbe b. angehengt iſt, zu - ruͤkſchiebet, wodurch dann der Korb beweget wird. Daß man inzwiſchen dieſe Vor - richtung um deswillen gemacht habe, damit der Korb nicht zu nahe an den Schacht kommen moͤge, das laͤſſet ſich leicht begreifen. Zu St. Andreasberg und zu Lauterbergtrift177von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. trift man endlich auch einige Waſſerkuͤnſte an, an deren Korben man, im noͤtigen Fall, zugleich ein Treibzeug anhengen kan. Bei dieſen Werken gebrauchet man uͤberhaupt keine Pferdegaipel, weil dieſe Art der Foͤrderung zu koſtbar iſt. Jn den tieſen Gruben bedienet man ſich daher der Waſſertreiben, in den weniger tiefen aber der Haſpeln.
Damit man in dem Fall, wann an den Pferds - den Waſſer - und den Treibkuͤnſten in der Grube etwas gebrochen iſt, die Stuͤkker des Geſtaͤnges oder der Kette wieder be - quem heraufhohlen koͤnne: So bedienet man ſich in dieſer Abſicht einer Winde, die ich Taf. VII. fig. 31. vorſtelle. Es beſtehet dieſe aus dem Schwengel oder dem Hebel a, aus dem Kumpf b. von 4 Stoͤkken, aus dem Stirnrad c. von 12 Stoͤkken, und aus dem auf ſeiner Welle ſtehenden Kumpf d. von 4 Stoͤkken, der in die ausgezahnte Stange e. f. greifet, die mit den Ringen f. und e. vertical aufgehengt werden kan, wobei dann die Laſt, die man an die Ringe g. und h. anhenget, durch den Hebel a. aufgewunden wird. Die Getriebe ſind bei dieſer Maſchine in einem auf ihren Raum gerichteten Kaͤſtgen beweg - lich, das ſich in dem Kupfer nicht zeigen laͤſſet, wann man die innere Structur nicht bedekken will.
Das Markſcheiden wird, wie an andern Orten, mit der Kette, dem Kompas, und dem Gradbogen verrichtet. Das Maas, welches man dabei gebrauchet, beſte - het in einer angenommenen Laͤnge von 6 Fus und 8 Zoll. Sie iſt in Achtel, ein Achtel aber in zehn gleiche Zolle geteilet, u. ſ. w. Jn dem 27. §. des 8. Stuͤkshabe ich den Jnbe - grif dieſer Wiſſenſchaft kuͤrzlich angezeigt. Weil ich nun bei dieſen Werken in der Aus - uͤbung dieſer Wiſſenſchaft keine andere Aufgaben, als die gemeine bemerke: So will ich auch dieſes Kapittel um ſo mehr alsbald wieder beſchlieſen, weil mir der weite Um - fang dieſer Wiſſenſchaft nicht erlaubet, daß ich weitlaͤuftiger davon handele.
Wie weitlaͤuftig inzwiſchen die Markſcheidekunſt iſt, das hat der Herr von Oppel, ein ſehr groſer Bergmann, in ſeiner Anleitung zur Markſcheidekunſt gar deutlich gewieſen, ia er hat auch gezeiget, daß ſie auf ſehr feſten Gruͤnden ruhet. Haͤtten andere Schriftſteller in der Art, die bald dieſe und bald iene Teile der Bergwerkskunde abgehandelt haben, mehr philoſophiſch und mathe - matiſch gedacht: So wuͤrde dieſe Lehre auch ſchon zu einem hoͤhern Grad der Vollkommenheit ge - ſtiegen ſein, und man wuͤrde nicht Urſache haben uͤber einen Mangel gruͤndlicher Schriften Klagen zu fuͤhren, die oͤfters nur auf dem Tittelblatt mit dem leeren Gedanken der Gruͤndlichkeitgeſchmuͤkt ſind.
Es geſchiehet dieſes Scheiden der Erze von denen Bergarten um deswillen, damit man die unmetalliſche Erden und Steine nicht mit groſen und unnoͤtigen Koſten ſchmelzen muß, wobei allemal ein ſehr groſer Schaden iſt. Sie iſt alſo eine Zuberei - tung zu dem Schmelzen in dem Groſen. Man verrichtet aber dieſe Scheidung uͤber - haupt auf eine vierfache Art: 1. Durch das Scheiden mit der Hand, vermittelſt der Scheidehaͤmmer; 2. Durch das Siebſezzen; 3. Durch das Pochen, Schlaͤmmen und Waſchen; und 4. durch das Amalgamiren, oder das Anquikken. Die leztere Art gebrauchet man bei dieſen Werken gar nicht, weil ſie nur da in dem Umgang iſt, wo die Erze gediegenes Silber halten. Man verfaͤhrt dabei inzwiſchen uͤberhaupt der - geſtalt, daß man die Erze mit dem Quekſilber reibet, und alsdann das Quekſilber durch ein Leder drukket, da dann das Silber zuruͤkbleibet.
Die Scheiderze, die ich §. 30. erzaͤhlt habe, brechen ſo rein nicht, daß ſie nicht noch mit groͤbern Bergarten zuſammen hengen ſolten. Weil ſich nun dieſe Erze nicht wol in das Pochwerk ſchikken, indem von dem zart gepochten Erz zu viel in dem Waſ - ſer fortgehet: So koͤnnen die Unarten weit kuͤrzer, und mit einem groͤſerem Vorteil mit der Hand, vermittelſt der Scheidehaͤmmer, ausgeſchieden werden, die an dem einen Ende eine Schaͤrfe haben. Man gebrauchet bei dieſer Scheidung weiter keine Kunſt - griffe, als daß man nur darauf ſiehet, daß die Erze rein ausgeſchieden, und gehoͤrig ſortirt werden. Die daher entſtehende Ausſchlaͤge, welche noch kleine Erzteilchen ent - halten, die nicht ausgeſchlagen werden koͤnnen, kommen alsdann in das naſſe Poch - werk, wovon ich hernach handeln werde.
Die kleine Erze, welche von denen Schuͤſſen losgehoben werden, und die, welche nicht viel groͤſer ſind, als Haſſelnuͤſſe, ſcheidet man dadurch am beſten von den Bergarten, wann man ſie mit einem Sieb in das Waſſer tauchet, und darauf mit einem gewiſſen Schwung herumtreibet, da ſich dann die Berge obenhin ſezzen, die her - nach weggenommen, und auf ſolche Weiſe von dem darunter liegenden Erz geſchieden werden, welche Arbeit man das Siebſezzen, oder die Sezarbeit zu nennen pfleget.
Die Werkzeuge, die man bei dieſer Arbeit gebrauchet, beſtehen in einem Raͤder, der bei a. Taf. VIII. fig. 36, mit einem Sieb verſehen iſt, deſſen Gefaͤchergen ¼ Zoll weit ſind, in dem Sezfaß, oder in einer Buͤtte mit Waſſer, Taf. VIII. fig. 37, und in einem Sezſieb, Taf. VIII. fig. 38, das in dem Boden mit einem aus meſſingern Drat gemachten Sieb verſehen iſt, welches in den Gefaͤchergen beinahe ¼ Zoll und ſo weit iſt, als ein bei dem Pochen gewoͤhnliches Vorſezblech.
Die Regeln, die bei dieſer Arbeit ſelbſt beobachtet werden, ſind folgende.
Die kleine Erzſtuͤkger, die man izzo Sezgraupen nennet, werden alſo durch dieſen Weg, ſo viel moͤglich, von allen unmetalliſchen Gebirgen ausgeſchieden. Aus der Na - tur des Verfahrens iſt aber auch zugleich klar, daß ſehr viele kleine Stuͤkgen, die durch den Raͤder gefallen ſind, auch hier durch das Sezſieb durch, und in das Sezfaß gehen muͤſſen. Weil nun dieſe ſo klein ſind, daß ſie nicht mehr geſezzet werden koͤnnen: So werden ſie in denen Schlaͤmgraben, wovon ich hernach handeln werde, geſchlaͤmmet, und zu einem Schlieg gezogen, den man Sezſchlieg nennet, welcher dann um deswil - len allein gehalten wird, weil er reicher, als der gemeine Schlieg iſt, und 3¾, 4 bis 5 Loth Silber haͤlt. Die Aftern, die bei dem Schlaͤmmen von ihm abfallen, halten noch etwas Erz, und darum werden ſie in das naſſe Pochwerk gebracht.
Das Pochen der Erze geſchiehet auf eine zwofache Art, naͤmlich ohne und mit Waſ - ſer. Jenes nennet man das trokken -, dieſes aber das naſſe Pochen.
Das erſtere geſchiehet nur in der Abſicht, damit man die Stuf - oder die Blank - erze von einander ſcheiden, und dieſelbe in die Geſtalt des Sandes bringen moͤge, um ſie beſſer roͤſten, und allen Teilen einen gleichſtarken Grad des Feuers mitteilen zu koͤn - nen. Das naſſe Pochen geſchiehet hingegen um deswillen, damit man durch das Waſſer alle unmetalliſche Erden und Steine von dem zarten Erz ſcheiden moͤge, das in dieſe Bergarten eingeſprengt iſt.
Das trokken Pochen verrichtet man unter einem Pochwerke, das drei Stempel hat. Man pochet darunter die Erze auf eben die Art, wie man die Stuͤbe zu pochen gewohnt iſt, die man zu denen Schmelzoͤfen gebrauchet. Wann das Erz zart genug gepochet iſt: So wird daſſelbe durch einen Raͤder geworfen, der in den Gefachen ¼ Zollweit181von den einſeitigen churhannoͤv. Kupfer-Silber - u. Bleibergwerken ꝛc. weit iſt, da es dann zu dem Roͤſten geſchikt iſt. Der Raͤder, den man in dieſer Abſicht gebrauchet, wird durch die Pochwelle beweget, wobei dann das Raͤdern viel geſchwin - der gehet, als wie bei dem Raͤdern mit der Hand durch ein Sieb. Auf der VIII. Taf. in der 35. fig. ſtelle ich dieſe Maſchine vor. Jhre Beſchaffenheit iſt folgende. Auf der Welle des Pochrades ſtehet ein Kamrad a, das mit ſeinen Kammen, durch den Arm b, die Welle b. c. beweget. Dieſe Welle hat bei c. einen kleinen Daͤumerling, der, indem ſich die Welle wendet, an einen andern anſtoͤſet, welcher hinter ihm auf dem Balken c. d. ſtehet. Auf dieſem Balken, der auf denen gerad aufſtehenden kleinen Walzen auflieget, iſt der Raͤder e. in einer Axe, wie ich bei A. zeige, hin und her be - beweglich, indem er ſtets von einer Seite zu der andern ſchwanket. Jn der Gegend d. aber iſt eine elaſtiſche Stange mit einer Kette f. befindlich, die, indem ſie an den Hak - ken d. angehengt wird, den Arm b. ſtets ſo weit vor ſich ziehet, daß er an die Kammen des Kamrades a. anſtoͤſet. Wann es daher bei dieſer Maſchine und dem Umgang der Pochwelle geſchiehet, daß der Daͤumerling c. den Balken c. d. faſſet; So muß derſelbe zuruͤkgehen: Kaum aber als dieſer Kamm den Arm b. wieder losgelaſſen hat; So ziehet auch die Stange, die gebogen worden, mittelſt der Kette f. dieſen Balken mit dem Raͤder e. wiederum zuruͤk: Jndem aber auch dieſes geſchiehet, und dieſer Balken hin - und her bewegt wird; So wird das klein gepochte Erz, durch den hin und herſchwankenden Raͤder, der beſtaͤndig geruͤttelt wird, durchgeſiebet, wobei dann das noch grobe Erz uͤber den Raͤder wegrollet, und in den Kaſten g. faͤlt, das hernach - mals noch einmal gepochet wird.
Jn dem 30. 61. und 64. §. habe ich die Arten der Pocherze ſchon angezeiget, aus den man die Erze durch dieſen Weg auszuſcheiden pfleget. Weil man nun die Erze aus den Pocherzen, in denen ſie in ſehr kleinen Teilchen eingeſprengt ſind, weder mit der Hand, noch durch das Siebſezzen ausſcheiden kan: So iſt auch dieſe Art der Scheidung um deswillen ſehr vorteilhaft, weil man dabei das Erz, ſo viel moͤglich, in ſeiner reinen Geſtalt erhaͤlt, wobei viele Huͤttenkoſten erſpahret werden.
Die vorzuͤglichſte Werkzeuge, die man hierzu gebrauchet, beſtehen, in dem Poch - werk, wodurch die Pocherze klein gepochet werden, damit man das Unmetalliſche her - auswaſchen koͤnne, in den Schlaͤmgraben, und in den Herden, die ſich in Kehr - Plan - und Schlaͤmherde verteilen, durch deren Huͤlfe die Bergarten aus den Erzen herausgewaſchen werden. Bei dem Pochwerk bemerket man folgende Stuͤkke: 1. DasZ 3Poch -182Das neunte StuͤkPochrad mit der Welle, und den Hebkoͤpfen oder den Hebarmen, wovon drei zu einem Stempel gehoͤren; 2. das Pochwerk ſelbſt, wozu man rechnet die Pochſaͤu - len, die Pochleitungen oder die Pochladen, die Pochriegel, den Pochtrog, mit den Pochlaſchen, oder den Seitenbrettern, mit der darinnen liegenden Pochſohle von gegoſſenen Eiſen, und mit den unter ihr befindlichen Pochkloͤzzern, die den hohen Weg geſtelt ſind, ſamt dem Poch - oder dem Vorſezblech, und die Pochſtempeln mit ihren Daͤumerlingen und Pocheiſen, wobei der eine, unter dem man unterſchuͤret, der Erz - der darauf folgende der Mittel - und der drittere der Blechſtempel genennet wird; und 3. die Pochgerinne, worinnen das klein gepochte Erz, ie nachdem es ſchwer und reich iſt, in naͤhern und entferntern Orten aufgefangen wird, wozu man dann zaͤhlet das Reichgerinn, das ſich in das arme und das reiche Reichgerinn verteilet, das Schoßgerinn, das Untergerinn, das Schlam - oder Zaͤhgerinn, und die auſer dem Pochhaus befindliche Schlam - oder Zaͤhgerinnſuͤmpfe. Von den beiden erſtern Ge - rinnen iſt ein iedes mit einem Sponten verſehen, wobei das erſtere 8 bis 10 -, das an - dere aber 14 bis 20 Fus lang iſt. Das Schoßgerinn hat ebenwol nur einen Sponten, und es iſt 14 bis 20 Fus lang, es liegt aber dergeſtalt, daß es mit ienen einen Fall von 14 Zoll ausmacht. Das Untergerinn hat zwei Sponten, und es iſt 14 bis 20 Fus lang. Das Zaͤhgerinn gehet endlich durch das ganze Pochhaus, und es hat alle 20 Fus einen Sponten. Die beide leztere Gerinne liegen bei alle dieſem beinahe ganz ſoͤhlig.
Bei denen Schlaͤmgraben kommen dieſe Stuͤkke in Erwegung: Der Schlaͤm - kaſten oder die Schlaͤmbuͤhne, der Graben ſelbſt, mit den an dem Ende darinnen befindlichen Loͤchern, die nach und nach verſtopft werden, wodurch das Waſſer abflieſet, und der vor dem Graben liegende kleine und groſe Sumpf. Der leztere gehet in das Saugerinn, und die daran liegende Sauſuͤmpfe, die in die auſerhalb des Waſch - baues liegende Schlamſuͤmpfe gehen, worinnen der arme Schlam aufgefangen wird.
Bei den Kehr - und Planherden muͤſſen erwogen werden: Die Waſſergerinne, die Gefaͤlle, die Herde ſelbſt, die unter ihnen liegende Sauſuͤmpfe, in welche die Suͤmpfe von den Graben gehen, die Saugerinne, die in die zuvor gedachte auſer dem Waſchbau befindliche Schlamſuͤmpfe gehen, worinnen man den armen Schlam auffaͤngt, und die Aftergerinne, mit den auſer dem Bau befindlichen Afterſuͤmpfen.
Die Schlaͤmherde, auf den man das Reich - und das Schoßgerinn zu ſchlaͤmmen pfleget, ſind aus Ungern in dieſe Gegend gebracht worden. Sie ſind nicht vielen be - kant, und darum liefere ich von ihnen, Taf. VIII. fig. 42, einen Grundris. Es kom - men bei ihnen folgende Stuͤkke in Erwegung: Die Roͤhre a, durch die das Waſſer bei b. und c. auf das in den Schlaͤmkaſten d. gethane Erz gelaſſen wird, die Kaͤntele, durch die das Werk, mittelſt der Gruͤndel f. g, herunter flieſet, die kleine aufgeſtelte Kloͤzger h. h, an den ſich die Waſſer brechen, da ſie ſich dann gleich ſtark uͤber den Herd austeilen, der Schlaͤmherd i. k. ſelbſt, und der unter dem Schlaͤmherd befind - liche kleine Sumpf oder Durchlaß l, aus welchem die Waſſer, vermittelſt der in ihngemach -183von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. gemachten Loͤcher, in den Schlamſumpf m, und von da in die Sauſuͤmpfe gehen, die in das Saugerinn und in die auſer dem Bau befindliche Schlamſuͤmpfe gefuͤhret ſind.
Jn den folgenden §. §. will ich nunmehr auch dasienige abhandeln, worauf man bei dieſen Maſchinen zu ſehen hat. Jch will dabei ſo wol auf das Allgemeine, als das Beſondere mein Augenmerk richten. Die Pochraͤder an dem ganzen Haarz ſind nicht hoͤher, als 14, 15 bis 16 Fus. Es halten einige unter den Pochverſtaͤndigen davor, daß hoͤhere nicht vorteilhaft ſind. Sie ſind der Meinung, daß ſie, wegen des groͤſern Umfangs, langſamer herumgehen, wodurch das Pochen aufgehalten wird. Nach meinem Dafuͤrhalten ſind dieienige Raͤder die beſten, die 20 bis 22 Fus hoch ſind: Denn da dergleichen Raͤder mit einer geringern Kraft eine Laſt bewegen koͤnnen; So koͤnnen ſie auch in der Geſchwindigkeit beſchleunigt, und eben ſo geſchwind herumgetrie - ben werden, als kleinere Raͤder, mit eben ſo ſtarken, oder noch ſtaͤrkern Aufſchlagwaſſern. Die Umſtaͤnde des Orts vergoͤnnen uns inzwiſchen bei alle dem gar keine Wahl, und daher ſiehet man ſich genoͤtiget bald hoͤhere und bald niederige Raͤder zu bauen.
Man pfleget an etlichen Orten auf einen ieden Stempel vier Hebkoͤpfe vorzurich - ten, wobei dann der Stempel in einem Herumgang des Rades viermal gehoben wird. Jch glaube nicht, daß alle Pochverſtaͤndige dieſe Vorrichtung billigen werden, wann ſie die Sache genau uͤberlegen: Denn wenn dabei die Pochwelle nicht dikker gemacht wird, als eine ſonſt gewoͤhnliche zu drei Hebkoͤpfen; So faſſen dieſe Hebkoͤpfe, wann das Pochwerk geſchwind gehen ſoll, die Stempel alsdann ſchon, wann ſie noch nicht recht aufgefallen ſind, und den Stos vollkommen verrichtet haben: Wann man im Gegen - teil aber die Welle dikker macht, als wie gewoͤhnlich; So werden mehrere Aufſchlag - waſſer erfordert, indem die Laſt, die ſich zur Kraft verhaͤlt, wie der Halbmeſſer des Rades zu dem Halbmeſſer der Welle, um deſto mehr von dem Bewegungspunkt ent - ſernt wird: Wann nun keine hinlaͤngliche Aufſchlagwaſſer da ſind; So muß das Pochwerk entweder langſamer umgehen, oder bei trokkenen Zeiten gar ſtill ſtehen.
Die Groͤſe des in kleine Teilchen gepochten Pocherzes nennet man das Korn. Es wird in ein grobes und in ein zartes Korn geteilet. Jenes erſcheinet in der Groͤ - ſe eines groben, dieſes aber in der Geſtalt eines feinen Sandes.
Man machet dieſen Unterſcheid auch am Haarz: Man pochet nur die grobſpeiſige glanzige und milde Pocherze in ein grobes, die feſte und zartſpeiſige aber in ein zartes Korn. Das erſtere pfleget man ſonſt auch das Roͤſchpochen zu nennen. Es iſt dieſe Unterſcheidung in der Natur der Sache gegruͤndet, und ſehr vorteilhaft: Denn wenn man die grobſpeiſige Pocherze in ein zartes Korn pochen wolte; So wuͤrden gar viele kleine Erzteilchen zutode gepocht, und von dem Waſſer fortgeſchleppet werden, die als -dann184Das neunte Stuͤkdann in die weite Welt gingen: Wolte man im Gegenteil aber die zartſpeiſigen Poch - erze in ein grobes Korn pochen; So wuͤrden zu viele Erzteilchen in den groben Aftern zuruͤkbleiben, die von dem Schlieg abfallen, wovon ich hernach handeln werde. Man erhaͤlt indeſſen ein grobes Korn dadurch, wann man a. den Stempeln mehreren Hub gibt, damit ſie das Erz mehr in die Hoͤhe ſchmeiſen, wann man b. etwas ſtarke Poͤcher - waſſer nimt, die das Gepochte mehr heben, wann man c. die Unterlagen nicht zu tief leget, folglich mehreren Auswurf gibt, damit das Pochmehl um deſto leichter heraus gehoben werden koͤnne, und nicht zu lange unter den Stempeln bleibet, wobei es wieder zuruͤkfaͤllet, und wann man d. groͤbere Vorſezbleche gebrauchet, die in denen Gefaͤcher - gen einen ſtarken ⅛ Zoll weit ſind. Soll hingegen ein zartes Korn gepocht werden: So beobachtet man gerad das Gegenteil, man nimt naͤmlich wenigere Poͤcherwaſſer, und gebrauchet engere Vorſezbleche, die in den Gefaͤchergen nur einen kleinen ⅛ Zoll weit ſind.
Es halten einige davor, daß man bei den klausthaliſchen Glanzerzen mehr Schlieg erhalten koͤnte, wann man ein noch groͤberes Korn pochen, und mit wenigern Waſſern waſchen wurde. Sie ſind der Meinung, daß in beiden Faͤllen weniger Erze in den Schlam gepochet, und in die Bach geiaget wuͤrden. Ein zu zartes Korn, und ein zu langſames Waſchen bringt eben keinen Vorteil. Man kan es auch ohnmoͤglich vermeiden, daß keine Erze in dem Waſſer weggehen ſolten. Es be - ruhet inzwiſchen bei Bergwerken faſt alles auf Verſuchen und Erfahrungen.
Die Groͤſe des Hubs bei den Stempeln gruͤndet ſich nicht allein auf die Groͤſe des zu pochenden Korns (§. 71.), ſondern auch auf die Feſtigkeit des Pocherzes. Man gibt aber denen Stempeln einen kleinen Hub, wann die Erze milde ſind, einen groſen aber, wann ſie mehrere Feſtigkeit beſizzen. Es beruhet auch dieſe Regel auf Gruͤnden, die aus der Natur hergehohlet ſind: Denn da die Groͤſe der Wirkung eines fallenden Koͤrpers in einer ieden Hoͤhe zunimt; So muß auch ein Stempel um deſto mehr in das Erz wirken, ie hoͤher er faͤlt, bei einer geringen Hoͤhe aber kan er daſſelbe nicht ſo leicht in Staub und Schlam zertruͤmmern. Bei einem groſen Hub, den man bei feſten Erzen gebrauchet, wird alſo die Kraft des Stoſes vermehrt, und man kan folglich in einerlei Zeit mehr durchpochen, als wie bei einem geringern. Bei einem kleinen Hub, deſſen man ſich bei den milden Erzen bedienet, verhuͤtet man hingegen, daß das Erz nicht allzuſehr zerſtoſen, und in einen Schlam gepochet wird, welches man das Tod - pochen nennet. Auf denen klausthaliſchen Pochwerken beobachtet man folgende Re - gel: Man gibt naͤmlich dem Erzſtempel 8 -, dem Mittelſtempel 10 -, und dem Blech - ſtempel an dem Vorſezblech 14 Zoll Hub. Es komt auſer dieſem allen auch auf die Schwere der Stempel ſehr viel an: Denn ie nachdem ſie mehr oder weniger ſchwer ſind, ſo kan man auch eher ein grobes oder ein zartes Korn, oder feſte und milde Erze mit ihnen pochen. An dem Haarz ſind ſie 7 Zoll dik, 8 Zoll breit, und 14 Fus lang. Die Pochwellen pfleget man uͤberdis gemeiniglich in die halbe Hoͤhe der Stempel zu legen, weil ſie alsdann viel leichter zu heben ſein ſollen.
Man hat ſeit einigen Jahren das Pochen uͤber eine Sohle eingefuͤhret, die aus Pocherzen, oder aus andern feſten Mineralien beſtehet, die man, ſtatt der eiſernen Unter - lagen, in den Pochtrog pochet. Da ſich dieſe Sohlen, wann man auf ſie aufmerkſam genug iſt, nicht hoͤher und auch nicht tiefer pochen: So erhaͤlt man bei ihnen einige nicht geringe Vorteile. Man behaͤlt naͤmlich ſtets einerlei, und den denen Stempeln gegebenen Hub, welches bei den Unterlagen ſo leicht nicht geſchiehet, weil ſich die Stem - pel, und zumal die, welche den groͤſten Hub haben, gar bald ſo tief in ſie hinein pochen, daß ſie den ihnen gegebenen Hub verliehren. Ein noch anderer und ſehr merklicher Vor - teil aber beſtehet zugleich auch darinnen, daß man bei ihnen ein mehr ganzes und grobes Korn pochen kan, wobei man nicht nur mehreren, ſondern auch reichern Schlieg be - komt, weil die Erze, bei dem wenigern Wiederſtand der Pochſohle, nicht ſo leicht in Schlam, und zutodgepocht werden koͤnnen, wie bei den eiſernen Unterlagen, da die Gegenwirkung des Stoſes in das Erz, das zwiſchen ihnen und den Stempeln lieget, viel groͤſer iſt.
Die Schlaͤmgraben, und die Schlaͤm - die Plan - und die Kehrherde werden uͤber den Horizont mit dem einen Ende erhoͤhet, oder in eine ſchiefe Flaͤche geleget, die mit dem Horizont einen ſpizzen Winkel machet. Dieſe Lage der Herde iſt ſehr noͤtig: Denn da durch das uͤber ſie hinflieſende Waſſer die Erze von denen Bergarten ausgeſchieden werden ſollen: So doͤrfen auch die Herde um deswillen nicht ſoͤhlig, ſondern ſchuͤſſig gelegt werden, damit das Waſſer die leichtere Bergarten, die ohnehin ſo viel von ihrer eigentlichen Schwere verliehren, als der Teil des Waſſers wieget, den ſie aus der Stelle iagen, vor ſich weg ſtoſen moͤge. Es geſchiehet daher bei dieſer Lage der Schlaͤmgraben und der Herde, da die Bergarten, welche leichter, als das Erz ſind, vermoͤge des Druks von dem Waſſer, und ihrer darinnen wiegenden wenigern Schwere, um ſo mehr voraus rollen muͤſ - ſen, als ſie bei alle dieſem auf einer ſolchen ſchiefliegenden Flaͤche auch noch vieles an ihrer abſoluten Schwere verliehren, daß die Erzteilchen, vermoͤge ihrer groͤſern Schwere, oben auf den Herden liegen bleiben, weil ſie dem Stos des Waſſers mehr wiederſtehen. Man erhaͤlt alſo auf dieſe Art die kleine Erzteilchen, die man Schlieg zu nennen ge - wohnt iſt, ſo viel moͤglich, allein. Das Schlaͤmmen und das Waſchen, das durch Menſchenhaͤnde mit kleinen Werkzeugen geſchiehet, beruhet alſo vornemlich auf zwei Gruͤnden: Einmal auf dem Stos des Waſſers, und vor das andere auf der ſchiefen Lage der Schlaͤmgraben und der Herde, deren Erhoͤhung uͤber dem Horizont man den Fall zu nennen pfleget. Weil nun bei dieſem Fall dem Waſſer eine groͤſere Kraft ver - ſtattet wird, die Bergarten zu bewegen: So ſtreitet es auch ganz mit der Natur der Sache, und es iſt ohnmoͤglich, daß zwiſchen den Erzen und denen Bergarten eine Scheidung vorgehen kan, wann man die Graben und die Herde ſoͤhlig, und mit dem Horizont parallel legt. Erze und Bergarten ſezzen ſich vielmehr, wegen dem mangeln - den Stos des Waſſers, durch einander, und zuſammen auf den Boden.
A aAnmer -186Das neunte StuͤkDie Mathematikker, welche die Ausdruͤkke, die abſolute und die reſpective Schwere gebrauchen, verſtehen unter der erſtern die ganze Kraft, mit welcher der Koͤrper, wann ihm keine Hinderniſſe geſezzet ſind, nach dem Mittelpunkt der Erde wirket, unter der andern aber nur dieienige Kraft, mit welcher der Koͤrper wirket, wann er in einer fchiefliegenden Flaͤche iſt.
Weil ſich, wie aus der Mechanik bekant iſt, die abſolute Schwere eines in einer ſchiefliegenden Flaͤche b. c, Taf VIII. fig. 43, befindlichen Koͤrpers A, zu der reſpecti - ven verhaͤlt, wie die Laͤnge der Flaͤche b. c, zu der Hoͤhe derſelben a. c: So folgt auch, da man die ſchiefliegende Flaͤchen aͤndern kan, daß man die reſpective Schwere vermeh - ren und vermindern koͤnne. Das erſtere geſchiehet, wann man die Flaͤche c. b. in ei - nem groͤſern, und das andere, wann man ſie in einem kleinern Winkel uͤber den Hori - zont a. b. in die Hoͤhe ſteigen laͤſſet. Da nun dieſes iſt, und da die klein gepochte Berg - arten, ie nachdem ſie gros, ſchwer, zaͤhe und ſchlammig ſind, dem Stos des Waſſers bald mehr und bald weniger wiederſtehen, indem ſie ſich entweder leicht oder ganz feſt auf den Boden ſezzen: So laͤſſet es ſich auch ohne langes Nachdenken begreifen, war - um man den Graben und den Herden bald wenigen und bald vielen Fall geben muß. Weil ferner das uͤber die Graben und die Herde ſchieſende Waſſer, vermoͤge des hinter ihm liegenden Druks, ie nach dem deſſen viel oder wenig iſt, bald ſtaͤrker und bald ſchwaͤ - cher an das zu ſchlaͤmmen - und zu waſchende Erz anſtoſet: So muß auch die Menge des aufzugebenden Waſſers nach der Groͤſe, Schwere und der Zaͤhigkeit des Erzes ab - gemeſſen werden. Man gibt daher denen Schlaͤmgraben und Herden aus den zuvor angefuͤhrten Gruͤnden wenig Fall, wann man ein grobes und roͤſches oder ein ſolches Pochmehl zu Schlieg ziehen will, wobei die Bergarten merklich leichter ſind, als das Erz, damit das Waſſer den Schlieg, der ſich oben anſezzet, nicht mit fortſchleppen moͤge: Wann die Bergarten hingegen ſehr ſchwer, und faſt eben ſo ſchwer ſind, wie das Erz, und der Vorrath, der gewaſchen werden ſoll, iſt zaͤh und ſchlammig, wobei er mit dem Erz ſehr ſtark zuſammenhengt; So gibt man dieſen Werkzeugen etwas mehreren Fall. Eben dieſes beobachtet man auch bei der Menge des Waſſers, das auf - gegeben werden ſoll: Man gibt naͤmlich in dem erſten Fall ſchwache, in dem andern aber ſtarke Waſſer.
Jch habe zwar das Allgemeine angeben, worauf man bei dem Fall und der Menge des Waſſers zu ſehen hat: Man kan aber in beiden Faͤllen die Groͤſen ohne Verſuche nicht wol, aus der bloſen Theorie, beſtimmen, weil dieſes eine Sache iſt, die aus dem Anſe - hen der Pocherze, und dem Erfolg zugleich mit beurteilt werden muß. Man muß es alſo durch Verſuche ausmachen, bei welchem Fall, und mit was vor einer Menge von Aufſchlagwaſſern man den mehreſten und relneſten Schlieg erhaͤlt. An dem Haarz gibt man den Schlaͤmgraben 18 bis 20 Zoll Fall, wann die Bergart leicht iſt, hingegenaber187von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. aber 24 bis 26 Zoll Fall, wann ſie eine groͤſere Schwere beſizzet. Denen Schlaͤm - herden, worauf das reiche Reich - und das Schußgerinn geſchlaͤmt wird, gibt man 16 bis 18 -, den Schlaͤmherden aber, worauf man das arme Reich - und das Schußge - rinn zu ſchlaͤmmen pfleget, 20 bis 22 Zoll Fall. Bei den erſtern Schlaͤmherden gibt man um deswillen wenig Fall, damit man, zumal bei ſtarken Waſſern, nicht alles durch - einander iagen moͤge, bei den andern aber ſezt man aus der Urſach an dem Fall zu, weil man ſonſt die zaͤhe Bergart nicht aus den Erzen heraustreiben wuͤrde. Aus eben dieſen Urſachen gibt man aber auch denen Kehr - und Planherden 20, 22 bis 24 Zoll Fall. Die Graben ſind auſer dieſem 14, die Schlamherde aber 18 und mehr Fus lang, weil auf laͤngern Herden mehr Schlieg erhalten wird, als auf kurzen. Die Laͤnge der Plan - und der Kehrherde erſtrekt ſich auf 26 Fus. Die Schlaͤmgraben ſind 22 Zoll weit. Die Schlaͤmherde betragen hingegen in ihrer Weite 5 -, die Plan - und Kehr - herde aber nur 4 Fus.
Jch habe kuͤrzlich die Gruͤnde vorgetragen, nach denen das Pochen und das Waſchen beurteilt werden muß, und darum, und weil ich zugleich die hierzugehoͤrige Werkzeuge beſchrieben habe: So will ich nunmehr auch die Art und Weiſe zeigen, wie das Gepochte bei denen klausthaliſchen Pochwerken zu Schlieg gezogen wird.
Es fallen demnach von dem Schlaͤmmen dreierlei Schliege: a. Grabenſchlieg, den man Grobgewaſchen nennet, welcher aus dem groben Erz gemacht wird, das ſich oben in dem Graben ſezzet, worunter man dann auch den Schlieg menget, den man aus denen Aftern auf den Planherden machet; b. guter Schwenzel, den man auch nur ſchlechtweg Schwenzel nennet, welcher in demienigen Schlieg beſtehet, der aus dem Schwenzel gemacht wird, das von dem erſten Schlaͤmmen faͤlt; und c. gerin - ger Schwenzel oder Auffang, welches derienige Schlieg iſt, der aus dem Abgang von dem guten Schwenzel gemacht wird. Der erſtere haͤlt gemeiniglich 4, 5, 5½, 6 und 8 -, ia manchmal 9, 11 und 12 Loth Silber, wann er aus den ſpahtigen Erzen von dem Kranich gemacht worden. Die andere Sorte des Schliegs iſt hingegen ſchon geringer, und ſie haͤlt nur 2¼, 3, 3¼, 3¾ und 4 Loth Silber. Der Auffang haͤlt noch weniger, und nur 1¾, 2 und 3 Loth Silber. Auſer den iztgedachten Schliegen machet man auch noch aus dem, was in dem Sezfaß zuruͤkbleibet (§. 64.), in denen Graben auf eben dieſe Weiſe eine noch andere Art des Schlieges, den man Sezſchlieg nennet. Es fallen auch bei dieſem Aftern ab, die man in das naſſe Pochwerk bringet.
Den durch dieſen Weg gemachten Schlieg nennet man Untergerinnſchlieg, oder auch nur Untergerinn. Er haͤlt 2½, 4¼ und 4½ Loth Silber.
Den davon fallenden Schlieg nennet man alsdann Schlamſchlieg. Jn dem Gehalt erſtrekt er ſich auf 1¾, 2 bis 3½ Loth Silber. Man ziehet auf dieſe Art auch dasienige zu Schlamſchlieg, was in den Sauſuͤmpfen unter den Herden aufgefangen wird, damit auch dieſer Abgang ganz ausgepauſchet werde.
Die auf dieſe Art gemachte Afterſchliege halten alsdann bei 6½ - die Schlamſchliege aber von dem Afterſchlam und denen Schlamſuͤmpfen nur ¾, 1½ bis 2 Loth Silber. Der Bleigehalt alle dieſer Schliege erſtrekt ſich auf 25, 30 bis 40 Pfund.
Die Aftern von den Aftern werden nicht mehr gebrauchet, ſondern in die Bach geſtuͤrzet.
Man darf ſich daruͤber gar nicht verwundern, daß der Grabenſchlieg von den Aftern noch eben ſo reich, und ofters noch ¼ Loth reicher iſt, als der Schlieg, der aus dem Reich - und dem Schußgerinn gemacht wird: Denn da die Pocherze in ein grobes Korn gepocht werden; So ge - ſchiehet es auch, daß viel zartſpeiſiges Weisguͤldenerz, das viel reicher als das Glanzerz iſt, in den groben Aftern zuruͤkbleibt.
Die kleine Vorteile, und die Handgriffe, die bei dieſen Arbeiten beobachtet werden muͤſſen, laſſen ſich beſſer zeigen, als erklaͤren und beſchreiben. Jch will mich daher bei ihnen nicht aufhal - ten, damit ich in keine unnoͤtige Ausſchweifung verfallen moͤge.
Das Vorteilhafte, das bei den Pochwerken an dieſem Ort, auſer dem bereits angefuͤhrten, bemerket werden muß, beſtehet darinnen, daß die Schlaͤmgraben, und die Herde in einer ſolchen Ordnung neben einander gelegt ſind, wie es die Natur, und der auf ihnen zu verarbeitende reichereA a 3oder190Das neunte Stuͤkoder aͤrmere Schlam erfordert. Es liegen naͤmlich an dem Reich - und dem Schußgerinn die Gra - ben, auf dieſe folgen dietenige Herde, worauf der reiche Schlam, das Untergerinn, gewaſchen wird, an dieſen aber liegen noch andere und dieienige Herde, auf denen man den armen Schlam, das Schlamgerinn, zu verarbeiten pfleget. Dem Sau - und dem Flut - oder dem Aftergerinn hat man dabei aber auch dahin den Fall gegeben, wo die arme Vorraͤthe verarbeitet werden, damit der reichere und der aͤrmere Vorrath in dem entgegen geſezten Fall, wann dieſe Gerinne nach den reichern Vorraͤthen abfallen, nicht wieder durch einander kommen moͤge, welches der Abſicht des Pochens zuwieder iſt (§. 68.).
Weil man bei dem Froſt mit keinem ſo groſen Vorteil pochen und waſchen kan, als wie in dem Sommer, die Huͤtten in dem Winter auch eben ſo viel Schlieg nicht erfordern: So werden die arme Vorraͤthe, die man auſer den Waſchbaͤuen aufzufangen pfleget, in den Wintertagen ver - arbeitet, und keine Pocherze gepochet.
Es ſind viele unter den Pochverſtaͤndigen der Meinung, daß man einen groſen Teil der Plan - herde abſchaffen, davor mehr Kehrherde anlegen, und auf denſelben das Unter - und das Schlam - gerinn waſchen ſolte. Sie halten davor, man muͤſte nur den groben roͤſchen und rolligen Vorrath, der in den von den Graben fallenden Aftern beſtehet, auf den Planherden, den zarten und ſchlam - migen aber auf den Kehrherden zu Schlieg ziehen, weil der zarte Schlieg auf den leztern Herden beſſer ſtehen bliebe, als wie auf den erſtern. Sie verſprechen ſich von dieſem Verfahren ſehr groſe Vorteile, indem ſie ganz gewis glauben, daß man ohne Ausnahme bei den Kehrherden nicht nur mehreren und reineren Schlieg erhalten, ſondern auch eine kuͤrzere Arbeit bekommen, und weniger Erze in die Sau iagen wuͤrde. Denen, die dieſe Gedanken hegen, pflichten ſehr viele bei, und ſie wenden nur dieſes ein, daß man in dieſem Fall, weil alsdann die auswendige Vorraͤthe zu arm wuͤrden, der Knapſchaftscaſſe, die dieſe Vorraͤthe bekaͤme, eine andere Quelle zu ihren Einnahmen verſchaffen muͤſte. Wann ich nicht ganz irre: So muß man bei dieſer Sache auf eine ganz andere, und die nachfolgende Art unterſcheiden. Wann die Pocherze in ein grobes Korn gepocht werden muͤſſen, und wann das Erz in dem Unter - und in dem Schlamgerinn merklich ſchwerer iſt, als die Bergart; So ſind die Kehrherde, aus den zuvor gedachten Urſachen, beſſer, als die Planherde, weil man alsdann reinern Schlieg machen, und um deſto geſchwinder fertig werden kan: Wann es im Gegenteil aber die Notdurft erheiſchet, daß man die Pocherze zart pochen muß, und die Bergart iſt faſt ſo ſchwer, als das Erz ſelbſt; So thut man ſehr weislich, wann man die Plan - herde, in deren Planen ſich der zarte Schlieg feſtſezzen kan, den Kehrherden um deswillen vorzie - het, weil der zarte Schlieg auf den leztern, wann man ihnen den gehoͤrigen Fall geben, und etwas zuwegebringen will, nicht ſtehen bleiben kan, ſondern wegen ſeiner geringen Schwere, dem Druk des Waſſers, und dem Fall der Herde mit dem Schlamm fortrollen muß (§. 74 und 75). Jch hoffe nicht, daß meine Gedanken ohne Grund ſind: Denn weil ſich der zarte, doch etwas ſchwerere Schlieg, als die Bergart, in die Zwiſchenraͤumger der Planen, die aus Zwillich beſtehen, ſezzen, und dadurch vor dem Anſtos des uͤber die Herde rollenden Waſſers ſicher ſein, die dabei befindliche etwas leichtere Bergart aber daruͤber wegrollen, und folglich von dem Schlieg ausgeſchieden wer - den kan; So duͤnkt mich auch, daß bei dem zarten Schlieg die Planherde viel beſſer ſind, als wie die Kehrherde: Wann ich im Gegenteil aber auch uͤberlege, daß ſich bei dem Untergerinn und einem groͤbern Korn, die ſchon groͤſere Erzkoͤrnger ſo leicht nicht in den Zwiſchenraͤumger der Planen nie - derlaſſen, und mit keinem Beſen aufgehalten werden koͤnnen, ſondern eines Teils mit der Bergart vermiſcht bleiben, wann ſie zumal nicht merklich leichter iſt, als das Erz, andern Teils aber mit derſelben fortrollen; So glaube ich auch, daß ich nicht unrecht geurteilt habe, wann ich behaupte, daß man die Vorraͤthe, die man in ein grobes Korn pochen muß, auf den Kehrherden verarbeiten ſoll, weil man alsdann mehreren und reineren Schlieg bekomt. Eben hierinnen liegt zugleich aberauch191von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. auch der Grund, warum man wenigern viel und reinen Schlieg bekomt, wann man das grobe Untergerinn auf Planherden zu Schlieg ziehet. Wann die groͤbere Vorraͤthe in Aftern beſtehen, die einen ſehr zarten Schlieg bei ſich haben, der weder auf den Graben, noch auf den Kehrherden ſtehen will; So kan man bei alle dieſem nur eine Ausnahme von der Regel machen, und dieſen Vorrath auf den Planherden waſchen, weil ſich hierbei der zarte Schlieg in die Planen ſezzen, die grobe Bergart aber daruͤber wegrollen kan.
Jn einem ieden Pochwerk an dem Oberhaarz ſind drei Schlaͤmgraben und ſechs Herde, unter welchen das After - und das Saugerinn lieget. Man machet die Woche in einem Pochwerk im Durchſchnitt, aus 4 bis 5 Treiben Pocherz, deren eins 40 Tonnen, iede Tonne aber 6 Centner enthaͤlt, und alſo aus 1000 bis 1200 Centner Pocherz, 132 bis 195 Centner Schlieg. Zu einem Centner Schlieg werden alſo 8 bis 9 Centner Pocherz erfordert.
Die ungeriſche Schlaͤmherde, welche an ſtatt der Schlaͤmgraben gebraucht werden koͤnnen, worauf man das Reich - und das Schußgerinn verarbeitet, ſind nur noch in einem Pochwerk in dem Gang. Es ſind ihrer ebenwol drei, zwei gebrauchet man zu dem beſten, den dritten aber zu dem etwas geringern Vorrath. Wie man auf dieſen Herden zu waſchen pfleget, das lehret der Verfolg.
Da man das Schwenzel von dem Schwenzel nicht noch einmal zu ſchlaͤmmen, das Schwenzel von den Aftern aber nicht auf denen Planherden rein zu machen bedarf, in - dem man bei dem Umſchlaͤmmen von dem obern, den mittlern und untern Haufen bei dieſen Herden gleich reinen Schlieg erhaͤlt: So halten auch einige dieſe Arbeit um des - willen vor ſehr vorteilhaft, weil man dabei, indem das zu waſchende weniger mal in das Waſſer komt, wobei ſtets etwas fortgehet, nicht nur mehr Schlieg erhalten, ſondern auch um deſto eher zu dem Zwek gelangen, und folglich mehr Arbeit zu verrichten, in dem Stand ſein ſoll.
Es verteilen ſich auch bei dieſen Gruben die Erze in Stuf - Scheid - und Pocherze (§. 32.), und darum fallen auch hier dreierlei Scheidungen vor: Naͤmlich das Scheiden mit der Hand; das Siebſezzen; und das Pochen und Waſchen (§. 60.).
Die Scheiderze werden mit einem Hammer, und auf die Art ausgeſchieden, wie zu Klausthal (§. 61.). Man gehet dabei, weil ſie viel reicher ſind, als wie die klaus - thaliſchen Erze, nur etwas vorſichtiger zu Werk. Die Ausſchlaͤge bringt man in das naſſe Pochwerk, die Erze aber haͤlt man allein aus.
Jn dem 62 und 63. §. habe ich die Arten des Erzes ſchon angezeiget, die durch dieſen Weg von den Bergarten am beſten ausgeſchieden werden koͤnnen, und darum will ich ſogleich die Regeln angeben, die bei dieſer Arbeit in Acht genommen werden, welche folgende ſind.
1. Man193von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc.Es geſchiehet auch dieſes, aus eben den Urſachen, die ich §. 65. gemeldet habe, ohne und mit Waſſer, nemlich trokken und naß.
Die Glanz - die Weisguͤlden - und alle andere Silbererze pfleget man auf eben die Art zu pochen, wie ich §. 66. gewieſen habe. Die Rothguͤldenerze quetſchet man nurB ballein,194Das neunte Stuͤkallein, weil ſie gleich auf die Treiben geſezzet werden, unter einem Hammer, damit in dem Staub nichts fortgehen moͤge, wann ſie auf die gewoͤhnliche Art, wie andere Erze trokken gepocht werden.
Die in den §. 32. beſchriebenen Pocherzen befindliche kleine Erzteilcher koͤnnen weder mit der Hand noch durch das Siebſezzen von den Bergarten ausgeſchieden wer - den (§. 67.). Man pfleget daher dieſe Mineralien auch hier durch das naſſe Pochen, und durch die Graben und Herde, mittelſt des Waſſers, von einander auszuſcheiden. Die Werkzeuge, und die dabei gewoͤhnliche Verfahrungsarten ſind zwar von denen nicht weſentlich verſchieden, die bei den klausthaliſchen Werken in dem Gebrauch ſind: Weil man inzwiſchen aber dennoch hier und da einige Unterſcheide findet; So will ich dieſelbe in den izt nachfolgenden §. §. bekant machen.
Damit der Erzſtempel, worunter man unterzuſchuͤren pfleget, den Mittel - und den Blechſtempel um deſto beſſer foͤrdern, auch ein um deſto zaͤrteres Korn gepocht wer - den moͤge, weil die Erze in ſehr kleinen Teilchen in den Bergarten zerſtreuet liegen: So gibt man dieſem Stempel den mehreſten Hub. Je nachdem nun die Erze feſt ſind: So gibt man dem Erzſtempel 12, 13 bis 14 -, dem Mittelſtempel 8 bis 9 -, dem Blech - oder Auspochſtempel aber nur 6 Zoll Hub.
Die Pochwerke ſind zwar eben ſo, wie zu Klausthal erbauet, man machet aber keinen Unterſcheid zwiſchen dem reichen und dem armen Reich - und Schußgerinn, weil man dieſe Einteilung, wie es billig iſt, vor uͤberfluͤſſig haͤlt. Man ſchlaͤmmet dieſe Ge - rinne, die man mit einem gemeinſchaftlichen Nahmen das Schußgerinn nennet, auf denen Graben, das Unter - und das Schlamgerinn aber waͤſchet man uͤber Planherde. Es wird alſo nur zweierlei Schlieg gemacht, naͤmlich Graben - und Herdſchlieg. Von den Aftern faͤlt noch ein Schlieg, den man Grobgewaſchen nennet, es wird aber auch dieſer unter den Grabenſchlieg gemiſchet, und darum macht er keine beſondere Gattung aus.
Da der in dem Unter - und dem Schlamgerinn befindliche zarte Schlieg auf den hierbei ſo ſchaͤdlichen Kehrherden nicht ſtehen bleiben kan (§. 77. 6. Anm.): So gebrauchet man auch bei die - ſen Werken die Planherde mit einem ſehr groſen Vorteil.
Das Schußgerinn wird in einem Pochwerk, in welchem die Halden herumgepo - chet werden, weil der in dieſen Pocherzen befindliche Schlieg ſehr zart iſt, erſt auf de - nen Planherden in unreinen Schlieg gewaſchen, der dann auf denen Graben voͤllig rein gemacht wird. Die gewoͤhnliche Art des Schlaͤmmens auf denen Graben, in denen man das Schußgerinn mit einem Kuͤſte beſtaͤndig hinauf ſtreicht, und deſſen nach Erfor - dern von der Buͤhne mehr herunter ziehet, wird nicht allen zum Beſten gefallen: Weil man dabei a. den gleichen Gang der Waſſer ſo genau nicht wahren kan, wobei der Schlieg in der Gegend, wo die Waſſer reiſen, zu weit herunter gefuͤhret wird; Weil b. der Schlieg, ie nachdem man an dem heruntergezogenen Schußgerinn mehr oder weniger lang ſchlaͤmmet, welches man ſo genau nicht beobachten kan, in einer Lage reiner wird, als wie in der andern; Und weiln c. zu dieſer Arbeit zu viel Zeit erfordert wird.
Der Schlam aus dem Unter - und dem Schlamgerinn wird alle erſt in das Un - reine, und dann in das Reine gewaſchen, und zu Schlieg gezogen.
Da man ſehr langſam und mit einer ſehr groſen Behutſamkeit pochet, und zugleich wenig Waſſer gebrauchet: So bleibt auch, wegen des zarten Korns, ſehr wenig Schlieg in den Aftern. Es Werden daher nur dieienige Aftern noch einmal nachgepochet, die von reichen Pocherzen fallen, aus denen man woͤchentlich eine Roͤſte oder 33 Centner Schlieg machen kan, wovon ein Centner 6 Loth Silber haͤlt. Der Grabenſchlieg von denen Pocherzen haͤlt gemeiniglich 8, 16 bis 32 -, der Herdſchlieg aber nur 2, 3 bis 4 Loth Silber. Es gehen 5 bis 6 Treiben, iedes zu 40 Tonnen, eine Tonne aber zu 4½ Centner gerechnet, auf eine Roͤſte oder 33 Centner Schlieg. Zu einem Centner Schlieg werden alſo ohngefaͤhr 32 Centner Pocherze erfordert.
Die Knappſchaftscaſſe bekomt den Schlieg, der aus den in den alten Halden verſtuͤrzten Pocherzen gemacht wird. Es ſollen 36 Treiben auf eine Roͤſte, und alſo 196 Centner Pocherze auf einen Centner Schlieg gehen.
Man leget auch hier die Pochwellen in die halbe Hoͤhe der Stempel.
Man gebrauchet an dieſem Ort nur zwei Arten des Scheidens, das Scheiden mit der Hand, und das Pochen und Waſchen. Das Verfahren bei dem erſtern iſt eben ſo beſchaffen, wie zu Klausthal, bei dem leztern aber findet man einigen Unter - ſcheid, und der iſt dieſer. Da die Pocherze mit einem groben und ſchweren Sand, der auf den Gaͤngen bricht (§. 27.), vermiſcht ſind, das Erz aber mehrenteils aus einer leichten Gruͤnung beſtehet (§. 34.): So wird ein etwas grobes Korn gepochet, damit das Erz nicht todgepochet, und in dem Waſſer fortgeiaget werde, eben deswegen gibt man aber auch denen Graben und Planherden wenig Fall, und wenige Schlaͤm - und Waſchwaſſer.
Der Grabenſchlieg, der bei dieſen Werken gemacht wird, haͤlt uͤbrigens 6 - bis 8 -, das Grobgewaſchen von dem Untergerinn 4 bis 6 -, der Schlamſchlieg aber nur 1 bis 1½ Pfund Gaarkupfer.
Das Schmelzen teilet ſich auch hier in zwei Arten. Man beſchaͤftiget ſich naͤmlich entwe - der nur allein damit, wie man die Metalle aus denen Erzen heraus, und in eine engere mit verſchiedenen Mineralien noch vermiſchte Maſſe bringen, oder wie man die Metalle aus dieſer Maſſe ausſcheiden, und in ihrer einfachen und wahren Geſtalt darſtellen will. Das erſtere nent man die Roh -, dieſes aber die Seigerarbeit, in dem allge - meinen Verſtand. Zu iener rechnet man das Roͤſten und das Brennen der Erze, welches eine Vorbereitung zu dem Schmelzen iſt, und das Schmelzen ſelbſt: Zu die - ſer aber das Friſchen, das Seigern der mit Blei beſchikten ſilberhaltigen Kupfer, das Darren und das Treiben, welche Arbeiten man die Seigerarbeit in dem engern Verſtand zu nennen pfleget, ferner das Spleiſen, und das groſe und das kleine Gaarmachen.
Da die Erze mit verſchiedenen ſtrengen und in Feuer fluͤchtigen Mineralien vermiſcht ſind, wozu man insbeſondere Quarz, Schwefel und Arſenik rechnen kan: So pflegt man auch alle und iede, ſo wol trokken - als naßgepochte Schliege zu roͤſten. Es geſchiehet dieſes in beſonders dazu vorgerichteten Brennoͤfen auf die izt nachfolgende Art.
Das Brennen der Schliege geſchiehet aus einer zwofachen Abſicht. Man ſucht dadurch ein - mal die ſtrenge Bergarten milder zu machen, vor das andere aber die feuerfluͤchtige und ſchwefe -B b 3lichte198Das neunte Stuͤklichte Teile aus denen Erzen herauszutreiben, damit man eine um deſto reinere und beſſere Schm el - zung bekommen moͤge. Der hierbei angenommene Grundſaz der Metallurgie, daß man dieienige Erze roͤſten ſoll, die mit feuerfluͤchtigen Mineralien verbunden ſind, iſt inzwiſchen, wie mich duͤnkt, nicht allgemein. Jſt es mir erlaubt von dieſer Sache zu urteilen: So doͤrfte es weit vorteilhafter ſein, wann man die Erze an dieſem Ort roh oder ungeroͤſtet ſchmelzen wuͤrde, weil aus dem Bren - nen bei dieſer Art der Erze verſchiedene ſehr betraͤchtliche Nachteile erwachſen. Welche ſind dieſe Nachteile? So werden die fragen, die meiner Meinung nicht ſind. Jch will ſie gleich erzaͤhlen: 1. Die ſchwefelichte und arſenikaliſche im Feuer fluͤchtige Mineralien, nehmen, zu Folge der Er - fahrung in dem Groſen, indem ſie ſich von den Metallteilchen, mit denen ſie gar zu genau verbun - den ſind, losmachen wollen, einen Teil der Metalle, weil ſie durch die Gewalt des Feuers, ehe das Erz zu dem Schmelzen kommen kan, herausgetrieben werden, in dem Rauch mit fort, und ſelbſt der zarteſte Schlieg verſtaͤubt ſich, welches man klar aus dem metalliſchen Ruß beweiſen kan, der ſich in denen Rauchfaͤngen anſezzet: 2. Es verbrennet um deswillen ſchon wirklich ein Teil des Bleies, weil daſſelbe nicht in den Fluß kommen kan, ſondern nur braͤtet, und in dem er - ſten Grad der Glaswerdung erhalten wird: Wann nun 3. die auf dieſe Art gebrente Schliege durch den Ofen und in Blei geſchmolzen werden; So gehet noch ein merklicher Teil der ſchon durch das Flammenfeuer in dem Brennofen in Schlakke verwandelten Bleiteilchen in denen fallen - den Schlakken mit fort, weil ſie ſich alsdann, indem ſie ſchon zu ſehr veraͤndert ſind, gar gern zu denſelben geſellen, und in ihnen hengen bleiben: Uiberdis lehret 4. die Erfahrung, daß ſich der feuer - beſtaͤndige Quarz dem ohngeachtet nicht verglaſet, und zu einer Schlakke begibt, und wann man die Schliege auch noch ſo ſehr roͤſtet. Was vor einen Nuzzen verſchaffet alſo das Brennen dieſer Schliege? Jſt es nicht beſſer, man ſchmilzt dieſe Erze roh, da dann der in ihnen befindliche Schwe - fel die Metalle in einen Stein reiſen, und dieſelbe beſſer in ſich faſſen kan? Wird nicht hierdurch der Erfahrung zu Folge das Metall in den erſtern Schmelzen vor dem Verſchlakken und dem Ver - brennen bewahret, weil es noch in dem Rauhen erhalten wird, wobei es, wie man zu ſagen pfle - get, ein Anhaltens hat?
Der Leimen, welchen man zu dem Geſtuͤbe gebrauchet, wird auf denen Brennoͤfen getrok - kenet. Man nimt wahr, daß ſich an ihm von der aus den Erzen durch den Ofen und in dieſen Leimen gehenden Vitriolſaͤure ein wirklicher Alaun anſezzet. Da nach den Gedanken einiger Chi - miſten die Vitriolſaͤure und ein ſehr feiner und zarter Thon die Grundſtuͤkke des Alauns ſein ſol - len: So kan man auch leicht begreifen, wie dieſes Mineral an denen Brennoͤfen erzeugt wird.
Von denen Roͤſten, die gebrent werden ſollen, pfleget man bei dem Wiegen von einem ieden Centner ein wenig wegzunehmen. Das dabei von einerlei Roͤſten zuſammen Gekommene teilt man alsdann in vier Teile, und laͤſſet von drei verſchiedenen Probierern, denen man einen Teil zuſtellet, eine Probe machen. Wann nun unter dieſen nur zwei in dem Gehalt der Schliege mit einander uͤbereinkommen; So wird dieſer ihr Angeben vor den wahren Gehalt angenommen: Jſt dis aber nicht, und es trift keine von allen drei Proben mit der andern; So muß ein vierter eine Schiedsprobe machen, wann der Unterſcheid ſehr gros iſt, und der Gehalt von allen dreien nicht zuſammen addirt, die Summe durch drei dividirt, und der Quotient vor den wirklichen Ge - halt angenommen werden kan.
Da die Roͤſte noch viele Naͤſſe bei ſich haben, die das Gewicht vermehren: So koͤnnen auch die Metalle nicht auf das ganze Gewicht zweier Roͤſte geliefert werden, die 66 Centner aus - machen. Es iſt daher denen Huͤttenbedienten, um alle ungewiſſe Naͤßproben zu vermeiden, ineiner199von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. einer beſondern Bergamtsverordnung verſtattet worden, daß ſie auf 66 Centner naßgepochte Schliege 6 -, auf trokkengepochte aber, die, weil ſie nicht in das Waſſer kommen, weniger Naͤſſe haben, 2 Centner abziehen doͤrfen.
Daß Durchſezzen oder das Schmelzen der gebrenten Schliege geſchiehet in kleinen Krumoͤfen, in denen die Form 12 Zoll hoch lieget. Bei dem Schmelzen ſelbſt pflegt man auf die nachfolgende Art zu Werk zu gehen.
Wer Verſuche in dem Groſen angeſtelt hat, und dabei aufmerkſam genug geweſen iſt, der wird auch bei denen Bleiſchmelzen nicht leugnen koͤnnen, daß man auf einer niedrigen Form mehrBlei200Das neunte StuͤkBlei erhaͤlt, als wie auf einer hohen. Jch bin von dieſer Erfahrung ſehr lebhaft uͤberzeugt, und ich weis ganz gewis, daß man gar kein Blei erhaͤlt, wann man die Form bei den Schliegen in unſern Gegenden, die nur 6, 8, 10 bis 15 Pfund Blei halten, auf 10, 12 und mehr Zoll hoch leget. Wer wird es mich daher verdenken, wann ich behaupte, da die Erze bei dem haarzer Schmelzer, wegen ihrer ziemlichen Leichtfluͤſſigkeit, nicht durchaus eine hohe Form erfordern, daß man die Formen nur 6 Zoll hoch legen ſoll?
Wann man das Geſchmelze gleich unter dem Auge in den Vorherd gehen laͤſſet, und die Schlakke etwas zaͤh oder ſtreng iſt; So kan ſich das Werk durch die ſchon hoch uͤber einan - der ſtehende Schlakken nicht wol ſeigern und zu Boden ſezzen: Weil aber dieſes bei der hier gewoͤhnlichen Vorrichtung der Vorherde, da das Geſchmelze gleich auf den Boden dieſes Herds gehet, vermieden wird; So halte ich auch dieſe Art der Vorherde vor nuͤzlich.
Man ſchlaͤgt die Glaͤtt und den Herd aus der Urſache mit vor, damit die Bleie, die in ihnen befindlich ſind, die Silber aus denen Erzen beſſer in ſich faſſen, und keine 11 bis 12 loͤthige Werke erfolgen moͤgen, wobei ein Teil des Silbers in denen Schlakken fortgehen ſoll. Wenn ich erwege, daß 1. ein merklicher Teil von dem Blei verſchlakket wird, der in Glaͤtt und Herd enthalten iſt, daß 2. die von ihnen fallende Bleie in eine weitlaͤuftige Arbeit kommen, wobei ſie wieder geſeigert, vertrieben, und gefriſcht werden muͤſſen, und daß 3. die Menge der Schmelzſchlakken, die ſtets Me - tall rauben, zunimt: So duͤnkt mich auch, daß bei dem Zuſchlagen dieſer Vorraͤthe, mehr Blei und Silber verlohren gehen muß, als wann man ſie gar nicht vorſchlaͤget. Jch glaube meines Orts gar nicht, daß ich hierinnen irre: Denn wem kan es wol unbekant ſein, daß das Blei einen um deſto groͤſern Abgang leidet, ie oͤfter es in das Feuer komt? Wer weis es aber auch nicht, daß man dieſe Zuſchlaͤge aus der Nebenurſache mit zu nehmen pfleget, damit die Erze fluͤſſiger ge - hen ſollen? Wenn man die Roharbeit einfuͤhren wolte, wobei mehrere Bleie erhalten werden: So wuͤrde man dieſe Vorſchlaͤge, wo nicht ganz, doch groͤſten Teils weglaſſen koͤnnen.
Die Schlakken, die von dieſen Schmelzen fallen, ſind, wegen dem Quarz und der Bergart, etwas zaͤh, man kan aber doch nicht ſagen, daß ſie ſtreng gehen. Jhr Gehalt erſtrekt ſich noch auf 20 bis 24 Pfund Blei. Man pflegt nur die, welche von reichen Arbeiten fallen, zum Teil wieder zuzuſchlagen, alle uͤbrige aber laͤuft man in die Halde. Es iſt Schade, daß man nicht alle dieſe Schlakken auf andere Vorraͤthe zuſchlagen kan. Wie viele Metalle werden nicht durch das Wegſtuͤrzen in die Halden gelaufen? Koͤnte man ſie doch durch Huͤlfe eines Zuſchlags redueiren! Wie anſehnlich wuͤrde nicht der Vorteil ſein, den man daher erhalten koͤnte!
Die Schmelzen ſind, wie ich ſchon oͤfters bemerkt habe, etwas zu kurz: Denn wenn der Ofen kaum in die Hizze gekommen iſt, und wenn er erſt recht rein, fluͤſſig, und nicht mehr roh arbeitet; So wird ſchon wieder ausgeblaſen.
Man ſchmilzt die Afterſchliege, die aus dem armen Vorrath gemacht werden, welcher auſerhalb den Waſchhaͤuſern aufgefangen wird (§. 77. N. IIII. ), mit demkuͤpfe -201von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. kuͤpferichen Abſtrich, der von denen Treiben faͤlt, wovon ich hernach handele, auf die zuvor gedachte Art durch. Es faͤlt alsdann von dieſem Schmelzen ein bleiiſcher Stein, und ein Teil Werke. Den erſtern verblaͤſt man, dieſe aber vertreibt man ohn - geſeigert.
Weil die Huͤttenarbeit an dieſem Ort dermalen nicht in dem Gang iſt: So kan ich auch um ſo weniger davon ſchreiben, als ich von ihr zu urteilen nicht vermag, wann ich ſie nicht ſelbſt geſehen habe. Sie ſoll inzwiſchen von der klausthaliſchen ſehr wenig verſchieden ſein. Die Seigerarbeit in dem engern Verſtand, die bei dieſen Werken ſonſt gewoͤhnlich war, ſoll uͤberdis auch von keinem groſen Belang ſein.
Da die Erze an dieſem Ort mehrenteils Schwefel und Arſenik halten (§. 34.), und zugleich ſtreng ſind, und nicht gut durch den Ofen gehen, die Abdaͤmpfung aber dem Kupfer nicht ſchadet: So werden alle Arten dieſer Erze vor dem Schmelzen erſt einmal geroͤſtet.
Das Schmelzen der geroͤſteten Erze geſchiehet in einem Ofen, welcher auf ungeriſche Art erbauet, und mit zwei Vorherden verſehen iſt, die man Brillen, und daher den Ofen einen Brillofen zu nennen pfleget. Die Form in dieſem Ofen liegt 22 bis 26 Zoll hoch, und das Geſchmelze gehet wechſelsweis, ie nachdem ein Herd um den andern voll wird, in die Brillen. Das Schmelzen an und fuͤr ſich ſelbſt geſchiehet auf die Art, wie ich ſogleich zeigen werde.
Dieſe Rohſteine pfleget man, ie nachdem ſie edel ſind, fuͤnf - bis ſechsmal zu roͤſten. Man ſezzet ſie alsdann noch einmal mit fluͤſſigen Schlakken durch. Hierbei faͤlt nun nicht nur ein gewiſſer Teil Schwarzkupfer, ſondern auch noch eine anſehnliche Menge Stein, der 70 bis 80 Pfund Gaarkupfer haͤlt, und Mittelſtein genant wird.
Auch die Mittelſteine roͤſtet man noch drei - bis viermal. Man ſticht ſie hierauf auf die vorige durch, da dann mehrenteils Schwarzkupfer fallen, die 86 bis 90 Pfund Gaarkupfer halten. Es fallen zwar zugleich auch wieder einige Centner Spuhrſteine: Weil es aber nicht der Muͤhe werth iſt, daß man ſie allein roͤſtet; So werden ſie zu den Mittelſteinen gethan.
Man pfleget den Bleiſtein, der von dem Afterſchliegſchmelzen faͤllet (§. 94.), zu ver - blaſen oder zu vertreiben. Es geſchiehet aber dieſes um deswillen auf einem Stuͤbeherd, und in einem gewoͤhnlichen Treibofen, der aus einem Teil Leimen und eben ſo viel Kohlloͤſch beſtehet, weil ſich das Blei aus denen Schlakken auf der Stuͤbe gern reduciren ſoll. Das eigentliche Verfahren bei dieſer Arbeit iſt folgendes.
Man pfleget dieſen Stein noch einmal mit denen dabei gefallenen Schlakken zu ſchmelzen. Die hiervon fallende Werke treibt man ab, den zum zweitenmal gefallenen Stein aber treibet man noch einmal auf die in dem vorhergehenden §. gedachte Art. Es fallen alsdann hiervon noch einmal Werke und Steine, wovon die erſtere abgetrie - ben, die leztere aber zu Kupfer angeroͤſtet werden.
Weil das in den Bleiſteinen befindlich geweſene Kupfer in die zweimal vertriebene Steine, und in die Enge gebracht iſt: So roͤſtet man nunmehr dieſe Steine in Roſt - ſtaͤdten acht - bis zehnmal. Den Roſt ſchmilzet man alsdann, wie vorher durch, man friſchet, ſeigert und darret die dabei fallende bleiiſche Steine, und machet die Kupfer auf einem kleinen Gaarherd gar.
Das Friſchen, das Seigern, das Darren und das Gaarmachen dieſer Kupfer ſolte ich etwas genauer beſchreiben: Da aber dieſe Arbeiten nicht in dem Gang geweſen ſind, als ich an dem Haarz ware; So uͤbergehe ich ſie auch um deswillen um ſo viel lieber, weil ſie von einem ſehr kleinen Umfang ſind.
Das Bleiſteintreiben, und das damit verknuͤpfte Verfahren haͤlt man aus dreierlei Urſachen vor ſehr vorteilhaft. Man iſt nemlich 1. der Meinung, daß die Bleiſteine, ohne vorhergaͤngiges Treiben nicht wol geroͤſtet werden koͤnten, weil ſie gar bald flieſen: Man glaubt 2. es ſei das Verfahren in der Art viel kuͤrzer: Und man hoft dabei 3. nicht ſo viel Blei zu verbrennen, ſondern deſſen mehr zu erhalten. Weil dieſes Verfahren an ſich ſchon weitlaͤuftig genug iſt, das Blei auch gar leicht verſchlakket und verbrent wird, wann man daſſelbe dem freien Zugang der Luft und dem Wind der Baͤlge ausſezzet, in welchem Fall gar viel in dem Rauch weggehet: So ſehe ich auch das Vorteilhafte von dieſer Arbeit noch nicht ein. Proben und Verſuche, die man gegen einander halten muß, entſcheiden daher dieſe Sache am beſten.
Die §. 93 und 94 gedachte Werke treibet man auf die nachfolgende Art ab, damit man die Silber von den Bleien ausſcheiden moͤge. Man ſchlaͤgt naͤmlich
C c 21. in204Das neunte StuͤkDa in einer Woche 20 bis 22 Treiben gemacht werden: So wuͤrde man ſich auch hier einen ſehr groſen Vorteil machen, wann man mehr Werke auf einmal triebe. Man leſe hier - bei die 1. und 2. Anmerkung des 44. §. im 8. Stuͤk.
Man treibt bei dieſen Huͤtten nicht ſehr auf Kaufglaͤtt, weil die Abnahme eben nicht gros iſt, wie ich §. 121. melden werde.
Die Glaͤtt laͤſt man etwas fruͤh, und alsdann ſchon ablaufen, wann ſie kaum die Haͤlfte von dem Spiegel des Werks bedekt hat. Will man einen groſen Bleiverbrand vermeiden: So muß man die Glaͤtt ſo lang auf dem Herd ſtehen laſſen, bis ſie das Werk beinahe ganz uͤberzogen hat: Wann aber auch dieſes geſchehen iſt; So darf man dieſelbe dennoch nicht weiter, als bis auf die Haͤlfte ablaufen laſſen, damit die Werke verdekt bleiben, und weni - gere Bleie in dem Rauch fortgehen moͤgen.
Jch halte davor, daß man reinere Bleie, beſſere Treiben, und weniger reiche Glaͤtt erhalten wuͤrde, wann man die Werke vor dem Treiben erſt abſeigerte, weil der allzuviele Abſtrich die Werke und die Glaͤtt hizzig macht, wobei dann die Treiben nicht nur aufge - halten, ſondern auch mehrere Silber in Glaͤtt und Herd gearbeitet werden.
Jn dem 93 und 94. §. habe ich zwar ſchon angezeigt, daß die Glaͤtt und der Herd bei denen Schlieg -, der Abſtrich aber bei denen Afterſchmelzen zugeſchlagen wird: Weil aber dennoch viele Glaͤtt uͤbrig bleibet; So wird dieſe in Blei gefriſcht. Es geſchiehet dieſes Friſchen auf einem Friſchofen, in welchem die Form 12 Zoll hoch liegt. Man ſchlaͤgt bei dieſem Schmelzen nur etwas ſtrenge Schlakken oder Leimen zu. Die da - bei fallende Bleie zieht man rein ab, und gieſet ſie in Mulden, da ſie dann zu dem Ver - kauf geſchikt ſind.
Die Schlakken, welche noch 60 und mehr Pfund Blei halten, verteilet man auf die Schlieg - ſchmelzen und die Roͤſte. Jch halte dieſes nicht vor gut: Denn, da man dadurch die in dieſen Schlakken befindliche Bleie in eine weitlaͤuftige Arbeit bringet, und viele in die Schlakken iaget; So muß auch notwendig ein ſehr groſer Teil des Bleies verbrennet werden. Man wuͤrde viel beſſer thun, und einen weit groͤſern Vorteil erhalten, wann man dieſe Schlakken ein - bis zweimal durch Nachſezzen reducirte, und alsdann erſt dieſelbe bei denen Roͤſten der Erze und Schliege zu - ſchluͤge. Wie gern ſich dieſe Schlakken ohne alle Zuſchlaͤge reduciren, das weis ich aus unver - werflichen Erfahrungen: Wie gros aber auch der Schade iſt, wann man die Bleie nicht durch die - ſen Weg groͤſtenteils aus ihnen heraus ziehet, davon bin ich recht gut uͤberzeugt. Wer inzwiſchen daran zweifelt, der darf nur Verſuche in dem Groſen anſtellen.
Die Erfahrung lehret, daß eine niedrige Form mehr Metall herausbringet, als eine hohe: Da nun die Glaͤtt und der Herd, wegen ihrer Leichtfluͤſſigkeit, keineswegs eine hohe Form erfor - dern; So halte ich es auch vor ſehr gut, wann man die Form bei den Glaͤttfriſchen nur 4 und hoͤchſtens 6 Zoll hoch leget.
Es ſind einige unter den Schmelzverſtaͤndigen der Meinung, daß man bei den Glaͤtt - und allen andern Friſchen um deswillen keine Naſe fuͤhren ſolte, weil der Wind in dieſem Fall waͤrmer auf das Geſchmelze ginge, und beſſer reducirte. Jn denen Gedanken und in der darauf gebaueten Theorie mag dieſes wol gegruͤndet ſein, die Erfahrung muß aber den Ausſpruch thun. Das Ge - ſchmelze faͤlt ohne eine Naſe gern roh in den Herd, und alsdann wird es matt, und es verliehrt die Fluͤſſigkeit.
Der Abſtrich, oder die Kraͤz von den Bleien, die bei dem Glaͤttfriſchen gemacht wird, iſt noch ſehr kuͤpferich. Damit man nun die Kupfer von den Bleien ausſcheiden moͤge: So wird dieſelbe noch einmal auf einem Friſchofen geſchmolzen. Die bleiiſche Stuͤkker, die davon fallen, ſeigert man alsdann ab, die daraus kommende Werke treibt man, die Kupfer aber, die von keinem groſen Belang ſind, darret man, und macht ſie auf einem kleinen Gaarherd zu Kaufmanswaar.
C c 3Anmer -206Das neunte StuͤkDa man alle ober - und unterhaarziſche Brenn-Roͤſt-Schmelz - und Treiboͤfen in Schluͤters Unterricht von dem Huͤttenwerk antrift: So halte ich es nicht vor noͤtig, daß ich dieſelbe be - ſchreibe, und in Kupfer darſtelle.
Man beſchaͤftiget ſich an dieſem Ort, ſo viel die Seigerarbeit im allgemeinen Ver - ſtand angehet, nur allein mit dem Gaarmachen, welches auf kleinen Gaarherden zu geſchehen pfleget. Man bereitet einen Herd von leichter Stuͤbe, der 2 bis 3 Centner enthaͤlt, und leget die Form, weil die Kupfer ſehr gut ſind, ſo flach, daß ſie nur eine Quer Hand breit unter den Rand des Tiegels blaͤſet. Jn dieſem Herd nun ſchmilzt man von denen §. 98 und 99. gedachten Schwarzkupfern 2 bis 3 Centner ein, und macht dieſelbe, wie gewoͤhnlich, gaar. Die dabei fallende Kupfer ſind alsdann, als Kies - kupfer ſehr ſchoͤn, und daher werden ſie auch bei der Meſſingshuͤtte an der Oker bei Gos - lar zu dem Meſſingmachen gebrauchet.
Alles Silber, welches man in dem einſeitigen Haarz macht, wird zu Klausthal in Geld vermuͤnzet. Mit dieſem Geld werden ſo wol die Bedienten, als auch die Arbei - ter ausbezahlet. Die Vermuͤnzung geſchiehet nach dem leipziger Vergleich, dem zu Folge die feine Mark oder 16 Loth Silber zu 12 Thaler ausgemuͤnzet, oder in zwoͤlf gleich ſchwere Teile geteilt werden ſollen. Man pflegt die Muͤnzen gemeiniglich mit Kupfer zu verſezzen, welche Miſchung man das Legiren zu nennen pfleget. Es geſchiehet die - ſes, weil dennoch in 12 Thalern eine feine Mark Silber befindlich ſein ſoll, aus zweier - lei Urſachen. Man ſucht einmal die Muͤnzen dadurch groͤſer und anſehnlicher zu ma - chen: Vor das andere aber wird dabei die Praͤge um deſto laͤnger erhalten, weil die legirte Silber viel haͤrter werden, und ſich nicht ſo leicht abſchaben. An dieſem Ort folgt man dieſer Regel inzwiſchen nur in ſo weit, daß man die Muͤnzen von Zweitrit - tel - bis zu Einſechſtelſtuͤk fein ausmuͤnzet, die kleinere Sorten aber, wegen der groͤſern Muͤnzkoſten, und damit ſie nicht zu klein ausfallen, mit Kupfer legiret.
Die vorzuͤglichſte Arbeiten, die bei dem Handwerk der Muͤnzmeiſter in Erwegung kommen, ſind folgende: 1. Das Legiren, oder das Verſezzen des einen Metalles mit dem andern; 2. Das Zaingieſen des geſchmolzenen Werks; 3. Das Duͤnnemachen, das Rekken, oder das Ausſchlichten der Zaine; 4. Das Stuͤkkeln, wie viel Stuͤkke naͤmlich von einer Sorte auf eine Mark gehen ſollen; 5. Das Durch - oder Abſchneiden der Stuͤkke; 6. Das Juſtiren, oder das Abwiegen der Stuͤkke, damit eins ſo ſchwer werden moͤge, wie das andere; 7. Das Praͤgen auf den Oberflaͤchen der Muͤnzen, wel - ches mit Druk - oder Stos -, und mit Hammerwerken geſchiehet; und 8. das Weisſie - den mit Weinſtein und Salz, damit die Silbermuͤnzen recht weis werden moͤgen.
Der Muͤnzmeiſter bekomt nebſt dem ihm verwilligten Abgang eine gewiſſe Bezah - lung, er muß aber alle Muͤnzkoſten beſtreiten. So viel ihm nun dabei an feinem Sil - ber zu 15 Loth und 16 Graͤn zugeliefert wird, ſo viel muß er auch in Geld zuruͤkliefern.
Das Bergamt fuͤhret unter dem Vorſiz eines Berghauptmans und Viceberghaupt - mans von Adel die Direction. Die dabei ſtehende Bedienten teilen ſich in die von der Feder, und in die von dem Leder. Zu ienen gehoͤret der Zehndner, der Berg - ſindicus, der Bergſecretarius, der Huͤttenreuter, der Zehndgegenſchreiber, der Berg - ſchreiber, der Vicebergſchreiber, der Pochverwalter, und die Auditores: Zu dieſen aber der Ober - und drei Unterbergmeiſter, zwei Einfahrer, als Obergeſchwohrne, und ſechs Stuf - oder Reviergeſchwohrne.
Bei denen Teichen, denen Gruben und denen Poch - und Huͤttenwerken zaͤhlet man auſer dieſen noch folgende Bedienten: Den Pochſchreiber, den Markſcheider, zehn Schichtmeiſter, den Obergrabenſteiger, zwei Grabenſteiger, vier Untergrabenſteiger, ein und zwanzig Obergruben - und neun und zwanzlg Untergrubenſteiger, fuͤnf Kunſtſteiger,drei208Das neunte Stuͤkdrei Stollenſteiger, zwei Oberpoch - und fuͤnf und zwanzig Pochſteiger, zwei Huͤtten - ſchreiber, vier Huͤttenmeiſter und zwei Huͤttenwaͤchter.
Zu dem Forſtamt gehoͤren die §. 110. gedachte Bediente von der Feder, gegen uͤber auf der Lederbank aber ſizzen vier Oberfoͤrſter, der Forſtſchreiber, und die Forſt - auditores.
Bei denen Gruben arbeiten ohngefaͤhr 300 Mann. Jhren Lohn, und die Ne - benumſtaͤnde, die dabei vorkommen, habe ich zwar §. 38, in ſo weit er die Gedinge an - gehet, ſchon bemerket: Jch will inzwiſchen an dieſem Ort von dieſer Sache noch etwas weitlaͤuftiger reden. Die Anſchlaͤger, derer zwei ſind, bekommen von einem Treiben, das vierzig Tonnen enthaͤlt, 3 Mariengroſchen. Denen zwei Stuͤrzern bezahlt man, ie nachdem die Erze und Berge weit zu laufen ſind, 3½, 4 bis 5 Mgr. Der Anſchuͤzzer bekomt von 38 Lachter, oder dem erſten Stollen 2 -, von dem zweiten Stollen 2½ -, von dem dritten 3 -, von der Hundertlachterſtrekke 4 -, und von dem Tiefſten, ie nachdem es mehr oder weniger tief iſt, 5, 6, 8 bis 9 Mgr. Dem beeidigten Nachzaͤhler, der das Klopfen verrichtet, bezahlt man des Tages 6 Mgr., dem Ausrichter aber, welcher ſtets gegenwaͤrtig ſein, und den Schacht in dem Stand erhalten muß, den Lohn des Stuͤrzers. Es ſoll ein Pferdstreiben auf 6 Guͤlden kommen, wann ein Waſ - ſertreiben kaum 7 Mgr. koſtet. Man muß alſo die leztern, wann es moͤglich iſt, daß man ſie anlegen kan, den erſtern vorziehen. Das Pulver wird denen Bergleuten, die in der Grube arbeiten, nach der Beſchaffenheit des Geſteins gereichet. Man accordi - ret ihnen auf das gemachte Geding eine gewiſſe Pfundzahl, damit ſie um deſto ſpahrſa - mer damit umgehen moͤgen. Dem Holzarbeiter und dem Anſchlaͤger reichet man die Schicht 10 -, den andern Arbeitern aber nur 8 Loth Unſchlitt. Der Schmidmeiſter bekomt woͤchentlich vor das Ausſchmieden des Gezaͤhes von einem Grubenarbeiter, ie nachdem das Geſtein feſt iſt, 2, 3 bis 4 -, vor das Staͤhlen zweier Bohrer, oder zweier Faͤuſtel aber das Quartal 3 Mgr. Das Ausſchmieden des uͤbrigen Gezaͤhes, und alle andere Schmidwaaren werden ihm nach einer gedrukten Schmidtaxe bezahlet, die ich hierher zu ſezzen vor zu weitlaͤuftig halte.
Die Loͤhne bei denen Poch - und Waſchwerken ſind folgende: Der Nachtpoͤcher bekomt in einer Woche 1 Thaler und 4 Mgr., der Tagpoͤcher 20 Mgr., der Ober - ſchlaͤmmer 30 Mgr. bis 1 Thaler, der Unterſchlaͤmmer 14 Mgr., ein aͤlterer Waſcher 14 -, ein iuͤngerer 13 -, ein Aufdruͤkker aber 11 bis 12 Mgr.
Die Huͤttenleute pflegt man dergeſtalt zu lohnen: Dem Brennmeiſter bezahlet man von 12 Centner oder einem Ofen Schlieg zu brennen 6 Mgr.: Von zwei Roͤſten oder66 Cent -209von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. 66 Centner gebrenten Schliegen bekomt der Schmelzer 18 -, der Vorlaͤufer aber nur 9 Mgr.: Vor ein Bleiſteintreiben werden dem Treiber 24 -, dem Schuͤrknecht aber 12 Mgr. bezahlet: Von einem Werktreiben bekomt endlich der erſtere 1 Thaler und 8 -, der andere aber 22 Mgr.
Das Grubenholz bekommen die Gewerken forſtfrei: Denn ſie bezahlen nur den Haͤuer - und den Fuhrlohn. Das Malterholz muͤſſen dieſelbe hingegen bezahlen: Sie geben aber uͤberhaupt vor ein Malter 16 Mgr. Die Ausbeutgruben bezahlen vor einen Karn harte Kohlen 4 -, vor einen Karn weiche Kohlen aber, die aus tannen Holz ge - brent werden, nur 3 Guͤlden. Die Zubusgruben genieſen in dieſem Stuͤk ein beſonde - res Privilegium, weil ſie den Karn Kohlen von der erſtern Art nur mit 3 -, den von der andern aber mit 2 Guͤlden bezahlen, deren einer 20 Mgr. betraͤgt. Das Holz und die Kohlen werden alſo auf der Huͤtte abgenommen, und dem Forſtamt bezahlet, welches alle Koſten traͤget. Jn einen Kohlhaufen, der mit tannen Buͤſchen, und mit Kohlſtuͤbe, oben aber mit Erde bedekt wird, kommen 150 bis 160 Malter. Aus fuͤnf Malter bren - net man ohngefaͤhr einen Karn Kohlen. Es bekomt dieſemnach der Koͤhler, ie nachdem das Holz gut iſt, und an ebenen oder bergigten Gegenden ſizzet, von einem Karn Koh - len 10, 12, 16 bis 18 Mgr. Koͤhlerlohn. Bei der frankenſcharner und altenauer Huͤtte ſollen iaͤhrlich 10500 Malter Holz, und 13500 Karn Kohlen erfordert werden.
Die Gedinge der Bergleute und alle andere Koſtenaufwaͤnde werden den Mittwo - chen und den Donnerſtag abgenommen, und in den Anſchnitt und Rechnung gebracht. Alle dieſe Koſten werden den naͤchſt kommenden Freitag verleſen, den Sonnabend aber wird ausgelohnet. Es geſchiehet dieſe Auslohnung auf dem Rathaus, da dann waͤh - rend der Zeit, zum Zeichen der Bergfreiheit, eine Fahne herausgehenget wird. Die Geldrechnung wird alſo alle Woche geſchloſſen: Die Huͤttenrechnung, uͤber die gelie - ferte Erze, und die daraus gemachte Metalle pflegt man hingegen nur alle Quartal ab - zulegen.
Weil die Gruben vergewerkſchaftet ſind, und eine iede Gewerkſchaft das gefoͤrderte Erz auf denen Poch - und Huͤttenwerken zugutmachen laͤſſet: So will ich auch die woͤ - chentliche Foͤrderung von einer ieden Grube insbeſondere hier anmerken. Auf dem Burg - ſtaͤdterzug foͤrdert die Dorothea 16 Treiben 20 Tonnen, die Carolina 11 Treiben 10 Tonnen, die neue Benedicta 1 Treiben, der Roſenbuſch 10 Tonnen, der Heinrich Ga - briel 30 Tonnen, die St. Eliſabeth 1 Treiben 20 Tonnen, der Chriſtian Ludwig 2 Trei - ben, die St. Margretha 2 Treiben, die Catharina 15 Tonnen, die Sophia 1 Treiben 10 Tonnen, der gruͤne Hirſch 5 Tonnen, die Landeswolfahrt 5 Tonnen, die Anna Eleo - nora 5 Treiben 20 Tonnen, der Kranich 2 Treiben 20 Tonnen, der Herzog Georg Wil - helm 2 Treiben, und die engliſche Treue 1 Treiben 30 Tonnen. Auf dem RoſenhofD dfoͤr -210Das neunte Stuͤkfoͤrdert der Roſenhof 20 Tonnen, der St. Johannes 7 Treiben, der alte Seegen 2 Trei - ben 10 Tonnen, der Silberſeegen 2 Treiben 20 Tonnen, die Zilla 2 Treiben 10 Ton - nen, die Dreikoͤnige 25 Tonnen, der Willegottes 5 Tonnen, und die braune Lilie 2 Trei - ben. Bei dem Joſua und dem Buſchesgluͤk iſt nichts Gewiſſes beſtimt. Es enthaͤlt ein Treiben auch hier 40 Tonnen, eine Tonne aber 6 bis 8 Centner. Es komt ein Trei - ben in das andere in den Bergkoſten auf 22, 23 bis 24 Mgr. zu ſtehen.
Da die Poch - und die Huͤttengebaͤude von der Landesherrſchaft erbauet worden: So muͤſſen auch die Gewerken derſelben eine gewiſſe Zinſe entrichten, wann ſie ihre Erze darinnen zugutmachen wollen. Es bezahlen daher dieſelbe von zwei Roͤſten oder 66 Centner Schlieg zu machen 3, 4, 5 bis 6 -, vor zwei Roͤſte trokken Erz zu pochen aber nur 2 Guͤlden Pochzinſe. Eine eben dergleichen Zinſe von 2 Guͤlden bezahlen dieſelbe zugleich auch vor zwei Roͤſte Schlieg zu ſchmelzen und zugutzumachen. Bei dieſen Zinſen ſtelt die Landesherrſchaft nicht nur die noͤtige Werkzeuge, ſondern ſie erhaͤlt auch die Gebaͤude, die Gewerken muͤſſen hingegen die Arbeitsloͤhne, und das Holz und die Kohlen bezahlen (§. 116.)
Die Schliege, welche von denen Aftern, und dem armen Vorrath gemacht wer - den, den man auſerhalb den Waſchhaͤuſern aufzufangen pfleget (§. 77. N. IIII. ), ſind der armen oder der Buͤchſencaſſe, woraus die im Gnadengehalt ſtehende Bergleute, und die Arztkoſten bezahlt werden, durch eine beſondere Verordnung verwilliget wor - den. Sie muß dieſe Schliege auf ihre Koſten zugutmachen laſſen, da ſie dann nur die Silber, und von einer ieden Roͤſte zwei Centner Glaͤtt bekomt, die Bleie aber an die Gewerken uͤberlaſſen muß. Es hat dieſe Caſſe bei der Lage dieſer Sache eben kei - nen groſen Vorteil: Damit ſie nun dabei um deſto eher beſtehen koͤnne; So werden ihr Holz und Kohlen nicht nur in einem geringern Preis, als ſonſt gewoͤhnlich iſt, ange - ſchlagen, ſondern ſie bekomt auch noch die Silber nach dem Werth bezahlet, wie ſie vermuͤnzet werden koͤnnen; naͤmlich mit 11 Thaler 33 Groſchen. Zu der Unterhaltung dieſer Caſſe muß auſer dieſem ein ieder Bergmann von einem ieden Guͤlden, den er ver - dienet, einen Pfennig zuruͤklaſſen. Uiberdis muͤſſen auch die Gewerken, weil alle dieſe Einnahmen noch nicht hinreichend ſein ſollen, um die Ausgaben zu beſtreiten, alle Quar - tal von einem Bergmann 24 -, von einem Pochiungen aber 12 Mgr. Supplementgel - der bezahlen. Man hat auſer dieſer noch eine andere, die ſo genante Huͤttenbuͤchſe, welche die von dem Probieren uͤbrig gebliebene Schliegproben bekomt, die in einem Jahr ohngefaͤhr zwei Roͤſte ausmachen. Die Kirchen und die Schulen hat man an dieſem Ort auch nicht vergeſſen: Es bekommen aber dieſe die Kraͤzzen, die in der Muͤnze bei dem Silberbrennen von den Teſten und den Tiegeln fallen, welche auf der Huͤtte mit der Gewerken Glaͤtt zugutgemacht werden.
Die Metalle, welche gemacht werden, kaufet die Landesherrſchaft, vermoͤge des ihr zuſtehenden Vorkaufsrechts, von denen Gewerken. Die Berghandlung zu Hanno - ver, welche die Metalle vertreibet (§. 86. im 8. St.), bezahlet vor einen Centner Glaͤtt und Blei 2¾ Thaler, vor die Mark Silber, wann die Gruben in Ausbeute ſtehen, 8 Thaler 32 Mgr., und 11 Thaler 33 Mgr., wann die Gewerken Zubuſe geben muͤſſen. Es kommen alle dieſe Silber in die klausthaliſche Muͤnze, wo ſie zu Geld geſchlagen werden. Man machet in einem Jahr nur den vierten Teil Kaufglaͤtt, der uͤber 3000 Centner betraͤgt. Die Gewerken ſtehen bei dem Glaͤttverkauf beſſer, als wie bei denen uͤbrigen an ſich geringen Metallpreiſen, und daher iſt die Berghandlung ſchuldig, alle Jahr den vierten Teil von der Glaͤtt abzunehmen, ſie kan iedoch ein groͤſeres Quantum beſtellen, wann der Abgang ſehr ſtark iſt. Es werden in einem Jahr zugleich auch ohn - gefaͤhr 18000 Centner Blei, und 28600 Mark Silber gemacht. Der Landesherr be - komt, als Lehn - oder Bergherr, von allen Metallen, die gemacht werden, den Zehn - den, wann die Gruben Ausbeute geben. Dafuͤr beſoldet er aber auch aus eben dieſen Zehnden alle Bedienten, bis auf die Schichtmeiſter und die Steiger, und erhaͤlt die Gra - ben und die Teiche im baulichen Stand.
Die bei alle dieſen Umſtaͤnden in Ausbeut ſtehende Gruben ſind folgende. Auf dem Burgſtaͤdterzug bezahlt die Dorethea alle Quartal auf eine Kuxe, wovon 130 zu einer Gewerkſchaft gehoͤren, 50 Speciesthaler, deren einer 2 Gulden oder 32 Gutegro - ſchen ausmacht. Es hat dieſe Grube ehedem ſchon 110 Speciesthaler Ausbeute gege - ben, und eine Summe von ſechs Millionen ausgeworfen. Andere Gruben auf dieſem Zug ſind weniger ergiebig: Die Carolina gibt alle Vierteliahr 46 -, die neue Bene - dicta 6 -, der Roſenbuſch 1 -, die Margretha 2 -, der Chriſtian Ludwig 2 -, und der Kranich 1 Speciesthaler Ausbeute. Alle andere Gruben dieſes Zugs ſtehen hingegen in Zubus. Auf dem Roſenhoͤferzug entrichtet nur die braune Lilie vierteliaͤhrig 1 Spe - ciesthaler Ausbeute, der Silberſeegen bauet ſich frei, die uͤbrige Gruben aber geben Zubus.
Die dieſen Werken vorgeſezte Bedienten ſind der Berg - und Vicebergſchreiber, der Vicebergmeiſter, zwei Ober - und zwei Stufgeſchwohrne. Die Huͤttenbediente beſtehen in dem Huͤttenſchreiber, dem Huͤttenmeiſter, und zwei Huͤttenwaͤchtern. Auſer dieſen zaͤhlet man bei den Gruben - und Pochgebaͤuden noch folgende Bedienten: Sechs - zehn Gruben - und acht Untergrubenſteiger, einen Oberpoch - und ſieben Unterpochſteiger,D d 2und212Das neunte Stuͤkund einen Obergraben - und zwei Untergrabenſteiger. Jn dem Bergamt, wozu die zu - erſt gedachte Bedienten gehoͤren, wird den Freitag nur allein der Anſchnitt verleſen: Denn alle uͤbrige Bergſachen muͤſſen nach Klausthal geſchikt, und daſelbſt verhandelt werden.
Bei dem Grubenbau arbeiten ohngefaͤhr 130 Mann. Jhren Lohn, und das, was ſonſt noch dabei zu bemerken iſt, habe ich §. 48. und §. 113. ſchon angefuͤhret. Die Loͤhne, welche denen Poͤchern, denen Waſchern, und denen Huͤttenleuten gereicht werden, die ſind nicht viel von denienigen unterſchieden, die ich §. 114. und 115. gemeldet habe. Wegen dem Holz und denen Lohnungen leſe man in Mehreren den 11. 116. 119. §.
Die Erze, welche man woͤchentlich bei denen Gruben zu foͤrdern pfleget, beſtehen auf dem Samſohn und der Catharina Neufang in ½ Treiben, auf Andreaskreuz in 25 Tonnen, und auf der Engelsburg in 1½ Treiben. Bei denen uͤbrigen Gruben iſt nichts Gewiſſes zu ſezzen, weil ſie an Erzen keinen Vorrath haben.
Einige Gruben haben ihre eigene Pochwerke. Andere geben dieſen woͤchentlich vier Guͤlden Pochzinſe, damit ſie ihre Pocherze zu Schlieg ziehen doͤrfen. Man vergleiche hiermit den 119. §. Die Huͤttenzins betraͤgt auſer dieſem von zwei Roͤſten oder 66 Centner Erzen drei Guͤlden.
Die alten Halden pochet man um, und uͤberlaͤſt, ſo, wie ich §. 120. gedacht habe, den Schlieg, welcher aus ihnen gemacht wird, der Knapſchaftscaſſe. Es muß auſer dieſem noch ein ieder Bergmann von einem Gulden ſeines Lohnes 1 -, von dem Geding - gulden aber 3 -, der Steiger hingegen 4 Pfennige an dieſe Caſſe bezahlen.
Die Berghandlung uͤbernimt ſo, wie zu Klausthal, alle Metalle, die gemacht werden: Man fertiget aber iezzo in einem Jahr ohngefaͤhr 1000 Mark Silber, und 200 Centner Kupfer und Blei. Die Catharina Neufang iſt dermalen die einzige Grube, die noch in Ausbeute ſtehet. Sie bezahlt in einem Vierteliahr auf eine Kuxe einen Speciesthaler.
Die Bediente, welche bei dieſen Werken beſtelt ſind, beſtehen in dem Geſchwohr - nen, und in dem Huͤttenwaͤchter, in drei Gruben - und in einem Pochſteiger. Sie ſind dem Bergamt zu St. Andreasberg untergeben.
Jn denen Gruben arbeiten izzo nur 20 Mann. Es bekomt ein ieder woͤchentlich 1 Thaler 4 Mgr., eine Nebenſchicht aber, die 6 Stunden dauret, wird ihm dabei noch mit 4 Mgr. bezahlt. Die Poͤcher, die Schlaͤmmer und die Waſcher bekommen eben den Lohn, den man den klausthaliſchen zu reichen pfleget. Eben ſo verhaͤlt es ſich aber auch mit denen Huͤttenloͤhnen. Die Umſtaͤnde, die bei dem Brand in Erwegung kom - men, habe ich §. 22. ſchon angezeigt. Wegen der Lohnungen beziehe ich mich auf den 117. §. Eine gewiſſe woͤchentliche Treibzahl derer Erze, die gefoͤrdert werden, kan uͤbri - gens um deswillen nicht beſtimt werden, weil die Gruben keinen Vorrath haben.
Da die Gewerken bisher die Reparationskoſten bei denen Pochwerken uͤbernommen haben: So iſt auch keine Pochzins feſtgeſezt worden. Es bezahlen dieſelbe hingegen von 20 Centner Erz zu ſchmelzen 2½ -, von einem Roſt aber 2 Guͤlden, und von einem Centner Kupfer gaarzumachen 2 Mgr. Huͤttenzins.
Jn einem Jahr werden ohngefaͤhr 150 bis 200 Centner Kupfer gemacht. Man bezahlet denen Gewerkſchaften vor den Centner, weil dieſe Kupfer zu dem Meſſingma - chen gebraucht werden koͤnnen (§. 106.), 26 Thaler. Die einzige Grube, die bei die - ſen Werken in Ausbeut ſtehet, iſt die Lowiſa Chriſtiana. Sie entrichtet alle Viertel - iahr auf eine Kuxe einen Speciesthaler. Die uͤbrige Gruben geben alle Quartal auf eine Kuxe 3 Guͤlden Zubus.
Man pflegt niemals einen viertel und einen halben Speciesthaler Ausbeut zu geben, weil man dergleichen Uiberſchuͤſſe ſo lang in dem Zehnden aufzubehalten pfleget, bis die Gruben in ſolche Umſtaͤnde kommen, daß ſie einen ganzen und mehr Speciesthaler Ausbeut entrichten koͤn - nen. Bei der Austeilung der Ausbeute nimt man, dieſem ohngeachtet, zugleich aber auch die Re - gel in Acht, daß man nicht eher und niemals mehr Ausbeute gibt, als bis man gewis verſichert iſt, daß die Gruben damit eine Zeitlang fortfahren koͤnnen. Es bleibt daher in denen Gruben,D d 3welche214Das neunte Stuͤkwelche Ausbeute geben, beſtaͤndig ein gewiſſer Vorrath von Erzen, damit ſie nicht auf einmal er - ſchoͤpft, oder auf den Raub gebauet werden, wie man in der Sprache der Bergleute zu reden pfleget.
Die Direction bei dieſen Bergwerken komt dem Bergamt zu Klausthal zu. Es ſind dieſem alle Bergbediente, und ſelbſt die Rathsbediente und Buͤrger unter - geben: Denn es erhalten alle Raͤthe in denen Bergſtaͤdten von denen Berghaupt - leuten ihre iaͤhrliche Beſtaͤttigung, daher ſie dann auch alle das verordnen koͤnnen, was zu dem Beſten des Bergbaues abzwekket. Jn dem 91. und 92. §. des 8. St. habe ich ſchon Mehreres von den Befugniſſen der Bergaͤmter an dem Haarz, und von den Frei - heiten der Bergwerksverwanden erwehnet.
Die meiſte und faſt alle Gruben an dem Haarz, auſer dem Thurmroſenhof, wer - den von denen dazu berechtigten und beliehenen, Geſellſchaften betrieben, die auf Ge - winn und Verluſt bauen, und Gewerkſchaften genennet werden. Sie ſchieſen die dazu erforderliche Koſten, dagegen aber rechnet man ihnen, nach dem Maas der herausgebrachten Metalle, und des daher entſpringenden Geldbetrags (§. 121.), alle Quartal die Ausbeute oder die Zubuſe zu. Denen Gruben, die inzwiſchen, wegen dem groſen Koſtenaufwand, nicht in Ausbeute kommen koͤnnen, aber viele Hofnung vor ſich haben, pflegt man auf Gutfinden des Bergamts aus dem Zehnden einen Vorſchuß zu thun. Die Ge - werken haben mit dem Bergbau, nach ſeinem ganzen Umfang, ganz und gar nichts zu ſchaffen, weil dieſer lediglich der weislichen Anordnung des Bergamts uͤbertragen iſt, wel - ches alle Sonnabend verſamlet iſt, wobei dann der Berghauptmann, oder in deſ - ſen Abweſenheit der Zehndner vorſizzet. Weil gar zu ſelten eine Privatperſon die groſe Koſten eines Grubenbaues allein uͤbernimt: So hat man ſchon in den aͤltern Zeiten die Einrichtung bei denen Gruben gemacht, daß dieſelbe in 130 Teile geteilt werden, welche man Kuxen zu nennen pfleget, die dann unter viele Teilhaber ausge - teilet werden koͤnnen. Man machet iedoch bei dieſer Einteilung einen Unterſcheid, und teilt die Gruben, ſo lang ſie noch in Zubuſe ſtehen, nur in 124 -, ſo bald ſie aber in Ausbeute kommen, in 130 Kuxen. Es geſchiehet dieſes um deswillen, weil man dem Landes - oder dem Bergherrn vier -, der Kirche eine - und der Kaͤmmerei auch eine Kuxe frei zu bauen gewohnt iſt. Die ſich in die Kuxen bei einem Bau verteilte Gewerken empfangen alſo ihre Ausbeute, oder ſie bezahlen ihre Zubuſen nach der Zahl der ihnen gewaͤhrten Kuxen. Wann die Gewerken ihre Zubuſen bei dem Ablauf des Quartals nicht bezahlen: So werden ſie in Numer 2 des folgenden Quartals retardiret, indem215von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken ꝛc. dem dritten Quartal aber in Numer 10, wann ſie noch nicht bezahlt haben, caduciret, da ſie dann ihre Kuxen gaͤnzlich verliehren.
Man pflegt denen Findern oder Muthern auf denen Gaͤngen gewiſſe Grenzen in die Laͤnge und in die Breite zu ſezzen, damit ſie andern das Feld nicht verſperren moͤ - gen. Sie koͤnnen in dem Raum, worinnen ſie zu bauen berechtiget worden, bis in eine ewige Teufe, oder ſo tief bauen, als ſie nur immer kommen koͤnnen. Man nennet einen dergleichen Raum, worinnen Jemand zu bauen berechtigt iſt, verliehen Feld. Es teilet ſich in Fundgruben und in Maaſen. Jene iſt ein auf einem Gang beſtim - ter Raum, welcher 42 Lachter lang iſt, und zu beiden Seiten der Breite nach von dem Saalband 3½ Lachter in das Hangende, und ſo viel Lachter in das Liegende gehet, welche Breite von 7 Lachter man die Fuͤhrung zu nennen pfleget. Eine Maaſe beſte - het hingegen in einem abgemeſſenen Feld, das 28 Lachter lang iſt, und aus der vorigen Fuͤhrung beſtehet. Das Lehnen eines Feldes, welches man bei Bergwerken das Mu - then nennet, geſchiehet folgender Geſtalt: Der Finder oder Muther des Ganges gibt eine Muthung in das Bergamt, und begehret ſeines gnaͤdigſten Herrns Freies, da und da gelegen, mit ſo viel Fundgruben und Maaſen. Wann hierauf der Berg - meiſter und Geſchwohrner den Gang vor fuͤndig halten, und erkant haben: So er - haͤlt der Finder oder Muther die wirkliche Muthung, welche in einem Lehn beſtehet. Ehe aber das Feld vermeſſen, und der Muther mit den herkomlichen Rechten beliehen wird: So ſtehet demſelben frei ſeine Fuͤhrung, und die Laͤngen der Fundgruben und Maaſen dahin zu ſtrekken, wo er hin will, und wo er vermuthet, daß er am gluͤklich - ſten ſein werde, es doͤrfen aber in dieſem Feld noch keine aͤltere Gewerken ſein, die ein groͤſeres Recht haben. Er kan daher die Laͤnge ſeines Feldes vor - oder ruͤkwaͤrts, und die Fuͤhrung von 7 Lachter von dem Liegenden in das Liegende, und von dem Hangen - den in das Hangende, oder von dem Liegenden gegen das Hangende, und von dem Hangenden gegen das Liegende, ſtrekken, oder 3½ Lachter von dem Saalband in das Liegende, und eben ſo viel Lachter in das Hangende nehmen. Bei alle dieſem wird in - zwiſchen einem Muther gemeiniglich nicht mehr erlaubet zu muthen, als eine Fundgrube und 2, 3 bis 4 Maaſen, damit er andern das Feld nicht verſperren moͤge. Er arbei - tet nach der erhaltenen Muthung und Vermeſſen des Feldes alsdann auf ſeinem ver - liehenen Feld fort, und bauet dieſe Zeche vor ſich allein, iedoch unter der Hofnung, daß er, wann er der Finder iſt, an einer Fundgrube 60 -, an einer Maaſe aber 12 Kuxen zum Voraus bekomt, wann er dieſelbe vergewerkſchaften will. So lang nun dieſe Bearbeitung der Zeche dauret, in ſo lang ſagt man, daß das vermeſſene Feld lehnſchaftlich betrieben werde. Wann es hingegen dem Muther zu ſchwer faͤlt, das Feld allein zu bauen: So komt er zum andernmal bei dem Bergamt ein, und bittet, daß man das gemuthete Feld unter viele verteilen, und vergewerkſchaften moͤge. Das Bergamt verteilet alsdann dieſe Zeche, wann ſie ſich edel erwieſen hat, ſolcher geſtalt, daß der Bergbaucaſſe, der Kaͤmmerei, und denen Bedienten, die vor Auslaͤndern ein Vorrecht haben, eine gewiſſe Zahl der Kuxen zugeſchrieben wird, worauf dann derSchicht -216Das neunte Stuͤk von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer - ꝛc. Schichtmeiſter dahin den Bedacht nehmen muß, daß er die noch uͤbrige anbringet, wo - zu er ſich der Maͤnner, und der Weiber bedienet, die man Kuxkraͤnzler nennet.
Es werden einige Gruben, und verſchiedene Such - und Feldoͤrter aus der Berg - baucaſſe getrieben (§. 45.). Die Einnahme dieſer Caſſe beſtehet eines Teils in einer Auflage, die auf das Bier und den Brandewein gelegt worden, und andern Teils in denen Ausbeuten, die ſie von den an ſich gebrachten Kuxen ziehet. Es muͤſſen daher von einem ieden Stuͤbgen einheimiſchem Bier ½ -, vom goslariſchen 1 -, und von dem Stuͤbgen Brandewein 4 Pfennige bezahlt werden. Uiberdis beſizt dieſe Caſſe nur allein an der Dorothea 30 Kuxen.
Ein Mehreres von dem Bergrecht, das hier anzufuͤhren allzu weitlaͤuftig iſt, findet man in den haarzer Bergverordnungen.
Die Gewerken ſind ſchuldig an den Bergherrn vor den ihnen verliehenen Nuzzen von allen und ieden zugutgemachten Metallen den Zehnden zu entrichten. Sie muͤſſen daher die 10te Mark Silber, den 10ten Centner Blei, den 10ten Centner Kaufglaͤtt, und den 10ten Centner Kupfer zuruͤklaſſen. Die Gewerken geben inzwiſchen dieſen Zehnden erſt alsdann, wann die Zechen in Ausbeute ſtehen, vielen wird er aber auch nach der Beſchaffenheit der Umſtaͤnde erlaſſen. Das Vorkaufsrecht, und was ſonſten der Landesherrſchaft, als dem Berg - oder Grundherrn zuſtehet, habe ich bei der Wirth - ſchaft dieſer Bergwerke §. 116. 119. und 121. ſchon angefuͤhret.
Wann die Gewerken auf einer Grube auflaͤſſig werden, und das Feld nicht mehr bauen wollen: So geben dieſelbe in dem Fall vierteliaͤhrig ein gewiſſes Geld, wel - ches man das Verſchreib - oder Friſtgeld nennet, wann ſie nicht gern ſehen, daß ſol - ches in das Freie und aus der Muthung faͤlt, da es ein ieder anderer muthen kan. Sie erhalten dadurch das ihnen bei ihrer Zeche einmal zugeſtandene Recht. Es beſte - het dieſes Geld ohngefaͤhr in 10 Mgr., und es iſt ein Accidenz vor den Schichtmeiſter. Die Gewerken koͤnnen auſer dieſem ihr erhaltenes Recht mit ihren Kuxen oder Berg - teilen veraͤuſern. Den Preis der Kuxen lieſet man uͤbrigens in den gedrukten Aus - beutzetteln.
Jn dem 1. §. des 9. Stuͤks habe ich das Alter und das Aufkommen dieſer Berg - werke, die man unter die aͤlteſte in Teutſchland zaͤhlen kan, ſchon angefuͤhret, weil ich mich an dieſem Ort uͤberhaupt mit der Entdekkung der oberhaarziſchen Bergwerke kuͤrzlich beſchaͤftiget habe. Die verſchiedene Schikſaale, denen ſie ausgeſezt geweſen, habe ich da zugleich auch bemerket.
Es liegen dieſe Bergwerke in verſchiedenen Gegenden an den Bergſtaͤdten, und zwar an und um Zellerfeld, an dem Wildenmann, an Lautenthal, und an dem Grund. Zu der erſtern Bergſtadt zaͤhlet man, den Haupt - oder den Stuffenthaler -, den Schu - lenberger -, und den Feſtenburgerzug: Zu der andern gehoͤret, der Spiegel - und der Huͤtſchenthalerzug: Zu der dritten rechnet man den eigentlichen Lautenthaler -, den Bokswieſer -, und den Hahnenkleerzug: Jn dem Grund ſind hingegen noch zur Zeit nur einige Gruben in dem Gang. Der Hauptzug faͤngt gleich unter Zellerfeld an. Er liegt auf dem Burgſtaͤdtergang (§. 2. im 9. St.), welcher aus dem Einſeitigen heruͤberſtreichet. Man teilet dieſen Zug in den Vordern - oder den Schwahner -, und in den Hinternhaupt - oder den Stuffenthalerzug ein. Der Schulenbergerzug liegtE e2 -,218Das zehnte Stuͤk von denen communion, churhannoͤv. und herzogl. 2 -, der Feſtenburgerzug aber 3 Stunde von Zellerfeld, und zwar gegen Morgen. Jn dem Gemmekkenthal an der Oker liegen auſer dieſen noch andere Gruben auf einem Gang. Der Spiegel - und der Huͤtſchenthalerzug liegen gegen Abend eine Stunde von Zellerfeld, und in einem Thal uͤber der Bergſtadt Wildemann. Eine Stunde weiter, und zwar zur Seite nach Mitternacht, lieget an der Bergſtadt Lautenthal der Lautentha - lerzug, wozu man den Bokswieſer - und den Hahnenkleerzug zaͤhlet, die nahe aneinander, dreiviertel Stunde von Zellerfeld, und von Abend nach Mitternacht liegen. Die Gruben an der Bergſtadt Grund, die auf einem Gang bauen, liegen endlich noch eine Stunde weiter, als Lautenthal. Das Gebirg an dem Hauptzug, an der Bokswieſe und dem Hahnenklee iſt ziemlich eben, bei dem Schulenberger - und dem Feſtenburger - zug aber iſt daſſelbe um deſto ſtuͤklichter und prallichter. Die beide leztere Zuͤge ſtehen, wegen den boͤſen Wettern, ſtill, und daher werde ich wenig von ihnen ſchreiben. Jch werde mich auch bei dem Spiegel - und dem Huͤtſchenthalerzug nicht aufhalten, weil dieſelbe eines Teils, wegen den boͤſen Wettern und ihren groſen Teufen, und andern Teils, wegen der Verunedlung der Erze, eingeſtelt worden. So viel will ich inzwi - ſchen von ihnen melden, daß ſie in ſchreklich tiefen Thaͤlern liegen, deren Berge bis an die Wolken zu reichen ſcheinen, wann man an ihren ſtolzen Spizzen hinauf ſiehet. Jn eben ſo tiefen Thaͤlern und an dem Fus der Gebirge liegen auſer dieſem aber auch der Lautenthalerzug, und die Gruben bei dem Grund.
Die Gruben auf dieſen Zuͤgen ſind ſehr waſſernoͤtig: Damit man nun dieſe wich - tige Hindernis heben moͤge; So ſind verſchiedene Stollen angelegt worden, die ich ſogleich anzufuͤhren nicht verſaͤumen werde. Bei dem Hauptzug zaͤhlet man: 1. Den Franken - ſcharnerſtollen, welcher von Klausthal, dem gegen uͤber liegenden Einſeitigen, her - uͤber gehet, und nicht weiter, als bis auf die Grube, die rheiniſche Weintraube, ge - trieben iſt: Es bekomt von dieſem Stollen die Communionherrſchaft, in ſo weit, als er in die einſeitige burgſtaͤdter Gebaͤude, und an die Dorotheergrube getrieben iſt, den halben Neunten, als Stoͤllner, ſie hat ſich zugleich aber auch, als Stollherr vorbe - halten, daß zu Klausthal in denen Gruben keine Kuͤnſte auf dieſen Stollen gehengt werden, damit derſelbe nicht mit allzuvielen Waſſern uͤberhaͤuft werde: 2. Den Sechszehnlachterſtollen, welcher bei der Grube, dem Hauszelle an -, und bis in den Sammelſchacht -, aber nicht zu Tag ausgehet, 71 Lachter Teufe einbringet, und da - zu dienet, daß man die Waſſer von einer Grube auf die andere fuͤhren kan: 3. Den Neunzehnlachterſtollen, der 87 Lachter Teufe einbringet, und von dem Hauptzug nach dem Klausthaliſchen gehet: 4. Den Dreizehnlachterſtollen, welcher 100 Lach - ter Teufe einbringet, und ebenwol in das Klausthaliſche auf den Burgſtaͤdterzug ge - trieben iſt (§. 3. im 9. Stuͤk): und 5. die Waſſerſtrekke, von der Grube Treu bis in das Stuffenthalsgluͤk, die 140 Lachter Teufe einbringet, und dieſen Nuzzen ſchaf - fet, daß man die Waſſer von einem Schacht auf den andern leiten kan, in welchem ſie dann auf die Stollen gehoben, und dadurch zu Tag geſchaft werden. Den Neun - zehn - und den Dreizehnlachterſtollen hat die einſeitige Herrſchaft zu Hannover ſelbſt inihre219braunſchw. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken an dem Oberhaarz, ꝛc. ihre Gebaͤude getrieben. Sie iſt daher nicht verbunden, der Communion den Neunten von dieſen Gebaͤuden zu entrichten. Es iſt dieſelbe vielmehr, vermoͤge eines Receſſes uͤber die Verwilligung des Neunten von dem Frankenſcharnerſtollen, von dieſer Abgabe befreiet. Zu der Bergſtadt Lautenthal rechnet man uͤbrigens den tiefen Sachſenſtollen, der in dem Lautenthalsgluͤk einige 40 Lachter Teufe einbringet, und Teils in dem Ge - zimmer, Teils aber in Mauerwerk ſtehet.
Es ſind die mehreſte Gruben tiefer, als die Teufe ausmacht, welche die Stollen einbringen. Um nun die Waſſer aus ihnen heraus - und auf die Stollen ſchaffen zu koͤnnen: So ſind noch verſchiedene Kuͤnſte angelegt worden. Jhre Waſſerleitungen verdienen bemerkt zu werden, und darum will ich ſie an dieſem Ort beſchreiben. Klaus - thal iſt, vermoͤge eines aufgerichteten Receſſes, verbunden, alle Kunſtraͤder auf dem Burgſtaͤdterzug an den Tag zu hengen, und Zellerfeld die abfallende Waſſer zu uͤber - laſſen. Es koͤnnen daher dem leztern die Aufſchlagwaſſer, die es in dem Schacht St. Lorenz auf dem Eleonorerkunſtrad einſchlaͤget, nicht fehlen, wann das erſtere mit ei - nem hinlaͤnglichen Vorrath verſehen iſt, weil dieſelbe durch die drei uͤbereinander ge - triebene Stollen unter Tag auf die noͤtige Kunſt - und Kehrraͤder gebracht werden. Weil dieſe Waſſer dem ohngeachtet noch nicht allemal hinreichend ſind, die zu dieſem Bau erforderliche Maſchinen zu betreiben: So ſind noch eilf Teiche erbauet worden, damit man die an dem Tag liegende Kuͤnſte, und Pochwerke um deſto beſſer treiben koͤnne. Es werden die Waſſer, die von dieſen Maſchinen abfallen, auf die bokswie - ſer Kuͤnſte gefuͤhret, da ſie dann in die Jnnerſt -, und Lautenthal zufallen, wo noch zwei Teiche befindlich ſind, und die Waſſer von dem Dreizehnlachterſtollen abgefangen wer - den, mit denen man dann die Kuͤnſte und die Pochwerke betreibet. Auſer dieſem allen ſind zu der Betreibung des Hahnenklees auch noch zwei andere Teiche erbauet.
Bei dem Hauptzug zaͤhlet man vier Pochwerke, die in dem Thal unter Zellerfeld, noch drei aber, die in dem Spiegelthal liegen. Jn dem Schulenbergerthal ſind vier, in dem Lautenthal aber ſechs Pochwerke untereinander, wovon vier uͤber und zwei un - ter Lautenthal in dem Thal hinauf nach der Bokswieſe liegen. Jene, die ſchulenberger Pochwerke, bekommen von der Jnnerſt, dieſe, die lautenthaler, aber von zwei uͤber Lau - tenthal gelegenen Teichen, und den Thalwaſſern ihre Aufſchlagwaſſer. Auſer dieſen Gebaͤuden trift man bei dieſen Werken noch drei Huͤtten an. Die eine, worauf die zellerfeldiſche Erze zugutgemacht werden, liegt in dem Schulenbergerthal unter den Pochwerken. Es ſind in ihr fuͤnf Brenn -, vier Schmelz -, zwei Treib -, und ein Friſch - ofen, und ein Seiger - und ein Gaarherd in dem Gang. Die andere Huͤtte iſt unter dem Wildenmann an der Jnnerſt erbauet worden: Sie ſtehet ſtill, weil die wildenmaͤn - ner Zuͤge nicht mehr in dem Gang ſind. Die dritte Huͤtte liegt endlich unter den Poch - werken unten an Lautenthal an der Jnnerſt. Man zaͤhlet in ihr ſieben Brennoͤfen, wovon nur fuͤnf in dem Gang ſind, ſechs Schmelz -, vier Treib - und ein Friſchofen,E e 2einen220Das zehnte Stuͤk von denen communion, churhannoͤv. und herzogl. einen Seiger - und einen Gaarherd, und drei Roͤſt - und zwei Krumoͤfen, in welchen die gelbe Kupferkieſe zugutgemacht werden.
Das Holz - und das Kohlenmaas, und die Umſtaͤnde, die ſonſt dabei in Erwegung kommen, ſind eben ſo beſchaffen, wie in dem einſeitigen Haarz, und daher will ich mich hier ſchlechterdings auf den 11. 22. und 116. §. des 9. Stuͤks berufen.
Die Bergwerke in der ganzen Communion beſtehen aus Gaͤngen. Man muß alſo, in Abſicht ihrer unterirdiſchen Lage und Beſchaffenheit, ſein Augenmerk, wie bei allen Gaͤngen, auf drei Stuͤkke richten: Einmal auf das Hangende; vor das andere auf den Gang ſelbſt; und vor das dritte auf das Liegende. Alle drei Stuͤkke wollen wir, bei den Gaͤngen in dieſer Gegend, etwas genauer beſchreiben. Der Gang auf dem Hauptzug fuͤhret eben das Hangende und das Liegende, welches bei dem Burg - ſtaͤdtergang zu Klausthal angetroffen wird (§. 23 und 24. im 9. St.), weil es ein und eben derſelbe Gang iſt. Es iſt daher in dieſer Gegend von dem Einſeitigen nicht we - ſentlich, und nur darin verſchieden: 1. Es brechen auf ihm weniger reiche -, und meh - renteils nur Pocherze: 2. Er fuͤhret ie zuweiln gelbe Kupfererze: Und 3. Er iſt an etli - chen Orten maͤchtiger, als wie in dem Einfeitigen, indem ſeine Maͤchtigkeit oͤfters 30 Lachter betraͤgt. Die uͤbrige Gaͤnge in der Communion, zu Lautenthal, auf der Boks - wieſe, und dem Hahnenklee, ſind von eben der Beſchaͤffenheit, doch bemerkt man dis Beſondere an ihnen: Daß ſie naͤmlich[1]. bald zum Hangenden ein ſchieferichtes, und zum Liegenden ein wakkigtes, und bald zu ienem ein wakkigtes, zu dieſem aber ein ſchiefe - richtes Geſtein fuͤhren: Daß ſie 2. bald weiter nach Mittag, und bald mehr nach Mit - ternacht ſtreichen: Und daß 3. ihre Maͤchtigkeit nicht ſo gros iſt, und oͤfters nur ⅛ bis etliche Lachter betraͤget.
Das, was die Gaͤnge an dieſen Orten auſer dem noch mit einander gemein haben, das will ich in dem Verfolg alsbald anzeigen. 1. Sie ſezzen in eine Teufe nieder, die 70, 80, 100 bis 200 und mehr Lachter betraͤger, und ſtreichen viele hundert Lachter in das Feld. 2. Zu dem Gangebirg fuͤhren ſie ein ſchwarzes hornichtes zartes Geſtein, und Spaht 3. Jn dem Streichen, und in dem Fallen machen ſie verſchiedene Veraͤnderungen. 4. Sie ſuͤhren nur ab - und zuwechſelnd Erz, zugleich aber Blei - Kupfer - und Silbererze, wovon man eine Art an dieſem oder ienem Ort haͤufiger an -trift,221braunſchw. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken an dem Oberhaarz, ꝛc. trift, als die andere. 5. Einige ſezzen zu Tag aus, und da ſtellen ſie den Augen ent - weder einen blauen Letten, oder einen weiſen Spaht, Quarz, und wirkliches Erz dar. 6. Jn der Mittelteufe in 50, 60, 80 bis 100 Lachter ſind dieſelbe am maͤchtigſten und edelſten.
Die Mineralien in dieſen Gebirgen verteilen ſich:
Die Fluͤſſigkeit, und der Gehalt dieſer Mineralien wird auch hier durch das Feuer unterſuchet. Man wird dabei gewahr, daß ſie ziemlich fluͤſſig ſind, und daß die reich - ſte und ſeltenſte Blei - und Silbererze 5, 6, 7 bis 8 -, die gemeinſte und haͤufigſte aber hoͤchſtens nur 3 Loth Silber, und 30 bis 40 Pfund Blei halten. Unter allen dieſenE e 3Erzen222Das zehnte Stuͤk von denen communion, churhannoͤv. und herzogl. Erzen ſind die lautenthaler an Silber die aͤrmſten, weil ſie nur 1½ bis 2 Loth halten: Da ſie aber aus Grobglanz beſtehen; So halten ſie viel Blei. Die gelbe Kupfer - erze halten endlich 30 bis 35 Pfund Gaarkupfer.
Weil ſich die Gaͤnge, worauf die Zuͤge liegen, in eine groſe Laͤnge erſtrekken: So ſind auch auf ihnen ſehr viele Gruben abgeſunken worden. Damit man die Groͤſe des hieſigen Bergbaues einiger maſen uͤberſehen koͤnne: So will ich die Zahl der Gruben, und ihre Nahmen hierher ſezzen. Man zaͤhlet aber
Die Teufen dieſer Gruben ſind ſehr verſchieden, und ſie machen 80, 100, 150 und mehr Lachter aus.
Die Gaͤnge in dieſen Gebirgen haben dieſes mit den einſeitigen gemein, daß ſie ſehr feſt ſind. Die Erze werden auch hier groͤſten Teils, durch Huͤlfe der Stroſſen undder224Das zehnte Stuͤk von denen communion, churhannoͤv. und herzogl. der Firſten, mit Bohren und Schieſen gewonnen. Die Abſicht der Stroſſen und der Firſten, und die Verfahrungsart, die dabei gewoͤhnlich iſt, habe ich §. 37 im 9. St. ſchon bekant gemacht. Jch halte es daher nicht vor noͤtig, daß ich hier von ihrer Vor - richtung weitlaͤuftig handele. So viel will ich aber ein vor allemal erinnern, daß man in dem Communionhaarz wenig und faſt keinen Stroſſenbau treibet: Denn man zie - het den Firſtenbau dem Stroſſenbau vor. Die Urſachen ſind dieſe: 1. Man hoft dabei einen groſen Teil des Holzes zu erſpahren, welches zu denen Kaͤſten bei dem Stroſ - ſenbau erfordert wird, indem die Mittel derer Firſten 15 bis 20 Lachter hoch genom - men werden, worin man kein Holz zu ſchlagen pfleget, weil bei dem Anfang derſelben uͤber der Foͤrderſtrekke nur gezimmert wird, auf welches Gezimmer dann alle gewonnene Berge geſtuͤrzt werden: 2. Man haͤlt davor, daß man dabei viele Bergkoſten vermei - det, die ſonſt bei dem Stroſſenbau zu dem Verſtuͤrzen der Berge auf die Kaͤſten, und zu dem Zutagefoͤrdern erfordert werden, weil man die Berge gleich herein - und auf die Sohlen der Firſten ſchieſet. Die Zankſucht, dieſe herrſchende Geburt der Einfalt, hat ſich auch bei den Tiefgelehrten unvermerkt eingeſchlichen. Man muß ſich daher nicht verwundern, wann andere Bergverſtaͤndige den Stroſſenbau ſchlechterdings erheben, und den Firſtenbau verwerfen. Es fuͤhren auch dieſe Urſachen an, und die ſind dieſe: 1. Sie behaupten, daß man in einer Firſte kaum 20 Zoll trokken uͤber ſich bohren koͤn - ne, wann man in einer Stroſſe unter ſich wol 40 Zoll bohrte: Auſer dieſem ſind ſie 2. der Meinung, daß bei dem Herunterſchieſen des Erzes und der Berge, auf die Soh - len der Firſten, gar viel kleines Erz verlohren ginge, welches man nicht aushalten koͤnte. Der erſte Einwurf iſt gegruͤndet, der andere aber faͤlt ganz weg, weil dieſes eben ſo wol bei dem Stroſſen -, als wie bei dem Firſtenbau geſchehen kan, wann die Steiger eine genaue Aufſicht, und die Bergleute ihre Schuldigkeit, in der Aushaltung der Erze, aus den Augen ſezzen. Man muß meines Erachtens den Firſtenbau dem Stroſſenbau alle - mal vorziehen, Wann: 1. Das Hangende und das Liegende feſt iſt, und folglich bei der wenigen Verzimmerung kein Einſturz zu befuͤrchten iſt; Wann die Gaͤnge 2. ſehr flach fallen, und naß oder mit Waſſer gebohret werden kan; Und wann man 3. die Erzmittel, die noch zuruͤkſtehen, wegnehmen will. Jſt es mir indeſſen bei dieſer Sache er - laubt allgemeine Regeln aͤnzugeben? So werde ich dieſe feſtſezzen: 1. Man erwege die Feſtigkeit des Geſteins, und die Donlege von dem Fallen des Ganges, und erfor - ſche daraus, ſo wol bei dem Stroſſen -, als wie bei dem Firſtenbau, die Koſten der Verzimmerung, und der Gewinnung der Erze; 2. Man vergleiche die Koſten des einen mit den Koſten des anderen Baues; Und erwaͤhle alsdann 3. dieienige Bau - art, welche den groͤſten Nuzzen ſchaffet. Die Erze, die man unter den Firſten vor ſich ſtehen gelaſſen hat, koͤnnen bei alle dieſem und dem Bau an dieſem Ort, durch Huͤlfe der Uiberſichbrechen und neuer Firſten bis an die obere ausgehauene Mittel gewonnen werden, weil man nicht nur ſehr gut verzimmert, ſondern auch der groͤſte Teil der Berge, der, vermoͤge ſeiner Schwere, ſenkrecht drukket, auf der ſchregen Lage des Lie - genden ruhet. Geſchiehet es uͤberdis, daß der Gang ſo maͤchtig wird, daß man ihn auf einmal mit den Firſten ohne Gefahr nicht wegnehmen kan: So nimt man vorerſt eine Weitung von etlichen Lachtern auf dem Liegenden mit denen Firſten weg, alsdann aber hauet man neben dieſen noch andere Firſten bis an das Hangende auf, und ſchieſtauf225braunſchw. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken an dem Oberhaarz, ꝛc. auf ſolche Weiſe alle Erze auf dem Gang heraus. Man pflegt auch zuweiln, wann es nuͤzlich iſt, und wann man in denen Schaͤchten keine Firſten bequem aufhauen kan, den Firſtenbau durch ein 10 bis 20 Lachter tiefes Geſenke oder Abteufen vorzurichten. Die Foͤrderung der gewonnenen Mineralien iſt von der zu Klausthal nicht unterſchieden. Sie geſchiehet bei denen nicht tiefen Gruben mit den Haspeln, bei den tiefern aber, die 50 und mehr Lachter abgeteuft ſind, mit Treibkuͤnſten.
Die Schichten und die Arbeiten der Bergleute ſind faſt eben ſo beſchaffen, wie die bei den klausthaliſchen Werken (§. 38. im 9. St.). Es bekomt aber ein Berg - mann woͤchentlich zu ſeinem gewoͤhnlichen Lohn 26 Mariengroſchen: Mit dem Ge - dinggeld, mit dem, was er in den Nebenſchichten, und andern Weilarbeiten verdie - net, bringet er inzwiſchen aber das ganze Wochenlohn auf 2 bis 3 Marienguͤlden, deren einer 20 Mariengroſchen, ein ſolcher Groſchen aber 8 Pfennige ausmacht.
Die Schaͤchte ſind 3 bis 4 Lachter lang, und 1½ Lachter weit. Sie ſind um des - willen ſo gros, weil viele Kuͤnſte auf ihnen einſchieben. Jhre Verzimmerung iſt von der klausthaliſchen nicht weſentlich verſchieden (§. 39. im 9. St.). An denen beiden kurzen Stoͤſen ſind nur keine Wandruthen, weil die Joͤcher mit Heidhoͤlzern, die nach der Quere liegen, und ſtets ſchreg gegen das Hangende geſtelt werden, verknuͤpft ſind. Sie wiederſtehen dem in der Stille trohenden Druk des Hangenden und des Liegenden, der oͤfters, neidiſch auf die Bergleute, die Gruben, die Eingaͤnge zu den unterirdiſchen Schaͤzzen, zuſammen druͤkket. Man erſpahret bei dieſer Vorrichtung des Gezimmers das Holz, das ſonſt zu den Wandruthen erforderlich iſt: Geſchiehet es iedoch aber, daß das Geſtein die Schaͤchte an dieſem oder an ienem Ort zuſammen drukken will; So pflegt man izzo erſt die ſchadhafte Oerter mit Wandruthen zu verwahren. Hier - bei hat man alsdann den Vorteil, daß dieſes Gehoͤlze noch friſch und feſt, und nicht zugleich mit ienem in die Verweſung gegangen iſt.
Weil die Schaͤchte ſo gros und raͤumlich ſind: So koſtet oͤfters ein Schacht, wann er ſehr tief niedergemacht werden muß, 12, 15 bis 20,000 Marienguͤlden.
Jn denen Stollen und denen Strekken iſt man gewohnt auf eben die Art zu ver - zimmern, wie ich §. 40 im 9. St. gewieſen habe. An einigen Orten verzimmert man nur auf eine andere Art. Man leget naͤmlich unter die Kappen a. b, Taf. VIIII. fig. 47, lange Durchzuͤge a. c und b. d, und unterſtuͤzzet dieſe mit Poͤlzen e. f. Man er -F fhaͤlt226Das zehnte Stuͤk von denen communion, churhannoͤv. und herzogl. haͤlt hierbei den Vorteil, daß die Laſt auf mehreren und vielen Kappen zugleich auf - lieget.
Wann es das ſchluͤpferiche Geſtein, und der Vorteil des Bergbaues erfordert, daß man Stroſſen vorrichten muß (§. 12.): So pflegt man auf eben die Art zu verzim - mern, wie ich §. 41. im 9. St. gezeigt habe.
Damit das moͤrderiſche uͤber dem Haupt ſchwebende Geſtein in denen Firſten nicht einſtuͤrzen koͤnne: So pflegt man einſtweiln da, wo man Druk ſpuͤhret, und in ſo lang, als die Bergleute darunter arbeiten, ehe naͤmlich noch die ausgehauene Raͤume mit Ber - gen verſtuͤrzt werden, mit Unterzuͤgen und Poͤlzen zu verzimmern (§. 42. im 9. Stuͤk). Die uͤber denen Strekken zwiſchen denen Firſtenmitteln befindliche Verzimmerung, wor - auf die ganze Laſt des Berges ruhet, die in eine ſolche Firſte verſtuͤrzt iſt, beſtehet hin - gegen, wie bei dem Stroſſenbau, aus Stempeln und Anpfaͤhlen, welche leztere man Fuspfaͤhle zu nennen pfleget, weil ſie nur einige Fus lang ſind.
Es halten einige das dikke Holz, welches man zu der Verzimmerung zu gebrauchen pfleget, nicht vor gut. Sie ſtehen in der Meinung, daß der Kern nur allein die Laſt tragen koͤnne, weil das aͤuſere Holz ſchon abgeſtorben ſei. Eben daher ziehen ſie ein iunges und feſtes Holz, welches ſeine beſte Jahre erreicht hat, einem ganz dikken und abſtaͤndigen vor.
Man ſchaffet das noͤtige Holz durch Bremſen mit ſtehenden Bremsſaͤulen, die ſonſt liegend ſind, und durch die Treibkuͤnſte in die Gruben. Man leſe hierbei den 43. §. des 9. Stuͤks.
Die boͤſe Wetter haben in der Communion ſchon vielen Schaden verurſacht (§. 2.), ob man ſich ſchon viele Muͤhe gegeben hat, dieſelbe zu vertreiben. Man hat ſich hier - zu nicht nur der Durchſchlaͤge, ſondern auch der Windſaͤzze, oder der Windpompen be - dienet, die in leer gehenden Kunſtſaͤzzen beſtehen.
Weil auch dieſe Werke in ihrer Ergiebigkeit ſehr merklich zuruͤkgekommen ſind: So iſt man taͤglich, und auf eine unermuͤdete Art beſchaͤftiget neue Werke zu entdek - ken. Die Bergbaucaſſe treibet in dieſer Abſicht, wie es in dem einſeitigen Haarz zu geſchehen pfleget, viele Verſuchoͤrter: Ein gutes Geſchik iſt ihr inzwiſchen noch nicht guͤn - ſtig geweſen.
Es wird dieſe Abſicht eines Teils durch die Stollen (§. 3.), und andern Teils durch die Kuͤnſte erreichet (§. 4.). Die erſtere habe ich ſchon beſchrieben, die leztere aber ſind auf eben die Art erbauet, wie in dem einſeitigen Haarz. Warum ſolte ich mich alſo ohne Nuzzen bei ihnen aufhalten, da ich nichts beſonderes an ihnen wahr - nehme?
Jch darf es inzwiſchen nicht verſaͤumen, eine neue Art der Bergwerksmaſchinen zu beſchreiben, womit man ebenwol die Waſſer aus der Tiefe der Erde zu ſchaffen pfle - get. Jch ſtelle dieſelbe Taf. VIIII. fig. 48. vor. Man zaͤhlet an ihr folgende Stuͤkke: 1. Die eiſerne Einfalsroͤhre a, welche 28 Lachter hoch, oben 12 -, unten aber 8 Zoll weit iſt: Es ſtehen in dieſer Roͤhre beſtaͤndig 25 Lachter hoch Waſſer, alles uͤbrige aber, welches oben zulaͤuft, wird in dieſer Hoͤhe abgeſchlagen: Es machet dieſes nichts We - ſentliches aus, und darum habe ich es, wegen dem kleinen Raum auf dem Kupfer, gern weggelaſſen: Die Roͤhre ſelbſt iſt aus Stuͤkkern zuſammen geſtoſen, die mit Falzen verſehen, und durch die Schrauben, die durch die Raͤnde gehen, zuſammen gezogen ſind, zwiſchen den Raͤnden aber lieget Buͤffelleder, damit kein Waſſer heraus ſprizzen moͤge: 2. Das Hahnenſtuͤk b. c. d, welches ebenwol beſtaͤndig voll Waſſer ſtehet, weil es mit der Einfalsroͤhre zuſammen hengt: Eine iede Roͤhre dieſes Hahnenſtuͤks hat mit dem Bo - den e. f. eine gemeinſchaftliche -, die mittelſte c. aber in eben dieſem Boden eine andere Oefnung, die 3 Zoll weit und beinahe 8 Zoll hoch iſt, damit das Waſſer in dem Bo - den von der einen zu der andern Seite kommen koͤnne: 3. Die Steurungsſchwinge g, die 2 Fus lang, und in der Mitte in einer Axe, wie ein Waagebalken beweglich iſt: Sie wird wechſelsweiſe von den Balancirern h. und i, die in den Axen x. und x be - weglich, und 10 Fus lang ſind, auf und nieder beweget: Sie ſelbſt aber beweget vor - und ruͤkwaͤrts, durch Huͤlfe einer eiſernen Stange, und eines kleinen Arms, welche mit Ziegenfuͤſen verknuͤpft ſind, das man wegen dem davor liegenden Hahnenſtuͤk in dem Kupfer nicht ſehen kan, die Steurungswelle k, welche durch Huͤlfe eines noch anderen kleinen Arms, und anderer eiſerner Staͤbe l. und m, welche auf die vorige Art ver - knuͤpft ſind, die in den meſſingernen Steurungsroͤhren l. m. befindliche kleine Kolben, und zwar einen um den andern vor die meſſingerne Roͤhren o. n. ſchiebet, da dann das aus der Einfalsroͤhre, durch eine andere kupferne roͤhre p, in l. m. kommende Waſſer in eine von denen geoͤfneten Roͤhren o. n. drukket, an den in dieſer Roͤhre be -F f 2findlichen228Das zehnte Stuͤk von denen communion, churhannoͤv. und herzogl. findlichen Kolben anſtoͤſet, und, vermoͤge der kleinen Steurungsſchwinge q, den eiſer - nen Staͤben r. r, und dem Hahnenſchluͤſſel ſ, den meſſingern Hahnen, der unter der hoͤlzernen Fuͤllung zwiſchen dem Hahnenſtuͤk, damit er nicht heraus ſpringen koͤnne, mit der Spizze wiederſtehet, bei ſ. oder bei t. oͤfnet oder zumachet, weil dieſe Hahnen, wovon der eine offen ſtehet, wann der andere zu iſt, ſo wol in dem Boden, als auch uͤber dem Durchmeſſer eine Oefnung haben, wovon die leztere 3 Zoll weit und 8 Zoll hoch iſt: 4. Die Communicationsroͤhren u. u: Es kan durch dieſe, wann dieſer oder iener Hah - nen offen iſt, weil in dem Boden des Hahnenſtuͤks Oefnungen ſind, das Waſſer aus der Einfalsroͤhre in die Treibſtiefel v. v. tretten: Dieſes Waſſer ſtoͤſet alsdann an die in dieſen Stiefeln befindliche, und an den Balancirern h. und i. angehengte Kolben, und treibt ſolche wechſelsweiſe mit denen an die Balancirer befeſtigten Schachtſtangen w. und w. mit ihren Kolben in denen Pompen oder Kunſtſaͤzzen in die Hoͤhe, die das Waſſer auf den Stollen heben: 5. Der Waagebalken A, der uͤber den Kunſtſaͤzzen und 10 Lachter unter der Maſchine lieget, und mit den Schachtſtangen, die nach den Saͤz - zen gehen, verknuͤpft, und 10 Fus lang iſt, welches ſich auf dem Kupfer, wegen dem Mangel des Raums, nicht vorſtellen laͤſſet: Es geben aber dabei die Geſtaͤnge, wegen ihrer Laͤnge, oben in den Naͤgeln der Balancirer ſo viel nach, als die untere Entfer - nung der Naͤgel in dem Waagebalken von dem Perpendicul ausmachet, der Waage - balken ſelbſt dienet inzwiſchen, weil die Balancirer ſehr nahe an einander liegen, eines Teils dazu, daß man zu der Vorrichtung der Saͤzze hinlaͤnglichen Raum haben moͤge, andern Teils aber befoͤrdert er den wechſelsweiſen Auf - und Niedergang der Balancirer: 6. Endlich iſt y. eine kleine Roͤhre, durch deren Huͤlfe man das Waſſer aus der Ein - falsroͤhre nach Gefallen ablaſſen kan, wann man den in dieſer kleinen Roͤhre befindli - chen Kolben in die Hoͤhe ziehet.
Weil alſo bei alle dieſem, die eine Oefnung in dem Boden eines Hahnens mit der Oefnung der ihm zugeordneten Communicationsroͤhre uͤbereinkomt, wann der andere Hah - nen verſchloſſen iſt: So muß die Bewegung dieſer Maſchine auf die folgende Art ge - ſchehen. Wann naͤmlich die Einfalsroͤhre bis auf 25 Lachter voll Waſſer ſtehet: So tritt das Waſſer, wann wir in den Gedanken von den Hahnenſtuͤkkern b. und c. anfangen, und wann der Hahnen s. offen iſt, und mit den Oefnungen dieſer Hahnenſtuͤkker uͤbereinkomt, durch eben dieſen Hahnen, und durch das in dem Boden deſſelben befindliche Loch, in die darunter liegende Communicationsroͤhre, und unter den Kolben, welcher in dem daran ſtehenden Treibſtiefel befindlich iſt: Es drukket in dieſem Augenblik, vermoͤge der Kraft der Waſſerſaͤule, dieſen Kolben, und den damit verknuͤpften Balancirer h, mit dem daran gehengten Schachtgeſtaͤnge in die Hoͤhe, und bringt ſolcher Geſtalt die Abſicht einmal zur Witklichkeit, indem es waͤhrend dieſer Bewegung die Grubenwaſſer auf den Stollen hebet: Jndem aber auch dieſes geſchiehet, und das andere Zeug, vermoͤge der Waage, mit dem Balancirer i. niedergehet; So drukt dieſer die Steurungsſchwinge g. auf dieſer Seite nieder: Weil ſie nun, indem dieſes geſchiehet, auf der einen Seite dei g. in die Hoͤhe gehet; So wird der eine Steurungskolben, mittelſt der Zuſammen - fezzung der Steurung, in der Roͤhre l. m. vor die Oefnung der Roͤhre o. geſchoben, der Kolben bei m. gehet aber zuruͤk, und oͤfnet den Eingang in die Roͤhre n: Der gewalt -ſame229braunſchw. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken an dem Oberhaarz, ꝛc. ſame Druk des Waſſers aus der Einfalsroͤhre a. ſtoͤſet alsdann durch die kupferne Roͤhre p an dem Kolben in der Roͤhre n. an, und bringt denſelben ſo weit zuruͤk, daß er mittelſt des Hahnenſchluͤſſels s. den Hahnen umwendet, und ihm die Stellung gibt, daß ſeine Gemeinſchaft mit den Hahnenſtuͤkkern b. und c. abgeſchnitten, und die vier - ekkigte Oefnung deſſelben vor eine andere Seite des Bodenſtuͤks zu ſtehen komt, da dann die in dieſem Treibſtiefel befindliche Waſſer unter dem Kolben zuruͤkfallen, und durch den Boden in dem Hahnen, und die Oefnung an dem Bodenſtuͤk wieder bis auf die Waſſer ausflieſen, die tiefer und in der Communicationsroͤhre ſtehen: Waͤhrend dem, als aber dieſes geſchiehet, und der Hahnen dieſe Stellung erhaͤlt; So wird zu - gleich auch das Waſſer in der Roͤhre n. von dem einen Kolben in der Roͤhre l. m, indem derſelbe zuruͤkgehet, herausgeſchaffet, hierbei aber muß die leztere Roͤhre in einem Kaͤſtgen mit Waſſer liegen, damit keine Luft zudringen koͤnne: Kaum und indem nun dieſes geſche - hen, und vermoͤge der Einrichtung der Steurung, der andere Hahnen t, wovon der Schluͤſſel auf der andern Seite ſtehet, geoͤfnet iſt; So drukket das Waſſer durch die andere Hahnenſtuͤkker c. und d. aus der Einfalsroͤhre a, durch die Oefnung in dem Bo - den in die daran befindliche Communicaͤtionsroͤhre, und unter den Kolben, welcher in dem daran ſtehenden Treibſtiefel befindlich iſt, da es dann den Balancirer i. mit denen ihm angehengten Schachtgeſtaͤngen in die Hoͤhe treibet und die Grubenwaſſer hebet: Da inzwiſchen auch dieſes geſchiehet; So wird der andere Balancirer h, durch den Druk der Luſt, welcher auf den Kolben wirket, indem zwiſchen ihm und der mit Waſſer noch angefuͤlten Communicationsroͤhre ein luftleerer Raum iſt, worauf die aͤuſere Luft drukket, und durch Huͤlfe des Waagebalkens, welcher auf - und niedergehet, wieder nie - der gedrukket: Die Steurungsſchwinge wird ſolcher Geſtalt auf der andern Seite unter dem Balancirer i. wieder in die Hoͤhe gedrukket, wodurch dann auf die vorige Art die Roͤhre o. geoͤfnet, die Roͤhre n. aber, durch den Druk des Waſſers, aus der Roͤhre p, ſamt dem Hahnen t. verſchloſſen, der Hahnen s. hingegen wieder auf das neue geoͤfnet wird: Der Druk der Luft beweiſet ſich alſo nunmehr wieder in ienem, der Druk des Waſſers aber wieder in dieſem Stiefel wirkſam: Es gehet auf dieſe Art der Auf - und der Niedergang der Balancirer in einem fort, wovon ein ieder acht Saͤzze treibet, de - ren einer in dem Flachen 5 Lachter hoch hebet.
Die Erfindung dieſer Maſchine iſt artig und ſchoͤn. Sie thut da, wo man den dazu noͤtigen Fall in denen Gruben, und keine hinlaͤngliche Aufſchlagwaſſer zu einem Kunſtrad bekommen kan, recht gute Dienſte, weil man dieſe Maſchine mit der Haͤlfte des Waſſers zu treiben vermag, wel - ches ſonſt gewohnlichermaſen zu einem Kunſtrad erfordert wird. Wegen ihrer kuͤnſtlichen Zuſam - menſezzung iſt ſie nur etwas beſchwerlich: Denn, wenn eine ſehr geringe Hinderung bei ihr in den Weg komt; So wird ihre Bewegung alsbald gehindert. Es hat iedoch bei alle dieſem dieſe Maſchine an dieſem Ort, die Abſicht, welche man ſich vorgeſezzet hatte, noch nicht ganz erreichet: Sie iſt inzwiſchen da noch immer nuzbar, wo wenig Aufſchlagwaſſer und keine allzuſtarke Gruben - waſſer ſind.
Man gebrauchet hierzu die Haspel, die Pferde -, und die Waſſertreiben. Sie ſind eben ſo zuſammen geſezzet, wie die uͤbrige Maſchinen an dem Haarz, die von dieſer Art ſind: Damit ich nun in keine unnoͤtige Ausſchweifung verfalle; So will ich mich dieſerhalben auf den 56. und 67. §. des 9. St. berufen.
Man leſe den 59. §. des 9. Stuͤks, wo ich ſo viel geſagt habe, als meiner Abſicht gemaͤs iſt.
Weil die Erze in dieſen Gebirgen auf verſchiedene Arten brechen, und in Stuf -, Scheid -, und Pocherze geteilt werden koͤnnen: So fallen auch hier, da die Scheiderze teils mit dem Hammer, und teils durch das Sieb ausgeſchieden werden koͤnnen, viererlei Gattungen von Scheidungen vor: Naͤmlich a. das Scheiden mit der Hand; b. Das Siebſezzen, wodurch die kleine Erzſtuͤkgen ausgeſchieden werden; c. Das Trokkenpochen der Stuferze; Und d. das Pochen und Waſchen, oder das naſſe Po - chen der Pocherze.
Jn dem 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67 und folg. §. §. des 9. Stuͤks habe ich eine iede Art dieſer Scheidung, und die Urſachen, warum man dieſe oder iene erwaͤhlet, ſchon angefuͤhret: Weil nun die Arbeiten in dieſer Art bei denen Communionbergwer - ken von denen einſeitigen nicht verſchieden ſind; So halte ich es auch nicht vor noͤtig, daß ich mich lang bei ihnen verweile. Jch will daher alles in dieſem §. zuſammen faſ -ſen.231braunſchw. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken an dem Oberhaarz, ꝛc. ſen. Man beobachtet bei dem naſſen Pochen eben die Regel, die an dem einſeitigen Haarz eingefuͤhrt iſt: Man pochet naͤmlich von grobſpeiſigen Erzen ein grobes, von zartſpeiſigen aber ein zartes Korn. Das leztere geſchiehet hauptſaͤchlich bei den zart - ſpeiſigen burgſtaͤdter Erzen, die mehrenteils in Pocherzen beſtehen. Man behaͤlt den Unterſcheid zwiſchen dem reichen und dem armen Reichgerinn, und dem Schoßgerinn ebenwol bei, die Schlamgerinne aber nent man Zaͤhgerinne, weil der Schlam, der aus ihnen ausgeſchlagen wird, ſehr zuſammen hengt. Der Gehalt der Schliege iſt nicht ſo anſehnlich, wie in dem einſeitigen Haarz: Der Grabenſchlieg haͤlt hoͤchſtens 3 -, gemeiniglich aber nur 2 - und 1¾ -, der Auffang - und Schlamſchlieg aber 1½ Loth Sil - ber. Jhr Gehalt an Blei erſtrekt ſich dabei auf 30 bis 40 Pfund. Die, welche zu - gleich mit gelben Kupfererzen vermiſcht ſind, halten auſer dieſem aber auch noch einige Pfund Kupfer.
Die Aftern werden eben ſo, wie zu Klausthal, noch einmal nachgepocht.
Man findet bei dieſen Werken verſchiedene Pochwerke, wobei auf einen Stempel vier Heb - koͤpfe vorgerichtet ſind: Die Pochraͤder ſind dabei aber auch 20 Fus hoch.
Die Verfahrungsart in dem Schmelzen der Erze bei denen Huͤtten in dem Commu - nionhaarz iſt eben ſo beſchaffen, wie die zu Klausthal, welche ich in der 5. Ab - handlung des 9. St. beſchrieben habe: Warum ſolte ich mich alſo bei ihr lang aufhal - ten, und in allen §. §. einerlei ſagen?
Jch darf inzwiſchen nicht verſaͤumen einige kleine Umſtaͤnde hierbei anzufuͤhren, und die ſind dieſe: a. Die Erze, welche auf der lautenthaler Huͤtte zugutgemacht wer - den, ſind wegen der Blende durch alle Schmelzarbeiten ſehr boͤsartig: Der Arſenik, welcher zugleich in ihnen befindlich iſt, macht dabei die Arbeiten ſehr koſtbar und be - ſchwerlich: Die Huͤttenleute bekommen daher auch Laͤhmungen und krumme Haͤnde: b. Es wird ein Teil von dem Abſtrich, welcher bei denen Treiben faͤlt, auf die Schmelz - ſchichten vorgeſchlagen: c. Die gelbe Kupfererze, welche man auch Kupferkieſe nennet, pflegt man allein auszuhalten: Sie werden zu Lautenthal auf eben die Art, wie zu Lau -terberg232Das zehnte Stuͤk von denen communion, churhannoͤv. und herzogl. terberg zugutgemacht (§. 96. 97. 98. 99. und 106. im 9. St.): Man ſchmilzt dieſelbe aber nicht auf Brilloͤfen, ſondern auf den Krumoͤfen: d. Man iſt endlich gewohnt die Kupfer, welche von dem Abſtrich fallen, auf einem kleinen Gaarherd gaarzumachen, in welchem die Form in die halbe Tiefe des Herds blaͤſet.
Die Vermuͤnzung der Silber geſchiehet zwar zu Zellerfeld, wie zu Klausthal, und nach dem leipziger Fus: Man gebrauchet aber bei dieſer Muͤnze keine Druk - oder Stos -, ſondern nur Haͤmmerwerke.
Jn der Bergſtadt Zellerfeld hat das Bergamt ſeinen Siz, welches alle Beraſachen verhandelt, und den ganzen Bergbau veranſtaltet. Es teilet ſich in die Bedien - ten von der Feder, und in die von dem Leder. Zu ienen gehoͤren der Berg - und der Vi - ceberghauptmann von der koͤniglichen und der herzogbraunſchweigiſchen Seite, der Zehnd - ner, der Bergſecretarius, der Huͤttenreuter und der Bergſchreiber: Zu dieſen aber der Viceoberbergmeiſter, fuͤnf Bergmeiſter und der Bergvogt, vier Obergeſchwohrne und ſechs Stufgeſchwohrne.
Jn dem Forſtamt ſizzen die zuvorgedachte Berghauptleute, die unterhaarziſche oder goslariſche Bergbedienten von der Feder, und die Forſtbedienten, die in dem Oberforſt - meiſter, dem Oberfoͤrſter, und drei Forſtſchreibern beſtehen.
Auſer den ſchon gedachten Bedienten zaͤhlet man bei dieſem Werk noch folgende, die nicht zu dem Bergamt gehoͤren: Den Muͤnzmeiſter und den Muͤnzwardein, als Bergprobierer, den Revifor, drei Factor, den Vicepochſchreiber, zwei Huͤtten -, einen Stollen - und Knapſchaftsſchreiber, den Markſcheider, drei Huͤttenmeiſter, drei Huͤtten - waͤchter, und den Silberbrenner: Der Bergmedicus, der Apothekker, und die Berg - chirurgi ſind die Vorgeſezte der Kranken.
Es arbeiten bei alle dieſen Gruben, die Steiger mit gerechnet, ohngefaͤhr 350 bis 400 Mann. Jhren Lohn habe ich §. 13. ſchon angezeigt: Wegen denen Foͤrderungs -koſten,233braunſchw. Silber-Kupfer - u. Bleibergwerken an dem Oberhaarz, ꝛc. koſten, dem Geleucht, dem Pulver und dem Gezaͤhe beziehe ich mich auf den 113. §. des 9. Stuͤks: Auch erinnere ich hier in Abſicht der Poͤcher -, der Waſcher - und der Schmel - zerloͤhne das, was ich §. 114 und 115. im 9. St. geſchrieben habe: Den 6. §. leſe man im Uibrigen, wegen dem Holz und denen Kohlen.
Die Ordnung, die man bei dem Abnehmen der Gedinge, denen Lohnungen und Abrechnungen zu wahren pfleget, findet man in dem 117 -, die Poch - und die Huͤtten - zinſe aber in dem 119 §. des 9. Stuͤks.
Die Bergleute muͤſſen von einem ieden Mariengulden vier Pfennige zu der Armen - oder der Knappſchaftscaſſe zuruͤklaſſen: Es bekomt dieſe Caſſe zugleich auch den Schlieg aus denen Aftern, den ſie auf ihre Koſten zurechtmachen laſſen muß. Man leſe hierbei den 120. §. des 9. Stuͤks.
Die Landesherrſchaften nehmen, vermoͤge des ihnen zuſtehenden Vorkaufrechts, alle gemachte Metalle an ſich. Sie bezahlen denen Gewerken davor, ie nachdem ſie auf dieſer oder iener Grube privilegirt ſind, ein gewiſſes Geld (§. 121. im 9 St.). Die Kaufglaͤtte und die Kupfer uͤbernehmen die Berghandlungen: Es bezahlen aber dieſelbe, weil eine Grube vor der andern ein Vorrecht hat, vor einen Centner Kaufglaͤtt 4 Ma - rienguͤlden, und auch 4 Marienguͤlden 19 Mariengroſchen, vor einen Centner Kupfer aber, ie nachdem ſie gut ſind, und zu den Kies - und Gallmeikupfern gezaͤhlet werden koͤnnen, 22 bis 26 Thaler. Auſer dieſem ſtehet auch denen Landesherrſchaften, wegen dem Nuzzen, der denen Gewerken verliehen iſt, der Zehnde zu: Es wird dieſer aber faſt allen Gruben, und beſonders denienigen erlaſſen, die in Zubus ſtehen. Man leſe hier - bei zugleich den 137. §. des 9. Stuͤks.
Die Gruben, welche Ausbeute geben, ſind Lautenthalsgluͤk, die Guͤte des Herrn, der Seegengottes,, und der Koͤnig Carl: Die erſte bezahlt alle Vierteliahr auf eine Kuxe 10 -, die andere 8 -, die dritte 2 -, und die vierte 1 Speciesthaler, welcher zwei Gulden ausmacht.
Das Bergamt fuͤhret in allen Sachen die Direction, und denen Berghauptleuten ſtehet die Gerichtsbarkeit uͤber alle Berg - und Stadtbediente zu (§. 133. im 9. St.). Weil das Haus Hannover an denen Communionbergwerken vier -, das Haus Braun - ſchweig aber nur drei Siebenteile beſizzet: So wechſeln auch die Berghauptleute in dem Vorſiz mit einander ab, es praͤſidiret naͤmlich in einem Jahr der hannoͤveriſche, in dem andern aber der braunſchweigiſche Berghauptmann. Es kan hierbei der 91. und 92. §. des 8. St. geleſen werden.
Die Umſtaͤnde, die bei denen Gewerkſchaften, dem Muthen und dem Lehnen, und dem Vermeſſen des Feldes erwogen werden koͤnnen, enthaͤlt der 134. und 135. §. des 9. Stuͤks: Nur bei der Einteilung der Kuxen iſt ein Unterſcheid, und der iſt dieſer: Man teilet dieſelbe in 128 Zubus - und in 135 Ausbeutkuxen, weil man der Commu - nionherrſchaft vier Erbkuxen, und der Kaͤmmerei, und denen Kirchen und Schulen noch drei andere frei zu bauen pfleget.
Die Einnahme der Bergbaucaſſe beſtehet ebenwol, wie zu Klausthal, in einer gewiſ - ſen Abgabe der Bergleute, und in denen ihr zuſtehenden Ausbeutkuxen (§. 136. im 9. St.). Mehreres, welches zu denen Rechten dieſer Werke gehoͤret, habe ich ſchon in dem 3. 34. und 36. §. in dieſem -, und in dem 138. §. im 9. Stuͤk bekant gemacht.
Man kan dieſes Werk unter die aͤlteſte Schieferbergwerke rechnen: Denn in dem Jahr 1484 iſt ſchon eine Strittigkeit, wegen der Grenze des mansfel - diſchen und ſangerhaͤuſer Bergwerks, beigelegt worden. An denen alten Schlakkenhalden ſiehet man, daß ſchon neun Schmelzhuͤtten in dieſer Ge - gend geſtanden haben. Dieſes Werk iſt vielerlei Hinderniſſen ausgeſezt geweſen, und darum hat es bald eine Zeitlang gegangen, und bald wieder ſtill geſtanden.
Es liegt in einem ziemlich ſanften, und in keinem ſtuͤkkelichten Gebirg, auf einer Anhoͤhe gegen Mitternacht, und ein und eine halbe Stunde von der Stadt Sanger - hauſen, bei dem Dorf Mittelroth. Die Gruben, die auf ihm gebauet werden, lie - gen in einem Strich von Abend nach Morgen zu, und ihre Vielheit iſt kaum zu zaͤh - len. Die allerwenigſte ſind inzwiſchen in dem Gang, weil ſie eines Teils ausgehauen, andern Teils aber auf taube und unedle Mittel niedergekommen ſind.
Weil das Floͤz ſehr flach faͤlt, und mit vielen Waſſern angefuͤlt iſt: So koͤnnen auch die wenigſte Schiefern ohne Stollen gewonnen werden. Man hat daher zum Behuf der Gruben, die iezzo in dem Gang ſind, einen alten Stollen wieder auf das Neue aufgemacht. Es gehet dieſer unter dem Dorf Gunne in dem Grund gegenG g 2Mittag236Das eilfte StuͤkMittag zu Tag aus: Er iſt ohngefaͤhr ¾ Stunde Weges zu treiben, und bringt 72 Lachter Teufe ein.
Die Schmelzhuͤtte, worauf man die Schiefern zu ſchmelzen pfleget, liegt eine Vier - telſtunde uͤber Sangerhauſen, in einem Grund, und an einem Waſſer, welches die Gunne heiſet. Dieſes Waſſer iſt, wegen den dazu kommenden Stollenwaſſern, in dem Winter ſehr warm, und darum frieret es ſelten zu: Jn dem Sommer iſt daſſelbe aber um deſto ſchwaͤcher, und daher entſtehet oͤfters Waſſermangel. Es ſind in dieſer Huͤtte zwei hohe mansfeldiſche -, ein Krumofen, und ein Gaarherd. Die Baͤlge, die man bei ihnen gebrauchet, werden von zwei Raͤdern betrieben, die 10 Fus hoch ſind.
Das noͤtige Holz, und die zum Teil daraus gebrente Kohlen, werden aus denen angrenzenden churſaͤchſiſchen Waldungen herbei geſchaft. Das Holz wird malterweis verkaufet. Es iſt ein ſolches Malter 3½ Fus weit, hoch und lang: Jn dem koͤrperli - chen Maas enthaͤlt es alſo 42 Kubikfus, und 1512 Zoll. Das Kohlenmaas iſt oben in dem Durchmeſſer 2′7″, unten aber 3′7″, und 1′10″ hoch. Es betraͤgt alſo in dem kubiſchen Jnhalt beinahe 13½ Kubikfus. Zwoͤlf dieſer Maͤſer machen ein Fuder Koh - len, wovon man ſechszig ein Schokfuder zu nennen pfleget. Aus 8 Malter Holz wird ein Fuder Kohlen gebrent, ein Schokfuder aber komt 150 bis 160 Thaler zu ſtehen. Ein Malter Holz koſtet 16 Gutegroſchen, eine Elle Stamholz aber, welches zu dem Grubenbau gebraucht wird, 1 Thaler bis 2 Gulden.
Man findet bei dieſem, wie bei allen Floͤzwerken, daß die Mineralien ſchichtwels unter einander liegen. Man trift aber folgende Minerallagen an, wann man die Erde durchſinket:
Das Floͤz faͤlt ſehr ſtark von dem Horizont ab, das Seltſamſte aber, was man an ihm wahrnimt, das iſt dieſes: Daß es auf der groͤſten Hoͤhe des Gebirgs nach der ebenen, doch thalichten Lage dieſer Anhoͤhe, gegen Mitternacht, in der Stunde von Mor - gen nach Abend, zu Tag ausgehet, und nach dem Fall des Gebirges einſchieſet. Eben daher hat daſſelbe aber auch ein ordentliches Streichen und Fallen. Das erſtere erſtrekt ſich von Morgen nach Abend, das andere gegen Mittag. Dieſes iſt vor ein Floͤzwerk ſo ſtark, daß es in einem Lachter Donlege ½ bis ¾ Lachter Seigerteufe betraͤgt.
Es machet dieſes Floͤz ſo wol in dem Streichen, als wie in dem Fallen kleine Ver - aͤnderung, und Bukkeln und Mulden. Es entſtehet daher die verſchiedene Hoͤhe der Schiefern, weil dieſelbe in den Bukkeln niedrig, in den Mulden aber hoch ſind. Bei den erſtern geſchiehet es zuweiln auch, daß ſie die Schiefern ganz und gar verdrukken,G g 3wann238Das eilfte Stuͤkwann ſich das Dach auf die Sohle leget. Man glaubt aber deswegen noch lang nicht, daß die Welt hier zu ſei: Denn man weis es aus der Erfahrung, daß auf einen Buk - kel eine Mulde folget, in welcher die Schiefern wieder um deſto hoͤher ſind. So viel erfaͤhrt man aber auch ferner, daß auf den Sohlen der Mulden ſchwarze pechige Schiefern liegen, die entweder einen ſehr geringen, oder gar keinen Gehalt haben.
An dem Ausgehenden wird man gewahr, daß die Schiefern gruͤn - und blauflekkig, und durchaus ſtreng ſind, weil ſie mehr thonartig ſind, und keinen Schwefel und Kies halten. Jn der Mitte des Feldes ſind dieſelbe in einer Laͤnge von etlichen und oͤfters fuͤnf hundert Lachter entweder taub, oder doch wenigſtens unedel, und nicht ſchmelz - wuͤrdig. Jn dem Tiefſten und in den Waſſern ſind dieſelbe hingegen erſt recht edel und gut. Wie leicht kan es alſo nicht geſchehen, daß man ſich von dergleichen Werken klei - ne und uͤbele Begriffe macht, und vor der Thuͤr umwendet, ehe man ſie noch recht ken - nen gelernt hat.
Man kan dieſe dem aͤuſern Anſehen nach in folgende Claſſen verteilen, naͤmlich:
Die Schiefern halten 1, 1½, und 3 -, die rareſte und ſeltenſte aber 6 bis 8 Pfund Gaarkupfer. Jn dem Durchſchnitt, wie man dieſelbe zu ſchmelzen pfleget, wozu auch die einpfuͤndige genommen werden, halten dieſelbe nur 1½ - und hoͤchſtens, aber iezzo nicht, 2 Pfund Gaarkupfer. Die Sanderze halten 3 bis 4 und 8 Pfund Gaarkupfer. Wann man das reine rothe Kupferglas, welches ſelten iſt, allein bekommen kan: So erſtrekt ſich der Gehalt deſſelben auf 72 Pfund. Auſer dieſem halten einige unter den Schiefern auch etwas Blei.
Der Grubenbau an dieſem Ort iſt dermalen von einem kleinen Umfang: Denn es ſind nur noch vier Schaͤchte in dem Gang, und die ſind dieſe: Der Gott - loberſohlenſchacht, der Philipſchacht, und zwei andere alte Schaͤchte an dem Ausgehenden. Jhre Teufen betragen nicht mehr als 20, 30 bis 36 Lachter.
Die Gewinnung der Schiefern geſchiehet zwar ſtrebweis: Da aber das Floͤz ſehr ſtark faͤlt; So koͤnnen dieſelbe auch nicht ſo leicht, wie auf andern Floͤzwerken gewon - nen werden. Man ſiehet ſich daher genoͤtiget vorerſt aus denen Schaͤchten mit Quer - ſchlaͤgen bis an die Schiefern, und von da auf dieſer Sohle ruͤk - und vorwaͤrts auf - zufahren, welches man dann eine Sohle nennet. Auf einer ſolchen Sohle bricht man in denen Schiefern 8 bis 12 Lachter in die Hoͤhe, und nimt dieſelbe mit Streben uͤber einander ſtosweis, und auf eben die Art, wie in dem Firſtenbau heraus. Sind dieSchie -240Das eilfte StuͤkSchiefern in einer ſolchen Hoͤhe herausgehauen: So ſezzet man auf die Schiefern, die uͤber dem Scheitel ſtehen gelaſſen worden, aus dem Schacht wieder einen neuen Querſchlag an, und verfaͤhrt, wie vorher. Die ſaͤmtliche Arbeiten, die hierbei vor - kommen, gehen in dem Geding, und die Haͤuer muͤſſen die Haspelknechte und die Jun - gen bezahlen. Ein Burſche, oder ein Haͤuer, der 8 Stunde arbeitet, bekomt die Wo - che 1 Thaler und 4 bis 6 Gutegroſchen, ein Lehr - oder ein Spizhaͤuer 21 Gutegroſchen, oder einen meisniſchen Guͤlden, und ein Junge 14 bis 15 Gutegroſchen. Jn Betracht dieſes Lohns pflegt man dieſen Leuten bei dem Schieferhauen auf ein gewiſſes Maas zu verdingen, welches in den Schiefern 3 -, in den Sanderzen aber 4 Centner enthaͤlt. Es komt ein ſolches Maas Schiefern, derer 16 ein Fuder machen, in dem Durchſchnitt in denen Gewinnungs - und Foͤrderungskoſten bis auf 8 Gutegroſchen, ein Fuder uͤber - haupt aber auf 4, 5 bis 6 Thaler zu ſtehen. Bei dieſem Lohn, der nicht der geringſte iſt, muͤſſen ſich aber auch die Haͤuer und die Jungen das Pulver, das Gezaͤhe und das Geleucht ſelbſt ſtellen.
Das Gewonnene wird mit Hunden in die Fuͤlloͤrter gelaufen, da es dann ange - ſchlagen, und mit Menſchenhaͤnden, durch Huͤlfe der Haspel, zu Tag gezogen wird. Wann die Gruben tief, und waſſernoͤtig ſind: So bedienet man ſich der ſogenanten viermaͤnniſchen Haspel, mit doppelten Haspelhoͤrnern, die nach dem Quadranten, oder auf das Viertel geſtelt ſind, wobei der Rennbaum in einem Herumgang ein Lach - ter aufwikkelt. Weil alſo bei dieſer Art des Haspels eine doppelte Korbe gebraucht wird: So ziehen auf einer ieden Seite zwei Mann.
Der angefangene neue Stollen wird, ſtatt der Zimmerung, ausgemauert. Jn denen Schaͤchten pflegt man mit Bohlenioͤchern und Wandruthen zu verzimmern: Zwi - ſchen die Einſtreiche, welche horizontal liegen, und eingezapft ſind, ſchlaͤgt man aber Streben, oder ſchregſtehende Stempel, damit die Schaͤchte nicht zuſammen gedrukt werden koͤnnen. Die Strekken und die Oerter ſtehen meiſtenteils ohne Gezimmer. Jn denen Streben verzimmert man nur mit Poͤlzen, oder kurzen Stempeln, weil es in ihnen nicht nur ſehr feſt iſt, ſondern auch die ausgehauene Raͤume wieder mit Ber - gen verſezt werden.
Da man oͤfters Querſchlaͤge und Oerter uͤber einander treibet: So koͤnnen auch die Wetter, durch Wetterthuͤren und Durchſchlaͤge, gar leicht in das Feld gebracht werden.
Zu der Loͤſung der Waſſer bedarf man keine Kuͤnſte, weil dieſe der Stollen loͤſet. Das Markſcheiden wird, wie gewoͤhnlich, ausgeuͤbet. Das Lachtermaas, welches man dabei gebrauchet, iſt 7 Fus lang.
Man findet bei dieſem Bergbau gar keine Poch - und Waſchwerke: Denn die Verbindung zwiſchen denen metalliſchen und unmetalliſchen Teilchen in den Schiefern iſt ſo ſtark, daß man mit ihnen in dem Waſſer keine Scheidung vornehmen kan, wann man nicht viele Kupfer wegiagen will. Man ſcheidet daher nur die gute Schiefern (§. 10. N. I.) von denen ungehaltigen an dem Tag aus, welches man das Kleinen oder das Klauben zu nennen pfleget.
Weil die Schiefern etwas Schwefel und Arſenik halten: So werden ſie vor dem Schmelzen einmal geroͤſtet. Es geſchiehet dieſes Roͤſten ſo, wie zu Riegels - dorf (§. 27. im 6. St.), in groſen Haufen und auf freiem Plaz.
Die Schiefern gehen, weil ſie thonartig ſind, ſehr ſtreng, und daher waͤre es vielleicht beſſer, wann man ſie nicht roͤſtete. Der Schwefel und das brennliche Weſen wuͤrde alsdann bei - behalten, dabei aber gingen die Schiefern fluͤſſiger, und man erhielte zugleich mehr Stein, welcher die Kupfer beſſer in ſich faſte.
Das Schmelzen der geroͤſteten Schiefern geſchiehet auf hohen Oefen, uͤber einen Sohlſtein, der etliche Zoll unter der Huͤttenſohle lieget. Die Stuͤbe, welche man bei dem Zumachen gebrauchet, beſtehet aus drei Teilen Kohlloͤſch, und einem Teil Lei - men, weil ſich das Geſchmelze gern aufleget. Die Form liegt faſt in der Waage, und 28 Zoll an der Brandmauer, vorn an der Vorwand aber 30 Zoll uͤber dem Sohlſtein. Sie gehet dabei 4 Zoll in den Ofen, damit der Wind beſſer durchblaſen, und ſich das Eiſen aus denen Schiefern nicht ſezzen moͤge. Vor dem Ofen ſind zwei Brillherde, damit man ein Auge um das andere verſtopfen, und die Arbeit in einem fort gehen laſ - ſen koͤnne. Die Schicht beſtehet aus einem Fuder halb fluͤſſigen und halb ſtrengen Schiefern, aus 1½ Maas Sanderzen, aus 2½ Maas Fluß, aus ½ Maas Topfſtein,H haus242Das eilfte Stuͤkaus 1 Maas Roſt -, und 1 Maas Kupferſchlakken von dem Gaarmachen. Den Fluß gebraucht man, um der Schicht einen groͤſern Grad der Fluͤſſigkeit zu geben, die uͤbrige Zuſchlaͤge aber, um eine deſto groͤſere Hizze zu erregen, wobei dann zugleich auch das in den Schlakken befindliche wenige Metall wieder zugutgemacht wird. Es werden von dieſer Schicht auf ein Fuͤllfaß Kohlen 3 bis 4 Troͤge voll geſezzet. Alle Morgen und alle Abend um 6 Uhr wird der Stein aus dem einen Brillen herausgenommen, deſſen Auge verſtopft, das andere aber wieder aufgemacht. Es ſind in einem ſolchen Brillen ohn - gefaͤhr 2 Centner, es fallen aber uͤberhaupt von 2 Fuder Schiefern in 24 Stunden, wobei 2 bis 3 Fuder Kohlen verbrent werden, 4 bis 5 Centner Stein, welcher in dem Gaarkupfer bis auf 55 Pfund hinaufſteigt. Ein ſolches Schmelzen dauert nun ſehr lang, und der Ofen gehet 13 bis 14 Wochen.
Die Steine, welche von dieſem Schmelzen fallen, werden viermal geroͤſtet, und auf einem Krumofen durchgeſtochen. Man gibt ihnen um deswillen nicht mehrere Feuer, weil die Kupfer bei mehrerem Roͤſten, und wann man ſie gleich zu Kupfer anroͤſten will, zu unartig werden, wobei doch wieder viel Stein faͤlt. Die Spuhrſteine, welche von dem Roſtdurchſtechen fallen, pflegt man ſechsmal zu roͤſten. Man ſticht ſie alsdann auf die vorige Art wieder durch, und ſezt ihnen zugleich die wenige Schwarzkupfer, die von dem erſten Roſtdurchſtechen gefallen ſind, wieder zu, weil ſie noch boͤsartig ſind, da man dann beſſere Schwarzkupfer, und dieſelbe auf einmal beiſammen erhaͤlt. Sie halten 8 Loth Silber: Weil aber die Blei zu theuer ſind; So werden dieſelbe nicht geſeigert.
Die Schwarzkupfer machet man auf einem kleinen Gaarherd gaar, welcher 1½ bis 2 Centner enthaͤlt. Die Stuͤbe beſtehet dabei aus ſo viel Leimen, als Kohlloͤſch, worunter man etwas Sand zu mengen pfleget. Die Form liegt nicht ſchoͤſſig[:]Denn ſie blaͤſer nur eine Hand breit in den Herd. Es gehet ein ſolcher Herd beinahe 6 Stunde, weil die Kupfer vielen ſchwarzen Glimmer bei ſich fuͤhren: Der Abgang betraͤgt, dem ohngeachtet, aber auf einen Centner Schwarzkupfer nicht mehr, als 6 bis 8 Pfund. Die Kupfer ſind bei alle dieſem recht gut, und ſie verdienen den Nahmen der Gallmeikupfer.
Die Verfahrungsart bei dem Schmelzen in dieſer Art iſt recht gut: Denn alle noch gehaltige Roſt - und Gaarſchlakken werden nicht nur mit Nuzzen vorgeſchlagen, ſondern es ge - hen auch die Schmelzen an ſich ſelbſt ſo rein, daß die Schmelzſchlakken, welche ſehr zaͤh ge - hen, faſt gar kein Metall halten.
Die Bergamtsbediente beſtehen in dem Bergrichter, dem Bergvogt, oder dem iedes - maligen Burgemeiſter der Stadt Sangerhauſen, dem Bergſchreiber, als Stadt - ſchreiber, dem Schichtmeiſter und dem Geſchwohrnen. Der erſte bekomt iaͤhrlich 50 -, der zweete 24 -, und der dritte 12 Thaler. Der Schichtmeiſter empfaͤngt, nebſt dem freien Holz, und der Wohnung woͤchentlich 5 -, der Geſchwohrne aber 4 Thaler.
Zu den uͤbrigen Bedienten gehoͤret der Huͤttenmeiſter, der Ober - und zwei Unter - ſteiger. Dem erſtern werden woͤchentlich 2 Thaler, dem andern aber 2 Thaler 2 Gute - groſchen gereichet, beide aber bekommen noch auſer dieſem frei Holz, Licht und Woh - nung. Einem Unterſteiger wird woͤchentlich nur 1½ Thaler bezahlt.
Bei denen Gruben arbeiten ohngefaͤhr 72 Mann. Den Lohn, welchen ſie bekom - men, habe ich §. 13. ſchon angezeigt. Sie foͤrdern in einem ganzen Jahr ohngefaͤhr 14 - bis 1500 Fuder Schiefern. Es bekomt ein Schmelzer woͤchentlich 1½ Thaler, ein Vorlaͤufer 1 Thaler und 6 Gutegroſchen, ein Tagloͤhner aber 1 Thaler. Von einem Centner Kupfer gaarzumachen bezahlet man mit Jnbegrif des Zuhaltens 5½ Gute - groſchen.
Jch habe §. 5. den Preis des Holzes und der Kohlen ſchon bemerkt, und darum habe ich es nicht noͤtig, daß ich mich hier noch damit aufhalte.
Es komt ein Maas Fluß, welches gekauft wird, und 3 Centner enthaͤlt, bis auf die Huͤtte 20 Gutegroſchen zu ſtehen.
Alle Vierteliahr pfleget man nur auszulohnen: Wann aber ſechs Wochen in dem Quartal verfloſſen ſind; So bezahlt man einſtweiln auf Abſchlag.
Man machet, wann das Werk gut gehet, in einer Woche 15 -, und alſo in einem Jahr 780 Centner Gaarkupfer. Der Churfuͤrſt von Sachſen bekomt davon, als Bergherr, nur den Zwanzigſten, weil die iezzige Gewerken viele Koſten in dieſes Werk verwendet, und daſſelbe wieder in Aufnahme gebracht haben. Der Centner Kupfer wird von denen Gewerken zu 28½ Thaler angeſchlagen. Die Ausbeute ſoll ſich in einem Jahr ohngefaͤhr auf 2000 Thaler belaufen koͤnnen.
Dieſes Bergwerk gehoͤrte vormals halb dem Rath in Sangerhauſen, und halb dem Grafen von Einſiedel: Weil ſich aber die Schiefern nach und nach ver - unedelt haben, und das Werk faſt auflaͤſſig worden iſt; So iſt vor nicht langer Zeit die einſiedeliſche Haͤlfte kaͤuflich, die andere Haͤlfte des Raths aber dergeſtalt pachtweis an die Herrn Bethmann uͤberlaſſen worden, daß dieſelbe alle Jahr einen Pacht von 150 Thaler entrichten muͤſſen. Sie ſind dieſemnach auf das ganze ſangerhaͤuſer Re - vier beliehen.
Dem Bergamt iſt die Juſtiz uͤbertragen, worin es ſich nach der oberſaͤchſiſchen Bergordnung richtet. Die Bergleute genieſen die gewoͤhnliche Freiheiten: Sie ſind naͤmlich von allen Abgaben verſchonet, die nicht auf den Grundſtuͤkkern haften.
Die Schieferbergwerke in dieſer Gegend ſind um das 1199 Jahr fuͤndig wor - den. Sie ſind vielen Jrrungen und Streitigkeiten ausgeſezt geweſen, die man in Ciriaci Spangenbergs mansfeldiſcher Chronik aufgezeichnet findet.
Das Schieferfloͤz faͤngt gleich bei Elsleben an, und erſtrekt ſich bis nach Mans - feld und Hekſtaͤdt. Es ſchmeiſt ſich um dieſe Staͤdte in einem halben Circul herum, und daher ſtreicht es 2 bis 3 Meilen in das Feld. Eben darum liegen aber auch die Gruben teils bei Eisleben, und teils bei Mansfeld und Hekſtaͤdt. Jene liegen, von Eisleben aus, gegen Mittag, und in einem ſehr ſanften Gebirge, welches bei der Stadt anfaͤngt, und bis zu einer groſen Ebene in die Hoͤhe ſteiget, in welcher, in einer Laͤnge von 1000 Lachter, unzaͤhlich viele Schaͤchte befindlich ſind. Die mansfeldiſche Gruben liegen ebenwol mehrenteils gegen Mittag, und ſie erſtrekken ſich bis nach Hekſtaͤdt. Die Gruben, welche zu Hekſtaͤdt gehoͤren, liegen endlich an und um die Stadt.
Es ſchieſet dieſes Floͤz an einigen Orten ſehr ſtark ein, und es iſt mit vielen Waſſern ange - fuͤlt, die eines Teils durch Stollen, andern Teils aber durch Kuͤnſte geloͤſt werden muͤſſen. Bei Eisleben an der ſuͤſen See gegen Morgen faͤngt der Hauptſtollen an, welcher ſchon bei 800 Lachter lang, und mit ausgemauerten Lichtloͤchern verſehen iſt. Es bringt dieſer Stol - len 63 Lachter Teufe ein, und er wird noch beſtaͤndig auf denen Schiefern zwiſchenH h 3dem246Das zwoͤlfte Stuͤkdem Hangenden und dem Liegenden, wo er keiner Verzimmerung bedarf, weiter fort in das Feld getrieben. Ein noch tieferer Stollen iſt gleich unter der ſuͤſen, aber uͤber der daran liegenden geſalzenen See angefangen, welcher zwar 3½ Lachter mehr Teufe ein - bringet, als wie iener, aber ohngefaͤhr erſt 250 Lachter in das Feld getrieben iſt. Der erſtere Hauptſtollen iſt an etlichen Orten ſehr bruchfaͤllig, und eben darum ſucht man ihn mit dem leztern abzubauen, zugleich aber das ganze Feld mehr aufzuſchlieſen.
Man muß dieſes als etwas Beſonderes in der Natur anmerken, daß die ſuͤſe und die geſalzene See kaum eine Viertelſtunde von einander liegen, und iene ſuͤſes, dieſe aber geſalzenes Waſſer enthaͤlt. Beide liegen in vertieften Oertern, und ſie haͤben ihren Urſprung von denen Quellen, die in ihnen befindlich ſind. Es muͤſſen daher in der geſalzenen See, aller Wahrſcheinlichkeit nach, wirkliche Salzquellen anzutreffen ſein.
Man trift in dieſer Gegend acht Roh - und eine Seigerhuͤtte an. Zwei von de - nen erſtern liegen eine halbe Stunde unter Eisleben, gegen Mitternacht, in dem Huͤtt - grund, und es ſind in einer ieden zwei hohe, und ein Krumofen befindlich. Drei an - dere liegen gleich unter Mansfeld unter einander, an der Wipper, wovon die erſtere die Silber -, die andere die Creuz -, und die dritte die Catharinenhuͤtte heiſet. Jn der erſtern ſind zwei, in der andern vier, und in der dritten zwei hohe Brilloͤfen, in ei - ner ieden iſt aber auch auſer dieſen noch ein Krumofen mit Brillen. Noch zwei andere Huͤtten liegen unter Grosaͤhren, eine noch andere aber an Burgaͤhren an der Wip - per. Sie ſind ebenwol mit einigen hohen, und mit einem Krumofen mit Brillen, und den dazu erforderlichen Roſtoͤfen verſehen. Die neunte, die Seigerhuͤtte, liegt eine Viertelſtunde unter Hekſtaͤdt, und an der Wipper. Es ſind in ihr zwei Friſch -, vier hohe mansfeldiſche Oefen, zwei Krumoͤfen, acht kleine und zwei groſe Seigeroͤfen, zwei Darroͤſen, und drei Treiboͤfen, nebſt zwei Gaarherden. Die Raͤder, welche die Baͤlge treiben, wodurch der Wind in die Oeſen gebracht wird, ſind nur 10 Fus hoch: Damit das Geblaͤſe dennoch aber friſch gehen moͤge; So ſtehet auf einer ieden Welle des Waſſerrades ein Trilling, der ohngefaͤhr drei Fus hoch iſt, welcher in das auf der Balgwelle ſtehende Stirnrad greifet, welches fuͤnf Fus hoch iſt, und die Balge treibet. Es wird alſo durch dieſe Zuſammenſezzung die Kraft vermehrt, wobei dann das Zeug nicht nur geſchwinder, ſondern auch ſanft und gleichfoͤrmig gehet. Jn denen meiſten Huͤtten trift man kleine Proboͤfen an, die 4 Fus hoch, und 1½ Fus in das Vierek weit ſind. Man pflegt in dieſen kleinen Oefen, mit dem ſonſt gewoͤhnlichen Geblaͤſe, nur einige Centner Schiefern zur Probe zu ſchmelzen. Sie haben alſo den Vorteil, daß man, mit einer groſen Erſpahrung der Kohlen, die Schiefern in dem Kleinen ſchmelzen, und ihren Gehalt erforſchen kan.
Das Holz und das Kohlenmaas hat eben die Groͤſe, wie zu Sangerhauſen (§. 5. im 11. St.). Die Kohlen muͤſſen aus dem Preuſſiſchen und Churſaͤchſiſchen auf 12bis247von denen Schieferbergwerken in der Grafſchaft Mansfeld. bis 18 Stunde Weges, und zwar auf der Axe herbeigeſchaft werden. Es komt dieſem nach ein Malter Holz auf etliche, ein Schokfuder Kohlen aber auf 3, 4, 5 bis 600 Thaler zu ſtehen. Fehlt daher dieſen Werken irgend was: So iſt es der Vorrath an Holz und Kohlen.
Die Minerallagen liegen in dieſen Gegenden in der folgenden Ordnung unter ein - ander: Man durchſinket naͤmlich:
Es iſt ſonſt bei den Schieferwerken ſehr gewoͤhnlich, daß unter den Schiefern und auf dem Liegenden Sanderze brechen: Allein bei dem Floͤz an dieſem Ort findet mandieſelbe248Das zwoͤlſte Stuͤkdieſelbe ganz und gar nicht. Es faͤlt dieſes Floͤz in der Gegend Eisleben ſehr ſtark, und in einem Lachter beinahe eins: Jn der Gegend Mansfeld und Hekſtaͤdt hingegen liegt daſſelbe meiſt wieder gerad. Das Streichen deſſelben gehet von Morgen nach Abend, das Fallen aber nach Mitternacht. Bei Eisleben gehet es auf dem Gebirg, in einem Thal gegen Mittag, zu Tag aus, wo die Schiefern unedel ſind, gegen die Stadt aber ſchieſt daſſelbe ein. Es richtet ſich dieſes Floͤz uͤberhaupt in dem Streichen und Fallen nach der Lage des Gebirgs an dem Tag. Daſſelbe ſtreicht und faͤlt alſo, wie die Gebirge.
Die Schiefern ſind durchgaͤngig gut und edel: Denn man findet auf dem ganzen Floͤz wenige oder keine taube Mittel, doch ſind ſie an dem Ausgehenden unedel. Nur dieſen Unter - ſcheid bemerkt man an ihnen, daß ſie nahe an dem Tag ganz taub, in der Mittelteufe in einem fort edel, in dem Tiefſten aber aͤrmer, als wie in dem Mittel ſind. An denen Orten, wo das Floͤz einſchieſet, da erfaͤhrt man, daß es oͤfters Ruͤkken unter ſeinen Horizont machet: Es legt ſich aber auch nach dieſem wieder gerad, hernach aber ſpringt es wie - der in die Hoͤhe: Es machet alſo einen ſo genanten Graben. Die Hoͤhe der Schie - fern iſt zwar verſchieden, in dem Durchſchnitt aber kan man dieſelbe nicht hoͤher, als 5 Zoll rechnen. Das Feld derſelben iſt ſo gros, daß man iezzo das Ende der Schie - fern noch nicht weis, ſo lang auch dieſe Werke betrieben worden.
Jn denen Kalkgebirgen findet man erſtaunliche Hoͤhlungen, die man Kalkſchlut - ten nennet. Es fallen in ihnen groſe Mengen von Waſſer dergeſtalt weg, daß man nicht weis, in was vor einen Abgrund ſie gekommen ſind. Man bedienet ſich daher die - ſer Hoͤhlungen, worin man oͤfters ganze Haͤuſer ſezzen kan, mit ſehr groſem Vorteil: Denn man treibt aus ihnen nach dem einſchieſenden Floͤz Stollen, und fuͤhrt dadurch die Waſſer ab.
Dieſe koͤnnen, dem aͤuſern Anſehen nach, in folgende geteilt werden: Naͤmlich:
Die Schiefern halten nicht mehr, als 1½ -, und hoͤchſtens 2 Pfund Gaarkupfer: Denn man bringt in dem Groſen auf 48 Centner, oder ein Fuder Schiefern nur ⅝ bis ¾ und hoͤchſtens 1 Centner Kupfer heraus; Weil 2½ -, 2 und 1 pfuͤndige, ia wol auch noch geringhaltigere Schiefern mit durchgeſchmolzen werden.
Der Grubenbau iſt in dieſen Gegenden ziemlich weitlaͤuftig. Die Schaͤchte ſind mehrenteils 20, 30, 40, 50 bis 60 Lachter tief, bei Eisleben aber liegt das Floͤz, weil es an dieſem Ort ſehr einſchieſet, wol 80 und 100 Lachter tief unter der Erde.
Die Schiefern werden ſtrebweis herausgehauen. An denen Orten, wo das Floͤz ſehr ſtark faͤlt, gewinnt man dieſelbe, wie zu Sangerhauſen §. 13. im 11. St., durch Huͤlfe der Querſchlaͤge und der Sohlen, die in dem Seigern 12 Lachter von einander entfernt ſind. Das Foͤrdern geſchiehet in denen Sohlen mit Kuͤbeln, in denen gleichen Strekken aber mit Hunden, welche die Jungen an das Bein zu ſchnallen pflegen. Wenn dabei die Foͤrderung ſehr weit iſt: So wechſeln die Jungen mit einander, und einer ſchlept dem andern zu. Bei denen tiefen Schaͤchten bedienet man ſich der viermaͤnniſchen Haspel, die in dem Rennbaum 15 bis 16 Zoll dik, und auf einer ie - den Seite mit doppelten Haspelhoͤrnern verſehen ſind. Die Schaͤchte ſind an einigen Orten 1½ Lachter in das Gevierte weit, damit man zwei Ziehſchaͤchte neben einander vorrichten koͤnne: Bei dieſen Schaͤchten aber ſtehet der eine um eine Manneshoͤhe tie - fer, als wie der andere, damit die Haspelknechte einander nicht hindern moͤgen.
Die Grubenarbeit bei dieſem Bau iſt dergeſtalt eingerichtet, daß die Haͤuer die Haspelknechte und die Jungen bezahlen, und ſich ſelbſten das Gezaͤhe, das Geleucht, das Pulver, und die Kuͤbel anſchaffen muͤſſen. Es wird ihnen alſo neben ihrem Geding - geld weiter nichts, als der Haspel, das Seil und die Kohlen zu dem Ausſchmieden des Gezaͤhes von Seiten der Gewerkſchaften gereichet Sie arbeiten des Tages nur acht Stunden. Es bekomt ein Haͤuer und ein Schmid woͤchentlich 30 Gutegroſchen, ein Haspelknecht 1 Thaler, ein Junge aber 18 Gutegroſchen. Jn einer Schicht kan ein Haͤuer, wann es vor der Streb feſt iſt, 2 -, wann es aber gebrech iſt, 3 bis 4 Cent - ner Schiefern hauen. Er bekomt dieſemnach, und in Ruͤkſicht auf ſeinen Lohn, und der von ihm zu ſtellenden Koſten, von einem Centner 4, 5 bis 6, und hoͤchſtens 7 Gute - groſchen Haͤuerlohn: Ein Fuder Schiefern komt alſo in den Gewinnungs - und Foͤrde - rungskoſten auf 8, 10, 12 und 14 Thaler zu ſtehen. Jn denen Schaͤchten, den Stol - len, den Querſchlaͤgen und den Sohlen verdingt man nach der Groͤſe des Lohns, und der Feſtigkeit des Geſteins.
Die Verzimmerung beſtehet in denen Schaͤchten aus Bohlenioͤchern, die ich §. 15. im 11. St. ſchon beſchrieben habe. Die Stollen ſind an den Orten, wo das Geſtein nicht ſtehet, ausgemauert, und in der Firſt mit einem Gewoͤlbe geſchloſſen. Jn denen Streben pflegt man da, wo die Haͤuer arbeiten, nur kleine Stempel zu ſchlagen, weil das Geſtein wegen der Feſtigkeit des Dachs, und der niedrigen Arbeit, die nur achſel - hoch iſt, keinen Druk hat. Wann die Schiefern heraus gehauen ſind: So ſchlaͤgt man alsdann die Stempel wieder heraus, und verſezt die ausgehauene Streben mit Bergen.
Man leitet die Wetter mit Durchſchlaͤgen, vermittelſt der Wetterthuͤren, in die Streben. Aus denen Schaͤchten treibet man die boͤſe Wetter durch das Keſſeln: Man haͤngt naͤmlich in einem eiſernen Keſſel, welcher in dem Boden durchloͤchert iſt, einige brennende Wellen in dieſe Gruben.
Die Waſſer werden zwar hauptſaͤchlich durch Stollen geloͤſet: Weil man aber an einigen Orten noch tiefer gebauet hat, als ihre Teufe betraͤgt, die ſie einbringen; So iſt bei Eisleben, wo kein Gefaͤlle auf der Erde zu haben ſtunde, unter Tag eine Waſſerkunſt angelegt worden. Eine eben dergleichen Maſchine hat man auch zu Hek - ſtaͤdt angelegt. Sie thun beide gute Dienſte, und haben die Waſſer uͤber 20 Lachter hoch, und von dem Floͤz auf die Stollen. Jhre Aufſchlagwaſſer bekommen ſie mei - ſtenteils von denen Waſſern, die auf dem Floͤz zuſammenlaufen. Sie beſtehen aus Raͤdern von der groͤſten Art, und darum treiben ſie Saͤzze, die 12 bis 14 Zoll weit ſind, und 6 Lachter hoch heben. Eben daher ſind aber auch die Geſtaͤnge ſehr grob und ſchwer, und ſie gehen auf Walzen.
Da man die Schiefern unter Tag nicht gut erkennen, und rein aushalten kan: So werden dieſelbe noch einmal an dem Tag von beſondern Klaubeſteigern ausgeſchie - den, welche Arbeit man das Klauben zu nennen gewohnt iſt.
Zu der Beſtimmung der ausgedehnten Groͤſen gebraucht man ein Lachter, wel - ches 7 Fus lang iſt, und 3½ leipziger Elen ausmacht. Es wird in Achtel, ein Achtel aber in 10 Zoll, mithin das Ganze in 80 Zoll geteilt.
Damit man den groͤbſten Schwefel und Arſenik aus denen Schiefern treiben, und die Bergart zugleich etwas milder machen moͤge: So pflegt man die Schie -J i 2fern252Das zwoͤlfte Stuͤkfern auf freiem Plaz erſt einmal zu roͤſten. Es gehet dieſe Roͤſtung ſehr leicht von Stat - ten: Denn man macht nur eine Schicht von Schiefern, die zwei Fus hoch iſt, und macht auf dieſelbe ein Bett von einfach uͤbereinander gelegten Wellen, auf dieſes aber ſtuͤrzt man noch einige Fus hoch Schiefern, und ſtekt die Wellen an, da dann die Schie - fern, wegen dem Pech und dem Schwefel, das ſie bei ſich fuͤhren, in ſich ſelbſt brennen. Wann man hierbei gewahr wird, daß dieſelbe gern zuſammenflieſen, und ſie bekommen eine braune, oder eine gelbliche Farbe; So ſind ſie gehaltig und gut: Geſchiehet aber dieſes nicht, und ſie werden aſchgrau, und weislich; So ſind ſie geringhaltig.
Man bedienet ſich bei dem Schmelzen der Schiefern der ſo genanten hohen mans - feldiſchen Oefen mit Brillen und Sohlſteinen. Jhre Form liegt beinahe waagerecht, 5 bis 6 Zoll in den Ofen, und 28½ Zoll hoch. Das Geſtuͤbe in denen Brillen beſtehet aus halb Leimen, und halb Kohlloͤſch. Die Schicht wird aus einem Fuder Schiefern, und drei Maas Flußſpaht zubereitet, weil die Schiefern etwas ſtreng ſind. Die Roſt - ſchlakken ſind nicht nur hizzig und fluͤſſig, ſondern ſie halten auch noch etwas Metall: Weil nun beides bei dem Schmelzen Voͤrteile verſchaffet; So werden ſie denen Schie - fern nach und nach wieder zugeſchlagen. Auf ein Fuͤllfaß voll Kohlen ſezzet man 2 bis 3 Troͤge von der Schicht, wobei dann in einer Woche 14 bis 16 Fuder Schiefern durchgehen. Jn 24 Stunden gehen alſo ohngefaͤhr zwei Fuder durch. Es fallen von dieſen 4 bis 5 Centner Stein, welcher 30 bis 40 Pfund Kupfer haͤlt. Ein Fuder Schiefern gibt demnach ⅝ bis ¾ Centner Kupfer (§. 11.). Es gehet ein Ofen bei dieſer Art zu ſchmelzen 12 bis 13 Wochen ohnunterbrochen fort, und zu einem Fuder Schie - fern werden 8 Maas Kohlen erfordert.
Die Rohſteine, die von dem Schieferſchmelzen fallen, roͤſtet man unter freiem Himmel in gemauerten Roſtſtaͤdten mit Holz und Kohlen. Man gibt ihnen dabei Dek - ken, und toͤſtet ſie 7 bis 8mal, und ſo lang bis ſie recht gaar ſind, und man das Kupfer in ihnen ſehen kan. Sie werden hierauf auf kleinen Krum - oder ungeriſchen Oefen mit Brillen durchgeſtochen. Die Stuͤbe bereitet man dabei aus halb Leimen, und halb Kohlloͤſch, die Form aber legt man 28 Zoll hoch. Es faͤlt von dieſem Durchſtechen meiſtentheils Schwarzkupfer, welches 6, 8, 12 bis 18 Loth Silber haͤlt. Es wird in Scheiben geriſſen, oben und unten ausgehauen, von allen Rohhuͤtten nach der hekſtaͤd - ter Seigethuͤtte geſchaft, und daſelbſt geſeigert. Von dieſer Schmelzarbeit faͤlt zugleich auch etwas Spurſtein, den man auch Duͤnnſtein zu nennen gewohnt iſt: Weil aber die Centnerzahl deſſelben ſehr gering iſt; So bringt man ihn, wie an mehrern Orten, wieder zu andern Rohſteinen. Man ſezzet dieſe Roͤſte um deswillen gern auf denen Krummoͤfen durch, weil man aus Gruͤnden der Erfahrung davor haͤlt, daß man dabei reinere Schwarzkuͤpfer, als wie bei den hohen Oefen bekaͤme, die alle Unart wieder zu - ſammen arbeiteten. Aus eben der Urſach legt man auch die Form ſo hoch. Jch leugnebeides253von denen Schieferbergwerken in der Grafſchaft Mansfeld. beides nicht: Nur merke ich dabei an, daß in dem erſtern Fall mehr Kohlen verbrent, in dem andern aber hizzigere Durchſtechen, und folglich auch unreinere und reichere Roſt - ſchlakken gemacht werden.
Die Schwarzkupfer, die von denen Roſtdurchſtechen fallen (§. 22.), pflegt man von allen acht Rohhuͤtten (§ 4.) auf der hekſtaͤdter Seigerhuͤtte an dem Dorf Wie - derſtaͤdt, welches eine Viertelſtunde unter Hekſtaͤdt lieget, zu ſeigern. Sie ſind von einem gar verſchiedenen Gehalt (§. 22.): Weil nun der Bleiverbrand gar zu gros ſein wuͤrde, wann man eine iede Art dieſer Kupfer beſonders, und die reichen erſt reich - und hernach armfriſchen wolte; So machet man von denen armen Kupfern, wie man es an mehreren Orten gewohnt iſt, erſt Armwerke, mit dieſen und den Kraͤzwerken aber friſcht man alsdann die reiche Kupfer reich und zugleich aus, welches auf kleinen Friſch - oͤfen geſchiehet, deren Form 12 bis 13 Zoll hoch lieget. Man machet bei alle dieſem inzwiſchen ſehr wenige Armfriſchen, und kaum eins, bis drei Reichfriſchen geſchehen, weil man bei ihnen, wegen dem groſen Bleiverbrand, keinen Vorteil hat. Sie ge - ſchehen nur in dem Nothfall, und alsdann, wann keine hinlaͤngliche Kraͤzwerke zu denen Reichfriſchen da ſind.
Bei denen Armfriſchen iſt man gewohnt in ein Stuͤk, welches in ¾ Centner Schwarzkupfer beſtehet, 42 bis 46 Quentin Silber zu nehmen, dieſen aber ſchlaͤgt man $$\frac{10}{4}$$ Centner Blet zu, wovon dann 4¼ bis 4½ loͤthige Werke erfolgen ſollen.
Wann man ein Reichfriſchen macht: So ſchlaͤgt man auf ein Stuͤk, wie ge - woͤhnlich, $$\frac{11}{4}$$ Centner Arm - oder Kraͤzwerke zu, und nimt in ein ſolches Seigerſtuͤk 72 Quentin Silber. Es fallen alsdann 6¼, 6½ bis 6¾ loͤthige Werke. Man ſiehet es dabei nicht gern, wann ſie in dem Gehalt bis auf 7 Loth kommen, weil in dieſem Fall, durch die Nachlaͤſſigkeit der Schmelzer zu viel Blei verbrent worden, wobei die ausge - friſchte Kupfer zu reich bleiben.
Das Geblaͤſe bei dem Friſchen gehet ſehr geſchwind: Und kaum iſt der Balg zugegangen; ſo gehet er wieder auf. Es iſt uͤberdis auch ſo vorgerichtet, daß es, der Ordnung nach, indem der eine Balg auf dieſer, der andere aber auf iener Seite ſcharf an der Ekke der Form anſtreichet, uͤberJ i 3das254Das zwoͤlfte Stuͤkdas Creuz, und in die Winkel in dem Ofen blaͤſet. Die Stuͤkker gehen daher mit einer ſehr groſen Geſchwindigkeit durch den Ofen, wobei man dieſen Vorteil hat, daß um deſto weniger Blei ver - brent wird. Weil dieſes iſt, und weil die Vorſchlaͤge mehrenteils aus reinem Blei beſtehen: So gibt es auch wenige oder gar keine Schlakke, und nur etwas Kraͤz, die von denen Stuͤkkern abge - zogen wird.
Man friſcht alſo, wie aus der gemachten Beſchreibung klar iſt, alle Schwarzkupfer auf einmal aus, welches einen nicht geringen Vorteil ſchaffet: Denn wolte man dieſelbe erſt reich - und hernach arm - und ausfriſchen; So wuͤrde ein weit groͤſerer Bleiverbrand entſtehen, weil mehrere Bleie oͤfterer in das Feuer kaͤmen.
Es beſtehet ein Friſchen gewoͤhnlichermaſen in 36 bis 40 Stuͤk: So wie man aber in mehre - ren Gegenden 4 bis 5 Friſchen hinter einander her und auf einem Zumachen durchzuſezzen pflegt; So geſchiehet es auch hier. Die Erfahrung hat es ſchon lang bewieſen, daß man dabei ſehr viel an der Zeit, den Kohlen und den Bleien erſpahret.
Die Seigerſtuͤkke werden eines Teils auf kleinen Seigerherden, andern Teils aber in groſen Seigeroͤfen mit Wellen geſeigert, die wie ein ſonſt gewoͤhnlicher Darrofen be - ſchaffen, und auf der einen Seite mit einem Windofen und Windfang verſehen ſind, wozu ſchon Schluͤter den Weg gebahnt hat. Man ſeigert in einem kleinen Seiger - ofen 8, in einem groſen aber ohngefaͤhr 50 Seigerſtuͤkke, die ſich in dem leztern nicht ſo gut ſezzen, als wie in dem erſteren.
Das Darren der Kienſtoͤkke geſchiehet in gewoͤhnlichen, aber etwas groſen Darr - oͤfen. Man ſezzet in einen ſolchen Ofen ohngefaͤhr 200 bis 280 Centner Kienſtoͤkke, woraus dann 130 und 220 Centner Darrlinge erfolgen.
Man machet die ausgedarte Kupfer auf einem kleinen Gaarherd zu Kaufmanns - gut. Es hat dieſer Herd die Geſtalt einer halben Kugel, und er haͤlt ohngefaͤhr 2 Cent - ner. Das Geſtuͤbe, welches man dabei gebraucht, iſt leicht, den Herd ſelbſt aber pflegt man mit Leimen auszuſchmieren, weil ſich die Kupfer alsdann beſſer heraus reiſen laſſen. Die Form blaͤſet uͤber die halbe Tiefe des Herds, und beinahe in den Grund. Die Kupfer ſind ſehr gut, und darum gehet ein Herd nicht laͤnger, als ¾ Stunde, wobei dann auf einen Centner nur 4 Pfund abgehen. Sie ſind, weil ſie zu der beſten Art gehoͤren, und keinen Glimmer haben, ſehr duͤnn, eben daher werden ſie aber auch zu dem Meſſingmachen gebraucht. Jhr Gehalt ſoll ſich nur auf ein Loth Silber er - ſtrekken.
Anmer -255von denen Schieferbergwerken in der Grafſchaft Mansfeld.Wann dieſe Kupfer in einem groſen Verblasofen gaargemacht werden koͤnten: So wuͤrde man ſehr viele Kohlen erſpahren; Weil man in dieſem Fall mit Wellen feuern kan.
Das Treiben wird, wie gewoͤhnlich, verrichtet: Man machet aber die Treiben viel groͤſer, als wie an dem Haarz, und treibt auf einem Herd 90 bis 100 Centner, wozu 14 bis 15 Stunden erfordert werden.
Die Kraͤz, die von dem Friſchen, dem Seigern, dem Darren, dem Gaarmachen und dem Treiben faͤlt, beſchikt man durch einen hohen mansfeldiſchen Ofen ohne Bril - len, in welchem die Form 20 Zoll hoch liegt. Die Schicht wird aus 12 Centner Glaͤtt, aus 16 Centner Herd, und aus 8 Karn Kraͤz zubereitet. Die Werke, die von ihr fal - len, ſollen 3 bis 4 Loth Silber halten. Sie werden, wie ich ſchon §. 25. gemeldet habe, bei denen Reichfriſchen zugeſchlagen. Zuweiln aͤndert ſich, ie nachdem die Kraͤz ſehr bleiiſch und arm, oder reich an Kupfer und an Silber iſt, dieſe Beſchikkung, und als - dann werden in dem erſten Fall entweder arme Kupfer zugeſchlagen, oder an der Schwemme abgebrochen, in dem andern aber mehrere bleiiſche Vorſchlaͤge genommen. Es gehet bei dieſen Schmelzen der ſaͤmtliche Herd auf, der vierte Teil der Glaͤtt aber, welcher bei denen Friſchen zugeſchlagen wird, bleibt uͤbrig. Dieſemnach wird weder Glaͤtt noch Herd allein gefriſcht.
Die Bleiſchlakken, die von dem Friſchen und dem Kraͤzſchmelzen fallen, ſchmilzt man auf einem hohen Ofen zwei - bis dreimal vor ſich ohne Zuſchlaͤge nach, woraus man dann einen noch groſen Teil des Bleies erhaͤlt. Die Schlakken, die nun noch von dieſem Schmelzen fallen, die werden mit armen und fluͤſſigen Schiefern geſchmol - zen. Man iſt dabei des Vorteils teilhaftig, daß man mit Nuzzen ſo wol das Metall aus denen Schlakken, als denen armen Schiefern erhaͤlt.
Jch glaube, daß die Formen bei dieſen Arbeiten noch zu hoch liegen, und daß man groͤſere Gaarmachen, und groͤſere Treiben machen koͤnne. Der Bleiverbrand ſoll ſich inzwiſchen bei einem Centner, der 114 Pfund ausmacht, nicht hoͤher als auf 30 Pfund belaufen.
Jn Eisleben ſizt das Bergamt, welches bei allen mansfeldiſchen Werken die Direction hat. Es beſtehet aus dem Oberzehndner, dem Zehndner, dem Bergrichter, dem Berg - ſchreiber, dem Reviſor, als Gegenſchreiber, den Schichtmeiſtern, und dem Wardein, als Kohleninſpector. Unter dem Bergamt ſtehen die Geſchwohrne, die Fahr - oder Ober - ſteiger, und die Klaubeſteiger. Einer der erſteren bekomt woͤchentlich 5 -, der andern 3 -, der lezteren aber 2 Thaler. Bei denen Huͤtten ſtehen der Huͤttenfactor, die Huͤtten - ſchreiber und der Anrichter.
Wann dieſe Werke in dem gewoͤhnlichen Gang ſind: So arbeiten bei ihnen uͤber 1 500 Menſchen. Den Lohn der Grubenarbeiter habe ich §. 14. ſchon gemeldet: Jch muß alſo nur noch die Loͤhne derer Schmelzer bemerken. Es bekomt ein Friſcher und ein Treiber woͤchentlich 1 Thaler und 8 Gutegroſchen, ein Schmelzer 1½ Thaler, ein Vorlaͤufer aber 1 Thaler und 4 Gutegroſchen: Dem Seigerer und dem Gaarmacher werden woͤchentlich 1 Thaler 5 Gutegroſchen gereichet, wovor ein ieder, wie alle andere Huͤttenleute, in einer Woche 5½ Schichten thun, der erſte aber in einer Schicht zwei Oefen abſeigern, der andere aber vier Herde Kupfer gaarmachen muß: Fertiget der leztere inzwiſchen noch mehr, als vier Herde; So wird ihm ein ieder noch beſonders und mit 1 Gutengroſchen bezahlt. Weil dieſe Loͤhne etwas gering ſind, und die Leute keine be - ſtaͤndige Arbeit haben: So werden dem Gaarmacher iaͤhrlich noch 30 -, dem Schmel - zer und Treiber 15 -, dem Vorlaͤufer aber 10 Gulden Wartgeld gereichet. Die Koſten des Holzes und der Kohlen habe ich §. 5. ſchon gemeldet: Jch bemerke daher nur noch ſo viel, daß das Schokwellen 6 Gutegroſchen Forſtgeld koſtet, und daß dieſe nur eine handdik ſind, daher dann auch mit 2 Pferden 18 bis 20 Schok geladen werden koͤnnen.
Der Fluß, den man bei dem Schieferſchmelzen gebrauchet, wird aus dem Stoll - bergiſchen angeſchaft: Es komt ein Centner auf 6 Gutegroſchen zu ſtehen. Die Bleie, die zu der Seigerarbeit erfordert werden, kauft man vor 5 Thaler, der Fuhrlohn betraͤgt aber auch noch 15 Gutegroſchen.
Es ſollen in einem Jahr uͤber 6000 Centner Kupfer, und bei 5000 Mark Silber ge - macht werden. Ein Centner Kupfer wird von denen Contrahenten mit 26 -, die Mark Sil - ber aber mit 12⅔ Thaler bezahlt.
Man loͤhnet alle vier Wochen die Arbeiter aus. Wann das Werk in dem voͤlli - gen Umgang iſt: So erſtrekken ſich die Koſten bei den drei Werken, naͤmlich bei Eisle - ben, Mansfeld und Hekſtaͤdt, auf 150,000 Thaler. Die acht Rohhuͤtten in dieſer Gegend bauen die Gruben, und bezahlen alle halb Jahr auf die leipziger Meß an die Gewerken die Ausbeute. Es belaͤuft ſich dieſe Ausbeute, welche mehrenteils leipzigern Kaufleuten zugutkomt, bei einer Huͤtte und auf eine Kuxe in einem halben Jahr auf 12 Thaler. Die Seigerhuͤtte gehoͤrt ienen Rohhuͤtten in Gemeinſchaft. Sie bekomt von denen Kupfern 8 Loth Silber vor die Seigerkoſten: Sie beſtehet dabei recht gut, und entrichtet alle Jahr bei 5000 Thaler Uiberſchuß an die Rohhuͤtten, denen ſie ihre Kupfer ſeigert und gaarmacht. Die Ausbeute von den Roh - und der Seigerhuͤtte zu - ſammen genommen kan ſich dieſemnach auf 34,000 Thaler belaufen.
Der Hauptſtollen wird von denen Huͤtten in Gemeinſchaft getrieben. Eine iede gibt daher zu der Stollencaſſe den fuͤnfzigſten Centner Kupfer.
Da das Bergamt die Direction hat (§. 32.): So iſt ihm auch ſo wol der innere Bergbau, als die Juſtiz uͤbertragen, in welcher Abſicht es dann alle Sonnabend verſamlet iſt. Es richtet nach der oberſaͤchſiſchen Bergordnung, weil Churſachſen das Bergregal beſizzet. Das Bergamt ſtehet unter dem Oberaufſeheramt, welches die Bergſachen von Wichtigkeit an das Berggemach zu Dresden berichtet.
Weil die Rohhuͤtten die Bergwerke in dieſer Gegend bauen (§. 36.): So ſind dieſelbe auch alle vergewerkſchaftet, und in 128 Kuxen geteilet. Einige bauen die Gru - ben in dieſem und ienem Revier allein, andere aber bauen dieſelbe in Gemeinſchaft. Jn dem leztern Fall ſchieſen die Huͤtten die Koſten, nach der Anzahl ihrer Kuxen bei. Wann daher zwei Huͤtten von einem, und drei von einem andern Ort dieſen oder ienen Berg - bau treiben: So geben iene ⅖, dieſe aber ⅗ der Koſten, wovor dann iene ⅖, dieſe aber ⅗ von den gewonnenen Schiefern bekommen. So bauen zum Exempel die zwei eisle - biſche, und die drei mansfeldiſche Huͤtten verſchiedene Gruben in dem eislebiſchen Revier.
Die Gewerken der Huͤtten ſind auf die ganze eislebiſche, mansfeldiſche und hek - ſtaͤdtiſche Terminei beliehen. Sie koͤnnen alſo einſchlagen, wo ſie wollen: Dagegen aber muͤſſen ſie an den Bergherrn den Zehnden entrichten.
Das Schieferwerk in dieſer Gegend wird ſeit 1691. von einer darzu belie - henen Gewerkſchaft getrieben. Es iſt ſchon vorher rege geweſen, aber mit keinem Ernſt betrieben worden.
Das Dorf Rothenburg, wovon das Werk den Nahmen bekommen hat, liegt an der Saal, in einem zwar nicht gar tiefen, aber doch ſtuͤkkelichten und prallichten Gebirg. Auf den beiden Seiten des Thals liegt das Gebirg oben auf der Hoͤhe ſehr eben, und nur hier und da trift man kleine Huͤgel und Thaͤler an. Die Gruben in dieſem Gebirg liegen in verſchiedenen Gegenden, welche man Reviere zu nennen pfleget. Das naͤchſte liegt gegen Abend gleich unter Rothenburg. Es heiſt das ſaalberger Re - vier. Man arbeitet darinnen nur noch in dem alten Mann, weil die Schiefern eines Teils weggehauen ſind, die noch anſtehende andern Teils aber unter der Saal durch -ſezzen,259von dem Schieferbergwerk bei Rothenburg an der Saal. ſezzen, wo man ſie, wegen den zudringenden Waſſern, nicht gewinnen kan. Gegen Mittag eine Stunde von Rothenburg liegt das kazzenthaler Revier. Eine Stunde weiter, zur Seite an Sandersleben, iſt die ſogenante Rothewelle, wo man ebenwol nur noch in dem alten Mann arbeitet, gleich daran aber der Todenhuͤgel, bei welchem man in dem Begrif ſtehet, eine neue Roskunſt zu bauen. Noch eine Stunde weiter, uͤber Burgaͤhren, nicht weit von Hekſtaͤdt, an einem Waͤldgen, liegt endlich die preu - ſiſche Hoheit.
Das Floͤz iſt an wenigen Orten ganz trokken, und daher hat man auf ein iedes Revier einen Stollen gebauet, welcher die Waſſer loͤſet. Jn dem Gebirg, welches auf das Thal folget, worinnen die Saal flieſet, iſt wenig oder gar kein Gefaͤll: Es muͤſſen daher faſt alle Stollen, wann ſie eine merkliche Teufe einbringen ſollen, von der Saal herauf getrieben werden, da dann die Waſſer aus einer Teufe von 30 Lachter geloͤſt werden koͤnnen.
Weil alſo die Gefaͤlle und ſelbſt auch das Waſſer auf dieſen Gebirgen rar iſt: So koͤnnen die Waſſer auf dem Floͤz unter den Stollenſohlen ſelten mit Waſſerkuͤnſten ge - loͤſt werden. Damit man dennoch aber das Floͤz troknen moͤge: So gebrauchet man eine andere Art der Kuͤnſte. Es ſind dieſe, dem Weſen nach, von ienen gar nicht, ſondern nur in der Art der Kraft verſchieden, die man bei ihnen zu appliciren pfleget. Sie werden durch Pferde getrieben, und heiſen daher Roskuͤnſte. Sie ſind faſt eben ſo beſchaffen, wie die Pferdegaipel, die ich §. 24. im 8. Stuͤk beſchrieben habe. Man findet zwiſchen ihnen nur dieſen Unterſcheid, daß bei den Roskuͤnſten an dem obern Teil der perpendicular geſtelten Welle, ein krummer Zapfen befindlich iſt, an welchem zwei Zeuge befeſtigt ſind, wovon das eine gerad in das Kreuz an dem Schacht, das andere aber erſt nach einem rechten Winkel in eine gegenuͤberſtehende horizontale Schwinge, und von da zuruͤk in ein, bei der Korbe horizontal liegendes halbes -, aus dieſem aber wie - der in das andere Kreuz an dem Schacht ſchiebet, woran die Schachtgeſtaͤnge hengen. Vermoͤge der Structur dieſer Maſchinen hengt die ganze Laſt beſtaͤndig an einem Kor - ben: Auſer dieſem gehen aber auch dieſelbe einmal leer, das anderemal aber haben ſie wieder die ganze Laſt in einem Teile des Herumgangs zu heben. Weil nun dieſe Um - ſtaͤnde nicht nur die Kuͤnſte an ſich ſelbſt, ſondern auch die Pferde gar ſehr belaͤſtigen: So pflegt man bei denen Wellen, die gerad in die Hoͤhe ſtehen, zwei Zapfen, und zwar einen unten, den andern aber oben anzubringen, und ſtelt dieſe nach dem Quadranten, da dann die Bewegung der Maſchine viel einfoͤrmiger und leichter von Statten gehet, weil die Laſt auf den ganzen Umgang verteilt wird.
Dieſe Maſchinen koſten gar viel zu unterhalten: Man muß ſie daher niemals anders, als wie in dem groͤſten Notfall erwaͤhlen. Sie ſind uͤberdis auch dem Nachteil unterworfen, daßK k 2ſie260Das dreizehnte Stuͤkſie langſam gehen muͤſſen, wann man die Pferde nicht ganz verderben, oder gar tod fahren will. Doch die Bewegung kan man leicht beſchleunigen, wann man dieſe Maſchinen ſelbſt mehr zuſam - menſezzen will.
Die Schmelzhuͤtte liegt gleich unter Rothenburg an der Saal, welche durch einen Arm betrieben wird, der von dieſem Fluß abgeleitet worden. Es ſtehen in ihr ſieben hohe mansfeldiſche, und zwei Kupferroſt - oder kleine Krummoͤfen, die mit Brillen, und neun Paar Baͤlgen verſehen ſind. Alle dieſe Baͤlge werden durch zwei unterſch laͤgtige Waſſerraͤder betrieben, die 10 Fus hoch ſind. Der Stos des Waſſers, und die daher ruͤhrende Kraft iſt zwar ſehr gros: Damit aber dieſes Maſchinenwerk um deſto leichter herum gehen moͤge; So ſtehen auf den Wellen der Waſſerraͤder Trillinge, die in die Stirnraͤder der Wellen greifen, welche die Baͤlge treiben.
Das Holz und die Kohlen ſchaft die Gewerkſchaft auf 18 Meilen aber auf der Saal mit ihren ſelbſteigenen privilegirten und gepachteten Schiffen herbei. Sie kau - fet ganze Heiden, um wolfeilere Preiſe zu erhalten. Das Holz wird malter - und klaf - terweis gekauft. Jenes iſt eben ſo gros, wie das ſangerhaͤuſer, welches ich §. 5. im 11. St. beſchrieben habe, und drei dieſer Malter machen ein Klafter. Das Kohlen - maas iſt etwas groͤſer, als wie ienes. Es haͤlt ſechs berliner Scheffel: Neun Maas machen ſchon ein mansfeldiſches, zwoͤlf aber erſt ein rothenburgiſches Fuder aus. Man rechnet auf ein ſolches Fuder, derer iaͤhrlich bei 5000 erfordert werden, drei Klafter Holz. Uiberhaupt koſtet ein Fuder Kohlen bis auf den Plaz 9 bis 10 Thaler zu ſtehen.
Da auch dieſes Werk aus einem Floͤz beſtehet: So werden folgende Minerallagen unter einander angetroffen:
Man findet alſo, der gemachten Erzaͤhlung nach, unter dieſem Floͤz keine Sand - erze. Die Ober - und die Lochberge haben dagegen iezuweiln einen ſolchen Gehalt, daß ſie noch mit Nuzzen in das Schieferſchmelzen genommen werden koͤnnen. Die Hoͤhe der gewoͤhnlichen Schiefern, die vor ſich ſchmelzwuͤrdig ſind, betraͤgt in dem Durch - ſchnitt, wann man die gemeine Hoͤhe der Schiefern betrachtet, nicht mehr, als wie 3 -, und an etlichen Orten nur 2 Zoll. Jn der vormaligen Zeit fande man in dem nunmehr eingegangenen und ausgehauenen Revier Gollwiz weit hoͤhere Schiefern: Denn dieſe waren etliche Fus hoch.
Das Floͤz hat in dieſer Gegend kein ordentliches und beſtaͤndiges Streichen und Fallen. Es liegt alſo in dieſem Betracht ſehr unordentlich, und es ſteigt und faͤlt mei - ſtens ſo, wie das Gebirg an dem Tag ab - und zunimt. Ob es nun zwar auf ſolche Weiſe Bukkeln und Mulden machet: So liegt es doch mehrenteils gerad. Zuweiln macht daſſelbe auch Ruͤkken, die in der Hoͤhe 2, 5 und 10 Lachter betragen, woran die Schiefern bald edel und bald unedel ſind, Es gehet mehrenteils gegen Mittag zu Tag aus: An dem Ausgehenden aber ſind die Schiefern, die faul gruͤn - und blauflek - kigt ſind, bald reicher und bald aͤrmer, als wie die, die unter dem Gebirg brechen. Auf dem Floͤz ſelbſt, in der Tiefe der Erde, ſind die Schiefern nicht beſtaͤndig edel: DennK k 3es262Das dreizehnte Stuͤkes fallen taube Mittel vor, die 10 und mehr Lachter breit ſind. Jn dem Tiefſten wird man endlich nicht gewahr, daß die gute Schiefern, wie an andern Orten, unedler und ungehaltiger werden.
Es kommen dieſe Mineralien meiſtenteils mit denienigen uͤberein, die bei denen mansfel - diſchen, nur drei Meilen davon gelegenen Werken, gewonnen werden: Und daher kan man mit einem ſehr groſen Grad der Gewisheit ſchlieſen, daß alle dieſe Werke auf ein und eben dem - ſelben Floͤz bauen, welches um ſo viel weniger einem Zweifel unterworfen iſt, weil die Floͤzze ſelbſt ſehr genau mit einander uͤbereinkommen.
Die Mineralien koͤnnen auch hier geteilt werden:
Die Schiefern haben einen gar verſchiedenen Gehalt: Sie halten 1, 1¼, 1½, 2¼, 3 und 4 Pfund Kupfer. Die reichen ſind ſelten, die armen brechen hingegen um deſto haͤufiger: Eben daher bringt man aber auch auf 48 Centner, oder ein Fuder, wann man die reich - und die geringhaltige durch einander ſchmilzt, nicht mehr, als hoͤchſtens einen Centner Gaarkupfer heraus. Ein Centner Schiefern haͤlt alſo in dem Durchſchnitt nur 1½ und hoͤchſtens 2 Pfund Gaarkupfer.
Der Grubenbau iſt in dieſen Tagen nicht weitlaͤuftig: Denn es gehen in dem Kaz - zenthal nur zwei, auf der Rothenwelle und dem Todenhuͤgel vier, auf der preuſi - ſchen Hoheit aber fuͤnf Schaͤchte. Sie erſtrekken ſich in eine Teufe, die 20, 25 bis 32 Lachter betraͤgt.
Die Schiefern werden ſtrebweis gewonnen, und zwar auf dem geraden Floͤz, mittelſt bloſer Sohlen, oder Fahr - und Foͤrderſtrekken, auf denen Ruͤkken und ſchiefen Lagen des Floͤzzes aber mit Querſchlaͤgen und Sohlen (§. 13. im 11. St.). Die Foͤrderung geſchiehet mit Hunden und Kuͤbeln in das Fuͤllort, von da dann das Gewonnene ange - ſchlagen, und durch Haspel zu Tag gezogen wird.
Die Streben ſind nur 10 bis 16 Zoll hoch, weil das Floͤz ſehr feſt iſt, und die Dachberge uͤber den Lochbergen, worunter die Schiefern liegen, nachgeſchoſſen werden muͤſſen. Die Einrichtung in der Gewinnung iſt dabei dieſe: Der Haͤuer muß die Haspelknechte und die Jungen lohnen, und von dem Geding alle Koſten bezahlen, wo - von nur der Haspel und das Seil ausgenommen iſt: Er arbeitet in 24 - acht Stun - den, mithin iſt Tag und Nacht in $$\frac{3}{3}$$ geteilet. Jn einer ſolchen Schicht bekomt der Haͤuer 4½ -, der Haspelknecht 3½ -, ein Junge aber in einer Woche 12 bis 16 Gute - groſchen. Man bezahlet, in Betracht dieſer Loͤhne und der Koſten, die zu dem Pul - ver, dem Geleucht, dem Gezaͤhe, und der Foͤrderung erfordert werden, vor ein Fuder oder 48 Centner Schiefern, 8, 9 bis 10 Thaler.
Die uͤbrige Umſtaͤnde, die bei dieſem Bau vorkommen koͤnnen, leſe man, weil ſie eben die ſind, in dem 15. 16. und 18. §. des 11. St.
Man roͤſtet die Schiefern, wie bei allen Schieferwerken, und wie ich ſchon §. 27. im 6. St., und §. 20. im 12. St. gemeldet habe, einmal auf freiem Plaz.
Die geroͤſtete Schiefern ſchmilzt man uͤber einen hohen mansfeldiſchen Ofen, mit einem Sohlſtein und Brillen, und das zwar auf einer Stuͤbe, die aus zwei Teilen Kohl - loͤſch und einem Teil Leimen zubereitet iſt. Die Form in einem ſolchen Ofen legt man 30 Zoll hoch. Die Schicht machet man aus einem Fuder Schiefern, 3 Karn Roſt - ſchlakken, und 1, 2, bis 2½ Centner Fluß. Man bedarf alſo nicht ſo viel Fluß, wie in dem Mansfeldiſchen und zu Sangerhauſen, weil die Schie - fern etwas fluͤſſiger ſind: Eben daher kan man aber auch auf ein Fuͤll - faß Kohlen, wovon drei ein rothenburgiſches Maas machen, 7 bis 8 Troͤge ſez - zen, und die Form wird dennoch in dem Ofen nicht laͤnger, als 6 bis 8 Zoll gefuͤhret. Es gehen dabei in 24 Stunden 2 bis 2½ und hoͤchſtens 3 Schichten, und alſo 2, 2½ bis 3 Fuder Schiefern durch, wovon dann auf ein iedes Fuder 3 bis 4 Centner Stei - ne ausgebracht werden, die 30 bis 36 Pfund Gaarkupfer halten. So gros auch die Menge der Schiefern iſt, die in 24 Stunden durchgeſchmolzen wird: So gehet den - noch ein ſolcher Ofen ein Vierteliahr ohnunterbrochen fort.
Man roͤſtet die Steine, die von dem Schieferſchmelzen fallen, unter freiem Him - mel in kleinen Roſtſtaͤdten mit Holz und Kohlen, und unter einer Dekke. Dieſe Roͤ - ſtung wiederhohlt man, ie nachdem die Steine rauh ſind, 7 bis 8 mal, und ſo lang bis der Roſt gaar iſt. Man ſticht hierauf dieſen Roſt auf einem kleinen Krummofen mit Brillen durch. Die Stuͤbe, die man dabei gebrauchet, bereitet man aus einem Teil Kohlloͤſch und eben ſo viel Leimen, und legt die Form 20 Zoll hoch. Es faͤlt als - dann von dieſen Roͤſten ſehr gutes Schwarzkupfer, welches 10 bis 11 Loth Silber haͤlt: Zugleich faͤlt auch noch ein Teil Stein, welchen man Spur - oder Duͤnnſtein nennet. Man roͤſtet dieſen, weil er ſehr edel iſt, nur noch fuͤnfmal, auf die eben zuvorgedachte Art, und ſtreuet ihn auf die angeroͤſtete Rohſteine, da er dann zugleich mit dieſen nocheinmal265von dem Schieferbergwerk bei Rothenburg an der Saal. einmal durchgeſtochen wird. Der Kohlenverbrand macht bei dieſen Anſtalten durch alle Feuer auf ein Fuder Schiefern ein Fuder Kohlen aus.
Die Schwarzkupfer, die von denen Durchſtechen fallen, werden nach Neuſtadt an der Toſſe geſchaft: Sie werden an dieſem Ort, vor 8 Loth Seigerkoſten, auf eben die Art geſeigert, wie zu Hekſtaͤdt (§. 36. im 12. St.).
Jn Rothenburg iſt ein Bergamt angeordnet, welches die Direction fuͤhret. Es be - ſtehet aus einem Kriegsrath von Adel, welcher das Praͤſidium hat, aus dem Berg - richter, dem Huͤtteninſpector, dem Bergverwalter, und dem Obergeſchwohrnen. Noch andere Bediente, die bei dieſem Werk dienen, ſind der Oberfactor, und zwei Factor, die auf die Materialien ſehen, zwei Kohlen - und ein Huͤttenſchreiber, ferner ein Ge - ſchwohrner, fuͤnf Ober - und zehn Unter - oder Klaubeſteiger.
Wann das Werk in dem voͤlligen Umgang iſt: So arbeiten bei denen Gruben ohngefaͤhr 500 Mann. Jhren Lohn habe ich §. 14. ſchon angezeigt. Die Schmelzer und die Vorlaͤufer arbeiten, wie bei allen Huͤttenwerken, 12 Stunde. Einer der er - ſtern bekomt woͤchentlich 1 Thaler 2 Gutegroſchen, einer der andern aber 1 Thaler. Ein ieder Arbeiter muß von ſeinem Lohn alle Woche 6 Pfennige zur Knapſchaftsbuͤchſe bezahlen, woraus denen Kranken, nebſt den Arztkoſten, woͤchentlich 7 bis 8 Gutegro - ſchen gereicht werden. Die Wittiben, und die Waiſen, die ſich noch nicht ernaͤhren koͤnnen, bekommen aus dieſer Caſſe ebenwol eine milde Beiſteuer: Man reichet den erſtern woͤchentlich 4 bis 6 -, den andern aber 3 Gutegroſchen: Uiberdis ſteuert man auch zu einem Begraͤbnuͤs, das nicht umſonſt geſchehen kan, 3 Thaler.
Man bekomt den Fluß zu dem Schieferſchmelzen aus dem Stollbergiſchen. Es komt ein Centner auf 6 Gutegroſchen zu ſtehen.
Man machet in einem Jahr, ſtatt ſonſt 4 bis 5 -, nur noch 2000 Centner Ku - pfer, und 1000 Mark Silber. Ein Centner Kupfer wird mit 26½ -, eine Mark Sil - ber aber mit 12⅔ Thaler bezahlt.
Die Lohnungen werden alle vier Wochen, nach dem gehaltenen Verleſen, ausbe - zahlet. Die Ausbeute ſoll ſich in einem Jahr, wann das Werk im voͤlligen Umgang iſt, auf 5000 Thaler erſtrekken. Ehedeſſen, da Gollwiz noch in dem Gang ware, er - ſtrekte ſich dieſelbe auf 15 bis 20,000 Thaler.
Weil das Bergamt in allen Sachen die Direction hat: So iſt es alle Sonn - abeud verſamlet, mithin von allen andern Civilgerichten abgeſondert.
Das Werk ſelbſt, welches im koͤniglich preuſiſchen Land lieget, wird von einer Gewerkſchaft betrieben, die auf die Metalle in dem Magdeburgmansfeldiſchen beliehen iſt, und daher die magdeburgmansfeldiſche Erz - und Schiefergewerkſchaft genen - net wird. Sie iſt mit der freien Factorei, dem Bierbrauen, Brandeweinbrennen, Bakken und Schlachten begnadiget. Die Bergwerksverwande ſind auſer dieſem auch von dem Accis, und allen andern auſerordentlichen Abgaben befreiet: Beſizzen dieſel - be hingegen Grundſtuͤkke; So muͤſſen ſie die darauf ruhende Steuern entrichten.
Die Gewerkſchaft iſt zwar verbunden dem Bergherrn den Zehnden zu entrichten: Weil aber dieſes Werk, wegen den theuren Materialien in der Ausbeute zuruͤkgekom - men iſt; So bezahlt dieſelbe alle Jahr nur einen gewiſſen Canon, welcher 3000 Thaler ausmacht. Die Gewerken an ſich ſelbſt verteilen das ganze Werk in 400 Teile: Nach der Zahl der Bergteile, die ein Gewerke beſizzet, wird ihm alſo die Ausbeute zugerech - net, aber auch die Zubuſe, wann das Werk Schaden bauet.
Das Kohlenwerk an dieſem Ort iſt ſchon vor langem reg geweſen, in dem Jahr 1691 aber iſt daſſelbe wieder auf das Neue belegt worden.
Man bauet das Kohlenfloͤz an drei verſchiedenen Orten. Das naͤchſte Werk liegt eine halbe Stunde von Wettin zwiſchen Abend und Morgen: Ein anderes liegt in eben dieſem Strich bei Lebigin, 1½ Stunde von Wettin: Das dritte liegt endlich uͤber der Saal, nach Morgen zu, an dem Dorf Daͤlau, auch 1½ Stunde von Wet - tin. Sie liegen alle drei in einem ziemlich ebenen Gebirg, und darum werden die meh - reſte Stollen von der Saal heraufgehohlet, weil dieſe in dem tiefſten Ort dieſer Gegend lieget. Nur allein zu denen wettiner Gebaͤuden hat man indeſſen aus dieſer Gegend von Abend einen Stollen heraufgetrieben, welcher die Waſſer auf dem hohen Floͤz loͤ - ſet, und 35 Lachter Teufe einbringet: Jn das lebiginer Revier hat man nur eine Roͤſche getrieben: Bei dem daͤlauer Werk aber iſt gar kein Stollen.
Es liegen in dieſen Gebirgen, wie ich hernach zeige, verſchiedene Floͤzze unter einander. Einige liegen uͤber, andere aber unter der Stollenſohle. Bei den erſteren loͤſet man die Waſſer durch Uiberſichbohren aus dem Stollen nach dem hohen Floͤz, bei dieſen aber durch Schwengel - und Klozpompen. Wann die leztere inzwiſchen nichtL l 2hinrei -268Das vierzehnte Stuͤkhinreichend ſind, die Waſſer zu Sumpf zu halten: So bauet man, weil an dem Tag keine Gefaͤlle ſind, Roßkuͤnſte, die eben ſo zuſammengeſezt ſind, wie die, welche ich §. 4. im 13. St. beſchrieben habe. Man hat dermalen drei Kuͤnſte in dieſer Art, die in dem Gang ſind: Zwei ſtehen zu Wettin, eine aber zu Daͤlau.
Das noͤtige Grubenholz kaufet man ſtamweis, und meiſtenteils in Halle.
Da die Steinkohlen floͤzweis, und in verſchiedenen Teufen unter einander liegen (§. 3.): So ſind auch die Minerallagen uͤber und zwiſchen denen Kohlen von einer gar verſchiedenen Art. Wann man ſie daher ſenkrecht von Tag an durchbricht; So findet man folgende:
Die Kohlen ſind bei dem erſten, dem zweiten und dem dritten Floͤz vorzuͤglich gut. Sie beſtehen aus einem Teil Bergpech und einem Teil Schwefel, und daher muͤſſen ſie unter die brennliche Mineralien gezaͤhlet werden. Man gebrauchet ſie, ſtatt des Holzes und der gebrenten Kohlen, und darum verſchaffen ſie dem menſchlichen Geſchlecht einen gar groſen Nuzzen. Gar oft muß man die Kohlenwerke den metallichen und allen andern Bergwerken vorziehen, weil ſie mehrenteils austraͤglicher ſind, und das Gewonnene, ohne Zubereitungskoſten, ſo bald zu baarem Geld gemacht werden kan, als es zu Tag komt.
An den Kohlenfloͤzzen in dieſer Gegend nimt man kein ordentliches Streichen und Fallen wahr, weil ſie eine gar unordentliche Lage haben. Sie fallen faſt ſo, wie die Gebirge, und machen lauter Bukkeln und Mulden.
Die Kohlen an ſich ſelbſt, und die daruͤber und darunter liegende Mineralien habe ich in dem 5 und 6. §. ſchon beſchrieben, und darum halte ich es nicht vor noͤtig, daß ich von der Kentnis der Mineralien bei dieſem Werk weiter handele.
Weil die Floͤzze an verſchiedenen Orten ſehr ausgehauen ſind: So iſt auch der Grubenbau nicht mehr ſo weitlaͤuftig, wie vormals. Es gehen daher in dieſen Tagen nur folgende Gruben:
Die groͤſte Teufen dieſer Gruben machen 20, 30 bis 35 Lachter aus.
Auf dem obern und dem hohen Floͤz gewint man die Kohlen meiſtenteils mit weiten Oertern, auf denen niedrigen und uͤbrigen Floͤzzen aber mit Streben. Geſchiehet es, daß ſich dieſelbe, wegen den vielen Verkoͤpfungen, die vorfallen, verdrukken und verliehren: So ſuchet man ſie wieder mit Oertern auf, und richtet alsdann wieder die vorige Arbeiten vor. Sie werden in dem Geding gewonnen, und unter den Schacht gefoͤrdert, wobei die Hoͤhe der Kohlen, das Kohlenmaas, und die Loͤhne der Arbeiter in Erwegung kom - men. Die Hoͤhe der Kohlen habe ich §. 5. ſchon angezeigt: Die Kohlen ſelbſt rechnetman271von dem Steinkohlenwerk zu Wettin. man nach Wispeln, deren einer 24 berliner Scheffel haͤlt: Der Lohn der Arbeiter iſt inzwiſchen aber dieſer: Es bekomt ein Haͤuer in einer Schicht, die 8 Stunde dauert, 5 -, ein Haspelknecht, Karnlaͤufer und Schlepiunge aber 3, 3½ und hoͤchſtens 4 Gu - tegroſchen. Jn Betracht dieſer Umſtaͤnde bezahlt man dem Hauer vor einen Wispel Kohlen an denen Orten, wo ſie hoch ſind, 1½ -, an denen niedrigen aber 2½ Thaler. Er bezahlt bei dieſem Lohn nur die Jungen und das Geleucht, weil das Werk vor Kuͤ - bel, Seil, Pulver, Gezaͤhe und die Haspelknechte ſtehet. Die Foͤrderung geſchiehet teils mit Hunden, und teils mit Karren. Das Gewonnene wird durch ſie an den Schacht in das Fuͤllort gelaufen, da es dann angeſchlagen, und mit Haspeln zu Tag gefoͤrdert wird.
Jn denen Schaͤchten pfleget man mit Bohlenioͤchern, und auf eben die Art zu verzimmern, wie ich §. 15. im 11. St. gezeigt habe. Jn denen Stollen und Oertern gebrauchet man Thuͤrſtoͤkke, in den Streben aber Stempel. An denen Orten, wo das Gezimmer dem Druk des Geſteins nicht genug wiederſtehen kan, da pflegt man die Schaͤchte in allen vier Stoſen auszumauern: Eben dieſes bewirkt man zu beiden Seiten bei denen Stollen. Jene Mauern ſezt man auf Gewoͤlbe, die auf der Sohle des Schachts ſtehen, dieſe aber ſchlieſt man in der Firſt mit einem Gewoͤlbe zuſammen.
Die Wetter bringet man in denen Stollen durch Traͤgwerke, in denen Schaͤch - ten durch Lutten und Durchſchlaͤge, und in denen Oertern durch Lutten, Wetterthuͤren und Durchſchlaͤge in das Feld.
Bei dem Bohren von Tag nieder, durch welches man neue Kohlen zu erſchuͤrfen, oder Durchſchlaͤge zu machen gedenket, bedienet man ſich eines groſen Vorteils: Man hebet naͤmlich den Bohrer, durch einen in einer Heblade in einer Axe beweglichen He - bel, durch zwei Mann in die Hoͤhe, und laͤſſet denſelben geſchwind wieder niederfallen, ein dritter aber ſtehet an demſelben, und ſezzet ihn herum. Weil die Kraft hierdurch vermehrt wird, und der Bohrer die Geſtalt eines Meiſſels hat: So gehet auch das Bohren auf ſolche Weiſe ſehr geſchwind, und man kan Loͤcher bohren, die 30 und mehr Lachter in die Erde gehen.
Das Bergamt, welches in Wettin ſeinen Siz hat, fuͤhret bei dieſen Werken die Direction. Es beſtehet aus dem Bergmeiſter, welcher den Vorſiz hat, dem Bergſindicus, als Bergrichter, dem Bergverwalter, und dem Bergſecretarius. Die unter ihm ſtehende Bediente ſind zwei Schichtmeiſter, zwei Geſchwohrne, ein Ober - ſteiger und noch zwoͤlf andere Steiger. Den Lohn der Bergleute habe ich §. 10. ſchon angefuͤhrt: Jch bemerke daher nur noch ſo viel, daß ſie alle vier Wochen gelohnt, und in dieſer Zeit alle Koſten abgethan werden.
Man verkauft den Scheffel Kohlen denen Bergleuten vor 10 -, dem Landmann und der Stadt aber vor 25 Gutegroſchen. Die Salzſooden in Halle, welche vorzuͤg - lich mit dieſem Brand verſehen werden muͤſſen, bezahlen hingegen vor den Wispel nicht mehr, als 5 Thaler. Weil dieſe Sooden die mehreſte Kohlen bekommen: So gibt dieſes Werk an ſich keine Ausbeute. Die Ausbeute eines ſolchen Werks kan ſich inzwiſchen auf viele und wol 50 - und 80,000. Thaler belaufen.
Da das Bergamt die Direction fuͤhret (§. 14.): So iſt dieſem ſo wol der innere Bergbau, als auch die Gerichtsbarkeit uͤber alle und iede Bergwerksverwande uͤbertragen, in welcher Abſicht es dann alle Sonnabend verſamlet iſt. Es ſtehet, weil die Landesherrſchaft das Werk mehrenteils ſelbſt bauet, unter der magdeburgiſchen Cammer. Die rothenburgiſche Gewerkſchaft hat nur einen kleinen Anteil daran, und in dieſer Abſicht iſt das Werk in 400 Teile geteilt.
Die Bergwerksverwanden ſind darinnen privilegiret, daß ſie von allem Accis und dergleichen Abgaben frei ſind.
Die Bergwerke in, an, und um Freiberg ſind, ehe noch dieſe Stadt gebauet war, und im Jahr 1 169 fuͤndig worden. Damals als ſich der Bergmeiſter zu Zelle und Wildemann nach Meiſen begeben hatte (§. 1. im 9. St.), da ka - men auch dieſe Bergwerke auf eine unverhofte Art in einen beſſern Umgang. Sie haben, wie man in den Jahrbuͤchern aufgezeichnet findet, viele Schikſaale erlitten, in die wir uns nicht einlaſſen koͤnnen. Jhre Geſchikke ſind ſehr haltig: Wer wolte alſo wol zweifeln, daß man ſehr groſe Schaͤzze aus ihnen hervorgebracht hat.
Der ganze obere Teil der Erde, um die Stadt Freiberg, iſt ſo haͤufig mit edlen Gaͤngen, Truͤmmern und Kluͤften durchwebet, daß man ihre Anzahl nicht leicht erfor - ſchen kan: Eben darum findet man aber auch nach allen Weltgegenden ſehr viele alte ver - laſſene, und neue Gruben. Verſchiedenen unter ihnen, die in einem Strich, und nach einer Weltgegend liegen, ſind gewiſſe Geſchwohrne vorgeſezzet: Und darum, und damit man ſie zugleich um deſto beſſer von einander unterſcheiden koͤnne; So pflegt man ſie in Reviere zu teilen, die mit beſondern Nahmen genent werden. Man zaͤh - let ihrer vier, und dieſe heiſen: Das Hohebirkner -, das Braͤnder -, das Halsbruͤk - ker -, und das Auswaͤrtigerevier, welches leztere in die erſte und in die zweite Ab - teilung geteilt wird. Das erſte liegt, von Freiberg aus, zwiſchen Mitternacht und Morgen: Es faͤngt gleich bei der Stadt an. Das andere liegt ſchon eine StundeM mvon274Das fuͤnfzehnte Stuͤk von denen Silber-Kupfer -von der Stadt gegen Mittag: Jn dem Umkreis begreift es noch eine Stunde. Das dritte, welches eine halbe Stunde von der Stadt anfaͤngt, und ſich bei einer Stunde - wegs auseinander dehnet, liegt gegen Mitternacht. Das Auswaͤrtigerevier liegt end - lich in keiner gewiſſen Gegend, weil man alle Zuͤge und Zechen dazu rechnet, die uͤber eine und zwei und drei Meilen um die Stadt liegen.
Die Reviere und die ihnen zugehoͤrige Zechen liegen in keinen ſtuͤkkelichten und ho - hen, ſondern in ziemlich ebenen und ſanften aufgeſezten Gebirgen. Die Gruben erlangen dem ohngeachtet aber eine merkliche Teufe, und die mehreſte ſind mit vielen Waſſern an - gefuͤlt. Damit man nun dieſe loͤſen, und von denen Zechen abfuͤhren koͤnne: So ſind verſchiedene Stollen aus denen tiefern Gegenden, beſonders aber von der Mulde, ei - nem kleinen Fluß unter Freiberg, in die Grubengebaͤude gefuͤhret worden. Es gehet naͤmlich in das Halsbruͤkkerrevier, der tiefe Firſtenſtollen, welcher eine Stunde von der Stadt an Conradsdorf ausgehet, und neun Fahrten Teufe einbringet, wovon eine iede 12 Elen oder 3 Lachter und 3 Fus ausmachet. Eben dieſer Stollen iſt weiter fort, und in das Hohebirkner, und den obern Teil des Braͤnderreviers getrieben, wo er noch zehn und mehr Fahrten Teufe einbringet. Jn das Braͤnderrevier gehet vornem - lich der Thaͤlersbergerſtollen, der an dem Dorf Lindau aus - und bis auf die himmels - fuͤrſter Zeche gehet. Er iſt bei 3000 Lachter lang, und bringt acht Fahrten Teufe ein. Jn dem Auswaͤrtigenrevier hat faſt ein iedes Gebaͤude einen beſondern Stollen Bei dem Halsbruͤkkerrevier haben auch einige Zechen ihre eigene Stollen: Dieſes findet man aber nicht bei dem Hohenbirkner - und dem Braͤnderrevier.
Die Gruben ſind tiefer, als die Teufen betragen, welche die Stollen einbringen: Weil nun in den Teufen unter den Stollenſohlen noch die mehreſte Grundwaſſer ſind; So ſind auf alle die Zechen, die ſehr waſſernoͤtig ſind, und wo mit Handpompen nichts auszurichten ſtehet, noch beſondere Waſſerkuͤnſte gebauet worden. Es haben dieſe Kuͤn - ſte nicht an allen Orten die erforderliche Tag - oder Aufſchlagwaſſer, und darum hat man verſchiedene Teiche angelegt. Man zaͤhlt aber folgende: Jn dem Hohenbirkner - revier, den mittlern und untern Groshartmansdoͤrfer -, den Erzengeler -, den Lot - ten -, den Huͤtten -, und den Neuenteich: Jn dem Braͤnderrevier, den obern Groshartmansdoͤrfer -, und den ober Seidnerteich, ferner drei Waldteiche, und den Landteich: Und in dem Auswaͤrtigenrevier, den groſen Vorwerksteich.
Man betreibt von dieſen Teichen, und den kleinen in den Gebirgen befindlichen Waſſern zugleich auch die Pochwerke in einem ieden Revier. Sie machen an der Zahl dreiundzwanzig aus: Jn dem Hohenbirknerrevier liegen fuͤnf, in dem Braͤn -derrevier275und Bleibergwerken an und um die alte freie Bergſtadt Freiberg. derrevier drei, in dem Halsbruͤkkerrevier acht, und in dem Auswaͤrtigenrevier in der I. Abteilung fuͤnf, in der II. aber zwei.
Wie die Anlage zu denen Teichen gemacht werden muß, das habe ich §. 9. im 9. St. ge - wieſen.
Man zaͤhlet in dieſer Gegend drei Huͤtten, die in dem Gang ſind. Sie werden von der Mulde getrieben. Zwei liegen ¾ Stunde von der Stadt uͤber dem Hohenbirk - nerrevier, und ganz nahe aneinander. Sie heiſen die obere und die untere Mulde - nerhuͤtte. Die dritte liegt eine Stunde von der Stadt uͤber dem Halsbruͤkkerrevier, und heiſt die Halsbruͤkkerhuͤtte. Jn der erſtern treiben drei unterſchlaͤgtige Waſſerraͤ - der fuͤnf Rohoͤfen, einen Krum - und einen Treibofen: Jn der andern vier unterſchlaͤg - tige Raͤder ſechs Rohoͤfen, einen Krum - und einen Treibofen: Und in der dritten drei oberſchlaͤgtige Waſſerraͤder fuͤnf Rohoͤfen, einen Krum - und einen Treibofen, wobei alle dieſe Raͤder nicht hoͤher, als 16 Fus ſind.
Das Holz und die Kohlen ſchaffet man mehren Teils aus den herrſchaftlichen, eines Teils aber auch aus denen boͤhmiſchen Waldungen an. Es wird auf etliche Mei - len Weges, und auf der Mulde herbeigefloͤſt. Der Vorrath dieſes Brandes iſt nicht uͤbrig gros, und daher pflegt man die Waldungen an einigen Orten ſchlagweis abzu - treiben, wobei man den Anwachs um deſto beſſer zu befoͤrdern gedenket. Die Berg - und die Huͤttenbedienten haben mit dem Holz - und dem Kohlweſen nichts zu ſchaffen. Die Beſorgung deſſelben iſt dem Floßamt uͤbertragen, welches vor den Ankauf, das Hauen, das Kohlen und die Zufuhre bedacht iſt. Es muß daſſelbe das Holz und die Kohlen zu den Huͤtten liefern, da ihm dann auf eben die Art, wie an dem Unterhaarz (§. 8. im 8. St.), vor das Klafterholz, und den Wagen Kohlen ein gewiſſes Geld be - zahlt wird. Ein Klafter iſt 6 Fus hoch, 6 Fus lang, und 4½ Fus an dem Scheid, drei dieſer Klafter aber, die alſo 18 Fus hoch und lang, und 4½ Fus an dem Scheid ſind, machen einen ſo genanten Schragen aus. Eine Klafter haͤlt alſo in dem koͤrperlichen Maas 162, ein Schragen aber 486 Kubikfus. Das Kohlenmaas, welches man einen Korb nennet, iſt aus vierſeitigen Flaͤchen zuſammengeſezt. Es betraͤgt in der Tiefe oder in der Hoͤhe 2′, in der Laͤnge 2′8″, und in der Breite 2′4″: Es haͤlt mithin 12 Ku - bikfus und 768 Zoll. Zwoͤlf dieſer Koͤrbe machen einen Wagen. Aus dem Schra - gen oder drei Klafter Holz brent man 2 Wagen, und 2, 3 bis 4 Koͤrbe Kohlen. Jn einen Haufen, der auf den Huͤttenhof geſezt wird, weil man das Holz herbei floͤſen kan, ſchiebet man 18, 24 bis 26 Schragen Holz. Man dekt dieſe ſehr groſe Haufen mit tannen Buͤſchen und Kohlſtuͤbe.
Die Erze in dieſen Gebirgen brechen gangweis. Daß man unter den Gaͤngen die - ienige Minerallagen verſtehet, die ſich ſehr merklich von den andern unterſcheiden, und quer durch das Geſtein nach dem Mittelpunkt der Erde liegen, das habe ich ſchon mehrmal geſchrieben. Jn dem Erzgebirge koͤnnen dieſelbe aus mehreren Geſichtspunkten betrachtet werden, als wie an andern Orten. Sie erhalten daher beſondere Nahmen, damit man ſie kurz ausdrukken, und um deſto beſſer von einander unterſcheiden koͤnne. Wir wollen bald ſehen, worinnen dieſe Unterſcheidung beſtehet. Man kan die Gaͤnge uͤberhaupt, und im Ganzen geſprochen, auf eine zwofache Art betrachten: Naͤmlich in Anſehung der Mineralien, die bei ihnen ſind, und in Abſicht ihrer Lage. Jn dem er - ſten Fall ſiehet man entweder auf die zu dem Gang ſelbſt gehoͤrige, oder auf die ihm be - nachbarte Mineralien, wobei das Liegende und das Hangende, das Geſtein, ſo unter, und das, ſo uͤber dem Gang liegt, in Erwegung komt. Bei dem andern Fall laſſen ſich, der Natur der Sache nach, wieder verſchiedene Faͤlle gedenken, und die ſind dieſe: Man betrachtet naͤmlich die Gaͤnge in Anſehung ihrer Dikke, oder ihrer Maͤchtigkeit; ihrer Erſtrekkung in die Laͤnge nach den verſchiedenen Weltgegenden; und ihrer Lage ge - gen den Horizont. Wir wollen dieſes alles in dem allgemeinen etwas genauer durch - gehen.
Die Gaͤnge an einem ieden Ort muͤſſen die Beſtimmungen des erſtern Puncts ge - nauer entwikkeln: Wir wollen uns daher, ehe wir von der Beſchaffenheit der Gaͤnge in dieſer Gegend handeln, nur mit dem zweitern Punkt, oder mit der Lage der Gaͤnge beſchaͤftigen. Die Gaͤnge ſind in Betracht der Maͤchtigkeit entweder 1, 2, 3, 4 und mehr Lachter maͤchtig, wobei dann gemeiniglich Kieſe, oder gelbe Kupfererze, und Glanz - erze brechen, oder dis iſt nicht, und ſie ſind ſehr ſchmahl, und fuͤhren reichere ſilberhal - tige Erze. Jene heiſen maͤchtige, dieſe aber ſchmahle Gaͤnge: Die erſtere nent man auch wol grobe, die leztere aber feine oder edle Geſchikke. Jn der Erſtrekkung der Gaͤnge in die Laͤnge, nach dieſer oder iener Weltgegend, welche man das Streichen zu nennen pfleget, machet man ebenwol verſchiedene Einteilungen: Man teilt dieſelbe, da man den Horizont bei Bergwerken in zweimal zwoͤlf, und alſo in vierundzwanzig gleiche Teile einteilet, die man Stunden nennet, in Stehende -, Morgen -, Spaht -, und Flachegaͤnge. Die erſtere ſtreichen von 12 bis 3 -, die andere von 3 bis 6 -, die dritte von 6 bis 9 -, und die leztere von 9 bis 12 Uhr. Jn Betracht der Lage, welche die Gaͤnge gegen den Horizont haben, teilt man dieſelbe endlich in Schwebende -, in Flache -, in Donlege -, und in Stehende - oder Seigerfallendegaͤnge ein. Zu den erſtern zaͤhlet man die, welche 1 bis 30 -, zu den andern, die 30 bis 60 -, zu dem drit - ten, die 60 bis 80 -, und zu den leztern die 80 bis 90 Grad von dem Horizont abwei -chen,277und Bleibergwerken an und um die alte freie Bergſtadt Freiberg. chen, und alſo in dem leztern Fall ſenkrecht nach dem Mittelpunkt der Erde fallen. Jn Anſehung des Fallens werden die Gaͤnge auch noch weiter, ie nachdem ſie nach dieſer oder iener Weltgegend fallen, nach der Stundeneinteilung unterſchieden: Man nennet naͤmlich die Stehendegaͤnge rechtfallende, wann ſie gegen Abend, die Morgengaͤnge, wann ſie gegen halb Abend und halb Mitternacht, die Spahtgaͤnge, wann ſie gegen Mittag, und die Flachegaͤnge, wann ſie gegen halb Abend und halb Mittag fallen, und ſtets auf der entgegen geſezten Seite ihr Ausgehendes oder ihr Ausſtreichen nach dem Tag haben. Wann man im Gegenteil an dieſen Gaͤngen ein anderes Fallen oder eine andere Donlege wahrnimt: So nent man ſie wiederſinnigfallende Gaͤnge.
Es nennen Einige die Schwebendegaͤnge, die bis 30 Grad fallen, nur ſchlechtweg Floͤzze. Dieſe Benennung ſcheint mir aber dem Redegebrauch und der Natur der Sache zuwieder zu ſein: Denn da man unter den Floͤzzen eigentlich dieienige Minerallagen verſtehet, die mit allen andern Steinlagen parallel liegen, und ein ſchieferiches und blaͤtteriches Gewebe haben, ſie moͤgen auch ſo viele Grade fallen, als ſie nur immer wollen; So iſt auch dieſe Benennung ſehr uneigentlich. Geſchiehet es nicht ſehr oft, daß die Floͤzze ſo ſtark fallen, als es nur immer mehr bei denen Gaͤn - gen zu geſchehen pflegt: Wer nent ſie aber alsdann Gaͤnge? Gewis das Fallen macht hier keinen weſentlichen Unterſcheid: Man ſagt alsdann nur, daß ſie einen Ruͤkken machen, und daß ſie das Fallen eines Ganges haben. Wer kent auch nicht die Gaͤnge? Weis es nicht Jedermann, daß ſie ein unordentliches Gewebe haben, und daß ſie quer durch das Geſtein gehen?
Einige pflegen ſonſt auch alle dieienige Gaͤnge rechtfallende zu nennen, welche gegen das Ge - birge fallen, die aber, die nach dem Fus des Gebirges ihre Donlege werfen, nennen ſie wiederſin - nigfallende. Es ſcheint, als wann dieſe Art zu unterſcheiden daher gekommen waͤre, weil die meh - reſte Gaͤnge in das Gebirg fallen. Jch halte dieſe Einteilung vor die natuͤrlichſte, weil es wahr - ſcheinlich iſt, daß ſich der Fus des Gebirgs, wann man annimt, daß die Erde im Anfang wenig - ſtens in ihren obern Teilen fluͤſſig und ſchlammig geweſen iſt, von dem hohen Gebirg abgeriſſen, und, vermoͤge der Schwere nach dem Mittelpunkt der Erde geſenkt, folglich, indem er ſich von dem obern Gebirg losgemacht, einen ſchief in daſſelbe gehenden Riz gelaſſen habe, der nach und nach durch das zuflieſende Waſſer mit Mineraͤlien angefuͤllet worden. Jch bin zu weit davon ent - fernt, als daß ich glauben ſolte, daß dieſes die einzige und die allgemeine Urſach ſei, woher die Gaͤnge entſtanden waͤren: Viele Wahrnehmungen machen es mir inzwiſchen ſehr wahrſcheinlich, daß die Gaͤnge und die Floͤzze vormals bloſe Rizze geweſen ſind, die nach und nach, und in langen Zeitaltern, durch die mineraliſche Waſſer, die denen Kluͤften zufallen, mit allerhand Metallen, und ſchoͤnfarbigen Erzen angefuͤlt worden. Man pflegt uͤbrigens ſonſt auch wol zu ſagen, der Gang faͤlt wiederſinnig, wann er das Fallen ſo aͤndert, daß er gerade auf die entgegen gefezte Seite faͤlt, wovon man aber eigentlich ſagt, der Gang macht aus dem Hangenden Liegendes, und aus dem Liegenden Hangendes (§. 27. im 9. St.).
Jn dieſem und in dem 11. und 12 §. will ich nunmehr die allgemeine, in dem 13. §. aber die beſondere Eigenſchaften der Gaͤnge in der Gegend Freiberg bekantmachen: Jn beiden Faͤllen aber will ich ſie ſo wol nach ihren Mineralien, als nach ihrer Lage betrachten, wohin die Maͤchtigkeit, das Streichen, und das Fal -M m 3len,278Das fuͤnfzehnte Stuͤk von denen Silber - Kupfer -len, gehoͤrt. Die Mineralien, die auf denen Gaͤngen brechen, beſtehen in gediege - nem Silber, in Glaserz, Roth - und Weisguͤldenerz, in Silberkobolt, in Feder - und Fahlerz, in gelbem Kupfererz, in Grobglanz, in Gilben, Guhren, Kies und Mispikkel, und in Blende, Quarz und Spaht. Zu dem Ganggebirg fuͤhren dieſe Gaͤnge teils ein weisliches graues Geſtein, und teils Kneiſt, welcher zu beiden Seiten zwiſchen dem Gang, und dem Hangenden und dem Liegenden bricht, und aus einem quarzigen und grauen, doch ſchmierigen und ſeifigem Geſtein beſtehet, welches auf einer ieden Seite ¼ bis ½ Lachter maͤchtig iſt. Sie alle fuͤhren nicht beſtaͤndig, ſondern nur nieren - und neſterweis Erz, und da, wo der Spaht zu maͤchtig iſt, da ſind ſie oͤfters taub und un - edel. Man bemerkt aber auch dieſes an ihnen, daß dieienige, worauf nicht zugleich Kieſe brechen, aͤrmere, die aber reichere Glanze fuͤhren, die Silberkobolte haben. Die dieſen Gaͤngen benachbarte Mineralien machen das Liegende und das Hangende aus. Das erſtere iſt dasienige Geſtein, das unter -, dieſes aber das, welches uͤber dem Gang liegt. Beide beſtehen aus einem grauen glimmerigen, aus kleinem Quarz und Eiſenglimmer zuſammengeſezten Quergeſtein. Einige Gaͤnge hengen mit dem Hangen - den und dem Liegenden feſt zuſammen, andere aber nicht: Von ienen ſagt man, ſie ſind angewachſen, von dieſen aber, ſie haben eine glatte Abloͤſung, ſie haben ein Saal - band, oder ſie fuͤhren einen glatten Harniſch. Sie durchſchneiden die Gebir - ge der Quere nach durch die Schlechten. Man macht ſich daher, weil ſie in groſe Laͤngen und Teufen ſezzen, von ihnen groͤſere Hofnung, als von denienigen Gaͤngen, die nur mit dem Geſtein fortſtreichen, und ſehr mozzig ſind, oder nicht weit zu Feld gehen.
Es hat auch dieſes Vielleicht eine ganz natuͤrliche Urſach: Denn wenn die Gaͤnge das Geſtein nach der Quere durchſchneiden; So fallen ihnen alle edle Kluͤfte und alle mineraliſche Waſſer zu: Jſt dis aber nicht, und die Gaͤnge ſtreichen mit dem Geſtein; So liegen gar viele Kluͤfte neben dem Gang, die ihm nicht zufallen koͤnnen.
Jn der Maͤchtigkeit der Gaͤnge in dieſer Gegend findet man einen ſehr groſen Unter - ſcheid. Man wird gewahr, daß die, welche Kieſe, gelbe Kupfererze und Glanze fuͤhren, ¼, ½, 1, 2, 3 und 3½ Lachter maͤchtig ſind, die aber, auf denen reichhaltige Glas -, Roth - und Weisguͤldenerze brechen, die betragen in der Maͤchtigkeit oͤfters nur einige Zoll, ⅛, ¼, ½ und 1 Lachter: Eben darum nent man aber auch iene grobe, dieſe aber edle Ge - ſchikke (§. 9 in dieſem -, und 2. Anm. des 24. §. im 9. St.). Bei alle dieſem, und dem, daß die Gaͤnge ſehr feſt ſind, und oͤfters viele feſte Kaͤmme vorfallen, iſt es ſo wol der einen, als wie der andern Art eigen, daß ſie ſich bald aufthun, und bald wieder ſolcher Geſtalt verdrukken, daß man nur noch eine Steinſcheidung an ihnen wahrnehmen kan. Nicht ſelten ſchneiden ſie ſich auch ganz und gar ab: Sie legen ſich aber auch wieder an, wann man ſie verfolget, und in ihrer Stunde weiter auffaͤhrt, wobei man dann wieder gute Hofnung zu Erzen hat, wann ſich Blende, Kies und Mispikkel anleget.
Wann279und Bleibergwerken an und um die alte freie Bergſtadt Freiberg.Wann man auf ihre Erſtrekkung in die Laͤnge aufmerkſam iſt: So findet man, daß ſie faſt nach allen Weltgegenden ſtreichen. Dieſes ihr Streichen erſtrekt ſich aber in eine ſehr groſe Laͤnge, und auf viele Hundert Lachter, und darum kan man ſie mit voͤlligem Recht unter die Hauptſtreichendegaͤnge ſezzen. Nur einige ſind davon aus - genommen, und die ſind die, welche kein beſtaͤndiges Streichen haben, und bald den Hauptgaͤngen zu -, bald aber wieder von ihnen abſezzen. Es ſind dieſes die Neben - gaͤnge, die man auch nur ſchlechtweg Truͤmmer zu nennen pflegt. Beide Arten be - halten uͤberdis nicht ſtets einerlei, und ein und eben daſſelbe Streichen, ſondern ſie wei - chen bald nach dem Liegenden, und bald nach dem Hangenden ab. Jſt dieſe Abwei - chung ſo ſtark, daß ſie einem rechten Winkel nahe komt; So ſagt man, der Gang wirft einen Hakken: Thut er ſich aber nur mehr auf, oder er macht in dem Streichen einen Bogen; So bedient man ſich des Ausdruks, Er wirft oder macht einen Bauch.
Die Gaͤnge ſind auch in Betracht des Fallens ſehr merklich von einander unter - ſchieden. Dieſer Unterſcheid iſt ſo gros, daß man ihn kaum bemerken kan, die meh - reſte beſtehen inzwiſchen in rechtfallenden Gaͤngen (§. 9.).
Die Teufen, welche dieſe Gaͤnge erlangen, ſind nicht allzugros: Denn man wird gewahr, daß die edle Geſchikke nicht ſo gar tief, und ſelten 80 bis 100 -, die groben aber wol 150 und 200 Lachter niederſezzen. Einige ſezzen dabei ganz und gar, andere aber nur bis auf 3 und 4 Fahrten zu Tag aus, wobei ſie dann nicht gleich in der aͤuſern Rinde der Erde, ſondern erſt in 15, 20 bis 24 Fahrten edel ſind. Die Grade des Fallens bei ein und eben demſelben Gang ſind auch nicht ſtets einerlei: Denn es ge - ſchiehet nicht ſelten, daß ſie erſt ſeiger - oder ſenkrecht, und hernach wieder flach fallen, wobei ſich dennoch ihre Donlegen, die ſchrege Abweichungen von dem Horizont, noch oͤfters veraͤndern. Auſer dieſem traͤgt es ſich auch zuweiln zu, daß ſich die rechtfallende in wiederſinnigfallende, und dieſe in iene verwandeln, da ſie dann aus dem Hangenden Liegendes, und aus dem Liegenden Hangendes machen (§. 9.).
Weil alſo die Gaͤnge ſo wol in dem Streichen, als wie in dem Fallen verſchiedene Veraͤnderungen machen: So pflegt es auch gar oft zu geſchehen, daß die, welche in einer Gegend liegen, einander entweder in dem Streichen, oder in dem Fallen durch - ſchneiden. Jn dem erſtern Fall ſagt man alsdann, daß ſie uͤbereinander ſezzen, in dem andern aber, daß einer den andern durchſchneide, oder einer dem andern zu - falle. Wann es ſich hierbei zutraͤgt, daß die Gaͤnge, die einander uͤberſezzen, oder durchſchneiden, eine gewiſſe Laͤnge beiſammen bleiben: So gebraucht man die Redens - art, daß ſie ſich miteinander ſcharen. Da wo ſich nun die Gaͤnge ſcharen, da erfaͤhrt man, daß ſich das Feld veredlet. Eben daher ſagt auch der Bergmann: Das Scha - ren der Gaͤnge veredelt das Feld, das Paaren der Menſchen vermehret die Welt. Es ſind die Faͤlle, in welchen die Gaͤnge zuſammen kommen, in dieſen Gebirgen ſehr gemein: Denn es kommen bald verſchiedene Gaͤnge und Truͤmmer zuſammen, bald aberlau -280Das fuͤnfzehnte Stuͤk von denen Silber - Kupfer -laufen ſie auch wieder auseinander. Die Erfahrung will es daher beinahe ganz beſtaͤt - tigen, daß die Gaͤnge nicht recht edel und bauwuͤrdig werden, wann keine edle Gaͤnge und Kluͤfte zu ihnen kommen, wobei man ſich des Ausdruks bedienet, die Gaͤnge ha - ben edle Gefehrden. Eben aus dieſer Urſach ſiehet man ſehr ſorgfaͤltig auf die uͤber - ſezzende Gaͤnge und Kluͤfte, und auf die Veraͤnderungen, die ſie in dem Geſchik ma - chen. Man wird daher auch gewahr, daß nicht alle und iede Gefehrden, in ein und eben demſelben Revier das Feld veredlen, ſondern an einem Ort dieſe, an einem andern aber wieder iene Arten. Jn dem folgenden §. will ich dieſen Unterſcheid, und die beſon - dere Beſtimmungen der Gaͤnge in den vier Revieren in dieſer Gegend mit beſonderem Fleis anmerken.
Jn dem Hohenbirknerrevier zaͤhlet man die Stehendegaͤnge zu denen beſten und edelſten. Es werden aber dieſe noch mehr veredelt, wann ſich Morgengaͤnge, und Morgenkluͤfte zu ihnen geſellen: Kommen hingegen flache Gaͤnge dazu; So verunedeln ſie das Feld. Die Gaͤnge, welche in dieſem Revier nach Morgen ſtreichen, fuͤhren Glanz, Kies, gelbe Kupfererze, ſchwarze Blende, Mispikkel, Kneiſt, Spaht und Quarz: Die, welche nach Mitternacht ſtreichen, fuͤhren hingegen auſer dieſen Minera - lien, zugleich auch etwas Rothguͤlden.
Jn dem Braͤnderrevier thun die Flachegaͤnge am beſten gut. Sie werden durch die Morgengaͤnge, und Morgenkluͤfte, die zu ihnen kommen, veredelt. Die Stehen - degaͤnge ſind ebenwol ergiebig: Sie ſind aber nach Mittag zu nur eine querhand, nach Mitternacht hingegen ¼ bis ½ Lachter maͤchtig. Dieſe Gaͤnge fuͤhren Glaserz, Roth - und Weisguͤldenerz, Glanz, gehaltigen Kneiſt, Spaht und Quarz mit einbrechender Blende.
Jn dem Halsbruͤkkerrevier erweiſen ſich die Spahtgaͤnge am edelſten, wann Flache - und Morgengaͤnge zu ihnen kommen, bei welchen ſich edle Silberkobolte anlegen, die 20 bis 30 Mark Silber halten. Nahe an der Stadt ſind in dieſem Revier auch die Stehendegaͤnge ergiebig. Die Erze, die auf dieſen Gaͤngen brechen, beſtehen in Roth - und Weisguͤldenerz, in Fahl - und gelbem Kupfererz, und in Glanz.
Jn dem Auswaͤrtigenrevier ſind endlich folgende Gaͤnge die edelſten.
Die Mineralien, die auf den vier Revieren in dieſer Gegend gewonnen werden, koͤnnen in die folgende Claſſen gebracht werden: Sie teilen ſich naͤmlich:
Die Gaͤnge in dieſen Gebirgen ſezzen nicht allzutief nieder, ſie ſind auch nicht ſehr maͤchtig, und zudem ſind ſie, und das Hangende und das Liegende ſehr feſt (§. 11.). Der Grubenbau iſt daher an dieſem Ort nicht koſtbar und beſchwerlich, aber viel weitlaͤuftiger, als wie an dem Haarz. Damit man den groſen Umfang dieſes Baues uͤberſehen koͤnne; So will ich, ehe ich zu der Sache ſelbſt ſchreite, die Zechen hierherſezzen, die noch in dem Gang ſind: Jch will ſie zugleich aber auch, ie nachdem ſie auf dieſe oder iene Art gebauet werden, unter gewiſſe Claſſen bringen, damit ich in der Abhandlung von der Wirthſchaft und dem Bergrecht um deſto kuͤrzer zu Werk ge - hen kan. Man zahlet dieſem nach:
Nunmehr will ich die Arbeiten bei dem Grubenbau etwas genauer betrachten. Man pfleget die Erze auf denen Gaͤngen ſtroſſen - und firſtenweis zu gewinnen, das lez - tere geſchiehet aber, weil die Gaͤnge ſehr feſt ſind, weit ſeltener, als das erſtere. Wie man dabei zu Werk gehet, und wie man die Berge verſezzet, das habe ich ſchon §. 37. im 9. St. gewieſen: Jch halte es daher nicht vor noͤtig, daß ich mich bei dieſer Arbeit lang verweile: Jch will inzwiſchen, ſo viel dieſen Bau anlangt, doch noch eins und das andere erinnern, und das iſt dieſes: 1. Man faͤhrt alle 6 Fahrten mit einer Strekke vor - und ruͤkwaͤrts auf, um dadurch den Bau zu denen Stroſſen und denen Firſten vorzurichten, und nent dieſe eine Gezeugſtrekke, weil man durch ſie foͤrdert, und in ihr die Holzbereitungen vornimt: 2. Die Stoͤſe in denen Stroſſen nimt man, weil es ſehr feſt iſt, nicht hoͤher, als ¼, ½, ¾ bis 1 Lachter, und machet die SohlenO o 2eben292Das fuͤnfzehnte Stuͤk von denen Silber-Kupfer -eben auch nicht viel laͤnger, wann es die Umſtaͤnde erfordern, daß man auf ſie viele Leute legen muß. Das Gewinnen, oder das Loshauen des Geſteins geſchiehet meiſtenteils mit Bohten und Schieſen: Denn man gebrauchet Schlaͤgel und Eiſen gar wenig. Auf denen Stroſſen pflegt man zweimaͤnniſch zu bohren, und bohret Loͤcher, die 30 bis 36 Zoll tief, und zwei Zoll weit ſind, weil die kleine Schuͤſſe bei einer ſo groſſen Feſtig - keit nicht viel heben koͤnnen. Man gebrauchet hierzu lauter Kolbenbohrer, mit fuͤnf Spizzen: Und damit man um deſto mehr Raum gewinnen moͤge; So bohret man in dem Anfang mit kurzen Bohrern, die uͤber das Kreuz etwas uͤber zwei Zoll breit ſind. Vor denen Oertern bedienet man ſich der kleinen Bohrer, die nur 1¼ Zoll weite Loͤcher bohren. Die Bergeiſen, die man zu dem Losſtuffen gebrauchet, ſind merklich kleiner, als wie an andern Orten, nicht ſehr kolbig, und ganz aus Stahl gemacht, damit ſie ſich oben um deſto weniger zerſplittern moͤgen, und folglich nicht ſo oft ausgeſchmie - det werden muͤſſen. Jn denen Stroffen und denen Firſten iſt man nicht gewohnt zu verdingen, damit die Erze um deſto reiner ausgehalten werden moͤgen. Es iſt inzwi - ſchen ſtets ein Unterſteiger gegenwaͤrtig, welcher die Arbeiter zum Fleis anhaͤlt, und darauf ſiehet, daß ſie ihre Schichten ordentlich verfahren. Es dauert eine ſolche Schicht 8 Stunde, und 24 Stunden ſind in drei gleiche Teile geteilet, welche man Drittel zu nennen pflegt. Es arbeiten dieſemnach einige Bergleute von des Morgens 4 bis des Mittags um 12 -, andere von des Mittags 12 bis des Abends um 8 -, und noch an - dere von des Abends 8 bis des Morgens um 4 Uhr. Ein Bergmann arbeitet alſo in 24 - nur 8 Stunden, und dieſer Schichten macht er die Woche nur fuͤnf. Jn denen Strekken und denen Oertern verhaͤlt es ſich ganz anders, als wie bei dem Stroſſen und dem Firſtenbau: Denn man pflegt einem ieden Geſteinarbeiter ordentlich zu verdingen, und beſtimt ihm, wie viel er in einer Schicht herausſchlagen ſoll. Die Art und Weiſe, wie man verdinget, iſt folgende: Man erwegt die Feſtigkeit des Geſteins, indem man in der Mitte vor dem Ort einen wirklichen Einbruch machet, oder urteilet, wie viel ein Haͤuer in einer Schicht einbrechen kan: Je nachdem nun die Feſtigkeit des Geſteins iſt; So teilt man die Hoͤhe des Orts in drei, vier und fuͤnf Teile ein, welche man Tagwerke nennet, weil ein Bergmann einen ſolchen Teil in einer Schicht herausſchla - gen muß. Geſchiehet es bei dieſem Verdingen, daß die Hoͤhe des Orts nur in drei Tagwerke geteilt wird: So muß der erſte Bergmann in ſeiner Schicht den Einbruch herausſchlagen, der andere das, was unter dem Einbruch ſtehen bleibt, wel - ches man das Soͤhlighauen nennet, und der dritte das, was endlich uͤber dem Einbruch iſt, welches man die ſeigere Firſt heiſt. Wann die Hoͤhe des Orts hingegen in vier Tagwerke geteilt iſt: So ſchlaͤgt der erſtere in ſeinem Tag - werk den Einbruch, der andere die Stroſſe aus dem Einbruch, oder das, was in einer ſchiefen Flaͤche unter dem Einbruch ſtehen bleibet, der dritte die Stroſſe auf der Sohle, das Soͤhlighauen, und der vierte die ſeigere Firſt uͤber dem Einbruch heraus. Wann endlich die Oerter in fuͤnf Tagwerke geteilet werden: So muß der eine den Einbruch, der andere die Firſt aus dem Einbruch, die in einer ſchiefen Flaͤche uͤber ihm ſtehen geblieben iſt, der dritte die ſchiefe Stroſſe aus dem Einbruch, der vierte die un - terſte Stroſſe, oder das Soͤhlighauen, und der fuͤnfte die ſeigere Firſt uͤber der Firſt aus dem Einbruch herausſchlagen. Zuweiln geſchiehet es bei dieſem allen, daß man,wegen293und Bleibergwerken an und um die alte freie Bergſtadt Freiberg. wegen der groſen Feſtigkeit des Geſteins, vor einem Ort nur 2 bis 3 Zoll einbrechen kan, und in dieſem Fall, welcher gar ſelten vorkomt, teilt man die Hoͤhe des Orts in 6, 7, 8 bis 9 Tagwerke. Weil bei dieſen Gedingen kein Bergmann die Schuld auf den an - dern ſchieben kan, wann er ſeine Kraͤfte nicht angeſpant hat, und weil die Geſchwohr - ne dabei auf wenigere Nebendinge zu ſehen haben: So iſt auch dieſe Art zu verdingen, wobei man das Pulver und das Gezaͤhe, nicht aber das Geleucht, von Bergwerkswe - gen frei verabreicht, eine der bequemſten.
Die Geſchwohrne ſehen alſo hauptſaͤchlich nur darauf, wie viel ein Bergmann in einem Tagwerk herausſchlagen kan: Sie nehmen ihnen aber alle vier Wochen, nach - dem ſie ausgeſchlagen haben, wie viel die Bergleute in dieſer Zeit vor ihr Lohn heraus - ſchaffen koͤnnen, das Geding ab. Sind dieſe vier Wochen um, und es ſindet ſich, daß ſie uͤber ihren feſtgeſezten Lohn, und mehrere Tagwerke heraus gekommen ſind; So wird ihnen nach der Beſchaffenheit des Geſteins auferleget, daß ſie mehr her - ausſchaffen muͤſſen, doch behalten ſie den Uiberſchuß, worin ſie ſich verteilen: Wann dieſelbe hingegen die Lachterzahl nicht herausbringen; So werden ſie dazu angehalten, daß ſie fleiſiger arbeiten, und ſie muͤſſen das, was ſtehen geblieben iſt, umſonſt auffahren, und folglich ſo viel an ihrem Lohn verliehren, als dieſe Arbeit an Schichten ausmacht. Bei denen ſo genanten Gedinghaͤuern bedienet man ſich einer andern Art zu verdingen: Man verdingt ihnen, wie es ſonſt gewoͤhnlich iſt, aber nur auf ¼ Lachter, und gibt ihnen davor, nach der Groͤſe ihres Lohns, und ie nachdem das Geſtein feſt iſt, ein gewiſſes Geld. Man nennet dieſe Gedinge, die man alle 14 Tage abnimt, Freigedinge, weil man ſie gemeiniglich nur bei iungen Leuten gebrauchet, die ſich auf dem Geſtein uͤben, und an - und abfahren koͤnnen, wann ſie wollen. Es er - fordern es zuweiln bei alle dieſem die Umſtaͤnde, daß man dieſe und iene -, abſonderlich aber die Feldoͤrter ſehr geſchwind forttreiben muß, und in dieſem Fall teilt man 24 Stunden in vier Schichten oder in vier Tagwerke, und belegt dieſe Oerter mit lauter iungen und friſchen Leuten, wobei einer dem andern, damit die Arbeit niemals ſtehen moͤge, das Gezaͤhe in die Hand geben muß. Jn denen Schaͤchten verdingt man eben - wol auf Tagwerke: Man nimt naͤmlich eine gewiſſe Groͤſe in dem Schacht vor, und beſtimt alsdann, wie vor den Oertern, den Einbruch oder das Abſinken und die uͤbrige Tagwerke. Die Arbeiter an und vor ſich ſelbſt verteilen ſich in Lehr - oder Schram - haͤuer, die blos auf dem Schram, und nicht auf den Gaͤngen arbeiten, in Doppel - haͤuer, die ein voll Geding machen, und in 4 bis 6 Stunden ſo viel, wie in 8 arbeiten koͤnnen, und vor feſte Oerter gelegt werden, die ſchnell fortgetrieben werden ſollen, in Gaͤnghaͤuer, die auf den Gaͤngen arbeiten, und in Zimmerhaͤuer, die in dem Holz arbeiten, in Jungen, die das Gewonnene mit Karn in die Fuͤlloͤrter unter den Schacht laufen, und ſolches anfchlagen, und in Haspelknechte, welche die unter den Schacht gefoͤrderte Erze und Berge durch Huͤlfe der Haspeln in Kuͤbeln zu Tag ziehen. Die - lenige, die ſich dieſer Handthierung widmen wollen, die arbeiten zuerſt bei dem Schei - den und dem Waſchen, von dieſer Arbeit aber kommen ſie in die Gruben, da ſie dann Jun - gen, und endlich Lehr - und Doppelhaͤuer werden. Zu der leztern Staffel gelangen ſie alsdann erſt, wann ſie drei Jahre Lehrhaͤuer geweſen ſind, da man ihnen dann mit aller Schaͤrfe auf ein volles Gedinge von vier Wochen verdinget, welches ſie herausſchlagenO o 3muͤſſen.294Das fuͤnfzehnte Stuͤk von denen Silber-Kupfer -muͤſſen. Sind dieſe vier Wochen um, und ſie haben die beſtimte Laͤnge, Weite und Hoͤhe nicht aufgefahren; So werden ſie in ihrer Befoͤrderung noch ein Jahr zuruͤkge - ſezt: Wann ſie endlich nach dem Verlauf dieſer Zeit ihr Geding und Dobrig nicht machen koͤnnen; So bleiben ſie ſtets Lehrhaͤuer.
Die Schaͤchte macht man nicht viel uͤber ein Lachter breit, und 3 bis 4 Lachter lang. Nur bei denen Kunſtſchaͤchten findet eine Ausnahme ſtatt: Denn weil in dieſe die Kunſtraͤder gehengt werden; So machet man ſie 1 bis 1½ Lachter weit, und 5, 6 bis 8 Lachter lang. Jhre Teufen ſind ſehr verſchieden: Sie ſind 50, 60, 70, 80, 100, 150 und ſelten 200 Lachter tief. Da nun das Geſtein von Tag an ſehr feſt iſt, und die Schaͤchte nicht allzu weit ſind: So iſt auch ihre Verzimmerung nicht die ſchwe - reſte. Sie beſtehet eines Teils aus Polzenioͤchern, andern Teils aber aus Schrot auf Schrot. Bei iener, der man ſich bei gutem Geſtein bedienet, liegen die Joͤcher ¼ Lach - ter von einander, und in allen vier Ekken ſind zwiſchen ſie kleine Stempel geſchlagen, die man Poͤlze nennet, damit ſich die Joͤcher nicht ſezzen koͤnnen, um die Joͤcher ſelbſt aber liegt eine Verpfaͤhlung von halben Schalen mit einer Verpfaͤndung.
Die Verzimmerung, wobei man Schrot auf Schrot, das iſt Joch auf Joch le - get, gebraucht man hingegen bei boͤſem Geſtein. Damit ſich keine von dieſen Verzim - merungen ſezzen moͤge; So leget man alle 3 bis 4 Fahrten Tragſtempel, die bei feſtem Geſtein, damit ſie nicht weichen moͤgen, in das Geſtein, bei gebrechem aber in hoͤlzerne Buͤhnloͤcher gelegt werden: Damit aber auch dieſe Verzimmerungen nicht zuſammen - gedrukt werden koͤnnen; So ſchlaͤgt man zwiſchen die Joͤcher zwei - drei - und mehrmal Wandruthen, und verwahrt dieſelbe mit Einſtrichen, oder dazwiſchen getriebenen kur - zen Stempeln, die aber nicht ſo haͤufig, als wie an dem Haarz gebraucht werden. Man gebrauchet die Verzimmerung, wo man Schrot auf Schrot leget, ſelten und gemeiniglich als dann erſt, wann man ſiehet, daß die Verzimmerung mit Poͤlzen dem Druk des Geſteins nicht genug wiederſtehen kan. Sie iſt nicht weſentlich von der un - terſchieden, die man an dem Oberhaarz gebraucht, und darum will ich mich auf den 39. §. des 9. St. beziehen, wo ich ſie nach der Vorſtellung in dem Kupfer genauer beſchrie - ben habe. Sie iſt nur leichter, als wie iene: Denn die Joͤcher ſind gemeiniglich nur 1 Achtel bis 1 Fus -, und ſelten, auſer wann das Geſtein zu ſtarken Druk hat, 2 bis 2½ Achtel dik. Man pflegt auch an denienigen Orten, wo die Verzimmerung dem Druk des Geſteins gar nicht wiederſtehen kan, die Schaͤchte von unten herauf auszu - mauern, wobei man folgende Regeln beobachtet: 1. Auf der Flaͤche des Liegenden mauert man einen Bogen uͤber den andern, und alle eins bis zwei Lachter woͤlbet man etliche flache Bogen von dem Liegenden gegen das Hangende: 2. Von einem dieſer Querbogen bis zu dem andern ſprengt man an der Flaͤche des Hangenden wieder andere Bogen, und woͤlbet den Raum an dem Hangenden ganz aus: Damit ſich nun dieſe nicht hereindruͤkken koͤnnen; So ſprengt man 3. von dem Liegenden nach dem Han - genden wieder ihre Schlußſteine noch andere flache Querbogen, die nach dem Fallendes295und Bleibergwerken an und um die alte freie Bergſtadt Freiberg. des Gangs gegen den Druk des Hangenden gerichtet werden: Und faͤhrt 4. mit die - ſen Gewoͤlben, die ſtets in das Creuz gehen, ſo lang fort, bis man in feſtes Geſtein komt.
Die Verzimmerung in denen Strekken, Stroſſen und Firſten iſt eben ſo beſchaf - fen, wie an dem Oberhaarz (§. 40. 41. und 42. im 9. St.). Sie beſtehet aber in de - nen Stroſſen und Firſten ſelten, und nur da aus ſchwerem und ſtarkem Holz, wo groſe Weitungen ſind, und wo das Geſtein gebrech iſt, in welchem Fall man dann auch noch hinter die Anpfaͤhle, die man hier Wandruthen nennet, Pfaͤhle und halbe Schalen treibet. Die Streben der Pfaͤhle pflegt man oͤfters zu verwenden, und umzukehren, wenn man ſiehet, daß das Geſtein entweder in dem Hangenden oder in dem Liegenden mehreren Druk bekomt, den es vorher auf der entgegen geſezten Seite hatte. Zuweiln bringt man auch Spizſtempel a. a an, Taf. X. fig. 49, wann die Weitungen gar zu gros ſind, und wann man genoͤtiget iſt Stroſſen neben einander zu treiben. Man ſtel - let dieſe auf Unterlagen b. b, die manchmal auf andern Kaſten, oder auf Stegen c. c liegen, und treibt zwiſchen dieſe Stempel, und das Hangende und das Liegende noch andere Stege e. e, welchen Raum man dann mit Bergen ausfuͤlt. Man laͤſt zu Zeiten auch wol, wann es die Umſtaͤnde erlauben, die Grundlagen weg, und legt unten zwiſchen die Stempel nur allein Stege, damit ſie ſich nicht zuſammen drukken koͤnnen. Die Strekken und die Oerter ſtehen bald in ganzen, und bald in halben Thuͤrſtoͤkken: Und wann das Geſtein in der Firſt zu ſtarken Druk hat; So legt man unter die Grund - lagen noch quer uͤber Stege. Das Gehoͤlz hengt man teils durch Treibkuͤnſte, und teils durch Bremſen mit einem Rad (§. 43. im 9. St.), und zuweiln ſchlechterdings mit ei - nem uͤber das Holz etliche mal umſchlagenen Seil in die Grube. Jn denen Stroſſen, abſonderlich aber in denen Firſten gebrauchet man, um daſſelbe in die Hoͤhe zu ziehen, eine Art der Sattelwalzen, die aus einer Welle beſtehet, an deren einem Ende, an dem umſchlagenen Seil ein Knebel befeſtiget iſt, mit dem man dieſelbe herumdrehet, und das Holz in die Hoͤhe ziehet. So viel ich auch von der Verzimmerung geſchrieben habe: So muß ich doch endlich zulezt noch anfuͤhren, daß ſie in dieſen Gebaͤuden nicht ſo haͤufig iſt, weil die meiſte Gaͤnge ſchon an ſich feſt ſind, und noch uͤberdis in einem feſten Ge - ſtein liegen.
Da die meiſte Gruben nahe an einander liegen, und mit Stollen verſehen ſind, auch auſer dem wenig faule Gebirge in dieſen Gegenden vorfallen: So koͤnnen auch die Wetter, da man zumal ſtets eine Gezeugſtrekke uͤber der andern treibet, gar leicht durch Durchſchlaͤge und Uiberſichbrechen in das Feld gebracht werden. Jn denen neuen Schaͤchten, wo dieſe Umſtaͤnde noch nicht ſtatt finden, bedienet man ſich hingegen der Waſſertrommeln, der Roͤhren mit einem Faß, die bekant genug ſind.
Da die Gaͤnge nicht beſtaͤndig edel ſind, und ſich ie zuweiln auch ganz und gar verdruͤkken (§. 11.): So pflegt man nicht ſelten, weiln zumal in dem Hangenden und dem Liegenden noch oͤfters Nebengaͤnge liegen, auf dem Gang ſelbſt, und in dem Hangenden und dem Liegenden Feld - und Verſuchoͤrter zu treiben, damit man die Ein - geweide der Gebirge mehr und mehr erforſchen, und die Schaͤzze aus ihnen an des Ta - ges Licht bringen moͤge.
Jch habe zwar in dem 3. §. ſchon angemerket, daß ein groſer Teil der Waſſer in den Gebaͤuden an dieſem Ort durch Stollen geloͤſt werde: Da aber dieſe allein noch nicht hinreichend ſind, die Gruben ganz und gar von den Waſſern zu befreien, wann die Schaͤchte unter die Stollenſohlen abgeſunken werden ſollen; So bedarf man auch hier noch gewiſſe Maſchinen, welche die Waſſer, die unter den Stollenſohlen zuſammen - laufen, auf die Stollen heben, da ſie dann zu Tage ausflieſen koͤnnen. Jn den folgen - den §. §. will ich ihre Beſchaffenheit naͤher beſchreiben.
Die Gefaͤlle ſind an dem Tag ſehr rar, und daher hengt man alle Kuͤnſte unter die Erde, und in die Schaͤchte. Man erhaͤlt hierbei einen Vorteil, der von einer zwofa - chen Art, und wirklich ſehr gros iſt: Denn wenn ein Stollen in einem Gebaͤude eine merkliche, und 8, 9 bis 10 Fahrten Teufe einbringet; So kan man vor das Erſte zwei, drei bis vier Raͤder unter einander hengen, und das Waſſer mehr, wie einmal gebrau - chen; Man erſpahret vordas Andere aber auch ein ganzes Feldgeſtaͤnge, welches nicht nur in der Erbauung und der Unterhaltung groſe Koſten, ſondern auch in der Ma - ſchine ſelbſt ſehr vieles Anreiben verurſacht.
Die Zuſammenſezzung dieſer Kuͤnſte iſt ſehr einfach: Denn ſie beſtehet nur aus dem Rad, und der Korbſtange, oder dem Bleuel. Man gebrauchet dabei, weil ſich der Bogen, den der Krummezapfen bei denen Geſtaͤngen machet, in der Teufe verlieh -ret,297und Bleibergwerken an und um die alte freie Bergſtadt Freiberg. ret, und dabei das Rukken in denen Naͤgeln vermieden wird, gar keine Leitarmen, ſon - dern man henget die Schachtgeſtaͤnge, mit ihren Zugſtangen, woran die Kolben in de - nen Kunſtſaͤzzen befeſtiget ſind, gleich an die Bleuel. Die Raͤder an ſich ſind ſehr hoch: Denn ſie betragen in dem Durchmeſſer 16, 17, 18, 20 bis 22 Elen: Eben darum ſind ſie aber auch auf einer ieden Seite mit vier Haupt - und vier Stich - oder Neben -, und alſo auf beiden Seiten, wie ich ſolches Taf. X. fig. 50. vorſtelle, mit ſechszehn Armen verſehen, die alle um die Welle herum ſo feſt liegen, daß ſie ſich gar nicht verſchieben koͤnnen, wobei dann die Welle um deswillen ihre ganze Staͤrke behaͤlt, weil ſie nicht, durch die Armen, die ſonſt durch die Welle gehen, durchloͤchert und geſchwaͤcht wird. Die Korben an dieſen Kuͤnſten ſind ſehr ſtark, und 8 bis 9 Zoll dik, weil man ihnen ei - ne gar groſe Laſt anhengt. Die Hoͤhe einer ſolchen Korbe, das ſo genante Knie, iſt mehrenteils 1 Fus und 6 Zoll hoch, der ganze Hub betraͤgt mithin 3 Fus. Die Saͤzze heben von dem Sumpf bis an den Ausguß 18 Elen, und ſie werden niedrige Saͤzze genennet. Die Stiefel, oder die Saͤzze ſelbſt, worinnen die Kolben auf - und abgehen, ſind 11, 12, 14 bis 15 Zoll weit. Die Kolben haben die Geſtalt eines abgekuͤrzten Kegels, welches ich Taf. X. fig. 51. vorſtelle. Sie ſind alſo an dem unterſten Teil viel ſchmaͤhler, als wie oben, und es gehen nach dem hohen Weg 8, 10 und mehr Loͤcher durch, die einen Zoll weit ſind, wodurch das Waſſer in die Hoͤhe ſteigen kan. Jhre Liederung beſtehet aus einem Ring a. b, der oben um den Kolben genagelt, und ſo lang aus Leder zuſammen geheftet wird, bis er einen Zoll dik iſt. Sie iſt oben weiter, als wie unten, damit nur die Ekke, und nicht das ganze Leder mit dem Kolben in dem Saz anliegen moͤge, uͤberdis aber gehet ſie auch etliche Zoll uͤber den Kolben hervor. Oben auf dem Kolben, in dem Jnnern des Ringes liegt auſer dieſem eine Scheibe A, durch welche die Zugſtange gehet, die aus zuſammen genehetem Leder beſtehet, ¾ Zoll dik, und ſo gros iſt, daß ſie nicht auf dem Kolben, ſondern nur an den Seiten des ledernen Rings anzuliegen komt. Weil dieſemnach nur die Ekke der aͤuſern Liederung an den Saz, und die beſchriebene Scheibe inwendig an die Liederung zu liegen komt: So gehen auch dieſe Kolben, weil ſich auf ſolche Weiſe nicht, wie bei denen Kolben mit Klappen oder Ventilen, zwiſchen dieſe und die Oberflaͤche des Kolbens Sand ſezzen kan, nicht nur ſehr leicht, ſondern ſie heben auch auf das Beſte, und laſſen die Waſſer gar ſelten fallen. Da uͤbrigens die Raͤder ſehr gros, und die Aufſchlagwaſſer ſtark ſind, die Korben aber nur 3 Fus Hub ausmachen, und zu dem keine Feldgeſtaͤnge angebracht werden: So treibet auch eine ſolche Maſchine 8, 9, 10, 15 bis 20 Saͤzze, ia man will behaupten, daß man einer Kunſt von dieſer Art wol 30 Saͤzze angehengt haͤtte.
Vor noch nicht langen Jahren waren die ſo genante hohe Saͤzze bei dieſen Bergwerken in dem Gebrauch. Sie huben von unten herauf bis uͤber den Kolben 12 -, und uͤberſich in einer noch eben ſo weiten Roͤhre, als der Saz ware, 24 Elen. Man fand inzwiſchen, daß dieſelbe ſchaͤd - lich waren, weil die Kuͤnſte in dem Hub eine beſtaͤndige groſe Laſt heben muſten, und darum ſchafte man dieſe Ungeheuer ab, und richtete an ihrer ſtatt die kurz vorher gedachte niedrige Saͤzze vor. Dieſe Abaͤnderung iſt ſehr loͤblich: Nach meiner geringen Erfahrung wuͤrden aber die iezzige Saͤzze noch viel beſſer heben, wann man ſie nur 4 und hoͤchſtens 4½ Lachter hoch heben lieſe; weil dieP pBewe -298Das fuͤnfzehnte Stuͤk von denen Silber-Kupfer -Bewegungen des Waſſers ſchon langſamer von ſtatten, die Saͤzze aber viel ſchwerer gehen, wann das Waſſer in dem luftleeren Raum bis auf 32 Fus in die Hoͤhe ſteigen ſoll.
Damit die Saͤzze nicht rauh, ſondern da, wo die Kolben auf und abgehen, glatt und ſchluͤ - pferich, folglich alle Friction, ſo viel moͤglich, vermieden werden moͤge: So pflegt man in die Suͤmpfe zarten und ſehr fetten Letten zu legen, welcher ſich dann durch das Waſſer in die Saͤzze hinauf ziehet.
Da die Gruben nicht allzutief ſind: So iſt auch die Foͤrderung nicht ſo beſchwerlich, als wie an dem Haarz: Sie wird aber ebenwol durch Haspel, Pferdegaipel und Waſſertreiben bewerkſtelliget. Jch habe dieſe drei Arten der Maſchinen ſchon §. 24. und 25. im 8 -, und §. 56. im 9 St beſchrieben, und darum will ich von denen in dieſer Gegend nur einige kleine Nebenumſtaͤnde bemerken. Man bedienet ſich bei denen Has - peln oͤfters, und abſonderlich da, wo die Waſſer ſehr vitriliſch ſind, der Ketten, die man eiſerne Seile zu nennen pfleget. Es halten dieſe zwar viel laͤnger, als wie die hanfene Seiler: Ehe aber das leere Trum uͤber die Haͤlfte der Teufe komt; So ſind ſie auch um deſto ſchwerer zu ziehen. An denen Pferdegaipeln pflegt man zwei Schwengbaͤume anzubringen, wovon der laͤngere, an welchem die Pferde ziehen, 36 Elen lang, der an - dere aber, welcher nur zu dem Schwung dienet, einige Elen kuͤrzer iſt. Damit ſich dieſe Baͤume nicht ſezzen, und beugen moͤgen: So pflegt man dieſelbe unten und auch oben mit Streben an die Welle des Korbs anzuhengen. Es gehen in eine Tonne, die man bei dieſen Maſchinen gebrauchet, 6 Kuͤbel Erz, die 6 bis 8 Centner wiegen. Wann die Gruben zu tief werden, und die Ketten wollen an denen Pferdegaipeln nicht mehr halten: So ziehet man das Gewonnene ein Stuͤk Wegs und von einer Gezeugſtrekke bis zu der andern mit Haspeln heraus. Bei den Treibkuͤnſten pflegt man keine Geſtaͤnge zu brau - chen, weil die Korben gleich auf die Wellen des Kehrrads geſezzet werden. Man bedie - net ſich dabei uͤberdis mehrenteils der hanfenen Seiler, weil die eiſerne zu ſchwer ſind.
Das Maas, welches man an dieſem Ort zu der Meſſung der Groͤſen bei der Aus - uͤbung der Markſcheidekunſt gebrauchet, beſtehet in einer Laͤnge, die 3½ freiberger Elen betraͤgt. Es heiſt auch hier ein Lachter. Man teilt es in Achtel, ein Achtel in zehn Zoll, einen Zoll aber in zehn Primen, und eine Prime in zehn Secunden, und ſo weiter. Hier iſt der Ort nicht, wo ich von dieſer Wiſſenſchaft weitlaͤuftig handeln kan: Man leſe inzwiſchen den 27. §. des 8 -, und den 59. §. des 9. Stuͤks.
Weil die Erze in groſen und in kleinen Stuͤkkern, und in der Geſtalt der Funken mit denen Bergarten vermiſcht ſind (§. 14. B und C.); So fallen auch bei dieſem, wie bei andern Werken, dreierlei Scheidungen vor, und dieſe ſind: Das Scheiden mit der Hand; das Siebſezzen oder die Sezarbeit, die man an dieſem Ort die Graͤupelarbeit nent; und das Pochen und Waſchen. Jch will, um der Ordnung willen, von einer ieden Arbeit insbeſondere handeln.
Jn dem 24. §. des 6 -, und in dem 61. §. des 9. Stuͤks habe ich dieſe Art zu ſchei - den ſchon beſchrieben: Weil nun dieſe Scheidung bei denen Bergwerken in die - ſer Gegend von iener gar nicht unterſchieden iſt; So will ich mich auch lediglich auf die angezogene §. §. beziehen. So viel will ich inzwiſchen bemerken, daß man nur die - ienige Erze in dieſe Scheidung zu nehmen pfleget, die ich §. 14. bei B beſchrieben habe,P p 2und300Das fuͤnfzehnte Stuͤk von denen Silber-Kupfer -und in groben Stuͤkkern beſtehen, die man Waͤnde nennet. Man bringt uͤbrigens die Ausſchlaͤge, die von dieſer Scheidung abfallen, und nicht mehr ausgeſchieden wer - den koͤnnen, in das naſſe Pochwerk.
Man iſt gewohnt, dieienige kleine Stuͤkker der Scheiderze (§. 14. B.), worunter kleine Graͤupger in der Groͤſe der Erbſen und der Linſen befindlich ſind, die man bei dem Ausleſen der groben Stuͤkker bekomt, durch das Sieb zu ſezzen, weil man ſie nicht mehr mit der Hand, und durch den Hammer ausſcheiden kan. Jch habe in dem 63. §. des 9. St. die dazu gehoͤrige Werkzeuge ſchon beſchrieben, und darum will ich mich in dem folgenden §. nur allein mit der Arbeit ſelbſt beſchaͤftigen.
Man gebrauchet bei dieſer Arbeit folgende Handgriffe.
Man pochet nicht nur alle ausgeſchiedene reiche Erze, die in groben Stuͤkkern beſte - hen, ſondern auch ſolche Erze, die ſich, wegen ihrem reichen Gehalt, weder in eine Scheidung, noch zu dem Pochen und Waſchen ſchikken, in einen Sand, oder in ein ſo genantes Pochmehl, damit man ſie um deſto beſſer roͤſten koͤnne. Es geſchiehet dieſes auf eben die Art, wie man die Stuͤbe zu pochen pfleget: Denn man wirft das Gepochte nur durch einen Raͤder, der in denen Gefachen ⅛ Zoll weit iſt. An dem Oberhaarz verrichtet man dieſes Pochen durch ein gewoͤhnliches Pochwerk, an dieſem Ort aber gebrauchet man eine andere Maſchine. Man leget naͤmlich vor die Welle eines naſſen Pochwerks drei Haͤmmer A, Taf, X. fig. 52, die, wie bei einem Zainham - mer, durch die Hebkoͤpfe in die Hoͤhe gehoben werden, welche dann in dem Herunter - fallen das Erz auf einer vor ſie gelegten eiſernen Platte kleinſchlagen. Man haͤlt dieſe Art des Trokkenpochens vor vorteilhafter, als die, welche unter einem gewoͤhnlichen Pochwerk zu geſchehen pfleget: Denn man behauptet von ihr, daß man dabei ein glei - cher Korn pochen und mehr mit ihr ausrichten, folglich auch vieles an denen Arbeits - loͤhnen erſpahren koͤnne.
Man nimt in dieſe Scheidung die §. 14. bei C angezeigte Poch -, und alle andere ſcheidige Erze, in denen das reine Erz nur funkenweis eingeſprengt iſt, welches ſich weder mit der Hand noch durch das Siebſezzen ausſcheiden laͤſſet (§. 27. und 29.). Die Werkzeuge, die man zu dieſer Arbeit gebrauchet, beſtehen in dem Pochwerk, in denen Schlaͤmmgraben, und in denen Herden, die ſich in Kehr - und Stosherde vertei - len. Bei dem Pochwerk kommen das Pochwerk ſelbſt, und die dazu gehoͤrige Gefaͤlle und Gerinne in Erwegung. Das erſte ſtelle ich Taf. X. fig. 52, aber nur mit drei Stempeln in dem Proſpect, die Gerinne aber fig. 53. in dem Grundris vor. Jch habe die einzele Stuͤkke des Pochwerks an ſich ſelbſt ſchon §. 68. in dem 9. St. bekant ge - macht, und darum will ich nur noch die Gerinne an dieſem Ort beſchreiben, weil ſie von ienen gar merklich unterſchieden ſind. Es gehoͤren zu dieſen a. das Gerinn, welches unmittelbar aus dem Pochtrog komt; b. das Gefaͤll, worinnen ſich das Heidel oder das Schußgerinn ſezzet; c. der Mittelgraben, in dem ſich der roͤſche Schlamm; und d d. die Untergraben, in welchen ſich der mehr und mehr zaͤhe Schlamm ſamlet, der zulezt bei e. in die Fluth und weggehet. Die Figur zeigt uͤberdis, daß bei den Unter - graben ſtets drei Graben, die man einen Saz nennet, an einander liegen, und daß alle - mal drei nach der Quere von einander unterſchieden ſind, wobei dann das Waſſer durch einen Graben nach der Laͤnge durch -, und von einem in den andern gehet.
Die Graben und die Kehrherde ſind zwar eben ſo beſchaffen, wie an dem Haarz, doch ſind ihre Suͤmpfe und Gerinne von ienen unterſchieden. Der Schlamm, wel - cher von dem Graben f komt, gehet naͤmlich gleich in die Fluth g. e. Jn eben dieſe Fluth gehet aber auch der erſte Schlamm von dem Laͤutern auf den Herden h. h, der andere hingegen in die vor den Herden liegende Unterfaͤſſer i. i, die wieder in iene Fluth gehen, und bei den hinterſten Herden mit einem Unterſchied verſehen ſind, damit man den roͤſchen und auch den zaͤhen Schlamm allein bekommen moͤge, weil der leztere, wel - cher der zaͤheſte und aͤrmeſte iſt, auf den eben gedachten Herden gewaſchen wird. Man faͤngt zwar bei dieſer Vorrichtung die Fluth auſer dem Waſchhaus in etlichen Suͤm - pfen noch einmal auf: Weil ſie aber ſo wenig Schlieg haͤlt, daß man ſie nicht mit Vorteil umwaſchen kan; So ſchlaͤgt man ſie nur aus, und ſtuͤrzt ſie weg.
Die Stosherde ſind ganz anders beſchaffen, als wie die Kehrherde, und darum wollen wir ſie genauer kennen lernen. Es beſtehet der Herd an ſich ſelbſt aus einem un - geriſchen Schlaͤmmherd, den ich §. 68. im 9. St. beſchrieben habe, auſer dieſem aber komt noch folgendes bei demſelben in Erwegung: Er iſt naͤmlich zwiſchen den vier Saͤulen a. b. c. d, Taf. X. fig. 54. mit Ketten aufgehengt, durch die Walze e. f. kan derſelbe an demuntern303und Bleibergwerken an und um die alte freie Bergſtadt Freiberg. untern Teil hoch und tief geſtellet, durch das Rad g. aber, welches mit den Rollen h. h. an die Stoͤkger i. i anſtoͤſet, vorwaͤrts gezogen werden, worauf er dann wieder zuruͤk - faͤhret, und oben bei k an einen hinter ihm liegenden Stok anſtoͤſet, und auf ſolche Weiſe durch den Stos, und die daher ruͤhrende Gegenwirkung das Erz, welches das Schwereſte iſt, beſtaͤndig zuruͤkziehet. Man pflegt dieſe Herde ſonſt auch auf eine noch andere Art zu bewegen, welche ich Taf. X fig. 55. vorſtelle. Man ſtoͤſet naͤmlich, ver - mittelſt des beweglichen Schwengels a, indem man denſelben durch die Handhabe b hin und herſchiebet, mit der Stange c, welche an eine andere b. d, die in d in einer Axe beweglich iſt, angehengt worden, beſtaͤndig vorwaͤrts, und an den gedachten Stosherd. Wie endlich ein ſolcher Herd ſelbſt von der Welle des Pochwerks bewegt werden koͤnne, das ſtelle ich Taf. X. fig. 56. vor. Man laͤſſet naͤmlich die Hebkoͤpfe a. auf das halbe Kreuz b drukken, da dann die Stange c, vermoͤge der Structur dieſer Maſchine an den Herd ſtoͤſet, und die vorige Wirkung hervorbringt. Man machet auſer dieſem allem an die Stosherde, worauf man den armen Schlamm waſchen will, noch einen beſon - deren Schlammkaſten l, fig. 54, in dieſem Kaſten aber bewegt man, damit der Schlamm recht gleich ausgezogen werden moͤge, vermittelſt der Welle des Waſſerrads, eine Kruͤkke d, fig. 56, die durch die Hebkoͤpfe e zuruͤkgezogen, durch die elaſtiſche Stange f. aber wieder vorgeſchoben wird. Wer auf die Art und Weiſe aufmerkſam iſt, wie das Sichern in dem Kleinen geſchiehet, der wird auch einſehen, daß die Stosherde das in dem Gro - ſen vorſtellen, was die Sichertroͤge in dem Kleinen ſind.
Weil ich das Allgemeine, worauf man ſo wol bei denen Maſchinen, als wie bei dem Naſſenpochen ſelbſt zu ſehen hat, ſchon §. 69. 70. 71. 72 und 73. im 9. St. ab - gehandelt habe: So will ich auch hier nur die beſondere Umſtaͤnde anfuͤhren, die bei dieſem Pochen und Waſchen in Erwegung kommen, und die ſind dieſe: 1. Die Poch - raͤder ſind nicht ſehr hoch: Denn ihr Durchmeſſer betraͤgt nur 14 bis 16 Fus: 2. Man richtet auf einen Stempel nur drei Hebkoͤpfe vor: 3. Jn den Pochtroͤgen gebrauchet man keine eiſerne Unterlagen, weil man uͤber eine Sohle pochet, die aus zuſammen ge - pochten Bergen beſtehet, welche man dadurch erhaͤlt, wann man in den Pochtrog zu - erſt ohne Waſſer grobe Waͤnde, und uͤber dieſe ſo lange kleine Berge pochet, bis die Sohle feſt und gleich iſt, und keine Truͤbe mehr abgehet: 4. Man machet den Poch - trog ganz eng, damit ſich das Pocherz an den Seiten nicht anſezzen, und nachfallen moͤge, wobei dann die Stempel in ihren Pochladen ſehr beheb gehen: 5. Man pochet nicht durch Vorſezbleche, ſondern uͤber einen Spaten: Es beſtehet aber dieſer in einem Loch, welches durch die Pochſaͤule gehet, und 6 Zoll hoch, und 1½ Zoll weit iſt, deſſen Boden, der 5 Zoll uͤber der Pochſaͤule lieget, man den Sponten nennet: 6. Der Erzſtempel ſchuͤret ſich nach Erfordern ſelbſt unter, weil er mit dem Daͤumerling a. auf den Pfahl b, der an dem Ende der Rolle, auf einem Kloͤzgen c. ſtehet, aufſchlaͤgt, da er ſich dann durch die Erſchuͤtterung das noͤtige Erz herunterhohlet: Eben darum pochet man 7. ein uͤberaus ſchoͤnes und gleiches Korn, und das zwar ſolchergeſtalt, daß man nicht nur eine ziemliche Menge des Erzes, ſondern auch von denen groben Geſchikken ein grobes und roͤſches,von304Das fuͤnfzehnte Stuͤk von denen Silber-Kupfer -von denen reichen und zartſpeiſigen Erzen aber ein zartes Korn pochet, wobei man dann zugleich darauf bedacht iſt, daß der groͤſte Teil des Schliegs in dem Gefaͤlle behalten, und weniger Erz in ein zart Korn, und in Schlamm gepocht werde, weil der Schlieg aus dieſem gar ſchwer herauszubringen iſt: Hierbei erhaͤlt man aber dieſe oder iene Ab - ſicht, wann man mehrere, oder wenigere Poͤcherwaſſer aufgibt, oder auf den Sponten noch einen andern Sponten ſezzet, da dann die Waſſer in dem erſten Fall mehrere, in dem andern und dritten aber wenigere grobe Koͤrner heben, und forttragen koͤnnen: 8. Die Schwere und der Hub der Stempel iſt endlich nicht ſehr gros, damit ſie das Erz nicht todpochen moͤgen: Sie ſind beinahe 10 Fus hoch, und 7 Zoll in das Quadrat: Jhre Pocheiſen ſind 70 bis 80 Pfund ſchwer: Jhr Hub betraͤgt bei dem Erzſtempel 7 bis 8 -, bei dem Mittelſtempel 9 bis 10 -, bei dem Auspoch - oder Blechſtempel aber 12 Zoll.
Da ich in dem 74. und 75. §. des 9. St. ſchon dargethan habe, worauf man uͤberhaupt ſein Augenmerk richten muß, wann man mit Vorteil ſchlaͤmmen und waſchen will: So will ich hier nur noch anmerken, daß die Graben, beſonders aber die Herde, wovon man nur die ausnehmen kan, worauf man den zaͤhen und armen Schlamm zu Schlieg ziehet, ſehr vielen Fall haben. Jch will dieſemnach nunmehr zur Sache ſchrei - ten und zeigen, wie die Vorraͤthe zu Schlieg gezogen werden.
Jn den Pochwerken in dieſer Gegend zaͤhlet man nicht mehr als 6 bis 7 Herde: Man hat auſer dieſem aber auch die Vorrichtung gemacht, daß die vordere und reichere Vorraͤthe zuerſt und von vornher gewaſchen werden.
Aus dem, was ich von dem Pochen, dem Schlaͤmmen und dem Waſchen geſchrieben habe, iſt klar: 1. Daß man mit einer ſehr groſen Vorſichtigkeit ein gleiches, und denen Erzen gemaͤſes Korn pochet; 2. Daß man die Zaͤh - und Schlamgerinne in viele Graben verteilet, wodurch die Vorraͤthe recht genau von einander unterſchieden werden; 3. Daß man auf den Herden und Graben den Schlieg auf das ſorgfaͤltigſte aus denen Vorraͤthen arbeitet, und alle gute Vorraͤthe in dem Waſch - haus behaͤlt; und daß man 4. keine zu ſtarke Waſſer gibt. Weil nun bei dieſem Verfahren aller Schlieg, ſo viel moͤglich, erhalten wird: So geſchiehet es auch, daß man ſelten weder die Af - tern von denen Graben, noch die inwendige Fluth, und den Schlam, der von der Fluth auſer den Waſchhaͤuſern in Suͤmpfen aufgefangen wird, herumzuarbeiten bedarf. Eben daher muß man aber auch geſtehen, daß die Vorrichtungen bei dem Scheiden, dem Pochen, dem Schlaͤmmen und dem Wa - ſchen in der Art der Erze an dieſem Ort ſehr vorteilhaft ſind.
Man will von denen Stosherden behaupten, daß ſie nur zu den edlen und reichhaltigen Ge - ſchikken mit Vorteil gebraucht werden koͤnten: Denn man gibt vor, daß man auf ihnen weniger zuwegebringen koͤnte, als wie auf denen Kehrherden, und daß der Schlieg, weil ſie ſo rein nicht arbeiteten, dennoch auf den Kehrherden voͤllig rein gemacht werden muͤſte. Das leztere geſchiehet aber hier ebenwol bei denen gewoͤhnlichen Kehrherden: Denn man waſchet erſt in das Unreine, und dann in das Reine.
Der Schlieg, welcher auf denen Graben, denen Kehr - und denen Stosherden gemacht wird, verteilt ſich bei dieſen Pochwerken nur in Grabenſchlieg, oder Grobgewaſchen, und in Herd - ſchlieg. Man pflegt an dieſem Ort den erſten Roͤſch -, den andern aber Zaͤherz zu nennen. Der Gehalt dieſer Schliege erſtrekt ſich bei denen Glanzerzen auf 50, 60 bis 66 Pfund Blei, und nachUnter -307und Bleibergwerken an und um die alte freie Bergſtadt Freiberg. Unterſchied der Erze, auf 1, 2, 3, 4 und mehr Loth Silber. Je aͤrmer dieſe Art des Schliegs iſt, um deſto reicher ſind dieienige Schliege, die von denen reichen Geſchikken gemacht werden: Denn dieſe halten 6, 8 bis 16 und mehr Loth Silber.
Man ſchmilzt dieienige Erze, die ſehr kieſigt, ſpahtig und blendig ſind, und ¼, ½, 1, 2, 3, 4, 6 und 7 Loth Silber halten, ohngeroͤſtet, damit die Silber an dem Stein, der von dem Kies faͤlt, ein Anhaltens haben, und von demſelben in ſich gefaſſet werden moͤgen. Alle uͤbrige (nur die Rothguͤlden - und die Glaserze ausgenommen), die in allen anderen rei - cheren Erzen, und Glanzen beſtehen (§. 14.), roͤſtet man hingegen vor dem Schmelzen dreimal, weil ſie zugleich Schwefel und Arſenik halten, und auf die zuvorgedachte Stei - ne, die man auch dreimal roͤſtet, zugeſchlagen werden, wobei dann die Arbeit weniger roh gehet, und keine zugroſe Menge Stein faͤlt. Es geſchiehet dieſes Roͤſten auf freiem Plaz in gemauerten vierekkigten groſen Roſtſtaͤdten, die in der Mauer 1½ Fus hoch, und vorn und hinten offen ſind, damit die Luft um deſto beſſer durchziehen koͤnne. Man machet uͤber die Roͤſte an ſich ſelbſt keine Dekken, ſie halten aber 150 bis 200 Centner. Unter die Erze machet man nur ein Bett von groben Kohlen, unter die Steine aber von Holz, woruͤber man noch etwas Kohlen ſchuͤttet.
Jn das Rohſchmelzen der armen Erze nimt man Kieſe, die manchmal gar keinen Gehalt haben, gemeiniglich aber nur ¼ Loth Silber halten, gelbe Kupfererze, und alle andere blendige, ſpahtige und quarzige Mineralien, die keineswegs von allem Metall befreiet, ſondern noch mit Blei-Kupfer - und Silbererzen vermiſcht ſind. Das Schmel - zen dieſer Erze geſchiehet uͤber eine Art der hohen Oefen, die 12 Fus hoch, 2 Fus in der Brandmauer, und 1⅓ Fus in der Vorwand weit, in denen Futtern aber 3 Fus lang ſind. Jn der Gegend, wo die Form liegt, da haben dieſe Oefen einen cirkelfoͤrmigen Bauch, unter der Forme aber laufen dieſelbe wieder enger zuſammen. Die Form liegt von dem Vorherd an gerechnet, welcher halbe Manshoͤhe hat, 18 Zoll hoch, und ganz ſoͤhlig, in dem Ofen ſelbſt aber iſt ein Leimenherd. Das Geſtuͤbe beſtehet aus zwei Tei - len Kohlloͤſche, und einem Teil Leimen. Es wird nicht von der Bruſt nach der Form zu ſchreg aufgeſtoſen: Denn ſo tief der Vorherd, und ſo weit der Ofen iſt, ſo tief machtQ q 2man308Das fuͤnfzehnte Stuͤk von denen Silber-Kupfer -man auch die Spuhr, und ſtoͤſt auf beiden Seiten der Futter und hinten an der Brand - mauer nur ein wenig Stuͤbe ſchreg an. Die Spuhr iſt alſo faſt eben ſo beſchaffen, wie der Tuͤmpel in einem Eiſenofen. Man bereitet die Schicht aus 60 Karn Erz, de - ren einer ohngefaͤhr 2 Centner haͤlt, und aus 30 Karn teils Roſt - und teils bleiiſchen Schlakken, die fluͤſſig ſind, wovon ich in der Folge mehr reden werde. Auf ein Fuͤllfaß Kohlen, wovon beinahe drei einen Korb, oder ein Maas Kohlen machen, ſezzet man zwei Troͤge von der Schicht, und nimt 3 bis 4 Fuͤllfaͤſſer zu einem Saz. Es gehen in einer Woche ohngefaͤhr 300 -, und alſo in 24 Stunden bei 40 Centner Erz durch, wo - bei man alle 8 Stunden ſticht, und in 24 Stunden 20 bis 24 Centner Stein macht, der 3 bis 4 Loth Silber, und einige Pfund Blei und Kupfer haͤlt. Die Naſe fuͤhrt man waͤh - rend dem Schmelzen nicht laͤnger, als 6 bis 8 Zoll, weil das Schmelzen unrichtig ge - het, wann ſie laͤnger oder kuͤrzer iſt. Die Schlakken, die von dieſen Schmelzen fallen, ſind zwar ſehr hizzig, ſie haben dennoch aber keinen ſo groſen Gehalt, und darum werden ſie weg -, und in die Halden gelaufen. Es gehet endlich ein ſolches Schmelzen ohn - unterbrochen 14 Tage.
Man roͤſtet die Steine, die von dem eben iezt beſchriebenen Rohſchmelzen fallen, dreimal, und ſchmilzt ſie mit den reichern ſilber - und bleihaltigen Erzen, die ebenwol drei - mal geroͤſtet werden, mit einander durch den Ofen (§. 34), damit man auch die armen Erze mit den reichern zugutmachen, und die aus den erſtern in den Stein gearbeitete Silber, ohne eine beſondere Verbleiung, zugleich mit den Silbern aus den reichhaltigen Erzen in Blei bringen moͤge, daher man dann auch dieſe Arbeit die Bleiarbeit zu nen - nen pflegt. Das Schmelzen dieſer Erze geſchiehet uͤber eben einen ſolchen Ofen, wie er bei dem Rohſchmelzen gewoͤhnlich iſt. Man legt die Forme in ihm 17 bis 17½ Zoll hoch, aber etwas ſchuͤſſig. Die Stuͤbe bereitet man, weil dieſe Schmelzen etwas hiz - zig gehen, aus einem Teil Leimen, und eben ſo viel Kohlloͤſche. Zu der Schicht pflegt man 100 Centner geroͤſtete Rohſteine, 50 bis 60 Centner geroͤſtete reiche Erze, die ½, 1, 2, 3, 4 und mehr Mark Silber halten, 70 bis 80 Centner geroͤſtete Bleiglanze, und 3 bis 4 Karn ſeigere Schlakken zu nehmen, die von dem Kupferſteindurchſtechen fallen, wovon ich §. 38. mehr ſchreiben werde. Man ſezzet auf ein Fuͤllfaß voll Kohlen, ſo, wie bei dem Rohſchmelzen, 2 und auch 3 Troͤge, wobei dann in einer Woche 250 bis 300 Centner durchgehen. Es gehen alſo in 24 Stunden 36 bis 40 Centner Roſt durch, wobei alle 6 Stunden geſtochen wird. Jn 24 Stunden fallen von einem ſol - chen Schmelzen 20 bis 24 Centner Werke, die 1½ bis 2 Mark Silber halten, und etliche Centner Bleiſteine, die ſich in dem Gehalt auf 3 bis 4 Loth Silber, 20 bis 30 Pfund Blei, und einige Pfund Kupfer erſtrekken. Die Naſe fuͤhret man nicht laͤnger, als 3 bis 4 Zoll. Die Schlakken, die von dieſem Schmelzen fallen, ſind ſehr hizzig: Sie halten daher noch viel Blei, und darum nimt man ſie in dem Anfang des Schmel - zens, welches uͤberhaupt nur 8 Tage dauert, ſo viel moͤglich, wieder mit ſamt dem Blei - ſtein zu der Schicht. Wann endlich das ganze Schmelzen vorbei iſt: So veraͤndert man den Bleiſtein mit denen Schlakken noch dreimal, wovon man dann den Bleiſteinin309und Bleibergwerken an und um die alte freie Bergſtadt Freiberg. in die Roͤſtung, die Schlakken aber zu denen Rohſchmelzen und den Bleiſteindurch - ſtechen bringet. Komt bei dieſen Schmelzen der Fall vor, daß es an den noͤtigen Glanz - erzen fehlet: So ſchlaͤgt man entweder Glaͤtt und Herd, oder arme Werke zu, die nur ½ bis 1 Mark Silber halten: Man richtet aber auch hierbei die Schmelzen auf ſolche Weiſe ein, daß die Werke, die von ihnen fallen, nur 1½ bis 2 Mark Silber hal - ten, weil man glaubt, daß man bei dieſem einmal angenommenen Gehalt ſehr gut faͤhret.
Man roͤſtet die Steine, die aus der Bleiarbeit kommen, in denen Roſtſtaͤdten, die ich §. 34. beſchrieben habe, 5, 6 bis 7 mal mit Holz und Kohlen, und ſticht ſie hierauf wieder auf die vorige Art auf einem hohen Ofen durch, in welchem die Form 16 Zoll hoch lieget. Die Schicht bereitet man aus 60 bis 70 Karn Roſt, und 24 Karn veraͤn - derten Bleiſchlakken, die von der Bleiarbeit fallen. Man ſchlaͤgt dieſer Schicht zuweiln auch etwas Glaͤtt und Herd zu, wann der Stein reich an Silber, und arm an Kupfer iſt, und das Blei die Silber nicht alle in ſich faſſen kan. Es gehen in 8 Tagen, in welcher Zeit ein ſolches Durchſtechen geſchiehet, ohngefaͤhr 300 -, und folglich in 24 Stunden uͤber 40 Centner Roſt durch. Man ſticht in eben dieſen 24 Stunden drei - mal: Es fallen alsdann 20 bis 24 Centner Kupferſteine, und 3 bis 3½ Centner Wer - ke, wovon die erſtere 3 bis 4 Loth Silber, und 20 Pfund Gaarkupfer, die andere aber eine Mark und mehr Silber halten. Man fuͤhret auch bei dieſem Schmelzen eine kurze Naſe. Die Schlakken gehen uͤberaus hizzig: Sie halten daher noch einen Teil Blei, und darum werden ſie ebenwol bei der Roharbeit wieder zugeſchlagen.
Die Kupferſteine, die von dieſem Schmelzen fallen, roͤſtet man auf die vorige Art 12, 14, 16 bis 18 mal. Sie ſind daher ganz gaar, und faſt wirkliches Kupfer. Man ſticht ſie alsdann auf einer vierzehnzoͤlligen Form, und auf einem kleinen Krumofen durch, worinnen man eine kurze Naſe fuͤhret, der mit leichter Stuͤbe zugemacht iſt. Die Schicht bereitet man aus ohngefaͤhr 60 Karn Roſt, und 10 bis 12 Karn ſeigern Schlak - ken, die fluͤſſig gehen, und von denen vorhergehenden Kupferroſtdurchſtechen gefallen ſind, welche dann dazu dienen, daß das Kupfer bedekt iſt, und nicht matt wird. Es faͤlt von einem ſolchen Durchſtechen mehrenteils Schwarzkupfer, zugleich aber auch ein wenig Spuhrſtein, den man hier Lech nent. Man ſchlaͤgt dieſes Lech und die fallende Schlakken waͤhrend dem Schmelzen, ſo viel moͤglich, wieder auf die Schicht zu: Wann dennoch aber noch ein Teil des Lechs uͤbrig bleibt; So thut man daſſelbe zu andern Kupferſteinen, die von denen Bleiſteindurchſtechen fallen, und roͤſtet es mit dieſen wie - der an. Die Schwarzkupfer, die von dieſem Durchſtechen fallen, halten 50 bis 54 Pfund Gaarkupfer, und 20 bis 22 Loth Silber. Sie werden nach Gruͤnenthal auf die Seigerhuͤtte geſchaft, und daſelbſt geſeigert. Die Schlakken, die von dieſemQ q 3Schmel -310Das fuͤnfzehnte Stuͤk von denen Silber-Kupfer -Schmelzen fallen, und hizzig und gehaltig ſind, ſchlaͤgt man endlich eines Teils bei der Roharbeit, andern Teils aber bei dieſen Roſtdurchſtechen ſelbſt wieder zu.
Weil die Kupferſteine noch etwas bleiiſch ſind: So glaube ich auch, daß man beſſer thaͤte, wann man ihnen vor den Anfang nur etliche Feuer gaͤbe, und ſie alsdann durchſtaͤche, wobei man dann nicht nur noch einen Teil des Silbers, ſondern zugleich auch etwas Blei erhalten wuͤrde. Man koͤnte ihnen, wann dieſes geſchehen waͤre, alsdann die noͤtige Feuer geben, und ſie ganz zu Schwarzkupfer anroͤſten.
Es gehen alle Roſtdurchſtechen ziemlich hizzig, und daher wuͤrde es, nach meinem Ermeſſen, ſehr gut ſein, wann man ſie durch ſtrenge Zuſchlaͤge, die noch etwas hielten, niederſchluͤge. Viel - leicht ſind es die arme quarzige Erze, die ſich hierzu recht gut ſchikken.
Da die Bruſt an der Vorwand bei allen Schmelzen auf iſt, und die Schmelzen uͤberhaupt ſehr licht gehen: So muß auch ein anſehnlicher Teil des Bleies verbrennen, welches man an den kleinen Bleikoͤrnger gar deutlich ſiehet, die ſich an der Vorwand anhengen. Bei den reichen Erzen ſucht man dieſes Uibel dadurch wenigſtens oben auf dem Ofen zu verhuͤten, daß man die Kohlen begieſet, und dunkel ſchmilzet.
Die Roͤſtung der reichhaltigen Silber - und der Glanzerze gefaͤlt mir um deswillen nicht, weil ich aus ſichern Erfahrungen in dem Groſen weis, daß nicht nur viele Bleie verbrent, ſondern auch viele Silber in den arſenikaliſchen Daͤmpfen verfuͤhret werden, welches ich in der 1. Anm. des 92. §. im 9. St. genauer dargethan habe. Die Form wuͤrde ich aus eben den Urſachen, und weil ich von dem guten Erfolg in der beſſern Ausbringung des Metalls wahre Proben habe, bei dem Rohſchmelzen nur 8 und hoͤchſtens 10 -, bei denen Roſtdurchſtechen aber nur 6 Zoll hoch legen. Jch wuͤrde bei dieſer Vorrichtung dieſemnach ſo wol reiche als arme Silbererze, und alle Arten der Glanze roh oder ohngeroͤſtet, und auf einer niedrigen Form uͤber einen hohen mansfeldiſchen Ofen ſchmelzen, da dann der Stein und die Werke die Silber beſſer in ſich faſſen koͤnten, weil auf ſolche Weiſe mehr Schwemme in dem Schmelzen waͤre. Solte es inzwiſchen hierbei geſchehen, daß die arme Erze zu haͤufig, und in einer ſehr groſen Menge vorfielen; So wuͤrde ich zwar, um eine allzuweitlaͤuftige Arbeit zu vermeiden, die Roharbeit beibehalten, die ich §. 34. beſchrieben habe: Allein ich wuͤrde dieſe Erze dennoch auf einem hohen Ofen, und einer niedrigen Form ſchmelzen, wovon ich dann die geroͤſtete Steine mit den rohen reichhaltigen Silber - und Bleierzen auf einem ebenwol hohen Ofen, und einer 6 zoͤlligen Form durchſezzen wuͤrde. Es wuͤrden bei dieſer Ver - fahrungsart alsdann freilich unartigere Werke, und mehrere zugleich aber auch rauhere Steine fal - len: Allein ienen wuͤrde ich im noͤtigen Fall ihre Unart, durch eine Abſeigerung benehmen, dieſe aber wuͤrde ich an dem Ende, wann ſie zu Kupfer angeroͤſtet werden ſolten, nur etwas ſtaͤrker roͤ - ſten, und auf keiner ganz niedrigen, ſondern einer zehnzoͤlligen Form durchſtechen laſſen. Denen Steinen, die von denen erſteren Schmelzen fielen, wuͤrde ich bei alle dieſem etlichemal und bis zu dem iedesmaligen Durchſtechen nur 3 bis 4 Feuer geben, damit die Bleie nicht verbrent werden moͤgten, wobei ſie dann auf die vorige Art durchgeſtochen werden koͤnten. Wann dieſe Steine endlich nicht viel Blei mehr hielten, und die Silber waͤren mehrenteils aus ihnen herausgezogen: So wuͤrde ich ſie, wie ich zuvor gezeigt habe, recht gut anroͤſten laſſen. Gingen die Schmelzen unddie311und Bleibergwerken an und um die alte freie Bergſtadt Freiberg. die Roſtdurchſtechen zu hizzig, und ſie ſchwuͤhlten, und legten ſich auf: So lieſe ich einſchuͤſſige und ſtrenge Mineralien zuſchlagen. Jch lieſe alle noch gehaltige Schlakken bei denen erſtern Schmelzen wieder vorſchlagen, die reichere aber lieſe ich, wann ihre Menge zugros wuͤrde, mit kiefigen und armen Erzen veraͤndern. Endlich wuͤrde ich auch die Oefen 4 bis 6 Wochen ohnunter - brochen fortgehen laſſen, weil man dabei nicht nur an denen Koſtenaufwaͤnden erſpahret, ſondern die Schmelzen auch lsdann erſt recht gut gehen, wann der Ofen in dem Zug iſt.
Man treibt die Werke, die von der Bleiarbeit und dem Bleiſteindurchſtechen fal - len, ohngeſeigert in einem kleinen Treibofen, der mit einem flachen eiſernen Huth verſehen iſt, und abgenommen werden kan. Man ſchlaͤgt den Herd, der aus Aſche beſtehet, die mit ein wenig Kalk vermiſcht iſt, an dem Rand 3 -, in der Mitte aber nur 2 Finger dik, weil in dieſer der Spiegel der Werke nicht gros iſt. Weil man nur 60 bis 70 und hoͤchſtens 80 Centner auf einmal treibet: So dauert auch ein ſol - ches Treiben, welches mit Holz geſchiehet, nur 18 bis 20 Stunden, und dabei fallen 100 bis 110 Mark Silber, die 13 Loth Fein halten, 40 Centner Glaͤtt, 18 bis 20 Centner Herd, und 3 bis 4 Centner Abſtrich, welchen man bei der Bleiarbeit wieder vorzuſchlagen pfleget.
Man pflegt die Rothguͤlden - die Glas - und alle andere ſehr reiche Erze entweder in die Treiben, oder in die Herde bei der Bleiarbeit einzudraͤngen, damit ſie in keine weitlaͤuftige Arbeit kommen moͤgen.
Die Treiben an dieſem Ort gehen zwar recht gut, und ſehr rein: Da man aber bei kleinen Treiben an denen Schichtlohnen, an der Zeit, und an dem Blei - und dem Holzverbrand gar viel verliehret; So bin ich der Meinung, daß ein noch weit groͤſerer Vorteil herauskommen wuͤrde, wann man mehr Werke auf einmal triebe, und zu dieſem Ende groͤſere Treiboͤfen vorrichtete.
Wer die Structur der Schmelz - und der Treiboͤfen in dieſer Gegend genauer kennen lernen will, der leſe Schluͤters Unterricht von dem Huͤttenwerk.
Wann der Vorrath der Bleierze ſehr gros iſt, und man gebraucht die Glaͤtt nicht ſelbſt wieder zu Vorſchlaͤgen: So friſchet man einen Teil derſelben uͤber einenKrum -312Das fuͤnfzehnte Stuͤk von denen Silber-Kupfer -Krumofen, in dem die Form 16 Zoll hoch liegt. Die Schlakken, welche von dieſem Friſchen fallen, ſezt man noch etlichemal nach, und ſchlaͤgt ſie alsdann bei der Roharbeit zu.
Es liegt auch dieſe Form bei einem ſo ſchmeidigen, und fluͤſſigen Schmelzen zu hoch. Es iſt Bleiarbeit, und darum wuͤrde ſie hoch genug liegen, wann ihre Hoͤhe 5 bis 6 Zoll betruͤge.
Man fuͤhret bei dieſem Huͤttenwerk noch lederne Baͤlge, die ſich in einfache und doppelte ver - teilen. Bei ienen gehet nur der Dekkel auf und zu, bei dieſen aber der Boden, wobei der Oekkel, ie nachdem er beſchweret iſt, mehr oder weniger geſchwind herunter gehet. Beide Arten ſind nicht ſehr gros, und ſie geben eben keinen ſtarken Wind, welchem Mangel die doppelte insbeſondere un - terworfen ſind. Sie dauren uͤberdis auch kaum vier Jahre, und darum muß man ihnen die hoͤh - zerne Baͤlge vorziehen, die viel ſchaͤrfer blaſen, und bei 15 Jahre vor einem Feuer liegen.
Die Bedienten teilen ſich in verſchiedene Klaſſen, und machen gewiſſe Aemter aus, die in dem Oberbergamt, in dem Oberhuͤttenamt und in dem Bergamt beſtehen. Zu dem erſteren gehoͤren der Oberberghauptmann, welcher den Vorſiz und die Dire - ction hat, der Berghauptmann, die Bergraͤthe vom adelichen und buͤrgerlichen Stand, die Bergcommiſſionsraͤthe, der Oberbergamtsverwalter, als Sindicus, der Actuarius, und zwei Oberbergamtsſchreiber. Dieſes Amt macht das vornehmſte Collegium in dem Erzgebirg aus, und es ſtehen unter ihm alle Bergaͤmter. Es iſt inzwiſchen bei alle dem nicht unmittelbar, ſondern es ſtehet unter dem Berggemach zu Dresden. Es berichtet an dieſes, welches aus einem Praeſidenten und einigen Cammergliedern beſtehet, die zugleich Bergraͤthe ſind, die Sachen von Wichtigkeit, und hohlt weitere Verhaltung ein.
Das Oberhuͤttenamt hat bei denen Huͤtten die Direction. Es beſtehet aus dem Ober - und dem Berghauptmann, dem Oberhuͤttenverwalter, dem Oberhuͤttenreuter, dem Oberhuͤttenvorſteher, und dem Oberſchiedsguardein. Unter dieſem Amt ſtehen die Huͤt - tenſchreiber, die Huͤttenmeiſter, die Gewerkenprobierer, die Wagenmeiſter, und die Koh - lenmeſſer bei denen Huͤtten in dieſer Gegend.
Zu dem Bergamt, welches unter der Aufſicht des Oberbergamts, den ganzen Gru - benbau veranſtaltet, gehoͤren der Bergmeiſter, der Obereinfahrer, als aͤlteſter und Ober - geſchwohrner, welcher denen Geſchwohrnen nachfaͤhret, die Revier -, der Vice - und der Stollengeſchwohrne, und der Bergſchreiber. Der Bergmeiſter hat bei dieſem Amt den Vorſiz und die Unterſchrift, der Obereinfahrer verſiehet, nebſt der Aufſicht uͤber die Graben und die Teiche, die erſte Abteilung in dem auswaͤrtigen Revier, die Revier - und die Vicegeſchwohrne aber die uͤbrige Reviere, und der Stollengeſchwohrne die Stol - len, wobei dann die leztere mit Vorbewuſt des Bergamts alle Vorkehrungen machen. Es ſtehen unter dieſem Amt der Markſcheider, die Ober -, die Unter - und die Pochſtei - ger. Der Oberſteiger faͤhrt denen Unterſteigern und denen Arbeitern taͤglich nach, die Unterſteiger aber ſind beſtaͤndig bei denen Arbeitern, und halten ſie zu der Gebuͤhr an. Es fordert dieſemnach ſtets ein Bedienter von dem andern die Arbeiten: Damit aber um deſto weniger Unterſchleife vorgehen koͤnnen; So muͤſſen die Geſchwohrne alle Jah - re bei denen Revieren umwechſeln.
Das Floßamt, welches nur allein vor die An - und die Herbeiſchaffung des Hol - zes und der Kohlen ſorget, beſtehet aus dem Obervorſteher, und dem Floßmeiſter. Es iſt uͤberdis bei einer ieden Huͤtte ein beſonderer Koͤhlermeiſter beſtelt, welcher vor das Brennen der Kohlen ſorget.
Der Receßſchreiber revidiret alle Bergrechnungen, und die Oberbergamtsdecreta. Die Schichtmeiſter, derer faſt ſo viel, als Zechen ſind, fuͤhren auf Seiten der Gewer - ken bei denen Gruben, und den dazugehoͤrigen Poch - und Waſchwerken die Rechnungen.
Den Bergſchoͤpfenſtuhl, welcher in inn - und auslaͤndiſchen Berghaͤndeln Bergur - teile abfaſſet, macht der Stadtrath aus, es ſind ihm aber iederzeit drei Bergamtsbe - diente zugeordnet, die das Jnnere des Grubenbaues verſtehen.
Es arbeiteten vormals, da die Zechen nicht nur ergiebiger, ſondern auch mehrere in dem Gang waren, bei dieſen Bergwerken wol 5 und 6000 Bergleute, in den iez - zigen Zeiten kan man aber kaum noch 3500 zaͤhlen. Jhr Lohn iſt folgender: Ein Lehr - oder ein Schramhaͤuer bekomt woͤchentlich in 5 Schichten, deren eine 8 Stunde dauret, 21 bis 24 -, ein Doppelhaͤuer 27 -, ein Gang - und ein Zimmerhaͤuer 28 -, ein Junge 16 bis 18 -, und ein Haspelknecht 20 Gutegroſchen. Es wird ihnen bei die -R rſem314Das fuͤnfzehnte Stuͤk von denen Silber-Kupfer -ſem Lohn das Pulver und das Gezaͤhe gereichet, das Geleucht muͤſſen ſie ſich aber ſelbſt ſtellen.
Die Poͤcher, die Waſcher und die Schlaͤmmer bezahlt man folgender Geſtalt: Man gibt dem Pochſteiger, welchen man den Waſcher nennet, woͤchentlich 30 -, dem Oberſchlaͤmmer 12 bis 14 -, und einem Aufdruͤkker 6 bis 8 Gutegroſchen. Es bezahlen die Arbeiter, die zu dem Grubenbau gehoͤren, alle Vierteliahr 3 Gutegroſchen 3 Pfen - nige zu der Knapſchaftscaſſe, wann ſie 12, 16, 18, 20 und 24 Gutegroſchen Wochen - lohn bekommen, und 5 Gutegroſchen 3 Pfennige, wann ſich ihr Wochenlohn auf 27 bis 28 Gutegroſchen erſtrekt. Wann nun einer von dieſen Arbeitern krank wird: So be - komt der, welcher zu der erſten Klaſſe gehoͤret, nebſt den Arztkoſten, woͤchentlich 5 bis 6 -, einer von der andern Klaſſe aber 8 Gutegroſchen.
Bei denen Huͤtten bekomt ein Vorlaͤufer woͤchentlich in 6 Schichten, deren eine 12 Stunde lang iſt, 28 bis 32 -, ein Schlakkenlaͤufer 21 bis 24 -, und ein Auftraͤger 21 Gutegroſchen, die einen meisniſchen Guͤlden machen. Dem Schmelzer bezahlt man vor eine Schicht 6 Gutegroſchen, dem Abtreiber und dem Schuͤrknecht aber vor ein Treiben 1½ Thaler. Die Roͤſte laͤſſet man in dem Geding wenden, und man bezahlt von einem Centner Erz und Rohſtein 2 -, von einem Centner Bleiſtein 3 -, und von einem Centner Kupferſtein 6 Pfennige. Der Huͤttenhuͤter, welcher auf die Gebaͤude Achtung giebt, damit kein Feuer entſtehen koͤnne, und die Stuͤbe und die Kapellen zu - recht macht, bekomt woͤchentlich 1½ Thaler, frei Holz und Wohnung. Zu der Huͤtten - buͤchſe bezahlen dieienige Arbeiter, die in dem Lohn hoch ſtehen, von einem Thaler einen Gutengroſchen, die geringere aber 8 Pfennige. Wird einer dieſer Arbeiter krank: So bekomt er dagegen, nebſt denen Arztkoſten, den halben Wochenlohn. Denen Schmid - meiſtern bezahlt man die Eiſenwaaren, die zu dem Huͤtten - und dem Grubenbau noͤtig ſind, nach einer ſtaͤndigen und gedrukten Taxe.
Man kauft das noͤtige Grubenholz aus denen nahgelegenen Waldungen, und be - zahlt vor einen Stamm, der 20 bis 24 Zoll dik, und 32 Elen lang iſt, 8 -, und 12 Gu - tegroſchen, wann er eben die Laͤnge hat, und 30 Zoll dik iſt. Bei dieſem ſehr geringen Preis komt dennoch aber ein ſolcher Stamm mit dem Fuhrlohn uͤber 2 Thaler zu ſtehen. Dem Floßamt bezahlet man vor eine Klafter Holz 1 Thaler und 8 Gutegroſchen, und alſo vor einen Schraagen 4 Thaler, vor einen Wagen Kohlen aber 1 Thaler und 16 Gutegroſchen. Der Huͤttenmeiſter zeigt dem Floßamt alle Jahre den erforderlichen Brand an, damit daſſelbe darnach die noͤtige Einrichtung machen koͤnne. Es werden dieſemnach in einem Jahr bei einer Huͤtte ohngefaͤhr 800 bis 1000 Klafter Holz, und 1500 bis 2000 Wagen Kohlen erfordert.
Man nimt denen Arbeitern alle 14 Tage ihre Gedinge ab, worauf die Geſchwohrne mit denen Steigern die Regiſter vergleichen, und dieſelbe denen Schichtmeiſtern unter - ſchrieben zuſtellen. Die Schichtmeiſter hohlen alsdann aus dem Zehnden das noͤtige Geld, und bezahlen die ſaͤmtliche Arbeiter aus.
Die Gewerken lieſen ehedem auf denen Huͤtten, die herrſchaftlich ſind, die gewon - nene Erze gegen einen gewiſſen Huͤttenzins ſelbſt zugutmachen: Da man aber nachher gewahr wurde, daß ſie bei der Schmelzung nicht recht zu Werk gingen; So machte man im Jahr 1709 in dieſer Sache eine Aenderung. Man verordnete naͤmlich, daß denen Gewerken vor die Erze ein Gewiſſes bezahlt, und dieſelbe auf herrſchaftliche Ko - ſten geſchmolzen werden ſolten. Die Gewerken beſtreiten dieſemnach weiter keine, als nur die Grubenkoſten, und ſie muͤſſen die Erze bis zu dem Schmelzen zubereiten, und zu denen Huͤtten liefern. Man rechnet einen Bergcentner zu 110 Pfund, und bezahlt die Erze nach einer gedrukten Taxe. Jn dieſer Taxe teilt man die Erze: 1. Jn Kies und Blei bedoͤrfende Erze; 2. in ſpahtige kieſige und glanzige Erze, die an dem Stein bei - tragen, und kein Blei freſſen; 3. in kieſigte Erze, die derb und von der Bergart aus - geſchieden ſind; 4. in kieſige blendige und quarzige Waſch - und geſchiedene Erze, die noch Zuſchlaͤge oder Kies bedoͤrfen; 5. in kieſige glanzige und kuͤpferige Erze; und 6. in Glanz - und Bleierze. Nach dieſer Einteilung und der Beſchaffenheit der Umſtaͤnde, ie nachdem naͤmlich die Erze viel Blei und Kupfer halten, bezahlt man vor ein Loth Silber 6 bis 14 -, vor ein Pfund Kupfer aber 3 und mehr Gutegroſchen.
Man ziehet denen Gewerken bei dieſer Bezahlung vor den Schlaͤgeſchatz, den Zwanzigſten, den Gnadengroſchen, die Schmelz - und Huͤttenkoſten, den Brennerlohn, und das Miniſteriengeld nicht beſonders ab. Wann hingegen die eine oder die andere Zeche in Ausbeute komt: So muß ſie zu der Ergaͤnzung des Zehndens, den andern Zwanzigſten beſonders entrichten, davor bekomt ſie aber auch aus der Muͤnze von denen Ausbeutſilbern Speciesthaler.
Weil die Zechen mehr und mehr in Ruͤkſtand kommen, und wenigere Gewerken bauluſtig werden: So iſt man in dem Begrif die gemachte Erztaxe zu erhoͤhen.
Man probieret alle dieſe Erze in dem Kleinen, und nach einem Centner, der in 110 Pfund ge - teilt iſt. Sie werden aber doppelt, einmal von dem Gewerkenprobierer, und das anderemal von dem Huͤttenſchreiber probieret. Wann dieſe beide mit einander uͤbereintreffen; So nimt man ihren Gehalt vor den wahren an: Sind ſie aber unterſchieden; So muß der Oberſchiedsguardein die dritte und die Schiedsprobe machen.
Weil der Landesherr von allen Zechen, ſo bald ſie Erz zu der Huͤtte liefern, den Zwanzigſten bekomt, der unter dem Erzverkauf mit einbegriffen iſt, und das andere Zwanzigſte bei den Ausbeutzechen noch beſonders bezahlt werden muß (§. 52. 1. Anm.): So beſoldet er auch aus dem Zehnden alle Bedienten. Er bauet zugleich auch faſt alle und die Hauptſtollen, die er in dem Stand erhaͤlt. Wenn hingegen ein ſolcher Stol - len auf herrſchaftliche Koſten in eine gewerkſchaftliche Zeche getrieben wird; So muͤſſen die Gewerken den halben Neunten oder den Achtzehnden entrichten: Treiben dieſelbe aber einen Stollen von der Art ſelbſt in ihre Zeche; So geben ſie entweder nur eine gewiſſe Stollenſteuer, die in der Haͤlfte oder in dem Drittel beſtehet, oder einen Waſ - ſerfall, der in einem Bierteliahr ohngefaͤhr 5 Thaler ausmacht. Der Gnadengroſchen, welcher ebenwol unter dem Erzverkauf mit begriffen iſt (§. 52. 1. Anm), beſtehet in 2 bis 4 Gutegroſchen, welche die Gewerken von einer ieden Mark Silber an die Gna - dengroſchencaſſe entrichten muͤſſen, woraus denen Armen ſolchergeſtalt ein Verlag gege - ben wird, daß ſie denſelben nach und nach und von einer Mark Silber wenigſtens ½ Tha - ler wieder erſtatten muͤſſen. Eine noch andere Caſſe, die aus dem Zehnden und denen uͤbrigen Einkuͤnften der Bergwerke erhalten wird, beſtehet in der ſo genanten Schuͤrf - caſſe, woraus iunge Leute angezogen, neue Schuͤrfe gemacht, und Gaͤnge erſchroten werden. Weil ich in dem 15. §. die Ausbeut - und die Zubus -, und dieienige Zechen ſchon erzaͤhlt habe, die entweder, ehe ſie Ausbeute entrichten, den Verlag erſtatten, oder ſich frei bauen: So will ich auch hiervon nicht weiter handeln.
Es koͤnnen in einem Jahr 100, 110 und 120 Centner, oder bei 24,000 Mark Sil - ber, 3 bis 4000 Centner Blei, und 600 Centner Schwarzkupfer gemacht werden. Man ſchaft die Silber nach Dresden, wo ſie vermuͤnzt werden, die Blei aber gebraucht man bei andern Huͤtten, die den Centner mit 5 Thaler bezahlen. Die gruͤnenthaler Seigerhuͤtte bezahlt endlich vor einen Centner Schwarzkupfer, mit Jnbegrif der Silber, weil ſie vor die Seigerkoſten ſtehen muß, 24 Thaler.
Weil das Oberbergamt die Oberaufſicht hat (§. 41.): So ſind ihm auch alle Un - teraͤmter untergeben. Es ſorget nebſt dem Bergamt auf alle Art nach dem ganzen Umfang vor die Aufnahme und das Wol der Bergwerke. Das Ober - und das Bergamt iſt daher alle Woche zweimal, den Mittwochen und den Sonnabend verſam - let. Man verfaͤhret bei dieſen Aemtern in Bergwerks - und gerichtlichen Sachen nachder317und Bleibergwerken an und um die alte freie Bergſtadt Freiberg. der oberſaͤchſiſchen freiberger Bergordnung, nach der Bergreſolution vom Jahr 1709, nach der Stollenordnung vom Jahr 1749, nach der Huͤttenordnung, oder der ſo genan - ten Generalſchmelzadminiſtrationsdeclaration vom Jahr 1710 und 1712, und nach dem erneuerten Bergdecret zu der Aufnahme der Kupferbergwerke vom Jahr 1754.
Die mehreſte Gruben werden auf eben die Art, wie an dem Oberhaarz, von Ge - werkſchaften betrieben, und darum beziehe ich mich auf den 134. §. des 9. St. So viel inzwiſchen dieſe Bergwerke auch mit einander gemein haben: So kommen doch bei dem Werk an dieſem Ort noch beſondere Umſtaͤnde in Erwegung, die ich alsbald an - fuͤhren will. Man teilet die Gruben in 128 Ausbeut - und in 124 Zubuskuxen, weil man dem Eigenthuͤmer des Grundſtuͤks, worauf die Zeche liegt, denen Hospitaͤlern, dem Lazaret, und der Gemeinde, in deren Terminei die Zeche befindlich iſt, vier, und zwar einem ieden eine Kuxe frei zu bauen pfleget. Man ſchlieſt bei den Zubuszechen, die Verlag geben muͤſſen, die Rechnungen in der andern, bei denen Ausbeutzechen aber in der dritten Woche des neuen Quartals. Man ſtelt in dieſer Zeit denen Gewerken die Zubuszettel mit der beſtimten Anlage auf ihre Bergteile alsbald zu, und zwar un - ter der Verwarnung des in der 6ten Woche dieſes Quartals angehenden, und des in der 6ten Woche des folgenden Quartals zu Ende gehenden Retardats. Laſſen daher die Gewerken das Retardat ganz zu Ende gehen: So werden ſie caduciret, und ihrer Bergteile verluſtig. Es wird Niemand leugnen, daß dieſe Vorrichtung ſehr gut iſt: Denn weil die Gewerken zu der Bezahlung ihrer Zubuſen, ehe das Retardat angehet, ein Vierteliahr Zeit haben; So geſchiehet es auch, daß zu der Auslohnung der Berg - leute ſtets ein Quartal in Vorrath iſt.
Weil nicht ſelten eine Gewerkſchaft der andern das Feld verſperren wuͤrde, wann man ſie, wie bei denen Floͤzwerken, auf eine gewiſſe Gemarkung, oder einen Gang allein belehnen wolte: So pflegt man derſelben nur ein gewiſſes Stuͤk Feld zu verlehnen, wel - ches in Fundgruben und in Maaſen geteilt wird, wovon die erſtere 60 -, dieſe aber 40 Lachter lang iſt. Zuweiln bauen auch einige ein verliehen Feld, ohne daß die Zeche ver - gewerkſchaftet iſt, und dieſe nent man Eigenlehner. Jn dem 15. §. habe ich die ihnen zugehoͤrige Zechen ſchon beſchrieben. Wenn man den 135. §. des 9. St. lieſet: So ſiehet man, daß ſie eine Art der Lehnſchaften ſind. Es teilen dieſe Eigenlehner die Ze - chen in vier Schichten, deren eine 32 Kuxen enthaͤlt, eine Schicht aber in die Haͤlfte, in das Viertel und in das Achtel, welches leztere man einen Stamm zu nennen gewohnt iſt. Bei dem Anfang einer ieden Zeche ſtehet einem ieden frei eine Fundgrube und ſo viel Maaſen zu muthen, als er will, wann er in dem friſchen, und kein aͤlterer in dem Feld iſt: Er muß aber das Feld wirklich aufſchlieſſen und bauen, weil ein anderer zuge - laſſen wird, wann man ſiehet, daß er daſſelbe verſperret.
Weil ich in dem 53. §. ſchon angezeigt habe, wann die Gewerken den Zwanzigſten, den Zehnden, den halben Neunten, Stollenſteuer, und Waſſerfall geben muͤſſen: So will ich mich auch bei dieſer Sache, die eigentlich hierher gehoͤret, nicht lang aufhal - ten. Jch will inzwiſchen hier noch einer Abgabe gedenken, und die iſt dieſe: Die Ge - werken und die Eigenlehner, die ein vermeſſen - und verliehenes Feld bauen, muͤſſen alle Vierteliahr von einer Fundgrube 3 -, von einer Maaſe und einem Kunſtrad aber nur 2 Gutegroſchen, zu der Beſoldung derer Bedienten bezahlen, welche Gelder dann zu einer beſondern, der ſo genanten Quatembercaſſe abgeliefert werden.
Wann es die Umſtaͤnde erheiſchen, daß eine Zeche eine Zeitlang ſtehen bleiben muß: So bittet man, wann das bei ihr hergebrachte Recht nicht verloͤſchen, und das verliehene Feld in das Freie fallen ſoll, den Bergmeiſter um eine Friſt, wovor ihm dann die Be - liehene alle Vierteliahr einen Gutengroſchen Friſtgeld bezahlen muͤſſen.
Die Gemeinden, auf deren Guͤtern Bergwerke gebauet werden, bezahlen nur die halbe Steuern, die andere Haͤlfte muͤſſen ſie aber zu dem Bergbau, doch zu ihrem ſelbſt eigenen Nuzzen verwenden. Auch die Buͤrger in der Stadt bezahlen nur den halben Accis, weil ein ieder ſchuldig iſt, zwei Kuxen zu bauen. Von denen Vorteilen, welche die Gemeinden, und die Eigenthuͤmer der Grundſtuͤkke haben, worauf Bergwerke ge - bauet werden, lieſet man Mehreres in dem 56 §. Weil ich nun die Zechen, die von denen Gemeinden gebauet werden, in dem 15. §. auch ſchon angefuͤhrt habe; So erin - nere ich nur noch ſo viel, daß die Vorrichtungen bei dieſem Bergbau ſehr vortreflich ſind: Es komt durch ſie der reiche Seegen GOttes zum Beſten der Unterthanen, der armen Leute, und des gemeinen Weſens an den Tag.
Es ſind, vermoͤge der Bergordnung, alle Materialien und Bergwaaren vor dem Accis, dem Zoll, dem Geleit, und dem Einfuhrgeld befreiet. Die Berg - und die Huͤt - tenleute genieſen auſer dieſem zugleich auch das Privilegium, daß ſie keine Frohnd - und Kriegsdienſte leiſten doͤrfen, weil ſich der Landesherr nur vorbehalten hat, ſo viele Berg - leute aus denen Knapſchaften herauszuziehen, als ihrer zu Minirern erforderlich ſind.
Die zu dieſer Stadt gehoͤrige Bergwerke ſind weit ſpaͤter rege geworden, als die um die Stadt Freiberg (§. 1. im 15. St.): Denn ſie ſind erſt 1520 in Auf - nahme gekommen. Jn den erſten Zeiten ihrer Bearbeitung waren ſie die er - giebigſte in dem Erzgebirg, und einige gaben ſo reiche Ausbeute, daß auf eine Kuxe vierteliaͤhrig ein - zwei - und dreihundert und mehr Speciesthaler herauskamen. Die darauf folgende Kriegsunruhen unterdrukten aber dieſen Seegen, und die beſte Gru - ben blieben um ſo mehr liegen, als man in der Teufe unter der Stollenſohle, die mehr und mehr zunehmende Waſſer nicht mehr waͤltigen konte. Man weis es inzwiſchen aus denen alten Bergwerksnachrichten zuverlaͤſſig, daß der Mangel an Erzen nicht der Grund ihrer Niederlage iſt: Man iſt daher ſchon ſeit geraumen Jahren bemuͤhet gewe - ſen, die verſoffene Erze in dem Tiefſten wieder durch tiefe Stollen zu loͤſen, die ſchon bis in die Gegend der alten Schaͤchte getrieben ſind. Einen Tag nach dem andern vermu - thet man einen gluͤklichen, doch vor die Arbeiter allemal gefaͤhrlichen Durchſchlag, wo -durch320Das ſechszehnte Stuͤk von denen Silber-Kupfer-Zinn-Blei-Eiſen -durch dieſe Gruben, die allen andern in dem Erzgebirg in der Ausbeute den Rang ſtrei - tig machen, wieder in Aufnahme gebracht werden koͤnnen.
So wie die Gruben in Freiberg, weil ſie in verſchiedenen Gebirgen liegen, in Reviere geteilet werden (§. 2. im 15. St.): So geſchiehet es auch hier, und ſie werden in das nahe und in das auswaͤrtige Revier geteilet. Jn dem erſtern zaͤhlet man dieſe Gebirge, welche nach allen, iedoch bald mehr nach dieſen, bald mehr nach ienen Weltgegenden liegen: 1. Den Stadtberg von Marienberg aus gegen Mitternacht, der gleich an der Stadt liegt; 2. Den Roſenberg, welcher in eben der Gegend liegt; 3. Den Wildberg, gegen Morgen; 4. Den Martersberg, auch gegen Morgen; 5. Den Schlettenberg, gegen Mittag; und 6. Den Muͤnchsberg, gegen Morgen. Jn dem auswaͤrtigen Revier liegt hinge - gen nur das Wolkenſteinergebirg, gegen Abend. Die Gebirge um dieſe Stadt und in dieſer Gegend beſtehen uͤberhaupt aus aufgeſezten Huͤgeln, die ziemlich hoch, aber doch nicht ſtuͤkkelicht und pralligt ſind. Das Gebirg an dem Stadt - und an dem Ro - ſenberg ſteigt ſanft von Mittag nach Mitternacht, der Wildberg hingegen gaͤh und pral - ligt an. Jn dem Martersberg iſt das Gebirg zwar nicht pralligt und gaͤh, doch iſt es ziemlich anſteigend. Jn dem Schletten - und in dem Muͤnchsberg iſt daſſelbe hingegen gaͤh, in dem Wolkenſtein aber nur anſteigend.
Die Gruben in dieſen Gebirgen erlangen eine merkliche groſe Teufe, und ſie ſind alle waſſernoͤtig. Weil man nun die Waſſer durch Stollen loͤſen kan, und die Gebirge ſehr vielen Fall haben; So hat man auch folgende Stollen erbauet:
Jn vielen Gruben in dieſer Gegend ſezzen die Erze tiefer nieder, als die Stollen Teufe einbringen koͤnnen, und darum ſind in ſie verſchiedene Kuͤnſte gehengt worden, damit man die Waſſer aus ihnen herausſchaffen, und die Erze gewinnen koͤnne. Um aber dieſe Kuͤnſte um deſto beſſer betreiben zu koͤnnen: So ſind ein und andere Teiche angelegt worden. Drei liegen gegen Mitternacht an dem Dorf Laute, welche die laut - ner Teiche heiſen, und zu den ſtadt - und den roſenberger Kuͤnſten gebraucht werden. Ein anderer der Ruͤkkersteich liegt nach Abend zu gegen Laute uͤber, an dem Dorf Ruͤkkers, und wird auf die lautner Gebaͤude gezogen.
Weil auf denen Gaͤngen in dieſer Gegend viele Erze brechen, die gepocht werden muͤſſen: So ſind auch in Bobershau, in einem Grund gegen Morgen von der Stadt aus, dreizehn Pochwerke erbauet worden, die von dem in dieſem Grund flieſenden Rothenwaſſer betrieben werden.
Man trift an dieſem Ort drei Schmelzhuͤtten, zwei Zinn - und eine Silberhuͤtte an, in welchen die gewonnene und zubereitete Erze zugutgemacht werden. Die eine von denen Zinnhuͤtten liegt gegen Morgen, hinter Marienberg in Doͤrfel, und gehoͤrt dem Stadtrath: Die andere liegt in dem Huͤttgrund, zwiſchen dem Roſen - und dem Muͤnchsberg, in welchem Grund auch die Silberhuͤtte erbauet iſt. Die beide leztere, welche von einem Waſſer betrieben werden, das die Floͤß heiſet, gehoͤren dem Berg - oder dem Landesherrn.
Wegen der Anſchaffung des noͤtigen Brandes leſe man den 7. §. des 15. St., wo - bei ich nur noch dieſes erinnere, daß in dieſer Gegend kein Holz gefloͤſt werden kan, und daß der Aufgang deſſelben um deswillen nicht gros iſt, weil die Erze entweder ganz allein, oder alsdann voͤllig in Freiberg zu Kaufmanswaare gemacht werden, wann die Me - talle aus denen armen Erzen heraus -, und in das Rauhe gearbeitet ſind.
Die annaberger Bergwerke ſind fruͤher, als die marienberger, und in dem Jahr 1490 rege worden. Sie waren ehemals viel ergiebiger, als wie in den izzigen Zei - ten. Sie haben waͤhrend ihrem Betrieb eben die harte Schikſaale erlitten, denen an - dere Bergwerke in dieſer Gegend unterworfen geweſen ſind.
Man teilet die Gruben, die an und um dieſe Stadt liegen, ſo, wie an andern Orten, in Reviere, und in das nahe und auswaͤrtige. Zu dem nahen Revier rech - net man alle die Gruben, die in einer Stunde -, zu dem auswaͤrtigen aber die, welche in einer Entfernung von drei Stunden um die Stadt liegen. Es ſind in einem ieden Revier beſondere Gebirge, und die will ich alsbald erzaͤhlen.
Die Gebirge in dieſer Gegend ſind uͤbrigens alle ziemlich hoch, und die meiſten ſtuͤkkelicht.
Damit man die ſo eben erzaͤhlte Gebirge von denen Waſſern befreien moͤge; So ſind folgende Stollen angelegt worden:
Es ſind an dieſem Ort nur ſechs Pochwerke. Fuͤnf, die zu dem nahen Revier ge - hoͤren, worinnen man Kobolte pocht, liegen unter der Stadt, in einem Grund, an der weiſen Sehma, welches ein ziemlich ſtarkes Waſſer iſt. Das ſechſte, welches zu dem Auswaͤrtigenrevier gezaͤhlet wird, liegt hingegen zu Baͤrenſtein an dem griesdoͤrfer Waſſer. Jn eben dieſem Grund, und an eben dem Fluß liegen auch drei Zinnhuͤtten.
So viel endlich das Holz und die Kohlen anlangt: So beziehe ich mich auf den 7. §.
Johanngeorgenſtadt iſt die iuͤngſte unter allen Bergſtaͤdten in dem Erzgebirg, und die im Jahr 1654 rege gewordene Bergwerke haben ihre Erbauung veranlaſſet. Vor noch nicht langen Jahren wurden gar reiche und ſeltene Erze aus denen Gruben in die - ſer Gegend hervorgebracht, und groſe Ausbeuten gegeben, die in dieſen Tagen gar merklich gefallen ſind.
Die Gegend, die zu der Stadt gehoͤrt, iſt nicht gros, und darum liegen alle Gru - ben in einem Revier, und in einer Stunde um die Stadt. Die Gebirge, die man in dieſem Revier zaͤhlet, ſind folgende:
Die Gebirge an dieſem Ort ſind bei ihrem Anfang alle ganz ſtuͤkkelicht, auf ihren groͤſten Hoͤhen aber, worinnen eigentlich die Gruben liegen, ziemlich eben. Sie ſteigen auf die folgende Art in die Hoͤhe: Der untere Faſtenberg ſteigt von Morgen gegen Abend bis in den obern Faſtenberg in die Hoͤhe, wo er an das Erzenglergebirg anſtoͤſet: Der vordere Faſtenberg ſteigt aus Mittag gegen Mitternacht in den mittlern und hin - tern Faſtenberg in die Hoͤhe, wo er an das hohe Genuͤs angrenzet, das wieder bis in die ſo genante Steinbach abfaͤlt: Das Erzenglergebirg faͤngt gegen Abend an, und ſtoͤſt gegen Mittag an das Guglergebirg, welches gegen Mitternacht aufſteiget: Der Rabenberg ſteigt endlich aus Abend gegen Morgen in die Hoͤhe: Er ſtoͤſt gegen Mit - tag an das plattner Revier in dem Boͤhmiſchen, nach Morgen aber erſtrekt er ſich bis nach Breitenborn gegen Orbach, und an die ſchwarzenberger Grenze.
Die Gebirge an dieſem Ort ſind reichlich mit Stollen verſehen. Man zaͤhlet da - her folgende:
Jn dieſem, in dem lezteren Gebirge, ſind ſchon verſchiedene tiefe Stollen ange - fangen worden, ſie ſind aber allemal wieder liegen geblieben.
Die mehreſte Pochwerke, die zu dieſen Gruben gehoͤren, liegen an der Breitenbach, einige aber auch gleich an ihren Zechen, wo ſie von denen wenigen Waſſern betrieben werden, die in dem Gebirg zuſammenlaufen. An der Zahl ſind ihrer ein und zwanzig: Fuͤnfzehn Silber - und ſechs Zinnpochwerke. Man trift auſer dieſem in dieſer Gegend nur eine Zinnhuͤtte an, die an dem Guglerwaſſer liegt.
Mit dem Holz und denen Kohlen verhaͤlt es ſich, wie ich §. 7. gemeldet habe.
Die Entdekkung dieſer Bergwerke komt in noch aͤltere Zeiten, als die ſind, worinnen die Bergwerke zu Annaberg, Marienberg und Johanngeorgenſtadt rege gemacht worden ſind: Denn ſie ſind in dem Jahr 1470 fuͤndig worden. Jn dem erſten Jahr - hundert ihrer Bearbeitung waren ſie weit ergiebiger an Silber, als wie izzo, da man ingroſe327u. Koboltsbergw. im Obererzgebirge, an u. um die freie Bergſtaͤdte ꝛc. groſe Teufen gekommen iſt, und mehrenteils Kobolt gewinnet, ia man wuſte damals noch nichts von den Kobolten, und bauete nur auf Silbererze.
Da die Gruben auch hier in naͤhern und in entferntern Gegenden um die Stadt liegen: So werden ſie ebenwol in Reviere, und in das nahe und auswaͤrtige getei - let. Das erſtere liegt in einer Entfernung von ¾ Stunden um Schneeberg, die mehre - ſte Gruben aber ſind gegen Abend. Das leztere liegt ſchon weiter weg, und in einer Weite von 1¼, 2, 3 und 4 Stunden um dieſe Staͤdt. Der groͤſte Teil der Gruben liegt aber auch in dieſem Revier gegen Abend. Jn dem nahen Revier unterſcheidet man nur dieſe Gebirge: 1. Den Gloͤsberg gegen Mitternacht, der ſich gegen Abend bis an den Muͤhlberg herumziehet; 2. Eben dieſen Muͤhlberg, welcher ſich aus Abend gegen Mittag bis an den Schiedenberg herumziehet; Und 3. den Schiedenberg ſelbſt. Die Gebirge in dieſer Gegend ſind alle ziemlich hoch aufgeſezt, doch aber nicht pralligt und ſtoͤkkelicht.
Die Anzahl der Stollen iſt an dieſem Ort nicht gros. Jn dem nahen Revier zaͤh - let man: 1. Den Fuͤrſtenſtollen, welcher in dem Dorf Schleem ausgehet, bei 2000 Lachter lang iſt, und 40 Lachter Seigerteufe einbringet, aus welchem von denen Gewer - ken viele Fluͤgeloͤrter in andere Gebaͤude getrieben worden, die man Gewerkenſtollen nennet; 2. Den koͤniglichen tiefen Marcusſemlerſtollen, welcher unter dem Dorf Schleem aus -, und mit dem Hauptort durch das ganze nahe Revier gehet, ohngefaͤhr 4000 Lachter in der Laͤnge betraͤgt, in dem hoͤchſten Gebirg 120 Lachter Flache - oder 90 Lachter Seigerteufe einbringet, und mittelſt vieler Fluͤgeloͤrter auf alle und iede Gebaͤude durchſchlaͤgig iſt. Die Gruben in dem auswaͤrtigen Revier ſind nicht tief: Und dar - um, und weil ſie mehrenteils aus Zwitter - und Eiſenſteinszechen beſtehen; So ſind keine Stollen auf ſie angelegt worden.
Zu dem nahen Revier gehoͤren ſechs Koboltspochwerke, die gegen Abend in dem lin - denauer Grund, gleich an Schneeberg liegen. Uiber ihnen liegen drei Teiche zu der Betreibung der Kuͤnſte unter der Erde, welche hier, wie in allen ſaͤchſiſchen Bergſtaͤdten, mit ſamt den Raͤdern in die Gruben gehengt ſind. Jn dem auswaͤrtigen Revier hat faſt eine iede Zeche ihr eigen Pochwerk. Zu der Zubereitung der Kobolte in Schmalte ſind fuͤnf Fabriquen gebauet worden. Eine, welche die Stelle zweier vertritt, liegt in Schleem, die dritte in Zelle uͤber der Aue, die vierte in Zſchopau, und die fuͤnfte zwi - ſchen Obernhau und Bokkau. Die Zinnerze werden eines Teils in der auer Silber - huͤtte, und andern Teils in Eibenſtok zugutgemacht. Die Blei - und die Silbererze kommen von dieſer, wie von allen vorhergehenden drei Bergſtaͤdten, wann ſie rein aus - geſchieden, und die arme in Stein geſchmolzen ſind, nach den freiberger Schmelzhuͤtten.
Das Grubenholz gibt der Landesherr zwar forſtfrei, doch muß davon das Anweis - geld bezahlt werden. Weil dieſes Holz inzwiſchen auf eine groͤſere Weite herbeigeſchaft werden muß, als das, welches in denen gemeinen Waldungen gehauen wird, und folg - lich der Fuhrlohn bei dem aus den erſtern Hoͤlzern gar hoch zu ſtehen komt: So kaufet man das Holz von den Gemeinden mit wenigern Koſten. Jm Mehrerem beziehe ich mich dieſer Sache halben auf den 7. §.
Die Bergwerke in dieſer Gegend beſtehen aus lauter Gaͤngen. Den Begrif der Gaͤnge habe ich in dem 8. §. des 15. St. auf das Neue wiederhohlt. Die ver - ſchiedene Einteilungen derſelben, derer man ſich auch hier bedienen kan, begreift der 8. und 9. §. des 15. St. Jch will daher in dem Verfolg gleich zu deneu Beſchreibungen der Gaͤnge ſchreiten, die in dieſem Gebirge liegen.
Das, was ſie alle an dieſem Ort mit einander gemein haben, das will ich zuerſt in dieſem und dem folgenden 25. und 26. §. bemerken. Sie fuͤhren: Gediegen Sil - ber, Glaserz, Roth - und Weisguͤldenerz, Silberſchwaͤrzen und Silbergilben, Kupfer - nikkel, Kupferkieſe, Zwitter, die in Zinngraupen und Zinnſtein beſtehen, Bleiglanz, Eiſenſtein, der ſich in Blutſtein und in Glaskopf verteilet, Letten von blauer, weiſer, und rother Farbe, in welchem man Koͤrnger von Glas - und andern reichen Silberer - zen findet, Gilben, gilbliche, weiſe, rothe, braͤunliche, gruͤne, und ſchwarze Sinter und Guhren, Kobolte, Vitriol -, Schwefel -, und Arſenikerze, Amethiſt, Fluͤſſe, die dem feinen Quarz gleich ſind, Asbeſt, Blenden, Quarz, Spaht, Kneiſt, blaulichen Schie - fer, und Kazzenglimmer in dem Hangenden und in dem Liegenden. Es brechen alle dieſe Mineralien auf denen Gaͤngen nur nieren - und neſterweis, und zwiſchen dieſen ſind oͤftere taube Mittel. Nur die Zwittergaͤnge ſind hiervon ausgenommen: Denn ſie haben, als grobe Geſchikke, mehrenteils, doch einmal maͤchtigere und beſſere Anbruͤche, als wie das andere mal. Die Bleiglanze brechen auf dieſen Gaͤngen ſelten: Wann ſie ſich aber auch anlegen; So ſind dieſelbe nicht nur viel reicher, als wie an andern Orten,ſondern329u. Koboltsbergw. im Obererzgebirge, an u. um die freie Bergſtaͤdte ꝛc. ſondern man kan ſich auch auf baldige Anbruͤche von Silbererzen groſe Hofnung ma - chen. Die denen Gaͤngen benachbarte Mineralien, welche das Hangende und das Liegende ausmachen, beſtehen bei einigen Gaͤngen, welche Silber fuͤhren, in einem blaulichen Schiefer, bei andern und den mehreſten aber in einem grauen glimmerichen, aus kleinem Quarz und Eiſenglimmer zuſammen geſezten wilden und rauhen Geſtein, welches man auch zu Freiberg antrift (§. 10. im 15. St.). Wann der Kneiſt, ein graulicher kurzwuͤrfelichtes und ſeifiges Geſtein, die braͤunliche ſpahtige Gebirge bei de - nen Zwittergaͤngen, und die blaue ſchieferiche Gangebirge, welche alle mehrenteils noch zu den Gaͤngen gerechnet werden, weil ſie zwiſchen ihnen und dem Hangenden und dem Liegenden liegen, daher ſie dann auch das Nebengeſtein oder das Nebenſtehende hei - ſen, mit dem Gang parallel fallen; So machet man ſich noch gute Hofnung zu Er - zen: Jſt dis aber nicht; So laͤſſet man ſie einſtweiln, und bis ſich neue Anzeigen hervorthun, fahren. Verſchiedene unter dieſen Gaͤngen hengen mit dem Hangenden und dem Liegenden feſt zuſammen, andere aber nicht. Jene ſind alſo, nach dem Rede - gebrauch der Bergverſtaͤndigen, angewachſen, dieſe aber haben eine glatte Abloͤſung. Von den leztern wollen einige an dieſem Ort aus der Erfahrung anmerken, daß man ſich bei ihnen auf beſſere Erze Hofnung zu machen Urſache habe, als wie bei den erſte - ren. Sie alle ſind hauptſtreichende Gaͤnge: Denn ſie ſtreichen gemeiniglich in einem Gebirg fort, durch die Thaͤler durch, und in ein wieder anderes Gebirg. Eben daher fuͤh - ren ſie, ie nachdem ein Gebirg zu dieſem, oder zu ienem Metall geneigt iſt, in dem ei - nen Silber, in dem andern Kupfer, und in dem dritten Zwitter.
Man hat aus der Erfahrung wahrgenommen, daß der gelbe, gilbige, braune und weiſe Sin - ter von denen Silbererzen, der gruͤne von denen Kupfererzen, der ſchwarze von dem Zwitter, und der roͤthliche mehrenteils von dem Eiſenſtein herkomt: Denn, wenn man ihnen nachforſcht, und auf ihnen auffaͤhret, oder in die Hoͤhe bricht; So bekomt man gewis die Arten der Erze, welche ſie, wie ich geſagt habe, anzeigen. Da alſo die in der Erde befindliche Metalle von denen Waſ - ſern, wann ſie zumal ein Aufloͤſungsmittel in ſich haben, aufgeloͤſt, und wieder mit andern Koͤr - pern, indem das Waſſer in ihre Zwiſchenraͤume eindringt, verbunden werden koͤnnen: So ſiehet man auch hier, daß auf dieſe Art neue Erze erzeugt, und ſchon geweſene wieder zerſtoͤrt werden koͤnnen (Anm: des 11. §, 4. Anm. des 13. §, Anm. des 16. §, und Anm. des 19. §. im 8. St.).
Die Maͤchtigkeit der Gaͤnge iſt ſehr verſchieden. Einige, welche man unter die edle Geſchikke rechnet, ſind ſehr ſchmahl, andere aber, die zu den groben Geſchikken ge - hoͤren, ſehr maͤchtig. Die erſtere, worauf gemeiniglich reiche Glaserze, und Roth - und Weisguͤldenerze brechen, betragen in ihrer Maͤchtigkeit nur 2, 3, 4 bis 6 Zoll, und ſel - ten ¼, ½ bis 1 Lachter. Sie ſind dem ohngeachtet aber, und ob ſie ſchon nur nieren - und neſterweis Erze fuͤhren, wie ich zuvor gedacht habe, hauptſtreichende Gaͤnge, weil ſie wol 1000 Lachter fort - und in das Feld ſtreichen. Die grobe Geſchikke, wozu man die Zwittergaͤnge rechnet, beſizzen im Gegenteil eine weit groͤſere Maͤchtigkeit: DennT tſie330Das ſechszehnte Stuͤk von denen Silber-Kupfer-Zinn-Blei-Eiſen -ſie ſind ¼, ½, 1, 1½ und 2 bis 3 Lachter maͤchtig. Beiden Arten dieſer Gaͤnge iſt es hier eigen, ſo ſchmahl ſie auch zuweiln werden, daß ſie ſich nicht leicht bis auf eine Steinſcheidung, oder ganz und gar verdrukken. Jhr Streichen nach dieſer oder iener Weltgegend iſt bei alle dieſem gar manchfaltig verſchieden. Man findet daher den Streichen nach faſt alle Arten der vier Hauptgaͤnge. Keiner unter ihnen behaͤlt den - noch aber ſtets ein und eben daſſelbe Streichen: Denn ſie weichen nicht nur bald auf dieſe und bald auf iene Seite ab, ſondern ſie werfen auch zuweiln, wann dieſe Abwei - chung ſehr merklich iſt, einmal einen Bauch, das anderemal aber einen Hakken. Jn dem Fallen ſind dieſe Gaͤnge eben ſo verſchieden, als wie in dem Streichen. Bei die - ſem allen ſezzen dieſelbe 100, und wol 200 und mehr Lachter nieder. Es werden in - zwiſchen wenige unter ihnen bis in die 100 Lachter gebauet, weil man mit dem tiefen Stollen noch nicht durchſchlaͤgig iſt, und an dem Tag keine hinreichende Gefaͤlle zu be - kommen ſind. Verſchiedene unter dieſen Gaͤngen ſezzen zugleich auch bis nahe, oder ganz an den Tag aus. Jn denen ſanften Gebirgen wird man uͤberdis gewahr, daß die Gaͤnge in der mittlern und in der Hauptteufe, in den ſtuͤkkelen aber erſt in mehrerer, und in der Hauptteufe allein gutthun. Ein noch anderer merkwuͤrdiger Umſtand, den man hierbei zugleich bemerket, iſt aber auch dieſer: Daß die ſanfte Gebirge mehren - teils edle, die hohe und ſtuͤkkelichte aber grobe Geſchikke fuͤhren.
So wie die Gaͤnge in Freiberg durch uͤberſezzende, zufallende, und ſcharende Ne - bengaͤnge veredelt werden (§. 12. im 15. St.): So geſchiehet es auch hier. Man wendet daher alle Sorgfalt an, um dieienige Arten der Kluͤfte recht genau kennen zu lernen, welche in dieſem oder in ienem Feld eine Veredlung auf denen Gaͤngen verur - ſachen Bei denen Silbergaͤngen nimt man insbeſondere wahr, daß eine Veredlung des Erzes erfolget, wann zufallende flaͤche Geſchiebe, die man hier Floͤzze nent, und Zwitter fuͤhren, zu denen Gaͤngen kommen.
Es iſt auch hieraus klar, wie ich ſchon in der 2. Anmerkung des 9. §. im 15. St. behauptet habe, daß die Gaͤnge durch die Kluͤfte, die ihnen zufallen, mit allerhand Metallen und Mineralien angefuͤlt, und dadurch Erze erzeugt werden koͤnnen, wovon ich in der Anmerkung des 24. §. in die - ſem Stuͤk mehreres geſchrieben habe.
Die beſondere Eigenſchaften, welche denen hieſigen Gaͤngen in dieſem oder in ienem Revier zukommen, will ich nunmehr anzugeben nicht verſaͤumen.
Jn dem nahen Revier ſind dieſelbe von der folgenden Beſchaffenheit.
Jn dem auswaͤrtigen Revier hat das Wolkenſteinergebirg, welches ſich nach Zſcho - pau, und nach dem Herbſtgrund erſtrekket, auch alle vier Hauptgaͤnge. Nach der Ge - gend Zſchopau thun die Stehende - und die Spaht -, in dem Herbſtgrund aber die Mor - gen - und die Flachegaͤnge am beſten gut. Die Gaͤnge nach Zſchopau fuͤhren Zwitter - und Koboltsgeſchikke, wovon die leztere, wann ſie 6 Loth Silber halten, zu denen Sil - bererzen gerechnet werden, die nach dem Herbſtgrund aber nur allein Silbererze.
Es machen auch hier die Gaͤnge die Bergwerke aus. Was ich ſonſt hier noch ſagen koͤnte, das enthaͤlt der 23. §. dieſes Stuͤks.
Jch folge meiner vorgeſezten Ordnung, und handele erſt das Allgemeine von dem Jnnern dieſer Gebirge ab. Jhre merkwuͤrdigſte Mineralien, die ſie fuͤhren, ſind fol -T t 2gende:332Das ſechszehnte Stuͤk von denen Silber-Kupfer-Zinn-Blei-Eiſen -gende: Gediegen Silber, Glaserz, Roth - und Weisguͤldenerz, Silberkobolte, die zwar Blaufarbe geben, aber mit groͤſerem Vorteil, wegen des Silbers, das ſie halten, zu den Silbererzen genommen werden, Federerz, Gelbkupfererz, Zwitter, Bleiglanz, Eiſenſtein, verſchiedene Arten von Kobolt, Wismutherze, Arſenik - Vitriol - und Schwe - felerze, Blenden, Fluͤſſe von verſchiedener Farbe, Spaͤhte, Quarze, Horngeſtein, und das ſchon mehr gedachte glimmeriche Hangende und Liegende. Die Fluͤſſe, die Quarze, und die Spaͤhte ſind oͤfters auf einem Gang beiſammen. Die Erze, und ſelbſt auch die taube Bergarten, die dabei brechen, halten nicht beſtaͤndig an, ſondern ſie brechen nur in Nieren und Neſtern. Das Gangebirg, das an dem Hangenden und dem Lie - genden, und nicht ſelten zwiſchen dieſen Minerallagen, und auf denen Gaͤngen ſelbſt be - findlich iſt, beſtehet bald aus einem kneiſtigen weislichen und quarzigen -, und bald aus einem grauen Wakkengeſtein. Das Hangende und das Liegende an ſich iſt eben ein ſolches wildes graues Geſtein, wie ich es §. 10. im 15 - und §. 24. in dieſem Stuͤk be - ſchrieben habe. Es ſind einige von dieſen Gaͤngen angewachſen, andere aber nicht, und darum fuͤhren ſie, wie man ſagt, einen glatten Harniſch. Sie ſtreichen in groſe Laͤngen: Man muß ſie alſo unter die Hauptſtreichende ſezzen. Ein Gebirg fuͤh - ret uͤberdis dieſes, ein anderes aber wieder ienes Metall.
Die Maͤchtigkeit dieſer Gaͤnge iſt gar ſehr unterſchieden. Die edle Geſchikke, oder die Silbergaͤnge, ſind gar oft kaum 2 Zoll und hoͤchſtens mit ſamt dem Nebenſtehenden, dem zuvor gedachten Gangebirge, ¼ bis ½ Lachter maͤchtig. Die Koboltsgaͤnge, welche man ſchon zu den groben Geſchikken zaͤhlen kan, ſind in dem Koͤbolt nur 6, 8 bis 12 Zoll und ¼ Lachter -, mit dem Nebenſtehenden und dem Gangebirge aber zuſam - men genommen ½ bis ¾ Lachter maͤchtig. Die groͤbere Geſchikke, die Zwitter - und die Eiſenſteinsgaͤnge betragen hingegen in ihrer Maͤchtigkeit ¼ bis 1 und etliche Lachter. Zuweiln geſchiehet es bei einer, wie bei der andern Art, daß ſie ſich noch mehr, und nicht ſelten ganz und gar, und bis auf eine Steinſcheidung zuſammen drukken: Sie thun ſich aber auch wieder auf, wann man getroſt auf ihnen fortfaͤhrt. Dem Streichen nach trift man auch in dieſen Gebirgen alle vier Hauptarten der Gaͤnge an. Jn dem Streichen ſelbſt aber machen ſie viele Veraͤnderungen: Denn ſie behalten gar ſelten ein und eben dieſelbe Stunde. Gleichen Abwechſelungen ſind ſie in dem Fallen unter - worfen, doch ſind die wiederſinnigfallende rar und ſelten, und die, welche gar zu flach fallen, wollen nicht recht gutthun, und Erze machen. Sie erſtrekken ſich bis auf 100 und mehr Lachter in die Teufe. Die Kobolts - und die Silbergaͤnge ſezzen zuweiln bei - nahe, und oftmals ganz und gar mit blauen Letten, mit weislichen Beſtegen und mit Gilben und Schwaͤrzen zu Tag aus. Sie ſind beide erſt in 20 bis 30 Lachter unter der Oberflaͤche der Erde edel. Es fallen alsdann unedle Mittel vor, worauf dieſelbe erſt wieder in 70 bis 80 Lachter edel werden. Die Zwitter - und die Eiſenſteinsgaͤnge ſind im Gegenteil gemeiniglich bis an den Tag edel.
Wann denen Gaͤngen Kluͤfte und Geſchikke zufallen: So werden ſie veredelt, und dieſe Veredlung wird um deſto groͤſer, wann ſich Nebengaͤnge und Truͤmmer mit einan - der ſcharen, und fortſchleppen. Geſchiehet es, daß ſich, nachdem ſich der Gang eine Zeitlang unedel bewieſen hat, ſchwarze und violette Fluͤſſe anlegen; So kan man ſich auf baldige Anbruͤche gute Hofnung machen: Sind aber noch Anbruͤche auf dem Gang, und es zeigen ſich weiſe und gruͤne Fluͤſſe; So muß man die Hofnung ſchwinden laſ - ſen, daß die Erze noch lang anhalten wuͤrden.
Jn Betracht der zufallenden Kluͤften leſe man im Mehreren die Anmerkung des 26. §.
Jch komme nunmehr auch zu der innern Beſchaffenheit der Gebirge in einem ieden Revier insbeſondere. Jn dem nahen Revier ſtreichen:
Jn dem auswaͤrtigen Revier liegen hingegen:
Die Bergwerke an und um dieſe Stadt beſtehen eines Teils aus Gaͤngen, welche die mehreſte Werke ausmachen, andern Teils aber aus Seifenwerken. So viel den Begrif, und die Einteilung der Gaͤnge betrift; So beziehe ich mich dieſerhalb auf den 23. §: Was hingegen den Begrif der Seifenwerke anlangt; So ſinde ich vor noͤtig, daß ich denſelben erſt bilde, ehe ich weiter von ihnen handele. Man verſtehet aber unter ihnen dieienige Erdlagen, welche mit den uͤbrigen Lagen der Erde meiſt parallel liegen, und mit Erzſtuͤkger vermengt ſind. Durch Waſſer, welches man an ſie leitet, floͤſet man dieſe Erzlagen herein, und in einen langen Graben, und waſchet das Erz aus denen Steinen und den Erden heraus. Man nennet dieſe Arbeit Seifen, und daher komt auch der Nahme Seifenwerk.
Ob ſich ſchon nicht viel bei der Lage der Seifenwerke gedenken laͤſſet: So will ich doch nicht verſaͤumen dasienige anzufuͤhren, was bei ihnen in Erwegung kommen kan. Sie beſtehen uͤberhauͤpt aus der Dammerde, worin eigentlich die Erze zerſtreuet ſind, welche ein und etliche Lachter maͤchtig iſt, und das Gebirg genent wird. Dieſe Damm - erde, das ſo genante Gebirg, liegt floͤzweis, und es erſtrekt ſich in die Laͤnge und in die Breite. Man kan an ihm kein Streifen wahrnehmen, wann man nicht die Laͤnge vor daſſelbe annehmen will. Jn dieſem Verſtand kan man aber auch in der Breite und in einer ieden Gegend, die ſich in die Weite und Laͤnge ziehet, ein Streichen annehmen, und ſagen: Dieſes Gebirg ſtreicht hier - oder dahinaus. Ob dieſe Bergwerke nun ſchon kein Streichen, und auch kein Fallen haben, weil ſie mit den uͤbrigen Erdlagen parallel liegen: So nimt man doch ein Liegendes oder eine Sohle unter dem Gebirg wahr, worauf die Erze liegen.
Das Gebirg iſt bei den Seifen an dieſem Ort blaulich und weislich. Es iſt mit kleinen Graͤupger von Zwitter in der Groͤſe der Linſen und der Erbſen, und der groſen und der kleinen Sandkoͤrner vermiſchet, die man eigentlich zu gewinnen, und aus dem Gebirg heraus zu waſchen bemuͤhet iſt. Auſer dieſen findet man auch in ihm Zwitter - ſteine, welche man Geſchiebe nennet, die noch Zwitterſtuͤkger enthalten, daher man ſie dann naß zu pochen pflegt. Es beſtehet dieſes Gebirg an ſich ſelbſt aus Sand und Erde, welche mit ſchwarzblauen Wakken, mit Sandſteinen, und mit groſen und kleinen Stuͤk - ker Quarz und Spaht vermengt ſind. Die Maͤchtigkeit oder die Dikke deſſelben betraͤgt¼ bis335u. Koboltsbergw. im Obererzgebirge, an u. um die freie Bergſtaͤdte ꝛc. ¼ bis 2 und 2½ Lachter. Die Sohle oder das Liegende beſtehet teils aus einem feſten gruͤſigen weiſen Sandgebirg, und teils aus blaulichem Gebirg.
Das, was ich von den Gaͤngen und den Gebirgen in dieſer Gegend uͤberhaupt ſa - gen kan, das lehret der Verfolg. Es fuͤhren dieſe Gebirge und die darinnen liegende Gaͤnge gediegen Gold, das in Quarzen und in Baͤchen befindlich iſt, gediegen Silber, Glaserze, Roth - und Weisguͤldenerze, Hornerz, das ſehr reich -, und in der Farbe und dem Schneiden, wie das Horn von den Thieren iſt, Federerz, Silberkobolt, Gilben, Braͤunen und Schwaͤrzen, gelbes Kupfererz, Zwitter, reichen Glanz, Eiſenſtein, Ko - bolt - und Wismutherz, Arſenikerz, Schwefel - Vitriol - und Alaunerze, braune und ſchwarze Blenden, weiſe und ſchwarze Fluͤſſe, Quarz, Spaht, Braͤunen und Kneiſt. Die Erze brechen auf den Gaͤngen nur neſterweis, und gar oft bricht in ⅛ bis ¼ Lach - ter Erz, und wieder keins. Die Gangebirge neben und auf dem Gang beſtehen aus den vorigen Fluͤſſen, aus Quaͤrzen, aus Spaͤhten und aus Kneiſt, welches leztere ein talkiges doch feſtes graues Geſtein iſt. Das Hangende und das Liegende dieſer Gaͤnge iſt nicht ſelten bei ein und eben demſelben Gang bald ein ſchieferiches gelbliches gebreches -, bald ein graues oder blaues wakkigtes unordentliches mit Quarz vermiſchtes -, und bald ein blaues Schiefergeſtein. Es iſt alſo ſehr merklich von dem zu Freiberg, zu Marien - berg, und zu Annaberg verſchieden (§. 10. im 15 -, und §. 24. und 29. in dieſem Stuͤk). Einige unter dieſen Gaͤngen ſind angewachſen, andere aber fuͤhren einen Harniſch oder eine glatte Abloͤſung. Man findet uͤberhaupt, daß die Spaht - und die Flachegaͤnge, die man in dieſen Gebirgen unter allen andern am mehreſten antrift, am beſten gutthun. Sie ſtreichen in groſe Laͤngen fort, und darum gehoͤren ſie ohne Wiederrede unter die hauptſtreichende Gaͤnge. Die Gebirge ſind endlich auch hier verſchieden, und ſie fuͤhren nicht einerlei Metall.
Die edle Geſchikke, wozu man die Silbergaͤnge rechnet, ſind oͤfters nur einen meſ - ſerruͤkkendik, ¼, ½ bis 1 Zoll, einen bis etliche Finger, eine handbreit, und ⅛ bis ¼ Lachter maͤchtig, und nicht ſelten bricht auf ihnen nur in ⅛ bis ¼ Lachter Erz, weil es ſich nach dieſer Laͤnge oftmals abſchneidet (§. 36.). So ſchmahl indeſſen auch die edle Geſchikke an dieſem Ort ſind: So erſtrekt ſich doch in dem Fall ihre Maͤchtigkeit auf ¼ bis 1 Lachter, wann ſie zugleich Silber - und Koboltsgaͤnge ſind. Die grobe Ge - ſchikke, die Zwittergaͤnge, ſind dagegen ¼ bis 1 und 2 Lachter maͤchtig. Die Zuſam - mendrukkungen dieſer Gaͤnge ſind oͤfters ſo gros, daß ſie ſich in eine Steinſcheidung verwandeln, und ihre Zertruͤmmerungen in viele Truͤmmer geſchehen nicht ſelten: Sie thun ſich aber ebenwol auch wieder auf, und die Truͤmmer laufen wieder zuſammen, wann man auf ihnen auffaͤhrt, wovon man dann in der Sprache der Bergleute zu ſa - gen pflegt, die Truͤmmer haben ſich wieder zu dem Hauptgang geoͤrtert. Nicht allzuſelten veraͤndern die Gaͤnge auch ihr Streichen, da ſie dann Hakken und Baͤuche werfen. Sie behalten uͤberdis nicht ſtets einerlei Fallen, und ſie machen hierinnen eben -wol336Das ſechszehnte Stuͤk von denen Silber-Kupfer-Zinn-Blei-Eiſen -wol Veraͤnderungen. Jn die Teufe ſezzen ſie 100 und mehr Lachter, ob ſie ſchon manch - mal nur in einer Steinſcheidung beſtehen. Muß man ſie alſo nicht bei dieſem allen un - ter die hauptſtreichende Gaͤnge ſezzen, ob ſie ſchon, wie ich zuvor geſagt habe, oͤfters nur in ⅛ und ¼ Laͤnge Erz fuͤhren? Auf einigen brechen endlich von Tag an bis in das zwanzigſte Lachter Zwitter, hernach aber Silbererze, und Kobolte.
Man will hier uͤberhaupt, doch nicht mit zuverlaͤſſiger Gewisheit anmerken, daß man ſich von denienigen Gebirgen die groͤſte Hofnung zu machen Urſach haͤtte, welche aus Morgen gegen Abend in die Hoͤhe ſtiegen. Auf denen Gaͤngen an ſich macht man ſich gute Hofnung von den zufallenden hangenden und liegenden Kluͤften, die aus dem Hangenden und dem Liegenden herauskommen, und von den ſtehenden und den quer - uͤberſezzenden Kluͤften: Denn man weis aus der Erfahrung, daß ſie das Feld veredlen. Man muß hierbei iedoch dieſes bemerken, daß an einem Ort dieſe, an einem andern aber wieder iene Arten von Kluͤften eine Veredlung verurſachen: Auch muß man bei dieſem Vorfall die Ausnahme machen, daß dieſes nicht allemal gleich bei der Zuſammen - kunft der Kluͤfte und der Gaͤnge, ſondern zuweiln erſt alsdann geſchiehet, wann ſie wie - der auseinander gelaufen, doch aber noch nicht zu weit von einander entfernt ſind. Dieſemnach muß man an dieſem Ort vorzuͤglich auf die Kluͤfte merken, und dieienige recht kennen und unterſcheiden lernen, welche Erz machen, da zumal die Silbergaͤnge in ſehr kurzen Mittelgern gar reiche Erze fuͤhren. Es weiſen auch hier die Sinter und die Guhren auf Metall: Denn man weis, daß man Silbererze trift, wann man auf blauen glaͤnzenden, und auf milchweiſen Guhren auffaͤhret, wovon die erſtere, wie Schiespul - ver, ausſehen. Man trift hier auſer dieſen auch braune Guhren an, die auf Eiſen wei - ſen. Seltſam iſt es, daß ſich die Guhren in uͤbereinander gefloſſenen Klumpen, und in der Geſtalt der Eiszapfen, und der Pfeifenroͤhrger in einen Tropfſtein anſezzen, wovon die leztere hohl ſind. Jch bemerke uͤbrigens ein vor allemal, daß die Guhren und die Sinter an dieſem Ort ſehr haͤufig ſind.
Was ich in der Anmerkung des 24. §. geſchrieben habe, das wiederhohle ich auch hier.
Nunmehr will ich zu dem Beſondern fortgehen, was ſich in dieſem oder in ienem Gebirge findet. Es ſtreichen
Wie ich ſchon §. 36. erwehnt habe: So thun endlich in allen dieſen Gebirgen vor - zuͤglich die Spaht - und die Flachegaͤnge gut, die man auch am haͤufigſten antrift.
Der groͤſte Teil der Bergwerke um dieſe Stadt beſtehet aus Gaͤngen, der andere aber aus Seifenwerken. Was ich bei der Einteilung der Gaͤnge, und dem Begrif der Seifenwerke uͤberhaupt ſagen koͤnte, das enthaͤlt ſchon der 23. und 33. §. Das Allge - meine von der innern Beſchaffenheit der Seifenwerke begreift der 34 -, das Beſondere aber der 35. §: Da nun die hieſige von einem kleinen Umfang -, und von ienen nicht verſchieden ſind; So will ich auch nur noch dieſes anfuͤhren, daß ſie Zwitter und ver - ſchiedene Edelgeſteine fuͤhren.
Jch will dieſem nach zu dem Allgemeinen der Gaͤnge an dieſem Ort ſchreiten. Die Mineralien, die auf ihnen brechen, ſind: Gediegen Silber, welches man mehrenteils auf dem geſtrikten Kobolt findet, Glaserz, Rothguͤldenerz, Gilben, Zwitter, Eiſenſtein und Eiſenſteinsfluͤſſe, Guhren, Kobolt von verſchiedener Art, Wismutherz, Arſenik - Schwefel - und Vitriolerz, Topas, Granaten, Aquamarin oder Berill, Rubin, Opal Jaspis, Fluͤſſe, Quarz, Spaht, Kneiſt, und das Hangende und das Liegende. Die Edelgeſteine werden vornaͤmlich in denen Seifen, einige aber auch in ordentlichen Bruͤ - chen, und in einer Mutter gefunden, die ſie umgibt. Die Erze und die Kobolte brechen nur neſter - und fallweis auf denen Gaͤngen. Der groͤſte Teil der Erze beſtehet aber mehr in Kobolt, als wie in Silbererzen. Ehe die Stadt Schneeberg gebauet war, gewann man der lezteren aus der Gegend des Berges, worauf iezzo dieſe Stadt ſtehet, ſehr viele, und es wurde daraus eine groſe Menge Silber gemacht. Man wird daher bei dieſen Gaͤngen gewahr, daß nur in der obern Teufe Silbererze, in der untern aberU uKobolte338Das ſechszehnte Stuͤk von denen Silber-Kupfer-Zinn-Blei-Eiſen -Kobolte brechen. An dieſem Ort findet demnach, in Betracht der Gaͤnge in andern Bergſtaͤdten, das Gegenteil ſtatt, indem auf dieſen obenher Zwitter - oder grobe -, unten in der Teufe aber edle Geſchikke oder Silbererze brechen. Das Ganggebirg der Gaͤnge an dieſem Ort beſtehet aus Fluͤſſen, Quarz, Spaht, und Kneiſt. Wo der Spaht haͤufig iſt, da bricht ſelten und wenig Kobolt: Er verdirbt auch an ſich die Farbe, weil er ſie truͤb macht. Bei dem Quarz bricht er hingegen um deſto lieber: Man nent ihn daher auch die Mutter von dem Kobolt. Er ſchadet der Farbe gar nicht, weil er ge - meiniglich mit Koboltsfunken vermiſcht iſt, und ſelbſt blauet. Das Hangende und das Liegende iſt bald ein blaues ſchieferiches Geſtein, worinnen die Gaͤnge, ob es ſchon oͤfters ſehr wild ausſiehet, nicht ſelten am beſten gutthun, bald ein blaues wakkigtes wuͤrfelar - tiges und unordentliches -, und bald ein weisliches mit Quarz vermiſchtes, doch talkiges und glimmeriches Geſtein, wobei ſich, wie zu Bieber in dem Hanauiſchen und zu Rie - gelsdorf in Heſſen, die Kobolte alsbald verliehren, wann es roth wird. Die meiſte Gaͤnge haben eine glatte Abloͤſung, und darum ſind ſie ſelten angewachſen. Die meh - reſte und die ergiebigſte ſtreichen in den Stunden der Spaht - und der Flachengaͤnge. Es ſind dieſe mehr zu Kobolt, die Morgengaͤnge aber zu Silbererzen geneigt. Jhr Feld, das ſie einnehmen, iſt gros: Sie ſind daher hauptſtreichende Gaͤnge. Die Gebirge ſind uͤberdis ebenwol, wie bei andern Bergſtaͤdten, auch darinnen unterſchieden, daß ſie nicht einerlei Metalle und Mineralien haben.
Jn der Maͤchtigkeit ſind die Gaͤnge ſehr unterſchieden. Die Silbergaͤnge ſind nur ½ bis etliche Zoll maͤchtig. Sie werden daher, wann ſie zu denen Koboltsgaͤngen kom - men, verunedelt, doch ſchleppen dieſe iene zuweiln etwas mit in das Feld, ehe ſie die - ſelbe fahren laſſen. Die Koboltsgaͤnge ſind etliche Zoll, ⅛, ¼ und hoͤchſtens ½ -, die Zwitter - und die Eiſenſteinsgaͤnge aber ¼, ½, 1 und etliche Lachter maͤchtig. Die Gaͤnge verdrukken ſich oftmals: Sie ſind daher bald maͤchtig und bald ſchmahl, und bald beſte - hen ſie gar nur aus einer Steinſcheidung: Nach dieſer thun ſie ſich aber auch wieder auf, da ſie ſich dann edel beweiſen. Dem Streichen und dem Fallen nach machen ſie viele Veraͤnderungen, doch fallen die mehreſte 60 -, zuweiln aber auch nur 40 Grad, die Stehendegaͤnge hingegen mehrenteils ganz ſeiger. Die Gaͤnge ſezzen bis ein und zweihundert und mehr Lachter in die Teufe, dabei aber ſind ſie in der Mittelteufe, in 50 bis 60 -, und auch in 100 Lachter am edelſten. Quarz, weiſer Letten, Gilben und Schwaͤrzen ſind die Bergarten, womit ſie zu Tag ausſezzen. Unter der Dammerde ſind ſie daher in ſo weit ſchon edel, daß man in ihnen Erz ſpuͤhret, das ſich aber eher nicht zeigt, als bis man durch die Dammerde durch, und in das Ganze komt, worauf ſie ſich dann in der Teufe weit edler und beſſer beweiſen.
Die uͤberſezzende und die durchſchneidende Gaͤnge und Kluͤfte veredlen zuweiln das Feld, nicht felten ſchneiden ſie aber auch die Erze ab. Wann daher Spaht - und Flache -gaͤnge339u. Koboltsbergw. im Obererzgebirge, an u. um die freie Bergſtaͤdte ꝛc. gaͤnge zuſammen kommen; So machen ſie eine Veredlung: Kommen hingegen Ste - hendegaͤnge, die hier nicht gutthun, zu den Spaht - oder den Morgengaͤngen; So fin - det das Gegenteil ſtatt. Wann Flache - und Spahtkluͤfte zu den Gaͤngen kommen; So entſtehet hierdurch zuweiln eine Veredlung des Feldes: Geſchiehet es hingegen, daß ſich Stehende - und Morgenkluͤfte zu denen Gaͤngen geſellen; So ſchneiden ſie bisweiln die Erze ab. Wann das Geſtein auf denen Gaͤngen an ſich blaͤulich, und der Quarz recht ſein iſt; So hat man gute Hofnung zu Anbruͤchen: Jſt aber der Quarz wild, und das Ganggebirg oder der Kneiſt, ſamt dem Hangenden und dem Liegenden iſt roͤthlich, oder es bricht viel Spaht auf den Gaͤngen; So faͤlt dieſe Hofnung weg: Wann es daher geſchiehet indem man noch Anbruͤche hat, daß ſich dieſe Vorfaͤlle ereignen; So iſt es ein ſicheres Kennzeichen, daß ſich die Erze bald abſchneiden werden. Die gelbe, die roͤthliche, die weiſe und die gruͤne Guhren, wovon die erſte und die zweite Art auf Kobolt, die dritte auf Wismuth, und die vierte auf Kupfernikkel zeiget, machen auch gute Hofnung zu Erzen, doch gibt es nicht allemal auf ſie Anbruͤche, wie zu Marien - berg, zu Annaberg, und zu Johanngeorgenſtadt. Zulezt und uͤberhaupt will ich noch anmerken, daß der Kobolt, die Silbererze abſchneidet, wann er ſich zu ihnen geſellet, und daß ſich die Silbererze verliehren, wann ſie ſich unter die Kobolte miſchen. Die Alten haben daher, weil ſie nur auf Silbererze zu bauen gewohnt waren, und den Ko - bolt nicht kenten, oͤffentlich und in ihren Betſtunden gebeten, daß ſie GOtt vor dieſem Raͤuber behuͤten wolle.
Das, was ich insbeſondere von dem Jnnern der Gebirge in dieſem und in ienem Revier ſagen kan, das iſt dieſes. Die Gebirge in dem nahen Revier fuͤhren mehrenteils Kobolt, und wenig Silber: Die in dem auswaͤrtigen Revier aber gemeiniglich Zwitter und Eiſenſtein. Jhre merkwuͤrdigſte Gaͤnge ſind Spaht - und Flache - und auch Mor - gengaͤnge.
Jn und auſer den Bergwerken in dem Erzgebirge werden hier und da, doch ſelten faſt alle Ar - ten der Edelgeſteine, und ſelbſt Demanten gefunden. Sie ſind nur nicht ſo aͤcht, als wie die orientaliſche, doch etwas beſſer, als wie die boͤhmiſche.
Man wird ſo wol bei den ſaͤchſiſchen, als wie bei den tiefen Haarz -, und andern Gebaͤuden gewahr, daß die Waſſer um deſto ſchwaͤcher werden, in ie groͤſere Teufen man kommet. Eben des - wegen ſind aber auch die tiefere Saͤzze, wann man die obere Waſſer gleich bei ihrem Urſprung in den naͤchſten Saz leitet, und ſie nicht in die Teufe fallen laͤſſet, ſtets um ¼ und ½ Zoll enger, als die naͤchſt uͤber ihnen ſtehende. Jch mache hieraus dieſen Schlus: Daß die mehreſte Waſſer nur in der aͤuſern Rinde des Erdballens liegen, und daß es dieienige ſind, welche von dem Thau, dem Schnee und dem Regen in die Erde, und durch die Kluͤfte in die Gaͤnge dringen.
Es laſſen ſich die Mineralien, welche aus den Gebirgen in den hieſigen Revieren hervorgebracht werden, in dieſe Klaſſen verteilen:
Jch will die Mineralien an dieſem Ort in eben den Klaſſen abhandeln, in welchen ich die vorige dargeſtelt habe. Sie verteilen ſich:
Die Mineralien in dieſer Gegend teilen ſich auch hier:
Auch hier will ich dieſe Mineralien in den vorigen Klaſſen abhandeln. Sie teilen ſich daher ebenwol:
Das Gold und das Silber findet man am mehreſten, Kupfer ſchon ſeltener, Zinn, Blei, und Eiſen aber wenig oder faſt gar nicht gediegen. Wenn man erweget, daß die leztere Metalle gar vielen Zerſtoͤrungen und Veraͤnderungen unterworfen ſind, und daß ſie ſich gar gern aufloͤſen laſſen: So kan man auch leicht einſehen, warum man dieſelbe nicht bald gediegen oder gewach - ſen antrift.
Es kan da, wo ich in dieſer Abhandlung das aͤuſere Anſehen und die Merkmale der Minera - lien nicht angegeben habe, der 14. §. in dem 15. St. nachgeleſen werden.
Der Grubenbau an dieſem Ort iſt aus den Urſachen, die ich ſchon §. 15. im 15. St. ge - meldet habe, nicht gar zu koſtbar und beſchwerlich, ia er iſt faſt noch leichter, wie der in Freiberg, weil man bei dieſen ſchmahlen Gaͤngen wenig Stroſſenarbeit vorrichtet. Jch will der mir einmal vorgeſezten Ordnung folgen, und erſt die Nahmen der Gruben hierher ſezzen, damit man ihren Umfang, und auf was Art ſie gebauet werden, uͤberſe - hen koͤnne. Sie laſſen ſich unter gewiſſe Klaſſen bringen, und die ſind dieſe.
Da die mehreſte Gaͤnge nur nieren - und neſterweis Erz fuͤhren, und ſehr ſchmahl ſind: So pflegt man auch auf ihnen ſelten, auſer bei groben Geſchikken, und wann die Gaͤnge in einem Strich Erz fuͤhren, Stroſſenarbeit vorzurichten. Man treibt da - her, um, ohne groſe Koſten, die Erze zu erſchroten, nur alle 5 Lachter in den Gegenden, wo Erz zu hoffen iſt, Oerter vor und ruͤkwaͤrts uͤber einander. Geſchiehet es nun, daß man damit Erze trift: So faͤhrt man entweder gerad darauf fort, oder man bricht, ie nachdem es die Umſtaͤnde erheiſchen, uͤber oder unter ſich, und richtet auf die Art, wie zu Freiberg, Stroſſen vor. Man gewinnet alſo auf dieſe Art, weil die Gaͤnge keine grobe Geſchikke, und nicht beſtaͤndige Anbruͤche haben, mit leichten Koſten die Erze. Zuweiln trift man mit dieſen Oertern nichts, als einen Sinter oder eine Guhr an: Da man aber weis, daß dieſelbe auf Erz weiſen (§. 24. in der Anm.); So bricht man auch auf dieſen in die Hoͤhe. Trift man im Gegenteil mit dieſen Oertern weder Erz noch Sinter und Guhren, und die leztere will ſich auch, nachdem das Ge - ſtein nunmehr durchſchnitten iſt, in einigen Vierteliahren nicht zeigen, und durch das Geſtein herausflieſen: So haͤlt man ein ſolches Mittel, worinnen ſich dieſe Umſtaͤn - de ereignen, vor taub. So ſelten auch die Stroſſenarbeit bei den edlen Geſchikken vorkomt: So iſt ſie doch um deſto haͤufiger bei den Zwittergaͤngen, wo man ſie eben - wol auf die Art vorrichtet, wie zu Freiberg (§. 16. im 15. St.). Die Gewinnung der Mineralien iſt nicht die beſchwerlichſte. Die Werkzeuge, die man dabei gebrauchet, be - ſtehen in langen Schramſpieſen, die ½, ¾ und 1 Ele lang ſind, in Schlaͤgel und Eiſen, und in kleinen Bohrern, die nur ein zoͤlliges, und ein ein und ein viertelzoͤl - liges Loch bohren. Man verdingt auf denen Stroſſen, in denen Firſten, und vor de - nen Oertern, wo Erz iſt, die Arbeit an ſich nicht, weil die Bergleute bei dem Geding die gehoͤrige Sorgfalt nicht anwenden, und die Erze unter die Berge hauen moͤgten. Da, wo hingegen kein Erz bricht, da pflegt man ihnen nach der Feſtigkeit des Geſteins,und353u. Koboltsbergw. im Obererzgebirge, an u. um die freie Bergſtaͤdte ꝛc. und nach der Weite und der Hoͤhe der Oerter, oder der Weite und der Laͤnge in denen Schaͤchten auf das Lachter zu verdingen. Man macht alſo die Gedinge nicht, wie zu Freiberg (§. 16. im 15. St.), auf Tagwerke, weil hier viel geſchraͤmt wird. So wol in dem Schichtlohn, als wie in dem Geding muͤſſen die Bergleute 8 Stunden arbeiten, und die Woche fuͤnf ſolcher Schichten machen. Jn dem erſten Fall bekommen ſie frei Pulver und Gezaͤhe, in dem andern aber wird ihnen das Pulver zuweiln mit eingedun - gen, da ſie dann daſſelbe ſelbſt ſtellen muͤſſen. Das Geleucht muͤſſen ſich dieſelbe hinge - gen zu allen Zeiten von ihrem Lohn ſelbſt anſchaffen.
Weil die Gaͤnge, auſer denen, welche Zwitter fuͤhren, ſelten ſehr maͤchtig ſind: So werden auch die Schaͤchte, nur die Kunſtſchaͤchte ausgenommen, nicht uͤber ein Lachter weit, und etliche Lachter lang gemacht. Dabei aber ſind ihre Teufen merkwuͤr - dig: Denn ſie ſind 30, 50, 100 bis 200, und 250 Lachter tief. Da alſo die Grund - flaͤchen der Schaͤchte nicht gros ſind, und das Geſtein ſehr feſt iſt: So iſt auch ihre Verzimmerung nicht ſo gar ſchwer, ia man findet ſie auch eben ſo haͤufig nicht. Pol - zenioͤcher trift man an dieſem Ort ſelten an: Denn man legt mehrenteils Schrot auf Schrot, wann das Geſtein einer Verzimmerung bedarf. Jn den Oertern, in den Stollen und in den Stroſſen verzimmert man, wie zu Freiberg (§. 18. im 15. St.), doch gebrauchet man keine Spiz - oder Sparnſtempel. Wann hingegen das Geſtein durch die Verzimmerung mit Holz nicht zu erhalten ſtehet: So werden die Schaͤchte und die Stollen in denen Gegenden, wo ſich dieſe Vorfaͤlle ereignen, ausgemauert.
Die Wetter werden durch Durchſchlaͤge und Wetterthuͤren, durch Traͤgwerke, und durch Waſſertrommeln in das Feld gebracht. Die leztere Maſchine ſtelle ich Taf. XI. fig. 59. vor. Jhre Teile ſind folgende: a. b. iſt ein Faß, das 1½ bis 2 Elen hoch iſt; b. c. ſind zweiboͤhrichte mit Buͤchſen zuſammen geſtoſene Roͤhren, wodurch das Waſſer herunter und in das Faß faͤllet; d. e. und e. f. ſind Roͤhren, wodurch die Wetter bei e. vor Ort, bei f. aber in die Hoͤhe gebracht werden, wovon die erſtere bei h. um deswillen uͤber ihren Horizont erhaben ſind, damit kein Waſſer vor Ort kommen koͤnne; A. iſt ein Brett, welches ſchief in das Faß, gegen das herunterfallende Waſſer, doch noch unter die Roͤhre d. e. geſtellet wird, damit die Waſſer an ihm anſtoſen; B. iſt endlich ein Schuzbrett, welches in den Canal a. gemacht wird, wodurch das Waſſer wieder abflieſet, damit man durch daſſelbe den Abfluß vermehren und vermin - dern -, und unten keine Luft -, folglich nicht mehr und nicht weniger Waſſer aus dieſem Faß herauskommen koͤnne, als oben zuflieſt, wobei dann daſſelbe nicht weiter voll wer - den darf, als bis an das zugeſponte Loch g. Dis iſt nun die eigentliche Zuſammenſezzung dieſer Maſchine: Das, was aber noch weiter bei ihr in Erwegung komt, das iſt fol - gendes: Vor den Einfall c. machet man einen Rechen, damit kein Gehoͤlze in die Roͤh - ren kommen moͤge: Uiber der Oefnung der Einfallsroͤhre ſelbſt aber laͤſt man ſtets ¼ bis ¾ Elen hoch Waſſer ſtehen, damit keine Luft in dieſe Roͤhre ſtuͤrmen koͤnne: JnY ydie354Das ſechszehnte Stuͤk von denen Silber-Kupfer-Zinn-Blei-Eiſen -die Roͤhren c. b bohret man endlich verſchiedene Loͤcher, damit der Wind, vermittelſt der Bewegung des Waſſers, in dieſe Roͤhre hinein, und bis unten in das Faß ſtroͤ - men moͤge, welcher dann, da der leere Teil des Faſſes beſtaͤndig mit Luft angefuͤlt iſt, durch den Fall des Waſſers ausgedehnt und beweget, und durch die Roͤhren d. e und e. f an den beſtimten Ort getrieben wird. Nicht alle Loͤcher, die man in die Roͤhre b. c bohret, fangen bei alle dieſem die Wetter: Man muß es daher durch die Flamme des Lichts erfahren, ob ſie die Abſicht erfuͤllen, welches geſchiehet, wann dieſe Flamme nach der Hoͤhlung der Roͤhre ziehet.
Obſchon die Erze ſo ſpahrſam brechen: So unterlaͤſſet man iedoch auch hier nicht, oͤftere Feld - und Verſuchoͤrter zu treiben, weil die Erze von der edelſten und beſten Art ſind.
Was ich §. 49. zuvor erinnert habe, das findet auch hier ſtatt. Jch will alſo die Gruben an dieſem Ort gleich unter ihre Klaſſen bringen. Sie ſind folgende.
Die Gaͤnge in dieſen Gebirgen, worauf viele Kobolte brechen, ſind von einem groͤbern Geſchikke, als die marienbergiſche, und mehr anhaltend. Es iſt dieſes die Ur - ſach, warum man in denen Grubengebaͤuden an dieſem Ort mehrenteils Stroſſenarbeit vorrichtet. Man treibt daher alle 3, 4 bis 5 Lachter Strekken, und richtet dazwiſchen die Stroſſen auf eben die Art, wie zu Freiberg vor (§. 16. im 15. St.). Die Firſten - arbeit gebraucht man ſehr ſelten, weil man bei ihr nicht nur zu v[i]el Erz in die Berge ſchieſet, ſondern auch mit groſer Muͤhe uͤber ſich bohren muß. Man bohret auch hier nur mit kleinen Bohrern, und bedienet ſich im Uibrigen des Schlaͤgels und des Eiſens. Da,357u. Koboltsbergw. im Obererzgebirge, an u. um die freie Bergſtaͤdte ꝛc. Da, wo Erz bricht, da verdingt man gar nicht: Wo aber keins iſt, da macht man die Gedinge auf das Lachter, und nimt ſie alle vier Wochen ab. Es ſind alſo hier bei den Gedingen keine Tagwerke, wie zu Freiberg, eingefuͤhret. Die Bergleute arbeiten dabei 8 Stunde, und ſie bekommen Pulver und Gezaͤhe, das Geleucht aber muͤſſen ſie ſich ſelbſt anſchaffen.
Die Schaͤchte ſind in der Grundflaͤche nicht groͤſer, als wie die zu Marienberg, und 60, 80 bis 100, und ſelten 150 Lachter tief. Jhre Verzimmerung iſt eben darum ſo ſchwer nicht: Sie iſt aber von der zu Freiberg (§. 17. im 15. St.) wenig und nur darinnen unterſchieden, daß man bei dieſen Schaͤchten mehr Joͤcher mit Polzen gebrau - chet, welche ich Taf. XI. fig. 60. vorſtelle. Jn den Stroſſen, den Firſten, den Oertern und den Stollen verzimmert man ebenwol, wie in Freiberg (§. 18. im 15. St.), nur gebrauchet man hier keine Spiz - oder Sparnſtempel.
Die Wetter bringt man auf die Art, wie zu Marienberg, in das Feld (§. 52.). Endlich treibt man auch hier, um den Bau in beſtaͤndigen Anbruͤchen zu erhalten, Ver - ſuch - und Feldoͤrter.
Jch will auch bei dieſem Bau die Gruben erſt unter ihre Klaſſen bringen. Sie ſind dieſe.
Weil die Gaͤnge an dieſem Ort ebenwol ſehr ſchmahl ſind, und nur nieren - und neſterweis Erz fuͤhren, ſich auch uͤberdis gar oft verunedlen: So treibt man gar wenig, und nicht an einem Stuͤk, wie an dem Haarz, und in Freiberg, Stroſſen - und Firſten - arbeit. Man treibt daher mehrenteils in der Teufe, wo man Erz ſpuͤhret und vermu - thet, vor - und ruͤkwaͤrts Oerter: Trift man nun mit dieſen anhaltende Erze; So rich - tet man, den Umſtaͤnden nach, die in dieſen Gegenden gewoͤhnliche Stroſſen - oder Fir - ſtenarbeit vor (§. 16. im 15. St.). Man bricht auch da, wo Erz anſtehet, oder wo ſich, wie in Marienberg, ein Guhr zeiget, nur in die Hoͤhe, faͤhret auf den Erzen indieſem361u. Koboltsbergw. im Obererzgebirge, an u. um die freie Bergſtaͤdte ꝛc. dieſem Uiberſichbrechen vor - und ruͤkwaͤrts auf, und gewinnet alſo dieſelbe auf dieſe Art, welche einige Feuereſſenarbeit nennen wollen. Die Werkzeuge, welche man gebrau - chet, beſtehen in Schlaͤgel und Eiſen, und in kleinen Bohrern. Da, wo Erze im An - bruch ſind, da wird im Schichtlohn gearbeitet, wo aber dis nicht iſt, da pflegt man zu verdingen. Die Gedinge werden aber auf das Lachter und auf vier Wochen ge - macht. Es wird alſo nicht, wie zu Freiberg, auf ordentliche Tagwerke verdingt (§. 16. im 15. St.), ob ſich ſchon ein ieder Haͤuer ſein Tagwerk vornimt. Die Bergleute ar - beiten dabei 8 Stunde, und die Woche 5 Schichten. Pulver und Gezaͤhe wird ihnen frei gereicht, das Geleucht aber muͤſſen ſie ſich ſelbſt ſtellen.
Die Schaͤchte ſind nicht allzuweit, und nicht uͤber 100 Lachter tief, das Geſtein iſt auch vorzuͤglich feſt, und darum iſt die Verzimmerung nicht ſchwer. Sie beſtehet teils aus Schrot auf Schrot, teils aus Polzenioͤchern, und teils aus bloſſen Joͤchern. Die erſtere Art habe ich ſchon §. 17. im 15. St. naͤher beſchrieben, die zwei andere Arten aber ſtelle ich Taf. XI. fig. 60 vor, wobei man Folgendes zu merken hat. Die Figur ergibt naͤmlich, daß die Heidhoͤlzer a. b, und die Joͤcher b. c, nicht uͤbereinander gebla - tet -, ſondern daß die erſtere nur etwas ausgekehlet oder ausgeſcharet, und zwiſchen die Joͤcher gelegt ſind, weil beide Hoͤlzer dabei mehr Staͤrke behalten. Die ganze Figur ſtelt ſonſt ein Feld mit den Poͤlzen a. d vor, wobei nur noch dis in Erwegung komt, daß alle 2 bis 3 Lachter Tragſtempel e. f gelegt werden, damit ſich die Zimmerung nicht ſezzen moͤge. Das unterſte Paar Joͤcher ſtellet uͤbrigens mit ſeinen Heidhoͤlzern und Stempeln die dritte Art, und dieienige Verzimmerung vor, wobei keine Poͤlze gebraucht -, ſondern die Joͤcher nur ¼ Lachter von einander -, unter iedem Paar Joͤcher aber Trag - ſtempel gelegt -, und die Heidhoͤlzer nur ausgekehlt werden. Die Verzimmerung in denen Stollen, Stroſſen, und Firſten iſt faſt eben ſo beſchaffen, wie zu Freiberg (§. 18. im 15. St.), doch iſt man hier der Spizſtempel nicht gewohnt. Nur in einem Fall gehet man von derſelben ab, und der iſt dieſer: Wann naͤmlich der Druk in der Firſt zu ſtark iſt; So legt man die Kappe a. b, Taf. XI. fig. 61, nur in die etwas ausge - kehlte oder ausgeſcharte Thuͤrſtoͤkke a. c und b. d, weil die ſonſt gewoͤhnliche Blaͤtter gern entzwei gedrukt werden: Damit aber die Thuͤrſtoͤkke von dem Seitengeſtein nicht zuſammen gedrukt werden koͤnnen; So ſchlaͤgt man zwiſchen dieſelbe eine Schief - ſpreizze e. f.
Die Mittel, welche man zu Marienberg anwendet, um die Wetter in das Feld zu bringen (§. 52.), die gebrauchet man auch zu Johanngeorgenſtadt. Sonſt treibt man hier ebenwol, wie dorten, Verſuch - und Feldoͤrter.
Die Gruben und die Stollen teilen ſich endlich auch hier in die nachfolgende Klaſſen. Sie ſind naͤmlich:
Die Ausbeuten der unter A -, und die wiedererſtattete Verlaͤge der unter B gedachten Zechen und Stollen ſind von zwei Quartalen zuſammen gekommen, und darum ſind ſie etwas groͤſer, als wie gewoͤhnlich.
Z z 2C. Zechen,364Das ſechszehnte Stuͤk von denen Silber-Kupfer-Zinn-Blei-Eiſen -Die Erze brechen auf den Gaͤngen in dieſer Gegend ebenwol nur nieren - und ne - ſterweis, und darum treibt man nicht an einem Stuͤk Stroſſen, weil man dabei zu groſe Koſten machen, und doch nicht gewis wiſſen wuͤrde, ob man mit ihnen Erz traͤfe. Man369u. Koboltsbergw. im Obererzgebirge, an u. um die freie Bergſtaͤdte ꝛc. Man treibt daher in denen Teufen, wo man Erz vermuthet, oder deſſen ſchon wirklich in dem Anbruch iſt, vor - und ruͤkwaͤrts Oerter, die man nicht ſelten faſt alle drei Lach - ter unter einander anſezzet. Jſt man in dieſem Unternehmen gluͤklich, und man trift einen Fall Erz, und Kobolt an: So richtet man alsdann auf die Art, wie ich vorhin ſchon gedacht habe, Stroſſenarbeit vor: Oder man bricht, welches zuweiln auf blo - ſen Guhren geſchiehet, in die Hoͤhe, faͤhret aus dieſem Uiberſichbrechen wieder mit andern Oertern auf, und gewint auf dieſe Art die Erze. Die Werkzeuge, welche man zu der Gewinnung ſelbſt gebrauchet, das ſo genante Gezaͤhe, beſtehet auch hier aus Schlaͤgel und Eiſen, und aus kleinen Bohrern: Denn man bohrt, wie in Marien - berg, Annaberg und Johanngeorgenſtadt, nur einmaͤnniſch. Wo Erz iſt, da verdingt man niemals: Wo aber bloſe Geſteinarbeit iſt, da macht man die Gedinge auf das Lachter, und nimt ſie alle vier Wochen ab. Die Foͤrderung pflegt man inzwiſchen in dieſe Gedinge bei alle dieſen Bergſtaͤdten nicht mit einzuſchlieſen, weil ſie von denen Ge - werken uͤbernommen und gehalten, und folglich nur den Haͤuern verdingt wird. Alle Grubenarbeiter haben achtſtuͤndige Schichten, und dieſer muͤſſen ſie in einer Woche ſechs machen. Das Pulver und das Gezaͤhe reicht man ihnen ſo wol in dem Schicht - lohn, als wie in dem Geding umſonſt und frei, das Geleucht muͤſſen ſie ſich aber ſelbſt von ihrem Lohn ſtellen.
Der Grubenbau iſt hier ſchon etwas merkwuͤrdiger, als wie in Marienberg, An - naberg und Johanngeorgenſtadt. Die Gruben, und zumal die, worinnen ſich Kuͤnſte befinden, ſind bei 1½ Lachter weit, 3 bis 4 Lachter lang, und 20, 30, 50, 80, 100 und 160 Lachter tief. Jhre Verzimmerung beſtehet eines Teils aus Holz, und andern Teils aus Mauerwerk. Die erſtere iſt entweder aus Polzenioͤchern, oder, wann dieſe nicht halten wollen, aus Schrot auf Schrot zuſammen geſezt. Die erſte Art habe ich ſchon Taf. XI. fig. 60. dargeſtelt, und §. 60. beſchrieben: Jch will daher nur noch dieſes dabei erinnern, daß die Joͤcher nur ¼ Lachter von einander liegen, und daß man, ie nach - dem es die Umſtaͤnde erfordern, alle 1 bis 2 Lachter Tragſtempel leget. Die Ausmau - rung der Schaͤchte geſchiehet, wie ich ſolche Taf. XI. fig. 62. abbilde, folgender Geſtalt.
Jn denen Stroſſen und in den Firſten verzimmert man, wie vorher, und wie zu Freiberg (§. 18. im 15. St.). Die Verzimmerung in den Stollen, den Strekken und den Oertern beſtehet hingegen meiſtenteils aus Thuͤrſtoͤkken mit Geſichtern, welche ich ſchon Taf. VII. fig. 23. bei d. d, wo das Geſicht iſt, vorgeſtelt, und im 9. St. §. 40. beſchrieben habe. Daß ſich inzwiſchen dieſe Arten der Thuͤrſtoͤkke ehender verſchieben, und zur Seite, oder an den Kappen entzwei drukken laſſen, als die ausgekehlten oder die ausgeſcharten, das iſt ſchon aus dem 60. §. klar. Wann inzwiſchen der Druk des Geſteins ſehr ſtark iſt: So verdoppelt man die Thuͤrſtoͤkke, indem man zwiſchen iedes Feld noch ein Paar andere, oder Thuͤrſtok an Thuͤrſtok ſezzet. Geſchiehet es bei die - ſem allen, daß die Stollen in der Unterhaltung mit Holz gar zu groſe Koſten machen: So pflegt man dieſelbe auszumauern. Ein Beiſpiel ſiehet man an dem tiefen Koͤnigs - ſtollen, welcher in einem ſchluͤpferichen Geſtein uͤber 1000 Lachter, doch nur in der Firſt, und ſo gewoͤlbet iſt, daß das Gewoͤlbe gegen das Hangende, und dasienige Geſtein die mehreſte Wiederlage hat, welches den Einfall trohet. Die Lage dieſes Gewoͤlbes iſt ſonſt eben ſo beſchaffen, wie die in denen Firſten zu Lutterberg an dem Oberhaarz, wel - che ich Taf. VIII. fig. 45. abgebildet, und §. 53. im 9. St. beſchrieben habe.
Die Wetter werden auf eben die Art, und durch eben die Huͤlfsmittel und Ma - ſchinen in das Feld gebracht, wie ich §. 52. gemeldet habe.
Da die Erze nur fall - und neſterweis brechen: So verſaͤumet man auch an die - ſem Ort nicht, und faſt auf allen Gruben Feld - und Verſuchoͤrter zu treiben.
Weil in denen Gruben in dieſer Gegend ſehr viele, beſonders aber die obere Waſſer durch Stollen geloͤſt werden (§. 3.): So will ich mich auch uͤberhaupt wegen den Kuͤnſten, die erfordert werden, um die Waſſer herauszuheben, welche unter den Stollenſohlen ſind, auf den 22. und 23. §. des 15. St. um ſo vielmehr beziehen, als die Kuͤnſte an dieſem Ort, in dem Ganzen genommen, von ienen nicht abweichen, und auch alle in denen Gruben hengen.
Man findet nur hier und da in der Zuſammenſezzung einige kleine Unterſchiede, welche ich anzumerken nicht verſaͤumen will. a. Die Raͤder ſind 18 bis 20 Elen hoch; b. An einigen Kuͤnſten ſind keine gerade, ſondern krumme Korben, wovon ich eine Taf XI. fig. 63. vorſtelle; c. Der Hub betraͤgt mehrenteils 4 Fus, und die Saͤzze ſind 5 Lachter hoch, und 8 bis 9 Zoll weit; und d. An die Zugſtange a, Taf. XI. fig. 64, iſt der Kolben c. b. nicht unmittelbar befeſtiget, ſondern er hengt mit einer ſtaͤr - kern Stange d. zuſammen, die faſt 7 Zoll in das Gevierte dik, und 4 bis 5 Fus lang iſt, welche dann in dem Niedergang oder in dem Schub den Vorteil ſchaffen ſoll, daß ſie mehr Waſſer herausdrukt. Wem die Arten der Kolben bekant ſind, der ſiehet auch, daß dieſer unter die Stiefelkolben gehoͤret, wobei insbeſondere die Liederung e, und die Oefnung f. mit ihrer daruͤber liegenden Klappe in Erwegung komt.
Jch ſehe mich genoͤtiget, den 68. §. zu wiederhohlen. Das Beſondere, was ich in - zwiſchen an dieſen Kuͤnſten bemerke, welches ſie aber noch zu keiner andern Art macht, das iſt dieſes: a. Die Raͤder ſind nur 12, 14 bis 15 Elen hoch; b. Die Korben ſindA a a 218 Zoll372Das ſechszehnte Stuͤk von denen Silber-Kupfer-Zinn-Blei-Eiſen -18 Zoll bis 2 Fus hoch; c. Einige ſind in denen Gruben mit einem kleinen Geſtaͤnge mit halben hengenden Schwingen verſehen, wobei die Korbſtange gleich in die Schwin - ge, die lezte Stange aber in ein, halbes Kreuz greifet; und d. die Saͤzze ſind 5 Lachter hoch, und 8 bis 9 Zoll weit, an einem Rad hengen aber 8 bis 10 ſolcher Saͤzze.
Es hengen auch hier alle Kuͤnſte in der Erde. Sie ſind von eben der Zuſammenſez - zung, wie die freibergiſche (§. 22. und 23. im 15. St.), und darum kan ich nichts Beſonderes von ihnen melden.
Endlich berufe ich mich auch noch hier, wegen dieſem Punkt, auf den 68. §. Das Beſondere an den Kuͤnſten an dieſem Ort iſt inzwiſchen dieſes: a. Die in den Gruben befindliche Raͤder ſind 18 bis 20 Elen hoch, ſie hengen alle nach dem Streichen oder der langen Seite des Schachts, und ihre Korben ſind 15 bis 24 Zoll hoch; b. Von der Korbe gehet der Bleuel gleich in das uͤber dem Schacht hengende Kreuz; c. Die Saͤzze heben bis an den Ausguß 5 Lachter, und ſie find 8, 9 bis 10 Zoll weit; und d. die Kolben beſtehen aus lauter Scheibenkolben.
Wann der Umlauf der Raͤder gegen das Streichen, oder nach dem kurzen Stos gehet: So hat man dabei den Vorteil, daß man ehender in dem Hangenden, wann ſich die Donlege veraͤn - dert, mit denen Saͤzzen ab - und anruͤkken kan.
Wann das Rad uͤber oder ganz nahe an den Schacht gehenget, und folglich die Korbſtange oder der Bleuel gleich mit dem Schachtgeſtaͤnge, ohne ein halbes Kreuz oder einen Leitarmen ver - knuͤpft wuͤrde: So wuͤrde man auch vieles Anreiben vermeiden, welches denen Maſchinen Laſt machet.
Es behaupten ſonſt Einige, daß man dreimal ſo viel fluderlaͤnge Waſſer auf einen Herumgang ines Rades haben muͤſte, als daſſelbe in dem Umkreis Elen betruͤge.
Die Foͤrderung des Gewonnenen geſchiehet von dem Ort, wo es gewonnen wird, bis dahin, wo man es zu Tag ſchaft, mit einem Hund, worauf der Kuͤbel ſtehet, wel - chen ich Taf. XI. fig. 65. vorſtelle. Aus den Schaͤchten bis an den Tag foͤrdert man, wie zu Freiberg (§. 24. im 15. St.), mit Haspeln, mit Pferdsgaipeln und mit Waſ - ſertreiben.
Jn den Stollen und in den Strekken foͤrdert man mehrenteils mit dem Taf. XI. fig. 66. vorgeſtelten Hund, welcher mit dem Spurnagel a, der in dem Boden des Hunds beweglich iſt, und ſich herumdrehet, in der Leitung C. gehet. Er iſt ohnge - faͤhr 16 bis 18 Zoll hoch, 1 Fus weit, 2 Fus lang, und haͤlt zwei Kuͤbel. Man kan mit ihm weit mehr ausrichten, als wie mit einem Kuͤbel oder einem Karn, weil er nicht nur mehr in ſich faſſen, ſondern auch geſchwinder bewegt werden kan. Aus denen Fuͤll - oͤrtern wird das Gefoͤrderte mit Menſchenhaͤnden, durch Huͤlfe der Haspeln, heraus - gezogen. Man gebraucht alſo an dieſem Ort weder Pferdsgaipel noch Waſſertreiben.
Aus den Oertern bis in die Fuͤlloͤrter unter den Schaͤchten, und aus den Stollen foͤr - dert man mit Karn: Die Herausſchaffung bis zu Tag bewirkt man hingegen in den Schaͤchten mit Haspeln, und mit Pferdegaipeln. Die Zuſammenſezzungen dieſer Ma - ſchinen habe ich ſchon bekant gemacht.
An dieſem Ort foͤrdert man aus den Oertern und den Stollen teils mit Karn, und teils mit einem ſolchen Hund, wie ich denſelben bei Marienberg §. 73. beſchrieben habe. Aus denen Schaͤchten wird mit Haspeln von einer Hornſtadt zur andern gefoͤrdert, indem man das Erz unter Wegens ein - und mehrmal ab -, und hernach an die daruͤber befindliche Haspel wieder anſchlaͤget. Es ſind dieſenmach an dieſem Ort weder Pferdegaipel, noch Waſſertreiben, weil ihre Anlagen vor die Gruben zu koſtbar ſein ſollen.
Man miſchet Pech, Harz, Unſchlitt und Leinoͤl unter einander, und beſtreicht mit dieſem Theer die Draͤte der Grubenſeiler, ehe ſie noch zuſammen in ein Seil geſponnen werden, damit dieſelbe von denen ſcharfen mineraliſchen Waſſern nicht ſo leicht angegriffen, und faul werden moͤgen.
Das Markſcheiden wird, wie gewoͤhnlich, und in allen Stuͤkken, wie zu Freiberg, verrichtet. Jch beziehe mich alſo auf den 25. §. im 15. St.
Aus der Abhandlung von der Kentnis der Mineralien in dieſem Stuͤk iſt klar, daß ſo wol zu Marienberg, als zu Annaberg, Johanngeorgenſtadt und Schneeberg nicht nur Stuf - ſondern auch Scheid - und Pocherze brechen. Es fallen daher in die - ſen Bergſtaͤdten eben die Arten der Scheidungen vor, die in Freiberg gewoͤhnlich ſind (§. 26. im 15. St.): Naͤmlich das Scheiden mit der Hand, das Siebſezzen, unddas375u. Koboltsbergw. im Obererzgebirge, an u. um die freie Bergſtaͤdte ꝛc. das Pochen und Waſchen, insbeſondere aber noch das Seifen. Wir wollen von einer ieden Scheidung beſonders handeln.
Es geſchiehet dieſes Scheiden bei den Bergſtaͤdten Marienberg, Annaberg, Johann - georgenſtadt und Schneeberg auf einerlei Art, und eben ſo, wie in Freiberg (§. 27. im 15. St.). Die ausgeſchiedene Erze halten einige Loth, und eine und mehr, ia viele Mark Silber, wann ſie in Glaserzen und in Rothguͤldenerzen beſtehen. Die Erze, welche nur 2 bis 4½ Loth Silber halten, ſchmilzt man in den naͤchſten Huͤtten in einen Stein. Unter die ganz arme ſucht man daher, ſo viel moͤglich, reichere mit un - terzumiſchen, damit man ſie auf dieſen Gehalt bringen moͤge, wobei dann, bei der nicht groſen Erztaxe und dem Fuhrlohn, kein Schaden entſtehen ſoll.
Auch dieſes iſt bei dieſen Bergſtaͤdten von dem nicht unterſchieden, welches ich bei dem friedberger Bergwerk gezeigt habe (§. 28. und 29. im 15. St.). Die Sez - graupen halten aber 1, 2 bis 3 Mark Silber.
Die reiche Stuf - und die ausgeſchiedene Erze, und auch die Kobolte pochet man bei dieſen Bergwerken eben ſo, wie zu Freiberg, unter Stempeln trokken (§. 30. im 15. St.), wovon nur die ganze reiche Glaserze, und die Rothguͤldenerze ausgenom -men376Das ſechszehnte Stuͤk von denen Silber-Kupfer-Zinn-Blei-Eiſen -men ſind. Der Gehalt der Silbererze betraͤgt mehrenteils 2, 3, 4 und 5 Mark. Man ſchaft aber alle reiche Erze nach Freiberg, wo ſie zugutgemacht werden.
Das Naſſepochen und das Waſchen der Silberhaltigen - und der Koboltspocherze ver - richtet man bei dieſen vier Bergſtaͤdten auf eben die Art, wie ich §. 31. 32. und 33. im 15. St. gewieſen habe, doch iſt iezzo das Waſchen mit den Stosherden nicht in dem Gebrauch. Der einzige Unterſchied zwiſchen dieſem und dem freibergiſchen Pochen iſt daher nur allein dieſer: 1. Weil in dieſen Gegenden nur feine und zarte, und keine grobe Geſchikke brechen; So pochet man ein zartes Korn: Eben daher gibt man aber auch 2. den Schlaͤmmgraben und den Herden wenig Fall. Sonſt pocht man auch den feinen Quarz, der abſonderlich in den ſchneebergiſchen Koboltszechen bricht, und die Mutter von dem Kobolt heiſet (§. 48. N. 6. und B.), mit andern Kobolts - pocherzen durch, weil er blauet, und Koboltsfunken enthaͤlt.
Das Pochen und das Waſchen des Zinnſteins in dieſen Bergſtaͤdten bewerkſtelli - get man mit andern Handgriffen, als das Naſſepochen der Silberhaltigen - und der Koboltspocherze. Es geſchiehet aber auf die iezt nachfolgende Art.
Wann aus einem Schok Fuhren, wovon eine 9 Karn oder 18 Centner haͤlt, und alſo aus 1080 Kuͤbel Zinnſteinspocherzen noch 5 Centner Zinn heraus kommen, die in ohn - gefaͤhr 10 bis 12 Centner Zinnſchlieg enthalten ſind; So iſt eine Zinnzeche noch bau - wuͤrdig, wann der Zinnſtein in der Grube maͤchtig, und er und das Geſtein nicht zu feſt iſt: Jſt dieſes aber nicht, und es findet das Gegenteil ſtatt; So macht das Ge - winnen, Stahl, Eiſen und Pulver mehr Koſten, als die Metalle werth ſind, die man gewint.
Die Bergſtaͤdte Johanngeorgenſtadt und Schneeberg beſizzen zugleich auch Seifen - werke. Es geſchiehet aber das Gewinnen und das Ausſcheiden des Erzes von den Erden und Steinen in den Seifen zu gleicher Zeit, und auf einerlei Art. Weil ich nun den Begrif des Seifens bei Gelegenheit des 33. §. ſchon gebildet habe: So will ich auch gleich zu der Sache ſelbſt ſchreiten.
Das Seifen geſchiehet eigentlich folgender Geſtalt.
Die Graͤuſe und die ausgeſchlagene blaue Wakkenwaͤnde, welche hierbei Geſchie - be heiſen, enthalten noch Zwitter: Sie werden daher, wie ich ſchon §. 83. gezeigt habe, ordentlich gepocht und gewaſchen.
Der aufgehobene Zwitter wird hingegen, weil er noch nicht rein genug iſt, in einem Laͤuterhobel, der aus zwei unter einander geſezten Graben a und b beſtehet, Taf. XI. fig. 68, wovon ein ieder 10 Zoll weit, 8 Zoll hoch, und 8 Fus lang iſt, noch einmal mit einer kleinen Schippe, die man verkehrt anſezt, wie der Eiſenſtein gewaſchen, wel - ches man das Laͤutern nennet. Das, was hierbei oben in dem Hobel liegen bleibt, das iſt nun reiner Zinnſtein: Was aber in etlichen Fus darunter ſtehen bleibt, das wird noch einmal herauf geſchippet, und auf das Neue zum andernmal gelaͤutert: Das, was endlich in dem zweiten Graben, in dem Gefaͤlle b. bleibt, das komt, wie die Graͤu - ſe (§. 87.) in das Naſſepochwerk. Der auf dieſe Art rein gemachte Zinnſtein haͤlt endlich die Haͤlfte Zinn.
Man ſucht gemeiniglich mit einer ſolchen Floͤß zwei Lachter in die Breite von dem Gebirge herein zu ſeifen. Wann nun dieſes Seifen auf die gedachte Art von dem An - fang bis zu dem Ende der Floͤß geſchehen iſt (§. 86.): So ſezzet man ein Lachter von der alten an der Seite herauf wieder eine neue Floͤß an, und verfaͤhrt damit wie zuvor, wodurch man dann, wann man dieſe Arbeit immer fortſezzet, das Seifengebirg nach und nach weg arbeitet.
Es geſchiehet hierbei, daß ſtets etwas uͤber die Floͤß herein faͤlt, und darum, und weil dieſe Arbeit nicht ſo rein gehalten werden kan: So arbeitet man oͤfters die alten Seifen wieder herum.
Das notwendigſte Stuͤk bei dem Seifen iſt bei alle dem dieſes, daß man Waſſer auf das Gebirge zu bringen ſucht: Wann daher dieſes nicht ſtatt finden kan; So muß man das Seifengebirg dahin fahren, wo man eine Floͤß haben kan, welches nicht ſelten zu groſe Koſten macht.
Die Verfahrungsart bei alle dieſen Bergſtaͤdten iſt eben ſo beſchaffen, wie zu Frei - berg. Jch will mich daher ſchlechterdings auf die 5. Abhandlung in dem 15. Stuͤk in allen Abſichten beziehen, und nur noch dieſes anzeigen, daß die arme Erze, die zu Marienberg und zu Annaberg brechen, auf der marienberger -, die iohanngeorgen - ſtaͤdtiſche und ſchneebergiſche arme Erze aber auf der ſchneeberger Huͤtte zur Aue, durch einen Schmelzer, der von Freiberg komt, in Stein geſchmolzen werden. Dieſe Steine und die reiche Erze werden alsdann nach Freiberg zu den Huͤtten geliefert. Der Weg iſt weit, folglich macht auch der Fuhrlohn viel aus.
So wie dieſes Schmelzen bei der einen Bergſtadt geſchiehet: So verrichtet man es auch bei der andern. Jch habe alſo nur noͤtig, daß ich es einmal beſchreibe, welches ich in dem folgenden §. alsbald in das Werk richten will.
Man ſchmilzt den Zinnſtein und den Zwitter uͤber eine Art von Krumoͤfen, die 7 Fus hoch, und unten ſehr eng find, wobei man kleine Baͤlge gebrauchet. Jn die Vorwand macht man in einen Stein ein Loch (das Auge genant), welches etliche Zoll weit iſt, wodurch das Geſchmelze herausgehet, in dem Ofen ſelbſt aber iſt nur ein Sohlſtein und keine Stuͤbe, welcher nach der Form zu etwas ſchief liegt. Vor dem Auge iſt ferner ein vierekkigter Tuͤmpel von Stuͤbe, worinnen das Geſchmelze gehet, an der Seite deſſelben aber ein Stein, wodurch ein Loch nach dem Stichherd gehet, wel - cher laͤnglicht ausgehauen iſt, und aus einem Stein beſtehet, damit ſich das abgeſto - chene Zinn in ihm kuͤhlet. Die Form liegt endlich auf einer mittlern Hoͤhe. Das Schmelzen an ſich geſchiehet dergeſtalt.
Jn 24 Stunden gehen nun bei einem ſolchen Schmelzen ohngefaͤhr 12 Centner Zwitter durch, wovon 6 Centner Zinn fallen. Der Ofen gehet dabei, ie nachdem viele Vorraͤthe da ſind, 8 und mehr Tage. Die Schlakken, die dabei fallen, halten noch Zinn: Sie werden daher noch zweimal vor ſich, ohne Zuſchlaͤge, aber mit trok - kenen Kohlen veraͤndert, wobei dann noch ein Ziemliches an Zinn herauskomt.
Das Schmelzen des Wismuths, welches man vorzuͤglich in Schneeberg antrift, iſt unter allen die leichteſte Schmelzart. Den Ofen, welchen man dazu gebrauchet, habe ich Taf. XI. fig 69. vorgeſtelt. Die Structur deſſelben iſt eigentlich dieſe: a. a. a. a. a. ſind in der innern Hoͤhlung des Ofens ſchregliegende Stuͤkker von eiſernen Roͤhren, die 6 bis 7 Zoll weit ſind, zwiſchen welchen die Flamme hinauf in den Ofen komen kan; c. c. c. c. c. ſind vor den Roͤhren auf einem kleinen Roſt ſtehende Pfannen, worin der Wismuth troͤpfelt, unter welchen man dann ein kleines Kohlfeuer halten kan; b. iſtdas381u. Koboltsbergw. im Obererzgebirge, an u. um die freie Bergſtaͤdte ꝛc. das Schuͤrloch in der Hoͤhe des Roſtes, worauf man mit Holz feuert; und d. iſt der Aſchenfall unter dem Roſt. Auf der andern und der hintern Seite des Ofens ſtehet auch noch ein hoͤlzerner Trog, der einen Fus hoch und weit, und ſo lang, als der Ofen iſt, welchen man in dem Kupfer nicht ſehen kan, worin man ſo lang das Wismuth - erz leget, bis man es in die Roͤhren bringt. Die Roͤhren gehen endlich auf dieſer Seite nicht ganz heraus, ſondern es ſind darunter kleine Abſaͤzze, damit man ſie mit einem eiſernen Blech nach Gefallen zuſtellen, und die Hizze in ihnen vermehren koͤnne.
Das Schmelzen des Wismuths geſchiehet in einem ſolchen Ofen eigentlich auf dieſe Art.
Daß der Wismuth auf dieſe Art beſſer, als wie durch das Pochen und das Waſchen, von den Kobolten geſchieden werden koͤnne, weil er zu ſchwer iſt, das iſt aus der Natur der Sache klar.
Alle Kobolte, die bei dieſen Bergſtaͤdten brechen, ſchmilzt man in ein Glas, welches zu einer gar ſchoͤnen blauen Farbe gemahlen und gewaſchen wird. Die allge - meine Verfahrungsart, welche hierbei gewoͤhnlich iſt, habe ich ſchon §. 43. im 4. St. angegeben, und darum will ich mich auch hier auf das berufen, was ich an ienem Ort geſchrieben habe.
Die §. 48. beſchriebene Koboltsmutter, die abſonderlich in Schneeberg bricht, ſchlaͤgt man um deswillen, ſtatt des Sandes bei dem Gemenge wieder zu, weil dieſelbe nicht nur ſchon etwas Blau -, ſondern auch die Farben licht und lieblich, und nicht dun - kel machen ſoll. Aus eben der Urſache, um naͤmlich die Farben licht und lieblich zu machen, ſoll man zuweiln auch von dem Nebenſtehenden etwas mit unter das Gemenge nehmen, welches dann und wann ſchon vor ſich etwas Blau gibt, und unter die gering - ſte Kobolte gezaͤhlt werden kan.
Das Bergamt hat bei dieſem Bergbau in allen Abſichten die Direction. Es beſte - het aber aus dem Bergmeiſter, welcher den Vorſiz hat, dem Bergſchreiber, dem Geſchwohrnen, dem Huͤttenſchreiber, dem Gegenſchreiber und dem Markſcheider und Probierer. Dieſes Amt ſtehet unter dem Oberbergamt zu Freiberg, an welches daſſelbe die Sachen von Wichtigkeit einberichten, und Befehle einhohlen muß. Es ſtehen unter ihm die Schichtmeiſter, die Huͤttenmeiſter, die Steiger und die Pochſteiger, mit ihren ſaͤmtlichen Arbeitern.
Die Zahl der Arbeiter ſoll ſich auf 400 Menſchen erſtrekken. Ein Haͤuer, wovon man nur eine Art hat, bekomt woͤchentlich in fuͤnf Schichten 22 -, ein Haspelknecht 20 -, und ein Junge 16 bis 18 Gutegroſchen. Bei dieſem Lohn bekommen nun zwar die - ſelbe Pulver und Gezaͤhe, das Geleucht aber muͤſſen ſie ſich ſelbſt ſtellen. Die Poͤcher, die Schlaͤmmer, die Waſcher und die Huͤttenleute, haben ſo viel Lohn, wie die freiber - giſchen (§. 48. und 49. im 15. St.). Bei dem Zinnſchmelzen findet doch aber eine Aus - nahme ſtatt: Es bekomt naͤmlich der Schmelzer von einem Centner Zinn ganz und gar zugutzumachen 18 Gutegroſchen. Sonſt iſt hier auch die freibergiſche Schmiedetaxe und das Buͤchſengeld eingefuͤhrt.
Mit dem Holz und denen Kohlen hat es die Beſchaffenheit, welche ich §. 50. im 15. St. bekant gemacht habe, wobei ich nur noch dieſes erinnere, daß zu dem Roh -ſchmelzen383u. Koboltsbergw. im Obererzgebirge, an u. um die freie Bergſtaͤdte ꝛc. ſchmelzen der armen Erze wenige Kohlen aufgehen, weil der groͤſte Teil des Erzes nach Freiberg geſchaft, und daſelbſt geſchmolzen wird (§. 92.).
Die Auslohnung geſchiehet erſt alle vier Wochen, doch auf die Art, wie zu Frei - berg (§. 51. im 15. St.).
Was ich von dem Verkauf des Erzes an den Bergherrn in dem 52. §. des 15. St. geſchrieben habe, das findet auch hier ſtatt. Jch will daher nur dieſes erinnern, daß die Erze um ſo viel uͤber die Erztaxe bezahlt werden, als der Fuhrlohn auf den Centner ausmacht.
Wegen des Zehndens und des Zwanzigſtens bei den Silber - Blei - und Zinnzechen, und wegen dem, was dieſem ſonſt anhengig iſt, beziehe ich mich auf den 53. §. des 15. St. Der Zehnde wird indeſſen ſelten, und nur alsdann gegeben, wann die Zechen keinen Ruͤkſtand mehr haben, und aus dem Verlag ſind. Bei den Kupferbergwerken iſt in - deſſen in dem neuern Bergdecret vom Jahr 1754, noch eine weitere Ausnahme gemacht worden: Denn dieſe entrichten erſt 6 Jahre nach dem erſten Hauptſchmelzen, wann ſie noch in Zubus ſind, den Zwanzigſten, den Zehnden aber, wann ſie wirklich in Aus - beute ſtehen. Von den Kobolten wird der Zehnde in baarem Geld, und alſo der zehnte Thaler gegeben. Jn dem 49. §. habe ich uͤbrigens den Zuſtand der Zechen an dieſem Ort in Ruͤkſicht auf ihre Ergiebigkeit bekant gemacht. Den ganzen Zuſtand der Zechen bei alle dieſen Bergſtaͤdten aber lieſet man in dem Kapittel von dem Grubenbau.
Das Ausbringen der Metalle, an Silber, Kupfer und Blei, iſt unter dem frei - bergiſchen mit begriffen, weil alle Erze an dieſen Ort geſchaft werden. Man leſe alſo den 54. §. des 15. Stuͤks, in welchem man alle Metalle von dieſen Bergſtaͤdten bei - ſammen findet. Das Zinn wird nur allein in dieſer Bergſtadt zu Kaufmannswaare gemacht. Es ſollen aber in einem Jahr 250 bis 300 Centner geſchmolzen werden, wo - von man den Centner vor 24 Thaler verkauft. Die Kobolte, die an dieſem Ort nicht ſo haͤufig brechen, liefert man nach Schneeberg in die Fabriquen, welche den Centner, ie nachdem er gut iſt, mit 6, 7, 8 und 9 Thaler bezahlen.
Das Bergamt beſtehet aus dem Bergmeiſter, dem Bergſchreiber, dem Geſchwohr - nen und dem Huͤttenſchreiber. Die ihm untergebene Bedienten ſind, die Schichtmeiſter, die Steiger und die Waſcher oder die Pochſteiger, wovon man die leztere auch Muͤhlenmeiſter nennet. Der marienbergiſche Wardein verſiehet auch hier das Probieren.
Die Zahl der Arbeiter ſoll ſich nur auf 350 Menſchen belaufen. Ein Burſche oder ein Haͤuer bekomt woͤchentlich 24 -, ein Haspelknecht 21 -, ein Junge aber 12, 14 bis 18 Gutegroſchen. Jn Betracht der uͤbrigen Loͤhne, des Holzes, der Auslohnun - gen, des Erzverkaufes, und des Zehnden und des Zwanzigſten leſe man im Mehreren den 100. 101. 102. 103. und 104. §, wobei ich nur noch dieſes anmerke, daß man vieles Holz, um an dem Fuhrlohn etwas zu erſpahren, von denen Unterthanen, und in denen gemeinen Waldungen kaufet, weil die herrſchaftliche zu weit entfernt ſind.
Das iaͤhrliche Ausbringen des Silbers, des Kupfers und des Bleies iſt ebenwol unter dem freibergiſchen begriffen (§. 54. im 15. St.). Der Centner Zinn, wovon man iaͤhrlich nur 12 bis 20 Centner an dieſem Ort macht, ſoll indeſſen vor 26 bis 28 Tha - ler verkauft werden. Der Kobolt komt auch nach Schneeberg, und er wird ebenwol mit 6, 7, 8 bis 9 Thaler bezahlt. Jn einem Jahr liefert man ohngefaͤhr 350 Centner.
Das Bergamt iſt auch hier mit dem Bergmeiſter, dem Geſchwohrnen, dem Berg - ſchreiber, und dem Gegenſchreiber beſezt. Unter ihm ſtehen die Schichtmeiſter, die Ober - und die Unterſteiger, und die Waſcher oder die Pochſteiger.
Bei dem ganzen Bergbau ſollen dermalen ohngefaͤhr 400 Menſchen in Arbeit ſein. Die Haͤuer, welche 8 Stunden arbeiten, bekommen woͤchentlich in fuͤnf Schichten 24 -,die385u. Koboltsbergw. im Obererzgebirge; an u. um die freie Bergſtaͤdte ꝛc. die Lehrhaͤuer und die Haspelknechte 20 bis 22 -, die Jungen aber 12 bis 18 Gutegro - ſchen. Was ich ſonſt §. 107. wiederhohlt habe, darauf beziehe ich mich auch hier. Von denen Seifenwerken wird inzwiſchen bei den Ausbeutzechen der Zehnde, bei den Zubus - zechen aber der Zwanzigſte gegeben.
Die zu dieſem Bergbau beſtelte Beamten ſind der Zehndner, der Bergmeiſter, der Bergſchreiber, der Geſchwohrne, und der Gegenſchreiber, wobei der Bergmei - ſter in dem Bergamt den Vorſiz und die Unterſchrift hat. Unter dem Bergamt ſtehen der Markſcheider und der Probierer, die Schichtmeiſter, die Oberſteiger, die Steiger und die Pochſteiger.
Bei denen ſaͤmtlichen Gruben ſollen ohngefaͤhr 450 Menſchen arbeiten. Es be - komt aber ein Haͤuer die Woche 27 -, ein Lehrhaͤuer, der zugleich Haspelknecht iſt, 20 bis 24 -, und ein Junge 14 bis 18 Gutegroſchen. Auf die §. §, worauf ich mich §. 107. bezogen habe, darauf berufe ich mich auch hier: Doch muß ich hierbei noch ein und an - dere Nebenumſtaͤnde anfuͤhren, und die ſind dieſe: 1. Man lohnt, wie zu Freiberg alle 14 Tage aus; 2. Es muß eine iede Koboltszeche in einem Vierteliahr ein gewiſſes Quantum Kobolt liefern, wobei ihr, auſer den §. 108. ſchon bekant gemachten Preiſen, der ſo genante Fabriquenkobolt, der nach Meiſen in die Porcellainfabrique komt, mit 60 bis 70 Thaler, die Koboltsmutter, der feine Quarz, aber mit 3 Gutegroſchen bezahlt wird; 3. Den Wismuth, welcher zu dem Zinngieſen und dem Loͤthen gebraucht wird, teilt man denen Gewerken in Natur zu, da ſie dann das Pfund vor 4 bis 6 Gutegro - ſchen verkaufen; 4. Von den Koboltszechen muß der Zehnde bezahlt werden, ſie moͤ - gen in Ausbeute oder in Zubuſe ſtehen; 5. Das Zinn wird vor 24 -, und wann es ſehr gut iſt, vor 28 Thaler verkauft; 6. Eine Fuhr Eiſenſtein, die 6 bis 8 Centner wiegt, verkauft man vor 1 Thaler 8 Gutegroſchen, den beſten Stein aber in ſolcher Maaſe vor 2 Thaler 16 Gutegroſchen, und die Eiſenſteinsfluͤſſe, die ebenwol Eiſen hal - ten, vor 8 Gutegroſchen; 7. Mit dem Zehnden und dem Zwanzigſten bei den Seifen - werken verhaͤlt es ſich endlich, wie ich §. 110. gemeldet habe.
Das Bergamt, welches unter dem Oberbergamt in Freiberg ſtehet, iſt alle Woche, und zwar den Sonnabend fruͤh verſamlet, um ſo wol die innerliche, als aͤuſer - liche Bergwerkshaͤndel abzuthun. Die dazu noͤtige heilſame Verordnungen ſind eben die, welche ich §. 55. im 15. St. bei dem freibergiſchen Bergwerk angefuͤhrt habe, und eine neuere auf dieſes Bergamtsrevier insbeſondere abzielende Stollenordnung. Jn Po - liceiſachen kan, ohne des Bergmeiſters Einwilligung und Gutfinden, der Burgemeiſter und Rath der Stadt nichts verordnen und abaͤndern, und eben darum ſizzen zwei Bergaͤlteſte bei dem Stadtrath.
Das Feld der Zechen iſt ebenwol, wie in Freiberg verliehen. Die meiſte Gruben werden daher von Privatperſonen und ganzen Gewerkſchaften getrieben. Es ſind aber auf einer ieden Zeche 128 Ausbeut -, und nur 123 Zubuskuxen, weil der Eigenthuͤmer des Grund und Bodens eine, die Kirche und die Schule zwei, der Landesherr, als Bergherr, eine, und das Gehoͤlz, welche man die Holzkuxe nent, und dem Bergherrn zufaͤlt, auch eine frei gebauet bekomt. Was ich hier von der Anlage des Geldes zu der Betreibung der Zechen ſchreiben ſolte, das enthaͤlt ſchon der 56. §. des 15. St.
Die Zechen ſind denen Gewerken nicht nur verliehen, ſondern auch nach einem ge - wiſſen Maas ordentlich vermeſſen, damit keine Gewerkſchaft der andern in ihr Feld fah - ren, oder eine einer andern daſſelbe verſperren moͤge. Es iſt aber eine Fundgrube 42 -, eine Maaſe aber 28 Lachter lang. Die Fuͤhrung von beiden betraͤgt dabei 3½ Lachter in das Hangende, und eben ſo viel Lachter in das Liegende, mithin 7 Lachter in die ganze Breite. Man leſe im Mehreren, und wegen der eigenlehner Zechen, die ich §. 49. an - gezeigt habe, den 57. §. im 15. St.
Wegen dem Zehnden und dem Zwanzigſten, den ich ſchon §. 104. angemerkt habe, dem halben Neunten, den Stollenſteuern, dem Quatember - und dem Friſt - oder demReceß -387u. Koboltsbergw. im Obererzgebirge, an u. um die freie Bergſtaͤdte ꝛc. Receßgeld, und denen Kuxen, welche die Gemeinden und die Buͤrger bauen muͤſſen, beziehe ich mich, weil es damit, wie in Freiberg gehalten wird, auf den 58 59. und 60. §. des 15. Stuͤks: So viel aber nehme ich dabei hier aus, daß man der Gemeinde keine Kuxe frei bauet.
Die Vorzuͤge der Bergwerksverwanden, die ſie vor andern Unterthanen genieſen, habe ich ſchon bei Freiberg §. 61. im 15. St. angezeigt, und daher will ich ſie hier, weil ſie einerlei ſind, nicht wiederhohlen.
Das Bergamt iſt die Woche zweimal, den Mittwochen und den Sonnabend des Vormittags verſamlet. Es ſtehet unter dem Oberbergamt in Freiberg. Die Berggeſezze und die Bergverordnungen ſind eben die, welche ich §. 113. angefuͤhrt habe.
Das Verleihen und das Vermeſſen des Feldes geſchiehet, wie zu Marienberg (§. 114. und 115.). Jn dem raſchauer Gebirg, wo eine Art von Floͤzwerken iſt, und das Geſchik ziemlich gleich liegt, da findet man in Anſehung des Maaſes nur eine Aus - nahme: Man verlehnt naͤmlich hier auf geviertes Feld, und eine Fundgrube iſt 42 -, eine Maaſe aber 28 Lachter lang und breit. Die Zechen an und vor ſich ſelbſt teilt man in 128 Ausbeutkuxen, wovon eine der Gemeinde, eine den Kirchen und Schu - len, und noch eine dem Grundherrn frei gebauet wird. Jm Uebrigen leſe man noch den 116 und 117. §.
Das Bergamt iſt in der Woche auch zweimal den Mittwochen und den Sonnabend beiſammen, und es entſcheidet die Sachen, die vorkommen, nach eben den Land - berggeſezzen, die in Annaberg gelten (§. 118.).
Eine Fundgrube iſt 42 Laͤchter lang und 7 Lachter breit, eine Maaſe aber nur 28 Lachter lang und 7 Lachter breit. Die Seifen werden nach Lehnen verliehen: Es iſt aber ein ſolches Lehn 100 Lachter lang, und 50 Lachter breit. Mit der Austeilung der Kuxen, dem Retardiren und Caduciren, den Gewerkſchaften und Eigenlehnern, dem Zehnden und dem Zwanzigſten, dem Quatember - und Friſt - oder Receßgeld, dem Bauen einiger Kuxen von den Buͤrgern in der Stadt, und den Freiheiten der Bergleute, hat es eben die Bewandnis, wie ich §. 57. 58. 59. 60. und 61. im 15. St. geſchrieben habe. Jn Anſehung der Zinn - und der Koboltszechen leſe man hingegen den 104. §.
Das Bergamt, welches unter dem Oberamt in Freiberg ſtehet, iſt hier, wie auf den andern Bergſtaͤdten, die Woche zweimal verſamlet. Es richtet ſich nach eben den Bergverordnungen, die bei andern Bergſtaͤdten in dem Gebrauch ſind.
Eine Fundgrube iſt auch hier, nach der Gewohnheit des Obererzgebirges, 42 -, eine Maaſe aber 28 Lachter lang: Beide aber haben 7 Lachter Fuͤhrung. Bei den Sei - ſen wird hingegen anders, und wie zu Johanngeorgenſtadt, auf Lehne verliehen (§. 121.). Eine iede Zeche iſt indeſſen in 134 Ausbeutkuxen geteilet, wovon die Stadtkaͤmmerei zwei, der Gotteskaſten eine, der Grundherr eine, der Schichtmeiſter eine, und der Stei - ger auch eine frei gebauet bekomt. Sie beſtehen alſo aus 128 Zubuskuxen.
Jch will mich in Betracht deſſen, was ich von dem Bergrecht dahier im weitern uͤberhaupt ſagen koͤnte, auf den 116. und 117. §. beziehen. So viel will ich inzwiſchen noch erinnern, daß dieienige Gewerken, in deren Zechen der koͤnigliche Stollen getrie - ben iſt, das Neuntel entrichten muͤſſen, wovon ſie, wann ſie dieſen Stollen ſelbſt in ihre Gebaͤude treiben, in ſo weit befreiet ſind, daß ſie nur einen gewiſſen Waſſerfall be - zahlen, den das Bergamt nach der Beſchaffenheit der Umſtaͤnde beſtimt.
Die Geſchichte zeiget, daß die ſaalfeldiſchen Bergwerke ſchon im Jahr 1295 ge - bauet, und bald ſtark, und bald ſchwach, ia bald gar nicht betrieben worden.
Die Gruben liegen zwar in verſchiedenen Gegenden, doch teilt man dieſelbe nicht, wie in dem Erzgebirg, in Reviere ein. Ein Teil derſelben liegt diſſeit, der andere aber ienſeit der Saale, den Strohm hinauf. Von der Stadt liegen ſie inzwiſchen nicht weiter ab, als eine halbe und eine Stunde. Die mehreſte liegen gegen Mittag, die uͤbrige aber gegen Morgen, an dem Rothenberg, wo iezzo auch wieder Vitriolſchiefern gebrochen werden. Die Alaunſchiefern, die ein anderes Werk ausmachen, brechen an einem noch andern Ort an dem Tag, nahe an der Saale uͤber Saalfeld, an dem Dorf Oberniz. Die Gebirge in dieſer Gegend ſind von beiden Seiten der Saale herauf ziemlich anſteigend und ſteil, auf dieſe aber folgt ein ſanftes und ziemlich ebenes Gebirg, worinnen mehrenteils die Gruben liegen, worauf dann die ſtuͤkkelichte pralligte Gebirge angehen. Man nent daher, nach dem Redegebrauch der Bergleute, das erſte das Vorgebirg, das andere das Mittelgebirg, und das dritte das Hohegebirg.
Weil die Gruben ſelten die Teufe des Wieſengrunds erlangen: So ſind auch die Waſſer in ihnen nicht ſtark, und in einigen ſind wenige oder gar keine. Jn denen, die waſſernoͤtig ſind, fuͤhrt man daher die Waſſer entweder den Kluͤften zu, worinnen ſie wegfallen, oder man loͤſet ſie von der Seite der Saale herauf, durch kleine Tagſtollen, welches leztere aber nicht ſo haͤufig, als wie das erſte geſchiehet. Man hat alſo an die - ſem Ort keine tiefe und Hauptſtollen.
Da dieſemnach die Gruben nicht waſſernoͤtig, und auch nicht tief ſind: So trift man bei dieſem Bergbau weder Teiche und Kuͤnſte, noch Waſſertreiben und Pferdegai - pel an.
Die Gebaͤude, die man zu der Aufbereitung und der Schmelzung der Erze gebrau - chet, liegen ienſeit der Saale gegen Morgen, nicht weit von dem Saalthor. Die Maſchinen, die in ihnen befindlich ſind, werden durch einen Arm getrieben, der von der Saale abgeleitet worden. An dem Ort dieſer Gebaͤude ſtehet neben der Huͤtte ein Pochwerk. Jn der Huͤtte ſelbſt aber ſind drei Krumoͤfen, die 5 Fus hoch, durchge - hends 2 Fus weit, und 3 Fus lang ſind, ferner ein Gaarherd, zwei Treiboͤfen, und zwei Seiger - und ein Darrofen: Sechs kleine Roſtſtaͤdten aber ſind noch auſer der Huͤtte unter einem Dach. Weil nicht alle Oefen zugleich gehen: So werden die Baͤlge mit einem einzigen unterſchlaͤgtigen Waſſerrad, durch Huͤlfe der Getriebe, getrieben. An dem Pochwerk ſtehet ferner ein kleines Farbenwerk mit zwei Muͤhlen, gleich daruͤber aber liegt die Vitriolhuͤtte, die mit zwei Pfannen verſehen iſt. Die Alaunhuͤtte, worinnen mit vier Pfannen geſotten wird, liegt endlich da, wo die Alaunſchiefern brechen, und eine halbe Stunde uͤber der Stadt an der Saale bei Oberniz (§. 2.). Die drei leztere Werke gehoͤren eigentlich Privatperſonen.
Eine Waldklafter Holz iſt 3¼ Elen hoch, 3¼ Elen weit, und $$\frac{7}{4}$$ Elen an dem Scheid: Eine Klafter Floͤßholz iſt hingegen nur 3 Elen weit und hoch, und $$\frac{7}{4}$$ Elen an dem Scheid. Sechs Klafter von ienem machen daher 7 Klafter in dieſem Holz aus. Das Kohlenmaas, welches eine Stuz genent wird, iſt 2 Fus 4 Zoll weit, 3 Fus 4 Zoll lang, und 2 Fus 6 Zoll tief. Acht Stuzze machen eine Seete, welche ſo viel Kohlen ausmacht, als man auf einem Wagen fahren kan. Von dem Waldholz, welches von denen Unterthanen gekauft wird, koſtet eine Klafter 2, 2½ bis 3 Thaler. Die Klafter Floͤßholz, welches mehrenteils in den herrſchaftlichen Waldungen gehauen wird, komt hingegen nur auf 1 Thaler und 16 Gutegroſchen zu ſtehen. Eine Seete Kohlen bezahlt man mit 4 -, folglich eine Stuz mit ½ Thaler. Das Holz beſtehet mehrenteils aus Tannen - und wenig aus Buͤchenholz: Eben daher bekommen aber auch die Huͤt - ten mehr weiche, als harte Kohlen. Die Bergbediente haben bei alle dieſem mit derHeran -391Alaun - und Vitriolwerken an und um die Stadt Saalfeld. Heranſchaffung dieſer Materialien nichts zu thun: Denn es iſt dazu ein beſonderer Factor beſtelt. Es werden inzwiſchen iaͤhrlich 3 - bis 400 Seeten Kohlen, und 4 - bis 500 Klaf - ter Holz erfordert, wovon das Vitriol - und das Alaunſieden, und die Farbmuͤhle zu - gleich mit verſehen wird.
Es brechen in dieſen Gegenden gar verſchiedene Mineralien, die nicht einerlei Lage haben. Die Vitriolſchiefern brechen daher floͤzweis, die Silber - Kupfer - und Koboltserze gangweis, die Alaunſchiefern aber ſtokweis. Was man unter den Floͤzzen und den Gaͤngen verſtehet, das habe ich ſchon oͤfters erklaͤrt: Es komt alſo nur noch darauf an, daß ich begreiflich mache, was man mit einem Stokwerk vor einen Begrif verknuͤpfet. Man gedenket ſich aber unter ihm einen zuſammengehaͤuften Klum - pen Erz, der eine unordentliche Lage hat, woran man weder Hangendes noch Liegendes, noch ein ordentliches Dach, und eine Sohle, folglich weder Strei - chen noch Fallen wahrnehmen kan. Auf dieſe Art nun brechen die Alaunſchiefern bei Oberniz an dem Wechſelſtein. Sie liegen alſo, wie die Dachſchiefern oder andere Steine in einem Steinbruch, gleich an dem Tag, wovon ich weiter nichts ſagen kan, wann ich nicht ausſchweifen will.
Die Floͤzze und die Gaͤnge hengen mehrenteils zuſammen: Denn das Hangende und das Liegende beſtehet nicht aus einerlei, ſondern aus verſchiedenen ſchicht - oder floͤz - weis unter einander liegenden Erd - Stein - und Minerallagen, durch welche die Gaͤnge durchſezzen. Dieſe Lagen ſind auch nicht in allen Gebirgen von einerlei Art, und darum will ich die Minerallagen eines ieden Gebirgs insbeſondere beſchreiben. Jn dem Ro - thenberg ienſeit der Saale liegen:
Auf diſſeit der Saale liegen in dem Vorgebirg die zuvorgedachte Kalk - und Brau - nefloͤzze, die zuſammen 12 bis 14 Lachter maͤchtig ſind. Die Vitriolſchiefern findet man hier ganz und gar nicht, und in dem Sand brechen nur wenige Kupfererze. An dem Fus des Hohengebirgs diſſeit der Saale findet man gar keine Floͤzze: Denn die Gaͤnge ſezzen von Tag mit Erzen durch ein Geſtein bei 70 Lachter nieder.
Da ich von denen Erzen, welche floͤz - und ſtokweis brechen, das Noͤtige bemerkt habe: So will ich mich nunmehr auch zu denen Gaͤngen wenden, und das, was bei ihnen eine Aufmerkſamkeit verdienet, in den folgenden §. §. vortragen. Man iſt hier die Einteilungen nicht gewohnt, die man bei den Gaͤngen in dem Erzgebirge zu machen pflegt (§. 8. und 9. im 15. St.). Daß inzwiſchen dieſe Unterſcheidungen nicht ohne Nuzzen ſind, das iſt daraus klar: Weil man dabei eher unterſcheiden kan, welche Ar - ten der Gaͤnge in dieſem oder in ienem Gebirg gutthun, wobei man ſich dann wahr - ſcheinlicher Weiſe auf einem neu erſchrotenen Gang mehr oder weniger Hofnung machen kan, wann man die Art und die Natur des Ganges ſchon kent.
Die Gaͤnge fuͤhren uͤberhaupt Roth - und Weisguͤldenerze, die ehedem ſehr ſtark diſſeits der Saale brachen, Fahlerze, gelbe und gruͤne Kupfererze, und gar verſchiedene Arten von Kobolten, wobei teils weisliches und blaues lettiges Ganggebirg, und teils Spaht und Quarz bricht. Die Gaͤnge ienſeit der Saale in dem Rothenberg haben da - bei insbeſondere weislichen und blauen Letten, Braͤunen, Mulm und Spaht, die auf diſſeit der Saale aber Quarz, ſtatt des Spahtes, und ienen Letten und Mulm zu dem Ganggebirg. Die Erze halten nicht an einem Stuͤk an, ſondern ſie brechen fall - nieren - und neſterweis. Das Hangende und das Liegende iſt ſo verſchieden, als manchfaltig die unter einander liegende Minerallagen ſind, die ich §. 8. angegeben habe. Man be - merkt hierbei aber auch noch uͤberdis in einer Teufe, und in einer Horizontallinie viele Abwechſelungen, weil eben dieſe Minerallagen, ie nachdem ein und eben dieſelbe Lage an einem Ort hoͤher oder tiefer liegt, und wenig oder mehr maͤchtig iſt, als wie in einer andern Gegend, bald dieſes und bald ienes Gebirg an den Gang ſchieben.
Die Gaͤnge in dem Rothenberg ſtreichen von 5 bis 9 Uhr, die diſſeits der Saale aber von 9 bis 12 Uhr. Jhr Fallen iſt an dem Tag ſehr flach, in 10 und mehr Lachter aber fallen ſie ziemlich ſeiger. Sie veraͤndern das Streichen und das Fallen gar oft: Sie ſind aber nicht angewachſen. Man kan ſie zwar unter die hauptſtreichende Gaͤnge ſezzen, doch ſezzen ſie nicht allzu tief, und einige nicht uͤber 20, 30 und 40 Lachter mit Erzen nieder. Man findet gar ſelten unter dieſer Teufe Erz, weil man nur ein Beiſpiel hat, daß die Erze bis in eine Teufe von 70 Lachter angehalten haben, in welcher Teufe Roth - und Weisguͤldenerze, und Bleiglanze gewonnen worden. Bei dieſer Teufe er - fuhre man, daß wann die Erze durch das rothe Gebirg ſezten (§. 8. N. 6.), welches ſie ſonſt gemeiniglich hier, wie an andern Orten, verdrukket: So ſezten ſie auch in das Blaue hinein (§. 8. N. 7.). Da nun dieſes blaue Geſtein ſehr freundlich und hoͤflich, ia zu Bergwerken recht ſchiklich iſt, bei Bergwerken aber in der mittlern Teufe ſtets un - edlere Mittel vorfallen, welches man in dem Erzgebirg gar oft erfaͤhret (§. 25. 30. und 42. im 16. St.); So fragt es ſich: Ob ſich die Gaͤnge unter der Teufe der 70 Lachter nicht beſſer aufthun, und edler werden wuͤrden, als wie in der obern Teufe? Doch wann man Verſuche anſtellen wolte: So wuͤrde man zuvor dieſe Hindernis er - wegen muͤſſen, daß man ohne ſchwere und koſtbare Kuͤnſte die Waſſer nicht zwingen koͤnte, weil man in dieſer Teufe der Saale und dem Wieſengrund gleich iſt. An denen faulen Geſteinen und Gebirgen, und an der eiſenſchuͤſſigen Gangart ſiehet man indeſſen allerdings gar deutlich, ob ſchon die Gaͤnge nur in die 40 Lachter mit Erzen niederſez - zen, daß man nur noch in dem Taggebirg iſt, und die Gaͤnge, wie die Bergleute ſagen, an den Haaren hat. Wie kan man auch ſo leicht zweifeln, daß ſie nicht uͤber 100 Lachter niederſezzen ſolten, da ſie ſchon 70 Lachter verfolgt worden ſind, und etliche Zoll, ¼, ½, ¾, 1, 2, 3, 4 und 4½ Lachter maͤchtig ſind? Sie ſezzen im Uibrigen faſt alle, und ſolte es auch nur mit einem faulen Kalkgebirg geſchehen, mit Spaht, und mit blauem Letten, oder braunem Mulm ganz zu Tag aus, wovon nur die ausgenommen ſind, welche mit Gruͤnung und Blaͤuung nicht weiter, als bis unter den Raſen ſezzen.
Wann Nebenkluͤfte, die Erz fuͤhren, zu denen Gaͤngen kommen; So nimt man eine merkliche Veredlung an ihnen wahr: Legen ſich hingegen aber Kobolte bei denen Erzen an; So ſchneiden ſich die leztere ab, welches man auch in Schneeberg bemerket (§. 42. im 16. St.). Bricht kein Erz auf denen Gaͤngen, und es leget ſich ein blauli - ches feſtes kneiſtartiges Geſtein in dem Hangenden oder in dem Liegenden an; So er - ſcheint alsbald Hofnung zu Erzen: So lang hingegen das Geſtein weislich und faul, und eine Art des Leberſteins iſt; So lang verſchwindet auch alle Hofnung zu Anbruͤ - chen. Es geſchiehet bei alle dieſem zuweiln auch, daß ſich nach einem tauben Mittel Kies anleget: Wann nun dieſer Fall vorkomt; So hat man ebenwol zuverlaͤſſige Hofnung zu Erzen: Wann es im Gegenteil aber geſchiehet, daß bei dieſem Erz wieder Kieſe mit unter brechen; So hat dieſer Anbruch ſein Ende erreicht, und man kan als -D d ddann394Das ſiebenzehnte Stuͤk von denen Kupfer-Kobolts -dann wol wieder 10 und mehr Lachter in dem Tauben auffahren. Es liegen alſo die - ſer Erfahrung zu Folge die Erze der Laͤnge nach zwiſchen dem Kies.
Die Mineralien in dieſen Gegenden laſſen ſich in folgende Klaſſen bringen. Sie ſind naͤmlich:
Ehe ich von dieſem Bau ſelbſt handele: So will ich erſt die Gruben mit ihren Nah - men hierher ſezzen. Man zaͤhlet aber in dieſen Gebirgen folgende:
Die Werkzeuge, welche man zu dem Gewinnen gebrauchet, ſind Keilhauen, Schlaͤ - gel und Eiſen, und kleine Bohrer. Man faͤhrt aus denen Schaͤchten auf den Gaͤn - gen nur mit Oertern auf, und richtet da Stroſſen und Firſten vor, wo man ein edles Mittel trift, und die Erze unter und uͤber ſich ſezzen. Die Vitriolſchiefern werden dagegen floͤz - und ſtrebweis, die Alaunſchiefern aber in einem breiten Blik, wie die Steine in einem Schieferbruch gewonnen. Die Arbeit wird auf das Lachter verdingt, und alle vier Wochen abgenommen. Die ſaͤmtliche Bergleute arbeiten an einem Stuͤk 12 Stunde, und in einer Woche machen ſie 6½ Schichten, wovon die halbe eine ledige Schicht heiſet. Der Haͤuer bekomt woͤchentlich 27 -, der Lehrhaͤuer 24 -, der Haspel - knecht 20 bis 21 -, und der Junge 14, 15, 18, 20 bis 21 Gutegroſchen, bei welchem Lohn ihnen die Gewerkſchaften noch frei Pulver, Gezaͤhe und Geleucht reichen.
Die Schaͤchte ſind nicht uͤber ½ Lachter weit, 1 Lachter lang, und iezzo nur 15, 20 bis 30 und hoͤchſtens 40 Lachter tief. Jhre Verzimmerung iſt daher nicht ſchwer. Sie iſt von eben der Zuſammenſezzung, wie die, welche ich §. 64. in dem 16. St. beſchrie - ben habe. Sie beſtehet naͤmlich nur aus Polzenioͤchern, die ⅛, ¼ und ⅜ Lachter von einander liegen. Jn denen Stroſſen verzimmert man, wie gewoͤhnlich, mit Stempeln und Anpfaͤhlen, in den Firſten, Oertern und Stollen aber mit Thuͤrſtoͤkken mit Geſich - tern (§. 65. im 16 St). Jn denen Streben verwahrt man hingegen das Dach mit Stempeln.
Man gebraucht hier keine Wettermaſchinen, ſondern man ſucht die friſche Wetter durch Lutten mit einem Windfang, und mit Durchſchlaͤgen und Uiberſichbrechen inD d d 3das398Das ſiebenzehnte Stuͤk von denen Kupfer-Kobolts -das Feld zu bringen. Man unterlaͤſt im Uibrigen nicht, wann hier oder da Hofnung zu Erzen iſt, Feld - und Verſuchoͤrter zu treiben.
Jch habe in dem 3. und 4. §. ſchon angefuͤhret, daß die Gruben, bei ihrer wenigen Teufe, nicht waſſernoͤtig ſind, daß weder Kuͤnſte noch Hauptſtollen erfordert werden, und daß man daher die Waſſer durch die Kluͤfte, und durch kleine Tagſtollen loͤſen kan.
Die Foͤrderung geſchiehet von den Oertern bis in die an dem Schacht gebrochene Fuͤll - oͤrter, ie nachdem die Umſtaͤnde ſind, mit Karn, mit Hunden und mit Kuͤbeln: Die Foͤrderung aus den Schaͤchten bis zu Tag aber verrichtet man mit einfachen Has - peln, und alſo alles mit Menſchenhaͤnden. Man trift daher an dieſem Ort keine Ma - ſchinen an, die durch Thiere oder durch das Waſſer bewegt werden, welches ich ſchon §. 4. bemerkt habe.
Man bedienet ſich bei der Ausuͤbung dieſer Wiſſenſchaft eines Lachters, welches 3½ Elen, oder 7 Fus lang iſt. Man teilt daſſelbe in Achtel, ein Achtel aber in 10 -, und alſo das Ganze in 80 Zoll. Jn der Ausuͤbung ſelbſt gehet man nach den ge - woͤhnlichen Regeln zu Werk.
Es kommen an dieſem Ort nur zwei Arten der Scheidungen vor: Das Scheiden mit der Hand, und das naſſe Pochen und Waſchen. Jch habe bei andern Bergwerken, und beſonders in dem 9. St. von den Arten dieſer Scheidungen ſchon weitlaͤuftig geſchrieben: Jch will daher bei dem naſſen Pochen und Waſchen nur noch dieſes erinnern, daß man, wegen der zarten und leichten Gruͤnung und Blaͤuung, das Korn bei den Kupfererzen etwas grob pocht, und den Herden und den Graben einen maͤſi - gen und dazu ſchiklichen Fall gibt. Die Koboltspocherze, und die Ausſchlaͤge pocht und waſchet man hingegen, wegen ihrer lettigen Art, worinnen das mehreſte Blau ſtekt, welches in dem Waſſer fortgehet, gar nicht, weil dabei nur die ſchwere Bergart ſtehen bleiben wuͤrde.
Man roͤſtet alle Erze, die ſchwefelicht oder koboltiſch und arſenikaliſch, und beſon - ders die, welche ſpeiſig ſind, vor dem Schmelzen in den § 5. gedachten Roſt - ſtaͤdten erſt einmal mit Holz, damit ſie in dem Schmelzen um deſto beſſer gehen moͤgen: Dieienige Erze aber, die mit dergleichen ſchaͤdlichen Mineralien bei dem Schmelzen nicht behaftet ſind, wozu die reine Kupfergruͤnung und Blaͤuung gehoͤret, die ſchmilzt man roh und ohngeroͤſtet.
Das Schmelzen dieſer Erze geſchiehet alsdann auf die nachfolgende Art.
Die gruͤne Kupfererze, welche mit keinen ſchwefelichten und arſenikaliſchen Teilchen vermiſcht ſind, geben keinen Stein, ſondern gleich Schwarzkupfer, welches oͤfters aber die Haͤlfte betraͤgt, und 90 bis 95 Pfund Gaarkupfer haͤlt.
Man beſchikt dieienige Erze, welche ſehr koboltiſch und ſpeiſig ſind, wann ſie auch ſchon ge - roͤſtet worden, bei dem erſten Schmelzen mit Kies, und ſchmilzt ſie mit dieſem in einen Stein, weil die Speiſe dadurch mehr verteilt wird, da ſie ſich dann eher zu Kupfer auroͤſten laͤſſet.
Die Vitriolſchiefern ſchmilzt man, ehe ſie ausgelauget, und ehe daraus Vitriole geſotten werden, erſt mit Kies in einen Stein. Weil nun dieſe Arbeit zu dem Schmel -zen401Alaun - und Vitriolwerken an und um die Stadt Saalfeld. zen gehoͤret: So will ich ſie auch in dieſem Kapittel zugleich mit abhandeln. Das Verfahren in dieſer Art iſt von der folgenden Beſchaffenheit.
Die Kupferſteine, die von dem Rohſchmelzen fallen (§. 23.), roͤſtet man in den kleinen Roſtſtaͤdten 6, 8 bis 10 mal, und gleich gaar und zu Kupfer, worauf man ſie dann wieder durchſticht. Dieſes Durchſtechen nun geſchiehet folgender Geſtalt.
Die Schwarzkupfer macht man in einem kleinen Gaarherd, der zwei Centner haͤlt, mit der gewoͤhnlichen Stuͤbe, die bei Glimmerkupfern etwas ſchwerer iſt, gaar. Die Form gehet bei einem ſolchen Herd uͤber ⅓ und beinahe in die Haͤlfte des Tiegels. Die guten Kupfer ſezt man nur einmal, dieienige aber, die ſehr arſenikaliſch und koboltiſch ſind, und deswegen gelben Glimmer fuͤhren, zweimal auf. Jn 3 bis 4 Stunden iſt ein Herd gaar, da dann von den Glimmerkupfern einige Oberſcheiben ausfallen, die noch einmal mit eingeſchmolzen werden muͤſſen. Der Abgang betraͤgt im Uibrigen auf einen Centner Schwarzkupfer, wann es gut iſt, 3, 4, 5 bis 6 -, bei ſchlechtem Kupfer aber 12 Pfund. So wol die gute, als die Glimmerkupfer koͤnnen inzwiſchen nur unter dem Hammer gebraucht werden.
Die mehreſte Kobolte werden in auslaͤndiſchen Fabriquen, denen man ſie verkaufet, zu einer Schmalte gemacht. Nur ein kleiner Teil wird daher auf der, bei der Huͤtte ſtehenden Fabrique, verarbeitet, die zwei Muͤhlen hat. Die Verarbeitung die - ſer Kobolte geſchiehet dabei auf eben die Art, wie ich §. 43. im 4. St. gewieſen habe.
Der Herr Lehmann hat in ſeiner Cadmiologia die Arten und die Zubereitungen des Kobolts ſehr gruͤndlich beſchrieben.
Die Steine, welche von dem Schieferſchmelzen fallen, das mit Kies beſchikt wor - den (§. 24.), roͤſtet und lauget man aus, indem man dieſelbe warm aus dem Roſt in Buͤtten ſchuͤttet, die mit Waſſer gefuͤlt ſind. Man wiederhohlt aber dieſes Roͤften ſo oft, bis der Roſt ganz ausgelaugt iſt, und die leztere Lauge ſchwach wird. Der Vitriol wird alsdann aus dieſer Lauge nach eben den Regeln, und mit eben denHand -403Alaun - und Vitriolwerken an und um die Stadt Saalfeld. Handgriffen geſotten, die ich §. 64. im 8. St. bei dem rammelsbergiſchen Bergwerk bekant gemacht habe. Der Vitriol, welcher nun aus dieſer Lauge geſotten wird, iſt gruͤn, doch faͤlt er ſehr in das Blaue, und eben darum iſt er ſehr ſchoͤn und annehmlich.
Es muͤſſen auch die Alaunſchiefern, wovon nur die milde, welche man roh auslau - get, ausgenommen find, erſt geroͤſtet, und dann ausgelauget, und dadurch der Alaun aus ihnen herausgezogen werden. Das Roͤſten oder das Brennen derſelben ge - ſchiehet aber in groſen Haufen, und auf eben die Art, wie man die Kupferſchiefern brent. Das Auslaugen geſchiehet hingegen in groſen Kaſten, die aus Dielen zuſammen geſchlagen ſind, Taf. XI. fig. 70, welche man Buͤhnen nennet. Sie ſind, wie die Figur zeigt, gegen die Mitte des Bodens, und zugleich auch vorwaͤrts, wohin die Lauge durch einen Kaͤntel ab -, und in die Buͤtten laͤufet, etwas abhaͤngig.
Das Sieden des Alauns geſchiehet dergeſtalt.
Die Bedienten, die dieſem Bergbau vorgeſezt ſind, beſtehen in dem Bergverwalter, welcher bei den Huͤtten und den Gruben die Direction hat, in dem Geſchwohr - nen, in den Schichtmeiſtern, den Schmelzern, den Steigern und den Pochſteigern, wovon die beide erſtere aus dem Zehnden beſoldet werden.
Die Bergleute machen ohngefaͤhr 70 Mann aus. Den Lohn, welchen ſie bekom - men, habe ich §. 15. bei dem Grubenbau ſchon angezeigt: Den Steiger - und den Waſcherlohn will ich alſo nur noch anzeigen. Ein Steiger und ein Pochſteiger bekomt woͤchentlich 1½ bis 2 Thaler, ein Pochiunge aber 10, 11, 12, 14 bis 16 Gutegroſchen. Der Haͤuer, welcher woͤchentlich 27 Gutegroſchen Lohn hat, muß in einem Vierteliahr 3 Gutegroſchen 3 Pfennige Buͤchſengeld, ein ieder anderer Grubenarbeiter aber ſo viel - mal vierteliaͤhrlich einen Pfennig geben, als er die Woche Gutegroſchen zu Lohn hat. Dagegen bekommen ſie aber auch ein gewiſſes Krankengeld, und die Arztkoſten, wann ſie bei ihrer Arbeit Schaden leiden.
Man bezahlt von einem Centner Stein anzuroͤſten, die Steine moͤgen viele oder wenige Feuer bedoͤrfen, einen Gutengroſchen. Bei dem Schmelzen und dem Roſtdurch - ſtechen bekomt der Schmelzer in einer Schicht 8 -, andere, die mit vor dem Feuer arbeiten, 5 bis 6 -, ein Vorlaͤufer aber 4 bis 5 Gutegroſchen. Man bezahlt dem Schmelzer auſer dem von einem Centner gute Kupfer gaarzumachen 7 Gutegroſchen, von einem Centner Glimmerkupfer aber 10 Gutegroſchen 6 Pfennige. Der Alaunmeiſter bekomt woͤchentlich 3 Thaler, ein Arbeiter aber taͤglich 5 bis 6 Gutegroſchen. Dem Vitriol - meiſter, welcher nicht beſtaͤndig zu ſieden hat, bezahlt man hingegen woͤchentlich nur 27 Gutegroſchen. Die Huͤttenarbeiter geben bei alle dieſem insgeſamt kein Buͤchſengeld.
Das noͤtige Gezaͤhe laͤſt ein ieder Schichtmeiſter ausſchmieden, wo er will, und er accordirt dabei ſo genau, als er nur kan.
Die Gewerken muͤſſen das Grubenholz, ſo lang ſie noch keine Erze geliefert haben, auf ihre Koſten zwar allein anſchaffen: So bald ſie aber nur einmal Erz zur Huͤtte geſchaft haben; So bekommen ſie von den Herrſchaften Gotha und Coburg die Haͤlf - te deſſelben frei. Das Maas des Holzes und der Kohlen, den Preis dieſer Materia - lien, und den iaͤhrlichen Aufgang habe ich §. 6. ſchon bekant gemacht.
Die Anſchnitte pflegen die Schichtmeiſter und die Steiger auf dem Rathhaus zu halten. Alle vier Wochen wird ausgelohnt, die Rechnungen aber werden erſt alle Vierteliahr geſchloſſen.
Weil die Schmelzhuͤtte den Landesherrſchaften gehoͤrt: So muͤſſen die Gewerken vor den Gebrauch derſelben einen gewiſſen Zins, und von einer zwoͤlfſtuͤndigen Schicht, und das zwar ſo lang, als ſie ſchmelzen, 4 Gutegroſchen, vor den Ofen 2 Gutegroſchen, vor Stuͤbe und Leimen 1 Gutegroſchen, und vor die Vorwand 2 Gutegroſchen 6 Pfennige entrichten: Die Herrſchaften halten dagegen aber auch das Geſchirr und das Gezeug im baulichen Stand, und ſie laſſen die Stuͤbe und den Leimen anſchaffen. Die Gewerken bezahlen alſo nur die Kohlen und die Arbeiter, die den groͤſten Teil der Koſten ausmachen.
Jn einem Jahr macht man 100, 150 bis 200 Centner Kupfer, in welchen ohnge - faͤhr 20 Mark Silber ſtekken, die man, wann ſie in einem kleinen Poſten beiſammen, und ſeigerwuͤrdig ſind, gegen 9 Loth Seigerkoſten mit ſamt den Silbern verkaufet, in - dem man dem Kaͤufer 9 Loth Silber in dem Centner Schwarzkupfer vor die Seiger - koſten gibt, die er uͤber ſich nimt. Man foͤrdert und verkauft in einem Jahr 2 bis 3000 Centner Kobolt. Vitriol macht man in einem Jahr ohngefaͤhr 100 bis 150 -, Alaun aber bei 200 Centner. Die Glimmerkupfer, welche von denen arſenikaliſchen Erzen fal - len, verkauft man vor 26 bis 27 -, die guten aber vor 30 Thaler. Weil ein groſer Teil des Kobolts in einer faulen lettigen Art beſtehet: So wird der Centner von Jnn - und Auslaͤndern mit 4, 6, 9, 12, 14, 18 und 20 Thaler, der Ausſchlag aber nur mit 16 Gutegroſchen bezahlet, indem ſich der leztere, wegen ſeiner Faͤule nicht pochen, waſchen und reinigen laͤſt. Den Centner Vitriol, welcher ſehr in das Blaue faͤlt, ver - kauft man, ie nachdem er gut iſt, vor 7 bis 9 -, den Centner Alaun aber vor 9¼ Thaler.
Die Ausbeuten ſind bei dieſen Werken nicht gros: Denn nur die Zeche Lorenz - gluͤk gibt in einem Vierteliahr auf eine Kuxe 5 bis 6 -, die Silberkammer aber ½ bis 1 Thaler Ausbeute, den Thaler zu 24 Gutegroſchen gerechnet. Bei dem Vitriol - und dem Alaunwerk ſoll auch iaͤhrlich nur ein Ueberſchuß von ohngefaͤhr 5 bis 600 Thaler herauskommen.
Der landesherrliche Nuzzen von dem Bergbau iſt unter die beide Herrſchaften Gotha und Coburg verteilt. Das Bergamt ſtehet dieſemnach von gothaiſcher Seiteunter407Alaun - und Vitriolwerken an und um die Stadt Saalfeld. unter einer in der Abſicht niedergeſezten Bergcommiſſion, von coburgiſcher Seite aber unter der Cammer. Dieſes Amt muß daher das, was von einer Seite befohlen wird, an die andere gehoͤrig einberichten, und daruͤber die Einwilligung einhohlen. Sonſt iſt die churſaͤchſiſche Bergordnung, wann keine andere landesherrliche Reſcripte und Verordnungen das Gegenteil beſtimmen, die Richtſchnur in denen Berghaͤndeln, die vorfallen. Das ordentliche Bergamt wird indeſſen in einem Vierteliahr nur einmal gehalten: Fallen aber zwiſchen dieſer Zeit Juſtizſachen vor; So verhandelt dieſelbe der Bergverwalter mit Zuziehung eines Notarii. Jn peinlichen Faͤllen hat derſelbe bei den Bergwerksverwanden nur die erſte Jnſtanz, und er muß die Verbrecher, nachdem er ſie in Verhaft nehmen laſſen, dem Amt uͤberliefern, welches dann nach Urtel und Recht mit ihnen verfaͤhret.
So wie an dem Haarz, und in dem Erzgebirg vermeſſen Feld iſt: So iſt es auch hier. Einige Gruben bauen aber ganze Gewerkſchaften, andere Eigenlehner. Man teilt die Zechen an ſich in 134 Ausbeutkuxen, wovon denen Landesherrſchaften zwei, dem Bergverwalter eine, dem Schichtmeiſter und dem Steiger von der Zeche eine, der Austeilung der Kuxen eine, und dem Stadtrath eine frei gebauet wird. Mit der An - lage des Geldes, dem Retardiren und Caduciren verhaͤlt es ſich bei alle dieſem, wie in Freiberg (§. 56. im 15. St.).
Das Feld wird auch hier nach Fundgruben und Maaſen vermeſſen. Jene iſt 42 -, dieſe aber 28 Lachter lang, wobei die Fuͤhrung in 3½ Lachtern in das Hangende und in eben ſo viel Lachtern in das Liegende, und alſo zuſammen in 7 Lachtern beſtehet. Meh - rere Umſtaͤnde von dem Vermeſſen des Feldes lieſet man im 57 §. des 15. St.
So lang die Gruben noch in Zubus ſtehen; So wird auch den Bergherrn nur der Zwanzigſte entrichtet: Wann dieſelbe hingegen zur Ausbeute kommen; So muͤſſen ſie den Zehnden abgeben. Dieſer Zehnde und Zwanzigſte erſtrekt ſich nun auf alle Me - talle, und auch auf die Kobolte. Er muß aber in Natur gegeben werden, ohne daß die Bergherrn dieſerhalb einige Koſten gutthun. Von dem Centner Kupfer, aber nicht von andern Metallen, bekommen die Bergherrn zugleich auch 2 Thaler, wann die Gru - ben in Zubus - und 3 Thaler, wann dieſelbe in Ausbeute ſtehen, vor das nachgelaſſene Vorkaufsrecht, wobei dann die Gewerken die Kupfer ſo theuer verkaufen, als ſie nur koͤnnen. Statt des Zehndens bekommen ſonſt auch dieſe Bergherrn von einem ieden Centner Vitriol einen Gulden oder 16 Gutegroſchen. Der Beſizzer des Alaunwerks gibt hingegen iaͤhrlich nur einen Canon von 20 Guͤlden, deren einer 21 Gutegroſchen ausmacht, wobei er noch die freie Brauerei hat.
Von einer Fundgrube muͤſſen alle Vierteliahr zu der Beſoldung derer Bedienten 6 Gutegroſchen, von einer Maaſe 5 Gutegroſchen 3 Pfennige, und von einem Stollen 9 Gutegroſchen Quatembergelder bezahlt werden. Bleiben dieſelbe hingegen ſtehen, und ſie werden mit Friſt verſchrieben: So muß von einer ieden Zeche halb ſo viel Friſt - geld bezahlt werden, als das Quatembergeld ausmacht, wann die Gewerken ihr dar - auf erhaltenes Recht nicht verliehren wollen.
Die Bergleute ſind zwar von den Handfrohnden, dem Soldatenſtand und der - gleichen befreiet: Wann ſie aber liegende Guͤter beſizzen; So muͤſſen ſie davon die ge - woͤhnliche Abgaben entrichten. Sie haben auſer dem ein privilegirtes Forum, und ſie koͤnnen, auſer in Malefizhaͤndeln, da ſie das Bergamt ausliefert, von keinem andern Gericht vorgeladen werden. Erheiſchen es daher die Umſtaͤnde, daß ſie vor einem an - dern, als ihrem ordentlichen Richter erſcheinen ſollen: So ergehet dieſerhalben an den Bergverwalter eine Requiſition. Eben ſo verhaͤlt es ſich aber auch, wann der Berg - verwalter eine Perſon zu hoͤren hat, die unter dem Stadtrath, oder einem andern Richter ſtehet.
Es gehet dieſes Werk ſchon ſehr lang. Die Gruben liegen in verſchiedenen Ge - birgen, und alle uͤber Schmalkalden in der mitternaͤchtlichen Gegend. Man unterſcheidet ſie daher durch die Nahmen der Gebirge, worinnen ſie liegen. Eine Stunde von der Stadt liegt das Stahlberger -, hinter dieſem, eine Stunde weiter das Mummelberger -, und eine halbe Stunde von dieſem zur rechten Seite das Wibesenderrevier, noch etwas weiter zur Rechten aber eine noch andere Grube bei dem Dorf Brotterode, in dem brotteroͤder Geheg, welche herrſchaftlich iſt. Die Gebirge in dieſer Gegend ſind ſehr aufgeſezt, und an dem Stahl - und dem Mummelberg ſind dieſelbe ziemlich ſtuͤkkelicht.
Die Waſſer in denen Gruben ſind zwar nicht ſtark, doch koͤnnen ſie nicht ohne Stollen, wann man nicht zu groſe Koſten verwenden will, geloͤſt werden. Man zaͤh - let daher
Weil dieſe Stollen die erforderliche Teufen einbringen, und mit Menſchenhaͤnden gefoͤrdert wird: So trift man an dieſem Ort weder Teiche und Kuͤnſte, noch Waſſer - und Pferdstreiben an. Es ſind auch in dieſer Gegend keine Pochwerke.
Es ſind viele Gebaͤude, die zu der Aufbereitung des Eiſens und des Stahls ge - braucht werden. Man zaͤhlet daher drei Schmelzhuͤtten, eilf Eiſenhaͤmmer, ſiebenzehn Stahlhaͤmmer, und drei Dratzuͤge, mit ihren noch beſonders dazu gehoͤrigen Zainhaͤm - mern. Dieſe Gebaͤude liegen faſt alle uͤber Schmalkalden, gegen Mitternacht an einem ziemlich ſtarken Waſſer, welches die Schmalkalde genent wird, und ſie erſtrekken ſich auf eine Stundewegs. Nur ſieben Haͤmmer liegen an einem andern Ort, in dem Steinbacher Grund gegen Morgen, zwei Stunde von der Stadt, an einem Waſſer, welches die Haſſel genent wird.
Das Holz wird eines Teils aus den einheimiſchen herrſchaftlichen, und andern Teils aus den churſaͤchſiſchen und eiſenachiſchen Waldungen angeſchaft. Das Gruben - holz, welches iaͤhrlich ohngefaͤhr zwei Schok Staͤmme ausmacht, gibt der Landesherr forſtfrei. Es iſt aber eine Klafter 6 Fus hoch, 6 Fus weit, und 4 Fus an dem Scheid. Das Kohlenmaas, welches eine Stuz genennet wird, iſt coniſch, und oben in dem Durchmeſſer 3 Fus 9 Zoll, unten aber 3 Fus 7 Zoll weit, und 1 Fus 6 Zoll tief. Acht Stuzze machen einen Karn oder ein Fuder Kohlen. Die Gewerken bezahlen der Herr - ſchaft vor eine Klafter Tannenholz 11 -, vor eine Klafter Buͤchenholz aber 16 Gutegro - ſchen. Den Karn Kohlen bezahlt man in dem Land zwar nur mit 2 Thaler 12 Gute - groſchen: Wann aber derſelbe auſerhalb Landes gekauft wird, wo er mehrenteils aus tannenen Kohlen beſtehet; So komt er auf 8½ Thaler zu ſtehen, weil der Fuhrlohn auf 8 Stundewegs oͤfters 2 bis 3 Thaler betraͤgt. Weil die Waldungen mehr und mehr abnehmen: So gibt die Landesherrſchaft einem ieden Eiſenhammer um ſo vielmehr iaͤhr - lich nur 200 Karn Kohlen, als dieſelbe, da ſie das Eiſen ſchmelzen, und einige Stahl -haͤmmer411von dem Eiſen - und Stahlbergwerk bei der Stadt Schmalkalden. haͤmmer ſelbſt verwalten laͤſſet, nebſt den noch uͤbrigen Stahlgewerken die Kohlen eines Teils ſelbſt auſerhalb Lands kaufen muß. Jn einem Jahr gehen indeſſen ohngefaͤhr 8 bis 900 Karn Kohlen auf. Das Verkohlen des Holzes an ſich ſelbſt geſchiehet endlich in kleinen Haufen oder Meilern, die 3 bis 4 Klafter gros ſind, welche entweder mit tannen Buͤſchen, oder mit Laub, und mit Kohlloͤſche und Erde gedekt werden. Aus einem Klafter Holz wird dabei beinahe ein Karn Kohlen gebrent.
Der Eiſenſtein bricht zwar in dieſen Gebirgen eben ſo, wie andere Mineralien, die auf denen Gaͤngen gewonnen werden, doch trift man, wann man das Hangende durchſinket, an dem Stahlberg verſchiedene Erdlagen an. Man findet naͤmlich:
Der Eiſenſtein liegt an dem Hangenden, und dem Liegenden, wie ein Gang, ganz flach, und er hat ſo wol an dem erſtern, als wie an dem leztern, wovon ienes zum Teil ein graues Sandgeſtein iſt, eine glatte Abloͤſung. Er ſtreicht abſonderlich an dem Stahlberg ſehr weit, und viele hundert Lachter in das Feld, mehrenteils aber gegen Morgen. Seine groͤſte Maͤchtigkeit betraͤgt 25 bis 30 Lachter, wobei er iedoch nicht tiefer niederſezzet, als 40 bis 45 Lachter, indem er ſich in dieſer Teufe zuſammen ſpizzet, oder austeilet und verdrukt. Er faͤlt dabei aus dem Gebirge heraus, und an einigen Orten, beſonders aber an dem Mummelberg gehet er mit Neſchper oder Spaht, und mit ſchlechtem Eiſenſtein zu Tag aus. Da alſo dieſemnach die Eiſenſteine an dieſem Ort ein ordentliches Hangendes und Liegendes, und ein Streichen und Fallen, und folglich die Beſtimmungen der Gaͤnge haben: So verdienen ſie auch unter die maͤch -F f f 2tige412Das achtzehnte Stuͤktige Eiſengaͤnge geſezt zu werden, nicht aber unter die Stokwerke, welche die Eigen - ſchaften der Gaͤnge keinesweges, ſondern eine ganz unordentliche Lage haben (§. 7. im 17. Stuͤk).
Die Mineralien an dieſem Ort laſſen ſich teilen:
Die Zechen, welche bei dieſem Bau in dem Gang ſind, ſind folgende:
Zu dem Gewinnen gebraucht man ein Stufeiſen, das wie eine Zweiſpizze, welche die Mauerer fuͤhren, beſchaffen iſt, womit man vorſtuffet, einen eiſernen Keil, den man ſchlechtweg den Keil nent, welcher in das vorgeſtufte Loch geſezt wird, und das Faͤuſtel, welches an dem einen Ende, damit es um deſto beſſer ziehen moͤge, ſpiz iſt, und dasF f f 3Schlag -414Das achtzehnte StuͤkSchlageiſen genent wird, womit man dann den Keil in das Geſtein, und dadurch daſ - ſelbe lostreibet. Die Eiſenſteine werden dabei weder ſtroſſen - und firſten -, noch ſtreb - weis, ſondern in einem breiten Blik, und ſo wie auf einem Stokwerk, ie nachdem man gute und ſchlechte Steine antrift, weggenommen. Es entſtehen daher, wie zu Adorf (§. 33. im 3. St.), ſehr groſe Weitungen und Hoͤhlungen, und darum muͤſſen Geruͤſte gemacht werden, wann man den Stein in denen Firſten gewinnen will. Es faͤlt eben deswegen, und weil der Eiſenſtein ſehr feſt iſt, wenig Verzimmerung vor: Denn man laͤſt nur hier und da, wo es noͤtig iſt, zur Bergfeſte Pfeiler Eiſenſtein ſtehen, damit es in dem Berg keine Bruͤche machen, und derſelbe einſtuͤrzen moͤge. Die Bergleute haben bei ihren Arbeiten ein ſtaͤndiges Geding. Sie arbeiten 8 Stunde, und ein Haͤuer be - komt von der Tonne Eiſenſtein zu hauen und zu foͤrdern fuͤnf Bazzen, oder zwanzig Kreuz - zer. Es darf dabei aber ein Bergmann in einer Woche nicht mehr, als fuͤnf Tonnen foͤrdern: Sein Wochenlohn betraͤgt alſo fuͤnf Kopfſtuͤk. Eine Tonne Eiſenſtein, in welche ohngefaͤhr zwei Kuͤbel gehen, wiegt, nachdem der Stein gut und haltig iſt, 4½ bis 5 Centner. Sechs Tonnen machen ein Fuder, welches 27 bis 30 Centner betraͤgt. Weil die Burſche alles ſelbſt foͤrdern: So hat man an dieſem Ort weder Lehrhaͤuer, noch Jungen und Haspelknechte: Doch kan ein Vater ſeinen Jungen zur Arbeit an - fuͤhren, und ihn das Gewonnene aus - und anſchlagen laſſen, wovor er aber keinen be - ſondern Lohn bekomt. Damit die Bergleute inzwiſchen um deſto eher was lernen moͤ - gen: So bekomt kein iunger Burſche Arbeit, wann er nicht erſt zuvor 6 Jahre in der Fremde geweſen iſt, und ſich verſucht hat. Das Pulver und das Gezaͤhe reicht man bei alle dieſem den Bergleuten umſonſt, das Geleucht muͤſſen ſie ſich aber ſelbſt an - ſchaffen.
Auf dem Mummelberg, in dem Wibesend und zu Brotterode trift man nur allein Schaͤchte an, weil in dem Stahlberg durch die Stollen gefoͤrdert wird. Die Ver - zimmerung in dieſen Schaͤchten iſt aber leicht: Denn ſie beſtehet aus Schrot auf Schrot, welche in den beiden Stoͤſen verwandruthet ſind, zwiſchen welche Wandruthen man dann alle ½ Lachter Einſtriche ſchlaͤget, die horizontal liegen. Die Teufen der Schaͤchte betragen dabei nicht mehr als 30 bis 40 Lachter, die Weiten ohngefaͤhr ½ -, und die Laͤngen ¾ bis 1 Lachter. Die Stollen und die Oerter verzimmert man mit Thuͤrſtoͤk - ken, die Geſichter haben, welche man, wann es die Umſtaͤnde erheiſchen, verdoppelt (§. 65. im 16. St.). Die alte Bruͤche faͤngt man hingegen durch das Anſtekken mit den Anſtekpfaͤhlen, dem darunter quer uͤber liegenden Pfand (mit einem Pfahl), und mit denen unter den Pfand getriebenen Pfandkeilen ab.
Weil Stollen in die Gebaͤude gefuͤhret ſind, und die Eiſenſteine in einem breiten Blik gewonnen werden, und dabei ein Gebaͤude in das andere durchſchlaͤgig gemacht worden iſt; So fallen auch ſelten boͤſe Wetter ein: Geſchiehet es inzwiſchen aber, daß dieſer ſchleichende Feind an dem einen oder dem andern Ort einrukt; So kan man ihmleicht415von dem Eiſen - und Stahlbergwerk bei der Stadt Schmalkalden. leicht mit einem Durchſchlag aus einem andern Gebaͤude einen freien Abzug verſchaffen. Denen neuen Schaͤchten fuͤhret man hingegen durch Lutten mit einem Blasbalg friſche Wetter zu.
Man treibt ſelten Hauptfeldoͤrter, um deſto haͤufigere Verſuchoͤrter aber auf denen Gaͤngen ſelbſt, um die gute Eiſenſteine mehr und mehr aufzuſuchen.
Wie ich ſchon in dem 2. §. gemeldet habe: So ſind bei dieſem Bergbau weder Kuͤnſte, noch Waſſertreiben und Pferdegaipel, weil die Waſſer durch die tiefe Stol - len geloͤſt, und die Foͤrderungen mit Menſchen beſtritten werden. Es geſchiehet aber das lezte auf dem Mummelberg, und in den uͤbrigen Schaͤchten unter Tag mit Kuͤbeln, aus den Schaͤchten aber mit einfachen Haspeln: Aus dem Stahlberg foͤrdert man hingegen durch die Stollen, wie in dem weisneriſchen Kohlenbergwerk (§. 6. im 7. St.), mit einem Hund. Die Vorderraͤder an demſelben ſind daher in einer Axe, oder um einen Nagel a, Taf. XI. fig. 73, welcher in dem Boden des Hundes feſt gemacht iſt -, der Spurnagel b aber in der eiſernen Deichſel beweglich, damit er fein bequem in der Leitung laufen moͤge.
Das hier gewoͤhnliche Lachter iſt 7 Fus lang. Es wird in Achtel, das Achtel aber in zehn Zoll, mithin das Ganze in achtzig Zoll geteilt. Nach dieſem Maas nun uͤber man hier das Markſcheiden aus, wie an andern Orten.
Es fallen bei dieſem Bau weiter keine Scheidungen vor, als nur das Ausſchla - gen des guten Eiſenſteins von dem ſchiechten. Jch habe alſo nicht noͤtig, daß ich hier - von weitlaͤuftig handele, weil dieſes Ausſchlagen keiner Kunſt bedarf.
Es wird noͤtig ſein, daß ich den ſchon nicht mehr unbekanten hohen Ofen beſchrei - be, ehe ich von dem Eiſenſchmelzen ſelbſt handele. Jch habe ihn Taf. XI. fig. 74. in416Das achtzehnte Stuͤkin dem Durchſchnitt dargeſtelt. Seine innere Flaͤche iſt rund: Und wie die Figur zeigt; So iſt er aus zwei abgekuͤrzten Kegeln e. d. und d. a. zuſammen geſezt. Der Tuͤmpel a. b, oder der untere Teil des Ofens iſt dabei in dem Durchmeſſer 2 Fus weit, und bei einerlei Weite 1 Fus hoch, wobei iedoch dieſe Ausnahme ſtatt hat, daß er auf der Seite a. c, wo die Form liegt, eine gerade Seite hat, die 18 Zoll breit und 16 bis 18 Zoll hoch iſt. An der Seite, wo das Eiſen vorn herausgelaſſen wird, iſt zugleich aber noch eine andere gerade Seite, die 18 Zoll in der Laͤnge, und 1 Fus in der Hoͤhe hat, welche offen, aber wie eine Vorwand zugemauert, und an dem Boden in der Ekke mit einem Loch, das man mit Leimen verſtopft, verſehen iſt, wodurch das Eiſen abge - ſtochen wird. Die Form in einem ſolchen Ofen iſt von Kupfer, weil man, wann nur eine Oefnung, oder ein Formenloch in dem Formſtein iſt, ſtets mit Leimen ſchmieren und ausbeſſern muß. Jhre Laͤnge betraͤgt 12 Zoll, dabei aber iſt ſie in der Muͤndung 2⅜ Zoll breit, und 1¼ Zoll hoch. Sie liegt von dem Sohlſtein an 12 Zoll hoch, und gehet um deswillen einen Zoll lang in den Ofen, damit ſie nicht zu hizzig und roh bla - ſen moͤge: Sie darf iedoch aber auch nicht zu weit in den Ofen gehen, ſonſt bleibt der Stein zu lang daruͤber liegen: Es gehet folglich nicht viel durch, und das Feuer gehet dabei auch kalt, und nicht hizzig genug. Sie liegt zugleich, damit ſie um deſto mehr Stein herunter hohlen moͤge, vorn an der Naſe oder der Muͤndung um einen Zoll hoͤ - her, als wie hinten in dem Keſſel. Sie dauert endlich 6 bis 8 Wochen. Es gehet bei dieſem Ofen ferner uͤber der Form die ſo genante Raſte an, welche in dem Perpen - dikul bis in d. ſieben Fus hoch iſt, und an ihrem Ende, wie die Figur zeigt, in einer krummen Linie anlaͤuft, damit der Stein oben in dem Ofen beſſer raſten, und nicht zu ſtark drukken moͤge, in welcher Hoͤhe dann der Ofen 6 Fus weit iſt. Jn der Gegend d. faͤngt hingegen der Ofen wieder an bis in e, und bis auf eine Weite von zwei Fus beizulaufen, welches in dem Perpendikul noch ſechszehn Fus betraͤgt. Der ganze Ofen hat alſo in der geraden Hoͤhe mit dem Tuͤmpel 24 Fus. So wie ich ihn beſchrieben habe: So weicht er dieſemnach von denen ſonſt gewoͤhnlichen Eiſenoͤfen, die vierekkigt ſind, ganz ab, und er iſt durchgehends rund, wobei das Feuer mehr Zwang hat. Man er - haͤlt unter andern bei ihm, da er oben und unten ſehr eng iſt, dieſen Vorteil, daß in denen Ekken nicht ſo viele Kohlen ohne Nuzzen liegen bleiben koͤnnen, indem die Gich - ten, vermoͤge der Figur des Ofens, und ihrer Schwere, ſtets nach der Mitte und nach dem Tuͤmpel zu drukken muͤſſen. Die Baͤlge, die man bei ihm gebraucht, ſind ſehr gros, und bei 12 Fus lang. Sie ſind ſo vorgerichtet, das ſie uͤber das Creuz blaſen. Wann man naͤmlich hinter den Baͤlgen ſtehet; So blaͤſet der eine nach einer ſchregen Linie hinten, der andere aber vorn in den Ofen. Da nun der Wind auf ſolche Weiſe von ienem Balg wieder zuruͤk pralt, und vorn -, der von dieſem aber wieder hinten in den Ofen komt: So iſt derſelbe auch beſtaͤndig in allen Seiten gleich ſtark, und er macht durch den ganzen Ofen bis obenhin einen ordentlichen Wirbel. Eben daher, und weil der Ofen rund iſt: So geſchiehet es aber auch, daß derſelbe gleich in den erſten dreimal vier und zwanzig Stunden, und ſo bald die Stellung nur warm iſt, ſein gehoͤriges Eiſen gibt.
Man roͤſtet die Eiſenſteine weder vor dem Eiſen - noch vor dem Stahlſchmelzen, weil man ſehr hoch uͤber den Ofen aufzugeben pflegt, wobei die Steine ſo wol uͤber, als wie in dem Ofen, bei denen Kohlen zu dem Schmelzen, zugleich abroͤſten koͤnnen. Das Einzige, was man vor dem Schmelzen mit ihnen vornimt, das iſt dieſes: Daß man ſie in der der Groͤſe der Welſchennuͤſſe kleinklopft. Man gebraucht uͤberdis keine Zu - ſchlaͤge, ſondern man ſucht dieſelbe ſo durch einander zu vergattiren, daß ein Stein mit dem andern durchgehet, und alſo die Fluͤſſigkeit des einen der Strenge des andern zu Huͤlf komt.
Das Eiſenſchmelzen ſelbſt geſchiehet dergeſtalt.
Weil der Spaht macht, daß das Eiſen nicht ſchweiſt (§. 7.): So muß er auch, ſo viel moͤg - lich, von dem Eiſenſtein ausgehalten werden.
Wann man uͤber dem Ofen, wo die Flamme herausgehet, zu viele helle ſpruͤhende und groſe Funken, welche wirkliches Eiſen ſind, wahrnimt: So iſt dis ein Zeichen, daß das Feuer uͤberſezt, und zu viel aufgegeben iſt. Daß dieſes ſo wol bei dem Schmelzen ſelbſt, als auch in der Abſicht ſchaͤdlich iſt, weil dabei wirklich Eiſen verlohren gehet, das ſtehet ein Jeder leicht ein.
Jn dem Anfang des Schmelzens muß das Geblaͤſe, ſo viel moͤglich, langſam gehen, damit das Feuer, ehe der Ofen arbeiten und ſchmelzen kan, von oben herunter nicht zu viel foͤrdern moͤ - ge, wodurch derſelbe vor der Zeit weit wird.
Wann der Ofen wirklich uͤberſezt und verdorben iſt; So kan man ihm dadurch wieder hel - fen, wann man leichter aufgibt, da er dann wieder heiſer gehet, und ſich zu helfen und wieder zu arbeiten anfaͤngt: Jſt derſelbe inzwiſchen ſchon ſo ſtark uͤberſezt, daß ſich wirklich eine Sau angeſezt hat; So gibt man heisgraͤdigen Stein auf, welcher freſſend iſt, und dieſes Thier wieder wegfriſt.
Bei dem oͤftern Aufmachen des Ofens verſpricht man ſich dieſe Vorteile: 1. Man glaubt, daß man reinere Schlakken bekaͤme, weil ſie ſo leicht wuͤrden, daß ſie auf dem Waſſer ſchwaͤm - men; 2. Man haͤlt davor, daß ſo leicht kein Eiſen verbrent werden koͤnne, weil es nicht lang in dem Ofen bliebe; und 3. Jſt man der Meinung, daß das Eiſen eben deswegen um deſto beſſer ſei, weil es geſchwinde aus dem Feuer kaͤme. Die Schlakken ſind allerdings rein, und man hat nicht noͤtig, daß man ſie, wie an andern Orten, pocht und waſcht, und ſo genantes Waſcheiſen macht: Ob inzwiſchen aber das Eiſen um deſto beſſer iſt, ie geſchwinder es aus dem Ofen komt, das iſt eine ganz wiederige Erfahrung.
Der Herd kan zwar fuͤglich 4 Centner Eiſen beherbergen: Da aber die Schlakke alsdann, weil man ſie nicht mit dem Raͤngel herausziehet, ſchon bis unter die Form reichet, und dabei nicht ſo viel Stein durchgehet, als wann man ihn nur bis auf 2 Centner voll werden laͤſſet, und dabei alle 1¼ bis 1½ Stunde aufmacht; So laͤſſet man auch dieſen Herd nicht einmal bis auf 4 Centner voll werden, ob er ſchon, wann die Schlakke, wie gewoͤhnlich, herausgezogen wuͤrde, 10 bis 12 Centner halten koͤnte.
Den Hammerſchlag, welcher bei denen Haͤmmern und andern Eiſenfabriquen abfaͤlt, liefert man wieder zu den Huͤtten, da er dann noch einmal mit durchgeſchmolzen wird, weil er noch eben ſo viel Eiſen gibt, als der Eiſenſtein ſelbſt.
Damit die Baͤlge nicht ſchwanken moͤgen, wodurch ſie eher abgaͤngig und fehlerhaft werden: So hengt man die Dekkel mit den beiden Ekken a. und b, Taf. XI. fig. 75, an die Wippe, und nicht, wie es an andern Orten gewoͤhnlich iſt, allein in der Mitte an.
Das Stahlſchmelzen iſt von dem Eiſenſchmelzen wenig und nur darinnen ver - ſchieden.
Da ich das Eiſen - und das Stahlſchmelzen beſchrieben habe: So will ich nun - mehr auch zeigen, wie das Eiſen und der Stahl geſchmiedet, und zu dem Gebrauch der Handwerker zubereitet wird. Ehe ich inzwiſchen von dem Eiſenſchmieden ſelbſt han - dele: So will ich erſt den Herd bekant machen. Es iſt aber der Boden deſſelben quer vor dem Geblaͤſe uͤber 24 -, nach der Directionslinie des Geblaͤſes aber nur 22 Zoll breit. Er iſt alſo auf zwei entgegen geſezten Seiten, da er ein Parallelogrammum aus -G g g 2macht,420Das achtzehnte Stuͤkmacht, 24 -, auf den zwei andern aber 22 Zoll breit. Die Zakken ſind daher auf zwei Seiten des Herds 22 -, auf einer aber, die dem Geblaͤſe gegen uͤber ſtehet, 24 Zoll breit, alle aber 15 Zoll hoch. Die Dikke des Bodens und der Zakken betraͤgt hingegen nur 2 bis 2½ Zoll. Der Zakken, worauf endlich die Form lieget, ſtehet unten an dem Bo - den des Herds etwas zuruͤk, und alſo ſchief, weil das Eiſen zu ſtark garet, und man nicht auf die Lieferung komt, wann er ſenkrecht ſtehet. Die Form, welche aus Kupfer beſtehet, iſt dabei in der Muͤndung 1 Zoll hoch, und 1½ Zoll weit. Auf gutes Eiſen leget man dieſelbe, von dem Boden an gerechnet, 10 bis 12 -, auf boͤſes aber nur 8 bis 9 Zoll hoch. Der Herd iſt alſo tief, wann das Eiſen gut iſt, und flach, wann das Eiſen boͤs iſt, weil es alsdann von dem Wind beſſer gefaſt wird. Sie, die Form, liegt auſer dieſem 2 bis 2½ Zoll in das Feuer, wobei man die Regel in Acht nimt, daß man ſie bei rohem Eiſen weit, bei zaͤhem und graubruͤchigem aber weniger weit in das Feuer legt, weil der Wind im erſten Fall das Eiſen ſtaͤrker, in dem leztern aber weni - ger ſtark angreift, wobei es in ienem Fall eher gaar werden, in dieſem aber weniger ver - brennen, und folglich der Lieferung naͤher kommen kan. Jhre Neigung iſt uͤberdis ſo eingerichtet, daß ſie mehrenteils zwei Finger breit von dem Ende des Bodens an dem vordern Zakken anolaͤſet. Man folgt aber auch hierbei der Regel: Daß man ſie auf boͤs Eiſen tief, auf gutes aber flach ſtellet, damit daſſelbe in dem erſten Fall gaar werden, in dem andern nicht zu viel an der Lieferung verlohren gehen moͤge. Von dem hintern Zakken liegt dieſelbe 7 Zoll ab, und hierbei findet das Geſez ſtatt, daß das Ei - ſen um deſto mehr gaaret, ie naͤher die Form dieſem Zakken liegt. Dieſe Entfernung darf inzwiſchen nicht unter 6 Zoll betragen, wann das Eiſen nicht anſchweiſen ſoll. Die Baͤlge, welche man bei dem Eiſenſchmieden gebraucht, ſind nicht ſehr gros, ſondern nur 8 Fus lang, und ſie blaſen in das Creuz. Unter dem boͤſen Eiſen verſtehet man endlich zwei Arten: Eine, die ſpringt, wann das Eiſen noch rothwarm, und die andere, wann es ſchon kalt iſt. Von iener ſagt man, daß das Eiſen einen Rothbruch, von dieſer aber, daß es einen Kaltbruch habe. Das Eiſen an dieſem Ort iſt zwar zuweiln hizzig und boͤsartig, doch hat es dieſe ſchaͤdliche Eigenſchaften niemals in einem merklichen Grad.
Bei dem Schmieden des Eiſen verfaͤhrt man auf dieſe Art.
Es gehen dieſemnach fuͤnf Stunden hin, ehe eine Luppe in einem ſolchen Feuer fertig wird. Man nent aber dieſe Feuer, weil man das Eiſen noch einmal einfriſcht, Friſchfeuer. Ehedem hatte man dieſelbe nicht, ſondern Loͤſchfeuer. Man rechnet bei dem hieſigen Eiſen nicht auf Wagen, ſondern auf Centner. Es koͤnnen bei einem Karn Kohlen 2½ bis 3 Centner Eiſen geſchmiedet werden. Die Lieferung iſt dabei aber auf ein Gewiſſes geſezzet. Aus 100 Pfund, oder einem Centner Roheiſen nuͤrnberger Ge - wichts, muͤſſen die Gewerken nur 75 Pfund gut Stabeiſen zur Eiſenadminiſtration lie - fern, ob ſchon ein geſchikter Hammerſchmid manchmal 80 bis 85 Pfund herausbringen kan. Es wird zugleich vieles von dieſem Eiſen in Blech -, und in Zain - oder Kraus - eiſen verarbeitet, welches nur wieder gewaͤrmt, und auf das Neue in Bleche und in Zaine geſchmiedet wird. Aus 100 Pfund Blecheiſen muͤſſen dabei 70 -, aus eben ſo viel Eiſen zu dem Zainen aber 96 Pfund Krauseiſen zuruͤkgeliefert werden. Das Schmieden des Stabeiſens gehet endlich auf die zweite und die dritte Hand. Bey der erſtern werden woͤchentlich 18 bis 20 -, bei der andern aber 24 bis 26 Centner Stab - eiſen gemacht. Wann das Blecheiſen hingegen geſchmiedet iſt: So koͤnnen woͤchent - lich 30 bis 36 Centner geplattet werden. Je nachdem endlich das Krauseiſen duͤnn werden ſoll: So zaint man in einer Woche 24 bis 30 Centner.
Wann keine Scheidung zwiſchen dem Eiſen, und dem Lech vor ſich gehen will; So ſezt man ein wenig Sand, Kieſel oder Leimen zu, welcher dieſelbe befoͤrdert: Jſt die Scheidung hin - gegen zu ſtark, und das Lech iſt zu duͤnn, wobei man nicht auf die Lieferung kommen kan; So kan man ein wenig guten rohen Eiſenſtein zuſezzen.
G g g 3Die422Das achtzehnte StuͤkMan ſezt das Lech, welches ſich um die Luppe anhengt, und bei dem Zuſammenſchmieden losſpringt, wieder mit zu, weil es die Lieferung und die Gaare befoͤrdert.
Den Kaltbruch kan man dem Eiſen dadurch meiſtenteils benehmen, wann man etwas ge - brenten Kalk zuſezzet. Man gebraucht, ſtatt deſſen, auch wol einen guten gelben fluͤſſigen Elſen - ſtein.
Die Vorrichtung des Herds bei dem Stahlſchmelzen iſt, wie an mehreren Orten, dieſe. Quer vor dem Geblaͤſe uͤber vor der Brandmauer, bei a. b, Taf. XI. fig. 76, iſt derſelbe 18 Zoll lang und auch ſo viel Zoll breit, doch hat er, wie die Figur zeigt, die Geſtalt eines halben Cirkels. Von der Oberflaͤche bis auf den Boden iſt er einen Fus und etliche Zoll tief. Dieſer Boden beſtehet aus einem Stein, welcher in dem Feuer ſtehet, und aus eben ſolchen Steinen iſt der Herd auch neben herum zuſammen geſezt, und mit Leimen ausgeſchmieret, doch iſt an der vordern Seite kein Stein, ſondern dieſe iſt nur mit Stuͤbe ausgeſtampfet, woruͤber ein ſteinern Plaͤttgen c. d gelegt iſt. Die Form, welche aus Kupfer beſtehet, iſt in der Muͤndung nur einen Daumen gros. Uiber dem Boden des Herds liegt dieſelbe nur 4, 4½ bis 5 Zoll hoch, von der hintern Seite aber 5 Zoll ab, und 3 bis 4 Zoll in das Feuer. Sie hat gar keine Neigung ge - gen den Horizont, ſondern ſie liegt gerad, und blaͤſt noch etwas uͤber ſich, damit das Feuer nicht zu hizzig, und zu ſehr auf die Gaare gehet, und folglich den Stahl oder das brennliche Weſen, das ihn hart und ſproͤd macht, nicht heraustreibet. Die Baͤlge blaſen dabei ebenwol uͤber das Creuz: Sie ſind aber klein, und nicht uͤber 6 Fus lang. Das Rad, die Hammerwelle, das Geſtelle und der Hammer ſelbſt, welcher nur 2 bis 2½ Centner wiegt, ſind uͤberdis viel leichter, als wie bei dem Eiſenſchmieden.
Es iſt eben nicht notwendig, daß der Herd aus Steinen gemacht wird: Denn man kan auch in einer eiſernen Stellung Stahl machen. Die Lage der Form iſt in allen Abſichten nicht ſtets ein und eben dieſelbe: Denn ſie richtet ſich an einem ieden Ort nach der Natur des Steins. Wer da - her ſchlechterdings dieſe Regeln beibehaͤlt, der handelt nicht gut.
Die Handgriffe, welche man bei dem Stahlſchmieden gebrauchet, ſind folgende.
Man liefert dabei aus einem Centner, oder aus 100 Pfund nuͤrnberger Gewicht, rohem Stahleiſen ⅔ oder 66 Pfund Stahl. Man ſchmiedet dabei mehrenteils auf die dritte Hand, manchmal aber auch nur auf die zweite. Jn einer Woche macht man daher mit drei Mann, wann man den Montag Mittag anfaͤngt, und den Freitag fruͤh aufhoͤrt, 15 Centner Stahl. Wann man inzwiſchen die ganze Woche arbeitete: So koͤnte man wol 18 Centner machen.
Wie aus dem Verfahren klar iſt: So friſcht man bei dem Stahlſchmieden nicht wieder ein.
Das gute Schweiſen und das oͤftere Rekken traͤgt gar viel zu dem Stahl bei, und es macht ihn erſt recht gut.
Wann das Stahleiſen nicht gaaren will: So kan man etwas alt Eiſen zuſezzen.
Der Stahl, welcher aus der vorigen Arbeit komt, iſt hauptſaͤchlich nur noch zu Schneidwerk zu gebrauchen. Soll er aber zu feinern Werkzeugen geſchikt gemacht wer - den: So muß man denſelben erſt noch raffiniren. Es beſtehet aber dieſes Feinma - chen blos darinnen, daß man die Staͤbe, welche auf allen Seiten ¾ Zoll dik ſind, in duͤnne Schienen ſchmiedet, die ¼ Zoll dik und 1 Zoll breit ſind, und dieſelbe hierauf zuſammen beuget, wieder friſch ſchweiſet, und in die vorige ¾ Zoll dikke Staͤbe ausrek - ket, welche Arbeit man dann zwei - bis dreimal wiederhohlet.
Schwedenburg, Cramer und andere Auctores haben Mehreres von dem Eiſen - und dem Stahlmachen geſchrieben.
Man macht auch an dieſem Ort eiſernen Drat. Es wird aber derſelbe auf eben die Art, und auf eben einer ſolchen Maſchine gezogen, wie bei dem rammelsbergiſchen Bergwerk (§. 59. im 8. St.). Es komt daher dabei nur darauf an, daß das Eiſen ſehr duͤnn und gehoͤrig gezaint, und darauf durch ſtets engere Zieheiſen gezogen wird.
Die Direction des Werkes liegt dem Bergamt ob, welches aus dem Bergrath, dem Bergrichter, dem Bergvogt und dem Bergverwalter beſtehet. Die ihm Unter - gebene Bedienten ſind der Zehndheber, der Geſchwohrne, die Schichtmeiſter und die Steiger. Zu der Eiſenadminiſtration ſind beſondere Bedienten beſtelt, die in dem Ver - walter und in zwei Factorn beſtehen. Zwei noch andere Factor ſtehen aber auch bei den Huͤtten und den Haͤmmern.
Die ſaͤmtliche Grubenarbeiter machen 65 Mann aus. Wie viel ein Haͤuer zu Lohn hat, das habe ich ſchon §. 9. bei dem Grubenbau gemeldet. Die Steiger bekommen hingegen woͤchentlich 1〈…〉〈…〉 Thaler. Auf dem Mummelberg muß ein ieder Haͤuer von dem Thaler einen Kreuzzer zu Armenbuͤchſe geben, und eben ſo viel muß ein Fuhrmann von drei Tonnen Stein zuru[k]laſſen. Wann dagegen aber auch einer von dieſen Leuten krank wird: So bekomt er in einer Woche 30 Kreuzzer.
Man bezahlt von einem Fuder Stein kleinzuklopfen 4 Gutegroſchen. Ein Eiſen - ſchmelzer, der zugleich Aufgeber iſt, bekomt den Tag 35 Kreuzzer: Wann er aber feiern muß; So wird ihm nichts bezahlt. Man macht ſehr wenig Gußwaare, und ſie beſte - het nur in Gewichten und in Zapfen. Man bezahlt dem Foͤrmer vor einen Centner zu formen und zu gieſen 4 Gutegroſchen. Von 100 Pfund nuͤrnberger Gewicht, oder einem Centner Staabeiſen gibt man 7 bis 8 Gutegroſchen Schmiedelohn, wobei die Hammer - ſchmiede, wieder die Gewohnheit anderer Orten, weder Uibergewicht und Baugeld, noch Eiſen zu Werkzeugen bekommen. Doch gibt man denen zu Neuiahr 1 Gulden bis 1 Thaler Handgeld, die von dem Centner nur 7 Gutegroſchen bekommen. Von einem Centner Blecheiſen bezahlt man vor das Schmieden 7 -, vor das Breiten aber 12 Gu - tegroſchen. Das Stabeiſen laſſen die Handwerksleute bei denen Zaingewerken zainen, und ſie bezahlen vor den Centner, nachdem es kraus und duͤnn gemacht wird, 2 bis 3 Kopfſtuͤk. Die Stahlſchmiede bekommen endlich von dem Centner Stahl zu ſchmieden 10 Gutegroſchen 8 Pfennige.
Jn dem 4. §. habe ich ſchon angezeigt, was es mit dem Holz und denen Kohlen vor eine Beſchaffenheit hat. Der Anſchnitt derer Bergkoſten wird alle vier Wochen auf dem Bergamt gehalten, worauf dann alle Arbeiter ausgezahlt werden.
Die Gewerken kiefen ehemals auf den Gruben den Stein ſelbſt, und ſchmolzen ihn auf ihre eigene Koſten. Es hat ſich aber dieſes ſeit einigen Jahren geaͤndert, und die Landesherrſchaft hat das Eiſenſchmelzen und den Verkauf des Eiſens an ſich genommen, wozu ſie dann eine beſondere Eiſenadminiſtration niedergeſezzet, und eine Niederlage ge - macht hat. Es ſchaft dieſes vielen Vorteil, weil man dabei viele gute Abſichten errei - chen kan. Es kan naͤmlich 1. nicht ein ieder ſo viel Eiſen machen, und daſſelbe verkau - fen, wie und wo er will, wobei ehedem ein Gewerke dem andern nachteilig worden iſt: 2. Da man auf dieſe Art nicht mehr Eiſen zu machen noͤtig hat, als zu den Fabriquen in dem Land noͤtig iſt; So ſpahret man auch an dem Vorrath des Holzes und des Steins, und es kan folglich, das in dem Eiſenhandel an dieſem Ort beſtehende Com - mercium in eine laͤngere Zukunft erhalten werden: Endlich 3. erreicht man auch noch dieſen guten Endzwek, daß die Schmelzarbeiten und die Lieferungen bei den Haͤmmern in einen beſſern Stand kommen, wobei dann weniger Holz und Stein verlohren gehet. Es kauft dieſemnach die Landesherrſchaft den Eiſenſtein von denen Gewerken auf den Gru - ben, das Roheiſen aber verkauft ſie wieder an die Hammergewerken, welche das daraus geſchmiedete Eiſen, gegen einen feſtgeſezten Preis, an die Eiſenadminiſtration zuruͤk lie - fern muͤſſen, damit kein Eiſen heimlich verkauft werden moͤge, wobei die Fabriquen Mangel leiden. Die Stahlhammergewerken haben iedoch hierbei ein beſonderes Vor - recht: Denn dieſe doͤrfen das Eiſen zu dem Stahl in denen Huͤtten ſelbſt ſchmelzen laſ -H h hſen,426Das achtzehnte Stuͤkſen, davor aber muͤſſen ſie in 24 Stunden 1 Thaler Huͤttenzins bezahlen. Die Landes - herrſchaft beſizt indeſſen zugleich auch beinahe die Haͤlfte der Stahlhaͤmmer, die ihr von denen Gewerken verkauft worden.
Bei denen Gruben foͤrdert man eine gewiſſe Tonnenzahl. Es werden daher zu Tage geſchaft: 1. Auf dem Simonsberg 6239 Tonnen vor die Gewerken, und 1248 Tonnen vor die Bergbaucaſſe, woraus die Baukoſten in dem Stahlberg beſtritten wer - den; 2. Auf dem Neuberg 1518 Tonnen vor die Gewerken, und 363 Tonnen zu dieſer Caſſe; ferner 3. Auf dem Bruͤderſchacht 2340 Tonnen vor die Gewerken, und 468 Tonnen zu iener Caſſe. Auf dem Mummelberg und zu Brotterode foͤrdert man hin - gegen nichts Gewiſſes.
Eine Tonne Eiſenſtein, die 4½ bis 5 Centner wiegt, verkauft man, ie nachdem der Stein gut iſt, vor 35, 40 bis 45 -, den beſten von dem Stahlberg aber vor 55 Kreuzzer. Es ſoll daher auf eine Tonne ſtahlberger Eiſenſtein ¼ Thaler Uiberſchuß her - auskommen: Weil nun, vermoͤge des vorhergehenden §, 10097 Tonnen gewonnen werden; So kommen auch auf dem Stahlberg laͤhrlich 2524¼ Thaler Ausbeute her - aus. Die Gruben auf dem Mummelberg, und zu Brotterode ſtehen hingegen in Zu - buſe. Der mehreſte Stein wird in dem Land, doch auch ein Teil in das Saͤchſiſche und Meinungiſche verkauft. Jn das Gothaiſche verkauft man hingegen gar keinen, weil von daher kein Holz mehr in die Herrſchaft Schmalkalden verabfolgt wird.
Die Eiſenhammergewerken bezahlen der Herrſchaft vor den Centner Roheiſen 1 Thaler 10 Gutegroſchen, und ein Hammer braucht in einem Jahr 7 bis 800 Cent - ner. Einen Centner Stabeiſen bezahlt hingegen die Eiſenadminiſtration mit 4 -, die Schien und Schaar mit 5 -, das Blecheiſen aber mit 9 Thaler in courrentem Geld. Der Uiberſchuß eines Eiſenhammers ſoll ſich dieſemnach auf 3 bis 400 Thaler belaufen, uͤberhaupt aber ſollen auf 11 Eiſenhaͤmmern mit Jnbegrif des Blech - Zain - und Drat - eiſens, 7 bis 8000 Centner Eiſen gemacht werden.
Bei dem iezzigen Betrieb dieſes Werks werden zu einem Stahlhammer iaͤhrlich ohngefaͤhr 400 Centner Stahleiſen erfordert. Die Gewerken verkaufen dabei den Cent - ner Stahl vor 7 Thaler Courrentgeld. Der Uiberſchuß eines ſolchen Hammers ſoll ſich ebenwol nur auf 3 bis 400 Thaler belaufen. Auf 17 Stahlhaͤmmern ſollen inzwi - ſchen in einem Jahr auch nur 3000 Centner Stahl gemacht werden.
Bei der Eiſenadminiſtration verhaͤlt ſich der Verkauf des Eiſens und des Stahls folgender Geſtalt. Es koſtet naͤmlich in ſchwerem edictmaͤſigem Geld ein Centner Roh - eiſen, wie ich ſchon zuvor gemeldet habe, 1 Thaler 10 Gutegroſchen, ein Centner Guß - eiſen, welches in Gewichten und Zapfen beſtehet, 3 -, ein Centner Stabeiſen 4 -, ein Centner Schien und Schaar 5 -, ein Centner Stahl aber, welcher von den herr - ſchaftlichen Haͤmmern komt, von der geringen Sorte 5½ -, von der mittlern 5⅔ - und von der feinſten und raffinirten 6 Thaler.
Der Zehnde und die uͤbrige Abgaben, welche von denen ſaͤmtlichen Gruben und Haͤmmern an die Landesherrſchaft entrichtet werden, ſollen ſich des Jahrs nur auf 2400 Thaler belaufen. Wenn man daher die Dienerbeſoldung, die aus dem Zehnden bezahlt wird, davon abziehet: So bleiben kaum 1600 Thaler uͤbrig.
Das Bergamt, welches die Direction hat, iſt alle Mittwochen und Sonnabend, um ſowol die innerliche, als aͤuſerliche Bergſachen zu entſcheiden, auf dem Bergamt verſamlet. Es ſtehet unter einem unmittelbaren und dem Bergrathscollegio zu Caſſel. Jn allen Faͤllen hat daſſelbe die Juſtiz, doch erſtrekt ſich dieſelbe in pein - lichen Sachen nicht weiter, als auf die Generalinquiſition. Wann daher das Verbrechen, nach dem freundlichen Ausdruk der Juriſten, wirklich zu Haut und Haare gehet: So muß der Delinquent dem Oberſchultheis ausgeantwortet werden. Die Rechte des Bergamts, und die Freiheiten der Bergwerksverwanden, welche ſtohnd - und accisfrei ſind, enthalten die heſſiſche Bergverordnungen, insbeſondere aber der ſchmalkalder Abſchied, und das neue Juſtizregulativ vom Jahr 1753.
Die Gruben, und die Eifen - Blech - Zain - Drat - und Stahlhaͤmmer ſind alle vergewerkſchaftet, der Landesherr beſizt iedoch faſt die Haͤlfte der Stahlhaͤmmer (§. 30.).
Weil man denen Gewerken das Feld zu vermeſſen pflegt: So hat man auch hier ein gewiſſes Maas, wornach man daſſelbe verlehnet. Es iſt naͤmlich eine Fund - grube 42 Lachter lang, und 7 Lachter breit, eine Maaſe aber nur 28 Lachter lang, und eben ſo viel Lachter breit. Man verlehnt dabei nicht mehr, als eine Fundgrube und drei Maaſen: So viel nun dieſe in dem Quadratmaas aus - machen; So viel pflegt man von dem Schacht auf dieſe oder auf iene Seite, und in einer ſolchen Figur zu vermeſſen, in welcher die Gewerken ihr Feld ſtrekken wol - len. Die Gewerken koͤnnen alſo, wenn keine Aeltere in dem Feld ſind, ihr Feld hin ſtrekken, wo ſie hin wollen, und den Schacht in die Mitte, oder an eine Markſcheide ſezzen. Ob man ſchon gewohnt iſt, das Feld zu verteilen: So teilt man die Zechen doch in keine gewiſſe Teile, und in Kuxen ein. Sie werden daher, ie nachdem eine Zeche wieder unter viele Erben verteilt wird, oͤfters in 100, 200 und mehr Teile geteilet. Jhre Teilungen ſind alſo ſehr ungleich und ungewis.
Man teilet die mehreſte Eiſen - und Stahlhaͤmmer in 6 Tage ein: So viel Tage nun Jemand an einem Hammer hat; So oft kan er auch in den Tagen der Woche ſchmieden laſſen. Die Stahlgewerken koͤnnen dabei, wie ich §. 30. gemeldet habe, ihr Stahleiſen gegen einen gewiſſen Huͤttenzins ſelbſt ſchmelzen, und den Stahl dahin ver - kaufen, wohin ſie wollen.
Es komt alſo nur der Stahl von denen herrſchaftlichen Haͤmmern zu der Eiſen - adminiſtration. Denen Kirchen und denen Schulen pflegen die Gewerken nichts Ge - wiſſes abzugeben, man gibt iedoch aber wenigſtens den Geiſtlichen von dem Stahl - und dem Mummelberg des Jahres ohngefaͤhr 12 Thaler vor die Muͤhe, daß ſie die Bedien - ten und die Arbeiter in das Gebaͤt mit einſchlieſen.
Die Gewerken ſollen der Regel nach bei den Zubuszechen ihre Zubuſen baar erle - gen: Wann dieſes inzwiſchen nicht geſchiehet; So ſiehet man denſelben noch bis zu dem andern Lohntag nach, wann ſie den erſten Lohntag, nach Verlauf der vier Wochen nicht bezahlen, und das zwar unter der Verwarnung des Retardats: Bezahlen dieſelbe hingegen in der achten Woche, und den andern Lohntag nicht; So kommen ſie in das Retardat, und ſie werden endlich, wann ſie bei dem Ende des Quartals in der dritten Lohnung ihre Zubuſen nicht abfuͤhren, ganz caduciret, und ihrer Bergteile verluſtig.
Man pflegt an dieſem Ort kein Quatembergeld zu bezahlen. Wann die Gewerken aber eine Zeche ſtehen, dieſelbe aber doch nicht in das Freie fallen laſſen wollen: So muͤſſen ſie von dem Bergvogt eine Friſt bitten, die er ihnen dann, nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde, auf eine gewiſſe Zeitlang gewaͤhret, wovor ſie aber alle Quartal, das Feld mag ſo gros, oder ſo klein ſein, als es will, einen guten Groſchen Friſtgeld bezah - len muͤſſen. Wird hingegen dieſes Friſtgeld nicht bezahlet, oder gar keine Friſt gebe - then, und der Geſchwohrne trift in dreimal 14 Tagen, und alſo in 6 Wochen, keine Arbeiter auf der Zeche an: So faͤlt das verliehene Feld alsbald in das Freie, da dann daſſelbe ein Jeder muthen kan, wer nur will. Zum Zeichen, daß nun dieſes Feld wirklich in das Freie gefallen iſt, ſchlaͤgt der Bergvogt bei die Zeche einen Pfahl, welcher mit dem heſſiſchen Loͤwen gebrent iſt.
Von den Eiſenſteinszechen bekomt der Landesherr den zehnten Centner Eiſenſtein in baarem Geld, und zwar in der Maaſe, wie der Eiſenſtein verkauft wird. Ob nun ſchon die Herrſchaft den mehreſten Stein ſelbſt an ſich kauft: So wird derſelbe doch beſonders entrichtet, damit man das eine von dem andern unterſcheiden koͤnne. Die Eiſenhammergewerken bezahlen iaͤhrlich, ſtatt des Zehndens, nur einen gewiſſen Canon, welcher bei einem ieden Hammer 6 Thaler betraͤgt. Die Stahlhaͤmmer entrichten endlich iaͤhrlich an den Bergherrn 650 Thaler.
ENDE.
[430]Verbeſſerungen.CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
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